reisen EXCLUSIV Herbst 2024
“Träume beim Reisen" Namibia Westaustralien Washington D.C. Florida Jordanien Seattle Lieblingshotels Estland Franken und vieles mehr
“Träume beim Reisen"
Namibia
Westaustralien
Washington D.C.
Florida
Jordanien
Seattle
Lieblingshotels
Estland
Franken
und vieles mehr
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<strong>Herbst</strong> <strong>2024</strong><br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
Träume<br />
NICHT VOM SONDERN<br />
BEIM REISEN<br />
Lieblingshotels<br />
in Venedig, Schottland<br />
und Madeira<br />
&<br />
NAMIBIA<br />
WESTAUSTRALIEN<br />
USA MIT FLORIDA<br />
JORDANIEN
KOLUMBA<br />
hIER.<br />
2000 Jahre<br />
Kunst und Architektur<br />
in jährlich wechselnden<br />
Inszenierungen<br />
Kunstmuseum des Erzbistums Köln | Kolumbastraße 4 | 50667 Köln | www.kolumba.de | Mi – Mo 12 bis 17 Uhr
EDITORIAL<br />
WARUM HABEN TRÄUME<br />
KEINEN ABSPANN?<br />
Neulich in Bochum. Grönemeyer-Konzert in der Stadt, die<br />
Herbert über eine sehr lange Zeit sein Zuhause nannte.<br />
Ich bin daneben groß geworden. In Essen. Ein bisschen<br />
Lokalpatriotismus schwingt an diesem Abend auch mit.<br />
Beispielsweise bei der Textzeile aus dem Song »Bochum«:<br />
Wer wohnt schon in Düsseldorf?<br />
Allgemein stelle ich an diesem Konzertabend fest, dass mich Grönemeyer<br />
früh in meiner Kreativität geprägt hat. Sein Wortwitz, seine Redegewandtheit<br />
und die Mühe, das richtige Wort in der korrekten Satzstellung<br />
zu finden, haben mich schon immer fasziniert. Wer ein bisschen<br />
darauf achtet, findet eventuell hier und da in dieser Magazinausgabe<br />
die kleine Liebe zum prägnanten Wort. Zum Wortspiel.<br />
Habt ihr einmal auf den Text von »Halt mich« geachtet? Der verursacht<br />
bei mir Gänsehaut. So schön. Detailverliebt. Da geht mir das Herz<br />
auf. Und so habe ich auch bei diesem Konzert mit über 30 seiner Hits<br />
auf die Worte geachtet und bin immer wieder an seinen Lippen kleben<br />
geblieben. Tatsächlich gab es auch für einen Fan seit Kindheitstagen<br />
noch die ein oder andere wunderschöne Wortschöpfung beziehungsweise<br />
Sprachliebe zu hören. Unter anderem der Satz aus dem<br />
Song »Kopf hoch, tanzen«. Der ist so gespickt von liebevollen Bildern:<br />
»Wie weint man eine Träne nach?« beispielsweise. Oder »Warum haben<br />
Träume keinen Abspann?«<br />
Der letzte Satz hat mich tatsächlich lange gedanklich begleitet. Intensiv<br />
träumen wir ab und an alle. Jeder von uns würde sicher gerne<br />
wissen, welche Inspiration der letzten Zeit das Drehbuch zum nächtlichen<br />
Film geschrieben hat. Wer hat uns da von außen so präzise<br />
beobachtet, dass wir die größten aller Ängste, die stärksten Sehnsüchte<br />
einfach in die Kissen denken? Doch irgendwie, so dachte ich<br />
mir, ist jede der hier festgehaltenen Geschichten auch ein Abspann<br />
zu einem gelebten Traum.<br />
Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge, GoodStudio/Shutterstock.com<br />
Denn sind wir ehrlich: Der Beruf, den wir haben, ist ein Privileg. Wir<br />
dürfen Orte besuchen, von denen wir schon lange geträumt haben.<br />
Wie Jasmin von Jordanien. Jahrelang hat sie sich in Petra gesehen,<br />
um dann festzustellen, dass man sich einen gewissen Zauber und<br />
eine Magie nicht vorstellen kann. Die muss man spüren. Mit jedem<br />
Härchen auf der Haut. Ich durfte mir eine lang ersehnte Traumreise<br />
erfüllen und nach Namibia <strong>reisen</strong>. Zwischen Elefanten und der roten<br />
Weite der Wüste. Meine Güte hat das Leben es gut gemeint.<br />
Ich würde mich freuen, wenn ihr so viel Spaß am Abspann habt wie<br />
wir beim Leben des Traums. Und vielleicht werden ja auch für euch<br />
die ein oderen anderen Träume wahr.<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Instagram @fraumuksch<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
3
»Fahre in die Welt hinaus. Sie ist<br />
fantastischer als jeder Traum.«<br />
Ray Bradbury<br />
54<br />
GEHEIMNISKRÄMER<br />
Mitten in der jordanischen Wüste<br />
fasziniert die antike Felsenstadt<br />
Petra. Sie gehört zu den neuen<br />
sieben Weltwundern und birgt<br />
noch jede Menge Geheimnisse.<br />
110<br />
LIEBE, LIEBE, LIEBELEI<br />
Das Barceló Funchal Oldtown beweist<br />
ein besonderes Auge für Stil und<br />
Design. Gemütlich machen<br />
und genießen!
38HUNDEMÜDE?<br />
Eine Rundreise durch<br />
Namibia macht eben<br />
atemlos vor Glück.<br />
RUNDREISE<br />
USA<br />
30 Westaustralien<br />
Reporter Harald hat knallhart im Westen<br />
von Down Under recherchiert. Dabei hat er<br />
sich aufs Fatbike getraut, den Wellen getrotzt<br />
und am Weinchen genippt.<br />
72 Seattle<br />
Wenn eure erste Assoziation mit der Stadt<br />
an der Küste von Washington State<br />
Grunge-Musik ist, lohnt es sich nicht,<br />
weiterzulesen. Wir sind hier eher auf<br />
kulinarischem Muschelkurs.<br />
98 Schottland<br />
Es gibt puristische Orte und es gibt<br />
das The Fife Arms in den schottischen<br />
Highlands. Deko overload at its best!<br />
Man muss es lieben.<br />
38 Namibia<br />
Das schöne Land im südlichen Afrika erfährt<br />
man sich am besten. Im wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Tierisch gute Begegnungen und<br />
unvergessliche Sonnenuntergänge inklusive.<br />
80 Capital Region<br />
Wir starten in Washington, D.C. und<br />
machen uns dann auf den Weg durch die<br />
idyllische Region drum herum. Wir sagen<br />
nur: Meerblick, Wein-Tasting und Shrimps!<br />
106 Venedig<br />
Im Hotel Excelsior Venice Lido Resort<br />
sonnen sich die Gäste neben Hollywoodgrößen<br />
am Pool und betten sich in<br />
märchenhaft schönen Zimmern.<br />
Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen, Sylvain Gllm, Manolo Yllera, Kapreski/Shutterstock.com<br />
46 Estland<br />
Reporterin Bianca im Glück. Auf der Suche<br />
nach Einhörnern durchstreifte sie die<br />
baltische Natur. Vom mystischen Hochmoor<br />
bis zur pulsierenden Hauptstadt.<br />
Wurde sie fündig?<br />
KULTUR<br />
54 Jordanien<br />
Redakteurin Jasmin durfte für uns Jordanien<br />
entdecken und sich einen Kindheitstraum<br />
erfüllen. Ihre Wow-Momente hat sie mit uns<br />
geteilt. Zum Glück.<br />
64 Franken<br />
Na, dann Prost! Wenn Redakteur und Mittelalter-Fan<br />
Konrad in Bamberg unterwegs ist,<br />
liegen die Glücksgefühle nicht nur am frisch<br />
Gezapften. Aber auch.<br />
90 Florida<br />
Fort Myers und seine Inseln sind ein<br />
Reiseziel für Sonnenanbeter und Muschelsucher.<br />
Aber nicht nur!<br />
lifestyle<br />
70 Urlaubslektüre<br />
Spannende und bewegende Schmöker<br />
für entspannte Urlaubsstunden.<br />
88 Yeehaw<br />
Angesagte Fashion-Items für<br />
den Cowboy- und Cowgirl-Look.<br />
104 Raumdüfte<br />
Dufte Sache: edle Düfte, die das<br />
Fernweh wecken.<br />
110 Madeira<br />
Dick auftragen hat das Barceló Funchal<br />
nicht nötig: Es punktet mit seiner Lage<br />
mitten in der madeirischen Hauptstadt<br />
und mit unaufgeregtem Design.<br />
STANDARDS<br />
03 Editorial<br />
06 Reisenews<br />
08 Take away<br />
09 Da wollen wir hin<br />
10 Esskalation<br />
14 Für kleine Weltenbummler<br />
16 Wüstentipp Ras al Khaimah<br />
18 Events<br />
20 Was gibt’s Altes, Herr Bender?<br />
21 Vorfreude<br />
28 Autor:innen<br />
114 Gewinnspiel & Impressum<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
5
eisenews<br />
THERE’S A LIGHT<br />
Manchmal muss es etwas Besonderes sein – auch im<br />
Urlaub. Für Mittelmeerfans mit Vorliebe für besondere<br />
Architektur hat das Münchner Reiseunternehmen<br />
Art of Travel das richtige Angebot: den historischen<br />
Leuchtturm Faro Punta Imperatore. Auf der Vulkaninsel<br />
Ischia im Golf von Neapel gelegen, beherbergt<br />
das schneeweiße Gemäuer gerade einmal vier identische<br />
Suiten, die wie gemacht sind für einen Ausflug<br />
mit Freunden oder der Familie. Auf modernen Luxus<br />
muss trotz historischer Substanz nicht verzichtet werden,<br />
ebenso wenig auf den kulinarischen Urlaub. Dafür<br />
sorgt Küchenchef Antonio Monti im hauseigenen<br />
Restaurant Luci’. Ach, eine Dachterrasse gibt es auch<br />
noch. Wir sind jedenfalls gedanklich schon unterwegs.<br />
www.artoftravel.de/angekommen<br />
6<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
Hanging on<br />
Nichts für schwache Nerven: Im Sommer wurde eine neue Hängebrücke über<br />
der Iselschlucht in Osttirol eingeweiht. 84 Meter lang, 90 Meter hoch. Dank des<br />
imposanten Ingenieurswunders können sich nicht nur die Einwohner der beiden<br />
Ortschaften Virgen und Prägraten viel besser besuchen. Wanderfreunde in der<br />
Region haben nun auch zwei weitere Rundwanderwege zur Auswahl, die erst<br />
durch die Brücke zustande kommen. Die lassen sich gut in Angriff nehmen,<br />
wenn man gerade den 73,5 Kilometer langen Fernwanderweg Iseltrail abläuft.<br />
Und bei Schwindelfreiheit gewährt der Gang über die neue Brücke wahrhaft<br />
atemberaubende Ausblicke. www.osttirol.com/iseltrail/<br />
Hit the Road<br />
Fotos: Art of Travel (2), TVBOsttirol/Peter Maier, Paulina Rytova<br />
Im Urlaub begeben wir uns auch gerne auf<br />
noch unbetretene Pfade. In diesem Fall besser<br />
gesagt, auf unbefahrene Straßen. Denn während<br />
der <strong>Herbst</strong> bei uns langsam wieder kühlere<br />
Temperaturen bringt, strahlt in Albanien<br />
noch spätsommerlich die Sonne herab. Zudem<br />
ist der Balkanstaat die perfekte Destination<br />
für einen abwechslungsreichen Roadtrip. Die<br />
Autospezialisten von Sunny Cars haben eine<br />
Roadtrip-Rundreise durch Albanien ersonnen,<br />
auf der keine Wünsche offenbleiben. Startund<br />
Zielpunkt ist die Hauptstadt Tirana, die<br />
reichlich Kultur und Geschichte bereithält.<br />
Doch umwerfende Naturausblicke, erinnerungswürdige<br />
Fahrten entlang der Adria und<br />
Ausflüge in die Berge dürfen auf so einer<br />
Tour auch nicht fehlen.<br />
http://auf.reise/albanien-roadtrip<br />
7
takeaway<br />
VIELFLIEGER.<br />
Wellnessauszeit im Flug: Das taugliche Fünf-Minuten-Pflegeset »On The<br />
handgepäck-<br />
Fly Travel Facial Kit« enthält eine Kombination<br />
aus Patches und Masken, die auf dem<br />
Flug, am Urlaubsort oder wieder zurück daheim<br />
eine kleine Wellnessauszeit schenken.<br />
Zwei Vliesmasken, drei Treatment-Patches<br />
für Gesicht, Augen und Lippen. Von Patchology,<br />
über www.niche-beauty.com, € 20<br />
FISCHERS.<br />
FRITZ.<br />
Fisch an der Angel … oder<br />
am Ohr? So oder so: Das ist<br />
ein guter Fang! Der Hochkaräter<br />
von Sévigné verpasst<br />
jedem Outfit – ob Oper in<br />
Muscat oder Mittagessen in<br />
Saint-Tropez – den terranen Clou. »Sea Stars<br />
Fischgräten-Ohrring«, aus<br />
Sterlingsilber, schwarz rho-<br />
diniert mit Brillanten,<br />
€ 7.950, www.sevigne.de<br />
medi-<br />
BRILLENSCHLANGE.<br />
Setzt doch mal die rosarote Brille ab! Auf<br />
keinen Fall! Die Sonnenbrille von Alexander<br />
McQueen färbt die Welt nicht nur rosarot, sondern<br />
sieht auch noch superstylish aus. € 285<br />
GLÜCKSPILZ!.<br />
RED FLAG.<br />
SAMTPFOTE.<br />
In herbstlichen Farben<br />
und mit Pilzmuster ist<br />
das Seidenkleid perfekt,<br />
um damit in sonnige<br />
Gefilde zu fliegen<br />
oder auch um es an<br />
sonnigen <strong>Herbst</strong>tagen<br />
mit Boots und<br />
Jacke auszuführen.<br />
Mushroom Long Dress<br />
von Simone Bruns,<br />
€ 929,<br />
https://simonebruns.de<br />
Der Hit im <strong>Herbst</strong>: Rote Sneaker<br />
bringen Schwung in den<br />
grauen Alltag. Das knallige<br />
Paar von Apple of Eden inspiriert<br />
zudem zum Retro-Look.<br />
Sneaker Saphira, um € 140,<br />
www.appleofedenshoes.com<br />
Gehört unbedingt ins<br />
Handgepäck: Natural<br />
Hand & Nail Serum<br />
von The Aiconist.<br />
Zaubert aus spröden<br />
und sehr trockenen<br />
Händen sozusagen<br />
im Handumdrehen<br />
samtweiche Haut.<br />
30 ml, € 68,<br />
www.theaiconist.de<br />
Fotos: PR (6)<br />
8 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
da wollen wir hin<br />
Die Geschichte von Kea ist nicht die einer typischen griechischen Insel. Ebenso<br />
wenig ist das neue One&Only Kéa Island ein typisches Hotel. Zunächst wird man<br />
wohl einmal googeln müssen, wo die neue Herberge der Luxushotelkette liegt.<br />
Verblüffend nah an Athen! Ungewöhnlich für eine griechische Insel, hat Kea keine<br />
Hafenstadt, war daher nie Teil der touristischen Fährrouten und ist somit noch<br />
größtenteils unerschlossen. Das One&Only Resort befindet sich auf einer eigenen,<br />
natürlich geformten Halbinsel mit Panoramablick über die Ägäis und das Athener<br />
Festland. An klaren Tagen kann man sogar das Kap Sounion, den berühmten<br />
Berg mit dem Poseidontempel, sehen. Umgeben von der wunderschönen, unberührten<br />
Hügellandschaft der Insel, liegt es in einer geschützten Bucht mit einem<br />
von Bäumen beschatteten Beachclub, einem weitläufigen Spa, mehreren Restaurants,<br />
Kinderclub und allem, was man für einen gelungenen Inselurlaub braucht.<br />
Der absolute Höhepunkt eines jeden Tages: den Sonnenuntergang von den privaten<br />
Terrassen (alle mit eigenem Pool) aus beobachten. Die 63 Villen schlängeln<br />
sich von der Anlegestelle bis hinauf zum zentralen Gebäude auf dem Gipfel.<br />
Die Zimmer mit gewölbten Decken und raumhohen Fenstern bieten alle Annehmlichkeiten<br />
– von Sonnenhüten über eine Yogamatte bis hin zum Lavendel-Schlafspray<br />
für die Kopfkissen. Unbedingt beachten: Über die Wintermonate hat das<br />
Resort geschlossen. Eine Nacht ab ca. € 2.000 für zwei Personen.<br />
www.oneandonlyresorts.com/kea-island<br />
ONE&ONLY KÉA ISLAND<br />
Griechenland<br />
Fotos: One&Only Resorts(2)<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
9
esskalation<br />
Nichts gegen unsere heimischen Wälder,<br />
aber mit der Pilzvielfalt in Bhutan können<br />
sie sich wohl kaum messen. Mehr als<br />
400 verschiedene Pilzarten wachsen und<br />
gedeihen in dem besonderen Klima des<br />
Himalaya-Staats, und den Einwohnern<br />
schmecken die leckeren Hutträger ziemlich<br />
gut. So gut, dass es zweimal im Jahr ein<br />
großes Pilzfest gibt. Wer das verpasst, kann<br />
aber auch an einer geführten Pilzexpedition<br />
teilnehmen. Reisen bildet bekanntlich.<br />
https://bhutan.travel<br />
We are the<br />
CHAMPIGNONS<br />
10<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Gluck, gluck, gluck,<br />
GLUCKSMOMENT<br />
Etwas ist hochprozentig im Staate<br />
Dänemark, mit leichten Noten von<br />
Portwein und Malz. Neun dänische<br />
Freunde haben sich 2015<br />
zur Brennerei Stauning zusammengetan<br />
und ihre Expertise zu<br />
diesem feinen Whisky gebündelt.<br />
Der schmeckt nicht nur nach dänischen<br />
Feldern, sondern macht<br />
dank Hingucker-Design auch in<br />
der heimischen Minibar eine gute<br />
Figur. https://stauningwhisky.com<br />
Im Aman-i-Khás in der indischen Provinz<br />
Rajasthan wartet ab Oktober ein besonderes<br />
kulinarisches Event auf die Besucher. In einem<br />
abgelegenen Waldstück des Luxuscamps können<br />
die Gäste verschiedene Tandoori-Gerichte und<br />
frische Suppen genießen, während sie ungestört<br />
inmitten der Natur zur Ruhe kommen. Noch mehr<br />
Natur ermöglicht eine Dining-Plattform mitten im<br />
nahe gelegenen Ranthambore-Nationalpark –<br />
Tigersichtung nicht ausgeschlossen.<br />
http://auf.reise/aman-i-khas<br />
Tierisch LECKER<br />
Fotos: Department of Toursim Bhutan (2), pmonetta, PR, stockcreations/Shutterstock.com, Aman Resorts<br />
Farbe BEKENNEN<br />
Klein, rund, bunt – und mit Sicherheit auch<br />
gesund. Davon sind wir fest überzeugt. Die<br />
Macarons von Ladurée Paris sind so schön,<br />
dass wir fast ein schlechtes Gewissen haben,<br />
sie uns eines nach dem anderen einzuverleiben.<br />
Aber nur fast. Wenn sie nicht so lecker<br />
wären, würden sie dank der hübschen Pastellfarben<br />
auch erstklassige Dekorationsobjekte<br />
abgeben. Schade drum. So, und jetzt nur noch<br />
einen. https://laduree.de<br />
Iss doch WURSCHT<br />
Erfunden in Berlin, geliebt in<br />
ganz Deutschland: die gute, alte<br />
Currywurst. Mittlerweile genießen<br />
wir den Imbissklassiker schlechthin<br />
in den unterschiedlichsten<br />
Variationen. Ob Brühwurst ohne<br />
Pelle in Berlin, Grönemeyer-<br />
Gedenkwurst im Bochumer<br />
Bermuda3eck oder die originale<br />
Volkswagen-Currywurst, die die<br />
Gewürze bereits im Wurstbrät<br />
trägt – wir essen sie alle gern.<br />
Und mittlerweile auch immer<br />
öfter vegan.<br />
herbst <strong>2024</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 11
esskalation<br />
Prass-ERIE<br />
Ein bisschen Frankreich für die eigenen vier Wände.<br />
Das macht die Kollektion »Brasserie« der Porzellanmanufaktur<br />
Dibbern möglich. Die 16 Teile der Kollektion<br />
sind allesamt mit den einfachen, aber herzhaften<br />
Zutaten verziert, für die wir die französische Hausmannskost<br />
so lieben. Weil wir uns nicht entscheiden<br />
können, gefällt uns der große Dinnerteller mit allen<br />
Motiven gleichzeitig besonders gut. Und die tolle Zitronen-Schale,<br />
denn sauer macht bekanntermaßen lustig.<br />
Teller € 71, Dessertschale € 33, www.dibbern.de<br />
Mixed EMOTIONS<br />
Nobel, aber nicht altbacken: Gäste im ohnehin schon edlen Genfer<br />
Fünfsternehotel The Woodward können sich seit Juli an der frisch<br />
renovierten Bar 37 erfrischende Drinks in einem nicht minder erfrischenden<br />
Ambiente genehmigen. Absoluter Hingucker im Design<br />
von Innenarchitekt Pierre-Yves Rochon ist das Buntglaswerk hinter<br />
der eigentlichen Bar, das den Räumlichkeiten beinahe etwas Kirchlich-Sakrales,<br />
aber trotzdem sehr Gemütliches verleiht. Gepaart mit<br />
einem antiken Klavier, viel Samt und einem Marmorkamin gelingt<br />
so der Spagat zwischen klassischer Clubhausatmosphäre und<br />
moderner Hotelbar. http://auf.reise/bar37<br />
Soja ENERGIE<br />
Das Design dürfte manch einem<br />
bekannt vorkommen: Die Light<br />
Soy Portable Lamp von heliograf<br />
ist den kleinen Sojasoße-Fischen<br />
nachempfunden, die gerne mal<br />
zur Asia-Box mitgeliefert werden.<br />
Den roten Deckel vorne eingeschlossen.<br />
Als gut armlange<br />
Design-Funzel macht sich die<br />
Leuchte in jeder Wohnung<br />
gut und kann dank einer<br />
Akkulaufzeit von<br />
20 Stunden wirklich überall<br />
hingestellt werden. € 199,<br />
https://heliograf.com<br />
Fotos: PR (2), Guillaume Cottancin-Photographie, Bunchu suksri/Shutterstock.com, www.hirschengmunden.at/Christian Huber, Das Marant, Francesca Procopio Photographer<br />
UnüberTEEBAR<br />
Höher wird’s nicht: Der High Tea in<br />
der NFT Skybar in Frankfurt macht<br />
seinem Namen alle Ehre, denn hier<br />
könnt ihr euren Teegenuss in luftigen<br />
185 Metern Höhe zelebrieren. Dazu<br />
passen die servierten Häppchen und<br />
süßen Köstlichkeiten. Und auch ein<br />
Glas Champagner darf hier oben<br />
über den Wolken nicht fehlen.<br />
Jeden zweiten Sonntag, 14 bis<br />
20 Uhr. www.nft-skybar.com<br />
12<br />
herbst <strong>2024</strong>
estauranttipps<br />
Aurum,<br />
GMUNDEN AM TRAUNSEE<br />
Unter dem gülden klingenden Namen Aurum<br />
lädt seit Anfang Juni Christoph Parzer in seinem<br />
Heimatort Gmunden am Traunsee zu gehobener<br />
Küche mit Konzept. Der mehrfach prämierte<br />
Koch leitet bereits seit Jahresanfang das<br />
Hotel und das Hotelrestaurant Zum Goldenen<br />
Hirschen. Mit dem Aurum hat Parzer nun ein<br />
Boutiquerestaurant passend zum Boutiquehotel<br />
ins Leben gerufen. Neben dem Fokus auf die<br />
einzelnen Lebensmittel ist dem Gmundner auch<br />
die Präsentation wichtig – sowohl auf dem Tisch<br />
als auch beim Interieur. http://auf.reise/aurum<br />
Bruderherz, TIROL<br />
Ein Restaurant, das ganzjährig geöffnet hat, mag<br />
anderswo keine große Neuigkeit sein. In einer saisongeprägten<br />
Urlaubsregion wie den Tiroler Alpen aber<br />
schon. Seit Mitte August hat nun also das Restaurant<br />
Bruderherz Fine Dine im Das Marent geöffnet – und<br />
zwar das ganze Jahr über. Unter der Ägide von<br />
Küchenchef Christian Marent wird eine Mischung<br />
aus französischer, spanischer und asiatischer Küche<br />
kredenzt. Und wer es besonders exklusiv und unmittelbar<br />
mag, bucht sich einen Platz am Chef’s<br />
Table in der trefflich benannten Blackbox.<br />
www.bruderherzstube.at<br />
La Rocca, TOSKANA<br />
Mit dem La Rocca im toskanischen Resort<br />
Castelfalfi gewährt Küchenchef Davide De<br />
Simone einen Einblick in seinen kulinarischen<br />
Werdegang. Angefangen bei seinen Wurzeln in<br />
Sizilien über seine Zeit in der Londoner Haute<br />
Cuisine bis zu seiner Ankunft in der Toskana. Die<br />
zwei Degustationsmenüs, mit denen das Restaurant<br />
im historischen Gemäuer startet, spiegeln<br />
das wider: Mit »The Tuscan Garden« zollt De<br />
Simone seiner Wahlheimat Respekt, während<br />
»My Own Country« eine Sinfonie aus seinen<br />
sizilianischen Wurzeln und den kulinarischen<br />
Erfahrungen seiner bisherigen Karriere darstellt.<br />
Wir haben unsere nächste Toskana-Reise jedenfalls<br />
schon geplant. www.castelfalfi.com<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
13
kleine weltenbummler<br />
Im Urlaub sind alle wunschlos glücklich?<br />
Wer ins AKI Family Resort PLOSE by ADLER<br />
in Südtirol eincheckt, hat gute Chancen,<br />
dass das eben keine Wunschvorstellung<br />
bleibt. Kinder jeden Alters dürfen hier<br />
unordentlich, laut, neugierig und kreativ<br />
sein. Ob auf dem hoteleigenen Abenteuerspielplatz<br />
oder der Kinderskipiste, Farbe<br />
klecksend im Malatelier oder im AKI Kids<br />
Club. Ob auf einer familienfreundlichen<br />
Wanderung in der Natur Brixens oder im<br />
Familienspa. Hier kommen alle Generationen<br />
gemeinsam zur Ruhe und erleben<br />
Abenteuer, die zusammenschweißen. Das<br />
Resort eröffnet am 2. November <strong>2024</strong>.<br />
www.aki-plose.com<br />
SONST NOCH<br />
EINEN WUNSCH?<br />
AUF DER ÜBERHOLSPUR<br />
Für den Bärenhunger oder auch jede Menge Extrawürste – das<br />
Lunch-Bag von Sophie Allport begleitet kleine Weltenbummler<br />
täglich zur Kita, zum nächsten Schulausflug oder zum picknick am Strand. €<br />
Urlaubs-<br />
38<br />
14 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2024</strong>
GUT GEGEN<br />
UNTERGEHEN<br />
UV-Schutz-T-Shirts, die sich in eine Rettungsweste<br />
verwandeln? Eine geniale Idee. Schützt mit<br />
UPF 50 vor der Sonne und bei einem Sturz vor<br />
dem Ertrinken. Von Floatee, für Kinder ab 1 Jahr<br />
bis 6 Jahre, € 149<br />
..<br />
LAUFT TOP<br />
Nicht nur für die Motorik ist ein Laufrad<br />
für Kinder Gold wert. So können sie rollend<br />
die eigene kleine Welt entdecken und mit<br />
jedem Meter jede Menge Selbstbewusstsein<br />
sammeln. 3-in-1-Laufrad von leg&go,<br />
85–115 cm, 1 bis 5 Jahre, € 295<br />
Fotos: PR (5), Alex Filz<br />
BESSER ALS JEDER ZOOBESUCH<br />
Ob im heißen Saharasand, in den eisigen Weiten<br />
der Arktis oder in den Tiefen des Great Barrier<br />
Reefs – überall leben Tiere und wachsen Pflanzen,<br />
egal wie herausfordernd die Lebensbedingungen<br />
sind. Das farbenfroh illustrierte Kinderbuch »Wo<br />
die wilden Tiere leben« nimmt kleine Entdecker<br />
mit auf eine Weltreise und zeigt die erstaunliche<br />
Artenvielfalt dieser Erde. Kleine Gestalten, ab<br />
8 Jahren, S. 48, € 19,90<br />
SCHÄFCHEN<br />
IM TROCKENEN<br />
Für jede Menge Abenteuerspaß an<br />
kühleren <strong>Herbst</strong>tagen: Der niedliche<br />
Stiefel von EMU Australia bettet<br />
kleine Füße bequem in weiche und<br />
flauschige australische Merinowolle.<br />
»Shaun The Sheep«-Stiefel, € 99<br />
15
wüstentipp RAS AL KHAIMAH<br />
DAS NÖRDLICHSTE EMIRAT DER VEREINIGTEN<br />
ARABISCHEN EMIRATE, RAS AL KHAIMAH,<br />
TAUCHT LANGSAM, ABER SICHER AUF DER<br />
TOURISTISCHEN LANDKARTE AUF. WOMIT<br />
DAS EMIRAT PUNKTET? MIT ABWECHSLUNGS-<br />
REICHER NATUR UND EINER MENGE ACTION!<br />
FÜNFMAL ABENTEUER IN RAS AL KHAIMAH.<br />
ERBE DER<br />
PERLENTAUCHER<br />
Tatsächlich erlangten die Emirate<br />
ursprünglich ihren Reichtum mit<br />
dem Handeln von Perlen! Denn<br />
hier im Arabischen Golf wachsen<br />
Austern – und produzieren in ganz<br />
seltenen Fällen wunderschöne Perlen.<br />
Traditionell war das Tauchen<br />
nach den Muscheln ein sowohl<br />
angesehener als auch gefährlicher<br />
Beruf. Gleich für mehrere Monate<br />
starteten die Schiffe Anfang des<br />
Sommers hinaus auf den Ozean,<br />
um mit möglichst vielen Perlen wieder<br />
heimzukehren. So konnte sich<br />
eine ganze Crew das gesamte Jahr<br />
finanzieren. Mohammed bin Abdulla<br />
Al Suwaidi war einer der letzten<br />
Perlentaucher von Ras Al Khaimah.<br />
Sein Enkel bewahrt bis heute das<br />
Erbe der Perlentaucher. Er lädt Touristen<br />
ein, mit einem traditionellen<br />
Boot hinaus auf seine Perlenfarm<br />
Suwaidi zu schippern. Ein spannender<br />
sowie wunderschöner Ausflug<br />
vor der Kulisse der Mangroven und<br />
der Hajar-Berge.<br />
16 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
ACTION IN<br />
DER WÜSTE<br />
Text: Marie Tysiak; Fotos: Ras Al Khaimah Tourism Authority(4), Bear Grylls Explorer Camp, Marie Tysiak<br />
FLUG ÜBER DAS EMIRAT<br />
Lust, das Emirat aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben?<br />
Für dieses Abenteuer in Ras Al Khaimah geht es hoch hinaus!<br />
Denn bei einem Rundflug hat man die Schönheit der Landschaft<br />
am besten im Blick. Der Jazirah Aviation Club bietet<br />
Rundflüge mit verschiedenen Leichtflugzeugen an. Der tiefblaue<br />
Arabische Golf, die Wüste und die Hauptstadt des Emirats sehen<br />
von oben noch einmal eindrucksvoller aus. Und das Beste:<br />
Man darf gern selbst das Steuer in die Hand nehmen! Rundflüge<br />
für 20 Minuten gibt es bereits ab 100 Euro. Wer es etwas<br />
gelassener angehen mag, der geht mit einem Heißluftballon in<br />
die Lüfte über Ras Al Khaimah – und entdeckt mit etwas Glück<br />
Oryxantilopen und Kamele zwischen den riesigen Dünen der<br />
Wüste!<br />
SURVIVAL OF<br />
THE FITTEST<br />
Survival Freaks aufgepasst! In Ras Al Khaimah hat<br />
das erste fest-installierte Bear Grylls Explorers<br />
Camp am Eingang eines Wadis eröffnet. Wer den<br />
Nordiren Bear Grylls nicht kennt: Der ehemalige<br />
Soldat einer britischen Spezialeinheit gilt dank<br />
seiner adrenalinreichen Expeditionen und seiner<br />
TV-Serie »Man vs. Wild« als großer Trendsetter der<br />
Survival-Abenteuer. Und in den Bear Grylls Camps<br />
kann man selbst seine Überlebenskünste in der<br />
Wildnis ausbauen und gleich auf die Probe stellen.<br />
Klar, eine Wüstentour muss sein! Besonders schön<br />
verzaubern die endlosen Dünen der Rub-Al-Khali-<br />
Wüste, der größten zusammenhängenden Sandwüste<br />
der Welt, zum Sonnenuntergang. Der beste Spot dafür<br />
ist das Bassata Village. Egal ob Kamelreiten, mit dem<br />
Allradjeep über die Dünen, Sandboarden – hier findet<br />
jeder seine Action! Wer es gern etwas luxuriöser mag,<br />
der sollte im Sonara Camp Al Wadi dinieren. Das<br />
Ambiente ist magisch und das Essen köstlich!<br />
DIE LÄNGSTE ZIPLINE<br />
DER WELT<br />
Im Norden von Ras Al Khaimah erstrecken sich die Ausläufer<br />
des schroffen Hajar-Gebirges bis ans Meer. Hier liegt<br />
mit dem Jebel Jais auf 1.934 Metern der höchste Gipfel<br />
der Vereinigten Arabischen Emirate. Doch bereits auf 1.484<br />
Metern wartet ein absolutes Highlight für Adrenalinjunkies:<br />
der Jais Flight. Wer sich traut (und mindestens 18 Jahre alt<br />
ist), meldet sich hier für die längste Zipline der Welt an –<br />
und saust schon wenig später fast drei Minuten mit bis zu<br />
150 Stundenkilometer über einen spektakulären Canyon.<br />
Ein Gefühl von Fliegen! Wem das zu viel Nervenkitzel ist,<br />
der nimmt im Panoramarestaurant 1484 by Puro Platz und<br />
schaut den Mutigen bei ihrem Flug zu. Auch ein Hochseilgarten,<br />
eine Via Ferrata, eine Sommerrodelbahn und eine<br />
Sky Tour warten hier auf große und kleine Abenteurer.<br />
In Ras Al Khaimah laden ganz neu neun recycelte<br />
Containerhütten zu einer Nacht in der Schlucht<br />
ein, gerahmt von roten Felsen und inklusive des<br />
abendlichen Lagerfeuers unter dem Sternenhimmel.<br />
Doch es wäre eben nicht ein Bear Grylls Explorers<br />
Camp, wenn man nicht auch eigens in die<br />
Wildnis loszieht: Mit einem Guide kann man zwei,<br />
vier oder auch ganze 24 Stunden raus in die Berge.<br />
Hier lernt man vom Feuermachen, Shelterbauen<br />
bis hin zum Wasserfinden alles Wichtige zum<br />
Überleben in der Natur. Auch ein Hochseilgarten<br />
und viele andere Aktivitäten warten rund um das<br />
Bear Grylls Explorer Camp. Ein echtes Abenteuer<br />
in Ras Al Khaimah!<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
17
events<br />
GENIAL VERIRRT!.<br />
Wohl kein anderer moderner Regisseur steht für<br />
das Sonderbare und das Seltsame so sehr wie der<br />
US-Amerikaner Tim Burton. Ob nun »Nightmare<br />
Before Christmas«, »Beetlejuice« oder »Corpse<br />
Bride« – auch wir in der Redaktion lieben den<br />
morbiden und einzigartigen Charme seiner Filme.<br />
Grund genug, in die Werksschau nach Berlin zu<br />
fahren. Klar, dass die Exponate nicht einfach<br />
langweilig in einer Reihe hängen, sondern dass wir<br />
selbst unseren Weg durch »Tim Burton’s Labyrinth«<br />
in der Radsetzerei finden müssen. Die Belohnung:<br />
zahlreiche Originalzeichnungen, Skizzen, Malereien<br />
und Installationen. Bis 3. November,<br />
https://timburtonexhibition.com/de<br />
18<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
EIN STRAUSS.<br />
ZUM GEBURTSTAG.<br />
Fotos: LETSGO (3), KHM Museumsverband/Theatermuseum, Glitterbox <strong>2024</strong>/DJ Young Pulse<br />
200 Jahre auf dem Buckel,<br />
das sollte man groß feiern.<br />
Im Fall des Komponisten<br />
Johann Strauss feiert man<br />
in dessen Geburtsstadt<br />
Wien gleich ein ganzes Jahr<br />
lang. Uns ist besonders die<br />
Ausstellung »Celebrating<br />
Johann Strauss« im Theatermuseum<br />
ins Auge gefallen,<br />
die ein Schlaglicht auf den<br />
spannenden, aber auch<br />
beschwerlichen Werdegang<br />
des Komponisten wirft.<br />
Gezeigt werden zahlreiche<br />
Objekte aus dem Nachlass<br />
des Walzerkönigs, Highlight<br />
ist die Originalpartitur zur<br />
Operette »Die Fledermaus«.<br />
4. Dezember <strong>2024</strong> bis<br />
23. Juni 2025,<br />
www.theatermuseum.at<br />
FUNKELND.<br />
FEIERN!.<br />
Dutzende Discokugeln schweben über den Köpfen<br />
und tauchen alles in ein funkelndes Licht. Groovige<br />
Sounds reißen die Menge mit. Und spätestens wenn<br />
Konfetti von der Decke rieselt, gibt es im historischen<br />
Kuppelsaal in Hannover kein Halten mehr.<br />
Einmal im Jahr findet hier die Glitterbox-Party statt<br />
– die Party aller Partys der House- und Discoszene.<br />
Das bekannte Partyformat aus Ibiza steht<br />
für aufgestylte Dragqueens, Tänzer, jede Menge<br />
Showeinlagen sowie House- und Discosounds von<br />
den Topstars der Szene wie Mousse T. oder Dimitri<br />
from Paris. Wann? Am 16. November <strong>2024</strong>, https://<br />
hannover-living.de/events/glitterbox-hannover/<br />
frühling 2016<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
19
KOLUMNE | Historische Dönekes<br />
Neuanstrich<br />
Unser Redaktionshistoriker Konrad sammelt auf Tour<br />
zwangsläufig allerhand Geschichten. Die lassen sich leider –<br />
Anweisung der Chefredaktion – nicht immer in einer Reportage<br />
unterbringen. Auf dieser hart erkämpften Seite darf er dafür seine<br />
liebsten historischen Anekdoten zum Besten geben. Dönekes halt.<br />
Was gibt’s Altes,<br />
Herr Bender?!<br />
Wer hat es<br />
erfunden?<br />
K<br />
ommt einem bekannt vor: Der Vater<br />
hat sein Vermögen damit gemacht,<br />
dass er andere links und rechts über<br />
den Tisch zog und brave Bürgerinnen<br />
und Bürger durch Wucherzinsen<br />
um ihr Hab und Gut brachte. So sehr, dass<br />
ein bekannter Schriftsteller aus der Region ihn in<br />
seinem Hauptwerk kurzerhand im siebten Kreis<br />
der Hölle verortet – in illustrer Nachbarschaft zu<br />
Alexander dem Großen und Attila, dem Hunnenkönig.<br />
Wenn euch das wirklich alles bekannt vorkommt,<br />
seid ihr vermutlich Enrico Scrovegni – Politiker,<br />
Bankier und Lebemann im norditalienischen<br />
Padua im 14. Jahrhundert. Beladen mit dem<br />
schweren Erbe des väterlichen Rufs – sicherlich<br />
erleichtert durch ein beträchtliches Vermögen –<br />
machte Enrico sich um 1300 daran, das Image seines<br />
verstorbenen Vaters und damit auch das eigene<br />
mit dem PR-Universalmittel des Mittelalters aufzupolieren:<br />
Er stiftete eine Kapelle.<br />
Wer jetzt an so ein bayerisches Kruzifix am örtlichen<br />
Naturerlebnispfad denkt, liegt gewaltig falsch.<br />
Enrico engagierte für die Gestaltung den revolutionären<br />
Maler und Architekten Giotto di Bondone.<br />
Im Inneren der Cappella degli Scrovegni hinterließ<br />
der einen Freskenzyklus, der sich von den Eltern<br />
Marias bis zur Himmelfahrt Christi erstreckt. 38<br />
dieser Bilder umlaufen die Innenwände der Kapelle<br />
in drei Reihen, über dem Portal ist außerdem<br />
noch eine riesige und sehr detaillierte Darstellung<br />
des Jüngsten Gerichts aufgetragen. Überspannt<br />
wird die Kapelle von einem gemalten, azurblauen<br />
Sternenhimmel, der den Raum nach oben öffnet.<br />
Bei aller Frömmigkeit hat Enrico es sich auch<br />
nicht nehmen lassen, die Kapelle als Teil eines wohl<br />
an Prunk kaum zu überbietenden Palazzos zu<br />
bauen. Man will ja schließlich standesgemäß unterwegs<br />
sein. Und tatsächlich spielte er bis 1320 noch<br />
eine tragende Rolle in den politischen Geschicken<br />
Paduas. Dann aber überwarf er sich mit dem Stadtherrn<br />
und ging ins Exil nach Venedig. Der zurückgelassene<br />
Palazzo stand noch bis 1827, wurde dann<br />
aber als Steinbruch genutzt. Die Kapelle jedoch steht<br />
bis heute als Unesco-Weltkulturerbe in der geschäftigen<br />
Universitätsstadt. Vielleicht hat es dem väterlichen<br />
Seelenheil nach 700 Jahren dann ja doch geholfen.<br />
Padua ist mit dem Flugzeug oder mit dem Zug<br />
von München aus gut zu erreichen. Ein Besuch<br />
der Cappella degli Scrovegni ist fast schon Pflicht,<br />
Tickets sollten aber online einige Tage im Voraus<br />
gebucht werden. In der Innenstadt lohnt sich ein<br />
Besuch der täglichen Märkte. Ansonsten kann man<br />
fast überall auf einen erfrischenden Spritz einkehren,<br />
der in der Region seinen Ursprung hat.<br />
Fotos: Konrad Bender, EQRoy/Shutterstock.com, Brent Hofacker/Shutterstock.com; Illustration: Anastasiia Yurevych/Shutterstock.com<br />
20
VORFREUDE<br />
An diesen Orten machen wir besonders gerne blau: Ob in<br />
heißen Hot Pots auf Island, an waghalsigen Wasserfällen im<br />
Salzburger Land oder am magischen Meer im Oman.<br />
Von<br />
oben<br />
herab<br />
Text: Konrad Bender, Jennifer Latuperisa-Andresen; Foto: Alpin Life Resort Lürzerhof<br />
So eine Reise ist ja auch immer Gelegenheit für einen Perspektivenwechsel. In diesem Fall sogar<br />
wortwörtlich. Denn seit Juni lässt sich der schon von unten betrachtet recht imposante Johanneswasserfall<br />
im österreichischen Untertauern auch von oben bewundern. Also tatsächlich von genau<br />
oberhalb der Klippe, über die das Wasser 60 Meter in die Tiefe rauscht. Möglich macht das eine<br />
metallene Plattform, von der aus Naturliebhaber dem Spektakel zuschauen können. Der Gitterboden<br />
sorgt dabei für einen zusätzlichen Kick. Geistiger Vater der Konstruktion ist Harald Habersatter,<br />
Inhaber des Alpin Life Resort Lürzerhof. Von dort aus lassen sich der Wasserfall und das<br />
gesamte Salzburger Land wunderbar erwandern. www.luerzerhof.at<br />
herbst <strong>2024</strong> 21
Naturwunder<br />
in blauen Mengen<br />
22 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2024</strong>
VORFREUDE | Oman<br />
Der Begriff »Geheimtipp« ist wahrlich<br />
überstrapaziert, für dieses Naturschauspiel<br />
aber zutreffend. Denn während<br />
Oman vor allem für seine einmaligen<br />
Wüstenlandschaften bekannt ist, spielt<br />
sich ein vielen Besuchern unbekanntes<br />
Phänomen im Meer vor der Küste ab.<br />
Wer sich in der Nacht hier ans Meer<br />
begibt, reibt sich vor Verwunderung wohl<br />
die Augen: Denn der Ozean leuchtet in<br />
einem wohligen Blau. Verursacher dieses<br />
magischen Scheins ist biolumineszierendes<br />
Plankton, das sich vor allem im<br />
Meer rund um die Hauptstadt Maskat<br />
tummelt. Besonders in der Zeit zwischen<br />
Oktober und April, der Wachstumsphase,<br />
stehen die Sichtungschancen gut. Unser<br />
Tipp: Am besten einen Ausflug mit einem<br />
örtlichen Guide buchen und eine<br />
unvergessliche Erinnerung schaffen.<br />
https://experienceoman.om<br />
Fotos: Max Muench/Followthetracks (2)<br />
23
Blubberbad<br />
Die Blaue Lagune in Island ist in aller Munde. Und das schon seit Ewigkeiten. Doch in der<br />
Nähe brodelt ein Vulkan und die Lagune öffnet und schließt sich je nach Gefahrenlevel. Eine<br />
wunderbare Alternative ganz ohne Schwefelgeruch ist die Sky Lagoon in Reykjavík. Hier lässt<br />
es sich mit traumhaftem Blick in einer heißen Quelle baden. Gerne auch mal mit Drink in der<br />
Hand. Hinzu kommt ein Ritual, das für den letzten Schwung Entspannung und Detox sorgt.<br />
Dabei eine Sauna mit Superaussicht, ein Salzpeeling und ein wohltuendes Dampfbad.<br />
Schöner kann ein Island-Urlaub eigentlich nicht beginnen. Es ist ratsam, vorher Tickets zu<br />
kaufen. Und bei der Ankunft nicht wundern, dass die Lagune in einem Industriegebiet liegt.<br />
Wer einmal drin ist, weiß die Lage dann sehr wohl zu schätzen. www.skylagoon.com<br />
24
VORFREUDE | Island<br />
Fotos: Norbert von Niman, Sky Lagoon<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
25
Winterurlaub<br />
der Spitzenklasse<br />
Die drei Tiroler Bergdörfer Serfaus, Fiss und Ladis bilden gemeinsam<br />
eines der größten und beliebtesten Skigebiete der Alpen. 214 Kilometer<br />
Pisten sind aber nur das eine, unzählige weitere Wintersport-Aktivitäten<br />
sowie Weltklasse-Wellness und -Kulinarik das andere.<br />
26<br />
frühling herbst <strong>2024</strong> 2016
ANZEIGE<br />
Fotos: Serfaus-Fiss-Ladis Marketing GmbH, danielzanger.com; Skischule Fiss-Ladis, Christian Waldegger; Fisser Bergbahnen GmbH, Sepp Mallaun; Fisser Bergbahnen GmbH, www.foto-mueller.com<br />
Wer höchste Ansprüche hat, will auch im Winterurlaub höchste<br />
Punktzahlen in Sachen Sport, Kulinarik und Luxus. Aber wenn<br />
der harmonische Dreiklang aus Wintersport, Lifestyle und Genuss<br />
über das perfekte Urlaubserlebnis entscheidet, dann wird<br />
die Auswahl an Ski-Destinationen schon sehr überschaubar.<br />
Am besten bietet diese nicht nur für Skifahrer und Snowboarder,<br />
sondern auch für alle anderen Aktivurlauber jede Menge<br />
Action. Und nach einem erlebnisreichen Tag im Schnee freut<br />
man sich über Wellness und Kulinarik auf Weltklasse-Niveau.<br />
Klingt also alles stark nach Serfaus-Fiss-Ladis! Wer vom Winterurlaub<br />
das Maximale erwartet, kann sich in der Ferienregion<br />
hoch über dem oberen Tiroler Inntal auf ein vielseitiges Freizeitund<br />
Aktivangebot auf höchstem Niveau freuen. Nicht zuletzt:<br />
Ehrliche Gastfreundschaft, Tiroler Herzlichkeit und gelebte Tradition<br />
gibt’s auf dem tief verschneiten sonnigen Hochplateau<br />
zwischen Innsbruck und Reschenpass immer kostenlos dazu.<br />
Eine schneeweiße Spielwiese für Skifahrer und<br />
Snowboarder<br />
Superlative machen noch längst keinen super Urlaub aus! Aber<br />
sie zeigen, wie viel eine Destination für das »Erlebnis Bergwinter«<br />
investiert. Serfaus-Fiss-Ladis liegt zwischen 1.200 und 2.828 Metern<br />
Höhe, bietet schier unendliche 214 Pistenkilometer und 68<br />
Anlagen. Hier oben, auf der Sonnenseite des Oberinntals, geht der<br />
Spaß schon am 6. Dezember <strong>2024</strong> los und endet erst am<br />
21. April 2025. Dazwischen liegen 130 Tage Schneevergnügen<br />
vom Feinsten.<br />
Was vor einem Vierteljahrhundert mit dem Zusammenschluss<br />
der Skigebiete Serfaus und Fiss-Ladis begann, ist heute einer<br />
der besten Spots alpenweit. Skifahrer und Snowboarder toben<br />
sich auf den bestens präparierten Pisten aus, die jüngeren Gäste<br />
in gleich sechs Fun-Areas und auf zwei Airbags und Tiefschneefans<br />
auf zwölf Skirouten. Besonders bei Familien mit Kindern<br />
genießt die Ferienregion Weltklasse-Ruf. Da passt das Motto<br />
natürlich fugenfrei: »We are family!«<br />
Und damit nicht genug: Seit vergangenem Dezember gondeln<br />
Skifahrer, Snowboarder und Freerider, aber auch »skilose« Großeltern,<br />
aussichtsverliebte Winterwanderer und schwungvolle Hütteneinkehrer<br />
mit der brandneuen Komperdellbahn in nur gut<br />
zehn Minuten auf 1.982 Meter Höhe. Die 10er-Kabinen sind natürlich<br />
kinderwagentauglich und barrierefrei.<br />
Action auf der Piste ist nur die eine Seite der Medaille.<br />
Und was bringt die andere?<br />
Eine Winterdestination ist immer nur so gut, wie sie sich um ihre<br />
Nicht-Skifahrer kümmert. Denn immer mehr Winterurlauber können<br />
(oder wollen) nicht über die Pisten schwingen, sondern probieren<br />
lieber möglichst jeden Tag etwas anderes aus. Nur gut,<br />
dass man rund um Serfaus, Fiss und Ladis mehr Aktivitäten unternehmen<br />
kann, als in einen einzigen Winterurlaub hineinpassen.<br />
Von Jahr zu Jahr beliebter: Pistenskitouren! Man steigt mit<br />
Fellen unter den Ski am sicheren Rand der Piste auf und fährt<br />
nach der Hütteneinkehr auf der Piste wieder ins Tal. Oder wie<br />
wär’s mit Langlaufen? Keine Aktivität verbindet Sport, Gesundheit<br />
und Natur auf so geniale Art und Weise. In der Region kann<br />
man auf insgesamt 52 Kilometern Langlaufloipen und -routen<br />
den Körper spüren und die Bergwelt genießen. Noch nicht genug?<br />
Dann ab zum Schneeschuhwandern durch die alpine Winterwunderwelt<br />
oder zum Winterwandern auf bestens geräumten<br />
Wegen. Zwei ganz besondere Erlebnisse: eine abendliche Schlittenfahrt<br />
und eine romantische Pferdekutschenfahrt zu zweit.<br />
Kulinarische Highlights, oder: Wer aktiv unterwegs ist,<br />
soll auch gut essen und trinken<br />
Der perfekte Wintertag sieht in Serfaus-Fiss-Ladis etwa so aus:<br />
früh aufstehen, ausgiebig frühstücken, lange Ski fahren oder<br />
snowboarden, danach entspannt zur Wellness – und abends extralange<br />
schlemmen. Genuss wird in den drei Dörfern einfach immer<br />
großgeschrieben. Noch größer sogar vom 15. März bis zum<br />
21. April 2025. In dieser Zeit feiert Serfaus-Fiss-Ladis nämlich<br />
seine Genusswochen. Die Kombi aus sonnigen Skitagen und günstigeren<br />
Liftp<strong>reisen</strong> ist unschlagbar.<br />
Wer einmal die unberührte und tief verschneite Bergwelt (fast)<br />
für sich haben möchte, hat gleich zwei Möglichkeiten: Sunrise<br />
Hexensee oder Sunset Dinner Masner. Bei Ersterem lässt man<br />
sich frühmorgens mit der Luxus-Pistenraupe zur Hexenseehütte<br />
auf 2.580 Meter Höhe chauffieren, um den Sonnenaufgang zu<br />
bestaunen (und genüsslich zu frühstücken). Bei Zweiterem locken<br />
auch eine Pistenraupenfahrt mit dem Masner Express sowie<br />
ein romantisches Candle-Light-Dinner, 2.430 Meter über den<br />
Dingen. Ein weiterer Höhepunkt im wahrsten Wortsinn ist der<br />
Crystal Cube. Dieser komplettverglaste Würfel thront auf 2.600<br />
Metern und bietet neben dem 360-Grad-Rundumblick Gaumengenüsse<br />
auf höchstem Niveau.<br />
Weitere Informationen unter www.serfaus-fiss-ladis.at<br />
27
AUTOR:INNEN<br />
Bianca Klement<br />
Jasmin Faust<br />
Manchmal ist es auf<br />
Reisen doch so: je unbequemer<br />
der Transport,<br />
desto spektakulärer die<br />
Landschaft. Auch wenn<br />
bei Jasmin die Backpacker-Wurzeln<br />
tief sitzen,<br />
mit zunehmendem Alter<br />
lernt sie die Annehmlichkeiten<br />
von luxuriösen<br />
Hotels zu schätzen. Und<br />
findet: Die Mischung<br />
macht’s!<br />
»Aus Jordanien in die<br />
schottischen Highlands und<br />
weiter an die US-Ostküste –<br />
das ist ein wilder Ritt. Aber<br />
spektakuläre Aussichten<br />
beim meditativen Wandern<br />
durch die Wüste, kunstvolle<br />
Übernachtungen und<br />
leckere Krabbenburger mit<br />
Delfinsichtungen neben der<br />
wehenden US-Flagge machen<br />
das Herz genauso voll<br />
wie den Kopf. Und darum<br />
geht’s doch beim Reisen.«<br />
Simone Sever<br />
Simone ist in love. Das<br />
dürfen wir so sagen, denn<br />
sie hat just geheiratet.<br />
Vorher jedoch hat sie<br />
ihre Liebe in der wohl<br />
romantischsten Stadt<br />
der Welt zelebriert. In<br />
Venedig. Und es muss so<br />
schön gewesen sein, dass<br />
wir nun alle von ihrer<br />
Schwärmerei infiziert sind<br />
und selbst dorthin <strong>reisen</strong><br />
wollen.<br />
»Gondeln, Brücken, Paläste,<br />
eine Fahrt mit einem exklusiven<br />
Wassertaxi … Schöner<br />
geht’s kaum. Doch dann<br />
biegt das hölzerne Motorboot<br />
in einen Seitenkanal,<br />
und plötzlich erhebt sich<br />
ein wahres Wolkenschloss<br />
in den azurblauen Himmel.<br />
Definitiv ein Moment, in<br />
dem einem die Luft wegbleibt.<br />
Benvenuti al Hotel<br />
Excelsior Venezia – hereinspaziert<br />
in diesen wahrhaftigen<br />
Traum!«<br />
Harald Braun<br />
Auf dem Weg nach<br />
Sydney macht unser<br />
Autor Harald gern einen<br />
Zwischenstopp in<br />
Westaustralien. Der wird<br />
jedes Mal länger. Beim<br />
Lesen seiner Reportage<br />
weiß man dann auch<br />
ziemlich schnell, warum.<br />
»Die sanfte Natur, die geschmeidigen<br />
Strände, das<br />
Wildlife und nicht zuletzt<br />
die grandiosen Winzer in<br />
der Margaret River Region<br />
machen mich offenbar zu<br />
einem entspannten, freundlichen<br />
Zeitgenossen. Oder<br />
wie soll ich das verstehen,<br />
wenn meine Gattin mich<br />
ständig fragt: ›Hast du was<br />
geraucht?‹«<br />
Konrad Bender<br />
Ein Reiseredakteur folgt<br />
ja ohnehin dem Motto<br />
»Das Angenehme mit dem<br />
Nützlichen verbinden«.<br />
Für Konrad kam das aber<br />
wohl noch nie so sehr<br />
zum Tragen wie auf der<br />
Suche nach dem Geheimnis<br />
der fränkischen<br />
Braukunst.<br />
»Zwölf Brauereien gibt es<br />
heute noch in Bamberg,<br />
da kommt eine Brauerei<br />
auf gut 6.500 Einwohner.<br />
Wer sich also durch alle<br />
Biersorten probieren<br />
will, hat gut was zu tun.<br />
Vielleicht sind mehrere<br />
Bamberg-Ausflüge für die<br />
Leber etwas schonender.«<br />
Ihre Neugier auf ferne<br />
Länder hat Bianca zum<br />
Beruf gemacht: Früher als<br />
Flugbegleiterin kreuz und<br />
quer durch Europa und<br />
später als Reisejournalistin.<br />
In Estland war sie<br />
noch nie. Höchste Zeit,<br />
den Ostseestaat genauer<br />
unter die Lupe zu nehmen<br />
und herauszufinden: Gibt<br />
es in Estland Einhörner?<br />
»In Estland kann man regelrecht<br />
auf Zeitreise gehen –<br />
und zwar gleichzeitig in<br />
die Vergangenheit und in<br />
die Zukunft. Auf der einen<br />
Seite ist die allgegenwärtige<br />
Digitalisierung eine<br />
Selbstverständlichkeit, auf<br />
der anderen Seite werden<br />
alte Traditionen zelebriert.<br />
Dabei sind die Menschen<br />
so wunderbar bodenständig<br />
und naturverbunden, dass<br />
es die pure Freude ist.«<br />
Instagram @seamorenature<br />
Instagram @_howtogetlost_<br />
Instagram @aspirinia<br />
Instagram<br />
@wiederroboterausfuturama<br />
Fotos: privat; Illustration: rangsan paidaen/Shutterstock.com<br />
28<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
RUNDREISE<br />
Schon klar: Niemand würde von A nach B mit dem Tuk-Tuk <strong>reisen</strong>,<br />
wobei das doch eine schöne Vorstellung wäre. Vor allem, wenn man<br />
sich auf eine Rundreise auf Sri Lanka begibt. Neben Traumstränden<br />
hat die Insel, die so groß ist wie Bayern, aber noch viel mehr zu bieten:<br />
faszinierende Kulturgüter, eine atemberaubende Natur und hervorragende<br />
Tierbeobachtungen samt beeindruckender Elefanten, die<br />
gern spontan die Straße überqueren. Tischler Reisen verbindet auf<br />
ausgewählten Rund<strong>reisen</strong> die Highlights des Lands. Privattour<br />
Sri Lanka »Auf neuen Wegen«, 8 Tage, 7 Nächte ab/bis Colombo,<br />
ab € 1.200 pro Person<br />
RUMTUKTUKERN<br />
ZÜGIG<br />
UNTERWEGS<br />
Zugegeben: Insbesondere<br />
unsere Deutsche Bahn<br />
hat gerade keinen leichten<br />
Stand. Das ändert aber<br />
nichts an der Tatsache, dass<br />
das Reisen auf Gleisen bis<br />
heute an Faszination und<br />
Abenteuer nichts eingebüßt<br />
hat. Der tschechische<br />
Autor Jaroslav Rudiš hat<br />
nun in einem Buch allerlei<br />
Zugabenteuer aus aller Welt<br />
gesammelt. Liest sich am<br />
besten beim Bahnfahren,<br />
ob nun pünktlich oder mit<br />
Verspätung. Jaroslav Rudiš<br />
(Hg.), Gleise, die die Welt<br />
bedeuten. Die schönsten<br />
Zugabenteuer nah und fern,<br />
Piper, 256 Seiten, € 18<br />
Fotos: Agnieszka Stankiewicz, Ford-Werke GmbH, PR<br />
Ein Klassiker im neuen Gewand: Der Ford Capri war vor 55 Jahren<br />
der Versuch, das Konzept Muscle Car auf den europäischen Markt<br />
zu bringen. Bis 1986 wurde der Flitzer produziert. Nun ist der Capri<br />
zurück. Elektrisch und als SUV-Coupé etwas höher liegend, aber<br />
immer noch ziemlich schneidig. Dank Allradantrieb kommt ihr damit<br />
über Stock und Stein, und die bis zu 600 Kilometer Reichweite sind<br />
wie gemacht für umfangreiche Roadtrips. Uns gefällt das Modell im<br />
knalligen Gelb besonders gut.<br />
STROM SCHNELL<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 29
RUNDREISE | Westaustralien<br />
Traumhafte Küsten,<br />
faszinierende Tierwelten,<br />
aussergewöhnliche Naturspektakel – es<br />
gibt viele Gründe, sich Westaustralien<br />
genauer anzusehen. <strong>reisen</strong> Exclusiv-<br />
Autor Harald Braun liess<br />
sich nicht hetzen.<br />
B text<br />
Harald Braun<br />
30 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
RUNDREISE | Estland<br />
IM<br />
WeSTEN<br />
JEDe<br />
MeNGE<br />
NEUeS<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
31
RUNDREISE | Westaustralien<br />
Hereingelegt:<br />
Das Willow Wood<br />
Glamping Retreat<br />
bettet sich so<br />
schön abgelegen,<br />
dass höchstens<br />
mal ein Känguru<br />
vorbeischaut.<br />
Die Frage, die mir als bedingungsloser Down-Under-Fanboy<br />
immer wieder gestellt wird, lautet: Was will der Europäer<br />
in Australien? Eine Reise, einmal um den Globus,<br />
fast einen Tag reine Flugzeit, um da unten am anderen<br />
Ende der Welt vermeintlich doch nur ein paar ausgebürgerte<br />
Engländer, Haie und Giftschlangen zu begrüßen?<br />
Ernsthaft? Genau diese Frage habe ich mir damals auch<br />
gestellt. 1992 war das und ich im Prinzip unwillig, mir<br />
solch eine Tortur zuzumuten. Little did I know.<br />
Phil Collins ist schuld daran, dass ich seitdem am<br />
liebsten jedes Jahr nach Australien reise. Damals drehte<br />
der Popsänger nebenbei Filme, vermutlich erinnert sich<br />
kaum jemand daran. Einer dieser heute, sehr zu Recht,<br />
vergessenen Streifen hieß »Frauds«. Jedenfalls sandte<br />
mich ein deutsches Filmmagazin 1992 nach Australien,<br />
um ein Interview mit Phil Collins am Set von »Frauds«<br />
zu führen. Ohne große Begeisterung reiste ich los, dank<br />
Billigticket dazu erpflichtet, mindestens age or rt<br />
zu bleiben. Collins aber erwies sich als angenehmer Zeitgenosse<br />
mit viel Tagesfreizeit, denn so ein Filmdreh ist<br />
ja in Wahrheit nichts anderes als Abwarten auf ziemlich<br />
teurem Niveau. Collins wurde nicht müde, mir die Vorzüge<br />
seines neu entdeckten Lieblingslands in den wärmsten<br />
Farben auszumalen. Klar, dachte ich zuerst, der Mann<br />
kommt aus Chiswick, einem Vorort on London, der findet<br />
vermutlich sogar Fulda prima. Ich glaubte ihm nicht,<br />
vom Jetlag geplagt und von der weiten Anreise genervt.<br />
Doch nur wenige Tage später redeten wir beide nur noch<br />
darüber, dass Australien vermutlich der lässigste Ort der<br />
Welt sei. Geschichten von über 300 Sonnentagen im Jahr,<br />
von bezaubernden Inseln, von malerischen Stränden,<br />
vor allem aber von angenehm lebenslustigen Menschen<br />
machten die Runde; von Menschen, die wissen und genießen,<br />
dass sie an einem Ort der Welt gelandet sind, mit<br />
dem es der liebe Gott gut gemeint hat – oder wer auch<br />
immer dafür verantwortlich war.<br />
Wir nahmen uns beide damals vor, irgendwann einmal<br />
in Australien zu leben. Und sei es nur für ein Jährchen<br />
oder zwei. Danach trennten sich unsere Wege. Collins<br />
wurde ein noch größerer Superstar, aber soviel ich weiß,<br />
hat er es nur zu drei gescheiterten Ehen gebracht, aber<br />
keinem Wohnsitz in Australien. Und was mich angeht:<br />
Schleswig-Holstein. Ich habe immer wieder einmal daran<br />
gedacht, nach Australien auszuwandern, und habe schon<br />
viele Regionen dieses außergewöhnlichen Lands besucht:<br />
Tasmanien, Great Barrier Reef, Melbourne oder Sydney.<br />
Nie bin ich enttäuscht worden. Mit jedem Besuch wurde<br />
meine Sehnsucht größer, den eigenen Lebensmittelpunkt<br />
ans andere Ende der Welt zu verlagern. Und dabei kannte<br />
ich lange Zeit Westaustralien noch gar nicht, einer der<br />
schönsten Flecken dieser Erde. Was für ein Versäumnis.<br />
Ich nehme es vorweg: Diese sanfte, beinahe romantisch<br />
anmutende Region kann es in Sachen lichter Schönheit<br />
und angenehmer Lebensart mit Sydney oder Melbourne<br />
locker aufnehmen. Ist aber dazu noch deutlich<br />
entspannter. Das beginnt schon in Perth, der wohl gechilltesten<br />
Metropole Ozeaniens. Die Stadt liegt »nur«<br />
18 Stunden Flugzeit entfernt, wenn man in Deutschland<br />
in den Flieger steigt. Wer an die beliebte Ostküste Australiens<br />
will, muss fünf weitere Stunden drauflegen.<br />
Perth aber lassen wir diesmal links liegen und wenden<br />
uns gleich den vielfältigen Versuchungen zu, die<br />
Westaustraliens Natur (und Kulinarik!) in der Margaret<br />
River Region zu bieten hat.<br />
Erster Stopp: Eagle Bay Brewing. Dabei handelt es<br />
sich um eine Craftbeer-Brauerei am Cape Naturaliste, die<br />
von australischen Brüdern betrieben wird und sich seit<br />
Jahrzehnten größter Beliebtheit in der Region erfreut.<br />
Der Grund: Das Gelände, auf dem die Eagle Bay Brewing<br />
zu finden ist, würde sich auch als Werbespot für Grüner<br />
Wohnen« in Verbindung mit einem Fine-Dining-Restaurant<br />
eignen. Ein wunderschöner Ort, an dem die vielbesungene<br />
und in diesem Fall auch selbst produzierte Hopfenkaltschale<br />
mit gehobener Pubküche kombiniert wird.<br />
Von dort aus fährt man nur noch 30 Minuten bis zur<br />
ersten spektakulären Übernachtung auf diesem Trip. Das<br />
Willow Wood Glamping etreat befindet sich in der Nähe<br />
von Busselton in Ambergate. Wer schon immer mitten in<br />
der Nacht von einem neugierigen Känguru durchs transparente<br />
Zeltplastikfenster gemustert werden wollte, ist<br />
hier genau am richtigen Ort. Auf dem Areal des Resorts<br />
ist es wunderbar ruhig und einsam, kein Mensch weit und<br />
breit, dafür jede Menge Wildlife. Man hat eben viel Platz<br />
und wenig Nachbarn in Australien. In klaren Nächten<br />
32<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
WIE EIN<br />
ÜBERRAGENDES<br />
FREILUFTGEHEGE<br />
Jump around: Ob Kängurus in der Lucky Bay oder<br />
Quokkas auf Rottnest Island – die international<br />
gefragten Instagram-Stars wissen sich vor<br />
Traumkulisse in Pose zu schmeißen.<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
33
STANDING<br />
OVATIONS<br />
Ein Este würde dir eHer<br />
seine Kontodaten<br />
FÜR<br />
nennen,<br />
DEN<br />
um Beeren zu sammeln<br />
WEIN<br />
34<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühling 2023
RUNDREISE | Westaustralien<br />
Erst feucht-fröhlich<br />
schlemmen in den<br />
Wineries von Margaret<br />
River, dann Kalorien<br />
verbrennen bei einer<br />
Fatbike-Tour im Boranup<br />
Karri Forest.<br />
gelernt, die »wahren« Quokkas leben aber auf Rottnest<br />
Island gleich bei Perth und sind international gefragte<br />
Instagram-Stars. Mit Naturaliste Charters bewegen wir<br />
uns in Dunsborough auf den Spuren von Buckel- und<br />
Blauwalen, und auch wer Delfine oder obben spotten<br />
möchte, wird an erstaunlich vielen Orten fündig.<br />
Dass an dieser Stelle nicht ständig über hiesige Traumstrände<br />
gesprochen wird, hat übrigens nur einen Grund:<br />
Es gibt so viele davon, dass sie nach ein paar Tagen einfach<br />
hingenommen werden wie Palmen in Florida. Schön<br />
zwar, aber fast nur noch Kulisse. Das ist natürlich unfair,<br />
vor allem, wenn man sich dann zurück in der Heimat mit<br />
offenem und die Fotos der Luck Ba im Nationalpark<br />
Cape Le Grand ansieht. Hier teilt man sich den Strand<br />
am frühen Morgen mit Kängurus, die auf einen Dip-in<br />
im Meer vorbeikommen. Tipp: Frühzeitig einen der begehrten<br />
Plätze auf dem Campingplatz am Strand buchen,<br />
das Strandschauspiel hier ist jeden Tag aufs Neue eine<br />
Sensation.<br />
Geschmeidig-elegant auch der weitläufige edgate<br />
Beach in der Nähe on argaret ier. ier treffe ich<br />
Artur, , der als Surflehrer für die argaret ier Surf<br />
School arbeitet und nach seinem Sportstudium in Köln<br />
seit fünf Jahren an diesem Ende der Welt lebt. Im Grunde<br />
führt der braun gebrannte Dreadlock-Surfer mein Leben.<br />
Nur in jung und besser aussehend. Er bietet mir an, gemeinsam<br />
ein paar Wellen auf dem Brett mitzunehmen,<br />
aber bevor ich ihn aus Neid und Missgunst auf dem Wasser<br />
ertränke, lehne ich lieber ab. Besser fürs Karma.<br />
Außerdem habe ich Pläne. Ich möchte mich einem<br />
weiteren wichtigen Argument für eine ausgedehnte Reise<br />
nach Westaustralien zuwenden: der Kulinarik. Essen und<br />
Trinken! GENUSS! Ein Besuch in der Region um Margaret<br />
River ohne Weinverkostung wäre keine gute Idee:<br />
Das rund 100 Kilometer lange Gebiet zwischen Augusta<br />
im Süden und Cape Naturaliste im Norden ist nicht nur<br />
das Land der perfekten Wellen und exotischen Tierwelten,<br />
sondern auch ein charmantes Weinanbaugebiet, in<br />
dem viele feine Tropfen in liebevoller Handarbeit produziert<br />
werden. Zahlreiche Eco-Wineries bieten neben dem<br />
Tasting ihrer Weine auch einen superben Lunch an – in<br />
diesem Teil des Lands dürfte man es vermutlich schwer<br />
haben, irgendwo nicht gut zu essen und zu trinken. Im<br />
Swings & Roundabouts in Yallingup zum Beispiel ist die<br />
im Holzofen hergestellte Pizza der Favorit der meisten<br />
Gäste, aber auch die Prawns oder der zünftige Schweinebauch<br />
machen sich auf den Tellern des auch architektohängt<br />
der Sternenhimmel über den luxuriösen Zelten des<br />
Glamping-Areals wie die glitzernde Beleuchtung einer geheimnisvollen<br />
Jahrmarktattraktion. Besser aber, man vergisst<br />
die Taschenlampe nicht, wenn man nach Einbruch<br />
der Dunkelheit das Gelände in Ambergate verlässt.<br />
Und das muss man, schließlich möchte man ja mit<br />
den Brüdern Ryan und Michael White von South West<br />
Eco Discoveries die Woylies Evening Tour mitmachen.<br />
Das muss man sich so vorstellen wie eine Nachtwanderung<br />
früher bei den Pfadfindern. Die beiden Guides in ihren<br />
schneidigen kurzen Hosen führen ihre Gäste in eine<br />
Art Buschland und bauen mittendrin eine Futterstelle<br />
auf. Es dauert keine zwei Minuten, da versammeln sich<br />
die hiesigen Kängurus, Opossums und anderes Kleingetier<br />
zu einem fröhlichen Sit-in, fressen den entzückten<br />
Besuchern aus der Hand und lassen sich im Gegenzug<br />
gerne zu einem Selfie überreden.<br />
Highlight hier sind die Mini-Marsupials, bekannt auch<br />
als Wolies. Die Whites wissen alles über Aufzucht, Pflege<br />
und Vorkommen aller möglichen Pflanzen und iere<br />
im Yelverton Brook Conservation Sanctuary, in dem ihre<br />
ouren stattfinden. Behalten daon habe ich auch etwas,<br />
nämlich: Die niedlichen Mini-Marsupials werden auch<br />
Kung-Fu-Quokkas genannt. Das behaupten die Whites.<br />
Ich bin skeptisch. Gekämpft haben die putzigen Geschöpfe<br />
kein Stück, erkennbar war nur ihr großer Appetit.<br />
Überhaupt, diese Tierbeobachtungen. Es gibt Menschen,<br />
die eine Reise nach Australien ablehnen, weil ihnen<br />
die Tierwelt da unten nicht geheuer ist. Haie, Krokodile,<br />
Schlangen, Quallen oder Giftspinnen sollen dort,<br />
glaubt man den Gerüchten, jährlich ganze Landstriche<br />
ausrotten. Die Wahrheit ist: Die Tierwelt Westaustraliens<br />
ist so vielfältig, exotisch und großartig wie sonst fast<br />
nirgends auf der Welt, aber im Prinzip völlig ungefährlich.<br />
Jedenfalls wenn man die jährlichen odesziffern berücksichtigt.<br />
83 Menschen sind 2018 in ganz Australien<br />
ums Leben gekommen – und zwar, indem sie aus dem<br />
Bett gefallen sind! Kein Witz. Dagegen gab es im gleichen<br />
Jahr nur 17 Todesfälle durch Kontakt mit gefährlichen<br />
ieren und Pflanzen in Australien. Ein Krokodil war nicht<br />
beteiligt, dafür aber in neun Fällen Bienen. Aktuelle Zahlen<br />
dazu habe ich leider in der Untersuchung »Leading<br />
causes of death in Australia« nicht gefunden. Das nur als<br />
kleiner Hinweis für die Skeptiker, die Australien für eine<br />
Art Todeszone halten.<br />
Westaustralien wirkt eher wie ein überragendes Freiluftgehege.<br />
Kung-Fu-Quokkas haben wir ja schon kennen-<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
35
RUNDREISE | Westaustralien<br />
nisch spektakulären Weinguts ganz hervorragend. Man<br />
sollte allerdings aufpassen, dass man anschließend keine<br />
allzu anstrengenden Outdooraktivitäten mehr auf dem<br />
Zettel hat.<br />
Die grandiose Fatbike-Tour im wunderbaren Boranup<br />
Forest beispielsweise verlangt nach einem Körper, der<br />
nicht ausschließlich mit der Verstoffwechselung der Speisen<br />
des Swings & Roundabouts beschäftigt ist. Auch eine<br />
dreistündige Fahrradtour wie die Mandurah Giants Bike<br />
Tour verlangt vollen Körpereinsatz. Zumal man auf diese<br />
Weise auch Mandurah gut kennenlernt, ein Städtchen,<br />
das erst im letzten Jahr zum besten touristischen Ort<br />
in Westaustralien gekürt wurde. Das liegt möglicherweise<br />
auch an den sogenannten »Giants«, die wir im<br />
Rahmen der Tour besuchen. Es handelt sich dabei um<br />
mächtige Skulpturen aus Holz, die der dänische Künstler<br />
Thomas Dambo in Mandurah an verschiedenen Punkten<br />
des Orts erbaut hat und die längst zu Publikumsmagneten<br />
geworden sind. Noch mindestens bis<br />
2026 werden sie in Mandurah bleiben.<br />
Aber wir waren ja gerade beim Essen<br />
und den herrlichen Weingütern<br />
der Region. Da darf natürlich auch der<br />
Hinweis auf Vanya Cullen nicht fehlen,<br />
die ungekrönte Weinkönigin der Margaret<br />
Hallo Holzenplotz: In Mandurah wartet<br />
das hölzerne Wesen des dänischen<br />
Künstlers Thomas Dambo.<br />
River Region. Neben dem Weingut führt sie ein biodynamisch<br />
betriebenes Fine-Dining-Restaurant auf einem<br />
beeindruckenden Areal, das vom eigenen Gemüsegarten<br />
dominiert wird. Herrlich. Am folgenden Tag besuchen<br />
wir schließlich noch Glenarty Road, ein wunderbares<br />
Farm-to-Table-Restaurant in Karridale, nur rund 25 Minuten<br />
von Margaret River entfernt. Seit fünf Generationen<br />
wird hier Obst und Gemüse angebaut und feiner<br />
Wein hergestellt. Und das alles in diesem »Kunterbunt &<br />
Wildwuchs«-Setting, das unglaublich gesund und auch<br />
ein wenig anarchisch wirkt. Hier ist nichts auf schick<br />
getrimmt, sondern wirkt stattdessen erdig-ehrlich und<br />
auf eine anrührende Weise nostalgisch. Ganz so, wie ich<br />
Westaustralien in seinen schönsten Ecken und Momenten<br />
kennengelernt habe.<br />
Fotos: Dylan Shaw, Tim Campbell Photo 2023, Hideaki Edo Photography/Shutterstock.com, Tourism Western Australia/Jarrad Seng, Glenarty Road/Emma Pegram,<br />
Glebarty Road, Jono Outred, Tourism Western Australia/Martine Perret, Studio Ralf Gellert, Tourism Western Australia<br />
36 herbst <strong>2024</strong>
INFO<br />
GUTE FLÜGE Mit Qantas Airways ab Frankfurt a. M.<br />
geht’s täglich über Dubai nach Perth.<br />
HOTELS Willow Wood Glamping Retreat. Riesige Zelte<br />
mit allem, was man auch von einem guten Hotel erwartet.<br />
Nur halt mitten in der westaustralischen Natur. Grandios.<br />
DZ ab € 223, https://willowwoodglampingretreat.com<br />
Mehr Infos: Tourism Western Australia,<br />
www.westernaustralia.com/de<br />
PHIL<br />
COLLINS<br />
IST<br />
SCHULD<br />
DARAN<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
37
RUNDREISE<br />
MIT RÜSSEL<br />
Eine echte Rundreise beginnt mit dem Plan, zu wissen,<br />
wohin die Reise wirklich gehen soll. Wer sich nicht<br />
durch faustdicke Reiseführer, wunderschöne<br />
Reisemagazine (du hältst zum Glück ja gerade<br />
eines in der Hand) oder Internetblogs wühlen<br />
möchte, kann die Verantwortung abgeben und sich<br />
samt Privattour in Expertenhände begeben. Ein<br />
Selbstversuch in Namibia mit Enchanting Travels.<br />
38<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
RUNDREISE | Namibia<br />
text & fotos<br />
BJennifer Latuperisa-Andresen<br />
B<br />
PROLOG<br />
Dies ist kein nüchterner Erfahrungsbericht, sondern eine Reportage. Eine Aneinanderreihung<br />
von Eindrücken, die ich so bei meinem allerersten Aufenthalt in Namibia empfunden<br />
habe. Dem Land im südlichen Afrika, das mit Deutschland so verbunden ist. Ich<br />
könnte jetzt tief in die Geschichte rutschen und würde wahrscheinlich dennoch keinem<br />
Historiker gerecht werden. Deshalb lasse ich es. Und erkläre hiermit auch, dass ich diese<br />
Reportage nicht chronologisch erzähle, wie es für eine Rundreise sicherlich empfehlenswert<br />
wäre. Aber jede Reise in Namibia fängt in Windhoek an. Und ich sage es jetzt<br />
einmal und dann nie wieder: Windhoek ist nicht der Rede wert.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
39
RUNDREISE | Namibia<br />
Die das Nashorn sucht<br />
B<br />
KAPITEL 1<br />
Mal wieder geht es in Schrittgeschwindigkeit voran. Vor<br />
wenigen inuten sahen wir noch Spuren einer Affenfamilie<br />
auf der Sandpiste. Unser offener Safarijeep schaukelt<br />
in den tiefen, buckeligen Spurrillen seegangsähnlich<br />
von rechts nach links. Doch statt durch den Ozean, navigieren<br />
wir uns durch die Etosha Heights zu unserem<br />
ersten Highlight auf dieser Rundreise der Träume. Der<br />
Boden ist trocken, die Büsche sind dürr und scheinen<br />
den Bedingungen zu trotzen. Wir halten Ausschau. Nach<br />
Elefanten, Löwen, Nashörnern, Giraffen oder einer der<br />
anderen 110 Säugetierarten, die diese Region ihre Heimat<br />
nennen.<br />
Eine Herausforderung für Safari<strong>reisen</strong> ist die tägliche<br />
Morgenroutine. Pünktlich um halb fünf klingelt der<br />
Wecker. Dämmerung heißt das Zauberwort bei einer<br />
Pirsch. Der Kaffee auf der errasse der hübschen Safarihoek<br />
Lodge wird dringend benötigt und der lilafarben-bläuliche<br />
Himmel ist so malerisch schön, dass<br />
es für den heutigen Tag eigentlich nichts mehr Schönes<br />
braucht. Wir klettern zu Guide Gravin in den Geländewagen.<br />
Noch den Pulli fest um die Schulter<br />
geschwungen. Doch mit jeder Minute wird es wärmer.<br />
Die Stunden nach dem Morgengrauen sind die<br />
wertvollsten jeder Safari. Nachtaktive Räuber sind<br />
noch unterwegs, ein anderer Teil der Tierwelt erwacht<br />
just, läuft zum Wasserloch und startet die Futtersuche,<br />
bevor die Hitze die Tiere wahrscheinlich auch zur wohlverdienten<br />
Ruhe zwingt.<br />
Etosha Heights ist ein privates Game-Resort, das in<br />
direkter Nachbarschaft zum berühmten Etosha-Nationalpark<br />
liegt. Ihr wisst schon, der Park mit der bekannten<br />
Senke, der Salzpfanne, die sich zu gewissen Zeiten zu einem<br />
Anziehungspunkt für die Tierwelt entwickelt. Doch<br />
Gravin sagt, momentan sei das berühmte Wasserloch kein<br />
Anziehungspunkt. »Kein Wasser!«, bemerkt er und zuckt<br />
mit den Schultern. Hier im Etosha Heights sind die Wasserlöcher<br />
menschengemacht, um die hier lebenden Tiere<br />
mit Frischwasser zu versorgen und den zahlenden Touristen<br />
eine größere Chance auf eine Tierbegegnung zu<br />
garantieren. Wildlife ist eben wild und die Tiere kommen<br />
so selten auf Knopfdruck aus ihrem Versteck. Aber sie<br />
kommen aus dem Nationalpark hinüber auf das Privatgelände.<br />
Der 70 Kilometer lange Maschendrahtzaun<br />
wurde – höchstwahrscheinlich – von Elefanten niedergetrampelt.<br />
Aber das stört hier niemanden. Ganz im Gegenteil.<br />
Den Tieren wird dadurch geholfen. Einst konnten sie<br />
von Namibia über Botswana nach Angola auf der Suche<br />
nach Futter und vor allem nach dem raren Gut, dem Wasser,<br />
wandern. Heute liegen dazwischen Privatgrundstücke,<br />
ihre Bewegungsfreiheit ist eindeutig eingeschränkt. Das<br />
gilt für viele andere Tiere ebenfalls. Nashörner beispielsweise.<br />
»Aber wo seid ihr denn?«, frage ich mich leise. Bis<br />
es vorne im Jeep knackt.<br />
Über Funk geben sich die einzelnen Guides durch,<br />
wo iere zu finden sind. Fährtenlesen ist immerhin ein<br />
wichtiger Bestandteil des Jobs. »Nashorn?«, frage ich<br />
aufgeregt. Wahrscheinlich ist es die Seltenheit des Breitmaulnashorns,<br />
weswegen ich es unbedingt einmal sehen<br />
möchte. Doch leider nein, in nur ein paar Kilometern<br />
Entfernung sollen Elefanten an einem Wasserloch stehen.<br />
Also holpern wir in einem strammen Tempo durch<br />
die trockene Steppe. Zebras schauen verwundert hinter<br />
dem Busch hervor, ich bilde mir ein, dass Impalas mit<br />
uns um die Wette rennen, bis wir die majestätischen Afrikanischen<br />
Elefanten sehen. Aus nächster Nähe. So nah,<br />
dass ich jede Furche ihres Körpers erblicke. Für Elefanten<br />
lebenswichtig, denn die zerklüftete Dickhaut kann Wasser<br />
und Schlamm speichern. Gerade der Schlamm dient<br />
bei diesem Wetter als Schutz vor Hitze. Wir zücken unsere<br />
Kameras, unsere Handys, können unser Glück nicht<br />
fassen, als sich noch ein Giraffenpärchen dazugesellt. So<br />
ist Namibia, wie ich es mir vorgestellt habe. Als sie lautlos<br />
gen Horizont verschwinden, bleibt nichts außer ihren<br />
markanten Abdrücken. Und Ehrfurcht.<br />
40 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
WILDLIFE IST<br />
EBEN WILD UND<br />
DIE TIERE<br />
KOMMEN SO<br />
SELTEN AUF<br />
KNOPFDRUCK<br />
AUS IHREM<br />
VERSTECK.<br />
Arschgeweih: Die Wildnis dreht<br />
dem geneigten Fotosafari-<br />
Teilnehmer gerne das Hinterteil<br />
zu. Ob es die Taktik »Aus den<br />
Augen, aus dem Sinn« ist?<br />
herbst 2020<br />
41
RUNDREISE | Westaustralien<br />
Rüsselbande: Fiori, Joy und<br />
Bennie sind aus der Elefantenherde,<br />
die nicht nur von einem<br />
EHRA-Camp besucht, sondern<br />
auch online adoptiert werden<br />
können.<br />
WÜSTENELEFANTEN<br />
GIBT ES NEBEN NAMIBIA<br />
NUR NOCH IN MALI.<br />
42<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühling 2023
RUNDREISE | Namibia<br />
Die mit dem Elefanten tanzt<br />
B<br />
KAPITEL 2<br />
Nächster Stopp auf der Rundreise ist das Eco-Camp<br />
Ozondjou in der Region Kunene. Es ist ein sengend heißer<br />
Morgen. Stille herrscht zwischen den beeindruckenden<br />
orangefarbenen Felsen, als ich in meinem Glampingzelt<br />
aufwache und schon schwitze. Ich gebe es zu, ich<br />
bin ein bisschen voreingenommen, denn ich liebe karge<br />
Landschaften. Mein Zelt thront auf einem Felsmassiv einige<br />
Hundert Meter über der Hauptstraße. Von dort höre<br />
ich ein freudiges Rufen. Es regnet. Kurz und seicht. Trotzdem<br />
ist jeder Tropfen wertvoll. Denn Regen ist selten in<br />
diesem Jahr. Er macht sich rar. Die Namibianer nennen<br />
ihn deswegen Jealous Rain. Weil man immer neidisch auf<br />
die Region ist, die gerade von den seltenen wertvollen<br />
Tropfen gesegnet ist.<br />
Die Umgebung ist atemberaubend schön. Ob ich mich<br />
jemals an diesem kupferfarbigen Gestein sattsehen kann,<br />
das die Natur hier einfach abgelegt hat, als hätte ein<br />
Riese mit Steinchen geworfen, der anschließend zu faul<br />
war, diese einzusammeln? Wir sind im Damaraland und<br />
das liebevoll geführte Glamping-Camp gehört zu EHRA.<br />
Eine NGO, die sich um die Beziehung zwischen den<br />
Menschen und den Elefanten kümmert. In dieser Region<br />
ist es sehr wichtig, Verständnis zu schaffen. Denn gerade<br />
für Farmer ist das Zusammenleben mit den Dickhäutern<br />
eine Herausforderung.<br />
Und es sind nicht irgendwelche Dickhäuter. Es sind<br />
150 Wüstenelefanten, die sich in dieser Region aufhalten,<br />
nachdem es sie vor etwa 30 Jahren hierher verschlagen<br />
hat. Voortrekker hieß der Elefantenbulle, der sich<br />
damals auf den Weg in die Wüste begab, die Region für<br />
überlebensfähig befand, zurückkehrte, um seine circa<br />
-köpfige erde nachzuholen. Voortrekker das heißt<br />
übrigens Pionier) ist in Namibia eine Legende und wurde<br />
2019 von Wilderern niedergestreckt. Warum sich die<br />
Elefanten gerade in dieser kargen Gegend im Flussbett<br />
des Ugab wohlfühlen, bleibt für die Wissenschaft noch<br />
heute ein Rätsel. Fest steht nur, dass es Wüstenelefanten<br />
neben Namibia nur noch in Mali gibt.<br />
Charles und Matthias heißen meine Guides für die<br />
heutige Tour. Sie arbeiten für EHRA und kennen jeden<br />
Elefanten hier in der Region beim Namen. Wüstenelefanten,<br />
so lerne ich, haben über die Zeit längere Beine<br />
entwickelt und können weitere Strecken zurücklegen<br />
als der ursprüngliche Afrikanische Elefant. Was aber am<br />
wichtigsten ist: Sie halten es auch ein paar Tage ohne<br />
Wasser aus. Zudem sind sie sparsamer bei der Futtersuche.<br />
Würde ein Elefant ansonsten jedes essbare Blatt ei-<br />
nes Baums pflücken, lässt der Wüstenelefant ein paar übrig.<br />
Das Ugab-Flussbett ist ein Ort des Lichts. Die Sonne<br />
kitzelt die rote Farbe des Gesteins. Meist mäandert hier<br />
nur ein träger Bach, an dem sich dennoch langbeinige<br />
Vögel niederlassen (deren Namen ich nicht weiß, weil<br />
ich große Probleme habe, Vögel voneinander zu unterscheiden).<br />
Ich weiß aber, dass sie sich mit einer unerwarteten<br />
Anmut erheben können und behutsam über die<br />
egion hinwegfliegen, in der wir mit unserem Jeep auf<br />
Elefantensuche sind.<br />
Fährtenleser Matthias hat so seine eigenen Methoden,<br />
um zu testen, ob die Dungspuren der Elefanten noch<br />
frisch sind. Wichtig ist, dass er ohne Probleme die grauen<br />
iesen in dem schier endlosen Gebiet findet. anche der<br />
Elefanten dösen bei der Hitze unter den Bäumen, andere<br />
tänzeln fast zum nächstgelegenen Wasserloch. Es ist eine<br />
Wonne, ihnen dabei zuzusehen.<br />
Touristen zu den Elefanten zu führen, ist nicht<br />
Charles’ und Matthias’ einzige Aufgabe. Sie klären auch<br />
auf, was genau EHRA ist und macht. So führen sie mich<br />
zum Bauern Daniel, der mir seine Farm zeigt, die auf den<br />
ersten Blick den Eindruck macht, als könnte hier aufgrund<br />
der Dürre schlichtweg nichts wachsen. Doch da<br />
irre ich mich. Er hat seinen eigenen Garten mit beispielsweise<br />
Tomaten, Kräutern und einem Feigenbaum. Dieser<br />
wiederum wird von einer dicken Mauer mit groben<br />
Steinen geschützt, die EHRA ihm gebaut hat. Wichtig<br />
dabei ist die grobe Verfassung der Mauer. Das mögen die<br />
Elefanten nicht. Und so gehen sie nun einen Bogen um<br />
Daniels Gärtchen.<br />
Und die NGO bringt den Menschen im Damaraland<br />
nun bei, wie sie ihre Lebensmittel vor Elefanten schützen.<br />
Damit der sensible üssel nicht das aismehl findet,<br />
dessen Geruch ihn magisch anlockt. Es soll dafür gesorgt<br />
werden, dass die Elefanten nicht als Feind betrachtet<br />
werden. Dass das Wildern keine Alternative ist. Dass die<br />
Elefanten nicht nur eine Sensation für Touristen sind, die<br />
hier die Wirtschaft ankurbeln, sondern dass sich durch<br />
den Elefantendung auch die Pflanzensamen im Wüstenboden<br />
verteilen.<br />
Wie die afrikanische Sonne beim Untergehen den<br />
Himmel mit Farben befeuert und Tausende von Sternen<br />
nun über den verrückt aussehenden Felsen leuchten,<br />
denke ich, dass der Mensch hier draußen auch nur ein<br />
Tier unter vielen ist. Na gut, ein Tier mit einem Gin Tonic<br />
in der Hand. Habe ich schon erwähnt, dass diese Rundreise<br />
genau nach meinem Geschmack ist?<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
43
RUNDREISE | Namibia<br />
Ein geruchsintensives Rendezvous<br />
B<br />
KAPITEL 3<br />
Die Fahrt geht weiter gen Swakopmund. Einer meiner Wünsche<br />
war tatsächlich der Besuch einer Robbenkolonie. In Namibia<br />
gibt es davon etwa 24 an der Zahl mit insgesamt etwa 650.000<br />
Robben landesweit. Hier in Cape Cross, das etwa 115 Kilometer<br />
nördlich von Swakopmund liegt, sollen es zwischen 80.000 und<br />
100.000 Robben sein. Eine Zahl, die schon beeindruckt, und von<br />
Weitem betrachtet ist es faszinierend, wie die schwarzen Punkte<br />
die Landspitze, die in den Atlantik ragt, bevölkern. Doch was<br />
ich nicht wusste, bis ich es persönlich erlebte, ist die immense<br />
Geruchsbelästigung.<br />
Denn so niedlich die Robben auch sind, so sehr stinken sie auch<br />
gen Himmel. Doch ich habe mir das gewünscht, hier zu sein,<br />
und ganz langsam gewöhnt sich meine Nase an den strengen<br />
Geruch. Die Gesichter der Tiere sind so ausdrucksstark. Ihre<br />
Vorwärtsbewegungen so tollpatschig, dass ich mich als Königin<br />
des issgeschicks sehr mit diesen Wesen identifiziere.<br />
Doch ich muss auch zugeben, dass ich mit sehr viel Freude<br />
mein Hotelzimmer in Swakopmund erreiche, um mir den Robbenduft<br />
abzuwaschen.<br />
Schließlich ist Swakopmund ein herausgeputztes Städtchen,<br />
in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Abends begebe<br />
ich mich einmal auf deutsche Spuren und gehe in ein Wirtshaus,<br />
das theoretisch so auch im Allgäu stehen könnte. Auf der Speisekarte:<br />
Haxe, Schnitzel, Spätzle und Schupfnudeln. Ja, Namibia<br />
wurde im 19. Jahrhundert zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika<br />
und wurde auch erst, und das wissen viele nicht, nach einer langen<br />
bewegten Geschichte und Herrschaft zwischen Deutschland<br />
und Südafrika im Jahr 1990 unabhängig.<br />
76.000 Einwohner hat Swakopmund heute und zur deutschen<br />
Kolonialzeit war es der wichtigste Hafen für das Reich. Und die Bedeutung<br />
sieht man nicht nur am Wirtshaus, sondern auch an den<br />
Straßennamen, an den Turnhallenschildern oder an der Bismarck-<br />
Apotheke.<br />
Doch Swakopmund ist auch das Tor zur größten Sehenswürdigkeit,<br />
die Namibia für mich hat. Der Namib, eine der wenigen<br />
Küstenwüsten der Welt. Bekannt ist die Wüste ja für ihre beeindruckenden<br />
Dünen. Beispielsweise Sossuslei, die häufig als<br />
höchste Düne der Welt bezeichnet wird. Oder die Düne 45, die<br />
zwischen Swakopmund und Wavis Bay liegt. Aber ich muss gestehen,<br />
ich habe keine rote Wüste gesehen. Mich hat das Fieber<br />
heimgesucht und so war Swakopmund das Ende meiner privaten,<br />
von Enchanting Travels erdachten Rundreise. Mein persönliches<br />
Highlight habe ich verpasst. Und was sagt uns das? Klar, ich<br />
muss wiederkehren. Die Wüste muss noch in mein persönliches<br />
Portfolio der Erinnerungen. Also, liebes Enchanting-Team, ich<br />
wäre bereit für eine neue Rundreise. Ihr plant, ich reise. Okay?<br />
Ganz schön hochnäsig: Robben<br />
haben einen gut ausgeprägten<br />
Geruchssinn. Nur ihre Duftpräferenzen<br />
sind für Menschen sehr<br />
gewöhnungsbedürftig.<br />
INFO<br />
Enchanting Travels ist ein führender Spezialreiseveranstalter,<br />
der individuelle, maßgeschneiderte Reisen zu über 70 Zielen<br />
weltweit anbietet, darunter auch Namibia. Eine 14-tägige<br />
Selbstfahrertour durch die Höhepunkte des nördlichen<br />
Namibias, darunter Windhoek, Etosha, Damaraland und<br />
Swakopmund, kostet ab etwa € 4.900 p. P. (ohne internationale<br />
Flüge). Luxuriösere Touren mit privatem 4×4-Fahrzeug,<br />
Fahrer und privatem Reiseleiter gibt es ab circa. € 6.300 p. P.<br />
Weitere Informationen unter: www.enchantingtravels.com/de<br />
Mehr Infos: https://visitnamibia.com.na<br />
44 <strong>reisen</strong><br />
herbst <strong>2024</strong><br />
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Swakopmund ist architektonisch<br />
so hübsch,<br />
dass man denkt, es<br />
wäre eine Filmkulisse.<br />
ZU ALLEN STRANDTATEN<br />
BEREIT? LEIDER LIEGT<br />
DIE WASSERTEMPERATUR<br />
BEI 15 GRAD.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
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45
Im<br />
B text<br />
Bianca Klement<br />
Land<br />
der<br />
EinHörner<br />
46<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
RUNDREISE | Estland<br />
Lust auf eine Zeitreise?<br />
In Estland lockt nicHt nur<br />
unberüHrte Natur, sondern<br />
aucH Ganz viel GescHicHte,<br />
aber aucH Zukunft.<br />
In den Sinklöchern im Moor kann<br />
man sich im Sommer abkühlen. Aber<br />
Vorsicht: Niemals blind hineinspringen!<br />
Im dunklen Wasser können sich<br />
umgestürzte Bäume verbergen.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
47
Kein anderer<br />
Lebensraum oberHalb<br />
der MeeresoberfläcHe<br />
speicHert meHr<br />
KoHlenstoffdioxid.<br />
Bei jedem Schritt gibt der Boden ein bisschen nach.<br />
Es fühlt sich an, als würde man auf einem Trampolin<br />
laufen. Die breiten Moorschuhe geben mir Halt,<br />
damit ich nicht zu tief in der estländischen Moorlandschaft<br />
einsinke und die Pflanzenwelt erletze.<br />
Unter meinen Füßen erstreckt sich eine bunte Decke<br />
aus smaragdgrünen Moosen, lilafarbenen Heidekraut und<br />
rosafarbenen Flechten. Hier und da sprießen Kiefern aus<br />
dem feuchten Grund heror, die mir gerade so bis zum<br />
Kinn reichen, aber zum Teil jahrhundertealt sind. Der<br />
nährstoffarme Boden sorgt dafür, dass die Bäume nur sehr<br />
langsam wachsen. Ich konzentriere mich auf jeden Schritt<br />
und achte genau darauf, wo ich hintrete, denn überall gibt<br />
es kleine und große Sinklöcher. Die Tümpel sind zwar<br />
nicht sehr tief, aber in dem dunklen Moorwasser können<br />
durchaus Überraschungen warten. Der saure Sumpfboden<br />
enthält kaum Mikroorganismen, sodass umgestürzte Bäume<br />
oder iere auf natürliche Weise mumifiziert werden<br />
und für die Ewigkeit erhalten bleiben. In den Tiefen der<br />
Moorlandschaft werden daher immer wieder archäologische<br />
Entdeckungen gemacht. Das oor ergisst nicht.<br />
Vielleicht gilt dieses besondere Ökosystem deshalb als<br />
mstischer rt, um den sich iele Legenden ranken.<br />
Die ochmoore Estlands entstanden or rund .<br />
Jahren und sind echte Klimaretter. Kein anderer Lebensraum<br />
oberhalb der eeresoberfläche speichert mehr<br />
Kohlenstoffdioid. Die Flora und Fauna in diesen außer-<br />
48<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühling herbst <strong>2024</strong> 2023
RUNDREISE | Estland<br />
Mystische Landschaft: Durch viele Hochmoore<br />
führen kilometerweite Holzplankenwege.<br />
herbst 2020<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
49
Im <strong>Herbst</strong> durchforsten viele Esten die Wälder nach Pilzen. Die besten Spots sind wohl gehütete Geheimnisse.<br />
Und dass die Wälder Estlands wirklich wild sind, zeigen ihre Bewohner: Hier leben immer noch Wölfe, Bären und Elche.<br />
50<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
frühling 2023
RUNDREISE | Estland<br />
»Ein Este würde dir eHer<br />
seine Kontodaten nennen<br />
als den besten Spot,<br />
um Beeren zu sammeln.«<br />
gewöhnlichen Landstrichen sind einzigartig. ier finden<br />
sich noch Pflanzen aus der Eiszeit. Derart weitläufige<br />
oore wie hier im Lahemaa-Nationalpark gibt es in ganz<br />
Estland. Und sie sind beliebte Erholungsgebiete für Einheimische<br />
und Touristen. Eine Wanderung mit Moorschuhen<br />
– nichts anderes als Schneeschuhe – ist sicherlich die<br />
abenteuerlichste ethode, die Landschaft zu erkunden.<br />
Gefährlich ist das nicht. Allerdings besteht das isiko, sich<br />
nasse Füße zu holen, und wer sich nicht auskennt, kann<br />
sich schnell erlaufen. Für Unerfahrene lohnt sich daher<br />
eine geführte Tour mit einem Guide wie Signe Ohakas. Die<br />
Estin arbeitet schon in der zweiten Generation als Naturführerin<br />
und kennt die schönsten Ecken in dem großen<br />
Naturschutzgebiet. Diese uhe im oor ist einfach einzigartig.<br />
Je weiter man hier draußen ist, desto ruhiger wird<br />
es. Man hört dann nur noch den Wind. In Estland haben<br />
wir sogar ein Wort dafür: rabaaikus, das Schweigen des<br />
oors, sagt sie erträumt. Vor allem in der Dämmerung,<br />
wenn der Nebel über die uralte Landschaft wabert, erwandelt<br />
sich das Moor in pure Magie.<br />
Signe erzählt, dass im Frühjahr große Gebiete auch<br />
mit dem Kanu erkundet werden können. »Wir nennen das<br />
die fünfte Jahreszeit, wenn die Flüsse über die Ufer treten<br />
und überall iel Wasser steht. Das ist meistens Ende ärz,<br />
Anfang April.<br />
Wer das Moor erkunden will, braucht aber weder Moorschuhe<br />
noch Kanu. In ganz Estland züngeln schmale Holzpfade<br />
durch die ochmoore und an oorseen orbei, in<br />
denen man im Sommer baden kann. Im <strong>Herbst</strong> locken die<br />
dichten Birken- und Kiefernwälder zum Beeren- und Pilzesammeln.<br />
Die besten Spots sind wohl gehütete Geheimnisse.<br />
»Ein Este würde dir eher seine Kontodaten nennen,<br />
als den besten Spot, um Beeren zu sammeln«, sagt Signe<br />
und lacht, als sie bedächtig über den weichen Boden stapft.<br />
Immer wieder deutet sie auf kleine rote Früchte oder bückt<br />
sich, um eine Beere in den Mund zu stecken. Die Hochmoore<br />
sind erstklassige Beerenreiere. hne groß zu suchen,<br />
findet man eidelbeeren, Preiselbeeren, Walderdbeeren<br />
oder Moltebeeren.<br />
Estland ist ein wildes Land. Bären, Wölfe, Luchse und Elche<br />
streifen durch die unberührte Natur, und Biber bauen<br />
emsig Dämme in den Feuchtgebieten.<br />
Der Lahemaa-Nationalpark im Norden Estlands ist mit<br />
mehr als 725 Quadratkilometern Fläche der größte des<br />
Lands. Gerade einmal eine Autostunde on allinn entfernt,<br />
lässt sich hier die ganze Vielfalt der estnischen Natur<br />
erleben: Kiefern- und Birkenwälder, Auen, Seen, oore<br />
und natürlich die Küste. Entlang der beinahe . Kilometer<br />
langen stseeküste Estlands erstecken sich unzählige<br />
Strände, bewaldete Buchten und urige Fischerdörfer.<br />
Noch sind iele egionen kaum besiedelt. Wer sich nach<br />
einsamen Stränden sehnt und den nordischen Charme der<br />
Ostsee liebt, wird hier glücklich.<br />
Am and on Lahemaa, knapp Kilometer außerhalb<br />
on allinn, wachen in Altja uralte olzhäuser und Fischerboote<br />
am Strand. Es wirkt, als wäre die Zeit stehen<br />
geblieben. Das ist kein Zufall. Die egierung hat mit iel<br />
Mühe das alte Dörfchen restauriert, um den Charakter der<br />
jahrhundertealten Ortschaft zu bewahren. Quellen zufolge<br />
wurde hier schon seit gefischt.<br />
Während die Wildnis und hyggelige Ortschaften auf<br />
dem Weg in die Großstadt an einem orbeiziehen, ergisst<br />
man beinahe, dass Estland eine der modernsten und fortschrittlichsten<br />
Nationen der Welt ist. Als erstes Land der<br />
Welt wurde hier erstmalig online gewählt, zukünftig<br />
soll das sogar ia App möglich sein. Digitalisierung wird<br />
on der Beölkerung nicht skeptisch beäugt, sondern ist<br />
fester Bestandteil des Alltags. Kinder lernen schon in der<br />
Grundschule programmieren und Waren werden zum Teil<br />
on obotern ausgeliefert. Gemessen an der Beölkerungszahl<br />
gibt es mehr Einhörner als in jedem anderen Staat.<br />
ichtig gelesen: Einhörner. Bei nur , illionen Einwohnern<br />
erfügt Estland sogar über eine stolze erde on zehn<br />
Unicorns: Start-ups wie Wise oder Bolt, die mit über einer<br />
Milliarde Dollar bewertet wurden.<br />
Die Hightechkultur mag in einem starken Kontrast zu<br />
der Naturerbundenheit und raditionsliebe der Esten stehen,<br />
doch sie schließen einander nicht aus. Die Menschen<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
51
RUNDREISE | Estland<br />
Gab es früher in der Apotheke<br />
in Tallinn zu kaufen:<br />
Einhornpulver. Angeblich<br />
ein echtes Zaubermittel.<br />
arbeiten tagsüber mit den neuesten Technologien und singen<br />
abends im Chor oder tanzen Folklore. Tradition und<br />
Moderne, Kunst und Technik, Geschichte und Fortschritt<br />
koeistieren nicht nur, sie stärken einander.<br />
ber Kopfsteinpflaster spaziert es sich in allinn unter<br />
dicken Torbögen in die Vergangenheit. Die mittelalterliche<br />
Stadtmauer ist noch zu Prozent erhalten, und auch die<br />
historischen Gebäude in der Altstadt befinden sich in einem<br />
derart guten Zustand, dass es beinahe surreal wirkt.<br />
Das Herz des Viertels bildet der alte Marktplatz, an dessen<br />
Stirnseite das imposante athaus thront, aus dessen<br />
Fassade hoch über dem Platz Wasserspeier in Form on<br />
Drachenköpfen ragen. Gegenüber befindet sich eine weitere,<br />
auf den ersten Blick eher unscheinbare Attraktion: die<br />
alte atsapotheke. Das cremefarbene Gebäude steht bereits<br />
seit im Dienst der Gesundheit und ist damit die<br />
älteste kontinuierlich operierende Einrichtung ihrer Art in<br />
ganz Europa. Auch heute werden hier noch regulär edikamente<br />
erkauft. Der hintere aum ist mittlerweile ein<br />
kleines Museum, das an die Praktiken der Vergangenheit<br />
erinnert. Von der Decke baumelt dort ein ausgestopftes<br />
Krokodil. m ittelalter diente das eptil dazu, die stik<br />
und Weisheit des Apothekerwesens zu unterstreichen.<br />
Je eotischer eine Kreatur, desto größer die eilkraft. So<br />
dachte man früher. Das steife Krokodil ist bei Weitem<br />
nicht die einzige Kuriosität. n unzähligen Gläsern befin-<br />
den sich Kräuter und edikamente, die in ergangenen<br />
Zeiten dazu eingesetzt wurden, um Husten, Gicht oder die<br />
Pest zu behandeln. In einer Vitrine steht zwischen Spinnen,<br />
einem getrockneten Igel, eingelegten Schlangen und<br />
einer mumifizierten menschlichen and auch ein Glas mit<br />
rosafarbenem Puler. Das Etikett errät, worum es sich bei<br />
dem schimmernden Staub handelt: Einhorn! Dem Fabelwesen<br />
wurden magische Kräfte zugeschrieben. Woher der<br />
Apotheker das magische Puler hatte, dürfte sein Geheimnis<br />
geblieben sein. b es wirkte Wer weiß. Vor Jahren<br />
gab es schon lange keine Sibirischen Einhörner mehr, auch<br />
bekannt als Wollnashörner. Und auch die pferdeähnlichen<br />
Fabelwesen waren nur der Stoff on Legenden. Doch der<br />
Glaube an agie hat ielen enschen geholfen. Und wer<br />
so durch Estland reist, ist sich sicher, dass es hier alsbald<br />
noch mehr Einhörner geben wird.<br />
INFO<br />
MOORSCHUHWANDERUNG Der etwas andere<br />
Spaziergang quer durch das Hochmoor. Buchbar<br />
über: https://wanderlust.ee/en<br />
Weitere Infos über Estland unter:<br />
www.visitestonia.com/de<br />
Eine Märchenstadt am<br />
Meer: Tallinn ist voller<br />
Geschichte und Kunst.<br />
Fotos: Bianca Klement (3), Karl Ander Adami (2), Jaan Roose, Jarek Jōepera, Diana Aljas, Aivo Oblikas; Illustrationen: E_K/Shutterstock.com<br />
52<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
KULTUR<br />
ALLERHAND<br />
ABSTRAKTES<br />
Wiesbaden hat ein neues Museum. Mit dem Museum Reinhard Ernst (mre)<br />
hat in der hessischen Landeshauptstadt bereits am 23. Juni ein echter Hotspot<br />
der modernen, abstrakten Kunst eröffnet. Der Unternehmer Reinhard Ernst,<br />
der bereits seit den 1980er-Jahren Kunst sammelt, macht seine umfangreiche<br />
Sammlung so der Öffentlichkeit zugänglich. Die erste Sonderausstellung (bis<br />
9. Februar 2025) widmet sich ganz dem Erschaffer des Gebäudes, dem kurz vor<br />
der Eröffnung verstorbenen Architekten Fumihiko Maki. www.museum-re.de<br />
Fotos: Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung/Museum Reinhard Ernst/Foto: Helbig Marburger 2023,<br />
VG Bild-Kunst/Bonn <strong>2024</strong>/Foto: Courtesy of Christie’s, Marcela Laskoski, TMV/Gänsicke<br />
SCHWER KULTURELL<br />
Herzlichen Glückwunsch, Schwerin! Die wunderschöne<br />
Residenzstadt ist nun auch – völlig zu Recht – Teil des Unesco-<br />
Weltkulturerbes. Genauer gesagt das Residenzensemble<br />
Schwerin, das aus dem Schweriner Schloss und 30 weiteren<br />
Gebäuden und Gärten in der Stadt besteht. Heute beherbergt<br />
das Schloss den Landtag Mecklenburg-Vorpommerns, kann<br />
(und sollte, wie wir fi nden!) aber auch besichtigt werden.<br />
www.schwerin.de<br />
LIVE UND IN FARBE<br />
Hotel meets Liveshow: Mit der Musikreihe W Presents holt die Hotelmarke<br />
W Hotels Livemusik in die eigenen Häuser. Bereits im Mai war<br />
mit einem Konzert im W Algarve der Auftakt gemacht, weitere Termine<br />
folgten im W Edinburgh und im W Budapest. Am 4. Oktober steht ein<br />
Konzert des Künstlerkollektivs Girls of the Internet im W London im<br />
Kalender, und auch in weiteren Hotels der Marke, etwa in Dubai, sind<br />
Auftritte geplant und werden noch bekannt gegeben. So wird der<br />
Luxusaufenthalt auf keinen Fall langweilig. http://auf.reise/wpresents<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
53
text<br />
BJasmin Faust<br />
JORDANIEN<br />
Unterwegs im<br />
vergessenen Land<br />
Träume können Wirklichkeit werden! Ja, das klingt<br />
durchaus kitschig, wurde aber für unsere Redakteurin Jasmin<br />
zur Realität. Schon seit Kindertagen träumte sie von einer Reise<br />
nach Jordanien. Dann war sie plötzlich da, und der Ausdruck<br />
»traumhaft schön« bekam für sie eine neue Dimension.<br />
54<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
KULTUR | Jordanien<br />
Jordanien<br />
Unterwegs im<br />
vergessenen Land<br />
Ein kurzer Seitenwechsel,<br />
einmal umdrehen, und da<br />
ist sie plötzlich: die Schatzkammer<br />
des Pharaos in Petra.<br />
Gänsehaut inklusive.<br />
Eine Wucht, diese Bucht:<br />
Die Hauptstadt Funchal verdankt ihren Namen<br />
dem wilden Fenchel, überall wuchs.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 55
KULTUR | Jordanien<br />
Guide Mohammed Eid Al<br />
Bedowi kennt Jordanien wie<br />
seine Westentasche. Und so<br />
gut wie jeden Menschen dort.<br />
Traumziel Jordanien. Schon so lange. Nicht weil ich Kamele<br />
so sehr mag, sondern weil ich schon seit Kindertagen<br />
eine Faszination für die Geschichte der Welt habe. Bücher<br />
über die Antike wurden von mir verschlungen, bevor ich<br />
lesen konnte. Ich kannte die Geschichten der Pharaonen<br />
und glänzte bereits in der zweiten Klasse mit meinem Wissen<br />
über Echnaton und Ramses. Damaliger Traumberuf:<br />
Archäologin. Nun ja, es kam anders.<br />
Bei der Antike fällt den meisten wahrscheinlich zuerst<br />
Ägypten ein. Wenige denken dabei noch an Jordanien. Beide<br />
Länder sind aber nicht nur Nachbarn, sondern auch geschichtlich<br />
und biblisch erbunden. oses floh or Pharao<br />
Ramses aus Ägypten und entdeckte am Berg Nebo im<br />
heutigen Jordanien das Gelobte Land. Dorthin kam er aber<br />
nicht mehr. Der Rest ist Geschichte. Aber keine Sorge, ich<br />
werde jetzt nicht die Bibel nacherzählen.<br />
Am Flughafen Amman nimmt uns Mohammed Eid Al<br />
Bedowi in Empfang. Uns, das muss ich kurz erklären, ist<br />
meine Reisegruppe. Ich bin unterwegs mit Hauser Exkursionen<br />
aus München, die weltweit spannende und vor allem<br />
besondere Wander- und Trekkingtouren anbieten. Besonders,<br />
weil man sich dort auf Slow Trekking spezialisiert hat<br />
und Reisende so die Möglichkeit haben, das Land auf die<br />
schönste Weise zu besuchen, nämlich im Einklang mit der<br />
Natur und den Menschen vor Ort. In der Schnelllebigkeit<br />
unserer Zeit ist das ein toller Gegenpol, finde ich.<br />
Mohammed hat direkt eine Weisheit und Gebäck mit<br />
Pistazien parat. »Eine Reise fängt man mit Süßigkeiten an,<br />
damit sie süß wird«, sagt er und lacht dabei. Das hat seine<br />
Mutter schon immer gesagt. Ich beschließe, mir das für<br />
künftige Reisen zu merken. Denn das ist nicht nur lecker,<br />
sondern hat auch ein paar energievolle Vorteile: Hallo Zuckerspiegel,<br />
tschüss Reisemüdigkeit!<br />
Mohammed ist unser Guide und wird in den nächsten<br />
Tagen unsere Begleitung sein. Er ist ein »Wüstensohn«, geboren<br />
als Beduine, umringt von Schafen und Ziegen in<br />
der Nähe von Jerusalem und Jericho. Als Kind kam er dann<br />
nach Jordanien. Später hat er im Ruhrgebiet Informatik<br />
studiert. Zurück in Jordanien gründete er eine Familie, arbeitete<br />
einige Jahre in der IT-Branche, bevor er sich zum<br />
Reiseführer ausbilden ließ. Ich kann nicht beurteilen, wie<br />
gut er IT-Probleme lösen kann, aber für den Job als Reiseführer<br />
scheint er geboren zu sein. Er weiß einfach alles<br />
über das Land, weil er es liebt, und das spürt man bei jeder<br />
Anekdote. Und offenbar kennt er auch jeden in Jordanien,<br />
zumindest vermittelt er mir in den nächsten Tagen immer<br />
wieder das Gefühl. Er hat viel erlebt, und das teilt er gerne<br />
und mit Herz. Seine Geschichten entfachen einen ersten<br />
Funken in mir. Jordanien ist tatsächlich so faszinierend,<br />
wie ich es mir immer vorgestellt habe.<br />
Leider sind die Voraussetzungen für Mohammed nicht<br />
mehr so einfach, seinen Funken überspringen zu lassen.<br />
Denn es fehlt an Besuchern. Die letzten Jahre haben dem<br />
Land leider zugesetzt: der Bürgerkrieg in Syrien, die Coronapandemie<br />
und nun der Gaza-Krieg. Bis auf die Pandemie<br />
ist Jordanien in nichts direkt involviert und trotzdem<br />
hält es die Touristen vom Reisen ins Land ab. Ich kann<br />
das sogar bei oberflächlicher Betrachtung nachollziehen.<br />
Konflikte in direkter Nachbarschaft, eisewarnungen für<br />
das syrische und auch das irakische Grenzgebiet, das klingt<br />
erst einmal nicht unbedingt nach Erholungsurlaub mit Abschaltgarantie.<br />
Die Folge fürs Land: Geldeinbußen. Und für<br />
Mohammed: Er liebt es, die Menschen aus anderen Kulturen<br />
miteinander zu verbinden, um etwas Bleibendes zu<br />
erschaffen. Das wird schwierig bis unmöglich, wenn die<br />
Reisenden ausbleiben. Hinzu kommt, dass Jordanien als<br />
Stadt- oder gar Strandurlaub bei vielen Reisenden nicht<br />
unbedingt die erste Wahl ist. Zu Unrecht. Denn Jordanien<br />
kann locker mit anderen Ländern mithalten. Und noch<br />
mehr. Viel mehr.<br />
Nach der Begrüßung und dem eingangs erwähnten Süßigkeitenritual<br />
geht es direkt in die Altstadt von Amman.<br />
Ich bin ein bisschen müde, es war ein langer Reisetag. Und<br />
es ist auch schon recht spät am Abend. Aber mein Herz<br />
pocht. Denn ich bin in Jordanien! Also hefte ich mich an<br />
die Scheibe des Busses, sauge die abendlichen Eindrücke<br />
der Stadt auf und kann es kaum erwarten, endlich auszusteigen.<br />
Dabei vergeht sogar langsam die Müdigkeit. Die<br />
Aufregung und der Zucker beginnen zu wirken.<br />
Es ist Ramadan. Tagsüber sind die Straßen der knapp<br />
Vier-Millionen-Stadt gähnend leer. Doch bei Einbruch der<br />
Dunkelheit, nach dem Fastenbrechen, ändert sich die Stimmung<br />
rasant. Ammans Straßen sind am Abend ohrenbetäubend.<br />
Und ich mittendrin. Inklusive Kulturschock. Meine<br />
rientierung habe ich irgendwo zwischen Landeanflug<br />
und Buseinstieg verloren. Und doch genieße ich jeden<br />
Schritt, den ich mache. Was mir erst auf den zweiten Blick<br />
auffällt: ch sehe so gut wie keine ouristen. Und trotzdem<br />
56<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
Was dem Wiener sein<br />
Schnitzel und dem Berliner die<br />
Bulette ist dem Madeirenser<br />
sein Fleischspieß.<br />
»Eine Reise fängt man<br />
mit Süßigkeiten an, damit<br />
sie süßwird.«<br />
Was dem Wiener sein Schnitzel und dem Berliner die<br />
Bulette ist dem Madeirenser sein Fleischspieß.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
57
Es gibt so viel zu sehen!<br />
Die Farben der Landschaft<br />
wechseln von Rot zu Braun,<br />
zu Gelb, zu Grün.<br />
58<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
KULTUR | Jordanien<br />
Herzenssache: Eine<br />
Wanderung durch<br />
Wadi Rum ist, ohne<br />
zu übertreiben, ein<br />
Erlebnis, das immer<br />
im Gedächtnis bleibt.<br />
59
KULTUR | Jordanien<br />
Unter einem guten Stern: Die Feynan Ecolodge mitten in der Wüste ist nicht nur prämiert, sondern auch ein Erlebnis.<br />
Und das mit gutem (Umwelt-)Gewissen.<br />
60<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Die Sterne werden mir<br />
viel Gänsehaut und ein paar<br />
Freudentränen bescheren.<br />
versucht niemand, mich in einen Laden zu locken oder mir<br />
seine Waren auf der Straße anzudrehen. Ich bin erst irritiert<br />
und dann angenehm überrascht. So macht es Spaß,<br />
eine Stadt zu entdecken!<br />
Wir schlendern durch die Straßen. So viel Neues und<br />
gleichzeitig auch Bekanntes von anderen Reisen in ähnlichen<br />
Städten prasselt auf mich ein. Ich liebe laute Städte<br />
und erinnere mich an meine Reisen nach Fès, Marrakesch<br />
oder Fort Kochi in Indien. Ich schwanke zwischen Erinnerungen<br />
und Eindrücken. Für den Besuch eines Souks<br />
bleibt leider keine Zeit. Es ist nur eine Stippvisite. An der<br />
al-Husseini-Moschee im Zentrum machen wir nur einen<br />
kurzen Halt. Sie ist eine der ältesten Moscheen in Amman,<br />
errichtet 1924 auf den Ruinen einer Moschee aus dem<br />
7. Jahrhundert. Juhu, Geschichte, da ist sie wieder!<br />
Wir gehen weiter und kehren in einen unscheinbaren<br />
Imbiss in einer Seitenstraße ein. Vertrauenswürdig sieht<br />
der für die meisten Touristenaugen wahrscheinlich nicht<br />
aus. Mir ist das egal. Ich folge dem Geruch von Gewürzen.<br />
Ich liebe Streetfood, egal, wo. Ich mag es, bei der Zubereitung<br />
zuzusehen und die Gerüche zu riechen. Auch wenn<br />
es manchmal ein bisschen nach Lebensmittelvergiftung<br />
aussieht. Das hat sich aber, bis auf einmal, nie bestätigt.<br />
Kein Grund also, auf das (fast) beste Essen der Welt zu<br />
verzichten. Ehe ich mich versehe, halte ich ein Tütchen mit<br />
frischen, sehr knusprigen Falafeln in der Hand und kurz<br />
danach ein Sandwich, das sich direkt als eines der besten<br />
Falafel-Sandwiches meines Lebens herausstellt. So ist das<br />
eben mit den unscheinbaren Imbissen.<br />
Die Nacht war kurz, der Kaffee stark. ein in den Bus,<br />
raus aus Amman. Ich klebe an der Fensterscheibe wie eine<br />
Sechsjährige auf dem Weg zum ersten Ponyreiten. So aufgeregt!<br />
Häuser, Esel, Berge. Die Farben der Landschaft<br />
wechseln von Rot zu Braun, zu Gelb, zu Grün. Es gibt so<br />
viel zu sehen! Wir sind auf dem Weg zum Nebo. Der von<br />
oses, wir erinnern uns. Auf dem Berg befindet sich seine<br />
Grabeskirche und der Ausblick ist atemberaubend. Das Jordantal<br />
und das Tote Meer sind gut zu sehen. An klaren Tagen<br />
geht die Sicht sogar bis Jerusalem. Nicht zu entdecken:<br />
Touristenmassen. Ein einheimischer Guide, der im Schatten<br />
das ruhige Treiben der wenigen Menschen vor Ort beobachtet,<br />
erzählt, dass auch nicht sehr viel mehr Menschen<br />
kommen werden. Am Nachmittag wahrscheinlich sogar<br />
niemand mehr. So wie an allen anderen Tagen, sagt er und<br />
zuckt mit den Schultern. Er wirkt resigniert. Leider müssen<br />
wir auch schon wieder los. Nach einem kurzen Stopp<br />
in der Stadt Madaba geht es weiter ins Wadi. Wadi nennt<br />
man Täler oder Schluchten im arabischen Raum. Das berühmteste<br />
Wadi der Welt ist in Jordanien: Wadi Rum. Und<br />
das kennen wir alle wahrscheinlich aus Filmen wie »Star<br />
Wars«, »Indiana Jones« oder »Dune«.<br />
Für uns geht es aber erst einmal ins Wadi Feynan im<br />
Biosphärenreservat Dana, Jordaniens größtem Naturreservat.<br />
Die Landschaft ist spektakulär. Ich fühle mich, als würde<br />
ich durch eine Jesus-Verfilmung wandern, und erwarte<br />
jederzeit ein bis zwei brennende Dornbüsche. Gesehen<br />
habe ich aber keine. Glücklicherweise. Im April steigen die<br />
Temperaturen in Jordanien bereits auf 30 Grad. Des Frühlings<br />
laues Lüftchen flattert gerade woanders. ch will aber<br />
nicht woanders sein. Ich bin genau da, wo ich sein will.<br />
inuten später sitze ich auf der Ladefläche eines Pick-ups<br />
und brettere durch die felsige Landschaft. Mein Rücken<br />
bekommt nicht wenig Stöße ab und trotzdem könnte ich<br />
gerade nicht glücklicher sein. Der Fahrtwind, der Sonnenuntergang,<br />
die Wüste: Mein Herz hüpft glücklich im Takt<br />
der Bodenwellen.<br />
Die Fahrt führt uns über unbefestigte Straßen in die Feynan<br />
Ecolodge, wo wir die Nacht verbringen werden. Und<br />
die wird mein Glücksgefühl noch verstärken, denn hier<br />
werde ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Sternenhimmel<br />
in der Wüste komplett ohne Lichtverschmutzung<br />
erleben. Und die Sterne werden mir viel Gänsehaut und<br />
ein paar Freudentränen bescheren. Dass die Ecolodge nach<br />
Einbruch der Dunkelheit fast ausschließlich von Kerzen beleuchtet<br />
wird, macht mein Übernachtungserlebnis nur noch<br />
magischer. Ja, magisch. Es wird Zeit, dass ich für meinen<br />
Jordanien-Trip das ganz große Wörterbuch der Emotionen<br />
auspacke.<br />
Bevor wir weiter<strong>reisen</strong>, besuchen wir eine Beduinenfamilie<br />
und nehmen an einem traditionellen Kaffeeritual teil.<br />
Ich sitze im Schneidersitz auf dem zerschlissenen Teppich<br />
im Beduinenzelt. Die Zubereitung und das Ritual des Trinkens<br />
sind eine uralte radition. Dreimal wird der Kaffee, mit<br />
Kardamom gewürzt, angeboten. Die erste Tasse ist für die<br />
Gastfreundschaft, die zweite für gute Stimmung, die dritte<br />
fürs Schwert. Schwert? Ja, da muss man aufpassen, denn<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
61
Ich sehe einen schmalen<br />
Felsspalt und dahinter:<br />
die Schatzkammer. Gänsehaut!<br />
das bedeutet, dass man der Familie im Kampf beisteht.<br />
Angenommen wird die kleine Tasse mit der rechten Hand,<br />
man leert sie schnell, ohne sie abzusetzen. Ablehnen sollte<br />
man nicht, das gebietet die öflichkeit. Bis auf die ierte<br />
Tasse, die kann und sollte abgelehnt werden. Das wird signalisiert,<br />
indem man die Tasse leicht schwenkt. Ich bin ein<br />
bisschen nervös, möchte keinen Fehler machen. Das sind<br />
die Momente, die das Reisen vom Urlaub unterscheiden.<br />
Später befinde ich mich wieder auf einer Ladefläche eines<br />
Jeeps. Und auf der fahren wir durch eine unglaubliche Wüstenlandschaft.<br />
Schwankend (im wahrsten Sinne des Wortes)<br />
will ich zwischen dem Festhalten, dem Augenreiben<br />
und dem Tiefeinatmen alles aufsaugen. Wir sind in Wadi<br />
Rum und es ist unvergleichlich schön. Kein Wunder, dass<br />
hier viele Filme entstehen. Es ist bühnenreif. Wüste, Kamele,<br />
Lawrence von Arabien (den gab es tatsächlich) – hier<br />
vermischt sich Geschichte mit Popkultur. Und ich wieder<br />
mittendrin. Mittlerweile barfuß. Denn meine Schuhe sind<br />
mit dem Jeep davongefahren. Ganz langsam gehe ich über<br />
den sandigen Wüstenboden, spüre meinen Schritten nach<br />
und kann kaum fassen, was ich sehe. Und tue. Nämlich einen<br />
meditatien Spaziergang in Wadi um. Und der schafft<br />
es ganz sicher in meine Top Ten der Lebenserlebnisse.<br />
Und am nächsten Tag? Petra. Der große Traum. Na, bereit<br />
für die ganz großen Gefühle? Ich war’s nicht. Ich habe<br />
nicht damit gerechnet, wie sehr mich Petra berührt. Die<br />
Schatzkammer des Pharaos – unzählige Male auf Fotos bestaunt<br />
und jetzt nur ein paar Schritte von mir entfernt. Wir<br />
laufen durch Al Siq, die Schlucht, die uns zur Ruinenstätte<br />
der Nabatäer führt. Und die ist schon beeindruckend mit<br />
ihren steilen Felswänden. Mohammed weiß genau, wie<br />
man das alles in Szene setzt. Gegen Ende der Schlucht<br />
scheucht er uns von der rechten auf die linke Seite. Ich bin<br />
ein bisschen irritiert, drehe mich aber um, als er uns dazu<br />
auffordert. Und halte den Atem an. ch sehe einen schmalen<br />
Felsspalt und dahinter: die Schatzkammer. Gänsehaut!<br />
Langsam trete ich aus dem Spalt hervor und da ist sie. Augenblicklich<br />
schießen mir die Tränen in die Augen. Weil<br />
ich das sehen darf. Weil ich hier stehen kann. Weil ich der<br />
Geschichte so nah bin.<br />
Petra ist die Gräberstadt der Nabatäer, die in der Antike<br />
auf diesem Gebiet siedelten. Das Areal ist riesig. In den<br />
Felsen befinden sich unzählige Grabkammern, auf dem Gelände<br />
noch ein römisches Theater und eine byzantinische<br />
Kirche. Der Geschichtsfan in mir ist ganz schön aufgeregt.<br />
Petra wurde 1985 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt.<br />
Dabei ist es noch nicht komplett erschlossen. Man geht davon<br />
aus, dass circa 80 bis 90 Prozent noch unentdeckt sind,<br />
da sich die eigentliche Stadt, in der die Nabatäer lebten,<br />
noch tief im Boden des Gebiets befindet. Wie aufregend<br />
muss es sein, hier zu graben und etwas zu entdecken! Kurz<br />
flackert mein alter Berufswunsch wieder auf.<br />
Wäre es nicht so heiß, ich hätte eine immerwährende<br />
Gänsehaut. Weil es so wunderschön ist. Und sehr leer.<br />
Bevor die Touristen ausblieben, kamen in der Hochsaison<br />
von März bis Oktober circa 3.000 Menschen pro Tag hierher.<br />
Ich schaue mich um und sehe vielleicht einen kleinen<br />
Bruchteil davon. Glück für mich. Ich muss mich nicht durch<br />
Touristenmassen drängen, kann mir alles ganz in Ruhe<br />
anschauen, habe Petra fast für mich allein. Das ist schon<br />
einzigartig. Aber mein Glück hat einen Nachgeschmack.<br />
Weniger für mich, mehr für die Menschen hier, die vom<br />
Tourismus leben.<br />
Jordanien ist rau. Und auch wieder nicht. Die Landschaft<br />
ist felsig, sandig, manchmal karg und auch grün. Sie ist nie<br />
gleich, aber immer faszinierend. Die Menschen sind herzlich,<br />
offen und or allem stolz. Auf ihr Land, ihre erkunft,<br />
ihre Kultur, ihre Geschichte und Geschichten. Sie kamen<br />
vor Hunderten von Jahren aus allen Ländern des Heiligen<br />
Lands. Und noch weiter. Und ich lausche ihren Geschichten.<br />
Mit Faszination. Und ein bisschen aufkommender Liebe<br />
für ihre Hingabe. Und für dieses Land, das schon so<br />
lange ein Reisetraum war. Und es immer noch ist. Aber ein<br />
wahr gewordener. Kitschig, ich weiß.<br />
INFO<br />
Jordanien authentisch erleben, und das zu Fuß<br />
oder mit dem Rad: Hauser Exkursionen bietet<br />
verschiedene Aktivtouren durch das Land an.<br />
www.hauser-exkursionen.de/<strong>reisen</strong>/jordanien<br />
ÜBERNACHTEN unter dem Sternenhimmel:<br />
Die Feynan Ecolodge im Biosphärenreservat Dana<br />
bietet nicht nur atemberaubende Ausblicke,<br />
sondern auch die Wüste im Kerzenschein.<br />
https://ecohotels.me/Feynan<br />
Fotos: Jasmin Faust (4), Jordan Tourism Board (2), Spencer Davis, Cristi Croitora/Shutterstock.com, Marcio Pego, Feynan Ecolodge/Bashar Alaeddin, Agnieszka Stankiewicz<br />
62<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
KULTUR | Jordanien<br />
Die Schatzkammer des Pharaos ist<br />
nicht nur ein kulturelles und architektonisches<br />
Meisterwerk, sondern auch<br />
Auftakt in die noch fast unentdeckte<br />
Welt der Nabatäer.<br />
63
Von Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau Bau<br />
–<br />
und Braukultur<br />
in Bamberg<br />
text<br />
B<br />
Konrad Bender<br />
Unser Redakteur Konrad, da gibt es nichts zu beschönigen,<br />
trinkt ganz gerne mal eine erfrischende Gerstenkaltschale und<br />
hat ein Faible für alte Gemäuer. Es war also nur eine Frage der<br />
Zeit, bis es ihn nach Bamberg verschlägt. Die Hauptstadt des<br />
Biers – und ein echtes Barockjuwel. Obwohl: Was schimmert<br />
denn da unter der Fassade durch?<br />
64<br />
herbst <strong>2024</strong>
KULTUR | Bamberg<br />
Wohl bekomms!<br />
Donnerstags ist Apéro-<br />
Abend in Lugano, die<br />
schweizerisch-italienische<br />
Variante des Aperitifs.<br />
Die gesamte<br />
Bamberger Altstadt<br />
wurde bereits<br />
1993 von der<br />
Unesco zum<br />
Weltkulturerbe<br />
erklärt.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
65
Dass sich hier hinter<br />
so einer unscheinbaren<br />
Fassade ein beachtlicher<br />
Garten erstreckt,ist eine<br />
historische Besonderheit<br />
E»Entschuldigung, wir würden hier gerne ein paar Bier<br />
trinken.« Gerade, als ich im Gespräch mit Kris Emmerling<br />
sitze, betritt eine Gruppe sichtlich gut gelaunter junger<br />
Männer den Hopfengarten. Es ist ein sonniger Samstag,<br />
die Uhr zeigt halb elf. Beste Zeit zum Frühschoppen. »Ja sicher.<br />
Setzt euch schon mal, es ist gleich jemand bei euch«,<br />
verweist Kris die Truppe auf eine der großen, hölzernen<br />
Sitzensembles, die hier im durch und durch grünen Garten<br />
von Bambergs kleinster Brauerei zum stundenlangen Verweilen<br />
und ja, Biertrinken einladen.<br />
Man muss schon wissen, wonach man sucht, wenn<br />
man in den Hopfengarten möchte. Von der Straße aus gesehen<br />
sieht die Brauerei nämlich recht unscheinbar aus.<br />
Der Eingang ist ein Liefertor, wie es auch zu einem Gebrauchtwarencenter<br />
oder einer Schreinerei führen könnte.<br />
Nur ein Schild verweist auf den Hopfengarten. Umso größer<br />
die Überraschung, als ich durch das Tor gehe und erst<br />
einmal von knallbunten Murals an den Wänden links und<br />
rechts begrüßt werde, bevor ich mich durch einen schmalen<br />
Gang, der auf beiden Seiten von Gewächshäusern gebildet<br />
wird, in den eigentlichen Garten begebe.<br />
Das große Areal wird schon seit mehreren Generationen<br />
von der Familie bewirtschaftet. Aber Kris ist es, der<br />
den Hopfen einbrachte. »Das Bierbrauen war anfangs eher<br />
so ein Hobby. Aber als geborener Gärtner war für mich natürlich<br />
klar: Wo es geht, will ich eigene Zutaten anbauen.«<br />
Gesagt, getan. Und so wachsen die unverkennbaren Kletterpflanzen<br />
in dem Familienbetrieb mittlerweile meterhoch.<br />
»Irgendwann war es so viel, dass wir uns um Erntehilfe<br />
Gedanken machen mussten«, erzählt Kris. »Da sind<br />
wir dann auf das Hopfenzupferfest gekommen. Ein Kilo<br />
zupfen, ein Seidla (so nennt man die Halbe in Franken)<br />
aufs Haus. Das machen wir mittlerweile seit zehn Jahren.«<br />
Der Hopfengarten ist überhaupt eine Rundum-Bier-Erlebniswelt.<br />
Gleich am Eingang geht eine Tür zum Verkauf<br />
ab. Bis zu 15 Sorten stehen zur Auswahl, manche nur saisonal,<br />
alle mit Liebe lokal gebraut und von Hand abgefüllt.<br />
Da kommt auch schon mal eine Carolina-Reaper-Chili mit<br />
in den Brauprozess – natürlich auch direkt vor Ort angebaut.<br />
Weiter hinten warten ein Schankraum im Gewächshaus,<br />
die eigentliche Produktionsstätte und der weite<br />
Garten, in dem man vom Hopfen überdacht die frischen<br />
Biere genießen kann. Und neben dem Frühschoppen können<br />
echte Biergourmets sich auch zu Tastings und einem<br />
Hopfen- und Bierseminar anmelden oder sogar in einem<br />
Tagesworkshop selbst zum Braumeister werden.<br />
Wohlgemerkt: Ich bin hier nicht in irgendeinem Vorort<br />
unterwegs, sondern mitten in der Stadt. Zwar nicht im<br />
historischen Zentrum, aber gleich nördlich des Bamberger<br />
Bahnhofs, keine fünf Minuten zu Fuß. Dass sich hier, hinter<br />
so einer unscheinbaren Fassade, ein beachtlicher Garten<br />
erstreckt, ist eine historische Besonderheit. In Bamberg<br />
gibt es ein ganzes Viertel, die sogenannte Gärtnerstadt, geprägt<br />
on den rückseitigen Anbauflächen, die on der Straße<br />
aus fast nie zu erkennen sind. Und das sind echte Höfe<br />
und nicht nur zwei Quadratmeter große Gemüsebeete.<br />
»Diese Art der innerstädtischen Landwirtschaft, die im<br />
Mittelalter aufgekommen ist, gab es in vielen Städten in<br />
Deutschland«, weiß die Gästeführerin Doris Maaß. »Andernorts<br />
sind sie aber durch weitere Bebauung, Infrastrukturprojekte<br />
und die Industrialisierung verschwunden.«<br />
Nicht so in Bamberg, wo viele Gärten noch erhalten sind<br />
und einige im Rahmen einer Tour auch noch besichtigt<br />
werden können.<br />
Die Gärtnerstadt ist daher auch Teil des Ensembles geworden,<br />
das die Unesco bereits 1993 zum Weltkulturerbe<br />
ausgezeichnet hat. Ebenfalls dazu zählen die Inselstadt – mitten<br />
im linken Arm der Regnitz, die Bamberg doppelt durchschneidet<br />
– sowie die Bergstadt mitsamt Domberg, der älteste<br />
Stadtteil. In diesem Alter liegt auch der Grund für die Welterbe-Auszeichnung.<br />
Aber Moment mal, ich sehe hier ja nur<br />
Barockgebäude?! Die sind zwar auch sehr schick und historisch<br />
bedeutsam, keine Frage, aber doch nicht einzigartig?<br />
»Tatsächlich wirkt die Bamberger Altstadt im ersten<br />
Moment wie eine Barockstadt«, führt Gästeführerin Maaß<br />
aus. »Erst beim Blick nach oben zeigt sich das Geheimnis.<br />
Denn die meisten Dächer offenbaren die gotische Bauweise,<br />
mit denen die Häuser hier errichtet worden sind.« Vom<br />
Domberg aus wird mir das ganze Ausmaß dieser Fassadentrickserei<br />
bewusst. Die Dächer der Altstadt laufen größtenteils<br />
spitz zu und weisen sich damit als mittelalterliche<br />
Fachwerkbauten aus. Auch beim Gang durch die Stadt fallen<br />
sie mir jetzt ins Auge. Die barocken Fronten sind »nur«<br />
aufgesetzt, im Nachhinein angebracht.<br />
66<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
KULTUR | Bamberg<br />
Bamberg kann eine beachtliche Bierbandbreite<br />
vorweisen. Die reicht von traditionellen Rauchbieren<br />
wie Schlenkerla (oben) zu den cleveren<br />
Kreationen aus Kris Emmerlings Hopfengarten,<br />
der kleinsten Brauerei Bambergs.<br />
sommer <strong>2024</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 67
..<br />
»Tatsachlich wirkt die<br />
Bamberger Altstadt im<br />
ersten Moment wie<br />
eine Barockstadt.«<br />
Waghalsig: Mit der »Fiore di pietra« hat der<br />
Tessiner Architekt Mario Botta den Monte<br />
Generoso nachhaltig geprägt.<br />
68<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
sommer <strong>2024</strong>
KULTUR | Bamberg<br />
Fotos: Konrad Bender (3), Dietmar Rauscher/Shutterstock.com, Markus Spiske, Wolfgang Weiser, Gideon Ikigai/Shutterstock.com, D.serra1/Shutterstock.com, UschiDaschi/Shutterstock,com;<br />
Illustration: Incomible/Shutterstock.com, Rumdeor/Shutterstock.com<br />
Aber was hat es damit auf sich? Auch darauf weiß Maaß<br />
Antwort. »Im späten 17. Jahrhundert wurde Lothar Franz<br />
von Schönborn Fürstbischof von Bamberg. Und der fand das<br />
mittelalterliche Aussehen der Stadt überhaupt nicht zeitgemäß.<br />
Also versprach er allen Bürgern, die bereit waren, ihr<br />
Haus abzureißen und im damals zeitgenössischen Barockstil<br />
neu zu errichten, eine saftige Steuerbefreiung. Die Bamberger<br />
waren aber etwas zögerlich und nur wenige gingen<br />
auf das Angebot ein. Also erweiterte Lothar das Angebot –<br />
wenn auch mit reduzierter Befreiung – auf eine barocke Fassadenverkleidung.<br />
Und so ist die Bamberger Altstadt heute<br />
eine mittelalterliche Stadt mit gotischen Häusern, aber mit<br />
barockem Antlitz.«<br />
Ausgestattet mit diesem Wissen macht es wirklich große<br />
Freude, in der Stadt auf Entdeckungstour zu gehen. Tatsächlich<br />
finden sich Baustile on der omanik bis zum Barock<br />
in Bamberg. Dabei habe ich aber nie das Gefühl, durch<br />
eine Museumsstadt unter der Käseglocke zu laufen. Nicht<br />
zuletzt durch die Universität und das damit verbundene<br />
studentische Leben ist gerade an sonnigen Sommertagen<br />
reichlich los in der Altstadt. Kein Wunder, die Straßen<br />
sind gesäumt mit Restaurants, Cafés und Brauhäusern –<br />
immer mit dem Blick auf die außergewöhnlich gut erhaltenen<br />
Häuser.<br />
In eines davon kehre ich zum Abschluss meines kleinen<br />
Bamberg-Ausflugs ein, nämlich das Brauhaus Schlenkerla.<br />
Das ist ausnahmsweise mal nicht barock verputzt, sondern<br />
präsentiert sich in freundlich-heller Fachwerkpracht. Noch<br />
bevor ich eintrete, fällt mir auf, dass an diesem Sommerabend<br />
reger Verkehr am Eingang herrscht. Nach einem<br />
Blick ins Innere weiß ich auch, warum: Noch bevor es in<br />
den eigentlichen Schankraum geht, können sich die Gäste<br />
an einem eigens dafür vorgesehenen Schalter im Flur ein<br />
Seidla zum Mitnehmen bestellen. Wer jetzt an Pappbecher<br />
denkt, liegt falsch. Das Ganze geht auf Vertrauensbasis im<br />
Glas. Und so erklärt sich auch die lebhafte, bunt gemischte<br />
Traube an Gästen, die vor dem Brauhaus ihr Bier in der<br />
Abendsonne genießen.<br />
Jetzt aber rein in die gute Stube, das will ich jetzt auch<br />
probieren. Ruckzuck sitze ich an einem der urigen Holztische,<br />
durch die großen Fenster fällt erstaunlich viel Licht<br />
in das altehrwürdige Gemäuer – und schon steht ein Seidla<br />
Rauchbier vor mir. Moment mal, Rauchbier? Kurz geschnuppert<br />
und genippt und tatsächlich. Das dunkle, frisch<br />
gezapfte Malzgetränk schmeckt wie frisch aus der Räucherkammer.<br />
Ungewöhnlich, ja, aber lecker. Aber wie kommt<br />
denn der Rauch in das Bier?<br />
»Früher haben wohl alle europäischen Biere so nach<br />
Rauch geschmeckt«, erklärt mir Matthias Trum, Besitzer und<br />
Braumeister in sechster Generation im Schlenkerla. »Der<br />
Rauchgeschmack entsteht durch das traditionelle Trocknen<br />
des Malzes über dem Holzfeuer. Der aufsteigende Rauch<br />
zieht ins Malz ein und verleiht dem Bier so seine Note.«<br />
Erst durch moderne Produktionsmethoden während der<br />
Industrialisierung war es möglich, auch Biere ohne den<br />
Rauchbeigeschmack herzustellen. In Bamberg aber ist man<br />
bei den alten Methoden geblieben, sodass der Rauchgeschmack<br />
heute ein Alleinstellungsmerkmal ist.<br />
Jetzt will ich aber doch noch wissen, warum es denn in<br />
Bamberg so viele Brauereien gibt. Auch darauf kennt Trum<br />
die Antwort. »In Bamberg gab es keine Bierbannmeile. Dadurch<br />
ist schon früh eine große Brauereivielfalt entstanden,<br />
die sich bis heute erhalten hat.« Zwölf Brauereien gibt<br />
es heute noch in Bamberg, da kommt eine Brauerei auf gut<br />
6.500 Einwohner. Zum Vergleich: In Köln sind es 25.000.<br />
Wer sich also durch alle Biere durchprobieren will, hat gut<br />
was zu tun – und die meisten gibt es nur vor Ort zu kaufen.<br />
Vielleicht sind mehrere Bamberg-Ausflüge für die Leber etwas<br />
schonender. Wobei, auch da weiß Braumeister Trum<br />
Rat. »Mittlerweile produzieren wir auch ein Leichtbier, das<br />
Hansla. Mit 0,9 Prozent, wie es früher üblich war.« Schneller<br />
Geschmackstest, ich bin überzeugt. Für die mehr als<br />
350 anderen Biersorten, die es in Bamberg gibt, muss ich<br />
wohl noch einmal wiederkommen. Bis dahin: Prost!<br />
INFO<br />
Der Hopfengarten hat von Donnerstag bis<br />
Samstag geöffnet, Seminare und Tastings sollten<br />
vorab gebucht werden. Zollnerstraße 24,<br />
96052 Bamberg, www.hopfengarten-bamberg.de<br />
Stadtführungen für Gruppen und Einzel<strong>reisen</strong>de<br />
bietet Bamberg Tourismus an.<br />
www.bamberg.info/stadtfuehrungen<br />
Ein Besuch im Schlenkerla ist quasi Pflicht und<br />
die ganze Woche über möglich. Brauhaus Schlenkerla,<br />
Dominikanerstr. 6, 96049 Bamberg,<br />
www.schlenkerla.de<br />
Der Bamberger Dom und die Neue Residenz sind<br />
das ganze Jahr über geöffnet und können sowohl<br />
individuell als auch im Rahmen einer Führung<br />
besichtigt werden. Bamberger Dom, Domplatz,<br />
96049 Bamberg, www.bamberger-dom.de;<br />
Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg,<br />
www.residenz-bamberg.de<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
69
Band<br />
in Sicht!<br />
Die passende Urlaubslektüre gehört ins Gepäck wie<br />
die Sonnenbrille. Diese Schmöker sorgen für Gänsehaut –<br />
von spannend über dramatisch bis zu herzergreifend.<br />
Lucy Clarke – NO ESCAPE<br />
Sieben Menschen gehen an Bord einer<br />
Yacht, doch nach kurzer Zeit sind es nur<br />
noch sechs. Spannung für hochseetaugliche<br />
Thrillerfans. Piper Verlag, 384 S., € 14<br />
Thea Mengeler –<br />
NACH DEN FÄHREN<br />
Was passiert mit einer Insel, wenn die<br />
Touristen ausbleiben? Eine ruhige, ungewohnte<br />
und literarisch gekonnte Analyse<br />
für Nachdenkliche. Wallstein Verlag,<br />
175 S., € 20<br />
Caroline Wahl – WINDSTÄRKE 17<br />
Aus Versehen auf Rügen gestrandet, sieht<br />
sich Ida mit ihrer eigenen Wut und Trauer<br />
konfrontiert. Für alle, die im Urlaub keine<br />
schweren Themen scheuen. DuMont,<br />
256 S., € 24<br />
Elizabeth Strout – AM MEER<br />
Zur Pandemie raus aufs Land – mit dem<br />
Ex-Mann. Klingt nach Kitsch, ist aber eine<br />
zutiefst menschliche Betrachtung der<br />
Gemeinsamkeiten in einer gespaltenen<br />
Gesellschaft. Luchterhand, 288 S., € 24<br />
Rebekka Frank –<br />
DAS ECHO DER GEZEITEN<br />
Zwei Frauen, zwei Epochen, ein Buch:<br />
Protagonistin Tilla Puls entdeckt beim<br />
Tauchen an der Nordseeküste in den<br />
1950er-Jahren die Vergangenheit – und<br />
die Geschichte der jungen Nes vor gut<br />
300 Jahren. Fischer/Krüger, 576 S., € 24<br />
Kai Haferkamp/Albert Bartel –<br />
DAS GEHEIMNIS DES OZEANS.<br />
EINE RÄTSELREISE<br />
Eine Rätselweltreise für Entdecker, die das<br />
Fernweh weckt: Es gilt das Vermächtnis<br />
eines Kapitäns zu lüften. Groh, 132 S.,<br />
€ 18<br />
Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Konrad Bender; Illustration: Paper Trident/Shutterstock.com<br />
70
USA<br />
Wohl kein Gewächs steht so sehr für die Wüste wie ein klischeehafter Kaktus. Auch<br />
in der Sonora-Wüste in Arizona geben die imposanten Saguaro-Kakteen der atmosphärischen<br />
Landschaft erst ihren Charakter. Die teilweise bis zu 20 Meter hohen<br />
Stachelträger dienen als Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere, spielen<br />
aber auch im Alltag der indigenen Völker eine zentrale Rolle. Und uns dienen sie ganz<br />
einfach als erstklassiges Fotomotiv im Saguaro-Nationalpark. www.nps.gov/sagu<br />
GRÜN STICHT<br />
Fotos: Dounia LG/Shutterstock.com, Travel Oregon, Warner Bros. Studio Tour Hollywood<br />
COOL TOUR<br />
Echte Cineasten wollen wissen: Wo ist der Streifen gedreht<br />
worden? Antwort darauf liefern die Warner Bros. Studio Tours<br />
in Downtown L.A. – die nun auch in der Deluxe-Variante buchbar<br />
sind. Stolze sechs Stunden Filmgeschichte. Angefahren<br />
werden unter anderem das Los Angeles Theatre (»Prestige:<br />
Die Meister der Magie«; »Der Mondmann«) und das Heritage<br />
Square Museum (»Natürlich blond«; »Saving Mr. Banks«).<br />
Wir sagen: Hals- und Beinbruch. www.wbstudiotour.com<br />
SAND WAND<br />
Als Westküstenstaat verfügt Oregon über jede Menge Sand. Der formt sich<br />
entlang der 64 Kilometer langen Küste zwischen Florence und Coos Bay zu<br />
atemberaubenden, teils 150 Meter hohen Dünen, die dem Landstrich ein<br />
umwerfendes Antlitz verleihen. In dem Gebiet fi nden sich allerlei seltene Tierund<br />
Pfl anzenarten. An einigen Stellen können abenteuerlustige Besucher aber<br />
auch durch die Dünen wandern oder sogar sandboarden. www.traveloregon.de<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
71
USA | Seattle<br />
Auf<br />
Muschelkurs<br />
text<br />
BBianca Klement<br />
Die amerikanische Küche hat mehr<br />
zu bieten als Burger, Fries und Cola.<br />
Der US-Bundesstaat Washington<br />
beeindruckt mit spektakulärer Natur<br />
und klotzt mit kulinarischen Highlights.<br />
Wir waren auf Futtertour.<br />
72
Bei jeder Ebbe werden die kulinarischen<br />
Schätze hier am Hood Canal in Washington<br />
zu Tausenden freigelegt.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 73
»Man setzt das Messer vorne an der Spitze an und ruckelt<br />
es dann in die kleine ffnung, sagt Angela Shen mit breitem<br />
Grinsen, als sie die beinahe handtellergroße Auster<br />
or sich hält. Die große uschel ist noch tropfnass, denn<br />
Angela hat sie gerade erst on dem Strand geerntet. Die<br />
Küste und deren eeresbuchten or dem US-Bundesstaat<br />
sind ein Eldorado für Schalentierliebhaber. Prozent aller<br />
amerikanischen Austern, uscheln und iesmuscheln<br />
werden hier geerntet, denn die Lebensbedingungen sind<br />
optimal. Der Pazifik brandet kühl an die felsige Küste.<br />
Dazu wird es in Washington in der egel auch im Sommer<br />
nicht zu heiß und das Schmelzwasser on den Bergen sorgt<br />
für etra Abkühlung. Das gefällt den Austern.<br />
Angela Shen hat aus dem unger nach Austern ein<br />
Geschäft gemacht und führt im ahmen ihrer ides to able-ouren<br />
regelmäßig kleine Gruppen an die Küste zum<br />
Sammeln und Essen der Austern. Sie demonstriert oller<br />
Enthusiasmus, wie sich die harten Schalen der uscheln<br />
öffnen lassen. Freiwillig lassen sich die Austern nicht erspeisen.<br />
Sekunden nachdem sie die esserspitze angesetzt<br />
hat, führt sie die Klinge um die Auster herum, dreht sie<br />
einmal, um die uschel on der Schale zu lösen, und zack<br />
ist sie offen. Angela strahlt. Jetzt kommt das Beste, sagt<br />
sie triumphierend, tröpfelt etwas frische Zitrone über das<br />
eerestier und schlürft genüsslich den nhalt aus der harten<br />
Schale.<br />
Fest entschlossen, weitere Austern zu ernten, stapft<br />
Angela in ihren Gummistiefeln weiter über den Strand. Es<br />
gibt kaum einen Zentimeter, der nicht mit den Schalentieren<br />
bedeckt ist. Beim Austernsammeln kommt es auf das<br />
iming an. Der ideale Zeitpunkt ist Ebbe, wenn sich das<br />
Wasser zurückzieht und die Schalentiere freigibt. Am besten<br />
begibt man sich bis zur Wasserkante und wählt Eemplare,<br />
die noch om kühlen Nass bedeckt sind. Denn je kälter<br />
das Wasser, desto frischer die Auster. Die besten onate,<br />
um auf die Pirsch zu gehen, sind zwischen ktober und<br />
April. n den Sommermonaten sollte man genau schauen,<br />
74<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
USA | Seattle<br />
Von Seattle aus ist man schnell mitten in der Natur. Die<br />
Berge locken im Sommer zum Wandern und Mountainbiken<br />
und im Winter zum Skifahren.<br />
wo die uscheln geerntet wurden. st das Wasser nämlich<br />
zu warm, freuen sich Bakterien über den Nährboden. Zudem<br />
laichen die Schalentiere in den Sommermonaten.<br />
Wer Austern liebt, für den muss Washington das reinste<br />
Schlaraffenland sein. Denn für nur US-Dollar kann<br />
man eine Jahreslizenz zum Schalentierfischen erwerben.<br />
it der Lizenz darf man Austern und uscheln<br />
pro ag sammeln jeden ag, das gesamte Jahr über Die<br />
Austern, die während des Sammelns schon am Strand in<br />
deinem agen landen, zählt keiner mit, ruft Angela und<br />
bückt sich nach dem nächsten Eemplar. Dann setzt sie<br />
sich auf ihren Sammeleimer und öffnet binnen Sekunden<br />
eine weitere Auster.<br />
Angela hat sich auf utdoor-Foodeents spezialisiert.<br />
Dazu gehören Ausflüge in die dichten Wälder im Umland<br />
on Seattle: Pilze sammeln sogar orcheln , Gourmet-<br />
Kajaktouren und eeresfrüchte-Erntetrips, bei denen uscheln<br />
und Austern identifiziert, gesammelt und erspeist<br />
werden. Nach dem Sammeln bereitet sie direkt am Strand<br />
ein mehrgängiges enü unter freiem immel zu. Natürlich<br />
mit uscheln, aber auch mit fangfrischem Lachs, der ebenfalls<br />
eine tpische Spezialität der egion ist. Angelas Kommentar:<br />
Wieso in ein estaurant gehen, wenn man hier am<br />
Strand essen kann<br />
Am ood Canal, etwa inuten außerhalb on<br />
Seattle, befinden sich die bekanntesten Austern- und uschelbänke<br />
des Staats. Doch euisite Schalentiere sind<br />
nicht die einzigen Delikatessen, mit denen der Bundesstaat<br />
im Norden der USA lockt. Die auptstadt Seattle ist eine<br />
wahre Fundgrube kulinarischer Köstlichkeiten. ier trifft<br />
der größte zean unseres Planeten auf immergrüne Wälder<br />
mit gigantischen Urwaldriesen, schneebedeckten Bergen,<br />
reißenden Flüssen und duftenden Laendelfeldern. Und<br />
mittendrin: Seattle. he Emerald Cit, die Smaragdstadt,<br />
ist in der at ein Juwel mit einer spektakulären Kulisse.<br />
Umrahmt on Bergen wacht im Süden der schneebedeckte<br />
ount ainier und im Norden der gigantische ount<br />
Baker. Bei der Fahrt ins Stadtzentrum zieht die markante<br />
Space Needle, die wie ein UF über der Skline schwebt,<br />
den Blick magisch an.<br />
Wer an Seattle denkt, denkt ielleicht zuerst an Gres<br />
Anatom, Kurt Cobain, Amazon oder, klar, Starbucks. Aber<br />
schon nach wenigen inuten merkt man: Diese Stadt kann<br />
mehr. Die etropole ersprüht einen lässigen Vintage-<br />
Vibe und alle Foodies bekommen auf dem Pike Place arket<br />
einen ezellenten ersten Eindruck. Seit über einhundert<br />
Jahren wird hier sieben age die Woche mit Fisch, Gemüse,<br />
Fleisch und onig gehandelt. Etwa erschiedene<br />
anufakturen erkaufen hier ihre Gewürze, ot Sauce,<br />
oder selbst gemachte Käsekuchen, Kekse und orten locken<br />
zum Verzehr. n den zahlreichen estaurants, Cafés<br />
und mbissbuden bekommt man kantonesische om Bow,<br />
duftenden Chai-ee nach original indischem Familienre-<br />
75
KULTUR | Jordanien<br />
» Wieso in ein Restaurant<br />
gehen, wenn man hier am<br />
Strand essen kann?!«<br />
zept, meikanische Burritos oder französisches Baguette.<br />
Die authentische philippinische Küche im riental art<br />
Lunch Counter ist preisgekrönt und in dritter Generation<br />
familiengeführt. Ein Stopp bei dem gefeierten Pike Place<br />
Chowder ist Pflichtprogramm, auch wenn man sich dazu<br />
in die nerig lange Schlange on anderen ouristen einreihen<br />
muss. Die cremige, würzige Fischsuppe mit Lachs oder<br />
uscheln ist es aber wert.<br />
Da darf guter Wein natürlich nicht fehlen. Zum Glück<br />
muss man in Washington nie lange nach einer guten Flasche<br />
Wein suchen. ehr als . Weingüter sind in dem<br />
Bundesstaat gelistet in den USA hat nur Kalifornien mehr.<br />
Eine Entdeckung heißt Goose idge Vineards. Von fruchtigem<br />
Cider über trockenen Cabernet bis zu Eiswein hat das<br />
Weingut alles im epertoire. Vor allem der Pinot Gris überzeugt<br />
mit einem fruchtigen Bouuet und einer angenehm<br />
leichten Säure perfekt für einen Sommertag.<br />
Wein aus Washington ist für die meisten estaurants<br />
und otels selbsterständlich. egionale essourcen zu<br />
nutzen, ist schließlich nicht nur ezient und nachhaltig,<br />
es stärkt auch die Gemeinschaft. und um die Kleinstadt<br />
Woodinille bestehen optimale Bedingungen für den Anbau<br />
und die Produktion zahlreicher Delikatessen nicht nur für<br />
Laendel und rauben. Vor einigen Jahren beschloss Josh<br />
Frei on der Woodinille-Laendelfarm, den ertragreichen<br />
Boden auch für die rüffelzucht zu nutzen.<br />
Die Wachstumsbedingungen für die Knollenpilze sind<br />
im Umland on Seattle ideal, auch wenn die kommerzielle<br />
Zucht on rüffeln noch Neuland ist. rüffel werden noch<br />
gar nicht so lange kultiiert, erst seit den er-Jahren,<br />
erklärt Josh. Die Pilze wachsen nur unter ganz bestimmten<br />
Bäumen. ch habe eine aselnussplantage und die<br />
Bäume sind mit rüffelsporen inokuliert. ch baue Burgunder-erbsttrüffel<br />
an. Wer rüffel züchten will, braucht Geduld.<br />
Abgesehen daon, dass die richtigen Bodenbedingungen<br />
und der richtige Baum orhanden sein müssen, dauert<br />
es zwischen drei bis sieben Jahre, bis der aselnussbaum<br />
weit genug entwickelt ist, dass die rüffel an seinen Wurzeln<br />
befruchtet werden können. Wir sind jetzt im ierten<br />
Jahr und hoffen, dass wir schon bald unsere ersten rüffel<br />
ernten können, sagt Josh.<br />
So ein melett mit rüffel würde dem Frühstück im Barking<br />
Frog auch gut stehen. Seit zwei Jahren führt hier Chefkoch<br />
Dlan errick die Küche. ochgelobt sind seine Beignets.<br />
Und schon nach dem ersten Bissen ist klar allein für<br />
die efeteilchen lohnt sich die Fahrt nach Woodinille. Das<br />
luftig weiche Gebäck wird warm seriert und duftet herrlich.<br />
Der Geschmack erinnert an Schmalzgebäck, nur iel<br />
fluger. Dazu gibt es eine Frischkäsecreme mit Granatapfel<br />
und eine mit eidelbeeren. Doch Achtung Unbedingt<br />
Platz lassen im Bauch für die Crab Eggs Benedict statt mit<br />
äucherlachs werden hier auf Wunsch die pochierten Eier<br />
mit Dungeness-Krabbenfleisch seriert. Die Crab Eggs Benedict<br />
sind bei uns sehr beliebt, aber saisonal, sagt Chefkoch<br />
Dlan errick, der Wert auf regionale Produkte legt.<br />
Die Dungeness-aschenkrebse sind hier in den kalten pazifischen<br />
Gewässern heimisch. Auch die anderen Zutaten,<br />
wie Eier oder Kräuter, kommen direkt aus der Umgebung.<br />
nsgesamt planen wir unsere Speisekarte danach, was gerade<br />
Saison hat. Aber wir machen mehr als das. Wir fahren<br />
hinaus zu den Farmen und schauen uns genau an, wie<br />
angebaut wird. Dlan hat genaue Vorstellungen daon,<br />
was in seiner Küche erarbeitet wird. Nachhaltigkeit, kurze<br />
ransportwege und saisonal ausgerichtete ezepte sind ihm<br />
ebenso wichtig wie eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen<br />
Farmern und Fischern. ch habe so eine tiefere und<br />
bessere Beziehung zu den Lebensmitteln und auch zu der<br />
egion, sagt er.<br />
Durch den riesigen Lake Washington im sten und den<br />
Puget Sound mit seinen zahlreichen Buchten und Kanälen<br />
im Westen hat man in Seattle immer das Gefühl, auf einer<br />
nsel zu sein. atsächlich sind echte nseln gar nicht fern.<br />
Nordwestlich der etropole liegen die San Juan slands,<br />
eine nselgruppe aus kleinen und größeren nseln, die<br />
insbesondere für ihre spektakuläre Natur und Artenielfalt<br />
berühmt sind. ier kann man mit Glück rcas und Delfine<br />
sichten oder Weißkopfseeadler entlang der schroffen Küsten<br />
gleiten sehen.<br />
San Juan sland ist die zweitgrößte nsel und ein beliebtes<br />
Feriendomizil für iele Großstädter. Wer nicht mit<br />
dem Boot kommt, erreicht on Seattle aus den afen on<br />
Frida arbor in nicht einmal inuten mit dem Wasserflugzeug.<br />
it Auto und Fähre ist man knapp ier Stunden<br />
unterwegs. Es lohnt sich, hierherzukommen. Die Atmosphäre<br />
auf der nsel ist eas-going. Die Natur eine Augenweide.<br />
Und ja, schließlich sind wir hier kulinarisch unter-<br />
76<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
USA | Seattle<br />
Auf der Woodinville-Lavendelfarm treffen sich Freundinnen gerne zu einem eiskalten Bad mit Aussicht. Wer sich nicht<br />
entblößen mag, kann auf der Farm von Josh Frei auch nur Öle, Seifen und Shampoos kaufen.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
77
Wer die Wahl hat, hat die Qual.<br />
Dylan Herrick zaubert in seiner<br />
Küche Eierlei. Unbedingt<br />
probieren: seine Beignets, sein<br />
Omelett mit Trüffel und – wer sich<br />
etwas ganz Besonders gönnen<br />
mag – die Crab Eggs Benedict.<br />
» Mein erster Gedanke:<br />
Eggscellent!«<br />
Fotos: xxx<br />
78 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
USA | Seattle<br />
Fotos: Bianca Klement (8), Margaret Jaszowska, Clarisse Meyer, Stephen Plopper; Illustrationenen: KID_A/Shutterstock.com<br />
wegs, auch das Serierte auf den ellern lohnt sich. der<br />
das frisch Gezapfte mit Blick auf den afen.<br />
Etwas abgelegen, hinter grünen Feldern, befindet sich<br />
die Salzmanufaktur on Brad an. Seit zwölf Jahren stellt<br />
er aus eerwasser sein San Juan sland Sea Salt her. Aber<br />
Achtung: Salz ist nicht gleich Salz Wie sind die Kristalle<br />
beschaffen Wie feucht ist es Welche ineralien schmeckt<br />
man Ein erstklassiges Salz herzustellen ist eine Kunst. nsgesamt<br />
hat Brad mit seinem eam schon mehr als erschiedene<br />
Salze kreiert. Darunter rüffel-Salz, Kelp-Salz oder<br />
mit eriaki-Geschmack. nsgesamt . Pfund Gourmetsalz<br />
stellt die nselmanufaktur im Jahr her. Eine on Brads<br />
Leidenschaften ist es, Salz zu räuchern. n einem kleinen Laden<br />
mitten in Frida arbor erkaufen Brad und seine Frau<br />
ihre Salzkreationen. Verkaufsschlager ist das flug leichte<br />
Popcorn-Salz.<br />
Und um noch einmal auf den Anfang der Geschichte zurückzukommen:<br />
m Norden on San Juan, am and des<br />
Nationalparks, liegt Westcott Ba Shellfish Co., die einzige<br />
Austernfarm der nsel. dllisch gelegen mit Blick auf Kanada.<br />
Seit über zehn Jahren züchtet Erik Anderson hier die großen<br />
Pazifischen Austern und die kleineren lmpia-Austern. it<br />
großem Erfolg, denn seine Schalentiere sind heiß begehrt.<br />
Ezellente ualität eben. Als überall auf der Welt während<br />
der Coronapandemie estaurants und Zulieferer schließen<br />
mussten, blühte Eriks Austernfarm auf. Wir hatten ohnehin<br />
schon einen Außenbereich, und wir haben sehr iel<br />
Platz. Dazu können die achten und Boote direkt an unseren<br />
Steg fahren und Austern abholen, sagt Erik. Bei der<br />
Westcott Ba Shellfish Co. kann man ganzjährig uscheln<br />
kaufen und im estaurant essen. Die Gerichte sind erstklassig.<br />
Doch anders als in ielen Großstädten ist Eriks Austernrestaurant<br />
kein elitärer Gourmettempel, sondern ein rt,<br />
an dem sich Familien und Freunde treffen, um gemeinsam<br />
leckere uschelgerichte zu genießen. Für den Preis eines<br />
Burgermenüs bekommt man hier ein Dutzend frische Austern<br />
in Spitzenualität. Für Gourmets ein echter amerikanischer<br />
raum.<br />
INFO<br />
TO DO Pilze sammeln, Austern ernten oder am Strand<br />
ein erstklassiges Menü genießen. Touren mit Angela Shen<br />
buchbar unter: www.savorthewildtours.com<br />
Wer wenig Zeit, aber große Lust auf all die Köstlichkeiten<br />
hat, die Washington zu bieten hat, sollte Taste Washington<br />
besuchen. Bei dem zweitägigen Event im März kann man<br />
die Weine von über 200 verschiedenen lokalen Weingütern<br />
probieren sowie Gourmetkreationen der besten Restaurants<br />
und Manufakturen kosten. Ticketpreis liegt zwischen<br />
€ 100 und € 150. www.tastewashington.org<br />
Weitere Infos unter: www.visitseattle.org<br />
Wer sich auf Entdeckungstour begibt, stellt schnell fest:<br />
San Juan Island ist eine kulinarische Fundgrube. Brady Ryan<br />
versalzt uns gern die Suppe.<br />
herbst <strong>2024</strong> <strong>2024</strong><br />
81
USA | Capital Region<br />
O!<br />
Say can<br />
you see ?<br />
text<br />
Jasmin Faust<br />
DER LEBENSABEND WILL GENAU GEPLANT SEIN.<br />
REDAKTEURIN JASMIN HAT DAFÜR DAS PERFEKTE<br />
PLÄTZCHEN GEFUNDEN. ZWISCHEN WEIN, KRABBEN<br />
UND DEM ULTIMATIVEN US-KLEINSTADTFLAIR TRÄUMT<br />
SIE VON IHRER ALTERSRESIDENZ MIT HOLLYWOOD-<br />
SCHAUKEL, HOLZVERANDA UND BLICK AUFS WASSER<br />
GENAU HIER, IN DER Capital Region.<br />
80<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
herbst <strong>2024</strong><br />
83
Home sweet home: Einst lebte<br />
Jackie Kennedy in dieser Villa<br />
in Georgetown. Allerdings nur<br />
ein Jahr lang nach John F.<br />
Kennedys Tod.<br />
torischen Herzen der Nation. Geschichte und Geschichten<br />
gibt es zuhauf. Das wird mir auch bei einer Tour durch<br />
Georgetown, den beliebtesten Stadtteil, bewusst. Beliebt,<br />
weil Georgetown wunderschön und dabei tatsächlich historisch<br />
ist. Die ein oder andere berühmte Persönlichkeit<br />
wohnte und wohnt hier. Das macht das Viertel teuer. Und<br />
teure Immobilien können in den USA noch einmal eine<br />
ganz andere Dimension erreichen. Auch das hat uns das<br />
TV-Programm gelehrt.<br />
Für mich ist Georgetown im ersten Eindruck sehr lecker,<br />
denn ich schlemme mich auf einer Food-Tour mit Guide<br />
Wayne durch das Viertel. Neben Stopps in einigen Restaurants<br />
erfahre ich viel über die Häuser und die Geschichte<br />
von Georgetown. Für meinen angestrebten Altersruhesitz<br />
wäre das aber nichts. Zu teuer. Bezugsfrei wäre aber die ein<br />
oder andere Villa. Das Haus von Jackie Kennedy beispielsweise.<br />
14 Zimmer, 16 Bäder, für schlappe 50 Millionen US-<br />
Dollar. Sie hat allerdings nach dem Tod von John F. Kennedy<br />
nur ein Jahr dort gelebt. Das Haus, in dem sie zusammen<br />
vor seiner Präsidentschaft gelebt haben, ist auch nicht<br />
weit entfernt. So wie das Lieblingsrestaurant der beiden,<br />
das Martin’s Tavern, eines der ältesten Restaurants in<br />
Washington, D.C., untergebracht im zweitältesten Gebäude<br />
der Stadt. JFK hat dort in seiner Zeit als Abgeordneter<br />
jeden Morgen gefrühstückt. Und an einem Abend hat<br />
er seiner Jackie dann dort einen Heiratsantrag gemacht.<br />
Daraus ist eine Legende entstanden: Im Restaurant gibt es<br />
einen ganz bestimmten Platz. Wenn dort eine ledige Frau<br />
sitzt, wird sie zehn Monate später verheiratet sein.Zeit für<br />
einen kurzen Selbsttest gab es leider auf Waynes-Food-<br />
Tour nicht. Schade.<br />
Aber auch andere Liebesallianzen werden in Martin’s<br />
Tavern geschmiedet, denn Demokraten und Republikaner<br />
treffen sich dort am Abend. Und nachdem sie sich tagsüber<br />
im Machtzentrum der USA bekämpft haben, wird es zu<br />
später Stunde, bei einem Getränk, durchaus versöhnlicher.<br />
Und vielleicht auch ein bisschen kooperativer.<br />
Ich verlasse die politische (Film-)Kulisse und bin bereit<br />
für Kleinstadt-Vibes à la »Gilmore Girls.« Die Serie über<br />
82<br />
In die USA zu <strong>reisen</strong>, fühlt sich an, als würde man nach<br />
Hause kommen. Dabei war ich erst dreimal dort. Amerika<br />
ist nicht unbedingt mein bevorzugtes Reiseland. Spontan<br />
fallen mir mindestens fünf andere Länder ein, die mich<br />
mehr reizen. Und trotzdem, da ist dieses vertraute und<br />
heimelige Gefühl, bevor ich überhaupt auf amerikanischem<br />
Boden lande. Woran das liegt? Daran, dass ich alles schon<br />
kenne, überall schon einmal gewesen bin. Nämlich in unzähligen<br />
Filmen, Serien und Dokumentationen.<br />
Mit steigendem Alter kommt ein neuer Pluspunkt für<br />
die USA dazu: die Bequemlichkeit. Ich verlasse kaum meine<br />
eigene Komfortzone, bin aber trotzdem in einer ganz<br />
anderen Welt als zu Hause. Ich frage mich, ob das vielleicht<br />
der ideale Alterssitz für ein <strong>reisen</strong>des Herz ist.<br />
Nach New York City und einem Strandurlaub in Florida<br />
geht es nun für mich wieder an die Ostküste. Was mich erwartet,<br />
ist erst ein bisschen Hauptstadt-Feeling und dann<br />
das ultimative US-Kleinstadt- und Landidyll.<br />
Ich bin angekommen und, wie sagt man so schön,<br />
auch ganz schön durch (mit den Nerven und der Border<br />
Control), aber auf dem Weg zu meinem Hotel. Unterwegs<br />
schaue ich aus dem Fenster, zähle die übergroßen SUVs<br />
auf den Straßen und verliere mich sogleich in sämtlichen<br />
USA-Klischees, die ich vor meinem Fernseher daheim<br />
schon mein Leben lang verinnerlicht habe. Als ich in der<br />
Ferne kurz das Washington Monument sehe, reibe ich mir<br />
die Augen und realisiere: Ja, jetzt bin ich wahrhaftig in<br />
Washington, D.C. Ich habe das alles schon unzählige Male<br />
gesehen, ohne jemals dort gewesen zu sein.<br />
Das Monument wird mir in den nächsten zwei Tagen<br />
noch öfter begegnen, es liegt immer wieder auf meinem<br />
Weg. Was nicht so schwer ist, denn Washington ist gar<br />
nicht so groß, wie man vermuten mag. Knapp 680.000<br />
Menschen leben hier. Dementsprechend erlebe ich eine<br />
echt relaxte Stadt. Der Verkehr ist okay, obwohl Nationalfeiertag<br />
ist und deshalb viele Touristen in der Stadt unterwegs<br />
sind. Das Weiße Haus, das Kapitol, Lincoln Memorial,<br />
Washington Monument, ich freue mich, alles (wieder)<br />
zu sehen. Und mittendrin zu sein. Im politischen und his<strong>reisen</strong><br />
<strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
USA | Capital Region<br />
Washington, D.C. ist nicht nur<br />
interessant, sondern auch entspannt.<br />
Was dem Wiener sein Schnitzel und dem Berliner die<br />
Bulette ist dem Madeirenser sein Fleischspieß.<br />
sommer <strong>2024</strong><br />
83
KULTUR | Jordanien<br />
St. Michaels an der Chesapeake Bay ist der Inbegriff des Ostküstengefühls der USA:<br />
Es ist klein sowie idyllisch, und es gibt hier das beste Seafood weit und breit.<br />
84<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
USA | Capital Region<br />
Hier ist es beschaulich,<br />
friedlich und noch dazu<br />
gibt es Meerblick!<br />
Mutter und Tochter spielt zwar in Connecticut, aber tatsächlich<br />
ist der Ort austauschbar. Aus US-Filmen und Serien<br />
wissen wir ja, dass absolut jede Kleinstadt in den USA romantisch-verrückt<br />
ist und irgendwo einen mit Lichterketten<br />
beleuchteten Pavillon stehen hat. Als ich also nach St.<br />
Michaels in Maryland komme, schmunzle ich. Dort steht<br />
der eben beschriebene Pavillon mit Blick auf die Chesapeake<br />
Bay.<br />
Die Hauptstraße des 1.000-Einwohner-Örtchens ist gesäumt<br />
von hübschen Verandahäusern, kleinen Shops, Restaurants<br />
und Cafés. An jeder Laterne befindet sich ein Plakat<br />
mit den Absolventen der Highschool-Abschlussklasse<br />
von <strong>2024</strong>. Mal ehrlich: Es ist fast egal, wie ich das hier beschreibe,<br />
jeder weiß genau, wie diese Straße aussieht.<br />
Doch St. Michaels hat in der Realität noch eine Extraportion<br />
Zauber. Hier ist es beschaulich, friedlich und noch<br />
dazu gibt es Meerblick. Oh, hier sehe ich mich. Weißhaarig,<br />
in wallenden knöchellangen Kleidern mit auffälligem<br />
Schmuck im Schaukelstuhl auf meiner hölzernen Veranda.<br />
Die Bucht fest im Blick. Denn hier springen durchaus auch<br />
manchmal Delfine aus dem Wasser.<br />
Das erzählt mir Captain Iris am Abend, als ich auf ihrem<br />
wunderschönen, fast 100 Jahre alten Segelboot durch<br />
die Bucht in den Sonnenuntergang schippere. Captain Iris<br />
Robertson ist in dieser Kleinstadt eine Prominenz. Jeder<br />
kennt sie, jeder winkt ihr, wenn sie zu ihren Touren aufbricht<br />
oder zurückkommt. Es empfiehlt sich, mit ihr an<br />
Bord zu gehen. Die Frau ist unterhaltsam. Sie hat ein strahlendes<br />
Lächeln und eine so selbstverständliche Ruhe, dass<br />
allein ihre Stimme schon eine Art Muskelentspannung<br />
bringt. Ich schaue auf die im Wind wehende US-Flagge,<br />
während die Sonne langsam untergeht. Amerikanischer<br />
kann es nicht mehr werden. In Gedanken höre ich leise »O!<br />
Say can you see« aus der Nationalhymne und fühle mich<br />
nun schon fast eingebürgert.<br />
Am nächsten Tag bin ich mit Frank und Lloyd verabredet.<br />
Die beiden Rentner führen mich durch das Chesapeake Bay<br />
Maritime Museum und erzählen mir allerhand über die Boote,<br />
die Austernzucht und den Krabbenfang dieses beschaulichen<br />
Orts. St. Michaels ist eine alte Stadt. Das wird immer<br />
wieder hervorgehoben. Dass das Alter Interpretationssache<br />
ist, verrate ich den zwei Gentlemen nicht. Es ist<br />
schließlich nicht ihre Schuld, dass das alte Europa immer<br />
älter bleiben wird.<br />
Was ich auch über St. Michaels erfahre: Die Häuser an der<br />
Bay sind meist Zweit- oder Dritthäuser von PIP. PIP? Ja, in<br />
St. Michaels nennt man die Besitzer »Previously Important<br />
Persons«. Bei der Nähe zur Hauptstadt und bei einem Blick<br />
auf die Häuser kann ich mir gut vorstellen, von welchen<br />
PIPs wir hier sprechen.<br />
Ein Beispiel dafür bekomme ich am letzten Tag in<br />
Maryland, als ich auf einen Besuch im Inn at Perry Cabin<br />
eingeladen werde. Das Hotel ist bekannt als beliebter Spot<br />
für amerikanische Traumhochzeiten. Leisten kann sich<br />
das nicht jeder. Aber Familien mit PIP-Status – oder sollte<br />
ich sagen: der Geldadel samt Abschluss an einer Eliteuni<br />
– durchaus. Hochzeiten sind hier also pompös. So beeindruckend<br />
wie die meisten Verlobungsringe, die hier an den<br />
zarten Fingern durch die Gänge getragen werden. Ich bin<br />
keine Juwelierin, aber ich würde schätzen, dass wir uns im<br />
fünfstelligen Bereich befinden.<br />
Das Inn at Perry Cabin ist ein weißes, zweistöckiges<br />
Gebäude mit Säulen, antiken Möbeln und Blick auf die<br />
Bucht über akkurat gemähte Grünflächen. Natürlich auch<br />
mit einem Pavillon. Das Jawort ist hier erlaubt, das Feiern<br />
mit Juhu-Rufen anschließend allerdings nicht. Das würde<br />
die Anwohner stören, die schließlich sehr viel Geld für ihre<br />
Ruhe dort bezahlen. Ich lasse den Blick über die Gäste an<br />
den Nebentischen schweifen: eine Familie im Sportoutfit.<br />
Vater, Sohn und Großmutter. Ein leichtes Frühstück und<br />
lockere Gespräche über den Sommer an der Küste und das<br />
Business (vermute ich). Am Nebentisch ein älteres Paar im<br />
Segeloutfit und nebendran ein junges Pärchen. Vielleicht<br />
ein frisch gebackenes Ehepaar? Ich sehe Perlenohrringe und<br />
Designertaschen und fühle mich wie in einem Countryclub<br />
und überlege, ob ich im Alter meine Veranda für eine Partie<br />
Golf verlassen würde. Auf jeden Fall, um das Geschehen bei<br />
einer Tasse Tee zu beobachten. Mehr braucht es fast nicht,<br />
um glücklich zu sein.<br />
Doch Moment. Auch Virginia gehört zur Capital Region<br />
und wie heißt der Slogan so schön? »Virginia is for Lovers«.<br />
Romantisch ist es hier durchaus. Landschaftlich idyllisch,<br />
fast ein bisschen an die Eifel erinnernd, blicke ich über riesige<br />
Wiesen, sanfte Hügel und viel Wald. Die Häuser an den<br />
Landstraßen haben weiße Zäune und lange Auffahrten.<br />
Jeder Rasen ist perfekt gemäht. Wirklich jeder. Das ist ja auch<br />
schon fast romantisch. Hier wohnt eben die Liebe. Und Liebende.<br />
Liebende der Natur, der berauschenden Küste, der<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
85
USA | Capital Region<br />
Blick in die Zukunft: Mit einem Glas Wein in der Hand<br />
im Schaukelstuhl die Aussicht aufs Meer genießen –<br />
so sieht der Rentnertraum für Redakteurin Jasmin aus.<br />
INFO<br />
Geschichte (Virginia ist einer der ältesten US-Bundesstaaten),<br />
des Weins und eben auch des akkuraten Rasens.<br />
Ja, ich sagte Wein. Virginia erfindet sich gerade neu<br />
und positioniert sich neben Kalifornien als weiteres Weinanbaugebiet<br />
der USA. Mit mehr als 200 Wine-Trails lassen<br />
sich hier Wanderungen mit ausgiebigen Wein-Tastings verbinden.<br />
In den letzten 15 Jahren sind viele Weingüter entstanden.<br />
Und die Auslese (Achtung, Wortspiel!) ist enorm.<br />
Tropfen von elegant über jung bis hin zu interessant.<br />
Toll ist das Greenhill Vineyards in Middleburg. Die<br />
Weinberge verteilen sich über elf Hektar mit Panoramablick<br />
auf die Blue Ridge Mountains. Wer dem Gastgeber und Geschäftsführer<br />
Jed Gray begegnet, kann sich über Geschichten<br />
zum Weingut freuen. Inklusive Gossip. Die ehemalige<br />
First Lady Michelle Obama war schon zu Besuch. Und der<br />
dort gekelterte Schaumwein wurde in die Geschenktüten<br />
ausgewählter Oscar-Nominierter 2016 verpackt. Jed hat vor<br />
seiner Zeit auf dem Weingut einige Zeit in Deutschland verbracht<br />
und als Sprachlehrer gearbeitet. Sein liebstes deutsches<br />
Wort »Wahnsinn« passt zu meinem ersten Eindruck<br />
nach dem ersten Schluck seines Weins.<br />
Mit dem ein oder anderen Schluck der edlen Tropfen<br />
hänge ich in Gedanken meinem Rentnertraum auf der Veranda<br />
nach. Mit einem Glas Wein in der Hand. Im Schaukelstuhl<br />
sitzend winke ich Captain Iris zu, während in der Ferne<br />
ein paar Delfine aus dem Wasser springen. Und lächle dabei.<br />
Es fühlt sich vertraut an. Ich bin hier ja quasi aufgewachsen.<br />
Bluejacket Brewery: Altes Fabrik-Feeling mit einer großen<br />
Auswahl an sehr gut gebrauten Bieren. 300 Tingey Street SE,<br />
Washington, D.C. - www.bluejacketdc.com<br />
Sail Selina II: Auf einer fast 100 Jahre alten Segelyacht in den<br />
Sonnenuntergang segeln. 101 N Harbor Rd. St. Michaels, MD -<br />
www.sailselina.com<br />
Chesapeake Bay Maritime Museum: Alles über Austernzucht<br />
und die Geschichte des Orts. 213 N Talbot St. Michaels, MD -<br />
https://cbmm.org<br />
Restaurant Bas Rouge: Fine Dining fast auf Sterneniveau<br />
(wird nächstes Jahr erwartet). 19 Federal St., Easton, MD -<br />
www.basrougeeaston.com<br />
Inn at Perry Cabin: Countryclub-Feeling mit Aussicht. 308<br />
Watkins Ln. St. Michaels, MD - https://innatperrycabin.com<br />
Greenhill Vineyards: Prämierte Weine mit herrlichem<br />
Landschaftsblick. 23595 Winery Lane, Middleburg, VA -<br />
http://greenhillvineyards.com<br />
Fotos: Jasmin Faust (6), Vlad Tchompalov, Sail Selina II, Sanjay and Dharti/Shutterstock.com, Lucky Photographer/Shutterstock.com, Gayatri Malhotra, Thomas Lipke; Illustration: Kovallino AR/Shutterstock.com<br />
86<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
Vom Englischlehrer in Bayern<br />
in die Weinberge Virginias:<br />
Wein-Tastings mit Jed Gray<br />
sind nicht nur interessant,<br />
sondern auch sehr witzig.<br />
Und geschmackvoll!<br />
In Virginia lassen<br />
sich Wanderungen mit<br />
Wein-Tastings verbinden.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
87
1<br />
WAS UNSERE LIFESTYLE-REDAKTION EINGEFANGEN<br />
HAT? DEN ANGESAGTEN WESTERN-STYLE!<br />
HÜTE, BOOTS, FRANSEN, LEDER UND<br />
DENIM SIND TREND. YEEHAW!<br />
3<br />
2<br />
88
YEEHAW!<br />
LIFESTYLE<br />
4<br />
1<br />
Ob zum Rodeoreiten nach Wyoming oder<br />
zum Taylor-Swift-Konzert: Die Kette von<br />
Aliita mit dem Cowboystiefel-Anhänger<br />
möchte man nicht mehr ablegen. € 560<br />
5<br />
6<br />
2<br />
Die Eyecatcher-Stiefel von Konstantin Starke<br />
New York sind ein Muss für Stilbruch-Liebhaber.<br />
Und passen zu einem herbstlichen<br />
Strickkleid für einen gemütlichen und stilvollen<br />
Look oder zu einer Straight-Leg-Jeans für<br />
ein lässiges Outfit. € 399<br />
3<br />
Wenn der Knoten platzt: Die hübsche<br />
Fossil-Tasche verleiht jedem Abendoutfit<br />
eine Brise Cowgirl-Chick. € 449<br />
Yee-haw<br />
4<br />
Ich hab’s geschnallt: So ein Gürtel aus<br />
Kalbsleder von Dondup gehört zu jedem<br />
Cowboy- und Cowgirl-Look unbedingt dazu.<br />
4 cm breit, € 140<br />
5<br />
Auf der Hut? Keine Sorge, der stylishe<br />
Cowboy-Wollhut von Stetson ist voll im<br />
Trend. In Kombination mit Miniröcken,<br />
Jeans-Schlaghosen, bauchfreien Tops oder<br />
Minikleidern fängt er den Style der Prärie<br />
gekonnt ein. Wollhut Western, € 169<br />
7<br />
6<br />
Lässig und bequem zugleich ist die Denim-<br />
Jacke von Mavi für mutige, unabhängige und<br />
starke Cowgirls. Um € 70<br />
7<br />
Weiße Weste? Nein, eine aus Denim muss<br />
es für den stilvollen Cowboy-Look sein! Die<br />
Weste von Lili Sidonio ist locker die Kragenweite<br />
vom Wild-West-Trend. € 62<br />
Fotos: PR (9), Diamond D Images; Text: Ulrike Herder<br />
8<br />
8<br />
Dass nicht alles braun, beige oder Denim<br />
sein muss, beweist der knallgelbe Poncho<br />
im Cape-Design von Bogner. Mit Fransen<br />
und wattierten Taschen im Nylon-Look ist<br />
er perfekt für kalte Morgen in Montana<br />
oder Nächte am Lagerfeuer im heimischen<br />
Garten. Poncho Nancie, € 375<br />
9<br />
Ein absolutes Must-have für alle, die den<br />
Westerntrend lieben: Lederhose von<br />
windsor. aus100 % Lamm-Nappaleder,<br />
um € 599<br />
9<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
89
USA | Florida<br />
FLOw<br />
RIDA<br />
90 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
text<br />
BSimone Sever<br />
Floridas Südwestküste am Golf von Mexiko, rund um Fort Myers,<br />
ist sonnenverwöhnt, sandverliebt und sehenswert. Ein wundervolles<br />
Plätzchen Welt mit lang gestreckten Stränden, gespickt mit<br />
kunterbunten Häuschen, schiefen Palmen und Sonnenuntergängen,<br />
die einem ein Wow auf die Lippen zaubern. Beste Voraussetzungen,<br />
um unsere Reporterin Simone dorthin zu schicken und ein Stück<br />
Glück zu finden.<br />
91
USA | Florida<br />
ich sehne<br />
mich nach<br />
SONNE und<br />
STRAND, PALMEN<br />
und PELIKANEN.<br />
92<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
I<br />
In Deutschland laufen die ersten Heizungen bereits auf<br />
Hochtouren, während ich am frühen Abend bei angenehmen<br />
Temperaturen in Florida lande. 360 Tage Sonnenschein<br />
verspricht mir der 27. Staat der USA. Klingt vielversprechend.<br />
Dreimal habe ich den Sunshine State bereits<br />
bereist. Das letzte Mal mit Kind und Kegel. Bei diesem Trip<br />
lasse ich nun Mickey und Donald links liegen. Ich sehne<br />
mich nach Sonnenuntergängen am Strand und nach Pelikanen,<br />
die unter Palmen hocken. Und tatsächlich auch nach<br />
einem Burger zum Reinbeißen. Außerdem möchte ich mir<br />
ein Bild machen, ob sich der Sunshine State vom verheerenden<br />
Hurrikan Ian, der am 28. September 2022 über die<br />
Region hinwegfegte, erholt hat. Kleiner Spoiler vorweg: Ja,<br />
das hat sie! Also auf zum Roadtrip!<br />
Erster Stopp: das Margaritaville Beach Resort in Fort<br />
Myers Beach, eine türkisfarbenes Familienresort. Während<br />
ich ohne Kinder unterwegs bin, sind die meisten Gäste genau<br />
aus diesem Grund hier. Das Haus ist bunt, zum Verlaufen<br />
groß und dennoch luftig und leicht. So wie mein<br />
nicht vorhandenes Gepäck. Das kam leider nicht hinterher.<br />
Aber was soll’s. Nur nicht die Laune vermiesen lassen,<br />
schließlich bin ich im Shoppingparadies USA gelandet.<br />
In den großzügigen Zimmern muss ich also nichts in die<br />
Schränke packen. Und so fällt mir der Stil gleich ins Auge.<br />
Florida durch und durch. Die Wände zieren Strandmotive,<br />
Muscheln und Sonnenuntergänge. Vom Balkon blicke<br />
ich auf die Chill-Bar, wo man sich am Abend auf einen<br />
Drink trifft. Die ersten Pelikane sind schemenhaft am immel<br />
zu erkennen, darauf einen Key Lime Martini. Cheers!<br />
Mein Zimmertürschild verrät, ich habe jetzt die »License<br />
to Chill«.<br />
93
USA | Florida<br />
Auf dem Weg nach Cabbage<br />
Key ist tierische Begleitung à la<br />
Flipper sehr wahrscheinlich und<br />
höchst erfreulich.<br />
Beim Strandspaziergang am nächsten Morgen sind ein paar<br />
Nachwehen des Hurrikan erkennbar. Direkt am Strand, wo<br />
einst hölzerne Häuser und Hotels standen. Dort, wo allabendlich<br />
der Pier Sonnenuntergangsanbeter anzog, klaffen<br />
nun Baulücken. Vom Pier sind nur noch die Pfähle im Meer<br />
zu sehen, auf denen es sich Pelikane gemütlich gemacht<br />
haben. Überall wird emsig gearbeitet. Aufräum- und Aufbauarbeiten.<br />
Die Besucher können dennoch bedenkenlos<br />
wiederkommen. Und das sollten sie auch. Schließlich fühlt<br />
es sich lediglich so an, als hätte man der Strandschönheit<br />
ein Pflaster aufgeklebt. Und die Wunde dadrunter, die heilt<br />
ohne Bedenken. Jeder Reisende ist dementsprechend ein<br />
Lichtblick. Ein wohltuender.<br />
Und beim Wort »Lichtblick« sind wir schon beim Thema.<br />
Ich bin nämlich auf dem Weg zu den Edison and Ford<br />
Winter Estates, eines der Must-visits der Gegend. Besonders<br />
beeindruckend ist nicht nur die Garage Henry Fords mit originalen<br />
Automobilen, sondern auch das Laboratorium von<br />
homas Edison nur als eminder: streitbarer Erfinder der<br />
Glühbirne), das noch genauso aussieht, als wäre Edison gerade<br />
hinausgegangen – etwa zum Spaziergang durch den acht<br />
Hektar großen botanischen Garten. Und der zieht wirklich<br />
jeden Besucher in seinen Pflanzenbann. ber . Pflanzen<br />
gibt es hier zu bestaunen: feuerrote Flamboyantbäume,<br />
großblütige Amaryllis, gelbe Sonnenhüte, weiß strahlende<br />
Frangipani und bildhübsche Hongkong-Orchideenbäume in<br />
prachtvollem Violett. Ein perfekter Ort zum Lustwandeln.<br />
Spaziergänge machen hungrig und mein nächster Stopp<br />
stillt eine Sehnsucht, die ich seit Betreten des Fliegers habe<br />
und die auch noch perfekt zu meinem heutigen Reiseziel<br />
passt: Ford’s Garage Fort Myers. Bei der Ankunft erfasst<br />
mich ein Wow-Gefühl: Kaum eine Burgerbude, in der man<br />
sonst so auf den Geschmack der Automobile der er-<br />
Jahre kommt und in der der Traum aller Amerikaner<br />
schlechthin so appetitlich auf dem Teller serviert wird. Die<br />
Burger kommen hier mit Brandzeichen, an der Decke hängt<br />
ein Auto (natürlich ein Ford!) und die Waschbecken auf<br />
den Toiletten sind aus Autoreifen gefertigt.<br />
Nach einem sehr autolastigen Tag lohnt es sich, auf ein<br />
anderes Gefährt umzusteigen. Eine Bootsfahrt steht an.<br />
Ein bisschen behäbig dampft die alte Dame Lady Chadwick<br />
über den Golf von Mexiko. Mal links, mal rechts, mal wegweisend<br />
in den Bugwellen spielen Delfine. Das tun sie hier<br />
sehr häufig, zumindest erraten das die einschlägigen Bewertungsportale.<br />
Eine Delfin-Watching-our muss also keiner<br />
buchen. Der Geheimtipp ist, auf diesem Ausflugsschiff<br />
ichtung Cabbage Ke die Augen offen zu halten. Doch auch<br />
das idllische Eiland ist ein wahres Erlebnis. n den er-<br />
Jahren von Mary Roberts Rinehart, einer US-amerikanischen<br />
Agatha Christie, gekauft, liegt es fernab jeglicher Großstadthektik.<br />
Eine Stunde Seefahrt entfernt vom Ausgangspunkt<br />
McCarthy’s Marina auf Captiva Island. Zwei Stunden Aufenthalt<br />
auf Cabbage Key reichen locker, um das Inselchen zu<br />
Fuß umrunden, einen Blick vom hölzernen Wasserturm zu<br />
riskieren und im Cabbage Key Inn, der ehemaligen Residenz<br />
der Autorin, einen legendären Cheeseburger zu genießen.<br />
Übrigens einen Burger, der Musikgeschichte schrieb. Jimmy<br />
Buffett, die amerikanische Countrmusiklegende, besang<br />
ihn in »Cheeseburger in Paradise«.<br />
Eine weitere Besonderheit hängt devisenstark an Decken<br />
und Wänden. Überall One-Dollar-Bills. Was es mit den<br />
Dollarnoten auf sich hat? Ein Fischer klebte einmal einen<br />
unterschriebenen Dollar an die Wand, damit er beim nächsten<br />
Besuch sofort etwas zu trinken bekäme. Diese Idee fand<br />
auch bei anderen Fischern Anklang. Heute kleben die Besucher<br />
ihre signierten und bemalten Scheine überallhin, wo<br />
noch Platz ist. Wenn einmal kein Platz mehr ist und Noten<br />
abfallen, dann werden sie eingesammelt und für gute Zwecke<br />
gespendet. Jetzt klebt noch meiner an der Wand!<br />
Satt und glücklich geht es zurück nach Captiva Island.<br />
Nur wenige Schritte von der Marina entfernt, liegt der Bubble<br />
Room, eine Institution für Romantiker und Kuchenliebhaber.<br />
Doch mein verspielter Lieblingsplatz mit allerlei<br />
überladenem Schnickschnack und Torten so groß wie Medizinbälle<br />
ist vorübergehend geschlossen. Die Aufräumarbeiten<br />
nach dem Besuch von Hurrikan Ian sind noch nicht abgeschlossen.<br />
Immerhin, das Boop’s Ice Cream Parlor & Café<br />
blieb unberührt. ächtige Kuchen, cremige Kaffeearianten<br />
und diverse Eisvariationen treiben den Zuckerspiegel genauso<br />
gut in die öhe und schaffen neue Energie für einen<br />
informativen Besuch im Bailey-Matthews National Shell<br />
Museum. Dass es derart viele Muscheln an den schier endlos<br />
scheinenden Stränden gibt, ist mir neu. Das Menschen<br />
mit einem gewissen Ehrgeiz und Eifer die Schalen aus dem<br />
Sand fischen nicht. Das lässt sich hier sofort beobachten.<br />
Da sind nicht nur die Kinder vorne mit dabei.<br />
94<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
Rastplatz: Die Edison and Ford<br />
Winter Estates sind ein Muss für<br />
jede Reise in die Region. Wer mag,<br />
geht anschließend thematisch<br />
passend in die Ford Garage zum<br />
Burger-Lunch.<br />
ich<br />
SEHNE<br />
MICH<br />
nach einem<br />
BURGER zum REINBEISSEN.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
95
USA | Florida<br />
Dollarama: Auf der Insel Cabbage Key ist es Tradition und Entertainment,<br />
eine Dollarnote an die Wand oder Decke zu pinnen. Im<br />
Bubble Room (unten) serviert Luigi in Pfadfinderkluft den Orange<br />
Crunch Cake, eine Spezialität des Raumes..<br />
Im Museum lernt man allerlei über all die Muschelarten, die<br />
einem beim ausgedehnten Strandspaziergang mit untergehender<br />
Sonne und einem Kaleidoskop der Farben auf Sanibel Island<br />
zuhauf zu Füßen liegen: Austern, Schneckenmuscheln, Riesenbandmuscheln,<br />
Kammmuscheln. Manche sehen wie Schneckenhäuser<br />
aus, andere wie Herzen.<br />
Leider hat der kleine Laden mit dem zungenbrecherischen<br />
Namen »She sells Sea shells« am Periwinkle Way wegen Ian<br />
auch noch nicht seine üren wieder geöffnet. Dennoch, der<br />
Wiederaufbau ist in vollem Gang, die Sonne scheint genauso<br />
schön wie or an, der Verkehr fließt, wenn auch langsam,<br />
aber er fließt wieder ichtung Normalität. Und Neues zieht<br />
ein in Lee County. Bunt und leuchtend liegt der Backyard Social<br />
Food Truck Park keine zehn Minuten vom Southwest Florida<br />
International Airport entfernt und präsentiert sich jung,<br />
unterhaltsam und besonders geschmackvoll. Rund um eine<br />
ehemalige Lagerhalle, die nun mit Sportsbar, mit chilligen<br />
Sofaecken, mit einer Kegelbahn, Kickern und sehenswerten<br />
Murals ausgestattet ist, haben sich diverse Foodtrucks positioniert<br />
und bieten allerlei Köstliches an. Mein Favorit: Kobe<br />
Beef Burger mit einer Extraportion Jalapeños.<br />
Ich bleibe noch ein Weilchen in dieser Ecke. Der Roadtrip<br />
wird zum Kurztrip. Warum? Weil es hier so schön ist. Weil die<br />
Sonne die Abende in ein Licht taucht, das seit Jahren schon<br />
Künstler inspiriert. Und nun auch mich. Falls mich also jemand<br />
sucht: Ich sitze wahrscheinlich mit einer Muschel in der<br />
linken und einem Burger in der rechten Hand am Strand und<br />
genieße 360 Tage bestes Wetter. Nachmachen?<br />
Kein Problem. Kommt! Kommt! Ich warte.<br />
INFO<br />
HOTEL Margaritaville Beach Resort.<br />
Fort Myers Beach, 251 Crescent St, Fort<br />
Myers Beach, Florida 33931, Vereinigte Staaten.<br />
www.margaritavilleresorts.com/margaritavillebeach-resort-fort-myers-beach,<br />
DZ ab € 423 die Nacht<br />
Edison and Ford Winter Estate. Zu besichtigen sind<br />
ein Museum, ein botanischer Garten, ein Labor und die<br />
Wohnhäuser von Thomas Edison und Henry Ford.<br />
www.edisonfordwinterestates.org<br />
Bootstour mit Lady Chadwick. Captiva Cruises bietet<br />
Bootstouren auf der Lady Chadwick an – von Dolphin<br />
and Wildlife Cruises bis Sunset Cruises,<br />
https://captivacruises.com<br />
Weitere Infos über die Region Fort Myers – Island,<br />
Beaches and Neighborhoods unter:<br />
www.visitfortmyers.com<br />
Fotos: Mariah Reever, Emergent Media, Brian Tietz, Dulcey Lima, Elisabeth Arnold, Jennifer Latuperisa-Andresen, The Lee County Visitor & Convention Bureau, Irina Wilhauck/Shutterstock.com, EWY Media/Shutterstock.com,<br />
Snider Photography, Fred Mays/Shutterstock.com, Bubble Room, Simone Sever<br />
96<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
HOTEL<br />
KUNST<br />
AM KAP<br />
Gründlich renoviert wurde das Ellerman<br />
House, das auf dem Westhang des Lion’s<br />
Head in Kapstadt thront. Mit großzügigem<br />
Einsatz von Holz, Bast und regionaltypischen<br />
Stoffmustern wird eine organische Verbindung<br />
zur Natur und Kultur Südafrikas geschlagen.<br />
Weiterhin zugänglich ist die Kunstsammlung<br />
von Eigentümer Paul Harris – nun<br />
erweitert um die monumentale Kunstinstallation<br />
»Death of Afrikaans« von Willem Boshoff.<br />
Ein knapp vier Meter hoher Granitblock, in<br />
den mehr als 12.000 Wörter auf Afrikaans<br />
eingelassen sind. www.ellerman.co.za<br />
UNTER<br />
KOLLAGEN<br />
Ein Schlafgefühl wie im<br />
Fünfsternehotel – aber in<br />
praktischer Mitnehmgröße.<br />
Der Kosmetikproduzent<br />
Codage hat in Kooperation<br />
mit der Pariser Nobelbleibe<br />
SO/ die nächtliche<br />
Gesichtspflege »Une Nuit<br />
au SO/« entworfen. Die verspricht<br />
laut Unternehmen<br />
Faltenglättung und Hautfestigkeit.<br />
Und das vegan.<br />
Exklusivität im Taschenformat.<br />
10 ml, € 59<br />
MONOCHROM<br />
STATT MONOTON<br />
Wo andere sich überlegen,<br />
ob sie nur eine Zimmerwand<br />
bunt anstreichen sollen,<br />
ist man im Boutiquehotel<br />
Stilwerk in Hamburg-Blankenese<br />
aufs Ganze gegangen.<br />
Jedes der 15 Zimmer ist von<br />
oben bis unten einheitlich<br />
gestrichen. Wände, Decken,<br />
Fußleisten, Fensterrahmen,<br />
Vorhänge, einfach alles. Vor<br />
diesem farbigen Hintergrund<br />
können die individuell<br />
ausgewählten Einrichtungsgegenstände<br />
dann umso<br />
mehr glänzen. Erfrischend:<br />
Einen Fernseher sucht man<br />
vergebens. Finden wir aber<br />
gar nicht schlimm.<br />
www.stilwerkhotels.com<br />
Fotos: Ellerman House, Brita Sönnichsen, PR<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 97
HOTEL<br />
text<br />
Jasmin Faust<br />
STAUNEND AUF<br />
GEISTERJAGD<br />
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken,<br />
Balance und Fühlen. Warum der siebte<br />
Sinn weniger mit Hellsehen, sondern<br />
mehr mit Staunen zu tun hat, wird beim<br />
Besuch des The Fife Arms mitten in<br />
den schönen schottischen Highlands<br />
klar. Unsere Redakteurin Jasmin Faust<br />
war dort und ist aus dem Staunen<br />
nicht mehr herausgekommen.<br />
Die Geister, die ich rief? Im The Fife Arms scheinen es Schöngeister<br />
zu sein, denn das Haus verkörpert stilvollen, royalen Glanz.<br />
Ich bin in Schottland auf dem Weg in die Highlands.<br />
Genauer: auf dem Weg ins The Fife Arms, Braemars<br />
geschichtsträchtiges Hotel der Superlative. Und schon<br />
der Weg dorthin ist wunderschön. Dabei gilt: je schöner,<br />
desto kurviger. Je näher wir dem The Fife Arms in den<br />
schottischen Highlands kommen, desto hügeliger wird<br />
es. Die Landschaft wechselt minütlich von schön zu noch<br />
schöner. Ein erster Eindruck meines neuen siebten Sinns<br />
stellt sich langsam, aber sicher ein – Staunen, Stufe eins.<br />
Und ein kleiner Spoiler am Anfang: So schnell komme ich<br />
da auch nicht wieder heraus.<br />
Bei der Vorabrecherche zu meinem Hotelaufenthalt in<br />
den schottischen Highlands staune ich schon wieder ein<br />
bisschen: Das ist wirklich ein ganz anderes Hotel. Als ausgewiesener<br />
Royal-Fan macht mein Herz einen kurzen Hüpfer.<br />
Endlich einmal übernachten wie der Besuch der königlichen<br />
Familie. Zur Jahrhundertwende, aber mit WLAN.<br />
Ich stelle mir vor, wie ich mir in meinem Himmelbett die<br />
Karodecke ans Kinn ziehe, dabei kurz vorm Einschlafen<br />
noch ein Ölgemälde bestaune und dann von herrschaftlichen<br />
Ausritten in die schottische Landschaft träume.<br />
Hach, wie romantisch. Ganz kurz unterbreche ich meine<br />
Fantasiereise und frage mich, ob es in einem so alten Haus<br />
spuken könnte. Es sieht schon ein bisschen danach aus.<br />
ch finde aber in den ezensionen auf einschlägigen Bewertungsportalen<br />
keine übersinnlichen Geschichten und<br />
beschließe, mich – was das angeht – einfach überraschen<br />
zu lassen. Vielleicht gibt’s ja nette Geister dort.<br />
Und wo vermute ich die Geister? Na, im The Fife Arms<br />
in der schottischen Region »Fife«. Zurückgehend auf den<br />
namensgebenden Duke of Fife zieht sich die Region von<br />
der Ostküste bis in die Highlands und durfte sich in früheren<br />
Zeiten sogar mal als Königreich bezeichnen. Königlich<br />
war und ist es in der Region immer noch. Das schottische<br />
Schloss Balmoral der britischen Königsfamilie liegt nur ein<br />
paar Meilen entfernt.<br />
Zurück zum Hotel. Das wurde im 19. Jahrhundert vom<br />
damaligen Duke of Fife erbaut und ist mit dem Königshaus<br />
eng verbunden. Schon Queen Victoria ließ hier ihre Gäste<br />
einquartieren. Vor allem die Rauchenden. Denn diesen<br />
Geruch ertrug sie nicht in den königlichen Hallen von Balmoral.<br />
Ganz egal wie viel Platz dort ist. Sogar Prinz Albert,<br />
so wird gemunkelt, soll unter den ausquartierten Gästen<br />
gewesen sein. Ob er geraucht hat oder ob der Haussegen<br />
aus anderen Gründen ein bisschen schief hing, lässt sich<br />
heute nicht mehr so ganz herausfinden.<br />
Mit den Jahren verlor das The Fife Arms an königlichem<br />
Glanz, bis es sogar zu einer billigen Übernachtungsmöglichkeit<br />
für Bustouristen wurde. Ein bisschen blutet mein<br />
Herz bei dieser Vorstellung. Gut, dass sich das Galeristenpaar<br />
Iwan und Manuela Wirth dem Haus annahm, das Hotel<br />
wieder eröffnete und ihm neu zum alten roalen Besucherglanz<br />
verhalf.<br />
Beim Eintritt ins Hotel ist direkt klar: Der neu entdeckte<br />
Sinn (wir erinnern uns: Staunen) wird hier ausreichend<br />
unterfüttert. Denn im Hotel werden sage und schreibe<br />
14.000 Kunstwerke inszeniert. Kein Wunder: Die Galerie<br />
98<br />
herbst <strong>2024</strong>
THE FIFE ARMS Schottland<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 99
HOTEL<br />
Keine Sorge: Geistersichtungen sind hier nicht zu<br />
befürchten. Nur wahnsinnig gemütliche Betten.<br />
MEHRSTÖCKIGE KUNSTINSTALLATIONEN ZEITGENÖSSISCHER<br />
KÜNSTLER, ZWEI ORIGINALWERKE VON PICASSO, ZEICHNUNGEN<br />
VON KING CHARLES HÖCHSTPERSÖNLICH UND DIE ZEICHNUNG<br />
EINES HIRSCHKOPFS VON QUEEN VICTORIA – IM HOTEL<br />
FINDEN SICH 14.000 KUNSTWERKE.<br />
100<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
Fotos: The Fife Arms (5), Kapreski/Shutterstock.com<br />
Hauser & Wirth des Eigentümerpaars gehört mit diversen<br />
internationalen Niederlassungen zu den bekanntesten Galerien<br />
am Kunstmarkt.<br />
Was mich zur Stufe zwei meines neuen siebten Sinns<br />
führt. Die Sammlung des Hotels ist so perfekt kuratiert,<br />
dass ich mir immer wieder die Augen reiben muss, weil<br />
diese das alles gar nicht auf einen Blick erfassen können.<br />
Mehrstöckige Kunstinstallationen zeitgenössischer Künstler,<br />
zwei Originalwerke von Picasso, Zeichnungen von<br />
King Charles höchstpersönlich und – des Hotels liebstes<br />
Stück – die Zeichnung eines Hirschkopfs von Queen Victoria<br />
im Eingang des Hotels sind nur einige davon. 90 Prozent<br />
der Kunst stammt aus Großbritannien, der Rest<br />
kommt aus allen Ecken der Welt. Wie der im Treppenaufgang<br />
befindliche ed Deer Chandelier des in den USA<br />
lebenden Künstlers Richard Jackson, der die schottische<br />
Natur und Kultur lüstern miteinander verbindet. Will<br />
heißen: Die Aufhängung verbindet Schottlands Nationalinstrument,<br />
den Dudelsack, und das für die Region typische<br />
Rotwild über drei Etagen. Alle drei Jahre wird die<br />
Ausstellung erneuert, nur wenige Kunstwerke bleiben als<br />
Dauergabe im Hotel. Apropos Ecken und Red Deer: Ich<br />
sehe kaum eine Ecke, die ungenutzt geblieben ist. Und<br />
sei es mit diversen Tierpräparaten. Muss man mögen,<br />
aber es gehört so untrennbar zu Schottland wie ... der<br />
Dudelsack und das Karomuster halt.<br />
Mein Hörsinn wird in der Lobby auch direkt gefordert.<br />
Denn der lauscht dem unsichtbaren Klavierspieler<br />
am Flügel in der Eingangshalle. Da ist der erste Geist,<br />
denke ich. Nicht ganz, auch hier handelt es sich natürlich<br />
um eine Kunstinstallation des amerikanischen Künstlers<br />
Mark Bradford zusammen mit dem Klavierbauer Steinway<br />
& Sons. Die scheinbar von unsichtbarer Hand gespielte<br />
Musik stammt aus der Feder des mit einem Grammy<br />
prämierten Musikers Robert Glasper. Augen und Ohren<br />
haben also gerade viel zu tun.<br />
Der Gedanke an Geister in diesen alten Gängen und<br />
Zimmern drängt sich mir trotzdem immer wieder auf.<br />
Auf dem Weg zu meinem Zimmer überlege ich, ob es<br />
vielleicht der kleine Junge mit lockigem Rundhaarschnitt<br />
und schottischer Tracht auf dem Ölgemälde im Treppenhaus<br />
ist, der mir nachts erscheinen und etwas zuflüstern<br />
wird. Am nächsten Morgen weiß ich: Er ist es nicht. Keine<br />
nächtlichen Heimsuchungen stören meinen sehr erholsamen<br />
Schlaf im wunderbar weichen Bett. Das The<br />
Fife Arms hat 46 Zimmer und Suiten, die allesamt individuell<br />
gestaltet sind. Und das will hier wirklich was<br />
heißen! Selbst in meinem Bad ist kein noch so schmales<br />
Wandbrett ungenutzt geblieben.<br />
Kulinarisch werden meine Sinne (und ja, alle Sinne, inklusie<br />
des siebten sowohl om im otel befindlichen<br />
Dorfpub The Flying Stag sowie vom Fine-Dining-Restaurant<br />
Clunie Dining Room bestens bedient. Der Pub ist gemütlich,<br />
typisch schottisch. Ein bisschen laut, oft mit Livemusik<br />
und die Kunst ist hier wieder so perfekt kuratiert,<br />
dass man gar nicht direkt auf die Kunstverbindung kommt,<br />
wenn man sich umsieht. m Pub treffen otelgäste auf Einheimische,<br />
die typisch urige Pubgemütlichkeit ist überall<br />
spürbar. Ich bin gedanklich, emotional und kulinarisch mittlerweile<br />
so sehr in den schottischen Highlands angekommen,<br />
dass ich mich im Pub sogar an eine Probierportion<br />
Haggis herantraue, Schottlands Nationalgericht, bestehend<br />
aus diversen Schafsinnereien. Und ich kann versichern: Es<br />
schmeckt besser, als es klingt. Und das sage ich hier nicht<br />
nur, weil mein Herz anfängt, für Schottland zu schlagen.<br />
Feiner geht es im Hotelrestaurant Clunie Dining Room<br />
zu, das nach dem neben dem Hotel entlangplätschernden<br />
Fluss Clunie benannt ist. Kunstvolles Ambiente inklusive.<br />
Natürlich. Die Wandbemalung des Restaurants ist ein Werk<br />
des argentinischen Künstlers Guillermo Kuitca. Kubische<br />
Formen und Farben holen die Highlands ins Hotelinnere,<br />
das Fine Dining mit ranierten schottischen Gerichten dann<br />
auf den Tisch. Unter dem Motto »Less is more«. Weniger<br />
ist mehr als ausreichend, das steht fest. Weil’s so lecker ist.<br />
Satt und glücklich widme ich mich dem Absacker schottischer<br />
Art: Whisky. Im Bertie‘s gibt es den hier satt. Und<br />
das für jeden Gaumen (und Geldbeutel). Ehrlicherweise<br />
muss ich aber zugeben: nicht für meinen (Gaumen). Mein<br />
Geschmackssinn ist einfach nicht für Whisk geschaffen,<br />
egal, wie sehr ich es versuche. Als ich das Angus, dem<br />
dortigen Whisky-Sommelier erklären möchte, erkenne ich<br />
eine Mischung aus Unverständnis und ein bisschen Enttäuschung<br />
in seinen Augen. Whisky ist in Schottland heilig<br />
und im Bertie‘s erst recht. Übrigens: Bertie war der älteste<br />
Sohn Queen Victorias. Und der war der Partyprinz seiner<br />
Zeit. Man kann also annehmen, dass er sich im nach ihm<br />
benannten Bertie‘s höchstwahrscheinlich wohler als ich<br />
gefühlt hätte.<br />
Bei all dem Sehen, Staunen, Schmecken und Hören ist<br />
es Zeit, mich ein bisschen zu entspannen. Die umliegenden<br />
Berge der Highlands lösen eine Ruhe in mir aus, wie ich<br />
sie nur inmitten der Natur fühlen kann. Das The Fife Arms<br />
bietet dazu passend einige Outdooraktivitäten für jeden<br />
Outdoortyp an. Von gemütlich – wie einer kleinen Wanderung<br />
mit Shona Armstrong durch Braemar bis hin zu Queen<br />
Victorias liebstem Picknickplatz mit vielen Geschichten aus<br />
der egion oder einem wagemutigen Schwimmausflug<br />
mit Shonas Nichte Annie im ighlandfluss.<br />
Auf der Heimreise spaziere ich gedanklich noch einmal<br />
durch das Erlebte. Aufgereiht wie eine Ausstellung sind die<br />
Eindrücke und Bilder in meinem Kopf. Ich fühle eine neu<br />
erwachte Liebe zu Schottland. Wenn ich die Augen schließe,<br />
rieche ich Tannen, höre das Rauschen der Bäume, sehe<br />
imposante Berge und hänge dem Geschmack nach Scones<br />
und Tee am Nachmittag nach. Und kann dabei nicht aufhören,<br />
über all das zu staunen.<br />
INFO<br />
The Fife Arms. Mar Rd – Braemar Aberdeenshire –<br />
AB35 5YN, Schottland, 46 Zimmer und Suiten, ab<br />
€ 700 die Nacht. https://thefifearms.com<br />
101
LE MÉRIDIEN MALDIVES<br />
RESORT & SPA<br />
102<br />
frühling herbst <strong>2024</strong> 2016
ANZEIGE<br />
Endloser Sommer, tropisches Inselfeeling und spektakuläre<br />
Sonnenuntergänge. Hinzu kommen exzellenter Service, unvergessliche<br />
Ausflüge und feine Köstlichkeiten. Wer im Le Méridien Maldives Resort & Spa<br />
urlaubt, weiß: Dieses Paradies muss geschützt werden.<br />
Traumurlaub, der inspiriert.<br />
Nur 35 Minuten mit dem Wasserflugzeug trennen den internationalen<br />
Flughafen der Malediven von einem wahren Juwel<br />
im Indischen Ozean: dem Le Méridien Maldives Resort<br />
& Spa. Schon beim Anflug raubt der Ausblick einem den<br />
Atem. Die Lagune leuchtet in allen erdenklichen Blautönen.<br />
Wow! Kein Wunder, dass »Thilamaafushi Island« in der lokalen<br />
Dhivehi-Sprache so treffend als »Insel umgeben von<br />
einer überwältigenden Lagune« bezeichnet wird.<br />
Auf dem Inselparadies verteilen sich 141 Traumvillen. Je<br />
nach Wahl befinden sie sich entweder am makellosen weißen<br />
Sandstrand oder auf Stelzen über dem kristallklaren<br />
Wasser. Thilamaafushi ist eine unberührte Perle mit einer<br />
reichen Naturkulisse: Mangrovenwälder, Seegraswiesen,<br />
lebendige Korallengärten und ein dschungelartiges Inselinneres<br />
bilden ein intaktes Ökosystem, das Naturliebhaber<br />
begeistert.<br />
Wer sich nach Zweisamkeit mit dem Partner sehnt, ist<br />
hier wunderbar aufgehoben. Sei es beim abenteuerlichen<br />
Schnorcheln mit Schildkröten, bei einem Paar-Spa-Treatment<br />
oder bei einem privaten Dinner bei Sonnenuntergang<br />
am Strand – romantische Erlebnisse auf und um die<br />
Insel herum schaffen unvergessliche Erinnerungen.<br />
Eines ist klar: Langweilig wird es garantiert nicht. Die Unterwasserwelt<br />
rund um die Insel ist ein wahres Wunderland.<br />
Hier befinden sich einige der besten Tauch- und Schnorchelspots<br />
der Welt, mit spektakulären Korallengärten. Doch<br />
auch über Wasser wird viel geboten: Die Lagune lädt ein<br />
zum Segeln, Stand-Up-Paddeln, Windsurfen, Jetskifahren<br />
und Wakeboarden – die Auswahl an Aktivitäten scheint endlos.<br />
Das Le Méridien Maldives Resort & Spa legt großen Wert<br />
darauf, die Schönheit der Natur und die kulturellen Schätze<br />
der Malediven den Gästen nahezubringen. So können<br />
die Gäste zusammen mit einem Meeresbiologen Korallen<br />
anpflanzen. Oder sie können mithelfen Schildkröten zu<br />
identifizieren und deren Gesundheitszustand während ihres<br />
Aufenthalts mitzuüberwachen.<br />
Nachhaltigkeit ist für das Hotel ein wichtiges Thema. Natürliche<br />
Materialien, strategische Luftströme zur natürlichen<br />
Kühlung und eine umweltfreundliche Bauweise sorgen<br />
für ein harmonisches Zusammenspiel von Luxus und<br />
Verantwortung. Das Resort erzeugt Strom durch ein umfangreiches<br />
Solarpanel-System, bereitet Trinkwasser aus<br />
Meerwasser auf und recycelt Glas und Lebensmittelabfälle.<br />
Im 500 Quadratmeter großen Gewächshaus »The<br />
Greenhouse« werden zudem frische Zutaten ohne den<br />
Einsatz von kostbarem Wasser angebaut. »Farm-to-Table«<br />
next level, sozusagen.<br />
Kulinarisch verwöhnen gleich vier Restaurants, zwei Bars<br />
und ein Wellness Café auf der Insel. Die »Golden Hour« ist<br />
für jedes verliebte Paar ein Muss. Beieinander sein, der<br />
Sonne beim Untergehen zusehen und dabei Fingerfood<br />
und erfrischende Rosé-Cocktails genießen. So fühlt sich<br />
der perfekte Traumurlaub an.<br />
INFO<br />
Le Méridien Maldives Resort & Spa. Lhaviyani-<br />
Atoll, Thilamaafushi Island 07040 Malediven,<br />
lemeridien-maldives.com<br />
103
ECHT<br />
GRASSE<br />
ES MUSS NICHT GLEICH EIN BESUCH IN DER FRANZÖSISCHEN<br />
DUFTSTADT GRASSE SEIN. DIESE RAUMDÜFTE VERBREITEN<br />
MEDITERRANE URLAUBSSTIMMUNG UND SIND ZUGLEICH<br />
HÜBSCHE DEKO-OBJEKTE.<br />
3<br />
2<br />
4<br />
1<br />
3 5<br />
104
LIFESTYLE<br />
1<br />
Fruchtige Ananas vermischt sich mit Noten<br />
von Tonkabohne, Orange und Banane. Mehr<br />
Urlaubsfeeling geht nicht. Von l’Ateliero,<br />
Duftkerze Tropicana, 150 g, um € 30<br />
2<br />
Die Schlichtheit des italienischen Stils trifft<br />
auf den Duft der Insel Capri. Wie es dort<br />
riecht? Nach Maiglöckchen, wilden Nelken<br />
und Ambra. Diffuser Fiori di Capri von<br />
Carthusia, 480 ml, € 105<br />
3<br />
Katapultiert mit frischer Zitrone, saftiger<br />
Bergamotte und Eisenkraut geradewegs an<br />
die Amalfiküste. Von Linari, Amalfi Diffuser,<br />
250 ml, € 60<br />
4<br />
Eher ein Kunstwerk für sich als ein Diffuser.<br />
Doch der Tingari Home Diffuser verbreitet<br />
zudem Sommergefühle pur – mit Galbanum,<br />
Guajakholz und indonesischem Patschuli.<br />
Totem Oceania Tingari von Baobab<br />
Collection, 5 l, € 785<br />
5<br />
So entspannend wie ein Sommertag am<br />
Meer: Duftkerze Bougie Harmonisante mit<br />
Jasmin und Moschusakzenten. Von Payot,<br />
180 g, € 32<br />
6<br />
Wenn das eigene Zuhause wie ein Luxushotel<br />
riecht, könnte es sein, dass der The<br />
Large Diffuser Ernesto von Trudon daheim<br />
eingezogen ist – mit unverwechselbaren<br />
Nuancen von Leder und Tabak. 1 L, € 320<br />
7<br />
Der Duft mediterraner Bäume trifft auf<br />
fruchtig-grüne Akzente von Feigen. Raumspray<br />
Figuier von Diptyque, 150 ml, € 58<br />
8<br />
Hyazinthe und Basilikum zaubern eine<br />
erfrischende Brise an kühlen <strong>Herbst</strong>tagen.<br />
White Basil Fragrance Sticks von Rituals,<br />
450 ml, um € 55<br />
9<br />
Die Gorilla-Duftskulptur von Mabou ist<br />
ein absoluter Hingucker und vereint erfrischende<br />
Zitrone und weißen Pfeffer mit<br />
grünem Apfel, Rose und Muskat. Sculpture<br />
of Alemee - Gentle Guardian, um € 129<br />
Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Ulrike Herder<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
105
HOTEL<br />
text<br />
Simone Sever<br />
DER GROSSE<br />
AUFTRITT<br />
Beim Gedanken an Venedig geht schnell das Herz auf.<br />
Bilder entstehen im Kopf. Von schwarzen Gondeln auf dem<br />
Canal Grande, vom aufragenden Campanile und der steinernen<br />
Rialtobrücke im Sonnenlicht. Und von einer besonders<br />
schönen Herberge, einem Hotel, der Schönheit des Orts<br />
angemessen, am besten inklusive rotem Teppich.<br />
»Benvenuti al Hotel Excelsior.«<br />
Zum Niederliegen schön: Vom Pool aus haben die Gäste die märchenhafte,<br />
rosafarbene Fassade und das adriatische Meeresblau fest im Blick.<br />
106<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
HOTEL EXCELSIOR Venice Lido Resort<br />
D<br />
Das elegante Wassertaxi gleitet vom Bootsanleger<br />
am Marco Polo Airport Venedig<br />
über die Lagune, als sich plötzlich nach<br />
einer Fahrt durch enge Kanäle und unter<br />
Brücken, so flach, dass man besser schnell<br />
den Kopf einzieht, zauberhafte Türme eines<br />
wahren Wolkenschlosses im venezianisch-byzantinisch-maurischen<br />
Stil in den<br />
azurblauen italienischen Himmel strecken.<br />
»Bin ich wach oder träume ich noch?«,<br />
mag sich der eine oder die andere da fragen,<br />
blinzelt kurz und spürt die frische<br />
Seebrise, die die Nase umweht. Das Wassertaxi<br />
dockt sogleich sanft und direkt vor<br />
dem Anwesen des Fünf-Sterne-Superior-<br />
Hotels Excelsior an.<br />
107
HOTEL<br />
1907 wurde dieses Märchenschloss vom italienischen<br />
Architekten Giovanni Sardi erbaut. Ein real gewordener<br />
Traum damals und heute noch. Der rote Teppich liegt<br />
parat, auch wenn gerade keine Filmfestspiele oder andere<br />
internationale Eents stattfinden. Denn dieser rt,<br />
der Berühmtheit erlangte, als Thomas Mann 1911 seine<br />
Novelle um Gustav von Aschenbach, »Tod in Venedig«,<br />
hier spielen ließ, ist wie gemacht für den großen Auftritt.<br />
Also: lächeln. Selfie b nun mit oder ohne Paparazzi.<br />
An der Rezeption in der marmornen Empfangslobby<br />
wartet bereits das Empfangskomitee des Hotels. »Buongiorno«,<br />
in der Tat, dies ist ein guter Tag. Der Blick fällt<br />
auf das hölzerne Bord, wo die Zimmerschlüssel, charmant<br />
mit großen grünen Quasten, hängen. Heute sind diese<br />
aus der Zeit gefallenen Überbleibsel jedoch nur noch Dekoration,<br />
denn im Hotel Excelsior haben ganz modern<br />
nachhaltige Keycards Einzug gehalten und die schweren,<br />
wenngleich auffallend hübschen üröffner der insgesamt<br />
198 eleganten Zimmer und Suiten abgelöst. Der moderne<br />
Glanz strahlt, der Charme vergangener Tage bleibt jedoch<br />
spürbar. Die maurisch verzierte Tür der Premium-Juniorsuite<br />
532, eine von insgesamt 15 dieser Kategorie, erinnert<br />
ein wenig an Sesam, öffne dich und gibt den Blick frei in<br />
eine pastellfarbene Zimmerwelt mit einem Bett so hoch<br />
wie ein Thron, mit Lüstern und anderen Lichtquellen aus<br />
allerfeinstem Muranoglas, mit einer zarten Farbgebung in<br />
Rosa, Creme und leichtem Türkis, mit schlicht gemusterten<br />
Teppichen im Wohn- und Schlafbereich und maurisch<br />
anmutenden Fliesen im Bad. Alles Ton in Ton mit dem<br />
sanften adriatischen Meeresblau vor den Fenstern. Als<br />
Willkommensgruß liegt mit nötiger Coolness eine Flasche<br />
Prosecco bereit, dazu eine Schale mit frischem bst. Ein<br />
Etrakick für das Starfeeling. Cin cin<br />
Die Wassertaxis fahren in gleichmäßigen Abständen<br />
von morgens um neun Uhr bis Mitternacht und beamen<br />
die Hotelgäste des Hotels Excelsior heraus aus der ruhigen<br />
Welt des Lidos hinein ins touristische Gewusel. Und<br />
so schiebt man sich in La Serenissima, wie Venedig auch<br />
genannt wird, mit Menschen aus aller Welt die Rialtobrücke<br />
hoch und wieder hinunter, staunt über die Schönheit<br />
der schlanken Gondeln, lauscht hier einem Gondoliere,<br />
der in einem gestreiften »maglietta« T-Shirt – mal mit roten,<br />
mal mit blauen Streifen, immer aber mit dem passenden<br />
Strohhut – sein asymmetrisches Gefährt sicher durch<br />
die Kanäle steuert.<br />
Die zahlreichen Souvenirstände bieten ein buntes Potpourri<br />
an Kitsch mit wackelnden Gondeln und allerlei venezianischen<br />
Plastikmasken feil, Ledertaschen, Schuhe,<br />
Designerklamotten Venedigs Angebot ist so ielfältig<br />
wie die Nationalitäten der Besucher. Nach dem Ansturm<br />
wartet wieder die Ruhe des Märchenschlosses.<br />
Zurück am hoteleigenen Bootsanleger führt der Weg in die<br />
otellobb orbei an Schwarz-Weiß-Fotografien einstiger<br />
Göttinnen und Götter der Leinwand. Filmdiven und Stars<br />
mit schmückendem Geschmeide, die sich vor den Linsen<br />
der Fotografen in Position brachten. Jane Fonda, Brigitte<br />
Bardot – und Lollo, Gina Lollobrigida, Italiens Sexsymbol<br />
der Nachkriegszeit, tief dekolletiert in hautengen Roben.<br />
Und dann, »Spieglein, Spieglein«, wird man selbst zum<br />
Hingucker, wenn zwischen den im Bild festgehaltenen<br />
Momentaufnahmen vergangener Zeiten das eigene Konterfei<br />
im persönlichen ahmen erscheint. Strike a pose<br />
Am Abend im Restaurant Adriatico Terrace des Hotels<br />
heißt es Fine Dining. Hier verwöhnen Mediterranes<br />
und klassische italienische Cucina den Gaumen. Seelennahrung.<br />
Zur Feier des Tages perlt fein ein Ferrari Spumante<br />
von 2016 auf der Zunge und zaubert bereits beim<br />
ersten Schluck ein genussvolles Grinsen ins Gesicht. Das<br />
Filetto di Manzo mit Brioche und Foie gras kommt mit<br />
einer reduzierten Valpolicella-Weinsoße auf den Teller, in<br />
die man am liebsten mit Anlauf und Kopfsprung eintauchen<br />
würde. Der aufmerksame Service serviert alsbald<br />
das italienischste aller Dolci, das Tiramisu, live, charmant<br />
und appetitanregend am Tisch. Wer hier nicht wenigstens<br />
probiert, weil Desserts am Abend nicht ins Ernährungskonzept<br />
passen, der verpasst eine Geschmacksexplosion,<br />
einen kulinarischen Traum, der jedes Extragramm auf den<br />
Hüften wert ist. Hüften, die die einst schönste Frau des<br />
Lands so schön schwingen konnte. Dolce Vita eben.<br />
Am weitläufigen adriatischen Strand des otels Ecelsior<br />
am Lido sitzt es sich zur untergehenden Sonne nicht<br />
nur besonders mondän, sondern vor allem auch äußerst<br />
bequem in einem der Beach-Cabanas, die zu mieten sind.<br />
Fix einen landestypischen Spritz geordert, schaut man<br />
den Strandspaziergängern hinterher und fragt sich das<br />
eine oder andere Mal: »Der kommt mir doch bekannt vor<br />
– oder?«, »Ist das dahinten nicht Penélope Cruz, das ist sie<br />
doch und Sieht der da nicht aus wie Bradle Cooper.<br />
Wer auch immer am Strand spazieren geht oder sich in<br />
die adriatischen Fluten stürzt – im Hotel Excelsior Venice<br />
Lido Resort kann man sich nach turbulenten Stunden in<br />
La Serenissima so herrlich zurücklehnen, genießen und<br />
und sich für das Dolce Far Niente, das süße Nichtstun,<br />
oder aber den ganz großen Auftritt entscheiden.<br />
INFO<br />
Hotel Excelsior Venice Lido Resort. Lungomare<br />
Marconi 41, 30126 Lido VE, Italien. DZ ab € 340<br />
die Nacht. Das Hotel hat von Oktober bis Mitte April<br />
geschlossen. www.hotelexcelsiorvenezia.com<br />
Fotos: Hotel Exelsior Venice Lido Resort (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />
108
Farbe macht glücklich! Die gekonnte Symbiose aus pastelligen Farben und märchenhaften<br />
Formen machen die Zimmer der Luxusherberge so heimelig.<br />
AM WEITLÄUFIGEN ADRIATISCHEN STRAND<br />
DES HOTELS EXCELSIOR AM LIDO SITZT ES SICH NICHT<br />
NUR BESONDERS MONDÄN, SONDERN VOR ALLEM<br />
AUCH ÄUSSERST BEQUEM IN EINEM DER BEACH-CABANAS.<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
109
HOTEL<br />
text<br />
Konrad Bender<br />
MITTENDRIN<br />
UND VOLL DABEI<br />
Madeira. Subtropisches Klima, unvergessliche Naturerlebnisse<br />
und fangfrische Meeresschätze. All das und mehr sorgen dafür,<br />
dass die Insel bei Reisenden beliebt ist wie nie. Unser Redakteur<br />
Konrad Bender hat im Barceló Funchal eingecheckt. Ein neues,<br />
stilvolles Haus – und das mitten in der Hauptstadt Funchal.<br />
110 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
herbst <strong>2024</strong>
Es gibt viele »Ahs« und »Ohs« auf der Dachterrasse um mich herum, als das<br />
beeindruckende Feuerwerk über der Bucht von Funchal den frühsommerlichen<br />
Nachthimmel erleuchtet. Kein Wunder, schließlich wird hier nicht<br />
chaotisch abgefeuert, was das Budget hergegeben hat. Stattdessen erstrahlt<br />
nach allen egeln der Kunst eine Lichterchoreografie in den Farben der<br />
französischen Trikolore. Aber Moment mal, ich bin doch auf Madeira?!<br />
Beim Atlantic Festial, das jedes Jahr im Juni auf der portugiesischen nsel stattfindet,<br />
stehen verschiedene Nationen im Wettbewerb. Jeden Samstag führt ein anderes Land<br />
das Feuerwerk aus, die siegreiche Nation darf dann das große Silvesterfeuerwerk ausrichten.<br />
Doch nicht nur wegen des unvergleichlichen Blicks von der Dachterrasse aus<br />
habe ich mich im Barceló Funchal eingemietet.<br />
BARCELÓ FUNCHAL OLDTOWN Madeira<br />
111
HOTEL<br />
DAS BARCELÓ FUNCHAL IST EBEN<br />
ALLES ANDERE ALS EINE BETTENBURG VOR<br />
DEN TOREN DER STADT. DIE LAGE IST EINFACH IDEAL,<br />
UM VOR ALLEM FUNCHAL ZU GENIESSEN.<br />
Die Zimmer sind hell und modern<br />
eingerichtet. Beim Buchen achtet<br />
man am besten auf den Blick zur<br />
Promenade.<br />
112
Die Getränkekarte im Barceló<br />
kann sich sehen (und schmecken!)<br />
lassen. Ob im Noz Café oder auf<br />
der Dachterrasse mit Blick auf<br />
die Stadt.<br />
Fotos: Monolo Yllera (3), Barceló Hotel Group, Barceló Hotels/Eduardo M. Conde 2023, Kapreski/Shutterstock.com<br />
Ich bin zum ersten Mal auf Madeira, bin quasi Anfänger.<br />
Deshalb möchte ich aus meinem ersten Aufenthalt so<br />
viel rausholen wie möglich. Möchte die atemberaubenden<br />
Weiten und Schätze der Natur auf der Atlantikinsel<br />
genauso kennenlernen wie die vielfältige Küche und das<br />
rege Nachtleben hier in der Stadt. Deshalb habe ich mich<br />
für das Hotel entschieden. Von hier aus – mitten in der<br />
Stadt, vis-à-vis dem Regionalparlament – kann ich die Insel<br />
nämlich hervorragend erkunden, ohne dabei Komfort<br />
und Luxus zu missen.<br />
Mein erster Eindruck beim Betreten der Lobby: modern,<br />
aufgeräumt, klares Design. Doch einige Details<br />
verweisen auf die Vergangenheit des historischen Gebäudekomplexes.<br />
Etwas freigelegtes Gebälk hier, einige<br />
filigrane Stickmuster dort, so geht zurückhaltendes und<br />
doch ausdrucksstarkes Dekor. Das Hotel besteht aus<br />
sechs Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert, in denen früher<br />
dem für Madeira so typischen Stickereihandwerk nachgegangen<br />
wurde. Ich springe in den Aufzug, der durch seine<br />
Glasfront den Blick auf das ausufernde Blätterwerk im Innenhof<br />
des Ensembles freigibt. Stimmungsvoll tropisch.<br />
Angekommen in meiner Junior-Suite stelle ich erst einmal<br />
den Koffer beiseite und lasse mich ins weiche Kingsize-Bett<br />
fallen. Mein Blick schweift durchs Zimmer: heller<br />
Holzboden, Grau- und Weißtöne an Bett und Sofa, ein paar<br />
Design-Akzente verleihen dem Raum Charakter. Insgesamt<br />
unaufgeregt und angenehm zurückhaltend. Allzu viel<br />
Zeit werde ich im Zimmer aber ohnehin nicht verbringen.<br />
Dafür aber umso mehr auf der eingangs erwähnten<br />
Dachterrasse. Von hier habe ich nicht nur einen unverbauten<br />
Ausblick auf das traumhaft schöne Funchal, wie<br />
es sich die charakteristischen Berghänge hinaufzieht, sondern<br />
kann diesen Ausblick auch noch aus dem gar nicht<br />
mal so kleinen Rooftop-Pool genießen – auch wenn dessen<br />
Tiefe eher zum Liegen als zum Bahnenziehen geeignet<br />
ist. Aber dabei kann man auch viel besser einen der<br />
vielen Drinks in der Hand halten und genießen. Denn –<br />
wie sollte es anders sein? – zum Rooftop gehört natürlich<br />
auch eine bestens ausgestattete Rooftop-Bar. Kein Grund<br />
zur Klage also, ganz im Gegenteil. Eine Verkostung des<br />
unangefochtenen adeira-Drinks Poncha ist Pflicht. Aber<br />
Achtung, der hat es in sich.<br />
Es gilt also, für eine gute Grundlage zu sorgen. Da<br />
empfiehlt sich im Barcel der Gang ins hauseigene estaurant<br />
Noz Café. Hier werden in elegantem Ambiente –<br />
die schwarz-weißen Bodenfliesen imitieren gekonnt das<br />
ebenfalls schwarz-weiße Straßenpflaster in Funchal leckere<br />
Speisen mit vorrangig lokalem Charakter serviert.<br />
Immer mit einem Twist. Die Nähe zum Meer ist tonangebend,<br />
dementsprechend gibt es reichlich Fisch und Mee-<br />
resfrüchte. Aber dann eben gerne einmal mit etwas Kimchi<br />
in der Krabbensuppe. Clever und lecker. Aber auch für eine<br />
Kleinigkeit zwischendurch lohnt sich ein Abstecher in das<br />
gastronomische Herz des Hotels, ob nun für einen schnellen<br />
Espresso, einen herrlich-süßen Bolo de Mel oder einen<br />
supergesunden Smoothie.<br />
m Noz, nicht zuletzt wohl wegen der ffnung des Gebäudes<br />
zur Promenade, ist auch nicht nur Hotelvolk zugegen.<br />
Während meines Aufenthalts besuche ich einen Jazzabend<br />
und merke schnell, dass ich mich vor allem in portugiesischer<br />
Gesellschaft befinde. Wer möchte, kommt sicher<br />
mit den Einheimischen ins Gespräch und kann sich ein<br />
paar Geheimtipps für die Insel abholen. Events solcher Art<br />
finden im Barcel häufiger statt. Auch die ooftop-Part<br />
anlässlich des Feuerwerks ist ein solches Event, mitorganisiert<br />
von einer Gruppe Expats, die weitab ihrer Heimat<br />
ihren Unterhalt verdienen und auf Madeira das süße Leben<br />
genießen. Da kann ich wenige Vorwürfe machen.<br />
Ein langer Tag neigt sich dem Ende entgegen und ich<br />
trete die wohlverdiente Nachtruhe an. Überrascht stelle<br />
ich fest, dass der Turn-down-Service bereits hier war: die<br />
Bettdecke umgeschlagen, ein Duschvorleger platziert, gedämmtes<br />
Licht. Vielen Dank, sehr aufmerksam, da will ich<br />
mich nicht lumpen lassen. Hinein in die wohltemperierte<br />
Rainfall-Dusche und dann frisch geduscht ins Bettchen.<br />
Was wohl der Tag morgen bringt? Im Grunde auch egal,<br />
denn, wenn ich den Tag hier im Hotel starte, kann schon<br />
nichts mehr schiefgehen.<br />
Das Barceló Funchal ist eben alles andere als eine Bettenburg<br />
mitten in der Stadt. Die Lage ist einfach ideal, um<br />
vor allem Funchal zu genießen. Aber auch die Anbindung<br />
an den Inselverkehr ist gegeben – vom Flughafen sind es<br />
etwa 30 Minuten – und man ist schnell bei einer geführten<br />
Inseltour oder einer Levada-Wanderung. Einziger Wermutstropfen:<br />
Nicht alle Zimmer zeigen zur Promenade und<br />
damit auch zum Meer. Von manchen aus sieht man, ein<br />
Nachteil der eigentlich kuscheligen Gassen-Architektur,<br />
»nur« das Nebengebäude. Aber das ist auch das Einzige.<br />
Und wenn man den Meerblick wirklich schmerzlich vermisst,<br />
muss man sich ja nur 50 Meter aus dem Hotel begeben.<br />
Ciao, Madeira. Ich komme wieder.<br />
INFO<br />
Barceló Funchal Oldtown. R. da Alfândega 9,<br />
9000-059 Funchal, Portugal<br />
Eine Nacht im Deluxe-Zimmer für zwei Personen mit<br />
Frühstück ab € 243, mit Meerblick ab € 276,<br />
www.barcelo.com/de-de/barcelo-funchal-oldtown<br />
herbst <strong>2024</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
113
CHECK OUT<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint viermal im Jahr bei der<br />
ella Verlag und Medien GmbH<br />
Headquarters Hürth 3<br />
50354 Hürth<br />
Tel.: 02233 460 15-0<br />
Fax: 02233 460 15-24<br />
info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />
Bodenmaiser Hof<br />
Heimatliebe zwischen Style und Spa<br />
im Bayerischen Wald<br />
Dass der Bodenmaiser Hof im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag<br />
feierte, sieht man ihm keineswegs an: Frisch strahlt die<br />
moderne Fassade vorm türkisgrünen Outdoor-Pool und spiegelt<br />
sich in den Spritz-Gläsern der Gäste auf der Terrasse wider. Und<br />
doch sind die lieb gewonnenen Traditionen von Inhaberfamilie<br />
Geiger-Pauli, bereits seit vier Generationen im Bayerischen Wald<br />
verwurzelt, in jedem Winkel des Hauses spürbar.<br />
Was 1923 mit einer kleinen Limonaden- und Malzbier-Fabrik begann, endet heute beim traditionellen<br />
Hausnamen »Rundai«, zurückzuführen auf einen einst runden Anbau, noch lange<br />
nicht. Individuelle Stil-Elemente verbreiten in allen Bereichen des Vier-Sterne-Superior-Hotels<br />
mit 120 Betten behaglichen, »stylish-bayerischen« Wohnkomfort. Im Nebengebäude des<br />
Bodenmaiser Hofs wurden neue Rooftop-Lofts sowie luxuriöse Suiten und Deluxe-Zimmer<br />
geschaffen. Beim 3.500-Quadratmeter-Spa mit Schwarzbrenner-Sauna, Zirbenmoos-Ruheraum<br />
und Naturbadeteich gibt die Region ebenso den Ton an wie bei Treatments von Bierbad<br />
bis Moorpackung – und sogar bei Hotelière Sandra Geiger-Pauli, die ihre eigene Kosmetik aus<br />
dem hausgebrannten Gin des Vaters kreiert. Urlauber kommen außerdem in den Genuss von<br />
kostenlosen geführten Wander- und Radtouren durch den Nationalpark Bayerischer Wald.<br />
Abends dürfen sie sich über eine Destillatverkostung mit dem Seniorchef freuen, der anlässlich<br />
des runden Jubiläums den Gin »Rundai 100« aufgelegt hat. Ein paar der exklusiven Flaschen<br />
davon sind übrigens noch im hoteleigenen Shop zu haben.<br />
www.bodenmaiser-hof.de<br />
Wir verlosen zwei Übernachtungen für zwei Personen im Deluxe-Doppelzimmer inklusive<br />
Verwöhnpension, des freien Zugangs zum HeimatSPA und zwei Wellness-Treatments.<br />
Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine Frage unter:<br />
www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/bodenmaiser-hof.de<br />
Einsendeschluss ist der 01.11.<strong>2024</strong>.<br />
Chefredakteurin<br />
Jennifer Latuperisa-Andresen<br />
Art Director<br />
Alessandro Riggio<br />
Redaktion<br />
Konrad Bender<br />
Jasmin Faust<br />
Ulrike Herder<br />
Frank Störbrauck<br />
Alina-Sophia Riemann<br />
Marie Tysiak<br />
Reporter:innen dieser Ausgabe<br />
Jan Malte Andresen<br />
Harald Braun<br />
Bianca Klement<br />
Simone Sever<br />
Anzeigenleitung<br />
Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />
Anzeigen<br />
Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />
Marketing & Kooperationen<br />
Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />
Korrekturen<br />
Bärbel Philipp, textperlen.de<br />
Dokumentation<br />
Claudia Scholz<br />
Titelbild Fort Myers – Islands,<br />
Beaches and Neighborhoods<br />
Druck Bonifatius, Paderborn<br />
Vertrieb<br />
VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />
114<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>
GEHEN SIE MIT<br />
UNS AUF REISEN!<br />
<strong>Herbst</strong> <strong>2024</strong> Westaustralien, Namibia, Estland, Jordanien, Deutschland, Seattle, Capital Region, Florida, Lieblingshotels<br />
ella verlag<br />
<strong>Herbst</strong> <strong>2024</strong><br />
Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />
Träume<br />
NICHT VOM SONDERN<br />
BEIM REISEN<br />
Lieblingshotels<br />
in Venedig, Schottland<br />
und Madeira<br />
&<br />
NAMIBIA<br />
WESTAUSTRALIEN<br />
USA MIT FLORIDA<br />
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zum Aktionspreis von 44 Euro<br />
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der Bezugsdauer (acht Ausgaben)<br />
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*Angebot gültig innerhalb Deutschlands, solange der Vorrat reicht.<br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erscheint in der ella Verlag und Medien GmbH, Headquarters Hürth 3, 50354 Hürth.<br />
Fotos: PR<br />
Kochbuch<br />
PACIFIC FOOD<br />
Die passionierte Köchin<br />
Heidi Köster hat in die<br />
Töpfe dieser Welt<br />
geschaut und über<br />
100 Rezepte mitgebracht –<br />
rund um den Pazifik, von<br />
Hongkong bis Ecuador,<br />
von Yap bis L.A.<br />
336 Seiten, Gräfe<br />
und Unzer Verlag<br />
Kochbuch<br />
SKANDINAVIEN<br />
Eine nicht nur kulinarische<br />
Reise zu den nordischen<br />
Regionen Island,<br />
Dänemark, Schweden,<br />
Finnland und Norwegen.<br />
208 Seiten, Gräfe und<br />
Unzer Verlag
Finde das<br />
Außergewöhnliche<br />
Willkommen im Top End Australiens. Der 20.000 Quadratkilometer große Kakadu<br />
National Park – faszinierendes UNESCO Natur- und Kulturerbe mit mehr als<br />
5.000 Aboriginal-Felskunststätten – beeindruckt mit seinem Kulturreichtum und<br />
spektakulärer Natur. Seit über 65.000 Jahren ist der Park Heimat der Bininj- und<br />
Mungguy-Völker. Wer genau hinguckt, entdeckt zudem zahlreiche Tierarten,<br />
darunter Barramundi, Krokodile und eine einzigartige Vogelvielfalt.<br />
northernterritory.com/de