Aspekte der sporttherapeutischen Intervention bei Patienten ... - KOPS
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Geisteswissenschaftliche Sektion<br />
Fachbereich Geschichte und Soziologie<br />
Leiter <strong>der</strong> Sportwissenschaft: Prof. Dr. Hartmut Riehle<br />
<strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit<br />
zementfreier Hüfttotalendoprothese<br />
Dissertation<br />
zur Erlangung des Akademischen Grades<br />
Doktor <strong>der</strong> Sozialwissenschaften (Dr. rer. soc.)<br />
vorgelegt von<br />
Thorsten Böing<br />
aus Pfronten/Allgäu<br />
Juni 2007
Meiner Frau Angelika<br />
und unseren Töchtern Jana, Nele und Emma
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Einleitung 1<br />
2 Theoretische Grundlagen<br />
2.1 Demographie und Epidemiologie 4<br />
2.1.1 Ursachen arthrotischer Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks 7<br />
2.2 Anatomie 10<br />
2.3 Biomechanik 15<br />
2.3.1 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> Alltagsaktivitäten 18<br />
2.3.1.1 Stehen 19<br />
2.3.1.2 Gehen 19<br />
2.3.1.3 Treppensteigen 22<br />
2.3.2 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> ausgesuchten sportlichen Aktivitäten 23<br />
2.3.2.1 Radfahren und Ergometertraining 26<br />
2.3.2.2 Nordic Walking und Walking 28<br />
2.3.2.3 Laufen und Jogging 29<br />
2.3.2.4 Schwimmen 29<br />
2.3.2.5 Wan<strong>der</strong>n 30<br />
2.3.3 Kontraindikationen zum Sport mit Endoprothese 30<br />
2.4 Operative Versorgung 32<br />
2.4.1 Zugänge 32<br />
2.4.2 Implantate und Prothesenform 34<br />
2.5 Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz 42<br />
2.5.1 Gefahren und Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation 43<br />
2.5.2 Ausgewählte Therapieinhalte 47<br />
2.6 Sporttherapie 50<br />
2.6.1 Sporttherapie – Bewegungstherapie 50<br />
2.6.2 Sporttherapie und ICF 52<br />
2.6.3 Sporttherapie und Ökonomie 53<br />
2.6.4 Sporttherapie und Salutogenese 54<br />
2.6.5 Sporttherapie in <strong>der</strong> Praxis 56
3 Experimenteller Teil und Methodik<br />
3.1 Untersuchungsklientel 61<br />
3.2 Randomisierung 62<br />
3.3 Untersuchungsdesign 62<br />
3.4 Isokinetische Test- und Trainingssysteme 65<br />
3.5 Posturomed und MicroSwing 73<br />
3.6 FFbH – OA und WOMAC 79<br />
3.7 Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> 81<br />
4 Untersuchungsergebnisse<br />
4.1 Statistische Auswertung 87<br />
4.2 Extension 89<br />
4.3 Abduktion 90<br />
4.4 Koordination 90<br />
4.5 FFbH – OA 91<br />
4.6 WOMAC 92<br />
5 Diskussion 95<br />
6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung 101<br />
7 Literatur 105<br />
8 Abbildungen und Tabellen 118<br />
9 Anhang 122
1 Einleitung<br />
Einleitung<br />
Nach den Bandscheibenerkrankungen sind Arthrosen und die daraus resultierenden<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> inzwischen die zweithäufigste Ursache für Frühberentungen in<br />
Deutschland: 5% <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen und Ar<strong>bei</strong>tnehmer beenden aus diesem<br />
Grunde vorzeitig ihre Ar<strong>bei</strong>tstätigkeit (Dreinhöfer 2006). Risikopatienten, <strong>bei</strong> denen<br />
eine Arthrose vorprogrammiert ist, wurden in einer Analyse des Nationalen Gesund-<br />
heits-Surveys des Robert-Koch-Instituts eindeutig identifiziert. Da<strong>bei</strong> wurde festge-<br />
stellt, dass zu wenig Sport und Bewegung signifikante Prädikatoren für schmerzhafte<br />
Gelenkabnutzungen sind (Schnei<strong>der</strong> 2005). Die Hüftgelenke zählen neben den Knie-<br />
gelenken zu den am meisten belasteten und beanspruchten Gelenken des Körpers:<br />
von außen einwirkenden Kräfte bewirken im Inneren <strong>der</strong> Gelenke höhere mechani-<br />
sche Belastungen, die letztendlich zu einer Arthrose führen können. Weiterschrei-<br />
tende Funktionsbeeinträchtigungen des Hüftgelenks bis hin zum vollständigen Ge-<br />
lenkversagen lassen sich oftmals nur durch Totalendoprothesen, sogenannte TEP,<br />
therapieren.<br />
Der Ersatz funktionsuntüchtiger Hüftgelenke durch Totalendoprothesen ist längst zur<br />
Routine geworden. In Deutschland werden mehr als 180.000 Totalendoprothesen<br />
<strong>der</strong> Hüftgelenke pro Jahr implantiert (Springorum 2004), an<strong>der</strong>e Autoren sprechen<br />
von 150.000 bis 170.000 für das Kalen<strong>der</strong>jahr 2005 (Heisel 2006). Inzwischen kann<br />
die Standzeit für Hüfttotalendoprothesen auf etwa 15 Jahre kalkuliert werden, so<br />
dass auch jüngere <strong>Patienten</strong> von dem inzwischen sehr hohen Niveau operativer Er-<br />
gebnisse profitieren (Malchau 2002). Eine Studie über einen Zeitraum von 15 bis 20<br />
Jahren untersuchte 141 <strong>Patienten</strong> im Alter von 23 bis 55 Jahren. Nach 17 Jahren<br />
waren 95% <strong>der</strong> Implantate noch voll funktionsfähig und 90% <strong>der</strong> befragten <strong>Patienten</strong><br />
sehr zufrieden (Aldinger 2006). Jedoch gilt es angesichts immer kürzerer Verweil-<br />
dauern in den Akuthäusern evidenzbasierte Therapiestrategien für die Nachbehand-<br />
lung zu entwickeln. In den USA ist man jetzt z.T. schon zu „day case“-Verfahren<br />
übergegangen, d.h. <strong>Patienten</strong> werden am selben Tag operiert und entlassen. In Tei-<br />
len Skandinaviens laufen bereits erste „fast track“-Rehabilitationsprogramme (multi-<br />
modale, früh aktivierende Rehabilitation) nach entsprechendem Hüftgelenkersatz<br />
(Simanski 2005). Letztendlich kommen <strong>Patienten</strong> immer früher in die Rehabilitations-<br />
1
2<br />
Einleitung<br />
einrichtungen, sind mit immer besseren Operationstechniken und Implantaten ver-<br />
sorgt und stellen vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft eine<br />
<strong>der</strong> größten zu versorgenden Gruppen dar.<br />
Gerade vor diesem Hintergrund müssen sich Therapieprogramme nach Implantation<br />
einer Hüfttotalendoprothese, ganz gleich ob im Rahmen von Anschlussheilbehand-<br />
lungen o<strong>der</strong> ambulanter Versorgung, einer kritischen Überprüfung unterziehen, ob-<br />
wohl Hüft-TEP-<strong>Patienten</strong> von einer Rehabilitationsmaßnahme mehr zu profitieren<br />
scheinen als <strong>bei</strong>spielsweise Knie-TEP-<strong>Patienten</strong> (Herchet 2005, Weber 2005).<br />
Eine Pauschalversorgung von bestimmten <strong>Patienten</strong>gruppen nach dem Gießkan-<br />
nenprinzip kann sich keine ambulante o<strong>der</strong> stationäre Rehabilitationseinrichtung<br />
mehr leisten. Deshalb ist eine Vielzahl von Therapiestrategien <strong>der</strong>zeit hinsichtlich<br />
ihrer Kosten-Nutzen-Effektivität unter strenger Beobachtung. Welche Behandlungs-<br />
pfade werden beschritten? Welche Therapieinhalte bringen welchen Erfolg? Kann<br />
man „Clinical Pathways“ identfizieren?<br />
Die noch relativ junge Sporttherapie scheint den Anfor<strong>der</strong>ungen an ein evidenzba-<br />
siertes und ökonomisches Therapieinstrument bestens gerecht zu werden. Sie verei-<br />
nigt elementare Inhalte verschiedenster Therapiedimensionen, indem sie auf drei<br />
Ebenen ansetzt und wirkt:<br />
● sie erfüllt einen medizinisch-funktionellen Aspekt mit Schulung<br />
<strong>der</strong> Koordination, Ausdauer, Kraft und Flexibilität,<br />
● sie erfüllt einen edukativ-pädagogischen Aspekt mit <strong>der</strong> Schu-<br />
lung des praktischen <strong>Patienten</strong>verhaltens durch Informations-<br />
weitergabe und dem Ziel <strong>der</strong> Eigenverantwortung und <strong>der</strong><br />
Selbstwirksamkeit im Sinne einer Verhaltensmodifikation,<br />
● und sie erfüllt einen psychosozialen Aspekt durch ihre Orientie-<br />
rung an den Bedürfnissen des <strong>Patienten</strong>, dem Hinführen zur<br />
Bewegung (Radfahren, Wan<strong>der</strong>n, Kegeln, Garten o.ä. Hobbies)<br />
und zum Sport (Lifetimesportarten, Golf o.ä.).
Einleitung<br />
Durch die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks wird eine eingeschränkte o<strong>der</strong><br />
sogar vollständige Funktionsfähigkeit wie<strong>der</strong> hergestellt. Eine TEP-Operation dient<br />
primär dem Zweck von Schmerzfreiheit und verbesserter Bewegungs- und Gehfähig-<br />
keit, um dem <strong>Patienten</strong> zu einem aktiven Leben zu verhelfen (Beruf, Hobby, Sport).<br />
Untersuchungen zeigen positive Auswirkungen einer regelmäßigen und mo<strong>der</strong>at be-<br />
triebenen sportlichen Betätigung in Bezug auf die Haltbarkeit einer Totalendoprothe-<br />
se (Widhalm 1990). Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>artige Ergebnisse mit einem immensen sozio-<br />
ökonomischen Hintergrund wecken das Interesse an sport- und bewegungstherapeu-<br />
tischen Fragestellungen vor einem evidenzbasierten Hintergrund.<br />
Gegenstand dieser Ar<strong>bei</strong>t ist somit <strong>der</strong> Nachweis, dass sporttherapeutische Maß-<br />
nahmen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit zementfreier Hüfttotalendoprothese effektiv und kosten-<br />
günstig sind und ein vergleichbares bzw. besseres Ergebnis erzielen, als eine „klas-<br />
sische“ Anschlussheilbehandlung (AHB) mit ihren bisherigen Therapiegewichtungen.<br />
Die Evaluation eines sport- und bewegungstherapeutischen Behandlungspfades für<br />
diese <strong>Patienten</strong>gruppe und ein daraus resultieren<strong>der</strong> Paradigmenwechsel können<br />
dazu <strong>bei</strong>tragen, das deutliche Missverhältnis bisheriger Therapieinhalte zu korrigie-<br />
ren und die Kosten-Nutzen-Relation zu optimieren. Somit ergeben sich folgende Ar-<br />
<strong>bei</strong>tshypothesen:<br />
1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme bessere Ergebnis-<br />
se als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbe-<br />
handlung therapiert werden.<br />
2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag drei Monate nach<br />
Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als <strong>Patienten</strong>, die mit physio-<br />
therapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme<br />
geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />
men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
3
4<br />
Theoretische Grundlagen<br />
2 Theoretische Grundlagen<br />
2.1 Demographie und Epidemiologie<br />
Die wachsende Zahl immer älter werden<strong>der</strong> Menschen bringt zwangsläufig eine im-<br />
mer größere Anzahl von <strong>Patienten</strong> mit sich. Demzufolge wird aus <strong>der</strong> früher be-<br />
schriebenen „Bevölkerungspyramide“ ein „Bevölkerungspilz“, welches die folgende<br />
Abbildung verdeutlichen soll:<br />
Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1950 bis 2050<br />
(Statistisches Bundesamt 2006)<br />
Für die Vorausberechnungen bis 2050 wurde u.a. angenommen,<br />
● dass die Geburtenhäufigkeit für den gesamten Berechnungs-<br />
zeitraum konstant <strong>bei</strong> 1,4 Kin<strong>der</strong>n pro Frau liegt und<br />
● dass die Lebenserwartung für Mädchen/Frauen 86,6 Jahre und<br />
Jungen/Männer 81,1 Jahre beträgt.<br />
Von den <strong>der</strong>zeit 82,5 Millionen Einwohnern wird die Zahl bis 2050 auf ca. 75 Millio-<br />
nen Einwohner sinken. Das entspricht in etwa <strong>der</strong> Bevölkerungszahl des Jahres<br />
1963. Zudem werden weniger Kin<strong>der</strong> auf die Welt kommen, als ältere Bürger ster-<br />
ben. Konkret bedeutet das, dass im Jahr 2050 über 50% <strong>der</strong> Bevölkerung älter als<br />
48 Jahre sein wird, 33% sogar älter als 60 Jahre. Diese Altersverschiebung wird sich
Theoretische Grundlagen<br />
nicht nur wirtschaftlich dramatisch auswirken, son<strong>der</strong>n auch gesundheitspolitische,<br />
medizinische und therapeutische Konsequenzen nach sich ziehen.<br />
Diese Entwicklung auf das Problemfeld „Arthrose“ fokussiert, lässt sich ungefähr ab-<br />
schätzen, welches <strong>Patienten</strong>aufkommen sich anbahnt. Diese Vermutung deckt sich<br />
mit den aktuellen Zahlen: etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden <strong>der</strong>zeit<br />
unter arthrotischen Gelenkbeschwerden. Betrachtet man den Zeitraum <strong>der</strong> letzten<br />
Monate, so hatten schätzungsweise 15 Mio. Menschen zumindest zeitweise Be-<br />
schwerden, wo<strong>bei</strong> es sich um eine gemeinsame Betrachtung von primärer und se-<br />
kundärer Arthrose handelt. Die Ursache <strong>der</strong> primären Arthrose ist vermutlich eine<br />
genetische Veranlagung, die sekundäre Arthrose entsteht insbeson<strong>der</strong>e nach trau-<br />
matischer Gelenkschädigung o<strong>der</strong> rezidivieren<strong>der</strong>, extremer mechanischer Belas-<br />
tung. Im Kindesalter kommen Arthrosen nahezu nicht vor, während sie im höheren<br />
Lebensalter sehr häufig auftreten. Statistisch gesehen erkranken Frauen ab dem 55.<br />
Lebensjahr häufiger als Männer <strong>der</strong> gleichen Altersgruppe, unabhängig von <strong>der</strong> Ge-<br />
lenklokalisation (Knie-, Hüft-, Handwurzel- o<strong>der</strong> Fingerendgelenke). Wegen <strong>der</strong> sich<br />
verschiebenden Altersstruktur wird die Häufigkeit <strong>der</strong> Arthrose in Zukunft zunehmen<br />
(Gesundheitsbericht für Deutschland 1998, Günther 2006).<br />
Im Jahr 2002 entstanden in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland arthrosebedingte Kos-<br />
ten in Höhe von ca. 7,2 Milliarden Euro, da<strong>bei</strong> entfielen etwa 2,2 Milliarden Euro auf<br />
männliche und etwa 5,0 Milliarden Euro auf weibliche <strong>Patienten</strong> (Statistisches Bun-<br />
desamt 2002). Filtert man die <strong>Patienten</strong> heraus, die sich wegen einer Koxarthrose in<br />
Behandlung befanden, ergibt sich folgendes Bild:<br />
Tabelle 1: Diagnosedaten <strong>der</strong> Vorsorge- o<strong>der</strong> Rehaeinrichtungen mit mehr als 100 Betten<br />
(Statistisches Bundesamt 2002)<br />
Alle Fälle Alle Fälle je<br />
100 000 Einwohner<br />
Pflegetage<br />
aller Fälle<br />
Durchschnittliche Verweildauer<br />
in Tagen<br />
Koxarthrose 103.187 125 2.270.030 22,0<br />
Die statistische Auswertung des „Deutschen Endoprothesen-Registers e.V.“ im Rah-<br />
men einer Multizenterstudie mit 42 Kliniken ergab hinsichtlich <strong>der</strong> Geschlechtervertei-<br />
5
6<br />
Theoretische Grundlagen<br />
lung <strong>bei</strong> Implantationen von Hüfttotalendoprothesen einen Frauenanteil von 63% und<br />
einen Männeranteil von 37% (Lang et al. 2005). Da<strong>bei</strong> lag das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />
Frauen <strong>bei</strong> 70 Jahren (Primäroperationen) bzw. 71 Jahren (Revisionsoperationen).<br />
Die Männer waren mit 65 bzw. 68 Jahren erheblich jünger. Bei den 50- bis 70-<br />
jährigen <strong>Patienten</strong> mit Primäroperation liegt <strong>der</strong> Männeranteil <strong>bei</strong> 52%, <strong>der</strong> Frauenan-<br />
teil <strong>bei</strong> 38%. Diese Verteilung kehrt sich <strong>bei</strong> den 70- bis 90-jährigen <strong>Patienten</strong> um:<br />
hier beträgt <strong>der</strong> Männeranteil 38%, <strong>der</strong> Frauenanteil 52%. Ob diese Umkehrung bzw.<br />
Verschiebung mit <strong>der</strong> höheren Lebenserwartung <strong>der</strong> Frauen korreliert, ist den Daten<br />
nicht zu entnehmen, kann aber vermutet werden.<br />
Die Auswertung des Nationalen Gesundheits-Surveys des Robert-Koch-Instituts als<br />
repräsentative Querschnittsuntersuchung identifizierte zudem eindeutig den Risiko-<br />
faktor „Übergewicht“ <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Entstehung von Arthrose, häufig in Verbindung mit Hy-<br />
pertonie und Hypercholesterinämie. Diese Konstellation plus Diabetes ist als „Meta-<br />
bolisches Syndrom“ bereits bekannt und unterstreicht nochmals die dringende Not-<br />
wendigkeit von mehr Bewegung bzw. Sport und bewusster Ernährung. Ar<strong>bei</strong>ter,<br />
Handwerker und Landwirte sind häufiger betroffen als Angestellte und Beamte, au-<br />
ßerdem treiben Arthrosepatienten signifikant weniger Sport (Schnei<strong>der</strong> 2005). Aller-<br />
dings muss insbeson<strong>der</strong>e jedoch unter dem zuletzt genannten Aspekt diskutiert wer-<br />
den, wann bestimmte sportliche Aktivitäten durch eine nachhaltige Überlastung eine<br />
Überbeanspruchung <strong>der</strong> Gelenke darstellen.<br />
Grundsätzlich scheinen die positiven Wirkungsweisen von Sport und Bewegung mit<br />
zunehmendem Lebensalter immer mehr in den Hintergrund zu treten:
Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 2: Sportliche Aktivität von wöchentlich zwei o<strong>der</strong> mehr Stunden<br />
(Kohler/Ziese 2004)<br />
Auffallend ist <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Sporttreiben und sozialer Schichtzuge-<br />
hörigkeit: fast die Hälfte aller Männer und Frauen aus <strong>der</strong> sozialen Unterschicht treibt<br />
wenig o<strong>der</strong> gar keinen Sport:<br />
Abbildung 3: Anteil Sporttreiben<strong>der</strong> nach Sozialschicht<br />
(Kohler/Ziese 2004)<br />
Allerdings ist dem Datenmaterial nicht eindeutig zu entnehmen, nach welchen Krite-<br />
rien „Sozialschicht“ definiert wurde, <strong>bei</strong>spielsweise nach dem Bildungsniveau o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Höhe des monatlichen Einkommens.<br />
7
8<br />
Theoretische Grundlagen<br />
2.1.1 Ursachen arthrotischer Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks<br />
Die Ursachen für die Entstehung einer Arthrose können vielfältig sein und liegen<br />
nicht nur in natürlichen Alterungsprozessen, Fehlbelastung, Verletzung o<strong>der</strong> Überlas-<br />
tung begründet, die auf Dauer die Belastungsfähigkeit des Gelenkknorpels über-<br />
schreiten. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe von potentiellen Ursachen, die allein<br />
o<strong>der</strong> in Kombination arthrotische Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks hervorrufen kön-<br />
nen. Die folgende Darstellung zeigt eine Übersicht:<br />
Entzündliche Gelenkerkrankungen<br />
(Rheumatoide Arthritis,<br />
septische Koxitis)<br />
Schenkelhalsfrakturen<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
(Hyperurikämie, Hypercholesterinämie)<br />
(Bild: Schönle 2004 c, S. 247)<br />
Degenerative Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Gelenktrauma<br />
(Intraartikuläre Frakturen,<br />
Luxationen)<br />
Deformitäten<br />
(Dysplasie,<br />
Morbus Perthes)
Theoretische Grundlagen<br />
Beson<strong>der</strong>s wichtig erscheint <strong>bei</strong> einer Koxarthrose die Differentialdiagnose einer<br />
Arthritis. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises ziehen an<strong>der</strong>e therapeuti-<br />
sche Maßnahmen nach sich und sollten möglichst frühzeitig medizinisch behandelt<br />
werden, damit eine weiterschreitende Knorpelzertörung verhin<strong>der</strong>t werden kann.<br />
Nach heutigem Stand werden nur noch selten monokausale Ursachen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ent-<br />
stehung einer Koxarthrose vermutet. Insofern ist auch die klassische Unterteilung in<br />
eine primäre (idiopathische) o<strong>der</strong> sekundäre Arthrose kritisch zu betrachten. Viel-<br />
mehr gibt es deutliche Zusammenhänge multifaktorieller Ursachen, so z.B. zwischen<br />
spezifischen Vorerkrankungen (Dysplasie) und großen mechanischen Belastungen<br />
(Leistungsfußballer, Landwirt). Ein weiterer Risikofaktor aus pathophysiologischer<br />
Perspektive scheint das femoroazetabuläre Impingement zu sein. Durch eine ver-<br />
mehrte Überdachung schlägt da<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Hüftkopf bzw. <strong>der</strong> Schenkelhals an den<br />
Pfannenrand an und nutzt sich zunehmend ab, so dass hier von einer progredienten<br />
Degeneration ausgegangen werden kann (Günther 2006).<br />
Neuere Untersuchungen belegen, dass die alleinige Interpretation von Röntgenauf-<br />
nahmen kaum ausreichend ist, um Aussagen zum Voranschreiten einer bereits vor-<br />
handenen Hüftgelenksarthrose zu tätigen. In Kombination mit klinischer Untersuch-<br />
nung und unter Verwendung spezieller Scores sind Röntgenuntersuchungen den-<br />
noch ein sinnvoller Bestandteil <strong>der</strong> Diagnostik (Reijman 2005).<br />
Nach Erkrankungen o<strong>der</strong> Traumen ist als Folge eine aseptische (ischämische) Hüft-<br />
kopfnekrose möglich, die nicht selten zur Implantation einer Hüftprothese führt. Gibt<br />
es keine offensichtlichen Grun<strong>der</strong>krankungen o<strong>der</strong> Traumen, spricht man von einer<br />
idiopathischen Hüftkopfnekrose (Vahlensieck 2002). Diese tritt häufig zwischen dem<br />
30. und 50. Lebensjahr auf und betrifft Männer zu 75% häufiger als Frauen.<br />
9
2.2 Anatomie<br />
10<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Wie alle großen Gelenke muss die Hüfte sowohl stabil als auch mobil sein. Als Ku-<br />
gelgelenk mit drei Freiheitsgraden (Extension / Flexion, Abduktion / Adduktion, In-<br />
nenrotation / Außenrotation) verbindet sie den Rumpf mit <strong>der</strong> unteren Extremität und<br />
soll das statische und dynamische Gleichgewicht kontrollieren. Für die da<strong>bei</strong> entste-<br />
henden Kräfte ist die Übertragung und Sicherung durch kräftige Muskeln und starke<br />
Bän<strong>der</strong> notwendig. Zu etwa 2 /3 wird <strong>der</strong> konkave Hüftkopf von <strong>der</strong> Fossa acetabulum,<br />
dem Labrum acetabulare und dem Lig. transversum acetabuli eingebettet, die die<br />
konvexe Hüftpfanne bilden.<br />
Abbildung 4: Hüftgelenk von ventral, dorsal und eröffnet (Netter 1989)
Theoretische Grundlagen<br />
Die Gelenkkapsel reicht über den Schenkelhals und wird durch die Ligg. iliofemorale,<br />
ischiofemorale und pubofemorale verstärkt, die somit zu einer weiteren Sicherung<br />
des Hüftgelenks <strong>bei</strong>tragen. Insbeson<strong>der</strong>e das Lig. iliofemorale (das von <strong>der</strong> Spina<br />
iliaca anterior inferior entspringt, sich nach distal fächerförmig erweitert und am Tro-<br />
chanter major bzw. <strong>der</strong> Linea intertrochanterica ansetzt), ist für ein ermüdungsarmes<br />
Stehen verantwortlich, <strong>bei</strong> dem nahezu keine muskuläre Aktivität vonnöten ist (Bas-<br />
majian/de Luca 1985). Die schrauben- o<strong>der</strong> spiralförmige Anordnung dieser Bän<strong>der</strong><br />
dient zur passiven Sicherung des Hüftgelenks.<br />
Abbildung 5: Übersichtsaufnahme Hüfte (Kummer 2005)<br />
Der Gelenk- bzw. Hüftkopf (Caput femoris) ist nahezu vollständig mit hyalinem Ge-<br />
lenkknorpel überzogen, <strong>der</strong> nur im Bereich des Lig. capitis femoris fehlt. Vom proxi-<br />
malen Femurschaftende (Corpus) zieht <strong>der</strong> Femurhals (Collum) nach schräg oben<br />
medial und endet im Gelenkkopf. Der Centrum-Collum-Diaphysenwinkel (CCD), also<br />
<strong>der</strong> Winkel zwischen Oberschenkelschaft und –hals, verän<strong>der</strong>t sich im Laufe eines<br />
Menschenlebens und wird zunehmend flacher, von etwa 145° <strong>bei</strong>m Kind über 128°<br />
<strong>bei</strong>m Erwachsenen bis zu 120° <strong>bei</strong>m Älteren (Cotta 1993). Durch diese Winkelab-<br />
nahme, verbunden mit einem altersbedingten Elastizitätsverlust <strong>der</strong> Spongiosa sowie<br />
Scherkräften <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Lastübertragung vom Hüftgelenk über den Schenkelhals auf<br />
den Femur steigt die Gefahr von Schenkelhalsfrakturen massiv an (Appell 1986).<br />
11
12<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Ausgehend von diesen Angaben gibt es bekannte anatomische Abweichungen, <strong>bei</strong>-<br />
spielsweise die Coxa vara (Centrum-Collum-Diaphysenwinkel kleiner als 125°) o<strong>der</strong><br />
die Coxa valga (Centrum-Collum-Diaphysenwinkel größer als 135°). Ebenso führt<br />
eine Epiphyseolysis capitis femoris zu einer Fehlstatik und im weiteren Verlauf oft-<br />
mals zu einer sekundären Hüftkopfnekrose.<br />
Die Vielzahl von Muskeln, die das Hüftgelenk umgeben und bewegen, lassen sich<br />
anhand ihrer Funktion klassifizieren:<br />
Extension: - M. gluteus maximus<br />
- M. biceps femoris<br />
- M. semitendinosus Mm. ischiocrurale<br />
- M. semimembranosus<br />
Flexion: - M. iliopsosas<br />
- M. tensor fasciae latae<br />
- M. rectus femoris<br />
- M. sartorius<br />
Abduktion: - M. gluteus medius<br />
- M. gluteus minimus<br />
- M. tensor fasciae latae<br />
Adduktion: - M. adductor magnus<br />
- M. adductor longus<br />
- M. adductor brevis<br />
- M. gracilis<br />
- M. pectineus<br />
Innenrotation: - M. tensor fasciae latae<br />
- M. adductor magnus<br />
- M. adductor longus<br />
- M. gracilis
Außenrotation: - M. piriformis<br />
- Mm. obturatorius<br />
- Mm. gemelli<br />
Theoretische Grundlagen<br />
- M. quadratus femoris<br />
Durch seine äußerst kräftige und robuste Konstruktion ist das Hüftgelenk im Sinne<br />
von reinen Kapsel-Band-Verletzungen seltener traumatisch erkrankt als an<strong>der</strong>e gro-<br />
ße Gelenke, wie z.B. das Knie- o<strong>der</strong> Schultergelenk. Vielmehr sind degenerative und<br />
entzündliche Prozesse die Ursache, oftmals auch kombiniert mit Schenkelhalsfraktu-<br />
ren (vgl. Appell 1986, Kapandji 1992, Jerosch 2002, Vahlensieck 2002).<br />
Die folgenden Übersichtsaufnahmen dienen zur möglichst genauen Veranschauli-<br />
chung einiger <strong>der</strong> benannten Muskelgruppen:<br />
Abbildung 6: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten<br />
Muskulatur von dorsal<br />
(Trunz-Carlisi 2003)<br />
Abbildung 7: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten<br />
Muskulatur von ventral<br />
(Trunz-Carlisi 2003)<br />
13
14<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Abbildungen 8 und 9: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von lateral und dorsal (Netter 1989)
2.3 Biomechanik<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk mit drei Freiheitsgraden. Die Normalwerte <strong>der</strong><br />
Bewegungsrichtungen sind für Erwachsene wie folgt definiert (Jerosch/Castro 2002):<br />
Extension: 10° - 15°<br />
Flexion: 130° - 140°<br />
Abduktion: 30° - 45° in Extension, 60° - 70° in 90°-Flexion<br />
Adduktion: 20° - 30°<br />
Innenrotation: 30° - 40° in Extension, 40° - 45° in 90°-Flexion<br />
Außenrotation: 40° - 50°<br />
Hier<strong>bei</strong> handelt es sich jedoch um Maximalwerte, die von <strong>der</strong> jeweils günstigsten Ge-<br />
lenkpositionierung abhängig sind. Für Extension und Flexion wäre so eine Positionie-<br />
rung eine leichte Abduktion <strong>bei</strong> neutraler Rotation. Abduktion und Adduktion sind <strong>bei</strong><br />
leichter Flexion und leichter Außenrotation am größten, während Innen- und Außen-<br />
rotation in Flexion am weitesten einzustellen sind (Cochran 1988).<br />
Grundlage für die Berechnung <strong>der</strong> resultierenden Gelenkkräfte war in früheren An-<br />
sätzen zumeist <strong>der</strong> statische Ein<strong>bei</strong>nstand (Pauwels 1973). Obwohl es <strong>der</strong> Dynamik<br />
und <strong>der</strong> Komplexität menschlichen Gehens, Laufens o<strong>der</strong> Springens <strong>bei</strong> weitem nicht<br />
Rechnung trägt, lassen sich an diesem Modell die wirkenden Kräfte anschaulich dar-<br />
stellen. Die Drehachse verläuft da<strong>bei</strong> sagittal-transversal durch den Hüftkopf und be-<br />
stimmt somit einen zweiarmigen Hebel bzw. einen Hebel 1. Ordnung. Das bedeutet,<br />
dass sich <strong>der</strong> Drehpunkt Hüftgelenk zwischen <strong>der</strong> Last und <strong>der</strong> aufzubringenden<br />
Kraft befindet. Da<strong>bei</strong> setzt sich das Drehmoment <strong>der</strong> Kraft aus dem Hebelarm <strong>der</strong><br />
Kraft (entspricht dem senkrechten Abstand zwischen Wirkungslinie <strong>der</strong> Kraft und<br />
dem Drehpunkt) und <strong>der</strong> aufzubringenden Abduktorenkraft zusammen. Demgegen-<br />
über stehen die Last (Körpergewicht ohne Stand<strong>bei</strong>n) und <strong>der</strong> Lastarm (senkrechter<br />
Abstand zwischen <strong>der</strong> Wirkungslinie <strong>der</strong> Last und dem Drehpunkt). Somit ergibt sich:<br />
Last x Lastarm = Kraft x Kraftarm.<br />
15
16<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Durch die Hebelverhältnisse Kraftarm (ca. 5 cm) zu Lastarm (ca. 14 cm) ergibt sich<br />
<strong>bei</strong>spielweise für einen 96kg schweren Mann die fogende Berechnung (Cochran<br />
1988, Hoster 1992):<br />
Körpergewicht G = 80 kg ( 5 /6 des Gesamtgewichts)<br />
Lastarm hG = 0,14 m<br />
Kraftarm hM = 0,05 m<br />
Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm<br />
X x 0,05 m = 800 N x 0,14 m<br />
X = 800 N x 0,14 m<br />
X = 2240 N<br />
hG<br />
hM<br />
G<br />
0,05 m<br />
Abbildung 10: Schematische Darstellung von wirkenden Kräften im Ein<strong>bei</strong>nstand<br />
(vgl. Pauwels 1973, Kummer 1985, Cochran 1988, Hoster 1992, Kapandji 1992)
Theoretische Grundlagen<br />
Die aufzubringende Kraft beträgt demnach in dem vorliegenden Berechnungs<strong>bei</strong>spiel<br />
2240 Newton. Da<strong>bei</strong> muss erwähnt werden, dass diese Form <strong>der</strong> Betrachtung des<br />
Ein<strong>bei</strong>nstandes zum einen stark vereinfacht ist (es werden keine dynamischen Kom-<br />
ponenten berücksichtigt), zum an<strong>der</strong>en nur die Hebelverhältnisse in <strong>der</strong> Frontalebe-<br />
ne betrachtet werden. Insofern wäre es nicht korrekt, ausschließlich von <strong>der</strong> Muskel-<br />
kraft zu sprechen, die von den Abduktoren zu leisten ist.<br />
Eine oftmals empfohlene Maßnahme für <strong>Patienten</strong> mit Hüftarthrose zielt auf eine<br />
möglichst deutliche Gewichtsreduktion ab. Die folgende Beispielrechnung mit einer<br />
angenommenen Gewichtsreduktion von 10 Kilogramm soll zeigen, dass sich die Ent-<br />
lastung des Hüftgelenks da<strong>bei</strong> in Grenzen hält:<br />
Körpergewicht G = 72 kg (etwa 5 /6 des Gesamtgewichts)<br />
Lastarm hG = 0,14 m<br />
Kraftarm hM = 0,05 m<br />
Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm<br />
F x 0,05 m = 720 N x 0,14 m<br />
F = 720 N x 0,14 m<br />
F = 2016 N<br />
0,05 m<br />
Vor dem Hintergrund dieser Beispielberechnung muss die o.g. Pauschalempfehlung<br />
zur Gewichtsreduktion relativiert werden, zumindest für Hüftpatienten. Bei Kniepati-<br />
enten führt eine Gewichtsreduktion aufgrund <strong>der</strong> axialen Gelenkentlastung zu einem<br />
effektiveren Ergebnis.<br />
Beson<strong>der</strong>s hohe Gelenkbelastungen treten während verschiedener Bewegungen und<br />
<strong>bei</strong> komplexen Bewegungsabläufen auf. Die gelenkübergreifenden Muskelkräfte so-<br />
wie die Zug- und Spannungskräfte von Faszien, Bän<strong>der</strong>n und Sehnen summieren<br />
sich zur Kontaktkraft im Gelenk: sie muss den variierenden statisch-dynamischen<br />
Belastungen entgegenwirken. Die Berechnung all dieser einfließenden Kraftgrößen<br />
stellt die eigentliche Problematik <strong>bei</strong> <strong>der</strong> mathematischen Ermittlung <strong>der</strong> Belastungen<br />
im Hüftgelenk dar und führt oftmals zu unzuverlässigen Resultaten (Bergmann<br />
17
18<br />
Theoretische Grundlagen<br />
1996). Bisweilen wurden fälschlicherweise schon <strong>bei</strong> normalem Gehen Kräfte bis<br />
zum 7-fachen des Körpergewichts ermittelt (Crowinshield 1978). An<strong>der</strong>e Autoren ga-<br />
ben Kräfte zwischen dem 5 – 5,8-fachen (Denoth 1987) bzw. dem 3,5-fachen (Wolff<br />
1990) des Körpergewichts an, wo<strong>bei</strong> die letztgenannten Ergebnisse aufgrund tele-<br />
metrischer Belastungsmessungen am ehesten realistisch erscheinen. In die Arthro-<br />
plastik integrierte Dehnmessstreifen lieferten entsprechendes Datenmaterial.<br />
2.3.1 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> Alltagsaktivitäten<br />
Noch zuverlässigere Daten ergaben in vivo-Messungen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit implantier-<br />
ter Hüftprothese. Verschiedene Aktivitäten und ein mehrjähriger Beobachtungszeit-<br />
raum lieferten neue Erkenntnisse zu den Belastungsmerkmalen (Hodge 1986, Berg-<br />
mann 1990, 1993 a, 1993 b, 1995 a, 1995 b, 1997, 2001 a, 2001 b, 2001 c), ebenso<br />
ein neuartiges Berechnungsmodell <strong>der</strong> „inversen Dynamik“, das die auftretenden<br />
Kräfte <strong>der</strong> beteiligten Komponenten zeitabhängig ermittelt (Heller 2001).<br />
Abbildung 11: Komponenten <strong>der</strong> Gesamtkraft F am Kopf einer Hüftgelenkprothese<br />
(Bergmann 2001 d)
Theoretische Grundlagen<br />
Die Kraft F setzt sich da<strong>bei</strong> aus den Wirkungsrichtungen „außen“ (Fx), „hinten“ (Fy)<br />
und „unten“ (Fz) zusammen, die allesamt auf den Hüftkopf einwirken.<br />
In den folgenden Beispielen wird die Gesamtkraft F in Prozent vom Körpergewicht<br />
angegeben: 350% entsprechen demnach dem 3,5-fachen des Körpergewichts und<br />
würden als 350% BW (= body weight) angegeben.<br />
2.3.1.1 Stehen<br />
Für das <strong>bei</strong>d<strong>bei</strong>nige Stehen wären rein statisch 33% BW ausreichend, tatsächlich<br />
jedoch konnten 70 – 100% BW gemessen werden (Bergmann 2004). Ursache dafür<br />
sind Muskelaktivitäten zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Körperposition. Sie sind somit weni-<br />
ger aktiv, son<strong>der</strong>n vielmehr antagonistisch und synergistisch zu klassifizieren. Beim<br />
Ein<strong>bei</strong>nstand liegt die Belastung <strong>bei</strong> etwa 250% BW und somit etwas niedriger als im<br />
o.g. Berechnungsmodell (Bergmann 2004, vgl. Pauwels 1973).<br />
2.3.1.2 Gehen<br />
Beim Gehen sind die Belastungen in erster Linie geschwindigkeitsabhängig, wo<strong>bei</strong><br />
die maximale Kraft kurz nach dem Auftreten (Fersenaufsatz) gemessen wird (Berg-<br />
mann 1993 a). Den Zusammenhang von Gehgeschwindigkeit und Gelenkbelastung<br />
zeigt die folgende Tabelle in angenäherten bzw. gemittelten Werten <strong>der</strong> zugrunde<br />
liegenden Quellen:<br />
19
20<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Tabelle 2: Relation von Gehgeschwindigkeit und wirkenden Kräften im Hüftgelenk<br />
(vgl. Bergmann 2004, Schönle 2004 a, Bergmann 1993 a, Bergmann 2001 c)<br />
Gehgeschwindigkeit % BW<br />
2 km/h 260<br />
3 km/h 290<br />
4 km/h 325<br />
5 km/h 425<br />
6 km/h 470<br />
7 km/h 500<br />
Die folgende Abbildung veranschaulicht die Belastungsverteilung <strong>bei</strong> 2 km/h:<br />
Abbildung 12: Gehen auf dem Laufband mit 2 km/h (Bergmann 1993 a)<br />
Bei <strong>Patienten</strong> mit einer starken Arthrose o<strong>der</strong> einer frisch implantierten Hüftprothese<br />
lässt sich oft das Zeichen nach Duchenne feststellen, das sogenannte „Schmerzhin-<br />
ken“. Da<strong>bei</strong> wird <strong>der</strong> Oberkörper während <strong>der</strong> Stand<strong>bei</strong>nphase zur betroffenen Seite<br />
geneigt. Dieses scheinbar paradoxe Verhalten macht sehr wohl Sinn: <strong>der</strong> Patient<br />
„verschiebt“ den Körperschwerpunkt Richtung betroffenes Gelenk, <strong>der</strong> Lastarm wird
Theoretische Grundlagen<br />
kürzer, die für die Stand<strong>bei</strong>nphase notwendige Kontaktkraft fällt deutlich geringer<br />
aus, die geringere Gelenkkompression führt zu weniger Schmerzen.<br />
Dieses Prinzip kommt <strong>bei</strong> operativer Versorgung eines dysplastischen Hüftgelenks<br />
durch Implantation einer Hüfttotalendoprothese zur Anwendung, d.h. die Biomecha-<br />
nik des Gelenks wird in diesem Fall dahingehend verän<strong>der</strong>t, dass eine Distalisierung<br />
des Hüftgelenkzentrums vorgenommen wird. Die Reduktion <strong>der</strong> notwendigen Ge-<br />
lenkkraft kann operativ durch einen flachen CCD-Winkel erreicht werden (Carls<br />
2002). Der Centrum-Collum-Diaphysenwinkel wird von <strong>der</strong> Oberschenkelhalsachse<br />
und <strong>der</strong> Achse <strong>der</strong> Femurdiaphyse gebildet (Pschyrembel 1994).<br />
Aus diesem Grund sollten <strong>Patienten</strong> mit unilateralen Hüftgelenksbeschwerden ihre<br />
Einkaufstasche o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Zusatzlasten möglichst auf <strong>der</strong> betroffenen Seite tragen.<br />
Diese Maßnahme hat den gleichen biomechanischen Effekt wie das beschriebene<br />
Duchenne-Hinken. Allerdings sollte langfristig dieser Zustand <strong>der</strong> muskulären Dysba-<br />
lance behoben werden, damit das contralaterale Hüftgelenk sowie die Wirbelsäule<br />
nicht überproportional hoch beansprucht werden.<br />
Ähnlich dem Duchenne-Hinken funktioniert <strong>der</strong> Kompensationsmechanismus des<br />
„Insuffizienzhinkens“ nach Trendelenburg. Da<strong>bei</strong> sinkt das Becken während <strong>der</strong><br />
Stand<strong>bei</strong>nphase <strong>der</strong> betroffenen Seite zur gesunden Seite ab. Auch hier wird somit<br />
letztendlich <strong>der</strong> Oberkörper auf die betroffene Seite verlagert, die notwendige Kraft<br />
also verringert (Jerosch 2002). Ob es sich um ein Trendelenburg- o<strong>der</strong> Duchenne-<br />
Hinken handelt, kann mit Hilfe des Trendelenburg-Zeichens differenziert werden: das<br />
gesunde Bein wird <strong>bei</strong> gestreckter Hüfte 90° im Kniegelenk gebeugt. Kippt das Be-<br />
cken zur unbelasteten Seite ab, ist das Zeichen positiv. Zur weiteren Differenzierung<br />
unterscheidet man in<br />
Grad I: unsicherer Ein<strong>bei</strong>nstand, Erschöpfungshinken;<br />
Grad II: Becken sinkt ab, kaum Oberkörperverlagerung;<br />
Grad III: Becken sinkt vollständig ab, deutliche Oberkörperverla-<br />
gerung, Ein<strong>bei</strong>nstand kaum noch möglich.<br />
(Cotta 1993, Jerosch 2005)<br />
21
22<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die mit Abstand höchsten Werte wurden <strong>bei</strong>m leichten Stolpern gemessen (bis zu<br />
870% BW). Scheinbar werden reflektorisch alle verfügbaren Muskeln maximal akti-<br />
viert, um das Gelenk zu fixieren und einen Sturz zu verhin<strong>der</strong>n. Die da<strong>bei</strong> frei wer-<br />
denden Kräfte können <strong>der</strong>artig hoch sein, dass insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> frühen postope-<br />
rativen Phase nach Implantation einer zementfreien Hüftendoprothese die Osteoin-<br />
tegration beeinträchtigt werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong>m längeren Gehen ist – je<br />
nach Kombination <strong>der</strong> Materialeigenschaften – eine Erwärmung des Implantats<br />
möglich (Bergmann 2001 a). Vermutlich sind individuelle Parameter verantwortlich<br />
wie<br />
● Synoviavolumen,<br />
● synoviale Schmiereigenschaften und<br />
● deutliches Übergewicht.<br />
2.3.1.3 Treppensteigen<br />
Die Gelenkbelastungen <strong>bei</strong>m Treppensteigen entsprechen im Wesentlichen denen<br />
des normalen Gehens (3 – 4 km/h). Dieses gilt insbeson<strong>der</strong>e für das treppauf Gehen.<br />
Beim treppab Gehen können z.T. hohe Kraftspitzen beobachtet werden, die durch<br />
ein hartes Aufsetzen <strong>der</strong> Ferse zu erklären sind, wie in entsprechenden Studien ein-<br />
drucksvoll bewiesen werden konnte (Heller 2001, Bergmann 2001 c).<br />
Aufstehen von einem Stuhl belastet das Hüftgelenk zwischen 50% und 105% BW,<br />
hinsetzen 55% bis 90% BW. Interessanterweise scheinen die Sitzhöhe und das Ab-<br />
stützen auf Armlehnen kaum Einfluss auf die Belastung zu haben (Bergmann 2001c).<br />
Ein Jahr nach einer Operation sind die Hüftgelenkkräfte um etwa 60% größer als 6<br />
Monate nach <strong>der</strong> Operation (Schönle 2005 a). Der Grund hierfür ist in <strong>der</strong> trainierte-<br />
ren und leistungsfähigeren Muskulatur zu suchen.
Theoretische Grundlagen<br />
2.3.2 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> ausgesuchten sportlichen Aktivitäten<br />
Die „Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention“ (DGSP) definiert die<br />
allgemeinen Voraussetzungen für die Sportfähigkeit <strong>bei</strong> TEP-<strong>Patienten</strong> wie folgt<br />
(Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention 2006):<br />
● keine prothesenbedingten Ruhe- o<strong>der</strong> Belastungsschmerzen<br />
● stabile Herz-Kreislauf-Verhältnisse (Belastungs-EKG <strong>bei</strong> Patien-<br />
ten, die älter als 40 Jahre sind)<br />
● OP mindestens 6 Monate zurückliegend (reizlose Narbenver-<br />
hältnisse, keine Entzündungszeichen)<br />
● funktionelles Gangbild (kein Hinken, keine Gehhilfen, problem-<br />
loses Treppensteigen, keine Varusstellung, keine signifikanten<br />
Beinlängendifferenzen)<br />
● radiologisch keine Zeichen <strong>der</strong> Lockerung, Osteoporose, Va-<br />
rusposition<br />
● Stabilisierung <strong>der</strong> Glutealmuskulatur (Muskelfunktionswerte 4-5,<br />
negatives Zeichen nach Trendelenburg, kein Duchenne-<br />
Zeichen)<br />
● angemessenes Bewegungsausmaß des Gelenkes (Extension<br />
bis 0° möglich, keine Kontraktur)<br />
Da<strong>bei</strong> publiziert die DGSP auf ihrer Website folgende Klassifikation:<br />
23
24<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Beson<strong>der</strong>s geeignete Disziplinen sind:<br />
• Wan<strong>der</strong>n<br />
• Walking<br />
• Schwimmen (Kraul<strong>bei</strong>nschlag)<br />
• Skilanglauf (Diagonalschritt)<br />
• Radfahren (Damenrad ohne Querstange, alternativ Heimtrainer)<br />
• Gymnastik (Dehnungs- und Kräftigungsübungen)<br />
• Ru<strong>der</strong>n<br />
• Paddeln<br />
Bedingt geeignete Sportarten sind:<br />
● Jogging<br />
● Golf<br />
● Tischtennis<br />
● Kegeln<br />
Wenig geeignete Sportarten sind:<br />
● Alpiner Skilauf<br />
● Tennis<br />
● Ballspiele<br />
● Reiten<br />
Weiter heißt es:<br />
● Leichtathletik (Sprung- und Schnellkraftdisziplinen)<br />
„Grundsätzlich sind Sportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko, die<br />
gleichzeitig auch zu höheren Belastungen des Kunstgelenkes füh-<br />
ren können, für TEP-<strong>Patienten</strong> wenig geeignet. An<strong>der</strong>erseits gibt es<br />
keinen statistisch gesicherten Beleg dafür, dass <strong>bei</strong> Sportarten, die<br />
diesen Kriterien entsprechen, häufiger Lockerungen auftreten. Un-<br />
geachtet dessen gelten aber in jedem Fall <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Beratung auch<br />
für diese Sportarten die erwähnten allgemeinen und individuellen<br />
Voraussetzungen <strong>der</strong> Sportfähigkeit <strong>bei</strong> Endoprothesenträgern und
Theoretische Grundlagen<br />
die Notwendigkeit des Vermeidens kontraindizierter Bewegungs-<br />
formen.“<br />
Für den pädagogisch ar<strong>bei</strong>tenden Sporttherapeuten, <strong>der</strong> neben funktionellen Ver-<br />
besserungen seine <strong>Patienten</strong> unter psychosozialen <strong>Aspekte</strong>n auch zu „Lifetime-<br />
Sportarten“ motivieren will, ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> zweite Satz dieses Zitats von Be-<br />
deutung. An<strong>der</strong>s gesagt: bevor ein passionierter Tennisspieler nach Implantation ei-<br />
ner zementfreien Hüfttotalendoprothese gar nichts mehr unternimmt, weil er ein<br />
sportartspezifisches Verbot von seinen Ärzten und Therapeuten erhalten hat, und ihn<br />
zudem an<strong>der</strong>e sportliche Betätigungen nicht interessieren, muss vor diesem Hinter-<br />
grund diskutiert werden, ob die o.g. Empfehlungen in dieser Form haltbar sind. Eine<br />
komplikationslose postoperative Phase – insbeson<strong>der</strong>e in den ersten 12 Wochen –,<br />
eine befundlose klinische Untersuchung sowie eine röntgenologisch gesicherte Os-<br />
seointegration sollten diesen besagten <strong>Patienten</strong> seinen Sport wie<strong>der</strong> ausüben las-<br />
sen dürfen. Empfehlungen könnten bespielsweise sein:<br />
● Möglichst auf Sand spielen, stumpfe und sehr harte Beläge ver-<br />
meiden.<br />
● Vorzugsweise Doppel spielen, die Belastungen sind deutlich ge-<br />
ringer.<br />
● Bewegungen möglichst je<strong>der</strong>zeit gut kontrollieren können, nicht<br />
bis zur totalen Erschöpfung spielen.<br />
Unabhängig davon bleibt festzuhalten, dass <strong>bei</strong> jüngeren <strong>Patienten</strong> die Lockerungs-<br />
quote höher zu sein scheint als <strong>bei</strong> älteren Menschen (Zilkens 1990, Malchau 1996,<br />
Espehaug 1997), an<strong>der</strong>erseits sportliche aktive <strong>Patienten</strong> weniger Beschwerden an-<br />
geben als die sportlich inaktiven (Dubs 1983, von Strempel 1992) . Ob für das Phä-<br />
nomen <strong>der</strong> fühzeitigen Lockerung tatsächlich sportliche Hobbys verantwortlich sind,<br />
kann <strong>der</strong>zeit noch nicht eindeutig beantwortet werden.<br />
25
26<br />
Theoretische Grundlagen<br />
2.3.2.1 Radfahren und Ergometertraining<br />
Eine <strong>der</strong> häufigsten Empfehlungen <strong>bei</strong> Hüftgelenksbeschwerden ist des Radfahren<br />
bzw. Ergometertraining. Die da<strong>bei</strong> auftretenden Pedalkräfte sind nicht nur vom Watt-<br />
wi<strong>der</strong>stand, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Umdrehungsgeschwindigkeit abhängig. Das soll<br />
die folgende Tabelle verdeutlichen:<br />
Tabelle 3: Pedalkräfte in kg in Abhängigkeit von Wattwi<strong>der</strong>stand und Umdrehungsgeschwindigkeit<br />
(Jöllenbeck 2005 a)<br />
60 1 /min 80 1 /min 100 1 /min<br />
25 Watt 16,0 17,1 19,5<br />
50 Watt 19,3 19,7 21,3<br />
75 Watt 22,6 22,3 23,1<br />
100 Watt 25,9 24,9 24,9<br />
150 Watt 32,5 30,1 28,5<br />
200 Watt 39,1 35,3 32,1<br />
250 Watt 45,7 40,5 35,7<br />
Es scheint, als seien bis 100 Watt niedrigere, über 100 Watt höhere Drehzahlen<br />
günstiger. Bei geringeren Drehzahlen entstehen höhere schwankungsbedingte ma-<br />
ximale Pedalkräfte, die in <strong>der</strong> Startphase <strong>bei</strong> einer Tretkurbelstellung von 0 – 90° bis<br />
zu 60 kg anwachsen können. Somit sind die Pedalkräfte in <strong>der</strong> Startphase deutlich<br />
höher als bisher angenommen (Jöllenbeck 2005 a).<br />
Lange Zeit galten Rotationskräfte als verantwortlich für eine erhöhte Lockerungsquo-<br />
te <strong>bei</strong> Hüftprothesen (Heimel 1996, Wirtz 1998). Setzte man die daraus resultieren-<br />
den Empfehlungen konsequent um, sollten zementfreie Hüfttotalendoprothesen in<br />
den ersten 12 postoperativen Wochen nicht größer als 25 Watt auf dem Fahrra<strong>der</strong>-<br />
gometer belastet werden. Diese für Lockerungen verantwortlich gemachte Rotati-<br />
onsbewegungen im Hüftgelenk konnten in neueren Untersuchungen zum Ergometer-<br />
training nicht festgestellt werden (Jöllenbeck 2005 a).
Theoretische Grundlagen<br />
Legt man ein Teilergebnis von Jöllenbeck zugrunde, werden für das Drücken von<br />
100 Watt Wi<strong>der</strong>stand <strong>bei</strong> 60 1 /min 25 kp benötigt. Nach Abzug des Beineigengewichts<br />
von etwa 10 kp verbleiben 15 kp, die die ischiocrurale Muskulatur (M. biceps femoris,<br />
M. semitendinosus, M. semimembranosus), die neben dem M. gluteus maximus für<br />
die Hüftextension verantwortlich ist, zu bewältigen hat. Die nachfolgende Abbildung<br />
zeigt das ungünstigste Kraftverhältnis, das entstehen kann:<br />
Abbildung 13: Ungünstigstes Kraftverhältnis Lastarm (L) zu Kraftarm (K)<br />
(Schönle 2005 b)<br />
Das Verhältnis Lastarm (Länge des Femur) zu Kraftarm (Abstand Tuber ischiadicum<br />
– Zentrum Hüftgelenk) beträgt <strong>bei</strong> 90° Flexion im Knie- und Hüftgelenk 5:1. Ausge-<br />
hend von den o.g. 15 kp ergibt sich daraus eine Kompressionskraft von 5 x 15 kp,<br />
also 75 kp. Ausgehend von diesem Berechnungs<strong>bei</strong>spiel lässt sich die Belastung auf<br />
dem Fahrra<strong>der</strong>gometer relativ sicher steuern (Schönle 2001), sofern <strong>der</strong> Patient eine<br />
entsprechende Compliance zeigt. Auch das Fahren auf einem normalen Fahrrad ist<br />
nach <strong>der</strong> 12. postoperativen Woche (Osseointegration!) zu empfehlen (von Strempel<br />
1992, Jerosch 1997), allerdings sollte ein sicherer Umgang mit dem Rad gewährleis-<br />
tet sein (Sturzgefahr, Geländeprofil).<br />
27
2.3.2.2 Nordic Walking und Walking<br />
28<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Eine weitere Sportart, die <strong>bei</strong> Hüftgelenksbeschwerden oftmals empfohlen wird, ist<br />
das Nordic-Walking. Entgegen weitläufiger Meinung handelt es sich hier<strong>bei</strong> mitnich-<br />
ten um eine Gelenkentlastung, vielmehr um eine Gelenkbelastung. Sofern die Stöcke<br />
vertikalisierend eingesetzt werden, können sie noch am ehesten zu einer Entlastung<br />
<strong>bei</strong>tragen. Da die Stöcke jedoch in den meisten Fällen zum Vorschub eingesetzt wer-<br />
den und somit die Gehgeschwindigkeit erhöhten, resultieren aus dieser Geschwin-<br />
digkeitszunahme oftmals höhere Gelenkbelastungen, wie in neueren Untersuchun-<br />
gen eindrucksvoll nachgewiesen werden konnte (Burger 2005, Hennig 2005, Jöllen-<br />
beck 2005 b, Schwirtz 2005, Streich 2005).<br />
Die Abbildung 14 veranschaulicht beeindruckend die Problematik: die vertikalen Bo-<br />
denreaktionskräfte im Moment des Fußaufsatzes sind <strong>bei</strong>m Nordic Walking etwa 3%<br />
höher als <strong>bei</strong>m Walking. Wenn man zudem bedenkt, dass die Bodenreaktionskräfte<br />
<strong>bei</strong><strong>der</strong> Sportarten bereits 20 – 40% über denen des normalen Gehens liegen, ist die<br />
Aussage einer angeblichen Gelenkentlastung nicht mehr haltbar. Ebenso ist die Be-<br />
schaffenheit des Untergrundes nicht von Bedeutung, was für das Gehen schon in<br />
früheren Studien nachgewiesen werden konnte (Bergmann 1996). Insofern muss die<br />
Behauptung, dass Nordic-Walking die untere Extremität entlastet, eindeutig als un-<br />
korrekt bezeichnet werden. Nur wenn die Stöcke bewusst und nachhaltig in <strong>der</strong> Ver-<br />
tikalen eingesetzt werden, ist eine Entlastung möglich. Da sie aber – wie <strong>bei</strong>m Nor-<br />
dic-Walking üblich – hinter dem Körperschwerpunkt eingesetzt werden und über die<br />
Arme den Vorschub forcieren, kommt es zu einer Belastungszunahme im Sinne einer<br />
erhöhten Gelenkkompression. Diese muss nicht zwangsläufig pathologisch wirken,<br />
ist aber den Belastungen eines lädierten o<strong>der</strong> operierten Hüftgelenks nicht unbedingt<br />
zuträglich.
Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 14: Bodenreaktionskräfte <strong>bei</strong>m Walking und Nordic Walking (Jöllenbeck 2005 c)<br />
2.3.2.3 Laufen und Jogging<br />
Laufen bzw. Jogging auf einem weichen Bodenbelag führt womöglich zu einer höhe-<br />
ren Belastung im Hüftgelenk, da das Bestreben des Körpers nach Stabilität verstärk-<br />
te Muskelaktivitäten nach sich zieht (Bergmann 1996, 2001 c). Bei einer Laufge-<br />
schwindigkeit von 7 km/h konnten etwa 500% BW, <strong>bei</strong> 8 km/h etwa 550% BW ge-<br />
messen werden (Jerosch 1996, Bergmann 2004). Interessanterweise sind die Ge-<br />
lenkbelastungen <strong>bei</strong> 9 und 10 km/h nur unwesentlich höher (Schönle 2005 b).<br />
2.3.2.4 Schwimmen<br />
Schwimmen sollte in den ersten 12 Wochen post-OP möglichst mit dem Kraul<strong>bei</strong>n-<br />
schlag o<strong>der</strong> einer „Paddelbewegung“ <strong>der</strong> Beine erfolgen. Nach Ablauf <strong>der</strong> drei Mona-<br />
te kann auch das Brustschwimmen mit <strong>der</strong> schwimmstiltypischen Beingrätsche prak-<br />
tiziert werden.<br />
29
2.3.2.5 Wan<strong>der</strong>n<br />
30<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Kaum eine „Sportart“ erfreut sich solcher Zuwachsraten wie das Wan<strong>der</strong>n. Inzwi-<br />
schen auch <strong>bei</strong> jüngeren Menschen beliebt, sind es doch überwiegend ältere Aktive,<br />
die den freizeitpädagogischen Wert des Wan<strong>der</strong>ns zu schätzen wissen, die aber<br />
auch primär die Gruppe <strong>der</strong> Endoprothesenträger repräsentieren. Ausgehend von<br />
den o.g. Ergebnissen zum Gehen und Walking sollte man TEP-<strong>Patienten</strong> empfehlen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong>m Bergabwan<strong>der</strong>n Stöcke zu benutzen, allerdings müssen die Stö-<br />
cke auch aktiv und bewusst eingesetzt werden. Grundsätzlich ist das Bergabgehen<br />
belasten<strong>der</strong> als das Bergaufgehen. Unter Umständen (Erschöpfung, rutschiger Un-<br />
tergrund, schlechte Sicht) ist bergab eine Bergbahnbenutzung anzuraten, damit ein<br />
Stolpern o<strong>der</strong> gar Stürzen ausgeschlossen werden kann (Schönle 2004 c).<br />
2.3.3 Kontraindikationen zu Sport mit Endoprothese<br />
Auch wenn eine sportlich-aktive Lebensweise nach Implantation einer Hüfttotalen-<br />
doprothese wünschenswert ist, so gibt es doch eindeutige Kontraindikationen zum<br />
Sport mit Endoprothese. Dieses sind <strong>bei</strong>spielsweise:<br />
● Gelenkinfektionen,<br />
● Instabilität einer <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Prothesenkomponenten,<br />
● Impingement,<br />
● Osteoporose,<br />
● Zustand nach Luxation <strong>der</strong> Endoprothese,<br />
● Revisionsoperationen,<br />
● Ausgeprägte Muskelinsuffizienz,<br />
● Ausgeprägte Beinlängendifferenzen.<br />
(Jerosch 1996, DGSP 2006)<br />
Insofern gibt es keine Pauschalempfehlungen „Pro“ o<strong>der</strong> „Contra“ bestimmter Sport-<br />
arten, vielmehr ist eine individuelle Beratung notwendig, die die Wünsche des Patien-
Theoretische Grundlagen<br />
ten auf <strong>der</strong> Basis seines Trainingszustandes und seiner sportlichen Vorerfahrungen<br />
berücksichtigt:<br />
− erfahrene Skifahrer werden kein Problem <strong>bei</strong>m lockeren Hinuntergleiten eines<br />
Hanges haben, solange sie nicht im hohen Tempo eine Buckelpiste bezwingen<br />
wollen.<br />
− Rennradfahrer, die 4 Wochen post-OP eine 20%-tige Steigung hinaufklettern<br />
müssen, damit ihr Leistungsrückstand auf die Trainingspartner nicht zu groß<br />
wird, gefährden die Osseointegration ihres Implantats.<br />
− Inlineskater sollten lange Gleitphasen mit Rumpfflexion anstreben, ohne da<strong>bei</strong><br />
die Abduktion im Hüftgelenk zu sehr zu forcieren, ggf. Protektoren tragen.<br />
Diese wenigen Beispiele sollen verdeutlichen, dass unter den o.g. Voraussetzungen<br />
und <strong>bei</strong> entsprechen<strong>der</strong> Compliance des <strong>Patienten</strong> ein kontrollierter, dosierter und<br />
mo<strong>der</strong>ater Sport möglich ist, <strong>der</strong> letztendlich mehr zur körperlichen und psychischen<br />
Gesundheit des <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong>tragen kann, als ein generelles Sportverbot.<br />
31
2.4 Operative Versorgung<br />
2.4.1 Zugänge<br />
32<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die Implantation einer Hüfttotalendoprothese kann über unterschiedliche operative<br />
Zugangswege erfolgen. Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick <strong>der</strong> gängigen<br />
Techniken (Springorum 2004, Heisel 2006):<br />
● Der laterale Zugang nach Bauer. Diese Zugangsmöglichkeit hat<br />
den ventrolateralen Zugang nach Watson-Jones weitestgehend<br />
abgelöst und kann als Golden Standard bezeichnet werden.<br />
● Der dorsale Zugang nach Gibson. Diese Möglichkeit kommt<br />
häufig <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Implantation einer Kappenprothese nach McMinn<br />
zum Einsatz.<br />
● Der ventrale Zugang nach Smith-Peterson. Diese Technik er-<br />
möglicht eine äußerst exakte Positionierung <strong>der</strong> Hüftpfanne.<br />
● Der minimalinvasive Zugang. Hier<strong>bei</strong> werden keine Muskeln<br />
durchtrennt o<strong>der</strong> abgelöst.<br />
Welcher Zugangsweg vom Operateur gewählt wird, hängt demnach von <strong>der</strong> Implan-<br />
tatspositionierung und dem Prothesentyp ab. Es existieren etwa 150 verschiedene<br />
Modelle auf dem Markt (Springorum 2004), weltweit sogar etwa 400.<br />
Neben den etablierten Techniken wird <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> minimalinvasive Zugang intensiv<br />
diskutiert. Da<strong>bei</strong> wird mit Hilfe von Spreizzangen und –haken eine Durchtrennung<br />
o<strong>der</strong> Ablösung vom M. gluteus medius und M. tensor fasciae latae vermieden. Die<br />
Vorteile dieser Technik im Überblick:
Theoretische Grundlagen<br />
● Reduktion des Weichteiltraumas und deutliche Verkürzung des<br />
Zugangs (5-10 cm),<br />
● Schonung <strong>der</strong> Muskelansätze und Sehnen,<br />
● Reduktion <strong>der</strong> postoperativen Schmerzen,<br />
● Reduktion des Blutverlustes und raschere Mobilisation.<br />
(Roth 2006)<br />
Daraus resultierend ergeben sich eine schnellere Wundheilung und eine frühzeitige<br />
Belastungsfähigkeit, die in den nachfolgenden Rehabilitationsmaßnahmen von Vor-<br />
teil sind. Allerdings haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass drei Monate post-<br />
operativ die minimalinvasive Technik gegenüber den klassischen Zugangswegen<br />
keinen Vorteil in puncto Restbeschwerdesymptomatik und Funktionsscore vorweisen<br />
kann (Berry 2006), auch liegen noch keine Ergebnisse auf einem hohen Evidenzni-<br />
veau vor (Roth 2006). Angesichts kürzerer Liegezeiten und weiterer Kostenreduktio-<br />
nen im Gesundheitswesen könnte diese Technik trotzdem zukunftsweisend sein.<br />
Die minimalinvasive Hüftendoprothetik unterliegt ebenfalls verschiedenen Techniken<br />
und Zugangswegen. Eine vergleichende Übersicht zeigt die folgende Tabelle:<br />
Tabelle 4: Vergleich unterschiedlicher Zugänge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> minimalinvasiven Hüftendoprothetik<br />
(Jerosch 2005)<br />
Verfahren Standardinstrumente<br />
Minimalinvasiv<br />
anterolateral<br />
(ALMI)<br />
Minimalinvasiv<br />
posterolateral<br />
Minimalinvasiv<br />
posterior<br />
Intraoperative<br />
Übersicht<br />
Sofortige<br />
Belastbarkeit<br />
Kosmetik Blutverlustminimierung <br />
Gewebsschonened<br />
+ + +++++ +++ ++ +++<br />
- - + + + -<br />
- + (+) (+) + -<br />
Mini-Inzision - - (+) (+) (+) (+)<br />
Konventionell + + - - - -<br />
33
34<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Trotz aller offensichtlicher Vorteile ist auch diese Variante nicht frei von Risiken, was<br />
durch den Begriff „minimalinvasiv“ fälschlicherweise suggeriert werden könnte. Fehl-<br />
positionierungen des Implantats und Schädigung neuraler Strukturen (N. cutaneus<br />
femoralis lateralis) sind Risiken, die in weiteren Untersuchungen bereits beobachtet<br />
werden konnten (Wohlrab 2004).<br />
Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> nach dem bisherigen Sachstand noch nicht eingehend er-<br />
forscht wurde, ist <strong>der</strong> Erhalt von körpereigenem Knochenmaterial. Gerade im Hin-<br />
blick auf zukünftige Revisionsoperationen stellt dieser Vorteil <strong>der</strong> minimalinvasiven<br />
Hüftendoprothetik einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar.<br />
2.4.2 Implantate und Prothesenform<br />
Neben <strong>der</strong> Verankerungstechnik unterscheiden sich Hüftprothesen z.T. deutlich in<br />
Form, Schwingungsverhalten, Biegefestigkeit und Material (Keramik, Metall, Kunst-<br />
stoffe). Welches Modell letztendlich zum Einsatz kommt, hängt im großem Maße vom<br />
Alter und Aktivitätsgrad des <strong>Patienten</strong> ab, ebenso von <strong>der</strong> Knochenfestigkeit und wei-<br />
terer Parameter. Eine sorgfältige und patientenzentrierte Vorplanung entscheidet in<br />
großem Maße über die Standzeit einer Prothese (Ahnfelt 1990, Malchau 1996).<br />
Hüftprothesen können zementiert, teilzementiert o<strong>der</strong> zementfrei implantiert werden.<br />
Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile. Bei <strong>der</strong> zementierten Technik wird die Pro-<br />
these in <strong>der</strong> Hüftpfanne bzw. <strong>der</strong> ausgefrästen Knochenröhre des Femurs unter Ver-<br />
wendung eines selbstpolymerisierenden Kunststoffs (= „Knochenzement“) festge-<br />
klebt, <strong>der</strong> innerhalb kurzer Zeit aushärtet. Die Prothese, die über eine glatte Oberflä-<br />
che verfügt, ist unmittelbar nach <strong>der</strong> Operation voll belastbar. Ist die Prothese aber<br />
schlecht zentriert o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Knochenzementschicht zu dünn, kann es mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit zu Zementbrüchen kommen (Jerosch 1996, Wirtz 2000). Ebenso<br />
muss die biologische Verträglichkeit des agressiv wirkenden Zements auf den Femur<br />
in Frage gestellt werden (Jerosch 1996). Schlussendlich kann <strong>der</strong> 45 – 90° heiße<br />
Zement <strong>bei</strong>m Einfüllen in die Knochenröhre Hitzenekrosen <strong>der</strong> Knochenzellen her-<br />
vorrufen, die dann sekundär für eine Lockerung des Implantats verantwortlich sind
Theoretische Grundlagen<br />
(Wirtz 2000). Bei Revisionsoperationen gestaltet sich zudem die Säuberung <strong>der</strong><br />
Knochenröhre vom alten Knochenzement als problematisch und zeitaufwendig.<br />
Abbildung 15: zu zementierende Schaftprothese mit einer glatten Chrom-Kobalt Molybdän-Legierung.<br />
(Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.krankenhaus-bobingen.de/chirurgie/schwer punkte/unfall/hueft_tep/schaftprothese.htm<br />
des Krankenhauses Bobingen)<br />
Die teilzementierte Hüfttotalendoprothese wird auch als Hybridtechnik o<strong>der</strong> Hybrid-<br />
TEP bezeichnet. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um die Kombination eines zementfreien<br />
(meistens die Hüftpfanne) und einen einzementierten Teils (meistens <strong>der</strong> Prothesen-<br />
schaft). Diese Technik zeigt überwiegend gute Ergebnisse (Jerosch 1996, Malchau<br />
1996).<br />
Die dritte Verankerungstechnik ist eine zementfreie Fixierung <strong>der</strong> Prothese. Da<strong>bei</strong><br />
werden die Prothesenteile mechanisch verankert: die Pfanne wird in den Becken-<br />
knochen eingeschraubt o<strong>der</strong> eingeschlagen, <strong>der</strong> Schaft in den Femur gehämmert,<br />
geschlagen o<strong>der</strong> gedrückt. Bei <strong>der</strong> Pressfit-Technik werden Prothesenschaft o<strong>der</strong> –<br />
pfanne in ein oftmals unterdimensioniertes knöchernes Lager gepresst mit dem Ziel<br />
einer möglichst hohe Passgenauigkeit. Die da<strong>bei</strong> verwendeten Prothesen haben kei-<br />
ne glatte, son<strong>der</strong>n eine „aufgeraute“ Oberfläche, die eine möglichst große Kontaktflä-<br />
che garantieren soll (Jerosch 1996, Schönle 2004 c, Heisel 2006).<br />
35
36<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 16: beschichtete und aufgeraute zementfreie Titanschaftprothese. Die Längsrillen sollen<br />
Rotationsstabilität gewährleisten. (Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.krankenhaus-bobingen.de/<br />
chirurgie/schwer punkte/unfall/hueft_tep/schaftprothese.htm des Krankenhauses Bobingen)<br />
Der Vorteil <strong>der</strong> zementfreien Variante ist <strong>der</strong> direkte Kontakt von Knochen zum Imp-<br />
lantat und das daraus resultierende Ein- o<strong>der</strong> Anwachsen des Knochen an die Pro-<br />
these:<br />
Abbildung 17: Osseointegration einer explantierten zementfreien Hüftprothese (Jerosch 1996)<br />
Die biologische Verträglichkeit einer zementfreien Prothese ist zudem besser als die<br />
<strong>der</strong> zementierten Technik. Gleichwohl halten zementfreie Prothesen deswegen nicht<br />
automatisch länger (Malchau 1996). Vermutlich sind Abriebpartikel in <strong>der</strong> Pfanne für
Theoretische Grundlagen<br />
eine vorzeitige Prothesenlockerung verantwortlich, wenn sie in den Raum zwischen<br />
Knochen und Prothese gelangen und somit das Einwachsen behin<strong>der</strong>n (Jones<br />
2001). Insofern ist eine sehr gute Passform <strong>der</strong> Prothese Voraussetzung für eine<br />
lange Standzeit.<br />
Neben den Verankerungstechniken stellt die Prothesenform einen weiteren wichtigen<br />
Faktor dar. Langschaftige Prothesen zur distalen Krafteinleitung können ziemlich ex-<br />
akt in die Femurröhre eingepasst werden, bergen aber die Gefahr eines progredien-<br />
ten Knochenabbaus im proximalen Trochanterbereich aufgrund fehlen<strong>der</strong> Druckbe-<br />
lastungen (Schönle 2004 c).<br />
Abbildung 18: Sprengung des Femurs <strong>bei</strong> Implantation des Prothesenschafts.<br />
Der Pfeil zeigt die Fissur, die bis in den Trochanterbereich reicht. (Schönle 2004 c)<br />
Kurzschaftprothesen mit einer proximalen Krafteinleitung gewährleisten eine annä-<br />
hernd physiologische Belastungsstruktur, bedürfen aber eines erfahrenen Opera-<br />
teurs: gerade in <strong>der</strong> Trochanterregion, die im Vergleich zum medialen Femuranteil<br />
mehr Spongiosaanteil aufweist und dünnwandiger ist, gibt es eine große individuelle<br />
anatomische Bandbreite. Ein etwas zu groß ausgewähltes Implantat kann den Kno-<br />
chen sprengen, ein etwas zu klein ausgewähltes ggf. nicht fest genug verankert wer-<br />
den (Schönle 2004 c). Für eine optimierte Versorgung können Berechnungsmodelle<br />
37
38<br />
Theoretische Grundlagen<br />
von virtuell implantierten Kurzschaftprothesen hilfreich sein, die neben einer optima-<br />
len operativen Primärstabilität zu einer endgültigen ossären Verankerung (Sekundär-<br />
stabilität) <strong>bei</strong>tragen (Witzel 2005).<br />
Abbildung 19: Ossäre Druckspannungsverteilung unmittelbar post-OP (links)<br />
und nach abgeschlossener Osseointegration (rechts) in einem rechten Hüftgelenk (Witzel 2005).<br />
Eine weitere Variante ist die sogenannte Druckscheibenprothese. Diese wird lateral<br />
am proximalen Femur mittels einer kleinen Platte fixiert und erhält somit möglichst<br />
viel vom körpereigenen Material, falls in späteren Jahren die Implantation einer kom-<br />
pletten Hüfttotalendoprothese notwendig werden sollte (Schönle 2004 c, Heisel<br />
2006). Das folgende Röntgenbild zeigt ein linkes Hüftgelenk nach einer Versorgung<br />
mit einer Druckscheibenprothese. Das scheinbare Herausragen <strong>der</strong> Fixierungs-<br />
schrauben ist projektionsbedingt.
Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 20: Zementfreie Druckscheibenendoprothese (Heisel 2006).<br />
Ebenfalls zur größtmöglichen Erhaltung körpereigenen Materials finden in den letzten<br />
Jahren Operationen mit einem Oberflächenersatz wie<strong>der</strong> verstärkt Anwendung. Ver-<br />
besserungen des Implantatdesigns haben dieser Technik zu einer Renaissance ver-<br />
holfen (Heisel 2006). Nach McMinn wird da<strong>bei</strong> <strong>der</strong> erhaltene Hüftkopf mit einer Me-<br />
tallkappe überzogen. Er ist verbunden mit einer Metallpfanne im Beckenbereich und<br />
garantiert somit zudem eine minimale Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vorhandenen knöchernen<br />
Strukturen (Schönle 2004 c).<br />
Abbildung 21: Röntgenaufnahme rechtes Hüftgelenk mit Oberflächenersatzprothese<br />
(Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.viamed.de/aktuell/A_0406.htm,<br />
Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss)<br />
39
40<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die Vielfalt <strong>der</strong> Implantate und Prothesenformen ist einerseits die Basis für die opti-<br />
male Versorgung des <strong>Patienten</strong>, an<strong>der</strong>erseits macht die Fülle an Produkten den<br />
Markt zunehmend unüberschaubarer. Die folgenden Tabellen sollen deshalb einen<br />
Überblick einer Auswahl von alloplastischen Hüftimplantaten zeigen.<br />
Tabelle 5: Kriterienraster Gelenkpfanne (Heisel 2006)<br />
Gelenkpfanne Verankerung Indikation<br />
Sphärisch o<strong>der</strong> halbspährisch Zementiert o<strong>der</strong> zementfrei<br />
(Pressfit, externes Schraubengewinde)<br />
Standardverfahren <strong>bei</strong> dyplastischen<br />
Hüftpfannen<br />
Konisch externes Schraubengewinde Vor allem <strong>bei</strong> osteoporotischen<br />
Knochen (kippstabil)<br />
Tabelle 6: Kriterienraster Hüftkopf (Heisel 2006)<br />
Weniger angezeigt <strong>bei</strong> Pfannendysplasie<br />
(vermehrte Schädigung<br />
des Knochenlagers)<br />
Hüftkopf Verankerung Indikation<br />
Modular Steck- / Klemmverbindung Golden Standard<br />
Stielkomponente als Monoblock Feste, nicht auswechselbare<br />
Verbindung unterschiedlicher<br />
Halslängen<br />
Tabelle 7: Kriterienraster femorale Komponenten (Heisel 2006)<br />
Ausschließlich <strong>bei</strong> hochbetagten<br />
<strong>Patienten</strong> (Kostengründe)<br />
Femorale Komponenten Verankerung Indikation<br />
Langschaftige konventionelle<br />
Stiele (z.B. Typ Zweymüller, Typ<br />
Biocontact u.a.)<br />
Kurzschaftprothese (z.B. Typ<br />
Cut)<br />
Zementfrei, vor allem <strong>bei</strong> jüngeren<br />
<strong>Patienten</strong> (Titan)<br />
Seltener zementiert (Kobalt-<br />
Chrom-Legierung)<br />
Golden Standard<br />
Zementfrei Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung<br />
und stabilem<br />
proximalen Femur<br />
Hüftkappe (McMinn u.a.) Zementiert Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung(knochensparend)<br />
Druckscheibe (z.B. Typ Balgrist<br />
o<strong>der</strong> Typ Huggler)<br />
Zementfrei Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung
Theoretische Grundlagen<br />
Die Auswahl <strong>der</strong> unterschiedlichen Gelenkpaarungen orientiert sich ebenfalls primär<br />
an den individuellen Voraussetzungen des <strong>Patienten</strong>:<br />
Tabelle 8: Kriterienraster Gelenkpaarungen (Heisel 2006)<br />
Gelenkpaarung Hauptindikation<br />
Keramik / Ployäthylen Golden Standard in Deutschland. Gutes Abriebverhalten,<br />
angezeigt vor allem <strong>Patienten</strong> jüngeren<br />
Alters.<br />
Metall / Polyäthylen Standard <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mittleren und höheren<br />
Alters.<br />
Metall / Metall Gutes Abriebverhalten, aber relativ hohe Reibungskräfte.<br />
Angezeigt <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mittleren<br />
Alters.<br />
Keramik / Keramik Bestes Abriebverhalten, jedoch seltene Gefahr<br />
des Materialbruches. Angezeigt vor allem <strong>bei</strong><br />
<strong>Patienten</strong> jungen bis sehr jungen Alters.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten von Operationszugang, Ver-<br />
ankerungstechnik, Prothesenform und Prothesenmaterial gibt es nicht die Operation,<br />
die für jeden <strong>Patienten</strong> die richtige ist. Alter, Gewicht, Trainingszustand, Knochenbe-<br />
schaffenheit und vor allem Compliance – um nur einige Faktoren zu nennen – ent-<br />
scheiden zusammen mit <strong>der</strong> Erfahrung des Operateurs, welche Prothese am besten<br />
wie implantiert wird.<br />
Nicht selten werden postoperative Behandlungsstrategien als zu forsch o<strong>der</strong> aggres-<br />
siv bezeichnet, obwohl die nachbehandelnden Ärzte und Therapeuten sehr gewis-<br />
senhaft und sorgsam mit dem <strong>Patienten</strong> ar<strong>bei</strong>ten. Es wäre interessant zu überprüfen,<br />
welche Dunkelziffer von prä- o<strong>der</strong> intraoperativen Fehlern in den komplizierten Nach-<br />
behandlungsfällen enthalten sind. Vielleicht liegt die Ursache oftmals chronologisch<br />
viel weiter zurück und äußert sich erst während <strong>der</strong> Rehabilitationsphase, obwohl zu<br />
diesem Zeitpunkt kaum noch ein gutes Gesamtergebnis zu erzielen ist.<br />
41
42<br />
Theoretische Grundlagen<br />
2.5 Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz<br />
Wie auch <strong>bei</strong> einer Vielzahl an<strong>der</strong>er Indikationen ist die stationäre und ambulante<br />
Rehabilitation nach Hüftgelenksersatz von den Kürzungen im Gesundheitswesen<br />
betroffen, obwohl ihr positiver Effekt mehrfach belegt worden ist (u.a. Bitzer 2001,<br />
Herchet 2005, Weber 2005, Müller 2006), Untersuchungen zwei Jahre postoperativ<br />
gar eine adäquate Lebensqualität im Vergleich zur Normalbevölkerung feststellen<br />
konnten (Huber 2006). Waren früher stationäre Anschlussheilbehandlungen (AHB)<br />
von mindestens vier Wochen Dauer die Regel, zeigt sich heutzutage ein an<strong>der</strong>es<br />
Bild:<br />
● Fallpauschalen mit einem Zeitfenster von maximal 21 Tagen<br />
werden von den Kostenträgern gezahlt, Tendenz sinkend. Kön-<br />
nen rehabilitationsrelevante Gründe geltend gemacht werden,<br />
gibt es die Möglichkeit einer AHB-Verlängerung.<br />
● Kann aufgrund von Wundheilungsstörungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er zeit-<br />
verzögern<strong>der</strong> Gründe eine Rehabilitation nicht binnen 14 Tagen<br />
post-OP beginnen, kommt ein sogenanntes Heilverfahren (HV)<br />
zur Anwendung, das ebenfalls auf drei Wochen ausgelegt ist,<br />
den Kliniken jedoch einen deutlich geringeren Tagessatz zuge-<br />
steht. Die Folge sind Einbußen in <strong>der</strong> Therapiequantität.<br />
● Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen werden verstärkt ver-<br />
ordnet, was angesichts <strong>der</strong> zumeist älteren, temporär mitunter<br />
hilfs- o<strong>der</strong> pflegebedürftigen <strong>Patienten</strong>klientel oftmals organisa-<br />
torische Probleme bereitet.<br />
Gleichwohl sind neben den prä- und intraoperativen Faktoren weitere <strong>Aspekte</strong> wie<br />
Umfang, Inhalt und Gewichtung einer Nachbehandlung bisher noch nicht ausrei-<br />
chend und evidenzbasiert belegt (Lühmann 2000). Gleiches gilt für an<strong>der</strong>e Konzepte,<br />
<strong>bei</strong>spielsweise das <strong>der</strong> Integrierten Versorgung (IV) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Disease-Management-<br />
Programme (DMP).
Theoretische Grundlagen<br />
2.5.1 Gefahren und Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
Übergeordnetes Ziel einer Rehabilitationsmaßnahme ist die baldige Wie<strong>der</strong>herstel-<br />
lung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des <strong>Patienten</strong>. Die Therapiestrategien, die da<strong>bei</strong> zur An-<br />
wendung kommen, müssen sich an den Vorgaben des Operateurs orientieren, <strong>der</strong><br />
<strong>bei</strong>spielsweise über eine postoperative Teilbelastung o<strong>der</strong> Vollbelastung entscheidet.<br />
Bei normalem Heilungsverlauf wird <strong>bei</strong> einer zementfreien Hüfttotalendoprothese die<br />
Vollbelastung nach 4 bis 8 Wochen erreicht, zementierte Prothesen sind meistens<br />
sofort voll belastbar. Bisher gibt es nahezu keine objektivierbaren Kriterien <strong>der</strong> Belas-<br />
tungsvorgaben, so dass diese oftmals sehr differieren:<br />
Tabelle 9: Verteilung <strong>der</strong> von Operateuren verordneten Voll- und Teilbelastung nach Hüft-TEP<br />
(Jöllenbeck 2005 d)<br />
Hüft-TEP Vollbelastung Teilbelastung<br />
Zementfrei 11 21<br />
Zementiert 11 1<br />
Hybrid-Technik 7 1<br />
Prozentuale Verteilung 55,8% 44,2%<br />
Der Operateur kennt das Implantat und das Knochenmaterial des <strong>Patienten</strong>, oftmals<br />
aber nicht dessen Compliance, den Zustand <strong>der</strong> körperlichen Leistungsfähigkeit, die<br />
sozialen Begleitumstände o<strong>der</strong> gar therapierelevante Komplikationen und Nebendi-<br />
agnosen, die sich während <strong>der</strong> Rehabilitation herauskristallisieren können. Insofern<br />
ist eine ausschließliche Orientierung an den Belastungsvorgaben schwierig. Einer-<br />
seits brauchen Knochen und Prothese einen gewissen Druckstimulus, damit die Os-<br />
seointegration optimal ablaufen kann. An<strong>der</strong>erseits gibt es eine sehr große Kraftüber-<br />
tragung von <strong>der</strong> Prothese in den Knochen mit variierenden Druck- und Zugbelastun-<br />
gen, die eine durchgehende Belastungsvorgabe eigentlich nicht sinnvoll erscheinen<br />
lassen: eine Vollbelastung <strong>bei</strong>m Gehen wirkt an<strong>der</strong>s als ein treppauf Gehen mit zwei<br />
Stufen o<strong>der</strong> treppab Gehen (Jöllenbeck 2006). Entstehen hier unkontrolliert hohe<br />
43
44<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Kräfte (Rotation, Torsion, Kompression), kann die Osseointegration nachhaltig ge-<br />
stört werden.<br />
Sind die ärztlichen Belastungsvorgaben für den behandelnden Therapeuten auch<br />
bindend, bedeutet dieses noch lange nicht, dass sie vom <strong>Patienten</strong> auch eingehalten<br />
werden können (Hinrichs 2003). Dafür gibt es verschiedene Gründe, die insbesonde-<br />
re für den typischen Hüft-TEP-<strong>Patienten</strong> höheren Lebensalters zutreffen, jedoch<br />
auch <strong>bei</strong> jüngeren, adipösen und/o<strong>der</strong> schlecht trainierten <strong>Patienten</strong> zu finden sind:<br />
● Mangelnde Kraft in <strong>der</strong> Schulter-, Arm- und Rumpfmuskulatur<br />
für das Gehen an Gehstützen.<br />
● Nervenkompressionen im Karpaltunnel durch ständiges Gehen<br />
an Gehstützen, durch die dort auftretenden Schmerzen geringe-<br />
re Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />
● Bereits bestehende Finger- und Handgelenksarthrosen, da-<br />
durch geringere Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />
● Impingementproblematik in den Schultern, dadurch geringere<br />
Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />
● Fehlende plantare Sensorik in dem Maße, wie sie vonnöten wä-<br />
re. Je höher die gewünschte Entlastung bzw. je geringer die zu-<br />
lässige Belastung, desto größer die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong><br />
Nichteinhaltung.<br />
(Jöllenbeck 2003, 2005 d)<br />
Unter diesen <strong>Aspekte</strong>n ist ein intensives, präoperatives Krafttraining <strong>der</strong> Schulter-,<br />
Arm und Rumpfmuskulatur sicherlich sinnvoll, denn postoperativ stehen an<strong>der</strong>e The-<br />
rapieziele im Mittelpunkt, außerdem wird sich während <strong>der</strong> Dauer einer Rehabilitati-<br />
onsmaßnahme kaum ein entsprechen<strong>der</strong> Kraftzuwachs auftrainieren lassen. Präope-<br />
rative Programme mit physiotherapeutischen Inhalten konnten als zu wenig effektiv
Theoretische Grundlagen<br />
nachgewiesen werden (Gocen 2004), an<strong>der</strong>e Autoren sprechen von diesbezüglichen<br />
Hinweisen ohne abschließende Beurteilung (Ackermann 2004).<br />
Die in den Rehabilitationseinrichtungen oftmals angewandte Überprüfung zur Einhal-<br />
tung einer Teilbelastungsvorgabe erfolgt im Stehen auf einer Haushaltswaage. Diese<br />
„Überprüfung“ entspricht nicht den kinematisch-dynamischen Bedingungen des Ge-<br />
hens, ein Transfer ist somit nicht zulässig und führt zwangsläufig zu einer Über-<br />
schreitung <strong>der</strong> Vorgaben. Ein weiterer Aspekt <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Überschreitung <strong>der</strong> Teilbelas-<br />
tungen ist ein koordinativ-motorisches Defizit <strong>bei</strong>m Einsatz <strong>der</strong> Gehstützen. Gezielte<br />
<strong>Intervention</strong>sprogramme mit Feedbackmessungen und Instruktionsvideos können<br />
hier Abhilfe schaffen (Olivier 2005), allerdings sind die notwendigen Hardwareinvesti-<br />
tionen, <strong>der</strong> personelle und <strong>der</strong> zeitliche Aufwand nicht unerheblich.<br />
Ein an<strong>der</strong>es großes Problem in <strong>der</strong> Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz ist die Lo-<br />
ckerung <strong>der</strong> implantierten Prothesen, die insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> männlichen, jüngeren,<br />
körperlich aktiven und schwergewichtigen <strong>Patienten</strong> auffallend ist (Harris 1997, Bar-<br />
rack 2000, Schöll 2000, Jones 2001). Ausgangspunkt sind Mikrobewegungen zwi-<br />
schen Implantat und Knochen (Wirtz 1997). Wenn außerdem Abriebpartikel des Pro-<br />
thesenmaterials in diesen Spalt gelangen, entstehen entzündliche Makrophagen-<br />
reaktionen, die langfristig zum Knochenabbau und damit zu einer Lockerung des<br />
Implantats führen (Jones 2001). Vor allem <strong>bei</strong> Polyethylenimplantaten, aber auch <strong>bei</strong><br />
Metall- o<strong>der</strong> Keramikprodukten sind diese Abriebmechanismen zu beobachten.<br />
Das <strong>bei</strong> Implantatlockerungen am häufigsten zu beobachtende Symptom ist <strong>der</strong><br />
Schmerz, wo<strong>bei</strong> dieser Parameter zur Beurteilung des Lockerungsstadiums unzuver-<br />
lässig ist. Vorangeschrittene Pfannenlockerungen können weniger schmerzhaft ver-<br />
laufen, Schaftlockerungen im Anfangsstadium bereits sehr schmerzvoll sein. Ein sys-<br />
tematisches Vorgehen im Sinne eines diagnostischen Algorithmus unterstützt die<br />
Differentialdiagnostik:<br />
● Anamnese,<br />
● Klinische Untersuchung,<br />
● Röntgen in zwei Ebenen,<br />
● Evtl. Szintigraphie,<br />
● Labor (BSG, Leukozyten).<br />
45
46<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Neben diesen <strong>bei</strong>den Hauptrisiken gibt es eine weitere Vielzahl von Komplikationen,<br />
die die Rehabilitation beeinträchtigen können. Die folgende Tabelle zeigt eine Über-<br />
sicht:<br />
Tabelle 10: Potentielle Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
(vgl. Lotke 1986, Siegrist 1994, Schönle 2004 c)<br />
Befund Ursachen Diagnosen Risiken Komplikationen<br />
Schmerzen im<br />
Verlauf einzelner<br />
Muskeln, verstärkt<br />
<strong>bei</strong> Belastung<br />
Schmerzen <strong>bei</strong><br />
Belastung ohne<br />
adäquaten äußeren<br />
Anlass<br />
Beinverkürzung,<br />
Verlust <strong>der</strong> Gehfähigkeit<br />
Akute Schmerzen<br />
<strong>bei</strong> Belastung, oft<br />
nach Stolpern<br />
Eingeschränkte<br />
aktive Hüftextension<br />
Eingeschränkte<br />
aktive Hüftabduktion <br />
Krankheitsbedingte<br />
jahrelange Inaktivität<br />
Nicht passgerechte<br />
Prothesenform,<br />
fehlendes Einwachsen<br />
<strong>der</strong> TEP<br />
Trochanterabriss,<br />
Sturz, falsches<br />
Bewegungsmuster<br />
Dünne Kortikalis<br />
<strong>bei</strong> TEP-Wechsel<br />
Periartikuläre Verkalkungen,verkürzte<br />
Hüftflexoren<br />
Verkürzte Adduktoren,periartikuläre<br />
Verkalkungen<br />
Tendinose, Myogelose<br />
Frühlockerung,<br />
Stressfraktur<br />
Muskelkater,<br />
schmerzhafte Tendinosen<br />
Progrediente Lockerung,<br />
Fraktur,<br />
ggf. Revision<br />
Luxation Weitere Luxationen<br />
nach Repositinierung,<br />
Revision<br />
Fissur, Fraktur,<br />
Schaftsprengung<br />
im Femur<br />
Periartikuläre Verkalkungen,Kontraktur<br />
des M.<br />
iliopsoas<br />
Periartikuläre Verkalkungen<br />
Progrediente Lockerung,<br />
ggf. Revision<br />
Progrediente Bewegungseinschränkung <br />
Adduktionskontraktur,<br />
Luxation,<br />
Sturzgefahr<br />
Compliance, sehr<br />
selten Muskelschwellung<br />
Dislokation <strong>der</strong><br />
Fragmente<br />
Schädigung von<br />
Nerven o<strong>der</strong> Blutgefäßen<br />
Einsinken des<br />
Prothesenschaftes<br />
Bei Hüftbeugekontraktur:funktionelleBeinverkürzung<br />
Duchenne-<br />
Kompensation,<br />
frühe Prothesenlockerung<br />
durch<br />
Fehlbelastung<br />
Weitere Komplikationen können sich durch belastungsrelevante internistisch-kardio-<br />
logische Nebendiagnosen ergeben, <strong>bei</strong>spielsweise arterielle Hypertonie, KHK, Dia-<br />
betes mellitus o<strong>der</strong> Adipositas.
2.5.2 Ausgewählte Therapieinhalte<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Es gibt eine Vielzahl möglicher Therapieansätze in <strong>der</strong> Rehabilitation nach Implanta-<br />
tion einer zementfreien Hüfttotalendoprothese. Folgende Berufsgruppen sind u.a.<br />
daran beteiligt:<br />
Masseur<br />
Ökothrophologe<br />
Arzt<br />
Sozialar<strong>bei</strong>ter<br />
Abbildung 22: Interdisziplinäres Rehabilitations-Team<br />
Jede dieser Berufsgruppen hat einen ausbildungsspezifischen Zugang zur besagten<br />
<strong>Patienten</strong>gruppe. Idealerweise erhält <strong>der</strong> Patient die optimale Versorgung durch ei-<br />
nen interdisziplinären Therapieansatz, in dem jede Berufsgruppe ihr fachspezifisches<br />
Wissen an ihn herantragen kann.<br />
Patient<br />
Sporttherapeut<br />
Physiotherapeut<br />
Ergotherapeut<br />
Psychologe<br />
Im Folgenden sollen einige Therapieansätze betrachtet werden, die vorzugsweise<br />
bewegungstherapeutische Inhalte haben. Die Evidenz von Bewegung und indikati-<br />
onsspezifischen Übungsinhalten trifft sowohl für die Gruppe <strong>der</strong> Hüftpatienten als<br />
auch <strong>bei</strong> an<strong>der</strong>en Krankheitsbil<strong>der</strong>n zu (Smidt 2005). Vor diesem Hintergrund führte<br />
<strong>bei</strong>spielsweise ein gezieltes Training <strong>der</strong> koordinativen Fähigkeiten zu besseren Re-<br />
habilitationsergebnissen, als ein Programm ohne diese Inhalte (Oehlert 2004). Im<br />
47
48<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Vergleich zu den präoperativen Fähigkeiten ist allein die Implantation einer Prothese<br />
bereits gleichgewichtsverbessernd (Majewski 2005).<br />
Laufbandtherapie mit partieller Körpergewichtsentlastung hat sich bezüglich eines<br />
symmetrischen Gangmusters als sehr effektiv erwiesen, ebenso können diese Pati-<br />
enten eine größere Kraft in den Hüftabduktoren produzieren (Baker 1991, Hesse<br />
2003, Werner 2004). Eine Vergleichsgruppe mit primär klassisch-physiotherapeuti-<br />
schen Inhalten war signifikant schlechter (Hesse 2003, Werner 2004).<br />
Aktive Wassertherapien bieten die Möglichkeit unterschiedlichster Therapieziele. Un-<br />
ter Abnahme des Körpereigengewichts können Kraft und Koordination geschult wer-<br />
den (Schüle 2004 c, Cochrane 2005).<br />
Therapieformen, die insbeson<strong>der</strong>e die Kraft und Koordination beanspruchen, schei-<br />
nen für <strong>Patienten</strong> mit Hüftgelenkersatz in <strong>der</strong> Rehabilitation von großer Bedeutung.<br />
Bei <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Belastungsintensität dürfen einerseits die Reize nicht zu hoch<br />
gewählt werden, da sie den Heilungsprozess nicht gefährden sollen, an<strong>der</strong>erseits<br />
muss die operierte Struktur adäquaten Belastungen ausgesetzt sein. Würde <strong>der</strong> Pa-<br />
tient unverhältnismäßig lange ruhen, bestünde die Gefahr einer Immobilisationsoste-<br />
oporose (van den Berg 1999). Somit ergibt sich das Bild eines rehabilitativ orientier-<br />
ten Krafttrainings (Radlinger 1998 b), <strong>bei</strong> dem vor allem sensomotorische Übungsin-<br />
halte von Vorteil sind (Bizzini 2000). Da<strong>bei</strong> handelt es sich nicht um ein starres, im<br />
Voraus fixiertes Vorgehen nach einem bestimmten Schema, son<strong>der</strong>n um ein situati-<br />
onsangepasstes Therapieregime <strong>der</strong> rehabilitativen Trainingslehre (Radlinger 1998<br />
a). Beispielsweise müssen Kraftübungen für die Abduktoren ohne Zusatzgewicht, wie<br />
sie <strong>bei</strong> Physiotherapeuten oft Verwendung finden, kritisch hinterfragt werden. Studien<br />
belegen, dass mit einer dosierten Zusatzlast deutlich höhere EMG-Aktivitäten zu er-<br />
zielen sind (Bolgla 2005).<br />
Trainingsprogramme und Übungen, die im Anschluss an eine Rehabilitationsmaß-<br />
nahme weitergeführt wurden, führten zu Verbesserungen <strong>der</strong> hüftrelevanten Musku-<br />
latur hinsichtlich
● Muskelfunktion,<br />
● Muskelkraft und<br />
● Muskelmasse.<br />
Theoretische Grundlagen<br />
(Shih 1994, Jan 2004, Trudelle-Jackson 2004)<br />
An<strong>der</strong>e Untersuchungen zeigten ähnliche Ergebnisse, wenn die <strong>Patienten</strong> kurz nach<br />
<strong>der</strong> Operation diszipliniert ein definiertes Eigentraining durchführten (Suetta 2004).<br />
Dieses Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als <strong>bei</strong> dieser <strong>Patienten</strong>gruppe keine<br />
Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt wurde und das Training zu Hause stattfand.<br />
Somit ergibt sich die Notwendigkeit, die Therapieinhalte einer Rehabilitationsmaß-<br />
nahme für <strong>Patienten</strong> mit Hüfttotalendoprothese hinsichtlich ihrer Auswahl, ihrer Ge-<br />
wichtung und ihrer Evidenz zu überprüfen.<br />
49
2.6 Sporttherapie<br />
50<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Der Nachbehandlungsplan orthopädischer Schadensbil<strong>der</strong> sieht früher o<strong>der</strong> später -<br />
je nach Indikation – ein aktives Therapieregime vor: Verbesserung von motorischen<br />
Fähigkeiten, zurückführen zur „normalen Bewegung“. Anfänglich verstärkt passive<br />
Maßnahmen weichen den aktiven Maßnahmen, die Eigenaktivität des <strong>Patienten</strong> wird<br />
gefor<strong>der</strong>t und geför<strong>der</strong>t. Evidenzbasierte Studien haben diese These nachhaltig un-<br />
termauert und den Erfolg von Bewegungsprogrammen <strong>bei</strong> unterschiedlichen Indika-<br />
tionen belegt (Kankaapää 1999, Linton 2001, Vuori 2001, Luomajoki 2002).<br />
Doch ist mit <strong>der</strong> Beseitigung des Schadensbildes auch tatsächlich das Rehabilitati-<br />
onsziel erreicht? Gilt es angesichts leerer Kassen im Gesundheitssektor nicht viel-<br />
mehr, dem <strong>Patienten</strong> eine gewisse Gesundheitskompetenz zu vermitteln, die er se-<br />
kundärpräventiv und an seinen individuellen sozialen Bedürfnissen orientiert anwen-<br />
den kann? Um diese Eigenverantwortung zu schulen, bedarf es neben den medizi-<br />
nisch-funktionellen Therapiezielen auch einer pädagogischen Ar<strong>bei</strong>tsebene (Wydra<br />
2003). Hier ist <strong>der</strong> Ansatz von Sporttherapie, fernab einer Therapie vom guten, alten<br />
„Vorturnen – Nachturnen“, son<strong>der</strong>n in seinen Inhalten und Zielen weitaus komplexer<br />
und umfangreicher. Die Sporttherapie ist nicht zu verwechseln mit <strong>der</strong> Sportphysio-<br />
therapie, die eine spezielle physiotherapeutische Fortbildung darstellt und insbeson-<br />
<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betreuung im leistungssportlichen Bereich zum Tragen kommt.<br />
2.6.1 Sporttherapie – Bewegungstherapie<br />
Die Bewegungstherapie hat sich als Therapiebaustein indikationsübergreifend <strong>bei</strong><br />
einer Vielzahl von Krankheitsbil<strong>der</strong>n etabliert. Es stellt sich jedoch die Frage, was<br />
alles unter dem Begriff „Bewegungstherapie“ verstanden wird bzw. worin die Trenn-<br />
schärfe zur „Sporttherapie“ liegt. Den Unterschied zwischen <strong>bei</strong>den Therapieformen<br />
sollen die folgenden Definitionen verdeutlichen:<br />
„Bewegungstherapie ist ärztlich indizierte und verordnete Bewe-<br />
gung, die vom Therapeuten geplant und dosiert, gemeinsam mit
Theoretische Grundlagen<br />
dem Arzt kontrolliert und mit dem <strong>Patienten</strong> alleine o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Gruppe durchgeführt wird“.<br />
„Sporttherapie ist eine bewegungstherapeutische Maßnahme, die<br />
mit den geeigneten Mitteln des Sports gestörte körperliche, psychi-<br />
sche und soziale Funktionen kompensiert, regeneriert, Sekundär-<br />
schäden vorbeugt und gesundheitlich orientiertes Verhalten för<strong>der</strong>t.<br />
Sporttherapie beruht auf biologischen Gesetzmäßigkeiten, bezieht<br />
beson<strong>der</strong>s trainingswissenschaftliche, medizinische, pädagogisch-<br />
psychologische sowie soziotherapeutische Elemente mit ein und<br />
versucht, eine überdauernde Gesundheitskompetenz herzustellen.<br />
Sporttherapie versteht sich in diesem Sinne als Heilmittel“.<br />
(Schüle 2000)<br />
Im Gegensatz zur Bewegungstherapie, die den medizinisch-funktionellen Bereich<br />
nicht verlässt und somit ausschließlich eindimensional wirksam ist, hat die Sportthe-<br />
rapie demnach einen mehrdimensionalen Ansatz. Das veranschaulicht die folgende<br />
Abbildung:<br />
Funktionelle Dimension<br />
SPORTTHERAPIE<br />
Psychosoziale Dimension<br />
Pädagogische Dimension<br />
Abbildung 23: Mehrdimensionalität <strong>der</strong> Sporttherapie (vgl. Schüle 2000)<br />
51
52<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese sollte <strong>der</strong> Patient im Sinne einer Se-<br />
kundärprävention handlungsfähig und in <strong>der</strong> Lage sein, ein passives Bewegungsver-<br />
halten gegen ein sportlich-aktives abwägen zu können. Insofern ist Sporttherapie<br />
umfassen<strong>der</strong>, nachhaltiger und höherwertiger.<br />
2.6.2 Sporttherapie und ICF<br />
Im Mai 2001 verabschiedete die WHO die „International Classification of Functioning,<br />
Disability an Health“ (ICF, Internationale Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit, Behin-<br />
<strong>der</strong>ung und Gesundheit). Ihr Kern ist ein bio-psycho-soziales Modell, das den Le-<br />
benshintergrund <strong>der</strong> Betroffenen (Umwelt, Umfeld, individuelle und personenbezo-<br />
gene Faktoren) einbezieht und somit Strategien auf diesen Wirkungsebenen for<strong>der</strong>t<br />
(Schuntermann 2002). Die Sporttherapie trägt diesem Ansatz Rechnung, indem sie<br />
bio-psycho-soziale Dimensionen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Therapie berücksichtigt. Das folgende<br />
Schema zeigt die graphische Darstellung des ICF-Modells:<br />
Körperfunktionen,<br />
-strukturen<br />
Umweltfaktoren<br />
Gesundheitsproblem<br />
(Gesundheitsstörung o<strong>der</strong> Krankheit)<br />
Aktivitäten<br />
Personenbezogene<br />
Faktoren<br />
Abbildung 24: Schematische Darstellung des ICF-Modells<br />
Partizipation
2.6.3 Sporttherapie und Ökonomie<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die Sporttherapie ist auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten interes-<br />
sant: da diese Form <strong>der</strong> Therapie überwiegend in <strong>der</strong> Gruppe durchgeführt wird,<br />
kann Therapie günstiger als in <strong>der</strong> 1:1-Betreuung angeboten werden. Das immer-<br />
währende Argument <strong>der</strong> Kritiker, Gruppentherapien seien qualitativ weniger wertvoll<br />
als Einzeltherapien, trifft aus einer Vielzahl von Gründen nicht zu, von denen an die-<br />
ser Stelle nur zwei genannt werden sollen:<br />
● Es nehmen nur <strong>Patienten</strong> an <strong>der</strong> Therapie teil, die gruppenfähig<br />
und über die intensive Betreuung <strong>der</strong> Einzeltherapie hinaus<br />
sind.<br />
● Qualität ist ein Stützpfeiler <strong>der</strong> Sporttherapie. Die sporttherapeu-<br />
tische <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong>nhaltet drei Ar<strong>bei</strong>tsebenen, die unmittel-<br />
bar ineinan<strong>der</strong>greifen. Das sind die Ebenen <strong>der</strong> Konzeption, <strong>der</strong><br />
Realisation und <strong>der</strong> Evaluation. Mit an<strong>der</strong>en Worten: systemati-<br />
sche Therapieplanung, <strong>der</strong>en genaue Umsetzung und die an-<br />
schließende Auswertung. Die Ergebnisse werden in die Kon-<br />
zeptionsebene erneut eingebracht, so dass eine ständige Quali-<br />
tätsverbesserung angestrebt wird.<br />
Gerade vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Qualitätssicherung und <strong>der</strong> damit verbundenen Ori-<br />
entierung an therapeutischen Leitlinien (SGB V § 135, §137) erfüllt gerade die Sport-<br />
therapie einen hohen Qualitätsanspruch. Bei entsprechen<strong>der</strong> Compliance des Pati-<br />
enten und einer Verhaltensmodifikation können die Kosten für wie<strong>der</strong>kehrende Reha-<br />
Maßnahmen, Medikamente, Heilmittel etc. deutlich gesenkt werden.<br />
53
54<br />
Theoretische Grundlagen<br />
2.6.4 Sporttherapie und Salutogenese<br />
Der klassische Behandlungsansatz in <strong>der</strong> Medizin ist die Pathogenese: die Lehre von<br />
<strong>der</strong> Entstehung und Entwicklung von Krankheiten bzw. <strong>der</strong>en Heilung. Das Modell<br />
<strong>der</strong> Salutogenese hingegen befasst sich mit <strong>der</strong> Frage, wie man Gesundheit erhalten<br />
bzw. Krankheiten vorbeugen und – falls bereits ein Krankheitsbild vorliegt – die Ge-<br />
nesung positiv beeinflussen kann. In diesem Gesundheitsmodell handelt es sich um<br />
eine Abkehr vom bipolaren Denkansatz „gesund“ o<strong>der</strong> „krank“. Statt dessen betrach-<br />
tet das Modell <strong>der</strong> Salutogenese die Befindlichkeit des Menschen als dynamisches<br />
Kontinuum, das ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt ist und somit<br />
permanenten Än<strong>der</strong>ungen unterliegt (Antonovsky 1974, 1987, 1993).<br />
Diese Än<strong>der</strong>ungen sind jedoch in einem gewissen Maße steuerbar. Weil die Ge-<br />
sundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist und deswegen mehrdimensio-<br />
nal betrachtet werden muss, definiert nicht zuletzt die Sichtweise einer Person die<br />
Begriffe „gesund“ und „krank“. Diese Sichtweise von persönlichen und sozialen Res-<br />
sourcen bezeichnet Antonovsky als Kohärenzsinn (sense of coherence), <strong>der</strong> sich in<br />
drei <strong>Aspekte</strong> aufteilt:<br />
● Verstehbarkeit (sense of comprehensibility),<br />
● Handhabbarkeit (sense of managebility),<br />
● Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness).<br />
Verstehbarkeit (sense of comprehensibility) bedeutet, dass die für eine Person wich-<br />
tigen Dinge von dieser als geordnet und strukturiert wahrgenommen werden, nicht<br />
als zufällig und fremdbestimmt. Für die Sporttherapie bedeutet dieses kognitive Ver-<br />
ar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> die positive Wirkung von eigenverantwortlicher Be-<br />
wegung zu veranschaulichen.<br />
Handhabbarkeit (sense of managebility) bedeutet, dass eine Person von <strong>der</strong> Umset-<br />
zung <strong>der</strong> Lösungsstrategien zur Problembewältigung überzeugt ist. Für die Sportthe-<br />
rapie bedeutet dieses kognitiv-emotionale Verar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> ge-<br />
eignete Bewegungserfahrungen machen zu lassen, damit daraus eigenverantwortli-<br />
che Ressourcen erlernt werden können.
Theoretische Grundlagen<br />
Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness) bedeutet, dass eine Person von <strong>der</strong> Sinn-<br />
haftigkeit seines Handelns überzeugt ist. Für die Sporttherapie bedeutet dieses affek-<br />
tiv-emotionale Verar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> geeignete Bewegungserfahrun-<br />
gen machen zu lassen, die ihm einen Sinn seines Handelns offenlegen und anhand<br />
<strong>der</strong>er er erkennt, dass man Energie in sie investiert (Scheidhauer 2005).<br />
Je besser eine Person einen Kohärenzsinn entwickelt hat, desto leichter kann sie<br />
das dynamische Kontinuum <strong>der</strong> Salutogenese positiv beeinflussen und aktiv Einfluss<br />
auf die persönliche Befindlichkeit nehmen. Das Modell <strong>der</strong> Salutogenese wird kom-<br />
plettiert durch generalisierte Wi<strong>der</strong>standsquellen (physisch, sozial) und psychophysi-<br />
sche Stressfaktoren, so dass sich ein vereinfachtes Modell wie folgt illustrieren lässt:<br />
Krankheit<br />
Psychophysische<br />
Stressoren<br />
puffert ab baut auf<br />
Sporttherapie<br />
Abbildung 25: Vereinfachtes Modell <strong>der</strong> Salutogenese<br />
Gesundheit<br />
Kohärenzsinn<br />
Wi<strong>der</strong>standsquellen<br />
55
2.6.5 Sporttherapie in <strong>der</strong> Praxis<br />
56<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Im Folgenden sollen eine Auswahl sporttherapeutischer Behandlungsansätze exem-<br />
plarisch dargestellt werden.<br />
Heitkamp (1997) verglich drei Versuchsgruppen miteinan<strong>der</strong>: eine Heimtrainings-<br />
gruppe, eine Gruppe, die mit „klassischer“ Krankengymnastik behandelt wurde und<br />
eine Gruppe, die ein sporttherapeutisches Programm durchlief. Letztgenannte Grup-<br />
pe zeigte die besten Ergebnisse <strong>bei</strong> den Parametern Kraft, Compliance und Gehfä-<br />
higkeit. Beson<strong>der</strong>s erwähnenswert ist die nachhaltige Reduktion des Schmerzes, die<br />
noch zwei Jahre nach Ende <strong>der</strong> Maßnahme festzustellen war. Die optimale Rehabili-<br />
tation <strong>bei</strong>nhaltet seiner Meinung nach eine Kombination aus krankengymnastischen<br />
und <strong>sporttherapeutischen</strong> Maßnahmen, die – je nach Erkrankungszustand zum Ein-<br />
satz kommend – ein hohes Einsparungspotential medizinischer Folgekosten <strong>bei</strong>nhal-<br />
ten.<br />
Steinau (1999) verglich <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit chronischem Kreuzschmerz eine sportthe-<br />
rapeutische <strong>Intervention</strong> mit einer klassisch physikalisch-rehabilitativen. Die Thera-<br />
pieinhalte zeigt die folgende Tabelle in Form einer Gegenüberstellung:<br />
Tabelle 11: Therapieinhalte Sporttherapie vs. klassisch physikalisch-rehabilitative Therapie<br />
(mod. nach Steinau 1999)<br />
Sporttherapie Anzahl Dauer (min) „Klassische“ Therapie Anzahl Dauer (min)<br />
Rückenschule 7 45 Einzel-KG 19 20<br />
WS-Gymnastik 15 30 Massage (klassisch) 12 20<br />
Geh-/Lauftraining 12 30 Interferenz-Behandl. 12 20<br />
Entspannungstraining 8 30 Fango 12 20<br />
Wan<strong>der</strong>gruppe 3 90 CO2-Bä<strong>der</strong> 19 20<br />
Schwimmunterricht 19 20 Schwimmunterricht 19 20<br />
Summe 64 2015 Summe 93 1860
Theoretische Grundlagen<br />
Die Auswertung ergab für <strong>bei</strong>de Gruppen eine hoch signifikante Verbesserung des<br />
Parameters „Schmerz“. Gleiches galt für die Tests nach<br />
● Schober (Beweglichkeittest für die LWS: Abstand vom Dornfortsatz S1 und einem<br />
Punkt 10 cm weiter kranial nimmt im Normalfall um 4 – 6 cm zu) ,<br />
● Ott (Beweglichkeittest für die BWS: Abstand vom Dornfortsatz C7 und einem<br />
Punkt 30 cm weiter kaudal nimmt im Normalfall um etwa 8 cm zu) und<br />
● Matthiaß (Dauer des Armvorhaltetest im 90° Winkel unter aktiver Rumpf und Be-<br />
ckenstabilisation).<br />
Deutlich bessere Ergebnisse zeigten die <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Sporttherapiegruppe <strong>bei</strong> den<br />
Variablen „Depressivität“ und „Ängstlichkeit“. Insgesamt betrachtet waren die Ergeb-<br />
nisse <strong>bei</strong><strong>der</strong> Untersuchungsgruppen ebenbürtig.<br />
Pahmeier (2000) beobachtete die Bindung an sportliche Aktivität im Anschluss an<br />
eine Rehamaßnahme. Da<strong>bei</strong> zeigten <strong>Patienten</strong>, die ihr Sport- und Bewegungspro-<br />
gramm daheim nahtlos anschlossen,<br />
● signifikant mehr Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Gesundheit,<br />
● mehr soziale Bindungsintention,<br />
● mehr Unterstützung durch Familie und Freunde,<br />
● mehr sportbezogene Selbstwirksamkeit.<br />
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass die potentiellen Wirkmechanismen sport-<br />
therapeutischer Bewegungsmaßnahmen gerade <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit wenig Bewe-<br />
gungserfahrung sehr wohl positiv wirken, viele dieser <strong>Patienten</strong> jedoch an ihrem<br />
Wohnort eine stärkere Beratung und Unterstützung benötigen, um die in <strong>der</strong> Klinik<br />
erworbenen Erfahrungen mit Bewegung nachhaltig in eine eigenverantwortliche und<br />
aktivere Lebensweise zu modifizieren.<br />
Horstmann (2000) betrachtete die Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Sporttherapie <strong>bei</strong><br />
Coxarthrose- und Hüftendoprothesen-<strong>Patienten</strong>. Ausgangspunkt waren die für diese<br />
57
58<br />
Theoretische Grundlagen<br />
<strong>Patienten</strong>gruppe symptomatische Defizite, die man vor und nach einer Rehabilitation<br />
feststellen kann:<br />
● Gangverhalten,<br />
● Kraft,<br />
● Kraftausdauer,<br />
● kardiopulmonale Leistungsfähigkeit.<br />
Daraus ergab sich <strong>der</strong> Untersuchungsansatz, nach bzw. parallel zu krankengymnas-<br />
tischer Therapie ein Trainingsprogramm zu installieren, dass die Verbesserung die-<br />
ser Defizite zum Ziel hatte. Das Ergebnis waren<br />
● Verbesserung <strong>der</strong> Gang- und Bewegungssicherheit,<br />
● Verbesserung des allgemeinen Körpergefühls,<br />
● Verbesserung <strong>der</strong> Kraft und Kraftausdauer,<br />
● Verbesserung <strong>der</strong> kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit,<br />
● Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schmerzen und Beschwerden.<br />
Durch die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> ergab sich ein deutlicher therapeutischer<br />
Mehrwert <strong>der</strong> Reha-Maßnahme.<br />
Um so verwun<strong>der</strong>licher ist es, wenn man die Ergebnisse einer Studie von Braumann<br />
(2001) betrachtet, <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassene Mediziner in Hamburg befragte, wie sie die<br />
Bedeutung von Sport und Bewegung als Mittel <strong>der</strong> Therapie einschätzten:<br />
● nur 49,9% schätzten ihr Wissen in diesem therapeutischen Ar-<br />
<strong>bei</strong>tsfeld als gut o<strong>der</strong> sehr gut ein,<br />
● 90,6% <strong>der</strong> Befragten gaben an, dass Sport und Bewegung ei-<br />
nen höheren Stellenwert in <strong>der</strong> täglichen Praxis haben sollten,
Theoretische Grundlagen<br />
● 84,9% stellten fest, während ihres Studiums zu wenig über die<br />
Zusammenhänge von Bewegung und Erkrankung gehört zu ha-<br />
ben.<br />
Die Sporttherapie mit ihrem mehrdimensionalen Ansatz scheint für orthopädische<br />
Rehabilitationsmaßnahmen ein hervorragendes Instrumentarium zu sein:<br />
● sie verbessert mess- und objektivierbar medizinisch-funktionelle<br />
Defizite,<br />
● sie schult das praktische <strong>Patienten</strong>verhalten und <strong>bei</strong>nhaltet so-<br />
mit einen edukativ-pädagogischen Aspekt,<br />
● sie komplettiert mit ihrer psychosozialen Bindungsintention die<br />
For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ICF nach einem bio-psycho-sozialen Modell.<br />
Das Hinführen zur Bewegung und zu Lifetimesportarten wie <strong>bei</strong>spielsweise Radfah-<br />
ren, Wan<strong>der</strong>n, Kegeln o<strong>der</strong> Golf, das Selbstverständnis, dass Bewegung etwas nor-<br />
males ist, mündet in zwei <strong>Aspekte</strong>n, die letztendlich alles <strong>bei</strong>nhalten, was den Kern<br />
von Sporttherapie ausmacht:<br />
● Gesundheitskompetenz und<br />
● Verhaltensmodifikation.<br />
Die oftmals zu Unrecht als qualitativ min<strong>der</strong>wertig dargestellte Gruppentherapie steht<br />
und fällt mit dem Qualifikationsprofil des Therapeuten, weniger mit <strong>der</strong> Therapieform.<br />
Gruppendynamische Prozesse wie das gemeinsame Wie<strong>der</strong>erlernen und Erleben<br />
von Bewegung, das gegenseitige Motivieren und <strong>der</strong> Erfahrungsaustausch <strong>der</strong><br />
Gruppenmitglie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> sind nicht zu unterschätzende Wirkfaktoren. Auch<br />
aus diesem Grunde werden bundesweit immer mehr Hüft- und Kniesportgruppen<br />
installiert, denen das sporttherapeutische Modell zugrunde liegt. Dass Sporttherapie<br />
59
60<br />
Theoretische Grundlagen<br />
zudem auch betriebswirtschaftlich für Reha-Kliniken interessant ist, ist angesichts <strong>der</strong><br />
leeren Kassen im Gesundheitssystem ein weiterer positiver Aspekt.<br />
Der Schulterschluss zwischen Sporttherapie und Sportwissenschaft rundet das Bild<br />
einer wissenschaftlich fundierten und pädagogisch umgesetzten Therapiestrategie<br />
ab (Huber 2000, Pfeifer 2000, Pfeifer 2003, Woll 2004). Die vorliegende Untersu-<br />
chung soll den Nachweis dafür erbringen, dass die Nachbehandlung von <strong>Patienten</strong><br />
mit zementfreier Hüfttotalendoprothese durch ausgesuchte sporttherapeutische The-<br />
rapieinhalte besser und effektiver durchgeführt werden kann, als es die „klassischen“<br />
physikalisch-rehabilitativen Maßnahmen zu erreichen vermögen. Deshalb werden<br />
folgende Ar<strong>bei</strong>tshypothesen formuliert:<br />
1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme bessere Ergebnis-<br />
se als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbe-<br />
handlung therapiert werden.<br />
2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag drei Monate nach<br />
Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als <strong>Patienten</strong>, die mit physio-<br />
therapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />
therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme<br />
geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />
men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
Für die Überprüfung <strong>der</strong> ersten Hypothese wurden ein Koordinationsscore sowie iso-<br />
kinetisch ermittelte Extensions- und Abduktionswerte erhoben. Die zweite Hypothese<br />
wurde mittels FFbH – OA (Funktionsfragebogen Hannover für Osteoarthritis) über-<br />
prüft, die dritte mit Hilfe des WOMAC-Scores (Western Ontario and McMaster Uni-<br />
versities Osteoarthritis Index). Somit ergab sich eine Kombination von validen und<br />
reliablen Messinstrumenten, die objektive und subjektive Kriterien berücksichtigen.
Experimenteller Teil und Methodik<br />
3 Experimenteller Teil und Methodik<br />
3.1 Untersuchungsklientel<br />
Die Untersuchungsklientel setzte sich aus <strong>Patienten</strong> zusammen, die eine drei- bis<br />
vierwöchige stationäre Anschlussheilbehandlung (AHB) an <strong>der</strong> Fachklinik Enzens-<br />
berg in Hopfen am See durchliefen. Kostenträger waren die Deutsche Rentenversi-<br />
cherung, Berufsgenossenschaften sowie Krankenkassen.<br />
Einschlusskriterien für die Untersuchung waren:<br />
● Zustand nach Implantation einer zementfreien Hüfttotalen-<br />
doprothese,<br />
● Primärimplantation auf <strong>der</strong> betroffenen Seite,<br />
● mindestens 20 kg Teilbelastung bzw. schmerzadaptierte Be-<br />
lastbarkeit.<br />
Die Teilnahme an <strong>der</strong> Untersuchung war alters- und geschlechtsunabhängig und er-<br />
folgte freiwillig. Ausschlusskriterien waren:<br />
● Revisionsoperationen,<br />
● Teilbelastungsvorgaben unter 20 kg,<br />
● Schmerzen größer als 6 auf <strong>der</strong> visuellen Analogskala (VAS),<br />
● belastungsrelevante internistische Nebendiagnosen (massiver<br />
Bluthochdruck, KHK etc.).<br />
61
62<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Die <strong>Patienten</strong> wurden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Eingangsuntersuchung durch den aufnehmenden Arzt<br />
auf die Möglichkeit zur Studienteilnahme hingewiesen und mittels eines Aufklärungs-<br />
schreibens über Ziel und Inhalte <strong>der</strong> Untersuchung informiert. <strong>Patienten</strong> mit Bereit-<br />
schaft zur Studienteilnahme unterschrieben eine vorbereitete Einverständniserklä-<br />
rung und wurden fließend in das Untersuchungsdesign integriert.<br />
3.2 Randomisierung<br />
Im Sinne eines unkomplizierten und zügigen Randomisierungsverfahrens wurde auf<br />
eine einfache und bewährte Technik zurückgegriffen: die Auswahl in Anlehnung an<br />
den Geburtsmonat. Die ungeraden Monate bildeten die Untersuchungsgruppe, die<br />
geraden Monate die Kontrollgruppe. Da ein mittlerer Effekt nachgewiesen werden<br />
sollte, ergab sich für jede Gruppe eine Mindesteilnehmerzahl von n = 60. Diese<br />
Gruppengröße <strong>bei</strong>nhaltete bereits einen Drop-out-Puffer von 20% pro Gruppe.<br />
3.3 Untersuchungsdesign<br />
War <strong>der</strong> Patient mit <strong>der</strong> Studienteilnahme einverstanden und einer entsprechenden<br />
Gruppe zugeteilt worden, wurde er dem individuellen Eingangstest (T0) zugeführt.<br />
Dieser bestand aus fünf Einzeltests:<br />
● isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftextension<br />
mit dem System Cybex Norm,<br />
● isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftabduktion<br />
mit dem System Cybex Norm,<br />
● Messung <strong>der</strong> Koordination auf dem POSTUROMED mittels Mic-<br />
roSwing 5.0,<br />
● Messung <strong>der</strong> subjektiven Befindlichkeit mittels FFbH-OA (Funk-<br />
tionsfragebogen Hannover für Gon- und Coxarthrose) und
Experimenteller Teil und Methodik<br />
WOMAC (Western Ontario and McMasters Universities Osteo-<br />
arthritis Index).<br />
Anschließend wurden <strong>bei</strong>de Gruppen gemäß ihrer Inhalte therapiert. Die Kontroll-<br />
gruppe erhielt<br />
● 3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />
● 1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />
● 2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />
● 3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />
● 4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong> Gruppe als In-<br />
dividualtraining,<br />
● 2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und Fango.<br />
Die Untersuchungsgruppe erhielt<br />
● 1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />
● 2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />
● 3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />
● 2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong> Gruppe als In-<br />
dividualtraining,<br />
● 2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und Fango,<br />
● 2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung „Aquawalking“,<br />
● 2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung „Koordinati-<br />
onszirkel“.<br />
63
64<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Zur besseren Übersicht nochmals die Gegenüberstellung <strong>bei</strong><strong>der</strong> Gruppen:<br />
Tabelle 12 : Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />
3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />
Gruppe als Individualtraining<br />
2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />
Fango<br />
1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />
Gruppe als Individualtraining<br />
2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />
Fango<br />
2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />
„Aquawalking“<br />
2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />
„Koordinationszirkel“<br />
Summe: 15 Einheiten pro Woche Summe: 14 Einheiten pro Woche<br />
Die Untersuchungsgruppe erhielt 75% weniger Einzeltherapie als die Kontrollgruppe.<br />
Da<strong>bei</strong> wurden zwei Einzelbehandlungen „Physiotherapie im Trockenen“ sowie eine<br />
Einzelbehandlung „Physiotherapie im Wasser“ weniger abgegeben. Die verbliebene<br />
Therapieeinheit „Physiotherapie im Trockenen“ diente ausschließlich einem „Place-<br />
bo-Effekt“ und sollte verhin<strong>der</strong>n, dass Studienteilnehmer aufgrund fehlen<strong>der</strong> Physio-<br />
therapie ihre Teilnahme abbrachen.<br />
Am Ende des ärztlichen Aufnahmegesprächs wurde den <strong>Patienten</strong> das Verord-<br />
nungsblatt <strong>der</strong> jeweiligen Studiengruppe in das Therapiebuch gelegt (siehe Anhang).
Experimenteller Teil und Methodik<br />
3.4 Isokinetische Test- und Trainingssysteme<br />
Ein isokinetisches Gerät ist ein an einen Computer gekoppelten und durch diesen<br />
gesteuerten Dynamometer. Isokinetik stammt aus dem Griechischen und bedeutet<br />
soviel wie „gleiche (iso) Bewegung (kinesis)“, d.h. die Bewegungsgeschwindigkeit<br />
bleibt während <strong>der</strong> Bewegungsausführung gleich. Ein interner Regelmechanismus<br />
gibt somit eine konstante Winkelgeschwindigkeit für die Gelenkbewegungen vor.<br />
Damit stellt die isokinetische Variante eine Son<strong>der</strong>form des dynamischen Krafttrai-<br />
nings dar und passt sich - noch vor den „physiologisch“ konstruierten Exzenter-<br />
scheiben - am genauesten den Kraftfähigkeiten eines Muskels an: in den Positionen<br />
großer und kleiner Muskellänge (großer und kleiner Gelenkwinkel) ist <strong>der</strong> Überlap-<br />
pungsgrad <strong>der</strong> Aktin- und Myosinfilamente zu gering o<strong>der</strong> zu groß. Die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Querbrückenbildung und des Spannungsaufbaus ist in diesen Positionen deutlich<br />
weniger vorhanden als <strong>bei</strong> einem Überlappungsgrad mittlerer Muskellänge (Froböse<br />
1998). Die folgenden Grafiken zeigen den schematischen Aufbau kontraktiler Fila-<br />
mente im Modell bzw. die Möglichkeiten eines Spannungsaufbaus in Abhängigkeit<br />
vom Gelenkwinkel:<br />
Abbildung 26: Proteine eines Sarkomers (van den Berg 1999)<br />
65
66<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 27: Gelenkwinkel und Spannungsaufbau (Radlinger 1998 b)<br />
Bei herkömmlichen Trainingsgeräten (ausgenommen Seil- o<strong>der</strong> Kabelzüge), wie sie<br />
heutzutage in <strong>der</strong> Rehabilitation, aber auch in <strong>der</strong> Prävention und in Fitnessstudios<br />
eingesetzt werden, findet man zumeist die Exzentertechnik. Das Prinzip besteht in<br />
<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Momentarms <strong>der</strong> Last in Abhängigkeit vom Gelenkwinkel. Das<br />
aufgelegte Trainingsgewicht wird <strong>bei</strong>spielsweise über eine Kette auf den äußeren<br />
Rand <strong>der</strong> Exzenterscheibe übertragen, die häufig ein elipsoides Format hat. Diese<br />
Form hat zur Folge, dass sich <strong>der</strong> Abstand vom äußeren Rand zur Drehachse und<br />
somit auch <strong>der</strong> Hebelarm verän<strong>der</strong>t. Allerdings haben diese Gerätetypen den Nach-<br />
teil, dass <strong>bei</strong> ihrer Konstruktion pathophysiologische Komponenten nur bedingt be-<br />
rücksichtigt werden können. So produzieren sogenannte „Beincurls“ das maximale<br />
Gewicht zwischen 60° und 80° Knieflexion. Dieser Gelenkwinkel stellt jedoch unter<br />
Annahme einer Retropatellararthrose einen beson<strong>der</strong>s sensiblen Bereich dar (Frobö-<br />
se 1993).<br />
Isokinetische Geräte berücksichtigen muskel- und pathophysiologische Vorausset-<br />
zungen insofern besser, als <strong>der</strong> Patient während <strong>der</strong> Bewegungsausführung genau<br />
den Wi<strong>der</strong>stand erhält, den er selbst erzeugt. Somit lassen sich die tatsächlichen<br />
Drehmomente inklusive vorhandener Defizite abbilden. Anhand einer sogenannten<br />
Echtzeitkurve lassen sich die Winkelgrade stärkster und geringster Drehmomentent-<br />
wicklung exakt darstellen. An den Endpunkten betragen sie nahezu Null, in den Win-<br />
kelpositionen mittlerer Muskellänge entsprechend mehr. Auffallend in dem folgenden<br />
Beispiel sind die sich relativ exakt wie<strong>der</strong>holenden Krafteinbrüche <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Extension<br />
im Kniegelenk des rechten Beins. Sie konnten später eindeutig als Retropatella-<br />
rarthrose diagnostiziert werden und unterstreichen somit anschaulich das oben ge-<br />
schil<strong>der</strong>te Problemfeld <strong>der</strong> Exzenterscheiben.
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 28: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knieextension/ - flexion, linkes Bein<br />
Abbildung 29: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knieextension/ - flexion, rechtes Bein<br />
Isokinetische Messsysteme benutzt man zur Kraftdiagnostik und Therapie. Ihr Ein-<br />
satzfeld ist sehr differenziert und kann in verschiedenen Modi erfolgen:<br />
67
68<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
● mit einem KPB-Programm (CPM = Continous Passive Motion)<br />
● isometrisch o<strong>der</strong><br />
● isokinetisch konzentrisch / konzentrisch,<br />
konzentrisch / konzentrisch,<br />
exzentrisch / exzentrisch,<br />
konzentrisch / exzentrisch,<br />
exzentrisch / exzentrisch.<br />
Somit ergeben sich neben <strong>der</strong> Kraftdiagnostik die Ziele Mobilisations-, Koordinations-<br />
und Muskelaufbautraining.<br />
Bei <strong>der</strong> Mobilisation soll das betroffene Gelenk passiv und/o<strong>der</strong> assistiv beweglicher<br />
gemacht werden. Ausgehend vom anfänglichen Bewegungsausmaß kann im Laufe<br />
<strong>der</strong> Therapieeinheit, die in dieser Phase vorzugsweise im KPB-Modus durchgeführt<br />
wird, <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswinkel - je nach Rückmeldung des <strong>Patienten</strong> - sukzessive verän<strong>der</strong>t<br />
werden. Die Therapieeingangs- und -ausgangswerte werden dokumentiert und las-<br />
sen je<strong>der</strong>zeit eine äußerst exakte Therapieverlaufskurve nachvollziehen.<br />
Bei <strong>der</strong> Koordination ar<strong>bei</strong>tet <strong>der</strong> Patient assistiv/aktiv mit. Auf <strong>der</strong> Basis des visuel-<br />
len Biofeedbacks (Drehmomentbalken, Zielzone) soll er lernen, dosiert und außer-<br />
halb des Schmerzbereichs Kraft aufzubringen (Rekrutierung und Frequenzierung,<br />
intermuskuläre Koordination). Diese Einsatzmöglichkeit kann auch mit <strong>der</strong> ersten<br />
(siehe Mobilisation) verknüpft angewandt werden.<br />
Die Kräftigung setzt meistens einen Eingangstest voraus (z.B. Status o<strong>der</strong> bilateral).<br />
Die Parameter werden abgespeichert und als Basis für einen Retest verwendet. Im<br />
Anschluss an eine Trainingsphase folgt <strong>der</strong> Retest, die reproduzierten Werte des<br />
Eingangstests und die aktuellen Werte des Endtests werden graphisch und nume-<br />
risch gegenübergestellt (Dokumentationsnachweis). Zudem lassen sich - je nach<br />
definiertem Therapieziel - für jeden <strong>Patienten</strong> individuelle Trainingsprogramme konfi-<br />
gurieren und bestimmte Auswertungskriterien wählen.
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Der Einsatz isokinetischer Test- und Trainingssysteme ist mit Vor- und Nachteilen<br />
verbunden. Positiv zu erwähnen sind<br />
● <strong>der</strong> vielseitige Anwendungsbereich,<br />
● die Umsetzung isokinetischer Ergebnisse in einen Trainingplan,<br />
● die objektiven Parameter wie Ar<strong>bei</strong>t und Leistung zur Funktions-<br />
beurteilung<br />
● die reproduzierbaren Daten mit <strong>der</strong> Möglichkeit statistischer In-<br />
terpretation (durchschnittliche Standardabweichung und Variati-<br />
onskoeffizient im Auswertungsprotokoll „Nummerische Daten“) .<br />
Die Nachteile liegen insbeson<strong>der</strong>e<br />
● im hohen Zeitaufwand und den damit verbundenen Kosten,<br />
● in <strong>der</strong> Organisationsform als 1:1-Therapiemaßnahme,<br />
● in <strong>der</strong> künstlichen Bewegungsform mit einer gleichbleibenden<br />
Geschwindigkeit, die unter ADL-<strong>Aspekte</strong>n (Activities of Daily Li-<br />
ving) so nicht vorkommt.<br />
Kontraindikationen zur Durchführung eines isokinetischen Tests sind<br />
● akute entzündliche Prozesse,<br />
● Dauerschmerz,<br />
● extrem kleines Bewegungsausmaß,<br />
● ärztlich nicht eingestellte Herz- und Blutdruckinsuffizienzen.<br />
In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden die <strong>Patienten</strong> in den Bewegungsrichtun-<br />
gen Hüftextension und Hüftabduktion gemessen. Die Wie<strong>der</strong>holungszahl und die<br />
Testgeschwindigkeit orientierten sich da<strong>bei</strong> nicht zwangsläufig an den Vorgaben <strong>der</strong><br />
gängigen Literatur, da es sich hier überwiegend um Trainingsempfehlungen handelt.<br />
In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind isokinetische Trainingsinhalte aufgeführt, die sie sich<br />
an den Parametern Wie<strong>der</strong>holungszahl, Bewegungsgeschwindigkeit und Krafteinsatz<br />
orientieren:<br />
69
70<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Tabelle 13: Isokinetisches Training in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bewegungsgeschwindigkeit, <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>holungszahl und des Krafteinsatzes (Fel<strong>der</strong> 1998, Froböse/Nellessen 1998)<br />
Ziel Bewegungsgeschwindigkeit <br />
Wie<strong>der</strong>holungszahl<br />
Krafteinsatz<br />
Hypertrophie 60 – 240°/sec 8 - 15 submaximal - maximal<br />
Kraftausdauer 150 - 240°/sec 15 - 25 submaximal - maximal<br />
Intermuskuläre Koordination 150 - 210°/sec 10 - 15 submaximal<br />
Intramuskuläre Koordination 30 - 120°/sec 3 - 10 maximal<br />
Genauere Informationen zu den Testgeschwindigkeiten finden sich im Handbuch <strong>der</strong><br />
Herstellerfirma, wenn auch nicht unter detaillierten indikationsspezifischen <strong>Aspekte</strong>n.<br />
In Anlehnung an die „Suggested Cybex Test Speeds“ (Cybex 1996) wurden für die<br />
vorliegende Untersuchung unterschiedliche Geschwindigkeiten für die „Slow Speed<br />
Torque Curve Tests“ gewählt. Diese Geschwindigkeiten berücksichtigten insbeson-<br />
<strong>der</strong>e das differierende Bewegungsausmaß (Range of Motion) <strong>bei</strong><strong>der</strong> Bewegungs-<br />
muster.<br />
In <strong>bei</strong>den Bewegungsmustern wurden die individuellen patientenspezifischen Gerä-<br />
teeinstellungen in <strong>der</strong> Positionierungsmaske festgehalten. Somit war für den Retest<br />
die exakt gleiche <strong>Patienten</strong>positionierung mit <strong>der</strong> exakt gleichen Gerätekonfiguration<br />
gewährleistet. Es wurden zwei Testverfahren programmiert, die sich im Detail wie<br />
folgt darstellten:<br />
Die Hüftextension wurde getestet<br />
● <strong>bei</strong> einem standardisierten Bewegungsausmaß von 0 – 0 – 60°,<br />
● Bewegungsgeschwindigkeit 60°/sec,<br />
● 4 Wie<strong>der</strong>holungen im Bewegungsmodus konzentrisch-<br />
exzentrisch Extension.<br />
Dieser Modus stellte sicher, dass <strong>der</strong> Patient nicht aktiv in die Flexion ar<strong>bei</strong>ten muss-<br />
te und sich voll und ganz auf die zu leistende Ar<strong>bei</strong>t in die Extension konzentrieren<br />
konnte.
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 30: Ausgangsposition Hüftextension Abbildung 31: Endposition Hüftextension<br />
Die Hüftabduktion wurde getestet<br />
● <strong>bei</strong> einem standardisierten Bewegungsausmaß von 0 – 0 – 30°,<br />
● Bewegungsgeschwindigkeit 30°/sec,<br />
● 4 Wie<strong>der</strong>holungen im Bewegungsmodus konzentrisch-konzen-<br />
trisch, wo<strong>bei</strong> die <strong>Patienten</strong> nur in die Abduktion ar<strong>bei</strong>ten muss-<br />
ten. Von <strong>der</strong> 30°-Position aus ließen sie das Bein einfach passiv<br />
wie<strong>der</strong> absinken.<br />
Abbildung 32: Ausgangsposition Hüftabduktion Abbildung 33: Endposition Hüftabduktion<br />
71
72<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Für diese Testung <strong>der</strong> Hüftabduktion war eine Modifikation <strong>der</strong> vom Hersteller vorge-<br />
gebenen Testdurchführung (DAP-CODE 116) notwendig. Demnach sollten die Pati-<br />
enten in Seitenlage das operierte Bein gegen die Schwerkraft und den Gerätewi<strong>der</strong>-<br />
stand anheben:<br />
Abbildung 34: Testdurchführung nach Herstellerangaben (Cybex 1996)<br />
Die Versuche im Vorfeld <strong>der</strong> Untersuchung zeigten, dass dieses Vorgehen für relativ<br />
frisch operierte <strong>Patienten</strong> nicht möglich sein würde. Insofern wurde die o.g. modifi-<br />
zierte Variante im Stehen gewählt, auch wenn somit keine isolierte Abduktorenmes-<br />
sung möglich war. Dennoch ließen sich für Untersuchungs- und Kontrollgruppe glei-<br />
chermaßen aussagekräftige Testergebnisse ermitteln.<br />
Die <strong>Patienten</strong> wurden während des Testprobelaufs (standardisiert 30 sec KPB, an-<br />
schließend eine aktive Probewie<strong>der</strong>holung, dann die Testdurchführung) so gut wie<br />
möglich instruiert und ggf. korrigiert.
3.5 Posturomed und MicroSwing<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Das Posturomed wurde 1992 von Dr. Eugen Rasev für die Firma Hai<strong>der</strong> entwickelt.<br />
Da<strong>bei</strong> handelt es sich um ein Trainingsgerät mit zwei unabhängig voneinan<strong>der</strong> auf-<br />
gehängten Schwingkreise, die in <strong>der</strong> Transversalebene dosierbar beweglich sind.<br />
Da<strong>bei</strong> können<br />
● <strong>bei</strong>de Schwingkreise offen sein,<br />
● <strong>der</strong> untere Schwingkreis halboffen sein (eine Bremse verriegelt)<br />
o<strong>der</strong><br />
● <strong>der</strong> untere Schwingkreis fixiert sein (<strong>bei</strong>de Bremsen verriegelt).<br />
Abbildung 35: Posturomed Abbildung 36: Schwingkreisaufhängung<br />
73
74<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 37: Bremse entriegelt Abbildung 38: Bremse verriegelt<br />
Zum Verriegeln wird <strong>der</strong> schwarze Knopf am oberen Ende <strong>der</strong> Bremse angehoben,<br />
um 90° gedreht und in die Führungshülse versenkt. In <strong>der</strong> vorliegenden Untersu-<br />
chung wurden alle <strong>Patienten</strong> auf dem höchsten Schwierigkeitslevel getestet: <strong>bei</strong>de<br />
Schwingkreise waren frei, keine <strong>der</strong> Bremsen verriegelt. Voruntersuchungen zeigten<br />
ein schnell anwachsendes Koordinationsniveau <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong>, die in ihrem Trai-<br />
ningsplan einen großen Anteil sensomotorischer Übungen hatten. Um auch diese<br />
<strong>Patienten</strong> im Retest adäquat for<strong>der</strong>n zu können, wurde das oben beschriebene<br />
Schwierigkeitslevel gewählt.<br />
Zudem konnte nur so eine symmetrische Auslenkung durch die POSTUROMED-<br />
Provokationseinheit gewährleistet werden, die zur standardisierten Testung einge-<br />
setzt wurde. Da<strong>bei</strong> drückte die Provokationseinheit <strong>bei</strong> je<strong>der</strong> Testung in exakt dem<br />
gleichen Ausmaß den oberen Schwingkreis nach außen. Da<strong>bei</strong> wurde die werkssei-<br />
tige Auslenkung „mittel“ übernommen:
kleine Auslenkung<br />
mittlere Auslenkung<br />
große Auslenkung<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 39: POSTUROMED-Provokationseinheit<br />
Abbildung 40: Provokationseinheit aktiviert Abbildung 41: Provokationseinheit ausgelöst<br />
Beide <strong>Patienten</strong>gruppen hatten die Aufgabe, sich mit dem Fuß des operierten Beins<br />
in das Zentrum des oberen Schwingkreises zu stellen. Sobald sie im Ein<strong>bei</strong>nstand<br />
waren und sich zudem nicht mehr mit den Händen am Gestänge sicherten, wurde<br />
75
76<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
die Provokation ausgelöst und die Schwingkreise aktiviert. Außerdem musste das<br />
Stand<strong>bei</strong>n im Kniegelenk leicht flektiert sein und es durfte keinen Kontakt vom Spiel-<br />
<strong>bei</strong>n zum Stand<strong>bei</strong>n geben. Dadurch sollte zum einen gewährleistet sein, dass im<br />
Kniegelenk nicht verriegelt werden konnte und somit muskulär gear<strong>bei</strong>tet werden<br />
musste. Zum an<strong>der</strong>en wurde durch die Spiel<strong>bei</strong>n-Stand<strong>bei</strong>n-Trennung ein weiterer<br />
Stabilisationsfaktor eliminiert, <strong>der</strong> die Messung verfälscht hätte.<br />
Für die Dauer von 5 Sekunden mussten sie die Schwingkreise möglichst ruhig hal-<br />
ten. Im Moment <strong>der</strong> Provokationsauslösung wurde durch die Funktion „Autostart“ die<br />
eigentliche Messung aktiviert, die sich zuvor in einem „stand-by“-Modus befand: mit-<br />
tels eines Beschleunigungssensors und einer angeschlossenen Messbox wurden<br />
Amplitude (mittlerer Schwingweg), Frequenz (Schwingungen pro Sekunde) und Ko-<br />
ordinationsfaktor (berechneter Wert, <strong>der</strong> die Stabilisation in Zahlen abbildet) gemes-<br />
sen und dann über einen Punktescore zusammenfassend ausgewertet.<br />
Abbildung 42: Montage und Position des Beschleunigungssensors
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 43: Messbox MicroSwing 5.0 Vers. 2.5<br />
Während <strong>der</strong> ablaufenden Messung konnten sich die <strong>Patienten</strong> an einer Art „Ziel-<br />
scheibe“ auf dem Bildschirm eines Laptops orientieren:<br />
Abbildung 44: Testdurchführung Abbildung 45: Orientierungshilfe, „Zielscheibe“<br />
77
78<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Die Auswertung erfolgte mit <strong>der</strong> Software MicroSwing 5.0 Vers. 2.5 <strong>der</strong> Firma Hai<strong>der</strong>.<br />
Mit dieser Software lässt sich die Koordinationsfähigkeit durch standardisierte Be-<br />
rechnungsverfahren quantitativ und qualitativ analysieren und in einem Test-Retest-<br />
Verfahren zur Auswertung gegenüberstellen. Die folgende Abbildung zeigt einen sol-<br />
chen Vergleich für das angewandte 5-sekündige Messintervall:<br />
Abbildung 46: Testergebnis T0<br />
Abbildung 47: Testergebnis T1<br />
Die Parameter „Drehmoment Extension“, „Drehmoment Abduktion“ und „Koordinati-<br />
on“ konnten durch dieses Design standardisiert und objektivierbar analysiert werden<br />
und erfüllen damit Hauptgütekriterien <strong>der</strong> Reliabilität und <strong>der</strong> Validität.
3.6 FFbH – OA und WOMAC<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Neben den bisher vorgestellten Testitems wurden <strong>bei</strong>de <strong>Patienten</strong>kollektive mit den<br />
Fragebögen FFbH (Funktionsfragebogen Hannover – Osteoarthritis, siehe Anhang)<br />
und WOMAC (Western Ontario and McMasters Universities Index, siehe Anhang))<br />
befragt.<br />
Um Krankheiten und ihre Auswirkungen reliabel (zuverlässig), valide (gültig) und<br />
sensitiv (verlaufsempfindlich) zu beurteilen, werden standardisierte Messmethoden<br />
benötigt, die dem Einsatzgebiet entsprechen und die bedeutsame Elemente des<br />
Krankheitsbildes in ihrer Verän<strong>der</strong>ung erfassen (Stucki 1997). Bei <strong>der</strong> Suche nach<br />
geeigneten Messinstrumenten eignet sich die Orientierung an einer Checkliste:<br />
● Wie heißt das Krankheitsmodell?<br />
● Misst das Instrument untersuchungsspezifisch relevante Para-<br />
meter?<br />
● Welche relevanten Ergebnisse (Outcome) werden erwartet?<br />
● Wurde das Instrument in früheren Studien verwendet, ist es be-<br />
reits etabliert?<br />
● Wird das Instrument international verwendet?<br />
● Werden biometrische Eigenschaften überprüft?<br />
● Eignet sich das Verfahren in <strong>der</strong> praktischen Anwendung (Zeit-<br />
umfang, Verstehbarkeit, Akzeptanz <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong>)<br />
(Stucki 1997)<br />
79
80<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Die Suche nach geeigneten Messintrumenten erfolgte über eine Literaturrecherche<br />
deutsprachiger Publikationen (Krämer 1993, Westhoff 1993, Biefang 1999) und in-<br />
ternationaler elektronischer Datenbanken (PubMED, Cochrane, PEDRO, DIMDI).<br />
Beim FFbH – OA handelt es sich um einen Fragebogen zur Erfassung <strong>der</strong> subjekti-<br />
ven Funktionskapazität. Dieser Fragebogen wird vom Patient selbst ausgefüllt. Er<br />
wird mit 18 Fragen zu verschiedenen Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) befragt:<br />
Wegstrecken, Wegbeschaffenheit, Mobilität allgemein, Körperpflege, Bück- und He-<br />
beabläufe, Nutzung von PKW o<strong>der</strong> öffentlichen Verkehrsmitteln. Er soll sich <strong>bei</strong>m<br />
Ausfüllen des Bogens, das ungefähr 5 bis 10 Minuten in Anspruch nimmt, auf die<br />
Beschwerden <strong>der</strong> letzten sieben Tage beziehen. Es bestehen drei Antwortmöglich-<br />
keiten:<br />
● Ja, ohne Schwierigkeiten (2 Punkte),<br />
● Ja, aber mit Mühe (1 Punkt),<br />
● Nein o<strong>der</strong> nur mit frem<strong>der</strong> Hilfe (0 Punkte).<br />
Das Ergebnis wird durch 0,36 dividiert und ergibt die Selbsteinschätzung des Patien-<br />
ten als Funktionskapazität in Prozent, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
● 36 (Punkte) : 0,36 = 100 � 100% Funktionskapazität,<br />
● 21 (Punkte) : 0,36 = 58,3 � 58,3% Funktionskapazität,<br />
● 11 (Punkte) : 0,36 = 30,5 � 30,5% Funktionskapazität.<br />
Je höher <strong>der</strong> Prozentsatz, desto größer die eingeschätzte Funktionskapazität. Mit <strong>der</strong><br />
prozentualen Definition ist <strong>der</strong> FFbH-OA-Score besser mit an<strong>der</strong>en Assessmentver-<br />
fahren zu vergleichen und macht Verän<strong>der</strong>ungen im Laufe <strong>der</strong> Rehabilitation leichter<br />
nachvollziehbar. Der FFbH – OA hat sich als valides, reliables und verän<strong>der</strong>ungs-<br />
sensitives Instrument bewährt.<br />
Der WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) <strong>bei</strong>n-<br />
haltet in drei Kategorien 5 Fragen zur subjektiven Schmerzangabe, 2 Fragen zur Be-<br />
urteilung <strong>der</strong> Gelenksteifigkeit und 17 Fragen zur Einschätzung <strong>der</strong> Gelenkfunktion<br />
<strong>bei</strong> körperlichen Tätigkeiten. Auch diesen Fragebogen füllen die <strong>Patienten</strong> selbst aus<br />
und beurteilen sich zu je<strong>der</strong> Frage mit Hilfe einer numerischen Graduierungsskala
Experimenteller Teil und Methodik<br />
von 0 (keine Schmerzen/Steifigkeit/Schwierigkeiten) bis 10 (extreme Schmer-<br />
zen/Steifigkeit/ Schwierigkeiten). Für jede Kategorie wird <strong>der</strong> Mittelwert als Skalen-<br />
score berechnet. Zur Berechnung des abschließenden Globalindex werden die o.g.<br />
Skalenscores addiert und entsprechend <strong>der</strong> Kategorienanzahl durch drei dividiert. Je<br />
kleiner <strong>der</strong> Index, desto besser die Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Funktionskapazität.<br />
Diese deutsche WOMAC-Version ist in ihrer Aussagekraft genauso zuverlässig wie<br />
<strong>der</strong> Originalindex mit <strong>der</strong> Datenerfassung über eine visuelle Analogskala (VAS) als<br />
Summenscore. Die Verwendung des Mittelwertes hat den Vorteil, dass <strong>bei</strong> fehlen<strong>der</strong><br />
Beantwortung einer Frage <strong>der</strong> Skalenscore trotzdem zuverlässig interpretiert werden<br />
kann (Stucki 1996).<br />
Durch die Verwendung von zwei verschiedenen Fragebögen sollte festgestellt wer-<br />
den, ob es zwischen diesen Messintrumenten Abweichungen gibt, o<strong>der</strong> ob die<br />
Selbsteinschätzung von Kontroll- und Untersuchungsgruppe in <strong>bei</strong>den Fragebögen<br />
vergleichbar abgebildet wird.<br />
3.7 Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong><br />
Zu Beginn aller Therapieeinheiten fanden kurze theoretische Schulungen und Ge-<br />
sprächskreise statt. Darin wurde das Training <strong>der</strong> vorherigen Stunde kurz reflektiert<br />
bzw. das Ziel <strong>der</strong> aktuellen Therapieeinheit festgelegt. Wirkungsweise und Hinter-<br />
gründe wurden transparent und nachvollziehbar gemacht, Fragen <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> dis-<br />
kutiert. Zudem wurde bedarfsorientiert ein Transfer zu <strong>der</strong> Zeit nach dem stationären<br />
Aufenthalt vorgenommen: sportartspezifische Beratung und Bewegung im Alltag.<br />
Die Untersuchungsgruppe erhielt zweimal wöchentlich 30 Minuten eine Therapieein-<br />
heit „Aqua-Walking“. Durch unterschiedliche Wassertiefen im Bewegungsbad konnte<br />
Belastungsvorgaben Rechnung getragen werden:<br />
81
82<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Tabelle 14: Restbelastung in % des Körpergewichtes (Schönle 1998)<br />
Eintauchtiefe % des Körpergewichtes<br />
Schulter im Wasser 8,0<br />
Sternumoberrand, Arme im Wasser 13,2<br />
Sternumoberrand, Arme außerhalb des Wassers 20,7<br />
Sternumunterrand 39,2<br />
Bauchnabel 50,2<br />
Spina iliaca anterior superior 57,8<br />
Kniekehle 88,9<br />
Die Reduktion des Körpereigengewichts durch Auftrieb und hydrostatischen Druck<br />
ermöglichte zielgenaue Übungsformen zum Gehen, die an Land oftmals problema-<br />
tisch gewesen wären. Aus dem breiten Spektrum von Therapiemöglichkeiten im<br />
Wasser, wie z.B.<br />
● Aquajogging,<br />
● Aquarobic,<br />
● Aquacycling,<br />
● Aquarunning und<br />
● Aquawalking<br />
stellte die letztgenannte Variante auch früh postoperativ eine ideale Möglichkeit zur<br />
<strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> zementfreier Hüfttotalendoprothese dar. Das<br />
Gehen im Wasser hatte einen im Sinne <strong>der</strong> Bodenreaktionskräfte hohen ADL-bezug<br />
und die Möglichkeit eines kontrollierten Abrollverhaltens unter Berücksichtigung einer<br />
kontrollierten Gewichtsentlastung (abhängig von <strong>der</strong> Wassertiefe) war gegeben. Zu-<br />
dem <strong>bei</strong>nhaltete das Laufen gegen den Wasserwi<strong>der</strong>stand dosierte Kraftkomponen-<br />
ten.
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Trotz dieser Vorteile waren auch an<strong>der</strong>e <strong>Aspekte</strong> zu berücksichtigen, z.B. die Bewe-<br />
gungsgeschwindigkeit. Verdoppelt man im Wasser die Bewegungsgeschwindigkeit,<br />
vervierfacht sich <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand (Faccini 2001). Diese potentielle, nicht unerhebliche<br />
Mehrbelastung, schlecht heilendes Narbengewebe o<strong>der</strong> Skepsis im Umgang mit dem<br />
Medium „Wasser“ galt es zu berücksichtigen.<br />
Die Verwendung von Kleingeräten (Bälle, Stäbe, Bretter, Aqua-Noodle) und die Ein-<br />
bindung von Spielformen (Pendelstaffel, Schattenlaufen) sorgten für Abwechslung<br />
und Variationen in den methodischen Reihen.<br />
In <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT) absolvierte die Kontrollgruppe ein<br />
„klassisches“ MTT-Programm mit Leg-Press, Abduktorentrainer etc., die Untersu-<br />
chungsgruppe erhielt einen geteilten Trainingsplan: möglichst ADL-nahe Kräfti-<br />
gungsübungen zum einen, spezielle Koordinationsübungen zum an<strong>der</strong>en. Die fol-<br />
genden Abbildungen zeigen ausgesuchte Übungsinhalte <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe:<br />
Abbildung 48: Treppauf Gehen Abbildung 49: Treppab Gehen<br />
83
84<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildung 50: Duchenne-Hinken Abbildung 51: Gangschulung mit Aus-<br />
gleichsgewicht und Spiegelkontrolle<br />
Abbildung 52 und 53: Koordinationsparcours
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Abbildungen 54 und 55: Wippende Gewichtsverlagerung, Parallelstand und Schrittstellung<br />
Abbildung 56: Weichbodenmatte vorwärts Abbildung 57: Weichbodenmatte rückwärts<br />
85
86<br />
Experimenteller Teil und Methodik<br />
Die Medizinische Trainingstherapie bietet vielfältige Ansätze sporttherapeutischer<br />
<strong>Intervention</strong>en. In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde ein Programm mit einem<br />
sehr hohen Anteil koordinativer Übungen gewählt, da diese Akzentuierung für Patien-<br />
ten mit zementfreier Hüfttotalendoprothese beson<strong>der</strong>s empfehlenswert zu sein<br />
scheint (Haupt 2002). Allerdings sollte jedoch auch immer das subjektive Belas-<br />
tungsempfinden des <strong>Patienten</strong> berücksichtigt werden (Buskies 1999).<br />
Somit ergab sich insgesamt ein Reha-Programm, das<br />
● die <strong>Patienten</strong> funktionell auf einem hohen koordinativen Niveau<br />
for<strong>der</strong>te,<br />
● Freude und Spaß in <strong>der</strong> Gruppe pädagogisch vermittelte,<br />
● Wege und Möglichkeiten aufzeigte, unter welchen <strong>Aspekte</strong>n be-<br />
stimmte Sportarten im Anschluss an die Reha-Maßnahme mög-<br />
lich sind... - trotz einer Hüfttotalendoprothese.
Untersuchungsergebnisse<br />
4 Untersuchungsergebnisse<br />
4.1 Statistische Auswertung<br />
Die Stichprobe umfasste insgesamt 28 Patientinnen und <strong>Patienten</strong>. Bei einer Patien-<br />
tin zeigten sich im Laufe <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme Wundheilungsstörungen, so<br />
dass eine Rückverlegung in eine Akutklinik veranlasst werden musste. Die Ergebnis-<br />
se basieren somit auf 27 Datensätzen. Das lag weit unter <strong>der</strong> angestrebten Zahl von<br />
ursprünglich 120 Teilnehmern, hatte aber nichts mit <strong>der</strong> Bereitschaft zur Studienteil-<br />
nahme seitens <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> zu tun. Vielmehr verursachte eine gezielte Fallsteue-<br />
rung durch die Kostenträger ein deutlich kleineres Kontingent potentieller Teilneh-<br />
mer: <strong>Patienten</strong> mit <strong>der</strong> notwendigen untersuchungsspezifischen Diagnose wurden<br />
überwiegend in Kliniken von Mitbewerbern eingewiesen, die zu geringeren Tages-<br />
sätzen den Zuschlag <strong>der</strong> Kostenträger erhielten. Diese Entwicklung war im Vorfeld<br />
nicht absehbar. Eine Multi-Center-Studie mit diesen besagten an<strong>der</strong>en Kliniken<br />
durchzuführen, war allein durch die Konkurrenzsituation nicht realistisch.<br />
Ein weiteres Problem offenbarte sich klinikintern. Durch das restriktive Verhalten von<br />
Ärzten bestimmter Abteilungen wurden weniger <strong>Patienten</strong> rekrutiert, als tatsächlich<br />
möglich gewesen wären, obwohl das Studiendesign, die Therapieinhalte und die<br />
wissenschaftliche Basis in hausinternen Fortblidungen im Vorfeld transparent ge-<br />
macht wurden. Über die Gründe könnte an dieser Stelle nur spekuliert werden.<br />
Somit war die Größe <strong>der</strong> relevanten <strong>Patienten</strong>gruppe von Anfang an deutlich redu-<br />
ziert.<br />
Die Untersuchungsgruppe bestand aus neun Männern und sechs Frauen (n = 15).<br />
Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 57,2 (+ 8,5) Jahre alt, sie waren 170 (+ 7,9)<br />
cm groß und 80,1(+ 18,0) kg schwer. In <strong>der</strong> Kontrollgruppe (n = 12) waren sechs<br />
Männer und sechs Frauen. Ihr Durchschnittsalter betrug 54,5 (+ 8,8) Jahre, die<br />
durchschnittliche Körpergröße lag <strong>bei</strong> 171 (+ 9,3) cm, das Gewicht <strong>bei</strong> 74,6 (+ 12,2)<br />
kg.<br />
87
88<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
Die Rücklaufquote <strong>der</strong> Follow-up-Befragung drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitati-<br />
onsmaßnahme lag <strong>bei</strong> 100%. Dieser auffallend hohe Wert liegt vermutlich darin be-<br />
gründet, dass unter allen Rücksendungen ein Fitnesswochenende für die Teilnehmer<br />
verlost wurde, zudem fand 7 – 10 Tage nach Verschicken <strong>der</strong> Fragebögen ein tele-<br />
fonisches Nachfassen statt.<br />
Um nach Abschluss <strong>der</strong> Rekrutierung eine Aussage darüber treffen zu können, ob<br />
die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Fallgruppe und <strong>der</strong> Kontrollgruppe nicht rein zufalls-<br />
bedingt waren, wurden statistische Tests mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5%<br />
(Signifikanzniveau α = 0,05) durchgeführt. Dazu wurde vorrangig <strong>der</strong> Kolmogorov-<br />
Smirnov-Test als Unterschiedstest für den Vergleich zweier Verteilungen auf <strong>der</strong><br />
Grundlage unabhängiger Stichproben mit metrischen Daten ohne Verteilungsan-<br />
nahme eingesetzt.<br />
Für die Extension ergab sich eine Signifikanz von α = 0,197. Für die Abduktion wur-<br />
den α = 0,516, für die Koordination α = 0,135 ermittelt. Der FFbH – OA konnte im<br />
Vergleich T0 zu T1 eine Signifikanz von α = 0,658 und im Vergleich von T1 zu T2 α =<br />
0,978 vorweisen. Für den WOMAC wurden <strong>bei</strong>m T0 -T1- Vergleich α = 0,730 sowie T1<br />
zu T2 α = 0,913 ermittelt. Alle Testparameter lagen oberhalb des angestrebten Ni-<br />
veaus von α = 0,05, eine Signifikanz konnte somit in keinem <strong>der</strong> Testitems nachge-<br />
wiesen werden.<br />
Betrachtet man die Effektstärken im Gruppenvergleich, ergibt sich ein etwas an<strong>der</strong>es<br />
Bild. Bei den Effektstärken handelt es sich um deskriptive, dimensionslose Kennwer-<br />
te, die die Mittelwertdifferenz in Standardabweichungseinheiten ausdrückt (Cohen<br />
1969). Für die Extension lag die Effektstärke <strong>bei</strong> 1,12, für die Abduktion <strong>bei</strong> 0,7, für<br />
die Koordination ebenfalls <strong>bei</strong> 0,7. Legt man die Einteilung von Cohen zugrunde<br />
(d = 0,2 entspricht einem kleinen Effekt, d = 0,5 einem mittleren Effekt, d = 0,8 ei-<br />
nem großen Effekt), ist die Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> in <strong>der</strong><br />
vorliegenden Untersuchung mit einem mittleren bis großen Effekt zu beurteilen (Co-<br />
hen 1969).<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> Effektstärke im Gruppenvergleich ist im Gegensatz zum Kolmogo-<br />
rov-Smirnov-Test nicht abhängig von <strong>der</strong> Gruppengröße. Das lässt vermuten, dass
Untersuchungsergebnisse<br />
<strong>bei</strong> einer größeren Stichprobe das o.g. Signifikanzniveau tendenziell eher hätte er-<br />
reicht werden können.<br />
4.2 Extension<br />
Die isokinetische Datenerhebung <strong>bei</strong> Beginn <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T0) er-<br />
gab für die Kontrollgruppe (KG) einen Wert von 80 (+ 40) Newtonmeter, für die Un-<br />
tersuchungsgruppe (UG) von 95 (+ 23) Newtonmeter. Standardisiert erfolgte 17 Ta-<br />
ge später <strong>der</strong> Retest (T1). Die Kontrollgruppe hatte sich auf 130 (+ 59) Newtonmeter<br />
verbessert, das entsprach einer Steigerung von 62,5%, die Untersuchungsgruppe<br />
auf 183 (+ 55) Newtonmeter. Die prozentuale Verbesserung <strong>der</strong> Untersuchungs-<br />
gruppe betrug 92,6%.<br />
Newtonmeter (Nm)<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
80<br />
130<br />
T0 T1<br />
Kontrollgruppe<br />
95<br />
Abbildung 58: Extension T0 vs. T1<br />
183<br />
T0 T1<br />
Untersuchungsgruppe<br />
89
4.3 Abduktion<br />
90<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
Die Kontrollgruppe erreichte im Rahmen <strong>der</strong> T0-Testung 37 (+ 25) Newtonmeter, die<br />
Untersuchungsgruppe 39 (+ 14) Newtonmeter. Bei <strong>der</strong> T1-Testung 17 Tage später<br />
hatte sich die Kontrollgruppe auf 52 (+ 24) Newtonmeter verbessert (40,5%). Die Un-<br />
tersuchungsgruppe kam auf 59 (+ 17) Newtonmeter (51,3% Verbesserung).<br />
Newtonmeter<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
4.4 Koordination<br />
0<br />
37<br />
52<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />
39<br />
Abbildung 59: Abduktion T0 vs. T1<br />
Bei Beginn <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T0) erreichte die Kontrollgruppe von ma-<br />
ximal 1000 möglichen Punkten des Koordinationsscores 222 (+ 192) Punkte, die Un-<br />
tersuchungsgruppe 209 (+ 254) Punkte. Die Kontrollgruppe konnte sich 17 Tage spä-<br />
ter auf 374 (+ 200) Punkte verbessern (68,5%). Die Untersuchungsgruppe verbes-<br />
serte sich auf 505 (+ 218) Punkte, das entspricht 141,6%.<br />
59
Koordinationsscore<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
4.5 FFbH – OA<br />
0<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
222<br />
374<br />
209<br />
Abbildung 60: Koordination T0 vs. T1<br />
505<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> T0-Befragung schätzte die Kontrollgruppe ihre Funktionskapazität auf<br />
43,2 (+ 22,2) Prozentpunkte, die Untersuchungsgruppe auf 48,5 (+ 23,5). Die Kon-<br />
trollgruppe steigerte sich 17 Tage später (T1) auf 70,6 (+ 18) Prozentpunkte, die Un-<br />
tersuchungsgruppe auf 69,6 (+ 20,9). Beim Follow-up drei Monate nach Abschluss<br />
<strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T2) gab die Kontrollgruppe ihre Funktionskapazität mit<br />
86,3 (+ 14,3), die Untersuchungsgruppe mit 90,2 (+ 17) Prozentpunkten an.<br />
Die Steigerungsquote <strong>der</strong> Kontrollgruppe von T0 zu T1 lag <strong>bei</strong> 63,4%. Die Steigerung<br />
von T1 zu T2 betrug 22,2%. Bei <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe betrug die Steigerungs-<br />
quote von T0 zu T1 43,5%, von T1 zu T2 29,6%.<br />
91
92<br />
Funktionskapazität in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
4.6 WOMAC<br />
43,2<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
70,6<br />
86,3<br />
48,5<br />
69,6<br />
Abbildung 61: FFbH – OA T0 vs. T1 vs. T2<br />
Der Globalindex lag zum Zeitpunkt <strong>der</strong> T0-Befragung für die Kontrollgruppe <strong>bei</strong> einem<br />
Wert von 3,2 (+ 1,7). Die Untersuchungsgruppe kam auf einen Wert von 2,5 (+ 1,1).<br />
Die Befragung zum Zeitpunkt T1 17 Tage später ergab für die Kontrollgruppe einen<br />
Index von 2,0 (+ 1,6), für die Untersuchungsgruppe von 1,6 (+ 1,6). Beim Follow-up<br />
drei Monate später (T2) wurde für die Kontrollgruppe ein Wert von 0,8 (+ 0,8) ermit-<br />
telt, die Untersuchungsgruppe lag <strong>bei</strong> 0,7 (+ 0,9).<br />
Die Steigerungsquote von T0 zu T1 lag <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe <strong>bei</strong> 37,5%. Die Steige-<br />
rung von T1 zu T2 betrug 60,0%. Bei <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe betrug die Steige-<br />
rungsquote von T0 zu T1 36,0%, von T1 zu T2 56,3%.<br />
90,2<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe
Globalindex<br />
0<br />
0,5<br />
1<br />
1,5<br />
2<br />
2,5<br />
3<br />
3,5<br />
3,2<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
2,0<br />
0,8<br />
2,5<br />
1,6<br />
0,7<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />
Abbildung 62: WOMAC T0 vs. T1 vs. T2<br />
Auf <strong>der</strong> folgenden Seite eine abschließende Übersicht aller Graphiken zu den durch-<br />
geführten Untersuchungen. Die Achsenbeschriftungen zeigen jeweils den zu Unter-<br />
suchungsinhalt, Messzeitpunkt sowie Messgröße an. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontroll-<br />
gruppe sind blau, die <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe grün dargestellt.<br />
93
94<br />
Newtonmeter<br />
Score<br />
Funktionskapazität in %<br />
Globalindex<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
0,5<br />
1<br />
1,5<br />
2<br />
2,5<br />
3<br />
3,5<br />
0<br />
80<br />
43,2<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
3,2<br />
Extension und Abduktion T 0 v. T 1<br />
130<br />
222<br />
95<br />
374<br />
183<br />
37<br />
Koordination T 0 vs. T 1<br />
70,6<br />
86,3<br />
209<br />
FFbH - OA T0 vs. T1 vs. T2<br />
2,0<br />
0,8<br />
48,5<br />
WOMAC T 0 vs. T 1 vs. T 2<br />
2,5<br />
52<br />
69,6<br />
1,6<br />
505<br />
39<br />
90,2<br />
Abbildung 63: Gesamtübersicht aller Untersuchungsgraphiken<br />
0,7<br />
59
5 Diskussion<br />
Diskussion<br />
Es galt in dieser Studie Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> Pa-<br />
tienten mit zementfreier Hüfttotalendoprothese zu überprüfen. Ziel war es, Therapie-<br />
inhalte zu identifizieren, die gleiche o<strong>der</strong> bessere Ergebnisse liefern, als die klassi-<br />
sche Standardverordnung. Die frei werdenden physiotherapeutischen Einzeltermine<br />
könnten für an<strong>der</strong>e <strong>Patienten</strong>gruppen verwendet werden.<br />
Die Stichprobe umfasste ausschließlich Probanden, die sich freiwillig und aus eige-<br />
nem Interesse zur Studienteilnahme entschieden haben, insofern ist dieser Sachver-<br />
halt als eine Vorselektion zu bewerten. Außerdem kann nicht ausgeschlossen wer-<br />
den, dass im Rahmen des ärztlichen Aufnahmegesprächs seitens des Arztes eine<br />
subjektive Unterscheidung <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> in „studiengeeignet“ und „studienungeeig-<br />
net“ erfolgte, unabhängig von den relevanten Einschluss- und Ausschlusskriterien<br />
zur Studienteilnahme.<br />
Die isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftextension mit dem System<br />
Cybex Norm konnte mit allen <strong>Patienten</strong> problemlos in dem Bewegungsumfang Ex-<br />
tension 0 – 0 – 60° durchgeführt werden. Da<strong>bei</strong> wurde <strong>der</strong> Bewegungsmodus „kon-<br />
zentrisch-exzentrisch Extension“ gewählt. Dadurch war gewährleistet, dass die Pati-<br />
enten ausschließlich in die Hüftstreckung ar<strong>bei</strong>teten und sich voll und ganz auf diese<br />
Aufgabe konzentrieren konnten. Zuvor wurden die <strong>Patienten</strong> standardisiert mit einer<br />
Bewegungsanbahnung von 30 Sekunden im KPB-Modus und einer einmaligen Test-<br />
durchführung als Probedurchgang auf den eigentlichen Test vorbereitet. Die Verbes-<br />
serungen von T0 zu T1 in Höhe von 62,5% für die Kontrollgruppe und 92,6% für die<br />
Untersuchungsgruppe entspricht nicht ganz den Verbesserungen, die Piefke in sei-<br />
ner Untersuchung feststellen konnte (Piefke 1997). Er ermittelte einen Extensions-<br />
zuwachs von 99,5%, wo<strong>bei</strong> allerdings das gemittelte Ausgangsniveau mit 42 Nm weit<br />
unter den Werten von KG und UG (80 bzw 95 Nm) <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />
liegt.<br />
Bei <strong>der</strong> isokinetischen Messung des Drehmoments <strong>der</strong> Hüftabduktion in einem stan-<br />
dardisierten Winkel von 0 – 0 – 30° galt das Vorgehen wie <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Extension. Auch<br />
95
96<br />
Diskussion<br />
hier fand vor <strong>der</strong> letztendlichen Datenerhebung das beschriebene Anbahnungs- und<br />
Probeproce<strong>der</strong>e statt. Die ursprünglich für diesen Test vorgesehene Seitlage hatte<br />
sich im Rahmen von Voruntersuchnungen als nicht realisierbar erwiesen, da die Pa-<br />
tienten aufgrund ihrer insuffizienten Muskulatur nicht gegen die Schwerkraft ar<strong>bei</strong>ten<br />
konnten. Diese für die Abduktion vorgesehene Ausgangsstellung führte in einer an-<br />
<strong>der</strong>en Untersuchung zu einer drastisch reduzierten Fallzahl <strong>der</strong> rekrutierten Patien-<br />
ten. Nur 32 von 148 Probanden konnten die Originaltestung durchführen (Piefke<br />
1997). Eine assistive Messung im KPB-Modus hätte systembedingt einen Retest mit<br />
nummerischer Auswertung ausgeschlossen, eine isometrische Messung erwies sich<br />
aufgrund positionsabhängiger Schmerzzunahme als obsolet. Somit wurde die Mes-<br />
sung standardisiert im Stehen durchgeführt. Nach eingehen<strong>der</strong> Instruktion durch den<br />
Testleiter führten die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong><strong>der</strong> Gruppen die Messung äußerst zufriedenstel-<br />
lend durch. Die Ergebnisse entsprachen im Wesentlichen denen früherer Studien.<br />
Die Messung <strong>der</strong> Koordination wurde auf dem Posturomed mit Hilfe <strong>der</strong> Software<br />
„MicroSwing 5.0“ <strong>der</strong> Firma Hai<strong>der</strong> erhoben. Da <strong>bei</strong>de Schwingkreise offen waren,<br />
die Testung somit auf dem höchsten Schwierigkeitsniveau durchgeführt wurde, durf-<br />
ten die <strong>Patienten</strong> den Messzyklus von 5 Sekunden insgesamt fünfmal proben, bevor<br />
dann <strong>der</strong> 6. Durchgang in die Wertung einging. Die ersten <strong>bei</strong>den Probeläufe wurden<br />
da<strong>bei</strong> im <strong>bei</strong>d<strong>bei</strong>nigen Stand durchgeführt, um die <strong>Patienten</strong> langsam an den schwie-<br />
rigsten aller Einzeltests heranzuführen. Bei <strong>der</strong> vorliegenden Messung <strong>der</strong> „Koordi-<br />
nation“ handelt es sich exakter gesagt um die Gleichgewichtsfähigkeit, da <strong>der</strong> Begriff<br />
„Koordination“ per Definition mehrere Fähigkeiten umfasst:<br />
● Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit<br />
● Räumliche Orientierungsfähigkeit<br />
● Reaktionsfähigkeit<br />
● Rhythmusfähigkeit<br />
● Gleichgewichtsfähigkeit<br />
(Hirtz 1985)<br />
Da<strong>bei</strong> ist die Gleichgewichtsfähigkeit definiert als die Fähigkeit, den Körper nach um-<br />
fangreichen Verlagerungen im Gleichgewicht zu halten bzw. diesen Zustand wie<strong>der</strong>
Diskussion<br />
herzustellen. Sie wird weiter unterteilt in dynamisches, statisches und objekt-<br />
bezogenes Gleichgewicht. Die <strong>bei</strong>den erstgenannten Varianten beziehen sich auf<br />
eine Person, die sich selbst im Gleichgewicht halten muss. Beim objektbezogenen<br />
Gleichgewicht steht ein Gegenstand o<strong>der</strong> Objekt im Zentrum des Handelns (Martin<br />
2001, Meinel 1987). Koordination als Oberbegriff stellt das fein aufeinan<strong>der</strong> abge-<br />
stimmte Zusammenspiel von zentralem Nervensystem (ZNS) und peripheren, neu-<br />
romuskulären Strukturen dar (Hollmann 2000). Dieses Zusammenspiel wurde auf<br />
dem Posturomed geprüft: <strong>der</strong> äußerliche Reiz als Provokations-Input, die Reizverar-<br />
<strong>bei</strong>tung über das ZNS und die neuromuskuläre Aktivierung als Reaktion <strong>der</strong> vestibu-<br />
lär-kinästhetischen Provokation.<br />
Es fällt auf, dass die Untersuchungsgruppe <strong>bei</strong> diesem Testitem die deutlichste Ver-<br />
besserung vorweisen kann (141,6%, die Kontrollgruppe kam auf 68,5%). Angesichts<br />
<strong>der</strong> überwiegend koordinativ ausgerichteten Therapieinhalte ist dieses Ergebnis nicht<br />
beson<strong>der</strong>s verwun<strong>der</strong>lich, in seiner Deutlichkeit dennoch bemerkenswert. Insgesamt<br />
zeigte die Untersuchungsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />
● eine um 30,1% größere Drehmomentzunahme für die Extension,<br />
● eine um 10,8% größere Drehmomentzunahme für die Abduktion,<br />
● einen um 73,1% höheren Koordinationsscore,<br />
● eine um 3,9% höhere Funktionskapazität <strong>bei</strong>m FFbH – OA<br />
● sowie den gleichen Globalindex <strong>bei</strong>m WOMAC.<br />
Somit steigerte sich die UG in vier von fünf Testitems in einem größeren Rahmen als<br />
die KG, jedoch nicht signifikant. Eine mittlere bis große Effektstärke <strong>der</strong> sportthera-<br />
peutischen <strong>Intervention</strong> ist trotzdem nachzuweisen, die <strong>bei</strong> einem umfangreicheren<br />
Untersuchungskollektiv vermutlich auch zu dem angestrebten Signifikanzniveau von<br />
α = 0,05 geführt hätte. Die ursprünglich angestrebte Teilnehmerzahl von n = 60 pro<br />
97
98<br />
Diskussion<br />
Gruppe konnte <strong>bei</strong> weitem nicht realisiert werden. Neu zu verhandelnde Verträge mit<br />
verschiedenen Kostenträgern hatte dazu geführt, dass ein Großteil operierter Hüftpa-<br />
tienten zu einem Mitbewerber eingewiesen wurde und somit eine erhebliche Zahl<br />
potentieller Studienteilnehmer fehlte. Klinikintern ergab sich das Problem, dass durch<br />
das restriktive Verhalten von Ärzten bestimmter Abteilungen weniger potentielle Stu-<br />
dieteilnehmer herausgefiltert wurden, als tatsächlich möglich gewesen wären.<br />
Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe zielte insbeson-<br />
<strong>der</strong>e auf koordinative Inhalte in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT) vor dem<br />
Hintergrund von ADL-relevanten Bewegungen („Activities if daily living“, z.B. Gehen,<br />
Treppe steigen, Radfahren) sowie einem Gangschulungsprogramm im Wasser (A-<br />
qua-Walking) ab. Zudem galt es im Zuge von Gruppengesprächen zu jeweiligem<br />
Therapiebeginn eine Verhaltensmodifikation einzuleiten, die die <strong>Patienten</strong> trotz ihres<br />
operativen Eingriffs zu dosierten und aktiven sportlichen Maßnahmen im Anschluss<br />
an die Rehabilitationsmaßnahme motivieren sollte.<br />
Das Training <strong>der</strong> Kontrollgruppe (KG) in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT)<br />
<strong>bei</strong>nhaltete „klassische“ Übungen, wie man sie immer wie<strong>der</strong> in den Nachbehand-<br />
lungsplänen finden kann. In diesem Zusammenhang sind Geräte wie Leg-Press, Er-<br />
gometer und Abduktorentrainer zu nennen (siehe Anhang). Die defizitäre Hüftmusku-<br />
latur wird im Rahmen dieser Trainingspläne vorwiegend im Liegen o<strong>der</strong> Sitzen trai-<br />
niert. Die Untersuchungsgruppe (UG) hingegen trainierte diese Muskelgruppen vor<br />
dem Hintergrund einer ADL-nahen Ausführung im Stehen und unter erschwerten<br />
koordinativen Bedingungen (siehe Anhang). Beide Gruppen wurden mit vier Termi-<br />
nen pro Woche versehen. Der Umfang lag <strong>bei</strong> 60 bis 75 Minuten pro Training, die<br />
Belastungsnormativa <strong>der</strong> Gruppen wurden adäquat angepasst (siehe Anhang). Beide<br />
Trainingsgruppen wurden zudem angehalten, einmal pro Tag 15 Minuten auf dem<br />
Fahrra<strong>der</strong>gometer zu trainieren. Sie wurden da<strong>bei</strong> mit 1 Watt/kg Körpergewicht und<br />
60 – 70 1 /min belastet.<br />
Die UG bestritt zwei ihrer vier MTT-Termine ausschließlich mit Übungen koordinati-<br />
ver Inhalte (Koordinationsparcours, Weichbodenmatte, Trampolin, Seilzugübungen<br />
auf dem Aerostep-Kissen). Angesichts dieser Trainingsschwerpunktinhalte erscheint<br />
die Verbesserung <strong>der</strong> UG auf dem Posturomed noch am ehesten nachvollziehbar.
Diskussion<br />
Da sich die UG jedoch auch in Extension und Abduktion deutlich mehr verbessert hat<br />
als die KG, scheinen die Trainingsinhalte <strong>der</strong> UG für diese Parameter ebenfalls von<br />
großer Bedeutung zu sein, was sich mit Ergebnissen an<strong>der</strong>er Studien deckt (Heit-<br />
kamp 2001). Folglich wäre ein Trainingsprogramm in <strong>der</strong> Medizinischen Trainings-<br />
therapie mit Übungen koordinativen Inhalts als sehr empfehlenswert zu erachten,<br />
zumal sich auch das Gangbild durch die Verbindung von Funktionalität und Koordi-<br />
nation deutlich zu verbessern scheint (Allegrini 2006).<br />
Eine Übung wie das Zugehen auf einen Spiegel (s.S. 82) als visuelles Feedback-<br />
Gehtraining könnte nach neuesten Studien durch eine verbale Instruktion o<strong>der</strong> ein<br />
Videofeedback ersetzt werden. Diese Therapieinterventionen scheinen gleicherma-<br />
ßen erfolgreich (Brettmann 2006), allerdings <strong>bei</strong>nhaltet die Variante mit dem Spiegel<br />
keine zwingende Anwesenheit eines Therapeuten zur Bewegungskontrolle, wenn die<br />
Übung zuvor sorgfältig instruiert wurde.<br />
Insgesamt gewinnt die Schulung <strong>der</strong> Koordination in <strong>der</strong> Rehabilitation eine immer<br />
größere Bedeutung (Bohannon 1995), nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />
demographischen Entwicklung: es gibt eine zunehmend größer werdende Zahl von<br />
älteren Menschen, <strong>der</strong>en potentielles Sturzrisiko mit zunehmendem Lebensalter<br />
steigt. Ein Koordinationstraining im Sinne einer Verbesserung von Balance und<br />
Gleichgewicht wäre folglich nicht nur eine geeignete Therapiemaßnahme in <strong>der</strong> Re-<br />
habilitation, son<strong>der</strong>n ebenso als eine Prävention und Sturzprophylaxe zu betrachten<br />
(Woollacott 2002).<br />
Die sportherapeutische <strong>Intervention</strong> hat ihren Zweck insbeson<strong>der</strong>e dann erfüllt, wenn<br />
die teilnehmenden <strong>Patienten</strong> im Anschluss an die Rehabilitationsmaßnahme einen<br />
Zugang zu einer sportlich-aktiven Lebensweise finden konnten bzw. in ihrer sportli-<br />
chen Aktivität bestärkt wurden. Gerade <strong>bei</strong> Hüftpatienten lässt sich die Rückkehr in<br />
eine sportliche Lebensführung nach Implantation einer Prothese in einem größeren<br />
Umfang nachweisen, als es vergleichsweise <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit einem künstlichen<br />
Kniegelenkersatz <strong>der</strong> Fall ist (Huch 2005). Da<strong>bei</strong> bergen technisch anspruchsvollere<br />
Sportarten eine größere Gefahr für Sekundärverletzungen, auch sollten Knie-TEP-<br />
<strong>Patienten</strong> hinsichtlich Prothesenlockerung vorsichtiger sein als Hüftpatienten (Kuster<br />
2002).<br />
99
100<br />
Diskussion<br />
Abschließend sollen nochmals die eingangs formulierten Ar<strong>bei</strong>tshypothesen betrach-<br />
tet werden:<br />
1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />
gruppen therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme<br />
bessere Ergebnisse als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />
men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
Diese Aussage ist <strong>bei</strong> den Parametern Extension, Abduktion, Koordination und<br />
WOMAC-Score zutreffend, lediglich <strong>der</strong> FFbH-OA zeigt einen geringen Vorteil<br />
zugunsten <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />
2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />
gruppen therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag<br />
drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als Pati-<br />
enten, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehand-<br />
lung therapiert werden.<br />
Diese Aussage ist zutreffend: drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaß-<br />
nahme erreichen die <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe eine höhere Funkti-<br />
onskapazität, als die Kontrollgruppe.<br />
3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />
gruppen therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitati-<br />
onsmaßnahme geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiothera-<br />
peutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />
Diese Aussage ist knapp, aber ebenfalls zutreffend.
Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
Hüft- und Kniegelenke zählen zu den am meisten belasteten Gelenken des Körpers.<br />
In Deutschland werden <strong>der</strong>zeit zwischen 150.000 und 180.000 Totalendoprothesen<br />
<strong>der</strong> Hüftgelenke pro Jahr implantiert (Springorum 2004, Heisel 2006). Die Standzeit<br />
<strong>der</strong> Prothesen liegt inzwischen <strong>bei</strong> etwa 15 Jahren, bedingt durch bessere Implantate<br />
und verbesserte OP-Techniken. Diese Verbesserungen führen zu immer kürzeren<br />
Verweildauern in den Akuthäusern, die <strong>Patienten</strong> kommen somit auch immer früher<br />
in die Rehabilitationsmaßnahmen.<br />
Vor diesem Hintergrund, verbunden mit <strong>der</strong> demographischen Entwicklung einer im-<br />
mer älter werdenden Gesellschaft, gilt es evidenzbasierte Therapiestrategien für die<br />
Nachbehandlung dieser <strong>Patienten</strong>klientel zu identifizieren. Ist die obligatorische phy-<br />
siotherapeutische 1:1-Behandlung mit vier Einzelterminen pro Woche zur Verbesse-<br />
rung alltagsrelevanter Fähigkeiten wirklich notwendig? Diese und an<strong>der</strong>e Pauschal-<br />
versorgungen nach dem Gießkannenprinzip kann sich eine ambulante o<strong>der</strong> stationä-<br />
re Rehabilitationseinrichtung nicht mehr leisten, dafür ist <strong>der</strong> Kostendruck im Ge-<br />
sundheitswesen zu groß geworden. Deshalb gilt es, therapeutische Behandlungs-<br />
pfade zu identfizieren, die als Teil eines „Clinical Pathways“ eine realistische Kosten-<br />
Nutzen-Effektivität <strong>bei</strong>nhalten.<br />
Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Sporttherapie erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen an ein evidenzbasier-<br />
tes und ökonomisches Therapieinstrument, da sie elementare Inhalte verschiedener<br />
Therapiedimensionen vereinigt und auf drei Ebenen wirkt:<br />
● die medizinisch-funktionelle Ebene: Schulung <strong>der</strong> Koordination,<br />
Ausdauer, Kraft und Flexibilität,<br />
● die edukativ-pädagogische Ebene: Schulung des praktischen<br />
<strong>Patienten</strong>verhaltens durch Informationsweitergabe und dem Ziel<br />
<strong>der</strong> Eigenverantwortung und <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit im Sinne ei-<br />
ner Verhaltensmodifikation,<br />
101
102<br />
Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
● die psychosoziale Ebene: Orientierung an den Bedürfnissen des<br />
<strong>Patienten</strong>, Hinführen zur Bewegung (Radfahren, Wan<strong>der</strong>n, Ke-<br />
geln, Garten o.ä. Hobbies) und zum Sport (Lifetimesportarten,<br />
Golf o.ä.).<br />
Mit <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde ein sporttherapeutischer Behandlungspfad<br />
evaluiert, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit zementfreier Hüfttotalendoprothese effektiv und kos-<br />
tengünstig ist und ein vergleichbares bzw. besseres Ergebnis erzielt, als eine „klassi-<br />
sche“ AHB mit ihren bisherigen Therapiegewichtungen.<br />
Dazu wurden insgesamt 27 stationäre <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Fachklinik Enzensberg, Hopfen<br />
am See, rekrutiert. Die Untersuchungsgruppe (UG) bestand aus neun Männern und<br />
sechs Frauen (n = 15), die Kontrollgruppe (KG) aus sechs Männern und sechs Frau-<br />
en. Die Teilnehmer <strong>der</strong> UG waren im Durchschnitt 57,2 (+ 8,5) Jahre alt, sie waren<br />
170 (+ 7,9) cm groß und 80,1(+ 18,0) kg schwer. Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> KG be-<br />
trug 54,5 (+ 8,8) Jahre, die durchschnittliche Körpergröße lag <strong>bei</strong> 171 (+ 9,3) cm, das<br />
Gewicht <strong>bei</strong> 74,6 (+ 12,2) kg. Bei allen Teilnehmern wurden zu Beginn <strong>der</strong> Rehabili-<br />
tationsmaßnahme (T0) die Extension, die Abduktion und die Koordination gemessen,<br />
zudem wurde die subjektive Funktionskapazität per FFbH – OA (Funktionsfragebo-<br />
gen Hannover – Osteoarthritis) und WOMAC (Western Ontario MacMaster Universi-<br />
ties Osteoarthritis Index) gemessen.<br />
Die anschließenden Therapieinhalte für <strong>bei</strong>de Gruppen sahen wie folgt aus:
Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
Tabelle 12 : Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe<br />
Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />
3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />
Gruppe als Individualtraining<br />
2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />
Fango<br />
1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Trockenen<br />
3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />
Wasser<br />
2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />
Gruppe als Individualtraining<br />
2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />
Fango<br />
2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />
„Aquawalking“<br />
2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />
„Koordinationszirkel“<br />
Summe: 15 Einheiten pro Woche Summe: 14 Einheiten pro Woche<br />
Nach 17 Tagen wurden die Messdaten ein zweites Mal erhoben (T1), zudem wurden<br />
drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme die <strong>Patienten</strong> mittels <strong>der</strong> o.g.<br />
Fragebögen nochmals zu ihrer Funktionskapazität befragt (T2). Die Ergebnisse zeig-<br />
ten in vier von fünf Testitems zwar große, jedoch keine signifikanten Unterschiede (α<br />
= 0,05) zwischen den <strong>bei</strong>den Gruppen. Für eine Signifikanz wäre mit großer Wahr-<br />
scheinlichkeit ein größeres Untersuchungskollektiv vonnöten gewesen.<br />
Allerdings zeigte die Untersuchungsgruppe deutlich höhere Zuwächse <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Effekt-<br />
stärke. Somit bleibt nach den Ergebnissen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung die be-<br />
gründete Vermutung, dass ausgewählte sporttherapeutische Therapieinhalte <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Nachbehandlung von zementfreien Hüfttotalendoprothesen effektiver sind als die<br />
bisher „klassischen“ Therapie- und Trainingsprogramme. Insofern bleibt zu überle-<br />
gen, ob physiotherapeutische Einzeltermine <strong>bei</strong> postoperativ komplikationslosen Pa-<br />
103
104<br />
Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />
tienten nicht reduziert werden können, um diese frei werdenden Ressourcen <strong>bei</strong> an-<br />
<strong>der</strong>en <strong>Patienten</strong> sinnvoller zu verplanen.<br />
Weiterhin können <strong>Patienten</strong> im Rahmen rehabilitativer Maßnahmen bereits zu Bewe-<br />
gungsformen und Aktivitäten herangeführt werden, die ihnen im weiteren Verlauf ein<br />
aktives und gesundheitlich orientiertes Handeln ermöglichen. Da<strong>bei</strong> sollen das indivi-<br />
duelle Wohlbefinden des Einzelnen und seine ganz persönlichen Neigungen mög-<br />
lichst Berücksichtigung finden, denn damit wäre eine innere Motivation gegeben, die<br />
eine von außen herangetragene Motivation durch Ärzte und Therapeuten niemals<br />
erzielen kann. Auch gilt es <strong>Patienten</strong>gruppen zu erreichen, die eigentlich keine Affini-<br />
tät zum Sport haben, die aber dennoch von aktiven Strategien in Therapie und Alltag<br />
profitieren.<br />
Bei einer Vielzahl von Krankheitsbil<strong>der</strong>n ist die Bewegung als Medikament, als per-<br />
sönliche Vorsorge o<strong>der</strong> als geeignete medizinische Maßnahme zu betrachten. Diese<br />
Betrachtungsweise gilt ebenfalls für <strong>Patienten</strong> mit Hüftendoprothese. Folglich kann<br />
die Sporttherapie einen großen Beitrag zur Kostendämpfung in diesem Bereich des<br />
Gesundheitswesens leisten und trägt zudem durch ihre Struktur zur Qualitätssiche-<br />
rung von Therapieinhalten <strong>bei</strong>. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um diesen<br />
Sachverhalt - möglichst mit größeren Untersuchungskollektiven - für weitere Indikati-<br />
onen zu untermauern.
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Abbildungen und Tabellen<br />
8 Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen und Tabellen<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1950 bis 2050 4<br />
Abbildung 2: Sportliche Aktivität von wöchentlich zwei o<strong>der</strong> mehr Stunden 6<br />
Abbildung 3: Anteil Sporttreiben<strong>der</strong> nach Sozialschicht 7<br />
Abbildung 4: Hüftgelenk von ventral, dorsal und eröffnet 10<br />
Abbildung 5: Übersichtsaufnahme Hüfte 11<br />
Abbildung 6: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten Muskulatur von dorsal 13<br />
Abbildung 7: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten Muskulatur von ventral 13<br />
Abbildung 8: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von lateral 14<br />
Abbildung 9: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von dorsal 14<br />
Abbildung 10: Schematische Darstellung von wirkenden Kräften<br />
im Ein<strong>bei</strong>nstand 16<br />
Abbildung 11: Komponenten <strong>der</strong> Gesamtkraft F am Kopf einer<br />
Hüftgelenkprothese 18<br />
Abbildung 12: Gehen auf dem Laufband mit 2 km/h 20<br />
Abbildung 13: Ungünstigstes Kraftverhältnis Lastarm (L) zu Kraftarm (K) 27<br />
Abbildung 14: Bodenreaktionskräfte <strong>bei</strong>m Walking und Nordic Walking 29<br />
Abbildung 15: Zu zementierende Schaftprothese mit einer glatten Chrom- 35<br />
Kobalt Molybdän-Legierung<br />
Abbildung 16: Beschichtete und aufgeraute zementfreie Titanschaftprothese 36<br />
Abbildung 17: Osseointegration einer explantierten zementfreien Hüftprothese 36<br />
Abbildung 18: Sprengung des Femurs <strong>bei</strong> Implantation des Prothesenschafts 37<br />
Abbildung 19: Ossäre Druckspannungsverteilung unmittelbar post- OP und 38<br />
nach abgeschlossener Osseointegration in einem Hüftgelenk<br />
Abbildung 20: Zementfreie Druckscheibenendoprothese 39
Abbildungen und Tabellen<br />
Abbildung 21: Röntgenaufnahme rechtes Hüftgelenk mit Oberflächen- 39<br />
ersatzprothese<br />
Abbildung 22: Interdisziplinäres Rehabilitations-Team 47<br />
Abbildung 23: Mehrdimensionalität <strong>der</strong> Sporttherapie 51<br />
Abbildung 24: Schematische Darstellung des ICF-Modells 52<br />
Abbildung 25: Vereinfachtes Modell <strong>der</strong> Salutogenese 55<br />
Abbildung 26: Proteine eines Sarkomers 65<br />
Abbildung 27: Gelenkwinkel und Spannungsaufbau 66<br />
Abbildung 28: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knie- 67<br />
extension/ - flexion, rechtes Bein<br />
Abbildung 29: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knie- 67<br />
extension/ - flexion, rechtes Bein<br />
Abbildung 30: Ausgangsposition Hüftextension 71<br />
Abbildung 31: Endposition Hüftextension 71<br />
Abbildung 32: Ausgangsposition Hüftabduktion 71<br />
Abbildung 33: Endposition Hüftabduktion 71<br />
Abbildung 34: Testdurchführung nach Herstellerangaben 72<br />
Abbildung 35: Posturomed 73<br />
Abbildung 36: Schwingkreisaufhängung 73<br />
Abbildung 37: Bremse entriegelt 74<br />
Abbildung 38: Bremse verriegelt 74<br />
Abbildung 39: Posturomed-Provokationseinheit 75<br />
Abbildung 40: Provokationseinheit akiviert 75<br />
Abbildung 41: Provokationseinheit ausgelöst 75<br />
Abbildung 42: Montage und Position des Beschleunigungssensors 76<br />
Abbildung 43: Messbox MicroSwing 5.0 Vers. 2.5 77<br />
Abbildung 44: Testdurchführung 77<br />
119
120<br />
Abbildungen und Tabellen<br />
Abbildung 45: Orientierungshilfe, „Zielscheibe“ 77<br />
Abbildung 46: Testergebnis T0<br />
Abbildung 47: Testergebnis T1<br />
Abbildung 48: Treppauf Gehen 83<br />
Abbildung 49: Treppab Gehen 83<br />
Abbildung 50: Duchenne-Hinken 84<br />
Abbildung 51: Gangschulung mit Ausgleichsgewicht und Spiegelkontrolle 84<br />
Abbildung 52: Koordinationsparcours 1 84<br />
Abbildung 53: Koordinationsparcours 2 84<br />
Abbildung 54: Wippende Gewichtsverlagerung, Parallelstand 85<br />
Abbildung 55: Wippende Gewichtsverlagerung, Schrittstellung 85<br />
Abbildung 56: Weichbodenmatte vorwärts 85<br />
Abbildung 57: Weichbodenmatte rückwärts 85<br />
Abbildung 58: Extension T0 vs. T1<br />
Abbildung 59: Abduktion T0 vs. T1<br />
Abbildung 60: Koordination T0 vs. T1<br />
Abbildung 61: FFbH T0 vs. T1 vs. T2<br />
Abbildung 62: WOMAC T0 vs. T1 vs. T2<br />
Abbildung 63: Gesamtübersicht aller Untersuchungsgraphiken 94<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Diagnosedaten <strong>der</strong> Vorsorge- o<strong>der</strong> Rehaeinrichtungen mit 5<br />
mehr als 100 Betten<br />
Tabelle 2: Relation von Gehgeschwindikeit und wirkenden Kräften<br />
im Hüftgelenk 20<br />
Tabelle 3: Pedalkräfte in kg in Abhängigkeit von Wattwi<strong>der</strong>stand und 26<br />
Umdrehungsgeschwindigkeit<br />
78<br />
78<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93
Abbildungen und Tabellen<br />
Tabelle 4: Vergleich unterschiedlicher Zugänge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> minimalinvasiven 33<br />
Hüftendoprohetik<br />
Tabelle 5: Kriterienraster Gelenkpfanne 40<br />
Tabelle 6: Kriterienraster Hüftkopf 40<br />
Tabelle 7: Kriterienraster femorale Komponenten 40<br />
Tabelle 8: Kriterienraster Gelenkpaarungen 41<br />
Tabelle 9: Verteilung <strong>der</strong> von Operateuren verordneten Voll- und Teil- 43<br />
belastung nach Hüft-TEP<br />
Tabelle 10: Potentielle Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation 46<br />
Tabelle 11: Therapieinhalte Sporttherapie vs. klassisch physikalisch-reha- 56<br />
bilitative Therapie<br />
Tabelle 12: Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe 62<br />
Tabelle 13: Isokinetisches Training in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bewegungs- 70<br />
geschwindigkeit, <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungszahl und des Krafteinsatzes<br />
Tabelle 14: Restbelastung in % des Körpergewichtes 82<br />
121
9 Anhang<br />
122<br />
Anhang<br />
Anhang 1: <strong>Patienten</strong>informationsschreiben <strong>bei</strong>m ärztlichen Aufnahmegespräch<br />
Anhang 2: Einverständniserklärung und anthropometrische Datenerfassung<br />
Anhang 3: Therapieverordnungen <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe<br />
Anhang 4: Therapieverordnungen <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />
Anhang 5: Programm <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Trainingstherapie<br />
Anhang 6: Programm <strong>der</strong> Kontrollgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />
Anhang 7: Funktionsfragebogen Hannover – Osteoarthritis (FFbH-OA)<br />
Anhang 8: Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index<br />
(WOMAC)<br />
Anhang 9: Anschreiben Follow-up
Anhang<br />
<strong>Patienten</strong>informationsschreiben <strong>bei</strong>m ärztlichen Aufnahmegespräch<br />
123
124<br />
Anhang<br />
Einverständniserklärung und anthropometrische Datenerfassung
Anhang<br />
Therapieverordnungen <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe<br />
Bein<br />
MTT-Koordination<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
x<br />
UG<br />
3<br />
2 Aquawalking<br />
2<br />
x<br />
x<br />
bis zu 100, tgl. 15 Minuten<br />
125
126<br />
Anhang<br />
Therapieverordnungen <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />
MTT<br />
Bein<br />
3<br />
4<br />
2<br />
x<br />
1<br />
3<br />
2<br />
x<br />
x<br />
KG<br />
bis zu 100, tgl. 15 Minuten
Anhang<br />
Programm <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />
127
128<br />
Anhang
Anhang<br />
Programm <strong>der</strong> Kontrollgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />
129
130<br />
Anhang
Anhang<br />
FFbH-OA (Funktionsfragebogen Hannover - Osteoarthritis)<br />
131
132<br />
Anhang
Anhang<br />
WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index)<br />
133
134<br />
Anhang
Anhang<br />
135
Anschreiben Follow-up<br />
136<br />
Anhang
Danksagung<br />
Prof. Dr. H. Riehle möchte ich danken für die freundliche Überlassung des Themas.<br />
Seine überaus zuvorkommende Art, die stets aufmunternden Worte und seine Form<br />
<strong>der</strong> Betreuung waren mir eine große Hilfe.<br />
Dr. Ingo Haase, Ar<strong>bei</strong>tsbereich „Forschung und Qualitätssicherung“ <strong>der</strong> Klinikgruppe<br />
Enzensberg, danke ich für seine überaus wertvollen Ratschläge in methodischen und<br />
statistischen Fragestellungen.<br />
Dr. Christian Kranemann und seinem Ärzteteam <strong>der</strong> Orthopädie <strong>der</strong> Fachklinik En-<br />
zensberg danke ich für die Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong>rekrutierung.<br />
Diplom-Sportlehrer Jens Kirchhübel, meinem lieben Kollegen, danke ich für die<br />
Betreuung <strong>der</strong> MTT-, Koordinations- und Aqua-Walking-Gruppen.<br />
Sven Johannsen und seinem Therapeutenteam <strong>der</strong> Orthopädie <strong>der</strong> Fachklinik En-<br />
zensberg danke ich für die Kooperation in allen studienrelevanten Fragestellungen.<br />
Ich danke allen Patientinnen und <strong>Patienten</strong>, die ihre Bereitschaft zur Studienteilnah-<br />
me erklärten und somit die Basis <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung bildeten.<br />
Sandra Tierling, meiner lieben Schwester, danke ich für das Korrekturlesen.<br />
Beson<strong>der</strong>s bedanken möchte ich mich <strong>bei</strong> meinen Eltern, Gerda und Willi Böing. Sie<br />
haben mir vor nunmehr 20 Jahren mein Studium ermöglicht und somit den Grund-<br />
stein für diese Ar<strong>bei</strong>t gelegt.<br />
Mein größter Dank jedoch gilt den Menschen, ohne <strong>der</strong>en Liebe, Verständnis und<br />
Unterstützung dieser Abschnitt meines Lebens so nicht zu bewältigen gewesen wä-<br />
re, insbeson<strong>der</strong>e in den ar<strong>bei</strong>tsintensiven und familienunfreundlichen letzten Wo-<br />
chen, und denen ich deshalb diese Ar<strong>bei</strong>t widme: meiner wun<strong>der</strong>vollen Frau Angelika<br />
und unseren großartigen Töchtern Jana, Nele und Emma.
Erklärung<br />
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t ohne unzulässige Hilfe Dritter und<br />
ohne Benutzung an<strong>der</strong>er als <strong>der</strong> angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus<br />
an<strong>der</strong>en Quellen direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter<br />
Angabe <strong>der</strong> Quelle gekennzeichnet. Weitere Personen, insbeson<strong>der</strong>e Promotionsbe-<br />
rater, waren an <strong>der</strong> inhaltlich materiellen Erstellung dieser Ar<strong>bei</strong>t nicht beteiligt. Die<br />
Ar<strong>bei</strong>t wurde bisher we<strong>der</strong> im In- noch im Ausland in gleicher o<strong>der</strong> ähnlicher Form<br />
einer an<strong>der</strong>en Prüfungsbehörde vorgelegt.
Persönliche Daten<br />
Name: Thorsten Böing<br />
Anschrift: Vilstalstraße 59<br />
Curriculum vitae<br />
87459 Pfronten<br />
Geburtsdatum, -ort: 16. Dezember 1965 in Nordhorn<br />
Staatsangehörigkeit: Deutsch<br />
Familienstand: verheiratet, 3 Töchter<br />
Beruflicher Werdegang<br />
seit 10/98 Fachklinik Enzensberg, Hopfen am See<br />
07/97 – 09/98 Breisgau-Klinik, Bad Krozingen<br />
05/97 – 06/97 Ar<strong>bei</strong>tssuchend<br />
02/95 – 04/97 DAK-Kurzentrum „Haus Allgäu“, Pfronten<br />
11/94 – 01/95 Ar<strong>bei</strong>tssuchend<br />
08/93 – 10/94 Institut auf dem Rosenberg St. Gallen/Schweiz<br />
Schul- und Hochschulausbildung<br />
10/88 – 07/93 Studium <strong>der</strong> Sportwissenschaften an <strong>der</strong> Deutschen Sport-<br />
hochschule Köln (Abschluss: Diplom)<br />
08/76 – 07/86 Gymnasium Nordhorn – Abitur<br />
08/72 – 07/76 Ernst-Moritz-Arndt-Grundschule Nordhorn<br />
Wehrdienst<br />
01/87 – 03/88 Luftwaffenausbildungsregiment 5 in Goslar<br />
Weitere Tätigkeiten<br />
03/88 – 10/88 Freier Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>bei</strong>m „Grafschafter Wochenblatt“<br />
09/86 – 12/86 EDV-Vollzeitlehrgang an <strong>der</strong> Volkshochschule Nordhorn