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PASS-STUECKE

ISBN 978-3-98612-106-8

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Jens Birnbaum<br />

Tina Gebler<br />

Achim Krekeler<br />

[Hg.]<br />

<strong>PASS</strong><br />

STÜCKE<br />

Bauen im historischen Kontext –<br />

Krekeler Architekten


Unikate<br />

Lange Zeit war das leere weiße Blatt der vielversprechende<br />

Beginn eines architektonischen Entwurfs.<br />

Doch viel zu oft wurden im Rausch des Entwerfens<br />

das Bestehende und der Kontext ignoriert, statt mit<br />

beiden in Beziehung zu treten. Dabei lohnt es sich,<br />

genauer hinzusehen. Das Blatt ist nicht leer. Aufmerksame<br />

Augen erkennen Spuren und Strukturen.<br />

Im sinnlichen Gespür für das, was bereits vorhanden<br />

ist, liegt unser Ausgangspunkt für jeden Entwurf. So<br />

ist unsere architektonische Handschrift vielmehr eine<br />

Geisteshaltung: Jedes historische Bauwerk ist ein<br />

Unikat. Jeder Ort hat seine Geschichte und Ästhetik,<br />

seinen Geist und seinen kulturellen Kontext, seine<br />

Bedarfe und Möglichkeiten. Wer diese erkennt und<br />

versteht, kann die ganz eigenen Qualitäten historischer<br />

Architektur sensibel weiterentwickeln.<br />

Bauen im Bestand und insbesondere im Denkmal<br />

bedeutet immer, sich in einem komplexen Gebilde<br />

verschiedener Ebenen zurechtfinden zu müssen –<br />

seien sie geschichtlicher, gestalterischer, konzeptioneller,<br />

funktionaler oder konstruktiver Natur.


Spuren<br />

Ein filigran geschwungenes Laubblatt auf hellem<br />

Grund, überklebt mit mehreren Schichten historischer<br />

Tapete, mit dick aufgetragener Stuckimitation oder<br />

stilisierten Ornamenten. Darunter monochrome Farbfassungen<br />

in Rot und Grün, das Ganze überdeckt<br />

von schlichtem Weiß – als wäre nie etwas gewesen.<br />

Restauratorische Schichtenfolgen legen oft ein poetisches<br />

Moment frei. Sie schaffen ein Sinnbild für das<br />

„Geschichtete“ im Wort „Geschichte“ und erzählen<br />

davon, wie gestalterische Vorstellungen sich im Laufe<br />

der Zeit wandeln, in Konkurrenz treten. Wie verschiedene<br />

Generationen Unmut über die geschmacklichen<br />

Verirrungen gerade vergangener Epochen aufbringen<br />

oder, ganz im Gegenteil, sich in idealisierte<br />

Welten zurücksehnen. Auf einer Fläche von wenigen<br />

Zentimetern vereinen sich manchmal viele Jahrhunderte<br />

an Zeitspuren zu einem beziehungsreichen<br />

Gefüge.<br />

Historisches Rathaus, Goslar


Strukturen<br />

Jedes Denkmal ist ein Zusammenspiel verschiedener<br />

zeitlicher und baulicher Schichten. Je älter die<br />

Gebäude sind, desto mehr Bauphasen finden sich:<br />

Oft bilden zahlreiche An- und Umbauten über Jahrhunderte<br />

gewachsene Gebäudestrukturen. Heterogene,<br />

konstruktive Gefüge, die gedanklich manchmal<br />

schwer zu entwirren sind. Es kommt vor, dass massive<br />

Wände nicht ineinander verzahnt sind, Deckenbalken<br />

„in der Luft hängen“, kurzum, Gebäude nur<br />

noch „aus Gewohnheit“ stehen.<br />

Die intensive Auseinandersetzung mit dem baulichen<br />

Bestand ist für uns der Ausgangspunkt eines jeden<br />

Projekts. So liegen die ersten Schritte darin, das Bauwerk<br />

zu verstehen und aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

zu untersuchen: architekturhistorisch, analytisch,<br />

restauratorisch, substanziell und konstruktiv.<br />

Lagerhaus D, Hamburg-Grasbrook


Konzept<br />

Die Metaebene des Entwurfs ist das Konzept,<br />

gepaart mit einer Handlungsanweisung für dessen<br />

Verwirklichung. Das Konzept zieht sich wie ein roter<br />

Faden durch das Projekt, idealerweise von der ersten<br />

Idee bis zum letzten Detail. Es schützt vor Vordergründigkeit<br />

und Eindimensionalität.<br />

Der Ansatz kann abstrakt, poetisch oder metaphorisch<br />

sein. Beim Bauen im Bestand umkreist die Idee<br />

das bestehende Gebäude mit all seiner Geschichte,<br />

seinen Stärken, aber auch seinen Schwächen.<br />

Erst das stimmige Ineinandergreifen mehrerer Komponenten,<br />

einerseits räumlicher, architektonischer<br />

und andererseits inhaltlicher, nutzungsbezogener<br />

Aspekte, ergibt ein überzeugendes Gesamt konzept.<br />

Funktioniert dieses Zusammenspiel, entsteht<br />

Architektur.<br />

Gedenkstätte Beslan, Nordossetien-Alanien


<strong>PASS</strong>-STÜCKE<br />

Bauen im historischen Kontext – Krekeler Architekten<br />

Jens Birnbaum<br />

Tina Gebler<br />

Achim Krekeler<br />

[Hg.]


26<br />

30 Jahre, 30 Projekte. Krekeler Architekten<br />

von Björn Fiege und Moritz Krekeler<br />

In der heutigen Zeit wird der Takt, in dem Dinge<br />

sich verändern oder gar ausgedient haben,<br />

im mer schneller. Mit unserem Schwerpunkt in<br />

der Denkmalpflege und im Bauen im Bestand<br />

engagieren wir uns seit nunmehr 30 Jahren für<br />

eine Kultur des Bewahrens, der Reparatur, des<br />

sensiblen Umbauens und der Neunutzung von<br />

historischer Bausubstanz.<br />

Was lange als Nischendisziplin der Architektur<br />

angesehen wurde, erfährt in den vergangenen<br />

Jahren ein zunehmendes Bewusstsein. Die An -<br />

passung bestehender Gebäude an neue Nutzungen,<br />

ihre Erweiterung und Modernisierung<br />

wird, nach Dekaden des Abbruchs und Neubauens,<br />

zur ersten Wahl. Die grundlegenden Werte<br />

des substanzschonenden, nachhaltigen und oft<br />

zirkulären Bauens im Bestand sind tief in der<br />

Denkmalpflege und so auch in unserer architektonischen<br />

Grundhaltung verwurzelt. Über<br />

diese materiellen Ressourcen hinaus sind wir<br />

überzeugt, dass auch im Erhalt kultureller Werte,<br />

des handwerklichen Könnens und des Wissens<br />

über historische Baukonstruktionen eine wichtige<br />

Dimension der Nachhaltigkeit liegt. Bestehendes<br />

zu bewahren hat heute mehr denn je mit<br />

der Zukunft zu tun als nur mit der Vergangenheit.<br />

Unsere Entwürfe und Lösungen unterliegen<br />

nicht dem flüchtigen Zeitgeist, sondern verstehen<br />

sich als zeitlose Weiterentwicklung für eine<br />

möglichst langfristige Zukunft.<br />

Unsere Geschichte und Methodik unterscheidet<br />

sich von der vieler größerer Architekturbüros in<br />

Deutschland. Diese fußt auf einer sensiblen wissenschaftlich-technischen<br />

und handwerklichen<br />

Herangehensweise, die uns kontinuierlich durch<br />

unsere Projekte trägt. Im Bewusstsein der historischen<br />

Bausubstanz erkennen wir Potenziale<br />

des Bestehenden und eröffnen so neue gestalterische<br />

Spielräume.<br />

Möglich ist unsere Arbeit durch die vielen Menschen,<br />

die in den vergangenen 30 Jahren in<br />

unserem Büro gewirkt haben. Mittlerweile ist<br />

unser Büro auf über 100 Kolleginnen und Kollegen<br />

angewachsen. Jede und jeder für sich hat<br />

einen Teil dazu beigetragen, unsere fachliche<br />

Expertise Schritt für Schritt aufzubauen. Dabei<br />

ist es wichtig, über Jahre erlernte Arbeitsweisen<br />

und auf einem breiten Erfahrungsschatz<br />

beruhendes Wissen an jüngere Kolleginnen<br />

und Kollegen zu vermitteln und zugleich neue<br />

Impulse und Ideen zu integrieren. Unser Werk<br />

ist Wissens- und Teamarbeit. Die kollegiale<br />

Zusammenarbeit verstehen wir nicht nur intern<br />

als wichtige Grundbedingung, sondern auch in<br />

Kooperation mit verlässlichen Partnern. Hierdurch<br />

und durch das langjährige Vertrauen<br />

unserer Bauherren wird die Kontinuität unserer<br />

Arbeit erst möglich.<br />

Mit diesem Buch wollen wir anhand von 30 Projekten<br />

aus 30 Jahren einen Einblick in unsere<br />

Denk- und Arbeitsweise geben. Wir möchten<br />

Ihnen Geschichten aus der Praxis erzählen, die<br />

in ihrer Vielfalt und Summe unsere Haltung zu<br />

Architektur und Denkmalpflege formulieren.


<br />

27


32 Prolog<br />

Achim Krekeler<br />

40 30 Projekte<br />

304 Epilog<br />

Jürgen Tietz<br />

308 Anhang


30 Projekte<br />

Spuren<br />

Schloss Doberlug, Doberlug-Kirchhain 42<br />

Historisches Rathaus, Goslar 48<br />

„Wie Raum entsteht“ 54<br />

Jens Birnbaum<br />

Dorfkirchen, 100 verschiedene Orte 64<br />

„Das Dorf in die Kirche lassen“ 70<br />

Tina Gebler<br />

Strukturen<br />

Stadt- und Pfarrkirche St. Marien, Lutherstadt Wittenberg 76<br />

„Der Kirche neues Kleid“ 82<br />

Jens Birnbaum<br />

St. Marien, Prenzlau 88<br />

Residenz des deutschen Botschafters, Bukarest 94<br />

„Denkmalpflege international“ 98<br />

Björn Fiege<br />

Ordnen<br />

Herkulesbauwerk, Kassel 104<br />

St. Gotthardtkirche, Brandenburg an der Havel 110<br />

„Umdecken und umdenken“ 114<br />

Achim Munzinger<br />

Justizzentrum, Braunschweig 118<br />

„Kleine Details und das große Ganze“ 122<br />

Barbara Haßelmann<br />

Konzept<br />

Kulturkirche, Luckau 128<br />

„Dialektik der Enge und Weite“ 132<br />

Sandra Nehiba<br />

Highdeck-Siedlung, Berlin 136<br />

„Ein Denkmal des Sozialen Wohnungsbaus“ 144<br />

Tina Gebler<br />

Gymnasium Andreanum, Hildesheim 150<br />

„Bild oder Substanz?“ 154<br />

Gunnar Schulz-Lehnfeld


Anklänge<br />

Schloss Charlottenburg, Berlin 160<br />

St.-Petri-Dom, Schleswig 166<br />

„Liebe zum Detail“ 172<br />

Juliane Neuber<br />

Brandenburgisches Textilmuseum, Forst (Lausitz) 176<br />

Verwandlung<br />

Schloss Fürstlich Drehna 184<br />

„Zeit gewinnen“ 190<br />

Jürgen Klemisch<br />

KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin 198<br />

Schloss Finsterwalde 206<br />

Wiemannwerft und Stadtwerke, Brandenburg an der Havel 214<br />

Bewahren<br />

Schloss Babelsberg, Potsdam 222<br />

Residenz des deutschen Botschafters, Madrid 228<br />

Nicolaihaus, Berlin 234<br />

Schloss Martinskirchen, Mühlberg/Elbe 240<br />

Fragment<br />

Osiris-Nesmeti-Tempel, Elephantine 246<br />

Gedenkstätte Beslan, Nordossetien-Alanien 252<br />

„Verwandlung einer Ruine“ 256<br />

Stefan Gubelt<br />

St. Johanniskirche, Brandenburg an der Havel 262<br />

„Ikonografie eines Fragments“ 268<br />

Sandra Nehiba<br />

Idealbild<br />

Stadtbibliothek, Berlin 272<br />

Löwenburg, Kassel 276<br />

„Kulissenzauber“ 280<br />

Jens Birnbaum<br />

Deichtorhallen, Hamburg 284<br />

„Von der Produktion zur Kultur“ 290<br />

Sven Kröck<br />

Audimax, TU Braunschweig 294<br />

„Schwarz-Weiß-Malerei“ 300<br />

Markus Loschinsky


Spuren


48 Historisches Rathaus<br />

Goslar<br />

Umnutzung und Hüllensanierung im UNESCO-Welterbe<br />

Bauherr: Goslarer Gebäudemanagement<br />

Zeitraum: 2016–2022<br />

Team: Jens Birnbaum, Dimitra Sidiropoulou, Nico Schäfer, Sandra Nehiba<br />

Aufgrund von zahlreichen An- und Umbauten bildet das Rathaus<br />

einen über viele Jahrhunderte gewachsenen und kompliziert ineinander<br />

verschachtelten Baukörper. Bei den laufenden Sanierungsarbeiten<br />

stellte sich heraus, dass Teile des aufgehenden Baus auf<br />

das 13. Jahrhundert zurückgehen – 200 Jahre älter als bisher angenommen.<br />

Der wesentliche Teil des heutigen Rathauskom plexes<br />

entstand im 15. und 16. Jahrhundert, während der bergbaulichen<br />

Blütezeit der Stadt Goslar. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der<br />

Nordwestflügel angefügt.<br />

In dem über 750 Jahre gewachsenen Gefüge wurden nun drei Nutzungen<br />

untergebracht: Rat der Stadt, Welterbe-Infozentrum und<br />

Touristeninformation. Im Zuge des Umbaus erfolgte eine grundlegende<br />

Instandsetzung des gesamten Gebäudes. Angesichts der<br />

komplexen architektonischen Struktur wurde ein stringentes Nutzungs-<br />

und Gestaltungskonzept entwickelt, das die räumlichen,<br />

funktionalen und historischen Zusammenhänge ordnet. Jeder Raum<br />

ist ein Unikat und soll für sich wirken können. Gleichzeitig ist er auch<br />

ein Ausschnitt aus der ganzen Geschichte des Rathauses, die durch<br />

die Summe der einzelnen Räume und gezielt gesetzte Blickachsen<br />

erlebbar gemacht wurde. Aufbauend auf den restauratorischen<br />

Befunden wurden die Räume in der jeweils prägenden Zeitschicht<br />

gestärkt.<br />

Das Rathaus ist als Solitär mit sehr verschiedenen Fassaden aus<br />

unterschiedlichen Bauphasen in das vielschichtige Stadtgefüge<br />

eingebunden. Im Zuge der Hüllensanierung erhielt das Rathaus in<br />

Richtung Westen ein neues, zeitgenössisches Gesicht. So schafft ein<br />

neues Atrium einen verglasten Hofbereich und wertet den ehemals<br />

unattraktiven Hinterhof als neu konzipierten Stadtraum auf. Durch<br />

die Neugestaltung des angrenzenden Platzraumes wurden die<br />

städtebaulichen Beziehungen zwischen Rathaus, Marktkirche und<br />

Schuhhof deutlich gestärkt.


Historisches Rathaus<br />

Goslar 49


50<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

C<br />

B<br />

B<br />

A<br />

A<br />

BAUVORHABEN:<br />

Historisches Rathaus Goslar<br />

Schnitt A-A<br />

PLANINHALT:<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

C<br />

0 2<br />

10m<br />

Krekeler Architekten Generalplaner GmbH<br />

Domlinden 28 - 14776 Brandenburg<br />

info@krekeler-architekten.de<br />

0 2<br />

10m<br />

BAUVORHABEN:<br />

Historisches Rathaus Goslar<br />

PLANINHALT:<br />

Schnitt A-A<br />

Krekeler Architekten Generalplaner GmbH<br />

Domlinden 28 - 14776 Brandenburg<br />

info@krekeler-architekten.de


Historisches Rathaus<br />

Goslar 51


52


Historisches Rathaus<br />

Goslar 53


Strukturen


88 St. Marien<br />

Prenzlau<br />

Wiederherstellung des Gewölbes<br />

Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Prenzlau<br />

Zeitraum: 2017–2020<br />

Team: Klaus Schmidt, Anke Dalitz, Achim Krekeler, Peter Krämer,<br />

Sonja Kolivand<br />

Von 1289 bis 1340 wurde St. Marien als dreischiffige gotische Backsteinkirche<br />

errichtet. Um 1500 wurden die Margareten- und Christophoruskapelle<br />

sowie zwei Vorhallen angebaut. Am Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs brannte die Kirche bis auf die Umfassungsmauern aus,<br />

das Dachwerk und die Gewölbe stürzten ein. In der Nachkriegszeit<br />

erfolgte eine Notsicherung des Giebels und die Errichtung eines<br />

neuen Daches. Zwischen 2017 und 2020 wurden die Gewölbe der<br />

St. Marienkirche geplant und wiederhergestellt.<br />

Die Verläufe der Rippenbogen konnten durch die Synthese verschiedener<br />

Erkenntnisse rekonstruiert werden: So wurden historische<br />

Messbilder und erhaltene Gewölbeansätze der Kirche analysiert und<br />

Analogien zu vergleichbaren Sakralbauten im norddeutschen Raum<br />

geschlossen. Jedes Joch weist minimal andere Dimensionen auf.<br />

Die neuen Gewölbe wurden Ziegel für Ziegel über zimmermannsmäßig<br />

hergestellte hölzerne Schablonen aufgemauert. Als Arbeitsebene<br />

diente ein 17 Meter hohes Raumgerüst. In ihrer Form und in<br />

ihrem Material Ziegel nehmen die neuen Gewölbe das historische<br />

Vorbild auf. Aufgrund der restauratorischen Befundlage wurde als<br />

Neugestaltung der Gewölbeuntersicht eine schlichte, in lebendiger<br />

Auftragstechnik ausgeführte Kalktünche umgesetzt. Nach der<br />

Wiederherstellung der Gewölbe erhält der Innenraum zudem eine<br />

moderne freitragende Empore für eine translozierte Orgel.


St. Marien<br />

Prenzlau 89


90


St. Marien<br />

Prenzlau 91


Konzept


136 Highdeck-Siedlung<br />

Berlin<br />

Denkmalpflegeplan<br />

Auftraggeber: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />

Zeitraum: 2021–2022<br />

Team: Tina Gebler, Jens Birnbaum, Vanessa Wagemann, Salma Khamis<br />

Die Highdeck-Siedlung ist ein Wohnkomplex des Sozialen Wohnungsbaus<br />

in Berlin-Neukölln und wurde in den Jahren 1975 bis 1984<br />

nach Plänen der Architekten Rainer Oefelein und Bernhard Freund in<br />

Modulbauweise errichtet. Die städtebauliche Frage nach der Vereinbarkeit<br />

von Auto- und Fußgängerverkehr prägt die Siedlung durch<br />

die innovative Schichtung beider Verkehrsebenen übereinander.<br />

Eine aufgeständerte Fußgängerebene über den Erschließungsstraßen<br />

verbindet je zwei parallele Zeilenbauten miteinander. Zusammen<br />

schaffen die sogenannten Highdecks ein verkehrsfreies Wegenetz in<br />

der Siedlung und zugleich eine Spiel- und Kommunikationszone für<br />

Kinder und Erwachsene.<br />

Mit der Aufnahme der Siedlung in die Denkmalliste im Jahr 2020<br />

wurde ein Denkmalpflegeplan für die Siedlung nötig, um zukünftige<br />

Genehmigungsprozesse für Instandhaltungsmaßnahmen zu<br />

beschleunigen. Die Großstrukturen der 1970er und 1980er Jahre<br />

stellen eine neue Herausforderung für die Bauforschung und Denkmalpflege<br />

dar. Angesichts der Größe des Wohnungsbaukomplexes<br />

und seiner seriellen, industriell gefertigten Struktur wurde eine<br />

maßgeschneiderte Methodik für den Denkmalpflegeplan entwickelt.<br />

Auf der Grundlage von Archiv- und Literaturrecherchen sowie vektorisierten<br />

Bestandsplänen erfolgte die Bestandsaufnahme. Diese<br />

gliederte sich in ein Gebäudebuch, um die gesamte Siedlung auf<br />

städtebaulicher Ebene zu dokumentieren, und ein Haustypenbuch,<br />

um den Siedlungskern auf architektonischer Ebene zu analysieren.<br />

Zudem wurden Bauphasenpläne und ein Fensterkatalog angefertigt.<br />

Anschließend wurde eine denkmalpflegerische Bewertung für den<br />

gesamten Kern der Siedlung vorgenommen, die in eine Bindungsplanung<br />

inklusive eines Maßnahmenkatalogs zur Instandhaltung<br />

mündete.


Highdeck-Siedlung<br />

Berlin 137


138


Highdeck-Siedlung<br />

Berlin 139


llgemein<br />

C<br />

Heinrich-Schlusnus-Straße<br />

Heinrich-Schlusnus-Straße<br />

C<br />

C<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

C<br />

C<br />

Michael-Bohnen-Ring<br />

Michael-Bohnen-Ring<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

C<br />

C<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

A1<br />

C<br />

C<br />

A1<br />

A1<br />

- Fußgänger- und Autoverkehrsebene durch das Highdeck getrennt, mittig zwischen<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

aße<br />

Wohnblock E - Highdeck VII Wohnblock F - Highdeck VIII<br />

B2 A3<br />

140<br />

B1 A2<br />

Typen- und Sonderbauten<br />

A1<br />

15<br />

11<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Herbert-Krause-Park<br />

12<br />

10<br />

Herbert-Krause-Park<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock F - Highdeck VIII<br />

B1 A2 B2 A3<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

B2 A3 A3 B2 A2 B1 A1<br />

B1 A2<br />

B1 A2 B2 A3<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock D - Highdeck VI<br />

B1 A2 B2 A3<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

19 18 17 16<br />

22 21<br />

13 12<br />

10 9<br />

8 5<br />

Legende<br />

Typen- und Sonderbauten<br />

Typenbau I (Zeile) mit Highdecks<br />

9<br />

Typenbau II (Solitär) mit Gehdecks<br />

Arbeitnehmerwohnheim<br />

Überbauung Sonnenallee<br />

27<br />

7 6 3<br />

Überbauung Heinrich-Schlusnus-Straße<br />

Zeilen 26+27<br />

Sonnencenter<br />

4<br />

Leo-Slezak-Straße<br />

26<br />

Wohnblock D - Highdeck VI<br />

Neuköllnische Allee<br />

27<br />

26<br />

Leo-Slezak-Straße<br />

Neuköllnische Allee<br />

B2 A3<br />

B1 A2<br />

A1<br />

A1<br />

Wohnblock J - Highdeck IX<br />

24 25 14 15<br />

23 20 11<br />

Wohnblock I - Highdeck X<br />

4<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock J - Highdeck IX<br />

B1 A2 B2 A3<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock I - Highdeck X<br />

B1 A2 B2 A3<br />

Sonnenallee<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock F - Highdeck VIII<br />

B1 A2 B2 A3<br />

24 25 14 15<br />

Sonnenallee<br />

Wohnblock E - Highdeck VII<br />

22 21<br />

13 12<br />

Fritzi-Massary-Straße<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock A - Highdeck I<br />

1 2<br />

Sonnenallee<br />

23 20 11<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Fritzi-Massary-Straße<br />

Wohnblock E - Highdeck VII<br />

B2 A3<br />

B1 A2<br />

Michael-Bohnen-Ring<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock H - Highdeck V<br />

B1 A2 B2 A3<br />

B1 A2 B2 A3<br />

Michael-Bohnen-Ring<br />

10<br />

B2 A3<br />

B1 A2<br />

A1<br />

Wohnblock H - Highdeck V<br />

Wohnblock C - Highdeck III<br />

9<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock G - Highdeck IV<br />

B1 A2 B2 A3<br />

19 18 17 16<br />

8 5<br />

Wohnblock C - Highdeck III<br />

7 6 3<br />

Wohnblock D - Highdeck VI<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock G - Highdeck IV<br />

Wohnblock A - Highdeck I Wohnblock B - Highdeck II<br />

Typen- und Sonderbauten, M. 1:2.500<br />

1 2<br />

Sonnenallee<br />

Typen- und Sonderbauten, M. 1:2.500<br />

A3 B2 A2 B1 A1<br />

Wohnblock A - Highdeck I Wohnblock B - Highdeck II<br />

4<br />

1 2<br />

Sonnenallee<br />

B1 A2 B2 A3<br />

B1 A2 B2 A3<br />

Typen- und Sonderbauten, M. 1:2.500<br />

Denkmalbereich<br />

Bauten im Denkmalbereich<br />

Umgebung<br />

Legende<br />

Typen- und Sonderbauten<br />

Typenbau I I (Zeile) mit Highdecks<br />

Typenbau II II (Solitär) mit Gehdecks<br />

Arbeitnehmerwohnheim<br />

Überbauung Sonnenallee<br />

Überbauung Heinrich-Schlusnus-Straße<br />

Legende<br />

Zeilen 26+27<br />

Typen- und Sonnencenter<br />

Sonderbauten<br />

Typenbau I (Zeile) mit Highdecks<br />

Typenbau II (Solitär) mit Gehdecks<br />

Arbeitnehmerwohnheim<br />

Überbauung Sonnenallee<br />

Überbauung Heinrich-Schlusnus-Straße<br />

Zeilen 26+27<br />

Sonnencenter<br />

Denkmalbereich<br />

Denkmalbereich<br />

HIGHDECK-SIEDLUNG, Bauten im im Denkmalbereich BERLIN-NEUKÖLLN<br />

Denkmalbereich<br />

Umgebung<br />

Bauten im Denkmalbereich HAUSTYPENBUCH<br />

Umgebung<br />

TYPENBAU I (ZEILE)<br />

ebäudestruktur Schnitte<br />

Schnitt A<br />

Schnitt Haustyp A A1<br />

Haustyp A1<br />

Schnitt B<br />

Schnitt Haustyp B A3<br />

Haustyp A3


12<br />

Ordnungsprinzip Grundrisse<br />

Highdeck-Siedlung<br />

TYPENBAU I (ZEILE)<br />

Berlin 141<br />

Ordnungsprinzip Grundrisse<br />

A<br />

B<br />

5. 5. Obergeschoss<br />

3.<br />

3.<br />

und<br />

und<br />

4.<br />

4.<br />

Obergeschoss<br />

Obergeschoss<br />

2. 2. Obergeschoss<br />

1. 1. Obergeschoss<br />

Sockelgeschoss<br />

A<br />

B


Anhang<br />

319<br />

Impressum<br />

© 2024 by jovis Verlag<br />

Ein Verlag der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston<br />

Das Copyright für die Texte liegt bei den Autorinnen und<br />

Autoren.<br />

Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den<br />

Fotografen/Inhaberinnen der Bildrechte.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Umschlagmotiv: Osiris-Nesmeti-Tempel, Elephantine,<br />

Ägypten<br />

Herausgeberschaft: Dr. Jens Birnbaum, Tina Gebler,<br />

Dr. Achim Krekeler<br />

Fachlektorat: Tina Gebler, Dr. Jens Birnbaum<br />

Redaktionsassistenz: Vanessa Wagemann<br />

Lektorat: Julia Blankenstein<br />

Projektkoordination jovis Verlag: Franziska Schüffler<br />

Gestaltung und Satz: Susanne Rösler<br />

Lithografie: Bild1Druck, Berlin<br />

Gedruckt in der Europäischen Union<br />

Bibliografische Information der Deutschen<br />

Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese<br />

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

jovis Verlag<br />

Genthiner Straße 13<br />

10785 Berlin<br />

www.jovis.de<br />

jovis-Bücher sind weltweit im ausgewählten Buchhandel<br />

erhältlich. Informationen zu unserem internationalen<br />

Vertrieb erhalten Sie in Ihrer Buchhandlung oder unter<br />

www.jovis.de.<br />

ISBN 978-3-98612-106-8 (Hardcover)<br />

ISBN 978-3-98612-107-5 (E-Book)

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