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In caso di mancato recapito si restituisca al mittente che si impegna a pagare la relativa tassa Poste Italiane S.p.A. - Spedizione in abbonamento postale - D.L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2 e 3 - DCB Bolzano<br />

Ausgabe <strong>167</strong> | Oktober 2024 | BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Das große Geschäft<br />

mit dem Kind<br />

Das Kind hat ein<br />

Grundrecht auf <strong>Lebe</strong>n<br />

und auf Vater und Mutter<br />

S. 4<br />

Kinder aus Leihmutterschaft<br />

haben Angst, offen über ihre<br />

Erfahrungen zu sprechen<br />

S. 6<br />

Die Aggressivität der<br />

Abtreibungsbefürworter<br />

nimmt zu<br />

S. 14<br />

Auch ein Embryo ist<br />

ein schützenswerter<br />

Mensch<br />

S. 22


Foto: Privat<br />

Inhalt<br />

3 Leitartikel<br />

4 Das Kind hat ein Grundrecht<br />

auf <strong>Lebe</strong>n und auf Vater<br />

und Mutter<br />

6 Kinder aus Leihmutterschaft<br />

haben Angst, offen über ihre<br />

Erfahrungen zu sprechen<br />

10 D»Ich will im Bauch meiner<br />

Mutter gewesen sein«<br />

12 Gesetzeslage Italien<br />

Leihmutterschaft<br />

14 Die Aggressivität der<br />

Abtreibungsbefürworter<br />

nimmt zu<br />

16 Pressesplitter<br />

18 Veranstaltungskalender<br />

19 Im Herzen meines Kindes<br />

22 »Auch ein Embryo ist ein<br />

schützenswerter Mensch«<br />

25 Buchempfehlung<br />

26 Stimmen des <strong>Lebe</strong>ns<br />

28 ProFrau – Auch nach einer<br />

Abtreibung kann man<br />

ein erfülltes <strong>Lebe</strong>n führen<br />

29 ProFrau – Nach so vielen<br />

Herzschmerzen<br />

30 Tote Babys als<br />

Wahlkampfmunition<br />

◻<br />

Wir bedanken uns ganz herzlich<br />

für alle Spenden und Zuwendungen. Unser Bemühen ist<br />

ganz darauf ausgerichtet, sparsam und effizient mit den<br />

Spendengeldern umzugehen. Trotzdem bleiben noch hohe<br />

Kosten, vor allem die Monatsmiete der Büroräume bereitet<br />

uns Sorgen. Wäre es für eine Firma ein Ansporn, uns hierin<br />

mit einer monatlichen Zuwendung, welche von der Steuer<br />

absetzbar ist, unter die Arme zu greifen?<br />

Unsere Zeitschrift LEBE kann auch weiterhin auf Spendenbasis<br />

bezogen werden, wir bitten aber die Leser, denen es<br />

möglich ist, uns mit einem jährlichen Unkostenbeitrag von<br />

25 Euro zu unterstützen.<br />

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IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

OHL<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

BEWEGUNG FÜ̈R DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Eintragung beim Landesgericht Bozen,<br />

N. 25/92 R. ST. vom 9.9.92<br />

Presserechtlich verantwortlich: Dr. Franz Pahl<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Hildegard Tscholl<br />

Für die Redaktion verantw.: Martha Zöggeler<br />

Redaktionsteam: Rosa Asam, Gustavo Brinholi,<br />

Tobias Degasperi, Hildegard Tscholl,<br />

Martha Zöggeler<br />

Layout: Sylvia Pechlaner, Martha Zöggeler<br />

Korrektur: Rosa Asam<br />

Druck: Lanarepro GmbH<br />

Auflage: 9.500 Stück<br />

Für Textabdrucke bitten wir um Rücksprache<br />

mit der Redaktion. Foto Titelseite: Shutterstock<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG,<br />

Gampenstraße 49, I-39012 Meran<br />

Tel. (+39) 0473 237338<br />

info@bewegungfuerdasleben.com<br />

lebe@bewegungfuerdasleben.com<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Steuer-Nr.: 94027310211<br />

IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

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BÜROZEITEN:<br />

Am Montag bleibt das Büro geschlossen<br />

Dienstag: 8.30 – 11.30 Uhr und von 14.30 – 17.30 Uhr<br />

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Donnerstag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Freitag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

2<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Liebe Leser!<br />

(K)ein Kind um jeden Preis.<br />

Es ist schon verrückt: Auf der einen Seite wird jeder Rechtsstaat aus den Angeln gehoben, um ein<br />

Recht auf Abtreibung zu etablieren, auf der anderen Seite soll durch die Legalisierung der<br />

Leihmutterschaft der Wunsch nach einem Kind in jedem Alter und in jeder <strong>Lebe</strong>nssituation erfüllt<br />

werden können. Beides entspringt ein und derselben Agenda, die das Recht des Kindes völlig<br />

ausblendet und die Mutterschaft der Frau entweder verhindert oder pervertiert.<br />

Geht es bei der Verhinderung der Geburt eines Kindes darum, ihm in der vorgeburtlichen<br />

Entwicklungsphase den Rechtsstatus einer Person und damit das Recht auf <strong>Lebe</strong>n abzusprechen,<br />

so degradiert auch die Leihmutterschaft das Kind zu einem Objekt, das man sich allerdings wünscht<br />

und haben will. Im ersten Fall kostet die Vernichtung des Kindes wenig Geld, aber die Kollateralschäden,<br />

zu tragen von den unzähligen Frauen, Männern, Geschwistern, Verwandten, gehen tief<br />

an die Wurzeln unseres Menschseins. Wir werden uns lange und intensiv damit auseinandersetzen<br />

müssen. Im zweiten Fall legen Menschen, die sich ein Kind wünschen, viel Geld auf den Tisch, um<br />

sich ihr Wunschkind zu kaufen. Das Kind soll leben, wenn es keine Defekte hat, das richtige<br />

Geschlecht hat, nicht überzählig ist und sonst nichts dagegenspricht. Die schrecklichen Folgen<br />

für die geborenen Kinder und die vielen Leihmütter werden mit allen Mitteln unter der Decke<br />

gehalten.<br />

Doch die Wahrheit bricht sich hier wie dort Bahn. Das zeigt sich auch schon in der Bibel. „Was ist<br />

Wahrheit?“, fragt Pilatus Jesus rhetorisch, denn eigentlich will er es gar nicht wissen. Zu viel steht<br />

für ihn auf dem Spiel. Über Pilatus und seinen weiteren <strong>Lebe</strong>nsweg steht nichts in den Geschichtsbüchern,<br />

aber Jesus hat gesiegt und uns den Weg zum <strong>Lebe</strong>n und zur Wahrheit bis ans Ende aller<br />

Zeiten offengehalten. So wird auch bei den vielen gekauften Kindern die Wahrheit eines Tages<br />

ans Licht kommen.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Hildegard Tscholl<br />

Vorsitzende der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n<br />

ADRESSEN LÖSCHEN ODER ÄNDERN<br />

Liebe Leser, bitte teilen Sie uns Adressänderungen oder Abbestellungen rechtzeitig mit.<br />

Wir bekommen nach jedem Versand immer wieder Retoursendungen mit dem Vermerk<br />

„Empfänger verzogen, unbekannt oder verstorben“.<br />

Es ist schade, wenn die Zeitschriften im Müll landen, denn mit den aufgeklebten<br />

Adressetiketten können wir sie nicht mehr weiter verwenden.<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 3


TITELTHEMA<br />

Das Kind hat ein Grundrecht<br />

auf <strong>Lebe</strong>n und<br />

auf Vater und Mutter<br />

Von Hildegard<br />

Tscholl<br />

Wenn wir im Zusammenhang<br />

mit Elternschaft<br />

von Recht<br />

sprechen wollen, dann hat nur<br />

das Kind ein von der Natur gegebenes<br />

Recht auf Vater und<br />

Mutter. Es kann (bis vor wenigen<br />

Jahrzehnten) nur durch die<br />

geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau<br />

gezeugt werden. Auch die Liebe zwischen Mann<br />

und Frau ist auf die Zeugung eines Kindes angelegt,<br />

weil die Gefühle der Zuneigung zueinander<br />

den Wunsch nach intimer Vereinigung<br />

wecken und eine ganze Reihe biologischer Prozesse<br />

in Gang gesetzt werden, um <strong>Lebe</strong>n entstehen<br />

zu lassen. Daraus ergibt sich das Grundrecht<br />

des Kindes, von einem Vater gezeugt und<br />

einer Mutter geboren und von ihnen ins <strong>Lebe</strong>n<br />

geführt zu werden. Der Wunsch jedes Menschen,<br />

seine Eltern zu kennen, von ihnen geliebt<br />

zu werden und seine Abstammung zu erfahren,<br />

entspringt dem natürlichen Bedürfnis, mit seinen<br />

Wurzeln verbunden zu sein. Es gibt jedoch<br />

immer wieder schwerwiegende Gründe, die ein<br />

Kind daran hindern, bei seinen leiblichen Eltern<br />

aufzuwachsen. In einer gesunden und verantwortungsbewussten<br />

Gesellschaft besteht daher<br />

die Verpflichtung, für diese Kinder angemessen<br />

zu sorgen. Eine dieser wünschenswerten Maßnahmen<br />

ist die Adoption. Ursprünglich war das<br />

Adoptionsverfahren in Italien und in vielen<br />

Ländern der Erde so geregelt, dass nur verheiratete<br />

heterosexuelle Paare Kinder adoptieren<br />

konnten. Offensichtlich war man noch mit der<br />

natürlichen Zeugung eines Kindes vertraut und<br />

respektierte dessen Rechte.<br />

Umgekehrt kann es kein Grundrecht auf ein Kind<br />

geben, denn Kinder bleiben ein Geschenk, das<br />

nicht erzwungen werden kann. Ein Geschenk ist<br />

es aber nur denen, die in der natürlichen Ordnung<br />

Sexualität leben. Das große Leid des vergeblichen<br />

Wartens auf Kinder darf nicht verschwiegen<br />

werden, denn zu viele Paare können<br />

ein Lied davon singen. Was mit der künstlichen<br />

Befruchtung begann, um Paaren mit unerfülltem<br />

Kinderwunsch zu helfen, konnte sich in weiten<br />

Teilen der Welt ungebremst zum schmutzigen<br />

Geschäft der Leihmutterschaft entwickeln.<br />

„Ich kauf mir ein Kind“ heißt das Buch der bekannten<br />

deutschen Publizistin Birgit Kelle, in<br />

dem sie sich mit dem weltweit florierenden<br />

Milliardengeschäft der Leihmutterschaft auseinandersetzt.<br />

Was wie ein reißerischer Slogan<br />

klingt, der provozieren soll, zeigt auf der Basis<br />

gründlicher Recherchen die weltweite Praxis<br />

eines modernen grausamen Menschenhandels,<br />

von dem man am liebsten nichts wissen möchte.<br />

FinanzBuch Verlag, (19. März 2024), 256 Seiten<br />

ISBN-10: 3959727704 - ISBN-13: 978-3959727709<br />

Welche Gründe gibt es, eine Gebärmutter zu<br />

leihen? An erster Stelle steht der Wunsch eines<br />

Paares nach einem Kind, das es selbst nicht<br />

bekommen kann. Der natürliche, tief verankerte<br />

Wunsch nach einem eigenen Kind wird auf allen<br />

Ebenen instrumentalisiert und überhöht, so dass<br />

die Methode der Leihmutterschaft als Mittel zum<br />

Zweck geheiligt wird. Nach den Regeln der<br />

4<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

Verkaufspsychologie wird erst das Bedürfnis<br />

nach einem Produkt geweckt, um es dann verkaufen<br />

zu können. In diesem Sinne wurden die<br />

ersten Fotos von erfolgreichen Leihmutterschaften<br />

in den Medien der Glamourwelt veröffentlicht<br />

und die Öffentlichkeit darf seitdem an der<br />

Erfolgsgeschichte dieses Geschäftszweiges teilhaben.<br />

Waren es anfangs vorwiegend prominente<br />

homosexuelle Paare, vor allem Männer,<br />

so sind es inzwischen auch heterosexuelle Paare,<br />

die über das nötige Kleingeld verfügen und<br />

sich nicht mehr mit dem Kinderkriegen beschäftigen<br />

wollen oder können, weil die biologische<br />

Uhr abgelaufen ist. Die aufwendige und wohlwollende<br />

Berichterstattung über das Elternglück<br />

mit Leihmutter folgt dem Motto: „Nur der Kinderwunsch<br />

und die Liebe zählen“ und „Ihr<br />

Wunsch ist uns Befehl“. Die Medien transportieren<br />

die trügerischen Bilder dieses perfekten<br />

Familienglücks bis in die Wohn- und Kinderzimmer,<br />

ja bis in die Kinderbücher. Das Kind, der<br />

Grund der Sehnsucht und die eigentliche Hauptperson,<br />

wird als Objekt der Begierde gehandelt.<br />

Nebenaspekte, die die Gesundheit des Kindes<br />

betreffen sollen, werden mit zum Teil menschenverachtenden<br />

Maßnahmen für die Leihmutter<br />

durchgesetzt. Diese moderne Ausbeutung und<br />

Versklavung der Frau wird medial als Akt der<br />

Nächstenliebe dargestellt, indem die Gebärende<br />

in die Kamera lächelt, während die Auftrags-<br />

Eltern „ihr“ Kind glücklich in den Armen halten.<br />

Im besten Fall ist die Linse auch auf das Kind<br />

gerichtet, das nicht unbedingt fröhlich sein<br />

muss.<br />

Es gibt genügend Forscher, Ärzte, Anwälte, Politiker<br />

und zahllose Helfer, welche sich an dem<br />

korrupten und lukrativen Geschäft mit dem Kinderwunsch<br />

beteiligen. Einige von ihnen mögen<br />

es durchaus mit guter Absicht als Dienst für die<br />

Menschheit tun. Für sie gibt es oft ein böses,<br />

aber heilsames Erwachen. Die Leihmutter aber<br />

steht am Ende der Produktionskette und erhält,<br />

wie in allen Produktionsketten, am wenigsten<br />

vom Gewinn, zumal sie in den allermeisten Fällen<br />

aus armen Ländern stammt, trägt aber, neben<br />

dem Kind, den größten Schaden davon.<br />

Im Zeitalter der unbegrenzten Möglichkeiten<br />

wird sehr oft unreflektiert zugegriffen, um das<br />

eigene, oft auch nur vermeintliche Leid zu lindern.<br />

Kinder, die von Leihmüttern geboren und<br />

von Auftragseltern aufgezogen wurden, wagen<br />

sich als Erwachsene nach und nach an die Öffentlichkeit.<br />

Noch sind es sehr wenige, denn sie<br />

werden kaum gehört oder sogar daran gehindert,<br />

Zeugnis abzulegen. Sie brauchen viel Mut<br />

und Unterstützung, denn der Druck der geldgierigen<br />

Lobby ist groß. Aber die Wahrheit lässt<br />

sich nicht aufhalten und viele werden erkennen,<br />

wie sehr sie betrogen wurden.<br />

Ein herausragendes Beispiel für Mut und Zivilcourage<br />

ist die Französin Olivia Maurel mit ihrer<br />

<strong>Lebe</strong>nsgeschichte, in die wir im folgenden Artikel<br />

einen kurzen Einblick erhalten. So kann<br />

die Wahrheit nicht aufgehalten werden und<br />

viele werden erkennen, wie sehr sie getäuscht<br />

wurden.<br />

◻<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 5


TITELTHEMA<br />

Kinder aus Leihmutterschaft<br />

haben Angst, offen über ihre<br />

Erfahrungen zu sprechen<br />

Bei Leihmutterschaft entscheidet nicht die Frau,<br />

sondern „der Kunde“ über ihren Körper<br />

Leihmutterschaft ist ein weltweites Business. Von den betroffenen Kindern<br />

spricht im Reich der Wünsche von Erwachsenen niemand. Die US-Französin<br />

Olivia Maurel bricht als Betroffene dieses Tabu. Im Interview erzählt die<br />

Feministin, die von einer US-Leihmutter geboren wurde, warum es keine<br />

„ethische“ Leihmutterschaft gibt und warum Kinder darunter leiden.<br />

Von Antonia Busch-Holewik<br />

Wenn es um Leihmutterschaft geht, ist vom<br />

Wunsch der Erwachsenen die Rede, die<br />

Perspektive der Kinder kommt nicht vor.<br />

Könnten Sie als jemand, der mit Hilfe einer<br />

Leihmutter geboren wurde, einen Einblick in<br />

ihre persönlichen Erfahrungen mit dieser<br />

Reproduktionspraktik geben?<br />

Foto: Avvenire<br />

Olivia Maurel ist Juristin und Feministin. Sie lebt in<br />

Frankreich und wurde durch eine Leihmutter geboren.<br />

Die 32-Jährige ist Sprecherin der Casablanca-Declaration<br />

und setzt sich für ein weltweites Verbot von Leihmutterschaft<br />

ein.<br />

OLIVIA MAUREL: Als meine Eltern anfingen, über<br />

Kinder nachzudenken, war meine Mutter bereits<br />

48 Jahre alt. Mein Vater, der 11 Jahre jünger ist<br />

als meine Mutter, wollte unbedingt ein leibliches<br />

Kind haben. Sie hatten genug Geld und entschieden<br />

sich 1991, eine Leihmutterschaft in<br />

den USA durchführen zu lassen. Mit der ersten<br />

Leihmutter klappte es trotz mehrerer IVF-Zyklen<br />

(In-Vitro-Fertilisations-Zyklus) innerhalb eines<br />

Jahres nicht, sie wurde nicht schwanger. Die<br />

Agentur vermittelte daraufhin eine andere<br />

Leihmutter, mit der es dann sofort funktioniert<br />

hat. Bei der künstlichen Befruchtung wurden<br />

ihre eigenen Eizellen verwendet – sie ist also<br />

auch meine biologische Mutter.<br />

Nach meiner Geburt wurde ich sofort von meiner<br />

leiblichen Mutter getrennt und meinen Eltern<br />

übergeben, die bald darauf eine Geburtsurkunde<br />

erhielten, in der sie als meine Eltern<br />

eingetragen wurden. Es gab darin keinen<br />

einzigen Hinweis auf Leihmutterschaft, IVF oder<br />

Eizellspende.<br />

Wissen Sie etwas über die Umstände der<br />

Entscheidung Ihrer leiblichen Mutter,<br />

Leihmutter zu werden?<br />

OLIVIA MAUREL: Finanzielle Not war ein wichtiger<br />

Faktor. Meine leibliche Mutter war mehrfach<br />

geschieden und musste vier Kinder durchbringen.<br />

Außerdem hatte sie einige Jahre zuvor ein<br />

Kind bei einem tragischen Unfall verloren und<br />

wollte diesen Verlust ausgleichen, indem sie<br />

einem Paar half, das sich ein Kind wünschte. Sie<br />

unterzog sich einem von der Agentur angebotenen<br />

Gutachten, erwähnte aber offenbar nie<br />

ihre psychischen Probleme. Angesichts der finanziellen<br />

Interessen kann man auch davon<br />

ausgehen, dass eine Leihmutterschaftsagentur<br />

keine gründliche Bewertung vornimmt.<br />

Haben Ihre Eltern Sie über die Umstände Ihrer<br />

Empfängnis und Geburt informiert?<br />

OLIVIA MAUREL: Meine Eltern haben mir nie etwas<br />

über meine Herkunft erzählt. Zu meinem Vater<br />

hatte ich ein enges Verhältnis, anders als zu<br />

meiner Mutter. Als ich sieben Jahre alt war,<br />

begann ich mich zu fragen, ob meine Mutter<br />

nicht zu alt sei, um meine leibliche Mutter zu<br />

6<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

sein. Sie wollte mir ihr Alter nicht sagen, aber<br />

schließlich fand ich einen Ausweis, auf dem ihr<br />

Geburtsjahr stand. Seitdem wuchs in mir die<br />

Gewissheit, dass sie nicht meine leibliche Mutter<br />

war. Mit 17 begann ich, im Internet nach Antworten<br />

zu suchen und recherchierte über Adoptionsagenturen<br />

in jenem US-Bundesstaat, in dem<br />

ich zur Welt kam. Dabei stieß ich auf Leihmutterschaftsagenturen<br />

– und da machte es bei mir<br />

„Klick“. Mir wurde klar, dass ich durch eine<br />

Leihmutterschaft zur Welt gekommen sein<br />

musste.<br />

Wie hat sich das seelisch auf Sie ausgewirkt?<br />

OLIVIA MAUREL: Ich habe meine Eltern nie damit<br />

konfrontiert, aber während der Pubertät erlebte<br />

ich eine schwere Identitätskrise. Vor meinen Eltern<br />

musste ich so tun, als wüsste ich nichts von<br />

meiner wahren Herkunft, während ich allen anderen<br />

von meiner Geschichte erzählte. Ich entwickelte<br />

eine bipolare Störung und eine gespaltene<br />

Persönlichkeit. Dies führte zu Drogen- und<br />

Alkoholmissbrauch, zu euphorischen und depressiven<br />

Zuständen, die wiederum zu einer<br />

Überdosis Drogen, Vergewaltigung, Selbstmordversuchen<br />

und Abtreibung führten.<br />

Glücklicherweise lernte ich mit Anfang 20 meinen<br />

jetzigen Ehemann kennen. Er und meine<br />

Schwiegermutter halfen mir, stabiler zu werden.<br />

Ich erzählte ihnen von Anfang an, dass ich durch<br />

eine Leihmutterschaft geboren wurde und große<br />

Angst vor dem Verlassenwerden hatte. Dank<br />

der bedingungslosen Liebe, Unterstützung und<br />

Geduld meines Mannes konnte ich mich langsam<br />

erholen. Ich heiratete und wurde recht jung<br />

selbst Mutter. Ich hatte jedoch große Angst, weil<br />

ich 25 Prozent der Gene meiner Kinder nicht<br />

kannte und nicht wusste, ob ich möglicherweise<br />

genetische oder andere Krankheiten an sie weitergeben<br />

würde.<br />

Schließlich machte ich im Alter von 30 Jahren<br />

einen DNA-Test. Der bestätigte mir, dass ich<br />

durch Leihmutterschaft geboren worden war.<br />

Durch den Test fand ich einen Cousin und einen<br />

Onkel in den USA, die mich schließlich mit meiner<br />

leiblichen Mutter zusammenbrachten.<br />

Stehen Sie in Kontakt mit anderen Personen,<br />

die von Leihmutterschaft betroffen sind? In<br />

Deutschland gibt es mittlerweile schon eigene<br />

Selbsthilfegruppen von Betroffenen.<br />

OLIVIA MAUREL: Ja, ich bin mit acht Personen in<br />

Kontakt. Alle haben Probleme mit ihrer psychischen<br />

Gesundheit. Eine von ihnen wurde von<br />

einem alleinstehenden Mann gekauft, der sie<br />

ihr ganzes <strong>Lebe</strong>n lang missbraucht hat. Eine<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 7


andere, die selbst der LGBTQ-Community angehört,<br />

hat Angst, sich gegen Leihmutterschaft<br />

auszusprechen, weil sie fürchtet, als homophob<br />

abgestempelt zu werden und die Beziehung zu<br />

ihren Eltern aufs Spiel zu setzen. Es gibt noch<br />

viel mehr Kinder, die von Leihmutterschaft betroffen<br />

sind. Die meisten von ihnen haben jedoch<br />

Angst, offen über ihre Erfahrungen zu<br />

sprechen, weil sie das Gefühl haben, dass sie<br />

ihren Eltern Loyalität und Dankbarkeit schulden.<br />

Das Webportal https://anonymousus.<br />

org sammelt solche Geschichten und Erfahrungen<br />

von Menschen, die von Reproduktionstechnologien<br />

wie Leihmutterschaft betroffen sind.<br />

Ich habe auch das Kind hinter dem berühmten<br />

„Baby M Fall“ in den USA kennengelernt. Es war<br />

der erste Rechtsfall, bei dem<br />

ein Gericht eine Leihmutter<br />

dazu verpflichtete, ihr Kind<br />

an die Bestelleltern gegen<br />

ihren Willen abzugeben. Sie<br />

konnte das Kind zwar noch<br />

gelegentlich sehen, aber<br />

das machte die Situation<br />

nicht besser. Es heißt immer<br />

wieder, dass es für Leihmutterschaftskinder<br />

ratsam sei,<br />

mit der leiblichen Mutter in<br />

Kontakt zu bleiben. Aber in<br />

allen Fällen, die ich kenne,<br />

hat das die Kinder nur traumatisiert,<br />

weil sie sich trotzdem<br />

von ihrer Mutter verlassen<br />

fühlten.<br />

Werden Frauen, die sich als<br />

Leihmutter zur Verfügung<br />

stellen, und die Besteller<br />

von Agenturen, Kliniken<br />

und Ärzten genügend über mögliche Folgen<br />

und Risiken informiert?<br />

OLIVIA MAUREL: Leihmutterschaftsverträge enthalten<br />

einige Informationen über die Risiken, denen<br />

Leihmütter ausgesetzt sein können, vom<br />

Verlust der Gebärmutter bis hin zu tödlichen<br />

Komplikationen. Viele potenzielle Risiken werden<br />

jedoch verschwiegen. Es gibt auch keine<br />

Informationen über die negativen psychologischen<br />

Auswirkungen der Leihmutterschaft auf<br />

die Kinder. Weder die Agenturen noch die Ärzte<br />

oder andere Beteiligte informieren die Wunscheltern<br />

und Leihmütter angemessen über die<br />

möglichen Risiken dieser Praxis.<br />

Nach der Entbindung kümmert sich auch niemand<br />

darum, wie es den Leihmüttern geht,<br />

weder psychisch noch physisch. Wir wissen nicht<br />

einmal, wie viele Frauen an den Folgen der<br />

Leihmutterschaft gestorben sind, vor allem,<br />

wenn sie nicht während, sondern an den Folgen<br />

der Leihmutterschaft gestorben sind.<br />

Die Risiken betreffen ja nicht nur die Frauen,<br />

sondern auch die Kinder…<br />

OLIVIA MAUREL: Leihmütter müssen erhebliche Risiken<br />

auf sich nehmen, etwa eine hohe Dosis an<br />

Hormonen, damit sie überhaupt schwanger werden.<br />

Vor kurzem ist eine US-Studie erschienen,<br />

die von unerwünschten Folgen wie Schwangerschaftskomplikationen,<br />

postpartalen Depressionen<br />

und chronischen Gesundheitsproblemen<br />

nach<br />

Angenommen, wir<br />

nehmen den ganzen<br />

finanziellen Anreiz weg,<br />

dann wette ich, dass<br />

sich keine Frau dazu<br />

bereit erklärt, all die<br />

schädlichen Hormone<br />

zu sich zu nehmen,<br />

neun Monate<br />

Schwangerschaft und<br />

die Geburt auf sich zu<br />

nehmen und dann am<br />

Ende ihr Baby<br />

wegzugeben.<br />

einer Leihmutterschaft berichtet.<br />

Es gibt jedoch bislang<br />

kaum Studien über<br />

die kurz- und langfristigen<br />

Risiken dieses Verfahrens.<br />

Was die Kinder betrifft, so<br />

beruft sich die Leihmutterschaftsindustrie<br />

häufig auf<br />

eine Studie von Susan Golombok,<br />

die behauptet,<br />

dass Leihmutterschaft keine<br />

negativen psychologischen<br />

Auswirkungen auf die betroffenen<br />

Kinder hat. Die<br />

Studie beruht jedoch auf<br />

einer sehr kleinen Stichprobe<br />

von Kindern und weist<br />

zahlreiche<br />

Mängel auf.<br />

methodische<br />

Die EU hat kürzlich ihre<br />

Richtlinie zur Verhütung und Bekämpfung des<br />

Menschenhandels geändert und die<br />

„Ausbeutung durch Leihmutterschaft“ in die<br />

Liste der Straftaten auf EU-Ebene<br />

aufgenommen. In welchem Sinne ist<br />

Leihmutterschaft ausbeuterisch und gibt es<br />

überhaupt Frauen, die sich ganz frei für<br />

Leihmutterschaft entscheiden?<br />

OLIVIA MAUREL: Man kann nie von einer „freien<br />

Entscheidung“ der Leihmutter sprechen. Viel<br />

eher heißt es da „Der Kunde entscheidet über<br />

meinen Körper“. Die Leihmutterschaftsverträge<br />

nehmen den Frauen viele Freiheiten: Sie dürfen<br />

nicht trinken, was sie wollen, sie müssen zu bestimmten<br />

Zeiten schlafen, sie dürfen keinen Sex<br />

8<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

mit ihrem Mann haben usw. Es ist eine Hochrisikoschwangerschaft,<br />

von der keiner weiß, wie sie<br />

verlaufen wird. Die Leihmutter kann nicht darüber<br />

entscheiden, ob sie das Kind nach der<br />

Geburt weggeben will oder kann.<br />

Ich sage immer: Angenommen, wir nehmen<br />

den ganzen finanziellen Anreiz weg, dann wette<br />

ich, dass sich keine Frau dazu bereit erklärt, all<br />

die schädlichen Hormone zu sich zu nehmen,<br />

neun Monate Schwangerschaft und die Geburt<br />

auf sich zu nehmen und dann am Ende ihr Baby<br />

wegzugeben. Für mich ist Leihmutterschaft immer<br />

erzwungen und immer ausbeuterisch.<br />

In Deutschland hat eine von der Regierung eingesetzte<br />

Expertenkommission die Legalisierung<br />

der altruistischen Leihmutterschaft empfohlen.<br />

Es soll eine Aufwandsentschädigung geben und<br />

eine engere Verbindung zu den Wunscheltern.<br />

Was halten Sie von der altruistischen Leihmutterschaft?<br />

Gibt es Ihrer Meinung nach ethisch<br />

vertretbare Formen der Leihmutterschaft?<br />

Olivia Maurel: Wie ich bereits erwähnt habe, ist<br />

es höchst fraglich, ob es für das Kind wirklich<br />

von Vorteil ist, die Leihmutter von Zeit zu Zeit zu<br />

sehen. Stellen Sie sich ein Kind vor, das gelegentlich<br />

von seiner Mutter besucht wird. Am<br />

Ende ist sie immer weg, und das Kind fühlt sich<br />

immer wieder verlassen. Eine weitere Frage ist,<br />

wie die Regierung eine engere Verbindung<br />

zwischen den Wunscheltern, dem Kind und der<br />

Leihmutter durchsetzen will.<br />

Was die altruistische Leihmutterschaft betrifft,<br />

so sehe ich nicht, was sie ethisch vertretbarer<br />

macht. Es handelt sich dabei trotzdem um einen<br />

Vertrag, der den Austausch eines Kindes gegen<br />

irgendeine Form der Bezahlung vorsieht, auch<br />

wenn diese als Aufwandsentschädigung bezeichnet<br />

wird.<br />

Die Frauen werden auch in dem Fall zu Gebärmüttern<br />

reduziert und ihr Fortpflanzungssystem<br />

wird ausgebeutet. In den allermeisten Fällen<br />

handelt es sich auch bei altruistischen Leihmüttern<br />

um arme Frauen in prekären Situationen,<br />

die Geld brauchen. Nur weil man den Begriff<br />

„altruistisch“ oder „ethisch“ der Leihmutterschaft<br />

voranstellt, wird sie dadurch nicht besser.<br />

Die Casablanca-Deklaration, deren Sprecherin<br />

Sie sind, setzt sich für die weltweite<br />

Abschaffung der Leihmutterschaft ein. Warum<br />

halten Sie ein internationales Verbot und nicht<br />

etwa eine gute Regelung für notwendig?<br />

OLIVIA MAUREL: Man kann nicht etwas Schlechtes<br />

gut regeln, so wie es auch keine guten Optionen<br />

gibt, den Organhandel oder die Sklaverei<br />

zu regeln. Auch wenn die Sklaverei heute noch<br />

existiert, war es absolut notwendig, sie weltweit<br />

abzuschaffen, weil sie gegen die Menschenwürde<br />

verstößt. Einen Schwarzmarkt wird es<br />

immer geben, aber Legalisierung und Regulierung<br />

werden die Praxis nicht stoppen oder humaner<br />

machen. Nur, wenn die Leihmutterschaft<br />

verboten wird, können jene, die vermitteln und<br />

daran Geld verdienen, verurteilt und gestoppt<br />

werden.<br />

◻<br />

Quelle: Ausgabe „Bioethik aktuell“ vom Mai 2024 – www.Imabe.org<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 9


TITELTHEMA<br />

»Ich will im Bauch meiner<br />

Mutter gewesen sein«<br />

Eine Diskussion von „Terre des Femmes“ kritisiert die<br />

Leihmutterschaft auch aus der Kinderperspektive.<br />

Von Stefan Fuchs<br />

Zu einer „interaktiven“ Podiumsdiskussion<br />

über die sogenannte Leihmutterschaft hat<br />

die deutsche Frauenrechtsorganisation<br />

„Terre des Femmes“ Ende Mai in Berlin ins Hotel<br />

Rossi eingeladen. Schon der Titel „Das Geschäft<br />

mit der Leihmutterschaft: Möglichkeiten und<br />

Grenzen des Kinderwunsches“ versprach eine<br />

kritische Perspektive auf die Schattenseiten der<br />

durch Promis wie Paris Hilton und Zeitgeistmedien<br />

glorifizierten Leihmutterschaft.<br />

Dass die Ausbeutung von Frauen in ärmeren<br />

Ländern als „Leihmütter“ oder „Mietmütter“ bei<br />

einer Veranstaltung von „Terre des Femmes“<br />

scharf kritisiert werden würde, war zu erwarten.<br />

Denn dass Frauen aus wirtschaftlicher Not unkalkulierbare<br />

Risiken für ihre Gesundheit eingehen,<br />

um anderen, wohlhabenderen Frauen (und<br />

Männern) ihren Kinderwunsch zu erfüllen, ist von<br />

vorneherein inakzeptabel für eine Organisation,<br />

die für die Menschenrechte von Frauen überall<br />

auf der Welt unabhängig von der jeweiligen<br />

Kultur, der Religion oder dem Entwicklungsstand<br />

des Landes eintritt. Über die Kritik an der<br />

Ausbeutung von Frauen in ärmeren Ländern<br />

hinaus verdeutlichte die Diskussion, warum jede<br />

Form der Leihmutterschaft als Unrecht anzusehen<br />

ist, unter dem Frauen und auch Kinder zu<br />

leiden haben.<br />

Kritik auch an „altruistischer“<br />

Leihmutterschaft<br />

Schon im Eingangsreferat stellte Sine Tonk für<br />

„Terre des Femmes“ klar, dass die Kritik an der<br />

Leihmutterschaft auch (angeblich) „altruistischen“<br />

Formen der Leihmutterschaft gelte.<br />

Denn selbst wenn die Leihmutter kein Geld<br />

erhalte, würden doch andere (Ärzte und Agenturen)<br />

daran verdienen. Aus feministischer Sicht<br />

wurde kritisiert, dass so wieder einmal das traditionelle<br />

Bild der „selbstlosen“ Frau tradiert<br />

werde. Diese kritische Sichtweise war Konsens<br />

unter den Teilnehmerinnen (tatsächlich waren<br />

fast nur Frauen anwesend). Ihre Assoziationen,<br />

Stimmungen und später auch Fragen wurden<br />

per QR-Code und Mentimeter abgefragt und in<br />

die Diskussion einbezogen. So war die Veranstaltung<br />

tatsächlich interaktiv und zudem professionell<br />

moderiert.<br />

Auf dem Podium war mit der Ethikerin Sigrid<br />

Graumann ein Mitglied der „Kommission zur<br />

reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“<br />

vertreten. Nach ihrer Darstellung<br />

hat diese Kommission keine Empfehlung<br />

zur Zulassung der Leihmutterschaft<br />

gegeben. Vielmehr habe die Kommission juristische<br />

Restriktionen definiert, die eingehalten<br />

werden müssten, falls man die Leihmutterschaft<br />

in Deutschland zulasse. Graumann klärte die<br />

Zuhörerinnen über die Rechtslage in Deutschland<br />

auf, die Leihmutterschaft hierzulande zwar<br />

verbietet, aber den Import der Kinder von Leihmüttern<br />

aus dem Ausland doch zulässt. Den<br />

Zuhörerinnen empfahl sie, sich auf den einschlägigen<br />

Kinderwunschmessen ein Bild von diesem<br />

Geschäftsmodell zu machen. Sehr deutlich kritisierte<br />

sie Justizminister Marco Buschmann<br />

(FDP), weil er den Kommissionsbericht als Votum<br />

für die Zulassung „altruistischer“ Leihmutterschaften<br />

interpretiert hatte und sich zugleich<br />

für die Beibehaltung von Paragraf 218 StGB aussprach,<br />

also gegen die „Regelung“ des Schwangerschaftsabbruchs<br />

außerhalb des Strafgesetzbuches.<br />

Die Medien werden scharf kritisiert<br />

Diese Kritik an der FDP war fast der einzige<br />

parteipolitische Aspekt in der Diskussion. Scharf<br />

kritisiert wurden die Medien dafür, dass sie mit<br />

„rührseligen Geschichten“ regelrecht Werbung<br />

für Leihmutterschaft machen würden. Selbst<br />

wenn Reportagen auch mal die Probleme der<br />

Leihmütter thematisierten, stünden am Ende<br />

doch wieder Bilder von glücklichen Eltern.<br />

Besonders scharf formulierte dies auf dem Podium<br />

Juliane von Krause. Die Geschäftsführerin<br />

von „STOP den Frauenhandel“ schilderte eindrücklich<br />

die Grausamkeit des Milliardengeschäfts<br />

mit der Leihmutterschaft. In der Ukraine<br />

habe nicht einmal der Krieg dieses Geschäft<br />

stoppen können, weil die Frauen durch Verträge<br />

10<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Foto: Shutterstock<br />

und wirtschaftliche Abhängigkeit geknebelt wären.<br />

Die Frauen hätten keine Chancen, ihre<br />

Rechte gegen mafiöse Geschäftsleute durchzusetzen,<br />

weil die Ukraine kein Rechtsstaat sei. Sie<br />

schilderte das erschütternde Schicksal einer mittelosen<br />

Alleinerziehenden, die bereits zwei Kinder<br />

hatte und das Kind behalten wollte, weil sie<br />

Angst hatte, dass es für Kinderpornographie<br />

missbraucht werden könnte. Sie sei von Schlägertrupps<br />

bedroht worden, bevor es ihr gelang,<br />

nach Deutschland zu flüchten.<br />

Von krassen Fällen der Ausbeutung von Roma-<br />

Frauen aus Rumänien berichteten die Expertinnen<br />

Graumann und Krause aus Griechenland,<br />

das offiziell nur „altruistische“ Formen der<br />

Leihmutterschaft legalisiert hat.<br />

Sunny Müller, stellvertretende Vorsitzende des<br />

Vereins „Spenderkinder“ war die dritte und<br />

jüngste Diskutantin auf dem Podium. Ihre Einsichten<br />

waren besonders persönlich, eindringlich<br />

und überraschend. Sie vertrat die Perspektive<br />

von Menschen, die aus künstlichen<br />

Befruchtungen mit fremden Samenspendern<br />

entstanden sind. Dazu gehört ein Mitglied, das<br />

drei Mütter hat (Eizellspenderin, Leihmutter,<br />

rechtliche Mutter). Die Zulassung von Eizellspenden<br />

und Leihmutterschaften hielt sie für<br />

absurd, denn bisher seien ja nicht einmal Samenspenden<br />

geregelt.<br />

Worunter viele Spenderkinder leiden<br />

Müller berichtete davon, wie schwierig es für<br />

Spenderkinder ist, ihr Recht auf Kenntnis der<br />

eigenen Abstammung wahrzunehmen. Ihnen<br />

würde vorgehalten, dass sie „Wunschkinder“<br />

seien und dankbar sein sollten. „Aber zu 50<br />

Prozent waren wir nicht gewünscht und das ist<br />

kein schönes Gefühl“, entgegnet darauf Müller.<br />

Viele Spenderkinder litten unter der Unehrlichkeit<br />

und dem Gefühl, dass ihr Urvertrauen missbraucht<br />

worden sei. Ihr selbst habe es geholfen<br />

zu wissen, dass sie genauso wie andere Kinder<br />

von ihrer Mutter geboren wurde („Ich will im<br />

Bauch meiner Mutter gewesen sein“).<br />

So rückte das Trauma der Trennung von Mutter<br />

und Kind in den Fokus. Immer gehe es um die<br />

Wunscheltern, während sich für die Kinder „kein<br />

Schwein“ interessiere, beklagte Müller. Der Tierschutz<br />

sei besser aufgestellt als der Schutz der<br />

Kinder, beschrieb sie aus ihrer Erfahrung als<br />

„Spenderkind“ heraus die Situation in Deutschland<br />

– eine bemerkenswerte Einsicht einer feministischen<br />

Podiumsdiskussion.<br />

◻<br />

Quelle: Die Tagespost - www.die-tagespost.de<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 11


TITELTHEMA<br />

Gesetzeslage Italien<br />

Leihmutterschaft<br />

Die italienische Regierung als Vorreiter im Kampf<br />

gegen die Leihmutterschaft<br />

Von Tobias<br />

Degasperi<br />

Der Gesetzesentwurf zur<br />

Einführung des allgemeinen<br />

Straftatbestands<br />

der Leihmutterschaft ist<br />

bereit, in den Senat eingebracht<br />

zu werden. Das positive<br />

Votum des Justizausschusses<br />

des Senats vom 3. Juli 2024<br />

ebnet den Weg für die letzte Etappe einer Maßnahme,<br />

die bereits Ende Juli 2023 in erster Lesung<br />

in der Abgeordnetenkammer verabschiedet<br />

worden war.<br />

Das Gesetz besteht eigentlich nur aus der Einfügung<br />

von Absatz 6 des Artikels 12 des Gesetzes<br />

40, das seit 2004 die medizinisch unterstützte<br />

Fortpflanzung regelt. Der neue Text würde wie<br />

folgt lauten: „Wer in irgendeiner Form die Kommerzialisierung<br />

von Keimzellen oder Embryonen<br />

oder die Leihmutterschaft, auch im Ausland,<br />

durchführt, organisiert oder dafür wirbt, wird mit<br />

einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zwei<br />

Jahren und einer Geldstrafe zwischen 600.000<br />

und 1 Million Euro bestraft. Bei im Ausland geborenen<br />

Kindern italienischer Staatsangehöriger<br />

sind die diplomatischen und konsularischen Behörden<br />

sowie die Standesämter verpflichtet, bei<br />

der Legalisierung von Geburtsurkunden oder<br />

der Entgegennahme einer Geburtserklärung<br />

nachzufragen, ob die Geburt unter Inanspruchnahme<br />

der im vorstehenden Satz genannten<br />

Praktiken stattgefunden hat“. Das Verbot der<br />

„Leihmutterschaft“ wird im Wesentlichen auch<br />

auf die im Ausland ausgeübte Praxis ausgedehnt,<br />

ein Verhalten, das nach Ansicht der Partei<br />

Lega viel härter hätte bestraft werden müssen.<br />

Diese hatte einen Änderungsantrag eingebracht,<br />

der darauf abzielte, die Haftstrafen und<br />

Sanktionen zu verschärfen (bis zu 10 Jahre Haft<br />

und eine Geldstrafe von 2 Millionen) und auch<br />

Beamte zu bestrafen, die durch Leihmutterschaft<br />

geborene Kinder registrieren lassen.<br />

„Die Maßnahme ist reif für die Abgeordnetenkammer“,<br />

sagte der stellvertretende Justizminister<br />

Francesco Sisto, “die Regierung hat<br />

ihren Teil getan, nun werden die Fraktionsvorsitzenden<br />

über den Zeitplan im Plenum entscheiden.<br />

Forza Italia hingegen schlug einen<br />

Tagesordnungspunkt vor, der dann angenommen<br />

wurde und vom Vorsitzenden der Azzurro-<br />

Fraktion, Maurizio Gasparri, unterzeichnet wurde.<br />

Dieser sieht vor, dass die diplomatischen<br />

Behörden und die Standesämter verpflichtet<br />

werden, sich zu erkundigen, ob die im Ausland<br />

geborenen Kinder italienischer Staatsbürger<br />

durch Leihmutterschaft gezeugt wurden.<br />

„Wir halten dieses Gesetz für grundlegend“, erklärt<br />

die Berichterstatterin Campione, die sich<br />

als Rechtsanwältin im Palazzo Madama (Sitz des<br />

ital. Senats in Rom) für Maßnahmen gegen Gewalt<br />

an Frauen einsetzt, gegenüber der Zeitung<br />

„Avvenire“: „Das Strafrecht identifiziert naturgemäß<br />

Verhaltensweisen, die als verwerflich gelten<br />

und soll durch Bestrafung abschrecken. Diese<br />

Vorschrift dient vor allem dem Schutz der Frauen,<br />

die von niemandem als 'Reproduktionsmaschinen'<br />

betrachtet werden dürfen, und dem<br />

Recht der Kinder auf ihre Identität und darauf,<br />

zu wissen, wessen Kinder sie sind. Es kann nicht<br />

hingenommen werden, dass die Mutterschaft<br />

durch die Unterscheidung zwischen ihr und der<br />

Schwangerschaft „zerrissen“ wird. Hat heute<br />

irgendjemand Angst vor der außerordentlichen<br />

weiblichen Kraft, das <strong>Lebe</strong>n wachsen zu lassen?“.<br />

In der entscheidenden Frage der Konsensfindung<br />

zu einer Maßnahme, die eine weitere Spaltung<br />

in der Politik darstellt, hofft Senator Gasparri,<br />

„gemeinsam über das Unumstößliche<br />

nachdenken zu können“, wobei er daran erinnert,<br />

dass Italien das erste Land der Welt sein<br />

könnte, welches eine universelle Verurteilung<br />

für Leihmutterschaft ausspricht, da „das Land<br />

gerade aufgrund seiner Kulturgeschichte Vorbildcharakter<br />

bei der Verteidigung der Würde<br />

der Frau sein könnte.<br />

„Italien bestätigt sich als Nation an vorderster<br />

Front gegen die neuen Formen der Ausbeutung<br />

der Frau und der Kinder“, kommentierte Eugenia<br />

Roccella, Ministerin für Familie, Geburt und<br />

Chancengleichheit. „Wir verteidigen das Recht<br />

der Kinder auf ihre Herkunft, das Recht der Frauen,<br />

nicht ausgebeutet und zur Ware gemacht zu<br />

werden, und den Schutz der solidarischen und<br />

zweckfreien Beziehungen, auf denen der Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft beruht“.<br />

12<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Foto: Wikipedia<br />

Von den Gegnern werden die positiven Seiten<br />

des Gesetzesentwurfes anerkannt, aber v.a. die<br />

Vorgangsweise kritisiert. Alfredo Bazoli (PD)<br />

findet es „offen gesagt inakzeptabel, dass eine<br />

Maßnahme, die noch nicht einmal für den Plenarsaal<br />

vorgesehen ist, in aller Eile im Ausschuss<br />

angenommen wird, während die Ausschussvorsitzenden<br />

zum Thema <strong>Lebe</strong>nsende, das für den<br />

17. September im Plenarsaal vorgesehen ist,<br />

völlig schweigen. Es wird nichts zu diesem Gesetzentwurf<br />

unternommen, es wurden keine<br />

Ausschüsse einberufen, während die Justizkommission<br />

gezwungen ist, unter Zeitdruck zu arbeiten,<br />

um eine Maßnahme, nämlich die zur<br />

Leihmutterschaft, durchzudrücken, die ideologisch<br />

ist und hauptsächlich im Interesse der<br />

Mehrheit liegt“.<br />

Von Seiten der Oppositionsparteien richtet sich<br />

die – ebenfalls sehr heftige – Kritik gegen eine<br />

Maßnahme, die sich durch den Änderungsantrag<br />

der Lega noch weiter von einem möglichen<br />

Konsens, den lukrativen globalen Handel mit<br />

Müttern und Kindern zu stoppen, entfernt hätte.<br />

Der Versuch der Lega, die Messlatte höher zu<br />

legen - abgesehen von einer taktischen Positionierung<br />

zu dieser und anderen Maßnahmen in<br />

einer Weise, die teilweise im Widerspruch zur<br />

Mehrheit steht - hatte jedoch eine eigene prinzipielle<br />

Motivation: Die Absicht war in der Tat,<br />

„den Straftatbestand durch einen speziellen Fall<br />

im Strafgesetzbuch zu stärken“, wie der<br />

Fraktionsvorsitzende Massimiliano Romeo erklärte.<br />

Es ging auch darum, angemessene Sanktionen<br />

für die Verfolgung zu schaffen, auch<br />

wenn die Tat im Ausland begangen wird, und<br />

auch Beamte zu bestrafen, die durch Leihmutterschaft<br />

geborene Kinder registrieren. Kurz gesagt,<br />

je mehr das Verbrechen durch die Aufnahme<br />

in das Strafgesetzbuch hervorgehoben wird,<br />

desto größer ist die Möglichkeit eines Moratoriums<br />

auf internationaler Ebene“.<br />

„Mit dem Gesetzesentwurf zur Leihmutterschaft,<br />

einer Praxis, die sowohl die Rechte der Kinder<br />

als auch die der Frauen verletzt, sagen wir Nein<br />

zum Geschäft mit der Elternschaft und der Kommerzialisierung<br />

des weiblichen Körpers“, sagte<br />

der Senator und Udc-Vorsitzende Antonio De<br />

Poli. „Wir respektieren die Ansichten eines Jeden,<br />

aber unserer Meinung nach besteht das<br />

Recht eines Kindes darin, eine Familie zu haben,<br />

die aus einem Vater und einer Mutter besteht.<br />

Dies ist ein Wert, der zu unserer Geschichte und<br />

unserer politischen Identität gehört. Es ist reiner<br />

Wahnsinn, Kinder als käufliche Produkte zu<br />

betrachten“.<br />

„Die Gebärmutter zur Vermietung speist einen<br />

obszönen internationalen Kindermarkt, der in<br />

seiner Barbarei mit dem Menschenhandel zum<br />

Zwecke der Sklaverei oder der Prostitution vergleichbar<br />

ist“, kommentierte Jacopo Coghe,<br />

Sprecher von Pro Vita & Famiglia: “Die Zustimmung<br />

des Justizausschusses des Senats zum<br />

Gesetzentwurf von Carolina Varchi ist eine ausgezeichnete<br />

Nachricht, die Hoffnung macht,<br />

dass das Endziel erreicht wird: ein großes internationales<br />

Moratorium gegen die Leihmutterschaft,<br />

das auch die Europäische Union und die<br />

Vereinten Nationen einbezieht. Wir hoffen, dass<br />

der Gesetzentwurf bald den Senat erreicht und<br />

ebenso schnell verabschiedet wird“.<br />

Der vom Senat erwartete Gesetzesentwurf<br />

„macht Italien zu einem Vorposten im Kampf<br />

gegen die Ausbeutung von Frauen und den<br />

Kauf und Verkauf von Kindern“, kommentiert<br />

Massimo Gandolfini, Leiter des „family day“: „Die<br />

Leihmutterschaft bleibt eine Barbarei, die<br />

menschliche Beziehungen kommerzialisiert und<br />

die Würde von Frauen und Kindern verletzt, wie<br />

ein kürzlich ergangenes Urteil des Verfassungsgerichts<br />

unterstreicht. Ich verstehe nicht, warum<br />

die italienische Linke Schwierigkeiten hat, die<br />

Brutalität dieser Praxis anzuerkennen, die auch<br />

von so vielen internationalen feministischen Bewegungen<br />

verurteilt und von den meisten nationalen<br />

Gesetzgebern verfolgt wird“. ◻<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 13


VANDALISMUS<br />

Die Aggressivität<br />

der Abtreibungsbefürworter<br />

nimmt zu<br />

Nun ist sie auch in unserem beschaulichen Südtirol angekommen, die<br />

Aggressivität der militanten Abtreibungsbefürworter. Sie fordern Toleranz für<br />

alle möglichen <strong>Lebe</strong>nsweisen, sexuellen Orientierungen und Befindlichkeiten.<br />

Diese Toleranz schließt aber konsequent das ungeborene Kind aus. Und jene,<br />

die sich auf die Seite der Ungeborenen stellen, bekommen die geballte Wut<br />

und Aggression dieser Zeitgenossen ab und werden mit Hass- und<br />

Schmähparolen bis hin zu tätlichen Angriffen niedergemacht.<br />

Ausschr<br />

Von Martha<br />

Zöggeler<br />

Als wir im August 2019<br />

mit der Jugend für das<br />

<strong>Lebe</strong>n Österreich in Bozen<br />

den Abschluss ihrer jährlichen<br />

Pro-Life-Tour feiern wollten,<br />

staunten wir nicht schlecht,<br />

als ein massives Aufgebot mit<br />

gepanzerten Einsatzwagen und<br />

Polizei in voller Ausrüstung mit Schutzwesten<br />

und Waffen neben uns auffuhr. Auf meine, zugegeben<br />

etwas neugierige Frage an einen der<br />

Beamten, wer denn da so Wichtiges in der Stadt<br />

sei, was diesen Aufmarsch rechtfertigt, bekam<br />

ich zur Antwort: Wir sind zu eurem Schutz hier,<br />

es wurde eine Gegendemonstration zu eurer<br />

Veranstaltung angemeldet!<br />

Kontrastreicher hätte die Situation nicht sein<br />

können: Hier ein bunter Haufen fröhlicher und<br />

tanzender Jugendlicher, die selbstbewusst das<br />

<strong>Lebe</strong>n feierten, das ungeborene wohlgemerkt.<br />

Auf der anderen Seite eine Gruppe großteils<br />

schwarz gekleideter, mittels Lautsprecher Lügen<br />

und Hassparolen verbreitender Gegendemonstranten.<br />

Und mittendrin ein Panzerwagen und<br />

Beamte der Staatspolizei.<br />

Damals empfanden wir die Aktion der Polizei<br />

eher als Übertreibung, denn als Notwendigkeit.<br />

Heute, fünf Jahre später, sind wir froh um die<br />

Präsenz und den Schutz der Ordnungskräfte.<br />

Denn von den anfangs „nur“ verbalen Angriffen<br />

bei unseren Mahn- und Gebetswachen vor den<br />

Krankenhäusern von Bozen und Meran mit den<br />

üblichen Beleidigungen und Beschimpfungen,<br />

wie „siete merda“ (ihr seid Abschaum), ging man<br />

bald auf aggressive tätliche Angriffe über. Bei<br />

der Gebetsvigil im Juli 2022 wurde im Beisein<br />

der Polizei unser Vereinsbus und ein mitgeführtes<br />

Plakat von einem Gegendemonstranten mit<br />

roter Farbe beworfen und beschädigt. Trotz<br />

Abschluss der Pro-Life-Tour in Bozen<br />

14<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Ausschreitungen bei der Mahnwache im Juni vor dem Krankenhaus in Bozen.<br />

(Screenshot RAI Tagesschau)<br />

Anzeige blieb der Attentäter unbehelligt, da er,<br />

obwohl zahlreiche andere ähnlich gelagerte<br />

Anzeigen vorlagen, nicht belangt werden konnte.<br />

Uns blieb nur, die Ausgaben für unseren Anwalt<br />

zu begleichen.<br />

Im vergangenen Juni eskalierte die Situation<br />

dann vor dem Bozner Krankenhaus: Der Pulk<br />

von Gegendemonstranten, Gewaltbereite aus<br />

der Anarchistenszene und Linksradikale, lieferte<br />

sich eine Schlacht mit der Polizei. Ministerpräsidentin<br />

Meloni hatte einige Wochen vorher ein<br />

Gesetz verabschiedet, bzw. das bereits bestehende<br />

Abtreibungsgesetz 198 reaktiviert, laut<br />

dem auch <strong>Lebe</strong>nsschutzorganisationen bei den<br />

Schwangerschaftskonfliktberatungen in den<br />

Krankenhäusern dabei sein sollen. Deshalb<br />

richtete sich die Wut der Chaoten dieses Mal<br />

nicht mehr nur gegen uns <strong>Lebe</strong>nsschützer, sondern<br />

auch gegen den Staat und die Ärzte, da in<br />

Italien der Prozentsatz der Mediziner, die eine<br />

Abtreibung verweigern, sehr hoch ist. Sie versuchten,<br />

das Krankenhaus zu stürmen und bewarfen<br />

uns <strong>Lebe</strong>nsschützer mit Rauchbomben,<br />

Farbflaschen und Batterien. Die Polizei hatte alle<br />

Hände voll zu tun, um zu verhindern, dass die<br />

Situation nicht komplett eskaliert.<br />

Ab Mitte Juli begannen dann die Farbanschläge<br />

auf die Außenmauer unseres ebenerdig gelegenen<br />

Büros in einem Mietshaus in Meran. Am<br />

16. und 23. Juli wurde die Mauer „nur“ mit der<br />

Aufschrift „Il corpo è mio e decido io“ (der Körper<br />

gehört mir und ich entscheide) beschmiert,<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 15


PRESSE-SPLITTER<br />

Hetze gegen friedliche<br />

Gebetsversammlungen am LKH Bregenz<br />

Seit der Einführung von vorgeburtlichen Kindstötungen<br />

durch Abtreibung im Landeskrankenhaus (LKH) Bregenz im<br />

November 2023 finden in der Nähe genehmigte, friedliche<br />

Gebetsversammlungen statt. Gegen die ruhige Gebetsgruppe<br />

machen Politaktivisten lautstark mobil: Abtreibungslobbyisten<br />

fordern die Einschränkung der Versammlungs-, Religions-<br />

und Meinungsfreiheit durch eine Zensurzone.<br />

Mehrmals wöchentlich beten <strong>Lebe</strong>nsschützer in ca. 50 Meter<br />

Entfernung vom LKH für betroffene Frauen, Kinder und das<br />

medizinische Personal. Der von der Landespolizei zugewiesene<br />

Platz im Maria-Stromberger-Weg wird weder vom Krankenhauspersonal<br />

noch von Patienten oder Besuchern benutzt,<br />

um ins Krankenhaus zu kommen und liegt abseits aller Zugangswege.<br />

„Friedliches Gebet ist kein Verbrechen. Wer die Gruppe vor Ort in Augenschein nimmt, sieht freundliche Menschen, die ihr Recht auf<br />

Versammlungsfreiheit wahrnehmen, um für ihre Mitmenschen einzustehen. Extreme Abtreibungslobbyisten wollen Menschen in<br />

Handschellen abführen, die still ein Gebet sprechen. So weit darf es auf keinen Fall kommen,“ sagte Gabriela Huber, Vorsitzende der<br />

<strong>Lebe</strong>nsschutzorganisation „Jugend für das <strong>Lebe</strong>n“, die ebenfalls bei den Mahnwachen teilnimmt. Die Vorwürfe wiegen währenddessen<br />

schwer: Die <strong>Lebe</strong>nsschützer würden während des Gebets Schwangere anspucken und beschimpfen, ihnen blutige Embryonen ins<br />

Gesicht werfen und den Weg versperren – Falschaussagen und Verleumdungen, wie Huber festhält. Auch laut Landespolizei gibt es<br />

keinen einzigen Fall von Belästigung, der von den Betern ausging.<br />

Die Kriminalisierung von Ehrenamtlichen im <strong>Lebe</strong>nsschutz ist Teil des Plans, „Abtreibung als Gesundheitsleistung“ zu etablieren. Im<br />

Nationalratswahlkampf scheint das für SPÖ, Grüne, Neos und KPÖ ein willkommenes Thema. Huber dazu: „Eine Schwangerschaft ist<br />

keine Krankheit, aber eine Abtreibung verletzt Mutter, Vater und Kind. Deswegen haben Abtreibungen in einem Krankenhaus gleich<br />

drei Mal nichts zu suchen – der umfassende Schutz des <strong>Lebe</strong>ns muss oberste Priorität haben. Alle Bürger haben das Recht auf <strong>Lebe</strong>n,<br />

das Recht auf Gesundheitsversorgung, geborene wie ungeborene.“<br />

Zum Thema Bannmeile meint Huber: „Belästigung ist selbstverständlich bereits illegal. Niemand darf einen anderen Menschen<br />

bedrängen – die Gebetsversammlungen jedoch sind vollkommen friedlich. Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut, das Staat und<br />

Politik schützen müssen, anstatt Stimmung gegen friedliche Beter zu machen,“ so Huber abschließend.<br />

www.kath.net / Jugend für das <strong>Lebe</strong>n<br />

Foto © Jugend für das <strong>Lebe</strong>n<br />

was jedes Mal innerhalb von ein paar Tagen vom<br />

Maler überpinselt wurde. Am 13. August dann<br />

dieselbe Aufschrift mit lila Farbe und ein paar<br />

Tage später, in der Nacht vom 15. auf den 16.<br />

August wurde zusätzlich noch die ganze Wand,<br />

die Fenster und der Boden mit roter Farbe bespritzt.<br />

Eine Nachbarin hat 3 vermummte Gestalten<br />

gesehen, es dürfte sich vermutlich um Täter<br />

aus der Anarchoszene handeln. Wir haben die<br />

Straftaten jedes Mal zur Anzeige gebracht und<br />

ließen Überwachungskameras installieren.<br />

Aber eines ist klar: Wir werden uns durch diese<br />

Angriffe und Bedrohungen sicher nicht einschüchtern<br />

lassen. Im Gegenteil, das zeigt uns,<br />

wie wichtig es ist, den Ungeborenen und ihren<br />

Müttern eine Stimme zu geben. Und so werden<br />

wir weiterhin friedlich und betend mit unseren<br />

Plakaten vor den Krankenhäusern stehen. ◻<br />

Elisabeth Untersulzner, eine Teilnehmerin, erzählt, wie es ihr bei den Ausschreitungen im Juli<br />

vor dem Bozner Krankenhaus ergangen ist:<br />

„Ich kann nur eines sagen: diese armen irregeleiten Jugendlichen, die so voller Hass den<br />

<strong>Lebe</strong>nsschützern entgegentreten. Man spürte förmlich den Kampf zwischen Gut und Böse!<br />

Aber auch den Schutz des ganzen Himmels! Ich hatte zu keiner Zeit Angst oder Panik, auch<br />

weil die Polizei so gute Arbeit macht!<br />

Ich werde nicht aufgeben mich für den Schutz des <strong>Lebe</strong>ns einzusetzen, auch wenn der Wind<br />

des Bösen immer rauer wird!“<br />

16<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


PRESSE-SPLITTER<br />

«Wenn der gesunde<br />

Menschenverstand schon als<br />

rechts gilt, dürfen wir uns<br />

nicht wundern»<br />

(Alice Schwazer)<br />

In einem Interview mit der Welt am<br />

Sonntag sprach Alice Schwarzer,<br />

Journalistin und Publizistin,<br />

über Prostitution, Leihmutterschaft<br />

und Geschlechtsidentität.<br />

Die Prostitution<br />

bezeichnet<br />

Schwarzer als<br />

„zutiefst menschenunwürdig“<br />

und erklärt:<br />

„Der<br />

Kern der Prostitution<br />

ist ja<br />

der: Der Mann<br />

zahlt dafür,<br />

dass die Frau tut, was er will.“ Die Vorstellung,<br />

Prostitution sei ein selbstbestimmter<br />

Beruf, sei eine Illusion und die Bestrafung<br />

der Freier die einzige Möglichkeit,<br />

die Nachfrage zu stoppen.<br />

Zur Legalisierung der Leihmutterschaft<br />

äußert sich Schwarzer ebenfalls ablehnend:<br />

„Leihmutterschaft ist eine Steigerung<br />

der Prostitution. Der Körper einer<br />

Frau wird gegen Geld intimst benutzt.“<br />

Sie bezeichnet Leihmutterschaft als eine<br />

Form des Kinderhandels.<br />

Zum Thema Geschlechteridentität zeigt<br />

sich Schwarzer skeptisch gegenüber dem<br />

neuen Selbstbestimmungsgesetz: „Das<br />

ist doch total verrückt. Man kann ab vierzehn<br />

Jahren sein Geschlecht wechseln,<br />

und das jedes Jahr wieder neu.“ Sie betrachtet<br />

die Diskussion über Geschlechtsidentität<br />

als Ablenkung von der Realität<br />

der zwei biologischen Geschlechter und<br />

sieht die wachsende Zahl von Frauen, die<br />

sich im falschen Geschlecht geboren fühlen,<br />

als Ausdruck eines Unbehagens mit<br />

stereotypischen Geschlechterrollen,<br />

nicht mit dem biologischen Geschlecht<br />

selbst.<br />

Über das Meinungsklima sagt Schwarzer:<br />

„Wenn jegliches Unbehagen an den patriarchalen<br />

Auswüchsen einer Kultur als Rassismus<br />

bezeichnet wird und der gesunde<br />

Menschenverstand schon als rechts gilt,<br />

dürfen wir uns nicht wundern, wenn die<br />

Gesellschaft nach rechts abdriftet.“<br />

www.weltwoche.ch<br />

Foto: Facebook<br />

USA: Auf dem Gelände zum Demokraten-Parteitag<br />

wurden 25 Babys abgetrieben<br />

Wie die „New York<br />

Post“ sowie „Life-<br />

News“ aus den<br />

USA berichten,<br />

wurde in einem<br />

riesigen Lastwagen<br />

auf dem Außengelände<br />

des<br />

Demokraten-Parteitags<br />

Mitte August<br />

das <strong>Lebe</strong>n<br />

von 25 ungeborenen<br />

Kindern vernichtet.<br />

Das Abtreibungsmobil<br />

von „Planned Parenthood“ (PP) enthielt ein Zimmer, in dem diese<br />

vorgeburtlichen Kindstötungen vorgenommen wurden.<br />

PP-Ceo Colleen McNicholas erklärte, es gehe dabei um „die Zugänglichkeit der reproduktiven<br />

Gesundheitsversorgung“ (wie Abtreibung in den einschlägigen Kreisen schönfärberisch<br />

genannt wird) und auch darum, für Schlagzeilen zu sorgen.<br />

Dabei war alles kostenlos, nicht „nur“ die Abtreibung selber, sondern auch das Flugoder<br />

Zug-Ticket und – falls nötig – Zuschüsse für die Kinderbetreuung zuhause.<br />

Die bekannte <strong>Lebe</strong>nsrechtlerin bzw. Pro-Life-Sprecherin Lila Rose beklagte einen<br />

„Todeskult“ bei den Demokraten: „Es gibt keine Worte, um das schiere Grauen auszudrücken.“<br />

www.christlichesforum.info<br />

USA: Erste Schönheitskönigin mit Down-Syndrom<br />

Erstmals gewann in Amerika eine junge Frau mit Trisomie 21<br />

einen Schönheitswettbewerb.<br />

Die 18-jährige Kayla Kosmalski wurde zur „Miss Delaware Teen USA“ gewählt. Das<br />

Besondere an ihr: Sie hat das Down-Syndrom, eine genetische Störung, die durch ein<br />

zusätzliches Chromosom verursacht wird. Ihre Mutter Amy veröffentlichte auf TikTok<br />

Videos ihrer Tochter, in denen sie erzählt, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen<br />

hatte, berichtet die „Bild“.<br />

Allen voran stand eine Diagnose<br />

der Ärzte, sie werde niemals<br />

sprechen können. Jetzt<br />

steht sie auf der Bühne vor<br />

hunderten von Zusehern und<br />

beherrscht nicht nur ihre Muttersprache<br />

Englisch, sondern<br />

hat sich auch Spanisch selbst<br />

beigebracht, und zwar durch<br />

Songs, berichtet ihre Mutter in<br />

einem Clip, der 15,8 Millionen<br />

Mal angesehen wurde.<br />

Sie beherrsche sogar die Gebärdensprache. „Ich habe hart gearbeitet, um der Welt und<br />

mir zu beweisen, dass Menschen mit Down-Syndrom auf jede Bühne und an jeden Ort<br />

gehören. Wir sollten unseren Wert nicht ständig beweisen müssen. Als Miss Teen USA<br />

werde ich der Welt zeigen, dass wir dazugehören“, sagt Kayla. Die einzige Behinderung<br />

im <strong>Lebe</strong>n sei „eine schlechte Einstellung“. Die junge Frau hat im Mai die High School<br />

abgeschlossen und startet im Herbst mit dem College.<br />

www.kath.net<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 17


ALLERSEELENWALLFAHRT - Sonntag, den 3. November 2024 (siehe Plakat)<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER<br />

FILMABEND „LIFEMARK: GIB DEM LEBEN EINE CHANCE“<br />

Donnerstag, den 28. November 2024 mit Beginn um 19.30 Uhr<br />

David ist ein ganz normaler Teenager, dessen <strong>Lebe</strong>n sich völlig ändert, als sich seine<br />

leibliche Mutter meldet, um ihn kennenzulernen. Dass der Junge adoptiert wurde,<br />

wussten selbst seine engsten Freunde nicht. Doch nun kommen all die Dinge auf den<br />

Tisch: Warum seine Adoptiveltern ihn unbedingt adoptieren wollten, was ihr Sohn<br />

ihnen bedeutet, wie der Junge damit umgeht, adoptiert worden zu sein, und natürlich,<br />

was damals geschehen sein muss, damit eine Mutter ihr Kind weggibt. Dann geschieht<br />

plötzlich Erstaunliches Der Film macht auf sehr feinfühlige Weise deutlich, dass es<br />

immer auch Alternativen zu einer Abtreibung gibt, die genutzt werden können. Freigegeben<br />

ab 12 Jahren<br />

Im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstr. 49, Meran<br />

TAG DER UNSCHULDIGEN KINDER – Samstag, 28. Dezember 2024<br />

Um 16 Uhr Hl. Messe in der Dreiheiligenkirche in Bozen/Gries. Anschließend Lichteraktion<br />

und Rosenkranz vor dem Krankenhaus Bozen.<br />

GEBETSVIGILIEN<br />

WIR BETEN<br />

FÜR DAS LEBEN!<br />

Sa, 19.10. in Bozen<br />

Sa, 16.11. in Meran<br />

Sa, 28.12. Tag der<br />

Unschuldigen Kinder<br />

in Bozen<br />

Bozen – Gries: 14.30 Uhr<br />

Hl. Messe in der Dreiheiligenkirche,<br />

Duca D’Aostaallee,<br />

anschließend Gebetszug und<br />

Gebet vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete<br />

Anbetung<br />

in der Kirche<br />

Wallfahrt nach<br />

Maria Weißenstein<br />

SONNTAG, 3. NOVEMBER 2024<br />

Die Hl. Messe zelebriert Dr. Manfred Müller aus Wien,<br />

Vorsitzender der Vereinigung „Priester für das <strong>Lebe</strong>n”<br />

Meran: 14.30 Uhr<br />

Hl. Messe in der Kapelle bei<br />

den Barmherzigen<br />

Schwestern in Gratsch,<br />

anschließend Gebetszug und<br />

Gebet vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete<br />

Anbetung in der Kapelle,<br />

Rückkehr und Abschluss in<br />

der Kapelle<br />

ANMELDUNG FÜR DIE SHUTTLE-BUSSE:<br />

• Pustertal:<br />

Frau Rieder: Tel.: +39 320 9728828<br />

• Unterer Vinschgau bis Schlanders:<br />

Gruber Erna: Tel.: +39 347 4707734<br />

• Oberer Vinschgau Laas bis Reschen:<br />

Fliri Gertraud: Tel.: +39 347 1685310<br />

• Meran, Passeiertal:<br />

Büro Bewegung: Tel. +39 351 777 4669<br />

Zusteigemöglichkeiten entlang der Strecke.<br />

TREFFPUNKTE:<br />

09.00 Uhr - in Leifers<br />

10.00 Uhr - Aldein (Gampen)<br />

14.00 Uhr - HL. MESSE<br />

FÜR WEITERE INFOS:<br />

Tel. +39 351 777 4669<br />

Tel.: +39 0473 237338 oder E-Mail:<br />

info@bewegungfuerdasleben.com<br />

18<br />

Das Restaurant im Wallfahrtsort ist geöffnet.<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


FAMILIE<br />

Im Herzen meines Kindes<br />

Eltern zu sein ist eine Aufgabe, die einen hohen Einsatz erfordert.<br />

Doch die Liebe eines kleinen Kindes zu seinen Eltern ist noch viel<br />

kostbarer und lehrreich. Kinder sind das größte Geschenk, das es gibt –<br />

eine Wahrheit, die in Vergessenheit geraten ist.<br />

Mein kleiner Sohn (9 Monate) robbt<br />

schluchzend und mit dem Mut der Verzweiflung<br />

so schnell er kann auf mich<br />

zu. Er blickt mir in die Augen und wartet darauf,<br />

dass ich ihn auf den Arm nehme. In dem Augenblick,<br />

in dem ich ihn in die Arme schließe und<br />

an mich drücke, ist alles Weinen vergessen. Er<br />

schmiegt sich an mich, legt seinen Kopf an meine<br />

Schulter und genießt ganz beruhigt die Liebe,<br />

die uns verbindet. Es ist ein Moment, in dem<br />

für mich die Welt still zu stehen scheint. Tiefe<br />

Verbundenheit mit diesem kleinen Menschen<br />

und Ehrfurcht vor der Tiefe seiner Liebe erfüllen<br />

mich.<br />

Was für ein Privileg ist<br />

es, von einem anderen<br />

Menschen so geliebt zu<br />

werden? So oft hört<br />

man dieser Tage, wie<br />

viel es koste und wie<br />

viel man aufgeben<br />

müsse, um Eltern zu<br />

sein. Die Angst davor<br />

greift um sich, und immer<br />

mehr Menschen<br />

entscheiden sich ganz<br />

bewusst dafür, keine<br />

Kinder zu bekommen.<br />

Mehr Geschenk<br />

als Opfer<br />

Natürlich ist es wahr,<br />

dass das Elternsein unendlich<br />

viel fordert.<br />

Doch als Mama erahne<br />

ich in den kleinen und<br />

großen Momenten meines Alltags immer wieder,<br />

dass Kinder uns um so viel mehr schenken,<br />

als sie uns kosten.<br />

Unser <strong>Lebe</strong>n wird nicht ärmer, trister und langweiliger<br />

mit Kindern. Vielmehr entfaltet es erst<br />

durch sie sein volles „Aroma“. Das <strong>Lebe</strong>n mit<br />

Kindern ist voller Abenteuer, voller Emotionen<br />

in nie gekannter Intensität, voller Möglichkeiten,<br />

über mich selbst hinauszuwachsen. Nie fühle ich<br />

mich lebendiger und präsenter als in den Momenten,<br />

in denen ich für meine Kinder da bin<br />

und von ihnen gebraucht werde.<br />

Von Maria Nagele<br />

Maria Nagele, geboren 1995 in Bayern, ist verheiratet<br />

und Mutter von zwei Söhnen. Seit Abschluss ihres<br />

Studiums der Sozialpädagogik 2018 arbeitet sie<br />

bei Profemina in der Beratung und Konzeption von<br />

Digitalberatung für schwangere Frauen in Not.<br />

Ein Schatz, den ich als Mama geschenkt bekomme,<br />

ist die Liebe meines Kindes. Es ist eine Liebe,<br />

von der wir so vieles lernen können. Eine Liebe,<br />

die unendlich reich macht. Was zeichnet diese<br />

Liebe aus?<br />

Die kostbare Liebe<br />

eines kleinen Kindes<br />

Die Liebe eines kleinen Kindes zu seinen Eltern<br />

ist bedingungslos. Es liebt seine Eltern nicht,<br />

weil sie besonders gut für es sorgen, außergewöhnlich<br />

gutaussehend oder beruflich erfolgreich<br />

sind oder weil sie es mit Geschenken überhäufen.<br />

Nein, ein Kind<br />

liebt seine Eltern einfach,<br />

weil sie sind.<br />

Es ist eine Liebe, die<br />

sich nicht dafür<br />

schämt, ihre Sehnsucht,<br />

ja ihr schieres<br />

Bedürfnis nach Nähe<br />

und Zuneigung zum<br />

Ausdruck zu bringen.<br />

Vielmehr äußert ein<br />

Kind diese Sehnsucht<br />

nach Liebe ganz bedenkenlos.<br />

Ein kleines<br />

Kind fürchtet nicht, von<br />

Mama und Papa belächelt<br />

und für seine Bedürftigkeit<br />

geringgeschätzt<br />

zu werden. Es<br />

wird mit der tiefen Gewissheit<br />

geboren, dass<br />

seine Eltern es lieben.<br />

Bedingungslos.<br />

Eine Liebe, die herausfordert<br />

Zum Leidwesen der Eltern gehört zu dieser „ungeniert<br />

bedürftigen Liebe“ natürlich auch, dass<br />

ein Kind sie mitunter zu den unmöglichsten<br />

Zeitpunkten lautstark einfordert: mitten in der<br />

Nacht zum Beispiel oder während man gleichzeitig<br />

telefoniert, kocht und es an der Haustüre<br />

klingelt. Es sind Momente, in denen man versucht<br />

ist, die Flucht zu ergreifen.<br />

Doch vielleicht braucht es das irgendwie auch,<br />

um die Wahrheit aus uns Eltern herauszukitzeln,<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 19


FAMILIE<br />

FOTO<br />

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die wir ohne diese schweißtreibenden Augenblicke<br />

womöglich vergessen würden: nämlich,<br />

dass wir unseren Kindern gegenüber mit einer<br />

ebenso tiefen Liebe ausgestattet wurden, wie<br />

wir sie von ihnen empfangen. Einer Liebe, die<br />

es niemals erlauben würde, einfach zu gehen,<br />

wie schwierig die Situation auch sein mag. Weil<br />

diese Liebe, zu der ein Kind uns herausfordert,<br />

den anderen an die erste Stelle setzt.<br />

Die Liebe meines Kindes zu mir in all seiner<br />

unschuldigen Vehemenz fordert mich heraus,<br />

von meinem inneren Thron der Selbstbeweihräucherung<br />

zu steigen und mich auf heilsame<br />

Art und Weise auf Augenhöhe<br />

zu meinem Kind zu<br />

begeben.<br />

Das Geschenk,<br />

gebraucht zu werden<br />

Ist es nicht letztlich ein großes<br />

Geschenk, so gebraucht<br />

zu werden? Als<br />

Mama und als Papa steht<br />

einem Menschen der eigene<br />

Wert jederzeit und unmittelbar<br />

vor Augen. Ich<br />

weiß als Mama ganz genau,<br />

dass es nicht egal ist, ob ich<br />

hier bin oder nicht. Ich<br />

weiß, dass ich gut auf mich<br />

aufpassen muss, weil meine<br />

Kinder mich zutiefst<br />

brauchen. Und zwar genau<br />

mich.<br />

Aus dieser Perspektive heraus<br />

sind wir Eltern eingeladen,<br />

die wenigen Jahre im <strong>Lebe</strong>n unserer Kinder,<br />

in denen sie so unverstellt und „ungeniert“<br />

ihre Liebe zeigen und unserer Liebe bedürfen,<br />

ganz bewusst zu genießen. Uns nicht mehr nur<br />

zu wünschen, diese Zeit möge endlich vorbei<br />

sein, damit wieder etwas mehr Beschaulichkeit<br />

einkehrt – sondern auch die anstrengenden,<br />

überfordernden Momente in Dankbarkeit zu<br />

ertragen, selbst wenn sie an unseren Kräften<br />

zehren.<br />

Denn welch ein Privileg ist es, das Gegenüber<br />

in diesem tiefen Austausch der Liebe zu sein<br />

und so offensichtlich unersetzbar zu sein?<br />

Eine Liebe voller Unschuld<br />

Die Liebe eines kleinen Kindes ist vollkommen<br />

unschuldig. Sie möchte die Eltern nicht ärgern,<br />

sondern äußert die eigenen Wünsche ohne<br />

Hintergedanken.<br />

In der Disziplin unschuldiger Liebe sind die Rollen<br />

zwischen mir und meinem Kind vertauscht.<br />

Das Kind wird zum Lehrmeister, und ich bin der<br />

Schüler dieser ehrlichen Liebe. Es ist ein Geschenk<br />

an uns Eltern, die wir irgendwo auf dem<br />

Weg zum Erwachsenwerden diese Form der<br />

Liebe verlernt haben oder sie hinter Mauern aus<br />

Sorge, Stolz und Verletztheiten verstecken.<br />

Eine Einladung, mich für die<br />

selbstlose Liebe zu entscheiden<br />

Gleichzeitig kann ich als<br />

Erwachsener der Liebe<br />

eine weitere Qualität hinzufügen:<br />

Hingabe. Ich bin<br />

nämlich zunächst nicht der<br />

Empfänger von Taten der<br />

Liebe. Sondern ich bin ungleich<br />

mehr als das Kind<br />

ein Geber. Deshalb lerne<br />

ich als Elternteil, einen anderen<br />

Menschen ins Zentrum<br />

zu rücken. Ich lerne,<br />

zu lieben und zu geben –<br />

nicht, um Liebe zu empfangen.<br />

Sondern um sie zu<br />

schenken und mich dabei<br />

selbst zu vergessen.<br />

In manchen Nächten, in<br />

denen ich müde eines meiner<br />

Kinder in den Armen<br />

trage, überkommt mich ein<br />

tiefes Gefühl des Friedens<br />

und des Glücks<br />

Denn freilich ist die Liebe des Kindes noch unbewusst<br />

und kommt einfach aus seinem Herzen<br />

heraus. Es denkt noch nicht daran, was den<br />

Eltern gerade guttun würde, welche Bedürfnisse<br />

sie haben oder was sie erwarten. Ein Baby kann<br />

mir nicht aktiv etwas für meine Liebe zurückgeben.<br />

Im Erwachsenwerden erst erlernt ein<br />

Mensch dann diejenige Liebe, die nicht durch<br />

die Natur, sondern durch eine eigene Entscheidung<br />

heraus entsteht und Bestand hat. Liebe,<br />

die sich selbst hintanstellt, um einen anderen<br />

glücklich zu machen.<br />

Durch die unbewusste kindliche Liebe jedoch<br />

lernen wir Eltern umso mehr, in dieser reifen<br />

Form der hingebungsvollen Liebe zu wachsen.<br />

Einer Liebe, die sich selbst vollkommen verschenkt,<br />

ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten<br />

und darin selbst zum Beschenkten wird.<br />

Foto: Privat<br />

20<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Momente der Dankbarkeit …<br />

In manchen Nächten, in denen ich übernächtigt<br />

eines meiner Kinder in den Armen trage, es<br />

seinen Kopf an meine Schulter schmiegt und<br />

zum Klang meines Herzschlages langsam in den<br />

Schlaf hinübergleitet, überkommt mich ein tiefes<br />

Gefühl des Friedens und des Glücks.<br />

Ja, es kostet mich sehr viel, dass dieses Kind<br />

meiner Nähe, Kraft und Zeit so sehr bedarf. Es<br />

gibt Tage und Nächte, in denen ich nicht weiß,<br />

wie ich die nächste halbe Stunde überstehen<br />

soll, wie ich die Kraft finden soll, meine Aufgaben<br />

zu erledigen und<br />

dabei meinen Kindern<br />

noch mit Liebe und Geduld<br />

zu begegnen. Es<br />

gibt Augenblicke, in<br />

denen ich aus der Haut<br />

fahren könnte, in denen<br />

ich mich schmerzlich<br />

nach Freiraum,<br />

Ruhe und Erholung<br />

sehne.<br />

Doch trotz der Opfer<br />

und obwohl das Mamasein<br />

mich oft an die<br />

Grenzen meiner Kräfte<br />

führt, lassen mich gerade<br />

diese nächtlichen<br />

Stunden in tiefer Demut<br />

und Dankbarkeit<br />

zurück.<br />

Dankbarkeit dafür, dass<br />

es einen Menschen<br />

gibt, für den ich das<br />

Wichtigste auf dieser Welt bin. Einen Menschen,<br />

der nach ängstlichem nächtlichen Erwachen nur<br />

in meinen Armen wieder Frieden und Geborgenheit<br />

findet. Wie unendlich reich wird mein<br />

<strong>Lebe</strong>n, wenn ich meine Liebe so grenzenlos<br />

einem anderen Menschen schenken darf. Gerade<br />

dadurch, dass es wehtut, dass es nicht nur<br />

einfach ist, dass es Überwindung und noch viel<br />

mehr kostet, gewinnt diese Liebe an Wert.<br />

… und Momente der Demut<br />

Ich empfinde in diesen kostbaren nächtlichen<br />

Stunden auch Demut. Demut über das Geschenk<br />

einer Liebe, die trotz all meines Versagens<br />

nicht kleiner wird. Wie überwältigend ist<br />

es, von meinem Kind so geliebt zu werden, nach<br />

einem Tag, an dem ich wieder einmal hinter<br />

meinen Idealen des Mamaseins zurückgeblieben<br />

bin – weil ich die Geduld verloren habe,<br />

meine „Erwachsenen-Aufgaben“ für wichtiger<br />

genommen habe, als Zeit mit meinen Kindern<br />

zu verbringen. An einem ganz normalen Tag<br />

eben, an dem meine Begrenztheit so deutlich<br />

wurde, wie an jedem anderen Tag als Mama<br />

auch.<br />

Doch im Herzen meines Kindes wiegen meine<br />

Schwächen nicht mehr als meine Stärken – denn<br />

beides macht mich aus. Trotz dem, was nicht gut<br />

ist in mir, liebt mein Kind mich ohne Grenzen.<br />

Im Herzen meines Kindes<br />

bin ich einfach<br />

Foto: Privat<br />

„Mama“, das Gegenüber<br />

einer tiefen Liebe.<br />

Eine vergessene<br />

Wahrheit<br />

Kinder sind ein kostbares<br />

Geschenk. Sie sind<br />

das vielleicht wertvollste<br />

Gut, dass wir Menschen<br />

heutzutage anvertraut<br />

bekommen.<br />

Sie entziehen sich in<br />

ihrem Wesen, mit<br />

ihrem unschuldigen<br />

Blick auf die Welt und<br />

besonders mit ihrer Liebe<br />

dem Mainstream so<br />

vollkommen, dass es<br />

wohl kaum etwas Heilsameres<br />

für einen jeden<br />

von uns gibt, als Zeit<br />

mit einem Kind zu verbringen. Kaum etwas<br />

Heilsameres, als einen Moment durch die Augen<br />

eines Kindes auf die Welt zu schauen und mit<br />

dem Herzen eines Kindes zu lieben.<br />

Es liegt an uns – an dir und an mir –, für diese<br />

Wahrheit einzutreten und dafür Zeugnis abzulegen.<br />

Denn es ist eine Wahrheit, die in Vergessenheit<br />

geraten ist. Wir leben in einer Zeit, in der<br />

Kinder oftmals als Feinde des eigenen <strong>Lebe</strong>ns,<br />

der eigenen Selbstverwirklichung und des eigenen<br />

Glücks gesehen werden. Doch durch unser<br />

Zeugnis für diese Wahrheit vom Wert eines Kindes<br />

haben wir die wunderbare Chance, Mut<br />

auszusäen. Mut dazu, Ja zum eigenen <strong>Lebe</strong>n zu<br />

sagen und Ja dazu, das Geschenk des <strong>Lebe</strong>ns<br />

weiterzugeben.<br />

◻<br />

Quelle: Corrigenda - www.corrigenda.online<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 21


PODCAST ABTREIBUNG<br />

»Auch ein Embryo ist ein<br />

schützenswerter Mensch«<br />

In der Diskussion um Abtreibung gibt es zu viele Parolen und zu<br />

wenig Argumente, so die Psychologin Sabina Scherer.<br />

In ihrem Podcast und in einem Buch schafft sie Abhilfe.<br />

Von Karsten Huhn<br />

Frau Scherer, Ihr Podcast heißt „Ein Zellhaufen<br />

spricht über Abtreibung“. Wie kamen Sie auf<br />

diesen ungewöhnlichen Titel?<br />

Sabina Scherer: Ich höre gerne Podcasts und<br />

war auf der Suche nach einem zum Thema Abtreibung.<br />

Weil es im deutschsprachigen Bereich<br />

dazu kaum etwas gab, habe ich beschlossen,<br />

das selbst in die Hand zu nehmen. Ich suchte<br />

nach einem Titel, der neugierig macht, provoziert<br />

und so die Aufmerksamkeit<br />

auf sich zieht. Oft<br />

hört man ja das Argument,<br />

das Ungeborene sei nur ein<br />

Zellhaufen, aber technisch<br />

betrachtet sind wir alle Zellhaufen<br />

– nur dass die Geborenen<br />

etwas ältere und<br />

größere Zellhaufen sind als<br />

die Ungeborenen. Ich bin<br />

also ein 1,70 Meter großer<br />

Zellhaufen, der über Abtreibung<br />

spricht.<br />

Warum ist Ihnen das<br />

Thema Abtreibung so<br />

wichtig?<br />

SABINA SCHERER: Es ist für<br />

mich ein Herzensthema,<br />

über das ich schon in meinen<br />

jungen Jahren viel nachgedacht habe. Es<br />

stört mich, wie viele platte Parolen es zur Abtreibung<br />

und wie wenig Kenntnis es darüber gibt.<br />

Ein Slogan der Abtreibungsbefürworter lautet<br />

„My body, my choice“ – mein Körper, meine<br />

Entscheidung. Was entgegnen Sie?<br />

SABINA SCHERER: Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung<br />

ist ein hohes Gut. Es gilt für jede<br />

Frau – es gilt aber ebenso für den Körper jedes<br />

Ungeborenen. Es sind also zwei Rechte, die hier<br />

aufeinandertreffen. Auch das ungeborene Kind<br />

sollte als Träger von Menschenwürde und Menschenrechten<br />

über sein <strong>Lebe</strong>n selbst<br />

Fötus in der 18. Schwangerschaftswoche<br />

bestimmen können und ein Recht auf körperliche<br />

Unversehrtheit haben.<br />

Ein Einwand lautet: Frauen sind keine<br />

Gebärmaschinen. Man kann sie nicht dazu<br />

zwingen, ein Kind auszutragen.<br />

SABINA SCHERER: Kein <strong>Lebe</strong>nsschützer behauptet,<br />

dass Frauen Gebärmaschinen seien. Die Formulierung<br />

würdigt Frauen herab. Ich bin selbst<br />

Frau und Mutter und achte<br />

die Würde jeder Frau. Zugleich<br />

ermutige ich<br />

schwangere Frauen dazu,<br />

eine Entscheidung für die<br />

Mutterschaft zu treffen. Die<br />

Entscheidungsgewalt eines<br />

jeden Menschen sollte<br />

meines Erachtens da enden,<br />

wo ein anderes <strong>Lebe</strong>n<br />

existiert.<br />

Die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD) sieht<br />

das nicht so entschieden<br />

wie Sie. In einer EKD-<br />

Stellungnahme heißt es,<br />

dass „dem Recht des<br />

Ungeborenen auf <strong>Lebe</strong>n in<br />

der Abwägung mit dem<br />

Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren mit<br />

fortschreitender Schwangerschaft<br />

zunehmendes Gewicht einzuräumen ist.<br />

Deshalb spricht sich der Rat der EKD für eine<br />

abgestufte Fristenkonzeption mit<br />

Unterscheidung verschiedener<br />

Schwangerschaftsstadien aus.“<br />

SABINA SCHERER: Ich übersetze das mal: Mit zunehmendem<br />

Alter des Ungeborenen steigt sein Wert<br />

und damit seine Schutzwürdigkeit. Das wird in<br />

der Stellungnahme aber überhaupt nicht begründet.<br />

Ich bin überzeugt davon, dass man das<br />

<strong>Lebe</strong>nsrecht entweder hat – oder man hat es<br />

nicht. <strong>Lebe</strong>nsrecht kann man nicht ein bisschen<br />

haben, und dann nimmt es nach und nach zu.<br />

22<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Die Schlüsselfrage lautet: Ab wann ist der<br />

Mensch ein Mensch?<br />

SABINA SCHERER: Rein biologisch ab dem Moment,<br />

wo <strong>Lebe</strong>n entsteht – also dem Moment der<br />

Befruchtung. Das ist eine Tatsache, die auch die<br />

EKD nicht leugnen kann. Ob man diesem <strong>Lebe</strong>n<br />

bereits Rechte und Würde zuschreibt, ist eine<br />

andere Frage. Nach deutschem Recht ist das<br />

aber zum Zeitpunkt einer Abtreibung bereits<br />

der Fall.<br />

Das EU-Parlament hat<br />

sich dafür<br />

ausgesprochen,<br />

Abtreibung als<br />

Menschenrecht<br />

anzusehen.<br />

SABINA SCHERER: In der Abtreibungsdebatte<br />

wird<br />

immer wieder auf Autoritäten<br />

hingewiesen,<br />

zum Beispiel auf die<br />

Vereinten Nationen, die<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

oder das EU-Parlament.<br />

Die Berufung<br />

auf eine Autorität ist<br />

aber an sich kein<br />

Argument …<br />

Mit 26 % am zweithäufigsten genannt werden<br />

Partnerschaftsprobleme oder ein unklarer<br />

Beziehungsstatus: Der Partner möchte kein<br />

Kind oder die Beziehung ist zu frisch, schon<br />

beendet oder sie ist kompliziert.<br />

SABINA SCHERER: Diese Begründung schmerzt mich<br />

besonders. Oft steckt ein Zwang dahinter: Der<br />

Vater möchte das Kind nicht und die Frau fühlt<br />

sich dadurch genötigt,<br />

den Weg der Abtreibung<br />

zu gehen. Da<br />

braucht es Männer, die<br />

auch zu ihrer Verantwortung<br />

stehen. Ich weiß,<br />

dass viele Frauen sagen:<br />

Wenn mein Mann<br />

zum Kind stehen würde,<br />

würde ich es auch behalten.<br />

Oft steht hinter<br />

einer Abtreibung eben<br />

keine freie und selbstbestimmte<br />

Entscheidung,<br />

sondern eher ein<br />

Allein-gelassen-werden<br />

der Frauen. Das trägt<br />

häufig dazu bei, dass<br />

Frauen nach einer Abtreibung<br />

leiden.<br />

… die Katholiken<br />

berufen sich gerne auf<br />

den Papst.<br />

SABINA SCHERER: Auch das<br />

allein sagt noch nichts<br />

aus. Es kommt dann<br />

schon auf das Argument<br />

und die Begründung<br />

an.<br />

Der Verein für Schwangerschaftsberatung Pro<br />

Femina nennt vier Hauptgründe für den<br />

Wunsch nach einer Abtreibung. Mit 36 % am<br />

häufigsten genannt wird ein unpassender<br />

Zeitpunkt für eine Schwangerschaft, zum<br />

Beispiel, weil man noch in der Ausbildung, dem<br />

Studium oder der Probezeit steckt.<br />

SABINA SCHERER: Das kann passieren. Ich würde<br />

einer Schwangeren immer raten: Du schaffst<br />

das! Beziehungsweise: Wir schaffen das zusammen!<br />

Es lässt sich eine Lösung finden, die man<br />

nicht immer auf den ersten Blick sieht. Und im<br />

äußersten Fall könnte das auch bedeuten, dass<br />

man das Kind zur Adoption freigibt.<br />

Sie deuten psychische<br />

Probleme aufgrund<br />

einer Abtreibung an –<br />

ob es diese gibt,<br />

darüber wird heftig<br />

gestritten. Manche<br />

Experten sehen eine<br />

Abtreibung eher als<br />

Sabina Scherer<br />

eine psychische<br />

Erleichterung – weil<br />

man ein Problem beseitigt hat.<br />

SABINA SCHERER: Die Frage, wie es einer Frau nach<br />

einer Abtreibung geht, ist sehr komplex. Im<br />

Grunde kann es einem vorher keiner sagen. Reue<br />

und Erleichterung – beides kann ja auch nebeneinanderstehen.<br />

Und manchmal kommen einem<br />

erst Jahre später Zweifel und Gewissensbisse.<br />

Wovon ich mich distanzieren möchte: Manche<br />

<strong>Lebe</strong>nsschützer sind davon überzeugt, dass jede<br />

Abtreibung zu einem Post-Abortion-Syndrom<br />

führt. Das denke ich nicht. Genauso wenig überzeugt<br />

mich, wenn manche Abtreibungsbefürworter<br />

davon sprechen, dass 95 % der Frauen<br />

nach einer Abtreibung erleichtert seien. Wer mit<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 23


Frauen spricht, die abgetrieben haben, weiß,<br />

dass die Gefühlslage oft zwiespältig ist.<br />

Der dritthäufigste Grund für eine Abtreibung ist<br />

mit 18 % Überlastung. Dazu zählen zum<br />

Beispiel Mütter, die bereits ein oder mehrere<br />

Kinder haben.<br />

SABINA SCHERER: Da möchte ich gerne an unsere<br />

Gesellschaft appellieren, dass wir den Müttern<br />

Entlastung verschaffen – finanziell, aber auch<br />

ganz praktisch. Zum Beispiel sollten Alleinerziehende<br />

nicht vor einem Armutsrisiko stehen, und<br />

Selbstständige sollten endlich Anspruch auf<br />

Mutterschutz erhalten und ein Elterngeld, das<br />

höher ist als der derzeitige Minimalbetrag. Da<br />

gibt es noch viele Stellschrauben, an denen die<br />

Politik ansetzen kann.<br />

„Das <strong>Lebe</strong>n der Mutter ist uns <strong>Lebe</strong>nsschützern<br />

nicht egal – im Gegenteil: Die Mutter sollte während<br />

der Schwangerschaft die bestmögliche<br />

Betreuung bekommen.“<br />

Laut Pro Femina sind in 11 % der Fälle<br />

medizinische Gründe Anlass für eine<br />

Abtreibung, zum Beispiel Vorerkrankungen<br />

und Komplikationen bei vorangegangenen<br />

Schwangerschaften.<br />

SABINA SCHERER: Wenn das <strong>Lebe</strong>n der Mutter wirklich<br />

in Gefahr ist, stehen wir aus ethischer Sicht<br />

vor einer ganz anderen Fragestellung, für die es<br />

fast überall Ausnahmen gibt. Diese greifen<br />

selbst in Ländern, die eine sehr strikte Abtreibungsregelung<br />

haben. Ich kenne kaum jemanden,<br />

der fordert, dass eine Mutter selbst bei<br />

<strong>Lebe</strong>nsgefahr ihr Kind austragen müsste. Das<br />

<strong>Lebe</strong>n der Mutter ist uns <strong>Lebe</strong>nsschützern nicht<br />

egal – im Gegenteil: Die Mutter sollte während<br />

der Schwangerschaft die bestmögliche Betreuung<br />

bekommen.<br />

In Diskussionen häufig genannt wird das<br />

Argument: Wollen Sie Frauen, die vergewaltigt<br />

wurden, dazu zwingen, auch noch das Kind des<br />

Vergewaltigers zu bekommen?<br />

SABINA SCHERER: Ich habe größtes Mitgefühl für<br />

jede Frau, die eine solche Situation erlebt, und<br />

wünsche mir, dass sie gute Seelsorge und Therapie<br />

findet, um das Trauma zu überwinden.<br />

Zugleich wird dieses Szenario in der Debatte oft<br />

nur als Totschlag-Argument benutzt. Ich frage<br />

dann zurück: Wären Sie damit einverstanden,<br />

wenn eine Abtreibung nur in einem solchen Fall<br />

möglich wäre? Meistens lautet die Antwort: nein!<br />

Es geht dann also gar nicht um diesen sehr<br />

seltenen Sonderfall, sondern er wird nur benutzt,<br />

um für eine generelle Abtreibungsfreigabe<br />

zu werben.<br />

Sie nehmen an den Demonstrationen der<br />

<strong>Lebe</strong>nsrechtsbewegung teil. Was bringen diese<br />

Märsche für das <strong>Lebe</strong>n?<br />

SABINA SCHERER: Die Märsche sind umstritten, aber<br />

sie sind das einzige laute Instrument, das wir<br />

haben, um auf das Unrecht der Abtreibung aufmerksam<br />

zu machen.<br />

Warum sind die Märsche umstritten?<br />

SABINA SCHERER: Häufig wird kritisiert, dass hier<br />

eine Brücke zu rechtsextremer Ideologie geschlagen<br />

wird, da auch Vertreter rechter Parteien<br />

daran teilnehmen – diese Kritik kann ich teilweise<br />

nachvollziehen. Weltweit ist das Thema<br />

24<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


BUCHEMPFEHLUNG<br />

<strong>Lebe</strong>nsrecht am ehesten bei rechten Parteien<br />

zu finden, die <strong>Lebe</strong>nsrechtsbewegung selbst ist<br />

aber politisch unabhängig. Das Grundprinzip<br />

des <strong>Lebe</strong>nsschutzes lautet aber: Jeder Mensch<br />

hat den gleichen Wert und die gleiche Würde.<br />

Das ist mit rechtsextremen Ideologien<br />

unvereinbar.<br />

Die Märsche verhallen in der Politik nahezu<br />

ungehört.<br />

SABINA SCHERER: Das sehe ich nicht so. Die Mehrheit<br />

der Bevölkerung traut sich nicht so richtig,<br />

sich zu dem Thema zu äußern. Die meisten haben<br />

aber ein Grundverständnis dafür, dass auch<br />

ein Embryo ein schützenswerter Mensch ist. Der<br />

Marsch für das <strong>Lebe</strong>n ist ein Mittel, um darauf<br />

aufmerksam zu machen. Und immerhin bedeutet<br />

auch negative Presse Aufmerksamkeit für<br />

den <strong>Lebe</strong>nsschutz.<br />

<strong>Lebe</strong>nsschützer werden von Kritikern häufig als<br />

„selbsternannte“ oder „sogenannte“<br />

bezeichnet.<br />

SABINA SCHERER: So schreiben es inzwischen fast<br />

alle Medien. Dazu kommt dann häufig noch die<br />

Behauptung: Den <strong>Lebe</strong>nsschützern geht es ja<br />

nur um das Ungeborene, die Mutter ist ihnen<br />

egal. Wenn man sich aber mal damit beschäftigt,<br />

was die „Pro Life“-Bewegung wirklich tut, wird<br />

klar, dass das Humbug ist. Es gibt eine unfassbare<br />

große Hilfs- und Spendenbereitschaft, Mütter<br />

über die Geburt hinaus zu unterstützen.<br />

Sie selbst äußern auch Kritik an der<br />

<strong>Lebe</strong>nsrechtsbewegung: Demonstranten sollten<br />

nicht mit „Du sollst nicht morden“ oder<br />

„Abtreibung ist Sünde“-Plakaten durch die<br />

Straßen ziehen.<br />

SABINA SCHERER: Mit solchen Aussagen gewinnt<br />

man niemanden. Die meisten Menschen interessiert<br />

es nicht, was in der Bibel steht. Wenn das<br />

so ist, muss ich eine Sprache finden, die die<br />

Leute verstehen. Ich empfehle stattdessen sachliche<br />

Argumente. Und mein kürzestes Argument<br />

lautet: Einen Menschen zu töten ist Unrecht.<br />

Abtreibung tötet einen Menschen. Deswegen<br />

ist Abtreibung Unrecht.<br />

Sabina M. M. Scherer ist Psychologin und startete<br />

in ihrer Eltenzeit den Podcast „Ein Zellhaufen<br />

spricht über Abtreibung.“ Dadurch wurde sie als<br />

junge Stimme der <strong>Lebe</strong>nsschutzbewegung bekannt.<br />

Die 34-jährige Katholikin lebt mit ihrem<br />

Mann und den beiden Kindern in Bayern. ◻<br />

Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur IDEA e.V. - www.idea.de<br />

Die Pro Life-Aktivistin schrieb ihr erstes Buch, das ab sofort im Handel erhältlich ist:<br />

MEHR ALS EIN ZELLHAUFEN<br />

Wie wir konstruktiv über<br />

Abtreibung sprechen können<br />

AUTORIN SABINA SCHERER<br />

Zwei Herzen, die schlagen - wörtlich und im übertragenen<br />

Sinn, das ist der Kernaspekt beim Thema<br />

Abtreibung: der Konflikt zwischen Mutter und Kind,<br />

zwischen <strong>Lebe</strong>nsrecht und Selbstbestimmungsrecht,<br />

manchmal auch zwischen Herz und Verstand.<br />

Wie können wir gut mit dieser Spannung<br />

umgehen? Kann man „Pro Life“ und „Pro Woman“<br />

sein? Oder bedeutet <strong>Lebe</strong>nsschutz, sich nur für<br />

das <strong>Lebe</strong>n des ungeborenen Kindes zu interessieren?<br />

Antworten auf diese und weitere Fragen gibt<br />

Sabina Scherer in empathischer Weise. Ohne negative<br />

Stereotype oder Klischees zu bedienen,<br />

ermöglicht dieses Buch sich eine eigene fundierte<br />

Meinung zu bilden. Verlag: SCM Hänssler<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 25


LEBENSSCHÜTZER<br />

Stimmen des <strong>Lebe</strong>ns<br />

Von Katharina Zöggeler<br />

Dr. Bernard Nathanson:<br />

Vom Abtreibungsarzt zum<br />

Kämpfer für das <strong>Lebe</strong>n<br />

„Ich war verantwortlich für den Tod von<br />

75.000 unschuldigen <strong>Lebe</strong>n. Das ist eine<br />

Last, die ich bis zu meinem letzten Atemzug<br />

tragen werde.“ (Bernard Nathanson)<br />

Bernard Nathanson wurde am 31. Juli 1926 in<br />

New York City in eine jüdische Familie hineingeboren<br />

und zeigte früh eine Neigung zur Medizin.<br />

Nach seinem Medizinstudium spezialisierte er<br />

sich auf Gynäkologie und wurde bald zu einer<br />

treibenden Kraft hinter der Legalisierung der<br />

Abtreibung in den Vereinigten Staaten. In den<br />

späten 1960er Jahren war er einer der führenden<br />

Köpfe von NARAL. (Reproductive Freedom<br />

for All, ehemals „NARAL Pro-Choice America“,<br />

ist eine politische Vereinigung in den Vereinigten<br />

Staaten, deren Hauptziel ein freierer Zugang<br />

zu Abtreibungseingriffen ist. - Quelle: Wikipedia).<br />

Als solcher beeinflusste er die öffentliche<br />

Meinung und die Gesetzgebung stark in Richtung<br />

einer Legalisierung von Abtreibungen.<br />

Eines der prägnantesten Zitate von Nathanson<br />

aus dieser Zeit beschreibt die Strategie, die sie<br />

verfolgten: „Wir sagten immer, dass 10.000<br />

Frauen jedes Jahr an illegalen Abtreibungen<br />

sterben. Diese Zahl war völliger Unsinn. Aber<br />

sie war sehr effektiv, um das gesetzgeberische<br />

Ziel zu erreichen.“ Dieser Satz verdeutlicht nicht<br />

nur die manipulative Kraft, die NARAL nutzte,<br />

sondern auch die Skrupellosigkeit, mit der Nathanson<br />

damals agierte.<br />

Doch das Blatt wendete sich Anfang der 1970er<br />

Jahre. Mit dem technologischen Fortschritt in<br />

der Ultraschalltechnik begann Nathanson, das<br />

ungeborene <strong>Lebe</strong>n mit eigenen Augen zu sehen<br />

– und diese Bilder veränderten ihn tiefgreifend.<br />

Die Erkenntnis über die Grausamkeit der Abtreibung<br />

führte schließlich dazu, dass er seine Einstellung<br />

dazu radikal änderte.<br />

Nathanson beendete seine Tätigkeit als Abtreibungsarzt<br />

und begann, gegen Abtreibung zu<br />

kämpfen. Sein berühmter Dokumentarfilm „The<br />

Silent Scream“ (dt. Der stumme Schrei) von<br />

1984, der die Abtreibung aus der Perspektive<br />

des Fötus darstellt, schockierte die Öffentlichkeit<br />

und löste zahlreiche Kontroversen aus. Während<br />

der ultraschalldokumentierten Abtreibung<br />

scheint sich der 12 Wochen alte Fötus gegen<br />

die Abtreibungsinstrumente des durchführenden<br />

Arztes zu wehren und an einer Stelle sogar<br />

einen „stummen Schrei“ auszustoßen. Er beschrieb<br />

die Herstellung dieses Films als „die<br />

schwierigste Entscheidung meines <strong>Lebe</strong>ns, aber<br />

auch die wichtigste.“<br />

Seine Bekehrung zum Katholizismus im Jahr<br />

1996 war für viele ein Zeichen seiner endgültigen<br />

Abkehr von seiner früheren Tätigkeit und<br />

seiner Suche nach Vergebung.<br />

Dr. Bernard Nathanson verstarb am 21. Februar<br />

2011 im Alter von 84 Jahren in New York City<br />

an einer Krebserkrankung. Bis zu seinem Tod<br />

blieb er ein aktiver Teilnehmer in der Abtreibungsdebatte,<br />

dessen <strong>Lebe</strong>n von einer bemerkenswerten<br />

Wende geprägt war.<br />

Chen Guangcheng: Der blinde Anwalt, der für das <strong>Lebe</strong>n kämpft<br />

Geboren am 12. November 1971 in einem kleinen<br />

Dorf in der Provinz Shandong (China), verlor<br />

Chen Guangcheng im Alter von fünf Monaten<br />

aufgrund einer unzureichend behandelten Fiebererkrankung<br />

sein Augenlicht. Trotz der Widrigkeiten,<br />

die seine Behinderung mit sich<br />

brachte, entwickelte er einen starken Sinn für<br />

Gerechtigkeit und entschloss sich, Rechtsanwalt<br />

zu werden, um den Benachteiligten zu helfen.<br />

Er erlernte die Rechtswissenschaften autodidaktisch<br />

und spezialisierte sich auf Fälle von<br />

Menschenrechtsverletzungen.<br />

26<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Sein besonderes Augenmerk galt den Frauen,<br />

die Opfer der chinesischen Ein-Kind-Politik<br />

(1980-2015) wurden. In unzähligen Fällen, die<br />

Chen vertrat, litten Frauen unter<br />

Zwangsabtreibungen und erzwungenen<br />

Sterilisationen, die von den<br />

Behörden durchgesetzt wurden.<br />

Chens unermüdlicher Einsatz für<br />

diese Frauen machte ihn zur Zielscheibe<br />

der chinesischen Regierung.<br />

Sein Einsatz brachte ihn<br />

mehrfach ins Gefängnis und in den<br />

von der chinesischen Regierung<br />

streng überwachten Hausarrest,<br />

doch seine Stimme verstummte<br />

nicht.<br />

Der Höhepunkt seines Engagements<br />

war seine spektakuläre<br />

Flucht aus dem Hausarrest im Jahr<br />

2012, als er nach 19-monatiger<br />

Haft in seinem eigenen Haus in<br />

Shandong entkam. Diese Flucht<br />

führte ihn in die amerikanische Botschaft in Peking<br />

und später in die Vereinigten Staaten, wo<br />

„Ich habe keine Angst<br />

davor, die Wahrheit zu<br />

sagen, auch wenn sie<br />

unbequem ist.“<br />

(Chen Guangcheng)<br />

er weiterhin für Menschenrechte und gegen die<br />

staatlich angeordnete Gewalt in China kämpft.<br />

Trotz der Gefahr für sein eigenes <strong>Lebe</strong>n und das<br />

seiner Familie hat er nie aufgehört,<br />

für die Rechte derjenigen zu<br />

kämpfen, die keine Stimme haben.<br />

Chen Guangcheng lebt heute in<br />

den USA, wo er weiterhin seine<br />

Stimme erhebt und weltweit für<br />

Menschenrechte eintritt. Das Time-<br />

Magazin führte Chen 2006 auf seiner<br />

Liste der 100 einflussreichsten<br />

Menschen, unter der Kategorie<br />

„Heroes and Pioneers“. 2007 wurde<br />

Chen für seinen Einsatz mit<br />

dem Ramon-Magsaysay-Preis ausgezeichnet.<br />

(Der Ramon-Magsaysay-Preis<br />

bzw. Ramon Magsaysay<br />

Award gilt als der „asiatische Friedensnobelpreis“<br />

und wurde nach<br />

dem philippinischen Präsidenten<br />

Ramon Magsaysay, 1907–1957 benannt.<br />

- Quelle: Wikipedia)<br />

Alveda King: Eine Stimme<br />

für das ungeborene <strong>Lebe</strong>n<br />

„Wie kann das <strong>Lebe</strong>n eines Kindes<br />

weniger wert sein, nur weil es nicht<br />

gewollt ist?“ (Alveda King)<br />

Geboren am 22. Januar 1951 in Atlanta, Georgia,<br />

wuchs Alveda King in einer Familie auf, die tief<br />

im Bürgerrechtskampf verwurzelt war. Ihr Vater,<br />

A.D. King, und ihr Onkel Martin Luther King Jr.<br />

setzten sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung<br />

aller Menschen ein, und diese Werte<br />

prägten Alvedas frühes <strong>Lebe</strong>n. Doch trotz dieses<br />

reichen Erbes erlebte Alveda King auch persönliche<br />

Krisen, die ihre Sicht auf das <strong>Lebe</strong>n und<br />

den Schutz der Ungeborenen nachhaltig<br />

beeinflussten.<br />

In den frühen 1970er Jahren ließ King zweimal<br />

abtreiben, eine Entscheidung, die sie später zutiefst<br />

bereuen sollte. Diese Erfahrungen führten<br />

sie zu einer tiefen inneren Wandlung, die sie zu<br />

einer leidenschaftlichen Verteidigerin des <strong>Lebe</strong>ns<br />

machte. „Abtreibung ist die schlimmste Art<br />

von Diskriminierung“, erklärte sie und verband<br />

so die Kämpfe ihrer Familie für Bürgerrechte mit<br />

dem Schutz der ungeborenen Kinder.<br />

Alveda King fand Trost und Hoffnung im christlichen<br />

Glauben, der schließlich zur Grundlage<br />

ihres Engagements in der Pro-Life-Bewegung<br />

wurde. Als evangelikale Pastorin und Leiterin von<br />

„Priests for Life“ setzt sie sich unermüdlich dafür<br />

ein, das Bewusstsein für die Heiligkeit des <strong>Lebe</strong>ns<br />

zu schärfen. Ihre Reden und Schriften betonen<br />

immer wieder, dass das Recht auf <strong>Lebe</strong>n<br />

das grundlegendste aller Rechte ist und dass<br />

der Kampf gegen Abtreibung in direkter Linie<br />

zur Bürgerrechtsbewegung ihrer Familie steht.<br />

Alveda King engagiert sich nicht nur auf nationaler<br />

Ebene, sondern auch international. Sie<br />

spricht auf Konferenzen, veröffentlicht Bücher<br />

und tritt in den Medien auf, um ihre Botschaft<br />

zu verbreiten. Ihr Einsatz hat sie zu einer Schlüsselfigur<br />

in der Pro-Life-Bewegung gemacht, deren<br />

Stimme weit über die USA hinaus Gehör<br />

findet.<br />

Alveda King lebt heute in Atlanta, Georgia, wo<br />

sie weiterhin ihre Botschaft für das <strong>Lebe</strong>n verkündet.<br />

◻<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 27


Foto: Shutterstock<br />

proFrau<br />

S ü d t i r o l<br />

Hotline für Südtirol<br />

täglich von 8 bis 22 Uhr<br />

(auch an Sonn- und Feiertagen)<br />

+39 0473 1920006<br />

Direkten Kontakt mit unserer<br />

Beratungsstelle gibt es über die<br />

Website und E-Mail-Adresse:<br />

www.profrausuedtirol.com<br />

info@profrausuedtirol.com<br />

Tel. und WhatsApp:<br />

+39 351 7676376<br />

Auch nach einer Abtreibung kann man<br />

ein erfülltes <strong>Lebe</strong>n führen<br />

HEILUNG NACH ABTREIBUNG NACH DER METHODE VON<br />

RACHELS WEINBERG® EINKEHRWOCHENENDE<br />

Rachels Weinberg® Einkehr (wir haben bereits in der Juliausgabe darüber<br />

berichtet) hat unzähligen Menschen geholfen, wieder Kraft und Sinn in ihrem<br />

<strong>Lebe</strong>n zu finden. Auch in der Beratungsstelle proFrau Südtirol werden Beratungen<br />

nach Abtreibung angeboten.<br />

Folgendes Zeugnis stammt aus dem Buch „Auferstehung“ von Manfred M. Müller.<br />

Er ist der geistliche Begleiter der Rachels Weinberg® Einkehr in Österreich und<br />

Gründer der „Priester für das <strong>Lebe</strong>n“ im deutschsprachigen Raum. Die Zeugnisse<br />

zeigen uns, was Abtreibung mit den Betroffenen macht und wie sie geheilt werden<br />

können.<br />

◻<br />

28<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


Nach so vielen Herzschmerzen<br />

EINE FRAU BERICHTET<br />

Als ich 15 war, verabredete sich ein Bursche<br />

mit mir, gab mir Champagner zu<br />

trinken und tat dann, was er wollte. Ich<br />

war niedergeschmettert, ich weinte und bat ihn,<br />

damit aufzuhören. Aber er tat’s nicht. Alleingelassen<br />

saß ich da, zu Tode verängstigt, auch nur<br />

irgendjemand etwas davon zu erzählen, denn<br />

ich war noch zu jung für Verabredungen und<br />

hatte meiner Mutter gesagt, ich wäre bei Freundinnen,<br />

nicht bei Burschen. Was hätte ich ihr<br />

sagen sollen? Sie wäre fuchsteufelswild<br />

geworden.<br />

Ein anderer, älterer Bursche saß da herum und<br />

tröstete mich auf dieser Party, nachdem „meine<br />

Verabredung“ mich verlassen hatte, um mit einem<br />

anderen Mädel zusammen zu sein. Ich<br />

weinte in seinen Armen. Er hörte zu. Er lud mich<br />

in sein Zuhause ein. Ich blieb bei ihm und wurde<br />

schwanger. Ich wusste sofort, dass ich wirklich<br />

Mist gebaut hatte und dass mein <strong>Lebe</strong>n nun<br />

zunehmend außer Kontrolle geraten würde. Die<br />

einzige Person, die ich beschuldigen konnte,<br />

war ich selbst. Ich musste das wieder hinkriegen,<br />

bevor meine Mutter draufkommen würde. Sie<br />

würde mich umbringen. Ich war Cheerleader<br />

des Footballteams, ich war die Klassenerste und<br />

träumte davon, auf die Universität zu gehen.<br />

Man rechnete damit, dass ich etwas Besonderes<br />

sei. Meine Mutter sagte mir genau, wo es langging.<br />

Ich musste das Ganze vertuschen, bevor<br />

sie es herausfand. Ich musste zur Abtreibung.<br />

Ich ging in dieser grauenvollen Nacht weg, um<br />

bei einer Freundin zu übernachten; mein geheimer<br />

Plan war jedoch, dass der Vater des Babys<br />

mich zu einer Abtreibungsklinik bringen sollte.<br />

Doch er tat’s nicht. Ich rief schließlich meine<br />

Großmutter an. Ich hatte keine Wahl. Mein Geheimnis<br />

war damit raus. Ich musste es irgendjemandem<br />

mitteilen. Ich sagte es meiner Großmutter,<br />

die es meiner Mutter sagte. Meine Mutter<br />

war fuchsteufelswild. Sie warf mir alles Mögliche<br />

an den Kopf. Sie hasste mich für das, was ich<br />

getan hatte. Und sie nahm mich auf der Stelle<br />

mit zu einer Abtreibung.<br />

„Warte eine Minute. Ich wollte nur eine Abtreibung,<br />

damit du es nicht erfährst. Jetzt weißt du<br />

es. Das Geheimnis ist raus. Ich will keine Abtreibung,“<br />

so dachte ich bei mir. Aber sie sagte, ich<br />

müsse es tun. Sie nahm mich und versprach,<br />

meinem Vater nichts davon zu erzählen. Ich hielt<br />

es nicht aus, dass er wissen würde, dass ich kein<br />

kleines Mädchen mehr war. Ich war dermaßen<br />

peinlich berührt und beschämt. Ich hielt es nicht<br />

aus, mich im Spiegel anzuschauen. Wie war es<br />

nur dahin gekommen?<br />

Wie war es dahin gekommen, dass mein <strong>Lebe</strong>n<br />

so außer Rand und Band geriet? Das war nicht<br />

ich. In Zusammenhang mit all dem und seit diesem<br />

Tag hasste ich meine Mutter. Drogen, Burschen,<br />

Sex, Lügen und Alkohol, darum ging’s<br />

fortan.<br />

Ich flog in der Oberstufe aus dem Gymnasium,<br />

als ich mit Drogen in meinem Zimmer, wo ich<br />

nun wohnte, erwischt wurde, denn mit 16 Jahren<br />

war ich von Zuhause weggezogen. Ich lebte mit<br />

dem Burschen, der mich damals bei der Verabredung<br />

vergewaltigt hatte, denn meine Mutter<br />

und auch er sagten, das sei damals meine<br />

Schuld gewesen. Ich glaubte ihnen. Ich war die<br />

Ursache von allem.<br />

Ich ging schließlich zurück zur Schule und daraufhin<br />

zur Uni. Ich fiel an der Uni durch und<br />

wurde eine Stripperin und eine Drogenprostituierte.<br />

Ich hatte noch vier weitere Abtreibungen.<br />

Zu zweien wurde ich genötigt, die beiden letzten<br />

gingen auf meine Kappe, denn in mir war kein<br />

Gefühl mehr da und ich sagte mir, das spielt<br />

auch keine Rolle mehr, denn ich bin eh schon<br />

überdrüber.<br />

Mein <strong>Lebe</strong>n war eine Hölle. Dann, durch die<br />

Gnade, brachte Gott mich zurück, Er schenkte<br />

mir Gnade und vergab mir. Er rief mich zurück<br />

in die Kirche, schenkte mir überwältigende Liebe<br />

und Heilung, Er liebte mich gesund.<br />

Ich werde ab jetzt meine Geschichte weitererzählen,<br />

um andere vor so was zu behüten. Wenn<br />

auch nur eine Person das hier liest und beschließt,<br />

nicht diese Traurigkeit und diese Verzweiflung<br />

in ihr <strong>Lebe</strong>n hineinzulassen, dann hat<br />

es sich gelohnt. Nach so vielen Herzschmerzen<br />

und schmerzhaften Erinnerungen beginne ich,<br />

heil zu werden. Die Rachels Weinberg® Einkehr<br />

hat mir enorm geholfen. Ich empfehle es jedem,<br />

der daran leidet, ein Kind durch Abtreibung<br />

oder Fehlgeburt verloren zu haben. Gott hat<br />

Rachels Weinberg die Gabe geschenkt, den<br />

Schmerz zu heilen.<br />

◻<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 29


US-PRÄSIDENTENWAHL<br />

Tote Babys als<br />

Wahlkampfmunition<br />

Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Tim Walz zeigen klar,<br />

worum es in den USA bei dieser Wahl geht.<br />

Kommentar vom evangelischen Pfr. Jürgen Henkel<br />

Foto: Facebook<br />

Weltweit versuchen die international<br />

bestens aufgestellte und vernetzte<br />

Abtreibungslobby und ihre Verbündeten<br />

in Medien und Politik seit geraumer Zeit, ein<br />

sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ auf der<br />

politischen Agenda durchzupeitschen, unterstützt<br />

von woken Meinungsmachern in Medien,<br />

Kulturszene und Gesellschaft, aber auch linken<br />

Milliardären wie George Soros. Während die<br />

Medien von den Leitmedien bis hin zu stramm<br />

mainstreamkonformen Lokalblättern jedes Wort<br />

von Elon Musk kommentieren und kritisieren,<br />

greift Soros seit Jahrzehnten mit Hilfe seiner<br />

nach eigenen Angaben in über 120 Ländern<br />

aktiven Stiftungen unter<br />

wohlklingenden Namen wie<br />

„Open Society Foundation“<br />

weltweit hinter den Kulissen<br />

in die Politik dieser Staaten<br />

aktiv ein ohne jedes demokratische<br />

Mandat oder irgendeine<br />

Legitimierung.<br />

Fanatisch geführter<br />

Kampf für „Recht auf<br />

Abtreibung“<br />

Ein wesentlicher Aspekt der<br />

antichristlichen Kulturrevolution,<br />

die der Westen nun<br />

seit geraumer Zeit erlebt, ist<br />

neben dem Kampf gegen<br />

Christentum, Familie und ein<br />

positives Verständnis von Nation und christlicher<br />

Leitkultur vor allem der fanatisch geführte<br />

Kampf für dieses „Recht auf Abtreibung“. Die<br />

EU unterstützt diese kinder- und familienfeindliche<br />

Agenda und die damit verbundene Propaganda<br />

nachhaltig und bekämpft selbst auf<br />

höchster Ebene Länder wie Polen und Ungarn<br />

und deren Regierungen, wenn sie diesem<br />

„Kampf um reproduktive Selbstbestimmung der<br />

Frau“, die nichts anderes bedeutet als die Lizenz<br />

zum Töten ungeborener Kinder, nicht huldigen.<br />

In Frankreich ist Emanuel Macron Präsident. Der<br />

46-Jährige ist kinderlos und mit einer 25 Jahre<br />

Walz ist ein Politiker,<br />

der einen inksradikalen<br />

Kurs fährt. Er hat in<br />

seinem Bundesstaat<br />

eines der radikalsten<br />

Abtreibungsgesetze<br />

der USA eingeführt.<br />

Abtreibung ist dort bis<br />

zur Geburt erlaubt.“<br />

älteren Frau, seiner früheren Lehrerin, verheiratet,<br />

die für Macron ihren Ehemann und ihre Kinder<br />

hat sitzen lassen. Eigene Vaterfreuden sind<br />

Macron fremd. Er kämpft besonders fanatisch<br />

für ein „Recht auf Abtreibung“ in der EU-Verfassung,<br />

nachdem er dies in der traditionell liberal<br />

geprägten französischen Wählerschaft schon für<br />

die französische Verfassung durchgepeitscht<br />

hatte. Hoffnung gibt der geistliche Aufbruch im<br />

säkularen und laizistischen Frankreich mit rund<br />

5000 katholischen Taufen allein in der Osternacht<br />

2024.<br />

Die deutsche Ampel-Koalition arbeitet sich seit<br />

Beginn ihrer Amtszeit am bundesdeutschen<br />

Paragrafen 218 ab, am lautesten<br />

die Umwelt- und damit<br />

eigentlich Schöpfungsschützer<br />

von den Grünen,<br />

allen voran die sogenannte<br />

„Familienministerin“ Paus.<br />

Das Schmerzempfinden geschredderter<br />

männlicher<br />

Hühnerküken hat diese<br />

ganz besondere Partei immer<br />

schon mehr interessiert<br />

als die Schmerzen von Babys,<br />

die bei der Abtreibung<br />

zerstückelt und abgesaugt<br />

werden. Wer die<br />

Sprache beherrscht, beherrscht<br />

bekanntlich das<br />

Denken der Menschen.<br />

Deshalb ist in den Milieus und Kreisen der<br />

Abtreibungslobby und ihren Sympathisanten<br />

und Unterstützern in Parteien und Medien auch<br />

nicht mehr die Rede von Babys oder Kindern,<br />

sondern von Schwangerschaftsgewebe oder<br />

Uterusinhalt.<br />

Abtreibung bis zur Geburt<br />

Nun also die USA. Schon beim ersten gemeinsamen<br />

Auftritt mit ihrem frisch gekürten Vize-<br />

Kandidaten Tim Walz kommt Kamala Harris in<br />

Pennsylvania auf den Punkt. Zu den wichtigsten<br />

Zielen ihrer politischen Agenda zählt die<br />

30<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024


ebenfalls kinderlose<br />

Politikerin<br />

das<br />

„Recht der<br />

Frauen auf<br />

Selbstbestimmung<br />

im Blick<br />

auf ihren Körper“.<br />

Der Dem<br />

o k r a t e n -<br />

Saal in Pennsylvania<br />

applaudiert,<br />

tobt<br />

und tost vor<br />

Begeisterung.<br />

Auch Walz<br />

klatschte sich<br />

speziell bei<br />

dieser Aussage<br />

geradezu<br />

in Ekstase,<br />

wie im Fernsehen<br />

zu sehen<br />

war. Das ist<br />

aber auch<br />

kein Wunder:<br />

Walz ist ein Politiker,<br />

der einen<br />

linksradikalen<br />

Kurs fährt. Er hat in seinem Bundesstaat<br />

eines der radikalsten Abtreibungsgesetze der<br />

USA eingeführt. Abtreibung ist dort bis zur Geburt<br />

erlaubt.<br />

Hier werden tote Babys zur Wahlkampfmunition,<br />

und das gerade bei Politikern, die sich sonst<br />

gerne als Moralapostel aufspielen und gerne im<br />

Blick auf Klima und Umweltschutz die Weltretter<br />

geben – und auch entsprechend von allen linksliberalen<br />

Medien gehypt werden. Gerade die<br />

deutschen Medien sind schon wieder so begeistert,<br />

als ginge es darum, Donald Trump als deutschen<br />

Bundeskanzler mit AfD-Mehrheit im Bundestag<br />

zu verhindern. Doch nicht einmal die<br />

Presse, Radio- und TV-Sender hierzulande konnten<br />

in den letzten Wochen nach jahrelanger Tabuisierung<br />

und Verdrängung des Themas den<br />

mentalen, medizinischen und physischen Zustand<br />

von Präsident Joe Biden länger ignorieren<br />

oder tabuisieren.<br />

Niemand kann sagen, man habe es<br />

nicht gewusst<br />

Mit Kamala Harris als neuer Gallionsfigur und<br />

Walz als Vize startet der klassische deutsche<br />

Kampagnenjournalismus in seiner teilweise völlig<br />

irrationalen Parteilichkeit – in diesem Falle gegen<br />

Trump – jedoch hoffnungsvoll neu durch. Kamala<br />

Harris und Tim Walz zeigen jedenfalls klar, worum<br />

es in den USA bei dieser Wahl geht. Niemand<br />

kann danach sagen, man habe es nicht gewusst:<br />

Harris und Walz stehen für jenes „Recht auf Abtreibung“,<br />

das schon der große und heilige Papst<br />

Johannes Paul II. als „Zivilisation des Todes“ bezeichnete<br />

und bekämpfte. Dass dies gerade von<br />

Politikern ausgeht, die sonst jedes politische Thema<br />

moralisieren und gerne als Gralshüter von<br />

Anstand, Sitte und Moral auftreten, macht dies<br />

nicht besser, sondern zeigt nur die unerträgliche<br />

Heuchelei, die hier im Spiel ist.<br />

◻<br />

Quelle: www.kath.net<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024 31


D<br />

◻<br />

ZIELSETZUNGEN:<br />

Liebe Leser, wir sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich um eine „Kultur des <strong>Lebe</strong>ns”<br />

bemüht. Wir fördern eine lebensbejahende Denkweise bezüglich Annahme und<br />

Schutz eines jeden menschlichen <strong>Lebe</strong>ns in allen Formen seiner Entwicklung - von der<br />

natürlichen Empfängnis bis zum natürlichen Tod.<br />

Wir setzen uns u.a. ein<br />

• gegen jede Art von Manipulation und Selektion<br />

am ungeborenen, alten und behinderten <strong>Lebe</strong>n;<br />

• für gezielte Hilfe für schwangere Frauen<br />

in Not durch konkrete Beratung und Hilfe;<br />

• für Hilfen zur Bewältigung des PAS –<br />

POST ABORTION SYNDROM.<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Besuche uns in den<br />

sozialen Medien<br />

DIESE AUSGABE WURDE MIT FREUNDLICHER<br />

UNTERSTÜTZUNG DER STIFTUNG<br />

SÜDTIROLER SPARKASSE UMGESETZT.<br />

32<br />

LEBE <strong>167</strong>/2024

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