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LE-4-2024 - TRANSPORT-LOGISTIK

LOGISTIK express Journal 4/2024 Heft: Transport & Logistik Titel: Transport par excellence Inhalt: 04 Neue Strategien für robuste Lieferketten // Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen Lieferkettenpraktiken // Container xChange China // Die digitale Transformation nicht aufschieben // Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung // Wiener Hafen forciert Partnerschaften // SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter // 7 Trends: Yard Management 2025 // Truck Driver Appreciation Week: Wer sind die Helden der Logistik? // Christopher Müller in der Geschäftsführung // MOSOLF übernimmt Transport Overseas // Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER // LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum // Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics // Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw: „DRivE“-Projektpartner beenden Testphase // Pionier der Wasserstoff-Revolution // Österreich muss seine Zulieferindustrie der Automobilindustrie schützen // Continental-Mobilitätsstudie 2024 // Standortkosten machen Fliegen zu teuer // Warum Flughäfen auf KI setzen müssen // Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten

LOGISTIK express Journal 4/2024
Heft: Transport & Logistik
Titel: Transport par excellence

Inhalt: 04 Neue Strategien für robuste Lieferketten // Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen Lieferkettenpraktiken // Container xChange China // Die digitale Transformation nicht aufschieben // Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung // Wiener Hafen forciert Partnerschaften // SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter // 7 Trends: Yard Management 2025 // Truck Driver Appreciation Week: Wer sind die Helden der Logistik? // Christopher Müller in der Geschäftsführung // MOSOLF übernimmt Transport Overseas // Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER // LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum // Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics // Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw: „DRivE“-Projektpartner beenden Testphase // Pionier der Wasserstoff-Revolution // Österreich muss seine Zulieferindustrie der Automobilindustrie schützen // Continental-Mobilitätsstudie 2024 // Standortkosten machen Fliegen zu teuer // Warum Flughäfen auf KI setzen müssen // Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten

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<strong>TRANSPORT</strong> & <strong>LOGISTIK</strong> <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong><br />

<strong>TRANSPORT</strong> PAR EXCEL<strong>LE</strong>NCE<br />

Die Aussichten in der Wirtschaft sind<br />

eher düster. Umso schöner, wenn es<br />

Auszeichnungen gibt.<br />

<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS INFORMIERT


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S<br />

<strong>LOGISTIK</strong> express<br />

<strong>TRANSPORT</strong> &<br />

<strong>LOGISTIK</strong><br />

Auf einen Blick:<br />

04 Neue Strategien für robuste Lieferketten<br />

– aus Störungen der letzten Jahre lernen<br />

08 Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen<br />

Lieferkettenpraktiken<br />

12 Container xChange China<br />

16 Die digitale Transformation nicht aufschieben<br />

20 Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung<br />

24 Wiener Hafen forciert Partnerschaften<br />

28 SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter<br />

32 7 Trends: Yard Management 2025<br />

34 Truck Driver Appreciation Week:<br />

Wer sind die Helden der Logistik?<br />

36 Christopher Müller in der Geschäftsführung<br />

38 MOSOLF übernimmt Transport Overseas<br />

40 Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER<br />

42 LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum<br />

44 Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics<br />

46 Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw:<br />

„DRivE“-Projektpartner beenden Testphase<br />

48 Pionier der Wasserstoff-Revolution<br />

50 Österreich muss seine Zulieferindustrie der<br />

Automobilindustrie schützen<br />

52 Continental-Mobilitätsstudie <strong>2024</strong><br />

56 Standortkosten machen Fliegen zu teuer<br />

58 Warum Flughäfen auf KI setzen müssen<br />

60 Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten


<strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber, Herausgeber:<br />

Markus Jaklitsch<br />

Fotos: istockphoto.com<br />

<strong>LOGISTIK</strong> express / MJR MEDIA WORLD<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S4<br />

Transport & Logistik<br />

Neue Strategien für<br />

robuste Lieferketten<br />

– aus Störungen der<br />

letzten Jahre lernen<br />

Lieferketten unterlagen noch nie so<br />

zahlreichen Risiken und Störungsfällen wie<br />

in jüngster Vergangenheit. Seien es die<br />

Folgen der Pandemie, die Schiffshavarie im<br />

Suezkanal oder der russische Angriffskrieg<br />

gegen die Ukraine. REDAKTION<br />

Ereignisse von globaler Tragweite treffen<br />

Produzenten plötzlich und unvorbereitet<br />

und haben enorme Auswirkungen<br />

auf das Tagesgeschäft wie auch auf die<br />

Geschäftsergebnisse der Unternehmen. Es muss<br />

daher gelten, aus der Vergangenheit zu lernen<br />

und für künftige, auch unerwartete Störungen in<br />

der Supply Chain bestmöglich vorbereitet zu sein.<br />

Erfolgreiche Unternehmen müssen flexibler und<br />

anpassungsfähig sein oder werden. Dies gelingt<br />

mit neuen, präventiven Dispositionsstrategien,<br />

flexibleren Verträgen, integrierten Softwarelösungen<br />

und dem ständigen Anspruch, aus Erfahrungen<br />

zu lernen.<br />

Die Ereignisse der letzten Jahre haben produzierenden<br />

Unternehmen teils sehr schmerzhaft<br />

gezeigt, dass ihre bis dato bewährten Sourcing-<br />

Strategien nicht mehr automatisch und zuverlässig<br />

gänzlich aufgehen. Als beispielsweise das<br />

Container-Schiff „Ever Given“ im März 2021 im<br />

Suez-Kanal havarierte, stauten sich über<br />

mehrere Wochen rund 400 Schiffe vor dem Einund<br />

Ausgang der wichtigen Wasserstraße. Dem<br />

Nachrichtensender BBC zufolge wurden so jeden<br />

Tag Waren im Wert von 9,6 Milliarden US-Dollar<br />

aufgehalten , was massive Auswirkungen auf<br />

europäische und weltweite Lieferketten hatte.<br />

2023 sorgte dieselbe Region erneut für Probleme<br />

in den Lieferketten: Huthi-Rebellen haben in<br />

Reaktion auf den Krieg im Gaza-Streifen mehrere<br />

Frachtschiffe auf diesem Transportweg angegriffen<br />

und ein Ende ist nicht abzusehen, Reedereien<br />

wurden zu langen Umwegen gezwungen. Solche<br />

Ereignisse stellen produzierende Unternehmen<br />

vor große Herausforderungen, sorgen für Mehrkosten<br />

und beeinträchtigen ihr Geschäft massiv,<br />

vor allem, wenn sie noch immer auf starre Strategien<br />

setzen. Allzu häufig haben Unternehmen den<br />

bloßen Teilepreis im Blick, lassen sich deshalb<br />

von Mengeneffekten leiten und verfolgen<br />

einseitige Strategien wie Single-Sourcing.<br />

CHRISTOF BARTSCH<br />

Die hat auf den ersten Blick zwar preisliche<br />

Vorteile, doch wenn es zu Störungen in dieser<br />

einen Lieferkette kommt, gibt es keine Rückversicherung<br />

oder Ausweichmöglichkeit. Die<br />

Geschehnisse der letzten Jahre – nicht nur die<br />

im Suezkanal – haben deutlich gemacht, dass<br />

Unternehmen hinsichtlich ihrer Sourcing-<br />

Strategien umdenken und ihre Supply Chain<br />

resilienter gestalten müssen.


Differenziertes Risikomanagement und<br />

Category Management werden notwendig<br />

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen<br />

Unternehmen lern- und anpassungsfähig sein.<br />

Es bedarf eines differenzierten Risikomanagements,<br />

das von strategischen Überlegungen vor<br />

der Auftragsvergabe bis zur täglichen Risikobewertung<br />

reicht und schnelle Anpassungen an<br />

neue Gegebenheiten ermöglicht. Damit einhergehen<br />

muss ein Category Management, das<br />

die Risiken für jede einzelne Kategorie bewertet<br />

und so eine differenzierte Sourcing-Strategie<br />

ableitet. Vergaben dürfen also nicht länger<br />

nur vom Preis abhängig sein, sondern müssen<br />

zudem einer Risikobewertung unterliegen. Das<br />

hat auch Auswirkungen auf Lieferverträge: Mit<br />

„Flexibilitäts-Bausteinen“ müssen eventuelle<br />

Störungen direkt mit einbezogen werden.<br />

Neben Merkmalen wie Preis, Spezifikation und<br />

Qualität der Lieferung sollten auch Lieferzeiten,<br />

Kapazitäten, Schwankungsbreiten, Auslieferorte<br />

und etwaige Notfallmaßnahmen definiert werden.<br />

So stellen Unternehmen sicher, dass sie auf<br />

plötzliche Störungen schnell und durchdacht<br />

reagieren können ohne in einen immer wiederkehrenden<br />

Task-Force Modus zu verfallen.<br />

Hinsichtlich ihrer Sourcing-Strategie können<br />

Unternehmen sich dafür breiter aufstellen: Mit<br />

Dual- und Multi-Sourcing-Strategien sorgen<br />

Produzenten dafür, dass im Falle eines Engpasses<br />

bei einem Lieferanten direkt andere Zulieferungen<br />

zur Verfügung stehen und es nicht zu<br />

Totalausfällen kommt. Auch mit Local Sourcing<br />

lassen sich bestimmte Risiken minimieren,<br />

denn wenn regionale Lieferanten nahegelegene<br />

Produktionsstandorte versorgen, lassen sich<br />

die Lieferzeiten reduzieren und zusätzlich auch<br />

die Logistik-, Zoll- und Bestandskosten senken.<br />

Aber auch Global Sourcing bleibt relevant, zumal<br />

einige Artikel durch Auslagerungen in den<br />

letzten Jahrzehnten ohnehin nur in Übersee erhältlich<br />

sind. Es sind zwar Tendenzen zur Rückverlagerung<br />

erkennbar, jedoch lässt sich bei der<br />

globalen Beschaffung häufig ein attraktiverer<br />

Einkaufspreis realisieren. Zu betonen ist, dass<br />

Unternehmen sich ihrer Sourcing-Strategie für<br />

geeignete Strategien zunächst öffnen müssen.<br />

Eine pauschale Lösung lässt sich aufgrund der<br />

spezifischen Komponenten und Systeme in den<br />

unterschiedlichen Branchen und Industriezweigen<br />

nicht aussprechen, sondern es bedarf<br />

grundsätzlich der Beratung im Einzelfall.<br />

MICHAEL MEZGER<br />

Dispositionsstrategien und Bestandsmanagement<br />

für Lieferketten entscheidend<br />

Auf den Erfolg von Lieferketten haben auch<br />

Dispositionsstrategien und ein effizient<br />

arbeitendes Bestandsmanagement großen<br />

Einfluss. In vielen Unternehmen sind die<br />

Dispositionsparamater und die Bestandssteuerung<br />

eher pauschal festgelegt; viele<br />

relevante Parameter werden nicht berücksichtigt.<br />

Häufig erfolgt die Kaufteilklassifizierung<br />

nur nach Teilepreis; Kriterien wie Beschaffungsmenge,<br />

Verbrauch und Lieferort werden<br />

fatalerweise außen vorgelassen. Dabei ist für<br />

die Beschaffungsmenge und den Beschaffungszeitpunkt<br />

maßgeblich, ob der Bedarf an<br />

Teilen konstant, sporadisch oder schwankend<br />

ist und auch, wie viele Lieferanten spezifische<br />

Teile überhaupt liefern können und ob sie eine<br />

gewisse Vorlaufzeit oder Vorbereitungszeit<br />

brauchen. Die Bestandshaltung in den<br />

Unternehmen ist aufgrund der Pauschalierung<br />

vermutlich in einigen Bereichen höher als<br />

notwendig und in anderen so gering, dass der<br />

Bestand im Störungsfall abzureißen droht. Für<br />

die verschiedenen Teileklassen sollten deshalb<br />

passende Bestands- und Dispositionsstrategien<br />

definiert werden, um den besten Mix aus geringen<br />

Bestands- und Transportkosten und eine<br />

stabile Versorgung sicherzustellen.


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S6<br />

Um die Aspekte Teilepreis, Qualität und Logistik<br />

ganzheitlich im Unternehmen zu verantworten,<br />

können sie gegebenenfalls in eine crossfunktional<br />

besetzte Organisationseinheit<br />

zusammengefasst werden. So ließen sich<br />

bestehende Zielkonflikte lösen und eine ganzheitliche<br />

Betrachtung gewährleisten. Für eine<br />

Großserienfertigung bietet sich beispielsweise<br />

die Installation von Vergabegremien an, die die<br />

Freigaben erteilen. Dies stellt eine eher prozessuale<br />

als organisatorische Herangehensweise<br />

und Möglichkeit dar. Natürlich gibt es organisatorische<br />

Ansätze, wie zum Beispiel Einkauf<br />

und Logistik oder Einkauf und Lieferantenqualität<br />

in einer Einheit zu bündeln. Eine universell<br />

richtige Lösung lässt sich auch an dieser Stelle<br />

nicht festmachen, weil die Durchführung vom<br />

Produkt, der Komplexität und der Rahmenbedingungen<br />

abhängig ist.<br />

Fest steht jedoch, dass die installierten Einheiten<br />

und Prozesse digital unterstützt werden<br />

müssen, weil die Komplexitäten von Vergaben<br />

sowie von Compliance- und Nachhaltigkeitsaspekten<br />

ohne geeignete Systeme nicht mehr<br />

zu managen sind. Als ideal für diese Aufgaben<br />

erweisen sich integrierte Systeme und Lösungen,<br />

die auf Standardmodulen basieren, um<br />

eine schnelle Anpassungsfähigkeit sicherzustellen.<br />

Häufig sind in Unternehmen jedoch<br />

verschiedene Tools und Plattformen für die<br />

Vertragsgestaltung, Kostenbewertung, Stammdatenpflege<br />

und Artikelsegmentierung im<br />

Einsatz, die aufgrund ihrer Heterogenität<br />

Systembrüche und dadurch manuellen Aufwand<br />

bedingen. Darunter leiden zwangsläufig<br />

wiederum die Effektivität und Datenqualität.<br />

Integrierte Systeme hingegen stellen eine<br />

durchgängige Lösung dar und binden auch die<br />

Zusammenarbeit mit potenziellen und tatsächlichen<br />

Lieferanten ein.<br />

Zusammenarbeit mit Drittanbietern bringt<br />

Vorteile, aber auch Risiken<br />

In die Sourcing-Strategie eines Unternehmens<br />

müssen auch Vorteile und Risiken durch die<br />

Vergabe an Third Party Logistikunternehmen<br />

einfließen. Je stärker sich Produzenten auf die<br />

Vermeidung von Investitionen und die Minimierung<br />

ihrer Betriebskosten fokussieren, desto<br />

stärker wird die Einbindung von Drittanbietern<br />

sein. Mit den finanziellen Vorteilen gehen auch<br />

Risiken einher, weil Unternehmen abhängiger<br />

werden und Teile ihrer Prozesshoheit verlieren.<br />

Wichtig zu erkennen ist hingegen, dass Risiken<br />

die Lieferketten betreffend auch ohne die<br />

Zusammenarbeit mit einem Third Party Unternehmen<br />

bestehen und deshalb für die<br />

Abwägung für oder gegen eine Zusammenarbeit<br />

nicht relevant sind. Risiken bestehen eher


die Leistung und die Kompetenz des Drittanbieters<br />

betreffend. Inwieweit die Zusammenarbeit<br />

mit einem Third Party Unternehmen von Voroder<br />

Nachteil sein kann, muss also ebenfalls im<br />

Einzelfall analysiert und entschieden werden.<br />

Es zeigt sich, dass es eine Reihe geeigneter<br />

Maßnahmen für die Stärkung der Resilienz in<br />

der Supply Chain gibt, konkrete Empfehlungen<br />

aber nicht pauschal ausgesprochen werden<br />

können. Es ist daher ratsam, externe Beratungspartner<br />

hinzuzuziehen, zumal die Neuausrichtung<br />

von Beschaffungsstrategien oder die<br />

Erweiterung des Geschäftsumfangs nicht zum<br />

Tagesgeschäft und somit nicht zur Kernkompetenz<br />

eines Unternehmens gehören. Externe<br />

Berater verfügen jedoch über entsprechende<br />

Expertise sowie über Erfahrungen über verschiedene<br />

Branchen hinweg. Sie können somit<br />

den Blick eines Unternehmens erweitern und<br />

mit Experten- und Erfahrungswissen individuell<br />

passende Lösungen entwickeln.<br />

Fazit: Lieferketten sind zunehmend einer<br />

wachsenden Komplexität und erhöhten Risiken<br />

ausgesetzt. Neue Dispositionsstrategien,<br />

flexiblere Verträge und integrierte Softwarelösungen<br />

sind entscheidend, um sich auf<br />

künftige unerwartete Störungen vorzubereiten.<br />

Unternehmen müssen ihre Sourcing-Strategien<br />

überdenken und breiter aufstellen, um Engpässen<br />

bei einzelnen Lieferanten entgegenzuwirken.<br />

Eine differenzierte Risikobewertung und<br />

ein angepasstes Category Management sind<br />

ebenso wichtig wie ein effektives<br />

Bestandsmanagement. Die Digitalisierung und<br />

die Integration verschiedener Systeme spielen<br />

eine entscheidende Rolle, um komplexe<br />

Vergaben und Nachhaltigkeitsaspekte zu<br />

bewältigen. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen<br />

ist die Einbeziehung externer<br />

Beratungspartner ratsam, um individuelle und<br />

effektive Lösungen für die Supply Chain zu<br />

entwickeln.<br />

(RED)<br />

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<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S8<br />

Transport & Logistik<br />

Chinas Führungsrolle<br />

bei nachhaltigen<br />

Lieferkettenpraktiken<br />

Das Land der Mitte unternimmt erhebliche<br />

Anstrengungen, um seine Lieferketten<br />

nachhaltiger zu gestalten. Aufgrund seiner<br />

Vorreiterrolle kann das Land anderen Ländern<br />

weltweit als Vorbild dienen.<br />

DIRK RUPPIK<br />

In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit<br />

weltweit in den Fokus gerückt.<br />

Unternehmen sowie Regierungen sehen<br />

sich einem wachsenden Druck ausgesetzt,<br />

umweltfreundliche Praktiken zu implementieren.<br />

China, als eine der größten Volkswirtschaften<br />

und Produktionsstätten der Welt,<br />

unternimmt erhebliche Anstrengungen, um<br />

nachhaltige Lieferkettenpraktiken zu fördern.<br />

Von der Einführung von Elektrofahrzeugen<br />

bis hin zur Optimierung von Transportwegen<br />

durch Künstliche Intelligenz (KI) zeigt das Land<br />

der Mitte, wie technologische Innovationen<br />

und ökologische Verantwortung Hand in Hand<br />

gehen können.<br />

Globaler Druck zur Nachhaltigkeit<br />

Der globale Druck, nachhaltige Praktiken in<br />

alle Aspekte der Wirtschaft zu integrieren, hat<br />

in den letzten Jahren erheblich zugenommen.<br />

Internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen<br />

(2015) und der Glasgow-<br />

Klimapakt (2021), die sich das Ziel gesetzt<br />

haben, die globale Erwärmung auf deutlich unter<br />

2 bzw. 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, haben<br />

Länder dazu veranlasst, ehrgeizige Klimaziele<br />

zu setzen. Gleichzeitig fordern Verbraucher<br />

zunehmend, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftlich,<br />

sondern auch ökologisch verantwortunsgvoll<br />

handeln.<br />

China, das beide Abkommen unterzeichnet hat,<br />

ist somit wie alle anderen Länder verpflichtet,<br />

entsprechende Maßnahmen zur Begrenzung<br />

des CO2-und Treibhausgas-Ausstoßes umzusetzen.<br />

Zudem hat das Land erkannt, dass<br />

es auch wirtschaftlich davon profitieren kann,<br />

nachhaltige Praktiken zu implementieren. Die<br />

Umgestaltung der Lieferketten hin zu mehr<br />

Nachhaltigkeit ist dabei ein zentraler Baustein.<br />

ESG-Rahmenwerk fördert<br />

nachhaltige Geschäftspraktiken<br />

Das World Business Council for Sustainable<br />

Development beschreibt in einem umfassenden<br />

Bericht, wie China seine Rolle in der globalen<br />

Lieferkette durch die Förderung nachhaltiger<br />

Praktiken und Technologien stärkt (1).<br />

Der Bericht hebt hervor, dass China in den<br />

letzten Jahren ein nationales ESG-Rahmenwerk<br />

(Environmental, Social, Governance) entwickelt<br />

hat, das rasch gewachsen ist. Das Rahmenwerk<br />

soll Unternehmen ermutigen, in grüne Technologien<br />

zu investieren und nachhaltige<br />

Geschäftspraktiken zu implementieren.<br />

Wichtige Initiativen umfassen die Förderung<br />

von grünen Finanzierungen und die Einführung<br />

strengerer Vorschriften zur Reduktion von<br />

Umweltbelastungen durch Unternehmen.<br />

Zudem wird betont, wie Unternehmen durch Kooperationen<br />

und den Einsatz moderner Technologien<br />

ihre Lieferketten effizienter und umweltfreundlicher<br />

gestalten können.<br />

Einführung von Elektrofahrzeugen in<br />

die Lieferketten<br />

Ein Schlüsselelement in Chinas Strategie zur<br />

Förderung nachhaltiger Lieferketten ist die Einführung<br />

von Elektrofahrzeugen (EVs). Das Land<br />

der Mitte ist bereits der weltweit größte Markt<br />

für Elektrofahrzeuge, wobei sich diese Vorreiterrolle<br />

auch in der Logistikbranche widerspiegelt.<br />

Große E-Commerce-Unternehmen wie JD.com<br />

und Alibaba haben begonnen, ihre Lieferflotten<br />

auf Elektrofahrzeuge umzustellen, um die Kohlenstoffemissionen<br />

erheblich zu reduzieren.


JD.com hat bereits über 3000 Elektrofahrzeuge<br />

in verschiedenen Städten Chinas im Einsatz<br />

und plant, innerhalb der nächsten zwei<br />

Jahre seine gesamte Lieferflotte auf alternativ<br />

angetriebene Lieferfahrzeuge umzustellen. Die<br />

Initiative ist Teil eines umfassenden Programms<br />

zur Reduzierung von CO2-Emissionen im<br />

JD-Logistiknetzwerk, was den CO2-Ausstoß pro<br />

Fahrzeug um mindestens 20 Tonnen<br />

pro Jahr senken könnte (2).<br />

Alibaba hat in den letzten<br />

Jahren erhebliche Anstrengungen<br />

unternommen, um<br />

seine Flotte auf Elektrofahrzeuge<br />

umzustellen.<br />

Dies steht im Einklang mit<br />

den Zielen des Unternehmens,<br />

die CO2-Emissionen<br />

zu reduzieren und bis 2030<br />

klimaneutral zu werden. Generell<br />

ist die Umstellung auf Elektrofahrzeuge<br />

jedoch nicht nur eine Frage des Umweltschutzes.<br />

In städtischen Gebieten, wo die Luftverschmutzung<br />

ein erhebliches Problem darstellt,<br />

wird durch EVs sowohl die Umweltbelastung<br />

verringert, als auch die öffentliche Gesundheit<br />

verbessert. Ein weiterer Vorteil der Nutzung von<br />

Elektrofahrzeugen in der Logistik ist die<br />

Reduzierung der Betriebskosten. Sie sind in der<br />

Regel energieeffizienter und haben geringere<br />

Wartungskosten als herkömmliche Verbrennungsmotoren.<br />

Dies ermöglicht Unternehmen,<br />

nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch<br />

kosteneffizienter zu arbeiten.<br />

KI zur Routenoptimierung<br />

China nutzt laut McKinsey KI intensiv zur<br />

Optimierung von Routen im Transport- und<br />

Logistiksektor, der eine zentrale Rolle in<br />

der chinesischen Wirtschaft spielt (3).<br />

Die Optimierung der Routenplanung<br />

durch KI basiert auf der<br />

Analyse großer Datenmengen,<br />

einschließlich Verkehrsdaten,<br />

Wetterbedingungen und<br />

IoT-Sensordaten von Fahrzeugflotten.<br />

Diese KI-gestützten<br />

Systeme ermöglichen es,<br />

effizientere und umweltfreundlichere<br />

Routen zu berechnen, wodurch<br />

sowohl die Betriebskosten als auch die<br />

CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.<br />

Ein besonderes Beispiel ist die Anwendung von<br />

Predictive Analytics zur Vorhersage von Störungen<br />

und zur Anpassung der Routen in Echtzeit,<br />

was zu einer erheblichen Verbesserung der<br />

Flottenverwaltung und der Treibstoffeffizienz<br />

führt. Die Implementierung dieser Technologien<br />

könnte entscheidend dazu beitragen, dass der<br />

"Automobil-, Transport- und Logistiksektor" bis<br />

2030 einen wirtschaftlichen Wert von etwa 380<br />

Milliarden Dollar generiert.


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S10<br />

Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von<br />

KI in der Logistik ist das chinesische Unternehmen<br />

Cainiao, der Logistikarm von Alibaba.<br />

Cainiao nutzt KI, um die Logistikprozesse zu<br />

optimieren. Der Logistiker hat es geschafft, die<br />

Lieferzeiten erheblich zu verkürzen, indem es<br />

intelligente Algorithmen zur Vorhersage und<br />

Planung von Lieferungen einsetzt (4).<br />

Dadurch wurde die Anzahl der zurückgelegten<br />

Kilometer pro Lieferung reduziert und zudem<br />

der Energieverbrauch als auch die Emissionen<br />

verringert.<br />

Investitionen in grüne Technologien<br />

China hat sich verpflichtet, die Entwicklung und<br />

Anwendung grüner Technologien in der Industrie<br />

zu fördern, um seine Lieferketten nachhaltiger<br />

zu gestalten.<br />

Die chinesische Regierung tätigt umfangreiche<br />

Investitionen in die Forschung und Entwicklung<br />

von erneuerbaren Energien und umweltfreund-<br />

lichen Produktionsmethoden. Durch staatliche<br />

Anreize sollen Unternehmen diese nachhaltigen<br />

Technologien zu übernehmen.<br />

Das Land spielt eine bedeutende Rolle in der<br />

globalen Lithium-Ionen-Batterieindustrie, die<br />

jedoch vor großen Herausforderungen steht (5).<br />

Die Branche sieht sich mit Problemen wie der<br />

Stabilität der Lieferketten, der Notwendigkeit<br />

von Standardisierungen und der Bewältigung<br />

von Marktverzerrungen konfrontiert.<br />

Die chinesische Regierung unterstützt die<br />

Industrie durch gezielte Investitionen in Forschung<br />

und Entwicklung, fördert die Zusammenarbeit<br />

entlang der gesamten Lieferkette<br />

und setzt verstärkt auf Recyclingstrategien, um<br />

eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.<br />

Darüber hinaus wurden strenge Maßnahmen<br />

zur Qualitätsverbesserung und zur Einhaltung<br />

von Umweltstandards eingeführt, um die<br />

Branche weiter zu stärken und sich auf globale<br />

Anforderungen vorzubereiten.<br />

LITERATUR<br />

1) Modi Ramps Up Campaign Position India<br />

as Alternative to China, Bloomberg, Mint<br />

1 China's Green Stride Forward: Accelerating<br />

Industrial Sustainable Transformation,<br />

Peter Bakker, Juni <strong>2024</strong>, World Business<br />

Council for Sustainable Development, Link<br />

2 Green Supply Chain, JD.com, Link<br />

3 The Next Frontier for AI in China Could<br />

Add $600 Billion to Its Economy, Report<br />

by Kai Shen, Xiaoxiao Tong, Ting Wu, and<br />

Fangning Zhang McKinsey, Link<br />

4 Alibaba Cloud, Cainiao Smart Supply<br />

Chain: Big Data, AI & Machine Learning, Link<br />

5 China lithium imports and rising lithium<br />

carbonate Prices, Arendse Huld, China<br />

Briefing, Link<br />

6 Policies seek to boost efficiencies in nation's<br />

waste recycling system, March <strong>2024</strong>,<br />

China Daily, Link<br />

Die Volksrepublik hat erhebliche Maßnahmen<br />

ergriffen, um den Einsatz von recycelbaren Materialien<br />

in der Produktion zu fördern und den<br />

ökologischen Fußabdruck seiner Lieferketten zu<br />

verringern. Die Regierung unterstützt Unternehmen<br />

durch eine Reihe von Initiativen, die<br />

darauf abzielen, Abfälle zu minimieren und den<br />

Kreislauf von Materialien zu schließen (6).<br />

Dazu gehören staatliche Richtlinien, die die<br />

Schaffung umfassender Recycling-Systeme bis<br />

2025 vorsehen, sowie Anreize für Unternehmen,<br />

die nachhaltige Praktiken umsetzen, wie zum<br />

Beispiel das Recyceln von Textilabfällen und die<br />

Rückgewinnung von Materialien aus Produktionsabfällen.<br />

Diese Bemühungen sind Teil eines<br />

breiteren Plans, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben<br />

und so zur Reduzierung von CO2-Emissionen<br />

beizutragen.<br />

Die umfassende Integration grüner Technologien<br />

in die Lieferketten der Volksrepublik könnte<br />

als Modell für andere Länder dienen, die ihre<br />

Wirtschaft ökologisch nachhaltiger gestalten<br />

wollen. Zudem wird Chinas Rolle in einer<br />

zunehmend nachhaltigen Welt bei der Gestaltung<br />

umweltfreundlicher Lieferkettenpraktiken<br />

zweifellos weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

(RED)


#ECOMLOG24<br />

ECOM-<br />

LOG24<br />

9. ECOMMERCE<br />

<strong>LOGISTIK</strong>- DAY<br />

WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />

logistik-express.com


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S12<br />

Transport & Logistik<br />

Container<br />

xChange China<br />

Die Containerhandels- und Leasingraten<br />

stabilisieren sich in China angesichts hoher<br />

Lagerbestände in den USA und der<br />

bevorstehenden Hochsaison.<br />

REDAKTION<br />

Container xChange, der globale<br />

Online-Marktplatz für Containerhandel<br />

und -leasing, hat neue Daten<br />

veröffentlicht, die Einblicke in die<br />

neuesten Trends bei der Containerleasingrate<br />

von China in die USA und nach Europa geben.<br />

Da die globale Containerschifffahrtsbranche<br />

vor anhaltenden Herausforderungen steht,<br />

deuten die Daten auf einen Plateau-Trend bei<br />

den Container-Leasingraten mit erheblichen<br />

regionalen Unterschieden hin.<br />

Nach Angaben des U.S. Census Bureau zeigten<br />

die US-Einzelhandelsumsätze Widerstandsfähigkeit<br />

und erreichten im Juli <strong>2024</strong> 615,00<br />

Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 1,08 %<br />

gegenüber dem Vormonat und ein Anstieg von<br />

2,55 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />

Dieses Wachstum, gepaart mit einem Anstieg<br />

der Lagerbestände im Großhandel um 0,3 %<br />

gegenüber dem Vormonat und einem Anstieg<br />

der Lagerbestände im Einzelhandel um 0,8 %,<br />

deutet darauf hin, dass sich die Unternehmen<br />

auf die bevorstehende Hochsaison vorbereiten.<br />

Die entscheidende Frage bleibt jedoch, wie sich<br />

die Verbrauchernachfrage in den kommenden<br />

Monaten entwickeln wird, was die Wirksamkeit<br />

dieses Lageraufbaus bestimmen wird.<br />

Die aktuelle Situation ist für die Containerschifffahrtsbranche<br />

von entscheidender<br />

Bedeutung, da die Dynamik der Verbrauchernachfrage<br />

in der Hochsaison kurzfristig die<br />

weitere Entwicklung der Containerpreise<br />

bestimmen wird.<br />

Laut dem von Container xChange veröffentlichten<br />

globalen Containermarkt-Prognostiker<br />

erreichte der globale Container Price Sentiment<br />

Index (xCPSI) im Mai seinen Höchststand von<br />

83, was den starken Optimismus hinsichtlich<br />

steigender Containerpreise widerspiegelt.


xCPSI, Container Price Sentiment Index by Container xChange, as on 04 September <strong>2024</strong><br />

Bis Mitte August hatte sich der Index jedoch auf<br />

etwa 39 abgeschwächt. Jede Woche befragen<br />

wir Supply-Chain-Experten zu ihren Erwartungen<br />

an zukünftige Containerpreise und<br />

berechnen und indizieren anhand dieser Daten<br />

die Stimmung, um unseren Container Price<br />

Sentiment Index zu erstellen ( xCPSI).<br />

Leasingraten zwischen China und den USA:<br />

Stabilisierung nach stetigem Anstieg<br />

Laut Container xChange stiegen die durchschnittlichen<br />

Einweg-Leasinggebühren für<br />

40-Fuß-High-Cube-Container von China in die<br />

USA von Juli bis August <strong>2024</strong> spürbar an.<br />

Wichtige Abschnitte wie:<br />

• Ningbo nach Seattle:<br />

Die Leasingraten stiegen von 695 $ im Juli<br />

auf 858 $ im August.<br />

• Qingdao nach Seattle:<br />

Die Preise stiegen von 1.334 $ im Juli<br />

auf 1.545 $ im August.<br />

• Von Shanghai nach Savannah:<br />

Die Preise stiegen von 1.245 $ im Juli<br />

auf 1.336 $ im August.<br />

• Von Shenzhen nach Savannah:<br />

Die Preise stiegen von 1.530 $ im Juli<br />

auf 1.830 $ im August.<br />

• Von Shenzhen nach Seattle:<br />

Die Preise stiegen von 1.106 $ im Juli<br />

auf 1.482 $ im August.<br />

Während auf diesen Strecken steigende<br />

Leasingraten zu verzeichnen waren, kam es<br />

auf anderen Strecken von China in die USA zu<br />

Rückgängen, was darauf hindeutet, dass der<br />

Aufwärtstrend möglicherweise ein Plateau<br />

erreicht.<br />

Diese Stabilisierung steht im Einklang mit den<br />

breiteren Markttrends, die bei den durchschnittlichen<br />

Containerpreisen für den Handel<br />

zu beobachten sind und die ebenfalls<br />

Anzeichen einer Abflachung zeigten.<br />

Average prices for<br />

40 ft high cube<br />

cargo worthy<br />

containers across<br />

key ports in China,<br />

source: Container<br />

xChange


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S14<br />

Average one-way pickup charges for 40 ft high cube cargo worthy containers on China to Europe stretches, Source: Container xChange<br />

Von China nach Europa: Zinsen erreichen nach<br />

längerem Anstieg ihren Höhepunkt<br />

Die Container-Leasingraten von China nach<br />

Europa folgten einem ähnlichen Muster, wobei<br />

die Preise bis Juni <strong>2024</strong> kontinuierlich stiegen.<br />

Seitdem haben sich die Raten stabilisiert, wobei<br />

auf einigen Routen sogar leichte Rückgänge<br />

zu verzeichnen waren. Diese Stabilisierung ist<br />

wahrscheinlich auf die Auftragsabwicklung vor<br />

dem Feiertag der Goldenen Woche Anfang<br />

Oktober zurückzuführen, ein saisonaler Effekt,<br />

der typischerweise die Versanddynamik beeinflusst.<br />

Regionale Volatilität im August <strong>2024</strong><br />

Auch der globale Containermarkt erlebte im<br />

August <strong>2024</strong> eine erhebliche regionale Volatilität.<br />

Zentralasien verzeichnete mit einem durchschnittlichen<br />

Preisanstieg von 40 % den höchsten<br />

Anstieg der Container-Spotrate. Die Region<br />

Naher Osten und Indischer Subkontinent folgte<br />

mit einem Anstieg von 10 %, während Japan<br />

und Korea einen Anstieg von 8 % verzeichneten.<br />

Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen<br />

die Komplexität des globalen Containermarktes<br />

und die unterschiedliche Nachfragedynamik in<br />

den verschiedenen Regionen.<br />

Regional Volatility in average container prices – August <strong>2024</strong>, Source: Container xChange


Christian Roeloffs, CEO von Container xChange,<br />

kommentierte die Ergebnisse: „Auf dem Weg<br />

ins Jahr <strong>2024</strong> spiegelt die Stabilisierung der<br />

Container-Leasingraten, insbesondere von<br />

China zu wichtigen globalen Zielen, einen Markt<br />

wider, der sich an anhaltende Störungen und<br />

sich entwickelnde Nachfrage anpasst.<br />

Während wir, wenn die Raten ein Plateau verzeichnen,<br />

ist es wichtig, diese Trends genau<br />

zu beobachten, insbesondere angesichts der<br />

bevorstehenden Goldenen Woche in China<br />

und möglicher Veränderungen der globalen<br />

Wirtschaftsbedingungen.“<br />

Über Container xChange<br />

Mit der Mission, die Logistik des globalen<br />

Handels zu vereinfachen, ist Container<br />

xChange ein führender digitaler Marktplatz<br />

für Containerhandel und -leasing und<br />

revolutioniert die Containerlogistikbranche.<br />

Container xChange verbindet ein globales<br />

Netzwerk aus Containerhändlern, Leasinggesellschaften,<br />

Reedereien, Spediteuren<br />

sowie Containereigentümern und -nutzern.<br />

Die Plattform bietet umfassende Lösungen<br />

für die Vermietung, den Handel und die<br />

Verwaltung von Containern und nutzt<br />

Echtzeitdaten und fortschrittliche Analysen,<br />

um die Abläufe im Zusammenhang mit<br />

dem weltweiten Transport von Containern<br />

zu rationalisieren.<br />

Container xChange konzentriert sich auf<br />

die Verbesserung von Effizienz und Transparenz<br />

und hilft Unternehmen dabei, die<br />

Komplexität der globalen Lieferkette zu<br />

bewältigen, Kosten zu senken und die<br />

Containerauslastung zu optimieren. Mit<br />

dem Ziel, Innovation und Nachhaltigkeit in<br />

der Containerlogistik voranzutreiben,<br />

ermöglicht Container xChange den<br />

Branchenakteuren, sich an einen sich schnell<br />

entwickelnden und volatilen<br />

Containerschifffahrtsmarkt anzupassen<br />

und erfolgreich zu sein.<br />

Ritika Kapoor, rka@container-xchange.com<br />

„Mit Blick auf die Zukunft bleibt die zentrale<br />

Frage: Wie werden sich die Frachtraten und<br />

Containerpreise in den nächsten drei bis sechs<br />

Monaten entwickeln? Einerseits könnten<br />

mehrere Faktoren dafür sorgen, dass die Zinsen<br />

hoch oder zumindest stabil bleiben. Anhaltende<br />

Störungen im Roten Meer beispielsweise<br />

beanspruchen weiterhin Kapazitäten, ohne dass<br />

eine klare Lösung in Sicht ist. Darüber hinaus<br />

führen Arbeitskonflikte bei kanadischen Eisenbahnen<br />

und Terminals an der US-Ostküste zu<br />

Verzögerungen bei den Containerumschlagszeiten.<br />

Das bedeutet, dass Container mehr Zeit auf<br />

dem Transportweg verbringen und mehr Container<br />

benötigen, um die gleiche Frachtmenge<br />

zu befördern, was zu höheren Tarifen führt.“<br />

Geteilt von Christian Roeloffs, Mitbegründer und<br />

CEO von Container xChange.<br />

„Es gibt jedoch starke Argumente dafür, dass<br />

die Zinsen in den kommenden Monaten sinken<br />

werden. <strong>2024</strong> ist auf dem besten Weg, das Jahr<br />

mit den zweithöchsten Containerauslieferungen<br />

zu werden, da die Hersteller bis Oktober<br />

solide ausgebucht haben. Das Jahr zeichnet<br />

sich ab, eines der stärksten Jahre für die<br />

Containerproduktion aller Zeiten zu werden.<br />

Da das Gleiche auch für die Lieferung neuer<br />

Schiffe gilt, könnten diese Kapazitätserhöhungen<br />

trotz anhaltender Störungen zu<br />

einem Überangebot führen. Auch in Bezug auf<br />

die US-Wirtschaft herrscht Unsicherheit, da die<br />

Fed aufgrund drohender Herausforderungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt unter Druck steht, die Zinsen<br />

relativ schnell zu senken. Wenn sich die<br />

Wirtschaft verlangsamt, sehen wir möglicherweise<br />

nicht das kontinuierliche Nachfragewachstum,<br />

das zur Stützung der aktuellen<br />

Frachtraten erforderlich ist.“<br />

„Darüber hinaus üben neue Marktteilnehmer<br />

auf Transpazifikrouten wie TS Line, SeaLead<br />

Shipping und andere bereits Druck auf<br />

etablierte Fluggesellschaften aus, indem sie<br />

die Tarife unterbieten. Dies könnte einen<br />

Preiskampf auslösen, der sich möglicherweise<br />

auf andere Handelsrouten ausweitet und die<br />

Zinssätze weiter unter Druck setzt.“<br />

schlussfolgerte Roeloffs.<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S16<br />

Transport & Logistik<br />

Die digitale<br />

Transformation<br />

nicht länger<br />

aufschieben<br />

Wie Unternehmen ihr Cloud-Potenzial<br />

nutzen können, um die Resilienz ihrer<br />

Lieferketten zu stärken und Wachstumsziele<br />

zu erreichen.<br />

GABRIEL WERNER<br />

Wirtschaftliche, umweltbedingte<br />

und politische Unsicherheiten<br />

bedrohen die globalen Lieferketten<br />

zunehmend und gefährden<br />

die Versorgungssicherheit. Zwar lassen sich<br />

Lieferkettenabläufe in der Cloud optimieren und<br />

als sichere, resiliente End-to-End-Prozesse über<br />

Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg<br />

orchestrieren, doch viele Unternehmen misstrauen<br />

der innovativen Kraft der Cloud. Statt jedoch<br />

den Vorteilen der Cloud zu vertrauen, nutzen<br />

viele Unternehmen weiterhin ihre veralteten<br />

Lieferkettensysteme und fragen sich, wieso sie im<br />

Wettbewerb nicht mithalten können.<br />

Jahrhundertelang waren Lieferketten vorwiegend<br />

lokal angesiedelt und transportierten ihre Waren<br />

und Dienstleistungen innerhalb einer bestimmten<br />

geografischen Region oder eines Landes. Erst im<br />

Zuge der industriellen Revolution entwickelten<br />

sich globale Lieferketten, mit denen Produkte<br />

über große Entfernungen und über Ländergrenzen<br />

hinweg transportiert und gehandelt wurden.<br />

Seit Einführung komplett digitalisierter,<br />

datengestützter Supply Chains im 21. Jahrhundert<br />

ist es möglich, Cloudbasierte Prozesse vollständig<br />

automatisiert und in hohen Geschwindigkeiten<br />

über Abteilungen und Standorte hinweg<br />

auszuführen. Sie verfügen über die nötige<br />

Flexibilität und Intelligenz, um mit dem rasanten<br />

Tempo der Veränderungen im 21. Jahrhundert<br />

Schritt zu halten und laufen technisch gesehen<br />

den standardisierten, auf Kostenminimierung<br />

ausgelegten Prozessen des Industriezeitalters<br />

zunehmend den Rang ab. Dennoch halten viele<br />

Unternehmen weiterhin an den linearen, fragmentierten<br />

und starren Ansätzen traditioneller<br />

Lieferketten fest. Sie fürchten sich vor den mit<br />

einer Cloud-Migration verbundenen Veränderungen<br />

und schieben den Wechsel vor sich her. Dabei<br />

könnten sie durch einen Umzug in die Cloud<br />

nicht nur die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit<br />

ihrer globalen Lieferkette sprunghaft steigern,<br />

sondern auch auf Störungen schneller und effizienter<br />

reagieren.<br />

GABRIEL WERNER<br />

Lange Batchzyklen haben ausgedient<br />

Um Prozesse kontinuierlich und zeitnah zu optimieren,<br />

arbeiten Cloud-basierte Supply Chain-<br />

Systeme mit Datenübertragungen in Echtzeit,<br />

nutzen Künstliche Intelligenz (KI) oder setzen<br />

Prozessautomatisierungstechnologien ein.


Upgrades lassen sich in der Cloud innerhalb<br />

von Minuten oder wenigen Tagen<br />

durchführen. Ein Vorgang, der bei lokal<br />

installierten Technologiepaketen Monate,<br />

in manchen Fällen auch Jahre dauern<br />

kann. Zudem verfügt die Cloud über eine<br />

schier grenzenlose Rechenleistung.<br />

Unternehmen können in ihr nicht nur<br />

riesige Mengen an Informationen verarbeiten,<br />

sondern auch Szenarien für<br />

die unterschiedlichsten Bereiche wie<br />

Merchandising, Fertigung, Logistik,<br />

Lagerhaltung oder Vertrieb ausführen –<br />

bei Bedarf auch alles gleichzeitig. Lieferkettenmanager<br />

können auf diese Weise<br />

sehr schnell und flexibel skalieren.<br />

Statt beispielsweise eine einzelne CPU<br />

für 200 Stunden zu nutzen, könnten<br />

sie alter-nativ auch 200 CPUs für eine<br />

Stunde einsetzen und so die Planungszeit<br />

von Tagen auf Minuten verkürzen.<br />

Lange Batchzyklen sind damit Vergangenheit,<br />

und Firmen können ihre Investitionen<br />

in KI und ML schneller und effizienter<br />

umsetzen und nutzen als bisher.<br />

Cloud-gestützte, zukunftsfähige Szenarien<br />

auf Basis von Echtzeit-Marktfaktoren<br />

lassen sich beispielsweise bereits innerhalb<br />

weniger Minuten entwickeln und<br />

umsetzen und verschaffen Unternehmen<br />

einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.<br />

jederzeit zur Verfügung. Neben den<br />

horizontalen umfassen sie auch vertikale<br />

Fatkoren wie Nachfrageprognosen, Netzwerkauswirkungen<br />

oder Anforderungen<br />

für die Lagerbestückung. Denn nur wenn<br />

sämtliche Planungsdaten berücksichtigt<br />

und perfekt auf alle Prozesse abgestimmt<br />

werden, können Unternehmen ihre Lief-<br />

Ihr Value Chain<br />

Tech Partner für<br />

effizientes Order<br />

Fulfillment<br />

erketten effizient managen und Engpässe<br />

sowie Zeit- oder Gewinnverluste<br />

erfolgreich minimieren. Eine zentrale<br />

Daten-Cloud für alle Fragmentierte Daten<br />

beeinträchtigen dagegen nicht nur die<br />

Prozesstransparenz, sie sind häufig auch<br />

Ursache für Widersprüche und Fehler in<br />

Berichten, Analysen und Erkenntnissen.<br />

Für höchste Leistung im Order Fulfillment<br />

und maximale Flexibilität in den Prozessen.<br />

Sämtliche Daten transparent im Blick<br />

Jede Lieferkette wird von mehreren Teilnehmern<br />

- Produzenten, Händlern oder<br />

Kunden - unterstützt. Bei traditionellen<br />

Supply Chains verfügt jeder Akteur über<br />

eigene Systeme und Prozesse, die sich<br />

auf verschiedene Silos verteilen und<br />

miteinander in der Regel nicht kompatibel<br />

sind. Fragmentierte Daten, die sich<br />

auf verschiedene Subsysteme verteilen,<br />

schränken jedoch die Sichtbarkeit der<br />

Daten stark ein und verhindern, dass die<br />

Rechenkapazität effizient genutzt wird.<br />

Unternehmen entstehen dadurch unnötig<br />

hohe Kosten.<br />

Durchgängig digitalisierte Lieferketten<br />

bieten eine transparente Einsicht in alle<br />

relevanten Prozessdaten, die für die Planung<br />

von Bedeutung sind. Diese Daten<br />

werden in Echtzeit erfasst und stehen


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S18<br />

Abhilfe schaffen Lösungen, die sämtliche Daten<br />

in einer zentralen Daten-Cloud synchronisiert<br />

zusammenführen und sie den Anwendern als<br />

Single-Source-of-Truth unternehmensweit<br />

zur Verfügung stellen. Das macht nicht nur<br />

ETL-Prozesse weitgehend überflüssig, sondern<br />

reduziert auch die Anzahl an Integrationen<br />

und senkt die Kosten für Tests und laufende<br />

Wartungen. Nach der Zusammenführung in<br />

der Cloud sollte das Datenmodell dann standardisiert<br />

werden. Darüber hinaus ist es wichtig,<br />

dass die Verwaltung der Datenressourcen<br />

einheitlichen und konsistenten Richtlinien auf<br />

Unternehmensebene folgt. Die Daten sollten<br />

sowohl für analytische Anwendungen als auch<br />

für KI-basierte Lösungen nutzbar sein.<br />

Zudem sollten sie die bestehenden<br />

Investitionen berücksichtigen und Raum für<br />

zukünftige Erweiterungen bieten.<br />

Flexibler und effektiver mit ‚Composable<br />

Microservices‘<br />

Beim Umzug in die Cloud stellen „Best of breed”<br />

Lösungen, die von unterschiedlichen Anbietern<br />

stammen, ein Problem dar. Fragmentierte<br />

Systeme lassen schnell Silos entstehen und<br />

sind auch bei einer Datenkonsolidierung nicht<br />

vollständig integrierbar. Anwendungen, die<br />

auf ein- und derselben Plattform synchronisiert<br />

zusammenarbeiten, unterliegen dieser<br />

Gefahr dagegen nicht. Bei einer ‚Composable<br />

Microservices‘-Architektur beispielsweise sind<br />

die Anwendungen so gebaut, dass jede Komponente<br />

unabhängig von der Gesamtarchitektur<br />

funktionieren kann. Es ist möglich, veraltete<br />

Komponenten zu aktualisieren und neue hinzuzufügen,<br />

ohne dass dies die Gesamtanwendung<br />

beeinträchtigt.<br />

Unternehmen können ihre digitalen Bedarfe<br />

also entsprechend der eigenen Ressourcen und<br />

Ziele skalieren, was die Anwendungen schlanker,<br />

schneller und vor allem sehr flexibel macht.<br />

Die Zeit arbeitsintensiver, fehleranfälliger<br />

Systembrüche ist damit vorbei. Mithilfe Cloudbasierter<br />

‚Composable Microservices‘ können<br />

Unternehmen ihre modularen Komponenten<br />

flexibel konfigurieren und die Anforderungen<br />

neuer Marktbedingungen zeitnah umsetzen.<br />

Der digitale Reifegrad als Indikator für<br />

wirtschaftliche Produktivität<br />

Mit dem Umzug in die Cloud allein ist es jedoch<br />

nicht getan. Sinnvoll wird die Transformation in<br />

die Cloud für Unternehmen erst, wenn sie mit<br />

einer Umstellung auf eine Digital-First-Strategie<br />

einhergeht. Es reicht also nicht, Prozesse<br />

und Abläufe zu optimieren, sie müssen auch<br />

vollständig digital abgebildet werden. Um den<br />

Wert ihrer Daten vollständig auszuschöpfen und<br />

die Leistung von KI und ML dauerhaft nutzen<br />

zu können, sollten Verantwortliche bereit sein,<br />

ihre Organisation zu einem agilen Unternehmen<br />

umzubauen und sämtliche Aspekte mit einzubeziehen.<br />

Nur so werden sie von der Digitalisierung<br />

profitieren und durch die Migration von<br />

Daten und der Integration von Cloud-Lösungen<br />

in ihre bestehende Lieferkettenstruktur die<br />

damit verbundenen Chancen und Produktivitätsgewinne<br />

nutzen können.<br />

Aktuell zeichnet sich ab, dass sich der digitale<br />

Reifegrad von Unternehmen und Organisationen<br />

schon bald zu einem zentralen Indikator<br />

für die wirtschaftliche Produktivität und den<br />

Wohlstand eines Landes entwickeln wird.<br />

Schreitet die digitale Transformation weiterhin<br />

zögerlich voran, wird die Wirtschaftsleistung<br />

Deutschlands vermutlich bald nur noch im<br />

Mittelfeld liegen. Das zumindest legt ein<br />

Länderranking von Statista nahe, das die<br />

digitale Wettbewerbsfähigkeit von 64 Volkswirtschaften<br />

untersuchte. Deutschland belegte<br />

dabei mit einem Indexwert von 80,86 Platz 27,<br />

weit abgehängt von den führenden USA mit<br />

einem Wert von 100.<br />

Zwar rangiert Deutschland aufgrund seiner<br />

traditionellen Wettbewerbsvorteile in vielen<br />

Statistiken zur Wettbewerbsfähigkeit noch auf<br />

den vorderen Plätzen, doch das könnte sich mit<br />

fortschreitender Digitalisierung ändern. Denn<br />

die Zukunft der Geschäftswelt ist digital und<br />

Platz 27 im Statista-Länderranking nur eine<br />

Option. In welche Richtung die Entwicklung<br />

verläuft, hängt auch von der Bereitschaft der<br />

Unternehmen ab, die Potenziale der Cloud zu<br />

nutzen. (RED)


#ECOMLOG24<br />

ECOM-<br />

LOG24<br />

9. ECOMMERCE<br />

<strong>LOGISTIK</strong>- DAY<br />

WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />

logistik-express.com


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S20<br />

Transport & Logistik<br />

Best Practice im<br />

Transport – es gibt<br />

noch Hoffnung<br />

Die Aussichten in der Wirtschaft sind eher<br />

düster. Umso schöner, wenn es als Lichtblick<br />

dann Auszeichnungen für Unternehmen gibt,<br />

die alles richtig machen. Soeben wurde der<br />

Bollmann-Preis <strong>2024</strong> der Wiener Verkehrswirtschaft<br />

verliehen.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

In der Branche war Dkfm Harald Bollmann eine<br />

Ikone: als langjähriger Obmann der Bundessparte<br />

Transport und Verkehr und Vertreter<br />

des Speditionsgewerbes Wien, war er allseits<br />

bekannt. 2021 verstorben, wurde ihm zu Ehren<br />

2023 der Bollmann-Preis ins Leben gerufen, mit<br />

dem jene Unternehmen und Personen ausgezeichnet<br />

werden, die besonders innovative und<br />

außergewöhnliche Ideen verfolgen oder Projekte<br />

umsetzen. Es gibt insgesamt vier Kategorien:<br />

Zukunft, Miteinander, Gestalten und Lebenswerk,<br />

wobei der Namensgeber Harald Bollmann posthum<br />

als erster Preisträger für sein Lebenswerk<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

Vom Packesel über Pferdefuhrwerk und Dampflokomotive<br />

hin zu Frachtflugzeug und Elektro-<br />

LKW. Schon immer war der Transport von Innovation<br />

und Wandel geprägt. Egal ob Naturkatastrophen<br />

wie Vulkanausbrüche, blockierte Seewege<br />

oder kriegerische Auseinandersetzungen – stets<br />

werden Lösungen gefunden, um Lieferketten<br />

aufrechtzuerhalten. Ohne Transporteure wäre<br />

moderne Marktwirtschaft unmöglich, denn<br />

Transport, Verkehr und Logistik sind das Rückgrat<br />

v.l.n.r Wolfgang Böhm, Obmann der Fachgruppe Transporteure in der Wirtschaftskammer Wien, Kasia Greco,<br />

Vizepräsidentin der WK Wien, das Team rund um Enes Haydaepasa (Mitte), Davor Sertic, Obmann der Sparte<br />

Transport und Verkehr in der WK Wien


v.l.n.r. Enes Haydaepasa (Kategorie Gestalten – SchülerInnen), Tijana Radojcic (Gestalten – StudentInnen), Rudolf Hye<br />

(Lebenswerk), Adem Icten (Kategorie Zukunft), Stv. von Heinrich Klimetschek (Kategorie Miteinander), Sasa Novakov<br />

(Kategorie Zukunft)<br />

DIE PREISTRÄGER<br />

der Wirtschaft“, sagt Davor Sertic, Obmann der<br />

Sparte Transport und Verkehr in der WK Wien.<br />

„Die Welt würde stillstehen, wenn nicht tatkräftige<br />

Unternehmer und Mitarbeiter 24 Stunden<br />

am Tag, 365 Tage im Jahr, Menschen und Waren<br />

von A nach B bringen würden.“ Grund genug,<br />

helle Köpfe vor den Vorhang zu holen und<br />

auszuzeichnen. So geschehen am 3. Oktober<br />

<strong>2024</strong> im Casino Zögernitz.<br />

Sieger Kategorie Zukunft:<br />

Fair Play Novakov e.U.<br />

Niemand kann sagen, was genau die Zukunft<br />

bringt, aber man kann sich auf alle möglichen<br />

Eventualitäten vorbereiten und sich gegen<br />

mögliche Herausforderungen wappnen. Genau<br />

für solche Projekte – die „zukunftsfit“ machen<br />

– wurde diese Kategorie geschaffen. Das 2009<br />

gegründete Umzugsunternehmen Fair Play<br />

Novakov ist eine Kooperation mit der in derselben<br />

Branche tätigen Firma Umzugsritter<br />

eingegangen, um Synergien zu nutzen. Gemeinsam<br />

werden Ressourcen und Kapazitäten<br />

mit dem Ziel gebündelt, eine bessere Fuhrparkauslastung,<br />

weniger Leerkilometer und –<br />

ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - eine entsprechende<br />

Verringerung des CO2-Ausstoßes<br />

zu erzielen.<br />

Sieger Kategorie Miteinander:<br />

H. Fuchs GesmbH<br />

Ein Miteinander ist immer besser als ein Gegeneinander,<br />

weil es keine Verlierer gibt. In dieser<br />

Kategorie geht es daher um Unternehmen, die<br />

durch Projekte oder Maßnahmen ein besseres<br />

Miteinander im Betrieb erreichen, das Betriebsklima<br />

durch inklusive Maßnahmen oder aber<br />

v.l.n.r Kasia Greco, Vizepräsidentin<br />

der Wirtschaftskammer<br />

Wien, Katarina Pokorny,<br />

Obfrau der Fachgruppe<br />

Kleintransporteure, Adem<br />

Icten, Geschäftsführer der Fa.<br />

Umzugsritter, Davor Sertic,<br />

Obmann der Sparte Transport<br />

und Verkehr in der WK Wien,<br />

Sasa Novakov, Geschäftsführer<br />

von Fair Play Novakov


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S22<br />

auch die Sicherheit der Wirtschaft und<br />

Bevölkerung in Wien verbessern. Studien<br />

belegen, dass erholte Mitarbeiter bessere<br />

Leistungen erbringen – und das macht sich<br />

das Unternehmen Fuchs zu Nutze, wobei<br />

geichzeitig das Wohlbefinden der<br />

Mitarbeiter steigt.<br />

Das Speditionsunternehmen H. Fuchs GesmbH<br />

bietet nicht nur umfangreiche Aus- und<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter<br />

an, die gelebte, aktive Pausenkultur führt zur<br />

nachhaltigen Erholung der Beschäftigten, etwa<br />

durch Tischtennis- und Tischfußballtische. In<br />

der Firmenvision sind die aktive Mitwirkung in<br />

der Speditionsbranche und die berufliche<br />

Weiterentwicklung der Mitarbeiter verankert.<br />

Sieger Kategorie Lebenswerk: Rudolf Hye<br />

Menschen, die der Branche ihren eigenen<br />

Stempel aufgedrückt sowie stets fair, sozial<br />

und ökologisch gehandelt haben, sollen mit<br />

diesem Preis ein „Danke“ der gesamten Wiener<br />

Verkehrswirtschaft erhalten. „Rudolf Hye hat<br />

sich für erhöhte Sicherheit in der Donauschifffahrt<br />

beim Transport von Gefahrgütern<br />

eingesetzt. Als Geschäftsführer der Donau-<br />

Tankschifffahrts GesmbH ließ er bereits 2006<br />

Einhüllen-Tankschiffe zu Doppelhüllen-Tankschiffen<br />

umbauen. Seit 2019 ist diese Doppelhülle<br />

auf der Donau vorgeschrieben. Wir<br />

möchten Rudolf Hye dafür und für sein Engagement<br />

in der Transportwirtschaft danken“, erklärt<br />

Spartenobmann Sertic. Im Gegensatz zum<br />

ersten Preisträger Harald Bollmann darf sich<br />

Rye noch zu Lebzeiten über diesen<br />

prestigeträchtigen Preis freuen.<br />

Sieger Kategorie Gestalten<br />

Was wäre eine Preisverleihung, wenn es keine<br />

Beteiligung des Publikums gäbe? Was sich<br />

schon bei vielen Events bewährt hat, durfte<br />

auch beim Bollmann-Preis nicht fehlen. Daher<br />

werden in der Kategorie „Gestalten“ per Publikumsvoting<br />

direkt am Gala-Abend zwei Preise<br />

vergeben, nämlich jeweils für Projekte von<br />

Studenten und von Schülern. Denn schon lange<br />

gibt es einen Kampf um die besten Nachwuchstalente,<br />

und der Kontakt zu Bildungseinrichtungen<br />

und deren Absolventen ist heute für<br />

viele Unternehmen ein probates Mittel, Stellen<br />

zu besetzen. Daher ist es auch nicht verwunderlich,<br />

dass es in dieser Kategorie tatsächlich<br />

um den Nachwuchs geht. Bei den Studenten<br />

gewann Tijana Radojcic, die in ihrer Bachelorarbeit<br />

die Umsetzung eines einheitlichen Zugsicherungssystems<br />

für Europa untersucht hat,<br />

um die Verlagerung des Güterverkehrs auf die<br />

Schiene voranzutreiben.<br />

Der Preis bei den Schülerprojekten ging an Enes<br />

Melih Haydarpasa, der mit einem Netz an Rastund<br />

Ladeplätzen die Effizienz von Transporten<br />

mit Elektro-Lkw bei gleichzeitiger Optimierung<br />

der Ruhezeiten von Fahrern erhöhen möchte.<br />

So schön der Erhalt einer solchen Auszeichnung<br />

auch ist – er ist eine Momentaufnahme.<br />

Die Welt dreht sich weiter, und mit ihr die<br />

soziale, wirtschaftliche und technologische Entwicklung.<br />

Wir können zwar das Rad nicht neu<br />

erfinden, aber die Transportbranche hat bewiesen,<br />

dass sie immer noch ein paar Tricks im<br />

Ärmel hat. Und man darf gespannt sein, wer sich<br />

dann im nächsten Jahr die Preise abholt.<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong> express informiert<br />

www.logistik-express.com


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S24<br />

Transport & Logistik<br />

Wiener Hafen forciert<br />

langfristige Partnerschaften<br />

Der Wiener Hafen legt für 2023 eine<br />

eindrucksvolle Bilanz vor. Als Logistik-<br />

Drehscheibe und attraktiver Betriebsstandort<br />

will man noch stärker das Gewerbe-Geschäft<br />

fokussieren, betonen die Geschäftsführer Fritz<br />

Lehr und Doris Pulker-Rohrhofer.<br />

REDAKTION<br />

Im Wiener Hafen läuft es geschäftlich gut.<br />

Bei einem um mehr als elf Prozent höheren<br />

Umsatz von beinahe 62 Mio. Euro stieg<br />

das ausgewiesene Betriebsergebnis<br />

um beachtliche 40 Prozent auf 8,7 Mio. Euro.<br />

Gleichzeitig wurden Investitionen von mehr als<br />

15 Mio. Euro realisiert. Ausschlaggebend für die<br />

deutliche Steigerung des Betriebsergebnisses<br />

waren für den kaufmännischen Geschäftsführer<br />

Fritz Lehr zwei Ereignisse: Da war das florierende,<br />

einträgliche Immobiliengeschäft und<br />

da wurden einige neue namhafte Kunden mit<br />

Betriebsansiedlungen im Bereich des Hafens<br />

Freudenau gewonnen. So beispielsweise<br />

wurden und werden neue Hallen für die<br />

Lagerung von verschiedenen Produkten des<br />

Industrieunternehmens Siemens errichtet bzw.<br />

werden heuer zwei weitere Lagerhallen für<br />

diesen Kunden fertiggestellt.<br />

Diese neuen Lagerfazilitäten bieten Platz auf<br />

einer Gesamtfläche von rund 9.000 m2.<br />

Blicken Fritz Lehr und die technische<br />

Geschäftsführerin des Hafens, Doris Pulker-<br />

Rohrhofer, auf das vergangene Jahr zurück so<br />

bilanzieren sie: „Es lief und läuft sehr gut“.<br />

FRITZ <strong>LE</strong>HR


Der Umsatz 2023 war ein neuerlicher Rekord<br />

und festigte einmal mehr die Rolle der drei<br />

Häfen als zentrale Logistikstandorte innerhalb<br />

der Wiener Stadt. Der Wiener Hafen mit<br />

seinen drei Standorten Freudenau, Lobau und<br />

Albern existiert seit 62 Jahren und ist Teil der<br />

Wien Holding, die in diesem Jahr ihr 50jähriges<br />

Bestehen feiert.<br />

Die Lagerflächenauslastung lag im Vorjahr bei<br />

95 Prozent und mit deren Vermarktung wurde<br />

mit knapp mehr als 18 Mio. Euro der Umsatz um<br />

21 Prozent gesteigert. Und die Nachfrage ist<br />

ungebrochen und ist der Grund dafür, dass<br />

derzeit das dritte Verlandungsprojekt realisiert<br />

wird. Sprich, es wird ein weiterer Teil des<br />

Freudenauer Hafenbeckens zugeschüttet und<br />

so zusätzliche Landflächen für unterschiedliche<br />

Nutzungen geschaffen.<br />

Unterm Strich bringen die drei Aufschließungsvorhaben<br />

zusätzliche Landflächen von rund<br />

113.000 m2, wie Lehr betont. Ein Teil davon<br />

wird künftig für die Expansion im Bereich des<br />

Containerterminals von Wiencont genutzt und<br />

je nach Nachfrage kann man weiteren interessierten<br />

Unternehmen Platz in diesem Hafenteil<br />

anbieten. Mit den Zuschüttungen wurde das<br />

Hafenbecken um ein Drittel verkleinert, so dass<br />

noch immer ausreichend Platz für Schiffe bleibt.<br />

Infrastrukturseitig spielen Bahn und Straße<br />

zusammen die eindeutig größere Rolle, weil sich<br />

das Gros des Geschäfts landseitig abspielt und<br />

der wasserseitige Umschlag bzw. Transporte mit<br />

den Donauschiffen eher als „Überdruckventil“<br />

gesehen werden kann. Damit meint Lehr, dass<br />

Güter eher dann auf das Wasser kommen wenn<br />

die Kapazitäten auf der Schiene an die Grenzen<br />

stoßen. Um mehr Cargo auf die Donau bzw.<br />

generell auf die Wasserstraßen zu bringen<br />

bedarf es entsprechender politischer Weichenstellungen.<br />

Faktum ist, dass Wassertransporte<br />

operativ nicht immer kalkulierbar sind, Hochoder<br />

Niederwasser, Unwetter etc. bringen<br />

Transportketten schnell durcheinander und<br />

sicherheitshalber sollten landseitige Transportalternativen<br />

als Ausweichmöglichkeit<br />

eingeplant sein. Auch wenn in Albern und<br />

Freudenau im Vorjahr etwas weniger Tonnage<br />

über die Kaikanten kam so stieg im Gegensatz<br />

dazu das Umschlags-volumen in Lobau, weil<br />

dort wieder deutlich mehr flüssiges Cargo umgeschlagen<br />

wurde. Stark nach oben entwickelt<br />

haben sich Massen- und Schwergüter, deren<br />

Tonnage sich um 37 Prozent auf beinahe einer<br />

Million Tonnen erhöhte. Im Wiencont-Terminal<br />

wurden im Vorjahr 470.000 TEU umgeschlagen,<br />

um sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor<br />

Foto von der Bilanzpressekonferenz<br />

Hafen Wien -<br />

Fritz Lehr/kaufmännischer<br />

Geschäftsführer Hafen Wien;<br />

Doris Pulker-Rohrhofer/<br />

technische Geschäftsführerin<br />

Hafen Wien; Peter Hanke/<br />

Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft,<br />

Arbeit, Internationales<br />

und Wiener Stadtwerke; Kurt<br />

Gollowitzer/Geschäftsführer<br />

Wien Holding;<br />

© David Bohmann


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S26<br />

DORIS PULKER-ROHRHOFER<br />

aber umsatzseitig stieg man mit mehr 19 Mio.<br />

Euro besser aus als 2022 mit 16,9 Mio. Euro.<br />

Der Volumenrückgang erklärt sich mit dem<br />

volatilen wirtschaftlichen Umfeld sowie<br />

geringe Planbarkeit und rückläufige Produktivität<br />

infolge zahlreicher Zugausfälle während<br />

des ganzen Jahres. Zufriedenstellend entwickelt<br />

hat sich das Container-Depot- und Reparaturgeschäft.<br />

Die Wien Holding als Eigentümer des Hafens<br />

hat in den vergangenen Jahren immer wieder<br />

grünes Licht gegeben für zahlreiche Investitionen,<br />

„wir sprechen von überproportionalen<br />

Investments, die bisher gemacht worden sind“,<br />

so Lehr. Das muss vor dem Hintergrund<br />

gesehen werden, dass der Hafen nicht nur<br />

betriebswirtschaftlich unternehmerisch agieren<br />

muss, sondern dass er auch einen Beitrag zur<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Wien<br />

leistet. Beispiele dafür sind die laufend weiter<br />

ausgebaute Infrastruktur wie etwa die Hafentore<br />

in Freudenau und Albern als Hochwasserschutzmaßnahme<br />

nicht nur für die Häfen selbst,<br />

sondern auch für die in den angrenzenden<br />

Wiener Stadtbezirken lebenden Bewohner.<br />

Lehr: „Unser Ziel ist nicht nur den maximalen<br />

betriebswirtschaftlichen Erfolg herauszuholen,<br />

sondern gleichzeitig einen hohen Nutzwert für<br />

die angesiedelte Wirtschaft und die Bürger der<br />

Stadt Wien zu generieren“.<br />

„Es gibt in Österreich keine bessere trimodale<br />

Logistikdrehscheibe wie unseren Hafen, weil<br />

hier drei Verkehrsträger an einem Standort<br />

optimal miteinander verbunden sind“.<br />

Eine Drehscheibe, die in unruhigen Zeiten wie<br />

beispielweise während der Corona-Pandemie<br />

als kritische Infrastruktur ihr Funktionieren<br />

bewiesen hat - im Interesse der Versorgungssicherheit<br />

der Bevölkerung.<br />

Anfang dieses Jahres hat der Hafen mit dem<br />

sogenannten HQ1 (ehemals eine Lampenfabrik)<br />

in der Haidestraße im elften Wiener Gemeindebezirk<br />

eine weitere Immobilie gekauft, in der<br />

künftig nicht unbedingt logistikaffine Gewerbebetriebe<br />

angesiedelt werden sollen. In Zukunft<br />

noch mehr solche Unternehmen anzulocken ist<br />

erklärtes Ziel der beiden Manager. Mit dem gut<br />

ausgelasteten HQ7 besteht eine gewerbliche<br />

genutzte Immobilie, in der Firmen aus unterschiedlichen<br />

Branchen angesiedelt sind.<br />

Lehr, der seit 13 Jahren als Geschäftsführer<br />

fungiert, will auch langfristige Partnerschaften<br />

forcieren und Unternehmen ansprechen, die<br />

nach einem zentralen Standort in Wien suchen.<br />

Blickt die Geschäftsführung des Hafen Wien auf<br />

die vergangenen Jahre zurück, so zeigt sie sich<br />

zufrieden mit der bisherigen stabilen Entwicklung<br />

des Unternehmens und die Früchte, die<br />

jetzt aus den in der Vergangenheit getätigten<br />

Investitionen geerntet werden können. (RED)


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10. & 11. OKTOBER<br />

<strong>2024</strong>


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S28<br />

Transport & Logistik<br />

Neue SOTI-Studie:<br />

Transport- &<br />

Logistikmitarbeiter<br />

Transport- und Logistikmitarbeiter verlieren<br />

aufgrund technischer Probleme mit mobilen<br />

Geräten drei Stunden Arbeitszeit pro Woche.<br />

REDAKTION<br />

Obwohl die Transport- und Logistikbranche<br />

(T&L) zunehmend von<br />

mobilen Technologien entlang der<br />

gesamten Lieferkette abhängig ist,<br />

kämpfen die Lieferfahrer und Lageristen der<br />

Unternehmen innerhalb der T&L-Industrie mit<br />

erheblichen technischen Problemen. So zeigt die<br />

neue Studie „DIGITA<strong>LE</strong> INNOVATIONEN. Was die<br />

Transport- und Logistikbranche jetzt braucht“ von<br />

SOTI, dass 75 Prozent der befragten T&L-<br />

Mitarbeiter in Deutschland täglich private Smartphones<br />

für die Arbeit nutzen und um etwa drei<br />

Stunden pro Mitarbeiter und Woche durch technische<br />

Probleme oder Geräte- und Netzwerkausfälle<br />

verloren gehen, was zu merklichen<br />

Verzögerungen bei der Auslieferung führt.<br />

Diese Ineffizienz belastet die Unternehmensbilanz<br />

und beeinflusst auch die Mitarbeitermoral<br />

und Kundenzufriedenheit negativ. Im Vergleich zu<br />

Umfrageergebnissen aus dem Jahr 2021 bestätigt<br />

die neueste Studie von SOTI einen Rückgang von<br />

gerade einmal einer halben Stunde Ausfallzeit<br />

pro Woche und Mitarbeiter. Dies zeigt, dass in<br />

den vergangenen drei Jahren auf technologischorganisatorischer<br />

Seite nur geringe Fortschritte<br />

erzielt werden konnten.<br />

T&L-Dienstleister müssen heute immer<br />

anspruchsvollere Zeitpläne einhalten und dabei<br />

zusätzlich der rasanten technologischen<br />

Entwicklung in diesem Wirtschaftsbereich<br />

Rechnung tragen. „Neben Pünktlichkeit und<br />

nahtloser Kommunikation ist auch der Einsatz<br />

schlanker, auf die Anforderungen konkreter<br />

Anwendungen maßgeschneiderter Wearables<br />

und Handheld-Geräte unerlässlich“ erklärt Stefan<br />

Mennecke, VP of Sales, Middle East, Africa &<br />

Central, Southern and Eastern Europe bei SOTI.<br />

„Doch noch immer bereiten verlorene und<br />

gestohlene Geräte sowie Probleme, die durch<br />

einen Mangel an effektivem Management mobiler<br />

Geräte verursacht werden, vielen Unternehmen<br />

der Branche täglich Schwierigkeiten.“<br />

Zwei Drittel (66 Prozent), weltweit 76 Prozent) der<br />

Befragten in Deutschland gibt in der Studie an,<br />

sich zwar ausreichend für die Sicherheit


mobiler Daten geschult zu fühlen, aber 68 Prozent<br />

(weltweit 61 Prozent) fürchten dennoch um<br />

die Sicherheit der Daten ihrer Kunden, falls die<br />

eigenen Geräte verloren gehen oder gestohlen<br />

werden. Darüber hinaus sind 60 Prozent der<br />

Mitarbeiter in Deutschland (weltweit 58 Prozent)<br />

besorgt, dass Kundendaten in die falschen<br />

Hände geraten könnten, wenn mobile Geräte<br />

gemeinsam genutzt werden.<br />

„Die Ergebnisse unserer neuesten Studie unterstreichen<br />

den dringenden Bedarf an proaktiven<br />

Tools, die Geräte und Anwendungen aus der<br />

Ferne unterstützen.“, betont Stefan Mennecke.<br />

„Geräte-Analysefunktionen – etwa zur Verfolgung<br />

des Batteriestatus, der App-Funktionalität<br />

oder der Netzwerkkonnektivität – können<br />

gerätebezogene Probleme ohne die Notwendigkeit<br />

eines vor Ort-Eingriffs proaktiv beheben.<br />

Das ermöglicht eine schnelle Identifizierung<br />

und Lösung von IT-Problemen aus der Ferne.<br />

Dadurch wird die Produktivität der Mitarbeiter<br />

gesteigert und die Kundenzufriedenheit bei<br />

der Lieferung von Waren verbessert. Auch die<br />

Implementierung eindeutiger Benutzeranmeldungen<br />

auf gemeinsam genutzten Geräten und<br />

die Verwaltung der Geräteinaktivität sind für die<br />

Gewährleistung einer robusten IT-Infrastruktur<br />

und einer effizienten Lieferkette von entscheidender<br />

Bedeutung.“<br />

Überstunden und mehr Retouren aufgrund<br />

von Ausfallzeiten und Verzögerungen<br />

Transport- und Logistikunternehmer senken<br />

nicht selten Betriebskosten, indem sie –<br />

um Ausfallzeiten und Verzögerungen<br />

auszugleichen – Überstunden gestatten.<br />

Während weltweit durchschnittlich 35<br />

Prozent der Befragten aufgrund von<br />

Verzögerungen Überstunden machen, liegt<br />

diese Zahl in Deutschland sogar bei 39<br />

Prozent[JD8] . Die Kosten für Überstunden<br />

werden durch den Zeitaufwand für Rücksendungen<br />

/ Reversionslogistik noch erhöht.<br />

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Logistiknetz sorgen neben unserem großen Post­Team auch modernste<br />

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<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S30<br />

In Deutschland entfallen 44 Prozent der<br />

Arbeitszeit eines Mitarbeiters auf Retouren, was<br />

höher ist als in den meisten anderen befragten<br />

Ländern.<br />

Persönliche Auswirkungen technischer Probleme:<br />

Stress, Routenverlust und überhöhte<br />

Fahrtgeschwindigkeit<br />

Geräteausfälle verursachen bei fast der Hälfte<br />

(49 Prozent) aller in Deutschland befragten<br />

T&L-Mitarbeiter Stress, wobei die höchsten<br />

Stresswerte in Kanada (57 Prozent) und Großbritannien<br />

(54 Prozent) zu verzeichnen sind.<br />

Technische Probleme führen außerdem dazu,<br />

dass 30 Prozent der Studienteilnehmer in<br />

Deutschland ihre Zielvorgaben verfehlen,<br />

26 Prozent in der Konsequenz ihre bevorzugten<br />

Routen verlieren und 24 Prozent deshalb sogar<br />

keine Bonusausschüttungen erhalten.<br />

Darüber hinaus geben 22 Prozent zu, ihr<br />

Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit zu<br />

steuern, um Verspätungen auszugleichen –<br />

eine Aussage, die große Sicherheitsbedenken<br />

aufwirft.<br />

Tracking-Technologie in der Transport- und<br />

Logistikbranche sollte laut Mitarbeitern<br />

weiter ausgebaut werden<br />

Während 95 Prozent der Befragten in<br />

Deutschland bei der Arbeit über Geräte mit<br />

Tracking-Technologie verfügen, wünschen sich<br />

74 Prozent mehr solcher Funktionalitäten (für<br />

Geräte, Fahrzeuge oder Güter).<br />

Tracking-Technologie wird als wichtige Verbesserungsmöglichkeit<br />

angesehen, wobei 91 Prozent<br />

glauben, dass sie pünktliche Lieferungen<br />

gewährleistet und Kunden auf dem Laufenden<br />

hält. Darüber hinaus fühlen sich 80 Prozent<br />

sicherer, wenn sie wissen, dass hochwertige<br />

Waren getrackt werden, und 78 Prozent sind der<br />

Überzeugung, dass das Tracking der Lieferfahrzeuge<br />

die Sicherheit der Fahrer erhöht.<br />

„Mobile Technologie ist das Herzstück der T&L-<br />

Branche, die danach strebt, neue Meilensteine<br />

in Sachen Liefergeschwindigkeit, Zuverlässigkeit<br />

und Kundenzufriedenheit zu setzen“,<br />

ergänzt Stefan Mennecke.<br />

„Die Implementierung von Lösungen wie der<br />

SOTI ONE Plattform ist für den Erfolg von<br />

Transport- und Logistik-Dienstleistern von<br />

entscheidender Bedeutung. Durch die Bereitstellung<br />

von Echtzeit-Transparenz, starker<br />

Sicherheitsfunktionen und Tracking-Technologie<br />

kann SOTI der Branche umfassend dabei<br />

helfen, die notwendige Dynamik zu erreichen,<br />

um die betriebliche Effizienz und Sicherheit zu<br />

verbessern sowie die Mitarbeiterbindung durch<br />

reduzierten Arbeitsstress zu fördern.“<br />

Methodologie<br />

SOTI führte seine Untersuchung im Mai und<br />

Juni <strong>2024</strong> in 10 Ländern durch. Die Ergebnisse<br />

basieren auf 1.700 Online-Interviews<br />

mit Personen ab 18 Jahren, die als T&L-Fahrer<br />

oder Lagermitarbeiter in Unternehmen mit 50<br />

oder mehr Angestellten tätig sind. Die nationale<br />

Aufteilung der befragten Personen war wie folgt:<br />

USA (300), Kanada (200), Großbritannien (300),<br />

Deutschland (100), Frankreich (200), die Niederlande<br />

(200), Schweden (100), Mexiko (100),<br />

Australien (100) und Japan (100).<br />

(RED)<br />

SOTI<br />

SOTI ist ein innovativer und branchenführender<br />

Anbieter intelligenter, schneller,<br />

und zuverlässiger Enterprise-Mobility-<br />

Lösungen für Unternehmen. Mit dem<br />

innovativen Lösungsportfolio von SOTI können<br />

Unternehmen ihre mobilen Prozesse<br />

rationalisieren, ihren ROI maximieren sowie<br />

Geräteausfallzeiten reduzieren. Mit mehr<br />

als 17.000 Kunden weltweit hat sich SOTI<br />

als zuverlässiger Anbieter mobiler Plattformen<br />

für die Verwaltung, Sicherung und<br />

Unterstützung geschäftskritischer Geräte<br />

bewährt. Mit dem hervorragenden Support<br />

von SOTI können Unternehmen die Möglichkeiten<br />

ihrer mobilen Geräteflotte voll<br />

ausschöpfen. Informationen unter:<br />

www.soti.net


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Der Kongress<br />

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LIVE-TRACKING<br />

21. NOVEMBER<br />

<strong>2024</strong><br />

THIRTY FIVE, WIEN


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S32<br />

Transport & Logistik<br />

Diese 7 Trends<br />

bestimmen das Yard<br />

Management 2025<br />

Yard Management wird vielerorts nicht mehr<br />

als Randdisziplin neben Lagerverwaltung<br />

und Transportmanagement betrachtet. Die<br />

Chancen einer digitalen Hoflogistik geraten<br />

vermehrt ins Blickfeld. Von Automatisierung<br />

über clevere Web Apps bis zu KI.<br />

MICHAEL RÖLLI<br />

Von Automatisierung<br />

über<br />

clevere Web<br />

Apps bis zu KI.<br />

Diese sieben Trends sind die<br />

Game-Changer 2025.<br />

1. Transparenz von A bis Z<br />

Die Basis des Yard Managements<br />

ist es, Waren-, Transportmittel-<br />

und Informationsflüsse in<br />

Einklang zu bringen – nicht nur, aber<br />

vor allem auf dem Werksgelände. Dafür müssen<br />

alle Buchungen zwischen allen Systemen<br />

synchronisiert und aktuell gehalten werden.<br />

Das Lagerverwaltungs- und das Transportmanagementsystem<br />

sollten daher eng mit<br />

einer dezidierten Yard-Management-Lösung<br />

gekoppelt sein. Auf diese Weise lassen sich<br />

auf Basis der entsprechenden System-Events<br />

Folgeprozesse anstoßen und Informationen<br />

unmittelbar weitergeben. Informationsbarrieren<br />

werden abgebaut und der Güterfluss optimal<br />

mit technischen Hilfsmitteln geplant, gesteuert<br />

und überwacht. Mit einer systemischen Abbildung<br />

der Abläufe sind diese von Anfang bis<br />

Ende transparent und standardisiert – auch<br />

standortübergreifend.<br />

2. Automatisierung und IoT<br />

Mittels Yard-Management-System lassen sich<br />

die Abläufe automatisiert abbilden. Selbst kleine<br />

Automatisierungen im Yard führen bereits<br />

zu enormen Zeit- und Kosteneinsparungen.<br />

Unternehmen sollten bei der Automatisierung<br />

step-by-step vorgehen. Ein Blick auf die Hardwareperipherie<br />

gibt Aufschluss: Welche der<br />

Geräte sind bereits Internet of Things (IoT)-fähig<br />

oder können es noch werden? Denn Yard-<br />

Management-Systeme können z. B. IoT-fähige<br />

Schranken, Terminals, Kennzeichenkameras<br />

oder Lkw-Waagen ansteuern und dadurch viele<br />

Prozesse automatisieren.<br />

3. Web Apps für LKW-Check-in<br />

Ein noch fortschrittlicheres Beispiel für gelungene<br />

Digitalisierung: Die Anmeldung der<br />

LKW-Fahrer:innen an der Pforte ist auch<br />

kontaktlos möglich – ohne Pförtner:in, ohne<br />

Aussteigen. Dies gelingt durch den Einsatz<br />

sogenannter Progressive Web Apps (PWA), die<br />

Teil der Yard-Management-Lösung sind. Diese<br />

können ohne vorherigen Download auf mobilen<br />

Endgeräten im Browser aufgerufen werden. Ein<br />

großer Vorteil? Wartezeiten werden reduziert,<br />

Sprachbarrieren wird entgegengewirkt und die<br />

Sicherheit mittels Routing und digitaler Sicherheitsbelehrung<br />

erhöht. Der hardwarelose Self-<br />

Check-in bzw. -Check-out reduziert Aufwand,<br />

Zettelwirtschaft, Durchlaufzeiten und Kosten<br />

und schafft ein hohes Maß an Transparenz,<br />

Prozesssicherheit und -effizienz.<br />

4. Eigene Web Apps dank No-Codeund<br />

Low-Code-Technologien<br />

Web Apps helfen dabei, papierbasierte Routineabläufe<br />

wie das Abhaken von Check- und<br />

Prüflisten zu digitalisieren und auswertbar zu<br />

machen. In professionellen Yard-Management-<br />

Systemen können Unternehmen Web Apps<br />

selbst „programmieren“. Möglich machen<br />

dies integrierte No-Code- bzw. Low-Code-<br />

App-Editoren. No- bzw. Low-Code bezeichnet<br />

eine Technologie, mit der man praktisch<br />

ohne Programmierkenntnisse eigene Softwareanwendungen<br />

kreieren kann. Dadurch<br />

sind Unternehmen in der Lage, selbst jegliche<br />

Anforderungen innerhalb kürzester Zeit abzubilden<br />

und in die Yard-Management-Lösungen<br />

zu integrieren.


5. Mittels Tracking remote<br />

Prozesse optimieren<br />

Dass immer mehr Yard-Prozesse digitalisiert<br />

und automatisiert sind, kommt natürlich auch<br />

dem Leitstand zugute. Ein smartes Yard Management<br />

bietet den Mitarbeitenden im Alltag<br />

auch durch ein gezieltes Tracking entscheidende<br />

Vorteile. Der Leitstand kann mittels<br />

ETA-Prognosen selbst aus größerer Entfernung<br />

Abweichungen feststellen und korrigierend in<br />

laufende Prozesse eingreifen. Basierend auf<br />

Informationen aus Prozess und IoT-Sensorik ist<br />

es möglich, Rückschlüsse auf die Qualität der<br />

Planung zu ziehen. Informationen aus LKW-<br />

Telematik-Systemen, aber auch aus integrierten<br />

Systemen, sind die Basis für eine leistungsfähige<br />

Ladestellensteuerung und die Durchlaufund<br />

Auslastungsoptimierung auf dem Werksgelände.<br />

6. KI und Machine Learning<br />

machen Datenberge auswertbar<br />

Die im Laufe eines digitalen Yard-Prozesses<br />

erzeugten Informationen bieten erhebliche<br />

Potenziale zur Datenanalyse. Um diese Daten<br />

faktenbasiert auswerten zu können, bietet sich<br />

der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und<br />

Machine Learning (ML) an. Für die Planungssicherheit<br />

würde dies konkrete Vorhersagen<br />

bedeuten, eine Berechnung von Be- und Entladezeiten<br />

für die Zukunft anstelle von Vermutungen<br />

oder Schätzungen.<br />

Der Einsatz von KI-Systemen verspricht neue<br />

Potenziale, die Produktivität und Effizienz zu<br />

erhöhen und Kosten zu reduzieren. Hier gilt es<br />

auch festzuhalten, dass KI-Systeme keinesfalls<br />

die berufliche Existenz von Mitarbeitenden bedrohen.<br />

Vielmehr helfen sie ihnen, die komplexen<br />

Herausforderungen der Hoflogistik zu lösen.<br />

KI-Algorithmen helfen vor allem dort, wo täglich<br />

mehrere hundert oder tausend Transporttransaktionen<br />

erfolgen. Denn diese Anforderungen<br />

gehen weit über das menschliche Planungsvermögen<br />

hinaus. Eine Vernetzung von Yard Management<br />

und KI ermöglicht Anwender:innen<br />

Simulationen, mit denen sie sogar mehrere Tage<br />

in die Zukunft planen können.<br />

7. KPIs klar definieren und Daten nutzen<br />

Insbesondere im Bereich Slot- und Yard-<br />

Management gibt es unterschiedliche KPIs, um<br />

strategische Ziele in puncto Wachstum und der<br />

Senkung von Prozesskosten zu messen:<br />

• Anzahl gebuchter Slots pro Be- oder<br />

Entlade-Ressource je Materialgruppe<br />

• Pünktlichkeit der LKW-Fahrer:innen je<br />

Spediteur / Lieferant und logistischer Disziplin<br />

• Zeit je Aktivität (z. B.: Check-In, Wartezeit bis<br />

Abruf, Be- und Entladezeit, Verwiegung, etc.)<br />

• Durchlaufzeit von Ankunft bis Abfahrt<br />

• Statistik je Fahrer:in und logistischer Disziplin<br />

Durch gezielte Messung und Analyse jener KPIs<br />

können Unternehmen:<br />

• Personal- und Ressourcenplanung in der<br />

Be- und Entladung optimieren<br />

• Performance von Lieferanten, Spediteuren für<br />

Qualitätsgespräche Verhandlungen messen<br />

• Mögliche Standgelder bewerten und<br />

validieren<br />

• Auslastungsspitzen je nach Tor<br />

optimieren und verteilen<br />

• Durchlaufzeiten messen und reduzieren<br />

Michael Rölli verfügt über eine mehr als<br />

zehnjährige Expertise im Bereich Digital<br />

Logistics. Zuvor bei SAP tätig, wechselte er<br />

2019 zum SAP-Logistik- und Lösungspartner<br />

leogistics GmbH. Seit 2023 treibt er das<br />

Wachstum der leogistics-Ausgründung<br />

myleo / dsc (leoquantum GmbH) voran. Bei<br />

myleo / dsc fungiert er als Vice President<br />

Customer Management. myleo / dsc ist<br />

eine Software-as-a-Service-Plattform, mit<br />

der Anwender ihre Supply Chain-Prozesse<br />

End-2-End managen können.


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S34<br />

Transport & Logistik<br />

Die Truck Driver<br />

Appreciation Week:<br />

Wer sind die Helden der<br />

europäischen Logistik?<br />

Allein im Jahr 2023 transportierten Lkw-<br />

Fahrer in der EU-Güter mit einem Gesamtgewicht<br />

von 13,2 Milliarden Tonnen. Diese<br />

Zahl unterstreicht die entscheidende Rolle,<br />

die Lkw-Fahrer für den täglichen reibungslosen<br />

Ablauf der internationalen Lieferkette<br />

spielen. REDAKTION<br />

Die Truck Driver Appreciation Week,<br />

die vom 15. bis 21. September stattfindet,<br />

bietet die Gelegenheit, die<br />

Bedeutung der Fahrer in der modernen<br />

Wirtschaft und die Verantwortung, die sie<br />

tragen, anzuerkennen.<br />

Die Truck Driver Appreciation Week ist eine<br />

Tradition, die 1998 in den USA von der<br />

American Trucking Association ins Leben<br />

gerufen wurde. An der Initiative beteiligten sich<br />

sowohl Vertreter der Regierung, die an einer<br />

offiziellen Zeremonie in Washington<br />

teilnahmen, als auch private Einrichtungen im<br />

ganzen Land, die den Fahrern kostenlose<br />

Mahlzeiten und Gelegenheiten zum Duschen<br />

anboten. Diese Woche der Anerkennung<br />

gewinnt auch in Europa an Popularität.<br />

Der Fachkräftemangel bei Lkw-Fahrern<br />

In Europa, wo fast 80 % der Waren über den<br />

Landweg transportiert werden, fehlen über<br />

230.000 Lkw-Fahrer. Prognosen zufolge wird<br />

sich dieses Defizit in den kommenden Jahren<br />

noch deutlich verschärfen. Bis 2028 wird mit<br />

weltweit etwa 7 Millionen offenen Stellen<br />

gerechnet, davon 745.000 in Europa, wie aus<br />

einem Bericht der International Road Transport<br />

Union (IRU) hervorgeht. Diese Situation hat<br />

bereits schwerwiegende Folgen. Da Logistikunternehmen<br />

weltweit Schwierigkeiten haben,<br />

qualifizierte Fahrer zu finden, können viele ihre<br />

Geschäftstätigkeit nicht ausweiten und<br />

verlieren Kunden und Einnahmen. Der Fahrermangel<br />

ist zum Teil auf Altersbeschränkungen<br />

und hohe Einstiegskosten in den Beruf zurückzuführen,<br />

die angehende Berufskraftfahrer<br />

tragen müssen.<br />

„Leider gibt es keinen reibungslosen Übergang<br />

direkt nach der Schule auf den Fahrersitz. In<br />

vielen Ländern liegt das Mindestalter für den<br />

Beruf des Lkw-Fahrers zwischen 21 und 22<br />

Jahren. Diese jungen Menschen müssen auch<br />

die Kosten für Ausbildung, Lizenzen und Versicherungen<br />

tragen. Solche Summen können<br />

oft unerschwinglich sein und sie effektiv davon<br />

abhalten, den Beruf zu ergreifen“, erklärt Olivier<br />

Gonon, Director of Capacity for Europe bei C.H.<br />

Robinson.


Arbeitsalltag und Lebensstil<br />

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit<br />

dem Fachkräftemangel bei Berufskraftfahrern<br />

bestehen nicht nur darin, die richtigen Mitarbeiter<br />

zu finden und einzustellen, sondern auch<br />

darin, sie zu halten.<br />

„Die Entscheidung, als Berufskraftfahrer<br />

zu arbeiten, ist nicht nur eine<br />

Berufswahl, sondern auch eine<br />

Entscheidung für einen<br />

bestimmten Lebensstil.<br />

Dieser Beruf ist für Menschen<br />

geeignet, denen<br />

lange Fahrten und die damit<br />

verbundenen Schwierigkeiten,<br />

wie die häufig damit<br />

verbundene Trennung von der<br />

Familie, nichts ausmachen. Nicht<br />

jeder kann mit diesen Bedingungen<br />

über einen längeren Zeitraum zurechtkommen“,<br />

sagt Olivier Gonon.<br />

Aufgrund der Art ihrer Tätigkeit, die vorrangig<br />

sitzend ausgeführt wird, sind Lkw-Fahrer<br />

anfällig für viele gesundheitliche Probleme. So<br />

leiden sie beispielsweise doppelt so häufig an<br />

Diabetes wie Menschen außerhalb der Branche.<br />

Lkw-Fahrer haben auch eine fast 40 % höhere<br />

Adipositasrate als die allgemeine Bevölkerung.<br />

Diese Berufsgruppe hat häufig mit Schlafstörungen<br />

und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu<br />

kämpfen. Außerdem ist es für sie nicht einfach,<br />

eine angemessene und schnelle Diagnose zu<br />

erhalten, denn unregelmäßige Arbeitszeiten<br />

erschweren es ihnen oft, Termine<br />

bei Fachärzten zu vereinbaren.<br />

Arbeitgeber sollten darauf<br />

Rücksicht nehmen, zum Beispiel<br />

indem sie eine zusätzliche<br />

Krankenversicherung als<br />

Lohnzusatzleistung anbieten<br />

und so für das Wohlergehen<br />

ihrer Mitarbeiter sorgen. Die<br />

Verbesserung der Lebensqualität<br />

von Berufskraftfahrern ist von entscheidender<br />

Bedeutung, um die derzeit<br />

in dieser Branche Tätigen zum Verbleib zu<br />

ermutigen und neue Mitarbeiter zu gewinnen.<br />

Dies ist eine wichtige Aufgabe angesichts des<br />

zunehmenden Mangels an diesen Fachkräften<br />

in Europa und weltweit.<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S36<br />

Transport & Logistik<br />

Christopher Müller<br />

steigt in Geschäftsführung<br />

von Müller<br />

Transporte ein<br />

Christopher Müller, anerkannter Transportund<br />

Logistik-Experte, tritt mit 1. Jänner 2025<br />

als Gesellschafter & Co-Geschäftsführer in das<br />

Traditionsunternehmen Müller Transporte ein.<br />

REDAKTION<br />

Bereits 1959 als Familienunternehmen<br />

gegründet, gehört Müller Transporte<br />

heute mit über 700 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern zu den führenden<br />

Transportunternehmen und Logistikanbietern<br />

Österreichs. Christopher Müller steigt nun in<br />

dritter Generation der Familie Müller in die<br />

Geschäftsführung und ebenso als Gesellschafter<br />

ins Unternehmen ein. Sein Vater, Peter<br />

Müller, leitete bis 2016 das Unternehmen<br />

gemeinsam mit Langzeit-Geschäftsführer<br />

Fritz Müller.<br />

Christopher Müller studierte Rechtswissenschaften<br />

an der Universität Wien mit Schwerpunkt<br />

Wirtschafts- und Steuerrecht. Seine<br />

beruflichen Anfänge machte er bereits im<br />

Familienunternehmen, in das er nun zurückkehrt.<br />

Ganz der Familientradition entsprechend,<br />

war er bei Müller Transporte auch selbst als<br />

LKW-Fahrer und Disponent tätig.<br />

Zuletzt war Christopher Müller fast 15 Jahre<br />

lang in verschiedenen leitenden Management-<br />

Funktionen bei international tätigen Logistikunternehmen<br />

im In- und Ausland beschäftigt.<br />

Zuletzt verantwortete er als Vorstand eines<br />

deutschen Logistikunternehmens den<br />

europäischen Kontraktlogistikbereich.<br />

CHRISTOPHER MÜL<strong>LE</strong>R<br />

Christopher Müller: „Es ist ein besonderes<br />

Gefühl, wenn man nach so vielen Jahren,<br />

wieder in jenes Unternehmen zurückkehrt, mit<br />

dem man in seiner Kindheit und in der Familie<br />

aufgewachsen ist. Die Transportwirtschaft und<br />

die internationale Logistikbranche haben mein<br />

gesamtes Berufsleben geprägt.


Ich hatte dabei das Glück, in großartigen<br />

Organisationen arbeiten und lernen zu<br />

dürfen. Jetzt werde ich die Management- und<br />

Branchen-Erfahrungen, die ich in den letzten<br />

15 Jahren sammeln konnte, mit viel Freude bei<br />

Müller Transporte einbringen.“<br />

Der Perchtoldsdorfer (Bez. Mödling/NÖ) ist verheiratet<br />

und Vater zweier Kinder. Er übernimmt<br />

ab 1. Jänner 2025, gemeinsam mit Fritz Müller,<br />

die Funktion des Co-CEOs des familiengeführten<br />

Unternehmens, das seit 2022 mehrheitlich<br />

zum europäischen Infrastruktur-Fonds „Cube<br />

Infrastructure“ gehört.<br />

Geschäftsführender Gesellschafter Fritz Müller:<br />

„Es freut mich besonders, dass Christopher nach<br />

mehreren Stationen und einer beeindruckenden<br />

Karriere in der internationalen Logistikwirtschaft,<br />

nun in unser Unternehmen und nach<br />

Wiener Neudorf zurückkehrt. Müller Tranporte<br />

wird damit nicht nur in dritter Generation<br />

von einem Familienmitglied geführt, sondern<br />

gewinnt unabhängig davon, einen erfahrenen<br />

und branchenweit anerkannten Top-Experten<br />

für seine Geschäftsführung. Davon profitieren<br />

unsere Kunden und das Unternehmen. Gemeinsam<br />

werden wir das Wachstum die Zukunft von<br />

Müller Transporte gestalten.“ (RED)<br />

Müller Transporte<br />

Müller Transporte zählt zu Österreichs führenden<br />

Transportunternehmen im Bereich<br />

temperaturgeführte Ladungen und wurde<br />

1959 gegründet. Das Unternehmen hat<br />

seinen Hauptsitz in Wiener Neudorf (NÖ)<br />

am Stadtrand von Wien.<br />

An seinen sechs Firmenstandorten in<br />

Österreich und dem benachbarten Ausland<br />

beschäftigt das Unternehmen 700 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Müller Transporte<br />

trägt seit über 60 Jahren täglich zum<br />

reibungslosen Ablauf im Wirtschaftsleben<br />

und zur Verfügbarkeit von Waren bei.<br />

Transportiert werden vorwiegend<br />

Lebensmittel, Obst und Gemüse sowie<br />

Pharmaprodukte, bei denen eine temperierte<br />

Lagerung sowie Genauigkeit und Hygiene<br />

auf dem Transportweg für Hersteller<br />

und Endverbraucher entscheidend sind.<br />

Müller Transporte zählt bei temperaturgeführten<br />

Transporten zu den leistungsstärksten<br />

Logistik-Dienstleistern in<br />

Zentraleuropa und verfügt über eigene<br />

Kühl- und Lagerhallen.


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S38<br />

Transport & Logistik<br />

MOSOLF Gruppe<br />

übernimmt Transport<br />

Overseas Group<br />

Die MOSOLF Gruppe gehört zu den führenden<br />

Systemdienstleistern der Automobilindustrie<br />

in Europa und die beiden Unternehmen<br />

ergänzen sich perfekt für die Entwicklung von<br />

kompletten Supply Chain Lösungen aus einer<br />

Hand. REDAKTION<br />

Seit dem 01. Januar <strong>2024</strong> firmieren die<br />

Hafenstandorte Wilhelmshaven und<br />

Cuxhaven sowie das dazugehörige<br />

CarCenter Zeebrugge und das<br />

Vertriebsbüro in Schanghai unter dem Namen<br />

MOSOLF Port Logistics & Services GmbH (MPLS).<br />

Aufgrund wachsender Importvolumina, daraus<br />

resultierender Nachfrage von Hafenflächen und<br />

neuer OEMs wurde diese Gesellschaft Anfang<br />

des Jahres gegründet. Im Zuge der weiteren<br />

Wachstumsstrategie übernimmt die MPLS<br />

– zum Jahreswechsel 2025 – die Transport<br />

Overseas Group GmbH (TO Group) zu 100 Prozent,<br />

inklusive der Standorte in Belgien, Spanien,<br />

Polen und den Vereinigten Arabischen Emiraten.<br />

Tim Oltmann, CEO der Transport Overseas Group<br />

und Dr. Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender der<br />

MOSOLF Gruppe sind fest davon überzeugt,<br />

dass die Transaktion ein voller Erfolg wird.<br />

„Wir ergänzen uns perfekt! Jede Gruppe hat die<br />

Puzzleteile, die der anderen bis dato fehlen. Die<br />

MOSOLF Gruppe bringt mit u. a. 800 eigenen<br />

Fahrzeugtransportern, über 60 Spezial-Lkws für<br />

High&Heavy sowie Ro/Ro-Terminals schlagkräftige<br />

Assets ein, die TO Group hat die<br />

direkten Zugänge zu den Reedereien, OEMs und<br />

weiteren Kunden aus dem Breakbulk-, Project<br />

Cargo- und Ro/Ro-Segment für globale<br />

Verschiffungen“, erzählt Oltmann.<br />

Für Dr. Jörg Mosolf ist das ein weiterer wichtiger<br />

Meilenstein für die Zukunft und ergänzt:<br />

„Wir freuen uns, dass wir die TO Group mit ihrem<br />

speziellen Branchen-Know-how übernehmen<br />

werden und wir unseren Kunden nachhaltig und<br />

vor allem langfristig komplette Supply Chain<br />

Lösungen aus einer Hand anbieten können.<br />

Im nordeuropäischen Raum ist dies meines Erachtens<br />

einzigartig und wird dem OEM-Bereich<br />

neue strategische und logistische Optionen<br />

aufzeigen.“<br />

Christian Weber, Geschäftsführer der TO<br />

Group, wird neben Steffen Klatte das Duo der<br />

MPLS-Geschäftsführung komplettieren. Er sieht<br />

in der Übernahme eine perfekte strategische<br />

Ergänzung, da die beiden Unternehmen in ihrer<br />

Ausrichtung und ihren Werten hervorragend<br />

harmonieren. „Beide Firmen arbeiteten in der<br />

Vergangenheit bereits intensiv international<br />

zusammen. Von daher kennen wir unsere<br />

Stärken, Synergieeffekte und Wachstumspotenziale“,<br />

so Weber.<br />

Steffen Klatte, Geschäftsführer der MPLS, ergänzt:<br />

„Ich kann dem nur zustimmen. Mit der<br />

Übernahme der Transport Overseas Group,<br />

werden wir unsere Position am Markt weiter<br />

stärken und für unsere Kunden noch attraktiver<br />

und leistungsfähiger werden.“<br />

Abschließend fügt Steffen Klatte hinzu: „Diese<br />

Übernahme markiert einen bedeutenden Schritt<br />

in unserer Wachstumsstrategie, der sowohl<br />

unsere Wettbewerbsfähigkeit als auch unseren<br />

Service auf ein neues Niveau heben wird.“<br />

Die MOSOLF Gruppe gehört zu den führenden<br />

Systemdienstleistern der Automobilindustrie in<br />

Europa. Zum Leistungsspektrum des 1955<br />

gegründeten Familienunternehmens mit<br />

Hauptsitz in Kirchheim unter Teck gehören<br />

maßgeschneiderte Logistik-, Technik- und Servicelösungen,<br />

die mithilfe eines europaweiten<br />

Standort-Netzwerks sowie einer multimodalen<br />

Verkehrsträgerflotte realisiert werden. Dabei<br />

legt MOSOLF einen klaren Fokus auf nachhaltigere<br />

Transportkonzepte, um emissionsärmere<br />

Transportdienstleistungen anzubieten.


Dr. Jörg Mosolf (vorne links), Vorstandsvorsitzender der MOSOLF Gruppe, Steffen Klatte (hinten links),<br />

Geschäftsführer der MOSOLF Port Logistics & Services GmbH, Tim Oltmann (vorne rechts), CEO der Transport<br />

Overseas Group GmbH, und Christian Weber (hinten rechts), Geschäftsführer der Transport Overseas Group<br />

GmbH, bei der Übernahme-Unterschrift.<br />

Das Leistungsspektrum der MOSOLF Gruppe<br />

deckt die gesamte Wertschöpfungskette der<br />

Automobillogistik ab: vom Bandende bis zum<br />

Handel bzw. Endkunden. Neben dem Transport<br />

von Fahrzeugen (Pkw, leichte und schwere<br />

Nutzfahrzeuge) gehören Releasing Agent<br />

Dienstleistungen, Werkstattdienste, Sonderfahrzeugbau,<br />

Industrielackierungen, Mobilitätsdienstleistungen<br />

und die Erbringung von<br />

Dienstleistungen beim Automobilhandel vor Ort<br />

zum Portfolio.<br />

Mit drei Hafenstandorten kann MOSOLF ebenso<br />

eine breite Auswahl an Hafendienstleistungen<br />

und Anbindungen zu Short-Sea-Destinations<br />

als auch weltweiten Zielen anbieten.<br />

MOSOLF bietet in diesem Rahmen ganzheitliche<br />

und kundenorientierte Lösungen für die Automobilindustrie,<br />

Flottenbetreiber und Händler<br />

aus einer Hand an und bildet dabei auch<br />

den dazugehörigen Datenfluss über<br />

moderne und innovative Digitalisierungslösungen<br />

ab. Durch die agile Entwicklung<br />

eigener, KI-gestützter Webanwendungen und<br />

Prozess-Automatisierungen erhöht MOSOLF<br />

nachhaltig die Effizienz und Datenqualität in all<br />

ihren Geschäftsbereichen.<br />

Kunden haben die Möglichkeit über MOSOLF‘s<br />

digitale Plattform MYOUR zu interagieren und<br />

absolute Transparenz über den gesamten Fahrzeugprozess<br />

hinweg zu erhalten, um so intuitiv<br />

für Inventory-Reduzierung und Beschleunigung<br />

des Cash-to-Cash-Cycles zu sorgen. Seit 2023<br />

setzt MOSOLF zudem auf digitale Frachtbriefe<br />

basierend auf der fälschungssicheren Blockchain-Technologie<br />

und schafft dadurch einen<br />

sicheren, papierfreien Prozess.<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S40<br />

Die Geschäftsleitung der<br />

WAGNER Group GmbH: Dipl.-<br />

Ing. Steffen Springer, Dipl.-Ing.<br />

Torsten Wagner und Unternehmensgründer<br />

Dipl.-Ing. Werner<br />

Wagner (v. l.)<br />

©WAGNER Group GmbH<br />

Transport & Logistik<br />

Kontinuierliches<br />

Wachstum beim Brandschutzspezialisten<br />

WAGNER<br />

Das Familienunternehmen, das bereits auf<br />

eine 48-jährige Geschichte zurückblicken<br />

kann, wächst seit Jahren kontinuierlich und<br />

beschäftigt gegenwärtig rund 800 Mitarbeitende<br />

weltweit, davon 120 außerhalb<br />

Deutschlands. REDAKTION<br />

gangenen Fiskaljahr erreicht. Damit konnte das<br />

Unternehmen die aktuellen marktwirtschaftlichen<br />

Herausforderungen – hohe Inflation, steigende<br />

Energiekosten und weiterhin bestehende<br />

Marktunsicherheiten – durch eine gezielte<br />

Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen<br />

meistern und seine Marktposition<br />

erfolgreich behaupten und weiter ausbauen.<br />

Ein wesentlicher Treiber der positiven Unternehmensentwicklung<br />

ist die Internationalisierung,<br />

die WAGNER strategisch und konsequent<br />

verfolgt. Aktuell beträgt die Exportquote rund<br />

50%, Tendenz steigend. Die wichtigsten Exportnationen<br />

für WAGNER sind derzeit das Vereinigte<br />

Königreich, Österreich, die USA sowie Indien.<br />

Im Geschäftsjahr 2023/24 hat WAGNER zwei<br />

neue Tochtergesellschaften gegründet:<br />

Die WAGNER Fire Safety India sowie die<br />

WAGNER Fire Safety DMCC in Dubai erschließen<br />

mit ganzheitlichen Brandschutzlösungen die<br />

lokalen Märkte. In Indien sind bereits jetzt erste<br />

Markterfolge zu verzeichnen.<br />

Erneut kann die WAGNER Unternehmensgruppe<br />

mit Sitz in Langenhagen<br />

bei Hannover ein erfreuliches Unternehmenswachstum<br />

verzeichnen. Mit<br />

einer konsolidierten Gesamtleistung der Gruppe<br />

von 138 Mio. EUR hat das Unternehmen im<br />

Geschäftsjahr 2023/24 ein Wachstum von 14,8<br />

Mio. EUR bzw. 12,0% gegenüber dem vorange-<br />

Die Ergebnisse zeigen ferner, dass WAGNER in<br />

der Region Europa mit dem Kernmarkt Deutschland<br />

weiterhin auf Wachstumskurs ist. In den<br />

fokussierten Marktsegmenten hat sich insbesondere<br />

der Bereich Brandschutz für den Schienenverkehr<br />

sehr positiv entwickelt.<br />

Dank eigener Forschung und Entwicklung im<br />

Headquarter in Langenhagen konnte WAGNER<br />

seine Technologie- und Innovationsführerschaft<br />

in den Bereichen Branderkennung und


Brandvermeidung weiter behaupten. Neben den<br />

mehr als 700 erteilten Patenten belegen diverse<br />

internationale Auszeichnungen und Zertifizierungen,<br />

dass das Unternehmen innovative,<br />

zukunftsweisende Technologien mit hohen<br />

Qualitätsstandards bietet.<br />

Dabei richtet sich der Blick im Unternehmen<br />

auch auf neue Anforderungen durch die zunehmende<br />

Digitalisierung in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft. Mit einem systematischen und<br />

prozessorientierten Managementsystem für die<br />

eigene Informationssicherheit sorgt WAGNER<br />

beispielsweise auch für Cybersicherheit –<br />

und wurde kürzlich nach ISO 27001 zertifiziert.<br />

Unternehmensgründer und Geschäftsführer<br />

Dipl.-Ing. Werner Wagner ist stolz auf die<br />

kontinuierlich erfolgreiche Entwicklung der<br />

Unternehmensgruppe: „Mit unserem erfolgreichen<br />

Team sowohl im Headquarter als auch in<br />

den Tochtergesellschaften haben wir auch im<br />

vergangenen Geschäftsjahr unsere im Rahmen<br />

unserer Unternehmensstrategie WAGNER.2026<br />

gesteckten Ziele erreicht.<br />

Wir haben erneut bewiesen, dass wir mit der<br />

besseren Lösung im Brandschutz und unseren<br />

strategischen Zielsetzungen die richtigen<br />

Weichen für unsere erfolgreiche Zukunft<br />

gestellt haben. Dies belegen auch die zahlreichen<br />

Prämierungen, die wir erhalten<br />

haben: Von den Auszeichnungen als<br />

Arbeitgeber der Zukunft und als TOP100-<br />

Innovator über die Nominierung für den<br />

Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis bis<br />

zu produktspezifischen Awards wie dem FeuerTrutz-Award<br />

oder dem Fire India Award. Wir<br />

freuen uns, dass wir mit unseren Tochtergesellschaften<br />

in Polen und den USA ihr 15-<br />

bzw. 10-jähriges Bestehen feiern konnten. Für<br />

die hervorragende Teamleistung danke ich persönlich<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

an unseren 23 Standorten weltweit.“ (RED)<br />

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MIT <strong>LOGISTIK</strong>-OUTSOURCING VON LOGSERV.<br />

Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche<br />

Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger<br />

denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik<br />

sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben.<br />

Kontrakt- und Projektlogistik<br />

Zolldienstleistungen<br />

Eisenbahn-Sicherungstechnik und -Bautechnik<br />

Instandhaltung Lokomotiven und Waggons<br />

Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge<br />

Fuhrparkmanagement<br />

Werksinterne Logistik<br />

Verkehrsakademie<br />

Private Eisenbahntraktion via CargoServ<br />

Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz<br />

Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: office@logserv.at<br />

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Logistik in Bewegung.


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S42<br />

Die Vorstände v.l.n.r. Alois Höfler,<br />

Alexander Sobota, Michael<br />

Krainthaler und Herbert Traxler<br />

verantworten LKW WALTER.<br />

© WALTER GROUP<br />

Transport & Logistik<br />

LKW WALTER feiert<br />

100-jähriges Jubiläum<br />

Das österreichische Familienunternehmen<br />

LKW WALTER feiert sein 100-jähriges<br />

Bestehen und blickt auf ein ganzes<br />

Jahrhundert der Erfolgsgeschichte zurück.<br />

Mit einem starken Fokus auf Innovation und<br />

Nachhaltigkeit hat sich das Unternehmen als<br />

wegweisender Akteur in der europäischen<br />

Transport- und Logistikbranche etabliert.<br />

REDAKTION<br />

Das Unternehmen LKW WALTER, eine<br />

Tochtergesellschaft der österreichischen<br />

WALTER GROUP mit<br />

Standorten in Wiener Neudorf und<br />

Kufstein, zählt mit mehr als 8.000 Komplettladungen<br />

(FTL) täglich auf der Straße und im<br />

Kombinierten Verkehr zu den führenden<br />

Unternehmen der europäischen Transportbranche.<br />

Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem<br />

Transport von Gütern aus der Konsumgüter-,<br />

Holz- und Papier-, Chemie-, Metall-, Automobil-<br />

und Elektronikindustrie. LKW WALTER<br />

verbindet Europas wichtigste Wirtschaftszentren<br />

miteinander und gewährleistet somit<br />

die intrakontinentale Versorgung.<br />

100 Jahre Jubiläum – LKW WALTER feiert das<br />

Gestern und gestaltet das Morgen<br />

Was 1924 als kleines Ein-Mann-Speditionsbüro<br />

in Wien begann, hat sich zu einem<br />

Unternehmen mit über 1.650 Mitarbeiter aus<br />

über 40 Nationen entwickelt. Von der<br />

kulturellen Diversität profitieren nicht nur die<br />

Kunden, sondern auch die offene, dynamische<br />

Unternehmenskultur, die unter anderem von<br />

Great Place to Work ausgezeichnet wurde. Das<br />

Jubiläum wird gemeinsam mit den Mitarbeitern<br />

gebührend gefeiert.


Anfangs etablierte sich das Unternehmen als<br />

Spezialist für Sammelladungstransporte. Knapp<br />

30 Jahre später folgte der erste internationale<br />

Transport nach Italien, welcher wiederum den<br />

internationalen Wachstumskurs einläutete.<br />

Im Jahr 1984 startete das Unternehmen im<br />

Kombinierten Verkehr durch, welcher seither<br />

ein zentrales Aushängeschild seines Erfolgs<br />

darstellt. Seit der Jahrtausendwende legt LKW<br />

WALTER besonderen Wert auf digitale und agile<br />

Lösungen für moderne Herausforderungen.<br />

Über die Jahre hat LKW WALTER eine beeindruckende<br />

Entwicklung durchlaufen, stets<br />

geprägt vom Pioniergeist, der das Unternehmen<br />

bis heute charakterisiert.<br />

„Unser Erfolg basiert auf kontinuierlicher Innovation<br />

und einem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit“,<br />

sagt Herbert Traxler, Vorstandsvorsitzender<br />

bei LKW WALTER. „LKW WALTER wurde<br />

bereits im Jahr 1986 aufgrund seiner Leistungen<br />

für die heimische Wirtschaft das österreichische<br />

Staatswappen verliehen. Wir sind sehr stolz<br />

darauf, als Familienunternehmen in Österreich<br />

eine bedeutende Rolle für Wirtschaft und letztlich<br />

die Bevölkerung spielen zu dürfen.“<br />

Unsere Herzstück des Unternehmens<br />

Bei LKW WALTER spielen die Mitarbeiter*innen<br />

eine zentrale Rolle im Transformationsprozess,<br />

in dem jeder und jede einen entscheidenden<br />

Beitrag leisten kann. Das war schon vor vielen<br />

Jahren so und wird auch weiterhin so beibehalten.<br />

Denn sie sind entscheidend für den<br />

Erfolg des Unternehmens – wie beispielsweise<br />

bei der Beschreitung innovativer Wege in enger<br />

Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden und<br />

der nachhaltigen und effizienten Gestaltung der<br />

Zukunft des Transportes.<br />

Kombinierter Verkehr: Nachhaltige Lösungen<br />

Seit mehr als 40 Jahren setzt LKW WALTER auf<br />

den Kombinierten Verkehr und leistet Pionierarbeit<br />

beim Ausbau umweltschonender Transportlösungen.<br />

Durch den Einsatz von Schiene/<br />

Straße bzw. Short-Sea-Shipping erzielt LKW<br />

WALTER eine jährliche CO2-Reduktion von über<br />

329.000 Tonnen. Die Unternehmensstrategie<br />

2030 zielt darauf ab, die Transportmenge im<br />

Kombinierten Verkehr weiterhin zu steigern<br />

und den Leerkilometeranteil kontinuierlich zu<br />

senken. Die Erschließung neuer Strecken sowie<br />

kontinuierliche Investitionen unterstreichen das<br />

Engagement für Nachhaltigkeit. LKW WALTER<br />

ist überzeugt, dass der Kombinierte Verkehr<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der<br />

europäischen Klimaziele leisten kann.<br />

Abfahrt in die nächsten 100 Jahre<br />

Die vier Vorstände Herbert Traxler, Michael<br />

Krainthaler, Alois Höfler und Alexander Sobota<br />

verantworten federführend die Zukunft von<br />

LKW WALTER. Dabei bleiben Innovation und<br />

Digitalisierung zentrale Pfeiler der Unternehmensstrategie.<br />

Zu den jüngsten technologischen<br />

Fortschritten gehört etwa der digitale<br />

Frachtbrief eCMR, mit dem das wichtigste Begleitpapier<br />

für den internationalen Landtransport<br />

in ganz Europa digitalisiert wurde. Diese<br />

Lösung realisiert erhebliche Effizienzpotenziale<br />

in den Arbeitsprozessen und ersetzt bei LKW<br />

WALTER rund 1,5 Millionen Papierdokumente mit<br />

sechs Millionen Papierseiten. Für die Zukunft<br />

plant das Unternehmen bestehende Produkte,<br />

um weitere digitale Services zu ergänzen. Ein<br />

Beispiel dafür ist TruckerPoints, ein Loyalty-<br />

Programm für Fahrer, das über die Driver-App<br />

von LKW WALTER verfügbar ist. Zudem werden<br />

kontinuierliche Investitionen in Künstliche Intelligenz<br />

und Big Data die Effizienz weiter steigern.<br />

Alexander Sobota, Vorstand bei LKW WALTER<br />

fasst zusammen: „Unsere Vision ist es, die<br />

Transportbranche durch technologische Innovationen<br />

und nachhaltige Lösungen zu revolutionieren.<br />

Durch unsere digitalen Lösungen,<br />

die in der Kundenplattform CONNECT und der<br />

Transportpartnerplattform LOADS TODAY integriert<br />

sind, können zeit- und ortsunabhängig<br />

Transporte organisiert, überwacht und enorme<br />

Effizienzpotenziale erzielt werden. Mit unseren<br />

Kompetenzen in der digitalen Transformation<br />

halten wir den Schlüssel zum Erfolg der nächsten<br />

100 Jahre in der Hand.“<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S44<br />

Transport & Logistik<br />

Ausbau der E-Flotte<br />

bei Quehenberger<br />

Logistics<br />

Seit 2018 setzt Quehenberger Logistics einen<br />

Schwerpunkt auf E-Mobilität. Als Vorreiter in<br />

der Branche arbeitet das Unternehmen eng<br />

mit den Lieferanten an der Optimierung der<br />

Leistung und Praxistauglichkeit elektrobetriebener<br />

Nutzfahrzeuge.<br />

REDAKTION<br />

Mit Juli gingen drei neue E-Lkw bei<br />

Quehenberger Logistics in<br />

Betrieb. Gemeinsam mit dem<br />

Kunden dm drogerie markt wurde<br />

an einem Förderprojekt gearbeitet, welches<br />

Anfang des Jahres <strong>2024</strong> genehmigt wurde.<br />

"Wir als zukunftsorientiertes Logistikunternehmen<br />

freuen uns, gemeinsam mit unserem<br />

langjährigen Kunden dm drogerie markt diese<br />

Nachhaltigkeitsinitiative vorantreiben<br />

E-Mobilität als wesentliches<br />

Thema in der Logistik<br />

Bereits seit 2018 setzt Quehenberger Logistics<br />

einen Schwerpunkt auf E-Mobilität. Als Vorreiter<br />

in der Branche arbeitet das Unternehmen eng<br />

mit den Lieferanten an der Optimierung der<br />

Leistung und Praxistauglichkeit elektrobetriebener<br />

Nutzfahrzeuge. „Wir sehen großes Potential<br />

in der elektrisch angetriebenen Mobilität,<br />

insbesondere für die City-Logistik,“ bestätigt<br />

Christian Fürstaller, CEO und Miteigentümer von<br />

Quehenberger.


Auch die drei neuen Fahrzeuge, die seit Juli<br />

diesen Jahres den Fuhrpark ergänzen, werden in<br />

der CityLogistik eingesetzt. Dort überzeugen die<br />

Vorteile in Bezug auf emissionsfreier Belieferung<br />

und Geräuschreduzierung.<br />

„Morgens und abends wird Verkehrslärm als<br />

besonders störend empfunden. Neben dem<br />

Wegfall von Abgasen liegt hier der entscheidende<br />

Vorteil von E-Lkw, deren Geräuschemissionen<br />

um rund die Hälfte geringer sind, als bei<br />

herkömmlichen Nutzfahrzeugen“, weiß Paul<br />

Weissenberger. Wie am gemeinsamen Branding<br />

der Fahrzeuge erkennbar, sind die Fahrzeuge für<br />

den Kunden dm drogerie markt im Einsatz und<br />

sorgen für eine weitgehend emissionsfreie<br />

Belieferung der rund 100 dm-Filialen in Wien<br />

und Umgebung. „Elektroantriebe machen<br />

primär auf kurzen Distanzen Sinn, das Wiener<br />

Stadtgebiet bietet sich dafür in besonderer<br />

Weise an. Unsere innerstädtische Transportlogistik<br />

wird hier CO2-neutral und abgasfrei“,<br />

so Stefan Heiglauer, Geschäftsführer bei dm<br />

drogerie markt.<br />

Weitere Ausbaustufen des<br />

Projektes mit dm geplant<br />

Das gemeinsame Projekt mit dm soll Emissionen<br />

stark reduzieren. Daher soll bis 2025<br />

ausgehend vom Umschlagslager Wien kein<br />

Diesel-Lkw mehr eine Wiener dm Filiale<br />

anfahren. Parallel dazu wird die Distanz vom<br />

Verteilzentrum Enns zu allen Umschlagspunkten<br />

von Diesel-Kraftstoffen auf hydrierte<br />

Pflanzenöle 2 (HVO) umgestellt. Quehenberger<br />

Logistics hat sich dazu bereits mehrere<br />

Millionen Liter dieses umweltfreundlichen<br />

HVO-Kraftstoffes gesichert und verwendet<br />

diesen im täglichen Betrieb im Eigenfuhrpark.<br />

„Die Verwendung von HVO bei unseren Fahrzeugen<br />

bringt eine immense Reduzierung des<br />

CO2 Ausstoßes und eine Reduzierung von<br />

Feinstaubemissionen mit sich. Der große Vorteil<br />

liegt darin, dass dieser biogene Treibstoff ohne<br />

Umrüstung direkt als Dieselersatz in den bestehenden<br />

Fahrzeugen verwendet werden kann,“<br />

beschreibt Quehenberger-COO Klaus Hrazdira<br />

die Vorteile. „Der verbrauchte Biotreibstoff wird<br />

in dem jährlich veröffentlichtem Nachhaltigkeitsbericht<br />

von Quehenberger aufgelistet. Die<br />

Kunden sollen zukünftig die dadurch erreichten<br />

CO2 Einsparungen im System aufrufen können,“<br />

betont Klaus Hrazdira.<br />

Für 2025 setzen sich die beiden Unternehmen<br />

mit der Verdoppelung der E-Flotte sowie dem<br />

weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur an den<br />

Quehenberger Standorten ehrgeizige Ziele.<br />

Beide Unternehmen sehen sich in der Verantwortung<br />

nachhaltige Logistikkonzepte umzusetzen<br />

und damit die Umwelt zu entlasten und<br />

den sogenannten ökologischen Fußabdruck zu<br />

reduzieren. (RED)<br />

Von links: Patrick Aichinger<br />

(Bereichsmanager Logistik<br />

international, dm),<br />

Paul Weissenberger<br />

(Standortleiter Enns, Quehenberger),<br />

Klaus Hrazdira<br />

(COO, Quehenberger) und<br />

Stefan Heiglauer (Geschäftsführer,<br />

dm)<br />

© Mirjam Reither


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S46<br />

Transport & Logistik<br />

Routenplanung für<br />

Elektro - H2 - LNG-Lkw:<br />

„DRivE“-Projektpartner<br />

beenden Testphase<br />

Der Lehrstuhl „Production Engineering of<br />

E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH<br />

Aachen hat mit zahlreichen Partnern die<br />

Pilotphase des vom Bundesministerium für<br />

Digitales und Verkehr geförderten<br />

Forschungsprojekts „DRivE“ erfolgreich<br />

beendet.<br />

REDAKTION<br />

In einem zweimonatigen Feldversuch hatten<br />

zwei Hochschuleinrichtungen und fünf<br />

Akteure aus der Wirtschaft eine eigens<br />

entwickelte Software erprobt, die an Bord<br />

von Lkw mit alternativen Antrieben hinsichtlich<br />

aktueller Reichweiten und verfügbarer Ladepunkte<br />

künftig eine verlässliche Tourenplanung<br />

im Transportwesen ermöglichen soll.<br />

Digitale Lösungen, die für Effizienz und<br />

Planungssicherheit sorgen, können die Elektromobilität<br />

im Nutzfahrzeugbereich entscheidend<br />

voranbringen und die Akzeptanz alternativer<br />

Antriebskonzepte bei Logistikbetrieben und<br />

Eine Projektpartnerin zeigt das<br />

eingesetzte Equipment. Foto: PEM<br />

RWTH Aachen | Patrizia Cacciotti


Speditionen erhöhen“, sagt PEM-Leiter Professor<br />

Achim Kampker. Bislang habe die intransparente<br />

Verfügbarkeit von Lade- und Tank-<br />

Möglichkeiten in der Transportbranche zu<br />

Sorgen vor Umwegen und langen Wartezeiten<br />

geführt. Da die Reichweite heutiger Elektrosowie<br />

Brennstoffzellen-Lkw zwischen 200 und<br />

500 Kilometern liege, seien Echtzeit-Informationen<br />

zur Lade- und Tank-Infrastruktur entlang<br />

der Routen unverzichtbar – „zumal das Netz der<br />

Tankstellen für Wasserstoff und Flüssigerdgas<br />

deutschlandweit noch sehr überschaubar und<br />

der Zugang zu E-Ladesäulen häufig schlecht<br />

planbar ist“, sagt Kampker.<br />

Das „DRivE“-Projekt habe jedoch bereits<br />

gezeigt, dass die Einplanung der Tank- und<br />

Ladepunkte in der Disposition mit Hilfe digitalisierter<br />

Vernetzung das Vertrauen in alternativ<br />

angetriebene Lkw erhöhe.<br />

Während der achtwöchigen Testphase unter<br />

realen Bedingungen sei schrittweise der Algorithmus<br />

optimiert worden, der Nutzfahrzeuge<br />

mit Batterie-, Wasserstoff- oder Flüssigerdgas<br />

(LNG)-Antrieb künftig eine sichere Routenplanung<br />

garantieren soll.<br />

Nach der erfolgreichen Demonstration der<br />

Funktionalität des Tourenplanungssystems,<br />

das vom Aachener Start-up-Unternehmen<br />

und Projekt-Initiator MANSIO entwickelt wurde,<br />

gehe es nun um Standardisierungsprozesse bei<br />

der sogenannten Flotten-Management-<br />

Schnittstelle. Mit dem Projektpartner „Park<br />

Your Truck“ aus Dessau-Roßlau sei außerdem<br />

geplant, eine Option zur digitalen Reservierung<br />

von Ladeplätzen in der Software zu<br />

implementieren.<br />

„DRivE“ steht für „Datenbasierte Routenplanung<br />

im Straßengüterverkehr mit verschiedenen<br />

Energieversorgungstechnologien“ und soll sich<br />

noch bis Ende <strong>2024</strong> damit befassen, wie Unternehmen<br />

aus der Logistikbranche mit digitaler<br />

Hilfe der Umstieg auf umweltfreundliche<br />

Schwerlast-Lkw im Fernverkehr erleichtert<br />

werden kann. Zu den Projektpartnern zählen<br />

neben dem Lehrstuhl PEM das Forschungsinstitut<br />

für Rationalisierung (FIR) e. V. an der<br />

RWTH Aachen, die Park Your Truck GmbH, die<br />

ZeKju GmbH, die MANSIO GmbH, „Hammer<br />

Road Cargo“ und „Maintrans Internationale<br />

Spedition“.<br />

(RED)<br />

Prüfung bestanden: Die<br />

Partner des Forschungsprojekts<br />

„DRivE“ vor dem<br />

Elektro-Lkw und dem<br />

LNG-Truck, mit denen die<br />

entwickelte Routing-<br />

Software für Nutzfahrzeuge<br />

mit alternativen<br />

Antriebsarten im Realbetrieb<br />

getestet wurde.<br />

Foto: PEM RWTH Aachen |<br />

Patrizia Cacciotti


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S48<br />

Transport & Logistik<br />

Pionier der Wasserstoff-Revolution:<br />

Kellergroup sichert sich<br />

nächsten H2-Lkw von<br />

KEYOU<br />

Eine kosteneffiziente CO2-freie Lkw-<br />

Flotte mit großen Reichweiten, geringen<br />

Betankungszeiten und bewährter<br />

Alltagstauglichkeit: Der Münchner Wasserstoffexperte<br />

KEYOU macht mit seinen<br />

18-Tonnen-Lkw mit KEYOU-inside Wasserstoffmotor<br />

genau das für seine Kunden<br />

möglich. REDAKTION<br />

Nun hat sich mit dem Speditions- und<br />

Logistikunternehmen Kellergroup<br />

mit Sitz im baden-württembergischen<br />

Ditzingen ein weiterer Vorreiter<br />

einen der begehrten Pionier-Lkw gesichert.<br />

Der KEYOU-Lkw wird bei dem Logistiker voraussichtlich<br />

ab Frühjahr 2025 für einen großen<br />

Autobauer aus Süddeutschland zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Dekarbonisierung der Lieferkette gewinnt für<br />

Endkunde zunehmend an Bedeutung<br />

Die Kellergroup bietet ihren Kunden seit über 90<br />

Jahren ein breites Spektrum an Logistikdienstleistungen<br />

an. Ein Aspekt, der dabei vor allem<br />

bei Großkunden immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnt, ist die Reduktion von CO2-Emissionen<br />

entlang der Lieferkette – so auch in der Automobilindustrie,<br />

für die der Logistiker mitunter<br />

tätig ist. Der auf einem Daimler Actros Chassis<br />

basierende KEYOU-18-Tonner soll deshalb bei<br />

Kellergroup für den emissionsfreien Transport<br />

von Zulieferteilen eines großen Automobilherstellers<br />

aus Baden-Württemberg zum Einsatz<br />

kommen. Dafür wird er auf einer bereits definierten<br />

Route im süddeutschen Raum unterwegs<br />

sein und die H2-Tankstelle in Sindelfingen<br />

nutzen. „Unsere Kunden fordern immer häufiger<br />

emissionsfreie Transportdienstleistungen, um<br />

ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, erklärt<br />

Patrick Krech, Managing Partner bei der<br />

Kellergroup. „Deshalb suchen wir auch immer<br />

nach effizienten Lösungen, um diesem Wunsch<br />

nachzukommen und um unsere Branche nachhaltiger<br />

zu gestalten.“<br />

KEYOU besticht durch überzeugende<br />

Technologie und professionelle Abwicklung<br />

Die Entscheidung für KEYOU und seine Technologie<br />

fiel dabei vor allem aufgrund der vielen,<br />

mit dem Diesel vergleichbaren Eigenschaften<br />

und der professionellen Betreuung. Krech führt<br />

dazu aus: „Wir sehen in dem Ansatz von KEYOU<br />

großes Potenzial, den stetig wachsenden<br />

Anforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit<br />

in unserer Branche langfristig gerecht zu<br />

werden, ohne dabei große Einbußen in Sachen<br />

Effizienz oder Reichweite in Kauf nehmen zu<br />

müssen. Darüber hinaus überzeugte KEYOU<br />

vom ersten Gespräch an bis zur Vertragsunterzeichnung<br />

mit einer angenehm pragmatischen<br />

Abwicklung und einer transparenten Kommunikation.<br />

Umso mehr freuen wir uns über die<br />

Möglichkeit, bald einen der begehrten Pionier-<br />

Lkw in unsere Flotte aufnehmen und testen zu<br />

dürfen“, so Krech, der bereits seit 20 Jahren für<br />

die Kellergroup tätig ist.<br />

Die Freude über die Zusammenarbeit ist beim<br />

Wasserstoffexperten KEYOU groß: „Wir sind stolz,<br />

mit der Kellergroup einen weiteren namhaften<br />

Logistiker mit einem renommierten Endkunden<br />

aus der Automobilindustrie in unserem Pionierprojekt<br />

willkommen heißen zu dürfen“, so Jürgen<br />

Nadler, CMO bei KEYOU. „Das Vertrauen, das<br />

die Kellergroup und ihr Kunde in unsere Technologie<br />

und unseren Lkw setzen, bestärkt uns<br />

einmal mehr in unserem Weg.“<br />

Risikoarmer Umstieg dank H2MaaS, Mautbefreiung<br />

und „Zero-Emission“-Klassifikation<br />

Ein weiterer großer Vorteil für die Kellergroup:<br />

Um seinen Kunden einen möglichst unkomplizierten,<br />

planbaren und risikolosen Umstieg auf


die neue Antriebstechnologie zu ermöglichen,<br />

setzt KEYOU im Rahmen seines „H2 Mobility as<br />

a Service“ (H2MaaS)-Ansatzes auf eine rundum-sorglos-Mobilitätslösung.<br />

Diese beinhaltet<br />

neben dem Fahrzeug mit emissionsfreiem Wasserstoffmotor<br />

ein umfassendes Service- und<br />

Wartungspaket, einen Vollkaskoversicherungsschutz<br />

vom Partner HDI sowie bei Bedarf den<br />

Kraftstoff selbst.<br />

Die Kunden bezahlen dabei einen auf Basis<br />

der jährlichen Laufleistung vereinbarten Preis<br />

pro Kilometer, welcher sämtliche Leistungen<br />

inkludiert. So soll sichergestellt werden, dass<br />

Kunden alles aus einer Hand erhalten, was sie<br />

für den reibungslosen Betrieb ihres Wasserstofffahrzeugs<br />

benötigen. Das Fahrzeug selbst<br />

ist darüber hinaus nach EU-Norm auch ohne<br />

teure Abgasnachbehandlung als Zero-Emission-Fahrzeug<br />

klassifiziert und somit offiziell von<br />

der Lkw-Maut befreit.<br />

Weltneuheit: Umgerüsteter 40t-Lkw mit<br />

KEYOU-inside Wasserstoffmotor<br />

Damit Logistikunternehmen und andere<br />

Flottenbetreiber künftig auch im Fernverkehr<br />

von den zahlreichen Vorteilen der Technologie<br />

profitieren können, konzentriert sich das Unternehmen<br />

derzeit auf die Weiterentwicklung und<br />

Anpassung seines KEYOU-inside Systems auf<br />

das Schwerlastsegment, konkret auf 40t-Lkw.<br />

Auf der IAA hat KEYOU auf rund 400 Quadratmetern<br />

zwei Sattelzugmaschinen präsentiert,<br />

darunter einen Volvo-Sattelschlepper mit<br />

13l-Motor, welchen KEYOU mit Volvo im Rahmen<br />

des vom Bundesministerium für Digitales und<br />

Verkehr (BMDV) geförderten HyCET-Projekts<br />

entwickelt hat. Darüber hinaus eine innovative<br />

Wasserstoff-Speichertechnologie sowie ein<br />

universell einsetzbares H2-Servicegerät für<br />

Werkstätten, welches KEYOU in Zusammenarbeit<br />

mit seinem Partner und Leadinvestor DILO<br />

entwickelt hat. (RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S50<br />

Transport & Logistik<br />

Österreich muss<br />

seine Zulieferindustrie<br />

vor einem Einbruch der<br />

Automobilindustrie<br />

schützen<br />

Das Schicksal der europäischen Automobilindustrie<br />

hat unmittelbare Auswirkungen auf<br />

den Wirtschaftsstandort Österreich.<br />

REDAKTION<br />

Wir dürfen uns daher nicht mit<br />

der Zuschauerrolle begnügen,<br />

sondern müssen gemeinsam<br />

mit anderen Mitgliedstaaten<br />

aktiv werden. „Der Alarmruf diverser Industrie-<br />

Dachverbände darf nicht ungehört verschallen.<br />

Wenn die Strafzahlungen 2025 auf ruinöse 16<br />

Milliarden Euro ansteigen, führt das zu einer<br />

„Kernschmelze“ dieser für Europa so wichtigen<br />

Industriesparte. Diese enorme Summe wäre an<br />

die Europäische Kommission abzuliefern, sofern<br />

man nicht Konkurrenten etwa aus USA oder<br />

China findet, die gegen gutes Geld Gutschriften<br />

abtreten. Gleich finanziell ausbluten oder die<br />

Konkurrenten so fördern, dass sie Marktanteile<br />

erobern, ist wie die Wahl zwischen Pest und<br />

Cholera“, warnt der österreichische eFuel-<br />

Alliance-Chef Jürgen Roth.<br />

In Deutschland findet dazu ein Autogipfel statt,<br />

Italien drängt auf ein Vorziehen der Anpassung<br />

der CO2-Verordnung von 2026 auf jetzt.<br />

In beiden Ländern stehen aktuell zehntausende,<br />

mittelfristig hunderttausende Arbeitsplätze auf<br />

dem Spiel. In Österreich ist die Betroffenheit<br />

mindestens genauso groß, sind doch 80.000<br />

Menschen in Zulieferbetrieben beschäftigt.<br />

„Die Politik darf hier nicht untätig zusehen. Es<br />

braucht ein klares Signal der österreichischen<br />

Regierung, dass man sich dem Niedergang<br />

profitabler Betriebe mit attraktiven Arbeitsplätzen<br />

entgegenstemmen wird“, fordert Jürgen<br />

Roth.<br />

„Wenn das Haus brennt, ruft man gleich die<br />

Feuerwehr und nicht erst dann, wenn nur noch<br />

die Ruine steht“, so Jürgen Roth. eFuels spielen<br />

bei der Rettung der europäischen Autoindustrie<br />

eine wichtige Rolle, da sie die Not der Hersteller<br />

lindern können. Damit diese Unterstützung<br />

wirksam wird, bräuchte es aber dringend regulatorische<br />

Klarheit. Der entsprechende Rechtsakt<br />

zur Technologieoffenheit wurde für 2026<br />

zugesagt. „Das ist aber zu spät. Es muss<br />

schneller gehandelt werden“, so Roth.<br />

Wie Elektromotoren können eFuels den CO2-<br />

Rucksack der Kraftfahrzeuge stark reduzieren,<br />

denn sie emittieren nur so viel CO2, wie zuvor<br />

aus der Atmosphäre entnommen wurde.


„Die derzeit gültigen Verordnungen verhindern<br />

Technologieoffenheit. Dies wurde bereits<br />

erkannt, und eine Überprüfung wurde versprochen.<br />

Das steht auch in den Regierungsleitlinien<br />

der Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen. Nun zeigt sich aber, dass<br />

die Autoindustrie unter schwerstem Stress<br />

steht und mit ihr die Zulieferindustrie, deren<br />

Aufträge einbrechen, wenn die Autoindustrie<br />

ihre Produktion drosselt. Der Schwebezustand<br />

nützt niemandem und ist daher schleunigst zu<br />

beenden“, appelliert Jürgen Roth an die Mitgliedstaaten<br />

und die Kommission.<br />

Zweigleisige Strategie hilft Klimaschutz<br />

mehr als „electric only“<br />

Die Festschreibung der Elektromobilität als<br />

einzige Möglichkeit der Grenzwerterfüllung ist<br />

überholt, weil der Einfluss der CO2-Emissionen<br />

bei der Herstellung der Batterien und der Stromimporte<br />

für den Klimaschutz genauso wichtig<br />

ist wie die Emission aus dem Auspuff. Für „electric<br />

only“ fehlen der EU ferner die Rohstoffe zur<br />

Batterieerzeugung, wettbewerbsfähige Energiepreise<br />

und ausreichende Mengen sauberen<br />

Stroms.<br />

Für fehlende Ladestationen ist Politik, nicht<br />

die Autohersteller verantwortlich<br />

Was der Gesetzgeber erreichen wollte, war, dass<br />

die Autoindustrie Modelle für E-Autos anbietet,<br />

das ist bereits geschehen. Aber die Nachfrage<br />

in der Bevölkerung bleibt aus, weil die Ladeinfrastruktur<br />

zu weitmaschig ist. „Das ist aber<br />

nicht den Herstellern von Autos anzukreiden,<br />

dafür ist die Politik selbst verantwortlich“, gibt<br />

Jürgen Roth zu bedenken.<br />

Das Argument, der Gesetzgeber dürfe nicht<br />

während des Spiels die Spielregeln ändern, geht<br />

ins Leere, weil von Anfang an klar war, dass die<br />

Grenzwerte noch einmal einer Revision unterzogen<br />

werden müssen und das undifferenzierte<br />

Verbrennerverbot nicht halten würde. „Hier gibt<br />

es kein Zick-Zack, es wird bloß ein fehlender<br />

(seit langem zugesagter) Baustein eingefügt“,<br />

argumentiert Jürgen Roth. Und weiter: „Österreich<br />

kann nicht darauf bauen, dass andere dafür<br />

sorgen, dass uns nichts passiert.“<br />

Dem Klimaschutz ist es egal, wo und wie CO2<br />

eingespart wird. Hauptsache ist, dass eingespart<br />

wird. Dem wird der Vorschlag, synthetische<br />

Fuels als Lösung anzuerkennen, voll und ganz<br />

gerecht. Klimaneutrale Treibstoffe können weltweit<br />

dafür sorgen, dass Milliarden Tonnen CO2<br />

wegfallen, denn wenn die Produktion einmal in<br />

großem Stil anläuft, kann fossiles Erdöl rasch<br />

– ohne Umstellungsaufwand – durch synthetische<br />

Energieträger ersetzt werden. „Dass<br />

die Einführung der E-Autos als Weg der CO2-<br />

Reduktion ausreicht, glaubt niemand mehr,<br />

denn neun von zehn Autos fahren auch 2025<br />

und 2026 mit Verbrennermotor. Diese Relation<br />

wird sich bis 2040 nicht umdrehen“, so der<br />

eFuel-Verbandschef zusammenfassend. (RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S52<br />

Transport & Logistik<br />

Continental-<br />

Mobilitätsstudie <strong>2024</strong><br />

Fast die Hälfte der Deutschen erwartet von<br />

autonomen Lkws weniger Staus auf Autobahnen.<br />

Continental entwickelt wegweisende<br />

Technologien und Dienste für die nachhaltige<br />

und vernetzte Mobilität der Menschen und<br />

ihrer Güter.<br />

REDAKTION<br />

Autonome Lkws erfahren eine hohe<br />

Akzeptanz und haben nach Ansicht<br />

vieler Menschen gute Chancen, bald<br />

Realität zu werden. Das ergibt die<br />

repräsentative Mobilitätsstudie <strong>2024</strong>, die das<br />

Marktforschungsinstitut infas im Auftrag von<br />

Continental in den Ländern Deutschland, China,<br />

Frankreich, Japan und den USA durchgeführt<br />

hat. Dafür wurden unter anderem in Deutschland<br />

1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger<br />

zu ihren Mobilitätsbedürfnissen befragt.<br />

In Deutschland halten 47 Prozent der Befragten<br />

fahrerlose Lkws in naher Zukunft für<br />

wahrscheinlich. Ausgeprägter ist diese Erwartungshaltung<br />

in den USA mit 62 Prozent und<br />

in China gar mit 92 Prozent. Viele Menschen<br />

versprechen sich von der Entwicklung konkrete<br />

positive Effekte: Knapp 60 Prozent der Befragten<br />

in Deutschland sehen in autonomen Lkws ein<br />

Mittel gegen den Fahrermangel in Transportunternehmen.<br />

Außerdem ist hier knapp die Hälfte<br />

(47 Prozent) der Meinung, dass autonome Lkws<br />

den Verkehrsfluss auf Autobahnen verbessern<br />

und somit die Zahl der Staus künftig reduzieren.<br />

„Wir freuen uns, dass heute schon die Mehrheit<br />

der Befragten die Vorzüge autonomer Lkws sehen.<br />

Mit unseren Technologien tragen wir dazu<br />

bei, die Akzeptanz von autonomen Lkws weiter<br />

zu stärken“, ordnet Philipp von Hirschheydt, Vorstand<br />

des Unternehmensbereichs Automotive,<br />

die Ergebnisse ein.<br />

In Deutschland stehen Personen, die das Auto<br />

für längere Strecken (mehr als 100 Kilometer)<br />

nutzen, und jüngere Menschen (bis 44 Jahre)<br />

autonomen Lkws deutlich offener gegenüber<br />

als Kurzstreckenfahrerinnen und -fahrer und<br />

ältere Befragte.<br />

Lösung für drängende Probleme<br />

der Logistikbranche<br />

Die Transportbranche leidet in vielen Ländern<br />

unter einem enormen Mangel an Fahrpersonal<br />

– und das bei absehbar weiter wachsender<br />

Nachfrage nach Gütertransporten auf der<br />

Straße. Laut Studien fehlten 2023 in Deutschland<br />

mindestens 70.000 Lkw-Fahrerinnen<br />

und -Fahrer – Tendenz steigend. Darüber<br />

hinaus bietet der Umstieg auf fahrerlose Lkws<br />

Flottenbetreibern die Chance, Betriebskosten<br />

und Lieferzeiten erheblich zu senken. Im


Unterschied zum Personal im Cockpit muss<br />

ein autonom betriebener Lkw keine Lenkzeiten<br />

und Ruhepausen beachten und könnte<br />

deutlich mehr Zeit fahrend auf den Straßen<br />

verbringen. Ein gesamtgesellschaftlicher Vorteil<br />

ist, dass autonome Lkws das Potenzial besitzen,<br />

menschliche Fehler als Hauptursache für<br />

Unfälle auszuschalten, und dazu beitragen,<br />

die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.<br />

Außerdem entlasten selbstfahrende Trucks die<br />

Umwelt: Optimierte Fahrleistungen verringern<br />

den Kraftstoffverbrauch und machen CO2-Flottenziele<br />

erreichbar.<br />

Systemarchitekt Continental<br />

baut Vertrauen auf<br />

Die Mobilitätsstudie macht aber auch deutlich:<br />

Die Sicherheit schwerer Nutzfahrzeuge<br />

ohne Person hinter dem Steuer sorgt noch für<br />

Skepsis. 60 bis 65 Prozent der Befragten in<br />

Deutschland, Frankreich und den USA haben<br />

Sicherheitsbedenken, in Japan sind es mehr als<br />

70 Prozent. In China ist die Skepsis geringer:<br />

Hier hat knapp die Hälfte der Befragten keine<br />

Bedenken. China ist auch das einzige Land, in<br />

dem eine Mehrheit der Befragten autonomen<br />

Lkws (62 Prozent) ein höheres Sicherheitsniveau<br />

zuschreibt als Lkws mit Fahrpersonal (30<br />

Prozent).<br />

In der Partnerschaft mit dem US-Unternehmen<br />

Aurora zur Entwicklung autonomer Lkws steuert<br />

Continental als exklusiver Partner zentrale<br />

Komponenten bei, die höchste Ansprüche an<br />

einen sicheren Betrieb selbstfahrender Trucks<br />

erfüllen. Den Hauptanteil machen Radar- und<br />

Kamerasensoren sowie gemeinsam entwickelte<br />

LiDAR-Sensoren aus. Sie statten das Fahrzeug<br />

rundherum mit Sinnesorganen aus und bilden<br />

die Umgebung eines selbstfahrenden Lkws<br />

vollständig ab.<br />

Daneben liefert Continental zentrale Steuergeräte<br />

für automatisiertes Fahren sowie Hochleistungscomputer<br />

(HPC) mit enormer Rechenkraft<br />

zur Verarbeitung der gesammelten Umfelddaten.<br />

Ein zweites Netz für größtmögliche Sicherheit<br />

spannt die ebenfalls von Continental<br />

entwickelte Rückfallebene: Das spezialisierte<br />

Sekundärsystem ist in der Lage, im Notfall die<br />

Kontrolle zu übernehmen und den Truck sicher<br />

zum Halten zu bringen, falls es beispielsweise


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S54<br />

aufgrund von Beschädigungen an den Sensoren<br />

zu einer eingeschränkten Funktion des<br />

Primärsystems kommen sollte.<br />

„Wir nehmen die geäußerten Sicherheitsbedenken<br />

der Menschen sehr ernst. Die Lösung<br />

mit einem redundanten System macht deutlich,<br />

dass die Sicherheit und der Schutz aller<br />

Verkehrsbeteiligten beim autonomen Fahren für<br />

Continental höchste Priorität haben.<br />

Unsere jahrzehntelang gewachsene Kompetenz<br />

und der daraus resultierende Erfolg mit Technologien<br />

für das automatisierte Fahren im Pkw-<br />

Bereich sind für uns Ansporn und Basis, bei<br />

Nutzfahrzeugen Ähnliches zu erreichen und<br />

das Vertrauen in diese Mobilitätsform auszubauen“,<br />

betont von Hirschheydt und ergänzt:<br />

„Auf der diesjährigen IAA <strong>TRANSPORT</strong>ATION<br />

präsentieren wir den Menschen hautnah das<br />

zentrale Nervensystem und die Sinnesorgane<br />

unseres autonomen Lkws. Wir freuen uns auf<br />

den Dialog vor Ort.“ Fahrerassistenzsysteme mit<br />

Sensoren und Kameras von Continental unterstützen<br />

schon heute Millionen von Pkw-<br />

Fahrerinnen und -Fahrern überall auf der Welt,<br />

zum Beispiel beim Einparken, Spurhalten auf<br />

der Autobahn oder bei Notbremsungen.<br />

Wachsende Zustimmung für automatisiertes<br />

Fahren mit Pkws liefert Rückenwind<br />

Die Offenheit für Assistenzsysteme wächst mit<br />

ihrer Verbreitung in modernen Fahrzeugen. Sie<br />

ist in Deutschland deutlich ausgeprägter als<br />

noch 2022. In China sind Assistenzsysteme<br />

längst für nahezu alle Befragten essenziell.<br />

Insgesamt zeigt sich auf Basis der vergangenen<br />

Mobilitätsstudien von Continental über den<br />

Zeitraum von zehn Jahren in den meisten Ländern<br />

der Befragung eine zunehmend positive<br />

Haltung gegenüber dem automatisierten<br />

Fahren mit Pkws. So haben seit 2013 die Anteile<br />

der Befragten, die automatisiertes Fahren<br />

sinnvoll finden, in den USA, China und Japan<br />

deutlich zugenommen. In beiden asiatischen<br />

Ländern stieg die Zustimmung jeweils um 11<br />

Prozentpunkte und liegt <strong>2024</strong> in China bei 90<br />

Prozent (in Japan bei 72 Prozent). In den USA (56<br />

Prozent) ist der Sprung mit einem Plus von 15<br />

Prozentpunkten sogar noch deutlicher.<br />

In Deutschland stagniert die Zustimmung und<br />

liegt <strong>2024</strong> knapp unter dem Niveau von vor<br />

elf Jahren (<strong>2024</strong>: 49 Prozent, 2013: 53 Prozent).<br />

Ähnliche Unterschiede zwischen den Ländern<br />

zeigen sich hinsichtlich der Erwartung, ob<br />

automatisiertes Fahren in den kommenden fünf<br />

bis zehn Jahren alltagstauglich wird. Auch hier<br />

ist diese Erwartung in China (82 Prozent), Japan<br />

(52 Prozent) und den USA (51 Prozent) deutlich<br />

größer als in den beiden europäischen Ländern<br />

der Befragung. Allerdings haben <strong>2024</strong> gegenüber<br />

2022 auch in Deutschland und Frankreich<br />

die Anteile derjenigen leicht zugenommen, die<br />

absehbar eine Alltagstauglichkeit erwarten.<br />

Die Mobilitätsstudie zeigt, dass die wachsende<br />

Zustimmung für automatisiertes Fahren mit<br />

Pkws Rückenwind liefern kann. So nehmen die<br />

Befragten zum Beispiel in Deutschland, deren<br />

Autos 2020 oder später zugelassen wurden,<br />

automatisiertes Fahren eher als sinnvolle Entwicklung<br />

wahr (Zustimmung: rund 56 Prozent)<br />

als die Befragten mit älteren Autos (Gesamtdurchschnitt<br />

aller Befragten in Deutschland:<br />

rund 51 Prozent). Gleiches gilt hierzulande für<br />

die Frage, ob automatisiertes Fahren in den<br />

kommenden fünf bis zehn Jahren zum Alltag<br />

gehören wird: Mit 47 Prozent Zustimmung liegt<br />

auch hier die Gruppe der Fahrerinnen und Fahrer<br />

von Autos mit Zulassung 2020 oder später<br />

an der Spitze und deutlich über dem deutschen<br />

Gesamtdurchschnitt von rund 38 Prozent. Hieraus<br />

lässt sich ableiten, dass Befragte, die stärker<br />

mit modernen Assistenzsystemen in Berührung<br />

kommen, auch gegenüber dem automatisierten<br />

Fahren eher aufgeschlossen sind – ein<br />

Zusammenhang, der womöglich eine robuste<br />

Basis für eine Grundakzeptanz auch autonomer<br />

Lkw-Technologie darstellt.<br />

Continental und Aurora bringen autonome<br />

Lkws ab 2027 in Serie<br />

Continental arbeitet seit 2023 mit Aurora an<br />

der Entwicklung und Produktion eines autonomen<br />

Level-4-Systems für selbstfahrende Lkws.<br />

Anfang <strong>2024</strong> haben die beiden Partner die Systemarchitektur<br />

und das Design des zentralen<br />

Hardware- und Softwaresystems definiert – ein<br />

wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Produktionsstart,<br />

der für 2027 in den USA geplant<br />

ist. Dann wird das weltweit erste skalierbare<br />

Level-4-Lkw-System in Serie gehen und den<br />

sicheren Einsatz fahrerloser Trucks ermöglichen.<br />

Dort testet Aurora bereits seit mehreren Jahren<br />

selbstfahrende Lastwagen auf öffentlichen<br />

Highways. Veröffentlichung der vollständigen<br />

Studienergebnisse folgt im Oktober <strong>2024</strong>.<br />

(RED)


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EUROPEAN<br />

RETAIL<br />

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WIEN<br />

24. OKTOBER<br />

<strong>2024</strong>


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S56<br />

Transport & Logistik<br />

Extreme Standortkosten<br />

machen Fliegen zu teuer<br />

Hohe staatliche Kosten in Deutschland belasten<br />

den Luftverkehr und bremsen Mobilität,<br />

Warenhandel und Wirtschaft aus – Bundes-<br />

und Landespolitik müssen dringend für<br />

Entlastungen sorgen. REDAKTION<br />

Die staatlichen Kosten für den Luftverkehr<br />

sind in Deutschland zuletzt<br />

dramatisch gestiegen und haben<br />

mittlerweile schwindelerregende<br />

Höhen erreicht. Aus diesem Grund entwickelt<br />

sich der Luftverkehr in Deutschland im Vergleich<br />

zu den meisten europäischen Ländern<br />

deutlich schlechter. Das betont das Board of<br />

Airline Representatives in Germany (BARIG) in<br />

seiner jüngsten Analyse.<br />

Michael Hoppe, Chairman und Executive Director<br />

des Verbandes der in Deutschland tätigen<br />

Fluggesellschaften, mahnt in diesem Zusammenhang:<br />

„Die neuen erheblichen Belastungen für den<br />

Luftverkehrsstandort Deutschland sind im Wesentlichen<br />

den immensen staatlichen Gebührenerhöhungen<br />

zuzuschreiben. Insbesondere<br />

im europäischen Vergleich ist die Grenze des<br />

wirtschaftlich Zumutbaren längst überschritten.<br />

Die Folgen sind unmittelbar zu spüren: Der<br />

Luftverkehr in Deutschland dümpelt nach der<br />

Corona-Pandemie weiter unter dem Niveau<br />

von 2019; Deutschland ist hier ein Verlierer in<br />

Europa. Die so wichtige Konnektivität hierzulande<br />

leidet weiter erheblich: Heute findet man<br />

an deutschen Flughäfen deutlich weniger Ziele<br />

als noch vor fünf Jahren. Hierdurch werden die<br />

dringend notwendige Mobilität sowie Warenströme<br />

empfindlich eingeschränkt. Reisen zu<br />

Geschäftspartnern, Lieferanten und Produktionsstätten<br />

ist für Unternehmen teils sehr<br />

umständlich. Das ausgedünnte Streckennetz<br />

selbst zwischen den internationalen Metropolen<br />

belastet nicht nur die eminent wichtigen<br />

Frachtkapazitäten, sondern auch den Passagierverkehr.<br />

Straße oder Schiene sind hier nur<br />

bedingt eine Alternative.<br />

Bundes- und Landespolitik sind daher dringend<br />

aufgerufen, nachhaltig für finanzielle Entlastungen<br />

zu sorgen – im Interesse der Wirtschaft und<br />

der Bürger. Im europäischen Ausland hat man<br />

längst erkannt, dass Luftverkehr ein bedeutsamer<br />

Wirtschaftsmotor ist, den man fördert und<br />

nicht, wie hierzulande, ausbremst. Dies würde<br />

der rückläufigen deutschen Wirtschaft wertvolle<br />

Impulse geben.“<br />

Hintergründe zur Stellungnahme des BARIG<br />

vom 1. Oktober <strong>2024</strong> mit Blick auf die hohen<br />

staatlichen Kosten am Luftverkehrsstandort<br />

Deutschland<br />

I. Standortkosten innerhalb von fünf Jahren<br />

um bis zu 97 Prozent gestiegen<br />

Obwohl bereits sehr hoch, sind gemäß dem<br />

Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) die Standortkosten an deutschen Verkehrsflughäfen<br />

von 2019 bis <strong>2024</strong> mitunter<br />

sehr deutlich gestiegen. Am Beispiel eines Mittelstreckenflugzeugs,<br />

dem Airbus A320, haben<br />

sich die Standortkosten an einigen deutschen<br />

Flughäfen innerhalb dieser fünf Jahre sogar fast<br />

verdoppelt (+97 Prozent).<br />

II. Wesentliche staatliche Kostentreiber:<br />

Luftverkehrssteuer, Gebühren für Luftsicherheit<br />

und Flugsicherung sowie zukünftige<br />

SAF-Quoten<br />

BARIG betont, dass die extrem hohen Standortkosten<br />

für den Luftverkehr in Deutschland in<br />

erster Linie durch regulatorische Erhöhungen,<br />

teils sogar im dreistelligen Bereich, begründet<br />

sind. Wesentliche – neben anderen – staatliche<br />

Kostentreiber sind:<br />

• die im Frühjahr <strong>2024</strong> abermals erhöhte<br />

Luftverkehrssteuer (+24%)<br />

• die zum 1. Januar 2025 wieder steigenden<br />

Gebühren für die Luftsicherheit (bis zu +50%)<br />

• die massiven Gebührensteigerungen der<br />

Deutschen Flugsicherung (zum Beispiel<br />

+118% seit 2019)<br />

• die an vielen Flughäfen massiv erhöhten<br />

Gebühren, die innerhalb von zwei Jahren


(2023 bis 2025) im zweistelligen Prozentbereich<br />

steigen (ca. 20%)<br />

• die durch die Fit-for-55 verordnete EU-<br />

Beimischungsquote von nachhaltigem<br />

Flugkraftstoff (SAF), der gegenüber<br />

herkömmlichem Kerosin viermal (biogen) bis<br />

zehnmal (synthetisch, E-Kerosin) teurer ist<br />

• die nochmals erhöhte, jedoch unsinnige<br />

deutsche E-Kerosin-Quote der<br />

Bundesregierung<br />

III. Europäischer Vergleich: Standort<br />

Deutschland bis zu 18-mal teurer<br />

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) hat die staatlichen Standortkosten – also<br />

die Kosten für Flugsicherung, Luftsicherheit<br />

und Luftverkehrssteuer bzw. vergleichbare<br />

Abgaben/Steuern – an wichtigen europäischen<br />

Luftverkehrsstandorten für den Monat Mai <strong>2024</strong><br />

am Beispiel eines Mittelstreckenflugzeugs, dem<br />

Airbus A320, verglichen. Die Kostenunterschiede<br />

sind mitunter dramatisch:<br />

V. Was bedeutet das<br />

konkret für Deutschland?<br />

Die Verteuerung aufgrund der insgesamt enorm<br />

gestiegenen Standortkosten<br />

• macht den Luftverkehrsstandort Deutschland<br />

deutlich unattraktiver.<br />

• führt dazu, dass weitere Verkehre ins<br />

europäische Ausland verlagert werden.<br />

• schränkt die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

deutschen Luftverkehrsstandorts ein.<br />

• beschränkt die Mobilität für Geschäftsund<br />

Privatreisende massiv.<br />

• schwächt nachhaltig die Konnektivität<br />

der deutschen Flughäfen.<br />

• belastet eine wirtschaftliche Erholung<br />

Deutschlands.<br />

• bremst den Luftfracht- und Warenverkehr.<br />

Und: Dort wo europäische Flugverbindungen<br />

fehlen, müssen Güter – soweit denn überhaupt<br />

möglich – auf der Straße oder Schiene befördert<br />

werden.<br />

IV. Negativfolgen der<br />

zu hohen Standortkosten<br />

Die hohen Standortkosten bremsen die Erholung<br />

des Luftverkehrs aus. Während in fast allen<br />

Ländern Europas das Fliegen bereits wieder das<br />

Vor-Corona-Niveau erreicht und zum Teil sogar<br />

übertroffen hat, dümpelt Deutschland an dieser<br />

Stelle hinterher und kommt – wie der Bundesverband<br />

der Deutschen Luftverkehrswirtschaft<br />

(BDL) in seiner kürzlich veröffentlichten Analyse<br />

des ersten Halbjahres <strong>2024</strong> feststellt – gerade<br />

einmal auf 83 Prozent Kapazitätsangebot<br />

gegenüber 2019.<br />

VI. Fazit: Politik muss schnell<br />

und konsequent handeln<br />

BARIG wie auch der BDL und andere Luftverkehrsverbände<br />

fordern von der Politik, schnell<br />

und mit Weitblick zu agieren. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

muss gewährleistet sein. Weichen<br />

müssen gestellt werden, damit die Standortkosten<br />

für den Luftverkehr in Deutschland<br />

spürbar sinken und die Rahmenbedingungen<br />

sich deutlich verbessern. Die Branche und ihre<br />

Verbände stehen für entsprechende Gespräche<br />

und Beratungen zur Verfügung. (RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S58<br />

Transport & Logistik<br />

Warum Flughäfen auf<br />

KI setzen müssen<br />

Der Anstieg des Flugreiseaufkommens mit<br />

dem bestehenden Personalmangel und den<br />

wachsenden Betriebskosten, wird Flughäfen<br />

zwingen, neue Lösungen zu finden.<br />

KI-Systeme haben das Potenzial, Prozesse zu<br />

automatisieren und zu optimieren. REDAKTION<br />

Flughäfen sind die Dreh- und Angelpunkte<br />

des globalen Reisens. Allein im<br />

ersten Halbjahr <strong>2024</strong> verzeichneten<br />

deutsche Flughäfen 90,8 Millionen<br />

abfliegende Passagiere. Doch trotz dieser<br />

enormen Zahlen stehen sie vor immer größeren<br />

Herausforderungen: Personalmangel,<br />

steigende Betriebskosten und<br />

ineffiziente Prozesse sind nur<br />

einige der Probleme, die Flughäfen<br />

zunehmend belasten.<br />

Angesichts des erwarteten<br />

Anstiegs des globalen<br />

Flugreiseaufkommens von<br />

8,9 Billionen Personenkilometern<br />

im Jahr 2019 auf<br />

voraussichtlich 20 Billionen<br />

im Jahr 2041 wird die<br />

Notwendigkeit, diese Engpässe<br />

zu bewältigen, immer drängender.<br />

Hier kann die Künstliche Intelligenz (KI)<br />

einen entscheidenden Unterschied machen.<br />

Die aktuellen Herausforderungen<br />

der Flughäfen<br />

Die meisten deutschen Flughäfen sind derzeit<br />

nicht in der Lage, die wachsenden Anforderungen<br />

effizient zu bewältigen. Softwareausfälle,<br />

logistische Probleme und unzureichende Personalplanung<br />

führen regelmäßig zu Betriebsstörungen,<br />

die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit<br />

der Flughäfen und das Erlebnis der<br />

Passagiere auswirken. In einem überlasteten<br />

System führen besonders Personalengpässe<br />

zu Verzögerungen: Lange Abfertigungszeiten<br />

führen zu Verspätungen, was wiederum hohe<br />

Kosten für Umbuchungen, Essensgutscheine<br />

oder Hotelunterbringungen verursacht. Solche<br />

ineffizienten Abläufe haben direkte Auswirkungen<br />

auf die Flughafenerträge und die Zufriedenheit<br />

der Passagiere.<br />

Ein weiteres großes Problem sind die immer<br />

höheren Betriebskosten. Flugzeuge, die auf<br />

den Rollbahnen oder an den Gates auf Personal<br />

zum Be- und Entladen warten, verursachen<br />

immense Zusatzkosten – sowohl durch direkte<br />

Standgebühren als auch durch Verspätungsgebühren<br />

seitens der Airlines. Diese Probleme<br />

müssen gelöst werden, um den Betrieb nicht<br />

nur aufrechtzuerhalten, sondern auch effizienter<br />

und zukunftssicher zu gestalten.<br />

KI als Lösung zur Effizienzsteigerung<br />

Der Einsatz von KI kann eine wirkungsvolle<br />

Antwort auf diese Herausforderungen bieten.<br />

Denn KI-basierte Systeme haben das Potenzial,<br />

eine Vielzahl von Prozessen zu automatisieren<br />

und zu optimieren. So könnten beispielsweise<br />

cloudbasierte KI-Agenten, die mit Deep Reinforcement<br />

Learning (DRL) arbeiten, eigenständig<br />

Personalpläne erstellen und die optimale<br />

Verteilung von Ressourcen sicherstellen. Diese<br />

Agenten lernen kontinuierlich in realitätsnahen<br />

Dr. Waqaas Rehman<br />

Dr. Waqaas Rehman ist Head of Strategic<br />

Partnerships Industrial Optimisation bei<br />

InstaDeep und spezialisiert sich auf Logistik<br />

und Transport, wobei er fortschrittliche KI<br />

einsetzt, um reale Herausforderungen zu<br />

bewältigen. Mit einem Hintergrund in Physik<br />

und umfassender Expertise im Bereich<br />

der KI, insbesondere im Deep Reinforcement<br />

Learning, spielt er eine entscheidende<br />

Rolle bei der Weiterentwicklung der<br />

industriellen Optimierung im Luftfahrtsektor<br />

und darüber hinaus.


Simulationen und passen ihre Entscheidungen<br />

flexibel an wechselnde Betriebsbedingungen<br />

an. Dadurch können Personal- und Ressourcen<br />

Zuteilungen in Echtzeit angepasst werden –<br />

etwa, wenn Flugzeiten sich ändern oder unvorhergesehene<br />

Störungen auftreten.<br />

Darüber hinaus kann KI die Effizienz an den<br />

Gates und während des Boardings steigern,<br />

indem sie Gate-Zuweisungen optimiert und<br />

so unnötige Gate-Wechsel oder Verspätungen<br />

minimiert. Dies verkürzt die Wartezeiten für<br />

Passagiere und reduziert die Laufwege. Auch<br />

die Zuweisung von Flugzeugständen lässt<br />

sich verbessern: KI kann den Verkehr auf dem<br />

Vorfeld steuern und Flugzeuge so positionieren,<br />

dass Rollzeiten minimiert und unnötiger<br />

Busverkehr vermieden wird. Dies trägt dazu bei,<br />

Verspätungen durch benachbarte Stände zu<br />

verhindern und erhöht die pünktliche<br />

Abfertigung der Flüge.<br />

Auch Passagiere profitieren von KI<br />

Die vielleicht größte Chance durch den Einsatz<br />

von KI liegt jedoch in der Verbesserung des<br />

Passagiererlebnisses. Flughäfen, die effizienter<br />

arbeiten und flexibel auf betriebliche Anforderungen<br />

reagieren können, schaffen eine angenehmere<br />

und stressfreiere Reiseumgebung.<br />

Kürzere Wartezeiten, weniger Verzögerungen<br />

und eine reibungslose Abfertigung sind nicht<br />

nur im Interesse der Passagiere, sondern auch<br />

für die Flughäfen von finanzieller Bedeutung.<br />

Zufriedene Passagiere verursachen weniger<br />

Zusatzkosten durch Umbuchungen oder Entschädigungen<br />

und steigern die Attraktivität des<br />

Flughafens für Airlines und andere Geschäftspartner.<br />

Mit der Implementierung von KI können Flughäfen<br />

nicht nur Betriebskosten senken, sondern<br />

auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Flughäfen<br />

sind stark von der Kundenzufriedenheit<br />

abhängig. Denn eine nahtlose und stressfreie<br />

Reiseerfahrung wird zunehmend zu einem<br />

entscheidenden Faktor im Wettbewerb um internationale<br />

Fluggesellschaften. Flughäfen, die<br />

diese Vorteile frühzeitig erkennen und umsetzen,<br />

werden in der Lage sein, ihre Position im<br />

globalen Reiseverkehr langfristig zu sichern.<br />

Fazit: Der Weg in die Zukunft<br />

Es ist klar, dass der Druck auf Flughäfen in<br />

den kommenden Jahren weiter steigen wird.<br />

Der erwartete Anstieg des Flugreiseaufkommens,<br />

kombiniert mit dem bereits bestehenden<br />

Personalmangel und den wachsenden<br />

Betriebskosten, wird Flughäfen dazu zwingen,<br />

neue Lösungen zu finden. Künstliche Intelligenz<br />

bietet hierbei einen entscheidenden Vorteil: Sie<br />

ermöglicht es, Prozesse effizienter zu gestalten,<br />

Kosten zu senken und die Passagiererfahrung<br />

nachhaltig zu verbessern. Flughäfen, die heute<br />

in KI investieren, werden nicht nur effizienter<br />

arbeiten, sondern auch ihre Relevanz im globalen<br />

Wettbewerb langfristig sicherstellen.<br />

(RED)


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S60<br />

Wer die vorgesehenen Wege nie verlässt, darf<br />

Transport & Logistik<br />

Das Überschreiten<br />

der Gleise ist (nicht)<br />

verboten<br />

Was ursprünglich als überlebenswichtige<br />

Information für Fußgänger gedacht war, ist in<br />

Wahrheit eine innerbetriebliche Marktstrategie<br />

der ÖBB, die sie schon über 100 Jahre<br />

konsequent verfolgt. Aber das scheint sich<br />

jetzt zu ändern. PETER BAUMGARTNER<br />

sich nicht wundern, dass die Blumen am Wegrand<br />

schon andere gepflückt haben.<br />

Bild: Peter Baumgartner<br />

Ausgerechnet am „Pünktlichkeitstag“<br />

stand 2023 der komplette Zugverkehr<br />

im Osten Österreichs still. Eine<br />

technische Störung, sagt man.<br />

Was genau, wissen wir bis heute nicht. Ausgerechnet<br />

in der Mobilitätswoche bei freier Bahnbenützung,<br />

kollidiert ein Güter- und Personenzug.<br />

Es gibt Verletzte. Ursache unbekannt.<br />

2022 (neueste Daten), verzeichnete die Bundesstelle<br />

für Unfalluntersuchung (SUB) im Bereich<br />

der Schiene 4186 Unfallmeldungen. 2017 waren<br />

es noch 2496 Fälle. Die Art der Unfälle bestimmt<br />

den Untersuchungsumfang und das ist<br />

häufig auch in anderen Transportbereichen ein<br />

Kritikpunkt, weil so Untersuchungen nicht, oder<br />

nicht genau durchgeführt und nicht veröffentlicht<br />

werden. Die Öffentlichkeit soll also, so der<br />

Verdacht, über die tatsächlichen Vorkommnisse<br />

im Dunkeln gelassen werden. So kam es 2022<br />

bei über 4000 Meldungen nur zu einer einzigen<br />

Sicherheitsuntersuchung bei der Bahn.<br />

Die logische Schlussfolgerung in der politischen<br />

Botschaft ist demgemäß: Hohes Sicherheitsniveau<br />

auf der Schiene. Folgt man jedoch der<br />

Kritik der Eisenbahner-Gewerkschaft, die mit<br />

Verweis auf die Änderung des Eisenbahngesetzes,<br />

ärgste Sicherheitsdefizite ortet, dann ist


keinesfalls eine Verbesserung im Bahnbetrieb in<br />

Sicht. Im Gegenteil. Gewerkschafter Hebenstreit<br />

spricht sogar von „vorsätzlichen Gefährdung“.<br />

Er hat damit medial jedoch kaum Aufmerksamkeit<br />

erhalten, weil die Medien – wie üblich,<br />

immer erst hinterher die Frage stellen, wie<br />

konnte das passieren?<br />

Unabhängig von den hausgemachten Problemen,<br />

setzt der österreichischen Bahn die europäische<br />

Bahnliberalisierung arg zu. Auch hier ist<br />

die Gewerkschaft einsamer Rufer in der Wüste.<br />

Besonders auffällig ist, dass das Thema Bahn im<br />

aktuellen Wahlkampf ausgeblendet wird. Dabei<br />

steht und fällt das Verkehrsproblem mit der<br />

Bahn. Egal ob im Personen- oder Frachtbereich.<br />

In den aktuellen Wahlprogrammen kommt die<br />

Bahn trotzdem entweder gar nicht, oder nicht<br />

umfassend vor. Wie zu erwarten, besteht die<br />

höchste Bahnpriorität traditionsgemäß bei der<br />

SPÖ. Doch was braucht der Bahnverkehr in<br />

Österreich, um die Erwartungen der Verlader,<br />

der Steuerzahler und der Mitarbeiter zu erfüllen?<br />

Alles unter einen Hut zu bringen, scheint<br />

nahezu unmöglich zu sein.<br />

Wie im Sicherheitsbereich ist es ähnlich auch<br />

im Frachtgeschäft bei der Bahn. Der Steuerzahler,<br />

der letztlich seit Jahrzehnten Milliarden<br />

in die Staatsbahn investiert, weiß nicht, was<br />

mit dem Geld passiert. Jedenfalls bekommt er<br />

nicht, was ihm von jeder Regierung dafür immer<br />

wieder versprochen wird: Die Verlagerung des<br />

Straßenverkehrs auf die Bahn, damit endlich<br />

die enormen Belastungen durch den Straßenverkehr<br />

beendet werden und die Klimaziele<br />

erreicht werden können. Die Bahn will hingegen<br />

nur noch mehr Geld. Es entsteht aber längst der<br />

Eindruck, je mehr in die Bahn investiert wird,<br />

umso mehr LKW fahren auf der Straße. Friedrich<br />

Macher, ein ex-ÖBBler, spricht von „falsche<br />

Versprechungen.“<br />

Und tatsächlich, die Stimmen derer, die von den<br />

bisherigen Erwartungshaltungen abrücken,<br />

werden mehr. Die Verlagerungshoffnungen sind<br />

ein Irrtum, sagt der Verkehrsexperte Sebastian<br />

Kummer. Die Pünktlichkeit stößt angesichts der<br />

globalen Warenströme an natürliche Grenzen.<br />

Die verschuldete Staatskasse kann Managementfehler<br />

nicht mehr ausbessern und die<br />

allgemeine Sicherheitslage frisst die letzte<br />

Verlässlichkeit. Trotzdem gibt es noch Weichen,<br />

die die Bahn stellen kann, um wenigstens das<br />

Niveau zu halten. Und manche sehen auch<br />

tatsächlich, wo es Handlungsfelder gibt. Sie sind<br />

bereit, „die Gleise zu überschreiten“.<br />

So wird die Abkehr vom globalen Handel längst<br />

nicht mehr als Rückschritt verstanden. Die<br />

Stärkung der eigenen Industrie, die Verkürzung<br />

der Wege zwischen Produktion und Kunden, ist<br />

eine Forderung, die aus der Wirtschaft an die<br />

Politik gerichtet, noch vor kurzer Zeit undenkbar<br />

war. Regional wird normal. „Auslagern“ wird<br />

vielleicht bald aus dem Management-Vokabular<br />

gestrichen, weil es einfach unlösbare Probleme<br />

schafft. Damit verbunden ist eine völlige<br />

Änderung der Industrie- und Ansiedlungspolitik.<br />

Selbst manche Politiker haben erkannt, dass ein<br />

Wirtschaftsstandort unsicher ist, wenn er von<br />

chinesischer Zulieferung abhängig ist.<br />

Ideologisch verharrt die<br />

Bahn in Österreich noch in<br />

der „guten alten Zeit“.<br />

Bild: Peter Baumgartner


<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S62<br />

Die ukrainische Donaureederei UDP modernisiert ihre Flotte in der österreichischen<br />

Schiffswerft ÖSWAG und sucht Investoren für künftige Herausforderungen. Von den<br />

Medien wird das allerdings nicht wahrgenommen. Bild: UDP<br />

Und dann gibt es da noch das Zauberwort<br />

„Kooperation“. Insbesondere für die Bahn bisher<br />

ein absolutes no go, weil - das „Überschreiten<br />

der Gleise ist verboten“. Es muss ein gleichwertiges<br />

Zusammenspiel der Verkehrsträger geben,<br />

sagt Sandra Stein vom Fraunhofer Institut, eine<br />

wichtige Beratungsstelle der Bahn. Sogar der<br />

Chef von Rail Cargo Austria, Clemens Först,<br />

stellt sich die Frage, wie können wir alle<br />

Verkehrsträger optimal kombinieren, um die<br />

notwendige Flexibilität hinzubekommen.<br />

Först verspricht sich, man höre und staune, von<br />

Inter/Multimodalität eine resiliente Lieferkette.<br />

Plötzlich kommt ein längst vergessener Verkehrsträger,<br />

das Binnenschiff, wieder ins Spiel<br />

und erstmals könnte es tatsächlich zu<br />

Kooperationen zwischen Bahn und Binnenschiff<br />

im Gütertransport kommen.<br />

Teile der Wirtschaft sind also bereits auf den<br />

richtigen Gleisen. Nur die Politik hinkt wie immer,<br />

noch hinterher. Die EU fördert Industrieansiedlungen,<br />

die die Zulieferung der halben Welt<br />

mobilisiert, statt verkehrsvermeidende Strukturen<br />

zu schaffen. Und die Politik in Österreich<br />

kennt die Begriffe Inter/Multimodalität noch gar<br />

nicht. Die „Verkehrsministerin“ hat sich in der<br />

auslaufenden Regierungsperiode gar nicht mit<br />

dem Güterverkehr beschäftigt, weil sie voll mit<br />

der Renaturierung eingedeckt war. Schon 2015<br />

wurde von Verkehrsminister Alois Stöger ein<br />

Logistik-Kümmerer mit dem klingenden Titel<br />

„Counselor“ eingerichtet. Der Titel beschreibt<br />

eine Befähigung, die Ziele und Problemlösungen<br />

in kurzer Zeit anzustoßen vermag.<br />

In diesem Fall sollte der Counselor alle<br />

Interessen auf einen Nenner und den<br />

Verkehrsplan zur Umsetzung bringen. Einen<br />

Verkehrsplan, der sogar der Binnenschifffahrt<br />

ein Kapitel widmete. Inzwischen ist der Anteil<br />

der Binnenschifffahrt am Gesamttransport von<br />

„wahrnehmbar“ auf „nicht mehr wahrnehmbar“<br />

gefallen.<br />

Den Experten gibt es schon noch. Er ist seiner<br />

Pension ein paar Jahre nähergekommen.<br />

Vielleicht, dachte sich die aktuelle Verkehrsministerin,<br />

reicht die 6-köpfige Abteilung des<br />

„Counselor“ nicht aus, um die Aufgabenstellung<br />

zu stemmen. Deshalb hat sie Ende 2023, mit<br />

dem neuen Verkehrsplan auch einen „Verlagerungscoach“<br />

erschaffen. Der soll allerdings nur<br />

die Verlagerung von der Straße auf die Bahn<br />

vorantreiben. Da wo es – siehe oben, eh nichts<br />

mehr zu verlagern gibt.<br />

Die Binnenschifffahrt ist bei diesem Plan<br />

wieder abgemeldet. Aber vielleicht mit der<br />

nächsten Regierung…<br />

Es gibt nämlich einen gewichtigen Grund, sich<br />

langsam einen Plan-B zu überlegen. Sollte<br />

nämlich, was sich kaum jemand wünscht, Putin<br />

gewinnen, dann befinden sich die Rohstoffe für<br />

unsere Stahlindustrie und die Binnenschifffahrt,<br />

die diese die Donau stromauf transportiert, in<br />

russischer Hand. Bekanntlich hat die ehrwürdige<br />

Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft<br />

ukrainische Eigentümer und das Rohstofflager<br />

der Voest liegt ebenfalls in einer hart umkämpften<br />

Region der Ukraine. Es ist also nicht denkunmöglich,<br />

dass sich die Geschichte wiederholt<br />

und am Heck der DDSG-Schiffe wie in der<br />

Nachkriegszeit wieder eine russische Flagge<br />

weht. (RED)


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