PT-Magazin - Ausgabe 5 | 2024
Machen bleiben! • Unternehmertum stärken • Mittelstandstour 2024 • Australien im Aufschwung • New Work
Machen bleiben!
• Unternehmertum stärken
• Mittelstandstour 2024
• Australien im Aufschwung
• New Work
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20. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 5 | <strong>2024</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Macher bleiben!<br />
Unternehmertum stärken<br />
Mittelstandstour <strong>2024</strong><br />
Australien im Aufschwung<br />
New Work<br />
„Amboss oder Hammer sein“<br />
Die berühmte Redewendung stammt aus den Gesprächen zwischen Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Sekretär<br />
Eckermann. Sie gilt heute so wie vor 200 Jahren: Immer. Auch jeder Mittelständler ist entweder Treiber der Entwicklung,<br />
oder Getriebener. Jeder Existenzgründer, der eine Zukunft haben will, muss mehr begründen als seine Existenz.<br />
Schreiben Sie uns! Einfach per E-Mail an op@op-pt.de.<br />
Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
03<br />
EDITORIAL<br />
Gib niemals auf!<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Die wichtigste Voraussetzung des Lernen-<br />
Wollens ist die Neugier, der Ehrgeiz, das<br />
brennende Verlangen. Wer davon getrieben<br />
wird, der bringt die Kraft und das<br />
Durchhaltevermögen auf, sich Widerständen<br />
und Hindernissen entgegenzuwerfen,<br />
in Stürmen zu bestehen, aus Niederlagen<br />
und Katastrophen gestärkt hervorzugehen.<br />
Wer der Herausforderung aus dem<br />
Weg geht, auf dem Sofa sitzen bleibt und<br />
sich mit Fernsehen oder Netflix ablenkt,<br />
kann solche Erfahrungen nie gewinnen.<br />
Die Welt ist voll von Beispielen, wo am<br />
Ende nicht derjenige mit dem größten Talent<br />
gewinnt, sondern derjenige, der sich<br />
am meisten Mühe gab und immer und<br />
immer wieder trainierte.<br />
Zum Beispiel Oliver Kahn: „Ich war nie<br />
das Supertalent, ich war einfach nur<br />
hartnäckig“, erzählt er Teenagern, wie die<br />
Süddeutsche Zeitung berichtete. Er plädiert<br />
dafür, dass man eine Vision im Leben<br />
braucht, ein „Megaziel“. Sein großer<br />
Traum war schon als Achtjähriger, einmal<br />
als Torhüter in einem großen Stadion zu<br />
stehen. In seiner Fußballgruppe war der<br />
Sohn eines damals berühmten Fußballers,<br />
der um Längen talentierter war als Oliver<br />
Kahn, erzählte er in einer Fernsehdoku.<br />
Doch Oliver war hartnäckiger und trainierte<br />
auch dann, wenn alle anderen Freizeit<br />
machten. Er drängte sonntags seinen<br />
Vater Rolf raus auf den Platz, Bälle aufs Tor<br />
hämmern. Weil „Oliver vorwärtskommen“<br />
wollte, wie die Münchner Abendzeitung<br />
schrieb.<br />
Nicht anders ist die britische Legende Sir<br />
Winston Churchill zu verstehen. Seine<br />
Mutter war Amerikanerin mit Indianerblut.<br />
Er musste im Alter von sieben Jahren<br />
ins Internat. Er erkannte zeitig sein Redetalent.<br />
Da er aber einen leichten Sprachfehler<br />
hatte, übte er schon als Kind beständig<br />
und ausdauernd das Reden.<br />
Als er schon sehr alt war, sollte er noch<br />
einmal eine Rede an der Universität halten.<br />
Es gab so viele Kartenanfragen, dass<br />
die Veranstaltung im Freien stattfinden<br />
musste. Jürgen Höller beendet mit dieser<br />
Geschichte sein Buch „Und immer wieder<br />
aufstehen!“: „Churchill ging nach mehreren<br />
Vorrednern langsam auf die Bühne,<br />
legte seinen Stock und die obligatorische<br />
Zigarre beiseite, blickte in die riesige Menschenmenge<br />
und sagte: „Never, never, never,<br />
never – never give up!“ Er schaute noch<br />
einige Augenblicke in die Menge, nahm Zigarre<br />
und Stock … und verließ wieder die<br />
Bühne.<br />
Die Zuhörer waren zuerst sprachlos – das<br />
konnte doch wohl noch nicht alles gewesen<br />
sein, oder? Doch dann erinnerten sie<br />
sich, worum es ihm ging: Als er am 10. Mai<br />
1940 zum neuen Premierminister Englands<br />
gewählt wurde, tobte bereits der<br />
grausame 2. Weltkrieg. Churchills Militärberater<br />
baten ihn, Waffenstillstandsverhandlungen<br />
mit den deutschen Nazis zu<br />
führen, um einer Niederlage … vorzubeugen<br />
und die Unabhängigkeit Englands zu<br />
retten. Aber Churchill bat sich Bedenkzeit<br />
aus.<br />
Als es abends wieder Bombenalarm gab,<br />
ging er nicht in den Luftschutzkeller seines<br />
Hauses, das am Stadtrand von London<br />
lag, sondern schenkte sich einen Brandy<br />
ein und stellte sich in seinem Bademantel<br />
auf die Veranda. Er sah betrübt zu, wie<br />
die deutschen Bomber Richtung London<br />
flogen und ihre tödliche Fracht auf seine<br />
geliebte Stadt warfen. Und schließlich sah<br />
er aus der Entfernung London lichterloh<br />
brennen.<br />
Da, so beschreibt es die Überlieferung,<br />
schleuderte er sein Brandyglas auf den<br />
Terrassenboden, ballte seine Fäuste zum<br />
Himmel und schrie: „Ihr Krauts, mich<br />
schafft ihr nie, denn ich, Winston Churchill,<br />
gebe nie, nie, nie, nie, ich gebe niemals auf!“<br />
Und so erhoben sich immer mehr Zuhörer<br />
und belohnten ihn mit Standing Ovations.<br />
Denn mehr, so wurde ihnen klar, bedurfte<br />
es nicht, außer diesem einen Satz: Gib nie,<br />
nie, nie, nie – gib niemals auf!“<br />
Ihr Helfried Schmidt<br />
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30<br />
06<br />
03 Gib niemals auf!<br />
Editorial von Helfried Schmidt<br />
GESELLSCHAFT<br />
06 „Wir schaffen das!“<br />
Hanspeter Georgi plädiert für<br />
das „Grundgesetz als Schulfach“<br />
OSKAR-PATZELT-STIFTUNG<br />
26 Robustheit & Resilienz<br />
Die „Mittelstandstour <strong>2024</strong>“<br />
besuchte im 30. Jubiläumsjahr 30<br />
beeindruckende Unternehmen in<br />
neun Bundesländern.<br />
30 Wie alles begann<br />
Was vor der Premiere des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
vor 30 Jahren passierte<br />
INHALT<br />
12<br />
38<br />
„Bleibt die Frage, warum unser<br />
parlamentarisches System die Signale<br />
des gesunden Menschenverstands<br />
so lange negieren kann.“<br />
10 Auf die Jugend setzen …<br />
… und Unternehmertum<br />
hierzulande stärken!<br />
Das meint Sascha Genders.<br />
12 Mehr als ein Trend<br />
Julia Breßler, Alexander Knauer<br />
und Leonhard Zintl über New Work<br />
als entscheidender Faktor<br />
für erfolgreiche Kundenbindung<br />
18 Kontrolle in der<br />
modernen Geschäftswelt<br />
Thorbjørn Fink: Wie es von<br />
Mikromanagement zu Datengetriebener<br />
Demokratisierung geht<br />
36 Balleinladung<br />
Termine und Infos für Auszeichnungsgalas<br />
und Bälle <strong>2024</strong><br />
37 30 Jahre „Wir bitten nach vorn …“<br />
Kolumne von Petra Tröger<br />
28<br />
46<br />
20 „Komplexer als so<br />
manches Traumtor“<br />
Ralf Elcheroth erklärt, wie Vertragsverhandlungen<br />
bei Fußballspielertransfers<br />
funktionieren<br />
60<br />
52<br />
Titelbild<br />
© freepik.com<br />
Covermontage:<br />
Clemens Vogel<br />
Bildnachweise<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
05<br />
WIRTSCHAFT<br />
06<br />
38 Deutschland ist ein Einreiseund<br />
Australien ist ein<br />
Einwanderungsland<br />
Wie sich Australien im Gegensatz<br />
zu Deutschland verändert hat,<br />
erklärt Matthias Weik, ein intimer<br />
Kenner beider Länder.<br />
„Das Medianvermögen … pro erwachsener<br />
Person beträgt in Australien<br />
247.450 USD, in Deutschland 66.735<br />
USD. Dies hängt auch damit zusammen,<br />
dass Australien die Einwanderung<br />
von unqualifizierten zumeist<br />
mittellosen Wirtschaftsflüchtlingen<br />
seit Jahrzehnen strikt verhindert.“<br />
60 Netzwerken im digitalen Zeitalter<br />
Verbindlichkeit kommt nie aus der<br />
Mode, meint Bernhard Schindler,<br />
der Gründer von THE GROW, im<br />
<strong>PT</strong>-Interview.<br />
„Ich denke, das Haptische und<br />
Persönliche wird sogar wichtiger<br />
in einer digitalen Welt. Und es muss<br />
jeder bereit sein, auch etwas zu geben.<br />
In zu vielen Netzwerken sind zu viele<br />
Egoisten, die gerne profitieren wollen,<br />
aber nichts zu bieten haben.<br />
Das ist auch eine Frage des Respekts<br />
und des Anstands.“<br />
46 KI, digitaler Zwilling,<br />
Energiewende und mehr<br />
Die digitale Transformation in<br />
Deutschland aus der Sicht von Kunal<br />
Purohit, Chief Digital Services<br />
Officer des indischen IT-Riesen<br />
Tech Mahindra<br />
LIFESTYLE | AUTO<br />
64 Das Beste oder Nichts<br />
Die Garths über den Inbegriff von<br />
Eleganz und Kraft<br />
52 Steueroase im Orient?<br />
Christoph Juhn über Buchführungspflicht<br />
und die Körperschaftsteuer in<br />
Dubai<br />
„ Die Repräsentative AutoScout24-<br />
Umfrage zeigt: 70 Prozent sind für<br />
eine Streichung oder Verschiebung<br />
der EU-Verordnung. Nur eine Minderheit<br />
befürwortet das Verbrenner-Aus<br />
in aktueller Form.“<br />
„Einige EU-Länder haben eine<br />
Flat Tax von 10 % (Bulgarien), 15 %<br />
(Ungarn) oder 20 % (Estland), während<br />
andere Länder progressive Steuersätze<br />
von bis zu 45 % (Deutschland)<br />
oder 60 % (Schweden) haben.<br />
(Anmerkung der Redaktion)“<br />
IMPRESSUM<br />
66 Leserbriefe und Impressum<br />
FUNKTION & DESIGN<br />
INDIVIDUELL WIE DIE PROJEKTE UNSERER KUNDEN<br />
56 Trump vs. Harris<br />
Eine Einschätzung von Andreas<br />
Heine, US-Repräsentant der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung<br />
58 EU fordert nationale Cybersicherheitsstrategie<br />
Lothar Müller fragt: Haben mittelständische<br />
Unternehmen „NIS-2“<br />
auf dem Schirm?<br />
20<br />
10<br />
2012<br />
2013<br />
FINALIST 2012<br />
PREISTRÄGER 2013<br />
Ehrenplakette 2018<br />
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06 Gesellschaft<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
07<br />
„Wir schaffen das!“<br />
Grundgesetz als Schulfach<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
1. Wer erinnert sich nicht an diesen<br />
aufmunternden Satz der ehemaligen<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
angesichts der Flüchtlingsströme<br />
2015/2016. Sie fügte diesem Satz hinzu:<br />
„Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas<br />
im Wege steht, muss es überwunden<br />
werden, muss daran gearbeitet<br />
werden. Der Bund wird alles in seiner<br />
Macht Stehende tun- zusammen mit<br />
den Ländern, zusammen mit den Kommunen-,<br />
um genau das durchzusetzen.“<br />
2. Die Bürger und Bürgerinnen haben<br />
sich seitdem freilich immer gefragt,<br />
wo denn das „alles in seiner Macht<br />
Stehende“ auch tatsächlich unternommen<br />
worden ist. Man hatte den<br />
Eindruck, dass an den erforderlichen<br />
Bedingungen, um es zu schaffen, nicht<br />
gearbeitet worden ist. Unzufriedenheit<br />
mit dem Management der staatlichen<br />
Hände war die Folge. Denn ein<br />
jeder, der in Wirtschaft oder Gesellschaft<br />
in verantwortlicher Position ist,<br />
hätte, vor neuen Herausforderungen<br />
stehend, sich sofort gefragt: was ist zu<br />
tun? Eine solche umgehende Reaktion<br />
hat man bei den Verantwortlichen<br />
in Politik und Staat vermisst. Diese<br />
Diskussion mit dem Ergebnis entsprechender<br />
Maßnahmen (agenda!) blieb<br />
viel zu lange aus, im Grunde wird sie<br />
auch heute noch nicht grundsätzlich<br />
und grundlegend genug geführt.<br />
3. Was könnten wichtige Elemente einer<br />
Strategie sein, die bereits erfolgte<br />
und noch weiter zu erwartende Migration<br />
von Zuwanderern im Sinne<br />
des Gemeinwohls und des inneren<br />
Friedens zu managen? Gibt uns der gesunde<br />
Menschenverstand Anleitungen<br />
hierzu?<br />
4. Als erstes denkt man an den Arbeitsmarkt<br />
-und der gesunde Menschenverstand<br />
fragt sich, warum die<br />
Zuwandernden nicht sofort einer Arbeit<br />
nachgehen dürfen, anstatt dem<br />
Sozialstaat zur Last zu fallen. Der ge-<br />
sunde Menschenverstand hat auch im<br />
Vergleich zur Handhabung in anderen<br />
Ländern den Eindruck, dass die bislang<br />
hier geübte Praxis nicht sozial ist- und<br />
dies in mehrfacher Hinsicht. Integration<br />
erfolgt durch Arbeit! Ist doch klar!<br />
Dabei wären Einarbeitungszuschüsse<br />
aus arbeitsmarkt- wie sozialpolitischen<br />
Gründen allemal besser als<br />
Bürgergeld. Und klar sollte auch sein,<br />
wer sich kriminell verhält, kann hier<br />
kein Bleiberecht beanspruchen-Asyl<br />
hin, Asyl her.<br />
„Bleibt die Frage, warum unser<br />
parlamentarisches System die Signale<br />
des gesunden Menschenverstands so<br />
lange negieren kann.“<br />
5. Als zweites denkt man an den Bildungsbereich.<br />
Was wäre geschehen,<br />
wenn Schulen mehr Möglichkeiten gehabt<br />
hätten, sich unternehmerisch zu<br />
verhalten? Hätten sie zugelassen, dass<br />
Kinder ohne die erforderlichen Sprachkenntnisse<br />
sofort in die bisherigen<br />
Klassen gekommen wären? Vorstellbar<br />
ist doch- bei gesundem Menschenverstand-,<br />
dass Schulen besondere Klassen<br />
eingeführt hätten, um in ihnen<br />
die deutsche Sprache erlernen zu können.<br />
Disziplinen wie Sport, Musik oder<br />
Kunst gemeinsam- auch aus Gründen<br />
der Integration, aber in allen anderen<br />
Fächern erst dann gemeinsam, wenn<br />
der Unterricht in deutscher Sprache<br />
für alle möglich ist. Das wäre doch für<br />
alle Beteiligten die bessere Lösung.<br />
6. Da sich die Zusammensetzung der<br />
Klassen auch in Zukunft mehr und mehr<br />
internationalisiert, multiethnisch sein<br />
wird, wäre etwas erforderlich, um den<br />
Zusammenhalt in der Gesellschaft<br />
schon früh einzuüben. Hierzu hat aus<br />
der Mitte des WIN-Kuratoriums dessen<br />
stellvertretender Vorsitzender, u
08 Gesellschaft<br />
Herbert Huber, einen umsetzungswürdigen<br />
Vorschlag unterbreitet: Grundgesetz<br />
als Schulfach. Vorstellbar ist,<br />
dass Schüler und Schülerinnen im<br />
Laufe ihrer Schulzeit mehrfach mit<br />
den Regelungen des Grundgesetzes<br />
befasst werden. Hinzukäme, im Sinne<br />
der Arbeiten des Theologen Hans Küng<br />
am Projekt Weltethos, den Religionsunterricht<br />
nicht mehr als Konfessionsunterricht<br />
zu praktizieren, sondern die<br />
Schüler und Schülerinnen i.S. der Religionskunde<br />
mit den Weltreligionen<br />
zu unterrichten. Sie würden erkennen,<br />
dass die „goldene Regel“ in allen großen<br />
Religionen wie Christentum, Islam,<br />
Judentum, Buddhismus und Hinduismus<br />
Geltung hat: Was du nicht willst,<br />
das man dir tu, das füg auch keinem<br />
andern zu. Religion in dieser Definition<br />
als Schulfach wäre doch ein Beitrag zu<br />
gelingender Integration.<br />
© PIXABAY.COM | BENJAMIN KERBER<br />
7. Ein Drittes sei hinzugefügt. Angesichts<br />
der Debatte um die Erlangung<br />
der deutschen Staatsbürgerschaft hat<br />
ebenso aus der Mitte des WIN-Kuratoriums<br />
Herbert Huber, dem gesunden<br />
Menschenverstand folgend, angeregt:<br />
wer deutscher Staatsbürger oder<br />
deutsche Staatsbürgerin werden will,<br />
muss neben den bisherigen Voraussetzungen<br />
einen Eid auf das Grundgesetz<br />
leisten. Diesen unterstützungswürdigen<br />
Vorschlag hat er im Rahmen einer<br />
Veranstaltung der Unionstiftung<br />
in Kooperation mit WIN wiederholt<br />
und dort große Zustimmung erfahren.<br />
Wer deutscher Staatsbürger werden<br />
will, muss sich verpflichten, nach den<br />
Regelungen des Grundgesetzes leben<br />
zu wollen. Wer dies nicht will, kann die<br />
deutsche Staatsbürgerschaft nicht erlangen.<br />
Zu Ende gedacht, müsste er<br />
konsequenterweise auch das Land<br />
wieder verlassen. Für die aufnehmende<br />
Gesellschaft ist das doch<br />
nicht weniger als eine conditio<br />
sine qua non.<br />
8. Ein Letztes: Wohnen.<br />
Integration durch Wohnen<br />
kann nur gelingen,<br />
wenn sich Parallelgesellschaften<br />
nicht<br />
entwickeln. Daher<br />
ist es eine vornehme<br />
Aufgabe<br />
von Kommunen<br />
„Hierzu hat aus der Mitte des WIN-Kuratoriums dessen stellvertretender<br />
Vorsitzender, Herbert Huber, einen umsetzungswürdigen Vorschlag unterbreitet:<br />
Grundgesetz als Schulfach. … Hinzukäme, im Sinne der Arbeiten des Theologen<br />
Hans Küng am Projekt Weltethos, den Religionsunterricht nicht mehr<br />
als Konfessionsunterricht zu praktizieren.“<br />
und Ländern, räumliche Konzentrationen<br />
von Zuwanderern möglichst zu<br />
verhindern. Hier ex-ante aktiv zu sein,<br />
ist gesellschaftspolitisch schon auf<br />
mittlere Sicht vorteilhafter als ex-post<br />
Fehlentwicklungen zu korrigieren.<br />
9. Bleibt die Frage, warum unser parlamentarisches<br />
System die Signale des<br />
gesunden Menschenverstands so lan-<br />
© PIXABAY.COM | INSTAGRAMFOTOGRAFIN<br />
ge negieren kann. Liegt es an dem Resonanzverlust,<br />
den der Soziologe Hartmut<br />
Rosa in seinem Buch „Resonanz.<br />
Eine Soziologie der Weltbeziehung“ diagnostiziert?<br />
Gemeint ist damit, dass<br />
zwischen den politischen Entscheidern<br />
und den Bürgern kein Diskurs mehr<br />
stattfindet. Den sollten wir, wo auch<br />
immer, wiederbeleben. Ist doch die<br />
vornehme Pflicht von Demokraten. •<br />
Dr. Hanspeter Georgi<br />
Über den Autor<br />
ist Präsidiumsmitglied der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung. Das<br />
Engagement des langjährigen<br />
saarländischen<br />
Wirtschafts- und Arbeitsministers<br />
und Volkswirtschaftlers<br />
galt vor allem<br />
der Aufwertung des Wirtschaftsstandortes<br />
Saarland,<br />
der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung<br />
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10 Gesellschaft<br />
Auf die Jugend setzen …<br />
… und Unternehmertum<br />
hierzulande stärken!<br />
Blickt man auf das Existenzgründungsgeschehen<br />
hierzulande, erkennt man, dass<br />
die Gründungsdynamik in Zahlen gemessen<br />
in den letzten Jahren wahrlich<br />
keine wirkliche Erfolgsgesichte<br />
war. Zwar gibt es immer wieder<br />
(und durchaus zahlreiche) Neugründungen<br />
und Start-Ups,<br />
die von sich reden machen,<br />
aber insgesamt wagen<br />
nach wie vor zu wenig<br />
Menschen den Schritt in<br />
die berufliche Selbstständigkeit.<br />
Der letzte KfW-Gründungsmonitor<br />
zeigt mit Blick auf<br />
die Anzahl der Neugründungen<br />
zwar einen Anstieg der Gründungstätigkeit<br />
in Deutschland, der „geringfügig<br />
stärker als im Vorjahr“ gewesen<br />
ist, insgesamt konstatiert die KfW aber<br />
„weder konjunkturell noch arbeitsmarktseitig<br />
nennenswerte Impulse auf die<br />
Gründungstätigkeit“ (KfW <strong>2024</strong>, S.1) .<br />
Fakt ist, Deutschland ist kein Land der<br />
Gründer. Dies hat unterschiedliche Gründe,<br />
wie der Global Entrepreneurship Monitor<br />
seit Jahren zeigt. Nebst sozialen und<br />
kulturellen Aspekten sind hierfür Gege-<br />
benheiten mit Blick auf Vermittlung von<br />
Existenzgründungswissen und Unternehmertum<br />
in den Schulen verantwortlich,<br />
die als Ursachen genannt werden<br />
(GEM <strong>2024</strong>, S.128). Selbstständigkeit ist<br />
hierzulande leider nicht selbstverständlich,<br />
wenn es um die eigene Karriereplanung<br />
geht.<br />
Die Tatsache einer geringen Dynamik im<br />
Existenzgründungsgeschehen hat diverse<br />
Konsequenzen: neben fehlenden<br />
innovativen und neuen Geschäftsmodellen<br />
und Produkten oder Dienstleistungen<br />
gibt es weniger Wettbewerbsanreize, fehlende<br />
Geschäftspartner oder Arbeitgeber,<br />
einen Mangel von potenziellen Hidden<br />
Champions von morgen oder<br />
schlicht fehlt es an Nachfolgern im<br />
Zuge des Generationenwechsels<br />
im Mittelstand. Und nicht zuletzt<br />
auch die Facetten rund um unternehmerische<br />
Nachhaltigkeit im<br />
Sinne der ESG-Kriterien (Environmental,<br />
Social, Governance)<br />
werden nicht selten eher<br />
durch Start-Ups und Neugründungen<br />
forciert.<br />
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Nicht wenige Jugendliche<br />
wollen „eigentlich“,<br />
aber...<br />
Vor diesem mittelfristigen<br />
Hintergrund ist es wichtig, stets und<br />
überall für die Vorteile, Chancen und Potenziale<br />
beruflicher Selbstständigkeit zu<br />
werben. Insbesondere die „junge Generation“<br />
gilt es davon zu begeistern, dass<br />
Selbstständigkeit eine echte Alternative<br />
zur abhängigen Beschäftigung sein kann.<br />
Positiv ist, dass nach einer jüngsten Stu-<br />
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„Es braucht Role-Models, die zeigen,<br />
dass Selbstständigkeit nichts<br />
Negatives ist, sondern Gestaltungspotenziale<br />
(bspw. auch in Sachen<br />
Nachhaltigkeit) bietet.“<br />
die der Bertelsmann Stiftung 40 Prozent<br />
der 14- bis 25-Jährigen hierzulande angeben,<br />
bis zum 30. Lebensjahr den Schritt<br />
in die Selbstständigkeit gehen und ein<br />
Unternehmen gründen zu wollen (Bertelsmann<br />
Stiftung <strong>2024</strong>, S.6) . Auf diesem<br />
positiven Signal der jungen Generation<br />
gilt es aufzubauen und diese Potenziale<br />
noch stärker als bislang in den Fokus zu<br />
nehmen.<br />
Wirft man einen Blick in die Studie der<br />
Bertelsmann Stiftung, zeigt sich, dass<br />
nebst den 40 Prozent der Gründungsinteressierten<br />
einerseits 26 Prozent eine<br />
Selbstständigkeit nicht als Option ansehen,<br />
immerhin 33 Prozent können sich<br />
dies zwar andererseits nicht vorstellen,<br />
schließen dies aber auch nicht aus. Da davon<br />
ausgegangen werden kann, dass von<br />
allen Interessierten wiederum ohnehin<br />
nur ein Bruchteil tatsächlich den Weg in<br />
die Selbstständigkeit findet, scheint mir<br />
wichtig, zu versuchen, möglichst viele<br />
Jugendlichen mit der Idee der eigenen<br />
Selbstständigkeit zu begeistern. Und wirft<br />
man einen Blick auf die Gründungsbarrieren,<br />
dann wird deutlich, wo die Hebel liegen:<br />
Laut Studie verweist rund ein Viertel<br />
auf fehlendes Zutrauen bzw. Unsicherheit,<br />
20 Prozent geben fehlendes Wissen, 17<br />
Prozent Stress als Gründungsbarrieren an.<br />
Es braucht Weichenstellungen!<br />
Ansetzend an den Gründungsbarrieren<br />
gibt es drei Ansatzpunkte, die wir gesellschaftlich<br />
lösen müssen. Zum ersten müssen<br />
wir auf eine Stärkung des Images von<br />
Unternehmern setzen. Es braucht Role-<br />
Models, die zeigen, dass Selbstständigkeit<br />
nichts Negatives ist, sondern Gestaltungspotenziale<br />
(bspw. auch in Sachen Nachhaltigkeit)<br />
bietet. Gute Erfahrung gibt es<br />
immerhin mit Blick auf die Förderung von<br />
Youth Entrepreneurs, wenn man auf Tandemlösungen<br />
und Mentoring-Ansätze<br />
setzt, beispielsweise mit Mentoren aus<br />
etablierten Mittelständlern und unternehmerisch<br />
erfahrenen Menschen. Durch<br />
das Erleben von guten Beispielen steigert<br />
sich zugleich das Selbstbewusstsein und<br />
Unsicherheiten der Jugendlichen werden<br />
reduziert. Zweitens müssen wir Gründen<br />
als Prozess insgesamt einfacher machen.<br />
Bürokratieabbau und ein einfacherer (Online-)Weg<br />
zur Gründung sind wesentlich,<br />
um formale Hürden und Stolpersteine<br />
auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmer<br />
zu beseitigen. Drittens müssen<br />
wir mehr denn je auf Bildung und Kompetenzaufbau<br />
in Sachen Unternehmertum<br />
setzen. Wissensdefizite bei jungen<br />
Menschen sind wesentliche Gründungsbarrieren<br />
und zugleich verdeutlicht der<br />
Global Entrepreneurship Monitor wie<br />
bereits erwähnt, dass eben exakt im Bereich<br />
der Wissensvermittlung rund um<br />
Entrepreneurship Defizite im deutschen<br />
Gründungsökosystem liegen. Nebst dem<br />
Engagement der Schulen und berufsbildender<br />
Einrichtungen engagieren sich<br />
ohnehin die IHK als auch zunehmend<br />
mehr Hochschulen richtigerweise in diesem<br />
Kontext. Ein mehr als richtiger Weg<br />
wird eingeschlagen!<br />
Image, Bürokratismus und Bildung – drei<br />
Themen, denen man wirtschaftspolitisch<br />
nachkommen muss, um nicht zuletzt<br />
Gründungsbarrieren von Jugendlichen zu<br />
beseitigen. All dies erfolgt mit dem Ziel,<br />
diejenigen von einem Leben als Unternehmer<br />
zu begeistern, für die der Schritt<br />
heute denkbar erscheint, die ihn aber<br />
nicht wagen – noch nicht! •<br />
Dr. Sascha Genders ist<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
IHK Würzburg-Schweinfurt.<br />
Der promovierte Volkswirt ist<br />
bereits seit 2008 für die IHK<br />
Würzburg-Schweinfurt tätig<br />
und Mitglied in zahlreichen<br />
Gremien des DIHK in Berlin<br />
sowie Lehrbeauftragter der<br />
Fachhochschule Würzburg-<br />
Schweinfurt.<br />
Über den Autor<br />
Am Puls der Energie<br />
Zufriedene Kunden und repräsentative Objekte sind eine gute Empfehlung für Elektromontagen Leipzig. Wir sind leistungsfähig<br />
und kompetent für Ihre Vorhaben in Leipzig und Umgebung. Als Unternehmen der Elektrobranche blicken wir auf über 40<br />
Jahre Erfahrung zurück. Durch Zuverlässigkeit, Qualität und Service haben wir uns einen Namen gemacht.<br />
• Energieanlagen<br />
• Elektroinstallation<br />
• Flughafeninfrastruktur<br />
• Steuerungs- und Kommunikationstechnik<br />
2021 Premier, 2008 Premier-Finalist, 2007 Ehrenplakette,<br />
1995 Preisträger „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
www.elmo-leipzig.de<br />
Elektromontagen Leipzig GmbH | Heiterblickstraße 42 | 04347 Leipzig<br />
kontakt@elmo-leipzig.de | www.elmo-leipzig.de
12 Gesellschaft<br />
Mehr als ein Trend<br />
New Work als entscheidender Faktor für erfolgreiche Kundenbindung<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
© FREEPIK.COM | WAYHOMESTUDIO
13<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
New Work ist weit mehr als nur ein<br />
Trend oder Schlagwort für Unternehmen<br />
– es bietet gerade dem Mittelstand<br />
die Chance, sowohl Angestellte<br />
als auch Kunden zu begeistern. Aber<br />
was genau verbirgt sich hinter diesem<br />
Begriff? Wie kann New Work dabei helfen,<br />
nicht nur die interne Motivation,<br />
sondern auch die Kundenbindung zu<br />
steigern?<br />
Der Ausdruck ‚New Work‘ umfasst<br />
eine Vielzahl von Praktiken, die neuere<br />
Trends der Arbeitsgestaltung zusammenfassen.<br />
Geprägt in den 1980er<br />
Jahren von Frithjof Bergmann, strebte<br />
New Work (zunächst) danach, die Arbeit<br />
stärker an die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen<br />
und die Möglichkeiten<br />
moderner Technologien anzupassen.<br />
In den darauffolgenden Jahren wurde<br />
dies erweitert mit Praktiken der Zusammenarbeit,<br />
um u.a. den Wertgefühlen<br />
der Generation Y und Generation Z<br />
gerecht zu werden. New Work bündelt<br />
also Arbeitsbedingungen, die es den<br />
Menschen ermöglichen, ihre Potenziale<br />
voll auszuschöpfen und die Arbeit<br />
als erfüllend, sinnstiftend zu empfinden.<br />
In der Praxis bedeutet dies oft die<br />
Abkehr von starren Arbeitszeiten und<br />
Bürostrukturen, der Integration von digitalen<br />
Unterstützungsdiensten sowie<br />
die Förderung von flachen Hierarchien<br />
und selbstgesteuerten Teams.<br />
Konkrete Ausgestaltung<br />
von New Work<br />
Unternehmen, die mit der Umsetzung<br />
von New Work werben, nutzen verschiedene<br />
Strategien, Technologien und<br />
Dienste:<br />
• Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice,<br />
4-Tage-Woche und flexible Arbeitszeiten<br />
sind Beispiele, wie Unternehmen<br />
auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter<br />
eingehen, wobei gleichzeitig auf attraktive<br />
Arbeitsplätze in den jeweiligen Unternehmensstandorten<br />
geachtet wird.<br />
• Technologische Unterstützung: Digitale<br />
Unterstützungsdienste wie Slack,<br />
Zoom oder Microsoft Teams ermöglichen<br />
es, effizient zu kommunizieren<br />
und Projekte zu managen, unabhängig<br />
davon, wo sich die Teammitglieder befinden.<br />
Dienste, die auf Prinzipien der<br />
künstlichen Intelligenz beruhen, unterstützen<br />
bei kreativen Arbeitsanteilen<br />
und der Reduktion der Routinetätigkeiten,<br />
die von Mitarbeiterinnen ausgeführt<br />
werden.<br />
• Ergonomische und flexible Bürogestaltung:<br />
Verstellbare Schreibtische,<br />
stille Zonen und modulare Arbeitsplätze<br />
unterstützen eine gesunde und produktive<br />
Arbeitsumgebung.<br />
• Förderung von Teamarbeit und Selbstorganisation:<br />
Agile Methoden (z.B.<br />
Design Thinking), Servant Leadership<br />
(dienende Führungskräfte) oder Kanban<br />
fördern eine Kultur der Selbstorganisation<br />
und kontinuierlichen Verbesserung.<br />
Aber warum ist New Work so wichtig?<br />
Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr<br />
2020 zeigte, dass Unternehmen mit<br />
hohen Flexibilitätsgraden eine höhere<br />
Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität<br />
aufweisen. Insbesondere in den<br />
Bereichen Finanzen und IT, wo viele<br />
Tätigkeiten remote erledigt werden<br />
können, sind positive Effekte auf die<br />
Arbeitsleistung feststellbar. Außerdem<br />
verbessern – laut Gallup-Institut – New<br />
Work-Praktiken wie Autonomie und flexible<br />
Arbeitszeiten die Mitarbeiterbindung<br />
und das Engagement signifikant.<br />
New Work und der Kunde:<br />
Wie passt das zusammen?<br />
New Work gewinnt nicht nur zunehmend<br />
an Einfluss. Es gilt als essenziell,<br />
wenn es beispielsweise um die Einstellung<br />
neuer Mitarbeiterinnen, um die<br />
Zufriedenheit der Mitarbeiter sowie<br />
deren Produktivität geht. Darüber hinaus<br />
etabliert sich die Vorgehensweise<br />
beim Aufbau und der Pflege von Kundenbeziehungen.<br />
Nach einer Studie<br />
des Harvard Business Review erzielen<br />
Mitarbeiterinnen höhere Kundenzufriedenheitswerte,<br />
wenn das Unternehmen<br />
flexible Arbeitszeiten und umfassende<br />
Schulungsprogramme für ihre<br />
Mitarbeiterinnen anbietet. Eine andere<br />
Studie im Journal of Business Ethics<br />
fand heraus: Unternehmen, die eine<br />
Kultur der Autonomie und der kontinuierlichen<br />
Weiterbildung fördern, wird<br />
häufiger ethisches Unternehmensverhalten<br />
sowie eine bessere Kundenloyalität<br />
bescheinigt.<br />
Flexibilität und Kundeninteraktion –<br />
Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen<br />
es den Mitarbeitern, zu Zeiten zu arbeiten,<br />
die auch für die Bedürfnisse der<br />
Kundinnen günstig sind – bspw., wenn<br />
Kunden in verschiedenen Zeitzonen ansässig<br />
sind. Die Möglichkeit, außerhalb<br />
der traditionellen 8/16-Arbeitszeiten<br />
verfügbar zu sein, kann die Kundenzufriedenheit<br />
so erheblich verbessern, da<br />
diese sich eher wertgeschätzt fühlen.<br />
Technologie-Einsatz zur Kundenbindung<br />
– Digitale Dienste wie Kundenmanagement-Systeme,<br />
die in vielen<br />
New-Work-Umgebungen zum Standard<br />
geworden sind, ermöglichen es<br />
Unternehmen, detaillierte Einblicke<br />
in die Kundenbedürfnisse zu erhalten<br />
und passgenaue Lösungen zu bieten.<br />
Die Nutzung von digitalen Analysewerkzeugen<br />
und künstlicher Intelligenz<br />
kann helfen, Trends zu erkennen und<br />
schon proaktiv auf Kundenbedürfnisse<br />
zu reagieren.<br />
Autonomie und Kundenempowerment<br />
– Autonome Teams können schnellere<br />
und effektive Entscheidungen treffen.<br />
Das ist vor allem in kritischen Kundensituationen<br />
von immensem Vorteil.<br />
Wenn Mitarbeiterinnen befähigt sind,<br />
kundenspezifische Lösungen zu entwickeln,<br />
ohne auf langwierige Entscheidungsprozesse<br />
zu warten, verbessert<br />
dies nicht nur die Reaktionsfähigkeit,<br />
sondern damit verbunden auch die<br />
Kundenexperience.<br />
Sinnhaftigkeit und Kundenvertrauen<br />
– Mitarbeiterinnen, die ihre Arbeit als<br />
sinnvoll und erfüllend empfinden, sind<br />
eher geneigt, positive und authentische<br />
Beziehungen zu Kunden aufzubauen.<br />
Dies resultiert in gesteigertem u
14 Gesellschaft<br />
© TELESKOPEFFEKT<br />
Vertrauen gegenüber dem Unternehmen<br />
und somit gestärkten langfristigen<br />
Beziehungen.<br />
Kontinuierliche Weiterbildung und<br />
Kundenerfahrung – Trainings und Schulungen<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil<br />
von New Work und sorgen dafür,<br />
dass Mitarbeiterinnen ihr Fachwissen<br />
kontinuierlich erweitern können. Mitarbeiter<br />
sind so besser in der Lage, Kundenanfragen<br />
effizient zu bearbeiten<br />
und ein höheres Service-Niveau zu erreichen.<br />
Um die Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
zu verbessern, sind besonders kundenfokussierte<br />
Raumkonzepte im Rahmen<br />
von New Work essenziell. Doch wie<br />
können Räume aussehen, die sowohl<br />
für Angestellte als auch Kundinnen eine<br />
produktive und positive Atmosphäre zur<br />
Weiterentwicklung und Bindung schaffen.<br />
New Work Raumkonzept<br />
mit Kundenblick<br />
New Work zeigt sich insbesondere in der<br />
Gestaltung von Büros und Arbeitsstätten.<br />
Der Mix aus Design- und Funktion<br />
ist dabei entscheidend:<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
w w w . h e i m e r l - b a u . d e<br />
Ehrenplakette 2019
15<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
© TELESKOPEFFEKT<br />
Michael Kretschmer, Ministerpräsident in Sachsen,<br />
mit Prof. Leonhard Zintl, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mittweida<br />
1. Offene und flexible Raumgestaltung:<br />
Die Räume sind flexibel gestaltet, sodass<br />
sie leicht an unterschiedlichste Szenarien<br />
angepasst werden können. So können<br />
bspw. modulare Möbel und bewegliche<br />
Wände dabei helfen, den Raum schnell<br />
umzukonfigurieren – etwa für Einzelgespräche,<br />
Workshops oder Präsentationen.<br />
2. Technologie-Integration: Moderne<br />
Technik wird direkt in die Räume<br />
und Wände integriert. Dazu gehören<br />
Video- und Audiotechnik für Telekonferenzen,<br />
interaktive Whiteboards<br />
und ausreichende Lademöglichkeiten<br />
für Geräte. So ist die reibungslose und<br />
professionelle Kommunikation mit<br />
der Kundin (auch über Distanzen) sichergestellt.<br />
3. Komfort und Ergonomie: Eine passende<br />
Ergonomie der Möbel gewährleistet<br />
Komfort (für Physis und Psyche),<br />
auch bei längeren Meetings. Zudem<br />
sollten die Räume so ausgestattet sein,<br />
dass sie eine angenehme Atmosphäre<br />
schaffen, beispielsweise durch natürliche<br />
Beleuchtung, Pflanzen und Kunst.<br />
4. Akustik und Privatsphäre: Gute Akustik<br />
durch schallabsorbierende Möbel<br />
und Designs ist essenziell, um vertrauliche<br />
Gespräche mit Kundinnen zu führen<br />
und Störungen zu minimieren.<br />
5. Zugänglichkeit und Sicherheit: Räume<br />
sind barrierefrei gestaltet, um allen<br />
Kundinnen und Mitarbeitern den<br />
Zugang zu ermöglichen. Dabei müssen<br />
auch Sicherheitsaspekte wie Notausgänge<br />
und -beleuchtung sowie Cybersicherheit<br />
stets berücksichtigt werden.<br />
6. Markenidentität: Die Räume spiegeln<br />
auch das Branding und die Werte<br />
des Unternehmens wider. Farben, Logos<br />
und in sich konsistente Designs, die sich<br />
durch alle kundenbezogenen Räumlichkeiten<br />
ziehen, zahlen darauf ein.<br />
7. Nachhaltigkeit: Auch in den Grundprinzipien<br />
von New Work spielt Nachhaltigkeit<br />
in der Raumgestaltung eine<br />
entscheidende Rolle – vom Nutzen umweltfreundlicher<br />
Materialien und Technologien<br />
bis hin zum Implementieren<br />
energieeffizienter Beleuchtung und u
16 Gesellschaft<br />
Klimasteuerung. Dies ist nicht nur nett<br />
zu haben, sondern wesentlich.<br />
Diese Kombination schafft eine Umgebung,<br />
die nicht nur funktional und ästhetisch<br />
ansprechend ist, sondern auch<br />
die Kommunikation und Interaktion mit<br />
den Kundinnen fördert. Sie schafft eine<br />
Willkommens- und Wertschätzungskultur<br />
für Kunden.<br />
Ein Vorzeige-Projekt aus der Praxis:<br />
Das TeleWerk<br />
Das Innovationsquartier Werkbank32<br />
in Mittweida, im Herzen des Freistaats<br />
Sachsen, ist ein inspirierender Ort für<br />
mittelständische Unternehmen, Startups,<br />
Verwaltungen und Freelancer.<br />
Hier finden sich kreative Räume und<br />
Netzwerke, die methodische Unterstützung<br />
bei der Umsetzung von Innovation<br />
bieten. Das Quartier besteht<br />
aus vier Gebäuden und zwei weiteren<br />
Raumeinheiten, die darauf ausgerichtet<br />
sind, eine dynamische und kollaborative<br />
Umgebung zu schaffen. Eines der<br />
zentralen Gebäude in diesem Quartier<br />
ist das TeleWerk. Hier wird das Konzept<br />
des Smart Working auf innovative<br />
Weise neu interpretiert. Bereits ab der<br />
Planungsphase wurden Raum- und Energiekonzepte,<br />
Kundenschnittstellen,<br />
Cybersicherheit und Holzbau harmonisch<br />
miteinander verbunden.<br />
Die Hochschule Mittweida, gemeinsam<br />
mit dem Fraunhofer-Institut für<br />
Verkehrs- und Infrastruktursysteme<br />
IVI sowie der Volksbank Mittweida eG,<br />
sind für die Umsetzung dieses Projekts<br />
verantwortlich. Die Hochschule Mittweida<br />
vereint mit dem Reallabor die<br />
eigenen Kompetenzen mit denen anderer<br />
Partner und Institutionen – alles<br />
zur Erforschung und Demonstration<br />
des modernen Lebens und Arbeitens in<br />
ländlichen Regionen mit dem Ziel, die<br />
Region voranzubringen. Gefördert wird<br />
das TeleWerk im Rahmen des Aufrufs<br />
»Reallabore für innovationsgestützte<br />
regionale Wertschöpfung« durch den<br />
simul+InnovationHub des Staatsministeriums<br />
für Regionalentwicklung. Es<br />
dient als lebendiges Beispiel dafür, wie<br />
New Work-Prinzipien praktisch umgesetzt<br />
werden können. So werden modernste<br />
Technologien und nachhaltige<br />
Bauweisen integriert, um eine optimale<br />
Arbeitsumgebung sowohl für Mitarbeiterinnen<br />
als auch für Kunden zu schaffen.<br />
Das Gebäude ist ein herausragendes<br />
Beispiel für die architektonische und<br />
funktionale Umsetzung der New Work-<br />
Prinzipien, besonders im Hinblick auf<br />
die Integration von Kundeninteraktionen.<br />
Das TeleWerk vereint neue Formen<br />
der Arbeit und konzentriert sich<br />
dabei auf entscheidende Bereiche.<br />
Dazu gehören die Cybersicherheit digitaler<br />
Infrastrukturen und die Internetof-Things-Vernetzung<br />
in der Gebäude-<br />
und Anlagentechnik. Ein weiterer<br />
wichtiger Aspekt ist der minimale<br />
CO2-Fußabdruck bei Bau und Betrieb,<br />
der durch den Einsatz nachwachsender<br />
Materialien wie Holz erreicht wird.<br />
Auch die regenerative Energieversorgung<br />
spielt eine zentrale Rolle. Darüber<br />
hinaus werden sozialwissenschaftliche<br />
Fragen der Telearbeit und nachhaltige<br />
Lebensformen auf dem Land untersucht.<br />
Es dient dabei nicht nur als Hülle,<br />
sondern ist selbst Teil des Experiments<br />
als Reallabor und Experimentalplattform.<br />
Die aufgeführten Elemente machen<br />
das TeleWerk zu einem lebendigen Beispiel<br />
dafür, wie New Work-Prinzipien<br />
nicht nur die Arbeitsweise der Mitarbeiter,<br />
sondern auch die Beziehungen<br />
zu den Kundinnen verbessern können.<br />
Mit dem TeleWerk gehen wir den nächsten<br />
Schritt in Richtung Arbeitswelt<br />
der Zukunft. Durch die Schaffung einer<br />
umweltbewussten, technologisch fortschrittlichen<br />
und flexiblen Arbeitsumgebung<br />
können so auch andere Unternehmen<br />
eine starke Botschaft über ihr<br />
Engagement für Nachhaltigkeit und<br />
Kundenorientierung vermitteln.<br />
Fazit<br />
Ein kundenfokussiertes Raumkonzept<br />
im Rahmen von New Work verbessert<br />
die Interaktion sowie Zusammenarbeit,<br />
erfüllt spezifische Kundenbedürfnisse<br />
und erhöht nachhaltig die Kundenzufriedenheit<br />
und -bindung. New Work<br />
eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten<br />
für KMUs in vielerlei Hinsicht.<br />
Das TeleWerk und die Werkbank32 sind<br />
offene Orte, die besichtigt werden können.<br />
In Mittweida freuen wir uns jederzeit<br />
über neue Partner, Unternehmen,<br />
Institutionen mit denen wir über Innovationsprojekte,<br />
Forschungsprojekte<br />
in Austausch treten können. So entstehen<br />
Ideen und gemeinsam kann an den<br />
Themen der Zukunft gebaut werden. •<br />
Dr. Julia Breßler ist<br />
Innovationsarchitektin und<br />
agiert in der Werkbank32 bei<br />
der Umsetzung von unterschiedlichen<br />
Innovationsprojekten.<br />
Sie ist Speakerin für<br />
Innovationsdidaktik und Mitinitiatorin<br />
der MutOffensive.<br />
Prof. Dr. Alexander<br />
Knauer ist Inhaber der<br />
Professur für Zukunftstechnologien<br />
und Entrepreneurship<br />
an der Hochschule Mittweida,<br />
University of Applied<br />
Sciences. Er lehrt und forscht<br />
zu innovativen Geschäftsmodellen<br />
und dem Einsatz neuer<br />
Technologien.<br />
Prof. Leonhard Zintl ist<br />
Über die Autoren<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Volksbank Mittweida eG und<br />
Honorarprofessor für digitale<br />
Transformation und regionale<br />
Innovation an der Hochschule<br />
Mittweida. Als leidenschaftlicher<br />
Zukunftsmacher<br />
engagiert er sich in Gremien<br />
des genossenschaftlichen<br />
Finanzverbundes. Unter seiner Leitung entwickelte<br />
sich die Volksbank Mittweida zur zweitgrößten<br />
Volksbank der neuen Bundesländer, mehrfach ausgezeichnet<br />
beim „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
17<br />
Wir und über 120 weitere<br />
MitarbeiterInnen haben viel<br />
Teamgeist und Freude an der Arbeit.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Gewerbestraße 33 und<br />
Saarlandstraße 31<br />
66482 Zweibrücken
18 Gesellschaft<br />
Kontrolle<br />
in der modernen Geschäftswelt<br />
Von Mikromanagement zu Datengetriebener Demokratisierung<br />
© PLEO<br />
© PLEO<br />
Kontrolle wird oft als eine Stärke für<br />
Unternehmen angesehen, besonders<br />
in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit<br />
und sich wandelnder politischer Landschaften.<br />
Doch was bedeutet Kontrolle<br />
wirklich in der modernen Geschäftswelt?<br />
Thorbjørn Fink, COO beim <strong>Ausgabe</strong>nmanagement-Marktführer<br />
Pleo, erklärt, wie<br />
ein neues Verständnis von Kontrolle, das<br />
auf Demokratisierung und Daten basiert,<br />
Unternehmen helfen kann, innovativ<br />
und widerstandsfähig zu bleiben.<br />
<strong>PT</strong>: Herr Fink, Kontrolle ist ein Begriff,<br />
der in der Geschäftswelt oft verwendet<br />
wird. Wie definieren Sie Kontrolle in der<br />
heutigen Zeit?<br />
Thorbjørn Fink: Kontrolle bedeutet heutzutage<br />
etwas anderes als noch vor einigen<br />
Jahren. Früher verstand man darunter<br />
oft, dass Führungskräfte sich in jeden<br />
Aspekt des Unternehmens einmischen<br />
und sicherstellen, dass nichts ohne ihre<br />
Zustimmung geschieht. Diese Form der<br />
Kontrolle kann jedoch schnell zu Mikromanagement<br />
führen, das Vertrauen,<br />
Selbstbewusstsein und Innovation innerhalb<br />
des Teams untergräbt. Heute muss<br />
Kontrolle anders definiert werden – als<br />
etwas, das demokratisiert, ermächtigt<br />
und datengetrieben ist.<br />
<strong>PT</strong>: Warum ist diese neue Form der Kontrolle<br />
besonders für die Finanzabteilung<br />
wichtig?<br />
Thorbjørn Fink: Von über 500 Senior-<br />
Führungskräften in deutschen Unternehmen,<br />
die wir für unser CFO Playbook<br />
befragt haben, gaben 61 % an, dass die<br />
Steigerung des Umsatzes Anfang <strong>2024</strong><br />
für Sie Priorität hat. Wo Wachstum angestrebt<br />
wird, bedarf es Stabilität im<br />
Zentrum. Traditionell wurde die Kontrolle<br />
in der Finanzabteilung durch manuelle<br />
Überwachung und strikte Aufsicht ausgeübt.<br />
Doch das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />
Moderne Kontrolle bedeutet, dass<br />
die Finanzteams durch digitale Transformation<br />
und Datenanalyse befähigt<br />
werden. So können sie <strong>Ausgabe</strong>n überwachen<br />
und wertvolle Einblicke gewinnen,<br />
ohne dass die Verantwortung allein<br />
auf den Schultern des CFOs lastet. Diese<br />
Form der Kontrolle teilt die Verantwortung<br />
auf mehrere Mitarbeiter auf und<br />
ermöglicht es ihnen, einen größeren Einfluss<br />
zu haben.<br />
<strong>PT</strong>: Inwiefern spielt Künstliche Intelligenz<br />
(KI) eine Rolle in dieser neuen<br />
Definition von Kontrolle?<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
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19<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Thorbjørn Fink: KI ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
jeder modernen digitalen Transformationsstrategie.<br />
Manche Führungskräfte<br />
empfinden KI jedoch als Bedrohung,<br />
etwa in Form von Cyberattacken und als<br />
Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch<br />
Automatisierung. Daher resultiert eine<br />
gewisse Unsicherheit im Umgang mit KI.<br />
Es stimmt zwar, dass Menschen die Kontrolle<br />
in Bereichen wie Datenschutz und<br />
Kundenservice behalten sollten. Aber KI<br />
kann auch in Bereichen eingesetzt werden,<br />
die zeitaufwendig sind, und dort erhebliche<br />
Effizienzgewinne schaffen. Die<br />
Herausforderung besteht darin, zu entscheiden,<br />
was genau kontrolliert werden<br />
soll. Muss es wirklich die Kontrolle und<br />
Überwachung von Unmengen an Rechnungsbelegen<br />
sein? Oder sollte es eher<br />
die übergeordnete Finanzstrategie und<br />
das <strong>Ausgabe</strong>nmanagement des Unternehmens<br />
sein?<br />
<strong>PT</strong>: Laut Ihrer Studie stehen nur 25 % der<br />
befragten deutschen Unternehmen der<br />
Einführung von KI im Finanzwesen zuversichtlich<br />
gegenüber. Was kann getan werden,<br />
um hier das Vertrauen zu stärken?<br />
Thorbjørn Fink: Um das Vertrauen in KI<br />
zu stärken, ist es wichtig, Teams zu haben,<br />
die nicht nur kompetent im Umgang mit<br />
KI sind, sondern auch Datenwissenschaft,<br />
Business Analytics und Programmierung<br />
verstehen und anwenden können. Dies<br />
kann die Entwicklung der Finanzfunktion<br />
und deren Leistung vorantreiben. Eine<br />
neue Form der Kontrolle entsteht, bei der<br />
viele, nicht nur wenige, ermächtigt werden.<br />
<strong>PT</strong>: Wie beeinflusst diese neue Form<br />
der Kontrolle die Motivation und das<br />
Vertrauen der Mitarbeiter?<br />
Thorbjørn Fink: Verantwortung an Mitarbeiter<br />
zu übertragen bedeutet nicht<br />
unbedingt, die Kontrolle aufzugeben. Tatsächlich<br />
kann es bedeuten, mehr Kontrolle<br />
zu haben. Studien zeigen, dass 80% der<br />
Mitarbeiter motivierter arbeiten, wenn<br />
sie höheres Vertrauen von ihren Arbeitgebern<br />
genießen. Besonders beim Thema<br />
<strong>Ausgabe</strong>n ist Vertrauen oft mangelhaft.<br />
Indem man Mitarbeitern vertraut, <strong>Ausgabe</strong>n<br />
autonom zu tätigen, wird eine Atmosphäre<br />
des Vertrauens und der Transparenz<br />
geschaffen, die sich positiv auf das<br />
gesamte Unternehmen auswirkt. Dies<br />
fördert nicht nur die Überwachung der<br />
<strong>Ausgabe</strong>n, sondern auch die Zufriedenheit<br />
und Bindung der Mitarbeiter.<br />
<strong>PT</strong>: Dennoch gibt es gegen Veränderungen<br />
dieser Art oft Widerstände. Was<br />
raten Sie?<br />
Thorbjørn Fink: Es gibt immer Argumente<br />
dafür, den Status quo beizubehalten.<br />
Wenn Ihr Unternehmen die letzten Jahre,<br />
einschließlich der Rezession und der<br />
Pandemie, überstanden hat, möchten<br />
Sie vielleicht das Boot nicht unnötig zum<br />
Schwanken bringen. Aber wenn wir wirklich<br />
auf die Zukunft fokussiert sind, müssen<br />
wir erkennen, dass die Werkzeuge und<br />
Denkweisen, die uns bis hierher geführt<br />
haben, uns nicht weiterbringen werden.<br />
Das Arbeitsumfeld entwickelt sich weiter<br />
und damit auch die Konzepte, die wir darin<br />
verwenden.<br />
<strong>PT</strong>: Bezogen auf Kontrolle – wie wird<br />
sich das Thema weiterentwickeln?<br />
Thorbjørn Fink: Die Zukunft der Kontrolle<br />
in Unternehmen liegt in der Akzeptanz<br />
und Implementierung dieser neuen Konzepte.<br />
Eine Lösung wie Pleo beispielsweise<br />
kann verändern, wie Führungskräfte und<br />
Mitarbeiter über <strong>Ausgabe</strong>n und Finanzen<br />
denken. Doch glaube ich, dass heute auch<br />
das Gesamtkonzept traditioneller Kontrolle<br />
hinterfragt wird. Wenn wir hier eine<br />
neue Denkweise annehmen und umsetzen,<br />
werden wir widerstandsfähiger und<br />
in der Lage sein, die Chancen zu nutzen,<br />
die sich uns bieten. Aber bitte richtig zu<br />
verstehen: Diese neue Denkweise soll<br />
nicht heißen, dass Dinge außer Kontrolle<br />
geraten. Viel eher ist gemeint, dass wir<br />
mehr aus Kontrolle herausholen. •<br />
Über den Interviewpartner:<br />
Thorbjørn Fink ist Chief<br />
Operating Officer beim internationalen<br />
Fintech-Einhorn<br />
Pleo, einem cloudbasierten<br />
Spesenmanagementsystem,<br />
das <strong>Ausgabe</strong>n verarbeitet,<br />
Rechnungen bezahlt und<br />
Mitarbeitern intelligente<br />
Firmenkarten ausgibt. Thorbjørn<br />
ist seit 2017 bei Pleo<br />
und war maßgeblich am Wachstum des Unternehmens<br />
beteiligt – Dänemarks jüngstes Einhorn<br />
zum Zeitpunkt der Serie C-Finanzierungsrunde<br />
im Jahr 2021 und zuletzt mit 4,7 Milliarden Dollar<br />
bewertet. Er ist ein Verfechter der transformativen<br />
Auswirkungen der Digitalisierung auf das<br />
Geschäft.<br />
„Wir bohren für Ihre Zukunft!<br />
Auch unter schwierigen<br />
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2022
© VON BARCEX - EIGENES WERK, CC BY-SA 4.0,<br />
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PHP?CURID=147734699<br />
„Komplexer<br />
als so manches<br />
Traumtor“<br />
Jude Bellingham, hier als Laureus World<br />
Breakthrough Of The Year Winner, hat mit<br />
180 Millionen Euro - neben Kylian Mbappé,<br />
Erling Haaland und Vinicius Junior - den<br />
höchsten Marktwert laut einer Statista<br />
Erhebung im Juli <strong>2024</strong>.<br />
So funktionieren Vertragsverhandlungen<br />
bei Fußballspielertransfers<br />
Ganz Europa befand sich vor ein paar<br />
Wochen im EM-Fieber – doch hinter den<br />
Kulissen schläft auch der Vereinsfußball<br />
nicht. Dort basteln die Manager der<br />
Profiklubs bereits am Kader, der ihnen<br />
in der nächsten Saison den gewünschten<br />
Erfolg bringen soll. Tagtäglich freuen<br />
sich die Fans über neue Gerüchte,<br />
Einschätzungen von Insidern wie Experten<br />
und vielleicht sogar endlich die<br />
Verkündung des neuen Starspielers, der<br />
lächelnd und händeschüttelnd mit den<br />
Vereinsbossen und dem zukünftigen<br />
Trikot auf einem Foto posiert.<br />
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21<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Doch was bis dahin im Hintergrund<br />
passiert, gestaltet sich oft komplexer<br />
als so manches Traumtor. Unzählige<br />
Gespräche mit einer Vielzahl von Personen,<br />
mehrere Parteien, die zufriedengestellt<br />
werden wollen, und dazu<br />
ganze Bücher voller Regularien, die<br />
sowohl bei der Ansprache der Spieler<br />
als auch für die letztendlichen Vertragsverhandlungen<br />
strikte Vorgaben<br />
setzen. Schon bei einem kurzen Blick<br />
hinter die Kulissen lässt sich erahnen:<br />
Um hier zu bestehen, müssen absolute<br />
Profis am Werk sein, die die Kunst des<br />
Verhandelns bis ins kleinste Detail beherrschen.<br />
Wegweisender Rechtsstreit<br />
Was Fußballfans, die daumendrückend<br />
auf den nächsten Transfer-Coup ihres<br />
Vereins warten, oft unterschätzen:<br />
Bevor es überhaupt in irgendeine Verhandlung<br />
– sei es mit dem abgebenden<br />
Verein oder dem Spieler selbst – gehen<br />
kann, gilt es einen meist monatelan-<br />
gen Prozess zu durchlaufen. Angefangen<br />
mit dem Scouting, das klären soll,<br />
ob das Talent in den Klub und sein<br />
Spielsystem passt, bis hin zur ersten<br />
Kontaktaufnahme mit dem „Objekt<br />
der Begierde“ oder seinem Beraterkreis.<br />
Ein Vereinswechsel setzt nämlich<br />
auch immer das Interesse des Spielers<br />
an einem Transfer heraus – zumindest<br />
seit dem Jahr 1995: Da erstritt der belgische<br />
Fußballer Jean-Marc Bosman<br />
vor dem Europäischen Gerichtshof,<br />
dass Profifußballer sich nach Ablauf<br />
ihres Vertrages ablösefrei einem Verein<br />
ihrer Wahl anschließen dürfen.<br />
Dieses Urteil gilt noch heute als Präzedenzfall<br />
für das Mitspracherecht der<br />
Spieler bei Transferentscheidungen,<br />
die zuvor häufig über ihren Kopf hinweg<br />
getroffen wurden. Auf den ersten<br />
Blick eine sinnvolle Verbesserung, auf<br />
den zweiten Blick sehen hier aber viele<br />
Beobachter auch den Beginn für einen<br />
finanziell außer Kontrolle geratenen<br />
Markt, der durch die gestärkten Ver-<br />
handlungspositionen von Spielern und<br />
ihren Beratern immer mehr Rekordablösen,<br />
absurde Handgelder und stetig<br />
steigende Gehälter hervorruft. Um<br />
dieser Spirale zu entkommen, müssen<br />
sich vor allem kleinere Vereine von<br />
ihrer kreativen Seite zeigen und gut<br />
geschulte Verhandlungsprofis ins Rennen<br />
schicken.<br />
Wer verhandelt hier mit wem?<br />
Signalisiert der Spieler beziehungsweise<br />
seine Berateragentur grundsätzliches<br />
Interesse an einem Transfer,<br />
geht es in der Regel im nächsten<br />
Schritt darum, eine Einigung mit<br />
ebendiesen zu erzielen. In diesen Verhandlungen<br />
ist es entscheidend, die<br />
sportlichen sowie wirtschaftlichen Interessen<br />
des Fußballers zu bedienen.<br />
Bei ersterer Komponente dreht sich<br />
alles um die Perspektive innerhalb des<br />
Teams. Besteht die Chance auf einen<br />
Stammplatz? Kann der aktuelle Trainer<br />
den Spieler weiterentwickeln? Und u
22 Gesellschaft<br />
© VON JACEK.STANISLAWEK, CC BY-SA 4.0,<br />
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© VON SANDRO HALANK, WIKIMEDIA COMMONS, CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0,<br />
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Erling Haaland<br />
Kylian Mbappé<br />
wie steht es um die Chance auf Titel?<br />
Die Verhandlungsseite des Vereines<br />
sollte in diesem Punkt keine falschen<br />
Versprechungen machen – auch wenn<br />
diese vielleicht zunächst ihre Position<br />
in den Gesprächen stärken, kommt ein<br />
potenzielles Nichteinhalten wie ein Bumerang,<br />
in Form von Unzufriedenheit<br />
und schlechter Stimmung innerhalb<br />
des Teams, auf den Manager zurück.<br />
Das Gleiche gilt für die Gehaltsverhandlungen:<br />
Berater versuchen für<br />
ihre Klienten selbstverständlich die<br />
bestmögliche Vergütung herauszuholen<br />
– und natürlich auch selbst von der<br />
anfallenden Provision zu profitieren. Die<br />
Gegenseite muss allerdings sowohl das<br />
Budget des Vereins als auch das interne<br />
Gehaltsgefüge im Auge behalten. Eine<br />
Neuverpflichtung, die gleich als Topverdiener<br />
in eine Mannschaft kommt, kann<br />
schnell zum roten Tuch für die Kollegen<br />
werden und die Stimmung nachhaltig<br />
verschlechtern. In dieser Phase der Verhandlung<br />
braucht es maximales Fingerspitzengefühl,<br />
um alle Seiten, bei gleichzeitigem<br />
Blick auf besagte Faktoren, zu<br />
befrieden.<br />
Flexibilität gefordert<br />
Nach oft mühsamen Verhandlungen<br />
mit der Spielerseite haben die Verantwortlichen<br />
eines Vereins oft aber erst<br />
die halbe Miete in der Tasche. Sollte<br />
der Vertrag des Spielers zur neuen Saison<br />
nicht auslaufen und ihm damit die<br />
Möglichkeit geben, umsonst zu wechseln,<br />
ist eine Ablösesumme fällig, die<br />
mit dem abgebenden Klub vereinbart<br />
werden muss. Kosten für Spieler orientieren<br />
sich im Grunde an Marktwerttabellen,<br />
die, regelmäßig aktualisiert, ein<br />
realistisches Preisschild für Fußballer zu<br />
generieren versuchen. An diese Werte<br />
ist jedoch kein Verein gebunden, weshalb<br />
er grundsätzlich für jeden Spieler<br />
jede Summe aufrufen darf, die er will.<br />
Hält der Vorstand eines Klubs seinen<br />
Star mit gültigem Vertrag für unverkäuflich,<br />
besteht nur wenig Chance für<br />
die Gegenseite – egal wie gut die Verhandlungsskills<br />
ausfallen.<br />
Doch stellt sich auch hier wieder die Frage:<br />
Wer verhandelt eigentlich mit wem?<br />
Hat es der interessierte Verein bereits<br />
geschafft, den Spieler in gegenseitigen<br />
Verhandlungen vom sportlichen Konzept<br />
und von der Vergütung zu überzeugen,<br />
kann ein Querstellen und Beharren<br />
auf dem gültigen Vertrag des aktuellen<br />
Klubs für Unruhe im Team sorgen. Hier<br />
ist maximale Flexibilität auf beiden<br />
Seiten des Verhandlungstisches gefordert.<br />
Wie hoch steigt die potenziell abgebende<br />
Partei bei der Ablöseforderung<br />
ein, ohne die Gegenseite zu verprellen<br />
und damit den Spieler zu verärgern?<br />
Wie sehr kommt der potenziell aufnehmende<br />
Klub dem Gegenüber entgegen,<br />
um die Verhandlungen nicht zum Erliegen<br />
zu bringen und dem Wunschspieler<br />
zu signalisieren, dass das Interesse echt<br />
ist?<br />
Faktor Mensch<br />
Oftmals sehen Fans und andere Beobachter<br />
das Fußballgeschäft nur noch<br />
als heiß laufende Geldmaschine, die<br />
Millionenumsätze zur Unterhaltung<br />
der Massen liefert. Was viele vergessen:<br />
Bei allen Beteiligten an den sich zutragenden<br />
Verhandlungen handelt es sich<br />
immer noch um Menschen – was naturgemäß<br />
einen Faktor der Unberechenbarkeit<br />
mit sich bringt. Oftmals können<br />
daher auch Kleinigkeiten den Ausschlag<br />
zwischen Erfolg und Enttäuschung geben.<br />
Vielleicht entscheidet sich ein Spieler<br />
doch noch im letzten Moment für<br />
einen Wechsel, da er ein sehr gutes persönliches<br />
Gespräch mit den Verantwortlichen<br />
eines interessierten Vereins hatte.<br />
Oder er entscheidet sich spontan dazu<br />
zu bleiben, weil er nach reiflicher Überlegung<br />
doch nicht bereit ist, seine Familie<br />
durch einen beim Wechsel anfallenden<br />
Umzug zu entwurzeln. Verhandlungsstrategien<br />
lassen sich deutlich leichter<br />
planen und anwenden, wenn es sich<br />
rein um Zahlen, Daten, Waren oder Unternehmensanteile<br />
dreht. Im Fußball allerdings<br />
gibt es unzählige Beispiele, bei<br />
denen nicht rationale, sondern emotionale<br />
Aspekte das entscheidende Zünglein<br />
an der Waage gespielt haben. Hier<br />
gilt es für Verantwortliche immer ein<br />
Ass im Ärmel, einen ausgearbeiteten<br />
Plan B und eine Alternative für den<br />
Wunschspieler vorweisen zu können.<br />
Und auch wenn es im Fußballgeschäft<br />
oft hitzig zugeht: Wie so viele ist auch<br />
diese Branche klein und es empfiehlt<br />
sich, immer so auseinanderzugehen,<br />
dass man sich mit dem Gegenüber im<br />
Zweifel bald wieder an den Verhandlungstisch<br />
setzen kann, um es mit dem<br />
nächsten Deal erneut zu versuchen. •<br />
Ralf Elcheroth ist<br />
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26 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Robustheit & Resilienz<br />
Die „Mittelstandstour <strong>2024</strong>“ besuchte im 30. Jubiläumsjahr<br />
30 beeindruckende Unternehmen in neun Bundesländern.<br />
© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />
Seit dem Jahr 2016 findet jährlich die<br />
Mittelstandstour der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
statt, um die Vielfalt und Innovationskraft<br />
des deutschen Mittelstandes<br />
zu würdigen. In diesem besonderen 30.<br />
Jubiläumsjahr des Großen Preis des<br />
Mittelstandes, waren die Stiftungsvorstände<br />
Petra Tröger, Dr. Helfried Schmidt<br />
und Christian Wewezow sowie<br />
Kuratoriumsmitglied Yannik Rediske zu<br />
Besuch bei 30 Unternehmen in neun<br />
Bundesländern und legten insgesamt<br />
12.000 Kilometer zurück, um inspirierende<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
zu treffen und mehr über deren<br />
Erfolgsrezepte im Umgang mit aktuellen<br />
Herausforderungen zu erfahren.<br />
Derzeit stehen der Mittelstand und die<br />
Familienunternehmen vor vielfältigen<br />
Herausforderungen, wie das Institut für<br />
Wirtschaftsförderung (ifo) und das Institut<br />
der deutschen Wirtschaft (IW) mit<br />
ihren gesenkten Wachstumsprognosen<br />
für <strong>2024</strong> ebenfalls unterstreichen. Ein<br />
omnipräsenter Transformationsdruck<br />
und auch die hohe Regulatorik sowie<br />
der Fachkräftemangel setzen den Unternehmen<br />
zu. Trotz dieser Widrigkeiten<br />
zeigt der Mittelstand eine bemerkenswerte<br />
Robustheit und Resilienz: „Jeder<br />
Mittelständler ist von Transformation<br />
betroffen – ob er will oder nicht. Trotzdem<br />
wurde deutlich, dass vielerorts die<br />
Lage nicht so schlecht ist, wie oft proklamiert.<br />
Der Mittelstand bewahrt sich<br />
– trotz aller Umstände – seine lösungsorientierte<br />
Macher-Mentalität, blickt<br />
nach vorne und erreicht mit Leistung,<br />
Mut und Verantwortung immer noch<br />
Großes.“, so Christian Wewezow über<br />
seine Erkenntnisse aus den Unternehmergesprächen<br />
der Mittelstandstour.<br />
Diese Gespräche bestätigen auf qualitativer<br />
Ebene genau das, was in der<br />
Studie des RKW-Kompetenzzentrums<br />
„Deutschlands Mittelstand #2: So meistern<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
erfolgreich Krisen“ 2022 gemeinsam<br />
mit der WHU Otto Beisheim School of<br />
Management und dem IfM Bonn be-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
27<br />
reits in den Daten ausgezeichneter Unternehmen<br />
zu erkennen war. Während<br />
kleine Unternehmen (bis 10 Mio. EUR<br />
Umsatz) sich auf ihre Anpassungsfähigkeit<br />
besinnen, setzen mittlere Unternehmen<br />
(10-50 Mio. EUR Umsatz) auf<br />
die richtige Balance zwischen Stabilität<br />
und Flexibilität. Große Unternehmen<br />
(über 50 Mio. EUR Umsatz) verfügen<br />
dagegen über mehr Ressourcen, um<br />
Krisen zu überstehen und zu wachsen.<br />
Folgende 30 Unternehmen wurden auf<br />
der großen Mittelstandstour <strong>2024</strong> besucht.<br />
Alle Unternehmen waren, oft bereits<br />
mehrmals, nominiert oder ausgezeichnet<br />
im Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“:<br />
1. Gerd Ortner Werbung GmbH,<br />
Neumarkt<br />
2. micas AG, Oelsnitz<br />
3. GROSS GmbH, Wettenberg<br />
4. EKT GmbH & Co. KG, Bad-Salzuflen<br />
(OPS-Dialogtag)<br />
5. COLANDIS GmbH, Kahla<br />
6. Metallbau Kaiser GmbH,<br />
Mannheim<br />
7. Michael Koch GmbH, Ubstadt-<br />
Weiher (OPS-Dialogtag)<br />
8. Lieblang Dienstleistungsgruppe<br />
Management GmbH, Mannheim<br />
9. Burchard Führer GmbH, Dessau<br />
(OPS-Strategietagung)<br />
10. Hohenzollern Apotheke, Bisingen<br />
11. Labexchange – Die Laborgerätbörse<br />
GmbH, Burladingen<br />
12. JUMO Mess- und Regeltechnik AG,<br />
Fulda<br />
13. Tink Tank GmbH, Heidelberg<br />
14. IMM electronics GmbH,<br />
Mittweida<br />
15. Mafu Holding GmbH, Rosenfeld<br />
16. Hallog GmbH,<br />
Lutherstadt-Eisleben<br />
17. WEICON GmbH, Münster<br />
18. Innovent Thüringen e. V., Jena<br />
19. AKRO-Plastic GmbH,<br />
Niederzissen<br />
20. Menzl Container Vermietung und<br />
Verkauf GmbH, Lichtenau<br />
21. Gross-Funk GmbH, Schopp<br />
22. Kübler GmbH, Ludwigshafen<br />
23. Schulz Flexgroup GmbH,<br />
Baden-Baden<br />
24. EDER GmbH, Baden-Baden<br />
25. Rehamed Heidelberg GmbH,<br />
Heidelberg<br />
26. Gebr. Heyl Analysetechnik<br />
GmbH & Co. KG, Hildesheim<br />
27. Haastechnik GmbH,<br />
Kappelrodeck<br />
28. Ingenieursgesellschaft Patzke<br />
GmbH, Soest<br />
29. OTT Haus und Zimmerei Berthold<br />
Ott GmbH, Wilhelmsdorf<br />
30. Ovesco Endoscopy AG, Tübingen<br />
Außerdem fanden zwei Dialogtage<br />
bei der EKT GmbH & Co. KG in Bad-<br />
Salzuflen Anfang des Jahres und bei der<br />
Michael Koch GmbH in Ubstadt-Weiher<br />
Mitte des Jahres statt, wo der Stiftungsvorstand<br />
mit ausgewählten Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern über<br />
aktuelle Herausforderungen und Chancen<br />
diskutierte.<br />
Bei dem Dialogtag der EKT GmbH &<br />
Co. KG wurde angeregt über Künstliche<br />
Intelligenz (KI) gesprochen. In<br />
der Diskussion wurde deutlich, dass<br />
alle Anwesenden bereits KI einsetzen,<br />
wenngleich sich die Anwendungsfelder<br />
bislang stark unterschieden. Der<br />
Dialogtag im „Fabrikle“ der Michael<br />
Koch GmbH aus Ubstadt-Weiher befasste<br />
sich hingegen mit den Themen<br />
der EU-Taxonomie-Verordnung, Nachhaltigkeit,<br />
der neuen Anforderungen<br />
an die Berichterstattung und mögliche<br />
Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war die Strategietagung<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
die bei der Führer Gruppe in Dessau<br />
stattfand. Gemeinsam mit mehr als<br />
50 Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
erhielt die OPS Impulse für<br />
die Zukunft des Wettbewerbs „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“, mit deren<br />
Umsetzung bereits begonnen wurde. u<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />
Jumo GmbH in Fulda
28 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />
© OSKAR-PATZELT-STIFUNG<br />
Hallog GmbH in Luthersrtadt Eisleben<br />
Gross Funk GmbH in Schopp<br />
An dieser Stelle gilt es allen teilnehmenden<br />
Unternehmerinnen und Unternehmern<br />
und besonders den gastgebenden<br />
Unternehmen der beiden<br />
Dialogtage und der Strategietagung<br />
ein herzliches Dankeschön für ihre<br />
großzügige Gastfreundschaft und Unterstützung<br />
des Netzwerks der Besten<br />
auszusprechen.<br />
Nach mehr als 12.000 Kilometern ist<br />
die Mittelstandstour <strong>2024</strong> vorbei und<br />
die Preisverleihungen im 30. Jubiläumsjahr<br />
sowie die #Gala100 des Großen<br />
Preis des Mittelstandes stehen vor<br />
der Tür. Doch was konnten wir aus den<br />
Unternehmergesprächen lernen?<br />
Die dominierenden Themen im Mittelstand,<br />
auf die sich die Unternehmen<br />
fokussieren (müssen), sind: „Führung“,<br />
„Strategie“ und „Transformation“. Der<br />
Mittelstand fühlt sich von der derzeitigen<br />
Wirtschaftspolitik allein gelassen,<br />
doch zugleich zeigt er Robustheit und<br />
Resilienz statt Resignation. Es war inspirierend<br />
auf der Mittelstandstour zu<br />
sehen, dass die Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer sich auch in der jetzigen,<br />
schwierigen Phase, ihre Zuversicht, ihre<br />
Leidenschaft sowie ihren Mut bewahren<br />
und Zukunftsstrategien entwickeln,<br />
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stellen.<br />
Die Mittelstandstour ist 2016 aus dem<br />
Gedanken heraus entstanden, den Mittelstand<br />
näher zusammenzubringen<br />
und ehrliche Einblicke in die Erfolge<br />
und Herausforderungen ausgezeichneter<br />
Unternehmen zu ermöglichen.<br />
Für die Oskar-Patzelt-Stiftung ist diese<br />
Mittelstandstour <strong>2024</strong> dennoch eine<br />
ganz besondere gewesen. Denn es<br />
wurde nochmals klar, wie hoch die Verbundenheit<br />
zwischen der Stiftung und<br />
dem Mittelstand ist. Es wurde ebenfalls<br />
deutlich, wie viele großartige Persönlichkeiten<br />
den Mittelstand prägen und<br />
dass, selbst wenn sich einer allein fühlt,<br />
der Mittelstand in Krisenzeiten zusammenhält<br />
und einander beisteht. •<br />
ist Managing Partner der<br />
Clockwise Consulting GmbH<br />
und der Startify GmbH und<br />
arbeitet seit 15 Jahren ehrenamtlich<br />
in der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung mit, seit <strong>2024</strong> als<br />
Mitglied des Vorstands.<br />
Sammy Weber ist Werkstudent<br />
bei der Startify<br />
GmbH in Jena/Thüringen.
30 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Wie alles begann<br />
Was vor der Premiere des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ vor 30 Jahren passierte<br />
Der Gründer des Wirtschaftswettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Dr. Helfried Schmidt war weder Betriebsnoch<br />
Volkswirt, sondern Quereinsteiger.<br />
Er diplomierte 1981 als Mathematik- und<br />
Physiklehrer und promovierte 1984 in Psychologischer<br />
Statistik an der Universität<br />
Leipzig. 1989 folgte die Habilitation. Doch<br />
1991 kündigte er seine sichere Stellung als<br />
wissenschaftlicher Oberassistent an der<br />
Universität und ging in die Wirtschaft. Die<br />
Zeit des großen Umbruchs um 1990 sah er<br />
als eine Zeit voller Entwicklungschancen.<br />
Ohne Netz und doppelten Boden<br />
Er tauschte die soziale Sicherheit der öffentlichen<br />
Festanstellung mit der totalen<br />
Unsicherheit eines Existenzgründers. Lediglich<br />
seiner Neugier und Lernfähigkeit<br />
vertrauend.<br />
Für den Verlag Norman Rentrop aus Bonn<br />
wurde er freier Korrespondent der Zeitschrift<br />
„Die Geschäftsidee“ und berichtete<br />
über die Vielfalt von Existenzgründungen<br />
bei der Umwandlung einer Staats- in eine<br />
Privatwirtschaft in Ostdeutschland. Schmidts<br />
Vorschlag, in Leipzig eine Niederlassung<br />
des Verlages aufzumachen, lehnte<br />
Rentrop jedoch ab. Er glaubte daran, dass<br />
die wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Wiedervereinigung in spätestens zwei<br />
oder drei Jahren abgeschlossen sein<br />
würde und wollte nicht mit einer eigenständigen<br />
OST-Niederlassung die Teilung<br />
Deutschlands zementieren.<br />
Rentrops Prognose erwies sich zwar als<br />
falsch. Die daraus abgeleitete unternehmerische<br />
Entscheidung war - zufällig -<br />
dennoch richtig. Wenige Jahre später kam<br />
der „Aufschwung Ost“ erheblich ins Stocken.<br />
Dem Bau-Boom mit 25 % Wachstum<br />
nach 1990 folgte der tiefe Absturz. Zahlreiche<br />
Ostniederlassungen westlicher<br />
Unternehmen aus allen Bereichen der<br />
Wirtschaft wurden ab Mitte der 90er Jahre<br />
mangels Umsatzes und Ertrag wieder<br />
geschlossen.<br />
Die Analyse<br />
Ab 1992 baute das Sächsische Druckund<br />
Verlagshaus in Dresden eine Vertriebsmannschaft<br />
für Anzeigen auf. Der<br />
SDV-Verlag hatte zwei Jahre zuvor erfolgreich<br />
Branchenbücher gestartet und<br />
erweiterte diese auf ganz Sachsen und<br />
Sachsen-Anhalt. Helfried Schmidt startete<br />
dort 1992 als freier Handelsvertreter,<br />
wurde kurz darauf Vertriebsleiter der<br />
Region Leipzig und sollte ein Jahr später<br />
als Vertriebsdirektor alle Branchenbuchbereiche<br />
des Verlages leiten. Zu diesem<br />
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31<br />
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Zeitpunkt hatte er seine Marktanalyse<br />
abgeschlossen. Erneut lehnte er eine<br />
Sicherheitsversprechende, gut dotierte<br />
Stelle ab, kündigte seinen Vertrag und<br />
gründete 1993 einen Verlag für mittelstandsorientierte<br />
Regionalmagazine.<br />
Damals waren die Zeitungen voller Berichte<br />
über betriebliche Fusionen und<br />
Zusammenschlüsse. Es war eine Zeit euphorischer<br />
wirtschaftlicher Vereinigungen.<br />
Gigantomanie bemächtigte sich<br />
auch der Mitarbeiter der Wirtschaftsredaktionen.<br />
Der unternehmerische Mittelstand<br />
kam nur noch am Rande vor.<br />
Doch nach einer solchen „Zeit der Großkonzerne“<br />
musste wieder eine „Zeit des<br />
Mittelstandes“ anbrechen.<br />
Damit war der Kern des Konzepts klar:<br />
Dienstleistungen für den Mittelstand,<br />
auf regionaler Ebene, beginnend im<br />
Raum Leipzig. Denn was hier funktioniert,<br />
muss auch in Dresden oder Halle<br />
glücken. Und was dort Erfolg hat, muss<br />
prinzipiell auch in Düsseldorf, München<br />
oder Frankfurt/Main gehen.<br />
Der Engpass<br />
Doch vom Maschinenbau über Marketing<br />
bis zum Personalwesen waren alle<br />
möglichen Bereiche mit redaktionell<br />
hochwertigen Medien abgedeckt. Hunderte<br />
von Interessen- und Branchenverbänden<br />
versprachen ihren Mitgliedern<br />
Unterstützung im Business-Alltag. Welche<br />
Nische war da noch zu besetzen? Mit<br />
der EKS-Strategie von Wolfgang Mewes<br />
suchte Schmidt nach dem brennendsten<br />
Problem, dem tatsächlichen Engpass des<br />
Mittelstandes. Was war dessen Herausforderung,<br />
branchenübergreifend vom<br />
Bäcker bis zur Softwareschmiede?<br />
Es war das Bild des Unternehmers in der<br />
Öffentlichkeit! Im Gegensatz zur Wirtschaftswunderzeit<br />
der 50er Jahre stehen<br />
Unternehmer aller Branchen heute<br />
breitem Unverständnis für volks- und betriebswirtschaftliche<br />
Zusammenhänge<br />
gegenüber. In den letzten Jahrzehnten<br />
hatte sich im Westen zudem die Anschauung<br />
immer breiter gemacht, dass<br />
Unternehmer grundsätzlich Ausbeuter<br />
seien, voller negativer sozialer Ausstrahlung.<br />
In den Schulbüchern tauchte der Name<br />
des Begründers der sozialen Marktwirtschaft,<br />
Ludwig Ehrhard, praktisch kaum<br />
noch auf. Es war, als schämte sich der<br />
westliche Wohlfahrtsstaat seiner Ernährer.<br />
Unternehmerischem Erfolg begegnete<br />
zunehmend Neid und Missgunst.<br />
Und unternehmerischem Scheitern wurde<br />
Häme und Verachtung entgegengebracht.<br />
Schmidt wollte dieser Entwicklung durch<br />
einen Wirtschaftspreis entschieden entgegenwirken.<br />
Es sollte eine Bühne geschaffen<br />
werden! Eine große Bühne, auf<br />
der mittelständische Unternehmer ehrliche<br />
Achtung und Anerkennung für ihre<br />
gewaltigen sozialen Leistungen erfahren<br />
sollen. Die Preisausschreibung und Verleihung<br />
des „Großen Preises des Mittelstandes“<br />
sollte öffentliche Diskussionen<br />
befördern. Der einfache Zusammenhang<br />
„Gesunder Mittelstand – starke Wirtschaft<br />
– mehr Arbeitsplätze“ musste<br />
wieder Akzeptanz finden.<br />
„So eine verrückte Idee!“<br />
Doch diese Idee auch in die Realität umzusetzen,<br />
war eine gewaltige Aufgabe.<br />
Unternehmensberater schätzten die<br />
Markteinführungskosten eines solchen<br />
Wettbewerbs auf mehrere Millionen D-<br />
Mark. Doch die hatte der Existenzgründer<br />
natürlich nicht. Es musste anders gehen.<br />
Es musste gelingen, fehlendes Kapital zu<br />
kompensieren. Indem Menschen für die<br />
Idee begeistert werden, ehrenamtliches<br />
Engagement ausgelöst wird, eine breite<br />
Initiative begründet wird.<br />
In zahlreichen Gesprächen und mit viel<br />
Zeiteinsatz ging es darum, Mitstreiter zu<br />
gewinnen. Zwar gab es viel Skepsis. Aber<br />
wenn es Schmidt hinbekommen sollte,<br />
den Wettbewerb zu etablieren, dann<br />
wollte so mancher sagen können: „Ich<br />
war von Anfang an dabei.“ Die Mehrzahl<br />
dieser Gespräche wurde mit Persönlichkeiten<br />
geführt, die mit ehrlichem Wollen<br />
und heißem Herzen die Initiative unterstützen<br />
wollten, weil sie sie für nötig<br />
hielten.<br />
Diese Gesprächspartner bildeten später<br />
die „Koordinierungsgruppe“ der u<br />
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32 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
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Neues Rathaus zu Leipzig<br />
Erstverleihung und fungierten zugleich<br />
als erste Jury. Einer von ihnen, Gerhard<br />
Schulz, ehemaliger Unternehmer und<br />
damals als Abgeordneter des Bundestages<br />
die Mühen des parlamentarischen<br />
Alltags gewohnt, erzählte Jahre später<br />
folgende Begebenheit: Als Helfried Schmidt<br />
nach dem Gespräch sein Leipziger<br />
Bundestagsbüro verließ, habe er an seinem<br />
Schreibtisch mit dem Kopf geschüttelt<br />
und gedacht: „Was für eine verrückte<br />
Idee!“ Aber dennoch hatte er „Ja“ zu seiner<br />
Mitwirkung in der Koordinierungsgruppe<br />
gesagt.<br />
Ohne Fördermittel<br />
Am 9. Dezember 1994 diskutierten die<br />
Mitglieder der Koordinierungsgruppe<br />
viele Details zu Auszeichnungskriterien,<br />
Ausschreibungsformalien und Jurorenarbeit.<br />
Behördenvertreter dachten darüber<br />
nach, ob es für eine solche Initiative<br />
nicht Fördermittel geben könne. Doch<br />
das war nicht im Sinne des Initiators Helfried<br />
Schmidt. Vor den Fördermittelbüros<br />
standen damals ganze Schlangen kluger<br />
Menschen. Sie alle wollten für ihre Ideen<br />
öffentliche Gelder haben. Bekamen sie<br />
es, war es meistens nach einer Weile<br />
verbraucht, aber die Idee dennoch nicht<br />
zum Leben erweckt worden.<br />
In diese Schlange wollte sich Helfried<br />
Schmidt nicht einreihen. Er wollte sich<br />
schon zu DDR-Zeiten nirgends anstellen,<br />
wenn es in der Mangelgesellschaft mal<br />
etwas zu kaufen gab. Sein Motto war es,<br />
zuerst etwas machen, etwas wirklich auf<br />
die Beine stellen und danach sehen, wer<br />
noch mit ins Boot genommen werden<br />
könnte und sollte.<br />
Von der Idee zur Skulptur<br />
Viele Entscheidungen waren gefällt, die<br />
ersten Schritte waren getan. Doch wie<br />
sollte der Preis aussehen? Er musste ein<br />
Symbol für Beharrlichkeit und Kraft, für<br />
etwas Aufstrebendes, aber auch Schönes<br />
sein. Was lag also näher, als bei den Profis<br />
der Leipziger Hochschule für Graphik und<br />
Buchkunst nach einer Umsetzung zu suchen.<br />
Für eine solche Aufgabe müssten<br />
sich doch Studenten begeistern lassen,<br />
dachte Schmidt. Die damalige Prorektorin<br />
dämpfte den Optimismus: „Unsere<br />
Studenten sind gut ausgelastet und arbeiten<br />
im Regelfall nicht ohne Geld.“<br />
Dennoch fand sich ein Graphikstudent,<br />
Karsten W. Kunert, der sich für diese<br />
Aufgabe begeistern ließ und mit dem<br />
zur Verfügung stehenden kleinen Honorar<br />
einverstanden war. Nach seinen<br />
Entwürfen entstand die erste Preisstatue<br />
als Gipsmodell. Eine Leipziger Firma<br />
fand die ganze Sache so großartig, dass<br />
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33<br />
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sie die Gussform für den ersten Bronzeabzug<br />
sponserte. Zudem sponserten die<br />
Natursteinwerke Beucha den Sockel aus<br />
edlem Granit.<br />
So entstand Anfang 1995 in einer Kunstgießerei<br />
der Messestadt die erste Bronzestatue.<br />
Später wurde diese Aufgabe<br />
von der Formguss GmbH aus Dresden<br />
übernommen. Geschäftsführer Bernd<br />
Voigtländer und Gießereileiter Gerd Göttermann<br />
begeisterten sich schnell für<br />
die Initiative. Das kommt nicht zuletzt<br />
dadurch zum Ausdruck, dass die aufwändigen<br />
Arbeitsleistungen der Produktion<br />
gesponsert und nur die Materialkosten<br />
berechnet wurden.<br />
Maximale Einfachheit<br />
Jetzt war er also fertig, der „Große Preis<br />
des Mittelstandes“. Aber wer sollte ihn<br />
bekommen? Nach welchen Kriterien<br />
sollte die Auszeichnung vergeben werden?<br />
Wie sollte das typisch Mittelständische<br />
an einem Unternehmen definiert<br />
werden und gleichzeitig die Vielfalt des<br />
Mittelstandes vom Bäckereibetrieb bis<br />
zum forschenden Hightech-Unternehmen<br />
Berücksichtigung finden? Und wie<br />
konnte man die Kompliziertheit der Bewertung<br />
in wenige Kriterien fassen?<br />
Der Schlüssel zur Lösung komplexer Aufgaben<br />
ist maximale Einfachheit. Konkret:<br />
Nur fünf Preiskriterien, und zwar die<br />
Wichtigen. Sie haben seit 30 Jahren bis<br />
heute ohne wesentliche Änderungen Bestand.<br />
Alle Kriterien müssen gleichzeitig<br />
erfüllt werden. Insofern ist jedes einzelne<br />
zugleich ein Ausschlusskriterium. Das<br />
sind sie:<br />
1. Gesamtentwicklung<br />
2. Arbeit und Ausbildung<br />
3. Innovation und Modernisierung<br />
4. Engagement in der Region<br />
5. Service, Kundennähe, Marketing<br />
Das Bündel der fünf Kriterien umreißt<br />
die gesellschaftliche Rolle der kleinen<br />
und mittleren Unternehmen insgesamt<br />
und branchenübergreifend, unabhängig<br />
von konkreten Eigentums- oder<br />
Rechtsformen. Ministerpräsident Prof.<br />
Dr. Kurt Biedenkopf schloss seine Ansprache<br />
1995 deshalb mit folgenden<br />
Worten: „Ich wünsche uns allen die in<br />
diesem Preis zum Ausdruck kommende<br />
wachsende Leistungsfähigkeit unseres<br />
Mittelstandes. Denn Sachsen wird nur<br />
gedeihen, … wenn viele, viele Menschen<br />
im Land bereit sind, sich selbständig zu<br />
machen, etwas zu unternehmen, etwas,<br />
was man fördern kann von Staats wegen,<br />
und was man auszeichnen kann durch<br />
den „Großen Preis des Mittelstandes“.<br />
Partnersuche<br />
Nichts ist so stark, wie eine Idee, deren<br />
Zeit gekommen ist, schrieb Victor Hugo.<br />
Das zeigt sich daran, dass diese Idee<br />
von anderen Personen aufgegriffen und<br />
unterstützt wird. Zu den Mittelstands-<br />
Preis-Unterstützern der ersten Stunde<br />
gehörten unter anderem der damalige<br />
Wirtschaftschef des Regierungspräsidiums<br />
zu Leipzig, Jürgen Gunkel, der<br />
Stadtpräsident von Leipzig und Superintendent<br />
der Evangelischen Kirche Leipzig-Ost,<br />
Friedrich Magirius, der damalige<br />
Hauptgeschäftsführer der Industrie- und<br />
Handelskammer Leipzig, Hans-Dieter<br />
Manegold, der 2004 viel zu früh an<br />
einem Krebsleiden verstorbene ehemalige<br />
Vorsitzende der CDU-Fraktion im<br />
Sächsischen Landtag, Herbert Goliasch,<br />
der Präsident der Handwerkskammer u<br />
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf<br />
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34 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Leipzig, Joachim Dirschka, der langjährige<br />
Direktor des Leipziger Arbeitsamtes,<br />
Lothar Mayer und der Landesgeschäftsführer<br />
Sachsen des Bundes der Selbständigen-Deutscher<br />
Gewerbeverband, Hans<br />
Nerger.<br />
Daneben bedurfte es aber auch materieller<br />
Sicherstellung. Deshalb machte<br />
sich Helfried Schmidt auf den Weg nach<br />
Ismaning bei München, dem damaligen<br />
Standort der Deutschland-Zentrale von<br />
Apple. Er präsentierte dem überraschten<br />
Chef Jan Gesmar Larsen erst seine Idee<br />
eines Wirtschaftswettbewerbes für den<br />
Mittelstand. Und bat ihn anschließend<br />
um Unterstützung. Schließlich hatte<br />
auch der Apple-Gründer Steve Jobs in<br />
den 70er Jahren mit einer bloßen Idee<br />
angefangen. Larsen ließ sich tatsächlich<br />
mitreißen. Gemeinsam mit der Firma<br />
Systematics GmbH (Berlin/Leipzig)<br />
sponserte er einen Graphikarbeitsplatz,<br />
so dass die begleitende Medienarbeit<br />
auf hohem Niveau fortgeführt werden<br />
konnte.<br />
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Die Preisträger der ersten Auszeichnungsgala 1995<br />
Erstausschreibung<br />
Leipzig war Anfang der 90er Jahre die<br />
Boom-Stadt schlechthin. Zeitungsreportagen<br />
schwärmten von den zahlreichen<br />
Baukränen, mit denen Dutzende Bauunternehmen<br />
das Antlitz der alten Messe-<br />
und Handelsstadt erneuerten. Das<br />
zog zahlreiche Investoren an. Auch die<br />
schweizerische Mövenpick-Gruppe eröffnete<br />
am Naschmarkt ihr Restaurant.<br />
Der damalige Direktor Josef Hutter war<br />
ein Verfechter mittelständischer Wirtschaftsstrukturen<br />
und begeisterte sich<br />
beim gemeinsamen Mövenpick-Frühstück<br />
spontan für Schmidts Idee: Sobald<br />
die erste Preisverleihung stattfinden<br />
würde, wollte er das Buffet sponsern.<br />
Als Stadtrat für Bauwesen und Leipziger<br />
Bürgermeister war Rudolf Ahnert der<br />
erste Vertreter der Stadt Leipzig, der das<br />
Projekt „Mittelstands-Wettbewerb“ kennenlernte.<br />
Ihm ist es wesentlich zu verdanken,<br />
dass die erste Preisverleihung<br />
am 25. März 1995 kostenfrei im Marmorsaal<br />
des Neuen Rathauses der Stadt<br />
Leipzig stattfinden konnte, zugleich dem<br />
noch immer größten Rathaus der Welt.<br />
Vor allem Städte und Gemeinden, aber<br />
auch Unternehmerverbände nominierten<br />
etwa 120 Unternehmen zur Auszeichnung.<br />
Darunter waren reprivatisierte<br />
Firmen, die 1972 enteignet wurden und<br />
„richtige“ Existenzgründer. Weiterhin Betriebe,<br />
die als Management-buy-in oder<br />
Management-buy-out aus Treuhandfirmen<br />
gegründet wurden und natürlich<br />
auch Handwerksbetriebe, die die DDR<br />
überlebt hatten und denen nach 1990<br />
ein mitunter beispielloser wirtschaftlicher<br />
Aufstieg glückte.<br />
Im Sommer und Herbst 1994 tagte erstmals<br />
die Jury. Für die Industrie- und Handelskammer<br />
wurden Wolfgang Krondorf<br />
und Dr. Bernd Müller Juroren, für die<br />
Handwerkskammer der Geschäftsführer<br />
Frank Schneiderheinze, für die Stadt Leipzig<br />
der Amtsleiter Wirtschaftsförderung,<br />
Dr. Michael Schimansky.<br />
Erstverleihung<br />
Nun kam es darauf an, eine ordentliche<br />
Preisverleihung zu organisieren. Raum,<br />
Ort, Redner, Programm, Gäste – alles<br />
musste stimmen. Und beim wirtschaftlichen<br />
Konzept der privaten Initiative durften<br />
praktisch keine Kosten entstehen. Mit<br />
einer Künstleragentur aus Leipzig wurde<br />
ein kleines Konzertprogramm mit Preisträgern<br />
des Bundesausscheids „Jugend<br />
musiziert“ abgestimmt. Prof. Dr. Kurt Biedenkopf,<br />
der damalige Ministerpräsident<br />
von Sachsen, begann dann auch seine<br />
Festrede mit einem Verweis auf den kulturellen<br />
Teil: „Robert Schumann hat vor<br />
150 Jahren bei der Komposition seines<br />
Klavierstückes „Aufschwung“ ganz sicher<br />
nicht daran gedacht, dass damit einmal<br />
eine Preisverleihung für mittelständische<br />
Unternehmer in Leipzig eröffnet<br />
werden wird …“<br />
300 Gäste waren der Einladung gefolgt,<br />
die Preisträger zu würdigen. Das Ambiente<br />
des Marmorsaals im Neuen Rathaus<br />
zu Leipzig war angemessen feierlich. Die<br />
Präsidenten der Handwerkskammer,<br />
Joachim Dirschka, der Industrie- und<br />
Handelskammer, Dr. Rudolf Sommerlatt<br />
und des Regierungspräsidiums, Walter<br />
Christian Steinbach, waren gekommen<br />
und hielten selbst die Laudationen für<br />
Sonderpreise, die im Namen ihrer Institutionen<br />
vergeben wurden. Die Stadt<br />
Leipzig wurde vertreten durch den Wirtschaftsdezernenten<br />
Christian Jacke.<br />
Alle Preisträger waren anwesend. In<br />
diesem ersten Jahr wurden die meisten<br />
noch persönlich als Preisträger eingeladen,<br />
um die Veranstaltung abzusichern.<br />
Ein Jahr später wurde auf diese<br />
Sicherheit verzichtet. Kein Unternehmen<br />
erhielt vor der Veranstaltung die<br />
Information, ob es Preisträger sein wird,<br />
oder nicht. Im Resultat dieser riskanten<br />
Strategie wurde eine ganz besondere<br />
Spannung erzeugt, die seitdem die Galaabende<br />
auszeichnet. Auch wenn die<br />
erste Preisverleihung 1995 diesen Überraschungseffekt<br />
noch nicht enthielt<br />
– der feierlichen Atmosphäre tat das<br />
keinen Abbruch. Keiner der Preisträger<br />
dieses Jahres hat „seine“ Auszeichnung<br />
vergessen.<br />
Anschließend beköstigte Mövenpick wie<br />
vereinbart die Gäste mit einem umfangreichen<br />
Buffet, Reporter interviewten<br />
strahlende Preisträger, und der obligatorische<br />
Small Talk begann. Alle konnten<br />
zufrieden sein. Von der Leipziger Volkszeitung<br />
über Radiosender bis zum Mitteldeutschen<br />
Rundfunk wurde berichtet.<br />
Die Premiere war geglückt. •<br />
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KOLUMNE<br />
37<br />
„Wir bitten nach vorn …“<br />
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Kaum zu glauben, aber wahr: Seit drei<br />
Jahrzehnten erstrahlt der September in<br />
einem ganz besonderen Licht – dem Licht<br />
unserer zahlreichen Preisverleihungen!<br />
Man könnte fast meinen, dieser Monat<br />
wurde eigens dafür geschaffen, um herausragende<br />
Leistungen zu würdigen<br />
und gemeinsam unsere Erfolge zu feiern.<br />
Wenn die ersten Blätter von den Bäumen<br />
fallen und die Luft eine kühle Frische erhält,<br />
wissen wir alle, was das bedeutet:<br />
Die Zeit der glitzernden Trophäen und<br />
feierlichen Reden ist gekommen. Dreißig<br />
Jahre sind eine lange Zeit, und wenn<br />
wir zurückblicken, wird uns klar, wie viele<br />
herausragende Persönlichkeiten und<br />
Projekte wir in dieser Zeit geehrt haben.<br />
Jeder Preis, der verliehen wurde, erzählt<br />
seine eigene Geschichte – von Leidenschaft,<br />
Innovation und dem unermüdlichen<br />
Streben nach Exzellenz.<br />
Doch seien wir ehrlich, wer könnte<br />
dem Charme und der Aufregung einer<br />
Preisverleihung widerstehen? Diese<br />
Veranstaltungen sind der perfekte Anlass,<br />
um die besten Outfits aus dem<br />
Schrank zu holen und sich einmal wie<br />
ein Filmstar auf dem roten Teppich zu<br />
fühlen. Man könnte meinen, wir hätten<br />
ein geheimes Abkommen mit den Modehäusern,<br />
denn jedes Jahr überbieten<br />
sich die Anwesenden in Eleganz und Stil.<br />
Und nicht zu vergessen die After-Show-<br />
Partys! Manchmal frage ich mich, ob die<br />
eigentlichen Preisverleihungen nur der<br />
Vorwand sind, um gemeinsam die Nacht<br />
zum Tag zu machen.<br />
Neben all dem Glanz und Glamour ist der<br />
September jedoch auch eine Zeit der Reflektion.<br />
Wir ehren nicht nur die Besten<br />
unter uns, sondern lassen uns auch inspirieren.<br />
Jeder Preisträger erinnert uns<br />
daran, was möglich ist, wenn man mit<br />
Herzblut und Hingabe bei der Sache ist.<br />
Ihre Geschichten motivieren uns, selbst<br />
immer wieder nach Höherem zu streben<br />
und das Beste aus uns herauszuholen.<br />
In diesem Sinne: Lasst uns den September<br />
weiterhin mit Begeisterung und<br />
Freude feiern. Mögen die nächsten dreißig<br />
Jahre ebenso glanzvoll und inspirierend<br />
sein wie die vergangenen. Auf viele<br />
weitere Momente des Jubels und der<br />
Anerkennung – und natürlich auf viele<br />
unvergessliche Nächte!<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
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Deutschland<br />
ist ein Einreise- und<br />
Australien ist ein<br />
Einwanderungsland<br />
Wie sich Australien im Gegensatz zu Deutschland verändert hat,<br />
von Matthias Weik, einem intimen Kenner beider Länder.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
39<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Zahlreiche deutsche Politiker bezeichnen<br />
Deutschland als Einwanderungsland.<br />
Kritiker der Einwanderungspolitik<br />
bezeichnen Deutschland als ein Einreiseland,<br />
in dem die Einreisenden selbst<br />
bestimmen, wann und aus welchem<br />
Grund und oftmals ohne jegliche Papiere<br />
eingereist wird. Im klassischen<br />
Einwanderungsland Australien ist dies<br />
undenkbar. Dort bestimmt einzig und<br />
allein der Staat, wer wann einreisen<br />
und schlussendlich einwandern darf.<br />
Illegale Einreisen sind auf Grund eines<br />
kompromisslosen Grenzschutzes unmöglich.<br />
Melbourne - 5,3 Millionen<br />
Metropole sicher und sauber<br />
2005, als ich Australien verließ, hatte<br />
Melbourne 3,5 Millionen Einwohner.<br />
<strong>2024</strong> sind es bereits über 5,3 Millionen.<br />
Unzählige moderne Mehrfamilienhäuser<br />
und Wolkenkratzer sind in den<br />
letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden<br />
geschossen. Im Vergleich zu deutschen<br />
Großstädten ist Melbourne jedoch nicht<br />
schmutziger und unsicherer geworden.<br />
Nein, es ist anders als viele deutsche<br />
Großstädte, sauberer geworden und<br />
sicher geblieben. Melbourne hat es<br />
geschafft seine Straßen, Fußgängerzonen<br />
und Parks unfassbar sauber zu<br />
bekommen. Selbst Zigarettenstummel<br />
(1 Packung Zigaretten kostet 50 Australische<br />
Dollar (AUD) knapp 31 Euro)<br />
sind kaum auf den Straßen zu finden.<br />
Regelmäßige Reinigung und Wartung,<br />
effiziente Müllabfuhrsysteme und umfassende<br />
Recyclingprogramme und<br />
äußerst strenge Anti-Littering-Gesetze<br />
in Kombination mit hohen Bußgeldern<br />
für das Wegwerfen von Abfällen haben<br />
dazu beigetragen, dass die öffentlichen<br />
Räume wie Parks, Straßen und Plätze<br />
der Stadt äußerst sauber sind. 385 AUD<br />
(239 EUR) werden für ein kleines Stück<br />
Abfall fällig. Eine angezündete Zigarette<br />
oder brennender Abfall, schlagen<br />
mit 769 AUD (477 EUR) zu Buche. Für<br />
Unternehmen sind es 1.923 AUD (1.193<br />
EUR) für ein kleines Stück Abfall beziehungsweise<br />
3.846 AUD (2.386 EUR) für<br />
eine angezündete Zigarette oder brennenden<br />
Abfall.<br />
Starke Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen,<br />
effektive Polizeiarbeit,<br />
Überwachungstechnologie sowie Gemeinschaftsprogramme<br />
und Initiativen,<br />
die die Zusammenarbeit zwischen Polizei<br />
und Gemeinschaft fördern, haben<br />
das Sicherheitsgefühl der Bewohner<br />
gestärkt und eine Kultur der Wachsamkeit<br />
und Zusammenarbeit gefördert.<br />
Ferner müssen Ausländer, die Gesetze<br />
maßgeblich übertreten<br />
das Land verlassen. Haftstrafen<br />
von über zwölf<br />
Monaten führen zur sofortigen<br />
Abschiebung.<br />
Aufenthaltsgenehmigungen<br />
können für<br />
Nicht-Australier selbst<br />
bei Kleindelikten entzogen<br />
werden.<br />
Der Staat bestimmt<br />
wer einreist<br />
Trotz seiner Größe (Australien:<br />
7,688 Millionen<br />
Quadratkilometer, 26,9<br />
Millionen Einwohner;<br />
Deutschland: 357.592<br />
Quadratkilometer, 83,8<br />
Millionen Einwohner)<br />
sind offene Grenzen in<br />
Australien ein Fremdwort.<br />
Das Land steht für<br />
umfassende Grenzkontrollen<br />
und hat mit die<br />
härtesten Einreiseregeln<br />
und Einwanderungsbestimmungen<br />
weltweit.<br />
Diese Maßnahmen sind<br />
darauf ausgelegt, die<br />
Sicherheit des Landes<br />
und die Integrität der<br />
nationalen Grenzen zu<br />
gewährleisten, die nationale<br />
Souveränität zu<br />
schützen und die einheimische<br />
Bevölkerung<br />
vor potenziellen Bedro-<br />
hungen von außen zu bewahren. Australien<br />
lehnt den UN-Migrationspakt<br />
ab. Das Land setzt auf eine gezielte Einwanderung<br />
und auf harte Abschieberegelungen.<br />
Ohne Visum keine Einreise<br />
Eine der grundlegendsten Regelungen<br />
ist die Visumpflicht. Unabhängig vom<br />
Herkunftsland müssen alle Reisenden,<br />
die nach Australien einreisen möchten,<br />
vor ihrer Ankunft ein Visum beantragen<br />
und erhalten. Kurzum: Ohne Visa u<br />
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© MATTHIAS WEIK<br />
(es gibt über 120 verschiedene<br />
Visa) kommt niemand<br />
ins Land. Bleibt<br />
selbst ein Tourist länger als<br />
erlaubt im Land, kann dies<br />
eine Inhaftierung und Abschiebung<br />
zur Folge haben.<br />
Belastung des<br />
Gesundheitssystem unerwünscht<br />
Australien legt großen Wert auf den<br />
Schutz der öffentlichen Gesundheit<br />
und der nationalen Sicherheit. Demgemäß<br />
müssen Reisende strenge Gesundheitskontrollen<br />
durchlaufen, um<br />
sicherzustellen, dass sie keine ansteckenden<br />
Krankheiten ins Land bringen.<br />
Zu diesen Maßnahmen gehören: Gesundheitsuntersuchungen:<br />
Bestimmte<br />
Visa-Kategorien erfordern eine ärztliche<br />
Untersuchung, um sicherzustellen, dass<br />
Antragsteller keine ernsthaften Gesundheitsprobleme<br />
haben, die<br />
die australische Bevölkerung<br />
gefährden könnten. Reisende,<br />
insbesondere Studenten und<br />
Arbeitsmigranten, müssen nachweisen,<br />
dass sie eine gültige<br />
Krankenversicherung haben, die<br />
ihre medizinischen Bedürfnisse<br />
während ihres Aufenthalts abdeckt. Wer<br />
nach Australien einwandern möchte,<br />
darf keine schweren Krankheiten haben.<br />
Im Verlauf des Visumsantrags muss eine<br />
medizinische Untersuchung durchgeführt<br />
werden. Per Definition zählen zu<br />
schweren Krankheiten alle Krankheiten,<br />
die das australische Gesundheitssystem<br />
finanziell langfristig belasten. Ob das<br />
australische Gesundheitssystem finanziell<br />
langfristig belastet wird, entscheidet<br />
ein Commonwealth Medical Officer.<br />
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Landessicherheit ist oberstes Gebot<br />
Um die Sicherheit zu gewährleisten,<br />
sammelt Australien biometrische Daten<br />
wie Fingerabdrücke und Gesichtsscans<br />
von Visumantragstellern. Diese<br />
Daten werden mit internationalen Datenbanken<br />
abgeglichen, um Personen<br />
mit kriminellem Hintergrund (selbst Urlaubern,<br />
die in ihrem Leben eine mehr<br />
als zwölfmonatige Haftstrafe in ihrem<br />
Heimatland verbüßt haben, ist die Einreise<br />
nach Australien permanent untersagt.<br />
Dabei ist es egal, ob die Strafe auf<br />
Bewährung ausgesetzt war oder nicht)<br />
oder terroristischen Verbindungen zu<br />
identifizieren und ihre Einreise zu verhindern.<br />
Alle Visumantragsteller müssen<br />
umfassende Hintergrundüberprüfungen<br />
durchlaufen, die Informationen über ihre<br />
kriminelle Vergangenheit und Sicherheitsbedenken<br />
umfassen. Ferner werden<br />
alle Gepäckstücke bei der Einreise<br />
vom Zoll gründlich untersucht, Reisende<br />
müssen eine Zollerklärung ausfüllen, in<br />
der sie alle mitgeführten Gegenstände<br />
angeben. Zusammengefasst: Australien<br />
prüft, im Gegensatz zu Deutschland, sehr<br />
genau und weiß schlussendlich auch exakt,<br />
wer sich im Land aufhält. Dank dieser<br />
Maßnahmen gehört Australien zu einem<br />
der sichersten und stabilsten Länder der<br />
Welt.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
41<br />
© MATTHIAS WEIK<br />
Hauptbahnhof kein<br />
Kriminalitätshotspot<br />
Während rund um deutsche Bahnhöfe<br />
die Kriminalität explodiert, ist beispielsweise<br />
Melbournes Hauptbahnhof<br />
Flinders Street Station, die Innenstadt<br />
und der öffentliche Nahverkehr<br />
(Tagesticket kostet ca. 6 Euro) auch<br />
für Frauen zu später Stunde sicher. Im<br />
Gegensatz zu deutschen Innenstädten<br />
hat sich die Bevölkerungsstruktur, nicht<br />
nur um den Hauptbahnhof in Melbourne,<br />
kaum sichtbar verändert.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Illegale Einreise unmöglich<br />
Während in Deutschland illegale Migration<br />
mit einem Bleiberecht oder sogar<br />
mit einem deutschen Pass dotiert werden<br />
kann, weht in Australien ein vollkommen<br />
anderer Wind. In Australien bestimmt<br />
einzig und allein der Staat wer<br />
einreisen darf und wer nicht. Das Land<br />
hat strenge Maßnahmen zur Kontrolle<br />
illegaler Einwanderung eingeführt,<br />
einschließlich Offshore-Verarbeitungszentren<br />
für Asylsuchende. Personen,<br />
die ohne gültiges Visum versuchen, auf<br />
dem Seeweg nach Australien zu gelangen,<br />
werden in Verarbeitungszentren<br />
auf Inseln wie Nauru oder Manus Island<br />
gebracht. Diese Politik soll illegale<br />
Einwanderung und gefährliche Überfahrten<br />
verhindern. Illegale Einwanderung<br />
wird nicht toleriert. Dem Department<br />
of Home Affairs zu Folge wird<br />
jeder, der versucht, mit einem Boot unerlaubt<br />
nach Australien einzureisen, an<br />
seinen Ausgangsort zurückgeschickt,<br />
in sein Heimatland zurückgebracht<br />
oder zur Bearbeitung in ein Drittland<br />
gebracht. Dies bedeutet jedoch nicht,<br />
dass Australien keine Flüchtlinge aufnimmt.<br />
Seit 1947 hat das Land über<br />
958.000 Flüchtlingsvisa ausgestellt.<br />
Seit 2013 waren es allein 150.000.<br />
66.530 Kilometer Seegrenze können<br />
in Australien ge-sichert werden<br />
Den 27 EU-Ländern mit über 448 Millionen<br />
Einwohnern ist es offenkundig<br />
nicht möglich, eine Küstenline von<br />
67.770 Kilometern zu sichern. Für das<br />
26,12 Millionen Einwohner starke Australien<br />
und dessen Küstenwache stellt u<br />
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und Produktion aus einer Hand<br />
Produktentwicklung II Schaltschrankbau II cPCI Geräte II<br />
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42 Wirtschaft<br />
die Sicherung einer Küstenlänge von<br />
66.530 Kilometern keinerlei Problem<br />
dar. Obwohl Papua-Neuguinea lediglich<br />
150 Kilometer mit dem Schiff entfernt<br />
ist. Laut dem Department of Home Affairs<br />
hat Australien seit 2013 Australien<br />
jedes Boot abgefangen, das versucht<br />
hat, illegal einzureisen. Jedes Schiff wird<br />
genau beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit<br />
einer illegalen Einwanderung nach<br />
Australien ist gleich null.<br />
NO WAY -Kampagne<br />
2014 führte die australische Regierung<br />
die „No Way“-Kampagne ein, um<br />
potenzielle illegale Migranten davon<br />
abzuhalten, nach Australien zu kommen.<br />
Diese Kampagne zielte darauf<br />
ab, die Botschaft zu verbreiten, dass<br />
Menschen, die<br />
versuchen, ohne<br />
gültiges Visum<br />
auf dem Seeweg<br />
nach Australien<br />
zu gelangen, keine<br />
Chance auf<br />
eine Ansiedlung<br />
in Australien haben<br />
werden. Die<br />
Hauptbotschaft<br />
der Kampagne<br />
lautete: „No way.<br />
You will not make<br />
Australia home.“<br />
Die „No Way“-<br />
Plakate und andere<br />
Informationsmaterialien<br />
der Kampagne wurden auf vielfältige<br />
Weise und an verschiedenen Orten<br />
verbreitet:<br />
1. Transitländer und Herkunftsländer<br />
Die Plakate und Informationsmaterialien<br />
wurden in verschiedenen Transit-<br />
und Herkunftsländern verbreitet,<br />
aus denen viele der Bootsflüchtlinge<br />
ursprünglich stammten oder durch<br />
die sie auf ihrem Weg nach Australien<br />
reisten. Diese Länder umfassen<br />
unter anderem: Indonesien. Da viele<br />
Bootsflüchtlinge von Indonesien aus<br />
die gefährliche Reise nach Australien<br />
antraten, war Indonesien ein wichtiger<br />
Ort für die Verbreitung der Kampagne.<br />
Auch aus Sri Lanka kamen viele Migranten,<br />
die versuchten, nach Australien<br />
zu gelangen. Selbiges gilt für Pakistan<br />
und Afghanistan. Diese Länder<br />
waren ebenfalls Ziel der Informationskampagne,<br />
um potenzielle Migranten<br />
abzuschrecken.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
43<br />
book, X (vormals Twitter) und YouTube<br />
wurden genutzt, um Videos und andere<br />
Inhalte zu teilen, die die Botschaft der<br />
Kampagne unterstrichen.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
2. Flüchtlingslager<br />
Die Kampagne wurde auch in verschiedenen<br />
Flüchtlingslagern verbreitet,<br />
in denen sich viele Menschen<br />
aufhielten, die möglicherweise eine Reise<br />
nach Australien in Erwägung zogen.<br />
© MATTHIAS WEIK<br />
3. Internationale Medien<br />
Die australische Regierung nutzte auch<br />
internationale Medienkanäle, um die<br />
Botschaft der „No Way“-Kampagne zu<br />
verbreiten. Dazu gehörten Fernsehspots<br />
und Radiowerbung die in mehreren<br />
Ländern ausgestrahlt wurden,<br />
sowie gedruckte Anzeigen in internationalen<br />
Zeitungen und <strong>Magazin</strong>en.<br />
4. Digitale Medien und Online-Plattformen<br />
Regierungswebsites und speziell<br />
eingerichtete Seiten informierten<br />
über die strengen australischen<br />
Einwanderungsgesetze.<br />
Soziale Medien Plattformen wie Face-<br />
5. Dokumentarfilme und<br />
Informationsveranstaltungen<br />
In einigen Fällen wurden Dokumentarfilme<br />
und Informationsveranstaltungen<br />
organisiert, um potenzielle Migranten<br />
über die Risiken der illegalen<br />
Einwanderung und die australischen<br />
Gesetze zu informieren.<br />
6. Konsulate und Botschaften<br />
Australische Konsulate und Botschaften<br />
spielten eine Schlüsselrolle bei der<br />
Verbreitung der Kampagnenbotschaft.<br />
Hier wurden Informationsmaterialien<br />
verteilt und lokale Medienauftritte organisiert.<br />
7. Grenz- und Küstenwachen<br />
Zusätzlich zu den Plakaten und Medienkampagnen<br />
wurden Boote der australischen<br />
Küstenwache mit Bannern<br />
und Beschilderungen ausgestattet,<br />
die dieselbe Botschaft übermittelten.<br />
Diese Schiffe patrouillierten häufig in<br />
Gewässern, die von Schmugglern und<br />
illegalen Migranten genutzt wurden. u
44 Wirtschaft<br />
Einwanderung qualifizierter Fachkräfte<br />
Australien legt großen Wert auf die<br />
Einwanderung qualifizierter Fachkräfte,<br />
nicht aber auf die Einwanderung von<br />
Unqualifizierten. Das Punktesystem,<br />
das 1989 eingeführt wurde, ist ein zentrales<br />
Element dieser Politik. Bewerber<br />
erhalten Punkte basierend auf Faktoren<br />
wie Alter, Berufserfahrung, Qualifikationen<br />
und Englischkenntnissen. Das Ziel<br />
ist es, Einwanderer zu gewinnen, die in<br />
Berufen arbeiten können, in denen in<br />
Australien ein Mangel besteht.<br />
Einwanderung in das australische<br />
Sozialsystem ist unerwünscht.<br />
In Deutschland haben laut Bundesagentur<br />
für Arbeit (BA) 62,8 Prozent<br />
aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten<br />
nach Sozialgesetzbuch (SGB) II<br />
– früher Hartz IV, heute Bürgergeld genannt<br />
– einen Migrationshintergrund.<br />
In Australien stehen die Interessen<br />
des Landes und seiner Bürger im Fokus.<br />
Dementsprechend ist die Einwanderung<br />
in das Sozialsystem ausdrücklich<br />
nicht erwünscht.<br />
Bewohner Australiens sind reicher<br />
Die australische Wirtschaft hat über<br />
die vergangenen 20 Jahre ein nicht<br />
zu verkennendes Wachstum verzeichnet.<br />
Das BIP hat sich allein zwischen<br />
2001 und 2012 mehr als vervierfacht. Im<br />
Jahr 2023 betrug das Bruttoinlandsprodukt<br />
rund 1.741 Mrd. USD (Deutschland<br />
4,46 Mrd USD). Die Arbeitslosen-<br />
rate beträgt gegenwättig 3,9 Prozent<br />
(Deutschland 5,8 Prozent). Australiens<br />
Inflation erreichte Anfang <strong>2024</strong><br />
einen Höchststand von knapp 8 Prozent.<br />
Nach 400 Basispunkten Zinserhöhungen<br />
seit Mai 2022 - von 0,1 Prozent<br />
auf 4,1 Prozent hat sich die Inflation<br />
bereits auf 6 Prozent verlangsamt.<br />
Die Wirtschaft schwächelt, dennoch ist<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
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45<br />
SCHILLING ENGINEERING<br />
Reinraumsysteme<br />
© MATTHIAS WEIK<br />
eine Rezession unwahrscheinlich.<br />
Das Durchschnittsgehalt in Australien<br />
beträgt 54.200 Euro (Deutschland<br />
51.876 Euro). Bis ca. 120.000 AUD (71.600<br />
Euro) im Jahr werden 32-35% Steuern<br />
fällig. Der Spitzensteuersatz liegt bei<br />
45 Prozent und wird ab 180.000 AUD<br />
(107.389 Euro) im Jahr gezahlt. Strom<br />
kostete für Privathaushalte 2023 fast<br />
50 Prozent weniger als in Deutschland.<br />
Der Benzinpreis liegt momentan bei<br />
knapp einem Euro pro Liter. Die Bewohner<br />
Australiens sind wesentlich reicher<br />
als Deutschlands Bewohner und der<br />
Reichtum ist gerechter verteilt. Das<br />
Vermögen pro erwachsener Person<br />
beträgt laut dem UBS Global Wealth<br />
Report in Australien 496.820 USD. In<br />
Deutschland sind es 256.180 USD. Das<br />
Medianvermögen (teilt man die Haushalte<br />
in eine reichere und eine ärmere<br />
Hälfte, so ist das Medianvermögen der<br />
Wert, der exakt in der Mitte liegt.) pro<br />
erwachsener Person beträgt in Australien<br />
247.450 USD in Deutschland 66.735<br />
USD. Dies hängt auch damit zusammen,<br />
dass Australien die Einwanderung von<br />
unqualifizierten zumeist mittellosen<br />
Wirtschaftsflüchtlingen seit Jahrzehnen<br />
strikt verhindert. Erwünscht sind<br />
hingegen einerseits hochqualifizierte<br />
junge Menschen (bis 45 Jahre) und andererseits<br />
wohlhabende und gesunde<br />
ältere Menschen welchen, dank Investitionen<br />
im Millionenbereich, in Australien<br />
ein sogenanntes Investor-Visum<br />
gewährt und somit eine Einwanderung<br />
ermöglicht wird. •<br />
Über den Autor<br />
Preisträger<br />
im Wettbewerb<br />
«Großer Preis des<br />
Mittelstandes»<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Matthias Weik hat seit Ende der 90er Jahre eine enge Beziehung zu Australien.<br />
Er hat viele Jahre in Melbourne gelebt und studiert sowie an der RMIT University 2005<br />
sein erstes Studium abgeschlossen. Seitdem besucht er das Land regelmäßig, Freunde<br />
aus „Down Under“ besuchen ihn in Europa. Im Juni war er wieder in Melbourne<br />
und musste drastische Unterschiede zu Deutschland feststellen.<br />
Er befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte<br />
für Exitstrategien. Er zählt mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren<br />
im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster<br />
Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. www.matthias-weik.com<br />
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46 Wirtschaft<br />
© FREEPIK.COM
47<br />
KI<br />
KI, digitaler Zwilling,<br />
Energiewende<br />
und mehr<br />
Die digitale Transformation in Deutschland<br />
aus der Sicht von Kunal Purohit,<br />
Chief Digital Services Officer des indischen<br />
IT-Riesen Tech Mahindra<br />
Deutschland ist ein Beweis für seine<br />
technische Exzellenz, seine hochwertigen<br />
Produkte und sein reiches industrielles<br />
Erbe, die seit vielen Jahren den<br />
Grundstein seiner Wirtschaft bilden.<br />
Das Land ist sich der Bedeutung der<br />
Digitalisierung in der heutigen globalen<br />
Wirtschaft bewusst und hat darauf<br />
hingearbeitet. Deutschland hat bei<br />
der Industrialisierung Pionierarbeit<br />
geleistet und behauptet weiterhin<br />
seine Führungsrolle in der Industrie.<br />
Jüngsten Berichten zufolge wird für<br />
den deutschen Markt für Informationstechnologie<br />
und Kommunikation<br />
bis <strong>2024</strong> ein Wachstum von 4,4 Prozent<br />
erwartet, was über den Prognosen für<br />
das deutsche BIP liegt. Dieses Wachstum<br />
zeigt, dass Deutschland sich der<br />
Digitalisierung verschrieben hat und<br />
eine führende Position im industriellen<br />
und technologischen Bereich einnimmt.<br />
Intelligenter werden mit KI<br />
KI wirkt sich erheblich auf Unternehmen<br />
und die Arbeitsweise aus: Generative<br />
KI entwickelte sich zu einem<br />
leistungsstarken und benutzerfreundlichen<br />
Werkzeug, während sich die<br />
traditionelle KI weiterentwickelte, die<br />
Produktivität steigerte und die Umsatzströme<br />
förderte. Der Bereich der KI<br />
ging über Datenwissenschaftler und<br />
Software-Ingenieure hinaus, und normale<br />
Wissensarbeiter konnten ihre Fähigkeiten<br />
zur Erstellung von Inhalten<br />
nutzen.<br />
Branchenberichten zufolge wird erwartet,<br />
dass KI-gesteuerte Produktverbesserungen<br />
die Verbrauchernachfrage<br />
ankurbeln und bis 2030 zu etwa 45 %<br />
des weltweiten Wirtschaftswachstums<br />
beitragen werden. Für fortgeschrittene<br />
Volkswirtschaften wie Deutschland,<br />
wo etwa ein Drittel des BIP-Ziels für<br />
2030 von Produktivitätssteigerungen<br />
abhängt, könnte die KI den dringend<br />
benötigten Schub zur Erreichung ihrer<br />
Ziele liefern.<br />
Unternehmen in Deutschland haben KI<br />
bereits aktiv in ihre Abläufe integriert.<br />
So wird beispielsweise die KI-gestützte<br />
vorausschauende Wartung eingesetzt,<br />
um die Effizienz zu steigern und Ausfallzeiten<br />
in der Fertigung zu reduzieren.<br />
Unternehmen nutzen die KI-Technologie<br />
für verschiedene Zwecke, z. B.<br />
für die autonome Optimierung, die<br />
Überwachung intelligenter Netze und<br />
die Umsetzung der vorausschauenden<br />
Wartung in ihren Industrieanlagen.<br />
Das Potenzial der Technologie<br />
des digitalen Zwillings vor Augen haben<br />
Die Technologie des digitalen Zwillings<br />
hat tiefgreifende Auswirkungen<br />
auf die Zukunft der Fertigung und u
48 Wirtschaft<br />
© PIXABAY.COM<br />
Produktentwicklung und bietet einen<br />
revolutionären Ansatz für Design, Simulation<br />
und Wartung. Der digitale<br />
Zwilling – ein dynamisches, digitales<br />
Abbild physischer Anlagen – ermöglicht<br />
es Unternehmen, die Leistung ihrer<br />
Produkte und Abläufe zu optimieren.<br />
In Deutschland beschleunigt der Automobil-<br />
und Fertigungssektor die<br />
Einführung der digitalen Zwillingstechnologie.<br />
Durch die Erstellung virtueller<br />
Darstellungen von Fahrzeugen<br />
oder Produktionssystemen können Unternehmen<br />
Verschleißerscheinungen<br />
vorhersagen, Reaktionen auf Veränderungen<br />
simulieren und das Produktdesign<br />
verbessern, noch bevor Prototypen<br />
gebaut werden. Dies verkürzt die Entwicklungszeit<br />
und -kosten und ermöglicht<br />
nachhaltigere Fertigungsverfahren,<br />
indem Abfall und Energieverbrauch<br />
minimiert werden. Das Potenzial geht<br />
über die Automobilindustrie hinaus<br />
und verspricht, die Stadtplanung, das<br />
Energiemanagement und das Gesundheitswesen<br />
zu verändern, indem detaillierte<br />
Simulationen und vorausschauende<br />
Analysen angeboten werden.<br />
Aufschwung der Automatisierung<br />
und der Automobilindustrie<br />
Deutschland, ein Vorreiter in der Industrieautomatisierung,<br />
ist seit jeher<br />
führend in der Unternehmensautomatisierung.<br />
Diese Dominanz wurde<br />
durch die plötzliche Verlagerung zur<br />
Telearbeit und die Einführung digitaler<br />
Lösungen, die durch den Beginn der<br />
COVID-19 Pandemie ausgelöst wurde,<br />
noch deutlicher. Die Investitionen in<br />
die Automatisierung sind stetig gestiegen<br />
und haben die rasche Einführung<br />
der Unternehmensautomatisierung<br />
und der digitalen Transformation in<br />
deutschen Unternehmen vorangetrieben.<br />
Das Engagement des Landes für die<br />
Automatisierung zeigt sich in den<br />
schwindelerregenden Zahlen: Weltweit<br />
sind etwa 3,5 Millionen Industrieroboter<br />
im Einsatz. Deutschland gehört<br />
mit einem Marktanteil von 36 % und<br />
über 221.500 eingesetzten Industrierobotern<br />
zu den fünf führenden Ländern<br />
weltweit – der höchste Wert in Europa.<br />
Unterstützt wird diese Leistung durch<br />
Initiativen der Regierung wie „Industrie<br />
4.0“, einem strategischen Plan zur<br />
Förderung der Integration von Automatisierung<br />
und Digitalisierung in der<br />
Fertigung.<br />
Deutsche Unternehmen haben Pionierarbeit<br />
bei innovativen Automatisierungslösungen<br />
geleistet, von<br />
intelligenten Fabriken und automatisierten<br />
Produktionslinien bis hin zu autonomen<br />
Logistiksystemen. Darüber hinaus<br />
treibt Deutschlands Schwerpunkt<br />
auf Forschung und Entwicklung u<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
49
50 Wirtschaft<br />
die kontinuierliche Innovation voran,<br />
was durch Initiativen und die Zusammenarbeit<br />
zwischen akademischen<br />
Einrichtungen und Industriegiganten<br />
veranschaulicht wird.<br />
Die deutsche Automobilindustrie ist<br />
weltweit führend und hat ein großes<br />
Interesse daran, die Technologie des<br />
autonomen Fahrens voranzutreiben.<br />
Um dies zu erreichen, nutzen die Hersteller<br />
modernste KI und Algorithmen<br />
des maschinellen Lernens, um die Sicherheit<br />
im Straßenverkehr und die<br />
Effizienz zu erhöhen. Darüber hinaus<br />
macht das Land erhebliche Fortschritte<br />
bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen,<br />
um die Kohlenstoffemissionen<br />
zu bekämpfen, wobei der Schwerpunkt<br />
auf der Batterietechnologie und der Ladeinfrastruktur<br />
liegt.<br />
Darüber hinaus hat das Aufkommen<br />
der intelligenten Mobilität die Integration<br />
von Kommunikationsnetzen<br />
innerhalb der Fahrzeuge und zwischen<br />
Fahrzeugen und Infrastruktur gefördert,<br />
was zu einem vernetzten und<br />
hochentwickelten Verkehrsökosystem<br />
führt. Die deutschen Automobilhersteller<br />
stehen an der Spitze dieser Revolution,<br />
treiben Innovationen voran<br />
und verschieben die Grenzen dessen,<br />
was Automobile leisten können.<br />
Mehr Cybersicherheit im Mix<br />
Mit der zunehmenden Integration von<br />
Automatisierung und digitalen Technologien<br />
in Unternehmen erweitert sich<br />
die Bedrohungslandschaft, insbesondere<br />
im Bereich der Betriebstechnologie<br />
(OT). Die Cybersicherheit ist zu einer<br />
entscheidenden Säule der modernen<br />
Industriestrategie geworden, insbesondere<br />
da sich die Fertigungsanlagen<br />
zu intelligenten Fabriken entwickeln.<br />
Die vernetzte Natur dieser Umgebungen<br />
ermöglicht zwar Effizienz und<br />
Innovation, birgt aber auch erhebliche<br />
Schwachstellen. Cyberangriffe auf die<br />
OT können die Produktion unterbrechen,<br />
Sicherheitssysteme gefährden<br />
und erhebliche wirtschaftliche Verluste<br />
verursachen.<br />
Aus diesem Grund betonen deutsche<br />
Branchenführer und Regierungsinitiativen<br />
die Bedeutung robuster<br />
Cybersicherheitsmaßnahmen. Dazu<br />
gehören die Entwicklung sicherer<br />
Kommunikationsprotokolle für industrielle<br />
Steuerungssysteme, die Implementierung<br />
fortschrittlicher Lösungen<br />
zur Erkennung von und Reaktion auf<br />
Bedrohungen sowie die Bildung von<br />
Cybersicherheitsclustern, die die Zusammenarbeit<br />
zwischen Unternehmen,<br />
Forschungseinrichtungen und<br />
Sicherheitsbehörden fördern. Ziel ist<br />
es, eine robuste digitale Infrastruktur<br />
zu schaffen, die kritische Industrieanlagen<br />
schützt und die sichere Einführung<br />
von Automatisierungs- und Digitaltechnologien<br />
unterstützt.<br />
Energiewende<br />
Die deutsche Energiewende ist ein<br />
entscheidender Schritt auf dem Weg<br />
in eine nachhaltigere Zukunft – besonders<br />
wichtig in einer Zeit, in der die<br />
ökologische Nachhaltigkeit weltweit<br />
an erster Stelle steht. Die Energiewende<br />
ist tief verwurzelt in der Nutzung<br />
erneuerbarer Energiequellen wie Solar-<br />
und Windenergie und stellt einen<br />
Paradigmenwechsel gegenüber den<br />
traditionellen, emissionsintensiven<br />
Energieerzeugungsmethoden dar. Von<br />
zentraler Bedeutung für diesen Wandel<br />
ist der Einsatz von Spitzentechnologien<br />
wie intelligenten Zählern und intelligenten<br />
Netzen. Diese Technologien<br />
ermöglichen intelligente Versorgungsnetze,<br />
die eine effiziente Energieverteilung<br />
und -nutzung gewährleisten.<br />
Intelligente Zähler beispielsweise revolutionieren<br />
die Überwachung und<br />
Verwaltung des Energieverbrauchs und<br />
ermöglichen eine Datenanalyse in Echtzeit<br />
sowie eine effizientere Energienutzung.<br />
Intelligente Netze wiederum<br />
verwandeln die Energieinfrastruktur in<br />
ein flexibleres und reaktionsfähigeres<br />
System, das in der Lage ist, verschiedene<br />
erneuerbare Energiequellen zu<br />
integrieren, Angebot und Nachfrage<br />
auszugleichen, den Energiefluss zu optimieren<br />
und die Verschwendung zu<br />
verringern. Dadurch werden die Treibhausgasemissionen<br />
erheblich reduziert<br />
und die Zuverlässigkeit und Effizienz<br />
der Energieversorgung verbessert.<br />
Die Energiewende in Deutschland ist<br />
mehr als ein politischer Wandel; sie ist<br />
eine umfassende Umgestaltung des<br />
Energiesektors, bei der Technologien<br />
eingesetzt werden, um den Weg in eine<br />
saubere, emissionsfreie Zukunft zu ebnen.<br />
Deutschland ist bei seinem Ziel,<br />
bis 2030 80 % der Energieversorgung<br />
aus erneuerbaren Energien zu gewinnen,<br />
auf einem guten Weg, denn die<br />
Bundesregierung hat fast 60 Milliarden<br />
Euro bereitgestellt, um die Bemühungen<br />
des Landes zur Emissionsreduzierung<br />
bis <strong>2024</strong> zu unterstützen<br />
Mit Volldampf voraus<br />
Die Konvergenz von KI, Machine Learning<br />
(ML), Internet of Things (IoT), digitalen<br />
Zwillingen und Automatisierung<br />
zeigt das transformative Potenzial der<br />
deutschen IT-Landschaft. Diese Technologien<br />
sind nicht nur Trends, sondern<br />
integrale Bestandteile, die Branchen<br />
umgestalten, Innovationen vorantreiben<br />
und die menschliche Interaktion<br />
mit Technologie neu definieren.<br />
Diese Technologien haben sogar den<br />
Fachkräftemangel in Deutschland<br />
vermindert, da KI und ML die Rekrutierungsprozesse<br />
optimieren und eine<br />
schnellere und effizientere Talentakquise<br />
ermöglichen. In ähnlicher Weise<br />
verbessert das IoT die betriebliche Effizienz<br />
in der Industrie und verringert<br />
die Abhängigkeit von umfangreicher<br />
manueller Arbeit, und die Digitalisierung<br />
automatisiert Routineaufgaben,<br />
wodurch Arbeitnehmer für komplexere<br />
Aufgaben frei werden.<br />
Ihre kollektiven Auswirkungen reichen<br />
weit über die Grenzen der einzelnen<br />
Sektoren hinaus und versprechen Effizienz,<br />
Skalierbarkeit und neue Möglichkeiten.<br />
Die Nutzung dieser Fortschritte<br />
fördert einen Wettbewerbsvorteil und<br />
trägt gleichzeitig den gesellschaftlichen<br />
Bedürfnissen Rechnung. Sie erfordert<br />
jedoch auch durchdachte ethische<br />
Überlegungen und integrative<br />
Ansätze, um eine nachhaltige Zukunft<br />
zu gewährleisten. •<br />
Kunal Purohit ist Chief<br />
Über den Autor<br />
Digital Services Officer des<br />
indischen IT-Riesen Tech<br />
Mahindra mit Sitz in Pune.<br />
Das Unternehmen wurde<br />
1986 gegründet und erwirtschaftete<br />
im Geschäftsjahr<br />
2019/2020 5,182 Milliarden<br />
US-Dollar Umsatz. Die Zahl<br />
der Mitarbeiter weltweit lag bei 120.000. In 60<br />
Ländern hat Tech Mahindra Filialen oder Niederlassungen.<br />
Die Mahindra-Gruppe ist ein indischer<br />
Mischkonzern mit 200.000 Mitarbeitern, der<br />
auch in Deutschland aktiv ist.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
51<br />
Die Verpackungslösungen der Zukunft<br />
sind LASER-fokussiert auf Nachhaltigkeit.<br />
Flöter / AirWave Packaging hat deshalb eine beispiellose Produktpalette<br />
an umweltfreundlichen Alternativen zu herkömmlichen Kunststoffen<br />
oder Knüllpapieren entwickelt. PaperWave ® ist DER Gamechanger für<br />
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Steueroase im Orient?<br />
Über Buchführungspflicht und die Körperschaftsteuer in Dubai<br />
Seit Jahren zog die glitzernde Wüstenstadt<br />
am Persischen Golf Investoren und<br />
Selbstständige an. Insbesondere das<br />
günstige Abgabensystem war für Unternehmer<br />
außerordentlich attraktiv und<br />
verlieh Dubai den Status eines Steuerparadieses.<br />
Denn weder die Einkommensnoch<br />
die Unternehmensbesteuerung, die<br />
in Deutschland einen festen Bestandteil<br />
des Steuersystems darstellen, fanden hier<br />
Anwendung. 2018 führte die arabische<br />
Regierung lediglich eine Mehrwertsteuer<br />
in Höhe von 5 Prozent ein, die – mit einigen<br />
Ausnahmen – auf Dienstleistungen<br />
und Produkte erhoben wird.<br />
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53<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Schnell war der Mythos geboren, dass<br />
in Dubai keine Buchführungspflicht<br />
besteht. Denn wer keine Steuererklärung<br />
abgeben muss, braucht auch keine<br />
Nachweise dokumentieren. Nur 5 Jahre<br />
später, Juni 2023, endete die steuerfreie<br />
Zeit jedoch. Das Emirat führte eine Körperschaftsteuer<br />
ein und plötzlich war die<br />
lückenlose Dokumentation<br />
von Geschäftsvorgängen, die<br />
tatsächlich durchaus seit jeher<br />
bestand, wenn auch ohne<br />
einen steuerlichen Zweck zu<br />
erfüllen, ein extrem wichtiges<br />
Thema. Was genau steckt dahinter?<br />
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Von Freibeträgen und<br />
Schlupflöchern<br />
Seit dem 1. Juni 2023 erhebt<br />
Dubai auf Gewinne ansässiger<br />
Unternehmen eine Körperschaftsteuer<br />
in Höhe von<br />
9 Prozent. Für alle Firmen, die<br />
nicht in einer Freihandelszone<br />
operieren, spielt die neue<br />
Steuer eine große Rolle. Auch<br />
Unternehmen, die den Hauptsitz<br />
in anderen Ländern haben,<br />
aber eine Tochterfirma oder eine Zweigstelle<br />
in den VAE besitzen, sind von dieser<br />
Regelung betroffen. Wie sich die Körperschaftsteuer<br />
auswirkt, ist letztendlich<br />
abhängig vom individuellen Einkommen<br />
und dem Geschäftsmodell. Handelt es<br />
sich bei einem Unternehmen um eine<br />
Public Joint Stock Company, ähnlich wie<br />
eine börsenorientierte Aktiengesellschaft<br />
in Deutschland, kommen weitere<br />
Regelungen hinzu.<br />
Beispielsweise müssen sie ihre Bilanzen<br />
jährlich veröffentlichen, da ihre Aktien<br />
an Börsen gehandelt werden und somit<br />
ein öffentliches Interesse an der finanziellen<br />
und wirtschaftlichen Situation im<br />
Vordergrund steht. Dabei existiert allgemein<br />
ein Freibetrag, der Unternehmern<br />
einen gewissen Freiraum lässt. Für im sogenannten<br />
Mainland, also dem Festland<br />
der Emirate, ansässige Unternehmen, die<br />
offiziell beim Wirtschaftsministerium angemeldet<br />
sind, ist ein Beitrag von 375.000<br />
VAE-Dirham (AED) vorgesehen, rund<br />
94.000 Euro. Davon profitieren insbesondere<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
(KMUs), da der Freibeitrag ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit unterstützt. Unter<br />
bestimmten Umständen können Firmen<br />
auch gänzlich von der neuen Besteuerung<br />
befreit werden. In den<br />
VAE gegründete Holding-Gesellschaften<br />
sind beispielsweise<br />
von der Körperschaftsteuer<br />
ausgenommen. Gewinnen<br />
oder bauen Firmen natürliche<br />
Ressourcen ab, gilt für sie die<br />
neue Regelung nicht, da diese<br />
bereits auf gesonderte Art und<br />
Weise besteuert werden. Auch<br />
Dividenden und andere Kapitalerträge<br />
sind von dem neuen<br />
System nicht betroffen.<br />
Freihandelszonen stellen eine<br />
weitere Ausnahme von der<br />
neuen Steuer dar. Denn diese<br />
bleiben weiterhin autonome<br />
Steuerregime. Obwohl hier registrierte<br />
Unternehmen auch<br />
eine jährliche Erklärung einreichen<br />
müssen, wird die Körperschaftsteuer<br />
mit null Prozent berechnet.<br />
In den festgelegten Bereichen, wie der Jebel<br />
Ali Free Zone, müssen Unternehmen<br />
außerdem keine Mehrwertsteuer auf<br />
importierte Waren und Dienstleistungen<br />
zahlen und profitieren zudem von Zollerleichterungen.<br />
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54 Wirtschaft<br />
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Fundamentale Reformen<br />
Im Grunde müssen Unternehmer tiefgreifende<br />
Veränderungen in ihren bisherigen<br />
Buchhaltungspraktiken vornehmen.<br />
Denn jetzt gilt es unbedingt<br />
Buch zu führen, um eine lückenlose<br />
Dokumentation der Geschäftsvorgänge<br />
sicherzustellen. Dafür empfiehlt<br />
die Regierung der VAE die Implementierung<br />
von international anerkannten<br />
Standards und Verfahren zur Bilanzierung.<br />
Obwohl dies keine allgemeingültige<br />
Verpflichtung ist, gilt die<br />
Anwendung des IFRS-Verfahrens als<br />
die naheliegendste Wahl. Denn diese<br />
Standards stellen eine global anerkannte<br />
Grundlage für Jahresabschlüsse<br />
dar und legen eine transparente<br />
Finanzberichterstattung fest. Somit<br />
ermöglichen sie aussagekräftige und<br />
vergleichbare Informationen über die<br />
Finanz-, Ertrags- und Vermögenslage<br />
von Unternehmen.<br />
In Deutschland hingegen sind mehrheitlich<br />
staatliche Unternehmen, Banken<br />
und Finanzinstitute sowie mittlere<br />
und große Unternehmen dazu obligiert,<br />
sich an den IFRS zu orientieren. Weiterhin<br />
stehen Firmen in Dubai nun auch<br />
in der Pflicht, eine Gewinn- und Verlustrechnung<br />
zu erstellen. Kapitalgesellschaften<br />
müssen sich zudem einer<br />
jährlichen Wirtschaftsprüfung unterziehen,<br />
wobei das erste Geschäftsjahr<br />
frei wählbar ist und zwischen 6 und 18<br />
Monaten lang sein kann.<br />
Jetzt heißt es: gegensteuern<br />
Mit dieser neuen Besteuerung sind<br />
Unternehmer mit verschiedenen Auswirkungen<br />
konfrontiert. In erster Linie<br />
stehen sie in der Pflicht, einen Teil des<br />
Jahresumsatzes an den Staat abzugeben.<br />
Um rechtliche Konsequenzen zu<br />
vermeiden, gilt es auf die rechtzeitige<br />
Registrierung, korrekte Buchhaltung,<br />
Einreichung von Steuererklärungen sowie<br />
alle relevanten Vorschriften zu achten.<br />
Dabei erweisen sich die Freihandelszonen<br />
und die damit verbundenen<br />
Vorteile als attraktiv. In Zukunft könnte<br />
in diesen Bereichen also eine verstärkte<br />
Ansiedlung stattfinden.<br />
Für langjährig im Mainland ansässige<br />
Unternehmen eröffnet sich hingegen<br />
ein großes Problem: Wer während der<br />
vergangenen Geschäftsjahre mangels<br />
Nachweispflicht keine Bücher geführt<br />
hat, muss sich die Frage stellen, wie<br />
die Eröffnungsbilanz für die Körperschaftsteuer<br />
aussehen soll und wie sie<br />
über die vergangenen Jahre hinweg<br />
rekonstruiert werden kann. Insbesondere<br />
für solche Unternehmer ist es<br />
dringend ratsam, sich Beratung von<br />
kompetenten Steuerberatern vor Ort<br />
zu suchen. Sie sind in der Lage, auf der<br />
Basis der im Land vorherrschenden Vorschriften<br />
und Gegebenheiten die individuelle<br />
Situation besser einzuschätzen<br />
und entsprechende Empfehlungen<br />
auszusprechen.<br />
Auch wer mit dem Gedanken spielt, ein<br />
Unternehmen in Dubai zu gründen<br />
oder eine Tochtergesellschaft in den<br />
VAE zu eröffnen, sollte von Anfang an<br />
ein Steuerbüro konsultieren. Auf diese<br />
Weise können Selbstständige sich adäquat<br />
auf die neuen steuerlichen Regelungen<br />
vorbereiten. •<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
2022_Sonderformat IIN.indd 2 22.07.<strong>2024</strong> 09:47:48
55<br />
Steuern-Vielfalt in der EU<br />
(Anmerkung der Redaktion)<br />
5. Kapitalertragssteuer: Zwischen 10 %<br />
(Bulgarien) und 42 % (Dänemark)<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
1. Einkommenssteuer: Einige EU-Länder<br />
haben eine Flat Tax von 10 % (Bulgarien),<br />
15 % (Ungarn) oder 20 % (Estland), während<br />
andere Länder progressive Steuersätze<br />
von bis zu 45 % (Deutschland) oder<br />
60 % (Schweden) haben.<br />
2. Körperschaftssteuer: Liegt zwischen<br />
9 % (Ungarn) und 35 % (Malta).<br />
3. Umsatzsteuer: Liegt zwischen 17 %<br />
(Luxemburg) und 27 % (Ungarn).<br />
4. Sozialabgaben: Arbeitnehmerbeiträge<br />
zwischen 2 % (Estland) und 27,65 % (Niederlande).<br />
Arbeitgeberbeiträge zwischen<br />
2,25 % (Rumänien) und 45 % (Frankreich).<br />
6. Vermögenssteuer: Zwischen 0 %<br />
(Deutschland und die meisten anderen<br />
EU-Länder) und 3,5 % (Spanien).<br />
7. Erbschafts- und Schenkungssteuer:<br />
Neun EU-Länder, darunter Österreich<br />
und Estland, verzichten völlig auf die<br />
Erhebung einer Erbschaftssteuer. In<br />
Deutschland beträgt sie bis zu 50 %.<br />
8. Umweltsteuern: In den baltischen<br />
Staaten Estland, Lettland und Litauen<br />
sowie in Ungarn sind die spezifischen<br />
Umweltsteuern, insbesondere auf<br />
CO2-Emissionen, weniger umfangreich<br />
und stark als in vielen anderen<br />
EU-Ländern.<br />
Prof. Dr. Christoph Juhn<br />
Über den Autor<br />
promovierte zum Dr. jur. im<br />
internationalen Unternehmens-<br />
& Umwandlungssteuerrecht<br />
und wurde zum<br />
Professor für Steuerrecht<br />
an der FOM Hochschule<br />
Bonn berufen. Parallel dazu<br />
gründete er unter anderem<br />
die JUHN Partner GmbH<br />
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56 Wirtschaft<br />
© THE WHITE HOUSE<br />
BY SHEALAH CRAIGHEAD<br />
vs.<br />
Trump<br />
Harris<br />
© THE WHITE HOUSE<br />
BY ADAM SCHULTZ<br />
Eine Einschätzung von Andreas Heine, US-Repräsentant der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Donald Trump<br />
Der Parteitag der Republikaner machte<br />
deutlich, wie Donald Trumps Regierungsstil<br />
in einer zweiten Amtszeit aussehen<br />
würde: durchsetzungsfähig, kontrovers<br />
und uneingeschränkt. Wenn er die Wahlen<br />
im November gewinnt, würde Trump<br />
ohne die Last, jemals wieder auf einem<br />
Wahlzettel erscheinen zu müssen, ins<br />
Weiße Haus zurückkehren.<br />
Auf dem Parteitag versprach Trump, die<br />
Preise zu senken, die Grenze zwischen<br />
den USA und Mexiko zu schließen und<br />
internationale Konflikte zu beenden.<br />
Populismus und Protektionismus<br />
In Reden, auf seiner Wahlkampf-Website<br />
und im offiziellen Programm der Republikaner<br />
hat Trump eine umfassende Agenda<br />
für eine zweite Amtszeit skizziert, die<br />
Themen wie Nationalismus, Populismus<br />
und Protektionismus aufgreift. Er forderte<br />
eine Verschärfung der US-Grenzen,<br />
die Abschiebung von Millionen illegal im<br />
Land lebenden Einwanderern und die<br />
Einführung strenger Zölle gegen Verbündete<br />
und Gegner gleichermaßen. Er<br />
stellte den Wert internationaler Institutionen<br />
in Frage, lobte starke ausländische<br />
Führer und kritisierte die Unterstützung<br />
der USA für den Krieg der Ukraine gegen<br />
Russland.<br />
Weniger im Fokus von Trump und seinem<br />
Team stehen die Grundprinzipien,<br />
die Konservative seit Jahrzehnten vertreten:<br />
freie Märkte, starkes internationales<br />
Engagement und die Eindämmung von<br />
Defiziten. Während die neu verabschiedete<br />
republikanische Plattform im Großen<br />
und Ganzen <strong>Ausgabe</strong>nkürzungen und<br />
die Abschaffung kostspieliger Vorschriften<br />
fordert, legt sie keinen Plan zur Bewältigung<br />
des Defizits vor.<br />
Der Erfolg oder Misserfolg einer zweiten<br />
Amtszeit von Trump wird zum Teil davon<br />
abhängen, welche Partei den Kongress<br />
kontrolliert. Wenn Trump einer gespaltenen<br />
Regierung vorsteht, könnten die Demokraten<br />
viele seiner Schritte vereiteln.<br />
Niedrigere Steuern,<br />
weniger Vorschriften<br />
Sollte er wiedergewählt werden, hat<br />
Trump versprochen, die gezielten Zölle,<br />
die er während seiner vierjährigen Amtszeit<br />
angewendet hat, auszuweiten. Er hat<br />
einen pauschalen Zoll von 10 % auf importierte<br />
Waren vorgeschlagen, um andere<br />
Länder zu bestrafen und heimische<br />
Industrien zu schützen. Er hat die Idee ins<br />
Spiel gebracht, das gesamte Einkommensteuersystem<br />
durch Zölle zu ersetzen.<br />
Trump möchte die bald auslaufenden<br />
Steuersenkungen aus dem von ihm unterzeichneten<br />
Gesetz von 2017 dauerhaft<br />
machen und fordert eine Senkung des<br />
Körperschaftssteuersatzes von 21% auf 15<br />
%, im Gegensatz zu den Demokraten, der<br />
den Körperschaftssteuersatz auf 28% anheben<br />
möchte.<br />
Starke Grenzen und schwache Allianzen<br />
Zum Thema Einwanderung, seinem<br />
wichtigsten Thema, sagte Trump, er<br />
werde die größte Abschiebeaktion für<br />
illegale Immigranten in der Geschichte<br />
der USA initiieren. Trump hat eine<br />
nichtinterventionistische Außenpolitik<br />
formuliert, die zum Teil auf der Zurückhaltung<br />
beruht, sich auf ausländische<br />
Verstrickungen einzulassen. Er hat ohne<br />
Beweise behauptet, dass er im Falle seiner<br />
Wahl die Kriege in der Ukraine und im<br />
Gazastreifen beenden würde.<br />
Kamala Harris<br />
Kamala Harris ist bekannt für ihre energische<br />
Verteidigung des Abtreibungsrechts,<br />
ihre Rolle innerhalb der Biden-Regierung<br />
in den Bereichen Einwanderung<br />
und Grenzsicherheit und ihr Vermächtnis<br />
als Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin<br />
von Kalifornien.<br />
Aber die Wirtschaft ist ein zentrales<br />
Wahlkampfthema, und dort sind ihre Positionen<br />
und politischen Ziele noch nicht<br />
so klar definiert. Ihre Bilanz lässt jedoch<br />
einige Hinweise auf ihre Prioritäten erkennen,<br />
darunter einen Schwerpunkt auf<br />
Geringverdiener, Frauen, kleine Unternehmen<br />
und Mittelschichtsfamilien.<br />
Als Vizepräsidentin ist Harris in wirtschaftlichen<br />
Fragen weitgehend im<br />
Gleichschritt mit Präsident Biden geblieben,<br />
und einige Analysten sehen dies als<br />
Wegweiser.<br />
Vor ihrer Zeit in der Regierung unterschied<br />
sie sich manchmal von Biden<br />
– insbesondere in der Handels- und Klimapolitik<br />
– und befürwortete oft größere<br />
staatliche Eingriffe in die Wirtschaft.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
57<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Die wirtschaftliche Herausforderung<br />
Harris‘ unmittelbarste Hürde könnte darin<br />
bestehen, die mürrischen Ansichten<br />
der Amerikaner über das wirtschaftliche<br />
Erbe ihrer eigenen Regierung zu überwinden.<br />
Unter Biden stieg die Inflation<br />
im Jahr 2022 auf ein 40-Jahres-Hoch. Die<br />
Auswirkungen reichten von steigenden<br />
Preisen im Lebensmittelgeschäft bis hin<br />
zu Zinserhöhungen der Federal Reserve,<br />
die dazu beitrugen, dass es vielen Amerikanern<br />
schwerer fiel, sich Hypotheken<br />
zu leisten und Häuser zu kaufen.<br />
Einige Aspekte von Bidens wirtschaftlichem<br />
Erbe sind günstiger. Die Wirtschaft<br />
expandierte und das Beschäftigungswachstum<br />
war stark, so dass der<br />
Anteil der erwerbstätigen US-Amerikaner<br />
in ihren besten Arbeitsjahren (im<br />
Alter von 25 bis 54 Jahren) den höchsten<br />
Stand seit 2001 erreicht hat. Das Lohnwachstum<br />
übersteigt die Inflation, insbesondere<br />
bei Arbeitnehmern mit niedrigem<br />
Einkommen.<br />
Steuern<br />
Als Vizepräsident hat Harris Bidens<br />
Steueragenda unterstützt, die dazu aufruft,<br />
Unternehmen und Haushalte mit<br />
hohem Einkommen mehr zahlen zu<br />
lassen. Wie alle anderen Demokraten<br />
im Senat stimmte Harris 2017 gegen<br />
das republikanische Steuergesetz, das<br />
die Steuersätze für Einzelpersonen und<br />
Unternehmen senkte und einige Steuererleichterungen<br />
beschnitt.<br />
Handel<br />
Als Kandidat für den Senat und als Senator<br />
war Harris in zwei wichtigen Handelsabkommen<br />
mit Biden unterschiedlicher Meinung.<br />
Eine davon war die Transpazifische Partnerschaft,<br />
ein umfassendes Handelsabkommen<br />
zwischen den USA, Japan und zehn<br />
anderen Ländern rund um den Pazifik, das<br />
während der Obama-Regierung im Jahr<br />
2015 geschlossen wurde. Harris lehnte das<br />
Abkommen als Senatskandidatin im Jahr<br />
2016 ab und erklärte den Medien, sie sei<br />
darüber besorgt Auswirkungen auf Arbeitnehmer<br />
und das Klima.<br />
Dieses Handelsabkommen scheiterte praktisch<br />
nach der Wahl Ende 2016, und Trump<br />
zog sich nach seinem Amtsantritt offiziell<br />
aus dem Abkommen zurück.<br />
Als Senator war Harris eine von zehn, die<br />
gegen das Abkommen zwischen den USA,<br />
Mexiko und Kanada gestimmt haben, eine<br />
neu ausgehandelte Version des Nordamerikanischen<br />
Freihandelsabkommens, das<br />
Trump häufig anpreist.<br />
Löhne und Bezahlung<br />
Während ihres Präsidentschaftswahlkampfs<br />
2020 legte Harris eine Reihe von Vorschlägen<br />
vor, die darauf abzielten, Ungleichheit zu verringern<br />
und Lohnunterschiede zu verringern.<br />
Der Hauptfokus war dabei auf Minderheiten.<br />
Energie und Klima<br />
Harris war als Senator und Präsidentschaftskandidat<br />
2020 ein Befürworter<br />
des Green New Deal, der darauf abzielte,<br />
die US-Wirtschaft schnell von fossilen<br />
Brennstoffen zu entwöhnen und gleichzeitig<br />
die Energie- und Übertragungsinfrastruktur<br />
des Landes zu überarbeiten.<br />
Im Jahr 2022 stimmte Harris als Vizepräsident<br />
im Senat mit entscheidender<br />
Mehrheit für die größte Investition des<br />
Landes im Kampf gegen den Klimawandel,<br />
den Inflation Reduction Act. Dieses<br />
Gesetz sah Steuergutschriften in Höhe<br />
von Hunderten Milliarden Dollar für<br />
Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien<br />
und Fertigungsprojekte vor, die darauf<br />
abzielen, eine Lieferkette für Batterien<br />
und andere kritische Komponenten zu<br />
schaffen. •<br />
Über den Autor<br />
Andreas Heine ist<br />
seit vielen Jahren Managing<br />
Partner der Pegasus Partners,<br />
Atlanta, mit umfangreicher<br />
Erfahrung im Investmentbanking<br />
und transatlantischen<br />
Beteiligungstransaktionen.<br />
Er ist US-Repräsentant<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
berät deutsche Mittelständler<br />
bei ihrer Expansion in die USA und steht im<br />
November in Deutschland für 1:1 Gespräche bereit.<br />
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58 Wirtschaft<br />
EU fordert nationale<br />
Cybersicherheitsstrategie<br />
Haben mittelständische Unternehmen „NIS-2“ auf dem Schirm?<br />
dungssituation kann sehr schnell eintreten<br />
und EU-weite Dimensionen erlangen.<br />
Die Notwendigkeit für verstärkte Maßnahme<br />
zur Netz- und Informationssicherheit<br />
ist angesichts einer zunehmenden<br />
Anzahl und Komplexität von Cyberangriffen<br />
auf kritische Infrastrukturen und<br />
Digitaldienstleister in Europa wichtiger<br />
denn je.<br />
NIS-2-Richtlinie der EU<br />
greift ab Oktober <strong>2024</strong><br />
Noch vor der Europawahl hat die Europäische<br />
Union mit Einführung der Networkand-Information-Security-Richtlinie<br />
2.0<br />
(NIS-2-Richtlinie) einen wichtigen Schritt<br />
zur Stärkung der Cybersicherheit ihrer<br />
Mitgliedsstaaten unternommen. Die NIS-<br />
2-Richtlinie ist nach der „Richtlinie über<br />
Maßnahmen zur Gewährleistung einer<br />
hohen gemeinsamen Netz- und Informationssicherheit“<br />
benannt und zielt darauf<br />
ab, die Widerstandsfähigkeit und Cybersicherheitskapazitäten<br />
in der EU zu verbessern.<br />
Ein wesentlicher Aspekt der NIS-2-Richt-<br />
Am Freitag, dem 19. Juli <strong>2024</strong> erlebte auch<br />
der Normalbürger in Deutschland das<br />
Thema Cyber-Sicherheit in seiner Komplexität.<br />
Nicht ein Cyber-Angriff, sondern<br />
lediglich die Implementierung einer Sicherheitssoftware<br />
führte zu weltweiten<br />
Ausfällen im Flugverkehr und bei weiteren<br />
Infrastrukturen. Stundenlang war die IT-<br />
Struktur lahmgelegt. Ein aktueller Anlass,<br />
der Unternehmen daran erinnern sollte,<br />
dass mit der NIS-2-Richtline der EU auch<br />
auf mittelständische Unternehmen neue<br />
Anforderungen hinsichtlich IT-Sicherheit<br />
zukommen.<br />
Kritische Infrastrukturen und deren Sicherheit<br />
stehen nicht nur in der Energiewirtschaft<br />
oder risikobelasteten Branchen<br />
seit Jahren im Fokus. Unser Alltagsleben<br />
und demzufolge auch die Unternehmenslandschaft<br />
ist digital geworden. Die Resilienz<br />
dieser Systeme und demzufolge die<br />
Vermeidung von Störungen und Absicherung<br />
gegen sogenannte Cyber-Angriffe<br />
von außen steht heute ganz oben auf der<br />
Agenda der Unternehmensführung. Eine<br />
Reihe von Beispielen zeigen, die Gefährlinie<br />
ist die Ausweitung ihres Geltungsbereichs.<br />
Während die ursprüngliche<br />
NIS-Richtlinie hauptsächlich auf Betreiber<br />
kritischer Infrastrukturen wie in den<br />
Sektoren Energie, Verkehr, Banken und<br />
Gesundheitswesen abzielte, erweitert die<br />
NIS-2-Richtlinie den Fokus auf eine größere<br />
Anzahl von Sektoren. Dazu gehören nun<br />
auch Anbieter digitaler Dienste, Hersteller<br />
von medizinischen Geräten, Rechenzentren<br />
und kommunale Eigenbetriebe.<br />
Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen<br />
und Organisationen, angemessene Cybersicherheitsmaßnahmen<br />
zu ergreifen sowie<br />
schwerwiegende Vorfälle zu melden.<br />
Die EU-Staaten sind gefordert, die NIS-<br />
2-Richtlinie bis zum Oktober <strong>2024</strong> in nationales<br />
Recht umzusetzen. Deutschland<br />
steht damit unter Druck, die Vorgaben<br />
fristgerecht umzusetzen, um finanzielle<br />
Strafzahlungen zu vermeiden und den<br />
Schutz kritischer Infrastrukturen zu gewährleisten<br />
Doch wie bekannt ist diese<br />
Richtlinie und ihre Auswirkungen bei den<br />
Unternehmen? Und wie reagiert die Bundesregierung<br />
auf den Termin?<br />
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Zeiträume. Neben den reinen Energiekosten berücksichtigt unsere<br />
Lösung, der SE²O<strong>PT</strong>IMIZER, auch die Anlagen-, Personal- und Lagerkosten.<br />
Alle sensiblen Werte und Daten bleiben dabei im Unternehmen, ebenso<br />
die Anlagenhoheit.<br />
PREMIER-FINALIST 2021<br />
GROSSER PREIS<br />
DES MITTELSTANDES<br />
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Nachhaltige Lösungen, die weiterbringen.<br />
www.avat.de
59<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Ist die Umsetzungsfrist bis Oktober <strong>2024</strong><br />
zu halten?<br />
Die Ampelregierung erweckt auf vielen Politikfeldern<br />
den Eindruck, man will bis zur<br />
Bundestagswahl 2025 über „die Runden<br />
kommen“. Zwar hat die Bundesregierung<br />
am 24. Juli nun auch einen Kabinettsentwurf<br />
zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie<br />
und zur Stärkung der Cybersicherheit beschlossen.<br />
Der Entwurf muss allerdings<br />
noch das parlamentarische Verfahren<br />
durchlaufen und der Bundestag befand<br />
sich in der Sommerpause. Welche Folgen<br />
dies zeigen kann und welche Qualität<br />
dann das Gesetz besitzt, kennen wir mit<br />
dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) aus<br />
dem Jahr 2023. Zumal die EU-Vorgaben bis<br />
zum Oktober dieses Jahres in nationales<br />
Recht umgesetzt sein sollen.<br />
Der Kabinettsentwurf sieht vor, dass<br />
rund 29.500 Unternehmen künftig umfassende<br />
IT-Sicherheitsmaßnahmen ergreifen<br />
müssen. Dazu zählt die Meldung<br />
von IT-Sicherheitsvorfällen innerhalb von<br />
24 Stunden und die Nachreichung detaillierter<br />
Berichte nachreichen. Als zentrale<br />
Aufsichtsbehörde soll das Bundesamt für<br />
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)<br />
fungieren und umfangreiche Kontrollund<br />
Durchsetzungsbefugnisse erhalten.<br />
Mit einem dreistufigen Meldeverfahren<br />
will man eine effiziente Bearbeitung von<br />
Sicherheitsvorfällen ermöglichen.<br />
Mehr Fragen als Antworten<br />
Die bisherigen Reaktionen auf den Entwurf<br />
fallen gemischt aus. Kritiker bemängeln,<br />
dass er keine detaillierten Bestimmungen<br />
zur koordinierten Offenlegung<br />
von Schwachstellen enthält und dass die<br />
Rolle der Europäischen Agentur für Cybersicherheit<br />
(ENISA) und die Notwendigkeit<br />
einer engen Zusammenarbeit mit anderen<br />
EU-Mitgliedstaaten nicht ausreichend<br />
betont wird.<br />
Für den Verband der Deutschen Industrie<br />
(BDI) sind zahlreiche Vorschläge der<br />
Industrie im Kabinettsentwurf unberücksichtigt<br />
geblieben. Der BDI fordert klare<br />
Regelungen zur Delegation der Cybersicherheitsmaßnahmen<br />
innerhalb von Konzernen.<br />
Und er fordert eine europaweit<br />
einheitliche Implementierung der Richtlinie,<br />
um bürokratischen Aufwand zu minimieren.<br />
Nach Wertung des eco-Verband der Internetwirtschaft<br />
wäre die Bundesregierung<br />
gut beraten, sich bei der nationalen Umsetzung<br />
der NIS-2-Richtlinie stärker an die<br />
europäischen Vorgaben zu halten. Denn<br />
das Risiko, dass der Regulierungsrahmen<br />
auseinanderfalle, sei groß. Vor allem die<br />
Einstufung als „Betreiber kritischer Anlagen“<br />
schaffe Unsicherheit für international<br />
tätige Unternehmen, die in den einzelnen<br />
Mitgliedstaaten unterschiedliche<br />
Regeln befolgen müssten.<br />
Der eco warnt auch vor unzureichender<br />
Vorbereitung deutscher Unternehmen<br />
auf die neuen Cybersicherheitsanforderungen.<br />
Denn viele Unternehmen wissen<br />
noch nicht, dass sie im Anwendungsbereich<br />
der Richtlinie und der daraus folgenden<br />
Gesetzgebung in Deutschland<br />
liegen. Deshalb fordert der Verband eine<br />
Verlängerung der Umsetzungsfristen, um<br />
den Unternehmen mehr Zeit zur Anpassung<br />
zu geben.<br />
Den Finger in die Wunde legt der Digitalverband<br />
Bitkom, denn nach seiner Wertung<br />
stockt bereits der Umsetzungsprozess<br />
bei KRITIS. Als Schwachstelle wird<br />
gesehen, das „Physische Sicherheit und<br />
Cybersicherheit nicht gemeinsam betrachtet<br />
und angegangen werden“. Und<br />
zudem sollten sich Unternehmen an<br />
einheitlichen Begriffsdefinitionen und<br />
Meldewegen orientieren können. Eine<br />
stärkere Unterstützung für kleine und<br />
mittelständische Unternehmen sucht<br />
man vergebens und auch die Harmonisierung<br />
mit dem KRITIS-Dachgesetz aus dem<br />
Jahr 2023 ist mehr als dürftig.<br />
Ralf Wintergerst ist Präsident des Digitalverbands<br />
Bitkom und merkt an: „Jetzt<br />
schon ist klar, dass die vorgesehene Umsetzungsfrist<br />
im Oktober nicht mehr eingehalten<br />
werden kann. Umso wichtiger ist<br />
es, das Gesetz zügig umzusetzen und ein<br />
Inkrafttreten zumindest bis Anfang 2025<br />
sicherzustellen.“ •<br />
Verleger und Publizist<br />
Dr.-Ing. Lothar Müller<br />
ist der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
seit ihrer Gründung<br />
als Partner verbunden und<br />
bringt seine Erfahrungen<br />
als Unternehmer und in der<br />
Energiewirtschaft ein.<br />
Über den Autor
© FREEPIK.COM
61<br />
Netzwerken<br />
im digitalen Zeitalter<br />
Verbindlichkeit kommt nie aus der Mode<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
Fast alle Unternehmer singen gemeinsam<br />
ein Klagelied. Bewerber treten trotz Zusage<br />
ihre Stelle nicht an und verweigern die<br />
Kommunikation. Geschäftspartner werden<br />
zunehmend boshaft, Beschwerden<br />
sind kaum mehr sachlich, sondern allzu<br />
oft persönlicher Natur. Rechtsanwaltskanzleien<br />
haben Hochkonjunktur. Und<br />
auch der Ton in Clubs und Verbänden<br />
wird rauer. Es scheint, als würde das Business<br />
aggressiver, lauter und gehässiger.<br />
Mit dem Investor und Profi-Netzwerker<br />
spricht das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> über die Ursachen<br />
und Folgen dieses Phänomens.<br />
<strong>PT</strong>: Ist es nur ein Anschein oder tatsächlich<br />
Realität, dass es im Geschäftsleben immer<br />
unzuverlässiger und aggressiver zugeht?<br />
Bernhard Schindler: Ich denke beides. Jeder<br />
wird in seinem Umfeld und in seiner Branche<br />
Beispiele finden, die genau das belegen.<br />
Dieser oder jener hat mich verklagt, zu<br />
Unrecht kritisiert oder schlecht behandelt.<br />
Aber es wird auch jeder positive Beispiele,<br />
herausragend guter Geschäftsbeziehungen<br />
nennen können, die von Vertrauen<br />
und Zuverlässigkeit, ja sogar Geduld und<br />
Entgegenkommen geprägt sind. Die Frage<br />
ist: Ist das Negative mehr geworden? Und<br />
wann hat das begonnen? Da würde ich<br />
sagen, ja, es ist mehr geworden. Auch ich<br />
nehme viel Gemeinheit wahr und stelle<br />
fest, dass Vertrauen immer öfter nicht belohnt<br />
wird.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Woran liegt das Ihrer Meinung<br />
nach?<br />
Bernhard Schindler: Das müssten eher<br />
Psychologen oder Sozialforscher beantworten.<br />
Ich denke, es hat im Wesentlichen<br />
drei Ursachen. Die erste sind die sogenannten<br />
sozialen Netzwerke. Durch diese haben<br />
wir das Streiten und den Konflikt verlernt.<br />
Wenn ich alles, was mir missfällt, wegwischen<br />
oder blockieren kann, und wenn Debatten<br />
von Null auf Hundert in Beschimpfungen<br />
münden, geht viel Dialog- und<br />
Debattenkultur verloren. Das zweite war<br />
Corona. Alle haben gesehen, was sich einerseits<br />
die Politik und andererseits selbst ernannte<br />
Sittenwächter herausnehmen und<br />
wie eine neue Denunziationskultur entstanden<br />
ist. Und das dritte ist die Politik. In<br />
keinem Lebens- und Geschäftsbereich gibt<br />
es noch eine verlässliche Planungsgrundlage<br />
oder Sicherheit. Die Politiker selbst<br />
streiten nur. Und Behörden sind keine<br />
Dienstleister oder Partner, sondern agieren<br />
immer mehr als Gegner der Unternehmen.<br />
Es gibt keine Strategie, keine gemeinsame<br />
gesellschaftliche Vision, stattdessen Sorge<br />
und Verunsicherung. Und Sorge und Verunsicherung<br />
machen aggressiv. Diese drei<br />
Dinge zusammen schaffen ein Potpourri,<br />
in dem Vertrauen zerstört wird und Business<br />
keinen Spaß mehr macht.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie sollten Unternehmer<br />
darauf reagieren? Dieser Zustand ist ja<br />
keiner, der dauerhaft wünschenswert<br />
und sinnvoll ist.<br />
Bernhard Schindler: Leider helfen da keine<br />
Glückskeks-Weisheiten nach dem Motto,<br />
Du darfst das nicht so an Dich heranlassen.<br />
Was aber sicher hilft, ist, sich Refugien zu<br />
schaffen, in denen bewusst anders agiert<br />
wird. Ich denke hier an Gemeinschaften,<br />
die eine intensive Qualitäts-, ja sogar<br />
Charakterprüfung vorsehen. Das können<br />
Business-Clubs sein oder Einkaufsgemeinschaften,<br />
die strenge Zugangskontrollen<br />
haben. Das Ziel muss sein, Geschäfte mit<br />
Seinesgleichen zu machen, sich mit Menschen<br />
auszutauschen und zu umgeben, die<br />
den eigenen Wertmaßstäben entsprechen.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Das klingt nach Distanz<br />
und Abgrenzung? Aber nicht jeder kann<br />
sich sein Umfeld aussuchen.<br />
Bernhard Schindler: Das ist ganz sicher<br />
eine Frage des Geschäftsmodells. Da, wo<br />
ich anonyme und weitgehend automatisierte<br />
Geschäftsbeziehungen habe, etwa<br />
im Online-Handel, spielt das vielleicht<br />
auch gar keine so große Rolle. Aber da, wo<br />
ich als Person, als Unternehmer selbst gefragt<br />
bin, sollte ich schon auf eine gewisse<br />
„Hygiene“ achten. Da, wo das Negative dominiert,<br />
sollte ich nicht aus Pflichtgefühl<br />
oder Verlustangst verweilen.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: „Hygiene“? Wie finde<br />
ich denn solche Refugien und Gemeinschaften?<br />
Bernhard Schindler: Das ist sehr individuell,<br />
je nachdem, was ich suche:<br />
Freundschaft und Austausch, Geschäftsanbahnungen,<br />
Wissen oder Inspiration.<br />
Grundsätzlich sollten Clubs, Netzwerke<br />
oder Qualitätsgemeinschaften hohe<br />
Aufnahmehürden haben – finanzielle,<br />
formal-fachliche und charakterliche. Wo<br />
jeder hineinkommen kann, ist auch für jedermann<br />
Enttäuschung vorprogrammiert.<br />
Dieser Gedanke hat mich immer bewogen,<br />
wenn ich selbst Mitglied in einem<br />
Zirkel geworden bin.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was macht „gutes“ Netzwerken<br />
heute aus? Worauf kommt es<br />
gerade in einer digitalen Welt an?<br />
Bernhard Schindler: Persönliche Treffen<br />
sind nicht obsolet, trotz hybrider Konferenzen<br />
und Video-Chats. Auf die Mischung<br />
kommt es an. Online suchen und sich<br />
vernetzen und kennenlernen, dann die<br />
Beziehung aber real vertiefen. Ich denke,<br />
das Haptische und Persönliche wird sogar<br />
wichtiger in einer digitalen Welt. Und<br />
es muss jeder bereit sein, auch etwas zu<br />
geben. In zu vielen Netzwerken sind zu<br />
viele Egoisten, die gerne profitieren wollen,<br />
aber nichts zu bieten haben. Das ist<br />
auch eine Frage des Respekts und des Anstands.<br />
Netzwerke funktionieren nur auf<br />
Augenhöhe, wenn die Ansprüche an die<br />
Menschen, deren Qualität und Lebensweise<br />
zueinander passen. Nur so kann u
62 Wirtschaft<br />
Vertrauen entstehen.<br />
Und das ist wichtiger<br />
als alles Geld der Welt.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: Hat Sie<br />
das auch bewegt, den<br />
THE GROW Entrepreneurs<br />
Club zu gründen?<br />
Bernhard Schindler:<br />
Ja, absolut. Den Club<br />
habe ich zusammen<br />
mit Partnern während<br />
der Corona-Zeit gegründet.<br />
2021 hat niemand auf einen<br />
neuen Club gewartet. Aber wir haben es<br />
geschafft, sehr schnell sehr gute Leute<br />
und namhafte Persönlichkeiten zu gewinnen.<br />
Anscheinend haben wir damit<br />
einen Nerv getroffen. Wir haben auch<br />
viel versucht und sind manche Umwege<br />
gegangen. Heute haben wir einen klaren<br />
Fokus: echte Unternehmer und nicht jedermann<br />
– und Matchmaking. Wir bringen<br />
die Unternehmer direkt zusammen,<br />
kennen jeden einzelnen. Wer etwas sucht,<br />
bekommt einen Partner vermittelt, der<br />
garantiert zu ihm passt. Dazu kommen<br />
schicke Events, die Freude machen, und<br />
eine Atmosphäre, in der man sich gerne<br />
aufhält und bespricht. Wir haben Vertrauenskultur<br />
und Nutzen neu definiert.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>: In Ihrem Buch „Hinterfotzigkeit<br />
vs. Ehrlichkeit“ beschreiben<br />
Sie Ihre Vision. Ist das<br />
ein Leitfaden für Netzwerker?<br />
Bernhard Schindler: Ein wenig,<br />
ja. Aber nicht in erster Linie. Es ist<br />
mehr ein Manifest, sein eigenes<br />
Verhalten in Gemeinschaften<br />
zu überdenken. Das, was Sie eingangs<br />
beschrieben haben, darf<br />
nicht zum Standard werden. Wir<br />
müssen wieder menschlicher,<br />
vertrauensvoller und empathischer<br />
werden und Lösungen suchen statt<br />
Konflikte. Das wäre mein großes Ziel. Dazu<br />
möchte ich gerne beitragen. •<br />
© FREEPIK.COM<br />
Über den Interviewpartner<br />
Wichtige Business-Clubs und -Netzwerke<br />
Empfehlungen für UnternehmensinhaberInnen<br />
in Deutschland<br />
Wirtschaftsrat der CDU e.V. Ein bundesweiter Unternehmerverband, der die<br />
Interessen der deutschen Wirtschaft vertritt.<br />
Handelskammern und Industrie- und Handelskammern (IHKs):<br />
Regionale Interessenvertretungen der Wirtschaft mit Plattformen für Austausch<br />
und Networking.<br />
Rotary Clubs: Globales Netzwerk von Führungskräften, die sich dem Dienst an der<br />
Gemeinschaft und dem Networking widmen.<br />
Lions Clubs: Globales Netzwerk, das sich für gemeinnützige Zwecke engagiert und<br />
gleichzeitig Geschäftskontakte fördert.<br />
Bernhard Schindler ist Investor, Multipreneur,<br />
geborener Verkäufer, Buchautor, Hochschuldozent<br />
(INU), Vortragsredner, Moderator sowie leidenschaftlicher<br />
Netzwerker und Match-Maker.<br />
In seinem ersten Start-up sammelte Bernhard<br />
Schindler über zwölf Jahre B2B-Vertriebserfahrung.<br />
Sein zweites Start-up macht er in nur wenigen<br />
Jahren zum Weltmarktführer – mit einem<br />
starken Exit. Sein drittes Start-up schaffte es<br />
in nur 15 Monaten zu einer 10-Millionen-Euro-<br />
Bewertung.<br />
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): Dachorganisation der deutschen<br />
Industrie, die die Interessen von über 100.000 Unternehmen vertritt.<br />
Unternehmernetzwerk BNI (Business Network International): Globales Netzwerk<br />
zur Generierung von Geschäftsmöglichkeiten durch Empfehlungen.<br />
Junge Unternehmer (BJU): Verband junger Unternehmer und Gründer in Deutschland,<br />
der sich für die Interessen der jungen Wirtschaft einsetzt.<br />
Family Business Network (FBN): Internationales Netzwerk von<br />
Familienunternehmen mit > 50 Millionen Euro Umsatz zur Förderung des Austauschs<br />
und der Zusammenarbeit.<br />
Netzwerk der Besten (Oskar-Patzelt-Stiftung): Ein exklusives Netzwerk für Unternehmen,<br />
die im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert oder<br />
ausgezeichnet wurden.<br />
Diese Erfolgsgeschichte ist die Basis von THE<br />
GROW, dem innovativ Business-Club Europas, den<br />
Bernhard Schindler in der Corona-Zeit gegründet<br />
hat. Dem Club gehören rund 900 Unternehmer<br />
an, darunter viele internationale Player.<br />
THE GROW versteht sich als Ökosystem für den<br />
europäischen Mittelstand. THE GROW gibt ein<br />
eigenes <strong>Magazin</strong> heraus, veranstaltet rund 200<br />
Events pro Jahr und erreicht mit der THE GROW<br />
App und THE GROW TV ein Millionenpublikum.<br />
Zudem verbindet THE GROW die Innovationskraft<br />
von Start-ups mit der Erfahrung und Finanzkraft<br />
etablierter Mittelständler. Bernhard Schindler ist<br />
Gründervater des THE GROW Bachelors und der<br />
hochschulzertifizierten THE GROW Akademie<br />
mit den Schwerpunkten SDG/ESG, Brand & Marketing,<br />
New Sale, Network und Intrapreneurship.<br />
Weitere Informationen gibt es unter<br />
https://bernhard-schindler.de und<br />
https://the-grow.de.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
Ihre mannlose Produktion über 24 / 7,<br />
wirtschaftlich realisierbar durch Triple³<br />
in Kooperation<br />
mit<br />
Gewerbestraße 13 • D-87663 Lengenwang<br />
Tel +49 8364 98460 • info@ks-anlagenbau.com<br />
www.ks-anlagenbau.com<br />
K&S Anlagenbau GmbH geht erneut neue Wege<br />
Die K&S Anlagenbau GmbH, ein äußerst innovatives Unternehmen aus dem Bereich der zwangsgesteuerten<br />
Stanz- / Stanzbiegetechnik sowie der Hochleistungsmontagetechnik<br />
baut seine Geschäftsfelder weiter aus.<br />
In Zusammenarbeit mit der GPO GmbH, einem Beratungsunternehmen,<br />
dass es sich zum Ziel gesetzt hat,<br />
durch einen einzigartigen und ganzheitlichen Ansatz<br />
die Effizienz produzierender Unternehmen deutlich zu<br />
verbessern, entsteht zurzeit eine neue maschinenseitige<br />
Systemlandschaft, die darauf abzielt, einer nahezu<br />
mannlosen Produktion ein Stück näher zu kommen. Die<br />
Zusammenarbeit beider Unternehmen führt zu völlig<br />
neuen und ganzheitlichen Denkansätzen.<br />
So sind unter anderem standardisierte Produkte entwickelt<br />
worden, die dazu führen, in Stanzbetrieben,<br />
Kunststoff- und Metallspritzereien, aber auch automatisierten<br />
Montagebereichen 24/7 eine nahezu mannlose<br />
Produktion zu ermöglichen.<br />
Die Grundidee dabei basiert auf einem Speicherkonzept<br />
mit dem Markennamen „Triple A“ (autonom, automatisiert<br />
und agil), dass zur Aufnahme aller gängigen<br />
KLT (Kleinladungsträger) geeignet ist.<br />
Dieses in seiner Bauart einzigartige System kann mit<br />
diversen und ebenfalls neu entwickelten Modulen kombiniert<br />
und erweitert werden.<br />
,Aufgaben dieser Module können zum Beispiel die<br />
automatisierte Qualitätsprüfung und -bewertung der<br />
einzulagernden Produkte sein, die automatisierte Mengenerfassung<br />
einzulagernder Produkte oder der automatisierte<br />
und mannlose Warentransport analog eines<br />
FTS (fahrerloses Transportsystem) zum jeweiligen<br />
nächsten Nutzer der eingelagerten Produkte. Als potenzielle<br />
Nutzer kommen beispielsweise die verschiedenen<br />
Zuführsysteme von Montageautomaten in Frage, Konditionierkammern für Kunststoffteile, Trowalisieranlagen<br />
für Stanzteile oder die eingelagerten KLT werden direkt vom Herstellort mannlos 24/7 zum jeweiligen Lagerort<br />
transportiert.<br />
Unser Motto:<br />
Von der Einzelteilproduktion lagerunabhängig bei voller Datentransparenz Montageanlagen mannlos zu betreiben<br />
– das können wir für Sie realisieren.<br />
Kontaktieren Sie uns, um mehr über die Möglichkeiten und Module dieses ganzheitlichen Ansatzes zu erfahren.<br />
Wir möchten Sie begeistern.
64 Lifestyle | Auto<br />
Das Beste oder Nichts<br />
Der Inbegriff von Eleganz und Kraft<br />
© MERCEDES-BENZ AG<br />
Als der neue Mercedes-Benz CLE 300 in<br />
seinem tiefen, mysteriösen Schwarzmatten<br />
Lack vor uns steht, ist sofort klar: Dies<br />
ist kein gewöhnliches Fahrzeug. Unter der<br />
Aura „Das Beste oder Nichts“ tritt der Benz<br />
an, um nicht nur die Herzen der Automobilenthusiasten<br />
zu erobern, sondern auch,<br />
um ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen<br />
von unvergleichlicher Qualität, Leistung<br />
und Raffinesse. Dieser Verbrenner mit 258<br />
PS und einem Durchschnittverbrauch von<br />
7,5 Litern beweist, dass das Verabschieden<br />
aus dem Abenteuer E-Auto von Mercedes,<br />
die richtige Entscheidung ist.<br />
Exterieur: Ein Statement in Schwarz.<br />
Das erste, was ins Auge sticht, ist die markante<br />
Präsenz des Fahrzeugs. Der schwarze<br />
Mattlack verleiht dem CLE eine faszinierende<br />
Aura von Macht und Zurückhaltung<br />
zugleich. Jede Linie, jede Kurve scheint<br />
durchdacht und perfektioniert, als wäre<br />
das Design selbst eine Hommage an die<br />
Ingenieurskunst. Die tiefen, scharfen Konturen,<br />
kombiniert mit der matten Oberfläche,<br />
reflektieren das Licht in einer Art<br />
und Weise, die den Wagen in jedem Winkel<br />
erstrahlen lässt – ohne aufdringlich<br />
zu wirken. Es ist, als würde der Mercedes<br />
selbstbewusst seine Überlegenheit ausstrahlen,<br />
ohne sie lauthals zu verkünden.<br />
Die Schwünge der Formensprache, die Dimensionen<br />
der Designkomposition sprechen<br />
von der Symbiose von Eleganz, Luxus<br />
und Sportlichkeit.<br />
Interieur: Luxus trifft auf Innovation<br />
Im Inneren des CLE setzt sich das Thema<br />
perfekten Designs und anspruchsvoller<br />
Technik fort. Die Materialien sind fein aufeinander<br />
abgestimmt: Weiches Nappaleder<br />
schafft eine Atmosphäre, die sowohl<br />
beruhigend als auch inspirierend wirkt.<br />
Jeder Knopf, jedes Display und jedes Detail<br />
ist dort, wo es sein soll – intuitiv, leicht erreichbar<br />
und perfekt verarbeitet. Die Sitze<br />
umarmen einen förmlich, als würden sie<br />
versprechen, jede Reise zu einem unvergleichlichen<br />
Erlebnis zu machen.<br />
Der Innenraum ist nicht nur ein Ort des<br />
Komforts, sondern auch ein Tempel der<br />
Technologie. Das MBUX-System von<br />
Mercedes-Benz mit hoch aufgelöstem<br />
Bildschirm in der Mitte, bekannt für seine<br />
intuitive Bedienung und seine Fähigkeit,<br />
auf Sprachkommandos zu reagieren, fügt<br />
sich nahtlos in die Gesamtästhetik ein. Es<br />
ist ein Auto, das versteht, dass Luxus mehr<br />
ist als nur weiche Polster und große Dis-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong>
65<br />
zu einem Leben, das Leidenschaft und<br />
Adrenalin freisetzt. Die Gangwechsel sind<br />
schnell und scharf, der Motor brüllt mit<br />
einer tiefen, kräftigen Stimme – und doch<br />
bleibt das Fahrzeug immer der Diener<br />
schneller Mobilität. Es ist, als ob Mercedes-<br />
Benz den perfekten Tanz zwischen Kraft<br />
und Anmut choreografiert hat.<br />
Auto Scout24: Mehrheit würde Verbrenner-Verbot<br />
ersatzlos streichen<br />
Die repräsentative AutoScout24-Umfrage<br />
zeigt: 70 Prozent sind für eine Streichung<br />
oder Verschiebung der EU-Verordnung.<br />
Nur eine Minderheit befürwortet<br />
das Verbrenner-Aus in aktueller Form.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2024</strong><br />
plays – es ist auch das Gefühl, dass einem<br />
jedes Bedürfnis vorweggenommen wird.<br />
Einziger Nachteil ist bei der Konfiguration,<br />
dass man bei hellem Himmel innen nur<br />
die Außenfarbe schwarz angeboten bekommt,<br />
statt der anderen Töne der reichhaltigen<br />
Farbpalette.<br />
Fahrverhalten: Eine Symbiose aus Kraft<br />
und Eleganz<br />
Doch der wahre Test eines jeden Mercedes<br />
ist die Fahrt. Und der CLE 300 4M enttäuscht<br />
nicht. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-<br />
Turbomotor mit 9 Gang Automatik liefert<br />
beeindruckende 258 PS, die in Kombination<br />
mit dem 4MATIC-Allradantrieb eine<br />
Fahrdynamik ermöglichen, die ihresgleichen<br />
sucht, zumal die Hinterachse sanft<br />
mitlenkt. Lediglich die Windgeräusche ab<br />
120km/h irritieren. Wir prüfen, ob die Fenster<br />
richtig verschlossen sind. Sie sind es.<br />
bei der Beschleunigung, Kurvenlage, Bremsen<br />
– alles erfolgt mit einer Präzision und<br />
Leichtigkeit, die einen glauben lässt, man<br />
fließe förmlich über die Straße. Es ist nicht<br />
nur das Gefühl von Geschwindigkeit, sondern<br />
auch das unerschütterliche Vertrauen,<br />
das der CLE dem Fahrer vermittelt.<br />
Im Sportmodus erwacht der CLE 300 4M<br />
Fazit: Das Beste oder Nichts<br />
Mit dem CLE beweist Mercedes-Benz, warum<br />
sie als eine der führenden Luxusmarken<br />
der Welt gelten. Unter der Aura „Das<br />
Beste oder Nichts“ ist dieses Automobil<br />
mehr als nur ein Mittel zum Zweck. Es ist<br />
ein Statement, eine Erfahrung und eine<br />
Verkörperung dessen, was es bedeutet, das<br />
Beste zu wollen und zu bekommen.<br />
Für Menschen, die nach Perfektion streben,<br />
der deutsche Mittelstand ist dafür der Beweis,<br />
und die sowohl Kraft als auch Eleganz<br />
in einem Fahrzeug vereint sehen möchten,<br />
gibt es kaum eine bessere Wahl. Der CLE ist<br />
nicht nur ein Sportauto – er ist eine Leidenschaft,<br />
die man erleben muss, um sie zu<br />
verstehen. •<br />
Wilhelm Rafael Garth und<br />
Prof. Arnd Joachim Garth<br />
Grünwald, 07. August <strong>2024</strong>. Eigentlich<br />
ist es beschlossene Sache: Ab 2035 sollen<br />
in der EU keine neuen Verbrenner<br />
mehr zugelassen werden, wenn diese<br />
nicht CO2-emissionsfrei unterwegs sind.<br />
Doch mittlerweile melden sich immer<br />
mehr Politiker zu Wort, die das Verbrenner-Verbot<br />
wieder kippen wollen. Unabhängig<br />
davon, wie realistisch dieses Ansinnen<br />
ist – AutoScout24 wollte wissen,<br />
was die Autofahrenden von einer Rücknahme<br />
des Verbots halten. Gemeinsam<br />
mit Innofact hat AutoScout24 daher<br />
eine repräsentative Umfrage zu dem<br />
Thema unter 1.008 Autohalter durchgeführt.<br />
Das Ergebnis ist eindeutig: Nur<br />
eine Minderheit von 17 Prozent wünscht<br />
sich die Beibehaltung des Verbrenner-<br />
Verbots in seiner aktuellen Form. 70<br />
Prozent plädieren hingegen dafür, das<br />
Verbot entweder komplett zu streichen<br />
oder es zumindest auf einen späteren<br />
Zeitpunkt in die Zukunft zu verschieben.<br />
Damit findet das Verbrenner-Verbot in<br />
Deutschland keine Mehrheit.<br />
Quelle: www.autoscout24.de / Innofact; Basis:<br />
Repräsentative Stichprobe von insgesamt<br />
1.008 Autohaltern und Autohalterinnen zwischen<br />
18 und 65 Jahren; Befragungszeitraum:<br />
4. bis 7. Juli <strong>2024</strong>, Werte gerundet.
20. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 3 • 4 | <strong>2024</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Immer wieder aufstehen!<br />
Was zeichnet ein starkes Unternehmen aus? Es ist aus sich selbst heraus stark, unabhängig davon, wer gerade regiert,<br />
wer gerade opponiert, oder was gerade für neue – oder alte – Heilsbotschaften herumposaunt werden.<br />
Starke Unternehmen werden nicht gepampert, sondern finden auch in unterschiedlichen Umgebungen ihr Geschäftsmodell,<br />
ihre Werte, ihren Purpose. Starke Unternehmen gibt es im Netzwerk der Besten. Hier im Heft!<br />
Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!<br />
01 Cover 01 <strong>2024</strong>.indd 3 25.06.<strong>2024</strong> 11:08:02<br />
66 Leserbriefe | impressum<br />
Mut zum<br />
Neustart<br />
Juryliste <strong>2024</strong>:<br />
Wer erreichte die 2. Stufe<br />
im „Großen Preis des Mittelstandes“ <strong>2024</strong><br />
Zukunft der Arbeit:<br />
Das Beispiel TeleskopEffekt aus Mittweida<br />
Wolfgang Schäubles Vermächtnis:<br />
Law Process Reengineering<br />
12 Kardinalfehler beim Vererben:<br />
Tipps für den Lebensabend<br />
Zur <strong>Ausgabe</strong>: 3•4/<strong>2024</strong><br />
Leserbriefe<br />
Zu: Die unerwartete Kraft des Neuanfangs<br />
„Mit Ihrem Artikel haben Sie der aktuellen<br />
Regierung bestimmt eine Freude gemacht.<br />
Von dort versucht man ja, den Bürgern<br />
heile Welt vorzugaukeln. Wenn man durch<br />
Fußgängerzonen unserer Innenstädte<br />
geht, kann man durchaus den Eindruck gewinnen,<br />
unsere Welt ist in Ordnung. Man<br />
trifft viele gut gelaunte, gut angezogene<br />
und gut ernährte Menschen. Die Straßencafés<br />
und Gaststätten sind gut frequentiert.<br />
Wenn man genauer hinschaut, sieht<br />
man leerstehende Läden, gastronomische<br />
Betriebe mit eingeschränkten Öffnungszeiten<br />
wegen fehlendem Personal und<br />
wenn man etwas konsumiert wird, man<br />
mit horrenden Preisen konfrontiert, z. B.<br />
ein Eisbecher ist kaum noch unter 10 € zu<br />
erhalten, bei einer 5-köpfigen Familie darf<br />
der Papa schlappe 50 € auf den Tisch legen.<br />
Aktuell bin ich dabei, meinen Sohn und<br />
Nachfolger zu unterstützen, den Fortbestand<br />
der Firma zu sichern. Trotz hoher<br />
Auslastung und hervorragenden Jahresergebnissen<br />
führt mein Sohn einen stressigen<br />
Kampf gegen die überbordende Bürokratie<br />
und wegen Personalproblemen,<br />
weil in den nächsten Jahren Leistungsträger<br />
der Firma in Rente gehen und es an<br />
Ersatz fehlt. Trotz allem ist ein gesundes<br />
Maß an Optimismus wichtig.“<br />
Karl Braun, Haiterbach<br />
Zu: Digitalisierung ohne Menschen?<br />
„Ein ausgezeichneter Artikel, der nicht<br />
besser das wohl größte Dilemma der Digitalisierung<br />
im Allgemeinen beschreiben<br />
könnte. Ich möchte einen weiteren Aspekt<br />
aus einer anderen Richtung und auf ganz<br />
anderer Ebene hinzufügen. Ganz generell<br />
– ohne auch nur ein Minimum der im Artikel<br />
so entscheidenden Kernthemen generell<br />
zu berühren oder gar zu kritisieren.<br />
Aus ganz anderer Sicht halte ich „Digitalisierung“<br />
für ein wunderbares „Instrument“,<br />
wenn es mit anderen Gedanken<br />
und Zielvorstellungen verbunden würde.<br />
Man kann mit fast allem – eben hier auch<br />
mit der Digitalisierung - besser, produktiver<br />
und damit erfolgreicher sein, wenn<br />
+ Kommentare zum Onlinemagazin www.pt-magazin.de<br />
und zum Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />
(red. gekürzt)<br />
man eine allgemeingültige Erfolgsformel<br />
beachten würde:<br />
Ganz generell gilt: Weniger ist oft mehr –<br />
oder komplexe Systeme, Aufgaben und<br />
Projekte vereinfachen. Komplexität wird<br />
verringert und damit machbar gemacht,<br />
indem man die Zahl der zu beachtenden<br />
Elemente reduziert. Es gilt: je mehr Elemente<br />
in einem System, desto komplexer<br />
ist es. Aber es soll doch funktionieren und<br />
erfolgreich sein!<br />
Wie erreicht man das mit der Digitalisierung?<br />
Indem zum Start eines Projektes die<br />
folgenden Fragen gestellt und beantwortet<br />
werden:<br />
Was ist Sinn und Zweck des zu digitalisierenden<br />
Projektes? Brauchen wir das alles<br />
unbedingt. Wenn ja: Weiter forschen: Was<br />
kann man evtl. von den diversen Faktoren,<br />
die man einbeziehen will, weglassen, ohne<br />
damit gleich das gesamte Projekt aufzugeben<br />
oder es nur in seiner Wirkung zu<br />
verringern? Weniger Teile, weniger Komponenten.<br />
Dabei ist das primäre Ziel nicht,<br />
die Digitalisierung aufzugeben, sondern<br />
eine ganz andere und generelle Grundfrage<br />
an das Projekt zu stellen: Ist es wichtig<br />
und sinnvoll? Wenn ja, weitermachen, in<br />
die Umsetzung und die Programmierung<br />
einsteigen. Aber mit dieser Vorgehensweise<br />
etwas total anderes und so extrem<br />
Sinnvolles angefasst zu haben.<br />
Auf diese Weise wird Digitalisierung zu<br />
einer neuen oder weiteren großartigen<br />
Technik.“<br />
Dieter Brandes, Hamburg<br />
Zu: Warum reagieren meine Mitarbeiter<br />
so bockig?<br />
„Das ist eigentlich ‚ein zu weites Feld“, wie<br />
es Fontane im ‚Effi Briest‘ am Ende schreibt.<br />
Ganz so einfach scheint es mir nicht zu<br />
sein. Ein Knackpunkt ist die Frage von Souveränität<br />
und Autorität auf der einen Seite,<br />
und von Respekt und Achtung auf der<br />
anderen Seite. In Zeiten, die so moralisch<br />
verkommen sind wie heute, kommt es auf<br />
diese ‚natürliche Autorität‘ erst recht an.“<br />
Elke Giesenbinder, online<br />
Impressum<br />
ISSN 1860-501x | 20. Jahrgang<br />
<strong>Ausgabe</strong> 5/<strong>2024</strong><br />
Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />
Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />
Tel. 0341 240 61 - 00<br />
Petra Tröger (CEO), Dr. Helfried Schmidt<br />
info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />
Das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> ist offizielles <strong>Magazin</strong><br />
des Wettbewerbes „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister des Regierungsbezirkes<br />
Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
Redaktion:<br />
Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P)<br />
Hauptstadtbüro <strong>PT</strong>-Redaktion<br />
Falk S. Al-Omary, Unter den Linden 10,<br />
10117 Berlin, Tel. +49 171/ 202 3223,<br />
post@al-omary.de<br />
Korrespondenten:<br />
Bernd Schenke (Berlin/Brandenburg)<br />
D-Rolf Becker (Halle/S., Indochina)<br />
Autoren/Interviews dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Julia Breßler, Ralf Elcheroth, Thorbjørn Fink,<br />
Arnd Joachim Garth, Wilhelm-Rafael Garth,<br />
Sascha Genders, Hanspeter Georgi, Anreas<br />
Heine, Christoph Juhn, Alexander Knauer,<br />
Lothar Müller, Kunal Purohit, Bernhard<br />
Schindler, Helfried Schmidt, Petra Tröger,<br />
Sammy Weber, Matthias Weik, Christian<br />
Wewezow, Leonhard Zintl<br />
Anzeigen:<br />
Petra Tröger (V.i.S.d.P.),<br />
Clemens Vogel<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2/2022,<br />
gültig seit 16.08.2022,<br />
Tel. 0341 24061-00<br />
media@op-pt.de, https://bit.ly/pt-media<br />
Satz/Layout:<br />
Phoenixgalaxy UG (haftungsbeschränkt)<br />
Clemens Vogel<br />
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