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Aspekte der sporttherapeutischen Intervention bei Patienten ... - KOPS

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Geisteswissenschaftliche Sektion<br />

Fachbereich Geschichte und Soziologie<br />

Leiter <strong>der</strong> Sportwissenschaft: Prof. Dr. Hartmut Riehle<br />

<strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit<br />

zementfreier Hüfttotalendoprothese<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des Akademischen Grades<br />

Doktor <strong>der</strong> Sozialwissenschaften (Dr. rer. soc.)<br />

vorgelegt von<br />

Thorsten Böing<br />

aus Pfronten/Allgäu<br />

Juni 2007


Meiner Frau Angelika<br />

und unseren Töchtern Jana, Nele und Emma


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Demographie und Epidemiologie 4<br />

2.1.1 Ursachen arthrotischer Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks 7<br />

2.2 Anatomie 10<br />

2.3 Biomechanik 15<br />

2.3.1 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> Alltagsaktivitäten 18<br />

2.3.1.1 Stehen 19<br />

2.3.1.2 Gehen 19<br />

2.3.1.3 Treppensteigen 22<br />

2.3.2 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> ausgesuchten sportlichen Aktivitäten 23<br />

2.3.2.1 Radfahren und Ergometertraining 26<br />

2.3.2.2 Nordic Walking und Walking 28<br />

2.3.2.3 Laufen und Jogging 29<br />

2.3.2.4 Schwimmen 29<br />

2.3.2.5 Wan<strong>der</strong>n 30<br />

2.3.3 Kontraindikationen zum Sport mit Endoprothese 30<br />

2.4 Operative Versorgung 32<br />

2.4.1 Zugänge 32<br />

2.4.2 Implantate und Prothesenform 34<br />

2.5 Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz 42<br />

2.5.1 Gefahren und Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation 43<br />

2.5.2 Ausgewählte Therapieinhalte 47<br />

2.6 Sporttherapie 50<br />

2.6.1 Sporttherapie – Bewegungstherapie 50<br />

2.6.2 Sporttherapie und ICF 52<br />

2.6.3 Sporttherapie und Ökonomie 53<br />

2.6.4 Sporttherapie und Salutogenese 54<br />

2.6.5 Sporttherapie in <strong>der</strong> Praxis 56


3 Experimenteller Teil und Methodik<br />

3.1 Untersuchungsklientel 61<br />

3.2 Randomisierung 62<br />

3.3 Untersuchungsdesign 62<br />

3.4 Isokinetische Test- und Trainingssysteme 65<br />

3.5 Posturomed und MicroSwing 73<br />

3.6 FFbH – OA und WOMAC 79<br />

3.7 Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> 81<br />

4 Untersuchungsergebnisse<br />

4.1 Statistische Auswertung 87<br />

4.2 Extension 89<br />

4.3 Abduktion 90<br />

4.4 Koordination 90<br />

4.5 FFbH – OA 91<br />

4.6 WOMAC 92<br />

5 Diskussion 95<br />

6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung 101<br />

7 Literatur 105<br />

8 Abbildungen und Tabellen 118<br />

9 Anhang 122


1 Einleitung<br />

Einleitung<br />

Nach den Bandscheibenerkrankungen sind Arthrosen und die daraus resultierenden<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> inzwischen die zweithäufigste Ursache für Frühberentungen in<br />

Deutschland: 5% <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen und Ar<strong>bei</strong>tnehmer beenden aus diesem<br />

Grunde vorzeitig ihre Ar<strong>bei</strong>tstätigkeit (Dreinhöfer 2006). Risikopatienten, <strong>bei</strong> denen<br />

eine Arthrose vorprogrammiert ist, wurden in einer Analyse des Nationalen Gesund-<br />

heits-Surveys des Robert-Koch-Instituts eindeutig identifiziert. Da<strong>bei</strong> wurde festge-<br />

stellt, dass zu wenig Sport und Bewegung signifikante Prädikatoren für schmerzhafte<br />

Gelenkabnutzungen sind (Schnei<strong>der</strong> 2005). Die Hüftgelenke zählen neben den Knie-<br />

gelenken zu den am meisten belasteten und beanspruchten Gelenken des Körpers:<br />

von außen einwirkenden Kräfte bewirken im Inneren <strong>der</strong> Gelenke höhere mechani-<br />

sche Belastungen, die letztendlich zu einer Arthrose führen können. Weiterschrei-<br />

tende Funktionsbeeinträchtigungen des Hüftgelenks bis hin zum vollständigen Ge-<br />

lenkversagen lassen sich oftmals nur durch Totalendoprothesen, sogenannte TEP,<br />

therapieren.<br />

Der Ersatz funktionsuntüchtiger Hüftgelenke durch Totalendoprothesen ist längst zur<br />

Routine geworden. In Deutschland werden mehr als 180.000 Totalendoprothesen<br />

<strong>der</strong> Hüftgelenke pro Jahr implantiert (Springorum 2004), an<strong>der</strong>e Autoren sprechen<br />

von 150.000 bis 170.000 für das Kalen<strong>der</strong>jahr 2005 (Heisel 2006). Inzwischen kann<br />

die Standzeit für Hüfttotalendoprothesen auf etwa 15 Jahre kalkuliert werden, so<br />

dass auch jüngere <strong>Patienten</strong> von dem inzwischen sehr hohen Niveau operativer Er-<br />

gebnisse profitieren (Malchau 2002). Eine Studie über einen Zeitraum von 15 bis 20<br />

Jahren untersuchte 141 <strong>Patienten</strong> im Alter von 23 bis 55 Jahren. Nach 17 Jahren<br />

waren 95% <strong>der</strong> Implantate noch voll funktionsfähig und 90% <strong>der</strong> befragten <strong>Patienten</strong><br />

sehr zufrieden (Aldinger 2006). Jedoch gilt es angesichts immer kürzerer Verweil-<br />

dauern in den Akuthäusern evidenzbasierte Therapiestrategien für die Nachbehand-<br />

lung zu entwickeln. In den USA ist man jetzt z.T. schon zu „day case“-Verfahren<br />

übergegangen, d.h. <strong>Patienten</strong> werden am selben Tag operiert und entlassen. In Tei-<br />

len Skandinaviens laufen bereits erste „fast track“-Rehabilitationsprogramme (multi-<br />

modale, früh aktivierende Rehabilitation) nach entsprechendem Hüftgelenkersatz<br />

(Simanski 2005). Letztendlich kommen <strong>Patienten</strong> immer früher in die Rehabilitations-<br />

1


2<br />

Einleitung<br />

einrichtungen, sind mit immer besseren Operationstechniken und Implantaten ver-<br />

sorgt und stellen vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft eine<br />

<strong>der</strong> größten zu versorgenden Gruppen dar.<br />

Gerade vor diesem Hintergrund müssen sich Therapieprogramme nach Implantation<br />

einer Hüfttotalendoprothese, ganz gleich ob im Rahmen von Anschlussheilbehand-<br />

lungen o<strong>der</strong> ambulanter Versorgung, einer kritischen Überprüfung unterziehen, ob-<br />

wohl Hüft-TEP-<strong>Patienten</strong> von einer Rehabilitationsmaßnahme mehr zu profitieren<br />

scheinen als <strong>bei</strong>spielsweise Knie-TEP-<strong>Patienten</strong> (Herchet 2005, Weber 2005).<br />

Eine Pauschalversorgung von bestimmten <strong>Patienten</strong>gruppen nach dem Gießkan-<br />

nenprinzip kann sich keine ambulante o<strong>der</strong> stationäre Rehabilitationseinrichtung<br />

mehr leisten. Deshalb ist eine Vielzahl von Therapiestrategien <strong>der</strong>zeit hinsichtlich<br />

ihrer Kosten-Nutzen-Effektivität unter strenger Beobachtung. Welche Behandlungs-<br />

pfade werden beschritten? Welche Therapieinhalte bringen welchen Erfolg? Kann<br />

man „Clinical Pathways“ identfizieren?<br />

Die noch relativ junge Sporttherapie scheint den Anfor<strong>der</strong>ungen an ein evidenzba-<br />

siertes und ökonomisches Therapieinstrument bestens gerecht zu werden. Sie verei-<br />

nigt elementare Inhalte verschiedenster Therapiedimensionen, indem sie auf drei<br />

Ebenen ansetzt und wirkt:<br />

● sie erfüllt einen medizinisch-funktionellen Aspekt mit Schulung<br />

<strong>der</strong> Koordination, Ausdauer, Kraft und Flexibilität,<br />

● sie erfüllt einen edukativ-pädagogischen Aspekt mit <strong>der</strong> Schu-<br />

lung des praktischen <strong>Patienten</strong>verhaltens durch Informations-<br />

weitergabe und dem Ziel <strong>der</strong> Eigenverantwortung und <strong>der</strong><br />

Selbstwirksamkeit im Sinne einer Verhaltensmodifikation,<br />

● und sie erfüllt einen psychosozialen Aspekt durch ihre Orientie-<br />

rung an den Bedürfnissen des <strong>Patienten</strong>, dem Hinführen zur<br />

Bewegung (Radfahren, Wan<strong>der</strong>n, Kegeln, Garten o.ä. Hobbies)<br />

und zum Sport (Lifetimesportarten, Golf o.ä.).


Einleitung<br />

Durch die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks wird eine eingeschränkte o<strong>der</strong><br />

sogar vollständige Funktionsfähigkeit wie<strong>der</strong> hergestellt. Eine TEP-Operation dient<br />

primär dem Zweck von Schmerzfreiheit und verbesserter Bewegungs- und Gehfähig-<br />

keit, um dem <strong>Patienten</strong> zu einem aktiven Leben zu verhelfen (Beruf, Hobby, Sport).<br />

Untersuchungen zeigen positive Auswirkungen einer regelmäßigen und mo<strong>der</strong>at be-<br />

triebenen sportlichen Betätigung in Bezug auf die Haltbarkeit einer Totalendoprothe-<br />

se (Widhalm 1990). Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>artige Ergebnisse mit einem immensen sozio-<br />

ökonomischen Hintergrund wecken das Interesse an sport- und bewegungstherapeu-<br />

tischen Fragestellungen vor einem evidenzbasierten Hintergrund.<br />

Gegenstand dieser Ar<strong>bei</strong>t ist somit <strong>der</strong> Nachweis, dass sporttherapeutische Maß-<br />

nahmen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit zementfreier Hüfttotalendoprothese effektiv und kosten-<br />

günstig sind und ein vergleichbares bzw. besseres Ergebnis erzielen, als eine „klas-<br />

sische“ Anschlussheilbehandlung (AHB) mit ihren bisherigen Therapiegewichtungen.<br />

Die Evaluation eines sport- und bewegungstherapeutischen Behandlungspfades für<br />

diese <strong>Patienten</strong>gruppe und ein daraus resultieren<strong>der</strong> Paradigmenwechsel können<br />

dazu <strong>bei</strong>tragen, das deutliche Missverhältnis bisheriger Therapieinhalte zu korrigie-<br />

ren und die Kosten-Nutzen-Relation zu optimieren. Somit ergeben sich folgende Ar-<br />

<strong>bei</strong>tshypothesen:<br />

1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme bessere Ergebnis-<br />

se als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbe-<br />

handlung therapiert werden.<br />

2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag drei Monate nach<br />

Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als <strong>Patienten</strong>, die mit physio-<br />

therapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme<br />

geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />

men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

3


4<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Demographie und Epidemiologie<br />

Die wachsende Zahl immer älter werden<strong>der</strong> Menschen bringt zwangsläufig eine im-<br />

mer größere Anzahl von <strong>Patienten</strong> mit sich. Demzufolge wird aus <strong>der</strong> früher be-<br />

schriebenen „Bevölkerungspyramide“ ein „Bevölkerungspilz“, welches die folgende<br />

Abbildung verdeutlichen soll:<br />

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1950 bis 2050<br />

(Statistisches Bundesamt 2006)<br />

Für die Vorausberechnungen bis 2050 wurde u.a. angenommen,<br />

● dass die Geburtenhäufigkeit für den gesamten Berechnungs-<br />

zeitraum konstant <strong>bei</strong> 1,4 Kin<strong>der</strong>n pro Frau liegt und<br />

● dass die Lebenserwartung für Mädchen/Frauen 86,6 Jahre und<br />

Jungen/Männer 81,1 Jahre beträgt.<br />

Von den <strong>der</strong>zeit 82,5 Millionen Einwohnern wird die Zahl bis 2050 auf ca. 75 Millio-<br />

nen Einwohner sinken. Das entspricht in etwa <strong>der</strong> Bevölkerungszahl des Jahres<br />

1963. Zudem werden weniger Kin<strong>der</strong> auf die Welt kommen, als ältere Bürger ster-<br />

ben. Konkret bedeutet das, dass im Jahr 2050 über 50% <strong>der</strong> Bevölkerung älter als<br />

48 Jahre sein wird, 33% sogar älter als 60 Jahre. Diese Altersverschiebung wird sich


Theoretische Grundlagen<br />

nicht nur wirtschaftlich dramatisch auswirken, son<strong>der</strong>n auch gesundheitspolitische,<br />

medizinische und therapeutische Konsequenzen nach sich ziehen.<br />

Diese Entwicklung auf das Problemfeld „Arthrose“ fokussiert, lässt sich ungefähr ab-<br />

schätzen, welches <strong>Patienten</strong>aufkommen sich anbahnt. Diese Vermutung deckt sich<br />

mit den aktuellen Zahlen: etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden <strong>der</strong>zeit<br />

unter arthrotischen Gelenkbeschwerden. Betrachtet man den Zeitraum <strong>der</strong> letzten<br />

Monate, so hatten schätzungsweise 15 Mio. Menschen zumindest zeitweise Be-<br />

schwerden, wo<strong>bei</strong> es sich um eine gemeinsame Betrachtung von primärer und se-<br />

kundärer Arthrose handelt. Die Ursache <strong>der</strong> primären Arthrose ist vermutlich eine<br />

genetische Veranlagung, die sekundäre Arthrose entsteht insbeson<strong>der</strong>e nach trau-<br />

matischer Gelenkschädigung o<strong>der</strong> rezidivieren<strong>der</strong>, extremer mechanischer Belas-<br />

tung. Im Kindesalter kommen Arthrosen nahezu nicht vor, während sie im höheren<br />

Lebensalter sehr häufig auftreten. Statistisch gesehen erkranken Frauen ab dem 55.<br />

Lebensjahr häufiger als Männer <strong>der</strong> gleichen Altersgruppe, unabhängig von <strong>der</strong> Ge-<br />

lenklokalisation (Knie-, Hüft-, Handwurzel- o<strong>der</strong> Fingerendgelenke). Wegen <strong>der</strong> sich<br />

verschiebenden Altersstruktur wird die Häufigkeit <strong>der</strong> Arthrose in Zukunft zunehmen<br />

(Gesundheitsbericht für Deutschland 1998, Günther 2006).<br />

Im Jahr 2002 entstanden in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland arthrosebedingte Kos-<br />

ten in Höhe von ca. 7,2 Milliarden Euro, da<strong>bei</strong> entfielen etwa 2,2 Milliarden Euro auf<br />

männliche und etwa 5,0 Milliarden Euro auf weibliche <strong>Patienten</strong> (Statistisches Bun-<br />

desamt 2002). Filtert man die <strong>Patienten</strong> heraus, die sich wegen einer Koxarthrose in<br />

Behandlung befanden, ergibt sich folgendes Bild:<br />

Tabelle 1: Diagnosedaten <strong>der</strong> Vorsorge- o<strong>der</strong> Rehaeinrichtungen mit mehr als 100 Betten<br />

(Statistisches Bundesamt 2002)<br />

Alle Fälle Alle Fälle je<br />

100 000 Einwohner<br />

Pflegetage<br />

aller Fälle<br />

Durchschnittliche Verweildauer<br />

in Tagen<br />

Koxarthrose 103.187 125 2.270.030 22,0<br />

Die statistische Auswertung des „Deutschen Endoprothesen-Registers e.V.“ im Rah-<br />

men einer Multizenterstudie mit 42 Kliniken ergab hinsichtlich <strong>der</strong> Geschlechtervertei-<br />

5


6<br />

Theoretische Grundlagen<br />

lung <strong>bei</strong> Implantationen von Hüfttotalendoprothesen einen Frauenanteil von 63% und<br />

einen Männeranteil von 37% (Lang et al. 2005). Da<strong>bei</strong> lag das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />

Frauen <strong>bei</strong> 70 Jahren (Primäroperationen) bzw. 71 Jahren (Revisionsoperationen).<br />

Die Männer waren mit 65 bzw. 68 Jahren erheblich jünger. Bei den 50- bis 70-<br />

jährigen <strong>Patienten</strong> mit Primäroperation liegt <strong>der</strong> Männeranteil <strong>bei</strong> 52%, <strong>der</strong> Frauenan-<br />

teil <strong>bei</strong> 38%. Diese Verteilung kehrt sich <strong>bei</strong> den 70- bis 90-jährigen <strong>Patienten</strong> um:<br />

hier beträgt <strong>der</strong> Männeranteil 38%, <strong>der</strong> Frauenanteil 52%. Ob diese Umkehrung bzw.<br />

Verschiebung mit <strong>der</strong> höheren Lebenserwartung <strong>der</strong> Frauen korreliert, ist den Daten<br />

nicht zu entnehmen, kann aber vermutet werden.<br />

Die Auswertung des Nationalen Gesundheits-Surveys des Robert-Koch-Instituts als<br />

repräsentative Querschnittsuntersuchung identifizierte zudem eindeutig den Risiko-<br />

faktor „Übergewicht“ <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Entstehung von Arthrose, häufig in Verbindung mit Hy-<br />

pertonie und Hypercholesterinämie. Diese Konstellation plus Diabetes ist als „Meta-<br />

bolisches Syndrom“ bereits bekannt und unterstreicht nochmals die dringende Not-<br />

wendigkeit von mehr Bewegung bzw. Sport und bewusster Ernährung. Ar<strong>bei</strong>ter,<br />

Handwerker und Landwirte sind häufiger betroffen als Angestellte und Beamte, au-<br />

ßerdem treiben Arthrosepatienten signifikant weniger Sport (Schnei<strong>der</strong> 2005). Aller-<br />

dings muss insbeson<strong>der</strong>e jedoch unter dem zuletzt genannten Aspekt diskutiert wer-<br />

den, wann bestimmte sportliche Aktivitäten durch eine nachhaltige Überlastung eine<br />

Überbeanspruchung <strong>der</strong> Gelenke darstellen.<br />

Grundsätzlich scheinen die positiven Wirkungsweisen von Sport und Bewegung mit<br />

zunehmendem Lebensalter immer mehr in den Hintergrund zu treten:


Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 2: Sportliche Aktivität von wöchentlich zwei o<strong>der</strong> mehr Stunden<br />

(Kohler/Ziese 2004)<br />

Auffallend ist <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Sporttreiben und sozialer Schichtzuge-<br />

hörigkeit: fast die Hälfte aller Männer und Frauen aus <strong>der</strong> sozialen Unterschicht treibt<br />

wenig o<strong>der</strong> gar keinen Sport:<br />

Abbildung 3: Anteil Sporttreiben<strong>der</strong> nach Sozialschicht<br />

(Kohler/Ziese 2004)<br />

Allerdings ist dem Datenmaterial nicht eindeutig zu entnehmen, nach welchen Krite-<br />

rien „Sozialschicht“ definiert wurde, <strong>bei</strong>spielsweise nach dem Bildungsniveau o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Höhe des monatlichen Einkommens.<br />

7


8<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2.1.1 Ursachen arthrotischer Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks<br />

Die Ursachen für die Entstehung einer Arthrose können vielfältig sein und liegen<br />

nicht nur in natürlichen Alterungsprozessen, Fehlbelastung, Verletzung o<strong>der</strong> Überlas-<br />

tung begründet, die auf Dauer die Belastungsfähigkeit des Gelenkknorpels über-<br />

schreiten. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe von potentiellen Ursachen, die allein<br />

o<strong>der</strong> in Kombination arthrotische Verän<strong>der</strong>ungen des Hüftgelenks hervorrufen kön-<br />

nen. Die folgende Darstellung zeigt eine Übersicht:<br />

Entzündliche Gelenkerkrankungen<br />

(Rheumatoide Arthritis,<br />

septische Koxitis)<br />

Schenkelhalsfrakturen<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

(Hyperurikämie, Hypercholesterinämie)<br />

(Bild: Schönle 2004 c, S. 247)<br />

Degenerative Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Gelenktrauma<br />

(Intraartikuläre Frakturen,<br />

Luxationen)<br />

Deformitäten<br />

(Dysplasie,<br />

Morbus Perthes)


Theoretische Grundlagen<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig erscheint <strong>bei</strong> einer Koxarthrose die Differentialdiagnose einer<br />

Arthritis. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises ziehen an<strong>der</strong>e therapeuti-<br />

sche Maßnahmen nach sich und sollten möglichst frühzeitig medizinisch behandelt<br />

werden, damit eine weiterschreitende Knorpelzertörung verhin<strong>der</strong>t werden kann.<br />

Nach heutigem Stand werden nur noch selten monokausale Ursachen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ent-<br />

stehung einer Koxarthrose vermutet. Insofern ist auch die klassische Unterteilung in<br />

eine primäre (idiopathische) o<strong>der</strong> sekundäre Arthrose kritisch zu betrachten. Viel-<br />

mehr gibt es deutliche Zusammenhänge multifaktorieller Ursachen, so z.B. zwischen<br />

spezifischen Vorerkrankungen (Dysplasie) und großen mechanischen Belastungen<br />

(Leistungsfußballer, Landwirt). Ein weiterer Risikofaktor aus pathophysiologischer<br />

Perspektive scheint das femoroazetabuläre Impingement zu sein. Durch eine ver-<br />

mehrte Überdachung schlägt da<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Hüftkopf bzw. <strong>der</strong> Schenkelhals an den<br />

Pfannenrand an und nutzt sich zunehmend ab, so dass hier von einer progredienten<br />

Degeneration ausgegangen werden kann (Günther 2006).<br />

Neuere Untersuchungen belegen, dass die alleinige Interpretation von Röntgenauf-<br />

nahmen kaum ausreichend ist, um Aussagen zum Voranschreiten einer bereits vor-<br />

handenen Hüftgelenksarthrose zu tätigen. In Kombination mit klinischer Untersuch-<br />

nung und unter Verwendung spezieller Scores sind Röntgenuntersuchungen den-<br />

noch ein sinnvoller Bestandteil <strong>der</strong> Diagnostik (Reijman 2005).<br />

Nach Erkrankungen o<strong>der</strong> Traumen ist als Folge eine aseptische (ischämische) Hüft-<br />

kopfnekrose möglich, die nicht selten zur Implantation einer Hüftprothese führt. Gibt<br />

es keine offensichtlichen Grun<strong>der</strong>krankungen o<strong>der</strong> Traumen, spricht man von einer<br />

idiopathischen Hüftkopfnekrose (Vahlensieck 2002). Diese tritt häufig zwischen dem<br />

30. und 50. Lebensjahr auf und betrifft Männer zu 75% häufiger als Frauen.<br />

9


2.2 Anatomie<br />

10<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Wie alle großen Gelenke muss die Hüfte sowohl stabil als auch mobil sein. Als Ku-<br />

gelgelenk mit drei Freiheitsgraden (Extension / Flexion, Abduktion / Adduktion, In-<br />

nenrotation / Außenrotation) verbindet sie den Rumpf mit <strong>der</strong> unteren Extremität und<br />

soll das statische und dynamische Gleichgewicht kontrollieren. Für die da<strong>bei</strong> entste-<br />

henden Kräfte ist die Übertragung und Sicherung durch kräftige Muskeln und starke<br />

Bän<strong>der</strong> notwendig. Zu etwa 2 /3 wird <strong>der</strong> konkave Hüftkopf von <strong>der</strong> Fossa acetabulum,<br />

dem Labrum acetabulare und dem Lig. transversum acetabuli eingebettet, die die<br />

konvexe Hüftpfanne bilden.<br />

Abbildung 4: Hüftgelenk von ventral, dorsal und eröffnet (Netter 1989)


Theoretische Grundlagen<br />

Die Gelenkkapsel reicht über den Schenkelhals und wird durch die Ligg. iliofemorale,<br />

ischiofemorale und pubofemorale verstärkt, die somit zu einer weiteren Sicherung<br />

des Hüftgelenks <strong>bei</strong>tragen. Insbeson<strong>der</strong>e das Lig. iliofemorale (das von <strong>der</strong> Spina<br />

iliaca anterior inferior entspringt, sich nach distal fächerförmig erweitert und am Tro-<br />

chanter major bzw. <strong>der</strong> Linea intertrochanterica ansetzt), ist für ein ermüdungsarmes<br />

Stehen verantwortlich, <strong>bei</strong> dem nahezu keine muskuläre Aktivität vonnöten ist (Bas-<br />

majian/de Luca 1985). Die schrauben- o<strong>der</strong> spiralförmige Anordnung dieser Bän<strong>der</strong><br />

dient zur passiven Sicherung des Hüftgelenks.<br />

Abbildung 5: Übersichtsaufnahme Hüfte (Kummer 2005)<br />

Der Gelenk- bzw. Hüftkopf (Caput femoris) ist nahezu vollständig mit hyalinem Ge-<br />

lenkknorpel überzogen, <strong>der</strong> nur im Bereich des Lig. capitis femoris fehlt. Vom proxi-<br />

malen Femurschaftende (Corpus) zieht <strong>der</strong> Femurhals (Collum) nach schräg oben<br />

medial und endet im Gelenkkopf. Der Centrum-Collum-Diaphysenwinkel (CCD), also<br />

<strong>der</strong> Winkel zwischen Oberschenkelschaft und –hals, verän<strong>der</strong>t sich im Laufe eines<br />

Menschenlebens und wird zunehmend flacher, von etwa 145° <strong>bei</strong>m Kind über 128°<br />

<strong>bei</strong>m Erwachsenen bis zu 120° <strong>bei</strong>m Älteren (Cotta 1993). Durch diese Winkelab-<br />

nahme, verbunden mit einem altersbedingten Elastizitätsverlust <strong>der</strong> Spongiosa sowie<br />

Scherkräften <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Lastübertragung vom Hüftgelenk über den Schenkelhals auf<br />

den Femur steigt die Gefahr von Schenkelhalsfrakturen massiv an (Appell 1986).<br />

11


12<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Ausgehend von diesen Angaben gibt es bekannte anatomische Abweichungen, <strong>bei</strong>-<br />

spielsweise die Coxa vara (Centrum-Collum-Diaphysenwinkel kleiner als 125°) o<strong>der</strong><br />

die Coxa valga (Centrum-Collum-Diaphysenwinkel größer als 135°). Ebenso führt<br />

eine Epiphyseolysis capitis femoris zu einer Fehlstatik und im weiteren Verlauf oft-<br />

mals zu einer sekundären Hüftkopfnekrose.<br />

Die Vielzahl von Muskeln, die das Hüftgelenk umgeben und bewegen, lassen sich<br />

anhand ihrer Funktion klassifizieren:<br />

Extension: - M. gluteus maximus<br />

- M. biceps femoris<br />

- M. semitendinosus Mm. ischiocrurale<br />

- M. semimembranosus<br />

Flexion: - M. iliopsosas<br />

- M. tensor fasciae latae<br />

- M. rectus femoris<br />

- M. sartorius<br />

Abduktion: - M. gluteus medius<br />

- M. gluteus minimus<br />

- M. tensor fasciae latae<br />

Adduktion: - M. adductor magnus<br />

- M. adductor longus<br />

- M. adductor brevis<br />

- M. gracilis<br />

- M. pectineus<br />

Innenrotation: - M. tensor fasciae latae<br />

- M. adductor magnus<br />

- M. adductor longus<br />

- M. gracilis


Außenrotation: - M. piriformis<br />

- Mm. obturatorius<br />

- Mm. gemelli<br />

Theoretische Grundlagen<br />

- M. quadratus femoris<br />

Durch seine äußerst kräftige und robuste Konstruktion ist das Hüftgelenk im Sinne<br />

von reinen Kapsel-Band-Verletzungen seltener traumatisch erkrankt als an<strong>der</strong>e gro-<br />

ße Gelenke, wie z.B. das Knie- o<strong>der</strong> Schultergelenk. Vielmehr sind degenerative und<br />

entzündliche Prozesse die Ursache, oftmals auch kombiniert mit Schenkelhalsfraktu-<br />

ren (vgl. Appell 1986, Kapandji 1992, Jerosch 2002, Vahlensieck 2002).<br />

Die folgenden Übersichtsaufnahmen dienen zur möglichst genauen Veranschauli-<br />

chung einiger <strong>der</strong> benannten Muskelgruppen:<br />

Abbildung 6: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten<br />

Muskulatur von dorsal<br />

(Trunz-Carlisi 2003)<br />

Abbildung 7: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten<br />

Muskulatur von ventral<br />

(Trunz-Carlisi 2003)<br />

13


14<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abbildungen 8 und 9: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von lateral und dorsal (Netter 1989)


2.3 Biomechanik<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk mit drei Freiheitsgraden. Die Normalwerte <strong>der</strong><br />

Bewegungsrichtungen sind für Erwachsene wie folgt definiert (Jerosch/Castro 2002):<br />

Extension: 10° - 15°<br />

Flexion: 130° - 140°<br />

Abduktion: 30° - 45° in Extension, 60° - 70° in 90°-Flexion<br />

Adduktion: 20° - 30°<br />

Innenrotation: 30° - 40° in Extension, 40° - 45° in 90°-Flexion<br />

Außenrotation: 40° - 50°<br />

Hier<strong>bei</strong> handelt es sich jedoch um Maximalwerte, die von <strong>der</strong> jeweils günstigsten Ge-<br />

lenkpositionierung abhängig sind. Für Extension und Flexion wäre so eine Positionie-<br />

rung eine leichte Abduktion <strong>bei</strong> neutraler Rotation. Abduktion und Adduktion sind <strong>bei</strong><br />

leichter Flexion und leichter Außenrotation am größten, während Innen- und Außen-<br />

rotation in Flexion am weitesten einzustellen sind (Cochran 1988).<br />

Grundlage für die Berechnung <strong>der</strong> resultierenden Gelenkkräfte war in früheren An-<br />

sätzen zumeist <strong>der</strong> statische Ein<strong>bei</strong>nstand (Pauwels 1973). Obwohl es <strong>der</strong> Dynamik<br />

und <strong>der</strong> Komplexität menschlichen Gehens, Laufens o<strong>der</strong> Springens <strong>bei</strong> weitem nicht<br />

Rechnung trägt, lassen sich an diesem Modell die wirkenden Kräfte anschaulich dar-<br />

stellen. Die Drehachse verläuft da<strong>bei</strong> sagittal-transversal durch den Hüftkopf und be-<br />

stimmt somit einen zweiarmigen Hebel bzw. einen Hebel 1. Ordnung. Das bedeutet,<br />

dass sich <strong>der</strong> Drehpunkt Hüftgelenk zwischen <strong>der</strong> Last und <strong>der</strong> aufzubringenden<br />

Kraft befindet. Da<strong>bei</strong> setzt sich das Drehmoment <strong>der</strong> Kraft aus dem Hebelarm <strong>der</strong><br />

Kraft (entspricht dem senkrechten Abstand zwischen Wirkungslinie <strong>der</strong> Kraft und<br />

dem Drehpunkt) und <strong>der</strong> aufzubringenden Abduktorenkraft zusammen. Demgegen-<br />

über stehen die Last (Körpergewicht ohne Stand<strong>bei</strong>n) und <strong>der</strong> Lastarm (senkrechter<br />

Abstand zwischen <strong>der</strong> Wirkungslinie <strong>der</strong> Last und dem Drehpunkt). Somit ergibt sich:<br />

Last x Lastarm = Kraft x Kraftarm.<br />

15


16<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Durch die Hebelverhältnisse Kraftarm (ca. 5 cm) zu Lastarm (ca. 14 cm) ergibt sich<br />

<strong>bei</strong>spielweise für einen 96kg schweren Mann die fogende Berechnung (Cochran<br />

1988, Hoster 1992):<br />

Körpergewicht G = 80 kg ( 5 /6 des Gesamtgewichts)<br />

Lastarm hG = 0,14 m<br />

Kraftarm hM = 0,05 m<br />

Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm<br />

X x 0,05 m = 800 N x 0,14 m<br />

X = 800 N x 0,14 m<br />

X = 2240 N<br />

hG<br />

hM<br />

G<br />

0,05 m<br />

Abbildung 10: Schematische Darstellung von wirkenden Kräften im Ein<strong>bei</strong>nstand<br />

(vgl. Pauwels 1973, Kummer 1985, Cochran 1988, Hoster 1992, Kapandji 1992)


Theoretische Grundlagen<br />

Die aufzubringende Kraft beträgt demnach in dem vorliegenden Berechnungs<strong>bei</strong>spiel<br />

2240 Newton. Da<strong>bei</strong> muss erwähnt werden, dass diese Form <strong>der</strong> Betrachtung des<br />

Ein<strong>bei</strong>nstandes zum einen stark vereinfacht ist (es werden keine dynamischen Kom-<br />

ponenten berücksichtigt), zum an<strong>der</strong>en nur die Hebelverhältnisse in <strong>der</strong> Frontalebe-<br />

ne betrachtet werden. Insofern wäre es nicht korrekt, ausschließlich von <strong>der</strong> Muskel-<br />

kraft zu sprechen, die von den Abduktoren zu leisten ist.<br />

Eine oftmals empfohlene Maßnahme für <strong>Patienten</strong> mit Hüftarthrose zielt auf eine<br />

möglichst deutliche Gewichtsreduktion ab. Die folgende Beispielrechnung mit einer<br />

angenommenen Gewichtsreduktion von 10 Kilogramm soll zeigen, dass sich die Ent-<br />

lastung des Hüftgelenks da<strong>bei</strong> in Grenzen hält:<br />

Körpergewicht G = 72 kg (etwa 5 /6 des Gesamtgewichts)<br />

Lastarm hG = 0,14 m<br />

Kraftarm hM = 0,05 m<br />

Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm<br />

F x 0,05 m = 720 N x 0,14 m<br />

F = 720 N x 0,14 m<br />

F = 2016 N<br />

0,05 m<br />

Vor dem Hintergrund dieser Beispielberechnung muss die o.g. Pauschalempfehlung<br />

zur Gewichtsreduktion relativiert werden, zumindest für Hüftpatienten. Bei Kniepati-<br />

enten führt eine Gewichtsreduktion aufgrund <strong>der</strong> axialen Gelenkentlastung zu einem<br />

effektiveren Ergebnis.<br />

Beson<strong>der</strong>s hohe Gelenkbelastungen treten während verschiedener Bewegungen und<br />

<strong>bei</strong> komplexen Bewegungsabläufen auf. Die gelenkübergreifenden Muskelkräfte so-<br />

wie die Zug- und Spannungskräfte von Faszien, Bän<strong>der</strong>n und Sehnen summieren<br />

sich zur Kontaktkraft im Gelenk: sie muss den variierenden statisch-dynamischen<br />

Belastungen entgegenwirken. Die Berechnung all dieser einfließenden Kraftgrößen<br />

stellt die eigentliche Problematik <strong>bei</strong> <strong>der</strong> mathematischen Ermittlung <strong>der</strong> Belastungen<br />

im Hüftgelenk dar und führt oftmals zu unzuverlässigen Resultaten (Bergmann<br />

17


18<br />

Theoretische Grundlagen<br />

1996). Bisweilen wurden fälschlicherweise schon <strong>bei</strong> normalem Gehen Kräfte bis<br />

zum 7-fachen des Körpergewichts ermittelt (Crowinshield 1978). An<strong>der</strong>e Autoren ga-<br />

ben Kräfte zwischen dem 5 – 5,8-fachen (Denoth 1987) bzw. dem 3,5-fachen (Wolff<br />

1990) des Körpergewichts an, wo<strong>bei</strong> die letztgenannten Ergebnisse aufgrund tele-<br />

metrischer Belastungsmessungen am ehesten realistisch erscheinen. In die Arthro-<br />

plastik integrierte Dehnmessstreifen lieferten entsprechendes Datenmaterial.<br />

2.3.1 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> Alltagsaktivitäten<br />

Noch zuverlässigere Daten ergaben in vivo-Messungen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit implantier-<br />

ter Hüftprothese. Verschiedene Aktivitäten und ein mehrjähriger Beobachtungszeit-<br />

raum lieferten neue Erkenntnisse zu den Belastungsmerkmalen (Hodge 1986, Berg-<br />

mann 1990, 1993 a, 1993 b, 1995 a, 1995 b, 1997, 2001 a, 2001 b, 2001 c), ebenso<br />

ein neuartiges Berechnungsmodell <strong>der</strong> „inversen Dynamik“, das die auftretenden<br />

Kräfte <strong>der</strong> beteiligten Komponenten zeitabhängig ermittelt (Heller 2001).<br />

Abbildung 11: Komponenten <strong>der</strong> Gesamtkraft F am Kopf einer Hüftgelenkprothese<br />

(Bergmann 2001 d)


Theoretische Grundlagen<br />

Die Kraft F setzt sich da<strong>bei</strong> aus den Wirkungsrichtungen „außen“ (Fx), „hinten“ (Fy)<br />

und „unten“ (Fz) zusammen, die allesamt auf den Hüftkopf einwirken.<br />

In den folgenden Beispielen wird die Gesamtkraft F in Prozent vom Körpergewicht<br />

angegeben: 350% entsprechen demnach dem 3,5-fachen des Körpergewichts und<br />

würden als 350% BW (= body weight) angegeben.<br />

2.3.1.1 Stehen<br />

Für das <strong>bei</strong>d<strong>bei</strong>nige Stehen wären rein statisch 33% BW ausreichend, tatsächlich<br />

jedoch konnten 70 – 100% BW gemessen werden (Bergmann 2004). Ursache dafür<br />

sind Muskelaktivitäten zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Körperposition. Sie sind somit weni-<br />

ger aktiv, son<strong>der</strong>n vielmehr antagonistisch und synergistisch zu klassifizieren. Beim<br />

Ein<strong>bei</strong>nstand liegt die Belastung <strong>bei</strong> etwa 250% BW und somit etwas niedriger als im<br />

o.g. Berechnungsmodell (Bergmann 2004, vgl. Pauwels 1973).<br />

2.3.1.2 Gehen<br />

Beim Gehen sind die Belastungen in erster Linie geschwindigkeitsabhängig, wo<strong>bei</strong><br />

die maximale Kraft kurz nach dem Auftreten (Fersenaufsatz) gemessen wird (Berg-<br />

mann 1993 a). Den Zusammenhang von Gehgeschwindigkeit und Gelenkbelastung<br />

zeigt die folgende Tabelle in angenäherten bzw. gemittelten Werten <strong>der</strong> zugrunde<br />

liegenden Quellen:<br />

19


20<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Tabelle 2: Relation von Gehgeschwindigkeit und wirkenden Kräften im Hüftgelenk<br />

(vgl. Bergmann 2004, Schönle 2004 a, Bergmann 1993 a, Bergmann 2001 c)<br />

Gehgeschwindigkeit % BW<br />

2 km/h 260<br />

3 km/h 290<br />

4 km/h 325<br />

5 km/h 425<br />

6 km/h 470<br />

7 km/h 500<br />

Die folgende Abbildung veranschaulicht die Belastungsverteilung <strong>bei</strong> 2 km/h:<br />

Abbildung 12: Gehen auf dem Laufband mit 2 km/h (Bergmann 1993 a)<br />

Bei <strong>Patienten</strong> mit einer starken Arthrose o<strong>der</strong> einer frisch implantierten Hüftprothese<br />

lässt sich oft das Zeichen nach Duchenne feststellen, das sogenannte „Schmerzhin-<br />

ken“. Da<strong>bei</strong> wird <strong>der</strong> Oberkörper während <strong>der</strong> Stand<strong>bei</strong>nphase zur betroffenen Seite<br />

geneigt. Dieses scheinbar paradoxe Verhalten macht sehr wohl Sinn: <strong>der</strong> Patient<br />

„verschiebt“ den Körperschwerpunkt Richtung betroffenes Gelenk, <strong>der</strong> Lastarm wird


Theoretische Grundlagen<br />

kürzer, die für die Stand<strong>bei</strong>nphase notwendige Kontaktkraft fällt deutlich geringer<br />

aus, die geringere Gelenkkompression führt zu weniger Schmerzen.<br />

Dieses Prinzip kommt <strong>bei</strong> operativer Versorgung eines dysplastischen Hüftgelenks<br />

durch Implantation einer Hüfttotalendoprothese zur Anwendung, d.h. die Biomecha-<br />

nik des Gelenks wird in diesem Fall dahingehend verän<strong>der</strong>t, dass eine Distalisierung<br />

des Hüftgelenkzentrums vorgenommen wird. Die Reduktion <strong>der</strong> notwendigen Ge-<br />

lenkkraft kann operativ durch einen flachen CCD-Winkel erreicht werden (Carls<br />

2002). Der Centrum-Collum-Diaphysenwinkel wird von <strong>der</strong> Oberschenkelhalsachse<br />

und <strong>der</strong> Achse <strong>der</strong> Femurdiaphyse gebildet (Pschyrembel 1994).<br />

Aus diesem Grund sollten <strong>Patienten</strong> mit unilateralen Hüftgelenksbeschwerden ihre<br />

Einkaufstasche o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Zusatzlasten möglichst auf <strong>der</strong> betroffenen Seite tragen.<br />

Diese Maßnahme hat den gleichen biomechanischen Effekt wie das beschriebene<br />

Duchenne-Hinken. Allerdings sollte langfristig dieser Zustand <strong>der</strong> muskulären Dysba-<br />

lance behoben werden, damit das contralaterale Hüftgelenk sowie die Wirbelsäule<br />

nicht überproportional hoch beansprucht werden.<br />

Ähnlich dem Duchenne-Hinken funktioniert <strong>der</strong> Kompensationsmechanismus des<br />

„Insuffizienzhinkens“ nach Trendelenburg. Da<strong>bei</strong> sinkt das Becken während <strong>der</strong><br />

Stand<strong>bei</strong>nphase <strong>der</strong> betroffenen Seite zur gesunden Seite ab. Auch hier wird somit<br />

letztendlich <strong>der</strong> Oberkörper auf die betroffene Seite verlagert, die notwendige Kraft<br />

also verringert (Jerosch 2002). Ob es sich um ein Trendelenburg- o<strong>der</strong> Duchenne-<br />

Hinken handelt, kann mit Hilfe des Trendelenburg-Zeichens differenziert werden: das<br />

gesunde Bein wird <strong>bei</strong> gestreckter Hüfte 90° im Kniegelenk gebeugt. Kippt das Be-<br />

cken zur unbelasteten Seite ab, ist das Zeichen positiv. Zur weiteren Differenzierung<br />

unterscheidet man in<br />

Grad I: unsicherer Ein<strong>bei</strong>nstand, Erschöpfungshinken;<br />

Grad II: Becken sinkt ab, kaum Oberkörperverlagerung;<br />

Grad III: Becken sinkt vollständig ab, deutliche Oberkörperverla-<br />

gerung, Ein<strong>bei</strong>nstand kaum noch möglich.<br />

(Cotta 1993, Jerosch 2005)<br />

21


22<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die mit Abstand höchsten Werte wurden <strong>bei</strong>m leichten Stolpern gemessen (bis zu<br />

870% BW). Scheinbar werden reflektorisch alle verfügbaren Muskeln maximal akti-<br />

viert, um das Gelenk zu fixieren und einen Sturz zu verhin<strong>der</strong>n. Die da<strong>bei</strong> frei wer-<br />

denden Kräfte können <strong>der</strong>artig hoch sein, dass insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> frühen postope-<br />

rativen Phase nach Implantation einer zementfreien Hüftendoprothese die Osteoin-<br />

tegration beeinträchtigt werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong>m längeren Gehen ist – je<br />

nach Kombination <strong>der</strong> Materialeigenschaften – eine Erwärmung des Implantats<br />

möglich (Bergmann 2001 a). Vermutlich sind individuelle Parameter verantwortlich<br />

wie<br />

● Synoviavolumen,<br />

● synoviale Schmiereigenschaften und<br />

● deutliches Übergewicht.<br />

2.3.1.3 Treppensteigen<br />

Die Gelenkbelastungen <strong>bei</strong>m Treppensteigen entsprechen im Wesentlichen denen<br />

des normalen Gehens (3 – 4 km/h). Dieses gilt insbeson<strong>der</strong>e für das treppauf Gehen.<br />

Beim treppab Gehen können z.T. hohe Kraftspitzen beobachtet werden, die durch<br />

ein hartes Aufsetzen <strong>der</strong> Ferse zu erklären sind, wie in entsprechenden Studien ein-<br />

drucksvoll bewiesen werden konnte (Heller 2001, Bergmann 2001 c).<br />

Aufstehen von einem Stuhl belastet das Hüftgelenk zwischen 50% und 105% BW,<br />

hinsetzen 55% bis 90% BW. Interessanterweise scheinen die Sitzhöhe und das Ab-<br />

stützen auf Armlehnen kaum Einfluss auf die Belastung zu haben (Bergmann 2001c).<br />

Ein Jahr nach einer Operation sind die Hüftgelenkkräfte um etwa 60% größer als 6<br />

Monate nach <strong>der</strong> Operation (Schönle 2005 a). Der Grund hierfür ist in <strong>der</strong> trainierte-<br />

ren und leistungsfähigeren Muskulatur zu suchen.


Theoretische Grundlagen<br />

2.3.2 Hüftbelastungen <strong>bei</strong> ausgesuchten sportlichen Aktivitäten<br />

Die „Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention“ (DGSP) definiert die<br />

allgemeinen Voraussetzungen für die Sportfähigkeit <strong>bei</strong> TEP-<strong>Patienten</strong> wie folgt<br />

(Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention 2006):<br />

● keine prothesenbedingten Ruhe- o<strong>der</strong> Belastungsschmerzen<br />

● stabile Herz-Kreislauf-Verhältnisse (Belastungs-EKG <strong>bei</strong> Patien-<br />

ten, die älter als 40 Jahre sind)<br />

● OP mindestens 6 Monate zurückliegend (reizlose Narbenver-<br />

hältnisse, keine Entzündungszeichen)<br />

● funktionelles Gangbild (kein Hinken, keine Gehhilfen, problem-<br />

loses Treppensteigen, keine Varusstellung, keine signifikanten<br />

Beinlängendifferenzen)<br />

● radiologisch keine Zeichen <strong>der</strong> Lockerung, Osteoporose, Va-<br />

rusposition<br />

● Stabilisierung <strong>der</strong> Glutealmuskulatur (Muskelfunktionswerte 4-5,<br />

negatives Zeichen nach Trendelenburg, kein Duchenne-<br />

Zeichen)<br />

● angemessenes Bewegungsausmaß des Gelenkes (Extension<br />

bis 0° möglich, keine Kontraktur)<br />

Da<strong>bei</strong> publiziert die DGSP auf ihrer Website folgende Klassifikation:<br />

23


24<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Beson<strong>der</strong>s geeignete Disziplinen sind:<br />

• Wan<strong>der</strong>n<br />

• Walking<br />

• Schwimmen (Kraul<strong>bei</strong>nschlag)<br />

• Skilanglauf (Diagonalschritt)<br />

• Radfahren (Damenrad ohne Querstange, alternativ Heimtrainer)<br />

• Gymnastik (Dehnungs- und Kräftigungsübungen)<br />

• Ru<strong>der</strong>n<br />

• Paddeln<br />

Bedingt geeignete Sportarten sind:<br />

● Jogging<br />

● Golf<br />

● Tischtennis<br />

● Kegeln<br />

Wenig geeignete Sportarten sind:<br />

● Alpiner Skilauf<br />

● Tennis<br />

● Ballspiele<br />

● Reiten<br />

Weiter heißt es:<br />

● Leichtathletik (Sprung- und Schnellkraftdisziplinen)<br />

„Grundsätzlich sind Sportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko, die<br />

gleichzeitig auch zu höheren Belastungen des Kunstgelenkes füh-<br />

ren können, für TEP-<strong>Patienten</strong> wenig geeignet. An<strong>der</strong>erseits gibt es<br />

keinen statistisch gesicherten Beleg dafür, dass <strong>bei</strong> Sportarten, die<br />

diesen Kriterien entsprechen, häufiger Lockerungen auftreten. Un-<br />

geachtet dessen gelten aber in jedem Fall <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Beratung auch<br />

für diese Sportarten die erwähnten allgemeinen und individuellen<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Sportfähigkeit <strong>bei</strong> Endoprothesenträgern und


Theoretische Grundlagen<br />

die Notwendigkeit des Vermeidens kontraindizierter Bewegungs-<br />

formen.“<br />

Für den pädagogisch ar<strong>bei</strong>tenden Sporttherapeuten, <strong>der</strong> neben funktionellen Ver-<br />

besserungen seine <strong>Patienten</strong> unter psychosozialen <strong>Aspekte</strong>n auch zu „Lifetime-<br />

Sportarten“ motivieren will, ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> zweite Satz dieses Zitats von Be-<br />

deutung. An<strong>der</strong>s gesagt: bevor ein passionierter Tennisspieler nach Implantation ei-<br />

ner zementfreien Hüfttotalendoprothese gar nichts mehr unternimmt, weil er ein<br />

sportartspezifisches Verbot von seinen Ärzten und Therapeuten erhalten hat, und ihn<br />

zudem an<strong>der</strong>e sportliche Betätigungen nicht interessieren, muss vor diesem Hinter-<br />

grund diskutiert werden, ob die o.g. Empfehlungen in dieser Form haltbar sind. Eine<br />

komplikationslose postoperative Phase – insbeson<strong>der</strong>e in den ersten 12 Wochen –,<br />

eine befundlose klinische Untersuchung sowie eine röntgenologisch gesicherte Os-<br />

seointegration sollten diesen besagten <strong>Patienten</strong> seinen Sport wie<strong>der</strong> ausüben las-<br />

sen dürfen. Empfehlungen könnten bespielsweise sein:<br />

● Möglichst auf Sand spielen, stumpfe und sehr harte Beläge ver-<br />

meiden.<br />

● Vorzugsweise Doppel spielen, die Belastungen sind deutlich ge-<br />

ringer.<br />

● Bewegungen möglichst je<strong>der</strong>zeit gut kontrollieren können, nicht<br />

bis zur totalen Erschöpfung spielen.<br />

Unabhängig davon bleibt festzuhalten, dass <strong>bei</strong> jüngeren <strong>Patienten</strong> die Lockerungs-<br />

quote höher zu sein scheint als <strong>bei</strong> älteren Menschen (Zilkens 1990, Malchau 1996,<br />

Espehaug 1997), an<strong>der</strong>erseits sportliche aktive <strong>Patienten</strong> weniger Beschwerden an-<br />

geben als die sportlich inaktiven (Dubs 1983, von Strempel 1992) . Ob für das Phä-<br />

nomen <strong>der</strong> fühzeitigen Lockerung tatsächlich sportliche Hobbys verantwortlich sind,<br />

kann <strong>der</strong>zeit noch nicht eindeutig beantwortet werden.<br />

25


26<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2.3.2.1 Radfahren und Ergometertraining<br />

Eine <strong>der</strong> häufigsten Empfehlungen <strong>bei</strong> Hüftgelenksbeschwerden ist des Radfahren<br />

bzw. Ergometertraining. Die da<strong>bei</strong> auftretenden Pedalkräfte sind nicht nur vom Watt-<br />

wi<strong>der</strong>stand, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Umdrehungsgeschwindigkeit abhängig. Das soll<br />

die folgende Tabelle verdeutlichen:<br />

Tabelle 3: Pedalkräfte in kg in Abhängigkeit von Wattwi<strong>der</strong>stand und Umdrehungsgeschwindigkeit<br />

(Jöllenbeck 2005 a)<br />

60 1 /min 80 1 /min 100 1 /min<br />

25 Watt 16,0 17,1 19,5<br />

50 Watt 19,3 19,7 21,3<br />

75 Watt 22,6 22,3 23,1<br />

100 Watt 25,9 24,9 24,9<br />

150 Watt 32,5 30,1 28,5<br />

200 Watt 39,1 35,3 32,1<br />

250 Watt 45,7 40,5 35,7<br />

Es scheint, als seien bis 100 Watt niedrigere, über 100 Watt höhere Drehzahlen<br />

günstiger. Bei geringeren Drehzahlen entstehen höhere schwankungsbedingte ma-<br />

ximale Pedalkräfte, die in <strong>der</strong> Startphase <strong>bei</strong> einer Tretkurbelstellung von 0 – 90° bis<br />

zu 60 kg anwachsen können. Somit sind die Pedalkräfte in <strong>der</strong> Startphase deutlich<br />

höher als bisher angenommen (Jöllenbeck 2005 a).<br />

Lange Zeit galten Rotationskräfte als verantwortlich für eine erhöhte Lockerungsquo-<br />

te <strong>bei</strong> Hüftprothesen (Heimel 1996, Wirtz 1998). Setzte man die daraus resultieren-<br />

den Empfehlungen konsequent um, sollten zementfreie Hüfttotalendoprothesen in<br />

den ersten 12 postoperativen Wochen nicht größer als 25 Watt auf dem Fahrra<strong>der</strong>-<br />

gometer belastet werden. Diese für Lockerungen verantwortlich gemachte Rotati-<br />

onsbewegungen im Hüftgelenk konnten in neueren Untersuchungen zum Ergometer-<br />

training nicht festgestellt werden (Jöllenbeck 2005 a).


Theoretische Grundlagen<br />

Legt man ein Teilergebnis von Jöllenbeck zugrunde, werden für das Drücken von<br />

100 Watt Wi<strong>der</strong>stand <strong>bei</strong> 60 1 /min 25 kp benötigt. Nach Abzug des Beineigengewichts<br />

von etwa 10 kp verbleiben 15 kp, die die ischiocrurale Muskulatur (M. biceps femoris,<br />

M. semitendinosus, M. semimembranosus), die neben dem M. gluteus maximus für<br />

die Hüftextension verantwortlich ist, zu bewältigen hat. Die nachfolgende Abbildung<br />

zeigt das ungünstigste Kraftverhältnis, das entstehen kann:<br />

Abbildung 13: Ungünstigstes Kraftverhältnis Lastarm (L) zu Kraftarm (K)<br />

(Schönle 2005 b)<br />

Das Verhältnis Lastarm (Länge des Femur) zu Kraftarm (Abstand Tuber ischiadicum<br />

– Zentrum Hüftgelenk) beträgt <strong>bei</strong> 90° Flexion im Knie- und Hüftgelenk 5:1. Ausge-<br />

hend von den o.g. 15 kp ergibt sich daraus eine Kompressionskraft von 5 x 15 kp,<br />

also 75 kp. Ausgehend von diesem Berechnungs<strong>bei</strong>spiel lässt sich die Belastung auf<br />

dem Fahrra<strong>der</strong>gometer relativ sicher steuern (Schönle 2001), sofern <strong>der</strong> Patient eine<br />

entsprechende Compliance zeigt. Auch das Fahren auf einem normalen Fahrrad ist<br />

nach <strong>der</strong> 12. postoperativen Woche (Osseointegration!) zu empfehlen (von Strempel<br />

1992, Jerosch 1997), allerdings sollte ein sicherer Umgang mit dem Rad gewährleis-<br />

tet sein (Sturzgefahr, Geländeprofil).<br />

27


2.3.2.2 Nordic Walking und Walking<br />

28<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Eine weitere Sportart, die <strong>bei</strong> Hüftgelenksbeschwerden oftmals empfohlen wird, ist<br />

das Nordic-Walking. Entgegen weitläufiger Meinung handelt es sich hier<strong>bei</strong> mitnich-<br />

ten um eine Gelenkentlastung, vielmehr um eine Gelenkbelastung. Sofern die Stöcke<br />

vertikalisierend eingesetzt werden, können sie noch am ehesten zu einer Entlastung<br />

<strong>bei</strong>tragen. Da die Stöcke jedoch in den meisten Fällen zum Vorschub eingesetzt wer-<br />

den und somit die Gehgeschwindigkeit erhöhten, resultieren aus dieser Geschwin-<br />

digkeitszunahme oftmals höhere Gelenkbelastungen, wie in neueren Untersuchun-<br />

gen eindrucksvoll nachgewiesen werden konnte (Burger 2005, Hennig 2005, Jöllen-<br />

beck 2005 b, Schwirtz 2005, Streich 2005).<br />

Die Abbildung 14 veranschaulicht beeindruckend die Problematik: die vertikalen Bo-<br />

denreaktionskräfte im Moment des Fußaufsatzes sind <strong>bei</strong>m Nordic Walking etwa 3%<br />

höher als <strong>bei</strong>m Walking. Wenn man zudem bedenkt, dass die Bodenreaktionskräfte<br />

<strong>bei</strong><strong>der</strong> Sportarten bereits 20 – 40% über denen des normalen Gehens liegen, ist die<br />

Aussage einer angeblichen Gelenkentlastung nicht mehr haltbar. Ebenso ist die Be-<br />

schaffenheit des Untergrundes nicht von Bedeutung, was für das Gehen schon in<br />

früheren Studien nachgewiesen werden konnte (Bergmann 1996). Insofern muss die<br />

Behauptung, dass Nordic-Walking die untere Extremität entlastet, eindeutig als un-<br />

korrekt bezeichnet werden. Nur wenn die Stöcke bewusst und nachhaltig in <strong>der</strong> Ver-<br />

tikalen eingesetzt werden, ist eine Entlastung möglich. Da sie aber – wie <strong>bei</strong>m Nor-<br />

dic-Walking üblich – hinter dem Körperschwerpunkt eingesetzt werden und über die<br />

Arme den Vorschub forcieren, kommt es zu einer Belastungszunahme im Sinne einer<br />

erhöhten Gelenkkompression. Diese muss nicht zwangsläufig pathologisch wirken,<br />

ist aber den Belastungen eines lädierten o<strong>der</strong> operierten Hüftgelenks nicht unbedingt<br />

zuträglich.


Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 14: Bodenreaktionskräfte <strong>bei</strong>m Walking und Nordic Walking (Jöllenbeck 2005 c)<br />

2.3.2.3 Laufen und Jogging<br />

Laufen bzw. Jogging auf einem weichen Bodenbelag führt womöglich zu einer höhe-<br />

ren Belastung im Hüftgelenk, da das Bestreben des Körpers nach Stabilität verstärk-<br />

te Muskelaktivitäten nach sich zieht (Bergmann 1996, 2001 c). Bei einer Laufge-<br />

schwindigkeit von 7 km/h konnten etwa 500% BW, <strong>bei</strong> 8 km/h etwa 550% BW ge-<br />

messen werden (Jerosch 1996, Bergmann 2004). Interessanterweise sind die Ge-<br />

lenkbelastungen <strong>bei</strong> 9 und 10 km/h nur unwesentlich höher (Schönle 2005 b).<br />

2.3.2.4 Schwimmen<br />

Schwimmen sollte in den ersten 12 Wochen post-OP möglichst mit dem Kraul<strong>bei</strong>n-<br />

schlag o<strong>der</strong> einer „Paddelbewegung“ <strong>der</strong> Beine erfolgen. Nach Ablauf <strong>der</strong> drei Mona-<br />

te kann auch das Brustschwimmen mit <strong>der</strong> schwimmstiltypischen Beingrätsche prak-<br />

tiziert werden.<br />

29


2.3.2.5 Wan<strong>der</strong>n<br />

30<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Kaum eine „Sportart“ erfreut sich solcher Zuwachsraten wie das Wan<strong>der</strong>n. Inzwi-<br />

schen auch <strong>bei</strong> jüngeren Menschen beliebt, sind es doch überwiegend ältere Aktive,<br />

die den freizeitpädagogischen Wert des Wan<strong>der</strong>ns zu schätzen wissen, die aber<br />

auch primär die Gruppe <strong>der</strong> Endoprothesenträger repräsentieren. Ausgehend von<br />

den o.g. Ergebnissen zum Gehen und Walking sollte man TEP-<strong>Patienten</strong> empfehlen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong>m Bergabwan<strong>der</strong>n Stöcke zu benutzen, allerdings müssen die Stö-<br />

cke auch aktiv und bewusst eingesetzt werden. Grundsätzlich ist das Bergabgehen<br />

belasten<strong>der</strong> als das Bergaufgehen. Unter Umständen (Erschöpfung, rutschiger Un-<br />

tergrund, schlechte Sicht) ist bergab eine Bergbahnbenutzung anzuraten, damit ein<br />

Stolpern o<strong>der</strong> gar Stürzen ausgeschlossen werden kann (Schönle 2004 c).<br />

2.3.3 Kontraindikationen zu Sport mit Endoprothese<br />

Auch wenn eine sportlich-aktive Lebensweise nach Implantation einer Hüfttotalen-<br />

doprothese wünschenswert ist, so gibt es doch eindeutige Kontraindikationen zum<br />

Sport mit Endoprothese. Dieses sind <strong>bei</strong>spielsweise:<br />

● Gelenkinfektionen,<br />

● Instabilität einer <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Prothesenkomponenten,<br />

● Impingement,<br />

● Osteoporose,<br />

● Zustand nach Luxation <strong>der</strong> Endoprothese,<br />

● Revisionsoperationen,<br />

● Ausgeprägte Muskelinsuffizienz,<br />

● Ausgeprägte Beinlängendifferenzen.<br />

(Jerosch 1996, DGSP 2006)<br />

Insofern gibt es keine Pauschalempfehlungen „Pro“ o<strong>der</strong> „Contra“ bestimmter Sport-<br />

arten, vielmehr ist eine individuelle Beratung notwendig, die die Wünsche des Patien-


Theoretische Grundlagen<br />

ten auf <strong>der</strong> Basis seines Trainingszustandes und seiner sportlichen Vorerfahrungen<br />

berücksichtigt:<br />

− erfahrene Skifahrer werden kein Problem <strong>bei</strong>m lockeren Hinuntergleiten eines<br />

Hanges haben, solange sie nicht im hohen Tempo eine Buckelpiste bezwingen<br />

wollen.<br />

− Rennradfahrer, die 4 Wochen post-OP eine 20%-tige Steigung hinaufklettern<br />

müssen, damit ihr Leistungsrückstand auf die Trainingspartner nicht zu groß<br />

wird, gefährden die Osseointegration ihres Implantats.<br />

− Inlineskater sollten lange Gleitphasen mit Rumpfflexion anstreben, ohne da<strong>bei</strong><br />

die Abduktion im Hüftgelenk zu sehr zu forcieren, ggf. Protektoren tragen.<br />

Diese wenigen Beispiele sollen verdeutlichen, dass unter den o.g. Voraussetzungen<br />

und <strong>bei</strong> entsprechen<strong>der</strong> Compliance des <strong>Patienten</strong> ein kontrollierter, dosierter und<br />

mo<strong>der</strong>ater Sport möglich ist, <strong>der</strong> letztendlich mehr zur körperlichen und psychischen<br />

Gesundheit des <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong>tragen kann, als ein generelles Sportverbot.<br />

31


2.4 Operative Versorgung<br />

2.4.1 Zugänge<br />

32<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Implantation einer Hüfttotalendoprothese kann über unterschiedliche operative<br />

Zugangswege erfolgen. Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick <strong>der</strong> gängigen<br />

Techniken (Springorum 2004, Heisel 2006):<br />

● Der laterale Zugang nach Bauer. Diese Zugangsmöglichkeit hat<br />

den ventrolateralen Zugang nach Watson-Jones weitestgehend<br />

abgelöst und kann als Golden Standard bezeichnet werden.<br />

● Der dorsale Zugang nach Gibson. Diese Möglichkeit kommt<br />

häufig <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Implantation einer Kappenprothese nach McMinn<br />

zum Einsatz.<br />

● Der ventrale Zugang nach Smith-Peterson. Diese Technik er-<br />

möglicht eine äußerst exakte Positionierung <strong>der</strong> Hüftpfanne.<br />

● Der minimalinvasive Zugang. Hier<strong>bei</strong> werden keine Muskeln<br />

durchtrennt o<strong>der</strong> abgelöst.<br />

Welcher Zugangsweg vom Operateur gewählt wird, hängt demnach von <strong>der</strong> Implan-<br />

tatspositionierung und dem Prothesentyp ab. Es existieren etwa 150 verschiedene<br />

Modelle auf dem Markt (Springorum 2004), weltweit sogar etwa 400.<br />

Neben den etablierten Techniken wird <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> minimalinvasive Zugang intensiv<br />

diskutiert. Da<strong>bei</strong> wird mit Hilfe von Spreizzangen und –haken eine Durchtrennung<br />

o<strong>der</strong> Ablösung vom M. gluteus medius und M. tensor fasciae latae vermieden. Die<br />

Vorteile dieser Technik im Überblick:


Theoretische Grundlagen<br />

● Reduktion des Weichteiltraumas und deutliche Verkürzung des<br />

Zugangs (5-10 cm),<br />

● Schonung <strong>der</strong> Muskelansätze und Sehnen,<br />

● Reduktion <strong>der</strong> postoperativen Schmerzen,<br />

● Reduktion des Blutverlustes und raschere Mobilisation.<br />

(Roth 2006)<br />

Daraus resultierend ergeben sich eine schnellere Wundheilung und eine frühzeitige<br />

Belastungsfähigkeit, die in den nachfolgenden Rehabilitationsmaßnahmen von Vor-<br />

teil sind. Allerdings haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass drei Monate post-<br />

operativ die minimalinvasive Technik gegenüber den klassischen Zugangswegen<br />

keinen Vorteil in puncto Restbeschwerdesymptomatik und Funktionsscore vorweisen<br />

kann (Berry 2006), auch liegen noch keine Ergebnisse auf einem hohen Evidenzni-<br />

veau vor (Roth 2006). Angesichts kürzerer Liegezeiten und weiterer Kostenreduktio-<br />

nen im Gesundheitswesen könnte diese Technik trotzdem zukunftsweisend sein.<br />

Die minimalinvasive Hüftendoprothetik unterliegt ebenfalls verschiedenen Techniken<br />

und Zugangswegen. Eine vergleichende Übersicht zeigt die folgende Tabelle:<br />

Tabelle 4: Vergleich unterschiedlicher Zugänge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> minimalinvasiven Hüftendoprothetik<br />

(Jerosch 2005)<br />

Verfahren Standardinstrumente<br />

Minimalinvasiv<br />

anterolateral<br />

(ALMI)<br />

Minimalinvasiv<br />

posterolateral<br />

Minimalinvasiv<br />

posterior<br />

Intraoperative<br />

Übersicht<br />

Sofortige<br />

Belastbarkeit<br />

Kosmetik Blutverlustminimierung <br />

Gewebsschonened<br />

+ + +++++ +++ ++ +++<br />

- - + + + -<br />

- + (+) (+) + -<br />

Mini-Inzision - - (+) (+) (+) (+)<br />

Konventionell + + - - - -<br />

33


34<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Trotz aller offensichtlicher Vorteile ist auch diese Variante nicht frei von Risiken, was<br />

durch den Begriff „minimalinvasiv“ fälschlicherweise suggeriert werden könnte. Fehl-<br />

positionierungen des Implantats und Schädigung neuraler Strukturen (N. cutaneus<br />

femoralis lateralis) sind Risiken, die in weiteren Untersuchungen bereits beobachtet<br />

werden konnten (Wohlrab 2004).<br />

Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> nach dem bisherigen Sachstand noch nicht eingehend er-<br />

forscht wurde, ist <strong>der</strong> Erhalt von körpereigenem Knochenmaterial. Gerade im Hin-<br />

blick auf zukünftige Revisionsoperationen stellt dieser Vorteil <strong>der</strong> minimalinvasiven<br />

Hüftendoprothetik einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar.<br />

2.4.2 Implantate und Prothesenform<br />

Neben <strong>der</strong> Verankerungstechnik unterscheiden sich Hüftprothesen z.T. deutlich in<br />

Form, Schwingungsverhalten, Biegefestigkeit und Material (Keramik, Metall, Kunst-<br />

stoffe). Welches Modell letztendlich zum Einsatz kommt, hängt im großem Maße vom<br />

Alter und Aktivitätsgrad des <strong>Patienten</strong> ab, ebenso von <strong>der</strong> Knochenfestigkeit und wei-<br />

terer Parameter. Eine sorgfältige und patientenzentrierte Vorplanung entscheidet in<br />

großem Maße über die Standzeit einer Prothese (Ahnfelt 1990, Malchau 1996).<br />

Hüftprothesen können zementiert, teilzementiert o<strong>der</strong> zementfrei implantiert werden.<br />

Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile. Bei <strong>der</strong> zementierten Technik wird die Pro-<br />

these in <strong>der</strong> Hüftpfanne bzw. <strong>der</strong> ausgefrästen Knochenröhre des Femurs unter Ver-<br />

wendung eines selbstpolymerisierenden Kunststoffs (= „Knochenzement“) festge-<br />

klebt, <strong>der</strong> innerhalb kurzer Zeit aushärtet. Die Prothese, die über eine glatte Oberflä-<br />

che verfügt, ist unmittelbar nach <strong>der</strong> Operation voll belastbar. Ist die Prothese aber<br />

schlecht zentriert o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Knochenzementschicht zu dünn, kann es mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit zu Zementbrüchen kommen (Jerosch 1996, Wirtz 2000). Ebenso<br />

muss die biologische Verträglichkeit des agressiv wirkenden Zements auf den Femur<br />

in Frage gestellt werden (Jerosch 1996). Schlussendlich kann <strong>der</strong> 45 – 90° heiße<br />

Zement <strong>bei</strong>m Einfüllen in die Knochenröhre Hitzenekrosen <strong>der</strong> Knochenzellen her-<br />

vorrufen, die dann sekundär für eine Lockerung des Implantats verantwortlich sind


Theoretische Grundlagen<br />

(Wirtz 2000). Bei Revisionsoperationen gestaltet sich zudem die Säuberung <strong>der</strong><br />

Knochenröhre vom alten Knochenzement als problematisch und zeitaufwendig.<br />

Abbildung 15: zu zementierende Schaftprothese mit einer glatten Chrom-Kobalt Molybdän-Legierung.<br />

(Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.krankenhaus-bobingen.de/chirurgie/schwer punkte/unfall/hueft_tep/schaftprothese.htm<br />

des Krankenhauses Bobingen)<br />

Die teilzementierte Hüfttotalendoprothese wird auch als Hybridtechnik o<strong>der</strong> Hybrid-<br />

TEP bezeichnet. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um die Kombination eines zementfreien<br />

(meistens die Hüftpfanne) und einen einzementierten Teils (meistens <strong>der</strong> Prothesen-<br />

schaft). Diese Technik zeigt überwiegend gute Ergebnisse (Jerosch 1996, Malchau<br />

1996).<br />

Die dritte Verankerungstechnik ist eine zementfreie Fixierung <strong>der</strong> Prothese. Da<strong>bei</strong><br />

werden die Prothesenteile mechanisch verankert: die Pfanne wird in den Becken-<br />

knochen eingeschraubt o<strong>der</strong> eingeschlagen, <strong>der</strong> Schaft in den Femur gehämmert,<br />

geschlagen o<strong>der</strong> gedrückt. Bei <strong>der</strong> Pressfit-Technik werden Prothesenschaft o<strong>der</strong> –<br />

pfanne in ein oftmals unterdimensioniertes knöchernes Lager gepresst mit dem Ziel<br />

einer möglichst hohe Passgenauigkeit. Die da<strong>bei</strong> verwendeten Prothesen haben kei-<br />

ne glatte, son<strong>der</strong>n eine „aufgeraute“ Oberfläche, die eine möglichst große Kontaktflä-<br />

che garantieren soll (Jerosch 1996, Schönle 2004 c, Heisel 2006).<br />

35


36<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 16: beschichtete und aufgeraute zementfreie Titanschaftprothese. Die Längsrillen sollen<br />

Rotationsstabilität gewährleisten. (Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.krankenhaus-bobingen.de/<br />

chirurgie/schwer punkte/unfall/hueft_tep/schaftprothese.htm des Krankenhauses Bobingen)<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> zementfreien Variante ist <strong>der</strong> direkte Kontakt von Knochen zum Imp-<br />

lantat und das daraus resultierende Ein- o<strong>der</strong> Anwachsen des Knochen an die Pro-<br />

these:<br />

Abbildung 17: Osseointegration einer explantierten zementfreien Hüftprothese (Jerosch 1996)<br />

Die biologische Verträglichkeit einer zementfreien Prothese ist zudem besser als die<br />

<strong>der</strong> zementierten Technik. Gleichwohl halten zementfreie Prothesen deswegen nicht<br />

automatisch länger (Malchau 1996). Vermutlich sind Abriebpartikel in <strong>der</strong> Pfanne für


Theoretische Grundlagen<br />

eine vorzeitige Prothesenlockerung verantwortlich, wenn sie in den Raum zwischen<br />

Knochen und Prothese gelangen und somit das Einwachsen behin<strong>der</strong>n (Jones<br />

2001). Insofern ist eine sehr gute Passform <strong>der</strong> Prothese Voraussetzung für eine<br />

lange Standzeit.<br />

Neben den Verankerungstechniken stellt die Prothesenform einen weiteren wichtigen<br />

Faktor dar. Langschaftige Prothesen zur distalen Krafteinleitung können ziemlich ex-<br />

akt in die Femurröhre eingepasst werden, bergen aber die Gefahr eines progredien-<br />

ten Knochenabbaus im proximalen Trochanterbereich aufgrund fehlen<strong>der</strong> Druckbe-<br />

lastungen (Schönle 2004 c).<br />

Abbildung 18: Sprengung des Femurs <strong>bei</strong> Implantation des Prothesenschafts.<br />

Der Pfeil zeigt die Fissur, die bis in den Trochanterbereich reicht. (Schönle 2004 c)<br />

Kurzschaftprothesen mit einer proximalen Krafteinleitung gewährleisten eine annä-<br />

hernd physiologische Belastungsstruktur, bedürfen aber eines erfahrenen Opera-<br />

teurs: gerade in <strong>der</strong> Trochanterregion, die im Vergleich zum medialen Femuranteil<br />

mehr Spongiosaanteil aufweist und dünnwandiger ist, gibt es eine große individuelle<br />

anatomische Bandbreite. Ein etwas zu groß ausgewähltes Implantat kann den Kno-<br />

chen sprengen, ein etwas zu klein ausgewähltes ggf. nicht fest genug verankert wer-<br />

den (Schönle 2004 c). Für eine optimierte Versorgung können Berechnungsmodelle<br />

37


38<br />

Theoretische Grundlagen<br />

von virtuell implantierten Kurzschaftprothesen hilfreich sein, die neben einer optima-<br />

len operativen Primärstabilität zu einer endgültigen ossären Verankerung (Sekundär-<br />

stabilität) <strong>bei</strong>tragen (Witzel 2005).<br />

Abbildung 19: Ossäre Druckspannungsverteilung unmittelbar post-OP (links)<br />

und nach abgeschlossener Osseointegration (rechts) in einem rechten Hüftgelenk (Witzel 2005).<br />

Eine weitere Variante ist die sogenannte Druckscheibenprothese. Diese wird lateral<br />

am proximalen Femur mittels einer kleinen Platte fixiert und erhält somit möglichst<br />

viel vom körpereigenen Material, falls in späteren Jahren die Implantation einer kom-<br />

pletten Hüfttotalendoprothese notwendig werden sollte (Schönle 2004 c, Heisel<br />

2006). Das folgende Röntgenbild zeigt ein linkes Hüftgelenk nach einer Versorgung<br />

mit einer Druckscheibenprothese. Das scheinbare Herausragen <strong>der</strong> Fixierungs-<br />

schrauben ist projektionsbedingt.


Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 20: Zementfreie Druckscheibenendoprothese (Heisel 2006).<br />

Ebenfalls zur größtmöglichen Erhaltung körpereigenen Materials finden in den letzten<br />

Jahren Operationen mit einem Oberflächenersatz wie<strong>der</strong> verstärkt Anwendung. Ver-<br />

besserungen des Implantatdesigns haben dieser Technik zu einer Renaissance ver-<br />

holfen (Heisel 2006). Nach McMinn wird da<strong>bei</strong> <strong>der</strong> erhaltene Hüftkopf mit einer Me-<br />

tallkappe überzogen. Er ist verbunden mit einer Metallpfanne im Beckenbereich und<br />

garantiert somit zudem eine minimale Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vorhandenen knöchernen<br />

Strukturen (Schönle 2004 c).<br />

Abbildung 21: Röntgenaufnahme rechtes Hüftgelenk mit Oberflächenersatzprothese<br />

(Entnommen <strong>der</strong> Website http://www.viamed.de/aktuell/A_0406.htm,<br />

Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss)<br />

39


40<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Implantate und Prothesenformen ist einerseits die Basis für die opti-<br />

male Versorgung des <strong>Patienten</strong>, an<strong>der</strong>erseits macht die Fülle an Produkten den<br />

Markt zunehmend unüberschaubarer. Die folgenden Tabellen sollen deshalb einen<br />

Überblick einer Auswahl von alloplastischen Hüftimplantaten zeigen.<br />

Tabelle 5: Kriterienraster Gelenkpfanne (Heisel 2006)<br />

Gelenkpfanne Verankerung Indikation<br />

Sphärisch o<strong>der</strong> halbspährisch Zementiert o<strong>der</strong> zementfrei<br />

(Pressfit, externes Schraubengewinde)<br />

Standardverfahren <strong>bei</strong> dyplastischen<br />

Hüftpfannen<br />

Konisch externes Schraubengewinde Vor allem <strong>bei</strong> osteoporotischen<br />

Knochen (kippstabil)<br />

Tabelle 6: Kriterienraster Hüftkopf (Heisel 2006)<br />

Weniger angezeigt <strong>bei</strong> Pfannendysplasie<br />

(vermehrte Schädigung<br />

des Knochenlagers)<br />

Hüftkopf Verankerung Indikation<br />

Modular Steck- / Klemmverbindung Golden Standard<br />

Stielkomponente als Monoblock Feste, nicht auswechselbare<br />

Verbindung unterschiedlicher<br />

Halslängen<br />

Tabelle 7: Kriterienraster femorale Komponenten (Heisel 2006)<br />

Ausschließlich <strong>bei</strong> hochbetagten<br />

<strong>Patienten</strong> (Kostengründe)<br />

Femorale Komponenten Verankerung Indikation<br />

Langschaftige konventionelle<br />

Stiele (z.B. Typ Zweymüller, Typ<br />

Biocontact u.a.)<br />

Kurzschaftprothese (z.B. Typ<br />

Cut)<br />

Zementfrei, vor allem <strong>bei</strong> jüngeren<br />

<strong>Patienten</strong> (Titan)<br />

Seltener zementiert (Kobalt-<br />

Chrom-Legierung)<br />

Golden Standard<br />

Zementfrei Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung<br />

und stabilem<br />

proximalen Femur<br />

Hüftkappe (McMinn u.a.) Zementiert Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung(knochensparend)<br />

Druckscheibe (z.B. Typ Balgrist<br />

o<strong>der</strong> Typ Huggler)<br />

Zementfrei Bei <strong>Patienten</strong> mit langer Lebenserwartung


Theoretische Grundlagen<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> unterschiedlichen Gelenkpaarungen orientiert sich ebenfalls primär<br />

an den individuellen Voraussetzungen des <strong>Patienten</strong>:<br />

Tabelle 8: Kriterienraster Gelenkpaarungen (Heisel 2006)<br />

Gelenkpaarung Hauptindikation<br />

Keramik / Ployäthylen Golden Standard in Deutschland. Gutes Abriebverhalten,<br />

angezeigt vor allem <strong>Patienten</strong> jüngeren<br />

Alters.<br />

Metall / Polyäthylen Standard <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mittleren und höheren<br />

Alters.<br />

Metall / Metall Gutes Abriebverhalten, aber relativ hohe Reibungskräfte.<br />

Angezeigt <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mittleren<br />

Alters.<br />

Keramik / Keramik Bestes Abriebverhalten, jedoch seltene Gefahr<br />

des Materialbruches. Angezeigt vor allem <strong>bei</strong><br />

<strong>Patienten</strong> jungen bis sehr jungen Alters.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten von Operationszugang, Ver-<br />

ankerungstechnik, Prothesenform und Prothesenmaterial gibt es nicht die Operation,<br />

die für jeden <strong>Patienten</strong> die richtige ist. Alter, Gewicht, Trainingszustand, Knochenbe-<br />

schaffenheit und vor allem Compliance – um nur einige Faktoren zu nennen – ent-<br />

scheiden zusammen mit <strong>der</strong> Erfahrung des Operateurs, welche Prothese am besten<br />

wie implantiert wird.<br />

Nicht selten werden postoperative Behandlungsstrategien als zu forsch o<strong>der</strong> aggres-<br />

siv bezeichnet, obwohl die nachbehandelnden Ärzte und Therapeuten sehr gewis-<br />

senhaft und sorgsam mit dem <strong>Patienten</strong> ar<strong>bei</strong>ten. Es wäre interessant zu überprüfen,<br />

welche Dunkelziffer von prä- o<strong>der</strong> intraoperativen Fehlern in den komplizierten Nach-<br />

behandlungsfällen enthalten sind. Vielleicht liegt die Ursache oftmals chronologisch<br />

viel weiter zurück und äußert sich erst während <strong>der</strong> Rehabilitationsphase, obwohl zu<br />

diesem Zeitpunkt kaum noch ein gutes Gesamtergebnis zu erzielen ist.<br />

41


42<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2.5 Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz<br />

Wie auch <strong>bei</strong> einer Vielzahl an<strong>der</strong>er Indikationen ist die stationäre und ambulante<br />

Rehabilitation nach Hüftgelenksersatz von den Kürzungen im Gesundheitswesen<br />

betroffen, obwohl ihr positiver Effekt mehrfach belegt worden ist (u.a. Bitzer 2001,<br />

Herchet 2005, Weber 2005, Müller 2006), Untersuchungen zwei Jahre postoperativ<br />

gar eine adäquate Lebensqualität im Vergleich zur Normalbevölkerung feststellen<br />

konnten (Huber 2006). Waren früher stationäre Anschlussheilbehandlungen (AHB)<br />

von mindestens vier Wochen Dauer die Regel, zeigt sich heutzutage ein an<strong>der</strong>es<br />

Bild:<br />

● Fallpauschalen mit einem Zeitfenster von maximal 21 Tagen<br />

werden von den Kostenträgern gezahlt, Tendenz sinkend. Kön-<br />

nen rehabilitationsrelevante Gründe geltend gemacht werden,<br />

gibt es die Möglichkeit einer AHB-Verlängerung.<br />

● Kann aufgrund von Wundheilungsstörungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er zeit-<br />

verzögern<strong>der</strong> Gründe eine Rehabilitation nicht binnen 14 Tagen<br />

post-OP beginnen, kommt ein sogenanntes Heilverfahren (HV)<br />

zur Anwendung, das ebenfalls auf drei Wochen ausgelegt ist,<br />

den Kliniken jedoch einen deutlich geringeren Tagessatz zuge-<br />

steht. Die Folge sind Einbußen in <strong>der</strong> Therapiequantität.<br />

● Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen werden verstärkt ver-<br />

ordnet, was angesichts <strong>der</strong> zumeist älteren, temporär mitunter<br />

hilfs- o<strong>der</strong> pflegebedürftigen <strong>Patienten</strong>klientel oftmals organisa-<br />

torische Probleme bereitet.<br />

Gleichwohl sind neben den prä- und intraoperativen Faktoren weitere <strong>Aspekte</strong> wie<br />

Umfang, Inhalt und Gewichtung einer Nachbehandlung bisher noch nicht ausrei-<br />

chend und evidenzbasiert belegt (Lühmann 2000). Gleiches gilt für an<strong>der</strong>e Konzepte,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise das <strong>der</strong> Integrierten Versorgung (IV) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Disease-Management-<br />

Programme (DMP).


Theoretische Grundlagen<br />

2.5.1 Gefahren und Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

Übergeordnetes Ziel einer Rehabilitationsmaßnahme ist die baldige Wie<strong>der</strong>herstel-<br />

lung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des <strong>Patienten</strong>. Die Therapiestrategien, die da<strong>bei</strong> zur An-<br />

wendung kommen, müssen sich an den Vorgaben des Operateurs orientieren, <strong>der</strong><br />

<strong>bei</strong>spielsweise über eine postoperative Teilbelastung o<strong>der</strong> Vollbelastung entscheidet.<br />

Bei normalem Heilungsverlauf wird <strong>bei</strong> einer zementfreien Hüfttotalendoprothese die<br />

Vollbelastung nach 4 bis 8 Wochen erreicht, zementierte Prothesen sind meistens<br />

sofort voll belastbar. Bisher gibt es nahezu keine objektivierbaren Kriterien <strong>der</strong> Belas-<br />

tungsvorgaben, so dass diese oftmals sehr differieren:<br />

Tabelle 9: Verteilung <strong>der</strong> von Operateuren verordneten Voll- und Teilbelastung nach Hüft-TEP<br />

(Jöllenbeck 2005 d)<br />

Hüft-TEP Vollbelastung Teilbelastung<br />

Zementfrei 11 21<br />

Zementiert 11 1<br />

Hybrid-Technik 7 1<br />

Prozentuale Verteilung 55,8% 44,2%<br />

Der Operateur kennt das Implantat und das Knochenmaterial des <strong>Patienten</strong>, oftmals<br />

aber nicht dessen Compliance, den Zustand <strong>der</strong> körperlichen Leistungsfähigkeit, die<br />

sozialen Begleitumstände o<strong>der</strong> gar therapierelevante Komplikationen und Nebendi-<br />

agnosen, die sich während <strong>der</strong> Rehabilitation herauskristallisieren können. Insofern<br />

ist eine ausschließliche Orientierung an den Belastungsvorgaben schwierig. Einer-<br />

seits brauchen Knochen und Prothese einen gewissen Druckstimulus, damit die Os-<br />

seointegration optimal ablaufen kann. An<strong>der</strong>erseits gibt es eine sehr große Kraftüber-<br />

tragung von <strong>der</strong> Prothese in den Knochen mit variierenden Druck- und Zugbelastun-<br />

gen, die eine durchgehende Belastungsvorgabe eigentlich nicht sinnvoll erscheinen<br />

lassen: eine Vollbelastung <strong>bei</strong>m Gehen wirkt an<strong>der</strong>s als ein treppauf Gehen mit zwei<br />

Stufen o<strong>der</strong> treppab Gehen (Jöllenbeck 2006). Entstehen hier unkontrolliert hohe<br />

43


44<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Kräfte (Rotation, Torsion, Kompression), kann die Osseointegration nachhaltig ge-<br />

stört werden.<br />

Sind die ärztlichen Belastungsvorgaben für den behandelnden Therapeuten auch<br />

bindend, bedeutet dieses noch lange nicht, dass sie vom <strong>Patienten</strong> auch eingehalten<br />

werden können (Hinrichs 2003). Dafür gibt es verschiedene Gründe, die insbesonde-<br />

re für den typischen Hüft-TEP-<strong>Patienten</strong> höheren Lebensalters zutreffen, jedoch<br />

auch <strong>bei</strong> jüngeren, adipösen und/o<strong>der</strong> schlecht trainierten <strong>Patienten</strong> zu finden sind:<br />

● Mangelnde Kraft in <strong>der</strong> Schulter-, Arm- und Rumpfmuskulatur<br />

für das Gehen an Gehstützen.<br />

● Nervenkompressionen im Karpaltunnel durch ständiges Gehen<br />

an Gehstützen, durch die dort auftretenden Schmerzen geringe-<br />

re Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />

● Bereits bestehende Finger- und Handgelenksarthrosen, da-<br />

durch geringere Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />

● Impingementproblematik in den Schultern, dadurch geringere<br />

Gewichtsentlastung über die Gehstützen.<br />

● Fehlende plantare Sensorik in dem Maße, wie sie vonnöten wä-<br />

re. Je höher die gewünschte Entlastung bzw. je geringer die zu-<br />

lässige Belastung, desto größer die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong><br />

Nichteinhaltung.<br />

(Jöllenbeck 2003, 2005 d)<br />

Unter diesen <strong>Aspekte</strong>n ist ein intensives, präoperatives Krafttraining <strong>der</strong> Schulter-,<br />

Arm und Rumpfmuskulatur sicherlich sinnvoll, denn postoperativ stehen an<strong>der</strong>e The-<br />

rapieziele im Mittelpunkt, außerdem wird sich während <strong>der</strong> Dauer einer Rehabilitati-<br />

onsmaßnahme kaum ein entsprechen<strong>der</strong> Kraftzuwachs auftrainieren lassen. Präope-<br />

rative Programme mit physiotherapeutischen Inhalten konnten als zu wenig effektiv


Theoretische Grundlagen<br />

nachgewiesen werden (Gocen 2004), an<strong>der</strong>e Autoren sprechen von diesbezüglichen<br />

Hinweisen ohne abschließende Beurteilung (Ackermann 2004).<br />

Die in den Rehabilitationseinrichtungen oftmals angewandte Überprüfung zur Einhal-<br />

tung einer Teilbelastungsvorgabe erfolgt im Stehen auf einer Haushaltswaage. Diese<br />

„Überprüfung“ entspricht nicht den kinematisch-dynamischen Bedingungen des Ge-<br />

hens, ein Transfer ist somit nicht zulässig und führt zwangsläufig zu einer Über-<br />

schreitung <strong>der</strong> Vorgaben. Ein weiterer Aspekt <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Überschreitung <strong>der</strong> Teilbelas-<br />

tungen ist ein koordinativ-motorisches Defizit <strong>bei</strong>m Einsatz <strong>der</strong> Gehstützen. Gezielte<br />

<strong>Intervention</strong>sprogramme mit Feedbackmessungen und Instruktionsvideos können<br />

hier Abhilfe schaffen (Olivier 2005), allerdings sind die notwendigen Hardwareinvesti-<br />

tionen, <strong>der</strong> personelle und <strong>der</strong> zeitliche Aufwand nicht unerheblich.<br />

Ein an<strong>der</strong>es großes Problem in <strong>der</strong> Rehabilitation nach Hüftgelenkersatz ist die Lo-<br />

ckerung <strong>der</strong> implantierten Prothesen, die insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> männlichen, jüngeren,<br />

körperlich aktiven und schwergewichtigen <strong>Patienten</strong> auffallend ist (Harris 1997, Bar-<br />

rack 2000, Schöll 2000, Jones 2001). Ausgangspunkt sind Mikrobewegungen zwi-<br />

schen Implantat und Knochen (Wirtz 1997). Wenn außerdem Abriebpartikel des Pro-<br />

thesenmaterials in diesen Spalt gelangen, entstehen entzündliche Makrophagen-<br />

reaktionen, die langfristig zum Knochenabbau und damit zu einer Lockerung des<br />

Implantats führen (Jones 2001). Vor allem <strong>bei</strong> Polyethylenimplantaten, aber auch <strong>bei</strong><br />

Metall- o<strong>der</strong> Keramikprodukten sind diese Abriebmechanismen zu beobachten.<br />

Das <strong>bei</strong> Implantatlockerungen am häufigsten zu beobachtende Symptom ist <strong>der</strong><br />

Schmerz, wo<strong>bei</strong> dieser Parameter zur Beurteilung des Lockerungsstadiums unzuver-<br />

lässig ist. Vorangeschrittene Pfannenlockerungen können weniger schmerzhaft ver-<br />

laufen, Schaftlockerungen im Anfangsstadium bereits sehr schmerzvoll sein. Ein sys-<br />

tematisches Vorgehen im Sinne eines diagnostischen Algorithmus unterstützt die<br />

Differentialdiagnostik:<br />

● Anamnese,<br />

● Klinische Untersuchung,<br />

● Röntgen in zwei Ebenen,<br />

● Evtl. Szintigraphie,<br />

● Labor (BSG, Leukozyten).<br />

45


46<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Neben diesen <strong>bei</strong>den Hauptrisiken gibt es eine weitere Vielzahl von Komplikationen,<br />

die die Rehabilitation beeinträchtigen können. Die folgende Tabelle zeigt eine Über-<br />

sicht:<br />

Tabelle 10: Potentielle Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

(vgl. Lotke 1986, Siegrist 1994, Schönle 2004 c)<br />

Befund Ursachen Diagnosen Risiken Komplikationen<br />

Schmerzen im<br />

Verlauf einzelner<br />

Muskeln, verstärkt<br />

<strong>bei</strong> Belastung<br />

Schmerzen <strong>bei</strong><br />

Belastung ohne<br />

adäquaten äußeren<br />

Anlass<br />

Beinverkürzung,<br />

Verlust <strong>der</strong> Gehfähigkeit<br />

Akute Schmerzen<br />

<strong>bei</strong> Belastung, oft<br />

nach Stolpern<br />

Eingeschränkte<br />

aktive Hüftextension<br />

Eingeschränkte<br />

aktive Hüftabduktion <br />

Krankheitsbedingte<br />

jahrelange Inaktivität<br />

Nicht passgerechte<br />

Prothesenform,<br />

fehlendes Einwachsen<br />

<strong>der</strong> TEP<br />

Trochanterabriss,<br />

Sturz, falsches<br />

Bewegungsmuster<br />

Dünne Kortikalis<br />

<strong>bei</strong> TEP-Wechsel<br />

Periartikuläre Verkalkungen,verkürzte<br />

Hüftflexoren<br />

Verkürzte Adduktoren,periartikuläre<br />

Verkalkungen<br />

Tendinose, Myogelose<br />

Frühlockerung,<br />

Stressfraktur<br />

Muskelkater,<br />

schmerzhafte Tendinosen<br />

Progrediente Lockerung,<br />

Fraktur,<br />

ggf. Revision<br />

Luxation Weitere Luxationen<br />

nach Repositinierung,<br />

Revision<br />

Fissur, Fraktur,<br />

Schaftsprengung<br />

im Femur<br />

Periartikuläre Verkalkungen,Kontraktur<br />

des M.<br />

iliopsoas<br />

Periartikuläre Verkalkungen<br />

Progrediente Lockerung,<br />

ggf. Revision<br />

Progrediente Bewegungseinschränkung <br />

Adduktionskontraktur,<br />

Luxation,<br />

Sturzgefahr<br />

Compliance, sehr<br />

selten Muskelschwellung<br />

Dislokation <strong>der</strong><br />

Fragmente<br />

Schädigung von<br />

Nerven o<strong>der</strong> Blutgefäßen<br />

Einsinken des<br />

Prothesenschaftes<br />

Bei Hüftbeugekontraktur:funktionelleBeinverkürzung<br />

Duchenne-<br />

Kompensation,<br />

frühe Prothesenlockerung<br />

durch<br />

Fehlbelastung<br />

Weitere Komplikationen können sich durch belastungsrelevante internistisch-kardio-<br />

logische Nebendiagnosen ergeben, <strong>bei</strong>spielsweise arterielle Hypertonie, KHK, Dia-<br />

betes mellitus o<strong>der</strong> Adipositas.


2.5.2 Ausgewählte Therapieinhalte<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Es gibt eine Vielzahl möglicher Therapieansätze in <strong>der</strong> Rehabilitation nach Implanta-<br />

tion einer zementfreien Hüfttotalendoprothese. Folgende Berufsgruppen sind u.a.<br />

daran beteiligt:<br />

Masseur<br />

Ökothrophologe<br />

Arzt<br />

Sozialar<strong>bei</strong>ter<br />

Abbildung 22: Interdisziplinäres Rehabilitations-Team<br />

Jede dieser Berufsgruppen hat einen ausbildungsspezifischen Zugang zur besagten<br />

<strong>Patienten</strong>gruppe. Idealerweise erhält <strong>der</strong> Patient die optimale Versorgung durch ei-<br />

nen interdisziplinären Therapieansatz, in dem jede Berufsgruppe ihr fachspezifisches<br />

Wissen an ihn herantragen kann.<br />

Patient<br />

Sporttherapeut<br />

Physiotherapeut<br />

Ergotherapeut<br />

Psychologe<br />

Im Folgenden sollen einige Therapieansätze betrachtet werden, die vorzugsweise<br />

bewegungstherapeutische Inhalte haben. Die Evidenz von Bewegung und indikati-<br />

onsspezifischen Übungsinhalten trifft sowohl für die Gruppe <strong>der</strong> Hüftpatienten als<br />

auch <strong>bei</strong> an<strong>der</strong>en Krankheitsbil<strong>der</strong>n zu (Smidt 2005). Vor diesem Hintergrund führte<br />

<strong>bei</strong>spielsweise ein gezieltes Training <strong>der</strong> koordinativen Fähigkeiten zu besseren Re-<br />

habilitationsergebnissen, als ein Programm ohne diese Inhalte (Oehlert 2004). Im<br />

47


48<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Vergleich zu den präoperativen Fähigkeiten ist allein die Implantation einer Prothese<br />

bereits gleichgewichtsverbessernd (Majewski 2005).<br />

Laufbandtherapie mit partieller Körpergewichtsentlastung hat sich bezüglich eines<br />

symmetrischen Gangmusters als sehr effektiv erwiesen, ebenso können diese Pati-<br />

enten eine größere Kraft in den Hüftabduktoren produzieren (Baker 1991, Hesse<br />

2003, Werner 2004). Eine Vergleichsgruppe mit primär klassisch-physiotherapeuti-<br />

schen Inhalten war signifikant schlechter (Hesse 2003, Werner 2004).<br />

Aktive Wassertherapien bieten die Möglichkeit unterschiedlichster Therapieziele. Un-<br />

ter Abnahme des Körpereigengewichts können Kraft und Koordination geschult wer-<br />

den (Schüle 2004 c, Cochrane 2005).<br />

Therapieformen, die insbeson<strong>der</strong>e die Kraft und Koordination beanspruchen, schei-<br />

nen für <strong>Patienten</strong> mit Hüftgelenkersatz in <strong>der</strong> Rehabilitation von großer Bedeutung.<br />

Bei <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Belastungsintensität dürfen einerseits die Reize nicht zu hoch<br />

gewählt werden, da sie den Heilungsprozess nicht gefährden sollen, an<strong>der</strong>erseits<br />

muss die operierte Struktur adäquaten Belastungen ausgesetzt sein. Würde <strong>der</strong> Pa-<br />

tient unverhältnismäßig lange ruhen, bestünde die Gefahr einer Immobilisationsoste-<br />

oporose (van den Berg 1999). Somit ergibt sich das Bild eines rehabilitativ orientier-<br />

ten Krafttrainings (Radlinger 1998 b), <strong>bei</strong> dem vor allem sensomotorische Übungsin-<br />

halte von Vorteil sind (Bizzini 2000). Da<strong>bei</strong> handelt es sich nicht um ein starres, im<br />

Voraus fixiertes Vorgehen nach einem bestimmten Schema, son<strong>der</strong>n um ein situati-<br />

onsangepasstes Therapieregime <strong>der</strong> rehabilitativen Trainingslehre (Radlinger 1998<br />

a). Beispielsweise müssen Kraftübungen für die Abduktoren ohne Zusatzgewicht, wie<br />

sie <strong>bei</strong> Physiotherapeuten oft Verwendung finden, kritisch hinterfragt werden. Studien<br />

belegen, dass mit einer dosierten Zusatzlast deutlich höhere EMG-Aktivitäten zu er-<br />

zielen sind (Bolgla 2005).<br />

Trainingsprogramme und Übungen, die im Anschluss an eine Rehabilitationsmaß-<br />

nahme weitergeführt wurden, führten zu Verbesserungen <strong>der</strong> hüftrelevanten Musku-<br />

latur hinsichtlich


● Muskelfunktion,<br />

● Muskelkraft und<br />

● Muskelmasse.<br />

Theoretische Grundlagen<br />

(Shih 1994, Jan 2004, Trudelle-Jackson 2004)<br />

An<strong>der</strong>e Untersuchungen zeigten ähnliche Ergebnisse, wenn die <strong>Patienten</strong> kurz nach<br />

<strong>der</strong> Operation diszipliniert ein definiertes Eigentraining durchführten (Suetta 2004).<br />

Dieses Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als <strong>bei</strong> dieser <strong>Patienten</strong>gruppe keine<br />

Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt wurde und das Training zu Hause stattfand.<br />

Somit ergibt sich die Notwendigkeit, die Therapieinhalte einer Rehabilitationsmaß-<br />

nahme für <strong>Patienten</strong> mit Hüfttotalendoprothese hinsichtlich ihrer Auswahl, ihrer Ge-<br />

wichtung und ihrer Evidenz zu überprüfen.<br />

49


2.6 Sporttherapie<br />

50<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Der Nachbehandlungsplan orthopädischer Schadensbil<strong>der</strong> sieht früher o<strong>der</strong> später -<br />

je nach Indikation – ein aktives Therapieregime vor: Verbesserung von motorischen<br />

Fähigkeiten, zurückführen zur „normalen Bewegung“. Anfänglich verstärkt passive<br />

Maßnahmen weichen den aktiven Maßnahmen, die Eigenaktivität des <strong>Patienten</strong> wird<br />

gefor<strong>der</strong>t und geför<strong>der</strong>t. Evidenzbasierte Studien haben diese These nachhaltig un-<br />

termauert und den Erfolg von Bewegungsprogrammen <strong>bei</strong> unterschiedlichen Indika-<br />

tionen belegt (Kankaapää 1999, Linton 2001, Vuori 2001, Luomajoki 2002).<br />

Doch ist mit <strong>der</strong> Beseitigung des Schadensbildes auch tatsächlich das Rehabilitati-<br />

onsziel erreicht? Gilt es angesichts leerer Kassen im Gesundheitssektor nicht viel-<br />

mehr, dem <strong>Patienten</strong> eine gewisse Gesundheitskompetenz zu vermitteln, die er se-<br />

kundärpräventiv und an seinen individuellen sozialen Bedürfnissen orientiert anwen-<br />

den kann? Um diese Eigenverantwortung zu schulen, bedarf es neben den medizi-<br />

nisch-funktionellen Therapiezielen auch einer pädagogischen Ar<strong>bei</strong>tsebene (Wydra<br />

2003). Hier ist <strong>der</strong> Ansatz von Sporttherapie, fernab einer Therapie vom guten, alten<br />

„Vorturnen – Nachturnen“, son<strong>der</strong>n in seinen Inhalten und Zielen weitaus komplexer<br />

und umfangreicher. Die Sporttherapie ist nicht zu verwechseln mit <strong>der</strong> Sportphysio-<br />

therapie, die eine spezielle physiotherapeutische Fortbildung darstellt und insbeson-<br />

<strong>der</strong>e <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betreuung im leistungssportlichen Bereich zum Tragen kommt.<br />

2.6.1 Sporttherapie – Bewegungstherapie<br />

Die Bewegungstherapie hat sich als Therapiebaustein indikationsübergreifend <strong>bei</strong><br />

einer Vielzahl von Krankheitsbil<strong>der</strong>n etabliert. Es stellt sich jedoch die Frage, was<br />

alles unter dem Begriff „Bewegungstherapie“ verstanden wird bzw. worin die Trenn-<br />

schärfe zur „Sporttherapie“ liegt. Den Unterschied zwischen <strong>bei</strong>den Therapieformen<br />

sollen die folgenden Definitionen verdeutlichen:<br />

„Bewegungstherapie ist ärztlich indizierte und verordnete Bewe-<br />

gung, die vom Therapeuten geplant und dosiert, gemeinsam mit


Theoretische Grundlagen<br />

dem Arzt kontrolliert und mit dem <strong>Patienten</strong> alleine o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Gruppe durchgeführt wird“.<br />

„Sporttherapie ist eine bewegungstherapeutische Maßnahme, die<br />

mit den geeigneten Mitteln des Sports gestörte körperliche, psychi-<br />

sche und soziale Funktionen kompensiert, regeneriert, Sekundär-<br />

schäden vorbeugt und gesundheitlich orientiertes Verhalten för<strong>der</strong>t.<br />

Sporttherapie beruht auf biologischen Gesetzmäßigkeiten, bezieht<br />

beson<strong>der</strong>s trainingswissenschaftliche, medizinische, pädagogisch-<br />

psychologische sowie soziotherapeutische Elemente mit ein und<br />

versucht, eine überdauernde Gesundheitskompetenz herzustellen.<br />

Sporttherapie versteht sich in diesem Sinne als Heilmittel“.<br />

(Schüle 2000)<br />

Im Gegensatz zur Bewegungstherapie, die den medizinisch-funktionellen Bereich<br />

nicht verlässt und somit ausschließlich eindimensional wirksam ist, hat die Sportthe-<br />

rapie demnach einen mehrdimensionalen Ansatz. Das veranschaulicht die folgende<br />

Abbildung:<br />

Funktionelle Dimension<br />

SPORTTHERAPIE<br />

Psychosoziale Dimension<br />

Pädagogische Dimension<br />

Abbildung 23: Mehrdimensionalität <strong>der</strong> Sporttherapie (vgl. Schüle 2000)<br />

51


52<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese sollte <strong>der</strong> Patient im Sinne einer Se-<br />

kundärprävention handlungsfähig und in <strong>der</strong> Lage sein, ein passives Bewegungsver-<br />

halten gegen ein sportlich-aktives abwägen zu können. Insofern ist Sporttherapie<br />

umfassen<strong>der</strong>, nachhaltiger und höherwertiger.<br />

2.6.2 Sporttherapie und ICF<br />

Im Mai 2001 verabschiedete die WHO die „International Classification of Functioning,<br />

Disability an Health“ (ICF, Internationale Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit, Behin-<br />

<strong>der</strong>ung und Gesundheit). Ihr Kern ist ein bio-psycho-soziales Modell, das den Le-<br />

benshintergrund <strong>der</strong> Betroffenen (Umwelt, Umfeld, individuelle und personenbezo-<br />

gene Faktoren) einbezieht und somit Strategien auf diesen Wirkungsebenen for<strong>der</strong>t<br />

(Schuntermann 2002). Die Sporttherapie trägt diesem Ansatz Rechnung, indem sie<br />

bio-psycho-soziale Dimensionen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Therapie berücksichtigt. Das folgende<br />

Schema zeigt die graphische Darstellung des ICF-Modells:<br />

Körperfunktionen,<br />

-strukturen<br />

Umweltfaktoren<br />

Gesundheitsproblem<br />

(Gesundheitsstörung o<strong>der</strong> Krankheit)<br />

Aktivitäten<br />

Personenbezogene<br />

Faktoren<br />

Abbildung 24: Schematische Darstellung des ICF-Modells<br />

Partizipation


2.6.3 Sporttherapie und Ökonomie<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Sporttherapie ist auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten interes-<br />

sant: da diese Form <strong>der</strong> Therapie überwiegend in <strong>der</strong> Gruppe durchgeführt wird,<br />

kann Therapie günstiger als in <strong>der</strong> 1:1-Betreuung angeboten werden. Das immer-<br />

währende Argument <strong>der</strong> Kritiker, Gruppentherapien seien qualitativ weniger wertvoll<br />

als Einzeltherapien, trifft aus einer Vielzahl von Gründen nicht zu, von denen an die-<br />

ser Stelle nur zwei genannt werden sollen:<br />

● Es nehmen nur <strong>Patienten</strong> an <strong>der</strong> Therapie teil, die gruppenfähig<br />

und über die intensive Betreuung <strong>der</strong> Einzeltherapie hinaus<br />

sind.<br />

● Qualität ist ein Stützpfeiler <strong>der</strong> Sporttherapie. Die sporttherapeu-<br />

tische <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong>nhaltet drei Ar<strong>bei</strong>tsebenen, die unmittel-<br />

bar ineinan<strong>der</strong>greifen. Das sind die Ebenen <strong>der</strong> Konzeption, <strong>der</strong><br />

Realisation und <strong>der</strong> Evaluation. Mit an<strong>der</strong>en Worten: systemati-<br />

sche Therapieplanung, <strong>der</strong>en genaue Umsetzung und die an-<br />

schließende Auswertung. Die Ergebnisse werden in die Kon-<br />

zeptionsebene erneut eingebracht, so dass eine ständige Quali-<br />

tätsverbesserung angestrebt wird.<br />

Gerade vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Qualitätssicherung und <strong>der</strong> damit verbundenen Ori-<br />

entierung an therapeutischen Leitlinien (SGB V § 135, §137) erfüllt gerade die Sport-<br />

therapie einen hohen Qualitätsanspruch. Bei entsprechen<strong>der</strong> Compliance des Pati-<br />

enten und einer Verhaltensmodifikation können die Kosten für wie<strong>der</strong>kehrende Reha-<br />

Maßnahmen, Medikamente, Heilmittel etc. deutlich gesenkt werden.<br />

53


54<br />

Theoretische Grundlagen<br />

2.6.4 Sporttherapie und Salutogenese<br />

Der klassische Behandlungsansatz in <strong>der</strong> Medizin ist die Pathogenese: die Lehre von<br />

<strong>der</strong> Entstehung und Entwicklung von Krankheiten bzw. <strong>der</strong>en Heilung. Das Modell<br />

<strong>der</strong> Salutogenese hingegen befasst sich mit <strong>der</strong> Frage, wie man Gesundheit erhalten<br />

bzw. Krankheiten vorbeugen und – falls bereits ein Krankheitsbild vorliegt – die Ge-<br />

nesung positiv beeinflussen kann. In diesem Gesundheitsmodell handelt es sich um<br />

eine Abkehr vom bipolaren Denkansatz „gesund“ o<strong>der</strong> „krank“. Statt dessen betrach-<br />

tet das Modell <strong>der</strong> Salutogenese die Befindlichkeit des Menschen als dynamisches<br />

Kontinuum, das ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt ist und somit<br />

permanenten Än<strong>der</strong>ungen unterliegt (Antonovsky 1974, 1987, 1993).<br />

Diese Än<strong>der</strong>ungen sind jedoch in einem gewissen Maße steuerbar. Weil die Ge-<br />

sundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist und deswegen mehrdimensio-<br />

nal betrachtet werden muss, definiert nicht zuletzt die Sichtweise einer Person die<br />

Begriffe „gesund“ und „krank“. Diese Sichtweise von persönlichen und sozialen Res-<br />

sourcen bezeichnet Antonovsky als Kohärenzsinn (sense of coherence), <strong>der</strong> sich in<br />

drei <strong>Aspekte</strong> aufteilt:<br />

● Verstehbarkeit (sense of comprehensibility),<br />

● Handhabbarkeit (sense of managebility),<br />

● Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness).<br />

Verstehbarkeit (sense of comprehensibility) bedeutet, dass die für eine Person wich-<br />

tigen Dinge von dieser als geordnet und strukturiert wahrgenommen werden, nicht<br />

als zufällig und fremdbestimmt. Für die Sporttherapie bedeutet dieses kognitive Ver-<br />

ar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> die positive Wirkung von eigenverantwortlicher Be-<br />

wegung zu veranschaulichen.<br />

Handhabbarkeit (sense of managebility) bedeutet, dass eine Person von <strong>der</strong> Umset-<br />

zung <strong>der</strong> Lösungsstrategien zur Problembewältigung überzeugt ist. Für die Sportthe-<br />

rapie bedeutet dieses kognitiv-emotionale Verar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> ge-<br />

eignete Bewegungserfahrungen machen zu lassen, damit daraus eigenverantwortli-<br />

che Ressourcen erlernt werden können.


Theoretische Grundlagen<br />

Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness) bedeutet, dass eine Person von <strong>der</strong> Sinn-<br />

haftigkeit seines Handelns überzeugt ist. Für die Sporttherapie bedeutet dieses affek-<br />

tiv-emotionale Verar<strong>bei</strong>tungsmuster, den <strong>Patienten</strong> geeignete Bewegungserfahrun-<br />

gen machen zu lassen, die ihm einen Sinn seines Handelns offenlegen und anhand<br />

<strong>der</strong>er er erkennt, dass man Energie in sie investiert (Scheidhauer 2005).<br />

Je besser eine Person einen Kohärenzsinn entwickelt hat, desto leichter kann sie<br />

das dynamische Kontinuum <strong>der</strong> Salutogenese positiv beeinflussen und aktiv Einfluss<br />

auf die persönliche Befindlichkeit nehmen. Das Modell <strong>der</strong> Salutogenese wird kom-<br />

plettiert durch generalisierte Wi<strong>der</strong>standsquellen (physisch, sozial) und psychophysi-<br />

sche Stressfaktoren, so dass sich ein vereinfachtes Modell wie folgt illustrieren lässt:<br />

Krankheit<br />

Psychophysische<br />

Stressoren<br />

puffert ab baut auf<br />

Sporttherapie<br />

Abbildung 25: Vereinfachtes Modell <strong>der</strong> Salutogenese<br />

Gesundheit<br />

Kohärenzsinn<br />

Wi<strong>der</strong>standsquellen<br />

55


2.6.5 Sporttherapie in <strong>der</strong> Praxis<br />

56<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Folgenden sollen eine Auswahl sporttherapeutischer Behandlungsansätze exem-<br />

plarisch dargestellt werden.<br />

Heitkamp (1997) verglich drei Versuchsgruppen miteinan<strong>der</strong>: eine Heimtrainings-<br />

gruppe, eine Gruppe, die mit „klassischer“ Krankengymnastik behandelt wurde und<br />

eine Gruppe, die ein sporttherapeutisches Programm durchlief. Letztgenannte Grup-<br />

pe zeigte die besten Ergebnisse <strong>bei</strong> den Parametern Kraft, Compliance und Gehfä-<br />

higkeit. Beson<strong>der</strong>s erwähnenswert ist die nachhaltige Reduktion des Schmerzes, die<br />

noch zwei Jahre nach Ende <strong>der</strong> Maßnahme festzustellen war. Die optimale Rehabili-<br />

tation <strong>bei</strong>nhaltet seiner Meinung nach eine Kombination aus krankengymnastischen<br />

und <strong>sporttherapeutischen</strong> Maßnahmen, die – je nach Erkrankungszustand zum Ein-<br />

satz kommend – ein hohes Einsparungspotential medizinischer Folgekosten <strong>bei</strong>nhal-<br />

ten.<br />

Steinau (1999) verglich <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit chronischem Kreuzschmerz eine sportthe-<br />

rapeutische <strong>Intervention</strong> mit einer klassisch physikalisch-rehabilitativen. Die Thera-<br />

pieinhalte zeigt die folgende Tabelle in Form einer Gegenüberstellung:<br />

Tabelle 11: Therapieinhalte Sporttherapie vs. klassisch physikalisch-rehabilitative Therapie<br />

(mod. nach Steinau 1999)<br />

Sporttherapie Anzahl Dauer (min) „Klassische“ Therapie Anzahl Dauer (min)<br />

Rückenschule 7 45 Einzel-KG 19 20<br />

WS-Gymnastik 15 30 Massage (klassisch) 12 20<br />

Geh-/Lauftraining 12 30 Interferenz-Behandl. 12 20<br />

Entspannungstraining 8 30 Fango 12 20<br />

Wan<strong>der</strong>gruppe 3 90 CO2-Bä<strong>der</strong> 19 20<br />

Schwimmunterricht 19 20 Schwimmunterricht 19 20<br />

Summe 64 2015 Summe 93 1860


Theoretische Grundlagen<br />

Die Auswertung ergab für <strong>bei</strong>de Gruppen eine hoch signifikante Verbesserung des<br />

Parameters „Schmerz“. Gleiches galt für die Tests nach<br />

● Schober (Beweglichkeittest für die LWS: Abstand vom Dornfortsatz S1 und einem<br />

Punkt 10 cm weiter kranial nimmt im Normalfall um 4 – 6 cm zu) ,<br />

● Ott (Beweglichkeittest für die BWS: Abstand vom Dornfortsatz C7 und einem<br />

Punkt 30 cm weiter kaudal nimmt im Normalfall um etwa 8 cm zu) und<br />

● Matthiaß (Dauer des Armvorhaltetest im 90° Winkel unter aktiver Rumpf und Be-<br />

ckenstabilisation).<br />

Deutlich bessere Ergebnisse zeigten die <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Sporttherapiegruppe <strong>bei</strong> den<br />

Variablen „Depressivität“ und „Ängstlichkeit“. Insgesamt betrachtet waren die Ergeb-<br />

nisse <strong>bei</strong><strong>der</strong> Untersuchungsgruppen ebenbürtig.<br />

Pahmeier (2000) beobachtete die Bindung an sportliche Aktivität im Anschluss an<br />

eine Rehamaßnahme. Da<strong>bei</strong> zeigten <strong>Patienten</strong>, die ihr Sport- und Bewegungspro-<br />

gramm daheim nahtlos anschlossen,<br />

● signifikant mehr Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Gesundheit,<br />

● mehr soziale Bindungsintention,<br />

● mehr Unterstützung durch Familie und Freunde,<br />

● mehr sportbezogene Selbstwirksamkeit.<br />

Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass die potentiellen Wirkmechanismen sport-<br />

therapeutischer Bewegungsmaßnahmen gerade <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit wenig Bewe-<br />

gungserfahrung sehr wohl positiv wirken, viele dieser <strong>Patienten</strong> jedoch an ihrem<br />

Wohnort eine stärkere Beratung und Unterstützung benötigen, um die in <strong>der</strong> Klinik<br />

erworbenen Erfahrungen mit Bewegung nachhaltig in eine eigenverantwortliche und<br />

aktivere Lebensweise zu modifizieren.<br />

Horstmann (2000) betrachtete die Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Sporttherapie <strong>bei</strong><br />

Coxarthrose- und Hüftendoprothesen-<strong>Patienten</strong>. Ausgangspunkt waren die für diese<br />

57


58<br />

Theoretische Grundlagen<br />

<strong>Patienten</strong>gruppe symptomatische Defizite, die man vor und nach einer Rehabilitation<br />

feststellen kann:<br />

● Gangverhalten,<br />

● Kraft,<br />

● Kraftausdauer,<br />

● kardiopulmonale Leistungsfähigkeit.<br />

Daraus ergab sich <strong>der</strong> Untersuchungsansatz, nach bzw. parallel zu krankengymnas-<br />

tischer Therapie ein Trainingsprogramm zu installieren, dass die Verbesserung die-<br />

ser Defizite zum Ziel hatte. Das Ergebnis waren<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> Gang- und Bewegungssicherheit,<br />

● Verbesserung des allgemeinen Körpergefühls,<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> Kraft und Kraftausdauer,<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit,<br />

● Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schmerzen und Beschwerden.<br />

Durch die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> ergab sich ein deutlicher therapeutischer<br />

Mehrwert <strong>der</strong> Reha-Maßnahme.<br />

Um so verwun<strong>der</strong>licher ist es, wenn man die Ergebnisse einer Studie von Braumann<br />

(2001) betrachtet, <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassene Mediziner in Hamburg befragte, wie sie die<br />

Bedeutung von Sport und Bewegung als Mittel <strong>der</strong> Therapie einschätzten:<br />

● nur 49,9% schätzten ihr Wissen in diesem therapeutischen Ar-<br />

<strong>bei</strong>tsfeld als gut o<strong>der</strong> sehr gut ein,<br />

● 90,6% <strong>der</strong> Befragten gaben an, dass Sport und Bewegung ei-<br />

nen höheren Stellenwert in <strong>der</strong> täglichen Praxis haben sollten,


Theoretische Grundlagen<br />

● 84,9% stellten fest, während ihres Studiums zu wenig über die<br />

Zusammenhänge von Bewegung und Erkrankung gehört zu ha-<br />

ben.<br />

Die Sporttherapie mit ihrem mehrdimensionalen Ansatz scheint für orthopädische<br />

Rehabilitationsmaßnahmen ein hervorragendes Instrumentarium zu sein:<br />

● sie verbessert mess- und objektivierbar medizinisch-funktionelle<br />

Defizite,<br />

● sie schult das praktische <strong>Patienten</strong>verhalten und <strong>bei</strong>nhaltet so-<br />

mit einen edukativ-pädagogischen Aspekt,<br />

● sie komplettiert mit ihrer psychosozialen Bindungsintention die<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ICF nach einem bio-psycho-sozialen Modell.<br />

Das Hinführen zur Bewegung und zu Lifetimesportarten wie <strong>bei</strong>spielsweise Radfah-<br />

ren, Wan<strong>der</strong>n, Kegeln o<strong>der</strong> Golf, das Selbstverständnis, dass Bewegung etwas nor-<br />

males ist, mündet in zwei <strong>Aspekte</strong>n, die letztendlich alles <strong>bei</strong>nhalten, was den Kern<br />

von Sporttherapie ausmacht:<br />

● Gesundheitskompetenz und<br />

● Verhaltensmodifikation.<br />

Die oftmals zu Unrecht als qualitativ min<strong>der</strong>wertig dargestellte Gruppentherapie steht<br />

und fällt mit dem Qualifikationsprofil des Therapeuten, weniger mit <strong>der</strong> Therapieform.<br />

Gruppendynamische Prozesse wie das gemeinsame Wie<strong>der</strong>erlernen und Erleben<br />

von Bewegung, das gegenseitige Motivieren und <strong>der</strong> Erfahrungsaustausch <strong>der</strong><br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> sind nicht zu unterschätzende Wirkfaktoren. Auch<br />

aus diesem Grunde werden bundesweit immer mehr Hüft- und Kniesportgruppen<br />

installiert, denen das sporttherapeutische Modell zugrunde liegt. Dass Sporttherapie<br />

59


60<br />

Theoretische Grundlagen<br />

zudem auch betriebswirtschaftlich für Reha-Kliniken interessant ist, ist angesichts <strong>der</strong><br />

leeren Kassen im Gesundheitssystem ein weiterer positiver Aspekt.<br />

Der Schulterschluss zwischen Sporttherapie und Sportwissenschaft rundet das Bild<br />

einer wissenschaftlich fundierten und pädagogisch umgesetzten Therapiestrategie<br />

ab (Huber 2000, Pfeifer 2000, Pfeifer 2003, Woll 2004). Die vorliegende Untersu-<br />

chung soll den Nachweis dafür erbringen, dass die Nachbehandlung von <strong>Patienten</strong><br />

mit zementfreier Hüfttotalendoprothese durch ausgesuchte sporttherapeutische The-<br />

rapieinhalte besser und effektiver durchgeführt werden kann, als es die „klassischen“<br />

physikalisch-rehabilitativen Maßnahmen zu erreichen vermögen. Deshalb werden<br />

folgende Ar<strong>bei</strong>tshypothesen formuliert:<br />

1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme bessere Ergebnis-<br />

se als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbe-<br />

handlung therapiert werden.<br />

2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag drei Monate nach<br />

Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als <strong>Patienten</strong>, die mit physio-<br />

therapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Kleingruppen<br />

therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme<br />

geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />

men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

Für die Überprüfung <strong>der</strong> ersten Hypothese wurden ein Koordinationsscore sowie iso-<br />

kinetisch ermittelte Extensions- und Abduktionswerte erhoben. Die zweite Hypothese<br />

wurde mittels FFbH – OA (Funktionsfragebogen Hannover für Osteoarthritis) über-<br />

prüft, die dritte mit Hilfe des WOMAC-Scores (Western Ontario and McMaster Uni-<br />

versities Osteoarthritis Index). Somit ergab sich eine Kombination von validen und<br />

reliablen Messinstrumenten, die objektive und subjektive Kriterien berücksichtigen.


Experimenteller Teil und Methodik<br />

3 Experimenteller Teil und Methodik<br />

3.1 Untersuchungsklientel<br />

Die Untersuchungsklientel setzte sich aus <strong>Patienten</strong> zusammen, die eine drei- bis<br />

vierwöchige stationäre Anschlussheilbehandlung (AHB) an <strong>der</strong> Fachklinik Enzens-<br />

berg in Hopfen am See durchliefen. Kostenträger waren die Deutsche Rentenversi-<br />

cherung, Berufsgenossenschaften sowie Krankenkassen.<br />

Einschlusskriterien für die Untersuchung waren:<br />

● Zustand nach Implantation einer zementfreien Hüfttotalen-<br />

doprothese,<br />

● Primärimplantation auf <strong>der</strong> betroffenen Seite,<br />

● mindestens 20 kg Teilbelastung bzw. schmerzadaptierte Be-<br />

lastbarkeit.<br />

Die Teilnahme an <strong>der</strong> Untersuchung war alters- und geschlechtsunabhängig und er-<br />

folgte freiwillig. Ausschlusskriterien waren:<br />

● Revisionsoperationen,<br />

● Teilbelastungsvorgaben unter 20 kg,<br />

● Schmerzen größer als 6 auf <strong>der</strong> visuellen Analogskala (VAS),<br />

● belastungsrelevante internistische Nebendiagnosen (massiver<br />

Bluthochdruck, KHK etc.).<br />

61


62<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Die <strong>Patienten</strong> wurden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Eingangsuntersuchung durch den aufnehmenden Arzt<br />

auf die Möglichkeit zur Studienteilnahme hingewiesen und mittels eines Aufklärungs-<br />

schreibens über Ziel und Inhalte <strong>der</strong> Untersuchung informiert. <strong>Patienten</strong> mit Bereit-<br />

schaft zur Studienteilnahme unterschrieben eine vorbereitete Einverständniserklä-<br />

rung und wurden fließend in das Untersuchungsdesign integriert.<br />

3.2 Randomisierung<br />

Im Sinne eines unkomplizierten und zügigen Randomisierungsverfahrens wurde auf<br />

eine einfache und bewährte Technik zurückgegriffen: die Auswahl in Anlehnung an<br />

den Geburtsmonat. Die ungeraden Monate bildeten die Untersuchungsgruppe, die<br />

geraden Monate die Kontrollgruppe. Da ein mittlerer Effekt nachgewiesen werden<br />

sollte, ergab sich für jede Gruppe eine Mindesteilnehmerzahl von n = 60. Diese<br />

Gruppengröße <strong>bei</strong>nhaltete bereits einen Drop-out-Puffer von 20% pro Gruppe.<br />

3.3 Untersuchungsdesign<br />

War <strong>der</strong> Patient mit <strong>der</strong> Studienteilnahme einverstanden und einer entsprechenden<br />

Gruppe zugeteilt worden, wurde er dem individuellen Eingangstest (T0) zugeführt.<br />

Dieser bestand aus fünf Einzeltests:<br />

● isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftextension<br />

mit dem System Cybex Norm,<br />

● isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftabduktion<br />

mit dem System Cybex Norm,<br />

● Messung <strong>der</strong> Koordination auf dem POSTUROMED mittels Mic-<br />

roSwing 5.0,<br />

● Messung <strong>der</strong> subjektiven Befindlichkeit mittels FFbH-OA (Funk-<br />

tionsfragebogen Hannover für Gon- und Coxarthrose) und


Experimenteller Teil und Methodik<br />

WOMAC (Western Ontario and McMasters Universities Osteo-<br />

arthritis Index).<br />

Anschließend wurden <strong>bei</strong>de Gruppen gemäß ihrer Inhalte therapiert. Die Kontroll-<br />

gruppe erhielt<br />

● 3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />

● 1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />

● 2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />

● 3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />

● 4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong> Gruppe als In-<br />

dividualtraining,<br />

● 2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und Fango.<br />

Die Untersuchungsgruppe erhielt<br />

● 1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />

● 2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Trockenen,<br />

● 3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im Wasser,<br />

● 2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong> Gruppe als In-<br />

dividualtraining,<br />

● 2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und Fango,<br />

● 2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung „Aquawalking“,<br />

● 2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung „Koordinati-<br />

onszirkel“.<br />

63


64<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Zur besseren Übersicht nochmals die Gegenüberstellung <strong>bei</strong><strong>der</strong> Gruppen:<br />

Tabelle 12 : Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />

3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />

Gruppe als Individualtraining<br />

2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />

Fango<br />

1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />

Gruppe als Individualtraining<br />

2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />

Fango<br />

2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />

„Aquawalking“<br />

2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />

„Koordinationszirkel“<br />

Summe: 15 Einheiten pro Woche Summe: 14 Einheiten pro Woche<br />

Die Untersuchungsgruppe erhielt 75% weniger Einzeltherapie als die Kontrollgruppe.<br />

Da<strong>bei</strong> wurden zwei Einzelbehandlungen „Physiotherapie im Trockenen“ sowie eine<br />

Einzelbehandlung „Physiotherapie im Wasser“ weniger abgegeben. Die verbliebene<br />

Therapieeinheit „Physiotherapie im Trockenen“ diente ausschließlich einem „Place-<br />

bo-Effekt“ und sollte verhin<strong>der</strong>n, dass Studienteilnehmer aufgrund fehlen<strong>der</strong> Physio-<br />

therapie ihre Teilnahme abbrachen.<br />

Am Ende des ärztlichen Aufnahmegesprächs wurde den <strong>Patienten</strong> das Verord-<br />

nungsblatt <strong>der</strong> jeweiligen Studiengruppe in das Therapiebuch gelegt (siehe Anhang).


Experimenteller Teil und Methodik<br />

3.4 Isokinetische Test- und Trainingssysteme<br />

Ein isokinetisches Gerät ist ein an einen Computer gekoppelten und durch diesen<br />

gesteuerten Dynamometer. Isokinetik stammt aus dem Griechischen und bedeutet<br />

soviel wie „gleiche (iso) Bewegung (kinesis)“, d.h. die Bewegungsgeschwindigkeit<br />

bleibt während <strong>der</strong> Bewegungsausführung gleich. Ein interner Regelmechanismus<br />

gibt somit eine konstante Winkelgeschwindigkeit für die Gelenkbewegungen vor.<br />

Damit stellt die isokinetische Variante eine Son<strong>der</strong>form des dynamischen Krafttrai-<br />

nings dar und passt sich - noch vor den „physiologisch“ konstruierten Exzenter-<br />

scheiben - am genauesten den Kraftfähigkeiten eines Muskels an: in den Positionen<br />

großer und kleiner Muskellänge (großer und kleiner Gelenkwinkel) ist <strong>der</strong> Überlap-<br />

pungsgrad <strong>der</strong> Aktin- und Myosinfilamente zu gering o<strong>der</strong> zu groß. Die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Querbrückenbildung und des Spannungsaufbaus ist in diesen Positionen deutlich<br />

weniger vorhanden als <strong>bei</strong> einem Überlappungsgrad mittlerer Muskellänge (Froböse<br />

1998). Die folgenden Grafiken zeigen den schematischen Aufbau kontraktiler Fila-<br />

mente im Modell bzw. die Möglichkeiten eines Spannungsaufbaus in Abhängigkeit<br />

vom Gelenkwinkel:<br />

Abbildung 26: Proteine eines Sarkomers (van den Berg 1999)<br />

65


66<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 27: Gelenkwinkel und Spannungsaufbau (Radlinger 1998 b)<br />

Bei herkömmlichen Trainingsgeräten (ausgenommen Seil- o<strong>der</strong> Kabelzüge), wie sie<br />

heutzutage in <strong>der</strong> Rehabilitation, aber auch in <strong>der</strong> Prävention und in Fitnessstudios<br />

eingesetzt werden, findet man zumeist die Exzentertechnik. Das Prinzip besteht in<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Momentarms <strong>der</strong> Last in Abhängigkeit vom Gelenkwinkel. Das<br />

aufgelegte Trainingsgewicht wird <strong>bei</strong>spielsweise über eine Kette auf den äußeren<br />

Rand <strong>der</strong> Exzenterscheibe übertragen, die häufig ein elipsoides Format hat. Diese<br />

Form hat zur Folge, dass sich <strong>der</strong> Abstand vom äußeren Rand zur Drehachse und<br />

somit auch <strong>der</strong> Hebelarm verän<strong>der</strong>t. Allerdings haben diese Gerätetypen den Nach-<br />

teil, dass <strong>bei</strong> ihrer Konstruktion pathophysiologische Komponenten nur bedingt be-<br />

rücksichtigt werden können. So produzieren sogenannte „Beincurls“ das maximale<br />

Gewicht zwischen 60° und 80° Knieflexion. Dieser Gelenkwinkel stellt jedoch unter<br />

Annahme einer Retropatellararthrose einen beson<strong>der</strong>s sensiblen Bereich dar (Frobö-<br />

se 1993).<br />

Isokinetische Geräte berücksichtigen muskel- und pathophysiologische Vorausset-<br />

zungen insofern besser, als <strong>der</strong> Patient während <strong>der</strong> Bewegungsausführung genau<br />

den Wi<strong>der</strong>stand erhält, den er selbst erzeugt. Somit lassen sich die tatsächlichen<br />

Drehmomente inklusive vorhandener Defizite abbilden. Anhand einer sogenannten<br />

Echtzeitkurve lassen sich die Winkelgrade stärkster und geringster Drehmomentent-<br />

wicklung exakt darstellen. An den Endpunkten betragen sie nahezu Null, in den Win-<br />

kelpositionen mittlerer Muskellänge entsprechend mehr. Auffallend in dem folgenden<br />

Beispiel sind die sich relativ exakt wie<strong>der</strong>holenden Krafteinbrüche <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Extension<br />

im Kniegelenk des rechten Beins. Sie konnten später eindeutig als Retropatella-<br />

rarthrose diagnostiziert werden und unterstreichen somit anschaulich das oben ge-<br />

schil<strong>der</strong>te Problemfeld <strong>der</strong> Exzenterscheiben.


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 28: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knieextension/ - flexion, linkes Bein<br />

Abbildung 29: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knieextension/ - flexion, rechtes Bein<br />

Isokinetische Messsysteme benutzt man zur Kraftdiagnostik und Therapie. Ihr Ein-<br />

satzfeld ist sehr differenziert und kann in verschiedenen Modi erfolgen:<br />

67


68<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

● mit einem KPB-Programm (CPM = Continous Passive Motion)<br />

● isometrisch o<strong>der</strong><br />

● isokinetisch konzentrisch / konzentrisch,<br />

konzentrisch / konzentrisch,<br />

exzentrisch / exzentrisch,<br />

konzentrisch / exzentrisch,<br />

exzentrisch / exzentrisch.<br />

Somit ergeben sich neben <strong>der</strong> Kraftdiagnostik die Ziele Mobilisations-, Koordinations-<br />

und Muskelaufbautraining.<br />

Bei <strong>der</strong> Mobilisation soll das betroffene Gelenk passiv und/o<strong>der</strong> assistiv beweglicher<br />

gemacht werden. Ausgehend vom anfänglichen Bewegungsausmaß kann im Laufe<br />

<strong>der</strong> Therapieeinheit, die in dieser Phase vorzugsweise im KPB-Modus durchgeführt<br />

wird, <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswinkel - je nach Rückmeldung des <strong>Patienten</strong> - sukzessive verän<strong>der</strong>t<br />

werden. Die Therapieeingangs- und -ausgangswerte werden dokumentiert und las-<br />

sen je<strong>der</strong>zeit eine äußerst exakte Therapieverlaufskurve nachvollziehen.<br />

Bei <strong>der</strong> Koordination ar<strong>bei</strong>tet <strong>der</strong> Patient assistiv/aktiv mit. Auf <strong>der</strong> Basis des visuel-<br />

len Biofeedbacks (Drehmomentbalken, Zielzone) soll er lernen, dosiert und außer-<br />

halb des Schmerzbereichs Kraft aufzubringen (Rekrutierung und Frequenzierung,<br />

intermuskuläre Koordination). Diese Einsatzmöglichkeit kann auch mit <strong>der</strong> ersten<br />

(siehe Mobilisation) verknüpft angewandt werden.<br />

Die Kräftigung setzt meistens einen Eingangstest voraus (z.B. Status o<strong>der</strong> bilateral).<br />

Die Parameter werden abgespeichert und als Basis für einen Retest verwendet. Im<br />

Anschluss an eine Trainingsphase folgt <strong>der</strong> Retest, die reproduzierten Werte des<br />

Eingangstests und die aktuellen Werte des Endtests werden graphisch und nume-<br />

risch gegenübergestellt (Dokumentationsnachweis). Zudem lassen sich - je nach<br />

definiertem Therapieziel - für jeden <strong>Patienten</strong> individuelle Trainingsprogramme konfi-<br />

gurieren und bestimmte Auswertungskriterien wählen.


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Der Einsatz isokinetischer Test- und Trainingssysteme ist mit Vor- und Nachteilen<br />

verbunden. Positiv zu erwähnen sind<br />

● <strong>der</strong> vielseitige Anwendungsbereich,<br />

● die Umsetzung isokinetischer Ergebnisse in einen Trainingplan,<br />

● die objektiven Parameter wie Ar<strong>bei</strong>t und Leistung zur Funktions-<br />

beurteilung<br />

● die reproduzierbaren Daten mit <strong>der</strong> Möglichkeit statistischer In-<br />

terpretation (durchschnittliche Standardabweichung und Variati-<br />

onskoeffizient im Auswertungsprotokoll „Nummerische Daten“) .<br />

Die Nachteile liegen insbeson<strong>der</strong>e<br />

● im hohen Zeitaufwand und den damit verbundenen Kosten,<br />

● in <strong>der</strong> Organisationsform als 1:1-Therapiemaßnahme,<br />

● in <strong>der</strong> künstlichen Bewegungsform mit einer gleichbleibenden<br />

Geschwindigkeit, die unter ADL-<strong>Aspekte</strong>n (Activities of Daily Li-<br />

ving) so nicht vorkommt.<br />

Kontraindikationen zur Durchführung eines isokinetischen Tests sind<br />

● akute entzündliche Prozesse,<br />

● Dauerschmerz,<br />

● extrem kleines Bewegungsausmaß,<br />

● ärztlich nicht eingestellte Herz- und Blutdruckinsuffizienzen.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden die <strong>Patienten</strong> in den Bewegungsrichtun-<br />

gen Hüftextension und Hüftabduktion gemessen. Die Wie<strong>der</strong>holungszahl und die<br />

Testgeschwindigkeit orientierten sich da<strong>bei</strong> nicht zwangsläufig an den Vorgaben <strong>der</strong><br />

gängigen Literatur, da es sich hier überwiegend um Trainingsempfehlungen handelt.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind isokinetische Trainingsinhalte aufgeführt, die sie sich<br />

an den Parametern Wie<strong>der</strong>holungszahl, Bewegungsgeschwindigkeit und Krafteinsatz<br />

orientieren:<br />

69


70<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Tabelle 13: Isokinetisches Training in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bewegungsgeschwindigkeit, <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>holungszahl und des Krafteinsatzes (Fel<strong>der</strong> 1998, Froböse/Nellessen 1998)<br />

Ziel Bewegungsgeschwindigkeit <br />

Wie<strong>der</strong>holungszahl<br />

Krafteinsatz<br />

Hypertrophie 60 – 240°/sec 8 - 15 submaximal - maximal<br />

Kraftausdauer 150 - 240°/sec 15 - 25 submaximal - maximal<br />

Intermuskuläre Koordination 150 - 210°/sec 10 - 15 submaximal<br />

Intramuskuläre Koordination 30 - 120°/sec 3 - 10 maximal<br />

Genauere Informationen zu den Testgeschwindigkeiten finden sich im Handbuch <strong>der</strong><br />

Herstellerfirma, wenn auch nicht unter detaillierten indikationsspezifischen <strong>Aspekte</strong>n.<br />

In Anlehnung an die „Suggested Cybex Test Speeds“ (Cybex 1996) wurden für die<br />

vorliegende Untersuchung unterschiedliche Geschwindigkeiten für die „Slow Speed<br />

Torque Curve Tests“ gewählt. Diese Geschwindigkeiten berücksichtigten insbeson-<br />

<strong>der</strong>e das differierende Bewegungsausmaß (Range of Motion) <strong>bei</strong><strong>der</strong> Bewegungs-<br />

muster.<br />

In <strong>bei</strong>den Bewegungsmustern wurden die individuellen patientenspezifischen Gerä-<br />

teeinstellungen in <strong>der</strong> Positionierungsmaske festgehalten. Somit war für den Retest<br />

die exakt gleiche <strong>Patienten</strong>positionierung mit <strong>der</strong> exakt gleichen Gerätekonfiguration<br />

gewährleistet. Es wurden zwei Testverfahren programmiert, die sich im Detail wie<br />

folgt darstellten:<br />

Die Hüftextension wurde getestet<br />

● <strong>bei</strong> einem standardisierten Bewegungsausmaß von 0 – 0 – 60°,<br />

● Bewegungsgeschwindigkeit 60°/sec,<br />

● 4 Wie<strong>der</strong>holungen im Bewegungsmodus konzentrisch-<br />

exzentrisch Extension.<br />

Dieser Modus stellte sicher, dass <strong>der</strong> Patient nicht aktiv in die Flexion ar<strong>bei</strong>ten muss-<br />

te und sich voll und ganz auf die zu leistende Ar<strong>bei</strong>t in die Extension konzentrieren<br />

konnte.


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 30: Ausgangsposition Hüftextension Abbildung 31: Endposition Hüftextension<br />

Die Hüftabduktion wurde getestet<br />

● <strong>bei</strong> einem standardisierten Bewegungsausmaß von 0 – 0 – 30°,<br />

● Bewegungsgeschwindigkeit 30°/sec,<br />

● 4 Wie<strong>der</strong>holungen im Bewegungsmodus konzentrisch-konzen-<br />

trisch, wo<strong>bei</strong> die <strong>Patienten</strong> nur in die Abduktion ar<strong>bei</strong>ten muss-<br />

ten. Von <strong>der</strong> 30°-Position aus ließen sie das Bein einfach passiv<br />

wie<strong>der</strong> absinken.<br />

Abbildung 32: Ausgangsposition Hüftabduktion Abbildung 33: Endposition Hüftabduktion<br />

71


72<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Für diese Testung <strong>der</strong> Hüftabduktion war eine Modifikation <strong>der</strong> vom Hersteller vorge-<br />

gebenen Testdurchführung (DAP-CODE 116) notwendig. Demnach sollten die Pati-<br />

enten in Seitenlage das operierte Bein gegen die Schwerkraft und den Gerätewi<strong>der</strong>-<br />

stand anheben:<br />

Abbildung 34: Testdurchführung nach Herstellerangaben (Cybex 1996)<br />

Die Versuche im Vorfeld <strong>der</strong> Untersuchung zeigten, dass dieses Vorgehen für relativ<br />

frisch operierte <strong>Patienten</strong> nicht möglich sein würde. Insofern wurde die o.g. modifi-<br />

zierte Variante im Stehen gewählt, auch wenn somit keine isolierte Abduktorenmes-<br />

sung möglich war. Dennoch ließen sich für Untersuchungs- und Kontrollgruppe glei-<br />

chermaßen aussagekräftige Testergebnisse ermitteln.<br />

Die <strong>Patienten</strong> wurden während des Testprobelaufs (standardisiert 30 sec KPB, an-<br />

schließend eine aktive Probewie<strong>der</strong>holung, dann die Testdurchführung) so gut wie<br />

möglich instruiert und ggf. korrigiert.


3.5 Posturomed und MicroSwing<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Das Posturomed wurde 1992 von Dr. Eugen Rasev für die Firma Hai<strong>der</strong> entwickelt.<br />

Da<strong>bei</strong> handelt es sich um ein Trainingsgerät mit zwei unabhängig voneinan<strong>der</strong> auf-<br />

gehängten Schwingkreise, die in <strong>der</strong> Transversalebene dosierbar beweglich sind.<br />

Da<strong>bei</strong> können<br />

● <strong>bei</strong>de Schwingkreise offen sein,<br />

● <strong>der</strong> untere Schwingkreis halboffen sein (eine Bremse verriegelt)<br />

o<strong>der</strong><br />

● <strong>der</strong> untere Schwingkreis fixiert sein (<strong>bei</strong>de Bremsen verriegelt).<br />

Abbildung 35: Posturomed Abbildung 36: Schwingkreisaufhängung<br />

73


74<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 37: Bremse entriegelt Abbildung 38: Bremse verriegelt<br />

Zum Verriegeln wird <strong>der</strong> schwarze Knopf am oberen Ende <strong>der</strong> Bremse angehoben,<br />

um 90° gedreht und in die Führungshülse versenkt. In <strong>der</strong> vorliegenden Untersu-<br />

chung wurden alle <strong>Patienten</strong> auf dem höchsten Schwierigkeitslevel getestet: <strong>bei</strong>de<br />

Schwingkreise waren frei, keine <strong>der</strong> Bremsen verriegelt. Voruntersuchungen zeigten<br />

ein schnell anwachsendes Koordinationsniveau <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong>, die in ihrem Trai-<br />

ningsplan einen großen Anteil sensomotorischer Übungen hatten. Um auch diese<br />

<strong>Patienten</strong> im Retest adäquat for<strong>der</strong>n zu können, wurde das oben beschriebene<br />

Schwierigkeitslevel gewählt.<br />

Zudem konnte nur so eine symmetrische Auslenkung durch die POSTUROMED-<br />

Provokationseinheit gewährleistet werden, die zur standardisierten Testung einge-<br />

setzt wurde. Da<strong>bei</strong> drückte die Provokationseinheit <strong>bei</strong> je<strong>der</strong> Testung in exakt dem<br />

gleichen Ausmaß den oberen Schwingkreis nach außen. Da<strong>bei</strong> wurde die werkssei-<br />

tige Auslenkung „mittel“ übernommen:


kleine Auslenkung<br />

mittlere Auslenkung<br />

große Auslenkung<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 39: POSTUROMED-Provokationseinheit<br />

Abbildung 40: Provokationseinheit aktiviert Abbildung 41: Provokationseinheit ausgelöst<br />

Beide <strong>Patienten</strong>gruppen hatten die Aufgabe, sich mit dem Fuß des operierten Beins<br />

in das Zentrum des oberen Schwingkreises zu stellen. Sobald sie im Ein<strong>bei</strong>nstand<br />

waren und sich zudem nicht mehr mit den Händen am Gestänge sicherten, wurde<br />

75


76<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

die Provokation ausgelöst und die Schwingkreise aktiviert. Außerdem musste das<br />

Stand<strong>bei</strong>n im Kniegelenk leicht flektiert sein und es durfte keinen Kontakt vom Spiel-<br />

<strong>bei</strong>n zum Stand<strong>bei</strong>n geben. Dadurch sollte zum einen gewährleistet sein, dass im<br />

Kniegelenk nicht verriegelt werden konnte und somit muskulär gear<strong>bei</strong>tet werden<br />

musste. Zum an<strong>der</strong>en wurde durch die Spiel<strong>bei</strong>n-Stand<strong>bei</strong>n-Trennung ein weiterer<br />

Stabilisationsfaktor eliminiert, <strong>der</strong> die Messung verfälscht hätte.<br />

Für die Dauer von 5 Sekunden mussten sie die Schwingkreise möglichst ruhig hal-<br />

ten. Im Moment <strong>der</strong> Provokationsauslösung wurde durch die Funktion „Autostart“ die<br />

eigentliche Messung aktiviert, die sich zuvor in einem „stand-by“-Modus befand: mit-<br />

tels eines Beschleunigungssensors und einer angeschlossenen Messbox wurden<br />

Amplitude (mittlerer Schwingweg), Frequenz (Schwingungen pro Sekunde) und Ko-<br />

ordinationsfaktor (berechneter Wert, <strong>der</strong> die Stabilisation in Zahlen abbildet) gemes-<br />

sen und dann über einen Punktescore zusammenfassend ausgewertet.<br />

Abbildung 42: Montage und Position des Beschleunigungssensors


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 43: Messbox MicroSwing 5.0 Vers. 2.5<br />

Während <strong>der</strong> ablaufenden Messung konnten sich die <strong>Patienten</strong> an einer Art „Ziel-<br />

scheibe“ auf dem Bildschirm eines Laptops orientieren:<br />

Abbildung 44: Testdurchführung Abbildung 45: Orientierungshilfe, „Zielscheibe“<br />

77


78<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Die Auswertung erfolgte mit <strong>der</strong> Software MicroSwing 5.0 Vers. 2.5 <strong>der</strong> Firma Hai<strong>der</strong>.<br />

Mit dieser Software lässt sich die Koordinationsfähigkeit durch standardisierte Be-<br />

rechnungsverfahren quantitativ und qualitativ analysieren und in einem Test-Retest-<br />

Verfahren zur Auswertung gegenüberstellen. Die folgende Abbildung zeigt einen sol-<br />

chen Vergleich für das angewandte 5-sekündige Messintervall:<br />

Abbildung 46: Testergebnis T0<br />

Abbildung 47: Testergebnis T1<br />

Die Parameter „Drehmoment Extension“, „Drehmoment Abduktion“ und „Koordinati-<br />

on“ konnten durch dieses Design standardisiert und objektivierbar analysiert werden<br />

und erfüllen damit Hauptgütekriterien <strong>der</strong> Reliabilität und <strong>der</strong> Validität.


3.6 FFbH – OA und WOMAC<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Neben den bisher vorgestellten Testitems wurden <strong>bei</strong>de <strong>Patienten</strong>kollektive mit den<br />

Fragebögen FFbH (Funktionsfragebogen Hannover – Osteoarthritis, siehe Anhang)<br />

und WOMAC (Western Ontario and McMasters Universities Index, siehe Anhang))<br />

befragt.<br />

Um Krankheiten und ihre Auswirkungen reliabel (zuverlässig), valide (gültig) und<br />

sensitiv (verlaufsempfindlich) zu beurteilen, werden standardisierte Messmethoden<br />

benötigt, die dem Einsatzgebiet entsprechen und die bedeutsame Elemente des<br />

Krankheitsbildes in ihrer Verän<strong>der</strong>ung erfassen (Stucki 1997). Bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

geeigneten Messinstrumenten eignet sich die Orientierung an einer Checkliste:<br />

● Wie heißt das Krankheitsmodell?<br />

● Misst das Instrument untersuchungsspezifisch relevante Para-<br />

meter?<br />

● Welche relevanten Ergebnisse (Outcome) werden erwartet?<br />

● Wurde das Instrument in früheren Studien verwendet, ist es be-<br />

reits etabliert?<br />

● Wird das Instrument international verwendet?<br />

● Werden biometrische Eigenschaften überprüft?<br />

● Eignet sich das Verfahren in <strong>der</strong> praktischen Anwendung (Zeit-<br />

umfang, Verstehbarkeit, Akzeptanz <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong>)<br />

(Stucki 1997)<br />

79


80<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Die Suche nach geeigneten Messintrumenten erfolgte über eine Literaturrecherche<br />

deutsprachiger Publikationen (Krämer 1993, Westhoff 1993, Biefang 1999) und in-<br />

ternationaler elektronischer Datenbanken (PubMED, Cochrane, PEDRO, DIMDI).<br />

Beim FFbH – OA handelt es sich um einen Fragebogen zur Erfassung <strong>der</strong> subjekti-<br />

ven Funktionskapazität. Dieser Fragebogen wird vom Patient selbst ausgefüllt. Er<br />

wird mit 18 Fragen zu verschiedenen Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) befragt:<br />

Wegstrecken, Wegbeschaffenheit, Mobilität allgemein, Körperpflege, Bück- und He-<br />

beabläufe, Nutzung von PKW o<strong>der</strong> öffentlichen Verkehrsmitteln. Er soll sich <strong>bei</strong>m<br />

Ausfüllen des Bogens, das ungefähr 5 bis 10 Minuten in Anspruch nimmt, auf die<br />

Beschwerden <strong>der</strong> letzten sieben Tage beziehen. Es bestehen drei Antwortmöglich-<br />

keiten:<br />

● Ja, ohne Schwierigkeiten (2 Punkte),<br />

● Ja, aber mit Mühe (1 Punkt),<br />

● Nein o<strong>der</strong> nur mit frem<strong>der</strong> Hilfe (0 Punkte).<br />

Das Ergebnis wird durch 0,36 dividiert und ergibt die Selbsteinschätzung des Patien-<br />

ten als Funktionskapazität in Prozent, <strong>bei</strong>spielsweise<br />

● 36 (Punkte) : 0,36 = 100 � 100% Funktionskapazität,<br />

● 21 (Punkte) : 0,36 = 58,3 � 58,3% Funktionskapazität,<br />

● 11 (Punkte) : 0,36 = 30,5 � 30,5% Funktionskapazität.<br />

Je höher <strong>der</strong> Prozentsatz, desto größer die eingeschätzte Funktionskapazität. Mit <strong>der</strong><br />

prozentualen Definition ist <strong>der</strong> FFbH-OA-Score besser mit an<strong>der</strong>en Assessmentver-<br />

fahren zu vergleichen und macht Verän<strong>der</strong>ungen im Laufe <strong>der</strong> Rehabilitation leichter<br />

nachvollziehbar. Der FFbH – OA hat sich als valides, reliables und verän<strong>der</strong>ungs-<br />

sensitives Instrument bewährt.<br />

Der WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) <strong>bei</strong>n-<br />

haltet in drei Kategorien 5 Fragen zur subjektiven Schmerzangabe, 2 Fragen zur Be-<br />

urteilung <strong>der</strong> Gelenksteifigkeit und 17 Fragen zur Einschätzung <strong>der</strong> Gelenkfunktion<br />

<strong>bei</strong> körperlichen Tätigkeiten. Auch diesen Fragebogen füllen die <strong>Patienten</strong> selbst aus<br />

und beurteilen sich zu je<strong>der</strong> Frage mit Hilfe einer numerischen Graduierungsskala


Experimenteller Teil und Methodik<br />

von 0 (keine Schmerzen/Steifigkeit/Schwierigkeiten) bis 10 (extreme Schmer-<br />

zen/Steifigkeit/ Schwierigkeiten). Für jede Kategorie wird <strong>der</strong> Mittelwert als Skalen-<br />

score berechnet. Zur Berechnung des abschließenden Globalindex werden die o.g.<br />

Skalenscores addiert und entsprechend <strong>der</strong> Kategorienanzahl durch drei dividiert. Je<br />

kleiner <strong>der</strong> Index, desto besser die Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Funktionskapazität.<br />

Diese deutsche WOMAC-Version ist in ihrer Aussagekraft genauso zuverlässig wie<br />

<strong>der</strong> Originalindex mit <strong>der</strong> Datenerfassung über eine visuelle Analogskala (VAS) als<br />

Summenscore. Die Verwendung des Mittelwertes hat den Vorteil, dass <strong>bei</strong> fehlen<strong>der</strong><br />

Beantwortung einer Frage <strong>der</strong> Skalenscore trotzdem zuverlässig interpretiert werden<br />

kann (Stucki 1996).<br />

Durch die Verwendung von zwei verschiedenen Fragebögen sollte festgestellt wer-<br />

den, ob es zwischen diesen Messintrumenten Abweichungen gibt, o<strong>der</strong> ob die<br />

Selbsteinschätzung von Kontroll- und Untersuchungsgruppe in <strong>bei</strong>den Fragebögen<br />

vergleichbar abgebildet wird.<br />

3.7 Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong><br />

Zu Beginn aller Therapieeinheiten fanden kurze theoretische Schulungen und Ge-<br />

sprächskreise statt. Darin wurde das Training <strong>der</strong> vorherigen Stunde kurz reflektiert<br />

bzw. das Ziel <strong>der</strong> aktuellen Therapieeinheit festgelegt. Wirkungsweise und Hinter-<br />

gründe wurden transparent und nachvollziehbar gemacht, Fragen <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> dis-<br />

kutiert. Zudem wurde bedarfsorientiert ein Transfer zu <strong>der</strong> Zeit nach dem stationären<br />

Aufenthalt vorgenommen: sportartspezifische Beratung und Bewegung im Alltag.<br />

Die Untersuchungsgruppe erhielt zweimal wöchentlich 30 Minuten eine Therapieein-<br />

heit „Aqua-Walking“. Durch unterschiedliche Wassertiefen im Bewegungsbad konnte<br />

Belastungsvorgaben Rechnung getragen werden:<br />

81


82<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Tabelle 14: Restbelastung in % des Körpergewichtes (Schönle 1998)<br />

Eintauchtiefe % des Körpergewichtes<br />

Schulter im Wasser 8,0<br />

Sternumoberrand, Arme im Wasser 13,2<br />

Sternumoberrand, Arme außerhalb des Wassers 20,7<br />

Sternumunterrand 39,2<br />

Bauchnabel 50,2<br />

Spina iliaca anterior superior 57,8<br />

Kniekehle 88,9<br />

Die Reduktion des Körpereigengewichts durch Auftrieb und hydrostatischen Druck<br />

ermöglichte zielgenaue Übungsformen zum Gehen, die an Land oftmals problema-<br />

tisch gewesen wären. Aus dem breiten Spektrum von Therapiemöglichkeiten im<br />

Wasser, wie z.B.<br />

● Aquajogging,<br />

● Aquarobic,<br />

● Aquacycling,<br />

● Aquarunning und<br />

● Aquawalking<br />

stellte die letztgenannte Variante auch früh postoperativ eine ideale Möglichkeit zur<br />

<strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> zementfreier Hüfttotalendoprothese dar. Das<br />

Gehen im Wasser hatte einen im Sinne <strong>der</strong> Bodenreaktionskräfte hohen ADL-bezug<br />

und die Möglichkeit eines kontrollierten Abrollverhaltens unter Berücksichtigung einer<br />

kontrollierten Gewichtsentlastung (abhängig von <strong>der</strong> Wassertiefe) war gegeben. Zu-<br />

dem <strong>bei</strong>nhaltete das Laufen gegen den Wasserwi<strong>der</strong>stand dosierte Kraftkomponen-<br />

ten.


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Trotz dieser Vorteile waren auch an<strong>der</strong>e <strong>Aspekte</strong> zu berücksichtigen, z.B. die Bewe-<br />

gungsgeschwindigkeit. Verdoppelt man im Wasser die Bewegungsgeschwindigkeit,<br />

vervierfacht sich <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand (Faccini 2001). Diese potentielle, nicht unerhebliche<br />

Mehrbelastung, schlecht heilendes Narbengewebe o<strong>der</strong> Skepsis im Umgang mit dem<br />

Medium „Wasser“ galt es zu berücksichtigen.<br />

Die Verwendung von Kleingeräten (Bälle, Stäbe, Bretter, Aqua-Noodle) und die Ein-<br />

bindung von Spielformen (Pendelstaffel, Schattenlaufen) sorgten für Abwechslung<br />

und Variationen in den methodischen Reihen.<br />

In <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT) absolvierte die Kontrollgruppe ein<br />

„klassisches“ MTT-Programm mit Leg-Press, Abduktorentrainer etc., die Untersu-<br />

chungsgruppe erhielt einen geteilten Trainingsplan: möglichst ADL-nahe Kräfti-<br />

gungsübungen zum einen, spezielle Koordinationsübungen zum an<strong>der</strong>en. Die fol-<br />

genden Abbildungen zeigen ausgesuchte Übungsinhalte <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe:<br />

Abbildung 48: Treppauf Gehen Abbildung 49: Treppab Gehen<br />

83


84<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildung 50: Duchenne-Hinken Abbildung 51: Gangschulung mit Aus-<br />

gleichsgewicht und Spiegelkontrolle<br />

Abbildung 52 und 53: Koordinationsparcours


Experimenteller Teil und Methodik<br />

Abbildungen 54 und 55: Wippende Gewichtsverlagerung, Parallelstand und Schrittstellung<br />

Abbildung 56: Weichbodenmatte vorwärts Abbildung 57: Weichbodenmatte rückwärts<br />

85


86<br />

Experimenteller Teil und Methodik<br />

Die Medizinische Trainingstherapie bietet vielfältige Ansätze sporttherapeutischer<br />

<strong>Intervention</strong>en. In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde ein Programm mit einem<br />

sehr hohen Anteil koordinativer Übungen gewählt, da diese Akzentuierung für Patien-<br />

ten mit zementfreier Hüfttotalendoprothese beson<strong>der</strong>s empfehlenswert zu sein<br />

scheint (Haupt 2002). Allerdings sollte jedoch auch immer das subjektive Belas-<br />

tungsempfinden des <strong>Patienten</strong> berücksichtigt werden (Buskies 1999).<br />

Somit ergab sich insgesamt ein Reha-Programm, das<br />

● die <strong>Patienten</strong> funktionell auf einem hohen koordinativen Niveau<br />

for<strong>der</strong>te,<br />

● Freude und Spaß in <strong>der</strong> Gruppe pädagogisch vermittelte,<br />

● Wege und Möglichkeiten aufzeigte, unter welchen <strong>Aspekte</strong>n be-<br />

stimmte Sportarten im Anschluss an die Reha-Maßnahme mög-<br />

lich sind... - trotz einer Hüfttotalendoprothese.


Untersuchungsergebnisse<br />

4 Untersuchungsergebnisse<br />

4.1 Statistische Auswertung<br />

Die Stichprobe umfasste insgesamt 28 Patientinnen und <strong>Patienten</strong>. Bei einer Patien-<br />

tin zeigten sich im Laufe <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme Wundheilungsstörungen, so<br />

dass eine Rückverlegung in eine Akutklinik veranlasst werden musste. Die Ergebnis-<br />

se basieren somit auf 27 Datensätzen. Das lag weit unter <strong>der</strong> angestrebten Zahl von<br />

ursprünglich 120 Teilnehmern, hatte aber nichts mit <strong>der</strong> Bereitschaft zur Studienteil-<br />

nahme seitens <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> zu tun. Vielmehr verursachte eine gezielte Fallsteue-<br />

rung durch die Kostenträger ein deutlich kleineres Kontingent potentieller Teilneh-<br />

mer: <strong>Patienten</strong> mit <strong>der</strong> notwendigen untersuchungsspezifischen Diagnose wurden<br />

überwiegend in Kliniken von Mitbewerbern eingewiesen, die zu geringeren Tages-<br />

sätzen den Zuschlag <strong>der</strong> Kostenträger erhielten. Diese Entwicklung war im Vorfeld<br />

nicht absehbar. Eine Multi-Center-Studie mit diesen besagten an<strong>der</strong>en Kliniken<br />

durchzuführen, war allein durch die Konkurrenzsituation nicht realistisch.<br />

Ein weiteres Problem offenbarte sich klinikintern. Durch das restriktive Verhalten von<br />

Ärzten bestimmter Abteilungen wurden weniger <strong>Patienten</strong> rekrutiert, als tatsächlich<br />

möglich gewesen wären, obwohl das Studiendesign, die Therapieinhalte und die<br />

wissenschaftliche Basis in hausinternen Fortblidungen im Vorfeld transparent ge-<br />

macht wurden. Über die Gründe könnte an dieser Stelle nur spekuliert werden.<br />

Somit war die Größe <strong>der</strong> relevanten <strong>Patienten</strong>gruppe von Anfang an deutlich redu-<br />

ziert.<br />

Die Untersuchungsgruppe bestand aus neun Männern und sechs Frauen (n = 15).<br />

Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 57,2 (+ 8,5) Jahre alt, sie waren 170 (+ 7,9)<br />

cm groß und 80,1(+ 18,0) kg schwer. In <strong>der</strong> Kontrollgruppe (n = 12) waren sechs<br />

Männer und sechs Frauen. Ihr Durchschnittsalter betrug 54,5 (+ 8,8) Jahre, die<br />

durchschnittliche Körpergröße lag <strong>bei</strong> 171 (+ 9,3) cm, das Gewicht <strong>bei</strong> 74,6 (+ 12,2)<br />

kg.<br />

87


88<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

Die Rücklaufquote <strong>der</strong> Follow-up-Befragung drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitati-<br />

onsmaßnahme lag <strong>bei</strong> 100%. Dieser auffallend hohe Wert liegt vermutlich darin be-<br />

gründet, dass unter allen Rücksendungen ein Fitnesswochenende für die Teilnehmer<br />

verlost wurde, zudem fand 7 – 10 Tage nach Verschicken <strong>der</strong> Fragebögen ein tele-<br />

fonisches Nachfassen statt.<br />

Um nach Abschluss <strong>der</strong> Rekrutierung eine Aussage darüber treffen zu können, ob<br />

die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Fallgruppe und <strong>der</strong> Kontrollgruppe nicht rein zufalls-<br />

bedingt waren, wurden statistische Tests mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5%<br />

(Signifikanzniveau α = 0,05) durchgeführt. Dazu wurde vorrangig <strong>der</strong> Kolmogorov-<br />

Smirnov-Test als Unterschiedstest für den Vergleich zweier Verteilungen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage unabhängiger Stichproben mit metrischen Daten ohne Verteilungsan-<br />

nahme eingesetzt.<br />

Für die Extension ergab sich eine Signifikanz von α = 0,197. Für die Abduktion wur-<br />

den α = 0,516, für die Koordination α = 0,135 ermittelt. Der FFbH – OA konnte im<br />

Vergleich T0 zu T1 eine Signifikanz von α = 0,658 und im Vergleich von T1 zu T2 α =<br />

0,978 vorweisen. Für den WOMAC wurden <strong>bei</strong>m T0 -T1- Vergleich α = 0,730 sowie T1<br />

zu T2 α = 0,913 ermittelt. Alle Testparameter lagen oberhalb des angestrebten Ni-<br />

veaus von α = 0,05, eine Signifikanz konnte somit in keinem <strong>der</strong> Testitems nachge-<br />

wiesen werden.<br />

Betrachtet man die Effektstärken im Gruppenvergleich, ergibt sich ein etwas an<strong>der</strong>es<br />

Bild. Bei den Effektstärken handelt es sich um deskriptive, dimensionslose Kennwer-<br />

te, die die Mittelwertdifferenz in Standardabweichungseinheiten ausdrückt (Cohen<br />

1969). Für die Extension lag die Effektstärke <strong>bei</strong> 1,12, für die Abduktion <strong>bei</strong> 0,7, für<br />

die Koordination ebenfalls <strong>bei</strong> 0,7. Legt man die Einteilung von Cohen zugrunde<br />

(d = 0,2 entspricht einem kleinen Effekt, d = 0,5 einem mittleren Effekt, d = 0,8 ei-<br />

nem großen Effekt), ist die Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> in <strong>der</strong><br />

vorliegenden Untersuchung mit einem mittleren bis großen Effekt zu beurteilen (Co-<br />

hen 1969).<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Effektstärke im Gruppenvergleich ist im Gegensatz zum Kolmogo-<br />

rov-Smirnov-Test nicht abhängig von <strong>der</strong> Gruppengröße. Das lässt vermuten, dass


Untersuchungsergebnisse<br />

<strong>bei</strong> einer größeren Stichprobe das o.g. Signifikanzniveau tendenziell eher hätte er-<br />

reicht werden können.<br />

4.2 Extension<br />

Die isokinetische Datenerhebung <strong>bei</strong> Beginn <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T0) er-<br />

gab für die Kontrollgruppe (KG) einen Wert von 80 (+ 40) Newtonmeter, für die Un-<br />

tersuchungsgruppe (UG) von 95 (+ 23) Newtonmeter. Standardisiert erfolgte 17 Ta-<br />

ge später <strong>der</strong> Retest (T1). Die Kontrollgruppe hatte sich auf 130 (+ 59) Newtonmeter<br />

verbessert, das entsprach einer Steigerung von 62,5%, die Untersuchungsgruppe<br />

auf 183 (+ 55) Newtonmeter. Die prozentuale Verbesserung <strong>der</strong> Untersuchungs-<br />

gruppe betrug 92,6%.<br />

Newtonmeter (Nm)<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

80<br />

130<br />

T0 T1<br />

Kontrollgruppe<br />

95<br />

Abbildung 58: Extension T0 vs. T1<br />

183<br />

T0 T1<br />

Untersuchungsgruppe<br />

89


4.3 Abduktion<br />

90<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

Die Kontrollgruppe erreichte im Rahmen <strong>der</strong> T0-Testung 37 (+ 25) Newtonmeter, die<br />

Untersuchungsgruppe 39 (+ 14) Newtonmeter. Bei <strong>der</strong> T1-Testung 17 Tage später<br />

hatte sich die Kontrollgruppe auf 52 (+ 24) Newtonmeter verbessert (40,5%). Die Un-<br />

tersuchungsgruppe kam auf 59 (+ 17) Newtonmeter (51,3% Verbesserung).<br />

Newtonmeter<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

4.4 Koordination<br />

0<br />

37<br />

52<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />

39<br />

Abbildung 59: Abduktion T0 vs. T1<br />

Bei Beginn <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T0) erreichte die Kontrollgruppe von ma-<br />

ximal 1000 möglichen Punkten des Koordinationsscores 222 (+ 192) Punkte, die Un-<br />

tersuchungsgruppe 209 (+ 254) Punkte. Die Kontrollgruppe konnte sich 17 Tage spä-<br />

ter auf 374 (+ 200) Punkte verbessern (68,5%). Die Untersuchungsgruppe verbes-<br />

serte sich auf 505 (+ 218) Punkte, das entspricht 141,6%.<br />

59


Koordinationsscore<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

4.5 FFbH – OA<br />

0<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

222<br />

374<br />

209<br />

Abbildung 60: Koordination T0 vs. T1<br />

505<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> T0-Befragung schätzte die Kontrollgruppe ihre Funktionskapazität auf<br />

43,2 (+ 22,2) Prozentpunkte, die Untersuchungsgruppe auf 48,5 (+ 23,5). Die Kon-<br />

trollgruppe steigerte sich 17 Tage später (T1) auf 70,6 (+ 18) Prozentpunkte, die Un-<br />

tersuchungsgruppe auf 69,6 (+ 20,9). Beim Follow-up drei Monate nach Abschluss<br />

<strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme (T2) gab die Kontrollgruppe ihre Funktionskapazität mit<br />

86,3 (+ 14,3), die Untersuchungsgruppe mit 90,2 (+ 17) Prozentpunkten an.<br />

Die Steigerungsquote <strong>der</strong> Kontrollgruppe von T0 zu T1 lag <strong>bei</strong> 63,4%. Die Steigerung<br />

von T1 zu T2 betrug 22,2%. Bei <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe betrug die Steigerungs-<br />

quote von T0 zu T1 43,5%, von T1 zu T2 29,6%.<br />

91


92<br />

Funktionskapazität in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

4.6 WOMAC<br />

43,2<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

70,6<br />

86,3<br />

48,5<br />

69,6<br />

Abbildung 61: FFbH – OA T0 vs. T1 vs. T2<br />

Der Globalindex lag zum Zeitpunkt <strong>der</strong> T0-Befragung für die Kontrollgruppe <strong>bei</strong> einem<br />

Wert von 3,2 (+ 1,7). Die Untersuchungsgruppe kam auf einen Wert von 2,5 (+ 1,1).<br />

Die Befragung zum Zeitpunkt T1 17 Tage später ergab für die Kontrollgruppe einen<br />

Index von 2,0 (+ 1,6), für die Untersuchungsgruppe von 1,6 (+ 1,6). Beim Follow-up<br />

drei Monate später (T2) wurde für die Kontrollgruppe ein Wert von 0,8 (+ 0,8) ermit-<br />

telt, die Untersuchungsgruppe lag <strong>bei</strong> 0,7 (+ 0,9).<br />

Die Steigerungsquote von T0 zu T1 lag <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe <strong>bei</strong> 37,5%. Die Steige-<br />

rung von T1 zu T2 betrug 60,0%. Bei <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe betrug die Steige-<br />

rungsquote von T0 zu T1 36,0%, von T1 zu T2 56,3%.<br />

90,2<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe


Globalindex<br />

0<br />

0,5<br />

1<br />

1,5<br />

2<br />

2,5<br />

3<br />

3,5<br />

3,2<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

2,0<br />

0,8<br />

2,5<br />

1,6<br />

0,7<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />

Abbildung 62: WOMAC T0 vs. T1 vs. T2<br />

Auf <strong>der</strong> folgenden Seite eine abschließende Übersicht aller Graphiken zu den durch-<br />

geführten Untersuchungen. Die Achsenbeschriftungen zeigen jeweils den zu Unter-<br />

suchungsinhalt, Messzeitpunkt sowie Messgröße an. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontroll-<br />

gruppe sind blau, die <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe grün dargestellt.<br />

93


94<br />

Newtonmeter<br />

Score<br />

Funktionskapazität in %<br />

Globalindex<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

0,5<br />

1<br />

1,5<br />

2<br />

2,5<br />

3<br />

3,5<br />

0<br />

80<br />

43,2<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

3,2<br />

Extension und Abduktion T 0 v. T 1<br />

130<br />

222<br />

95<br />

374<br />

183<br />

37<br />

Koordination T 0 vs. T 1<br />

70,6<br />

86,3<br />

209<br />

FFbH - OA T0 vs. T1 vs. T2<br />

2,0<br />

0,8<br />

48,5<br />

WOMAC T 0 vs. T 1 vs. T 2<br />

2,5<br />

52<br />

69,6<br />

1,6<br />

505<br />

39<br />

90,2<br />

Abbildung 63: Gesamtübersicht aller Untersuchungsgraphiken<br />

0,7<br />

59


5 Diskussion<br />

Diskussion<br />

Es galt in dieser Studie Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>sporttherapeutischen</strong> <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> Pa-<br />

tienten mit zementfreier Hüfttotalendoprothese zu überprüfen. Ziel war es, Therapie-<br />

inhalte zu identifizieren, die gleiche o<strong>der</strong> bessere Ergebnisse liefern, als die klassi-<br />

sche Standardverordnung. Die frei werdenden physiotherapeutischen Einzeltermine<br />

könnten für an<strong>der</strong>e <strong>Patienten</strong>gruppen verwendet werden.<br />

Die Stichprobe umfasste ausschließlich Probanden, die sich freiwillig und aus eige-<br />

nem Interesse zur Studienteilnahme entschieden haben, insofern ist dieser Sachver-<br />

halt als eine Vorselektion zu bewerten. Außerdem kann nicht ausgeschlossen wer-<br />

den, dass im Rahmen des ärztlichen Aufnahmegesprächs seitens des Arztes eine<br />

subjektive Unterscheidung <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> in „studiengeeignet“ und „studienungeeig-<br />

net“ erfolgte, unabhängig von den relevanten Einschluss- und Ausschlusskriterien<br />

zur Studienteilnahme.<br />

Die isokinetische Messung des Drehmoments für die Hüftextension mit dem System<br />

Cybex Norm konnte mit allen <strong>Patienten</strong> problemlos in dem Bewegungsumfang Ex-<br />

tension 0 – 0 – 60° durchgeführt werden. Da<strong>bei</strong> wurde <strong>der</strong> Bewegungsmodus „kon-<br />

zentrisch-exzentrisch Extension“ gewählt. Dadurch war gewährleistet, dass die Pati-<br />

enten ausschließlich in die Hüftstreckung ar<strong>bei</strong>teten und sich voll und ganz auf diese<br />

Aufgabe konzentrieren konnten. Zuvor wurden die <strong>Patienten</strong> standardisiert mit einer<br />

Bewegungsanbahnung von 30 Sekunden im KPB-Modus und einer einmaligen Test-<br />

durchführung als Probedurchgang auf den eigentlichen Test vorbereitet. Die Verbes-<br />

serungen von T0 zu T1 in Höhe von 62,5% für die Kontrollgruppe und 92,6% für die<br />

Untersuchungsgruppe entspricht nicht ganz den Verbesserungen, die Piefke in sei-<br />

ner Untersuchung feststellen konnte (Piefke 1997). Er ermittelte einen Extensions-<br />

zuwachs von 99,5%, wo<strong>bei</strong> allerdings das gemittelte Ausgangsniveau mit 42 Nm weit<br />

unter den Werten von KG und UG (80 bzw 95 Nm) <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

liegt.<br />

Bei <strong>der</strong> isokinetischen Messung des Drehmoments <strong>der</strong> Hüftabduktion in einem stan-<br />

dardisierten Winkel von 0 – 0 – 30° galt das Vorgehen wie <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Extension. Auch<br />

95


96<br />

Diskussion<br />

hier fand vor <strong>der</strong> letztendlichen Datenerhebung das beschriebene Anbahnungs- und<br />

Probeproce<strong>der</strong>e statt. Die ursprünglich für diesen Test vorgesehene Seitlage hatte<br />

sich im Rahmen von Voruntersuchnungen als nicht realisierbar erwiesen, da die Pa-<br />

tienten aufgrund ihrer insuffizienten Muskulatur nicht gegen die Schwerkraft ar<strong>bei</strong>ten<br />

konnten. Diese für die Abduktion vorgesehene Ausgangsstellung führte in einer an-<br />

<strong>der</strong>en Untersuchung zu einer drastisch reduzierten Fallzahl <strong>der</strong> rekrutierten Patien-<br />

ten. Nur 32 von 148 Probanden konnten die Originaltestung durchführen (Piefke<br />

1997). Eine assistive Messung im KPB-Modus hätte systembedingt einen Retest mit<br />

nummerischer Auswertung ausgeschlossen, eine isometrische Messung erwies sich<br />

aufgrund positionsabhängiger Schmerzzunahme als obsolet. Somit wurde die Mes-<br />

sung standardisiert im Stehen durchgeführt. Nach eingehen<strong>der</strong> Instruktion durch den<br />

Testleiter führten die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong><strong>der</strong> Gruppen die Messung äußerst zufriedenstel-<br />

lend durch. Die Ergebnisse entsprachen im Wesentlichen denen früherer Studien.<br />

Die Messung <strong>der</strong> Koordination wurde auf dem Posturomed mit Hilfe <strong>der</strong> Software<br />

„MicroSwing 5.0“ <strong>der</strong> Firma Hai<strong>der</strong> erhoben. Da <strong>bei</strong>de Schwingkreise offen waren,<br />

die Testung somit auf dem höchsten Schwierigkeitsniveau durchgeführt wurde, durf-<br />

ten die <strong>Patienten</strong> den Messzyklus von 5 Sekunden insgesamt fünfmal proben, bevor<br />

dann <strong>der</strong> 6. Durchgang in die Wertung einging. Die ersten <strong>bei</strong>den Probeläufe wurden<br />

da<strong>bei</strong> im <strong>bei</strong>d<strong>bei</strong>nigen Stand durchgeführt, um die <strong>Patienten</strong> langsam an den schwie-<br />

rigsten aller Einzeltests heranzuführen. Bei <strong>der</strong> vorliegenden Messung <strong>der</strong> „Koordi-<br />

nation“ handelt es sich exakter gesagt um die Gleichgewichtsfähigkeit, da <strong>der</strong> Begriff<br />

„Koordination“ per Definition mehrere Fähigkeiten umfasst:<br />

● Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit<br />

● Räumliche Orientierungsfähigkeit<br />

● Reaktionsfähigkeit<br />

● Rhythmusfähigkeit<br />

● Gleichgewichtsfähigkeit<br />

(Hirtz 1985)<br />

Da<strong>bei</strong> ist die Gleichgewichtsfähigkeit definiert als die Fähigkeit, den Körper nach um-<br />

fangreichen Verlagerungen im Gleichgewicht zu halten bzw. diesen Zustand wie<strong>der</strong>


Diskussion<br />

herzustellen. Sie wird weiter unterteilt in dynamisches, statisches und objekt-<br />

bezogenes Gleichgewicht. Die <strong>bei</strong>den erstgenannten Varianten beziehen sich auf<br />

eine Person, die sich selbst im Gleichgewicht halten muss. Beim objektbezogenen<br />

Gleichgewicht steht ein Gegenstand o<strong>der</strong> Objekt im Zentrum des Handelns (Martin<br />

2001, Meinel 1987). Koordination als Oberbegriff stellt das fein aufeinan<strong>der</strong> abge-<br />

stimmte Zusammenspiel von zentralem Nervensystem (ZNS) und peripheren, neu-<br />

romuskulären Strukturen dar (Hollmann 2000). Dieses Zusammenspiel wurde auf<br />

dem Posturomed geprüft: <strong>der</strong> äußerliche Reiz als Provokations-Input, die Reizverar-<br />

<strong>bei</strong>tung über das ZNS und die neuromuskuläre Aktivierung als Reaktion <strong>der</strong> vestibu-<br />

lär-kinästhetischen Provokation.<br />

Es fällt auf, dass die Untersuchungsgruppe <strong>bei</strong> diesem Testitem die deutlichste Ver-<br />

besserung vorweisen kann (141,6%, die Kontrollgruppe kam auf 68,5%). Angesichts<br />

<strong>der</strong> überwiegend koordinativ ausgerichteten Therapieinhalte ist dieses Ergebnis nicht<br />

beson<strong>der</strong>s verwun<strong>der</strong>lich, in seiner Deutlichkeit dennoch bemerkenswert. Insgesamt<br />

zeigte die Untersuchungsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

● eine um 30,1% größere Drehmomentzunahme für die Extension,<br />

● eine um 10,8% größere Drehmomentzunahme für die Abduktion,<br />

● einen um 73,1% höheren Koordinationsscore,<br />

● eine um 3,9% höhere Funktionskapazität <strong>bei</strong>m FFbH – OA<br />

● sowie den gleichen Globalindex <strong>bei</strong>m WOMAC.<br />

Somit steigerte sich die UG in vier von fünf Testitems in einem größeren Rahmen als<br />

die KG, jedoch nicht signifikant. Eine mittlere bis große Effektstärke <strong>der</strong> sportthera-<br />

peutischen <strong>Intervention</strong> ist trotzdem nachzuweisen, die <strong>bei</strong> einem umfangreicheren<br />

Untersuchungskollektiv vermutlich auch zu dem angestrebten Signifikanzniveau von<br />

α = 0,05 geführt hätte. Die ursprünglich angestrebte Teilnehmerzahl von n = 60 pro<br />

97


98<br />

Diskussion<br />

Gruppe konnte <strong>bei</strong> weitem nicht realisiert werden. Neu zu verhandelnde Verträge mit<br />

verschiedenen Kostenträgern hatte dazu geführt, dass ein Großteil operierter Hüftpa-<br />

tienten zu einem Mitbewerber eingewiesen wurde und somit eine erhebliche Zahl<br />

potentieller Studienteilnehmer fehlte. Klinikintern ergab sich das Problem, dass durch<br />

das restriktive Verhalten von Ärzten bestimmter Abteilungen weniger potentielle Stu-<br />

dieteilnehmer herausgefiltert wurden, als tatsächlich möglich gewesen wären.<br />

Die sporttherapeutische <strong>Intervention</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe zielte insbeson-<br />

<strong>der</strong>e auf koordinative Inhalte in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT) vor dem<br />

Hintergrund von ADL-relevanten Bewegungen („Activities if daily living“, z.B. Gehen,<br />

Treppe steigen, Radfahren) sowie einem Gangschulungsprogramm im Wasser (A-<br />

qua-Walking) ab. Zudem galt es im Zuge von Gruppengesprächen zu jeweiligem<br />

Therapiebeginn eine Verhaltensmodifikation einzuleiten, die die <strong>Patienten</strong> trotz ihres<br />

operativen Eingriffs zu dosierten und aktiven sportlichen Maßnahmen im Anschluss<br />

an die Rehabilitationsmaßnahme motivieren sollte.<br />

Das Training <strong>der</strong> Kontrollgruppe (KG) in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie (MTT)<br />

<strong>bei</strong>nhaltete „klassische“ Übungen, wie man sie immer wie<strong>der</strong> in den Nachbehand-<br />

lungsplänen finden kann. In diesem Zusammenhang sind Geräte wie Leg-Press, Er-<br />

gometer und Abduktorentrainer zu nennen (siehe Anhang). Die defizitäre Hüftmusku-<br />

latur wird im Rahmen dieser Trainingspläne vorwiegend im Liegen o<strong>der</strong> Sitzen trai-<br />

niert. Die Untersuchungsgruppe (UG) hingegen trainierte diese Muskelgruppen vor<br />

dem Hintergrund einer ADL-nahen Ausführung im Stehen und unter erschwerten<br />

koordinativen Bedingungen (siehe Anhang). Beide Gruppen wurden mit vier Termi-<br />

nen pro Woche versehen. Der Umfang lag <strong>bei</strong> 60 bis 75 Minuten pro Training, die<br />

Belastungsnormativa <strong>der</strong> Gruppen wurden adäquat angepasst (siehe Anhang). Beide<br />

Trainingsgruppen wurden zudem angehalten, einmal pro Tag 15 Minuten auf dem<br />

Fahrra<strong>der</strong>gometer zu trainieren. Sie wurden da<strong>bei</strong> mit 1 Watt/kg Körpergewicht und<br />

60 – 70 1 /min belastet.<br />

Die UG bestritt zwei ihrer vier MTT-Termine ausschließlich mit Übungen koordinati-<br />

ver Inhalte (Koordinationsparcours, Weichbodenmatte, Trampolin, Seilzugübungen<br />

auf dem Aerostep-Kissen). Angesichts dieser Trainingsschwerpunktinhalte erscheint<br />

die Verbesserung <strong>der</strong> UG auf dem Posturomed noch am ehesten nachvollziehbar.


Diskussion<br />

Da sich die UG jedoch auch in Extension und Abduktion deutlich mehr verbessert hat<br />

als die KG, scheinen die Trainingsinhalte <strong>der</strong> UG für diese Parameter ebenfalls von<br />

großer Bedeutung zu sein, was sich mit Ergebnissen an<strong>der</strong>er Studien deckt (Heit-<br />

kamp 2001). Folglich wäre ein Trainingsprogramm in <strong>der</strong> Medizinischen Trainings-<br />

therapie mit Übungen koordinativen Inhalts als sehr empfehlenswert zu erachten,<br />

zumal sich auch das Gangbild durch die Verbindung von Funktionalität und Koordi-<br />

nation deutlich zu verbessern scheint (Allegrini 2006).<br />

Eine Übung wie das Zugehen auf einen Spiegel (s.S. 82) als visuelles Feedback-<br />

Gehtraining könnte nach neuesten Studien durch eine verbale Instruktion o<strong>der</strong> ein<br />

Videofeedback ersetzt werden. Diese Therapieinterventionen scheinen gleicherma-<br />

ßen erfolgreich (Brettmann 2006), allerdings <strong>bei</strong>nhaltet die Variante mit dem Spiegel<br />

keine zwingende Anwesenheit eines Therapeuten zur Bewegungskontrolle, wenn die<br />

Übung zuvor sorgfältig instruiert wurde.<br />

Insgesamt gewinnt die Schulung <strong>der</strong> Koordination in <strong>der</strong> Rehabilitation eine immer<br />

größere Bedeutung (Bohannon 1995), nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

demographischen Entwicklung: es gibt eine zunehmend größer werdende Zahl von<br />

älteren Menschen, <strong>der</strong>en potentielles Sturzrisiko mit zunehmendem Lebensalter<br />

steigt. Ein Koordinationstraining im Sinne einer Verbesserung von Balance und<br />

Gleichgewicht wäre folglich nicht nur eine geeignete Therapiemaßnahme in <strong>der</strong> Re-<br />

habilitation, son<strong>der</strong>n ebenso als eine Prävention und Sturzprophylaxe zu betrachten<br />

(Woollacott 2002).<br />

Die sportherapeutische <strong>Intervention</strong> hat ihren Zweck insbeson<strong>der</strong>e dann erfüllt, wenn<br />

die teilnehmenden <strong>Patienten</strong> im Anschluss an die Rehabilitationsmaßnahme einen<br />

Zugang zu einer sportlich-aktiven Lebensweise finden konnten bzw. in ihrer sportli-<br />

chen Aktivität bestärkt wurden. Gerade <strong>bei</strong> Hüftpatienten lässt sich die Rückkehr in<br />

eine sportliche Lebensführung nach Implantation einer Prothese in einem größeren<br />

Umfang nachweisen, als es vergleichsweise <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit einem künstlichen<br />

Kniegelenkersatz <strong>der</strong> Fall ist (Huch 2005). Da<strong>bei</strong> bergen technisch anspruchsvollere<br />

Sportarten eine größere Gefahr für Sekundärverletzungen, auch sollten Knie-TEP-<br />

<strong>Patienten</strong> hinsichtlich Prothesenlockerung vorsichtiger sein als Hüftpatienten (Kuster<br />

2002).<br />

99


100<br />

Diskussion<br />

Abschließend sollen nochmals die eingangs formulierten Ar<strong>bei</strong>tshypothesen betrach-<br />

tet werden:<br />

1. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />

gruppen therapiert werden, erzielen in einer Rehabilitationsmaßnahme<br />

bessere Ergebnisse als <strong>Patienten</strong>, die mit physiotherapeutischen Maßnah-<br />

men in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

Diese Aussage ist <strong>bei</strong> den Parametern Extension, Abduktion, Koordination und<br />

WOMAC-Score zutreffend, lediglich <strong>der</strong> FFbH-OA zeigt einen geringen Vorteil<br />

zugunsten <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

2. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />

gruppen therapiert werden, beurteilen ihre Funktionskapazität im Alltag<br />

drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme höherwertig als Pati-<br />

enten, die mit physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Einzelbehand-<br />

lung therapiert werden.<br />

Diese Aussage ist zutreffend: drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaß-<br />

nahme erreichen die <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe eine höhere Funkti-<br />

onskapazität, als die Kontrollgruppe.<br />

3. <strong>Patienten</strong>, die mit ausgesuchten <strong>sporttherapeutischen</strong> Inhalten in Klein-<br />

gruppen therapiert werden, geben drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitati-<br />

onsmaßnahme geringere Schmerzen an als <strong>Patienten</strong>, die mit physiothera-<br />

peutischen Maßnahmen in einer Einzelbehandlung therapiert werden.<br />

Diese Aussage ist knapp, aber ebenfalls zutreffend.


Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

Hüft- und Kniegelenke zählen zu den am meisten belasteten Gelenken des Körpers.<br />

In Deutschland werden <strong>der</strong>zeit zwischen 150.000 und 180.000 Totalendoprothesen<br />

<strong>der</strong> Hüftgelenke pro Jahr implantiert (Springorum 2004, Heisel 2006). Die Standzeit<br />

<strong>der</strong> Prothesen liegt inzwischen <strong>bei</strong> etwa 15 Jahren, bedingt durch bessere Implantate<br />

und verbesserte OP-Techniken. Diese Verbesserungen führen zu immer kürzeren<br />

Verweildauern in den Akuthäusern, die <strong>Patienten</strong> kommen somit auch immer früher<br />

in die Rehabilitationsmaßnahmen.<br />

Vor diesem Hintergrund, verbunden mit <strong>der</strong> demographischen Entwicklung einer im-<br />

mer älter werdenden Gesellschaft, gilt es evidenzbasierte Therapiestrategien für die<br />

Nachbehandlung dieser <strong>Patienten</strong>klientel zu identifizieren. Ist die obligatorische phy-<br />

siotherapeutische 1:1-Behandlung mit vier Einzelterminen pro Woche zur Verbesse-<br />

rung alltagsrelevanter Fähigkeiten wirklich notwendig? Diese und an<strong>der</strong>e Pauschal-<br />

versorgungen nach dem Gießkannenprinzip kann sich eine ambulante o<strong>der</strong> stationä-<br />

re Rehabilitationseinrichtung nicht mehr leisten, dafür ist <strong>der</strong> Kostendruck im Ge-<br />

sundheitswesen zu groß geworden. Deshalb gilt es, therapeutische Behandlungs-<br />

pfade zu identfizieren, die als Teil eines „Clinical Pathways“ eine realistische Kosten-<br />

Nutzen-Effektivität <strong>bei</strong>nhalten.<br />

Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Sporttherapie erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen an ein evidenzbasier-<br />

tes und ökonomisches Therapieinstrument, da sie elementare Inhalte verschiedener<br />

Therapiedimensionen vereinigt und auf drei Ebenen wirkt:<br />

● die medizinisch-funktionelle Ebene: Schulung <strong>der</strong> Koordination,<br />

Ausdauer, Kraft und Flexibilität,<br />

● die edukativ-pädagogische Ebene: Schulung des praktischen<br />

<strong>Patienten</strong>verhaltens durch Informationsweitergabe und dem Ziel<br />

<strong>der</strong> Eigenverantwortung und <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit im Sinne ei-<br />

ner Verhaltensmodifikation,<br />

101


102<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

● die psychosoziale Ebene: Orientierung an den Bedürfnissen des<br />

<strong>Patienten</strong>, Hinführen zur Bewegung (Radfahren, Wan<strong>der</strong>n, Ke-<br />

geln, Garten o.ä. Hobbies) und zum Sport (Lifetimesportarten,<br />

Golf o.ä.).<br />

Mit <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde ein sporttherapeutischer Behandlungspfad<br />

evaluiert, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit zementfreier Hüfttotalendoprothese effektiv und kos-<br />

tengünstig ist und ein vergleichbares bzw. besseres Ergebnis erzielt, als eine „klassi-<br />

sche“ AHB mit ihren bisherigen Therapiegewichtungen.<br />

Dazu wurden insgesamt 27 stationäre <strong>Patienten</strong> <strong>der</strong> Fachklinik Enzensberg, Hopfen<br />

am See, rekrutiert. Die Untersuchungsgruppe (UG) bestand aus neun Männern und<br />

sechs Frauen (n = 15), die Kontrollgruppe (KG) aus sechs Männern und sechs Frau-<br />

en. Die Teilnehmer <strong>der</strong> UG waren im Durchschnitt 57,2 (+ 8,5) Jahre alt, sie waren<br />

170 (+ 7,9) cm groß und 80,1(+ 18,0) kg schwer. Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> KG be-<br />

trug 54,5 (+ 8,8) Jahre, die durchschnittliche Körpergröße lag <strong>bei</strong> 171 (+ 9,3) cm, das<br />

Gewicht <strong>bei</strong> 74,6 (+ 12,2) kg. Bei allen Teilnehmern wurden zu Beginn <strong>der</strong> Rehabili-<br />

tationsmaßnahme (T0) die Extension, die Abduktion und die Koordination gemessen,<br />

zudem wurde die subjektive Funktionskapazität per FFbH – OA (Funktionsfragebo-<br />

gen Hannover – Osteoarthritis) und WOMAC (Western Ontario MacMaster Universi-<br />

ties Osteoarthritis Index) gemessen.<br />

Die anschließenden Therapieinhalte für <strong>bei</strong>de Gruppen sahen wie folgt aus:


Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

Tabelle 12 : Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe<br />

Kontrollgruppe Untersuchungsgruppe<br />

3x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

4x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />

Gruppe als Individualtraining<br />

2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />

Fango<br />

1x/Woche Einzelbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

2x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Trockenen<br />

3x/Woche Gruppenbehandlung Physiotherapie im<br />

Wasser<br />

2x/Woche Medizinische Trainingstherapie in <strong>der</strong><br />

Gruppe als Individualtraining<br />

2 Massagen, zudem medizinische Bä<strong>der</strong> und<br />

Fango<br />

2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />

„Aquawalking“<br />

2x/Woche Sporttherapie als Gruppenbehandlung<br />

„Koordinationszirkel“<br />

Summe: 15 Einheiten pro Woche Summe: 14 Einheiten pro Woche<br />

Nach 17 Tagen wurden die Messdaten ein zweites Mal erhoben (T1), zudem wurden<br />

drei Monate nach Ende <strong>der</strong> Rehabilitationsmaßnahme die <strong>Patienten</strong> mittels <strong>der</strong> o.g.<br />

Fragebögen nochmals zu ihrer Funktionskapazität befragt (T2). Die Ergebnisse zeig-<br />

ten in vier von fünf Testitems zwar große, jedoch keine signifikanten Unterschiede (α<br />

= 0,05) zwischen den <strong>bei</strong>den Gruppen. Für eine Signifikanz wäre mit großer Wahr-<br />

scheinlichkeit ein größeres Untersuchungskollektiv vonnöten gewesen.<br />

Allerdings zeigte die Untersuchungsgruppe deutlich höhere Zuwächse <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Effekt-<br />

stärke. Somit bleibt nach den Ergebnissen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung die be-<br />

gründete Vermutung, dass ausgewählte sporttherapeutische Therapieinhalte <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Nachbehandlung von zementfreien Hüfttotalendoprothesen effektiver sind als die<br />

bisher „klassischen“ Therapie- und Trainingsprogramme. Insofern bleibt zu überle-<br />

gen, ob physiotherapeutische Einzeltermine <strong>bei</strong> postoperativ komplikationslosen Pa-<br />

103


104<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerung<br />

tienten nicht reduziert werden können, um diese frei werdenden Ressourcen <strong>bei</strong> an-<br />

<strong>der</strong>en <strong>Patienten</strong> sinnvoller zu verplanen.<br />

Weiterhin können <strong>Patienten</strong> im Rahmen rehabilitativer Maßnahmen bereits zu Bewe-<br />

gungsformen und Aktivitäten herangeführt werden, die ihnen im weiteren Verlauf ein<br />

aktives und gesundheitlich orientiertes Handeln ermöglichen. Da<strong>bei</strong> sollen das indivi-<br />

duelle Wohlbefinden des Einzelnen und seine ganz persönlichen Neigungen mög-<br />

lichst Berücksichtigung finden, denn damit wäre eine innere Motivation gegeben, die<br />

eine von außen herangetragene Motivation durch Ärzte und Therapeuten niemals<br />

erzielen kann. Auch gilt es <strong>Patienten</strong>gruppen zu erreichen, die eigentlich keine Affini-<br />

tät zum Sport haben, die aber dennoch von aktiven Strategien in Therapie und Alltag<br />

profitieren.<br />

Bei einer Vielzahl von Krankheitsbil<strong>der</strong>n ist die Bewegung als Medikament, als per-<br />

sönliche Vorsorge o<strong>der</strong> als geeignete medizinische Maßnahme zu betrachten. Diese<br />

Betrachtungsweise gilt ebenfalls für <strong>Patienten</strong> mit Hüftendoprothese. Folglich kann<br />

die Sporttherapie einen großen Beitrag zur Kostendämpfung in diesem Bereich des<br />

Gesundheitswesens leisten und trägt zudem durch ihre Struktur zur Qualitätssiche-<br />

rung von Therapieinhalten <strong>bei</strong>. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um diesen<br />

Sachverhalt - möglichst mit größeren Untersuchungskollektiven - für weitere Indikati-<br />

onen zu untermauern.


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118<br />

Abbildungen und Tabellen<br />

8 Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen und Tabellen<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1950 bis 2050 4<br />

Abbildung 2: Sportliche Aktivität von wöchentlich zwei o<strong>der</strong> mehr Stunden 6<br />

Abbildung 3: Anteil Sporttreiben<strong>der</strong> nach Sozialschicht 7<br />

Abbildung 4: Hüftgelenk von ventral, dorsal und eröffnet 10<br />

Abbildung 5: Übersichtsaufnahme Hüfte 11<br />

Abbildung 6: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten Muskulatur von dorsal 13<br />

Abbildung 7: Übersichtsaufnahme <strong>der</strong> hüftrelevanten Muskulatur von ventral 13<br />

Abbildung 8: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von lateral 14<br />

Abbildung 9: Oberflächliche und tiefe Muskelschichten von dorsal 14<br />

Abbildung 10: Schematische Darstellung von wirkenden Kräften<br />

im Ein<strong>bei</strong>nstand 16<br />

Abbildung 11: Komponenten <strong>der</strong> Gesamtkraft F am Kopf einer<br />

Hüftgelenkprothese 18<br />

Abbildung 12: Gehen auf dem Laufband mit 2 km/h 20<br />

Abbildung 13: Ungünstigstes Kraftverhältnis Lastarm (L) zu Kraftarm (K) 27<br />

Abbildung 14: Bodenreaktionskräfte <strong>bei</strong>m Walking und Nordic Walking 29<br />

Abbildung 15: Zu zementierende Schaftprothese mit einer glatten Chrom- 35<br />

Kobalt Molybdän-Legierung<br />

Abbildung 16: Beschichtete und aufgeraute zementfreie Titanschaftprothese 36<br />

Abbildung 17: Osseointegration einer explantierten zementfreien Hüftprothese 36<br />

Abbildung 18: Sprengung des Femurs <strong>bei</strong> Implantation des Prothesenschafts 37<br />

Abbildung 19: Ossäre Druckspannungsverteilung unmittelbar post- OP und 38<br />

nach abgeschlossener Osseointegration in einem Hüftgelenk<br />

Abbildung 20: Zementfreie Druckscheibenendoprothese 39


Abbildungen und Tabellen<br />

Abbildung 21: Röntgenaufnahme rechtes Hüftgelenk mit Oberflächen- 39<br />

ersatzprothese<br />

Abbildung 22: Interdisziplinäres Rehabilitations-Team 47<br />

Abbildung 23: Mehrdimensionalität <strong>der</strong> Sporttherapie 51<br />

Abbildung 24: Schematische Darstellung des ICF-Modells 52<br />

Abbildung 25: Vereinfachtes Modell <strong>der</strong> Salutogenese 55<br />

Abbildung 26: Proteine eines Sarkomers 65<br />

Abbildung 27: Gelenkwinkel und Spannungsaufbau 66<br />

Abbildung 28: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knie- 67<br />

extension/ - flexion, rechtes Bein<br />

Abbildung 29: Echtzeitdaten einer isokinetisch gemessenen Knie- 67<br />

extension/ - flexion, rechtes Bein<br />

Abbildung 30: Ausgangsposition Hüftextension 71<br />

Abbildung 31: Endposition Hüftextension 71<br />

Abbildung 32: Ausgangsposition Hüftabduktion 71<br />

Abbildung 33: Endposition Hüftabduktion 71<br />

Abbildung 34: Testdurchführung nach Herstellerangaben 72<br />

Abbildung 35: Posturomed 73<br />

Abbildung 36: Schwingkreisaufhängung 73<br />

Abbildung 37: Bremse entriegelt 74<br />

Abbildung 38: Bremse verriegelt 74<br />

Abbildung 39: Posturomed-Provokationseinheit 75<br />

Abbildung 40: Provokationseinheit akiviert 75<br />

Abbildung 41: Provokationseinheit ausgelöst 75<br />

Abbildung 42: Montage und Position des Beschleunigungssensors 76<br />

Abbildung 43: Messbox MicroSwing 5.0 Vers. 2.5 77<br />

Abbildung 44: Testdurchführung 77<br />

119


120<br />

Abbildungen und Tabellen<br />

Abbildung 45: Orientierungshilfe, „Zielscheibe“ 77<br />

Abbildung 46: Testergebnis T0<br />

Abbildung 47: Testergebnis T1<br />

Abbildung 48: Treppauf Gehen 83<br />

Abbildung 49: Treppab Gehen 83<br />

Abbildung 50: Duchenne-Hinken 84<br />

Abbildung 51: Gangschulung mit Ausgleichsgewicht und Spiegelkontrolle 84<br />

Abbildung 52: Koordinationsparcours 1 84<br />

Abbildung 53: Koordinationsparcours 2 84<br />

Abbildung 54: Wippende Gewichtsverlagerung, Parallelstand 85<br />

Abbildung 55: Wippende Gewichtsverlagerung, Schrittstellung 85<br />

Abbildung 56: Weichbodenmatte vorwärts 85<br />

Abbildung 57: Weichbodenmatte rückwärts 85<br />

Abbildung 58: Extension T0 vs. T1<br />

Abbildung 59: Abduktion T0 vs. T1<br />

Abbildung 60: Koordination T0 vs. T1<br />

Abbildung 61: FFbH T0 vs. T1 vs. T2<br />

Abbildung 62: WOMAC T0 vs. T1 vs. T2<br />

Abbildung 63: Gesamtübersicht aller Untersuchungsgraphiken 94<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Diagnosedaten <strong>der</strong> Vorsorge- o<strong>der</strong> Rehaeinrichtungen mit 5<br />

mehr als 100 Betten<br />

Tabelle 2: Relation von Gehgeschwindikeit und wirkenden Kräften<br />

im Hüftgelenk 20<br />

Tabelle 3: Pedalkräfte in kg in Abhängigkeit von Wattwi<strong>der</strong>stand und 26<br />

Umdrehungsgeschwindigkeit<br />

78<br />

78<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93


Abbildungen und Tabellen<br />

Tabelle 4: Vergleich unterschiedlicher Zugänge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> minimalinvasiven 33<br />

Hüftendoprohetik<br />

Tabelle 5: Kriterienraster Gelenkpfanne 40<br />

Tabelle 6: Kriterienraster Hüftkopf 40<br />

Tabelle 7: Kriterienraster femorale Komponenten 40<br />

Tabelle 8: Kriterienraster Gelenkpaarungen 41<br />

Tabelle 9: Verteilung <strong>der</strong> von Operateuren verordneten Voll- und Teil- 43<br />

belastung nach Hüft-TEP<br />

Tabelle 10: Potentielle Komplikationen in <strong>der</strong> Rehabilitation 46<br />

Tabelle 11: Therapieinhalte Sporttherapie vs. klassisch physikalisch-reha- 56<br />

bilitative Therapie<br />

Tabelle 12: Therapieinhalte <strong>der</strong> Untersuchungs- und Kontrollgruppe 62<br />

Tabelle 13: Isokinetisches Training in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bewegungs- 70<br />

geschwindigkeit, <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungszahl und des Krafteinsatzes<br />

Tabelle 14: Restbelastung in % des Körpergewichtes 82<br />

121


9 Anhang<br />

122<br />

Anhang<br />

Anhang 1: <strong>Patienten</strong>informationsschreiben <strong>bei</strong>m ärztlichen Aufnahmegespräch<br />

Anhang 2: Einverständniserklärung und anthropometrische Datenerfassung<br />

Anhang 3: Therapieverordnungen <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe<br />

Anhang 4: Therapieverordnungen <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />

Anhang 5: Programm <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Trainingstherapie<br />

Anhang 6: Programm <strong>der</strong> Kontrollgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />

Anhang 7: Funktionsfragebogen Hannover – Osteoarthritis (FFbH-OA)<br />

Anhang 8: Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index<br />

(WOMAC)<br />

Anhang 9: Anschreiben Follow-up


Anhang<br />

<strong>Patienten</strong>informationsschreiben <strong>bei</strong>m ärztlichen Aufnahmegespräch<br />

123


124<br />

Anhang<br />

Einverständniserklärung und anthropometrische Datenerfassung


Anhang<br />

Therapieverordnungen <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe<br />

Bein<br />

MTT-Koordination<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

x<br />

UG<br />

3<br />

2 Aquawalking<br />

2<br />

x<br />

x<br />

bis zu 100, tgl. 15 Minuten<br />

125


126<br />

Anhang<br />

Therapieverordnungen <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />

MTT<br />

Bein<br />

3<br />

4<br />

2<br />

x<br />

1<br />

3<br />

2<br />

x<br />

x<br />

KG<br />

bis zu 100, tgl. 15 Minuten


Anhang<br />

Programm <strong>der</strong> Untersuchungsgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />

127


128<br />

Anhang


Anhang<br />

Programm <strong>der</strong> Kontrollgruppe in <strong>der</strong> Medizinischen Trainingstherapie<br />

129


130<br />

Anhang


Anhang<br />

FFbH-OA (Funktionsfragebogen Hannover - Osteoarthritis)<br />

131


132<br />

Anhang


Anhang<br />

WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index)<br />

133


134<br />

Anhang


Anhang<br />

135


Anschreiben Follow-up<br />

136<br />

Anhang


Danksagung<br />

Prof. Dr. H. Riehle möchte ich danken für die freundliche Überlassung des Themas.<br />

Seine überaus zuvorkommende Art, die stets aufmunternden Worte und seine Form<br />

<strong>der</strong> Betreuung waren mir eine große Hilfe.<br />

Dr. Ingo Haase, Ar<strong>bei</strong>tsbereich „Forschung und Qualitätssicherung“ <strong>der</strong> Klinikgruppe<br />

Enzensberg, danke ich für seine überaus wertvollen Ratschläge in methodischen und<br />

statistischen Fragestellungen.<br />

Dr. Christian Kranemann und seinem Ärzteteam <strong>der</strong> Orthopädie <strong>der</strong> Fachklinik En-<br />

zensberg danke ich für die Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong>rekrutierung.<br />

Diplom-Sportlehrer Jens Kirchhübel, meinem lieben Kollegen, danke ich für die<br />

Betreuung <strong>der</strong> MTT-, Koordinations- und Aqua-Walking-Gruppen.<br />

Sven Johannsen und seinem Therapeutenteam <strong>der</strong> Orthopädie <strong>der</strong> Fachklinik En-<br />

zensberg danke ich für die Kooperation in allen studienrelevanten Fragestellungen.<br />

Ich danke allen Patientinnen und <strong>Patienten</strong>, die ihre Bereitschaft zur Studienteilnah-<br />

me erklärten und somit die Basis <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung bildeten.<br />

Sandra Tierling, meiner lieben Schwester, danke ich für das Korrekturlesen.<br />

Beson<strong>der</strong>s bedanken möchte ich mich <strong>bei</strong> meinen Eltern, Gerda und Willi Böing. Sie<br />

haben mir vor nunmehr 20 Jahren mein Studium ermöglicht und somit den Grund-<br />

stein für diese Ar<strong>bei</strong>t gelegt.<br />

Mein größter Dank jedoch gilt den Menschen, ohne <strong>der</strong>en Liebe, Verständnis und<br />

Unterstützung dieser Abschnitt meines Lebens so nicht zu bewältigen gewesen wä-<br />

re, insbeson<strong>der</strong>e in den ar<strong>bei</strong>tsintensiven und familienunfreundlichen letzten Wo-<br />

chen, und denen ich deshalb diese Ar<strong>bei</strong>t widme: meiner wun<strong>der</strong>vollen Frau Angelika<br />

und unseren großartigen Töchtern Jana, Nele und Emma.


Erklärung<br />

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t ohne unzulässige Hilfe Dritter und<br />

ohne Benutzung an<strong>der</strong>er als <strong>der</strong> angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus<br />

an<strong>der</strong>en Quellen direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter<br />

Angabe <strong>der</strong> Quelle gekennzeichnet. Weitere Personen, insbeson<strong>der</strong>e Promotionsbe-<br />

rater, waren an <strong>der</strong> inhaltlich materiellen Erstellung dieser Ar<strong>bei</strong>t nicht beteiligt. Die<br />

Ar<strong>bei</strong>t wurde bisher we<strong>der</strong> im In- noch im Ausland in gleicher o<strong>der</strong> ähnlicher Form<br />

einer an<strong>der</strong>en Prüfungsbehörde vorgelegt.


Persönliche Daten<br />

Name: Thorsten Böing<br />

Anschrift: Vilstalstraße 59<br />

Curriculum vitae<br />

87459 Pfronten<br />

Geburtsdatum, -ort: 16. Dezember 1965 in Nordhorn<br />

Staatsangehörigkeit: Deutsch<br />

Familienstand: verheiratet, 3 Töchter<br />

Beruflicher Werdegang<br />

seit 10/98 Fachklinik Enzensberg, Hopfen am See<br />

07/97 – 09/98 Breisgau-Klinik, Bad Krozingen<br />

05/97 – 06/97 Ar<strong>bei</strong>tssuchend<br />

02/95 – 04/97 DAK-Kurzentrum „Haus Allgäu“, Pfronten<br />

11/94 – 01/95 Ar<strong>bei</strong>tssuchend<br />

08/93 – 10/94 Institut auf dem Rosenberg St. Gallen/Schweiz<br />

Schul- und Hochschulausbildung<br />

10/88 – 07/93 Studium <strong>der</strong> Sportwissenschaften an <strong>der</strong> Deutschen Sport-<br />

hochschule Köln (Abschluss: Diplom)<br />

08/76 – 07/86 Gymnasium Nordhorn – Abitur<br />

08/72 – 07/76 Ernst-Moritz-Arndt-Grundschule Nordhorn<br />

Wehrdienst<br />

01/87 – 03/88 Luftwaffenausbildungsregiment 5 in Goslar<br />

Weitere Tätigkeiten<br />

03/88 – 10/88 Freier Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>bei</strong>m „Grafschafter Wochenblatt“<br />

09/86 – 12/86 EDV-Vollzeitlehrgang an <strong>der</strong> Volkshochschule Nordhorn

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