Programmheft – FestSpiel „Werkstatt Theater“
Unter dem Titel Werkstatt Theater kommen wir mit dem FestSpiel „zuhause“ an. Denn ab dem 27. September öffnen wir zum ersten Mal die Türen des neuen Werkstattgebäudes. Und auch hier bleiben wir dem Motto „zeitgenössisches Theater an außergewöhnlichen Orten“ treu und laden zu einer ganz besonderen theatralen Erfahrung mit fünf Premieren ein. Dabei steht das Theater selbst – mit all seinen faszinierenden Ausdrucksformen und künstlerischen Facetten – im Vordergrund. Wie bei unserem ersten FestSpiel 2022 entscheiden Sie sich bereits mit dem Kauf des Tickets für eine bestimmte Kombination der Vorstellungen. Nach der Begrüßung werden die FestSpiel-Gäste in vier Gruppen aufgeteilt, um mit einem Scout das gesamte neue Werkstattgebäude auf einem Parcours zu entdecken. Anschließend landen Sie bei der Spielstätte Ihres zweiten Teils. Zur Wahl stehen vier Produktionen, die jeweils einen ganz eigenen Aspekt der Formen des Theaters erkunden. In der Schlosserei erleben Sie die Uraufführung einer überraschenden Fassung des Horror-Klassikers „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ als Live-Hörspiel. Im Malsaal zeigen wir „Wellen schlagen – ein choreografisches Projekt zur Kraft des Verbundenseins“ inspiriert von Virginia Woolfs „Die Wellen“ und anderen Texten. Die Formensprache des Figuren- und Objekttheaters erkundet die eigene Theaterfassung von „Der Ursprung der Welt“ des Comic- Bestsellers von Liv Strömquist im Studio. Und im hinteren Teil unserer Hauptbühne erleben Sie „Showtime (ein enttäuschender Abend)“ von Felix Krakau. Mit viel Humor wird in diesem Monolog das Theater an sich in den Mittelpunkt gestellt. In der darauffolgenden Pause von ca. einer Stunde sorgen unsere Partnerinnen für ihr leibliches Wohl. Das Zentrum des Werkstatt-Neubaus, der Montageraum, wird hierfür zur geselligen FestSpielKneipe. Nach der Stärkung erleben Sie auf der Hauptbühne das große Finale für alle 260 Zuschauenden. Hausregisseurin Elina Finkel inszeniert „Don Quijote“ nach dem Roman von Miguel de Cervantes in einer eigenen Fassung als Schauspiel mit Live-Zeichnungen. Im Anschluss öffnet für alle Tanzwütigen die FestSpiel- Nacht OPEN END. Dafür verwandelt sich der Malsaal in einen Club und auch die FestSpiel-Kneipe hat natürlich weiterhin geöffnet.
Unter dem Titel Werkstatt Theater kommen wir mit dem FestSpiel „zuhause“ an. Denn ab dem 27. September öffnen wir zum ersten Mal die Türen des neuen Werkstattgebäudes. Und auch hier bleiben wir dem Motto „zeitgenössisches Theater an außergewöhnlichen Orten“ treu und laden zu einer ganz besonderen theatralen Erfahrung mit fünf Premieren ein. Dabei steht das Theater selbst – mit all seinen faszinierenden Ausdrucksformen und künstlerischen Facetten – im Vordergrund.
Wie bei unserem ersten FestSpiel 2022 entscheiden Sie sich bereits mit dem Kauf des Tickets für eine bestimmte Kombination der Vorstellungen. Nach der Begrüßung werden die FestSpiel-Gäste in vier Gruppen aufgeteilt, um mit einem Scout das gesamte neue Werkstattgebäude auf einem Parcours zu entdecken. Anschließend landen Sie bei der Spielstätte Ihres zweiten Teils. Zur Wahl stehen vier Produktionen, die jeweils einen ganz eigenen Aspekt der Formen des Theaters erkunden. In der Schlosserei erleben Sie die Uraufführung einer überraschenden Fassung des Horror-Klassikers „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ als Live-Hörspiel. Im Malsaal zeigen wir „Wellen schlagen – ein choreografisches Projekt zur Kraft des Verbundenseins“ inspiriert von Virginia Woolfs „Die Wellen“ und anderen Texten. Die Formensprache des Figuren- und Objekttheaters erkundet die eigene Theaterfassung von „Der Ursprung der Welt“ des Comic- Bestsellers von Liv Strömquist im Studio. Und im hinteren Teil unserer Hauptbühne erleben Sie „Showtime (ein enttäuschender Abend)“ von Felix Krakau. Mit viel Humor wird in diesem Monolog das Theater an sich in den Mittelpunkt gestellt. In der darauffolgenden Pause von ca. einer Stunde sorgen unsere Partnerinnen für ihr leibliches Wohl. Das Zentrum des Werkstatt-Neubaus, der Montageraum, wird hierfür zur geselligen FestSpielKneipe. Nach der Stärkung erleben Sie auf der Hauptbühne das große Finale für alle 260 Zuschauenden. Hausregisseurin Elina Finkel inszeniert „Don Quijote“ nach dem Roman von Miguel de Cervantes in einer eigenen Fassung als Schauspiel mit Live-Zeichnungen.
Im Anschluss öffnet für alle Tanzwütigen die FestSpiel- Nacht OPEN END. Dafür verwandelt sich der Malsaal in einen Club und auch die FestSpiel-Kneipe hat natürlich weiterhin geöffnet.
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<strong>Programmheft</strong><br />
<strong>FestSpiel</strong><br />
<strong>„Werkstatt</strong><br />
<strong>Theater“</strong><br />
27. September bis 13. Oktober 2024
<strong>FestSpiel</strong><br />
Senftenberg<br />
Es ist soweit! Das <strong>FestSpiel</strong> auf der fast fertigen Baustelle beginnt!<br />
Die Werkstattsanierung und -erweiterung der neuen Bühne ist das erste<br />
bewilligte Bauprojekt der Förderrichtlinie „Strukturentwicklung Lausitz“.<br />
Diese Investition ist ein starkes Bekenntnis zur Bedeutung der Kultur für die<br />
Lebensqualität der Menschen in der Lausitz. Die Baumaßnahme sichert die Zukunft<br />
der Arbeit des Theaters und seiner über 100 Mitarbeitenden. Das mag im<br />
Verhältnis nur ein kleiner Beitrag zum großen Projekt des Strukturwandels sein,<br />
doch auch für die Gäste unseres Theaters ist es eine sehr gute Nachricht. Denn<br />
das „Lausitzer Theaterwunder“ lebt. Das Senftenberger Theater ist als Stadttheater<br />
für die Region und als Landestheater für das südliche Brandenburg<br />
ein wesentlicher Ort der Begegnung, an dem Gemeinschaft entsteht. Die neue<br />
Bühne macht „Theater für alle“. Sie steht für Vielfalt und für die Freiheit der<br />
Kunst. Kultur kann positive Räume der Auseinandersetzung schaffen. Räume<br />
der Neugier, der Offenheit, des Mitgefühls. Im Zusammenspiel von Verstand<br />
und Emotion werden in Gemeinschaft Erkenntnisse möglich, die uns im Alltag<br />
oft verschlossen bleiben. Und jetzt heißt es <strong>FestSpiel</strong> <strong>„Werkstatt</strong> <strong>Theater“</strong>.<br />
Entdecken Sie mit uns auf einem theatralen Parcours, bei fünf Premieren und<br />
Party open end die künstlerischen Ausdrucksformen der <strong>„Werkstatt</strong> <strong>Theater“</strong><br />
in all ihrer Vielfalt. Und im übertragenen Sinn kann das Theater auch eine Werkstatt<br />
für unsere Gemeinschaft sein <strong>–</strong> ein Erfahrungsraum der Demokratie.<br />
Herzlich willkommen!<br />
Technische Leitung Larissa Gund Produktionsmanagement & Werkstattleitung Peter<br />
Jeske & Steffen Wolf Technische Einrichtung Gerald Wagner (Leitung), Ralf Gärtner,<br />
Sven Kirchhöfer, Frank Köckritz, Dirk Lück, Christian Marquardt, Khaled Nouh, Reino<br />
Pösch Beleuchtung Michael Zeising (Leitung), Matthias Zeller, Christian Koschinsky, Jens<br />
Luboch, Dev Schorradt, Ingo Wiedemann Tontechnik Reiner Lehmann (Leitung), Sascha<br />
Jenke, Luke-Gene Krause, Sigurd Noack Kostümabteilung Kim Ludewig (Leitung), Cornelia<br />
Weise (Gewandmeisterin), Magdalena Fauck, Nadine Hartmann, Ines Just, Heike Voigt,<br />
Ankleide Manuela Klocke, Katia Zaprianova, Daniel Zschech Maske Claudia Schönberg<br />
(Leitung), Carolin Liebschner, Viktoriia Nemeryshyna, Lysann Rygiel Requisite Andreas<br />
Ellerfeld (Leitung), Antje Kühne, Viola Monsignori, Ute Nießner
Begrüßung<br />
mit Mika Bangemann, Sybille Böversen, Clara Luna Deina, Leon Haller & Catharina<br />
Struwe<br />
Videodokumentation des Werkstattbaus von „Die Videofilmer“, 2024<br />
„VULVAlicious“ Schmuckausstellung- & verkauf Luise Zücker<br />
In vier Gruppen erleben Sie die neuen Räume unserer Werkstätten und gleichzeitig<br />
verschiedenste Ausdrucksformen des Theaters auf einer besonderen<br />
Backstage-Tour. Die vier betreten das Gebäude an unterschiedlichen Stellen<br />
und wandern dann in einem Rundgang durch das Haus. Im Keller erkunden<br />
Sie selbständig die Räume und begegnen dort den (musikalischen) Geistern<br />
des Theaters. In der Schlosserei steht das Ereignis Theater und das Publikum<br />
selbst im Mittelpunkt. Welche Rolle spielen eigentlich die, für die gespielt wird?<br />
Im Montageraum führt uns eine choreografische Performance in die Welt der<br />
„Wellen“ und im Malsaal nimmt uns ein Chor mit aus der Antike in die Moderne.<br />
Nach ca. einer Stunde begleiten die Scouts die vier Gruppen dann zu ihrem<br />
ersten Stück.<br />
Konzeption und Gesamtleitung Daniel Ris<br />
Gestaltung Helene Seitz Regieassistenz Laura Mancusi<br />
Scouts<br />
Ramona Bransch, Karoline Felsmann, Samuel Fink, Christiane Freitag, Franziska Golk,<br />
Richard Pfützenreuter, Friedrich Rößiger, Patricia Schmuck & Romy Urbanek<br />
Montagehalle<br />
mit Julian Bender/Richard Fuchs/Lene Juretzka<br />
Idee & Konzeption Chris Leuenberger & Lea Martini Choreografie Leuenberger & Martini in<br />
Zusammenarbeit mit den Darstellenden Kostüme Magdalena Fauck<br />
Schlosserei<br />
mit Daniel Borgwardt & Lena Conrad<br />
Szenische Einrichtung Daniel Ris<br />
Malsaal<br />
mit Mitgliedern des Konzertchors Senftenberg e.V.<br />
Szenische Einrichtung Christina Dom Musikalische Leitung Sven Irrgang<br />
Werkstattkeller<br />
mit Roland Kurzweg, Matthias Manz, Mirko Warnatz<br />
Musikalische Einrichtung Roland Kurzweg, Matthias Manz & Mirko Warnatz<br />
1
Schlosserei<br />
Live-Hörspiel nach dem Roman von Mary Shelley<br />
Victor Frankenstein, alter Mann, Erzählerin <br />
Kreatur, Wirt, Professor, Waldmann,<br />
Matrose, Erzähler<br />
Henry, Elisabeth, Kapitän Walton, Wilhelm,<br />
Kind, Erzählerin <br />
Catharina Struwe<br />
Daniel Borgwardt<br />
Lena Conrad<br />
Fassung, Regie & Raum Eike Hannemann Kostümbild Kim Ludewig Dramaturgie Richard<br />
Pfützenreuter<br />
Regieassistenz, Soufflage & Inspizienz Andy Kubiak<br />
Aufführungsdauer 1h 20min<br />
2
v.l.n.r. Lena Conrad, Catharina Struwe & Daniel Borgwardt<br />
3
Mary Shelley —<br />
Eine Story zwischen<br />
Leben und Tod<br />
Mary Shelley wird 1797 geboren. Ihre<br />
Eltern sind Mary Wollstonecraft,<br />
mutige Feministin der ersten Stunde<br />
und William Godwin, der philosophische<br />
Begründer des Anarchismus. Mit 16<br />
verliebt sich Mary unsterblich in den<br />
romantischen Dichter Percy Shelley. Als<br />
entschiedener Gegner von Monarchie,<br />
Kirche und Monogamie erscheint er wie<br />
die Verkörperung der fortschrittlichen<br />
Ideen ihrer Eltern.<br />
Als Marys Mutter im selben Jahr stirbt,<br />
brennt die junge Frau mit Percy und<br />
ihrer Halbschwester Claire durch. Percys<br />
damalige Ehefrau und eine andere<br />
Halbschwester Marys bleiben zurück<br />
und nehmen sich vor Kummer das<br />
Leben. Mary wird schwanger, doch das<br />
Kind kommt tot zur Welt. Ein Jahr später<br />
bringt sie William, genannt „Willmouse“,<br />
zur Welt.<br />
Im Sommer 1816 reist die Familie in einer<br />
kleinen Gruppe nach Genf, wo sie den<br />
berühmt-berüchtigten Dichter Lord<br />
Byron treffen.<br />
Geplant sind ausgiebige Bootstouren,<br />
doch der Sommer ist komplett verregnet.<br />
Die meiste Zeit verbringen sie<br />
vor dem Kamin und tauschen sich über<br />
die neusten wissenschaftlichen Entdeckungen<br />
aus. Man munkelt, Galvani<br />
habe tote Tiere durch Strom wiederbelebt!<br />
Auf Lord Byrons Vorschlag,<br />
beginnen sie, Gespenstergeschichten<br />
zu schreiben. Die anderen verlieren bald<br />
die Lust daran, doch Mary schreibt und<br />
schreibt ... und publiziert mit zwanzig<br />
4<br />
Jahren ihren Roman „Frankenstein oder<br />
Der moderne Prometheus“.<br />
Die Familie stürzt in Schulden. Aus<br />
Angst vor dem Schuldgefängnis und<br />
dem Entzug des Sorgerechts für ihre<br />
beiden Kinder müssen sie wieder verschwinden,<br />
diesmal nach Italien. Doch<br />
das Unglück verfolgt sie: die Kinder<br />
sterben auf der Reise und Mary stürzt<br />
in eine schwere Depression. Percy lenkt<br />
sich mit neuen Liebschaften und Ausflügen<br />
ab und ertrinkt kurz darauf bei<br />
einem Bootsunglück. Als seine Leiche<br />
an den Strand gespült wird, verbrennt<br />
man sie noch an Ort und Stelle. Übrig<br />
bleibt der Schädel, ein paar Knochen<br />
und angeblich auch sein Herz.<br />
Mary publiziert Percys Werke gegen den<br />
erbitterten Widerstand seines Vaters<br />
und will ihn als Dichter unsterblich<br />
machen. Im Laufe ihres Lebens wird sie<br />
mehrfach von Männern erpresst, die<br />
drohen, Details aus ihrem unkonventionellen<br />
Leben zu veröffentlichen. Trotz<br />
aller Schwierigkeiten lässt sie sich nicht<br />
entmutigen und veröffentlicht weitere<br />
Romane und Theaterstücke.<br />
Mit 53 Jahren stirbt Mary Shelley an<br />
einem Hirntumor. Als man ihre Schreibtischschublade<br />
öffnet, finden sich darin<br />
Locken ihrer verstorbenen Kinder, und<br />
Percys Gedicht „Adonaïs“ — darin eingewickelt<br />
ein Stück seines Herzens.<br />
Richard Pfützenreuter
Das Regieteam<br />
Eike Hannemann<br />
studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch<br />
in Berlin. Seitdem ist er als freischaffender Regisseur an verschiedenen Häusern<br />
tätig. Er inszenierte an zahlreichen Theatern, u.a. dem Deutschen Theater<br />
Berlin, dem Ballhaus Ost und den Staatstheatern Darmstadt und Nürnberg.<br />
Seit 2005 konzipiert und inszeniert er erfolgreich Live-Hörspiele wie „Spiel mir<br />
das Lied vom Tod“, „Winnetou“ oder „Per Anhalter durch die Galaxis“.<br />
Kim Ludewig<br />
1996 in Berlin geboren und aufgewachsen, hat von 2013-2016 ihre Berufsausbildung<br />
zur Maßschneiderin (Schwerpunkt Damen) an der neuen Bühne Senftenberg<br />
absolviert und ist seitdem am Haus. Nach erfolgreicher Meisterausbildung<br />
hat sie die Leitung der Kostümabteilung an der neuen Bühne ab Mai 2024<br />
übernommen. Für das diesjährige <strong>FestSpiel</strong> ist sie zum ersten Mal als Kostümbildnerin<br />
für die Produktionen „Showtime“ und „Frankenstein“ tätig.<br />
v.l.n.r. Lena Conrad, Catharina Struwe & Daniel Borgwardt<br />
5
Malsaal<br />
<strong>–</strong> ein choreografisches Projekt<br />
zur Kraft des Verbundenseins<br />
inspiriert von Virginia Woolfs<br />
„Die Wellen“.<br />
Uraufführung<br />
Eine Arbeit von Leuenberger/Martini/Schwald<br />
mit Tom Bartels, Julian Bender, Richard Fuchs, Ghyslaine Gau, Lene Juretzka<br />
Regie & Dramaturgie Chris Leuenberger, Lea Martini, Marcel Schwald<br />
Choreografie Leuenberger/Martini/Schwald in Zusammenarbeit mit dem<br />
Ensemble Kostümbild Magdalena Fauck Musik Dennis Deter<br />
Regieassistenz, Soufflage & Inspizienz Ingo Zeising<br />
Dank an Elina Finkel, Viola Monsignori, Ute Nießner<br />
Aufführungsdauer: 1h 10 min
v.l.n.r. Lene Juretzka, Tom Bartels, Julian Bender & Ghyslaine Gau<br />
v.l.n.r. Lene Juretzka, Richard Fuchs,Julian Bender, Tom Bartels & Ghyslaine Gau
Wellen<br />
schlagen<br />
WELLEN SCHLAGEN, ein Tanzstück für fünf Personen, weiht den frisch renovierten<br />
Malsaal der neuen Bühnen Senftenberg ein. Das dreiköpfige Leitungsteam,<br />
bestehend aus Chris Leuenberger (Choreografie), Lea Martini (Choreografie)<br />
und Marcel Schwald (Dramaturgie) fand auf Anhieb Gefallen an diesem beeindruckenden<br />
Raum mit seiner Glasfront, seinen sechs Türen und der schwebenden<br />
Galerie. Sofort war der Wunsch da, diesen Raum mit Bewegung zu fluten.<br />
WELLEN SCHLAGEN: ein Impuls trifft auf Wasser, welches die Bewegung weiter<br />
trägt, um an anderer Stelle Wirkung zu entfalten. Wie ist es um unsere Wirksamkeit<br />
bestellt, als Individuen dieser Gesellschaft? Wie und womit können<br />
wir als Menschen, als Bürger*innen, als Nachbar*innen, als Kunden und Konsumentinnen<br />
Wirksamkeit entfalten? Und welche Bewegung, welchen Ton, welche<br />
Dynamik geben wir dem Wasser mit, wenn wir ihm als Trägerin unsere Impulse<br />
anvertrauten?<br />
Die englische Modernistin Virginia Woolf hat sich immer wieder mit dem Schreiben<br />
über Wasser beschäftigt. Oft vergleicht sie die Natur und die Menschen als<br />
Teil von dieser mit dem Kommen und Gehen von Wellen am Strand. Sie interessiert<br />
sich für die Beschaffenheit von Materialien, für Nuancen von Farben, für<br />
das abgelenkte Denken in einer Welt voll von Innovationen und technischem<br />
Fortschritt. Ihr Blick kreist und schweift umher, zwischen beobachtend und<br />
persönlich involviert. Ihr 1931 veröffentlichter Roman „Die Wellen“ begleitet die<br />
Arbeit WELLEN SCHLAGEN als Fundgrube für Sprachfragmente und als kluge<br />
Stimme im Hintergrund.<br />
Wie Woolf als Autorin, untersuchen die Bühnenschaffenden Leuenberger,<br />
Martini und Schwald zusammen mit dem Ensemble Formen und Aspekte des<br />
Verbundenseins. Ghyslaine Gau, Lene Juretzka, Tom Bartels, Julian Bender<br />
und Richard Fuchs bewegen sich mal als Schwarm durch den Raum, mal als<br />
Parade, dann wieder stehen sie mit geschlossenen Augen nah beisammen, mit<br />
allein dem warmen Atem der anderen als Orientierung. Während sie als stets<br />
wechselnde Figuren in den Malsaal geschwemmt werden und so einen choreografischen<br />
Strom aufrecht erhalten, entspinnen sich Schlaglichter auf Einzelne,<br />
auf mögliche Freuden und Sehnsüchte, auf Schicksale und Zwickmühlen, auf<br />
Zusammengehörigkeit und Ausschluss. Als Anker und Kompass dient den<br />
Figuren dabei immer dasselbe Wort: Jetzt. Jetzt. Jetzt.<br />
Marcel Schwald<br />
8
Chris Leuenberger<br />
ist als Choreograf, Performer, Coach und Mentor im Kulturbereich tätig.<br />
Er lebt zwischen Bern und dem Valle Cannobina, Piemont. Seine Arbeiten entstehen oft<br />
in Ko-Autor*innenschaft mit anderen Tanz- und Theaterschaffenden. Zusammen mit<br />
dem Basler Regisseur Marcel Schwald hat er eine Reihe dokumentarischer Tanzabende<br />
geschaffen, in denen Menschen aus spezifischen kulturellen Kontexten autobiografisches<br />
Material verkörpern. Leuenberger ist Mitbegründer der Künstlerkollektive White<br />
Horse (zusammen mit Lea Martini und Julia Jadkowski) und Sweet & Tender Collaborations.<br />
Seit Mai 2024 arbeitet er als Atem Coach mit dem Spirit of Breath Collective.<br />
Im italienischen Valle Cannobina entwickelt er einen Residenzort für künstlerische und<br />
somatische Recherchen in der Natur.<br />
Lea Martini<br />
arbeitet an der Schnittstelle von Choreografie, Performance und Tanz. Ihre Stücke <strong>–</strong> oft<br />
in gemeinschaftlichen Strukturen erarbeitet <strong>–</strong> sind Einladungen, der Aufführung als<br />
einem Ort der Kontemplation zu begegnen, sie verbinden körperliche Erfahrungen mit<br />
sozialen Fragen. Ihre Arbeit findet auf Bühnen statt (Feld Theater, HAU Berlin, Theater<br />
Freiburg, Sophiensaele, Mousonturm Frankfurt) und an anderen Orten, an denen<br />
intensive Bewegung stattfindet. Sie war von 2018-21 Teil der Gruppe, die im Heizhaus der<br />
Uferstudios Berlin soziale und ästhetische Projekte initiiert, leitet intergenerationale<br />
und interkulturelle Tanzwerkstätten und erhielt für 2024/25 das Tanzpraxis Stipendium,<br />
um der Frage nachzugehen, worauf zu insistieren in der gegenwärtigen Zeit notwendig<br />
ist.<br />
Marcel Schwald<br />
ist Regisseur und Dramaturg, seltener Performer und Dozent. Seit 2019 arbeitet er<br />
ausschließlich kollektiv. Seine Stücke gehen meist direkt auf das Publikum zu, kommen<br />
ihm nahe und fordern eine Auseinandersetzung. Gezeigt wurden sie u.a. an der Kaserne<br />
Basel, am Schauspielhaus Zürich, Het Veem Theater Amsterdam, Impulse Festival NRW,<br />
Sélection Suisse en Avignon und am Beijing Fringe Festival. 2013 Hausautor Bühnen Bern,<br />
2015 Preis „Schweizer Tanzerbe“ mit Chris Leuenberger. 2017 Nomination „Nachwuchsregie“,<br />
Kritikerumfrage „Theater heute“. 2022 „Basler Kulturpreis“, mit Les Reines Prochaines<br />
& Friends. Jüngst Preis „Schweizer Theaterproduktion 2023“, eidgenössisches<br />
Bundesamt für Kultur, mit Living Smile Vidya.<br />
Magdalena Fauck,<br />
geboren in Polen, wo sie in den Jahren 2000-2018 ein Atelier mit<br />
Änderungsschneiderei, Anfertigung und Verleih von Theaterkostümen sowie Maßanfertigungen<br />
aller Art leitete. Ab 2005 wurde das Angebot um die Rekonstruktion historischer<br />
Kostüme aus dem 18. Jahrhundert einschließlich der Präsentation ihrer historischen<br />
Gewänder durch eigene Modenschauen im polnischen und deutschen Raum erweitert.<br />
2018 wechselte sie an die neue Bühne Senftenberg und ist seither die Leiterin des Kostümfundus.<br />
Seit 2019 ist sie auch verantwortlich für Auswahl und Vorbereitung der Kostüme<br />
für das „nB Wunschkonzert“. Für „Wellen schlagen“ ist sie erstmals als Kostümbildnerin<br />
tätig.<br />
Das Regieteam<br />
9
Studio<br />
14+<br />
nach einem Comic von Liv Strömquist<br />
aus dem Schwedischen von Katharina Erben<br />
in einer Bühnenfassung von Karin Herrmann<br />
mit Mika Bangemann, Clara Luna Deina, Leon Haller<br />
Regie Karin Herrmann Ausstattung, Objekt- & Figurenbau Ida Herrmann Musik<br />
Mika Bangemann Dramaturgie Karoline Felsmann Theaterpädagogik Franziska<br />
Golk<br />
Regieassistenz, Soufflage & Inspizienz Sandra Vogel<br />
Einen herzlichen Dank an alle Interviewpartnerinnen!<br />
„Der Ursprung der Welt“ wurde veröffentlicht im avant-verlag Berlin.<br />
Aufführungsdauer 1 h 20 min<br />
10
v.l.n.r. Clara Luna Deina, Leon Haller & Mika Bangemann<br />
v.l.n.r. Leon Haller, Mika Bangemann & Clara Luna Deina<br />
11
Die Ergründung<br />
des Ursprungs<br />
der Welt<br />
Obwohl tausende von Jahren bereits viele <strong>–</strong> fast ausschließlich <strong>–</strong> Männer<br />
von der Antike an sich mit der Ergründung des weiblichen Geschlechtsteils<br />
beschäftigt haben, ist doch sehr erschreckend, dass es erst seit 1998 ein vollständiges<br />
und korrektes Wissen über dieses Organ gibt. Erst seit kurzem findet<br />
man in einem ersten Probeexemplar eines Schulbuchverlags eine Abbildung<br />
der Klitoris. Kann man nur hoffen, dass die Schulen sich möglichst schnell<br />
ganze Klassensätze leisten können.<br />
Liv Strömquist, Feministin und Comiczeichnerin, veröffentlichte ihr Graphic<br />
Novel bereits vor zehn Jahren. Das Buch sorgte damals und auch heute noch<br />
für Aufsehen, weil das Wissen, dass sie zusammengebracht und unglaublich<br />
pointiert mit einer großen Portion schwarzen Humor aufbereitet hat, auch<br />
heute vielen gänzlich neu scheint.<br />
Wussten Sie, dass im Mittelalter Sheela-na-Gigs-Skulpturen mit übergroßen<br />
Vulven an Kirchen und öffentlichen Gebäuden hingen? Wussten Sie, dass John<br />
Harvey Kellog nicht nur die Cornflakes erfunden hat, sondern ein Mittel erfand,<br />
um zu verhindern, dass Frauen onanieren. Wirklich wahr.<br />
Liv Strömquist setzt in ihrem Comic die Reihe mit berühmten „Männern, die sich<br />
zu sehr für das weibliche Geschlechtsorgan interessieren“ fort. Überraschend<br />
und erschreckend zu gleich. Kein Wunder, dass es seit der Erscheinung des<br />
Comics in deutscher Sprache 2017 die Runde macht. Mittlerweile sind weitere<br />
Comics von ihr übersetzt, z. B. zum Thema Beziehungen, und sie haben nun<br />
auch die Theaterbühnen erobert.<br />
Karin Herrmann, Regisseurin der Senftenberger Version, hat dabei eine ganz<br />
eigene Übersetzung der Comicbilder gefunden. Mit verschiedenen Mitteln<br />
des Objekttheaters werden Teile des historischen Abrisses, der im Comic vorkommt,<br />
auf die sogenannte westliche Welt karikiert oder überhöht dargestellt.<br />
Der Spielwitz wird ergänzt durch Live-Musik und Songs, die u.a. von Demeter,<br />
Göttin der Fruchtbarkeit, erzählen.<br />
Und wen interessiert das? Vermehrt Frauen, lautet häufig die Antwort, leider.<br />
Obwohl die meisten Männer mit Frauen Sex haben, wollen sie nicht mehr über<br />
ihr Geschlechtsorgan wissen? Außerdem kommen in diesem Buch definitiv<br />
mehr Männer zu Wort, die sich um die Festigung des Patriarchats gekümmert<br />
haben.<br />
So ein Schnelldurchlauf der abendländischen Geschichte am Beispiel des weiblichen<br />
Geschlechtsorgans dürfte wohl für alle eine ganz neue Erfahrung sein!<br />
Karoline Felsmann<br />
12
Das Regieteam<br />
Karin Herrmann,<br />
1988 in Dresden geboren, arbeitete nach ihrem Schulabschluss an Dresdner Theaterbühnen<br />
als Regie- und Dramaturgieassistentin, Souffleuse und Spielerin. Zudem war sie von 2007 bis<br />
2009 Schauspielelevin der Künstlergruppe DRAMATEN und zwischen 2010 und 2017 Mitglied<br />
der Cie. Freaks und Fremde. Von 2013 bis 2017 studierte Karin Herrmann Zeitgenössische<br />
Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Von 2017<br />
bis 2021 absolvierte sie ihr Masterstudium der Musiktheater- und Schauspielregie an der<br />
Theaterakademie August Everding München. Innerhalb des Regiestudiums nahm sie an der<br />
Masterclass SPIELART RESPONSES in München sowie am Programa Dirección Escénica des<br />
Goethe-Instituts Chile und der Stiftung Fundación Teatro a Mil teil und inszenierte erste Arbeiten<br />
in München, Koblenz und Dresden. Zudem führte sie im Musikvideo „Brothers‘ Grimm“<br />
der Band „The Lone Dining Society“ Regie. Sie arbeitete als Gastdozentin an der Hochschule<br />
für Schauspielkunst Ernst Busch mit Puppenspielstudierenden und als Mentorin im Jungen<br />
Schauspiel Düsseldorf und am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen. Weitere Inszenierungsarbeiten<br />
erfolgten am Theater Bielefeld und den Theatern Chemnitz. Mit „Nullerjahre“ stellte<br />
sich Karin Herrmann erstmalig an der Neuen Bühne Senftenberg vor.<br />
Ida Herrmann,<br />
wurde 1995 in Dresden geboren. 2017 bis 2022 studierte sie Theaterplastik an der Hochschule<br />
für Bildende Künste Dresden. Seitdem ist sie als freischaffende Plastikerin, Puppenbauerin<br />
und Ausstatterin aktiv. Ihre Arbeiten waren u.a. an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin,<br />
dem Theater Bielefeld, an den Theatern Chemnitz und dem Theater Koblenz zu sehen. Ihr<br />
geteiltes Atelier befindet sich in der Leipziger Baumwollspinnerei, wo auch eigene Arbeiten<br />
abseits von Theaterprojekten entstehen. Für „Der Ursprung der Welt“ ist sie Kostüm- und<br />
Bühnenbildnerin und baute für diese Inszenierung verschiedene Figuren und bewegte<br />
Objekte.<br />
Mika Bangemann,<br />
ist darstellende Künstlerin, in deren Arbeit Elemente des figurativen Theaters auf Strategien<br />
von Performance, Live-Musik und Tanz treffen. In ihren Arbeiten forscht sie aus queer-feministischer<br />
Perspektive an widerständigen, unlesbaren Körperlichkeiten. Sie macht immer<br />
schon Musik mit Stimme, E-Orgel, E-Gitarre und Synthesizern, solo und in diversen Bands.<br />
Nach Abschluss der Zeitgenössischen Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch war sie als<br />
Darstellerin und Musikerin in Kollaboration mit dem Kollektiv Azdar in „Victims of War“ (DNT<br />
Weimar/BAT Berlin, 2017) und „Der Krieg mit den Molchen“ in der Regie von Karin Herrmann<br />
(Reaktorhalle München, 2018) zu sehen. Sie entwickelte eigene Solo-Performances und<br />
führte Regie bei der Puppentheaterproduktion „Jetzt hab’ ich mich!“ am Weiten Theater<br />
Berlin. 2019 bis 2022 studierte sie MA Solo/Dance/Authorship am Hochschulübergreifenden<br />
Zentrum für Tanz Berlin. 2022 gründete sie das Theater-Kollektiv „Tentacular Figurings“ mit.<br />
2023 erhielt sie das DISTANZ-Solo-Stipendium und das Arbeits- und Recherchestipendium<br />
des Berliner Kultursenats. Sie steht regelmäßig als Musikerin, Performerin und Puppenspielerin<br />
auf der Bühne.<br />
13
Hinterbühne<br />
von Felix Krakau<br />
David „der Universalschauspieler“<br />
Stagemanager<br />
Sebastian Zumpe<br />
Vladislav Weis<br />
Regie Robert Eder Kostümbild Kim Ludewig Musik Robert Eder & Stephen<br />
Willis Dramaturgie Karoline Felsmann<br />
Regieassistenz, Soufflage & Inspizienz Vladislav Weis<br />
Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag, Hamburg<br />
Aufführungsdauer 1 h 20 min<br />
14
Sebastian Zumpe<br />
15
Ent<br />
täuscht<br />
Ein Koordinatennetz<br />
David <strong>–</strong> der Held<br />
Der Versuchte der<br />
Antiheld<br />
Die Versuchung die<br />
Versüchtigt<br />
Nackter Wahnsinn<br />
Held David Goliath<br />
Sternenhimmel oder Kronleuchter<br />
Der Universalschauspieler<br />
In den böhmischen Wäldern<br />
Verwirrt<br />
Verirrt<br />
Verloren<br />
An irgendeiner Straßenecke hupt ein Vollidiot<br />
Lasst mich rein<br />
An den Toren Thebens<br />
Die Sirenen<br />
Auf den Meeren<br />
Die Verführung<br />
Ein Traum gewesen zu sein<br />
Eine Ahnung<br />
Eine flüchtige Erscheinung<br />
Das Greifen nach den Sternen<br />
THEATER<br />
Ich bin das Rettungsboot<br />
Das leere Orchester<br />
Ich bin der Typ vom Südpol<br />
Ich kann eigentlich alles spielen<br />
Du hörst die Klappe<br />
SHOWTIME<br />
Startblock<br />
Stell dir vor du bist das Spaceshuttle<br />
Sie sind doch gar kein Protagonist<br />
Und dass die Erde um die Sonne kreist<br />
JA<br />
Und ich habe nachgedacht<br />
Und der Wind wehte<br />
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Das Regieteam<br />
Robert Eder<br />
erlernte den Schauspielerberuf am Mozarteum Salzburg in Österreich. Sieben<br />
Spielzeiten lang war er von 2004-2011 im Engagement an der Württembergischen<br />
Landesbühne in Esslingen. Seither arbeitet er freiberuflich als Musiker<br />
und Schauspieler und folgte Manuel Soubeyrand nach Senftenberg. Seit<br />
der Spielzeit 2022/23 ist er festes Ensemblemitglied, war u.a. als Cliff in dem<br />
Musical „Cabaret“ zu sehen und zuletzt in „Hair“. Robert Eder ist Träger des<br />
Theaterpreises 2018. Außerdem ist er Musiker und wird nun in Senftenberg zum<br />
ersten Mal als Regisseur das Monologstück „Showtime (ein enttäuschender<br />
Abend)“ auf die Bühne bringen.<br />
Kim Ludewig,<br />
1996 in Berlin geboren und aufgewachsen, hat von 2013-2016 ihre Berufsausbildung<br />
zur Maßschneiderin (Schwerpunkt Damen) an der neuen Bühne Senftenberg<br />
absolviert und ist seitdem am Haus. Nach erfolgreicher Meisterausbildung hat sie<br />
die Leitung der Kostümabteilung an der neuen Bühne ab Mai 2024 übernommen.<br />
Für das diesjährige <strong>FestSpiel</strong> ist sie zum ersten Mal als Kostümbildnerin für die<br />
Produktionen „Showtime“ und „Frankenstein“ tätig.<br />
v.l.n.r. Vladislav Weis, Sebastian Zumpe<br />
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Hauptbühne<br />
nach dem Roman von Miguel de Cervantes<br />
in einer Bühnenfassung von Elina Finkel<br />
Don Quijote <br />
Sancho Panza <br />
Cervantes<br />
Roland Kurzweg<br />
Matthias Manz<br />
Christina Dom<br />
Regie Elina Finkel Live-Illustrationen & Kostümbild Olesia Golovach Musik Matthias<br />
Manz Dramaturgie Richard Pfützenreuter<br />
Regieassistenz & Inspizienz Mirko Warnatz Soufflage Laura Mancusi/Mirko Warnatz<br />
Aufführungsdauer 1 h 20 min<br />
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v.l.n.r. Christina Dom, Roland Kurzweg, Matthias Manz<br />
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Don Quijote oder<br />
Träum den<br />
unmöglichen Traum<br />
Miguel de Cervantes und sein „Don<br />
Quijote“ <strong>–</strong> der Träumer und der Erträumte<br />
<strong>–</strong> sind untrennbar miteinander<br />
verbunden. Cervantes führt ein bewegtes<br />
Leben: Er ist Steuereintreiber,<br />
später Marinesoldat, wird von Piraten<br />
gefangen genommen und nach fünf<br />
Jahren Gefangenschaft freigekauft.<br />
Sein Held „Don Quijote“ zieht ebenfalls<br />
los, um als fahrender Ritter „die Welt<br />
vom Schlechten zu erlösen.“<br />
Als Cervantes „Don Quijote“ um 1600<br />
schreibt, sind triviale Ritterbücher<br />
beliebt. Die Spanier schwelgen in Erinnerungen<br />
ans christliche Mittelalter,<br />
als das Land noch das mächtigste<br />
Königreich der Welt war. Als Ritter zu<br />
Pferde durchs Land zogen, der Tapferkeit<br />
und dem Schutz der Schwachen<br />
verpflichtet. Eine Zeit, in der überall<br />
Mythen, Zeichen und Offenbarungen<br />
lauerten.<br />
Doch im Zeitalter der Renaissance, in<br />
der der Roman spielt, treten Naturwissenschaft<br />
und Philosophie an die<br />
Stelle von Treu und Glauben. Don Quijote<br />
hält an ritterlichen Tugenden fest und<br />
stößt damit auf eine zunehmend unromantische<br />
und brutale Wirklichkeit,<br />
in der Geld und Macht regieren. Hat<br />
er die Zeichen der Zeit nicht erkannt<br />
oder setzt er ihnen konsequent seine<br />
poetische Weltsicht entgegen? Ist er<br />
ein tragischer Narr, ein Verschwörungsgläubiger?<br />
Oder ein visionärer Idealist,<br />
der sich gegen die harte Realität für<br />
eine gerechtere Welt einsetzt?<br />
Cervantes knüpft an die beliebten<br />
Ritterbücher an, „holt die Menschen<br />
ab“ und nimmt sie zugleich mit in die<br />
literarische Moderne. Das Buch wird von<br />
großartigen Charakteren bevölkert:<br />
Liebende, die gesellschaftlichen Widerständen<br />
trotzen, mutige und moderne<br />
Frauen und nicht zuletzt Quijote und<br />
sein Knappe, deren Freundschaft<br />
ständig neue Facetten gewinnt.<br />
Auch die selbstreflexive Erzählstruktur<br />
des Romans war damals eine Sensation.<br />
So begreifen Quijote und Sancho Panza<br />
im zweiten Teil, dass sie durch den<br />
ersten Roman Helden geworden sind,<br />
die ihre eigene Geschichte gegen Plagiatoren<br />
verteidigen müssen. Während<br />
Quijote anfangs „die Welt liest, um die<br />
Bücher zu beweisen“ (M. Foucault),<br />
werden er und Sancho letztlich gute<br />
Freunde und selbstbewusste Protagonisten<br />
ihrer eigenen Geschichte.<br />
Mit seiner Mischung aus modernem<br />
literarischem Stil, satirischer Kulturkritik<br />
und psychologischem Tiefgang wurde<br />
„Don Quijote“ eines der auflagenstärksten<br />
Bücher aller Zeiten. Die Geschichte<br />
des mutigen Träumers Quijote und<br />
seiner Freundschaft zu Sancho wurde<br />
in zahlreiche Sprachen übersetzt und<br />
2002 vom Osloer Nobel-Institut zum<br />
„besten Buch der Welt“ gekürt.<br />
Richard Pfützenreuter<br />
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Das Regieteam<br />
Elina Finkel,<br />
ist Hausregisseurin und Teil der Künstlerischen Leitung an der neuen Bühne<br />
Senftenberg. Geboren wurde sie 1970 in Odessa (Ukraine). Sie ist Regisseurin<br />
und Übersetzerin russischer Dramatik. Sie inszeniert u. a. am Schauspiel Essen,<br />
Staatstheater Oldenburg, Theater Osnabrück, Theater Aachen, Theater Potsdam,<br />
Theater Erlangen, Volkstheater Rostock, Staatstheater Meiningen.<br />
Olesia Golovach,<br />
studierte Szenografie an der Akademie für Kunst und Architektur in Kiew.<br />
Sie arbeitete erfolgreich als Bühnen- und Kostümbildnerin an zahlreichen ukrainischen<br />
Theatern, bis sie 2022 durch den russischen Angriffskrieg mit ihrem Kind<br />
nach Deutschland fliehen musste. Seitdem arbeitete sie an den Staatstheatern<br />
Hannover und Stuttgart, dem Schauspielhaus Magdeburg sowie der neuen Bühne<br />
Senftenberg, wo sie zuletzt die Ausstattung von „Woyzeck“ übernahm.<br />
v.l.n.r. Olesia Golovach, Christina Dom & Matthias Manz<br />
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Mobiltelefone stumm. Vielen Dank.<br />
→ Ein besonderer Dank für die Unterstützung des <strong>FestSpiel</strong>s gilt allen Bauleuten,<br />
Planenden, Prüfenden sowie Firmen, Ämtern & der Stadt Senftenberg.<br />
Wir danken Blumen Mädler für die Premierenrosen, den gastronomischen Partner<br />
Strike Event Catering, Senftenberger Kaffeerösterei Markt 15 & Die Drogerie.<br />
Impressum<br />
neue Bühne Senftenberg, Theaterpassage 1, 01968 Senftenberg,<br />
Intendant Daniel Ris Gestaltung www.pingundpong.de, Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Dramaturgie<br />
Fotos Steffen Rasche<br />
Gefördert mit Mitteln des Ministeriums<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kultur<br />
des Landes Brandenburg.<br />
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