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Epi-Suisse-Magazin-DE-2024

Epi-Suisse-Magazin, deutsch, Doppelseiten

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2024

Schweizerischer Verein für Epilepsie

Association suisse de l’Épilepsie

Associazione svizzera per l’Epilessia


EDITORIAL

PORTRÄT

LIEBE LESERINNEN,

LIEBE LESER

Sie halten die erste Ausgabe unseres Magazins

in diesem Jahr in den Händen und

fragen sich vielleicht, wieso erst die erste?

Ja, unser Magazin erscheint seit diesem

Jahr nicht mehr zwei Mal jährlich, sondern

nur noch ein Mal im Jahr. Mit der Neugestaltung

unserer Website sowie unseres

starken Newsletters liefern wir viele Informationen

und wissenswerte Hinweise

zeitnah auf anderem Weg an Sie. Die Zeit

für eine Neupositionierung des Magazins

war gekommen.

Wir sind überzeugt, dass wir damit auch

die Anliegen an Nachhaltigkeit erfüllen,

die viele Mitglieder an uns richten. Zugleich

ist uns aber auch bewusst, dass das

Magazin geschätzt und gerne gelesen wird

und uns den Raum gibt, auf spannende

Menschen tiefer einzugehen und auf verschiedene

Themen detaillierter aufmerksam

zu machen.

ein und wird nächstes Jahr voraussichtlich

neustes und jüngstes Mitglied im Vorstand

von Epi-Suisse.

Martina Studer, Psychologin und Expertin

für Epilepsie, spricht in unserem Fachinterview

über die emotionalen und praktischen

Herausforderungen, denen sich

Angehörige von Epilepsie-Betroffenen

stellen müssen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre

und einen schönen, hoffentlich goldenen

Herbst.

Herzlich

Carole Bolliger

Redaktionsleiterin

SIE WILL ANDEREN BETROFFENEN

EINE STIMME GEBEN

Neira Heim ist eine 26-jährige Lehrerin, die mit ihrer Lebensgeschichte viele inspiriert. Mit zehn Jahren erlitt

sie ihren ersten generalisierten tonisch-klonischen Anfall, der ihr Leben und dasjenige ihrer ganzen Familie auf den

Kopf stellte. Heute will sie Kindern und anderen Betroffenen Mut machen und mit ihrer Geschichte aufzeigen,

was man trotz Einschränkungen alles erreichen kann.

In dieser Ausgabe lesen Sie die eindrückliche

Geschichte von Neira Heim. Die junge

Frau hatte seit frühster Kindheit mit Epilepsie

zu kämpfen. Sie liess sich nie unterkriegen

und meisterte alle Hürden. Heute

ist sie seit drei Jahren anfallsfrei und setzt

sich stark für andere Betroffene – vor allem

für Kinder – ein. «Ich will Kindern mit

Epilepsie die Hilfe und Unterstützung bieten,

die auch ich damals gebraucht hätte»,

sagt sie im Porträt. Die junge Lehrerin

bringt das Thema nicht nur in ihrer Klasse

zur Sprache, sie setzt sich als Epi-Coach

IMPRESSUM

Herausgeber

Epi-Suisse

Schweizerischer Verein für Epilepsie

Seefeldstrasse 84

CH-8008 Zürich

Redaktion

Carole Bolliger

Foto Titelbild

Markus Hässig

Mit freundlicher Unterstützung von

Epi-Suisse finanziert sein Angebot zum grössten Teil

durch Spenden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Korrektorat

Helen Gysin

Auflage deutsch und französisch

1800 Ex.

2

Gestaltung und Druck

Stutz Medien AG, Wädenswil, stutz-medien.ch

3



4

Es gab keine Vorzeichen, keine familiäre

Vorgeschichte. «Meinen ersten Anfall

hatte ich während der Schule, in einer Mathelektion,

aus dem Nichts», erzählt Neira

Heim. Die heute 26-Jährige kann sich

selbst an den Vorfall nicht erinnern. «Ich

habe nichts mitbekommen. Erst als ich

wieder bei Bewusstsein war, war ich komplett

durcheinander und wusste nicht, was

mit mir geschah.»

«ICH MÖCHTE DEN

BETROFFENEN, VOR

ALLEM BETROFFENEN

KINDERN, EINE

STIMME GEBEN UND SIE

UNTERSTÜTZEN.»

Die Diagnose kam schnell: Epilepsie. Die

Auswirkungen waren tiefgreifend. Neira

beschreibt, wie sich das Leben ihrer Familie

veränderte. «Unser Leben wurde auf

den Kopf gestellt. Mein Umfeld musste

sich ebenfalls an die neue Realität anpassen.

«Die Kinder in meiner Umgebung haben

mich anders behandelt. Plötzlich war

ich die, die nicht mehr ins Schullager durfte

und immer früher ins Bett musste. Das

war schwieriger als die Krankheit selbst.»

VIELE SCHMERZHAFTE MOMENTE

Trotz der Schwierigkeiten und des Stigmas,

das sie erlebte, blieb Neira Heim

stark. «Ich war schon immer selbstbe-

Ihre Erfahrungen mit Epilepsie haben Neira

Heim geprägt und motivieren sie, sich

für andere Betroffene einzusetzen. Sie

ist als Epi-Coach für Epi-Suisse tätig, hat

sich im Rahmen von Epi-Suisse-Anlässen

als Betroffene zum Beispiel bei Samaritervorträgen

zur Verfügung gestellt und

nächstes Jahr wird sie sich zur Wahl als

Vorstandsmitglied von Epi-Suisse stellen.

«Ich möchte den Betroffenen, vor

allem betroffenen Kindern, eine Stimme

geben und sie unterstützen.» Sie will sich

vermehrt für die Aufklärung über Epilepsie

einsetzen, damit Kinder mit Epilepwusst

und das hat mir geholfen. Ich

habe offen kommuniziert und anderen

manchmal meine Meinung gesagt, auch

wenn es weh tat.» Die Selbstakzeptanz ihrer

Krankheit war ein langer Prozess. «Ich

musste lernen, dass das nun ein Teil von

mir war, dass ich es nicht ändern konnte –

und zudem hatten die anderen auch ihre

Macken», sagt sie und lacht.

Auch wenn sie heute darüber lachen

kann, als Kind erlebte sie auch oft

schmerzhafte Momente. Vor allem in der

Schule. Vor allem unter den Reaktionen

und dem Verhalten der Lehrpersonen

litt sie. «Ich hätte mir gewünscht, dass

sie besser informiert gewesen wären,

um mich und andere Kinder mit Epilepsie

besser zu fördern und zu unterstützen.»

Unter anderem diese Erfahrungen motivierten

Neira Heim, sich später selbst für

Betroffene einzusetzen. Als heutige Lehrerin

ist es ihr ein grosses Anliegen und

sie setzt sich sehr dafür ein, dass Kinder,

die mit Epilepsie leben, die Unterstützung

bekommen, die sie brauchen. «Die

auch ich gebraucht hätte.»

IMMER MIT BEGLEITUNG

Woher die Epilepsie kam, konnten die

Ärzte nie genau sagen. Vermutet wurde

ein Autounfall, als Neira Heim noch ganz

klein war. Zudem hatte die damals Zehnjährige

ein paar Wochen vor ihrem ersten

Anfall einen schweren Snowboardunfall,

bei dem sie mehrfach auf den Kopf fiel. Zuerst

hatte man noch die Hoffnung, dass es

vielleicht bei diesem einen Anfall bleiben

würde. Doch diese wurde nach ein paar

Wochen zerschlagen, als Neira Heim den

zweiten Anfall erlitt. Wieder ein generalisierter

tonisch-klinischer Anfall, wieder in

der Schule. Von da an musste sie bei allem,

was sie tat, immer begleitet werden. «Als

Kind war das nicht so schlimm, aber in der

Jugend hat es schon genervt, dass immer

einer meiner Brüder oder meine Eltern dabei

waren», erinnert sie sich. Obwohl diese

sehr zurückhaltend waren.

«WIR SIND NICHT

ANDERS, WIR HABEN

NUR ANDERE

HERAUSFORDERUNGEN.»

Nach einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt

konnte Neira Heim medikamentös

so eingestellt werden, dass sie für mehr

als ein Jahr anfallsfrei war. «Das war eine

Erleichterung, aber nach 15 Monaten kamen

die Anfälle zurück und es hat nur so

gescheppert», so die 26-Jährige.

LEIDENSCHAFT PFERDE

Von ihrer grossen Leidenschaft für das

Reiten hat sie sich nie abbringen lassen,

trotz der Warnungen von Ärzten. «Ich bin

schon geritten, als ich noch nicht laufen

konnte. Wenn mir das auch noch weggenommen

worden wäre, hätte ich alles verloren.»

Ihr Pferd Lucco, ein Sportpony, das

selbst verletzt war, wurde zu ihrem treuen

Begleiter. «Wir mussten uns zusammen

wieder aufbauen. Ich hatte einmal einen

Anfall auf dem Pony, aber es blieb ruhig

und still, was mir sehr geholfen hat.»

«ES IST WICHTIG, AN SICH

SELBST ZU GLAUBEN UND

NIEMALS AUFZUGEBEN.»

Neira Heim ist eine aufgestellte, humorvolle

junge Frau, die zufrieden mit ihrem

Leben ist. Nach der Ausbildung zur Bereiterin,

ihrem Traumjob, absolvierte sie die

Pädagogische Hochschule und arbeitet

heute als Lehrerin. Sie unterrichtet Fünftund

Sechstklässler und liebt ihren Job.

Bereiterin ist sie weiterhin in ihrer Freizeit.

Dank einer Hypnosetherapie ist sie

seit über drei Jahren anfallsfrei. Heute lebt

sie in Interlaken, wo sie auch unterrichtet.

Sie konnte den Fahrausweis nachholen

und kann allein und selbstständig leben.

«Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben

und habe so viel erreicht, was vor ein paar

Jahren noch undenkbar gewesen wäre»,

reflektiert sie.

Noch immer muss sie Medikamente gegen

Epilepsie nehmen, von denen sie auch

Nebenwirkungen spürt. «Ich habe gelernt,

mit ihnen zu leben und umzugehen, sodass

sie mich nicht mehr stark beeinträchtigen.»

Sie geht gern ins Fitness, verbringt

viel Zeit mit ihren Pferden und der Familie,

die ihr immer den grössten Rückhalt gegeben

hat. «Alle haben versucht, mir viele

Freiheiten zu geben, wofür ich dankbar

bin. Wir haben immer zusammengehalten,

das hat mir sehr geholfen.»

EINSATZ FÜR EPI-SUISSE

sie die Unterstützung bekommen, die

sie brauchen. «Wir sind nicht anders, wir

haben nur andere Herausforderungen.»

Sie möchte, dass andere verstehen, dass

Epilepsie kein Grund ist, jemanden zu

stigmatisieren, und wie wichtig es ist, offen

über seine Erfahrungen zu sprechen.

Ihre positive Einstellung und ihr unermüdlicher

Einsatz für andere machen sie

zu einem Vorbild. Neira Heims Weg ist ein

MITMACHEN

UND GEWINNEN

02 | 22

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Schweizerischer Verein für Epilepsie

Association suisse de l'Épilepsie

Associazione svizzera per l'Epilessia

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Schweizerischer Verein für Epilepsie

Association suisse de l’Épilepsie

Associazione svizzera per l’Epilessia

01 | 23

02 | 23

inspirierendes Beispiel dafür, wie man mit

Mut und Entschlossenheit seine Träume

verwirklichen kann, während man gleichzeitig

anderen eine Stimme gibt. «Es ist

wichtig, an sich selbst zu glauben und niemals

aufzugeben.»

TEXT: CAROLE BOLLIGER

FOTOS: MARKUS HÄSSIG

Unser Magazin braucht einen neuen

Namen – und wir brauchen Ihre Ideen

Für unser Magazin wollen wir ab nächstem

Jahr einen neuen Namen. Und dafür

brauchen wir Ihre Hilfe und Ihre Ideen!

Wie könnte unser Magazin heissen? Wir

möchten möglichst einen Namen, der in allen

drei Landessprachen gleich ist. Und wir

suchen einen Namen, der nicht schon für ein

anderes Produkt verwendet wird.

Teilen Sie uns Ihre Ideen mit. Sollte Ihr

Vorschlag ab nächstem Jahr auf unserem

Magazin stehen, gewinnen Sie einen

schönen Preis.

Wir freuen uns auf kreative Ideen und

Titelvorschläge. Bitte schicken Sie

uns Ihren Magazin- Namen mit dem Betreff

«Magazin-Name» an info@epi-suisse.ch.

Einsendeschluss ist der 28. Februar 2025.

5

9231344_Epi-Suisse_Magazin_02_DE_FR.indd 1



EPI-SUISSE AGENDA

ONLINE-KURSE

Auch in den letzten Monaten dieses Jahres bietet Epi-Suisse spannende und informative

Anlässe und Aktivitäten. Hier bekommen Sie einen Überblick und wir verraten Ihnen die Daten

der Lager und der Adventureweek im nächsten Jahr.

SEP

25

25. SEPTEMBER 2024, 19 BIS 20.30 UHR

ONLINE-WORKSHOP

EPILEPSIE – UND NUN?

SEP

21

WORKSHOPS UND KURSE

21. SEPTEMBER 2024, 10 BIS 15 UHR

KONGRESSZENTRUM KREUZ, RAUM HODLER

ZEUGHAUSSTRASSE 41, 3011 BERN

PATIENTENTAG IN BERN

Am 21. September feiern wir den Patiententag und möchten

Ihnen aktuelle Informationen vermitteln und den Austausch

fördern. Es gibt viele Formen der Epilepsie und die Fragen um

die Erkrankung sind komplex. Die Diagnose kann jede und jeden

treffen und führt zu vielen Gedanken. Es ist normal, dass

das Fragenkarussell nun beginnt.

Mittlerweile gibt es in der Schweiz sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.

Mit Fachreferaten werden wir am 21. September

den Prozess von der Diagnose bis hin zu den Behandlungsmöglichkeiten

durchgehen. Wir beginnen mit

einem Vortrag zur Thematik chronisches EEG und dessen

Implikationen für die Therapieeinstellung. Anschliessend

stehen bei den weiteren Referaten die Diagnostik, die Medikamenteneinstellung

sowie die Grundversorgung von

morgen im Fokus.

Den Abschluss am Nachmittag bildet wie jedes Jahr die Patientendiskussion,

diesmal unter dem Fokus «Behandlung,

Medikamenteneinstellung und Überwachung».

Wir hoffen auf einen spannenden Tag und freuen uns, Sie am

Patiententag in Bern begrüssen zu dürfen.

DER ANLASS IST KOSTENLOS

EINE ANMELDUNG IST ERFORDERLICH

NOV

28

28. NOVEMBER 2024, 19 BIS 20.30 UHR

ONLINE: EPILEPSIE

UND AUTISMUS

An dieser Online-Veranstaltung bieten wir einen Überblick

zum Thema Autismus, welches die Anzeichen von Autismus

sind und welche Komorbiditäten (u.a. beispielsweise

Epilepsie) oft auftreten. Wir sprechen darüber, wer häufig

von einer Autismus-Spektrum-Störung betroffen ist und

wie diese diagnostiziert wird.

Im Anschluss an den Vortrag haben die Teilnehmenden die

Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dieser Anlass wird gemeinsam

mit der Schweizerischen Epilepsie-Liga organisiert.

Ob Sie selber eine (Neu-)Diagnose Epilepsie haben, Eltern

bzw. Bezugsperson eines Kindes mit Epilepsie sind oder beruflich

im Kontakt mit Betroffenen sind: In unserem Workshop

erhalten Sie praxisnahes Basiswissen und Inputs zum

Umgang mit der Erkrankung. Ebenso haben Sie die Möglichkeit,

eigene Beispiele einzubringen und zu besprechen.

DIE TEILNAHME IST KOSTENLOS

EINE ANMELDUNG IST ERFORDERLICH

DIE TEILNAHME IST KOSTENLOS

EINE ANMELDUNG IST ERFORDERLICH

6

NOV 2. & 9. NOVEMBER 2024, 10 BIS 16 UHR

02

GIESSEREI OERLIKON, BIRCHSTRASSE 108

8050 ZÜRICH-OERLIKON

Auch im nächsten Jahr organisiert Epi-

WORKSHOP FÜR

BETROFFENE ELTERN

Eltern haben bezüglich der Entwicklung ihrer Kinder Wünsche,

Ideen und konkrete Vorstellungen. Themen wie Beeinträchtigung

und Krankheit finden darin keinen Platz. Die

Diagnose einer schweren Beeinträchtigung stellt das gesamte

Familienleben auf den Kopf.

Unsere Kursleiterinnen geben Denkanstösse und bieten

durch praxisnahe Techniken Anstösse und Hilfestellungen,

wie der Abschied vom Idealbild, die lebenslange Auseinandersetzung

sowie der Verarbeitungsprozess gelingen

können. Ebenso gibt es genügend Raum und Zeit, damit

sich Eltern austauschen können. Dieser Workshop richtet

sich ausschliesslich an Eltern von schwer beeinträchtigten

Kindern. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit

der Vereinigung Dravet Syndrom Schweiz, dem Angelman

Verein Schweiz und dem Elternverein Hilfe für hirnverletzte

Kinder hiki durchgeführt. Dieser Workshop wird doppelt

durchgeführt: 2. November und 9. November 2024. Das

Programm ist identisch.

KOSTEN: 35 CHF/PERSON (INKL. MITTAGESSEN

UND GETRÄNKE), 70 CHF FÜR NICHT-MITGLIEDER

EINE ANMELDUNG IST ERFORDERLICH

APR

12

AUG

02

FERIENWOCHEN

12. BIS 19. APRIL 2025

ADVENTUREWEEK IN KLOSTERS

2. BIS 9. AUGUST 2025

SOMMERLAGER BEATENBERG

Bleiben Sie auf dem Laufenden.

Wir informieren im Newsletter

regelmässig über die nächsten

Veranstaltungen.

Suisse tolle Lager und eine Adventureweek.

Reservieren Sie sich jetzt schon die Daten:

SEP

28

ABONNIEREN SIE UNSEREN NEWSLETTER

Alle Informationen zu den Anlässen und

Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier:

www.epi-suisse.ch/veranstaltungen/

28. SEPTEMBER BIS 5. OKTOBER 2025

HERBSTLAGER AMDEN

SAVE

THE

DATE!

7



FACHARTIKEL

8

EPILEPSIE IN DER FAMILIE:

HERAUSFORDERUNGEN UND

WEGE ZUR BEWÄLTIGUNG

Dr. phil. Martina Studer, Fachpsychologin für Neuropsychologie, spricht über die emotionalen und praktischen

Herausforderungen, denen sich Angehörige von epilepsiebetroffenen Kindern stellen müssen.

Sie gibt wertvolle Einblicke und Ratschläge, wie Familien mit der Diagnose umgehen können und welche

Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.

Martina Studer, nach der

Diagnose Epilepsie kann auch für

die Angehörigen alles anders

sein. Was brauchen Angehörige in

der ersten Phase besonders?

Wenn Eltern zum ersten Mal einen epileptischen

Anfall bei ihrem eigenen Kind erleben,

sind sie häufig geschockt – einige

berichten über eine traumatische Erfahrung.

Es kann sein, dass Eltern bis zu diesem

Zeitpunkt noch nichts über Epilepsie

wussten oder falsche Vorstellungen

darüber hatten. Für Eltern ist es wichtig,

dass sie in dieser Phase umfassende und

verständliche Informationen erhalten.

Eltern müssen wissen, was Epilepsie bedeutet

und wie sie beim nächsten Anfall

reagieren sollen. Aufgrund verschiedener

Umstände (zu wenig Zeit, keine

Erstbehandlung durch einen Spezialisten

etc.) wird meines Erachtens leider in der

akuten Phase noch zu wenig ausführlich

informiert. Wenn Eltern in die neuropsychologische

Sprechstunde kommen, ist

das Akute meist schon vorbei. Indem

direkt nach einem ersten epileptischen

Anfall adäquate und elterngerechte Informationen

vermittelt werden, können

die Behandelnden den Eltern viele Sorgen

nehmen oder eine andere Perspektive

geben. Organisationen wie Epi-Suisse

können hier eine wertvolle Unterstützung

bieten.

Wie beeinflusst die Epilepsieerkrankung

eines Familienmitglieds das

alltägliche Leben der Angehörigen?

Das hängt stark von der Art und dem

Schweregrad der Epilepsie ab. Grundsätzlich

sind Angehörige von epilepsiebetroffenen

Kindern emotional stärker

belastet und haben häufiger Sorgen, da

epileptische Anfälle unvorhersehbar sind.

Diese Unvorhersehbarkeit kann zu einem

Gefühl der Kontrolllosigkeit führen und

das Risiko für depressive Erkrankungen

bei den Angehörigen erhöhen. Es kann

auch zu sozialer Isolation führen, da nicht

mehr alle Aktivitäten wie zuvor durchgeführt

werden können. Zudem sind die

zahlreichen Arzttermine ebenfalls belastend,

Eltern müssen dafür häufig von der

eigenen Arbeit fernbleiben und eventuell

gibt’s noch Geschwisterkinder, die ebenfalls

betreut werden müssen. Es ist wichtig,

dass man diesen Geschwistern punkto

Aufmerksamkeit und Sorge ebenfalls

gerecht wird.

DR. PHIL. MARTINA STUDER ist Fachpsychologin für

Neuropsychologie (FSP). Seit Herbst 2022 arbeitet sie als

Oberpsychologin in der Abteilung für Neuro- und Ent-

wicklungspädiatrie des Universitäts-Kinderspitals beider Basel

(UKBB) und untersucht dabei hauptsächlich Kinder und

Jugend liche mit neurologischen Erkrankungen, erworbenen

Hirnverletzungen oder Entwicklungsstörungen.

Angehörige versuchen, den

Betroffenen Mut zu machen. Sie

haben aber selbst mit Sorgen

und Ängsten zu kämpfen. Wie können

Angehörige sich selbst schützen

und ihre eigene psychische Gesundheit

im Umgang mit der Epilepsieerkrankung

eines Familienmitglieds

bewahren?

Es ist sehr wichtig, dass Angehörige von

Anfang an auf ihre eigene Gesundheit

achten. Elternsein ist per se eine herausfordernde

Aufgabe. Eltern von Kindern mit

Epilepsie oder anderen chronischen Erkrankungen

haben zusätzliche Herausforderungen,

die es deutlich anstrengender

machen. Die Gesundheit der Eltern und die

Paarbeziehung sind zentral. Eltern sollten

sich regelmässig Auszeiten nehmen, um

ihre Batterien aufzuladen. Fachpersonen

sollten auch auf die Eltern achten und sie

gegebenenfalls an gute Sozialdienste oder

Organisationen wie Epi-Suisse verweisen,

die tolle Angebote haben.

Was sind die Hauptprobleme

von Angehörigen?

Die grösste Sorge der Eltern ist die weitere

Entwicklung ihres Kindes. Sie fragen

sich, wie es weitergeht und ob ihr Kind den

bisherigen Entwicklungsweg fortsetzen

kann. Da nicht alle Lehrpersonen gleich

gut informiert sind, kann auch deren Information

und die Unterstützung durch

die Schule eine Sorge sein. Zudem müssen

viele Termine wahrgenommen werden,

was eine zusätzliche Belastung darstellt,

insbesondere wenn es noch Geschwisterkinder

gibt.

Welche finanziellen Herausforderungen

können Angehörige von

Epilepsie -Betroffenen aufgrund der

Krankheit erleben?

Die medizinischen Kosten werden in der

Regel durch die Invalidenversicherung

(IV) gedeckt. Allerdings gibt es viele andere

Kosten, wie zum Beispiel für Termine,

Arbeitsausfälle oder Parktickets, die sich

summieren können.

Was brauchen Angehörige in

Ihren Augen stärker?

Bei einer Neudiagnose ist es wichtig,

dass Angehörige gut und adäquat informiert

werden. Sie sollten wissen, dass

sie keine Schuld tragen und wie sie beim

nächsten Anfall reagieren sollen. Zudem

sollten sie bei Bedarf rasch psychotherapeutische

Unterstützung erhalten.

Leider sind viele Psychotherapeuten

ausgebucht, und das Angebot müsste

gestärkt werden.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten

stehen den Angehörigen von

Epilepsie-Betroffenen zur Verfügung?

Epi-Suisse hat eine Vorreiterrolle mit den

Epi-Coaches und bietet gute Informationsbroschüren

und Angebote, auch für

Kinder. Veranstaltungen wie «Famoses»

sind speziell auf Eltern und Kinder zugeschnitten

und bieten wertvolle Informationen

und Austauschmöglichkeiten.

Welche Rolle spielt das Umfeld der

Angehörigen, wie Freunde und

Verwandte, bei der Bewältigung

der Herausforderungen im

Zusammenhang mit Epilepsie?

Das Umfeld spielt eine grosse Rolle.

Freunde und Verwandte können emotional

unterstützen, entlasten und Verständnis

entgegenbringen. Sie können den Eltern

Auszeiten ermöglichen, indem sie sich um

das Kind kümmern. Wichtig ist aber auch,

dass auch sie gut informiert sind.

Wie effektiv sind derzeit verfügbare

Angebote und Ressourcen zur

Unterstützung von Angehörigen von

Epilepsie-Betroffenen? Gibt es

Bereiche, in denen Verbesserungen

erforderlich sind?

Es gibt tolle Unterstützungsangebote,

aber sie müssen auch zu den Menschen

kommen. Erstbetreuende sind in der

Verantwortung, eine Brücke zu schlagen

und Informationen weiterzugeben. Die

Awareness in der Allgemeinbevölkerung

könnte noch mehr geschärft werden, insbesondere

im Hinblick auf neurologische

und psychiatrische Krankheiten. Auch die

Stigmatisierung ist noch ein Thema, das

angegangen werden muss. Es gibt immer

noch Mythen und Vorurteile, insbesondere

bei neurologischen oder psychiatrischen

Erkrankungen. Informationskampagnen

können helfen, mit diesen Mythen

aufzuräumen. Soziale Netzwerke können

ebenfalls genutzt werden, um Aufklärung

zu betreiben.

Was wünschen Sie sich

von der Politik?

Ich wünsche mir von der Politik, dass die

Kinder- und Jugendmedizin gestärkt wird

und die bekannten Versorgungsengpässe

angegangen werden. Für Kinder und

Jugendliche mit neurologischen Erkrankungen

wie einer Epilepsie sollte es genügend

Therapieangebote geben, nicht

nur für die Betroffenen, sondern auch für

die Angehörigen, da diese ebenfalls sehr

zentral sind.

INTERVIEW: CAROLE BOLLIGER

TIPPS FÜR ANGEHÖRIGE

• Informieren: Gut informierte

Angehörige können besser auf

Anfälle reagieren und fühlen

sich sicherer im Umgang mit der

Krankheit. Organisationen wie

Epi-Suisse bieten wertvolle Informationen

und Unterstützung.

• Selbstfürsorge: Regelmässige

Auszeiten und das Pflegen eigener

Interessen und Hobbys sind

wichtig, um die eigene psychische

Gesundheit zu erhalten.

• Unterstützung suchen: Der

Austausch mit anderen betroffenen

Familien und die Inanspruchnahme

von Unter stützungsangeboten

können entlastend wirken.

• Kommunikation: Offene Gespräche

innerhalb der Familie und mit Freunden

können Missverständnisse vermeiden

und das Verständnis fördern.

• Professionelle Hilfe: Bei Bedarf

sollten psychologische oder therapeutische

Angebote in Anspruch

genommen werden, um die emotionale

Belastung zu bewältigen.

UNTERSTÜTZUNGSANGEBOTE

• Epi-Suisse: Bietet umfassende

Informationen, Beratungen und

spezielle Programme für

Betroffene und ihre Familien.

• Sozialdienste: Können bei der Organisation

von Alltagsunterstützung

und finanziellen Hilfen helfen.

• Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den

Austausch mit anderen Betroffenen

und bieten emotionale Unterstützung. 9



SOZIALBERATUNG

EPI-SUISSE UNTERSTÜTZT

DURCH DEN DSCHUNGEL DER IV

Epilepsie als chronische Erkrankung kann die Berufstätigkeit vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen.

Bei temporärer Arbeitsunfähigkeit greift die Krankenversicherung, bei dauerhafter Beeinträchtigung prüft

die Invalidenversicherung (IV) den Fall. Wichtig ist: Keine Krankheit führt automatisch zu IV-Leistungen, jeder Fall

wird individuell geprüft.

10

Das Ziel der IV ist gesetzlich festgelegt:

die Sicherung des Existenzminimums für

Invalide. Dabei gilt der Grundsatz «Eingliederung

vor Rente». Bei einer IV-Anmeldung

wird zunächst die berufliche Eingliederung

geprüft, um festzustellen, ob

die Person zumindest teilweise selbst für

ihren Lebensunterhalt sorgen kann.

Invalidität wird definiert als dauerhafte

Erwerbsunfähigkeit (mindestens ein Jahr)

aufgrund eines Gesundheitsschadens.

Die betroffene Person kann ihre übliche

berufliche Tätigkeit oder Alltagsaufgaben

nicht mehr ausüben. Wichtig ist, dass die

Erwerbsunfähigkeit direkt auf den Gesundheitsschaden

zurückzuführen sein

muss und nicht auf andere Faktoren.

DER ABLAUF EINER IV-ANMELDUNG

GESTALTET SICH WIE FOLGT

1. Prüfung von Eingliederungsmassnahmen:

Nach einer Abklärung der

persönlichen und beruflichen Situation

werden mögliche Massnahmen

zur Wiederherstellung, Verbesserung

oder Erhaltung der Erwerbsfähigkeit

NINA WIEDERKEHR

Sozialberaterin

INFOS ZUR BERATUNG

Sie haben Fragen oder brauchen

Unterstützung?

Unsere Mitarbeitenden der

Sozialberatung helfen Ihnen gerne:

www.epi-suisse.ch/sozialberatung,

info@epi-suisse.ch oder

Telefon 043 488 68 80

geprüft. Dies können Praktika, Arbeitsplatzanpassungen,

Coaching,

berufliche Neuorientierung oder

Schulungen sein.

2. Informationssammlung: Die IV holt Informationen

von Ärzten, Arbeitgebern

und Versicherungen ein. Zusätzliche

medizinische Beurteilungen können

erforderlich sein.

3. Rentenprüfung: Wenn Eingliederungsmassnahmen

nicht oder nur teilweise

erfolgreich sind, wird der Rentenanspruch

geprüft. Voraussetzung ist,

dass mindestens drei Jahre lang AHV/

IV-Beiträge gezahlt wurden. Ein Rentenanspruch

entsteht erst ab einem

Invaliditätsgrad von 40 %.

4. Vorbescheid: Nach Abschluss der

Untersuchung erhält die betroffene

Person einen Vorbescheid mit dem

geplanten Entscheid. Es gibt eine

30-tägige Frist zur Stellungnahme.

5. Endgültiger Entscheid: Ohne Einwände

wird der endgültige Entscheid gefällt.

BEI DER RENTENBERECHNUNG

WERDEN ZWEI ASPEKTE

BERÜCKSICHTIGT

1. Invaliditätsgrad: Dieser wird durch

den gesundheitsbedingten Verdienstausfall

ermittelt. Bei Teilzeitbeschäftigten

und Nichterwerbstätigen

wird auch die Beeinträchtigung bei

Hausarbeiten berücksichtigt.

2. Rentenhöhe: Diese basiert auf der

Beitragsdauer und dem durchschnittlichen

Jahreseinkommen während der

Beitragszeit. Je nach Invaliditätsgrad

wird ein Prozentsatz der Rente ausgezahlt

(25 % Rente bei 40 % Invalidität

bis 100 % Rente ab 70 % Invalidität).

FÜR MENSCHEN MIT EPILEPSIE

UND IHRE ANGEHÖRIGEN IST

ES WICHTIG ZU WISSEN

– Die berufliche Tätigkeit ist von grosser

Bedeutung für finanzielle Absicherung,

gesellschaftliche Teilhabe und Selbstwertgefühl.

– Viele Menschen mit Epilepsie haben

kaum Einschränkungen im Beruf, stossen

aber oft auf Vorurteile.

– Bei Berufsunfähigkeit können existenzielle

Sorgen und Unsicherheiten entstehen.

– Der Wegfall des gewohnten Tagesablaufs

und sozialer Kontakte kann sich

negativ auf die psychische Gesundheit

auswirken.

– Es gibt keine grundsätzlich verbotenen

Berufe für Epilepsie-Betroffene. Die

Eignung hängt von individuellen Faktoren

wie Anfallsform, -häufigkeit und

Arbeitsumgebung ab.

– Vorsicht ist geboten bei Tätigkeiten mit

erhöhtem Verletzungsrisiko oder wenn

eine Fahrerlaubnis erforderlich ist.

– Offenheit am Arbeitsplatz über die Epilepsie

kann hilfreich sein, ist aber eine

persönliche Entscheidung.

Für Unterstützung und Beratung steht

Epi-Suisse bei Fragen zur IV-Anmeldung,

rechtlichen Schritten oder allgemeinen

Anliegen zur Seite. Es ist ratsam, sich bei

Unklarheiten oder Problemen im IV-Verfahren

frühzeitig an unsere Sozialberaterinnen

zu wenden.

TEXT: MÉLANIE VOLLUZ

IMPRESSIONEN AUS

UNSEREN LAGERN 2024

11



EPI-SUISSE IST DA FÜR

MENSCHEN MIT EPILEPSIE

WIR UNTERSTÜTZEN MENSCHEN MIT EPILEPSIE UND

IHRE ANGEHÖRIGEN IN FOLGENDEN BEREICHEN:

ALLTAG · SCHULE · FAMILIE · FREIZEIT · BERUF · PARTNERSCHAFT

BERATEN & INFORMIEREN

▶ Beratung

▶ Informationsmaterial

LERNEN & VERSTEHEN

▶ Kurse und Weiterbildungen

▶ Vorträge und Tagungen

▶ Interventionen in Schulen

FERIEN & FREIZEIT

▶ Ferienwochen und Weekends

▶ Ausflüge

UNTERSTÜTZEN & AUSTAUSCHEN

▶ Selbsthilfegruppen

▶ My.EpiCoach: Austausch unter Betroffenen

Epi-Suisse

Schweizerischer Verein für Epilepsie

Seefeldstrasse 84

8008 Zürich

043 488 68 80

info@epi-suisse.ch

www.epi-suisse.ch

Epi-Suisse

Association suisse de l’Épilepsie

Avenue de Beaulieu 9

1004 Lausanne

021 729 16 85

info@epi-suisseromande.ch

www.epi-suisse.ch

Epi-Suisse

Associazione svizzera per l’Epilessia

c/o istituto ricerche di gruppo, Martino Regazzi

Via Breganzona 16

6900 Lugano

076 577 58 97

martino.regazzi@epi-suisse.ch

www.epi-suisse.ch

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