Holsteiner Allgemeine 42 2024
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HOLSTEINER ALLGEMEINE | NR. <strong>42</strong> | 16. OKTOBER <strong>2024</strong> | SEITE 4<br />
LOKALES<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Schulbus kommt zu spät: Es flossen bereits Tränen<br />
Kreis Steinburg (jhf) Schüler<br />
genießen es, wenn die Klassenlehrerin<br />
ihnen morgens eine<br />
Geschichte vorliest. Doch<br />
an der Grundschule Krempe<br />
verpassten einige Kindern im<br />
Advent immer wieder diesen<br />
stimmungsvollen Start in den<br />
Tag, weil sich der Bus auf der<br />
Route über Süderau wiederholt<br />
verspätete. „Sie weinten:<br />
Wir verpassen immer die<br />
Weihnachtsgeschichte“, berichtet<br />
Venera Neufeld, Mutter<br />
von Zwillingen im 3. Jahrgang.<br />
Mittwochs versäumen die<br />
Drittklässler aus Süderau immer<br />
wieder den Schwimmunterricht.<br />
Wenn die Linie<br />
6527 sie nicht rechtzeitig an<br />
der Schule absetzt, verpassen<br />
sie die Abfahrt der Busse des<br />
TuS Krempe nach Itzehoe zum<br />
Schwimmbad. Lange warten<br />
können die Fahrer nicht. Die<br />
Zeitfenster im Bad sind mit<br />
anderen Schulen abgestimmt,<br />
Unternehmen„die Linie“<br />
entschuldigt sich<br />
Das Unternehmen „die Linie<br />
Steinburg“ betreibt die Buslinie<br />
6527, die Kinder über<br />
Süderau zur Grundschule<br />
Krempe bringt. Nachdem<br />
der Bus die Haltestelle am<br />
vergangenen Mittwoch<br />
nicht anfuhr, sprach die<br />
<strong>Holsteiner</strong> <strong>Allgemeine</strong> den<br />
Geschäftsführer Lutz Rathje<br />
darauf an. Seine Reaktion:<br />
„Dieser Vorfall ist uns sehr<br />
Die Kinder aus Süderau warten in der Haltestelle an der Straße Doppelreihe auf den Schulbus – der an diesem<br />
Morgen aber nicht kommt. Voller Ungeduld heben die Schüler die Arme.<br />
Foto: Frank<br />
unangenehm, wir arbeiten<br />
an einer Lösung! Es liegt<br />
nicht an den fehlenden<br />
Fahrern oder Fahrzeugen!“<br />
Die Fahrer seien geschult<br />
und hätten Streckenkunde.<br />
Allerdings rotieren die<br />
Dienste. „Um der Sache<br />
Herr zu werden, wird intern<br />
nach einem Mitarbeiter<br />
gesucht, der diesen Dienst<br />
dauerhaft fährt!“<br />
sagt Schulleiterin Heike Frohmann.<br />
Mutter Stefanie Waalkes<br />
berichtet, dass Lehrer die<br />
Eltern auffordern, ihre Kinder<br />
mit dem Auto zu bringen,<br />
wenn in der 1. Stunde Klassenarbeiten<br />
geschrieben werden<br />
sollen. Sie begann vor eineinhalb<br />
Jahren damit, die Verspätungen<br />
an das Amt Krempermarsch<br />
als Schulträger zu<br />
melden. Doch die Probleme<br />
nahmen noch zu. „Letztes<br />
Jahr waren es Ausnahmen.<br />
Jetzt ist es massiv“, berichtet<br />
Lehrerin Kathrin Knoop. Die<br />
Kinder würden morgens und<br />
mittags jeweils etwa 15 Minuten<br />
des Unterrichts verpassen.<br />
22 Kinder sind auf die Linie<br />
6527 angewiesen, davon eine<br />
Handvoll Erstklässler, die<br />
durch die Verspätungen besonders<br />
unter Stress geraten.<br />
„Bei ihnen dauert das Anziehen<br />
der Hausschuhe erfahrungsgemäß<br />
noch länger“,<br />
sagt Frohmann. Das Kollegium<br />
habe darüber nachgedacht,<br />
den Schulbeginn zu<br />
verschieben. Diese Entscheidung<br />
müsste die Schulkonferenz<br />
treffen. „Aber da hängen<br />
158 Familien dran“, sagt Frohmann.<br />
Ein späterer Schulbeginn<br />
würde mit der Arbeitszeit<br />
vieler Eltern kollidieren. Die<br />
Frühbetreuung kostet Geld.<br />
Ehrenamtliche in der Frühund<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
müssten sich umstellen. „Es<br />
wäre für uns nicht machbar.“<br />
Einfacher wäre es, den Schulbus<br />
morgens 15 Minuten eher<br />
auf die Reise zu schicken. Sylvia<br />
Laar, Oma von zwei Schülerinnen:<br />
„Wenn der Bus um<br />
7.45 Uhr in Süderau abfahren<br />
würde, wären die Kinder um<br />
7.50 Uhr zum 1. Klingeln in<br />
der Schule.“ Dann hätten die<br />
Schüler zehn Minuten Zeit, um<br />
in den Unterricht zu gehen.<br />
Mittags sollte der Bus nicht<br />
fünf, sondern 15 Minuten nach<br />
Unterrichtsschluss an der<br />
Schule abfahren. „Es müssten<br />
sich alle mal zusammensetzen<br />
und eine Lösung finden.“<br />
Mittlerweile steht morgens<br />
nur noch die Hälfte der 15 Süderauer<br />
Grundschüler an der<br />
Haltestelle. Die anderen fahren<br />
vorn vornherein mit dem<br />
Mama-Taxi.<br />
Kreis Steinburg will<br />
den Fahrplan ändern<br />
Der Kreis Steinburg ist für<br />
den Öffentlichen Personennahverkehr<br />
in seinem Gebiet<br />
zuständig. Auf Anfrage<br />
der <strong>Holsteiner</strong> <strong>Allgemeine</strong><br />
teilte der Kreis mit, dass die<br />
„ungünstigen Zeiten“ der Linie<br />
6527 bekannt seien. Milan<br />
Theuerkorn, Leiter des<br />
Sachgebiets ÖPNV, berichtet,<br />
dass er vor zwei bis drei<br />
Monaten von Bürgern und<br />
Gemeindevertretern davon<br />
hörte. Bereits damals habe<br />
er eine Optimierung des<br />
Fahrplans zum Dezember<br />
angekündigt. „Daran<br />
halten wir aktuell fest.“<br />
Abgesehen davon musste<br />
die Busroute wegen einer<br />
Baustelle in Neuenbrook<br />
verändert werden. Sie sei<br />
vorübergehend „knapp<br />
ausgelegt“.<br />
ver.di kündigt Streiks an<br />
Die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di hat Warnstreiks<br />
der Busfahrer angekündigt.<br />
Die Kreisverkehrsgesellschaft<br />
in Pinneberg (KViP)<br />
geht davon aus, am heutigen<br />
Mittwoch bestreikt<br />
zu werden. Der Kreis<br />
Steinburg rechnet bis zum<br />
morgigen Donnerstag „mit<br />
massiven Ausfällen, vor allem<br />
im Schülerverkehr“.<br />
Schlecht geplant<br />
Kommentar: Eine Fahrplanänderung<br />
im Dezember<br />
kommt zu spät. Die Kinder<br />
brauchen jetzt einen verlässlichen<br />
Schulbus. Zudem<br />
hat der Kreis gezeigt, dass<br />
er schnell reagieren kann.<br />
Wegen der Bauarbeiten in<br />
Neuenbrook verschob er<br />
Anfang September die Abfahrtzeit<br />
der Linie 6527 in<br />
Süderau von 7.49 auf 7.57<br />
Uhr. Nachdem sich Eltern<br />
beschwerten, fährt der Bus<br />
nun immerhin um 7.51 Uhr.<br />
Das reicht aber nicht. Der<br />
Kreis muss den Kindern<br />
zügig ermöglichen, ihre<br />
Schulpflicht wahrzunehmen.<br />
Jan-Hendrik Frank