Muelheimia_#1 2024-epaper
Liebe Leser:innen! Willkommen zu einer neuen Ära der Berichterstattung. Während Sie die gedruckte Ausgabe der Mülheimia in Händen halten, brechen wir mit einem digitalen Pendant auf in neue Sphären. Die digitale Stadtteilzeitung als E-Zine ergänzt die Print- ausgabe mit multimedialem Inhalt und interaktiven Möglichkeiten, die den Leser:innen von Köln-Mülheim eine neue Dimension der Informationserfahrung bieten. Der Mülheimer Süden mag derzeit stagnieren, doch meine Visionen für eine nachhaltige Stadtentwicklung sind voller Leben. In meiner Ausstellung an der Deutz-Mülheimer Straße ab dem 7. November zeige ich, wie Kunst und Stadtplanung miteinander verschmelzen können, indem ich digitale Zeichnungen auf Baubannern und Multimedia-Installationen im Kellerraum von Lindgens Farben präsentiere. Diese Werke sind weit mehr als nur ästhetische Darbietungen; sie sind ein inspirierender Aufruf zum Handeln. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist das Herz einer lebendigen Stadt. Mit der K-u-K Map bieten wir ein Werkzeug zur Vernetzung der Kre- ativszene in Mülheim. Nutzen Sie diese Plattform, um Ihre Projekte zu präsentieren und sich mit anderen kreativen Köpfen zu verbinden. Die bevorstehende Vernissage und Launch Party am 7. November 2024 im Radix & Anima wird der Auftakt zu einer neuen Dynamik in der Kulturszene sein. Was passiert am Wiener Platz 2a? Wir besuchten die Bezirksamts- leitung und wohnten einer »BV-Sitzung« bei. Die Bezirksvertretung ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Bürger:innen und der zentralen Stadtverwaltung. Diese Fragen sind hilfreich für das Verständnis der politischen und wirtschaftlichen Mechanismen, die unsere Stadt prägen.»
Liebe Leser:innen!
Willkommen zu einer neuen Ära der Berichterstattung. Während Sie die gedruckte Ausgabe der Mülheimia in Händen halten, brechen wir mit einem digitalen Pendant auf in neue Sphären. Die digitale Stadtteilzeitung als E-Zine ergänzt die Print- ausgabe mit multimedialem Inhalt und interaktiven Möglichkeiten, die den Leser:innen von Köln-Mülheim eine neue Dimension der Informationserfahrung bieten.
Der Mülheimer Süden mag derzeit stagnieren, doch meine Visionen für eine nachhaltige Stadtentwicklung sind voller Leben. In meiner Ausstellung an der Deutz-Mülheimer Straße ab dem 7. November zeige ich, wie Kunst und Stadtplanung miteinander verschmelzen können, indem ich digitale Zeichnungen auf Baubannern und Multimedia-Installationen im Kellerraum von Lindgens Farben präsentiere. Diese Werke sind weit mehr als nur ästhetische Darbietungen; sie sind ein inspirierender Aufruf zum Handeln.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist das Herz einer lebendigen Stadt. Mit der K-u-K Map bieten wir ein Werkzeug zur Vernetzung der Kre- ativszene in Mülheim. Nutzen Sie diese Plattform, um Ihre Projekte zu präsentieren und sich mit anderen kreativen Köpfen zu verbinden.
Die bevorstehende Vernissage und Launch Party am 7. November 2024 im Radix & Anima wird der Auftakt zu einer neuen Dynamik in der Kulturszene sein.
Was passiert am Wiener Platz 2a? Wir besuchten die Bezirksamts- leitung und wohnten einer »BV-Sitzung« bei. Die Bezirksvertretung ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Bürger:innen und der zentralen Stadtverwaltung. Diese Fragen sind hilfreich für das Verständnis der politischen und wirtschaftlichen Mechanismen, die unsere Stadt prägen.»
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<strong>#1</strong> <strong>2024</strong><br />
Mülheimia<br />
Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft. Die unabhängige Zeitung für Köln-Mülheim. Seit 2018.<br />
Mülheimer Süden<br />
VIA DEUTZ-MÜLHEIMER<br />
Hidden Campions: EEBUS<br />
Lokale<br />
Wirtschaft<br />
Mülheim<br />
Ab 7.11.<strong>2024</strong>:<br />
Mülheimia auch als E-Zine
Beste Aussichten<br />
für kreative Ideen.<br />
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3 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Stadt<br />
MÜLHEIMER SÜDEN<br />
Kultur<br />
KULTUR- UND KREATIV-<br />
WIRTSCHAFT IN MÜLHEIM<br />
Gewinnspiel<br />
Wer oder was<br />
ist Mülheimia?<br />
Liebe Leser:innen!<br />
Aufruf an die Branche: Die K-u-K<br />
Willkommen zu einer neuen Ära der<br />
Berichterstattung. Während Sie die<br />
gedruckte Ausgabe der Mülheimia<br />
in Händen halten, brechen wir mit<br />
einem digitalen Pendant auf in neue<br />
Sphären. Die digitale Stadtteilzeitung<br />
als E-Zine ergänzt die Printausgabe<br />
mit multimedialem Inhalt<br />
und interaktiven Möglichkeiten, die<br />
den Leser:innen von Köln-Mülheim<br />
eine neue Dimension der Informationserfahrung<br />
bieten.<br />
Der Mülheimer Süden mag derzeit<br />
stagnieren, doch meine Visionen für<br />
eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />
sind voller Leben. In meiner Ausstellung<br />
an der Deutz-Mülheimer Straße<br />
ab dem 7. November (siehe unten)<br />
zeige ich, wie Kunst und Stadtplanung<br />
miteinander verschmelzen<br />
können, indem ich digitale Zeichnungen<br />
auf Baubannern und Multimedia-Installationen<br />
im Kellerraum<br />
von Lindgens Farben präsentiere.<br />
Diese Werke sind weit mehr als<br />
nur ästhetische Darbietungen; sie<br />
sind ein inspirierender Aufruf zum<br />
Handeln.<br />
Die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />
ist das Herz einer lebendigen Stadt.<br />
Mit der K-u-K Map bieten wir ein<br />
Werkzeug zur Vernetzung der Kreativszene<br />
in Mülheim. Nutzen Sie<br />
diese Plattform, um Ihre Projekte zu<br />
präsentieren und sich mit anderen<br />
kreativen Köpfen zu verbinden.<br />
Die bevorstehende Vernissage und<br />
Launch Party am 7. November <strong>2024</strong><br />
im Radix & Anima wird der Auftakt<br />
zu einer neuen Dynamik in der<br />
Kulturszene sein.<br />
Was passiert am Wiener Platz 2a?<br />
Wir besuchten die Bezirksamtsleitung<br />
und wohnten einer »BV-Sitzung«<br />
bei. Die Bezirksvertretung ist<br />
ein wichtiges Bindeglied zwischen<br />
den Bürger:innen und der zentralen<br />
Stadtverwaltung. Diese Fragen sind<br />
hilfreich für das Verständnis der<br />
politischen und wirtschaftlichen Mechanismen,<br />
die unsere Stadt prägen. »<br />
Ihre Herausgeberin,<br />
Woran hängts denn? – Seit<br />
Jahren geht es im Mülheimer<br />
Süden nur in Trippelschrittchen<br />
voran Seite 4<br />
Marktplatz der Ideen Seite 5<br />
Via Deutz Mülheimer – Vom<br />
Sillicon Valley der Gründer-zeit<br />
zum lebenswerten, klimaneutralen<br />
Stadtquartier Seite 6<br />
Wirtschaft<br />
INNOVATION @MÜLHEIM<br />
Im Gespräch mit KölnBusiness –<br />
Kennzahlen zu Mülheim Seite 7<br />
EEBUS – Die universelle<br />
Sprache der Energie ensteht in<br />
Mülheim Seite 8<br />
Soziale Wirtschaft in<br />
Mülheim – Interkultur e. V.:<br />
Wachstum und Erfolg – mit 140<br />
Festangestellten Seite 13<br />
Mülheim: Lasst uns (nicht nur)<br />
über Müll reden. Seite 22<br />
Gründerzeit heute – Potential<br />
braucht Boden Seite 14<br />
Map für Mülheim entsteht<br />
Seite 15<br />
Marktplatz der Ideen Seite 5<br />
Climate changes everything<br />
– Theatrale Führung im<br />
Mülheimer Hafen Seite 16<br />
Soziales<br />
WIENER PLATZ 2A – SO<br />
FUNKTIONIEREN BEZIRKS-<br />
VERWALTUNG UND LOKALES<br />
PARLAMENT<br />
Das ist drin im Bezirksrathaus<br />
Seite 18<br />
Bürgeramt Köln-Mülheim:<br />
Koordinieren, managen, lotsen<br />
Seite 20<br />
Wie arbeitet die<br />
Bezirksvertretung? Seite 22<br />
Die digitale Version wird<br />
unterstützt durch:<br />
Wählen Sie die richtige/n Antwort/en:<br />
Mülheimia ist …<br />
A … ein Modelabel aus Köln-Mülheim<br />
B … die Stadtgöttin Mülheims<br />
C … das Magazin für Köln-Mülheim<br />
D … eine Rheinfähre nach Köln<br />
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E-Mail oder Post. Unter den richtigen Einsendungen<br />
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1. Preis: Zwei Eintrittskarten für den<br />
Kulturbunker Mülheim für eine Veranstaltung<br />
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über 25 Euro<br />
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»Eisflut 1784«<br />
Wir freuen uns auf Ihre Einsendung bis zum<br />
31.1.2025!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft GmbH,<br />
Inhaberin: Eva Rusch<br />
Berliner Straße 67, 51063 Köln<br />
V. i. S. d. P.: Eva Rusch<br />
Redaktion: Marita Odia, Eva Rusch<br />
Weitere Autor:innen dieser Ausgabe:<br />
Rainer M. Schäfer, Hakan Uzun, Mario Wirtz<br />
Fotos: Eva Rusch<br />
Illustrationen: Eva Rusch, Zeals Ng<br />
Nachdruckrechte/Lizenzen für Texte, Fotos,<br />
Grafiken und Illustrationen nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung der Herausgeberin.<br />
Auflage Print: 1.000<br />
Digitales Magazin und ePaper:<br />
www.muelheimia.de<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Redaktion: redaktion@muelheimia.koeln<br />
Anzeigen: anzeigen@muelheimia.koeln<br />
Eva Rusch<br />
Archiv: www.muelheimia.koeln
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 4<br />
Seit Jahren geht es im Mülheimer Süden nur in Trippelschrittchen voran<br />
Woran hängts denn?<br />
Mülheimer Süden
5 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong><br />
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Die Arbeiten von Eva Rusch<br />
zeigen parallel verschiedene<br />
Orte im Mülheimer Süden.<br />
Historische Industrieareale<br />
und Baulücken wechseln<br />
sich an der Deutz-Mülheimer<br />
Straße ab. Fotografien werden<br />
auf dem iPad übermalt,<br />
wodurch Clips und skalierbare<br />
digitale Zeichnungen<br />
entstehen.<br />
von Rainer Schäfer<br />
Mülheimia hatte bereits in der Vergangenheit<br />
die bauliche Entwicklung rund um den<br />
Mülheimer Süden verfolgt und dokumentiert.<br />
(MQu 2018,2019). Zehn Jahre nach dem<br />
städtischen Werkstattverfahren »Mülheimer<br />
Süden inklusive Hafen« im Jahr 2014 muss<br />
man fragen, was aus den großartigen Plänen<br />
geworden ist. Woran hängt es denn, dass seit<br />
dieser Zeit so wenig von den städtebaulichen<br />
Ankündigungen der Akteure in die Tat<br />
umgesetzt wurden?<br />
Auf dem Gelände von Cologneo 1 (s. Karte auf<br />
Seite 6) eingangs der Deutz-Mülheimer Straße<br />
ist rund um den Club »Gebäude 9« eine sanierte<br />
Blockinnenbebauung entstanden, doch das<br />
neu errichtete Bürogebäude mit seiner tristen,<br />
schwarzen Fassade erzeugt wenig Begeisterung.<br />
Auf dem Lindgens Areal sind Renovierungen<br />
vorgenommen und einige Lücken bebaut<br />
worden. Allerdings erschwert der Immissionsschutz<br />
aus dem Mülheimer Hafen heraus die<br />
Genehmigung weiterer Wohnungsbauten. Ins<br />
Auge fällt jedoch der Abriss auf dem nördlichen<br />
Areal gegenüber von Lindgens eingangs der<br />
Danzierstraße aus dem vergangenen Jahr.<br />
Wie sieht die nahe Zukunft im Areal aus?<br />
Einerseits sind öffentlich vorgetragene Interessen<br />
kultureller Gruppen im Otto-Langen-<br />
Quartier in der Diskussion. Die Stadt Köln hatte<br />
zwar mit Ausübung ihres Vorverkaufsrechtes<br />
die Übertragung des ehemalig als »Raum<br />
13« bekannten Areals vom Eigentümer<br />
Eggerbauer an das Unternehmen Jamestown<br />
zu ihren Gunsten entschieden. Doch formale<br />
Hürden oder auch einfach ein Mangel an<br />
Entschlossenheit verhindern bislang die<br />
Zusammenführung mit den benachbarten<br />
Gebäudeteilen der Landestochter nrw.<br />
urban. Was jetzt folgt, ist ein zweijähriges<br />
Bewerbungsverfahren für Investoren aus der<br />
Privatwirtschaft mit einem anschließenden<br />
langwierigen Bebauungsplanverfahren: Ein<br />
realistischer Baustart ist in dieser Dekade<br />
nicht mehr zu erwarten.<br />
Wenigstens hat der Liegenschaftsausschuss<br />
der Stadt Köln zuletzt seine Entscheidung<br />
zugunsten der Initiative »Raum 13« getroffen,<br />
die demnach mit einem städtischen Mietvertrag<br />
erneut ins Otto-Langen-Quartier<br />
einziehen kann.<br />
Andererseits haben sich auch die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen verändert.<br />
Der Inhaber der CG-Gruppe, Christoph Gröner,<br />
kann der Swiss Life die vertraglich zugesagten<br />
Wohnungen auf dem Gelände Cologneo nicht<br />
mehr liefern. Daraufhin hat das Management<br />
der Schweizer Unternehmensgruppe selbst<br />
die Initiative ergriffen und übernimmt die<br />
Verantwortung für die Realisierung der<br />
Wohnungen. Doch das ungleiche Dreieck<br />
aus gestiegenen Bau- und Zinskosten sowie<br />
gesunkenen Verkaufserlösen spricht gegen<br />
einen baldigen Baubeginn.<br />
Und wann es bei den Deutz Quartieren mit der<br />
Verlängerung des Auenweges weitergeht, steht<br />
in den Sternen. Der erste Grundstücksankäufer<br />
Gerch Group ist mittlerweile pleite. Erste<br />
Weiterverkäufe scheinen rückabgewickelt<br />
worden zu sein. Der gegenwärtige Grundstückseigentümer,<br />
das Unternehmen Gateway, das<br />
einst Anteile an der Gerch Group hielt, bleibt<br />
hinsichtlich weiterer Ankündigungen inaktiv.<br />
Die aktuelle Situation präsentiert sich also<br />
wenig optimistisch für die Entwicklung des<br />
Mülheimer Südens. Diese Situation spiegelt<br />
jedoch die Realität des Immobilienmarktes<br />
wider, in dem viele Wunschträume geplatzt<br />
sind und neue Initiativen nur auf der Grundlage<br />
solider wirtschaftlicher Bedingungen<br />
erfolgreich sein können.<br />
Gibt es dennoch Hoffnung?<br />
Ein Lichtblick könnte die Erkenntnis sein, dass<br />
künftige Chancen noch nicht vergeben sind.<br />
Schließlich berücksichtigen die bisherigen<br />
Planungen den Klimawandel nicht ausreichend,<br />
was nun nachgeholt werden kann. Heute gibt<br />
es zahlreiche neue Ansätze, die nachhaltige<br />
Baustoffe wie Holz oder CO2-reduzierten Beton<br />
nutzen und eine verbesserte Wärmedämmung<br />
in Verbindung mit Geothermie aus dem<br />
Grundwasser fördern. Hierfür gibt es viele<br />
neue Ansätze, angefangen bei der Verwendung<br />
nachhaltiger Baustoffe, wie Holz oder CO2-<br />
reduziertem Beton. Und eine gesteigerte<br />
Wärmedämmung könnte in Verbindung mit<br />
Geothermie aus dem Grundwasser vorbildhaft<br />
sein. Vielleicht sollte auch kleiner gedacht<br />
werden, damit nicht ein Investor mehrere<br />
hundert Wohneinheiten plant, sondern<br />
stattdessen mehrere kleinere Entwickler<br />
mit Losgrößen von einigen Dutzend zum<br />
Zuge kämen. Außerdem wird heute sehr oft<br />
der Erhalt von Bausubstanz favorisiert, da<br />
deren Weiterverwendung kein neues CO2 wie<br />
beim Neubau entstehen lässt. Wenn auch<br />
nicht mehr viel von der alten Bausubstanz<br />
vorhanden ist, sollte das wenige als Beleg<br />
für die ursprüngliche industrielle Prägung<br />
des Mülheimer Südens erhalten bleiben. Das<br />
wäre auch städtebaulich äußerst reizvoll. So<br />
bietet der gegenwärtige Stillstand vielleicht<br />
doch noch eine Chance, die Weichen für<br />
eine nachhaltige und zukunftsorientierte<br />
Entwicklung zu stellen. »
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 6<br />
Mülheimer Freiheit Mülheimer Freiheit<br />
Dock 2<br />
Lindgens<br />
Quartier<br />
KHD Verwaltung<br />
Denkmal<br />
Lindgens<br />
Farben<br />
Denkmal<br />
Deutz<br />
Quartiere<br />
Mülheimer Süden<br />
MesseCity<br />
Deutz<br />
KoelnMesse<br />
RTL<br />
DesignPost<br />
»Cologneo II«<br />
Eckiger<br />
Rundbau<br />
»Cologneo I«<br />
Windmühlenquartier<br />
Otto-<br />
Langen-<br />
Quartier<br />
Schwebebahnhalle<br />
»Cologneo<br />
Campus«<br />
Villa<br />
Charlier<br />
Deutz-Mülheimer Straße Deutz-Mülheimer Straße<br />
Stegerwaldsiedlung<br />
Mülheim
7 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Vom Sillicon Valley der Gründerzeit zum lebenswerten klimaneutralen Stadtquartier<br />
von Eva Rusch<br />
Die Deutz-Mülheimer Straße, die sich<br />
zwischen den Kölner Stadtteilen Deutz<br />
und Mülheim erstreckt, ist mehr als nur<br />
eine Verkehrsader. Sie ist ein lebendiges<br />
Zeugnis der industriellen Blütezeit und ein<br />
Symbol für den wirtschaftlichen Wandel,<br />
den die Region durchlebt hat.<br />
Bereits der im letzten Jahr verstorbene<br />
Denkmalpfleger Dr. Walter Buschmann hat<br />
auf die historische Bedeutung der Industrie<br />
in der Gründerzeit hingewiesen und<br />
einigen Bauten das Label »Industriedenkmal«<br />
verleihen können. Den Verfall<br />
und die zögerliche Revitalisierung der<br />
Industriebrachen sah er voraus, als er<br />
2013 im Mülheimer Harbour-Club mit<br />
Unterstützung der Autorin dieses Textes<br />
ausstellte. Titel der Ausstellung: »Die<br />
unbequemen Denkmale entlang der<br />
Deutz-Mülheimer Straße«.<br />
Historische Bedeutung der<br />
Gründerzeit-Industrie<br />
Hier nochmal in Kürze: Die Deutz-<br />
Mülheimer Straße war einst das<br />
industrielle Herzstück Kölns. Während der<br />
Gründerzeit, die sich auf die zweite Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts erstreckt, erlebte die<br />
Region einen enormen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Dies war die Ära, in der<br />
zahlreiche Fabriken und Industriebauten<br />
entstanden, die maßgeblich zur wirtschaftlichen<br />
Blüte beitrugen.<br />
Einige der bedeutendsten Industriedenkmale<br />
entlang der Deutz-Mülheimer Straße<br />
beherbergten u.a. Schlüsselindustrien der<br />
Mobilität:<br />
Wuppertal in der sogenannten Schwebebahnhalle<br />
entwickelt. Das Werksgelände<br />
diente als Teststrecke.<br />
3. Lindgens & Söhne: Gegründet 1851 als erste<br />
europäische Bleiweißfabrik, entwickelte und<br />
produzierte Rostschutzfarben, Bleifarben<br />
und Druckfarben. Das Werksgelände<br />
erstreckte sich zwischen Mülheimer<br />
Hafen, Auenweg, Hafenstraße und<br />
Deutz-Mülheimer Straße. Einges wurde<br />
denkmalgerecht umgenutzt anderes verfällt<br />
dramatisch oder ist bereits abgerissen.<br />
Der Verfall<br />
Mit dem Niedergang der traditionellen<br />
Industrie begann auch der Verfall der<br />
einst stolzen Industrielandschaft<br />
entlang der Deutz-Mülheimer Straße.<br />
Viele der alten Fabrikgebäude standen<br />
leer, verfielen und wurden zu stummen<br />
Zeugen einer vergangenen Ära. Rostige<br />
Stahlkonstruktionen, zerbrochene Fensterscheiben<br />
und überwucherte Gelände<br />
prägten jahrzehntelang das Bild der Straße.<br />
Zögerliche Revitalisierung der<br />
Industriebrachen<br />
Ein von der Stadt Köln initiertes Werkstattverfahren<br />
in den Jahren 2014 bis<br />
2016 wollte den Großraum zwischen<br />
Deutz und Mülheim ganzheitlich unter<br />
die Lupe nehmen und mit Experten<br />
und Anwohnerinnen planen. Die<br />
Immobilienwirtschaft reagierte nur<br />
zögerlich auf die Herausforderung, die<br />
Industriebrachen entlang der Deutz-<br />
Mülheimer Straße wieder zu beleben.<br />
Raum für Innovation: Chancen der<br />
Neunutzung für die Stadtentwicklung<br />
und die lokale Wirtschaft<br />
Trotz der Herausforderungen bietet die<br />
Neunutzung der Industriebrachen entlang<br />
der Deutz-Mülheimer Straße immense<br />
Chancen für die Stadtentwicklung und die<br />
lokale Wirtschaft. Innovation braucht<br />
Raum. Die alten Industriebauten und<br />
ungenutzten Flächen bieten das Potenzial,<br />
kreative und innovative Projekte zu<br />
beherbergen. Start-ups, Co-Working Spaces<br />
und kreative Hubs könnten hier entstehen<br />
und zur wirtschaftlichen Dynamik der<br />
Region beitragen.<br />
Die Lage zwischen Deutz und Mülheim<br />
bietet ideale Voraussetzungen für die<br />
Ansiedlung neuer Unternehmen und<br />
Projekte. Die Nähe zur Kölnmesse<br />
und zur MesseCity in Deutz sowie zur<br />
Digital-, Kreativ- und Sozialwirtschaft im<br />
Mülheimer Norden schafft Synergien und<br />
fördert die Zusammenarbeit.<br />
Bedeutung des Zusammenwachsens<br />
der Stadtteile Deutz und Mülheim<br />
Das Zusammenwachsen der Stadtteile<br />
Deutz und Mülheim ist von entscheidender<br />
Bedeutung für die nachhaltige Stadtentwicklung<br />
des rechtsrheinischen Kölns.<br />
Die Kölnmesse in Deutz, die MesseCity<br />
und das Schanzenviertel in Mülheim<br />
brauchen neue Impulse, um ihr volles<br />
Potenzial entfalten zu können. Zugleich<br />
bieten die Flächen Raum für das Wohnen<br />
und Arbeiten. Eine Stadt der kurzen Wege<br />
ist das Ideal zeitgemäßer Stadtentwicklung.<br />
1. Köln-Deutz AG: Die Deutz AG, gegründet<br />
1864, war einer der weltweit führenden<br />
Hersteller von Motoren. Bekannt für die<br />
Herstellung von Verbrennungsmotoren,<br />
spielte die Deutz AG eine zentrale Rolle in<br />
der industriellen Entwicklung Kölns. Ihre<br />
Fabrikhallen und Verwaltungsgebäude<br />
zeugen von der einstigen Bedeutung des<br />
Unternehmens.<br />
2. Van der Zypen & Charlier: Diese Firma<br />
war ein bedeutender Hersteller von<br />
Schienenfahrzeugen und Straßenbahnen.<br />
Ein Pionier in der Herstellung von<br />
Schienenfahrzeugen, der maßgeblich zur<br />
Entwicklung des weltweiten Schienenverkehrs<br />
aber auch des städtischen<br />
Nahverkehrs beitrug. Werkshallen und<br />
Produktionsstätten sind historische<br />
Zeugnisse der industriellen Blütezeit.<br />
So wurde hier die Schwebebahn für<br />
Vision: Der »Eckige Rundbau« wird Begegnungsort in der Schwammstadt »Van der Zypen Electric City«
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 8<br />
Tiny houses auf der Brache Lindgens Areal<br />
Kunstobjekt auf dem Gelände der Deutz Quartiere<br />
Die Autorin entfaltet<br />
auf ihrem iPad eine<br />
zukunftsweisende<br />
Vision für den Mülheimer<br />
Süden. Ihre<br />
Entwürfe zeigen eine<br />
harmonische Symbiose<br />
aus kleinteiligen<br />
Bauten, die geschickt<br />
den Bestand integrieren.<br />
Mit einem Fokus<br />
auf Nachhaltigkeit<br />
setzt sie auf Holz und<br />
recycelten Stahl, um<br />
eine umweltfreundliche<br />
Architektur zu<br />
schaffen. Wasserflächen<br />
und üppiges<br />
Grün durchziehen<br />
das Konzept und<br />
verleihen ihm eine<br />
lebendige Leichtigkeit.<br />
Diese digitale<br />
Kunstwerkstatt bietet<br />
einen inspirierenden<br />
Blick auf die Möglichkeiten<br />
moderner<br />
Stadtgestaltung, die<br />
sowohl ökologisch<br />
als auch ästhetisch<br />
überzeugen.<br />
Holzbau auf dem ehemaligen Deutz AG Gelände<br />
Mülheimer Süden<br />
Bahnbögen bieten Raum für Nischenutzungen<br />
Grün-blaue Infrastruktur zwischen restaurierten Werkshallen
9 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Die »Hills of Mülheim« an der Danzierstraße und Deutz-Mülheimer Straße– Ein Erholungspark mit Kunst im öffentlichen Raum, Wohnungen und emissionsarmen Gewerbe<br />
Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Eine nachhaltige Stadtentwicklung muss<br />
ökologische, ökonomische und soziale<br />
Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.<br />
Klimafolgenanpassung und neue<br />
Mobilitätskonzepte sind wichtige<br />
Stichworte. Die Neunutzung der Industriebrachen<br />
könnte dazu beitragen, umweltfreundliche<br />
und nachhaltige Projekte zu<br />
fördern. Klimaschutz und neue Mobilität<br />
sind zentrale Herausforderungen der<br />
modernen Stadtentwicklung.<br />
Innovative Mobilitätskonzepte wie<br />
Radfahrschnellwege, Carsharing,<br />
Elektromobilität und der Ausbau des<br />
öffentlichen Nahverkehrs könnten entlang<br />
der Deutz-Mülheimer Straße umgesetzt<br />
werden. Dies würde nicht nur den Verkehr<br />
entlasten, sondern auch einen wichtigen<br />
Beitrag zur Reduzierung der CO2-<br />
Emissionen leisten. Platz für eine<br />
blau-grüne Infrastruktur ist gegeben.<br />
Zunächst erscheint es so, dass die Stadt<br />
Köln mit der Entwicklung des Deutzer<br />
Hafens, der Hallen Kalk oder der Parkstadt<br />
Süd ausgelastet sei. Dennoch, so hat es<br />
auch Stadtplanungsamtsleitern Eva Herr<br />
in einer Infoveranstaltung zum Mülheimer<br />
Süden 2022 formuliert, lohne es sich auch<br />
aus Sicht der Stadtverwaltung, für diese<br />
Entwicklungsgebiet zu kämpfen.<br />
Was bräuchte es?<br />
Die Deutz-Mülheimer Straße steht<br />
exemplarisch für den Wandel, den viele<br />
innerstädtische Industriestandorte<br />
durchlaufen. Von der wirtschaftlichen Blüte<br />
der Gründerzeit über den Verfall und die<br />
zögerliche Revitalisierung bis hin zu den<br />
Chancen der Neunutzung bietet diese Straße<br />
ein spannendes und vielschichtiges Bild<br />
der städtischen Entwicklung. So könnte aus<br />
meiner Sicht der Mülheimer Süden inklusive<br />
der Deutz-Mülheimer Straße zu einem<br />
guten Ende kommen:<br />
• Abkehr von der Erwartungshaltung,<br />
dass die Privatwirtschaft<br />
großflächige Quartiere zeitnah<br />
realiseren werden.<br />
• Demokratische und kleinteilige<br />
Stadtentwicklung »Schritt für<br />
Schritt« – statt Trabantenstadt<br />
• »Kleinere« Investoren sollten<br />
(im Rahmen einer kreativen<br />
Gestaltungssatzung) eine Chance<br />
bekommen<br />
• Klimaschutz first! Weniger dichte<br />
Bebauung als bislang geplant.<br />
• Mehr Bauen mit dem Bestand:<br />
Darin, darüber, daneben.<br />
• Mehr Holzbauten<br />
• Infrastuktur für Tiny Houses, auch<br />
zur temporären Nutzung<br />
• Eine Sanierungssatzung für das<br />
gesamte Gebiet an der Deutz-<br />
Mülheimer? »
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 10<br />
Innovation @Mülheim<br />
3.000<br />
Die Grafik zeigt<br />
die Wirtschaftszweige<br />
im Stadtteil<br />
Mülheim,<br />
die Anzahl der<br />
Niederlassungen<br />
und sozialpflichtig<br />
Beschäftigten,<br />
Stand 2022<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
:Dienstleistungen für<br />
Unternehmen,<br />
z. B. Beratungs- und<br />
Managementdienstleistungen,<br />
Vermittlungsdienste,<br />
Reinigungs- und<br />
Gebäudedienste u.a.<br />
0<br />
Zahlenquellen:<br />
Stadt Köln, Amt für<br />
Stadtentwicklung<br />
und Statistik,<br />
Unternehmensregister<br />
des<br />
Bundesanzeigers<br />
Niederlassungen<br />
Sozialpflichtig Beschäftigte<br />
Lokale Ökonomie Mülheim: Vom Industriestandort zum Innovation Hub<br />
MÜLHEIM UND KÖLN IN ZAHLEN<br />
Wirtschaftliche Dynamik und<br />
beformen und kreative Nutzungen<br />
Lösungen für Zell-Gentherapien<br />
Niederlassungen und sozialpflichtig<br />
Beschäftigte im Stadtteil Mülheim:<br />
1.995 Niederlassungen und<br />
19.667 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Branchenschwerpunkte<br />
Die aktuellen Daten aus dem Unternehmensregister<br />
2022 zeichnen ein<br />
lebendiges Bild der wirtschaftlichen<br />
ihren Platz finden. Die Mischung aus<br />
historischen Industriegebäuden und<br />
modernen Nutzungen bietet Raum<br />
für innovative Konzepte.<br />
führend (Tumorbehandlung sind hiervon<br />
nur ein Teil). Solche Unternehmen<br />
investieren stark in die Infrastruktur<br />
und tragen zur Stärkung Mülheims als<br />
Niederlassungen und Beschäftigtenzahlen<br />
für Köln insgesamt:<br />
59.817 Niederlassungen und<br />
577.796 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Landschaft Mülheims. Mit 64 Niederlassungen<br />
und 2.045 Beschäftigten<br />
im verarbeitenden Gewerbe bleibt<br />
dieser Sektor ein Eckpfeiler der lo-<br />
Unterstützungsangebote und<br />
Fachkräftesituation<br />
KölnBusiness bietet eine breite<br />
bedeutenden Standort für Zukunftstechnologien<br />
bei.<br />
Mülheim steht vor einer spannenden<br />
Aktuelle Einwohnerzahlen:<br />
43.000 Stadtteil Mülheim<br />
148.738 Bezirk Mülheim<br />
1.095.125 Stadt Köln<br />
Arbeitslosenquote:<br />
11,5 % Bezirk Mülheim (Platz 2 in Köln)<br />
13,4 % Bezirk Kalk (Platz 1 in Köln)<br />
8,9 % Stadt Köln<br />
kalen Wirtschaft. Der Handel und die<br />
Instandhaltung von Kraftfahrzeugen<br />
sind ebenfalls stark vertreten, mit<br />
289 Niederlassungen und 3.110 Beschäftigten.<br />
Doch es sind die IT- und<br />
Kreativwirtschaft, die den Stadtteil<br />
zunehmend prägen. Das Carlswerk<br />
Palette an Unterstützungsmaßnahmen.<br />
Von der Vermittlung von<br />
Gewerbeimmobilien über die Unterstützung<br />
bei Behördenangelegenheiten<br />
bis hin zur Organisation von<br />
Netzwerktreffen, wie dem Wirtschaftsdialog<br />
Mülheim (gemeinsam<br />
Zukunft. Die Herausforderungen sind<br />
vielfältig, doch die Chancen überwiegen.<br />
Der Mix aus traditionellem<br />
industriellem Erbe und moderner<br />
Infrastruktur bietet eine einzigartige<br />
Grundlage, um Mülheim als führenden<br />
Standort für innovative und<br />
Stadtteil<br />
Mülheim<br />
hat sich als Nukleus für IT-Unternehmen<br />
etabliert, darunter Schwergewichte<br />
wie REWE Digital und Euro-<br />
mit Bürgeramtsleitung und Bezirksbürgermeister),<br />
sind die Angebote<br />
vielfältig. Die enge Zusammenarbeit<br />
kreative Branchen zu positionieren.<br />
Fortschritt in der Transformation<br />
von Mülheim bedarf unternehme-<br />
wings Digital. Diese Ansiedlungen<br />
mit der Stadtverwaltung kann<br />
rischer Initiative und strategischer<br />
Köln<br />
profitieren von einer Sogwirkung,<br />
die durch die Nähe zu anderen<br />
Genehmigungsverfahren beschleunigen<br />
und Unternehmen in ihrer<br />
Entwicklung neuer Gewerbeflächen.<br />
Auch kommt der Förderung der so-<br />
IT-Spezialisten entsteht.<br />
Entwicklung unterstützen.<br />
genannten Migrantischen Ökonomie<br />
Die »Verhältnistorte« Mülheim und Köln:<br />
Einwohnerzahl, Beschäftigtenzahl und Anzahl<br />
der Unternehmen beträgt 3 bzw. 4 %<br />
Strategische Ziele und Herausforderungen<br />
Ein zentrales Thema bleibt der<br />
Fachkräftemangel, insbesondere im<br />
eine besondere Rolle zu. Sie ist in<br />
Mülheim traditionell stark vertreten.<br />
KölnBusiness setzt auf die Förderung<br />
IT-Sektor. Die starke Bildungs- und<br />
Mit einer Arbeitslosenquote von<br />
Köln-Mülheim, einst Synonym für<br />
innovativer Branchen. Besonders die<br />
Hochschulinfrastruktur Kölns stellt<br />
11,5 % liegt der Bezirk Mülheim<br />
industrielles Erbe, erlebt einen<br />
IT- und Biotechnologie-Cluster sollen<br />
jedoch einen wertvollen Pool an zu-<br />
auf Platz 2 in Köln. Hier besteht<br />
bemerkenswerten Wandel. Die<br />
weiter gestärkt werden. Doch die<br />
künftigen Fachkräften dar. Michael<br />
deuticher Handlungsbedarf, um<br />
Transformation des Stadtteils zu<br />
Flächenknappheit in Mülheim stellt<br />
Friedrichsen betont die Bedeutung der<br />
den Strukturwandel sozial ab-<br />
einem Hotspot für innovative<br />
eine erhebliche Herausforderung<br />
Unterstützung kleiner und mittel-<br />
zufedern. Um so wichtiger sind<br />
Branchen zeigt sich nicht nur in<br />
dar. Potential liegt in dem Gelände<br />
ständischer Unternehmen, die das<br />
Bildung und Qualifizierung. Die<br />
den Zahlen, sondern auch in den<br />
»ID|Cologne«, wo bereits sieben der<br />
Rückgrat der Kölner Wirtschaft bilden.<br />
Soziale Wirtschaft in Mülheim trägt<br />
strategischen Zielen der KölnBusi-<br />
elf geplanten Gebäude realisiert sind.<br />
zur Stärkung der Infrastruktur<br />
ness Wirtschaftsförderung. Die<br />
Der Chempark an der Grenze zu Le-<br />
Entwicklungspotenziale und<br />
Mülheims bei. Die Angebote von<br />
Mülheimia Redaktion führte ein<br />
verkusen bietet Flächen für indus-<br />
Zukunftsaussichten<br />
interkultur e. V., CSH gGmbH, ISS-<br />
Gespräch mit Laura Kowalski und<br />
trielle Nutzungen. Die Entwicklung<br />
Die Ansiedlung des internationalen<br />
Netzwerk gGmbH, AWO Köln und<br />
Michael Friedrichsen vom Unter-<br />
des Mülheimer Südens als eines der<br />
Biotech-Unternehmens Miltenyi ist<br />
weitere Organisationen fördern die<br />
nehmensservice der KölnBusiness<br />
letzten größeren Gewerbegebiete<br />
ein Zeichen für die Innovationskraft<br />
Attraktivität des Standortes für die<br />
zu den Potentialen und Herausfor-<br />
in Köln wird als Priorität betrachtet.<br />
des Standorts Mülheim. Das Biotech-<br />
dringend benötigten internationalen<br />
derungen in Mülheim.<br />
Hier könnten emissionsarme Gewer-<br />
nologieunternehmen ist im Bereich<br />
Fachkräfte. »
11 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
ELEKTRIFIZIERUNG +<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Die Energiewende hin<br />
zur Elektrifizierung bringt<br />
zahlreiche Innovationen mit<br />
sich. Zentrale Entwicklungen<br />
sind die Verbesserung<br />
von Batterietechnologien,<br />
wie Lithium-Ionen- und<br />
Festkörperbatterien, die<br />
eine höhere Energiedichte<br />
und schnellere Ladezeiten<br />
bieten. Auch<br />
Wasserstofftechnologie<br />
gewinnt an Bedeutung,<br />
insbesondere in der<br />
Speicherung und als<br />
klimaneutraler Energieträger<br />
für Industrie und<br />
Mobilität.<br />
Die universelle Sprache für<br />
Energie entsteht in Mülheim<br />
Es ist faszinierend, eine universelle Sprache für Energie zu entwickeln. Und gleichzeitig müssen dabei viele Hindernisse aus dem Weg<br />
geräumt werden. Das ist die Aufgabe von Annike Abromeit und ihren Kolleg:innen beim EEBUS e.V. in Köln-Mülheim.<br />
Parallel dazu revolutioniert<br />
die Digitalisierung den<br />
Energiesektor. Smart<br />
Grids ermöglichen eine<br />
effiziente Verteilung von<br />
Energie durch Echtzeit-<br />
Datenanalysen und<br />
intelligente Steuerungssysteme.<br />
IoT-Technologien<br />
(Internet of Things)<br />
verbinden Geräte und<br />
fördern die Integration<br />
erneuerbarer Energien.<br />
Zudem ermöglichen<br />
digitale Plattformen<br />
den Verbrauchern, ihren<br />
Energieverbrauch zu<br />
optimieren und aktiv am<br />
Markt teilzunehmen. Diese<br />
Entwicklungen tragen<br />
nicht nur zur Reduktion<br />
von CO2-Emissionen bei,<br />
sondern fördern auch eine<br />
nachhaltige und resiliente<br />
Energiezukunft.<br />
MÜLHEIMIA<br />
TRENDS<br />
Nichts Neues im Mülheimer<br />
Süden in Sachen Innovation<br />
und Entwicklung? Ganz falsch!<br />
Zwar zeigt die alte Werksuhr<br />
dort, wo die Danzierstraße<br />
die Deutz-Mülheimer Straße<br />
kreuzt, seit Jahren konsequent<br />
auf halb zwei – aber: Hinter der<br />
Einfahrt arbeitet inzwischen das<br />
elfköpfige Team des Vereins EEBus<br />
Initiative e. V. an einer universellen<br />
Kommunikationssprache für<br />
technische Anlagen und Geräte.<br />
Wärmepumpen, Elektroautos<br />
oder Solaranlagen sollen in<br />
Zukunft intelligent miteinander<br />
kommunizieren können, um die<br />
Energieflüsse optimal zu steuern.<br />
Die Mülheimia Redaktion besuchte<br />
Annike Abromeit, Kommunikationsund<br />
Innovationsmanagerin bei<br />
EEBUS, um mehr über dieses Vorhaben<br />
zu erfahren.<br />
EEBUS steht für eine offene Kommunikation<br />
zwischen den unterschiedlichsten<br />
elektrischen Geräten<br />
im Haushalt oder Gewerbegebäuden.<br />
»Wir schaffen eine einheitliche<br />
Sprache, die es ermöglicht, dass<br />
alle energierelevanten Geräte<br />
miteinander sprechen können –<br />
unabhängig vom Hersteller«, erklärt<br />
Annike Abromeit im Interview. Diese<br />
»Sprache« sorgt dafür, dass Geräte<br />
wie Wärmepumpen, Wallboxen für<br />
Elektroautos, Waschmaschinen und<br />
Solaranlagen ihren Energieverbrauch<br />
und ihre Produktion optimal abstimmen<br />
können: Eine notwendige<br />
Antwort auf die Schwankungen<br />
im Stromnetz. Mit dem Ausbau<br />
erneuerbarer Energien, wie etwa<br />
Solaranlagen oder Windkraft,<br />
entstehen neue Herausforderungen<br />
für die Netzbetreiber. Denn diese<br />
Formen der Energieerzeugung<br />
hängen von natürlichen Gegebenheiten<br />
ab und sind nicht immer<br />
planbar. Gleichzeitig steigt der<br />
Bedarf an Elektrizität durch<br />
die zunehmende Verbreitung<br />
von Elektroautos und anderen<br />
elektrischen Geräten. »Früher war<br />
das Stromnetz stabiler, weil es<br />
klare Produktionsmuster gab, aber<br />
heute haben wir auf beiden Seiten<br />
Volatilität, also Schwankungen im<br />
zeitlichen Verlauf von Strombedarf<br />
und Stromerzeug«, so Abromeit.<br />
Vom Verbrennungsmotor zur<br />
Zukunftstechnologie Vereinsgründer<br />
Peter Kellendonk sah im Standort<br />
Mülheim einen inspirierenden und<br />
symbolträchtige Nachbarschaft.<br />
»An der Deutz-Mülheimer Straße,<br />
wo einst der Verbrennungsmotor zur<br />
Reife gebracht wurde, entwickeln<br />
wir heute Technologien, die CO2-<br />
neutral sind und den Wandel zur<br />
Elektromobilität und erneuerbaren<br />
Energien unterstützen«, erzählt<br />
Annike Abromeit. Tatsächlich sind<br />
Sitzungsräume, Werkstattlabor<br />
und Offices in der alten Druckfarbenfabrik<br />
»Lindgens & Söhne«<br />
untergebracht. Der funktionale<br />
Industriebau entstand kurz nach<br />
dem Ende des 2. Weltkrieges. Seine<br />
Bauweise orientierte sich an einer<br />
Musterfabrik des berühmten Bauhaus-Architekten<br />
Walter Gropius,<br />
die 1914 während der Werkbund-<br />
Ausstellung am Deutzer Rheinufer<br />
nördlich des Deutzer Bahnhofes<br />
entstand.<br />
Der Standort hat auch mit seinen<br />
räumlichen Möglichkeiten überzeugt.<br />
Mülheim bietet zwar nicht mehr<br />
viele Flächen für Industrieanlagen<br />
mit Produktionsstätten, aber das alte<br />
Industriegebäude bietet – anders<br />
als ein modernes Großraumbüro -<br />
Raum für Testinstallationen, den<br />
Anschluss von Energiesystemen<br />
wie Wallboxen, Wärmepumpen und
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 12<br />
EEBUS in der ehemaligen Lindgens Farben Fabrik an der<br />
Deutz-Mülheimer Straße<br />
Annike Abromeit ist Kommunikations- und Innovationsmanagerin bei EEBUS<br />
anderen relevanten Technologien.<br />
Im gleichen Gebäude ist auch ein<br />
Energiemanagement-Unternehmen<br />
namens KEO angesiedelt.<br />
Ein weiteres Mitgliedsunternehmen<br />
von EEBUS, die SpotmyEnergy GmbH,<br />
hat sich inzwischen nur wenige<br />
hundert Meter entfernt angesiedelt.<br />
Kurze Wege erleichtern den Austausch<br />
zwischen Unternehmen und<br />
Verein. Beide Organisationen haben<br />
übrigens unabhängig voneinander<br />
den Standort für sich entdeckt – das<br />
lässt auf weitere Ansiedlungen hoffen.<br />
International anerkannte Standards<br />
für das Energiemanagement<br />
Ein wichtiger Teil der Arbeit von<br />
EEBUS besteht darin, international<br />
anerkannte Standards zu schaffen.<br />
»Wir arbeiten in verschiedenen<br />
Gremien und internationalen<br />
Netzwerken, um sicherzustellen,<br />
dass unsere Kommunikationssprache<br />
nicht nur in Deutschland, sondern<br />
weltweit angewendet werden<br />
kann«, so Abromeit. Tatsächlich<br />
hat sich EEBUS inzwischen als<br />
Standard etabliert und wird von der<br />
Bundesnetzagentur als »relevante<br />
Technologie für das netzdienliche<br />
Energiemanagement« anerkannt.<br />
Diese Standards ermöglichen es,<br />
dass Geräte und Netzbetreiber in<br />
einem intelligenten Zusammenspiel<br />
aufeinander reagieren können – zum<br />
Beispiel, wenn das Netz überlastet<br />
ist oder wenn besonders viel<br />
erneuerbare Energie zur Verfügung<br />
steht. Der Weg dorthin ist manchmal<br />
steinig: EEBUS muss Hersteller,<br />
darunter Konkurrenten, an einen<br />
Tisch bringen und gemeinsam<br />
mit ihnen die Anforderungen und<br />
Funktionsweisen der Geräte in eine<br />
gemeinsame Sprache überführen.<br />
»Am Ende dient unsere Arbeit einem<br />
Ziel, das alle Beteiligten verfolgen:<br />
Effizienz und Flexibilität im Energiesystem«,<br />
berichtet Abromeit.<br />
Was EEBUS für Konsument:innen<br />
bedeutet<br />
Für den Verbraucher könnte dies<br />
bedeuten, dass er in Zukunft nicht<br />
mehr darüber nachdenken muss,<br />
wann er sein Elektroauto auflädt oder<br />
wann die Waschmaschine läuft. »Das<br />
System wird automatisch die besten<br />
Zeitpunkte wählen – wenn zum<br />
Beispiel besonders viel Solarstrom<br />
vorhanden ist oder das Netz gerade<br />
wenig belastet ist«, erklärt Abromeit.<br />
Auf diese Weise lässt sich nicht nur<br />
Strom sparen, sondern auch Geld<br />
verdienen: Verbraucher können in<br />
Zukunft dafür belohnt werden, wenn<br />
sie sich flexibel verhalten und ihre<br />
Geräte zu den optimalen Zeiten<br />
betreiben. EEBUS konzentriert sich<br />
in der Entwicklung primär auf die<br />
Ausstattung von Einfamilienhäusern.<br />
Konzepte für Mehrfamilienhäuser<br />
und kommerzielle Gebäude wie<br />
Supermärkte und Büroräumlichkeiten<br />
sind ebenfalls in Erarbeitung.<br />
In Köln-Mülheim ist der<br />
Sitz von EEBUS derzeit vermutlich<br />
noch das einzige Gebäude, das in<br />
vollem Umfang mit den passenden<br />
Technologien ausgestattet ist. Das<br />
könnte sich aber bald ändern, wenn<br />
mehr und mehr private Haushalte<br />
im Stadtteil auf EEBUS fähige<br />
Geräte setzten, um das Potenzial<br />
der Technologie nutzen zu können.<br />
Annike Abromeit: »Wir sind mitten<br />
im Wandel und EEBUS ist hier, um<br />
diesen Wandel voranzutreiben.« »<br />
Tipp – Watt's up with EEBUS:<br />
Interoperability & smart grids Watt's up with<br />
energy? Auf Apple Podcasts anhören:<br />
Digitaler Netzanschluss<br />
bestehend<br />
aus Smart Meter<br />
(intelligenter Stromzähler),<br />
Smart Meter<br />
Gateway und einem<br />
aufsteckbaren Mehrwertmodul,<br />
welches<br />
die Kommunikation<br />
zwischen dem Netzbetreiber<br />
und den<br />
Geräte im Gebäude<br />
ermöglicht.<br />
Transparente Einsicht<br />
in eine Ladeeinrichtung<br />
für Elektrofahrzeuge.<br />
Der darin verbauet<br />
Ladecontroller<br />
spricht EEBUS.
13 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Soziale Wirtschaft<br />
interKultur e. V.: Wachstum und<br />
Erfolg – mit 140 Festangestellten<br />
Mitarbeiter des Brügerhauses MüZe (v.l.n.r.): Inan Middelhoff, Hakan Uzun (Autor dieses Artikels) und Senol Arslan. Das Gemälde im Hintergrund stammt von Ela Güner.<br />
SOZIALE WIRTSCHAFT<br />
ALS TREND<br />
Die soziale Wirtschaft erlebt<br />
einen bemerkenswerten<br />
Boom, der durch ein wachsendes<br />
Bewusstsein für soziale<br />
und ökologische Fragestellungen<br />
angestoßen wurde.<br />
Unternehmen, die soziale Ziele<br />
mit wirtschaftlichem Handeln<br />
verbinden, gewinnen<br />
zunehmend an Bedeutung.<br />
Diese sogenannten Social<br />
Enterprises bieten innovative<br />
Lösungen für gesellschaftliche<br />
Herausforderungen,<br />
sei es in der Integration von<br />
benachteiligten Gruppen, der<br />
nachhaltigen Produktion oder<br />
der Förderung von Bildung<br />
und Gesundheit.<br />
Der Trend wird auch von<br />
Investor:innen unterstützt,<br />
die in sozial verantwortliche<br />
Projekte investieren möchten.<br />
Staatliche Förderprogramme<br />
und ein zunehmendes Interesse<br />
der Verbraucher:innen<br />
an ethisch produzierten Produkten<br />
tragen ebenfalls zur<br />
Dynamik bei. Dieser Wandel<br />
zeigt, dass sich wirtschaftlicher<br />
Erfolg und soziale Verantwortung<br />
nicht ausschließen,<br />
sondern synergistisch<br />
wirken können. In diesem<br />
Kontext wird die soziale Wirtschaft<br />
zu einem wichtigen<br />
Motor für nachhaltige Entwicklung<br />
und gesellschaftlichen<br />
Fortschritt.<br />
MÜLHEIMIA<br />
TRENDS<br />
von Hakan Uzun<br />
Es war nur ein kleiner Büroraum<br />
auf der Glücksburgstraße im Jahr<br />
2013, in dem Dr. Kemal Bozay mit<br />
nur vier Kolleg:innen den Betrieb<br />
von interKultur e. V., aufnahm. Zwei<br />
Jahre später wurde der Verein als<br />
Träger der Kinder- und Jugendhilfe<br />
anerkannt.<br />
Auf nur 15 Quadratmetern hockte man<br />
auch dann noch von frühmorgens<br />
bis in die späten Abendstunden<br />
und feilte an der Vision, sich in<br />
Köln-Mülheim nicht nur als Träger<br />
der »Ambulanten Erzieherischen<br />
Hilfen«, sondern zeitgleich auch<br />
als sozialraumorientierter Verein<br />
Anerkennung zu verschaffen.<br />
Anerkennung verschaffen<br />
´»Wir waren anfangs nur fünf bis<br />
sechs Menschen, die sich dieser<br />
Aufgabe angenommen haben. Es<br />
war viel Vorarbeit zu leisten bis<br />
es zum aktuellen Status kommen<br />
konnte«, erklärt Bozay, der nicht nur<br />
der pädagogische Geschäftsführer<br />
von interKultur e. V. ist, sondern seit<br />
einigen Jahren auch als Professor<br />
an der Internationalen Hochschule<br />
IU in Köln Soziale Arbeit lehrt.<br />
Und der aktuelle Status kann<br />
sich sehen lassen: Mittlerweile<br />
beschäftigt der Verein über 140<br />
Mitarbeiter:innen in Festanstellung.<br />
Dass sich aus der »kleinen Idee«<br />
in der Glücksburgstraße ein so<br />
großer Verein entwickelt hat, hätte<br />
sich Bozay auch nicht erträumt:<br />
»Aber wenn man an den gesteckten<br />
Zielen ehrgeizig dranbleibt und<br />
die sozialen Bedarfe der Menschen<br />
als Anspruch für die eigene Wertevorstellung<br />
nimmt, dann ist es ein<br />
umso schöneres Gefühl, dass die<br />
Entwicklung von interKultur e. V.<br />
positiv voranschreitet.«<br />
Lebensverhältnisse verbessern<br />
interKultur e. V. orientiert sich in<br />
seiner Arbeit am Sozialraumprinzip.<br />
Dieses Konzept bildet die Grundlage<br />
für zahlreiche Maßnahmen in<br />
der pädagogischen und sozialen<br />
Arbeit des Vereins. Ziel ist es, die<br />
Lebensverhältnisse der Menschen<br />
im Stadtteil oder sozialen Umfeld<br />
gezielt zu verbessern und deren<br />
Eigeninitiative zu fördern. Dabei<br />
liegt der Fokus darauf, Menschen<br />
– insbesondere aus benachteiligten<br />
Lebenssituationen – in ihrer<br />
Selbsthilfe zu unterstützen und<br />
ihnen bessere Teilhabe- und<br />
Mitwirkungsmöglichkeiten zu<br />
eröffnen. Der Verein hat nunmehr<br />
drei weitere Standorte: Die sozialpädagogische<br />
Familienhilfe hat<br />
ihren Sitz auf der Buchheimerstraße,<br />
die Stationäre Hilfe für Unbegleitete<br />
minderjährige Geflüchtete auf der<br />
Bertramstraße (in Köln-Kalk) und<br />
seit Anfang 2021 hat der Verein<br />
auch die Interimsträgerschaft des<br />
Bürgerhauses Mülheim-Zentrum<br />
(kurz MüZe) auf der Berliner<br />
Straße 77 übernommen.<br />
Gewinne: Für Menschen<br />
Als gemeinnütziger Verein ist es<br />
nicht die Absicht von interKultur e. V.,<br />
Gewinne zu erwirtschaften. Doch<br />
eben diese Einnahmen bilden die<br />
Grundlage für die Refinanzierung<br />
in die Bedarfe der Menschen im<br />
Sozialraum Mülheim. interKultur<br />
e.V. lebt seine Vereinsphilosophie<br />
aktiv. Besonders deutlich wird dies<br />
in der Arbeit im Bürgerhaus MüZe.<br />
In Köln gibt es 14 Bürgerhäuser und<br />
allesamt haben mit dem Anstieg der<br />
Betriebskosten wirtschaftlich zu<br />
kämpfen. Die städtischen Zuschüsse<br />
sind zweifelsfrei eine wichtige<br />
Stütze, jedoch bleibt jährlich<br />
ein nicht zu unterschätzender<br />
Fehlbetrag.<br />
Angebot in der MüZe<br />
Als Träger der MüZe bietet der Verein<br />
hier neben der niedrigschwelligen<br />
sozialen Beratung, der postalischen<br />
Erreichbarkeit, der kostenlosen<br />
Lebensmittelausgabe, auch wöchentlich<br />
Veranstaltungen und Kurse<br />
im Bereich der gesellschaftlichen,<br />
digitalen und künstlerischen Bildung<br />
an. Die MüZe fungiert zudem als<br />
soziale Begegnungsstätte für die<br />
Menschen im Stadtteil. Seit Anfang<br />
<strong>2024</strong> ist interKultur e.V. auch als<br />
interKultur Plus ein staatlich anerkannter<br />
Bildungsträger. All diese<br />
Angebote, die ausschließlich durch<br />
die Visionen aus einem kleinen Büro<br />
in der Glücksburgstraße im Jahre<br />
2013 heraus entstanden sind, bringen<br />
natürlich auch ihre wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen mit sich.<br />
Nicht nur die Zahl der Angebote,<br />
sondern auch die des Personals<br />
ist gestiegen. Durch Fördermittel<br />
über Bezirksmittel und Drittmittel-<br />
Akquise versucht der Verein hier<br />
seine Kosten zu decken. Aber die<br />
besondere Konstellation als Träger<br />
der MüZe gestattet dem Verein auch,<br />
finanzielle Bedarfe durch Eigenmittel<br />
abzusichern. »Für uns ist es wichtig,<br />
dass die Angebote für den Sozialraum,<br />
die sozialen und gesellschaftlichen<br />
Projekte, immer als Konstante gewährleistet<br />
bleiben. Die Menschen<br />
in unserem Umfeld haben das<br />
Recht auf Bildung, das Recht auf<br />
gesellschaftliche Anerkennung und<br />
Teilhabe. Für diese Werte stehen<br />
wir und werden als Verein auch in<br />
Zukunft unsere erwirtschafteten<br />
Mittel für die Menschen, in Form<br />
von neuen Bildungsangeboten,<br />
verwenden«, gibt Prof. Dr. Bozay einen<br />
Ausblick. interKultur e. V. hat sich in<br />
Mülheim etabliert. Er zeigt sich als<br />
starker gemeinnütziger Verein, das nie<br />
seine Philosophie vergessen hat: Nur<br />
über das DU, lerne ich das ICH kennen. »
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 14<br />
Das ehemalige Pförtnerhäuschen der<br />
Lindgens Farbenfabrik beherbergt<br />
heute das Café Radix & Anima, das sich<br />
innrhalb von zwei Jahren als Hotspot<br />
im Mülheimer Süden entwickelt hat. An<br />
den Wochenenden geöffnet, kommt die<br />
vorwiegend junge Kundschaft aus ganz<br />
Köln. Speciality Coffee und veganer<br />
Kuchen werden verköstigt, sowie kuratierte<br />
Naturweine verkauft. Mario Wirtz,<br />
der Autor dieses Artikels hat das Café<br />
mit seiner Frau Jenny Wirtz gegründet.<br />
Das Bild von Eva Rusch zeigt den Blick<br />
auf das Café sowie eine möglicher<br />
Freiraumgestaltung.<br />
Um diesen Ansatz in die Tat umzusetzen braucht<br />
es meiner Meinung nach zwei entscheidende<br />
Schritte, die gegangen werden müssen:<br />
Gründerzeit heute<br />
Potential braucht Boden<br />
von Mario Wirtz<br />
Deutschland ist ein Land, in dem deutlich<br />
weniger Menschen den Schritt in die Selbständigkeit<br />
wagen als in vergleichbaren<br />
Industrienationen. Das liegt zum Einen an einem<br />
immer noch gut funktionierenden Arbeitsmarkt<br />
und zum Anderen an der Angst der Menschen vor<br />
dem Scheitern ihres Vorhabens. Es scheint, als<br />
würden die meisten die Risiken scheuen, statt die<br />
Chancen, die damit einhergehen, zu erkennen.<br />
Die Bedeutung unternehmerischer Kreativität<br />
Dabei verpassen die Menschen die Möglichkeit<br />
schöpferisch tätig zu werden und der Schmied<br />
ihres eigenen Glückes zu sein. Denn die Lebensqualität<br />
in einer Stadt hängt entscheidend von den<br />
sich dort ansiedelnden Unternehmen ab. Demnach<br />
haben unternehmerische Persönlichkeiten und<br />
deren innovative Ideen einen maßgeblichen<br />
Einfluss auf die Einwohner:innen in einer Stadt,<br />
was ein Blick auf die Industriehistorie des Kölner<br />
Stadtteils Mülheim verdeutlicht.<br />
Der Wandel von Mülheim und seine Lektionen<br />
Dieser verwandelte sich im 19ten Jahrhundert<br />
innerhalb kürzester Zeit vom kleinen bergischen<br />
Dorf in eine preußische Industriestadt, wodurch<br />
sich der Bevölkerungsanteil in weniger als einem<br />
Jahrhundert verzehnfachte. Das brachte sowohl<br />
zahlreiche Arbeitsplätze als auch monetären<br />
Wohlstand nach Köln Mülheim.<br />
Megatrends und die Notwendigkeit neuer<br />
Denkansätze<br />
Auch wenn die Voraussetzungen im Jahr <strong>2024</strong><br />
deutlich andere sind als in der Vergangenheit,<br />
so bleibt der zeitlose Anspruch auf herausfordernde<br />
Fragestellungen unternehmerisch passende<br />
Antworten zu finden, um dadurch eine nachhaltige<br />
städtische Entwicklung zu fördern.<br />
Schließlich befinden wir uns in Zeiten einer großen<br />
globalen Transformation. Es werden komplexe<br />
Veränderungsdynamiken angestoßen, die im<br />
Laufe der Zeit bestimmte Megatrends hervorbringen,<br />
welche die Evolution gesamter Wirtschaftsbereiche<br />
beeinflussen. Themen wie Wohnen,<br />
Essen oder Mobilität müssen völlig<br />
neu gedacht werden.<br />
In Folge dessen braucht es Entrepreneurs, die<br />
mit dem Zeitgeist gehen, das Unternehmertum<br />
revolutionieren und die frische Version vom<br />
idealen Leben im Jetzt kreieren. Ziele wie Gewinnmaximierung<br />
oder grenzenloses Wachstum nach<br />
alter betriebswirtschaftlicher Denkweise müssen<br />
dafür in den Hintergrund rücken. Wahres Glück<br />
lässt sich nachgewiesener Maßen nämlich nicht<br />
an Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt<br />
ablesen oder dauerhaft durch monetäre Zuwendungen<br />
aufrecht erhalten.<br />
Der Human-Centricity-Ansatz<br />
Wie der Human-Centricity-Ansatz zeigt, geht<br />
es vielmehr darum, den Menschen und die<br />
Natur wieder in Einklang zu bringen und<br />
eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft zu<br />
fördern. Fragen nach der eigenen Berufung, der<br />
Sinnhaftigkeit der Arbeit oder den Mehrwehrt<br />
für andere rücken dabei in den Mittelpunkt. Man<br />
spricht in diesem Zusammenhang auch von Eco-<br />
oder Social Entrepreneurship. Gerade der bunte<br />
Stadtteil Mülheim mit seinem künstlerischen,<br />
sozialen Anspruch steht hier besonders in der<br />
Verantwortung, Nachhaltiges zu initiieren und<br />
Vorbild für andere zu sein.<br />
Der erste Schritt: Selbstverantwortung der<br />
Menschen<br />
Im ersten Schritt stehen die Menschen selbst in der<br />
Verantwortung. Sie müssen vor allem zu sich selbst<br />
finden, um ihr wahres Potential zu entdecken.<br />
Dazu muss sich jede einzelne Person fragen, aus<br />
welchem Grund sie hier auf der Erde wandelt. Es<br />
geht darum seine Herzensaufgabe zu fühlen und<br />
herauszufinden wie diese gesamtgesellschaftlich<br />
eingebracht werden kann. Das impliziert jedoch<br />
die Notwendigkeit, das tief in der Bevölkerung<br />
verankerte Sicherheitsdenken abzulegen, sein<br />
Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen<br />
und in die Schöpferkraft zu kommen.<br />
Der zweite Schritt: Unterstützung durch<br />
die Stadt Köln<br />
Im zweiten Schritt muss die Stadt Köln den<br />
Boden für die Potentialentfaltung zur Verfügung<br />
zu stellen. Dieser ist insbesondere im Stadtteil<br />
Mülheim weitreichend vorhanden, allerdings wird<br />
er in den meisten Fällen aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht genutzt. Dieses brach liegende<br />
Land schreit nach kreativen Köpfen, die sich<br />
zielgerichtet austoben können. Gerade die Orte<br />
entlang der Deutz-Mülheimer-Straße könnten<br />
auf unterschiedliche Art und Weise genutzt<br />
werden. Um der Kreativität Raum zu verschaffen<br />
sollten man beispielsweise die Freiflächen<br />
bedürfnisabhängig mit modularen Einheiten<br />
bestückt und augenscheinlich intakte Gebäudeteile<br />
wieder geöffnet werden. Darüber hinaus ist<br />
die Nutzung von einem nachhaltigen Konzept<br />
abhängig zu machen – ohne dabei einen behördlichen<br />
Papiertiger zu kreieren.<br />
Aufbau eines gemeinwohlorientierten<br />
Unternehmensclusters<br />
Ziel muss es sein einen Unternehmenscluster in<br />
der Dimension eines Silicon Valleys, jedoch in<br />
gemeinwohlorientierter Ausrichtung, aufzubauen,<br />
das den Stadtteil und damit die Stadt mittel- bis<br />
langfristig weitestgehend unabhängig und autark<br />
macht. Kooperatives Arbeiten statt Konkurrenzdenken<br />
bilden die Grundpfeiler für dieses Vorhaben.<br />
Bekanntermaßen braucht Potential den nötigen<br />
Boden, um zu gedeihen. Beides hat der Stadtteil<br />
Mülheim im Überfluss, also lasst es uns einfach tun.<br />
Auf die Gefahr hin, dass Köln womöglich zukünftig<br />
zu den modernsten Städten Europas zählen könnte. »
15 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Kultur- und Kreativwirtschaft in Köln-Mülheim<br />
Die K-u-K Map entsteht: Machen Sie mit!<br />
Ki unterstützte Version des Mülheimia Brunnens mit QR-Code<br />
KATEGORIEN<br />
Bildende Kunst<br />
◦Künstler:in ◦Ausstellungsort ◦Galerie/Creative Space ◦Atelierhaus<br />
Mülheimia fördert<br />
die Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft<br />
Mülheims mit einer<br />
interaktiven Karte<br />
und möchte Talente<br />
und Unternehmen<br />
sichtbar machen.<br />
Tragen Sie sich<br />
kostenfrei ein unter:<br />
www.muelheimia.<br />
magazine/kuk-map<br />
Darstellende Kunst<br />
◦Schauspieler:in ◦Tanz ◦Performance ◦Kabarett ◦Musiktheater ◦Spielstätte/Theater<br />
Design<br />
◦Kommunikationsdesign ◦Social Design ◦Produktdesign ◦Modedesign ◦Interior Design<br />
Architektur<br />
◦Architektur Hochbau ◦Innenarchitektur ◦Landschaftsarchitektur ◦Messearchitekur<br />
Medien<br />
◦Film ◦Games ◦Video ◦Fotografie ◦Multimedia ◦Webdesign ◦Installation<br />
Musik<br />
◦Musiker:in ◦Komponist:in ◦Dirigent:in ◦Tonstudio ◦Musikspielstätten/Club<br />
◦Eventlocation<br />
Wort<br />
◦Literatur ◦Autor:in ◦Journalist:in ◦Texter:in ◦Verlag<br />
Künstlerisches Handwerk<br />
◦Keramik ◦Goldschmied:in ◦Bildhauerei ◦Glasmalerei ◦Restauration<br />
Einrichtungen o. ä.<br />
◦Hochschule ◦Institution ◦Institut ◦Verein<br />
Köln-Mülheim hat sich in den<br />
letzten Jahren zu einem Kreativzentrum<br />
der Rheinmetropole<br />
entwickelt, auch wenn dies<br />
noch nicht ausreichend sichtbar<br />
ist. Die Stadtstrategie »Kölner<br />
Perspektiven 2030+« adressiert<br />
den Stadtteil als eines von drei<br />
wichtigen Kreativquartieren<br />
Kölns, die gezielt gestärkt und<br />
weiterentwickelt werden sollen.<br />
Ziel ist es, die bestehenden<br />
Strukturen der Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft zu sichern<br />
und gleichzeitig neue Räume<br />
für Innovation und Mischung zu<br />
schaffen.<br />
Laut der Stadtstrategie will Köln<br />
seine Position als Kunst- und<br />
Kulturmetropole weiter ausbauen.<br />
Dafür sollen Zwischennutzungen<br />
gefördert, Kreativcluster etabliert<br />
und die freie Szene sowie Non-<br />
Profit-Organisationen unterstützt<br />
werden. Für Köln-Mülheim wird der<br />
Schwerpunkt auf der Ansiedlung von<br />
Dienstleistungen, urbaner Produktion<br />
und Kreativwirtschaft empfohlen.<br />
Die Strategie ist zunächst einmal ein<br />
Zielbild für Mülheim – wir fangen<br />
schon mal an! Mit der Unterstützung<br />
der Bezirksvertretung Mülheim<br />
ruft die Redaktion die Kolleg:innen<br />
der Branchen auf, sich an der Map<br />
zu beteiligen. Sichtbarkeit ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für mehr<br />
Kundschaft und die Schaffung von<br />
Förderstrukturen.<br />
Als Vorbild dient das »Designquartier<br />
Ehrenfeld« aus den<br />
2010er Jahren, das durch privatwirtschaftliche<br />
Initiative (Büro<br />
Sabine Voggenreiter) und Förderung<br />
vom Land NRW mit Unterstützung<br />
der Stadt Köln (KölnDesign e. V. /<br />
Amt für Stadtentwicklung und<br />
Statistik) entstand. Köln-Mülheim<br />
ist heute ein Hotspot für Kreative<br />
unterschiedlichster Disziplinen.<br />
Neben traditionellen Werkstätten<br />
und Ateliers haben sich hier<br />
viele innovative Unternehmen<br />
und Startups der Kultur- und<br />
Kreativbranche angesiedelt.<br />
Die Redaktion der Stadtteilzeitung<br />
Mülheimia möchte diese vielfältige<br />
Kreativszene sichtbarer machen.<br />
Dafür haben wir eine interaktive<br />
Karte ins Leben gerufen, in der<br />
sich professionelle Künstler:innen,<br />
Kreative, Unternehmen und Institutionen<br />
eintragen können. Über<br />
ein Online-Formular können Interessierte<br />
ihre Projekte, Angebote<br />
und Kontaktdaten präsentieren. Die<br />
Einträge werden redaktionell betreut.<br />
Mit dieser Plattform wollen wir<br />
die Vernetzung und den Austausch<br />
in der Szene fördern und das<br />
kreative Potenzial des Stadtteils<br />
in den Fokus rücken. Köln-<br />
Mülheim ist bereits heute ein<br />
Magnet für Kulturschaffende und<br />
Kreativunternehmer:innen und hat<br />
das Potenzial, sich zu einem der<br />
führenden Kreativstandorte in NRW<br />
zu entwickeln. Dafür braucht es das<br />
Engagement aller Beteiligten – der<br />
Kreativen selbst, der Stadtverwaltung<br />
und der Zivilgesellschaft.<br />
Die neue interaktive Karte der<br />
Mülheimia ist ein wichtiger Schritt<br />
in diese Richtung. Nun liegt es an den<br />
Kreativen, diese Plattform zu nutzen<br />
und ihre Arbeit sichtbar zu machen.<br />
Je mehr Talente und Unternehmen<br />
sich eintragen, desto lebendiger und<br />
attraktiver wird das Kreativquartier<br />
Köln-Mülheim.<br />
Interessierte Freiberufler:innen und<br />
Unternehmen können sich unter<br />
www.muelheimia.de<br />
eintragen. Die Redaktion pflegt die<br />
Daten ein. Nutzen Sie den QR-Code im<br />
Mülheimia-Brunnen. »
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 16<br />
Theateralische Führung im Mülheimer Hafen<br />
Climate Changes everything<br />
– Das Klima ändert alles.<br />
Text: Marita Odia<br />
Fotos: Eva Rusch<br />
Am Montag, dem 9. September <strong>2024</strong> meldet<br />
Copernicus, das EU-Erdbeobachtungsprogramm,<br />
den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen:<br />
Noch nie war es so heiß in Europa<br />
wie in den Sommermonaten Juni, Juli und<br />
August. Am Ende der gleichen Woche warnten<br />
die Wettervorhersagen vor Flutkatastrophen.<br />
Sturmtief Boris brachte intensiven Regenfälle<br />
und darauf folgenden Überschwemmungen.<br />
Polen, Tschechien, Österreich, Rumänien<br />
waren betroffen. Deutschland kam diesmal<br />
einigermaßen glimpflich davon, Mülheim<br />
ebenso.<br />
Historisches Theaterstück über eine<br />
Klimakatastrophe in Mülheim<br />
Klimakatastrophen sind auch in Mülheim alte,<br />
sogar sehr alte Bekannte. Das neue Stück<br />
»Climate changes everything« von Schriftsteller<br />
und Theaterproduzent Marco Hasenkopf und<br />
seinem wunderbaren Ensemble handelt von einer<br />
Klimakatastrophe in den 1780er Jahren, dem<br />
Ende der sogenannten »Kleinen Eiszeit«. Die<br />
isländischen Laki-Krater brachen 1783 aus und<br />
verursachten einen extrem harten, kalten und<br />
langen Winter auf der gesamten Nordhalbkugel.<br />
Der Rhein bei Köln fror über mehrere Monate<br />
bis auf den Grund zu. Bei der Frühjahrsschmelze<br />
1784 wurde Mülheim von Wasser und Eis überflutet<br />
und zerstört. Mit seiner Geschichte hat Autor<br />
Marco Hasenkopf den Mülheimern das Thema<br />
Klimakrise im Spätsommer <strong>2024</strong> ganz nah<br />
gebracht.<br />
Auf der theatralischen Wanderung durch den<br />
Mülheimer Hafen erzählt sein Stück dem Publikum,<br />
wie Amtmann Freiherr Henrik Venray (Thomas<br />
Krutmann) und die Mülheimer Apothekerin<br />
Anna-Maria Scheidt (Aischa-Lina Löbbert)<br />
vergeblich versuchen, die Katastrophe durch<br />
einen Dammbau aufzuhalten. Die Mülheimer<br />
Werft ist eine riesige Bühne: Sie ist der eiskalte<br />
und lebensgefährliche Weg des Amtmanns, den<br />
der Bergische Fürst aus Düsseldorf geschickt hat,<br />
um den befohlenen Dammbau zu kontrollieren.<br />
Nur mit Ach und Krach und Erfrierungen an den<br />
Beinen kann er sein Leben bis nach Mülheim<br />
retten, denn ein Wolfsrudel beobachtet ihn genau.<br />
Die Wölfe rücken auch dem Publikum – wie der<br />
Amtmann zu Fuß unterwegs - auf den Pelz. Vier<br />
der Schauspieler:innen setzen immer wieder<br />
beeindruckende Wolfsmasken auf und mischen<br />
sich unters Volk, stehen leise und direkt hinter dir,<br />
als würdest Du als nächstes ihren heißen Atem<br />
spüren. Auch die Wölfe haben Hunger. Sie bedrohen<br />
das Leben um Mülheim.<br />
Korruption und vertagte Entscheidungen<br />
Die Apothekerin versorgt die Wunden des<br />
Amtmanns. Ja, es ist auch eine Romanze, aber, sie<br />
tritt hier kaum in den Vordergrund. Anna-Maria<br />
Scheidt kämpft um das Recht, die Apotheke<br />
ihres verstorbenen Mannes weiter zu führen.<br />
Der korrupte Rat lässt das nicht offiziell zu. Der<br />
Amtmann sichert ihr seine Unterstützung zu, doch<br />
diese gut gemeinte Geste findet sie fast genauso<br />
empörend wie die Bestechungsgelder, die sie<br />
nicht besitzt.<br />
Und überhaupt der Mülheimer Rat. Natürlich hat<br />
er sich nicht mit dem Dammbau beschäftigt, da<br />
kann sich der Fürst im fernen Düsseldorf auf den<br />
Kopf stellen. Man hat anderes zu tun – schließlich<br />
gibt es nichts zu essen, nichts zu verdienen<br />
und überhaupt ist Karneval. Die Diskussion des<br />
Amtmanns mit dem Rat findet im Theaterstück auf<br />
dem Gelände des THW Mülheim statt. Ergebnislos.<br />
Dem Rat sind andere Themen wichtiger, er<br />
verschiebt den Dammbau in den Sommer. Das<br />
Ensemble spielt den Rat mit Wolfsmasken. Und für<br />
die drohende Katastrophe hat das oberste Gremium<br />
der Stadt eine klitzekleine »Lösung«: Man will<br />
das Eis aus dem Rhein stückweise abtragen,<br />
um eine Überschwemmung zu verhindern.<br />
Spätestens jetzt fühlt man sich als Zuschauer:in<br />
erinnert an zeitgenössische Klimadebatten und<br />
Klimaleugner. Die Hilflosigkeit der Betroffenen<br />
und die scheinheilige Gegenmaßnahme<br />
sind durchschaubar und erinnern verdammt<br />
noch mal daran, dass auch wir uns vor den<br />
Herausforderungen des Klimawandels immer noch<br />
viel zu oft wegducken. Ob Beten hilft? Ja, meint<br />
der fragwürdige Jesuit (Sascha Görg) aus dem<br />
linksrheinischen Köln. Das Stück endet kurz vor<br />
dem Ansteigen der Flut und lässt alle Fragen offen –<br />
nicht ohne einen wunderbaren Blick von der Spitze<br />
der Landzunge (da, wo das THW wahrscheinlich<br />
seine Boote ins Wasser lässt) auf Mülheim im<br />
Mondschein freizugeben.<br />
Theaterstück ist auch als Roman erschienen<br />
Ein dickes Dankeschön gilt dem Team, das<br />
seinem Publikum ein besonderes Erlebnis an<br />
Originalschauplätzen ermöglicht hat. Dazu<br />
ein Kompliment für die technisch ausgefeilte<br />
Produktion (das meiste davon hatte der Kutscher<br />
im Bollerwagen dabei!) und die stimmigen<br />
Kostüme. Jetzt aber ran an die Klimakrise.<br />
Aischa-Lina Löbbert (die Apothekerin) wird<br />
übrigens ab Dezember <strong>2024</strong> als neues Mitglied<br />
im Ensemble der Stunksitzung zu sehen sein.<br />
Der historische Roman »Eisflut 1784« von<br />
Marco Hasenkopf erschien 2021 im Emons-Verlag. »
17 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
Seite 16: Die große Flut kommt. Ist<br />
Mülheim noch zu retten? v.l.n.r.:<br />
Sebastian Pingel, Aischa-Lina Löbbert,<br />
Thomas Krutmann<br />
Wölfin lauert am Wegesrand.<br />
Kutscher mit Kopfhörer, Wolf und Kölner Jesuit im Hintergrund<br />
Die Apothekerin versorgt die Erfrierungen des Amtmanns.<br />
Der Amtmann vor dem Mülheimer Rat<br />
Marco Hasenkopf<br />
Climate changes everything<br />
(September <strong>2024</strong>)<br />
Regie: Friederike Bohr<br />
Schauspiel: Aischa-Lina Löbbert,<br />
Thomas Krutmann, Anthea Petermann,<br />
Sascha Görg<br />
Musik: SohoFox<br />
Kostüm: Aischa-Lina Löbbert<br />
Technik: Sebastian Pingel<br />
Buch und Produktion: Marco Hasenkopf<br />
Schlussszene mit Blick auf Mülheim
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 18<br />
So funktionierts<br />
Wiener Platz 2a: Bezirksrathaus,<br />
Bezirksvertretung und Bürgeramt<br />
Text: Marita Odia<br />
Das Bezirksrathaus am Wiener Platz Nr. 2a: Dieses<br />
Gebäude kennen wahrscheinlich die meisten Einwohner:innen<br />
des Stadtteils von innen. Im Erdgeschoss<br />
geht es um Pässe, Führerscheine, Ausweise, Ein- und<br />
Auszahlungen und die Ausleihe von Büchern und<br />
elektronischen Medien.<br />
In Etage 2 bis 6 sitzen, wie in jedem der neun Kölner<br />
Bezirksrathäuser, ein Bezirksjugendamt, ein Bezirksausländeramt,<br />
ein Bezirkssozialamt. Im Sommer <strong>2024</strong><br />
war Mülheimia zu Gast bei Susanne Hohenforst, der<br />
Leiterin des Bürgeramtes. Sie erklärte die Arbeit am<br />
Wiener Platz 2a.
19 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong><br />
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
6.<br />
5.<br />
• Bürgeramt<br />
• Bezirksvertretung Mülheim<br />
• Bezirksbürgermeister:in<br />
• Amt für Kinder, Jugend<br />
und Familie<br />
• Bezirksjugendamt Mülheim<br />
Auf dieser Seite geht<br />
es vom Erdgeschoss<br />
hoch bis in die sechste<br />
Etage. Auffällig: Das<br />
verlegte Linoleum<br />
hat auf jeder Etage<br />
eine andere Farbe.<br />
Die Künstlerin hat ein<br />
handliches mobiles<br />
Gerät über die Fußböden<br />
gezogen und<br />
dabei die Muster<br />
eingescannt – sehr<br />
zur Verwunderung<br />
der Menschen, die<br />
dort unterwegs waren.<br />
Auch die Mitarbeitenden<br />
im Rathaus<br />
wussten teilweise<br />
nicht, dass jedes Geschoss<br />
anders farbig<br />
ist. Der Aufzug ist<br />
zentral angelegt – das<br />
verkürzt die Wege auf<br />
einer Ebene.<br />
4.<br />
• Amt für Soziales und Senioren,<br />
Außenstelle Mülheim<br />
• Bürgerdienste (Außen- und<br />
Ermittlungssdienst)<br />
• Unterrichtsräume VHS<br />
• VHS<br />
3.<br />
• Bildung und Teilhabe, KölnPass<br />
• VHS<br />
2.<br />
• Leistungen aus dem UVG,<br />
Zentrale Unterhaltsheranziehung<br />
• Lernende Region Netzwerk Köln<br />
• Unterrichtsräume VHS<br />
• VHS<br />
1.<br />
• Ausländeramt Mülheim<br />
0<br />
• Stadtbibliothek<br />
• Kundenzentrum (Meldeangelegenheiten)<br />
• VHS Saal<br />
• Bistro
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 20<br />
Bürgeramtsleiterin<br />
Susanne Hohenforst<br />
und ihr Stellvertreter<br />
Andre Schultheis im Büro<br />
am Wiener Platz 2a<br />
Wiener Platz 2a<br />
Bürgeramt Köln-Mülheim:<br />
Koordinieren, managen, lotsen
21 <strong>#1</strong> <strong>2024</strong> Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
V.l.n.r.: Assistentin der<br />
Amtsleitung Anette Zimmermann,<br />
Susanne Hohenforst und<br />
Andre Schultheis bei der<br />
Teambesprechung im 6. Stock<br />
des Bezirksrathauses.<br />
Im Stockwerk mit der Nummer 6<br />
befindet sich das Bürgeramt Mülheim.<br />
Susanne Hohenforst leitet es.<br />
Sie weiss: »Die Arbeitsteilung innerhalb<br />
der Stadtverwaltung ist für die<br />
Bürgerinnen und Bürger nicht immer<br />
nachvollziehbar.« Das gilt besonders<br />
für Ämter, die eher koordinieren,<br />
managen und eine Lotsenfunktion<br />
übernehmen. Arbeiten, die wichtig<br />
sind, um Leistungen für die Kölner:innen<br />
zu liefern. Und zugleich<br />
sind es auch ganz handfeste Aufgaben,<br />
die das Bürgeramt für den Bezirk<br />
und seine Bewohner erfüllt – zum<br />
Beispiel rund um Schulen, Schulbesuch<br />
und Sport im Bezirk.<br />
Das Bürgeramt trägt die Personalverantwortung<br />
für alle »nicht-lehrenden«<br />
Mitarbeiter:innen von<br />
Schulen und Sportstätten – gemeint<br />
sind Hausmeister:innen, Physiotherapeutinnen<br />
und Physiotherapeuten,<br />
Bürokräfte, Bibliothekarinnen und<br />
Bibliothekare, Menschen, die für die<br />
Reinigung von Wasserbecken und<br />
-anlagen zuständig sind – insgesamt<br />
130 Beschäftigte im Bezirk Mülheim.<br />
Das Amt kauft darüber hinaus für<br />
Schulen und Sportstätten alles ein,<br />
was nach der ersten Einrichtung nötig<br />
ist. Auch die Fahrtkostenerstattung<br />
für Schüler:innen wird hier für<br />
den Bezirk erledigt.<br />
Sport spielt im Bürgeramt Mülheim<br />
eine große Rolle: Die Vereine können<br />
hier Sporthallen und Sportplätze<br />
mieten. Eine Besonderheit<br />
in Mülheim ist die Sportlerehrung,<br />
die jedes Jahr besondere sportliche<br />
Erfolge feiert und die ehrenamtlichen<br />
Vereinsmitglieder würdigt, die<br />
in den Vereinen dafür die Grundlage<br />
schaffen.<br />
Zusammenarbeit statt<br />
»Strammstehen«<br />
Susanne Hohenforst, geboren in<br />
Porz, ist die Leiterin des Bürgeramtes<br />
Köln-Mülheim.<br />
Ihre Laufbahn in der Stadtverwaltung<br />
Köln begann Ende der 1980er<br />
Jahre – sie studierte Anglistik und<br />
Germanistik. Wie so viele »Boomer«<br />
fand sie nicht auf Anhieb einen<br />
Arbeitsplatz – sie schickte »zum<br />
Spaß« ein paar Bewerbungen los.<br />
Also bewarb sie sich bei der Stadtverwaltung,<br />
wurde eingestellt und<br />
absolvierte zusätzlich die Fachhochschule<br />
für öffentliche Verwaltung. Die<br />
Arbeit für die Bürger:innen von Köln<br />
löste die englische Frauenliteratur ab.<br />
Mary Shelley (»Frankenstein«) und<br />
ihre Mutter Mary Wollstonecraft liebt<br />
sie aber immer noch.<br />
2017 wurde Susanne Hohenforst<br />
die Leitung des Bürgeramtes übertragen.<br />
Sieben Jahre Bürgeramtsleiterin<br />
– das ist die längste Zeit, die sie an<br />
einem Arbeitsplatz in der Stadtverwaltung<br />
tätig ist. Anfangs fand sie die<br />
Stadtverwaltung, insbesondere das<br />
Stadthaus, einschüchternd: »Diese<br />
vielen Büros, die langen Gänge, man<br />
sah und hörte nichts.« Zu den Stationen<br />
in der Stadtverwaltung gehörte<br />
das frühere »Hauptamt«. Dies galt<br />
in den 90er Jahren als Kaderschmiede<br />
der Stadtverwaltung. Susanne<br />
Hohenforst: »Dort lernte man, wie<br />
Organisation passiert und was sie<br />
macht, hier wurde die Infrastruktur<br />
von Ämtern entwickelt und Entscheidungen<br />
getroffen. Das läuft heute<br />
komplett anders, Entscheidungen<br />
fallen gemeinschaftlicher und transparenter.«<br />
Inzwischen habe sich die<br />
Stadtverwaltung sehr zu ihrem Vorteil<br />
verändert. »Früher stand man vor<br />
der Amtsleitung stramm,« erinnert<br />
sie sich.<br />
Es folgten weitere Stationen: Das<br />
zentrale Controlling der Stadtverwaltung<br />
(Schwerpunkt neues<br />
kommunales Finanzmanagement),<br />
Referentin des Oberbürgermeisters<br />
mit Zuständigkeit für das Personal,<br />
Büroleiterin des Stadtdirektors. »Wir<br />
sprechen hier über einen sehr langen<br />
Zeitraum,« erklärt sie schmunzelnd.<br />
Ihr Blick auf die Entwicklung<br />
von Köln Mülheim ist von diesen<br />
Erfahrungen geprägt. Im Laufe<br />
ihrer Verwaltungskarriere stellten<br />
sich Finanzen und Wirtschaft als<br />
Schwerpunktthemen heraus. 2014<br />
beschäftigte sie sich im Dezernat für<br />
Wirtschaft intensiv mit der Neuansiedlung<br />
von Unternehmen wie Germanwings<br />
oder Peugeot in Köln. Für<br />
den Mülheimer Süden sieht sie »noch<br />
viel Potenzial« für Unternehmensansiedlungen.<br />
Der Schlüssel für die Ansiedlung sind<br />
verfügbare Flächen: Im Gewerbeflächenbereitstellungskonzept<br />
der<br />
Stadt Köln sind 2023 Potentialflächen<br />
in einer Größenordnung von 86,7 ha<br />
und baureife Flächen von 93,2 ha<br />
für das gesamte Stadtgebiet erfasst.<br />
In Mülheim stehen nur noch wenig<br />
baureife Areale für Unternehmensansiedlungen<br />
zur Verfügung. Eine der<br />
neueren Mülheimer Ansiedlungen ist<br />
beispielsweise das Biotechnologie-<br />
Unternehmen Miltenyi Biontec am<br />
Neurather Ring in Mülheim.<br />
Das Team um Susanne Hohenforst<br />
veranstaltet gemeinsam mit Bezirksbürgermeister<br />
Norbert Fuchs – und<br />
seit einiger Zeit in Zusammenarbeit<br />
mit der KölnBusiness GmbH – das<br />
Format »Wirtschaftsdialog Mülheim«.<br />
Neben dem Networking für<br />
Mülheimer Unternehmer:innen bietet<br />
die Veranstaltungsreihe interessante<br />
Keynotes zu aktuellen wirtschaftsrelevanten<br />
Themen. »Wirtschaft<br />
bleibt mein Steckenpferd.«.<br />
Zu den Aufgaben des Bürgeramtes<br />
gehört auch die Geschäftsführung<br />
der Bezirksvertretung. »
Mülheimia Stadt. Kultur. Soziales. Wirtschaft<br />
<strong>#1</strong> <strong>2024</strong> 22<br />
Wie arbeitet die Bezirksvertretung?<br />
Ehrenamtlich tätige Vertreter:innen des Bezirks in einer Sitzung im VHS-Saal<br />
Blick aus den Reihen der Bezirksvertreter:innen auf die Sitzungsleitenden<br />
Die Bezirksvertretung in Köln-Mülheim<br />
entscheidet über Themen, die<br />
»in ihrer Bedeutung nicht wesentlich<br />
über den Stadtbezirk hinausgehen«<br />
– so beschreibt die Stadt Köln die<br />
Aufgaben dieses kommunalen Parlaments.<br />
Köln ist in neun Bezirksvertretungen<br />
aufgeteilt.<br />
Die Mitglieder werden bei den Kommunalwahlen<br />
gewählt (nächster<br />
Wahltermin: 2025), zusammen mit<br />
der Oberbürgermeisterin und dem<br />
Rat der Stadt. In der Bezirksvertretung<br />
Köln-Mülheim sitzen 19 gewählte<br />
Politiker:innen im Ehrenamt.<br />
Sie tagen in regelmäßigen Abständen<br />
von etwa vier Wochen, außer in den<br />
Ferien. Bezirksbürgermeister<br />
Norbert Fuchs leitet die Sitzungen.<br />
Bürger:innen können Themen eingeben,<br />
wie beispielsweise: Sicherung<br />
des Schulweges Gehweg Ecke<br />
Bergisch-Gladbacher-Straße/<br />
Urnenstraße in Köln-Dellbrück (Juni<br />
<strong>2024</strong>). Desweiteren bearbeitet die<br />
Bezirksvertretung Verwaltungsvorlagen,<br />
Anträge oder Bürgerbegehren.<br />
Anregungen und Stellungnahmen des<br />
Integrationsrates und der Bezirksarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenpolitik<br />
werden diskutiert und verabschiedet.<br />
Meist sind Gäste aus der Verwaltung<br />
in den Sitzungen vertreten, um aus<br />
der Arbeit der Verwaltung zu berichten<br />
oder aktuelle Programme, die den<br />
Bezirk betreffen, vorzustellen.<br />
Die Bezirksvertretung erteilt Aufträge<br />
an die Verwaltung und entscheidet<br />
darüber, wie Geld aus dem Haushalt<br />
der Stadt für den Stadtteil ausgegeben<br />
wird. Komplett unabhängig von<br />
der Hauptverwaltung ist die Bezirksvertretung<br />
bei der Vergabe von<br />
Straßennamen. »<br />
Sitzungskalender mit Tagesordnungen und Protokollen<br />
finden Sie online in der Ratsinformation:<br />
V.l.n.r.: Bürgeramtsleiterin Susanne Hohenforst,<br />
Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, stell-<br />
vertretender Bürgeramtsleiter Andre Schultheis<br />
Aktensatz einer Bezirksratssitzung in der Obhut<br />
von Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs<br />
PO<br />
Bezirksbürgermeister:in<br />
leitet die Sitzung der Bezirksvertretung ><br />
Oberbürgermeister:in<br />
< leitet den Stadtrat leitet den Stadtvorstand ><br />
BEZIRKSVERTRETUNG<br />
Es gibt 9 Kölner Stadtbezirke. Im Bezirk Mülheim sitzen<br />
19 Bezirksvertreter:innen. Die Sitzungen finden im VHS<br />
Saal ca. einmal im Monat statt. Die Sitzverteilung ist seit<br />
der Kommunalwahl 2020 wie folgt:<br />
SPD: 5, GRÜNE: 5, CDU: 4, DIE LINKE.: 2, FDP: 1, AFD: 1,<br />
Die PARTEI: 1<br />
Bürger:innen<br />
wählen und können Einfluss nehmen über<br />
Bürgerbegehren und dem Bürgerentscheid,<br />
dem Einwohnerantrag, den Anregungen<br />
und Beschwerden sowie der<br />
Einwohnerfragestunde<br />
LI<br />
TIK<br />
STADTRAT<br />
Bei den Kommunalwahlen gewählte<br />
Vertreter:innen. Im Kölner Stadtrat, der 2020<br />
gewählt wurde, sitzen 90 Mitglieder:innen<br />
(11 Fraktionen und Einzelmandatsträger:innen).<br />
Nächste Kommunalwahl ist im Herbst 2025.<br />
Fachausschüsse des Rates<br />
20 Fachausschüsse beraten sich zu Sachfragen, der Stadtrat<br />
beschließt. Bestellt werden die Ausschüsse aus Stadträten und<br />
sog. sachkundigen Bürger:innen<br />
Stadtvorstand<br />
9 Dezernenten bzw. Dezernate<br />
VER<br />
WAL<br />
TUNG<br />
Stadtrat und Bezirksvertretungen geben<br />
Aufträge in die Stadterwaltung ><br />
< Bereitet Beschlüsse vor für die Fachausschüsse und den Stadtrat.<br />
Eventuell betroffenen Bezirksvertretungen müssen angehört werden.
Frühstück, MOXXA Kaffee, Tee,<br />
Kuchen, mediterrane Speisen,<br />
Lunch und Dinner, auch vegan •<br />
Weine • Drinks • Coworking Space •<br />
Biergarten und Terrassen •<br />
Gesellschaften<br />
CAFÉ RESTAURANT BAR<br />
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… im Kulturbunker Köln-Mülheim<br />
Berliner Straße 20, 51063 Köln<br />
Telefon 01523/6 60 20 29<br />
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DER RICHTIGEN<br />
SEITE!<br />
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Tel. 0221 – 61 69 26<br />
Fax 0221 – 6 16 07 96<br />
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