LE-4-2024 - TRANSPORT-LOGISTIK
LOGISTIK express Journal 4/2024 Heft: Transport & Logistik Titel: Transport par excellence Inhalt: 04 Neue Strategien für robuste Lieferketten // Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen Lieferkettenpraktiken // Container xChange China // Die digitale Transformation nicht aufschieben // Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung // Wiener Hafen forciert Partnerschaften // SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter // 7 Trends: Yard Management 2025 // Truck Driver Appreciation Week: Wer sind die Helden der Logistik? // Christopher Müller in der Geschäftsführung // MOSOLF übernimmt Transport Overseas // Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER // LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum // Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics // Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw: „DRivE“-Projektpartner beenden Testphase // Pionier der Wasserstoff-Revolution // Österreich muss seine Zulieferindustrie der Automobilindustrie schützen // Continental-Mobilitätsstudie 2024 // Standortkosten machen Fliegen zu teuer // Warum Flughäfen auf KI setzen müssen // Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten
LOGISTIK express Journal 4/2024
Heft: Transport & Logistik
Titel: Transport par excellence
Inhalt: 04 Neue Strategien für robuste Lieferketten // Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen Lieferkettenpraktiken // Container xChange China // Die digitale Transformation nicht aufschieben // Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung // Wiener Hafen forciert Partnerschaften // SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter // 7 Trends: Yard Management 2025 // Truck Driver Appreciation Week: Wer sind die Helden der Logistik? // Christopher Müller in der Geschäftsführung // MOSOLF übernimmt Transport Overseas // Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER // LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum // Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics // Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw: „DRivE“-Projektpartner beenden Testphase // Pionier der Wasserstoff-Revolution // Österreich muss seine Zulieferindustrie der Automobilindustrie schützen // Continental-Mobilitätsstudie 2024 // Standortkosten machen Fliegen zu teuer // Warum Flughäfen auf KI setzen müssen // Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten
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<strong>TRANSPORT</strong> & <strong>LOGISTIK</strong> <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong><br />
<strong>TRANSPORT</strong> PAR EXCEL<strong>LE</strong>NCE<br />
Die Aussichten in der Wirtschaft sind<br />
eher düster. Umso schöner, wenn es<br />
Auszeichnungen gibt.<br />
<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS INFORMIERT
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S<br />
<strong>LOGISTIK</strong> express<br />
<strong>TRANSPORT</strong> &<br />
<strong>LOGISTIK</strong><br />
Auf einen Blick:<br />
04 Neue Strategien für robuste Lieferketten<br />
– aus Störungen der letzten Jahre lernen<br />
08 Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen<br />
Lieferkettenpraktiken<br />
12 Container xChange China<br />
16 Die digitale Transformation nicht aufschieben<br />
20 Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung<br />
24 Wiener Hafen forciert Partnerschaften<br />
28 SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter<br />
32 7 Trends: Yard Management 2025<br />
34 Truck Driver Appreciation Week:<br />
Wer sind die Helden der Logistik?<br />
36 Christopher Müller in der Geschäftsführung<br />
38 MOSOLF übernimmt Transport Overseas<br />
40 Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER<br />
42 LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum<br />
44 Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics<br />
46 Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw:<br />
„DRivE“-Projektpartner beenden Testphase<br />
48 Pionier der Wasserstoff-Revolution<br />
50 Österreich muss seine Zulieferindustrie der<br />
Automobilindustrie schützen<br />
52 Continental-Mobilitätsstudie <strong>2024</strong><br />
56 Standortkosten machen Fliegen zu teuer<br />
58 Warum Flughäfen auf KI setzen müssen<br />
60 Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten
<strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber:<br />
Markus Jaklitsch<br />
Fotos: istockphoto.com<br />
<strong>LOGISTIK</strong> express / MJR MEDIA WORLD<br />
Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />
+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />
www.logistik-express.com
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S4<br />
Transport & Logistik<br />
Neue Strategien für<br />
robuste Lieferketten<br />
– aus Störungen der<br />
letzten Jahre lernen<br />
Lieferketten unterlagen noch nie so<br />
zahlreichen Risiken und Störungsfällen wie<br />
in jüngster Vergangenheit. Seien es die<br />
Folgen der Pandemie, die Schiffshavarie im<br />
Suezkanal oder der russische Angriffskrieg<br />
gegen die Ukraine. REDAKTION<br />
Ereignisse von globaler Tragweite treffen<br />
Produzenten plötzlich und unvorbereitet<br />
und haben enorme Auswirkungen<br />
auf das Tagesgeschäft wie auch auf die<br />
Geschäftsergebnisse der Unternehmen. Es muss<br />
daher gelten, aus der Vergangenheit zu lernen<br />
und für künftige, auch unerwartete Störungen in<br />
der Supply Chain bestmöglich vorbereitet zu sein.<br />
Erfolgreiche Unternehmen müssen flexibler und<br />
anpassungsfähig sein oder werden. Dies gelingt<br />
mit neuen, präventiven Dispositionsstrategien,<br />
flexibleren Verträgen, integrierten Softwarelösungen<br />
und dem ständigen Anspruch, aus Erfahrungen<br />
zu lernen.<br />
Die Ereignisse der letzten Jahre haben produzierenden<br />
Unternehmen teils sehr schmerzhaft<br />
gezeigt, dass ihre bis dato bewährten Sourcing-<br />
Strategien nicht mehr automatisch und zuverlässig<br />
gänzlich aufgehen. Als beispielsweise das<br />
Container-Schiff „Ever Given“ im März 2021 im<br />
Suez-Kanal havarierte, stauten sich über<br />
mehrere Wochen rund 400 Schiffe vor dem Einund<br />
Ausgang der wichtigen Wasserstraße. Dem<br />
Nachrichtensender BBC zufolge wurden so jeden<br />
Tag Waren im Wert von 9,6 Milliarden US-Dollar<br />
aufgehalten , was massive Auswirkungen auf<br />
europäische und weltweite Lieferketten hatte.<br />
2023 sorgte dieselbe Region erneut für Probleme<br />
in den Lieferketten: Huthi-Rebellen haben in<br />
Reaktion auf den Krieg im Gaza-Streifen mehrere<br />
Frachtschiffe auf diesem Transportweg angegriffen<br />
und ein Ende ist nicht abzusehen, Reedereien<br />
wurden zu langen Umwegen gezwungen. Solche<br />
Ereignisse stellen produzierende Unternehmen<br />
vor große Herausforderungen, sorgen für Mehrkosten<br />
und beeinträchtigen ihr Geschäft massiv,<br />
vor allem, wenn sie noch immer auf starre Strategien<br />
setzen. Allzu häufig haben Unternehmen den<br />
bloßen Teilepreis im Blick, lassen sich deshalb<br />
von Mengeneffekten leiten und verfolgen<br />
einseitige Strategien wie Single-Sourcing.<br />
CHRISTOF BARTSCH<br />
Die hat auf den ersten Blick zwar preisliche<br />
Vorteile, doch wenn es zu Störungen in dieser<br />
einen Lieferkette kommt, gibt es keine Rückversicherung<br />
oder Ausweichmöglichkeit. Die<br />
Geschehnisse der letzten Jahre – nicht nur die<br />
im Suezkanal – haben deutlich gemacht, dass<br />
Unternehmen hinsichtlich ihrer Sourcing-<br />
Strategien umdenken und ihre Supply Chain<br />
resilienter gestalten müssen.
Differenziertes Risikomanagement und<br />
Category Management werden notwendig<br />
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen<br />
Unternehmen lern- und anpassungsfähig sein.<br />
Es bedarf eines differenzierten Risikomanagements,<br />
das von strategischen Überlegungen vor<br />
der Auftragsvergabe bis zur täglichen Risikobewertung<br />
reicht und schnelle Anpassungen an<br />
neue Gegebenheiten ermöglicht. Damit einhergehen<br />
muss ein Category Management, das<br />
die Risiken für jede einzelne Kategorie bewertet<br />
und so eine differenzierte Sourcing-Strategie<br />
ableitet. Vergaben dürfen also nicht länger<br />
nur vom Preis abhängig sein, sondern müssen<br />
zudem einer Risikobewertung unterliegen. Das<br />
hat auch Auswirkungen auf Lieferverträge: Mit<br />
„Flexibilitäts-Bausteinen“ müssen eventuelle<br />
Störungen direkt mit einbezogen werden.<br />
Neben Merkmalen wie Preis, Spezifikation und<br />
Qualität der Lieferung sollten auch Lieferzeiten,<br />
Kapazitäten, Schwankungsbreiten, Auslieferorte<br />
und etwaige Notfallmaßnahmen definiert werden.<br />
So stellen Unternehmen sicher, dass sie auf<br />
plötzliche Störungen schnell und durchdacht<br />
reagieren können ohne in einen immer wiederkehrenden<br />
Task-Force Modus zu verfallen.<br />
Hinsichtlich ihrer Sourcing-Strategie können<br />
Unternehmen sich dafür breiter aufstellen: Mit<br />
Dual- und Multi-Sourcing-Strategien sorgen<br />
Produzenten dafür, dass im Falle eines Engpasses<br />
bei einem Lieferanten direkt andere Zulieferungen<br />
zur Verfügung stehen und es nicht zu<br />
Totalausfällen kommt. Auch mit Local Sourcing<br />
lassen sich bestimmte Risiken minimieren,<br />
denn wenn regionale Lieferanten nahegelegene<br />
Produktionsstandorte versorgen, lassen sich<br />
die Lieferzeiten reduzieren und zusätzlich auch<br />
die Logistik-, Zoll- und Bestandskosten senken.<br />
Aber auch Global Sourcing bleibt relevant, zumal<br />
einige Artikel durch Auslagerungen in den<br />
letzten Jahrzehnten ohnehin nur in Übersee erhältlich<br />
sind. Es sind zwar Tendenzen zur Rückverlagerung<br />
erkennbar, jedoch lässt sich bei der<br />
globalen Beschaffung häufig ein attraktiverer<br />
Einkaufspreis realisieren. Zu betonen ist, dass<br />
Unternehmen sich ihrer Sourcing-Strategie für<br />
geeignete Strategien zunächst öffnen müssen.<br />
Eine pauschale Lösung lässt sich aufgrund der<br />
spezifischen Komponenten und Systeme in den<br />
unterschiedlichen Branchen und Industriezweigen<br />
nicht aussprechen, sondern es bedarf<br />
grundsätzlich der Beratung im Einzelfall.<br />
MICHAEL MEZGER<br />
Dispositionsstrategien und Bestandsmanagement<br />
für Lieferketten entscheidend<br />
Auf den Erfolg von Lieferketten haben auch<br />
Dispositionsstrategien und ein effizient<br />
arbeitendes Bestandsmanagement großen<br />
Einfluss. In vielen Unternehmen sind die<br />
Dispositionsparamater und die Bestandssteuerung<br />
eher pauschal festgelegt; viele<br />
relevante Parameter werden nicht berücksichtigt.<br />
Häufig erfolgt die Kaufteilklassifizierung<br />
nur nach Teilepreis; Kriterien wie Beschaffungsmenge,<br />
Verbrauch und Lieferort werden<br />
fatalerweise außen vorgelassen. Dabei ist für<br />
die Beschaffungsmenge und den Beschaffungszeitpunkt<br />
maßgeblich, ob der Bedarf an<br />
Teilen konstant, sporadisch oder schwankend<br />
ist und auch, wie viele Lieferanten spezifische<br />
Teile überhaupt liefern können und ob sie eine<br />
gewisse Vorlaufzeit oder Vorbereitungszeit<br />
brauchen. Die Bestandshaltung in den<br />
Unternehmen ist aufgrund der Pauschalierung<br />
vermutlich in einigen Bereichen höher als<br />
notwendig und in anderen so gering, dass der<br />
Bestand im Störungsfall abzureißen droht. Für<br />
die verschiedenen Teileklassen sollten deshalb<br />
passende Bestands- und Dispositionsstrategien<br />
definiert werden, um den besten Mix aus geringen<br />
Bestands- und Transportkosten und eine<br />
stabile Versorgung sicherzustellen.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S6<br />
Um die Aspekte Teilepreis, Qualität und Logistik<br />
ganzheitlich im Unternehmen zu verantworten,<br />
können sie gegebenenfalls in eine crossfunktional<br />
besetzte Organisationseinheit<br />
zusammengefasst werden. So ließen sich<br />
bestehende Zielkonflikte lösen und eine ganzheitliche<br />
Betrachtung gewährleisten. Für eine<br />
Großserienfertigung bietet sich beispielsweise<br />
die Installation von Vergabegremien an, die die<br />
Freigaben erteilen. Dies stellt eine eher prozessuale<br />
als organisatorische Herangehensweise<br />
und Möglichkeit dar. Natürlich gibt es organisatorische<br />
Ansätze, wie zum Beispiel Einkauf<br />
und Logistik oder Einkauf und Lieferantenqualität<br />
in einer Einheit zu bündeln. Eine universell<br />
richtige Lösung lässt sich auch an dieser Stelle<br />
nicht festmachen, weil die Durchführung vom<br />
Produkt, der Komplexität und der Rahmenbedingungen<br />
abhängig ist.<br />
Fest steht jedoch, dass die installierten Einheiten<br />
und Prozesse digital unterstützt werden<br />
müssen, weil die Komplexitäten von Vergaben<br />
sowie von Compliance- und Nachhaltigkeitsaspekten<br />
ohne geeignete Systeme nicht mehr<br />
zu managen sind. Als ideal für diese Aufgaben<br />
erweisen sich integrierte Systeme und Lösungen,<br />
die auf Standardmodulen basieren, um<br />
eine schnelle Anpassungsfähigkeit sicherzustellen.<br />
Häufig sind in Unternehmen jedoch<br />
verschiedene Tools und Plattformen für die<br />
Vertragsgestaltung, Kostenbewertung, Stammdatenpflege<br />
und Artikelsegmentierung im<br />
Einsatz, die aufgrund ihrer Heterogenität<br />
Systembrüche und dadurch manuellen Aufwand<br />
bedingen. Darunter leiden zwangsläufig<br />
wiederum die Effektivität und Datenqualität.<br />
Integrierte Systeme hingegen stellen eine<br />
durchgängige Lösung dar und binden auch die<br />
Zusammenarbeit mit potenziellen und tatsächlichen<br />
Lieferanten ein.<br />
Zusammenarbeit mit Drittanbietern bringt<br />
Vorteile, aber auch Risiken<br />
In die Sourcing-Strategie eines Unternehmens<br />
müssen auch Vorteile und Risiken durch die<br />
Vergabe an Third Party Logistikunternehmen<br />
einfließen. Je stärker sich Produzenten auf die<br />
Vermeidung von Investitionen und die Minimierung<br />
ihrer Betriebskosten fokussieren, desto<br />
stärker wird die Einbindung von Drittanbietern<br />
sein. Mit den finanziellen Vorteilen gehen auch<br />
Risiken einher, weil Unternehmen abhängiger<br />
werden und Teile ihrer Prozesshoheit verlieren.<br />
Wichtig zu erkennen ist hingegen, dass Risiken<br />
die Lieferketten betreffend auch ohne die<br />
Zusammenarbeit mit einem Third Party Unternehmen<br />
bestehen und deshalb für die<br />
Abwägung für oder gegen eine Zusammenarbeit<br />
nicht relevant sind. Risiken bestehen eher
die Leistung und die Kompetenz des Drittanbieters<br />
betreffend. Inwieweit die Zusammenarbeit<br />
mit einem Third Party Unternehmen von Voroder<br />
Nachteil sein kann, muss also ebenfalls im<br />
Einzelfall analysiert und entschieden werden.<br />
Es zeigt sich, dass es eine Reihe geeigneter<br />
Maßnahmen für die Stärkung der Resilienz in<br />
der Supply Chain gibt, konkrete Empfehlungen<br />
aber nicht pauschal ausgesprochen werden<br />
können. Es ist daher ratsam, externe Beratungspartner<br />
hinzuzuziehen, zumal die Neuausrichtung<br />
von Beschaffungsstrategien oder die<br />
Erweiterung des Geschäftsumfangs nicht zum<br />
Tagesgeschäft und somit nicht zur Kernkompetenz<br />
eines Unternehmens gehören. Externe<br />
Berater verfügen jedoch über entsprechende<br />
Expertise sowie über Erfahrungen über verschiedene<br />
Branchen hinweg. Sie können somit<br />
den Blick eines Unternehmens erweitern und<br />
mit Experten- und Erfahrungswissen individuell<br />
passende Lösungen entwickeln.<br />
Fazit: Lieferketten sind zunehmend einer<br />
wachsenden Komplexität und erhöhten Risiken<br />
ausgesetzt. Neue Dispositionsstrategien,<br />
flexiblere Verträge und integrierte Softwarelösungen<br />
sind entscheidend, um sich auf<br />
künftige unerwartete Störungen vorzubereiten.<br />
Unternehmen müssen ihre Sourcing-Strategien<br />
überdenken und breiter aufstellen, um Engpässen<br />
bei einzelnen Lieferanten entgegenzuwirken.<br />
Eine differenzierte Risikobewertung und<br />
ein angepasstes Category Management sind<br />
ebenso wichtig wie ein effektives<br />
Bestandsmanagement. Die Digitalisierung und<br />
die Integration verschiedener Systeme spielen<br />
eine entscheidende Rolle, um komplexe<br />
Vergaben und Nachhaltigkeitsaspekte zu<br />
bewältigen. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen<br />
ist die Einbeziehung externer<br />
Beratungspartner ratsam, um individuelle und<br />
effektive Lösungen für die Supply Chain zu<br />
entwickeln.<br />
(RED)<br />
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<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S8<br />
Transport & Logistik<br />
Chinas Führungsrolle<br />
bei nachhaltigen<br />
Lieferkettenpraktiken<br />
Das Land der Mitte unternimmt erhebliche<br />
Anstrengungen, um seine Lieferketten<br />
nachhaltiger zu gestalten. Aufgrund seiner<br />
Vorreiterrolle kann das Land anderen Ländern<br />
weltweit als Vorbild dienen.<br />
DIRK RUPPIK<br />
In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit<br />
weltweit in den Fokus gerückt.<br />
Unternehmen sowie Regierungen sehen<br />
sich einem wachsenden Druck ausgesetzt,<br />
umweltfreundliche Praktiken zu implementieren.<br />
China, als eine der größten Volkswirtschaften<br />
und Produktionsstätten der Welt,<br />
unternimmt erhebliche Anstrengungen, um<br />
nachhaltige Lieferkettenpraktiken zu fördern.<br />
Von der Einführung von Elektrofahrzeugen<br />
bis hin zur Optimierung von Transportwegen<br />
durch Künstliche Intelligenz (KI) zeigt das Land<br />
der Mitte, wie technologische Innovationen<br />
und ökologische Verantwortung Hand in Hand<br />
gehen können.<br />
Globaler Druck zur Nachhaltigkeit<br />
Der globale Druck, nachhaltige Praktiken in<br />
alle Aspekte der Wirtschaft zu integrieren, hat<br />
in den letzten Jahren erheblich zugenommen.<br />
Internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen<br />
(2015) und der Glasgow-<br />
Klimapakt (2021), die sich das Ziel gesetzt<br />
haben, die globale Erwärmung auf deutlich unter<br />
2 bzw. 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, haben<br />
Länder dazu veranlasst, ehrgeizige Klimaziele<br />
zu setzen. Gleichzeitig fordern Verbraucher<br />
zunehmend, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftlich,<br />
sondern auch ökologisch verantwortunsgvoll<br />
handeln.<br />
China, das beide Abkommen unterzeichnet hat,<br />
ist somit wie alle anderen Länder verpflichtet,<br />
entsprechende Maßnahmen zur Begrenzung<br />
des CO2-und Treibhausgas-Ausstoßes umzusetzen.<br />
Zudem hat das Land erkannt, dass<br />
es auch wirtschaftlich davon profitieren kann,<br />
nachhaltige Praktiken zu implementieren. Die<br />
Umgestaltung der Lieferketten hin zu mehr<br />
Nachhaltigkeit ist dabei ein zentraler Baustein.<br />
ESG-Rahmenwerk fördert<br />
nachhaltige Geschäftspraktiken<br />
Das World Business Council for Sustainable<br />
Development beschreibt in einem umfassenden<br />
Bericht, wie China seine Rolle in der globalen<br />
Lieferkette durch die Förderung nachhaltiger<br />
Praktiken und Technologien stärkt (1).<br />
Der Bericht hebt hervor, dass China in den<br />
letzten Jahren ein nationales ESG-Rahmenwerk<br />
(Environmental, Social, Governance) entwickelt<br />
hat, das rasch gewachsen ist. Das Rahmenwerk<br />
soll Unternehmen ermutigen, in grüne Technologien<br />
zu investieren und nachhaltige<br />
Geschäftspraktiken zu implementieren.<br />
Wichtige Initiativen umfassen die Förderung<br />
von grünen Finanzierungen und die Einführung<br />
strengerer Vorschriften zur Reduktion von<br />
Umweltbelastungen durch Unternehmen.<br />
Zudem wird betont, wie Unternehmen durch Kooperationen<br />
und den Einsatz moderner Technologien<br />
ihre Lieferketten effizienter und umweltfreundlicher<br />
gestalten können.<br />
Einführung von Elektrofahrzeugen in<br />
die Lieferketten<br />
Ein Schlüsselelement in Chinas Strategie zur<br />
Förderung nachhaltiger Lieferketten ist die Einführung<br />
von Elektrofahrzeugen (EVs). Das Land<br />
der Mitte ist bereits der weltweit größte Markt<br />
für Elektrofahrzeuge, wobei sich diese Vorreiterrolle<br />
auch in der Logistikbranche widerspiegelt.<br />
Große E-Commerce-Unternehmen wie JD.com<br />
und Alibaba haben begonnen, ihre Lieferflotten<br />
auf Elektrofahrzeuge umzustellen, um die Kohlenstoffemissionen<br />
erheblich zu reduzieren.
JD.com hat bereits über 3000 Elektrofahrzeuge<br />
in verschiedenen Städten Chinas im Einsatz<br />
und plant, innerhalb der nächsten zwei<br />
Jahre seine gesamte Lieferflotte auf alternativ<br />
angetriebene Lieferfahrzeuge umzustellen. Die<br />
Initiative ist Teil eines umfassenden Programms<br />
zur Reduzierung von CO2-Emissionen im<br />
JD-Logistiknetzwerk, was den CO2-Ausstoß pro<br />
Fahrzeug um mindestens 20 Tonnen<br />
pro Jahr senken könnte (2).<br />
Alibaba hat in den letzten<br />
Jahren erhebliche Anstrengungen<br />
unternommen, um<br />
seine Flotte auf Elektrofahrzeuge<br />
umzustellen.<br />
Dies steht im Einklang mit<br />
den Zielen des Unternehmens,<br />
die CO2-Emissionen<br />
zu reduzieren und bis 2030<br />
klimaneutral zu werden. Generell<br />
ist die Umstellung auf Elektrofahrzeuge<br />
jedoch nicht nur eine Frage des Umweltschutzes.<br />
In städtischen Gebieten, wo die Luftverschmutzung<br />
ein erhebliches Problem darstellt,<br />
wird durch EVs sowohl die Umweltbelastung<br />
verringert, als auch die öffentliche Gesundheit<br />
verbessert. Ein weiterer Vorteil der Nutzung von<br />
Elektrofahrzeugen in der Logistik ist die<br />
Reduzierung der Betriebskosten. Sie sind in der<br />
Regel energieeffizienter und haben geringere<br />
Wartungskosten als herkömmliche Verbrennungsmotoren.<br />
Dies ermöglicht Unternehmen,<br />
nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch<br />
kosteneffizienter zu arbeiten.<br />
KI zur Routenoptimierung<br />
China nutzt laut McKinsey KI intensiv zur<br />
Optimierung von Routen im Transport- und<br />
Logistiksektor, der eine zentrale Rolle in<br />
der chinesischen Wirtschaft spielt (3).<br />
Die Optimierung der Routenplanung<br />
durch KI basiert auf der<br />
Analyse großer Datenmengen,<br />
einschließlich Verkehrsdaten,<br />
Wetterbedingungen und<br />
IoT-Sensordaten von Fahrzeugflotten.<br />
Diese KI-gestützten<br />
Systeme ermöglichen es,<br />
effizientere und umweltfreundlichere<br />
Routen zu berechnen, wodurch<br />
sowohl die Betriebskosten als auch die<br />
CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.<br />
Ein besonderes Beispiel ist die Anwendung von<br />
Predictive Analytics zur Vorhersage von Störungen<br />
und zur Anpassung der Routen in Echtzeit,<br />
was zu einer erheblichen Verbesserung der<br />
Flottenverwaltung und der Treibstoffeffizienz<br />
führt. Die Implementierung dieser Technologien<br />
könnte entscheidend dazu beitragen, dass der<br />
"Automobil-, Transport- und Logistiksektor" bis<br />
2030 einen wirtschaftlichen Wert von etwa 380<br />
Milliarden Dollar generiert.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S10<br />
Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von<br />
KI in der Logistik ist das chinesische Unternehmen<br />
Cainiao, der Logistikarm von Alibaba.<br />
Cainiao nutzt KI, um die Logistikprozesse zu<br />
optimieren. Der Logistiker hat es geschafft, die<br />
Lieferzeiten erheblich zu verkürzen, indem es<br />
intelligente Algorithmen zur Vorhersage und<br />
Planung von Lieferungen einsetzt (4).<br />
Dadurch wurde die Anzahl der zurückgelegten<br />
Kilometer pro Lieferung reduziert und zudem<br />
der Energieverbrauch als auch die Emissionen<br />
verringert.<br />
Investitionen in grüne Technologien<br />
China hat sich verpflichtet, die Entwicklung und<br />
Anwendung grüner Technologien in der Industrie<br />
zu fördern, um seine Lieferketten nachhaltiger<br />
zu gestalten.<br />
Die chinesische Regierung tätigt umfangreiche<br />
Investitionen in die Forschung und Entwicklung<br />
von erneuerbaren Energien und umweltfreund-<br />
lichen Produktionsmethoden. Durch staatliche<br />
Anreize sollen Unternehmen diese nachhaltigen<br />
Technologien zu übernehmen.<br />
Das Land spielt eine bedeutende Rolle in der<br />
globalen Lithium-Ionen-Batterieindustrie, die<br />
jedoch vor großen Herausforderungen steht (5).<br />
Die Branche sieht sich mit Problemen wie der<br />
Stabilität der Lieferketten, der Notwendigkeit<br />
von Standardisierungen und der Bewältigung<br />
von Marktverzerrungen konfrontiert.<br />
Die chinesische Regierung unterstützt die<br />
Industrie durch gezielte Investitionen in Forschung<br />
und Entwicklung, fördert die Zusammenarbeit<br />
entlang der gesamten Lieferkette<br />
und setzt verstärkt auf Recyclingstrategien, um<br />
eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.<br />
Darüber hinaus wurden strenge Maßnahmen<br />
zur Qualitätsverbesserung und zur Einhaltung<br />
von Umweltstandards eingeführt, um die<br />
Branche weiter zu stärken und sich auf globale<br />
Anforderungen vorzubereiten.<br />
LITERATUR<br />
1) Modi Ramps Up Campaign Position India<br />
as Alternative to China, Bloomberg, Mint<br />
1 China's Green Stride Forward: Accelerating<br />
Industrial Sustainable Transformation,<br />
Peter Bakker, Juni <strong>2024</strong>, World Business<br />
Council for Sustainable Development, Link<br />
2 Green Supply Chain, JD.com, Link<br />
3 The Next Frontier for AI in China Could<br />
Add $600 Billion to Its Economy, Report<br />
by Kai Shen, Xiaoxiao Tong, Ting Wu, and<br />
Fangning Zhang McKinsey, Link<br />
4 Alibaba Cloud, Cainiao Smart Supply<br />
Chain: Big Data, AI & Machine Learning, Link<br />
5 China lithium imports and rising lithium<br />
carbonate Prices, Arendse Huld, China<br />
Briefing, Link<br />
6 Policies seek to boost efficiencies in nation's<br />
waste recycling system, March <strong>2024</strong>,<br />
China Daily, Link<br />
Die Volksrepublik hat erhebliche Maßnahmen<br />
ergriffen, um den Einsatz von recycelbaren Materialien<br />
in der Produktion zu fördern und den<br />
ökologischen Fußabdruck seiner Lieferketten zu<br />
verringern. Die Regierung unterstützt Unternehmen<br />
durch eine Reihe von Initiativen, die<br />
darauf abzielen, Abfälle zu minimieren und den<br />
Kreislauf von Materialien zu schließen (6).<br />
Dazu gehören staatliche Richtlinien, die die<br />
Schaffung umfassender Recycling-Systeme bis<br />
2025 vorsehen, sowie Anreize für Unternehmen,<br />
die nachhaltige Praktiken umsetzen, wie zum<br />
Beispiel das Recyceln von Textilabfällen und die<br />
Rückgewinnung von Materialien aus Produktionsabfällen.<br />
Diese Bemühungen sind Teil eines<br />
breiteren Plans, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben<br />
und so zur Reduzierung von CO2-Emissionen<br />
beizutragen.<br />
Die umfassende Integration grüner Technologien<br />
in die Lieferketten der Volksrepublik könnte<br />
als Modell für andere Länder dienen, die ihre<br />
Wirtschaft ökologisch nachhaltiger gestalten<br />
wollen. Zudem wird Chinas Rolle in einer<br />
zunehmend nachhaltigen Welt bei der Gestaltung<br />
umweltfreundlicher Lieferkettenpraktiken<br />
zweifellos weiter an Bedeutung gewinnen.<br />
(RED)
#ECOMLOG24<br />
ECOM-<br />
LOG24<br />
9. ECOMMERCE<br />
<strong>LOGISTIK</strong>- DAY<br />
WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />
logistik-express.com
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S12<br />
Transport & Logistik<br />
Container<br />
xChange China<br />
Die Containerhandels- und Leasingraten<br />
stabilisieren sich in China angesichts hoher<br />
Lagerbestände in den USA und der<br />
bevorstehenden Hochsaison.<br />
REDAKTION<br />
Container xChange, der globale<br />
Online-Marktplatz für Containerhandel<br />
und -leasing, hat neue Daten<br />
veröffentlicht, die Einblicke in die<br />
neuesten Trends bei der Containerleasingrate<br />
von China in die USA und nach Europa geben.<br />
Da die globale Containerschifffahrtsbranche<br />
vor anhaltenden Herausforderungen steht,<br />
deuten die Daten auf einen Plateau-Trend bei<br />
den Container-Leasingraten mit erheblichen<br />
regionalen Unterschieden hin.<br />
Nach Angaben des U.S. Census Bureau zeigten<br />
die US-Einzelhandelsumsätze Widerstandsfähigkeit<br />
und erreichten im Juli <strong>2024</strong> 615,00<br />
Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 1,08 %<br />
gegenüber dem Vormonat und ein Anstieg von<br />
2,55 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />
Dieses Wachstum, gepaart mit einem Anstieg<br />
der Lagerbestände im Großhandel um 0,3 %<br />
gegenüber dem Vormonat und einem Anstieg<br />
der Lagerbestände im Einzelhandel um 0,8 %,<br />
deutet darauf hin, dass sich die Unternehmen<br />
auf die bevorstehende Hochsaison vorbereiten.<br />
Die entscheidende Frage bleibt jedoch, wie sich<br />
die Verbrauchernachfrage in den kommenden<br />
Monaten entwickeln wird, was die Wirksamkeit<br />
dieses Lageraufbaus bestimmen wird.<br />
Die aktuelle Situation ist für die Containerschifffahrtsbranche<br />
von entscheidender<br />
Bedeutung, da die Dynamik der Verbrauchernachfrage<br />
in der Hochsaison kurzfristig die<br />
weitere Entwicklung der Containerpreise<br />
bestimmen wird.<br />
Laut dem von Container xChange veröffentlichten<br />
globalen Containermarkt-Prognostiker<br />
erreichte der globale Container Price Sentiment<br />
Index (xCPSI) im Mai seinen Höchststand von<br />
83, was den starken Optimismus hinsichtlich<br />
steigender Containerpreise widerspiegelt.
xCPSI, Container Price Sentiment Index by Container xChange, as on 04 September <strong>2024</strong><br />
Bis Mitte August hatte sich der Index jedoch auf<br />
etwa 39 abgeschwächt. Jede Woche befragen<br />
wir Supply-Chain-Experten zu ihren Erwartungen<br />
an zukünftige Containerpreise und<br />
berechnen und indizieren anhand dieser Daten<br />
die Stimmung, um unseren Container Price<br />
Sentiment Index zu erstellen ( xCPSI).<br />
Leasingraten zwischen China und den USA:<br />
Stabilisierung nach stetigem Anstieg<br />
Laut Container xChange stiegen die durchschnittlichen<br />
Einweg-Leasinggebühren für<br />
40-Fuß-High-Cube-Container von China in die<br />
USA von Juli bis August <strong>2024</strong> spürbar an.<br />
Wichtige Abschnitte wie:<br />
• Ningbo nach Seattle:<br />
Die Leasingraten stiegen von 695 $ im Juli<br />
auf 858 $ im August.<br />
• Qingdao nach Seattle:<br />
Die Preise stiegen von 1.334 $ im Juli<br />
auf 1.545 $ im August.<br />
• Von Shanghai nach Savannah:<br />
Die Preise stiegen von 1.245 $ im Juli<br />
auf 1.336 $ im August.<br />
• Von Shenzhen nach Savannah:<br />
Die Preise stiegen von 1.530 $ im Juli<br />
auf 1.830 $ im August.<br />
• Von Shenzhen nach Seattle:<br />
Die Preise stiegen von 1.106 $ im Juli<br />
auf 1.482 $ im August.<br />
Während auf diesen Strecken steigende<br />
Leasingraten zu verzeichnen waren, kam es<br />
auf anderen Strecken von China in die USA zu<br />
Rückgängen, was darauf hindeutet, dass der<br />
Aufwärtstrend möglicherweise ein Plateau<br />
erreicht.<br />
Diese Stabilisierung steht im Einklang mit den<br />
breiteren Markttrends, die bei den durchschnittlichen<br />
Containerpreisen für den Handel<br />
zu beobachten sind und die ebenfalls<br />
Anzeichen einer Abflachung zeigten.<br />
Average prices for<br />
40 ft high cube<br />
cargo worthy<br />
containers across<br />
key ports in China,<br />
source: Container<br />
xChange
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S14<br />
Average one-way pickup charges for 40 ft high cube cargo worthy containers on China to Europe stretches, Source: Container xChange<br />
Von China nach Europa: Zinsen erreichen nach<br />
längerem Anstieg ihren Höhepunkt<br />
Die Container-Leasingraten von China nach<br />
Europa folgten einem ähnlichen Muster, wobei<br />
die Preise bis Juni <strong>2024</strong> kontinuierlich stiegen.<br />
Seitdem haben sich die Raten stabilisiert, wobei<br />
auf einigen Routen sogar leichte Rückgänge<br />
zu verzeichnen waren. Diese Stabilisierung ist<br />
wahrscheinlich auf die Auftragsabwicklung vor<br />
dem Feiertag der Goldenen Woche Anfang<br />
Oktober zurückzuführen, ein saisonaler Effekt,<br />
der typischerweise die Versanddynamik beeinflusst.<br />
Regionale Volatilität im August <strong>2024</strong><br />
Auch der globale Containermarkt erlebte im<br />
August <strong>2024</strong> eine erhebliche regionale Volatilität.<br />
Zentralasien verzeichnete mit einem durchschnittlichen<br />
Preisanstieg von 40 % den höchsten<br />
Anstieg der Container-Spotrate. Die Region<br />
Naher Osten und Indischer Subkontinent folgte<br />
mit einem Anstieg von 10 %, während Japan<br />
und Korea einen Anstieg von 8 % verzeichneten.<br />
Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen<br />
die Komplexität des globalen Containermarktes<br />
und die unterschiedliche Nachfragedynamik in<br />
den verschiedenen Regionen.<br />
Regional Volatility in average container prices – August <strong>2024</strong>, Source: Container xChange
Christian Roeloffs, CEO von Container xChange,<br />
kommentierte die Ergebnisse: „Auf dem Weg<br />
ins Jahr <strong>2024</strong> spiegelt die Stabilisierung der<br />
Container-Leasingraten, insbesondere von<br />
China zu wichtigen globalen Zielen, einen Markt<br />
wider, der sich an anhaltende Störungen und<br />
sich entwickelnde Nachfrage anpasst.<br />
Während wir, wenn die Raten ein Plateau verzeichnen,<br />
ist es wichtig, diese Trends genau<br />
zu beobachten, insbesondere angesichts der<br />
bevorstehenden Goldenen Woche in China<br />
und möglicher Veränderungen der globalen<br />
Wirtschaftsbedingungen.“<br />
Über Container xChange<br />
Mit der Mission, die Logistik des globalen<br />
Handels zu vereinfachen, ist Container<br />
xChange ein führender digitaler Marktplatz<br />
für Containerhandel und -leasing und<br />
revolutioniert die Containerlogistikbranche.<br />
Container xChange verbindet ein globales<br />
Netzwerk aus Containerhändlern, Leasinggesellschaften,<br />
Reedereien, Spediteuren<br />
sowie Containereigentümern und -nutzern.<br />
Die Plattform bietet umfassende Lösungen<br />
für die Vermietung, den Handel und die<br />
Verwaltung von Containern und nutzt<br />
Echtzeitdaten und fortschrittliche Analysen,<br />
um die Abläufe im Zusammenhang mit<br />
dem weltweiten Transport von Containern<br />
zu rationalisieren.<br />
Container xChange konzentriert sich auf<br />
die Verbesserung von Effizienz und Transparenz<br />
und hilft Unternehmen dabei, die<br />
Komplexität der globalen Lieferkette zu<br />
bewältigen, Kosten zu senken und die<br />
Containerauslastung zu optimieren. Mit<br />
dem Ziel, Innovation und Nachhaltigkeit in<br />
der Containerlogistik voranzutreiben,<br />
ermöglicht Container xChange den<br />
Branchenakteuren, sich an einen sich schnell<br />
entwickelnden und volatilen<br />
Containerschifffahrtsmarkt anzupassen<br />
und erfolgreich zu sein.<br />
Ritika Kapoor, rka@container-xchange.com<br />
„Mit Blick auf die Zukunft bleibt die zentrale<br />
Frage: Wie werden sich die Frachtraten und<br />
Containerpreise in den nächsten drei bis sechs<br />
Monaten entwickeln? Einerseits könnten<br />
mehrere Faktoren dafür sorgen, dass die Zinsen<br />
hoch oder zumindest stabil bleiben. Anhaltende<br />
Störungen im Roten Meer beispielsweise<br />
beanspruchen weiterhin Kapazitäten, ohne dass<br />
eine klare Lösung in Sicht ist. Darüber hinaus<br />
führen Arbeitskonflikte bei kanadischen Eisenbahnen<br />
und Terminals an der US-Ostküste zu<br />
Verzögerungen bei den Containerumschlagszeiten.<br />
Das bedeutet, dass Container mehr Zeit auf<br />
dem Transportweg verbringen und mehr Container<br />
benötigen, um die gleiche Frachtmenge<br />
zu befördern, was zu höheren Tarifen führt.“<br />
Geteilt von Christian Roeloffs, Mitbegründer und<br />
CEO von Container xChange.<br />
„Es gibt jedoch starke Argumente dafür, dass<br />
die Zinsen in den kommenden Monaten sinken<br />
werden. <strong>2024</strong> ist auf dem besten Weg, das Jahr<br />
mit den zweithöchsten Containerauslieferungen<br />
zu werden, da die Hersteller bis Oktober<br />
solide ausgebucht haben. Das Jahr zeichnet<br />
sich ab, eines der stärksten Jahre für die<br />
Containerproduktion aller Zeiten zu werden.<br />
Da das Gleiche auch für die Lieferung neuer<br />
Schiffe gilt, könnten diese Kapazitätserhöhungen<br />
trotz anhaltender Störungen zu<br />
einem Überangebot führen. Auch in Bezug auf<br />
die US-Wirtschaft herrscht Unsicherheit, da die<br />
Fed aufgrund drohender Herausforderungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt unter Druck steht, die Zinsen<br />
relativ schnell zu senken. Wenn sich die<br />
Wirtschaft verlangsamt, sehen wir möglicherweise<br />
nicht das kontinuierliche Nachfragewachstum,<br />
das zur Stützung der aktuellen<br />
Frachtraten erforderlich ist.“<br />
„Darüber hinaus üben neue Marktteilnehmer<br />
auf Transpazifikrouten wie TS Line, SeaLead<br />
Shipping und andere bereits Druck auf<br />
etablierte Fluggesellschaften aus, indem sie<br />
die Tarife unterbieten. Dies könnte einen<br />
Preiskampf auslösen, der sich möglicherweise<br />
auf andere Handelsrouten ausweitet und die<br />
Zinssätze weiter unter Druck setzt.“<br />
schlussfolgerte Roeloffs.<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S16<br />
Transport & Logistik<br />
Die digitale<br />
Transformation<br />
nicht länger<br />
aufschieben<br />
Wie Unternehmen ihr Cloud-Potenzial<br />
nutzen können, um die Resilienz ihrer<br />
Lieferketten zu stärken und Wachstumsziele<br />
zu erreichen.<br />
GABRIEL WERNER<br />
Wirtschaftliche, umweltbedingte<br />
und politische Unsicherheiten<br />
bedrohen die globalen Lieferketten<br />
zunehmend und gefährden<br />
die Versorgungssicherheit. Zwar lassen sich<br />
Lieferkettenabläufe in der Cloud optimieren und<br />
als sichere, resiliente End-to-End-Prozesse über<br />
Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg<br />
orchestrieren, doch viele Unternehmen misstrauen<br />
der innovativen Kraft der Cloud. Statt jedoch<br />
den Vorteilen der Cloud zu vertrauen, nutzen<br />
viele Unternehmen weiterhin ihre veralteten<br />
Lieferkettensysteme und fragen sich, wieso sie im<br />
Wettbewerb nicht mithalten können.<br />
Jahrhundertelang waren Lieferketten vorwiegend<br />
lokal angesiedelt und transportierten ihre Waren<br />
und Dienstleistungen innerhalb einer bestimmten<br />
geografischen Region oder eines Landes. Erst im<br />
Zuge der industriellen Revolution entwickelten<br />
sich globale Lieferketten, mit denen Produkte<br />
über große Entfernungen und über Ländergrenzen<br />
hinweg transportiert und gehandelt wurden.<br />
Seit Einführung komplett digitalisierter,<br />
datengestützter Supply Chains im 21. Jahrhundert<br />
ist es möglich, Cloudbasierte Prozesse vollständig<br />
automatisiert und in hohen Geschwindigkeiten<br />
über Abteilungen und Standorte hinweg<br />
auszuführen. Sie verfügen über die nötige<br />
Flexibilität und Intelligenz, um mit dem rasanten<br />
Tempo der Veränderungen im 21. Jahrhundert<br />
Schritt zu halten und laufen technisch gesehen<br />
den standardisierten, auf Kostenminimierung<br />
ausgelegten Prozessen des Industriezeitalters<br />
zunehmend den Rang ab. Dennoch halten viele<br />
Unternehmen weiterhin an den linearen, fragmentierten<br />
und starren Ansätzen traditioneller<br />
Lieferketten fest. Sie fürchten sich vor den mit<br />
einer Cloud-Migration verbundenen Veränderungen<br />
und schieben den Wechsel vor sich her. Dabei<br />
könnten sie durch einen Umzug in die Cloud<br />
nicht nur die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit<br />
ihrer globalen Lieferkette sprunghaft steigern,<br />
sondern auch auf Störungen schneller und effizienter<br />
reagieren.<br />
GABRIEL WERNER<br />
Lange Batchzyklen haben ausgedient<br />
Um Prozesse kontinuierlich und zeitnah zu optimieren,<br />
arbeiten Cloud-basierte Supply Chain-<br />
Systeme mit Datenübertragungen in Echtzeit,<br />
nutzen Künstliche Intelligenz (KI) oder setzen<br />
Prozessautomatisierungstechnologien ein.
Upgrades lassen sich in der Cloud innerhalb<br />
von Minuten oder wenigen Tagen<br />
durchführen. Ein Vorgang, der bei lokal<br />
installierten Technologiepaketen Monate,<br />
in manchen Fällen auch Jahre dauern<br />
kann. Zudem verfügt die Cloud über eine<br />
schier grenzenlose Rechenleistung.<br />
Unternehmen können in ihr nicht nur<br />
riesige Mengen an Informationen verarbeiten,<br />
sondern auch Szenarien für<br />
die unterschiedlichsten Bereiche wie<br />
Merchandising, Fertigung, Logistik,<br />
Lagerhaltung oder Vertrieb ausführen –<br />
bei Bedarf auch alles gleichzeitig. Lieferkettenmanager<br />
können auf diese Weise<br />
sehr schnell und flexibel skalieren.<br />
Statt beispielsweise eine einzelne CPU<br />
für 200 Stunden zu nutzen, könnten<br />
sie alter-nativ auch 200 CPUs für eine<br />
Stunde einsetzen und so die Planungszeit<br />
von Tagen auf Minuten verkürzen.<br />
Lange Batchzyklen sind damit Vergangenheit,<br />
und Firmen können ihre Investitionen<br />
in KI und ML schneller und effizienter<br />
umsetzen und nutzen als bisher.<br />
Cloud-gestützte, zukunftsfähige Szenarien<br />
auf Basis von Echtzeit-Marktfaktoren<br />
lassen sich beispielsweise bereits innerhalb<br />
weniger Minuten entwickeln und<br />
umsetzen und verschaffen Unternehmen<br />
einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.<br />
jederzeit zur Verfügung. Neben den<br />
horizontalen umfassen sie auch vertikale<br />
Fatkoren wie Nachfrageprognosen, Netzwerkauswirkungen<br />
oder Anforderungen<br />
für die Lagerbestückung. Denn nur wenn<br />
sämtliche Planungsdaten berücksichtigt<br />
und perfekt auf alle Prozesse abgestimmt<br />
werden, können Unternehmen ihre Lief-<br />
Ihr Value Chain<br />
Tech Partner für<br />
effizientes Order<br />
Fulfillment<br />
erketten effizient managen und Engpässe<br />
sowie Zeit- oder Gewinnverluste<br />
erfolgreich minimieren. Eine zentrale<br />
Daten-Cloud für alle Fragmentierte Daten<br />
beeinträchtigen dagegen nicht nur die<br />
Prozesstransparenz, sie sind häufig auch<br />
Ursache für Widersprüche und Fehler in<br />
Berichten, Analysen und Erkenntnissen.<br />
Für höchste Leistung im Order Fulfillment<br />
und maximale Flexibilität in den Prozessen.<br />
Sämtliche Daten transparent im Blick<br />
Jede Lieferkette wird von mehreren Teilnehmern<br />
- Produzenten, Händlern oder<br />
Kunden - unterstützt. Bei traditionellen<br />
Supply Chains verfügt jeder Akteur über<br />
eigene Systeme und Prozesse, die sich<br />
auf verschiedene Silos verteilen und<br />
miteinander in der Regel nicht kompatibel<br />
sind. Fragmentierte Daten, die sich<br />
auf verschiedene Subsysteme verteilen,<br />
schränken jedoch die Sichtbarkeit der<br />
Daten stark ein und verhindern, dass die<br />
Rechenkapazität effizient genutzt wird.<br />
Unternehmen entstehen dadurch unnötig<br />
hohe Kosten.<br />
Durchgängig digitalisierte Lieferketten<br />
bieten eine transparente Einsicht in alle<br />
relevanten Prozessdaten, die für die Planung<br />
von Bedeutung sind. Diese Daten<br />
werden in Echtzeit erfasst und stehen
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S18<br />
Abhilfe schaffen Lösungen, die sämtliche Daten<br />
in einer zentralen Daten-Cloud synchronisiert<br />
zusammenführen und sie den Anwendern als<br />
Single-Source-of-Truth unternehmensweit<br />
zur Verfügung stellen. Das macht nicht nur<br />
ETL-Prozesse weitgehend überflüssig, sondern<br />
reduziert auch die Anzahl an Integrationen<br />
und senkt die Kosten für Tests und laufende<br />
Wartungen. Nach der Zusammenführung in<br />
der Cloud sollte das Datenmodell dann standardisiert<br />
werden. Darüber hinaus ist es wichtig,<br />
dass die Verwaltung der Datenressourcen<br />
einheitlichen und konsistenten Richtlinien auf<br />
Unternehmensebene folgt. Die Daten sollten<br />
sowohl für analytische Anwendungen als auch<br />
für KI-basierte Lösungen nutzbar sein.<br />
Zudem sollten sie die bestehenden<br />
Investitionen berücksichtigen und Raum für<br />
zukünftige Erweiterungen bieten.<br />
Flexibler und effektiver mit ‚Composable<br />
Microservices‘<br />
Beim Umzug in die Cloud stellen „Best of breed”<br />
Lösungen, die von unterschiedlichen Anbietern<br />
stammen, ein Problem dar. Fragmentierte<br />
Systeme lassen schnell Silos entstehen und<br />
sind auch bei einer Datenkonsolidierung nicht<br />
vollständig integrierbar. Anwendungen, die<br />
auf ein- und derselben Plattform synchronisiert<br />
zusammenarbeiten, unterliegen dieser<br />
Gefahr dagegen nicht. Bei einer ‚Composable<br />
Microservices‘-Architektur beispielsweise sind<br />
die Anwendungen so gebaut, dass jede Komponente<br />
unabhängig von der Gesamtarchitektur<br />
funktionieren kann. Es ist möglich, veraltete<br />
Komponenten zu aktualisieren und neue hinzuzufügen,<br />
ohne dass dies die Gesamtanwendung<br />
beeinträchtigt.<br />
Unternehmen können ihre digitalen Bedarfe<br />
also entsprechend der eigenen Ressourcen und<br />
Ziele skalieren, was die Anwendungen schlanker,<br />
schneller und vor allem sehr flexibel macht.<br />
Die Zeit arbeitsintensiver, fehleranfälliger<br />
Systembrüche ist damit vorbei. Mithilfe Cloudbasierter<br />
‚Composable Microservices‘ können<br />
Unternehmen ihre modularen Komponenten<br />
flexibel konfigurieren und die Anforderungen<br />
neuer Marktbedingungen zeitnah umsetzen.<br />
Der digitale Reifegrad als Indikator für<br />
wirtschaftliche Produktivität<br />
Mit dem Umzug in die Cloud allein ist es jedoch<br />
nicht getan. Sinnvoll wird die Transformation in<br />
die Cloud für Unternehmen erst, wenn sie mit<br />
einer Umstellung auf eine Digital-First-Strategie<br />
einhergeht. Es reicht also nicht, Prozesse<br />
und Abläufe zu optimieren, sie müssen auch<br />
vollständig digital abgebildet werden. Um den<br />
Wert ihrer Daten vollständig auszuschöpfen und<br />
die Leistung von KI und ML dauerhaft nutzen<br />
zu können, sollten Verantwortliche bereit sein,<br />
ihre Organisation zu einem agilen Unternehmen<br />
umzubauen und sämtliche Aspekte mit einzubeziehen.<br />
Nur so werden sie von der Digitalisierung<br />
profitieren und durch die Migration von<br />
Daten und der Integration von Cloud-Lösungen<br />
in ihre bestehende Lieferkettenstruktur die<br />
damit verbundenen Chancen und Produktivitätsgewinne<br />
nutzen können.<br />
Aktuell zeichnet sich ab, dass sich der digitale<br />
Reifegrad von Unternehmen und Organisationen<br />
schon bald zu einem zentralen Indikator<br />
für die wirtschaftliche Produktivität und den<br />
Wohlstand eines Landes entwickeln wird.<br />
Schreitet die digitale Transformation weiterhin<br />
zögerlich voran, wird die Wirtschaftsleistung<br />
Deutschlands vermutlich bald nur noch im<br />
Mittelfeld liegen. Das zumindest legt ein<br />
Länderranking von Statista nahe, das die<br />
digitale Wettbewerbsfähigkeit von 64 Volkswirtschaften<br />
untersuchte. Deutschland belegte<br />
dabei mit einem Indexwert von 80,86 Platz 27,<br />
weit abgehängt von den führenden USA mit<br />
einem Wert von 100.<br />
Zwar rangiert Deutschland aufgrund seiner<br />
traditionellen Wettbewerbsvorteile in vielen<br />
Statistiken zur Wettbewerbsfähigkeit noch auf<br />
den vorderen Plätzen, doch das könnte sich mit<br />
fortschreitender Digitalisierung ändern. Denn<br />
die Zukunft der Geschäftswelt ist digital und<br />
Platz 27 im Statista-Länderranking nur eine<br />
Option. In welche Richtung die Entwicklung<br />
verläuft, hängt auch von der Bereitschaft der<br />
Unternehmen ab, die Potenziale der Cloud zu<br />
nutzen. (RED)
#ECOMLOG24<br />
ECOM-<br />
LOG24<br />
9. ECOMMERCE<br />
<strong>LOGISTIK</strong>- DAY<br />
WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />
logistik-express.com
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S20<br />
Transport & Logistik<br />
Best Practice im<br />
Transport – es gibt<br />
noch Hoffnung<br />
Die Aussichten in der Wirtschaft sind eher<br />
düster. Umso schöner, wenn es als Lichtblick<br />
dann Auszeichnungen für Unternehmen gibt,<br />
die alles richtig machen. Soeben wurde der<br />
Bollmann-Preis <strong>2024</strong> der Wiener Verkehrswirtschaft<br />
verliehen.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
In der Branche war Dkfm Harald Bollmann eine<br />
Ikone: als langjähriger Obmann der Bundessparte<br />
Transport und Verkehr und Vertreter<br />
des Speditionsgewerbes Wien, war er allseits<br />
bekannt. 2021 verstorben, wurde ihm zu Ehren<br />
2023 der Bollmann-Preis ins Leben gerufen, mit<br />
dem jene Unternehmen und Personen ausgezeichnet<br />
werden, die besonders innovative und<br />
außergewöhnliche Ideen verfolgen oder Projekte<br />
umsetzen. Es gibt insgesamt vier Kategorien:<br />
Zukunft, Miteinander, Gestalten und Lebenswerk,<br />
wobei der Namensgeber Harald Bollmann posthum<br />
als erster Preisträger für sein Lebenswerk<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Vom Packesel über Pferdefuhrwerk und Dampflokomotive<br />
hin zu Frachtflugzeug und Elektro-<br />
LKW. Schon immer war der Transport von Innovation<br />
und Wandel geprägt. Egal ob Naturkatastrophen<br />
wie Vulkanausbrüche, blockierte Seewege<br />
oder kriegerische Auseinandersetzungen – stets<br />
werden Lösungen gefunden, um Lieferketten<br />
aufrechtzuerhalten. Ohne Transporteure wäre<br />
moderne Marktwirtschaft unmöglich, denn<br />
Transport, Verkehr und Logistik sind das Rückgrat<br />
v.l.n.r Wolfgang Böhm, Obmann der Fachgruppe Transporteure in der Wirtschaftskammer Wien, Kasia Greco,<br />
Vizepräsidentin der WK Wien, das Team rund um Enes Haydaepasa (Mitte), Davor Sertic, Obmann der Sparte<br />
Transport und Verkehr in der WK Wien
v.l.n.r. Enes Haydaepasa (Kategorie Gestalten – SchülerInnen), Tijana Radojcic (Gestalten – StudentInnen), Rudolf Hye<br />
(Lebenswerk), Adem Icten (Kategorie Zukunft), Stv. von Heinrich Klimetschek (Kategorie Miteinander), Sasa Novakov<br />
(Kategorie Zukunft)<br />
DIE PREISTRÄGER<br />
der Wirtschaft“, sagt Davor Sertic, Obmann der<br />
Sparte Transport und Verkehr in der WK Wien.<br />
„Die Welt würde stillstehen, wenn nicht tatkräftige<br />
Unternehmer und Mitarbeiter 24 Stunden<br />
am Tag, 365 Tage im Jahr, Menschen und Waren<br />
von A nach B bringen würden.“ Grund genug,<br />
helle Köpfe vor den Vorhang zu holen und<br />
auszuzeichnen. So geschehen am 3. Oktober<br />
<strong>2024</strong> im Casino Zögernitz.<br />
Sieger Kategorie Zukunft:<br />
Fair Play Novakov e.U.<br />
Niemand kann sagen, was genau die Zukunft<br />
bringt, aber man kann sich auf alle möglichen<br />
Eventualitäten vorbereiten und sich gegen<br />
mögliche Herausforderungen wappnen. Genau<br />
für solche Projekte – die „zukunftsfit“ machen<br />
– wurde diese Kategorie geschaffen. Das 2009<br />
gegründete Umzugsunternehmen Fair Play<br />
Novakov ist eine Kooperation mit der in derselben<br />
Branche tätigen Firma Umzugsritter<br />
eingegangen, um Synergien zu nutzen. Gemeinsam<br />
werden Ressourcen und Kapazitäten<br />
mit dem Ziel gebündelt, eine bessere Fuhrparkauslastung,<br />
weniger Leerkilometer und –<br />
ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - eine entsprechende<br />
Verringerung des CO2-Ausstoßes<br />
zu erzielen.<br />
Sieger Kategorie Miteinander:<br />
H. Fuchs GesmbH<br />
Ein Miteinander ist immer besser als ein Gegeneinander,<br />
weil es keine Verlierer gibt. In dieser<br />
Kategorie geht es daher um Unternehmen, die<br />
durch Projekte oder Maßnahmen ein besseres<br />
Miteinander im Betrieb erreichen, das Betriebsklima<br />
durch inklusive Maßnahmen oder aber<br />
v.l.n.r Kasia Greco, Vizepräsidentin<br />
der Wirtschaftskammer<br />
Wien, Katarina Pokorny,<br />
Obfrau der Fachgruppe<br />
Kleintransporteure, Adem<br />
Icten, Geschäftsführer der Fa.<br />
Umzugsritter, Davor Sertic,<br />
Obmann der Sparte Transport<br />
und Verkehr in der WK Wien,<br />
Sasa Novakov, Geschäftsführer<br />
von Fair Play Novakov
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S22<br />
auch die Sicherheit der Wirtschaft und<br />
Bevölkerung in Wien verbessern. Studien<br />
belegen, dass erholte Mitarbeiter bessere<br />
Leistungen erbringen – und das macht sich<br />
das Unternehmen Fuchs zu Nutze, wobei<br />
geichzeitig das Wohlbefinden der<br />
Mitarbeiter steigt.<br />
Das Speditionsunternehmen H. Fuchs GesmbH<br />
bietet nicht nur umfangreiche Aus- und<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter<br />
an, die gelebte, aktive Pausenkultur führt zur<br />
nachhaltigen Erholung der Beschäftigten, etwa<br />
durch Tischtennis- und Tischfußballtische. In<br />
der Firmenvision sind die aktive Mitwirkung in<br />
der Speditionsbranche und die berufliche<br />
Weiterentwicklung der Mitarbeiter verankert.<br />
Sieger Kategorie Lebenswerk: Rudolf Hye<br />
Menschen, die der Branche ihren eigenen<br />
Stempel aufgedrückt sowie stets fair, sozial<br />
und ökologisch gehandelt haben, sollen mit<br />
diesem Preis ein „Danke“ der gesamten Wiener<br />
Verkehrswirtschaft erhalten. „Rudolf Hye hat<br />
sich für erhöhte Sicherheit in der Donauschifffahrt<br />
beim Transport von Gefahrgütern<br />
eingesetzt. Als Geschäftsführer der Donau-<br />
Tankschifffahrts GesmbH ließ er bereits 2006<br />
Einhüllen-Tankschiffe zu Doppelhüllen-Tankschiffen<br />
umbauen. Seit 2019 ist diese Doppelhülle<br />
auf der Donau vorgeschrieben. Wir<br />
möchten Rudolf Hye dafür und für sein Engagement<br />
in der Transportwirtschaft danken“, erklärt<br />
Spartenobmann Sertic. Im Gegensatz zum<br />
ersten Preisträger Harald Bollmann darf sich<br />
Rye noch zu Lebzeiten über diesen<br />
prestigeträchtigen Preis freuen.<br />
Sieger Kategorie Gestalten<br />
Was wäre eine Preisverleihung, wenn es keine<br />
Beteiligung des Publikums gäbe? Was sich<br />
schon bei vielen Events bewährt hat, durfte<br />
auch beim Bollmann-Preis nicht fehlen. Daher<br />
werden in der Kategorie „Gestalten“ per Publikumsvoting<br />
direkt am Gala-Abend zwei Preise<br />
vergeben, nämlich jeweils für Projekte von<br />
Studenten und von Schülern. Denn schon lange<br />
gibt es einen Kampf um die besten Nachwuchstalente,<br />
und der Kontakt zu Bildungseinrichtungen<br />
und deren Absolventen ist heute für<br />
viele Unternehmen ein probates Mittel, Stellen<br />
zu besetzen. Daher ist es auch nicht verwunderlich,<br />
dass es in dieser Kategorie tatsächlich<br />
um den Nachwuchs geht. Bei den Studenten<br />
gewann Tijana Radojcic, die in ihrer Bachelorarbeit<br />
die Umsetzung eines einheitlichen Zugsicherungssystems<br />
für Europa untersucht hat,<br />
um die Verlagerung des Güterverkehrs auf die<br />
Schiene voranzutreiben.<br />
Der Preis bei den Schülerprojekten ging an Enes<br />
Melih Haydarpasa, der mit einem Netz an Rastund<br />
Ladeplätzen die Effizienz von Transporten<br />
mit Elektro-Lkw bei gleichzeitiger Optimierung<br />
der Ruhezeiten von Fahrern erhöhen möchte.<br />
So schön der Erhalt einer solchen Auszeichnung<br />
auch ist – er ist eine Momentaufnahme.<br />
Die Welt dreht sich weiter, und mit ihr die<br />
soziale, wirtschaftliche und technologische Entwicklung.<br />
Wir können zwar das Rad nicht neu<br />
erfinden, aber die Transportbranche hat bewiesen,<br />
dass sie immer noch ein paar Tricks im<br />
Ärmel hat. Und man darf gespannt sein, wer sich<br />
dann im nächsten Jahr die Preise abholt.<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong> express informiert<br />
www.logistik-express.com
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S24<br />
Transport & Logistik<br />
Wiener Hafen forciert<br />
langfristige Partnerschaften<br />
Der Wiener Hafen legt für 2023 eine<br />
eindrucksvolle Bilanz vor. Als Logistik-<br />
Drehscheibe und attraktiver Betriebsstandort<br />
will man noch stärker das Gewerbe-Geschäft<br />
fokussieren, betonen die Geschäftsführer Fritz<br />
Lehr und Doris Pulker-Rohrhofer.<br />
REDAKTION<br />
Im Wiener Hafen läuft es geschäftlich gut.<br />
Bei einem um mehr als elf Prozent höheren<br />
Umsatz von beinahe 62 Mio. Euro stieg<br />
das ausgewiesene Betriebsergebnis<br />
um beachtliche 40 Prozent auf 8,7 Mio. Euro.<br />
Gleichzeitig wurden Investitionen von mehr als<br />
15 Mio. Euro realisiert. Ausschlaggebend für die<br />
deutliche Steigerung des Betriebsergebnisses<br />
waren für den kaufmännischen Geschäftsführer<br />
Fritz Lehr zwei Ereignisse: Da war das florierende,<br />
einträgliche Immobiliengeschäft und<br />
da wurden einige neue namhafte Kunden mit<br />
Betriebsansiedlungen im Bereich des Hafens<br />
Freudenau gewonnen. So beispielsweise<br />
wurden und werden neue Hallen für die<br />
Lagerung von verschiedenen Produkten des<br />
Industrieunternehmens Siemens errichtet bzw.<br />
werden heuer zwei weitere Lagerhallen für<br />
diesen Kunden fertiggestellt.<br />
Diese neuen Lagerfazilitäten bieten Platz auf<br />
einer Gesamtfläche von rund 9.000 m2.<br />
Blicken Fritz Lehr und die technische<br />
Geschäftsführerin des Hafens, Doris Pulker-<br />
Rohrhofer, auf das vergangene Jahr zurück so<br />
bilanzieren sie: „Es lief und läuft sehr gut“.<br />
FRITZ <strong>LE</strong>HR
Der Umsatz 2023 war ein neuerlicher Rekord<br />
und festigte einmal mehr die Rolle der drei<br />
Häfen als zentrale Logistikstandorte innerhalb<br />
der Wiener Stadt. Der Wiener Hafen mit<br />
seinen drei Standorten Freudenau, Lobau und<br />
Albern existiert seit 62 Jahren und ist Teil der<br />
Wien Holding, die in diesem Jahr ihr 50jähriges<br />
Bestehen feiert.<br />
Die Lagerflächenauslastung lag im Vorjahr bei<br />
95 Prozent und mit deren Vermarktung wurde<br />
mit knapp mehr als 18 Mio. Euro der Umsatz um<br />
21 Prozent gesteigert. Und die Nachfrage ist<br />
ungebrochen und ist der Grund dafür, dass<br />
derzeit das dritte Verlandungsprojekt realisiert<br />
wird. Sprich, es wird ein weiterer Teil des<br />
Freudenauer Hafenbeckens zugeschüttet und<br />
so zusätzliche Landflächen für unterschiedliche<br />
Nutzungen geschaffen.<br />
Unterm Strich bringen die drei Aufschließungsvorhaben<br />
zusätzliche Landflächen von rund<br />
113.000 m2, wie Lehr betont. Ein Teil davon<br />
wird künftig für die Expansion im Bereich des<br />
Containerterminals von Wiencont genutzt und<br />
je nach Nachfrage kann man weiteren interessierten<br />
Unternehmen Platz in diesem Hafenteil<br />
anbieten. Mit den Zuschüttungen wurde das<br />
Hafenbecken um ein Drittel verkleinert, so dass<br />
noch immer ausreichend Platz für Schiffe bleibt.<br />
Infrastrukturseitig spielen Bahn und Straße<br />
zusammen die eindeutig größere Rolle, weil sich<br />
das Gros des Geschäfts landseitig abspielt und<br />
der wasserseitige Umschlag bzw. Transporte mit<br />
den Donauschiffen eher als „Überdruckventil“<br />
gesehen werden kann. Damit meint Lehr, dass<br />
Güter eher dann auf das Wasser kommen wenn<br />
die Kapazitäten auf der Schiene an die Grenzen<br />
stoßen. Um mehr Cargo auf die Donau bzw.<br />
generell auf die Wasserstraßen zu bringen<br />
bedarf es entsprechender politischer Weichenstellungen.<br />
Faktum ist, dass Wassertransporte<br />
operativ nicht immer kalkulierbar sind, Hochoder<br />
Niederwasser, Unwetter etc. bringen<br />
Transportketten schnell durcheinander und<br />
sicherheitshalber sollten landseitige Transportalternativen<br />
als Ausweichmöglichkeit<br />
eingeplant sein. Auch wenn in Albern und<br />
Freudenau im Vorjahr etwas weniger Tonnage<br />
über die Kaikanten kam so stieg im Gegensatz<br />
dazu das Umschlags-volumen in Lobau, weil<br />
dort wieder deutlich mehr flüssiges Cargo umgeschlagen<br />
wurde. Stark nach oben entwickelt<br />
haben sich Massen- und Schwergüter, deren<br />
Tonnage sich um 37 Prozent auf beinahe einer<br />
Million Tonnen erhöhte. Im Wiencont-Terminal<br />
wurden im Vorjahr 470.000 TEU umgeschlagen,<br />
um sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor<br />
Foto von der Bilanzpressekonferenz<br />
Hafen Wien -<br />
Fritz Lehr/kaufmännischer<br />
Geschäftsführer Hafen Wien;<br />
Doris Pulker-Rohrhofer/<br />
technische Geschäftsführerin<br />
Hafen Wien; Peter Hanke/<br />
Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft,<br />
Arbeit, Internationales<br />
und Wiener Stadtwerke; Kurt<br />
Gollowitzer/Geschäftsführer<br />
Wien Holding;<br />
© David Bohmann
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S26<br />
DORIS PULKER-ROHRHOFER<br />
aber umsatzseitig stieg man mit mehr 19 Mio.<br />
Euro besser aus als 2022 mit 16,9 Mio. Euro.<br />
Der Volumenrückgang erklärt sich mit dem<br />
volatilen wirtschaftlichen Umfeld sowie<br />
geringe Planbarkeit und rückläufige Produktivität<br />
infolge zahlreicher Zugausfälle während<br />
des ganzen Jahres. Zufriedenstellend entwickelt<br />
hat sich das Container-Depot- und Reparaturgeschäft.<br />
Die Wien Holding als Eigentümer des Hafens<br />
hat in den vergangenen Jahren immer wieder<br />
grünes Licht gegeben für zahlreiche Investitionen,<br />
„wir sprechen von überproportionalen<br />
Investments, die bisher gemacht worden sind“,<br />
so Lehr. Das muss vor dem Hintergrund<br />
gesehen werden, dass der Hafen nicht nur<br />
betriebswirtschaftlich unternehmerisch agieren<br />
muss, sondern dass er auch einen Beitrag zur<br />
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Wien<br />
leistet. Beispiele dafür sind die laufend weiter<br />
ausgebaute Infrastruktur wie etwa die Hafentore<br />
in Freudenau und Albern als Hochwasserschutzmaßnahme<br />
nicht nur für die Häfen selbst,<br />
sondern auch für die in den angrenzenden<br />
Wiener Stadtbezirken lebenden Bewohner.<br />
Lehr: „Unser Ziel ist nicht nur den maximalen<br />
betriebswirtschaftlichen Erfolg herauszuholen,<br />
sondern gleichzeitig einen hohen Nutzwert für<br />
die angesiedelte Wirtschaft und die Bürger der<br />
Stadt Wien zu generieren“.<br />
„Es gibt in Österreich keine bessere trimodale<br />
Logistikdrehscheibe wie unseren Hafen, weil<br />
hier drei Verkehrsträger an einem Standort<br />
optimal miteinander verbunden sind“.<br />
Eine Drehscheibe, die in unruhigen Zeiten wie<br />
beispielweise während der Corona-Pandemie<br />
als kritische Infrastruktur ihr Funktionieren<br />
bewiesen hat - im Interesse der Versorgungssicherheit<br />
der Bevölkerung.<br />
Anfang dieses Jahres hat der Hafen mit dem<br />
sogenannten HQ1 (ehemals eine Lampenfabrik)<br />
in der Haidestraße im elften Wiener Gemeindebezirk<br />
eine weitere Immobilie gekauft, in der<br />
künftig nicht unbedingt logistikaffine Gewerbebetriebe<br />
angesiedelt werden sollen. In Zukunft<br />
noch mehr solche Unternehmen anzulocken ist<br />
erklärtes Ziel der beiden Manager. Mit dem gut<br />
ausgelasteten HQ7 besteht eine gewerbliche<br />
genutzte Immobilie, in der Firmen aus unterschiedlichen<br />
Branchen angesiedelt sind.<br />
Lehr, der seit 13 Jahren als Geschäftsführer<br />
fungiert, will auch langfristige Partnerschaften<br />
forcieren und Unternehmen ansprechen, die<br />
nach einem zentralen Standort in Wien suchen.<br />
Blickt die Geschäftsführung des Hafen Wien auf<br />
die vergangenen Jahre zurück, so zeigt sie sich<br />
zufrieden mit der bisherigen stabilen Entwicklung<br />
des Unternehmens und die Früchte, die<br />
jetzt aus den in der Vergangenheit getätigten<br />
Investitionen geerntet werden können. (RED)
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ZUM WARENKORB<br />
tagdeshandels.at<br />
TAG DES<br />
HANDELS<br />
GMUNDEN, (OÖ)<br />
10. & 11. OKTOBER<br />
<strong>2024</strong>
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S28<br />
Transport & Logistik<br />
Neue SOTI-Studie:<br />
Transport- &<br />
Logistikmitarbeiter<br />
Transport- und Logistikmitarbeiter verlieren<br />
aufgrund technischer Probleme mit mobilen<br />
Geräten drei Stunden Arbeitszeit pro Woche.<br />
REDAKTION<br />
Obwohl die Transport- und Logistikbranche<br />
(T&L) zunehmend von<br />
mobilen Technologien entlang der<br />
gesamten Lieferkette abhängig ist,<br />
kämpfen die Lieferfahrer und Lageristen der<br />
Unternehmen innerhalb der T&L-Industrie mit<br />
erheblichen technischen Problemen. So zeigt die<br />
neue Studie „DIGITA<strong>LE</strong> INNOVATIONEN. Was die<br />
Transport- und Logistikbranche jetzt braucht“ von<br />
SOTI, dass 75 Prozent der befragten T&L-<br />
Mitarbeiter in Deutschland täglich private Smartphones<br />
für die Arbeit nutzen und um etwa drei<br />
Stunden pro Mitarbeiter und Woche durch technische<br />
Probleme oder Geräte- und Netzwerkausfälle<br />
verloren gehen, was zu merklichen<br />
Verzögerungen bei der Auslieferung führt.<br />
Diese Ineffizienz belastet die Unternehmensbilanz<br />
und beeinflusst auch die Mitarbeitermoral<br />
und Kundenzufriedenheit negativ. Im Vergleich zu<br />
Umfrageergebnissen aus dem Jahr 2021 bestätigt<br />
die neueste Studie von SOTI einen Rückgang von<br />
gerade einmal einer halben Stunde Ausfallzeit<br />
pro Woche und Mitarbeiter. Dies zeigt, dass in<br />
den vergangenen drei Jahren auf technologischorganisatorischer<br />
Seite nur geringe Fortschritte<br />
erzielt werden konnten.<br />
T&L-Dienstleister müssen heute immer<br />
anspruchsvollere Zeitpläne einhalten und dabei<br />
zusätzlich der rasanten technologischen<br />
Entwicklung in diesem Wirtschaftsbereich<br />
Rechnung tragen. „Neben Pünktlichkeit und<br />
nahtloser Kommunikation ist auch der Einsatz<br />
schlanker, auf die Anforderungen konkreter<br />
Anwendungen maßgeschneiderter Wearables<br />
und Handheld-Geräte unerlässlich“ erklärt Stefan<br />
Mennecke, VP of Sales, Middle East, Africa &<br />
Central, Southern and Eastern Europe bei SOTI.<br />
„Doch noch immer bereiten verlorene und<br />
gestohlene Geräte sowie Probleme, die durch<br />
einen Mangel an effektivem Management mobiler<br />
Geräte verursacht werden, vielen Unternehmen<br />
der Branche täglich Schwierigkeiten.“<br />
Zwei Drittel (66 Prozent), weltweit 76 Prozent) der<br />
Befragten in Deutschland gibt in der Studie an,<br />
sich zwar ausreichend für die Sicherheit
mobiler Daten geschult zu fühlen, aber 68 Prozent<br />
(weltweit 61 Prozent) fürchten dennoch um<br />
die Sicherheit der Daten ihrer Kunden, falls die<br />
eigenen Geräte verloren gehen oder gestohlen<br />
werden. Darüber hinaus sind 60 Prozent der<br />
Mitarbeiter in Deutschland (weltweit 58 Prozent)<br />
besorgt, dass Kundendaten in die falschen<br />
Hände geraten könnten, wenn mobile Geräte<br />
gemeinsam genutzt werden.<br />
„Die Ergebnisse unserer neuesten Studie unterstreichen<br />
den dringenden Bedarf an proaktiven<br />
Tools, die Geräte und Anwendungen aus der<br />
Ferne unterstützen.“, betont Stefan Mennecke.<br />
„Geräte-Analysefunktionen – etwa zur Verfolgung<br />
des Batteriestatus, der App-Funktionalität<br />
oder der Netzwerkkonnektivität – können<br />
gerätebezogene Probleme ohne die Notwendigkeit<br />
eines vor Ort-Eingriffs proaktiv beheben.<br />
Das ermöglicht eine schnelle Identifizierung<br />
und Lösung von IT-Problemen aus der Ferne.<br />
Dadurch wird die Produktivität der Mitarbeiter<br />
gesteigert und die Kundenzufriedenheit bei<br />
der Lieferung von Waren verbessert. Auch die<br />
Implementierung eindeutiger Benutzeranmeldungen<br />
auf gemeinsam genutzten Geräten und<br />
die Verwaltung der Geräteinaktivität sind für die<br />
Gewährleistung einer robusten IT-Infrastruktur<br />
und einer effizienten Lieferkette von entscheidender<br />
Bedeutung.“<br />
Überstunden und mehr Retouren aufgrund<br />
von Ausfallzeiten und Verzögerungen<br />
Transport- und Logistikunternehmer senken<br />
nicht selten Betriebskosten, indem sie –<br />
um Ausfallzeiten und Verzögerungen<br />
auszugleichen – Überstunden gestatten.<br />
Während weltweit durchschnittlich 35<br />
Prozent der Befragten aufgrund von<br />
Verzögerungen Überstunden machen, liegt<br />
diese Zahl in Deutschland sogar bei 39<br />
Prozent[JD8] . Die Kosten für Überstunden<br />
werden durch den Zeitaufwand für Rücksendungen<br />
/ Reversionslogistik noch erhöht.<br />
<strong>LOGISTIK</strong>PROFI<br />
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es mehr. Unsere starke Infrastruktur macht uns zu Ihrer starken Versandpartnerin.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S30<br />
In Deutschland entfallen 44 Prozent der<br />
Arbeitszeit eines Mitarbeiters auf Retouren, was<br />
höher ist als in den meisten anderen befragten<br />
Ländern.<br />
Persönliche Auswirkungen technischer Probleme:<br />
Stress, Routenverlust und überhöhte<br />
Fahrtgeschwindigkeit<br />
Geräteausfälle verursachen bei fast der Hälfte<br />
(49 Prozent) aller in Deutschland befragten<br />
T&L-Mitarbeiter Stress, wobei die höchsten<br />
Stresswerte in Kanada (57 Prozent) und Großbritannien<br />
(54 Prozent) zu verzeichnen sind.<br />
Technische Probleme führen außerdem dazu,<br />
dass 30 Prozent der Studienteilnehmer in<br />
Deutschland ihre Zielvorgaben verfehlen,<br />
26 Prozent in der Konsequenz ihre bevorzugten<br />
Routen verlieren und 24 Prozent deshalb sogar<br />
keine Bonusausschüttungen erhalten.<br />
Darüber hinaus geben 22 Prozent zu, ihr<br />
Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit zu<br />
steuern, um Verspätungen auszugleichen –<br />
eine Aussage, die große Sicherheitsbedenken<br />
aufwirft.<br />
Tracking-Technologie in der Transport- und<br />
Logistikbranche sollte laut Mitarbeitern<br />
weiter ausgebaut werden<br />
Während 95 Prozent der Befragten in<br />
Deutschland bei der Arbeit über Geräte mit<br />
Tracking-Technologie verfügen, wünschen sich<br />
74 Prozent mehr solcher Funktionalitäten (für<br />
Geräte, Fahrzeuge oder Güter).<br />
Tracking-Technologie wird als wichtige Verbesserungsmöglichkeit<br />
angesehen, wobei 91 Prozent<br />
glauben, dass sie pünktliche Lieferungen<br />
gewährleistet und Kunden auf dem Laufenden<br />
hält. Darüber hinaus fühlen sich 80 Prozent<br />
sicherer, wenn sie wissen, dass hochwertige<br />
Waren getrackt werden, und 78 Prozent sind der<br />
Überzeugung, dass das Tracking der Lieferfahrzeuge<br />
die Sicherheit der Fahrer erhöht.<br />
„Mobile Technologie ist das Herzstück der T&L-<br />
Branche, die danach strebt, neue Meilensteine<br />
in Sachen Liefergeschwindigkeit, Zuverlässigkeit<br />
und Kundenzufriedenheit zu setzen“,<br />
ergänzt Stefan Mennecke.<br />
„Die Implementierung von Lösungen wie der<br />
SOTI ONE Plattform ist für den Erfolg von<br />
Transport- und Logistik-Dienstleistern von<br />
entscheidender Bedeutung. Durch die Bereitstellung<br />
von Echtzeit-Transparenz, starker<br />
Sicherheitsfunktionen und Tracking-Technologie<br />
kann SOTI der Branche umfassend dabei<br />
helfen, die notwendige Dynamik zu erreichen,<br />
um die betriebliche Effizienz und Sicherheit zu<br />
verbessern sowie die Mitarbeiterbindung durch<br />
reduzierten Arbeitsstress zu fördern.“<br />
Methodologie<br />
SOTI führte seine Untersuchung im Mai und<br />
Juni <strong>2024</strong> in 10 Ländern durch. Die Ergebnisse<br />
basieren auf 1.700 Online-Interviews<br />
mit Personen ab 18 Jahren, die als T&L-Fahrer<br />
oder Lagermitarbeiter in Unternehmen mit 50<br />
oder mehr Angestellten tätig sind. Die nationale<br />
Aufteilung der befragten Personen war wie folgt:<br />
USA (300), Kanada (200), Großbritannien (300),<br />
Deutschland (100), Frankreich (200), die Niederlande<br />
(200), Schweden (100), Mexiko (100),<br />
Australien (100) und Japan (100).<br />
(RED)<br />
SOTI<br />
SOTI ist ein innovativer und branchenführender<br />
Anbieter intelligenter, schneller,<br />
und zuverlässiger Enterprise-Mobility-<br />
Lösungen für Unternehmen. Mit dem<br />
innovativen Lösungsportfolio von SOTI können<br />
Unternehmen ihre mobilen Prozesse<br />
rationalisieren, ihren ROI maximieren sowie<br />
Geräteausfallzeiten reduzieren. Mit mehr<br />
als 17.000 Kunden weltweit hat sich SOTI<br />
als zuverlässiger Anbieter mobiler Plattformen<br />
für die Verwaltung, Sicherung und<br />
Unterstützung geschäftskritischer Geräte<br />
bewährt. Mit dem hervorragenden Support<br />
von SOTI können Unternehmen die Möglichkeiten<br />
ihrer mobilen Geräteflotte voll<br />
ausschöpfen. Informationen unter:<br />
www.soti.net
#futureofretail<br />
Der Kongress<br />
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Technology<br />
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1<br />
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21. NOVEMBER<br />
<strong>2024</strong><br />
THIRTY FIVE, WIEN
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S32<br />
Transport & Logistik<br />
Diese 7 Trends<br />
bestimmen das Yard<br />
Management 2025<br />
Yard Management wird vielerorts nicht mehr<br />
als Randdisziplin neben Lagerverwaltung<br />
und Transportmanagement betrachtet. Die<br />
Chancen einer digitalen Hoflogistik geraten<br />
vermehrt ins Blickfeld. Von Automatisierung<br />
über clevere Web Apps bis zu KI.<br />
MICHAEL RÖLLI<br />
Von Automatisierung<br />
über<br />
clevere Web<br />
Apps bis zu KI.<br />
Diese sieben Trends sind die<br />
Game-Changer 2025.<br />
1. Transparenz von A bis Z<br />
Die Basis des Yard Managements<br />
ist es, Waren-, Transportmittel-<br />
und Informationsflüsse in<br />
Einklang zu bringen – nicht nur, aber<br />
vor allem auf dem Werksgelände. Dafür müssen<br />
alle Buchungen zwischen allen Systemen<br />
synchronisiert und aktuell gehalten werden.<br />
Das Lagerverwaltungs- und das Transportmanagementsystem<br />
sollten daher eng mit<br />
einer dezidierten Yard-Management-Lösung<br />
gekoppelt sein. Auf diese Weise lassen sich<br />
auf Basis der entsprechenden System-Events<br />
Folgeprozesse anstoßen und Informationen<br />
unmittelbar weitergeben. Informationsbarrieren<br />
werden abgebaut und der Güterfluss optimal<br />
mit technischen Hilfsmitteln geplant, gesteuert<br />
und überwacht. Mit einer systemischen Abbildung<br />
der Abläufe sind diese von Anfang bis<br />
Ende transparent und standardisiert – auch<br />
standortübergreifend.<br />
2. Automatisierung und IoT<br />
Mittels Yard-Management-System lassen sich<br />
die Abläufe automatisiert abbilden. Selbst kleine<br />
Automatisierungen im Yard führen bereits<br />
zu enormen Zeit- und Kosteneinsparungen.<br />
Unternehmen sollten bei der Automatisierung<br />
step-by-step vorgehen. Ein Blick auf die Hardwareperipherie<br />
gibt Aufschluss: Welche der<br />
Geräte sind bereits Internet of Things (IoT)-fähig<br />
oder können es noch werden? Denn Yard-<br />
Management-Systeme können z. B. IoT-fähige<br />
Schranken, Terminals, Kennzeichenkameras<br />
oder Lkw-Waagen ansteuern und dadurch viele<br />
Prozesse automatisieren.<br />
3. Web Apps für LKW-Check-in<br />
Ein noch fortschrittlicheres Beispiel für gelungene<br />
Digitalisierung: Die Anmeldung der<br />
LKW-Fahrer:innen an der Pforte ist auch<br />
kontaktlos möglich – ohne Pförtner:in, ohne<br />
Aussteigen. Dies gelingt durch den Einsatz<br />
sogenannter Progressive Web Apps (PWA), die<br />
Teil der Yard-Management-Lösung sind. Diese<br />
können ohne vorherigen Download auf mobilen<br />
Endgeräten im Browser aufgerufen werden. Ein<br />
großer Vorteil? Wartezeiten werden reduziert,<br />
Sprachbarrieren wird entgegengewirkt und die<br />
Sicherheit mittels Routing und digitaler Sicherheitsbelehrung<br />
erhöht. Der hardwarelose Self-<br />
Check-in bzw. -Check-out reduziert Aufwand,<br />
Zettelwirtschaft, Durchlaufzeiten und Kosten<br />
und schafft ein hohes Maß an Transparenz,<br />
Prozesssicherheit und -effizienz.<br />
4. Eigene Web Apps dank No-Codeund<br />
Low-Code-Technologien<br />
Web Apps helfen dabei, papierbasierte Routineabläufe<br />
wie das Abhaken von Check- und<br />
Prüflisten zu digitalisieren und auswertbar zu<br />
machen. In professionellen Yard-Management-<br />
Systemen können Unternehmen Web Apps<br />
selbst „programmieren“. Möglich machen<br />
dies integrierte No-Code- bzw. Low-Code-<br />
App-Editoren. No- bzw. Low-Code bezeichnet<br />
eine Technologie, mit der man praktisch<br />
ohne Programmierkenntnisse eigene Softwareanwendungen<br />
kreieren kann. Dadurch<br />
sind Unternehmen in der Lage, selbst jegliche<br />
Anforderungen innerhalb kürzester Zeit abzubilden<br />
und in die Yard-Management-Lösungen<br />
zu integrieren.
5. Mittels Tracking remote<br />
Prozesse optimieren<br />
Dass immer mehr Yard-Prozesse digitalisiert<br />
und automatisiert sind, kommt natürlich auch<br />
dem Leitstand zugute. Ein smartes Yard Management<br />
bietet den Mitarbeitenden im Alltag<br />
auch durch ein gezieltes Tracking entscheidende<br />
Vorteile. Der Leitstand kann mittels<br />
ETA-Prognosen selbst aus größerer Entfernung<br />
Abweichungen feststellen und korrigierend in<br />
laufende Prozesse eingreifen. Basierend auf<br />
Informationen aus Prozess und IoT-Sensorik ist<br />
es möglich, Rückschlüsse auf die Qualität der<br />
Planung zu ziehen. Informationen aus LKW-<br />
Telematik-Systemen, aber auch aus integrierten<br />
Systemen, sind die Basis für eine leistungsfähige<br />
Ladestellensteuerung und die Durchlaufund<br />
Auslastungsoptimierung auf dem Werksgelände.<br />
6. KI und Machine Learning<br />
machen Datenberge auswertbar<br />
Die im Laufe eines digitalen Yard-Prozesses<br />
erzeugten Informationen bieten erhebliche<br />
Potenziale zur Datenanalyse. Um diese Daten<br />
faktenbasiert auswerten zu können, bietet sich<br />
der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und<br />
Machine Learning (ML) an. Für die Planungssicherheit<br />
würde dies konkrete Vorhersagen<br />
bedeuten, eine Berechnung von Be- und Entladezeiten<br />
für die Zukunft anstelle von Vermutungen<br />
oder Schätzungen.<br />
Der Einsatz von KI-Systemen verspricht neue<br />
Potenziale, die Produktivität und Effizienz zu<br />
erhöhen und Kosten zu reduzieren. Hier gilt es<br />
auch festzuhalten, dass KI-Systeme keinesfalls<br />
die berufliche Existenz von Mitarbeitenden bedrohen.<br />
Vielmehr helfen sie ihnen, die komplexen<br />
Herausforderungen der Hoflogistik zu lösen.<br />
KI-Algorithmen helfen vor allem dort, wo täglich<br />
mehrere hundert oder tausend Transporttransaktionen<br />
erfolgen. Denn diese Anforderungen<br />
gehen weit über das menschliche Planungsvermögen<br />
hinaus. Eine Vernetzung von Yard Management<br />
und KI ermöglicht Anwender:innen<br />
Simulationen, mit denen sie sogar mehrere Tage<br />
in die Zukunft planen können.<br />
7. KPIs klar definieren und Daten nutzen<br />
Insbesondere im Bereich Slot- und Yard-<br />
Management gibt es unterschiedliche KPIs, um<br />
strategische Ziele in puncto Wachstum und der<br />
Senkung von Prozesskosten zu messen:<br />
• Anzahl gebuchter Slots pro Be- oder<br />
Entlade-Ressource je Materialgruppe<br />
• Pünktlichkeit der LKW-Fahrer:innen je<br />
Spediteur / Lieferant und logistischer Disziplin<br />
• Zeit je Aktivität (z. B.: Check-In, Wartezeit bis<br />
Abruf, Be- und Entladezeit, Verwiegung, etc.)<br />
• Durchlaufzeit von Ankunft bis Abfahrt<br />
• Statistik je Fahrer:in und logistischer Disziplin<br />
Durch gezielte Messung und Analyse jener KPIs<br />
können Unternehmen:<br />
• Personal- und Ressourcenplanung in der<br />
Be- und Entladung optimieren<br />
• Performance von Lieferanten, Spediteuren für<br />
Qualitätsgespräche Verhandlungen messen<br />
• Mögliche Standgelder bewerten und<br />
validieren<br />
• Auslastungsspitzen je nach Tor<br />
optimieren und verteilen<br />
• Durchlaufzeiten messen und reduzieren<br />
Michael Rölli verfügt über eine mehr als<br />
zehnjährige Expertise im Bereich Digital<br />
Logistics. Zuvor bei SAP tätig, wechselte er<br />
2019 zum SAP-Logistik- und Lösungspartner<br />
leogistics GmbH. Seit 2023 treibt er das<br />
Wachstum der leogistics-Ausgründung<br />
myleo / dsc (leoquantum GmbH) voran. Bei<br />
myleo / dsc fungiert er als Vice President<br />
Customer Management. myleo / dsc ist<br />
eine Software-as-a-Service-Plattform, mit<br />
der Anwender ihre Supply Chain-Prozesse<br />
End-2-End managen können.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S34<br />
Transport & Logistik<br />
Die Truck Driver<br />
Appreciation Week:<br />
Wer sind die Helden der<br />
europäischen Logistik?<br />
Allein im Jahr 2023 transportierten Lkw-<br />
Fahrer in der EU-Güter mit einem Gesamtgewicht<br />
von 13,2 Milliarden Tonnen. Diese<br />
Zahl unterstreicht die entscheidende Rolle,<br />
die Lkw-Fahrer für den täglichen reibungslosen<br />
Ablauf der internationalen Lieferkette<br />
spielen. REDAKTION<br />
Die Truck Driver Appreciation Week,<br />
die vom 15. bis 21. September stattfindet,<br />
bietet die Gelegenheit, die<br />
Bedeutung der Fahrer in der modernen<br />
Wirtschaft und die Verantwortung, die sie<br />
tragen, anzuerkennen.<br />
Die Truck Driver Appreciation Week ist eine<br />
Tradition, die 1998 in den USA von der<br />
American Trucking Association ins Leben<br />
gerufen wurde. An der Initiative beteiligten sich<br />
sowohl Vertreter der Regierung, die an einer<br />
offiziellen Zeremonie in Washington<br />
teilnahmen, als auch private Einrichtungen im<br />
ganzen Land, die den Fahrern kostenlose<br />
Mahlzeiten und Gelegenheiten zum Duschen<br />
anboten. Diese Woche der Anerkennung<br />
gewinnt auch in Europa an Popularität.<br />
Der Fachkräftemangel bei Lkw-Fahrern<br />
In Europa, wo fast 80 % der Waren über den<br />
Landweg transportiert werden, fehlen über<br />
230.000 Lkw-Fahrer. Prognosen zufolge wird<br />
sich dieses Defizit in den kommenden Jahren<br />
noch deutlich verschärfen. Bis 2028 wird mit<br />
weltweit etwa 7 Millionen offenen Stellen<br />
gerechnet, davon 745.000 in Europa, wie aus<br />
einem Bericht der International Road Transport<br />
Union (IRU) hervorgeht. Diese Situation hat<br />
bereits schwerwiegende Folgen. Da Logistikunternehmen<br />
weltweit Schwierigkeiten haben,<br />
qualifizierte Fahrer zu finden, können viele ihre<br />
Geschäftstätigkeit nicht ausweiten und<br />
verlieren Kunden und Einnahmen. Der Fahrermangel<br />
ist zum Teil auf Altersbeschränkungen<br />
und hohe Einstiegskosten in den Beruf zurückzuführen,<br />
die angehende Berufskraftfahrer<br />
tragen müssen.<br />
„Leider gibt es keinen reibungslosen Übergang<br />
direkt nach der Schule auf den Fahrersitz. In<br />
vielen Ländern liegt das Mindestalter für den<br />
Beruf des Lkw-Fahrers zwischen 21 und 22<br />
Jahren. Diese jungen Menschen müssen auch<br />
die Kosten für Ausbildung, Lizenzen und Versicherungen<br />
tragen. Solche Summen können<br />
oft unerschwinglich sein und sie effektiv davon<br />
abhalten, den Beruf zu ergreifen“, erklärt Olivier<br />
Gonon, Director of Capacity for Europe bei C.H.<br />
Robinson.
Arbeitsalltag und Lebensstil<br />
Die Herausforderungen im Zusammenhang mit<br />
dem Fachkräftemangel bei Berufskraftfahrern<br />
bestehen nicht nur darin, die richtigen Mitarbeiter<br />
zu finden und einzustellen, sondern auch<br />
darin, sie zu halten.<br />
„Die Entscheidung, als Berufskraftfahrer<br />
zu arbeiten, ist nicht nur eine<br />
Berufswahl, sondern auch eine<br />
Entscheidung für einen<br />
bestimmten Lebensstil.<br />
Dieser Beruf ist für Menschen<br />
geeignet, denen<br />
lange Fahrten und die damit<br />
verbundenen Schwierigkeiten,<br />
wie die häufig damit<br />
verbundene Trennung von der<br />
Familie, nichts ausmachen. Nicht<br />
jeder kann mit diesen Bedingungen<br />
über einen längeren Zeitraum zurechtkommen“,<br />
sagt Olivier Gonon.<br />
Aufgrund der Art ihrer Tätigkeit, die vorrangig<br />
sitzend ausgeführt wird, sind Lkw-Fahrer<br />
anfällig für viele gesundheitliche Probleme. So<br />
leiden sie beispielsweise doppelt so häufig an<br />
Diabetes wie Menschen außerhalb der Branche.<br />
Lkw-Fahrer haben auch eine fast 40 % höhere<br />
Adipositasrate als die allgemeine Bevölkerung.<br />
Diese Berufsgruppe hat häufig mit Schlafstörungen<br />
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu<br />
kämpfen. Außerdem ist es für sie nicht einfach,<br />
eine angemessene und schnelle Diagnose zu<br />
erhalten, denn unregelmäßige Arbeitszeiten<br />
erschweren es ihnen oft, Termine<br />
bei Fachärzten zu vereinbaren.<br />
Arbeitgeber sollten darauf<br />
Rücksicht nehmen, zum Beispiel<br />
indem sie eine zusätzliche<br />
Krankenversicherung als<br />
Lohnzusatzleistung anbieten<br />
und so für das Wohlergehen<br />
ihrer Mitarbeiter sorgen. Die<br />
Verbesserung der Lebensqualität<br />
von Berufskraftfahrern ist von entscheidender<br />
Bedeutung, um die derzeit<br />
in dieser Branche Tätigen zum Verbleib zu<br />
ermutigen und neue Mitarbeiter zu gewinnen.<br />
Dies ist eine wichtige Aufgabe angesichts des<br />
zunehmenden Mangels an diesen Fachkräften<br />
in Europa und weltweit.<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S36<br />
Transport & Logistik<br />
Christopher Müller<br />
steigt in Geschäftsführung<br />
von Müller<br />
Transporte ein<br />
Christopher Müller, anerkannter Transportund<br />
Logistik-Experte, tritt mit 1. Jänner 2025<br />
als Gesellschafter & Co-Geschäftsführer in das<br />
Traditionsunternehmen Müller Transporte ein.<br />
REDAKTION<br />
Bereits 1959 als Familienunternehmen<br />
gegründet, gehört Müller Transporte<br />
heute mit über 700 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern zu den führenden<br />
Transportunternehmen und Logistikanbietern<br />
Österreichs. Christopher Müller steigt nun in<br />
dritter Generation der Familie Müller in die<br />
Geschäftsführung und ebenso als Gesellschafter<br />
ins Unternehmen ein. Sein Vater, Peter<br />
Müller, leitete bis 2016 das Unternehmen<br />
gemeinsam mit Langzeit-Geschäftsführer<br />
Fritz Müller.<br />
Christopher Müller studierte Rechtswissenschaften<br />
an der Universität Wien mit Schwerpunkt<br />
Wirtschafts- und Steuerrecht. Seine<br />
beruflichen Anfänge machte er bereits im<br />
Familienunternehmen, in das er nun zurückkehrt.<br />
Ganz der Familientradition entsprechend,<br />
war er bei Müller Transporte auch selbst als<br />
LKW-Fahrer und Disponent tätig.<br />
Zuletzt war Christopher Müller fast 15 Jahre<br />
lang in verschiedenen leitenden Management-<br />
Funktionen bei international tätigen Logistikunternehmen<br />
im In- und Ausland beschäftigt.<br />
Zuletzt verantwortete er als Vorstand eines<br />
deutschen Logistikunternehmens den<br />
europäischen Kontraktlogistikbereich.<br />
CHRISTOPHER MÜL<strong>LE</strong>R<br />
Christopher Müller: „Es ist ein besonderes<br />
Gefühl, wenn man nach so vielen Jahren,<br />
wieder in jenes Unternehmen zurückkehrt, mit<br />
dem man in seiner Kindheit und in der Familie<br />
aufgewachsen ist. Die Transportwirtschaft und<br />
die internationale Logistikbranche haben mein<br />
gesamtes Berufsleben geprägt.
Ich hatte dabei das Glück, in großartigen<br />
Organisationen arbeiten und lernen zu<br />
dürfen. Jetzt werde ich die Management- und<br />
Branchen-Erfahrungen, die ich in den letzten<br />
15 Jahren sammeln konnte, mit viel Freude bei<br />
Müller Transporte einbringen.“<br />
Der Perchtoldsdorfer (Bez. Mödling/NÖ) ist verheiratet<br />
und Vater zweier Kinder. Er übernimmt<br />
ab 1. Jänner 2025, gemeinsam mit Fritz Müller,<br />
die Funktion des Co-CEOs des familiengeführten<br />
Unternehmens, das seit 2022 mehrheitlich<br />
zum europäischen Infrastruktur-Fonds „Cube<br />
Infrastructure“ gehört.<br />
Geschäftsführender Gesellschafter Fritz Müller:<br />
„Es freut mich besonders, dass Christopher nach<br />
mehreren Stationen und einer beeindruckenden<br />
Karriere in der internationalen Logistikwirtschaft,<br />
nun in unser Unternehmen und nach<br />
Wiener Neudorf zurückkehrt. Müller Tranporte<br />
wird damit nicht nur in dritter Generation<br />
von einem Familienmitglied geführt, sondern<br />
gewinnt unabhängig davon, einen erfahrenen<br />
und branchenweit anerkannten Top-Experten<br />
für seine Geschäftsführung. Davon profitieren<br />
unsere Kunden und das Unternehmen. Gemeinsam<br />
werden wir das Wachstum die Zukunft von<br />
Müller Transporte gestalten.“ (RED)<br />
Müller Transporte<br />
Müller Transporte zählt zu Österreichs führenden<br />
Transportunternehmen im Bereich<br />
temperaturgeführte Ladungen und wurde<br />
1959 gegründet. Das Unternehmen hat<br />
seinen Hauptsitz in Wiener Neudorf (NÖ)<br />
am Stadtrand von Wien.<br />
An seinen sechs Firmenstandorten in<br />
Österreich und dem benachbarten Ausland<br />
beschäftigt das Unternehmen 700 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Müller Transporte<br />
trägt seit über 60 Jahren täglich zum<br />
reibungslosen Ablauf im Wirtschaftsleben<br />
und zur Verfügbarkeit von Waren bei.<br />
Transportiert werden vorwiegend<br />
Lebensmittel, Obst und Gemüse sowie<br />
Pharmaprodukte, bei denen eine temperierte<br />
Lagerung sowie Genauigkeit und Hygiene<br />
auf dem Transportweg für Hersteller<br />
und Endverbraucher entscheidend sind.<br />
Müller Transporte zählt bei temperaturgeführten<br />
Transporten zu den leistungsstärksten<br />
Logistik-Dienstleistern in<br />
Zentraleuropa und verfügt über eigene<br />
Kühl- und Lagerhallen.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S38<br />
Transport & Logistik<br />
MOSOLF Gruppe<br />
übernimmt Transport<br />
Overseas Group<br />
Die MOSOLF Gruppe gehört zu den führenden<br />
Systemdienstleistern der Automobilindustrie<br />
in Europa und die beiden Unternehmen<br />
ergänzen sich perfekt für die Entwicklung von<br />
kompletten Supply Chain Lösungen aus einer<br />
Hand. REDAKTION<br />
Seit dem 01. Januar <strong>2024</strong> firmieren die<br />
Hafenstandorte Wilhelmshaven und<br />
Cuxhaven sowie das dazugehörige<br />
CarCenter Zeebrugge und das<br />
Vertriebsbüro in Schanghai unter dem Namen<br />
MOSOLF Port Logistics & Services GmbH (MPLS).<br />
Aufgrund wachsender Importvolumina, daraus<br />
resultierender Nachfrage von Hafenflächen und<br />
neuer OEMs wurde diese Gesellschaft Anfang<br />
des Jahres gegründet. Im Zuge der weiteren<br />
Wachstumsstrategie übernimmt die MPLS<br />
– zum Jahreswechsel 2025 – die Transport<br />
Overseas Group GmbH (TO Group) zu 100 Prozent,<br />
inklusive der Standorte in Belgien, Spanien,<br />
Polen und den Vereinigten Arabischen Emiraten.<br />
Tim Oltmann, CEO der Transport Overseas Group<br />
und Dr. Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender der<br />
MOSOLF Gruppe sind fest davon überzeugt,<br />
dass die Transaktion ein voller Erfolg wird.<br />
„Wir ergänzen uns perfekt! Jede Gruppe hat die<br />
Puzzleteile, die der anderen bis dato fehlen. Die<br />
MOSOLF Gruppe bringt mit u. a. 800 eigenen<br />
Fahrzeugtransportern, über 60 Spezial-Lkws für<br />
High&Heavy sowie Ro/Ro-Terminals schlagkräftige<br />
Assets ein, die TO Group hat die<br />
direkten Zugänge zu den Reedereien, OEMs und<br />
weiteren Kunden aus dem Breakbulk-, Project<br />
Cargo- und Ro/Ro-Segment für globale<br />
Verschiffungen“, erzählt Oltmann.<br />
Für Dr. Jörg Mosolf ist das ein weiterer wichtiger<br />
Meilenstein für die Zukunft und ergänzt:<br />
„Wir freuen uns, dass wir die TO Group mit ihrem<br />
speziellen Branchen-Know-how übernehmen<br />
werden und wir unseren Kunden nachhaltig und<br />
vor allem langfristig komplette Supply Chain<br />
Lösungen aus einer Hand anbieten können.<br />
Im nordeuropäischen Raum ist dies meines Erachtens<br />
einzigartig und wird dem OEM-Bereich<br />
neue strategische und logistische Optionen<br />
aufzeigen.“<br />
Christian Weber, Geschäftsführer der TO<br />
Group, wird neben Steffen Klatte das Duo der<br />
MPLS-Geschäftsführung komplettieren. Er sieht<br />
in der Übernahme eine perfekte strategische<br />
Ergänzung, da die beiden Unternehmen in ihrer<br />
Ausrichtung und ihren Werten hervorragend<br />
harmonieren. „Beide Firmen arbeiteten in der<br />
Vergangenheit bereits intensiv international<br />
zusammen. Von daher kennen wir unsere<br />
Stärken, Synergieeffekte und Wachstumspotenziale“,<br />
so Weber.<br />
Steffen Klatte, Geschäftsführer der MPLS, ergänzt:<br />
„Ich kann dem nur zustimmen. Mit der<br />
Übernahme der Transport Overseas Group,<br />
werden wir unsere Position am Markt weiter<br />
stärken und für unsere Kunden noch attraktiver<br />
und leistungsfähiger werden.“<br />
Abschließend fügt Steffen Klatte hinzu: „Diese<br />
Übernahme markiert einen bedeutenden Schritt<br />
in unserer Wachstumsstrategie, der sowohl<br />
unsere Wettbewerbsfähigkeit als auch unseren<br />
Service auf ein neues Niveau heben wird.“<br />
Die MOSOLF Gruppe gehört zu den führenden<br />
Systemdienstleistern der Automobilindustrie in<br />
Europa. Zum Leistungsspektrum des 1955<br />
gegründeten Familienunternehmens mit<br />
Hauptsitz in Kirchheim unter Teck gehören<br />
maßgeschneiderte Logistik-, Technik- und Servicelösungen,<br />
die mithilfe eines europaweiten<br />
Standort-Netzwerks sowie einer multimodalen<br />
Verkehrsträgerflotte realisiert werden. Dabei<br />
legt MOSOLF einen klaren Fokus auf nachhaltigere<br />
Transportkonzepte, um emissionsärmere<br />
Transportdienstleistungen anzubieten.
Dr. Jörg Mosolf (vorne links), Vorstandsvorsitzender der MOSOLF Gruppe, Steffen Klatte (hinten links),<br />
Geschäftsführer der MOSOLF Port Logistics & Services GmbH, Tim Oltmann (vorne rechts), CEO der Transport<br />
Overseas Group GmbH, und Christian Weber (hinten rechts), Geschäftsführer der Transport Overseas Group<br />
GmbH, bei der Übernahme-Unterschrift.<br />
Das Leistungsspektrum der MOSOLF Gruppe<br />
deckt die gesamte Wertschöpfungskette der<br />
Automobillogistik ab: vom Bandende bis zum<br />
Handel bzw. Endkunden. Neben dem Transport<br />
von Fahrzeugen (Pkw, leichte und schwere<br />
Nutzfahrzeuge) gehören Releasing Agent<br />
Dienstleistungen, Werkstattdienste, Sonderfahrzeugbau,<br />
Industrielackierungen, Mobilitätsdienstleistungen<br />
und die Erbringung von<br />
Dienstleistungen beim Automobilhandel vor Ort<br />
zum Portfolio.<br />
Mit drei Hafenstandorten kann MOSOLF ebenso<br />
eine breite Auswahl an Hafendienstleistungen<br />
und Anbindungen zu Short-Sea-Destinations<br />
als auch weltweiten Zielen anbieten.<br />
MOSOLF bietet in diesem Rahmen ganzheitliche<br />
und kundenorientierte Lösungen für die Automobilindustrie,<br />
Flottenbetreiber und Händler<br />
aus einer Hand an und bildet dabei auch<br />
den dazugehörigen Datenfluss über<br />
moderne und innovative Digitalisierungslösungen<br />
ab. Durch die agile Entwicklung<br />
eigener, KI-gestützter Webanwendungen und<br />
Prozess-Automatisierungen erhöht MOSOLF<br />
nachhaltig die Effizienz und Datenqualität in all<br />
ihren Geschäftsbereichen.<br />
Kunden haben die Möglichkeit über MOSOLF‘s<br />
digitale Plattform MYOUR zu interagieren und<br />
absolute Transparenz über den gesamten Fahrzeugprozess<br />
hinweg zu erhalten, um so intuitiv<br />
für Inventory-Reduzierung und Beschleunigung<br />
des Cash-to-Cash-Cycles zu sorgen. Seit 2023<br />
setzt MOSOLF zudem auf digitale Frachtbriefe<br />
basierend auf der fälschungssicheren Blockchain-Technologie<br />
und schafft dadurch einen<br />
sicheren, papierfreien Prozess.<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S40<br />
Die Geschäftsleitung der<br />
WAGNER Group GmbH: Dipl.-<br />
Ing. Steffen Springer, Dipl.-Ing.<br />
Torsten Wagner und Unternehmensgründer<br />
Dipl.-Ing. Werner<br />
Wagner (v. l.)<br />
©WAGNER Group GmbH<br />
Transport & Logistik<br />
Kontinuierliches<br />
Wachstum beim Brandschutzspezialisten<br />
WAGNER<br />
Das Familienunternehmen, das bereits auf<br />
eine 48-jährige Geschichte zurückblicken<br />
kann, wächst seit Jahren kontinuierlich und<br />
beschäftigt gegenwärtig rund 800 Mitarbeitende<br />
weltweit, davon 120 außerhalb<br />
Deutschlands. REDAKTION<br />
gangenen Fiskaljahr erreicht. Damit konnte das<br />
Unternehmen die aktuellen marktwirtschaftlichen<br />
Herausforderungen – hohe Inflation, steigende<br />
Energiekosten und weiterhin bestehende<br />
Marktunsicherheiten – durch eine gezielte<br />
Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen<br />
meistern und seine Marktposition<br />
erfolgreich behaupten und weiter ausbauen.<br />
Ein wesentlicher Treiber der positiven Unternehmensentwicklung<br />
ist die Internationalisierung,<br />
die WAGNER strategisch und konsequent<br />
verfolgt. Aktuell beträgt die Exportquote rund<br />
50%, Tendenz steigend. Die wichtigsten Exportnationen<br />
für WAGNER sind derzeit das Vereinigte<br />
Königreich, Österreich, die USA sowie Indien.<br />
Im Geschäftsjahr 2023/24 hat WAGNER zwei<br />
neue Tochtergesellschaften gegründet:<br />
Die WAGNER Fire Safety India sowie die<br />
WAGNER Fire Safety DMCC in Dubai erschließen<br />
mit ganzheitlichen Brandschutzlösungen die<br />
lokalen Märkte. In Indien sind bereits jetzt erste<br />
Markterfolge zu verzeichnen.<br />
Erneut kann die WAGNER Unternehmensgruppe<br />
mit Sitz in Langenhagen<br />
bei Hannover ein erfreuliches Unternehmenswachstum<br />
verzeichnen. Mit<br />
einer konsolidierten Gesamtleistung der Gruppe<br />
von 138 Mio. EUR hat das Unternehmen im<br />
Geschäftsjahr 2023/24 ein Wachstum von 14,8<br />
Mio. EUR bzw. 12,0% gegenüber dem vorange-<br />
Die Ergebnisse zeigen ferner, dass WAGNER in<br />
der Region Europa mit dem Kernmarkt Deutschland<br />
weiterhin auf Wachstumskurs ist. In den<br />
fokussierten Marktsegmenten hat sich insbesondere<br />
der Bereich Brandschutz für den Schienenverkehr<br />
sehr positiv entwickelt.<br />
Dank eigener Forschung und Entwicklung im<br />
Headquarter in Langenhagen konnte WAGNER<br />
seine Technologie- und Innovationsführerschaft<br />
in den Bereichen Branderkennung und
Brandvermeidung weiter behaupten. Neben den<br />
mehr als 700 erteilten Patenten belegen diverse<br />
internationale Auszeichnungen und Zertifizierungen,<br />
dass das Unternehmen innovative,<br />
zukunftsweisende Technologien mit hohen<br />
Qualitätsstandards bietet.<br />
Dabei richtet sich der Blick im Unternehmen<br />
auch auf neue Anforderungen durch die zunehmende<br />
Digitalisierung in Wirtschaft und<br />
Gesellschaft. Mit einem systematischen und<br />
prozessorientierten Managementsystem für die<br />
eigene Informationssicherheit sorgt WAGNER<br />
beispielsweise auch für Cybersicherheit –<br />
und wurde kürzlich nach ISO 27001 zertifiziert.<br />
Unternehmensgründer und Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Werner Wagner ist stolz auf die<br />
kontinuierlich erfolgreiche Entwicklung der<br />
Unternehmensgruppe: „Mit unserem erfolgreichen<br />
Team sowohl im Headquarter als auch in<br />
den Tochtergesellschaften haben wir auch im<br />
vergangenen Geschäftsjahr unsere im Rahmen<br />
unserer Unternehmensstrategie WAGNER.2026<br />
gesteckten Ziele erreicht.<br />
Wir haben erneut bewiesen, dass wir mit der<br />
besseren Lösung im Brandschutz und unseren<br />
strategischen Zielsetzungen die richtigen<br />
Weichen für unsere erfolgreiche Zukunft<br />
gestellt haben. Dies belegen auch die zahlreichen<br />
Prämierungen, die wir erhalten<br />
haben: Von den Auszeichnungen als<br />
Arbeitgeber der Zukunft und als TOP100-<br />
Innovator über die Nominierung für den<br />
Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis bis<br />
zu produktspezifischen Awards wie dem FeuerTrutz-Award<br />
oder dem Fire India Award. Wir<br />
freuen uns, dass wir mit unseren Tochtergesellschaften<br />
in Polen und den USA ihr 15-<br />
bzw. 10-jähriges Bestehen feiern konnten. Für<br />
die hervorragende Teamleistung danke ich persönlich<br />
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
an unseren 23 Standorten weltweit.“ (RED)<br />
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MIT <strong>LOGISTIK</strong>-OUTSOURCING VON LOGSERV.<br />
Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche<br />
Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger<br />
denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik<br />
sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben.<br />
Kontrakt- und Projektlogistik<br />
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Logistik in Bewegung.
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S42<br />
Die Vorstände v.l.n.r. Alois Höfler,<br />
Alexander Sobota, Michael<br />
Krainthaler und Herbert Traxler<br />
verantworten LKW WALTER.<br />
© WALTER GROUP<br />
Transport & Logistik<br />
LKW WALTER feiert<br />
100-jähriges Jubiläum<br />
Das österreichische Familienunternehmen<br />
LKW WALTER feiert sein 100-jähriges<br />
Bestehen und blickt auf ein ganzes<br />
Jahrhundert der Erfolgsgeschichte zurück.<br />
Mit einem starken Fokus auf Innovation und<br />
Nachhaltigkeit hat sich das Unternehmen als<br />
wegweisender Akteur in der europäischen<br />
Transport- und Logistikbranche etabliert.<br />
REDAKTION<br />
Das Unternehmen LKW WALTER, eine<br />
Tochtergesellschaft der österreichischen<br />
WALTER GROUP mit<br />
Standorten in Wiener Neudorf und<br />
Kufstein, zählt mit mehr als 8.000 Komplettladungen<br />
(FTL) täglich auf der Straße und im<br />
Kombinierten Verkehr zu den führenden<br />
Unternehmen der europäischen Transportbranche.<br />
Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem<br />
Transport von Gütern aus der Konsumgüter-,<br />
Holz- und Papier-, Chemie-, Metall-, Automobil-<br />
und Elektronikindustrie. LKW WALTER<br />
verbindet Europas wichtigste Wirtschaftszentren<br />
miteinander und gewährleistet somit<br />
die intrakontinentale Versorgung.<br />
100 Jahre Jubiläum – LKW WALTER feiert das<br />
Gestern und gestaltet das Morgen<br />
Was 1924 als kleines Ein-Mann-Speditionsbüro<br />
in Wien begann, hat sich zu einem<br />
Unternehmen mit über 1.650 Mitarbeiter aus<br />
über 40 Nationen entwickelt. Von der<br />
kulturellen Diversität profitieren nicht nur die<br />
Kunden, sondern auch die offene, dynamische<br />
Unternehmenskultur, die unter anderem von<br />
Great Place to Work ausgezeichnet wurde. Das<br />
Jubiläum wird gemeinsam mit den Mitarbeitern<br />
gebührend gefeiert.
Anfangs etablierte sich das Unternehmen als<br />
Spezialist für Sammelladungstransporte. Knapp<br />
30 Jahre später folgte der erste internationale<br />
Transport nach Italien, welcher wiederum den<br />
internationalen Wachstumskurs einläutete.<br />
Im Jahr 1984 startete das Unternehmen im<br />
Kombinierten Verkehr durch, welcher seither<br />
ein zentrales Aushängeschild seines Erfolgs<br />
darstellt. Seit der Jahrtausendwende legt LKW<br />
WALTER besonderen Wert auf digitale und agile<br />
Lösungen für moderne Herausforderungen.<br />
Über die Jahre hat LKW WALTER eine beeindruckende<br />
Entwicklung durchlaufen, stets<br />
geprägt vom Pioniergeist, der das Unternehmen<br />
bis heute charakterisiert.<br />
„Unser Erfolg basiert auf kontinuierlicher Innovation<br />
und einem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit“,<br />
sagt Herbert Traxler, Vorstandsvorsitzender<br />
bei LKW WALTER. „LKW WALTER wurde<br />
bereits im Jahr 1986 aufgrund seiner Leistungen<br />
für die heimische Wirtschaft das österreichische<br />
Staatswappen verliehen. Wir sind sehr stolz<br />
darauf, als Familienunternehmen in Österreich<br />
eine bedeutende Rolle für Wirtschaft und letztlich<br />
die Bevölkerung spielen zu dürfen.“<br />
Unsere Herzstück des Unternehmens<br />
Bei LKW WALTER spielen die Mitarbeiter*innen<br />
eine zentrale Rolle im Transformationsprozess,<br />
in dem jeder und jede einen entscheidenden<br />
Beitrag leisten kann. Das war schon vor vielen<br />
Jahren so und wird auch weiterhin so beibehalten.<br />
Denn sie sind entscheidend für den<br />
Erfolg des Unternehmens – wie beispielsweise<br />
bei der Beschreitung innovativer Wege in enger<br />
Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden und<br />
der nachhaltigen und effizienten Gestaltung der<br />
Zukunft des Transportes.<br />
Kombinierter Verkehr: Nachhaltige Lösungen<br />
Seit mehr als 40 Jahren setzt LKW WALTER auf<br />
den Kombinierten Verkehr und leistet Pionierarbeit<br />
beim Ausbau umweltschonender Transportlösungen.<br />
Durch den Einsatz von Schiene/<br />
Straße bzw. Short-Sea-Shipping erzielt LKW<br />
WALTER eine jährliche CO2-Reduktion von über<br />
329.000 Tonnen. Die Unternehmensstrategie<br />
2030 zielt darauf ab, die Transportmenge im<br />
Kombinierten Verkehr weiterhin zu steigern<br />
und den Leerkilometeranteil kontinuierlich zu<br />
senken. Die Erschließung neuer Strecken sowie<br />
kontinuierliche Investitionen unterstreichen das<br />
Engagement für Nachhaltigkeit. LKW WALTER<br />
ist überzeugt, dass der Kombinierte Verkehr<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der<br />
europäischen Klimaziele leisten kann.<br />
Abfahrt in die nächsten 100 Jahre<br />
Die vier Vorstände Herbert Traxler, Michael<br />
Krainthaler, Alois Höfler und Alexander Sobota<br />
verantworten federführend die Zukunft von<br />
LKW WALTER. Dabei bleiben Innovation und<br />
Digitalisierung zentrale Pfeiler der Unternehmensstrategie.<br />
Zu den jüngsten technologischen<br />
Fortschritten gehört etwa der digitale<br />
Frachtbrief eCMR, mit dem das wichtigste Begleitpapier<br />
für den internationalen Landtransport<br />
in ganz Europa digitalisiert wurde. Diese<br />
Lösung realisiert erhebliche Effizienzpotenziale<br />
in den Arbeitsprozessen und ersetzt bei LKW<br />
WALTER rund 1,5 Millionen Papierdokumente mit<br />
sechs Millionen Papierseiten. Für die Zukunft<br />
plant das Unternehmen bestehende Produkte,<br />
um weitere digitale Services zu ergänzen. Ein<br />
Beispiel dafür ist TruckerPoints, ein Loyalty-<br />
Programm für Fahrer, das über die Driver-App<br />
von LKW WALTER verfügbar ist. Zudem werden<br />
kontinuierliche Investitionen in Künstliche Intelligenz<br />
und Big Data die Effizienz weiter steigern.<br />
Alexander Sobota, Vorstand bei LKW WALTER<br />
fasst zusammen: „Unsere Vision ist es, die<br />
Transportbranche durch technologische Innovationen<br />
und nachhaltige Lösungen zu revolutionieren.<br />
Durch unsere digitalen Lösungen,<br />
die in der Kundenplattform CONNECT und der<br />
Transportpartnerplattform LOADS TODAY integriert<br />
sind, können zeit- und ortsunabhängig<br />
Transporte organisiert, überwacht und enorme<br />
Effizienzpotenziale erzielt werden. Mit unseren<br />
Kompetenzen in der digitalen Transformation<br />
halten wir den Schlüssel zum Erfolg der nächsten<br />
100 Jahre in der Hand.“<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S44<br />
Transport & Logistik<br />
Ausbau der E-Flotte<br />
bei Quehenberger<br />
Logistics<br />
Seit 2018 setzt Quehenberger Logistics einen<br />
Schwerpunkt auf E-Mobilität. Als Vorreiter in<br />
der Branche arbeitet das Unternehmen eng<br />
mit den Lieferanten an der Optimierung der<br />
Leistung und Praxistauglichkeit elektrobetriebener<br />
Nutzfahrzeuge.<br />
REDAKTION<br />
Mit Juli gingen drei neue E-Lkw bei<br />
Quehenberger Logistics in<br />
Betrieb. Gemeinsam mit dem<br />
Kunden dm drogerie markt wurde<br />
an einem Förderprojekt gearbeitet, welches<br />
Anfang des Jahres <strong>2024</strong> genehmigt wurde.<br />
"Wir als zukunftsorientiertes Logistikunternehmen<br />
freuen uns, gemeinsam mit unserem<br />
langjährigen Kunden dm drogerie markt diese<br />
Nachhaltigkeitsinitiative vorantreiben<br />
E-Mobilität als wesentliches<br />
Thema in der Logistik<br />
Bereits seit 2018 setzt Quehenberger Logistics<br />
einen Schwerpunkt auf E-Mobilität. Als Vorreiter<br />
in der Branche arbeitet das Unternehmen eng<br />
mit den Lieferanten an der Optimierung der<br />
Leistung und Praxistauglichkeit elektrobetriebener<br />
Nutzfahrzeuge. „Wir sehen großes Potential<br />
in der elektrisch angetriebenen Mobilität,<br />
insbesondere für die City-Logistik,“ bestätigt<br />
Christian Fürstaller, CEO und Miteigentümer von<br />
Quehenberger.
Auch die drei neuen Fahrzeuge, die seit Juli<br />
diesen Jahres den Fuhrpark ergänzen, werden in<br />
der CityLogistik eingesetzt. Dort überzeugen die<br />
Vorteile in Bezug auf emissionsfreier Belieferung<br />
und Geräuschreduzierung.<br />
„Morgens und abends wird Verkehrslärm als<br />
besonders störend empfunden. Neben dem<br />
Wegfall von Abgasen liegt hier der entscheidende<br />
Vorteil von E-Lkw, deren Geräuschemissionen<br />
um rund die Hälfte geringer sind, als bei<br />
herkömmlichen Nutzfahrzeugen“, weiß Paul<br />
Weissenberger. Wie am gemeinsamen Branding<br />
der Fahrzeuge erkennbar, sind die Fahrzeuge für<br />
den Kunden dm drogerie markt im Einsatz und<br />
sorgen für eine weitgehend emissionsfreie<br />
Belieferung der rund 100 dm-Filialen in Wien<br />
und Umgebung. „Elektroantriebe machen<br />
primär auf kurzen Distanzen Sinn, das Wiener<br />
Stadtgebiet bietet sich dafür in besonderer<br />
Weise an. Unsere innerstädtische Transportlogistik<br />
wird hier CO2-neutral und abgasfrei“,<br />
so Stefan Heiglauer, Geschäftsführer bei dm<br />
drogerie markt.<br />
Weitere Ausbaustufen des<br />
Projektes mit dm geplant<br />
Das gemeinsame Projekt mit dm soll Emissionen<br />
stark reduzieren. Daher soll bis 2025<br />
ausgehend vom Umschlagslager Wien kein<br />
Diesel-Lkw mehr eine Wiener dm Filiale<br />
anfahren. Parallel dazu wird die Distanz vom<br />
Verteilzentrum Enns zu allen Umschlagspunkten<br />
von Diesel-Kraftstoffen auf hydrierte<br />
Pflanzenöle 2 (HVO) umgestellt. Quehenberger<br />
Logistics hat sich dazu bereits mehrere<br />
Millionen Liter dieses umweltfreundlichen<br />
HVO-Kraftstoffes gesichert und verwendet<br />
diesen im täglichen Betrieb im Eigenfuhrpark.<br />
„Die Verwendung von HVO bei unseren Fahrzeugen<br />
bringt eine immense Reduzierung des<br />
CO2 Ausstoßes und eine Reduzierung von<br />
Feinstaubemissionen mit sich. Der große Vorteil<br />
liegt darin, dass dieser biogene Treibstoff ohne<br />
Umrüstung direkt als Dieselersatz in den bestehenden<br />
Fahrzeugen verwendet werden kann,“<br />
beschreibt Quehenberger-COO Klaus Hrazdira<br />
die Vorteile. „Der verbrauchte Biotreibstoff wird<br />
in dem jährlich veröffentlichtem Nachhaltigkeitsbericht<br />
von Quehenberger aufgelistet. Die<br />
Kunden sollen zukünftig die dadurch erreichten<br />
CO2 Einsparungen im System aufrufen können,“<br />
betont Klaus Hrazdira.<br />
Für 2025 setzen sich die beiden Unternehmen<br />
mit der Verdoppelung der E-Flotte sowie dem<br />
weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur an den<br />
Quehenberger Standorten ehrgeizige Ziele.<br />
Beide Unternehmen sehen sich in der Verantwortung<br />
nachhaltige Logistikkonzepte umzusetzen<br />
und damit die Umwelt zu entlasten und<br />
den sogenannten ökologischen Fußabdruck zu<br />
reduzieren. (RED)<br />
Von links: Patrick Aichinger<br />
(Bereichsmanager Logistik<br />
international, dm),<br />
Paul Weissenberger<br />
(Standortleiter Enns, Quehenberger),<br />
Klaus Hrazdira<br />
(COO, Quehenberger) und<br />
Stefan Heiglauer (Geschäftsführer,<br />
dm)<br />
© Mirjam Reither
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S46<br />
Transport & Logistik<br />
Routenplanung für<br />
Elektro - H2 - LNG-Lkw:<br />
„DRivE“-Projektpartner<br />
beenden Testphase<br />
Der Lehrstuhl „Production Engineering of<br />
E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH<br />
Aachen hat mit zahlreichen Partnern die<br />
Pilotphase des vom Bundesministerium für<br />
Digitales und Verkehr geförderten<br />
Forschungsprojekts „DRivE“ erfolgreich<br />
beendet.<br />
REDAKTION<br />
In einem zweimonatigen Feldversuch hatten<br />
zwei Hochschuleinrichtungen und fünf<br />
Akteure aus der Wirtschaft eine eigens<br />
entwickelte Software erprobt, die an Bord<br />
von Lkw mit alternativen Antrieben hinsichtlich<br />
aktueller Reichweiten und verfügbarer Ladepunkte<br />
künftig eine verlässliche Tourenplanung<br />
im Transportwesen ermöglichen soll.<br />
Digitale Lösungen, die für Effizienz und<br />
Planungssicherheit sorgen, können die Elektromobilität<br />
im Nutzfahrzeugbereich entscheidend<br />
voranbringen und die Akzeptanz alternativer<br />
Antriebskonzepte bei Logistikbetrieben und<br />
Eine Projektpartnerin zeigt das<br />
eingesetzte Equipment. Foto: PEM<br />
RWTH Aachen | Patrizia Cacciotti
Speditionen erhöhen“, sagt PEM-Leiter Professor<br />
Achim Kampker. Bislang habe die intransparente<br />
Verfügbarkeit von Lade- und Tank-<br />
Möglichkeiten in der Transportbranche zu<br />
Sorgen vor Umwegen und langen Wartezeiten<br />
geführt. Da die Reichweite heutiger Elektrosowie<br />
Brennstoffzellen-Lkw zwischen 200 und<br />
500 Kilometern liege, seien Echtzeit-Informationen<br />
zur Lade- und Tank-Infrastruktur entlang<br />
der Routen unverzichtbar – „zumal das Netz der<br />
Tankstellen für Wasserstoff und Flüssigerdgas<br />
deutschlandweit noch sehr überschaubar und<br />
der Zugang zu E-Ladesäulen häufig schlecht<br />
planbar ist“, sagt Kampker.<br />
Das „DRivE“-Projekt habe jedoch bereits<br />
gezeigt, dass die Einplanung der Tank- und<br />
Ladepunkte in der Disposition mit Hilfe digitalisierter<br />
Vernetzung das Vertrauen in alternativ<br />
angetriebene Lkw erhöhe.<br />
Während der achtwöchigen Testphase unter<br />
realen Bedingungen sei schrittweise der Algorithmus<br />
optimiert worden, der Nutzfahrzeuge<br />
mit Batterie-, Wasserstoff- oder Flüssigerdgas<br />
(LNG)-Antrieb künftig eine sichere Routenplanung<br />
garantieren soll.<br />
Nach der erfolgreichen Demonstration der<br />
Funktionalität des Tourenplanungssystems,<br />
das vom Aachener Start-up-Unternehmen<br />
und Projekt-Initiator MANSIO entwickelt wurde,<br />
gehe es nun um Standardisierungsprozesse bei<br />
der sogenannten Flotten-Management-<br />
Schnittstelle. Mit dem Projektpartner „Park<br />
Your Truck“ aus Dessau-Roßlau sei außerdem<br />
geplant, eine Option zur digitalen Reservierung<br />
von Ladeplätzen in der Software zu<br />
implementieren.<br />
„DRivE“ steht für „Datenbasierte Routenplanung<br />
im Straßengüterverkehr mit verschiedenen<br />
Energieversorgungstechnologien“ und soll sich<br />
noch bis Ende <strong>2024</strong> damit befassen, wie Unternehmen<br />
aus der Logistikbranche mit digitaler<br />
Hilfe der Umstieg auf umweltfreundliche<br />
Schwerlast-Lkw im Fernverkehr erleichtert<br />
werden kann. Zu den Projektpartnern zählen<br />
neben dem Lehrstuhl PEM das Forschungsinstitut<br />
für Rationalisierung (FIR) e. V. an der<br />
RWTH Aachen, die Park Your Truck GmbH, die<br />
ZeKju GmbH, die MANSIO GmbH, „Hammer<br />
Road Cargo“ und „Maintrans Internationale<br />
Spedition“.<br />
(RED)<br />
Prüfung bestanden: Die<br />
Partner des Forschungsprojekts<br />
„DRivE“ vor dem<br />
Elektro-Lkw und dem<br />
LNG-Truck, mit denen die<br />
entwickelte Routing-<br />
Software für Nutzfahrzeuge<br />
mit alternativen<br />
Antriebsarten im Realbetrieb<br />
getestet wurde.<br />
Foto: PEM RWTH Aachen |<br />
Patrizia Cacciotti
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S48<br />
Transport & Logistik<br />
Pionier der Wasserstoff-Revolution:<br />
Kellergroup sichert sich<br />
nächsten H2-Lkw von<br />
KEYOU<br />
Eine kosteneffiziente CO2-freie Lkw-<br />
Flotte mit großen Reichweiten, geringen<br />
Betankungszeiten und bewährter<br />
Alltagstauglichkeit: Der Münchner Wasserstoffexperte<br />
KEYOU macht mit seinen<br />
18-Tonnen-Lkw mit KEYOU-inside Wasserstoffmotor<br />
genau das für seine Kunden<br />
möglich. REDAKTION<br />
Nun hat sich mit dem Speditions- und<br />
Logistikunternehmen Kellergroup<br />
mit Sitz im baden-württembergischen<br />
Ditzingen ein weiterer Vorreiter<br />
einen der begehrten Pionier-Lkw gesichert.<br />
Der KEYOU-Lkw wird bei dem Logistiker voraussichtlich<br />
ab Frühjahr 2025 für einen großen<br />
Autobauer aus Süddeutschland zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Dekarbonisierung der Lieferkette gewinnt für<br />
Endkunde zunehmend an Bedeutung<br />
Die Kellergroup bietet ihren Kunden seit über 90<br />
Jahren ein breites Spektrum an Logistikdienstleistungen<br />
an. Ein Aspekt, der dabei vor allem<br />
bei Großkunden immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnt, ist die Reduktion von CO2-Emissionen<br />
entlang der Lieferkette – so auch in der Automobilindustrie,<br />
für die der Logistiker mitunter<br />
tätig ist. Der auf einem Daimler Actros Chassis<br />
basierende KEYOU-18-Tonner soll deshalb bei<br />
Kellergroup für den emissionsfreien Transport<br />
von Zulieferteilen eines großen Automobilherstellers<br />
aus Baden-Württemberg zum Einsatz<br />
kommen. Dafür wird er auf einer bereits definierten<br />
Route im süddeutschen Raum unterwegs<br />
sein und die H2-Tankstelle in Sindelfingen<br />
nutzen. „Unsere Kunden fordern immer häufiger<br />
emissionsfreie Transportdienstleistungen, um<br />
ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, erklärt<br />
Patrick Krech, Managing Partner bei der<br />
Kellergroup. „Deshalb suchen wir auch immer<br />
nach effizienten Lösungen, um diesem Wunsch<br />
nachzukommen und um unsere Branche nachhaltiger<br />
zu gestalten.“<br />
KEYOU besticht durch überzeugende<br />
Technologie und professionelle Abwicklung<br />
Die Entscheidung für KEYOU und seine Technologie<br />
fiel dabei vor allem aufgrund der vielen,<br />
mit dem Diesel vergleichbaren Eigenschaften<br />
und der professionellen Betreuung. Krech führt<br />
dazu aus: „Wir sehen in dem Ansatz von KEYOU<br />
großes Potenzial, den stetig wachsenden<br />
Anforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit<br />
in unserer Branche langfristig gerecht zu<br />
werden, ohne dabei große Einbußen in Sachen<br />
Effizienz oder Reichweite in Kauf nehmen zu<br />
müssen. Darüber hinaus überzeugte KEYOU<br />
vom ersten Gespräch an bis zur Vertragsunterzeichnung<br />
mit einer angenehm pragmatischen<br />
Abwicklung und einer transparenten Kommunikation.<br />
Umso mehr freuen wir uns über die<br />
Möglichkeit, bald einen der begehrten Pionier-<br />
Lkw in unsere Flotte aufnehmen und testen zu<br />
dürfen“, so Krech, der bereits seit 20 Jahren für<br />
die Kellergroup tätig ist.<br />
Die Freude über die Zusammenarbeit ist beim<br />
Wasserstoffexperten KEYOU groß: „Wir sind stolz,<br />
mit der Kellergroup einen weiteren namhaften<br />
Logistiker mit einem renommierten Endkunden<br />
aus der Automobilindustrie in unserem Pionierprojekt<br />
willkommen heißen zu dürfen“, so Jürgen<br />
Nadler, CMO bei KEYOU. „Das Vertrauen, das<br />
die Kellergroup und ihr Kunde in unsere Technologie<br />
und unseren Lkw setzen, bestärkt uns<br />
einmal mehr in unserem Weg.“<br />
Risikoarmer Umstieg dank H2MaaS, Mautbefreiung<br />
und „Zero-Emission“-Klassifikation<br />
Ein weiterer großer Vorteil für die Kellergroup:<br />
Um seinen Kunden einen möglichst unkomplizierten,<br />
planbaren und risikolosen Umstieg auf
die neue Antriebstechnologie zu ermöglichen,<br />
setzt KEYOU im Rahmen seines „H2 Mobility as<br />
a Service“ (H2MaaS)-Ansatzes auf eine rundum-sorglos-Mobilitätslösung.<br />
Diese beinhaltet<br />
neben dem Fahrzeug mit emissionsfreiem Wasserstoffmotor<br />
ein umfassendes Service- und<br />
Wartungspaket, einen Vollkaskoversicherungsschutz<br />
vom Partner HDI sowie bei Bedarf den<br />
Kraftstoff selbst.<br />
Die Kunden bezahlen dabei einen auf Basis<br />
der jährlichen Laufleistung vereinbarten Preis<br />
pro Kilometer, welcher sämtliche Leistungen<br />
inkludiert. So soll sichergestellt werden, dass<br />
Kunden alles aus einer Hand erhalten, was sie<br />
für den reibungslosen Betrieb ihres Wasserstofffahrzeugs<br />
benötigen. Das Fahrzeug selbst<br />
ist darüber hinaus nach EU-Norm auch ohne<br />
teure Abgasnachbehandlung als Zero-Emission-Fahrzeug<br />
klassifiziert und somit offiziell von<br />
der Lkw-Maut befreit.<br />
Weltneuheit: Umgerüsteter 40t-Lkw mit<br />
KEYOU-inside Wasserstoffmotor<br />
Damit Logistikunternehmen und andere<br />
Flottenbetreiber künftig auch im Fernverkehr<br />
von den zahlreichen Vorteilen der Technologie<br />
profitieren können, konzentriert sich das Unternehmen<br />
derzeit auf die Weiterentwicklung und<br />
Anpassung seines KEYOU-inside Systems auf<br />
das Schwerlastsegment, konkret auf 40t-Lkw.<br />
Auf der IAA hat KEYOU auf rund 400 Quadratmetern<br />
zwei Sattelzugmaschinen präsentiert,<br />
darunter einen Volvo-Sattelschlepper mit<br />
13l-Motor, welchen KEYOU mit Volvo im Rahmen<br />
des vom Bundesministerium für Digitales und<br />
Verkehr (BMDV) geförderten HyCET-Projekts<br />
entwickelt hat. Darüber hinaus eine innovative<br />
Wasserstoff-Speichertechnologie sowie ein<br />
universell einsetzbares H2-Servicegerät für<br />
Werkstätten, welches KEYOU in Zusammenarbeit<br />
mit seinem Partner und Leadinvestor DILO<br />
entwickelt hat. (RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S50<br />
Transport & Logistik<br />
Österreich muss<br />
seine Zulieferindustrie<br />
vor einem Einbruch der<br />
Automobilindustrie<br />
schützen<br />
Das Schicksal der europäischen Automobilindustrie<br />
hat unmittelbare Auswirkungen auf<br />
den Wirtschaftsstandort Österreich.<br />
REDAKTION<br />
Wir dürfen uns daher nicht mit<br />
der Zuschauerrolle begnügen,<br />
sondern müssen gemeinsam<br />
mit anderen Mitgliedstaaten<br />
aktiv werden. „Der Alarmruf diverser Industrie-<br />
Dachverbände darf nicht ungehört verschallen.<br />
Wenn die Strafzahlungen 2025 auf ruinöse 16<br />
Milliarden Euro ansteigen, führt das zu einer<br />
„Kernschmelze“ dieser für Europa so wichtigen<br />
Industriesparte. Diese enorme Summe wäre an<br />
die Europäische Kommission abzuliefern, sofern<br />
man nicht Konkurrenten etwa aus USA oder<br />
China findet, die gegen gutes Geld Gutschriften<br />
abtreten. Gleich finanziell ausbluten oder die<br />
Konkurrenten so fördern, dass sie Marktanteile<br />
erobern, ist wie die Wahl zwischen Pest und<br />
Cholera“, warnt der österreichische eFuel-<br />
Alliance-Chef Jürgen Roth.<br />
In Deutschland findet dazu ein Autogipfel statt,<br />
Italien drängt auf ein Vorziehen der Anpassung<br />
der CO2-Verordnung von 2026 auf jetzt.<br />
In beiden Ländern stehen aktuell zehntausende,<br />
mittelfristig hunderttausende Arbeitsplätze auf<br />
dem Spiel. In Österreich ist die Betroffenheit<br />
mindestens genauso groß, sind doch 80.000<br />
Menschen in Zulieferbetrieben beschäftigt.<br />
„Die Politik darf hier nicht untätig zusehen. Es<br />
braucht ein klares Signal der österreichischen<br />
Regierung, dass man sich dem Niedergang<br />
profitabler Betriebe mit attraktiven Arbeitsplätzen<br />
entgegenstemmen wird“, fordert Jürgen<br />
Roth.<br />
„Wenn das Haus brennt, ruft man gleich die<br />
Feuerwehr und nicht erst dann, wenn nur noch<br />
die Ruine steht“, so Jürgen Roth. eFuels spielen<br />
bei der Rettung der europäischen Autoindustrie<br />
eine wichtige Rolle, da sie die Not der Hersteller<br />
lindern können. Damit diese Unterstützung<br />
wirksam wird, bräuchte es aber dringend regulatorische<br />
Klarheit. Der entsprechende Rechtsakt<br />
zur Technologieoffenheit wurde für 2026<br />
zugesagt. „Das ist aber zu spät. Es muss<br />
schneller gehandelt werden“, so Roth.<br />
Wie Elektromotoren können eFuels den CO2-<br />
Rucksack der Kraftfahrzeuge stark reduzieren,<br />
denn sie emittieren nur so viel CO2, wie zuvor<br />
aus der Atmosphäre entnommen wurde.
„Die derzeit gültigen Verordnungen verhindern<br />
Technologieoffenheit. Dies wurde bereits<br />
erkannt, und eine Überprüfung wurde versprochen.<br />
Das steht auch in den Regierungsleitlinien<br />
der Kommissionspräsidentin<br />
Ursula von der Leyen. Nun zeigt sich aber, dass<br />
die Autoindustrie unter schwerstem Stress<br />
steht und mit ihr die Zulieferindustrie, deren<br />
Aufträge einbrechen, wenn die Autoindustrie<br />
ihre Produktion drosselt. Der Schwebezustand<br />
nützt niemandem und ist daher schleunigst zu<br />
beenden“, appelliert Jürgen Roth an die Mitgliedstaaten<br />
und die Kommission.<br />
Zweigleisige Strategie hilft Klimaschutz<br />
mehr als „electric only“<br />
Die Festschreibung der Elektromobilität als<br />
einzige Möglichkeit der Grenzwerterfüllung ist<br />
überholt, weil der Einfluss der CO2-Emissionen<br />
bei der Herstellung der Batterien und der Stromimporte<br />
für den Klimaschutz genauso wichtig<br />
ist wie die Emission aus dem Auspuff. Für „electric<br />
only“ fehlen der EU ferner die Rohstoffe zur<br />
Batterieerzeugung, wettbewerbsfähige Energiepreise<br />
und ausreichende Mengen sauberen<br />
Stroms.<br />
Für fehlende Ladestationen ist Politik, nicht<br />
die Autohersteller verantwortlich<br />
Was der Gesetzgeber erreichen wollte, war, dass<br />
die Autoindustrie Modelle für E-Autos anbietet,<br />
das ist bereits geschehen. Aber die Nachfrage<br />
in der Bevölkerung bleibt aus, weil die Ladeinfrastruktur<br />
zu weitmaschig ist. „Das ist aber<br />
nicht den Herstellern von Autos anzukreiden,<br />
dafür ist die Politik selbst verantwortlich“, gibt<br />
Jürgen Roth zu bedenken.<br />
Das Argument, der Gesetzgeber dürfe nicht<br />
während des Spiels die Spielregeln ändern, geht<br />
ins Leere, weil von Anfang an klar war, dass die<br />
Grenzwerte noch einmal einer Revision unterzogen<br />
werden müssen und das undifferenzierte<br />
Verbrennerverbot nicht halten würde. „Hier gibt<br />
es kein Zick-Zack, es wird bloß ein fehlender<br />
(seit langem zugesagter) Baustein eingefügt“,<br />
argumentiert Jürgen Roth. Und weiter: „Österreich<br />
kann nicht darauf bauen, dass andere dafür<br />
sorgen, dass uns nichts passiert.“<br />
Dem Klimaschutz ist es egal, wo und wie CO2<br />
eingespart wird. Hauptsache ist, dass eingespart<br />
wird. Dem wird der Vorschlag, synthetische<br />
Fuels als Lösung anzuerkennen, voll und ganz<br />
gerecht. Klimaneutrale Treibstoffe können weltweit<br />
dafür sorgen, dass Milliarden Tonnen CO2<br />
wegfallen, denn wenn die Produktion einmal in<br />
großem Stil anläuft, kann fossiles Erdöl rasch<br />
– ohne Umstellungsaufwand – durch synthetische<br />
Energieträger ersetzt werden. „Dass<br />
die Einführung der E-Autos als Weg der CO2-<br />
Reduktion ausreicht, glaubt niemand mehr,<br />
denn neun von zehn Autos fahren auch 2025<br />
und 2026 mit Verbrennermotor. Diese Relation<br />
wird sich bis 2040 nicht umdrehen“, so der<br />
eFuel-Verbandschef zusammenfassend. (RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S52<br />
Transport & Logistik<br />
Continental-<br />
Mobilitätsstudie <strong>2024</strong><br />
Fast die Hälfte der Deutschen erwartet von<br />
autonomen Lkws weniger Staus auf Autobahnen.<br />
Continental entwickelt wegweisende<br />
Technologien und Dienste für die nachhaltige<br />
und vernetzte Mobilität der Menschen und<br />
ihrer Güter.<br />
REDAKTION<br />
Autonome Lkws erfahren eine hohe<br />
Akzeptanz und haben nach Ansicht<br />
vieler Menschen gute Chancen, bald<br />
Realität zu werden. Das ergibt die<br />
repräsentative Mobilitätsstudie <strong>2024</strong>, die das<br />
Marktforschungsinstitut infas im Auftrag von<br />
Continental in den Ländern Deutschland, China,<br />
Frankreich, Japan und den USA durchgeführt<br />
hat. Dafür wurden unter anderem in Deutschland<br />
1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger<br />
zu ihren Mobilitätsbedürfnissen befragt.<br />
In Deutschland halten 47 Prozent der Befragten<br />
fahrerlose Lkws in naher Zukunft für<br />
wahrscheinlich. Ausgeprägter ist diese Erwartungshaltung<br />
in den USA mit 62 Prozent und<br />
in China gar mit 92 Prozent. Viele Menschen<br />
versprechen sich von der Entwicklung konkrete<br />
positive Effekte: Knapp 60 Prozent der Befragten<br />
in Deutschland sehen in autonomen Lkws ein<br />
Mittel gegen den Fahrermangel in Transportunternehmen.<br />
Außerdem ist hier knapp die Hälfte<br />
(47 Prozent) der Meinung, dass autonome Lkws<br />
den Verkehrsfluss auf Autobahnen verbessern<br />
und somit die Zahl der Staus künftig reduzieren.<br />
„Wir freuen uns, dass heute schon die Mehrheit<br />
der Befragten die Vorzüge autonomer Lkws sehen.<br />
Mit unseren Technologien tragen wir dazu<br />
bei, die Akzeptanz von autonomen Lkws weiter<br />
zu stärken“, ordnet Philipp von Hirschheydt, Vorstand<br />
des Unternehmensbereichs Automotive,<br />
die Ergebnisse ein.<br />
In Deutschland stehen Personen, die das Auto<br />
für längere Strecken (mehr als 100 Kilometer)<br />
nutzen, und jüngere Menschen (bis 44 Jahre)<br />
autonomen Lkws deutlich offener gegenüber<br />
als Kurzstreckenfahrerinnen und -fahrer und<br />
ältere Befragte.<br />
Lösung für drängende Probleme<br />
der Logistikbranche<br />
Die Transportbranche leidet in vielen Ländern<br />
unter einem enormen Mangel an Fahrpersonal<br />
– und das bei absehbar weiter wachsender<br />
Nachfrage nach Gütertransporten auf der<br />
Straße. Laut Studien fehlten 2023 in Deutschland<br />
mindestens 70.000 Lkw-Fahrerinnen<br />
und -Fahrer – Tendenz steigend. Darüber<br />
hinaus bietet der Umstieg auf fahrerlose Lkws<br />
Flottenbetreibern die Chance, Betriebskosten<br />
und Lieferzeiten erheblich zu senken. Im
Unterschied zum Personal im Cockpit muss<br />
ein autonom betriebener Lkw keine Lenkzeiten<br />
und Ruhepausen beachten und könnte<br />
deutlich mehr Zeit fahrend auf den Straßen<br />
verbringen. Ein gesamtgesellschaftlicher Vorteil<br />
ist, dass autonome Lkws das Potenzial besitzen,<br />
menschliche Fehler als Hauptursache für<br />
Unfälle auszuschalten, und dazu beitragen,<br />
die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.<br />
Außerdem entlasten selbstfahrende Trucks die<br />
Umwelt: Optimierte Fahrleistungen verringern<br />
den Kraftstoffverbrauch und machen CO2-Flottenziele<br />
erreichbar.<br />
Systemarchitekt Continental<br />
baut Vertrauen auf<br />
Die Mobilitätsstudie macht aber auch deutlich:<br />
Die Sicherheit schwerer Nutzfahrzeuge<br />
ohne Person hinter dem Steuer sorgt noch für<br />
Skepsis. 60 bis 65 Prozent der Befragten in<br />
Deutschland, Frankreich und den USA haben<br />
Sicherheitsbedenken, in Japan sind es mehr als<br />
70 Prozent. In China ist die Skepsis geringer:<br />
Hier hat knapp die Hälfte der Befragten keine<br />
Bedenken. China ist auch das einzige Land, in<br />
dem eine Mehrheit der Befragten autonomen<br />
Lkws (62 Prozent) ein höheres Sicherheitsniveau<br />
zuschreibt als Lkws mit Fahrpersonal (30<br />
Prozent).<br />
In der Partnerschaft mit dem US-Unternehmen<br />
Aurora zur Entwicklung autonomer Lkws steuert<br />
Continental als exklusiver Partner zentrale<br />
Komponenten bei, die höchste Ansprüche an<br />
einen sicheren Betrieb selbstfahrender Trucks<br />
erfüllen. Den Hauptanteil machen Radar- und<br />
Kamerasensoren sowie gemeinsam entwickelte<br />
LiDAR-Sensoren aus. Sie statten das Fahrzeug<br />
rundherum mit Sinnesorganen aus und bilden<br />
die Umgebung eines selbstfahrenden Lkws<br />
vollständig ab.<br />
Daneben liefert Continental zentrale Steuergeräte<br />
für automatisiertes Fahren sowie Hochleistungscomputer<br />
(HPC) mit enormer Rechenkraft<br />
zur Verarbeitung der gesammelten Umfelddaten.<br />
Ein zweites Netz für größtmögliche Sicherheit<br />
spannt die ebenfalls von Continental<br />
entwickelte Rückfallebene: Das spezialisierte<br />
Sekundärsystem ist in der Lage, im Notfall die<br />
Kontrolle zu übernehmen und den Truck sicher<br />
zum Halten zu bringen, falls es beispielsweise
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S54<br />
aufgrund von Beschädigungen an den Sensoren<br />
zu einer eingeschränkten Funktion des<br />
Primärsystems kommen sollte.<br />
„Wir nehmen die geäußerten Sicherheitsbedenken<br />
der Menschen sehr ernst. Die Lösung<br />
mit einem redundanten System macht deutlich,<br />
dass die Sicherheit und der Schutz aller<br />
Verkehrsbeteiligten beim autonomen Fahren für<br />
Continental höchste Priorität haben.<br />
Unsere jahrzehntelang gewachsene Kompetenz<br />
und der daraus resultierende Erfolg mit Technologien<br />
für das automatisierte Fahren im Pkw-<br />
Bereich sind für uns Ansporn und Basis, bei<br />
Nutzfahrzeugen Ähnliches zu erreichen und<br />
das Vertrauen in diese Mobilitätsform auszubauen“,<br />
betont von Hirschheydt und ergänzt:<br />
„Auf der diesjährigen IAA <strong>TRANSPORT</strong>ATION<br />
präsentieren wir den Menschen hautnah das<br />
zentrale Nervensystem und die Sinnesorgane<br />
unseres autonomen Lkws. Wir freuen uns auf<br />
den Dialog vor Ort.“ Fahrerassistenzsysteme mit<br />
Sensoren und Kameras von Continental unterstützen<br />
schon heute Millionen von Pkw-<br />
Fahrerinnen und -Fahrern überall auf der Welt,<br />
zum Beispiel beim Einparken, Spurhalten auf<br />
der Autobahn oder bei Notbremsungen.<br />
Wachsende Zustimmung für automatisiertes<br />
Fahren mit Pkws liefert Rückenwind<br />
Die Offenheit für Assistenzsysteme wächst mit<br />
ihrer Verbreitung in modernen Fahrzeugen. Sie<br />
ist in Deutschland deutlich ausgeprägter als<br />
noch 2022. In China sind Assistenzsysteme<br />
längst für nahezu alle Befragten essenziell.<br />
Insgesamt zeigt sich auf Basis der vergangenen<br />
Mobilitätsstudien von Continental über den<br />
Zeitraum von zehn Jahren in den meisten Ländern<br />
der Befragung eine zunehmend positive<br />
Haltung gegenüber dem automatisierten<br />
Fahren mit Pkws. So haben seit 2013 die Anteile<br />
der Befragten, die automatisiertes Fahren<br />
sinnvoll finden, in den USA, China und Japan<br />
deutlich zugenommen. In beiden asiatischen<br />
Ländern stieg die Zustimmung jeweils um 11<br />
Prozentpunkte und liegt <strong>2024</strong> in China bei 90<br />
Prozent (in Japan bei 72 Prozent). In den USA (56<br />
Prozent) ist der Sprung mit einem Plus von 15<br />
Prozentpunkten sogar noch deutlicher.<br />
In Deutschland stagniert die Zustimmung und<br />
liegt <strong>2024</strong> knapp unter dem Niveau von vor<br />
elf Jahren (<strong>2024</strong>: 49 Prozent, 2013: 53 Prozent).<br />
Ähnliche Unterschiede zwischen den Ländern<br />
zeigen sich hinsichtlich der Erwartung, ob<br />
automatisiertes Fahren in den kommenden fünf<br />
bis zehn Jahren alltagstauglich wird. Auch hier<br />
ist diese Erwartung in China (82 Prozent), Japan<br />
(52 Prozent) und den USA (51 Prozent) deutlich<br />
größer als in den beiden europäischen Ländern<br />
der Befragung. Allerdings haben <strong>2024</strong> gegenüber<br />
2022 auch in Deutschland und Frankreich<br />
die Anteile derjenigen leicht zugenommen, die<br />
absehbar eine Alltagstauglichkeit erwarten.<br />
Die Mobilitätsstudie zeigt, dass die wachsende<br />
Zustimmung für automatisiertes Fahren mit<br />
Pkws Rückenwind liefern kann. So nehmen die<br />
Befragten zum Beispiel in Deutschland, deren<br />
Autos 2020 oder später zugelassen wurden,<br />
automatisiertes Fahren eher als sinnvolle Entwicklung<br />
wahr (Zustimmung: rund 56 Prozent)<br />
als die Befragten mit älteren Autos (Gesamtdurchschnitt<br />
aller Befragten in Deutschland:<br />
rund 51 Prozent). Gleiches gilt hierzulande für<br />
die Frage, ob automatisiertes Fahren in den<br />
kommenden fünf bis zehn Jahren zum Alltag<br />
gehören wird: Mit 47 Prozent Zustimmung liegt<br />
auch hier die Gruppe der Fahrerinnen und Fahrer<br />
von Autos mit Zulassung 2020 oder später<br />
an der Spitze und deutlich über dem deutschen<br />
Gesamtdurchschnitt von rund 38 Prozent. Hieraus<br />
lässt sich ableiten, dass Befragte, die stärker<br />
mit modernen Assistenzsystemen in Berührung<br />
kommen, auch gegenüber dem automatisierten<br />
Fahren eher aufgeschlossen sind – ein<br />
Zusammenhang, der womöglich eine robuste<br />
Basis für eine Grundakzeptanz auch autonomer<br />
Lkw-Technologie darstellt.<br />
Continental und Aurora bringen autonome<br />
Lkws ab 2027 in Serie<br />
Continental arbeitet seit 2023 mit Aurora an<br />
der Entwicklung und Produktion eines autonomen<br />
Level-4-Systems für selbstfahrende Lkws.<br />
Anfang <strong>2024</strong> haben die beiden Partner die Systemarchitektur<br />
und das Design des zentralen<br />
Hardware- und Softwaresystems definiert – ein<br />
wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Produktionsstart,<br />
der für 2027 in den USA geplant<br />
ist. Dann wird das weltweit erste skalierbare<br />
Level-4-Lkw-System in Serie gehen und den<br />
sicheren Einsatz fahrerloser Trucks ermöglichen.<br />
Dort testet Aurora bereits seit mehreren Jahren<br />
selbstfahrende Lastwagen auf öffentlichen<br />
Highways. Veröffentlichung der vollständigen<br />
Studienergebnisse folgt im Oktober <strong>2024</strong>.<br />
(RED)
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24. OKTOBER<br />
<strong>2024</strong>
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S56<br />
Transport & Logistik<br />
Extreme Standortkosten<br />
machen Fliegen zu teuer<br />
Hohe staatliche Kosten in Deutschland belasten<br />
den Luftverkehr und bremsen Mobilität,<br />
Warenhandel und Wirtschaft aus – Bundes-<br />
und Landespolitik müssen dringend für<br />
Entlastungen sorgen. REDAKTION<br />
Die staatlichen Kosten für den Luftverkehr<br />
sind in Deutschland zuletzt<br />
dramatisch gestiegen und haben<br />
mittlerweile schwindelerregende<br />
Höhen erreicht. Aus diesem Grund entwickelt<br />
sich der Luftverkehr in Deutschland im Vergleich<br />
zu den meisten europäischen Ländern<br />
deutlich schlechter. Das betont das Board of<br />
Airline Representatives in Germany (BARIG) in<br />
seiner jüngsten Analyse.<br />
Michael Hoppe, Chairman und Executive Director<br />
des Verbandes der in Deutschland tätigen<br />
Fluggesellschaften, mahnt in diesem Zusammenhang:<br />
„Die neuen erheblichen Belastungen für den<br />
Luftverkehrsstandort Deutschland sind im Wesentlichen<br />
den immensen staatlichen Gebührenerhöhungen<br />
zuzuschreiben. Insbesondere<br />
im europäischen Vergleich ist die Grenze des<br />
wirtschaftlich Zumutbaren längst überschritten.<br />
Die Folgen sind unmittelbar zu spüren: Der<br />
Luftverkehr in Deutschland dümpelt nach der<br />
Corona-Pandemie weiter unter dem Niveau<br />
von 2019; Deutschland ist hier ein Verlierer in<br />
Europa. Die so wichtige Konnektivität hierzulande<br />
leidet weiter erheblich: Heute findet man<br />
an deutschen Flughäfen deutlich weniger Ziele<br />
als noch vor fünf Jahren. Hierdurch werden die<br />
dringend notwendige Mobilität sowie Warenströme<br />
empfindlich eingeschränkt. Reisen zu<br />
Geschäftspartnern, Lieferanten und Produktionsstätten<br />
ist für Unternehmen teils sehr<br />
umständlich. Das ausgedünnte Streckennetz<br />
selbst zwischen den internationalen Metropolen<br />
belastet nicht nur die eminent wichtigen<br />
Frachtkapazitäten, sondern auch den Passagierverkehr.<br />
Straße oder Schiene sind hier nur<br />
bedingt eine Alternative.<br />
Bundes- und Landespolitik sind daher dringend<br />
aufgerufen, nachhaltig für finanzielle Entlastungen<br />
zu sorgen – im Interesse der Wirtschaft und<br />
der Bürger. Im europäischen Ausland hat man<br />
längst erkannt, dass Luftverkehr ein bedeutsamer<br />
Wirtschaftsmotor ist, den man fördert und<br />
nicht, wie hierzulande, ausbremst. Dies würde<br />
der rückläufigen deutschen Wirtschaft wertvolle<br />
Impulse geben.“<br />
Hintergründe zur Stellungnahme des BARIG<br />
vom 1. Oktober <strong>2024</strong> mit Blick auf die hohen<br />
staatlichen Kosten am Luftverkehrsstandort<br />
Deutschland<br />
I. Standortkosten innerhalb von fünf Jahren<br />
um bis zu 97 Prozent gestiegen<br />
Obwohl bereits sehr hoch, sind gemäß dem<br />
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) die Standortkosten an deutschen Verkehrsflughäfen<br />
von 2019 bis <strong>2024</strong> mitunter<br />
sehr deutlich gestiegen. Am Beispiel eines Mittelstreckenflugzeugs,<br />
dem Airbus A320, haben<br />
sich die Standortkosten an einigen deutschen<br />
Flughäfen innerhalb dieser fünf Jahre sogar fast<br />
verdoppelt (+97 Prozent).<br />
II. Wesentliche staatliche Kostentreiber:<br />
Luftverkehrssteuer, Gebühren für Luftsicherheit<br />
und Flugsicherung sowie zukünftige<br />
SAF-Quoten<br />
BARIG betont, dass die extrem hohen Standortkosten<br />
für den Luftverkehr in Deutschland in<br />
erster Linie durch regulatorische Erhöhungen,<br />
teils sogar im dreistelligen Bereich, begründet<br />
sind. Wesentliche – neben anderen – staatliche<br />
Kostentreiber sind:<br />
• die im Frühjahr <strong>2024</strong> abermals erhöhte<br />
Luftverkehrssteuer (+24%)<br />
• die zum 1. Januar 2025 wieder steigenden<br />
Gebühren für die Luftsicherheit (bis zu +50%)<br />
• die massiven Gebührensteigerungen der<br />
Deutschen Flugsicherung (zum Beispiel<br />
+118% seit 2019)<br />
• die an vielen Flughäfen massiv erhöhten<br />
Gebühren, die innerhalb von zwei Jahren
(2023 bis 2025) im zweistelligen Prozentbereich<br />
steigen (ca. 20%)<br />
• die durch die Fit-for-55 verordnete EU-<br />
Beimischungsquote von nachhaltigem<br />
Flugkraftstoff (SAF), der gegenüber<br />
herkömmlichem Kerosin viermal (biogen) bis<br />
zehnmal (synthetisch, E-Kerosin) teurer ist<br />
• die nochmals erhöhte, jedoch unsinnige<br />
deutsche E-Kerosin-Quote der<br />
Bundesregierung<br />
III. Europäischer Vergleich: Standort<br />
Deutschland bis zu 18-mal teurer<br />
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) hat die staatlichen Standortkosten – also<br />
die Kosten für Flugsicherung, Luftsicherheit<br />
und Luftverkehrssteuer bzw. vergleichbare<br />
Abgaben/Steuern – an wichtigen europäischen<br />
Luftverkehrsstandorten für den Monat Mai <strong>2024</strong><br />
am Beispiel eines Mittelstreckenflugzeugs, dem<br />
Airbus A320, verglichen. Die Kostenunterschiede<br />
sind mitunter dramatisch:<br />
V. Was bedeutet das<br />
konkret für Deutschland?<br />
Die Verteuerung aufgrund der insgesamt enorm<br />
gestiegenen Standortkosten<br />
• macht den Luftverkehrsstandort Deutschland<br />
deutlich unattraktiver.<br />
• führt dazu, dass weitere Verkehre ins<br />
europäische Ausland verlagert werden.<br />
• schränkt die Wettbewerbsfähigkeit des<br />
deutschen Luftverkehrsstandorts ein.<br />
• beschränkt die Mobilität für Geschäftsund<br />
Privatreisende massiv.<br />
• schwächt nachhaltig die Konnektivität<br />
der deutschen Flughäfen.<br />
• belastet eine wirtschaftliche Erholung<br />
Deutschlands.<br />
• bremst den Luftfracht- und Warenverkehr.<br />
Und: Dort wo europäische Flugverbindungen<br />
fehlen, müssen Güter – soweit denn überhaupt<br />
möglich – auf der Straße oder Schiene befördert<br />
werden.<br />
IV. Negativfolgen der<br />
zu hohen Standortkosten<br />
Die hohen Standortkosten bremsen die Erholung<br />
des Luftverkehrs aus. Während in fast allen<br />
Ländern Europas das Fliegen bereits wieder das<br />
Vor-Corona-Niveau erreicht und zum Teil sogar<br />
übertroffen hat, dümpelt Deutschland an dieser<br />
Stelle hinterher und kommt – wie der Bundesverband<br />
der Deutschen Luftverkehrswirtschaft<br />
(BDL) in seiner kürzlich veröffentlichten Analyse<br />
des ersten Halbjahres <strong>2024</strong> feststellt – gerade<br />
einmal auf 83 Prozent Kapazitätsangebot<br />
gegenüber 2019.<br />
VI. Fazit: Politik muss schnell<br />
und konsequent handeln<br />
BARIG wie auch der BDL und andere Luftverkehrsverbände<br />
fordern von der Politik, schnell<br />
und mit Weitblick zu agieren. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
muss gewährleistet sein. Weichen<br />
müssen gestellt werden, damit die Standortkosten<br />
für den Luftverkehr in Deutschland<br />
spürbar sinken und die Rahmenbedingungen<br />
sich deutlich verbessern. Die Branche und ihre<br />
Verbände stehen für entsprechende Gespräche<br />
und Beratungen zur Verfügung. (RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S58<br />
Transport & Logistik<br />
Warum Flughäfen auf<br />
KI setzen müssen<br />
Der Anstieg des Flugreiseaufkommens mit<br />
dem bestehenden Personalmangel und den<br />
wachsenden Betriebskosten, wird Flughäfen<br />
zwingen, neue Lösungen zu finden.<br />
KI-Systeme haben das Potenzial, Prozesse zu<br />
automatisieren und zu optimieren. REDAKTION<br />
Flughäfen sind die Dreh- und Angelpunkte<br />
des globalen Reisens. Allein im<br />
ersten Halbjahr <strong>2024</strong> verzeichneten<br />
deutsche Flughäfen 90,8 Millionen<br />
abfliegende Passagiere. Doch trotz dieser<br />
enormen Zahlen stehen sie vor immer größeren<br />
Herausforderungen: Personalmangel,<br />
steigende Betriebskosten und<br />
ineffiziente Prozesse sind nur<br />
einige der Probleme, die Flughäfen<br />
zunehmend belasten.<br />
Angesichts des erwarteten<br />
Anstiegs des globalen<br />
Flugreiseaufkommens von<br />
8,9 Billionen Personenkilometern<br />
im Jahr 2019 auf<br />
voraussichtlich 20 Billionen<br />
im Jahr 2041 wird die<br />
Notwendigkeit, diese Engpässe<br />
zu bewältigen, immer drängender.<br />
Hier kann die Künstliche Intelligenz (KI)<br />
einen entscheidenden Unterschied machen.<br />
Die aktuellen Herausforderungen<br />
der Flughäfen<br />
Die meisten deutschen Flughäfen sind derzeit<br />
nicht in der Lage, die wachsenden Anforderungen<br />
effizient zu bewältigen. Softwareausfälle,<br />
logistische Probleme und unzureichende Personalplanung<br />
führen regelmäßig zu Betriebsstörungen,<br />
die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit<br />
der Flughäfen und das Erlebnis der<br />
Passagiere auswirken. In einem überlasteten<br />
System führen besonders Personalengpässe<br />
zu Verzögerungen: Lange Abfertigungszeiten<br />
führen zu Verspätungen, was wiederum hohe<br />
Kosten für Umbuchungen, Essensgutscheine<br />
oder Hotelunterbringungen verursacht. Solche<br />
ineffizienten Abläufe haben direkte Auswirkungen<br />
auf die Flughafenerträge und die Zufriedenheit<br />
der Passagiere.<br />
Ein weiteres großes Problem sind die immer<br />
höheren Betriebskosten. Flugzeuge, die auf<br />
den Rollbahnen oder an den Gates auf Personal<br />
zum Be- und Entladen warten, verursachen<br />
immense Zusatzkosten – sowohl durch direkte<br />
Standgebühren als auch durch Verspätungsgebühren<br />
seitens der Airlines. Diese Probleme<br />
müssen gelöst werden, um den Betrieb nicht<br />
nur aufrechtzuerhalten, sondern auch effizienter<br />
und zukunftssicher zu gestalten.<br />
KI als Lösung zur Effizienzsteigerung<br />
Der Einsatz von KI kann eine wirkungsvolle<br />
Antwort auf diese Herausforderungen bieten.<br />
Denn KI-basierte Systeme haben das Potenzial,<br />
eine Vielzahl von Prozessen zu automatisieren<br />
und zu optimieren. So könnten beispielsweise<br />
cloudbasierte KI-Agenten, die mit Deep Reinforcement<br />
Learning (DRL) arbeiten, eigenständig<br />
Personalpläne erstellen und die optimale<br />
Verteilung von Ressourcen sicherstellen. Diese<br />
Agenten lernen kontinuierlich in realitätsnahen<br />
Dr. Waqaas Rehman<br />
Dr. Waqaas Rehman ist Head of Strategic<br />
Partnerships Industrial Optimisation bei<br />
InstaDeep und spezialisiert sich auf Logistik<br />
und Transport, wobei er fortschrittliche KI<br />
einsetzt, um reale Herausforderungen zu<br />
bewältigen. Mit einem Hintergrund in Physik<br />
und umfassender Expertise im Bereich<br />
der KI, insbesondere im Deep Reinforcement<br />
Learning, spielt er eine entscheidende<br />
Rolle bei der Weiterentwicklung der<br />
industriellen Optimierung im Luftfahrtsektor<br />
und darüber hinaus.
Simulationen und passen ihre Entscheidungen<br />
flexibel an wechselnde Betriebsbedingungen<br />
an. Dadurch können Personal- und Ressourcen<br />
Zuteilungen in Echtzeit angepasst werden –<br />
etwa, wenn Flugzeiten sich ändern oder unvorhergesehene<br />
Störungen auftreten.<br />
Darüber hinaus kann KI die Effizienz an den<br />
Gates und während des Boardings steigern,<br />
indem sie Gate-Zuweisungen optimiert und<br />
so unnötige Gate-Wechsel oder Verspätungen<br />
minimiert. Dies verkürzt die Wartezeiten für<br />
Passagiere und reduziert die Laufwege. Auch<br />
die Zuweisung von Flugzeugständen lässt<br />
sich verbessern: KI kann den Verkehr auf dem<br />
Vorfeld steuern und Flugzeuge so positionieren,<br />
dass Rollzeiten minimiert und unnötiger<br />
Busverkehr vermieden wird. Dies trägt dazu bei,<br />
Verspätungen durch benachbarte Stände zu<br />
verhindern und erhöht die pünktliche<br />
Abfertigung der Flüge.<br />
Auch Passagiere profitieren von KI<br />
Die vielleicht größte Chance durch den Einsatz<br />
von KI liegt jedoch in der Verbesserung des<br />
Passagiererlebnisses. Flughäfen, die effizienter<br />
arbeiten und flexibel auf betriebliche Anforderungen<br />
reagieren können, schaffen eine angenehmere<br />
und stressfreiere Reiseumgebung.<br />
Kürzere Wartezeiten, weniger Verzögerungen<br />
und eine reibungslose Abfertigung sind nicht<br />
nur im Interesse der Passagiere, sondern auch<br />
für die Flughäfen von finanzieller Bedeutung.<br />
Zufriedene Passagiere verursachen weniger<br />
Zusatzkosten durch Umbuchungen oder Entschädigungen<br />
und steigern die Attraktivität des<br />
Flughafens für Airlines und andere Geschäftspartner.<br />
Mit der Implementierung von KI können Flughäfen<br />
nicht nur Betriebskosten senken, sondern<br />
auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Flughäfen<br />
sind stark von der Kundenzufriedenheit<br />
abhängig. Denn eine nahtlose und stressfreie<br />
Reiseerfahrung wird zunehmend zu einem<br />
entscheidenden Faktor im Wettbewerb um internationale<br />
Fluggesellschaften. Flughäfen, die<br />
diese Vorteile frühzeitig erkennen und umsetzen,<br />
werden in der Lage sein, ihre Position im<br />
globalen Reiseverkehr langfristig zu sichern.<br />
Fazit: Der Weg in die Zukunft<br />
Es ist klar, dass der Druck auf Flughäfen in<br />
den kommenden Jahren weiter steigen wird.<br />
Der erwartete Anstieg des Flugreiseaufkommens,<br />
kombiniert mit dem bereits bestehenden<br />
Personalmangel und den wachsenden<br />
Betriebskosten, wird Flughäfen dazu zwingen,<br />
neue Lösungen zu finden. Künstliche Intelligenz<br />
bietet hierbei einen entscheidenden Vorteil: Sie<br />
ermöglicht es, Prozesse effizienter zu gestalten,<br />
Kosten zu senken und die Passagiererfahrung<br />
nachhaltig zu verbessern. Flughäfen, die heute<br />
in KI investieren, werden nicht nur effizienter<br />
arbeiten, sondern auch ihre Relevanz im globalen<br />
Wettbewerb langfristig sicherstellen.<br />
(RED)
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S60<br />
Wer die vorgesehenen Wege nie verlässt, darf<br />
Transport & Logistik<br />
Das Überschreiten<br />
der Gleise ist (nicht)<br />
verboten<br />
Was ursprünglich als überlebenswichtige<br />
Information für Fußgänger gedacht war, ist in<br />
Wahrheit eine innerbetriebliche Marktstrategie<br />
der ÖBB, die sie schon über 100 Jahre<br />
konsequent verfolgt. Aber das scheint sich<br />
jetzt zu ändern. PETER BAUMGARTNER<br />
sich nicht wundern, dass die Blumen am Wegrand<br />
schon andere gepflückt haben.<br />
Bild: Peter Baumgartner<br />
Ausgerechnet am „Pünktlichkeitstag“<br />
stand 2023 der komplette Zugverkehr<br />
im Osten Österreichs still. Eine<br />
technische Störung, sagt man.<br />
Was genau, wissen wir bis heute nicht. Ausgerechnet<br />
in der Mobilitätswoche bei freier Bahnbenützung,<br />
kollidiert ein Güter- und Personenzug.<br />
Es gibt Verletzte. Ursache unbekannt.<br />
2022 (neueste Daten), verzeichnete die Bundesstelle<br />
für Unfalluntersuchung (SUB) im Bereich<br />
der Schiene 4186 Unfallmeldungen. 2017 waren<br />
es noch 2496 Fälle. Die Art der Unfälle bestimmt<br />
den Untersuchungsumfang und das ist<br />
häufig auch in anderen Transportbereichen ein<br />
Kritikpunkt, weil so Untersuchungen nicht, oder<br />
nicht genau durchgeführt und nicht veröffentlicht<br />
werden. Die Öffentlichkeit soll also, so der<br />
Verdacht, über die tatsächlichen Vorkommnisse<br />
im Dunkeln gelassen werden. So kam es 2022<br />
bei über 4000 Meldungen nur zu einer einzigen<br />
Sicherheitsuntersuchung bei der Bahn.<br />
Die logische Schlussfolgerung in der politischen<br />
Botschaft ist demgemäß: Hohes Sicherheitsniveau<br />
auf der Schiene. Folgt man jedoch der<br />
Kritik der Eisenbahner-Gewerkschaft, die mit<br />
Verweis auf die Änderung des Eisenbahngesetzes,<br />
ärgste Sicherheitsdefizite ortet, dann ist
keinesfalls eine Verbesserung im Bahnbetrieb in<br />
Sicht. Im Gegenteil. Gewerkschafter Hebenstreit<br />
spricht sogar von „vorsätzlichen Gefährdung“.<br />
Er hat damit medial jedoch kaum Aufmerksamkeit<br />
erhalten, weil die Medien – wie üblich,<br />
immer erst hinterher die Frage stellen, wie<br />
konnte das passieren?<br />
Unabhängig von den hausgemachten Problemen,<br />
setzt der österreichischen Bahn die europäische<br />
Bahnliberalisierung arg zu. Auch hier ist<br />
die Gewerkschaft einsamer Rufer in der Wüste.<br />
Besonders auffällig ist, dass das Thema Bahn im<br />
aktuellen Wahlkampf ausgeblendet wird. Dabei<br />
steht und fällt das Verkehrsproblem mit der<br />
Bahn. Egal ob im Personen- oder Frachtbereich.<br />
In den aktuellen Wahlprogrammen kommt die<br />
Bahn trotzdem entweder gar nicht, oder nicht<br />
umfassend vor. Wie zu erwarten, besteht die<br />
höchste Bahnpriorität traditionsgemäß bei der<br />
SPÖ. Doch was braucht der Bahnverkehr in<br />
Österreich, um die Erwartungen der Verlader,<br />
der Steuerzahler und der Mitarbeiter zu erfüllen?<br />
Alles unter einen Hut zu bringen, scheint<br />
nahezu unmöglich zu sein.<br />
Wie im Sicherheitsbereich ist es ähnlich auch<br />
im Frachtgeschäft bei der Bahn. Der Steuerzahler,<br />
der letztlich seit Jahrzehnten Milliarden<br />
in die Staatsbahn investiert, weiß nicht, was<br />
mit dem Geld passiert. Jedenfalls bekommt er<br />
nicht, was ihm von jeder Regierung dafür immer<br />
wieder versprochen wird: Die Verlagerung des<br />
Straßenverkehrs auf die Bahn, damit endlich<br />
die enormen Belastungen durch den Straßenverkehr<br />
beendet werden und die Klimaziele<br />
erreicht werden können. Die Bahn will hingegen<br />
nur noch mehr Geld. Es entsteht aber längst der<br />
Eindruck, je mehr in die Bahn investiert wird,<br />
umso mehr LKW fahren auf der Straße. Friedrich<br />
Macher, ein ex-ÖBBler, spricht von „falsche<br />
Versprechungen.“<br />
Und tatsächlich, die Stimmen derer, die von den<br />
bisherigen Erwartungshaltungen abrücken,<br />
werden mehr. Die Verlagerungshoffnungen sind<br />
ein Irrtum, sagt der Verkehrsexperte Sebastian<br />
Kummer. Die Pünktlichkeit stößt angesichts der<br />
globalen Warenströme an natürliche Grenzen.<br />
Die verschuldete Staatskasse kann Managementfehler<br />
nicht mehr ausbessern und die<br />
allgemeine Sicherheitslage frisst die letzte<br />
Verlässlichkeit. Trotzdem gibt es noch Weichen,<br />
die die Bahn stellen kann, um wenigstens das<br />
Niveau zu halten. Und manche sehen auch<br />
tatsächlich, wo es Handlungsfelder gibt. Sie sind<br />
bereit, „die Gleise zu überschreiten“.<br />
So wird die Abkehr vom globalen Handel längst<br />
nicht mehr als Rückschritt verstanden. Die<br />
Stärkung der eigenen Industrie, die Verkürzung<br />
der Wege zwischen Produktion und Kunden, ist<br />
eine Forderung, die aus der Wirtschaft an die<br />
Politik gerichtet, noch vor kurzer Zeit undenkbar<br />
war. Regional wird normal. „Auslagern“ wird<br />
vielleicht bald aus dem Management-Vokabular<br />
gestrichen, weil es einfach unlösbare Probleme<br />
schafft. Damit verbunden ist eine völlige<br />
Änderung der Industrie- und Ansiedlungspolitik.<br />
Selbst manche Politiker haben erkannt, dass ein<br />
Wirtschaftsstandort unsicher ist, wenn er von<br />
chinesischer Zulieferung abhängig ist.<br />
Ideologisch verharrt die<br />
Bahn in Österreich noch in<br />
der „guten alten Zeit“.<br />
Bild: Peter Baumgartner
<strong>LOGISTIK</strong>-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 4/<strong>2024</strong> | S62<br />
Die ukrainische Donaureederei UDP modernisiert ihre Flotte in der österreichischen<br />
Schiffswerft ÖSWAG und sucht Investoren für künftige Herausforderungen. Von den<br />
Medien wird das allerdings nicht wahrgenommen. Bild: UDP<br />
Und dann gibt es da noch das Zauberwort<br />
„Kooperation“. Insbesondere für die Bahn bisher<br />
ein absolutes no go, weil - das „Überschreiten<br />
der Gleise ist verboten“. Es muss ein gleichwertiges<br />
Zusammenspiel der Verkehrsträger geben,<br />
sagt Sandra Stein vom Fraunhofer Institut, eine<br />
wichtige Beratungsstelle der Bahn. Sogar der<br />
Chef von Rail Cargo Austria, Clemens Först,<br />
stellt sich die Frage, wie können wir alle<br />
Verkehrsträger optimal kombinieren, um die<br />
notwendige Flexibilität hinzubekommen.<br />
Först verspricht sich, man höre und staune, von<br />
Inter/Multimodalität eine resiliente Lieferkette.<br />
Plötzlich kommt ein längst vergessener Verkehrsträger,<br />
das Binnenschiff, wieder ins Spiel<br />
und erstmals könnte es tatsächlich zu<br />
Kooperationen zwischen Bahn und Binnenschiff<br />
im Gütertransport kommen.<br />
Teile der Wirtschaft sind also bereits auf den<br />
richtigen Gleisen. Nur die Politik hinkt wie immer,<br />
noch hinterher. Die EU fördert Industrieansiedlungen,<br />
die die Zulieferung der halben Welt<br />
mobilisiert, statt verkehrsvermeidende Strukturen<br />
zu schaffen. Und die Politik in Österreich<br />
kennt die Begriffe Inter/Multimodalität noch gar<br />
nicht. Die „Verkehrsministerin“ hat sich in der<br />
auslaufenden Regierungsperiode gar nicht mit<br />
dem Güterverkehr beschäftigt, weil sie voll mit<br />
der Renaturierung eingedeckt war. Schon 2015<br />
wurde von Verkehrsminister Alois Stöger ein<br />
Logistik-Kümmerer mit dem klingenden Titel<br />
„Counselor“ eingerichtet. Der Titel beschreibt<br />
eine Befähigung, die Ziele und Problemlösungen<br />
in kurzer Zeit anzustoßen vermag.<br />
In diesem Fall sollte der Counselor alle<br />
Interessen auf einen Nenner und den<br />
Verkehrsplan zur Umsetzung bringen. Einen<br />
Verkehrsplan, der sogar der Binnenschifffahrt<br />
ein Kapitel widmete. Inzwischen ist der Anteil<br />
der Binnenschifffahrt am Gesamttransport von<br />
„wahrnehmbar“ auf „nicht mehr wahrnehmbar“<br />
gefallen.<br />
Den Experten gibt es schon noch. Er ist seiner<br />
Pension ein paar Jahre nähergekommen.<br />
Vielleicht, dachte sich die aktuelle Verkehrsministerin,<br />
reicht die 6-köpfige Abteilung des<br />
„Counselor“ nicht aus, um die Aufgabenstellung<br />
zu stemmen. Deshalb hat sie Ende 2023, mit<br />
dem neuen Verkehrsplan auch einen „Verlagerungscoach“<br />
erschaffen. Der soll allerdings nur<br />
die Verlagerung von der Straße auf die Bahn<br />
vorantreiben. Da wo es – siehe oben, eh nichts<br />
mehr zu verlagern gibt.<br />
Die Binnenschifffahrt ist bei diesem Plan<br />
wieder abgemeldet. Aber vielleicht mit der<br />
nächsten Regierung…<br />
Es gibt nämlich einen gewichtigen Grund, sich<br />
langsam einen Plan-B zu überlegen. Sollte<br />
nämlich, was sich kaum jemand wünscht, Putin<br />
gewinnen, dann befinden sich die Rohstoffe für<br />
unsere Stahlindustrie und die Binnenschifffahrt,<br />
die diese die Donau stromauf transportiert, in<br />
russischer Hand. Bekanntlich hat die ehrwürdige<br />
Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft<br />
ukrainische Eigentümer und das Rohstofflager<br />
der Voest liegt ebenfalls in einer hart umkämpften<br />
Region der Ukraine. Es ist also nicht denkunmöglich,<br />
dass sich die Geschichte wiederholt<br />
und am Heck der DDSG-Schiffe wie in der<br />
Nachkriegszeit wieder eine russische Flagge<br />
weht. (RED)
Die Welt der<br />
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