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sporting hamburg Oktober 2024

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<strong>Oktober</strong> <strong>2024</strong><br />

monatlich & kostenlos<br />

Chapeau, Edina!<br />

Wie Hamburgs beste Para-Kanutin<br />

die Paralympics in Paris rockte<br />

Fitness:<br />

Super-Trend Reformer Pilates jetzt auch in Hamburg<br />

Volleyball:<br />

Die Neue beim ETV kommt vom Strand<br />

Schach:<br />

Ein Weltstar zieht für den FC St. Pauli


Editorial<br />

Liebe Freunde,<br />

© Foto: Sebastian Fuchs<br />

Es ist verrückt.<br />

Nicht einmal zwei Monate ist Olympia her, die Paralympics sind<br />

gefühlt gerade erst vorbei, und die ganze Herrlichkeit ist schon<br />

wieder verblasst. Die Pariser Sport-Party war eine Sensation, da<br />

sind sich offensichtlich alle einig. Und dennoch hat man das Gefühl,<br />

das Ganze ist Ewigkeiten her. Alltag ist eingekehrt, Sportalltag.<br />

Leider. Vielleicht war auch die Fallhöhe zu groß. Zumindest die<br />

Politik und die Verbände diskutieren, wie toll und selbstverständlich<br />

wir Deutschen Olympia ausrichten könnten. Wie wichtig die<br />

Spiele für den deutschen Sport wären, für unsere Gesellschaft und<br />

dergleichen, um nicht Weltfrieden zu sagen.<br />

Auch wichtig: Sie diskutieren vor allen Dingen, wo und in welchen<br />

Konstellationen und Kombinationen Olympia denkbar wäre. Leipzig,<br />

Berlin, NRW, München natürlich und selbstverständlich Hamburg<br />

als Global Active City. Wie schön wäre das denn? Also lassen wir<br />

die Politik Konzepte ausarbeiten, hoffentlich die richtigen, und<br />

schauen wir mal, in welchem Maße wir Bürger, wie auch immer<br />

sportaffin, mitdiskutieren und entscheiden können. Wir hätten da<br />

schon ein paar Ideen und sind sehr gespannt, wie es weitergeht.<br />

Was wir aber währenddessen schon mal tun können ist, den Sportler*innen, die sich längst<br />

anschicken, einen nächsten Olympiazyklus anzugehen; die sich damit auseinandersetzen,<br />

die nächsten vier Jahre ausschließlich dem Sport zu widmen; die sich überlegen, wie sie<br />

ihren Beruf, ihre Ausbildung, ihr Privatleben, gegebenenfalls Kinder und den Sport unter<br />

einen Hut bringen, einen deutlich größeren Respekt zu zollen. Eben nicht nur, weil eine<br />

Olympia-Party alle vier Jahre toll ist, sondern weil es im Sport Vorbilder braucht. Weil ihr<br />

Mut, ihr Einsatz, ihr Engagement beeindruckend, ihre Motivation so ansteckend ist. Auch<br />

die Power, nach einem Scheitern, einer Niederlage weiterzukämpfen, nicht zu verzagen,<br />

nicht aufzugeben, wenn es mal nicht so läuft.<br />

Wir von <strong>sporting</strong> tun das emotional und auch redaktionell, und wir werden da noch<br />

einen draufsetzen. Weil wir das alles mögen, denn wir erleben die Werte des Sports<br />

mit Hochgenuss. Und weil die Sportler das verdient haben, und sie auch alle großartige<br />

Geschichten zu erzählen haben, solltet Ihr sie kennen lernen. In diesem Sinne lest Ihr in<br />

dieser Ausgabe zum Beispiel eine Paralympics-Rückschau von Neele Ludwig und Edina<br />

Müller zu Paris, eine Bestandsaufnahme von Sebastian Bayer zu „seinen“ HSV-Sprintern<br />

und der deutschen Leichtathletik im Allgemeinen – und ein Interview mit Cinja Tillmann,<br />

der neuen besten Beachvolleyballerin des Landes.<br />

Viel Spaß beim Lesen.<br />

© Foto: Mediaserver Hamburg/CHRISTIAN BRANDES<br />

Euer Martin Blüthmann (martin@<strong>sporting</strong>-magazin.de)<br />

Partner:<br />

© Foto: Kevin Voigt<br />

3


Paralympics<br />

© Foto: privat<br />

Schritten ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder zurückerlangen. „So konnte<br />

ich beim Finale fast in Bestform an den Start gehen. Ohne ihn hätte<br />

ich das nicht geschafft“, sagt sie.<br />

© Foto: privat<br />

Kanutin Edina Müller und Triathletin Neele<br />

Ludwig ziehen in <strong>sporting</strong> ihre ganz persönliche<br />

Bilanz der Paralympics von Paris.<br />

Gigantinnen<br />

Absolute<br />

Selbst mit einer perfekten Vorbereitung, davon ist Edina überzeugt,<br />

hätte sie nicht besser abschneiden können. „Es herrschte im Finale<br />

starker Seitenwind, der für mich als leichte Athletin nachteilig ist.<br />

Deswegen kann ich klar sagen, dass ich Bronze gewonnen und nichts<br />

verloren habe.“ Zumal die Medaille ja „nur“ der zweite Höhepunkt der<br />

Spiele war. Bei der Eröffnungsfeier am 28. August durfte die gebürtige<br />

Brühlerin gemeinsam mit Para-Triathlet<br />

Martin Schulz die deutsche Fahne in das<br />

provisorische Stadion auf dem Place<br />

de la Concorde tragen. „Bis auf Tokio hatte ich alle Eröffnungsfeiern<br />

mitgemacht, aber die Fahne zu tragen war ein gigantisches Erlebnis<br />

und eine riesige Ehre. Es fühlte sich an, als stünde das gesamte Team<br />

hinter mir“, sagt sie.<br />

Dass die stundenlange Zeremonie in ihrem Zustand zusätzlich Kraft<br />

kostete, nahm Edina, die die Nächte je nach logistischer Abwägung<br />

im Athletendorf oder mit Ehemann und Sohn im privaten Apartment<br />

verbrachte, in Kauf. „Ich hatte ja genug Zeit zwischen der Eröffnung<br />

und meinem Wettkampf“, sagt sie. Zeit genug, um zu überlegen, wie<br />

es weitergehen soll mit der Karriere, hat sie nun auch. Am 11. <strong>Oktober</strong><br />

steht noch die Ehrung aller olympischen und paralympischen<br />

Athlet*innen aus Hamburg im Rathaus an, danach will sie in Ruhe<br />

überlegen, ob sie noch einmal vier Jahre Vollgas geben möchte, um<br />

2028 in Los Angeles aufs Wasser zu gehen. „Ich schließe es nicht aus,<br />

aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, sagt sie. Und die<br />

Gesundheit muss mitspielen.<br />

Bei der EM in Vichy holte Neele drei Wochen nach den Paralympics die Silbermedaille über die Sprintdistanz.<br />

Es war sowieso alles so schön, die Menschen waren so gut zueinander,<br />

das hat sie sehr berührt. „Das alles hat mich sehr hoffnungsvoll<br />

gemacht!“ Insbesondere die Stimmung im Athlet*innendorf hat die<br />

die 33-Jährige tief beeindruckt. „Abgesehen davon, dass man auch<br />

mal Eindrücke von anderen Sportarten bekam, waren alle Sportler<br />

gleich, alle freundlich, fast liebevoll und so positiv“, beschreibt sie ihre<br />

schönsten paralympischen Momente.<br />

„Das Gleiche gilt auch für die Volunteers“, sagt sie. „Die kommen von<br />

irgendwo her angereist, zahlen Unterkunft und alles selber, arbeiten zwei<br />

Wochen für ein paar Klamotten, haben selten die Chance, Wettkämpfe<br />

zu sehen, und sind trotzdem immer freundlich.“ Ganz wunderbar, findet<br />

sie. Und das finden wir auch.<br />

© Foto: DBS<br />

Ende September, mit drei Wochen Abstand zu ihrem großen Finale,<br />

konnte Edina Müller endlich loslassen und verarbeiten. Im „Club der<br />

Besten“ in Side (Türkei), zu dem die Stiftung Deutsche Sporthilfe einmal<br />

im Jahr die erfolgreichsten Athletinnen und Athleten des Landes<br />

einlädt, hatte Hamburgs beste Para-Sportlerin Gelegenheit, auf eine<br />

Saison zurückzuschauen, die ihr alles abverlangt hat. Denn dass die<br />

41-Jährige bei den Paralympischen Spielen in Paris am Schlusstag, dem<br />

8. September, nach Silber in Rio de Janeiro 2016 und Gold in Tokio 2021<br />

ihren Medaillensatz im Para-Kanu über 200 Meter in der Leistungsklasse<br />

KL1 vervollständigen und hinter Katherinne Wollermann aus Chile und<br />

der Ukrainerin Maryna Maschula Bronze gewinnen konnte, hätte fünf<br />

Wochen vor Beginn der Paris-Spiele niemand für möglich gehalten.<br />

„Ich hätte fast meinen Start absagen müssen, weil ich mich wegen<br />

eines chronischen Erschöpfungssyndroms komplett außer Form fühlte“,<br />

sagt Edina im <strong>sporting</strong>-Gespräch. Eine<br />

Corona-Infektion im September 2023 und<br />

ein Beinbruch einen Monat später warfen<br />

sie nachhaltig aus der Bahn, „weil ich mich<br />

nicht richtig auskuriert habe und sofort<br />

wieder zur Arbeit gegangen bin“, sagt die<br />

querschnittsgelähmte Spitzenathletin,<br />

die als Sporttherapeutin im BG-Klinikum<br />

Hamburg arbeitet. Bei der WM im Mai in<br />

Szeged (Ungarn) lief alles wie geschmiert,<br />

„ich habe mich richtig fit gefühlt und Bronze<br />

geholt. Aber danach war ich so fertig, dass<br />

gar nichts mehr ging. Ich<br />

bin morgens todmüde<br />

aufgewacht und habe<br />

nur gehofft, dass der Tag<br />

schnell vorbei geht“, erinnert<br />

sie sich.<br />

Edina machte sowohl als Fahnenträgerin<br />

als auch als Fotomodel in Paris eine<br />

herausragende Figur.<br />

Was den Leistungseinbruch verursacht hat, ist weiterhin unklar. Natürlich,<br />

die Belastungen von 20 Jahren Hochleistungssport – 2008 und 2012<br />

gewann Edina mit den Rollstuhlbasketballerinnen Silber und Gold bei<br />

den Paralympics – und als berufstätige Mutter eines fünfjährigen Sohnes<br />

sind nicht kleinzureden. Aber das Gefühl, vollkommen energielos zu<br />

sein, kannte sie bis dato nicht. Mithilfe ihres Hamburger Vertrauensarztes<br />

Michael Tank, der eine Mitochondrienschwäche diagnostizierte<br />

und verschiedene Therapieformen anwendete, konnte sie in kleinen<br />

© Foto: privat<br />

Das gilt auch für Neele Ludwig. Im Gespräch mit unserer Para-Triathletin,<br />

die wir fast ein Jahr lang in unserer Serie „En route pour Paris“ begleitet<br />

haben, geht einem immer das Herz auf. Wir telefonieren auf der Rückfahrt<br />

von den Europameisterschaften in Vichy (Frankreich), wo sie am dritten<br />

September-Wochenende Silber über die Sprintdistanz holte. Einen Tag<br />

Pause durfte sie sich trotzdem nicht gönnen. „Meine Urlaubstage sind<br />

für die Trainingslager und die Paralympics draufgegangen“, sagt sie. Wir<br />

sehen wieder einen Fehler im System, Neele ist wie immer entspannt.<br />

„Ich mag meinen Job!“<br />

Die Französin Cécile Saboureau, der sie in Vichy knapp unterlag, war<br />

auch in Paris Anfang September vor ihr gelandet, mit deutlich größerem<br />

Abstand. „In Paris war die Radstrecke mit Kopfsteinpflaster, auch nicht<br />

so toll, die Erschütterungen triggern meine Spastiken, das Gleichgewicht<br />

zu halten ist da nicht einfach“, sagt sie, aber nimmt auch das, wie es<br />

ist. Das Wasser in der Seine zu schmutzig? „Wir sind da alle gesund<br />

rausgekommen“, sagt sie trocken. „Schwierig beim Schwimmen war<br />

vielmehr die Strömung, manche schwammen phasenweise auf der Stelle.“<br />

Als Siebte kam sie aus dem Wasser. „Beim Wechsel aufs Rad wurde ich<br />

von zwei Gegnerinnen überholt, eine davon habe ich wieder eingeholt,<br />

obwohl die Radstrecke schwierig war. Aber die Fans an der Strecke waren<br />

unglaublich, super motivierend. Als mein Trainer mir meine aktuelle<br />

Platzierung signalisierte, ich lag auf Platz 8, eine Position besser als<br />

erhofft, und ich wusste, der Platz ist nicht<br />

gefährdet und nach vorn wird das nichts<br />

mehr, habe ich das nur noch genossen,<br />

habe nur noch gelächelt, den Menschen<br />

zugewunken, das war so schön.“<br />

Neele Ludwig während ihres paralympischen Wettkampfs auf der Radstrecke,<br />

die wegen des Kopfsteinpflasters sehr anspruchsvoll war.<br />

© Foto: privat<br />

Anja Adler (l.), Felicia Laberer und Edina Müller (r.) holten alle am Abschlusstag<br />

der Paralympics Bronze für Deutschland im Para-Kanu.<br />

5


© Foto: privat<br />

© Foto: Klaus Peters<br />

Olympia<br />

Woran das<br />

Sportsystem<br />

krankt<br />

Manchmal kommen diese Momente, in denen Sebastian Bayer sich fragt,<br />

ob das alles noch in die richtige Richtung läuft. „In meiner Altersklasse<br />

gibt es in Deutschland vier, fünf Leute, die das machen können, was<br />

ich mache. In der freien Wirtschaft würden sich alle um uns reißen. Ich<br />

aber habe seit 2016 nicht einmal einen Inflationsausgleich erhalten,<br />

verdiene deutlich weniger als ein Grundschullehrer, bekomme nur<br />

befristete Arbeitsverträge und bin bei locker 50 Arbeitsstunden pro<br />

Woche rund 100 Tage im Jahr unterwegs. Da macht man sich für die<br />

weitere Zukunft seine Gedanken“, sagt der 38-Jährige.<br />

Wer nun fürchtet, hier eine Klageschrift lesen zu müssen, kann aufatmen.<br />

Sebastian war in seiner aktiven Karriere ein Weltklasse-Weitspringer<br />

(Bestleistung 8,71 Meter), holte dreimal EM-Gold, 2008 in Peking<br />

und 2012 in London vertrat er Deutschland bei Olympischen Spielen.<br />

Viel Arbeit, wenig Geld und kaum Anerkennung:<br />

Leicht athletik-Bundestrainer Sebastian Bayer erklärt,<br />

warum er oft zweifelt, aber den Beruf trotzdem liebt.<br />

Nachdem er 2018 seine Karriere wegen anhaltender<br />

Knieprobleme beenden musste,<br />

übernahm der Diplom-Trainer beim HSV,<br />

wo er Ehrenmitglied ist, die Stelle des<br />

Leistungssport-Koordinators. Seit 2021<br />

ist er am Bundesstützpunkt Mannheim<br />

als Bundestrainer angestellt. Er ist keiner,<br />

der über alles meckert, aber sehr wohl<br />

ein Mensch, der deutlich und offen seine<br />

Meinung sagt. Und als <strong>sporting</strong> ihn um eine<br />

Rückschau auf Olympia in<br />

Paris aus Trainersicht bat,<br />

sagte er sofort zu – unter<br />

der Prämisse, eine ehrliche<br />

Bestandsaufnahme<br />

machen zu können.<br />

Sebastian Bayer, oben mit seinem Trainerkollegen<br />

Julian Reus, war in Paris erstmals als Trainer<br />

bei Olympia.<br />

Als sich die deutschen 4x100-Meter-Sprintstaffeln Anfang Mai auf den<br />

Bahamas die Tickets für Paris sicherten, stand auch für Sebastian die<br />

Teilnahme fest. „Wir sind ein Viererteam, bestehend aus Julian Reus aus<br />

Hanau als Kopf des Teams, Alexander John aus Leipzig, David Corell aus<br />

Frankfurt und mir, die sich um die kurzen Sprint- und Hürdendisziplinen<br />

kümmern. Sobald zwei Staffeln qualifiziert sind, sind wir auch dabei“,<br />

erklärt er. Für die HSV-Staffelsprinter Owen Ansah (23) und Lucas<br />

Ansah-Peprah (24) und auch Weitspringer Simon Batz (21) bedeutete<br />

das, dass ihr Heimtrainer sie bei Olympia vor Ort begleiten würde – ein<br />

Privileg, das längst nicht alle Athlet*innen genießen.<br />

© Foto: privat<br />

Nachdem Sebastian bei den Sommerspielen 2021 in Tokio wegen der<br />

strengen Corona-Richtlinien nach dem Vorbereitungscamp aus Japan<br />

abreisen musste, erlebte er in Frankreich nun seine Trainerpremiere<br />

unter den fünf Ringen. Im Olympischen Dorf durfte er aus Kapazitätsgründen<br />

nicht übernachten, „aber wir hatten ein Hotel, von dem aus<br />

wir fünf Minuten Fußweg ins Dorf hatten. Logistisch war das perfekt“,<br />

sagt er. Die meiste Zeit verbringt ein Bundestrainer in der Leichtathletik<br />

sowieso auf dem Trainings- oder Aufwärmplatz. Was viele nicht wissen:<br />

Während es bei den technischen Disziplinen wie dem Weitsprung<br />

Coaching-Zonen gibt, von denen aus<br />

Trainer während des Wettkampfs mit<br />

ihren Schützlingen sprechen können,<br />

sind bei den Sprintwettbewerben nur Plätze unterm Stadiondach<br />

vorgesehen. „Deshalb habe ich zum Beispiel Owens Vorlauf über die<br />

100 Meter auf einem Bildschirm am Aufwärmplatz gesehen.“<br />

Die wichtigste Arbeit findet sowieso zwischen den Wettkämpfen statt;<br />

dann, wenn Sportler Zuspruch oder Motivation brauchen, wenn im<br />

Trainerteam und mit der als Bindeglied sehr wichtigen Teampsychologin<br />

beraten wird. Oder wenn mit dem Biomechaniker, der in der Heimat alle<br />

Bilder der Bewegungsabläufe analysiert, die notwendigen Anpassungen<br />

besprochen werden. „Im Prinzip sind wir 24/7 auf Abruf“, sagt der<br />

gebürtige Aachener, der dank seines Erfahrungsschatzes vor allem die<br />

mentale Belastung, die Olympische Spiele darstellen, einzuschätzen<br />

weiß. „Ich versuche zwar, meinen Leuten zu sagen, dass die 100 Meter<br />

bei Olympia auch nicht länger sind, aber natürlich merkst du schnell,<br />

dass das große Stadion und die gesteigerte Aufmerksamkeit etwas<br />

mit den jungen Menschen machen.“<br />

Gerade die öffentliche Wahrnehmung habe sich im Vergleich zu seiner<br />

aktiven Zeit extrem verändert – zum Negativen, wie Sebastian findet.<br />

„Selbst 2012 in London spielten soziale Medien noch keine große Rolle.<br />

Heute scheint es vielen wichtiger zu sein, hübsche Videos zu machen<br />

als Höchstleistung zu bringen“, sagt er. Was auch daran liege, dass<br />

viele Sponsoren die Zahl der Follower deutlich besser honorierten als<br />

sportliche Titel. „Wenn man die Athleten wählen ließe zwischen einer<br />

Million Follower oder einem Olympiafinale, würden viele die Follower<br />

nehmen“, sagt der Vater zweier Kinder (4 und 8), der Social Media in<br />

erster Linie dazu nutzt, seinen Schützlingen zu folgen. „Wenn du denen<br />

eine Mail schreibst und dich nach dem Befinden erkundigst, dauert es<br />

manchmal viele Tage, bis eine Antwort kommt. Auf Instagram sehe<br />

ich jeden Tag, was sie so treiben“, sagt er.<br />

Entwicklungen sind das, die er bedenklich findet und auch aktiv zu<br />

verändern versucht, aber mit denen er sich arrangieren muss, um<br />

erfolgreich zu bleiben. Das Abschneiden „seiner“ Jungs in Paris sieht<br />

er differenziert. „Rang sechs von Simon<br />

im Weitsprung war stark. Lucas hat es in<br />

der Staffel sehr gut gemacht, ist mit den<br />

Topleuten auf Augenhöhe gewesen, auch<br />

wenn es knapp nicht fürs Finale gereicht hat. Owen hat im Vorlauf leider<br />

den Start verpatzt, das holst du gegen Stars wie Noah Lyles nicht mehr<br />

auf. Und in der Staffel hat er sich nach 50 Metern am Oberschenkel<br />

verletzt und ist trotzdem eine 9,4 gelaufen, davor ziehe ich den Hut,<br />

auch wenn er leider die Verletzung dadurch verschlimmert hat.“<br />

Für den Zyklus bis zu den Spielen 2028 in Los Angeles möchte Sebastian<br />

Bayer gern weiter mit seiner Gruppe arbeiten, „die Jungs sind in vier<br />

HSV-Hürdensprinter Manuel Mordi fehlte in Paris eine Hundertstelsekunde zum Einzug ins Halbfinale.<br />

Jahren in ihrer Primetime, da geht noch einiges“, sagt er. Gespräche<br />

über die Verlängerung des zum Jahresende auslaufenden Vertrags hat<br />

es noch nicht gegeben, sie sind aber für diesen Monat angekündigt. Gut<br />

wäre schon, wenn nicht, wie zuletzt nach dem Tokio-Zyklus geschehen,<br />

erst zwölf Tage vor Ultimo ein neuer Vertrag in der Post läge, ohne<br />

Gehaltsanpassung und ohne überhaupt verhandelt zu haben.<br />

Dass sie – anders als die Sportler*innen, die für Olympiagold immerhin<br />

20.000 Euro erhalten – maximal 15.000 Euro Prämie und auch keine<br />

Medaille bekommen, damit haben sich Trainer*innen im deutschen<br />

Leistungssport fast schon arrangiert. „Aber mehr Wertschätzung,<br />

seitens der Verbände in finanzieller Form und seitens der Athleten<br />

durch mehr Bewusstsein und Anerkennung dessen, was wir leisten,<br />

wäre schon schön.“ Wobei auch er zugeben muss, „dass ich erst jetzt<br />

verstehe, was Trainerinnen und Trainer leisten, damit sich die Sportler<br />

auf ihre Wettkämpfe konzentrieren können. Es ist Wahnsinn, was auch<br />

ich früher als selbstverständlich angesehen habe.“<br />

Owen Ansah schied im Vorlauf über 100 Meter aus, überzeugte aber trotz einer Verletzung in der Staffel.<br />

Was ihn, allen Widrigkeiten zum Trotz, antreibt, auch weiterhin Bundestrainer<br />

zu bleiben? „Ich finde es wunderbar zu sehen, wohin man<br />

den menschlichen Körper entwickeln kann. Das ist extrem spannend<br />

und reizvoll.“ Und dann ist da noch die Liebe zum Sport, die so tief<br />

verwurzelt ist, dass das Herz einfach nicht anders kann.<br />

© Foto: Klaus Peters<br />

© Foto: Klaus Peters<br />

HSV-Sprinter Lucas Ansah-Peprah schaffte für Paris leider keine Einzelnorm,<br />

bot aber in der 4×100-Meter-Staffel eine starke Leistung.<br />

7


Basketball<br />

Basketball mit<br />

Bewusstsein<br />

Das Thema Nachhaltigkeit wird auch<br />

im Profisport immer wichtiger.<br />

Towers-Geschäftsführer Jan Fischer<br />

erläutert, wie sein Verein die strengen<br />

Lizenzvorgaben der Bundesliga erfüllt.<br />

© Foto: Dennis Fischer<br />

© Foto: Dennis Fischer<br />

Da hängt dieser Sinnspruch von Nelson Mandela auf der Geschäftsstelle<br />

der Veolia Towers Hamburg in Wilhelmsburg, gerahmt hinter Glas. „Wir<br />

verlieren nicht. Wir gewinnen oder wir lernen“ ist dort zu lesen. Auch<br />

wenn es im Profisport immer noch in erster Linie ums Gewinnen geht:<br />

Bei der Lizenzierung für die Saison <strong>2024</strong>/25 in der Basketball-Bundesliga<br />

(BBL), die für die Hamburger am 22. September mit einem 97:80 gegen<br />

Vizemeister ALBA Berlin begann, stand für die 17 teilnehmenden Clubs<br />

ein wichtiger Lerneffekt im Vordergrund. Erstmals galt für das Erreichen<br />

der vor zwei Jahren gemeinsam festgelegten Nachhaltigkeitsziele Verbindlichkeit<br />

im Lizenzverfahren. Das bedeutet: Bei Nichterfüllung drohen<br />

Geldstrafen, Punktabzug und im ärgsten Fall sogar der Lizenzentzug.<br />

Um zu erfahren, wie das Nachhaltigkeitskonzept konkret funktioniert,<br />

traf <strong>sporting</strong> sich mit Jan Fischer. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer<br />

der Towers und in dieser Funktion verantwortlich für den Lizenzantrag.<br />

Auf seinem Tablet hat er alle Einzelheiten dazu gespeichert. Genauigkeit<br />

ist ihm wichtig, schließlich haben die „Türme“ ihr Ziel hoch gesteckt:<br />

„Unser Anspruch ist, die Nachhaltigkeitsziele zu übererfüllen. Wir<br />

schauen mit unseren Partnern verstärkt, was wir tun können, um bei<br />

diesen Themen weiterzukommen“, sagt er.<br />

Wer glaubt, Nachhaltigkeit habe nur mit Klima- und Umweltschutz zu<br />

tun, greift deutlich zu kurz. Die BBL orientiert sich mit ihrem Konzept an<br />

den 17 Entwicklungszielen der Vereinten Nationen. Diese „Sustainable<br />

Development Goals“ (SDG) stellen die<br />

zentralen und globalen Leitlinien zum<br />

Thema Nachhaltigkeit dar. Fünf davon<br />

hat die Liga ausgewählt, um daraus<br />

15 Subziele abzuleiten, von denen<br />

ihre Mitgliedsvereine mindestens<br />

fünf zu erfüllen haben.<br />

Für die Umsetzung ist ein Nachhaltigkeitsmanager<br />

zu benennen.<br />

Diesen haben die Towers in Noah<br />

Felk gefunden. Der 44-Jährige, der<br />

zwischen Deutschland und Uganda<br />

pendelt, hat als Sozialarbeiter<br />

reichhaltige Erfahrung in Projekten in den Bereichen Sport und Integration<br />

gesammelt und arbeitet in Teilzeit nun 20 Wochenstunden am<br />

Nachhaltigkeitsprogramm der Towers. „Er ist dank seiner langjährigen<br />

Verbindung zu uns die perfekte Besetzung“, sagt Jan Fischer.<br />

Ein tieferer Einblick in die Unterziele des BBL-Katalogs verdeutlicht, wie<br />

komplex das Thema ist. Im SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) stehen<br />

die Erzielung eines stärkeren Bewusstseins zum Thema Kinder- und<br />

Jugendschutz, die Förderung der gesundheitlichen Entwicklung von<br />

Kindern und Jugendlichen und die Förderung der gesundheitlichen<br />

Aufklärung der Belegschaft im Fokus. „Wir haben seit längerer Zeit<br />

einen Ehrenkodex, den alle Mitarbeitenden unterschreiben müssen,<br />

in dem alle Werte für unser Miteinander festgelegt sind“, sagt Jan<br />

Fischer. In Jugendwartin Antonia Meiswinkel und Till Schuster, der im<br />

Nachwuchs als Trainer arbeitet, gibt es feste Ansprechpersonen für<br />

Fälle von sexualisierter oder anders gearteter Gewalt.<br />

Im SDG 4 (hochwertige Bildung) stehen die Integration der Nachhaltigkeit<br />

in die Organisationsstruktur sowie die Aus- und Weiterbildung der<br />

Mitarbeitenden, die Vermittlung von Werten des Mannschaftssports<br />

bei Kindern und Jugendlichen sowie die Intensivierung von Sport als<br />

© Foto: Thorsten Schmieder<br />

integrativem Bestandteil von Bildungsangeboten<br />

im lokalen Umfeld im Fokus. Alle<br />

Mitarbeitenden wurden 2023 von Noah<br />

Felk geschult, ein nächster Workshop ist für<br />

Ende November mit externen Referenten<br />

geplant. Alle für Kinder- und Jugendarbeit<br />

relevanten Themen erfüllen die Towers<br />

über den Hamburg Towers e.V. schon seit<br />

Jahren. Als Referenz haben sie das Programm<br />

„Learn4Life“ hinterlegt, in dem Till<br />

Schuster an mindestens 30 Schulen in der<br />

Region Workshops zur Teamfähigkeit leitet.<br />

Um Reduzierung sozialer Ungleichheiten bei<br />

Kindern und Jugendlichen durch Schaffung von besseren Zugängen in<br />

den Sport sowie Intensivierung von Projekten und Aktivitäten zu den<br />

Themengebieten Anti-Rassismus, Inklusion oder Geschlechtergleichheit<br />

geht es im SDG 10 (weniger Ungleichheiten). Hier verweist Fischer auf<br />

das Projekt „BasKIDball“, in dem am Sprach- und Bewegungszentrum<br />

Wilhelmsburg kostenfrei offenes Training für Kinder aus dem Stadtteil<br />

angeboten wird, und auf mehrere Projekte, mit denen Mädchen Zugang<br />

zum Basketball bekommen können.<br />

Den größten Lerneffekt für die Towers hatte die Erfüllung von SDG 13<br />

(Maßnahmen zum Klimaschutz), in dem es um Reduktion der CO2-<br />

Emissionen bei Mobilität des Bundesliga-Teams und Betreuerstabs<br />

(ohne Europapokal, nur für Bundesligaspiele und Training) sowie in der<br />

Geschäftsstelle geht. „Dafür haben wir in Kooperation mit dem TÜV Nord<br />

unseren CO2-Fußabdruck ermittelt, der zur Hälfte aus Auswärtsfahrten<br />

und zur anderen Hälfte aus Fahrten zu Heimspielen und zum Training<br />

besteht“, sagt Jan Fischer.<br />

Die meisten Spieler wohnen in Wilhelmsburg oder angrenzenden<br />

Stadtteilen. Dank der Umrüstung der Fahrzeugflotte auf E-Autos, die<br />

Mobilitätspartner Autohaus S+K mit einer Toyota-Flotte umsetzte, konnte<br />

der CO2-Ausstoß für die Anreise zu Heimspielen und Training halbiert<br />

werden. Da die Hamburger verhältnismäßig lange Auswärtsreisen<br />

absolvieren müssen, die sie überwiegend mit dem Teambus und bei<br />

gut erreichbaren Zielen mit der Bahn bestreiten, gibt es keinen für alle<br />

Vereine gültigen Richtwert. „Verbindlich ist aber, dass jeder Club seinen<br />

Fußabdruck bis 2027 um 30 Prozent verkleinert“, sagt Jan Fischer, „und<br />

das große Ziel ist, irgendwann auf null zu sein.“<br />

Bleibt noch SDG 17 (Partnerschaften zum Erreichen der Ziele). Hier<br />

bauen die Towers auf mehrere Säulen. Mit ihrem Cateringpartner, dem<br />

neben der Inselparkhalle gelegenen Restaurant des Hotels Wälderhaus,<br />

servieren sie im VIP-Bereich nur noch regionale Speisen. Mit Viva con<br />

Agua veranstalten sie am 15. Dezember ein Charity-Event zugunsten<br />

verschiedener Sozialprojekte. Die Hilfsorganisation Hanseatic Help unterstützen<br />

sie mit einer Kleidungs-Sammelaktion. Und mit ihrem Partner<br />

Lemonaid führen sie in ihrer Heimspielstätte ein Pfandbechersystem ein.<br />

„Es war für uns keine große Herausforderung, die Kriterien zu erfüllen“,<br />

sagt Jan Fischer, bevor er sein Tablet zusammenfaltet, „vieles davon ist<br />

seit Jahren in unserer DNA. Aber wir sind froh, es jetzt organisatorisch<br />

aufgestellt zu haben.“ Sie werden nicht immer gewinnen, sondern auch<br />

weiterhin viel lernen. Aber um nachhaltig Erfolg zu haben, haben die<br />

Towers den richtigen Weg eingeschlagen.<br />

© Foto: Thorsten Schmieder<br />

Die Towers-Geschäftsführer Jan Fischer (l.) und Marvin Willoughby achten auf die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele<br />

und freuen sich besonders über weibliche Nachwuchskräfte (Foto Mitte).<br />

Mit regelmäßigen Angeboten für Kinder und Jugendliche erfüllen die Towers das Social Development Goal 10 der Vereinten Nationen.


HOCKEY IN HAMBURG WIRD PRÄSENTIERT VON<br />

© Foto: Jan Oliver Pemöller<br />

© Foto: DCadA:Max Hildebrandt<br />

Die<br />

Ozeanier-Flut<br />

15 Wir haben uns auf die Suche nach den<br />

Gründen dafür gemacht.<br />

Acht Sekunden waren noch zu spielen im Stadtderby am 7. September<br />

zum Auftakt der Feldhockey-Bundesligasaison <strong>2024</strong>/25, als Jeremy<br />

Hayward das tat, wofür sie ihn zum Club an der Alster geholt haben.<br />

Mit einem so präzisen wie harten Schlenzer versenkte der australische<br />

Nationalspieler die letzte Strafecke der Partie zum 3:2-Sieg im Tor des<br />

Harvestehuder THC. Und weil Hayward zuvor schon mit zwei weiteren<br />

verwandelten Ecken die zwischenzeitliche 2:0-Führung für die Auswahl<br />

von Cheftrainer Sebastian Biederlack erzielt hatte, konnte sich der<br />

zentrale Abwehrspieler nach Abpfiff mit einem breiten Strahlen im<br />

Gesicht als „Man of the Match“ feiern lassen.<br />

Spieler aus Neuseeland und Australien<br />

spielen in den fünf Hamburger Herrenteams<br />

in der Feldhockey-Bundesliga.<br />

Wobei ihm zu viel Aufmerksamkeit gar nicht geheuer ist. „Natürlich<br />

freut es mich, wenn ich meinem Team mit meiner Stärke bei Strafecken<br />

helfen kann. Aber ich bin vor allem hier, um zu lernen“, sagt der<br />

31-Jährige im Gespräch mit <strong>sporting</strong>, „ich möchte<br />

jeden Tag besser werden, und die Bundesliga<br />

als eine der stärksten Ligen der Welt<br />

bietet mir diese Gelegenheit.“ Das klingt<br />

gut, insbesondere aus dem Munde eines<br />

studierten Sportlehrers, der sein Land<br />

zweimal bei Olympischen Spielen vertreten<br />

und mit den „Kookaburras“ 2014 den<br />

WM-Titel gewinnen konnte, und der in den<br />

vergangenen beiden Spielzeiten für Hertogenbosch<br />

in der als stärkste Liga der<br />

Welt geltenden niederländischen<br />

Hoofdklasse am Schläger war.<br />

Aber ist die Motivation, besser zu werden, der einzige Grund, warum<br />

es zu dieser Saison in der Herren-Bundesliga eine wahrhaftige<br />

„Ozeanier-Flut“ gegeben hat? Allein in den fünf Hamburger Clubs in<br />

der zwölf Teams umfassenden Liga spielen 15 Männer aus Australien<br />

und Neuseeland, zehn von ihnen sind im Sommer neu gekommen.<br />

Das haben wir zum Anlass genommen, um einmal die Hintergründe<br />

zu beleuchten. Denn Nationalspieler aus diesen als Hockey-Nationen<br />

bekannten Ländern heben nicht nur das Qualitätslevel der Bundesliga<br />

an, sondern kosten auch Geld. Viel Geld für Hockey-Verhältnisse, bei<br />

Stars wie Hayward kommen für das Gesamtpaket aus Gehalt, Wohnung<br />

und Auto mittlere fünfstellige Beträge zusammen. Und das für maximal<br />

sechs Monate Arbeit, denn die Hallensaison spielt keiner von ihnen.<br />

Tatsächlich ist die komprimierte deutsche Feldsaison der Hauptfaktor,<br />

der die Bundesliga interessant macht für die Männer aus „Down Under“.<br />

Dass so viele von ihnen überhaupt in Europa spielen, liegt darin<br />

begründet, dass in einem nacholympischen Jahr die Maßnahmen mit<br />

der Nationalmannschaft auf ein Minimum begrenzt sind. „Für viele von<br />

uns ist das deshalb eine perfekte Zeit, um Erfahrungen in Übersee zu<br />

sammeln“, sagt Tim Brand. Der 25-Jährige ist in diesem Sommer zum<br />

Hamburger Polo Club gewechselt. Für den Angreifer ist Europa kein<br />

Neuland, er ist in den Niederlanden, der Heimat seines Vaters, geboren<br />

und hat die vergangenen beiden Spielzeiten in Den Haag verbracht.<br />

„Der Hauptgrund, warum ich nun in die Bundesliga gegangen bin, ist<br />

eine Regeländerung, die uns erlaubt, im Winter in der australischen<br />

Liga zu spielen, was bislang verboten war“, sagt er.<br />

Während in den Niederlanden der Spielbetrieb auf dem Feld nur von<br />

einer wenige Wochen dauernden Hallensaison unterbrochen wird, ist in<br />

Deutschland von Anfang November bis Ende März Winterpause. Diese<br />

nutzen die Ozeanier, um in der Heimat, wo dann Sommer herrscht,<br />

Ligaspiele zu bestreiten. Manche zieht es auch in die indische Profiliga,<br />

wo innerhalb weniger Wochen von Ende Januar bis Anfang März viel<br />

Geld zu verdienen ist. „Die Bundesliga bietet uns diese Möglichkeiten,<br />

das wahrzunehmen. Das macht sie sehr attraktiv“, sagt Sean Findlay.<br />

Der offensive Mittelfeldspieler gilt als größtes Talent Neuseelands, auch<br />

er wechselte nach zwei Jahren in den Niederlanden bei Oranje-Rood<br />

Eindhoven zum Polo Club.<br />

Der deutsche Vizemeister ist seit einigen Jahren Anlaufstelle für<br />

Spieler der „Black Sticks“. Aktuell stehen in Findlay, Kane Russell (32),<br />

George Baker (21), Hugo Inglis (33),<br />

Aidan Sarikaya (28) und Nic Woods Der Australier Craig Marais, der seit Sommer für den HTHC spielt, war zuvor noch nie in Europa aktiv.<br />

(29) sechs von ihnen im Aufgebot,<br />

dazu kommen die beiden Australier<br />

Tim Brand und Tom Craig (29). Immerhin drei Neuseeländer – Isaac<br />

Houlbrooke (23), Joe Morrison (22) und Simon Yorston (24) – sind es<br />

bei Aufsteiger Großflottbeker THGC, beim Uhlenhorster HC steht Bleibt die Frage, die auch im Hockey immer wichtiger wird: Welchen<br />

Neuseelands Nationalkeeper Dominic Dixon (28) zwischen den Pfosten. Stellenwert hat das Geld bei einer Wechselentscheidung? „Der Unterschied<br />

zwischen Deutschland und den Niederlanden ist, dass hier nicht<br />

„Natürlich ist die Gefahr da, dass sich dadurch Cliquen bilden“, sagt<br />

Polo-Sportdirektor Christoph Bechmann, „aber die Jungs sind alle sehr alle Spieler bezahlt werden. Aber wir verdienen hier genauso gut wie<br />

offen für ihre Mitspieler, sind sehr integre und lustige Typen und bringen dort“, sagt Sean Findlay. Und am Beispiel Jeremy Hayward lässt sich<br />

grundsätzlich eine einwandfreie Einstellung zum Sport mit, so dass wir ablesen, warum Transfers dieser Art für beide Seiten Sinn ergeben.<br />

mit ihnen sehr zufrieden sind.“ Das bestätigen im Übrigen alle Trainer. „Wir hatten in den vergangenen Jahren keine gute Ecke, mussten zu<br />

Die Anbindung an eine große Gemeinschaft von Landsleuten hat auch viele Tore aus dem Spiel heraus schießen. Dieses Problem haben wir<br />

Craig Marais (22) und Corey Weyer (28) die Entscheidung erleichtert, nun gelöst“, sagt Alsters Mittelfeldspieler Dieter Linnekogel, der den<br />

im Sommer zum HTHC zu wechseln. „Natürlich ist es schön, ein Australier seit vielen Jahren aus internationalen Begegnungen kennt<br />

paar Jungs aus Australien und Neuseeland in der Stadt zu haben. Wir und ihm den Wechsel schmackhaft machte. Scheint ganz so, als könnte<br />

treffen uns manchmal und sprechen viel“, sagt Marais. Der offensive die „Ozeanier-Flut“ zur Win-win-Situation werden.<br />

Mittelfeldspieler ist zum ersten Mal in Europa aktiv, Deutschland<br />

habe er sich bewusst ausgesucht, „weil der Stil des Hockeys uns<br />

grundsätzlich gut liegt, sehr körperbetont, aggressiv und auf starke<br />

Defensive ausgerichtet“, sagt er.<br />

Die Nähe des deutschen Hockeys zu dem, was sie aus der Heimat<br />

gewohnt sind, streichen alle Neuen als Grund für ihre Entscheidung<br />

heraus. Selbst ein herausragender Offensiv-Zocker wie Findlay, der für<br />

die auf spielerischen Offensivstil ausgelegte Hoofdklasse fast geboren<br />

erscheint, freut sich auf die neue Erfahrung. „Deutsches Hockey ist<br />

sehr strukturiert, ich glaube, dass das eine tolle Herausforderung für<br />

mich ist, durch die ich viel lernen werde“, sagt er. Dafür hat er sich<br />

gleich für drei Jahre an Polo gebunden, während die meisten anderen<br />

Ein- oder Zweijahresverträge<br />

unterzeichnet haben.<br />

Polos neuer Australier Tim Brand hat als Sohn eines Niederländers eine besondere Beziehung zu Europa.<br />

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© Foto: Lars Kopp<br />

© Foto: Jan Oliver Pemöller<br />

Topstars in ihren Nationen: Polos Neuseeländer Sean Findlay (gr. Foto) und Alsters Australier Jeremy Hayward.


Beachvolleyball<br />

gehöre ich hin. Ansonsten ist das Einzige,<br />

was für mich zählt, dass wir ein Team sind.<br />

Ein Team, das hinter sich eine Menge an<br />

Menschen hat, die uns ermöglicht haben,<br />

dort zu sein, wo wir jetzt sind.<br />

© Fotos: ustus Stegemann<br />

„Zufriedenheit ist<br />

ein schwieriges Wort“<br />

Cinja Tillmann (33) gilt nach dem Abschied von Laura<br />

Ludwig nun auch offiziell als beste Beachvolleyballerin<br />

Deutschlands. Im <strong>sporting</strong>-Gespräch bilanziert<br />

sie ihre Olympiasaison und erklärt, warum sie auch<br />

künftig mit Svenja Müller (23) zusammenspielen wird.<br />

<strong>sporting</strong>: Mancher glaubt es kaum, Cinja, aber deinen Urlaub<br />

nach der krassen Olympiasaison hast du am Strand verbracht.<br />

Kriegst du nie genug vom Sand?<br />

Cinja Tillmann: Nee, ich liebe Sand und Sonne! Vor allem warm muss<br />

es im Urlaub sein. Dann gehe ich auch gern wandern, aber am Strand<br />

zu liegen und zu entspannen ist ja auch etwas komplett anderes als<br />

das, was wir sonst im Sand tun.<br />

Das stimmt wohl. Wie gelingt es dir, bei all der harten Arbeit<br />

deinen Beruf auch zu genießen?<br />

Für mich steht an Nummer eins, Zeit mit der Familie und dem Freundeskreis<br />

zu verbringen. Auch Ausschlafen und auf der Couch entspannen<br />

mag ich sehr. Aber da dazu während der Saison keine Zeit ist, haben<br />

wir im Team Rituale wie gemeinsames Kaffeetrinken an einem schönen<br />

Ort, mit denen wir uns Inseln der Entspannung schaffen. Und die sind<br />

extrem wichtig.<br />

Wie lange dauert es, bis du nach einem sportlichen Höhepunkt<br />

abschalten kannst?<br />

Das kann ich nicht generell beantworten, aber es gelingt mir zum Glück<br />

meist sehr gut. Das liegt auch daran, dass ich großartige psychologische<br />

Betreuung habe, sowohl durch Annika Weinkopf am Olympiastützpunkt<br />

als auch dank Lothar Linz, der mich persönlich coacht.<br />

Man sieht das auf dem Feld daran, dass du in deinem Spiel<br />

kaum Wellen hast, dir gelingt es in den meisten Fällen, konstant<br />

deine Leistung abzurufen. Warum?<br />

Ist ja schön, wenn das nach außen so wirkt! Ich selbst sehe noch viel<br />

Potenzial, um Dinge zu optimieren. Das Mentale war früher definitiv<br />

nicht meine größte Stärke, aber das hat sich über die Jahre entwickelt,<br />

auch weil mir die Arbeit mit den Fachleuten sehr viel gegeben hat.<br />

Von Punkt zu Punkt zu denken, so wie wir es immer sagen, mag wie<br />

ein Mantra klingen, aber es hilft mir wirklich sehr. Egal bei welchem<br />

Spielstand, du musst den vorangegangenen Punkt abhaken und dich<br />

auf den nächsten konzentrieren können.<br />

Gibt es Bereiche deines Spiels, in denen du dich am Optimum<br />

angekommen fühlst?<br />

Nein, auf keinen Fall! Und das wäre auch nicht gut, denn wenn ich nicht<br />

das Gefühl hätte, mich noch weiterentwickeln zu können, dann hätte<br />

ich wahrscheinlich große Motivationsprobleme. Niemand ist perfekt,<br />

man muss immer hart an sich arbeiten. Schwächen abschwächen und<br />

Stärken stärken, dieses Motto gefällt mir.<br />

Manch Expertinnen und Experten halten dich seit einigen<br />

Jahren für die beste deutsche Beachvolleyballerin. Nach dem<br />

Karriereende von Laura Ludwig bist du es jetzt auch offiziell.<br />

Was bedeutet dir das?<br />

Ich finde es schade, dass diese Vergleiche überhaupt angestellt werden.<br />

Laura hat eine einzigartige Karriere hingelegt und wurde dafür sehr<br />

verdient gefeiert und würdig verabschiedet. Ich habe nie darüber<br />

nachgedacht, mich mit ihr zu vergleichen oder etwas zu kopieren, was<br />

am Ende sowieso nicht funktioniert. Ich kümmere mich nur darum,<br />

was ich beeinflussen kann.<br />

Es wirkt manchmal so, als stündest du abseits des Courts<br />

ungern im Mittelpunkt. Bist du darauf vorbereitet, dass du nach<br />

Lauras Abgang mehr im Fokus stehen wirst?<br />

Es ist nicht so, dass ich mich unwohl fühle, aber ich bin auch nicht scharf<br />

darauf, vor jeder Kamera zu stehen. Im Sand fühle ich mich wohl, da<br />

Trotzdem wirst du ja auch singulär<br />

wahrgenommen als Spitzensportlerin.<br />

Machst du<br />

Cinja gilt nach dem Rücktritt von Beach-Ikone Laura Ludwig (l.) auch offiziell als beste deutsche Beachvolleyballerin.<br />

dir während der laufenden<br />

Karriere schon Gedanken darüber, wie<br />

du später einmal gesehen werden<br />

möchtest? Fehlt dir ein ‚Signature Move‘ wie bei Laura der potenzial hat. Das mag stimmen, dennoch ist sie trotz ihrer erst 23<br />

‚Ludwig-Laser‘?<br />

Jahre schon auf einem extrem hohen Niveau. Sie ist unfassbar ball- und<br />

Überhaupt nicht. Ich freue mich, wenn viele in mir eine Kämpferin bewegungstalentiert, obwohl sie so lange Arme und Beine hat. Dazu<br />

sehen, die niemals aufgibt, egal wie der Spielstand ist. Wir wollen als kommen ihre Einsatzbereitschaft, der unerschöpfliche Wille, hart zu<br />

Team genau das ausstrahlen: Dass wir in jedem Training an die Grenzen arbeiten, und ihre Reife. Ich glaube deshalb, dass wir beide noch ähnlich<br />

gehen, um jeden Tag kleine Schritte nach vorn zu machen, und im Spiel viel Potenzial haben, um besser zu werden.<br />

um jeden Ball kämpfen.<br />

Wenn du dir die perfekte Partnerin bauen könntest, was hätte<br />

Kennst du so etwas wie Zufriedenheit mit dir und dem<br />

diese, was Svenja noch nicht hat? Und was würdest du dir noch<br />

Erreichten?<br />

anbauen?<br />

Zufriedenheit ist ein schwieriges Wort, Freude trifft es besser. Natürlich Ich hätte gern die Ruhe und Leichtigkeit einer Kristen Nuss oder die<br />

kann man sagen, dass man mit einem Ergebnis zufrieden ist. Aber Technik von Duda. Aber da niemand perfekt ist, versuche ich nie, andere<br />

dennoch gibt es selbst im Moment eines Turniersiegs Dinge, die man zu imitieren. Und Svenja ist total gut so, wie sie ist!<br />

besser hätte machen können. Mir ist wichtig, immer beides zu sehen<br />

und zuzulassen, die Freude ebenso wie das Hadern.<br />

Das heißt, ihr bleibt auf jeden Fall bis Los Angeles 2028 zusammen?<br />

Manche munkelten, man könne dich auch mit Lauras<br />

Dann frage ich direkt: Kannst du mit eurem Ergebnis bei den letzter Partnerin Louisa Lippmann zusammenbringen, die nun<br />

Olympischen Spielen in Paris zufrieden sein? Ihr seid im Achtelfinale<br />

ausgeschieden, habt dann aber das lettische Duo, das euch Ist das so? Dann kann ich hier Entwarnung geben: Svenja und ich<br />

voraussichtlich mit Linda Bock spielen wird.<br />

besiegt hat, zwei Wochen später bei der EM geschlagen. Mein bleiben ein Team.<br />

Gefühl ist: Ihr hättet bei Olympia das Halbfinale draufgehabt.<br />

Ich sehe das zwiegespalten. Wir haben gekämpft bis zum Ende, keins Während Svenja für den Eimsbütteler TV startet, spielst du weiterhin<br />

für Düsseldorf. Wann sehen wir dich für einen Hamburger<br />

unserer vier Spiele in Paris war schlecht. Natürlich war es schade, dass<br />

wir es nicht weiter als bis ins Achtelfinale geschafft haben, weil wir Verein?<br />

Matchball hatten und letztlich ein einziger Punkt gefehlt hat. Trotzdem Ich habe mich bewusst entschieden, der Sportstadt Düsseldorf die<br />

finde ich es vermessen zu sagen, dass wir Top-4-Niveau hätten erreichen<br />

müssen. Wir waren an Position elf gesetzt, auf der Elite-16-Serie unterstützt. Das wird auch so bleiben.<br />

Treue zu halten, weil sie mich seit Beginn meiner Karriere großartig<br />

waren wir bis zu unserem Sieg in Wien vor den Olympischen Spielen<br />

in keinem Halbfinale. Insofern glaube ich, dass ab dem Achtelfinale Ist Hamburg trotzdem Heimat für dich?<br />

in Paris alle Teams auf Augenhöhe waren. Wir gehören dazu, darauf Der Wechsel zum Bundesstützpunkt war der richtige Weg, die Voraussetzungen<br />

hier sind super. Dennoch ist es auch wichtig, dass wir<br />

dürfen wir stolz sein.<br />

als Team unsere Eigenständigkeit wahren können. Meine Wohnung<br />

Was in euch steckt, habt ihr nach Olympia mit den Goldmedaillen<br />

bei der EM und den deutschen Meisterschaften am Timmen-<br />

wo ich aufgewachsen bin und wo meine Eltern wohnen, oder auch<br />

in Hamburg ist deshalb genauso ein Zuhause für mich wie Senden,<br />

dorfer Strand erneut bewiesen. Trotzdem geltet ihr noch immer Münster und Düsseldorf.<br />

als Team mit großem Entwicklungspotenzial. Wer von euch<br />

beiden hat mehr davon?<br />

Du bist jetzt 33. Ist Gold in Los Angeles das ultimative Ziel? Oder<br />

Viele sagen, dass Svenja aufgrund ihres Alters mehr Entwicklungs-<br />

hast du gar keinen Karriereplan?<br />

Ich habe zwei Säulen, die meine Karriere<br />

stützen. Der Sport muss mir Freude bereiten;<br />

wenn die abhandenkommt, ergibt die harte<br />

Arbeit keinen Sinn. Und ich möchte immer<br />

eine Entwicklung sehen, individuell und als<br />

Team. Ergebnisse sind nicht vorrangig, es geht<br />

um den Prozess. Natürlich ist Olympiagold der<br />

prestigeträchtigste Erfolg. Aber ein WM-Titel<br />

ist sportlich vielleicht noch hochwertiger, weil<br />

die Leistungsdichte dort höher ist. Ich würde<br />

gern beides nehmen.<br />

Als Abwehrexpertin ist Cinja auch mit den Füßen durchaus geschickt. Spektakuläre Rettungsaktionen sind ihre Spezialität.<br />

Cinja (r.) bei der DM mit ihrer Partnerin Svenja Müller, Clemens Wickler und Nils Ehlers (l.).<br />

13


Volleyball<br />

© Fotos: Justus Stegemann<br />

Eine Saison der<br />

Abenteuer<br />

Die Volleyball-Teams des Eimsbütteler TV haben große<br />

Ziele in der Zweitligasaison. Die Männer wollen<br />

die Klasse halten, für die Frauen soll es mit einem<br />

spannenden Neuzugang in die Erste Liga gehen.<br />

Selbst auf dem Sofa einer guten Freundin muss man bisweilen<br />

aufpassen, was man sagt. Leonie Körtzinger erinnert sich an einen<br />

Besuch in Kopenhagen im Januar. Ihre Freundin Berit Jensen, früher<br />

als Mittelblockerin für die Volleyball-Frauen des Eimsbütteler TV<br />

aktiv, war im Sommer 2023 nach Dänemark ausgewandert. Beim<br />

Wiedersehen in Berits Wohnzimmer kam bei ein paar Getränken<br />

auch die sportliche Zukunft auf den Tisch, „und da habe ich beiläufig<br />

gesagt, dass es cool wäre, auch noch mal in der Halle zu spielen“,<br />

erzählt Leonie. Seit 2015 hatte die 27-Jährige nur noch Beachvolleyball<br />

gespielt, im August vergangenen Jahres an der Seite von Lea Kunst<br />

ihre erste EM erlebt. Doch nach einem gynäkologischen Eingriff im<br />

Frühjahr kam sie nicht rechtzeitig in Form, um in der Strandsaison<br />

angreifen zu können.<br />

Als Antwort auf die Frage nach der sportlichen Zukunft rief Ende Juni<br />

Holger Schlawitz an, der Cheftrainer des Zweitligateams des ETV, für<br />

den Leonie seit 2019 ans Netz geht. Er habe aus Mannschaftskreisen<br />

gehört, dass sie sich vorstellen könne, aus dem Sand unters Dach zu<br />

wechseln, und ob es für sie denkbar wäre, zur Saison <strong>2024</strong>/25 seine<br />

Mannschaft zu verstärken. „Da war ich erst einmal ziemlich platt.<br />

Ich hatte mich neun Jahre lang überhaupt nicht mit dem Hallenvolleyball<br />

beschäftigt. Aber die Herausforderung hat mich dann doch<br />

sehr gereizt“, sagt sie. Nach dem ersten Probetraining schrien die<br />

fest gewordenen Muskeln zwar nach Hilfe, „aber nach drei Wochen<br />

Bedenkzeit habe ich Holger zugesagt.“<br />

Also stand die 1,88 Meter lange Außenangreiferin<br />

am Wochenende 21./22. September<br />

zum Doppelspieltag gegen NawaRo<br />

Straubing (2:3) und das Team mit dem<br />

wunderbaren Namen Binder Blaubären TSV<br />

Flacht (1:3) auf dem Parkett der Sporthalle<br />

Hoheluft und startete mit ihrer neuen<br />

Mannschaft in das, was sie als<br />

„Saison der Abenteuer“ deklariert<br />

hat. Denn nichts anderes als ein<br />

Abenteuer ist es, die Disziplinen zu<br />

wechseln. „Es ist wirklich verrückt,<br />

was sich im Vergleich zwischen Halle und<br />

Beach alles verändert“, sagt sie.<br />

Besonders überrascht habe sie, dass in der Halle viel mehr Sprünge<br />

und harte Angriffsschläge gefordert sind. „Auch die Landung auf dem<br />

harten Untergrund ist eine Umstellung, außerdem habe ich ständig<br />

blaue Knie, weil ich noch nicht checke, wie man sich richtig abrollt“,<br />

sagt sie. Die für die Umstellung notwendige Zeit wird sie bekommen,<br />

versichert Cheftrainer Holger Schlawitz. „Leo ist menschlich eine<br />

echte Bereicherung für das Team und wird das sportlich auch werden,<br />

wenn sie sich an alles gewöhnt hat.“<br />

Eine neue Erfahrung sei, ausgetauscht oder erst mitten im Spiel<br />

eingewechselt zu werden. „Mittlerweile finde ich es spannend, mal<br />

als Beobachterin draußen zu stehen. Nicht so viele Ballberührungen<br />

zu haben und nicht ständig im Mittelpunkt zu stehen wie beim Beachvolleyball,<br />

das ist einfach nur ungewohnt. Anfangs habe ich das<br />

fast als Majestätsbeleidigung empfunden“, sagt sie und lacht, denn<br />

als den „Star-Neuzugang“, als der sie in der Szene bisweilen tituliert<br />

wird, sieht sich Leonie, die hinter Libera Jana Meiser (35) zweitälteste<br />

Spielerin ist, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Sie fühlt sich so, als wäre<br />

sie schon viele Jahre dabei, und hat als Food Managerin, die bei<br />

Auswärtsspielen Restaurants für Essenslieferungen heraussuchen<br />

muss, ein wichtiges Amt übernommen.<br />

Ihr Vorteil, glaubt die Studentin, die in Kürze ihren Master in klinischer<br />

Psychologie abzuschließen gedenkt, sei die Naivität gewesen, mit<br />

der sie an die Sache herangegangen sei. „Ich habe mir keinen Kopf<br />

gemacht, sondern gesagt, ich schaue einfach mal, was geht.“ Dass<br />

die 2. Liga Pro, die im Damenbereich vor der vergangenen Saison als<br />

Zwischenebene zwischen Erster und Zweiter Liga eingeführt worden<br />

war, etwas anderes ist als die Zweite Liga, „das habe ich erst ein paar<br />

Tage vor Saisonstart gecheckt.“ Ist aber nicht schlimm, denn letztlich<br />

ist die Herausforderung kaum von den Gegnerinnen abhängig, sondern<br />

in erster Linie ein Kampf mit den eigenen Fähigkeiten.<br />

Werner Kernebeck (l.) ist im dritten Jahr Cheftrainer der ETV-Männer.<br />

Zum Training und zu den Spielen pendelt er aus Achim bei Bremen nach Hamburg.<br />

Wohin dieser führen wird, bleibt abzuwarten. Ihr persönliches Ziel<br />

sei, einmal das Fässchen Bier zu gewinnen, das Sponsor Landgang<br />

bei Heimspielen für die wertvollste Spielerin (MVP) stiftet, sagt sie.<br />

Und fügt mit etwas mehr Ernst noch an, „dass ich an der Startsechs<br />

schnuppern und dem Team eine Leistungsträgerin sein möchte, auf die<br />

es sich verlassen kann.“ Der Weg zurück in den Sand ist nicht verbaut,<br />

sie hält die Augen offen und die Verbindungen in die Beach-Szene<br />

intakt. „Aber bis April gehört meine Priorität der Halle, und darauf<br />

freue ich mich sehr.“ Und sollte der anvisierte Bundesliga-Aufstieg<br />

tatsächlich gelingen, wäre dieser Sprung auch für Leonie Körtzinger<br />

ein sehr interessanter.<br />

Interessant ist für den Gesamtverein ETV, dass er sein Alleinstellungsmerkmal,<br />

als einziger Verein in Deutschland Zweitligateams<br />

beider Geschlechter zu stellen, wieder zurückgewonnen hat. Die<br />

von Werner Kernebeck trainierten Männer blieben nach dem Abstieg<br />

im Frühjahr 2023 in der Dritten Liga unbesiegt und kehren mit viel<br />

Selbstbewusstsein in die zweithöchste Spielklasse zurück. „Natürlich<br />

ist das Vertrauen in die eigene Stärke gewachsen, auch wenn uns klar<br />

ist, dass wir wieder Spiele verlieren werden. Aber die Mannschaft ist<br />

in großen Teilen beisammengeblieben und gefestigt, deshalb glaube<br />

ich, dass wir stärker sind als im ersten Zweitligajahr“, sagt Kernebeck,<br />

der auch in seiner dritten Saison weiterhin aus Achim bei Bremen zu<br />

Training und Spielen pendelt.<br />

Die Mischung aus arrivierten Stützen wie den Außenangreifern Stefan<br />

Köhler (35) und Leo Harms (26), Mittelblocker Peter Hoffmann (36)<br />

oder Diagonalangreifer Andrej German (30) sowie jungen Talenten wie<br />

Mittelblocker Alexander Radtke (22) oder Kernebecks Sohn Max (24),<br />

der sich mit Justus Baehr (26) das Zuspiel teilt, sei vielversprechend.<br />

„Natürlich ist der Klassenerhalt das oberste Ziel, aber wir wollen vor<br />

allem Kontinuität herstellen und keine Fahrstuhlmannschaft werden“,<br />

sagt der Coach.<br />

Am 5. <strong>Oktober</strong> können sich die Fans einen<br />

doppelten Eindruck verschaffen. Um 15 Uhr<br />

steht in der Sporthalle Hoheluft (Lokstedter<br />

Steindamm) der Heimspielauftakt der Männer<br />

gegen VV Humann Essen an. Um 19 Uhr empfangen<br />

die Frauen die Skurios Volleys Borken.<br />

Dann also auf ins Abenteuer!<br />

Das Frauen-Trainerteam (v.l.): Scout Matze Krause, Physio Lukas Krams, Co-Trainer Sergej Fink und Chefcoach Holger Schlawitz.<br />

Die ETV-Volleyballerinnen mit Neuzugang Leonie Körtzinger (großes Foto) hoffen in der Saison <strong>2024</strong>/25 in<br />

der 2. Liga Pro auf viele Gelegenheiten, um gemeinsam Punkte und Siege zu feiern.<br />

15


© Foto: Lennart Ootes<br />

Der Größte<br />

trägt jetzt<br />

Totenkopf<br />

© Foto: Lennart Ootes<br />

Schach<br />

Aufsteiger FC St. Pauli sorgt in der Schach-Bundesliga mit<br />

der Verpflichtung von Norwegens Superstar Magnus<br />

Carlsen für die größte Attraktion. Wir erzählen die<br />

Story hinter dem Deal.<br />

Für kreatives Marketing in eigener Sache ist der FC St. Pauli als<br />

„Club mit dem Totenkopf“ weltbekannt. Aber dass eine Sparte des<br />

Multisportvereins damit werben kann, den „Größten aller Zeiten“ in<br />

ihren Reihen zu haben, ohne dabei maßlos zu übertreiben – das ist<br />

selbst im braun-weißen Kult-Kosmos Neuland. In der am 5. <strong>Oktober</strong><br />

beginnenden Saison <strong>2024</strong>/25 der Schach-Bundesliga zählt der norwegische<br />

Superstar Magnus Carlsen zum Kader des Aufsteigers. Und<br />

der Mann, der dafür gesorgt hat, will gleich zu Beginn des Gesprächs<br />

eine Sache klarstellen, die man über ihn und sein Leben wissen müsse.<br />

„Wenn eine Vision, die ich hatte, Realität geworden ist, verliere ich<br />

das Interesse und suche mir eine neue Herausforderung. Aber Widerstände<br />

motivieren mich. Wenn alle sagen, etwas sei unmöglich,<br />

wird es für mich erst interessant“, sagt Jan Henric Buettner. Eine<br />

spannende Maxime ist das, und wenn der Hamburger Unternehmer<br />

auch dieses Mal wieder nach ihr handelt, dann könnte die Sportart<br />

Schach tatsächlich eine andere sein in einigen Jahren.<br />

Begonnen hat diese Geschichte im vergangenen Jahr. Buettner, der<br />

seine berufliche Karriere Ende der 80er-Jahre in der Mobilkommunikation<br />

gestartet hatte, war vom schnöden Geldvermehren in der<br />

Venture-Capital-Branche derart gelangweilt, dass er Ablenkung suchte.<br />

„Ich hatte keine Lust mehr, Nullen zu sammeln, und habe mich dann<br />

daran erinnert, dass ich früher Spaß am Schach gehabt habe“, sagt<br />

der 60-Jährige, der das Königsspiel einst in einer Grundschul-AG<br />

erlernt hatte. Weil einer wie er nicht einfach nur Schach spielt, legte<br />

Jan Henric Buettner spielt nicht einfach nur Schach. Der Hamburger Unternehmer will den Sport revolutionieren.<br />

er sich das Trainingsprogramm „Chessence<br />

Masterclass“ zu, das Niclas Huschenbeth<br />

(32) entwickelt hat. Buettner lud den Hamburger<br />

Großmeister nach Schloss Weissenhaus<br />

im Kreis Ostholstein ein, das er vor<br />

20 Jahren als „verrottetes Dorf“ gekauft<br />

und zu einem der besten Luxusresorts<br />

Deutschlands ausgebaut hatte.<br />

Aus den Gesprächen der beiden<br />

entstand die Idee, eine neue<br />

Schachserie zu entwickeln, die<br />

dem in Buettners Augen oft langweilig und<br />

angestaubt präsentierten Denksport ein frisches Image verpassen sollte.<br />

Gespielt werden sollte „Freestyle Chess“, bei dem im Unterschied<br />

zur klassischen Variante die Aufstellung des Königs, der Dame, der<br />

Springer, Läufer und Türme auf der Grundreihe beliebig, bei Weiß und<br />

Schwarz jedoch identisch ist. Dadurch verliert die computergestützte<br />

Vorbereitung entscheidende Bedeutung, Kreativität und Spontanität<br />

werden wichtiger, was die Partien interessanter machen soll.<br />

Auf der Suche nach dem Zugpferd für diese Serie griff Jan Henric<br />

Buettner seinem Anspruch entsprechend ins höchste Regal. Magnus<br />

Carlsen (33), seit 2013 Weltmeister und Weltranglistenerster,<br />

hatte 2023 den WM-Titel freiwillig niedergelegt, weil ihn die zu sehr<br />

verwissenschaftlichte Vorbereitung auf Titelkämpfe langweilte. Den<br />

Norweger glaubte Buettner mit seinem neuen Format überzeugen zu<br />

können. Also traf er sich auf Vermittlung des Essener Großmeisters<br />

Sebastian Siebrecht (51), der seit 2012 mit seinem bundesweiten<br />

Projekt „Faszination Schach“ mehr als 120.000 Kinder und Jugendliche<br />

erreicht hat, mit Carlsen und dessen Vater Henrik in Katar. Buettner<br />

überzeugte die beiden, und so fand im Februar dieses Jahres anlässlich<br />

der Gründung der „Weissenhaus Chess Academy“ die erste „G.O.A.T.<br />

Challenge“ statt. Ein Einladungsturnier für acht Spieler, das Magnus<br />

Carlsen standesgemäß gewann.<br />

Für Jan Henric Buettner war es der Startschuss zu einer Grand-Slam-<br />

Serie, für die er mittlerweile 15 Millionen Dollar Investmentkapital<br />

eingesammelt hat, und die 2025 nach dem Auftakt in Weissenhaus<br />

bereits sicher in Baden-Baden, New York und Kapstadt Station macht.<br />

Mit Riad und Delhi wird noch verhandelt, 750.000 Dollar Preisgeld für<br />

den Sieger locken die Top 25 der Welt, die allesamt dem „Freestyle<br />

Club“ beigetreten sind.<br />

Aber auch im kleineren Rahmen hat Buettners Engagement enorme<br />

Auswirkungen. Nachdem der FC St. Pauli im Frühjahr den Bundesliga-<br />

Aufstieg gesichert hatte, bat der Club Siebrecht um Unterstützung<br />

Großmeister Sebastian Siebrecht lebt zwar in Frankreich, kümmert sich aber um die Weissenhaus<br />

Chess Academy und die Belange der beiden Hamburger Bundesligaclubs.<br />

bei der Sponsorensuche. Dieser kontaktierte Buettner, der wiederum<br />

den als Fußballfan bekannten Carlsen davon begeistern konnte, in<br />

der Bundesliga, wo er zuletzt vor 15 Jahren für Baden-Baden am<br />

Brett gesessen hatte, für die Hamburger anzutreten. „Und weil wir<br />

es Magnus so angenehm wie möglich machen wollten, habe ich<br />

einige seiner besten Freunde überzeugt, ebenfalls zu St. Pauli zu<br />

wechseln“, sagt Siebrecht.<br />

So geben unter dem Namen „Wikinger-Team“ auch Johan-Sebastian<br />

Christiansen (25) und Aryan Tari (25), Nummer zwei und drei der<br />

norwegischen Rangliste, Dänemarks Topspieler Jonas Buhl Bjerre<br />

(19), der englische Großmeister David Howell (33) und sogar Carlsens<br />

Trainer Peter Heine Nielsen (51) ihre St.-Pauli-Premiere. An wie vielen<br />

der sieben Doppelspieltage die Topstars aus dem 16er-Kader mitwirken,<br />

ist unklar. Sicher ist, dass Carlsen am 22./23. März, wenn St. Pauli als<br />

Spieltagsausrichter im VIP-Bereich am Millerntor fungiert, mit von der<br />

Partie ist. „Aber die neun Spieler aus dem Aufstiegsteam werden auf<br />

jeden Fall komplett spielen, das ist dem Verein wichtig“, sagt Siebrecht.<br />

Jan Henric Buettner ist wichtig zu unterstreichen, dass er nicht wie ein<br />

Großmäzen einen Verein kurzfristig aufrüstet, sondern das langfristige<br />

Ziel verfolgt, aus dem FC St. Pauli eine internationale Spitzenauswahl zu<br />

formen. Dabei läge der Etat deutlich hinter den sechsstelligen Summen,<br />

mit denen die drei Platzhirsche Düsseldorfer SK, OSG Baden-Baden<br />

und SC Viernheim haushalten. 50.000 Euro sind für den Betrieb eines<br />

anständigen Bundesligaclubs mindestens notwendig. Und er hat<br />

auch daran gedacht, dem vergangene Saison beinahe abgestiegenen<br />

Lokalrivalen Hamburger SK, als ältester Schachverein Deutschlands<br />

1830 gegründet und seit 1981 ununterbrochen Bundesligist, unter die<br />

Arme zu greifen. Als er hörte, dass dem HSK die Svane-Brüder Rasmus<br />

(27) und Frederik (20) abgeworben werden sollten, sorgte er nicht nur<br />

für deren Verbleib. In Niclas Huschenbeth und Supertalent Leonardo<br />

Costa (16) wurden zwei Zugänge verpflichtet, die dafür garantieren<br />

dürften, dass Klassenkampf in der Saison <strong>2024</strong>/25, in der vier der<br />

Der Hamburger Großmeister Niclas Huschenbeth startet in der am 5. <strong>Oktober</strong><br />

beginnenden Bundesligasaison für den Hamburger SK.<br />

© Foto: Lennart Ootes<br />

16 Teilnehmer absteigen, kein Thema wird.<br />

„Langfristig wollen wir den HSK mit seiner<br />

starken Jugendarbeit zu einem rein deutschen<br />

Team machen“, sagt Sebastian Siebrecht, der<br />

zu beiden Clubs beste Kontakte pflegt.<br />

Sollten beide Ziele erreicht werden, müssen sie<br />

im Hamburger Schach nur noch dafür sorgen,<br />

dass Jan Henric Buettner nicht sein Interesse<br />

verliert. Aber das ist eine andere Geschichte.<br />

© Foto: Maria Emelianova<br />

17


Fußball<br />

© Fotos: torknipser.de<br />

Worte sind das, über die sich jedes Phrasenschwein freut, aber deren<br />

Inhalt professionell geschulten Sportlerinnen wie Mia in Fleisch und Blut<br />

übergegangen ist. Noch können zwar die wenigsten Fußballerinnen auf<br />

deutschem Zweitliganiveau von ihrem Sport leben. Manche arbeiten,<br />

einige gehen noch zur Schule, viele studieren so wie Mia, die an einer<br />

Fernuni für Sportmanagement eingeschrieben ist. Der Fokus aber liegt auf<br />

Fußball. Viermal pro Woche wird mit dem Team<br />

trainiert, dazu kommen individuelle Einheiten<br />

auf dem Platz und im Kraftraum, Physiotherapie<br />

und Besprechungen. Und der eigene Haushalt<br />

– Mia lebt allein in Norderstedt in der Nähe des<br />

Trainingsgeländes – muss auch geführt werden.<br />

Technik, Kreativität und Spielübersicht, das sind die drei Eigenschaften, die Mia als<br />

Fußballerin charakterisieren.<br />

Mia will mehr<br />

Die Fußballfrauen des HSV haben den<br />

Aufstieg in die Bundesliga in den Fokus<br />

genommen­. Offensivspielerin Mia<br />

Büchele soll dabei eine Hauptrolle spielen.<br />

Wie Menschen<br />

Dinge sagen,<br />

ist manchmal<br />

interessanter<br />

als das, was<br />

sie sagen. Weil<br />

aus Sätzen, die<br />

beiläufig ausgesprochen werden, Gewissheiten entstehen können. „Ja,<br />

der ist in der Nationalmannschaft“, sagt Mia Büchele also auf die Frage,<br />

auf welchem Level ihr Freund, der auf ihrem Insta-Profil als Ringer zu<br />

erkennen ist, seinen Sport betreibe. Sie sagt es so, als wäre es das Normalste<br />

von der Welt, und in diesem Moment wird klar, was sie meinte,<br />

als sie im vorangegangenen Gespräch von ihrem Ehrgeiz erzählte. Sport<br />

treiben kann ja fast jeder Mensch. Aber Mia will mehr.<br />

Dafür nimmt die frühere U-19-Nationalspielerin, die in diesem Monat 21<br />

Jahre alt wird, seit Jahresbeginn eine Fernbeziehung in Kauf. Während<br />

ihr Partner Nico Megerle (24) weiterhin im Breisgau lebt und für die<br />

RKG Freiburg auf die Matte geht, hatte sich Mia in der Winterpause der<br />

Saison 2023/24 entschieden, die Bundesligafrauen des SC Freiburg zu<br />

verlassen und fortan für den HSV in der Zweiten Liga Fußball zu spielen.<br />

„Ich habe in Freiburg nicht mehr die Spielzeit bekommen, die ich für meine<br />

Entwicklung brauche“, sagt sie zur Erklärung. In Hamburg war sie zwar<br />

zuvor nie gewesen, „und ich war anfangs auch etwas skeptisch, weil<br />

es ja schon am anderen Ende Deutschlands liegt. Aber die Gespräche<br />

mit dem Trainerteam und dem Management waren so positiv, dass ich<br />

mich schnell habe überzeugen lassen“, sagt sie.<br />

Das triste norddeutsche Winterwetter und die sportliche Anlaufzeit, die<br />

es braucht, um in einem neuen Team anzukommen, hat die 1,68 Meter<br />

große Spielgestalterin längst hinter sich gelassen. Technik, Kreativität<br />

und Spielübersicht – das seien die drei Eigenschaften, mit denen sie<br />

ihren Spielstil charakterisieren würde. In einem spielerisch starken und<br />

technisch guten Team, das den Kurzpass pflegt, sind das Fähigkeiten,<br />

die helfen. „Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, sehr flexibel<br />

und dynamisch, wollen wir Spiel für Spiel auf den Platz bringen“, sagt<br />

Cheftrainer Marwin Bolz (26), „das leben wir als Trainerteam und vor<br />

allem auch die Spielerinnen schon im Training vor. Das macht uns stark,<br />

diese Dynamik wollen wir abrufen und unseren positiven Aufwärtstrend<br />

der vergangenen Saison fortsetzen.“<br />

Die Zielstrebigkeit, mit der Mia ihre Karriere vorantreibt, ist familiär<br />

geprägt. Drei ältere Brüder, mit denen sie im Garten kickte, und ein<br />

Vater, der die Jungs im Verein trainierte, können eine Bürde sein. Für<br />

sie war es ein Antrieb, immer besser zu werden. „Papa hat mir immer<br />

Belohnungen versprochen, wenn ich etwas besonders gut gemacht<br />

habe, zum Beispiel den Ball jonglieren. Das war eine gute Motivation.“<br />

Bis sie 14 war, spielte sie in ihrer Heimat Riedlingen mit Jungs in einem<br />

Team. „Das hat Technik und Handlungsschnelligkeit geschult“, sagt sie.<br />

Als Vorbild hatte sie Nationalspielerin Giulia Gwinn (25) vor Augen, die<br />

beim SV Weingarten mit ihrem mittleren Bruder zusammenspielte. „Da<br />

habe ich früh gesehen, was möglich ist, wenn man Gas gibt.“<br />

Gwinn spielt seit 2019 beim FC Bayern München; dem Verein, für den die<br />

Herzen der restlichen Familie Büchele schlagen. Mias Traumverein war<br />

mal der FC Barcelona, aktuell sagt sie auf die Frage nach dem Karriereziel,<br />

„irgendwann Champions League zu spielen, das wäre ein Traum.“ Ginge<br />

ja perspektivisch auch mit dem HSV, aber eins nach dem anderen. Bis<br />

Juni 2025 ist ihr Vertrag datiert, nach vier Saisonspielen stand die junge<br />

Mannschaft, die ihre Heimspiele seit dieser Saison auf dem Nebenplatz<br />

des Volksparkstadions austrägt, Ende September mit sieben Punkten<br />

nach vier Spielen auf Rang drei der Tabelle. „Das Interesse am Frauenfußball<br />

ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, und wir wollen<br />

möglichst viele Fans davon überzeugen, dass wir auch gut sind“, sagt<br />

Mia. Man darf ihr glauben, dass sie alles dafür tun wird.<br />

Tickets gibt es online unter ticket-onlineshop.com/<br />

ols/hsv-ev/de/hsv-frauen/channel/shop/index. Im<br />

nächsten Heimspiel ist am 13. <strong>Oktober</strong> (11 Uhr)<br />

Borussia Mönchengladbach zu Gast.<br />

Anzeige<br />

Als Aufsteiger waren die HSV-Frauen nur knapp am nächsten Aufstieg<br />

in die Eliteklasse gescheitert. „Vielleicht tut es uns auch gut, dass wir noch<br />

eine Saison gemeinsam reifen können“, sagt Mia, die als Sinnbild für das<br />

ganze Team gelten kann, „ich glaube aber auch, dass wir zumindest mit<br />

einigen Clubs in der Bundesliga hätten mithalten können.“ Man habe, so<br />

ihre Analyse, in der vergangenen Spielzeit manchmal nicht konsequent<br />

genug verteidigt und sich nicht ausreichend Torchancen erarbeiten<br />

können. „Jetzt haben wir die Chance, es noch besser zu machen. Aber<br />

es ist eine sehr enge Liga, jeder einzelne Punkt ist wichtig, wir müssen<br />

von Spiel zu Spiel schauen.“<br />

Dein Drogeriemarkt<br />

FÜR SPORT- UND<br />

FITNESSPRODUKTE.<br />

Offensivspielerin Mia Büchele, auf dem großen Foto mit Teamkollegin Lisa Baum (r.), soll im HSV-Zweitligateam eine Hauptrolle spielen.<br />

Die 20-Jährige kam im vergangenen Winter vom Bundesligateam des SC Freiburg nach Hamburg.


Die besten Fitnesstrends werden präsentiert von<br />

Die besten Fitnesstrends werden präsentiert von<br />

© Fotos: David Lloyd Meridian<br />

Bewegung mit<br />

Suchtfaktor<br />

und Geist zu verstehen. Und genau deshalb ist es wichtig, Agnes bei<br />

ihrer Arbeit zuzuhören.<br />

Agnes heißt mit Nachnamen Wieczorek, ist 41 Jahre alt, in Polen geboren<br />

und spricht Deutsch mit einem leichten britischen Akzent, weil sie viel<br />

international unterwegs ist. Für David Lloyd Meridian leitet die Diplom-<br />

Kauffrau, die im vergangenen Herbst ihren Job in der Flugzeugindustrie<br />

gekündigt hat, um als Freelancerin ihre Ausbildungen als Trainerin in<br />

Pilates, Yoga, Ernährungsberatung, Resilienz und mentaler Gesundheit<br />

ausleben zu können, diverse Kurse. Sound Meditation mag sie besonders,<br />

„weil im Unterschied zur normalen Meditation die Alpha- und<br />

Theta-Wellen im Gehirn stärker und schneller aktiviert werden, was<br />

zu tiefer Entspannung und einem erhöhten Bewusstsein führen kann.“<br />

Möglich wird das dadurch, dass die Töne der vier unterschiedlich<br />

großen Klangschalen vier der sieben Yoga-Chakren – Wurzelchakra,<br />

Sakralchakra, Herzchakra und Stirnchakra – aktivieren, ohne dass der<br />

Meditierende sich stark auf innere Prozesse konzentrieren muss. Körperwahrnehmung<br />

und Atemlenkung stehen bei der Sound Meditation<br />

im Vordergrund. Aber weil es eine wachsende Zahl an Menschen gibt,<br />

die Sound Meditation mit Bewegung kombinieren möchten, hat David<br />

Lloyd Meridian erstmals im Juli in Hamburg die neue Signature Class<br />

„SPIRIT Dance Meditation“ als Workshop-Angebot eingeführt. „Musik<br />

hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Stimmung und unseren<br />

emotionalen Zustand“, sagt Assundina Traina, Head of Product bei<br />

David Lloyd Meridian Spa & Fitness, „die Tanzmeditation nutzt dies,<br />

um den Teilnehmenden zu helfen, sich einzustimmen, loszulassen<br />

und sich befreit zu fühlen.“<br />

wechselt, der zerstört sich die schöne Entspannung, denn der in den USA<br />

entstandene Trend hat es in sich. Reformer Pilates ist eine Variante des<br />

Ganzkörpertrainings, das Atmung und Bewegung in Einklang bringen soll.<br />

Im Gegensatz zum klassischen Pilates auf einer festen Unterlage wird<br />

beim Reformer Pilates auf einem beweglichen Gerät, dem Reformer,<br />

geübt, das aus einem an Federn befestigten Schlitten besteht. Über<br />

diese Federn kann ein Widerstand zwischen drei und 30 Kilogramm<br />

eingestellt werden, der ein flexibles Ganzkörpertraining ermöglicht.<br />

„Seinen Ursprung hat der Reformer in den 1920er-Jahren. Joseph Pilates<br />

hat ihn nach dem Ersten Weltkrieg erfunden, um bettlägrige Kriegsversehrte<br />

durch Training im Liegen bei der Regeneration zu unterstützen“,<br />

erklärt Agnes. Die liegende Position ermöglicht ein gelenkschonendes<br />

Training, bei dem durch den beweglichen Untergrund größere Hebelwirkung<br />

entsteht und die Tiefenmuskulatur optimal stimuliert wird.<br />

Ganz wichtig: Es gibt kein vorgegebenes Programm, alle können unter<br />

Begleitung der Kursleitenden individuell nach ihrem Fitnesslevel und<br />

Kenntnisstand trainieren. „Die Teilnehmenden schwitzen, ihre Muskeln<br />

brennen, aber gleichzeitig können wir sehr gut auf die Brustatmung<br />

achten und die sechs Pilates-Prinzipien Atmung, Konzentration, Flow,<br />

Präzision, Kontrolle und Zentrierung im Auge behalten.“<br />

Reformer Pilates wurde bislang in Deutschland nur in speziell dafür ausgelegten<br />

Boutique-Studios angeboten. David Lloyd Meridian ist der erste<br />

große Fitnessclub, der den Trend in sein Kursprogramm übernommen<br />

und dafür am Standort Eppendorf einen Trainingsraum mit 18 Schlitten<br />

eingerichtet hat. Am 5. September fand das Launch-Event statt, seit<br />

dem 14. September ist das Angebot buchbar. Die 45-Minuten-Kurse<br />

David Lloyd Meridian bringt die Fitnesstrends<br />

SPIRIT Dance Meditation und Reformer Pilates in<br />

Hamburg an den Start. Ausprobieren ist Pflicht!<br />

Warum, das erfahrt ihr hier.<br />

Hör nicht auf, bitte mach weiter, sagt der Kopf. Ich bin müde und will<br />

schlafen, sagt der Körper. Doch gerade als Körper und Kopf eins zu<br />

werden und die Augen zuzufallen drohen, weckt einen die sympathische<br />

Stimme von Agnes abrupt aus der sich anbahnenden Tiefenent-<br />

spannung. Das hier ist ja kein Vergnügen,<br />

sondern Arbeit! Das Vergnügen wollen<br />

wir euch, liebe <strong>sporting</strong>-Leser*innen, auf<br />

dieser Doppelseite vorstellen, und dazu<br />

gehört natürlich, bei der Präsentation der<br />

„Spirit Sound Meditation“ aufmerksam zu<br />

sein und nicht einzunicken.<br />

Also dann: Willkommen<br />

im David Lloyd Meridian<br />

an der Quickbornstraße<br />

in Eppendorf, einem der fünf Hamburger<br />

Agnes Wieczorek ist bei David Lloyd Meridian<br />

als Trainerin für Pilates, Yoga, Resilienz und<br />

mentale Gesundheit engagiert.<br />

Standorte des Wellness-Fitness-Spezialisten, der die perfekte Atmosphäre<br />

zum Entspannen und Wohlfühlen in der Stadt bietet und als Betreiber<br />

im Bereich Gesundheit, Fitness und Wellness europaweit führend ist.<br />

Die SPIRIT Sound Meditation steht schon länger im Kursprogramm und<br />

ist bei den Mitgliedern sehr beliebt. Sie bietet die Grundlage für die<br />

SPIRIT Dance Meditation, die in diesem Jahr zum ersten Mal bei David<br />

Lloyd Meridian gelauncht wurde. Die Sound Meditation, bei der mittels<br />

Klangschalen, die in der Frequenz 432 Hertz und damit im Einklang<br />

mit den Menschen, der Natur und dem Universum schwingen, ein<br />

besonderer Klangteppich ausgelegt wird, ist zwar nicht neu, aber eine<br />

wichtige Grundlage, um die Wirkung von Entschleunigung auf Körper<br />

Das funktioniert am besten, wenn die Musik<br />

über Kopfhörer, die zu Beginn jedes Kurses<br />

ausgeteilt werden, direkt auf die Ohren kommt.<br />

„Man nimmt die anderen Menschen um sich<br />

herum nicht mehr wahr, wenn man die Augen<br />

schließt. Ohne Kopfhörer kämen viele nicht<br />

so aus sich heraus, wie es für die optimale<br />

Entspannung notwendig ist“, erklärt Agnes.<br />

30 Minuten dauert ein intensiver Kurs, in dem<br />

sich nach einer kurzen Phase der Einstimmung<br />

unter sanfter Musik und ebensolchen Bewegungen<br />

alle Teilnehmenden ohne vorgegebene<br />

Choreografie nach aufeinander aufbauender<br />

Musik frei entfalten sollen. Das gemeinsame<br />

Erleben im Kurs sei dabei<br />

deutlich intensiver, als<br />

wenn jeder individuell zu<br />

Hause zu Musik tanzen<br />

würde. „Zu Hause nutzen<br />

die meisten ihre Lieblingslieder oder bestimmte<br />

Abläufe. Im Kurs taucht man viel tiefer ein und<br />

ist viel fokussierter, weil man nicht weiß, was kommt“, sagt Agnes,<br />

und das klingt logisch.<br />

18 Reformer hat David Lloyd Meridian an seinem Standort Eppendorf zur Auswahl.<br />

Die Kurse sind sehr schnell ausgebucht.<br />

Die zweite Neueinführung eignet sich bestens in Kombination mit der<br />

Sound Meditation – allerdings nur, wenn man die richtige Reihenfolge<br />

beachtet. Wer erst zu Musik meditiert und danach zum Reformer Pilates<br />

folgen einem bestimmten Konzept und sind für Platinum-Mitglieder<br />

frei. Die 60-Minuten-Tasterclass ist für alle Mitglieder inklusive, für<br />

eine Extragebühr von zwölf Euro sind auch Kleingruppen mit bis zu<br />

zehn Personen buchbar. Probetrainings sind nach Anmeldung möglich.<br />

Aber macht bitte <strong>sporting</strong> nicht dafür haftbar, wenn Kopf und Körper<br />

danach gar nicht mehr aufhören mögen…<br />

Bei der SPIRIT Dance Meditation können die Teilnehmenden ohne Ablenkungen von außen voll<br />

aus sich herauskommen und dadurch tiefe Entspannung finden.<br />

21


Handball<br />

REFORMER<br />

©Fotos: HHD<br />

PILATES<br />

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Die Hamburg Deerns wollen<br />

den weiblichen Leistungs-<br />

Handball in der Stadt<br />

fördern. Dazu fehlt es aber<br />

noch an vielem.<br />

Unbarmherzig ließ ihn die<br />

Hamburger Sommerhitze<br />

schwitzen, aber seinen Platz<br />

an der Sonne wollte Andreas<br />

Michelmann keinesfalls<br />

eintauschen. An Bord der<br />

Barkasse „Adele“ in der HafenCity<br />

erläuterte der Präsident<br />

des Deutschen Handball-Bundes (DHB), warum sein Verband<br />

das Projekt Hamburg Handball-Deerns nach Kräften unterstützen<br />

wolle. „Der DHB hat 20 Jahre lang nicht wahnsinnig viel für Frauen<br />

getan. Das versuchen wir seit ein paar Jahren zu ändern. Wir wollen<br />

die Bundesliga professionalisieren, da passt es sehr gut, dass der Zug<br />

in Richtung Hamburg fährt“, sagte der 64-Jährige.<br />

Pia Zufall, Luis Krumm und Thomas Jungbluth konnten sich angesichts<br />

dieser Ansage ein breites Lächeln nicht verkneifen. Krumm als Vorsitzender,<br />

Zufall als seine Stellvertreterin und Jungbluth als Schatzmeister<br />

sind die treibenden Kräfte hinter dem Projekt, das als eingetragener<br />

Verein im Frühjahr gegründet und im Juli in den Hamburger Verband<br />

(HHV) aufgenommen wurde. Das Ziel ist klar: Nach dem Motto „Stay in<br />

Hamburg, Play in Hamburg“ weiblichen Leistungs-Handball in Hamburg<br />

zu verankern und ein Abwandern der besten Talente zu verhindern.<br />

Aktuell gibt es im Hamburger Stadtgebiet keinen Verein in den ersten<br />

drei Ligen. „Wir sehen einen großen Bedarf, leistungsorientierten<br />

Mädchen und Frauen mehr Chancen zu geben. Aktuell müssen sie<br />

Hamburg verlassen, um ihre Träume von der Bundesliga zu realisieren.<br />

Unsere Vision ist, dafür Strukturen zu schaffen, dass das in unserer Stadt<br />

möglich ist“, sagte Pia Zufall, die auch beim HHV die Geschäfte führt.<br />

Auf drei Säulen sollen die Deerns fußen: Sport, Ausbildung/Beruf und<br />

Bekanntheit. So soll durch den Aufbau von Leistungsteams in B- und<br />

A-Jugend ein Talentepool geschaffen werden, der dank Kooperationen<br />

mit Vereinen aus den drei Topligen ausreichend Möglichkeiten findet,<br />

um in Hamburg auf höchstem Niveau zu spielen. Zudem sollen dank<br />

Partnern aus der Wirtschaft auf Leistungssportbedürfnisse ausgerichtete<br />

Ausbildungs- und Arbeitsplätze bereitgestellt werden. Außerdem soll<br />

die Bekanntheit mithilfe von Marketingbotschaftern und Social-Media-<br />

Managerinnen gesteigert werden.<br />

Das Problem: Bislang ist all das nur eine Vision. Zwar gibt es mit den<br />

Luchsen Buchholz-Rosengarten, die anders als Bundesligist Buxtehuder<br />

SV nicht dem niedersächsischen, sondern dem Hamburger<br />

Verband angehören, einen Kooperationspartner aus Liga zwei und<br />

mit der Hamburger Sparkasse ein interessiertes Unternehmen für<br />

die Arbeitsplatzthematik. Aber es fehlen Partnerclubs aus Liga eins<br />

und drei und insbesondere für den Jugendbereich, es gibt bislang<br />

keine Spielstätte oder Hallenzeiten, und vor allem braucht es Geld.<br />

Viel Geld. 100.000 Euro im Jahr kostet der Spielbetrieb eines Teams<br />

in der Juniorinnen-Bundesliga, mindestens 1,3 Millionen per anno<br />

müssen für eine Bundesligasaison aufgebracht werden. „Es fehlen<br />

verlässliche finanzielle Mittel. Wir brauchen für dieses Projekt einen<br />

Verein, der entsprechend professionell aufgestellt ist“, sagte HHV-<br />

Präsident Knuth Lange.<br />

„Unsere Gründungsphase ist abgeschlossen,<br />

jetzt gehen wir in die Akquise“, sagte Thomas<br />

Jungbluth, der als Geschäftsführer der Luchse<br />

Erfahrung im Frauen-Handball gesammelt hat.<br />

Zur Saison 2025/26 soll der Spielbetrieb in der<br />

Jugend-Bundesliga aufgenommen werden,<br />

Gespräche mit bislang fünf Vereinen werden<br />

geführt. Zeit allerdings haben sie nicht, der DHB<br />

drängt auf schnelle Entwicklung. Präsident<br />

Michelmann verhandelte Anfang September<br />

mit Sportsenator Andy Grote über die Möglichkeit,<br />

in Hamburg einen von mindestens vier<br />

geplanten weiblichen Bundesstützpunkten<br />

aufzubauen. „Er schien sehr interessiert. Darüber<br />

haben wir uns sehr gefreut. Jetzt müssen<br />

wir liefern“, sagte Michelmann. Es klang nicht<br />

wie eine Bitte.<br />

Die Initiatoren des Projektes gaben Anfang September in der HafenCity den offiziellen Startschuss (oben). Auf der Barkasse Adele waren<br />

DHB-Präsident Andreas Michelmann (r.) und Katharina von Kodolitsch (2.v.l.), Präsidentin des Hamburger Sportbundes, auskunftsfreudig.


Allianz-Sponsoring<br />

© Fotos: privat<br />

© Foto: ?<br />

Gemeinsam<br />

Geschichten erzählen<br />

Zehn ausgewählte Vereine, Teams und Einzelpersonen<br />

haben seit 2023 Sponsoring-Partnerschaften mit der<br />

Allianz Versicherungsgruppe. Diskuswerfer Mika Sosna<br />

erklärt, wie davon beide Seiten profitieren.<br />

Drei Wochen Arbeit für 6000 Euro, das mag für manche, die vom<br />

deutschen Leistungssport falsche Vorstellungen haben, nach einem<br />

schlechten Geschäft klingen. Mika Sosna allerdings ist überzeugt<br />

davon, dass die Zeit, die er im vergangenen Jahr investiert hat, um<br />

eins der zehn von der Allianz und <strong>sporting</strong> ausgelobten Sponsoringpakete<br />

zu ergattern, bestmöglich investiert war. Und das nicht nur,<br />

weil sie auf seinem Bankkonto sichtbar wurde. „Das ganze Leben ist<br />

ja ein Lernprozess“, sagt der 21-Jährige, „aber mir ist durch meine<br />

Bewerbung deutlich geworden, wie viel harte Arbeit dahintersteckt,<br />

solche Projekte umzusetzen. Ich bin mit so viel Input und Feedback<br />

gefüttert worden, das hat mich unglaublich weitergebracht.“<br />

Mika, der Mann mit dem zementierten Strahlen im Gesicht, erholt<br />

sich zum Zeitpunkt des Gesprächs gerade von den Strapazen einer<br />

aufregenden Saison. Seine erste Teilnahme an Olympischen Spielen<br />

ist wenige Wochen alt, und auch wenn er in Paris mit nur einem<br />

gültigen Versuch die Qualifikation für das Finale verpasst hat, ist<br />

er nicht unzufrieden mit dem Geleisteten. „Natürlich hätte ich bei<br />

Olympia mehr draufgehabt und es auch gern gezeigt. Aber wenn<br />

ich versuche, es nüchtern und sachlich zu betrachten, dann hätte<br />

mir doch vor zwei Jahren niemand, mich eingeschlossen, zugetraut,<br />

dass ich <strong>2024</strong> bei Olympia dabei sein könnte“, sagt er. Mit 21 könne er<br />

nicht erwarten, in der Weltspitze mitzuhalten. „Aber ich habe neuen<br />

deutschen U-23-Rekord geworfen, eine Finalteilnahme bei der EM<br />

in Rom erreicht und war bei Olympia. Das muss man alles werten.“<br />

Unterstützt von: ALLIANZ<br />

Recht hat er, und gerade weil in einer Disziplin wie dem Diskuswurf,<br />

wo vier Stunden Krafttraining täglich keine Seltenheit sind, die<br />

Konzentration auf den Sport unerlässlich ist, helfen Partnerschaften<br />

wie die mit der Allianz enorm. Als er im vergangenen Jahr in einem<br />

Gespräch mit <strong>sporting</strong>-Verleger Martin Blüthmann von der Aktion<br />

erfuhr, „war ich sofort Feuer und Flamme. Ich fand es super, dass es<br />

ein klassisches Bewerbungsverfahren gab, in dem man die Chance<br />

hatte, dank eines guten Konzepts mit einer Partnerschaft belohnt<br />

zu werden“, sagt er. Sein Ansatz war der, dass das Sportsponsoring<br />

neue Wege gehen müsse, um für beide Seiten lukrativ zu sein. „Es<br />

reicht heute nicht mehr, einfach Geld dafür zu bekommen, weil man<br />

das Logo des Sponsors aufs Trikot druckt. Wir müssen gemeinsam<br />

Geschichten erzählen und die auch zu den Leuten bringen“, sagt er.<br />

Weil Mika mit Instagram-Videos seines Wurftrainings eine hohe<br />

Reichweite erzielt – das erfolgreichste der Filmchen, die er mit<br />

seiner eigenen Handykamera aufnimmt, hat 2,7 Millionen Aufrufe<br />

–, war nach drei Wochen intensiver Planung die Idee geboren, die<br />

Allianz in diese Bewegtbilder auf Social Media zu integrieren. Mit<br />

dem örtlichen Vertreter Gunnar Rink entwarf er eine Wurfplane mit<br />

Allianz-Schriftzug, die immer im Bild ist, wenn er seine Würfe macht.<br />

„Ich wollte weg von normalen Aufsagern, in denen man irgendwie<br />

seinen Sponsor nennt. Und dank der Hilfe von Gunnar haben wir<br />

das gut umgesetzt bekommen“, sagt er.<br />

Aus einer beruflichen Beziehung ist mittlerweile eine Freundschaft<br />

geworden. „Er ist selbst extrem sportbegeistert und versteht meine<br />

Situation und die Umstände, unter denen ich meinen Sport ausübe,<br />

perfekt. Dadurch ist eine feste Bindung entstanden“, sagt Mika. Gunnar<br />

Rink kann dem nur zustimmen. „Ich komme aus dem Teamsport<br />

und hatte bislang auch nur darin Sponsoring-Erfahrungen. Aber mit<br />

Mika war es einfach, weil wir sofort auf einer Wellenlänge waren“,<br />

sagt der 50-Jährige. Es sei für ihn extrem interessant gewesen zu<br />

erfahren, wie schwierig es für Einzelsportler in kleineren Sportarten<br />

ist, sich auf ihren Beruf zu konzentrieren, wenn die Finanzierungslücke<br />

ein ständiges Thema ist. „Insofern bin ich froh, wenn wir einen<br />

kleinen Beitrag dazu leisten<br />

konnten, dass Mika<br />

seine sportlichen Ziele<br />

erreicht hat.“<br />

Und auch das Unternehmen profitiere durchaus von der Partnerschaft.<br />

Selbstverständlich sei die Erwartung nie gewesen, dass durch die<br />

Sichtbarkeit in Mikas Social-Media-Posts Hunderte Neuabschlüsse<br />

getätigt werden würden. „Aber die Aktionen werden wahrgenommen<br />

und es wird wertgeschätzt, dass wir uns in dieser Form engagieren“,<br />

sagt Gunnar Rink, „ich kann mir gut vorstellen, dass daraus mehr wird<br />

als ein zweijähriges Projekt. Mika hat gute Ideen und bringt viel dafür<br />

mit.“ Mika selbst ist von vielen Sportlerinnen und Sportlern auch aus<br />

anderen Disziplinen angesprochen worden, die wissen wollten, „wie<br />

ich an so einen hochkarätigen Sponsor gekommen bin. Die Allianz<br />

wird als einer der wichtigsten Sportförderer wahrgenommen, und<br />

ich bin froh, dass ich Teil davon sein kann“, sagt er.<br />

Für das zweite Jahr der Partnerschaft will der 1,98-Meter-Koloss<br />

neue Wege der Kooperation gehen. Gemeinsame Auftritte oder<br />

Workshops fände er spannend, auch die Drehorte für seine Videos<br />

könnten variieren, so wie er es vor Olympia bei der offiziellen<br />

Einkleidung bereits umgesetzt hatte. Veränderung ist gerade sein<br />

steter Begleiter. Er hat Torsten Lönnfors, den langjährigen Coach der<br />

Harting-Brüder Robert und Christoph, als Chef-Wurftrainer engagiert<br />

und in Tim Franzmann einen neuen Athletikcoach im Team. Seine<br />

Freundin Libby Buder (20), eine sehr talentierte Weitspringerin, ist<br />

aus Potsdam zu ihm gezogen und startet auch für die TSG Bergedorf.<br />

Seinen Verein, dem er dessen Unterstützung trotz mehrerer<br />

lukrativerer Angebote mit Vereinstreue dankt.<br />

Im <strong>Oktober</strong> steht für den Sportsoldaten zunächst ein Bundeswehr-<br />

Lehrgang an, anschließend geht es voraussichtlich ins Trainingslager<br />

nach Südafrika. „Die Mission Los Angeles 2028 hat begonnen“, sagt<br />

Mika. Und hofft, dass die Allianz ihn bis nach Kalifornien begleiten wird.<br />

Bei den Olympischen Spielen in Paris schied Mika im Vorkampf aus, konnte sie aber als Zuschauer genießen (oben). Beim<br />

Wurftraining ist die Allianz immer auf dem Trikot dabei (unten).<br />

Gunnar Rink ist als Allianz-Vertreter Mikas Begleiter und hat als ehemaliger Leistungssportler viel Verständnis für die Materie.<br />

25


Die <strong>sporting</strong>-Tipps, präsentiert<br />

von LOTTO Hamburg:<br />

03.10. BOXEN<br />

Der Hamburger Promoter Thomas Nissen lädt zu seiner Veranstaltungsreihe „Boxen im Norden”.<br />

Als Hauptkämpfer sind Fai Phannarai und Freddy Kiwitt eingeplant, Angelo Frank bestreitet zudem<br />

seinen Abschiedskampf. Los geht es in der Großen Freiheit 36 um 16 Uhr.<br />

sportkalender-<strong>hamburg</strong>.de<br />

03.10. LEICHTATHLETIK<br />

Der größte Brückenlauf Deutschlands führt zu den drei Startzeiten 9, 12 und 15 Uhr über<br />

12,3 Kilometer mit Start und Ziel auf dem Südwest-Terminalgelände am Windhukkai über die Köhlbrandbrücke.<br />

Die Startplätze sind restlos ausverkauft, jubelndes Publikum aber gern genommen.<br />

koehlbrandbrueckenlauf.de<br />

05.10. VOLLEYBALL<br />

Wer Lust hat, die beiden Zweitliga-Mannschaften des Eimsbütteler TV kennen zu lernen, sollte um<br />

15 Uhr in die Sporthalle Hoheluft (Lokstedter Steindamm) kommen. Zunächst spielen die Männer<br />

gegen VV Humann Essen, um 19 Uhr haben die Frauen die Skurios Volleys Borken zu Gast.<br />

volleyball-bundesliga.de<br />

17.10. FELDHOCKEY<br />

Auch ein Klassiker, der zum Besuch fast schon verpflichtet: In der Herren-Bundesliga messen<br />

sich der Uhlenhorster HC und der Harvestehuder THC. Angepfiffen wird das Stadtderby am<br />

Wesselblek in Hummelsbüttel um 20.15 Uhr.<br />

uhc.de<br />

17.10. BREAKING<br />

Du feierst Rap, Gesang, Breaking und Beatboxing und willst zeigen, was du drauf hast? Dann<br />

komm zum HipHop Day in den Kultur Palast Hamburg (Öjendorfer Weg 30a). Wer noch nicht<br />

Teil der HipHop-Academy ist, kann zur Anmeldung Mixtapes oder Videos schicken. Das Battle<br />

startet um 17 Uhr.<br />

hiphopacademy-<strong>hamburg</strong>.de<br />

05.10. RADSPORT<br />

Ihr wollt mehr über die Elbinsel Wilhelmsburg erfahren? Dann ergibt es Sinn, die geführte Radtour<br />

mitzumachen, die um 11 Uhr am Alten Elbtunnel startet. Tickets dafür kosten 25 Euro und sollten<br />

online vorbestellt werden.<br />

<strong>hamburg</strong>-news.org<br />

19.10. SQUASH<br />

Zum Auftakt der Männer-Bundesliga-Saison <strong>2024</strong>/25 ist Sportwerk Hamburg um 13 Uhr<br />

im Sportwerk (Hagenbeckstr. 124A) Gastgeber für Airport Squash Berlin. Zur gleichen Zeit<br />

empfangen die Kaifu Ritter in der Kaifu-Lodge (Bundesstr. 107) den 1. Bremer SC.<br />

squash-liga.com<br />

06.10. LEICHTATHLETIK<br />

Wer im Herbst noch Lust auf einen längeren Lauf hat, der sollte sich diesen Termin freihalten.<br />

Beim Bramfelder Halbmarathon rund um den Bramfelder See gibt es auch Angebote für 5- und<br />

10-km-Strecken. Der erste Startschuss auf der Sportanlage Gropiusring fällt um 9.30 Uhr.<br />

bramfelder-halbmarathon.de<br />

06.10. FELDHOCKEY<br />

Immer wieder schön: In der Herren-Bundesliga treffen der Club an der Alster und der<br />

Uhlenhorster HC zum Stadtderby aufeinander. Angepfiffen wird die Partie am Pfeilshof<br />

in Wellingsbüttel um 15.15 Uhr. Das erste Spiel des Tages bestreiten Alsters Damen um<br />

13 Uhr gegen den Berliner HC.<br />

dcada.de<br />

20.10. LEICHTATHLETIK<br />

Ein Lauf, der auf dem Energieberg Georgswerder stattfindet, kann doch nicht zu anstrengend<br />

sein! Beim Skyline-Run des Triathlon-Vereins Triabolos werdet ihr mit einzigartigen<br />

Blicken auf Hamburgs Stadtsilhouette belohnt. Zwei Kinder- und drei Erwachsenenstrecken<br />

stehen ab 12.30 Uhr zur Wahl.<br />

skyline-run.de<br />

24.10. HANDBALL<br />

Und noch ein Nordderby in der Männer-Bundesliga: Der HSV Hamburg kämpft gegen die TSV<br />

Hannover-Burgdorf um Punkte. Wer die Männer von Cheftrainer Toto Jansen dabei unterstützen<br />

möchte, sollte um 19 Uhr in die Sporthalle Hamburg (Krochmannstraße) kommen.<br />

daikin-hbl.de<br />

09.10. KINDERANGEBOT<br />

Let’s dance, Baby! Das wird beim “Babydance” im Teehaus in den Großen Wallanlagen<br />

wörtlich genommen. Mütter und Väter, die Lust haben, mit ihrem Nachwuchs spielerisch in<br />

Bewegung zu kommen, finden dazu jeden Mittwoch von 14 bis 15 Uhr Gelegenheit.<br />

plantenunblomen.<strong>hamburg</strong>.de<br />

25.10. EISHOCKEY<br />

Farmsen freut sich: Zum ersten Heimspiel in der Regionalliga-Saison <strong>2024</strong>/25 empfangen die<br />

aufgestiegenen Crocodiles Hamburg die Bremen Weserstars zum Städteduell. Erstes Bully<br />

im Eisland Farmsen (Berner Heerweg 152) ist um 20 Uhr.<br />

crocodiles-eishockey.de<br />

11.10. HANDBALL<br />

Nordderby-Time in der Männer-Bundesliga: Der HSV Hamburg empfängt den deutschen<br />

Rekordmeister THW Kiel und freut sich auf eine ausverkaufte Barclays Arena. Anwurf am<br />

Rande des Volksparks ist um 20 Uhr.<br />

<strong>hamburg</strong>-handball.de<br />

26.10. BASKETBALL<br />

Der Syntainics MBC aus Weißenfels gibt um 20 Uhr in der Inselpark-Arena (Kurt-Emmerich-<br />

Platz) seine Visitenkarte ab. Fans der Veolia Towers Hamburg – und alle, die es werden<br />

wollen – freuen sich auf Bundesliga-Action.<br />

easycredit-bbl.de<br />

11.10. FELDHOCKEY<br />

Das wird emotional! Die Nationalspielerinnen Lena Micheel und Amelie Wortmann kommen mit<br />

dem Großflottbeker THGC erstmals zu ihrem Ex-Club Uhlenhorster HC zurück. Um 18 Uhr geht<br />

es am Wesselblek los. Um 20.15 Uhr spielen dann die Herren beider Vereine gegeneinander.<br />

hockeybundesliga.de<br />

26.10. FLOORBALL<br />

Doppelspieltag für die Bundesligateams der ETV Piranhhas, beide haben die SSF Dragons<br />

Bonn zu Gast. Um 16 Uhr gehen die Lady Piranhhas in der Sporthalle Hoheluft (Lokstedter<br />

Steindamm) aufs Parkett, um 19 Uhr sind dann die Männer dran.<br />

etv-<strong>hamburg</strong>/sportarten/floorball.de<br />

12./13.10. FITNESS<br />

Der Verband für Turnen und Freizeit richtet zum zwölften Mal den Internationalen Hamburger<br />

Sport-Kongress aus. Diesmal liegt der Fokus auf angesagten Fitnesstrends, die über zwei Tage<br />

ganztägig im ETV-Sportzentrum (Bundesstraße 96) von fünf weltweit bekannten Presentern<br />

vorgeführt werden.<br />

vtf-<strong>hamburg</strong>.de<br />

31.10. RADSPORT<br />

Während sich Hamburgs Kinder an Halloween verkleidet auf die Jagd nach Süßigkeiten<br />

begeben, rollen Zweirad-Fans gemütlich durch den Hamburger Westen. Die 38-km-Tour ist<br />

geeignet für Alltagsrad, Mountainbike, Rennrad, Liegerad, Pedelec, Tandem und startet um<br />

14 Uhr am Anleger Teufelsbrück.<br />

touren-termine.adfc.de<br />

15.10. BASKETBALL<br />

Hamburger Clubs, die international spielen, gibt es wirklich nicht viele. Die Veolia Towers<br />

Hamburg sind eine rühmliche Ausnahme. Im EuroCup haben die Männer von Cheftrainer Benka<br />

Barloschky um 19.30 Uhr in der Inselpark-Arena (Kurt-Emmerich-Platz) U-BT Cluj-Napoca aus<br />

Rumänien zu Gast.<br />

<strong>hamburg</strong>towers.de<br />

31.10. PFERDESPORT<br />

Feiertag auf der Trabrennbahn Bahrenfeld: Am Reformationstag geht es auf dem Oval an<br />

der Luruper Chaussee von 14 Uhr an rund. Ob Sportfan, Tierfreundin oder am Totalisator –<br />

wetten, dass dort alle auf ihre Kosten kommen?<br />

<strong>hamburg</strong>trab.de<br />

Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

Bitte informiert Euch über den aktuellen Status der jeweiligen Veranstaltung direkt auf<br />

der Webseite des Veranstalters.<br />

© Foto: HASPA Marathon Hamburg<br />

© Foto: Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH<br />

27


Segeln<br />

kindgerecht und spaßorientiert, Segeln vermittelt. „Das ist im<br />

Sommer und auf der Alster ideal“, erklärt Klaus Lahme. „Angst muss<br />

hier niemand haben, das Wasser ist warm, nicht selten wird auch<br />

gemeinsam gebadet“, freut er sich über die alljährlich tolle Resonanz.<br />

Es gibt für die Sommerkurse sogar Wartelisten.<br />

© Fotos: NRV?<br />

© Foto: ?<br />

Das Nachwuchssytem<br />

… f<br />

unktioniert, hat man den Eindruck. Ein weiteres<br />

Mal stellte der Norddeutsche Regattaverein (NRV)<br />

nämlich einen Großteil der olympischen Flotte des Deutschen<br />

Segelverbandes für Paris <strong>2024</strong>.<br />

NRV …<br />

Und wenn auch in diesem Jahr im olympischen Revier vor Marseille<br />

keine Medaillen dabei herausgesegelt werden konnten, sieht sich<br />

der NRV, allen voran Clubmanager Klaus Lahme, bestens aufgestellt.<br />

„Wir sind in der internationalen und nationalen Spitze sehr<br />

gut dabei, haben in einzelnen Bootsklassen sogar zwei, drei Boote<br />

auf diesem hohen Niveau am Start“, erklärt er, stolz aber bedacht.<br />

Weil er danach relativiert und aufzeigt, was an Investitionen und<br />

Arbeit hinter all diesen Erfolgen steckt. „Was niemand bedenkt, ist,<br />

dass ähnlich wie beim Turnen oder Schwimmen die Spitzenleute in<br />

der Regel im Alter von sieben bis acht Jahren mit dem Segelsport<br />

anfangen.“ Das überrascht.<br />

„Erfahrungen sind beim Segeln ein ganz springender Punkt, die<br />

seglerischen, gar nicht so sehr körperliche Voraussetzungen, denn<br />

unsere Sportart ist eben sehr komplex“, beschreibt er weiter. „Es<br />

braucht Jahre, bis die Seglerinnen und Segler das Zusammenspiel<br />

von Wasser, Strömung, Welle, Boot, Technik und dann auch noch<br />

Taktik einigermaßen beherrschen.“ Deswegen gibt es auch sehr selten<br />

Quereinsteiger. Und aus diesem Grund fokussiert sich der NRV in<br />

seiner Nachwuchsarbeit auf diese entsprechend jungen Jahrgänge<br />

und bietet aktuell tatsächlich 21 Kurse á drei Wochenstunden an.<br />

Derzeit für sage und schreibe rund 260 Kids.<br />

Diese wiederum rekrutieren sie in der Regel über Sommerkurse in<br />

den Ferien. Für 150 Euro wird hier altersgemäß, natürlich absolut<br />

Unterstützt von: NRV<br />

Und wer jetzt denkt, man muss nach einem solchen Kurs im<br />

NRV zwingend die Idee haben, Olympiasieger zu werden, und der<br />

Verein konzentriert sich ausschließlich auf den Leistungssport und<br />

die Segelbundesliga, der liegt falsch. Von den Kids, die aktuell im<br />

Verein aktiv sind, sind ungefähr 60 Prozent Nicht-Regatta-Segler. Die<br />

betreiben ihren Sport „just for fun“, was ja, was den Spaß betrifft,<br />

hoffentlich für alle gilt. Vier hauptamtliche Trainer kümmern sich in<br />

Vollzeit um die Bande, die da sehr erfolgreich unterwegs ist.<br />

Gesegelt wird vornehmlich im Laser Bahia, Laser, 420er oder eben<br />

im Opti. „Es gibt zwei Vereine, die da im Nachwuchsbereich den Ton<br />

in der Bootsklasse Opti in Deutschland angeben, das sind der NRV<br />

und unsere Freunde vom Mühlenberger Segel-Club aus Blankenese“,<br />

erklärt Klaus Lahme sehr kollegial. „Das ist schon beeindruckend,<br />

in welchem Maße die Hamburger Vereine in Deutschland sportlich<br />

und erfolgreich unterwegs sind.“ Das können wir nur unterstreichen,<br />

denn auch der MSC war mit einem Boot bei Olympia, im 49er FX<br />

mit Hanna Wille und Marla Bergmann, wir haben sie ein ganzes Jahr<br />

mit unserer Serie „En Route pour Paris“ begleitet.<br />

Das Ziel ist es natürlich<br />

und immer wieder<br />

von Neuem, aus diesem<br />

riesigen Pool von<br />

Nachwuchssegler*innen potenzielle Olympioniken zu entwickeln.<br />

„Luise Wanser ist so ein NRV-Zögling, damals ist sie hier schon mit<br />

ihrem Opti Lillifee allen davon gesegelt“, lacht Klaus. Und ganz<br />

nebenbei haut er raus, dass „die Alster eigentlich ein schlechtes<br />

Revier ist, um Olympioniken zu formen.“ What, unsere schöne Alster?<br />

„Auf der offenen See, auf der Ostsee vor Kiel oder auf der Nordsee,<br />

lernt man mehr von allem: Wind, Wellen und so weiter.“ Wir stutzen<br />

weiter und sind besorgt. „Und trotzdem hauen wir sie<br />

alle weg“, schlägt er den Bogen zurück – und<br />

scheint extrem zufrieden. Puuh.<br />

Wer im Training (unten) richtig durchzieht, schafft es vielleicht bis ins NRV Olympic Team und in die<br />

Segel-Nationalmannschaft, so wie Anastasiya und Malte Winkel (oben).<br />

Gewinnt einen Segel-Kurs!<br />

Wie begehrt die Segelkurse beim NRV sind, habt ihr ja nun erfahren.<br />

Umso cooler ist deshalb der Preis, den wir euch in diesem Heft<br />

bieten können. Wir haben dem NRV nämlich einen dieser begehrten<br />

Kurse für den Sommer 2025 aus dem Kreuz geleiert. Wer also<br />

ein Kiddie im Alter von 7 oder 8 Jahren am Start hat, das nächstes<br />

Jahr auf der Alster segeln lernen möchte, der schreibt uns bitte<br />

unter info @<strong>sporting</strong>-magazin.de eine E-Mail mit Angabe von Name<br />

und Alter des Kindes und einer erwachsenen Kontaktperson unter<br />

dem Betreff: „Früh segelt sich“. Einsendeschluss ist der 15. <strong>Oktober</strong>.<br />

Wir wünschen viel Glück!<br />

Haben alle im Opti angefangen (großes Foto), hier die NRV-Bundesliga-Crew, aktuell Tabellenführer.<br />

29


Segeln<br />

© Fotos: Jan Kruse – segel-foto.de<br />

„Letzte Helden“, das klingt ein wenig apokalyptisch, und das ist es<br />

auch ein bisschen. Denn wenn sich Segler*innen aus ganz Deutschland<br />

Ende des Jahres – je kälter, desto cooler – in Blankenese zur<br />

„Letzte Helden“-Regatta treffen und gegeneinander segeln, wird es<br />

speziell. Mit Pudelmütze und kalten Füßen in unterschiedlichsten<br />

Bootsklassen, vor 30 Jahren waren es noch vornehmlich Flying<br />

Dutchman und 505er, treten sie gegeneinander an und feiern dabei<br />

ganz doll das Saisonende und mindestens ebenso doll sich selbst.<br />

Die absolute Kultregatta des Blankeneser Segel-Clubs, die in diesem<br />

Jahr am 23. und 24. November im Kalender steht, entstand vor<br />

ungefähr 30 Jahren, so genau weiß man das gar nicht, eher aus<br />

Zufall. Es wurde für eine Wintersause ein Veranstalter gesucht, und<br />

der BSC hatte damals zugeschlagen. Seitdem kommen alljährlich<br />

Ende November absolut beeindruckende 150 Boote zusammen.<br />

Ein Teilnehmer hat sich dazu mal den schönen Spitznamen „kleine<br />

Kieler Woche“ ausgedacht, was den Veranstaltern allerdings dann<br />

doch als etwas anmaßend erschien.<br />

Die letzten<br />

Helden<br />

Zum Jahresausklang lädt der Blankeneser Segel-Club zu<br />

einer Regatta, die mittlerweile auch international den<br />

Ruf eines Kult-Events genießt.<br />

Unterstützt von: NRV<br />

Mit der Anzahl teilnehmender Boote sind sie deutlich an der Kapazitätsgrenze.<br />

Breitensportler und Olympiasegler sind dabei, die dem<br />

Wetter trotzen und unter Beweis stellen, wie hart Segler*innen sein<br />

können. Auch Philipp Buhl, in diesem Sommer bei der olympischen<br />

Regatta vor Marseille im Laser am Start, wurde schon gesichtet, wenn<br />

Wetter, Schneetreiben oder Nebel es zuließen, in 2022 siegte er.<br />

Und einige Tschechen, Dänen und Österreicher geben der Regatta<br />

internationales Flair.<br />

„Community und Vielfalt“ ist auf<br />

Neudeutsch inzwischen deswegen<br />

die Idee für die „letzten Helden“ des<br />

Jahres. Es gibt Startgruppen je Bootsklasse und einen Sammelpool, in<br />

dem alle gewertet werden, aber wie beim Golf ein Handicap-Schlüssel<br />

(Yardstick) eine Vergleichbarkeit ermöglicht. Also gibt es sogar am<br />

Ende des Wochenendes einen Sieger der Sieger, den Helden der<br />

letzten Helden sozusagen. Wie dem auch sei: Gewinnen ist gefühlt<br />

gar nicht so die oberste Priorität. „Togetherness ist angesagt“ sagt<br />

BSC-Pressesprecher Jan Kruse. Alle lassen gemeinsam die Saison<br />

Revue passieren, fachsimpeln und segeln eben.<br />

Man beachte: Es gibt auch ein Glühweinboot, drüben, gegenüber<br />

vom BSC, auf dem Mühlenberger Loch. Man munkelt, dass es Crews<br />

gibt, die nur wegen dieses Spezialbootes anreisen. Abends gibt es<br />

dann für die jüngeren und jung gebliebenen Segelfreund*innen die<br />

legendäre Party im BSC-Bootshaus. Wem das zu laut ist, der oder<br />

die bevölkert dann eben die Blankeneser Gastronomie.<br />

Zeit zum Netzwerken und zum Fachsimpeln ist aber auch abseits<br />

der Party ausreichend, „denn die Tide lässt Wettfahrten an den<br />

beiden Tagen ja nur in einem Zeitraum von zwei Stunden vor und<br />

zwei Stunden nach Hochwasser zu“, erklärt Jan. Kann man also auf<br />

der Elbe nicht segeln, muss man eben an Land schnacken. Glühwein<br />

gibt es auch da. Regattaleiter Günter Daubenmerkl hat es wegen der<br />

Tide eben nicht wirklich leicht, ein geeignetes Wochenende zu finden.<br />

Aber weil er der Chef der „Letzten Helden“ und weil er pfiffig ist,<br />

kriegt er das hin. Und die Zeit vor und nach den Wettfahren, wenn<br />

nicht genug Wasser da ist, ist ja im Grunde ein Teil des Konzeptes.<br />

Entschleunigung, munkelt man.<br />

Mit Blankenese als Kulisse (Foto oben) segelt es sich heldenhaft. Das Glühweinboot (Mitte) ist der<br />

schönste Arbeitsplatz, vor allem, wenn es Ende November richtig kalt ist (unten).<br />

Unterstützt von: Hamburger Segel-Verband<br />

Rund 150 Boote sind jedes Jahr am Start. Bunte Segel sind keine Pflicht, sehen aber einfach gut aus.<br />

Der Blankeneser Segel-Club ist Ausrichter der Kultregatta zum Saisonausklang.<br />

31


Segeln<br />

Behindertensport<br />

Verschlickt<br />

noch mal<br />

©Fotos: Jan Kruse – segel-foto.de<br />

©Foto: Alexander Otto Sportstiftung<br />

Der Werner-Otto-Preis wartet<br />

auf eure Bewerbung<br />

Es kann nur einen geben? Das „Highlander“-Motto, das im Leistungssport<br />

Sieger*innen und Besiegte trennt, ist bei der Vergabe<br />

des Werner-Otto-Preises vollkommen irrelevant. Denn bei der<br />

wichtigsten Auszeichnung im Hamburger Inklusionssport, die<br />

die Alexander-Otto-Sportstiftung in diesem Jahr zum 15. Mal auslobt,<br />

gibt es viele Sieger. Dotiert ist der Preis mit insgesamt 30.000 Euro. Die<br />

Hälfte davon geht an den Hauptgewinner, im vergangenen Jahr war das<br />

der Deutsche Alpenverein Sektion Hamburg-Niederelbe (siehe Foto) mit<br />

seinem inklusiven Kletterangebot. Über jeweils 5000 Euro können sich<br />

drei weitere Platzierte freuen. <strong>2024</strong> waren dies der Eimsbütteler TV mit<br />

Judotraining für geistig behinderte Menschen, der Tanz der Kulturen<br />

e.V. mit Training für behinderte Kinder und die TTG Hamburg-Nord mit<br />

Tischtennistraining für Parkinson-Kranke.<br />

Wie man mitmacht? Ganz einfach: Preiswürdig sind Projekte, die zur<br />

Inklusion und Förderung von Menschen mit Behinderung im Sport<br />

beitragen. Bewerben können sich Vereine und Institutionen mit Sitz in<br />

Hamburg und der Metropolregion. Gefragt sind konkrete Maßnahmen,<br />

Aktionen sowie dauerhafte Angebote. Die Bewerbungsunterlagen sind<br />

unter alexander-otto-sportstiftung.de abrufbar. Bewerbungen sind noch<br />

bis zum 31. <strong>Oktober</strong> möglich und bitte per E-Mail zu senden an info@<br />

alexander-otto-sportstiftung.de. Die Preisverleihung findet im Januar<br />

2025 im Hamburger Rathaus statt.<br />

„Der Werner-Otto-Preis ist eine Bühne, mit der wir im Breitensport die<br />

Leistungen von Sporttreibenden mit Behinderung und bereichernde<br />

Inklusionssportangebote präsentieren und ehren. Ich freue mich auf die<br />

Bewerbungen und Auszeichnungen“, sagt Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender<br />

der nach ihm benannten Sportstiftung. Seit der Gründung<br />

2006 wurden Projekte in einem Umfang von mehr als 35 Millionen Euro<br />

im Hamburger Sport gefördert, darunter die Modernisierung des Rothenbaum-Tennisstadions,<br />

der Bau des HSV-Nachwuchsleistungszentrums<br />

sowie zahlreiche Inklusionsprojekte.<br />

Noch kann auf dem Mühlenberger Loch gesegelt werden, bald droht es ein Wanderrevier zu sein.<br />

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Die stark zunehmende<br />

Verschlickung der Sportboothäfen<br />

an der Elbe<br />

bereitet Hamburgs Segelvereinen<br />

Sorgen. An Lösungen wird<br />

gemeinsam gearbeitet.<br />

Das Beispiel der vorangegangenen<br />

Doppelseite macht die<br />

Sorgen der Hamburger, aber<br />

auch der niedersächsischen<br />

und schleswig-holsteinischen<br />

Sportboothäfen und Segelvereine<br />

deutlich. Denn nicht<br />

der Tide halber, am Beispiel<br />

der Planbarkeit vorgenannter<br />

heldenhafter Winterregatta,<br />

sondern vor allen Dingen wegen der stark zunehmenden Verschlickung<br />

des Mühlenberger Lochs und der Sportboothäfen elbabwärts sehen nicht<br />

nur beide Blankeneser Segelvereine großes Unheil auf sich zukommen<br />

und nicht nur ihre einzelnen Wettfahrten, sondern im Grunde ihre<br />

ganze Existenz bedroht. Denn in Hamburg findet vor allen Dingen die<br />

Nachwuchsarbeit beider Vereine auf dem Mühlenberger Loch statt.<br />

Das scheint nun einem schlechten Ende entgegen zu segeln, weil eine<br />

Lösung noch nicht in Sicht ist. Es müssen Bagger her, aber wer soll die<br />

zahlen? Vermeintliche Ausgleichszahlungen erscheinen überschaubar,<br />

aber eine Langfriststrategie ist nicht da. Oliver Kosanke, Vorsitzender<br />

des Hamburger Segelverbandes, arbeitet hier sehr eng mit den Kollegen<br />

aus Schleswig-Holstein zusammen. Was spätestens dann Sinn ergibt,<br />

wenn man den Hamburger Yachthafen betrachtet. Der wird in Hamburg<br />

betrieben, liegt aber in Wedel, Schleswig-Holstein. Auch beide Landessportbünde<br />

unterstützen die Forderungen der Segel-Verantwortlichen<br />

der Vereine, aber auch die der Häfen, oftmals auch mit Vereinsstruktur.<br />

Die hochgerechneten Summen sind immens, die Unterstützung der<br />

Schleswig-Holsteinischen Segler vonseiten der Politik scheint etwas konsequenter,<br />

da Segeln dort nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich<br />

einen deutlich höheren Stellenwert hat. Da fallen die tollen Erfolge der<br />

Mühlenberger Seglerinnen Marla Bergmann/Hanna Wille leider nicht so<br />

ins Gewicht. Dennoch hat nun auch, nach einer schriftlichen Anfrage<br />

der CDU, die Hamburger Bürgerschaft dieses Thema inzwischen auf<br />

dem Tisch. Die Segler formierten sich längst zu einem breiten Bündnis<br />

aus Vereinen beider Bundesländer.<br />

Allein der Erhalt eines Teils des Mühlenberger Lochs würde 27 Millionen<br />

Euro kosten, sagt Oliver Kosanke. Autsch. Er sieht, weil eine solche<br />

Summe natürlich unrealistisch ist, zum Beispiel durch die Schaffung<br />

zweier Zugänge zum Mühlenberger Loch deutlich effizientere, günstigere<br />

Alternativen. Was also tun? Ein runder Tisch muss her, außerdem<br />

Kurzfrist-Konzepte und wenn möglich eine langfristige Vision. Kann<br />

ja nicht sein, dass auf der Elbe nicht mehr gesegelt werden kann und<br />

die Vereine abwandern und ihre Ausbildungs- und Sportbetriebe nach<br />

Schleswig-Holstein verlegen. Das kann in der Sportstadt Hamburg doch<br />

wirklich niemand wollen.<br />

Natürlich sollten auch die Umweltverbände mit der Baggerung im<br />

„Mühlo“ einverstanden sein, was schwierig genug werden wird. Aber<br />

ist das Wasser einmal weg, sind es die Fische auch, und es ist aus mit<br />

dem Naturschutzgebiet. Auch das kann keiner wollen.<br />

Unterstützt von: Hamburger Segel-Verband<br />

Bewerben Sie sich bis zum 31. <strong>Oktober</strong> für den<br />

Werner-Otto-Preis im Behindertensport<br />

Preiswürdig sind Projekte, die zur Inklusion und Förderung behinderter Menschen im<br />

Hamburger Sport beitragen. Insgesamt ist eine Preissumme von 30.000 Euro ausgesetzt.<br />

Neben dem Gewinner werden weitere Projekte ausgezeichnet und mit einem Preisgeld bedacht.<br />

Die Ausschreibungsunterlagen finden Sie unter www.alexander-otto-sportstiftung.de


Amateurfußball<br />

Serie Sport & Gesundheit<br />

©Foto: Gettschat<br />

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Ganz ausgezeichnet!<br />

20 freuen sich über<br />

Teams, ein Verein<br />

und eine Spielerin<br />

Fairnesspreise der Sparda-<br />

Bank Hamburg und insgesamt<br />

21.000 Euro.<br />

Zugegeben: Es ist nicht ganz einfach,<br />

dem großen Strauß an Ehrungen zu<br />

folgen, der auf dem Jahresempfang<br />

des Hamburger Fußball-Verbands traditionell<br />

verliehen wird. Aber als am<br />

6. September im Hotel Grand Elysée der<br />

Name Helen Blatz ausgerufen wurde,<br />

waren die rund 700 Ehrengäste ganz<br />

Ohr. Die Torhüterin der 3. Frauen des<br />

FC St. Pauli hatte in der Kreisligapartie<br />

gegen Curslack-Neuengamme beim Stand von 1:1 zugegeben, einen<br />

Torschuss erst hinter der Linie gefangen zu haben, obwohl der Schiedsrichter<br />

hatte weiterspielen lassen. St. Pauli verlor zwar das Spiel mit 1:3,<br />

aber für das Fairplay war die Geste ein klarer Sieg. Und dafür wurde<br />

Helen Blatz von der Sparda-Bank Hamburg für die „Fair-Play-Geste des<br />

Jahres“ mit 1000 Euro belohnt.<br />

Es war ein besonders schöner, aber nicht der einzige wichtige Teil des<br />

Sparda-Fairnesspreises. Insgesamt 15.000 Euro wurden an die Teams<br />

vergeben, die sich in ihren Spielklassen dank ihres vorbildlichen Verhaltens<br />

an die Spitze einer Punktwertung gearbeitet hatten. Gewertet<br />

werden dabei die gelben, gelb-roten und roten Karten sowie weitere<br />

Vorkommnisse je Mannschaft bei Pflichtspielen auf dem Feld gemäß<br />

eines Punktekatalogs. Den mit 5000 Euro dotierten Fairness-Vereins-<br />

Award, bei dem aus der Summe aller Punkte geteilt durch die Summe<br />

aller Spiele ein Quotient für alle Teams eines Vereins gebildet wird, die<br />

sich in der Wertung befanden, gewann Grün-Weiß Eimsbüttel.<br />

Bei den Frauen gingen je 1000 Euro an den Eimsbütteler TV (Oberliga), SV<br />

Eidelstedt (Landesliga), SC Eilbek II (Bezirksliga), SC Sternschanze (Kreisliga)<br />

sowie je 500 Euro an die Siebener-Teams von SVNA und DuWo 08. Bei<br />

den Männern freuten sich Buchholz 08 (Oberliga), der Kummerfelder SV<br />

(Landesliga), Tus Hamburg (Bezirksliga), Walddörfer SV (Kreisliga) und SVNA<br />

III (Kreisklasse) über je 1000 Euro, 750 Euro erhielten die Alten Herren<br />

von FC Dynamo und die Senioren des Rahlstedter SC III. Je 500 Euro<br />

bereichern die 1.B-Mädchen des TSV Reinbek, die Siebener-C-Mädchen<br />

des VfL Lohbrügge, die jüngeren C-Junioren von TuS Appen, die älteren<br />

C-Junioren des SC Ellerau, die Siebener-B-Junioren des Walddörfer SV, die<br />

1. B-Junioren des Rissener SV und die 2. A-Junioren der SG Glinde/Ohe.<br />

„Fairness und Fairplay sind Werte, die im Fußball wie im Leben eine prägende<br />

Bedeutung haben. Sie stehen für einen respektvollen, gerechten<br />

und verantwortungsvollen Umgang miteinander und sind damit ein<br />

Spiegel für unser Verhalten als Gesellschaft“, sagte Jörn Ehrke, Prokurist<br />

und Abteilungsleiter Marktbereich Süd der Sparda-Bank Hamburg. „Für<br />

uns als Genossenschaftsbank gehört Fairness zu unseren wichtigsten<br />

Werten, deshalb freuen wir uns sehr, auch in diesem Jahr wieder das<br />

faire Miteinander auf dem Fußballplatz zu fördern und in diesem schönen<br />

Rahmen zu würdigen.“<br />

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© Fotos: privat<br />

Der Fachbereich Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

ist in der Sportmedizin der am<br />

meisten benötigte. Götz Welsch (49),<br />

ärztlicher Leiter des Athleticums am UKE und<br />

Professor für orthopädische Sportmedizin, und<br />

der frühere Hockey-Nationalspieler Michael<br />

Green (52), Facharzt mit eigener Praxis an der<br />

Bahrenfelder Straße und Operateur in der Eilbeker<br />

Schön Klinik, geben Tipps für den richtigen<br />

Umgang mit orthopädischen Einschränkungen.<br />

Orthopädie<br />

Um zum Start die wichtigste<br />

Frage zu klären: Muss,<br />

wer Gelenkprobleme hat,<br />

auf Sport verzichten?<br />

Auf keinen Fall, sagen beide Experten.<br />

„Tatsächlich hält sich leider bei einer<br />

Mehrheit der Menschen dieser Mythos,<br />

dass zum Beispiel bei Rückenproblemen<br />

Bewegung vermieden werden soll. Das<br />

Gegenteil ist der Fall“, sagt Götz. Michael<br />

unterstreicht das, „aber die Dosis macht<br />

das Gift. Deshalb ist es unerlässlich,<br />

sich Rat von Fachleuten zu holen, um<br />

nicht kontraproduktiv zu trainieren.“ Als<br />

Richtschnur gilt, dass niemand in den<br />

Schmerz hineintrainieren sollte. „Werden<br />

Schmerzen unter Bewegung schlimmer,<br />

ist die Bewegung abzubrechen“, sagt<br />

Götz. In der Akutphase einer Verletzung<br />

sei alles zu unterlassen, was den Schmerz<br />

stimuliert. „Aber der Trend ist, proaktiv in<br />

der Belastung zu bleiben und individuell<br />

in seinen Körper hineinzuhorchen“, sagt<br />

Michael.<br />

Aber gibt es gar keine No-Go’s?<br />

Ist Bewegung immer gut für<br />

den menschlichen Körper?<br />

Knochenbrüche bedeuten immer eine Belastungspause<br />

für den betroffenen Teil des Körpers.<br />

„Auch wenn frühfunktionelles Training bei der<br />

Genesung von Knochenbrüchen hilfreich sein<br />

kann, gilt die Regel, Knochen ausheilen zu lassen,<br />

ehe man sie wieder belastet“, sagt Michael. Das<br />

Gleiche gelte bei Muskelbündelrissen, weil die<br />

Funktionalität der betroffenen Körperregion dadurch<br />

zu stark eingeschränkt ist. „Aber schon bei<br />

Muskelfaserrissen ist die Praxis heute die, dass<br />

mit dosierter Bewegung die Heilung gefördert<br />

werden kann.“<br />

Gibt es Sportarten, die bei<br />

spezifischen orthopädischen<br />

Beschwerden nicht mehr ausgeübt<br />

werden können?<br />

Grundsätzlich ist Götz kein Freund davon, generelle<br />

Verbote auszusprechen. „Für mich steht<br />

immer im Mittelpunkt, dass die Patientin oder<br />

der Patient Freude am Sport haben sollen. »<br />

© Foto: Pixabay:Canva<br />

Götz Welsch (l.) ist leitender Mannschaftsarzt beim HSV, Michael Green<br />

ist beim HTHC im Vorstand für Jugendhockey zuständig.<br />

35


Serie Sport & Gesundheit<br />

© Foto: Pixabay:Klaus Hausmann<br />

© Foto: Freepik<br />

Wer also nach einer komplexen Knieverletzung gern wieder<br />

Fußball spielen möchte, der soll und darf das tun. Allerdings<br />

ist die Belastung auf dem Weg zurück so zu dosieren, dass<br />

sich der Körper Schritt für Schritt eingewöhnen kann.“ Als<br />

Richtwert könne gelten, dass es so viele Wochen an Rückgewöhnung<br />

braucht, wie die Verletzung in Monaten gedauert<br />

hat. Beispiel: Wer nach einem Kreuzbandriss zehn Monate<br />

raus war, braucht nach Genesung zehn Wochen, um wieder<br />

in Wettkampfform zu kommen. Michael appelliert an den<br />

gesunden Menschenverstand: „Wenn ich schwere Schulterprobleme<br />

habe, sollte ich nicht ringen, Tennis spielen oder<br />

Schmetterling schwimmen. Bei akuten Knieproblemen ist<br />

Squash nicht die beste Idee. Wer lernt, auf seinen Körper zu<br />

hören, wird viele Dinge intuitiv richtig machen.“<br />

Joggen bei Knie- oder Rückenschmerzen<br />

ist also nicht per se falsch?<br />

Auch hier gilt: Die richtige Dosis wird keinen Schaden anrichten.<br />

„Gelenke brauchen auch Druckbelastung“, sagt Michael,<br />

„die Pump- und Sogfunktion auf die Gelenke, wie sie beim<br />

Joggen erzeugt wird, ist sehr wichtig. Deshalb ist Joggen<br />

oder Nordic Walking als regelmäßige Bewegung bei guter<br />

Gewichtskontrolle durchaus zu empfehlen.“ Ganz wichtig:<br />

Schmerzen sind nicht immer ein Zeichen von Überlastung.<br />

Götz kennt Studien aus den USA, die belegen, dass Joggen<br />

kein Arthrose-Treiber ist. Er rät dazu, die 24-Stunden-Regel<br />

zu beachten. „Wer zum Beispiel mit Knieproblemen joggen<br />

geht und dabei einen gleichbleibenden Schmerz spürt, sollte<br />

24 Stunden nach der Belastung noch einmal in sich hineinhorchen.<br />

Fühlt sich das Knie dann an wie 24 Stunden vor der<br />

Belastung, ist alles gut. Nur wenn der Schmerz schlimmer<br />

ist, braucht es eine Belastungspause.“<br />

Bei Osteoporose, im Volksmund Knochenschwund<br />

genannt, wurde lange<br />

empfohlen, keine belastenden Sportarten<br />

mehr auszuüben. Gilt das noch?<br />

Nein, sagt Götz, im Gegenteil: „Wir wissen heute, dass zum<br />

Beispiel Schwimmen, das Osteoporose-Geplagten früher<br />

empfohlen wurde, gar nicht förderlich ist, weil die Knochen dabei<br />

nicht belastet werden und dadurch eher abbauen.“ Natürlich<br />

soll niemand mit porösen Knochen Downhill-Mountainbiken<br />

betreiben oder andere Sportarten mit hoher Sturzgefahr. „Aber<br />

wir empfehlen durchaus Krafttraining, um die Knochen in ihrer<br />

Biegefähigkeit zu stärken.“ Michael rät, bei Osteoporose auf<br />

kalziumreiche Nahrung zu achten und den Vitamin-D-Spiegel<br />

regelmäßig überprüfen zu lassen. „Wichtig ist aber in jedem<br />

Fall, in Bewegung zu bleiben. Das ist die beste Medizin.“<br />

Was kann ein Mensch, der heutzutage<br />

meist in sitzender Tätigkeit arbeitet, im<br />

Alltag tun, um orthopädisch fit zu bleiben?<br />

Michael kennt das Problem natürlich. „Allen guten Vorsätzen<br />

zum Trotz haben wir im Arbeitsalltag oft nicht die Zeit für<br />

ausführliche Dehnübungen. Aber es hilft schon, wenn man<br />

regelmäßig aufsteht, die Sitzposition verändert und ab und<br />

an die belasteten Muskeln stretcht.“ Den höhenverstellbaren<br />

Schreibtisch, um auch mal im Stehen zu arbeiten, halten beide<br />

Michael hebt hervor, welch großen Unterschied die Ausbildung<br />

von Trainerinnen und Trainern machen kann. „Ich hatte im<br />

Hockey das Glück, einen Athletikcoach zu haben, der uns<br />

beigebracht hat, was der richtige Laufstil bewirken kann.“<br />

Wer bei seinen Übungen die richtige Technik anwende, könne<br />

seine Muskeln, Sehnen und Gelenke deutlich besser schonen,<br />

weil exzentrische Bewegungen ausgeschlossen würden, bei<br />

denen große Kräfte dort herrschen, wo man sie nicht haben<br />

möchte. Götz rät allen, die nach längerer Pause wieder mit<br />

Sport beginnen wollen, dringend zu einem Termin beim Orthopäden.<br />

„Dadurch können Fehlstellungen beispielsweise im<br />

Fußbereich, die sich wie eine Kette durch den ganzen Körper<br />

ziehen, von vornherein ausgeschlossen werden, indem wir mit<br />

Einlagen arbeiten“, sagt Michael. Auch die Wahl von qualitativ<br />

hochwertigem Sportmaterial wie zum Beispiel Laufschuhe sei<br />

wichtig. „Nutzt deshalb Einrichtungen wie eine Laufbandanalyse,<br />

die gute Fachläden anbieten“, sagt Götz.<br />

Experten für eine sehr wichtige Erfindung. „Dagegen bin ich<br />

kein großer Freund von Sitzbällen oder ähnlichem, weil die<br />

über die Dauer zu einer Überbelastung führen“, sagt Götz. Das<br />

Beste sei, regelmäßig kurze Bewegungspausen einzubauen.<br />

„Mal den Stuhl höher oder niedriger einstellen, mal mit und<br />

mal ohne Lehne sitzen, das hilft schon.“ Und wer es dann<br />

noch schaffe, dreimal in der Woche Sport zu treiben – egal<br />

welchen –, „der macht wirklich schon viel richtig!“<br />

Während der Pandemie sind viele von<br />

uns zu „Homeoffice-Sportlern“ geworden.<br />

Ist die Gefahr groß, durch falsch<br />

ausgeführte Übungen mehr Schaden als<br />

Nutzen zu produzieren?<br />

Hier sind sich unsere Experten nicht ganz einig. Michael, der<br />

die Youtube-Videos von Yoga-Influencerin Mady Morrison<br />

besonders empfiehlt, hält manche Online-Workouts für so<br />

gut nachvollziehbar, „dass man auch als Anfänger da nichts<br />

falsch machen kann. Wir raten unseren Rückenpatienten<br />

immer, sich mit Yoga oder Pilates zu Hause in Form zu bringen.“<br />

Götz dagegen ist überzeugt davon, dass eine regelmäßige<br />

Begleitung durch Physiotherapeut*innen oder Fachpersonal<br />

in Studios oder Vereinen unerlässlich ist. „Es hilft sehr, immer<br />

wieder professionelles Feedback zu bekommen.“ Als Beispiel<br />

führt er die in der Pandemie beliebten 7-Minuten-Workouts an.<br />

„Davon haben etliche Menschen Schulterprobleme bekommen,<br />

weil sie auf die vielen Stützübungen nicht vorbereitet<br />

waren. Deshalb ist es die bessere Variante, Kurse in Präsenz<br />

zu wählen.“ Die Online-Angebote hält er trotzdem „für eine<br />

wichtige Ergänzung“.<br />

Die richtige Ausführung von Übungen<br />

ist bei der Vorbeugung von Verletzungen<br />

der wichtigste Faktor. Was ist dabei<br />

zu beachten?<br />

Es gibt diverse Hilfsmittel, die Menschen<br />

nutzen, um sich bei sportlicher Betätigung<br />

zu schützen. Was bringen Tapes,<br />

Bandagen oder Faszienrollen wirklich?<br />

Viel, glaubt Götz. „Sie können für die Gelenke, aber auch für<br />

den Kopf wichtig sein, wenn sich Menschen dadurch sicherer<br />

fühlen.“ Michael weist auf den Unterschied zwischen flexiblen<br />

und starren Bandagen hin. „Kinesiotapes unterstützen die<br />

© Foto: Freepik<br />

© Foto:VTF/Nicci Allemand<br />

Durchblutung und entlasten das Unterhautgewebe. Feste Tapes<br />

wie bei Bänderrissen am Knöchel bringen Stabilität.“ Wichtig<br />

sei, sich das Anlegen von Tapes von Fachpersonal beibringen zu<br />

lassen. Die Faszienrolle hält er für ein sehr geeignetes Hilfsmittel,<br />

um kleine Blockaden zu lösen. „Dabei sollte sich niemand vom<br />

Knacken der Gelenke beunruhigen lassen. Manche denken<br />

noch immer, das Knacken sei ein Zeichen, dass etwas kaputt<br />

geht. Im Gegenteil: Es ist überhaupt nicht schlimm und ein<br />

Zeichen der Entlastung. Bevor es knackt, steht ein Gelenk nicht<br />

optimal, durch das Knacken kommt es wieder in die richtige<br />

Stellung.“ Ungeübten empfiehlt er, keine harten Faszienrollen<br />

zu verwenden und alternativ auf Wärme zu setzen.<br />

Bei Leistungssportlern sieht man oft,<br />

dass sie mit Verletzungen weiterspielen.<br />

Darf ich das als Hobby-Athletin auch tun?<br />

Besser nicht, sagen beide. „Ohne fachlichen Rat und ohne das<br />

Vorliegen einer Diagnose sollte niemand mit einer Verletzung<br />

Sport treiben. Im Zweifel immer abbrechen“, sagt Götz. Im<br />

Leistungssport, wo es mitunter um viel Geld geht, seien die<br />

Grenzen ein wenig verschoben. „Aber niemand sollte riskieren,<br />

eine Verletzung durch Weitermachen zu verschlimmern. Nur<br />

wenn Folgeschäden ausgeschlossen sind und der Schmerz<br />

erträglich ist, sollte das eine Option sein“, sagt Michael.<br />

Was aber, wenn es doch mal schief<br />

geht und eine Operation unumgänglich<br />

scheint: Welche sind es wirklich, was<br />

kriegt man auch konservativ in den Griff?<br />

Beide sind sich einig: Die Patient*innen entscheiden, denn<br />

der individuelle Leidensdruck sei nicht objektiv bewertbar.<br />

„Ich rate jedoch allen, die eine Operation in Betracht ziehen,<br />

erst einmal für ein halbes Jahr den Versuch zu machen, alle<br />

Mittel einer konservativen Behandlung wie Physiotherapie,<br />

gezieltes Training und richtige Ernährung auszuschöpfen“,<br />

sagt Götz. Eine generelle Operationsempfehlung würde auch<br />

Michael nicht aussprechen. „Bei Leistungssportlern sollte<br />

man einen Sehnenriss in der Schulter immer operieren, bei<br />

Hobbysportlern fließen Funktionalität und Beschwerden in<br />

die Entscheidungsfindung mit ein.<br />

IRGENDEINE<br />

DRUCKEREI<br />

Ein Riss der langen Bizepssehne ist immer eine Abwägungssache,<br />

weil nur 20 Prozent Leistung gemindert wird, was bei<br />

Alltagssportlern keine klare Indikation ist. Sprunggelenke wurden<br />

früher immer operiert, heute werden sie meist konservativ<br />

behandelt. Und selbst Kreuzbandschäden müssen nicht mehr<br />

zwingend operiert werden.“ Grundsätzlich sei es gut, dass heute<br />

individueller geschaut werde als vor 15, 20 Jahren.<br />

Und wenn doch ein künstliches Gelenk<br />

notwendig wird: Welche Operationen<br />

sind am erfolgreichsten, und wie sieht es<br />

danach mit Sport aus?<br />

Sehr gut! „Sport ist mit künstlichen Gelenken nicht nur möglich,<br />

sondern auch wichtig und in vielen Fällen sogar wieder besser<br />

umzusetzen als vor der Operation, weil die Menschen danach<br />

schmerzfrei und beweglicher sind“, sagt Götz. Gerade bei<br />

Hüfte und Knie, deren Zufriedenheitsquoten in Deutschland<br />

bei 95 respektive 85 Prozent liegen, sei ein früher Eingriff oft die<br />

richtige Wahl. „Viele meiner Patienten sagen mir, dass sie sich<br />

viel eher hätten operieren lassen, wenn sie gewusst hätten, wie<br />

gut es ihnen danach geht“, sagt Michael. Hochleistungssport<br />

sei zwar nicht mehr möglich, „aber man kann mit künstlicher<br />

Hüfte wieder Hockey oder Tennis spielen.“ Götz gibt zu bedenken,<br />

dass die immer beliebter werdende minimalinvasive<br />

Behandlung zwar äußerlich, aber oft nicht innerlich zu den<br />

besten Ergebnissen führt. „Auf den Rat von Fachleuten, die<br />

solche Operationen regelmäßig machen, sollte man hören.“<br />

Dann mal gute Genesung und viel Spaß beim Sport!<br />

36<br />

37<br />

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© Foto: Freepik<br />

© Foto: Pixabay:Fabiano Advertising


3 x 3 Basketball<br />

©Fotos:<br />

Großes Bild: stockcake.com,<br />

Sonnenuntergang: pixabay.de, Basketballspieler: vecteezy.com<br />

© Fotos: NRV?<br />

© Foto: ?<br />

coole Partner<br />

und eine Top-Location ergibt:<br />

<strong>sporting</strong><br />

Dunkin’ Docks.<br />

Wer am 3. <strong>Oktober</strong> mitspielen will, kann<br />

sich noch bis zum 2. <strong>Oktober</strong> anmelden.<br />

Zuschauen geht natürlich immer.<br />

Nicht nur, weil die deutschen Superfrauen in Paris<br />

Olympiasiegerinnen im 3×3 Basketball wurden, sondern<br />

weil daraufhin viele von einer sehr coolen neuen<br />

Sportart sprachen, kamen wir auf die <strong>sporting</strong>-Idee,<br />

einfach mal ein Event draus zu machen, und wenn es<br />

geht, direkt vor unserer Haustür: urban, cool, Hafen,<br />

Hamburg eben, eine immer wieder schöne Kulisse.<br />

Und obwohl die Sportart, die die Älteren als Streetball<br />

kennen, so neu eigentlich gar nicht ist, begründete<br />

Olympia offenbar ein Comeback, und die Begeisterung<br />

ist groß.<br />

Der Hamburger Basketballverband freut sich, die<br />

Veolia Towers Hamburg aus der Basketball-Bundesliga<br />

bringen uns die Körbe, das sensationelle Bezirksamt<br />

Altona ermöglicht uns die Fläche Hafenkante/Fischmarkt,<br />

und die St. Pauli Bats, ein sehr schön aufgestellter<br />

Basketballverein vom Kiez, steigen gleich als<br />

Gastgeber mit ein. Allen voran ihr Häuptling Samer<br />

Ismailat. Richtig guter Typ – und in der Basketballszene<br />

bekannt wie ein bunter Hund.<br />

Und deswegen geht es los, und zwar jetzt sozusagen.<br />

Bereits am 3. <strong>Oktober</strong>, Donnerstag, (Feier-)Tag der<br />

Deutschen Einheit, denn beworben hatten wir das<br />

Ganze schon seit Mitte September im Netz. Von 12<br />

Uhr an, gegenüber von unserem Bierpartner ÜberQuell<br />

(St. Pauli Fischmarkt 28–32), wird aufgespielt. Wird<br />

das Wetter ganz schlimm, geht es in die benachbarte<br />

Turnhalle. Spielberechtigt in den Klassen „justforfun“<br />

und „Pro“ sind alle Frauen und Männer, die maximal 2.<br />

Regionalliga spielen. Ihr müsst 16 Jahre und älter sein.<br />

Gespielt wird zehn Minuten oder bis 21, á la: „Make it,<br />

take it“, best-of-3-Serien pro Begegnung.<br />

Antrittsgebühr erheben wir KEINE. Das ist wahnsinnig,<br />

dafür gibt es für die Sieger Frauen und Männer bei den<br />

Pros jeweils einen Tausi. Das ist noch wahnsinniger.<br />

Für die Kids und alle Daddel-Könige und -Königinnen<br />

gibt es Shoot-outs um Sachpreis auf dem Kids-Court.<br />

Und was zu trinken und zu essen gibt es auch, denn<br />

jetzt drehen wir komplett durch.<br />

Los geht’s!<br />

Meldet Euch bis zum 2. <strong>Oktober</strong> nachts als Team an,<br />

benennt alle drei bis vier Personen und gebt Euch<br />

einen Mannschaftsnamen. Anmelden unter:<br />

abteilungsleiter@stpaulibats.de.<br />

39


informiert …<br />

Goalball:<br />

Inklusiver geht es kaum<br />

Sport verbindet<br />

© Foto: Justus Stegemann<br />

Wer Anfang September fleißig die Paralympischen Spiele verfolgt<br />

hat, wird sie gesehen haben, die auf der Welt am weitesten verbreitete<br />

Sportart für Menschen mit Seheinschränkung. Seit 1976<br />

zählt Goalball zum paralympischen Programm, und auch wenn in<br />

Paris leider kein deutsches Team am Start war, gibt es immerhin<br />

seit 2013 eine Bundesliga. Ein Hamburger Vertreter ist dort zwar<br />

aktuell nicht zu finden, aber eine Chance, in unserer Stadt einige<br />

der besten Mannschaften spielen zu sehen, gibt es trotzdem. Und<br />

zwar beim Ligapokal, der am 2. und 3. November (Spielbeginn jeweils<br />

9 Uhr) in der Mehrzweckhalle der Wichern-Schule (Horner Weg 64)<br />

ausgetragen wird.<br />

Auf nationaler Ebene gibt es beim Goalball, bei dem drei Spieler pro<br />

Team auf einem 18×9 Meter großen Spielfeld versuchen, den Ball<br />

in das neun Meter breite gegnerische Tor zu werfen, eine inklusive<br />

Besonderheit. Auch Sehende dürfen mitspielen, allerdings müssen<br />

sie – wie alle Spielenden – ihre Augen mit Patch und Brille vollständig<br />

verdecken. Außerdem spielen Frauen und Männer gemeinsam,<br />

das ist in einem Spiel, bei dem es auch auf Körperkraft ankommt,<br />

ebenfalls ungewöhnlich.<br />

Klingt alles spannend, aber ihr hättet<br />

gern ein lokales Team, das ihr anfeuern<br />

könnt? Bekommt ihr! Neben<br />

den Bundesligisten RGC Hansa<br />

Rostock (Titelverteidiger), Blista<br />

Marburg, BVSV Nürnberg,<br />

SGV Dresden und SSV Königswusterhausen<br />

sowie<br />

den Zweitligateams der<br />

Füchse Berlin und L.E.<br />

Sport Leipzig ist als<br />

Lokalmatador auch<br />

Drittligist FC St. Pauli am Start.<br />

Das Viertelfinale wird erst am 1. November<br />

ausgelost. Das Zuschauen ist – anders<br />

als den Sehenden auf dem Spielfeld – ausdrücklich<br />

erlaubt und dazu auch noch kostenlos. Das solltet ihr nicht<br />

verpassen!<br />

Rekordzahlen für den Active City Summer und tolle<br />

Stimmung beim Active City Festival in Wilhelmsburg<br />

machen schon jetzt Lust auf 2025.<br />

Man mag es ja kaum glauben, aber: Noch immer gibt es viele<br />

Hamburger*innen, die es nicht geschafft haben, das wunderbare<br />

Gelände des Wilhelmsburger Inselparks zu besuchen, das 2013 im<br />

Rahmen der Internationalen Gartenschau auf der Elbinsel eröffnet<br />

worden war. Zehn Minuten mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof<br />

fahren, an der Station Wilhelmsburg aussteigen, dreimal lang hinschlagen<br />

– schon ist man dort. Und am 7. September lohnte sich der<br />

Besuch besonders, denn anlässlich der vierten Auflage des Active<br />

City Festivals verwandelte sich die Freifläche wieder in eine große<br />

öffentliche Sportbühne.<br />

8700 Besuchende waren dabei, einige von ihnen maßen sich beim<br />

Straßenfußball oder im 3x3-Basketball. Beim Hamburger Dreikampf<br />

– bestehend aus 5-Kilo-Anker im 90-Grad-Winkel heben und halten,<br />

maximal lang an der Klimmzugstange hängen sowie möglichst lang<br />

mit bei 90 Grad angewinkelten Knien ohne Abstützen zu verharren<br />

– konnten Sportbegeisterte ihre Fitness nachweisen. Für die kleinsten<br />

Gäste standen ein Krabbelparcours und Slacklines bereit, die<br />

Mutigen bezwangen den acht Meter hohen Globetrotter Kletterturm.<br />

Und auch Leistungssport konnte bestaunt werden. Der Hamburger<br />

Beachvolleyball-Verband trug auf sechs Spielfeldern seine Meisterschaften<br />

aus. Gesundheitspartner AOK präsentierte sich an einem<br />

eigenen Stand, Ernährungspartner REWE verpflegte Sportler*innen<br />

und Gäste zu sehr fairen Preisen.<br />

Neu im Angebot: Die Silent Area, eine stille Zone, in der in Kooperation<br />

mit dem Projekt „Yogahilft“ Yoga und achtsames Zuhören<br />

ausprobiert werden konnten. „Zum Thema gesunde<br />

Bewegung gehören auch Entspannung und Erholung,<br />

deshalb sind wir froh, dass wir ein niedrigschwelliges<br />

Angebot zum Ausprobieren machen konnten“, sagte<br />

Werner Richnow, Geschäftsführer der veranstaltenden<br />

Agentur YOU-MAN-RACE hansebeach. Nebenan wurde es laut: Die<br />

Trendsportart Jugger, eine Mischung aus Rugby und Fechten, präsentierte<br />

sich den staunenden Gästen. Weil das Thema Inklusion auch<br />

in der Active City gelebt wird, fand zum zweiten Mal parallel zum<br />

Festival das Unified-Sportfest der Special Olympics Hamburg statt.<br />

Und wer dabei zusah, wie passioniert sich die 3×3-Basketballer des<br />

TSV Hagen Unified gegen die Jugger-Ausbilder schlugen, der spürte<br />

den verbindenden Geist des Sports am eigenen Leib.<br />

Eine entsprechend positive Bilanz des Active City Summers konnte<br />

Sportstaatsrat Christoph Holstein ziehen. „Wir versuchen, Menschen<br />

möglichst niedrigschwellig an den Sport heranzuführen und diesen<br />

damit in die Mitte der Gesellschaft zu bringen“, sagte er. 2018 sei<br />

man mit 3750 Teilnehmenden in 34 unterschiedlichen Kursen mit<br />

insgesamt 314 Kursstunden gestartet, in diesem Jahr sind es bereits<br />

322 verschiedene Kurse mit 5660 Kursstunden. Rund 30.000 Mitmachende<br />

wurden erwartet, die genaue Zahl stand erst zum Ende des<br />

Active City Summers am 30. September fest. Das lohnt sich auch<br />

für die anbietenden Vereine. Der Harburger Turnerbund von 1862<br />

gewann die Auswertung der „aktivsten Vereine“, die das Angebot an<br />

Kursstunden ins Verhältnis zur Mitgliederzahl setzt, mit mehr als 180<br />

Kursen und kassierte dafür 3500 der insgesamt 7500 Euro Preisgeld,<br />

die die Sparda-Bank Hamburg ausgelobt hatte.<br />

All das sollte doch nun wirklich ausreichen, um auch die letzten<br />

Zweifelnden im kommenden Jahr nach Wilhelmsburg zu locken.<br />

Tennis, die vierte!<br />

© Fotos: Witters<br />

Hamburgs Toptalent Ella Seidel (l.) vom Club an der Alster will als Lokalmatadorin wieder eine<br />

Hauptrolle spielen. 2023 unterlag sie erst im Finale der Russin Julia Awdejewa (r.).<br />

Eins kann man definitiv festhalten: Tennisfans in Hamburg müssen<br />

in diesem Jahr wahrlich nicht über Langeweile klagen. Nach dem<br />

Challenger-Turnier der Herren im März, den Hamburg Open der Herren<br />

im Juli und den ECE Ladies Hamburg Open im August kommen<br />

vom 27. <strong>Oktober</strong> bis zum 3. November noch einmal nationale und<br />

internationale Spitzenspielerinnen ins Leistungszentrum des Hamburger<br />

Verbands in Horn, um beim „ITF 75 Ladies Hamburg“ um ein<br />

Gesamtpreisgeld in Höhe von 60.000 US-Dollar zu kämpfen.<br />

„Wir freuen uns sehr, dass uns der Weltverband ITF hochgestuft hat<br />

und wir ein solches Event austragen dürfen“, sagt Turnierdirektor<br />

Björn Kroll. Die ECE Open, die in diesem Jahr nach der Streichung<br />

des 2023 sehr erfolgreichen kombinierten<br />

Damen- und Herrenevents am Rothenbaum<br />

kurzfristig organisiert worden waren, hätten<br />

gezeigt, „dass Hamburg Lust auf internationales<br />

Damentennis hat.“<br />

Welche Namen das 32 Spielerinnen umfassende<br />

Hauptfeld zu bieten haben wird, steht<br />

erst im Lauf des <strong>Oktober</strong>s fest. Turnierdirektor<br />

Kroll hofft aber, zumindest eine<br />

Handvoll international bekannter<br />

Topathletinnen begrüßen zu können.<br />

„Die Chance ist gut, dass zu dem<br />

späten Zeitpunkt in der Saison noch einige<br />

Spitzenspielerinnen die 75 Punkte für die Weltrangliste mitnehmen<br />

wollen, um sich direkt für das Hauptfeld der Australian Open zu<br />

qualifizieren“, sagt er. Aus deutscher Sicht sollen in erster Linie die<br />

Hamburger Asse für Glanz sorgen. Vorjahresfinalistin Ella Seidel (19),<br />

die 2023 am Rothenbaum erst im Finale besiegte Noma Noha Akugue<br />

(20) und Fedcup-Spielerin Eva Lys (22), allesamt vom Club an der Alster,<br />

könnten Hauptrollen spielen.<br />

Unterstützt wird das Turnier, das am ersten Wochenende mit der<br />

Qualifikation startet, von der Active City, der Regionalliga Nordost<br />

und den Tennisverbänden von Hamburg und Schleswig-Holstein.<br />

Der Eintritt ist an allen Tagen frei.<br />

Unterstützt von: Hamburg Active City<br />

40 41


© Foto: istockphoto.com:FatCamera<br />

© Foto: VTF:Isabel Hake<br />

Kinderturnen<br />

Die Grundlage<br />

für jeden Sport<br />

Der Verband für Turnen und Freizeit bietet am<br />

10. November­wieder den Kinderturn-Sonntag an.<br />

<strong>sporting</strong> erklärt, warum dieses Angebot so wichtig ist<br />

Sie hat sie schon oft gehört, diese Sätze, die wie ein unterschwelliger<br />

Vorwurf klingen. Dass der Verband für Turnen und Freizeit (VTF) mit<br />

dem Kinderturn-Sonntag vor allem beabsichtige, Nachwuchs für das<br />

Gerätturnen zu akquirieren. Und deshalb möchte Dörte Kuhn eins<br />

mal klarstellen: „Kinderturnen hat sehr wenig mit dem Leistungssport<br />

Gerätturnen zu tun. Es ist eine spielerische Bewegungsschule, die als<br />

Grundlage für eigentlich jede Sportart gelten kann.“ Dörte ist es als<br />

Vorsitzender des VTF, der als Hamburgs größter Fachverband für aktive<br />

Sportler*innen knapp 108.000 Mitglieder in gut 200 Vereinen betreut,<br />

extrem wichtig, dass diese Grundlagen gelegt werden. Deshalb wird<br />

sie auch 21 Jahre nach der 2003 in Hamburg geborenen Idee eines<br />

kostenlosen Schnuppertags für alle Kinder im Alter von ein bis sieben<br />

Jahren, der seit 2017 auch bundesweit angeboten wird, nicht müde,<br />

dessen Vorzüge zu preisen.<br />

„Wenn ich am Kinderturn-Sonntag in den Hallen unterwegs bin, könnte<br />

ich jedes Mal fast weinen vor Rührung. In diese vielen glücklichen<br />

Gesichter zu schauen und zu sehen, wie die Kleinen von dem quirligen<br />

Durcheinander geflasht sind, das ist immer wieder ein ganz besonderer<br />

Moment“, sagt sie. Und wenn man weiß, dass sie als ausgebildete<br />

Kinderturn-Übungsleiterin schon sehr viele Kindergruppen angeleitet<br />

hat, kann man die Wucht, die eine mit vielen Dutzend bewegten Kleinen<br />

gefüllte Halle auslöst, in ihren Worten spüren.<br />

Das Konzept des Kinderturn-Tags, der in jedem Jahr am zweiten Sonntag<br />

im November stattfindet, ist einfach – und auch deshalb so gut. Die<br />

Kinder brauchen weder Sportkleidung noch Turnschuhe, geturnt wird<br />

auf Stoppersocken oder barfuß, um die Fußmuskulatur zu fordern. Die<br />

An verschiedenen Stationen lernen die Kinder, sich spielerisch mit unterschiedlichen Sportgeräten vertraut zu machen.<br />

Unterstützt von: VTF<br />

teilnehmenden Vereine (siehe Infokasten auf dieser Doppelseite) bieten<br />

kostenfrei allen interessierten Ein- bis Siebenjährigen und deren Eltern ein<br />

Programm an, dessen Inhalt sie selber bestimmen. Die meisten bauen<br />

eine Bewegungslandschaft auf, weil diese die größte Variabilität bietet.<br />

Dort können die Kinder spielerisch verschiedene Arten der Bewegung<br />

erkunden. „Kinderturnen ist motorische Grundlagenentwicklung. Es<br />

fördert vielseitig und umfassend alle wichtigen motorischen Grund-<br />

fertig keiten und -fähigkeiten und orientiert sich an den Bedürfnissen<br />

der Kinder“, sagt Dörte Kuhn.<br />

Entscheidend sei, dass es keinerlei Leistungsgedanken gibt. „Alle Angebote<br />

sind freiwillig, kein Kind wird zu irgendetwas gezwungen, was<br />

es nicht möchte“, sagt Carolin Gatzmaga, die beim VTF als Kinder- und<br />

Jugendreferentin arbeitet. Jede Entwicklung solle im individuellen Tempo<br />

vonstatten gehen, „da ist es dann auch okay, wenn ein Kind eine Stunde<br />

lang unter dem Schwungtuch liegen möchte.“ Die Vereine stellen Personal<br />

zur Verfügung, das für die Sicherheit sorgt und aufpasst, dass die Hallen<br />

nicht überfüllt sind. „Die Übungsleitenden geben auch Anregungen für<br />

Bewegung oder machen kleine Sing- oder Ballspiele. Aber es findet<br />

bewusst kein Unterricht statt. Alle sollen sich in dem Maß ausprobieren<br />

können, wie es ihnen gefällt und guttut“, sagt Dörte.<br />

Das Angebot schließe explizit auch Kinder mit Behinderungen ein. „Kinderturnen<br />

ist von Natur aus inklusiv, weil auf jedes Handicap Rücksicht<br />

genommen wird. Es ist total bereichernd für alle, Erfahrungen zu sammeln,<br />

daran zu wachsen und so Mut und Selbstvertrauen zu entwickeln.“<br />

Das gilt im Übrigen längst nicht nur für die Kinder. Auch viele Eltern, die<br />

ihre eigenen Ängste auf ihre Kinder projizieren und dadurch übervorsichtig<br />

im Umgang mit ihnen sind, lernen beim Kinderturn-Sonntag, ihre Bedenken<br />

zurückzuschrauben. „Wenn die Erwachsenen sehen, mit welcher<br />

Professionalität die Übungsleitenden arbeiten und wie viel Freude die<br />

Kinder an Bewegung haben, wenn man sie sich frei entfalten lässt, dann<br />

werden dadurch Vorbehalte abgebaut“, sagt Dörte. Und das ist deshalb<br />

so wichtig, weil die Folgen von Bewegungsmangel unsere Gesellschaft<br />

stark belasten. Regelmäßige Bewegung, zu der Kinderturnen schon<br />

die Jüngsten sozialisiert, vermindert das Risiko für Herzkrankheiten,<br />

Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes, psychische Erkrankungen oder<br />

Krebs. Inaktivität, sagen Fachleute, ist so gefährlich wie Rauchen. Wer<br />

sich fünfmal die Woche für mindestens 30 Minuten bewegt, fördert auch<br />

seine Konzentrationsfähigkeit und sein Immunsystem. Bewegung, man<br />

kann es nicht oft genug sagen, ist die beste Medizin.<br />

Dass von den rund 120 Vereinen, die Kinderturn-Angebote im Programm<br />

haben, lediglich 19 am 10. November ihre Hallen öffnen, ist ein Fakt,<br />

der auch Dörte und Carolin bedrückt. Die Hauptgründe dafür liegen<br />

allerdings auf der Hand. Zum einen finden manche Vereine nicht genügend<br />

Übungsleitende, um die Bedarfe zu decken. Zum anderen, und<br />

das ist entscheidender, gibt es seit einigen Jahren deutlich zu wenig<br />

Hallenzeiten. „Die Einführung des flächendeckenden Ganztagsmodells<br />

in den Schulen hat dazu geführt, dass die Zeiten für Kinderturnen immer<br />

geringer werden. Bis 17 Uhr haben die Schulen Bedarf, danach ist es für<br />

kleine Kinder zu spät“, sagt Dörte.<br />

Viele Vereine hätten mittlerweile Wartelisten, auf denen Interessierte<br />

jahrelang ausharren müssten. Und wer keine neuen jungen Mitglieder<br />

aufnehmen könne, für den lohne sich der Kinderturn-Sonntag als<br />

Werbemaßnahme nicht. „Aber die Vereine, die teilnehmen, sind sehr<br />

zufrieden mit der Resonanz. Es lohnt sich für beide Seiten“, sagt Carolin.<br />

Dörte hofft, „dass auch in diesem Jahr möglichst viele Kinder durch den<br />

Erstkontakt mit Sport die Bewegungsart finden, die am besten zu ihnen<br />

passt. Denn genau darum geht es.“<br />

In diesen Vereinen könnt ihr am<br />

10. November von 10 bis 13 Uhr mitturnen<br />

Altonaer TV<br />

Turnhalle, Museumstraße 19,<br />

22765 Hamburg<br />

E-Mail: kontakt@atv.<br />

<strong>hamburg</strong><br />

Telefon: 040/38 30 16<br />

Website: atv.<strong>hamburg</strong>.de<br />

Altrahlstedter MTV<br />

AMTV Halle, Nienhagener<br />

Straße 154, 22147 Hamburg<br />

E-Mail: info@amtv.de<br />

Telefon: 040 / 675 95 06<br />

Website: amtv.de<br />

Bahrenfelder TV<br />

Bahrenfelder Chaussee 166a,<br />

22761 Hamburg<br />

E-Mail: info@btv-<strong>hamburg</strong>.de<br />

Telefon: 040/ 8903761<br />

Website: btv-<strong>hamburg</strong>.de<br />

Dockenhudener TS<br />

Stadtteilschule Blankenese,<br />

neue Sporthalle (Arena),<br />

Zugang Simrockstraße 36/38,<br />

22587 Hamburg<br />

E-Mail: dotu@<strong>hamburg</strong>.de<br />

Telefon: 040 / 870 22 72<br />

Website: dotu-sport.de<br />

Uhrzeit: 11–13 Uhr<br />

Duvenstedter SV<br />

Grundschule | Große<br />

Halle, Duvenstedter Markt 12,<br />

22397 Hamburg<br />

E-Mail: service@<br />

duvenstedtersv.de<br />

Telefon: 040 / 607 19 69<br />

Website: duvenstedtersv.de<br />

Eimsbütteler TV<br />

1. Standort: Bundesstraße 96,<br />

20144 Hamburg<br />

2. Standort: ETV-Sportzentrum<br />

Hoheluft, Lokstedter<br />

Steindamm 75, 22529<br />

Hamburg<br />

E-Mail: info@etv-<strong>hamburg</strong>.de<br />

Telefon: 040 / 40 17 69<br />

Website: etv-<strong>hamburg</strong>.de<br />

Uhrzeit: 10–15 Uhr<br />

Hummelsbütteler SV<br />

Sporthalle, Poppenbütteler<br />

Stieg 7, 22339 Hamburg<br />

E-Mail: hummelsbsv@<br />

t-online.de<br />

Telefon: 040 / 538 10 44<br />

Website: hummelsportverein.de<br />

Niendorfer TSV<br />

Bezirkssporthalle, Sachsenweg<br />

76, 22455 Hamburg<br />

E-Mail: info@niendorfertsv.de<br />

Telefon: 040 / 55 42 16 0<br />

Website: niendorfer-tsv.de<br />

SIB Club<br />

Tangstedter Landstraße 300,<br />

22417 Hamburg<br />

E-Mail: info@sibclub.de<br />

Telefon: 040 / 42 88 92-194<br />

Website: sibclub.de<br />

SV Este 06/70<br />

Arp-Schnitger-Stieg 19, 21129<br />

Hamburg<br />

E-Mail: info@sveste0670.de<br />

Telefon: 040 / 745 69 83<br />

Website: sveste0670.de<br />

Uhrzeit: 10–13 Uhr +<br />

14–17 Uhr<br />

SC Alstertal-Langenhorn<br />

Lüttkoppel 1,<br />

22335 Hamburg<br />

E-Mail: info@scalasportclub.de<br />

Telefon: 040 / 300 62 99<br />

Website: scala-sportclub.de<br />

SV Eidelstedt<br />

Stadtteilschule Eidelstedt<br />

Halle 3, Lohkampstraße 145,<br />

22523 Hamburg<br />

E-Mail: info@sve-<strong>hamburg</strong>.de<br />

Telefon: 01515 / 32 53 114<br />

Website: sve-<strong>hamburg</strong>.de<br />

SV Nettelnburg-Allermöhe<br />

1. Standort: SVNA Vereinszentrum,<br />

Henriette-Herz-<br />

Ring 143a, 21035 Hamburg<br />

2. Standort: Schule Nettelnburg,<br />

Fiddigshagen 11,<br />

21035 Hamburg<br />

E-Mail: info@svna.de<br />

Telefon: 040 / 735 32 00<br />

Website: svna.de<br />

TSG Bergedorf<br />

1. Standort: Sportzentrum<br />

Bult, Bult 8, 21029 Hamburg<br />

Uhrzeit: 13–16 Uhr<br />

2. Standort: TSG Kissland, An<br />

der Wache 11, 21465 Wentorf<br />

Uhrzeit: 9–13 Uhr<br />

E-Mail: info@tsgbergedorf.de<br />

Telefon: 040 / 40 11 36 30<br />

Website: tsg-bergedorf.de<br />

TuS Berne<br />

Sporthalle Berne, Lienaustraße<br />

32, 22159 Hamburg<br />

E-Mail: service@tusberne.de<br />

Telefon: 040 / 60 44 28 80<br />

Website: tusberne.de<br />

TSV Sasel<br />

Turnhalle im Sasel-Haus,<br />

Saseler Parkweg 3,<br />

22393 Hamburg<br />

E-Mail: info@tsv-sasel.de<br />

Telefon: 040 / 601 16 17<br />

Website: tsv-sasel.de<br />

TV Lokstedt<br />

Döhrntwiete 20, 22529<br />

Hamburg<br />

E-Mail: info@tv-lokstedt.de<br />

Telefon: 040 / 56 48 70<br />

Website: tv-lokstedt.de<br />

Verein Aktive Freizeit<br />

VAF KISS-Halle, Stiefmütterchenweg<br />

42–46,<br />

22607 Hamburg<br />

E-Mail: info@vafev.de<br />

Telefon: 0176 / 20 35 66 50<br />

Website: vafev.de<br />

Walddörfer SV<br />

Dreifeldhalle der Stadtteilschule,<br />

Ahrensburger Weg 30,<br />

22359 Hamburg<br />

E-Mail: info@<br />

walddoerfer-sv.de<br />

Telefon: 040 / 645 06 20<br />

Website: walddoerfer-sv.de<br />

Termin: 3. Nov. <strong>2024</strong>,<br />

10–13 Uhr<br />

Alle Informationen findet<br />

ihr auch im Internet unter<br />

kinderturnen-<strong>hamburg</strong>.de.<br />

Zwang oder gar Leistungsdruck gibt es beim Kinderturn-Sonntag nicht. Alle sollen so viel Freude wie möglich an der Bewegung haben.<br />

© Foto: VTF:Isabel Hake


Bäderland<br />

© Fotos: <strong>sporting</strong> <strong>hamburg</strong><br />

Schwimmen?<br />

Aber richtig!<br />

Bäderland und die Sportwissenschaftlerin<br />

Petra Wolfram bieten<br />

Erwachsenen Technikkurse in den<br />

Stilarten Kraul und Rücken an.<br />

Man könnte sie nachts aus dem Tiefschlaf reißen und zehnmal um die die Teilnehmer in den Rücken-Anfänger- und Anfänger-Aubau-Kursen.<br />

eigene Achse drehen; die Vorzüge des Schwimmens für den menschlichen Besonders wichtig ist Petra Wolfram die Tatsache, dass keiner der Kurse<br />

Körper könnte Petra Wolfram trotzdem anschaulich und umfassend zum Schwimmenlernen geeignet ist. Auch dafür hat Bäderland eigene<br />

referieren. „Schwimmen ist ein Sport, den man lebenslang betreiben kann, Angebote im Programm. „Vor allem Menschen, die Kraul als erste<br />

unabhängig von gesundheitlichen Einschränkungen, Alter, Körpergewicht Schwimmart kennen, denken, dass sie bei uns ohne Vorkenntnisse<br />

oder sonstigen Parametern. Schwimmen schont die Gelenke, es ist durch anfangen können. Es ist aber Bedingung für die Teilnahme am Anfängerkurs,<br />

dass man mindestens 25 Meter schwimmen kann, ohne dabei<br />

die Bewegung in einem anderen Element sehr abwechslungsreich. Man<br />

trainiert nicht nur die großen Muskelgruppen, sondern auch die kleinen unterzugehen“, sagt sie. Ansonsten gibt es keinerlei Vorbedingungen,<br />

Hilfsmuskeln, außerdem in besonderem Maß die Atemmuskulatur und auch konditionelle Fitness ist nicht vonnöten, sondern stellt sich über<br />

das Herz-Kreislauf-System. Letztlich beansprucht Schwimmen den ganzen das Training ein.<br />

Körper“, sagt die 55-Jährige. Keine Sorge: Sie sagt es zur Mittagszeit und<br />

ohne vorher rotiert zu haben. Wir sind ja keine Unmenschen bei <strong>sporting</strong>. In den Anfängerkursen lernen die Noviz*innen, den gewählten Stil sauber<br />

über eine 25-Meter-Bahn durchzuziehen. In den Aufbaukursen wird die<br />

Petra Wolfram ist Diplom-Sportwissenschaftlerin. Acht Jahre lang, von Technik vertieft und die Streckenlänge ausgebaut, die Fortgeschrittenen<br />

2008 bis 2016, leitete sie in Dulsberg den Bundesstützpunkt Schwimmen. lernen zusätzlich feine Dinge wie die Rollwende. Die Trainingskurse sind<br />

2019 hat sie sich zwar aus dem Leistungssport komplett zurückgezogen, für jene Menschen gedacht, die sich über einen längeren Zeitraum auf<br />

aber mit ihrem Unternehmen Sport & Konzepte ist sie dem Schwimmen Wettkämpfe wie zum Beispiel einen Jedermann-Triathlon vorbereiten.<br />

weiterhin verbunden. Und das ist gut so, denn das Angebot, das sie für Und wer es ganz individuell mag, kann unter info@sportundkonzepte.<br />

Bäderland konzipiert hat, ist nicht nur eine extrem wichtige Ergänzung de auch ein Personal Training anfragen, das in der Alsterschwimmhalle<br />

des Hamburger Sportprogramms, sondern seit mehr als 20 Jahren vor und in Ohlsdorf offeriert wird.<br />

allem deshalb so erfolgreich, weil sie auf die Einhaltung von Qualitätsstandards<br />

großen Wert legt.<br />

Bäderland ist die städtische Betreibergesellschaft für insgesamt 27<br />

Hallen- und Freibäder im Hamburger Stadtgebiet. In sieben dieser Bäder<br />

– Alsterschwimmhalle, Ohlsdorf, Billebad, Wandsbek, Bramfeld, Bondenwald<br />

und Elbgaustraße – können Erwachsene von 18 bis ins hohe Alter in<br />

speziellen Kursen lernen, wie Kraul- und Rückenschwimmen richtig geht.<br />

Und das ist aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen ist es absolut nicht<br />

empfehlenswert, sich den gewünschten Stil im Do-it-yourself-Training<br />

oder per YouTube-Schulungsvideo beizubringen. „Die Gefahr ist groß,<br />

dass man sich dadurch falsche Bewegungsabläufe angewöhnt, die den<br />

Körper langfristig belasten und ihm schaden. Außerdem ist es deutlich<br />

schwieriger, eine antrainierte Bewegung umzugewöhnen, als sie von<br />

Beginn an richtig ausführen zu lernen“,<br />

sagt Petra Wolfram.<br />

Petra Wolfram (großes Foto) hat eine Mission: In Hamburg sollen alle lernen, korrekt zu schwimmen.<br />

Zum anderen, und das ist etwas, das viele<br />

nicht wissen: Deutschland war weltweit deutlich in der Minderheit, was<br />

die stilistische Erstausbildung angeht. Während in vielen Ländern Kraul Für 140 Euro Gebühr kann man sich innerhalb von acht Wochen in<br />

dominiert, wurde hierzulande jahrelang in Anfängerkursen ausschließlich einer wöchentlichen 60-Minuten-Einheit auf die Spuren unseres Paris-<br />

Brustschwimmen gelehrt. Dieses ist jedoch die ungesündeste Stilrichtung.<br />

„Beim Brustschwimmen haben wir eine starke Belastung auf den Gold aus dem Becken fischte. Buchbar sind die Kurse auf der Bäderland-<br />

Olympiasiegers Lukas Märtens begeben, der über 400 Meter Freistil<br />

Lendenwirbeln und den Knien, dazu wird die Halswirbelsäule dadurch Homepage unter baederland.de/schwimmschule/erwachsene. Aktuell<br />

stark überstreckt, dass viele den Kopf dauerhaft über Wasser halten“, sind zwar keine freien Plätze mehr verfügbar, zum 1. Dezember allerdings<br />

erklärt die Expertin. Deutlich gesünder seien Kraul und Rücken, bei beiden<br />

Stilen befindet sich die Wirbelsäule in aufrechter Grundhaltung, die dann heißt es schnell sein: „Manche Kurse sind innerhalb einer Stunde<br />

werden die neuen Kurse freigeschaltet, die im Januar 2025 starten. Und<br />

Muskulatur wird gestreckt, in Rückenlage wird zudem auch der gerade ausgebucht. Gerade zu Jahresbeginn, wenn viele Menschen ihre guten<br />

bei Büromenschen oft verkürzte Brustmuskel gedehnt.<br />

Vorsätze umsetzen wollen, sind die Einsteiger-Angebote extrem beliebt“,<br />

sagt Petra Wolfram.<br />

Um also vom Brustschwimmen auf Kraul oder Rücken umzuschulen,<br />

können Erwachsene – Jugendliche, die deutlich schneller lernen, haben Eine Ausweitung des Kursprogramms würde der hohen Nachfrage zwar<br />

eigene Kursangebote – bei Bäderland zwischen sechs verschiedenen entgegenkommen, allerdings fehlt es an ausreichend qualifiziertem<br />

Angeboten wählen, die von Petra Wolfram und ihrem aktuell 15 Personen Personal. „In der Pandemie hat die Branche stark gelitten, viele sind<br />

starken Team angeleitet werden. Kraul gibt es in den vier Varianten abgewandert. Ich habe mein Team zum Glück halten können, bin aber<br />

Technik Anfänger, Technik Anfänger Aufbau, Technik Fortgeschrittene immer auf der Suche nach guten Leuten, die uns verstärken“, sagt Petra<br />

und Technik Training. Beim Rückenschwimmen haben einige Menschen Wolfram. Die Vorzüge des richtigen Schwimmens möchten sie und ihr<br />

eine Hemmschwelle, da sie nicht nach vorn schauen und sich dadurch Team gern noch viel mehr Menschen näherbringen.<br />

schlechter auf der Bahn und im Becken orientieren können. Dies lernen<br />

Unterstützt von: Bäderland<br />

45


Inklusionssport<br />

© Foto: Gesche Jäger<br />

Eine Tasche<br />

voller<br />

Bewegung<br />

© Foto: Wolfgang Schinkel<br />

Hamburg ist Vorreiter für das Konzept<br />

inklusiver Bewegungsinseln.<br />

Nun werden alle Standorte mit<br />

einem neuen Accessoire ausgestattet, das<br />

bundesweit Schule machen soll.<br />

An den inklusiven Bewegungsinseln finden auch Menschen mit körperlichen und geistigen<br />

Beeinträchtigungen viele Möglichkeiten, um sich gemeinsam zu bewegen.<br />

© Foto: Wolfgang Schinkel<br />

Da war diese Dame fortgeschrittenen Alters, die nach einer Bewegungsübung,<br />

in der es darum ging, mit anderen Teilnehmenden durch<br />

lautes Zurufen zu kooperieren, völlig ergriffen zu ihm kam. „Ich habe<br />

zum ersten Mal seit acht Jahren meine eigene Stimme wieder gehört<br />

und wahrgenommen“, sagte sie zu Hans-Jürgen Schulke. Der emeritierte<br />

Hochschullehrer und Leiter des Hamburger Sportamtes (2000 bis 2005)<br />

erzählt Anekdoten dieser Art mit einem Nachdruck in der Stimme, der<br />

unterstreicht, was ihm derlei Feedback bedeutet. Denn in seinen diversen<br />

Ehrenämtern bemüht sich der 79 Jahre alte Sportsoziologe in erster Linie<br />

darum, Menschen mit Einschränkungen zu mehr Bewegung zu verhelfen.<br />

Wer die Zahlen kennt, weiß die Bedeutung dieser Arbeit einzuordnen. Nur<br />

rund 32 Prozent der Menschen mit Behinderungen treiben in Deutschland<br />

Sport. Bei jenen mit geistiger oder mentaler Einschränkung sind es sogar<br />

nur acht Prozent. „Die Welt-Gesundheitsorganisation WHO betont immer<br />

wieder, dass Bewegung die wichtigste Ressource für die Förderung der<br />

Gesundheit darstellt. 80 Minuten großmotorische Bewegung pro Woche<br />

ist der empfohlene Richtwert“, sagt Professor Schulke.<br />

Damit Menschen mit Behinderung überhaupt in die Lage versetzt werden,<br />

solche Werte zu erreichen, hatten Schulke und seine Mitstreitenden im<br />

Herbst 2022 die Errichtung von inklusiven Bewegungsinseln (IBI) initiiert.<br />

Vorbild dafür waren die im Rahmen des Active-City-Konzepts der Stadt<br />

Hamburg entwickelten Parksport-Anlagen, an denen öffentlich und<br />

kostenlos mit und ohne Anleitung Sport getrieben werden kann. 35 dieser<br />

Bewegungsinseln gibt es mittlerweile im Großraum Hamburg, „aber die<br />

meisten davon sind für Menschen mit geistigen Einschränkungen sehr<br />

wenig bis überhaupt nicht nutzbar“, sagt Schulke.<br />

Also lautete das Ziel, die IBI so zu konzipieren, dass dort niedrigstschwellige<br />

Bewegungsmöglichkeiten geboten werden – und das an Orten, die in<br />

unmittelbarer Nähe zu Wohn- und Arbeitsstätten der Betroffenen liegen.<br />

Eins der drängendsten Probleme liegt nämlich darin, dass insbesondere<br />

geistig beeinträchtige Menschen nicht selbstständig mobil genug sind,<br />

um zusätzliche Wege zu denen zwischen ihrer Wohnung und dem<br />

Arbeitsplatz auf sich zu nehmen.<br />

So entstanden seit Herbst 2022 vier IBI-Standorte: auf dem Gelände<br />

der Stiftung Das Rauhe Haus in Horn, im Harburger Stadtpark nahe der<br />

Elbe-Werkstätten, bei der Hilda-Heinemann-Stiftung in Sasel und auf<br />

dem Gelände der TSG Bergedorf in Allermöhe. Die Evangelische Stiftung<br />

Alsterdorf hat Interesse an einem Areal am Alsterdorfer Markt, im Gespräch<br />

ist zudem eine weitere IBI am Südring am Rande des Stadtparks.<br />

Ihre Besonderheiten sind neben dem öffentlich zugänglichen Standort<br />

nahe des alltäglichen Lebens der Zielgruppe ein lokaler Partnerverein<br />

mit weiterführenden Angeboten im Inklusionssport, die Bewegungen<br />

erleichternde Mechanik und sturzfreie Höhe der Geräte sowie Infotafeln<br />

in einfacher Sprache, um Anregungen für die Benutzung geben zu können.<br />

35.000 Euro kostet die vom Gerätepartner Playfit subventionierte Einrichtung<br />

einer IBI, das Geld kommt zum größten Teil aus dem Senatsprogramm<br />

für Parksport. Anfangs gab es während der Pandemie das<br />

Projekt „SEI AKTIV!“ mit wechselnden Standorten. Doch weil der Bau<br />

der neuartigen Geräte zu komplex wurde, übernahm Ende 2022 der<br />

gemeinnützige Verein „Brücken für Kinder“, wo Schulke im Beirat sitzt,<br />

federführend die Organisation.<br />

Dass Hamburg bundesweit Vorreiter für diese Art der Mobilisierung<br />

ist, führt Schulke „auf den glücklichen Umstand zurück, dass es hier<br />

mit dem Parksportprogramm der Active City ein hohes Bewusstsein<br />

© Foto: Wolfgang Schinkel<br />

für die Thematik gab und ich Sportsenator Andy Grote deshalb schnell<br />

davon überzeugen konnte, dass es einer Ausweitung auf Menschen mit<br />

Behinderungen bedurfte.“ Mittlerweile stehe man mit Special-Olympics-<br />

Regionalverbänden aus sieben Bundesländern in Kontakt. Die in ganz<br />

Deutschland verteilten Standorte der Werkstätten für beeinträchtigte<br />

Menschen werden im Herbst umfassend über das Projekt informiert.<br />

„Wir sind uns klar darüber, dass wir einen Marathon absolvieren und<br />

aktuell vielleicht bei Kilometer acht bis zehn angekommen sind. Aber<br />

unser Konzept wird klarer und wir gewinnen zunehmend starke Partner“,<br />

sagt Schulke.<br />

Aus derlei neuen Partnerschaften entstehen immer wieder neue Ideen.<br />

Eine davon scheint einen Durchbruch in der Mobilisation von Menschen<br />

zu versprechen, die nach jahrelanger Bewegungslosigkeit wieder an<br />

körperliche Betätigung herangeführt werden sollen. Das Unternehmen<br />

Sport Thieme als Unterstützer von Special Olympics Deutschland<br />

hat mit dem Hamburger Team eine<br />

inklusive Bewegungstasche (IBET)<br />

entwickelt. Diese Tasche, die rund<br />

15 Kilo wiegt und zu zweit bequem<br />

getragen werden kann, enthält 50<br />

Kleingeräte, die 500 unterschiedliche<br />

Bewegungsmöglichkeiten eröffnen und 30 Menschen zu gleicher Zeit in<br />

Bewegung bringen können.<br />

Je zwei dieser Taschen, die in den jeweiligen Behinderteneinrichtungen<br />

verwaltet werden, sind an den IBI-Standorten bereits vorhanden, die<br />

Anschaffungskosten von 400 Euro pro Tasche wurden von der SAGA,<br />

der größten Wohnungsgesellschaft der Stadt, finanziert. Bei der Aktion<br />

„Scheine für Vereine“ des Handelskonzerns REWE haben 250 Vereine,<br />

die inklusive Sportangebote unterbreiten, Scheine für die Anschaffung<br />

einer IBET gesammelt. „Und bei 2300 Standorten in Deutschland mit<br />

Behinderteneinrichtungen ist das Potenzial für dieses neue Konzept<br />

sehr groß“, glaubt Professor Schulke.<br />

Wohin es führen kann, Menschen über niedrigstschwellige Angebote ein<br />

neues Körpergefühl zu vermitteln und ihnen dabei zu helfen, Bewegungsängste<br />

zu überwinden, das war am 1. Juni zu beobachten. Beim HafenCity<br />

Run, dem 2002 von Schulke initiierten und mittlerweile größten Firmen- und<br />

Spendenlauf Norddeutschlands, waren auf den vier Kilometern durch<br />

den modernsten Hamburger Stadtteil, die ohne Zeitmessung absolviert<br />

werden, mehr als 800 Menschen mit Beeinträchtigungen unterwegs. „Die<br />

Stimmung, die wir da erleben durften, war ein großer Ansporn für uns<br />

alle. Das hat uns gezeigt, dass die Kette von niedrigstschwelligem Einstieg<br />

an Geräten über flexible Bewegungstaschen und offene gemeinsame<br />

Spielfeste bis hin zur selbstbestimmten Teilhabe an Volksläufen geknüpft<br />

werden kann“, sagt Hans-Jürgen Schulke, der für das kommende Jahr<br />

die 1000er-Marke als Ziel gesteckt hat. Es wäre eine weitere Anekdote,<br />

die sein Team mit Stolz auf das Erreichte erzählen könnte.<br />

© Foto: Gesche Jäger<br />

Hans-Jürgen Schulke (r.), emeritierter Hochschullehrer und ehemaliger Leiter des Hamburger Sportamts,<br />

engagiert sich in mehreren Ehrenämtern für Menschen mit Behinderung – und nutzt selbst jede Chance für Bewegung.<br />

Niedrigschwellige Angebote sind für die Zielgruppe enorm wichtig, um Spaß an Bewegung zu finden.


<strong>sporting</strong> Arena<br />

Ein Titel für St. Pauli – zwei Kic kbox-Tickets für euch!<br />

IMPRESSUM<br />

© Foto: Klaus Langnaese<br />

Als der Georgier Wladimir Achalkatsi (24) mit seinem Ippon-<br />

Sieg über Jan Libuda den entscheidenden achten Punkt<br />

gesichert hatte, waren Freude und Erleichterung groß beim<br />

Hamburger Judo-Team. Am Ende des Bundesliga-Auswärtskampfes<br />

bei der Sport-Union Witten-Annen stand ein 10:4-Erfolg, der der<br />

Auswahl von Cheftrainer Sascha Costa Rang zwei in der Nordgruppe<br />

und damit einen Platz in der Final-Four-Endrunde sicherte. „Ich bin<br />

mächtig stolz auf die Jungs, dass sie nach der 5:9-Auftaktniederlage<br />

gegen Remscheid alles gewonnen haben. Jetzt wartet ein sehr<br />

spannender Finaltag auf uns“, sagte Costa, der zu dieser Saison<br />

die Nachfolge des als Chef-Nationaltrainer nach Aserbaidschan<br />

gewechselten Slavko Tekic übernommen hatte. Im Halbfinale des<br />

Finalturniers treffen die Hamburger am 5. <strong>Oktober</strong> in Wiesbaden auf<br />

Südmeister TSG Backnang, im zweiten Semifinale hat es Nordmeister<br />

Remscheider TV mit dem TSV Abensberg zu tun. Das Finale findet<br />

ebenfalls am 5. <strong>Oktober</strong> statt.<br />

Was die Judoka schaffen wollen, haben die Blindenfußballer<br />

des FC St. Pauli bereits vollbracht. Am letzten Bundesliga-<br />

Spieltag in Darmstadt sicherte sich das Team von Cheftrainer<br />

Wolf Schmidt mit einem 1:0-Erfolg über den mit einem Punkt Vorsprung in die Partie gegangenen Tabellenführer Blista Marburg<br />

den vierten deutschen Meistertitel nach 2017, 2021 und 2022. „Wir haben uns über die gesamte Saison hinweg kontinuierlich gesteigert<br />

und daher die Meisterschaft absolut verdient“, jubelte Kapitän Philipp Versen. Und wir gratulieren herzlich!<br />

K<br />

räftig feiern durfte am 1. September Abdelhadi Labali. Der<br />

Marokkaner, der für den Hamburger Laufladen startet, kam<br />

beim 35. Barmer Alsterlauf zwar eine Sekunde hinter dem<br />

siegreichen Kenianer Castor Mogeni ins Ziel, sicherte sich als Zweiter<br />

in 28:58 Minuten aber immerhin den Hamburger Meistertitel. Bislang<br />

einziger Hamburger Sieger des 10-Kilometer-Traditionslaufs bleibt<br />

damit der im vergangenen Jahr verstorbene Detlef Nachtigall, der bei<br />

der Premiere 1990 triumphierte. Bester Deutscher war auf Rang drei<br />

in 29:47 Minuten Nils Voigt (TV Wattenscheid). Bei den Frauen war<br />

Kenia einmal mehr das Maß der Dinge, Purity Gitonga (31:32), Morine<br />

Michira (32:02) und Daisy Rutto (32:21) feierten einen Dreifachsieg.<br />

Caroline Balduhn (Turnerbund Hamburg-Eilbeck) wurde in einer Zeit<br />

von 36:31 Minuten Hamburger Meisterin und beste Deutsche. Eine<br />

Woche später folgte bereits die nächste Lauf-Hamburgensie. Beim<br />

Airport-Race über zehn Meilen rund um den Flughafen Fuhlsbüttel<br />

holten sich Kathi Nüser (IKEA Altona Lauftreff/1:04:51 Stunden)<br />

und Miguel Molero-Eichwein (Spiridon Schleswig/55:43 Minuten)<br />

die Titel. Und weitere sieben Tage darauf gewannen Esther Pfeiffer<br />

(Hannover 96/1:09:51 Stunden) und Simon Boch (LG Telis Finanz<br />

Regensburg/1:01:15) bei den deutschen Meisterschaften im Rahmen<br />

des PSD Bank Halbmarathons in Wandsbek die Titel jeweils<br />

in neuer Bestzeit.<br />

Hamburgs Sport lebt auch dank seiner vielen bunten Anekdoten. In unserer<br />

neuen Rubrik <strong>sporting</strong> Arena wählen wir die schönsten für euch aus<br />

und hoffen, dass ihr damit Spaß habt!<br />

Gelingt der nächste große Wurf? Das Hamburger Judo-Team möchte<br />

am 5. <strong>Oktober</strong> zum fünften Mal nach 2016, 2017,<br />

2018 und 2020 deutscher Meister werden.<br />

Purity Gitonga führte beim Barmer Alsterlauf Anfang<br />

September einen kenianischen Dreifachtriumph an.<br />

Auch bei den Männern gewann Kenia.<br />

© Foto: BMS:Tischler<br />

© Foto: doktormeyerpr<br />

Der Saisonabschluss ist traditionell besonders hart, aber<br />

immerhin waren die Hamburger Olympia-Ruderer Torben<br />

Johannesen und Benedict Eggeling nach dem Langstrecken-<br />

Rennen über 12,7 Kilometer im Rahmen des SH Netz-Cups auf dem<br />

Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg glücklich. Mit dem gegenüber Platz<br />

vier bei den Sommerspielen in Paris auf vier Positionen umformierten<br />

Deutschland-Achter holte das Duo vom RC Favorite Hammonia Rang<br />

zwei hinter dem Olympiazweiten Niederlande. „Wir haben gut als<br />

Team agiert. Mit diesem Abschluss des Olympiazyklus sind wir sehr<br />

zufrieden“, sagte Schlagmann Johannesen.<br />

Seit seinem Debüt im Jahr 2003 hat der Hamburger<br />

Promoter Till Görres die Veranstaltungsreihe<br />

„Get in the Ring“ zum größten Kickbox-Event<br />

Norddeutschlands aufgebaut. Görres, der im September 35-jähriges Bestehen seiner Sportschule Thaiholics<br />

Kevin Burmester (r.) ist am 2. November einer der Hauptkämpfer bei der<br />

Kickbox-Gala "Get in the Ring" in der Wilhelmsburger Inselparkhalle.<br />

feierte, steht für sportlich hochwertige Events mit<br />

ansprechendem Rahmen. Für die diesjährige Auflage<br />

am 2. November in der Inselparkhalle in Wilhelmsburg<br />

sind 15 Kämpfe geplant. Höhepunkte sind die<br />

Ringschlachten der Hamburger Lokalmatadore Kevin<br />

Burmester und Evans Witte, deren Gegner in Kürze<br />

feststehen sollen. Karten können zum Preis ab 35,50<br />

Euro an allen Vorverkaufsstellen und über eventim.<br />

de erworben werden. Oder ihr habt richtig Glück und<br />

gewinnt bei <strong>sporting</strong>! Wir verlosen einmal zwei Tickets<br />

der Preiskategorie 3. Wer dabei sein möchte, schickt<br />

bitte bis 15. <strong>Oktober</strong> unter Angabe von Namen und<br />

Kontaktnummer eine E-Mail an info@<br />

<strong>sporting</strong>-magazin.de, Betreffzeile: Ich will<br />

den Kick! Viel Erfolg und noch mehr Spaß!<br />

Eine Verlosung läuft, eine andere ist schon gelaufen.<br />

Im September-Heft hatten wir gemeinsam mit<br />

dem Profistall P2M ein Boxtraining für dreimal<br />

zwei Personen angeboten. Die Glücklichen, die sich mit einem P2M-Profi messen dürfen, sind – jeweils mit<br />

Begleitung – Cassandra Ulmer, Malin Schernikau und Johann Kunze. Wir wünschen gutes Durchhalten und<br />

ganz viel Vergnügen! Anschauungsunterricht gab es am 21. September in der Sporthalle Hamburg. Bei der<br />

großen P2M-Gala sicherte sich Nina Meinke<br />

den vakanten IBF-WM-Titel im Federgewicht<br />

nach Mehrheitsentscheid (119:109, 118:111,<br />

114:114) gegen die Argentinierin Daniela Bermudez.<br />

WIBF-Leichtgewichts-Weltmeisterin<br />

Dilar Kisikyol bezwang im letzten Kampf<br />

ihrer Karriere die Belgierin Djemilla Gontaruk<br />

einstimmig nach Punkten. Die 32-Jährige will<br />

sich nun vorrangig um ihre sozialen Projekte<br />

kümmern. Lass es weiter krachen, Dilar!<br />

© Foto: Torsten Helmke<br />

Achter-Schlagmann Torben Johannesen vom RC<br />

Favorite Hammonia war mit dem Abschluss der<br />

Rudersaison in Rendsburg durchaus zufrieden.<br />

© Foto: DRV<br />

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monatlich. Anzeigen- und Redaktionsschluss<br />

jeweils am 15. des<br />

Vormonats.<br />

Wir drucken auf Recycling papier,<br />

das mit dem Blauen Engel<br />

zertifiziert ist.<br />

© Foto: Justus Stegeman<br />

Ein letztes Mal die strahlende Siegerin: Ringrichter Frank-Michael Maaß ehrt<br />

48 Dilar Kisikyol, Gegnerin Djemilla Gontaruk applaudiert fair.<br />

49


Endspurt<br />

©Foto: privat<br />

join The<br />

Selbstbestimmte Teilhabe<br />

statt Inklusion<br />

Vom Tag vor der Eröffnung bis zum Abschlusstag<br />

durfte ich in Paris vor Ort sein.<br />

Die Superlative, die über die Spiele verbreitet<br />

werden, kann ich teilen. Mit der<br />

Einordnung „beste Spiele aller Zeiten“ tue<br />

ich mich schwer, aber das, was die Franzosen<br />

geschafft haben, fand ich genial. Es<br />

waren die fünften Paralympics, die ich vor<br />

Ort erlebt habe, und mir hat besonders<br />

imponiert, dass Frankreich sie zu seinen<br />

Spielen gemacht hat, mit sehr viel eigenem Flair. 95 Prozent Auslastung<br />

der Arenen, ausverkaufte Tribünen schon bei den Vormittags-Sessions,<br />

das war großartig. Wer künftig Paralympische Spiele ausrichtet – und ich<br />

hoffe sehr, dass Deutschland den Mut dazu aufbringt –, sollte schauen,<br />

was von Paris zu lernen ist, ohne es nachzuahmen.<br />

Was mich freut: Die Paris-Paralympics waren ein weiterer großer Schritt<br />

in Richtung jener Normalität, in die alle, die dem Behindertensport<br />

verbunden sind, gemeinsam ziehen. Der Sport steht im Fokus. In<br />

Interviews wird nicht mehr in erster Linie nach Schicksalen und Unfällen<br />

gefragt, sondern über den Wettkampf gesprochen. Wir lesen oder<br />

hören seltener, dass Athlet*innen „an einer Behinderung leiden“ oder<br />

„an den Rollstuhl gefesselt“ sind, sondern lernen, dass sie genauso hart<br />

trainieren wie Olympia-Teilnehmende. Und wir sehen, dass sie Vorbilder<br />

sind für all jene, die zu den 68 Prozent der Menschen mit Handicap<br />

zählen, die keinen Sport treiben, obwohl es auch mit Behinderung<br />

kaum Grenzen dafür gibt.<br />

Eine Diskussion, die in diesem Zusammenhang ein Ende finden sollte,<br />

ist jene um die Zusammenlegung von Olympischen und Paralympischen<br />

Spielen. Ich bin hierbei grundsätzlich kein Freund des Begriffs<br />

In unserer neuen Rubrik „Endspurt“<br />

kommentieren Menschen aus allen<br />

Bereichen der Gesellschaft ein Thema,<br />

das für sie wichtig ist. Hier schreibt Lars<br />

Pickardt (53), Leiter der Bundeszentrale<br />

des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands<br />

(DRS), über die Zukunft der Paralympics.<br />

Inklusion, weil diese konsequent zu Ende gedacht bedeuten würde,<br />

würde, vor Olympia ausgetragen zu werden.<br />

dass alle Geschlechter mit jeglichen Einschränkungen<br />

gemeinsam Sport treiben<br />

müssten. Leistungssport aber kann nie<br />

inklusiv sein, es braucht vergleichbare<br />

Leistungsklassen, es kann nicht einfach<br />

so jeder mitmachen. Der Fokus auf den<br />

Para-Leistungssport, den wir jetzt haben,<br />

ginge bei einer Zusammenlegung verloren,<br />

so ehrlich müssen wir sein. Und ich glaube<br />

auch nicht, dass es den Paralympics helfen<br />

Optimierungsbedarf gibt es natürlich trotzdem, er ist aber individuell<br />

und nicht pauschal zu betrachten. Der Vorschlag, die 27 paralympischen<br />

Sportarten an die olympischen Fachverbände anzudocken, um größtmögliche<br />

Synergien wie zum Beispiel gemeinsame Meisterschaften<br />

zu schaffen, ist nur bedingt praktikabel. Im Rudern funktioniert das<br />

bereits seit Jahren gut, in der Leichtathletik ist es wegen der vielen<br />

unterschiedlichen Disziplinen rein zeitlich nicht umsetzbar. Basketball und<br />

Rollstuhlbasketball sind zwei verschiedene Sportarten, im Tischtennis<br />

kann man im Rollstuhl auch bei den Fußgängern mitspielen. Worum es<br />

geht, ist selbstbestimmte Teilhabe. Wenn, insbesondere zum Einstieg<br />

und im Breitensport, alle unabhängig von Einschränkungen die Sportart<br />

machen können, die sie machen wollen, haben wir viel erreicht.<br />

Die Klagen über fehlende finanzielle Ausstattung teile ich nur bedingt.<br />

Ja, es braucht mehr Geld, aber zielgerichtet eingesetzt, langfristig<br />

zugesagt und durch den Sport bestimmt. Es hat in den vergangenen<br />

Jahren auch einen enormen Mittelaufwuchs gegeben. Wir werden<br />

um eine Fokussierung auf Sportarten nicht herumkommen, so wie es<br />

erfolgreichere Nationen bereits tun. Die Diskussion über das Ändern<br />

des „Gießkannenprinzips“, also das Fördern des Leistungssports in<br />

der Breite, wird keine schöne werden. Aber wir müssen sie führen.<br />

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FÜR EIN HAMBURG MIT ALLEN ECKEN UND KANTEN<br />

Wenn auch Du meinst, Hamburg geht besser und Du,<br />

Dein Unternehmen und Deine Kollegen mehr Aufmerksamkeit<br />

verdienen, dann lass schnacken!<br />

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29. NOVEMBER <strong>2024</strong><br />

19:30 UHR | PASSHÖHE – OBERTAUERN<br />

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