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Leben-mit-Magazin "Women's Health"

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www.leben<strong>mit</strong>.de<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ... <strong>Magazin</strong><br />

WOMEN’S HEALTH<br />

Seite 4<br />

Schlaganfall –<br />

Dagmar erzählt<br />

ihre bewegende<br />

Geschichte<br />

Seite 6<br />

Migräne – Sabrina<br />

über ihr <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong><br />

Unwetter im Kopf<br />

Seite 8<br />

Primär biliäre<br />

Cholangitis – Kristina<br />

lebt <strong>mit</strong> einer seltenen<br />

Autoimmunerkrankung<br />

Seite 10<br />

Wechseljahre –<br />

Peggy spricht<br />

über Women<br />

in Balance<br />

Seite 12<br />

Lipödem –<br />

jede zehnte Frau<br />

ist betroffen<br />

Gemeinsam stark<br />

Vor vier Jahren erhält die beliebte TV-Moderatorin Tanja Bülter<br />

die Diagnose Brustkrebs – und der Kampf ihres <strong>Leben</strong>s beginnt.<br />

Dabei immer an ihrer Seite: Mutter Elke. Im Interview sprechen<br />

die beiden über die Wichtigkeit des Zusammenhalts.


2<br />

Vorwort<br />

Wenn man die Bevölkerung fragt, denkt man: Natürlich handeln Ärzte danach, ob man<br />

eine Frau oder einen Mann vor sich hat, das ist doch selbstverständlich – nein, das ist<br />

aktuell absolut nicht selbstverständlich.<br />

Gendern in der Medizin<br />

rettet Menschenleben!<br />

Prof. Dr. med. Ute Seeland<br />

Fachärztin für Innere Medizin<br />

und Gendermedizinerin,<br />

Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft<br />

für Geschlechtsspezifische<br />

Medizin e. V. (DGesGM)<br />

„Medizin ist<br />

geschlechterspezifisch,<br />

wenn<br />

sie in Forschung,<br />

Krankenversorgung<br />

oder Pflege<br />

die Unterschiede<br />

zwischen Männern<br />

und Frauen<br />

berücksichtigt.“<br />

Die Geschlechtersensible Medizin<br />

(GSM), auch als Gendermedizin<br />

bekannt, ist ein<br />

Fachgebiet der Medizin, das<br />

sich <strong>mit</strong> den Unterschieden<br />

zwischen Männern und<br />

Frauen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit<br />

befasst. Experten der GSM untersuchen,<br />

wie sich zum Beispiel Geschlechtshormone,<br />

die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen<br />

auf die Gesundheit und den Verlauf von<br />

Krankheiten auswirken. Sie entwickeln und<br />

evaluieren auch neue Therapien und Präventionsmaßnahmen<br />

für Frauen und Männer unter<br />

Berücksichtigung ihres Alters, ihrer Ethnizität<br />

und ihrer <strong>Leben</strong>ssituation.<br />

Hier hat Deutschland Nachholbedarf. Die Kardiologie<br />

ist ein gutes Beispiel der Unterschiede.<br />

Nehmen Sie beispielsweise den Herzinfarkt. Es<br />

herrscht die Vorstellung, dass insbesondere<br />

Männer ab einem bestimmten Alter Herzinfarkte<br />

bekommen. Sogar Laien kennen die<br />

Symptome: ein Schmerz in der linken Brust,<br />

der in den linken Arm ausstrahlt. Nur: Auch<br />

Frauen bekommen Herzinfarkte, allerdings<br />

können bei ihnen die Symptome anders sein.<br />

Außerdem sind vor allem bei jüngeren Frauen<br />

die Infarkte besonders gefährlich. Das muss<br />

man als Mediziner wissen, um richtige Diagnosen<br />

stellen und richtig handeln zu können.<br />

Umgekehrt werden Männer viel seltener auf<br />

Osteoporose getestet; die Krankheit wird immer<br />

noch eher bei Frauen vermutet. Tatsächlich<br />

sind aber auch ältere Männer betroffen.<br />

Depressionen sind auch so ein Fall, bei dem<br />

die typischen Symptome weiblicher Patienten<br />

eher bekannt sind und erkannt werden – Traurigkeit,<br />

Lethargie und so weiter. Bei Männern<br />

kann aggressives Verhalten eine Depression<br />

anzeigen. Entwickelt man ein Medikament,<br />

ist es auch wichtig, Männer und Frauen differenziert<br />

zu betrachten: Die Körperzusammensetzung<br />

und der Stoffwechsel von Frauen und<br />

Männern sind unterschiedlich. Medikamente,<br />

die in einem männlichen Körper eine gute Wirkung<br />

zeigen, können bei Frauen nicht so gut<br />

wirken oder sogar unerwünschte Wirkungen<br />

hervorrufen.<br />

Warum die medizinische Forschung, die Krankenversorgung<br />

und auch die medizinische Ausbildung<br />

so wenig auf die Geschlechtersensible<br />

Medizin ausgerichtet sind, hat unterschiedliche<br />

Gründe. Der Körper von Frauen verändert<br />

sich stärker als der von Männern, sie erleben<br />

kurz- und langfristig stärkere hormonelle Umstellungen.<br />

Das macht es schwieriger, Frauen in<br />

der medizinischen Forschung zu berücksichtigen,<br />

es gibt bei Studien viel mehr Faktoren<br />

zu beachten. Lange Zeit wurde deswegen auf<br />

männliche Probanden zurückgegriffen. Das<br />

ist einfach einfacher. Dann herrschte lange ein<br />

eingeschränkter Blick auf unseren Körper vor:<br />

Frauen wurden in der Medizin nur dann gesondert<br />

berücksichtigt, wenn es um die primären<br />

und sekundären Geschlechtsmerkmale ging.<br />

Der Rest wurde über einen männlichen Kamm<br />

geschoren. Lange wussten wir nicht einmal,<br />

wie weitreichend die Unterschiede zwischen<br />

männlichen und weiblichen Körpern oder gar<br />

Zellen überhaupt sind.<br />

Abgesehen von der medizinischen Forschung<br />

und Versorgung müssen auch in anderen Bereichen<br />

die Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

in den Blick genommen werden.<br />

Alle Disziplinen sollten sich <strong>mit</strong> der geschlechtersensiblen<br />

Denkweise beschäftigen und ihre<br />

Lehrenden schulen. Denn es braucht in jedem<br />

Forschungsbereich eine geschlechterspezifische<br />

Datenbasis, um Innovationen auf die<br />

Bedürfnisse aller Menschen abstimmen zu<br />

können. Natürlich ist die neue Generation auch<br />

anders erzogen und entwickelt sich weiter, aber<br />

die gläsernen Decken gibt es, und an die stößt<br />

man meistens erst dann, wenn man eine eigene<br />

Familie gründet und sein eigenes Geld verdient.<br />

Abschließend lässt sich feststellen, dass<br />

es noch keine echte Parität gibt. Aber Schritte in<br />

die richtige Richtung sind gemacht und zeigen<br />

einen Weg in eine gerechtere Zukunft auf..<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ... <strong>Magazin</strong> Healthcare Mediapartner GmbH | Pariser Platz 6a | 10117 Berlin | www.healthcare-mediapartner.de<br />

Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Design Elias Karberg<br />

Coverbild Deutsche Krebshilfe Druck BNN Badendruck GmbH Kontakt redaktion@leben<strong>mit</strong>.de | www.leben<strong>mit</strong>.de<br />

Alle Artikel, die <strong>mit</strong> „In Zusammenarbeit <strong>mit</strong>“ gekennzeichnet sind, sind gesponserte Beiträge.<br />

Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter <strong>mit</strong> ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.


Anzeige<br />

Herzinfarkt bei Frauen<br />

A B C<br />

Übelkeit<br />

Schwindel<br />

Atemnot<br />

Der Herzinfarkt ist keine reine „Männerkrankheit“. Da die Symptomatik bei Frauen nicht<br />

immer klar ist, werden ihre Symptome oftmals fehlgedeutet. Dies führt dazu, dass Frauen<br />

häufig deutlich später in die Klinik eingeliefert werden als Männer.<br />

Typisch sind Schmerzen im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein (A). Zusätzlich können<br />

Schmerzen im Rücken (zwischen den Schulterblättern, C) oder Oberbauch (Verwechslung<br />

<strong>mit</strong> „Magenschmerzen“ möglich, B) ein Alarmzeichen sein. Die Schmerzen können in den<br />

Arm, den Hals oder den Oberbauch ausstrahlen (B).<br />

Symptome für einen Herzinfarkt:<br />

Kurzatmigkeit / Atemnot<br />

Schweißausbrüche<br />

Rückenschmerzen<br />

Übelkeit<br />

Erbrechen<br />

Schmerzen im Oberbauch<br />

Ziehen in den Armen<br />

Unerklärliche Müdigkeit<br />

Depressionen<br />

Bei Verdacht:<br />

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4<br />

Schlaganfall<br />

Als ich aus dem<br />

Koma erwacht bin,<br />

konnte ich mich nicht<br />

mehr bewegen. Ich dachte,<br />

mein <strong>Leben</strong> ist zu Ende.<br />

Foto: Ipsen<br />

Vom Schlag getroffen<br />

Rund 270.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Schlaganfall, Frauen<br />

sind statistisch gesehen häufiger betroffen als Männer. Eine von ihnen ist Dagmar. Sie<br />

erlitt einen Schlaganfall, der ihr <strong>Leben</strong> auf den Kopf stellte. Von einem Moment auf den<br />

anderen war nichts mehr, wie es war. Im Interview spricht die heute 77-Jährige über ihren<br />

Kampf zurück ins <strong>Leben</strong>, den Rückhalt ihrer Familie und den Umgang <strong>mit</strong> der Spastik.<br />

Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

umgesetzt.<br />

Liebe Dagmar, bitte erzählen Sie uns von<br />

dem Tag, an dem Sie einen Schlaganfall erlitten<br />

haben.<br />

Ich war nie krank, ich war immer gesund. Aber<br />

an diesem Tag hatte ich wahnsinnige Kopfschmerzen.<br />

Ich habe gedacht, mir platzt der<br />

Kopf auseinander. Mein Mann sagte zu mir:<br />

„Setz dich hin, ruh dich aus, nimm mal eine<br />

Tablette.“ Aber es half nichts. Ich hatte dann<br />

die Augen zugemacht, und als ich sie wieder<br />

öffnete, sah ich nichts mehr – ich war blind.<br />

In der Notaufnahme wurde eine Angiografie<br />

gemacht und die Ärzte haben festgestellt, dass<br />

ich einen Thrombus in der Carotis, also in der<br />

großen Hauptschlagader des Halses, hatte.<br />

Danach bin ich ins Koma gefallen und habe<br />

vier Tage nichts gemerkt.<br />

Wann haben Sie von der Diagnose erfahren<br />

und wie haben Sie darauf reagiert?<br />

Als ich erwacht bin, konnte ich mich nicht<br />

mehr bewegen. Meine gesamte linke Körperseite<br />

war von oben bis unten gelähmt. Dann<br />

haben die Ärzte zu mir gesagt, dass ich einen<br />

schweren Schlaganfall erlitten habe. Ich habe<br />

dann erst mal nur geheult und dachte, mein<br />

<strong>Leben</strong> ist zu Ende.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Nach einem Vierteljahr bin ich das erste Mal<br />

zu Hause gewesen. Ich hatte die Pflegestufe<br />

3, musste rund um die Uhr betreut und versorgt<br />

werden: Ich wusste nicht, was ein Kugelschreiber<br />

ist. Ich wusste nicht, was eine<br />

Zahnbürste ist. Ich wusste nicht, was ein Glas<br />

ist. Ich musste alles wieder neu lernen und<br />

kennenlernen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel<br />

geweint. Ich habe gedacht, dass ich das nicht<br />

mehr schaffe. Mein Mann hat dann immer zu<br />

mir gesagt: „Zerfleisch dich nur.“ Das waren<br />

seine Worte. Er hat mich so sehr angetrieben,<br />

sodass sogar Freunde von uns gesagt haben,<br />

dass er zu viel von mir verlangt. Aber das war<br />

genau das Richtige. Er hat mich immer wieder<br />

gereizt, sodass der Punkt kam, an dem ich ihm


eweisen wollte, dass ich es schaffe – und ich<br />

habe es geschafft.<br />

Was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen?<br />

Mein Mann. Seine Art, <strong>mit</strong> der Krankheit umzugehen,<br />

war das, was mir am allermeisten<br />

geholfen hat. Und natürlich meine Kinder. Die<br />

standen immer hinter mir, die haben alles <strong>mit</strong><br />

mir gemacht. Sie sind <strong>mit</strong> mir in den Urlaub<br />

gefahren, haben mir immer wieder Rätsel aufgegeben,<br />

haben immer versucht, <strong>mit</strong> mir zu arbeiten.<br />

Das alles hat mich motiviert. Ich wollte<br />

einfach wieder normal und die Mutti sein, die<br />

von anderen gebraucht wird – so wie das vor<br />

dem Schlaganfall war. Das habe ich und das<br />

haben wir gemeinsam als Familie geschafft.<br />

Hatten Sie neuropsychologische Hilfe?<br />

Ja, und die Unterstützung vom Psychologen<br />

hat mir auch sehr geholfen. Er hat viele Übungen<br />

<strong>mit</strong> mir gemacht und er hat sich an meine<br />

Wünsche angelehnt. Mein Ziel war es, wieder<br />

für andere da zu sein, und ich wollte auch die<br />

Krankheit richtig erforschen. Er hat mich dabei<br />

unterstützt.<br />

20 bis 40 Prozent leiden nach einem Schlaganfall<br />

unter spastischen Bewegungsstörungen.<br />

Die meisten Spastiken machen sich<br />

spätestens drei bis sechs Monate nach dem<br />

Schlaganfall bemerkbar. Wie ist das bei Ihnen?<br />

Vor 13 Jahren bekam ich Spastikerscheinungen<br />

in meinem linken Bein. Das war ganz schön<br />

heftig. Das Bein zitterte und es krampfte. Schon<br />

bei einer kleinen Unebenheit auf der Straße<br />

und kurzer Unkonzentriertheit fiel ich hin. Daraufhin<br />

habe ich mich <strong>mit</strong> meinem Neuropsychologen<br />

zusammengesetzt. Seitdem bekomme<br />

ich alle Vierteljahre Spritzen – und das hilft<br />

wirklich. Ich habe deutliche Verbesserungen<br />

und ich merke, kurz bevor das Vierteljahr abläuft,<br />

dass die Spastiken wiederkommen. Nicht<br />

so heftig wie vorher, aber der Körper signalisiert,<br />

dass es wieder Zeit für die Spritze ist. Angenehm<br />

ist die Spritzerei nicht, muss ich sagen.<br />

Es tut schon weh. In den ersten Tagen nach der<br />

Spritze fühlt sich das Bein komisch an, aber<br />

nach einer Woche ist alles weg und dann kann<br />

ich das Bein ganz ruhig bewegen und normal<br />

laufen, ohne dass das Knie nach hinten ausschlägt.<br />

Das ist einfach toll.<br />

Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?<br />

Ich habe viel gearbeitet, bevor ich den Schlaganfall<br />

hatte. Ich war immer fleißig und habe<br />

auch viel ehrenamtlich gemacht. Als ich dann<br />

aus meinem ganz tiefen Tief raus war, habe<br />

ich beschlossen, dass mein Körper jetzt meine<br />

Arbeit ist. Ich kann allen nur raten, niemals<br />

aufzugeben und zu kämpfen. Jedes Erfolgserlebnis,<br />

was du <strong>mit</strong> deinem Körper schaffst, ist<br />

wie ein Arbeitserfolgserlebnis..<br />

Scannen Sie den QR-<br />

Code, um das bewegende<br />

Interview <strong>mit</strong> Dagmar in<br />

voller Länge anzusehen.<br />

DRSC-DE-000355<br />

Arm- und Beinspastik<br />

Spastik – eine Definition<br />

Als Spastik wird eine Bewegungsstörung bezeichnet, die <strong>mit</strong> einer Erhöhung<br />

der Muskelspannung (Steifigkeit) einhergeht. Man unterscheidet Für weitere Infos<br />

zwischen einer fokalen Spastik, die z. B. nur einen Arm oder ein Gelenk zur Spastik nach<br />

betrifft, und einer regionalen oder generalisierten Spastik, bei der mehrere<br />

Körperregionen oder auch der ganze Körper betroffen sind. !den<br />

einem Schlaganfall<br />

scannen Sie<br />

QR-Code.<br />

Typische Symptome einer Spastik<br />

Bei einer Schädigung des Nervensystems,<br />

die zu einer Spastik führt, treten<br />

neben der Spannungszunahme der<br />

Muskulatur typischerweise weitere<br />

Beschwerden auf. Wie z. B.:<br />

• verminderte Kraft<br />

• eine Einschränkung der aktiven<br />

und passiven Beweglichkeit<br />

• ungewollte, rhythmische Kontraktionen<br />

der Muskeln (Klonus)<br />

• schmerzhafte, plötzliche Muskelkrämpfe<br />

und plötzlich zuckende/<br />

ruckartige unwillkürliche<br />

Bewegungen<br />

• Schmerzen<br />

• eine Einschränkung der<br />

Koordination und Feinmotorik<br />

• eine Störung der Wahrnehmung<br />

Durch diese Beschwerden sind Menschen<br />

sehr unterschiedlich stark eingeschränkt.<br />

Manche Menschen <strong>mit</strong> einer<br />

Arm- oder Beinspastik sind nur leicht<br />

bewegungseingeschränkt, während<br />

andere erhebliche Schwierigkeiten bei<br />

der Bewältigung selbst kleiner, alltäglicher<br />

Aufgaben haben.<br />

So kann eine Spastik am Arm aussehen:<br />

Durch die Spastik in bestimmten Muskeln bzw. Muskelgruppen entstehen typische<br />

sogenannte Spastikmuster. Das Haltungs- und Bewegungsmuster bei einer spastischen<br />

Lähmung des Armes oder Beines lässt sich bei den meisten Betroffenen einem<br />

der folgenden Muster zuordnen, wobei die Übergänge fließend sind:<br />

So kann sich eine Beinspastik äußern:<br />

5<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 5<br />

Ein guter Weg der „Selbst-Hilfe“<br />

Eine spastische Bewegungsstörung und die da<strong>mit</strong> verbundenen Einschränkungen im<br />

Alltag oder im sozialen Umfeld sind nicht immer leicht zu bewältigen. Ein erster Schritt<br />

ist, wie bei allen anderen chronischen Erkrankungen auch, sich zu informieren, da<strong>mit</strong> Sie<br />

auf Augenhöhe <strong>mit</strong> Ihren behandelnden Ärzten oder weiteren Therapeuten kommunizieren<br />

können.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.schlaganfall-hilfe.de und www.ipsen.com/germany


6<br />

Migräne<br />

instagram.com/<br />

unwetterimkopf<br />

Unwetter<br />

im Kopf<br />

Migräne ist laut WHO eine der am stärksten<br />

einschränkenden Erkrankungen des<br />

Menschen und wird gleichzeitig in vielen<br />

Teilen der Gesellschaft nicht ernst genommen.<br />

„Kopfschmerzen? Die hat doch jeder<br />

mal!“ Migräne begleitet Sabrina Wolf durch<br />

ihr <strong>Leben</strong>. Im Interview spricht die Personalreferentin,<br />

Podcasterin und Vizepräsidentin<br />

der MigräneLiga e. V. Deutschland über ihr<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> chronischen Schmerzattacken.<br />

Redaktion Emma Howe<br />

Foto: privat<br />

Seit wann hast du Migräne und wie fing es<br />

bei dir an?<br />

In der Pubertät. Ich erinnere mich noch genau<br />

an meine erste Attacke: Es war ein Samstagmorgen.<br />

Ich wachte <strong>mit</strong> sehr starken, einseitigen<br />

Kopfschmerzen auf. Mir war übel, ich war<br />

lichtempfindlich und mir ging es sehr schlecht.<br />

Da meine Mama auch unter Migräne leidet,<br />

wusste ich sofort, was ich habe. Das hat mir<br />

auch den Weg zur Diagnose erleichtert. Anders<br />

als viele andere Betroffene, die einen jahrelangen<br />

Leidensweg gehen, bevor sie endlich eine<br />

Diagnose erhalten.<br />

Rückblickend hatte ich die ersten Anzeichen<br />

aber schon als Kind. Ich hatte oft Kopf- und<br />

Bauchschmerzen. Was darauf hindeutet, aber<br />

nie diagnostiziert wurde, dass ich wahrscheinlich<br />

als Kind bereits Migräne hatte. Die Diagnose<br />

habe ich dann erst <strong>mit</strong> 16 Jahren erhalten.<br />

Wie bist du da<strong>mit</strong> umgegangen?<br />

Da meine Mama eher ab und zu <strong>mit</strong> Migräneattacken<br />

zu kämpfen hat, war mir damals nicht<br />

bewusst, was das für mich bedeuten würde.<br />

Als sich die Attacken häuften, wurde mir jedoch<br />

schnell bewusst, dass es so nicht weitergehen<br />

kann. Ich war bei vielen Ärzten und<br />

hatte das Glück, auf eine Neurologin zu treffen,<br />

die mich ernst nahm. Sie verschrieb mir eine<br />

Akutmedikation, legte mir Ausdauersport und<br />

Meditation nah. Sie empfahl mir auch eine<br />

medikamentöse Prophylaxe, doch damals war<br />

ich noch nicht dazu bereit, jeden Tag Medikamente<br />

zu nehmen.<br />

Was hast du stattdessen getan?<br />

Ich habe begonnen, mich intensiv <strong>mit</strong> meiner<br />

Erkrankung zu beschäftigen, und jahrelang<br />

Maßnahmen, die teilweise auch nicht wissenschaftlich<br />

belegt sind, ausprobiert.<br />

Welche waren das?<br />

Ich war bei der Akupunktur, habe mir einen<br />

Migränepiercing stechen lassen, ich habe mir<br />

meinen Atlas korrigieren lassen, war bei Osteopathen<br />

und Physiotherapeuten. Es gab in<br />

dieser Zeit immer wieder Phasen, wo es besser<br />

wurde und ich nur eine Attacke im Monat hatte.<br />

Doch das wurde dann deutlich mehr. Es gab<br />

Monate, da hatte ich 20 Migränetage.<br />

Bitte versuche, den Schmerz zu beschreiben.<br />

Ich merke schon beim Aufstehen, dass etwas<br />

nicht stimmt. Die eine Kopfhälfte fühlt sich<br />

schwerer an, auch wenn es bewölkt ist, ist es<br />

mir zu hell, mir ist übel und langsam steigt<br />

der Schmerz. Dieser ist stark, stechend, pulsierend.<br />

Teilweise kommen Kiefer- und Schulterschmerzen<br />

hinzu. Hinzu kam, dass ich<br />

während meiner Periode häufiger im Migränestatus<br />

gelandet bin, also eine Attacke länger als<br />

72 Stunden andauert. Meine längste Attacke<br />

hielt zwölf Tage an.<br />

Wie schaffst du es, mental stark zu bleiben?<br />

In den vorher genannten Situationen war ich<br />

es nicht mehr. Ich war körperlich und mental<br />

am Ende. Normalerweise schaffe ich es, gut<br />

<strong>mit</strong> der Migräne zu leben. Ich mache Sport,<br />

Atemübungen, Meditation und führe einen<br />

gesunden <strong>Leben</strong>sstil. Wenn ich in ein Tief rutsche,<br />

schaffe ich es da<strong>mit</strong>, mich wieder rauszuziehen.<br />

Das alles unterstützt meine mentale<br />

Gesundheit, die bei einer chronischen Erkrankung<br />

sehr, sehr wichtig ist. Doch es funktioniert<br />

auch nicht immer, und das ist auch völlig<br />

in Ordnung.<br />

Wie geht dein Umfeld <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />

um, und was würdest du dir diesbezüglich<br />

von der Gesellschaft wünschen?<br />

Durch Gespräche <strong>mit</strong> anderen wird mir immer<br />

wieder bewusst, dass ich mich <strong>mit</strong> meinem<br />

Umfeld sehr glücklich schätzen kann. Viele erleben<br />

das leider anders, erfahren Unverständnis<br />

und werden teilweise ausgegrenzt. Das darf<br />

nicht sein. Ich wünsche mir viel mehr Aufklärung<br />

rund um das Thema.<br />

Hast du aus diesem Grund dein Buch „Unwetter<br />

im Kopf – Mein <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Migräne“<br />

geschrieben?<br />

Mit meinem Buch, das ab 19. Februar erhältlich<br />

ist, möchte ich aufklären und – das Wichtigste<br />

– anderen Betroffenen Mut machen,<br />

indem ich meinen Weg zeige, wie ich gelernt<br />

habe, <strong>mit</strong> der Migräne umzugehen und Symptome<br />

zu lindern. Ich teile meine Geschichte<br />

sowie Strategien für den Akutfall und die Vorbeugung<br />

von Migräneschüben.<br />

Wie geht es dir heute?<br />

Als die Migränetage immer mehr wurden, kam<br />

ich an den Punkt, mich <strong>mit</strong> der medikamentösen<br />

Prophylaxe auseinanderzusetzen – und<br />

das war die richtige Entscheidung. Ich habe<br />

eine Prophylaxe <strong>mit</strong> Antikörpern, die ich mir<br />

alle vier Wochen <strong>mit</strong>tels subkutaner Injektion<br />

verabreiche. Seitdem geht es mir deutlich<br />

besser. In der Kombination <strong>mit</strong> allen anderen<br />

Selbstfürsorgemaßnahmen habe ich deutlich<br />

an <strong>Leben</strong>squalität gewonnen. Dafür bin ich<br />

sehr dankbar. .


7<br />

Migräne: Viel mehr<br />

als Kopfschmerzen<br />

Der Schmerzexperte Dr. Johannes Horlemann erklärt im<br />

Interview, was Migräne ist, wie sie entsteht und welche<br />

Prophylaxemöglichkeiten es gibt.<br />

Das Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

Lieber Herr Dr. Horlemann, was ist eine<br />

Migräne und wodurch wird sie ausgelöst?<br />

Eine Migräne ist eine neurologische Erkrankung,<br />

die <strong>mit</strong> wiederkehrenden Kopfschmerzattacken<br />

und neurologischen Begleitsymptomen<br />

auftritt. Migräneattacken<br />

sind meistens unvorhersehbar. Es werden<br />

seit vielen Jahren Trigger zur Migräneauslösung<br />

diskutiert, beispielsweise Schokolade,<br />

Käse, Rotwein oder Wetterbedingungen,<br />

jedoch besteht für diese Auslöser<br />

keine wissenschaftliche Evidenz bis heute.<br />

Gesichert ist hingegen, dass die Migräne<br />

<strong>mit</strong> mehreren Genorten eine genetische<br />

Grundlage besitzt, die vererbt wird.<br />

Was passiert bei einer Migräneattacke im<br />

Kopf?<br />

Die Migräneattacke ist ein komplexes<br />

Geschehen <strong>mit</strong> elektrophysiologischen<br />

Veränderungen des Gehirns, Ausschüttung<br />

von Neurotrans<strong>mit</strong>tern und Durchblutungsveränderungen.<br />

Diese Veränderungen<br />

lösen starke, meist einseitige,<br />

pochend-pulsierende Kopfschmerzen aus,<br />

Hausarzt, daneben ein Schmerzmediziner<br />

oder Neurologe. In komplizierten Fällen<br />

stehen Kopfschmerzzentren zur Verfü-<br />

DAS SOLLTE NICHT<br />

DAS EINZIGE<br />

SEIN, DAS DEINE<br />

gung.<br />

MIGRÄNE LINDERT.<br />

DAS SOLLTE NICHT<br />

DAS EINZIGE<br />

SEIN, DAS DEINE<br />

MIGRÄNE LINDERT.<br />

die typischerweise bei körperlicher Aktivität<br />

stärker werden. Etwa 15 bis 20 Prozent<br />

der Betroffenen haben eine Auraphase vor<br />

der eigentlichen Kopfschmerzphase. In<br />

der Aura sind Störungen der Sinneswahrnehmung<br />

und Sensibilität, seltener auch<br />

der Motorik möglich. Die zentralnervösen<br />

Veränderungen führen zu Übelkeit und<br />

umgesetzt.<br />

Erbrechen und Erhöhung der Licht- und<br />

Geräuschempfindlichkeit. Vorrangig sind<br />

Frauen betroffen.<br />

Was unterscheidet sie von anderen Kopfschmerzen,<br />

und was sind typische Migränesymptome?<br />

Die wichtigste Abgrenzung der Migräne betrifft<br />

den Kopfschmerz vom Spannungstyp.<br />

Diese Kopfschmerzen sind meist milder,<br />

von dumpf-drückendem Charakter und<br />

meist beidseitig, häufig auch vom Nacken<br />

ausgehend, als sogenannter Haubenkopfschmerz,<br />

bei dem auch Übelkeit auftreten<br />

kann. Dieser Kopfschmerztyp ist häufig<br />

<strong>mit</strong> Anspannungen assoziiert und <strong>mit</strong> typischen<br />

Nackenschmerzen.<br />

Reicht eine „Selbstdiagnose“ bei seltenen<br />

Attacken oder sollte man bei einem<br />

Verdacht auf Migräne immer in die Arztpraxis<br />

zur neurologischen Abklärung gehen?<br />

Eine Selbstdiagnose, auch bei seltenen Attacken,<br />

reicht nicht aus. Da die Diagnose<br />

klinisch-anamnestisch erstellt wird, kann<br />

sie in der Regel, außer in komplizierten<br />

Fällen, in der Primärversorgung gestellt<br />

werden: Der erste Ansprechpartner ist der<br />

Dr. med. Johannes Horlemann<br />

Leiter des DGS-Schmerzzentrums<br />

Kevelaer, Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.<br />

Wie erleben Sie das Leid von Migränepatienten<br />

in Ihrer Praxis?<br />

Die Migräne ist eine echte Volkserkrankung.<br />

Deshalb gehört diese Diagnose zum Alltag<br />

fast aller versorgenden Ärzte: in der Hausarztpraxis,<br />

Schmerzmedizin, Neurologie,<br />

aber auch in anderen Fächern wie Orthopädie,<br />

Innere Medizin. Das Leid der Migränepatienten<br />

ist geprägt von einer Unkalkulierbarkeit<br />

der Alltagsgestaltung, weil aufgrund<br />

der Unberechenbarkeit der Attacken zuverlässige<br />

Planungen nicht möglich sind. Aus<br />

diesem Grunde sind Patientinnen und Patienten<br />

<strong>mit</strong> Migräne chronisch schmerzkrank:<br />

Sie sind auch außerhalb der Attacken von der<br />

Migräne geprägt, allein durch Erwartungsangst.<br />

Viele der Migränepatienten, wie auch<br />

Krankenkassendaten belegen, sind depressiv<br />

und durch Ängste verstört. Es entsteht ein Gefühl<br />

der Ohnmacht, unberechenbaren Attacken<br />

ausgeliefert zu sein.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, Migräne-Attacken<br />

präventiv vorzubeugen?<br />

Zum Glück hat die Medizin in den letzten Jahren<br />

sehr wirksame vorbeugende Medikamente<br />

gegen Migräne-Attacken entwickelt, sogenannte<br />

CGRP-Antikörper. Daneben gibt es viele<br />

Medikamente, beispielsweise Betablocker, die<br />

vorbeugend auf die Migräneentstehung wirken.<br />

A<strong>mit</strong>riptylin wirkt sowohl bei Migräne als auch<br />

bei Kopfschmerz vom Spannungstyp vorbeugend..<br />

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D<br />

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S<br />

M<br />

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PBC<br />

Ich habe<br />

wochenlang<br />

geheult und<br />

mich gefragt:<br />

Warum ich?<br />

Heute gehört<br />

meine primär<br />

biliäre Cholangitis<br />

zu mir!<br />

Foto: Ipsen<br />

„Nehmt eure Erkrankung<br />

aktiv in die Hand!“<br />

Kristina ist eine der rund 31.000 Menschen in Deutschland, die an primär biliärer Cholangitis<br />

(PBC) erkrankt sind. Seit 2021 weiß die 37-Jährige, dass sie an der nicht heilbaren, aber<br />

behandelbaren Autoimmunerkrankung der Leber leidet, die zu 90 Prozent Frauen betrifft.<br />

Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

umgesetzt.<br />

Liebe Kristina, dein Weg bis zur Diagnose<br />

der primär biliären Cholangitis war ja keineswegs<br />

einfach für dich. Kannst du bitte<br />

beschreiben, wie alles begann?<br />

Sie begann <strong>mit</strong> dem Tod meines Vaters 2013.<br />

Er hatte Dünndarmkrebs und ist an einer<br />

Leberzirrhose gestorben. Im histologischen<br />

Befund kam dann heraus, dass er an einer<br />

seltenen Lebererkrankung litt. Weil solche Erkrankungen<br />

relativ häufig vererbbar sind, hat<br />

man mir dann dazu geraten, das überprüfen<br />

zu lassen. Mir ging es zu dem Zeitpunkt aber<br />

gut, und ich habe das nicht gemacht.<br />

Ein Jahr später hatte ich einen Bandscheibenriss.<br />

Weil ich nach der Reha nicht gleich wieder<br />

arbeitsfähig war, hat der medizinische<br />

Dienst mich zu einem Check-up eingeladen.<br />

Nach einer Woche hatte ich dann einen auffälligen<br />

Befund. Ich erhielt eine Überweisung<br />

<strong>mit</strong> Verdacht auf primär biliäre Cholangitis an<br />

die Uniklinik. Die habe ich dann daheim erst<br />

mal in die Ecke gepfeffert und gedacht: Mir<br />

geht‘s gut, ich mache da jetzt nichts. Das ging<br />

fast über ein Jahr so.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Irgendwann habe ich mich sehr erschöpft<br />

gefühlt und einen Juckreiz bekommen, der<br />

immer schlimmer wurde. Erst 2017 habe ich<br />

mich dann doch in der Uniklinik untersuchen<br />

lassen. Die Diagnose, die ich dort bekam,<br />

schwankte zwischen PBC und PSC – das heißt<br />

primär sklerosierender Cholangitis. Außerdem<br />

erhielt ich dort die Telefonnummer eines<br />

Seelsorgers, der mir mehr über die Krankheit<br />

erzählen könne. Ich habe dann einen Termin<br />

gehabt <strong>mit</strong> einem netten Herrn, der mir erzählt<br />

hat, ich solle mich psychisch darauf einstellen,<br />

dass ich spätestens in circa 15 Jahren<br />

eine neue Leber bräuchte.<br />

Das war natürlich erst mal ein Schock für<br />

mich. Ich habe in dieser Zeit gedacht: Ich<br />

möchte keine weiteren Arztbesuche oder irgendeine<br />

Untersuchung mehr. Ich habe damals<br />

wochenlang geheult und mich gefragt:<br />

Unvorstellbar, warum ich?<br />

Du hast relativ lange gebraucht, um zu akzeptieren,<br />

dass du tatsächlich primär biliäre<br />

Cholangitis hast. Wann war der Wendepunkt?<br />

Nach weiteren anderthalb Jahren habe ich<br />

mich doch dazu aufgerafft, mir die Diagnose<br />

bestätigen zu lassen. Mit Unterstützung meiner<br />

Hausärztin habe ich mich für die Uniklinik<br />

in Heidelberg entschieden. 2021 wurde<br />

dort die Diagnose PBC bestätigt. Ich wurde<br />

sofort medikamentös eingestellt. Der Juckreiz<br />

war innerhalb von einer Woche fast komplett<br />

weg. Und ich war so glücklich darüber! Die<br />

Erschöpfung ist geblieben, die habe ich auch<br />

heute noch – mal mehr, mal weniger.<br />

Was hat sich geändert, als du schwarz auf<br />

weiß hattest, dass du an PBC erkrankt bist?<br />

Ich bin immer ein sehr positiver Mensch gewesen.<br />

Und ich genieße das <strong>Leben</strong> in vollen<br />

Zügen. Die Klarheit darüber, primär biliäre<br />

Cholangitis zu haben, hat mir geholfen, die<br />

Situation zu akzeptieren. Ich denke, wenn irgendwelche<br />

Hürden im <strong>Leben</strong> kommen, muss<br />

man sich ihnen einfach stellen. Ich habe lernen<br />

müssen, dass ich diese Erkrankung habe


Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de |<br />

9<br />

und dass das okay ist. Ich musste mich da<strong>mit</strong><br />

identifizieren und akzeptieren, dass die PBC<br />

jetzt zu mir gehört und dass ich Wege finden<br />

muss, da<strong>mit</strong> umzugehen. Je länger ich mich<br />

da<strong>mit</strong> auseinandergesetzt hatte, desto mehr<br />

habe ich dann gedacht, die PBC hat sogar<br />

auch etwas Gutes. Denn ich muss jetzt besser<br />

auf mich achten und mich mehr um mich<br />

kümmern! Und das hat ja positive Effekte!<br />

Wie lebst du heute <strong>mit</strong> der PBC?<br />

Wichtig ist, dass ich weiß, wie ich <strong>mit</strong> meiner<br />

Erkrankung umgehen muss. Ich habe eine<br />

positive Einstellung zu meiner PBC gefunden.<br />

Ich bin glücklich. Ich mache alles, was<br />

mir Spaß macht! Und das ist auch mein <strong>Leben</strong>smotto.<br />

Ich habe einen Sohn, der fast 14<br />

ist, bin alleinerziehend und arbeite als Konstruktionsingenieurin.<br />

In meiner Freizeit spiele<br />

ich gerne Tennis. Und bis letztes Jahr war<br />

ich auch Leichtathletiktrainerin und habe<br />

hier viele Jahre <strong>mit</strong> Kindern gearbeitet.<br />

Bis letztes Jahr habe ich Vollzeit gearbeitet<br />

und dann auf 90 Prozent reduziert. Ich merke<br />

aber, dass mir auch das noch zu viel ist und<br />

ich das nicht gut schaffe. Eine Vier-Tage-Woche<br />

wäre ideal. Die Wochenenden sind mir<br />

<strong>mit</strong>tlerweile einfach zu kurz. Ich brauche Erholungsphasen<br />

und Zeit zum Durchatmen.<br />

Außerdem achte ich darauf, dass ich mich<br />

ausreichend bewege. Ich fahre jeden Abend<br />

eine Runde Fahrrad. Und wenn ich dann<br />

noch ein- oder zweimal die Woche Tennis<br />

spiele, geht’s mir gut. Die Ernährung ist natürlich<br />

auch ein Faktor. Sie hängt <strong>mit</strong> der Leber<br />

und dem Darm zusammen. Ich musste<br />

lernen, dass ich bestimmte Dinge nicht vertrage.<br />

Die lasse ich jetzt weg.<br />

Wenn ich in dieser Hinsicht bewusst auf mich<br />

achte, habe ich die Symptome der PBC viel<br />

besser im Griff. Ich habe viel mehr Energie.<br />

Und ich fühle mich auch psychisch besser!<br />

Gehst du zu regelmäßigen Kontrollen zum<br />

Arzt?<br />

Ich achte sehr darauf, dass ich regelmäßige<br />

Kontrollen machen lasse. Einmal im Jahr<br />

gehe ich in die Uniklinik. Da werden dann Ultraschall<br />

und weitere größere Untersuchungen<br />

durchgeführt. Alle drei Monate lasse ich<br />

von meiner Hausärztin außerdem meine<br />

Blutwerte kontrollieren, um möglicherweise<br />

meine Therapie anzupassen. Nachdem ich<br />

über lange Jahre die Augen vor meiner PBC<br />

mehr oder weniger verschlossen habe, ist mir<br />

diese engmaschige Überwachung jetzt total<br />

wichtig. Denn ich habe verstanden, dass ich<br />

meine Symptome viel besser im Griff haben<br />

kann, wenn ich weiß, was los ist.<br />

Was rätst du anderen Menschen <strong>mit</strong> PBC?<br />

Ich möchte Mut machen und anderen sagen:<br />

Nehmt eure PBC aktiv in die Hand! Betroffene<br />

sollten akzeptieren, dass die Erkrankung<br />

ein Teil von ihnen ist, dass sie aber <strong>mit</strong> einem<br />

aktiven Symptom- und Therapiemanagement<br />

ganz viel für ihr eigenes Wohlbefinden<br />

tun können. Wichtig sind meiner Meinung<br />

nach auch regelmäßige Kontrollen ihrer Leberwerte,<br />

da<strong>mit</strong> sie bei der Therapiefindung<br />

beim Arztgespräch auf Augenhöhe <strong>mit</strong>reden<br />

können. Und: Sie sollten vor allem nicht zulassen,<br />

dass sie die Freude am <strong>Leben</strong> verlieren!<br />

Sie sollten die kleinen Dinge zu schätzen<br />

wissen und jeden Tag genießen!<br />

Du engagierst dich bei Patiententagen im<br />

Rahmen der Veranstaltungsreihe „PBC on<br />

Tour“ für andere Betroffene. Was ist dir dabei<br />

wichtig?<br />

Diese Initiative liegt mir total am Herzen<br />

und macht mir ganz viel Spaß. Sie klärt auf<br />

zum aktuellen Stand der Wissenschaft, will<br />

die Versorgungswege in PBC verbessern und<br />

bietet Betroffenen Raum für persönlichen<br />

Austausch. Ich begleite die PBC-Tour seit<br />

Anfang des Jahres. Sie geht durch fünf Städte<br />

– Kiel, Bühl, Leipzig, Bochum und Berlin.<br />

Es gibt jeweils drei Workshops an diesen<br />

Patiententagen. Und ich betreue den zum<br />

Thema Selbstmanagement – das heißt: Was<br />

kann ich selbst für mich tun, da<strong>mit</strong> es mir gut<br />

geht? Und da<strong>mit</strong> ich gesund bleibe bzw. das<br />

Stadium halte, in dem ich jetzt bin.<br />

Was bringt dir der Austausch <strong>mit</strong> anderen<br />

PBC-Patienten im Rahmen der Tour?<br />

Durch das Gespräch <strong>mit</strong> Menschen, die auch<br />

primär biliäre Cholangitis haben, lerne ich<br />

total viel dazu. Es gibt immer wieder tolle<br />

Anregungen und Gedankenanstöße, und ich<br />

profitiere unglaublich viel von den Erfahrungen<br />

der anderen. Sie eröffnen noch mal<br />

ganz neue Perspektiven und zeigen oft auch<br />

andere Strategien für das individuelle Selbstmanagement<br />

auf.<br />

Außerdem ist es schön zu sehen, wie ermutigend<br />

Gespräche <strong>mit</strong> anderen Betroffenen<br />

sind. Oft sind die Teilnehmer total verunsichert,<br />

wenn sie ankommen. Der Austausch<br />

<strong>mit</strong> den anderen bestärkt sie ungemein –<br />

und am Ende gehen sie dann <strong>mit</strong> einem positiven<br />

Gefühl nach Hause. Das ist für mich<br />

genau die Motivation, weshalb ich mich bei<br />

diesen Veranstaltungen engagiere. Und das<br />

gibt mir dann auch den Mut, mir zu sagen:<br />

„Hey, du brauchst keine Angst vor der Zukunft<br />

zu haben und vor dem, was kommt!“<br />

Das macht mich stärker! Und das ist wirklich<br />

schön!.<br />

PBC – eine seltene Erkrankung der Leber<br />

Die Symptome variieren von Person zu Person, häufige Anzeichen sind:<br />

Fatigue<br />

Starker Juckreiz Sicca-Syndrom Gelenkschmerzen<br />

erklären kann.“ * sehr einschränkt.“ *<br />

sehe ich verschwommen.“ *<br />

sehen kann.“ *<br />

„Es ist eine bleierne<br />

Müdigkeit, die ich nicht<br />

„Es ist ein quälender<br />

Juckreiz, der mich im Alltag<br />

„Meine Augen brennen,<br />

tränen und sind gerötet. Oft<br />

„Es ist ein Schmerz,<br />

den niemand sonst<br />

!<br />

PBC ist eine seltene autoimmune Leberkrankheit. Zunächst werden die kleinen Gallengänge in der<br />

Leber angegriffen und können zerstört werden. Langfristig greift die Entzündung auf das gesamte<br />

Lebergewebe über und kann im Endstadium zur Zirrhose führen. Die Symptome sind von Person<br />

zu Person unterschiedlich. So können einige der hier genannten Symptome in mehr oder weniger<br />

starker Ausprägung auftreten – andere wiederum gar nicht. Zudem können Symptome im Laufe<br />

der Zeit zunehmen oder sich verändern. Für Betroffene ist es wichtig, dass sie ihre Laborwerte im<br />

Blick behalten und ihre Beschwerden <strong>mit</strong> dem Arzt besprechen.<br />

Für weitere Informationen zu Kristinas <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> primär biliärer Cholangitis und Informationen<br />

zum <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung scannen Sie den QR-Code.<br />

DRSC-DE-000356


10<br />

Wechseljahre<br />

Die Wechseljahre<br />

sind nicht<br />

der Anfang vom<br />

Ende, sondern der<br />

Beginn einer neuen,<br />

spannenden<br />

<strong>Leben</strong>sphase.<br />

Foto: Johannes C. Hüsch<br />

Den Grundstein für Gesundheit<br />

und Vitalität im Alter legen<br />

Peggy Reichelt spürte <strong>mit</strong> Anfang 40 die ersten Symptome: Stimmungsschwankungen,<br />

Reizbarkeit und Schlafstörungen. Als sie keine Anlaufstelle fand, die sie zuverlässig und<br />

umfassend beraten konnte, gründete sie XbyX – Women in Balance und wurde selbst<br />

zur Wechseljahresexpertin.<br />

Redaktion Miriam Rauh<br />

Die Wechseljahre betreffen jede Frau – aber<br />

selbst Ärzte scheinen wenig darüber zu wissen.<br />

Woran liegt das?<br />

Ja, das ist fast ein wenig verrückt, oder? Tatsächlich<br />

ist es so, dass Gynäkologen weder im Studium<br />

noch in der Facharztausbildung umfassend<br />

zu den Wechseljahren ausgebildet werden. Es<br />

gibt auch keine Abrechnungszahl der Krankenkassen<br />

für Wechseljahresbeschwerden.<br />

Gespräche, Behandlung und Aufklärung sind<br />

allerdings sehr zeitintensiv – Zeit, die kaum<br />

vergütet wird. Lediglich 16 Euro pro Quartal<br />

können für allgemeine Beratung abgerechnet<br />

werden. Da wundert es kaum, dass nur wenige,<br />

sehr engagierte Ärzte sich intensiv <strong>mit</strong> den<br />

Wechseljahren beschäftigen und auskennen.<br />

Ist diese „allgemeine Unwissenheit“ der<br />

Grund, warum Sie das Buch „Women in Balance“<br />

geschrieben haben?<br />

Auf jeden Fall! Das war überhaupt die Motivation,<br />

weshalb wir 2019 XbyX – Women in Balance<br />

gründeten. Schließlich war ich <strong>mit</strong> Anfang 40<br />

selbst betroffen, spürte erste Symptome, fand<br />

aber keine Anlaufstelle, die mich zuverlässig<br />

und umfassend beraten hätte. Mit dem Buch<br />

möchte ich Frauen befähigen, ihren individuellen<br />

Weg durch die Wechseljahre zu finden.<br />

Mein größter Wunsch: ganz viele Eselsohren,<br />

Markierungen, Post-its in jedem Buch – dann<br />

ist mein Ziel, ein hilfreiches Nachschlagewerk<br />

für jede Frau ab 40 zu schaffen, gelungen.<br />

Was ist, aus Ihrer Sicht, das Wichtigste für<br />

Frauen in den Wechseljahren?<br />

Ein gesunder <strong>Leben</strong>sstil ist ab jetzt das A und<br />

O. Mit dem Absinken von Progesteron und<br />

Östrogen während der Perimenopause, dem<br />

Beginn der Wechseljahre, entfallen viele der<br />

Schutzfunktionen dieser beiden Hormone –<br />

und das müssen wir kompensieren. Deshalb<br />

empfehlen wir in unserem Buch die „fünf Säulen<br />

der Wechseljahres-Balance“, und zwar ganz<br />

unabhängig davon, ob einen Symptome plagen<br />

oder nicht. Meist <strong>mit</strong> Anfang 40 ist der richtige<br />

Zeitpunkt, um so den Grundstein für Gesundheit<br />

und Vitalität im Alter zu legen:<br />

1. Vielfältige Ernährung <strong>mit</strong> allen<br />

wichtigen Nährstoffen<br />

2. Entspannung, Ruhepausen<br />

und ausreichend Schlaf<br />

3. Hormone bestmöglich ausbalancieren<br />

4. Alltagsbewegung und regelmäßiger<br />

(Kraft-)Sport<br />

5. Eigene Grenzen respektieren und einfordern<br />

Kann man erreichen, dass Symptome wie<br />

Hitzewallungen, Haarausfall und Herzrasen<br />

aufhören oder gar nicht erst aufkommen?<br />

Es gibt leider kein Wunder<strong>mit</strong>tel oder Patentrezept,<br />

das für alle Frauen gleichermaßen<br />

funktioniert. Die hormonellen Umstellungen<br />

sind so individuell wie jede Frau selbst – die


eine erlebt das absolute Hormonchaos, für<br />

die andere ist es eher eine sanfte körperliche<br />

Veränderung <strong>mit</strong> leichten Symptomen.<br />

Was sicher ist: Wer die genannten fünf Säulen<br />

in den Alltag integriert, schafft eine gute<br />

Basis für jegliche Veränderung und gesundes<br />

Altern. Im Buch widmen wir den zehn<br />

häufigsten Symptomen jeweils ausführliche<br />

Kapitel und bieten Praxistipps an, <strong>mit</strong> denen<br />

jede Frau Hilfe für ihre Beschwerden findet.<br />

Es ist ein Mix aus Ausprobieren und besser<br />

auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu<br />

hören. Überdies haben wir bei XbyX zahlreiche<br />

Produkte für die speziellen Anforderungen<br />

ab den Wechseljahren entwickelt, die bei<br />

Symptomen wie Schlafstörungen, Hitzewallungen<br />

oder Stimmungsschwankungen unterstützen.<br />

Was halten Sie von Hormonen gegen Wechseljahresbeschwerden?<br />

Und: Welche Alternativen<br />

gibt es?<br />

Ob Hormone oder nicht, ist eine sehr individuelle<br />

Entscheidung, die <strong>mit</strong> dem Arzt getroffen<br />

werden muss. Es fließen persönliche<br />

Vorlieben, Beschwerdebild, Genetik und<br />

Krankheitsgeschichte ein. Dank der modernen<br />

bioidentischen Hormone ist eine Hormonersatztherapie<br />

heute deutlich weniger<br />

risikobehaftet. Gerade bei Hitzewallungen sowie<br />

für die Knochen ist die Studienlage recht<br />

eindeutig und positiv.<br />

Für alle, die keine Hormone nehmen können<br />

oder wollen, gibt es zahlreiche pflanzliche<br />

Alternativen. So zeigen Adaptogene wie Ashwagandha,<br />

die Mariendistel oder der beliebte<br />

Mönchspfeffer tolle Effekte. Ebenso Phytoöstrogene<br />

wie Rotklee, Soja, Nachtkerze oder<br />

Schisandra. Die Knochen profitieren von Proteinen,<br />

Vitamin D, K2 und Magnesium. Im<br />

Buch erklären wir die Wirkungsweisen und<br />

Einsatzgebiete der einzelnen Phytostoffe ganz<br />

ausführlich. Grundsätzlich sollte man immer<br />

im Hinterkopf behalten: Jede Frau ist anders<br />

und nicht alles funktioniert für jede von uns<br />

gleich gut. Man muss ausprobieren und stets<br />

neu justieren.<br />

Ich selbst habe erlebt, dass eine proteinreiche<br />

Ernährung, insbesondere ein<br />

proteinreiches Frühstück, ein echter<br />

„Gamechanger“ sein kann, was verschiedene<br />

Wechseljahresbeschwerden betrifft. Haben<br />

Sie eine Erklärung dafür?<br />

Mit Beginn der Wechseljahre kann unser Körper<br />

Proteine nicht mehr so effektiv verwerten,<br />

wir entwickeln eine „anabole Resistenz“. Proteine<br />

sind jedoch unerlässlich für Muskelaufbau,<br />

Knochendichte und für die Sättigung.<br />

Werden Proteine gemeinsam <strong>mit</strong> Kohlenhydraten<br />

gegessen, stabilisieren sie zudem den<br />

Blutzuckerspiegel. Dadurch sind sie hilfreich<br />

bei Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit<br />

sowie Brainfog und senken das Risiko für<br />

Insulinresistenz und Diabetes. Zudem unterstützt<br />

eine über den Tag verteilte Proteinzufuhr<br />

von 1,4 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm<br />

Körpergewicht beim Gewichthalten und Abnehmen.<br />

Wer das <strong>mit</strong> der Ernährung nicht<br />

immer schafft, der kann zusätzlich zu pflanzlichen<br />

Proteinshakes wie XbyX Energie greifen.<br />

Welche weiteren „Wunderwaffen“ gibt es<br />

für Frauen in den Wechseljahren?<br />

Neben Proteinen gehören Vitamine – vorwiegend<br />

aus Gemüse – und Mineralien, Ballaststoffe<br />

und Probiotisches täglich auf den Teller.<br />

Eine gesunde Darmflora macht uns resistenter.<br />

Außerdem bitte nicht die gesunden Fette<br />

weglassen! Gerade die Omega-3-Fettsäuren<br />

DHA und EPA benötigen Herz und Gehirn<br />

dringend. Im Buch finden sich vielfältige,<br />

köstliche Rezepte, die all das vereinen. Zudem<br />

gibt es einige Pflanzenextrakte, die unsere<br />

hormonelle Balance positiv beeinflussen. Wir<br />

setzen in unseren wissenschaftlich fundierten<br />

Wirkkomplexen Phytostoffe wie Ashwagandha,<br />

Ginseng, Vitalpilze wie Cordyceps und<br />

Reishi, aber auch traditionelle Kräuter wie<br />

Mariendistel, Mönchspfeffer, Nachtkerzenöl<br />

und andere ein.<br />

Angebracht sind zudem Sport und Stressabbau.<br />

Im Buch haben wir dafür zahlreiche<br />

praktische Anleitungen: vom effektiven Workout<br />

bis hin zur entspannenden Tiefenatmung<br />

und Faszienpflege.<br />

Alternative Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden<br />

werden meist nicht als Medikament<br />

eingestuft, sondern als Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel<br />

und unterliegen so<strong>mit</strong> weit<br />

weniger Kontrollen. Gilt das für alle? Wie<br />

kann frau sich sicher sein, Wirkstoffe zu sich<br />

zu nehmen, die nicht <strong>mit</strong> Schwermetallen<br />

oder Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln belastet sind?<br />

Indem man auf ein paar Kriterien achtet, bekommt<br />

man Sicherheit in puncto Qualität:<br />

Wird in Deutschland nach strengen Qualitätsstandards<br />

wie HACCP, DIN EN ISO 9001<br />

und GMP produziert? Ist der Anbieter vertrauenswürdig<br />

und sehe ich, wer hinter der<br />

Marke steckt? Sind alle Zutaten transparent<br />

auf Etikett und Website ausgewiesen? Sind<br />

die Produkte von unabhängigen Drittlaboren<br />

geprüft?<br />

Wir produzieren <strong>mit</strong> XbyX in deutschen Betrieben,<br />

die für die Einhaltung guter Herstellungsprozesse<br />

zertifiziert sind. Wir achten darauf,<br />

dass all unsere Produkte ohne Gentechnik,<br />

Füll<strong>mit</strong>tel, Zuckerzusatz, Konservierungsstoffe<br />

und Schwermetalle sind. Alles wird einzeln<br />

wissenschaftlich validiert und kontrolliert.<br />

Das ist mir immens wichtig, schließlich nutze<br />

ich unsere Produkte täglich selbst.<br />

Worauf sollte man außerdem achten, wenn<br />

man nach Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>teln<br />

gegen Wechseljahresbeschwerden sucht?<br />

Machen aus Ihrer Sicht beispielsweise ein<br />

Hormonspiegel und eine Blutanalyse auf<br />

ggf. fehlende Nährstoffe Sinn?<br />

Oft gibt ein Hormonspiegel keine exakte Antwort,<br />

da die Hormone gerade zu Beginn der<br />

Perimenopause sehr stark schwanken. Er ist<br />

deshalb häufig nur eine Momentaufnahme.<br />

Wir empfehlen gern unseren XbyX Selbsttest<br />

(kostenfrei auf xbyx.de), der auf Basis diverser<br />

Parameter eine erste Indikation zur Phase<br />

der Hormonumstellungen gibt, verknüpft <strong>mit</strong><br />

Empfehlungen für den persönlichen <strong>Leben</strong>sstil.<br />

Sinnvoll ist auf jeden Fall ein regelmäßiger<br />

Check-up der wichtigsten Blutwerte. Darunter<br />

Blutfette, Blutzucker, Schilddrüsenhormone,<br />

11<br />

Vitamin D, B-Vitamine (wie Folsäure, B12, ggf.<br />

B1, B6), Eisen, Kalzium, Magnesium, Zink,<br />

Selen. Am besten <strong>mit</strong> der Ärztin besprechen,<br />

welche Werte je nach <strong>Leben</strong>ssituation, Alter,<br />

Symptomen und Krankheitsgeschichte sinnvoll<br />

sind.<br />

Haben Sie einen besonderen Tipp, den Sie<br />

<strong>mit</strong> Frauen in den Wechseljahren teilen<br />

können?<br />

Ja, im Grunde gleich drei, wenn ich darf.<br />

1. Sei mutig: Sprich darüber. Indem wir uns offen<br />

austauschen, erschaffen wir ein Netzwerk,<br />

das uns hält und in dem wir einander unterstützen.<br />

So verlieren die Wechseljahre den<br />

Schrecken und finden ihren natürlichen Platz<br />

in der Gesellschaft, wo sie längst hingehören.<br />

2. Priorisiere dich: Hör auf deinen Körper und<br />

pflege ihn. Achte auf einen gesunden, aktiven<br />

<strong>Leben</strong>sstil, aber bau auch Ruhepausen für<br />

dich selbst ein. Sei milde <strong>mit</strong> dir, wenn dein<br />

Körper nicht so performt wie früher.<br />

3. Freu dich: Die Wechseljahre sind nicht<br />

der Anfang vom Ende, sondern der Beginn<br />

einer neuen, spannenden <strong>Leben</strong>sphase.<br />

Immerhin leben wir quasi genauso<br />

lange ohne unseren Zyklus wie <strong>mit</strong> ihm.<br />

Und wenn du Tipp 2 beherzigst, wirst du<br />

gestärkt aus dem Hormonstrudel auftauchen<br />

und diese Zeit bereichert erleben..<br />

Buchtipp<br />

WOMEN IN BALANCE<br />

Die Wechseljahre haben ein echtes Imageproblem.<br />

Gäbe es einen Preis für die unbeliebteste<br />

<strong>Leben</strong>sphase, die Wechseljahre<br />

würden ihn gewinnen. Statt darüber zu sprechen,<br />

wird durchgehalten. Geht man zum<br />

Arzt, gibt es, außer Medikamenten oder Hormontherapie,<br />

wenig Unterstützung. Höchste<br />

Zeit, für Abhilfe zu sorgen! Mit diesem Buch<br />

bekommen Frauen das an die Hand, was sie<br />

brauchen: komprimiertes Wissen darüber,<br />

was in ihrem Körper passiert, und praktische<br />

Lösungsansätze für die 10 häufigsten<br />

Symptome der Wechseljahre. Alltagstaugliche<br />

Tipps, Übungen und Rezepte führen<br />

wie ein Kompass durch diese spannende<br />

<strong>Leben</strong>sphase und ermöglichen ein energievolles<br />

<strong>Leben</strong>sgefühl bis ins hohe Alter.<br />

ISBN 978-3-8338-9486-2<br />

GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH


12<br />

Lipödem<br />

Foto: Rina Gorny Fotografie 2022/​LipödemGesellschaft e. V.<br />

Lipödem – jede 10. Frau!<br />

Die Erkrankung ernst nehmen und zeitnah handeln<br />

Weniger essen, mehr Sport – für Betroffene <strong>mit</strong> Lipödem klingen diese Empfehlungen wie<br />

blanker Hohn, denn sie helfen bei der Erkrankung nicht. Der Bedarf an Aufklärung ist groß,<br />

obwohl rund zehn Prozent aller Frauen von einem Lipödem betroffen sind. Wir sprachen <strong>mit</strong><br />

Experten: dem Hamburger Chirurgen Prof. Dr. Dr. Klesper, der seit rund zehn Jahren<br />

erfolgreich Frauen <strong>mit</strong> Lipödem operiert, und der Klinikmanagerin Carina G.-Weise.<br />

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

umgesetzt.<br />

Was ist ein Lipödem und was passiert dabei<br />

im Körper?<br />

Prof. Dr. Dr. Klesper (PK): Ein Lipödem ist eine<br />

entzündliche Fettgewebeverteilungsstörung,<br />

die vorwiegend die untere Körperhälfte betrifft,<br />

insbesondere Ober- und Unterschenkel,<br />

manchmal auch die Oberarme, Unterarme und<br />

Hüften. Es wird eine genetische Komponente<br />

vermutet, wobei die Vererbung nicht immer<br />

eindeutig ist. Ich habe zum Beispiel oft Patientinnen,<br />

deren Mütter schlank sind, während sie<br />

selbst an einem Lipödem leiden.<br />

Die Entzündung fördert das Wachstum des<br />

Lipödems; sie führt auch zu den typischen Beschwerden<br />

wie Schmerzen, Schwellungen und<br />

Berührungsempfindlichkeit. Die Kapillaren,<br />

die kleinen Blutgefäße, werden fragil und brechen<br />

leicht, was zu blauen Flecken führt. Viele<br />

Betroffene klagen zudem über ein Kältegefühl.<br />

Wie bemerken Betroffene die Erkrankung?<br />

PK: Sie äußert sich meist zunächst in einer erhöhten<br />

Druckempfindlichkeit und einer Disproportion<br />

von einem schlanken Ober- und<br />

Carina G.-Weise<br />

und Prof. Dr. Dr. Klesper<br />

Klinikmanagerin und<br />

Ärztlicher Direktor der Beauty<br />

Klinik an der Alster<br />

einem voluminösen Unterkörper. Schnell kommen<br />

auch ein Schweregefühl und Schmerz hinzu,<br />

was die Beweglichkeit beeinträchtigt. Viele<br />

Betroffene berichten, dass sie viel Sport treiben,<br />

aber trotzdem nicht abnehmen können.<br />

Die Gesundheit leidet in mehrfacher Hinsicht.<br />

Wir haben Untersuchungen zur psychischen<br />

Gesundheit von Lipödempatientinnen im Rahmen<br />

meiner Professur an der MSH durchgeführt.<br />

Insbesondere im Hinblick auf Selbstwert,<br />

Selbstbewusstsein und depressive Verstimmungen.<br />

Wenn das Lipödem chirurgisch, <strong>mit</strong>tels<br />

einer schonenden Liposuktion, behandelt<br />

wird, bessern sich diese Symptome deutlich<br />

oder verschwinden ganz.<br />

Was bedeutet es, <strong>mit</strong> einem Lipödem zu leben?<br />

Carina G.-Weise (CGW): Vor allem geht es darum,<br />

die Schmerzen zu bewältigen. Viele Betroffene<br />

müssen ihre Aktivitäten stark einschränken<br />

– ein Stadtbummel oder längere Wanderungen<br />

sind oft nicht mehr möglich. Auch im Alltag,<br />

zum Beispiel als junge Mutter, sind Einschrän-


kungen spürbar, wenn man nicht mehr <strong>mit</strong><br />

dem Kind auf dem Boden spielen kann. Ein<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Lipödem erfordert zudem ein hohes<br />

Maß an Selbstmanagement.<br />

In den kurzen Terminen beim Phlebologen<br />

bleibt oft keine Zeit für umfassende Aufklärung,<br />

deshalb ist es wichtig, dass sich die Betroffenen<br />

selbst informieren und sich in Selbsthilfegruppen<br />

austauschen.<br />

Welche Behandlungsmethoden gibt es für<br />

das Lipödem?<br />

PK: Zunächst empfehlen wir die konservative<br />

Behandlung ohne Operation. Dazu gehören<br />

das Tragen von maßgeschneiderter Kompressionskleidung,<br />

Lymphdrainagen und eventuell<br />

eine antientzündliche Ernährung. Diese Maßnahmen<br />

können das Fortschreiten des Lipödems<br />

verlangsamen, aber nicht stoppen. Im<br />

Gegensatz dazu kann die operative Lipödemtherapie,<br />

also eine besondere Form des Fettabsaugens,<br />

die Beschwerden in den betroffenen<br />

Bereichen dauerhaft lindern, vorausgesetzt,<br />

die Operation wird korrekt und konsequent<br />

durchgeführt. Wichtig ist, dass ein großer Teil<br />

des erkrankten Fettgewebes entfernt wird, da<strong>mit</strong><br />

die Patientinnen nicht wieder erhebliche<br />

Zunahmen am erkrankten Fettgewebe in diesen<br />

Bereichen erleben.<br />

Wann raten Sie zu einer Operation?<br />

PK: Ich rate keiner Patientin aktiv zu einer Operation.<br />

Der Wunsch muss von der Patientin<br />

selbst kommen. Oft ist der richtige Zeitpunkt<br />

erreicht, wenn die Patientin sagt, dass sie <strong>mit</strong><br />

den Beschwerden/Schmerzen ihrer Beine so<br />

nicht mehr leben möchte. Dann sollte sie sich<br />

ernsthaft Gedanken über eine Operation machen.<br />

Wie findet man den geeigneten Chirurgen?<br />

PK: Ist die Entscheidung für eine Operation<br />

gefallen, sollten Patientinnen darauf achten,<br />

dass sie sich in erfahrene Hände begeben. Es<br />

gibt große Unterschiede zwischen einer rein<br />

kosmetischen Fettabsaugung und einer speziell<br />

auf das Lipödem zugeschnittenen Operation.<br />

Hierbei ist neben der Erfahrung des<br />

Chirurgen das richtige Verfahren der Fettabsaugung<br />

wesentlich. Hierzu eignen sich<br />

laut den Fachgesellschaften zwei Methoden,<br />

die PAL und die WAL. Patientinnen sollten<br />

sich gut informieren, die Erfahrung des Arztes<br />

prüfen und idealerweise jemanden wählen,<br />

der diese Operationen schon viele Jahre<br />

durchführt.<br />

Was ist nach dem Eingriff besonders wichtig?<br />

PK: Besonders wichtig ist im Nachgang,<br />

dass die Patientinnen die Anweisungen ihres<br />

Operateurs befolgen. Direkt nach der OP<br />

bekommen sie eine spezielle Kompressionsware,<br />

die hilft, Schwellungen zu reduzieren<br />

und den Heilungsprozess zu unterstützen.<br />

Ruhe und Erholung sind ebenfalls entscheidend,<br />

und wir empfehlen, sich ein bis zwei<br />

Wochen Auszeit zu gönnen. Ab dem zweiten<br />

Tag sind leichte Spaziergänge gut, aber die<br />

Patientinnen sollten es langsam und im eigenen<br />

Tempo angehen. Von klinischer Seite<br />

aus ist es zudem unerlässlich, dass die verordneten<br />

Medikamente korrekt eingenommen<br />

werden. Außerdem sollten Patientinnen<br />

innerhalb von einer Woche <strong>mit</strong> der Lymphdrainage<br />

beginnen, die mindestens zwei- bis<br />

dreimal pro Woche durchgeführt werden<br />

sollte. Das ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Heilungsprozesses und hilft, die Wundschwellungen<br />

schneller abzubauen.<br />

13<br />

Wie erleben Sie Ihre Patientinnen einige<br />

Monate nach der Operation?<br />

CGW: Die meisten Patientinnen fragen sich,<br />

warum sie den Eingriff nicht schon viel früher<br />

haben durchführen lassen, da sie ihre<br />

alte Leichtigkeit, über die <strong>Leben</strong>sjahre schon<br />

vergessen, plötzlich wiedergewonnen haben.<br />

Wir beobachten, dass viele Patientinnen über<br />

die zurückgewonnene Mobilität einen Motivationsschub<br />

erhalten und dadurch „wie von<br />

allein“ weiter an Gewicht verlieren, was vor<br />

der OP den meisten unmöglich war. Selbst<br />

depressive Verstimmungen sind bei den jüngeren<br />

Patientinnen schon nach kurzer Zeit<br />

verschwunden.<br />

Wo können sich Patientinnen austauschen<br />

und informieren?<br />

CGW: Selbsthilfegruppen sind eine hervorragende<br />

Möglichkeit zum Austausch, da sie einen<br />

neutralen Raum für den Erfahrungsaustausch<br />

bieten. Auch Instagram kann hilfreich<br />

sein, obwohl man hier vorsichtig sein muss,<br />

da es viele Informationen gibt, die nicht immer<br />

verlässlich sind. Es gibt auch größere<br />

Portale, aber diese sind oft kommerziell ausgerichtet<br />

und weniger neutral.<br />

Was sind die Vorteile Ihrer Klinik? Was<br />

schätzen Ihre Patientinnen besonders?<br />

CGW: Unsere Patientinnen schätzen besonders<br />

die persönliche und fast Rund-um-die-<br />

Uhr-Betreuung, die sie bei uns erhalten. Wir<br />

nehmen uns Zeit für jede Patientin, und es<br />

gibt keine Massenabfertigung. Jede Patientin<br />

wird von dem Arzt operiert, der sie auch<br />

aufgeklärt hat, und wir sind auch nach der OP<br />

jederzeit für sie da. Das schafft Vertrauen und<br />

Sicherheit, und das wissen unsere Patientinnen<br />

sehr zu schätzen..<br />

LIPÖDEM-<br />

SELBSTTEST<br />

Sie leiden häufiger<br />

an blauen Flecken,<br />

ohne dass Sie sich<br />

stark gestoßen<br />

haben?<br />

Alltägliche<br />

Aktivitäten sind<br />

durch die Beschwerden<br />

der Beine<br />

eingeschränkt?<br />

Trotz Diäten und<br />

Sport können Sie<br />

an den Oberschenkeln<br />

kein Gewicht<br />

verlieren?<br />

Trotz eines schlanken<br />

Oberkörpers<br />

haben Sie deutlich<br />

kräftigere<br />

Oberschenkel<br />

Auswertung<br />

Wenn Sie die meisten Fragen <strong>mit</strong> einem<br />

beantwortet haben, liegt bei Ihnen <strong>mit</strong> großer<br />

Wahrscheinlichkeit ein Lipödem vor.<br />

Stellen Sie sich bitte zur Abklärung der Diagnose<br />

bei einem Phlebologen, also einem Facharzt für<br />

Venenheilkunde, vor.<br />

Gern beraten wir Sie zur operativen Therapie dieser<br />

Erkrankung in unserer Lipödem Klinik an der<br />

Alster.<br />

Auf unserem Instagramkanal @lipoedemklinikhamburg<br />

und auf unserer Website www.lipödem.<br />

hamburg finden Sie viele weitere Informationen<br />

zum Thema Lipödem, Behandlungsmöglichkeiten,<br />

Nachsorge sowie Erfahrungsberichte von<br />

anderen betroffenen Frauen.<br />

Ihre Beine<br />

fühlen sich<br />

schwer an,<br />

besonders am<br />

Abend?<br />

Sie sind an den<br />

Beinen sehr<br />

druck- und<br />

schmerzempfindlich?<br />

Website<br />

Instagram<br />

WhatsApp<br />

Lipödem Klinik an der Alster<br />

Mittelweg 18<br />

20148 Hamburg<br />

Tel.: 040 41622819


14<br />

Brustkrebsfrüherkennung<br />

Vorsorge als Selbstfürsorge –<br />

hinfühlen statt wegsehen<br />

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsart – jede Achte erkrankt im Laufe ihres <strong>Leben</strong>s<br />

daran. Das Risiko für eine Erkrankung steigt dabei bis zum Alter von 65 Jahren zunehmend<br />

an. In den meisten Fällen ist die Heilungschance umso besser, je früher der Krebs erkannt<br />

wird. Die Krebsfrüherkennung ist deshalb besonders wichtig – in jedem Alter!<br />

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

umgesetzt.<br />

Die Überlebensrate bei Brustkrebs<br />

beträgt 83 Prozent,<br />

bezogen auf zehn Jahre. Die<br />

Früherkennung und die da<strong>mit</strong><br />

einhergehende Behandlungsmöglichkeit<br />

der Krankheit<br />

tragen zu einer möglichen Heilung bei.<br />

Dabei gilt: Keine Maßnahme kann allein eine<br />

hundertprozentige Sicherheit geben. Vielmehr<br />

geht es darum, Frauen zu ermutigen, einen<br />

achtsamen Umgang <strong>mit</strong> sich selbst zu pflegen<br />

und mögliche Veränderungen wahr- und ernst<br />

zu nehmen, ohne in Angst zu verfallen.<br />

Die folgenden Möglichkeiten der Brustkrebsfrüherkennung<br />

sollte jede Frau kennen:<br />

Abtasten der Brüste: Das Kennenlernen und<br />

die Wahrnehmung der eigenen Brust sind<br />

ein wirkungsvoller Baustein bei der Früherkennung<br />

von Brustkrebs. Außerdem ist die<br />

Selbstabtastung die einzige Früherkennungsmöglichkeit,<br />

die jede Frau selbstständig zu<br />

Hause durchführen kann. Bemerkenswert ist,<br />

dass etwa 80 Prozent der Mammakarzinome<br />

entdeckt werden, weil Frauen selbst Veränderungen<br />

in ihrer Brust feststellen. Wichtig:<br />

Eine Veränderung bedeutet nicht direkt Brustkrebs<br />

– auch Zysten können beispielsweise die<br />

Ursache für eine Auffälligkeit sein. Trotzdem<br />

sollten Veränderungen immer <strong>mit</strong> einem Arzt<br />

abgeklärt werden.<br />

Auf folgende Merkmale sollte bei der Brustabtastung<br />

geachtet werden:<br />

• Schmerzen an einer Stelle der Brust<br />

• Knötchen in der Achselhöhle oder der Brust<br />

• Anschwellen der Haut oder Entstehung von<br />

Cellulite im Bindegewebe der Brust<br />

• Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze<br />

• Veränderungen der Brustwarze<br />

• Veränderung der Größe der Brust<br />

• Beim Heben der Arme verformt oder bewegt<br />

sich eine Brust anders als die andere<br />

• Hautrötungen (teils aussehend wie Schorf),<br />

die nicht abklingen<br />

Der ideale Zeitpunkt für die Selbstabtastung ist<br />

zum Ende der Regelblutung bzw. in der ersten<br />

Woche nach dem Zyklus. Zu diesem Zeitpunkt<br />

ist das Brustgewebe weicher und weniger<br />

druckempfindlich. Nach den Wechseljahren<br />

ist der Zeitpunkt beliebig, da sich das Gewebe<br />

nicht mehr so stark verändert.<br />

Mindestens einmal pro Monat!<br />

Beim Abtasten der Brüste ist eine Regelmäßigkeit<br />

sehr wichtig. Bei einer Abtastung mindestens<br />

einmal im Monat ist schon nach kurzer<br />

Zeit die Wahrnehmung deutlich gesteigert. Zur<br />

Unterstützung der Selbstabtastung wurde die<br />

breastcare App entwickelt. Durch einen Zykluskalender<br />

wird monatlich der ideale Zeitpunkt<br />

zur Selbstabtastung er<strong>mit</strong>telt und die App erinnert<br />

an den Check.<br />

Ärztliche Tastuntersuchung: Die ärztliche<br />

Tastuntersuchung ist für Frauen ab 30 Jahren<br />

vorgesehen. Einmal jährlich werden dabei vom<br />

Arzt die Brüste sowie die Lymphknoten in den<br />

Achselhöhlen abgetastet und mögliche Auffälligkeiten<br />

der Größe, Form oder der Hautstruktur<br />

und der Brustwarzen geklärt.<br />

Die Teilnahme an den regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen<br />

ist freiwillig. Die<br />

Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse<br />

übernommen. Die Leistungen können<br />

von Patientin zu Patientin und möglicherweise<br />

auch unter den verschiedenen Krankenkassen<br />

variieren.<br />

Brustultraschall: Bei der Sonographie werden<br />

kurze Schallwellenimpulse durch die Haut gesendet.<br />

Gewebeanteile <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />

Dichte reflektieren diese Impulse unterschiedlich<br />

stark, entsprechend farblich abgegrenzt<br />

werden diese dann auf dem Ultraschallbild<br />

dargestellt. Die meisten Gewebeschichten werden<br />

in verschiedene Grautöne umgewandelt.<br />

Auffälligkeiten wie etwa Zysten oder Knoten<br />

können durch diese Methode oft problemlos<br />

identifiziert werden.<br />

Die Sonographie kommt deshalb vor allem<br />

bei unklaren Tast- oder Mammographiebefunden<br />

zum Einsatz. Als alleinige Untersuchungsmethode<br />

eignet sie sich jedoch<br />

nicht. Vor allem auch bei jungen Frauen <strong>mit</strong><br />

sehr dichtem Brustgewebe oder Frauen <strong>mit</strong><br />

Brustimplantaten liefert die Sonographie<br />

wertvolle Einblicke. Die Ultraschalluntersuchung<br />

ist schmerzfrei. Da keine Röntgenstrahlung<br />

zum Einsatz kommt, kann das Verfahren<br />

ohne Risiko durchgeführt werden.<br />

Mammographie: Die Mammographie ist<br />

eine Röntgenuntersuchung der Brust, bei der<br />

bereits sehr kleine, noch nicht zu ertastende<br />

Knötchen oder sogenannter Mikrokalk (ein<br />

Vorstadium von Brustkrebs) erkannt werden<br />

können. Die Mammographie wird im Stehen<br />

durchgeführt. Dabei werden die Brüste kurz<br />

zwischen zwei Plexiglasplatten gepresst, was<br />

für einige Frauen etwas unangenehm oder<br />

schmerzhaft ist. Von vorne sowie von der<br />

Seite werden dabei Röntgenaufnahmen erstellt.<br />

Die Mammographie wird angewandt, um<br />

Auffälligkeiten bei der ärztlichen Tastuntersuchung<br />

abzuklären. Vor allem bei jüngeren<br />

Frauen <strong>mit</strong> sehr dichtem Brustgewebe ist<br />

diese Methode jedoch nicht so wirksam wie<br />

die Sonographie.<br />

Unabhängig von Symptomen wird diese<br />

Methode im Rahmen des Mammographie-<br />

Screening-Programms bundesweit Frauen<br />

zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre<br />

als Vorsorgeuntersuchung angeboten. Diese<br />

erfolgt zusätzlich zur ärztlichen Tastuntersuchung<br />

und wird in der Regel von der gesetzlichen<br />

Krankenkasse übernommen.<br />

Appell an alle Frauen: Tasten Sie regelmäßig<br />

Ihre Brüste ab, nutzen Sie Vorsorgeangebote<br />

und betreiben Sie dadurch Vorsorge als<br />

Selbstfürsorge – für sich selbst, aber auch für<br />

Ihre Liebsten!.


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Wir alle stehen dahinter:<br />

Brustkrebs-Früherkennung ist wichtig.<br />

Carla von Bergmann<br />

© Hannes Caspar<br />

Kristina Bröring-Sprehe<br />

© Holger Schupp<br />

Tanja Bülter<br />

© Privat<br />

Kenzie Dysli<br />

© Holger Schupp<br />

Vanessa Eichholz<br />

© Avis Wrentmore<br />

Birgit Fischer<br />

© Eberhard Thonfeld<br />

Lisa und Anna Hahner<br />

© Gymondo/Pink Ribbon<br />

Regina Halmich<br />

© Margaretha Olschewski<br />

Annica Hansen<br />

© Holger Schupp<br />

Miriam Höller<br />

© Treudis Naß<br />

Ute Holm<br />

© Ingo Peters<br />

Dana Holzner<br />

© Markus Haag<br />

Ingrid Klimke<br />

© Horst Streitferdt<br />

Franziska Knuppe<br />

© Esther Haase<br />

Gudrun Landgrebe<br />

© Esther Haase<br />

Diana zur Löwen<br />

© Privat<br />

Frauke Ludowig<br />

© Margaretha Olschewski<br />

Annabelle Mandeng<br />

© Daniel Sonnentag<br />

Sylvie Meis<br />

© Margaretha Olschewski<br />

Janne Friederike<br />

Meyer-Zimmermann<br />

© Aenne Müller<br />

Silvia Neid<br />

© Ingo Peters<br />

Nicole Staudinger<br />

© Joern Stollmann<br />

Gabriele Strehle<br />

© Niko Schmid-Burgk<br />

Linda Tellington-Jones<br />

© Gabriele Boiselle<br />

Kati Wilhelm<br />

© Ingo Peters<br />

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16<br />

Brustkrebs<br />

Hereditäre Transthyretin-Amyloidose<br />

Foto: privat<br />

Gemeinsam stark<br />

gegen Brustkrebs!<br />

2020 ertastete Moderatorin, Buchautorin und Coach Tanja Bülter einen Knoten in der Brust<br />

– dann ging alles schnell. Im Interview berichtet sie von der großen Unterstützung ihrer<br />

Mutter Elke und davon, was ihr in dieser schweren Zeit die Kraft gegeben hat, optimistisch<br />

zu bleiben und wieder gesund zu werden.<br />

Redaktion Miriam Rauh


17<br />

Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 17<br />

Als Sie die Krebsdiagnose erhielten, kämpfte<br />

die Welt <strong>mit</strong> der Corona-Pandemie – und<br />

für Sie kamen von einem Tag auf den anderen<br />

noch mehr Sorgen hinzu. Wie haben Sie<br />

diese Zeit erlebt?<br />

Tanja Bülter: Ich entdeckte im Oktober 2020<br />

unter der Dusche einen kleinen Knubbel und<br />

ging da<strong>mit</strong> zum Arzt. Es folgten mehrere Untersuchungen<br />

und schließlich eine Biopsie,<br />

die leider die Gewissheit brachte, dass es sich<br />

um einen sehr aggressiven Tumor handelte –<br />

triple-negativ, eine der schlimmeren Formen.<br />

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in dieser<br />

Zeit machte ich damals alle Arztbesuche<br />

alleine. Auch die Genesung und die Behandlungszeit<br />

habe ich weitgehend allein bewältigt.<br />

Es war hart für mich, besonders das erste Diagnosegespräch,<br />

bei dem man eigentlich eine<br />

vertraute Person an seiner Seite haben sollte.<br />

Wenn man gesagt bekommt, dass man Krebs<br />

hat, schaltet das Gehirn aus. Ich bin zwar als<br />

Journalistin gewohnt, schlechte Nachrichten<br />

aufzunehmen und zu verarbeiten – aber wenn<br />

es einen persönlich betrifft, fehlt die Distanz.<br />

Wie lange dauerte es vom ersten Verdachtsmoment,<br />

bis Sie Klarheit hatten?<br />

TB: Vom Ertasten des Knotens bis zum Arztbesuch<br />

vergingen etwa zehn Tage; rund vier<br />

Wochen später begann bereits die Chemotherapie.<br />

Es ging alles sehr schnell und erforderte<br />

Organisationstalent. Ich habe mich an meinen<br />

Hausarzt gewandt und ihn um Unterstützung<br />

gebeten. Er hat teilweise andere Termine für<br />

mich gemacht, zum Beispiel. für ein MRT.<br />

Wo wurden Sie behandelt?<br />

TB: Ich wurde in der Charité operiert und<br />

habe meine Chemotherapie in einer Ambulanzpraxis<br />

gemacht, die haarerhaltende Maßnahmen<br />

anbot. Das ist in Deutschland immer<br />

noch recht selten. Mein Arzt in der Ambulanzpraxis<br />

und mein Professor an der Charité waren<br />

in ständigem Austausch; das hat gut funktioniert.<br />

Sie konnten Ihre Haare erhalten?<br />

TB: Ja, das ist ein modernes Verfahren. Eine<br />

spezielle, sehr fest sitzende Kappe kühlt den<br />

Kopf auf wenige Grad. Dadurch nehmen die<br />

Haarzellen die Chemotherapie nicht mehr<br />

auf. Die Prozedur ist unangenehm und ein gewisser<br />

Haarverlust ist dennoch gegeben, aber<br />

ich habe etwa 60 bis 70 Prozent meiner Haare<br />

behalten. Psychologisch war das ein großer<br />

Gewinn für mich.<br />

Elke Bülter: Jeder Frau ist ihr Haar wichtig.<br />

Leider gibt es diese Möglichkeit noch viel zu<br />

selten.<br />

Ich habe manchmal den Eindruck, das Thema<br />

Haarverlust wird teils von Ärzten als nebensächlich<br />

abgetan. Aber es hat einen großen<br />

Effekt auf die Psyche, und das ist wichtig<br />

für die Genesung.<br />

TB: Absolut. Die Anwendung der Kühlkappe<br />

ist zwar unangenehm, aber es hat funktioniert,<br />

und dafür bin ich sehr dankbar.<br />

Hatte Ihnen jemand zu dieser Maßnahme<br />

geraten?<br />

TB: Bei einer Krebsdiagnose muss man<br />

sich von heute auf morgen <strong>mit</strong> einer neuen<br />

Thematik auseinandersetzen. Ich habe<br />

viel recherchiert, <strong>mit</strong> Ärzten gesprochen<br />

und Freunde und Bekannte um Rat gebeten.<br />

Auch auf der Yes!APP von YesWeCancer.org<br />

findet man viele Informationen. In<br />

Großbritannien bietet man 80 Prozent aller<br />

Brustkrebspatientinnen eine Kühlkappe an,<br />

während das Verfahren in Deutschland wenig<br />

bekannt ist und oft selbst bezahlt werden<br />

muss.<br />

EB: Was sich nicht jeder leisten kann.<br />

Sie sind Mutter und alleinerziehend – eine<br />

zusätzliche Herausforderung, wenn man<br />

sich auf die eigene Gesundheit konzentrieren<br />

muss. Sie erhielten damals Unterstützung<br />

durch Ihre Mutter?<br />

TB: Meine Mutter hat mich sehr unterstützt<br />

– ich bin sehr glücklich, sie an meiner Seite<br />

zu haben! Sie hat eine angeborene Fröhlichkeit<br />

und hat mich an den Tagen, an denen<br />

sie hier war, aufgemuntert und gekocht. Es<br />

gab diesen einen Pommestag, an den wir<br />

beide noch heute denken. Während einer<br />

Chemo hat man oft einen intensiven Eisengeschmack<br />

im Mund und hat teilweise gar<br />

keinen Appetit – oder auf Dinge, die man<br />

sonst nicht isst. Ich hatte plötzlich Heißhunger<br />

auf Pommes frites, und dann hat meine<br />

Mutter mir ein Backblech davon gemacht –<br />

und noch eins …<br />

EB: Ich hätte alles gemacht für Tanja. Als<br />

mein Mann und ich von der Diagnose erfahren<br />

haben, sagten wir sofort, dass wir für<br />

Tanja und die Kinder da sind. Es gab kein<br />

Zögern. Wir sind eng <strong>mit</strong>einander, das ist<br />

schön.<br />

So wertvoll für Ihre Tochter! Wie sind Sie<br />

<strong>mit</strong> Ihren eigenen Sorgen umgegangen?<br />

EB: In der Zeit war das überhaupt nicht<br />

wichtig für mich, ich habe funktioniert, und<br />

das kam aus tiefstem Herzen. Wenn ich<br />

Sorgen hatte, habe ich sie nicht gezeigt. Ich<br />

habe immer zu Tanja gesagt: „Du schaffst<br />

das.“ Mit einer guten Freundin konnte ich<br />

über alles sprechen, für Tanja war ich stark.<br />

Sie ist eine Kämpferin; sogar während der<br />

Behandlung hat sie gearbeitet und Sport gemacht.<br />

Ich habe das immer bewundert.<br />

TB: Es hat mir sehr geholfen, dass du da<br />

warst. Und es hat mir auch geholfen, zu arbeiten,<br />

Sport zu machen und mich auf andere<br />

Dinge zu konzentrieren. Das war eine Art<br />

Therapie für mich.<br />

Dennoch eine schwierige Zeit. Wie haben<br />

Sie es geschafft, nicht in eine negative Gedankenspirale<br />

zu geraten?<br />

EB: Bei einer solchen Diagnose kommen<br />

natürlich Ängste auf, aber wir haben immer<br />

positiv gedacht. Das war nicht einfach, aber<br />

es ist gelungen.<br />

Wie haben Ihre Kinder diese Zeit erlebt?<br />

TB: Wir haben einen eigenen Rhythmus entwickelt.<br />

Die Kinder und ich haben stundenlang<br />

Schiffe versenken gespielt oder haben<br />

uns alte Serien angeguckt. Es war eine sehr<br />

intensive Zeit, die wir hier zu Hause hatten.<br />

Ich habe die Kinder auch einbezogen; meine<br />

Tochter zum Beispiel durfte immer meine<br />

Pflaster wechseln, das hat sie auch sehr<br />

gewissenhaft gemacht (lacht).<br />

EB: Tanja sagte immer: „Ich schaffe das für<br />

meine Kinder!“<br />

TB: Auch hier war ich sehr dankbar für die<br />

Unterstützung meiner Mutter. Sie hat das<br />

Homeschooling für meine Tochter übernommen<br />

und sich in Teams und andere<br />

Online-Tools eingearbeitet. Mein Sohn war<br />

schon größer, er hat das gut alleine hinbekommen.<br />

Aber ich musste lernen, bestimmte<br />

Dinge abzugeben.<br />

Sie hatten den Tumor selbst entdeckt,<br />

nicht im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung?<br />

TB: Ja, richtig. Tatsächlich war ich erst ein<br />

paar Monate vorher bei der Vorsorge, aber<br />

so ein Tumor ist unberechenbar. Ich kann<br />

jeder Frau nur raten, sich regelmäßig selbst<br />

abzutasten. Auf der Seite von Pink Ribbon<br />

gibt es Anleitungen, wie man das richtig<br />

macht. Man kann es einfach in die tägliche<br />

Routine einbauen, beispielsweise unter der<br />

Dusche. Das ist kein großer Aufwand und es<br />

kann <strong>Leben</strong> retten.<br />

EB: Frühes Erkennen ist so wichtig! Jede<br />

Frau sollte sich regelmäßig die Zeit nehmen,<br />

ihre Brüste abzutasten – egal ob jung oder<br />

alt. Brustkrebs kennt kein Alter.<br />

Sie haben nicht nur ein Buch zum Thema<br />

Brustkrebs geschrieben, „Brust raus“, sondern<br />

auch ein Online-Webinar entwickelt.<br />

Was ist der Inhalt des Programms?<br />

TB: Positives Denken kann man trainieren.<br />

Ich wollte ein Programm entwickeln, das<br />

ich auch in Firmen und Kliniken vortragen<br />

kann. Mittlerweile kann man es auch<br />

auf meiner Website www.tanja-buelter.de<br />

finden, zum Download, <strong>mit</strong> Übungen und<br />

Workbooks. Ein positives Mindset ist nicht<br />

nur wichtig, wenn man erkrankt ist, sondern<br />

generell für ein erfolgreiches und glückliches<br />

<strong>Leben</strong>. Je mehr Menschen ein optimistisches<br />

Weltbild haben, desto besser geht es<br />

uns allen.<br />

Ich biete zudem vierwöchige Online-Coachings<br />

an, vorwiegend für Frauen. Das<br />

Oberthema ist: „Wie man Ballast loswird,<br />

positiver denkt und <strong>mit</strong> System durch den<br />

Alltag navigiert.“ Auch das Coaching richtet<br />

sich nicht zwingend an kranke Menschen,<br />

sondern an alle, die sich konkrete Ziele setzen<br />

möchten, resilienter werden und effektive<br />

Stressmanagement-Techniken erlernen<br />

möchten. Ich wende diese Techniken selbst<br />

an, die Methodik funktioniert bestens!.


18<br />

Blasenentzündung<br />

Alltagsleiden Harnwegsinfekte<br />

Wiederkehrende Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte sind für viele Frauen ein<br />

leidiges Problem. Doch es gibt Möglichkeiten, den schmerzvollen Entzündungen vorzubeugen<br />

und im Fall der Fälle die Beschwerden zu lindern.<br />

Als Harnwegsinfekte bezeichnet<br />

man Schleimhautentzündungen<br />

der ableitenden<br />

Harnwege, also des Nierenbeckens,<br />

des Harnleiters, der<br />

Harnblase oder der Harnröhre.<br />

Die häufigste Form ist die Blasenentzündung.<br />

Sie betrifft Frauen viermal öfter als<br />

Männer. Etwa 60 Prozent aller Frauen leiden<br />

in ihrem <strong>Leben</strong> mindestens einmal darunter,<br />

jede zehnte Frau erlebt dies sogar ein oder<br />

mehrmals im Jahr<br />

Ursachen einer Harnwegsinfektion<br />

Ausgelöst wird ein Harnwegsinfekt meist<br />

durch Bakterien, vor allem durch die natürlichen<br />

Darmbakterien E. coli. Diese können bei<br />

Frauen aufgrund der Nähe zwischen Harnröhren-<br />

und Darmausgang leicht den Weg in die<br />

Blase finden. Auch beim Geschlechtsverkehr<br />

können Bakterien in die Harnröhre gelangen<br />

und von dort in die Harnblase oder schlimmstenfalls<br />

bis in die Nieren aufsteigen. Ein geschwächtes<br />

Immunsystem sowie hormonelle<br />

Einflüsse, beispielsweise in den Wechseljahren,<br />

begünstigen ebenfalls eine bakterielle Infektion.<br />

Typische Symptome sind dann häufiger<br />

Harndrang, Brennen beim Wasserlassen,<br />

unkontrollierter Urinverlust, Schmerzen im<br />

Unterbauch, ein allgemeines Krankheitsgefühl<br />

oder sichtbares Blut im Urin.<br />

Wie Sie einer Entzündung vorbeugen können<br />

Zur Vorbeugung gegen wiederkehrende Harnwegsinfekte<br />

ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit<br />

zu sich zu nehmen, um die Harnwege<br />

durchzuspülen und Bakterien auszuscheiden.<br />

Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig und auch<br />

immer zeitnah nach dem Geschlechtsverkehr.<br />

Achten Sie bei der Reinigung nach dem Stuhlgang<br />

darauf, dass keine Darmbakterien in den<br />

Intimbereich gelangen können.<br />

Wie wird ein Harnwegsinfekt behandelt?<br />

Ist dennoch eine Infektion aufgetreten, gibt<br />

es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung.<br />

Bei einer sogenannten unkomplizierten<br />

Blasenentzündung ohne Begleiterscheinungen<br />

helfen krampflösende und durchspülende<br />

Arznei<strong>mit</strong>tel, die Beschwerden zu lindern.<br />

Die Entzündung heilt dann nach einigen Tagen<br />

oft von allein aus. Geschieht dies nicht,<br />

muss zwingend ein Arzt aufgesucht werden,<br />

um schwere Verläufe zu verhindern. Gelegentlich<br />

wird ein unkomplizierter Infekt auch<br />

<strong>mit</strong> Antibiotika behandelt, etwa bei sehr starken<br />

Schmerzen. Unumgänglich ist eine Antibiotikatherapie<br />

hingegen bei komplizierten<br />

.<br />

Harnwegsinfekten. Im Anschluss an die Therapie<br />

helfen wiederum pflanzliche Präparate<br />

zur Harnwegsspülung, einer erneuten Infektion<br />

vorzubeugen.<br />

Redaktion Jo Leonardt<br />

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Solidagoren® Liquid, Anwendungsgebiete: Solidagoren® Liquid wird traditionell angewendet zur Durchspülung der Harnwege und zur Verminderung der Ablagerung von Nierengrieß<br />

und zur unterstützenden Behandlung (Komedikation) bei leichten Beschwerden im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Das Arznei<strong>mit</strong>tel ist ein<br />

traditionelles Arznei<strong>mit</strong>tel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Anwendung für das Anwendungsgebiet registriert ist. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage<br />

und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Dr. Gustav Klein GmbH & Co. KG • Steinenfeld 3 • 77736 Zell am Harmersbach • info@klein-naturarznei.de • www.klein-naturarznei.de


Inkontinenz<br />

In einer Gesellschaft, die sich ständig<br />

weiterentwickelt und offen über verschiedene<br />

Themen spricht, die viele<br />

betreffen, gibt es immer noch Bereiche,<br />

die weniger Beachtung finden. Ein Thema<br />

ist Blasenschwäche. Für zwei Drittel<br />

aller Frauen gilt es als Tabuthema, dabei<br />

ist knapp ein Viertel aller Frauen in Deutschland<br />

davon betroffen. Babett Haußmann ist<br />

eine von ihnen. Jahrelang schwieg sie über ihr<br />

Leiden. In unserem <strong>Magazin</strong> bricht sie ihr Schweigen,<br />

um anderen Frauen Mut zu machen.<br />

„Lasst uns offen über<br />

Blasenschwäche reden!“<br />

Frau Haußmann, wann wurde Ihnen Ihre<br />

Blasenschwäche zum ersten Mal bewusst?<br />

Schon seit der Geburt meiner beiden Söhne<br />

vor über 40 Jahren kam es immer mal vor, dass<br />

ich etwas Urin verloren habe. Doch ich habe<br />

mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht,<br />

weil es nicht häufig vorkam und auch<br />

nicht viel Urin war. Doch vor sechs Jahren,<br />

bei einem Fußballspiel meiner Enkeltochter,<br />

wurde mir bewusst, dass etwas nicht stimmen<br />

kann. Ich feuerte meine Enkelin an, die<br />

im Tor stand. Und jedes Mal, wenn sie einen<br />

Ball hielt und ich vor Freude hüpfte, ging etwas<br />

in meine Hose. Irgendwann war es richtig<br />

nass – das war <strong>mit</strong> furchtbar unangenehm.<br />

Ich fuhr direkt nach Hause. Sehr gern wäre ich<br />

dort geblieben und hätte meine Enkelin weiter<br />

unterstützt, doch es ging nicht. Zu Hause<br />

habe ich mich gewaschen und etwas Neues<br />

angezogen. Danach habe ich das Erlebte verdrängt.<br />

Was sollte ich auch sonst tun? Darüber<br />

spricht man nicht.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Ich verdrängte es noch eine ganze Weile. Doch<br />

die Vorfälle mehrten sich, bis ich schon beim<br />

Niesen den Urin nicht halten konnte. Der<br />

Drang, ständig zur Toilette zu müssen, wurde<br />

immer stärker. Manchmal ging ich viermal pro<br />

Stunde. Hinzu kamen die sozialen Einschränkungen.<br />

Ich ging kaum noch vor die Tür, und<br />

wenn wir uns <strong>mit</strong> Freunden trafen, kniff ich<br />

krampfhaft die Beine zusammen, wenn es lustiger<br />

wurde, da<strong>mit</strong> nichts in die Hose ging. Das<br />

war sehr belastend für mich.<br />

Haben Sie sich jemandem anvertraut oder<br />

<strong>mit</strong> einem Arzt darüber gesprochen?<br />

Nein, das kam für mich damals nicht infrage.<br />

Ich schämte mich viel zu sehr und erzählte<br />

nicht mal meinem Mann davon. Er fragte nur<br />

immer mal wieder, warum ich so ruhig bin. Das<br />

tat ich dann <strong>mit</strong> Kreislaufproblemen oder Kopfschmerzen<br />

ab. Mein Allgemeinarzt ist ein Mann,<br />

und dem wollte ich auch nicht davon erzählen.<br />

Doch vor vier Jahren vertraute ich mich schließlich<br />

meiner Frauenärztin an. Es kostete mich<br />

große Überwindung und ich schämte mich sehr<br />

dafür. Die Frauenärztin reagierte jedoch völlig<br />

unbeeindruckt, als würde ich ihr von einer Erkältung<br />

erzählen. Das half mir sehr. Sie gab mir<br />

einen Überweisungsschein für den Urologen.<br />

Sind Sie zum Urologen gegangen?<br />

Ja, aber erst drei Monate später. Da der Urologe<br />

in meiner Nähe ein Mann ist, begann ich wieder,<br />

<strong>mit</strong> mir zu hadern, machte dann aber doch<br />

einen Termin. Er bemerkte sofort mein Schamgefühl<br />

bezüglich des Themas und klärte mich<br />

erst einmal auf, dass sehr viele Frauen davon<br />

betroffen sind. Das half mir – das Gefühl, nicht<br />

allein <strong>mit</strong> diesem Problem zu sein. Er machte<br />

einige Untersuchungen und diagnostizierte<br />

schließlich eine starke Belastungsinkontinenz.<br />

Einige Wochen später hatte ich eine Schlingenoperation.<br />

Dabei wird unterhalb der Harnröhre,<br />

durch die der Urin aus der Blase abfließt,<br />

ein Band angebracht. Wenn man hustet,<br />

drückt das Band die Harnröhre zusammen und<br />

schafft so<strong>mit</strong> die erforderliche Verstärkung, um<br />

einen Harnverlust zu verhindern.<br />

Wie sieht Ihr Alltag heute <strong>mit</strong> Belastungsinkontinenz<br />

aus?<br />

Lange Zeit hatte ich dank der OP keine großen<br />

Probleme, doch das ist leider nicht mehr<br />

so. Ich verliere wieder häufig Urin – mal mehr,<br />

mal weniger – und habe ständig das Gefühl,<br />

zur Toilette zu müssen. Doch ich habe mich<br />

daran gewöhnt und nutze Einlagen. Die geben<br />

mir das Gefühl von Sauberkeit und Sicherheit.<br />

Inkontinenz ist ein gesellschaftliches Tabuthema.<br />

Sie reden heute offen <strong>mit</strong> uns darüber.<br />

Warum?<br />

Weil ich weiß, dass es vielen so geht wie mir.<br />

Doch alle schweigen aus Scham, gehen nicht<br />

zum Arzt und isolieren sich. Das darf einfach<br />

nicht sein. Natürlich ist es kein angenehmes<br />

Thema, aber es wegzuschweigen macht es<br />

nicht besser. Wir sind viele, und das sollte<br />

sich jeder, der an Inkontinenz leidet, bewusst<br />

machen. Und ich mache heute den Anfang –<br />

für mich, aber auch für andere Betroffene!<br />

Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?<br />

Schämt euch nicht. Wer an Inkontinenz leidet,<br />

hat ein ordentliches Päckchen zu tragen,<br />

doch ist es keine tödliche Krankheit. Es gibt<br />

also Schlimmeres. Versucht, offen da<strong>mit</strong> umzugehen,<br />

nutzt Hilfs<strong>mit</strong>tel und genießt euer<br />

<strong>Leben</strong>, denn das ist <strong>mit</strong> Inkontinenz nicht<br />

vorbei!.<br />

Redaktion Emma Howe


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liebesleben.de/hpv<br />

Eine Aktion der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA), gefördert durch die<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Artikel-Nr. 70392008

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