BS 09-2024
Editorial: - Der Ruf vom Rhein | Personalien | Nachrichten | Markt: - Liegegeld – ein unterschätzter Kostenfaktor | Schifffahrt | Verkehrspolitik: - Länderkonferenz: »Der Rhein bringt’s« | HSL: Mit der Binnenschifffahrt in der DANN | Der junge Mann und die Spree | Schulschiff Rhein: Vielen sind die Vorzüge nicht bekannt | Schiffstechnik: - Reinigungsanlage hat sich bewährt | Deymann-Personal übt mit »Sandra« | STL: Zwei Tage für die Binnenschifffahrt | SMM ’24: »Ein Meer konkreter Lösungen« | ETS Degassing: Entgasung auf die effiziente Art | Joachim Zöllner geht in den Ruhestand 40 Jahre Forschung für die Schifffahrt | PMP Germany: Antriebslösungen auf höchstem Niveau | Transcend Cruises bestellt bei Den Breejen | HGK-Neubau: Zwischen See und Fluss | Seehäfen | Shortsea: - BLG: Südhafen schwer im Geschäft | HPC: Autonome Schiffe auf dem Vormarsch? | Niedersachsen nimmt Bund in die Pflicht | Bürgerschaft beschließt MSC-Einstieg bei HHLA | ZDS und Verdi finden vorläufige Einigung | LOGISTIK: - Doppelte Frequenz auf Route Calais–Perpignan | Rotterdam: Wechsel zu Landstrom | CFL Multimodal: Neuer Zug nach Rumänien | Sh2unter@ports sucht Alternativen zum Diesel | Wasserstraßen | Häfen: - NDH: Effiziente Logistik aus einer Hand | Deltaport: Auf der richtigen Spur | Port Emmerich schließt Erweiterung ab | Duisport eröffnet Super-Terminal | 125 Jahre Dortmunder Hafen | Projekt CRANE: Allianz gegen den Klimawandel | Braunschweiger Hafen feiert und plant | Hafen Stuttgart sagt Ahoi zu Besuchern | Buyer’s Guide | Jobbörse | Recht: Erleichterungen für kleine Fahrgastschiffe | BDS: Erleichterungen für kleine Fahrgastschiffe | Impressum
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<strong>09</strong><br />
<strong>2024</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
Haeger & Schmidt setzt<br />
weiter auf Binnenschiffe 10<br />
TECHNIK<br />
Messe STL ruft die<br />
Branche nach Kalkar 18<br />
HÄFEN<br />
Hafen Braunschweig<br />
feiert und plant 56<br />
9 77<strong>09</strong>39 191001<br />
<strong>09</strong><br />
September <strong>2024</strong> | 79. Jahrgang<br />
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2 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
EDITORIAL<br />
Generalvertretung<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Der Ruf vom Rhein<br />
Präsentiert das neue Clutter-Filter<br />
mit aktiver Echoverfolgung.<br />
Nie zuvor konnten Störechos so<br />
effizient herausgefiltert werden.<br />
Auch für bereits installierte Geräte<br />
des Typs Precison Navigator II.<br />
Viel mehr Power vom Rhein geht<br />
nicht: Vier Landesverkehrsminister,<br />
dazu rund 300 Vertreter aller wichtigen<br />
Akteure entlang des Flusses, von<br />
den Seehäfen bis hinauf bis zum Oberrhein.<br />
Und die Botschaft war recht<br />
klar: Für nachhaltige, umweltscho -<br />
nende Transporte braucht es die Binnenschifffahrt.<br />
Gleichzeitig müssen<br />
der Verkehrsweg ebenso wie der Verkehrsträger<br />
wettbewerbsfähig gemacht<br />
werden. Das bedeutet Investitionen<br />
in die Infrastruktur, in Logistikketten,<br />
aber auch in Schiffe.<br />
Klingt bekannt? Ist es auch. Man<br />
nehme nur die Mittelrheinanpassung.<br />
Nach dem Jahrhunderthochwasser<br />
2022, dem zweiten binnen weniger<br />
Jahre nach der noch schlimmeren<br />
Trockenheit von 2018, hatte Bundesverkehrsminister<br />
Volker Wissing eine<br />
Beschleunigungskommission Rhein<br />
eingesetzt. Doch Nomen ist in diesem<br />
Fall leider nicht omen: Nach heutigem<br />
Stand und Wissen soll die für die Güterschifffahrt<br />
so überaus wichtige<br />
Maßnahme erst Anfang der 2030er<br />
Jahre abgeschlossen werden.<br />
Auch der Zeitplan für andere Projekte<br />
ist kaum weniger »lahm«, aus<br />
verschiedenen Gründen. Mal liegt es<br />
an der bürokratisch langen Verfahrensdauer,<br />
mal fehlt es an Personal,<br />
mal mangelt es an Geld. Meistens aber<br />
kommen alle drei Faktoren zusammen.<br />
Und so bewegt sich wenig.<br />
Nun also ein weiterer Appell aus<br />
Düsseldorf. Dieses Mal ist es sogar eine<br />
Erklärung mit grenzüberschreiten -<br />
der Wirkung, weil die leidgeprüften<br />
Deutschen den Schulterschluss mit<br />
Partnern aus den Niederlanden, Belgien,<br />
Luxemburg, Frankreich und der<br />
Schweiz üben und künftig gemein -<br />
schaftlich für eine leistungsfähige<br />
Rheinschifffahrt zusammenarbeiten<br />
wollen. Dringt dieser Ruf dieses Mal<br />
bis in die Berliner Ministerien durch?<br />
Die Vorzeichen dafür stehen<br />
schlecht. Gemäß den kürzlich veröffentlichten<br />
Plänen der amtierenden<br />
Bundesregierung soll der Etat für die<br />
Wasserstraßen allenfalls stabil gehalten<br />
werden, nicht aber entgegen den allseits<br />
bekannten Erfordernissen steigen. Jahr<br />
für Jahr wird also gegenüber der vom<br />
Gewerbe geforderten Summe von mindestens<br />
2 Mrd. € eine Lücke in dreistelliger<br />
Millionenhöhe klaffen. Und auch<br />
bei der Förderung von Ausbildung und<br />
Flottenmodernisierung wird ebenfalls<br />
der Rotstift angesetzt.<br />
Wenn der BDB als Interessensvertretung<br />
der deutschen Binnenschiffer<br />
in wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag<br />
feiert, wird Bundesverkehrsminister<br />
Wissing als Ehrengast erwartet. Bislang<br />
hat der erste FDP-Politiker an der Spitze<br />
dieses Ressorts aus Sicht des »nassen«<br />
Verkehrsträgers kaum etwas bewirkt,<br />
woran man sich später erinnern<br />
wird. Vielleicht nutzt er ja die Jubiläumsfeier<br />
am Eisernen Steg in Frankfurt<br />
als Chance, daran etwas zu ändern.<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
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3
INHALT<br />
<strong>09</strong> <strong>2024</strong><br />
10<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Der Ruf vom Rhein<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
7 MARKT<br />
7 – Liegegeld – ein unterschätzter Kostenfaktor<br />
8 SCHIFFFAHRT | VERKEHRSPOLITIK<br />
8 – Länderkonferenz: »Der Rhein bringt’s«<br />
10 – HSL: Mit der Binnenschifffahrt in der DNA<br />
12 – Der junge Mann und die Spree<br />
14 – Schulschiff Rhein:<br />
Vielen sind die Vorzüge nicht bekannt<br />
15 SC HIFFSTEC HNIK<br />
15 – Reinigungsanlage hat sich bewährt<br />
16 – Deymann-Personal übt mit »Sandra«<br />
18 – STL: Zwei Tage für die Binnenschifffahrt<br />
32 – SMM ’24: »Ein Meer konkreter Lösungen«<br />
34 – ETS Degassing: Entgasung auf die effiziente Art<br />
36 – Joachim Zöllner geht in den Ruhestand<br />
40 Jahre Forschung für die Schifffahrt<br />
38 – PMP Germany:<br />
Antriebslösungen auf höchstem Niveau<br />
40 – Transcend Cruises bestellt bei Den Breejen<br />
40 – HGK-Neubau: Zwischen See und Fluss<br />
42 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
42 – BLG: Südhafen schwer im Geschäft<br />
43 – HPC: Autonome Schiffe auf dem Vormarsch?<br />
44 – Niedersachsen nimmt Bund in die Pflicht<br />
45 – Bürgerschaft beschließt MSC-Einstieg bei HHLA<br />
45 – ZDS und Verdi finden vorläufige Einigung<br />
45 – Bürgerschaft beschließt MSC-Einstieg bei HHLA<br />
46 LOGISTIK<br />
46 – Doppelte Frequenz auf Route Calais–Perpignan<br />
46 – Rotterdam: Wechsel zu Landstrom<br />
46 – CFL Multimodal: Neuer Zug nach Rumänien<br />
47 – Sh2unter@ports sucht Alternativen zum Diesel<br />
48 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
48 – NDH: Effiziente Logistik aus einer Hand<br />
50 – Deltaport: Auf der richtigen Spur<br />
52 – Port Emmerich schließt Erweiterung ab<br />
53 – Duisport eröffnet Super-Terminal<br />
54 – 125 Jahre Dortmunder Hafen<br />
55 – Projekt CRANE: Allianz gegen den Klimawandel<br />
55 – Braunschweiger Hafen feiert und plant<br />
55 – Hafen Stuttgart sagt Ahoi zu Besuchern<br />
58 BUYER’S GUIDE<br />
63 JOBBÖRSE<br />
64 RECHT<br />
64 – Erleichterungen für kleine Fahrgastschiffe<br />
66 BDS<br />
66 – Erleichterungen für kleine Fahrgastschiffe<br />
67 IMPRESSUM<br />
48<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
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MARKT<br />
MARKTBERICHT<br />
Liegegeld – ein unterschätzter Kostenfaktor<br />
Die Liegegeldsätze in der Binnenschifffahrt sind in erster Linie an<br />
die Tankschiff-Transportbedingungen (TTB) geknüpft, ein Dokument,<br />
das seit fast 14 Jahren unverändert geblieben ist. Die<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich hingegen<br />
ständig. Seit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe sind in der<br />
Liegegeldtabelle Binnenschiffe bis zu einer Größe von 5.000 t aufgeführt,<br />
seit 2010 gab es keine Aktualisierung. Für größere Schiffe<br />
gilt seither ein Aufschlag von 20 € je 500 t.<br />
Zwei andere Vertragsoptionen wie die BP Voyage Charter Party<br />
(BPVOY) und die BCGs (Total General Terms & Conditions)<br />
rechnen nicht wie bei der TTB nach den Abmessungen des Schiffes,<br />
sondern auf der Grundlage der geladenen Tonnage ab.<br />
Grundsätzlich sind Liegegeld-Vereinbarungen und deren Abrechnungsgrundlage<br />
verhandelbar. Jedoch wird das oft vernachlässigt.<br />
Abhängig von der tatsächlichen Liegezeit kann eine Reise schnell<br />
mit einem Gewinn oder eben auch mit einem Verlust enden.<br />
Liegegeld ist eine Gebühr, die erhoben wird, wenn ein Schiff<br />
über die in einem Vertrag vereinbarte freie Zeit hinaus in einer<br />
Raffinerie oder einem Terminal bleibt. Mit dieser Gebühr soll ein<br />
Anreiz geschaffen werden, die Ladung zügig zu laden und zu löschen,<br />
anstatt ein Binnenschiff unendlich lange warten zu lassen.<br />
In der Hochseeschifffahrt ist es üblich, Frachtraten auf Basis<br />
von Tagesraten oder Pauschalbeträgen festzulegen. Das Liegegeld<br />
basiert dann auf den Tagesraten, dem Zeitcharter-Äquivalent<br />
(TCE) oder wird ausgehandelt. In der Binnenschifffahrt basieren<br />
werden die Raten in der Regel in Euro pro Tonne berechnet.<br />
Auf dem Rhein könnte ein 2.500-t-Schiff in einem starken<br />
Markt etwa 80.000 € für eine Fahrt zwischen dem ARA-Gebiet<br />
und Straßburg verdienen. Diese Reise dauert, einschließlich eines<br />
Tages Liegezeit, insgesamt 6 Tage, was 13.333 € pro Tag oder<br />
555,55 € pro Stunde entspricht. Im Vergleich dazu beträgt der<br />
Standardtarif nach TTB nur 140 € pro Stunde. Wenn das Binnenschiff<br />
hingegen eine Woche lang Liegegeld zahlen müsste, droht<br />
ein potenzieller Verlust von 69.812,40 € erleiden (bei 140 € pro<br />
Stunde über insgesamt 168 Stunden).<br />
Aufgrund steigender Kosten haben kleinere Schiffe mit einer Kapazität<br />
von bis zu 3.500 t größere Mühe, ein ausgeglichenes Ergebnis<br />
zu erzielen oder Gewinne zu erwirtschaften, wenn sie sich im<br />
Liegegeld befinden. Bei größeren Schiffen fällt es durchaus leichter,<br />
mit einem Plus aus der Situation zu kommen. Denn die Fix- und<br />
Betriebskosten verteilen sich auf größere Ladungsmengen, damit<br />
sinkt der Kostenanteil pro Tonne trotz deutlich höherer Gesamtkosten.<br />
Hier ein vereinfachtes Beispiel (mit fiktiven Zahlen):<br />
Fixkosten<br />
Kraftstoff<br />
Liegegebühren<br />
Gesamt<br />
Kosten pro Tonne<br />
SCHIFF MIT 2.000 T (IN $)<br />
50.000,00<br />
30.000,00<br />
10.000,00<br />
90.000,00<br />
45,00<br />
SCHIFF MIT 8.000 T (IN $)<br />
80.000,00<br />
50.000,00<br />
15.000,00<br />
145.000,00<br />
18,13<br />
Bei Fahren wird Geld verdient, Liegezeiten gehen dagegen ins Geld<br />
Frachtpreise im August<br />
ARA 1.500 – 8.000 T<br />
MONAT August<br />
im Hafengebiet<br />
Rotterdam - Antwerp/Amsterdam<br />
Antwerp - Amsterdam<br />
Flushing - Antwerp<br />
Flushing - Rotterdam<br />
Flushing - Amsterdam<br />
Ghent - Flushing<br />
Ghent - Antwerp<br />
Ghent - Rotterdam<br />
Ghent - Amsterdam<br />
Rhein 0 – 2.500 t<br />
Monat August<br />
Duisburg<br />
Dortmund<br />
Köln<br />
Koblenz<br />
Frankfurt<br />
Mannheim<br />
Karlsruhe<br />
Strasbourg<br />
Basel EUR<br />
Basel CHF<br />
Durchschnitt<br />
1,62 €<br />
2,58 €<br />
3,57 €<br />
2,91 €<br />
3,38 €<br />
4,49 €<br />
3,62 €<br />
3,76 €<br />
4,15 €<br />
4,97 €<br />
Durchschnitt<br />
8,00 €<br />
9,90 €<br />
9,94 €<br />
11,74 €<br />
14,89 €<br />
15,06 €<br />
15,98 €<br />
17,45 €<br />
20,99 €<br />
19,84 €<br />
Monatstief<br />
1,20 €<br />
2,20 €<br />
3,20 €<br />
2,50 €<br />
3,00 €<br />
3,70 €<br />
3,25 €<br />
3,45 €<br />
3,70 €<br />
4,40 €<br />
Diesel<br />
7,50 €<br />
9,40 €<br />
9,44 €<br />
11,24 €<br />
14,39 €<br />
14,56 €<br />
15,48 €<br />
16,95 €<br />
20,49 €<br />
19,34 €<br />
Monatshoch<br />
2,25 €<br />
3,25 €<br />
4,25 €<br />
4,00 €<br />
5,00 €<br />
6,00 €<br />
4,60 €<br />
4,80 €<br />
5,00 €<br />
6,00 €<br />
Benzin<br />
8,50 €<br />
–<br />
10,44 €<br />
–<br />
–<br />
15,56 €<br />
16,48 €<br />
17,95 €<br />
21,49 €<br />
20,34 €<br />
© Flying focus luchtfotografie<br />
Wird also gut verhandelt und die Liegegebühr um etwa 50 € pro<br />
Stunde reduziert, macht das in 24 Stunden immerhin eine Ersparnis<br />
von 1.200 € aus.<br />
<br />
In Kooperation mit<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT | VERKEHRSPOLITIK<br />
»Der Rhein bringt’s«<br />
Bei der Länderkonferenz treffen vier Verkehrsminister auf rund 300 Experten aus der<br />
Binnenschifffahrt und den Häfen. Am Ende steht eine gemeinsamen Erklärung, die den<br />
Kurs für eine nachhaltige Nutzung des wichtigen Verkehrsweges setzen soll<br />
Über den Rhein gehen 80 % des deutschen und etwa 70 % des europäischen Güteraufkommens<br />
Länderkonferenz Rhein<br />
Die Länderkonferenz Rhein wurde<br />
2013 von den Bundesländern<br />
Baden-Württemberg, Bayern,<br />
Hessen, Nordrhein-Westfalen<br />
und Rheinland-Pfalz ins Leben<br />
gerufen. Ziel ist es, die Bedeutung<br />
und die Belange der Schifffahrt<br />
im Rheinstromgebiet als klimafreundliche<br />
und sozial verträgli -<br />
che Transportalternative auf Bundesebene<br />
stärker hervorzuheben.<br />
Zudem soll die Ausrichtung der<br />
Güterverkehrsströme auf die belgischen<br />
und niederländischen<br />
Seehäfen in der Verkehrspolitik<br />
mehr Gewicht bekommen.<br />
Mit mehr als 70 % des Güteraufkommens<br />
in der europäischen Binnenschifffahrt<br />
spielt der Rhein eine Schlüsselrolle<br />
im Nordsee-Rhein-Mittelmeer-<br />
Korridor. Die diesjährige »Länderkonferenz<br />
Rhein« in Düsseldorf rückte seine<br />
Bedeutung in den Fokus.<br />
Die Verkehrsminister und Verkehrsministerinnen<br />
aus Baden-Württemberg,<br />
Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-<br />
Westfalen trafen sich unter dem Motto<br />
»Der Rhein bringt’s«, um mit knapp 300<br />
Experten der Branche, darunter hochrangigen<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus<br />
Rotterdam, Antwerpen, Duisburg und<br />
Mannheim, über die Potenziale und Herausforderungen<br />
der Binnenschifffahrt zu<br />
beraten.<br />
Innerhalb der Europäischen Union<br />
müssen gemäß dem europäischen Klimaschutzgesetz<br />
die CO2-Emissionen bis<br />
zum Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 1990<br />
um 55 % sinken. Die in diesem Zusammenhang<br />
von der Europäischen<br />
Kommission erarbeitete »Strategie für<br />
nachhaltige und intelligente Mobilität«<br />
sieht unter anderem vor, dass der Anteil<br />
der Binnenschifffahrt am europäischen<br />
Güterverkehrsaufkommen bis 2030 um<br />
25 % und bis zum Jahr 2050 um 50 % gegenüber<br />
dem Jahr 2015 steigen soll.<br />
Die zentrale Botschaft der Länder-<br />
Konferenz: Die Transformation hin zu<br />
klimaneutralen und wettbewerbsfähigen<br />
Logistikketten erfordert die enge Zusammenarbeit<br />
aller Rheinanlieger. Mit<br />
der Unterzeichnung der grenzüberschreitenden<br />
Absichtserklärung »Perspektive<br />
nachhaltige Rheinschifffahrt<br />
2030« wollen die Rheinanlie gerländer im<br />
Schulterschluss mit wichtigen Akteuren<br />
entlang des Rheins und seinen Zuflüssen<br />
aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg,<br />
Frankreich, der Schweiz und<br />
Deutschland als Partner für die Entwicklung<br />
einer Vision für eine klimagerechte,<br />
zuverlässige und wettbewerbsfähige<br />
Schifffahrt zusammenarbeiten.<br />
In den drei Arbeitsgruppen »Häfen«,<br />
»Flotte« und »Logistikketten« sollen<br />
Maßnahmen ausgearbeitet werden, die<br />
bei der Transformation und bei der Steigerung<br />
des Verkehrsanteils der Binnenschifffahrt<br />
am Modal Split um mindestens<br />
25 % bis 2030 helfen können.<br />
»Etwa 90 Partner aus sechs Ländern,<br />
die sich für eine nachhaltige Rheinschifffahrt<br />
einsetzen, das ist neu und einmalig.<br />
Dies zeigt wie wichtig der Branche und<br />
der Industrie grüne Logistikketten sind.<br />
Sie entstehen nur in Kooperation«, erklärte<br />
Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister<br />
Oliver Krischer zum Abschluss.<br />
Sein Ressortkolege Winfried Hermann<br />
(Baden-Württemberg) sagte: »Der Rhein<br />
und auch die anderen Bundeswasserstraßen<br />
sowie die sie umgebende Infrastruktur<br />
müssen dringend modernisiert<br />
und gestärkt werden. Ihr Ausbau ist<br />
aus ökologischen und ökonomischen<br />
Gründen sinnvoll. Mit klimafreundlichen<br />
Schiffen können der CO2-Ausstoß<br />
im Verkehrssektor gesenkt, Straßen und<br />
Schienenwege entlastet sowie Waren im<br />
Interesse der Wirtschaft effizient und zuverlässig<br />
befördert werden.«<br />
»Hessen steht voll und ganz hinter diesem<br />
Projekt, mit dem Logistikketten via<br />
Binnenschifffahrt klimagerecht und resilient<br />
gemacht werden«, betonte Landesverkehrsminister<br />
Kaweh Mansoori. So<br />
sieht es auch die rheinland-pfälzische<br />
Verkehrs- und Wirtschaftsministerin Daniela<br />
Schmitt. »Gerade für die Versorgung<br />
der Industriestandorte in Rheinland-Pfalz<br />
sowie im Rheinkorridor insgesamt<br />
ist der Gütertransport per Schiff sowie<br />
das Vorhandensein leistungsfähiger<br />
Binnenhäfen ohne Alternative und ein<br />
wichtiger Standortfaktor.« Im Vordergrund<br />
stehe dabei für Rheinland-Pfalz<br />
die Abladeoptimierung am Mittelrhein.<br />
Den Häfen komme eine bedeutende<br />
Rolle bei der Transformation der Schifffahrt<br />
in Richtung Klimaneutralität und<br />
als nachhaltige Knotenpunkte für die<br />
Energiewende auch für Großraum- und<br />
Schwerlasttransporte für Windkraftanlagen<br />
sowie als Zentren einer umfassenden<br />
künftigen Kreislaufwirtschaft<br />
zu, hieß es weiter.<br />
KF<br />
© Förster<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
© Thomas Wolf<br />
Rhein-Reise:<br />
Der GEFO Low Water Carrier<br />
„Canaletto“ vor dem Kölner Dom<br />
Abladung 600 tons auf 1,30 m Tiefgang, Maximalkapazität: 2.921 m 3 ,<br />
8 Stainless-Steel-Tanks, 2 gummierte Tanks für Salzsäure, Maximale<br />
Abladung 2.985 tons, Hybrid-Antrieb
SCHIFFFAHRT<br />
Mit der Binnenschifffahrt in der DNA<br />
Haeger & Schmidt Logistics (HSL) setzt seine Strategie fort und will auch weiter wachsen.<br />
Gemeinsam mit der Muttergesellschaft Felbermayr Holding ist man für veränderte Märkte<br />
gerüstet und ist bereit zu investieren. Von Krischan Förster<br />
© HSL<br />
Auch das Thema Nachhaltigkeit<br />
kommt bei HSL nicht zu kurz. In<br />
Kürze erhält das moderne Steelware-<br />
House in Duisburg eine Photovoltaik-<br />
Anlage. Für ca. 750.000 € wird der trimodale<br />
Hub weiter aufgerüstet. Rund<br />
1,3 Mio. t werden hier jährlich umgeschlagen.<br />
Das Herzstück, eine beheizbare<br />
9.000 m2 große Halle, kann dann künftig<br />
mit eigenen »grünem« Strom versorgt<br />
werden. Das Verwaltungsgebäude in<br />
Duisburg verfügt bereits seit März <strong>2024</strong><br />
über eine PV-Anlage.<br />
Für CEO Heiko Brückner ist das ein<br />
weiterer Baustein für das »Haus« HSL.<br />
Dieses Bild wählt er gern, um die Strategie<br />
des Unternehmens zu beschreiben –<br />
ausgehend von einem soliden Fundament<br />
wächst das Gebilde und wird erweitert<br />
und ergänzt.<br />
Die HSL-Gruppe gehört zu den großen<br />
Logistikanbietern in Europa. Rund 250<br />
Mitarbeiter an zwölf Standorten in<br />
Europa sorgen für einen Jahresumsatz<br />
von 250 Mio. €. Inland Navigation, Projects,<br />
Port Logistics, Intermodal, Short-<br />
Sea und Shipping & Forwarding gehören<br />
zum Leistungsspektrum. »Immer dann,<br />
wenn es zu uns passt, wollen wir auch<br />
künftig weiterwachsen und unser Netzwerk<br />
ausbauen«, sagt Brückner.<br />
Die Wurzeln des Unternehmens reichen<br />
bis ins Jahr 1887 zurück. Keimzelle<br />
war die Binnenschifffahrt, »und sie wird<br />
auch immer unsere DNA ausmachen«,<br />
sagt Brückner. Und obwohl es mittlerweile<br />
mehrere andere Kernkompetenzen<br />
gibt, wird weiter in den Ausbau der Flotte<br />
Andernach gehört zu den Inlandterminals<br />
Heiko Brückner<br />
CEO Haeger & Schmidt<br />
und des Angebots investiert. »Wir haben<br />
vieles geändert und angepasst, aber wir<br />
leben auch dafür – selbst in schwierigen<br />
Zeiten.«<br />
Im vergangenen Jahr war die österreichische<br />
Felbermayr-Gruppe, seit elf Jahren<br />
Muttergesellschaft von HSL, mit 50 % der<br />
Anteile bei Rijnmond Logistics in Papendrecht<br />
unweit von Rotterdam eingestiegen.<br />
Zwei eigene Koppelverbände, ein eigenes<br />
Motorschiff sowie etwa 20 Charterschiffe<br />
und ein jährliches Transportvolumen bei<br />
rund 4 Mio. t kamen dadurch hinzu. »Das<br />
war für uns ein passender ›Match‹.« Ebenfalls<br />
im vergangenen Jahr hatte HSL nach<br />
langen Jahren Pause auch selbst wieder in<br />
eigene Tonnage investiert und den Koppelverband<br />
»Themhof« gekauft. Das Ziel<br />
damals wie heute: mehr Flexibilität und<br />
Unabhängigkeit von Dritten.<br />
Als Reederei gegründet war unter den<br />
vorherigen Eigentümern die Flotte verkauft<br />
worden, geblieben war zuletzt nur<br />
noch die »Schwelgern«. Jetzt sind es, zusammen<br />
mit den Einheiten von<br />
Rijnmond, immerhin wieder fünf eigene<br />
Schiffe. Dazu kommen rund 50 Partikuliere,<br />
die fest für HSL fahren. »Wenn<br />
es künftig passt, werden wir auch weiter<br />
in die Flotte investieren«, sagt Brückner.<br />
Die »Themhof« übernimmt auch eine<br />
entscheidende Bedeutung bei der erst<br />
jüngst angekündigten Optimierung des<br />
Containernetzwerkes. Der Hafen Andernach<br />
wird ein Hub, von dort fährt der<br />
Koppelverband »Themhof« (336 TEU)<br />
im Pendelverkehr zu den Oberrheinhäfen.<br />
Das Netzwerk wurde außerdem um<br />
das Terminal Gernsheim erweitert, um<br />
eine Lücke entlang des Rheins zu schließen.<br />
Der Fahrplan umfasst außerdem<br />
Kehl sowie die französischen Häfen Lauterbourg,<br />
Strasburg, Ottmarsheim (FR)<br />
und Basel in der Schweiz.<br />
Auch in den Seehäfen Antwerpen und<br />
Rotterdam ist HSL präsent. Vor drei Jahren<br />
entstand das Joint Venture PSA<br />
Breakbulk zwischen den Firmen PSA International<br />
und Felbermayr/HSL in Antwerpen<br />
und hat sich hat sich zu einem<br />
der wichtigsten Breakbulk-Terminals in<br />
Europa entwickelt.<br />
Das Netzwerk der HSL-Gruppe reicht<br />
vom Stammsitz in Duisburg bis zur Mündung<br />
von Rhein/Maas im Norden, bis<br />
weit hinein nach Frankreich im Westen<br />
und bis Basel.<br />
Und auch noch darüber hinaus: In einem<br />
Joint Venture mit Wilson aus Norwegen<br />
»sind wir mit HSW Logistics die<br />
Nr. 1 auf dem Rhein in Richtung England«,<br />
sagt Brückner. HSW Logistics setzt<br />
mit der Reederei Amasus fünf flachgehende<br />
Linienschiffe in der Relation ab<br />
Duisburg nach England und zurück ein.<br />
Nicht allen, nicht einmal allen Branchenkennern,<br />
ist das alles immer sofort<br />
präsent. »Wir sind bei Vielem gut dabei,<br />
fühlen uns aber auch in Nischen wohl«,<br />
sagt der Geschäftsführer. Bei HSL ist man<br />
durchaus stolz auf das Erreichte und die<br />
Das Breakbulk-Terminal in Antwerpen<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
In das für 20 Mio. € errichtete trimodale Stahllogistik-Terminal von Haeger & Schmidt in Duisburg wird weiter investiert<br />
eigene Leistung, gleichzeitig schätzt man<br />
aber auch das Understatement und hängt<br />
nicht alles an die sprichwörtlich große<br />
Glocke. Umso mehr richtet sich die Aufmerksamkeit<br />
nach innen: »Es sind die<br />
Mitarbeiter, die unsere Erfolge möglich<br />
machen«, sagt Brückner. Firmenjubiläen<br />
werden gefeiert, ebenso selbstverständlich<br />
ist der HSL-Day und das traditionelle<br />
Aschermittwoch-Fischessen.<br />
Heiko Brückner ist selbst seit 42 Jahren<br />
im Unternehmen, mit Kollegen hat er<br />
erst kürzlich ein »255-Jähriges« gefeiert.<br />
»Neben allen geschäftlichen Belangen<br />
zählt bei uns immer auch der Mensch«,<br />
sagt er. Authentizität und Ehrlichkeit seien<br />
daher, neben den fachlichen Fragen<br />
und konkreten Themen, im Umgang<br />
miteinander immer wichtig. Brückner<br />
spricht von einer speziellen Kultur, einer<br />
Familie. »Wir wollen eine starke Einheit<br />
sein, in der alle gemeinsam anpacken.«<br />
Nach einer langen Vergangenheit bei<br />
Thyssen (bis 1998) und der französischen<br />
SNCB (bis 2012) sei nach der Übernahme<br />
durch Felbermayr der Gestaltungsspielraum<br />
gewachsen. Die Zusammenarbeit<br />
sei harmonisch und für alle<br />
Seiten gewinnbringend. »Wir ergänzen<br />
uns sehr gut.« Zudem sei der Gesellschafter<br />
bereit, weiter in das Unternehmen<br />
quer über alle Segmente zu investieren.<br />
»Dabei sind wir nicht Divisions- und<br />
auch nicht Rendite-getrieben, sondern<br />
können schauen, wie wir unser Portfolio<br />
sinnvoll ergänzen können.«<br />
Der Blick in die Zukunft ist allerdings<br />
nicht frei von Sorgen, gerade in der Binnenschifffahrt.<br />
Auch HSL muss mit den<br />
rückläufigen Mengen beim traditionellen<br />
Massengut und Stahl in Zukunft umgehen.<br />
Ähnliches spielt sich gerade in der<br />
Bauwirtschaft ab. Brückner ist da in seiner<br />
Position und seiner Forderung an die<br />
Politik ganz klar und schaut weit über<br />
den eigenen Tellerrand: »Wir brauchen<br />
eine leistungsstarke und wettbewerbsfähige<br />
Industrie und natürlich eine Stahlindustrie<br />
Voraussetzung dafür sind aber<br />
bezahlbare Energiekosten.<br />
Für die intermodale Logistik, eine der<br />
Kernkompetenzen des Unternehmens,<br />
sieht er perspektivisch hingegen gute<br />
Aussichten. Zuletzt hatten sich die Containermengen<br />
und Geschäftszahlen nach<br />
der noch aus der Corona-Krise stammenden<br />
Delle wieder stabilisiert. Das Unternehmen<br />
investiert aktuell in Elektro-Lkw<br />
und testet HVO als alternativen Kraftstoff.<br />
»Ich vertraue auf unsere eigene Innovationskraft,<br />
setze aber auch auf Kooperationen<br />
und gute Partnerschaften.«<br />
Das Führungstrio der HSL, bestehend<br />
aus Heiko Brückner, Stefan Hütten und<br />
Peter Stöttinger, will auch künftig auf die<br />
Optimierung des Netzwerks und der<br />
Strukturen der HSL-Gruppe setzen. »Für<br />
künftiges Wachstum brauchen wir innovative<br />
Ideen und qualifizierte Mitarbeiter«,<br />
sagt Heiko Brückner.<br />
<br />
Mit dem Koppelverband »Themhof« wurde im vergangenen Jahr wieder in die eigene Flotte investiert<br />
© HSL<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT<br />
Der junge Mann und die Spree<br />
Mit 20 Jahren ist Merlin Thieke, der für die Fahrgastreederei Lüdicke in Berlin fährt,<br />
derzeit der jüngste Binnenschiffer Deutschlands. Die Ausbildung war für ihn nicht immer<br />
leicht, doch sein Berufsalltag macht ihm Spaß<br />
Merlin Thieke ist Binnenschifffahrtskapitän und steuert Fahrgastschiffe für Lüdicke in Berlin<br />
© Burghard Mannhöfer<br />
Hallo Merlin, danke für deine Zeit. Wie<br />
bist du zu deinem Beruf gekommen?<br />
Merlin Thieke: Das war vor allem ein<br />
glücklicher Zufall. Meine Eltern haben<br />
zwar ein kleines Sportboot, mit dem wir<br />
öfter auf der Havel gefahren sind, aber<br />
sonst hatte ich mit der Schifffahrt nichts<br />
am Hut. Nach der Schule wusste ich nicht<br />
sofort, was ich machen will, und habe ich<br />
mich nach einem Ausbildungsplatz umgehört.<br />
Wichtig war mir, dass ich gern draußen<br />
sein will, gerne handwerklich arbeite und<br />
mit Menschen zu tun habe. Ein Bekannter<br />
hat mich dann auf ein Praktikum bei<br />
der Fahrgastreederei Stern und Kreis aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Wie lief das Praktikum ab?<br />
Thieke: Es ging über zwei Wochen und<br />
hat mir im Großen und Ganzen Spaß gemacht.<br />
Ich war auf dem Wasser und hatte<br />
immer gut zu tun. Danach habe ich mich<br />
entschieden, eine Ausbildung bei der<br />
Reederei zu starten. Es war nicht direkt<br />
mein Traumjob, aber ich wollte einfach<br />
»erstmal was machen«.<br />
Was kannst du über deine Ausbildung<br />
sagen?<br />
Thieke: Da muss ich zuerst an die Berufsschule<br />
denken. Sie findet als Blockunterricht<br />
vier Monate lang in Duisburg<br />
statt. Die große Herausforderung für<br />
mich war die Abschlussprüfung am Simulator<br />
»SANDRA II«*. An den kommt<br />
man bis direkt vor der Prüfung nämlich<br />
nicht ran.<br />
Ich wusste zwar zwar, was für ein<br />
Schiff ich fahren würde und wie tief es<br />
beladen ist, aber im Fahrstand hatte ich<br />
vorher noch nicht gesessen. Es gab nur<br />
eine halbe Stunde Vorbereitungszeit,<br />
das musste reichen. Ich weiß, dass viele<br />
Schüler beim ersten Mal im Simulator<br />
durchfallen.<br />
(*Simulator for Advanced Navigation<br />
Duisburg – Research and Application.<br />
Mehr Informationen: sandra.dst-org.de)<br />
Und die praktische Ausbildung in<br />
Berlin?<br />
Thieke: Die lief für mich wirklich gut.<br />
Man ist von Anfang an mit an Bord und<br />
wird ohne große Vorrede direkt »ins kalte<br />
Wasser« geworfen. Ich habe alles gezeigt<br />
bekommen und musste sofort mit anpacken.<br />
Dazu gehörte zum Beispiel das<br />
Kontrollieren der Maschinen, die Wartung<br />
des Schiffs oder auch, dass die Fahrgäste<br />
sicher an Bord geholt werden. Natürlich<br />
stand ich auch schnell selbst am<br />
Steuer. Abwechslung gab es in meiner<br />
Lehre definitiv genug.<br />
Wie sieht heute dein Alltag heute aus?<br />
Thieke: Nach der Ausbildung bin ich zu<br />
Lüdicke gewechselt. Die Aufgaben sind<br />
natürlich alle sehr ähnlich, aber da ich<br />
jetzt selbst Schiffsführer bin, habe ich einiges<br />
mehr an Verantwortung. Es heißt<br />
nicht mehr »mal gucken, was der Chef<br />
sagt« – ich plane den Tag selbst und muss<br />
sicherstellen, dass alles gut läuft. Morgens<br />
um acht gibt es zunächst ein Briefing mit<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
meiner Crew, insgesamt sind wir meistens<br />
zu fünft oder sechst. Die Gastronomie<br />
kümmert sich um die Fahrgäste,<br />
während die Nautik für das Schiff<br />
zuständig ist. Ab zehn Uhr beginnen die<br />
Touristik-Rundfahrten. Manchmal habe<br />
ich einen Moderator mit an Bord, gelegentlich<br />
muss ich als Kapitän die Fahrgäste<br />
aber auch ein bisschen selbst »bespaßen«.<br />
Arbeitest du immer auf demselben<br />
Schiff?<br />
Thieke: Nein, da wird öfter durchgewechselt.<br />
Bei Lüdicke sind im Moment<br />
vier, bald fünf Schiffe im Einsatz. Die<br />
»Havelglück« wird gerade außerdem zu<br />
einem Elektro-Hybrid umgebaut, deswegen<br />
fällt sie in dieser Saison aus. Je<br />
nach Schiffsgröße haben etwa 150 bis 300<br />
Gäste Platz, aber wir empfehlen weniger<br />
Personen. Das ist einfach gemütlicher.<br />
Welche Route fährst du am liebsten?<br />
Thieke: Das ist schwer zu sagen. Viele<br />
Strecken überschneiden sich, deswegen<br />
sieht man oft dieselben Orte in der Stadt.<br />
Von den täglichen Routen gefällt mir<br />
aber die Sieben-Seen-Fahrt am besten,<br />
von Spandau um die Wannsee-Insel. Auf<br />
dieser Strecke ist man fast nur in der Natur,<br />
neben Bäumen sieht man vielleicht<br />
mal eine Villa. Das ist ein entspannter<br />
Ausgleich zu Berlin. In der Innenstadt<br />
fühle ich mich zum Beispiel nicht immer<br />
ganz wohl, als Touri-Hotspot ist mir da<br />
zu viel los.<br />
Merlins Fahrten führen ihn quer durch Berlin<br />
Was gefällt dir besonders an deinem<br />
Beruf?<br />
Thieke: Ich stehe morgens auf und freue<br />
mich auf die Arbeit. Das ist für mich das<br />
Wichtigste. Ich mache nicht jeden Tag<br />
dasselbe, sondern habe einen abwechslungsreichen<br />
Beruf und viel mit Menschen<br />
zu tun – genau das, was ich machen<br />
wollte. Dazu kommt, dass ich als Schiffsführer<br />
vieles selbstständig entscheiden<br />
kann und muss.<br />
»Ich stehe morgens auf und freue<br />
mich auf die Arbeit«<br />
Und was weniger?<br />
Thieke: Natürlich gibt’s auch Dinge, die<br />
nicht so viel Spaß machen. Zum Beispiel<br />
muss jede Fahrt nachbereitet werden.<br />
Meine Besatzung und ich putzen das<br />
Schiff, machen die Toiletten sauber, kratzen<br />
den Rost ab – aber das gehört auch<br />
dazu.<br />
Gibt es etwas, das du gern vorher gewusst<br />
hättest?<br />
Thieke: Die Arbeitszeiten sind anspruchsvoller,<br />
als ich erwartet habe. In einer<br />
Fahrgastreederei herrscht Saisonbetrieb,<br />
das kann man sich ja denken.<br />
Von April bis Oktober haben wir sieben<br />
Tage die Woche Betrieb, und trotz freier<br />
Tage zwischendurch ist man oft im Einsatz.<br />
Daran gewöhnt man sich aber.<br />
Von November bis März finden weniger<br />
Fahrten statt, dafür gibt es besondere<br />
Events wie Glühweinfahrten oder Silvester.<br />
Im Winter finden dafür vor allem Reparaturen<br />
statt, da wird also gestrichen,<br />
geschliffen und alles erledigt, was zwischen<br />
den Saisons anfällt.<br />
Als jüngster Kapitän im Land: Was<br />
könnte man deiner Meinung nach tun,<br />
um die Binnenschifffahrt attraktiver zu<br />
machen?<br />
Thieke: Ich kann da nur für die Fahrgastschifffahrt<br />
sprechen. Aus meiner Sicht<br />
wäre hier der größte Hebel, das Image<br />
aufzupolieren. Viele meinen, auf so einem<br />
Dampfer würde man »nur Omas<br />
durch die Gegend fahren«, aber das<br />
stimmt so nicht. Man sollte so eine Fahrt<br />
viel eher als Event begreifen. Wenn das<br />
Image stimmt, würden auch sicher mehr<br />
junge Leute sich dazu entscheiden, Binnenschiffer<br />
zu werden.<br />
© Merlin Thieke<br />
Nicht »mal gucken, was der Chef sagt« – als Schiffsführer bestimmt Merlin selbst<br />
© Merlin Thieke<br />
Was sind deine Ziele für die Zukunft?<br />
Thieke: Ich will auf jeden Fall noch weitere<br />
Patente machen, um meine Qualifikationen<br />
zu verbessern. Als nächstes<br />
steht für mich das Streckenpatent Elbe<br />
auf dem Plan, damit ich mehr und größere<br />
Schiffe fahren kann. Außerdem will<br />
ich die ADN-Zusatzqualifikation abschließen,<br />
um Gefahrgut transportieren<br />
zu können.<br />
JW<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
»Vielen sind die Vorzüge nicht bekannt«<br />
Als Direktor des Schulschiffs »Rhein« hat Gerit Fietze direkte Einblicke in die Ausbildung<br />
zum Binnenschiffer. Trotz steigender Anforderungen seitens der EU sieht er sie auf einem<br />
stabilen Kurs, das Berufsfeld selbst schätzt er als attraktiv ein<br />
Binnenschifffahrt: Herr Fietze, von<br />
welchen Entwicklungen auf dem<br />
Schulschiff können Sie berichten?<br />
Gerit Fietze: Da muss ich differenzieren:<br />
Beim Schulschiff selbst stand bis<br />
zum 2. September ein Werftgang an, der<br />
alle acht bis zehn Jahre fällig wird. Uns<br />
liegt eine Mängelliste des ZSUK vor, die<br />
in diesem Zeitraum behoben worden<br />
ist. Im selben Atemzug ist das Schiff gestrahlt<br />
und lackiert worden und hat<br />
neue Fenster bekommen – all das ist relativ<br />
umfangreich.<br />
Im Bereich der Ausbildungskurse<br />
können wir einen leichten Anstieg der<br />
Zahlen vermelden. Vor zwei Jahren haben<br />
wir eine neue Ausbildungsordnung<br />
eingeführt, wodurch es jetzt zwei Berufs-<br />
beziehungsweise Ausbildungsgänge<br />
gibt. Auf der einen Seite steht die<br />
dreijährige Ausbildung zum Steuermann<br />
und Binnenschiffer, auf der anderen<br />
die Ausbildung zum Schiffsführer<br />
oder auch Binnenschifffahrtskapitän,<br />
die dreieinhalb Jahre dauert.<br />
Welche Ausbildungskurse bietet die<br />
Einrichtung an?<br />
Im Rahmen der Erstausbildung sind das<br />
drei Berufsschulkurse im Jahr, jeweils<br />
für drei Monate. Daran nehmen jedes<br />
Mal etwa 100 Personen teil.<br />
Darüber hinaus bieten wir auch Erwachsenenfortbildungen<br />
an, unter anderem<br />
eine Sicherheitsausbildung und<br />
Patentlehrgänge zu Gefahrgütern<br />
(ADN) und UKW-Sprechfunk.<br />
Wie sind die Kurse ausgelastet?<br />
Das ist sehr unterschiedlich. Die Sicherheitsausbildung<br />
und die ADN-Wiederholungskurse<br />
sind immer sehr gut besucht,<br />
andere dagegen eher schlecht belegt.<br />
Das hängt eventuell auch damit zusammen,<br />
dass sie nach dem Basiskurs<br />
nur alle fünf Jahre wieder aufgefrischt<br />
werden müssen. Grundsätzlich können<br />
wir aber sagen, dass die Auslastung unseres<br />
Angebots stabil ist. Sie könnte natürlich<br />
immer besser sein – aber wir beschweren<br />
uns nicht.<br />
Gerit Fietze<br />
Leiter des Schulschiffs »Rhein«<br />
Wie bewerten Sie die Qualität der Ausbildung<br />
zum Binnenschiffer?<br />
Die Anforderungen der Ausbildung<br />
sind in den letzten Jahren gestiegen, da<br />
sie EU-weit vereinheitlicht werden soll.<br />
Dementsprechend bemühen wir uns<br />
natürlich darum, dass auch die Qualität<br />
entsprechend steigt.<br />
Gerade in der Theorie sind viele<br />
Kenntnisse hinzugekommen, die berücksichtigt<br />
werden müssen, zum Beispiel<br />
Rechtliches, Arbeitsschutz, grenzüberschreitende<br />
Themen und Transport.<br />
Insgesamt ist der Theorie-Anteil<br />
deutlich gewachsen.<br />
© BDB<br />
Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?<br />
Um das aufzufangen, muss sich vor allem<br />
die Berufsschule anpassen, und Lernende<br />
müssen sich darauf einstellen –<br />
insbesondere in einem Berufsfeld, das<br />
eher praktisch geprägt ist. Wir werden<br />
das aber schon hinbekommen. Wir sitzen<br />
mit der Schule gemeinsam am<br />
Tisch, um die neuen Anforderungen anzugehen<br />
und Kurse und Lehrangebote<br />
umzudenken.<br />
Die Organisation fängt schon bei<br />
ganz einfachen Dingen an: Wann beginnt<br />
die Schule, wann ist Pause, wie ist<br />
der Unterricht organisiert? Die Zusammenarbeit<br />
mit der Schule hat aber<br />
in den letzten zwei Jahren schon gut geklappt,<br />
und die nächsten Schritte schaffen<br />
wir auch.<br />
Einige Absolventen der Ausbildung<br />
berichten von schlechten Erfahrungen<br />
mit dem Simulator »Sandra 2«. Woran<br />
meinen Sie liegt das?<br />
Anfangs war die Durchfallquote am Simulator<br />
tatsächlich sehr hoch – Horror-<br />
Szenarien von 80 % haben die Runde gemacht.<br />
Das lag aber auch daran, dass alles<br />
neu war und man sich noch nicht darauf<br />
eingestellt hatte. Inzwischen hat<br />
sich die Quote deutlich verbessert.<br />
Durchgefallen sind anfangs nämlich vor<br />
allem diejenigen, die sich nicht ausreichend<br />
darauf vorbereitet hatten. Wer<br />
im Vorfeld nicht die Kurse belegt, um<br />
am Simulator zu trainieren, der hat am<br />
Tag der Prüfung nur die halbe Stunde an<br />
Einfahrzeit, die alle Auszubildenden bekommen.<br />
Da Sie direkt an der Quelle sitzen: Was<br />
muss Ihrer Meinung nach geschehen,<br />
um mehr junge Menschen für einen<br />
Beruf in der Binnenschifffahrt zu begeistern?<br />
Ich sehe noch viel Luft nach oben, was<br />
die allgemeine Bekanntheit der Branche<br />
angeht. Wir starten deswegen bald eine<br />
Image-Kampagne für die Binnenschifffahrt.<br />
Um Nachwuchs anzuwerben,<br />
muss man stärker auf Jobmessen und<br />
vor allem auf Social Media präsent sein.<br />
Vielen sind die Vorzüge dieses Berufsfelds<br />
schließlich gar nicht bekannt. Es<br />
bietet zum Beispiel eine gute Work-Life-<br />
Balance, da auf den meisten Binnenschiffen<br />
in einem 1:1-Schichtsystem gearbeitet<br />
wird. Nach zwei Wochen an<br />
Bord geht es für zwei Wochen nach<br />
Hause, insgesamt arbeitet man ein halbes<br />
Jahr.<br />
Die Verdienstmöglichkeiten in der<br />
Binnenschifffahrt sind überdurchschnittlich<br />
gut, gerade auch deswegen,<br />
weil die Unternehmen um die wenigen<br />
Angestellten konkurrieren. Darum, dass<br />
man mit gutem Verdienst in der Branche<br />
unterkommt, muss man sich absolut<br />
keine Gedanken machen. JW<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFSTECHNIK<br />
Reinigungsanlage hat sich bewährt<br />
Im letzten Jahr wurde das Tankmotorschiff »Main-Spessart« mit einem modernen<br />
Abgasnachbehandlungssystem von Tehag ausgestattet, um den Umweltauflagen der EU<br />
nachzukommen. Schiffsführer Björn Stahl zeigt sich zufrieden<br />
Tankmotorschiff »Main-Spessart« auf dem Rhein<br />
© Tehag<br />
Die »Main-Spessart«, ein 110 m langes<br />
und 10,5 m breites geschlossenes<br />
Tankmotorschiff, war bis zum April 2023<br />
lediglich mit einem konventionellen<br />
Schalldämpfer ausgerüstet, der die Geräuschemissionen<br />
des Motors reduzierte.<br />
Bei den Schadstoffemissionen entsprach<br />
der Dieselmotor (Caterpillar 3512,<br />
1118 kW) noch der Stufe 3a aus den späten<br />
2000er Jahren. Im Rahmen einer<br />
Werftliegezeit wurde er mit einem Abgasfilter<br />
der Firma Tehag ausgestattet.<br />
Dabei handelt es sich um eine kombinierte<br />
Abgasreinigungsanlage aus passiv<br />
regenerierendem Rußpartikelfiltersystem<br />
und einer t-blue Nox reduction SCR-Anlage.<br />
Diese ist laut Angaben von Tehag in der<br />
Lage, bis zu 99,9 % aller Feststoffe aus Abgasen<br />
herauszufiltern. Weiterhin werden<br />
auch die gasförmigen Schadstoffe Kohlenstoffmonoxid<br />
und Kohlenwasserstoffe bis<br />
unter die Nachweisgrenze reduziert, was<br />
als Nebeneffekt der katalytischen Regeneration<br />
geschieht. Weiterhin emittiert<br />
das Schiff seit Einbau der Anlage ca. 80 %<br />
weniger Stickoxide, sodass die Abgaswerte<br />
auf einem vergleichbaren Niveau wie moderne<br />
Motoren der Stufe V liegen.<br />
Über ein Jahr nach dem Einbau zieht<br />
Björn Stahl, Binnenschiffer in 6. Generation,<br />
eine vorläufige Bilanz. »Mein Bruder,<br />
der auch in der Binnenschifffahrt tätig<br />
ist, und ich haben im April 2023 beschlossen,<br />
dass wir die Förderung vom<br />
Staat – immerhin 90 % – in Anspruch<br />
nehmen wollten, und haben mehrere Angebote<br />
eingeholt und verglichen«, so<br />
Stahl im Gespräch mit der Binnenschifffahrt.<br />
»Am Ende lief es auf zwei Betriebe<br />
hinaus, ich habe mich für ein Modell von<br />
Tehag entschieden. Das hatte teils mit<br />
Bauchgefühl zu tun, teils hatte es aber<br />
auch den praktischen Grund, dass die<br />
Firma einen Sitz in Duisburg hat und ich<br />
den Standort schnell erreichen kann, falls<br />
es Probleme gibt.«<br />
Kein Brenner nötig<br />
Bevor die Anlage eingebaut wurde, ließ<br />
das Unternehmen über drei Wochen die<br />
Einbau des Abgasfilters im April 2023, links der ursprüngliche Schalldämpfer<br />
Abgastemperaturen der »Main-Spessart«<br />
messen. Da diese konstant hoch genug<br />
waren, musste kein zusätzlicher Brenner<br />
eingebaut werden. »Das war mir ganz<br />
recht«, sagte Stahl. »Je weniger Technik<br />
ich an Bord habe, desto weniger kann mir<br />
auch kaputt gehen.«<br />
Nennenswerte Probleme konnte der<br />
Partikulier nicht berichten. Lediglich der<br />
Maschinenraumlüfter müsse noch angepasst<br />
werden, da es bei Außentemperaturen<br />
von über 30° C durch die größere<br />
Oberfläche des Abgasfilters auch zu<br />
einer stärkeren Wärmeentwicklung komme<br />
als früher, weshalb ein stärkerer Lüfter<br />
nötig sei.<br />
JW<br />
© Tehag<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
15
SCHIFFSTECHNIK<br />
Deymann-Personal übt mit »Sandra«<br />
Das Schiffer-Berufskolleg »Rhein« und die Reederei Deymann verbindet bereits eine<br />
langjährige Zusammenarbeit. Die Übungen am Simulator in Duisburg ergänzen die<br />
praktischen Erfahrungen an Bord und sollen zu mehr Sicherheit im Schiffsbetrieb führen<br />
Junge, angehende Steuerleute und<br />
Schiffsführer/-innen müssen lernen,<br />
sich praktische Erfahrungen im Steuern<br />
und Führen eines Binnenschiffes in kurzer<br />
Zeit anzueignen. Aber auch »alte Hasen«<br />
benötigen von Zeit zu Zeit ein »Update«,<br />
um ihr Wissen und ihre Handlungsweisen<br />
geänderten Randbedingungen<br />
zielorientiert anzupassen. Hierfür<br />
hat sich die Kooperation der Reederei<br />
Deymann mit dem Instruktorenpool des<br />
Europäischen Sicherheitszentrums Duisburg<br />
am Schiffer-Berufskolleg »Rhein«<br />
bei der Personalqualifizierung im Flachwasser-Fahrsimulator<br />
»Sandra II« erfolgreich<br />
bewährt.<br />
Bis 2020 lagen die Schwerpunkte der<br />
Binnenschiffer-Weiterbildung im Simulator<br />
auf Trainings zum Verhalten in speziellen<br />
Fahrsituationen wie das Verhalten<br />
auf ausgewählten (Risiko-)Strecken, der<br />
Radarfahrt, des kraftstoffreduzierten<br />
Fahrens oder der Konvoifahrt.<br />
In der berufsschulischen Ausbildung<br />
wurde der Simulator zur Vermittlung<br />
grundlegender Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
»rund um das Equipment eines Steuerhauses«<br />
(Radar, ECDIS, Ruderanlage,<br />
Vortrieb) eingesetzt. Diese Nutzung hat<br />
sich mit der Neuordnung der Berufsbilder<br />
»Binnenschiffer/-in« und »Binnenschifffahrtskapitän/-in«<br />
sowie der<br />
Einführung des sogenannten EU-Patents<br />
wesentlich verändert.<br />
Trainingssituation: Ausfahren aus einer Schleuse<br />
Nicht zuletzt wegen des neu eingeführten<br />
Prüfungsteils »Reisedurchführung«,<br />
in der angehende Patentinhaber in einer<br />
handlungs- und praxisorientierten Prüfung<br />
den sicheren Umgang mit einem<br />
Binnenschiff in berufstypischen Situationen<br />
unter Beweis stellen müssen, haben<br />
sich die Aus- und Weiterbildungsinhalte<br />
für Schulungen im Simulator »Sandra II«<br />
deutlich erweitert.<br />
Neue Anforderungen<br />
© Schiffer-Berufskolleg »Rhein«<br />
Ein neuer Schwerpunkt der Aus- und Weiterbildung<br />
bildet der anspruchsvolle und<br />
komplexe Vorgang, das Verhaltens eines<br />
Binnenschiffs zu »(er-)fahren«. Damit ist<br />
der zielgerichtete, durchdachte Umgang<br />
des Trainingsteilnehmers mit einem Binnenschiff<br />
gemeint – vor allem bei schifffahrtstypischen<br />
Manövern. Dies umfasst<br />
die Aufnahme, Analyse und Bewertung sowie<br />
das Treffen und Umsetzen von Handlungsentscheidungen<br />
(z.B. bezüglich des<br />
Zusammenwirkens der einzelnen Steuerungskomponenten<br />
oder des Einsatzes anderer<br />
Besatzungsmitglieder) aufgrund der<br />
Beobachtung der Schiffsumgebung durch<br />
die Fenster des Steuerhauses als auch aufgrund<br />
der Informationen, die entsprechende<br />
Navigations- bzw. Informationsmittel<br />
im Steuerhaus bereitstellen. Dies gibt Sicherheit<br />
im Umgang mit einem Binnenschiff,<br />
auch in außergewöhnlichen Situationen<br />
wie Notfällen, die immer einmal<br />
vorkommen können.<br />
Hierzu bietet der Flachwasser- und Radarfahrsimulator<br />
»Sandra II« am Schiffer-Berufskolleg<br />
»Rhein« optimale Voraussetzungen,<br />
wie Stephan Kreutze,<br />
Schiffsführer Flussakademie, QHSE-<br />
Inspektor sowie Superintendent Nautik<br />
der Reederei Deymann feststellt: »Die<br />
praxisnahe Herangehensweise trägt dazu<br />
bei, dass unsere Mitarbeiter besser auf die<br />
Anforderungen der realen Arbeitswelt<br />
vorbereitet sind.«<br />
Reederei Deymann sieht Vorteile<br />
Die Reederei Deymann verfolgt mit der<br />
intensiven Schulung im Simulator das<br />
Ziel, die Kenntnisse und Fertigkeiten ihrer<br />
Mitarbeiter so zu fördern, dass der<br />
Weg der Schulungsteilnehmer bis zur Befähigung<br />
zum Schiffsführer verkürzt<br />
wird. Gleichzeitig soll die Qualität der<br />
Ausbildung bis zur Übernahme dieser<br />
verantwortungsvollen Führungsaufgabe<br />
gewährleistet werden und durch das Zusammenspiel<br />
Training im Simulator und<br />
an Bord noch verbessert werden.<br />
Somit ergänzen sich die Inhalte der Simulatorschulungen<br />
und die praktische<br />
Ausbildung an Bord. Das führt zu Zeitgewinn<br />
und gleichzeitiger Steigerung der<br />
Qualität bei der Personalqualifizierung<br />
zum Schiffsführer. Neben der Personalentwicklung<br />
junger Binnenschiffer/-innen<br />
zum Steuermann/Schiffsführer steht, auch<br />
die Weiterbildung der Schiffsführer der<br />
Reederei im Fokus des Simulatortrainings.<br />
Zu den Trainingsinhalten gehören neben<br />
dem Fahren mit verschiedenen Schiffstypen<br />
auch z.B. die Auffrischung der für<br />
verschiedene Streckenabschnitte geltenden<br />
Polizeivorschriften, wie zum Beispiel<br />
die Lichtwahrschauregelung in der Gebirgsstrecke<br />
auf dem Rhein.<br />
Als besonders interessant für die Teilnehmer<br />
haben sich verschiedene Notmanöver<br />
bei technischen Problemen wie z.B.<br />
Maschinenausfall, Ruderausfall, Feuer im<br />
Schiff oder Personen über Bordmanöver<br />
gezeigt. Hier konnte an realitätsnahen<br />
Beispielen die Bedeutung eines betrieb-<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
STL 20<br />
024<br />
Halle<br />
D<br />
Stand 111<br />
1
SCHIFFSTECHNIK<br />
Argonav, Stuttgart<br />
© Argonav<br />
In vielen Steuerhäusern nimmt das Inland<br />
ECDIS-Kartensystem eine zentrale<br />
Stellung ein. Argonav bietet mit dem argoRadarPilot<br />
ein neues System an, das<br />
diese Rolle ausfüllen soll.<br />
Durch die anstehende Zulassung der<br />
überlagerten Darstellung mit dem Navigationsradar<br />
(Inland ECDIS im Navigationsmodus)<br />
verknüpft der argoRadarPilot<br />
die wichtigen Informationsquellen Radar,<br />
Karte und AIS. Die Nutzung der<br />
Netzwerkschnittstelle des Radars erlaubt<br />
eine einfache und kostengünstige Kopplung<br />
an das Radargerät. Das System steht<br />
laut Argonav nun bereit, »neue Funktionen<br />
ins Steuerhaus zu bringen«, die<br />
Argonav auf der diesjährigen STL vorstellen<br />
wird.<br />
So ist die Bedienung und Überwachung<br />
des argoTrackPilot von Argonics<br />
bereits im argoRadarPilot integriert.<br />
Hinzu kommen die Systeme argoBride-<br />
Pilot, argoLaserPilot und weitere Funktionen.<br />
Mit dem argoBridgePilot steht im Steuerhaus<br />
ein neuartiges System zur Brückenanfahrwarnung<br />
basierend auf moderner<br />
Satellitennavigationstechnologie<br />
zur Verfügung. Ein GNSS-Sensor misst<br />
die aktuelle Höhe, während der argoBridePilot<br />
sie mit der nächsten Brücke auf<br />
der Karte vergleicht. Dies soll laut Argonav<br />
eine sichere Warnung im Vorfeld der<br />
Brücke ermöglichen, unabhängig von<br />
Wetter- und Sichtbedingungen oder dem<br />
Verlauf des Flusses. Das System ist weiterhin<br />
in der Lage, mehrere Brücken hintereinander<br />
zu prüfen. Der argoBridgePilot<br />
ist entweder als Erweiterung zum argoRadarPilot<br />
oder als eigenständiges System<br />
verfügbar.<br />
Mit dem argoLaserPilot hält eine neu<br />
Klasse von Sensoren, die sogenannten Li-<br />
DAR-Sensoren, Einzug in die Binnenschifffahrt.<br />
LiDAR-Sensoren arbeiten<br />
nach dem gleichen Prinzip wie Radar,<br />
verwenden aber Laserlicht statt Mikrowellen.<br />
Die LiDAR-Sensoren füllen den<br />
unempfindlichen Bereich des Navigationsradars<br />
mit ihren hochgenauen Messungen<br />
im Zentimeterbereich. Sie sind<br />
daher eine wertvolle Unterstützung bei<br />
der Schleusenfahrt oder dem Anlegen.<br />
Die Anzeige der LiDAR-Bilder erfolgt in<br />
einer modernen Bedienoberfläche. Neu<br />
hinzugekommen ist eine automatische<br />
Bestimmung des Abstands zu Schleusenoder<br />
Spundwänden.<br />
Der argoRadarPilot kann um eine<br />
Aufzeichnung aller empfangenen Daten<br />
erweitert werden. Neben Radar, AIS und<br />
GPS-Daten können auch mehrere Audio-Kanäle,<br />
zum Beispiel mit dem Funkverkehr,<br />
aufgezeichnet werden. Ebenso<br />
werden die Nachrichten des argoTrack-<br />
Pilot mit archiviert. Damit ist laut Argonav<br />
eine lückenlose Dokumentation der<br />
Verkehrssituation bei einer Havarie<br />
möglich.<br />
Die Entwicklung des argoRadarPilot<br />
soll laut Angaben des Unternehmens damit<br />
noch lange nicht abgeschlossen sein.<br />
So wird aktuell zum Beispiel eine Routenplanung<br />
entwickelt. In verschiedenen<br />
Forschungsprojekten wird an weiteren<br />
spannenden Funktionen, wie zum Beispiel<br />
dem automatisierten Ausweichen,<br />
zur Unterstützung des Schiffsführers und<br />
der weiteren Automatisierung der<br />
Schiffsführung gearbeitet.<br />
Der argoRadarPilot ist ein vielseitig erweiterbares<br />
Navigationssystem, das eine<br />
Plattform für die weitere Entwicklung<br />
der Navigation von Binnenschiffen darstellt.<br />
Es kann flexibel an die Erfordernisse<br />
und Wünsche der Kunden angepasst<br />
werden.<br />
Argonav ist eine Tochterfirma der Argonics<br />
GmbH. Sie wurde 2020 zusammen<br />
mit Martin Sandler, einem ehemaligen<br />
Geschäftsführer von »in–innovative<br />
navigation GmbH« gegründet.<br />
Interessierte Besucher können sich auf<br />
der Messe live vom neuen ECDIS und<br />
weiteren Produkten überzeugen. Argonav<br />
ist gemeinsam mit Argonics am selben<br />
Stand zu finden.<br />
Stand 140<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
Seit über 110 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:<br />
• Docks<br />
• Schlosserei<br />
• Dreherei<br />
• Ankerbau<br />
• Schweißboot<br />
STL 20 3<br />
Stand 1111<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de
SCHIFFSTECHNIK<br />
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Bank für Schiffahrt (BfS)<br />
Die Bank für Schiffahrt (BfS) ist eine traditionsreiche Genossenschaftsbank<br />
mit über 110 Jahren Erfahrung im Schifffahrtsgeschäft.<br />
Ursprünglich als kleine Genossenschaft gegründet, hat<br />
sich die BfS zu einer spezialisierten und erfolgreichen Bank entwickelt,<br />
die sich durch ihre umfassende Expertise und ein ausgewogenes<br />
Portfolio auszeichnet. Getreu dem genossenschaftlichen<br />
Prinzip »Was einer nicht schafft, das schaffen viele« begleitet<br />
die BfS ihre Kunden sowohl in ruhigen als auch in stürmischen<br />
Zeiten.<br />
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© BfS<br />
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Das umfangreiche Portfolio der BfS umfasst derzeit über 470<br />
Schiffe, darunter Tank-, Fahrgast- und Trockengüterschiffe. Die<br />
Bank bietet eine breite Palette an Dienstleistungen an, die vom<br />
Kauf und Bau neuer Schiffe über Umbauten und Reparaturen bis<br />
hin zu klassischen Bankdienstleistungen wie Geldanlagen und<br />
internationalem Zahlungsverkehr reichen. Ergänzt wird das Angebot<br />
durch ein modernes Online-Banking mit vielfältigen digitalen<br />
Lösungen, die den Kunden der BfS einen flexiblen und zeitgemäßen<br />
Zugang zu ihren finanziellen Angelegenheiten ermöglichen.<br />
Unter der Leitung von Dieter Schneider, der die Bank inzwischen<br />
seit mehr als zehn Jahren führt, legt die BfS besonderen<br />
Wert auf eine ganzheitliche Beratung. Diese umfasst sowohl die<br />
geschäftlichen als auch die privaten Belange der Schiffsbesitzer,<br />
insbesondere im Partikulier-Bereich, wo Geschäftliches und Privates<br />
oft eng miteinander verknüpft sind. Ziel der BfS ist es, für<br />
beide Seiten optimale Lösungen zu finden und ihre Kunden »auf<br />
Kurs« zu halten.<br />
Mit Standorten in Hannover und Duisburg ist die BfS fest in<br />
der maritimen Branche verankert. Auf der kommenden STL<br />
<strong>2024</strong> wird die Bank für Schiffahrt traditionell vertreten sein und<br />
über aktuelle Themen der Finanzplanung in der Binnenschifffahrt<br />
informieren.<br />
Stand 187<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
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SCHIFFSTECHNIK<br />
HGK Shipping, Köln<br />
Für die Energiewende und die aus ihr resultierenden<br />
Transformationsprozesse<br />
bedarf es neuer Lösungsansätze, damit<br />
die Anforderungen der Wirtschaft auch<br />
aus logistischer Sicht künftig zu erfüllen<br />
sind. Pioniergeist und eine positive Herangehensweise<br />
erhalten insbesondere in<br />
Zeiten ökonomischer Schwäche noch<br />
mehr Bedeutung.<br />
Ein solches Wirken schreibt sich für<br />
die Binnenschifffahrt das Kölner Unternehmen<br />
HGK Shipping auf die Fahnen.<br />
Mit einer Vielzahl von Initiativen will die<br />
Firma die Weichen für innovative Transportkonzepte<br />
stellen, um einerseits individuelle<br />
Wachstumschancen zu realisieren<br />
und andererseits die Zukunftsfähigkeit<br />
der Branche zu sichern.<br />
<strong>2024</strong> startete die HGK, eines der größten<br />
Unternehmen in der europäischen<br />
Binnenschifffahrt mit einem prestigeträchtigen<br />
Vorhaben, als siegemeinsam<br />
mit einem IT-Start-up und Partnern die<br />
erste deutsche Binnenschifffahrtsfernsteuerungszentrale<br />
eröffnete. Dies sei laut<br />
Aussage der Kölner ein wegweisendes<br />
Projekt, das dem Schiffsführermangel<br />
proaktiv entgegenwirkt.<br />
Die Indienststellung der »GAS 95« und<br />
der »Helios« waren weitere Jahreshighlights.<br />
Alle Neubauschiffe der HGK Shipping<br />
sind niedrigwasseroptimiert und<br />
mit einem diesel-elektrischen Antrieb bei<br />
gleichzeitig inbegriffener »Future-Fuel-<br />
Ready«-Tauglichkeit ausgestattet. Einen<br />
vom Guiness-Buch zertifizierten Weltrekord<br />
stellen die im Trockengüterschiff<br />
»Helios« verbauten 312 Solarpaneele dar.<br />
Neue Energieträger brauchen neue<br />
Transportkapazitäten: Aus Kohle und<br />
Mineralöl werden bald wasserstoffbasierte<br />
Systeme. Genau hier setzt HGK mit<br />
seinen einzigartigen Schiffsdesigns »Pioneer«<br />
und »Vanguard« (mehr dazu auf<br />
Seite 39) an. Mit diesen Modellen befindet<br />
sich das Unternehmen in vorderster<br />
Reihe, um die künftigen Transportbedürfnisse<br />
realisieren zu können.<br />
Beide Schiffe sind für die Beförderung<br />
von kalt verflüssigtem Ammoniak (NH 3<br />
)<br />
und verflüssigtem Kohlenstoffdioxid<br />
(LCO 2<br />
) konzipiert worden. Da die Dekarbonisierung<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
kurz- und mittelfristig nicht auf<br />
ausreichende Pipeline-Strukturen zurückgreifen<br />
kann, bietet sich die nachhaltige<br />
und staufreie Binnenschifffahrt als<br />
leistungsfähiger Verkehrsträger im Hinterland<br />
an. »Güterströme werden sich<br />
durch die Energiewende signifikant verändern.<br />
Mit unseren neuen Schiffstypen<br />
können wir unseren Kunden die dafür<br />
benötigten Transportlösungen anbieten«,<br />
sagt HGK-Shipping-CEO Steffen Bauer.<br />
Stand 121<br />
© HGK Shipping<br />
Nächster Ankerplatz:<br />
STL <strong>2024</strong> - Stand Nr. 187/ 188..<br />
Morgen kann kommen.<br />
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24 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
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SCHIFFSTECHNIK<br />
S.M.I.L.E., Heikendorf<br />
Das Unternehmen S.M.I.L.E. (kurz für<br />
»Schiffbau – Maschinenbau – Industrieanlagenbau<br />
– Logistik-<br />
Dokumentation – EDV-Systeme«) hat<br />
seinen Firmensitz in Heikendorf an<br />
der Kieler Förde und spielt sowohl bei<br />
der See- als auch der Binnenschifffahrt<br />
mit. So umfasst der Design-<br />
Katalog der jüngeren Vergangenheit<br />
Schiffe für beide Kategorien, die für<br />
besondere Aufgaben konzipiert und –<br />
wie in der heutigen Zeit fast schon üblich<br />
– mit besonderen Antriebsformen<br />
ausgestattet worden sind.<br />
Vor allem im Thema der Optimierung<br />
von Antriebsanlagen hat<br />
S.M.I.L.E. einige Fortschritte gemacht.<br />
Das Netzwerk »EcoShip60« ermöglicht<br />
seit 2017 neue Berechnungsmethoden<br />
zur Unterstützung des<br />
Schiffsentwurfs. Dabei werden mögliche<br />
Antriebskomponenten anhand<br />
des Nutzerprofils ausgewählt und zueinander<br />
hinsichtlich Leistung,<br />
Raumbedarf und Gewicht optimiert.<br />
Die von S.M.I.L.E. selbst programmierte<br />
Simulation der Antriebskonfiguration<br />
kann dabei sehr unterschiedliche<br />
Konzepte von Wasserstoff,<br />
LNG, Ammoniak und Batterie-Elektrisch<br />
mit konventionellen Dieselmotor-Antrieben<br />
vergleichen. »Die<br />
Ergebnisse sind manchmal etwas<br />
überraschend«, teilte das Unternehmen<br />
mit.<br />
Weiterhin habe das Themengebiet<br />
der Additiven Fertigung in einem Forschungsvorhaben<br />
mit der CIMTT, einer<br />
Organisation der Fachhochschule<br />
Kiel, Zuwendungen von S.M.I.L.E. bekommen.<br />
Dabei geht es um das<br />
3D-Druckverfahren mit dem Laser-<br />
Pulver-Schweißverfahren, bei dem<br />
unterschiedliche Materialien in einem<br />
Druckvorgang kombiniert werden<br />
können. Vor dem Start des Verfahrens<br />
möchte man gerne wissen, ob sich der<br />
geplante Prozess für das gewünschte<br />
Bauteil durchführen lässt. Das Unternehmen<br />
bildet dazu die Simulation<br />
des Druckablaufs unter Berücksichtigung<br />
der Wärmedehnung und<br />
Schrumpfung ab. »Am Markt verfügbare<br />
Softwarelösungen stoßen dabei<br />
an ihre Grenzen, sodass wir die Simulationsaufgabe<br />
mit eigenen Programmierungen<br />
ergänzen, um ein<br />
praxisgerechtes und zuverlässiges Simulationsergebnis<br />
zu bekommen«,<br />
hieß es seitens der Firma.<br />
Ein weiteres großes Betätigungsfeld<br />
war darüber hinaus schon immer die<br />
technische Dokumentation, sei es für<br />
CE-Zeichen oder gemäß der Normen<br />
S1000D und S2000M. Für die Erstellung<br />
der heute üblichen interaktiven<br />
elektronischen technischen<br />
Dokumentation hat das Unternehmen<br />
Erfahrung im Umgang mit den<br />
gängigen Datenbanksystemen sammeln<br />
können. Besucher der STL können<br />
sich am Messestand von SMILE<br />
umfassend über diese Entwicklungen<br />
informieren.<br />
Stand 189<br />
© SMILE<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
29
SCHIFFSTECHNIK<br />
Haeger & Schmidt Logistics, Duisburg<br />
Der Aufbau und die dauerhafte Etablierung<br />
nachhaltiger Supply Chains aus<br />
einer Hand unter Einbezug der Wasserstraßen<br />
ist die Stärke von Haeger &<br />
Schmidt Logistics (HSL), die zur österreichischen<br />
Felbermayr-Gruppe gehört.<br />
Letztere ist ein ausgewiesener Schwergutspezialist<br />
mit einem breiten Technik-<br />
Portfolio ergänzt um Dienstleistungen im<br />
Hoch-, Tief- und Wasserbau. An ihrem<br />
Gemeinschaftsstand präsentiert die Firmengruppe<br />
ihr umfassendes Portfolio<br />
und technisches Know-how rund um die<br />
maritimen Services gemeinsam mit der<br />
Tochtergesellschaft Rjnmond Logistics.<br />
»Wir decken im Bereich der Binnenschifffahrt<br />
ein breites Spektrum ab, um<br />
mit eigenen Assets möglichst viele<br />
Dienstleistungen zu bündeln. Auf der<br />
STL wollen wir den Messebesuchern aufzeigen,<br />
welche Vorteile unser gezieltes<br />
One-Stop-Shopping mit sich bringt«,<br />
freut sich HSL-Geschäftsführer Heiko<br />
Brückner.<br />
Dabei greift HSL auf eine moderne<br />
Flotte von über 50 Schiffen mit einer Ladekapazität<br />
bis zu 6.000 t zurück. Zu den<br />
Alleinstellungsmerkmalen zählt weiter<br />
ein hochmoderner Stahllogistik-Hub im<br />
Hafen Duisburg. Während HSL seine<br />
Kompetenzen auf der Benelux-Rheinachse<br />
einbringt, liegt der Fokus von<br />
Rijnmond Logistics auf der Mosel, und<br />
dort insbesondere in der Befrachtung<br />
von Massengut mit eigenen Schiffen und<br />
Besatzungen. Das Unternehmen betreibt<br />
drei eigene Binnenschiffe, darunter zwei<br />
Koppelverbände. Außerdem setzt der Befrachter<br />
etwa 20 weitere Charterschiffe<br />
dauerhaft ein. Die Flotten von HSL und<br />
Rijnmond sollen sukzessive weiter mit<br />
smarter und nachhaltiger Technologie in<br />
Richtung Zukunft geführt werden.<br />
Weiter mit an Bord sind die auf Wasserbau<br />
spezialisierten Felbermayr-Tochterunternehmen<br />
Hagn Umwelttechnik,<br />
Domarin Wasserbau sowie die Erlenbacher<br />
Schiffswerft. »Im Sinne weitreichender<br />
Synergien sind wir überzeugt mit unseren<br />
Kompetenzen auch für Binnenschifffahrtslogistiker<br />
Lösungen zur Effizienzsteigerung<br />
anbieten zu können«,<br />
lässt Felbermayr-Baugeschäftsführer Stefan<br />
Hielle wissen.<br />
Stand 302<br />
© Hager & Schmidt Logistics<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Allianz Esa und Team Peter Kühnle, Duisburg<br />
© Allianz Esa<br />
Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Betreibern<br />
von Binnenschiffen aller Art verfügt die Spezialagentur Peter<br />
Kühnle über das nötige Know-how in einer umfangreichen<br />
und kompetenten Beratung von Versicherungslösungen für die<br />
Binnenschifffahrt. Dafür steht ihr die Allianz Esa als Partner zur<br />
Seite. Die Allianz Esa ist der Spezialversicherer für die Gewerbliche<br />
Binnenschifffahrt, Boote und Yachten sowie für Transport<br />
und Technische Versicherungen. Dieser Zusammenhalt ist geprägt<br />
von Vertrauen und Zuverlässigkeit – nicht umsonst können<br />
beide auf 20 Jahre erfolgreicher Partnerschaft zurückblicken.<br />
So ermöglichen es diese enge Bindung und der individuelle<br />
Austausch untereinander, schnell und umfassend auf die sich<br />
derzeit veränderten Risikobedingungen einzugehen und mit passenden<br />
Versicherungsprodukten bedarfsgerecht zu reagieren.<br />
Denn gerade in den letzten Jahren stellen neue technische und<br />
rechtliche Rahmenbedingungen die Binnenschifffahrt vor immer<br />
neue Herausforderungen – seien es Veränderungen in der Antriebstechnologie,<br />
die nachlassenden Pegelstände der Wasserstraßen<br />
aufgrund des Klimawandels oder rechtliche Unsicherheiten,<br />
die sich im Zusammenhang mit autonom betriebenen Schiffen<br />
ergeben können.<br />
Als Reaktion auf den Wandel engagiert sich die Allianz Esa neben<br />
der Ausgestaltung von bedarfsgerechten Versicherungslösungen<br />
zudem für nachhaltige Konzepte und verleiht jährlich<br />
den Innovationspreis der Binnenschifffahrt für herausragende<br />
Entwicklungen.<br />
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Tel.: +49 3933 907790 | Fax: +49 3933 907799<br />
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Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
31
SCHIFFSTECHNIK<br />
mit 29 Marine-Delegationen aus 19 Nationen.<br />
Ansonsten lag der Fokus vor allem<br />
auf den Themen Dekarbonisierung<br />
und Digitalisierung, so wie bei dem vom<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« mit ausgerichteten<br />
Maritime Future Summit.<br />
Career Market und Start-ups<br />
Der Kontakt und Austausch mit den<br />
Fachkräften von morgen war ein weiterer<br />
Fokus auf der SMM <strong>2024</strong>. Die Weltleitmesse<br />
bot mit dem zweitägigen Maritime<br />
Career Market auch in diesem Jahr eine<br />
breit genutzte Plattform für junge Talente,<br />
Recruiter und Hochschulen. Unternehmen<br />
gaben Einblicke in verschiedene<br />
maritime Berufsbilder und Experten präsentierten<br />
wichtige Karriere-Tipps.<br />
Inspirierende Begegnungen fanden<br />
auch bei den »Start-ups@SMM« statt:<br />
Auf zwei Sonderflächen zeigten junge<br />
Unternehmen ihre innovativen Ideen.<br />
Ein Thema, das viele fesselte: Künstliche<br />
Intelligenz – hierzu gab es auch im »AI<br />
Center« unzählige State-of-the-Art-<br />
Informationen.<br />
Ebenfalls neu im Programm: Die digitale<br />
Networking Platform. Sie bot die<br />
Möglichkeit, um Gespräche zu initiieren<br />
und Kontakte zu knüpfen – nicht nur virtuell,<br />
sondern auch an zahlreichen Meeting<br />
Points und zu den gut besuchten<br />
»Wine o’clocks« am Ende der Messetage.<br />
Wie gewohnt war die SMM auch ein<br />
Stelldichein für hochrangige Vertreter<br />
Das Wahrzeichen der SMM: Ein Propeller von MMG<br />
der Indsutrie und von Verbänden. »Die<br />
SMM ist für alle Mitglieder der Branche<br />
eine tolle Gelegenheit, sich zu treffen und<br />
über die Chancen und Herausforderungen<br />
zu reden, denen die Branche<br />
gegenübersteht«, sagte Arsenio Dominguez,<br />
Generalsekretär der Internationlen<br />
Schifffahrtsorganisation IMO. Für Lars<br />
Greitsch, CEO des Propellerherstellers<br />
MMG, ist der Markt »wieder in Bewegung<br />
und der Bedarf in der Industrie<br />
enorm«. Bundeswirtschaftsminister Robert<br />
Habeck verwies darauf, dass »die<br />
weitere Zusammenarbeit auf europäischer<br />
Ebene für die Bewältigung der zahlreichen<br />
Herausforderungen unerlässlich« sei. »Die<br />
SMM bietet einmal mehr Raum für Dialog<br />
und Gespräche.« Martin Johannsmann,<br />
CEO von SKF Marine und Vorstandsvorsitzender<br />
des Verbandes VDMA Marine<br />
Equipment and Systems: »Die SMM ist<br />
und bleibt der zentrale Treffpunkt der<br />
maritimen Industrie – es gibt praktisch<br />
keinen Kunden, der nicht hier ist.« RD<br />
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Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
33
SCHIFFSTECHNIK<br />
© ETS Degassing<br />
In Duisburg ist ein Areal von 4.000 m2 Fläche gepachtet worden, um dauerhaft eine Entgasungsmöglichkeit zu bieten<br />
Duisburg in Kauf.« Zudem wirken noch<br />
andere Faktoren wie rückläufige Volumina<br />
aus der produzierenden Industrie oder<br />
die Indienststellung neuer Mehrkammer-<br />
Schiffe, die verschiedene Ladungen »sortenrein«<br />
fahren könnten, auf die Geschäfte<br />
der ETS Degassing aus.<br />
Natürlich spiele auch der Preis eine<br />
Rolle. Der hänge nicht nur von Produktart<br />
und dem Volumen ab, sondern<br />
auch vom jeweiligen Anbieter. Bei ETS<br />
Degassing liegen die Kosten bei<br />
1,50–2,00 € je m3. Soll zusätzlich mit<br />
Stickstoff inertisiert werden, wird’s teurer<br />
und dann individuell berechnet. »Man<br />
darf aber nicht nur die reinen Kosten betrachten,<br />
sondern auch mögliche Wartezeiten.<br />
Denn jede Stunde Liegezeit geht<br />
ins Geld«, sagt Wendel. ETS verspricht<br />
eine schnelle und effiziente Abfertigung,<br />
»das macht mögliche Preisnachteile mehr<br />
als wett«, so Wendel.<br />
Die Investition in Duisburg wird jedoch<br />
nicht in Frage gestellt. Mit der Energiewende<br />
und der damit einhergehenden<br />
größeren Verbreitung anderer Kraftstoffe<br />
und Energieträger werde die Nachfrage<br />
steigen, ist Wendel überzeugt. »In Duisburg<br />
leisten wir aber bereits einen wichtigen<br />
Beitrag für umweltfreundliche Prozesse<br />
in der Binnenschifffahrt und auf dem<br />
Rhein.« Schon heute ist ETS mit rund 50<br />
Mobilanlagen der größte Anbieter auf dem<br />
Markt.<br />
An eine Expansion in Deutschland wird<br />
vorerst nicht mehr gedacht, Pläne für eine<br />
zweite Entgasungsstelle in Süddeutschland<br />
sind vom Tisch. In Duisburg können<br />
David Wendel<br />
Geschäftsführer und CCO der ETS Group<br />
rein rechnerisch 360 Schiffe im Jahr abgefertigt<br />
werden. Bei einem 24/7-Betrieb<br />
wären theoretisch sogar 600 bis 650 Schiffe<br />
möglich. Der Bedarf an Entgasungen<br />
auf deutschem Gebiet war in einer Studie<br />
auf etwa 500 geschätzt worden.<br />
Stattdessen sollen über das niederländische<br />
Tochterunternehmen der ETS-<br />
Gruppe perspektivisch in den Niederlanden<br />
sowie Belgien weitere Anlagen<br />
aufgebaut werden. Ȇber andere Standorte<br />
in Europa werden wir uns anhand<br />
der Marktentwicklungen zu gegebener<br />
Zeit Gedanken machen«, sagt der CCO.<br />
Anders ist es mit dem internationalen<br />
Geschäft. ETS entgast nicht nur Binnen-,<br />
und Seeschiffe, sondern vor allem auch<br />
Industrieanlagen in der Energie-, Chemie<br />
und Petrochemie sowie in der Lebensmittel-<br />
und Agrarindustrie.<br />
In Saudi-Arabien und in Bahrain wurden<br />
bereits zwei Niederlassungen etabliert,<br />
perspektivisch soll der ETS-Service<br />
auch Kunden in der Golfregion angeboten<br />
werden. Der Anlagenpark, derzeit<br />
mehr als 50 mobile Brennkammern,<br />
dazu Stickstoffverdampfer, Gebläse und<br />
Roboter, soll in Zukunft entsprechend<br />
ausgebaut werden. Aktuell entfallen etwa<br />
40 % des Umsatzes auf den Bereich Chemikalien<br />
und Materialien, 33 % auf den<br />
Sektor Transport und Logistik und 23 %<br />
auf die Sparte Service. Diese Aufteilung<br />
könnte sich zugunsten des maritimen Bereichs<br />
ändern, nachdem das Entgasungsverbot<br />
immer mehr Regionen erfasst.<br />
Die Kunden der ETS Degassing sind<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
zu finden. Dazu gehören sowohl<br />
Hafenterminals, die Schifffahrt, Pipeline-<br />
Betreiber wie auch Tankläger oder die<br />
Prozessindustrie in verschiedenen Industriesektoren.<br />
»Der maritime Bereich, zu<br />
dem wir sowohl die Binnen- als auch die<br />
Seeschifffahrt zählen, ist für uns grundsätzlich<br />
ein Markt mit Wachstumschancen,<br />
sowohl in Deutschland als auch<br />
in Benelux und auch in anderen Ländern«,<br />
sagt Wendel.<br />
Helfen würde dabei, wenn die Werftkapazitäten<br />
in Deutschland mit wachsen<br />
und für größere Schiffe jenseits der<br />
100 m Schiffslänge ausgebaut würden.<br />
»Auch eine europaweite Angleichung der<br />
Regularien, vor allem auch für die Seeschifffahrt,<br />
ist nötig«, sagt Wendel. Noch<br />
zu oft werde außerhalb der 12-sm-Zonen<br />
einfach in die Umwelt entgast. <br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
35
40 Jahre Forschung für die Schifffahrt<br />
Das DST hat Joachim Zöllner in den Ruhestand verabschiedet. Der aus einer Familie von<br />
Binnenschiffern und Schiffbauern stammende Ingenieur hat mit zahlreichen Entwürfen die<br />
technische Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Von Krischan Förster<br />
Joachim Zöllner ist auch auf vielen Veranstaltungen ein geschätzter Experte<br />
Das Forschungsinstitut DST in Duisburg<br />
ist eine Institution. Es hat in<br />
den 70 Jahren des Bestehens kaum eine<br />
technische Entwicklung in der Binnenund<br />
Küstenschifffahrt gegeben, ohne dass<br />
Experten dieser international anerkann -<br />
ten Einrichtung mitgewirkt hätten.<br />
Mehr als zwei Drittel dieser Zeit war Joachim<br />
Zöllner mit an Bord – auch er eine<br />
Institution: Schiffbau-Ingenieur, Wissenschaftler,<br />
Patentinhaber, Preisträger. Jetzt<br />
startet Zöllner nach einem langen und erfolgreichen<br />
Berufsleben ein neues Kapitel<br />
– und geht mit 66 Jahren in den Ruhestand.<br />
Das Wasser und die Schiffe, sie wurden<br />
ihm buchstäblich in die Wiege gelegt.<br />
Zöllner wurde im August 1958 in die Familie<br />
eines Binnenschiffers hineingeboren.<br />
Versteht sich, dass er als Kind<br />
viel Zeit an Bord des väterlichen Schiffes<br />
verbracht hat. Noch dazu war der Geburtsort<br />
Bodenwerder im Weserbergland<br />
bis in die 1990er Jahre dank der dort ansässigen<br />
Arminiuswerft einer der führenden<br />
Schiffbaustandorte in Deutschland.<br />
Der Großvater und der Patenonkel arbeiteten<br />
dort. »Und ich habe als Kind dort<br />
selbst mit dem Pinsel am Schiff gestanden«,<br />
erinnert sich Zöllner.<br />
Den Vater und mit ihm die Familie zog<br />
es später zur Reederei Dettmer an den<br />
Rhein. Bis heute trägt Deutschlands<br />
mächtigster Fluss 80 % aller mit dem Binnenschiff<br />
transportierten Güter. In den<br />
Ferien fuhr der halbwüchsige Zöllner<br />
weiter auf dem Schiff mit, verdiente so<br />
auch sein erstes Geld. Auch nach dem<br />
Abitur blieb er erst einmal an Bord, versuchte<br />
sich auf vier Schiffen, zuletzt wieder<br />
auf dem der Familie. »Ich wollte die<br />
ganze Schifferromantik genießen«, sagt<br />
er. Bis es dann eines Abends ein ernstes<br />
Gespräch mit dem Vater gab. Der ihn<br />
fragte, ob er sein Leben lang Schiffe anstreichen<br />
oder nicht vielleicht etwas Anderes<br />
machen wolle …<br />
So studierte Zöllner nach einem geforderten<br />
Praktikum auf der Schiffswerft<br />
Schmidt in Oberwinter dann Schiffstechnik<br />
an der Universität Duisburg. »In der<br />
Schule habe ich nie mehr gemacht als nötig«,<br />
erzählt Zöllner. Sogar eine »Ehrenrunde«<br />
habe er mal gedreht. Das Studium<br />
aber lag ihm, selbst die höhere Mathematik.<br />
»Nach einigen harten Berufsjahren<br />
habe ich es genossen, einfach nur zuhören<br />
und mitschreiben zu müssen«, sagt<br />
er. Als dann die ersten Klausuren komplett<br />
danebengingen, gründete er zusammen<br />
mit Kommilitonen eine Lerngruppe<br />
– »und danach wir haben alle die<br />
Kurve bekommen.«<br />
Aus einem Job als studentische Hilfskraft<br />
im letzten Studienjahr wurde 1984<br />
eine feste Anstellung beim VBD, dem<br />
Vorläufer des DST. »Ich hatte das Rhein-<br />
Schifferpatent und das Institut ein 20 m<br />
langes Forschungsschiff ohne Schiffsführer,<br />
das hat für beide Seiten gepasst.«<br />
40 Jahre lang hat Zöllner anschließend<br />
dort gearbeitet, nie woanders. »Und ich<br />
habe es auch nie bereut.«<br />
Zöllner galt und gilt als einer der führenden<br />
Experten auf seinem Gebiet – in<br />
Deutschland und in Europa. Er hat an<br />
unzähligen Schiffsentwürfen mitgearbeitet,<br />
Hunderte von Modellen getestet,<br />
noch mehr Gutachten und Berichte geschrieben.<br />
Sein fachlicher Rat war gefragt,<br />
seine Expertise geschätzt.<br />
Die ersten Jahre aber hat er viel an den<br />
Wasserstraßen verbracht, bei »Großversuchen«<br />
mit Schiffen unter realen Einsatzbedingungen.<br />
Damals gab es in Deutschland<br />
noch Ausbauvorhaben wie am Main-<br />
Donau-Kanal oder am Mittellandkanal.<br />
Und wieder kam ihm die Vergangenheit<br />
als Binnenschiffer zugute, weil er sich aus-<br />
© Foto: privat<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
Der Flex Tunnel an der »Rhenus Duisburg«<br />
kannte im Revier. Manche der Untersuchungsergebnisse<br />
finden sich bis heute<br />
in den einschlägigen Verordnungen wieder,<br />
zum Beispiel in den Bemessungsrichtlinien<br />
des Verkehrsministeriums für das<br />
nordwestdeutsche Kanalnetz.<br />
Bei diesen Aufträgen lernte Zöllner<br />
Bernhard Söhngen kennen, der Jahrzehnte<br />
bei der Bundesanstalt für Wasserbau<br />
(BAW) wirkte. Es war der Beginn einer<br />
langen und fruchtvollen Zusammenarbeit<br />
dieser beiden Experten. »Wir beide<br />
zusammen waren das perfekte Team, haben<br />
uns gegenseitig vorangetrieben.«<br />
Auch an die Donau wurde Zöllner später<br />
entsandt, um die damals noch diskutierten<br />
verschiedenen Ausbauvaria nten<br />
zwischen Straubing und Vilshofen zu<br />
prüfen und Möglichkeiten zu finden, wie<br />
die Schiffbarkeit verbessert werden kann.<br />
»Wir sind auch zu konkreten Ergebnissen<br />
und Vorschlägen gekommen, nur wurden<br />
diese bei einer letztlich politischen Entscheidung<br />
leider nicht berücksichtigt«,<br />
sagt er noch heute mit Bedauern.<br />
Es folgten Arbeiten zu Wendemanövern<br />
und dem Stoppverhalten von Schiffen,<br />
bevor sich Zöllner später mehr den<br />
konstruktiven Eigenheiten von Schiffen<br />
zuwandte. Ein Grund war die Konkurrenz<br />
der Reeder auf dem Rhein, »da wollte<br />
jeder mit seinem Schifff besser sein als<br />
der andere«, berichtet Zöllner.<br />
Das führte zur Entwicklung des Großcontainerschiffes<br />
»Yowi«, einer 1998 in<br />
der Binnenschifffahrt eingeführte neue<br />
Generation von 135 m langen und bis zu<br />
17,5 m breiten Einheiten. »In diesen Entwurf<br />
ist alles eingeflossen, was wir damals<br />
so wussten. Das war ganz sicher ein Meilenstein.«<br />
Nicht nur technisch, sondern<br />
auch vom Komfort her mit 450 m2 Wohnfläche.<br />
Das DST hatte vom hollänischen<br />
Eigner den Vorzug gegenüber deen Kollegen<br />
von Marin im Nachbarland erhalten.<br />
Auch ein Katamaran mit Luftkissen für<br />
den schnellen Passagierverkehr auf der<br />
Donau hätte bahnbrechend werden können,<br />
doch wurde dieses Konzept nie umgesetzt.<br />
36 km/h wären möglich gewesen.<br />
Gebaut wurde hingegen ein von Zöllner<br />
und seinen Kollegen am DST neu konzipiertes<br />
Schubboot für den Mississippi,<br />
das am Ende die US-Boote bei den Leistungsdaten<br />
um 12 % übertroffen hat.<br />
»Das hat uns gezeigt, dass wir am Rhein<br />
technologisch führend sind.«<br />
Sein größter Erfolg ist der Flex Tunnel,<br />
ein System von Düsen und Schürzen<br />
rund um den Propeller. Zöllner und der<br />
Reeder Steffen Augspurger haben gemeinsam<br />
bereits seit 2001 das Patent darauf.<br />
Diese Konstruktion verbessert die<br />
Flachwasserfähigkeit eines Schiffes und<br />
reduziert die nötige Antriebsleistung um<br />
rund 10 % bis 20 %. Ein weiterer Vorteil<br />
ist, dass man im Rumpfdesign mehr Freiheit<br />
hat und größere Propeller einsetzen<br />
kann. Mit Van der Velden konnte Zöllner<br />
Mitte der 2010er Jahre ein erstes Projekt<br />
umsetzen. 2017 wurde er mit dem »Innovationspreis<br />
Binnenschifffahrt«, gestiftet<br />
von der Allianz Esa, für seine Erfindung<br />
ausgezeichnet. Den endgültigen Durchbruch<br />
feierte der Flex Tunnel, als die Reederei<br />
Rhenus diese technische Lösung für<br />
ihren Neubau »Rhenus Duisburg« auswählte.<br />
Mittlerweile seien 40 Flex Tunnel<br />
bestellt und bereits 15 eingebaut. »Darauf<br />
bin ich schon sehr stolz.«<br />
Es habe in der Schifffahrt, aber auch in<br />
der Arbeit am DST immer wieder Ereignisse<br />
gegeben, die einen Schub für die<br />
Entwicklung moderner und effizienterer<br />
Schiffe ausgelöst hätten, sagt Zöllner. Der<br />
Wegfall der Festfrachten in den 1990er<br />
Jahren, der danach folgende Konsolidierungsdruck<br />
in der Branche, zuletzt<br />
die gravierenden Niedrigwasser-Perio -<br />
den in den Jahren 2018 und 2022.<br />
»Wir waren als Versuchsanstalt immer<br />
wieder gefordert, Ideen zu entwickeln<br />
und besser zu werden. Meistens ist uns<br />
© Damen<br />
das auch gelungen, manchmal auch nur<br />
in kleinen Schritten.« Über die Jahre seien<br />
die Schiffe aber immer besser geworden.<br />
»Heute brauchen wir rund 45 % weniger<br />
Leistung pro Tonne«, sagt er.<br />
Auch beim DST stieg Zöllner auf – vom<br />
Versuchsingenieur zum Gruppenleiter<br />
und Fachbereichsleiter und in den Vorstand<br />
(seit 2002). »Das war nicht ganz unwichtig.<br />
Denn erst aber einer bestimmten<br />
Position wurde ich von der Industrie auch<br />
wirklich ernst genommen«, erinnert sich<br />
Zöllner. Geholfen habe ihm auch immer<br />
wieder Schifffahrtshistorie, »weil ich die<br />
Sprache und Bedürfnisse meiner Kunden<br />
immer verstanden habe.«<br />
Zu den Arbeiten der jüngsten Vergangenheit<br />
zählen Niedrigwasseroptimierte<br />
Schiffe wie der Neo-Tanker<br />
»Stolt Ludwigshafen« für die BASF, der<br />
bei 1,20 m Tiefgang noch 800 t an Ladung<br />
transportieren kann. Aktuell ist es<br />
die »Rhenus Mannheim«. Dieser Neubau<br />
weist weitere technischen Neuerungen<br />
wie etwa eine Wasserstoff-Brennstoffzelle<br />
und Batterien auf. »Bei all den vielen Entwürfen<br />
fehlt mir eigentlich nur eines<br />
– ein Flachwasser-U-Boot«, scherzt er.<br />
Nun aber kommt der Ruhestand. Im<br />
DST-Vorstand bleibt Zöllner noch bis<br />
2026, auch zu zwei Gesprächskreisen will<br />
er weiter gehen und als Fördermitglied<br />
das Binnenschifffahrtsmuseum unterstützen.<br />
Alles andere, beruflich wie ehrenamtlich,<br />
lässt er zurück. »Spätestens<br />
nach drei Jahren ist die Realität meiner<br />
Forschung ohnehin enteilt«, sagt er.<br />
Für die kommenden Jahre hat Zöllner<br />
andere Prioritäten. Er will einmal<br />
Deutschland auf dem Fahrrad umrunden<br />
und alle ihm noch fehlenden Flüsse abradeln,<br />
zum Beispiel die Saar. »Ich glaube<br />
nicht, dass mir langweilig wird.« <br />
2017 gab es für Joachim Zöllner den von der Allianz Esa gestifteten Innovationspreis Binnenschifffahrt<br />
© Garrelmann<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
37
SCHIFFSTECHNIK<br />
Antriebslösungen auf höchstem Niveau<br />
PMP Germany bietet als autorisierter Fachhändler nicht nur Kupplungen von namhaften<br />
Herstellern an, sondern versorgt die Kunden auch mit einem umfangreichen Service-Paket.<br />
Gerade im Marine-Bereich will das Unternehmen wachsen. Von Krischan Förster<br />
Die PMP mit Sitz im nordrhein-westfälischen<br />
Erkrath wurde im Jahre<br />
2017 gegründet und gewinnt bis heute<br />
mehr und mehr Kunden. Mit schneller<br />
Lieferung von Kupplungen und Ersatzteilen<br />
und einem technischen Kundendienst<br />
will das Unternehmen künftig weiter<br />
wachsen.<br />
Im Angebot sind Kupplungen mit allen<br />
dazugehörenden Komponenten. Die Spezialität<br />
von PMP: elastische Kupplungen<br />
und Antriebswellen. »Eine passende,<br />
richtig konfigurierte und ausgelegte<br />
Kupplung ist für eine Anwendung das<br />
passende Puzzlestück, das durch eine optimale<br />
Montage und Ausrichtung den Betrieb<br />
möglichst lange am Laufen hält«,<br />
sagt Michael Heimansfeld, Geschäftsführer<br />
der PMP Germany GmbH und<br />
der PMP Service GmbH.<br />
Zu dem 500 m2 großen Firmengelände<br />
gehört ein mit den gängigsten Ersatzteilen<br />
ausgestattetes Hochregallager, mit<br />
dem ein Kupplungs-Notdienst möglich<br />
ist. »Aufgrund unserer Größe und dem<br />
Fokus auf bestehende Anwendungen<br />
können wir flexibler und schneller sein<br />
als viele Hersteller«, sagt Michael Heimansfeld,<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
der Firma. Für Kunden ist das Unternehmen<br />
24/7 erreichbar, das schafft die Flexibilität,<br />
die in der Branche gefragt ist.<br />
Vater und Sohn<br />
Seit ihrer Gründung genießt die PMP einen<br />
hervorragenden Ruf bei Yacht-Eignern,<br />
Reedereien und Werften in der Seeund<br />
Binnenschifffahrt, die allesamt auf<br />
das technische Know-How des Unternehmens<br />
vertrauen. Die »Crew« von<br />
PMP stehe für langjährige Erfahrung in<br />
ihrem jeweiligen Bereich, betont Hei -<br />
mansfeld. »Neben dem Basis-Wissen im<br />
Bereich Kupplungen wächst die Expertise<br />
der Mitarbeiter von Einsatz zu Einsatz<br />
und von Auftrag zu Auftrag.«<br />
Gegründet wurde das Unternehmen<br />
vor sieben Jahren – von Vater und Sohn<br />
Heimansfeld. Der Vater arbeitete vier<br />
Jahrzehnte lang für den Kupplungshersteller<br />
Centa, heute der Hauptlieferant<br />
Der Vertrieb elastischer Kupplungen und der Service sind das Geschäft von PMP aus Erkrath<br />
von PMP. Der Sohn steckte noch im<br />
BWL-Studium und war Werkstudent bei<br />
Centa. Eine Handelsfirma mit eigenem<br />
Vertrieb war damals die familiäre Antwort<br />
auf eine anstehende Übernahme des<br />
Herstellers durch einen US-Konzern. Das<br />
Ziel lautete damals wie heute: Die Schiffe<br />
der Kunden schnellstmöglich wieder<br />
fahrbereit zu machen und mit bestmöglicher<br />
Technik auszustatten. Das versucht<br />
PMP, mit Kundenorientierung, großer<br />
Flexibilität und zuletzt dem Ausbau des<br />
Service-Geschäfts zu erreichen.<br />
Die meisten Ersatzteilanfragen kommen<br />
über die eigene Webseite und die Internet-Suche,<br />
die durch eine starke und<br />
breite Positionierung bei Google mit<br />
Top-Rankings erreicht wird. Zunehmend<br />
sind es aber auch Empfehlungen. Regelmäßige<br />
Kundenbesuche und Akquisetätigkeiten<br />
des Sales-Managers im Servicebereich<br />
sind ohnehin ein »Muss«, um<br />
das Wachstum voranzutreiben. Mitgliedschaften<br />
in branchenführenden Verbänden<br />
und Interessengemeinschaften<br />
sowie die Teilnahme an wichtigen Messen<br />
wecken ebenfalls Aufmerksamkeit.<br />
So wird PMP in diesem Jahr bereits das<br />
fünfte Mal auf der STL in Kalkar vertreten<br />
sein.<br />
Zu den Kernkompetenzen zählen auch<br />
individuelle, auf die Bedürfnisse des einzelnen<br />
Kunden zugeschnittene Antriebslösungen<br />
inklusive einer kompletten<br />
Kupplungsauslegung samt passender Berechnungen.<br />
In der eigenen Werkstatt<br />
kann mit einem modernen Maschinenpark<br />
bei Bedarf gedreht, gebohrt und gefräst<br />
werden.<br />
Neben der Lieferung neuer Komponenten<br />
und Ersatzteile ist PMP in der<br />
Lage, ältere Kupplungen neuwertig instand<br />
zu setzen, lasergestützte Ausrichtungskontrollen<br />
von kompletten Antriebssträngen<br />
durchzuführen, Schadensfälle<br />
zu analysieren und vor Ort fachmännische<br />
Beurteilungen und Lösungsvorschläge<br />
abzugeben. Die Montage vor<br />
© PMP<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Ort wird ebenfalls angeboten. »Das machen<br />
wir seit einiger Zeit, weil es die ideale<br />
Ergänzung zu unserem Vertriebsgeschäfts<br />
ist«, sagt Heimansfeld. Auch<br />
Motoren- und Generatoren-Instand -<br />
setzer werden demnach schnell und zuverlässig<br />
mit passenden Ersatzteilen beliefert.<br />
PMP+ für noch mehr Service<br />
Neuestes Produkt im Portfolio ist PMP+.<br />
Dabei handelt es sich um eine Dienstleistung<br />
bzw. einen Service, mit dem herstellerübergreifende<br />
Bestandsaufnahmen<br />
durchgeführt werden. Inspiziert werden<br />
dabei sämtliche Antriebe mit einer Kupplung,<br />
etwa am Haupt- und am Nebenantrieb<br />
oder an Stromgeneratoren. »Das<br />
Ziel ist es, den Kunden frühzeitig darüber<br />
zu informieren, in welchem Zustand der<br />
jeweilige Antrieb ist«, sagt Heimansfeld.<br />
Darüber hinaus stellt PMP sicher, dass im<br />
Schadensfall schnellstmöglich agiert werden<br />
kann, da bereits alle nötigen Informationen<br />
dokumentiert wurden.<br />
»Dieser Service dient der Vermeidung<br />
von Ausfällen und bietet Sicherheit für<br />
Mensch und Maschine«, sagt der Firmenchef.<br />
Darüber hinaus sei PMP+ bei<br />
größeren Flotten, älteren Schiffen (Antrieben)<br />
oder bei Zukäufen ein wichtiges<br />
Produkt mit einem erheblichen Mehrwert<br />
für den Kunden, da im Rahmen der<br />
Begutachtung auch Motor- und Getriebedaten<br />
aufgenommen werden, um<br />
beispielsweise mittels Drehschwingungsberechnung<br />
eine neue Kupplung auslegen<br />
zu können.<br />
Marine verspricht Chancen<br />
Die größten Wachstumschancen sieht<br />
Heimansfeld für die kommenden Jahre<br />
im Bereich »Marine«. Neben Binnenund<br />
Seeschiffen gehören zunehmend<br />
auch Yachten dazu. Erst vor Kurzem ist<br />
das Unternehmen der Arbeitsgruppe<br />
Deutsche Yachten beigetreten. »Chancen<br />
sehen wir jedoch in jedem Anwendungsfeld,<br />
da wir mit dem Unternehmen noch<br />
am Anfang stehen und unsere Bekanntheit<br />
weiter steigern wollen.«<br />
Gestartet als klassische «One-Man-<br />
Show« und nur wenigen Aufträgen, wurde<br />
vor drei Jahren der erste Kollege fest<br />
angestellt, der heute als Sales-Manager<br />
arbeitet. Inzwischen sind es bereits 6 Mitarbeiter,<br />
»ein klares Ziel ist es die Mitarbeiterzahl<br />
in den kommenden Jahren<br />
auszubauen«, so Heimansfeld.. <br />
Sechs Fragen an PMP-Gründer MICHAEL HEIMANSFELD<br />
»Gekommen, um zu bleiben«<br />
Was hatten Sie ursprünglich für einen<br />
Berufswunsch?<br />
Nach meinem ersten Handballtraining<br />
im Jahr 1999 wollte ich eigentlich Handball-Profi<br />
werden. Dieses Ziel habe ich<br />
dann nicht mehr aus den Augen verloren<br />
und im Jahr 20<strong>09</strong> meinen ersten Bundesliga-Vertrag<br />
beim HC Erlangen in der 2.<br />
Bundesliga unterschrieben. Zuvor war<br />
ich im Alter von 16 Jahren (2006) jüngster<br />
Spieler der Regionalliga West beim<br />
LTV-Wuppertal. Wiederkehrende Knieverletzungen<br />
haben nach weiteren Jahren<br />
in der 3. Bundesliga meinen Traum im<br />
Oktober 2016 leider endgültig beendet.<br />
Was haben Sie studiert und warum?<br />
Ich habe einen Kombi-Bachelor in Sportund<br />
Wirtschaftswissenschaften. Angefangen<br />
habe ich jedoch im Jahr 2010<br />
mit Mathematik in Kombination mit<br />
Sport. 2014 habe ich mit BWL angefangen,<br />
was mich wirklich interessiert<br />
hat. Einen Master habe ich nicht, da die<br />
Firmengründung im Jahr 2017 meine<br />
»eigene« Masterarbeit werden sollte.<br />
Wie kam’s zur Gründung der Firma?<br />
Nach dem Ende meiner Handballkarriere<br />
musste etwas Neues her. So saß ich mit<br />
meinem Vater zusammen, der zu dieser<br />
Zeit bei unserem heutigen Hauptlieferanten<br />
Centa im Service arbeitete, ich war<br />
ebenfalls bei Centa als Werksstudent im<br />
Warenausgang beschäftigt. Es stand eine<br />
Übernahme im Raum. Da dachten wir<br />
uns, dass wir uns mit einer kleinen Handelsfirma<br />
um die Kunden kümmern<br />
könnte, die sonst vielleicht auf der Strecke<br />
bleiben würden. Also habe ich mit<br />
Hilfe meines Vaters im Juli 2017 die PMP<br />
Industrie- und Antriebstechnik GmbH,<br />
heute PMP Germany GmbH, gegründet.<br />
Welche Ziele haben Sie beruflich?<br />
Das Ziel war es immer, mich selbstständig<br />
zu machen. Dass das nun mit<br />
PMP so gut funktioniert, ist sehr schön.<br />
Ich möchte diesen Job auch nicht mehr<br />
eintauschen.<br />
Bleibt neben der Arbeit noch Zeit für<br />
Hobbys und Familie?<br />
Ich schaffe es, mir für meine Frau, Familie<br />
und Freunde sowie für Hobbys Zeit zu<br />
© PMP<br />
Michael Heimansfeld, Geschäftsführer PMP<br />
nehmen. Regelmäßige Urlaube bekommen<br />
wir hin, auch wenn hier der<br />
Laptop immer dabei ist und ich, wenn es<br />
sein muss, so auch kurzerhand eingreifen<br />
und unterstützen kann. Ich treibe weiterhin<br />
viel Sport und gehe unglaublich<br />
gerne golfen, um draußen im Grünen<br />
meinen Gedanken freien Lauf zu lassen<br />
oder Zeit mit Freunden zu verbringen.<br />
Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen?<br />
In erster Linie will ich gesund und zufrieden<br />
sein. Daneben gebe ich alles dafür,<br />
dass unser Unternehmen erfolgreich ist,<br />
besser wird und wachsen kann. »Gekommen,<br />
um zu bleiben« – das war und<br />
ist das Motto der PMP.<br />
KF<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
39
SCHIFFSTECHNIK<br />
Transcend Cruises bestellt bei Den Breejen<br />
Die niederländische Werft baut für den Marktneuling ein erstes Kreuzfahrtschiff. Statt an<br />
Flussreisende soll es exklusiv an Charterkunden für besondere Events vermietet werden.<br />
Emissionsarme Schiffstechnik wird mit innovativer Entertainment-Ausstattung kombiniert<br />
Das moderne Konzept für den Flusskreuzer stammt von Tillberg Design aus Schweden<br />
Transcend Cruises und die Werft Den<br />
Breejen haben die Unterzeichnung<br />
des Bauvertrags für den ersten Transcend-<br />
Neubau bekannt gegeben. Die Ablieferung<br />
des ersten Flusskreuzfahrtschiffs<br />
ist für das 4. Quartal 2025 geplant. Im folgenden<br />
Jahr könnte ein zweiter Neubau<br />
folgen, sofern die Finanzierung gesichert<br />
werden kann, teilte Transcend mit.<br />
Geplant ist ein 135 m langes Schiff. Im<br />
Unterschied zu anderen Anbietern will<br />
Trancend Cruises den Neubau als reines<br />
Charterschiff auf den Markt bringen. Ziel<br />
sei es, das Erlebnis für Luxusgruppen neu<br />
zu definieren, heißt es. Bis zu 120 Gäste<br />
können dabei in 60 Kabinen untergebracht<br />
werden, die sich paarweise in<br />
Suiten umwandeln lassen. Damit könne<br />
ein Charterer das Angebot für 30 bis 120<br />
Teilnehmer flexibel gestalten.<br />
Als eine auf B2B ausgerichtete Plattform<br />
werden die Schiffe auch mit einer<br />
breiten Palette von Technologien für<br />
Events an Bord ausgestattet; das Schiff sei<br />
damit als Alternative zu Veranstaltungen<br />
an Land geeignet. Das Design wurde zusammen<br />
mit Tillberg Design aus Schweden<br />
entwickelt. Transcend-CEO Hans<br />
Rood nannte das Schiff einen »Wendepunkt«<br />
für diese Marktsegmente. Der<br />
jetzt beauftragten Bauwerft seien detaillierte<br />
Vorstellungen und Vorgaben dargelegt<br />
worden, berichtet Peter Burger, CEO<br />
von Den Breejen. Zur technischen Ausstattung<br />
gehören unter anderem emissionsarme<br />
Motoren der EU-Stufe V und<br />
ein elektrisches Schubdüsensystem. RD<br />
© Transcend Cruises<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
SEEHÄFEN | HINTERLAND<br />
Südhafen schwer im Geschäft<br />
Auf einer Erweiterungsfläche des Autoterminals Bremerhaven hat die BLG Logistics<br />
jetzt die ersten Anlagenkomponenten für Siemens Energy verladen. Ein Großteil der<br />
Komponenten kommen per Binnenschiff über die Weser<br />
BLG Logistics hat im sogenannten<br />
Südhafen »Roter Sand«, einer<br />
60.000 m2 großen Erweiterungsfläche<br />
des BLG AutoTerminals in Bremerhaven,<br />
erstmals Schwergüter vom Schiff verladen.<br />
Die Komponenten von zwei Kraftwerksmodulen<br />
werden direkt an der Kaje<br />
montiert und für den Seetransport fertiggestellt.<br />
Ein Großteil der Ladung erreicht<br />
den Hafen von Bremerhaven über die<br />
Weser per Binnenschiff.<br />
Nach der Montage gehen die beiden je<br />
500 t schweren Anlagen per Schwerlastschiff<br />
in Richtung USA. Der Umschlag<br />
und die Montage zweier Kraftwerksmodule<br />
für Siemens Energy bilden den<br />
Auftakt für die Aktivitäten auf der jüngst<br />
in Betrieb genommenen Fläche. Anlagen<br />
und Maschinen, die aufgrund von Gewicht<br />
und Größe nicht über die Straße<br />
transportiert werden können, werden direkt<br />
am seeschifftiefen Wasser montiert.<br />
Die Montage der fertigen Komponenten<br />
erfolgt unmittelbar an der Kaje. Dort befindet<br />
sich eine 20 m hohe Halle, die mit<br />
32 m Breite und 50 m Länge für große<br />
Projektlogistikvorhaben besonders geeignet<br />
ist. Zwei Deckenkrane, die jeweils<br />
35 t schwere Teile heben können, vereinfachen<br />
den Zusammenbau. Mehrere Schiffe<br />
bringen die tonnenschwere Ladung in den<br />
Südhafen. Die schwerste Komponente ist<br />
der Generator mit über 130 t Gewicht. Ein<br />
fertig montiertes Kraftwerksmodul wiegt<br />
etwa 500 t. Beide Module werden nach<br />
Abschluss des Projekts auf einem Schwerlastschiff<br />
abtransportiert.<br />
Per Modulartransporter (SPMT) wird die Ladung in die Montagehalle verbracht<br />
Zwei 400-t-Autokrane heben die wertvolle Ladung vom Schiff<br />
BLG Logistics stellt neben der Fläche<br />
auch die Expertise für Schwergutumschlag<br />
zur Verfügung. Die bis zu 135 t<br />
schweren Teile wurden mit zwei je<br />
400- t-Autokranen im Tandemhub aus<br />
dem Binnenschiff gelöscht und mit dem<br />
BLG-eigenen Self-Propelled-Modular-<br />
Transporter (SPMT) und Roll-Trailern in<br />
die Halle verbracht. Durch ein großes<br />
Hallentor von 25 m Breite und 10 m Höhe<br />
gelangen die Komponententeile zur<br />
Montage in die Halle.<br />
Seit vielen Jahren planen und erstellen<br />
die Spezialisten der BLG Logistics individuelle<br />
Logistiklösungen für Projektladung<br />
und Schwergut aus einer<br />
Hand. Die Terminals an den Standorten<br />
Bremen und Bremerhaven verfügen über<br />
große Freilager-, Schuppen- und Hallenflächen<br />
sowie über das spezielle Equipment<br />
für Schwergut. Eisen oder Stahl,<br />
Röhren, Holzprodukte jeglicher Art, Maschinen,<br />
Anlagenteile, Projektladungen,<br />
Straßen- oder Schienenfahrzeuge werden<br />
bei BLG Logistics bewegt, transportiert,<br />
gelagert, montiert und umgeschlagen.<br />
Die Kunden kommen aus den Branchen<br />
Maschinen- und Anlagenbau, Breakbulk,<br />
Windenergie und Spedition. KF<br />
© BLG Logistics<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
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und 5.000 Arbeitsplätzen stärken die Rheinhäfen<br />
den Standort am Oberrhein maßgeblich.<br />
WWW.RHEINHAFEN.DE
Niedersachsen nimmt Bund in die Pflicht<br />
Die Landesregierung von Niedersachsen will weiter in die Häfen investieren – dabei geht<br />
es um milliardenschwere Projekte. Der Bund muss Farbe bekennen und sich einbringen,<br />
fordert Landeswirtschaftsminister Olaf Lies auf dem Niedersächsischen Hafentag<br />
(v.l.n.r) Holger Banik, Michael de Reese, Olaf Lies, Andreas Bullwinkel, Nils Siemen<br />
Gut 220 Gäste aus Hafenwirtschaft,<br />
Politik und Verwaltung waren auf<br />
Einladung von Seaports of Niedersachsen<br />
zum 32. Hafentag nach Nordenham<br />
gekommen.<br />
Lies betonte: »Wir als Land Niedersachsen<br />
werden weiterhin in unsere Häfen<br />
und die dazugehörige Infrastruktur<br />
investieren. Die Landesregierung unterstützt<br />
die maritime Wirtschaft und die<br />
Häfen mit einer klugen und gezielten Hafenpolitik,<br />
damit wir für die Zukunft gut<br />
aufgestellt sind und weiterhin international<br />
wettbewerbs- und leistungsfähig<br />
bleiben.«<br />
Trotz einer angespannten Haushaltslage<br />
müsse klar sein, welche entscheidende<br />
Rolle den Häfen zukommt: Sie seien<br />
die Schlüsselakteure und damit maßgeblich<br />
verantwortlich für das Gelingen der<br />
Energiewende und die Gewährleistung<br />
einer sicheren, unabhängigen sowie bezahlbaren<br />
Energieversorgung. Lies blickte<br />
in seiner Argumentation nach Berlin:<br />
Leistungsfähige Häfen und verlässliche<br />
Hinterlandanbindungen seien Grundvoraussetzung<br />
für Außenhandel und Versorgungssicherheit,<br />
aber auch für die nationale<br />
Sicherheit.<br />
»Eine gute Entwicklung unserer Häfen<br />
muss deshalb als nationale Gemeinschaftsaufgabe<br />
bewertet und endlich mit<br />
oberster Priorität behandelt werden.« Für<br />
die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Volkswirtschaft in Zeiten<br />
der Transformation sei der Ausbau und<br />
die Anpassung der Hafeninfrastruktur<br />
unbedingt notwendig.<br />
Milliarden-Investitionen<br />
Mit den zwingend erforderlichen Projekten<br />
sind laut Lies Gesamtinvestitionen<br />
in Milliardenhöhe verbunden.<br />
Aber: »Die Finanzierung der notwendigen<br />
Maßnahmen übersteigt die finanziellen<br />
Möglichkeiten der Länder<br />
und Unternehmen der Hafenwirtschaft<br />
allerdings deutlich. Hier ist der Bund in<br />
der Pflicht, der von den niedersächsischen<br />
Häfen unmittelbar profitiert.«<br />
Man arbeite aber auch schon gut<br />
zusammen: Das zeige die gerade erfolgte<br />
Notifizierung der Liegeplätze 5 bis 7 in<br />
Cuxhaven.<br />
»Wir haben hier einen Plan, wir haben<br />
die Finanzierung – und nun starten wir<br />
in die Umsetzung. Mein Fazit: Wir in<br />
© Andreas Burmann<br />
Niedersachsen sind uns der herausragenden<br />
Bedeutung der Häfen bewusst«,<br />
so Lies weiter.<br />
Anlässlich des Hafentags wurden auch<br />
die aktuellen Entwicklungen in den niedersächsischen<br />
Seehäfen vorgestellt. Mit<br />
Blick auf die besonderen Umstände von<br />
gleich zwei Eisenbahnbrücken-<br />
Beschädigungen und den damit einhergehenden<br />
Verkehrseinschränkungen in<br />
den Seehäfen Brake, Nordenham und<br />
Oldenburg, seien die Umschlagzahlen in<br />
der Universalhafengruppe bemerkenswert<br />
stabil geblieben, teilte die Marketinggesellschaft<br />
mit.<br />
Seeverkehr legt leicht zu<br />
Im ersten Halbjahr <strong>2024</strong> wurden demnach<br />
rund 20,824 Mio. t im Seeverkehr<br />
verzeichnet (20,03 Mio. t im Vergleichszeitraum<br />
2023), also ein Plus von 1 %<br />
zum Vorjahresergebnis. »Unter Beachtung<br />
der besonderen Vorkommnisse an<br />
der Huntebrücke, die unsere starken<br />
Weserhäfen Häfen deutlich eingeschränkt<br />
haben, ist das ein bemerkenswertes<br />
Ergebnis«, sagte der scheidende<br />
Seaports-Chef Andreas Bullwinkel.<br />
Bei den flüssigen Massengütern wurde<br />
ein Zuwachs von 2,43 %, bei den festen<br />
Massengütern ein Plus von 10,23 % erzielt.<br />
Ebenso konnte der Containerumschlag<br />
am Container-Terminal in<br />
Wilhelmshaven um 1,8 % auf<br />
298.767 TEU gesteigert werden.<br />
Es gab allerdings auch negative Entwicklungen:<br />
Im Automobilbereich »manifestierte<br />
sich die Absatzschwäche der<br />
deutschen Hersteller«, heißt es in der Bilanz.<br />
Hier wurden in den Seehäfen Cuxhaven<br />
und Emden mit insgesamt<br />
793.841 Fahrzeugen 4,1 % weniger umgeschlagen<br />
als noch im Vergleichszeitraum<br />
2023.<br />
Auch der Stückgutbereich hat unter<br />
der Flaute der deutschen Wirtschaft gelitten,<br />
insgesamt sogar am meisten, mit<br />
einem Minus von 21,72 % auf 2,78 Mio. t<br />
gab es in diesem Segment deutliche Einbußen.<br />
RD<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
HAMBURG<br />
Bürgerschaft beschließt MSC-Einstieg bei HHLA<br />
Trotz aller Proteste hat die Hamburger<br />
Bürgerschaft dem Einstieg der Reederei<br />
MSC beim Hafenlogistiker HHLA zugestimmt.<br />
Damit erhalten die Schweizer,<br />
zu denen auch der Logistikdienstleister<br />
Medlog gehört, ebenfalls Zugriff auf das<br />
HHLA-Tochterunternehmen Metrans. In<br />
namentlicher Abstimmung votierten 72<br />
der 105 anwesenden Abgeordneten für<br />
das Geschäft, 33 dagegen. Das entspricht<br />
der Zweidrittel-Mehrheit von SPD und<br />
Grünen in der Bürgerschaft. Ursprünglich<br />
sollte die Entscheidung bereits in der<br />
letzten Sitzung vor der Sommerpause fallen,<br />
war aber von der Opposition verhindert<br />
worden. Nun muss noch die EU-<br />
Kommission zustimmen – ein Datum dafür<br />
steht allerdings noch nicht fest.<br />
Hamburgs rot-grüner Senat erhofft<br />
sich von dem Verkauf, dass der Containerumschlag<br />
stabilisiert und die HHLA<br />
finanziell gestärkt werdenen. Bislang gehörten<br />
der Stadt rund 70 % der Anteile,<br />
der Rest war in Streubesitz.<br />
Im Gegenzug will MSC ihr Ladungsaufkommen<br />
an den HHLA-Terminals<br />
vom kommenden Jahr an erhöhen und<br />
bis 2031 auf 1 Mio. TEU pro Jahr fast verdoppeln.<br />
Außerdem plant die Reederei in<br />
Hamburg eine neue Deutschlandzentrale<br />
und will zusammen mit der Stadt das<br />
HHLA-Eigenkapital um 450 Mio. € aufstocken.<br />
Nils Kahn, Geschäftsführer von<br />
MSC übernimmt 49,9 % des Hafenlogistikers HHLA<br />
MSC Germany, hatte im Interview betont,<br />
dass die HHLA weiterhin »ein neutraler<br />
Anbieter« bleiben werde.<br />
Bei der ersten Lesung in der Bürgerschaft<br />
kurz vor der Sommerpause hatte<br />
die Opposition von CDU über AfD bis<br />
zur Linken das Geschäft geschlossen abgelehnt.<br />
Der hafenpolitische Sprecher der<br />
Linken, Norbert Hackbusch, sprach von<br />
einer »Unterwerfung der Stadt«, MSC<br />
habe als größte Reederei der Welt eine<br />
enorme Macht. Christian Dürr, Fraktionschef<br />
der FDP im Bundestag, nannte<br />
den Hafendeal einen schweren Fehler.<br />
Die Konkurrenz ziehe schon jetzt Ladung<br />
aus Hamburg ab.<br />
<br />
© HHLA / Thies Rätzke<br />
TARIFKONFLIKT<br />
ZDS und Verdi finden vorläufige Einigung<br />
In den laufenden Tarifverhandlungen für<br />
die norddeutschen Seehäfen haben der<br />
Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe<br />
(ZDS) und die Gewerkschaft<br />
Verdi eine vorläufige Einigung erzielt.<br />
Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft<br />
Verdi hat ihren Mitgliedern die<br />
Annahme des ZDS-Angebots empfohlen,<br />
wie beide Seiten bestätigten. Die Zustimmung<br />
der Mitglieder soll nun bis<br />
zum 27. September erfolgen.<br />
ZDS-Verhandlungsführer Torben<br />
Seebold nannte die Verhandlungen der<br />
fünften Runde »schwierig, aber konstruktiv«.<br />
Man sei zuversichtlich, dass<br />
das Votum der BTK bestätigt werde<br />
man man das Vertrauen in die Zuverlässigkeit<br />
der Seehäfen wiederherstellen<br />
könne. »Es bleibt dabei, dass die Einigung<br />
für die Betriebe einen Gang an<br />
die Grenze der Belastbarkeit in einer<br />
schwierigen Marktlage bedeutet«, so<br />
Seebold.<br />
Die beiden letzten Angebote der Arbeitgeber<br />
hatten die Verdi-Mitglieder<br />
bei den deutschen Nordseehäfen abgelehnt.<br />
In den Nachverhandlungen legten<br />
die Arbeitgeber jetzt ein verbessertes<br />
Angebot vor. Die Botschaft der Gewerkschaft<br />
war deutlich: Ohne ein besseres<br />
Angebot drohten Streiks. »Die Durchsetzung<br />
der sozialen Komponente federt<br />
das Lohngefälle zwischen den Lohngruppen<br />
ab, insbesondere die unteren<br />
Lohngruppen profitieren von dem Angebot«,<br />
sagte Verdi-Verhandlungsführerin<br />
Maren Ulbrich. Aber auch in<br />
allen anderen Lohngruppen gebe es Reallohnzuwächse;<br />
jeder und jede habe<br />
mehr in der Tasche als vorher. Zudem<br />
werde die Inflationsausgleichsprämie<br />
auch bei Teilzeitbeschäftigten in voller<br />
Höhe ausgezahlt. Im Einzelnen sieht das<br />
Angebot laut Verdi-Angaben unter anderem<br />
vor:<br />
• Tarifvertrag mit einer Laufzeit von<br />
14 Monaten bis zum 31. Juli 2025<br />
• Die Beschäftigten erhalten eine steuerund<br />
abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie<br />
in Höhe von 1.700 € , die im Oktober<br />
ausgezahlt wird<br />
• Auch Teilzeitbeschäftigte erhalten die<br />
volle Prämie<br />
• Ab dem 1. Oktober <strong>2024</strong> werden die<br />
Stundenlöhne um 1,15 € erhöht<br />
• Zudem werden die Schichtzuschläge<br />
sowie die Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit<br />
deutlich erhöht<br />
• Darüber hinaus steigt das Urlaubsgeld<br />
ab dem nächsten Jahr auf 430 € <br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
45
LOGISTIK<br />
CARGOBEAMER<br />
Doppelte Frequenz auf Route Calais–Perpignan<br />
Das Logistikunternehmen Cargobeamer baut sein Angebot in<br />
Frankreich zum Oktober aus: Die Linie zwischen Calais und<br />
Perpignan wird von zwei auf vier Rundläufe pro Woche erhöht.<br />
Die neue Frequenz auf der bestehenden Linie, die Frankreich<br />
von Nord nach Süd über knapp 1.400 km durchquert, startet am<br />
7. Oktober. Sie steht unter anderem kranbaren und nicht-kranbaren<br />
Sattelaufliegern, Containern, Wechselbrücken sowie Silound<br />
Kühlaufliegern offen.<br />
Mit dem neuen Fahrplan fahren ab Calais jeden Montag,<br />
Mittwoch, Donnerstag und Samstag Züge nach Südfrankreich.<br />
Die Transitzeit zwischen spätester Abgabe und frühester Abholung<br />
der Einheiten an den jeweiligen Terminals beträgt rund<br />
26 Stunden. In entgegengesetzter Richtung sind montags, dienstags,<br />
donnerstags und freitags Abfahrten ab Perpignan buchbar.<br />
Als Traktionspartner bleibt weiterhin DB Cargo France an Bord.<br />
Cargobeamer betreibt die Linie zwischen dem europaweit ersten<br />
Cargobeamer-Terminal im nordfranzösischen Calais und<br />
dem Perpignan, einem Knotenpunkt in der französisch-spanischen<br />
Grenzregion, seit Sommer 2021. Ab Calais ist der Weitertransport<br />
per Schiene oder Schiff in Richtung Vereinigtes Königreich<br />
sowie Nordfrankreich und Benelux möglich, während<br />
in Perpignan insbesondere südfranzösische sowie spanische<br />
Markt rund um die Industrieregion Barcelona bedient wird. Pro<br />
Zug finden bis zu 42 Einheiten Platz, welche pro Fahrt die<br />
CO2-Emissionen im Schnitt um 93 % gegenüber der Straße senken.<br />
Bei einer durchschnittlichen Zuladung von 18 t je Einheit<br />
werden dank Cargobeamer damit Emissionen in Höhe von<br />
rund 47 t CO2 eingespart.<br />
<br />
© Railport Arad<br />
Railport Arad im Curtici Cargo Center<br />
CFL MULTIMODAL<br />
Neue Verbindung nach Rumänien<br />
Zwischen dem Terminal Bettembourg-Dudelange in Luxemburg<br />
und dem rumänischen Railport Arad in Curtici besteht demnächst<br />
eine neue Verbindung. Der erste Zug wird ab dem 8. Oktober<br />
in drei wöchentlichen Umläufen verkehren. Die Verbindung<br />
entspreche »dem Bedürfnis, Westeuropa insbesondere<br />
mit Rumänien und generell dem Balkan und der Türkei zu verbinden«,<br />
teilte CFL Multimodal mit. Die wachsende Zahl von<br />
Spediteuren und Produktionsstätten in Rumänien sowie die täglichen<br />
Verkehrsüberlastungen an der ungarisch-rumänischen<br />
Grenze habe großen Einfluss auf die Entstehung gehabt.<br />
Um das Projekt zu realisieren, hat sich CFL mit dem Tochterunternehmen<br />
CFL Cargo sowie Ecco Rail zusammengeschlossen.<br />
Der Zug bietet eine Kapazität von 40 Slots für kranbare und nicht<br />
kranbare Trailer sowie für Container an. Beide Terminals sollen<br />
rund um die Uhr in Betrieb sein und als »Gateway-Hubs« zu anderen<br />
europäischen Ländern fungieren; von Bettembourg-Dudelange<br />
beispielsweise nach Frankreich, Belgien, Deutschland und<br />
Spanien und von Curtici in die Türkei. CFL Multimodal gab an,<br />
dass die Verbindung die CO2-Emissionen im Vergleich zum Straßenverkehr<br />
um rund 22.000 t senken werde.<br />
<br />
ROTTERDAM<br />
Wechsel zu Landstrom<br />
Die Containerterminals von Hutchison Ports ECT Rotterdam<br />
(ECT) werden in den kommenden Jahren mit Landstromanlagen<br />
ausgestattet. ECT hat diesbezüglich Vereinbarungen mit Rotterdam<br />
Shore Power (RSP), einer Partnerschaft zwischen Eneco und<br />
der Port of Rotterdam Authority, getroffen. Die ersten Schiffe sollen<br />
2028 an das Landstromnetz angeschlossen werden. Wenn die<br />
Anlagen an beiden Terminals 2030 betriebsbereit sind, können<br />
jährlich rund 5.000 Seeschiffe an Landstrom angeschlossen werden.<br />
Dadurch werden die CO2-Emissionen im Hafen um rund<br />
35.000 t pro Jahr reduziert.<br />
RSP wird die Landstromanlagen errichten und betreiben, während<br />
ECT und die Port of Rotterdam Authority für die zivile Integration<br />
der Anlagen am Kai und auf dem Terminalgelände sorgen<br />
werden. Die Projekte gehören zu den größten Landstromprojekten<br />
in Europa und umfassen zusammen rund 5 km Kai. Der<br />
Rotterdamer Hafen hat das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden<br />
und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
<br />
Die ETC-Containerterminals werden ab 2028 Landstrom anbieten<br />
© Martens Multimedia<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
LOGISTIK<br />
SH2UNTER@PORTS<br />
Projekt sucht nach Alternativen zum Diesel<br />
Bei der Arbeit im Hafen müssen Rangierloks<br />
enorme Motorleistung aufbringen.<br />
Lassen sie sich trotzdem klimafreundlich<br />
betreiben? Dieser Frage geht das Forschungsprojekt<br />
»sH2unter@ports« auf<br />
den Grund, abgeleitet vom englischen<br />
»shunter« für Rangierlok. Es wird mit<br />
rund 1,2 Mio. € im Rahmen des Nationalen<br />
Innovationsprogramms Wasserstoff-<br />
und Brennstoffzellentechnologie<br />
durch das Bundesministerium für Digitales<br />
und Verkehr gefördert.<br />
Zu Beginn des Projekts konzentrierten<br />
sich sechs Verbundpartner aus Wirtschaft<br />
und Forschung ihre Untersuchungen<br />
zunächst auf den Antrieb mit<br />
Wasserstoff (H2). Dazu statteten sie im<br />
ersten Schritt eine Rangierlok der EVB<br />
mit zahlreichen Messinstrumenten aus.<br />
Wie viel Energie verbraucht die Lok in<br />
Abhängigkeit vom jeweiligen Profil und<br />
Streckennetz der Häfen? Welche Leistungsspitzen<br />
müssen abgedeckt werden?<br />
Diese und viele weitere Daten zeichnete<br />
die Lok über mehrere Wochen bei ihrer<br />
täglichen Arbeit in den Häfen von Bremerhaven<br />
und Hamburg.<br />
Die genauen Messungen bildeten die<br />
Grundlage, um Alternativen zum herkömmlichen<br />
Dieselantrieb im Rangierbetrieb<br />
der Häfen zu prüfen. Wasserstoff<br />
gilt dabei als Energieträger der Zukunft.<br />
Einer der Vorteile ist, dass die Loks schnell<br />
nachgetankt werden können – allerdings<br />
müssen sie das auch häufiger, da der Energieträger<br />
eine geringere Dichte als herkömmlicher<br />
Kraftstoff besitzt. Um zu<br />
Beteiligte der Projektpartner bei der sH2unter@ports-Abschlussveranstaltung in Bremerhaven<br />
überprüfen, was die effizienteste Lösung<br />
ist, wurden im Rahmen des Projekts auch<br />
weitere alternative Antriebe verglichen.<br />
Denkbar wäre auch der Einsatz von<br />
E-Rangierloks mit Batterietechnik, die auf<br />
Teilen des Hafenschienennetzes direkt aus<br />
der Oberleitung mit Ökostrom versorgt<br />
und gleichzeitig ihre Batterien an Bord<br />
aufladen würden. Wo keine Oberleitungen<br />
installiert sind, würden die Rangierloks<br />
dann auf Batteriebetrieb umschalten.<br />
Die Verbundpartner bewerten das einstimmig<br />
als umsetzbare Alternative, vor<br />
allem im Überseehafen Bremerhaven, wo<br />
bereits über 60 % der Hafenbahn elektrifiziert<br />
sind. Der Verbundpartner aus Hamburg,<br />
die HPA, überprüft diese Option<br />
mit einer weiteren Studie, da der Grad der<br />
Elektrifizierung dort geringer ist. Für beide<br />
Varianten gilt indes: Entsprechende,<br />
für den Rangierbetrieb geeignete Loks<br />
gibt es in Deutschland noch nicht am<br />
Markt. Das allerdings soll sich ändern:<br />
Die Alstom Lokomotiven Service GmbH,<br />
eine der Verbundpartnerinnen des Projekts,<br />
ist bereits mit der Entwicklung einer<br />
Wasserstoff-Rangierlok beschäftigt.<br />
Keine Zukunftsmusik mehr, sondern<br />
zumindest in Bremerhaven schon Alltag<br />
und ebenfalls Teil der Untersuchung gewesen<br />
war hingegen die Umstellung der<br />
Rangierlok-Flotten auf hydriertes Pflanzenöl<br />
(HVO). Dieser Treibstoff ist insgesamt<br />
deutlich klimafreundlicher und<br />
biete eine schnell einsetzbare Übergangslösung.<br />
Voraussichtlich im Oktober<br />
werden sich die Projektverantwortlichen<br />
nun ein weiteres Mal in Bremerhaven<br />
treffen, um den Abschlussbericht<br />
abzustimmen.<br />
<br />
© Bremenports<br />
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47
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Effiziente Logistik aus einer Hand<br />
Die Neuss-Düsseldorfer Häfen sehen sich mehr denn je als Dienstleister für das operative<br />
Geschäft des Umschlag- und Bahn-Anbieters RheinCargo. Sascha Odermatt ist einer neuen<br />
Doppelrolle für beide Unternehmen führend tätig. Von Krischan Förster<br />
Auf dem Schreibtisch von Sascha<br />
Odermatt landen seit einigen Wochen<br />
noch mehr Aufgaben. Geschäftsführer<br />
der Neuss-Düsseldorfer Häfen<br />
(NDH) war er bereits, über die Beteiligung<br />
am Krefelder Hafen, wo er zuvor<br />
Hafenchef war, musste er auch schon wachen.<br />
Seit Beginn des Jahres ist er zusätzlich<br />
auch einer von zwei Geschäftsführern<br />
bei RheinCargo, dem Joint Venture<br />
der NDH mit der Kölner HGK für das<br />
Bahn- und Hafengeschäft. Während er<br />
sich um die kaufmännischen Belange<br />
kümmert, verantwortet Götz Jesberg das<br />
operative Geschäft des Logistikverbundes.<br />
»Daraus haben sich neue Anforderungen<br />
ergeben«, sagt Odermatt. Zudem wurde<br />
die RheinCargo neu aufgestellt.<br />
Die einzelnen Bereiche sind jetzt Profitcenter,<br />
davon erhofft man sich mehr<br />
Transparenz und Effizienz. Gleichzeitig<br />
sollen die neuen Strukturen es erleichtern,<br />
neues Geschäft zu generieren<br />
und umzusetzen oder auf sich verändernde<br />
Marktbedingungen besser reagieren<br />
zu können. »Gerade der Bahnbereich<br />
ist in der Vergangenheit gewachsen,<br />
deshalb haben wir es jetzt stärker<br />
segmentiert«, sagt Odermatt.<br />
Dass er nun sowohl für die Infrastrukturgesellschaft<br />
NDH als auch für<br />
den operativen Logistikverbund Rhein-<br />
Cargo zuständig ist, begreift er nicht als<br />
Nachteil. »Wir wollen ja, dass sich Beides<br />
bestmöglich ergänzt.«<br />
In den Neuss-Düsseldorfer Häfen gilt<br />
es, die Voraussetzungen für den Umschlag<br />
auf Straße, Bahn und Straße zu<br />
schaffen, zu erhalten und nach Möglichkeit<br />
zu verbessern. Dazu kommt die klassische<br />
Aufgabe als »Landlord«, also die<br />
Vermietung und Verpachtung der Hafen -<br />
areale. »Wir werden auch künftig schauen,<br />
dass wir umschlagrelevante Unternehmen<br />
bei der Ansiedlung bevorzugen«,<br />
sagt Odermatt. So sollen auf einer<br />
frei gewordenen Hafenfläche künftig<br />
Recycling-Güter umgeschlagen werden.<br />
5 Mio. € für die Infrastruktur<br />
© NDH<br />
In den Neuss-Düsseldorfer Häfen werden vor allem Container umgeschlagen, auch aufs Binnenschiff<br />
In einem Hafen in Stadtlage sei eine Erweiterung<br />
nicht darstellbar. Daher müssten<br />
die vorhandenen Flächen möglichst<br />
sinnvoll vergeben und genutzt werden.<br />
Dazu kommt die Unterhaltung und ständige<br />
Modernisierung der Infrastruktur,<br />
also der Kaianlagen, Gleise und Umschlaganlagen<br />
sowie die eigenen Werkstätten.<br />
Für dieses Jahr stehen etwa<br />
5 Mio. € dafür zu Verfügung. Erst kürzlich<br />
war von der DB InfraGo ein Gelände<br />
übernommen worden, um zusätzliche<br />
Vorstellflächen zu erhalten und die Zugabfertigung<br />
zu verbessern. Die Gesamtinvestitionen<br />
lagen für die vergangenen<br />
zehn Jahre bei mehr als 44 Mio. €.<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Sascha Odermatt<br />
Geschäftsführer bei NDH und RheinCargo<br />
© RheinCargo<br />
Auch traditionelle Massengüter weden in den RheinCargo-Häfen weiter umgeschlagen<br />
Ein anderes, großes Projekt lässt hingegen<br />
weiter auf sich warten. Der geplante<br />
Brückenschlag zum Containerterminal<br />
am Neusser Hafenbecken 5, der sogenannten<br />
Erftsprung, verzögert sich.<br />
Ziel ist es, durch eine verbesserte Anbindung<br />
der Umschlaganlagen an den Bahnhof<br />
Hessentor den Anteil von Bahn und<br />
Binnenschiff am Modal Split weiter zu erhöhen<br />
und die Zahl der Lkw im Hafenund<br />
Stadtgebiet zu verringern.<br />
Voraussetzung für den Baustart wäre<br />
eine Förderung aus dem Bundesprogramm<br />
für KV-Anlagen. Doch aufgrund<br />
der Berliner Haushaltsprobleme stand<br />
zuletzt kein Geld zur Verfügung. Eine Investition<br />
von 60-70 Mio. € kann das<br />
kommunale Unternehmen aus eigener<br />
Kraft nicht stemmen. »Da müssen wir<br />
uns in Geduld üben«, so Odermatt. Gerade<br />
im Containerverkehr sieht er durchaus<br />
noch Wachstumschancen, mit Blick<br />
auf ähnliche Projekte, auch in den Nachbarhäfen<br />
wie Duisburg, »müssen wir allerdings<br />
aufpassen, dass die Balance zwischen<br />
Angebot und Nachfrage stimmt.«<br />
Profitcenter im Bahnbereich<br />
Kernpunkt der strategischen Neuausrichtung<br />
bei RheinCargo war es, die seit<br />
der Gründung im Jahr 2012 parallel operierenden<br />
Hafenbereiche Nord (Neuss/<br />
Düsseldorf) und Süd (Köln) unter der gemeinsamen<br />
Leitung von Lukas Klippel<br />
zusammenzulegen. Im Bereich Bahn wiederum<br />
wurden drei sogenannte Profit-<br />
Center für Fernverkehr, Regionalverkehr<br />
und Werksverkehr etabliert, die für Gewinne<br />
und Verluste in ihren Geschäftsfeldern<br />
selbst verantwortlich sind.<br />
In diesem Jahr laufen die Geschäfte<br />
bislang recht gut. »Wir sind bei allen<br />
wichtigen Zahlen im Plan«, so Odermatt.<br />
Im vergangenen Jahr waren von der<br />
RheinCargo insgesamt 18,5 Mio. t an Gütern<br />
verladen worden, darunter entfielen<br />
12,6 Mio. t auf den wasserseitigen Hafenumschlag.<br />
Die Containermenge an den<br />
KV-Anlagen lag bei 1,2 Mio. TEU.<br />
Ein Großteil der Mengen kommt aus<br />
den Westhäfen Zeebrügge, Antwerpen<br />
und Rotterdam. Ergänzt werden die Containermengen<br />
durch Kontinentalverkehre<br />
von und nach Österreich, Ungarn,<br />
Italien und in die Schweiz. Mit den Bahnen<br />
wurden bei einer Flotte von 100 eigenen<br />
Lokomotiven eine Verkehrsleistung<br />
2,6 Mrd. tkm erbracht und insgesamt<br />
19 Mio. t transportiert.<br />
Doch die Aussichten für die kommenden<br />
Monate sind auch von Sorgen<br />
überschattet. Neben der konjunkturellen<br />
Schwäche drohen vor allem auf der<br />
Schiene größere Belastungen durch die<br />
Baustellen, den Anstieg der Trassenpreise<br />
und die anderen Logistikprobleme bei<br />
der Deutschen Bahn. »Das wird für uns<br />
noch herausfordernd«, sagt Odermatt. <br />
Vor allem im Werkverkehr ist die Bahnsparte von RheinCargo mit eigenen Loks unterwegs<br />
© RheinCargo<br />
Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH)<br />
Die Neuss-Düsseldorfer Häfen<br />
(NDH) entstanden im Jahr 2003<br />
durch den Zusammenschluss der<br />
Rheinhäfen Neuss (gebaut 1835)<br />
und Düsseldorf (eröffnet 1896)<br />
zum damals drittgrößten Binnenhafen<br />
in Deutschland. An der Hafengesellschaft<br />
in Krefeld sind die<br />
NDH mit 49 % beteiligt.<br />
Zusammen mit der Häfen und<br />
Güterverkehr Köln AG (HGK)<br />
wurde im August 2012 RheinCargo<br />
mit Sitz in Neuss als Joint Venture<br />
für das operative Geschäft in<br />
den Häfen sowie für eigene Bahn -<br />
verkehre gegründet.<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
49
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Deltaport: Auf der richtigen Spur<br />
Die Binnenhäfen am Niederrhein nehmen eine wichtige Schlüsselrolle zwischen den<br />
Seehäfen und dem Hinterland ein. Die Standorte in Orsoy, Voerde, Wesel und Emmerich,<br />
organisiert von Deltaport, bieten große Potenziale. Von Herrmann Garrelmann<br />
Die GSR-Anlage zur Entgasung entsteht fast in unmittelbarer Nähe zum Hafen<br />
© Deltaport<br />
Nach der Gründung von Deltaport in<br />
2012 und der Errichtung der namensgleichen<br />
Marketinggesellschaft in<br />
2018 ging die Entwicklung noch rascher<br />
voran. Viele Neuansiedlungen mit Relevanz<br />
für die Binnenschifffahrt konnten<br />
seitdem realisiert werden.<br />
Eine der jüngsten Ansiedlungen wurde<br />
vor einigen Monaten abgeschlossen. Auf<br />
dem Hafenterminal in Wesel eröffnete<br />
das Nordfrost-Kühlhaus, mit dem sich<br />
neue Möglichkeiten für eine nachhaltige<br />
Supply Chain anbieten. Seit Juli laufen<br />
bei Nordfrost in Wesel die ersten Waren<br />
von Kundenseite ein. Das Kühlhauses<br />
bietet rund 25.000 multi-temperierbare<br />
Palettenstellplätze, vorrangig ausgelegt<br />
für die Bereiche TK und Frische. Darüber<br />
hinaus können die Hallen auch ambient<br />
bis +18° C und als Trockenlager betrieben<br />
werden.<br />
Das Kühlhaus ist ein entscheidender<br />
Bestandteil im Konzept des »Cool Corridor«,<br />
wie Nordfrost-Niederlassungsleiter<br />
Carsten Fricke erklärt: »Es wird eine<br />
Magnetwirkung entfalten und Kühlcontainer,<br />
die bisher zumeist im Landverkehr<br />
von und zu den Westhäfen Rotterdam<br />
und Antwerpen transportiert werden,<br />
auf den Wasserweg des Rheins ziehen.<br />
Kunden sparen 65 % CO2<br />
Allein durch die Verlagerung der Verkehre<br />
auf den Wasserweg sparen Kunden pro<br />
Container mehr als 65 % CO2 ein – ein<br />
maßgeblicher Beitrag zur Erreichung von<br />
Nachhaltigkeitszielen.« Der so genannte<br />
»Cool Corridor«, der auch tägliche Binnenschiffsverkehre<br />
von und zu den ARA-<br />
Häfen nutzen kann, wird von Nordfrost<br />
gemeinsam mit dem Hafenverbund DeltaPort<br />
und dem Port of Rotterdam promotet.<br />
Das Konzept des »Cool Corridor«<br />
entfaltet seine besonders nachhaltige<br />
Wirkung auch durch die Kombination<br />
verschiedener Serviceleistungen auf dem<br />
Terminal. Dort stehen zahlreiche Reeferplugs<br />
als Stromanschluss für lagernde<br />
Kühlcontainer zur Verfügung. Alternativ<br />
können diese auch am Kühlhaus gestaut<br />
und entladen werden. Durch die Lage direkt<br />
auf dem Terminalgelände unterliegt<br />
die Abwicklung nicht der strengen Gewichtsbeschränkung,<br />
die beim LKW-<br />
Transport gelten. Die Container können<br />
bei Beladung mit schweren Gütern besser<br />
ausgelastet werden. Das angeschlossene<br />
Containerdepot bietet sämtliche Container<br />
Services inklusive Reinigung und Reparatur.<br />
So können am Kühlhaus entladene<br />
Container direkt für die nächste<br />
50 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Beladung aufbereitet werden. Leertransporte werden so vermieden.<br />
Hierzu trägt auch die auf dem Terminal stattfindende<br />
behördliche Kontrolle der aus Drittländern im- oder exportierten<br />
Lebensmittel bei. Das Kühlhaus ist an das europaweite Transport-Netzwerk<br />
der Nordfrost angeschlossen, so dass vor- und<br />
nachlaufende Transporte bis hin zur Verteilung der Kühlgüter an<br />
die Empfänger auf kürzesten und schnellsten Wegen erfolgen.<br />
Um die Schonung der Umwelt geht es auch bei einem anderen<br />
aktuellen Projekt in Wesel. Ende 2023 hat die GS-Recycling<br />
GmbH & Co. KG (GSR) die wasserrechtliche Genehmigung für<br />
eine Anlage zur Entgasung von Binnenschiffen erhalten.<br />
Die sichere Entgasung und Reinigung von Binnenschiffen sowie<br />
die Verarbeitung von Altölen ist inzwischen gesetzlich vorgegeben.<br />
»Ich freue mich, dass die GSR die finale Genehmigung<br />
für ihren neuen Anlagenkomplex in Wesel erhält, denn das Vorhaben<br />
unterstreicht das Engagement für einen umweltschonenden<br />
Umgang mit Ressourcen und ist ein wichtiger Schritt<br />
in Richtung Umweltschutz und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung<br />
in unserer Region«, bekannte der Düsseldorfer Regierungspräsident<br />
Thomas Schürmann bei der Übergabe der Genehmigung<br />
am Standort der GSR im Rhein-Lippe-Hafen Wesel. »Mit<br />
dem Beschluss sind nun alle erforderlichen Genehmigungen vollständig<br />
und wir können mit der weiteren Umsetzung des Projektes<br />
im Rhein-Lippe-Hafen fortfahren«, freute sich GSR-Chef<br />
Guido Schmidt.<br />
Schiffsterminal soll 2027 in Betrieb gehen<br />
Seit dem Erhalt der Genehmigungen im Dezember 2023 laufen<br />
die weiteren Planungen für die Inbetriebnahme des Schiffsterminals<br />
auf Hochtouren und es wurden einige Gespräche auch mit<br />
Ingenieurbüros geführt. »Der Start der ersten Baumaßnahmen<br />
bezüglich unseres Schiffsterminals ist für Anfang Februar 2025<br />
vorgesehen, nach aktuellem Ermessen. Wir gehen davon aus,<br />
dass wir Mitte 2027 die ersten operativen Tätigkeiten am Schiffsterminal<br />
durchführen können, Verzögerungen können hier jedoch<br />
leider auftreten im weiteren Verlauf«, sagt Lars Giesen von<br />
der KS-Recycling, zu der die GSR gehört.<br />
Die GSR wird eine Anlage zur Reinigung und Entgasung von<br />
Schiffen errichten, die jährlich bis zu 600.000 t Abfälle, Abwässer<br />
und Rückstände aus der Binnenschifffahrt aufnehmen und aufbereiten<br />
kann. Dafür sollen mehrere Güterschiffe zugleich an einem<br />
neuen Terminal abgefertigt werden können. Mittels der angeschlossenen<br />
Entsorgungs- und Recyclingstruktur lassen sich<br />
die Gase zur Dampferzeugung nutzen. Der so erzeugte Strom soll<br />
unter anderem einen Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff<br />
betreiben. In einem zweiten Schritt ist geplant, die Verarbeitung<br />
von Altölen zu Grundölen der Gruppe III mit höchstwertigen<br />
Einsatzmöglichkeiten anzugehen. Dies ist ein Bereich,<br />
in dem die KSR-Gruppe schon seit Jahrzehnten erfolgreich tätig.<br />
In dem neuen Arbeitsbereich sollen »Dutzende von Arbeitsplätzen«<br />
entstehen.<br />
Dass Deltaport mit seiner Strategie und der entsprechenden<br />
Umsetzung auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich auch durch die<br />
Auszeichnung der Swiss Life Asset Managers mit dem Immobilienmanager-Award.<br />
Mit dieser Auszeichnung werden seit 2008<br />
die besten Projekte, Unternehmen, Persönlichkeiten, Ideen und<br />
Dienstleistungen der Immobilienwirtschaft belobigt. Mit dem<br />
von Swiss Life entwickelten Logistics-Leuchtturmprojekt Deltaport<br />
I setzte sich ein Weseler Projekt in der Kategorie »Projektentwicklung<br />
Neubau« gegen hochkarätige Konkurrenz durch.<br />
So stellen sich die Planer die Anlage vor<br />
Das über 155.000 m2 große Logistikzentrum überzeugte die<br />
Fachjury mit seiner ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit,<br />
die neue Maßstäbe in der Logistikbranche setze. Ein hochmodernes<br />
und nachhaltiges Energiekonzept mit Fokus auf Geothermie,<br />
Fotovoltaik und intelligenten Speichersystemen sorgt<br />
dafür, dass das Objekt klimaneutral betrieben und auf fossile<br />
Brennstoffe verzichtet werden kann. Zusätzlich setzt das Design<br />
mit einladenden und lichtdurchflutenden Räumlichkeiten sowie<br />
hochwertiger Ausstattung das Thema Mitarbeiter-Well-Being in<br />
den Fokus.<br />
Neben den Bemühungen um weitere Ansiedlungen entfaltet<br />
Deltaport gleich mehrfach Aktivitäten für eine gelingende Zukunft.<br />
So ist der Hafenverbund sowohl Mitinitiator von Eco-<br />
Port-813, einem Förderverein für Wasserstoff und nachhaltige<br />
Energie e.V. als auch Mitwirkender an der Initiative Magpie. Das<br />
Ziel von Magpie ist es, einen Durchbruch bei der Versorgung und<br />
Nutzung grüner Energieträger im Verkehr zu, von und innerhalb<br />
von Häfen zu erzwingen. Die Magpie-Partner entwickeln einen<br />
Masterplan für europäische Grüne Häfen, eine Roadmap und ein<br />
Handbuch, um die Entwicklung nachhaltiger maritimer und europäischer<br />
Binnenhäfen zu beschleunigen.<br />
<br />
Ideale Standortfaktoren<br />
für resiliente und nachhaltige Logistik<br />
optimale Lage zu den ARA-Häfen und zum Ruhrgebiet<br />
Logistiklösungen aus einer Hand<br />
mit eigener Bahn und Bahninfrastruktur<br />
trimodale Verkehrsanbindung<br />
Umschlag von Schütt-, Stück- und Flüssiggütern<br />
sowie Containern<br />
15 ha Flächenpotential für hafenaffine<br />
Gewerbe- und Industriebetriebe<br />
DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH Orsoy - Voerde - Wesel - Emmerich<br />
info@deltaport-niederrheinhaefen.de | www.deltaport-niederrheinhaefen.de<br />
© Deltaport<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
51
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Port Emmerich schließt Erweiterung ab<br />
Der Port Emmerich, der zur Dachmarke Deltaports gehört, erreicht inzwischen<br />
sein Maximum am bisherigen Standort. Letzter Schritt dahin war die Erweiterung der<br />
Umschlagfläche im Hafenbereich. Von Herrmann Garrelmann<br />
Planmäßig und schon im vergangenen<br />
Jahr konnte die Erweiterung des Emmericher<br />
Hafens abgeschlossen werden.<br />
Damit vergrößerten sich die Möglichkeiten<br />
zum Containerumschlag, nach einer<br />
kleineren Erweiterung um 4000 m2<br />
zwei Jahre zuvor, um weitere weitere<br />
8.000 m2. Zur Stärkung des trimodal angeschlossenen<br />
Hafens wurden für diese<br />
Maßnahme rund 4 Mio. € investiert. Das<br />
Vorhaben erhielt dabei eine Förderung<br />
vom Bund gemäß der Richtlinie für<br />
Kombinierten Verkehr. Zur Umsetzung<br />
der Maßnahme brauchten die Projektverantwortlichen<br />
nach dem Spatenstich<br />
rund ein halbes Jahr.<br />
Auf dem direkt an den vorhandenen<br />
Flächen angrenzenden Areal wurden<br />
neue Stellplatzkapazitäten und Umschlagmöglichkeiten<br />
für Container geschaffen.<br />
Damit reagiert man am Niederrhein<br />
auf die Entwicklung in der globalen<br />
Logistik, die durch externe Faktoren wie<br />
etwa den Stau im Suez-Kanal oder die<br />
weltweiten Lieferengpässe infolge der<br />
Corona-Pandemie deutlich volatiler geworden<br />
sind.<br />
Wichtiger Schritt für Entwicklung<br />
»Mit den neuen Stellplatzkapazitäten und<br />
Umschlagmöglichkeiten können wir nun<br />
viel besser und flexibler auf Warenströme<br />
reagieren«, sagt Arndt Wilms, Prokurist<br />
der Port Emmerich – Infrastruktur- und<br />
Immobiliengesellschaft mbH (PE). Tobias<br />
Mies, Geschäftsführer der PE, ergänzt:<br />
»Deswegen ist der Abschluss der Erweiterung<br />
ein wichtiger Schritt für die künftige<br />
Entwicklung des Hafens.« Mies hatte<br />
kurz zuvor die Nachfolge von Udo Jessner<br />
angetreten, der sich in den Ruhestand<br />
verabschiedete.<br />
Für die Erweiterung mussten 26.000 t<br />
Boden ab- und 23.300 t RC-Material als<br />
Trag- und Frostschutzschicht antransportiert<br />
werden. Anschließend wurde die<br />
Fläche asphaltiert. Um das Umfeld künftig<br />
vor Lärmbelästigung durch Containerumschlag<br />
zu schützen, hat die Port<br />
Emmerich Infrastruktur- und Immobiliengesellschaft<br />
mbH als Bauherr eine<br />
Die beiden Containerkräne am Hafen Emmerich werden zukünftig ausgetauscht<br />
Schutzwand aus 24 Seecontainern errichten<br />
lassen. Betreiber der Erweiterungsfläche<br />
– wie des gesamten Containerterminals<br />
– ist die Contargo Rhein-Waal-<br />
Lippe GmbH.<br />
Standortvorteil für Kunden<br />
Durch das neue Areal wächst der Emmericher<br />
Hafen auf eine Gesamtfläche von<br />
56.000 m2 an. Mit einem Umschlag von<br />
rund 100.000 TEU jährlich hat sich der<br />
Containerhafen, der in unmittelbarer Nähe<br />
zu den Niederlanden liegt, sehr erfreulich<br />
entwickelt. Der Hafen ist trimodal<br />
erschlossen und punktet darüber hinaus<br />
mit seiner hohen Taktung zu den Überseehäfen:<br />
Kein deutscher Binnenhafen<br />
liegt so nah an den ARA-Häfen wie der<br />
Port Emmerich. Zudem ist die unmittelbare<br />
Nachbarschaft zu den Niederlanden<br />
und die Nähe zu den Absatzmärkten Niederrhein,<br />
Rhein-Ruhr und dem Münsterland<br />
ein Standortvorteil für Kunden und<br />
Investoren.<br />
Nach der abgeschlossenen Erweiterung<br />
geht der Blick nun in Richtung<br />
Zukunft. Als nächstes Projekt sollen zwei<br />
neue Kranbrücken in Betrieb gehen. Die<br />
erste für 2025 vorgesehene Kranbrücke<br />
von Künz liegt planungsmäßig im Soll.<br />
Bei der zweiten Brücke hofft man auf<br />
mögliche Co-Finanzierung. Da sei, so ist<br />
vom Hafen zu hören, noch nicht alles im<br />
sicheren Bereich. »Die neuen Kranbrücken<br />
werden so ausgelegt, dass die Lastspitzenzeiten<br />
um bis zu 20 % reduziert<br />
werden können«, sagt Marcel Lueb, Projektingenieur<br />
bei PE, der das Projekt begleitet.<br />
»Zudem ermöglicht die eingeplante<br />
Rekuperation Energieeinsparpotentiale<br />
ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich,<br />
abhängig von den vorherrschenden<br />
Betriebsbedingungen.«<br />
Auftrieb für Deltaport<br />
Die Erweiterungs- und Erneuerungspläne<br />
in Emmerich geben auch dem gesamten<br />
Hafenverbund der DeltaPort Niederrheinhäfen<br />
weiteren Auftrieb. Zu dem<br />
Verbund haben sich der Hafen Emmerich,<br />
die Häfen der DeltaPort GmbH &<br />
Co. KG (Rhein-Lippe-Hafen Wesel,<br />
Stadthafen Wesel, Hafen Voerde-<br />
Emmelsum) und der NIAG-Hafen<br />
Rheinberg-Orsoy zusammengeschlossen.<br />
Ziel ist es, die Binnenhäfen am Niederrhein<br />
zu stärken und als gemeinsamer<br />
Standort nördlich von Duisburg aufzutreten.<br />
Dabei bilden die Standorte das<br />
gesamte logistische Portfolio ab. <br />
© Herrmann Garrelmann<br />
52 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Duisport eröffnet Super-Terminal<br />
Nach einer mehrere Monate langen Bauphase ist nun das Duisburg Gateway Terminal<br />
(DGT) eröffnet worden. Es ist das größte trimodale Hinterland-Containerterminal in<br />
Europa und auf klimaneutralen Betrieb ausgelegt<br />
Auf der ehemalige Kohleinsel in Duisburg<br />
hat die Hafengesellschaft Duisport<br />
ein Terminal der Superlative errichtet.<br />
Nach Abschluss der ersten Bauphase<br />
nimmt es eine Fläche von fast<br />
150.000 m2 ein. Gleichzeitig wurde es auf<br />
einen klimaneutralen Betrieb ausgelegt:<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts »enerPort<br />
II« wird im Terminal ein nachhaltiges,<br />
auf Wasserstoff basierendes<br />
Energiekonzept umgesetzt, das einen hohen<br />
Autarkiegrad ermöglichen soll.<br />
Zur Eröffnung am 16. September kündigte<br />
sich im Vorfeld politische Prominenz<br />
an: Hendrik Wüst, Ministerpräsident<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt<br />
Duisburg, Vertreter des Bundesverkehrsministeriums<br />
sowie aus dem Bundeswirtschaftsministerium.<br />
Die Hafenwirtschaft<br />
vertreten die DGT-Geschäftsführer<br />
Sven Zölle und Christoph Kahlert,<br />
Vertreter der Gesellschafter duisport,<br />
HTS, Hupac und PSA sowie weitere<br />
Projektpartner.<br />
mit 730 m Länge und mehrere Liegeplätze<br />
für Binnenschiffe zur Verfügung,<br />
die mit Landstromanlagen ausgerüstet<br />
werden.<br />
Rolls-Royce liefert seine neueste mtu-<br />
Wasserstofftechnologie, um das Terminal<br />
nachhaltig mit elektrischer Energie und<br />
Wärme zu versorgen: Dabei handelt es<br />
sich um Brennstoffzellen-Lösungen für<br />
die elektrische Spitzenlast-Abdeckung<br />
sowie Wasserstoff-Blockheizkraftwerke.<br />
Ein intelligentes lokales Energienetz<br />
koppelt und steuert erneuerbare Energien<br />
in Gestalt von Photovoltaik- und<br />
wasserstoffbasierten Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsanlagen mit elektrischen, thermischen<br />
Energiespeichern sowie Wasserstoffspeichern<br />
und Verbrauchern wie<br />
Landstrom, Ladesäulen und Krananlagen.<br />
Auch eine zukünftige Versorgung<br />
angrenzender Quartiere soll<br />
theoretisch möglich sein.<br />
KF<br />
Binnenschiff mit 40 % Anteil<br />
Geplant ist ein »revolutionärer« Modal<br />
Split, der 40 % der Transporte per Bahn,<br />
40 % per Binnenschiff und lediglich 20 %<br />
per Lkw vorsieht. Dafür stehen sechs Portalkran-Anlagen,<br />
zwölf Ganzzuggleise<br />
Visualisierung des neuen Duisburg Gateway Terminals<br />
© Duisport<br />
Driving Innovation<br />
and Sustainability<br />
Ein Schiffsdesign setzt Maßstäbe:<br />
Diesel-elektrisch angetrieben, Future-<br />
Fuel-Ready, tiefgangoptimiert und<br />
Solarmodule für erneuerbare Energien<br />
an Deck – unser GMS HELIOS macht<br />
nachhaltige Lieferketten möglich.<br />
Follow us<br />
www.hgkshipping.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
53
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
125 Jahre Dortmunder Hafen<br />
Einst Wasserbahnhof, bald Zentrum für Wasserstoff: Zum runden Geburtstag kamen Gäste<br />
aus Politik und Wirtschaft zusammen, um die bewegte Vergangenheit des Dortmunder<br />
Hafens zu würdigen – und einen Blick in die Zukunft zu wagen<br />
Der Geburtstag des Dortmunder Hafens wurde feierlich begangen<br />
© Dortmunder Hafen AG<br />
Wichtige Logistikdrehscheibe, regionaler<br />
Wirtschaftsmotor und<br />
Garant der kommunalen Daseinsvorsorge:<br />
Bei der Feier zum 125. Geburtstag<br />
des Dortmunder Hafens am 30. August<br />
brachten die Gäste ihre Wertschätzung<br />
zum Ausdruck.<br />
»Was 1899 als Wasserbahnhof der<br />
Montanindustrie begann, ist heute ein<br />
modernes Logistikzentrum und Dortmunds<br />
größtes zusammenhängendes<br />
Industriegebiet, das Arbeitsplätze sichert<br />
und die Wertschöpfung stärkt«,<br />
sagte Bettina Brennenstuhl, Vorständin<br />
der Dortmunder Hafen AG. Der Hafen<br />
sei zugleich ein Ort für Zukunftsprojekte,<br />
die zur Ansiedlung von Wasserstofftechnologie<br />
oder zur Verkehrswende<br />
beitragen. »Ökonomie und Klimaschutz<br />
gehen im Dortmunder Hafen Hand in<br />
Hand.«<br />
Jendrik Suck, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Dortmunder Hafen AG, ergänzte<br />
in seiner Begrüßung: »Der Güterverkehrshafen<br />
und das damit verbundene<br />
Industriegebiet sind ein bedeutender<br />
Wirtschaftsfaktor, den es auch künftig zu<br />
fördern, zu unterstützen und vor negativen<br />
Einflüssen zu schützen gilt, sei es<br />
durch kontinuierliche Optimierungen<br />
der Verkehrsanbindung oder der Wiedererschließung<br />
von Gewerbeflächen.«<br />
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas<br />
Westphal betonte in seinem Grußwort,<br />
dass der Hafen widerspiegle, »wie die<br />
ganze Stadt immer an einem Strang gezogen<br />
und sich Herausforderungen gemeinsam<br />
gestellt hat.«<br />
Ein Grußwort richtete auch Oliver Krischer,<br />
Minister für Umwelt, Naturschutz<br />
Dortmunder Hafen<br />
Der im August 1899 eröffnete<br />
Dortmunder Hafen ist mit zehn<br />
Hafenbecken und 11 km Uferlänge<br />
Dortmunds größtes zusam -<br />
menhängendes Industriege biet<br />
und ein landesbedeutsames, trimodales<br />
Güterverkehrszentrum.<br />
Der Hafen ist Warendreh scheibe<br />
für das gesamte Ruhrgebiet, die<br />
angrenzenden Regio nen sowie<br />
für die Seehäfen Antwerpen, Rotterdam<br />
und Amsterdam und die<br />
deutschen Seehäfen.<br />
und Verkehr des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen an die rund 100 geladenen<br />
Gäste: »Wo früher Kohle und Erze umgeschlagen<br />
wurden, sind es heute Güter der<br />
erneuerbaren Energien und klimafreundliche<br />
Transportalterna tiven, die<br />
ihren Platz in den Häfen gefunden haben.<br />
In den Häfen beginnt die Zukunft.«<br />
Dass Häfen aufgrund ihrer Versorgungsfunktion<br />
und der politisch gewollten<br />
Beiträge zu Verkehrs- und Energiewende<br />
an vielen Stellen Unterstützung<br />
von Bund, Land und Kommune erfahren<br />
können, verdeutlichte eine Podiumsdiskussion<br />
mit dem Titel »Nordrhein-Westfalens<br />
Häfen – ausreichend Rückenwind<br />
für neue Zukunftsaufgaben?«<br />
Bei Hafenrundfahrten konnten sich die<br />
Festgäste, darunter auch Heinrich Böckelühr,<br />
Regierungspräsident der Bezirksregierung<br />
Arnsberg sowie die Vorstände<br />
der Dortmunder Stadtwerke AG<br />
(DSW21), anschließend einen Überblick<br />
über das logistische Potenzial des Dortmunder<br />
Hafens verschaffen. Eine Ausstellung<br />
von Hafenunternehmen zu den<br />
im Industriegebiet hergestellten oder<br />
umgeschlagenen Gütern rundete die Jubiläumsveranstaltung<br />
ab.<br />
JW<br />
54 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Allianz gegen den Klimawandel<br />
Wetterextreme schlagen sich direkt in der Binnenschifffahrt nieder: Hoch- und<br />
Niedrigwasserphasen können ganze Lieferketten unterbrechen. Um sich auf diese Fälle<br />
vorzubereiten, haben mehrere Häfen das Projekt »CRANE« entwickelt<br />
Der Hafen Karlsruhe nimmt gemeinsam mit weiteren Rheinhäfen am Resilienz-Projekt »CRANE« teil<br />
© KVVH<br />
Seit Jahren häufen sich extreme Wetterereignisse<br />
in Europa. Mal sind es<br />
starke Regenfälle, die zu meterhohen Pegelständen<br />
führen, mal lange Dürrezeiten,<br />
in denen das Wasser so weit zurückgeht,<br />
dass manche Flüsse kaum noch<br />
befahrbar sind. Auf solche Ereignisse<br />
vorbereitet zu sein, ist für die Binnenschifffahrt<br />
und insbesondere für Häfen<br />
von enormer Bedeutung.<br />
Aber: »Bis heute hat kein einziger Binnenhafen<br />
eine Anpassungsstrategie –<br />
weltweit«, erklärte Manfred Rausch, der<br />
das Projekt »CRANE« vom Straßburger<br />
Hafen aus leitet. »CRANE« steht für »Climate<br />
Resilience and Adaption Network«,<br />
zu Deutsch etwa »Netzwerk für Klima-<br />
Resistenz und -Anpassung« und ist ein<br />
Zusammenschluss von sieben Häfen am<br />
Oberrhein. Sie arbeiten seit Juli 2023 daran,<br />
Strategien und Maßnahmen zu entwickeln,<br />
um ihre Infrastruktur auf extreme<br />
Wetterphänomene vorzubereiten.<br />
Jeder der teilnehmenden Häfen – Mannheim,<br />
Ludwigshafen, Karlsruhe, Straßburg,<br />
Kehl, Mulhouse und Basel – kooperiert<br />
mit Forschungseinrichtungen wie<br />
dem Fraunhofer-Institut IAIS, um Risiken<br />
zu analysieren und zu bewerten. Dazu<br />
gehört unter anderem der Wasserpegel,<br />
aber auch Hitze, die Wahrscheinlichkeit<br />
von Stürmen oder ein sinkender<br />
Grundwasserspiegel, der zu einer<br />
Instabilität des Bodens führen könnte.<br />
Maßnahmen für jeden Hafen<br />
Auf dieser Grundlage sollen im nächsten<br />
Schritt Maßnahmenkataloge und Handlungsoptionen<br />
entworfen werden, in denen<br />
auch eine Rangfolge und Priorisierung<br />
festgelegt wird; sowohl für die einzelnen<br />
Häfen als auch standortübergreifend.<br />
Sogenannte »Kaskadeneffekte«<br />
spielen dabei ebenfalls eine Rolle. In jedem<br />
Hafen werden Schlüsselfaktoren<br />
identifiziert, die es besonders zu stärken<br />
gilt, um gleichzeitig andere zu schützen.<br />
Erste Ansätze aus dem »CRANE«-Projekt<br />
werden bereits erprobt. Der Baseler<br />
Hafen testet beispielsweise den kühlenden<br />
Effekt weiß angestrichener Gebäude<br />
sowie Schichtpläne, die in heißen Sommermonaten<br />
entsprechend angepasst<br />
werden, um eine Überlastung der Mitarbeitenden<br />
zu vermeiden.<br />
Die Kosten für das Projekt belaufen<br />
sich auf etwa 1,44 Mio €. Zu 60 % wird es<br />
von Interreg unterstützt, einem EU-Förderprogramm<br />
für grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit am Oberrhein zwischen<br />
Deutschland, Frankreich und der<br />
Schweiz. Die Laufzeit des Projekts endet<br />
am 31. Dezember 2025.<br />
RD<br />
Projekt »CRANE«<br />
Laufzeit: 01.07.2023 – 31.12.2025<br />
Gesamtkosten: ca. 1,44 Mio. €<br />
Förderfähig: ca. 1,37 Mio. €<br />
Teilnehmende Regionen:<br />
Schweiz<br />
Elsass<br />
Baden-Württemberg<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Weitere Informationen:<br />
www.interreg-oberrhein.eu<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
55
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Braunschweiger Hafen feiert und plant<br />
Vor 90 Jahren begann mit der Eröffnung des Mittellandkanals offiziell der Umschlag an<br />
den Kaikanten. Nach der obligatorischen Feier richtet sich der Blick in die Zukunft: Mit dem<br />
Wegfall der Kohle müssen neue Güter und Geschäfte gefunden werden. Von Krischan Förster<br />
Ein Hafen wird nicht aller Tage 90 Jahre<br />
alt, und wenn es dann soweit ist, ist<br />
auch die politische Prominenz nicht weit.<br />
In Braunschweig ließ es sich der niedersächsische<br />
Wirtschaftsminister Olaf Lies<br />
nicht nehmen, persönlich zu gratulieren.<br />
Gelegen am Mittellandkanal bei<br />
km 219 und an der Autobahn A 2 ist es<br />
Braunschweig einer der wichtigsten Häfen<br />
des Landes. Schon um das Jahr 1.000<br />
gab es einen Stapel- und Umschlagplatz<br />
an der Oker. Der heutige Hafen entstand<br />
mit dem Bau der wichtigen Ost-West-<br />
Kanalverbindung im Jahre 1934. In den<br />
1970er Jahren wurden die beiden Parallelhäfen<br />
auf eine Breite von 20 m Breite,<br />
eine Länge von 100 m und 300 m sowie<br />
auf eine Tiefe von 4 m ausgebaut. Seit<br />
2001 gibt es ein Containerterminal, heute<br />
eine der Hauptstützen des Umschlags<br />
von jährlich etwa 1 Mio. t.<br />
Hafenchef Jens Hohls konnte zur Feierstunde<br />
an einem Freitag Vormittag im<br />
August rund 140 Gäste willkommen heißen,<br />
»das hat mich sehr überrascht und<br />
gefreut«, sagt Hohls. Neben Lies war<br />
auch BÖB-Präsident Joachim Zimmermann<br />
angereist, hauptamtlich Geschäftsführer<br />
der nicht gerade nahe gelegenen<br />
Bayernhafen-Gruppe. Schon die<br />
Geschichte dieses Standortes ist interessant,<br />
die Gegenwart aber nicht minder.<br />
Nach dem Wegfall der Kohle muss sich der Hafen<br />
Braunschweig neue Ladungsgüter suchen<br />
Festakt zum 90. Geburtstag, unter anderem mit dem Braunschweiger Hafenchef Jens Hohls (li.),<br />
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (2.v.r.) und BÖB-Präsident Joachim Zimmermann (re.)<br />
Wie in anderen Häfen auch, erlebte<br />
Braunschweig erst jüngst eine Zäsur. Ende<br />
April, also vor weniger als einem halben<br />
Jahr, ging die letzte Fuhre Kohle aus<br />
dem Hafen zum nahegelegenen HKW-<br />
Kraftwerk. Mit zuletzt noch 100.000 t<br />
oder 10 % Anteil war das »schwarze<br />
Gold« eine der wichtigsten Gütergruppen.<br />
»Damit ist jetzt Schluss«, sagt<br />
Hohls. Künftig muss diese Menge kompensiert<br />
werden, wenn das aus der Vergangenheit<br />
gewohnte Umschlagvolumen<br />
gehalten werden soll.<br />
Dabei hatte Braunschweig die Corona-<br />
Krisenjahre vergleichsweise gut abgewettert,<br />
bei Containern 2022 sogar das<br />
beste Ergebnis in der Geschichte abgeliefert.<br />
»Inzwischen bündeln sich aber<br />
viele äußere Einflüsse, die unser Wirken<br />
belasten«, sagt Hohls. Der Wegfall der<br />
Kohle ist nur ein Faktor. Dazu kommt die<br />
Krise der Bauwirtschaft, ein Rückgang<br />
des lange Jahre starken Holz-Exports<br />
nach Asien und sogar wieder Einbußen<br />
bei containerisierter Ware.<br />
Auch die geplante Erweiterung des Containerterminals<br />
ist ins Stocken geraten. Für<br />
etwa 3,5 Mio. € soll das heute 38.000 m2<br />
große Areal um 10.000 m2 erweitert werden.<br />
80 % der Investitionssumme werden<br />
aus der KV-Förderung des Bundes benötigt.<br />
»Erst sind wir eine Zeit lang hinter<br />
dem Baurecht hergelaufen, dann kam die<br />
Haushaltssperre in Berlin«, berichtet<br />
Hohls. Nun wird in Aussicht gestellt, dass<br />
Braunschweig 2025 mit dabei sein könnte.<br />
Am Bedarf hegt Hohls keine Zweifel, global<br />
würden die Mengen auch in Zukunft<br />
zunehmen, also auch im Hinterland.<br />
Es gibt aber auch gute Nachrichten:<br />
Beim Ausbau des Stichkanals in Salzgitter<br />
erfolgt ein Großteil der Baustellenlogistik<br />
über Braunschweig. Ein bimodales Terminal<br />
(Straße-Schiene) wird vom privaten<br />
Investor Helrom gerade fertiggestellt.<br />
Von dort sollen dann werktäglich<br />
Züge nach Wien rollen. Auch wachsen die<br />
Mengen bei einigen Gütergruppen wie<br />
Düngemittel oder Altreifen für den Export<br />
nach Indien gegen den Trend. Statt<br />
der Kohle verbrennt das Kraftwerk jetzt<br />
Altholz, auch das muss herangeschafft<br />
werden.<br />
Gute Perspektiven sieht der Hafenchef<br />
auch für Schwertransporte via Braunschweig.<br />
Im Binnenland steht das Repowering<br />
vieler Windkraftanlagen an. Sowohl<br />
die neuen Anlagenteile, vor allem<br />
aber die abmontierten Turm- und Turbinenteile<br />
könnten über die Kaikanten gehen.<br />
»Wir sind in den Häfen daran gewöhnt,<br />
uns immer wieder anpassen zu<br />
müssen, und das tun wir auch jetzt«, so<br />
Hohls.<br />
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56 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
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A-Rosa begrüßt neue Auszubildende<br />
Die A-Rosa Flussschiff GmbH hieß im<br />
August neue Auszubildende der Fachrichtung<br />
Tourismuskaufmann/-frau für<br />
Privat und Geschäftsreisen an Bord des<br />
Hauptquartiers in Rostock willkommen.<br />
Sören Thede wird in der dreijährigen<br />
Ausbildung in den verschiedenen Abteilungen<br />
wie beispielsweise dem Marketing,<br />
dem Sales-Bereich und dem Yield<br />
alle wichtigen Inhalte vermittelt bekommen<br />
und erhält im Herbst Unterstützung<br />
von einer weiteren jungen Touristikerin,<br />
die ihre Ausbildung zu einem späteren<br />
Zeitpunkt starten wird. Beide werden<br />
gemeinsam an der Seite der Auszubildenden<br />
Laura Tylko und Tami Eberhardt<br />
(2. Lehrjahr) sowie Amy Klut, Anna<br />
Buttler und Ben Lockenvitz (3. Lehrjahr)<br />
ihren Karriereweg im Tourismus<br />
bei A-Rosa beginnen, wie das Unternehmen<br />
mitteilte.<br />
Für A-Rosa habe Ausbildung eine lange<br />
Tradition, in welcher seit über 15 Jahren<br />
immer zum 1. August Nachwuchs-<br />
Touristiker in der Rostocker Zentrale anfangen,<br />
hieß es in der Mitteilung. In den<br />
vergangenen Jahren habe sich das Unternehmen<br />
zudem mehrfach über Bestleistungen<br />
in den Berufsabschlüssen freuen<br />
dürfen, welche von der IHK zu Rostock<br />
im Rahmen der jährlichen Bestenehrung<br />
ausgezeichnet werden.<br />
Auszeichung für Betrieb<br />
Die umfangreichen Programme in der<br />
Ausbildung junger Touristiker wurden<br />
zudem von der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) zu Rostock ausgezeichnet<br />
und A-Rosa zu einem der besten Aus-<br />
A-Rosa ist als »Top-Ausbildungsbetrieb« in der Region zertifiziert<br />
bildungsbetriebe in der Region zertifiziert.<br />
Der Titel »Top-Ausbildungsbetrieb«<br />
wird jährlich an Unternehmen<br />
verliehen, die sich mit einem überdurchschnittlichen<br />
Berufsausbildungsprogramm<br />
engagieren.<br />
Für die Auszeichnung als TOP-Ausbildungsbetrieb<br />
müssen verschiedene<br />
Kriterien aus den Bereichen »Vor der<br />
Ausbildung: Berufsorientierung«, »Vorbereitung<br />
der Berufsausbildung im Betrieb«,<br />
»Während der Ausbildung« sowie<br />
»Chancen & Perspektiven« erfüllt werden.<br />
Hierzu gehören beispielsweise die<br />
Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
an Schulen und Berufsbildungsmessen,<br />
die komfortable und<br />
vollständige Einrichtung des Arbeitsplatzes,<br />
die Bezuschussung eines ÖPNV-<br />
Tickets, das regelmäßige Führen von<br />
Feedbackgesprächen und die Übernahmemöglichkeiten<br />
nach der bestandenen<br />
Abschlussprüfung.<br />
»Schon seit Jahren engagieren wir uns<br />
im Bereich der Nachwuchsförderung<br />
sehr aktiv und durften zahlreichen jungen<br />
Menschen eine Ausbildung mit Perspektive<br />
bieten«, erklärte Mandy Wittig,<br />
Ausbilderin der A-Rosa Flussschiff<br />
GmbH.<br />
»Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem<br />
sehr umfangreichen Ausbildungskonzept<br />
vielen Anforderungen des IHK<br />
Fragenkatalogs entsprechen können und<br />
als einer der besten Ausbildungsbetriebe<br />
in der Region Rostock ausgezeichnet<br />
wurden. Das macht uns sehr stolz und<br />
bestätigt unseren bisherigen Kurs«, ergänzte<br />
Katja Hüning, ebenfalls Ausbilderin<br />
bei A-Rosa.<br />
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Holland, Binnenschiffahrtsrecht, 5. Auflage,<br />
§ 14 BinSchG Rn. 11).<br />
1.2 Der Rechtspfleger hat jedoch – was<br />
ebenfalls zu Recht anerkannt ist – übersehen,<br />
dass die Festsetzung der Verklarungskosten<br />
im Hauptprozess nur entsprechend<br />
dem jeweiligen streitgegenständlichen Interesse<br />
stattfindet (Schiffahrtsobergericht<br />
Nürnberg, Beschluss vom 26. Juli 2016 – 5<br />
W 450/16 <strong>BS</strong>ch – ZfB 2016, Sammlung Seite<br />
2444 f [juris Rn. 19]), die Verklarungskosten<br />
demnach nur in dem Maße berücksichtigungsfähig<br />
sind, in dem sich der Streitgegenstand<br />
des Prozesses mit dem Verfahrensgegenstand<br />
der Verklarung deckt<br />
(Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg,<br />
Beschluss vom 02. Februar 2018 – 6<br />
W 38/17 <strong>BS</strong>ch – ZfB 2018, Sammlung Seite<br />
2520 f [juris Rn. 6]; Hanseatisches Oberlandesgericht<br />
Hamburg, Urteil vom 27. Juli<br />
2017 – 6 U 74/16 – ZfB 2019, Sammlung<br />
Seite 2567 ff [juris Rn. 72]; Schiffahrtsgericht<br />
Duisburg-Ruhrort, Urteil vom 19. Mai<br />
2022 -5 C 3/21 <strong>BS</strong>ch – [juris) Rn. 153]; v.<br />
Waldstein/Holland, Binnenschiffahrtsrecht,<br />
5. Aufl. § 14 BinSchG Rn. 11).<br />
Soweit der Rechtspfleger des Rheinschifffahrtsgericht<br />
in der Nichtabhilfeentscheidung<br />
vom 21.11.2023 diese anerkannten<br />
Rechtsgrundsätze nicht anwenden will, weil<br />
bereits in der Klage beantragt worden sei,<br />
den Beklagten die Kosten des Rechtsstreits<br />
einschließlich der Kosten des Verklarungsverfahrens<br />
aufzuerlegen und er außerdem<br />
die Auffassung vertritt, »die antragsgemäße<br />
Verurteilung der Beklagten impliziere,<br />
dass dem Beklagten im Parallelverfahren<br />
keinerlei Ansprüche gegen die dortigen Beklagten<br />
zustehen können, sodass es vorliegend<br />
sachgerecht sei, die Kosten des Verklarungsakten<br />
in voller Höhe im vorliegenden<br />
Verfahren festzusetzen«, ist beides von<br />
Rechtsirrtum beeinflusst:<br />
1.2.1 Der Verweis auf die Antragstellung im<br />
Klageverfahren (und wohl auch auf die<br />
Kosten[grund]entscheidungen) geht schon<br />
deshalb fehl, weil dabei verkannt wird,<br />
dass sowohl der Antrag in der Klageschrift<br />
als auch der Ausspruch zu den Kosten allein<br />
die Kostentragung dem Grunde nach<br />
betrifft, während die Feststellung, welche<br />
Kosten im Sinne von § 91 Abs. 1 ZPO notwendig<br />
und zu erstatten sind, dem Kostenfestsetzungsverfahren<br />
nach § 104 ZPO vorbehalten<br />
ist. Die Annahme, bereits in der<br />
Kostengrundentscheidung werde über<br />
den Umfang der Erstattung der im Verklarungsverfahren<br />
angefallenen Kosten entschieden,<br />
verkennt diese gesetzlich vorgegebene<br />
Unterscheidung<br />
1.2.2 Das Gleiche gilt für die Argumentation<br />
bezogen auf das Parallelverfahren.<br />
Auch insoweit wird grundlegend verkannt,<br />
dass eine Kostenfestsetzung nach § 104<br />
ZPO ausschließlich im Umfang der Kostengrundentscheidung<br />
erfolgen kann,<br />
denn das Gesetz lässt keinen Zweifel daran,<br />
dass sich die Kostenfestsetzung auf<br />
die Kosten des Rechtsstreits im Sinne von<br />
§ 91 Abs. 1 ZPO bezieht, was zwingend<br />
ausschließt, eine verfahrensübergreifende<br />
Kostenfestsetzung oder Kostenverrechnung<br />
vorzunehmen. Der Versuch, diese gesetzliche<br />
Bindung aus vermeintlichen<br />
Gründen der »Sachgerechtigkeit« zu überwinden,<br />
ist daher offensichtlich verfehlt.<br />
1.3 Ausgehend von diesen Grundsätzen<br />
zur Festsetzung der Verklarungskosten im<br />
Hauptprozess kann die Kostenfestsetzung<br />
nicht auf der Grundlage des mit Beschluss<br />
vom 04.<strong>09</strong>.2017 festgesetzten Geschäftswerts<br />
von EUR 171.984,91 erfolgen.<br />
1.3.1 Denn dieser Geschäftswert ergab sich<br />
aus der Addition der wirtschaftlichen Interessen<br />
der an dem Verklarungsverfahren Beteiligten,<br />
das die hiesigen Klägerinnen auf der<br />
Grundlage des ihnen erwachsenen Schadens<br />
mit EUR 84.432,85 (Schriftsatzes der<br />
Prozessbevollmächtigten der Klägerinnen<br />
vom 17.07.2017, AS 96 der Akten des Verklarungsverfahrens<br />
30 UR 111/17) und die hiesigen<br />
Beklagten auf dergleichen Grundlage<br />
mit EUR 87.552,06 (Schriftsatz des Prozessbevollmächtigten<br />
der Beklagten vom<br />
23.08.2017, AS 98 der Akten des Verklarungsverfahrens<br />
30 UR 111/17) beziffert haben.<br />
Unerheblich ist, dass die Klägerinnen im<br />
Klageverfahren über den Schadensbetrag<br />
aus dem Verklarungsverfahren hinaus Schadensersatz<br />
in einer Gesamthöhe von EUR<br />
88.359,85 € geltend machten, denn dies ist<br />
für die Bestimmung des Geschäftswerts des<br />
Verklarungsverfahrens ohne Bedeutung.<br />
1.3.2 Da im Ausgangsverfahren, für das die<br />
Prozessbevollmächtigten der Klägerinnen<br />
mit den Anträgen vom 25.02.2022, korrigiert<br />
mit Antrag vom 21.02.2023, und 21<br />
.02.2023 die Kostenfestsetzung beantragt<br />
haben, sowohl im erstinstanzlichen Verfahren<br />
(Az.: 31 0 1/17 RhSch) als auch im<br />
Berufungsverfahren (Az.: 22 U 4/20 RhSch)<br />
lediglich Schadensersatzansprüche der<br />
Klägerinnen streitgegenständlich waren,<br />
ist der Streitgegenstand des Prozesses<br />
auch nur in diesem Umfang mit dem im<br />
Verklarungsverfahren verfolgten Interesse<br />
identisch, die im Verklarungsverfahrens<br />
entstandenen Kosten sind mithin auch nur<br />
in diesem Umfang Kosten des Rechtsstreits<br />
(§ 91 ZPO), sodass von den insgesamt<br />
im Verklarungsverfahren angefallenen<br />
Kosten lediglich 49% auf den vorliegenden<br />
Rechtsstreit entfallen.<br />
1.3.3 Danach sind die der Klägerin zu 7 im<br />
Verklarungsverfahren entstandenen Gesamtkosten<br />
von EUR 5.125,20 (Antrag vom<br />
01.02.2022, bzw. Antrag vom 21.02.2023) –<br />
Einwendungen gegen die Richtigkeit dieser<br />
Berechnung erheben die Beklagten<br />
nicht – lediglich in Höhe von EUR 2.511,35<br />
(= 49 % von EUR 5.125,20) als Prozesskosten<br />
festzusetzen. Zuzüglich der Kosten für<br />
das Verfahren vor dem Rheinschifffahrtsgericht<br />
von (zuletzt) EUR 2.247,68 und der<br />
Kosten für das Berufungsverfahren von<br />
(zuletzt) EUR 4.288,40 – gegen beide Berechnungen<br />
wenden sich die Beklagten<br />
ebenfalls nicht – ergeben sich außergerichtliche<br />
Kosten der Klägerinnen von EUR<br />
9.047,43. In diesem Umfang hat die sofortige<br />
Beschwerde der Beklagten Erfolg.<br />
1.3.4 Soweit die Beklagten mit ihrer sofortigen<br />
Beschwerde darüber hinaus die<br />
Nichtberücksichtigung einer Zahlung vom<br />
27.12.2019 in Höhe von EUR 1.850,00 beanstanden,<br />
bleibt die Beschwerde ohne Erfolg.<br />
Diese Zahlung wurde bereits im Kostenfestsetzungsbeschluss<br />
vom 22.<strong>09</strong>.2023<br />
berücksichtigt, wie sich aus dem Gesamtbetrag<br />
der von den Beklagten geleisteten<br />
Zahlungen von EUR 3.850,00 ergibt. Die<br />
Beklagten sind nach dem Hinweis darauf<br />
in der Nichtabhilfeentscheidung vom<br />
21.11.2023 auf diesen Einwand auch nicht<br />
mehr zurückgekommen.<br />
1.3.5 Zuzüglich des im Kostenfestsetzungsbeschluss<br />
vom 22.<strong>09</strong>.2023 berücksichtigten<br />
Betrags von EUR 380,10 ergibt sich<br />
mithin ein von den Beklagten den Klägerinnen<br />
zu erstattender Betrag von EUR<br />
9.427,53.<br />
Dieser Betrag ist nach § 104 Abs. 1 Satz 2<br />
ZPO, § 247 BGB hinsichtlich des Kostenanteils<br />
von EUR 4.288,40 für das Berufungsverfahren<br />
seit dem 26.02.2022 (Eingang<br />
des Kostenfestsetzungsantrags am<br />
25.02.2022, § 187 Abs. 1 BGB) und hinsichtlich<br />
der Kosten für das Verklarungsverfahren<br />
und das erstinstanzliche Verfahren von<br />
– insgesamt – EUR 4.759,03 seit dem<br />
13.<strong>09</strong>.2022 (Eingang des Kostenfestsetzungsantrags,<br />
datiert auf den 01.02.2022,<br />
am 12.<strong>09</strong>.2022, § 187 Abs. 1 BGB) mit dem<br />
gesetzlichen Zinssatz zu verzinsen.<br />
Die Gebühr nach Nr. 1812 des Kostenverzeichnisses<br />
zum GKG ist in Rheinschifffahrtssachen<br />
nicht zu erheben (Art. 39 der<br />
revidierten Mannheimer Akte).<br />
Von den übrigen Kosten des Beschwerdeverfahrens<br />
tragen die Klägerinnen 58 %<br />
und die Beklagten als Gesamtschuldner 42<br />
% (§§ 97 Abs. 1, 92 Abs. 1, 100 Abs. 1 ZPO).<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die Kosten eines Verklarungsverfahrens<br />
machen wegen des häufig sehr hohen<br />
Gegenstandswertes einen nicht unerheb -<br />
lichen Teil der Prozesskostenlast aus. Der<br />
Wert ist nicht selten höher als die Summe<br />
der Streitwerte der beiden folgenden<br />
Hava rieprozesse. Die Klagen des Versicherers<br />
des einen Schiffes gegen den Schiffseigner<br />
des anderen und umgekehrt werden<br />
als Hin- und Zurückprozess bezeichnet.<br />
Für die Zurechnung der Kosten des Verklarungsverfahrens<br />
im Kostenfestsetzungsverfahren<br />
der folgenden Streit verfahren<br />
kommt es nicht auf das Verhältnis des Verklarungswertes<br />
zum jeweiligen Klagebetrag<br />
an, selbst bei rechnerischen Wertdifferenzen<br />
ist nicht darauf abzustellen, welcher<br />
Teil des im Verklarungsverfahren benannten<br />
Schaden eingeklagt ist, sondern nur<br />
auf das prozentuale Verhältnis der beiden<br />
Streitwerte der Streit verfahren zueinander,<br />
wie das Rheinschiffahrtsobergericht zutreffend<br />
entschieden hat. Ebenso Amtsgericht<br />
Mannheim, Beschluss vom 21. Februar<br />
2021, ZfB 2021, Sammlung Seite 2698 f mit<br />
Anmerkung Fischer.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
(Sammlung Seite 2900)<br />
Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
65
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e. V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz, MS »Stella Maris« und die stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Nikolaus Hohenbild, Detlef Maiwald, Stephen Mnich, Gebr. Mnich OHG<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Dirk-Uwe Klaas, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228 / 746377 | Fax 0228 / 746569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Erleichterungen für kleine Fahrgastschiffe<br />
Dankenswerterweise hat das Bundesministerium<br />
für Digitales und Verkehr<br />
unsere Anregung aufgegriffen, die Befähigungs-<br />
und Besatzungsvorschriften<br />
für kleine Fahrgastschiffe anzupassen.<br />
Denn viele der gegenwärtig geltenden<br />
Vorschriften sind für dieses Gewerbe<br />
schlichtweg überdimensioniert und damit<br />
zu teuer. Auch die Mitarbeiter<br />
und Nachwuchsgewinnung wird unnötig<br />
erschwert.<br />
Eine im Grundsatz richtige und<br />
begrüßenswerte Initiative des Referates<br />
WS 25 im BMDV. Vorgesehen<br />
ist, die Erleichterungen zeitnah umzusetzen.<br />
Der Weg hierzu führt über<br />
eine vorübergehende Verordnung<br />
auf Gund § 3 der Binnenschiffspersonalverordnung.<br />
So weit, so gut für<br />
uns.<br />
Wie beim Thema Bürokratieabbau<br />
und Verschlankung überkomplexer<br />
Regelungen kommt es aber<br />
auch hier darauf an, die Ziele mutig<br />
und beherzt umzusetzen. Dies setzt voraus,<br />
dass der hierfür erforderliche Wille,<br />
alte Zöpfe abzuschneiden und neue Perspektiven<br />
für die kleine Fahrgastschifffahrt<br />
zu eröffnen, auch konsequent gegangen<br />
wird. Ansonsten bleibt es bei Absichtserklärungen,<br />
die in der Branchenwirklichkeit<br />
nichts oder zu wenig verändern.<br />
Der zuständigen Fachabteilung<br />
ist zu wünschen, dass die begrüßenswerte<br />
Absicht auch zu wirksamen und praktikablen<br />
Verbesserungen führt.<br />
Diese Verbesserungen sind im vorgelegten<br />
Konzept des Ministeriums zwar<br />
enthalten, gehen aber nicht weit genug.<br />
Die Betriebsform A beträgt in der<br />
BinSchPersV 16 Stunden. Länger ist ein<br />
kleines Fahrgastschiff in der Regel nicht<br />
unterwegs. Danach reichen als Besatzung<br />
ein Schiffsführer und ein Matrose,so<br />
steht es geschrieben. Doch genau diese<br />
Anforderung ist für die kleine Fahrgastschifffahrt<br />
nicht gerechtfertigt, vor allem<br />
im Vergleich mit Fähren ist sie schlicht<br />
überzogen. In beiden Fällen sind während<br />
der Fahrt immer Fahrgäste an Bord.<br />
Und bei den Fähren sogar zusätzlich Personen<br />
in Pkw, Lkw oder Caravans. Es besteht<br />
daher keine Veranlassung, an der<br />
Matrosenvoraussetzung für die kleine<br />
Fahrgastschifffahrt festzuhalten. Im Gegenteil:<br />
Es ist eigentlich selbsterklärend,<br />
dass diese Qualifikation nicht erforderlich<br />
ist.<br />
Die »Pioneer Two« in Berlin<br />
Das BMDV-Konzept sieht zunächst ein<br />
Kleinschifferzeugnis für Fahrgastschiffe<br />
unter 35 m Länge vor. Dieses Zeugnis<br />
muss durch eine gesonderte Prüfung erworben<br />
werden: Dazu gehören eine<br />
Theorieprüfung wie beim Unionspatent<br />
sowie eine praktische Simulatorenprüfung.<br />
Auf den Prüfungsteil Reiseplanung<br />
soll verzichtet werden.<br />
Unabhängig davon, dass auch noch<br />
weitere Prüfungsteile gestrichen werden<br />
können und alternativ zur Simulatorenprüfung<br />
eine praktische Prüfung auf einer<br />
Ausbildungsbarkasse durchgeführt<br />
werden könnte: Dieser Ansatz für einen<br />
KFGSF, also den Führer eines kleinen<br />
Fahrgastschiffes, ist richtig. Allerdings<br />
muss dann die Theorieprüfung wirklich<br />
auf die nötigen Kompetenzen für das<br />
Kleinschifferzeugnis reduziert werden.<br />
An einem Matrosen in Betriebsform A<br />
festzuhalten konterkariert dagegen das<br />
erklärte Ziel des Konzepts, nämlich Erleichterungen<br />
zu schaffen. Die vorgesehene<br />
Besetzungsvorgabe führt sogar<br />
© Kühn<br />
zu einer Verschlechterung des bisherigen<br />
Sachstandes. Hier besteht als dringender<br />
Bedarf zur Nachjustierung.<br />
Ein Decksmann 180 wäre völlig ausreichend<br />
und angemessen. Die Schwierigkeiten,<br />
für uns geeignete Arbeits- und<br />
Fachkräfte zu gewinnen, werden hierdurch<br />
– erst recht für Saisonbetriebe – erhöht<br />
statt abgebaut.<br />
Da es um kleine Fahrgastschiffe<br />
geht, sollte auch darüber nachgedacht<br />
werden, die Längenbegrenzung<br />
von 35 m auf 25 m zu<br />
reduzieren und dabei aus wirtschaftlichen<br />
Gründen die erlaubten Fahrgastzahlen<br />
auf 125 zu erhöhen.<br />
Wir sind zuversichtlich, im nun<br />
beginnenden Dialog mit den Beteiligten<br />
eine gute Lösung hinzubekommen<br />
– die kleine Fahrgastschifffahrt<br />
hat es mehr als verdient.<br />
Auf einem Fahrgastschiff der besonderen<br />
Art war ich Anfang September<br />
in Berlin. Dort wurde das<br />
Medienschiff »Pioneer Two« eingeweiht.<br />
The Pioneer hat sich durch seinen Gründer<br />
Gabor Steingart der Idee verschrieben,<br />
den immer belehrender auftretenden<br />
Haltungs- und Gesinnungsjournalismus<br />
durch gemeinsame Wahrheitssuche<br />
im Respekt vor der abweichenden<br />
Meinung abzulösen. Ohne<br />
ideologische Scheuklappen und Schaum<br />
vorm Mund. Erst recht nach den ostdeutschen<br />
Wahlen richtig und wichtig!<br />
Das Schiff ist 52 m lang, 8,20 m breit<br />
und verfügt über einen 250 kW leistenden<br />
Elektroantrieb für bis zu 8 h im<br />
reinen Elektrobetrieb. Das Highlight für<br />
mich ist das hydraulisch gesteuerte<br />
Hochdach für bis zu 4 m Raumhöhe. Es<br />
entsteht ein modern eingerichtetes Fernseh-<br />
und Tonstudio, das auch als Veranstaltungsraum<br />
genutzt werden kann.<br />
Das von der Mondorfer Lux Werft in<br />
der Nähe von Bonn gebaute Schiff hat<br />
6 km verlegte Kabel und natürlich ein<br />
Sonnendeck mit Solarpaneelen an Bord.<br />
Für mich ein beeindruckendes Erlebnis<br />
an Bord dieses Medienschiffes!<br />
66 Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis<br />
Allianz Esa EuroShip GmbH<br />
U1<br />
Argonav GmbH 26<br />
Argonics GmbH 23<br />
August Storm GmbH & Co KG 23<br />
DeltaPort GmbH 43<br />
DGzRS – Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger 50<br />
Deutscher Ruderverband & Projekt Westafrika e.V. 62<br />
FS Schiffstechnik GmbH 25<br />
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH 9<br />
Hafen Stuttgart GmbH 45<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH 21<br />
HGK Shipping GmbH 42<br />
Hoyer Marine GmbH 33<br />
Jastram GmbH & Co. KG 25<br />
Kadlec & Brödlin GmbH 17, 22, 32, 40<br />
KVHH GmbH 37<br />
Kernwasser Wunderland Freizeitpark GmbH<br />
U4<br />
Maximilian Verlag<br />
U2<br />
Molabo GmbH 26<br />
Ostfriesische Volksbank eG 24<br />
RheinCargo GmbH & Co. KG 41<br />
River Academy DE GmbH 28<br />
Schwarz Gesellschaft für Kommunikation und Navigation mbH 3<br />
SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH 31<br />
S.M.I.L.E. Engineering GmbH 20<br />
Schiffswerft Bolle GmbH 30<br />
TEHAG GmbH 27<br />
Viking River Cruises AG 63<br />
Volvo Penta Central Europe GmbH 29<br />
Werft Malz GmbH 6<br />
Wessels GmbH 6<br />
Wittig GmbH 5<br />
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Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />
keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm<br />
Redaktion<br />
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Tel. +49 (0)40 70 70 80-205 | j.westerkamp@hansa-online.de<br />
Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-2<strong>09</strong> | a.wroblewski@hansa-online.de<br />
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>09</strong> | <strong>2024</strong><br />
67
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