Leben-mit-Magazin "Women's Health"
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<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> ... <strong>Magazin</strong><br />
WOMEN’S HEALTH<br />
Seite 4<br />
Schlaganfall –<br />
Dagmar erzählt<br />
ihre bewegende<br />
Geschichte<br />
Seite 6<br />
Migräne – Sabrina<br />
über ihr <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong><br />
Unwetter im Kopf<br />
Seite 8<br />
Primär biliäre<br />
Cholangitis – Kristina<br />
lebt <strong>mit</strong> einer seltenen<br />
Autoimmunerkrankung<br />
Seite 10<br />
Wechseljahre –<br />
Peggy spricht<br />
über Women<br />
in Balance<br />
Seite 12<br />
Lipödem –<br />
jede zehnte Frau<br />
ist betroffen<br />
Gemeinsam stark<br />
Vor vier Jahren erhält die beliebte TV-Moderatorin Tanja Bülter<br />
die Diagnose Brustkrebs – und der Kampf ihres <strong>Leben</strong>s beginnt.<br />
Dabei immer an ihrer Seite: Mutter Elke. Im Interview sprechen<br />
die beiden über die Wichtigkeit des Zusammenhalts.
2<br />
Vorwort<br />
Wenn man die Bevölkerung fragt, denkt man: Natürlich handeln Ärzte danach, ob man<br />
eine Frau oder einen Mann vor sich hat, das ist doch selbstverständlich – nein, das ist<br />
aktuell absolut nicht selbstverständlich.<br />
Gendern in der Medizin<br />
rettet Menschenleben!<br />
Prof. Dr. med. Ute Seeland<br />
Fachärztin für Innere Medizin<br />
und Gendermedizinerin,<br />
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft<br />
für Geschlechtsspezifische<br />
Medizin e. V. (DGesGM)<br />
„Medizin ist<br />
geschlechterspezifisch,<br />
wenn<br />
sie in Forschung,<br />
Krankenversorgung<br />
oder Pflege<br />
die Unterschiede<br />
zwischen Männern<br />
und Frauen<br />
berücksichtigt.“<br />
Die Geschlechtersensible Medizin<br />
(GSM), auch als Gendermedizin<br />
bekannt, ist ein<br />
Fachgebiet der Medizin, das<br />
sich <strong>mit</strong> den Unterschieden<br />
zwischen Männern und<br />
Frauen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit<br />
befasst. Experten der GSM untersuchen,<br />
wie sich zum Beispiel Geschlechtshormone,<br />
die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen<br />
auf die Gesundheit und den Verlauf von<br />
Krankheiten auswirken. Sie entwickeln und<br />
evaluieren auch neue Therapien und Präventionsmaßnahmen<br />
für Frauen und Männer unter<br />
Berücksichtigung ihres Alters, ihrer Ethnizität<br />
und ihrer <strong>Leben</strong>ssituation.<br />
Hier hat Deutschland Nachholbedarf. Die Kardiologie<br />
ist ein gutes Beispiel der Unterschiede.<br />
Nehmen Sie beispielsweise den Herzinfarkt. Es<br />
herrscht die Vorstellung, dass insbesondere<br />
Männer ab einem bestimmten Alter Herzinfarkte<br />
bekommen. Sogar Laien kennen die<br />
Symptome: ein Schmerz in der linken Brust,<br />
der in den linken Arm ausstrahlt. Nur: Auch<br />
Frauen bekommen Herzinfarkte, allerdings<br />
können bei ihnen die Symptome anders sein.<br />
Außerdem sind vor allem bei jüngeren Frauen<br />
die Infarkte besonders gefährlich. Das muss<br />
man als Mediziner wissen, um richtige Diagnosen<br />
stellen und richtig handeln zu können.<br />
Umgekehrt werden Männer viel seltener auf<br />
Osteoporose getestet; die Krankheit wird immer<br />
noch eher bei Frauen vermutet. Tatsächlich<br />
sind aber auch ältere Männer betroffen.<br />
Depressionen sind auch so ein Fall, bei dem<br />
die typischen Symptome weiblicher Patienten<br />
eher bekannt sind und erkannt werden – Traurigkeit,<br />
Lethargie und so weiter. Bei Männern<br />
kann aggressives Verhalten eine Depression<br />
anzeigen. Entwickelt man ein Medikament,<br />
ist es auch wichtig, Männer und Frauen differenziert<br />
zu betrachten: Die Körperzusammensetzung<br />
und der Stoffwechsel von Frauen und<br />
Männern sind unterschiedlich. Medikamente,<br />
die in einem männlichen Körper eine gute Wirkung<br />
zeigen, können bei Frauen nicht so gut<br />
wirken oder sogar unerwünschte Wirkungen<br />
hervorrufen.<br />
Warum die medizinische Forschung, die Krankenversorgung<br />
und auch die medizinische Ausbildung<br />
so wenig auf die Geschlechtersensible<br />
Medizin ausgerichtet sind, hat unterschiedliche<br />
Gründe. Der Körper von Frauen verändert<br />
sich stärker als der von Männern, sie erleben<br />
kurz- und langfristig stärkere hormonelle Umstellungen.<br />
Das macht es schwieriger, Frauen in<br />
der medizinischen Forschung zu berücksichtigen,<br />
es gibt bei Studien viel mehr Faktoren<br />
zu beachten. Lange Zeit wurde deswegen auf<br />
männliche Probanden zurückgegriffen. Das<br />
ist einfach einfacher. Dann herrschte lange ein<br />
eingeschränkter Blick auf unseren Körper vor:<br />
Frauen wurden in der Medizin nur dann gesondert<br />
berücksichtigt, wenn es um die primären<br />
und sekundären Geschlechtsmerkmale ging.<br />
Der Rest wurde über einen männlichen Kamm<br />
geschoren. Lange wussten wir nicht einmal,<br />
wie weitreichend die Unterschiede zwischen<br />
männlichen und weiblichen Körpern oder gar<br />
Zellen überhaupt sind.<br />
Abgesehen von der medizinischen Forschung<br />
und Versorgung müssen auch in anderen Bereichen<br />
die Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />
in den Blick genommen werden.<br />
Alle Disziplinen sollten sich <strong>mit</strong> der geschlechtersensiblen<br />
Denkweise beschäftigen und ihre<br />
Lehrenden schulen. Denn es braucht in jedem<br />
Forschungsbereich eine geschlechterspezifische<br />
Datenbasis, um Innovationen auf die<br />
Bedürfnisse aller Menschen abstimmen zu<br />
können. Natürlich ist die neue Generation auch<br />
anders erzogen und entwickelt sich weiter, aber<br />
die gläsernen Decken gibt es, und an die stößt<br />
man meistens erst dann, wenn man eine eigene<br />
Familie gründet und sein eigenes Geld verdient.<br />
Abschließend lässt sich feststellen, dass<br />
es noch keine echte Parität gibt. Aber Schritte in<br />
die richtige Richtung sind gemacht und zeigen<br />
einen Weg in eine gerechtere Zukunft auf..<br />
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Herausgeberin Franziska Manske Redaktionsleitung Benjamin Pank Design Elias Karberg<br />
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Die Texte der Ausgabe schließen alle Geschlechter <strong>mit</strong> ein. Zur besseren Lesbarkeit wird jedoch nur eine Geschlechtsform verwendet.
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Herzinfarkt bei Frauen<br />
A B C<br />
Übelkeit<br />
Schwindel<br />
Atemnot<br />
Der Herzinfarkt ist keine reine „Männerkrankheit“. Da die Symptomatik bei Frauen nicht<br />
immer klar ist, werden ihre Symptome oftmals fehlgedeutet. Dies führt dazu, dass Frauen<br />
häufig deutlich später in die Klinik eingeliefert werden als Männer.<br />
Typisch sind Schmerzen im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein (A). Zusätzlich können<br />
Schmerzen im Rücken (zwischen den Schulterblättern, C) oder Oberbauch (Verwechslung<br />
<strong>mit</strong> „Magenschmerzen“ möglich, B) ein Alarmzeichen sein. Die Schmerzen können in den<br />
Arm, den Hals oder den Oberbauch ausstrahlen (B).<br />
Symptome für einen Herzinfarkt:<br />
Kurzatmigkeit / Atemnot<br />
Schweißausbrüche<br />
Rückenschmerzen<br />
Übelkeit<br />
Erbrechen<br />
Schmerzen im Oberbauch<br />
Ziehen in den Armen<br />
Unerklärliche Müdigkeit<br />
Depressionen<br />
Bei Verdacht:<br />
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4<br />
Schlaganfall<br />
Als ich aus dem<br />
Koma erwacht bin,<br />
konnte ich mich nicht<br />
mehr bewegen. Ich dachte,<br />
mein <strong>Leben</strong> ist zu Ende.<br />
Foto: Ipsen<br />
Vom Schlag getroffen<br />
Rund 270.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Schlaganfall, Frauen<br />
sind statistisch gesehen häufiger betroffen als Männer. Eine von ihnen ist Dagmar. Sie<br />
erlitt einen Schlaganfall, der ihr <strong>Leben</strong> auf den Kopf stellte. Von einem Moment auf den<br />
anderen war nichts mehr, wie es war. Im Interview spricht die heute 77-Jährige über ihren<br />
Kampf zurück ins <strong>Leben</strong>, den Rückhalt ihrer Familie und den Umgang <strong>mit</strong> der Spastik.<br />
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
umgesetzt.<br />
Liebe Dagmar, bitte erzählen Sie uns von<br />
dem Tag, an dem Sie einen Schlaganfall erlitten<br />
haben.<br />
Ich war nie krank, ich war immer gesund. Aber<br />
an diesem Tag hatte ich wahnsinnige Kopfschmerzen.<br />
Ich habe gedacht, mir platzt der<br />
Kopf auseinander. Mein Mann sagte zu mir:<br />
„Setz dich hin, ruh dich aus, nimm mal eine<br />
Tablette.“ Aber es half nichts. Ich hatte dann<br />
die Augen zugemacht, und als ich sie wieder<br />
öffnete, sah ich nichts mehr – ich war blind.<br />
In der Notaufnahme wurde eine Angiografie<br />
gemacht und die Ärzte haben festgestellt, dass<br />
ich einen Thrombus in der Carotis, also in der<br />
großen Hauptschlagader des Halses, hatte.<br />
Danach bin ich ins Koma gefallen und habe<br />
vier Tage nichts gemerkt.<br />
Wann haben Sie von der Diagnose erfahren<br />
und wie haben Sie darauf reagiert?<br />
Als ich erwacht bin, konnte ich mich nicht<br />
mehr bewegen. Meine gesamte linke Körperseite<br />
war von oben bis unten gelähmt. Dann<br />
haben die Ärzte zu mir gesagt, dass ich einen<br />
schweren Schlaganfall erlitten habe. Ich habe<br />
dann erst mal nur geheult und dachte, mein<br />
<strong>Leben</strong> ist zu Ende.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Nach einem Vierteljahr bin ich das erste Mal<br />
zu Hause gewesen. Ich hatte die Pflegestufe<br />
3, musste rund um die Uhr betreut und versorgt<br />
werden: Ich wusste nicht, was ein Kugelschreiber<br />
ist. Ich wusste nicht, was eine<br />
Zahnbürste ist. Ich wusste nicht, was ein Glas<br />
ist. Ich musste alles wieder neu lernen und<br />
kennenlernen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel<br />
geweint. Ich habe gedacht, dass ich das nicht<br />
mehr schaffe. Mein Mann hat dann immer zu<br />
mir gesagt: „Zerfleisch dich nur.“ Das waren<br />
seine Worte. Er hat mich so sehr angetrieben,<br />
sodass sogar Freunde von uns gesagt haben,<br />
dass er zu viel von mir verlangt. Aber das war<br />
genau das Richtige. Er hat mich immer wieder<br />
gereizt, sodass der Punkt kam, an dem ich ihm
eweisen wollte, dass ich es schaffe – und ich<br />
habe es geschafft.<br />
Was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen?<br />
Mein Mann. Seine Art, <strong>mit</strong> der Krankheit umzugehen,<br />
war das, was mir am allermeisten<br />
geholfen hat. Und natürlich meine Kinder. Die<br />
standen immer hinter mir, die haben alles <strong>mit</strong><br />
mir gemacht. Sie sind <strong>mit</strong> mir in den Urlaub<br />
gefahren, haben mir immer wieder Rätsel aufgegeben,<br />
haben immer versucht, <strong>mit</strong> mir zu arbeiten.<br />
Das alles hat mich motiviert. Ich wollte<br />
einfach wieder normal und die Mutti sein, die<br />
von anderen gebraucht wird – so wie das vor<br />
dem Schlaganfall war. Das habe ich und das<br />
haben wir gemeinsam als Familie geschafft.<br />
Hatten Sie neuropsychologische Hilfe?<br />
Ja, und die Unterstützung vom Psychologen<br />
hat mir auch sehr geholfen. Er hat viele Übungen<br />
<strong>mit</strong> mir gemacht und er hat sich an meine<br />
Wünsche angelehnt. Mein Ziel war es, wieder<br />
für andere da zu sein, und ich wollte auch die<br />
Krankheit richtig erforschen. Er hat mich dabei<br />
unterstützt.<br />
20 bis 40 Prozent leiden nach einem Schlaganfall<br />
unter spastischen Bewegungsstörungen.<br />
Die meisten Spastiken machen sich<br />
spätestens drei bis sechs Monate nach dem<br />
Schlaganfall bemerkbar. Wie ist das bei Ihnen?<br />
Vor 13 Jahren bekam ich Spastikerscheinungen<br />
in meinem linken Bein. Das war ganz schön<br />
heftig. Das Bein zitterte und es krampfte. Schon<br />
bei einer kleinen Unebenheit auf der Straße<br />
und kurzer Unkonzentriertheit fiel ich hin. Daraufhin<br />
habe ich mich <strong>mit</strong> meinem Neuropsychologen<br />
zusammengesetzt. Seitdem bekomme<br />
ich alle Vierteljahre Spritzen – und das hilft<br />
wirklich. Ich habe deutliche Verbesserungen<br />
und ich merke, kurz bevor das Vierteljahr abläuft,<br />
dass die Spastiken wiederkommen. Nicht<br />
so heftig wie vorher, aber der Körper signalisiert,<br />
dass es wieder Zeit für die Spritze ist. Angenehm<br />
ist die Spritzerei nicht, muss ich sagen.<br />
Es tut schon weh. In den ersten Tagen nach der<br />
Spritze fühlt sich das Bein komisch an, aber<br />
nach einer Woche ist alles weg und dann kann<br />
ich das Bein ganz ruhig bewegen und normal<br />
laufen, ohne dass das Knie nach hinten ausschlägt.<br />
Das ist einfach toll.<br />
Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?<br />
Ich habe viel gearbeitet, bevor ich den Schlaganfall<br />
hatte. Ich war immer fleißig und habe<br />
auch viel ehrenamtlich gemacht. Als ich dann<br />
aus meinem ganz tiefen Tief raus war, habe<br />
ich beschlossen, dass mein Körper jetzt meine<br />
Arbeit ist. Ich kann allen nur raten, niemals<br />
aufzugeben und zu kämpfen. Jedes Erfolgserlebnis,<br />
was du <strong>mit</strong> deinem Körper schaffst, ist<br />
wie ein Arbeitserfolgserlebnis..<br />
Scannen Sie den QR-<br />
Code, um das bewegende<br />
Interview <strong>mit</strong> Dagmar in<br />
voller Länge anzusehen.<br />
DRSC-DE-000355<br />
Arm- und Beinspastik<br />
Spastik – eine Definition<br />
Als Spastik wird eine Bewegungsstörung bezeichnet, die <strong>mit</strong> einer Erhöhung<br />
der Muskelspannung (Steifigkeit) einhergeht. Man unterscheidet Für weitere Infos<br />
zwischen einer fokalen Spastik, die z. B. nur einen Arm oder ein Gelenk zur Spastik nach<br />
betrifft, und einer regionalen oder generalisierten Spastik, bei der mehrere<br />
Körperregionen oder auch der ganze Körper betroffen sind. !den<br />
einem Schlaganfall<br />
scannen Sie<br />
QR-Code.<br />
Typische Symptome einer Spastik<br />
Bei einer Schädigung des Nervensystems,<br />
die zu einer Spastik führt, treten<br />
neben der Spannungszunahme der<br />
Muskulatur typischerweise weitere<br />
Beschwerden auf. Wie z. B.:<br />
• verminderte Kraft<br />
• eine Einschränkung der aktiven<br />
und passiven Beweglichkeit<br />
• ungewollte, rhythmische Kontraktionen<br />
der Muskeln (Klonus)<br />
• schmerzhafte, plötzliche Muskelkrämpfe<br />
und plötzlich zuckende/<br />
ruckartige unwillkürliche<br />
Bewegungen<br />
• Schmerzen<br />
• eine Einschränkung der<br />
Koordination und Feinmotorik<br />
• eine Störung der Wahrnehmung<br />
Durch diese Beschwerden sind Menschen<br />
sehr unterschiedlich stark eingeschränkt.<br />
Manche Menschen <strong>mit</strong> einer<br />
Arm- oder Beinspastik sind nur leicht<br />
bewegungseingeschränkt, während<br />
andere erhebliche Schwierigkeiten bei<br />
der Bewältigung selbst kleiner, alltäglicher<br />
Aufgaben haben.<br />
So kann eine Spastik am Arm aussehen:<br />
Durch die Spastik in bestimmten Muskeln bzw. Muskelgruppen entstehen typische<br />
sogenannte Spastikmuster. Das Haltungs- und Bewegungsmuster bei einer spastischen<br />
Lähmung des Armes oder Beines lässt sich bei den meisten Betroffenen einem<br />
der folgenden Muster zuordnen, wobei die Übergänge fließend sind:<br />
So kann sich eine Beinspastik äußern:<br />
5<br />
Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 5<br />
Ein guter Weg der „Selbst-Hilfe“<br />
Eine spastische Bewegungsstörung und die da<strong>mit</strong> verbundenen Einschränkungen im<br />
Alltag oder im sozialen Umfeld sind nicht immer leicht zu bewältigen. Ein erster Schritt<br />
ist, wie bei allen anderen chronischen Erkrankungen auch, sich zu informieren, da<strong>mit</strong> Sie<br />
auf Augenhöhe <strong>mit</strong> Ihren behandelnden Ärzten oder weiteren Therapeuten kommunizieren<br />
können.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.schlaganfall-hilfe.de und www.ipsen.com/germany
6<br />
Migräne<br />
instagram.com/<br />
unwetterimkopf<br />
Unwetter<br />
im Kopf<br />
Migräne ist laut WHO eine der am stärksten<br />
einschränkenden Erkrankungen des<br />
Menschen und wird gleichzeitig in vielen<br />
Teilen der Gesellschaft nicht ernst genommen.<br />
„Kopfschmerzen? Die hat doch jeder<br />
mal!“ Migräne begleitet Sabrina Wolf durch<br />
ihr <strong>Leben</strong>. Im Interview spricht die Personalreferentin,<br />
Podcasterin und Vizepräsidentin<br />
der MigräneLiga e. V. Deutschland über ihr<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> chronischen Schmerzattacken.<br />
Redaktion Emma Howe<br />
Foto: privat<br />
Seit wann hast du Migräne und wie fing es<br />
bei dir an?<br />
In der Pubertät. Ich erinnere mich noch genau<br />
an meine erste Attacke: Es war ein Samstagmorgen.<br />
Ich wachte <strong>mit</strong> sehr starken, einseitigen<br />
Kopfschmerzen auf. Mir war übel, ich war<br />
lichtempfindlich und mir ging es sehr schlecht.<br />
Da meine Mama auch unter Migräne leidet,<br />
wusste ich sofort, was ich habe. Das hat mir<br />
auch den Weg zur Diagnose erleichtert. Anders<br />
als viele andere Betroffene, die einen jahrelangen<br />
Leidensweg gehen, bevor sie endlich eine<br />
Diagnose erhalten.<br />
Rückblickend hatte ich die ersten Anzeichen<br />
aber schon als Kind. Ich hatte oft Kopf- und<br />
Bauchschmerzen. Was darauf hindeutet, aber<br />
nie diagnostiziert wurde, dass ich wahrscheinlich<br />
als Kind bereits Migräne hatte. Die Diagnose<br />
habe ich dann erst <strong>mit</strong> 16 Jahren erhalten.<br />
Wie bist du da<strong>mit</strong> umgegangen?<br />
Da meine Mama eher ab und zu <strong>mit</strong> Migräneattacken<br />
zu kämpfen hat, war mir damals nicht<br />
bewusst, was das für mich bedeuten würde.<br />
Als sich die Attacken häuften, wurde mir jedoch<br />
schnell bewusst, dass es so nicht weitergehen<br />
kann. Ich war bei vielen Ärzten und<br />
hatte das Glück, auf eine Neurologin zu treffen,<br />
die mich ernst nahm. Sie verschrieb mir eine<br />
Akutmedikation, legte mir Ausdauersport und<br />
Meditation nah. Sie empfahl mir auch eine<br />
medikamentöse Prophylaxe, doch damals war<br />
ich noch nicht dazu bereit, jeden Tag Medikamente<br />
zu nehmen.<br />
Was hast du stattdessen getan?<br />
Ich habe begonnen, mich intensiv <strong>mit</strong> meiner<br />
Erkrankung zu beschäftigen, und jahrelang<br />
Maßnahmen, die teilweise auch nicht wissenschaftlich<br />
belegt sind, ausprobiert.<br />
Welche waren das?<br />
Ich war bei der Akupunktur, habe mir einen<br />
Migränepiercing stechen lassen, ich habe mir<br />
meinen Atlas korrigieren lassen, war bei Osteopathen<br />
und Physiotherapeuten. Es gab in<br />
dieser Zeit immer wieder Phasen, wo es besser<br />
wurde und ich nur eine Attacke im Monat hatte.<br />
Doch das wurde dann deutlich mehr. Es gab<br />
Monate, da hatte ich 20 Migränetage.<br />
Bitte versuche, den Schmerz zu beschreiben.<br />
Ich merke schon beim Aufstehen, dass etwas<br />
nicht stimmt. Die eine Kopfhälfte fühlt sich<br />
schwerer an, auch wenn es bewölkt ist, ist es<br />
mir zu hell, mir ist übel und langsam steigt<br />
der Schmerz. Dieser ist stark, stechend, pulsierend.<br />
Teilweise kommen Kiefer- und Schulterschmerzen<br />
hinzu. Hinzu kam, dass ich<br />
während meiner Periode häufiger im Migränestatus<br />
gelandet bin, also eine Attacke länger als<br />
72 Stunden andauert. Meine längste Attacke<br />
hielt zwölf Tage an.<br />
Wie schaffst du es, mental stark zu bleiben?<br />
In den vorher genannten Situationen war ich<br />
es nicht mehr. Ich war körperlich und mental<br />
am Ende. Normalerweise schaffe ich es, gut<br />
<strong>mit</strong> der Migräne zu leben. Ich mache Sport,<br />
Atemübungen, Meditation und führe einen<br />
gesunden <strong>Leben</strong>sstil. Wenn ich in ein Tief rutsche,<br />
schaffe ich es da<strong>mit</strong>, mich wieder rauszuziehen.<br />
Das alles unterstützt meine mentale<br />
Gesundheit, die bei einer chronischen Erkrankung<br />
sehr, sehr wichtig ist. Doch es funktioniert<br />
auch nicht immer, und das ist auch völlig<br />
in Ordnung.<br />
Wie geht dein Umfeld <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />
um, und was würdest du dir diesbezüglich<br />
von der Gesellschaft wünschen?<br />
Durch Gespräche <strong>mit</strong> anderen wird mir immer<br />
wieder bewusst, dass ich mich <strong>mit</strong> meinem<br />
Umfeld sehr glücklich schätzen kann. Viele erleben<br />
das leider anders, erfahren Unverständnis<br />
und werden teilweise ausgegrenzt. Das darf<br />
nicht sein. Ich wünsche mir viel mehr Aufklärung<br />
rund um das Thema.<br />
Hast du aus diesem Grund dein Buch „Unwetter<br />
im Kopf – Mein <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Migräne“<br />
geschrieben?<br />
Mit meinem Buch, das ab 19. Februar erhältlich<br />
ist, möchte ich aufklären und – das Wichtigste<br />
– anderen Betroffenen Mut machen,<br />
indem ich meinen Weg zeige, wie ich gelernt<br />
habe, <strong>mit</strong> der Migräne umzugehen und Symptome<br />
zu lindern. Ich teile meine Geschichte<br />
sowie Strategien für den Akutfall und die Vorbeugung<br />
von Migräneschüben.<br />
Wie geht es dir heute?<br />
Als die Migränetage immer mehr wurden, kam<br />
ich an den Punkt, mich <strong>mit</strong> der medikamentösen<br />
Prophylaxe auseinanderzusetzen – und<br />
das war die richtige Entscheidung. Ich habe<br />
eine Prophylaxe <strong>mit</strong> Antikörpern, die ich mir<br />
alle vier Wochen <strong>mit</strong>tels subkutaner Injektion<br />
verabreiche. Seitdem geht es mir deutlich<br />
besser. In der Kombination <strong>mit</strong> allen anderen<br />
Selbstfürsorgemaßnahmen habe ich deutlich<br />
an <strong>Leben</strong>squalität gewonnen. Dafür bin ich<br />
sehr dankbar. .
7<br />
Migräne: Viel mehr<br />
als Kopfschmerzen<br />
Der Schmerzexperte Dr. Johannes Horlemann erklärt im<br />
Interview, was Migräne ist, wie sie entsteht und welche<br />
Prophylaxemöglichkeiten es gibt.<br />
Das Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
Lieber Herr Dr. Horlemann, was ist eine<br />
Migräne und wodurch wird sie ausgelöst?<br />
Eine Migräne ist eine neurologische Erkrankung,<br />
die <strong>mit</strong> wiederkehrenden Kopfschmerzattacken<br />
und neurologischen Begleitsymptomen<br />
auftritt. Migräneattacken<br />
sind meistens unvorhersehbar. Es werden<br />
seit vielen Jahren Trigger zur Migräneauslösung<br />
diskutiert, beispielsweise Schokolade,<br />
Käse, Rotwein oder Wetterbedingungen,<br />
jedoch besteht für diese Auslöser<br />
keine wissenschaftliche Evidenz bis heute.<br />
Gesichert ist hingegen, dass die Migräne<br />
<strong>mit</strong> mehreren Genorten eine genetische<br />
Grundlage besitzt, die vererbt wird.<br />
Was passiert bei einer Migräneattacke im<br />
Kopf?<br />
Die Migräneattacke ist ein komplexes<br />
Geschehen <strong>mit</strong> elektrophysiologischen<br />
Veränderungen des Gehirns, Ausschüttung<br />
von Neurotrans<strong>mit</strong>tern und Durchblutungsveränderungen.<br />
Diese Veränderungen<br />
lösen starke, meist einseitige,<br />
pochend-pulsierende Kopfschmerzen aus,<br />
Hausarzt, daneben ein Schmerzmediziner<br />
oder Neurologe. In komplizierten Fällen<br />
stehen Kopfschmerzzentren zur Verfü-<br />
DAS SOLLTE NICHT<br />
DAS EINZIGE<br />
SEIN, DAS DEINE<br />
gung.<br />
MIGRÄNE LINDERT.<br />
DAS SOLLTE NICHT<br />
DAS EINZIGE<br />
SEIN, DAS DEINE<br />
MIGRÄNE LINDERT.<br />
die typischerweise bei körperlicher Aktivität<br />
stärker werden. Etwa 15 bis 20 Prozent<br />
der Betroffenen haben eine Auraphase vor<br />
der eigentlichen Kopfschmerzphase. In<br />
der Aura sind Störungen der Sinneswahrnehmung<br />
und Sensibilität, seltener auch<br />
der Motorik möglich. Die zentralnervösen<br />
Veränderungen führen zu Übelkeit und<br />
umgesetzt.<br />
Erbrechen und Erhöhung der Licht- und<br />
Geräuschempfindlichkeit. Vorrangig sind<br />
Frauen betroffen.<br />
Was unterscheidet sie von anderen Kopfschmerzen,<br />
und was sind typische Migränesymptome?<br />
Die wichtigste Abgrenzung der Migräne betrifft<br />
den Kopfschmerz vom Spannungstyp.<br />
Diese Kopfschmerzen sind meist milder,<br />
von dumpf-drückendem Charakter und<br />
meist beidseitig, häufig auch vom Nacken<br />
ausgehend, als sogenannter Haubenkopfschmerz,<br />
bei dem auch Übelkeit auftreten<br />
kann. Dieser Kopfschmerztyp ist häufig<br />
<strong>mit</strong> Anspannungen assoziiert und <strong>mit</strong> typischen<br />
Nackenschmerzen.<br />
Reicht eine „Selbstdiagnose“ bei seltenen<br />
Attacken oder sollte man bei einem<br />
Verdacht auf Migräne immer in die Arztpraxis<br />
zur neurologischen Abklärung gehen?<br />
Eine Selbstdiagnose, auch bei seltenen Attacken,<br />
reicht nicht aus. Da die Diagnose<br />
klinisch-anamnestisch erstellt wird, kann<br />
sie in der Regel, außer in komplizierten<br />
Fällen, in der Primärversorgung gestellt<br />
werden: Der erste Ansprechpartner ist der<br />
Dr. med. Johannes Horlemann<br />
Leiter des DGS-Schmerzzentrums<br />
Kevelaer, Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.<br />
Wie erleben Sie das Leid von Migränepatienten<br />
in Ihrer Praxis?<br />
Die Migräne ist eine echte Volkserkrankung.<br />
Deshalb gehört diese Diagnose zum Alltag<br />
fast aller versorgenden Ärzte: in der Hausarztpraxis,<br />
Schmerzmedizin, Neurologie,<br />
aber auch in anderen Fächern wie Orthopädie,<br />
Innere Medizin. Das Leid der Migränepatienten<br />
ist geprägt von einer Unkalkulierbarkeit<br />
der Alltagsgestaltung, weil aufgrund<br />
der Unberechenbarkeit der Attacken zuverlässige<br />
Planungen nicht möglich sind. Aus<br />
diesem Grunde sind Patientinnen und Patienten<br />
<strong>mit</strong> Migräne chronisch schmerzkrank:<br />
Sie sind auch außerhalb der Attacken von der<br />
Migräne geprägt, allein durch Erwartungsangst.<br />
Viele der Migränepatienten, wie auch<br />
Krankenkassendaten belegen, sind depressiv<br />
und durch Ängste verstört. Es entsteht ein Gefühl<br />
der Ohnmacht, unberechenbaren Attacken<br />
ausgeliefert zu sein.<br />
Welche Möglichkeiten gibt es, Migräne-Attacken<br />
präventiv vorzubeugen?<br />
Zum Glück hat die Medizin in den letzten Jahren<br />
sehr wirksame vorbeugende Medikamente<br />
gegen Migräne-Attacken entwickelt, sogenannte<br />
CGRP-Antikörper. Daneben gibt es viele<br />
Medikamente, beispielsweise Betablocker, die<br />
vorbeugend auf die Migräneentstehung wirken.<br />
A<strong>mit</strong>riptylin wirkt sowohl bei Migräne als auch<br />
bei Kopfschmerz vom Spannungstyp vorbeugend..<br />
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D<br />
D<br />
S<br />
M<br />
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PBC<br />
Ich habe<br />
wochenlang<br />
geheult und<br />
mich gefragt:<br />
Warum ich?<br />
Heute gehört<br />
meine primär<br />
biliäre Cholangitis<br />
zu mir!<br />
Foto: Ipsen<br />
„Nehmt eure Erkrankung<br />
aktiv in die Hand!“<br />
Kristina ist eine der rund 31.000 Menschen in Deutschland, die an primär biliärer Cholangitis<br />
(PBC) erkrankt sind. Seit 2021 weiß die 37-Jährige, dass sie an der nicht heilbaren, aber<br />
behandelbaren Autoimmunerkrankung der Leber leidet, die zu 90 Prozent Frauen betrifft.<br />
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
umgesetzt.<br />
Liebe Kristina, dein Weg bis zur Diagnose<br />
der primär biliären Cholangitis war ja keineswegs<br />
einfach für dich. Kannst du bitte<br />
beschreiben, wie alles begann?<br />
Sie begann <strong>mit</strong> dem Tod meines Vaters 2013.<br />
Er hatte Dünndarmkrebs und ist an einer<br />
Leberzirrhose gestorben. Im histologischen<br />
Befund kam dann heraus, dass er an einer<br />
seltenen Lebererkrankung litt. Weil solche Erkrankungen<br />
relativ häufig vererbbar sind, hat<br />
man mir dann dazu geraten, das überprüfen<br />
zu lassen. Mir ging es zu dem Zeitpunkt aber<br />
gut, und ich habe das nicht gemacht.<br />
Ein Jahr später hatte ich einen Bandscheibenriss.<br />
Weil ich nach der Reha nicht gleich wieder<br />
arbeitsfähig war, hat der medizinische<br />
Dienst mich zu einem Check-up eingeladen.<br />
Nach einer Woche hatte ich dann einen auffälligen<br />
Befund. Ich erhielt eine Überweisung<br />
<strong>mit</strong> Verdacht auf primär biliäre Cholangitis an<br />
die Uniklinik. Die habe ich dann daheim erst<br />
mal in die Ecke gepfeffert und gedacht: Mir<br />
geht‘s gut, ich mache da jetzt nichts. Das ging<br />
fast über ein Jahr so.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Irgendwann habe ich mich sehr erschöpft<br />
gefühlt und einen Juckreiz bekommen, der<br />
immer schlimmer wurde. Erst 2017 habe ich<br />
mich dann doch in der Uniklinik untersuchen<br />
lassen. Die Diagnose, die ich dort bekam,<br />
schwankte zwischen PBC und PSC – das heißt<br />
primär sklerosierender Cholangitis. Außerdem<br />
erhielt ich dort die Telefonnummer eines<br />
Seelsorgers, der mir mehr über die Krankheit<br />
erzählen könne. Ich habe dann einen Termin<br />
gehabt <strong>mit</strong> einem netten Herrn, der mir erzählt<br />
hat, ich solle mich psychisch darauf einstellen,<br />
dass ich spätestens in circa 15 Jahren<br />
eine neue Leber bräuchte.<br />
Das war natürlich erst mal ein Schock für<br />
mich. Ich habe in dieser Zeit gedacht: Ich<br />
möchte keine weiteren Arztbesuche oder irgendeine<br />
Untersuchung mehr. Ich habe damals<br />
wochenlang geheult und mich gefragt:<br />
Unvorstellbar, warum ich?<br />
Du hast relativ lange gebraucht, um zu akzeptieren,<br />
dass du tatsächlich primär biliäre<br />
Cholangitis hast. Wann war der Wendepunkt?<br />
Nach weiteren anderthalb Jahren habe ich<br />
mich doch dazu aufgerafft, mir die Diagnose<br />
bestätigen zu lassen. Mit Unterstützung meiner<br />
Hausärztin habe ich mich für die Uniklinik<br />
in Heidelberg entschieden. 2021 wurde<br />
dort die Diagnose PBC bestätigt. Ich wurde<br />
sofort medikamentös eingestellt. Der Juckreiz<br />
war innerhalb von einer Woche fast komplett<br />
weg. Und ich war so glücklich darüber! Die<br />
Erschöpfung ist geblieben, die habe ich auch<br />
heute noch – mal mehr, mal weniger.<br />
Was hat sich geändert, als du schwarz auf<br />
weiß hattest, dass du an PBC erkrankt bist?<br />
Ich bin immer ein sehr positiver Mensch gewesen.<br />
Und ich genieße das <strong>Leben</strong> in vollen<br />
Zügen. Die Klarheit darüber, primär biliäre<br />
Cholangitis zu haben, hat mir geholfen, die<br />
Situation zu akzeptieren. Ich denke, wenn irgendwelche<br />
Hürden im <strong>Leben</strong> kommen, muss<br />
man sich ihnen einfach stellen. Ich habe lernen<br />
müssen, dass ich diese Erkrankung habe
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9<br />
und dass das okay ist. Ich musste mich da<strong>mit</strong><br />
identifizieren und akzeptieren, dass die PBC<br />
jetzt zu mir gehört und dass ich Wege finden<br />
muss, da<strong>mit</strong> umzugehen. Je länger ich mich<br />
da<strong>mit</strong> auseinandergesetzt hatte, desto mehr<br />
habe ich dann gedacht, die PBC hat sogar<br />
auch etwas Gutes. Denn ich muss jetzt besser<br />
auf mich achten und mich mehr um mich<br />
kümmern! Und das hat ja positive Effekte!<br />
Wie lebst du heute <strong>mit</strong> der PBC?<br />
Wichtig ist, dass ich weiß, wie ich <strong>mit</strong> meiner<br />
Erkrankung umgehen muss. Ich habe eine<br />
positive Einstellung zu meiner PBC gefunden.<br />
Ich bin glücklich. Ich mache alles, was<br />
mir Spaß macht! Und das ist auch mein <strong>Leben</strong>smotto.<br />
Ich habe einen Sohn, der fast 14<br />
ist, bin alleinerziehend und arbeite als Konstruktionsingenieurin.<br />
In meiner Freizeit spiele<br />
ich gerne Tennis. Und bis letztes Jahr war<br />
ich auch Leichtathletiktrainerin und habe<br />
hier viele Jahre <strong>mit</strong> Kindern gearbeitet.<br />
Bis letztes Jahr habe ich Vollzeit gearbeitet<br />
und dann auf 90 Prozent reduziert. Ich merke<br />
aber, dass mir auch das noch zu viel ist und<br />
ich das nicht gut schaffe. Eine Vier-Tage-Woche<br />
wäre ideal. Die Wochenenden sind mir<br />
<strong>mit</strong>tlerweile einfach zu kurz. Ich brauche Erholungsphasen<br />
und Zeit zum Durchatmen.<br />
Außerdem achte ich darauf, dass ich mich<br />
ausreichend bewege. Ich fahre jeden Abend<br />
eine Runde Fahrrad. Und wenn ich dann<br />
noch ein- oder zweimal die Woche Tennis<br />
spiele, geht’s mir gut. Die Ernährung ist natürlich<br />
auch ein Faktor. Sie hängt <strong>mit</strong> der Leber<br />
und dem Darm zusammen. Ich musste<br />
lernen, dass ich bestimmte Dinge nicht vertrage.<br />
Die lasse ich jetzt weg.<br />
Wenn ich in dieser Hinsicht bewusst auf mich<br />
achte, habe ich die Symptome der PBC viel<br />
besser im Griff. Ich habe viel mehr Energie.<br />
Und ich fühle mich auch psychisch besser!<br />
Gehst du zu regelmäßigen Kontrollen zum<br />
Arzt?<br />
Ich achte sehr darauf, dass ich regelmäßige<br />
Kontrollen machen lasse. Einmal im Jahr<br />
gehe ich in die Uniklinik. Da werden dann Ultraschall<br />
und weitere größere Untersuchungen<br />
durchgeführt. Alle drei Monate lasse ich<br />
von meiner Hausärztin außerdem meine<br />
Blutwerte kontrollieren, um möglicherweise<br />
meine Therapie anzupassen. Nachdem ich<br />
über lange Jahre die Augen vor meiner PBC<br />
mehr oder weniger verschlossen habe, ist mir<br />
diese engmaschige Überwachung jetzt total<br />
wichtig. Denn ich habe verstanden, dass ich<br />
meine Symptome viel besser im Griff haben<br />
kann, wenn ich weiß, was los ist.<br />
Was rätst du anderen Menschen <strong>mit</strong> PBC?<br />
Ich möchte Mut machen und anderen sagen:<br />
Nehmt eure PBC aktiv in die Hand! Betroffene<br />
sollten akzeptieren, dass die Erkrankung<br />
ein Teil von ihnen ist, dass sie aber <strong>mit</strong> einem<br />
aktiven Symptom- und Therapiemanagement<br />
ganz viel für ihr eigenes Wohlbefinden<br />
tun können. Wichtig sind meiner Meinung<br />
nach auch regelmäßige Kontrollen ihrer Leberwerte,<br />
da<strong>mit</strong> sie bei der Therapiefindung<br />
beim Arztgespräch auf Augenhöhe <strong>mit</strong>reden<br />
können. Und: Sie sollten vor allem nicht zulassen,<br />
dass sie die Freude am <strong>Leben</strong> verlieren!<br />
Sie sollten die kleinen Dinge zu schätzen<br />
wissen und jeden Tag genießen!<br />
Du engagierst dich bei Patiententagen im<br />
Rahmen der Veranstaltungsreihe „PBC on<br />
Tour“ für andere Betroffene. Was ist dir dabei<br />
wichtig?<br />
Diese Initiative liegt mir total am Herzen<br />
und macht mir ganz viel Spaß. Sie klärt auf<br />
zum aktuellen Stand der Wissenschaft, will<br />
die Versorgungswege in PBC verbessern und<br />
bietet Betroffenen Raum für persönlichen<br />
Austausch. Ich begleite die PBC-Tour seit<br />
Anfang des Jahres. Sie geht durch fünf Städte<br />
– Kiel, Bühl, Leipzig, Bochum und Berlin.<br />
Es gibt jeweils drei Workshops an diesen<br />
Patiententagen. Und ich betreue den zum<br />
Thema Selbstmanagement – das heißt: Was<br />
kann ich selbst für mich tun, da<strong>mit</strong> es mir gut<br />
geht? Und da<strong>mit</strong> ich gesund bleibe bzw. das<br />
Stadium halte, in dem ich jetzt bin.<br />
Was bringt dir der Austausch <strong>mit</strong> anderen<br />
PBC-Patienten im Rahmen der Tour?<br />
Durch das Gespräch <strong>mit</strong> Menschen, die auch<br />
primär biliäre Cholangitis haben, lerne ich<br />
total viel dazu. Es gibt immer wieder tolle<br />
Anregungen und Gedankenanstöße, und ich<br />
profitiere unglaublich viel von den Erfahrungen<br />
der anderen. Sie eröffnen noch mal<br />
ganz neue Perspektiven und zeigen oft auch<br />
andere Strategien für das individuelle Selbstmanagement<br />
auf.<br />
Außerdem ist es schön zu sehen, wie ermutigend<br />
Gespräche <strong>mit</strong> anderen Betroffenen<br />
sind. Oft sind die Teilnehmer total verunsichert,<br />
wenn sie ankommen. Der Austausch<br />
<strong>mit</strong> den anderen bestärkt sie ungemein –<br />
und am Ende gehen sie dann <strong>mit</strong> einem positiven<br />
Gefühl nach Hause. Das ist für mich<br />
genau die Motivation, weshalb ich mich bei<br />
diesen Veranstaltungen engagiere. Und das<br />
gibt mir dann auch den Mut, mir zu sagen:<br />
„Hey, du brauchst keine Angst vor der Zukunft<br />
zu haben und vor dem, was kommt!“<br />
Das macht mich stärker! Und das ist wirklich<br />
schön!.<br />
PBC – eine seltene Erkrankung der Leber<br />
Die Symptome variieren von Person zu Person, häufige Anzeichen sind:<br />
Fatigue<br />
Starker Juckreiz Sicca-Syndrom Gelenkschmerzen<br />
erklären kann.“ * sehr einschränkt.“ *<br />
sehe ich verschwommen.“ *<br />
sehen kann.“ *<br />
„Es ist eine bleierne<br />
Müdigkeit, die ich nicht<br />
„Es ist ein quälender<br />
Juckreiz, der mich im Alltag<br />
„Meine Augen brennen,<br />
tränen und sind gerötet. Oft<br />
„Es ist ein Schmerz,<br />
den niemand sonst<br />
!<br />
PBC ist eine seltene autoimmune Leberkrankheit. Zunächst werden die kleinen Gallengänge in der<br />
Leber angegriffen und können zerstört werden. Langfristig greift die Entzündung auf das gesamte<br />
Lebergewebe über und kann im Endstadium zur Zirrhose führen. Die Symptome sind von Person<br />
zu Person unterschiedlich. So können einige der hier genannten Symptome in mehr oder weniger<br />
starker Ausprägung auftreten – andere wiederum gar nicht. Zudem können Symptome im Laufe<br />
der Zeit zunehmen oder sich verändern. Für Betroffene ist es wichtig, dass sie ihre Laborwerte im<br />
Blick behalten und ihre Beschwerden <strong>mit</strong> dem Arzt besprechen.<br />
Für weitere Informationen zu Kristinas <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> primär biliärer Cholangitis und Informationen<br />
zum <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Erkrankung scannen Sie den QR-Code.<br />
DRSC-DE-000356
10<br />
Wechseljahre<br />
Die Wechseljahre<br />
sind nicht<br />
der Anfang vom<br />
Ende, sondern der<br />
Beginn einer neuen,<br />
spannenden<br />
<strong>Leben</strong>sphase.<br />
Foto: Johannes C. Hüsch<br />
Den Grundstein für Gesundheit<br />
und Vitalität im Alter legen<br />
Peggy Reichelt spürte <strong>mit</strong> Anfang 40 die ersten Symptome: Stimmungsschwankungen,<br />
Reizbarkeit und Schlafstörungen. Als sie keine Anlaufstelle fand, die sie zuverlässig und<br />
umfassend beraten konnte, gründete sie XbyX – Women in Balance und wurde selbst<br />
zur Wechseljahresexpertin.<br />
Redaktion Miriam Rauh<br />
Die Wechseljahre betreffen jede Frau – aber<br />
selbst Ärzte scheinen wenig darüber zu wissen.<br />
Woran liegt das?<br />
Ja, das ist fast ein wenig verrückt, oder? Tatsächlich<br />
ist es so, dass Gynäkologen weder im Studium<br />
noch in der Facharztausbildung umfassend<br />
zu den Wechseljahren ausgebildet werden. Es<br />
gibt auch keine Abrechnungszahl der Krankenkassen<br />
für Wechseljahresbeschwerden.<br />
Gespräche, Behandlung und Aufklärung sind<br />
allerdings sehr zeitintensiv – Zeit, die kaum<br />
vergütet wird. Lediglich 16 Euro pro Quartal<br />
können für allgemeine Beratung abgerechnet<br />
werden. Da wundert es kaum, dass nur wenige,<br />
sehr engagierte Ärzte sich intensiv <strong>mit</strong> den<br />
Wechseljahren beschäftigen und auskennen.<br />
Ist diese „allgemeine Unwissenheit“ der<br />
Grund, warum Sie das Buch „Women in Balance“<br />
geschrieben haben?<br />
Auf jeden Fall! Das war überhaupt die Motivation,<br />
weshalb wir 2019 XbyX – Women in Balance<br />
gründeten. Schließlich war ich <strong>mit</strong> Anfang 40<br />
selbst betroffen, spürte erste Symptome, fand<br />
aber keine Anlaufstelle, die mich zuverlässig<br />
und umfassend beraten hätte. Mit dem Buch<br />
möchte ich Frauen befähigen, ihren individuellen<br />
Weg durch die Wechseljahre zu finden.<br />
Mein größter Wunsch: ganz viele Eselsohren,<br />
Markierungen, Post-its in jedem Buch – dann<br />
ist mein Ziel, ein hilfreiches Nachschlagewerk<br />
für jede Frau ab 40 zu schaffen, gelungen.<br />
Was ist, aus Ihrer Sicht, das Wichtigste für<br />
Frauen in den Wechseljahren?<br />
Ein gesunder <strong>Leben</strong>sstil ist ab jetzt das A und<br />
O. Mit dem Absinken von Progesteron und<br />
Östrogen während der Perimenopause, dem<br />
Beginn der Wechseljahre, entfallen viele der<br />
Schutzfunktionen dieser beiden Hormone –<br />
und das müssen wir kompensieren. Deshalb<br />
empfehlen wir in unserem Buch die „fünf Säulen<br />
der Wechseljahres-Balance“, und zwar ganz<br />
unabhängig davon, ob einen Symptome plagen<br />
oder nicht. Meist <strong>mit</strong> Anfang 40 ist der richtige<br />
Zeitpunkt, um so den Grundstein für Gesundheit<br />
und Vitalität im Alter zu legen:<br />
1. Vielfältige Ernährung <strong>mit</strong> allen<br />
wichtigen Nährstoffen<br />
2. Entspannung, Ruhepausen<br />
und ausreichend Schlaf<br />
3. Hormone bestmöglich ausbalancieren<br />
4. Alltagsbewegung und regelmäßiger<br />
(Kraft-)Sport<br />
5. Eigene Grenzen respektieren und einfordern<br />
Kann man erreichen, dass Symptome wie<br />
Hitzewallungen, Haarausfall und Herzrasen<br />
aufhören oder gar nicht erst aufkommen?<br />
Es gibt leider kein Wunder<strong>mit</strong>tel oder Patentrezept,<br />
das für alle Frauen gleichermaßen<br />
funktioniert. Die hormonellen Umstellungen<br />
sind so individuell wie jede Frau selbst – die
eine erlebt das absolute Hormonchaos, für<br />
die andere ist es eher eine sanfte körperliche<br />
Veränderung <strong>mit</strong> leichten Symptomen.<br />
Was sicher ist: Wer die genannten fünf Säulen<br />
in den Alltag integriert, schafft eine gute<br />
Basis für jegliche Veränderung und gesundes<br />
Altern. Im Buch widmen wir den zehn<br />
häufigsten Symptomen jeweils ausführliche<br />
Kapitel und bieten Praxistipps an, <strong>mit</strong> denen<br />
jede Frau Hilfe für ihre Beschwerden findet.<br />
Es ist ein Mix aus Ausprobieren und besser<br />
auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu<br />
hören. Überdies haben wir bei XbyX zahlreiche<br />
Produkte für die speziellen Anforderungen<br />
ab den Wechseljahren entwickelt, die bei<br />
Symptomen wie Schlafstörungen, Hitzewallungen<br />
oder Stimmungsschwankungen unterstützen.<br />
Was halten Sie von Hormonen gegen Wechseljahresbeschwerden?<br />
Und: Welche Alternativen<br />
gibt es?<br />
Ob Hormone oder nicht, ist eine sehr individuelle<br />
Entscheidung, die <strong>mit</strong> dem Arzt getroffen<br />
werden muss. Es fließen persönliche<br />
Vorlieben, Beschwerdebild, Genetik und<br />
Krankheitsgeschichte ein. Dank der modernen<br />
bioidentischen Hormone ist eine Hormonersatztherapie<br />
heute deutlich weniger<br />
risikobehaftet. Gerade bei Hitzewallungen sowie<br />
für die Knochen ist die Studienlage recht<br />
eindeutig und positiv.<br />
Für alle, die keine Hormone nehmen können<br />
oder wollen, gibt es zahlreiche pflanzliche<br />
Alternativen. So zeigen Adaptogene wie Ashwagandha,<br />
die Mariendistel oder der beliebte<br />
Mönchspfeffer tolle Effekte. Ebenso Phytoöstrogene<br />
wie Rotklee, Soja, Nachtkerze oder<br />
Schisandra. Die Knochen profitieren von Proteinen,<br />
Vitamin D, K2 und Magnesium. Im<br />
Buch erklären wir die Wirkungsweisen und<br />
Einsatzgebiete der einzelnen Phytostoffe ganz<br />
ausführlich. Grundsätzlich sollte man immer<br />
im Hinterkopf behalten: Jede Frau ist anders<br />
und nicht alles funktioniert für jede von uns<br />
gleich gut. Man muss ausprobieren und stets<br />
neu justieren.<br />
Ich selbst habe erlebt, dass eine proteinreiche<br />
Ernährung, insbesondere ein<br />
proteinreiches Frühstück, ein echter<br />
„Gamechanger“ sein kann, was verschiedene<br />
Wechseljahresbeschwerden betrifft. Haben<br />
Sie eine Erklärung dafür?<br />
Mit Beginn der Wechseljahre kann unser Körper<br />
Proteine nicht mehr so effektiv verwerten,<br />
wir entwickeln eine „anabole Resistenz“. Proteine<br />
sind jedoch unerlässlich für Muskelaufbau,<br />
Knochendichte und für die Sättigung.<br />
Werden Proteine gemeinsam <strong>mit</strong> Kohlenhydraten<br />
gegessen, stabilisieren sie zudem den<br />
Blutzuckerspiegel. Dadurch sind sie hilfreich<br />
bei Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit<br />
sowie Brainfog und senken das Risiko für<br />
Insulinresistenz und Diabetes. Zudem unterstützt<br />
eine über den Tag verteilte Proteinzufuhr<br />
von 1,4 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm<br />
Körpergewicht beim Gewichthalten und Abnehmen.<br />
Wer das <strong>mit</strong> der Ernährung nicht<br />
immer schafft, der kann zusätzlich zu pflanzlichen<br />
Proteinshakes wie XbyX Energie greifen.<br />
Welche weiteren „Wunderwaffen“ gibt es<br />
für Frauen in den Wechseljahren?<br />
Neben Proteinen gehören Vitamine – vorwiegend<br />
aus Gemüse – und Mineralien, Ballaststoffe<br />
und Probiotisches täglich auf den Teller.<br />
Eine gesunde Darmflora macht uns resistenter.<br />
Außerdem bitte nicht die gesunden Fette<br />
weglassen! Gerade die Omega-3-Fettsäuren<br />
DHA und EPA benötigen Herz und Gehirn<br />
dringend. Im Buch finden sich vielfältige,<br />
köstliche Rezepte, die all das vereinen. Zudem<br />
gibt es einige Pflanzenextrakte, die unsere<br />
hormonelle Balance positiv beeinflussen. Wir<br />
setzen in unseren wissenschaftlich fundierten<br />
Wirkkomplexen Phytostoffe wie Ashwagandha,<br />
Ginseng, Vitalpilze wie Cordyceps und<br />
Reishi, aber auch traditionelle Kräuter wie<br />
Mariendistel, Mönchspfeffer, Nachtkerzenöl<br />
und andere ein.<br />
Angebracht sind zudem Sport und Stressabbau.<br />
Im Buch haben wir dafür zahlreiche<br />
praktische Anleitungen: vom effektiven Workout<br />
bis hin zur entspannenden Tiefenatmung<br />
und Faszienpflege.<br />
Alternative Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden<br />
werden meist nicht als Medikament<br />
eingestuft, sondern als Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel<br />
und unterliegen so<strong>mit</strong> weit<br />
weniger Kontrollen. Gilt das für alle? Wie<br />
kann frau sich sicher sein, Wirkstoffe zu sich<br />
zu nehmen, die nicht <strong>mit</strong> Schwermetallen<br />
oder Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln belastet sind?<br />
Indem man auf ein paar Kriterien achtet, bekommt<br />
man Sicherheit in puncto Qualität:<br />
Wird in Deutschland nach strengen Qualitätsstandards<br />
wie HACCP, DIN EN ISO 9001<br />
und GMP produziert? Ist der Anbieter vertrauenswürdig<br />
und sehe ich, wer hinter der<br />
Marke steckt? Sind alle Zutaten transparent<br />
auf Etikett und Website ausgewiesen? Sind<br />
die Produkte von unabhängigen Drittlaboren<br />
geprüft?<br />
Wir produzieren <strong>mit</strong> XbyX in deutschen Betrieben,<br />
die für die Einhaltung guter Herstellungsprozesse<br />
zertifiziert sind. Wir achten darauf,<br />
dass all unsere Produkte ohne Gentechnik,<br />
Füll<strong>mit</strong>tel, Zuckerzusatz, Konservierungsstoffe<br />
und Schwermetalle sind. Alles wird einzeln<br />
wissenschaftlich validiert und kontrolliert.<br />
Das ist mir immens wichtig, schließlich nutze<br />
ich unsere Produkte täglich selbst.<br />
Worauf sollte man außerdem achten, wenn<br />
man nach Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>teln<br />
gegen Wechseljahresbeschwerden sucht?<br />
Machen aus Ihrer Sicht beispielsweise ein<br />
Hormonspiegel und eine Blutanalyse auf<br />
ggf. fehlende Nährstoffe Sinn?<br />
Oft gibt ein Hormonspiegel keine exakte Antwort,<br />
da die Hormone gerade zu Beginn der<br />
Perimenopause sehr stark schwanken. Er ist<br />
deshalb häufig nur eine Momentaufnahme.<br />
Wir empfehlen gern unseren XbyX Selbsttest<br />
(kostenfrei auf xbyx.de), der auf Basis diverser<br />
Parameter eine erste Indikation zur Phase<br />
der Hormonumstellungen gibt, verknüpft <strong>mit</strong><br />
Empfehlungen für den persönlichen <strong>Leben</strong>sstil.<br />
Sinnvoll ist auf jeden Fall ein regelmäßiger<br />
Check-up der wichtigsten Blutwerte. Darunter<br />
Blutfette, Blutzucker, Schilddrüsenhormone,<br />
11<br />
Vitamin D, B-Vitamine (wie Folsäure, B12, ggf.<br />
B1, B6), Eisen, Kalzium, Magnesium, Zink,<br />
Selen. Am besten <strong>mit</strong> der Ärztin besprechen,<br />
welche Werte je nach <strong>Leben</strong>ssituation, Alter,<br />
Symptomen und Krankheitsgeschichte sinnvoll<br />
sind.<br />
Haben Sie einen besonderen Tipp, den Sie<br />
<strong>mit</strong> Frauen in den Wechseljahren teilen<br />
können?<br />
Ja, im Grunde gleich drei, wenn ich darf.<br />
1. Sei mutig: Sprich darüber. Indem wir uns offen<br />
austauschen, erschaffen wir ein Netzwerk,<br />
das uns hält und in dem wir einander unterstützen.<br />
So verlieren die Wechseljahre den<br />
Schrecken und finden ihren natürlichen Platz<br />
in der Gesellschaft, wo sie längst hingehören.<br />
2. Priorisiere dich: Hör auf deinen Körper und<br />
pflege ihn. Achte auf einen gesunden, aktiven<br />
<strong>Leben</strong>sstil, aber bau auch Ruhepausen für<br />
dich selbst ein. Sei milde <strong>mit</strong> dir, wenn dein<br />
Körper nicht so performt wie früher.<br />
3. Freu dich: Die Wechseljahre sind nicht<br />
der Anfang vom Ende, sondern der Beginn<br />
einer neuen, spannenden <strong>Leben</strong>sphase.<br />
Immerhin leben wir quasi genauso<br />
lange ohne unseren Zyklus wie <strong>mit</strong> ihm.<br />
Und wenn du Tipp 2 beherzigst, wirst du<br />
gestärkt aus dem Hormonstrudel auftauchen<br />
und diese Zeit bereichert erleben..<br />
Buchtipp<br />
WOMEN IN BALANCE<br />
Die Wechseljahre haben ein echtes Imageproblem.<br />
Gäbe es einen Preis für die unbeliebteste<br />
<strong>Leben</strong>sphase, die Wechseljahre<br />
würden ihn gewinnen. Statt darüber zu sprechen,<br />
wird durchgehalten. Geht man zum<br />
Arzt, gibt es, außer Medikamenten oder Hormontherapie,<br />
wenig Unterstützung. Höchste<br />
Zeit, für Abhilfe zu sorgen! Mit diesem Buch<br />
bekommen Frauen das an die Hand, was sie<br />
brauchen: komprimiertes Wissen darüber,<br />
was in ihrem Körper passiert, und praktische<br />
Lösungsansätze für die 10 häufigsten<br />
Symptome der Wechseljahre. Alltagstaugliche<br />
Tipps, Übungen und Rezepte führen<br />
wie ein Kompass durch diese spannende<br />
<strong>Leben</strong>sphase und ermöglichen ein energievolles<br />
<strong>Leben</strong>sgefühl bis ins hohe Alter.<br />
ISBN 978-3-8338-9486-2<br />
GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
12<br />
Lipödem<br />
Foto: Rina Gorny Fotografie 2022/LipödemGesellschaft e. V.<br />
Lipödem – jede 10. Frau!<br />
Die Erkrankung ernst nehmen und zeitnah handeln<br />
Weniger essen, mehr Sport – für Betroffene <strong>mit</strong> Lipödem klingen diese Empfehlungen wie<br />
blanker Hohn, denn sie helfen bei der Erkrankung nicht. Der Bedarf an Aufklärung ist groß,<br />
obwohl rund zehn Prozent aller Frauen von einem Lipödem betroffen sind. Wir sprachen <strong>mit</strong><br />
Experten: dem Hamburger Chirurgen Prof. Dr. Dr. Klesper, der seit rund zehn Jahren<br />
erfolgreich Frauen <strong>mit</strong> Lipödem operiert, und der Klinikmanagerin Carina G.-Weise.<br />
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
umgesetzt.<br />
Was ist ein Lipödem und was passiert dabei<br />
im Körper?<br />
Prof. Dr. Dr. Klesper (PK): Ein Lipödem ist eine<br />
entzündliche Fettgewebeverteilungsstörung,<br />
die vorwiegend die untere Körperhälfte betrifft,<br />
insbesondere Ober- und Unterschenkel,<br />
manchmal auch die Oberarme, Unterarme und<br />
Hüften. Es wird eine genetische Komponente<br />
vermutet, wobei die Vererbung nicht immer<br />
eindeutig ist. Ich habe zum Beispiel oft Patientinnen,<br />
deren Mütter schlank sind, während sie<br />
selbst an einem Lipödem leiden.<br />
Die Entzündung fördert das Wachstum des<br />
Lipödems; sie führt auch zu den typischen Beschwerden<br />
wie Schmerzen, Schwellungen und<br />
Berührungsempfindlichkeit. Die Kapillaren,<br />
die kleinen Blutgefäße, werden fragil und brechen<br />
leicht, was zu blauen Flecken führt. Viele<br />
Betroffene klagen zudem über ein Kältegefühl.<br />
Wie bemerken Betroffene die Erkrankung?<br />
PK: Sie äußert sich meist zunächst in einer erhöhten<br />
Druckempfindlichkeit und einer Disproportion<br />
von einem schlanken Ober- und<br />
Carina G.-Weise<br />
und Prof. Dr. Dr. Klesper<br />
Klinikmanagerin und<br />
Ärztlicher Direktor der Beauty<br />
Klinik an der Alster<br />
einem voluminösen Unterkörper. Schnell kommen<br />
auch ein Schweregefühl und Schmerz hinzu,<br />
was die Beweglichkeit beeinträchtigt. Viele<br />
Betroffene berichten, dass sie viel Sport treiben,<br />
aber trotzdem nicht abnehmen können.<br />
Die Gesundheit leidet in mehrfacher Hinsicht.<br />
Wir haben Untersuchungen zur psychischen<br />
Gesundheit von Lipödempatientinnen im Rahmen<br />
meiner Professur an der MSH durchgeführt.<br />
Insbesondere im Hinblick auf Selbstwert,<br />
Selbstbewusstsein und depressive Verstimmungen.<br />
Wenn das Lipödem chirurgisch, <strong>mit</strong>tels<br />
einer schonenden Liposuktion, behandelt<br />
wird, bessern sich diese Symptome deutlich<br />
oder verschwinden ganz.<br />
Was bedeutet es, <strong>mit</strong> einem Lipödem zu leben?<br />
Carina G.-Weise (CGW): Vor allem geht es darum,<br />
die Schmerzen zu bewältigen. Viele Betroffene<br />
müssen ihre Aktivitäten stark einschränken<br />
– ein Stadtbummel oder längere Wanderungen<br />
sind oft nicht mehr möglich. Auch im Alltag,<br />
zum Beispiel als junge Mutter, sind Einschrän-
kungen spürbar, wenn man nicht mehr <strong>mit</strong><br />
dem Kind auf dem Boden spielen kann. Ein<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Lipödem erfordert zudem ein hohes<br />
Maß an Selbstmanagement.<br />
In den kurzen Terminen beim Phlebologen<br />
bleibt oft keine Zeit für umfassende Aufklärung,<br />
deshalb ist es wichtig, dass sich die Betroffenen<br />
selbst informieren und sich in Selbsthilfegruppen<br />
austauschen.<br />
Welche Behandlungsmethoden gibt es für<br />
das Lipödem?<br />
PK: Zunächst empfehlen wir die konservative<br />
Behandlung ohne Operation. Dazu gehören<br />
das Tragen von maßgeschneiderter Kompressionskleidung,<br />
Lymphdrainagen und eventuell<br />
eine antientzündliche Ernährung. Diese Maßnahmen<br />
können das Fortschreiten des Lipödems<br />
verlangsamen, aber nicht stoppen. Im<br />
Gegensatz dazu kann die operative Lipödemtherapie,<br />
also eine besondere Form des Fettabsaugens,<br />
die Beschwerden in den betroffenen<br />
Bereichen dauerhaft lindern, vorausgesetzt,<br />
die Operation wird korrekt und konsequent<br />
durchgeführt. Wichtig ist, dass ein großer Teil<br />
des erkrankten Fettgewebes entfernt wird, da<strong>mit</strong><br />
die Patientinnen nicht wieder erhebliche<br />
Zunahmen am erkrankten Fettgewebe in diesen<br />
Bereichen erleben.<br />
Wann raten Sie zu einer Operation?<br />
PK: Ich rate keiner Patientin aktiv zu einer Operation.<br />
Der Wunsch muss von der Patientin<br />
selbst kommen. Oft ist der richtige Zeitpunkt<br />
erreicht, wenn die Patientin sagt, dass sie <strong>mit</strong><br />
den Beschwerden/Schmerzen ihrer Beine so<br />
nicht mehr leben möchte. Dann sollte sie sich<br />
ernsthaft Gedanken über eine Operation machen.<br />
Wie findet man den geeigneten Chirurgen?<br />
PK: Ist die Entscheidung für eine Operation<br />
gefallen, sollten Patientinnen darauf achten,<br />
dass sie sich in erfahrene Hände begeben. Es<br />
gibt große Unterschiede zwischen einer rein<br />
kosmetischen Fettabsaugung und einer speziell<br />
auf das Lipödem zugeschnittenen Operation.<br />
Hierbei ist neben der Erfahrung des<br />
Chirurgen das richtige Verfahren der Fettabsaugung<br />
wesentlich. Hierzu eignen sich<br />
laut den Fachgesellschaften zwei Methoden,<br />
die PAL und die WAL. Patientinnen sollten<br />
sich gut informieren, die Erfahrung des Arztes<br />
prüfen und idealerweise jemanden wählen,<br />
der diese Operationen schon viele Jahre<br />
durchführt.<br />
Was ist nach dem Eingriff besonders wichtig?<br />
PK: Besonders wichtig ist im Nachgang,<br />
dass die Patientinnen die Anweisungen ihres<br />
Operateurs befolgen. Direkt nach der OP<br />
bekommen sie eine spezielle Kompressionsware,<br />
die hilft, Schwellungen zu reduzieren<br />
und den Heilungsprozess zu unterstützen.<br />
Ruhe und Erholung sind ebenfalls entscheidend,<br />
und wir empfehlen, sich ein bis zwei<br />
Wochen Auszeit zu gönnen. Ab dem zweiten<br />
Tag sind leichte Spaziergänge gut, aber die<br />
Patientinnen sollten es langsam und im eigenen<br />
Tempo angehen. Von klinischer Seite<br />
aus ist es zudem unerlässlich, dass die verordneten<br />
Medikamente korrekt eingenommen<br />
werden. Außerdem sollten Patientinnen<br />
innerhalb von einer Woche <strong>mit</strong> der Lymphdrainage<br />
beginnen, die mindestens zwei- bis<br />
dreimal pro Woche durchgeführt werden<br />
sollte. Das ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
des Heilungsprozesses und hilft, die Wundschwellungen<br />
schneller abzubauen.<br />
13<br />
Wie erleben Sie Ihre Patientinnen einige<br />
Monate nach der Operation?<br />
CGW: Die meisten Patientinnen fragen sich,<br />
warum sie den Eingriff nicht schon viel früher<br />
haben durchführen lassen, da sie ihre<br />
alte Leichtigkeit, über die <strong>Leben</strong>sjahre schon<br />
vergessen, plötzlich wiedergewonnen haben.<br />
Wir beobachten, dass viele Patientinnen über<br />
die zurückgewonnene Mobilität einen Motivationsschub<br />
erhalten und dadurch „wie von<br />
allein“ weiter an Gewicht verlieren, was vor<br />
der OP den meisten unmöglich war. Selbst<br />
depressive Verstimmungen sind bei den jüngeren<br />
Patientinnen schon nach kurzer Zeit<br />
verschwunden.<br />
Wo können sich Patientinnen austauschen<br />
und informieren?<br />
CGW: Selbsthilfegruppen sind eine hervorragende<br />
Möglichkeit zum Austausch, da sie einen<br />
neutralen Raum für den Erfahrungsaustausch<br />
bieten. Auch Instagram kann hilfreich<br />
sein, obwohl man hier vorsichtig sein muss,<br />
da es viele Informationen gibt, die nicht immer<br />
verlässlich sind. Es gibt auch größere<br />
Portale, aber diese sind oft kommerziell ausgerichtet<br />
und weniger neutral.<br />
Was sind die Vorteile Ihrer Klinik? Was<br />
schätzen Ihre Patientinnen besonders?<br />
CGW: Unsere Patientinnen schätzen besonders<br />
die persönliche und fast Rund-um-die-<br />
Uhr-Betreuung, die sie bei uns erhalten. Wir<br />
nehmen uns Zeit für jede Patientin, und es<br />
gibt keine Massenabfertigung. Jede Patientin<br />
wird von dem Arzt operiert, der sie auch<br />
aufgeklärt hat, und wir sind auch nach der OP<br />
jederzeit für sie da. Das schafft Vertrauen und<br />
Sicherheit, und das wissen unsere Patientinnen<br />
sehr zu schätzen..<br />
LIPÖDEM-<br />
SELBSTTEST<br />
Sie leiden häufiger<br />
an blauen Flecken,<br />
ohne dass Sie sich<br />
stark gestoßen<br />
haben?<br />
Alltägliche<br />
Aktivitäten sind<br />
durch die Beschwerden<br />
der Beine<br />
eingeschränkt?<br />
Trotz Diäten und<br />
Sport können Sie<br />
an den Oberschenkeln<br />
kein Gewicht<br />
verlieren?<br />
Trotz eines schlanken<br />
Oberkörpers<br />
haben Sie deutlich<br />
kräftigere<br />
Oberschenkel<br />
Auswertung<br />
Wenn Sie die meisten Fragen <strong>mit</strong> einem<br />
beantwortet haben, liegt bei Ihnen <strong>mit</strong> großer<br />
Wahrscheinlichkeit ein Lipödem vor.<br />
Stellen Sie sich bitte zur Abklärung der Diagnose<br />
bei einem Phlebologen, also einem Facharzt für<br />
Venenheilkunde, vor.<br />
Gern beraten wir Sie zur operativen Therapie dieser<br />
Erkrankung in unserer Lipödem Klinik an der<br />
Alster.<br />
Auf unserem Instagramkanal @lipoedemklinikhamburg<br />
und auf unserer Website www.lipödem.<br />
hamburg finden Sie viele weitere Informationen<br />
zum Thema Lipödem, Behandlungsmöglichkeiten,<br />
Nachsorge sowie Erfahrungsberichte von<br />
anderen betroffenen Frauen.<br />
Ihre Beine<br />
fühlen sich<br />
schwer an,<br />
besonders am<br />
Abend?<br />
Sie sind an den<br />
Beinen sehr<br />
druck- und<br />
schmerzempfindlich?<br />
Website<br />
Instagram<br />
WhatsApp<br />
Lipödem Klinik an der Alster<br />
Mittelweg 18<br />
20148 Hamburg<br />
Tel.: 040 41622819
14<br />
Brustkrebsfrüherkennung<br />
Vorsorge als Selbstfürsorge –<br />
hinfühlen statt wegsehen<br />
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsart – jede Achte erkrankt im Laufe ihres <strong>Leben</strong>s<br />
daran. Das Risiko für eine Erkrankung steigt dabei bis zum Alter von 65 Jahren zunehmend<br />
an. In den meisten Fällen ist die Heilungschance umso besser, je früher der Krebs erkannt<br />
wird. Die Krebsfrüherkennung ist deshalb besonders wichtig – in jedem Alter!<br />
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
umgesetzt.<br />
Die Überlebensrate bei Brustkrebs<br />
beträgt 83 Prozent,<br />
bezogen auf zehn Jahre. Die<br />
Früherkennung und die da<strong>mit</strong><br />
einhergehende Behandlungsmöglichkeit<br />
der Krankheit<br />
tragen zu einer möglichen Heilung bei.<br />
Dabei gilt: Keine Maßnahme kann allein eine<br />
hundertprozentige Sicherheit geben. Vielmehr<br />
geht es darum, Frauen zu ermutigen, einen<br />
achtsamen Umgang <strong>mit</strong> sich selbst zu pflegen<br />
und mögliche Veränderungen wahr- und ernst<br />
zu nehmen, ohne in Angst zu verfallen.<br />
Die folgenden Möglichkeiten der Brustkrebsfrüherkennung<br />
sollte jede Frau kennen:<br />
Abtasten der Brüste: Das Kennenlernen und<br />
die Wahrnehmung der eigenen Brust sind<br />
ein wirkungsvoller Baustein bei der Früherkennung<br />
von Brustkrebs. Außerdem ist die<br />
Selbstabtastung die einzige Früherkennungsmöglichkeit,<br />
die jede Frau selbstständig zu<br />
Hause durchführen kann. Bemerkenswert ist,<br />
dass etwa 80 Prozent der Mammakarzinome<br />
entdeckt werden, weil Frauen selbst Veränderungen<br />
in ihrer Brust feststellen. Wichtig:<br />
Eine Veränderung bedeutet nicht direkt Brustkrebs<br />
– auch Zysten können beispielsweise die<br />
Ursache für eine Auffälligkeit sein. Trotzdem<br />
sollten Veränderungen immer <strong>mit</strong> einem Arzt<br />
abgeklärt werden.<br />
Auf folgende Merkmale sollte bei der Brustabtastung<br />
geachtet werden:<br />
• Schmerzen an einer Stelle der Brust<br />
• Knötchen in der Achselhöhle oder der Brust<br />
• Anschwellen der Haut oder Entstehung von<br />
Cellulite im Bindegewebe der Brust<br />
• Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze<br />
• Veränderungen der Brustwarze<br />
• Veränderung der Größe der Brust<br />
• Beim Heben der Arme verformt oder bewegt<br />
sich eine Brust anders als die andere<br />
• Hautrötungen (teils aussehend wie Schorf),<br />
die nicht abklingen<br />
Der ideale Zeitpunkt für die Selbstabtastung ist<br />
zum Ende der Regelblutung bzw. in der ersten<br />
Woche nach dem Zyklus. Zu diesem Zeitpunkt<br />
ist das Brustgewebe weicher und weniger<br />
druckempfindlich. Nach den Wechseljahren<br />
ist der Zeitpunkt beliebig, da sich das Gewebe<br />
nicht mehr so stark verändert.<br />
Mindestens einmal pro Monat!<br />
Beim Abtasten der Brüste ist eine Regelmäßigkeit<br />
sehr wichtig. Bei einer Abtastung mindestens<br />
einmal im Monat ist schon nach kurzer<br />
Zeit die Wahrnehmung deutlich gesteigert. Zur<br />
Unterstützung der Selbstabtastung wurde die<br />
breastcare App entwickelt. Durch einen Zykluskalender<br />
wird monatlich der ideale Zeitpunkt<br />
zur Selbstabtastung er<strong>mit</strong>telt und die App erinnert<br />
an den Check.<br />
Ärztliche Tastuntersuchung: Die ärztliche<br />
Tastuntersuchung ist für Frauen ab 30 Jahren<br />
vorgesehen. Einmal jährlich werden dabei vom<br />
Arzt die Brüste sowie die Lymphknoten in den<br />
Achselhöhlen abgetastet und mögliche Auffälligkeiten<br />
der Größe, Form oder der Hautstruktur<br />
und der Brustwarzen geklärt.<br />
Die Teilnahme an den regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen<br />
ist freiwillig. Die<br />
Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse<br />
übernommen. Die Leistungen können<br />
von Patientin zu Patientin und möglicherweise<br />
auch unter den verschiedenen Krankenkassen<br />
variieren.<br />
Brustultraschall: Bei der Sonographie werden<br />
kurze Schallwellenimpulse durch die Haut gesendet.<br />
Gewebeanteile <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />
Dichte reflektieren diese Impulse unterschiedlich<br />
stark, entsprechend farblich abgegrenzt<br />
werden diese dann auf dem Ultraschallbild<br />
dargestellt. Die meisten Gewebeschichten werden<br />
in verschiedene Grautöne umgewandelt.<br />
Auffälligkeiten wie etwa Zysten oder Knoten<br />
können durch diese Methode oft problemlos<br />
identifiziert werden.<br />
Die Sonographie kommt deshalb vor allem<br />
bei unklaren Tast- oder Mammographiebefunden<br />
zum Einsatz. Als alleinige Untersuchungsmethode<br />
eignet sie sich jedoch<br />
nicht. Vor allem auch bei jungen Frauen <strong>mit</strong><br />
sehr dichtem Brustgewebe oder Frauen <strong>mit</strong><br />
Brustimplantaten liefert die Sonographie<br />
wertvolle Einblicke. Die Ultraschalluntersuchung<br />
ist schmerzfrei. Da keine Röntgenstrahlung<br />
zum Einsatz kommt, kann das Verfahren<br />
ohne Risiko durchgeführt werden.<br />
Mammographie: Die Mammographie ist<br />
eine Röntgenuntersuchung der Brust, bei der<br />
bereits sehr kleine, noch nicht zu ertastende<br />
Knötchen oder sogenannter Mikrokalk (ein<br />
Vorstadium von Brustkrebs) erkannt werden<br />
können. Die Mammographie wird im Stehen<br />
durchgeführt. Dabei werden die Brüste kurz<br />
zwischen zwei Plexiglasplatten gepresst, was<br />
für einige Frauen etwas unangenehm oder<br />
schmerzhaft ist. Von vorne sowie von der<br />
Seite werden dabei Röntgenaufnahmen erstellt.<br />
Die Mammographie wird angewandt, um<br />
Auffälligkeiten bei der ärztlichen Tastuntersuchung<br />
abzuklären. Vor allem bei jüngeren<br />
Frauen <strong>mit</strong> sehr dichtem Brustgewebe ist<br />
diese Methode jedoch nicht so wirksam wie<br />
die Sonographie.<br />
Unabhängig von Symptomen wird diese<br />
Methode im Rahmen des Mammographie-<br />
Screening-Programms bundesweit Frauen<br />
zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre<br />
als Vorsorgeuntersuchung angeboten. Diese<br />
erfolgt zusätzlich zur ärztlichen Tastuntersuchung<br />
und wird in der Regel von der gesetzlichen<br />
Krankenkasse übernommen.<br />
Appell an alle Frauen: Tasten Sie regelmäßig<br />
Ihre Brüste ab, nutzen Sie Vorsorgeangebote<br />
und betreiben Sie dadurch Vorsorge als<br />
Selbstfürsorge – für sich selbst, aber auch für<br />
Ihre Liebsten!.
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Brustkrebs-Früherkennung ist wichtig.<br />
Carla von Bergmann<br />
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Gemeinsam stark<br />
gegen Brustkrebs!<br />
2020 ertastete Moderatorin, Buchautorin und Coach Tanja Bülter einen Knoten in der Brust<br />
– dann ging alles schnell. Im Interview berichtet sie von der großen Unterstützung ihrer<br />
Mutter Elke und davon, was ihr in dieser schweren Zeit die Kraft gegeben hat, optimistisch<br />
zu bleiben und wieder gesund zu werden.<br />
Redaktion Miriam Rauh
17<br />
Mehr auf www.leben<strong>mit</strong>.de | 17<br />
Als Sie die Krebsdiagnose erhielten, kämpfte<br />
die Welt <strong>mit</strong> der Corona-Pandemie – und<br />
für Sie kamen von einem Tag auf den anderen<br />
noch mehr Sorgen hinzu. Wie haben Sie<br />
diese Zeit erlebt?<br />
Tanja Bülter: Ich entdeckte im Oktober 2020<br />
unter der Dusche einen kleinen Knubbel und<br />
ging da<strong>mit</strong> zum Arzt. Es folgten mehrere Untersuchungen<br />
und schließlich eine Biopsie,<br />
die leider die Gewissheit brachte, dass es sich<br />
um einen sehr aggressiven Tumor handelte –<br />
triple-negativ, eine der schlimmeren Formen.<br />
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in dieser<br />
Zeit machte ich damals alle Arztbesuche<br />
alleine. Auch die Genesung und die Behandlungszeit<br />
habe ich weitgehend allein bewältigt.<br />
Es war hart für mich, besonders das erste Diagnosegespräch,<br />
bei dem man eigentlich eine<br />
vertraute Person an seiner Seite haben sollte.<br />
Wenn man gesagt bekommt, dass man Krebs<br />
hat, schaltet das Gehirn aus. Ich bin zwar als<br />
Journalistin gewohnt, schlechte Nachrichten<br />
aufzunehmen und zu verarbeiten – aber wenn<br />
es einen persönlich betrifft, fehlt die Distanz.<br />
Wie lange dauerte es vom ersten Verdachtsmoment,<br />
bis Sie Klarheit hatten?<br />
TB: Vom Ertasten des Knotens bis zum Arztbesuch<br />
vergingen etwa zehn Tage; rund vier<br />
Wochen später begann bereits die Chemotherapie.<br />
Es ging alles sehr schnell und erforderte<br />
Organisationstalent. Ich habe mich an meinen<br />
Hausarzt gewandt und ihn um Unterstützung<br />
gebeten. Er hat teilweise andere Termine für<br />
mich gemacht, zum Beispiel. für ein MRT.<br />
Wo wurden Sie behandelt?<br />
TB: Ich wurde in der Charité operiert und<br />
habe meine Chemotherapie in einer Ambulanzpraxis<br />
gemacht, die haarerhaltende Maßnahmen<br />
anbot. Das ist in Deutschland immer<br />
noch recht selten. Mein Arzt in der Ambulanzpraxis<br />
und mein Professor an der Charité waren<br />
in ständigem Austausch; das hat gut funktioniert.<br />
Sie konnten Ihre Haare erhalten?<br />
TB: Ja, das ist ein modernes Verfahren. Eine<br />
spezielle, sehr fest sitzende Kappe kühlt den<br />
Kopf auf wenige Grad. Dadurch nehmen die<br />
Haarzellen die Chemotherapie nicht mehr<br />
auf. Die Prozedur ist unangenehm und ein gewisser<br />
Haarverlust ist dennoch gegeben, aber<br />
ich habe etwa 60 bis 70 Prozent meiner Haare<br />
behalten. Psychologisch war das ein großer<br />
Gewinn für mich.<br />
Elke Bülter: Jeder Frau ist ihr Haar wichtig.<br />
Leider gibt es diese Möglichkeit noch viel zu<br />
selten.<br />
Ich habe manchmal den Eindruck, das Thema<br />
Haarverlust wird teils von Ärzten als nebensächlich<br />
abgetan. Aber es hat einen großen<br />
Effekt auf die Psyche, und das ist wichtig<br />
für die Genesung.<br />
TB: Absolut. Die Anwendung der Kühlkappe<br />
ist zwar unangenehm, aber es hat funktioniert,<br />
und dafür bin ich sehr dankbar.<br />
Hatte Ihnen jemand zu dieser Maßnahme<br />
geraten?<br />
TB: Bei einer Krebsdiagnose muss man<br />
sich von heute auf morgen <strong>mit</strong> einer neuen<br />
Thematik auseinandersetzen. Ich habe<br />
viel recherchiert, <strong>mit</strong> Ärzten gesprochen<br />
und Freunde und Bekannte um Rat gebeten.<br />
Auch auf der Yes!APP von YesWeCancer.org<br />
findet man viele Informationen. In<br />
Großbritannien bietet man 80 Prozent aller<br />
Brustkrebspatientinnen eine Kühlkappe an,<br />
während das Verfahren in Deutschland wenig<br />
bekannt ist und oft selbst bezahlt werden<br />
muss.<br />
EB: Was sich nicht jeder leisten kann.<br />
Sie sind Mutter und alleinerziehend – eine<br />
zusätzliche Herausforderung, wenn man<br />
sich auf die eigene Gesundheit konzentrieren<br />
muss. Sie erhielten damals Unterstützung<br />
durch Ihre Mutter?<br />
TB: Meine Mutter hat mich sehr unterstützt<br />
– ich bin sehr glücklich, sie an meiner Seite<br />
zu haben! Sie hat eine angeborene Fröhlichkeit<br />
und hat mich an den Tagen, an denen<br />
sie hier war, aufgemuntert und gekocht. Es<br />
gab diesen einen Pommestag, an den wir<br />
beide noch heute denken. Während einer<br />
Chemo hat man oft einen intensiven Eisengeschmack<br />
im Mund und hat teilweise gar<br />
keinen Appetit – oder auf Dinge, die man<br />
sonst nicht isst. Ich hatte plötzlich Heißhunger<br />
auf Pommes frites, und dann hat meine<br />
Mutter mir ein Backblech davon gemacht –<br />
und noch eins …<br />
EB: Ich hätte alles gemacht für Tanja. Als<br />
mein Mann und ich von der Diagnose erfahren<br />
haben, sagten wir sofort, dass wir für<br />
Tanja und die Kinder da sind. Es gab kein<br />
Zögern. Wir sind eng <strong>mit</strong>einander, das ist<br />
schön.<br />
So wertvoll für Ihre Tochter! Wie sind Sie<br />
<strong>mit</strong> Ihren eigenen Sorgen umgegangen?<br />
EB: In der Zeit war das überhaupt nicht<br />
wichtig für mich, ich habe funktioniert, und<br />
das kam aus tiefstem Herzen. Wenn ich<br />
Sorgen hatte, habe ich sie nicht gezeigt. Ich<br />
habe immer zu Tanja gesagt: „Du schaffst<br />
das.“ Mit einer guten Freundin konnte ich<br />
über alles sprechen, für Tanja war ich stark.<br />
Sie ist eine Kämpferin; sogar während der<br />
Behandlung hat sie gearbeitet und Sport gemacht.<br />
Ich habe das immer bewundert.<br />
TB: Es hat mir sehr geholfen, dass du da<br />
warst. Und es hat mir auch geholfen, zu arbeiten,<br />
Sport zu machen und mich auf andere<br />
Dinge zu konzentrieren. Das war eine Art<br />
Therapie für mich.<br />
Dennoch eine schwierige Zeit. Wie haben<br />
Sie es geschafft, nicht in eine negative Gedankenspirale<br />
zu geraten?<br />
EB: Bei einer solchen Diagnose kommen<br />
natürlich Ängste auf, aber wir haben immer<br />
positiv gedacht. Das war nicht einfach, aber<br />
es ist gelungen.<br />
Wie haben Ihre Kinder diese Zeit erlebt?<br />
TB: Wir haben einen eigenen Rhythmus entwickelt.<br />
Die Kinder und ich haben stundenlang<br />
Schiffe versenken gespielt oder haben<br />
uns alte Serien angeguckt. Es war eine sehr<br />
intensive Zeit, die wir hier zu Hause hatten.<br />
Ich habe die Kinder auch einbezogen; meine<br />
Tochter zum Beispiel durfte immer meine<br />
Pflaster wechseln, das hat sie auch sehr<br />
gewissenhaft gemacht (lacht).<br />
EB: Tanja sagte immer: „Ich schaffe das für<br />
meine Kinder!“<br />
TB: Auch hier war ich sehr dankbar für die<br />
Unterstützung meiner Mutter. Sie hat das<br />
Homeschooling für meine Tochter übernommen<br />
und sich in Teams und andere<br />
Online-Tools eingearbeitet. Mein Sohn war<br />
schon größer, er hat das gut alleine hinbekommen.<br />
Aber ich musste lernen, bestimmte<br />
Dinge abzugeben.<br />
Sie hatten den Tumor selbst entdeckt,<br />
nicht im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung?<br />
TB: Ja, richtig. Tatsächlich war ich erst ein<br />
paar Monate vorher bei der Vorsorge, aber<br />
so ein Tumor ist unberechenbar. Ich kann<br />
jeder Frau nur raten, sich regelmäßig selbst<br />
abzutasten. Auf der Seite von Pink Ribbon<br />
gibt es Anleitungen, wie man das richtig<br />
macht. Man kann es einfach in die tägliche<br />
Routine einbauen, beispielsweise unter der<br />
Dusche. Das ist kein großer Aufwand und es<br />
kann <strong>Leben</strong> retten.<br />
EB: Frühes Erkennen ist so wichtig! Jede<br />
Frau sollte sich regelmäßig die Zeit nehmen,<br />
ihre Brüste abzutasten – egal ob jung oder<br />
alt. Brustkrebs kennt kein Alter.<br />
Sie haben nicht nur ein Buch zum Thema<br />
Brustkrebs geschrieben, „Brust raus“, sondern<br />
auch ein Online-Webinar entwickelt.<br />
Was ist der Inhalt des Programms?<br />
TB: Positives Denken kann man trainieren.<br />
Ich wollte ein Programm entwickeln, das<br />
ich auch in Firmen und Kliniken vortragen<br />
kann. Mittlerweile kann man es auch<br />
auf meiner Website www.tanja-buelter.de<br />
finden, zum Download, <strong>mit</strong> Übungen und<br />
Workbooks. Ein positives Mindset ist nicht<br />
nur wichtig, wenn man erkrankt ist, sondern<br />
generell für ein erfolgreiches und glückliches<br />
<strong>Leben</strong>. Je mehr Menschen ein optimistisches<br />
Weltbild haben, desto besser geht es<br />
uns allen.<br />
Ich biete zudem vierwöchige Online-Coachings<br />
an, vorwiegend für Frauen. Das<br />
Oberthema ist: „Wie man Ballast loswird,<br />
positiver denkt und <strong>mit</strong> System durch den<br />
Alltag navigiert.“ Auch das Coaching richtet<br />
sich nicht zwingend an kranke Menschen,<br />
sondern an alle, die sich konkrete Ziele setzen<br />
möchten, resilienter werden und effektive<br />
Stressmanagement-Techniken erlernen<br />
möchten. Ich wende diese Techniken selbst<br />
an, die Methodik funktioniert bestens!.
18<br />
Blasenentzündung<br />
Alltagsleiden Harnwegsinfekte<br />
Wiederkehrende Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte sind für viele Frauen ein<br />
leidiges Problem. Doch es gibt Möglichkeiten, den schmerzvollen Entzündungen vorzubeugen<br />
und im Fall der Fälle die Beschwerden zu lindern.<br />
Als Harnwegsinfekte bezeichnet<br />
man Schleimhautentzündungen<br />
der ableitenden<br />
Harnwege, also des Nierenbeckens,<br />
des Harnleiters, der<br />
Harnblase oder der Harnröhre.<br />
Die häufigste Form ist die Blasenentzündung.<br />
Sie betrifft Frauen viermal öfter als<br />
Männer. Etwa 60 Prozent aller Frauen leiden<br />
in ihrem <strong>Leben</strong> mindestens einmal darunter,<br />
jede zehnte Frau erlebt dies sogar ein oder<br />
mehrmals im Jahr<br />
Ursachen einer Harnwegsinfektion<br />
Ausgelöst wird ein Harnwegsinfekt meist<br />
durch Bakterien, vor allem durch die natürlichen<br />
Darmbakterien E. coli. Diese können bei<br />
Frauen aufgrund der Nähe zwischen Harnröhren-<br />
und Darmausgang leicht den Weg in die<br />
Blase finden. Auch beim Geschlechtsverkehr<br />
können Bakterien in die Harnröhre gelangen<br />
und von dort in die Harnblase oder schlimmstenfalls<br />
bis in die Nieren aufsteigen. Ein geschwächtes<br />
Immunsystem sowie hormonelle<br />
Einflüsse, beispielsweise in den Wechseljahren,<br />
begünstigen ebenfalls eine bakterielle Infektion.<br />
Typische Symptome sind dann häufiger<br />
Harndrang, Brennen beim Wasserlassen,<br />
unkontrollierter Urinverlust, Schmerzen im<br />
Unterbauch, ein allgemeines Krankheitsgefühl<br />
oder sichtbares Blut im Urin.<br />
Wie Sie einer Entzündung vorbeugen können<br />
Zur Vorbeugung gegen wiederkehrende Harnwegsinfekte<br />
ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit<br />
zu sich zu nehmen, um die Harnwege<br />
durchzuspülen und Bakterien auszuscheiden.<br />
Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig und auch<br />
immer zeitnah nach dem Geschlechtsverkehr.<br />
Achten Sie bei der Reinigung nach dem Stuhlgang<br />
darauf, dass keine Darmbakterien in den<br />
Intimbereich gelangen können.<br />
Wie wird ein Harnwegsinfekt behandelt?<br />
Ist dennoch eine Infektion aufgetreten, gibt<br />
es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung.<br />
Bei einer sogenannten unkomplizierten<br />
Blasenentzündung ohne Begleiterscheinungen<br />
helfen krampflösende und durchspülende<br />
Arznei<strong>mit</strong>tel, die Beschwerden zu lindern.<br />
Die Entzündung heilt dann nach einigen Tagen<br />
oft von allein aus. Geschieht dies nicht,<br />
muss zwingend ein Arzt aufgesucht werden,<br />
um schwere Verläufe zu verhindern. Gelegentlich<br />
wird ein unkomplizierter Infekt auch<br />
<strong>mit</strong> Antibiotika behandelt, etwa bei sehr starken<br />
Schmerzen. Unumgänglich ist eine Antibiotikatherapie<br />
hingegen bei komplizierten<br />
.<br />
Harnwegsinfekten. Im Anschluss an die Therapie<br />
helfen wiederum pflanzliche Präparate<br />
zur Harnwegsspülung, einer erneuten Infektion<br />
vorzubeugen.<br />
Redaktion Jo Leonardt<br />
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und Bakterien müssen gehen.<br />
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bei Entzündungen der Harnwege (Blasenentzündung) und<br />
zur Vorbeugung und Durchspülungstherapie bei Nierengrieß.<br />
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Solidagoren® Liquid, Anwendungsgebiete: Solidagoren® Liquid wird traditionell angewendet zur Durchspülung der Harnwege und zur Verminderung der Ablagerung von Nierengrieß<br />
und zur unterstützenden Behandlung (Komedikation) bei leichten Beschwerden im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Das Arznei<strong>mit</strong>tel ist ein<br />
traditionelles Arznei<strong>mit</strong>tel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Anwendung für das Anwendungsgebiet registriert ist. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage<br />
und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Dr. Gustav Klein GmbH & Co. KG • Steinenfeld 3 • 77736 Zell am Harmersbach • info@klein-naturarznei.de • www.klein-naturarznei.de
Inkontinenz<br />
In einer Gesellschaft, die sich ständig<br />
weiterentwickelt und offen über verschiedene<br />
Themen spricht, die viele<br />
betreffen, gibt es immer noch Bereiche,<br />
die weniger Beachtung finden. Ein Thema<br />
ist Blasenschwäche. Für zwei Drittel<br />
aller Frauen gilt es als Tabuthema, dabei<br />
ist knapp ein Viertel aller Frauen in Deutschland<br />
davon betroffen. Babett Haußmann ist<br />
eine von ihnen. Jahrelang schwieg sie über ihr<br />
Leiden. In unserem <strong>Magazin</strong> bricht sie ihr Schweigen,<br />
um anderen Frauen Mut zu machen.<br />
„Lasst uns offen über<br />
Blasenschwäche reden!“<br />
Frau Haußmann, wann wurde Ihnen Ihre<br />
Blasenschwäche zum ersten Mal bewusst?<br />
Schon seit der Geburt meiner beiden Söhne<br />
vor über 40 Jahren kam es immer mal vor, dass<br />
ich etwas Urin verloren habe. Doch ich habe<br />
mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht,<br />
weil es nicht häufig vorkam und auch<br />
nicht viel Urin war. Doch vor sechs Jahren,<br />
bei einem Fußballspiel meiner Enkeltochter,<br />
wurde mir bewusst, dass etwas nicht stimmen<br />
kann. Ich feuerte meine Enkelin an, die<br />
im Tor stand. Und jedes Mal, wenn sie einen<br />
Ball hielt und ich vor Freude hüpfte, ging etwas<br />
in meine Hose. Irgendwann war es richtig<br />
nass – das war <strong>mit</strong> furchtbar unangenehm.<br />
Ich fuhr direkt nach Hause. Sehr gern wäre ich<br />
dort geblieben und hätte meine Enkelin weiter<br />
unterstützt, doch es ging nicht. Zu Hause<br />
habe ich mich gewaschen und etwas Neues<br />
angezogen. Danach habe ich das Erlebte verdrängt.<br />
Was sollte ich auch sonst tun? Darüber<br />
spricht man nicht.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Ich verdrängte es noch eine ganze Weile. Doch<br />
die Vorfälle mehrten sich, bis ich schon beim<br />
Niesen den Urin nicht halten konnte. Der<br />
Drang, ständig zur Toilette zu müssen, wurde<br />
immer stärker. Manchmal ging ich viermal pro<br />
Stunde. Hinzu kamen die sozialen Einschränkungen.<br />
Ich ging kaum noch vor die Tür, und<br />
wenn wir uns <strong>mit</strong> Freunden trafen, kniff ich<br />
krampfhaft die Beine zusammen, wenn es lustiger<br />
wurde, da<strong>mit</strong> nichts in die Hose ging. Das<br />
war sehr belastend für mich.<br />
Haben Sie sich jemandem anvertraut oder<br />
<strong>mit</strong> einem Arzt darüber gesprochen?<br />
Nein, das kam für mich damals nicht infrage.<br />
Ich schämte mich viel zu sehr und erzählte<br />
nicht mal meinem Mann davon. Er fragte nur<br />
immer mal wieder, warum ich so ruhig bin. Das<br />
tat ich dann <strong>mit</strong> Kreislaufproblemen oder Kopfschmerzen<br />
ab. Mein Allgemeinarzt ist ein Mann,<br />
und dem wollte ich auch nicht davon erzählen.<br />
Doch vor vier Jahren vertraute ich mich schließlich<br />
meiner Frauenärztin an. Es kostete mich<br />
große Überwindung und ich schämte mich sehr<br />
dafür. Die Frauenärztin reagierte jedoch völlig<br />
unbeeindruckt, als würde ich ihr von einer Erkältung<br />
erzählen. Das half mir sehr. Sie gab mir<br />
einen Überweisungsschein für den Urologen.<br />
Sind Sie zum Urologen gegangen?<br />
Ja, aber erst drei Monate später. Da der Urologe<br />
in meiner Nähe ein Mann ist, begann ich wieder,<br />
<strong>mit</strong> mir zu hadern, machte dann aber doch<br />
einen Termin. Er bemerkte sofort mein Schamgefühl<br />
bezüglich des Themas und klärte mich<br />
erst einmal auf, dass sehr viele Frauen davon<br />
betroffen sind. Das half mir – das Gefühl, nicht<br />
allein <strong>mit</strong> diesem Problem zu sein. Er machte<br />
einige Untersuchungen und diagnostizierte<br />
schließlich eine starke Belastungsinkontinenz.<br />
Einige Wochen später hatte ich eine Schlingenoperation.<br />
Dabei wird unterhalb der Harnröhre,<br />
durch die der Urin aus der Blase abfließt,<br />
ein Band angebracht. Wenn man hustet,<br />
drückt das Band die Harnröhre zusammen und<br />
schafft so<strong>mit</strong> die erforderliche Verstärkung, um<br />
einen Harnverlust zu verhindern.<br />
Wie sieht Ihr Alltag heute <strong>mit</strong> Belastungsinkontinenz<br />
aus?<br />
Lange Zeit hatte ich dank der OP keine großen<br />
Probleme, doch das ist leider nicht mehr<br />
so. Ich verliere wieder häufig Urin – mal mehr,<br />
mal weniger – und habe ständig das Gefühl,<br />
zur Toilette zu müssen. Doch ich habe mich<br />
daran gewöhnt und nutze Einlagen. Die geben<br />
mir das Gefühl von Sauberkeit und Sicherheit.<br />
Inkontinenz ist ein gesellschaftliches Tabuthema.<br />
Sie reden heute offen <strong>mit</strong> uns darüber.<br />
Warum?<br />
Weil ich weiß, dass es vielen so geht wie mir.<br />
Doch alle schweigen aus Scham, gehen nicht<br />
zum Arzt und isolieren sich. Das darf einfach<br />
nicht sein. Natürlich ist es kein angenehmes<br />
Thema, aber es wegzuschweigen macht es<br />
nicht besser. Wir sind viele, und das sollte<br />
sich jeder, der an Inkontinenz leidet, bewusst<br />
machen. Und ich mache heute den Anfang –<br />
für mich, aber auch für andere Betroffene!<br />
Was möchten Sie anderen Betroffenen raten?<br />
Schämt euch nicht. Wer an Inkontinenz leidet,<br />
hat ein ordentliches Päckchen zu tragen,<br />
doch ist es keine tödliche Krankheit. Es gibt<br />
also Schlimmeres. Versucht, offen da<strong>mit</strong> umzugehen,<br />
nutzt Hilfs<strong>mit</strong>tel und genießt euer<br />
<strong>Leben</strong>, denn das ist <strong>mit</strong> Inkontinenz nicht<br />
vorbei!.<br />
Redaktion Emma Howe
neueshandeln.de<br />
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liebesleben.de/hpv<br />
Eine Aktion der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA), gefördert durch die<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
Artikel-Nr. 70392008