fliegenfischen_6_20241008
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Nr. 6 • Oktober/November 2024<br />
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Abenteuer Äsche<br />
Glitter Fly:<br />
Auf zu neuen Ufern<br />
Wettkampfangeln<br />
„Warum macht<br />
man so etwas?“<br />
Selber machen<br />
Die perfekten<br />
Shrimp-Augen<br />
Frankreich<br />
Wolfsjagd in der<br />
Bretagne
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Weitere September-Zander: Seite 4.<br />
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AUF EIN WORT IM OKTOBER/NOVEMBER<br />
Sich mit anderen zu vergleichen, das liegt in der Natur des Menschen. Doch sollte Fliegenfischen eine<br />
Competition sein? Oder geht es im Kern um andere, nicht messbare Werte?<br />
Wettkampfangeln auf Forellen?<br />
Nennen wir es „Event” oder „Competition”, unterm Strich ist es nichts weiter als<br />
Wettkampfangeln mit der Fliegenrute auf Forellen und Äschen. Oder etwa nicht?<br />
Liebe Leser!<br />
Foto: T. Wölfle<br />
Fänge vergleichen? Das ist allgemein akzeptiert<br />
und gehört manchmal sogar zum guten<br />
Ton. Vor allem, wenn der Fisch des anderen<br />
Fliegenfischers Attribute aufweist, die höher<br />
als die des eigenen Fisches sind: „wunderbare Fahne,<br />
Deine Äsche“, „brutales Silber, Dein Lachs“, „traumhafte<br />
Tupfen, Deine Bachforelle“.<br />
Mit dem Vergleichen kommt man bereits in den roten<br />
Flagge-Bereich, wenn Zahlen ins Spiel kommen,<br />
denn dieses „Ich habe mehr gefangen als Du“ heißt in<br />
diesem Dialekt „Ich bin der bessere Angler“. Heißt es<br />
das wirklich? Für mich habe ich diese Frage irgendwann<br />
zwischen Mitte der 80er und 90er beantwortet,<br />
denn Mitte der 80er habe ich das Wettkampfangeln an<br />
den Nagel gehängt. Es machte in meiner Welt keinen<br />
Sinn mehr, mit der Stipprute in vier Stunden so viele<br />
Weißfische wie möglich zu fangen, die entweder in<br />
der Tierkörperbeseitigungsanlage landeten oder verbuddelt<br />
wurden. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil<br />
wir in dieser Ausgabe über eines der heißesten Eisen<br />
von Fliegenfischen berichten: Wettkampfangeln auf<br />
Salmoniden.<br />
Auch wenn das Wort „Wettkampf “ inzwischen durch<br />
das Wort „Competition“ ersetzt worden ist, diese<br />
Events sind in großen Teilen der Fliegenfischerschaft<br />
höchstumstritten. „Aber diesen Competitions verdanken<br />
wir doch Methoden wie Czech Nymphing oder<br />
French Nymphing …“ ist eines der Argumente der Pro-<br />
Competition-Fraktion, wobei ausgeblendet wird, dass<br />
speziell das Czech Nymphing ebenfalls in der Kritik<br />
steht. Fakt ist: Als Wettkampfangler hat man es nicht<br />
leicht. Fakt ist aber auch: Die wenigsten von uns haben<br />
jemals an so einem Event, Pardon: Wettkampf,<br />
teilgenommen. Auch ich nicht. Ich habe Einladungen<br />
zu solchen Events immer abgelehnt.<br />
In dieser Ausgabe von FliegenFischen räumen wir dem<br />
Thema „Flyfishing Competitions“ (ab Seite 20)erstmals<br />
Platz ein – lesen Sie den Bericht und schauen Sie, ob<br />
sich Ihre Vorurteile bestätigen oder in Wohlgefallen<br />
auflösen. Ich bin gespannt und freue mich auf Ihre Zuschriften<br />
an werner@<strong>fliegenfischen</strong>.de …<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr<br />
6/2024<br />
3
INHALT IM OKTOBER / NOVEMBER<br />
Foto: Vidal Foto: AdobeStock.com_knaufi<br />
10<br />
Das 1x1 der Äschenfischerei: Jetzt<br />
beginnt die perfekte Zeit, um auf<br />
wunderbare Äschen zu fischen.<br />
Mit diesen Tipps sind Sie bestens<br />
vorbereitet!<br />
26<br />
Wolfsbarschangeln in der Bretagne:<br />
Erleben Sie die Faszination,<br />
diesen kraftvollen Räuber in den<br />
rauen Küstengewässern.<br />
34<br />
Einfach schöne Augen machen: So<br />
stellen Sie Shrimp-Augen selbst<br />
her und verleihen Ihren Mustern<br />
das gewisse Etwas.<br />
Foto: AdobeStock.com_Aastels<br />
4 6/2024
FliegenFischen<br />
IN DIESEM HEFT<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
40<br />
Schwimmkurs für Emerger: Damit<br />
Ihre Emerger optimal im Wasser<br />
liegen, ist das richtige Binden entscheidend.<br />
Johan Klingberg erklärt<br />
Ihnen, wie es funktioniert.<br />
72<br />
Die Schönheit des<br />
Verzasca-Tals: Entdecken<br />
Sie die wunderbaren Forellen<br />
in unberührten Flüssen<br />
dieser Schweizer Region.<br />
Titel: T. Wölfle, Foto: J. Klingberg Foto: Petri-Heil<br />
06 — Bei der Suche nach was Neuem blieb das Alte auf der<br />
Strecke<br />
Die Glitter Wet Fly von Thomas Wölfle mit Glitzereffekt ist einfach zu<br />
fischen und sehr fängig.<br />
10 — Das kleine 1 x 1 für Äschen<br />
Ewald Brandstätter hat für Sie einfach umsetzbare Tipps für die<br />
Äschenzeit zusammengestellt.<br />
14 — Zurück in die Zukunft<br />
Auszug aus dem Buch „Gespließte – edle Ruten aus Bambus“ von Rolf<br />
Baginski.<br />
16 — Marktplatz<br />
Neues Gerät für Fliegenfischer.<br />
20 — Flyfishing Competitions – polarisierend und<br />
omnipräsent<br />
Detlef Henkes über das Wettkampfangeln.<br />
26 — Wolfsbarsch in der Bretagne<br />
Lesen Sie alles zum Thema Wolfsbarsch in der Bretagne von Bastian<br />
Wormuth und Jean-Baptiste Vidal.<br />
34 — Einfach mal schöne Augen machen<br />
Michael Werner erklärt, wie Sie ganz leicht Shrimp-Augen selbst<br />
herstellen.<br />
40 — Schwimmkurs für Emerger<br />
Johan Klingberg zeigt Ihnen acht Methoden, mit denen Ihre Fliege<br />
verführerisch direkt im Oberflächenfilm hängt.<br />
48 — Notizbuch<br />
Aktuelle Online-Meldungen für Fliegenfischer.<br />
52 — Meine Top 6 für den Herbst und Winter<br />
Jan Nachtigal über die wichtigsten Meerforellen-Fliegen für die zweite<br />
Jahreshälfte.<br />
56 — Die unterschätzte Baumwanze<br />
Warum Walter Reisinger so erfolgreich mit Baumwanzen fischt.<br />
58 — Ein kleiner Streifzug durch die Streamer<br />
Michael Werner nimmt sie mit auf einen Streifzug durch die Welt der<br />
Streamer der Bavaria.<br />
82 — Momente<br />
Werte erkennen mit Karl-H. Daugs.<br />
RUBRIKEN: 3 Editorial, 78 Impressum, 80 Leserbriefe, 81 Vorschau<br />
GEWÄSSER-GUIDE: 66 Bosnien / Ribnik<br />
72 Schweiz / Verzasca-Tal<br />
6/2024<br />
5
PRAXIS NASSFLIEGEN<br />
Bei der Suche nach<br />
Neuem blieb das Alte<br />
auf der Strecke<br />
Erinnern Sie sich noch an die Glitter Wet Fly?<br />
Verblüffend vielseitig und einfach zu fischen.<br />
Weichhechel-Fliegen mit leichtem Glitzereffekt haben es in sich.<br />
Text und Fotos: Thomas Wölfle<br />
6 6/2024
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Manchmal verbirgt sich in der<br />
Tradition die wahre Innovation–<br />
bei dieser Äschen-Fliege ist es<br />
definitiv der Fall!<br />
6/2024<br />
7
PRAXIS NASSFLIEGEN<br />
Manchmal sind es die<br />
einfachen Dinge, die<br />
überraschend effektiv<br />
sind. Ein perfektes<br />
Beispiel dafür ist die Glitter Wet<br />
Fly, eine Weichhechel-Fliege mit<br />
Glitzereffekt, die ich erstmals 1992<br />
in der fünften Ausgabe von „Fliegenfischen“<br />
vorstellte. Ursprünglich<br />
mit einem diffusen Körper aus Irisé<br />
Dub und einer Rebhuhnhechel<br />
ausgestattet, war diese Nassfliege<br />
gedacht, alle aufsteigenden Insekten<br />
zu imitieren. Sie erwies sich<br />
im Laufe der Jahre aber mehr und<br />
mehr als gutes Muster einer Köcherfliegenpuppe.<br />
Simple und genial<br />
Die Puppen, wie sie Gary LaFontaine<br />
in seinem wegweisenden Buch<br />
„Caddisflies“ beschrieb, nutzen<br />
eine Art Gasfüllung, um vom Grund<br />
an die Wasseroberfläche zu steigen.<br />
Diese Füllung reflektiert Licht<br />
und glitzert. In den gekräuselten,<br />
abstehenden Fasern des Dubbings<br />
fangen sich im Wasser viele kleine<br />
Luftbläschen, die zusammen mit<br />
den irisierenden Fäden genau diese<br />
Gasblase imitieren.<br />
Simpel und genial, doch irgendwie<br />
geriet die Fliege bei mir eine<br />
Weile in Vergessenheit. Warum,<br />
weiß ich eigentlich gar nicht mehr;<br />
vielleicht bleibt auf der Suche nach<br />
etwas Neuem das Alte auf der Strecke,<br />
obwohl das Alte ja gut war. Das<br />
entdeckte Franz Xaver Huber wieder<br />
für mich, als er mir von einem<br />
Tag an der Isar erzählte, an dem die<br />
Fische wie wild stiegen und nichts<br />
nahmen – außer der Glitter Wet<br />
Fly. Das Alte fand wieder den Weg<br />
in meine Schachtel, allerdings in<br />
der etwas aufgemotzten Version<br />
von Franz. Die gefiel mir besser. Mit<br />
etwas Spucke und einem Subsurface<br />
Swing à la Pete Hidy, bei dem<br />
man die Fliege querüber stromab<br />
wirft und nach einer kurzen Absinkphase<br />
vor dem Fisch herumschwingen<br />
lässt, bleibt sie immer<br />
noch eine Klasse für sich. <br />
Ein wenig in Vergessenheit geraten, doch auch heute noch<br />
eine Klasse für sich – die Glitter Fly.<br />
Glitter Wet Fly Orange:<br />
Haken: TMC/TRP 2499 BL Gr. 12-18<br />
Körper: Mylar Tinsel pearl<br />
Thorax: Ice Dub orange<br />
Hechel: Rebhuhn natur<br />
Glitter Wet Fly Grau:<br />
Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr. 12-18<br />
Körper: Mylar Tinsel pearl<br />
Thorax: Ice Dub grau<br />
Hechel: Rebhuhn natur<br />
Glitter Wet Fly Grün:<br />
Hier zu sehen ein paar<br />
Varianten der Glitter Fly<br />
mit Materialliste.<br />
Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr.12-18<br />
Körper: Mylar Tinsel pearl<br />
Thorax: Ice Dub Caddis Green<br />
Hechel: Rebhuhn natur<br />
8 6/2024
Schritt für Schritt<br />
Glitter Wet Fly<br />
Materialliste:<br />
Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr.12-18<br />
Körper: Mylar Tinsel pearl<br />
Thorax: Ice Dub braunoliv<br />
Hechel: Rebhuhn natur<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Den Bindefaden mit einer<br />
Grundwicklung zum Hakenbogen<br />
und danach wieder ins vordere<br />
Drittel zurückführen. Dort<br />
den flachen Tinsel einbinden.<br />
Den Mylar Tinsel nach hinten<br />
leicht in den Hakenbogen<br />
wickeln und anschließend<br />
wieder zurück ins vordere<br />
Hakendrittel führen.<br />
Mit dem Bindefaden eine<br />
Schlaufe formen, sichern, den<br />
Dubbing Twister einhängen<br />
und etwas Ice Dub in die<br />
Schlaufe legen.<br />
Die Schlaufe mit dem<br />
Dubbing Twister zu ziehen und<br />
verdrallen.<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Damit den etwas dickeren<br />
Thoraxbereich wickeln, mit<br />
dem Bindefaden abfangen und<br />
den Rest abschneiden.<br />
Eine passende Rebhuhnhechel<br />
mit der Spitze einbinden und<br />
einer Hechelklemme greifen.<br />
Die Fibern vorsichtig doppeln,<br />
also sanft, mit Daumen und<br />
Zeigefinger in die Wuchsrichtung<br />
drücken ...<br />
... und in 1-3 Windungen<br />
nach vorne führen. Mit dem<br />
Bindefaden abfangen, einige<br />
Wicklungen leicht in die Fibern<br />
legen und mit einem Whip<br />
Finish abschließen.<br />
9<br />
Sonderheft<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Die Glitter Wet Fly kombiniert<br />
simple Materialien<br />
mit verblüffender<br />
Wirkung.<br />
Wenn Ihnen diese Fliege<br />
gefallen hat, finden Sie weitere<br />
Muster in unserer Sonderausgabe<br />
„Mit 19 Fliegen um die<br />
Welt” von Thomas Wölfle, die in<br />
Angelgewässern weltweit für<br />
spektakuläre Fänge sorgen.<br />
6/2024<br />
9
PRAXIS ÄSCHE<br />
Foto: Adobe_Stock_Kaufi<br />
10 6/2024
Das kleine 1x1<br />
für Äschen<br />
Wenn Sie ein Äschengewässer vor der Tür<br />
haben, dann beginnt jetzt die beste Zeit<br />
des Jahres. EWALD BRANDSTÄTTER hat für Sie<br />
neun einfach umsetzbare Tipps für die Äschenzeit<br />
zusammengestellt.<br />
Die spätherbstliche Fischerei auf<br />
Äschen zählt zu den schönsten<br />
Seiten unserer Passion. Während<br />
der Wald schweigt und bunte Blätter<br />
fallen, bringen Fischer und Fisch<br />
noch einmal Bewegung an den Fluss.<br />
6/2024<br />
11
PRAXIS ÄSCHE<br />
Tipp 1<br />
Was ist eine gute Rute?<br />
Wählen Sie eine „sanfte" Fliegenrute mit einer Länge<br />
von 8 bis 9 Fuß. Sanft bedeutet für mich übrigens<br />
das Gegenteil von hart. Eine weiche Rute mit einer<br />
Schnurklasse von 3 bis 5 ist ideal für das Äschenfischen.<br />
Glasfaserrute und Gespließte waren und sich<br />
perfekt für diese Fischerei.<br />
Tipp 2<br />
Hier ist „fein und präzise" gefragt<br />
Eine Fliegenrolle mit einer präzisen und fein einstellbaren<br />
Bremse ist unerlässlich, um auch größere Äschen<br />
sicher landen zu können, besonders in schnell fließenden<br />
Gewässern. Vorausgesetzt, man bremst über die<br />
Rolle und nicht mit der Hand.<br />
Tipp 3<br />
Über 0,18er wird es schwierig<br />
Verwenden Sie Vorfächer mit einer Stärke von 0,12<br />
mm bis maximal 0,16 mm, um die im Herbst üblichen<br />
kleinen Fliegenmuster perfekt anbieten zu können.<br />
Ein langes Vorfach von 12 Fuß ermöglicht eine<br />
natürlichere Präsentation der Fliege, denn das lange<br />
Vorfach verhindert ein Dreggen der Fliege.<br />
Foto: A. Wessolowski<br />
Tipp 4<br />
Das sind die fantastischen Vier<br />
Naturgetreue, kleine Fliegenmuster sind im Herbst am<br />
effektivsten. Zu den beliebten Fliegen gehören die „Elk<br />
Hair Caddis", die „Parachute Adams", die „Hare‘s Ear<br />
Nymph" und die „Pheasant Tail Nymph". Diese Muster<br />
sind für viele Fliegenfischer „Die fantastischen Vier".<br />
Oder sind es „Die fantastischen Fünf", wenn man noch<br />
die Jassid dazu nimmt? Was meinen Sie? Schreiben Sie<br />
gerne an redaktion@<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />
Tipp 5<br />
Äschen lieben schnelles Wasser<br />
Obwohl das Wasser in der Forellenregion schneller als in der<br />
Äschenregion fließt: Äschen bevorzugen bei der Nahrungsaufnahme<br />
in der Regel schnelleres Wasser als die Forellen. Die<br />
Fische stehen gerne in den schnell fließenden Abschnitten<br />
(„Äschen-Zug"), daher ist es wichtig, die Strömung zu studieren<br />
und die Fliege dort anzubieten, wo die Äschen mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
auf Nahrung warten. Eine Polbrille hilft Ihnen<br />
beim Suchen der Fische.<br />
12 6/2024
Das ist sie, die gute alte Jassid. Für die flach<br />
aufliegenden Flügel wurden sehr kleine<br />
Federn des Dschugelhahns verwendet, die,<br />
die beim Binden von Lachsfliegen meist<br />
übrig bleiben.<br />
Tipp 7<br />
Anhieb bitte mit ABS<br />
Viele Fliegenfischer setzen den Anhieb zu früh und<br />
sind zu schnell und zu beherzt für die Äsche. Entweder<br />
wird die Fliege dann aus dem Maul gezogen oder,<br />
was schlimmer ist, das Vorfach bricht. Entschleunigen<br />
Sie und versuchen Sie, ein feines Gespür für den Anhieb<br />
zu entwickeln, um den Haken sicher zu setzen,<br />
ohne die Fliege zu verlieren.<br />
„Was eine<br />
Forelle noch<br />
durchgehen<br />
lässt, das wird<br />
eine Äsche nie<br />
verzeihen!“<br />
Tipp 8<br />
Entwickle Vertrauen in Dein<br />
Gefühl<br />
Achten Sie beim Nymphenfische auf kleinste Bewegungen<br />
oder Anzeichen dafür, dass eine Äsche die Fliege<br />
genommen hat. Eine minimale Seitenbewegung oder<br />
das Aufblitzen der hellen Maulinnenseite sind Anzeichen,<br />
dass die Äsche eine Nymphe genommen hat. War<br />
es vielleicht Ihre? Erfahrene Fliegenfischer entwickeln<br />
im Laufe der Zeit ein instinktives Verständnis dafür, wo<br />
ihre Nymphe ist.<br />
Tipp 6<br />
Halt, keine falsche Bewegung!<br />
Wählen Sie die Technik, mit der Sie die Fliege so natürlich wie möglich<br />
anbieten können. Äschen mögen keine Seitwärtsbewegung der Fliege!<br />
Verwenden Sie zurückgestoppte Würfe, damit die Fliege natürlich<br />
abtreiben kann. Und menden Sie lieber einmal mehr als zu wenig,<br />
um die Fliege möglichst naturnah zu präsentieren. Wenn eine Äsche<br />
hochkommt und dann verweigert, lag es oft daran, dass die Fliege<br />
nicht natürlich abtrieb, sondern leicht seitlich furchte. Was eine Forelle<br />
noch durchgehen lässt, das wird eine Äsche nie verzeihen.<br />
Tipp 9<br />
Schätze den Moment<br />
Sei bereit, Zeit am Wasser zu verbringen und die<br />
wunderbaren Momente der Äschenfischerei zu<br />
schätzen. Die Farbenpracht der herbstlichen Natur,<br />
das klare Wasser und das sanfte Steigen der Äschen<br />
nach winzigen Insekten. Genieße den Moment, eine<br />
Äsche zu landen – einst fast ein Wunder, dass es sie<br />
noch gibt.<br />
6/2024<br />
13
AUSZUG<br />
Zurück<br />
in die Zukunft<br />
Rolf Baginski war mit Herz und Seele ein Gespließten-Bauer.<br />
Wir möchten Ihnen hier einige persönliche Geschichten von ihm vorstellen,<br />
die aus seinem Buch „Gespließte – edle Ruten aus Bambus“ stammen.<br />
14 6/2024
Zeichnung: Thomas Kubitz<br />
Früher ging man fischen. Das war gut! Man<br />
verabredete sich allenfalls mit einem oder<br />
zwei Fischerkollegen, traf sich am Wasser<br />
oder in einem Gasthof, um dann vielleicht<br />
ein Wochenende gemeinsam zu fischen. Wenn der<br />
Wettergott mitspielte und alle anderen Bedingungen<br />
einigermaßen passten, konnten sogar Fische gefangen<br />
werden. Wenn nicht, saß man eben im Gasthof oder<br />
Hotel und sinnierte bei geistigen Getränken über das<br />
Fischen – so manch bis heute überlieferte „Legende“<br />
entstand an einem solchen Wochenende.<br />
Zuerst die Planung<br />
Das war einmal. Am Beispiel des in Norddeutschland<br />
so beliebten Meerforellenfischens kann ich das beweisen!<br />
Schon die Planung eines Wochenendes verlangt<br />
profunde Kenntnisse der modernen Technik: „Boa eh<br />
– was heißt hier nach Dänemark fahren, bist du irre?<br />
Erst mal die Websites checken, was so gefangen wird<br />
im Moment“, bekam ich zu hören, als ich einen Freund<br />
fragte, ob er am Wochenende mitkommen wollte. Am<br />
nächsten Vormittag ruft mich eine müde Stimme an:<br />
„Hab die ganze Nacht am Computer alles durchleuchtet.<br />
Scheint ok zu sein im Moment.“ Na, da bin ich ja<br />
beruhigt, weil ich von Wassertemperatur bis zu Fangergebnissen<br />
samt genauer Wettervorhersage voll informiert<br />
werde – per Mail! Mit dem Tipp, jede Menge<br />
blaugrüne Fliegenmuster zu binden – nur die gehen<br />
zurzeit – steht der Termin zur Abfahrt.<br />
Als es losgeht, stimmt auch die Fahrtrichtung genau<br />
– jedenfalls bis kurz hinter Hamburg. Da quäkt<br />
nämlich das Handy und teilt uns mit, dass ein Fischerkollege<br />
gerade eine 48er Forelle auf der Insel Als<br />
gefangen hat – er steht offensichtlich noch im Wasser,<br />
während er uns voller Freude seinen Fang beschreibt.<br />
Also bis Flensburg und dann gleich rechts abbiegen –<br />
statt geradeaus, wie eigentlich geplant. Wieder quäkt<br />
das Handy eine dieser unsäglichen Melodien. Eine 52er<br />
wird uns mitgeteilt und Gott sei Dank auch von Als –<br />
leider auf der anderen Seite der Insel. 52 ist besser als<br />
48 – also wieder Richtungswechsel – und die Vorfreude<br />
steigt gewaltig. Sie wird ein wenig gedämpft, als wir an<br />
der betreffenden Stelle ankommen und fünf Autos mit<br />
deutschen Kennzeichen zählen, denn fünfmal in der<br />
Regel zwei Personen macht schon zehn – mit uns also<br />
zwölf Fischer…. Offensichtlich hat der Kollege mit der<br />
52er per Handy eine Konferenzschaltung organisiert.<br />
Manche fischen auf der Straße<br />
Außerdem beunruhigen mich die Wagen, die wie aus<br />
dem Nichts aufgetaucht sind, und zielstrebig in unsere<br />
Richtung fahren. Noch bevor wir unsere Ruten zusammengesteckt<br />
haben, grüßen wir vier Kollegen aus<br />
Lübeck und Oldenburg, und nach einiger Zeit ist auch<br />
das Parkproblem geklärt, denn die Autos müssen in<br />
zwei Reihen stehen, es ist eng geworden. Als wir endlich<br />
unsere Fliegen anknüpfen, bekommen wir anerkennende<br />
Zustimmung: „Ja, ja genau – die blaugrünen<br />
Muster!“ Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir endlich<br />
den verheißungsvollen Ort, und der Anblick verschlägt<br />
mir die Sprache und auch die letzte Vorfreude.<br />
Ich zähle im Abstand von zehn Metern genau 14 Leute<br />
– macht mit uns und den Nachzüglern also 20! Lange<br />
gefahren, in voller Fischermontur gelaufen – jetzt<br />
umkehren? Nie! Also: einreihen beziehungsweise anstellen<br />
und die Lage verbessert sich. Nach einer quäkenden<br />
Melodie, die ich auch über eine Entfernung<br />
von 200 Metern über Wasser identifizieren kann, verabschieden<br />
sich plötzlich sechs Kollegen recht hektisch;<br />
und ich hoffe inbrünstig, dass sie nicht „zugeparkt“<br />
sind. Sie folgen wohl dem Ruf einer weiteren<br />
Fangmeldung. „Manche fischen wohl auf der Straße“,<br />
denke ich noch, aber wir sind nur noch 14. Dafür fängt<br />
es an zu regnen, und es wird sogar ein Fisch gefangen.<br />
Eine 42er wird gebührend gewürdigt, wundere ich<br />
mich darüber, dass gegen Abend der Handygebrauch<br />
– im Wasser stehend – zunehmend ist. Kurz vor Einbruch<br />
der Dämmerung sind wir tatsächlich nur noch<br />
zu zweit, und da der Regen nachgelassen hat, genießen<br />
wir die Ruhe und den Blick auf den Horizont. Einigermaßen<br />
versöhnt, wenn auch ohne Fisch, finden wir<br />
im Dunkeln den Wagen und fahren recht erschöpft ins<br />
nahe Städtchen, um ein Zimmer zu finden. Nach zwei<br />
Stunden und der Auskunft: „Es ist alles ausgebucht, Sie<br />
hätten eben früher anrufen müssen!“, wissen wir, warum<br />
die anderen vorhin im Wasser stehend ihr Handy<br />
betätigt hatten. Außerdem wissen wir nun, dass eine<br />
lange Nacht im Auto bevorsteht – was würde ich für<br />
einen gemütlichen Gasthof geben – wie früher ... <br />
Buch-Tipp<br />
Ein wahres Stück<br />
fischereilicher<br />
Zeitgeschichte<br />
Auf 300 Seiten hat Rolf Baginski<br />
in „Gespließte – edle<br />
Ruten aus Bambus“ alles zu<br />
diesem Thema zusammengetragen.<br />
Was auch immer<br />
Sie über Gespließte wissen<br />
wollen – in diesem Buch<br />
werden Sie es mit großer Sicherheit<br />
finden. Ergänzt wird<br />
das wohl umfangreichste<br />
Buch über Gespließte mit<br />
Tipps zum Fischen, Pflegen<br />
und Sammeln.<br />
Das Buch von Rolf Baginski<br />
ist zwar ausverkauft, jedoch<br />
sind noch einige Exemplare<br />
im Umlauf – und sie sind<br />
heiß begehrt.<br />
6/2024<br />
15
PRODUKTE NEWS<br />
Marktplatz<br />
Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />
Die neue Orvis PRO LT Wathose ist äußerst leistungsfähig und leicht<br />
im Gewicht.<br />
ORVIS<br />
Die neue Leichtigkeit des Watens<br />
Orvis bringt mit der Pro LT eine leichtere Version ihrer Wathose auf den Markt - getestet von Thomas Wölfle.<br />
Im Februar dieses Jahres brachte<br />
Orvis ein neues, leichteres<br />
Modell der erfolgreichen PRO<br />
Wathose auf den Markt – die Pro<br />
LT. Seit März teste ich die Hose<br />
unter dem Motto „Wade where<br />
others won’t!". Ich bin über<br />
Bäume gekraxelt und bin einige<br />
Hänge hinabgerutscht, ohne<br />
Rücksicht auf Verluste bei Schuhen<br />
und Wathose. Bis jetzt geht<br />
es der Hose und den Schuhen<br />
gut – und mir auch.<br />
Wie bei der Pro verwendet<br />
Orvis das sehr robuste, strapazierfähige<br />
und atmungsaktive<br />
Cordura, bei der LT allerdings mit<br />
einer Lage weniger. Das macht<br />
die Hose deutlich geschmeidiger<br />
und gibt ein Gefühl von Freiheit,<br />
ohne dass die Haltbarkeit<br />
darunter leidet. Die flachen, verstärkten<br />
Nähte tragen kaum auf<br />
und sorgen für ein Top-Tragegefühl.<br />
Weitere Features wie die<br />
leichteren OrthoLite-Pads, die<br />
praktischen Neopren-Füßlinge,<br />
verschließbare Seitentaschen,<br />
die in eine große Brusttasche<br />
münden, und eine ausklappbare<br />
Zubehörtasche mit Schnellverschluss,<br />
sowie die verstellbaren<br />
Träger, die im Sommer schnell<br />
eine Hüfthose aus der Wathose<br />
machen können, runden die<br />
Hose ab.<br />
Nicht zu viel und nicht zu<br />
wenig, würde ich sagen. Der<br />
Schnitt der Hose ist wie bei der<br />
Pro sportlich, dennoch bequem.<br />
Mit einer Körpergröße von 1,87<br />
m und noch relativ schlank,<br />
passt mir die Version Large/<br />
Long perfekt. Der Tragekomfort<br />
der Hose ist sensationell und für<br />
mich, der oft in Wathosen steckt,<br />
eine Bereicherung. Gerade bei<br />
der Fischerei von Frühjahr bis<br />
Spätherbst findet die Pro LT<br />
die ideale Balance zwischen<br />
Haltbarkeit, Belastbarkeit und<br />
Komfort, vor allem, wenn man<br />
viel zu Fuß am Wasser unterwegs<br />
ist. Die Hose spürt man<br />
kaum, und bei Märschen durchs<br />
Gebüsch ist das angenehm, samt<br />
tadellosem Feuchtigkeitstransport<br />
nach außen.<br />
Aufgrund des hohen Wassers<br />
dieses Jahr funktionierten an<br />
meinem Hausgewässer einige<br />
Shortcuts auf dem Wasserweg<br />
leider nicht mehr. Ich musste<br />
jedes Mal an umgefallenen Bäu-<br />
16 6/2024
men und Uferbewuchs rauf auf<br />
den Hang, oben herum am Hindernis<br />
vorbei und wieder runter<br />
durch wildes Gestrüpp und<br />
Pflanzendickicht, um zur nächsten<br />
Stelle zu kommen. Wenn<br />
man das viermal macht, ist es<br />
ein intensives Workout – Genussfischen<br />
schaut anders aus.<br />
Zwei Meter vor, einen zurück,<br />
wenn die Rutenspitze hängen<br />
bleibt, untermalt mit ein paar<br />
bayerischen Flüchen und last<br />
but not least der freie Fall ins<br />
dichte Gebüsch, wenn man über<br />
eine Wurzel stolpert, beschreibt<br />
die Situation gut. Zumindest hat<br />
die Wathose das bisher unbeschadet<br />
überstanden, und die<br />
einzigen Schrammen fanden sich<br />
an meiner Stirn und den Händen.<br />
Zum Schutz vor Stolpern hilft<br />
eben nur Achtsamkeit.<br />
Das gilt auch für den Orvis Pro<br />
LT Watschuh, der gleichzeitig<br />
mit der Pro LT erschien. Der<br />
Pro LT Watschuh unterscheidet<br />
sich deutlich vom normalen Pro<br />
Watschuh. Er ist sehr leicht und<br />
rund um den Knöchel niedriger<br />
geschnitten. Insgesamt ein<br />
Schuh, der durch das dünnere,<br />
dennoch sehr abriebfeste Gewebe<br />
mehr auf Flexibilität und<br />
Komfort setzt und ideal zur<br />
Kombination Wandern, Fischen<br />
und Waten passt. Übrigens ein<br />
toller Schuh zum Wet Wading,<br />
im Sommer ideal für meine<br />
Isar, sofern der Wasserstand es<br />
hergibt… wenn ich bis da, wo<br />
es wehtut, ins Wasser muss,<br />
nehme ich dann doch lieber die<br />
Wathose. Was mir bei den Pro<br />
LT Wading Boots gefällt, ist der<br />
leichte Einstieg in den Schuh, bedingt<br />
durch den luftigen Schnitt.<br />
Man rutscht bequem rein, bindet<br />
die Schnürsenkel zu, und auf<br />
gehts ans Wasser. Und wenn es<br />
dann eine Viertelstunde dauert,<br />
bis man da ist, hat man einen<br />
Schuh, der dafür wie gemacht ist.<br />
Die stabile Mittelsohle setzt sich<br />
aus einer ESS-Platte (so halten<br />
optionale Spikes perfekt) und<br />
einer Phylon-Sohle zusammen.<br />
Diese dämpft wunderbar und<br />
sorgt für entspanntes Wandern<br />
zum Wasser. Ebenso wie die<br />
selbstformende und herausnehmbare<br />
Ortholite-Innensohle.<br />
Die eigentliche Sohle ist wieder<br />
in Zusammenarbeit mit Michelin<br />
entstanden. Sie bietet guten<br />
Halt auf Gewässergründen und<br />
hat von Frühjahr bis Herbst gute<br />
Dienste geleistet. Ob ich sie dann<br />
im Spätherbst, wenn es kalt<br />
wird und ich am Lech sehr tief<br />
wate, auf die Filzsohle verzichte,<br />
glaube ich aber nicht. Dennoch<br />
lieferte der Pro LT eine überzeugende<br />
Performance. Ein leichter<br />
Top-Schuh, der viele Bereiche<br />
des Fliegenfischens abdeckt.<br />
Die Orvis PRO LT Wading Boots sind ideal zum Wandern<br />
und besitzen einen leichten Einstieg.<br />
Kauf-Infos<br />
Orvis Pro LT Wathose und Watschuh<br />
Preis: 679 Euro für die Hose<br />
und 329 Euro für den Schuh<br />
www.orvis.com<br />
Fotos: Thomas Wölfle<br />
Ein Sturz ins Wasser: Thomas Wölfle kletterte auf einen Ast, um ein Foto der Wathose zu machen, doch der<br />
Ast brach. So landete er im Fluss – der bisher einzige Weg, die Pro LT Wathose von innen nass zu kriegen …<br />
6/2024<br />
17
PRODUKTE NEWS<br />
Marktplatz<br />
Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />
GUIDELINE ALTA NGX SONIC ZIP<br />
Alta, ist die gut!<br />
Die Ausstattung macht die Wathose zum idealen<br />
Begleiter für jede Angelsaison.<br />
Eine Hose, die Sie garantiert nicht im<br />
Stich lässt: Guidelines neue Alta. Die<br />
Alta-Serie genießt einen großartigen<br />
Ruf, welchen das neueste Modell<br />
souverän fortführt. Das Besondere an<br />
der Alta: Die Hauptelemente werden<br />
nicht mehr vernäht und danach<br />
verklebt, sondern direkt miteinander<br />
verschweißt. Durch dieses Verfahren<br />
wird eine typische Schwachstelle von<br />
Wathosen, die Nähte, clever umgangen.<br />
Die Guideline NGX Sonic Zip ist<br />
durch ihren Schnitt sehr angenehm<br />
zu tragen, auch an langen Angeltagen.<br />
Der zuverlässige und 100%<br />
wasserdichte Reißverschluss hilft ungemein<br />
beim An- und Ausziehen der<br />
Hose und ist eine wirkliche Erleichterung<br />
beim gelegentlichen Wasserlassen.<br />
Wer schon einmal eine Wathose<br />
mit Zipper hatte, wird sich wohl nie<br />
mehr eine „normale" kaufen.<br />
Die Hosenträger sind durch das<br />
verwendete Neopren besonders<br />
angenehm zu tragen und bieten<br />
die Möglichkeit, die Hose durch die<br />
Elevator Braces im Handumdrehen<br />
zu einer Hüfthose umzugestalten.<br />
Besonders im Sommer weiß man das<br />
sehr zu schätzen.<br />
Auch die restliche Ausstattung der<br />
Wathose kann sich wahrlich sehen<br />
lassen: Zwei große Brusttaschen mit<br />
einem wasserabweisenden Reißverschluss<br />
an der Oberseite, zwei<br />
Taschen mit Fleece-Futter, wenn<br />
Ihre Hände kalt werden sollten und<br />
zwei Hypalon Docking Stations für<br />
Accessoires und Zangen bieten Ihnen<br />
viel Platz, Ihre Ausrüstung unterzubringen.<br />
Ein modernes Grün fügt<br />
sich schön in die Landschaft<br />
ein, sieht gleichzeitig<br />
aber auch nicht aus wie<br />
Oldschool-Oliv oder Flecktarn.<br />
Die Passform der Alta<br />
ist perfekt – ideal sind auch<br />
die Zwischengrößen.<br />
Kauf-Infos<br />
Guideline Alta NGX Sonic Zip<br />
Farbe: Algae Green/Graphite<br />
Preis: 799,99 Euro<br />
www.adh-fishing.de<br />
Wer einmal eine<br />
Zipper-Wathose<br />
besessen hat,<br />
wird sich wohl<br />
kein Modell ohne<br />
Reißverschluss<br />
mehr zulegen. Gut<br />
zu erkennen sind<br />
hier auch die vielen<br />
Taschen.<br />
Für die stark<br />
beanspruchten<br />
Bereiche wird ein<br />
sehr robustes und<br />
strapazierfähiges<br />
Taslan-Material<br />
(in 4 Lagen)<br />
verwendet.<br />
Fotos: M. Werner<br />
18 6/2024
DT-FLIEGENSCHNUR „PREMIER TECHNICAL TROUT“<br />
Schnur gefällig?<br />
Foto: M. Werner<br />
DT? Komm, das ist doch fürchterlich Old<br />
School, oder? Das Oder darf man in diesem<br />
Fall stehenlassen, denn die Premier Technical<br />
Trout DT-Fliegenschnur ist entwicklungstechnisch<br />
auf dem allerneusten Stand. Kleine<br />
Trockenfliegen oder Emerger lassen sich mit<br />
dem lange DoubleTaper geradezu delikat und<br />
höchst präzise aufs Wasser hauchen. Und<br />
wenn Sie eine Gespließte besitzen, dann ist<br />
diese DT geradezu ein Muss.<br />
Doch auch mit einer Kohlefaserrute werden<br />
Sie überrascht sein, wie mühelos weite<br />
Mendings oder elegante Rollwürfe gelingen.<br />
Natürlich: Extrem weite Würfe sind auch mit<br />
dieser DT nicht möglich, doch dafür wurde sie<br />
nicht entwickelt. 20 Meter sind aber easy drin,<br />
auch wenn diese beim Trocken<strong>fliegenfischen</strong><br />
selten Sinn machen. Dass die Premier Technical<br />
Trout DT so gut durch die Ringe geht, liegt<br />
am sogenannten SlickCast Coating. Dieses<br />
sorgt für sehr geringe Reibung in den Ringen<br />
und erhöht gleichzeitig die Lebensdauer der<br />
Fliegenschnur.<br />
Die zweifarbige DT „Premier Technical<br />
Trout“ gibt es in zwei Längen, 24<br />
Meter für die Schnurklassen 3 und 4<br />
sowie 27,4 Meter für die Schnurklassen<br />
5 und 6. Alle natürlich als Floater.<br />
Wenn Sie für den Herbst noch eine<br />
Schnur für die Äschentage suchen,<br />
hier ist sie!<br />
Die zweifarbige DT-Fliegenschnur „Premier<br />
Technical Trout“ ermöglicht eine<br />
extrem dezente Präsentation der Fliege<br />
und ist erhältlich von DT3F bis DT6F.<br />
Kauf-Infos<br />
Premier Technical Trout<br />
Preis: 109,50 Euro, im gut sortierten<br />
Fachhandel oder bei www.rudiheger.eu<br />
RAZOR NIPPER CLIP<br />
Extrem handlich!<br />
Der Razor Nipper Clip von Rudi Heger –<br />
das winzige Tool aus Alu mit Edelstahlklinge<br />
ist nur 17 Gramm schwer.<br />
Entdecken Sie den Razor Nipper Clip – Ihr<br />
unverzichtbares Werkzeug für das Fliegenfischen!<br />
Hergestellt aus robustem Flugzeugaluminium<br />
und ausgestattet mit geschliffenen<br />
Klingen aus gehärtetem Edelstahl, bietet<br />
dieser Clipper höchste Qualität und präzise<br />
Verarbeitung. Die austauschbaren Klingen<br />
garantieren beste Schnittergebnisse bei Nylon-<br />
und Fluorocarbon-Vorfächer.<br />
Mit seinen kompakten Maßen von 45 x 18<br />
mm und einem Gewicht von nur 17 Gramm<br />
ist der Razor Nipper Clip extrem handlich<br />
und praktisch. Ein echtes Must-Have für<br />
jeden Fliegenfischer! Zudem verfügt er über<br />
eine „versteckte“ Nadel zur Reinigung von<br />
Hakenöhren und wird mit einer 60 cm langen<br />
Paracord-Schlaufe zum Umhängen geliefert.<br />
Ein wirklich überzeugendes Tool!<br />
Kauf-Infos<br />
Fotos: M. Werner<br />
Razor Nipper Clip<br />
Preis 34,90 Euro, im gut sortierten Fachhandel<br />
oder bei www.rudiheger.eu<br />
6/2024<br />
19
REPORT WETTKAMPFANGELN<br />
Flyfishing<br />
Competitions –<br />
polarisierend und<br />
omnipräsent<br />
Das Wettkampfangeln, sogenannte Competitions, findet<br />
man in Deutschland derzeit nicht. Und doch spielt das<br />
Wettkampfgeschehen auch für das private Angelvergnügen<br />
eine Rolle, stammen viele Neuerungen bei Technik und<br />
Gerät doch aus dieser Szene.<br />
Text: Detlef Henkes Fotos: instagram@igor_slavik_<br />
Ein Rückblick: Im Dezember 2020<br />
erreichte mich via Mail eine<br />
Anfrage vom Präsidenten des<br />
DSAV e.V., dem Deutschen Süßwasserangler<br />
Verband. Dieser beklagte<br />
sich, dass der Fischereiverband treu und<br />
brav ein jedes Jahr seine Beiträge an die<br />
FIPS Mouche (Fédération Internationale<br />
de Peche Sportive Mouche) zahlt und<br />
es dennoch zum Leidwesen seit 2013 kein<br />
deutsches Team gab, welches an den Weltmeisterschaften<br />
im Fliegenfischen teilgenommen<br />
hatte. Ich zitiere: „Meine Fragen<br />
an Sie: Gibt es in Deutschland keinen Zusammenschluss<br />
der Fliegenfischer in einem<br />
gemeinsamen Verband? Besteht unter<br />
den Fliegenfischern kein Interesse zu<br />
der Teilnahme an Veranstaltungen der<br />
FIPS Mouche (WM & EM)? Haben die Firmen<br />
aus dem Bereich des Fliegenfischens<br />
kein Interesse, Teamangler zu den Meisterschaften<br />
zu entsenden und die Ergebnisse<br />
zu Werbezwecken zu verwenden?“<br />
Deutschland und das Wettfischen<br />
Ich fische nun seit gut 50 Jahren und bin<br />
seit mehr als 45 Jahren Mitglied eines Angelvereines.<br />
Irgendwo steht bei mir auch<br />
noch ein Pokal, den ich als Jugendlicher<br />
bei einem Wettfischen gewonnen habe.<br />
Der Beleg dafür, dass es durchaus auch<br />
mal eine Zeit gab, wo das Wettkampfangeln<br />
populär war und noch keine Ächtung<br />
erfuhr. Irgendwann wurde jedoch das<br />
Tierschutzgesetz derart verschärft, dass<br />
es den Vereinen nicht mehr möglich war,<br />
diverse Meisterschaften (Kreis- oder Verbandsmeisterschaften)<br />
auszurichten. Eine<br />
Umorientierung wurde nötig, denn das<br />
Tierschutzgesetz (Bundesgesetz) ist dem<br />
Fischereirecht (Landesgesetz) übergeordnet.<br />
Von da an wurde das Wettkampffischen<br />
in gemeinschaftliche Hegefischen<br />
portiert. Dieser Umstand beantwortet<br />
auch schon einige Fragen hinsichtlich nationaler<br />
und internationaler Meisterschaften<br />
im Fliegenfischen. Unser Land gibt es<br />
allein von der Gesetzgebung nicht her, solche<br />
Angelwettkämpfe national durchzuführen.<br />
Es ist somit auch kaum möglich,<br />
systematisch „Talente“ oder „Nachwuchs“<br />
zu generieren, welcher aus einer regionalen<br />
oder nationalen Ebene heraus, in<br />
der Folge auch international tätig werden<br />
könnte. Laut Tierschutzgesetz gilt hierzulande<br />
nämlich:<br />
- Nach § 1 Satz 2 Tierschutzgesetz<br />
(TierSchG) darf niemand einem Tier <br />
Das Wettkampfangeln<br />
ist sehr erfolgsorientiert,<br />
doch in diesem<br />
Zuge werden auch<br />
ständig neue, enorm<br />
fängige Montagen und<br />
Techniken etabliert.<br />
20 4/2024
4/2024<br />
21
REPORT WETTKAMPFANGELN<br />
ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden<br />
oder Schäden zufügen.<br />
- Veranstaltern und Teilnehmern werden<br />
Verstöße gegen § 17 Nr. 1 (Töten von Wirbeltieren<br />
ohne vernünftigen Grund) oder<br />
Verstöße gegen § 3 Nr. 6 TierSchG (Verbot,<br />
ein Tier zu einer Veranstaltung heranzuziehen,<br />
sofern damit für das Tier Schmerzen,<br />
Leiden oder Schädenverbunden sind)<br />
zur Last gelegt.<br />
Das macht die Durchführung von<br />
Wettfischen natürlich unmöglich und ächtet<br />
solche Wettbewerbe als illegal!<br />
Ein Blick über den Tellerrand<br />
Was das Ausland anbetrifft, sieht die Sachlage<br />
da mitunter ganz anders aus. Interessenten<br />
könnten also durchaus an<br />
international ausgerichteten Wettkämpfen<br />
im Fliegenfischen teilnehmen. Allerdings<br />
steht hier die Finanzierung oftmals<br />
im Weg. Designierte Teilnehmer werden<br />
finanziell nicht gefördert und müssten<br />
sämtliche Kosten für eine Teilnahme<br />
selbst tragen. Mit einem großzügigen<br />
Sponsoring seitens der Geräteindustrie ist<br />
da auch nicht zu rechnen. Dann kommt<br />
auch irgendwo noch die ethische Frage<br />
ins Spiel. Ist es vertretbar den Fang solch<br />
„edler“ Fische, wie Bachforellen oder gar<br />
Äschen dem Erwerb eines Pokals oder einer<br />
Medaille unterzuordnen? Schaut man<br />
sich bei entsprechenden Quellen (wie z.B.<br />
der FIPS Mouche als Dachorganisation<br />
um), dann wird man schnell feststellen,<br />
dass das Fliegenfischen im Rahmen eines<br />
Wettbewerbes, auch Competition genannt,<br />
international durchaus auf entsprechenden<br />
Zuspruch zählen kann. Skandinavi-<br />
Selbst die Wettkampfszene<br />
im Fliegenfischen<br />
ist übrigens keine reine<br />
Männerdomäne, auch einige<br />
Frauen sind hier auf<br />
internationaler Competition-Ebene<br />
aktiv.<br />
Czech-Nymphing<br />
Paradoxerweise liegen die Wurzeln des<br />
Czech-Nymphings ja in Polen, wo die<br />
tschechischen Teilnehmer während der internationalen<br />
Fliegenfischermeisterschaft<br />
1984 die Methode des Fischens an kurzer<br />
Leine beim damaligen Mitkonkurrenten<br />
Polen entdeckten. Die polnischen Fliegenfischer<br />
waren notgedrungen dazu gezwungen,<br />
mit kurzem Abstand zum Köder zu<br />
fischen, weil sie zu diesem Zeitpunkt keine<br />
adäquaten Fliegenschnüre mitführten und<br />
daher mit einem normalen Monofilament<br />
fischen mussten. Die Fliegen, die dabei von<br />
den Polen benutzt wurden, waren einfache<br />
Nachahmungen von frei lebenden Köcherfliegenlarven.<br />
Die Tschechen freundeten<br />
sich aber sehr schnell mit der erfolgreichen<br />
Methode an und schon im darauffolgenden<br />
Jahr verwendeten sie diese während der<br />
Weltmeisterschaft, welche am polnischen<br />
Fluss San stattfand. So sicherte sich dann<br />
die tschechische Mannschaft auf Anhieb<br />
den zweiten Platz hinter Polen. Schon<br />
1986 hat die Methode dann zur ersten<br />
Goldmedaille für die tschechische Nationalmannschaft<br />
geführt. Typische Fliegenmuster<br />
sind bei dieser Methode einfach<br />
aus Dubbing erstellt und eigenschwere<br />
Nachbildungen von frei lebenden Köcherfliegenlarven,<br />
welche oftmals über einen<br />
Rückenpanzer aus Latex oder ähnlichen<br />
Materialien verfügen.<br />
Rute: Einhandrute in 9‘ bis 10‘ ft. der<br />
AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />
Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle<br />
in passender Schnurklasse<br />
Schnur: Reguläre Schwimmschnur in<br />
AFFTA-Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />
Vorfach: Länge 10‘ bis 14‘ ft. inkl. Sighter-<br />
Abschnitt mit 1 bis 2 starren Droppern<br />
Köder: Köcherfliegenlarven-Imitationen mit<br />
Latex-Rückenpanzer oder Shrimps<br />
22 4/2024
Polish-Nymphing<br />
Das Polish-Nymphing ist großteils identisch<br />
mit dem heute deutlich bekannteren Czech-<br />
Nymphing, obwohl die Polen seinerzeit die<br />
Tschechen erst dazu inspiriert haben mit<br />
erhobener Rute an kurzer Leine zu fischen.<br />
Die Hauptunterschiede liegen hier in der Art<br />
des Vorfachs und in der Anzahl der gefischten<br />
Fliegen. Man fischt mit sehr schweren<br />
Nymphen stromaufwärts und führt sie dann<br />
in Einklang mit der Strömungsgeschwindigkeit<br />
flussabwärts. Bei der polnischen Methode<br />
werden in der Regel zwei Fliegen verwendet,<br />
wobei die schwerere Fliege am Vorfachende,<br />
also am Flussgrund und die leichtere<br />
Fliege weiter oben platziert, also oberhalb im<br />
Freiwasser gefischt wird. Es gibt aber eine<br />
Situation, indem man diese beiden Fliegen<br />
vertauschen sollte. Und zwar dann, wenn<br />
man auf sehr flaches Wasser trifft, in dem<br />
sich Fische aufhalten. Indem Sie die schwerste<br />
Fliege in die obere Position als Dropper<br />
bringen, können Sie eine bessere Drift erzielen<br />
und bleiben dann in der Folge nicht so oft am<br />
Grund hängen. Außerdem können Sie so alle<br />
Fliegen beständig im Wasser halten. Als Köder<br />
werden oftmals Köcherfliegenimitate frei lebender<br />
Köcherfliegenlarven verwendet, welche<br />
oft in einer speziellen Knüpftechnik, überwiegend<br />
aus Garnmaterialien erstellt werden.<br />
Rute: Einhandrute in 9‘ bis 10‘ ft. der<br />
AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />
Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle<br />
in passender Schnurklasse<br />
Schnur: Reguläre Schwimmschnur in<br />
AFFTA-Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />
Vorfach: Länge 8‘ bis 10‘ ft. inkl.<br />
Sighter-Abschnitt mit beweglichem Dropper.<br />
Köder: Köcherfliegenlarven-Imitationen, oftmals<br />
geknüpft.<br />
Da im Wettbewerb die<br />
Angelplätze zugelost<br />
werden, ergibt das reine<br />
Fischen auf steigende<br />
Fische wenig Sinn – so<br />
entstanden die typischen<br />
Euro-Nymphing-Techniken.<br />
en mit Finnland, Schweden und Norwegen<br />
ist in diesem Dachverband ebenso vertreten,<br />
wie andere europäische Länder im Süden<br />
oder Osten Europas. Im europäischen<br />
Ausland sieht man diese Art von Wettbewerben<br />
deutlich entspannter – ebenso wie<br />
auch auf den Britischen Inseln, in Australien,<br />
den USA und Neuseeland. Der sportliche<br />
Wettkampf mit der Fliegenrute ist<br />
mit Sicherheit kein billiger Zeitvertreib,<br />
denn die Reise- und Unterbringungskosten<br />
dürften so manches privates Budget<br />
schnell sprengen, sofern denn auch noch<br />
die Sponsoren fehlen! Wagt man dann<br />
auch einmal auf den Blick in die Bestenlisten<br />
bisheriger Veranstaltungen, dann sind<br />
dort erwartungsgemäß Nationen zu finden,<br />
welche das Fliegenfischen über die<br />
Jahre hinweg ein Stück weit geprägt haben:<br />
Tschechien, Polen, Frankreich, Italien<br />
und Spanien sind hier stellvertretend<br />
zu nennen.<br />
Der omnipräsente Einfluss auf die<br />
Fischerei<br />
Egal, wie man sich selbst zu diesen fischereilichen<br />
Wettbewerben positioniert –<br />
der nachhaltige Einfluss auf unser Hobby<br />
ist inzwischen allgegenwärtig. So manche<br />
Technik, viele Fliegenmuster und auch<br />
technologische Entwicklungen bei unseren<br />
Gerätschaften entspringen dieser polarisierenden<br />
Wettkampfszene. Ziel dieser<br />
Meisterschaften ist es in möglichst kurzer<br />
Zeit viele Punkte durch den Fang von<br />
Fischen zu erzielen. Man bekommt einen<br />
vordefinierten, begrenzten Abschnitt zugelost<br />
und befischt diesen dann unter den<br />
Augen von Kontrolleuren und Punkt- <br />
4/2024<br />
23
REPORT WETTKAMPFANGELN<br />
richtern – natürlich möglichst erfolgreich.<br />
Ein Rotationsverfahren während der sogenannten<br />
Einzel-Sessions, welche in der<br />
Regel über mehrere Tage stattfinden, soll<br />
Chancengleichheit bei den Teilnehmern<br />
gewähren. Schnell wird ersichtlich, dass<br />
man bei einer derartigen Veranstaltung als<br />
Teilnehmer tunlichst nicht nur auf steigende<br />
Fische setzen sollte, sondern dass<br />
die entsprechenden Nymph-Techniken in<br />
der Regel Mittel der Wahl sind. Und genau<br />
dort ist der Einfluss auf unser Hobby auch<br />
am größten, allen voran bei den diversen<br />
modernen Euronymph-Techniken. Diese<br />
möchte ich kurz einmal vorstellen.<br />
Wettkampftechniken im Angel-<br />
Alltag<br />
Fischten die polnischen und tschechischen<br />
Teilnehmer anfangs noch mit regulären<br />
Einhandruten, Fliegenrollen und<br />
Schnüren, unter Verwendung spezieller<br />
(langer) Vorfächer, so hat heute längst<br />
spezielles Gerät für das Euro-Nymphing<br />
Einzug gehalten: Lange Ruten von 10 Fuß<br />
oder mehr für niedrige Schnurklassen<br />
(meist der AFFTA-Klassen #2 -#4), spezielle<br />
Großkern-Fliegenrollen, dünne Level-Line<br />
Fliegenschnüre, fertige Euroymph-Rigs<br />
und widerhakenlose Jighaken finden sich<br />
ebenso, wie fertige Micro-Streamer, welche<br />
den derzeitigen Regularien der Wettbewerbe<br />
entsprechen. Als passionierter<br />
und interessierter Fliegenfischer komme<br />
auch ich nicht spurlos an dieser Entwicklung<br />
vorbei und werde zwangsläufig damit<br />
konfrontiert. Ich habe diesbezüglich<br />
sogar schon mal einen Fliegenfischerkurs<br />
zur Thematik French-Nymphing besucht<br />
und verfüge längst über entsprechende<br />
Gerätschaften. Unbestritten sind die Euro-<br />
Nymphtechniken, allem voran das French-<br />
Nymphing äußerst effektive Methoden,<br />
aber ehrlich gesagt werde ich nicht so<br />
richtig warm damit. Auch wenn diese Art<br />
der Fischerei oftmals die erfolgreichere<br />
Methode ist, so fehlt mir dabei doch der<br />
reguläre Wurfablauf. Das Schlenzen eines<br />
langen Vorfachs mit beschwerten Nymphen<br />
gibt mir nicht das gleiche Gefühl des<br />
Fliegenfischens, wie ein platzierter Distanzwurf.<br />
Zudem wate ich ungern tief in<br />
ein stark strömendes Gewässer ein, um<br />
nah an den Fisch heranzukommen. Dennoch<br />
gibt es hin und wieder Momente, in<br />
denen ich mich sporadisch an den Elementen<br />
der Euronymph-Techniken bediene.<br />
Für mich ist die Passion Fliegenfischen<br />
in erster Linie eine Art „Entschleunigung“<br />
vom Alltag, das „Naturerlebnis“ spielt da<br />
eine wichtige Rolle. Das sind Dinge, welche<br />
beim Wettkampf<strong>fliegenfischen</strong> außen<br />
vorstehen. Zudem finde ich es fragwürdig,<br />
einen empfindlichen Salmoniden zu<br />
einem „Punktelieferanten“ zu degradieren.<br />
Dennoch liegt es mir fern, jemandem eine<br />
Vorhaltung machen zu wollen. Wie sehen<br />
Sie das? Wie viel von der „Wettkampffischerei“,<br />
hinsichtlich des Materials und<br />
der Techniken begleitet Sie ans Wasser? <br />
Während das Gesetz Angelwettbewerbe in Deutschland nicht erlaubt, werden solche Events<br />
international regelmäßig ausgetragen und zelebriert.<br />
French-Nymphing<br />
Im allgemeinsten Sinne stellt French-<br />
Nymphing die Verwendung einer langen<br />
Fliegenrute mit einer niedrigen AFFTA<br />
(AFTMA)-Schnurklasse dar (z.B. 10 ft. / 3m<br />
oder länger, für Schnüre der Klasse #3 und<br />
leichter), um damit Nymphen als Springer an<br />
einem sehr langen, monofilen Nylonvorfach<br />
zu werfen, ohne dabei jedoch eine Fliegenschnur<br />
als Wurfgewicht zu verwenden.<br />
Allein das lange Vorfach, in Kombination mit<br />
den eigenschweren Nymphen sorgt für die<br />
Wurfmasse und den Fliegentransport. Laut<br />
Überlieferung verwendeten belgische Teilnehmer<br />
bei einer Meisterschaft in Frankreich<br />
als Erste diese äußerst sensible und fortgeschrittene<br />
Methode des High-Stickings,<br />
worauf es dann in der Folge zur Begrifflichkeit<br />
„French-Nymphing“ kam. Im Gegensatz<br />
zu den vorgenannten Methoden kommen<br />
dabei auch häufiger Nachbildungen von<br />
Eintagsfliegenlarven und Bachflohkrebsen<br />
zum Einsatz. Kernelement dieser Methode<br />
ist die möglichst natürliche Drift des Köders.<br />
Man beobachtet das Abtreiben des Vorfaches<br />
und bei jedem verdächtigen Verhalten<br />
wird sofort ein Anhieb gesetzt. Oftmals wird<br />
zur besseren Bisserkennung auch ein Stück<br />
Sighter-Material in Signalfarben verwendet.<br />
Bei dieser Methode spielt eine herkömmliche<br />
Fliegenschnur überhaupt keine Rolle mehr,<br />
ausgenommen als Füllschnur / Backing für<br />
die verwendete Large Arbor-Fliegenrolle.<br />
Rute: Einhandrute in 10‘ ft. oder mehr der<br />
AFFTA-Klassen #2 bis #4<br />
Rolle: Spezielle Large Arbor – passend zum<br />
Kopfgewicht der Rute<br />
Schnur: Dünne Level-Line Fliegenschnur<br />
oder Monofilament<br />
Vorfach: Länge 20‘ ft. inkl. Sighter-Abschnitt<br />
mit 1 bis 2 starren Droppern<br />
Köder: Imitationen von Köcherfliegen- und<br />
Eintagsfliegenlarven.<br />
24 4/2024
Spanish-Nymphing<br />
Diese Technik wurde vom Team USA vor der<br />
Fliegenfischer-Weltmeisterschaft 2002 in<br />
Spanien entdeckt und kommt ursprünglich<br />
aus der Pyrenäenregion. Die Bachforelle ist<br />
dort ein wilder, scheuer Fisch, der schon seit<br />
Hunderten von Jahren beangelt wird. Der<br />
spanische Stil ist eine sehr effektive Methode,<br />
wenn man in langsameren Flüssen oder<br />
im unteren Teil einer Rieselstrecke fischt.<br />
Die Hauptunterschiede zwischen Spanish<br />
Nymphing und den osteuropäischen Stilen<br />
liegt in der Gesamtlänge des Vorfachs und<br />
dem Abstand zwischen Angler und Forelle<br />
während der Präsentation. Das spanische<br />
Nymphing ist eine weitaus „visuellere“ Technik<br />
im Vergleich zum Polish-Nymphing oder<br />
dem Czech-Nymphing. Die Ruten sind in der<br />
Regel 10 bis 12 Fuß lang und haben eine mittelschnelle<br />
oder langsame Aktion. In diesem<br />
Fall ist leichter als besser anzusehen und so<br />
werden Ruten der Schnurklassen #3 bis #5<br />
in Längen von 10 bis 11 Fuß empfohlen. Die<br />
Vorfächer erreichen für gewöhnlich 15 bis 30<br />
Fuß Gesamtlänge. Ein 30‘-Vorfach ist zwar<br />
eher als extrem lang anzusehen, hat aber in<br />
bestimmten Situationen durchaus seine Berechtigung.<br />
Bei der traditionellen Technik wird<br />
eine 1X bis 3X Vorfachschnur in einer Länge<br />
von 8 – 12 Fuß an die Fliegenschnur geknotet,<br />
gefolgt von einem 1 – 2 Fuß langen Abschnitt<br />
aus 6 bis 8 lb Hi-Vis Sighter-Material. Als<br />
Nächstes wird das Vorfach mit einem 3‘ bis 8‘<br />
Fuß langen Abschnitt aus 4X aufgebaut. Anschließend<br />
fügen Sie Seitenarme mit 5X, 6X<br />
oder 7X – Material in einer Länge von vier Zoll<br />
hinzu. Verwendet wird dazu der Blutknoten<br />
oder ein dreifacher Chirurgenknoten. Auch<br />
das spanische System ist für die Verwendung<br />
von zwei oder drei Fliegen ausgelegt. Oftmals<br />
werden in Bezug auf den spanischen Stil die<br />
sogenannten Perdigon-Nymphen gefischt:<br />
Minimalistisch gebundene, stark beschwerte<br />
Muster mit großer Kopfperle, welche über<br />
einen Epoxidharz-Überzug aus UV-aktiven<br />
Bindeharzen verfügen.<br />
Rute: Einhandrute in 10‘ ft. oder mehr der<br />
AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />
Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle in<br />
passender Schnurklasse<br />
Schnur: Reguläre Schwimmschnur in AFFTA-<br />
Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />
Vorfach: Länge 15‘ ft. bis 30‘ ft.<br />
Köder: Köcherfliegenimitationen, Perdigons,<br />
Shrimps<br />
Flyfishing Competitions sind sicher<br />
auch eine tolle Erfahrung, bei der<br />
man viel von der Expertise der anderen<br />
Profis mitnehmen kann – leider<br />
sind solche Veranstaltungen ohne<br />
Sponsoring seitens der Industrie<br />
eine große finanzielle Belastung.<br />
4/2024<br />
25
PRAXIS WOLFSBARSCH<br />
Wolfsbarsch<br />
in der Bretagne<br />
Wer das Meer und Herausforderungen liebt, ist<br />
in der Bretagne genau richtig. Bastian Wormuth und<br />
JEAN-BAPTISTE VIDAL waren in den bretonischen<br />
Flats auf der Jagd nach Wolfsbarsch.<br />
Fotos: Jean-Baptiste Vidal, Bastian Wormuth<br />
26 6/2024
Foto: B. Wormuth<br />
Wolfsbarsch in der<br />
Betragne vom Boot<br />
oder Ufer aus. Die<br />
Fische bieten eine<br />
spannende Fischerei<br />
und tolle Drills.<br />
6/2024<br />
27
PRAXIS WOLFSBARSCH<br />
Wir werden in etwa<br />
15 Minuten die ersten<br />
Fische sehen“,<br />
sagt der Guide<br />
selbstbewusst. Wir stehen am Ufer<br />
eines Flusses in der Bretagne, einige<br />
Kilometer von der Mündung<br />
entfernt, im Gezeitenbereich. Das<br />
Wasser fällt und gibt felsige Ufer<br />
sowie sandige Bereiche mit Blasentanginseln<br />
frei. Unser Ziel: Wolfsbarsche,<br />
Dicentrarchus labrax. Seit<br />
Jahren verbringe ich meinen Sommerurlaub<br />
in der Bretagne und<br />
habe schon viele kleine Wolfsbarsche<br />
bis 40 cm mit Streamern oder<br />
Garnelenimitationen gefangen.<br />
Über das Internet habe ich Jean-<br />
Baptiste Vidal, kurz JB, gefunden,<br />
einen Spezialisten für diese Art der<br />
Fischerei. Er empfahl mir am Telefon<br />
eine Methode: Wolfsbarsche<br />
auf Sicht, bekannt als „bar à vue“.<br />
Die Bretagne ist<br />
bekannt für ihre<br />
Austernzucht – hier<br />
zu sehen eine der<br />
weltweit berühmtesten<br />
Austernanbauregionen.<br />
Wolfsbarsch<br />
- der<br />
Fisch der<br />
wenigen<br />
Würfe.<br />
Diese Technik verspricht aufregender<br />
und vor allem erfolgreicher für<br />
große Fische zu sein – vergleichbar<br />
mit dem Angeln auf Bonefish oder<br />
Permit in den Flats der Karibik.<br />
„Nun gut“, dachte ich mir, „das werde<br />
ich ausprobieren.“<br />
Im Blasentang lauert der<br />
Wolfsbarsch<br />
Nach etwa 10 Minuten ruft JB mich<br />
herüber: „Schau mal hier, der erste<br />
Fisch. Aber keine Eile, den werden<br />
wir nicht fangen, er ruht und wird<br />
nicht fressen.“<br />
Wir stehen auf Felsen, etwa 2 Meter<br />
über dem Wasser, und blicken<br />
auf einen gemischten Uferbereich<br />
aus Sand, Felsen und Blasentanginseln.<br />
Zwischen dem Blasentang<br />
ist das Wasser maximal knietief.<br />
Nach genauerem Hinsehen erkenne<br />
ich die Schwanzflosse des größten<br />
Wolfsbarschs, den ich je live gesehen<br />
habe, unter einem Bündel Blasentang<br />
hervorschauen. Der Fisch<br />
steht regungslos da, als würde er<br />
schlafen. JB erklärt, dass der Fisch<br />
vermutlich gerade gefressen habe<br />
und jetzt zum Verdauen ruhe. Ich<br />
bin erstaunt und frage JB, wie er<br />
Zeit und Ort so genau vorhersagen<br />
konnte. Seine Antwort ist simpel:<br />
Das Wasser fällt, und genau dieser<br />
Uferbereich in dieser Wassertiefe<br />
ist jetzt ein interessantes Jagdrevier.<br />
Die bevorzugte Nahrung<br />
der Wolfsbarsche, kleine Strandkrabben,<br />
zieht wegen des fallenden<br />
Wassers in tiefere Bereiche. Die<br />
Wolfsbarsche nutzen diese Gelegenheit<br />
bis zur letzten Minute.<br />
Kurz darauf ruft JB erneut:<br />
„Komm her, hier ist ein aktiver<br />
Fisch. Schnell!“, und dann: „Cast<br />
– NOW!“. Ich laufe zu ihm, versu-<br />
28 6/2024
Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />
che den Fisch zu lokalisieren, sehe<br />
ihn, schnappe mir die Krebsimitation,<br />
die ich die ganze Zeit in der<br />
Hand halte, werfe sie von mir weg,<br />
mache einen Vorwärts- und Rückwärtsschwung<br />
– und meine Fliege<br />
bleibt im Baum hinter mir hängen.<br />
Wir hatten es vorher geübt: Wenn<br />
ein aktiver Fisch zu sehen ist, muss<br />
man sehr schnell sein, denn die Fische<br />
sind meist sehr schnell unterwegs.<br />
Sie schwimmen von Fels zu<br />
Fels oder von Blasentang zu Blasentang,<br />
schauen nach Krebsen<br />
und attackieren diese direkt oder<br />
schwimmen weiter. Man muss den<br />
Weg des Fisches erahnen und die<br />
Fliege in seinen Weg platzieren,<br />
je nach Wassertiefe etwas näher<br />
oder etwas ferner. Man lässt die beschwerte<br />
Fliege zu Boden sinken,<br />
der Fisch kommt und zeigt Interesse,<br />
ggf. lässt man den Krebs etwas<br />
zucken, und dann greift der Fisch<br />
zu – im besten Fall.<br />
Dies alles geschieht in sehr flachem<br />
Wasser, oft wirft man nicht<br />
mehr als 10 Meter weit. In der Theorie<br />
und beim Trockentraining<br />
klang alles einfach. Doch nun, am<br />
Wasser, mit Bäumen im Hintergrund<br />
und einem unhandlichen<br />
Krebs am langen Vorfach, der auf<br />
ein Ziel von der Größe eines Keschers<br />
geworfen werden muss,<br />
stellt sich eine ganz andere Herausforderung<br />
dar. „Kein Problem, wir<br />
werden noch mehr Fische sehen<br />
und weitere Chancen haben.“<br />
Der Guide Jean-<br />
Baptiste mit einem<br />
Fisch jenseits der<br />
60 cm. Er hat die für<br />
die Flüsse typische<br />
dunkle Färbung.<br />
Ein 62 cm langes<br />
Kraftpaket!<br />
Die Suche nach dem<br />
richtigen Spot<br />
Wir setzen unseren Weg am Ufer<br />
fort. Der Waldweg oberhalb bietet<br />
eine schöne Kulisse, die ich auch<br />
ohne Angel gerne genossen hätte.<br />
Es ist August, das Wetter ist typisch<br />
bretonisch sommerlich – nicht<br />
zu heiß, leichter Wind und blauer<br />
Himmel. Jean-Baptiste kennt die<br />
Stellen, an denen wir den Waldweg<br />
verlassen müssen, um einen<br />
Blick auf das knöcheltiefe Wasser<br />
zu werfen: meist markante Stellen<br />
hinter großen Felsen, wo bei<br />
Flut vermutlich eine Kehrströmung<br />
ist, bei Ebbe sich aber Blasentanginseln<br />
oder kleine Felsen zeigen.<br />
Manchmal sind es auch unscheinbare<br />
Spots – zumindest für mich.<br />
Die Suche nach vielversprechenden<br />
Stellen erfordert viele Stunden<br />
am Flussufer. Jean-Baptiste hat sich<br />
diese Zeit genommen, um das Verhalten<br />
der Fische genau zu studieren,<br />
und ich profitiere nun davon.<br />
Mein Vertrauen in seine Kenntnisse<br />
wächst.<br />
An ausgewählten Stellen nehmen<br />
wir uns Zeit, um das Geschehen<br />
unter Wasser genau zu beobachten.<br />
Fische sieht man ständig<br />
– aber es sind meistens Meeräschen,<br />
die einzeln oder in Gruppen<br />
die Uferbereiche besuchen.<br />
Langsam beginne ich zu erkennen,<br />
dass neben Ort, Gezeiten und Wind<br />
die Fähigkeit, Meeräschen schnell<br />
von Wolfsbarschen zu unterscheiden,<br />
eine entscheidende Kompetenz<br />
zu sein scheint. Jedes Mal,<br />
wenn ich aufgeregt „Fisch“ rufe,<br />
winkt JB ab und sagt nur „Mullet“.<br />
Es wird noch einige Sessions dauern,<br />
bis ich sicher Wolfsbarsche erkenne.<br />
Es ist die Art zu schwimmen<br />
und die Lage in der Wassersäule:<br />
Meeräschen sind überall und oft<br />
an der Oberfläche, Wolfsbarsche<br />
schwimmen selten an der Oberfläche,<br />
meist bodennah, und haben<br />
einen viel breiteren und höheren<br />
Kopf.<br />
Der Tidenhub in der<br />
Bretagne<br />
Jean-Baptiste schlägt einen Ortswechsel<br />
vor: Die Ebbe ist zu fortgeschritten,<br />
hier tut sich jetzt nichts<br />
mehr. Der Tidenhub in der Bretagne<br />
kann mehrere Meter betragen,<br />
was bedeutet, dass die Gezeiten in<br />
vielen Flüssen weit ins Landesinnere<br />
wirken und diese Berei-<br />
<br />
Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />
Foto: Bastian Wortmuth<br />
6/2024<br />
29
PRAXIS WOLFSBARSCH<br />
Leopardengrund<br />
im flachen Wasser,<br />
Austernbänke in<br />
der Nähe – es riecht<br />
förmlich nach Fisch.<br />
che das Jagdrevier der Wolfsbarsche<br />
sind, die auch bei niedrigem<br />
Salzgehalt aktiv sind. Der drastische<br />
Unterschied zwischen Ebbe<br />
und Flut bedeutet, dass sich die<br />
Bedingungen innerhalb von 15<br />
Minuten von ideal zu unbefischbar<br />
für die Fischerei ändern können:<br />
Blasentangbüsche, die eben<br />
noch schwammen, liegen plötzlich<br />
trocken und interessieren keinen<br />
Wolfsbarsch mehr.<br />
Wir fahren 5 Minuten mit dem<br />
Auto zu einem neuen Spot, parken<br />
an einem Waldweg und laufen<br />
weitere 5 Minuten durch den Wald<br />
entlang des Ufers zu einem felsigen<br />
Plateau, wo das Wasser knietief<br />
steht. Neben dem Plateau ist die<br />
Rinne des Flusses, der hier einige<br />
Meter tief ist.<br />
Wir stehen wieder etwas oberhalb,<br />
und meine Augen durchforsten<br />
den Grund nach Fisch. Wie so<br />
oft entdeckt JB dank seiner Erfahrung<br />
als Erster einen Fisch, der ruhig<br />
neben einem dunklen Stein<br />
steht.<br />
Ich mache mich bereit zum<br />
Wurf, als JB ruft: „Stop! Hier ist<br />
noch ein größerer Fisch.“<br />
Tatsächlich steht ein paar Meter<br />
weiter noch ein Wolfsbarsch in<br />
der Strömung. Ein guter Fisch, bestimmt<br />
über 60 cm. Nach und nach<br />
entdecken wir weitere Fische, die<br />
auf dem Plateau stehen. Zeitweise<br />
sehen wir 5 bis 6 Fische gleichzeitig.<br />
Wir diskutieren und suchen uns<br />
zwei Fische aus, die nah beieinanderstehen.<br />
JB positioniert sich etwas<br />
oberhalb und gibt genaue Anweisungen.<br />
Ich stelle mich an die Wasserlinie<br />
und werfe meine Krebsimitation<br />
vor die beiden Fische. Diesmal<br />
bleibe ich nicht an den Felsen hängen,<br />
und die Fliege landet genau<br />
dort, wo ich sie haben möchte. Das<br />
allein macht mich schon zufrieden.<br />
JB hat einen besseren Überblick<br />
und kommentiert: „Der eine<br />
hat deine Fliege gesehen, er kommt<br />
… beweg sie ein bisschen … ah<br />
nein, schlag an!“ Ich schlage an und<br />
spüre den Fisch, der sofort Druck<br />
macht und Leine nimmt, aber hinter<br />
mir höre ich JB Französisch fluchen:<br />
„Ein Baby ist von der Seite gekommen<br />
und hat dem Großen den<br />
Krebs weggeschnappt!“<br />
Nach einem harten, aber kurzen<br />
Drill lande ich mein „Baby“<br />
von ca. 45 cm. Es ist mein bisher<br />
größter Wolfsbarsch mit silbrigem<br />
Bauch und sehr dunklem Rücken,<br />
typisch für die Fische der Flussmündungen.<br />
Der Fisch darf wieder schwimmen,<br />
Catch & Release ist in Frankreich<br />
kein Problem. Ich atme erst<br />
einmal durch, setze mich hin und<br />
genieße den Moment. Wir machen<br />
eine kleine Pause mit Sandwiches<br />
und Getränken.<br />
30 6/2024
Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />
5 von 25: Wolfsbarsche<br />
lieben Krebse.<br />
Hier sind fünf<br />
Krebse, die aus dem<br />
Magen eines 80 cm<br />
großen Wolfsbarsches<br />
stammen.<br />
Original und<br />
Fälschung. Hier zu<br />
sehen verschiedene<br />
Varianten des Krebsmusters.<br />
Als ich vor einigen Jahren das<br />
Fliegenfischen für mich entdeckte,<br />
faszinierte mich besonders das<br />
Visuelle und die Nähe zum Fisch,<br />
die das Fischen mit der Schnur in<br />
der Hand bietet. Das Fischen auf<br />
Sicht nach Wolfsbarschen geht<br />
noch einen Schritt weiter und ist<br />
unglaublich intensiv – eine echte<br />
Herausforderung! Bei dieser Art<br />
des Fischens macht man nicht viele<br />
Würfe pro Tag, aber wenn man einen<br />
Fisch sieht, ist die Chance sehr<br />
hoch, ihn zu fangen. Je größer und<br />
älter die Fische sind, desto wählerischer<br />
werden sie bei der Nahrungsaufnahme.<br />
Wolfsbarsche von 70 cm<br />
Länge sind oft 15 Jahre oder älter<br />
und haben bereits viel Erfahrung<br />
gesammelt.<br />
Unvergessliche Erlebnisse<br />
Nach der Pause ergreifen wir noch<br />
ein paar weitere Chancen, und ich<br />
fange noch einige Fische, allerdings<br />
keine größeren mehr. In den folgenden<br />
Jahren unternahm ich immer<br />
wieder Angeltouren mit JB und<br />
konnte neben tollen Angelerlebnissen<br />
auch viel lernen. Drei besondere<br />
Erlebnisse sind mir besonders<br />
im Gedächtnis geblieben:<br />
Bei einer dieser Touren warf ich<br />
die unhandlichen Krebsmuster inzwischen<br />
ziemlich sicher. An einem<br />
typischen Spot sahen wir einen<br />
besonders guten Fisch, und<br />
ich präsentierte meine Fliege perfekt.<br />
Der Wolfsbarsch, der ungefähr<br />
70 cm lang war, näherte sich<br />
meiner Fliege, zögerte, kam näher,<br />
zog sich wieder zurück. Ich bewegte<br />
den Krebs leicht, er näherte sich<br />
erneut, öffnete sein Maul und saugte<br />
die Fliege ein. Ich setzte den Anhieb,<br />
und plötzlich flog mir der grüne<br />
Krebs entgegen ... JB rief nur „Oh<br />
No!“. An diesem Tag fing ich noch<br />
weitere Fische, aber JB scherzte immer<br />
wieder, dass dies nur Köderfische<br />
für den guten Fisch wären,<br />
den ich nicht fangen konnte. Es<br />
war ein lustiger Tag, an dem ich das<br />
Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht<br />
bekam.<br />
Ein weiteres Erlebnis hatte<br />
auch eine komische Note: <br />
Foto: Bastian Wortmuth<br />
Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />
6/2024<br />
31
PRAXIS WOLFSBARSCH<br />
Wolfsbarsch, gefangen<br />
mit einer<br />
Krebsimitation.<br />
Nachdem ich einen Fisch im knietiefen<br />
Wasser freigelassen hatte –<br />
im Sommer kein Problem, selbst<br />
in Shorts – rief JB plötzlich hinter<br />
mir: „Beweg dich nicht – schau<br />
nach links.“ Langsam drehte ich<br />
mich um und sah einem sehr großen<br />
Wolfsbarsch direkt vor meinen<br />
Füßen im Wasser in die Augen. Auf<br />
seiner Stirn konnte ich Narben erkennen<br />
und sein riesiges Maul sehen,<br />
das sich beim Atmen leicht<br />
öffnete. Ich versuchte, meine Fliege<br />
in seine Richtung zu werfen, doch<br />
sie landete irgendwo daneben und<br />
verscheuchte ihn. Mit ihm flüchteten<br />
zwei weitere Wolfsbarsche aus<br />
dem Tang hinter ihm. Offenbar war<br />
hier ein Rudel unterwegs. Die Narben<br />
im Kopfbereich sind altersbedingt;<br />
vermutlich verletzen sich die<br />
Fische, wenn sie Krebse attackieren,<br />
die auf Felsen sitzen.<br />
Geteilte Freude ist bekanntlich<br />
die schönste Freude. Nachdem<br />
ich meine Begeisterung mit<br />
meinem Freundeskreis geteilt hatte,<br />
gelang es mir, das Interesse von<br />
zwei Freunden zu wecken. Gemeinsam<br />
planten wir einen Angelur-<br />
Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />
Gut zu wissen<br />
Gezeiten<br />
Gute Spots sind Uferbereiche in Gezeitenbereichen<br />
von Flüssen mit hüft- bis knöcheltiefem<br />
Wasser und Struktur auf Sand,<br />
wie Felsen, Blasentang oder Austernbänke.<br />
Austernbänke sind ein guter Indikator dafür,<br />
dass das Wasser nährstoffreich ist und<br />
Wolfsbarschfutter (Krebse, Garnelen, kleine<br />
Fische) vorhanden ist.<br />
Entscheidend ist der richtige Gezeitenstand.<br />
Eine Gezeiten-App wie z. B. marée.info zeigt<br />
den Wasserstand an der nächsten Flussmündung<br />
zu bestimmten Zeiten an. Die<br />
App informiert über die Stärke der Gezeitenströmung.<br />
Hohe Differenzen führen zu<br />
starken Strömungen, niedrige zu schwachen.<br />
In Frankreich wird dieser Unterschied nicht<br />
wie in Deutschland angegeben („mittleres<br />
Hochwasser bei 2,50 m“), sondern durch den<br />
sog. Koeffizienten. Dies ist eine Zahl zwischen<br />
20 und 120, wobei 20 für eine Nipptide und<br />
120 für eine Springflut steht. Ein Beispiel:<br />
Bei einem Koeffizienten von 62 beträgt der<br />
Tidenhub an einem Fluss 2,79 m, bei einem<br />
Koeffizienten von 101 jedoch 4,66 m. Die<br />
Fischerei auf Sicht ist sowohl bei steigendem<br />
als auch bei fallendem Wasser möglich, abhängig<br />
vom Spot.<br />
Die besten Monate für die Fischerei auf Sicht<br />
sind Mai, Juni, Oktober und November mit stabilen<br />
Wetterbedingungen, jedoch kann man<br />
zwischen April und November gute Erfolge<br />
erzielen. D.h. April bis Nov. geht grundsätzlich,<br />
aber Mai/Juni und Okt./Nov. sind am besten.<br />
Wolfsbarsche sind standorttreu und besuchen<br />
gern dieselben Spots. Es ist sinnvoll, einmal<br />
gefundene Stellen im Auge zu behalten.<br />
Lizenzen<br />
In Frankreich ist zum Angeln im Meer keine<br />
Lizenz erforderlich, aber Mindestmaße und<br />
Fangbeschränkungen müssen eingehalten<br />
werden. Die EU legt jährlich neue Regelungen<br />
für den Wolfsbarsch fest. Diese können von<br />
den Mitgliedsländern strenger ausgelegt<br />
werden. Es passiert tatsächlich, dass ein Land<br />
im Laufe des Jahres nachlegt und Regelungen<br />
verschärft. Die Regelungen unterscheiden<br />
meist zwischen Regionen nördlich und südlich<br />
des 48° Breitengrades. Dieser quert die<br />
Bretagne etwa auf Höhe der Stadt Quimper<br />
Für 2024 beträgt das Mindestmaß in beiden<br />
Zonen 42 cm, aber nördlich des Breitengrades<br />
ist die Entnahme vom 1. Februar bis 30. März<br />
nicht gestattet; außerhalb dieser Zeiten sind<br />
2 Fische pro Tag und Fischer erlaubt. Südlich<br />
des Breitengrades dürfen das ganze Jahr über<br />
nur 1 Fisch pro Tag und Fischer entnommen<br />
werden, was eine Änderung dem Vorjahr<br />
darstellt. Jeder privat entnommene Fisch<br />
muss durch Einschneiden der Schwanzflosse<br />
markiert werden. Catch & Release ist erlaubt.<br />
Aktuelle Regelungen sind online verfügbar.<br />
Für die Originaltexte auf Französisch sucht<br />
man nach „réglementation pêche au bar“. In<br />
der Bretagne und Nordfrankreich wird der<br />
Wolfsbarsch als „bar“ bezeichnet, im Süden<br />
als „loup de mer“.<br />
Für jeden Fluss, der ins Meer mündet, ist<br />
in Frankreich eine sog. Salzwassergrenze<br />
(„Limite d’eau salée“, LSE) festgelegt. Diese<br />
liegt wegen des hohen Tidenhubs oft viele<br />
Kilometer landeinwärts und fern der für<br />
unsere Fischerei interessanten Bereiche.<br />
Meine Grundregel lautet: Solange man an den<br />
Flussufern einen deutlichen Tidenhub über<br />
einem Meter erkennen kann, bewegt man<br />
sich formal im Salzwasser und benötigt damit<br />
keine Angelerlaubnis. Man findet diese Begrenzung<br />
pro Fluss ebenfalls im Internet.<br />
Für das Süßwasser benötigt man in Frankreich<br />
eine Angelerlaubnis. Über www.cartedepeche.fr<br />
kann man Tages-, Wochen- oder<br />
Jahreskarten erwerben. Diese sind gültig in<br />
einer Region, die jeweils durch eine regionale<br />
Angelvereinigung (sog. AAPPMAs) verwaltet<br />
werden. Diese Regionen decken sich i.d.R. mit<br />
den französischen Departments. Innerhalb<br />
dieser Regionen darf man alle öffentlichen<br />
Gewässer befischen. Private Gewässer sind<br />
vor Ort gekennzeichnet, über die Website der<br />
AAPPMAs findet man oft Karten mit empfohlenen<br />
Abschnitten für Fliegenfischer. Es gibt<br />
auch überregionale Monats- oder Jahreskarten,<br />
für die sich 80 AAPPMAs verbunden<br />
haben. Diese Vereinigung (EGHO) deckt mit<br />
Ausnahme von 4 Departements ganz Frankreichs<br />
ab. Die Jahreskarte dieser Art kostet<br />
110€. Für die Fischerei auf Wanderfische<br />
(„poisson migrateur“) wie Lachs, Meerforelle<br />
oder Maifische benötigt man eine zusätzliche<br />
Erlaubnis und zusätzlich 50€/Jahr kostet.<br />
Tackle<br />
Im Sommer bevorzuge ich Wet Wading: Badeshorts,<br />
UV-Shirt, Kopfbedeckung und alte<br />
Watschuhe mit Neoprensocken. Die Watschuhe<br />
haben Spikes für besseren Halt. Eine<br />
günstige Alternative sind knöchelhohe Neoprenschuhe<br />
mit fester Sohle. Sonnencreme<br />
und eine hochwertige Polbrille sind essenziell,<br />
um Fische frühzeitig zu erkennen.<br />
Ich fische große Krebsimitationen (Hakengröße<br />
2-4) auf Wolfsbarsch. Diese lieben<br />
große Krebse, daher muss der Köder in Größe<br />
und Aussehen realistisch sein. Ein 80 cm<br />
großer Wolfsbarsch hatte einmal 25 Krebse<br />
im Magen. Einfache Muster bestehen aus<br />
dunkelgrünen EP-Fibern (EP 3D, Farbe eel<br />
green oder mulet) für den Körper, Augen wie<br />
für Garnelen, Beine und Scheren aus Chenille<br />
oder Gummi, und einer Beschwerung am Hakenöhr,<br />
um den Haken mit dem Bogen nach<br />
oben auf dem Boden ablegen zu können. Die<br />
Fliege soll beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche<br />
wenig Lärm machen, aber schnell<br />
32 6/2024
Foto: Bastian Wortmuth<br />
Etwas ramponierte<br />
Krebsimitationen, im<br />
Flachen funktionieren<br />
übrigens Garnelenmuster<br />
gut.<br />
laub in der Bretagne und buchten<br />
einen Tag mit JB, der sich fast wie<br />
aus dem Bilderbuch entwickelte:<br />
Innerhalb weniger Stunden hatten<br />
wir mehrere Fische gelandet, und<br />
die Grinsen auf unseren Gesichtern<br />
wurden immer breiter. Wolfsbarsch<br />
auf Sicht zu fischen, bereitete uns<br />
große Freude! Im Laufe der Jahre<br />
habe ich gelernt, wie wichtig es ist,<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
zu sein, und mir eigene Spots „erarbeitet“.<br />
Einen Fisch an diesen Stellen<br />
zu fangen, ist immer besonders<br />
befriedigend! <br />
sinken.<br />
Manchmal jagen Wolfsbarsche Garnelen im<br />
flachen Wasser und drängen sie Richtung<br />
Ufer. Dann funktioniert die Sichtfischerei<br />
gut. Diese Spots sind jedoch schwer vorherzusagen.<br />
Für solche Situationen eignen sich<br />
Garnelenmuster in dezenten Farben, passend<br />
zu den lokalen rotbraunen und leicht durchsichtigen<br />
Garnelen. Wenn Wolfsbarsche an der<br />
Oberfläche Kleinfische oder Garnelen jagen,<br />
sind kleine Popper oder Gurgler erfolgreich. Für<br />
tieferes Wasser sind Streamer an der Sinkschnur<br />
ideal, buschige Muster aus EP-Fibern<br />
oder Sandaalimitationen.<br />
Schwere „Krebsfliegen“ lassen sich am besten<br />
mit schnellen Ruten der Klasse 8 oder 9<br />
werfen. In sehr flachem Wasser sind konische<br />
(Salzwasser-)Vorfächer etwas über rutenlang<br />
ratsam. Für knietiefes oder tieferes Wasser<br />
empfiehlt sich ein längeres Tippet, um das Absinken<br />
zu beschleunigen. Wegen der Austern<br />
auf den Steinen ist Fluorocarbon (FC) die beste<br />
Wahl, um Vorfachschäden zu vermeiden.<br />
Nah an Austernbänken verwende ich 0,30 mm<br />
FC, um ein Verfangen unter den Bänken zu<br />
verhindern; unter normalen Bedingungen reichen<br />
0,24 oder 0,27 mm aus. Mein bevorzugter<br />
Vorfachaufbau ähnelt dem für Contact Fly<br />
Fishing von Mad River Outfitters auf YouTube:<br />
Ein 2-2,5 m langes Stück Mono oder FC von<br />
etwa 0,40 mm wird mit einem Nail- oder Snell-<br />
Knoten an die Flugschnur angebunden, der mit<br />
flexiblem UV-Kleber gesichert wird, um das<br />
Durchziehen durch die Ringe zu erleichtern.<br />
Danach folgen 1-1,5 m 0,35 mm FC, ein kräftiger<br />
Tippetring und das Tippet entsprechend.<br />
Die lange, dicke Butt Section des Vorfachs hilft<br />
mir, die großen Krebse genauer zu platzieren.<br />
Alternativ funktioniert auch ein ungetapertes<br />
durchgängiges FC – erfordert aber Wurfkompetenz,<br />
es ist keine Fischerei für Anfänger.<br />
Für das Sichtfischen auf Wolfsbarsche ist ein<br />
Schusskopf nicht erforderlich, da die Aktion<br />
meist in der Nähe stattfindet und seltener als<br />
10 m geworfen wird. Beim Fischen mit Garnelenmustern<br />
oder Streamern für Wolfsbarsche<br />
ist ein Schusskopf jedoch nützlich, um durch<br />
weite Würfe mehr Fläche abzudecken.<br />
Guiding<br />
Jean-Baptiste Vidal ist seit 2006 Fliegenfisch-<br />
Guide mit Erfahrung weltweit in Salz- und<br />
Süßwasser. Neben Französisch spricht er<br />
Englisch und Spanisch. Er bietet Guidings für<br />
Sichtfischen auf Wolfsbarsch, Bootsfischen<br />
auf Wolfsbarsch, Forellenfischen im Hinterland<br />
sowie saisonal für Maifische und Lachs<br />
an. Zudem organisiert er Angelreisen in der<br />
Karibik.<br />
Seine Expertise hat mir eine faszinierende Angelerfahrung<br />
eröffnet, die ich nicht für möglich<br />
gehalten hätte. Die Tage mit ihm am Wasser<br />
waren lehrreich, kurzweilig und unterhaltsam.<br />
Infos unter: https://www.enjoyfishingbrittany.com.<br />
Impressionen seiner Fischerei sind<br />
auch auf Instagram (@enjoyfishing.fr) und<br />
dem Youtube-Kanal von Orion Fly Fishing zu<br />
entdecken.<br />
Land & Leute<br />
Die Bretagne im Westen Frankreichs ist<br />
bekannt für ihre starke regionale Identität<br />
und ihre vielfältige Landschaft mit Stränden,<br />
Steilküsten und felsigen Buchten, die oft an<br />
die Karibik erinnern. Die Glénan-Inseln vor<br />
Concarneau sind ein Geheimtipp für Taucher<br />
und bieten oft Delfinbeobachtungen sowie<br />
Sichtungen von Riesenhaien. Die Fischerei auf<br />
Wolfsbarsch rund um die Glénan-Inseln ist<br />
ausgezeichnet.<br />
Das Klima variiert stark zwischen Nord- und<br />
Südbretagne. Im Norden am Ärmelkanal ist<br />
es kühler mit Meerestemperaturen selten über<br />
16 °C, während der Süden dank des Golfstroms<br />
wärmeres Wasser bis zu 20 °C im<br />
Sommer bietet, aber auch stürmischer ist.<br />
Die bretonische Küche ist stark von der Nähe<br />
zum Meer geprägt: Austern sind eine lokale<br />
Delikatesse, oft direkt von den Felsen gesammelt.<br />
Muschelsuche bei Ebbe und „pêche<br />
à pied“ sind beliebte Freizeitaktivitäten. Die<br />
regionale Küche umfasst süße Crêpes und<br />
herzhafte Galette aus Buchweizenteig, begleitet<br />
von lokalem Cidre.<br />
Geschichtsinteressierte finden in der Bretagne<br />
zahlreiche prähistorische Stätten wie Hünengräber<br />
und Steinkreise, besonders beeindruckend<br />
bei Carnac. Aktivitäten wie Besuche an<br />
Landspitzen wie der Pointe du Raz oder Fahrradtouren<br />
im Hinterland bieten Charme.<br />
Anreise & Unterkunft<br />
Die Bahnreise von Frankfurt am Main oder<br />
Köln nach Vannes am Golf von Morbihan<br />
dauert etwa 8 Stunden, inklusive eines 2-stündigen<br />
Umstiegs in Paris. Direktflüge von deutschen<br />
Flughäfen nach Nantes, Lorient oder<br />
Brest sind begrenzt, daher ist ein Auto vor Ort<br />
hilfreich, um die Region gut zu erkunden. Die<br />
Gegend bietet viele schöne Ausflugsziele.<br />
Als Unterkunft empfehlen sich Ferienwohnungen,<br />
die über Internetportale in allen Preiskategorien<br />
verfügbar sind. Außerhalb der Hauptsaison<br />
von Mitte Juli bis Ende August sind die<br />
Preise für Ferienwohnungen niedriger, ebenso<br />
wie die Kosten auf den Märkten. Zeltplätze<br />
sind besonders in Küstennähe beliebt, aber<br />
wildes Campen wird von der Polizei nicht toleriert.<br />
Die meisten Franzosen, besonders jüngere<br />
Generationen, sprechen gut Englisch, aber<br />
es wird geschätzt, wenn Besucher sich auch<br />
in der Landessprache verständigen können.<br />
Restaurants haben typische Essenszeiten:<br />
Mittagessen zwischen 12 und 14 Uhr, Abendessen<br />
zwischen 18:30 und 21 Uhr, außerhalb<br />
dieser Zeiten sind nur wenige geöffnet.<br />
6/2024<br />
33
PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />
Einfach mal<br />
schöne Augen<br />
machen<br />
Natürlich kann man sie kaufen. 20 Stück für nen Fünfer.<br />
Die Rede ist von Shrimp-Augen. Oder man holt sich eine Flasche<br />
UV-Resin, eine UV-Lampe und 3.000 Glasperlen – und kann damit<br />
Shrimp-Augen bis ins hohe Rentenalter selbst herstellen.<br />
Text und Fotos: Michael Werner<br />
34 6/2024
Sieht aus wie ein<br />
echtes Auge, ist aber<br />
selbstgemacht.<br />
Selbstgemacht? Ja,<br />
wirklich! Solche<br />
Shrimp-Augen können<br />
auch Sie im Handumdrehen<br />
selbst herstellen.<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
<br />
6/2024<br />
35
PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />
Garnelenfliegen brauchen Augen.<br />
Punkt. Okay, nicht zwangsläufig,<br />
aber sie sehen damit einfach<br />
besser aus. Warum das<br />
wichtig ist? Ganz einfach wenn eine Fliege<br />
gut aussieht dann vertrauen wir ihr und<br />
lassen sie länger am Vorfach. Und je länger<br />
man eine Fliege fischt, desto eher wird<br />
man mit dieser Fliege auch seinen Fisch<br />
fangen. Vertrauen fängt. Das ist insgesamt<br />
eine sehr einfache Logik.<br />
Natürlich: Es gibt Garnelenfliegen, die<br />
auch ohne Augen hervorragend fangen,<br />
sonst wäre die Sache ja zu einfach. Nehmen<br />
wir zum Beispiel mal die Shrimp-<br />
Muster, die auf den Britischen Inseln und<br />
auf Island beim Lachsfischen extrem erfolgreich<br />
eingesetzt werden.<br />
Auf der anderen Seite ist nicht von der<br />
Hand zu weisen, dass diese Fliegen die Karikaturen<br />
von Garnelen sind. Während die<br />
legendäre GP, die General Practitioner, auf<br />
die Hauptmerkmale einer Garnele setzt,<br />
sieht die Red Frances aus wie eine schlecht<br />
rasierte Mohrrübe mit Vollbart, der lange<br />
Antennen aus dem Kopf wachsen. Zumindest<br />
so in etwa. Wie auch immer: Bei<br />
all diesen Fliegen braucht man schon Fantasie,<br />
um sie in die Kategorie „Garnele“<br />
einzuordnen. Bei vielen Garnelen für die<br />
Meerforellenfischerei sieht das jedoch etwas<br />
anders aus …<br />
Augen sind bei vielen Fliegen<br />
das Salz in der Suppe<br />
Obwohl ein alter Leitsatz des Fliegenbindens<br />
ja besagt, dass die Imitation von<br />
„Eyeballs and Assholes“ zu weit gehen<br />
würde, so ganz zeitgemäß ist dieser nicht<br />
mehr. Jeder anständige Streamer für das<br />
Hecht- oder Huchenfischen ist mit Augen<br />
ausgestattet, hier besteht sicherlich kein<br />
Diskussionsbedarf. Viele kleinere Streamer,<br />
die für die Bach- oder Regenbogenforelle<br />
eingesetzt werden, sind ebenfalls mit<br />
Augen ausgestattet. Und wo gibt es diese<br />
Augen noch? Richtig. Bei den Meerforel-<br />
lenfliegen. Viele sehr fängige Muster haben<br />
Augen, ob es nun die gute, alte Polar<br />
Magnus sei, die Isolde von Achim Stahl,<br />
der Oeland Shrimp von Morten Oeland<br />
oder die Pattegrisen von Claus Eriksen –<br />
sie alle setzen auf das Merkmal „Augen“.<br />
Bei der Magnus und der Isolde sind es Kugelketten-Augen,<br />
bei den beiden Shrimp-<br />
Mustern sind es … Shrimp-Augen, natürlich.<br />
Und wenn ich Shrimp-Muster binde,<br />
ganz gleich, ob Oeland-Shrimp, Pattegrisen<br />
oder einen meiner Good Year-Shrimps,<br />
ich verwende Auge. Nicht oft, sondern immer!<br />
Und verabschiedet sich mal eines<br />
dieser Augen, dann versetze ich die Fliege<br />
in den vorzeitigen Ruhestand. „Mit dem<br />
zweiten fischt man besser“, um es mit dem<br />
ZDF-Werbeslogan zu sagen. Denn ich bin<br />
mir fast sicher, dass die Augen ein wich-<br />
„Beim Herstellen dieser<br />
kleinen Augen gelangt man<br />
schnell in einen Rausch.“<br />
Shrimp-Augen herstellen<br />
Meine kleine Einkaufsliste<br />
UV-Resin<br />
UV-Resin heißt auch UV-Harz oder UV-Epoxid.<br />
Davon gibt es online reichlich, zum<br />
Beispiel für Fingernägel oder zum Basteln.<br />
100 Gramm „harter Typ" für die Schmuckherstellung<br />
kostet bei Amazon 10,99 Euro.<br />
UV-Lampe<br />
Muss nix dolles sein, muss nur UV-Licht<br />
abgeben. Mit einem Zehner ist man im Versandhandel<br />
dabei.<br />
Monofil<br />
0,50er Monofil, das darf gerne gut abgelagert<br />
sein. Eventuell muss man testen, ob<br />
der Durchmesser zu den Perlen passt. Das<br />
0,50er passt perfekt zu den 2 mm Glasperlen,<br />
die ich habe.<br />
Gramm 2 mm Glas Rocailles in verschiedenen<br />
Farben „beim großen Versender" für<br />
10,99 Euro bestellt. Reicht bis zur Rente …<br />
Edding<br />
Bei wasserfesten Stiften bin ich Lokalpatriot<br />
– der Edding kommt aus Ahrensburg, also<br />
nehme ich den. Ist gut, wenn man Pupillen<br />
malen möchte, die echte Garnelen nicht haben.<br />
Aber das weiß die Meerforelle ja nicht.<br />
Feuerzeug<br />
Musste ich vorhin wieder suchen. Seit ich<br />
nicht mehr rauche, liegen Feuerzeuge nicht<br />
mehr in jeder Ecke. Eines sollte man übrigens<br />
immer am Bindeplatz haben.<br />
2 mm Glasperlen<br />
Diese werden auch Rocailles oder „Indianerperlen"<br />
genannt. Habe mir eine Box mit 300<br />
36 6/2024
So gehts<br />
Schritt für Schritt zum Shrimp-Auge<br />
1 2<br />
Schneiden<br />
Sie ein etwa<br />
5 Zentimeter<br />
langes Stück<br />
dickes Monofil<br />
ab. Erhitzen<br />
Sie es unten<br />
an der Flamme<br />
(geringste<br />
Hitze). Drücken<br />
Sie dann das<br />
erhitzte Monofil<br />
gegen einen<br />
ebenen, kühlen<br />
Gegenstand,<br />
hier ist es das<br />
Feuerzeug.<br />
3<br />
Sehr gut eignen sich solche kleinen Glasperlen, Durchmesser<br />
von 2 oder 3 Millimeter. Persönlich nehme ich gerne die mit<br />
2 mm, die harmonieren gut mit der Größe einer Garnele. Und:<br />
Die Perlen müssen nicht schwarz sein.<br />
4<br />
Nun schieben Sie eine der kleinen Perlen auf das dicke<br />
Nylon. Die Innendurchmesser der „Indianer-Perlen“ sind<br />
meist gut für ein 0,50er Monofil geeignet. Testen Sie aber<br />
vorher, ob die Durchmesser gut zueinander passen.<br />
5<br />
Die Perle muss senkrecht hängen,<br />
damit die Form gleichmäßig<br />
wird! Führen Sie diese an die<br />
UV-Lampe und drehen Sie das<br />
Auge langsam, damit das Resin<br />
auf alle Seiten aushärtet. Kleben<br />
die Augen etwas, mit Alkohol<br />
abreiben.<br />
Füllen Sie etwas Resin<br />
in einen kleinen Behälter<br />
(Deckel einer Wasser- oder<br />
Limoflasche). Hier wurde<br />
ein kleines Glas genommen.<br />
Tauchen Sie die Perle<br />
komplett ein und ziehen<br />
Sie diese langsam und vor<br />
allem senkrecht hoch.<br />
<br />
6/2024<br />
37
PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />
tiger Reiz einer Garnelenfliege sind. Und<br />
falls nicht: Die Fliege sind mit zwei Augen<br />
einfach besser, einfach fängiger aus.<br />
Immer Ärger mit den Augen?<br />
Das muss wirklich nicht sein<br />
Was mich an diesen Augen jedoch total genervt<br />
hat: Wenn ich Shrimps binden wollte,<br />
dann hatte ich keine Augen mehr in der<br />
Tüte oder in der passenden Größe oder in<br />
der passenden Farbe oder es war irgendwas<br />
anderes. Das hat wirklich genervt.<br />
Was lag also näher, als in die Augen-<br />
Manufactur einzusteigen und Shrimp-Augen<br />
selbst herzustellen? Ein sehr unterhaltsames<br />
Projekt, bei dem man richtig<br />
schön viel falsch machen kann. Hat man<br />
den Dreh jedoch raus, dann läuft es derartig<br />
gut, dass man gar nicht mehr aufhören<br />
möchte, Augen in Serie und etlichen<br />
Varianten herzustellen. Macht richtig<br />
Freude – und da geteilte Freude doppelte<br />
Freude ist, zeige ich Ihnen mal, wie ich<br />
Shrimp-Augen herstelle. Und wenn Sie<br />
dazu auch noch den einen oder anderen<br />
Tipp habe, immer her damit. werner@angeln.de<br />
Keine Scheu, ich freue mich über Tipps<br />
und Anregungen, schließlich lernt man ja<br />
nie aus … <br />
„Garnelenaugen haben<br />
keine Pupillen, doch das<br />
weiß die Forelle nicht.“<br />
Echte Garnelen<br />
haben keine schwarzen,<br />
sondern eher<br />
bräunliche, bernsteinfarbene<br />
Augen.<br />
Mit der richtigen<br />
Perlenfarbe kommt<br />
man an das Original<br />
schon sehr dicht ran.<br />
Garnelen-Fliegen werden mit schwarzen Augen<br />
gebunden – doch wie sieht die echte Augenfarbe<br />
einer Ostseegarnele aus? Hier sehen Sie zwei<br />
Dinge: eine Ostseegarnele (Palaemon adspersus)<br />
und die Antwort auf die Augenfrage.<br />
Foto: adobestock.com/Aastels<br />
38 6/2024
Nice to know<br />
Augen auf!<br />
Jetzt kommt Farbe ins Spiel!<br />
Sie möchten farbige Augen herstellen?<br />
Nichts leichter als das. Zunächst<br />
färben Sie das platte Ende des Nylons<br />
mit einem wasserfesten Stift. Hier<br />
war es ein schwarzer Edding. Danach<br />
fädeln Sie eine rote Perle auf das<br />
Nylon, danach eine rosafarbene. Oder<br />
eine transparente. Ins Resin tauchen,<br />
überflüssiges Material abtropfen<br />
lassen, UV-Licht, fertig!<br />
Leuchtet da was?<br />
Gleiches Spiel wie bei den bunten Augen:<br />
Nylon platt drücken, schwarz anmalen und<br />
dann … eine kleine Leuchtperle aufziehen.<br />
Diese werden im Fachhandel in der Meeresangelecke<br />
mit den Plattfischvorfächern angeboten,<br />
denn Scholle und Co reagieren gut<br />
auf die kleinen Leuchtperlen. Meerforellen<br />
manchmal auch. Einen Versuch ist es wert.<br />
Da kannst Du lange Augen machen!<br />
Lange Augen? Warum nicht? Taschenkrebse<br />
haben eher längliche Augen<br />
und wenn man diese imitieren möchte,<br />
dann sind längliche Glasperlen perfekt.<br />
Alternativ kann man zwei gleichfarbige<br />
Perlen auffädeln. Sollte ich einmal in<br />
die Verlegenheit kommen, Permit-Fliegen<br />
binden zu müssen, ich würde diese<br />
Augen wählen. Auch, um den Guide ein<br />
bisschen neidisch zu machen.<br />
6/2024<br />
39
PRAXIS EMERGER<br />
8 Wege zum Erfolg:<br />
Schwimmkurs für<br />
Emerger<br />
Emerger sind extrem effektive Fliegen, und es werden<br />
ständig neue Muster entwickelt. Aber wie erreicht man beim<br />
Binden, dass der Emerger später richtig im Wasser liegt?<br />
Hier zeigen wir Ihnen acht Methoden, mit denen Ihre Fliege<br />
verführerisch direkt im Oberflächenfilm hängt.<br />
Text & Fotos: Johan Klingberg<br />
40 6/2024
„Nach diesem<br />
Bericht werden<br />
Sie Emerger<br />
auf einem völlig<br />
neuen Niveau<br />
binden!“<br />
Emerger sind weder<br />
Nymphe noch<br />
Trockenfliege – sie<br />
hängen verführerisch<br />
tief im Oberflächenfilm<br />
und stellen eine<br />
leichte Beute für<br />
unsere Fische dar.<br />
Die meisten Trockenfliegenfischer<br />
sind sich einig, dass<br />
eine tiefliegende Trockenfliege<br />
häufig besser fängt als eine<br />
hoch auf dem Wasser stehende. Dem kann<br />
ich nur zustimmen. Es ist schon zu häufig<br />
vorgekommen, dass eine Nassfliege oder<br />
ein Emerger das Problem gelöst hat, wenn<br />
ein aktiver Fisch sich geweigert hat, auf<br />
meine Trockenfliege zu steigen.<br />
Eine einfache Erklärung für dieses<br />
Phänomen ist, dass eine tiefliegende Fliege<br />
dem Fisch nicht den gleichen Energieaufwand<br />
abverlangt. Ich persönlich glaube<br />
nicht an diese Erklärung. Fische, die<br />
nach frisch geschlüpften Insekten aufsteigen,<br />
werden einen ähnlich Sog erzeugen,<br />
wie beim Nehmen von Emergern. Ich<br />
glaube vielmehr, dass die Erklärung im<br />
Überlebensinstinkt der Fische liegt. Das<br />
Risiko, sich zu verraten, ist geringer, wenn<br />
sie ein tief liegendes Insekt erbeuten. Bei<br />
einer Dun muss in der Regel ein größerer<br />
Teil des Mauls des Fisches die Oberfläche<br />
durchbrechen, sodass der Fisch beim Beutezug<br />
leichter zu erkennen ist. Aber was<br />
auch immer der Grund sein mag, Tatsache<br />
ist, dass Fische eine tiefliegende Fliege<br />
in der Regel bevorzugen.<br />
<br />
Eintagsfliegen nehmen<br />
beim Schlupf eine völlig<br />
waagerechte Position an<br />
der Oberfläche ein, solche<br />
Details müssen bei den<br />
Mustern ebenfalls beachtet<br />
werden.<br />
6/2024<br />
41
PRAXIS EMERGER<br />
Gerade wenn herkömmliche<br />
Trockenfliegen<br />
von den<br />
Fischen verschmäht<br />
werden, kann sich der<br />
Griff zum Emerger<br />
lohnen.<br />
Damals war die Superpuppa die<br />
Brotfliege des Forellenfischers<br />
Eine unserer bekanntesten Fliegen ist<br />
zweifelsohne die Lennart Bergqvist Superpuppa.<br />
Sie erlebte ihren Durchbruch<br />
in den 1980er Jahren und wurde in der<br />
Folge zur „Brotfliege“ des gewöhnlichen<br />
Forellenfischers – bitte das nicht falsch<br />
verstehen …<br />
In den 1990er Jahren wurde das Interesse<br />
an allen Arten von Emergern geweckt<br />
und die Medien wurden mit neuen tiefhängenden<br />
oder ruhenden Fliegenmustern<br />
geflutet, die die meisten Arten von<br />
Wasserinsekten imitierten. Es sollte jedoch<br />
betont werden, dass es solche Muster<br />
schon lange vorher gab.<br />
Ältere Leser werden sich an den Suspender<br />
Buzzer von Goddard & Clarke<br />
im Buch „The trout and the fly“ aus dem<br />
Jahr 1980 erinnern. Im gleichen Zeitraum<br />
wurden auch amerikanische Muster beschrieben,<br />
die mit einer Flügelscheide aus<br />
Polyyarn oder Schaumstoff hergestellt<br />
wurden.<br />
Die Entwicklungen in den 1990er Jahren<br />
führten auch zu anderen Bindemethoden.<br />
Ich möchte jedoch darauf hinweisen,<br />
dass es in vielen Fällen „neue“ Materialien<br />
waren, die diese Entwicklung ermöglichten.<br />
Denn es gibt nicht sehr viele<br />
Möglichkeiten, eine Nymphe so zu konstruieren,<br />
dass sie schwimmt. Die heute<br />
verwendeten Muster werden aus Schaumstoff,<br />
Polyyarn, CDC oder Hechel hergestellt.<br />
Schaumstoff enthält geschlossene<br />
Luft-Zellen, die von selbst schwimmen.<br />
Polyyarn und CDC sind wasserabweisend<br />
und wenn sie imprägniert sind, schwimmen<br />
sie lange Zeit. Hecheln wiederum<br />
schwimmen durch die geringe Dichte und<br />
die große Kontaktfläche zum Wasser. Wie<br />
Sie sehen, habe ich das Hirschhaar weggelassen,<br />
das heute nicht mehr so beliebt ist<br />
wie früher.<br />
Der Trick mit der der Oberflächenspannung<br />
Wie der Name schon sagt, handelt es sich<br />
um eine Nachahmung einer schlüpfenden<br />
Nymphe bzw. Puppe. Die Art und Weise,<br />
wie die Nymphe ihren Körper in Bezug<br />
zur Oberfläche positioniert, versuchen<br />
wir mit der Fliege durch unser Design<br />
nachzuahmen.<br />
Doch nicht nur die Art, wie die Fliege<br />
an bzw. auf der Oberfläche schwimmt, ist<br />
ausschlaggebend dafür, wie naturgetreu<br />
sie ist. Nach Meinung vieler spielt auch<br />
die Silhouette der Fliege und das von ihr<br />
ausgehende Wellenmuster an der Oberfläche<br />
eine entscheidende Rolle. Eine kleine<br />
Eintagsfliege am Tag, die gerade dabei ist,<br />
ihren Kokon aufzubrechen, verhält sich<br />
sehr unauffällig. Eine schwimmende Köcherfliegenpuppe<br />
hingegen kann schon<br />
aus mehreren Metern Entfernung erkannt<br />
werden.<br />
Aus Sicht des Fischers oder aus<br />
der Sicht des Fisches?<br />
Viele Emerger-Freunde sind der Meinung,<br />
dass es sich manchmal lohnt, wenn ein<br />
Muster sich am Tag von der Masse abhebt.<br />
In diesem Fall geht es darum, die<br />
Kontaktfläche der Fliege mit der Oberfläche<br />
bewusst zu verbreitern oder zu vertiefen.<br />
Die Wölbung der Oberflächenspannung<br />
durch das relativ hohe Gewicht der<br />
Fliege bewirkt, dass das Licht anders gebrochen<br />
wird als bei dem viel leichteren<br />
echten Insekt. Es ist unter anderem dieses<br />
Phänomen, das die Superpuppa<br />
mit ihren Körperhecheln zu einem <br />
42 6/2024
Gefaltete Flügelscheiden oder Schaumstoff helfen<br />
Emerger-Mustern beim Schwimmen.<br />
CDC sorgt dafür, dass der Thorax an der Oberfläche<br />
schwimmt.<br />
Die Polyyarnfasern halten den Thorax ebenfalls<br />
im Oberflächenfilm.<br />
1. Gefaltete Flügelscheide<br />
Die Methode, eine Flügelscheide über den Thoraxbereich zu<br />
falten, wird seit Langem angewendet. Hauptsächlich wird<br />
Polyyarn, Antrongarn, CDC oder Schaumstoff verwendet. Bei<br />
der Verwendung von Garn oder Federn darf das Material nicht<br />
so gedehnt werden, dass es gegen den Brustkorb gedrückt<br />
wird. Es sollte relativ locker angebracht werden, damit ein Luftpolster<br />
zwischen Rumpf und Flügelscheide entsteht. Schaumstoff,<br />
der geschlossene Zellen enthält, schwimmt von selbst<br />
und lässt sich, wenn er als Streifen geschnitten wird, recht<br />
straff spannen. Fast alle Formen, die nach dieser Methode geknüpft<br />
werden, basieren auf Eintagsfliegen.<br />
CDC<br />
Polyyarn<br />
Schaumstoff<br />
2. Abstehende Kopfhechel<br />
Unter allen Mustern für gefiederte Mücken-Emerger ist das<br />
britische Shuttle Cock wahrscheinlich eines der bekanntesten.<br />
Das Original wird mit einer abstehenden Hechel aus CDC über<br />
der Hakenöse hergestellt. Die kegelförmige, schwimmende<br />
Hechel sorgt dafür, dass der Auftrieb beim Absinken der Fliege<br />
zunimmt. Die Hechel wird normalerweise aus losen CDC-<br />
Fasern hergestellt. Es ist auch möglich, mehrere kleine CDC-<br />
Spitzen unter Beibehaltung der Stiele zusammenzusetzen.<br />
Auf die gleiche Weise werden auch Polyfäden oder Schaumstoffzylinder<br />
verwendet. Bei dieser Methode hängt der hintere<br />
Körper der Fliege senkrecht nach unten und eignet sich daher<br />
am besten für Emerger von Federmücken.<br />
Abstehende Kopfhecheln sorgen für die Schwimmeigenschaften der<br />
Emerger und erzeugen eine senkrechte Position des Körpers im Wasser.<br />
CDC<br />
Schaumstoff<br />
Mit Schaumstoff liegt die Fliege sehr tief im Wasser, sie kann daher<br />
etwas schwieriger zu sehen sein.<br />
6/2024<br />
43
PRAXIS EMERGER<br />
Eine längere Hechel stützt den Thorax und erzeugt<br />
eine horizontale Position der Fliege.<br />
Die Fliege sinkt und die beabsichtigte Körperposition<br />
geht verloren.<br />
Eine kurze Hechel und ein stark gebogener Haken<br />
lassen den Körper nach unten hängen.<br />
3. Schwimmender Flügelkranz<br />
Manche glauben, dass ein Flügelstamm mit Fallschirmhechel<br />
nur für Jungfische geeignet ist. Tatsächlich wird diese Methode<br />
aber auch für einige der weltweit beliebtesten Dun-Imitationen<br />
verwendet. Die Fliege schwimmt entweder auf der Hechel oder<br />
mithilfe des Flügelstamms, wenn die Hechel nass wird. Der Körper<br />
befindet sich dabei immer in oder unter der Wasseroberfläche. Ein<br />
bekanntes Muster für diese Technik ist der Klinkhåmer von Hans<br />
van Klinken, bei dem ein gebogener Hakenschenkel die Position<br />
des Hinterkörpers unter der Wasseroberfläche betont. Der Flügel<br />
besteht oft aus Polyyarn, aber auch Schaumstoffzylinder oder CDC<br />
werden verwendet.<br />
Lange Hechel<br />
Schaumstoff<br />
Kurze Hechel<br />
4. Rücken<br />
Das Falten von schwimmendem Material entlang des gesamten<br />
Rückens der Fliege ist in letzter Zeit populär geworden. Ein Beispiel<br />
dafür ist der CDC-Emerger Pitepuppa. Heute scheinen jedoch<br />
immer mehr Angler Schaumstoff zu bevorzugen, der in einen<br />
Streifen geschnitten und entlang des Rückens gerippt wird. Da<br />
ein Schaumstoffstreifen eine ausreichende Tragfähigkeit aufweisen<br />
muss, kann er nicht sehr dünn hergestellt werden. Daher<br />
ist diese Methode am besten für Hakengrößen über 12 geeignet.<br />
Das bedeutet, dass diese Technik hauptsächlich für große Muster<br />
geeignet ist.<br />
Schwimmender Schaumstoff auf dem Rücken der Fliege ist eine gute<br />
Mögloichkeit, größere Fliegen schwimmfähig zu machen.<br />
Schaumstoff<br />
CDC<br />
Beachten Sie die Luftschicht, die sich zwischen dem Flügel und der<br />
Wasseroberfläche bildet.<br />
44 6/2024
Polyyarn<br />
5. Flügeltasche rückwärts<br />
Eine relativ unbekannte Methode, um die Fliege zum Schwimmen<br />
zu bringen, besteht darin, ein Faserbüschel oder ein Stück<br />
Schaumstoff mit der Rückseite nach oben über dem Körper<br />
anzubringen. Das berühmteste Muster ist wahrscheinlich die<br />
Iris Caddis, aber eine Zeit lang wurde auch eine beliebte Vulgata-Nymphe<br />
auf diese Weise hergestellt, abgesehen davon wird<br />
diese Methode nur selten angewendet. Da der schwimmende<br />
Teil relativ weit hinten liegt, hängt die Fliege waagerecht an<br />
der Oberfläche. Die Länge der Flügel kann angepasst werden,<br />
je nachdem, wie tief die Fliege schwimmen soll. Am häufigsten<br />
wird Schaumstoff oder Polyyarn verwendet, CDC wirkt zu sehr<br />
wie ein Flügel und ist daher weniger geeignet.<br />
Die Länge der Nylonschnur kann variiert werden, je<br />
nachdem, wie tief die Fliege unter der Oberfläche<br />
angeboten werden soll.<br />
Der Polyyarnschwanz und die Flügeltasche halten die Fliege in einer perfekt<br />
horizontalen Position.<br />
6. Fallschirm<br />
Das Anbringen eines Büschels aus<br />
Polyyarn, an einer Nylonschnur<br />
befestigt, die ihrerseits als Teil der Fliege<br />
eingebunden wird, ist sehr ungewöhnlich.<br />
Die Methode ist aber gar nicht so schlecht,<br />
nicht zuletzt dann, wenn die Fische die<br />
schlüpfenden Nymphen etwas unterhalb<br />
der Oberfläche fressen. Die Länge der Schnur<br />
bestimmt, wie tief die Fliege sinkt. Viele meinen<br />
jedoch, dass eine Lösung darin bestünde,<br />
einen Bissanzeiger an der Spitze der<br />
Fliege vor einer normalen Nymphe<br />
anzubringen. Andere, die diese<br />
Methode anwenden, sagen jedoch,<br />
dass sie die Fliege horizontal<br />
unter der Oberfläche hängen<br />
lassen können, indem sie die<br />
Nylonschnur zwischen dem<br />
Körper und dem Brustkorb<br />
befestigen.<br />
Fallschirm<br />
6/2024<br />
45
PRAXIS EMERGER<br />
Auch lange und weiche Hechelfasern durchdringen den Oberflächenfilm, sodass<br />
der hintere Teil der Fliege absinkt.<br />
7. Schwimmender<br />
Flügelkranz<br />
Ungeachtet der Beliebtheit moderner Materialien<br />
sind Hecheln immer noch die gängigste Methode,<br />
um einem Emerger Auftrieb zu verleihen.<br />
Hier ist es eine breite Tragfläche in Verbindung<br />
mit einer geringen Dichte, die die Fliege in der<br />
Schwebe hält. Dies verleiht der Fliege auch<br />
einen schönen Abdruck im Oberflächenfilm.<br />
Lange, weiche Hechel<br />
Die Hechelfasern an den Seiten stützen den gesamten Körper der Fliege, was zu<br />
einer horizontalen Position im Wasser führt.<br />
Palmer<br />
Eine kurze, steife Hechel kann den Oberflächenfilm an der Unterseite der Fliege<br />
durchdringen.<br />
Kurze, steife Hechel<br />
46 6/2024
Polyyarn positioniert den Thorax im Oberflächenfilm.<br />
CDC erzeugt weniger Auftrieb als Polyyarn, damit liegt die<br />
Fliege tiefer im Oberflächenfilm.<br />
8. Gewicht der<br />
Flügelscheide<br />
Wie bereits erwähnt, kann das Schweben<br />
durch eingeschlossene Luft erzeugt<br />
werden. Indem man ein Stück Polyyarn<br />
oder CDC als Flügelscheide über den<br />
Thorax faltet, erhält man genau diese<br />
Eigenschaft. Befestigen Sie entweder<br />
das Garn oder die Federn vor dem Thorax,<br />
wobei die Spitzen nach hinten über<br />
den Körper zeigen. Dann falten Sie die<br />
entstandene Flügeltasche nach vorne,<br />
sodass eine Schlaufe entsteht. Befestigen<br />
Sie die Enden und drücken Sie dann<br />
die Schlaufe zusammen, sodass sie<br />
nicht gerade aufsteht, sondern eng über<br />
dem Thorax liegt.<br />
Polyyarn-Schlaufe.<br />
Gefaltetes CDC.<br />
so erfolgreichen Muster macht. Viele moderne<br />
Fliegenmuster sind sehr detailverliebt<br />
und naturgetreu, nicht zuletzt für<br />
das Auge des Fliegenfischers. Wir nehmen<br />
uns gerne die Zeit, um eine gesprenkelte<br />
Flügelscheide oder genau die richtige<br />
Krümmung der Beine entlang des Brustkorbs<br />
zu erzielen. Leider sind das kaum<br />
die Details, die der Fisch entdeckt, wenn<br />
er die Fliege von unten betrachtet. Hier<br />
ist zweifellos die Positionierung der Fliege<br />
und ihr Abdruck auf der Oberfläche ausschlaggebend.<br />
Die Wahrheit ist: Wie unser<br />
Emerger von oben aussieht, ist hier nicht<br />
wirklich wichtig. Elementar ist dagegen,<br />
wie der Emerger richtig im Oberflächenfilm<br />
hängt.<br />
8 verschiedene Methoden, einen<br />
Emerger perfekt anzubieten<br />
Damit ein Emerger richtig schwimmen<br />
kann, müssen wir uns zunächst die Frage<br />
stellen, wie Körper und Thorax des Insekts<br />
im natürlichen Vorbild an der Wasseroberfläche<br />
positioniert sind. Die Nymphe<br />
einer Eintagsfliege und die meisten Köcherfliegen<br />
schlüpfen beispielsweise mit<br />
ihrem Körper völlig waagerecht auf dem<br />
Oberflächenfilm. Andere Arten schlüpfen<br />
mit senkrecht hängendem Körper.<br />
Anhand dieser Überlegungen können<br />
wir dann die Bindemethode für unsere eigene<br />
Nachbildung wählen. Bei fast allen<br />
Bindetechniken wird die Luft in dem Teil<br />
eingeschlossen und isoliert, der die Fliege<br />
in der Oberfläche halten soll. Das erhöht<br />
das dauerhafte Schwimmvermögen! Einige<br />
Materialien haben geschlossene Luftzellen,<br />
andere schweben durch ihre große<br />
Auflagefläche.<br />
Ich habe Ihnen acht bewährte Möglichkeiten,<br />
die von Fliegenbindern auf der<br />
ganzen Welt verwendet werden, zusammengestellt.<br />
Ich habe mich bewusst dafür<br />
entschieden, keine spezifischen Muster<br />
zu nennen. Die Idee ist, dass Sie sehen<br />
können, wie der Emerger im Oberflächenfilm<br />
hängt. Mit diesen Informationen und<br />
Ihrer eigenen Kreativität werden Sie Ihre<br />
Emerger auf einem völlig neuen Niveau<br />
binden! Ich wünsche viel Erfolg und erfolgreiche<br />
Stunden am Wasser! <br />
6/2024<br />
47
NOTIZBUCH ONLINE-NEWS<br />
Aus dem Netz gefischt<br />
Rekordfänge und Nachrichten: Auf dieser Seite finden Sie alles, was in der Welt des<br />
Fliegenfischens passiert! Täglich neue Meldungen gibt es unter www.blinker.de<br />
DÄNEMARK<br />
Neuer dänischer Rekord:<br />
Aal gefangen auf Fliege<br />
Das Angeln auf Aal mit der Fliege ist eine Seltenheit, doch<br />
Jesper Lindquist Andersen hat es geschafft und einen neuen<br />
dänischen Rekordaal beim Fliegenfischen gefangen.<br />
Normalerweise werden Aale auf Wurm<br />
gefangen. Der Erfolg von Jesper Lindquist Andersen<br />
aus Dänemark zeigt, dass mit Geduld,<br />
Geschick und der richtigen Ausrüstung selbst<br />
ein solcher ungewöhnlicher Fang auch mit der<br />
Fliege möglich ist. Jesper Lindquist Andersen<br />
hat den Rekordaal sogar gezielt auf Sicht mit<br />
der Fliege angeworfen. Der Aal hat die Fliege<br />
von Jesper voll genommen.<br />
Jesper Lindquist<br />
Andersen<br />
präsentiert stolz<br />
seinen dänischen<br />
Rekordaal, den<br />
er auf Fliege gefangen<br />
hat.<br />
Foto: Screenshot Instagram / @jesper_lindquist_andersen<br />
UMWELT<br />
Neues im<br />
Kormoran-Management?<br />
Ende Juni stand im Bundestag ein Antrag der CDU zur<br />
Debatte, der ein wirksames Kormoran-Management zum<br />
Schutz der Artenvielfalt und Fischbestände fordert.<br />
Foto: O.Portrat<br />
Wissenschaftlich belegt: Der Kormoran schädigt Fischbestände.<br />
Seit über 30 Jahren bekannt, gibt es nun klare<br />
Beweise, dass der Fraßdruck zum Rückgang bedrohter<br />
Fischarten beiträgt.<br />
Die CDU fordert die Bundesregierung<br />
auf, einen „Aktionsplan Kormoran“<br />
zu entwickeln, um die Ausbreitung der<br />
Kormorane zu kontrollieren. Besonders<br />
wichtig sei dabei die Zusammenarbeit<br />
mit Anrainerstaaten in Grenzregionen<br />
wie der Flensburger Förde und dem<br />
Bodensee.<br />
Zudem wird eine Änderung des<br />
Bundesnaturschutzgesetzes gefordert,<br />
damit auch in Naturschutzgebieten<br />
Maßnahmen zur Populationskontrolle<br />
des Kormorans möglich werden.<br />
Förderprogramme zum Schutz<br />
von Anglern und Berufsfischern vor<br />
Kormoran-Schäden sollen ebenfalls<br />
eingeführt werden. Die Aufnahme des<br />
Kormorans in die Liste der bejagbaren<br />
Arten wird diskutiert.<br />
Der Deutsche Angelfischerverband<br />
(DAFV) kritisiert, dass der Schutzstatus<br />
des Kormorans Naturschutzinitiativen<br />
der Angelvereine untergräbt und die<br />
Berufsfischerei gefährdet.<br />
Wissenschaftliche Studien belegen,<br />
dass der Kormoran die Fischbestände<br />
in Mitteleuropa negativ beeinflusst.<br />
Experten betonen den direkten Zusammenhang<br />
zwischen Kormoranfraß<br />
und dem Rückgang bedrohter Fischarten.<br />
Ein gesamteuropäisches Management<br />
der Bestände wird als einzige<br />
nachhaltige Lösung angesehen.<br />
48 6/2024
FOSSILIEN<br />
Monster Ur-Lachs<br />
Nach Studien von Forschern lebte vor Millionen von Jahren<br />
eine gigantische Lachsart mit einer Länge von bis zu<br />
2,7 m und über 170 kg Gewicht. Der Ur-Lachs (Oncorhynchus<br />
rastrosus) erhielt von Forschern den Namen „Stachelzahn-Lachs”,<br />
denn er hatte große Zähne.<br />
Über 170 kg schwer: der Ur-Lachs. Das Fossil zeigt die genaue<br />
Position der Zähne eindrucksvoll.<br />
Forscher haben herausgefunden, dass der<br />
größte bekannte Lachs der Erdgeschichte,<br />
Oncorhynchus rastrosus, nicht wie bisher<br />
angenommen säbelzahnartige Zähne hatte.<br />
Diese spektakulären Fische, die vor etwa fünf<br />
Millionen Jahren lebten, hatten vielmehr zahnartige<br />
Gebilde, die seitlich aus ihrem Oberkiefer<br />
ragten – ähnlich den Hauern eines Warzenschweins.<br />
Mit einer Länge von bis zu 2,7<br />
Metern und einem Gewicht von 170 Kilogramm<br />
übertrafen sie alle heutigen Lachse bei Weitem.<br />
Die neuen Fossilienfunde und detaillierte<br />
CT-Scans widerlegten frühere Theorien,<br />
wonach die Zähne des „Säbelzahnlachses“<br />
nach unten gerichtet waren. Das Forschungsteam<br />
schlägt nun die Umbenennung<br />
in „Stachelzahnlachs“ vor. „Wir<br />
haben nun Klarheit darüber, dass<br />
diese Fische riesige Zähne seitlich<br />
aus dem Kiefer hatten“, erklärt<br />
Forscherin Kerin Claeson vom<br />
Philadelphia College of Osteopathic<br />
Medicine.<br />
Die Funktion dieser großen Zähne ist noch<br />
unklar. Forscher vermuten, dass sie entweder<br />
zur Verteidigung, im Kampf gegen Raubtiere<br />
oder Konkurrenten, oder sogar zum Graben von<br />
Laichgruben verwendet wurden. „Wir wissen<br />
seit den 1970er-Jahren, dass diese ausgestorbenen<br />
Fische die größten jemals lebenden Vertreter<br />
der Lachse waren. Mehr als ein halbes<br />
Jahrhundert später haben neue Entdeckungen<br />
mehr Licht auf ihre Merkmale geworfen“,<br />
ergänzt Seniorautor Edward Davis von der University<br />
of Oregon.<br />
Der „Stachelzahnlachs" zeigt, wie faszinierend<br />
die Evolution dieser Fischgruppe war und<br />
wie sehr sich ihr Lebensraum im Laufe der<br />
Jahrmillionen verändert hat.<br />
Foto: University of Oregon<br />
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50 6/2024
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6/2024<br />
51
PRAXIS MEERFORELLE<br />
Nachdem wir in FLIFI 2/24<br />
die Fliegen und die Fischerei<br />
für die Monate Januar<br />
bis Juni vorgestellt haben,<br />
folgt nun der Nachschub<br />
für die zweite Jahreshälfte.<br />
Der Guide Jan Nachtigal<br />
verrät Ihnen, wie Sie im<br />
Herbst und bis in den<br />
Winter hinein Meerforellen<br />
fangen werden.<br />
Text: Jan Nachtigal<br />
In den vergangenen Ausgaben der<br />
Fliegenfischen habe ich bereits einige<br />
unserer Erfahrungen zur Sommerfischerei<br />
geteilt, auf die ich gerne<br />
verweisen möchte. Heute soll der Fokus<br />
jedoch auf den Fliegen selbst liegen, nicht<br />
auf der Fischerei oder Taktik. Viele der folgenden<br />
Muster zielen darauf ab, das natürliche<br />
Nahrungsangebot nachzuahmen<br />
– daher dürfen Stichling, Grundel, Tangläufer<br />
und Garnele nicht fehlen. Auch für<br />
Sandaale und Heringe gebe ich eine kleine<br />
Anregung. Auffällige Trockenfliegen<br />
spielen im Sommer und Frühherbst eine<br />
wichtige Rolle, und ein dänischer Klassiker<br />
sollte immer einen Versuch wert sein.<br />
Beim Übergang in den Winter kommen<br />
zunehmend auffälligere Fliegen zum Einsatz;<br />
auch hier möchte ich auf meinen Artikel<br />
über Fliegen für die erste Jahreshälfte<br />
verweisen. Dennoch sind es gerade in den<br />
kälteren Monaten oft die natürlich gefärbten<br />
Muster, die zum Erfolg führen.<br />
Nutzen Sie Ihre<br />
Kreativität, um eine<br />
gesichtete Herbstforelle<br />
zu überlisten.<br />
Diese Fische sind<br />
besonders schwer zu<br />
fangen, daher ist es<br />
ratsam, die Fliege und<br />
die Führungsweise<br />
häufig zu variieren.<br />
52 6/2024
Meine Top 6<br />
für den Herbst<br />
und Winter<br />
6/2024<br />
53
PRAXIS MEERFORELLE<br />
Tschernobyl Ant<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 122 Größe 8<br />
Körper: Schaumstoff 2 mm<br />
Beine: Silli Legs Nymph Black Solid<br />
Dubbing: Hairline Ice Dub<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
Meine Salzwasserversion einer Tschernobyl<br />
Ant ist weder kompliziert noch aufwendig<br />
zu binden. Es ist darauf zu achten, dass der<br />
Schaumstoff mit ein wenig Lack oder Sekundenkleber<br />
eingebunden wird, um ein Verdrehen<br />
des Schaumstoffs auf dem Haken zu verhindern.<br />
Die Gummibeine werden mittig eingebunden<br />
und dann mit ein paar dünnen Wicklungen<br />
dünnem Dubbing in eine V-Form gebracht. Der<br />
gelbe Schaumstoff dient lediglich der besseren<br />
Sichtbarkeit. Bei der Farbwahl von Schaumstoff<br />
und Gummibeinen sind der Fantasie kaum<br />
Grenzen gesetzt, ich bevorzuge Grau, Braun<br />
und Schwarz. Besonders die schwarze Version<br />
eignet sich hervorragend für die Nachtfischerei!<br />
Ich fische diese Fliege bereits ab Anfang<br />
Mai, die Hauptsaison ist für mich jedoch der<br />
Sommer bis in den Herbst hinein. Diese Fliege<br />
wird sowohl blind, nach Fischen suchend, als<br />
auch gezielt auf Sicht nach steigenden oder rollenden<br />
Fischen gefischt. Beim langsamen und<br />
stetigen Einholen wird ein auffälliges „V“ auf der<br />
Wasseroberfläche erzeugt. Dieses V sowie die<br />
Bewegungen der weichen Gummibeine erregen<br />
einiges an Aufmerksamkeit. Es fällt anfangs<br />
vielleicht schwer, Vertrauen in diese doch recht<br />
eigentümliche Fliege zu fassen, aber spätestens<br />
nach dem ersten gehakten Meerforellenbiss<br />
möchte man nur noch die nächste Meerforelle<br />
auf diese spannende Art und Weise fangen. Die<br />
Bisse sind nicht vorsichtig und bedacht wie bei<br />
einer ruhenden Trockenfliege, sondern eher von<br />
jagender Art und damit sehr spektakulär.<br />
Baitfish<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 122 Größe 4 - 10<br />
Körper: Grizzly Craft Fur, hier in Grey<br />
Rücken: Fly Dressing Predetordubbing, hier<br />
in Motoroil<br />
Kehle: Hariline Ice Dub, hier in Rust<br />
Augen: 3D Epoxy Eyes 3 - 6 mm<br />
Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
Eine weitere leicht zu bindende Baitfishfliege:<br />
Von Grundel über Stichling und Sandaal bis<br />
zum kleinen Hering ist mit diesen Materialien<br />
alles zu binden. In diesem Fall ist ein Stichling<br />
mit rot gefärbter Kehle zu sehen. Der normal<br />
gefärbte Stichling kann durch einen helleren<br />
Bauch und ohne rote Kehle perfekt imitiert<br />
werden. Für einen Sandaal benutze ich Olive<br />
für den Rücken und weiß und Silber für die<br />
Flanke und den Bauch. Ein Hering passt perfekt<br />
auf Hakengröße 4 und wird mit bläulichem<br />
Rücken und heller Flanke und Bauch gebunden.<br />
Sowohl das Dubbing als auch das Craft<br />
Fur haben lange Fasern, um auch größere Fliegen<br />
zu binden. Die vier genannten Beutefische<br />
sind alle samt Teil der Meerforellen Nahrung<br />
in der zweiten Jahreshälfte. Im Vergleich zum<br />
Jan Kenobi Baitfish wirkt diese Fliege nicht so<br />
transparent unter Wasser, was ich gerade bei<br />
Imitationen von Stichlingen, Sandaalen und<br />
Heringen bevorzuge. Stichlinge und Sandaale<br />
sind wichtige Nahrungsquellen der Meerforellen,<br />
die kleinen Heringe zieht es hingegen<br />
unregelmäßiger an die Südfünische Küste.<br />
Jedoch können wir immer wieder beobachten,<br />
dass Meerforellen im Kescher liegend halb<br />
verdaute Heringe hoch würgen. Dann knüpfe<br />
ich umgehend eine Imitation der kleinen Fische<br />
zwischen 6 und 8 cm ans Vorfach. Das wurde<br />
nicht selten mit einem guten Fisch belohnt. Die<br />
Sandaalversion kommt bei mir hauptsächlich<br />
zum Einsatz, wenn ich nach Sandaalen jagende<br />
Meerforellen sehe. Dies tritt meist in den<br />
wärmeren Jahreszeiten auf und kann in harten<br />
Bissen resultieren. In diesen Momenten verschmähen<br />
die jagenden Forellen oft kleinere<br />
Fliegen und nehmen ausschließlich Imitationen<br />
der länglichen, schnellen Sandaale.<br />
Omar´s Garnele<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 122 Größe 10<br />
Schwänzchen: Flyco Craft Fur, Farbe Wolf<br />
Körper: Polar und oder Palmer Chenille<br />
Augen: Easy Shrimpeyes XS Black<br />
Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
In keiner Meerforellenbox dürfen Garnelen<br />
fehlen, so auch nicht in dieser Fliegenauswahl.<br />
Im ersten Teil war bereits eine<br />
Garnelenimitation in natürlichem Grau/Braun<br />
vertreten. Diese Fliege ist etwas kleiner,<br />
natürlich gefärbt und ähnelt durch die Verwendung<br />
von Chenille, das unter Wasser fast<br />
transparent wirkt, ihrem natürlichen Vorbild<br />
sehr.<br />
Omar, der Inhaber der Denmark Fishing<br />
Lodge, bindet dieses Muster schon seit vielen<br />
Jahren, und ich war sofort überzeugt, als ich<br />
die kleine Garnele das erste Mal im Wasser<br />
gesehen habe!<br />
Die Fliege kann sowohl unbeschwert als auch<br />
zentral beschwert gebunden werden und ist<br />
somit für verschiedene Situationen geeignet.<br />
Auch der Farbwahl sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Ich fische diese natürliche Fliege gerne<br />
bei sehr zickigen Fischen, die oft von einer<br />
unbeschwerten, langsam eingeholten Garnele<br />
überzeugt werden können. Doch auch in<br />
auffälligeren Farben und anderen Größen ist<br />
diese simpel aufgebaute Fliege sehr fängig.<br />
54 6/2024
Jan Kenobi Baitfish<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 122 Größe 8 - 10<br />
Körper und Schwänzchen: STF Dubbing Tan<br />
Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
Meine absolute Lieblingsfliege und die wohl<br />
meistgefischte Fliege bei uns auf der Lodge<br />
ist diese kleine Baitfish-Imitation. Im Prinzip<br />
ist es eine Variation des STF Baitfish, die ich<br />
seit vielen Jahren genau so binde, wie auf dem<br />
Bild zu sehen. Dabei wird das Dubbing nicht<br />
mittels Dubbingloop eingebunden und danach<br />
auf die passende Form getrimmt, sondern in<br />
zurechtgekürzten Schritten mittig eingebunden<br />
und zurückgeklappt. Dadurch muss die<br />
Fliege nicht nachträglich zurechtgeschnitten<br />
werden. Die Abfolge und Länge der einzelnen<br />
Dubbingsegmente sind dabei entscheidend. In<br />
meiner Box finden sich einfarbige, natürliche<br />
Variationen bis hin zu auffälligen pink/weißen<br />
Baitfish-Fliegen. In meinem letzten Artikel<br />
über Fliegen für die erste Jahreshälfte ging es<br />
um diese Fliege in weiß und pink, hier soll es<br />
jedoch um die ursprüngliche Variante in der<br />
Farbe Tan gehen. Diese natürliche Färbung soll<br />
vor allem eine Grundel imitieren, passt farblich<br />
jedoch auch zu fast allem anderen, was sich<br />
im Blasentang aufhält. Die Kombination aus<br />
schlanker, natürlicher Silhouette und Färbung<br />
ist eine perfekte Wahl für eine Allround-Fliege<br />
an der dänischen Küste. Wenn die Bedingungen<br />
im normalen Bereich sind, sprich das<br />
Wasser nicht sehr trübe ist, kommt diese<br />
Fliege an mein Vorfach. Wenn sie ins Sichtfeld<br />
aktiver Fische kommt, ist ein Biss praktisch<br />
vorprogrammiert, und auch für schwierige<br />
Meerforellen ist sie oft der benötigte Trick.<br />
CDC Tangläufer<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 172 Größe 10 - 12<br />
Schwänzchen: CDC<br />
Körper: Stf Dubbing Tan<br />
Panzer: UV Glue<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
Eine weitere Fliege, die sehr gut bei heiklen<br />
Fischen funktioniert, sind kleine Tangläufer-<br />
Imitationen. Ich bevorzuge dabei Farben wie<br />
Tan, Braun, Gelb, Grau und Olive. In diesem<br />
Fall ist auf dem Foto eine Mischung aus Tan,<br />
Grau und Gelbzu sehen. Damit wird die Farbe<br />
der bei uns vorhandenen Tangläufer sehr gut<br />
getroffen.<br />
Die Größe des natürlichen Vorbilds wird mit<br />
dem Ahrex NS 172 in den Größen 10 und<br />
12 erreicht. Ich achte dabei auf eine sehr<br />
schlanke Bindetechnik, um es so naturgetreu<br />
wie möglich zu halten. Der Panzer kann<br />
sowohl mit als auch ohne Schaumstoff gebunden<br />
werden, je nachdem, wie schnell und<br />
in welcher Tiefe die Fliege gefischt werden<br />
soll. Oft kann eine in Slow Motion eingeholte<br />
Gammarus-Imitation mit Schaumstoffpanzer<br />
wahre Wunder wirken!<br />
Für ein noch beweglicheres und natürlicheres<br />
Erscheinungsbild unter Wasser werden das<br />
Schwänzchen und die vorderen Fühler aus<br />
CDC gebunden.<br />
Kobberbasser<br />
Material:<br />
Haken: Ahrex NS 172 Größe 10<br />
Körper: Ice Dub Copper<br />
Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />
Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />
Kobberbasser, eine der wohl bekanntesten<br />
und meistgefischten Fliegen in Dänemark. Ihr<br />
Erschaffer, Lars Juel Hansen, ist ein regelmäßiger<br />
Gast unserer Lodge und kommt Jahr für<br />
Jahr mit einer Gruppe Fliegenfischer zu uns.<br />
Dabei finden sich natürlich vor allem Kobberund<br />
Gulbasser, die goldene Version, in ihren<br />
Boxen. Lars bindet die Fliege im Gegensatz zu<br />
vielen anderen nicht in Form eines Tangläufers,<br />
sondern eher mit längeren Fasern, die<br />
einem Baitfish ähneln. Die von mir gebundene<br />
Version ähnelt somit eher der Urform, auch<br />
wenn ich sie ein wenig anders binde als er.<br />
Aber das ist ja das Schöne am Fliegenbinden:<br />
Jeder kann seine eigene Kreation finden und<br />
binden. Leicht beschwert und auf den Gammarus-Haken<br />
von Ahrex gebunden, funktioniert<br />
diese Fliege in vielen verschiedenen Situationen<br />
und darf bei einem Angeltag an der Küste<br />
nicht fehlen.<br />
6/2024<br />
55
PRAXIS BAUMWANZEN<br />
Eine Baumwanze auf<br />
der Wasseroberfläche<br />
von unten gesehen,<br />
wie sie der Fisch sieht<br />
– ein toller Happen ...<br />
Die unterschätzte<br />
Baumwanze<br />
Wie bitte? Mit Baumwanzen fischen? Das ist kein<br />
Scherz, sagt WALTER REISINGER. In den Mägen seiner gefangenen<br />
Fische findet er regelmäßig Baumwanzen.<br />
Text und Fotos: Walter Reisinger<br />
Baumwanzen tauchen selten in<br />
Fachbüchern für Fliegenfischer<br />
auf. Auch ich schenkte ihnen<br />
jahrelang keine Beachtung, bis<br />
ich sie ab Spätsommer bis Herbst mehrfach<br />
in Fischmägen fand. Baumwanzen variieren<br />
saisonal in ihrer Färbung und ähneln<br />
in ihrer runden, abgeflachten Form<br />
einer Untertasse mit Fühlern und Beinen.<br />
Wie viele Käfer haben Flügel und können<br />
gut fliegen? Ihr Problem ist die Startphase.<br />
Es dauert je nach Außentemperatur einige<br />
Sekunden, bis sich die Flügel entfalten<br />
und den Körper tragen. Fliegen sie von<br />
einer festen Unterlage im Gebüsch weg,<br />
ist dies kein Problem. Werden sie jedoch<br />
durch Wind von ihrer Unterlage geweht,<br />
stürzen sie ab, öffnen dabei die Flügel und<br />
landen an anderer Stelle. Nach meinen Beobachtungen<br />
kann dieser Absturz, bis die<br />
Baumwanze die Flügel entfaltet und in die<br />
56 6/2024
Flugphase kommt, mehr als einen Meter<br />
betragen. Meist landen sie auf dem Boden.<br />
Treten sie vermehrt auf und sitzen sie im<br />
Ufergebüsch von Flüssen, und endet dieser<br />
Absturz auf dem Wasser, ist er tödlich,<br />
weil sie von der Wasseroberfläche nicht<br />
mehr wegstarten können und ertrinken<br />
bzw. sind Beute für die Fische.<br />
Viele Baumwanzen besitzen Stinkdrüsen,<br />
die übel riechende und teilweise giftige<br />
Substanzen absondern, um Beutetiere<br />
zu betäuben oder Angreifer abzuwehren.<br />
Der Kontakt mit diesem Sekret ist zwar<br />
unangenehm, jedoch harmlos. Die „Grüne<br />
Stinkwanze“ ist wohl die bekannteste<br />
Art; ihr Sekret verflüchtigt sich erst nach<br />
Stunden.<br />
Baumwanzen findet man während der<br />
gesamten Vegetationsperiode. An den von<br />
mir beobachteten Gewässern treten sie ab<br />
Ende Sommer bis in den Herbst in größeren<br />
Mengen auf, und um diese Zeit kommen<br />
sie auch vereinzelt in Häuser. Die<br />
häufigste Art, die ich in meinem Haus und<br />
in Fischmägen fand, ist eine braune Baumwanze,<br />
und mit dem hier vorgestellten<br />
Muster habe ich schon mehrere gute Fische<br />
überlistet. <br />
Schritt für Schritt<br />
Braune Baumwanze<br />
Material:<br />
Haken: Fly 751, GR. 8/10 (oder ähnlicher)<br />
Bindefaden/Körper: Dyneema fein, orangerot<br />
Körper: Deerhair braun gefärbt<br />
Beinchen: Deerhair orangebraun gefärbt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Bindefaden/Kopf: Uni Thread 8,0<br />
orangebraun<br />
Kopfhechel: Hahnenhechel braun<br />
Bindefaden Dynema anlegen und eine<br />
Schlaufe formen. Die Unterwolle aus dem<br />
Deerhair auskämmen. Das Deerhair in die<br />
Schlaufe legen und diese verdrallen. Ich<br />
schneide nun das Deerhair etwas kürzer.<br />
Mit dem Deerhair den Körper wie abgebildet<br />
formen. Anschließend binde ich den Bindefaden<br />
ab und lege ihn zur Seite. Ich habe nämlich<br />
nicht nur einmal beim Beschneiden des<br />
Körpers auch den Bindefaden abgeschnitten.<br />
Nun das Deehair oben und unten beschneiden,<br />
so dass ein flacher rundlicher Körper<br />
entsteht.<br />
4<br />
Den Bindefaden Uni Thread anlegen, eine<br />
Schlaufe formen, das orangebraune Deerhair<br />
in die Schlaufe legen und verdrallen. Bitte<br />
beachten – das Deerhair sollte ungefähr die<br />
Länge der Beinchen haben. Insekten haben<br />
6 Beine und alles, was unter Wasser ist,<br />
spiegelt sich an der Wasserunterseite.<br />
Ganz klar auf dem September-Speiseplan<br />
der gefangenen Fische von Walter Reisinger<br />
– Land- und Wasserinsekten, wozu die Baumwanze<br />
auch gehört.<br />
5<br />
6<br />
Die verdrallte Schlaufe unter dem Körper nach<br />
hinten führen, einmal am Hinterende des Körpers<br />
um den Hakenbogen führen, nach vorne<br />
führen und abbinden. Nun ragen alle Deerhairbeinchen<br />
nach unten. Die Beinchen mit dem<br />
Daumen seitlich drücken, UV-Kleber darauf<br />
geben und aushärten. Hat man es richtig gemacht,<br />
stehen die Beinchen seitlich weg.<br />
Die Kopfhechel anwinden, abbinden und alle<br />
nach unten ragenden Fibern wegschneiden.<br />
Die fertige Fliege, die Beinchen ragen seitlich<br />
weg. Die Kopfhechel könnte man auch weglassen,<br />
jedoch stabilisiert diese die Fliege, so<br />
dass sie richtig aufs Wasser fällt.<br />
6/2024<br />
57
SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />
916 – 937<br />
Ein Hauch längst vergangener<br />
Tage: Auf dieser alten Hardy liegt<br />
ein ausgesprochen schöner Streamer<br />
der Bavaria. Er heißt Hollfeld.<br />
58 6/2024
Ein kleiner<br />
Streifzug durch<br />
die Streamer<br />
Heute begeben wir uns auf einen weiteren Streifzug<br />
durch die Welt der Streamer der Bavaria, zum Teil traumhaft<br />
schön, wie die Nummer 925 Spencer Bay Special, oder<br />
erschreckend effektiv, wie die Nummer 921 Muddler Minnow<br />
Red Typ. Na, werden da Erinnerungen wach?<br />
von Michael Werner<br />
Bavaria Nr. 916<br />
ZANDERSCHRECK A<br />
Körper: schwarze und weiße Chenille - abwechseln gewickelt<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: abgeschnittene weiße Borsten<br />
Flügel: schwarze Borsten<br />
Bavaria Nr. 917<br />
ZANDERSCHRECK A, ORANGE<br />
Körper: schwarze und orange Chenille - abwechselnd gewickelt<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: abgeschnittene braune Borsten<br />
Flügel: schwarze Borsten<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Schwarz-Weiß ist ein fängiger Kontrast, den die älteren Semester<br />
auch von der dänischen "Gute Nacht"-Fliege kennen. Die Idee:<br />
Das Weiß hebt sich gut gegen den dunklen Untergrund ab, das<br />
Schwarz gut gegen den hellen Himmel.<br />
Gleiche Bindeweise, andere Farbkombi. Es wäre interessant zu<br />
wissen, wie sich der Zanderschreck in der Praxis geschlagen hat.<br />
Damals wurde die Idee, Zander mit der Fliege zu fangen, sicherlich<br />
sehr argwöhnisch betrachtet.<br />
<br />
6/2024<br />
59
SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />
Zanderschreck? Und gleich in vier<br />
Varianten? Als ich beim Sichten<br />
der Bavaria-Fliegen diese gut<br />
und gerne 50 Jahre alten Streamer<br />
in den Händen hielt, da war ich doch<br />
deutlich irritiert. Als diese Fliegen gebunden<br />
wurden, kam ich erst mal mit dem<br />
Angeln in Berührung, lernte aber in den<br />
Folgejahren schnell von den Altvorderen<br />
den Leitsatz „Zander fängt man nicht mit<br />
Kunstködern!“. Punkt. Der zweite Leitsatz<br />
des Zanderangelns lautet: „Wenn Du Zander<br />
fangen willst, dann mit einem fingerlangen,<br />
lebenden Köderfisch. Am besten<br />
ein Kaulbarsch, angeboten an einem Goldhaken<br />
mit dünnem Vorfach und ganz fein<br />
austarierter Pose.“<br />
Dieser Satz wurde 1980 in seinen<br />
Grundfesten erschüttert. Die D.A.M.<br />
brachte den Mister Twister auf den Markt<br />
und diese meist weißen oder gelben Gummiwürmer<br />
fingen Zander wie am Schnürchen.<br />
Doch Zander mit der Fliegenrute zu<br />
fangen, das war für mich in den 80ern<br />
völlig undenkbar. Für andere offensichtlich<br />
nicht, denn er war ja da, „Der Zanderschreck“,<br />
das Zebra unter den Streamern.<br />
Mit ihrem Streifenmuster erinnerte diese<br />
Fliege an ein Zebra. Und an die „Gute<br />
Nacht“-Fliege, die die älteren Dänemark-<br />
Fischer sicherlich noch kennen werden.<br />
Lars Östergard-Jensen hat sie vor langer<br />
Zeit einmal in FliFi vorgestellt.<br />
Hirschhaar war perfekt<br />
für große Koppen-Fresser<br />
Doch war „Der Zanderschreck“ wirklich<br />
ein effektiver Köder für Zander? Ich habe<br />
ihn eine Zeit lang gefischt und nicht einen<br />
einzigen Zander mit dieser Enttäuschung<br />
aus Chenille und Federn gefangen …<br />
Das klingt jetzt härter, als war, denn<br />
oft habe ich diese Fliege nicht eingesetzt,<br />
die meisten Zander fing ich übrigens mit<br />
einer Green Highlander-Tube, dicht gefolgt<br />
von der Silver Tube.<br />
Doch ich komme vom Thema ab. Ein<br />
anderer Streamer, den wir wohl alle kennen,<br />
ist der „Muddler Minnow“. Und auch<br />
dieses Muster finden wir schon bei diesen<br />
alten Fliegen der Bavaria, eine Fliege<br />
aus Hirschborsten, die die Jahrzehnte gut<br />
überstanden hatte.<br />
Sie war offensichtlich schon damals ein<br />
treuer Begleiter der Fliegenfischer und hat,<br />
als die Koppen noch viel zahlreicher als<br />
heutzutage waren, wahrscheinlich unzählige<br />
Forellen gefangen, denn ihre markante,<br />
Koppen-ähnliche Silhouette war und ist für<br />
die „Koppenfresser“ unwiderstehlich!<br />
Bavaria Nr. 918<br />
Neben drei Muddler Minnows gab<br />
es noch zwei Koppenstreamer<br />
Dieser Streamer war damals wirklich angesagt<br />
und taucht in der 900er-Serie der<br />
Bavaria in Varianten auf, als Nummer 920<br />
Muddler Minnow Gold Body, als Nummer<br />
921 Muddler Minnow Red Typ und nochmals<br />
als Nummer 936 M. Minnow, wobei<br />
diese Ausführung sehr weit interpretiert<br />
wurde. Diese Fliege erinnert eher an einen<br />
Trockenfliegen-Muddler-Lachsfliegen-Hybriden,<br />
wird aber auch seine Fische gefangen<br />
haben.<br />
Interessanterweise gibt es neben den<br />
Muddlers auch noch Koppen, die Nummern<br />
942 Koppe grau und die 943 Koppe<br />
braun, doch diese Muster stellen wir in einer<br />
späteren Ausgabe vor.<br />
Heute wünschen wir Ihnen erst einmal<br />
viel Freude bei Ihrem Streifzug durch<br />
die Streamer der Bavaria. Und wie gesagt:<br />
Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften zu diesem<br />
Thema! Fotografieren Sie also gerne,<br />
was Sie noch im Schrank haben oder binden<br />
Sie diese Fliegen nach. Denn dadurch<br />
bleiben diese alten Fliegen der Bavaria lebendig.<br />
ZANDERSCHRECK B<br />
Körper: schwarze und weiße Chenille - abwechselnd gewickelt<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: Hirschborsten abgeschnitten<br />
Flügel: weiße Borsten<br />
Uuuund noch ein Zanderschreck, diesmal mit weißer Schwinge.<br />
Man bedenke, dass Zander noch vor gut 30 Jahren als mit<br />
Kunstködern praktisch unfangbar galten, damals war der lebende<br />
Köderfisch am Goldhaken "State of the Art".<br />
60 6/2024
Bavaria Nr. 920<br />
Bavaria Nr. 919<br />
ZANDERSCHRECK B, ORANGE<br />
Körper: schwarze und orange Chenille - abwechselnd gewickelt<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: weiße Borsten<br />
Flügel: weiße Borsten<br />
MUDDLER MINNOW, GOLD BODY<br />
Körper: flaches Gold<br />
Hechel: einige Hirschborsten eingebunden wie Hechel und<br />
vorne zu einem dicken Kopf gebunden – abgeschnitten<br />
Schwanz: einige Fasern Truthahn<br />
Flügel: Truthahn hell<br />
Das ist der letzte Zanderschreck, versprochen. Es wäre interessant<br />
zu erfahren, ob Sie vielleicht Erfahrungen mit diesem Streamer<br />
sammeln konnten. Ich freue mich über Nachrichten an werner@<br />
<strong>fliegenfischen</strong>.de!<br />
Bavaria Nr. 921<br />
MUDDLER MINNOW, RED TYP<br />
Körper: roter Wolltyp - weißer Wollkörper - flaches Gold wie<br />
Rippung über weißem Körper<br />
Hechel: einige Hirschborsten eingebunden wie Hechel u. vorne<br />
zu einem dicken Kopf gebunden – abgeschnitten<br />
Schwanz: Truthahn dunkel einige Fasern<br />
Flügel: dunkler Truthahnflügel<br />
Wer kennt ihn nicht, denn Muddler Minnow? 1936 kam Don Gapen<br />
auf die Idee zu dieser Fliege, um eine Koppe zu imitieren, genauer<br />
gesagt die Slimy Sculpin (Cottus cognatus). Heute ist diese Fliege<br />
auf der ganzen Welt bekannt.<br />
Bavaria Nr. 922<br />
SILVER DOCTOR<br />
Körper: Pfautyp - flaches Silber und Silberrippung<br />
Hechel: hellblau mit Perlhuhn<br />
Schwanz: gelbe Goldfasan - einige Fibern Schwertfeder<br />
Flügel: einige rote, gelbe, grüne und blaue Borsten gemischt<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Rot schadet nie! Dieser Muddler Minnow hat einen Reizpunkt erhalten,<br />
hätte aber sicher auch einen kleinen Haarschnitt vertragen,<br />
für eine Koppe ist die Fliege zu borstig. Oder wurde sie als Imitat<br />
einer Heuschrecke gefischt, denn auch das geht.<br />
Eine farbenfrohe Ausführung der Silver Doctor. Die Miniatur der<br />
klassischen Lachsfliege hat mit Sicherheit viele Forellen gefangen.<br />
Und vielleicht hatte der Fischer dabei das Gefühl an einem schottischen<br />
oder norwegischen Lachsfluss zu stehen.<br />
<br />
6/2024<br />
61
SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />
Bavaria Nr. 923<br />
LIENAU<br />
Körper: schwarze Chenille<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: claretfarbene Hahnenfedern dick eingebunden u.<br />
abgeschnitten<br />
Flügel: einige Fibern braune Hahnenfedern und schwarze<br />
Borsten<br />
Bavaria Nr. 924<br />
MATUKA<br />
Körper: oliv-grüne Schafwolle - Goldrippung<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: 2 Federn v. Fasan weibl. Flügel<br />
Flügel: zwischen den Silberrippung dem Körper entlang je 1<br />
weibl. Fasanfeder eingebunden - insg. 4 Stck.<br />
Schwarze Fliege mit rotem Schwanz – diese Kombination fängt,<br />
das lernt man als Fliegenfischer schnell. Über die Stützschwinge<br />
aus Borsten werden lebhaft in der Strömung spielende Fibern gebunden<br />
– das Prinzip kennt man auch von Lachsfliegen.<br />
Die Matuka stammt aus Neuseeland und wurde bekannt, als sie<br />
den nordamerikanischen Fliegenfischern im Jahr 1975 im Buch "Fly<br />
Fishing Strategy" von Swisher und Richards präsentiert wurde. Die<br />
Matuka war damals eine überaus weit verbreitete Forellenfliege.<br />
Bavaria Nr. 925<br />
SPENCER BAY SPEZIAL<br />
Körper: weiße Seide - Silberrippung<br />
Hechel: eine blaue und eine gelbe Hahnenfeder<br />
Schwanz: einige Fibern Goldfasan (schwarz-or.)<br />
Flügel: 2 braune Federspitzen – 2 blaue Federspitzen – 2 Jungle<br />
Cock<br />
Bavaria Nr. 926<br />
CHIEF NEDABEH<br />
Körper: rote Seide - Goldrippung<br />
Hechel: eine gelbe und eine rote Hahnenfeder<br />
Schwanz: ---<br />
Flügel: 2 Federspitzen gelb – 2 Federspitzen rote - 2 Jungle<br />
cock.<br />
Auf dem Foto wird nicht deutlich, wie riesig diese Fliege ist. Die<br />
Spencer Bay gehört zu den „Lost Flies“, über die heute so gut wie<br />
nichts mehr bekannt ist. Sehr interessant: Bei dieser Fliege wird<br />
Goldfasan-Tippet als Schwänzchen verwendet.<br />
Der Binder dieser Fliege, Roland Nelson, stammte von den Penobscot<br />
ab. Er trat in den 1940er-Jahren unter dem Künstlernamen<br />
„Chief Needahbeh“ auf, was in seiner Sprache „Häuptling guter<br />
Freund“ bedeutete.<br />
62 6/2024
Bavaria Nr. 927<br />
Bavaria Nr. 928<br />
NANCY<br />
Körper: gelbe Seite - Silberrippung<br />
Hechel: einige gelbe Hahnenf. nach unten eingebunden<br />
Schwanz: ---<br />
Flügel: 2 Spitzen rote – 2 Spitzen gelbe und Truthahn – 2 Spitzen<br />
grüne<br />
BLUE DEVIL<br />
Körper: flaches Gold - Goldrippung<br />
Hechel: Sussex<br />
Schwanz: ---<br />
Flügel: 2 kleine und 2 größere Spitzen Sussex - einige Pfauenschwertfedern<br />
unten dem Haken entlang - eine Goldfasanfeder<br />
gelb<br />
Ausgesprochen hübsch ist sie, die Nancy, auch wenn der Haken<br />
fast ein Anker ist. Ein wenig erinnert die Farbkombination an<br />
die gute, alte Mickey Finn, und auch bei dieser Fliege ist Gelb die<br />
dominante Farbe. Sollte uns das zu denken geben?<br />
Gleicher Name, andere Materialien: Die Originalfliege hat einen<br />
roten Körper und die namengebend blaue Schwinge, vermutlich<br />
sorgten hier die blaugrünen Pfauengrasfibern für die Adaption des<br />
Namens.<br />
Bavaria Nr. 930<br />
Bavaria Nr. 929<br />
BARNES SPEZIAL<br />
Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />
Hechel: weiße Hahnenhechel<br />
Schwanz: Feder von Plymouth-Rocks<br />
Flügel: rot-gef. Ziegenschwanz m. 2 Spitzen – gelb-gef. Plymouth-Rocks-Feder<br />
PROFESSOR<br />
Körper: gelbe Seide - Goldrippung<br />
Hechel: schwarz-rot-gef. Hahnenfedern<br />
Schwanz: rot-gef. Flügelfeder<br />
Flügel: 2 Spitzen Plymouth-Rocks<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Die Barnes Special war einer der beliebtesten Streamer an der<br />
Ostküste der USA und ist eine Weiterentwicklung eines Streamers<br />
namens Hurricane, der von Fred Fowler entwickelt wurde. Die<br />
Barnes Special hat Tausenden von Lachsen gefangen.<br />
Achtung, Bildungsballast: Diese Fliege verdankt ihren Namen Professor<br />
John Wilson, der um 1820 an der Universität in Edinburgh<br />
Philosophie lehrte. Die Professor war zu Zeiten der Bavaria eine<br />
der bekanntesten Forellenfliegen.<br />
<br />
6/2024<br />
63
SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />
Bavaria Nr. 931<br />
BUMBLE PUPPY<br />
Körper: weiße Chenille - Silberrippung<br />
Hechel: 1 große Wildentenfeder<br />
Schwanz: rot,gef.-Flügelfibern<br />
Flügel: weiße Flügel m. Jungle Cock<br />
Bavaria Nr. 932<br />
WHITE MARABOU<br />
Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />
Hechel: rot-gef.Hahnenhechel n. unten geb.<br />
Schwanz: ---<br />
Flügel: weiße Marabou (Ersatz weiße Fischreiher)<br />
• 5 Pfaufederschwertfederfibern - Jungle Cock<br />
Auf das Jahr 1880 geht dieses Muster zurück, das noch viele ältere<br />
Fliegenfischer kennen werden. Es ist die Bumble Puppy, die erstmals<br />
von Theodore Gordon (1854 - 1915) gebunden worden ist.<br />
Die White Marabou entstammt ganz offensichtlich genetisch<br />
aus der Nassfliegen-Linie, aus der auch die legendäre Alexandra<br />
stammt. In die Kombination aus Pfauengras und roter Hechel<br />
wurde noch lebhaft spielendes Marabou eingekreuzt.<br />
Bavaria Nr. 933<br />
BLACK COST<br />
Körper: schwarze Seide - Silberrippung - nach unten zum<br />
Widerhaken eine Goldfasanfeder (gelb) Topping<br />
Hechel: ---<br />
Schwanz: gelber Goldfasan<br />
Flügel: 2 weiße Hahnenfedern - Jungle Cock<br />
Bavaria Nr. 934<br />
SPERRIOR<br />
Körper: weiße Seide - Silberrippung<br />
Hechel: weiße Borsten<br />
Schwanz: roter Federnschwanz (w.Rd Tag)<br />
Flügel: 2 hellgraue Hahnenfedern - einige Pfaufibern darüber<br />
Ein wunderschöner Black Ghost (auch wenn die Karte ihn als "Cost"<br />
bezeichnete). Diesen nordamerikanischen Streamer erfand 1927<br />
Herbert “Herbie” Welch in Main, das Ursprungsmuster geht sogar<br />
auf das Jahr 1919 zurück.<br />
Die Sperrior war damals eine gute Imitation eines Fischleins, heute<br />
würde dieser Streamer wahrscheinlich "Rapfen-Killer" heißen. Das<br />
rote Schwänzchen trägt auf der Bindekarte übrigens den Hinweis<br />
"w.Rd Tag", also wie Red Tag.<br />
64 6/2024
Bavaria Nr. 935<br />
NEW YORK<br />
Körper: gelbe Wolle, die als Schwanz in einer Schlaufe stehen<br />
gelassen wird<br />
Hechel: braune Feder durchgehechelt - Sussex, ziemlich 1/3<br />
der Hakenlänge<br />
Schwanz: einige rote Federnfibern<br />
Flügel: Truthahn dunkel<br />
Bavaria Nr. 936<br />
M. MINNOW<br />
Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />
Hechel: braune Hahnenhechel breit<br />
Schwanz: v. Goldfasanschwanzfeder einige Fibern<br />
Flügel: Goldfasanschwanzfeder schwarz-braun - einige gelbe<br />
Borsten<br />
Kopf: gelber Straußenfederabschluß<br />
New York, New York … Wir haben keine weiteren Infos zu dieser<br />
Fliege, die ganz eindeutig Merkmale eines Hoppers aufweist. Ob<br />
diese Fliege damals als Heuschrecken-Imitation gefischt worden<br />
ist? Oder versenkt als Streamer und Koppen-Imitat?<br />
Okay, das "M. Minnow" weist eindeutig auf eine Verwandtschaft zu<br />
den Muddlers hin, auch wenn das Köpfchen eher an eine klassische<br />
Lachsfliege erinnert. Wäre ein interessanter Versuch, diese<br />
Fliege mal an einer Sinkschnur zu fischen …<br />
Bavaria Nr. 937<br />
HOLLFELD<br />
Körper: weiße Seide, Gold Rippung<br />
Hechel: gelbe und orange Feder<br />
Schwanz: einige Fibern gelber Goldfasan<br />
Flügel: 1 schwarz – rote Feder – beiderseits ein goldfarbene<br />
Feder darüber Jungle Cock, darüber eine Pfaufibern<br />
Hollfeld und der<br />
seltsame Haken<br />
Bei den ausgesprochen hübschen Hollfeld-Fliege<br />
(Bavaria Nummer 937) fand sich eine Variante, die auf<br />
einen ungewöhnlich geformten Haken gebunden war.<br />
Bei diesem war der Hakenbogen nicht rund, sondern eher<br />
eckig gebunden, außerdem war die Hakenspitze (siehe<br />
Detail) bewusst „verbogen“. Ein bisschen erinnert diese<br />
Form an einen widerhakenlosen Haken, der durch die<br />
Biegung besser halten sollte, doch ein Widerhaken<br />
ist hier vorhanden. Seltsam.<br />
Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />
Hollfeld und Wiesent, diese beiden Namen verbindet man sofort.<br />
Von der Fliege Nr. 937 gab es zwei Varianten, bei einer war die<br />
Hechel gelb, bei der andern gelb-orange. Eine wirklich schöne<br />
Fliege.<br />
6/2024<br />
65
GEWÄSSER BOSNIEN<br />
Spannend!<br />
Aber schwierig!<br />
Die Äschen in Bosnien<br />
Der Ribnik ist ein Traum für Fliegenfischer,<br />
ein ideales Revier für die Trockenfischerei. Die Äschenbestände<br />
in Bosnien sind beeindruckend, doch die Fischerei auf<br />
Thymallus bleibt anspruchsvoll.<br />
Text und Fotos: Wolfgang Hauer<br />
66 6/2024
Der Ribnik – ein<br />
Traumfluss. Johannes<br />
versucht gerade mit<br />
einer winzigen Olive<br />
Dun, eine der heiklen<br />
Ribnik Äschen zu<br />
überlisten.<br />
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GEWÄSSER BOSNIEN<br />
Überredet von Johannes‘<br />
langjährigem Drängen,<br />
beschließe ich schließlich,<br />
mit ihm nach Bosnien<br />
zu reisen. Seine begeisterten<br />
Schilderungen über das schöne<br />
Land, die gastfreundlichen Menschen<br />
und die beeindruckenden<br />
Fischbestände vermögen es, in Momenten<br />
mentaler Schwäche mein<br />
Urteilsvermögen zu beeinflussen.<br />
Trotz Bekanntschaft mit seinem<br />
„atemberaubenden“ Fahrstil und<br />
der Tatsache, dass ich nahezu vor<br />
Guide Amir gibt Tipps,<br />
denn er kennt den<br />
Ribnik wie seine<br />
Westentasche.<br />
meiner Haustür herrliche Fliegenreviere<br />
habe, willige ich schließlich<br />
ein.<br />
An einem kühlen Oktobernachmittag<br />
brechen wir zu viert von<br />
Wien nach Klujc auf, einer rund<br />
600 Kilometer langen Reise. Während<br />
meine Begleiter Johannes,<br />
Günther und Ewald bereits mehrmals<br />
in Bosnien gefischt haben ist<br />
die herbstliche Äschenfischerei an<br />
den Karstflüssen Bosniens für mich<br />
eine Premiere. Johannes hatte die<br />
Fahrzeit auf fünfeinhalb bis sechs<br />
Stunden angesetzt, anstatt der üblichen<br />
sieben Stunden, was theoretisch<br />
dank seiner Fahrweise möglich<br />
gewesen wäre. Allerdings nur,<br />
wenn wir nicht an der ein oder anderen<br />
wichtigen Abzweigung vorbeigerast<br />
wären…<br />
Der Ribnik – ein Traumfluss<br />
Für unsere Unterkunft hatten wir<br />
das Hotel Kraljevac direkt am Ufer<br />
der Sana ins Auge gefasst. Leider<br />
waren dort trotz vorheriger Absprache<br />
keine Zimmer für uns re-<br />
68 6/2024
serviert, weshalb wir auf das Hotel<br />
Klujc im Stadtzentrum ausweichen<br />
mussten. Doch diese Alternative<br />
entpuppte sich als angenehm, und<br />
nach einem ausgiebigen Frühstück,<br />
bei dem uns ein Schweizer Fliegenfischer-Kollege<br />
Handyfotos einer<br />
50 Zentimeter großen Äsche zeigte,<br />
machten wir uns hoch motiviert<br />
auf den Weg zum Ribnik.<br />
Dort trafen wir auf unseren<br />
Guide Amir Alagic, der uns herzlich<br />
empfing und uns mit aktuellen<br />
Informationen sowie den passenden<br />
Fliegen versorgte. Anstatt sofort<br />
seinem Rat zu folgen und mit<br />
dem Fischen zu beginnen, mussten<br />
wir natürlich zunächst von der<br />
nahe gelegenen Brücke hinunterschauen.<br />
Ich war beeindruckt von<br />
der Schönheit des Karstflusses.<br />
Glasklares Wasser und ganze Teppiche<br />
schwimmender Wasserpflanzen<br />
prägten das Bild. Ideale Bedingungen<br />
für Äschen und Forellen,<br />
dachte ich mir, und tatsächlich<br />
konnte man schon von der Brücke<br />
aus zahlreiche Äschen sehen. Auch<br />
die natürliche Reproduktion schien<br />
intakt zu sein, denn ich konnte Fische<br />
in allen Altersstufen, vom<br />
Sömmerling bis zu Exemplaren um<br />
die 45 Zentimeter, beobachten.<br />
Endlich konnten wir uns von<br />
der Brücke losreißen, und Amir<br />
führte uns zu einigen vielversprechenden<br />
Stellen flussabwärts. Wir<br />
genossen ein idyllisches Bild, während<br />
sich die herbstlichen Weiden<br />
malerisch im Wasser spiegelten,<br />
und wir fast allein am Fluss waren.<br />
An der ruhig dahindriftenden Wasseroberfläche<br />
zerrinnen die Ringe<br />
steigender Äschen, ein wahrhaft<br />
herrlicher Anblick.<br />
Der<br />
Ribnik ist<br />
ein Traum<br />
von einem<br />
Fluss.<br />
Eine Augenweide, die<br />
Äschen vom Ribnik<br />
sind wunderschön<br />
aber schwer zu überlisten.<br />
Invasion der Gleichgesinnten<br />
Während wir beginnen, unsere Trockenfliegen<br />
zu präsentieren, höre<br />
ich hinter mir das Geräusch brechender<br />
Äste. Eine Gruppe Fliegenfischer<br />
stapft am Ufer hinter uns<br />
vorbei und bezieht etwa 30 Meter<br />
flussab von uns Stellung im Wasser.<br />
Johannes und ich tauschen einen<br />
verwunderten Blick aus und<br />
wenden uns wieder den Äschen<br />
zu. Doch diese reagieren auf meine<br />
sorgfältig präsentierte Fliege am<br />
13er Vorfach nur mit gelassenen<br />
Ausweichmanövern.<br />
Ein Stück flussaufwärts ist Günther,<br />
ein Meister der feinen Trockenfliegenfischerei,<br />
bereits dabei,<br />
seine zweite schöne Äsche zu drillen.<br />
Kein Wunder, denke ich bei<br />
mir, er hat schließlich Amir an seiner<br />
Seite, der ihm genaueste Instruktionen<br />
gibt. Aus dem Augenwinkel<br />
heraus beobachte ich, wie<br />
immer mehr Fliegenfischer hinter<br />
uns ans Wasser strömen. Inzwischen<br />
stehen überall im Fluss in einem<br />
Abstand von etwa 30 Metern<br />
Fischer. Überwältigt von diesem<br />
Massenauflauf setzen sich Johannes<br />
und ich gemeinsam ans Ufer<br />
und betrachten die Szenerie.<br />
Begriffe wie „Wanderung der<br />
Fliegenfischer“ oder „Massenschlupf<br />
“ kommen mir in den Sinn,<br />
und ich frage mich, wie lang der<br />
Fluss eigentlich sein muss, um all<br />
diesen Fischern Platz zu bieten.<br />
Doch letztlich ist es wie bei einem<br />
Stau auf der Autobahn. Man ärgert<br />
sich über die vielen Autos und<br />
ist doch gleichzeitig selbst <br />
6/2024<br />
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GEWÄSSER BOSNIEN<br />
Teil des Problems. Offensichtlich<br />
entwickeln sich nun auch im oberen<br />
Flussabschnitt rege fischereiliche<br />
Aktivitäten. Große Büschel von<br />
Wasserpflanzen treiben mittlerweile<br />
an der Oberfläche dahin, die offensichtlich<br />
durch unvorsichtiges<br />
Waten losgetreten wurden. Dies<br />
erschwert die Fischerei zusätzlich.<br />
Ah, deshalb hatte unser Guide<br />
Amir zu Beginn gemeint, wir sollten<br />
endlich fischen und nicht ewig<br />
von der Brücke hinunterglotzen ...<br />
Ultrafeines Angeln: Reizvoll,<br />
aber anspruchsvoll<br />
Nachdem wir uns von der „Invasion<br />
Gleichgesinnter“ erholt haben,<br />
gelingt es Johannes, Günther und<br />
Ewald am Vormittag doch noch, die<br />
eine oder andere Äsche zu landen.<br />
Für den Nachmittag planen wir, im<br />
oberen Teil des Flusses zu fischen.<br />
Auch hier erweist sich der Ribnik<br />
als wunderschöner, strukturreicher<br />
Fluss mit reichlich Fischbestand.<br />
Johannes und ich wählen eine<br />
einladende Stelle bei einer Kurve<br />
oberhalb der Brücke. Durch das<br />
fast senkrecht einfallende Sonnenlicht<br />
können wir die zahlreichen<br />
Äschen nun sehr gut erkennen, und<br />
es ist ein Genuss, ihnen beim Einschlürfen<br />
der Eintagsfliegen zuzusehen.<br />
Allerdings treiben mittlerweile<br />
so viele Insekten an der<br />
Oberfläche, dass der Großteil von<br />
ihnen von den Fischen unbeachtet<br />
bleibt. Dementsprechend schwierig<br />
ist es, nun die Äschen mit der Fliege<br />
zu überlisten. Vorfachspitzen<br />
von über 0,10 mm werden grundsätzlich<br />
abgelehnt, und bereits ein<br />
Hauch von Dregging genügt, um<br />
die Fische zu vergrämen.<br />
Dennoch gelingt es Johannes<br />
am Nachmittag, neben einigen<br />
kleineren Äschen auch zwei recht<br />
schöne Exemplare zu fangen. Er ist<br />
ein exzellenter Fliegenfischer und<br />
kommt mit dieser Art der Fischerei<br />
deutlich besser zurecht als ich.<br />
Diese ultrafeine Fischerei hat zweifellos<br />
ihren Reiz, ist jedoch nicht<br />
einfach und erfordert äußerst fein<br />
abgestimmtes Gerät sowie eine<br />
perfekte Präsentation der Fliegen.<br />
Der Ribnik im Herbst,<br />
ein traumhaftes Revier<br />
für die Trockenfischerei.<br />
Da ich nicht an solch winzige<br />
Fliegen und überlange Vorfächer<br />
gewohnt bin, sind meine Fänge<br />
recht bescheiden. Zudem lässt<br />
mein Sehvermögen altersbedingt<br />
deutlich nach, und trotz meiner<br />
Supernahbrille wird schon das Anknüpfen<br />
der winzigen Fliegen zu<br />
einer Herausforderung für mich.<br />
Ganz zu schweigen davon, dass ich<br />
oft nicht in der Lage bin, meine eigene<br />
Fliege auf dem Wasser zu verfolgen.<br />
Die Sanica – Natur pur!<br />
Am nächsten Tag erkunden wir zusammen<br />
mit Amir die Sanica, einen<br />
Fluss von etwa 10-20 Metern Breite,<br />
70 6/2024
der in der Nähe des gleichnamigen<br />
Ortes entspringt und von drei verschiedenen<br />
Karstquellen gespeist<br />
wird. Wir sind beeindruckt vom<br />
völlig natürlichen Flusslauf, der<br />
viele Totholzbereiche, Kolke und<br />
Rieselstrecken aufweist.<br />
So wie im Ribnik sehen wir<br />
auch in der Sanica schon auf den<br />
ersten Blick einige schöne Äschen,<br />
und obwohl die Fische hier genauso<br />
heikel sind wie am Vortag, können<br />
wir im Laufe des Tages einige<br />
von ihnen überlisten. Während des<br />
ganzen Tages begegnet uns nicht<br />
ein einziger anderer Fischer, und<br />
wir fühlen uns wie im Paradies. Abgesehen<br />
von vielen und zum Teil<br />
auch richtig großen Äschen beherbergt<br />
die Sanica auch große Bachforellen.<br />
Insider-Tipps vom Guide<br />
Obwohl der Ribnik und die Sanica<br />
sehr gut begehbar sind, sollte man<br />
diese Flüsse mit Bedacht betreten.<br />
Aufgrund des klaren Wassers und<br />
des hohen Fischereidrucks sind<br />
die Fische entsprechend scheu. Es<br />
empfiehlt sich daher, äußerst vorsichtig<br />
und nur so weit wie unbedingt<br />
erforderlich ins Wasser zu<br />
treten. Dies gilt auch für die meisten<br />
anderen Flüsse in der Region.<br />
Nachdem man eine passende<br />
Position im Fluss gefunden hat,<br />
sollte man nicht sofort mit dem<br />
Werfen beginnen, sondern den Fischen<br />
einige Minuten Zeit geben,<br />
sich zu beruhigen. Meist kommen<br />
die Fische schon nach kurzer<br />
Zeit ganz von selbst aus ihrer<br />
Deckung und befinden sich in bequemer<br />
Wurfweite. Vor allem bei<br />
Niedrigwasser sind die Fische sehr<br />
scheu gegenüber Vorfächern, weshalb<br />
Amir lange Vorfächer mit Spitzen<br />
von bis zu 0,10 mm empfiehlt.<br />
Gerade jetzt im Herbst sind winzige<br />
Trockenfliegen und Nymphen in<br />
den Größen 20-22 die beste Wahl.<br />
Mein Resümee<br />
Der Ribnik ist ein typischer Spring<br />
Creek, also ein Karstfluss, dessen<br />
klares Wasser selbst im Sommer<br />
eiskalt bleibt. Der Wasserstand des<br />
rund 5,5 km langen Flusses steigt<br />
zwar im Frühjahr während der<br />
Schneeschmelze deutlich an, bleibt<br />
aber dennoch klar und gut befischbar.<br />
Er gehört zweifellos zu den<br />
Topdestinationen für das Forellenund<br />
Äschenfischen am Westbalkan.<br />
Der Fischbestand insgesamt, aber<br />
vor allem der Äschenbestand, ist<br />
Die Fischerei<br />
auf<br />
Thymallus<br />
ist nicht<br />
einfach.<br />
sehr gut, und fast überall sind Fische<br />
unterschiedlicher Altersklassen<br />
zu sehen. Der Fluss ist auch für<br />
ältere Semester wie mich recht einfach<br />
zu waten. Da der Befischungsdruck<br />
recht hoch ist, sind die Fische<br />
vor allem bei Niedrigwasser<br />
sehr schwierig zu fangen – jedenfalls<br />
für „Durchschnittsfliegenfischer“<br />
wie mich. Deshalb werde ich<br />
diese wunderschönen Flüsse im<br />
Frühjahr wieder besuchen; dann ist<br />
der Wasserstand höher, und die Fische<br />
hoffentlich nicht mehr so heikel.<br />
<br />
Auf einen Blick<br />
Gastkarten:<br />
Die Preise für Lizenzen zur<br />
Fischerei in Bosnien sind an den<br />
meisten Flüssen recht bescheiden,<br />
und liegen zwischen 25 und<br />
50 Euro für Tageskarten.<br />
Entnahme:<br />
Striktes Catch & Release sowie<br />
widerhakenloses Fischen sind<br />
obligatorisch.<br />
Lizenzen:<br />
Die Flüsse Ribnik, Pliva, Sana und<br />
Janj sind in privater Hand, und<br />
werden von der LTG Company<br />
verwaltet. Lizenzen bekommt<br />
man bei den Informationsbüros<br />
direkt an Ribnik und Pliva.<br />
Die Flüsse Sanica und Korcanica<br />
werden von der Fishermans association<br />
verwaltet, die Lizenzen<br />
gibt’s im Sanica Restaurant bei<br />
der Brücke.<br />
Guiding:<br />
Amir Alagic ist Teil des Hardy-<br />
Guiding-Teams und betreut seine<br />
Gäste auch an den Flüssen Una,<br />
Unac, Krusnica, Sana, Sanica,<br />
Korcanica, Pliva und an der Gacka<br />
in Kroatien.<br />
Amir Alagic<br />
Hatinac bb<br />
77000 Bihac<br />
Bosnia and Herzegovina<br />
+387(0)62067088<br />
www.amirflyfishing.com<br />
amirflyfishing@gmail.com<br />
6/2024<br />
71
GEWÄSSER SCHWEIZ<br />
VERZASCA-TAL<br />
Der Charme der<br />
wilden Flüsse<br />
Ein phantastischer Flusslauf in einer umwerfenden<br />
Kulisse und mit richtig heiklen Fischen drin.<br />
Petri-Heil-Redakteur NILS ANDERSON hat sich<br />
an den Verzasca-Forellen die Zähne ausgebissen<br />
und ist trotzdem dem Zauber der Tessiner<br />
Fischerei erlegen.<br />
Text: Nils Anderson Fotos: Sereina Battaglia & Nils Anderson<br />
Tessin! Freizeit!! Endlich!!! Zusammen<br />
mit meiner Familie mache<br />
ich eine kleine Wanderung<br />
im Verzascatal. Beim Parkplatz<br />
lasse ich es mir nicht nehmen und schaue<br />
von der hohen Brücke hinunter in ein riesiges<br />
Becken der Verzasca. Ich schaue und<br />
schaue und zähle und zähle. 12 Fische<br />
kann ich von der Brücke ausmachen!<br />
Unterwegs dem Fluss entlang kann<br />
ich immer wieder Forellen erspähen und<br />
muss entsprechend aufpassen, dass ich<br />
nicht vom Wanderweg stolpere. Wir gehen<br />
an hunderten interessanten Spots vorbei;<br />
schöne Züge, tiefe Rinnen, Pools, umströmte<br />
Steine, alles, was das Fischerherz<br />
sich an Bachstrukturen wünscht, ist im<br />
Übermass vorhanden. Fischen kann ich an<br />
diesem Tag aber nicht: keine Rute, kein Patent,<br />
keine Zeit...<br />
Touristenmagnet Verzasca<br />
Einen Monat später kehren wir ins Verzascatal<br />
zurück. Die Luft ist klar und frisch.<br />
Das Patent haben wir gleich nach dem<br />
Gotthardtunnel im SBB-Büro in Airolo geholt,<br />
und unsere urige Unterkunft, keine<br />
hundert Meter vom Flussbett entfernt, haben<br />
wir nach kurzer Suche im Internet gefunden.<br />
Landschaftlich gehört das Verzascatal<br />
mit zu den allerspektakulärsten Abschnitten<br />
der Schweiz. Eng aufeinandergetürmt<br />
reiht sich ein Berggipfel an den anderen,<br />
die Hänge fallen fast senkrecht in kleine,<br />
kaum erreichbare Seitentäler, aus welchen<br />
das Wasser über zahllose Wasserfälle in die<br />
Verzasca fliesst. Und während in vergangenen<br />
Zeiten das Leben in dieser abgelegenen<br />
Gegend vor allem entbehrlich und<br />
karg war und zu einer grossen Abwanderung<br />
führte, hat sich dies heute grundlegend<br />
verändert. Im Sommer wird das Tal<br />
von so vielen Touristen besucht, dass die<br />
Zufahrtsstrasse zeitweise geschlossen wird<br />
und gerade um Lavertezzo herum wimmelt<br />
es an schönen Tagen förmlich von Besuchern,<br />
welche das Tal und den Fluss auf<br />
unterschiedlichste Arten in Beschlag nehmen.<br />
Wer in Ferienzeiten oder an einem<br />
Wochenende unterwegs ist, muss sich die<br />
Abschnitte mit Picknickern, Badenden und<br />
Hunden teilen.<br />
Perfektes Fliegenfischer-<br />
Gewässer: Die Osura<br />
mündet bei Brione in die<br />
Verzasca.<br />
Topstellen, wo man hinblickt<br />
Es ist bereits Abend, als ich mich dann mit<br />
der Rute auf den Weg mache. Wie üblich<br />
an einem neuen Gewässer beginne ich zuerst<br />
mal aufs Geratewohl an der erstbesten<br />
Stelle. Dies ist in der Regel zwar wenig<br />
erfolgversprechend, es hilft aber, das Fischerfieber<br />
so zu drosseln, dass ich nachher<br />
auch Gespräche führen kann, ohne<br />
nach zwei Sätzen wieder mit Gedanken<br />
am Wasser zu sein. Und vor allem kann<br />
ich am nächsten Tag mit einem Plan etwas<br />
strukturierter und ruhiger vorgehen.<br />
Ausgestattet mit selbstgebundenen<br />
Fliegen von Daniel Luther mache ich mich<br />
also hinter einem Stein so geruhsam wie<br />
möglich ans Werk und fische in der Zeit,<br />
die mir verbleibt, aus der Deckung heraus<br />
das Wasser um mich herum ab. Die Dun-<br />
72 6/2024
kelheit nimmt schnell zu und wo ich hinschaue,<br />
sehe ich verlockende Läufe, was<br />
mich hastiger macht, als mir lieb ist. Mein<br />
Kescher bleibt an diesem ersten Abend<br />
trocken, aber noch liegen ja ein paar Tage<br />
vor mir.<br />
Am nächsten Tag fahren wir hoch<br />
nach Brione und steigen in die Osura ein.<br />
Es ist ein wolkenverhangener Tag und es<br />
regnet leicht. Wir haben diesen Nebenfluss<br />
ganz für uns alleine. Doch was ich<br />
auch versuche, es bleibt bei einer einzigen<br />
kleinen Forelle. Ich hadere mit meinem<br />
Können und meinem Wissen. Eigentlich<br />
stimmt alles, so kann ich Insekten an den<br />
Steinen ausmachen und finde deren perfekte<br />
Imitation – zumindest meiner Meinung<br />
nach – in meiner Box. Und ich bin<br />
gut im Rhythmus, bewege mich schön defensiv<br />
im Schutz grosser Steine, doch die<br />
Tessiner Forellen haben kein Einsehen mit<br />
mir.<br />
So fische ich eine absolute Top-Stelle<br />
nach der anderen, ohne dass irgendetwas<br />
passieren würde. Irgendwann verliere<br />
ich den Faden, verzichte auf die Deckung<br />
und das fleissige Justieren meiner<br />
Montage und klettere schliesslich geschlagen<br />
zurück auf die Strasse.<br />
Mittlerweile regnet es immer mehr<br />
und es soll die ganze Nacht anhalten.<br />
Ich male mir Top-Bedingungen für den<br />
nächsten Tag aus. Angetrübtes Was- <br />
6/2024<br />
73
Obwohl der Fluss<br />
beim Besuch<br />
Hochwasser führt,<br />
kommt er noch<br />
immer kristallklar<br />
daher.<br />
Der Lohn nach langem<br />
Tüfteln und Probieren:<br />
eine wunderschön<br />
gezeichnete Verzasca-<br />
Forelle.<br />
74 6/2024
GEWÄSSER SCHWEIZ<br />
Auf einen Blick<br />
Touristenpatente sind erhältlich<br />
bei den Tourismusbüros<br />
sowie den Fischereigeschäften.<br />
2-Tageskarte CHF 60.–<br />
(keine Eintageskarten),<br />
7 Tage CHF 120.–<br />
Die Patente sind gültig für alle<br />
Gewässer des Kantons Tessin.<br />
Alle wichtigen Angaben finden<br />
sich im abgegebenen Fischereibüchlein.<br />
Die Fangstatistik muss<br />
retourniert werden.<br />
ser mit haufenweise eingeschwemmter<br />
Nahrung! Ich erinnere mich an die Berichte<br />
meines Redaktionskollegen Erich Bolli:<br />
Die heimischen Fischer würden sich vor<br />
allem auf Tage mit perfekten Bedingungen<br />
konzentrieren und dann im Sichtschutz<br />
der Wassertrübung und Wurm zuschlagen.<br />
Nicht von ungefähr liege das Tagesfanglimit<br />
im Tessin noch immer bei unfassbaren<br />
10 Forellen.<br />
Glasklares Hochwasser<br />
Am nächsten Morgen herrscht schönes<br />
Wetter, es ist ein prächtiger Sonntag. Und<br />
tatsächlich ist das Wasser höher, gut die<br />
Hälfte mehr kommt herunter als noch<br />
am Vortag, doch von einer Trübung keine<br />
Spur. Ich versuche mein Glück etwa drei<br />
Kilometer oberhalb von Lavertezzo und<br />
nach ein paar Anpassungen am Nymphenmenü<br />
gelingt es mir, die ersten Bisse zu<br />
verzeichnen. Glänzendes Dunkelgrün ist<br />
die Erfolg bringende Farbe.<br />
Ab sofort vergehen die Stunden wie im<br />
Flug, ich klettere und kraxle über die Steine<br />
und muss mich immer wieder bremsen.<br />
Mehr als einmal fische ich an einer Stelle,<br />
wo ein Fehltritt weit üblere Folgen als eine<br />
gefüllte Wathose mit sich gebracht hätte.<br />
Nicht umsonst wird am Wegrand immer<br />
wieder auf die Gefahren des Flusses hingewiesen.<br />
Zum Abschluss versuche ich gleich unterhalb<br />
der Unterkunft ein Rückwasser, welches<br />
ich von unten, halb über einen Stein gelehnt,<br />
anwerfe. Die Nymphe wird unter den<br />
grossen Felsen neben mir gespült und die<br />
Schnur bleibt stehen. Anhieb – und tatsächlich<br />
gute Gegenwehr! Am Schluss liegt eine<br />
32 Zentimeter lange Bachforelle in meinem<br />
Kescher und die Freude übertrifft die Masse<br />
des Fischs bei weitem. Geht doch! <br />
Sonogno<br />
Verzasca<br />
Redorta<br />
Gerra<br />
Brione<br />
Osura<br />
Riale d’Agro<br />
Verzasca<br />
Lavertezzo<br />
Lago di Vogorno<br />
Mergoscia<br />
Am Oberlauf der Verzasca oder am Nebenfluss Osura ist es weniger gefährlich als weiter unten.<br />
Hier ist das Fischen auch mit Kind auf dem Rücken vertretbar.<br />
6/2024<br />
75
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FliegenFischen<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsführung<br />
Alexandra Jahr<br />
Chefredakteur<br />
Michael Werner<br />
Chef vom Dienst<br />
Corinna Leppin<br />
Media Sales<br />
Andreas Mohr,<br />
Tel: 040 38906-266<br />
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Director Content<br />
Michael Werner<br />
Marketing<br />
marketing@jahr-media.de<br />
FliegenFischen<br />
Art-Director<br />
Heico Forster<br />
Grafik<br />
Dirk Bartos (stv. Art-Director, CvD)<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Lithographie<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Produktionsmanagement<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
Vertrieb<br />
Einzelverkauf<br />
DMV Der Medienvertrieb GmbH<br />
& Co. KG, Meßberg 1, 20086<br />
Hamburg,<br />
www.dermedienvertrieb.de<br />
Abonnement<br />
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GmbH, Postf. 57 04 02,<br />
22773 Hamburg,<br />
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Schweiz: 96,00 SFr,<br />
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Ausland: 66,00 €, übriges<br />
europäisches Ausland (Luftweg):<br />
87,00 €, außereuropäisches<br />
Ausland: 99,60 €.<br />
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79
LESERBRIEFE<br />
Indoor-Lachsfarm<br />
Betrifft: Beitrag im Fernsehen<br />
Moin Moin Herr Werner,<br />
es gibt sie doch, die Indoor-Lachsfarmen.<br />
Anfang des Jahres wurde ein Film über<br />
genau dieses Thema im Fernsehen ausgestrahlt.<br />
Ich bin mir nicht mehr sicher,<br />
von welchem Sender der Beitrag kam,<br />
aber ich glaube, es war eine Sendung aus<br />
der Reihe Terra X. In dem Beitrag wurde<br />
das ganze Elend der Netzkäfige mit all<br />
ihren negativen Folgen dargestellt. Dann<br />
zeigte man eine Indoor-Farm, detailliert<br />
und mit der ganzen Technik, Logistik und<br />
dem enormen Aufwand und Kosten, die<br />
damit verbunden sind.<br />
Deshalb halte ich es für sehr fraglich, ob<br />
sich diese Art der Lachszucht tatsächlich<br />
durchsetzen wird. Das Produkt Lachs<br />
würde dadurch erheblich teurer, und<br />
ob das der Verbraucher akzeptiert, ist<br />
fraglich. Interessant war auch, dass die<br />
gezeigte Lachsfarm von einem Start-up<br />
betrieben wurde und nicht von einem<br />
Züchter, der bisher Netzkäfige bewirtschaftet.<br />
In diesem Sinne,<br />
Mit Petri Heil,<br />
P. Surmann<br />
Schreiben<br />
Sie uns:<br />
FliegenFischen<br />
Jahr Media<br />
Jürgen-Töpfer-Str. 48<br />
22763 Hamburg<br />
oder per Mail an:<br />
corinna.leppin@<br />
<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />
Bester Artikel<br />
seit Langem!<br />
Betrifft: Orkla<br />
Hallo Frau Leppin,<br />
„Trauma-Therapie am Lachsfluss" aus<br />
dem letzten Heft 5/24 ist wahrscheinlich<br />
der beste Artikel, den ich seit Langem<br />
gelesen habe.<br />
Ramus Ovesen spricht mir - und wahrscheinlich<br />
vielen anderen Zweihand-<br />
Enthusiasten ohne bisherigen Lachskontakt<br />
- aus der Seele!<br />
Beste Grüße<br />
Wolfgang Pöpping<br />
Foto: AW<br />
Nissan lockt<br />
Fliegenfischer<br />
Betriff: Rund ums Auto<br />
Liebe Redaktion,<br />
ich bin auf ein interessantes Angebot von<br />
Nissan gestoßen, das besonders für uns<br />
Fliegenfischer attraktiv sein könnte. Das<br />
Autohaus J. Dammann in Brake bietet eine<br />
gebührenfreie Finanzierung für X-Trail und<br />
Qashqai an. Dieses Angebot gibt es nur für<br />
Fliegenfischer sagte man mir. Vielleicht ist<br />
dies auch ein Tipp für andere Leser und von<br />
Interesse.<br />
Herzliche Grüße, Uwe Ehlke<br />
Ein Wohnwagen für Angler<br />
Betrifft: So geht Urlaub!<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
als leidenschaftlicher Angler<br />
und Camper hat mich ein<br />
Wohnwagen fasziniert - der<br />
„Sealander". Allein die Vorstellung,<br />
meinen Wohnwagen<br />
direkt aufs Wasser<br />
bringen zu können, ist<br />
schon cool. Mit diesem<br />
Amphibien-Wohnwagen<br />
könnte ich erst am Ufer<br />
campen und dann auf den<br />
See hinausfahren. Auch<br />
wenn der 5-PS-Motor eher<br />
für ruhige Gewässer<br />
gedacht ist, reicht das vollkommen<br />
aus, um entspannt<br />
über das Wasser zu gleiten.<br />
Die Kombination aus Camping<br />
und Angeln ist sehr<br />
reizvoll, nur der Preis von<br />
15.000 € ist nicht ohne, aber<br />
für so ein außergewöhnliches<br />
Erlebnis könnte sich<br />
die Investition lohnen ...<br />
Gruß<br />
Karl Schuska<br />
Gedämpfte Watschuhe – eine Idee für mehr Komfort beim Fischen<br />
Betrifft: Durchdachte Watbekleidung<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
neulich unterhielt ich mich mit einem Fliegenfischerfreund<br />
über Watschuhe, als er mir von<br />
zunehmenden Knieschmerzen bei jedem Watgang<br />
berichtete. Trotz zahlreicher Versuche,<br />
das Problem zu lösen, fand er keine zufriedenstellende<br />
Lösung. Gummi-Einlagen brachten<br />
keine Erleichterung, und so stellte er die Frage<br />
in den Raum: „Warum gibt es keine Watschuhe<br />
mit der gleichen Spitzenstoßdämpfung wie<br />
bei Hochleistungslaufschuhen?"<br />
Diese Frage hat mich nachdenklich gemacht,<br />
da ich selbst ähnliche Überlegungen<br />
angestellt hatte. Mit zunehmendem Alter<br />
nehmen Beschwerden in den Gelenken zu,<br />
und die Beweglichkeit lässt nach. Da man den<br />
natürlichen Verschleiß nicht einfach „ölen"<br />
kann, wie bei einem Fahrrad, bleibt oft nur die<br />
Unterstützung von außen.<br />
Hier kommt der Watschuh ins Spiel. Warum<br />
gibt es nicht vollgedämpfte Watschuhe,<br />
ähnlich denen von Hochleistungslaufschuhen?<br />
Die Dämpfung solcher Schuhe könnte den<br />
Druck auf die Kniegelenke erheblich reduzieren<br />
und somit gerade für die ältere Generation<br />
von Fliegenfischern eine große Erleichterung<br />
darstellen. Zwar würden solche Watschuhe<br />
vermutlich teurer sein, aber der zusätzliche<br />
Komfort und die Entlastung wären diesen<br />
Preis wert.<br />
Um diese Idee zu testen, habe ich selbst<br />
einen Versuch gestartet: Ich zog supergedämpfte<br />
Laufschuhe über meine Wathose an<br />
(Asics Gel-Marathonlaufschuhe) und watete<br />
zwei Stunden lang am Ufer und im Wasser.<br />
Das Ergebnis war beeindruckend – die Dämpfung<br />
entlastete meine Gelenke deutlich, und<br />
das geringere Gewicht machte das Waten viel<br />
angenehmer. Auch die Rutschfestigkeit war<br />
überraschend gut.<br />
Natürlich gibt es bereits einfache Lösungen<br />
wie elastische Einlegesohlen oder Silikonpads<br />
für die Ferse, aber diese erreichen bei Weitem<br />
nicht die Dämpfungsqualität moderner Mittelsohlentechnologien.<br />
Diese Technologien, die<br />
in Laufschuhen bereits für ein „Laufen wie auf<br />
Wolken" sorgen, könnten auch in Watschuhen<br />
für mehr Komfort und weniger Beschwerden<br />
sorgen.<br />
Vielleicht sollten die Watbekleidungshersteller<br />
einmal über den Tellerrand hinausblicken<br />
und sich von den führenden Herstellern<br />
von Laufschuhen inspirieren lassen. Denn die<br />
Integration solcher Technologien könnte vielen<br />
Fliegenfischern, besonders den älteren und<br />
schmerzgeplagten, wieder mehr Freude am<br />
Waten und Fischen bereiten.<br />
Mit freundlichen Grüßen und Petri Heil<br />
Karl-H. Daugs<br />
Supergedämpfte<br />
Laufschuhe als<br />
Watschuh-Alternative?<br />
Ein persönlicher<br />
Versuch zeigte<br />
überraschend positive<br />
Ergebnisse in<br />
Sachen Komfort und<br />
Gelenkentlastung.<br />
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zeigt sich ihre aggressive Natur, sobald sich eine Gelegenheit bietet.<br />
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Plötzlich ist es so weit – das Eis bricht auf und das Angeln ist endlich<br />
wieder möglich. Was bleibt, sind die Überreste der Eisablagerungen<br />
– und da sind auch Regenbogenforellen, deren Fang sowohl<br />
Finesse als auch Geduld erfordert. Wir zeigen die Methoden, die<br />
Ihren ersten Angeltag retten könnten.<br />
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6/2024<br />
81
MOMENTE MIT KARL-H. DAUGS<br />
Gedicht<br />
N I C H T S....<br />
Die Zeit steht niemals still<br />
Besser,Schneller,Höher, Weiter<br />
Die Entwicklung geht rasch voran<br />
Der Fortschritt, unser Wegbegleiter<br />
Doch was wirklich oftmals zählt<br />
ist das Erlebnis in der Natur<br />
magische Momente dort zu erleben<br />
Zeitlos, von Hektik keine Spur<br />
Zu versinken in schönen Gedanken<br />
Sie in positive Energie umzulenken<br />
Dann kommt vielleicht der kostbare Moment<br />
Wo es uns gelingt an Nichts zu denken<br />
Den Alltag hinter sich zu lassen<br />
Den Zauber des Fliegenfischens zu begreifen<br />
Die schlechten Gedanken zu vergessen<br />
Voller Tatendrang durchs Wasser zu streifen.<br />
Copyright: Karl-H. Daugs 2024<br />
Foto: privat<br />
Karl-H. Daugs -<br />
seit über 50 Jahren<br />
am Wasser: Das<br />
Fliegenfischen hat<br />
sein Leben geprägt<br />
und ihm einzigartige<br />
Momente der Ruhe<br />
und Verbundenheit<br />
mit der Natur geschenkt.<br />
Werte<br />
erkennen<br />
Ich stöbere gerade wieder in<br />
der aktuellen, sehr gelungenen<br />
Ausgabe Nr, 4 der „Fliegenfischen“,<br />
die ich seit vielen<br />
Jahren lese. Gern möchte ich auf<br />
die Fragestellung: „Wie halten Sie es<br />
mit dem Fliegenfischen und haben<br />
sich Ihre Werte und Einstellungen<br />
im Laufe der Zeit verändert?“ antworten.<br />
Seit 52 Jahren bin ich mit der<br />
Angel unterwegs. Angefangen im<br />
Urlaub meiner Eltern in Dänemark<br />
mit dem Wattwurm auf Scholle.<br />
Brandungsangeln war auch dabei<br />
und ab und zu auf einem Kutter<br />
auf Kabeljau. Die Fänge waren hervorragend!<br />
Parallel hierzu ging ich<br />
Spinn- und Fliegenfischen. Seit vie-<br />
len Jahren nur noch Fliegenfischen.<br />
Später war mein Sohn und jetzt<br />
meine Enkel mit dabei. So hatte ich<br />
das Privileg, mein Wissen und Erfahrungen<br />
an sie weiterzugeben.<br />
Ein köstliches Gefühl!<br />
Schon wenn ich die Fliegenrute<br />
in die Hand nehme, meine Watthose<br />
überstreife und am Fluss entlang<br />
fische, stellt sich bei mir das Gefühl<br />
einer majestätischen Einzigartigkeit<br />
ein. Fliegenfischen ist schon etwas<br />
Besonderes.<br />
Wenn ich dann im Wasser stehe,<br />
inmitten der wunderschönen<br />
Natur, mich im Wasser stabilisiere<br />
und mich auf das Fliegenfischen<br />
konzentriere, vergesse ich die Gegebenheiten<br />
des Alltags. Die Sorgen<br />
und Gedanken sind dann wie „weggeflogen“.<br />
Manchmal erreiche ich den<br />
kostbaren Moment, wo es mir tatsächlich<br />
gelingt: An nichts zu denken!<br />
So etwas erreichst du nur beim<br />
einzigartigen, manchmal meditativen<br />
Fliegenfischen.<br />
Oft sind wir auch zu zweit<br />
unterwegs, auch mein Enkel ist<br />
manchmal dabei. Wir sind dann<br />
vereint mit der Natur und unseren<br />
Gefühlen und Gedanken, welche<br />
wir auch austauschen.<br />
Gelegentlich kommt auch meine<br />
Gattin mit. „Dass es hier inmitten<br />
der Natur so schön ist, hätte ich<br />
nie gedacht“, sagte sie.<br />
Meine Werte - meine Einstellungen?<br />
Natürlich habe ich über die<br />
vielen schönen Angeljahre auch beobachtet,<br />
dass die Fische weniger<br />
werden und die Umwelteinflüsse<br />
gravierender werden. Beobachten,<br />
genießen und gelegentlich einen<br />
Fisch fangen, reicht mir. Wurftechnisch<br />
bin ich mit mir zufrieden. Die<br />
gemeinsamen Erlebnisse in der Natur<br />
haben mich reifen lassen, ich<br />
bin gelassener, ruhiger geworden.<br />
Manchmal erkenne ich den<br />
Wert immer noch neu, das macht<br />
Fliegenfischen so einzigartig.<br />
Tight Lines! <br />
82 6/2024
WELTSTADT DER<br />
MEER-<br />
FORELLEN<br />
Oh Schreck! Schon durch mit dem Fliegenfischen-Magazin?<br />
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Colorado. Photo: Jay Riley<br />
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