FINE - Das Weinmagazin - 66. Ausgabe - 03/2024
Hauptthema: BORDEAUX Château Smith Haut Lafitte: Lust an Experimenten Weitere Themen dieser Ausgabe EDITORIAL Gewundene Lebensläufe, geradlinige Weine SIZILIEN Alberto Graci: Farbwechsel auf schwarzer Erde SIZILIEN Idda: Die weiße Seite des Vulkans DIE GLORREICHEN SIEBEN Prunkstücke von Antinori DAS GROSSE DUTZEND Chateau Musar im Libanon TASTING Château Lascombes: So schmeckt der Wandel APERITIF Der fertig gemixte Negroni Conte Camillo WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst in der Löffelspitze in Damüls GENIESSEN Der Käse Salers: Symbiose im Zentralmassiv CHAMPAGNE Moët & Chandon: Die jüngste Grand-Vintage-Trilogie PORTRÄT Marco Simonit: Rebschnitt auf die sanfte Tour DIE PIGOTT-KOLUMNE Mein Leben mit dem Kult-Riesling »J« OREGON Lingua Franca: Qualität versteht jeder PORTRÄT Fachhändler Morandell: Tiroler Tor zur Weinwelt WEIN & ZEIT Die Weinkultur der Steiermark im 19. Jahrhundert TASTING Kendall-Jacksons Vérité: Kalifornische Feinarbeit CHAMPAGNE Laurent-Perriers neue Klasse Héritage INTERVIEW Der Münchner Feinkost-König Michael Käfer ABGANG Winzer, werde wesentlich!
Hauptthema: BORDEAUX Château Smith Haut Lafitte: Lust an Experimenten
Weitere Themen dieser Ausgabe
EDITORIAL Gewundene Lebensläufe, geradlinige Weine
SIZILIEN Alberto Graci: Farbwechsel auf schwarzer Erde
SIZILIEN Idda: Die weiße Seite des Vulkans
DIE GLORREICHEN SIEBEN Prunkstücke von Antinori
DAS GROSSE DUTZEND Chateau Musar im Libanon
TASTING Château Lascombes: So schmeckt der Wandel
APERITIF Der fertig gemixte Negroni Conte Camillo
WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst in der Löffelspitze in Damüls
GENIESSEN Der Käse Salers: Symbiose im Zentralmassiv
CHAMPAGNE Moët & Chandon: Die jüngste Grand-Vintage-Trilogie
PORTRÄT Marco Simonit: Rebschnitt auf die sanfte Tour
DIE PIGOTT-KOLUMNE Mein Leben mit dem Kult-Riesling »J«
OREGON Lingua Franca: Qualität versteht jeder
PORTRÄT Fachhändler Morandell: Tiroler Tor zur Weinwelt
WEIN & ZEIT Die Weinkultur der Steiermark im 19. Jahrhundert
TASTING Kendall-Jacksons Vérité: Kalifornische Feinarbeit
CHAMPAGNE Laurent-Perriers neue Klasse Héritage
INTERVIEW Der Münchner Feinkost-König Michael Käfer
ABGANG Winzer, werde wesentlich!
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4 197772 520006 <strong>03</strong><br />
CHÂTEAU SMITH HAUT LAFITTE<br />
LUST AM EXPERIMENT AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />
Sizilien Weinbau Glanzvolle Verkostungen Cocktails Kulinarik<br />
Weißes von Gaja Marco Simonit, der Château Lascombes, Vérité, Spitzen-Negroni Michael Käfer<br />
und Alberto Graci Rebschnitt-Meister Antinori und Chateau Musar in der Flasche im Gespräch
<strong>FINE</strong><br />
DAS WEINMAGAZIN 3|<strong>2024</strong><br />
GRAND-VINTAGE-TRILOGIE 88 FEINKOST KÄFER 134 LAURENT-PERRIER HÉRITAGE 132<br />
DIE GLORREICHEN SIEBEN 50<br />
CHÂTEAU SMITH HAUT LAFITTE 14<br />
11 <strong>FINE</strong> EDITORIAL _________________ Gewundene Lebensläufe, geradlinige Weine<br />
14 <strong>FINE</strong> BORDEAUX _________________ Château Smith Haut Lafitte: Lust an Experimenten<br />
28 <strong>FINE</strong> SIZILIEN ____________________ Alberto Graci: Farbwechsel auf schwarzer Erde<br />
36 <strong>FINE</strong> SIZILIEN ____________________ Idda: Die weiße Seite des Vulkans<br />
50 <strong>FINE</strong> DIE GLORREICHEN SIEBEN Prunkstücke von Antinori<br />
62 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ Chateau Musar im Libanon<br />
66 <strong>FINE</strong> TASTING ____________________ Château Lascombes: So schmeckt der Wandel<br />
74 <strong>FINE</strong> APERITIF ___________________ Der fertig gemixte Negroni Conte Camillo<br />
ALBERTO GRACI 28<br />
IDDA VON GAJA UND GRACI 36<br />
CHÂTEAU LASCOMBES 66<br />
80 <strong>FINE</strong> WEIN & SPEISEN ___________ Jürgen Dollase isst in der Löffelspitze in Damüls<br />
86 <strong>FINE</strong> GENIESSEN ________________ Der Käse Salers: Symbiose im Zentralmassiv<br />
88 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE _______________ Moët & Chandon: Die jüngste Grand-Vintage-Trilogie<br />
94 <strong>FINE</strong> PORTRÄT ___________________ Marco Simonit: Rebschnitt auf die sanfte Tour<br />
102 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT-KOLUMNE _____ Mein Leben mit dem Kult-Riesling »J«<br />
106 <strong>FINE</strong> OREGON ___________________ Lingua Franca: Qualität versteht jeder<br />
112 <strong>FINE</strong> PORTRÄT ___________________ Fachhändler Morandell: Tiroler Tor zur Weinwelt<br />
120 <strong>FINE</strong> WEIN & ZEIT ________________ Die Weinkultur der Steiermark im 19. Jahrhundert<br />
126 <strong>FINE</strong> TASTING ____________________ Kendall-Jacksons Vérité: Kalifornische Feinarbeit<br />
132 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE _______________ Laurent-Perriers neue Klasse Héritage<br />
MARCO SIMONIT 94 LINGUA FRANCA 106<br />
MORANDELL 112<br />
KENDALL-JACKSONS VÉRITÉ 126<br />
134 <strong>FINE</strong> INTERVIEW _________________ Der Münchner Feinkost-König Michael Käfer<br />
146 <strong>FINE</strong> ABGANG ___________________ Winzer, werde wesentlich!<br />
8 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> INHALT<br />
INHALT <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 9
GREEN <strong>FINE</strong> DINING<br />
LIEBE LESERINNEN,<br />
LIEBE LESER,<br />
muss man zum Winzer geboren sein? Vielleicht, aber bei manchem dauert es etwas länger, bis er<br />
es merkt. Nehmen wir Daniel und Florence Cathiard, gewissermaßen die Titelhelden dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Beim Kauf von Château Smith Haut Lafitte hatten sie beide jeweils zwei Karrieren hinter<br />
sich, zuerst im Skilauf, dann mit Handelsketten respektive im Marketing. Als sie dann Anfang<br />
der 90er-Jahre darangingen, das so legendäre wie heruntergekommene Graves-Gut auf Vordermann<br />
zu bringen, da trafen sie derart unkonventionelle Entscheidungen, dass die benachbarte<br />
»Korkenaristokratie« die Nase rümpfte. Noch immer sind der unermüdlich tüftelnde Optimist<br />
Daniel und die Kunstsammlerin Florence Cathiard geradezu das Gegenteil von Dogmatikern,<br />
entsprechend unterhaltsam ist die Begegnung mit ihnen in Rainer Schäfers Porträt.<br />
Gewunden war der Weg zum eigenen Weingut auch für Larry Stone. Dessen feinen Geschmack<br />
wussten zwar schon die von ihm bekochten studentischen Mitbewohner in Seattle zu schätzen,<br />
die Kommilitonen zu seinen Menüs einluden und sich dafür hinter seinem Rücken bezahlen<br />
ließen. Doch erst ein Neben job im Restaurant brachte Stone dazu, statt Doktor der Literaturwissenschaft<br />
lieber Sommelier zu werden – aufgrund seines Forscherdrangs natürlich nicht<br />
irgendeiner, sondern ein Star seines Fachs. Als er schließlich selber Winzer wurde und das Gut<br />
in Oregon getauft werden musste, brach erneut der Akademiker in ihm durch: Lingua Franca<br />
heißt der Betrieb, nach dem lateinischen Ausdruck für eine Universalsprache, die ebenso allgemein<br />
verstanden wird wie die Aromatik eines Weins.<br />
Quereinsteiger sind die Gründer des sizilianischen Gutes Idda gewiss nicht – bereits der<br />
Großvater von Alberto Graci machte im Nebenerwerb Wein, und über die Tradition der Familie<br />
Gaja braucht man hier kein Wort zu verlieren. Trotzdem haben die Piemonteser und der Ätna-<br />
Winzer mit ihrem Gemeinschaftsprojekt buchstäblich Neuland betreten: Während an der Nordflanke<br />
des Vulkans seit zwei Jahrzehnten der Rebbau boomt, gilt es im Süden zunächst einmal<br />
zu erforschen, welche Parzellen die besten sind. <strong>Das</strong> neue Kellereigebäude ist jedenfalls ein<br />
wesentlicher Schritt hin zu den mit Spannung erwarteten Einzellagen-Weinen.<br />
Neben solchen Pionieren widmen wir uns in dieser <strong>FINE</strong>-<strong>Ausgabe</strong> Menschen, die Wein<br />
zwar nicht selber herstellen, aber bei seiner Entstehung helfen oder ihn unter die Leute bringen:<br />
Marco Simonit hat den sanften Rebschnitt derart perfektioniert, dass seine Besuche vielen Spitzengütern<br />
unentbehrlich geworden sind, die Brüder Christoph und Mario Morandell beliefern<br />
Österreich mit edlen Flaschen aus aller Welt, und Michael Käfer steht an der Spitze einer Münchner<br />
Genuss-Institution, die längst so selbstverständlich zur Stadt gehört wie Frauenkirche und<br />
Oktoberfest – immerhin hatte Feinkost-Käfer fast 100 Jahre Zeit, um Wurzeln zu schlagen.<br />
Zu alldem lassen wir Sie an Verkostungen auf höchstem Niveau teilhaben, von den Neuheiten<br />
der Champagnerhäuser Moët & Chandon und Laurent-Perrier über 34 (!) Jahrgänge<br />
Château Lascombes bis zum kalifornischen Pétrus-Konkurrenten Vérité, von Antinoris Glorreichen<br />
Sieben bis zum Großen Dutzend vom libanesischen Chateau Musar (kein Druckfehler<br />
übrigens, man schreibt den Gutsnamen wirklich ohne Accent circonflexe). Bei allen spannenden<br />
Lebensläufen bleibt die wichtigste Voraussetzung, um in <strong>FINE</strong> vorzukommen, am Ende doch<br />
die Qualität im Glas.<br />
Ihre Chefredaktion<br />
MICHELIN GUIDE `24<br />
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DER GROSSE GUIDE<br />
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JAHRES <strong>2024</strong><br />
SCHLEMMER ATLAS<br />
DENIS FEIX<br />
TOP 50 CHEFS<br />
GAULT & MILLAU<br />
3 HAUBEN<br />
4 TRAUBEN<br />
ROLLING PIN.<br />
DENIS FEIX<br />
TOP CHEFS 2023<br />
DER FEINSCHMECKER<br />
GASTRO AWARDS 2023<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
FRANKFURT GEHT AUS:<br />
PLATZ 1: 2023 IN DER KATEGORIE<br />
RHEIN-MAIN EXKLUSIV<br />
EDITORIAL<br />
<strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 11
<strong>FINE</strong>AUTOREN<br />
KRISTINE BÄDER Als Winzertochter aus Rheinhessen freut sie sich über die positive Entwicklung ihrer<br />
Heimatregion, wo sie ein eigenes kleines Wein projekt pflegt. Eine besondere Beziehung hat die stu dierte Germanistin<br />
und ehemalige Chefredakteurin des <strong>FINE</strong> <strong>Weinmagazin</strong>s zu den Weinen aus Portugal.<br />
DANIEL DECKERS Die Lage des deutschen Weins ist sein Thema – wenn er nicht gerade als Politikredakteur<br />
der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« über Gott und die Welt zur Feder greift. An der Hochschule Geisenheim<br />
lehrt Daniel Deckers Geschichte des Weinbaus und handels. In seinem Buch »Wein. Geschichte und Genuss«<br />
beleuchtet er durch mehr als 3000 Jahre die Rolle dieses unschätzbaren Kulturguts als Spiegel der Zeitläufte.<br />
JÜRGEN DOLLASE hat sich schon als Rock musiker und Maler verdingt; als Kritiker der kulinarischen Landschaft<br />
ist er heute eine feste Instanz. Viel beachtet sind seine Bücher über die Kunst des Speisens: Bei Tre Torri<br />
erschien zuletzt seine »Geschmacksschule«; das visionäre Kochbuch »Pur, präzise, sinnlich« widmet sich der<br />
Zukunft des Essens.<br />
PATRICIA ENGELHORN ist Schweizerin, genauer gesagt Tessinerin, hat viele Jahre in Florenz gelebt und<br />
dann als FreelanceJournalistin jahrzehntelang häufig und gern aus dem Koffer. Thematisch ist sie vorwiegend<br />
in der Kunst, Design und Hotelszene unterwegs, genießt aber auch Ausflüge in die Welt der Weine.<br />
URSULA HEINZELMANN Die Gastronomin und gelernte Sommelière schreibt für die »Frankfurter Allgemeine<br />
Sonntagszeitung«, die Magazine »Efflee« und »Slow Food« sowie Bücher übers Essen und Trinken.<br />
Ihr Buch »China – Die Küche des Herrn Wu« (erschienen bei Tre Torri) liefert tiefe Einblicke in die vielfältige<br />
Kochkunst der Chinesen.<br />
UWE KAUSS In Weinkellern kennt er sich aus: Der Autor und Journalist schreibt seit 20 Jahren über Wein,<br />
etwa für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«, das <strong>Weinmagazin</strong> »Enos«, »wein.pur«, das »Genuss<br />
Magazin« in Wien sowie das Internetportal wein.plus. Daneben hat er 16 Sach und Kindersachbücher, einen<br />
Roman und zwei Theaterstücke publiziert.<br />
PAUL KERN Im Campingurlaub mit dem Sohn ei nes Weinjournalisten probierte Paul Kern Große Gewächse<br />
aus dem Emaillebecher. Es folgten ein Weingutspraktikum in Südafrika, eine Kochausbildung in ei nem Zweisternerestaurant<br />
und ein Studium der Weinwirtschaft in Geisenheim. Nun schreibt er über Wein und Gastronomie<br />
für diverse Magazine und Führer.<br />
STEFAN PEGATZKY Der promovierte Germanist kam 1999 nach Berlin und erlebte hautnah, wie sich<br />
die Metropole von einer Bier zur Weinstadt wandelte. Er schreibt regelmäßig über Wein und Genuss, steuerte<br />
zur TreTorriReihe »Beef!« den Band »Raw. Meisterstücke für Männer« bei und bereicherte die »Gourmet<br />
Edition – Kochlegenden« um Titel zu Hans Haas, Harald Wohlfahrt und Marc Haeberlin.<br />
STUART PIGOTT Seit der 1960 in London geborene studierte Kunsthistoriker und Maler im Wein – dem deutschen<br />
zumal – sein Lebensthema fand, hat er sich mit seiner unkonventionellen Betrachtungsweise in den Rang<br />
der weltweit geachteten Autoren und Kritiker geschrieben. Sein Buch »Planet Riesling« erschien bei Tre Torri.<br />
RAINER SCHÄFER wuchs in Oberschwaben auf und lebt seit drei Jahrzehnten in Hamburg, wo er über die<br />
Dinge schreibt, die er am meisten liebt: Wein, gutes Essen und Fußball, stets neugierig auf schillernde Per sönlichkeiten,<br />
überraschende Erlebnisse und unbekannte Genüsse.<br />
VERLEGER UND HERAUSGEBER<br />
Ralf Frenzel<br />
r.frenzel@finemagazines.de<br />
CHEFREDAKTION<br />
info@finemagazines.de<br />
ART DIRECTOR<br />
Guido Bittner<br />
TEXTREDAKTION<br />
Boris Hohmeyer,<br />
Katharina HardeTinnefeld<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE<br />
Kristine Bäder, Daniel Deckers,<br />
Jürgen Dollase, Patricia Engelhorn,<br />
Ursula Heinzelmann, Uwe Kauss,<br />
Paul Kern, Stefan Pegatzky,<br />
Stuart Pigott, Rainer Schäfer<br />
FOTOGRAFEN<br />
Guido Bittner, Johannes Grau,<br />
Andreas Hantschke, Arne Landwehr,<br />
Thilo Weimar<br />
GRÜNDUNGSCHEFREDAKTEUR<br />
Thomas Schröder (2008–2020)<br />
VERLAG<br />
Tre Torri Verlag GmbH<br />
Sonnenberger Straße 43<br />
65191 Wiesbaden<br />
www.tretorri.de<br />
Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />
ANZEIGEN<br />
Bora Erdem<br />
Telefon: +49 61157 99.0<br />
b.erdem@finemagazines.de<br />
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<strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong> erscheint<br />
vierteljährlich zum EinzelheftPreis<br />
von € 20,– (D), € 21,– (A), € 24,50 (I)<br />
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DRUCK<br />
Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />
Gütersloh<br />
Ried Pössnitzberger Kapelle I Chardonnay 2021 – 99 Punkte<br />
Ried Pössnitzberger Kapelle Sauvignon Blanc 2021 – 99 Punkte<br />
Falstaff WEIN GUIDE <strong>2024</strong>/25<br />
„Erwin und Patrizia Sabathi erzeugen<br />
mit Pössnitzberger Kapelle einen<br />
Chardonnay von Weltklasseformat.“<br />
falstaff, Juli <strong>2024</strong><br />
„Montrachet-Killer wird der Wein manchmal<br />
genannt, weil er in Blindproben mehrfach<br />
berühmte französische Burgunder aus dem<br />
Feld geschlagen hat …“<br />
Jens Priewe, Der Feinschmecker<br />
„Neue Steiermark Legende … um ihn gebührend zu<br />
vergleichen ist eine Wortverbindung oder die Solonennung<br />
des Worts ‚Montrachet‘ absolut zutreffend.<br />
Eine neue Steiermark Legende, welche in jedem Weinfreak<br />
eine unhaltbare Begehrlichkeit weckt, wenn er<br />
ihn verkosten darf. Für mich war er zum Niederknien!“<br />
René Gabriel<br />
„… ein Montrachet der Steiermark. Einer<br />
der besten Weine der Verkostung. Großartig.“<br />
Giuseppe Lauria, Weinwisser<br />
12 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> IMPRESSUM<br />
Die <strong>FINE</strong>Charta mit den Regeln, nach denen wir<br />
verkosten und bewerten, finden Sie im Internet unter<br />
finemagazines.de/diefineweinbewertung<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der<br />
Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />
Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.<br />
Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel<br />
sind urheberrechtlich geschützt.<br />
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DANIEL<br />
DÜSENTRIEB<br />
IM BORDELAIS<br />
AUCH MIT 80 JAHREN IST DANIEL CATHIARD AUF CHÂTEAU SMITH<br />
HAUT LAFITTE, DAS ER MIT SEINER FRAU FLORENCE BETREIBT, FÜR<br />
ALLES NEUE AUFGESCHLOSSEN. EHE SIE 1990 DAS LEGENDÄRE GUT IN<br />
PESSAC-LÉOGNAN ÜBERNAHMEN, HATTEN SIE BEREITS ALS SKILÄUFER<br />
UND GESCHÄFTSLEUTE GELERNT, SICH AN DIE SPITZE ZU KÄMPFEN<br />
Von RAINER SCHÄFER<br />
Fotos JOHANNES GRAU<br />
Der Himmel wirkt schon wieder bedrohlich dunkel über Martillac. Daniel Cathiard ist wie üblich frühmorgens<br />
mit den Hunden unterwegs. Ohne große Regung betrachtet er die vorbeiziehenden Wolkenbänder,<br />
die viele Winzer im Bordelais zu verzweifelter Hektik treiben: Bei dieser Wetterlage breitet sich der Mehltau<br />
aus und droht wie im vergangenen Herbst die Ernte zu gefährden. Cathiard bringt selten etwas aus der<br />
Ruhe, er folgt stoisch seinen eigenen Vorstellungen und Regeln. Über zwei Tage hinweg hat uns der Eigentümer<br />
von Château Smith Haut Lafitte sein Anwesen gezeigt, uns Rede und Antwort gestanden. Man meint,<br />
ihn halbwegs durchschaut zu haben, da präsentiert er urplötzlich eine neue Überraschung.<br />
Cathiard fährt in einem elektrischen Golfcart an den<br />
Reben vorbei in den »Wald der Sinne«, der manches<br />
erstaunliche Detail birgt. Zum Château gehört ein Areal<br />
mit 80 Hektar Wald, moosbewachsene alte Mühlsteine liegen<br />
zwischen den Baumstämmen, die eine bewegte Geschichte er <br />
zählen könnten, drei Lamas stolzieren in einem Gehege umher<br />
und ganz in der Nähe steht eine ZenGlocke in einem Pavillon.<br />
»Meine Frau denkt, sie sei Buddhistin«, sagt Cathiard dazu<br />
und setzt zu einem kaum merklichen Schmunzeln an: »Aber<br />
sie ist es nicht.« In einem Holzhaus namens »Tisanerie« werden<br />
Tees und Präparate für den biodynamischen Weinbau hergestellt,<br />
in Regalen trocknen Kräuter und Blüten wie Schafgarbe,<br />
Schachtelhalm, Kamille und Baldrian. Vor dieser »Apotheke<br />
unserer Weinberge«, benannt nach dem französischen Wort<br />
tisane für Kräutertee, steht eine Skulptur des Künstlers Stefan<br />
Rinck, »The Big Sceptic«, weil man, erklärt Cathiard, wie<br />
dieser große Skeptiker »auch bei der Biodynamie vieles hinterfragen<br />
kann«.<br />
Auf einer Lichtung steht ein Hochsitz. <strong>Das</strong> sei sein Büro,<br />
sagt der Winzer, der mittlerweile die Arbeit an der frischen<br />
Luft bevorzugt: »Sogar das Internet funktioniert hier.« In<br />
dieser kuriosen Welt gehen Natur und Technologie nahtlos in <br />
einander über. Dabei ist Cathiard kein esoterischer Eiferer. Der<br />
80Jährige arbeitet gern mit modernsten Mitteln und erforscht<br />
14 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> BORDEAUX<br />
BORDEAUX <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 15
neue Möglichkeiten im Weinbau. An diesem Morgen hat er<br />
sich entschlossen, seinen »heimlichen Keller« zu zeigen, der<br />
unauffällig in der Waldlandschaft verankert ist. Der »Stealth<br />
Cellar« wurde in einer Grube versenkt, in der lange Zeit Kies<br />
abgebaut worden war – Cathiard nimmt die Landschaft, wie<br />
sie ist, und will sie nicht unnötig modellieren.<br />
Dieser Keller für die Zweitweine von Smith Haut Lafitte, der<br />
nur mit erneuerbarer Energie betrieben wird, soll der Öffentlichkeit<br />
erst im kommenden Frühjahr vorgestellt werden. »Ich<br />
zeige nicht gerne unfertige Projekte«, sagt Cathiard, zumal er<br />
hier ein spezielles Experiment verfolgt: <strong>Das</strong> umweltschädliche<br />
Kohlendioxid aus der Weinerzeugung wird in Natriumsalz<br />
umgewandelt, das auch bei der Algenproduktion verwendet<br />
werden kann – für das Bordelais ein nahezu revolutionärer<br />
Ansatz. »Der heimliche Keller<br />
ist die Zukunft von Lafitte«,<br />
erklärt der Daniel Düsentrieb<br />
unter den BordeauxWinzern,<br />
der bei diesem Gang durch<br />
sein jüngstes Projekt sichtlich<br />
auflebt.<br />
Sein Château ist ein<br />
au ßergewöhnlicher Solitär<br />
in der Re gion. Smith Haut<br />
Lafitte ging stets einen Sonderweg,<br />
seit Daniel Cathiard<br />
und seine Frau Florence es<br />
1990 übernahmen. Ohne Wissen<br />
vom Weinbau, dafür aber<br />
mit dem unbändigen Willen<br />
und Ehrgeiz, etwas Großes<br />
entstehen zu lassen, zogen die<br />
beiden ins Bordelais, dessen<br />
Bewohner ihnen erst einmal<br />
die kalte Schulter zeigten. Die<br />
Nachbarschaft ging auf Distanz<br />
zu den Ankömmlingen –<br />
die alteingesessene »Korkenaristokratie«,<br />
wie Florence<br />
Cathiard spöttelt, betrachtete<br />
sie zunächst als neureiche<br />
Eindringlinge. Aber die Cathiards sind aus einem ganz eigenen<br />
Holz geschnitzt: Beide waren Leistungssportler und zählten<br />
zum französischen SkiNationalteam, Daniel Cathiard gehörte<br />
in den 1960ern sogar zweimal dem französischen Olym pia<br />
Kader an. Doch als sein Vater 1970 unerwartet starb, musste<br />
er mit 25 Jahren aus dem Profisport aussteigen und die kleine<br />
Kette von Lebensmittelgeschäften übernehmen, die er von<br />
ihm geerbt hatte.<br />
Auch abseits der Skipisten machte das junge Paar bald<br />
Karriere: Während er eine der größten Supermarktketten in<br />
Frankreich und ein weltweites Netz von Sportartikelgeschäften<br />
aufbaute, leitete sie eine bekannte Marketingagentur. Mit<br />
45 verkaufte Daniel Cathiard 1989 seine Unternehmen und<br />
orientierte sich um, die Lust auf Entdeckungen war immer<br />
schon sein größter Antrieb gewesen. »Ich war viel zu jung für<br />
die Rente«, sagt der heute noch rastlose ChâteauBesitzer –<br />
und das Abenteuer Wein reizte ihn gewaltig. Er hatte nie die<br />
Gerüche aus dem kleinen Feinkost und Weinhandel vergessen,<br />
den sein Großvater in den Alpen geführt hatte. Sie erinnerten<br />
ihn an Erzählungen von Marcel Proust – die Zeit blieb dort<br />
stehen, und die Magie der scheinbar kleinen Dinge und Genüsse<br />
begann sich zu entfalten.<br />
<strong>Das</strong> Bordelais steckte Anfang der 1990erJahre in der<br />
Krise und zehrte vom Ruhm vergangener Zeiten, das<br />
Château in Martillac war heruntergewirtschaftet. Ob <br />
wohl Smith Haut Lafitte bei der Klassifizierung von 1855 in<br />
den höchsten Rang eines Grand Cru Exceptionnel erhoben<br />
worden war, hatte sich vom Glanz früherer Tage wenig erhalten.<br />
Hastig geht Florence Cathiard, die nicht so zuversichtlich ins<br />
Winzerleben schaute wie ihr Mann, die lange Mängelliste von<br />
damals durch: »Es war eine Ruine, schrecklich und schmutzig,<br />
in den Dächern klaffen Löcher, es regnete herein, der Turm des<br />
Châteaus drohte einzustürzen, die Weinberge waren in einem<br />
schlimmen Zustand, es wurde viel zu viel Chemie einge setzt.<br />
Und wir waren naiv, von der Hippiekultur und vom Naturgedanken<br />
inspiriert.« Daniel Cathiard tangierten die harschen<br />
Widerstände wenig, er sah wie immer die Möglichkeit, aus wenig<br />
viel entstehen zu lassen. »Für ihn«, so erklärt seine Frau, »ist<br />
das Glas stets randvoll, er kann jeder Situation etwas Positives<br />
abgewinnen. Er ist so optimistisch.« Deshalb erkannte er hier<br />
vor allem die Chancen eines radikalen Neubeginns: »Es war<br />
ein Start bei null, schlechter konnte es gar nicht werden. Wir<br />
konnten machen, was wir wollten.«<br />
Die Anfänge als Winzer waren »wie ein<br />
Tango: ein Schritt vor und zwei zurück«<br />
Die Autodidakten gingen volles Risiko und entschieden sich<br />
schon für den organischen Weinbau, als die chemische Industrie<br />
noch Rekordumsätze mit Pestiziden erzielte. Es war ein Roulettespiel<br />
im damaligen Bordelais, wo es kühl und nass sein konnte.<br />
Mehrere Jahre in Folge mit Frost, Regen, Hagel und mageren<br />
Weinen können selbst die Geduld notorischer Optimisten<br />
strapazieren. Daniel Cathiard zuckt unbeeindruckt mit den<br />
Schultern – das war die höhere Gewalt der Natur, wie sollte man<br />
Florence Cathiard genießt ihr »drittes Leben« nach<br />
Skisport und Marketing. Fabien Teitgen, vor bald<br />
30 Jahren aus dem Studium zum Weinbergmanager<br />
berufen, ist mittlerweile Generaldirektor des Châteaus<br />
dagegen ankämpfen? Seine Frau sah das weniger gelassen. »Wir<br />
haben fünf Jahre gebraucht, um zu begreifen, wie wir die Weinberge<br />
in den Griff kriegen können«, erinnert sie sich: »Es war<br />
wie ein Tango, ein Schritt vor und zwei zurück.« Für die zielstrebige<br />
Hausherrin ein zermürbender Rhythmus. Weil aus den<br />
miserablen Jahrgängen kaum Wein zu gewinnen war, erhöhten<br />
sie den Einsatz weiter und eröffneten auf ihrem Anwesen ein<br />
Hotel mit Restaurant. »<strong>Das</strong> war nicht üblich damals«, sagt<br />
Florence Cathiard, die elitäre Nachbarschaft zog es gewöhnlich<br />
vor, hinter verschlossenen Türen unter sich zu bleiben.<br />
16 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> BORDEAUX<br />
BORDEAUX <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 17
DAS GROSSE DUTZEND<br />
CHATEAU MUSAR<br />
WENN EIN WEINGUT SO BESONDERS IST WIE CHATEAU MUSAR IM<br />
LIBANON, DARF DAS DUTZEND AUCH MAL AUS 14 FLASCHEN BESTEHEN<br />
Von UWE KAUSS<br />
Fotos GUIDO BITTNER<br />
Am Abend eines drückend heißen Tages werden<br />
im Spitzenhotel Steigenberger Frankfurter Hof<br />
beim Verkostungsdinner des <strong>FINE</strong> CLUB Vorspeisen<br />
aus dem Libanon serviert. <strong>Das</strong> hat seinen<br />
Grund: Auf dem Programm stehen die Weine<br />
des libanesischen Spitzenguts Chateau Musar.<br />
Gegründet hat es 1930 der Franzose Gaston<br />
Hochar in dem kleinen, christlich geprägten<br />
Ort Ghazir, knapp 30 Kilometer nordöstlich<br />
der Hauptstadt Beirut. Die Weintradition des<br />
Bekaa-Tals, in dem Trauben wachsen, geht auf<br />
die Phönizier zurück und ist schon mehr als<br />
6500 Jahre alt. Die Familie Hochar hat ebenfalls<br />
libanesische Wur zeln und ist dort bereits<br />
im 12. Jahrhundert nachgewiesen.<br />
So triff bei Chateau Musar eine ehrwürdige Weinkultur<br />
auf die modernsten Erkenntnisse zur Produktion.<br />
<strong>Das</strong> erste Glas des ersten Flights setzt<br />
gleich ein Statement: Der 2018er Rosé beweist, dass<br />
dieser Weinkategorie ein Platz in der Fine-Wine-Liga<br />
gebührt, ist er doch ganz anders als das, was man aus Südfrankreich<br />
oder der Rhône-Region Tavel kennt. Dieser<br />
Rosé bietet eine hochelegante, straffe Struktur mit Kraft,<br />
Komplexität und wunderbarem Nachhall sowie Aromen,<br />
die nicht eben zum Üblichen gehören. <strong>Das</strong> liegt an der<br />
ungewöhnlichen Herstellung: Zu etwa drei Prozent der<br />
von der Rhône bekannten Rebsorte Cinsault kommen<br />
57 Prozent Obaideh und 40 Prozent Merwah – zwei<br />
ur alte autochthone weiße Sorten der Region, eng verwandt<br />
mit Chardonnay und Sémillon. Aus ihnen entstehen<br />
auch die Weißweine von Chateau Musar, die nur in<br />
kleinen Mengen produziert werden.<br />
Eine weitere Seltenheit: Die Obaideh-Rebstöcke<br />
auf fast 1400 Metern Höhe sind wurzelecht und wurden<br />
in der Zeit von 1920 bis 1947 gepflanzt. Ihr Ertrag ist<br />
minimal, er liegt nur noch bei 15 bis 25 Hektoliter pro<br />
Hektar. Zum Vergleich: Für Große Gewächse hat der Verband<br />
Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) den Ertrag<br />
auf 50 Hektoliter pro Hektar begrenzt.<br />
Und noch etwas ist anders als bei anderen Roséweinen.<br />
»Wir legen schon vor der Ernte die Gewichtsanteile<br />
der drei Rebsorten für den Rosé fest«, sagt Marc Hochar<br />
aus der Eigentümerfamilie, der die Weine zum Dinner<br />
vorstellt, »danach werden sie nach einer Maischestandzeit<br />
gemeinsam gepresst, in französischen Barriques<br />
vergoren und reifen dort sechs bis neun Monate. Nach<br />
insgesamt einem Jahr werden sie auf die Flasche gefüllt<br />
62 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> DAS GROSSE DUTZEND<br />
DAS GROSSE DUTZEND <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 63
TOP-TRILOGIE<br />
TROTZ KOMPLIKATIONEN<br />
MOËT & CHANDON HAT SEINE JÜNGSTE KOLLEKTION<br />
BEWUSST DREI SCHWIERIGEN JAHRGÄNGEN GEWIDMET<br />
Von KRISTINE BÄDER<br />
Fotos GUIDO BITTNER<br />
In seiner mehr als 180-jährigen Geschichte hat Moët & Chandon 76 Jahrgangschampagner<br />
kreiert – auch in schwierigen Jahren, in denen es nicht bei allen Häusern der Region für<br />
einen Vintage-Champagner reichte. Nun bringt die Maison unter der selbstbewussten<br />
Überschrift »Gelassen, vollkommen und opulent« eine neue Jahrgangskollektion auf<br />
den Markt, eine Trilogie aus 2016, 2009 und 2000.<br />
Keiner der Jahrgänge gilt als einfach. Wetterkapriolen,<br />
Reifeprobleme und Rebkrankheiten<br />
machten den Winzern zu schaffen.<br />
Genau deswegen hat Kellermeister Benoît Gouez<br />
diese drei Weine für die neue Kollektion zusammengestellt:<br />
als Beweis, dass mit dem richtigen<br />
Know-how auch unter erschwerten Bedingungen<br />
große Champagner gelingen können. »Mit jeder<br />
Moët & Chandon Grand Vintage«, erklärt Gouez,<br />
»interpretiere ich die Besonderheit eines einzelnen<br />
Jahres.« Während der 2016er ein Grand Vintage ist,<br />
firmieren die Jahrgänge 2009 und 2000 als Grand<br />
Vintage Collection. Frühestens nach 14 Jahren werden<br />
diese mit Korkverschluss gelagerten Weine quasi<br />
als zweite Charge der Grand-Vintage-Champagner<br />
degorgiert und auf den Markt gebracht. »Alle drei<br />
sind sehr unterschiedlich«, fügt der Kellermeister<br />
an, »es ist das Resultat besonderer Bedingungen in<br />
der Champagne.«<br />
Ab September sind der Grand Vintage 2016,<br />
die Grand Vintage Collection 2009 und die Grand<br />
Vintage Collection 2000 in der Moët & Chandon<br />
Bar Berlin im KaDeWe erhältlich. Auch wenn die<br />
Flaschen einzeln angeboten werden, bilden sie<br />
zusammen die Grand-Vintage-Trilogie.<br />
88 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> CHAMPAGNE<br />
CHAMPAGNE <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 89
AUF DIE<br />
SANFTE TOUR<br />
GÄBE ES EINE WELTMEISTERSCHAFT IM REBSCHNITT, TRÜGE DEN TITEL<br />
ZWEIFELLOS MARCO SIMONIT: ZUR KUNDSCHAFT DES WEISSBÄRTIGEN<br />
FRIAULERS ZÄHLEN SPITZENGÜTER AUS 15 LÄNDERN. MIT BEDACHT SETZT<br />
ER DIE KLINGE NUR SO AN, DASS DIE PFLANZENSÄFTE WEITERFLIESSEN<br />
UND DIE STÖCKE GESUND EIN HOHES ALTER ERREICHEN KÖNNEN<br />
Von PAUL KERN<br />
Fotos THILO WEIMAR<br />
Eigentlich ist es zu einfach, um genial zu sein: Man darf die Rebe nicht verstümmeln. Ehe das Weinmetier<br />
gegen Ende des 20. Jahrhunderts neue Ausmaße annahm, gehörte diese schlichte Regel denn auch zum kleinen<br />
Einmaleins des Winzers. Trotzdem bitten Häuser wie die Domaine de la Romanée-Conti, Château Angelus<br />
oder Biondi-Santi heute Marco Simonit um Rat, wie dieser Grundsatz am besten zu befolgen sei. Wieso?<br />
Um das Phänomen Marco Simonit zu verstehen, muss<br />
man sich zunächst genauso in die Rebe hineindenken,<br />
wie der global gefragte Schnittexperte aus Friaul es tut.<br />
Denn obwohl er seine Arbeit an den Knospen, Blättern, Ruten<br />
und Triebspitzen verrichtet, interessiert ihn viel mehr, was im<br />
Holz passiert, was den Rebstock im Innersten zusammenhält.<br />
Zwei Worte fallen im Gespräch mit Simonit immer wieder:<br />
Architektur und Domestizierung. »In der Natur«, sagt er, »ste hen<br />
Reben nicht in einer Reihe und werden ständig zurückgeschnitten,<br />
sondern sie wachsen an irgendeinem Baum hoch, wie eine<br />
Liane.« Genau an diesem kritischen, dem Wesen des Weinbaus<br />
innewohnenden Punkt, an dem Natur und Kultur aufeinanderprallen,<br />
setzt seine Methode des Rebschnitts an. Er will eine Architektur<br />
entwerfen, die der Pflanze genug Spielraum lässt, um ihre<br />
natürlichen Selbstregulierungskräfte zu entfalten, aber sie im<br />
selben Moment domestiziert, um sie kultivieren zu können.<br />
Im Fokus seines oft als sanfter Rebschnitt bezeichneten Verfahrens<br />
steht der Saftfluss der Pflanze. Jeder Schnitt gleicht einer<br />
Wunde, und jede Wunde hinterlässt eine Narbe. Häufen sich die<br />
Narben an einer Stelle, führen sie zu Verwulstungen aus Totholz<br />
im Inneren der Rebe, die letztlich den Saftfluss unterbre chen.<br />
»<strong>Das</strong> stranguliert den Stock förmlich«, beschreibt es Simonit.<br />
94 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> PORTRÄT<br />
PORTRÄT <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 95
QUALITÄT<br />
VERSTEHT JEDER<br />
DER NAME DES WEINGUTS LINGUA FRANCA IN OREGON STEHT FÜR DIE<br />
UNIVERSALSPRACHE DER AROMEN. GEGRÜNDET HAT ES DER EINSTIGE<br />
STAR-SOMMELIER LARRY STONE, DESSEN WEINWISSEN, BILDUNG UND<br />
BEGEISTERUNG ÄHNLICH UFERLOS SIND WIE SEIN ANEKDOTENSCHATZ<br />
Von KRISTINE BÄDER<br />
Fotos ANDREAS HANTSCHKE und GUIDO BITTNER<br />
Weiß jemand in den USA mehr über Wein als Larry Stone? Schwer vorstellbar. Jahrzehntelang<br />
hatte der neunte Master Sommelier der Vereinigten Staaten Keller und Gäste<br />
berühmter Restaurants betreut, ehe er auf die Erzeugerseite wechselte und schließlich<br />
in Oregon sein Gut Lingua Franca gründete. Wenn der Mann mit den noch immer<br />
dunklen, nach hinten gekämmten Haaren über Wein spricht, dann ist das eine Mischung<br />
aus Wissenschaft und Geschichten, aus Leidenschaft und Hingabe an ein Produkt, das<br />
ihn sein Leben lang begleitet hat.<br />
War der Weg vom Restaurant ins eigene<br />
Gut ein logischer Karriereschritt? »Ich<br />
habe ja schon mit 13 begonnen, so et was<br />
wie Wein zu machen«, antwortet Larry Stone, »und<br />
ich liebe Chemie. Und Weinmachen ist Chemie.«<br />
Als Teenager hatte er Apfelsaft so gekonnt vergären<br />
lassen, dass er dem Ergebnis rückblickend ein bisschen<br />
Ähnlichkeit mit Mosel-Weinen zuschreibt.<br />
Doch viel mehr hat ihn die Familiengeschichte zum<br />
Neuanfang mit 60 Jahren inspiriert: »Mein ganzes<br />
Leben lang wollte ich Farmer sein. Meine Mutter<br />
kam von einem Bauernhof in Rumänien, mein Vater<br />
aus Belgrad, er verkaufte Gemüse und Obst auf dem<br />
Markt in Seattle. Ich kannte nicht nur die Namen von<br />
26 Apfelsorten, ich konnte sie auch am Geschmack<br />
erkennen.« Mit der Mutter kochte er zu Hause –<br />
»french cuisine« –, sein Onkel ließ ihn mit sieben<br />
Jahren Rebsorten blind erraten. »Natürlich nur nach<br />
Farbe und Geruch«, ergänzt Stone schmunzelnd. In<br />
der Familie trank man keine teuren Weine, dafür<br />
fehlte das Geld, aber gute, darunter viele deutsche<br />
von der Mosel und aus dem Rheingau. »Mein Onkel«,<br />
sagt Stone, »besaß einen feinen Geschmack, immerhin<br />
hatte er nach dem Krieg die Tochter des Chefkochs<br />
der französischen Botschaft geheiratet.«<br />
Larry Stones Mitbewohner am College in Seattle<br />
lernten seine Kochkunst schnell zu schätzen und<br />
handelten den lukrativen Deal aus, den Einkauf<br />
der Zutaten zu übernehmen, wenn er für sie mitkochte<br />
– Rezept für Rezept arbeitete er sich durch<br />
»Mastering the Art of French Cooking« und einen<br />
Band von Escoffer. <strong>Das</strong>s seine Wohngenossen von<br />
Kommilitonen, die sie mitbrachten, bald Geld da -<br />
für nahmen, bekam er nur durch Zufall mit: »Ich<br />
wurde gefragt, wer denn der Koch sei, das Essen sei<br />
doch viel mehr wert als 20 Dollar.«<br />
Aus der Liebe zum Wein einen Beruf zu machen,<br />
plante Larry Stone damals nicht. Seine akademische<br />
Ausbildung begann mit Chemie, flankiert<br />
von Kunst und Musik, und endete auf dem Weg<br />
zu einem Dok tortitel in Vergleichender Literaturwissenschaft,<br />
für den er unter anderem in Wien<br />
und Tübingen studierte. Kurz vor dem Abschluss<br />
in Seattle kam dann der Wein dazwischen. Für<br />
seinen Lebensunterhalt arbeitete Stone nebenher<br />
als Lehrer, das kostete viel Zeit und brachte wenig<br />
Geld. »So wirst du nie fertig mit deiner Disser tation«,<br />
konstatierte ein Freund und empfahl ihm<br />
das Restaurant The Red Cabbage, wo er in zwei<br />
Schichten pro Woche mehr verdienen konnte als mit<br />
dem Lehrerjob. Ein Selbstläufer war die Bewerbung<br />
nicht. Einem Probelauf als Assistent des Sommeliers<br />
folgten mehrere Gespräche mit dem Besitzer, der<br />
nicht viel von Studenten zu halten schien. Immerhin<br />
hatte Stone zwei Jahre als Tellerwäscher gearbeitet,<br />
und sein aus zahllosen Büchern angelesenes Weinwissen<br />
beeindruckte den Restauranteigner: »Am<br />
Ende fragte er mich nach Gumpoldskirchen, und<br />
als ich ihm von dem Weißwein aus Rotgipfler und<br />
Zierfandler erzählen konnte, stellte er mich ein.«<br />
Die Doktorarbeit beim deutschen Literaturprofessor<br />
Ernst Behler blieb unvollendet.<br />
Bedauert hat Larry Stone das aber nie: »Ich tue,<br />
was ich liebe, das ist fantastisch.« Schnell wurden<br />
aus den zwei Abenden im Restaurant mehr, zumal<br />
der Weinumsatz durch seine Expertise und seine<br />
Empfehlungen deutlich stieg. Es waren andere<br />
Zeiten, deutsche Flaschen waren teurer als die aus<br />
Burgund und Bordeaux – im damaligen Rahmen.<br />
»Wein war günstig«, erinnert sich Stone, »nach der<br />
Arbeit haben wir die Kellner zusammengeholt und<br />
gemeinsam probiert. Pétrus, Dujac, wir tranken auch<br />
Scharzhofberger.« Abgeworben vom Four Seasons<br />
in Seattle, das ihm mehr Geld, eine Gesundheitsund<br />
Altersvorsorge sowie vor allem Urlaub bot,<br />
stellte Stone sich 1988 dem Wettbewerb um den<br />
106 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> OREGON<br />
OREGON<br />
<strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 107
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Estèphe sowie die unterschätzten Châteaux der Familie Gonfrier in und um Cadillac<br />
TOSKANA Die Tenuta di Trinoro von Vini Franchetti im Val d’Orcia KALIFORNIEN<br />
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144 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2024</strong> 145<br />
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Unterhalb der absoluten Spitzenklasse ist der Weinmarkt ein unruhiges<br />
Ge biet. Zum Druckausgleich gehen selbst renommierte Winzer fragwür <br />
dige Wege und lassen allerlei Fantasieprodukte aufpoppen. Dann entdecken<br />
sie vorgeblich zu Unrecht vergessene Spitzenparzellen und Superlagen<br />
wieder, die vor 100 Jahren gerühmt wurden und inzwischen ein ganz anderes<br />
Mikroklima haben als damals. Hat der erste solche Fund überzeugt, wird rasch<br />
der nächste und der übernächste nachgeschoben. Aber manche gute Geschichte<br />
kann man nur einmal erzählen – was da als Familientradition verkauft wird, ist<br />
oft bloßes Marketing. Manch einer überschätzt dabei freilich die eigene Macht:<br />
Letzten Endes reguliert doch der Markt den Preis und nicht der Winzer.<br />
Da hilft die Konzentration auf das Wesentliche, für die Anbieter wie für die<br />
Käufer, eine Renaissance der neuen alten Klassik. Nebenbei bemerkt, beobachte<br />
ich diese Strategie auch am Sortiment von Feinkost Käfer und empfehle inzwischen<br />
wieder jedem MünchenBesucher einen Abstecher dorthin. Um den Gipfel<br />
zu erreichen und sich dort zu halten, braucht ein Weingut nicht zwingend seit<br />
Jahrhunderten zu bestehen. Doch scheint das nützlich zu sein, um den Wert der<br />
Konstanz zu erkennen, das bezeugen zum Beispiel die Leistungen bei Schloss<br />
Johannisberg im Rheingau und Dr. BürklinWolf in der Pfalz oder die einzigartigen<br />
SaarAuslesen von Egon MüllerScharzhof, Titelthema unseres nächsten<br />
Hefts. Wahre Größe bleibt, das gilt beim Wein ähnlich wie in der Malerei: Den<br />
einen mag Raffael mehr ansprechen, den anderen Tizian oder Michelangelo, aber<br />
Spitze ist eben Spitze.<br />
Ihr Ralf Frenzel<br />
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