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immobilia 2024/10 - SVIT

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

IMMOBILIENBEWERTUNG<br />

ZINSSATZ-MODELLE<br />

IN DER PRAXIS<br />

Die Festlegung des Zinssatzes bei der<br />

Marktwertermittlung von Immobilien<br />

stellt Bewertungsexperten vor neue<br />

Herausforderungen. Im Fachseminar<br />

der <strong>SVIT</strong>-Bewerter werden geeignete<br />

Bewertungsmodelle dem Praxistest<br />

unterzogen. TEXT— GUNNAR GÄRTNER*<br />

ENTWICKLUNG ZINSSÄTZE UND WICHTIGSTE EREIGNISSE 2000 BIS <strong>2024</strong><br />

Quellen: SNB, Comparis, Hecht Immo-Consult<br />

6,0<br />

Terroranschlag USA<br />

Finanzkrise<br />

Aufhebung Mindestkurs<br />

EUR/CHF 1.20 durch SNB<br />

COVID-19-Pandemie<br />

5,0<br />

4,0<br />

Griechenland kann<br />

Zahlungsverpflichtungen<br />

nicht nachkommen<br />

Ukraine-Krieg<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

–1,0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 20<strong>10</strong> 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 <strong>2024</strong><br />

Bundesobligationen Schweiz <strong>10</strong> J Festhypotheken Schweiz <strong>10</strong> J SNB-Leitzins (bis 06/2019 Zielband Dreimonats-Libor)<br />

BEGRÜNDUNG DES RISIKOZINSES<br />

Die Tiefzinsphase der vergangenen Jahre hat die<br />

Immobilienpreise stark ansteigen lassen. Die aktuellen<br />

Zinsänderungen stellen die Immobilienbewerter<br />

vor die Herausforderung, den gewählten Risikozins<br />

gut begründen zu können. Am Fachseminar der <strong>SVIT</strong>-<br />

Bewerter in Olten Ende August nahmen 30 Mitglieder<br />

und Gäste der Fachkammer teil. Sie diskutierten verschiedene<br />

Modelle zur Herleitung des Risikozinses<br />

und erhielten einen vertieften Einblick in die Risikomodelle<br />

der grösseren Bewertungshäuser. Anhand von<br />

Beispielobjekten wurde dann das Risikozuschlagsmodell<br />

dem Praxistest unterzogen.<br />

David Erny, Partner bei Hecht Immo Consult AG<br />

(HIC) in Basel und Ressortleiter Veranstaltungen im<br />

Vorstand der Bewertungsexperten-Kammer <strong>SVIT</strong>,<br />

führte in das Tagungsthema ein. Anhand der Zinsentwicklungen<br />

der vergangenen Jahre zeigte Erny auf, von<br />

welchen exogenen Faktoren die Zinsen getrieben wurden<br />

(siehe Abbildung). Monika Bürgi Geng leitet den<br />

Bereich Immobilien-Dienstleistungen bei der Zürcher<br />

Kantonalbank und beschäftigt sich tagtäglich mit der<br />

Einschätzung des korrekten Zinssatzes bei der Wertermittlung.<br />

Gemeinsam diskutierte sie mit den Experten<br />

im Publikum drei Zinssatz-«Modelle». Die Ansätze<br />

bestimmen sich durch das Zusammenspiel von Raum,<br />

WAS IM CASH-<br />

FLOW ABGEBIL-<br />

DET WERDEN<br />

KANN, SOLLTE<br />

IM CASHFLOW<br />

DARGESTELLT<br />

WERDEN.<br />

JAN BÄRTHEL<br />

Kapital und Zeit. Während Renditemodelle die Erwartung<br />

eines erzielbaren Gewinns abbilden und von der<br />

Nachfrage getrieben sind, wird mit den Zinsmodellen<br />

der erzielbare Preis für das eingesetzte Kapital auf dem<br />

Angebotsmarkt festgesetzt.<br />

METHODEN IM ÜBERBLICK<br />

Das Risikozuschlags-Modell basiert auf einem risikolosen<br />

Zinssatz (beispielsweise Bundesobligationen)<br />

ergänzt mit einer Illiquiditätsprämie. Nach<br />

Berücksichtigung der Inflation kommen weitere<br />

nutzungs- und objektspezifische Zuschläge (Lage,<br />

Vermietbarkeit usw.) hinzu, um den Nettokapitalisierungssatz<br />

zu ermitteln. Im Marktmodell werden die<br />

Renditeerwartungen in einem aus Marktdaten hergeleiteten,<br />

nutzungsabhängigen Basiszinssatz festgelegt<br />

und anhand der Lagequalitäten adjustiert. Der so ermittelte<br />

Diskontierungssatz wird zumeist mit hedonischen<br />

Bewertungsmodellen gestützt, die anhand von<br />

Transaktionsdaten aus der Vergangenheit die Erwartungen<br />

im Käufermarkt simulieren sollen.<br />

Das WACC-Modell (Weighted Average Cost of Capital)<br />

schliesslich basiert auf effektiven Finanzierungskosten<br />

und Renditeerwartungen für das vom Investor<br />

eingesetzte Eigenkapital. Dieser Ansatz eignet sich<br />

nicht für die Bestimmung von Marktwerten, denn die<br />

18<br />

IMMOBILIA / Oktober <strong>2024</strong>

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