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PT-Magazin - Ausgabe 5 | 2024

Machen bleiben! • Unternehmertum stärken • Mittelstandstour 2024 • Australien im Aufschwung • New Work

Machen bleiben!

• Unternehmertum stärken
• Mittelstandstour 2024
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• New Work

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20. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 5 | <strong>2024</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />

Macher bleiben!<br />

Unternehmertum stärken<br />

Mittelstandstour <strong>2024</strong><br />

Australien im Aufschwung<br />

New Work<br />

„Amboss oder Hammer sein“<br />

Die berühmte Redewendung stammt aus den Gesprächen zwischen Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Sekretär<br />

Eckermann. Sie gilt heute so wie vor 200 Jahren: Immer. Auch jeder Mittelständler ist entweder Treiber der Entwicklung,<br />

oder Getriebener. Jeder Existenzgründer, der eine Zukunft haben will, muss mehr begründen als seine Existenz.<br />

Schreiben Sie uns! Einfach per E-Mail an op@op-pt.de.<br />

Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!


<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


03<br />

EDITORIAL<br />

Gib niemals auf!<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Die wichtigste Voraussetzung des Lernen-<br />

Wollens ist die Neugier, der Ehrgeiz, das<br />

brennende Verlangen. Wer davon getrieben<br />

wird, der bringt die Kraft und das<br />

Durchhaltevermögen auf, sich Widerständen<br />

und Hindernissen entgegenzuwerfen,<br />

in Stürmen zu bestehen, aus Niederlagen<br />

und Katastrophen gestärkt hervorzugehen.<br />

Wer der Herausforderung aus dem<br />

Weg geht, auf dem Sofa sitzen bleibt und<br />

sich mit Fernsehen oder Netflix ablenkt,<br />

kann solche Erfahrungen nie gewinnen.<br />

Die Welt ist voll von Beispielen, wo am<br />

Ende nicht derjenige mit dem größten Talent<br />

gewinnt, sondern derjenige, der sich<br />

am meisten Mühe gab und immer und<br />

immer wieder trainierte.<br />

Zum Beispiel Oliver Kahn: „Ich war nie<br />

das Supertalent, ich war einfach nur<br />

hartnäckig“, erzählt er Teenagern, wie die<br />

Süddeutsche Zeitung berichtete. Er plädiert<br />

dafür, dass man eine Vision im Leben<br />

braucht, ein „Megaziel“. Sein großer<br />

Traum war schon als Achtjähriger, einmal<br />

als Torhüter in einem großen Stadion zu<br />

stehen. In seiner Fußballgruppe war der<br />

Sohn eines damals berühmten Fußballers,<br />

der um Längen talentierter war als Oliver<br />

Kahn, erzählte er in einer Fernsehdoku.<br />

Doch Oliver war hartnäckiger und trainierte<br />

auch dann, wenn alle anderen Freizeit<br />

machten. Er drängte sonntags seinen<br />

Vater Rolf raus auf den Platz, Bälle aufs Tor<br />

hämmern. Weil „Oliver vorwärtskommen“<br />

wollte, wie die Münchner Abendzeitung<br />

schrieb.<br />

Nicht anders ist die britische Legende Sir<br />

Winston Churchill zu verstehen. Seine<br />

Mutter war Amerikanerin mit Indianerblut.<br />

Er musste im Alter von sieben Jahren<br />

ins Internat. Er erkannte zeitig sein Redetalent.<br />

Da er aber einen leichten Sprachfehler<br />

hatte, übte er schon als Kind beständig<br />

und ausdauernd das Reden.<br />

Als er schon sehr alt war, sollte er noch<br />

einmal eine Rede an der Universität halten.<br />

Es gab so viele Kartenanfragen, dass<br />

die Veranstaltung im Freien stattfinden<br />

musste. Jürgen Höller beendet mit dieser<br />

Geschichte sein Buch „Und immer wieder<br />

aufstehen!“: „Churchill ging nach mehreren<br />

Vorrednern langsam auf die Bühne,<br />

legte seinen Stock und die obligatorische<br />

Zigarre beiseite, blickte in die riesige Menschenmenge<br />

und sagte: „Never, never, never,<br />

never – never give up!“ Er schaute noch<br />

einige Augenblicke in die Menge, nahm Zigarre<br />

und Stock … und verließ wieder die<br />

Bühne.<br />

Die Zuhörer waren zuerst sprachlos – das<br />

konnte doch wohl noch nicht alles gewesen<br />

sein, oder? Doch dann erinnerten sie<br />

sich, worum es ihm ging: Als er am 10. Mai<br />

1940 zum neuen Premierminister Englands<br />

gewählt wurde, tobte bereits der<br />

grausame 2. Weltkrieg. Churchills Militärberater<br />

baten ihn, Waffenstillstandsverhandlungen<br />

mit den deutschen Nazis zu<br />

führen, um einer Niederlage … vorzubeugen<br />

und die Unabhängigkeit Englands zu<br />

retten. Aber Churchill bat sich Bedenkzeit<br />

aus.<br />

Als es abends wieder Bombenalarm gab,<br />

ging er nicht in den Luftschutzkeller seines<br />

Hauses, das am Stadtrand von London<br />

lag, sondern schenkte sich einen Brandy<br />

ein und stellte sich in seinem Bademantel<br />

auf die Veranda. Er sah betrübt zu, wie<br />

die deutschen Bomber Richtung London<br />

flogen und ihre tödliche Fracht auf seine<br />

geliebte Stadt warfen. Und schließlich sah<br />

er aus der Entfernung London lichterloh<br />

brennen.<br />

Da, so beschreibt es die Überlieferung,<br />

schleuderte er sein Brandyglas auf den<br />

Terrassenboden, ballte seine Fäuste zum<br />

Himmel und schrie: „Ihr Krauts, mich<br />

schafft ihr nie, denn ich, Winston Churchill,<br />

gebe nie, nie, nie, nie, ich gebe niemals auf!“<br />

Und so erhoben sich immer mehr Zuhörer<br />

und belohnten ihn mit Standing Ovations.<br />

Denn mehr, so wurde ihnen klar, bedurfte<br />

es nicht, außer diesem einen Satz: Gib nie,<br />

nie, nie, nie – gib niemals auf!“<br />

Ihr Helfried Schmidt<br />

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30<br />

06<br />

03 Gib niemals auf!<br />

Editorial von Helfried Schmidt<br />

GESELLSCHAFT<br />

06 „Wir schaffen das!“<br />

Hanspeter Georgi plädiert für<br />

das „Grundgesetz als Schulfach“<br />

OSKAR-PATZELT-STIFTUNG<br />

26 Robustheit & Resilienz<br />

Die „Mittelstandstour <strong>2024</strong>“<br />

besuchte im 30. Jubiläumsjahr 30<br />

beeindruckende Unternehmen in<br />

neun Bundesländern.<br />

30 Wie alles begann<br />

Was vor der Premiere des Wettbewerbs<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

vor 30 Jahren passierte<br />

INHALT<br />

12<br />

38<br />

„Bleibt die Frage, warum unser<br />

parlamentarisches System die Signale<br />

des gesunden Menschenverstands<br />

so lange negieren kann.“<br />

10 Auf die Jugend setzen …<br />

… und Unternehmertum<br />

hierzulande stärken!<br />

Das meint Sascha Genders.<br />

12 Mehr als ein Trend<br />

Julia Breßler, Alexander Knauer<br />

und Leonhard Zintl über New Work<br />

als entscheidender Faktor<br />

für erfolgreiche Kundenbindung<br />

18 Kontrolle in der<br />

modernen Geschäftswelt<br />

Thorbjørn Fink: Wie es von<br />

Mikromanagement zu Datengetriebener<br />

Demokratisierung geht<br />

36 Balleinladung<br />

Termine und Infos für Auszeichnungsgalas<br />

und Bälle <strong>2024</strong><br />

37 30 Jahre „Wir bitten nach vorn …“<br />

Kolumne von Petra Tröger<br />

28<br />

46<br />

20 „Komplexer als so<br />

manches Traumtor“<br />

Ralf Elcheroth erklärt, wie Vertragsverhandlungen<br />

bei Fußballspielertransfers<br />

funktionieren<br />

60<br />

52<br />

Titelbild<br />

© freepik.com<br />

Covermontage:<br />

Clemens Vogel<br />

Bildnachweise<br />

© pixabay.com (Seite 06, 38)<br />

© freepik.com (Seite 10, 12, 46, 60)<br />

© unsplash.com (Seite 52)<br />

© Von Barcex - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, (Seite 20)<br />

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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


05<br />

WIRTSCHAFT<br />

06<br />

38 Deutschland ist ein Einreiseund<br />

Australien ist ein<br />

Einwanderungsland<br />

Wie sich Australien im Gegensatz<br />

zu Deutschland verändert hat,<br />

erklärt Matthias Weik, ein intimer<br />

Kenner beider Länder.<br />

„Das Medianvermögen … pro erwachsener<br />

Person beträgt in Australien<br />

247.450 USD, in Deutschland 66.735<br />

USD. Dies hängt auch damit zusammen,<br />

dass Australien die Einwanderung<br />

von unqualifizierten zumeist<br />

mittellosen Wirtschaftsflüchtlingen<br />

seit Jahrzehnen strikt verhindert.“<br />

60 Netzwerken im digitalen Zeitalter<br />

Verbindlichkeit kommt nie aus der<br />

Mode, meint Bernhard Schindler,<br />

der Gründer von THE GROW, im<br />

<strong>PT</strong>-Interview.<br />

„Ich denke, das Haptische und<br />

Persönliche wird sogar wichtiger<br />

in einer digitalen Welt. Und es muss<br />

jeder bereit sein, auch etwas zu geben.<br />

In zu vielen Netzwerken sind zu viele<br />

Egoisten, die gerne profitieren wollen,<br />

aber nichts zu bieten haben.<br />

Das ist auch eine Frage des Respekts<br />

und des Anstands.“<br />

46 KI, digitaler Zwilling,<br />

Energiewende und mehr<br />

Die digitale Transformation in<br />

Deutschland aus der Sicht von Kunal<br />

Purohit, Chief Digital Services<br />

Officer des indischen IT-Riesen<br />

Tech Mahindra<br />

LIFESTYLE | AUTO<br />

64 Das Beste oder Nichts<br />

Die Garths über den Inbegriff von<br />

Eleganz und Kraft<br />

52 Steueroase im Orient?<br />

Christoph Juhn über Buchführungspflicht<br />

und die Körperschaftsteuer in<br />

Dubai<br />

„ Die Repräsentative AutoScout24-<br />

Umfrage zeigt: 70 Prozent sind für<br />

eine Streichung oder Verschiebung<br />

der EU-Verordnung. Nur eine Minderheit<br />

befürwortet das Verbrenner-Aus<br />

in aktueller Form.“<br />

„Einige EU-Länder haben eine<br />

Flat Tax von 10 % (Bulgarien), 15 %<br />

(Ungarn) oder 20 % (Estland), während<br />

andere Länder progressive Steuersätze<br />

von bis zu 45 % (Deutschland)<br />

oder 60 % (Schweden) haben.<br />

(Anmerkung der Redaktion)“<br />

IMPRESSUM<br />

66 Leserbriefe und Impressum<br />

FUNKTION & DESIGN<br />

INDIVIDUELL WIE DIE PROJEKTE UNSERER KUNDEN<br />

56 Trump vs. Harris<br />

Eine Einschätzung von Andreas<br />

Heine, US-Repräsentant der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung<br />

58 EU fordert nationale Cybersicherheitsstrategie<br />

Lothar Müller fragt: Haben mittelständische<br />

Unternehmen „NIS-2“<br />

auf dem Schirm?<br />

20<br />

10<br />

2012<br />

2013<br />

FINALIST 2012<br />

PREISTRÄGER 2013<br />

Ehrenplakette 2018<br />

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06 Gesellschaft<br />

© PIXABAY.COM | GERALT<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


07<br />

„Wir schaffen das!“<br />

Grundgesetz als Schulfach<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

1. Wer erinnert sich nicht an diesen<br />

aufmunternden Satz der ehemaligen<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

angesichts der Flüchtlingsströme<br />

2015/2016. Sie fügte diesem Satz hinzu:<br />

„Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas<br />

im Wege steht, muss es überwunden<br />

werden, muss daran gearbeitet<br />

werden. Der Bund wird alles in seiner<br />

Macht Stehende tun- zusammen mit<br />

den Ländern, zusammen mit den Kommunen-,<br />

um genau das durchzusetzen.“<br />

2. Die Bürger und Bürgerinnen haben<br />

sich seitdem freilich immer gefragt,<br />

wo denn das „alles in seiner Macht<br />

Stehende“ auch tatsächlich unternommen<br />

worden ist. Man hatte den<br />

Eindruck, dass an den erforderlichen<br />

Bedingungen, um es zu schaffen, nicht<br />

gearbeitet worden ist. Unzufriedenheit<br />

mit dem Management der staatlichen<br />

Hände war die Folge. Denn ein<br />

jeder, der in Wirtschaft oder Gesellschaft<br />

in verantwortlicher Position ist,<br />

hätte, vor neuen Herausforderungen<br />

stehend, sich sofort gefragt: was ist zu<br />

tun? Eine solche umgehende Reaktion<br />

hat man bei den Verantwortlichen<br />

in Politik und Staat vermisst. Diese<br />

Diskussion mit dem Ergebnis entsprechender<br />

Maßnahmen (agenda!) blieb<br />

viel zu lange aus, im Grunde wird sie<br />

auch heute noch nicht grundsätzlich<br />

und grundlegend genug geführt.<br />

3. Was könnten wichtige Elemente einer<br />

Strategie sein, die bereits erfolgte<br />

und noch weiter zu erwartende Migration<br />

von Zuwanderern im Sinne<br />

des Gemeinwohls und des inneren<br />

Friedens zu managen? Gibt uns der gesunde<br />

Menschenverstand Anleitungen<br />

hierzu?<br />

4. Als erstes denkt man an den Arbeitsmarkt<br />

-und der gesunde Menschenverstand<br />

fragt sich, warum die<br />

Zuwandernden nicht sofort einer Arbeit<br />

nachgehen dürfen, anstatt dem<br />

Sozialstaat zur Last zu fallen. Der ge-<br />

sunde Menschenverstand hat auch im<br />

Vergleich zur Handhabung in anderen<br />

Ländern den Eindruck, dass die bislang<br />

hier geübte Praxis nicht sozial ist- und<br />

dies in mehrfacher Hinsicht. Integration<br />

erfolgt durch Arbeit! Ist doch klar!<br />

Dabei wären Einarbeitungszuschüsse<br />

aus arbeitsmarkt- wie sozialpolitischen<br />

Gründen allemal besser als<br />

Bürgergeld. Und klar sollte auch sein,<br />

wer sich kriminell verhält, kann hier<br />

kein Bleiberecht beanspruchen-Asyl<br />

hin, Asyl her.<br />

„Bleibt die Frage, warum unser<br />

parlamentarisches System die Signale<br />

des gesunden Menschenverstands so<br />

lange negieren kann.“<br />

5. Als zweites denkt man an den Bildungsbereich.<br />

Was wäre geschehen,<br />

wenn Schulen mehr Möglichkeiten gehabt<br />

hätten, sich unternehmerisch zu<br />

verhalten? Hätten sie zugelassen, dass<br />

Kinder ohne die erforderlichen Sprachkenntnisse<br />

sofort in die bisherigen<br />

Klassen gekommen wären? Vorstellbar<br />

ist doch- bei gesundem Menschenverstand-,<br />

dass Schulen besondere Klassen<br />

eingeführt hätten, um in ihnen<br />

die deutsche Sprache erlernen zu können.<br />

Disziplinen wie Sport, Musik oder<br />

Kunst gemeinsam- auch aus Gründen<br />

der Integration, aber in allen anderen<br />

Fächern erst dann gemeinsam, wenn<br />

der Unterricht in deutscher Sprache<br />

für alle möglich ist. Das wäre doch für<br />

alle Beteiligten die bessere Lösung.<br />

6. Da sich die Zusammensetzung der<br />

Klassen auch in Zukunft mehr und mehr<br />

internationalisiert, multiethnisch sein<br />

wird, wäre etwas erforderlich, um den<br />

Zusammenhalt in der Gesellschaft<br />

schon früh einzuüben. Hierzu hat aus<br />

der Mitte des WIN-Kuratoriums dessen<br />

stellvertretender Vorsitzender, u


08 Gesellschaft<br />

Herbert Huber, einen umsetzungswürdigen<br />

Vorschlag unterbreitet: Grundgesetz<br />

als Schulfach. Vorstellbar ist,<br />

dass Schüler und Schülerinnen im<br />

Laufe ihrer Schulzeit mehrfach mit<br />

den Regelungen des Grundgesetzes<br />

befasst werden. Hinzukäme, im Sinne<br />

der Arbeiten des Theologen Hans Küng<br />

am Projekt Weltethos, den Religionsunterricht<br />

nicht mehr als Konfessionsunterricht<br />

zu praktizieren, sondern die<br />

Schüler und Schülerinnen i.S. der Religionskunde<br />

mit den Weltreligionen<br />

zu unterrichten. Sie würden erkennen,<br />

dass die „goldene Regel“ in allen großen<br />

Religionen wie Christentum, Islam,<br />

Judentum, Buddhismus und Hinduismus<br />

Geltung hat: Was du nicht willst,<br />

das man dir tu, das füg auch keinem<br />

andern zu. Religion in dieser Definition<br />

als Schulfach wäre doch ein Beitrag zu<br />

gelingender Integration.<br />

© PIXABAY.COM | BENJAMIN KERBER<br />

7. Ein Drittes sei hinzugefügt. Angesichts<br />

der Debatte um die Erlangung<br />

der deutschen Staatsbürgerschaft hat<br />

ebenso aus der Mitte des WIN-Kuratoriums<br />

Herbert Huber, dem gesunden<br />

Menschenverstand folgend, angeregt:<br />

wer deutscher Staatsbürger oder<br />

deutsche Staatsbürgerin werden will,<br />

muss neben den bisherigen Voraussetzungen<br />

einen Eid auf das Grundgesetz<br />

leisten. Diesen unterstützungswürdigen<br />

Vorschlag hat er im Rahmen einer<br />

Veranstaltung der Unionstiftung<br />

in Kooperation mit WIN wiederholt<br />

und dort große Zustimmung erfahren.<br />

Wer deutscher Staatsbürger werden<br />

will, muss sich verpflichten, nach den<br />

Regelungen des Grundgesetzes leben<br />

zu wollen. Wer dies nicht will, kann die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft nicht erlangen.<br />

Zu Ende gedacht, müsste er<br />

konsequenterweise auch das Land<br />

wieder verlassen. Für die aufnehmende<br />

Gesellschaft ist das doch<br />

nicht weniger als eine conditio<br />

sine qua non.<br />

8. Ein Letztes: Wohnen.<br />

Integration durch Wohnen<br />

kann nur gelingen,<br />

wenn sich Parallelgesellschaften<br />

nicht<br />

entwickeln. Daher<br />

ist es eine vornehme<br />

Aufgabe<br />

von Kommunen<br />

„Hierzu hat aus der Mitte des WIN-Kuratoriums dessen stellvertretender<br />

Vorsitzender, Herbert Huber, einen umsetzungswürdigen Vorschlag unterbreitet:<br />

Grundgesetz als Schulfach. … Hinzukäme, im Sinne der Arbeiten des Theologen<br />

Hans Küng am Projekt Weltethos, den Religionsunterricht nicht mehr<br />

als Konfessionsunterricht zu praktizieren.“<br />

und Ländern, räumliche Konzentrationen<br />

von Zuwanderern möglichst zu<br />

verhindern. Hier ex-ante aktiv zu sein,<br />

ist gesellschaftspolitisch schon auf<br />

mittlere Sicht vorteilhafter als ex-post<br />

Fehlentwicklungen zu korrigieren.<br />

9. Bleibt die Frage, warum unser parlamentarisches<br />

System die Signale des<br />

gesunden Menschenverstands so lan-<br />

© PIXABAY.COM | INSTAGRAMFOTOGRAFIN<br />

ge negieren kann. Liegt es an dem Resonanzverlust,<br />

den der Soziologe Hartmut<br />

Rosa in seinem Buch „Resonanz.<br />

Eine Soziologie der Weltbeziehung“ diagnostiziert?<br />

Gemeint ist damit, dass<br />

zwischen den politischen Entscheidern<br />

und den Bürgern kein Diskurs mehr<br />

stattfindet. Den sollten wir, wo auch<br />

immer, wiederbeleben. Ist doch die<br />

vornehme Pflicht von Demokraten. •<br />

Dr. Hanspeter Georgi<br />

Über den Autor<br />

ist Präsidiumsmitglied der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung. Das<br />

Engagement des langjährigen<br />

saarländischen<br />

Wirtschafts- und Arbeitsministers<br />

und Volkswirtschaftlers<br />

galt vor allem<br />

der Aufwertung des Wirtschaftsstandortes<br />

Saarland,<br />

der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung<br />

und der Fortentwicklung des allgemeinbildenden<br />

Schulsystems.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


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10 Gesellschaft<br />

Auf die Jugend setzen …<br />

… und Unternehmertum<br />

hierzulande stärken!<br />

Blickt man auf das Existenzgründungsgeschehen<br />

hierzulande, erkennt man, dass<br />

die Gründungsdynamik in Zahlen gemessen<br />

in den letzten Jahren wahrlich<br />

keine wirkliche Erfolgsgesichte<br />

war. Zwar gibt es immer wieder<br />

(und durchaus zahlreiche) Neugründungen<br />

und Start-Ups,<br />

die von sich reden machen,<br />

aber insgesamt wagen<br />

nach wie vor zu wenig<br />

Menschen den Schritt in<br />

die berufliche Selbstständigkeit.<br />

Der letzte KfW-Gründungsmonitor<br />

zeigt mit Blick auf<br />

die Anzahl der Neugründungen<br />

zwar einen Anstieg der Gründungstätigkeit<br />

in Deutschland, der „geringfügig<br />

stärker als im Vorjahr“ gewesen<br />

ist, insgesamt konstatiert die KfW aber<br />

„weder konjunkturell noch arbeitsmarktseitig<br />

nennenswerte Impulse auf die<br />

Gründungstätigkeit“ (KfW <strong>2024</strong>, S.1) .<br />

Fakt ist, Deutschland ist kein Land der<br />

Gründer. Dies hat unterschiedliche Gründe,<br />

wie der Global Entrepreneurship Monitor<br />

seit Jahren zeigt. Nebst sozialen und<br />

kulturellen Aspekten sind hierfür Gege-<br />

benheiten mit Blick auf Vermittlung von<br />

Existenzgründungswissen und Unternehmertum<br />

in den Schulen verantwortlich,<br />

die als Ursachen genannt werden<br />

(GEM <strong>2024</strong>, S.128). Selbstständigkeit ist<br />

hierzulande leider nicht selbstverständlich,<br />

wenn es um die eigene Karriereplanung<br />

geht.<br />

Die Tatsache einer geringen Dynamik im<br />

Existenzgründungsgeschehen hat diverse<br />

Konsequenzen: neben fehlenden<br />

innovativen und neuen Geschäftsmodellen<br />

und Produkten oder Dienstleistungen<br />

gibt es weniger Wettbewerbsanreize, fehlende<br />

Geschäftspartner oder Arbeitgeber,<br />

einen Mangel von potenziellen Hidden<br />

Champions von morgen oder<br />

schlicht fehlt es an Nachfolgern im<br />

Zuge des Generationenwechsels<br />

im Mittelstand. Und nicht zuletzt<br />

auch die Facetten rund um unternehmerische<br />

Nachhaltigkeit im<br />

Sinne der ESG-Kriterien (Environmental,<br />

Social, Governance)<br />

werden nicht selten eher<br />

durch Start-Ups und Neugründungen<br />

forciert.<br />

© FREEPIK.COM.<br />

Nicht wenige Jugendliche<br />

wollen „eigentlich“,<br />

aber...<br />

Vor diesem mittelfristigen<br />

Hintergrund ist es wichtig, stets und<br />

überall für die Vorteile, Chancen und Potenziale<br />

beruflicher Selbstständigkeit zu<br />

werben. Insbesondere die „junge Generation“<br />

gilt es davon zu begeistern, dass<br />

Selbstständigkeit eine echte Alternative<br />

zur abhängigen Beschäftigung sein kann.<br />

Positiv ist, dass nach einer jüngsten Stu-<br />

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11<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

„Es braucht Role-Models, die zeigen,<br />

dass Selbstständigkeit nichts<br />

Negatives ist, sondern Gestaltungspotenziale<br />

(bspw. auch in Sachen<br />

Nachhaltigkeit) bietet.“<br />

die der Bertelsmann Stiftung 40 Prozent<br />

der 14- bis 25-Jährigen hierzulande angeben,<br />

bis zum 30. Lebensjahr den Schritt<br />

in die Selbstständigkeit gehen und ein<br />

Unternehmen gründen zu wollen (Bertelsmann<br />

Stiftung <strong>2024</strong>, S.6) . Auf diesem<br />

positiven Signal der jungen Generation<br />

gilt es aufzubauen und diese Potenziale<br />

noch stärker als bislang in den Fokus zu<br />

nehmen.<br />

Wirft man einen Blick in die Studie der<br />

Bertelsmann Stiftung, zeigt sich, dass<br />

nebst den 40 Prozent der Gründungsinteressierten<br />

einerseits 26 Prozent eine<br />

Selbstständigkeit nicht als Option ansehen,<br />

immerhin 33 Prozent können sich<br />

dies zwar andererseits nicht vorstellen,<br />

schließen dies aber auch nicht aus. Da davon<br />

ausgegangen werden kann, dass von<br />

allen Interessierten wiederum ohnehin<br />

nur ein Bruchteil tatsächlich den Weg in<br />

die Selbstständigkeit findet, scheint mir<br />

wichtig, zu versuchen, möglichst viele<br />

Jugendlichen mit der Idee der eigenen<br />

Selbstständigkeit zu begeistern. Und wirft<br />

man einen Blick auf die Gründungsbarrieren,<br />

dann wird deutlich, wo die Hebel liegen:<br />

Laut Studie verweist rund ein Viertel<br />

auf fehlendes Zutrauen bzw. Unsicherheit,<br />

20 Prozent geben fehlendes Wissen, 17<br />

Prozent Stress als Gründungsbarrieren an.<br />

Es braucht Weichenstellungen!<br />

Ansetzend an den Gründungsbarrieren<br />

gibt es drei Ansatzpunkte, die wir gesellschaftlich<br />

lösen müssen. Zum ersten müssen<br />

wir auf eine Stärkung des Images von<br />

Unternehmern setzen. Es braucht Role-<br />

Models, die zeigen, dass Selbstständigkeit<br />

nichts Negatives ist, sondern Gestaltungspotenziale<br />

(bspw. auch in Sachen Nachhaltigkeit)<br />

bietet. Gute Erfahrung gibt es<br />

immerhin mit Blick auf die Förderung von<br />

Youth Entrepreneurs, wenn man auf Tandemlösungen<br />

und Mentoring-Ansätze<br />

setzt, beispielsweise mit Mentoren aus<br />

etablierten Mittelständlern und unternehmerisch<br />

erfahrenen Menschen. Durch<br />

das Erleben von guten Beispielen steigert<br />

sich zugleich das Selbstbewusstsein und<br />

Unsicherheiten der Jugendlichen werden<br />

reduziert. Zweitens müssen wir Gründen<br />

als Prozess insgesamt einfacher machen.<br />

Bürokratieabbau und ein einfacherer (Online-)Weg<br />

zur Gründung sind wesentlich,<br />

um formale Hürden und Stolpersteine<br />

auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmer<br />

zu beseitigen. Drittens müssen<br />

wir mehr denn je auf Bildung und Kompetenzaufbau<br />

in Sachen Unternehmertum<br />

setzen. Wissensdefizite bei jungen<br />

Menschen sind wesentliche Gründungsbarrieren<br />

und zugleich verdeutlicht der<br />

Global Entrepreneurship Monitor wie<br />

bereits erwähnt, dass eben exakt im Bereich<br />

der Wissensvermittlung rund um<br />

Entrepreneurship Defizite im deutschen<br />

Gründungsökosystem liegen. Nebst dem<br />

Engagement der Schulen und berufsbildender<br />

Einrichtungen engagieren sich<br />

ohnehin die IHK als auch zunehmend<br />

mehr Hochschulen richtigerweise in diesem<br />

Kontext. Ein mehr als richtiger Weg<br />

wird eingeschlagen!<br />

Image, Bürokratismus und Bildung – drei<br />

Themen, denen man wirtschaftspolitisch<br />

nachkommen muss, um nicht zuletzt<br />

Gründungsbarrieren von Jugendlichen zu<br />

beseitigen. All dies erfolgt mit dem Ziel,<br />

diejenigen von einem Leben als Unternehmer<br />

zu begeistern, für die der Schritt<br />

heute denkbar erscheint, die ihn aber<br />

nicht wagen – noch nicht! •<br />

Dr. Sascha Genders ist<br />

Hauptgeschäftsführer der<br />

IHK Würzburg-Schweinfurt.<br />

Der promovierte Volkswirt ist<br />

bereits seit 2008 für die IHK<br />

Würzburg-Schweinfurt tätig<br />

und Mitglied in zahlreichen<br />

Gremien des DIHK in Berlin<br />

sowie Lehrbeauftragter der<br />

Fachhochschule Würzburg-<br />

Schweinfurt.<br />

Über den Autor<br />

Am Puls der Energie<br />

Zufriedene Kunden und repräsentative Objekte sind eine gute Empfehlung für Elektromontagen Leipzig. Wir sind leistungsfähig<br />

und kompetent für Ihre Vorhaben in Leipzig und Umgebung. Als Unternehmen der Elektrobranche blicken wir auf über 40<br />

Jahre Erfahrung zurück. Durch Zuverlässigkeit, Qualität und Service haben wir uns einen Namen gemacht.<br />

• Energieanlagen<br />

• Elektroinstallation<br />

• Flughafeninfrastruktur<br />

• Steuerungs- und Kommunikationstechnik<br />

2021 Premier, 2008 Premier-Finalist, 2007 Ehrenplakette,<br />

1995 Preisträger „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

www.elmo-leipzig.de<br />

Elektromontagen Leipzig GmbH | Heiterblickstraße 42 | 04347 Leipzig<br />

kontakt@elmo-leipzig.de | www.elmo-leipzig.de


12 Gesellschaft<br />

Mehr als ein Trend<br />

New Work als entscheidender Faktor für erfolgreiche Kundenbindung<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

© FREEPIK.COM | WAYHOMESTUDIO


13<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

New Work ist weit mehr als nur ein<br />

Trend oder Schlagwort für Unternehmen<br />

– es bietet gerade dem Mittelstand<br />

die Chance, sowohl Angestellte<br />

als auch Kunden zu begeistern. Aber<br />

was genau verbirgt sich hinter diesem<br />

Begriff? Wie kann New Work dabei helfen,<br />

nicht nur die interne Motivation,<br />

sondern auch die Kundenbindung zu<br />

steigern?<br />

Der Ausdruck ‚New Work‘ umfasst<br />

eine Vielzahl von Praktiken, die neuere<br />

Trends der Arbeitsgestaltung zusammenfassen.<br />

Geprägt in den 1980er<br />

Jahren von Frithjof Bergmann, strebte<br />

New Work (zunächst) danach, die Arbeit<br />

stärker an die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen<br />

und die Möglichkeiten<br />

moderner Technologien anzupassen.<br />

In den darauffolgenden Jahren wurde<br />

dies erweitert mit Praktiken der Zusammenarbeit,<br />

um u.a. den Wertgefühlen<br />

der Generation Y und Generation Z<br />

gerecht zu werden. New Work bündelt<br />

also Arbeitsbedingungen, die es den<br />

Menschen ermöglichen, ihre Potenziale<br />

voll auszuschöpfen und die Arbeit<br />

als erfüllend, sinnstiftend zu empfinden.<br />

In der Praxis bedeutet dies oft die<br />

Abkehr von starren Arbeitszeiten und<br />

Bürostrukturen, der Integration von digitalen<br />

Unterstützungsdiensten sowie<br />

die Förderung von flachen Hierarchien<br />

und selbstgesteuerten Teams.<br />

Konkrete Ausgestaltung<br />

von New Work<br />

Unternehmen, die mit der Umsetzung<br />

von New Work werben, nutzen verschiedene<br />

Strategien, Technologien und<br />

Dienste:<br />

• Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice,<br />

4-Tage-Woche und flexible Arbeitszeiten<br />

sind Beispiele, wie Unternehmen<br />

auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter<br />

eingehen, wobei gleichzeitig auf attraktive<br />

Arbeitsplätze in den jeweiligen Unternehmensstandorten<br />

geachtet wird.<br />

• Technologische Unterstützung: Digitale<br />

Unterstützungsdienste wie Slack,<br />

Zoom oder Microsoft Teams ermöglichen<br />

es, effizient zu kommunizieren<br />

und Projekte zu managen, unabhängig<br />

davon, wo sich die Teammitglieder befinden.<br />

Dienste, die auf Prinzipien der<br />

künstlichen Intelligenz beruhen, unterstützen<br />

bei kreativen Arbeitsanteilen<br />

und der Reduktion der Routinetätigkeiten,<br />

die von Mitarbeiterinnen ausgeführt<br />

werden.<br />

• Ergonomische und flexible Bürogestaltung:<br />

Verstellbare Schreibtische,<br />

stille Zonen und modulare Arbeitsplätze<br />

unterstützen eine gesunde und produktive<br />

Arbeitsumgebung.<br />

• Förderung von Teamarbeit und Selbstorganisation:<br />

Agile Methoden (z.B.<br />

Design Thinking), Servant Leadership<br />

(dienende Führungskräfte) oder Kanban<br />

fördern eine Kultur der Selbstorganisation<br />

und kontinuierlichen Verbesserung.<br />

Aber warum ist New Work so wichtig?<br />

Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr<br />

2020 zeigte, dass Unternehmen mit<br />

hohen Flexibilitätsgraden eine höhere<br />

Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität<br />

aufweisen. Insbesondere in den<br />

Bereichen Finanzen und IT, wo viele<br />

Tätigkeiten remote erledigt werden<br />

können, sind positive Effekte auf die<br />

Arbeitsleistung feststellbar. Außerdem<br />

verbessern – laut Gallup-Institut – New<br />

Work-Praktiken wie Autonomie und flexible<br />

Arbeitszeiten die Mitarbeiterbindung<br />

und das Engagement signifikant.<br />

New Work und der Kunde:<br />

Wie passt das zusammen?<br />

New Work gewinnt nicht nur zunehmend<br />

an Einfluss. Es gilt als essenziell,<br />

wenn es beispielsweise um die Einstellung<br />

neuer Mitarbeiterinnen, um die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter sowie<br />

deren Produktivität geht. Darüber hinaus<br />

etabliert sich die Vorgehensweise<br />

beim Aufbau und der Pflege von Kundenbeziehungen.<br />

Nach einer Studie<br />

des Harvard Business Review erzielen<br />

Mitarbeiterinnen höhere Kundenzufriedenheitswerte,<br />

wenn das Unternehmen<br />

flexible Arbeitszeiten und umfassende<br />

Schulungsprogramme für ihre<br />

Mitarbeiterinnen anbietet. Eine andere<br />

Studie im Journal of Business Ethics<br />

fand heraus: Unternehmen, die eine<br />

Kultur der Autonomie und der kontinuierlichen<br />

Weiterbildung fördern, wird<br />

häufiger ethisches Unternehmensverhalten<br />

sowie eine bessere Kundenloyalität<br />

bescheinigt.<br />

Flexibilität und Kundeninteraktion –<br />

Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen<br />

es den Mitarbeitern, zu Zeiten zu arbeiten,<br />

die auch für die Bedürfnisse der<br />

Kundinnen günstig sind – bspw., wenn<br />

Kunden in verschiedenen Zeitzonen ansässig<br />

sind. Die Möglichkeit, außerhalb<br />

der traditionellen 8/16-Arbeitszeiten<br />

verfügbar zu sein, kann die Kundenzufriedenheit<br />

so erheblich verbessern, da<br />

diese sich eher wertgeschätzt fühlen.<br />

Technologie-Einsatz zur Kundenbindung<br />

– Digitale Dienste wie Kundenmanagement-Systeme,<br />

die in vielen<br />

New-Work-Umgebungen zum Standard<br />

geworden sind, ermöglichen es<br />

Unternehmen, detaillierte Einblicke<br />

in die Kundenbedürfnisse zu erhalten<br />

und passgenaue Lösungen zu bieten.<br />

Die Nutzung von digitalen Analysewerkzeugen<br />

und künstlicher Intelligenz<br />

kann helfen, Trends zu erkennen und<br />

schon proaktiv auf Kundenbedürfnisse<br />

zu reagieren.<br />

Autonomie und Kundenempowerment<br />

– Autonome Teams können schnellere<br />

und effektive Entscheidungen treffen.<br />

Das ist vor allem in kritischen Kundensituationen<br />

von immensem Vorteil.<br />

Wenn Mitarbeiterinnen befähigt sind,<br />

kundenspezifische Lösungen zu entwickeln,<br />

ohne auf langwierige Entscheidungsprozesse<br />

zu warten, verbessert<br />

dies nicht nur die Reaktionsfähigkeit,<br />

sondern damit verbunden auch die<br />

Kundenexperience.<br />

Sinnhaftigkeit und Kundenvertrauen<br />

– Mitarbeiterinnen, die ihre Arbeit als<br />

sinnvoll und erfüllend empfinden, sind<br />

eher geneigt, positive und authentische<br />

Beziehungen zu Kunden aufzubauen.<br />

Dies resultiert in gesteigertem u


14 Gesellschaft<br />

© TELESKOPEFFEKT<br />

Vertrauen gegenüber dem Unternehmen<br />

und somit gestärkten langfristigen<br />

Beziehungen.<br />

Kontinuierliche Weiterbildung und<br />

Kundenerfahrung – Trainings und Schulungen<br />

sind ein wesentlicher Bestandteil<br />

von New Work und sorgen dafür,<br />

dass Mitarbeiterinnen ihr Fachwissen<br />

kontinuierlich erweitern können. Mitarbeiter<br />

sind so besser in der Lage, Kundenanfragen<br />

effizient zu bearbeiten<br />

und ein höheres Service-Niveau zu erreichen.<br />

Um die Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />

zu verbessern, sind besonders kundenfokussierte<br />

Raumkonzepte im Rahmen<br />

von New Work essenziell. Doch wie<br />

können Räume aussehen, die sowohl<br />

für Angestellte als auch Kundinnen eine<br />

produktive und positive Atmosphäre zur<br />

Weiterentwicklung und Bindung schaffen.<br />

New Work Raumkonzept<br />

mit Kundenblick<br />

New Work zeigt sich insbesondere in der<br />

Gestaltung von Büros und Arbeitsstätten.<br />

Der Mix aus Design- und Funktion<br />

ist dabei entscheidend:<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

w w w . h e i m e r l - b a u . d e<br />

Ehrenplakette 2019


15<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

© TELESKOPEFFEKT<br />

Michael Kretschmer, Ministerpräsident in Sachsen,<br />

mit Prof. Leonhard Zintl, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mittweida<br />

1. Offene und flexible Raumgestaltung:<br />

Die Räume sind flexibel gestaltet, sodass<br />

sie leicht an unterschiedlichste Szenarien<br />

angepasst werden können. So können<br />

bspw. modulare Möbel und bewegliche<br />

Wände dabei helfen, den Raum schnell<br />

umzukonfigurieren – etwa für Einzelgespräche,<br />

Workshops oder Präsentationen.<br />

2. Technologie-Integration: Moderne<br />

Technik wird direkt in die Räume<br />

und Wände integriert. Dazu gehören<br />

Video- und Audiotechnik für Telekonferenzen,<br />

interaktive Whiteboards<br />

und ausreichende Lademöglichkeiten<br />

für Geräte. So ist die reibungslose und<br />

professionelle Kommunikation mit<br />

der Kundin (auch über Distanzen) sichergestellt.<br />

3. Komfort und Ergonomie: Eine passende<br />

Ergonomie der Möbel gewährleistet<br />

Komfort (für Physis und Psyche),<br />

auch bei längeren Meetings. Zudem<br />

sollten die Räume so ausgestattet sein,<br />

dass sie eine angenehme Atmosphäre<br />

schaffen, beispielsweise durch natürliche<br />

Beleuchtung, Pflanzen und Kunst.<br />

4. Akustik und Privatsphäre: Gute Akustik<br />

durch schallabsorbierende Möbel<br />

und Designs ist essenziell, um vertrauliche<br />

Gespräche mit Kundinnen zu führen<br />

und Störungen zu minimieren.<br />

5. Zugänglichkeit und Sicherheit: Räume<br />

sind barrierefrei gestaltet, um allen<br />

Kundinnen und Mitarbeitern den<br />

Zugang zu ermöglichen. Dabei müssen<br />

auch Sicherheitsaspekte wie Notausgänge<br />

und -beleuchtung sowie Cybersicherheit<br />

stets berücksichtigt werden.<br />

6. Markenidentität: Die Räume spiegeln<br />

auch das Branding und die Werte<br />

des Unternehmens wider. Farben, Logos<br />

und in sich konsistente Designs, die sich<br />

durch alle kundenbezogenen Räumlichkeiten<br />

ziehen, zahlen darauf ein.<br />

7. Nachhaltigkeit: Auch in den Grundprinzipien<br />

von New Work spielt Nachhaltigkeit<br />

in der Raumgestaltung eine<br />

entscheidende Rolle – vom Nutzen umweltfreundlicher<br />

Materialien und Technologien<br />

bis hin zum Implementieren<br />

energieeffizienter Beleuchtung und u


16 Gesellschaft<br />

Klimasteuerung. Dies ist nicht nur nett<br />

zu haben, sondern wesentlich.<br />

Diese Kombination schafft eine Umgebung,<br />

die nicht nur funktional und ästhetisch<br />

ansprechend ist, sondern auch<br />

die Kommunikation und Interaktion mit<br />

den Kundinnen fördert. Sie schafft eine<br />

Willkommens- und Wertschätzungskultur<br />

für Kunden.<br />

Ein Vorzeige-Projekt aus der Praxis:<br />

Das TeleWerk<br />

Das Innovationsquartier Werkbank32<br />

in Mittweida, im Herzen des Freistaats<br />

Sachsen, ist ein inspirierender Ort für<br />

mittelständische Unternehmen, Startups,<br />

Verwaltungen und Freelancer.<br />

Hier finden sich kreative Räume und<br />

Netzwerke, die methodische Unterstützung<br />

bei der Umsetzung von Innovation<br />

bieten. Das Quartier besteht<br />

aus vier Gebäuden und zwei weiteren<br />

Raumeinheiten, die darauf ausgerichtet<br />

sind, eine dynamische und kollaborative<br />

Umgebung zu schaffen. Eines der<br />

zentralen Gebäude in diesem Quartier<br />

ist das TeleWerk. Hier wird das Konzept<br />

des Smart Working auf innovative<br />

Weise neu interpretiert. Bereits ab der<br />

Planungsphase wurden Raum- und Energiekonzepte,<br />

Kundenschnittstellen,<br />

Cybersicherheit und Holzbau harmonisch<br />

miteinander verbunden.<br />

Die Hochschule Mittweida, gemeinsam<br />

mit dem Fraunhofer-Institut für<br />

Verkehrs- und Infrastruktursysteme<br />

IVI sowie der Volksbank Mittweida eG,<br />

sind für die Umsetzung dieses Projekts<br />

verantwortlich. Die Hochschule Mittweida<br />

vereint mit dem Reallabor die<br />

eigenen Kompetenzen mit denen anderer<br />

Partner und Institutionen – alles<br />

zur Erforschung und Demonstration<br />

des modernen Lebens und Arbeitens in<br />

ländlichen Regionen mit dem Ziel, die<br />

Region voranzubringen. Gefördert wird<br />

das TeleWerk im Rahmen des Aufrufs<br />

»Reallabore für innovationsgestützte<br />

regionale Wertschöpfung« durch den<br />

simul+InnovationHub des Staatsministeriums<br />

für Regionalentwicklung. Es<br />

dient als lebendiges Beispiel dafür, wie<br />

New Work-Prinzipien praktisch umgesetzt<br />

werden können. So werden modernste<br />

Technologien und nachhaltige<br />

Bauweisen integriert, um eine optimale<br />

Arbeitsumgebung sowohl für Mitarbeiterinnen<br />

als auch für Kunden zu schaffen.<br />

Das Gebäude ist ein herausragendes<br />

Beispiel für die architektonische und<br />

funktionale Umsetzung der New Work-<br />

Prinzipien, besonders im Hinblick auf<br />

die Integration von Kundeninteraktionen.<br />

Das TeleWerk vereint neue Formen<br />

der Arbeit und konzentriert sich<br />

dabei auf entscheidende Bereiche.<br />

Dazu gehören die Cybersicherheit digitaler<br />

Infrastrukturen und die Internetof-Things-Vernetzung<br />

in der Gebäude-<br />

und Anlagentechnik. Ein weiterer<br />

wichtiger Aspekt ist der minimale<br />

CO2-Fußabdruck bei Bau und Betrieb,<br />

der durch den Einsatz nachwachsender<br />

Materialien wie Holz erreicht wird.<br />

Auch die regenerative Energieversorgung<br />

spielt eine zentrale Rolle. Darüber<br />

hinaus werden sozialwissenschaftliche<br />

Fragen der Telearbeit und nachhaltige<br />

Lebensformen auf dem Land untersucht.<br />

Es dient dabei nicht nur als Hülle,<br />

sondern ist selbst Teil des Experiments<br />

als Reallabor und Experimentalplattform.<br />

Die aufgeführten Elemente machen<br />

das TeleWerk zu einem lebendigen Beispiel<br />

dafür, wie New Work-Prinzipien<br />

nicht nur die Arbeitsweise der Mitarbeiter,<br />

sondern auch die Beziehungen<br />

zu den Kundinnen verbessern können.<br />

Mit dem TeleWerk gehen wir den nächsten<br />

Schritt in Richtung Arbeitswelt<br />

der Zukunft. Durch die Schaffung einer<br />

umweltbewussten, technologisch fortschrittlichen<br />

und flexiblen Arbeitsumgebung<br />

können so auch andere Unternehmen<br />

eine starke Botschaft über ihr<br />

Engagement für Nachhaltigkeit und<br />

Kundenorientierung vermitteln.<br />

Fazit<br />

Ein kundenfokussiertes Raumkonzept<br />

im Rahmen von New Work verbessert<br />

die Interaktion sowie Zusammenarbeit,<br />

erfüllt spezifische Kundenbedürfnisse<br />

und erhöht nachhaltig die Kundenzufriedenheit<br />

und -bindung. New Work<br />

eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten<br />

für KMUs in vielerlei Hinsicht.<br />

Das TeleWerk und die Werkbank32 sind<br />

offene Orte, die besichtigt werden können.<br />

In Mittweida freuen wir uns jederzeit<br />

über neue Partner, Unternehmen,<br />

Institutionen mit denen wir über Innovationsprojekte,<br />

Forschungsprojekte<br />

in Austausch treten können. So entstehen<br />

Ideen und gemeinsam kann an den<br />

Themen der Zukunft gebaut werden. •<br />

Dr. Julia Breßler ist<br />

Innovationsarchitektin und<br />

agiert in der Werkbank32 bei<br />

der Umsetzung von unterschiedlichen<br />

Innovationsprojekten.<br />

Sie ist Speakerin für<br />

Innovationsdidaktik und Mitinitiatorin<br />

der MutOffensive.<br />

Prof. Dr. Alexander<br />

Knauer ist Inhaber der<br />

Professur für Zukunftstechnologien<br />

und Entrepreneurship<br />

an der Hochschule Mittweida,<br />

University of Applied<br />

Sciences. Er lehrt und forscht<br />

zu innovativen Geschäftsmodellen<br />

und dem Einsatz neuer<br />

Technologien.<br />

Prof. Leonhard Zintl ist<br />

Über die Autoren<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Volksbank Mittweida eG und<br />

Honorarprofessor für digitale<br />

Transformation und regionale<br />

Innovation an der Hochschule<br />

Mittweida. Als leidenschaftlicher<br />

Zukunftsmacher<br />

engagiert er sich in Gremien<br />

des genossenschaftlichen<br />

Finanzverbundes. Unter seiner Leitung entwickelte<br />

sich die Volksbank Mittweida zur zweitgrößten<br />

Volksbank der neuen Bundesländer, mehrfach ausgezeichnet<br />

beim „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


17<br />

Wir und über 120 weitere<br />

MitarbeiterInnen haben viel<br />

Teamgeist und Freude an der Arbeit.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Gewerbestraße 33 und<br />

Saarlandstraße 31<br />

66482 Zweibrücken


18 Gesellschaft<br />

Kontrolle<br />

in der modernen Geschäftswelt<br />

Von Mikromanagement zu Datengetriebener Demokratisierung<br />

© PLEO<br />

© PLEO<br />

Kontrolle wird oft als eine Stärke für<br />

Unternehmen angesehen, besonders<br />

in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit<br />

und sich wandelnder politischer Landschaften.<br />

Doch was bedeutet Kontrolle<br />

wirklich in der modernen Geschäftswelt?<br />

Thorbjørn Fink, COO beim <strong>Ausgabe</strong>nmanagement-Marktführer<br />

Pleo, erklärt, wie<br />

ein neues Verständnis von Kontrolle, das<br />

auf Demokratisierung und Daten basiert,<br />

Unternehmen helfen kann, innovativ<br />

und widerstandsfähig zu bleiben.<br />

<strong>PT</strong>: Herr Fink, Kontrolle ist ein Begriff,<br />

der in der Geschäftswelt oft verwendet<br />

wird. Wie definieren Sie Kontrolle in der<br />

heutigen Zeit?<br />

Thorbjørn Fink: Kontrolle bedeutet heutzutage<br />

etwas anderes als noch vor einigen<br />

Jahren. Früher verstand man darunter<br />

oft, dass Führungskräfte sich in jeden<br />

Aspekt des Unternehmens einmischen<br />

und sicherstellen, dass nichts ohne ihre<br />

Zustimmung geschieht. Diese Form der<br />

Kontrolle kann jedoch schnell zu Mikromanagement<br />

führen, das Vertrauen,<br />

Selbstbewusstsein und Innovation innerhalb<br />

des Teams untergräbt. Heute muss<br />

Kontrolle anders definiert werden – als<br />

etwas, das demokratisiert, ermächtigt<br />

und datengetrieben ist.<br />

<strong>PT</strong>: Warum ist diese neue Form der Kontrolle<br />

besonders für die Finanzabteilung<br />

wichtig?<br />

Thorbjørn Fink: Von über 500 Senior-<br />

Führungskräften in deutschen Unternehmen,<br />

die wir für unser CFO Playbook<br />

befragt haben, gaben 61 % an, dass die<br />

Steigerung des Umsatzes Anfang <strong>2024</strong><br />

für Sie Priorität hat. Wo Wachstum angestrebt<br />

wird, bedarf es Stabilität im<br />

Zentrum. Traditionell wurde die Kontrolle<br />

in der Finanzabteilung durch manuelle<br />

Überwachung und strikte Aufsicht ausgeübt.<br />

Doch das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />

Moderne Kontrolle bedeutet, dass<br />

die Finanzteams durch digitale Transformation<br />

und Datenanalyse befähigt<br />

werden. So können sie <strong>Ausgabe</strong>n überwachen<br />

und wertvolle Einblicke gewinnen,<br />

ohne dass die Verantwortung allein<br />

auf den Schultern des CFOs lastet. Diese<br />

Form der Kontrolle teilt die Verantwortung<br />

auf mehrere Mitarbeiter auf und<br />

ermöglicht es ihnen, einen größeren Einfluss<br />

zu haben.<br />

<strong>PT</strong>: Inwiefern spielt Künstliche Intelligenz<br />

(KI) eine Rolle in dieser neuen<br />

Definition von Kontrolle?<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

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19<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Thorbjørn Fink: KI ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

jeder modernen digitalen Transformationsstrategie.<br />

Manche Führungskräfte<br />

empfinden KI jedoch als Bedrohung,<br />

etwa in Form von Cyberattacken und als<br />

Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch<br />

Automatisierung. Daher resultiert eine<br />

gewisse Unsicherheit im Umgang mit KI.<br />

Es stimmt zwar, dass Menschen die Kontrolle<br />

in Bereichen wie Datenschutz und<br />

Kundenservice behalten sollten. Aber KI<br />

kann auch in Bereichen eingesetzt werden,<br />

die zeitaufwendig sind, und dort erhebliche<br />

Effizienzgewinne schaffen. Die<br />

Herausforderung besteht darin, zu entscheiden,<br />

was genau kontrolliert werden<br />

soll. Muss es wirklich die Kontrolle und<br />

Überwachung von Unmengen an Rechnungsbelegen<br />

sein? Oder sollte es eher<br />

die übergeordnete Finanzstrategie und<br />

das <strong>Ausgabe</strong>nmanagement des Unternehmens<br />

sein?<br />

<strong>PT</strong>: Laut Ihrer Studie stehen nur 25 % der<br />

befragten deutschen Unternehmen der<br />

Einführung von KI im Finanzwesen zuversichtlich<br />

gegenüber. Was kann getan werden,<br />

um hier das Vertrauen zu stärken?<br />

Thorbjørn Fink: Um das Vertrauen in KI<br />

zu stärken, ist es wichtig, Teams zu haben,<br />

die nicht nur kompetent im Umgang mit<br />

KI sind, sondern auch Datenwissenschaft,<br />

Business Analytics und Programmierung<br />

verstehen und anwenden können. Dies<br />

kann die Entwicklung der Finanzfunktion<br />

und deren Leistung vorantreiben. Eine<br />

neue Form der Kontrolle entsteht, bei der<br />

viele, nicht nur wenige, ermächtigt werden.<br />

<strong>PT</strong>: Wie beeinflusst diese neue Form<br />

der Kontrolle die Motivation und das<br />

Vertrauen der Mitarbeiter?<br />

Thorbjørn Fink: Verantwortung an Mitarbeiter<br />

zu übertragen bedeutet nicht<br />

unbedingt, die Kontrolle aufzugeben. Tatsächlich<br />

kann es bedeuten, mehr Kontrolle<br />

zu haben. Studien zeigen, dass 80% der<br />

Mitarbeiter motivierter arbeiten, wenn<br />

sie höheres Vertrauen von ihren Arbeitgebern<br />

genießen. Besonders beim Thema<br />

<strong>Ausgabe</strong>n ist Vertrauen oft mangelhaft.<br />

Indem man Mitarbeitern vertraut, <strong>Ausgabe</strong>n<br />

autonom zu tätigen, wird eine Atmosphäre<br />

des Vertrauens und der Transparenz<br />

geschaffen, die sich positiv auf das<br />

gesamte Unternehmen auswirkt. Dies<br />

fördert nicht nur die Überwachung der<br />

<strong>Ausgabe</strong>n, sondern auch die Zufriedenheit<br />

und Bindung der Mitarbeiter.<br />

<strong>PT</strong>: Dennoch gibt es gegen Veränderungen<br />

dieser Art oft Widerstände. Was<br />

raten Sie?<br />

Thorbjørn Fink: Es gibt immer Argumente<br />

dafür, den Status quo beizubehalten.<br />

Wenn Ihr Unternehmen die letzten Jahre,<br />

einschließlich der Rezession und der<br />

Pandemie, überstanden hat, möchten<br />

Sie vielleicht das Boot nicht unnötig zum<br />

Schwanken bringen. Aber wenn wir wirklich<br />

auf die Zukunft fokussiert sind, müssen<br />

wir erkennen, dass die Werkzeuge und<br />

Denkweisen, die uns bis hierher geführt<br />

haben, uns nicht weiterbringen werden.<br />

Das Arbeitsumfeld entwickelt sich weiter<br />

und damit auch die Konzepte, die wir darin<br />

verwenden.<br />

<strong>PT</strong>: Bezogen auf Kontrolle – wie wird<br />

sich das Thema weiterentwickeln?<br />

Thorbjørn Fink: Die Zukunft der Kontrolle<br />

in Unternehmen liegt in der Akzeptanz<br />

und Implementierung dieser neuen Konzepte.<br />

Eine Lösung wie Pleo beispielsweise<br />

kann verändern, wie Führungskräfte und<br />

Mitarbeiter über <strong>Ausgabe</strong>n und Finanzen<br />

denken. Doch glaube ich, dass heute auch<br />

das Gesamtkonzept traditioneller Kontrolle<br />

hinterfragt wird. Wenn wir hier eine<br />

neue Denkweise annehmen und umsetzen,<br />

werden wir widerstandsfähiger und<br />

in der Lage sein, die Chancen zu nutzen,<br />

die sich uns bieten. Aber bitte richtig zu<br />

verstehen: Diese neue Denkweise soll<br />

nicht heißen, dass Dinge außer Kontrolle<br />

geraten. Viel eher ist gemeint, dass wir<br />

mehr aus Kontrolle herausholen. •<br />

Über den Interviewpartner:<br />

Thorbjørn Fink ist Chief<br />

Operating Officer beim internationalen<br />

Fintech-Einhorn<br />

Pleo, einem cloudbasierten<br />

Spesenmanagementsystem,<br />

das <strong>Ausgabe</strong>n verarbeitet,<br />

Rechnungen bezahlt und<br />

Mitarbeitern intelligente<br />

Firmenkarten ausgibt. Thorbjørn<br />

ist seit 2017 bei Pleo<br />

und war maßgeblich am Wachstum des Unternehmens<br />

beteiligt – Dänemarks jüngstes Einhorn<br />

zum Zeitpunkt der Serie C-Finanzierungsrunde<br />

im Jahr 2021 und zuletzt mit 4,7 Milliarden Dollar<br />

bewertet. Er ist ein Verfechter der transformativen<br />

Auswirkungen der Digitalisierung auf das<br />

Geschäft.<br />

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Kabelschutzrohre<br />

2022


© VON BARCEX - EIGENES WERK, CC BY-SA 4.0,<br />

HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.<br />

PHP?CURID=147734699<br />

„Komplexer<br />

als so manches<br />

Traumtor“<br />

Jude Bellingham, hier als Laureus World<br />

Breakthrough Of The Year Winner, hat mit<br />

180 Millionen Euro - neben Kylian Mbappé,<br />

Erling Haaland und Vinicius Junior - den<br />

höchsten Marktwert laut einer Statista<br />

Erhebung im Juli <strong>2024</strong>.<br />

So funktionieren Vertragsverhandlungen<br />

bei Fußballspielertransfers<br />

Ganz Europa befand sich vor ein paar<br />

Wochen im EM-Fieber – doch hinter den<br />

Kulissen schläft auch der Vereinsfußball<br />

nicht. Dort basteln die Manager der<br />

Profiklubs bereits am Kader, der ihnen<br />

in der nächsten Saison den gewünschten<br />

Erfolg bringen soll. Tagtäglich freuen<br />

sich die Fans über neue Gerüchte,<br />

Einschätzungen von Insidern wie Experten<br />

und vielleicht sogar endlich die<br />

Verkündung des neuen Starspielers, der<br />

lächelnd und händeschüttelnd mit den<br />

Vereinsbossen und dem zukünftigen<br />

Trikot auf einem Foto posiert.<br />

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21<br />

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Doch was bis dahin im Hintergrund<br />

passiert, gestaltet sich oft komplexer<br />

als so manches Traumtor. Unzählige<br />

Gespräche mit einer Vielzahl von Personen,<br />

mehrere Parteien, die zufriedengestellt<br />

werden wollen, und dazu<br />

ganze Bücher voller Regularien, die<br />

sowohl bei der Ansprache der Spieler<br />

als auch für die letztendlichen Vertragsverhandlungen<br />

strikte Vorgaben<br />

setzen. Schon bei einem kurzen Blick<br />

hinter die Kulissen lässt sich erahnen:<br />

Um hier zu bestehen, müssen absolute<br />

Profis am Werk sein, die die Kunst des<br />

Verhandelns bis ins kleinste Detail beherrschen.<br />

Wegweisender Rechtsstreit<br />

Was Fußballfans, die daumendrückend<br />

auf den nächsten Transfer-Coup ihres<br />

Vereins warten, oft unterschätzen:<br />

Bevor es überhaupt in irgendeine Verhandlung<br />

– sei es mit dem abgebenden<br />

Verein oder dem Spieler selbst – gehen<br />

kann, gilt es einen meist monatelan-<br />

gen Prozess zu durchlaufen. Angefangen<br />

mit dem Scouting, das klären soll,<br />

ob das Talent in den Klub und sein<br />

Spielsystem passt, bis hin zur ersten<br />

Kontaktaufnahme mit dem „Objekt<br />

der Begierde“ oder seinem Beraterkreis.<br />

Ein Vereinswechsel setzt nämlich<br />

auch immer das Interesse des Spielers<br />

an einem Transfer heraus – zumindest<br />

seit dem Jahr 1995: Da erstritt der belgische<br />

Fußballer Jean-Marc Bosman<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof,<br />

dass Profifußballer sich nach Ablauf<br />

ihres Vertrages ablösefrei einem Verein<br />

ihrer Wahl anschließen dürfen.<br />

Dieses Urteil gilt noch heute als Präzedenzfall<br />

für das Mitspracherecht der<br />

Spieler bei Transferentscheidungen,<br />

die zuvor häufig über ihren Kopf hinweg<br />

getroffen wurden. Auf den ersten<br />

Blick eine sinnvolle Verbesserung, auf<br />

den zweiten Blick sehen hier aber viele<br />

Beobachter auch den Beginn für einen<br />

finanziell außer Kontrolle geratenen<br />

Markt, der durch die gestärkten Ver-<br />

handlungspositionen von Spielern und<br />

ihren Beratern immer mehr Rekordablösen,<br />

absurde Handgelder und stetig<br />

steigende Gehälter hervorruft. Um<br />

dieser Spirale zu entkommen, müssen<br />

sich vor allem kleinere Vereine von<br />

ihrer kreativen Seite zeigen und gut<br />

geschulte Verhandlungsprofis ins Rennen<br />

schicken.<br />

Wer verhandelt hier mit wem?<br />

Signalisiert der Spieler beziehungsweise<br />

seine Berateragentur grundsätzliches<br />

Interesse an einem Transfer,<br />

geht es in der Regel im nächsten<br />

Schritt darum, eine Einigung mit<br />

ebendiesen zu erzielen. In diesen Verhandlungen<br />

ist es entscheidend, die<br />

sportlichen sowie wirtschaftlichen Interessen<br />

des Fußballers zu bedienen.<br />

Bei ersterer Komponente dreht sich<br />

alles um die Perspektive innerhalb des<br />

Teams. Besteht die Chance auf einen<br />

Stammplatz? Kann der aktuelle Trainer<br />

den Spieler weiterentwickeln? Und u


22 Gesellschaft<br />

© VON JACEK.STANISLAWEK, CC BY-SA 4.0,<br />

HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.PHP?CURID=130860261<br />

© VON SANDRO HALANK, WIKIMEDIA COMMONS, CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0,<br />

HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.PHP?CURID=81822384<br />

Erling Haaland<br />

Kylian Mbappé<br />

wie steht es um die Chance auf Titel?<br />

Die Verhandlungsseite des Vereines<br />

sollte in diesem Punkt keine falschen<br />

Versprechungen machen – auch wenn<br />

diese vielleicht zunächst ihre Position<br />

in den Gesprächen stärken, kommt ein<br />

potenzielles Nichteinhalten wie ein Bumerang,<br />

in Form von Unzufriedenheit<br />

und schlechter Stimmung innerhalb<br />

des Teams, auf den Manager zurück.<br />

Das Gleiche gilt für die Gehaltsverhandlungen:<br />

Berater versuchen für<br />

ihre Klienten selbstverständlich die<br />

bestmögliche Vergütung herauszuholen<br />

– und natürlich auch selbst von der<br />

anfallenden Provision zu profitieren. Die<br />

Gegenseite muss allerdings sowohl das<br />

Budget des Vereins als auch das interne<br />

Gehaltsgefüge im Auge behalten. Eine<br />

Neuverpflichtung, die gleich als Topverdiener<br />

in eine Mannschaft kommt, kann<br />

schnell zum roten Tuch für die Kollegen<br />

werden und die Stimmung nachhaltig<br />

verschlechtern. In dieser Phase der Verhandlung<br />

braucht es maximales Fingerspitzengefühl,<br />

um alle Seiten, bei gleichzeitigem<br />

Blick auf besagte Faktoren, zu<br />

befrieden.<br />

Flexibilität gefordert<br />

Nach oft mühsamen Verhandlungen<br />

mit der Spielerseite haben die Verantwortlichen<br />

eines Vereins oft aber erst<br />

die halbe Miete in der Tasche. Sollte<br />

der Vertrag des Spielers zur neuen Saison<br />

nicht auslaufen und ihm damit die<br />

Möglichkeit geben, umsonst zu wechseln,<br />

ist eine Ablösesumme fällig, die<br />

mit dem abgebenden Klub vereinbart<br />

werden muss. Kosten für Spieler orientieren<br />

sich im Grunde an Marktwerttabellen,<br />

die, regelmäßig aktualisiert, ein<br />

realistisches Preisschild für Fußballer zu<br />

generieren versuchen. An diese Werte<br />

ist jedoch kein Verein gebunden, weshalb<br />

er grundsätzlich für jeden Spieler<br />

jede Summe aufrufen darf, die er will.<br />

Hält der Vorstand eines Klubs seinen<br />

Star mit gültigem Vertrag für unverkäuflich,<br />

besteht nur wenig Chance für<br />

die Gegenseite – egal wie gut die Verhandlungsskills<br />

ausfallen.<br />

Doch stellt sich auch hier wieder die Frage:<br />

Wer verhandelt eigentlich mit wem?<br />

Hat es der interessierte Verein bereits<br />

geschafft, den Spieler in gegenseitigen<br />

Verhandlungen vom sportlichen Konzept<br />

und von der Vergütung zu überzeugen,<br />

kann ein Querstellen und Beharren<br />

auf dem gültigen Vertrag des aktuellen<br />

Klubs für Unruhe im Team sorgen. Hier<br />

ist maximale Flexibilität auf beiden<br />

Seiten des Verhandlungstisches gefordert.<br />

Wie hoch steigt die potenziell abgebende<br />

Partei bei der Ablöseforderung<br />

ein, ohne die Gegenseite zu verprellen<br />

und damit den Spieler zu verärgern?<br />

Wie sehr kommt der potenziell aufnehmende<br />

Klub dem Gegenüber entgegen,<br />

um die Verhandlungen nicht zum Erliegen<br />

zu bringen und dem Wunschspieler<br />

zu signalisieren, dass das Interesse echt<br />

ist?<br />

Faktor Mensch<br />

Oftmals sehen Fans und andere Beobachter<br />

das Fußballgeschäft nur noch<br />

als heiß laufende Geldmaschine, die<br />

Millionenumsätze zur Unterhaltung<br />

der Massen liefert. Was viele vergessen:<br />

Bei allen Beteiligten an den sich zutragenden<br />

Verhandlungen handelt es sich<br />

immer noch um Menschen – was naturgemäß<br />

einen Faktor der Unberechenbarkeit<br />

mit sich bringt. Oftmals können<br />

daher auch Kleinigkeiten den Ausschlag<br />

zwischen Erfolg und Enttäuschung geben.<br />

Vielleicht entscheidet sich ein Spieler<br />

doch noch im letzten Moment für<br />

einen Wechsel, da er ein sehr gutes persönliches<br />

Gespräch mit den Verantwortlichen<br />

eines interessierten Vereins hatte.<br />

Oder er entscheidet sich spontan dazu<br />

zu bleiben, weil er nach reiflicher Überlegung<br />

doch nicht bereit ist, seine Familie<br />

durch einen beim Wechsel anfallenden<br />

Umzug zu entwurzeln. Verhandlungsstrategien<br />

lassen sich deutlich leichter<br />

planen und anwenden, wenn es sich<br />

rein um Zahlen, Daten, Waren oder Unternehmensanteile<br />

dreht. Im Fußball allerdings<br />

gibt es unzählige Beispiele, bei<br />

denen nicht rationale, sondern emotionale<br />

Aspekte das entscheidende Zünglein<br />

an der Waage gespielt haben. Hier<br />

gilt es für Verantwortliche immer ein<br />

Ass im Ärmel, einen ausgearbeiteten<br />

Plan B und eine Alternative für den<br />

Wunschspieler vorweisen zu können.<br />

Und auch wenn es im Fußballgeschäft<br />

oft hitzig zugeht: Wie so viele ist auch<br />

diese Branche klein und es empfiehlt<br />

sich, immer so auseinanderzugehen,<br />

dass man sich mit dem Gegenüber im<br />

Zweifel bald wieder an den Verhandlungstisch<br />

setzen kann, um es mit dem<br />

nächsten Deal erneut zu versuchen. •<br />

Ralf Elcheroth ist<br />

Experte für Verhandlungen<br />

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2023 übernahm er die Negtar<br />

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26 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Robustheit & Resilienz<br />

Die „Mittelstandstour <strong>2024</strong>“ besuchte im 30. Jubiläumsjahr<br />

30 beeindruckende Unternehmen in neun Bundesländern.<br />

© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />

Seit dem Jahr 2016 findet jährlich die<br />

Mittelstandstour der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

statt, um die Vielfalt und Innovationskraft<br />

des deutschen Mittelstandes<br />

zu würdigen. In diesem besonderen 30.<br />

Jubiläumsjahr des Großen Preis des<br />

Mittelstandes, waren die Stiftungsvorstände<br />

Petra Tröger, Dr. Helfried Schmidt<br />

und Christian Wewezow sowie<br />

Kuratoriumsmitglied Yannik Rediske zu<br />

Besuch bei 30 Unternehmen in neun<br />

Bundesländern und legten insgesamt<br />

12.000 Kilometer zurück, um inspirierende<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

zu treffen und mehr über deren<br />

Erfolgsrezepte im Umgang mit aktuellen<br />

Herausforderungen zu erfahren.<br />

Derzeit stehen der Mittelstand und die<br />

Familienunternehmen vor vielfältigen<br />

Herausforderungen, wie das Institut für<br />

Wirtschaftsförderung (ifo) und das Institut<br />

der deutschen Wirtschaft (IW) mit<br />

ihren gesenkten Wachstumsprognosen<br />

für <strong>2024</strong> ebenfalls unterstreichen. Ein<br />

omnipräsenter Transformationsdruck<br />

und auch die hohe Regulatorik sowie<br />

der Fachkräftemangel setzen den Unternehmen<br />

zu. Trotz dieser Widrigkeiten<br />

zeigt der Mittelstand eine bemerkenswerte<br />

Robustheit und Resilienz: „Jeder<br />

Mittelständler ist von Transformation<br />

betroffen – ob er will oder nicht. Trotzdem<br />

wurde deutlich, dass vielerorts die<br />

Lage nicht so schlecht ist, wie oft proklamiert.<br />

Der Mittelstand bewahrt sich<br />

– trotz aller Umstände – seine lösungsorientierte<br />

Macher-Mentalität, blickt<br />

nach vorne und erreicht mit Leistung,<br />

Mut und Verantwortung immer noch<br />

Großes.“, so Christian Wewezow über<br />

seine Erkenntnisse aus den Unternehmergesprächen<br />

der Mittelstandstour.<br />

Diese Gespräche bestätigen auf qualitativer<br />

Ebene genau das, was in der<br />

Studie des RKW-Kompetenzzentrums<br />

„Deutschlands Mittelstand #2: So meistern<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

erfolgreich Krisen“ 2022 gemeinsam<br />

mit der WHU Otto Beisheim School of<br />

Management und dem IfM Bonn be-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


27<br />

reits in den Daten ausgezeichneter Unternehmen<br />

zu erkennen war. Während<br />

kleine Unternehmen (bis 10 Mio. EUR<br />

Umsatz) sich auf ihre Anpassungsfähigkeit<br />

besinnen, setzen mittlere Unternehmen<br />

(10-50 Mio. EUR Umsatz) auf<br />

die richtige Balance zwischen Stabilität<br />

und Flexibilität. Große Unternehmen<br />

(über 50 Mio. EUR Umsatz) verfügen<br />

dagegen über mehr Ressourcen, um<br />

Krisen zu überstehen und zu wachsen.<br />

Folgende 30 Unternehmen wurden auf<br />

der großen Mittelstandstour <strong>2024</strong> besucht.<br />

Alle Unternehmen waren, oft bereits<br />

mehrmals, nominiert oder ausgezeichnet<br />

im Wettbewerb „Großer Preis<br />

des Mittelstandes“:<br />

1. Gerd Ortner Werbung GmbH,<br />

Neumarkt<br />

2. micas AG, Oelsnitz<br />

3. GROSS GmbH, Wettenberg<br />

4. EKT GmbH & Co. KG, Bad-Salzuflen<br />

(OPS-Dialogtag)<br />

5. COLANDIS GmbH, Kahla<br />

6. Metallbau Kaiser GmbH,<br />

Mannheim<br />

7. Michael Koch GmbH, Ubstadt-<br />

Weiher (OPS-Dialogtag)<br />

8. Lieblang Dienstleistungsgruppe<br />

Management GmbH, Mannheim<br />

9. Burchard Führer GmbH, Dessau<br />

(OPS-Strategietagung)<br />

10. Hohenzollern Apotheke, Bisingen<br />

11. Labexchange – Die Laborgerätbörse<br />

GmbH, Burladingen<br />

12. JUMO Mess- und Regeltechnik AG,<br />

Fulda<br />

13. Tink Tank GmbH, Heidelberg<br />

14. IMM electronics GmbH,<br />

Mittweida<br />

15. Mafu Holding GmbH, Rosenfeld<br />

16. Hallog GmbH,<br />

Lutherstadt-Eisleben<br />

17. WEICON GmbH, Münster<br />

18. Innovent Thüringen e. V., Jena<br />

19. AKRO-Plastic GmbH,<br />

Niederzissen<br />

20. Menzl Container Vermietung und<br />

Verkauf GmbH, Lichtenau<br />

21. Gross-Funk GmbH, Schopp<br />

22. Kübler GmbH, Ludwigshafen<br />

23. Schulz Flexgroup GmbH,<br />

Baden-Baden<br />

24. EDER GmbH, Baden-Baden<br />

25. Rehamed Heidelberg GmbH,<br />

Heidelberg<br />

26. Gebr. Heyl Analysetechnik<br />

GmbH & Co. KG, Hildesheim<br />

27. Haastechnik GmbH,<br />

Kappelrodeck<br />

28. Ingenieursgesellschaft Patzke<br />

GmbH, Soest<br />

29. OTT Haus und Zimmerei Berthold<br />

Ott GmbH, Wilhelmsdorf<br />

30. Ovesco Endoscopy AG, Tübingen<br />

Außerdem fanden zwei Dialogtage<br />

bei der EKT GmbH & Co. KG in Bad-<br />

Salzuflen Anfang des Jahres und bei der<br />

Michael Koch GmbH in Ubstadt-Weiher<br />

Mitte des Jahres statt, wo der Stiftungsvorstand<br />

mit ausgewählten Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern über<br />

aktuelle Herausforderungen und Chancen<br />

diskutierte.<br />

Bei dem Dialogtag der EKT GmbH &<br />

Co. KG wurde angeregt über Künstliche<br />

Intelligenz (KI) gesprochen. In<br />

der Diskussion wurde deutlich, dass<br />

alle Anwesenden bereits KI einsetzen,<br />

wenngleich sich die Anwendungsfelder<br />

bislang stark unterschieden. Der<br />

Dialogtag im „Fabrikle“ der Michael<br />

Koch GmbH aus Ubstadt-Weiher befasste<br />

sich hingegen mit den Themen<br />

der EU-Taxonomie-Verordnung, Nachhaltigkeit,<br />

der neuen Anforderungen<br />

an die Berichterstattung und mögliche<br />

Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war die Strategietagung<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />

die bei der Führer Gruppe in Dessau<br />

stattfand. Gemeinsam mit mehr als<br />

50 Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

erhielt die OPS Impulse für<br />

die Zukunft des Wettbewerbs „Großer<br />

Preis des Mittelstandes“, mit deren<br />

Umsetzung bereits begonnen wurde. u<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />

Jumo GmbH in Fulda


28 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />

© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />

Hallog GmbH in Luthersrtadt Eisleben<br />

Gross Funk GmbH in Schopp<br />

An dieser Stelle gilt es allen teilnehmenden<br />

Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

und besonders den gastgebenden<br />

Unternehmen der beiden<br />

Dialogtage und der Strategietagung<br />

ein herzliches Dankeschön für ihre<br />

großzügige Gastfreundschaft und Unterstützung<br />

des Netzwerks der Besten<br />

auszusprechen.<br />

Nach mehr als 12.000 Kilometern ist<br />

die Mittelstandstour <strong>2024</strong> vorbei und<br />

die Preisverleihungen im 30. Jubiläumsjahr<br />

sowie die #Gala100 des Großen<br />

Preis des Mittelstandes stehen vor<br />

der Tür. Doch was konnten wir aus den<br />

Unternehmergesprächen lernen?<br />

Die dominierenden Themen im Mittelstand,<br />

auf die sich die Unternehmen<br />

fokussieren (müssen), sind: „Führung“,<br />

„Strategie“ und „Transformation“. Der<br />

Mittelstand fühlt sich von der derzeitigen<br />

Wirtschaftspolitik allein gelassen,<br />

doch zugleich zeigt er Robustheit und<br />

Resilienz statt Resignation. Es war inspirierend<br />

auf der Mittelstandstour zu<br />

sehen, dass die Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer sich auch in der jetzigen,<br />

schwierigen Phase, ihre Zuversicht, ihre<br />

Leidenschaft sowie ihren Mut bewahren<br />

und Zukunftsstrategien entwickeln,<br />

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29<br />

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Über die Autoren<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

IMM electronics GmbH in Mittweida<br />

um sich ihren aktuellen Transformationen<br />

stellen.<br />

Die Mittelstandstour ist 2016 aus dem<br />

Gedanken heraus entstanden, den Mittelstand<br />

näher zusammenzubringen<br />

und ehrliche Einblicke in die Erfolge<br />

und Herausforderungen ausgezeichneter<br />

Unternehmen zu ermöglichen.<br />

Für die Oskar-Patzelt-Stiftung ist diese<br />

Mittelstandstour <strong>2024</strong> dennoch eine<br />

ganz besondere gewesen. Denn es<br />

wurde nochmals klar, wie hoch die Verbundenheit<br />

zwischen der Stiftung und<br />

dem Mittelstand ist. Es wurde ebenfalls<br />

deutlich, wie viele großartige Persönlichkeiten<br />

den Mittelstand prägen und<br />

dass, selbst wenn sich einer allein fühlt,<br />

der Mittelstand in Krisenzeiten zusammenhält<br />

und einander beisteht. •<br />

ist Managing Partner der<br />

Clockwise Consulting GmbH<br />

und der Startify GmbH und<br />

arbeitet seit 15 Jahren ehrenamtlich<br />

in der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung mit, seit <strong>2024</strong> als<br />

Mitglied des Vorstands.<br />

Sammy Weber ist Werkstudent<br />

bei der Startify<br />

GmbH in Jena/Thüringen.


30 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Wie alles begann<br />

Was vor der Premiere des Wettbewerbs<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ vor 30 Jahren passierte<br />

Der Gründer des Wirtschaftswettbewerbs<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

Dr. Helfried Schmidt war weder Betriebsnoch<br />

Volkswirt, sondern Quereinsteiger.<br />

Er diplomierte 1981 als Mathematik- und<br />

Physiklehrer und promovierte 1984 in Psychologischer<br />

Statistik an der Universität<br />

Leipzig. 1989 folgte die Habilitation. Doch<br />

1991 kündigte er seine sichere Stellung als<br />

wissenschaftlicher Oberassistent an der<br />

Universität und ging in die Wirtschaft. Die<br />

Zeit des großen Umbruchs um 1990 sah er<br />

als eine Zeit voller Entwicklungschancen.<br />

Ohne Netz und doppelten Boden<br />

Er tauschte die soziale Sicherheit der öffentlichen<br />

Festanstellung mit der totalen<br />

Unsicherheit eines Existenzgründers. Lediglich<br />

seiner Neugier und Lernfähigkeit<br />

vertrauend.<br />

Für den Verlag Norman Rentrop aus Bonn<br />

wurde er freier Korrespondent der Zeitschrift<br />

„Die Geschäftsidee“ und berichtete<br />

über die Vielfalt von Existenzgründungen<br />

bei der Umwandlung einer Staats- in eine<br />

Privatwirtschaft in Ostdeutschland. Schmidts<br />

Vorschlag, in Leipzig eine Niederlassung<br />

des Verlages aufzumachen, lehnte<br />

Rentrop jedoch ab. Er glaubte daran, dass<br />

die wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Wiedervereinigung in spätestens zwei<br />

oder drei Jahren abgeschlossen sein<br />

würde und wollte nicht mit einer eigenständigen<br />

OST-Niederlassung die Teilung<br />

Deutschlands zementieren.<br />

Rentrops Prognose erwies sich zwar als<br />

falsch. Die daraus abgeleitete unternehmerische<br />

Entscheidung war - zufällig -<br />

dennoch richtig. Wenige Jahre später kam<br />

der „Aufschwung Ost“ erheblich ins Stocken.<br />

Dem Bau-Boom mit 25 % Wachstum<br />

nach 1990 folgte der tiefe Absturz. Zahlreiche<br />

Ostniederlassungen westlicher<br />

Unternehmen aus allen Bereichen der<br />

Wirtschaft wurden ab Mitte der 90er Jahre<br />

mangels Umsatzes und Ertrag wieder<br />

geschlossen.<br />

Die Analyse<br />

Ab 1992 baute das Sächsische Druckund<br />

Verlagshaus in Dresden eine Vertriebsmannschaft<br />

für Anzeigen auf. Der<br />

SDV-Verlag hatte zwei Jahre zuvor erfolgreich<br />

Branchenbücher gestartet und<br />

erweiterte diese auf ganz Sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt. Helfried Schmidt startete<br />

dort 1992 als freier Handelsvertreter,<br />

wurde kurz darauf Vertriebsleiter der<br />

Region Leipzig und sollte ein Jahr später<br />

als Vertriebsdirektor alle Branchenbuchbereiche<br />

des Verlages leiten. Zu diesem<br />

© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />

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31<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Zeitpunkt hatte er seine Marktanalyse<br />

abgeschlossen. Erneut lehnte er eine<br />

Sicherheitsversprechende, gut dotierte<br />

Stelle ab, kündigte seinen Vertrag und<br />

gründete 1993 einen Verlag für mittelstandsorientierte<br />

Regionalmagazine.<br />

Damals waren die Zeitungen voller Berichte<br />

über betriebliche Fusionen und<br />

Zusammenschlüsse. Es war eine Zeit euphorischer<br />

wirtschaftlicher Vereinigungen.<br />

Gigantomanie bemächtigte sich<br />

auch der Mitarbeiter der Wirtschaftsredaktionen.<br />

Der unternehmerische Mittelstand<br />

kam nur noch am Rande vor.<br />

Doch nach einer solchen „Zeit der Großkonzerne“<br />

musste wieder eine „Zeit des<br />

Mittelstandes“ anbrechen.<br />

Damit war der Kern des Konzepts klar:<br />

Dienstleistungen für den Mittelstand,<br />

auf regionaler Ebene, beginnend im<br />

Raum Leipzig. Denn was hier funktioniert,<br />

muss auch in Dresden oder Halle<br />

glücken. Und was dort Erfolg hat, muss<br />

prinzipiell auch in Düsseldorf, München<br />

oder Frankfurt/Main gehen.<br />

Der Engpass<br />

Doch vom Maschinenbau über Marketing<br />

bis zum Personalwesen waren alle<br />

möglichen Bereiche mit redaktionell<br />

hochwertigen Medien abgedeckt. Hunderte<br />

von Interessen- und Branchenverbänden<br />

versprachen ihren Mitgliedern<br />

Unterstützung im Business-Alltag. Welche<br />

Nische war da noch zu besetzen? Mit<br />

der EKS-Strategie von Wolfgang Mewes<br />

suchte Schmidt nach dem brennendsten<br />

Problem, dem tatsächlichen Engpass des<br />

Mittelstandes. Was war dessen Herausforderung,<br />

branchenübergreifend vom<br />

Bäcker bis zur Softwareschmiede?<br />

Es war das Bild des Unternehmers in der<br />

Öffentlichkeit! Im Gegensatz zur Wirtschaftswunderzeit<br />

der 50er Jahre stehen<br />

Unternehmer aller Branchen heute<br />

breitem Unverständnis für volks- und betriebswirtschaftliche<br />

Zusammenhänge<br />

gegenüber. In den letzten Jahrzehnten<br />

hatte sich im Westen zudem die Anschauung<br />

immer breiter gemacht, dass<br />

Unternehmer grundsätzlich Ausbeuter<br />

seien, voller negativer sozialer Ausstrahlung.<br />

In den Schulbüchern tauchte der Name<br />

des Begründers der sozialen Marktwirtschaft,<br />

Ludwig Ehrhard, praktisch kaum<br />

noch auf. Es war, als schämte sich der<br />

westliche Wohlfahrtsstaat seiner Ernährer.<br />

Unternehmerischem Erfolg begegnete<br />

zunehmend Neid und Missgunst.<br />

Und unternehmerischem Scheitern wurde<br />

Häme und Verachtung entgegengebracht.<br />

Schmidt wollte dieser Entwicklung durch<br />

einen Wirtschaftspreis entschieden entgegenwirken.<br />

Es sollte eine Bühne geschaffen<br />

werden! Eine große Bühne, auf<br />

der mittelständische Unternehmer ehrliche<br />

Achtung und Anerkennung für ihre<br />

gewaltigen sozialen Leistungen erfahren<br />

sollen. Die Preisausschreibung und Verleihung<br />

des „Großen Preises des Mittelstandes“<br />

sollte öffentliche Diskussionen<br />

befördern. Der einfache Zusammenhang<br />

„Gesunder Mittelstand – starke Wirtschaft<br />

– mehr Arbeitsplätze“ musste<br />

wieder Akzeptanz finden.<br />

„So eine verrückte Idee!“<br />

Doch diese Idee auch in die Realität umzusetzen,<br />

war eine gewaltige Aufgabe.<br />

Unternehmensberater schätzten die<br />

Markteinführungskosten eines solchen<br />

Wettbewerbs auf mehrere Millionen D-<br />

Mark. Doch die hatte der Existenzgründer<br />

natürlich nicht. Es musste anders gehen.<br />

Es musste gelingen, fehlendes Kapital zu<br />

kompensieren. Indem Menschen für die<br />

Idee begeistert werden, ehrenamtliches<br />

Engagement ausgelöst wird, eine breite<br />

Initiative begründet wird.<br />

In zahlreichen Gesprächen und mit viel<br />

Zeiteinsatz ging es darum, Mitstreiter zu<br />

gewinnen. Zwar gab es viel Skepsis. Aber<br />

wenn es Schmidt hinbekommen sollte,<br />

den Wettbewerb zu etablieren, dann<br />

wollte so mancher sagen können: „Ich<br />

war von Anfang an dabei.“ Die Mehrzahl<br />

dieser Gespräche wurde mit Persönlichkeiten<br />

geführt, die mit ehrlichem Wollen<br />

und heißem Herzen die Initiative unterstützen<br />

wollten, weil sie sie für nötig<br />

hielten.<br />

Diese Gesprächspartner bildeten später<br />

die „Koordinierungsgruppe“ der u<br />

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32 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

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Neues Rathaus zu Leipzig<br />

Erstverleihung und fungierten zugleich<br />

als erste Jury. Einer von ihnen, Gerhard<br />

Schulz, ehemaliger Unternehmer und<br />

damals als Abgeordneter des Bundestages<br />

die Mühen des parlamentarischen<br />

Alltags gewohnt, erzählte Jahre später<br />

folgende Begebenheit: Als Helfried Schmidt<br />

nach dem Gespräch sein Leipziger<br />

Bundestagsbüro verließ, habe er an seinem<br />

Schreibtisch mit dem Kopf geschüttelt<br />

und gedacht: „Was für eine verrückte<br />

Idee!“ Aber dennoch hatte er „Ja“ zu seiner<br />

Mitwirkung in der Koordinierungsgruppe<br />

gesagt.<br />

Ohne Fördermittel<br />

Am 9. Dezember 1994 diskutierten die<br />

Mitglieder der Koordinierungsgruppe<br />

viele Details zu Auszeichnungskriterien,<br />

Ausschreibungsformalien und Jurorenarbeit.<br />

Behördenvertreter dachten darüber<br />

nach, ob es für eine solche Initiative<br />

nicht Fördermittel geben könne. Doch<br />

das war nicht im Sinne des Initiators Helfried<br />

Schmidt. Vor den Fördermittelbüros<br />

standen damals ganze Schlangen kluger<br />

Menschen. Sie alle wollten für ihre Ideen<br />

öffentliche Gelder haben. Bekamen sie<br />

es, war es meistens nach einer Weile<br />

verbraucht, aber die Idee dennoch nicht<br />

zum Leben erweckt worden.<br />

In diese Schlange wollte sich Helfried<br />

Schmidt nicht einreihen. Er wollte sich<br />

schon zu DDR-Zeiten nirgends anstellen,<br />

wenn es in der Mangelgesellschaft mal<br />

etwas zu kaufen gab. Sein Motto war es,<br />

zuerst etwas machen, etwas wirklich auf<br />

die Beine stellen und danach sehen, wer<br />

noch mit ins Boot genommen werden<br />

könnte und sollte.<br />

Von der Idee zur Skulptur<br />

Viele Entscheidungen waren gefällt, die<br />

ersten Schritte waren getan. Doch wie<br />

sollte der Preis aussehen? Er musste ein<br />

Symbol für Beharrlichkeit und Kraft, für<br />

etwas Aufstrebendes, aber auch Schönes<br />

sein. Was lag also näher, als bei den Profis<br />

der Leipziger Hochschule für Graphik und<br />

Buchkunst nach einer Umsetzung zu suchen.<br />

Für eine solche Aufgabe müssten<br />

sich doch Studenten begeistern lassen,<br />

dachte Schmidt. Die damalige Prorektorin<br />

dämpfte den Optimismus: „Unsere<br />

Studenten sind gut ausgelastet und arbeiten<br />

im Regelfall nicht ohne Geld.“<br />

Dennoch fand sich ein Graphikstudent,<br />

Karsten W. Kunert, der sich für diese<br />

Aufgabe begeistern ließ und mit dem<br />

zur Verfügung stehenden kleinen Honorar<br />

einverstanden war. Nach seinen<br />

Entwürfen entstand die erste Preisstatue<br />

als Gipsmodell. Eine Leipziger Firma<br />

fand die ganze Sache so großartig, dass<br />

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33<br />

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sie die Gussform für den ersten Bronzeabzug<br />

sponserte. Zudem sponserten die<br />

Natursteinwerke Beucha den Sockel aus<br />

edlem Granit.<br />

So entstand Anfang 1995 in einer Kunstgießerei<br />

der Messestadt die erste Bronzestatue.<br />

Später wurde diese Aufgabe<br />

von der Formguss GmbH aus Dresden<br />

übernommen. Geschäftsführer Bernd<br />

Voigtländer und Gießereileiter Gerd Göttermann<br />

begeisterten sich schnell für<br />

die Initiative. Das kommt nicht zuletzt<br />

dadurch zum Ausdruck, dass die aufwändigen<br />

Arbeitsleistungen der Produktion<br />

gesponsert und nur die Materialkosten<br />

berechnet wurden.<br />

Maximale Einfachheit<br />

Jetzt war er also fertig, der „Große Preis<br />

des Mittelstandes“. Aber wer sollte ihn<br />

bekommen? Nach welchen Kriterien<br />

sollte die Auszeichnung vergeben werden?<br />

Wie sollte das typisch Mittelständische<br />

an einem Unternehmen definiert<br />

werden und gleichzeitig die Vielfalt des<br />

Mittelstandes vom Bäckereibetrieb bis<br />

zum forschenden Hightech-Unternehmen<br />

Berücksichtigung finden? Und wie<br />

konnte man die Kompliziertheit der Bewertung<br />

in wenige Kriterien fassen?<br />

Der Schlüssel zur Lösung komplexer Aufgaben<br />

ist maximale Einfachheit. Konkret:<br />

Nur fünf Preiskriterien, und zwar die<br />

Wichtigen. Sie haben seit 30 Jahren bis<br />

heute ohne wesentliche Änderungen Bestand.<br />

Alle Kriterien müssen gleichzeitig<br />

erfüllt werden. Insofern ist jedes einzelne<br />

zugleich ein Ausschlusskriterium. Das<br />

sind sie:<br />

1. Gesamtentwicklung<br />

2. Arbeit und Ausbildung<br />

3. Innovation und Modernisierung<br />

4. Engagement in der Region<br />

5. Service, Kundennähe, Marketing<br />

Das Bündel der fünf Kriterien umreißt<br />

die gesellschaftliche Rolle der kleinen<br />

und mittleren Unternehmen insgesamt<br />

und branchenübergreifend, unabhängig<br />

von konkreten Eigentums- oder<br />

Rechtsformen. Ministerpräsident Prof.<br />

Dr. Kurt Biedenkopf schloss seine Ansprache<br />

1995 deshalb mit folgenden<br />

Worten: „Ich wünsche uns allen die in<br />

diesem Preis zum Ausdruck kommende<br />

wachsende Leistungsfähigkeit unseres<br />

Mittelstandes. Denn Sachsen wird nur<br />

gedeihen, … wenn viele, viele Menschen<br />

im Land bereit sind, sich selbständig zu<br />

machen, etwas zu unternehmen, etwas,<br />

was man fördern kann von Staats wegen,<br />

und was man auszeichnen kann durch<br />

den „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />

Partnersuche<br />

Nichts ist so stark, wie eine Idee, deren<br />

Zeit gekommen ist, schrieb Victor Hugo.<br />

Das zeigt sich daran, dass diese Idee<br />

von anderen Personen aufgegriffen und<br />

unterstützt wird. Zu den Mittelstands-<br />

Preis-Unterstützern der ersten Stunde<br />

gehörten unter anderem der damalige<br />

Wirtschaftschef des Regierungspräsidiums<br />

zu Leipzig, Jürgen Gunkel, der<br />

Stadtpräsident von Leipzig und Superintendent<br />

der Evangelischen Kirche Leipzig-Ost,<br />

Friedrich Magirius, der damalige<br />

Hauptgeschäftsführer der Industrie- und<br />

Handelskammer Leipzig, Hans-Dieter<br />

Manegold, der 2004 viel zu früh an<br />

einem Krebsleiden verstorbene ehemalige<br />

Vorsitzende der CDU-Fraktion im<br />

Sächsischen Landtag, Herbert Goliasch,<br />

der Präsident der Handwerkskammer u<br />

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf<br />

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34 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Leipzig, Joachim Dirschka, der langjährige<br />

Direktor des Leipziger Arbeitsamtes,<br />

Lothar Mayer und der Landesgeschäftsführer<br />

Sachsen des Bundes der Selbständigen-Deutscher<br />

Gewerbeverband, Hans<br />

Nerger.<br />

Daneben bedurfte es aber auch materieller<br />

Sicherstellung. Deshalb machte<br />

sich Helfried Schmidt auf den Weg nach<br />

Ismaning bei München, dem damaligen<br />

Standort der Deutschland-Zentrale von<br />

Apple. Er präsentierte dem überraschten<br />

Chef Jan Gesmar Larsen erst seine Idee<br />

eines Wirtschaftswettbewerbes für den<br />

Mittelstand. Und bat ihn anschließend<br />

um Unterstützung. Schließlich hatte<br />

auch der Apple-Gründer Steve Jobs in<br />

den 70er Jahren mit einer bloßen Idee<br />

angefangen. Larsen ließ sich tatsächlich<br />

mitreißen. Gemeinsam mit der Firma<br />

Systematics GmbH (Berlin/Leipzig)<br />

sponserte er einen Graphikarbeitsplatz,<br />

so dass die begleitende Medienarbeit<br />

auf hohem Niveau fortgeführt werden<br />

konnte.<br />

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Die Preisträger der ersten Auszeichnungsgala 1995<br />

Erstausschreibung<br />

Leipzig war Anfang der 90er Jahre die<br />

Boom-Stadt schlechthin. Zeitungsreportagen<br />

schwärmten von den zahlreichen<br />

Baukränen, mit denen Dutzende Bauunternehmen<br />

das Antlitz der alten Messe-<br />

und Handelsstadt erneuerten. Das<br />

zog zahlreiche Investoren an. Auch die<br />

schweizerische Mövenpick-Gruppe eröffnete<br />

am Naschmarkt ihr Restaurant.<br />

Der damalige Direktor Josef Hutter war<br />

ein Verfechter mittelständischer Wirtschaftsstrukturen<br />

und begeisterte sich<br />

beim gemeinsamen Mövenpick-Frühstück<br />

spontan für Schmidts Idee: Sobald<br />

die erste Preisverleihung stattfinden<br />

würde, wollte er das Buffet sponsern.<br />

Als Stadtrat für Bauwesen und Leipziger<br />

Bürgermeister war Rudolf Ahnert der<br />

erste Vertreter der Stadt Leipzig, der das<br />

Projekt „Mittelstands-Wettbewerb“ kennenlernte.<br />

Ihm ist es wesentlich zu verdanken,<br />

dass die erste Preisverleihung<br />

am 25. März 1995 kostenfrei im Marmorsaal<br />

des Neuen Rathauses der Stadt<br />

Leipzig stattfinden konnte, zugleich dem<br />

noch immer größten Rathaus der Welt.<br />

Vor allem Städte und Gemeinden, aber<br />

auch Unternehmerverbände nominierten<br />

etwa 120 Unternehmen zur Auszeichnung.<br />

Darunter waren reprivatisierte<br />

Firmen, die 1972 enteignet wurden und<br />

„richtige“ Existenzgründer. Weiterhin Betriebe,<br />

die als Management-buy-in oder<br />

Management-buy-out aus Treuhandfirmen<br />

gegründet wurden und natürlich<br />

auch Handwerksbetriebe, die die DDR<br />

überlebt hatten und denen nach 1990<br />

ein mitunter beispielloser wirtschaftlicher<br />

Aufstieg glückte.<br />

Im Sommer und Herbst 1994 tagte erstmals<br />

die Jury. Für die Industrie- und Handelskammer<br />

wurden Wolfgang Krondorf<br />

und Dr. Bernd Müller Juroren, für die<br />

Handwerkskammer der Geschäftsführer<br />

Frank Schneiderheinze, für die Stadt Leipzig<br />

der Amtsleiter Wirtschaftsförderung,<br />

Dr. Michael Schimansky.<br />

Erstverleihung<br />

Nun kam es darauf an, eine ordentliche<br />

Preisverleihung zu organisieren. Raum,<br />

Ort, Redner, Programm, Gäste – alles<br />

musste stimmen. Und beim wirtschaftlichen<br />

Konzept der privaten Initiative durften<br />

praktisch keine Kosten entstehen. Mit<br />

einer Künstleragentur aus Leipzig wurde<br />

ein kleines Konzertprogramm mit Preisträgern<br />

des Bundesausscheids „Jugend<br />

musiziert“ abgestimmt. Prof. Dr. Kurt Biedenkopf,<br />

der damalige Ministerpräsident<br />

von Sachsen, begann dann auch seine<br />

Festrede mit einem Verweis auf den kulturellen<br />

Teil: „Robert Schumann hat vor<br />

150 Jahren bei der Komposition seines<br />

Klavierstückes „Aufschwung“ ganz sicher<br />

nicht daran gedacht, dass damit einmal<br />

eine Preisverleihung für mittelständische<br />

Unternehmer in Leipzig eröffnet<br />

werden wird …“<br />

300 Gäste waren der Einladung gefolgt,<br />

die Preisträger zu würdigen. Das Ambiente<br />

des Marmorsaals im Neuen Rathaus<br />

zu Leipzig war angemessen feierlich. Die<br />

Präsidenten der Handwerkskammer,<br />

Joachim Dirschka, der Industrie- und<br />

Handelskammer, Dr. Rudolf Sommerlatt<br />

und des Regierungspräsidiums, Walter<br />

Christian Steinbach, waren gekommen<br />

und hielten selbst die Laudationen für<br />

Sonderpreise, die im Namen ihrer Institutionen<br />

vergeben wurden. Die Stadt<br />

Leipzig wurde vertreten durch den Wirtschaftsdezernenten<br />

Christian Jacke.<br />

Alle Preisträger waren anwesend. In<br />

diesem ersten Jahr wurden die meisten<br />

noch persönlich als Preisträger eingeladen,<br />

um die Veranstaltung abzusichern.<br />

Ein Jahr später wurde auf diese<br />

Sicherheit verzichtet. Kein Unternehmen<br />

erhielt vor der Veranstaltung die<br />

Information, ob es Preisträger sein wird,<br />

oder nicht. Im Resultat dieser riskanten<br />

Strategie wurde eine ganz besondere<br />

Spannung erzeugt, die seitdem die Galaabende<br />

auszeichnet. Auch wenn die<br />

erste Preisverleihung 1995 diesen Überraschungseffekt<br />

noch nicht enthielt<br />

– der feierlichen Atmosphäre tat das<br />

keinen Abbruch. Keiner der Preisträger<br />

dieses Jahres hat „seine“ Auszeichnung<br />

vergessen.<br />

Anschließend beköstigte Mövenpick wie<br />

vereinbart die Gäste mit einem umfangreichen<br />

Buffet, Reporter interviewten<br />

strahlende Preisträger, und der obligatorische<br />

Small Talk begann. Alle konnten<br />

zufrieden sein. Von der Leipziger Volkszeitung<br />

über Radiosender bis zum Mitteldeutschen<br />

Rundfunk wurde berichtet.<br />

Die Premiere war geglückt. •<br />

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35


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KOLUMNE<br />

37<br />

„Wir bitten nach vorn …“<br />

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Kaum zu glauben, aber wahr: Seit drei<br />

Jahrzehnten erstrahlt der September in<br />

einem ganz besonderen Licht – dem Licht<br />

unserer zahlreichen Preisverleihungen!<br />

Man könnte fast meinen, dieser Monat<br />

wurde eigens dafür geschaffen, um herausragende<br />

Leistungen zu würdigen<br />

und gemeinsam unsere Erfolge zu feiern.<br />

Wenn die ersten Blätter von den Bäumen<br />

fallen und die Luft eine kühle Frische erhält,<br />

wissen wir alle, was das bedeutet:<br />

Die Zeit der glitzernden Trophäen und<br />

feierlichen Reden ist gekommen. Dreißig<br />

Jahre sind eine lange Zeit, und wenn<br />

wir zurückblicken, wird uns klar, wie viele<br />

herausragende Persönlichkeiten und<br />

Projekte wir in dieser Zeit geehrt haben.<br />

Jeder Preis, der verliehen wurde, erzählt<br />

seine eigene Geschichte – von Leidenschaft,<br />

Innovation und dem unermüdlichen<br />

Streben nach Exzellenz.<br />

Doch seien wir ehrlich, wer könnte<br />

dem Charme und der Aufregung einer<br />

Preisverleihung widerstehen? Diese<br />

Veranstaltungen sind der perfekte Anlass,<br />

um die besten Outfits aus dem<br />

Schrank zu holen und sich einmal wie<br />

ein Filmstar auf dem roten Teppich zu<br />

fühlen. Man könnte meinen, wir hätten<br />

ein geheimes Abkommen mit den Modehäusern,<br />

denn jedes Jahr überbieten<br />

sich die Anwesenden in Eleganz und Stil.<br />

Und nicht zu vergessen die After-Show-<br />

Partys! Manchmal frage ich mich, ob die<br />

eigentlichen Preisverleihungen nur der<br />

Vorwand sind, um gemeinsam die Nacht<br />

zum Tag zu machen.<br />

Neben all dem Glanz und Glamour ist der<br />

September jedoch auch eine Zeit der Reflektion.<br />

Wir ehren nicht nur die Besten<br />

unter uns, sondern lassen uns auch inspirieren.<br />

Jeder Preisträger erinnert uns<br />

daran, was möglich ist, wenn man mit<br />

Herzblut und Hingabe bei der Sache ist.<br />

Ihre Geschichten motivieren uns, selbst<br />

immer wieder nach Höherem zu streben<br />

und das Beste aus uns herauszuholen.<br />

In diesem Sinne: Lasst uns den September<br />

weiterhin mit Begeisterung und<br />

Freude feiern. Mögen die nächsten dreißig<br />

Jahre ebenso glanzvoll und inspirierend<br />

sein wie die vergangenen. Auf viele<br />

weitere Momente des Jubels und der<br />

Anerkennung – und natürlich auf viele<br />

unvergessliche Nächte!<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Petra Tröger<br />

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38 Wirtschaft<br />

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Deutschland<br />

ist ein Einreise- und<br />

Australien ist ein<br />

Einwanderungsland<br />

Wie sich Australien im Gegensatz zu Deutschland verändert hat,<br />

von Matthias Weik, einem intimen Kenner beider Länder.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


39<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Zahlreiche deutsche Politiker bezeichnen<br />

Deutschland als Einwanderungsland.<br />

Kritiker der Einwanderungspolitik<br />

bezeichnen Deutschland als ein Einreiseland,<br />

in dem die Einreisenden selbst<br />

bestimmen, wann und aus welchem<br />

Grund und oftmals ohne jegliche Papiere<br />

eingereist wird. Im klassischen<br />

Einwanderungsland Australien ist dies<br />

undenkbar. Dort bestimmt einzig und<br />

allein der Staat, wer wann einreisen<br />

und schlussendlich einwandern darf.<br />

Illegale Einreisen sind auf Grund eines<br />

kompromisslosen Grenzschutzes unmöglich.<br />

Melbourne - 5,3 Millionen<br />

Metropole sicher und sauber<br />

2005, als ich Australien verließ, hatte<br />

Melbourne 3,5 Millionen Einwohner.<br />

<strong>2024</strong> sind es bereits über 5,3 Millionen.<br />

Unzählige moderne Mehrfamilienhäuser<br />

und Wolkenkratzer sind in den<br />

letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden<br />

geschossen. Im Vergleich zu deutschen<br />

Großstädten ist Melbourne jedoch nicht<br />

schmutziger und unsicherer geworden.<br />

Nein, es ist anders als viele deutsche<br />

Großstädte, sauberer geworden und<br />

sicher geblieben. Melbourne hat es<br />

geschafft seine Straßen, Fußgängerzonen<br />

und Parks unfassbar sauber zu<br />

bekommen. Selbst Zigarettenstummel<br />

(1 Packung Zigaretten kostet 50 Australische<br />

Dollar (AUD) knapp 31 Euro)<br />

sind kaum auf den Straßen zu finden.<br />

Regelmäßige Reinigung und Wartung,<br />

effiziente Müllabfuhrsysteme und umfassende<br />

Recyclingprogramme und<br />

äußerst strenge Anti-Littering-Gesetze<br />

in Kombination mit hohen Bußgeldern<br />

für das Wegwerfen von Abfällen haben<br />

dazu beigetragen, dass die öffentlichen<br />

Räume wie Parks, Straßen und Plätze<br />

der Stadt äußerst sauber sind. 385 AUD<br />

(239 EUR) werden für ein kleines Stück<br />

Abfall fällig. Eine angezündete Zigarette<br />

oder brennender Abfall, schlagen<br />

mit 769 AUD (477 EUR) zu Buche. Für<br />

Unternehmen sind es 1.923 AUD (1.193<br />

EUR) für ein kleines Stück Abfall beziehungsweise<br />

3.846 AUD (2.386 EUR) für<br />

eine angezündete Zigarette oder brennenden<br />

Abfall.<br />

Starke Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen,<br />

effektive Polizeiarbeit,<br />

Überwachungstechnologie sowie Gemeinschaftsprogramme<br />

und Initiativen,<br />

die die Zusammenarbeit zwischen Polizei<br />

und Gemeinschaft fördern, haben<br />

das Sicherheitsgefühl der Bewohner<br />

gestärkt und eine Kultur der Wachsamkeit<br />

und Zusammenarbeit gefördert.<br />

Ferner müssen Ausländer, die Gesetze<br />

maßgeblich übertreten<br />

das Land verlassen. Haftstrafen<br />

von über zwölf<br />

Monaten führen zur sofortigen<br />

Abschiebung.<br />

Aufenthaltsgenehmigungen<br />

können für<br />

Nicht-Australier selbst<br />

bei Kleindelikten entzogen<br />

werden.<br />

Der Staat bestimmt<br />

wer einreist<br />

Trotz seiner Größe (Australien:<br />

7,688 Millionen<br />

Quadratkilometer, 26,9<br />

Millionen Einwohner;<br />

Deutschland: 357.592<br />

Quadratkilometer, 83,8<br />

Millionen Einwohner)<br />

sind offene Grenzen in<br />

Australien ein Fremdwort.<br />

Das Land steht für<br />

umfassende Grenzkontrollen<br />

und hat mit die<br />

härtesten Einreiseregeln<br />

und Einwanderungsbestimmungen<br />

weltweit.<br />

Diese Maßnahmen sind<br />

darauf ausgelegt, die<br />

Sicherheit des Landes<br />

und die Integrität der<br />

nationalen Grenzen zu<br />

gewährleisten, die nationale<br />

Souveränität zu<br />

schützen und die einheimische<br />

Bevölkerung<br />

vor potenziellen Bedro-<br />

hungen von außen zu bewahren. Australien<br />

lehnt den UN-Migrationspakt<br />

ab. Das Land setzt auf eine gezielte Einwanderung<br />

und auf harte Abschieberegelungen.<br />

Ohne Visum keine Einreise<br />

Eine der grundlegendsten Regelungen<br />

ist die Visumpflicht. Unabhängig vom<br />

Herkunftsland müssen alle Reisenden,<br />

die nach Australien einreisen möchten,<br />

vor ihrer Ankunft ein Visum beantragen<br />

und erhalten. Kurzum: Ohne Visa u<br />

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40 Wirtschaft<br />

© MATTHIAS WEIK<br />

(es gibt über 120 verschiedene<br />

Visa) kommt niemand<br />

ins Land. Bleibt<br />

selbst ein Tourist länger als<br />

erlaubt im Land, kann dies<br />

eine Inhaftierung und Abschiebung<br />

zur Folge haben.<br />

Belastung des<br />

Gesundheitssystem unerwünscht<br />

Australien legt großen Wert auf den<br />

Schutz der öffentlichen Gesundheit<br />

und der nationalen Sicherheit. Demgemäß<br />

müssen Reisende strenge Gesundheitskontrollen<br />

durchlaufen, um<br />

sicherzustellen, dass sie keine ansteckenden<br />

Krankheiten ins Land bringen.<br />

Zu diesen Maßnahmen gehören: Gesundheitsuntersuchungen:<br />

Bestimmte<br />

Visa-Kategorien erfordern eine ärztliche<br />

Untersuchung, um sicherzustellen, dass<br />

Antragsteller keine ernsthaften Gesundheitsprobleme<br />

haben, die<br />

die australische Bevölkerung<br />

gefährden könnten. Reisende,<br />

insbesondere Studenten und<br />

Arbeitsmigranten, müssen nachweisen,<br />

dass sie eine gültige<br />

Krankenversicherung haben, die<br />

ihre medizinischen Bedürfnisse<br />

während ihres Aufenthalts abdeckt. Wer<br />

nach Australien einwandern möchte,<br />

darf keine schweren Krankheiten haben.<br />

Im Verlauf des Visumsantrags muss eine<br />

medizinische Untersuchung durchgeführt<br />

werden. Per Definition zählen zu<br />

schweren Krankheiten alle Krankheiten,<br />

die das australische Gesundheitssystem<br />

finanziell langfristig belasten. Ob das<br />

australische Gesundheitssystem finanziell<br />

langfristig belastet wird, entscheidet<br />

ein Commonwealth Medical Officer.<br />

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WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />

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Landessicherheit ist oberstes Gebot<br />

Um die Sicherheit zu gewährleisten,<br />

sammelt Australien biometrische Daten<br />

wie Fingerabdrücke und Gesichtsscans<br />

von Visumantragstellern. Diese<br />

Daten werden mit internationalen Datenbanken<br />

abgeglichen, um Personen<br />

mit kriminellem Hintergrund (selbst Urlaubern,<br />

die in ihrem Leben eine mehr<br />

als zwölfmonatige Haftstrafe in ihrem<br />

Heimatland verbüßt haben, ist die Einreise<br />

nach Australien permanent untersagt.<br />

Dabei ist es egal, ob die Strafe auf<br />

Bewährung ausgesetzt war oder nicht)<br />

oder terroristischen Verbindungen zu<br />

identifizieren und ihre Einreise zu verhindern.<br />

Alle Visumantragsteller müssen<br />

umfassende Hintergrundüberprüfungen<br />

durchlaufen, die Informationen über ihre<br />

kriminelle Vergangenheit und Sicherheitsbedenken<br />

umfassen. Ferner werden<br />

alle Gepäckstücke bei der Einreise<br />

vom Zoll gründlich untersucht, Reisende<br />

müssen eine Zollerklärung ausfüllen, in<br />

der sie alle mitgeführten Gegenstände<br />

angeben. Zusammengefasst: Australien<br />

prüft, im Gegensatz zu Deutschland, sehr<br />

genau und weiß schlussendlich auch exakt,<br />

wer sich im Land aufhält. Dank dieser<br />

Maßnahmen gehört Australien zu einem<br />

der sichersten und stabilsten Länder der<br />

Welt.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


41<br />

© MATTHIAS WEIK<br />

Hauptbahnhof kein<br />

Kriminalitätshotspot<br />

Während rund um deutsche Bahnhöfe<br />

die Kriminalität explodiert, ist beispielsweise<br />

Melbournes Hauptbahnhof<br />

Flinders Street Station, die Innenstadt<br />

und der öffentliche Nahverkehr<br />

(Tagesticket kostet ca. 6 Euro) auch<br />

für Frauen zu später Stunde sicher. Im<br />

Gegensatz zu deutschen Innenstädten<br />

hat sich die Bevölkerungsstruktur, nicht<br />

nur um den Hauptbahnhof in Melbourne,<br />

kaum sichtbar verändert.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Illegale Einreise unmöglich<br />

Während in Deutschland illegale Migration<br />

mit einem Bleiberecht oder sogar<br />

mit einem deutschen Pass dotiert werden<br />

kann, weht in Australien ein vollkommen<br />

anderer Wind. In Australien bestimmt<br />

einzig und allein der Staat wer<br />

einreisen darf und wer nicht. Das Land<br />

hat strenge Maßnahmen zur Kontrolle<br />

illegaler Einwanderung eingeführt,<br />

einschließlich Offshore-Verarbeitungszentren<br />

für Asylsuchende. Personen,<br />

die ohne gültiges Visum versuchen, auf<br />

dem Seeweg nach Australien zu gelangen,<br />

werden in Verarbeitungszentren<br />

auf Inseln wie Nauru oder Manus Island<br />

gebracht. Diese Politik soll illegale<br />

Einwanderung und gefährliche Überfahrten<br />

verhindern. Illegale Einwanderung<br />

wird nicht toleriert. Dem Department<br />

of Home Affairs zu Folge wird<br />

jeder, der versucht, mit einem Boot unerlaubt<br />

nach Australien einzureisen, an<br />

seinen Ausgangsort zurückgeschickt,<br />

in sein Heimatland zurückgebracht<br />

oder zur Bearbeitung in ein Drittland<br />

gebracht. Dies bedeutet jedoch nicht,<br />

dass Australien keine Flüchtlinge aufnimmt.<br />

Seit 1947 hat das Land über<br />

958.000 Flüchtlingsvisa ausgestellt.<br />

Seit 2013 waren es allein 150.000.<br />

66.530 Kilometer Seegrenze können<br />

in Australien ge-sichert werden<br />

Den 27 EU-Ländern mit über 448 Millionen<br />

Einwohnern ist es offenkundig<br />

nicht möglich, eine Küstenline von<br />

67.770 Kilometern zu sichern. Für das<br />

26,12 Millionen Einwohner starke Australien<br />

und dessen Küstenwache stellt u<br />

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42 Wirtschaft<br />

die Sicherung einer Küstenlänge von<br />

66.530 Kilometern keinerlei Problem<br />

dar. Obwohl Papua-Neuguinea lediglich<br />

150 Kilometer mit dem Schiff entfernt<br />

ist. Laut dem Department of Home Affairs<br />

hat Australien seit 2013 Australien<br />

jedes Boot abgefangen, das versucht<br />

hat, illegal einzureisen. Jedes Schiff wird<br />

genau beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit<br />

einer illegalen Einwanderung nach<br />

Australien ist gleich null.<br />

NO WAY -Kampagne<br />

2014 führte die australische Regierung<br />

die „No Way“-Kampagne ein, um<br />

potenzielle illegale Migranten davon<br />

abzuhalten, nach Australien zu kommen.<br />

Diese Kampagne zielte darauf<br />

ab, die Botschaft zu verbreiten, dass<br />

Menschen, die<br />

versuchen, ohne<br />

gültiges Visum<br />

auf dem Seeweg<br />

nach Australien<br />

zu gelangen, keine<br />

Chance auf<br />

eine Ansiedlung<br />

in Australien haben<br />

werden. Die<br />

Hauptbotschaft<br />

der Kampagne<br />

lautete: „No way.<br />

You will not make<br />

Australia home.“<br />

Die „No Way“-<br />

Plakate und andere<br />

Informationsmaterialien<br />

der Kampagne wurden auf vielfältige<br />

Weise und an verschiedenen Orten<br />

verbreitet:<br />

1. Transitländer und Herkunftsländer<br />

Die Plakate und Informationsmaterialien<br />

wurden in verschiedenen Transit-<br />

und Herkunftsländern verbreitet,<br />

aus denen viele der Bootsflüchtlinge<br />

ursprünglich stammten oder durch<br />

die sie auf ihrem Weg nach Australien<br />

reisten. Diese Länder umfassen<br />

unter anderem: Indonesien. Da viele<br />

Bootsflüchtlinge von Indonesien aus<br />

die gefährliche Reise nach Australien<br />

antraten, war Indonesien ein wichtiger<br />

Ort für die Verbreitung der Kampagne.<br />

Auch aus Sri Lanka kamen viele Migranten,<br />

die versuchten, nach Australien<br />

zu gelangen. Selbiges gilt für Pakistan<br />

und Afghanistan. Diese Länder<br />

waren ebenfalls Ziel der Informationskampagne,<br />

um potenzielle Migranten<br />

abzuschrecken.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


43<br />

book, X (vormals Twitter) und YouTube<br />

wurden genutzt, um Videos und andere<br />

Inhalte zu teilen, die die Botschaft der<br />

Kampagne unterstrichen.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

2. Flüchtlingslager<br />

Die Kampagne wurde auch in verschiedenen<br />

Flüchtlingslagern verbreitet,<br />

in denen sich viele Menschen<br />

aufhielten, die möglicherweise eine Reise<br />

nach Australien in Erwägung zogen.<br />

© MATTHIAS WEIK<br />

3. Internationale Medien<br />

Die australische Regierung nutzte auch<br />

internationale Medienkanäle, um die<br />

Botschaft der „No Way“-Kampagne zu<br />

verbreiten. Dazu gehörten Fernsehspots<br />

und Radiowerbung die in mehreren<br />

Ländern ausgestrahlt wurden,<br />

sowie gedruckte Anzeigen in internationalen<br />

Zeitungen und <strong>Magazin</strong>en.<br />

4. Digitale Medien und Online-Plattformen<br />

Regierungswebsites und speziell<br />

eingerichtete Seiten informierten<br />

über die strengen australischen<br />

Einwanderungsgesetze.<br />

Soziale Medien Plattformen wie Face-<br />

5. Dokumentarfilme und<br />

Informationsveranstaltungen<br />

In einigen Fällen wurden Dokumentarfilme<br />

und Informationsveranstaltungen<br />

organisiert, um potenzielle Migranten<br />

über die Risiken der illegalen<br />

Einwanderung und die australischen<br />

Gesetze zu informieren.<br />

6. Konsulate und Botschaften<br />

Australische Konsulate und Botschaften<br />

spielten eine Schlüsselrolle bei der<br />

Verbreitung der Kampagnenbotschaft.<br />

Hier wurden Informationsmaterialien<br />

verteilt und lokale Medienauftritte organisiert.<br />

7. Grenz- und Küstenwachen<br />

Zusätzlich zu den Plakaten und Medienkampagnen<br />

wurden Boote der australischen<br />

Küstenwache mit Bannern<br />

und Beschilderungen ausgestattet,<br />

die dieselbe Botschaft übermittelten.<br />

Diese Schiffe patrouillierten häufig in<br />

Gewässern, die von Schmugglern und<br />

illegalen Migranten genutzt wurden. u


44 Wirtschaft<br />

Einwanderung qualifizierter Fachkräfte<br />

Australien legt großen Wert auf die<br />

Einwanderung qualifizierter Fachkräfte,<br />

nicht aber auf die Einwanderung von<br />

Unqualifizierten. Das Punktesystem,<br />

das 1989 eingeführt wurde, ist ein zentrales<br />

Element dieser Politik. Bewerber<br />

erhalten Punkte basierend auf Faktoren<br />

wie Alter, Berufserfahrung, Qualifikationen<br />

und Englischkenntnissen. Das Ziel<br />

ist es, Einwanderer zu gewinnen, die in<br />

Berufen arbeiten können, in denen in<br />

Australien ein Mangel besteht.<br />

Einwanderung in das australische<br />

Sozialsystem ist unerwünscht.<br />

In Deutschland haben laut Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) 62,8 Prozent<br />

aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten<br />

nach Sozialgesetzbuch (SGB) II<br />

– früher Hartz IV, heute Bürgergeld genannt<br />

– einen Migrationshintergrund.<br />

In Australien stehen die Interessen<br />

des Landes und seiner Bürger im Fokus.<br />

Dementsprechend ist die Einwanderung<br />

in das Sozialsystem ausdrücklich<br />

nicht erwünscht.<br />

Bewohner Australiens sind reicher<br />

Die australische Wirtschaft hat über<br />

die vergangenen 20 Jahre ein nicht<br />

zu verkennendes Wachstum verzeichnet.<br />

Das BIP hat sich allein zwischen<br />

2001 und 2012 mehr als vervierfacht. Im<br />

Jahr 2023 betrug das Bruttoinlandsprodukt<br />

rund 1.741 Mrd. USD (Deutschland<br />

4,46 Mrd USD). Die Arbeitslosen-<br />

rate beträgt gegenwättig 3,9 Prozent<br />

(Deutschland 5,8 Prozent). Australiens<br />

Inflation erreichte Anfang <strong>2024</strong><br />

einen Höchststand von knapp 8 Prozent.<br />

Nach 400 Basispunkten Zinserhöhungen<br />

seit Mai 2022 - von 0,1 Prozent<br />

auf 4,1 Prozent hat sich die Inflation<br />

bereits auf 6 Prozent verlangsamt.<br />

Die Wirtschaft schwächelt, dennoch ist<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

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45<br />

SCHILLING ENGINEERING<br />

Reinraumsysteme<br />

© MATTHIAS WEIK<br />

eine Rezession unwahrscheinlich.<br />

Das Durchschnittsgehalt in Australien<br />

beträgt 54.200 Euro (Deutschland<br />

51.876 Euro). Bis ca. 120.000 AUD (71.600<br />

Euro) im Jahr werden 32-35% Steuern<br />

fällig. Der Spitzensteuersatz liegt bei<br />

45 Prozent und wird ab 180.000 AUD<br />

(107.389 Euro) im Jahr gezahlt. Strom<br />

kostete für Privathaushalte 2023 fast<br />

50 Prozent weniger als in Deutschland.<br />

Der Benzinpreis liegt momentan bei<br />

knapp einem Euro pro Liter. Die Bewohner<br />

Australiens sind wesentlich reicher<br />

als Deutschlands Bewohner und der<br />

Reichtum ist gerechter verteilt. Das<br />

Vermögen pro erwachsener Person<br />

beträgt laut dem UBS Global Wealth<br />

Report in Australien 496.820 USD. In<br />

Deutschland sind es 256.180 USD. Das<br />

Medianvermögen (teilt man die Haushalte<br />

in eine reichere und eine ärmere<br />

Hälfte, so ist das Medianvermögen der<br />

Wert, der exakt in der Mitte liegt.) pro<br />

erwachsener Person beträgt in Australien<br />

247.450 USD in Deutschland 66.735<br />

USD. Dies hängt auch damit zusammen,<br />

dass Australien die Einwanderung von<br />

unqualifizierten zumeist mittellosen<br />

Wirtschaftsflüchtlingen seit Jahrzehnen<br />

strikt verhindert. Erwünscht sind<br />

hingegen einerseits hochqualifizierte<br />

junge Menschen (bis 45 Jahre) und andererseits<br />

wohlhabende und gesunde<br />

ältere Menschen welchen, dank Investitionen<br />

im Millionenbereich, in Australien<br />

ein sogenanntes Investor-Visum<br />

gewährt und somit eine Einwanderung<br />

ermöglicht wird. •<br />

Über den Autor<br />

Preisträger<br />

im Wettbewerb<br />

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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Matthias Weik hat seit Ende der 90er Jahre eine enge Beziehung zu Australien.<br />

Er hat viele Jahre in Melbourne gelebt und studiert sowie an der RMIT University 2005<br />

sein erstes Studium abgeschlossen. Seitdem besucht er das Land regelmäßig, Freunde<br />

aus „Down Under“ besuchen ihn in Europa. Im Juni war er wieder in Melbourne<br />

und musste drastische Unterschiede zu Deutschland feststellen.<br />

Er befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte<br />

für Exitstrategien. Er zählt mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren<br />

im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster<br />

Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. www.matthias-weik.com<br />

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46 Wirtschaft<br />

© FREEPIK.COM


47<br />

KI<br />

KI, digitaler Zwilling,<br />

Energiewende<br />

und mehr<br />

Die digitale Transformation in Deutschland<br />

aus der Sicht von Kunal Purohit,<br />

Chief Digital Services Officer des indischen<br />

IT-Riesen Tech Mahindra<br />

Deutschland ist ein Beweis für seine<br />

technische Exzellenz, seine hochwertigen<br />

Produkte und sein reiches industrielles<br />

Erbe, die seit vielen Jahren den<br />

Grundstein seiner Wirtschaft bilden.<br />

Das Land ist sich der Bedeutung der<br />

Digitalisierung in der heutigen globalen<br />

Wirtschaft bewusst und hat darauf<br />

hingearbeitet. Deutschland hat bei<br />

der Industrialisierung Pionierarbeit<br />

geleistet und behauptet weiterhin<br />

seine Führungsrolle in der Industrie.<br />

Jüngsten Berichten zufolge wird für<br />

den deutschen Markt für Informationstechnologie<br />

und Kommunikation<br />

bis <strong>2024</strong> ein Wachstum von 4,4 Prozent<br />

erwartet, was über den Prognosen für<br />

das deutsche BIP liegt. Dieses Wachstum<br />

zeigt, dass Deutschland sich der<br />

Digitalisierung verschrieben hat und<br />

eine führende Position im industriellen<br />

und technologischen Bereich einnimmt.<br />

Intelligenter werden mit KI<br />

KI wirkt sich erheblich auf Unternehmen<br />

und die Arbeitsweise aus: Generative<br />

KI entwickelte sich zu einem<br />

leistungsstarken und benutzerfreundlichen<br />

Werkzeug, während sich die<br />

traditionelle KI weiterentwickelte, die<br />

Produktivität steigerte und die Umsatzströme<br />

förderte. Der Bereich der KI<br />

ging über Datenwissenschaftler und<br />

Software-Ingenieure hinaus, und normale<br />

Wissensarbeiter konnten ihre Fähigkeiten<br />

zur Erstellung von Inhalten<br />

nutzen.<br />

Branchenberichten zufolge wird erwartet,<br />

dass KI-gesteuerte Produktverbesserungen<br />

die Verbrauchernachfrage<br />

ankurbeln und bis 2030 zu etwa 45 %<br />

des weltweiten Wirtschaftswachstums<br />

beitragen werden. Für fortgeschrittene<br />

Volkswirtschaften wie Deutschland,<br />

wo etwa ein Drittel des BIP-Ziels für<br />

2030 von Produktivitätssteigerungen<br />

abhängt, könnte die KI den dringend<br />

benötigten Schub zur Erreichung ihrer<br />

Ziele liefern.<br />

Unternehmen in Deutschland haben KI<br />

bereits aktiv in ihre Abläufe integriert.<br />

So wird beispielsweise die KI-gestützte<br />

vorausschauende Wartung eingesetzt,<br />

um die Effizienz zu steigern und Ausfallzeiten<br />

in der Fertigung zu reduzieren.<br />

Unternehmen nutzen die KI-Technologie<br />

für verschiedene Zwecke, z. B.<br />

für die autonome Optimierung, die<br />

Überwachung intelligenter Netze und<br />

die Umsetzung der vorausschauenden<br />

Wartung in ihren Industrieanlagen.<br />

Das Potenzial der Technologie<br />

des digitalen Zwillings vor Augen haben<br />

Die Technologie des digitalen Zwillings<br />

hat tiefgreifende Auswirkungen<br />

auf die Zukunft der Fertigung und u


48 Wirtschaft<br />

© PIXABAY.COM<br />

Produktentwicklung und bietet einen<br />

revolutionären Ansatz für Design, Simulation<br />

und Wartung. Der digitale<br />

Zwilling – ein dynamisches, digitales<br />

Abbild physischer Anlagen – ermöglicht<br />

es Unternehmen, die Leistung ihrer<br />

Produkte und Abläufe zu optimieren.<br />

In Deutschland beschleunigt der Automobil-<br />

und Fertigungssektor die<br />

Einführung der digitalen Zwillingstechnologie.<br />

Durch die Erstellung virtueller<br />

Darstellungen von Fahrzeugen<br />

oder Produktionssystemen können Unternehmen<br />

Verschleißerscheinungen<br />

vorhersagen, Reaktionen auf Veränderungen<br />

simulieren und das Produktdesign<br />

verbessern, noch bevor Prototypen<br />

gebaut werden. Dies verkürzt die Entwicklungszeit<br />

und -kosten und ermöglicht<br />

nachhaltigere Fertigungsverfahren,<br />

indem Abfall und Energieverbrauch<br />

minimiert werden. Das Potenzial geht<br />

über die Automobilindustrie hinaus<br />

und verspricht, die Stadtplanung, das<br />

Energiemanagement und das Gesundheitswesen<br />

zu verändern, indem detaillierte<br />

Simulationen und vorausschauende<br />

Analysen angeboten werden.<br />

Aufschwung der Automatisierung<br />

und der Automobilindustrie<br />

Deutschland, ein Vorreiter in der Industrieautomatisierung,<br />

ist seit jeher<br />

führend in der Unternehmensautomatisierung.<br />

Diese Dominanz wurde<br />

durch die plötzliche Verlagerung zur<br />

Telearbeit und die Einführung digitaler<br />

Lösungen, die durch den Beginn der<br />

COVID-19 Pandemie ausgelöst wurde,<br />

noch deutlicher. Die Investitionen in<br />

die Automatisierung sind stetig gestiegen<br />

und haben die rasche Einführung<br />

der Unternehmensautomatisierung<br />

und der digitalen Transformation in<br />

deutschen Unternehmen vorangetrieben.<br />

Das Engagement des Landes für die<br />

Automatisierung zeigt sich in den<br />

schwindelerregenden Zahlen: Weltweit<br />

sind etwa 3,5 Millionen Industrieroboter<br />

im Einsatz. Deutschland gehört<br />

mit einem Marktanteil von 36 % und<br />

über 221.500 eingesetzten Industrierobotern<br />

zu den fünf führenden Ländern<br />

weltweit – der höchste Wert in Europa.<br />

Unterstützt wird diese Leistung durch<br />

Initiativen der Regierung wie „Industrie<br />

4.0“, einem strategischen Plan zur<br />

Förderung der Integration von Automatisierung<br />

und Digitalisierung in der<br />

Fertigung.<br />

Deutsche Unternehmen haben Pionierarbeit<br />

bei innovativen Automatisierungslösungen<br />

geleistet, von<br />

intelligenten Fabriken und automatisierten<br />

Produktionslinien bis hin zu autonomen<br />

Logistiksystemen. Darüber hinaus<br />

treibt Deutschlands Schwerpunkt<br />

auf Forschung und Entwicklung u<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

49


50 Wirtschaft<br />

die kontinuierliche Innovation voran,<br />

was durch Initiativen und die Zusammenarbeit<br />

zwischen akademischen<br />

Einrichtungen und Industriegiganten<br />

veranschaulicht wird.<br />

Die deutsche Automobilindustrie ist<br />

weltweit führend und hat ein großes<br />

Interesse daran, die Technologie des<br />

autonomen Fahrens voranzutreiben.<br />

Um dies zu erreichen, nutzen die Hersteller<br />

modernste KI und Algorithmen<br />

des maschinellen Lernens, um die Sicherheit<br />

im Straßenverkehr und die<br />

Effizienz zu erhöhen. Darüber hinaus<br />

macht das Land erhebliche Fortschritte<br />

bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen,<br />

um die Kohlenstoffemissionen<br />

zu bekämpfen, wobei der Schwerpunkt<br />

auf der Batterietechnologie und der Ladeinfrastruktur<br />

liegt.<br />

Darüber hinaus hat das Aufkommen<br />

der intelligenten Mobilität die Integration<br />

von Kommunikationsnetzen<br />

innerhalb der Fahrzeuge und zwischen<br />

Fahrzeugen und Infrastruktur gefördert,<br />

was zu einem vernetzten und<br />

hochentwickelten Verkehrsökosystem<br />

führt. Die deutschen Automobilhersteller<br />

stehen an der Spitze dieser Revolution,<br />

treiben Innovationen voran<br />

und verschieben die Grenzen dessen,<br />

was Automobile leisten können.<br />

Mehr Cybersicherheit im Mix<br />

Mit der zunehmenden Integration von<br />

Automatisierung und digitalen Technologien<br />

in Unternehmen erweitert sich<br />

die Bedrohungslandschaft, insbesondere<br />

im Bereich der Betriebstechnologie<br />

(OT). Die Cybersicherheit ist zu einer<br />

entscheidenden Säule der modernen<br />

Industriestrategie geworden, insbesondere<br />

da sich die Fertigungsanlagen<br />

zu intelligenten Fabriken entwickeln.<br />

Die vernetzte Natur dieser Umgebungen<br />

ermöglicht zwar Effizienz und<br />

Innovation, birgt aber auch erhebliche<br />

Schwachstellen. Cyberangriffe auf die<br />

OT können die Produktion unterbrechen,<br />

Sicherheitssysteme gefährden<br />

und erhebliche wirtschaftliche Verluste<br />

verursachen.<br />

Aus diesem Grund betonen deutsche<br />

Branchenführer und Regierungsinitiativen<br />

die Bedeutung robuster<br />

Cybersicherheitsmaßnahmen. Dazu<br />

gehören die Entwicklung sicherer<br />

Kommunikationsprotokolle für industrielle<br />

Steuerungssysteme, die Implementierung<br />

fortschrittlicher Lösungen<br />

zur Erkennung von und Reaktion auf<br />

Bedrohungen sowie die Bildung von<br />

Cybersicherheitsclustern, die die Zusammenarbeit<br />

zwischen Unternehmen,<br />

Forschungseinrichtungen und<br />

Sicherheitsbehörden fördern. Ziel ist<br />

es, eine robuste digitale Infrastruktur<br />

zu schaffen, die kritische Industrieanlagen<br />

schützt und die sichere Einführung<br />

von Automatisierungs- und Digitaltechnologien<br />

unterstützt.<br />

Energiewende<br />

Die deutsche Energiewende ist ein<br />

entscheidender Schritt auf dem Weg<br />

in eine nachhaltigere Zukunft – besonders<br />

wichtig in einer Zeit, in der die<br />

ökologische Nachhaltigkeit weltweit<br />

an erster Stelle steht. Die Energiewende<br />

ist tief verwurzelt in der Nutzung<br />

erneuerbarer Energiequellen wie Solar-<br />

und Windenergie und stellt einen<br />

Paradigmenwechsel gegenüber den<br />

traditionellen, emissionsintensiven<br />

Energieerzeugungsmethoden dar. Von<br />

zentraler Bedeutung für diesen Wandel<br />

ist der Einsatz von Spitzentechnologien<br />

wie intelligenten Zählern und intelligenten<br />

Netzen. Diese Technologien<br />

ermöglichen intelligente Versorgungsnetze,<br />

die eine effiziente Energieverteilung<br />

und -nutzung gewährleisten.<br />

Intelligente Zähler beispielsweise revolutionieren<br />

die Überwachung und<br />

Verwaltung des Energieverbrauchs und<br />

ermöglichen eine Datenanalyse in Echtzeit<br />

sowie eine effizientere Energienutzung.<br />

Intelligente Netze wiederum<br />

verwandeln die Energieinfrastruktur in<br />

ein flexibleres und reaktionsfähigeres<br />

System, das in der Lage ist, verschiedene<br />

erneuerbare Energiequellen zu<br />

integrieren, Angebot und Nachfrage<br />

auszugleichen, den Energiefluss zu optimieren<br />

und die Verschwendung zu<br />

verringern. Dadurch werden die Treibhausgasemissionen<br />

erheblich reduziert<br />

und die Zuverlässigkeit und Effizienz<br />

der Energieversorgung verbessert.<br />

Die Energiewende in Deutschland ist<br />

mehr als ein politischer Wandel; sie ist<br />

eine umfassende Umgestaltung des<br />

Energiesektors, bei der Technologien<br />

eingesetzt werden, um den Weg in eine<br />

saubere, emissionsfreie Zukunft zu ebnen.<br />

Deutschland ist bei seinem Ziel,<br />

bis 2030 80 % der Energieversorgung<br />

aus erneuerbaren Energien zu gewinnen,<br />

auf einem guten Weg, denn die<br />

Bundesregierung hat fast 60 Milliarden<br />

Euro bereitgestellt, um die Bemühungen<br />

des Landes zur Emissionsreduzierung<br />

bis <strong>2024</strong> zu unterstützen<br />

Mit Volldampf voraus<br />

Die Konvergenz von KI, Machine Learning<br />

(ML), Internet of Things (IoT), digitalen<br />

Zwillingen und Automatisierung<br />

zeigt das transformative Potenzial der<br />

deutschen IT-Landschaft. Diese Technologien<br />

sind nicht nur Trends, sondern<br />

integrale Bestandteile, die Branchen<br />

umgestalten, Innovationen vorantreiben<br />

und die menschliche Interaktion<br />

mit Technologie neu definieren.<br />

Diese Technologien haben sogar den<br />

Fachkräftemangel in Deutschland<br />

vermindert, da KI und ML die Rekrutierungsprozesse<br />

optimieren und eine<br />

schnellere und effizientere Talentakquise<br />

ermöglichen. In ähnlicher Weise<br />

verbessert das IoT die betriebliche Effizienz<br />

in der Industrie und verringert<br />

die Abhängigkeit von umfangreicher<br />

manueller Arbeit, und die Digitalisierung<br />

automatisiert Routineaufgaben,<br />

wodurch Arbeitnehmer für komplexere<br />

Aufgaben frei werden.<br />

Ihre kollektiven Auswirkungen reichen<br />

weit über die Grenzen der einzelnen<br />

Sektoren hinaus und versprechen Effizienz,<br />

Skalierbarkeit und neue Möglichkeiten.<br />

Die Nutzung dieser Fortschritte<br />

fördert einen Wettbewerbsvorteil und<br />

trägt gleichzeitig den gesellschaftlichen<br />

Bedürfnissen Rechnung. Sie erfordert<br />

jedoch auch durchdachte ethische<br />

Überlegungen und integrative<br />

Ansätze, um eine nachhaltige Zukunft<br />

zu gewährleisten. •<br />

Kunal Purohit ist Chief<br />

Über den Autor<br />

Digital Services Officer des<br />

indischen IT-Riesen Tech<br />

Mahindra mit Sitz in Pune.<br />

Das Unternehmen wurde<br />

1986 gegründet und erwirtschaftete<br />

im Geschäftsjahr<br />

2019/2020 5,182 Milliarden<br />

US-Dollar Umsatz. Die Zahl<br />

der Mitarbeiter weltweit lag bei 120.000. In 60<br />

Ländern hat Tech Mahindra Filialen oder Niederlassungen.<br />

Die Mahindra-Gruppe ist ein indischer<br />

Mischkonzern mit 200.000 Mitarbeitern, der<br />

auch in Deutschland aktiv ist.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


51<br />

Die Verpackungslösungen der Zukunft<br />

sind LASER-fokussiert auf Nachhaltigkeit.<br />

Flöter / AirWave Packaging hat deshalb eine beispiellose Produktpalette<br />

an umweltfreundlichen Alternativen zu herkömmlichen Kunststoffen<br />

oder Knüllpapieren entwickelt. PaperWave ® ist DER Gamechanger für<br />

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und 100% recyceltem Papier, recycelbar im Papiermüll, HOMEkompostierbar<br />

und ClimatePartner zertifiziert.<br />

PaperWave ® Luftpolster gewannen die Deutschen, Europäischen<br />

und Amerikanischen Verpackungspreise und den Europäischen<br />

Nachhaltigkeitspreis.<br />

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Steueroase im Orient?<br />

Über Buchführungspflicht und die Körperschaftsteuer in Dubai<br />

Seit Jahren zog die glitzernde Wüstenstadt<br />

am Persischen Golf Investoren und<br />

Selbstständige an. Insbesondere das<br />

günstige Abgabensystem war für Unternehmer<br />

außerordentlich attraktiv und<br />

verlieh Dubai den Status eines Steuerparadieses.<br />

Denn weder die Einkommensnoch<br />

die Unternehmensbesteuerung, die<br />

in Deutschland einen festen Bestandteil<br />

des Steuersystems darstellen, fanden hier<br />

Anwendung. 2018 führte die arabische<br />

Regierung lediglich eine Mehrwertsteuer<br />

in Höhe von 5 Prozent ein, die – mit einigen<br />

Ausnahmen – auf Dienstleistungen<br />

und Produkte erhoben wird.<br />

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53<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Schnell war der Mythos geboren, dass<br />

in Dubai keine Buchführungspflicht<br />

besteht. Denn wer keine Steuererklärung<br />

abgeben muss, braucht auch keine<br />

Nachweise dokumentieren. Nur 5 Jahre<br />

später, Juni 2023, endete die steuerfreie<br />

Zeit jedoch. Das Emirat führte eine Körperschaftsteuer<br />

ein und plötzlich war die<br />

lückenlose Dokumentation<br />

von Geschäftsvorgängen, die<br />

tatsächlich durchaus seit jeher<br />

bestand, wenn auch ohne<br />

einen steuerlichen Zweck zu<br />

erfüllen, ein extrem wichtiges<br />

Thema. Was genau steckt dahinter?<br />

© PIXABAY.COM | ALEXAS_FOTOS<br />

Von Freibeträgen und<br />

Schlupflöchern<br />

Seit dem 1. Juni 2023 erhebt<br />

Dubai auf Gewinne ansässiger<br />

Unternehmen eine Körperschaftsteuer<br />

in Höhe von<br />

9 Prozent. Für alle Firmen, die<br />

nicht in einer Freihandelszone<br />

operieren, spielt die neue<br />

Steuer eine große Rolle. Auch<br />

Unternehmen, die den Hauptsitz<br />

in anderen Ländern haben,<br />

aber eine Tochterfirma oder eine Zweigstelle<br />

in den VAE besitzen, sind von dieser<br />

Regelung betroffen. Wie sich die Körperschaftsteuer<br />

auswirkt, ist letztendlich<br />

abhängig vom individuellen Einkommen<br />

und dem Geschäftsmodell. Handelt es<br />

sich bei einem Unternehmen um eine<br />

Public Joint Stock Company, ähnlich wie<br />

eine börsenorientierte Aktiengesellschaft<br />

in Deutschland, kommen weitere<br />

Regelungen hinzu.<br />

Beispielsweise müssen sie ihre Bilanzen<br />

jährlich veröffentlichen, da ihre Aktien<br />

an Börsen gehandelt werden und somit<br />

ein öffentliches Interesse an der finanziellen<br />

und wirtschaftlichen Situation im<br />

Vordergrund steht. Dabei existiert allgemein<br />

ein Freibetrag, der Unternehmern<br />

einen gewissen Freiraum lässt. Für im sogenannten<br />

Mainland, also dem Festland<br />

der Emirate, ansässige Unternehmen, die<br />

offiziell beim Wirtschaftsministerium angemeldet<br />

sind, ist ein Beitrag von 375.000<br />

VAE-Dirham (AED) vorgesehen, rund<br />

94.000 Euro. Davon profitieren insbesondere<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

(KMUs), da der Freibeitrag ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit unterstützt. Unter<br />

bestimmten Umständen können Firmen<br />

auch gänzlich von der neuen Besteuerung<br />

befreit werden. In den<br />

VAE gegründete Holding-Gesellschaften<br />

sind beispielsweise<br />

von der Körperschaftsteuer<br />

ausgenommen. Gewinnen<br />

oder bauen Firmen natürliche<br />

Ressourcen ab, gilt für sie die<br />

neue Regelung nicht, da diese<br />

bereits auf gesonderte Art und<br />

Weise besteuert werden. Auch<br />

Dividenden und andere Kapitalerträge<br />

sind von dem neuen<br />

System nicht betroffen.<br />

Freihandelszonen stellen eine<br />

weitere Ausnahme von der<br />

neuen Steuer dar. Denn diese<br />

bleiben weiterhin autonome<br />

Steuerregime. Obwohl hier registrierte<br />

Unternehmen auch<br />

eine jährliche Erklärung einreichen<br />

müssen, wird die Körperschaftsteuer<br />

mit null Prozent berechnet.<br />

In den festgelegten Bereichen, wie der Jebel<br />

Ali Free Zone, müssen Unternehmen<br />

außerdem keine Mehrwertsteuer auf<br />

importierte Waren und Dienstleistungen<br />

zahlen und profitieren zudem von Zollerleichterungen.<br />

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54 Wirtschaft<br />

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Fundamentale Reformen<br />

Im Grunde müssen Unternehmer tiefgreifende<br />

Veränderungen in ihren bisherigen<br />

Buchhaltungspraktiken vornehmen.<br />

Denn jetzt gilt es unbedingt<br />

Buch zu führen, um eine lückenlose<br />

Dokumentation der Geschäftsvorgänge<br />

sicherzustellen. Dafür empfiehlt<br />

die Regierung der VAE die Implementierung<br />

von international anerkannten<br />

Standards und Verfahren zur Bilanzierung.<br />

Obwohl dies keine allgemeingültige<br />

Verpflichtung ist, gilt die<br />

Anwendung des IFRS-Verfahrens als<br />

die naheliegendste Wahl. Denn diese<br />

Standards stellen eine global anerkannte<br />

Grundlage für Jahresabschlüsse<br />

dar und legen eine transparente<br />

Finanzberichterstattung fest. Somit<br />

ermöglichen sie aussagekräftige und<br />

vergleichbare Informationen über die<br />

Finanz-, Ertrags- und Vermögenslage<br />

von Unternehmen.<br />

In Deutschland hingegen sind mehrheitlich<br />

staatliche Unternehmen, Banken<br />

und Finanzinstitute sowie mittlere<br />

und große Unternehmen dazu obligiert,<br />

sich an den IFRS zu orientieren. Weiterhin<br />

stehen Firmen in Dubai nun auch<br />

in der Pflicht, eine Gewinn- und Verlustrechnung<br />

zu erstellen. Kapitalgesellschaften<br />

müssen sich zudem einer<br />

jährlichen Wirtschaftsprüfung unterziehen,<br />

wobei das erste Geschäftsjahr<br />

frei wählbar ist und zwischen 6 und 18<br />

Monaten lang sein kann.<br />

Jetzt heißt es: gegensteuern<br />

Mit dieser neuen Besteuerung sind<br />

Unternehmer mit verschiedenen Auswirkungen<br />

konfrontiert. In erster Linie<br />

stehen sie in der Pflicht, einen Teil des<br />

Jahresumsatzes an den Staat abzugeben.<br />

Um rechtliche Konsequenzen zu<br />

vermeiden, gilt es auf die rechtzeitige<br />

Registrierung, korrekte Buchhaltung,<br />

Einreichung von Steuererklärungen sowie<br />

alle relevanten Vorschriften zu achten.<br />

Dabei erweisen sich die Freihandelszonen<br />

und die damit verbundenen<br />

Vorteile als attraktiv. In Zukunft könnte<br />

in diesen Bereichen also eine verstärkte<br />

Ansiedlung stattfinden.<br />

Für langjährig im Mainland ansässige<br />

Unternehmen eröffnet sich hingegen<br />

ein großes Problem: Wer während der<br />

vergangenen Geschäftsjahre mangels<br />

Nachweispflicht keine Bücher geführt<br />

hat, muss sich die Frage stellen, wie<br />

die Eröffnungsbilanz für die Körperschaftsteuer<br />

aussehen soll und wie sie<br />

über die vergangenen Jahre hinweg<br />

rekonstruiert werden kann. Insbesondere<br />

für solche Unternehmer ist es<br />

dringend ratsam, sich Beratung von<br />

kompetenten Steuerberatern vor Ort<br />

zu suchen. Sie sind in der Lage, auf der<br />

Basis der im Land vorherrschenden Vorschriften<br />

und Gegebenheiten die individuelle<br />

Situation besser einzuschätzen<br />

und entsprechende Empfehlungen<br />

auszusprechen.<br />

Auch wer mit dem Gedanken spielt, ein<br />

Unternehmen in Dubai zu gründen<br />

oder eine Tochtergesellschaft in den<br />

VAE zu eröffnen, sollte von Anfang an<br />

ein Steuerbüro konsultieren. Auf diese<br />

Weise können Selbstständige sich adäquat<br />

auf die neuen steuerlichen Regelungen<br />

vorbereiten. •<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

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55<br />

Steuern-Vielfalt in der EU<br />

(Anmerkung der Redaktion)<br />

5. Kapitalertragssteuer: Zwischen 10 %<br />

(Bulgarien) und 42 % (Dänemark)<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

1. Einkommenssteuer: Einige EU-Länder<br />

haben eine Flat Tax von 10 % (Bulgarien),<br />

15 % (Ungarn) oder 20 % (Estland), während<br />

andere Länder progressive Steuersätze<br />

von bis zu 45 % (Deutschland) oder<br />

60 % (Schweden) haben.<br />

2. Körperschaftssteuer: Liegt zwischen<br />

9 % (Ungarn) und 35 % (Malta).<br />

3. Umsatzsteuer: Liegt zwischen 17 %<br />

(Luxemburg) und 27 % (Ungarn).<br />

4. Sozialabgaben: Arbeitnehmerbeiträge<br />

zwischen 2 % (Estland) und 27,65 % (Niederlande).<br />

Arbeitgeberbeiträge zwischen<br />

2,25 % (Rumänien) und 45 % (Frankreich).<br />

6. Vermögenssteuer: Zwischen 0 %<br />

(Deutschland und die meisten anderen<br />

EU-Länder) und 3,5 % (Spanien).<br />

7. Erbschafts- und Schenkungssteuer:<br />

Neun EU-Länder, darunter Österreich<br />

und Estland, verzichten völlig auf die<br />

Erhebung einer Erbschaftssteuer. In<br />

Deutschland beträgt sie bis zu 50 %.<br />

8. Umweltsteuern: In den baltischen<br />

Staaten Estland, Lettland und Litauen<br />

sowie in Ungarn sind die spezifischen<br />

Umweltsteuern, insbesondere auf<br />

CO2-Emissionen, weniger umfangreich<br />

und stark als in vielen anderen<br />

EU-Ländern.<br />

Prof. Dr. Christoph Juhn<br />

Über den Autor<br />

promovierte zum Dr. jur. im<br />

internationalen Unternehmens-<br />

& Umwandlungssteuerrecht<br />

und wurde zum<br />

Professor für Steuerrecht<br />

an der FOM Hochschule<br />

Bonn berufen. Parallel dazu<br />

gründete er unter anderem<br />

die JUHN Partner GmbH<br />

und den erfolgreichen YouTube-Kanal @juhnsteuerberater.<br />

JUHN Partner ist eine Kanzlei mit<br />

Standorten in Köln, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt<br />

am Main und Dubai. Weitere Informationen unter<br />

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56 Wirtschaft<br />

© THE WHITE HOUSE<br />

BY SHEALAH CRAIGHEAD<br />

vs.<br />

Trump<br />

Harris<br />

© THE WHITE HOUSE<br />

BY ADAM SCHULTZ<br />

Eine Einschätzung von Andreas Heine, US-Repräsentant der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Donald Trump<br />

Der Parteitag der Republikaner machte<br />

deutlich, wie Donald Trumps Regierungsstil<br />

in einer zweiten Amtszeit aussehen<br />

würde: durchsetzungsfähig, kontrovers<br />

und uneingeschränkt. Wenn er die Wahlen<br />

im November gewinnt, würde Trump<br />

ohne die Last, jemals wieder auf einem<br />

Wahlzettel erscheinen zu müssen, ins<br />

Weiße Haus zurückkehren.<br />

Auf dem Parteitag versprach Trump, die<br />

Preise zu senken, die Grenze zwischen<br />

den USA und Mexiko zu schließen und<br />

internationale Konflikte zu beenden.<br />

Populismus und Protektionismus<br />

In Reden, auf seiner Wahlkampf-Website<br />

und im offiziellen Programm der Republikaner<br />

hat Trump eine umfassende Agenda<br />

für eine zweite Amtszeit skizziert, die<br />

Themen wie Nationalismus, Populismus<br />

und Protektionismus aufgreift. Er forderte<br />

eine Verschärfung der US-Grenzen,<br />

die Abschiebung von Millionen illegal im<br />

Land lebenden Einwanderern und die<br />

Einführung strenger Zölle gegen Verbündete<br />

und Gegner gleichermaßen. Er<br />

stellte den Wert internationaler Institutionen<br />

in Frage, lobte starke ausländische<br />

Führer und kritisierte die Unterstützung<br />

der USA für den Krieg der Ukraine gegen<br />

Russland.<br />

Weniger im Fokus von Trump und seinem<br />

Team stehen die Grundprinzipien,<br />

die Konservative seit Jahrzehnten vertreten:<br />

freie Märkte, starkes internationales<br />

Engagement und die Eindämmung von<br />

Defiziten. Während die neu verabschiedete<br />

republikanische Plattform im Großen<br />

und Ganzen <strong>Ausgabe</strong>nkürzungen und<br />

die Abschaffung kostspieliger Vorschriften<br />

fordert, legt sie keinen Plan zur Bewältigung<br />

des Defizits vor.<br />

Der Erfolg oder Misserfolg einer zweiten<br />

Amtszeit von Trump wird zum Teil davon<br />

abhängen, welche Partei den Kongress<br />

kontrolliert. Wenn Trump einer gespaltenen<br />

Regierung vorsteht, könnten die Demokraten<br />

viele seiner Schritte vereiteln.<br />

Niedrigere Steuern,<br />

weniger Vorschriften<br />

Sollte er wiedergewählt werden, hat<br />

Trump versprochen, die gezielten Zölle,<br />

die er während seiner vierjährigen Amtszeit<br />

angewendet hat, auszuweiten. Er hat<br />

einen pauschalen Zoll von 10 % auf importierte<br />

Waren vorgeschlagen, um andere<br />

Länder zu bestrafen und heimische<br />

Industrien zu schützen. Er hat die Idee ins<br />

Spiel gebracht, das gesamte Einkommensteuersystem<br />

durch Zölle zu ersetzen.<br />

Trump möchte die bald auslaufenden<br />

Steuersenkungen aus dem von ihm unterzeichneten<br />

Gesetz von 2017 dauerhaft<br />

machen und fordert eine Senkung des<br />

Körperschaftssteuersatzes von 21% auf 15<br />

%, im Gegensatz zu den Demokraten, der<br />

den Körperschaftssteuersatz auf 28% anheben<br />

möchte.<br />

Starke Grenzen und schwache Allianzen<br />

Zum Thema Einwanderung, seinem<br />

wichtigsten Thema, sagte Trump, er<br />

werde die größte Abschiebeaktion für<br />

illegale Immigranten in der Geschichte<br />

der USA initiieren. Trump hat eine<br />

nichtinterventionistische Außenpolitik<br />

formuliert, die zum Teil auf der Zurückhaltung<br />

beruht, sich auf ausländische<br />

Verstrickungen einzulassen. Er hat ohne<br />

Beweise behauptet, dass er im Falle seiner<br />

Wahl die Kriege in der Ukraine und im<br />

Gazastreifen beenden würde.<br />

Kamala Harris<br />

Kamala Harris ist bekannt für ihre energische<br />

Verteidigung des Abtreibungsrechts,<br />

ihre Rolle innerhalb der Biden-Regierung<br />

in den Bereichen Einwanderung<br />

und Grenzsicherheit und ihr Vermächtnis<br />

als Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin<br />

von Kalifornien.<br />

Aber die Wirtschaft ist ein zentrales<br />

Wahlkampfthema, und dort sind ihre Positionen<br />

und politischen Ziele noch nicht<br />

so klar definiert. Ihre Bilanz lässt jedoch<br />

einige Hinweise auf ihre Prioritäten erkennen,<br />

darunter einen Schwerpunkt auf<br />

Geringverdiener, Frauen, kleine Unternehmen<br />

und Mittelschichtsfamilien.<br />

Als Vizepräsidentin ist Harris in wirtschaftlichen<br />

Fragen weitgehend im<br />

Gleichschritt mit Präsident Biden geblieben,<br />

und einige Analysten sehen dies als<br />

Wegweiser.<br />

Vor ihrer Zeit in der Regierung unterschied<br />

sie sich manchmal von Biden<br />

– insbesondere in der Handels- und Klimapolitik<br />

– und befürwortete oft größere<br />

staatliche Eingriffe in die Wirtschaft.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


57<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Die wirtschaftliche Herausforderung<br />

Harris‘ unmittelbarste Hürde könnte darin<br />

bestehen, die mürrischen Ansichten<br />

der Amerikaner über das wirtschaftliche<br />

Erbe ihrer eigenen Regierung zu überwinden.<br />

Unter Biden stieg die Inflation<br />

im Jahr 2022 auf ein 40-Jahres-Hoch. Die<br />

Auswirkungen reichten von steigenden<br />

Preisen im Lebensmittelgeschäft bis hin<br />

zu Zinserhöhungen der Federal Reserve,<br />

die dazu beitrugen, dass es vielen Amerikanern<br />

schwerer fiel, sich Hypotheken<br />

zu leisten und Häuser zu kaufen.<br />

Einige Aspekte von Bidens wirtschaftlichem<br />

Erbe sind günstiger. Die Wirtschaft<br />

expandierte und das Beschäftigungswachstum<br />

war stark, so dass der<br />

Anteil der erwerbstätigen US-Amerikaner<br />

in ihren besten Arbeitsjahren (im<br />

Alter von 25 bis 54 Jahren) den höchsten<br />

Stand seit 2001 erreicht hat. Das Lohnwachstum<br />

übersteigt die Inflation, insbesondere<br />

bei Arbeitnehmern mit niedrigem<br />

Einkommen.<br />

Steuern<br />

Als Vizepräsident hat Harris Bidens<br />

Steueragenda unterstützt, die dazu aufruft,<br />

Unternehmen und Haushalte mit<br />

hohem Einkommen mehr zahlen zu<br />

lassen. Wie alle anderen Demokraten<br />

im Senat stimmte Harris 2017 gegen<br />

das republikanische Steuergesetz, das<br />

die Steuersätze für Einzelpersonen und<br />

Unternehmen senkte und einige Steuererleichterungen<br />

beschnitt.<br />

Handel<br />

Als Kandidat für den Senat und als Senator<br />

war Harris in zwei wichtigen Handelsabkommen<br />

mit Biden unterschiedlicher Meinung.<br />

Eine davon war die Transpazifische Partnerschaft,<br />

ein umfassendes Handelsabkommen<br />

zwischen den USA, Japan und zehn<br />

anderen Ländern rund um den Pazifik, das<br />

während der Obama-Regierung im Jahr<br />

2015 geschlossen wurde. Harris lehnte das<br />

Abkommen als Senatskandidatin im Jahr<br />

2016 ab und erklärte den Medien, sie sei<br />

darüber besorgt Auswirkungen auf Arbeitnehmer<br />

und das Klima.<br />

Dieses Handelsabkommen scheiterte praktisch<br />

nach der Wahl Ende 2016, und Trump<br />

zog sich nach seinem Amtsantritt offiziell<br />

aus dem Abkommen zurück.<br />

Als Senator war Harris eine von zehn, die<br />

gegen das Abkommen zwischen den USA,<br />

Mexiko und Kanada gestimmt haben, eine<br />

neu ausgehandelte Version des Nordamerikanischen<br />

Freihandelsabkommens, das<br />

Trump häufig anpreist.<br />

Löhne und Bezahlung<br />

Während ihres Präsidentschaftswahlkampfs<br />

2020 legte Harris eine Reihe von Vorschlägen<br />

vor, die darauf abzielten, Ungleichheit zu verringern<br />

und Lohnunterschiede zu verringern.<br />

Der Hauptfokus war dabei auf Minderheiten.<br />

Energie und Klima<br />

Harris war als Senator und Präsidentschaftskandidat<br />

2020 ein Befürworter<br />

des Green New Deal, der darauf abzielte,<br />

die US-Wirtschaft schnell von fossilen<br />

Brennstoffen zu entwöhnen und gleichzeitig<br />

die Energie- und Übertragungsinfrastruktur<br />

des Landes zu überarbeiten.<br />

Im Jahr 2022 stimmte Harris als Vizepräsident<br />

im Senat mit entscheidender<br />

Mehrheit für die größte Investition des<br />

Landes im Kampf gegen den Klimawandel,<br />

den Inflation Reduction Act. Dieses<br />

Gesetz sah Steuergutschriften in Höhe<br />

von Hunderten Milliarden Dollar für<br />

Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien<br />

und Fertigungsprojekte vor, die darauf<br />

abzielen, eine Lieferkette für Batterien<br />

und andere kritische Komponenten zu<br />

schaffen. •<br />

Über den Autor<br />

Andreas Heine ist<br />

seit vielen Jahren Managing<br />

Partner der Pegasus Partners,<br />

Atlanta, mit umfangreicher<br />

Erfahrung im Investmentbanking<br />

und transatlantischen<br />

Beteiligungstransaktionen.<br />

Er ist US-Repräsentant<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

berät deutsche Mittelständler<br />

bei ihrer Expansion in die USA und steht im<br />

November in Deutschland für 1:1 Gespräche bereit.<br />

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58 Wirtschaft<br />

EU fordert nationale<br />

Cybersicherheitsstrategie<br />

Haben mittelständische Unternehmen „NIS-2“ auf dem Schirm?<br />

dungssituation kann sehr schnell eintreten<br />

und EU-weite Dimensionen erlangen.<br />

Die Notwendigkeit für verstärkte Maßnahme<br />

zur Netz- und Informationssicherheit<br />

ist angesichts einer zunehmenden<br />

Anzahl und Komplexität von Cyberangriffen<br />

auf kritische Infrastrukturen und<br />

Digitaldienstleister in Europa wichtiger<br />

denn je.<br />

NIS-2-Richtlinie der EU<br />

greift ab Oktober <strong>2024</strong><br />

Noch vor der Europawahl hat die Europäische<br />

Union mit Einführung der Networkand-Information-Security-Richtlinie<br />

2.0<br />

(NIS-2-Richtlinie) einen wichtigen Schritt<br />

zur Stärkung der Cybersicherheit ihrer<br />

Mitgliedsstaaten unternommen. Die NIS-<br />

2-Richtlinie ist nach der „Richtlinie über<br />

Maßnahmen zur Gewährleistung einer<br />

hohen gemeinsamen Netz- und Informationssicherheit“<br />

benannt und zielt darauf<br />

ab, die Widerstandsfähigkeit und Cybersicherheitskapazitäten<br />

in der EU zu verbessern.<br />

Ein wesentlicher Aspekt der NIS-2-Richt-<br />

Am Freitag, dem 19. Juli <strong>2024</strong> erlebte auch<br />

der Normalbürger in Deutschland das<br />

Thema Cyber-Sicherheit in seiner Komplexität.<br />

Nicht ein Cyber-Angriff, sondern<br />

lediglich die Implementierung einer Sicherheitssoftware<br />

führte zu weltweiten<br />

Ausfällen im Flugverkehr und bei weiteren<br />

Infrastrukturen. Stundenlang war die IT-<br />

Struktur lahmgelegt. Ein aktueller Anlass,<br />

der Unternehmen daran erinnern sollte,<br />

dass mit der NIS-2-Richtline der EU auch<br />

auf mittelständische Unternehmen neue<br />

Anforderungen hinsichtlich IT-Sicherheit<br />

zukommen.<br />

Kritische Infrastrukturen und deren Sicherheit<br />

stehen nicht nur in der Energiewirtschaft<br />

oder risikobelasteten Branchen<br />

seit Jahren im Fokus. Unser Alltagsleben<br />

und demzufolge auch die Unternehmenslandschaft<br />

ist digital geworden. Die Resilienz<br />

dieser Systeme und demzufolge die<br />

Vermeidung von Störungen und Absicherung<br />

gegen sogenannte Cyber-Angriffe<br />

von außen steht heute ganz oben auf der<br />

Agenda der Unternehmensführung. Eine<br />

Reihe von Beispielen zeigen, die Gefährlinie<br />

ist die Ausweitung ihres Geltungsbereichs.<br />

Während die ursprüngliche<br />

NIS-Richtlinie hauptsächlich auf Betreiber<br />

kritischer Infrastrukturen wie in den<br />

Sektoren Energie, Verkehr, Banken und<br />

Gesundheitswesen abzielte, erweitert die<br />

NIS-2-Richtlinie den Fokus auf eine größere<br />

Anzahl von Sektoren. Dazu gehören nun<br />

auch Anbieter digitaler Dienste, Hersteller<br />

von medizinischen Geräten, Rechenzentren<br />

und kommunale Eigenbetriebe.<br />

Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen<br />

und Organisationen, angemessene Cybersicherheitsmaßnahmen<br />

zu ergreifen sowie<br />

schwerwiegende Vorfälle zu melden.<br />

Die EU-Staaten sind gefordert, die NIS-<br />

2-Richtlinie bis zum Oktober <strong>2024</strong> in nationales<br />

Recht umzusetzen. Deutschland<br />

steht damit unter Druck, die Vorgaben<br />

fristgerecht umzusetzen, um finanzielle<br />

Strafzahlungen zu vermeiden und den<br />

Schutz kritischer Infrastrukturen zu gewährleisten<br />

Doch wie bekannt ist diese<br />

Richtlinie und ihre Auswirkungen bei den<br />

Unternehmen? Und wie reagiert die Bundesregierung<br />

auf den Termin?<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

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einsetzbaren Stromverbrauchern und -erzeugern in finanziell wirtschaftlichere<br />

Zeiträume. Neben den reinen Energiekosten berücksichtigt unsere<br />

Lösung, der SE²O<strong>PT</strong>IMIZER, auch die Anlagen-, Personal- und Lagerkosten.<br />

Alle sensiblen Werte und Daten bleiben dabei im Unternehmen, ebenso<br />

die Anlagenhoheit.<br />

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Nachhaltige Lösungen, die weiterbringen.<br />

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59<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Ist die Umsetzungsfrist bis Oktober <strong>2024</strong><br />

zu halten?<br />

Die Ampelregierung erweckt auf vielen Politikfeldern<br />

den Eindruck, man will bis zur<br />

Bundestagswahl 2025 über „die Runden<br />

kommen“. Zwar hat die Bundesregierung<br />

am 24. Juli nun auch einen Kabinettsentwurf<br />

zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie<br />

und zur Stärkung der Cybersicherheit beschlossen.<br />

Der Entwurf muss allerdings<br />

noch das parlamentarische Verfahren<br />

durchlaufen und der Bundestag befand<br />

sich in der Sommerpause. Welche Folgen<br />

dies zeigen kann und welche Qualität<br />

dann das Gesetz besitzt, kennen wir mit<br />

dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) aus<br />

dem Jahr 2023. Zumal die EU-Vorgaben bis<br />

zum Oktober dieses Jahres in nationales<br />

Recht umgesetzt sein sollen.<br />

Der Kabinettsentwurf sieht vor, dass<br />

rund 29.500 Unternehmen künftig umfassende<br />

IT-Sicherheitsmaßnahmen ergreifen<br />

müssen. Dazu zählt die Meldung<br />

von IT-Sicherheitsvorfällen innerhalb von<br />

24 Stunden und die Nachreichung detaillierter<br />

Berichte nachreichen. Als zentrale<br />

Aufsichtsbehörde soll das Bundesamt für<br />

Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)<br />

fungieren und umfangreiche Kontrollund<br />

Durchsetzungsbefugnisse erhalten.<br />

Mit einem dreistufigen Meldeverfahren<br />

will man eine effiziente Bearbeitung von<br />

Sicherheitsvorfällen ermöglichen.<br />

Mehr Fragen als Antworten<br />

Die bisherigen Reaktionen auf den Entwurf<br />

fallen gemischt aus. Kritiker bemängeln,<br />

dass er keine detaillierten Bestimmungen<br />

zur koordinierten Offenlegung<br />

von Schwachstellen enthält und dass die<br />

Rolle der Europäischen Agentur für Cybersicherheit<br />

(ENISA) und die Notwendigkeit<br />

einer engen Zusammenarbeit mit anderen<br />

EU-Mitgliedstaaten nicht ausreichend<br />

betont wird.<br />

Für den Verband der Deutschen Industrie<br />

(BDI) sind zahlreiche Vorschläge der<br />

Industrie im Kabinettsentwurf unberücksichtigt<br />

geblieben. Der BDI fordert klare<br />

Regelungen zur Delegation der Cybersicherheitsmaßnahmen<br />

innerhalb von Konzernen.<br />

Und er fordert eine europaweit<br />

einheitliche Implementierung der Richtlinie,<br />

um bürokratischen Aufwand zu minimieren.<br />

Nach Wertung des eco-Verband der Internetwirtschaft<br />

wäre die Bundesregierung<br />

gut beraten, sich bei der nationalen Umsetzung<br />

der NIS-2-Richtlinie stärker an die<br />

europäischen Vorgaben zu halten. Denn<br />

das Risiko, dass der Regulierungsrahmen<br />

auseinanderfalle, sei groß. Vor allem die<br />

Einstufung als „Betreiber kritischer Anlagen“<br />

schaffe Unsicherheit für international<br />

tätige Unternehmen, die in den einzelnen<br />

Mitgliedstaaten unterschiedliche<br />

Regeln befolgen müssten.<br />

Der eco warnt auch vor unzureichender<br />

Vorbereitung deutscher Unternehmen<br />

auf die neuen Cybersicherheitsanforderungen.<br />

Denn viele Unternehmen wissen<br />

noch nicht, dass sie im Anwendungsbereich<br />

der Richtlinie und der daraus folgenden<br />

Gesetzgebung in Deutschland<br />

liegen. Deshalb fordert der Verband eine<br />

Verlängerung der Umsetzungsfristen, um<br />

den Unternehmen mehr Zeit zur Anpassung<br />

zu geben.<br />

Den Finger in die Wunde legt der Digitalverband<br />

Bitkom, denn nach seiner Wertung<br />

stockt bereits der Umsetzungsprozess<br />

bei KRITIS. Als Schwachstelle wird<br />

gesehen, das „Physische Sicherheit und<br />

Cybersicherheit nicht gemeinsam betrachtet<br />

und angegangen werden“. Und<br />

zudem sollten sich Unternehmen an<br />

einheitlichen Begriffsdefinitionen und<br />

Meldewegen orientieren können. Eine<br />

stärkere Unterstützung für kleine und<br />

mittelständische Unternehmen sucht<br />

man vergebens und auch die Harmonisierung<br />

mit dem KRITIS-Dachgesetz aus dem<br />

Jahr 2023 ist mehr als dürftig.<br />

Ralf Wintergerst ist Präsident des Digitalverbands<br />

Bitkom und merkt an: „Jetzt<br />

schon ist klar, dass die vorgesehene Umsetzungsfrist<br />

im Oktober nicht mehr eingehalten<br />

werden kann. Umso wichtiger ist<br />

es, das Gesetz zügig umzusetzen und ein<br />

Inkrafttreten zumindest bis Anfang 2025<br />

sicherzustellen.“ •<br />

Verleger und Publizist<br />

Dr.-Ing. Lothar Müller<br />

ist der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

seit ihrer Gründung<br />

als Partner verbunden und<br />

bringt seine Erfahrungen<br />

als Unternehmer und in der<br />

Energiewirtschaft ein.<br />

Über den Autor


© FREEPIK.COM


61<br />

Netzwerken<br />

im digitalen Zeitalter<br />

Verbindlichkeit kommt nie aus der Mode<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

Fast alle Unternehmer singen gemeinsam<br />

ein Klagelied. Bewerber treten trotz Zusage<br />

ihre Stelle nicht an und verweigern die<br />

Kommunikation. Geschäftspartner werden<br />

zunehmend boshaft, Beschwerden<br />

sind kaum mehr sachlich, sondern allzu<br />

oft persönlicher Natur. Rechtsanwaltskanzleien<br />

haben Hochkonjunktur. Und<br />

auch der Ton in Clubs und Verbänden<br />

wird rauer. Es scheint, als würde das Business<br />

aggressiver, lauter und gehässiger.<br />

Mit dem Investor und Profi-Netzwerker<br />

spricht das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> über die Ursachen<br />

und Folgen dieses Phänomens.<br />

<strong>PT</strong>: Ist es nur ein Anschein oder tatsächlich<br />

Realität, dass es im Geschäftsleben immer<br />

unzuverlässiger und aggressiver zugeht?<br />

Bernhard Schindler: Ich denke beides. Jeder<br />

wird in seinem Umfeld und in seiner Branche<br />

Beispiele finden, die genau das belegen.<br />

Dieser oder jener hat mich verklagt, zu<br />

Unrecht kritisiert oder schlecht behandelt.<br />

Aber es wird auch jeder positive Beispiele,<br />

herausragend guter Geschäftsbeziehungen<br />

nennen können, die von Vertrauen<br />

und Zuverlässigkeit, ja sogar Geduld und<br />

Entgegenkommen geprägt sind. Die Frage<br />

ist: Ist das Negative mehr geworden? Und<br />

wann hat das begonnen? Da würde ich<br />

sagen, ja, es ist mehr geworden. Auch ich<br />

nehme viel Gemeinheit wahr und stelle<br />

fest, dass Vertrauen immer öfter nicht belohnt<br />

wird.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Woran liegt das Ihrer Meinung<br />

nach?<br />

Bernhard Schindler: Das müssten eher<br />

Psychologen oder Sozialforscher beantworten.<br />

Ich denke, es hat im Wesentlichen<br />

drei Ursachen. Die erste sind die sogenannten<br />

sozialen Netzwerke. Durch diese haben<br />

wir das Streiten und den Konflikt verlernt.<br />

Wenn ich alles, was mir missfällt, wegwischen<br />

oder blockieren kann, und wenn Debatten<br />

von Null auf Hundert in Beschimpfungen<br />

münden, geht viel Dialog- und<br />

Debattenkultur verloren. Das zweite war<br />

Corona. Alle haben gesehen, was sich einerseits<br />

die Politik und andererseits selbst ernannte<br />

Sittenwächter herausnehmen und<br />

wie eine neue Denunziationskultur entstanden<br />

ist. Und das dritte ist die Politik. In<br />

keinem Lebens- und Geschäftsbereich gibt<br />

es noch eine verlässliche Planungsgrundlage<br />

oder Sicherheit. Die Politiker selbst<br />

streiten nur. Und Behörden sind keine<br />

Dienstleister oder Partner, sondern agieren<br />

immer mehr als Gegner der Unternehmen.<br />

Es gibt keine Strategie, keine gemeinsame<br />

gesellschaftliche Vision, stattdessen Sorge<br />

und Verunsicherung. Und Sorge und Verunsicherung<br />

machen aggressiv. Diese drei<br />

Dinge zusammen schaffen ein Potpourri,<br />

in dem Vertrauen zerstört wird und Business<br />

keinen Spaß mehr macht.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie sollten Unternehmer<br />

darauf reagieren? Dieser Zustand ist ja<br />

keiner, der dauerhaft wünschenswert<br />

und sinnvoll ist.<br />

Bernhard Schindler: Leider helfen da keine<br />

Glückskeks-Weisheiten nach dem Motto,<br />

Du darfst das nicht so an Dich heranlassen.<br />

Was aber sicher hilft, ist, sich Refugien zu<br />

schaffen, in denen bewusst anders agiert<br />

wird. Ich denke hier an Gemeinschaften,<br />

die eine intensive Qualitäts-, ja sogar<br />

Charakterprüfung vorsehen. Das können<br />

Business-Clubs sein oder Einkaufsgemeinschaften,<br />

die strenge Zugangskontrollen<br />

haben. Das Ziel muss sein, Geschäfte mit<br />

Seinesgleichen zu machen, sich mit Menschen<br />

auszutauschen und zu umgeben, die<br />

den eigenen Wertmaßstäben entsprechen.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Das klingt nach Distanz<br />

und Abgrenzung? Aber nicht jeder kann<br />

sich sein Umfeld aussuchen.<br />

Bernhard Schindler: Das ist ganz sicher<br />

eine Frage des Geschäftsmodells. Da, wo<br />

ich anonyme und weitgehend automatisierte<br />

Geschäftsbeziehungen habe, etwa<br />

im Online-Handel, spielt das vielleicht<br />

auch gar keine so große Rolle. Aber da, wo<br />

ich als Person, als Unternehmer selbst gefragt<br />

bin, sollte ich schon auf eine gewisse<br />

„Hygiene“ achten. Da, wo das Negative dominiert,<br />

sollte ich nicht aus Pflichtgefühl<br />

oder Verlustangst verweilen.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: „Hygiene“? Wie finde<br />

ich denn solche Refugien und Gemeinschaften?<br />

Bernhard Schindler: Das ist sehr individuell,<br />

je nachdem, was ich suche:<br />

Freundschaft und Austausch, Geschäftsanbahnungen,<br />

Wissen oder Inspiration.<br />

Grundsätzlich sollten Clubs, Netzwerke<br />

oder Qualitätsgemeinschaften hohe<br />

Aufnahmehürden haben – finanzielle,<br />

formal-fachliche und charakterliche. Wo<br />

jeder hineinkommen kann, ist auch für jedermann<br />

Enttäuschung vorprogrammiert.<br />

Dieser Gedanke hat mich immer bewogen,<br />

wenn ich selbst Mitglied in einem<br />

Zirkel geworden bin.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was macht „gutes“ Netzwerken<br />

heute aus? Worauf kommt es<br />

gerade in einer digitalen Welt an?<br />

Bernhard Schindler: Persönliche Treffen<br />

sind nicht obsolet, trotz hybrider Konferenzen<br />

und Video-Chats. Auf die Mischung<br />

kommt es an. Online suchen und sich<br />

vernetzen und kennenlernen, dann die<br />

Beziehung aber real vertiefen. Ich denke,<br />

das Haptische und Persönliche wird sogar<br />

wichtiger in einer digitalen Welt. Und<br />

es muss jeder bereit sein, auch etwas zu<br />

geben. In zu vielen Netzwerken sind zu<br />

viele Egoisten, die gerne profitieren wollen,<br />

aber nichts zu bieten haben. Das ist<br />

auch eine Frage des Respekts und des Anstands.<br />

Netzwerke funktionieren nur auf<br />

Augenhöhe, wenn die Ansprüche an die<br />

Menschen, deren Qualität und Lebensweise<br />

zueinander passen. Nur so kann u


62 Wirtschaft<br />

Vertrauen entstehen.<br />

Und das ist wichtiger<br />

als alles Geld der Welt.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Hat Sie<br />

das auch bewegt, den<br />

THE GROW Entrepreneurs<br />

Club zu gründen?<br />

Bernhard Schindler:<br />

Ja, absolut. Den Club<br />

habe ich zusammen<br />

mit Partnern während<br />

der Corona-Zeit gegründet.<br />

2021 hat niemand auf einen<br />

neuen Club gewartet. Aber wir haben es<br />

geschafft, sehr schnell sehr gute Leute<br />

und namhafte Persönlichkeiten zu gewinnen.<br />

Anscheinend haben wir damit<br />

einen Nerv getroffen. Wir haben auch<br />

viel versucht und sind manche Umwege<br />

gegangen. Heute haben wir einen klaren<br />

Fokus: echte Unternehmer und nicht jedermann<br />

– und Matchmaking. Wir bringen<br />

die Unternehmer direkt zusammen,<br />

kennen jeden einzelnen. Wer etwas sucht,<br />

bekommt einen Partner vermittelt, der<br />

garantiert zu ihm passt. Dazu kommen<br />

schicke Events, die Freude machen, und<br />

eine Atmosphäre, in der man sich gerne<br />

aufhält und bespricht. Wir haben Vertrauenskultur<br />

und Nutzen neu definiert.<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: In Ihrem Buch „Hinterfotzigkeit<br />

vs. Ehrlichkeit“ beschreiben<br />

Sie Ihre Vision. Ist das<br />

ein Leitfaden für Netzwerker?<br />

Bernhard Schindler: Ein wenig,<br />

ja. Aber nicht in erster Linie. Es ist<br />

mehr ein Manifest, sein eigenes<br />

Verhalten in Gemeinschaften<br />

zu überdenken. Das, was Sie eingangs<br />

beschrieben haben, darf<br />

nicht zum Standard werden. Wir<br />

müssen wieder menschlicher,<br />

vertrauensvoller und empathischer<br />

werden und Lösungen suchen statt<br />

Konflikte. Das wäre mein großes Ziel. Dazu<br />

möchte ich gerne beitragen. •<br />

© FREEPIK.COM<br />

Über den Interviewpartner<br />

Wichtige Business-Clubs und -Netzwerke<br />

Empfehlungen für UnternehmensinhaberInnen<br />

in Deutschland<br />

Wirtschaftsrat der CDU e.V. Ein bundesweiter Unternehmerverband, der die<br />

Interessen der deutschen Wirtschaft vertritt.<br />

Handelskammern und Industrie- und Handelskammern (IHKs):<br />

Regionale Interessenvertretungen der Wirtschaft mit Plattformen für Austausch<br />

und Networking.<br />

Rotary Clubs: Globales Netzwerk von Führungskräften, die sich dem Dienst an der<br />

Gemeinschaft und dem Networking widmen.<br />

Lions Clubs: Globales Netzwerk, das sich für gemeinnützige Zwecke engagiert und<br />

gleichzeitig Geschäftskontakte fördert.<br />

Bernhard Schindler ist Investor, Multipreneur,<br />

geborener Verkäufer, Buchautor, Hochschuldozent<br />

(INU), Vortragsredner, Moderator sowie leidenschaftlicher<br />

Netzwerker und Match-Maker.<br />

In seinem ersten Start-up sammelte Bernhard<br />

Schindler über zwölf Jahre B2B-Vertriebserfahrung.<br />

Sein zweites Start-up macht er in nur wenigen<br />

Jahren zum Weltmarktführer – mit einem<br />

starken Exit. Sein drittes Start-up schaffte es<br />

in nur 15 Monaten zu einer 10-Millionen-Euro-<br />

Bewertung.<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): Dachorganisation der deutschen<br />

Industrie, die die Interessen von über 100.000 Unternehmen vertritt.<br />

Unternehmernetzwerk BNI (Business Network International): Globales Netzwerk<br />

zur Generierung von Geschäftsmöglichkeiten durch Empfehlungen.<br />

Junge Unternehmer (BJU): Verband junger Unternehmer und Gründer in Deutschland,<br />

der sich für die Interessen der jungen Wirtschaft einsetzt.<br />

Family Business Network (FBN): Internationales Netzwerk von<br />

Familienunternehmen mit > 50 Millionen Euro Umsatz zur Förderung des Austauschs<br />

und der Zusammenarbeit.<br />

Netzwerk der Besten (Oskar-Patzelt-Stiftung): Ein exklusives Netzwerk für Unternehmen,<br />

die im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert oder<br />

ausgezeichnet wurden.<br />

Diese Erfolgsgeschichte ist die Basis von THE<br />

GROW, dem innovativ Business-Club Europas, den<br />

Bernhard Schindler in der Corona-Zeit gegründet<br />

hat. Dem Club gehören rund 900 Unternehmer<br />

an, darunter viele internationale Player.<br />

THE GROW versteht sich als Ökosystem für den<br />

europäischen Mittelstand. THE GROW gibt ein<br />

eigenes <strong>Magazin</strong> heraus, veranstaltet rund 200<br />

Events pro Jahr und erreicht mit der THE GROW<br />

App und THE GROW TV ein Millionenpublikum.<br />

Zudem verbindet THE GROW die Innovationskraft<br />

von Start-ups mit der Erfahrung und Finanzkraft<br />

etablierter Mittelständler. Bernhard Schindler ist<br />

Gründervater des THE GROW Bachelors und der<br />

hochschulzertifizierten THE GROW Akademie<br />

mit den Schwerpunkten SDG/ESG, Brand & Marketing,<br />

New Sale, Network und Intrapreneurship.<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

https://bernhard-schindler.de und<br />

https://the-grow.de.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


Ihre mannlose Produktion über 24 / 7,<br />

wirtschaftlich realisierbar durch Triple³<br />

in Kooperation<br />

mit<br />

Gewerbestraße 13 • D-87663 Lengenwang<br />

Tel +49 8364 98460 • info@ks-anlagenbau.com<br />

www.ks-anlagenbau.com<br />

K&S Anlagenbau GmbH geht erneut neue Wege<br />

Die K&S Anlagenbau GmbH, ein äußerst innovatives Unternehmen aus dem Bereich der zwangsgesteuerten<br />

Stanz- / Stanzbiegetechnik sowie der Hochleistungsmontagetechnik<br />

baut seine Geschäftsfelder weiter aus.<br />

In Zusammenarbeit mit der GPO GmbH, einem Beratungsunternehmen,<br />

dass es sich zum Ziel gesetzt hat,<br />

durch einen einzigartigen und ganzheitlichen Ansatz<br />

die Effizienz produzierender Unternehmen deutlich zu<br />

verbessern, entsteht zurzeit eine neue maschinenseitige<br />

Systemlandschaft, die darauf abzielt, einer nahezu<br />

mannlosen Produktion ein Stück näher zu kommen. Die<br />

Zusammenarbeit beider Unternehmen führt zu völlig<br />

neuen und ganzheitlichen Denkansätzen.<br />

So sind unter anderem standardisierte Produkte entwickelt<br />

worden, die dazu führen, in Stanzbetrieben,<br />

Kunststoff- und Metallspritzereien, aber auch automatisierten<br />

Montagebereichen 24/7 eine nahezu mannlose<br />

Produktion zu ermöglichen.<br />

Die Grundidee dabei basiert auf einem Speicherkonzept<br />

mit dem Markennamen „Triple A“ (autonom, automatisiert<br />

und agil), dass zur Aufnahme aller gängigen<br />

KLT (Kleinladungsträger) geeignet ist.<br />

Dieses in seiner Bauart einzigartige System kann mit<br />

diversen und ebenfalls neu entwickelten Modulen kombiniert<br />

und erweitert werden.<br />

,Aufgaben dieser Module können zum Beispiel die<br />

automatisierte Qualitätsprüfung und -bewertung der<br />

einzulagernden Produkte sein, die automatisierte Mengenerfassung<br />

einzulagernder Produkte oder der automatisierte<br />

und mannlose Warentransport analog eines<br />

FTS (fahrerloses Transportsystem) zum jeweiligen<br />

nächsten Nutzer der eingelagerten Produkte. Als potenzielle<br />

Nutzer kommen beispielsweise die verschiedenen<br />

Zuführsysteme von Montageautomaten in Frage, Konditionierkammern für Kunststoffteile, Trowalisieranlagen<br />

für Stanzteile oder die eingelagerten KLT werden direkt vom Herstellort mannlos 24/7 zum jeweiligen Lagerort<br />

transportiert.<br />

Unser Motto:<br />

Von der Einzelteilproduktion lagerunabhängig bei voller Datentransparenz Montageanlagen mannlos zu betreiben<br />

– das können wir für Sie realisieren.<br />

Kontaktieren Sie uns, um mehr über die Möglichkeiten und Module dieses ganzheitlichen Ansatzes zu erfahren.<br />

Wir möchten Sie begeistern.


64 Lifestyle | Auto<br />

Das Beste oder Nichts<br />

Der Inbegriff von Eleganz und Kraft<br />

© MERCEDES-BENZ AG<br />

Als der neue Mercedes-Benz CLE 300 in<br />

seinem tiefen, mysteriösen Schwarzmatten<br />

Lack vor uns steht, ist sofort klar: Dies<br />

ist kein gewöhnliches Fahrzeug. Unter der<br />

Aura „Das Beste oder Nichts“ tritt der Benz<br />

an, um nicht nur die Herzen der Automobilenthusiasten<br />

zu erobern, sondern auch,<br />

um ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen<br />

von unvergleichlicher Qualität, Leistung<br />

und Raffinesse. Dieser Verbrenner mit 258<br />

PS und einem Durchschnittverbrauch von<br />

7,5 Litern beweist, dass das Verabschieden<br />

aus dem Abenteuer E-Auto von Mercedes,<br />

die richtige Entscheidung ist.<br />

Exterieur: Ein Statement in Schwarz.<br />

Das erste, was ins Auge sticht, ist die markante<br />

Präsenz des Fahrzeugs. Der schwarze<br />

Mattlack verleiht dem CLE eine faszinierende<br />

Aura von Macht und Zurückhaltung<br />

zugleich. Jede Linie, jede Kurve scheint<br />

durchdacht und perfektioniert, als wäre<br />

das Design selbst eine Hommage an die<br />

Ingenieurskunst. Die tiefen, scharfen Konturen,<br />

kombiniert mit der matten Oberfläche,<br />

reflektieren das Licht in einer Art<br />

und Weise, die den Wagen in jedem Winkel<br />

erstrahlen lässt – ohne aufdringlich<br />

zu wirken. Es ist, als würde der Mercedes<br />

selbstbewusst seine Überlegenheit ausstrahlen,<br />

ohne sie lauthals zu verkünden.<br />

Die Schwünge der Formensprache, die Dimensionen<br />

der Designkomposition sprechen<br />

von der Symbiose von Eleganz, Luxus<br />

und Sportlichkeit.<br />

Interieur: Luxus trifft auf Innovation<br />

Im Inneren des CLE setzt sich das Thema<br />

perfekten Designs und anspruchsvoller<br />

Technik fort. Die Materialien sind fein aufeinander<br />

abgestimmt: Weiches Nappaleder<br />

schafft eine Atmosphäre, die sowohl<br />

beruhigend als auch inspirierend wirkt.<br />

Jeder Knopf, jedes Display und jedes Detail<br />

ist dort, wo es sein soll – intuitiv, leicht erreichbar<br />

und perfekt verarbeitet. Die Sitze<br />

umarmen einen förmlich, als würden sie<br />

versprechen, jede Reise zu einem unvergleichlichen<br />

Erlebnis zu machen.<br />

Der Innenraum ist nicht nur ein Ort des<br />

Komforts, sondern auch ein Tempel der<br />

Technologie. Das MBUX-System von<br />

Mercedes-Benz mit hoch aufgelöstem<br />

Bildschirm in der Mitte, bekannt für seine<br />

intuitive Bedienung und seine Fähigkeit,<br />

auf Sprachkommandos zu reagieren, fügt<br />

sich nahtlos in die Gesamtästhetik ein. Es<br />

ist ein Auto, das versteht, dass Luxus mehr<br />

ist als nur weiche Polster und große Dis-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>


65<br />

zu einem Leben, das Leidenschaft und<br />

Adrenalin freisetzt. Die Gangwechsel sind<br />

schnell und scharf, der Motor brüllt mit<br />

einer tiefen, kräftigen Stimme – und doch<br />

bleibt das Fahrzeug immer der Diener<br />

schneller Mobilität. Es ist, als ob Mercedes-<br />

Benz den perfekten Tanz zwischen Kraft<br />

und Anmut choreografiert hat.<br />

Auto Scout24: Mehrheit würde Verbrenner-Verbot<br />

ersatzlos streichen<br />

Die repräsentative AutoScout24-Umfrage<br />

zeigt: 70 Prozent sind für eine Streichung<br />

oder Verschiebung der EU-Verordnung.<br />

Nur eine Minderheit befürwortet<br />

das Verbrenner-Aus in aktueller Form.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />

plays – es ist auch das Gefühl, dass einem<br />

jedes Bedürfnis vorweggenommen wird.<br />

Einziger Nachteil ist bei der Konfiguration,<br />

dass man bei hellem Himmel innen nur<br />

die Außenfarbe schwarz angeboten bekommt,<br />

statt der anderen Töne der reichhaltigen<br />

Farbpalette.<br />

Fahrverhalten: Eine Symbiose aus Kraft<br />

und Eleganz<br />

Doch der wahre Test eines jeden Mercedes<br />

ist die Fahrt. Und der CLE 300 4M enttäuscht<br />

nicht. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-<br />

Turbomotor mit 9 Gang Automatik liefert<br />

beeindruckende 258 PS, die in Kombination<br />

mit dem 4MATIC-Allradantrieb eine<br />

Fahrdynamik ermöglichen, die ihresgleichen<br />

sucht, zumal die Hinterachse sanft<br />

mitlenkt. Lediglich die Windgeräusche ab<br />

120km/h irritieren. Wir prüfen, ob die Fenster<br />

richtig verschlossen sind. Sie sind es.<br />

bei der Beschleunigung, Kurvenlage, Bremsen<br />

– alles erfolgt mit einer Präzision und<br />

Leichtigkeit, die einen glauben lässt, man<br />

fließe förmlich über die Straße. Es ist nicht<br />

nur das Gefühl von Geschwindigkeit, sondern<br />

auch das unerschütterliche Vertrauen,<br />

das der CLE dem Fahrer vermittelt.<br />

Im Sportmodus erwacht der CLE 300 4M<br />

Fazit: Das Beste oder Nichts<br />

Mit dem CLE beweist Mercedes-Benz, warum<br />

sie als eine der führenden Luxusmarken<br />

der Welt gelten. Unter der Aura „Das<br />

Beste oder Nichts“ ist dieses Automobil<br />

mehr als nur ein Mittel zum Zweck. Es ist<br />

ein Statement, eine Erfahrung und eine<br />

Verkörperung dessen, was es bedeutet, das<br />

Beste zu wollen und zu bekommen.<br />

Für Menschen, die nach Perfektion streben,<br />

der deutsche Mittelstand ist dafür der Beweis,<br />

und die sowohl Kraft als auch Eleganz<br />

in einem Fahrzeug vereint sehen möchten,<br />

gibt es kaum eine bessere Wahl. Der CLE ist<br />

nicht nur ein Sportauto – er ist eine Leidenschaft,<br />

die man erleben muss, um sie zu<br />

verstehen. •<br />

Wilhelm Rafael Garth und<br />

Prof. Arnd Joachim Garth<br />

Grünwald, 07. August <strong>2024</strong>. Eigentlich<br />

ist es beschlossene Sache: Ab 2035 sollen<br />

in der EU keine neuen Verbrenner<br />

mehr zugelassen werden, wenn diese<br />

nicht CO2-emissionsfrei unterwegs sind.<br />

Doch mittlerweile melden sich immer<br />

mehr Politiker zu Wort, die das Verbrenner-Verbot<br />

wieder kippen wollen. Unabhängig<br />

davon, wie realistisch dieses Ansinnen<br />

ist – AutoScout24 wollte wissen,<br />

was die Autofahrenden von einer Rücknahme<br />

des Verbots halten. Gemeinsam<br />

mit Innofact hat AutoScout24 daher<br />

eine repräsentative Umfrage zu dem<br />

Thema unter 1.008 Autohalter durchgeführt.<br />

Das Ergebnis ist eindeutig: Nur<br />

eine Minderheit von 17 Prozent wünscht<br />

sich die Beibehaltung des Verbrenner-<br />

Verbots in seiner aktuellen Form. 70<br />

Prozent plädieren hingegen dafür, das<br />

Verbot entweder komplett zu streichen<br />

oder es zumindest auf einen späteren<br />

Zeitpunkt in die Zukunft zu verschieben.<br />

Damit findet das Verbrenner-Verbot in<br />

Deutschland keine Mehrheit.<br />

Quelle: www.autoscout24.de / Innofact; Basis:<br />

Repräsentative Stichprobe von insgesamt<br />

1.008 Autohaltern und Autohalterinnen zwischen<br />

18 und 65 Jahren; Befragungszeitraum:<br />

4. bis 7. Juli <strong>2024</strong>, Werte gerundet.


20. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 3 • 4 | <strong>2024</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />

Immer wieder aufstehen!<br />

Was zeichnet ein starkes Unternehmen aus? Es ist aus sich selbst heraus stark, unabhängig davon, wer gerade regiert,<br />

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Starke Unternehmen werden nicht gepampert, sondern finden auch in unterschiedlichen Umgebungen ihr Geschäftsmodell,<br />

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Wer erreichte die 2. Stufe<br />

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Wolfgang Schäubles Vermächtnis:<br />

Law Process Reengineering<br />

12 Kardinalfehler beim Vererben:<br />

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Zur <strong>Ausgabe</strong>: 3•4/<strong>2024</strong><br />

Leserbriefe<br />

Zu: Die unerwartete Kraft des Neuanfangs<br />

„Mit Ihrem Artikel haben Sie der aktuellen<br />

Regierung bestimmt eine Freude gemacht.<br />

Von dort versucht man ja, den Bürgern<br />

heile Welt vorzugaukeln. Wenn man durch<br />

Fußgängerzonen unserer Innenstädte<br />

geht, kann man durchaus den Eindruck gewinnen,<br />

unsere Welt ist in Ordnung. Man<br />

trifft viele gut gelaunte, gut angezogene<br />

und gut ernährte Menschen. Die Straßencafés<br />

und Gaststätten sind gut frequentiert.<br />

Wenn man genauer hinschaut, sieht<br />

man leerstehende Läden, gastronomische<br />

Betriebe mit eingeschränkten Öffnungszeiten<br />

wegen fehlendem Personal und<br />

wenn man etwas konsumiert wird, man<br />

mit horrenden Preisen konfrontiert, z. B.<br />

ein Eisbecher ist kaum noch unter 10 € zu<br />

erhalten, bei einer 5-köpfigen Familie darf<br />

der Papa schlappe 50 € auf den Tisch legen.<br />

Aktuell bin ich dabei, meinen Sohn und<br />

Nachfolger zu unterstützen, den Fortbestand<br />

der Firma zu sichern. Trotz hoher<br />

Auslastung und hervorragenden Jahresergebnissen<br />

führt mein Sohn einen stressigen<br />

Kampf gegen die überbordende Bürokratie<br />

und wegen Personalproblemen,<br />

weil in den nächsten Jahren Leistungsträger<br />

der Firma in Rente gehen und es an<br />

Ersatz fehlt. Trotz allem ist ein gesundes<br />

Maß an Optimismus wichtig.“<br />

Karl Braun, Haiterbach<br />

Zu: Digitalisierung ohne Menschen?<br />

„Ein ausgezeichneter Artikel, der nicht<br />

besser das wohl größte Dilemma der Digitalisierung<br />

im Allgemeinen beschreiben<br />

könnte. Ich möchte einen weiteren Aspekt<br />

aus einer anderen Richtung und auf ganz<br />

anderer Ebene hinzufügen. Ganz generell<br />

– ohne auch nur ein Minimum der im Artikel<br />

so entscheidenden Kernthemen generell<br />

zu berühren oder gar zu kritisieren.<br />

Aus ganz anderer Sicht halte ich „Digitalisierung“<br />

für ein wunderbares „Instrument“,<br />

wenn es mit anderen Gedanken<br />

und Zielvorstellungen verbunden würde.<br />

Man kann mit fast allem – eben hier auch<br />

mit der Digitalisierung - besser, produktiver<br />

und damit erfolgreicher sein, wenn<br />

+ Kommentare zum Onlinemagazin www.pt-magazin.de<br />

und zum Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />

(red. gekürzt)<br />

man eine allgemeingültige Erfolgsformel<br />

beachten würde:<br />

Ganz generell gilt: Weniger ist oft mehr –<br />

oder komplexe Systeme, Aufgaben und<br />

Projekte vereinfachen. Komplexität wird<br />

verringert und damit machbar gemacht,<br />

indem man die Zahl der zu beachtenden<br />

Elemente reduziert. Es gilt: je mehr Elemente<br />

in einem System, desto komplexer<br />

ist es. Aber es soll doch funktionieren und<br />

erfolgreich sein!<br />

Wie erreicht man das mit der Digitalisierung?<br />

Indem zum Start eines Projektes die<br />

folgenden Fragen gestellt und beantwortet<br />

werden:<br />

Was ist Sinn und Zweck des zu digitalisierenden<br />

Projektes? Brauchen wir das alles<br />

unbedingt. Wenn ja: Weiter forschen: Was<br />

kann man evtl. von den diversen Faktoren,<br />

die man einbeziehen will, weglassen, ohne<br />

damit gleich das gesamte Projekt aufzugeben<br />

oder es nur in seiner Wirkung zu<br />

verringern? Weniger Teile, weniger Komponenten.<br />

Dabei ist das primäre Ziel nicht,<br />

die Digitalisierung aufzugeben, sondern<br />

eine ganz andere und generelle Grundfrage<br />

an das Projekt zu stellen: Ist es wichtig<br />

und sinnvoll? Wenn ja, weitermachen, in<br />

die Umsetzung und die Programmierung<br />

einsteigen. Aber mit dieser Vorgehensweise<br />

etwas total anderes und so extrem<br />

Sinnvolles angefasst zu haben.<br />

Auf diese Weise wird Digitalisierung zu<br />

einer neuen oder weiteren großartigen<br />

Technik.“<br />

Dieter Brandes, Hamburg<br />

Zu: Warum reagieren meine Mitarbeiter<br />

so bockig?<br />

„Das ist eigentlich ‚ein zu weites Feld“, wie<br />

es Fontane im ‚Effi Briest‘ am Ende schreibt.<br />

Ganz so einfach scheint es mir nicht zu<br />

sein. Ein Knackpunkt ist die Frage von Souveränität<br />

und Autorität auf der einen Seite,<br />

und von Respekt und Achtung auf der<br />

anderen Seite. In Zeiten, die so moralisch<br />

verkommen sind wie heute, kommt es auf<br />

diese ‚natürliche Autorität‘ erst recht an.“<br />

Elke Giesenbinder, online<br />

Impressum<br />

ISSN 1860-501x | 20. Jahrgang<br />

<strong>Ausgabe</strong> 5/<strong>2024</strong><br />

Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />

Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />

Tel. 0341 240 61 - 00<br />

Petra Tröger (CEO), Dr. Helfried Schmidt<br />

info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />

Das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> ist offizielles <strong>Magazin</strong><br />

des Wettbewerbes „Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />

eingetragen im Stiftungsregister des Regierungsbezirkes<br />

Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />

Redaktion:<br />

Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P)<br />

Hauptstadtbüro <strong>PT</strong>-Redaktion<br />

Falk S. Al-Omary, Unter den Linden 10,<br />

10117 Berlin, Tel. +49 171/ 202 3223,<br />

post@al-omary.de<br />

Korrespondenten:<br />

Bernd Schenke (Berlin/Brandenburg)<br />

D-Rolf Becker (Halle/S., Indochina)<br />

Autoren/Interviews dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />

Julia Breßler, Ralf Elcheroth, Thorbjørn Fink,<br />

Arnd Joachim Garth, Wilhelm-Rafael Garth,<br />

Sascha Genders, Hanspeter Georgi, Anreas<br />

Heine, Christoph Juhn, Alexander Knauer,<br />

Lothar Müller, Kunal Purohit, Bernhard<br />

Schindler, Helfried Schmidt, Petra Tröger,<br />

Sammy Weber, Matthias Weik, Christian<br />

Wewezow, Leonhard Zintl<br />

Anzeigen:<br />

Petra Tröger (V.i.S.d.P.),<br />

Clemens Vogel<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2/2022,<br />

gültig seit 16.08.2022,<br />

Tel. 0341 24061-00<br />

media@op-pt.de, https://bit.ly/pt-media<br />

Satz/Layout:<br />

Phoenixgalaxy UG (haftungsbeschränkt)<br />

Clemens Vogel<br />

Druck:<br />

Druckerei Vetters GmbH & Co. KG<br />

Gutenbergstraße 2, 01471 Radeburg<br />

Erscheinung: 6x jährlich, Einzelpreis 3,00 €<br />

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im Abo, in ausgewählten öffentlichen<br />

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Leserpost an: redaktion@op-pt.de<br />

© <strong>2024</strong> OPS Netzwerk GmbH<br />

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gekennzeichnete Beiträge müssen nicht<br />

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Der Verlag behält sich vor, Leserzuschriften<br />

bearbeitet zu veröffentlichen. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und für<br />

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