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fliegenfischen_6_20241008

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Nr. 6 • Oktober/November 2024<br />

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DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

Abenteuer Äsche<br />

Glitter Fly:<br />

Auf zu neuen Ufern<br />

Wettkampfangeln<br />

„Warum macht<br />

man so etwas?“<br />

Selber machen<br />

Die perfekten<br />

Shrimp-Augen<br />

Frankreich<br />

Wolfsjagd in der<br />

Bretagne


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Brandungsangeln: 11 Meister verraten ihre Tricks • Norwegen: Traumfjord am Polarkreis • Seeteufel: A les über den urigen Gese len • Ostsee: Mit Be ly Boat auf Pla tfi sch<br />

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Seite 17<br />

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Von Balzer<br />

Das Ergebnis: Seite 10<br />

Weitere September-Zander: Seite 4.<br />

+ + +<br />

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Forellen -<br />

Gummi<br />

Seite 19<br />

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Angelspaß<br />

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Seite 20<br />

Seite 23<br />

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Meerfore len: Im Rausch der Sinne • Karpfen auf Fliege • Fliegenmuster: Die Qual der Wahl • Gewässer: Orkla • Off Beads-Haken • Bomber Trockenfliege 5/2024<br />

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Nr. 5 • August/September 2024<br />

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Skues, Halford und die sagenhafte Queen of Water<br />

Der ‚Druck-Knopf‘<br />

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Wie man Saiblinge<br />

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AUF EIN WORT IM OKTOBER/NOVEMBER<br />

Sich mit anderen zu vergleichen, das liegt in der Natur des Menschen. Doch sollte Fliegenfischen eine<br />

Competition sein? Oder geht es im Kern um andere, nicht messbare Werte?<br />

Wettkampfangeln auf Forellen?<br />

Nennen wir es „Event” oder „Competition”, unterm Strich ist es nichts weiter als<br />

Wettkampfangeln mit der Fliegenrute auf Forellen und Äschen. Oder etwa nicht?<br />

Liebe Leser!<br />

Foto: T. Wölfle<br />

Fänge vergleichen? Das ist allgemein akzeptiert<br />

und gehört manchmal sogar zum guten<br />

Ton. Vor allem, wenn der Fisch des anderen<br />

Fliegenfischers Attribute aufweist, die höher<br />

als die des eigenen Fisches sind: „wunderbare Fahne,<br />

Deine Äsche“, „brutales Silber, Dein Lachs“, „traumhafte<br />

Tupfen, Deine Bachforelle“.<br />

Mit dem Vergleichen kommt man bereits in den roten<br />

Flagge-Bereich, wenn Zahlen ins Spiel kommen,<br />

denn dieses „Ich habe mehr gefangen als Du“ heißt in<br />

diesem Dialekt „Ich bin der bessere Angler“. Heißt es<br />

das wirklich? Für mich habe ich diese Frage irgendwann<br />

zwischen Mitte der 80er und 90er beantwortet,<br />

denn Mitte der 80er habe ich das Wettkampfangeln an<br />

den Nagel gehängt. Es machte in meiner Welt keinen<br />

Sinn mehr, mit der Stipprute in vier Stunden so viele<br />

Weißfische wie möglich zu fangen, die entweder in<br />

der Tierkörperbeseitigungsanlage landeten oder verbuddelt<br />

wurden. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil<br />

wir in dieser Ausgabe über eines der heißesten Eisen<br />

von Fliegenfischen berichten: Wettkampfangeln auf<br />

Salmoniden.<br />

Auch wenn das Wort „Wettkampf “ inzwischen durch<br />

das Wort „Competition“ ersetzt worden ist, diese<br />

Events sind in großen Teilen der Fliegenfischerschaft<br />

höchstumstritten. „Aber diesen Competitions verdanken<br />

wir doch Methoden wie Czech Nymphing oder<br />

French Nymphing …“ ist eines der Argumente der Pro-<br />

Competition-Fraktion, wobei ausgeblendet wird, dass<br />

speziell das Czech Nymphing ebenfalls in der Kritik<br />

steht. Fakt ist: Als Wettkampfangler hat man es nicht<br />

leicht. Fakt ist aber auch: Die wenigsten von uns haben<br />

jemals an so einem Event, Pardon: Wettkampf,<br />

teilgenommen. Auch ich nicht. Ich habe Einladungen<br />

zu solchen Events immer abgelehnt.<br />

In dieser Ausgabe von FliegenFischen räumen wir dem<br />

Thema „Flyfishing Competitions“ (ab Seite 20)erstmals<br />

Platz ein – lesen Sie den Bericht und schauen Sie, ob<br />

sich Ihre Vorurteile bestätigen oder in Wohlgefallen<br />

auflösen. Ich bin gespannt und freue mich auf Ihre Zuschriften<br />

an werner@<strong>fliegenfischen</strong>.de …<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr<br />

6/2024<br />

3


INHALT IM OKTOBER / NOVEMBER<br />

Foto: Vidal Foto: AdobeStock.com_knaufi<br />

10<br />

Das 1x1 der Äschenfischerei: Jetzt<br />

beginnt die perfekte Zeit, um auf<br />

wunderbare Äschen zu fischen.<br />

Mit diesen Tipps sind Sie bestens<br />

vorbereitet!<br />

26<br />

Wolfsbarschangeln in der Bretagne:<br />

Erleben Sie die Faszination,<br />

diesen kraftvollen Räuber in den<br />

rauen Küstengewässern.<br />

34<br />

Einfach schöne Augen machen: So<br />

stellen Sie Shrimp-Augen selbst<br />

her und verleihen Ihren Mustern<br />

das gewisse Etwas.<br />

Foto: AdobeStock.com_Aastels<br />

4 6/2024


FliegenFischen<br />

IN DIESEM HEFT<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

40<br />

Schwimmkurs für Emerger: Damit<br />

Ihre Emerger optimal im Wasser<br />

liegen, ist das richtige Binden entscheidend.<br />

Johan Klingberg erklärt<br />

Ihnen, wie es funktioniert.<br />

72<br />

Die Schönheit des<br />

Verzasca-Tals: Entdecken<br />

Sie die wunderbaren Forellen<br />

in unberührten Flüssen<br />

dieser Schweizer Region.<br />

Titel: T. Wölfle, Foto: J. Klingberg Foto: Petri-Heil<br />

06 — Bei der Suche nach was Neuem blieb das Alte auf der<br />

Strecke<br />

Die Glitter Wet Fly von Thomas Wölfle mit Glitzereffekt ist einfach zu<br />

fischen und sehr fängig.<br />

10 — Das kleine 1 x 1 für Äschen<br />

Ewald Brandstätter hat für Sie einfach umsetzbare Tipps für die<br />

Äschenzeit zusammengestellt.<br />

14 — Zurück in die Zukunft<br />

Auszug aus dem Buch „Gespließte – edle Ruten aus Bambus“ von Rolf<br />

Baginski.<br />

16 — Marktplatz<br />

Neues Gerät für Fliegenfischer.<br />

20 — Flyfishing Competitions – polarisierend und<br />

omnipräsent<br />

Detlef Henkes über das Wettkampfangeln.<br />

26 — Wolfsbarsch in der Bretagne<br />

Lesen Sie alles zum Thema Wolfsbarsch in der Bretagne von Bastian<br />

Wormuth und Jean-Baptiste Vidal.<br />

34 — Einfach mal schöne Augen machen<br />

Michael Werner erklärt, wie Sie ganz leicht Shrimp-Augen selbst<br />

herstellen.<br />

40 — Schwimmkurs für Emerger<br />

Johan Klingberg zeigt Ihnen acht Methoden, mit denen Ihre Fliege<br />

verführerisch direkt im Oberflächenfilm hängt.<br />

48 — Notizbuch<br />

Aktuelle Online-Meldungen für Fliegenfischer.<br />

52 — Meine Top 6 für den Herbst und Winter<br />

Jan Nachtigal über die wichtigsten Meerforellen-Fliegen für die zweite<br />

Jahreshälfte.<br />

56 — Die unterschätzte Baumwanze<br />

Warum Walter Reisinger so erfolgreich mit Baumwanzen fischt.<br />

58 — Ein kleiner Streifzug durch die Streamer<br />

Michael Werner nimmt sie mit auf einen Streifzug durch die Welt der<br />

Streamer der Bavaria.<br />

82 — Momente<br />

Werte erkennen mit Karl-H. Daugs.<br />

RUBRIKEN: 3 Editorial, 78 Impressum, 80 Leserbriefe, 81 Vorschau<br />

GEWÄSSER-GUIDE: 66 Bosnien / Ribnik<br />

72 Schweiz / Verzasca-Tal<br />

6/2024<br />

5


PRAXIS NASSFLIEGEN<br />

Bei der Suche nach<br />

Neuem blieb das Alte<br />

auf der Strecke<br />

Erinnern Sie sich noch an die Glitter Wet Fly?<br />

Verblüffend vielseitig und einfach zu fischen.<br />

Weichhechel-Fliegen mit leichtem Glitzereffekt haben es in sich.<br />

Text und Fotos: Thomas Wölfle<br />

6 6/2024


Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Manchmal verbirgt sich in der<br />

Tradition die wahre Innovation–<br />

bei dieser Äschen-Fliege ist es<br />

definitiv der Fall!<br />

6/2024<br />

7


PRAXIS NASSFLIEGEN<br />

Manchmal sind es die<br />

einfachen Dinge, die<br />

überraschend effektiv<br />

sind. Ein perfektes<br />

Beispiel dafür ist die Glitter Wet<br />

Fly, eine Weichhechel-Fliege mit<br />

Glitzereffekt, die ich erstmals 1992<br />

in der fünften Ausgabe von „Fliegenfischen“<br />

vorstellte. Ursprünglich<br />

mit einem diffusen Körper aus Irisé<br />

Dub und einer Rebhuhnhechel<br />

ausgestattet, war diese Nassfliege<br />

gedacht, alle aufsteigenden Insekten<br />

zu imitieren. Sie erwies sich<br />

im Laufe der Jahre aber mehr und<br />

mehr als gutes Muster einer Köcherfliegenpuppe.<br />

Simple und genial<br />

Die Puppen, wie sie Gary LaFontaine<br />

in seinem wegweisenden Buch<br />

„Caddisflies“ beschrieb, nutzen<br />

eine Art Gasfüllung, um vom Grund<br />

an die Wasseroberfläche zu steigen.<br />

Diese Füllung reflektiert Licht<br />

und glitzert. In den gekräuselten,<br />

abstehenden Fasern des Dubbings<br />

fangen sich im Wasser viele kleine<br />

Luftbläschen, die zusammen mit<br />

den irisierenden Fäden genau diese<br />

Gasblase imitieren.<br />

Simpel und genial, doch irgendwie<br />

geriet die Fliege bei mir eine<br />

Weile in Vergessenheit. Warum,<br />

weiß ich eigentlich gar nicht mehr;<br />

vielleicht bleibt auf der Suche nach<br />

etwas Neuem das Alte auf der Strecke,<br />

obwohl das Alte ja gut war. Das<br />

entdeckte Franz Xaver Huber wieder<br />

für mich, als er mir von einem<br />

Tag an der Isar erzählte, an dem die<br />

Fische wie wild stiegen und nichts<br />

nahmen – außer der Glitter Wet<br />

Fly. Das Alte fand wieder den Weg<br />

in meine Schachtel, allerdings in<br />

der etwas aufgemotzten Version<br />

von Franz. Die gefiel mir besser. Mit<br />

etwas Spucke und einem Subsurface<br />

Swing à la Pete Hidy, bei dem<br />

man die Fliege querüber stromab<br />

wirft und nach einer kurzen Absinkphase<br />

vor dem Fisch herumschwingen<br />

lässt, bleibt sie immer<br />

noch eine Klasse für sich. <br />

Ein wenig in Vergessenheit geraten, doch auch heute noch<br />

eine Klasse für sich – die Glitter Fly.<br />

Glitter Wet Fly Orange:<br />

Haken: TMC/TRP 2499 BL Gr. 12-18<br />

Körper: Mylar Tinsel pearl<br />

Thorax: Ice Dub orange<br />

Hechel: Rebhuhn natur<br />

Glitter Wet Fly Grau:<br />

Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr. 12-18<br />

Körper: Mylar Tinsel pearl<br />

Thorax: Ice Dub grau<br />

Hechel: Rebhuhn natur<br />

Glitter Wet Fly Grün:<br />

Hier zu sehen ein paar<br />

Varianten der Glitter Fly<br />

mit Materialliste.<br />

Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr.12-18<br />

Körper: Mylar Tinsel pearl<br />

Thorax: Ice Dub Caddis Green<br />

Hechel: Rebhuhn natur<br />

8 6/2024


Schritt für Schritt<br />

Glitter Wet Fly<br />

Materialliste:<br />

Haken: Tiemco TMC/TRP 2499 BL Gr.12-18<br />

Körper: Mylar Tinsel pearl<br />

Thorax: Ice Dub braunoliv<br />

Hechel: Rebhuhn natur<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Den Bindefaden mit einer<br />

Grundwicklung zum Hakenbogen<br />

und danach wieder ins vordere<br />

Drittel zurückführen. Dort<br />

den flachen Tinsel einbinden.<br />

Den Mylar Tinsel nach hinten<br />

leicht in den Hakenbogen<br />

wickeln und anschließend<br />

wieder zurück ins vordere<br />

Hakendrittel führen.<br />

Mit dem Bindefaden eine<br />

Schlaufe formen, sichern, den<br />

Dubbing Twister einhängen<br />

und etwas Ice Dub in die<br />

Schlaufe legen.<br />

Die Schlaufe mit dem<br />

Dubbing Twister zu ziehen und<br />

verdrallen.<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Damit den etwas dickeren<br />

Thoraxbereich wickeln, mit<br />

dem Bindefaden abfangen und<br />

den Rest abschneiden.<br />

Eine passende Rebhuhnhechel<br />

mit der Spitze einbinden und<br />

einer Hechelklemme greifen.<br />

Die Fibern vorsichtig doppeln,<br />

also sanft, mit Daumen und<br />

Zeigefinger in die Wuchsrichtung<br />

drücken ...<br />

... und in 1-3 Windungen<br />

nach vorne führen. Mit dem<br />

Bindefaden abfangen, einige<br />

Wicklungen leicht in die Fibern<br />

legen und mit einem Whip<br />

Finish abschließen.<br />

9<br />

Sonderheft<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Die Glitter Wet Fly kombiniert<br />

simple Materialien<br />

mit verblüffender<br />

Wirkung.<br />

Wenn Ihnen diese Fliege<br />

gefallen hat, finden Sie weitere<br />

Muster in unserer Sonderausgabe<br />

„Mit 19 Fliegen um die<br />

Welt” von Thomas Wölfle, die in<br />

Angelgewässern weltweit für<br />

spektakuläre Fänge sorgen.<br />

6/2024<br />

9


PRAXIS ÄSCHE<br />

Foto: Adobe_Stock_Kaufi<br />

10 6/2024


Das kleine 1x1<br />

für Äschen<br />

Wenn Sie ein Äschengewässer vor der Tür<br />

haben, dann beginnt jetzt die beste Zeit<br />

des Jahres. EWALD BRANDSTÄTTER hat für Sie<br />

neun einfach umsetzbare Tipps für die Äschenzeit<br />

zusammengestellt.<br />

Die spätherbstliche Fischerei auf<br />

Äschen zählt zu den schönsten<br />

Seiten unserer Passion. Während<br />

der Wald schweigt und bunte Blätter<br />

fallen, bringen Fischer und Fisch<br />

noch einmal Bewegung an den Fluss.<br />

6/2024<br />

11


PRAXIS ÄSCHE<br />

Tipp 1<br />

Was ist eine gute Rute?<br />

Wählen Sie eine „sanfte" Fliegenrute mit einer Länge<br />

von 8 bis 9 Fuß. Sanft bedeutet für mich übrigens<br />

das Gegenteil von hart. Eine weiche Rute mit einer<br />

Schnurklasse von 3 bis 5 ist ideal für das Äschenfischen.<br />

Glasfaserrute und Gespließte waren und sich<br />

perfekt für diese Fischerei.<br />

Tipp 2<br />

Hier ist „fein und präzise" gefragt<br />

Eine Fliegenrolle mit einer präzisen und fein einstellbaren<br />

Bremse ist unerlässlich, um auch größere Äschen<br />

sicher landen zu können, besonders in schnell fließenden<br />

Gewässern. Vorausgesetzt, man bremst über die<br />

Rolle und nicht mit der Hand.<br />

Tipp 3<br />

Über 0,18er wird es schwierig<br />

Verwenden Sie Vorfächer mit einer Stärke von 0,12<br />

mm bis maximal 0,16 mm, um die im Herbst üblichen<br />

kleinen Fliegenmuster perfekt anbieten zu können.<br />

Ein langes Vorfach von 12 Fuß ermöglicht eine<br />

natürlichere Präsentation der Fliege, denn das lange<br />

Vorfach verhindert ein Dreggen der Fliege.<br />

Foto: A. Wessolowski<br />

Tipp 4<br />

Das sind die fantastischen Vier<br />

Naturgetreue, kleine Fliegenmuster sind im Herbst am<br />

effektivsten. Zu den beliebten Fliegen gehören die „Elk<br />

Hair Caddis", die „Parachute Adams", die „Hare‘s Ear<br />

Nymph" und die „Pheasant Tail Nymph". Diese Muster<br />

sind für viele Fliegenfischer „Die fantastischen Vier".<br />

Oder sind es „Die fantastischen Fünf", wenn man noch<br />

die Jassid dazu nimmt? Was meinen Sie? Schreiben Sie<br />

gerne an redaktion@<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />

Tipp 5<br />

Äschen lieben schnelles Wasser<br />

Obwohl das Wasser in der Forellenregion schneller als in der<br />

Äschenregion fließt: Äschen bevorzugen bei der Nahrungsaufnahme<br />

in der Regel schnelleres Wasser als die Forellen. Die<br />

Fische stehen gerne in den schnell fließenden Abschnitten<br />

(„Äschen-Zug"), daher ist es wichtig, die Strömung zu studieren<br />

und die Fliege dort anzubieten, wo die Äschen mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

auf Nahrung warten. Eine Polbrille hilft Ihnen<br />

beim Suchen der Fische.<br />

12 6/2024


Das ist sie, die gute alte Jassid. Für die flach<br />

aufliegenden Flügel wurden sehr kleine<br />

Federn des Dschugelhahns verwendet, die,<br />

die beim Binden von Lachsfliegen meist<br />

übrig bleiben.<br />

Tipp 7<br />

Anhieb bitte mit ABS<br />

Viele Fliegenfischer setzen den Anhieb zu früh und<br />

sind zu schnell und zu beherzt für die Äsche. Entweder<br />

wird die Fliege dann aus dem Maul gezogen oder,<br />

was schlimmer ist, das Vorfach bricht. Entschleunigen<br />

Sie und versuchen Sie, ein feines Gespür für den Anhieb<br />

zu entwickeln, um den Haken sicher zu setzen,<br />

ohne die Fliege zu verlieren.<br />

„Was eine<br />

Forelle noch<br />

durchgehen<br />

lässt, das wird<br />

eine Äsche nie<br />

verzeihen!“<br />

Tipp 8<br />

Entwickle Vertrauen in Dein<br />

Gefühl<br />

Achten Sie beim Nymphenfische auf kleinste Bewegungen<br />

oder Anzeichen dafür, dass eine Äsche die Fliege<br />

genommen hat. Eine minimale Seitenbewegung oder<br />

das Aufblitzen der hellen Maulinnenseite sind Anzeichen,<br />

dass die Äsche eine Nymphe genommen hat. War<br />

es vielleicht Ihre? Erfahrene Fliegenfischer entwickeln<br />

im Laufe der Zeit ein instinktives Verständnis dafür, wo<br />

ihre Nymphe ist.<br />

Tipp 6<br />

Halt, keine falsche Bewegung!<br />

Wählen Sie die Technik, mit der Sie die Fliege so natürlich wie möglich<br />

anbieten können. Äschen mögen keine Seitwärtsbewegung der Fliege!<br />

Verwenden Sie zurückgestoppte Würfe, damit die Fliege natürlich<br />

abtreiben kann. Und menden Sie lieber einmal mehr als zu wenig,<br />

um die Fliege möglichst naturnah zu präsentieren. Wenn eine Äsche<br />

hochkommt und dann verweigert, lag es oft daran, dass die Fliege<br />

nicht natürlich abtrieb, sondern leicht seitlich furchte. Was eine Forelle<br />

noch durchgehen lässt, das wird eine Äsche nie verzeihen.<br />

Tipp 9<br />

Schätze den Moment<br />

Sei bereit, Zeit am Wasser zu verbringen und die<br />

wunderbaren Momente der Äschenfischerei zu<br />

schätzen. Die Farbenpracht der herbstlichen Natur,<br />

das klare Wasser und das sanfte Steigen der Äschen<br />

nach winzigen Insekten. Genieße den Moment, eine<br />

Äsche zu landen – einst fast ein Wunder, dass es sie<br />

noch gibt.<br />

6/2024<br />

13


AUSZUG<br />

Zurück<br />

in die Zukunft<br />

Rolf Baginski war mit Herz und Seele ein Gespließten-Bauer.<br />

Wir möchten Ihnen hier einige persönliche Geschichten von ihm vorstellen,<br />

die aus seinem Buch „Gespließte – edle Ruten aus Bambus“ stammen.<br />

14 6/2024


Zeichnung: Thomas Kubitz<br />

Früher ging man fischen. Das war gut! Man<br />

verabredete sich allenfalls mit einem oder<br />

zwei Fischerkollegen, traf sich am Wasser<br />

oder in einem Gasthof, um dann vielleicht<br />

ein Wochenende gemeinsam zu fischen. Wenn der<br />

Wettergott mitspielte und alle anderen Bedingungen<br />

einigermaßen passten, konnten sogar Fische gefangen<br />

werden. Wenn nicht, saß man eben im Gasthof oder<br />

Hotel und sinnierte bei geistigen Getränken über das<br />

Fischen – so manch bis heute überlieferte „Legende“<br />

entstand an einem solchen Wochenende.<br />

Zuerst die Planung<br />

Das war einmal. Am Beispiel des in Norddeutschland<br />

so beliebten Meerforellenfischens kann ich das beweisen!<br />

Schon die Planung eines Wochenendes verlangt<br />

profunde Kenntnisse der modernen Technik: „Boa eh<br />

– was heißt hier nach Dänemark fahren, bist du irre?<br />

Erst mal die Websites checken, was so gefangen wird<br />

im Moment“, bekam ich zu hören, als ich einen Freund<br />

fragte, ob er am Wochenende mitkommen wollte. Am<br />

nächsten Vormittag ruft mich eine müde Stimme an:<br />

„Hab die ganze Nacht am Computer alles durchleuchtet.<br />

Scheint ok zu sein im Moment.“ Na, da bin ich ja<br />

beruhigt, weil ich von Wassertemperatur bis zu Fangergebnissen<br />

samt genauer Wettervorhersage voll informiert<br />

werde – per Mail! Mit dem Tipp, jede Menge<br />

blaugrüne Fliegenmuster zu binden – nur die gehen<br />

zurzeit – steht der Termin zur Abfahrt.<br />

Als es losgeht, stimmt auch die Fahrtrichtung genau<br />

– jedenfalls bis kurz hinter Hamburg. Da quäkt<br />

nämlich das Handy und teilt uns mit, dass ein Fischerkollege<br />

gerade eine 48er Forelle auf der Insel Als<br />

gefangen hat – er steht offensichtlich noch im Wasser,<br />

während er uns voller Freude seinen Fang beschreibt.<br />

Also bis Flensburg und dann gleich rechts abbiegen –<br />

statt geradeaus, wie eigentlich geplant. Wieder quäkt<br />

das Handy eine dieser unsäglichen Melodien. Eine 52er<br />

wird uns mitgeteilt und Gott sei Dank auch von Als –<br />

leider auf der anderen Seite der Insel. 52 ist besser als<br />

48 – also wieder Richtungswechsel – und die Vorfreude<br />

steigt gewaltig. Sie wird ein wenig gedämpft, als wir an<br />

der betreffenden Stelle ankommen und fünf Autos mit<br />

deutschen Kennzeichen zählen, denn fünfmal in der<br />

Regel zwei Personen macht schon zehn – mit uns also<br />

zwölf Fischer…. Offensichtlich hat der Kollege mit der<br />

52er per Handy eine Konferenzschaltung organisiert.<br />

Manche fischen auf der Straße<br />

Außerdem beunruhigen mich die Wagen, die wie aus<br />

dem Nichts aufgetaucht sind, und zielstrebig in unsere<br />

Richtung fahren. Noch bevor wir unsere Ruten zusammengesteckt<br />

haben, grüßen wir vier Kollegen aus<br />

Lübeck und Oldenburg, und nach einiger Zeit ist auch<br />

das Parkproblem geklärt, denn die Autos müssen in<br />

zwei Reihen stehen, es ist eng geworden. Als wir endlich<br />

unsere Fliegen anknüpfen, bekommen wir anerkennende<br />

Zustimmung: „Ja, ja genau – die blaugrünen<br />

Muster!“ Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir endlich<br />

den verheißungsvollen Ort, und der Anblick verschlägt<br />

mir die Sprache und auch die letzte Vorfreude.<br />

Ich zähle im Abstand von zehn Metern genau 14 Leute<br />

– macht mit uns und den Nachzüglern also 20! Lange<br />

gefahren, in voller Fischermontur gelaufen – jetzt<br />

umkehren? Nie! Also: einreihen beziehungsweise anstellen<br />

und die Lage verbessert sich. Nach einer quäkenden<br />

Melodie, die ich auch über eine Entfernung<br />

von 200 Metern über Wasser identifizieren kann, verabschieden<br />

sich plötzlich sechs Kollegen recht hektisch;<br />

und ich hoffe inbrünstig, dass sie nicht „zugeparkt“<br />

sind. Sie folgen wohl dem Ruf einer weiteren<br />

Fangmeldung. „Manche fischen wohl auf der Straße“,<br />

denke ich noch, aber wir sind nur noch 14. Dafür fängt<br />

es an zu regnen, und es wird sogar ein Fisch gefangen.<br />

Eine 42er wird gebührend gewürdigt, wundere ich<br />

mich darüber, dass gegen Abend der Handygebrauch<br />

– im Wasser stehend – zunehmend ist. Kurz vor Einbruch<br />

der Dämmerung sind wir tatsächlich nur noch<br />

zu zweit, und da der Regen nachgelassen hat, genießen<br />

wir die Ruhe und den Blick auf den Horizont. Einigermaßen<br />

versöhnt, wenn auch ohne Fisch, finden wir<br />

im Dunkeln den Wagen und fahren recht erschöpft ins<br />

nahe Städtchen, um ein Zimmer zu finden. Nach zwei<br />

Stunden und der Auskunft: „Es ist alles ausgebucht, Sie<br />

hätten eben früher anrufen müssen!“, wissen wir, warum<br />

die anderen vorhin im Wasser stehend ihr Handy<br />

betätigt hatten. Außerdem wissen wir nun, dass eine<br />

lange Nacht im Auto bevorsteht – was würde ich für<br />

einen gemütlichen Gasthof geben – wie früher ... <br />

Buch-Tipp<br />

Ein wahres Stück<br />

fischereilicher<br />

Zeitgeschichte<br />

Auf 300 Seiten hat Rolf Baginski<br />

in „Gespließte – edle<br />

Ruten aus Bambus“ alles zu<br />

diesem Thema zusammengetragen.<br />

Was auch immer<br />

Sie über Gespließte wissen<br />

wollen – in diesem Buch<br />

werden Sie es mit großer Sicherheit<br />

finden. Ergänzt wird<br />

das wohl umfangreichste<br />

Buch über Gespließte mit<br />

Tipps zum Fischen, Pflegen<br />

und Sammeln.<br />

Das Buch von Rolf Baginski<br />

ist zwar ausverkauft, jedoch<br />

sind noch einige Exemplare<br />

im Umlauf – und sie sind<br />

heiß begehrt.<br />

6/2024<br />

15


PRODUKTE NEWS<br />

Marktplatz<br />

Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />

Die neue Orvis PRO LT Wathose ist äußerst leistungsfähig und leicht<br />

im Gewicht.<br />

ORVIS<br />

Die neue Leichtigkeit des Watens<br />

Orvis bringt mit der Pro LT eine leichtere Version ihrer Wathose auf den Markt - getestet von Thomas Wölfle.<br />

Im Februar dieses Jahres brachte<br />

Orvis ein neues, leichteres<br />

Modell der erfolgreichen PRO<br />

Wathose auf den Markt – die Pro<br />

LT. Seit März teste ich die Hose<br />

unter dem Motto „Wade where<br />

others won’t!". Ich bin über<br />

Bäume gekraxelt und bin einige<br />

Hänge hinabgerutscht, ohne<br />

Rücksicht auf Verluste bei Schuhen<br />

und Wathose. Bis jetzt geht<br />

es der Hose und den Schuhen<br />

gut – und mir auch.<br />

Wie bei der Pro verwendet<br />

Orvis das sehr robuste, strapazierfähige<br />

und atmungsaktive<br />

Cordura, bei der LT allerdings mit<br />

einer Lage weniger. Das macht<br />

die Hose deutlich geschmeidiger<br />

und gibt ein Gefühl von Freiheit,<br />

ohne dass die Haltbarkeit<br />

darunter leidet. Die flachen, verstärkten<br />

Nähte tragen kaum auf<br />

und sorgen für ein Top-Tragegefühl.<br />

Weitere Features wie die<br />

leichteren OrthoLite-Pads, die<br />

praktischen Neopren-Füßlinge,<br />

verschließbare Seitentaschen,<br />

die in eine große Brusttasche<br />

münden, und eine ausklappbare<br />

Zubehörtasche mit Schnellverschluss,<br />

sowie die verstellbaren<br />

Träger, die im Sommer schnell<br />

eine Hüfthose aus der Wathose<br />

machen können, runden die<br />

Hose ab.<br />

Nicht zu viel und nicht zu<br />

wenig, würde ich sagen. Der<br />

Schnitt der Hose ist wie bei der<br />

Pro sportlich, dennoch bequem.<br />

Mit einer Körpergröße von 1,87<br />

m und noch relativ schlank,<br />

passt mir die Version Large/<br />

Long perfekt. Der Tragekomfort<br />

der Hose ist sensationell und für<br />

mich, der oft in Wathosen steckt,<br />

eine Bereicherung. Gerade bei<br />

der Fischerei von Frühjahr bis<br />

Spätherbst findet die Pro LT<br />

die ideale Balance zwischen<br />

Haltbarkeit, Belastbarkeit und<br />

Komfort, vor allem, wenn man<br />

viel zu Fuß am Wasser unterwegs<br />

ist. Die Hose spürt man<br />

kaum, und bei Märschen durchs<br />

Gebüsch ist das angenehm, samt<br />

tadellosem Feuchtigkeitstransport<br />

nach außen.<br />

Aufgrund des hohen Wassers<br />

dieses Jahr funktionierten an<br />

meinem Hausgewässer einige<br />

Shortcuts auf dem Wasserweg<br />

leider nicht mehr. Ich musste<br />

jedes Mal an umgefallenen Bäu-<br />

16 6/2024


men und Uferbewuchs rauf auf<br />

den Hang, oben herum am Hindernis<br />

vorbei und wieder runter<br />

durch wildes Gestrüpp und<br />

Pflanzendickicht, um zur nächsten<br />

Stelle zu kommen. Wenn<br />

man das viermal macht, ist es<br />

ein intensives Workout – Genussfischen<br />

schaut anders aus.<br />

Zwei Meter vor, einen zurück,<br />

wenn die Rutenspitze hängen<br />

bleibt, untermalt mit ein paar<br />

bayerischen Flüchen und last<br />

but not least der freie Fall ins<br />

dichte Gebüsch, wenn man über<br />

eine Wurzel stolpert, beschreibt<br />

die Situation gut. Zumindest hat<br />

die Wathose das bisher unbeschadet<br />

überstanden, und die<br />

einzigen Schrammen fanden sich<br />

an meiner Stirn und den Händen.<br />

Zum Schutz vor Stolpern hilft<br />

eben nur Achtsamkeit.<br />

Das gilt auch für den Orvis Pro<br />

LT Watschuh, der gleichzeitig<br />

mit der Pro LT erschien. Der<br />

Pro LT Watschuh unterscheidet<br />

sich deutlich vom normalen Pro<br />

Watschuh. Er ist sehr leicht und<br />

rund um den Knöchel niedriger<br />

geschnitten. Insgesamt ein<br />

Schuh, der durch das dünnere,<br />

dennoch sehr abriebfeste Gewebe<br />

mehr auf Flexibilität und<br />

Komfort setzt und ideal zur<br />

Kombination Wandern, Fischen<br />

und Waten passt. Übrigens ein<br />

toller Schuh zum Wet Wading,<br />

im Sommer ideal für meine<br />

Isar, sofern der Wasserstand es<br />

hergibt… wenn ich bis da, wo<br />

es wehtut, ins Wasser muss,<br />

nehme ich dann doch lieber die<br />

Wathose. Was mir bei den Pro<br />

LT Wading Boots gefällt, ist der<br />

leichte Einstieg in den Schuh, bedingt<br />

durch den luftigen Schnitt.<br />

Man rutscht bequem rein, bindet<br />

die Schnürsenkel zu, und auf<br />

gehts ans Wasser. Und wenn es<br />

dann eine Viertelstunde dauert,<br />

bis man da ist, hat man einen<br />

Schuh, der dafür wie gemacht ist.<br />

Die stabile Mittelsohle setzt sich<br />

aus einer ESS-Platte (so halten<br />

optionale Spikes perfekt) und<br />

einer Phylon-Sohle zusammen.<br />

Diese dämpft wunderbar und<br />

sorgt für entspanntes Wandern<br />

zum Wasser. Ebenso wie die<br />

selbstformende und herausnehmbare<br />

Ortholite-Innensohle.<br />

Die eigentliche Sohle ist wieder<br />

in Zusammenarbeit mit Michelin<br />

entstanden. Sie bietet guten<br />

Halt auf Gewässergründen und<br />

hat von Frühjahr bis Herbst gute<br />

Dienste geleistet. Ob ich sie dann<br />

im Spätherbst, wenn es kalt<br />

wird und ich am Lech sehr tief<br />

wate, auf die Filzsohle verzichte,<br />

glaube ich aber nicht. Dennoch<br />

lieferte der Pro LT eine überzeugende<br />

Performance. Ein leichter<br />

Top-Schuh, der viele Bereiche<br />

des Fliegenfischens abdeckt.<br />

Die Orvis PRO LT Wading Boots sind ideal zum Wandern<br />

und besitzen einen leichten Einstieg.<br />

Kauf-Infos<br />

Orvis Pro LT Wathose und Watschuh<br />

Preis: 679 Euro für die Hose<br />

und 329 Euro für den Schuh<br />

www.orvis.com<br />

Fotos: Thomas Wölfle<br />

Ein Sturz ins Wasser: Thomas Wölfle kletterte auf einen Ast, um ein Foto der Wathose zu machen, doch der<br />

Ast brach. So landete er im Fluss – der bisher einzige Weg, die Pro LT Wathose von innen nass zu kriegen …<br />

6/2024<br />

17


PRODUKTE NEWS<br />

Marktplatz<br />

Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />

GUIDELINE ALTA NGX SONIC ZIP<br />

Alta, ist die gut!<br />

Die Ausstattung macht die Wathose zum idealen<br />

Begleiter für jede Angelsaison.<br />

Eine Hose, die Sie garantiert nicht im<br />

Stich lässt: Guidelines neue Alta. Die<br />

Alta-Serie genießt einen großartigen<br />

Ruf, welchen das neueste Modell<br />

souverän fortführt. Das Besondere an<br />

der Alta: Die Hauptelemente werden<br />

nicht mehr vernäht und danach<br />

verklebt, sondern direkt miteinander<br />

verschweißt. Durch dieses Verfahren<br />

wird eine typische Schwachstelle von<br />

Wathosen, die Nähte, clever umgangen.<br />

Die Guideline NGX Sonic Zip ist<br />

durch ihren Schnitt sehr angenehm<br />

zu tragen, auch an langen Angeltagen.<br />

Der zuverlässige und 100%<br />

wasserdichte Reißverschluss hilft ungemein<br />

beim An- und Ausziehen der<br />

Hose und ist eine wirkliche Erleichterung<br />

beim gelegentlichen Wasserlassen.<br />

Wer schon einmal eine Wathose<br />

mit Zipper hatte, wird sich wohl nie<br />

mehr eine „normale" kaufen.<br />

Die Hosenträger sind durch das<br />

verwendete Neopren besonders<br />

angenehm zu tragen und bieten<br />

die Möglichkeit, die Hose durch die<br />

Elevator Braces im Handumdrehen<br />

zu einer Hüfthose umzugestalten.<br />

Besonders im Sommer weiß man das<br />

sehr zu schätzen.<br />

Auch die restliche Ausstattung der<br />

Wathose kann sich wahrlich sehen<br />

lassen: Zwei große Brusttaschen mit<br />

einem wasserabweisenden Reißverschluss<br />

an der Oberseite, zwei<br />

Taschen mit Fleece-Futter, wenn<br />

Ihre Hände kalt werden sollten und<br />

zwei Hypalon Docking Stations für<br />

Accessoires und Zangen bieten Ihnen<br />

viel Platz, Ihre Ausrüstung unterzubringen.<br />

Ein modernes Grün fügt<br />

sich schön in die Landschaft<br />

ein, sieht gleichzeitig<br />

aber auch nicht aus wie<br />

Oldschool-Oliv oder Flecktarn.<br />

Die Passform der Alta<br />

ist perfekt – ideal sind auch<br />

die Zwischengrößen.<br />

Kauf-Infos<br />

Guideline Alta NGX Sonic Zip<br />

Farbe: Algae Green/Graphite<br />

Preis: 799,99 Euro<br />

www.adh-fishing.de<br />

Wer einmal eine<br />

Zipper-Wathose<br />

besessen hat,<br />

wird sich wohl<br />

kein Modell ohne<br />

Reißverschluss<br />

mehr zulegen. Gut<br />

zu erkennen sind<br />

hier auch die vielen<br />

Taschen.<br />

Für die stark<br />

beanspruchten<br />

Bereiche wird ein<br />

sehr robustes und<br />

strapazierfähiges<br />

Taslan-Material<br />

(in 4 Lagen)<br />

verwendet.<br />

Fotos: M. Werner<br />

18 6/2024


DT-FLIEGENSCHNUR „PREMIER TECHNICAL TROUT“<br />

Schnur gefällig?<br />

Foto: M. Werner<br />

DT? Komm, das ist doch fürchterlich Old<br />

School, oder? Das Oder darf man in diesem<br />

Fall stehenlassen, denn die Premier Technical<br />

Trout DT-Fliegenschnur ist entwicklungstechnisch<br />

auf dem allerneusten Stand. Kleine<br />

Trockenfliegen oder Emerger lassen sich mit<br />

dem lange DoubleTaper geradezu delikat und<br />

höchst präzise aufs Wasser hauchen. Und<br />

wenn Sie eine Gespließte besitzen, dann ist<br />

diese DT geradezu ein Muss.<br />

Doch auch mit einer Kohlefaserrute werden<br />

Sie überrascht sein, wie mühelos weite<br />

Mendings oder elegante Rollwürfe gelingen.<br />

Natürlich: Extrem weite Würfe sind auch mit<br />

dieser DT nicht möglich, doch dafür wurde sie<br />

nicht entwickelt. 20 Meter sind aber easy drin,<br />

auch wenn diese beim Trocken<strong>fliegenfischen</strong><br />

selten Sinn machen. Dass die Premier Technical<br />

Trout DT so gut durch die Ringe geht, liegt<br />

am sogenannten SlickCast Coating. Dieses<br />

sorgt für sehr geringe Reibung in den Ringen<br />

und erhöht gleichzeitig die Lebensdauer der<br />

Fliegenschnur.<br />

Die zweifarbige DT „Premier Technical<br />

Trout“ gibt es in zwei Längen, 24<br />

Meter für die Schnurklassen 3 und 4<br />

sowie 27,4 Meter für die Schnurklassen<br />

5 und 6. Alle natürlich als Floater.<br />

Wenn Sie für den Herbst noch eine<br />

Schnur für die Äschentage suchen,<br />

hier ist sie!<br />

Die zweifarbige DT-Fliegenschnur „Premier<br />

Technical Trout“ ermöglicht eine<br />

extrem dezente Präsentation der Fliege<br />

und ist erhältlich von DT3F bis DT6F.<br />

Kauf-Infos<br />

Premier Technical Trout<br />

Preis: 109,50 Euro, im gut sortierten<br />

Fachhandel oder bei www.rudiheger.eu<br />

RAZOR NIPPER CLIP<br />

Extrem handlich!<br />

Der Razor Nipper Clip von Rudi Heger –<br />

das winzige Tool aus Alu mit Edelstahlklinge<br />

ist nur 17 Gramm schwer.<br />

Entdecken Sie den Razor Nipper Clip – Ihr<br />

unverzichtbares Werkzeug für das Fliegenfischen!<br />

Hergestellt aus robustem Flugzeugaluminium<br />

und ausgestattet mit geschliffenen<br />

Klingen aus gehärtetem Edelstahl, bietet<br />

dieser Clipper höchste Qualität und präzise<br />

Verarbeitung. Die austauschbaren Klingen<br />

garantieren beste Schnittergebnisse bei Nylon-<br />

und Fluorocarbon-Vorfächer.<br />

Mit seinen kompakten Maßen von 45 x 18<br />

mm und einem Gewicht von nur 17 Gramm<br />

ist der Razor Nipper Clip extrem handlich<br />

und praktisch. Ein echtes Must-Have für<br />

jeden Fliegenfischer! Zudem verfügt er über<br />

eine „versteckte“ Nadel zur Reinigung von<br />

Hakenöhren und wird mit einer 60 cm langen<br />

Paracord-Schlaufe zum Umhängen geliefert.<br />

Ein wirklich überzeugendes Tool!<br />

Kauf-Infos<br />

Fotos: M. Werner<br />

Razor Nipper Clip<br />

Preis 34,90 Euro, im gut sortierten Fachhandel<br />

oder bei www.rudiheger.eu<br />

6/2024<br />

19


REPORT WETTKAMPFANGELN<br />

Flyfishing<br />

Competitions –<br />

polarisierend und<br />

omnipräsent<br />

Das Wettkampfangeln, sogenannte Competitions, findet<br />

man in Deutschland derzeit nicht. Und doch spielt das<br />

Wettkampfgeschehen auch für das private Angelvergnügen<br />

eine Rolle, stammen viele Neuerungen bei Technik und<br />

Gerät doch aus dieser Szene.<br />

Text: Detlef Henkes Fotos: instagram@igor_slavik_<br />

Ein Rückblick: Im Dezember 2020<br />

erreichte mich via Mail eine<br />

Anfrage vom Präsidenten des<br />

DSAV e.V., dem Deutschen Süßwasserangler<br />

Verband. Dieser beklagte<br />

sich, dass der Fischereiverband treu und<br />

brav ein jedes Jahr seine Beiträge an die<br />

FIPS Mouche (Fédération Internationale<br />

de Peche Sportive Mouche) zahlt und<br />

es dennoch zum Leidwesen seit 2013 kein<br />

deutsches Team gab, welches an den Weltmeisterschaften<br />

im Fliegenfischen teilgenommen<br />

hatte. Ich zitiere: „Meine Fragen<br />

an Sie: Gibt es in Deutschland keinen Zusammenschluss<br />

der Fliegenfischer in einem<br />

gemeinsamen Verband? Besteht unter<br />

den Fliegenfischern kein Interesse zu<br />

der Teilnahme an Veranstaltungen der<br />

FIPS Mouche (WM & EM)? Haben die Firmen<br />

aus dem Bereich des Fliegenfischens<br />

kein Interesse, Teamangler zu den Meisterschaften<br />

zu entsenden und die Ergebnisse<br />

zu Werbezwecken zu verwenden?“<br />

Deutschland und das Wettfischen<br />

Ich fische nun seit gut 50 Jahren und bin<br />

seit mehr als 45 Jahren Mitglied eines Angelvereines.<br />

Irgendwo steht bei mir auch<br />

noch ein Pokal, den ich als Jugendlicher<br />

bei einem Wettfischen gewonnen habe.<br />

Der Beleg dafür, dass es durchaus auch<br />

mal eine Zeit gab, wo das Wettkampfangeln<br />

populär war und noch keine Ächtung<br />

erfuhr. Irgendwann wurde jedoch das<br />

Tierschutzgesetz derart verschärft, dass<br />

es den Vereinen nicht mehr möglich war,<br />

diverse Meisterschaften (Kreis- oder Verbandsmeisterschaften)<br />

auszurichten. Eine<br />

Umorientierung wurde nötig, denn das<br />

Tierschutzgesetz (Bundesgesetz) ist dem<br />

Fischereirecht (Landesgesetz) übergeordnet.<br />

Von da an wurde das Wettkampffischen<br />

in gemeinschaftliche Hegefischen<br />

portiert. Dieser Umstand beantwortet<br />

auch schon einige Fragen hinsichtlich nationaler<br />

und internationaler Meisterschaften<br />

im Fliegenfischen. Unser Land gibt es<br />

allein von der Gesetzgebung nicht her, solche<br />

Angelwettkämpfe national durchzuführen.<br />

Es ist somit auch kaum möglich,<br />

systematisch „Talente“ oder „Nachwuchs“<br />

zu generieren, welcher aus einer regionalen<br />

oder nationalen Ebene heraus, in<br />

der Folge auch international tätig werden<br />

könnte. Laut Tierschutzgesetz gilt hierzulande<br />

nämlich:<br />

- Nach § 1 Satz 2 Tierschutzgesetz<br />

(TierSchG) darf niemand einem Tier <br />

Das Wettkampfangeln<br />

ist sehr erfolgsorientiert,<br />

doch in diesem<br />

Zuge werden auch<br />

ständig neue, enorm<br />

fängige Montagen und<br />

Techniken etabliert.<br />

20 4/2024


4/2024<br />

21


REPORT WETTKAMPFANGELN<br />

ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden<br />

oder Schäden zufügen.<br />

- Veranstaltern und Teilnehmern werden<br />

Verstöße gegen § 17 Nr. 1 (Töten von Wirbeltieren<br />

ohne vernünftigen Grund) oder<br />

Verstöße gegen § 3 Nr. 6 TierSchG (Verbot,<br />

ein Tier zu einer Veranstaltung heranzuziehen,<br />

sofern damit für das Tier Schmerzen,<br />

Leiden oder Schädenverbunden sind)<br />

zur Last gelegt.<br />

Das macht die Durchführung von<br />

Wettfischen natürlich unmöglich und ächtet<br />

solche Wettbewerbe als illegal!<br />

Ein Blick über den Tellerrand<br />

Was das Ausland anbetrifft, sieht die Sachlage<br />

da mitunter ganz anders aus. Interessenten<br />

könnten also durchaus an<br />

international ausgerichteten Wettkämpfen<br />

im Fliegenfischen teilnehmen. Allerdings<br />

steht hier die Finanzierung oftmals<br />

im Weg. Designierte Teilnehmer werden<br />

finanziell nicht gefördert und müssten<br />

sämtliche Kosten für eine Teilnahme<br />

selbst tragen. Mit einem großzügigen<br />

Sponsoring seitens der Geräteindustrie ist<br />

da auch nicht zu rechnen. Dann kommt<br />

auch irgendwo noch die ethische Frage<br />

ins Spiel. Ist es vertretbar den Fang solch<br />

„edler“ Fische, wie Bachforellen oder gar<br />

Äschen dem Erwerb eines Pokals oder einer<br />

Medaille unterzuordnen? Schaut man<br />

sich bei entsprechenden Quellen (wie z.B.<br />

der FIPS Mouche als Dachorganisation<br />

um), dann wird man schnell feststellen,<br />

dass das Fliegenfischen im Rahmen eines<br />

Wettbewerbes, auch Competition genannt,<br />

international durchaus auf entsprechenden<br />

Zuspruch zählen kann. Skandinavi-<br />

Selbst die Wettkampfszene<br />

im Fliegenfischen<br />

ist übrigens keine reine<br />

Männerdomäne, auch einige<br />

Frauen sind hier auf<br />

internationaler Competition-Ebene<br />

aktiv.<br />

Czech-Nymphing<br />

Paradoxerweise liegen die Wurzeln des<br />

Czech-Nymphings ja in Polen, wo die<br />

tschechischen Teilnehmer während der internationalen<br />

Fliegenfischermeisterschaft<br />

1984 die Methode des Fischens an kurzer<br />

Leine beim damaligen Mitkonkurrenten<br />

Polen entdeckten. Die polnischen Fliegenfischer<br />

waren notgedrungen dazu gezwungen,<br />

mit kurzem Abstand zum Köder zu<br />

fischen, weil sie zu diesem Zeitpunkt keine<br />

adäquaten Fliegenschnüre mitführten und<br />

daher mit einem normalen Monofilament<br />

fischen mussten. Die Fliegen, die dabei von<br />

den Polen benutzt wurden, waren einfache<br />

Nachahmungen von frei lebenden Köcherfliegenlarven.<br />

Die Tschechen freundeten<br />

sich aber sehr schnell mit der erfolgreichen<br />

Methode an und schon im darauffolgenden<br />

Jahr verwendeten sie diese während der<br />

Weltmeisterschaft, welche am polnischen<br />

Fluss San stattfand. So sicherte sich dann<br />

die tschechische Mannschaft auf Anhieb<br />

den zweiten Platz hinter Polen. Schon<br />

1986 hat die Methode dann zur ersten<br />

Goldmedaille für die tschechische Nationalmannschaft<br />

geführt. Typische Fliegenmuster<br />

sind bei dieser Methode einfach<br />

aus Dubbing erstellt und eigenschwere<br />

Nachbildungen von frei lebenden Köcherfliegenlarven,<br />

welche oftmals über einen<br />

Rückenpanzer aus Latex oder ähnlichen<br />

Materialien verfügen.<br />

Rute: Einhandrute in 9‘ bis 10‘ ft. der<br />

AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />

Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle<br />

in passender Schnurklasse<br />

Schnur: Reguläre Schwimmschnur in<br />

AFFTA-Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />

Vorfach: Länge 10‘ bis 14‘ ft. inkl. Sighter-<br />

Abschnitt mit 1 bis 2 starren Droppern<br />

Köder: Köcherfliegenlarven-Imitationen mit<br />

Latex-Rückenpanzer oder Shrimps<br />

22 4/2024


Polish-Nymphing<br />

Das Polish-Nymphing ist großteils identisch<br />

mit dem heute deutlich bekannteren Czech-<br />

Nymphing, obwohl die Polen seinerzeit die<br />

Tschechen erst dazu inspiriert haben mit<br />

erhobener Rute an kurzer Leine zu fischen.<br />

Die Hauptunterschiede liegen hier in der Art<br />

des Vorfachs und in der Anzahl der gefischten<br />

Fliegen. Man fischt mit sehr schweren<br />

Nymphen stromaufwärts und führt sie dann<br />

in Einklang mit der Strömungsgeschwindigkeit<br />

flussabwärts. Bei der polnischen Methode<br />

werden in der Regel zwei Fliegen verwendet,<br />

wobei die schwerere Fliege am Vorfachende,<br />

also am Flussgrund und die leichtere<br />

Fliege weiter oben platziert, also oberhalb im<br />

Freiwasser gefischt wird. Es gibt aber eine<br />

Situation, indem man diese beiden Fliegen<br />

vertauschen sollte. Und zwar dann, wenn<br />

man auf sehr flaches Wasser trifft, in dem<br />

sich Fische aufhalten. Indem Sie die schwerste<br />

Fliege in die obere Position als Dropper<br />

bringen, können Sie eine bessere Drift erzielen<br />

und bleiben dann in der Folge nicht so oft am<br />

Grund hängen. Außerdem können Sie so alle<br />

Fliegen beständig im Wasser halten. Als Köder<br />

werden oftmals Köcherfliegenimitate frei lebender<br />

Köcherfliegenlarven verwendet, welche<br />

oft in einer speziellen Knüpftechnik, überwiegend<br />

aus Garnmaterialien erstellt werden.<br />

Rute: Einhandrute in 9‘ bis 10‘ ft. der<br />

AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />

Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle<br />

in passender Schnurklasse<br />

Schnur: Reguläre Schwimmschnur in<br />

AFFTA-Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />

Vorfach: Länge 8‘ bis 10‘ ft. inkl.<br />

Sighter-Abschnitt mit beweglichem Dropper.<br />

Köder: Köcherfliegenlarven-Imitationen, oftmals<br />

geknüpft.<br />

Da im Wettbewerb die<br />

Angelplätze zugelost<br />

werden, ergibt das reine<br />

Fischen auf steigende<br />

Fische wenig Sinn – so<br />

entstanden die typischen<br />

Euro-Nymphing-Techniken.<br />

en mit Finnland, Schweden und Norwegen<br />

ist in diesem Dachverband ebenso vertreten,<br />

wie andere europäische Länder im Süden<br />

oder Osten Europas. Im europäischen<br />

Ausland sieht man diese Art von Wettbewerben<br />

deutlich entspannter – ebenso wie<br />

auch auf den Britischen Inseln, in Australien,<br />

den USA und Neuseeland. Der sportliche<br />

Wettkampf mit der Fliegenrute ist<br />

mit Sicherheit kein billiger Zeitvertreib,<br />

denn die Reise- und Unterbringungskosten<br />

dürften so manches privates Budget<br />

schnell sprengen, sofern denn auch noch<br />

die Sponsoren fehlen! Wagt man dann<br />

auch einmal auf den Blick in die Bestenlisten<br />

bisheriger Veranstaltungen, dann sind<br />

dort erwartungsgemäß Nationen zu finden,<br />

welche das Fliegenfischen über die<br />

Jahre hinweg ein Stück weit geprägt haben:<br />

Tschechien, Polen, Frankreich, Italien<br />

und Spanien sind hier stellvertretend<br />

zu nennen.<br />

Der omnipräsente Einfluss auf die<br />

Fischerei<br />

Egal, wie man sich selbst zu diesen fischereilichen<br />

Wettbewerben positioniert –<br />

der nachhaltige Einfluss auf unser Hobby<br />

ist inzwischen allgegenwärtig. So manche<br />

Technik, viele Fliegenmuster und auch<br />

technologische Entwicklungen bei unseren<br />

Gerätschaften entspringen dieser polarisierenden<br />

Wettkampfszene. Ziel dieser<br />

Meisterschaften ist es in möglichst kurzer<br />

Zeit viele Punkte durch den Fang von<br />

Fischen zu erzielen. Man bekommt einen<br />

vordefinierten, begrenzten Abschnitt zugelost<br />

und befischt diesen dann unter den<br />

Augen von Kontrolleuren und Punkt- <br />

4/2024<br />

23


REPORT WETTKAMPFANGELN<br />

richtern – natürlich möglichst erfolgreich.<br />

Ein Rotationsverfahren während der sogenannten<br />

Einzel-Sessions, welche in der<br />

Regel über mehrere Tage stattfinden, soll<br />

Chancengleichheit bei den Teilnehmern<br />

gewähren. Schnell wird ersichtlich, dass<br />

man bei einer derartigen Veranstaltung als<br />

Teilnehmer tunlichst nicht nur auf steigende<br />

Fische setzen sollte, sondern dass<br />

die entsprechenden Nymph-Techniken in<br />

der Regel Mittel der Wahl sind. Und genau<br />

dort ist der Einfluss auf unser Hobby auch<br />

am größten, allen voran bei den diversen<br />

modernen Euronymph-Techniken. Diese<br />

möchte ich kurz einmal vorstellen.<br />

Wettkampftechniken im Angel-<br />

Alltag<br />

Fischten die polnischen und tschechischen<br />

Teilnehmer anfangs noch mit regulären<br />

Einhandruten, Fliegenrollen und<br />

Schnüren, unter Verwendung spezieller<br />

(langer) Vorfächer, so hat heute längst<br />

spezielles Gerät für das Euro-Nymphing<br />

Einzug gehalten: Lange Ruten von 10 Fuß<br />

oder mehr für niedrige Schnurklassen<br />

(meist der AFFTA-Klassen #2 -#4), spezielle<br />

Großkern-Fliegenrollen, dünne Level-Line<br />

Fliegenschnüre, fertige Euroymph-Rigs<br />

und widerhakenlose Jighaken finden sich<br />

ebenso, wie fertige Micro-Streamer, welche<br />

den derzeitigen Regularien der Wettbewerbe<br />

entsprechen. Als passionierter<br />

und interessierter Fliegenfischer komme<br />

auch ich nicht spurlos an dieser Entwicklung<br />

vorbei und werde zwangsläufig damit<br />

konfrontiert. Ich habe diesbezüglich<br />

sogar schon mal einen Fliegenfischerkurs<br />

zur Thematik French-Nymphing besucht<br />

und verfüge längst über entsprechende<br />

Gerätschaften. Unbestritten sind die Euro-<br />

Nymphtechniken, allem voran das French-<br />

Nymphing äußerst effektive Methoden,<br />

aber ehrlich gesagt werde ich nicht so<br />

richtig warm damit. Auch wenn diese Art<br />

der Fischerei oftmals die erfolgreichere<br />

Methode ist, so fehlt mir dabei doch der<br />

reguläre Wurfablauf. Das Schlenzen eines<br />

langen Vorfachs mit beschwerten Nymphen<br />

gibt mir nicht das gleiche Gefühl des<br />

Fliegenfischens, wie ein platzierter Distanzwurf.<br />

Zudem wate ich ungern tief in<br />

ein stark strömendes Gewässer ein, um<br />

nah an den Fisch heranzukommen. Dennoch<br />

gibt es hin und wieder Momente, in<br />

denen ich mich sporadisch an den Elementen<br />

der Euronymph-Techniken bediene.<br />

Für mich ist die Passion Fliegenfischen<br />

in erster Linie eine Art „Entschleunigung“<br />

vom Alltag, das „Naturerlebnis“ spielt da<br />

eine wichtige Rolle. Das sind Dinge, welche<br />

beim Wettkampf<strong>fliegenfischen</strong> außen<br />

vorstehen. Zudem finde ich es fragwürdig,<br />

einen empfindlichen Salmoniden zu<br />

einem „Punktelieferanten“ zu degradieren.<br />

Dennoch liegt es mir fern, jemandem eine<br />

Vorhaltung machen zu wollen. Wie sehen<br />

Sie das? Wie viel von der „Wettkampffischerei“,<br />

hinsichtlich des Materials und<br />

der Techniken begleitet Sie ans Wasser? <br />

Während das Gesetz Angelwettbewerbe in Deutschland nicht erlaubt, werden solche Events<br />

international regelmäßig ausgetragen und zelebriert.<br />

French-Nymphing<br />

Im allgemeinsten Sinne stellt French-<br />

Nymphing die Verwendung einer langen<br />

Fliegenrute mit einer niedrigen AFFTA<br />

(AFTMA)-Schnurklasse dar (z.B. 10 ft. / 3m<br />

oder länger, für Schnüre der Klasse #3 und<br />

leichter), um damit Nymphen als Springer an<br />

einem sehr langen, monofilen Nylonvorfach<br />

zu werfen, ohne dabei jedoch eine Fliegenschnur<br />

als Wurfgewicht zu verwenden.<br />

Allein das lange Vorfach, in Kombination mit<br />

den eigenschweren Nymphen sorgt für die<br />

Wurfmasse und den Fliegentransport. Laut<br />

Überlieferung verwendeten belgische Teilnehmer<br />

bei einer Meisterschaft in Frankreich<br />

als Erste diese äußerst sensible und fortgeschrittene<br />

Methode des High-Stickings,<br />

worauf es dann in der Folge zur Begrifflichkeit<br />

„French-Nymphing“ kam. Im Gegensatz<br />

zu den vorgenannten Methoden kommen<br />

dabei auch häufiger Nachbildungen von<br />

Eintagsfliegenlarven und Bachflohkrebsen<br />

zum Einsatz. Kernelement dieser Methode<br />

ist die möglichst natürliche Drift des Köders.<br />

Man beobachtet das Abtreiben des Vorfaches<br />

und bei jedem verdächtigen Verhalten<br />

wird sofort ein Anhieb gesetzt. Oftmals wird<br />

zur besseren Bisserkennung auch ein Stück<br />

Sighter-Material in Signalfarben verwendet.<br />

Bei dieser Methode spielt eine herkömmliche<br />

Fliegenschnur überhaupt keine Rolle mehr,<br />

ausgenommen als Füllschnur / Backing für<br />

die verwendete Large Arbor-Fliegenrolle.<br />

Rute: Einhandrute in 10‘ ft. oder mehr der<br />

AFFTA-Klassen #2 bis #4<br />

Rolle: Spezielle Large Arbor – passend zum<br />

Kopfgewicht der Rute<br />

Schnur: Dünne Level-Line Fliegenschnur<br />

oder Monofilament<br />

Vorfach: Länge 20‘ ft. inkl. Sighter-Abschnitt<br />

mit 1 bis 2 starren Droppern<br />

Köder: Imitationen von Köcherfliegen- und<br />

Eintagsfliegenlarven.<br />

24 4/2024


Spanish-Nymphing<br />

Diese Technik wurde vom Team USA vor der<br />

Fliegenfischer-Weltmeisterschaft 2002 in<br />

Spanien entdeckt und kommt ursprünglich<br />

aus der Pyrenäenregion. Die Bachforelle ist<br />

dort ein wilder, scheuer Fisch, der schon seit<br />

Hunderten von Jahren beangelt wird. Der<br />

spanische Stil ist eine sehr effektive Methode,<br />

wenn man in langsameren Flüssen oder<br />

im unteren Teil einer Rieselstrecke fischt.<br />

Die Hauptunterschiede zwischen Spanish<br />

Nymphing und den osteuropäischen Stilen<br />

liegt in der Gesamtlänge des Vorfachs und<br />

dem Abstand zwischen Angler und Forelle<br />

während der Präsentation. Das spanische<br />

Nymphing ist eine weitaus „visuellere“ Technik<br />

im Vergleich zum Polish-Nymphing oder<br />

dem Czech-Nymphing. Die Ruten sind in der<br />

Regel 10 bis 12 Fuß lang und haben eine mittelschnelle<br />

oder langsame Aktion. In diesem<br />

Fall ist leichter als besser anzusehen und so<br />

werden Ruten der Schnurklassen #3 bis #5<br />

in Längen von 10 bis 11 Fuß empfohlen. Die<br />

Vorfächer erreichen für gewöhnlich 15 bis 30<br />

Fuß Gesamtlänge. Ein 30‘-Vorfach ist zwar<br />

eher als extrem lang anzusehen, hat aber in<br />

bestimmten Situationen durchaus seine Berechtigung.<br />

Bei der traditionellen Technik wird<br />

eine 1X bis 3X Vorfachschnur in einer Länge<br />

von 8 – 12 Fuß an die Fliegenschnur geknotet,<br />

gefolgt von einem 1 – 2 Fuß langen Abschnitt<br />

aus 6 bis 8 lb Hi-Vis Sighter-Material. Als<br />

Nächstes wird das Vorfach mit einem 3‘ bis 8‘<br />

Fuß langen Abschnitt aus 4X aufgebaut. Anschließend<br />

fügen Sie Seitenarme mit 5X, 6X<br />

oder 7X – Material in einer Länge von vier Zoll<br />

hinzu. Verwendet wird dazu der Blutknoten<br />

oder ein dreifacher Chirurgenknoten. Auch<br />

das spanische System ist für die Verwendung<br />

von zwei oder drei Fliegen ausgelegt. Oftmals<br />

werden in Bezug auf den spanischen Stil die<br />

sogenannten Perdigon-Nymphen gefischt:<br />

Minimalistisch gebundene, stark beschwerte<br />

Muster mit großer Kopfperle, welche über<br />

einen Epoxidharz-Überzug aus UV-aktiven<br />

Bindeharzen verfügen.<br />

Rute: Einhandrute in 10‘ ft. oder mehr der<br />

AFFTA-Klassen #3 bis #5<br />

Rolle: Herkömmliche Large Arbor – Rolle in<br />

passender Schnurklasse<br />

Schnur: Reguläre Schwimmschnur in AFFTA-<br />

Klasse #3 bzw. #4 oder #5<br />

Vorfach: Länge 15‘ ft. bis 30‘ ft.<br />

Köder: Köcherfliegenimitationen, Perdigons,<br />

Shrimps<br />

Flyfishing Competitions sind sicher<br />

auch eine tolle Erfahrung, bei der<br />

man viel von der Expertise der anderen<br />

Profis mitnehmen kann – leider<br />

sind solche Veranstaltungen ohne<br />

Sponsoring seitens der Industrie<br />

eine große finanzielle Belastung.<br />

4/2024<br />

25


PRAXIS WOLFSBARSCH<br />

Wolfsbarsch<br />

in der Bretagne<br />

Wer das Meer und Herausforderungen liebt, ist<br />

in der Bretagne genau richtig. Bastian Wormuth und<br />

JEAN-BAPTISTE VIDAL waren in den bretonischen<br />

Flats auf der Jagd nach Wolfsbarsch.<br />

Fotos: Jean-Baptiste Vidal, Bastian Wormuth<br />

26 6/2024


Foto: B. Wormuth<br />

Wolfsbarsch in der<br />

Betragne vom Boot<br />

oder Ufer aus. Die<br />

Fische bieten eine<br />

spannende Fischerei<br />

und tolle Drills.<br />

6/2024<br />

27


PRAXIS WOLFSBARSCH<br />

Wir werden in etwa<br />

15 Minuten die ersten<br />

Fische sehen“,<br />

sagt der Guide<br />

selbstbewusst. Wir stehen am Ufer<br />

eines Flusses in der Bretagne, einige<br />

Kilometer von der Mündung<br />

entfernt, im Gezeitenbereich. Das<br />

Wasser fällt und gibt felsige Ufer<br />

sowie sandige Bereiche mit Blasentanginseln<br />

frei. Unser Ziel: Wolfsbarsche,<br />

Dicentrarchus labrax. Seit<br />

Jahren verbringe ich meinen Sommerurlaub<br />

in der Bretagne und<br />

habe schon viele kleine Wolfsbarsche<br />

bis 40 cm mit Streamern oder<br />

Garnelenimitationen gefangen.<br />

Über das Internet habe ich Jean-<br />

Baptiste Vidal, kurz JB, gefunden,<br />

einen Spezialisten für diese Art der<br />

Fischerei. Er empfahl mir am Telefon<br />

eine Methode: Wolfsbarsche<br />

auf Sicht, bekannt als „bar à vue“.<br />

Die Bretagne ist<br />

bekannt für ihre<br />

Austernzucht – hier<br />

zu sehen eine der<br />

weltweit berühmtesten<br />

Austernanbauregionen.<br />

Wolfsbarsch<br />

- der<br />

Fisch der<br />

wenigen<br />

Würfe.<br />

Diese Technik verspricht aufregender<br />

und vor allem erfolgreicher für<br />

große Fische zu sein – vergleichbar<br />

mit dem Angeln auf Bonefish oder<br />

Permit in den Flats der Karibik.<br />

„Nun gut“, dachte ich mir, „das werde<br />

ich ausprobieren.“<br />

Im Blasentang lauert der<br />

Wolfsbarsch<br />

Nach etwa 10 Minuten ruft JB mich<br />

herüber: „Schau mal hier, der erste<br />

Fisch. Aber keine Eile, den werden<br />

wir nicht fangen, er ruht und wird<br />

nicht fressen.“<br />

Wir stehen auf Felsen, etwa 2 Meter<br />

über dem Wasser, und blicken<br />

auf einen gemischten Uferbereich<br />

aus Sand, Felsen und Blasentanginseln.<br />

Zwischen dem Blasentang<br />

ist das Wasser maximal knietief.<br />

Nach genauerem Hinsehen erkenne<br />

ich die Schwanzflosse des größten<br />

Wolfsbarschs, den ich je live gesehen<br />

habe, unter einem Bündel Blasentang<br />

hervorschauen. Der Fisch<br />

steht regungslos da, als würde er<br />

schlafen. JB erklärt, dass der Fisch<br />

vermutlich gerade gefressen habe<br />

und jetzt zum Verdauen ruhe. Ich<br />

bin erstaunt und frage JB, wie er<br />

Zeit und Ort so genau vorhersagen<br />

konnte. Seine Antwort ist simpel:<br />

Das Wasser fällt, und genau dieser<br />

Uferbereich in dieser Wassertiefe<br />

ist jetzt ein interessantes Jagdrevier.<br />

Die bevorzugte Nahrung<br />

der Wolfsbarsche, kleine Strandkrabben,<br />

zieht wegen des fallenden<br />

Wassers in tiefere Bereiche. Die<br />

Wolfsbarsche nutzen diese Gelegenheit<br />

bis zur letzten Minute.<br />

Kurz darauf ruft JB erneut:<br />

„Komm her, hier ist ein aktiver<br />

Fisch. Schnell!“, und dann: „Cast<br />

– NOW!“. Ich laufe zu ihm, versu-<br />

28 6/2024


Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />

che den Fisch zu lokalisieren, sehe<br />

ihn, schnappe mir die Krebsimitation,<br />

die ich die ganze Zeit in der<br />

Hand halte, werfe sie von mir weg,<br />

mache einen Vorwärts- und Rückwärtsschwung<br />

– und meine Fliege<br />

bleibt im Baum hinter mir hängen.<br />

Wir hatten es vorher geübt: Wenn<br />

ein aktiver Fisch zu sehen ist, muss<br />

man sehr schnell sein, denn die Fische<br />

sind meist sehr schnell unterwegs.<br />

Sie schwimmen von Fels zu<br />

Fels oder von Blasentang zu Blasentang,<br />

schauen nach Krebsen<br />

und attackieren diese direkt oder<br />

schwimmen weiter. Man muss den<br />

Weg des Fisches erahnen und die<br />

Fliege in seinen Weg platzieren,<br />

je nach Wassertiefe etwas näher<br />

oder etwas ferner. Man lässt die beschwerte<br />

Fliege zu Boden sinken,<br />

der Fisch kommt und zeigt Interesse,<br />

ggf. lässt man den Krebs etwas<br />

zucken, und dann greift der Fisch<br />

zu – im besten Fall.<br />

Dies alles geschieht in sehr flachem<br />

Wasser, oft wirft man nicht<br />

mehr als 10 Meter weit. In der Theorie<br />

und beim Trockentraining<br />

klang alles einfach. Doch nun, am<br />

Wasser, mit Bäumen im Hintergrund<br />

und einem unhandlichen<br />

Krebs am langen Vorfach, der auf<br />

ein Ziel von der Größe eines Keschers<br />

geworfen werden muss,<br />

stellt sich eine ganz andere Herausforderung<br />

dar. „Kein Problem, wir<br />

werden noch mehr Fische sehen<br />

und weitere Chancen haben.“<br />

Der Guide Jean-<br />

Baptiste mit einem<br />

Fisch jenseits der<br />

60 cm. Er hat die für<br />

die Flüsse typische<br />

dunkle Färbung.<br />

Ein 62 cm langes<br />

Kraftpaket!<br />

Die Suche nach dem<br />

richtigen Spot<br />

Wir setzen unseren Weg am Ufer<br />

fort. Der Waldweg oberhalb bietet<br />

eine schöne Kulisse, die ich auch<br />

ohne Angel gerne genossen hätte.<br />

Es ist August, das Wetter ist typisch<br />

bretonisch sommerlich – nicht<br />

zu heiß, leichter Wind und blauer<br />

Himmel. Jean-Baptiste kennt die<br />

Stellen, an denen wir den Waldweg<br />

verlassen müssen, um einen<br />

Blick auf das knöcheltiefe Wasser<br />

zu werfen: meist markante Stellen<br />

hinter großen Felsen, wo bei<br />

Flut vermutlich eine Kehrströmung<br />

ist, bei Ebbe sich aber Blasentanginseln<br />

oder kleine Felsen zeigen.<br />

Manchmal sind es auch unscheinbare<br />

Spots – zumindest für mich.<br />

Die Suche nach vielversprechenden<br />

Stellen erfordert viele Stunden<br />

am Flussufer. Jean-Baptiste hat sich<br />

diese Zeit genommen, um das Verhalten<br />

der Fische genau zu studieren,<br />

und ich profitiere nun davon.<br />

Mein Vertrauen in seine Kenntnisse<br />

wächst.<br />

An ausgewählten Stellen nehmen<br />

wir uns Zeit, um das Geschehen<br />

unter Wasser genau zu beobachten.<br />

Fische sieht man ständig<br />

– aber es sind meistens Meeräschen,<br />

die einzeln oder in Gruppen<br />

die Uferbereiche besuchen.<br />

Langsam beginne ich zu erkennen,<br />

dass neben Ort, Gezeiten und Wind<br />

die Fähigkeit, Meeräschen schnell<br />

von Wolfsbarschen zu unterscheiden,<br />

eine entscheidende Kompetenz<br />

zu sein scheint. Jedes Mal,<br />

wenn ich aufgeregt „Fisch“ rufe,<br />

winkt JB ab und sagt nur „Mullet“.<br />

Es wird noch einige Sessions dauern,<br />

bis ich sicher Wolfsbarsche erkenne.<br />

Es ist die Art zu schwimmen<br />

und die Lage in der Wassersäule:<br />

Meeräschen sind überall und oft<br />

an der Oberfläche, Wolfsbarsche<br />

schwimmen selten an der Oberfläche,<br />

meist bodennah, und haben<br />

einen viel breiteren und höheren<br />

Kopf.<br />

Der Tidenhub in der<br />

Bretagne<br />

Jean-Baptiste schlägt einen Ortswechsel<br />

vor: Die Ebbe ist zu fortgeschritten,<br />

hier tut sich jetzt nichts<br />

mehr. Der Tidenhub in der Bretagne<br />

kann mehrere Meter betragen,<br />

was bedeutet, dass die Gezeiten in<br />

vielen Flüssen weit ins Landesinnere<br />

wirken und diese Berei-<br />

<br />

Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />

Foto: Bastian Wortmuth<br />

6/2024<br />

29


PRAXIS WOLFSBARSCH<br />

Leopardengrund<br />

im flachen Wasser,<br />

Austernbänke in<br />

der Nähe – es riecht<br />

förmlich nach Fisch.<br />

che das Jagdrevier der Wolfsbarsche<br />

sind, die auch bei niedrigem<br />

Salzgehalt aktiv sind. Der drastische<br />

Unterschied zwischen Ebbe<br />

und Flut bedeutet, dass sich die<br />

Bedingungen innerhalb von 15<br />

Minuten von ideal zu unbefischbar<br />

für die Fischerei ändern können:<br />

Blasentangbüsche, die eben<br />

noch schwammen, liegen plötzlich<br />

trocken und interessieren keinen<br />

Wolfsbarsch mehr.<br />

Wir fahren 5 Minuten mit dem<br />

Auto zu einem neuen Spot, parken<br />

an einem Waldweg und laufen<br />

weitere 5 Minuten durch den Wald<br />

entlang des Ufers zu einem felsigen<br />

Plateau, wo das Wasser knietief<br />

steht. Neben dem Plateau ist die<br />

Rinne des Flusses, der hier einige<br />

Meter tief ist.<br />

Wir stehen wieder etwas oberhalb,<br />

und meine Augen durchforsten<br />

den Grund nach Fisch. Wie so<br />

oft entdeckt JB dank seiner Erfahrung<br />

als Erster einen Fisch, der ruhig<br />

neben einem dunklen Stein<br />

steht.<br />

Ich mache mich bereit zum<br />

Wurf, als JB ruft: „Stop! Hier ist<br />

noch ein größerer Fisch.“<br />

Tatsächlich steht ein paar Meter<br />

weiter noch ein Wolfsbarsch in<br />

der Strömung. Ein guter Fisch, bestimmt<br />

über 60 cm. Nach und nach<br />

entdecken wir weitere Fische, die<br />

auf dem Plateau stehen. Zeitweise<br />

sehen wir 5 bis 6 Fische gleichzeitig.<br />

Wir diskutieren und suchen uns<br />

zwei Fische aus, die nah beieinanderstehen.<br />

JB positioniert sich etwas<br />

oberhalb und gibt genaue Anweisungen.<br />

Ich stelle mich an die Wasserlinie<br />

und werfe meine Krebsimitation<br />

vor die beiden Fische. Diesmal<br />

bleibe ich nicht an den Felsen hängen,<br />

und die Fliege landet genau<br />

dort, wo ich sie haben möchte. Das<br />

allein macht mich schon zufrieden.<br />

JB hat einen besseren Überblick<br />

und kommentiert: „Der eine<br />

hat deine Fliege gesehen, er kommt<br />

… beweg sie ein bisschen … ah<br />

nein, schlag an!“ Ich schlage an und<br />

spüre den Fisch, der sofort Druck<br />

macht und Leine nimmt, aber hinter<br />

mir höre ich JB Französisch fluchen:<br />

„Ein Baby ist von der Seite gekommen<br />

und hat dem Großen den<br />

Krebs weggeschnappt!“<br />

Nach einem harten, aber kurzen<br />

Drill lande ich mein „Baby“<br />

von ca. 45 cm. Es ist mein bisher<br />

größter Wolfsbarsch mit silbrigem<br />

Bauch und sehr dunklem Rücken,<br />

typisch für die Fische der Flussmündungen.<br />

Der Fisch darf wieder schwimmen,<br />

Catch & Release ist in Frankreich<br />

kein Problem. Ich atme erst<br />

einmal durch, setze mich hin und<br />

genieße den Moment. Wir machen<br />

eine kleine Pause mit Sandwiches<br />

und Getränken.<br />

30 6/2024


Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />

5 von 25: Wolfsbarsche<br />

lieben Krebse.<br />

Hier sind fünf<br />

Krebse, die aus dem<br />

Magen eines 80 cm<br />

großen Wolfsbarsches<br />

stammen.<br />

Original und<br />

Fälschung. Hier zu<br />

sehen verschiedene<br />

Varianten des Krebsmusters.<br />

Als ich vor einigen Jahren das<br />

Fliegenfischen für mich entdeckte,<br />

faszinierte mich besonders das<br />

Visuelle und die Nähe zum Fisch,<br />

die das Fischen mit der Schnur in<br />

der Hand bietet. Das Fischen auf<br />

Sicht nach Wolfsbarschen geht<br />

noch einen Schritt weiter und ist<br />

unglaublich intensiv – eine echte<br />

Herausforderung! Bei dieser Art<br />

des Fischens macht man nicht viele<br />

Würfe pro Tag, aber wenn man einen<br />

Fisch sieht, ist die Chance sehr<br />

hoch, ihn zu fangen. Je größer und<br />

älter die Fische sind, desto wählerischer<br />

werden sie bei der Nahrungsaufnahme.<br />

Wolfsbarsche von 70 cm<br />

Länge sind oft 15 Jahre oder älter<br />

und haben bereits viel Erfahrung<br />

gesammelt.<br />

Unvergessliche Erlebnisse<br />

Nach der Pause ergreifen wir noch<br />

ein paar weitere Chancen, und ich<br />

fange noch einige Fische, allerdings<br />

keine größeren mehr. In den folgenden<br />

Jahren unternahm ich immer<br />

wieder Angeltouren mit JB und<br />

konnte neben tollen Angelerlebnissen<br />

auch viel lernen. Drei besondere<br />

Erlebnisse sind mir besonders<br />

im Gedächtnis geblieben:<br />

Bei einer dieser Touren warf ich<br />

die unhandlichen Krebsmuster inzwischen<br />

ziemlich sicher. An einem<br />

typischen Spot sahen wir einen<br />

besonders guten Fisch, und<br />

ich präsentierte meine Fliege perfekt.<br />

Der Wolfsbarsch, der ungefähr<br />

70 cm lang war, näherte sich<br />

meiner Fliege, zögerte, kam näher,<br />

zog sich wieder zurück. Ich bewegte<br />

den Krebs leicht, er näherte sich<br />

erneut, öffnete sein Maul und saugte<br />

die Fliege ein. Ich setzte den Anhieb,<br />

und plötzlich flog mir der grüne<br />

Krebs entgegen ... JB rief nur „Oh<br />

No!“. An diesem Tag fing ich noch<br />

weitere Fische, aber JB scherzte immer<br />

wieder, dass dies nur Köderfische<br />

für den guten Fisch wären,<br />

den ich nicht fangen konnte. Es<br />

war ein lustiger Tag, an dem ich das<br />

Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht<br />

bekam.<br />

Ein weiteres Erlebnis hatte<br />

auch eine komische Note: <br />

Foto: Bastian Wortmuth<br />

Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />

6/2024<br />

31


PRAXIS WOLFSBARSCH<br />

Wolfsbarsch, gefangen<br />

mit einer<br />

Krebsimitation.<br />

Nachdem ich einen Fisch im knietiefen<br />

Wasser freigelassen hatte –<br />

im Sommer kein Problem, selbst<br />

in Shorts – rief JB plötzlich hinter<br />

mir: „Beweg dich nicht – schau<br />

nach links.“ Langsam drehte ich<br />

mich um und sah einem sehr großen<br />

Wolfsbarsch direkt vor meinen<br />

Füßen im Wasser in die Augen. Auf<br />

seiner Stirn konnte ich Narben erkennen<br />

und sein riesiges Maul sehen,<br />

das sich beim Atmen leicht<br />

öffnete. Ich versuchte, meine Fliege<br />

in seine Richtung zu werfen, doch<br />

sie landete irgendwo daneben und<br />

verscheuchte ihn. Mit ihm flüchteten<br />

zwei weitere Wolfsbarsche aus<br />

dem Tang hinter ihm. Offenbar war<br />

hier ein Rudel unterwegs. Die Narben<br />

im Kopfbereich sind altersbedingt;<br />

vermutlich verletzen sich die<br />

Fische, wenn sie Krebse attackieren,<br />

die auf Felsen sitzen.<br />

Geteilte Freude ist bekanntlich<br />

die schönste Freude. Nachdem<br />

ich meine Begeisterung mit<br />

meinem Freundeskreis geteilt hatte,<br />

gelang es mir, das Interesse von<br />

zwei Freunden zu wecken. Gemeinsam<br />

planten wir einen Angelur-<br />

Foto: Jean-Baptiste Vidal<br />

Gut zu wissen<br />

Gezeiten<br />

Gute Spots sind Uferbereiche in Gezeitenbereichen<br />

von Flüssen mit hüft- bis knöcheltiefem<br />

Wasser und Struktur auf Sand,<br />

wie Felsen, Blasentang oder Austernbänke.<br />

Austernbänke sind ein guter Indikator dafür,<br />

dass das Wasser nährstoffreich ist und<br />

Wolfsbarschfutter (Krebse, Garnelen, kleine<br />

Fische) vorhanden ist.<br />

Entscheidend ist der richtige Gezeitenstand.<br />

Eine Gezeiten-App wie z. B. marée.info zeigt<br />

den Wasserstand an der nächsten Flussmündung<br />

zu bestimmten Zeiten an. Die<br />

App informiert über die Stärke der Gezeitenströmung.<br />

Hohe Differenzen führen zu<br />

starken Strömungen, niedrige zu schwachen.<br />

In Frankreich wird dieser Unterschied nicht<br />

wie in Deutschland angegeben („mittleres<br />

Hochwasser bei 2,50 m“), sondern durch den<br />

sog. Koeffizienten. Dies ist eine Zahl zwischen<br />

20 und 120, wobei 20 für eine Nipptide und<br />

120 für eine Springflut steht. Ein Beispiel:<br />

Bei einem Koeffizienten von 62 beträgt der<br />

Tidenhub an einem Fluss 2,79 m, bei einem<br />

Koeffizienten von 101 jedoch 4,66 m. Die<br />

Fischerei auf Sicht ist sowohl bei steigendem<br />

als auch bei fallendem Wasser möglich, abhängig<br />

vom Spot.<br />

Die besten Monate für die Fischerei auf Sicht<br />

sind Mai, Juni, Oktober und November mit stabilen<br />

Wetterbedingungen, jedoch kann man<br />

zwischen April und November gute Erfolge<br />

erzielen. D.h. April bis Nov. geht grundsätzlich,<br />

aber Mai/Juni und Okt./Nov. sind am besten.<br />

Wolfsbarsche sind standorttreu und besuchen<br />

gern dieselben Spots. Es ist sinnvoll, einmal<br />

gefundene Stellen im Auge zu behalten.<br />

Lizenzen<br />

In Frankreich ist zum Angeln im Meer keine<br />

Lizenz erforderlich, aber Mindestmaße und<br />

Fangbeschränkungen müssen eingehalten<br />

werden. Die EU legt jährlich neue Regelungen<br />

für den Wolfsbarsch fest. Diese können von<br />

den Mitgliedsländern strenger ausgelegt<br />

werden. Es passiert tatsächlich, dass ein Land<br />

im Laufe des Jahres nachlegt und Regelungen<br />

verschärft. Die Regelungen unterscheiden<br />

meist zwischen Regionen nördlich und südlich<br />

des 48° Breitengrades. Dieser quert die<br />

Bretagne etwa auf Höhe der Stadt Quimper<br />

Für 2024 beträgt das Mindestmaß in beiden<br />

Zonen 42 cm, aber nördlich des Breitengrades<br />

ist die Entnahme vom 1. Februar bis 30. März<br />

nicht gestattet; außerhalb dieser Zeiten sind<br />

2 Fische pro Tag und Fischer erlaubt. Südlich<br />

des Breitengrades dürfen das ganze Jahr über<br />

nur 1 Fisch pro Tag und Fischer entnommen<br />

werden, was eine Änderung dem Vorjahr<br />

darstellt. Jeder privat entnommene Fisch<br />

muss durch Einschneiden der Schwanzflosse<br />

markiert werden. Catch & Release ist erlaubt.<br />

Aktuelle Regelungen sind online verfügbar.<br />

Für die Originaltexte auf Französisch sucht<br />

man nach „réglementation pêche au bar“. In<br />

der Bretagne und Nordfrankreich wird der<br />

Wolfsbarsch als „bar“ bezeichnet, im Süden<br />

als „loup de mer“.<br />

Für jeden Fluss, der ins Meer mündet, ist<br />

in Frankreich eine sog. Salzwassergrenze<br />

(„Limite d’eau salée“, LSE) festgelegt. Diese<br />

liegt wegen des hohen Tidenhubs oft viele<br />

Kilometer landeinwärts und fern der für<br />

unsere Fischerei interessanten Bereiche.<br />

Meine Grundregel lautet: Solange man an den<br />

Flussufern einen deutlichen Tidenhub über<br />

einem Meter erkennen kann, bewegt man<br />

sich formal im Salzwasser und benötigt damit<br />

keine Angelerlaubnis. Man findet diese Begrenzung<br />

pro Fluss ebenfalls im Internet.<br />

Für das Süßwasser benötigt man in Frankreich<br />

eine Angelerlaubnis. Über www.cartedepeche.fr<br />

kann man Tages-, Wochen- oder<br />

Jahreskarten erwerben. Diese sind gültig in<br />

einer Region, die jeweils durch eine regionale<br />

Angelvereinigung (sog. AAPPMAs) verwaltet<br />

werden. Diese Regionen decken sich i.d.R. mit<br />

den französischen Departments. Innerhalb<br />

dieser Regionen darf man alle öffentlichen<br />

Gewässer befischen. Private Gewässer sind<br />

vor Ort gekennzeichnet, über die Website der<br />

AAPPMAs findet man oft Karten mit empfohlenen<br />

Abschnitten für Fliegenfischer. Es gibt<br />

auch überregionale Monats- oder Jahreskarten,<br />

für die sich 80 AAPPMAs verbunden<br />

haben. Diese Vereinigung (EGHO) deckt mit<br />

Ausnahme von 4 Departements ganz Frankreichs<br />

ab. Die Jahreskarte dieser Art kostet<br />

110€. Für die Fischerei auf Wanderfische<br />

(„poisson migrateur“) wie Lachs, Meerforelle<br />

oder Maifische benötigt man eine zusätzliche<br />

Erlaubnis und zusätzlich 50€/Jahr kostet.<br />

Tackle<br />

Im Sommer bevorzuge ich Wet Wading: Badeshorts,<br />

UV-Shirt, Kopfbedeckung und alte<br />

Watschuhe mit Neoprensocken. Die Watschuhe<br />

haben Spikes für besseren Halt. Eine<br />

günstige Alternative sind knöchelhohe Neoprenschuhe<br />

mit fester Sohle. Sonnencreme<br />

und eine hochwertige Polbrille sind essenziell,<br />

um Fische frühzeitig zu erkennen.<br />

Ich fische große Krebsimitationen (Hakengröße<br />

2-4) auf Wolfsbarsch. Diese lieben<br />

große Krebse, daher muss der Köder in Größe<br />

und Aussehen realistisch sein. Ein 80 cm<br />

großer Wolfsbarsch hatte einmal 25 Krebse<br />

im Magen. Einfache Muster bestehen aus<br />

dunkelgrünen EP-Fibern (EP 3D, Farbe eel<br />

green oder mulet) für den Körper, Augen wie<br />

für Garnelen, Beine und Scheren aus Chenille<br />

oder Gummi, und einer Beschwerung am Hakenöhr,<br />

um den Haken mit dem Bogen nach<br />

oben auf dem Boden ablegen zu können. Die<br />

Fliege soll beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche<br />

wenig Lärm machen, aber schnell<br />

32 6/2024


Foto: Bastian Wortmuth<br />

Etwas ramponierte<br />

Krebsimitationen, im<br />

Flachen funktionieren<br />

übrigens Garnelenmuster<br />

gut.<br />

laub in der Bretagne und buchten<br />

einen Tag mit JB, der sich fast wie<br />

aus dem Bilderbuch entwickelte:<br />

Innerhalb weniger Stunden hatten<br />

wir mehrere Fische gelandet, und<br />

die Grinsen auf unseren Gesichtern<br />

wurden immer breiter. Wolfsbarsch<br />

auf Sicht zu fischen, bereitete uns<br />

große Freude! Im Laufe der Jahre<br />

habe ich gelernt, wie wichtig es ist,<br />

zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

zu sein, und mir eigene Spots „erarbeitet“.<br />

Einen Fisch an diesen Stellen<br />

zu fangen, ist immer besonders<br />

befriedigend! <br />

sinken.<br />

Manchmal jagen Wolfsbarsche Garnelen im<br />

flachen Wasser und drängen sie Richtung<br />

Ufer. Dann funktioniert die Sichtfischerei<br />

gut. Diese Spots sind jedoch schwer vorherzusagen.<br />

Für solche Situationen eignen sich<br />

Garnelenmuster in dezenten Farben, passend<br />

zu den lokalen rotbraunen und leicht durchsichtigen<br />

Garnelen. Wenn Wolfsbarsche an der<br />

Oberfläche Kleinfische oder Garnelen jagen,<br />

sind kleine Popper oder Gurgler erfolgreich. Für<br />

tieferes Wasser sind Streamer an der Sinkschnur<br />

ideal, buschige Muster aus EP-Fibern<br />

oder Sandaalimitationen.<br />

Schwere „Krebsfliegen“ lassen sich am besten<br />

mit schnellen Ruten der Klasse 8 oder 9<br />

werfen. In sehr flachem Wasser sind konische<br />

(Salzwasser-)Vorfächer etwas über rutenlang<br />

ratsam. Für knietiefes oder tieferes Wasser<br />

empfiehlt sich ein längeres Tippet, um das Absinken<br />

zu beschleunigen. Wegen der Austern<br />

auf den Steinen ist Fluorocarbon (FC) die beste<br />

Wahl, um Vorfachschäden zu vermeiden.<br />

Nah an Austernbänken verwende ich 0,30 mm<br />

FC, um ein Verfangen unter den Bänken zu<br />

verhindern; unter normalen Bedingungen reichen<br />

0,24 oder 0,27 mm aus. Mein bevorzugter<br />

Vorfachaufbau ähnelt dem für Contact Fly<br />

Fishing von Mad River Outfitters auf YouTube:<br />

Ein 2-2,5 m langes Stück Mono oder FC von<br />

etwa 0,40 mm wird mit einem Nail- oder Snell-<br />

Knoten an die Flugschnur angebunden, der mit<br />

flexiblem UV-Kleber gesichert wird, um das<br />

Durchziehen durch die Ringe zu erleichtern.<br />

Danach folgen 1-1,5 m 0,35 mm FC, ein kräftiger<br />

Tippetring und das Tippet entsprechend.<br />

Die lange, dicke Butt Section des Vorfachs hilft<br />

mir, die großen Krebse genauer zu platzieren.<br />

Alternativ funktioniert auch ein ungetapertes<br />

durchgängiges FC – erfordert aber Wurfkompetenz,<br />

es ist keine Fischerei für Anfänger.<br />

Für das Sichtfischen auf Wolfsbarsche ist ein<br />

Schusskopf nicht erforderlich, da die Aktion<br />

meist in der Nähe stattfindet und seltener als<br />

10 m geworfen wird. Beim Fischen mit Garnelenmustern<br />

oder Streamern für Wolfsbarsche<br />

ist ein Schusskopf jedoch nützlich, um durch<br />

weite Würfe mehr Fläche abzudecken.<br />

Guiding<br />

Jean-Baptiste Vidal ist seit 2006 Fliegenfisch-<br />

Guide mit Erfahrung weltweit in Salz- und<br />

Süßwasser. Neben Französisch spricht er<br />

Englisch und Spanisch. Er bietet Guidings für<br />

Sichtfischen auf Wolfsbarsch, Bootsfischen<br />

auf Wolfsbarsch, Forellenfischen im Hinterland<br />

sowie saisonal für Maifische und Lachs<br />

an. Zudem organisiert er Angelreisen in der<br />

Karibik.<br />

Seine Expertise hat mir eine faszinierende Angelerfahrung<br />

eröffnet, die ich nicht für möglich<br />

gehalten hätte. Die Tage mit ihm am Wasser<br />

waren lehrreich, kurzweilig und unterhaltsam.<br />

Infos unter: https://www.enjoyfishingbrittany.com.<br />

Impressionen seiner Fischerei sind<br />

auch auf Instagram (@enjoyfishing.fr) und<br />

dem Youtube-Kanal von Orion Fly Fishing zu<br />

entdecken.<br />

Land & Leute<br />

Die Bretagne im Westen Frankreichs ist<br />

bekannt für ihre starke regionale Identität<br />

und ihre vielfältige Landschaft mit Stränden,<br />

Steilküsten und felsigen Buchten, die oft an<br />

die Karibik erinnern. Die Glénan-Inseln vor<br />

Concarneau sind ein Geheimtipp für Taucher<br />

und bieten oft Delfinbeobachtungen sowie<br />

Sichtungen von Riesenhaien. Die Fischerei auf<br />

Wolfsbarsch rund um die Glénan-Inseln ist<br />

ausgezeichnet.<br />

Das Klima variiert stark zwischen Nord- und<br />

Südbretagne. Im Norden am Ärmelkanal ist<br />

es kühler mit Meerestemperaturen selten über<br />

16 °C, während der Süden dank des Golfstroms<br />

wärmeres Wasser bis zu 20 °C im<br />

Sommer bietet, aber auch stürmischer ist.<br />

Die bretonische Küche ist stark von der Nähe<br />

zum Meer geprägt: Austern sind eine lokale<br />

Delikatesse, oft direkt von den Felsen gesammelt.<br />

Muschelsuche bei Ebbe und „pêche<br />

à pied“ sind beliebte Freizeitaktivitäten. Die<br />

regionale Küche umfasst süße Crêpes und<br />

herzhafte Galette aus Buchweizenteig, begleitet<br />

von lokalem Cidre.<br />

Geschichtsinteressierte finden in der Bretagne<br />

zahlreiche prähistorische Stätten wie Hünengräber<br />

und Steinkreise, besonders beeindruckend<br />

bei Carnac. Aktivitäten wie Besuche an<br />

Landspitzen wie der Pointe du Raz oder Fahrradtouren<br />

im Hinterland bieten Charme.<br />

Anreise & Unterkunft<br />

Die Bahnreise von Frankfurt am Main oder<br />

Köln nach Vannes am Golf von Morbihan<br />

dauert etwa 8 Stunden, inklusive eines 2-stündigen<br />

Umstiegs in Paris. Direktflüge von deutschen<br />

Flughäfen nach Nantes, Lorient oder<br />

Brest sind begrenzt, daher ist ein Auto vor Ort<br />

hilfreich, um die Region gut zu erkunden. Die<br />

Gegend bietet viele schöne Ausflugsziele.<br />

Als Unterkunft empfehlen sich Ferienwohnungen,<br />

die über Internetportale in allen Preiskategorien<br />

verfügbar sind. Außerhalb der Hauptsaison<br />

von Mitte Juli bis Ende August sind die<br />

Preise für Ferienwohnungen niedriger, ebenso<br />

wie die Kosten auf den Märkten. Zeltplätze<br />

sind besonders in Küstennähe beliebt, aber<br />

wildes Campen wird von der Polizei nicht toleriert.<br />

Die meisten Franzosen, besonders jüngere<br />

Generationen, sprechen gut Englisch, aber<br />

es wird geschätzt, wenn Besucher sich auch<br />

in der Landessprache verständigen können.<br />

Restaurants haben typische Essenszeiten:<br />

Mittagessen zwischen 12 und 14 Uhr, Abendessen<br />

zwischen 18:30 und 21 Uhr, außerhalb<br />

dieser Zeiten sind nur wenige geöffnet.<br />

6/2024<br />

33


PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />

Einfach mal<br />

schöne Augen<br />

machen<br />

Natürlich kann man sie kaufen. 20 Stück für nen Fünfer.<br />

Die Rede ist von Shrimp-Augen. Oder man holt sich eine Flasche<br />

UV-Resin, eine UV-Lampe und 3.000 Glasperlen – und kann damit<br />

Shrimp-Augen bis ins hohe Rentenalter selbst herstellen.<br />

Text und Fotos: Michael Werner<br />

34 6/2024


Sieht aus wie ein<br />

echtes Auge, ist aber<br />

selbstgemacht.<br />

Selbstgemacht? Ja,<br />

wirklich! Solche<br />

Shrimp-Augen können<br />

auch Sie im Handumdrehen<br />

selbst herstellen.<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

<br />

6/2024<br />

35


PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />

Garnelenfliegen brauchen Augen.<br />

Punkt. Okay, nicht zwangsläufig,<br />

aber sie sehen damit einfach<br />

besser aus. Warum das<br />

wichtig ist? Ganz einfach wenn eine Fliege<br />

gut aussieht dann vertrauen wir ihr und<br />

lassen sie länger am Vorfach. Und je länger<br />

man eine Fliege fischt, desto eher wird<br />

man mit dieser Fliege auch seinen Fisch<br />

fangen. Vertrauen fängt. Das ist insgesamt<br />

eine sehr einfache Logik.<br />

Natürlich: Es gibt Garnelenfliegen, die<br />

auch ohne Augen hervorragend fangen,<br />

sonst wäre die Sache ja zu einfach. Nehmen<br />

wir zum Beispiel mal die Shrimp-<br />

Muster, die auf den Britischen Inseln und<br />

auf Island beim Lachsfischen extrem erfolgreich<br />

eingesetzt werden.<br />

Auf der anderen Seite ist nicht von der<br />

Hand zu weisen, dass diese Fliegen die Karikaturen<br />

von Garnelen sind. Während die<br />

legendäre GP, die General Practitioner, auf<br />

die Hauptmerkmale einer Garnele setzt,<br />

sieht die Red Frances aus wie eine schlecht<br />

rasierte Mohrrübe mit Vollbart, der lange<br />

Antennen aus dem Kopf wachsen. Zumindest<br />

so in etwa. Wie auch immer: Bei<br />

all diesen Fliegen braucht man schon Fantasie,<br />

um sie in die Kategorie „Garnele“<br />

einzuordnen. Bei vielen Garnelen für die<br />

Meerforellenfischerei sieht das jedoch etwas<br />

anders aus …<br />

Augen sind bei vielen Fliegen<br />

das Salz in der Suppe<br />

Obwohl ein alter Leitsatz des Fliegenbindens<br />

ja besagt, dass die Imitation von<br />

„Eyeballs and Assholes“ zu weit gehen<br />

würde, so ganz zeitgemäß ist dieser nicht<br />

mehr. Jeder anständige Streamer für das<br />

Hecht- oder Huchenfischen ist mit Augen<br />

ausgestattet, hier besteht sicherlich kein<br />

Diskussionsbedarf. Viele kleinere Streamer,<br />

die für die Bach- oder Regenbogenforelle<br />

eingesetzt werden, sind ebenfalls mit<br />

Augen ausgestattet. Und wo gibt es diese<br />

Augen noch? Richtig. Bei den Meerforel-<br />

lenfliegen. Viele sehr fängige Muster haben<br />

Augen, ob es nun die gute, alte Polar<br />

Magnus sei, die Isolde von Achim Stahl,<br />

der Oeland Shrimp von Morten Oeland<br />

oder die Pattegrisen von Claus Eriksen –<br />

sie alle setzen auf das Merkmal „Augen“.<br />

Bei der Magnus und der Isolde sind es Kugelketten-Augen,<br />

bei den beiden Shrimp-<br />

Mustern sind es … Shrimp-Augen, natürlich.<br />

Und wenn ich Shrimp-Muster binde,<br />

ganz gleich, ob Oeland-Shrimp, Pattegrisen<br />

oder einen meiner Good Year-Shrimps,<br />

ich verwende Auge. Nicht oft, sondern immer!<br />

Und verabschiedet sich mal eines<br />

dieser Augen, dann versetze ich die Fliege<br />

in den vorzeitigen Ruhestand. „Mit dem<br />

zweiten fischt man besser“, um es mit dem<br />

ZDF-Werbeslogan zu sagen. Denn ich bin<br />

mir fast sicher, dass die Augen ein wich-<br />

„Beim Herstellen dieser<br />

kleinen Augen gelangt man<br />

schnell in einen Rausch.“<br />

Shrimp-Augen herstellen<br />

Meine kleine Einkaufsliste<br />

UV-Resin<br />

UV-Resin heißt auch UV-Harz oder UV-Epoxid.<br />

Davon gibt es online reichlich, zum<br />

Beispiel für Fingernägel oder zum Basteln.<br />

100 Gramm „harter Typ" für die Schmuckherstellung<br />

kostet bei Amazon 10,99 Euro.<br />

UV-Lampe<br />

Muss nix dolles sein, muss nur UV-Licht<br />

abgeben. Mit einem Zehner ist man im Versandhandel<br />

dabei.<br />

Monofil<br />

0,50er Monofil, das darf gerne gut abgelagert<br />

sein. Eventuell muss man testen, ob<br />

der Durchmesser zu den Perlen passt. Das<br />

0,50er passt perfekt zu den 2 mm Glasperlen,<br />

die ich habe.<br />

Gramm 2 mm Glas Rocailles in verschiedenen<br />

Farben „beim großen Versender" für<br />

10,99 Euro bestellt. Reicht bis zur Rente …<br />

Edding<br />

Bei wasserfesten Stiften bin ich Lokalpatriot<br />

– der Edding kommt aus Ahrensburg, also<br />

nehme ich den. Ist gut, wenn man Pupillen<br />

malen möchte, die echte Garnelen nicht haben.<br />

Aber das weiß die Meerforelle ja nicht.<br />

Feuerzeug<br />

Musste ich vorhin wieder suchen. Seit ich<br />

nicht mehr rauche, liegen Feuerzeuge nicht<br />

mehr in jeder Ecke. Eines sollte man übrigens<br />

immer am Bindeplatz haben.<br />

2 mm Glasperlen<br />

Diese werden auch Rocailles oder „Indianerperlen"<br />

genannt. Habe mir eine Box mit 300<br />

36 6/2024


So gehts<br />

Schritt für Schritt zum Shrimp-Auge<br />

1 2<br />

Schneiden<br />

Sie ein etwa<br />

5 Zentimeter<br />

langes Stück<br />

dickes Monofil<br />

ab. Erhitzen<br />

Sie es unten<br />

an der Flamme<br />

(geringste<br />

Hitze). Drücken<br />

Sie dann das<br />

erhitzte Monofil<br />

gegen einen<br />

ebenen, kühlen<br />

Gegenstand,<br />

hier ist es das<br />

Feuerzeug.<br />

3<br />

Sehr gut eignen sich solche kleinen Glasperlen, Durchmesser<br />

von 2 oder 3 Millimeter. Persönlich nehme ich gerne die mit<br />

2 mm, die harmonieren gut mit der Größe einer Garnele. Und:<br />

Die Perlen müssen nicht schwarz sein.<br />

4<br />

Nun schieben Sie eine der kleinen Perlen auf das dicke<br />

Nylon. Die Innendurchmesser der „Indianer-Perlen“ sind<br />

meist gut für ein 0,50er Monofil geeignet. Testen Sie aber<br />

vorher, ob die Durchmesser gut zueinander passen.<br />

5<br />

Die Perle muss senkrecht hängen,<br />

damit die Form gleichmäßig<br />

wird! Führen Sie diese an die<br />

UV-Lampe und drehen Sie das<br />

Auge langsam, damit das Resin<br />

auf alle Seiten aushärtet. Kleben<br />

die Augen etwas, mit Alkohol<br />

abreiben.<br />

Füllen Sie etwas Resin<br />

in einen kleinen Behälter<br />

(Deckel einer Wasser- oder<br />

Limoflasche). Hier wurde<br />

ein kleines Glas genommen.<br />

Tauchen Sie die Perle<br />

komplett ein und ziehen<br />

Sie diese langsam und vor<br />

allem senkrecht hoch.<br />

<br />

6/2024<br />

37


PRAXIS SHRIMP-AUGEN<br />

tiger Reiz einer Garnelenfliege sind. Und<br />

falls nicht: Die Fliege sind mit zwei Augen<br />

einfach besser, einfach fängiger aus.<br />

Immer Ärger mit den Augen?<br />

Das muss wirklich nicht sein<br />

Was mich an diesen Augen jedoch total genervt<br />

hat: Wenn ich Shrimps binden wollte,<br />

dann hatte ich keine Augen mehr in der<br />

Tüte oder in der passenden Größe oder in<br />

der passenden Farbe oder es war irgendwas<br />

anderes. Das hat wirklich genervt.<br />

Was lag also näher, als in die Augen-<br />

Manufactur einzusteigen und Shrimp-Augen<br />

selbst herzustellen? Ein sehr unterhaltsames<br />

Projekt, bei dem man richtig<br />

schön viel falsch machen kann. Hat man<br />

den Dreh jedoch raus, dann läuft es derartig<br />

gut, dass man gar nicht mehr aufhören<br />

möchte, Augen in Serie und etlichen<br />

Varianten herzustellen. Macht richtig<br />

Freude – und da geteilte Freude doppelte<br />

Freude ist, zeige ich Ihnen mal, wie ich<br />

Shrimp-Augen herstelle. Und wenn Sie<br />

dazu auch noch den einen oder anderen<br />

Tipp habe, immer her damit. werner@angeln.de<br />

Keine Scheu, ich freue mich über Tipps<br />

und Anregungen, schließlich lernt man ja<br />

nie aus … <br />

„Garnelenaugen haben<br />

keine Pupillen, doch das<br />

weiß die Forelle nicht.“<br />

Echte Garnelen<br />

haben keine schwarzen,<br />

sondern eher<br />

bräunliche, bernsteinfarbene<br />

Augen.<br />

Mit der richtigen<br />

Perlenfarbe kommt<br />

man an das Original<br />

schon sehr dicht ran.<br />

Garnelen-Fliegen werden mit schwarzen Augen<br />

gebunden – doch wie sieht die echte Augenfarbe<br />

einer Ostseegarnele aus? Hier sehen Sie zwei<br />

Dinge: eine Ostseegarnele (Palaemon adspersus)<br />

und die Antwort auf die Augenfrage.<br />

Foto: adobestock.com/Aastels<br />

38 6/2024


Nice to know<br />

Augen auf!<br />

Jetzt kommt Farbe ins Spiel!<br />

Sie möchten farbige Augen herstellen?<br />

Nichts leichter als das. Zunächst<br />

färben Sie das platte Ende des Nylons<br />

mit einem wasserfesten Stift. Hier<br />

war es ein schwarzer Edding. Danach<br />

fädeln Sie eine rote Perle auf das<br />

Nylon, danach eine rosafarbene. Oder<br />

eine transparente. Ins Resin tauchen,<br />

überflüssiges Material abtropfen<br />

lassen, UV-Licht, fertig!<br />

Leuchtet da was?<br />

Gleiches Spiel wie bei den bunten Augen:<br />

Nylon platt drücken, schwarz anmalen und<br />

dann … eine kleine Leuchtperle aufziehen.<br />

Diese werden im Fachhandel in der Meeresangelecke<br />

mit den Plattfischvorfächern angeboten,<br />

denn Scholle und Co reagieren gut<br />

auf die kleinen Leuchtperlen. Meerforellen<br />

manchmal auch. Einen Versuch ist es wert.<br />

Da kannst Du lange Augen machen!<br />

Lange Augen? Warum nicht? Taschenkrebse<br />

haben eher längliche Augen<br />

und wenn man diese imitieren möchte,<br />

dann sind längliche Glasperlen perfekt.<br />

Alternativ kann man zwei gleichfarbige<br />

Perlen auffädeln. Sollte ich einmal in<br />

die Verlegenheit kommen, Permit-Fliegen<br />

binden zu müssen, ich würde diese<br />

Augen wählen. Auch, um den Guide ein<br />

bisschen neidisch zu machen.<br />

6/2024<br />

39


PRAXIS EMERGER<br />

8 Wege zum Erfolg:<br />

Schwimmkurs für<br />

Emerger<br />

Emerger sind extrem effektive Fliegen, und es werden<br />

ständig neue Muster entwickelt. Aber wie erreicht man beim<br />

Binden, dass der Emerger später richtig im Wasser liegt?<br />

Hier zeigen wir Ihnen acht Methoden, mit denen Ihre Fliege<br />

verführerisch direkt im Oberflächenfilm hängt.<br />

Text & Fotos: Johan Klingberg<br />

40 6/2024


„Nach diesem<br />

Bericht werden<br />

Sie Emerger<br />

auf einem völlig<br />

neuen Niveau<br />

binden!“<br />

Emerger sind weder<br />

Nymphe noch<br />

Trockenfliege – sie<br />

hängen verführerisch<br />

tief im Oberflächenfilm<br />

und stellen eine<br />

leichte Beute für<br />

unsere Fische dar.<br />

Die meisten Trockenfliegenfischer<br />

sind sich einig, dass<br />

eine tiefliegende Trockenfliege<br />

häufig besser fängt als eine<br />

hoch auf dem Wasser stehende. Dem kann<br />

ich nur zustimmen. Es ist schon zu häufig<br />

vorgekommen, dass eine Nassfliege oder<br />

ein Emerger das Problem gelöst hat, wenn<br />

ein aktiver Fisch sich geweigert hat, auf<br />

meine Trockenfliege zu steigen.<br />

Eine einfache Erklärung für dieses<br />

Phänomen ist, dass eine tiefliegende Fliege<br />

dem Fisch nicht den gleichen Energieaufwand<br />

abverlangt. Ich persönlich glaube<br />

nicht an diese Erklärung. Fische, die<br />

nach frisch geschlüpften Insekten aufsteigen,<br />

werden einen ähnlich Sog erzeugen,<br />

wie beim Nehmen von Emergern. Ich<br />

glaube vielmehr, dass die Erklärung im<br />

Überlebensinstinkt der Fische liegt. Das<br />

Risiko, sich zu verraten, ist geringer, wenn<br />

sie ein tief liegendes Insekt erbeuten. Bei<br />

einer Dun muss in der Regel ein größerer<br />

Teil des Mauls des Fisches die Oberfläche<br />

durchbrechen, sodass der Fisch beim Beutezug<br />

leichter zu erkennen ist. Aber was<br />

auch immer der Grund sein mag, Tatsache<br />

ist, dass Fische eine tiefliegende Fliege<br />

in der Regel bevorzugen.<br />

<br />

Eintagsfliegen nehmen<br />

beim Schlupf eine völlig<br />

waagerechte Position an<br />

der Oberfläche ein, solche<br />

Details müssen bei den<br />

Mustern ebenfalls beachtet<br />

werden.<br />

6/2024<br />

41


PRAXIS EMERGER<br />

Gerade wenn herkömmliche<br />

Trockenfliegen<br />

von den<br />

Fischen verschmäht<br />

werden, kann sich der<br />

Griff zum Emerger<br />

lohnen.<br />

Damals war die Superpuppa die<br />

Brotfliege des Forellenfischers<br />

Eine unserer bekanntesten Fliegen ist<br />

zweifelsohne die Lennart Bergqvist Superpuppa.<br />

Sie erlebte ihren Durchbruch<br />

in den 1980er Jahren und wurde in der<br />

Folge zur „Brotfliege“ des gewöhnlichen<br />

Forellenfischers – bitte das nicht falsch<br />

verstehen …<br />

In den 1990er Jahren wurde das Interesse<br />

an allen Arten von Emergern geweckt<br />

und die Medien wurden mit neuen tiefhängenden<br />

oder ruhenden Fliegenmustern<br />

geflutet, die die meisten Arten von<br />

Wasserinsekten imitierten. Es sollte jedoch<br />

betont werden, dass es solche Muster<br />

schon lange vorher gab.<br />

Ältere Leser werden sich an den Suspender<br />

Buzzer von Goddard & Clarke<br />

im Buch „The trout and the fly“ aus dem<br />

Jahr 1980 erinnern. Im gleichen Zeitraum<br />

wurden auch amerikanische Muster beschrieben,<br />

die mit einer Flügelscheide aus<br />

Polyyarn oder Schaumstoff hergestellt<br />

wurden.<br />

Die Entwicklungen in den 1990er Jahren<br />

führten auch zu anderen Bindemethoden.<br />

Ich möchte jedoch darauf hinweisen,<br />

dass es in vielen Fällen „neue“ Materialien<br />

waren, die diese Entwicklung ermöglichten.<br />

Denn es gibt nicht sehr viele<br />

Möglichkeiten, eine Nymphe so zu konstruieren,<br />

dass sie schwimmt. Die heute<br />

verwendeten Muster werden aus Schaumstoff,<br />

Polyyarn, CDC oder Hechel hergestellt.<br />

Schaumstoff enthält geschlossene<br />

Luft-Zellen, die von selbst schwimmen.<br />

Polyyarn und CDC sind wasserabweisend<br />

und wenn sie imprägniert sind, schwimmen<br />

sie lange Zeit. Hecheln wiederum<br />

schwimmen durch die geringe Dichte und<br />

die große Kontaktfläche zum Wasser. Wie<br />

Sie sehen, habe ich das Hirschhaar weggelassen,<br />

das heute nicht mehr so beliebt ist<br />

wie früher.<br />

Der Trick mit der der Oberflächenspannung<br />

Wie der Name schon sagt, handelt es sich<br />

um eine Nachahmung einer schlüpfenden<br />

Nymphe bzw. Puppe. Die Art und Weise,<br />

wie die Nymphe ihren Körper in Bezug<br />

zur Oberfläche positioniert, versuchen<br />

wir mit der Fliege durch unser Design<br />

nachzuahmen.<br />

Doch nicht nur die Art, wie die Fliege<br />

an bzw. auf der Oberfläche schwimmt, ist<br />

ausschlaggebend dafür, wie naturgetreu<br />

sie ist. Nach Meinung vieler spielt auch<br />

die Silhouette der Fliege und das von ihr<br />

ausgehende Wellenmuster an der Oberfläche<br />

eine entscheidende Rolle. Eine kleine<br />

Eintagsfliege am Tag, die gerade dabei ist,<br />

ihren Kokon aufzubrechen, verhält sich<br />

sehr unauffällig. Eine schwimmende Köcherfliegenpuppe<br />

hingegen kann schon<br />

aus mehreren Metern Entfernung erkannt<br />

werden.<br />

Aus Sicht des Fischers oder aus<br />

der Sicht des Fisches?<br />

Viele Emerger-Freunde sind der Meinung,<br />

dass es sich manchmal lohnt, wenn ein<br />

Muster sich am Tag von der Masse abhebt.<br />

In diesem Fall geht es darum, die<br />

Kontaktfläche der Fliege mit der Oberfläche<br />

bewusst zu verbreitern oder zu vertiefen.<br />

Die Wölbung der Oberflächenspannung<br />

durch das relativ hohe Gewicht der<br />

Fliege bewirkt, dass das Licht anders gebrochen<br />

wird als bei dem viel leichteren<br />

echten Insekt. Es ist unter anderem dieses<br />

Phänomen, das die Superpuppa<br />

mit ihren Körperhecheln zu einem <br />

42 6/2024


Gefaltete Flügelscheiden oder Schaumstoff helfen<br />

Emerger-Mustern beim Schwimmen.<br />

CDC sorgt dafür, dass der Thorax an der Oberfläche<br />

schwimmt.<br />

Die Polyyarnfasern halten den Thorax ebenfalls<br />

im Oberflächenfilm.<br />

1. Gefaltete Flügelscheide<br />

Die Methode, eine Flügelscheide über den Thoraxbereich zu<br />

falten, wird seit Langem angewendet. Hauptsächlich wird<br />

Polyyarn, Antrongarn, CDC oder Schaumstoff verwendet. Bei<br />

der Verwendung von Garn oder Federn darf das Material nicht<br />

so gedehnt werden, dass es gegen den Brustkorb gedrückt<br />

wird. Es sollte relativ locker angebracht werden, damit ein Luftpolster<br />

zwischen Rumpf und Flügelscheide entsteht. Schaumstoff,<br />

der geschlossene Zellen enthält, schwimmt von selbst<br />

und lässt sich, wenn er als Streifen geschnitten wird, recht<br />

straff spannen. Fast alle Formen, die nach dieser Methode geknüpft<br />

werden, basieren auf Eintagsfliegen.<br />

CDC<br />

Polyyarn<br />

Schaumstoff<br />

2. Abstehende Kopfhechel<br />

Unter allen Mustern für gefiederte Mücken-Emerger ist das<br />

britische Shuttle Cock wahrscheinlich eines der bekanntesten.<br />

Das Original wird mit einer abstehenden Hechel aus CDC über<br />

der Hakenöse hergestellt. Die kegelförmige, schwimmende<br />

Hechel sorgt dafür, dass der Auftrieb beim Absinken der Fliege<br />

zunimmt. Die Hechel wird normalerweise aus losen CDC-<br />

Fasern hergestellt. Es ist auch möglich, mehrere kleine CDC-<br />

Spitzen unter Beibehaltung der Stiele zusammenzusetzen.<br />

Auf die gleiche Weise werden auch Polyfäden oder Schaumstoffzylinder<br />

verwendet. Bei dieser Methode hängt der hintere<br />

Körper der Fliege senkrecht nach unten und eignet sich daher<br />

am besten für Emerger von Federmücken.<br />

Abstehende Kopfhecheln sorgen für die Schwimmeigenschaften der<br />

Emerger und erzeugen eine senkrechte Position des Körpers im Wasser.<br />

CDC<br />

Schaumstoff<br />

Mit Schaumstoff liegt die Fliege sehr tief im Wasser, sie kann daher<br />

etwas schwieriger zu sehen sein.<br />

6/2024<br />

43


PRAXIS EMERGER<br />

Eine längere Hechel stützt den Thorax und erzeugt<br />

eine horizontale Position der Fliege.<br />

Die Fliege sinkt und die beabsichtigte Körperposition<br />

geht verloren.<br />

Eine kurze Hechel und ein stark gebogener Haken<br />

lassen den Körper nach unten hängen.<br />

3. Schwimmender Flügelkranz<br />

Manche glauben, dass ein Flügelstamm mit Fallschirmhechel<br />

nur für Jungfische geeignet ist. Tatsächlich wird diese Methode<br />

aber auch für einige der weltweit beliebtesten Dun-Imitationen<br />

verwendet. Die Fliege schwimmt entweder auf der Hechel oder<br />

mithilfe des Flügelstamms, wenn die Hechel nass wird. Der Körper<br />

befindet sich dabei immer in oder unter der Wasseroberfläche. Ein<br />

bekanntes Muster für diese Technik ist der Klinkhåmer von Hans<br />

van Klinken, bei dem ein gebogener Hakenschenkel die Position<br />

des Hinterkörpers unter der Wasseroberfläche betont. Der Flügel<br />

besteht oft aus Polyyarn, aber auch Schaumstoffzylinder oder CDC<br />

werden verwendet.<br />

Lange Hechel<br />

Schaumstoff<br />

Kurze Hechel<br />

4. Rücken<br />

Das Falten von schwimmendem Material entlang des gesamten<br />

Rückens der Fliege ist in letzter Zeit populär geworden. Ein Beispiel<br />

dafür ist der CDC-Emerger Pitepuppa. Heute scheinen jedoch<br />

immer mehr Angler Schaumstoff zu bevorzugen, der in einen<br />

Streifen geschnitten und entlang des Rückens gerippt wird. Da<br />

ein Schaumstoffstreifen eine ausreichende Tragfähigkeit aufweisen<br />

muss, kann er nicht sehr dünn hergestellt werden. Daher<br />

ist diese Methode am besten für Hakengrößen über 12 geeignet.<br />

Das bedeutet, dass diese Technik hauptsächlich für große Muster<br />

geeignet ist.<br />

Schwimmender Schaumstoff auf dem Rücken der Fliege ist eine gute<br />

Mögloichkeit, größere Fliegen schwimmfähig zu machen.<br />

Schaumstoff<br />

CDC<br />

Beachten Sie die Luftschicht, die sich zwischen dem Flügel und der<br />

Wasseroberfläche bildet.<br />

44 6/2024


Polyyarn<br />

5. Flügeltasche rückwärts<br />

Eine relativ unbekannte Methode, um die Fliege zum Schwimmen<br />

zu bringen, besteht darin, ein Faserbüschel oder ein Stück<br />

Schaumstoff mit der Rückseite nach oben über dem Körper<br />

anzubringen. Das berühmteste Muster ist wahrscheinlich die<br />

Iris Caddis, aber eine Zeit lang wurde auch eine beliebte Vulgata-Nymphe<br />

auf diese Weise hergestellt, abgesehen davon wird<br />

diese Methode nur selten angewendet. Da der schwimmende<br />

Teil relativ weit hinten liegt, hängt die Fliege waagerecht an<br />

der Oberfläche. Die Länge der Flügel kann angepasst werden,<br />

je nachdem, wie tief die Fliege schwimmen soll. Am häufigsten<br />

wird Schaumstoff oder Polyyarn verwendet, CDC wirkt zu sehr<br />

wie ein Flügel und ist daher weniger geeignet.<br />

Die Länge der Nylonschnur kann variiert werden, je<br />

nachdem, wie tief die Fliege unter der Oberfläche<br />

angeboten werden soll.<br />

Der Polyyarnschwanz und die Flügeltasche halten die Fliege in einer perfekt<br />

horizontalen Position.<br />

6. Fallschirm<br />

Das Anbringen eines Büschels aus<br />

Polyyarn, an einer Nylonschnur<br />

befestigt, die ihrerseits als Teil der Fliege<br />

eingebunden wird, ist sehr ungewöhnlich.<br />

Die Methode ist aber gar nicht so schlecht,<br />

nicht zuletzt dann, wenn die Fische die<br />

schlüpfenden Nymphen etwas unterhalb<br />

der Oberfläche fressen. Die Länge der Schnur<br />

bestimmt, wie tief die Fliege sinkt. Viele meinen<br />

jedoch, dass eine Lösung darin bestünde,<br />

einen Bissanzeiger an der Spitze der<br />

Fliege vor einer normalen Nymphe<br />

anzubringen. Andere, die diese<br />

Methode anwenden, sagen jedoch,<br />

dass sie die Fliege horizontal<br />

unter der Oberfläche hängen<br />

lassen können, indem sie die<br />

Nylonschnur zwischen dem<br />

Körper und dem Brustkorb<br />

befestigen.<br />

Fallschirm<br />

6/2024<br />

45


PRAXIS EMERGER<br />

Auch lange und weiche Hechelfasern durchdringen den Oberflächenfilm, sodass<br />

der hintere Teil der Fliege absinkt.<br />

7. Schwimmender<br />

Flügelkranz<br />

Ungeachtet der Beliebtheit moderner Materialien<br />

sind Hecheln immer noch die gängigste Methode,<br />

um einem Emerger Auftrieb zu verleihen.<br />

Hier ist es eine breite Tragfläche in Verbindung<br />

mit einer geringen Dichte, die die Fliege in der<br />

Schwebe hält. Dies verleiht der Fliege auch<br />

einen schönen Abdruck im Oberflächenfilm.<br />

Lange, weiche Hechel<br />

Die Hechelfasern an den Seiten stützen den gesamten Körper der Fliege, was zu<br />

einer horizontalen Position im Wasser führt.<br />

Palmer<br />

Eine kurze, steife Hechel kann den Oberflächenfilm an der Unterseite der Fliege<br />

durchdringen.<br />

Kurze, steife Hechel<br />

46 6/2024


Polyyarn positioniert den Thorax im Oberflächenfilm.<br />

CDC erzeugt weniger Auftrieb als Polyyarn, damit liegt die<br />

Fliege tiefer im Oberflächenfilm.<br />

8. Gewicht der<br />

Flügelscheide<br />

Wie bereits erwähnt, kann das Schweben<br />

durch eingeschlossene Luft erzeugt<br />

werden. Indem man ein Stück Polyyarn<br />

oder CDC als Flügelscheide über den<br />

Thorax faltet, erhält man genau diese<br />

Eigenschaft. Befestigen Sie entweder<br />

das Garn oder die Federn vor dem Thorax,<br />

wobei die Spitzen nach hinten über<br />

den Körper zeigen. Dann falten Sie die<br />

entstandene Flügeltasche nach vorne,<br />

sodass eine Schlaufe entsteht. Befestigen<br />

Sie die Enden und drücken Sie dann<br />

die Schlaufe zusammen, sodass sie<br />

nicht gerade aufsteht, sondern eng über<br />

dem Thorax liegt.<br />

Polyyarn-Schlaufe.<br />

Gefaltetes CDC.<br />

so erfolgreichen Muster macht. Viele moderne<br />

Fliegenmuster sind sehr detailverliebt<br />

und naturgetreu, nicht zuletzt für<br />

das Auge des Fliegenfischers. Wir nehmen<br />

uns gerne die Zeit, um eine gesprenkelte<br />

Flügelscheide oder genau die richtige<br />

Krümmung der Beine entlang des Brustkorbs<br />

zu erzielen. Leider sind das kaum<br />

die Details, die der Fisch entdeckt, wenn<br />

er die Fliege von unten betrachtet. Hier<br />

ist zweifellos die Positionierung der Fliege<br />

und ihr Abdruck auf der Oberfläche ausschlaggebend.<br />

Die Wahrheit ist: Wie unser<br />

Emerger von oben aussieht, ist hier nicht<br />

wirklich wichtig. Elementar ist dagegen,<br />

wie der Emerger richtig im Oberflächenfilm<br />

hängt.<br />

8 verschiedene Methoden, einen<br />

Emerger perfekt anzubieten<br />

Damit ein Emerger richtig schwimmen<br />

kann, müssen wir uns zunächst die Frage<br />

stellen, wie Körper und Thorax des Insekts<br />

im natürlichen Vorbild an der Wasseroberfläche<br />

positioniert sind. Die Nymphe<br />

einer Eintagsfliege und die meisten Köcherfliegen<br />

schlüpfen beispielsweise mit<br />

ihrem Körper völlig waagerecht auf dem<br />

Oberflächenfilm. Andere Arten schlüpfen<br />

mit senkrecht hängendem Körper.<br />

Anhand dieser Überlegungen können<br />

wir dann die Bindemethode für unsere eigene<br />

Nachbildung wählen. Bei fast allen<br />

Bindetechniken wird die Luft in dem Teil<br />

eingeschlossen und isoliert, der die Fliege<br />

in der Oberfläche halten soll. Das erhöht<br />

das dauerhafte Schwimmvermögen! Einige<br />

Materialien haben geschlossene Luftzellen,<br />

andere schweben durch ihre große<br />

Auflagefläche.<br />

Ich habe Ihnen acht bewährte Möglichkeiten,<br />

die von Fliegenbindern auf der<br />

ganzen Welt verwendet werden, zusammengestellt.<br />

Ich habe mich bewusst dafür<br />

entschieden, keine spezifischen Muster<br />

zu nennen. Die Idee ist, dass Sie sehen<br />

können, wie der Emerger im Oberflächenfilm<br />

hängt. Mit diesen Informationen und<br />

Ihrer eigenen Kreativität werden Sie Ihre<br />

Emerger auf einem völlig neuen Niveau<br />

binden! Ich wünsche viel Erfolg und erfolgreiche<br />

Stunden am Wasser! <br />

6/2024<br />

47


NOTIZBUCH ONLINE-NEWS<br />

Aus dem Netz gefischt<br />

Rekordfänge und Nachrichten: Auf dieser Seite finden Sie alles, was in der Welt des<br />

Fliegenfischens passiert! Täglich neue Meldungen gibt es unter www.blinker.de<br />

DÄNEMARK<br />

Neuer dänischer Rekord:<br />

Aal gefangen auf Fliege<br />

Das Angeln auf Aal mit der Fliege ist eine Seltenheit, doch<br />

Jesper Lindquist Andersen hat es geschafft und einen neuen<br />

dänischen Rekordaal beim Fliegenfischen gefangen.<br />

Normalerweise werden Aale auf Wurm<br />

gefangen. Der Erfolg von Jesper Lindquist Andersen<br />

aus Dänemark zeigt, dass mit Geduld,<br />

Geschick und der richtigen Ausrüstung selbst<br />

ein solcher ungewöhnlicher Fang auch mit der<br />

Fliege möglich ist. Jesper Lindquist Andersen<br />

hat den Rekordaal sogar gezielt auf Sicht mit<br />

der Fliege angeworfen. Der Aal hat die Fliege<br />

von Jesper voll genommen.<br />

Jesper Lindquist<br />

Andersen<br />

präsentiert stolz<br />

seinen dänischen<br />

Rekordaal, den<br />

er auf Fliege gefangen<br />

hat.<br />

Foto: Screenshot Instagram / @jesper_lindquist_andersen<br />

UMWELT<br />

Neues im<br />

Kormoran-Management?<br />

Ende Juni stand im Bundestag ein Antrag der CDU zur<br />

Debatte, der ein wirksames Kormoran-Management zum<br />

Schutz der Artenvielfalt und Fischbestände fordert.<br />

Foto: O.Portrat<br />

Wissenschaftlich belegt: Der Kormoran schädigt Fischbestände.<br />

Seit über 30 Jahren bekannt, gibt es nun klare<br />

Beweise, dass der Fraßdruck zum Rückgang bedrohter<br />

Fischarten beiträgt.<br />

Die CDU fordert die Bundesregierung<br />

auf, einen „Aktionsplan Kormoran“<br />

zu entwickeln, um die Ausbreitung der<br />

Kormorane zu kontrollieren. Besonders<br />

wichtig sei dabei die Zusammenarbeit<br />

mit Anrainerstaaten in Grenzregionen<br />

wie der Flensburger Förde und dem<br />

Bodensee.<br />

Zudem wird eine Änderung des<br />

Bundesnaturschutzgesetzes gefordert,<br />

damit auch in Naturschutzgebieten<br />

Maßnahmen zur Populationskontrolle<br />

des Kormorans möglich werden.<br />

Förderprogramme zum Schutz<br />

von Anglern und Berufsfischern vor<br />

Kormoran-Schäden sollen ebenfalls<br />

eingeführt werden. Die Aufnahme des<br />

Kormorans in die Liste der bejagbaren<br />

Arten wird diskutiert.<br />

Der Deutsche Angelfischerverband<br />

(DAFV) kritisiert, dass der Schutzstatus<br />

des Kormorans Naturschutzinitiativen<br />

der Angelvereine untergräbt und die<br />

Berufsfischerei gefährdet.<br />

Wissenschaftliche Studien belegen,<br />

dass der Kormoran die Fischbestände<br />

in Mitteleuropa negativ beeinflusst.<br />

Experten betonen den direkten Zusammenhang<br />

zwischen Kormoranfraß<br />

und dem Rückgang bedrohter Fischarten.<br />

Ein gesamteuropäisches Management<br />

der Bestände wird als einzige<br />

nachhaltige Lösung angesehen.<br />

48 6/2024


FOSSILIEN<br />

Monster Ur-Lachs<br />

Nach Studien von Forschern lebte vor Millionen von Jahren<br />

eine gigantische Lachsart mit einer Länge von bis zu<br />

2,7 m und über 170 kg Gewicht. Der Ur-Lachs (Oncorhynchus<br />

rastrosus) erhielt von Forschern den Namen „Stachelzahn-Lachs”,<br />

denn er hatte große Zähne.<br />

Über 170 kg schwer: der Ur-Lachs. Das Fossil zeigt die genaue<br />

Position der Zähne eindrucksvoll.<br />

Forscher haben herausgefunden, dass der<br />

größte bekannte Lachs der Erdgeschichte,<br />

Oncorhynchus rastrosus, nicht wie bisher<br />

angenommen säbelzahnartige Zähne hatte.<br />

Diese spektakulären Fische, die vor etwa fünf<br />

Millionen Jahren lebten, hatten vielmehr zahnartige<br />

Gebilde, die seitlich aus ihrem Oberkiefer<br />

ragten – ähnlich den Hauern eines Warzenschweins.<br />

Mit einer Länge von bis zu 2,7<br />

Metern und einem Gewicht von 170 Kilogramm<br />

übertrafen sie alle heutigen Lachse bei Weitem.<br />

Die neuen Fossilienfunde und detaillierte<br />

CT-Scans widerlegten frühere Theorien,<br />

wonach die Zähne des „Säbelzahnlachses“<br />

nach unten gerichtet waren. Das Forschungsteam<br />

schlägt nun die Umbenennung<br />

in „Stachelzahnlachs“ vor. „Wir<br />

haben nun Klarheit darüber, dass<br />

diese Fische riesige Zähne seitlich<br />

aus dem Kiefer hatten“, erklärt<br />

Forscherin Kerin Claeson vom<br />

Philadelphia College of Osteopathic<br />

Medicine.<br />

Die Funktion dieser großen Zähne ist noch<br />

unklar. Forscher vermuten, dass sie entweder<br />

zur Verteidigung, im Kampf gegen Raubtiere<br />

oder Konkurrenten, oder sogar zum Graben von<br />

Laichgruben verwendet wurden. „Wir wissen<br />

seit den 1970er-Jahren, dass diese ausgestorbenen<br />

Fische die größten jemals lebenden Vertreter<br />

der Lachse waren. Mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert später haben neue Entdeckungen<br />

mehr Licht auf ihre Merkmale geworfen“,<br />

ergänzt Seniorautor Edward Davis von der University<br />

of Oregon.<br />

Der „Stachelzahnlachs" zeigt, wie faszinierend<br />

die Evolution dieser Fischgruppe war und<br />

wie sehr sich ihr Lebensraum im Laufe der<br />

Jahrmillionen verändert hat.<br />

Foto: University of Oregon<br />

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50 6/2024


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6/2024<br />

51


PRAXIS MEERFORELLE<br />

Nachdem wir in FLIFI 2/24<br />

die Fliegen und die Fischerei<br />

für die Monate Januar<br />

bis Juni vorgestellt haben,<br />

folgt nun der Nachschub<br />

für die zweite Jahreshälfte.<br />

Der Guide Jan Nachtigal<br />

verrät Ihnen, wie Sie im<br />

Herbst und bis in den<br />

Winter hinein Meerforellen<br />

fangen werden.<br />

Text: Jan Nachtigal<br />

In den vergangenen Ausgaben der<br />

Fliegenfischen habe ich bereits einige<br />

unserer Erfahrungen zur Sommerfischerei<br />

geteilt, auf die ich gerne<br />

verweisen möchte. Heute soll der Fokus<br />

jedoch auf den Fliegen selbst liegen, nicht<br />

auf der Fischerei oder Taktik. Viele der folgenden<br />

Muster zielen darauf ab, das natürliche<br />

Nahrungsangebot nachzuahmen<br />

– daher dürfen Stichling, Grundel, Tangläufer<br />

und Garnele nicht fehlen. Auch für<br />

Sandaale und Heringe gebe ich eine kleine<br />

Anregung. Auffällige Trockenfliegen<br />

spielen im Sommer und Frühherbst eine<br />

wichtige Rolle, und ein dänischer Klassiker<br />

sollte immer einen Versuch wert sein.<br />

Beim Übergang in den Winter kommen<br />

zunehmend auffälligere Fliegen zum Einsatz;<br />

auch hier möchte ich auf meinen Artikel<br />

über Fliegen für die erste Jahreshälfte<br />

verweisen. Dennoch sind es gerade in den<br />

kälteren Monaten oft die natürlich gefärbten<br />

Muster, die zum Erfolg führen.<br />

Nutzen Sie Ihre<br />

Kreativität, um eine<br />

gesichtete Herbstforelle<br />

zu überlisten.<br />

Diese Fische sind<br />

besonders schwer zu<br />

fangen, daher ist es<br />

ratsam, die Fliege und<br />

die Führungsweise<br />

häufig zu variieren.<br />

52 6/2024


Meine Top 6<br />

für den Herbst<br />

und Winter<br />

6/2024<br />

53


PRAXIS MEERFORELLE<br />

Tschernobyl Ant<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 122 Größe 8<br />

Körper: Schaumstoff 2 mm<br />

Beine: Silli Legs Nymph Black Solid<br />

Dubbing: Hairline Ice Dub<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

Meine Salzwasserversion einer Tschernobyl<br />

Ant ist weder kompliziert noch aufwendig<br />

zu binden. Es ist darauf zu achten, dass der<br />

Schaumstoff mit ein wenig Lack oder Sekundenkleber<br />

eingebunden wird, um ein Verdrehen<br />

des Schaumstoffs auf dem Haken zu verhindern.<br />

Die Gummibeine werden mittig eingebunden<br />

und dann mit ein paar dünnen Wicklungen<br />

dünnem Dubbing in eine V-Form gebracht. Der<br />

gelbe Schaumstoff dient lediglich der besseren<br />

Sichtbarkeit. Bei der Farbwahl von Schaumstoff<br />

und Gummibeinen sind der Fantasie kaum<br />

Grenzen gesetzt, ich bevorzuge Grau, Braun<br />

und Schwarz. Besonders die schwarze Version<br />

eignet sich hervorragend für die Nachtfischerei!<br />

Ich fische diese Fliege bereits ab Anfang<br />

Mai, die Hauptsaison ist für mich jedoch der<br />

Sommer bis in den Herbst hinein. Diese Fliege<br />

wird sowohl blind, nach Fischen suchend, als<br />

auch gezielt auf Sicht nach steigenden oder rollenden<br />

Fischen gefischt. Beim langsamen und<br />

stetigen Einholen wird ein auffälliges „V“ auf der<br />

Wasseroberfläche erzeugt. Dieses V sowie die<br />

Bewegungen der weichen Gummibeine erregen<br />

einiges an Aufmerksamkeit. Es fällt anfangs<br />

vielleicht schwer, Vertrauen in diese doch recht<br />

eigentümliche Fliege zu fassen, aber spätestens<br />

nach dem ersten gehakten Meerforellenbiss<br />

möchte man nur noch die nächste Meerforelle<br />

auf diese spannende Art und Weise fangen. Die<br />

Bisse sind nicht vorsichtig und bedacht wie bei<br />

einer ruhenden Trockenfliege, sondern eher von<br />

jagender Art und damit sehr spektakulär.<br />

Baitfish<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 122 Größe 4 - 10<br />

Körper: Grizzly Craft Fur, hier in Grey<br />

Rücken: Fly Dressing Predetordubbing, hier<br />

in Motoroil<br />

Kehle: Hariline Ice Dub, hier in Rust<br />

Augen: 3D Epoxy Eyes 3 - 6 mm<br />

Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

Eine weitere leicht zu bindende Baitfishfliege:<br />

Von Grundel über Stichling und Sandaal bis<br />

zum kleinen Hering ist mit diesen Materialien<br />

alles zu binden. In diesem Fall ist ein Stichling<br />

mit rot gefärbter Kehle zu sehen. Der normal<br />

gefärbte Stichling kann durch einen helleren<br />

Bauch und ohne rote Kehle perfekt imitiert<br />

werden. Für einen Sandaal benutze ich Olive<br />

für den Rücken und weiß und Silber für die<br />

Flanke und den Bauch. Ein Hering passt perfekt<br />

auf Hakengröße 4 und wird mit bläulichem<br />

Rücken und heller Flanke und Bauch gebunden.<br />

Sowohl das Dubbing als auch das Craft<br />

Fur haben lange Fasern, um auch größere Fliegen<br />

zu binden. Die vier genannten Beutefische<br />

sind alle samt Teil der Meerforellen Nahrung<br />

in der zweiten Jahreshälfte. Im Vergleich zum<br />

Jan Kenobi Baitfish wirkt diese Fliege nicht so<br />

transparent unter Wasser, was ich gerade bei<br />

Imitationen von Stichlingen, Sandaalen und<br />

Heringen bevorzuge. Stichlinge und Sandaale<br />

sind wichtige Nahrungsquellen der Meerforellen,<br />

die kleinen Heringe zieht es hingegen<br />

unregelmäßiger an die Südfünische Küste.<br />

Jedoch können wir immer wieder beobachten,<br />

dass Meerforellen im Kescher liegend halb<br />

verdaute Heringe hoch würgen. Dann knüpfe<br />

ich umgehend eine Imitation der kleinen Fische<br />

zwischen 6 und 8 cm ans Vorfach. Das wurde<br />

nicht selten mit einem guten Fisch belohnt. Die<br />

Sandaalversion kommt bei mir hauptsächlich<br />

zum Einsatz, wenn ich nach Sandaalen jagende<br />

Meerforellen sehe. Dies tritt meist in den<br />

wärmeren Jahreszeiten auf und kann in harten<br />

Bissen resultieren. In diesen Momenten verschmähen<br />

die jagenden Forellen oft kleinere<br />

Fliegen und nehmen ausschließlich Imitationen<br />

der länglichen, schnellen Sandaale.<br />

Omar´s Garnele<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 122 Größe 10<br />

Schwänzchen: Flyco Craft Fur, Farbe Wolf<br />

Körper: Polar und oder Palmer Chenille<br />

Augen: Easy Shrimpeyes XS Black<br />

Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

In keiner Meerforellenbox dürfen Garnelen<br />

fehlen, so auch nicht in dieser Fliegenauswahl.<br />

Im ersten Teil war bereits eine<br />

Garnelenimitation in natürlichem Grau/Braun<br />

vertreten. Diese Fliege ist etwas kleiner,<br />

natürlich gefärbt und ähnelt durch die Verwendung<br />

von Chenille, das unter Wasser fast<br />

transparent wirkt, ihrem natürlichen Vorbild<br />

sehr.<br />

Omar, der Inhaber der Denmark Fishing<br />

Lodge, bindet dieses Muster schon seit vielen<br />

Jahren, und ich war sofort überzeugt, als ich<br />

die kleine Garnele das erste Mal im Wasser<br />

gesehen habe!<br />

Die Fliege kann sowohl unbeschwert als auch<br />

zentral beschwert gebunden werden und ist<br />

somit für verschiedene Situationen geeignet.<br />

Auch der Farbwahl sind kaum Grenzen gesetzt.<br />

Ich fische diese natürliche Fliege gerne<br />

bei sehr zickigen Fischen, die oft von einer<br />

unbeschwerten, langsam eingeholten Garnele<br />

überzeugt werden können. Doch auch in<br />

auffälligeren Farben und anderen Größen ist<br />

diese simpel aufgebaute Fliege sehr fängig.<br />

54 6/2024


Jan Kenobi Baitfish<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 122 Größe 8 - 10<br />

Körper und Schwänzchen: STF Dubbing Tan<br />

Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

Meine absolute Lieblingsfliege und die wohl<br />

meistgefischte Fliege bei uns auf der Lodge<br />

ist diese kleine Baitfish-Imitation. Im Prinzip<br />

ist es eine Variation des STF Baitfish, die ich<br />

seit vielen Jahren genau so binde, wie auf dem<br />

Bild zu sehen. Dabei wird das Dubbing nicht<br />

mittels Dubbingloop eingebunden und danach<br />

auf die passende Form getrimmt, sondern in<br />

zurechtgekürzten Schritten mittig eingebunden<br />

und zurückgeklappt. Dadurch muss die<br />

Fliege nicht nachträglich zurechtgeschnitten<br />

werden. Die Abfolge und Länge der einzelnen<br />

Dubbingsegmente sind dabei entscheidend. In<br />

meiner Box finden sich einfarbige, natürliche<br />

Variationen bis hin zu auffälligen pink/weißen<br />

Baitfish-Fliegen. In meinem letzten Artikel<br />

über Fliegen für die erste Jahreshälfte ging es<br />

um diese Fliege in weiß und pink, hier soll es<br />

jedoch um die ursprüngliche Variante in der<br />

Farbe Tan gehen. Diese natürliche Färbung soll<br />

vor allem eine Grundel imitieren, passt farblich<br />

jedoch auch zu fast allem anderen, was sich<br />

im Blasentang aufhält. Die Kombination aus<br />

schlanker, natürlicher Silhouette und Färbung<br />

ist eine perfekte Wahl für eine Allround-Fliege<br />

an der dänischen Küste. Wenn die Bedingungen<br />

im normalen Bereich sind, sprich das<br />

Wasser nicht sehr trübe ist, kommt diese<br />

Fliege an mein Vorfach. Wenn sie ins Sichtfeld<br />

aktiver Fische kommt, ist ein Biss praktisch<br />

vorprogrammiert, und auch für schwierige<br />

Meerforellen ist sie oft der benötigte Trick.<br />

CDC Tangläufer<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 172 Größe 10 - 12<br />

Schwänzchen: CDC<br />

Körper: Stf Dubbing Tan<br />

Panzer: UV Glue<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

Eine weitere Fliege, die sehr gut bei heiklen<br />

Fischen funktioniert, sind kleine Tangläufer-<br />

Imitationen. Ich bevorzuge dabei Farben wie<br />

Tan, Braun, Gelb, Grau und Olive. In diesem<br />

Fall ist auf dem Foto eine Mischung aus Tan,<br />

Grau und Gelbzu sehen. Damit wird die Farbe<br />

der bei uns vorhandenen Tangläufer sehr gut<br />

getroffen.<br />

Die Größe des natürlichen Vorbilds wird mit<br />

dem Ahrex NS 172 in den Größen 10 und<br />

12 erreicht. Ich achte dabei auf eine sehr<br />

schlanke Bindetechnik, um es so naturgetreu<br />

wie möglich zu halten. Der Panzer kann<br />

sowohl mit als auch ohne Schaumstoff gebunden<br />

werden, je nachdem, wie schnell und<br />

in welcher Tiefe die Fliege gefischt werden<br />

soll. Oft kann eine in Slow Motion eingeholte<br />

Gammarus-Imitation mit Schaumstoffpanzer<br />

wahre Wunder wirken!<br />

Für ein noch beweglicheres und natürlicheres<br />

Erscheinungsbild unter Wasser werden das<br />

Schwänzchen und die vorderen Fühler aus<br />

CDC gebunden.<br />

Kobberbasser<br />

Material:<br />

Haken: Ahrex NS 172 Größe 10<br />

Körper: Ice Dub Copper<br />

Beschwerung: Leadfree Lead 0,15 mm<br />

Bindefaden: Ultra Thread 140 Tan<br />

Kobberbasser, eine der wohl bekanntesten<br />

und meistgefischten Fliegen in Dänemark. Ihr<br />

Erschaffer, Lars Juel Hansen, ist ein regelmäßiger<br />

Gast unserer Lodge und kommt Jahr für<br />

Jahr mit einer Gruppe Fliegenfischer zu uns.<br />

Dabei finden sich natürlich vor allem Kobberund<br />

Gulbasser, die goldene Version, in ihren<br />

Boxen. Lars bindet die Fliege im Gegensatz zu<br />

vielen anderen nicht in Form eines Tangläufers,<br />

sondern eher mit längeren Fasern, die<br />

einem Baitfish ähneln. Die von mir gebundene<br />

Version ähnelt somit eher der Urform, auch<br />

wenn ich sie ein wenig anders binde als er.<br />

Aber das ist ja das Schöne am Fliegenbinden:<br />

Jeder kann seine eigene Kreation finden und<br />

binden. Leicht beschwert und auf den Gammarus-Haken<br />

von Ahrex gebunden, funktioniert<br />

diese Fliege in vielen verschiedenen Situationen<br />

und darf bei einem Angeltag an der Küste<br />

nicht fehlen.<br />

6/2024<br />

55


PRAXIS BAUMWANZEN<br />

Eine Baumwanze auf<br />

der Wasseroberfläche<br />

von unten gesehen,<br />

wie sie der Fisch sieht<br />

– ein toller Happen ...<br />

Die unterschätzte<br />

Baumwanze<br />

Wie bitte? Mit Baumwanzen fischen? Das ist kein<br />

Scherz, sagt WALTER REISINGER. In den Mägen seiner gefangenen<br />

Fische findet er regelmäßig Baumwanzen.<br />

Text und Fotos: Walter Reisinger<br />

Baumwanzen tauchen selten in<br />

Fachbüchern für Fliegenfischer<br />

auf. Auch ich schenkte ihnen<br />

jahrelang keine Beachtung, bis<br />

ich sie ab Spätsommer bis Herbst mehrfach<br />

in Fischmägen fand. Baumwanzen variieren<br />

saisonal in ihrer Färbung und ähneln<br />

in ihrer runden, abgeflachten Form<br />

einer Untertasse mit Fühlern und Beinen.<br />

Wie viele Käfer haben Flügel und können<br />

gut fliegen? Ihr Problem ist die Startphase.<br />

Es dauert je nach Außentemperatur einige<br />

Sekunden, bis sich die Flügel entfalten<br />

und den Körper tragen. Fliegen sie von<br />

einer festen Unterlage im Gebüsch weg,<br />

ist dies kein Problem. Werden sie jedoch<br />

durch Wind von ihrer Unterlage geweht,<br />

stürzen sie ab, öffnen dabei die Flügel und<br />

landen an anderer Stelle. Nach meinen Beobachtungen<br />

kann dieser Absturz, bis die<br />

Baumwanze die Flügel entfaltet und in die<br />

56 6/2024


Flugphase kommt, mehr als einen Meter<br />

betragen. Meist landen sie auf dem Boden.<br />

Treten sie vermehrt auf und sitzen sie im<br />

Ufergebüsch von Flüssen, und endet dieser<br />

Absturz auf dem Wasser, ist er tödlich,<br />

weil sie von der Wasseroberfläche nicht<br />

mehr wegstarten können und ertrinken<br />

bzw. sind Beute für die Fische.<br />

Viele Baumwanzen besitzen Stinkdrüsen,<br />

die übel riechende und teilweise giftige<br />

Substanzen absondern, um Beutetiere<br />

zu betäuben oder Angreifer abzuwehren.<br />

Der Kontakt mit diesem Sekret ist zwar<br />

unangenehm, jedoch harmlos. Die „Grüne<br />

Stinkwanze“ ist wohl die bekannteste<br />

Art; ihr Sekret verflüchtigt sich erst nach<br />

Stunden.<br />

Baumwanzen findet man während der<br />

gesamten Vegetationsperiode. An den von<br />

mir beobachteten Gewässern treten sie ab<br />

Ende Sommer bis in den Herbst in größeren<br />

Mengen auf, und um diese Zeit kommen<br />

sie auch vereinzelt in Häuser. Die<br />

häufigste Art, die ich in meinem Haus und<br />

in Fischmägen fand, ist eine braune Baumwanze,<br />

und mit dem hier vorgestellten<br />

Muster habe ich schon mehrere gute Fische<br />

überlistet. <br />

Schritt für Schritt<br />

Braune Baumwanze<br />

Material:<br />

Haken: Fly 751, GR. 8/10 (oder ähnlicher)<br />

Bindefaden/Körper: Dyneema fein, orangerot<br />

Körper: Deerhair braun gefärbt<br />

Beinchen: Deerhair orangebraun gefärbt<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Bindefaden/Kopf: Uni Thread 8,0<br />

orangebraun<br />

Kopfhechel: Hahnenhechel braun<br />

Bindefaden Dynema anlegen und eine<br />

Schlaufe formen. Die Unterwolle aus dem<br />

Deerhair auskämmen. Das Deerhair in die<br />

Schlaufe legen und diese verdrallen. Ich<br />

schneide nun das Deerhair etwas kürzer.<br />

Mit dem Deerhair den Körper wie abgebildet<br />

formen. Anschließend binde ich den Bindefaden<br />

ab und lege ihn zur Seite. Ich habe nämlich<br />

nicht nur einmal beim Beschneiden des<br />

Körpers auch den Bindefaden abgeschnitten.<br />

Nun das Deehair oben und unten beschneiden,<br />

so dass ein flacher rundlicher Körper<br />

entsteht.<br />

4<br />

Den Bindefaden Uni Thread anlegen, eine<br />

Schlaufe formen, das orangebraune Deerhair<br />

in die Schlaufe legen und verdrallen. Bitte<br />

beachten – das Deerhair sollte ungefähr die<br />

Länge der Beinchen haben. Insekten haben<br />

6 Beine und alles, was unter Wasser ist,<br />

spiegelt sich an der Wasserunterseite.<br />

Ganz klar auf dem September-Speiseplan<br />

der gefangenen Fische von Walter Reisinger<br />

– Land- und Wasserinsekten, wozu die Baumwanze<br />

auch gehört.<br />

5<br />

6<br />

Die verdrallte Schlaufe unter dem Körper nach<br />

hinten führen, einmal am Hinterende des Körpers<br />

um den Hakenbogen führen, nach vorne<br />

führen und abbinden. Nun ragen alle Deerhairbeinchen<br />

nach unten. Die Beinchen mit dem<br />

Daumen seitlich drücken, UV-Kleber darauf<br />

geben und aushärten. Hat man es richtig gemacht,<br />

stehen die Beinchen seitlich weg.<br />

Die Kopfhechel anwinden, abbinden und alle<br />

nach unten ragenden Fibern wegschneiden.<br />

Die fertige Fliege, die Beinchen ragen seitlich<br />

weg. Die Kopfhechel könnte man auch weglassen,<br />

jedoch stabilisiert diese die Fliege, so<br />

dass sie richtig aufs Wasser fällt.<br />

6/2024<br />

57


SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />

916 – 937<br />

Ein Hauch längst vergangener<br />

Tage: Auf dieser alten Hardy liegt<br />

ein ausgesprochen schöner Streamer<br />

der Bavaria. Er heißt Hollfeld.<br />

58 6/2024


Ein kleiner<br />

Streifzug durch<br />

die Streamer<br />

Heute begeben wir uns auf einen weiteren Streifzug<br />

durch die Welt der Streamer der Bavaria, zum Teil traumhaft<br />

schön, wie die Nummer 925 Spencer Bay Special, oder<br />

erschreckend effektiv, wie die Nummer 921 Muddler Minnow<br />

Red Typ. Na, werden da Erinnerungen wach?<br />

von Michael Werner<br />

Bavaria Nr. 916<br />

ZANDERSCHRECK A<br />

Körper: schwarze und weiße Chenille - abwechseln gewickelt<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: abgeschnittene weiße Borsten<br />

Flügel: schwarze Borsten<br />

Bavaria Nr. 917<br />

ZANDERSCHRECK A, ORANGE<br />

Körper: schwarze und orange Chenille - abwechselnd gewickelt<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: abgeschnittene braune Borsten<br />

Flügel: schwarze Borsten<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Schwarz-Weiß ist ein fängiger Kontrast, den die älteren Semester<br />

auch von der dänischen "Gute Nacht"-Fliege kennen. Die Idee:<br />

Das Weiß hebt sich gut gegen den dunklen Untergrund ab, das<br />

Schwarz gut gegen den hellen Himmel.<br />

Gleiche Bindeweise, andere Farbkombi. Es wäre interessant zu<br />

wissen, wie sich der Zanderschreck in der Praxis geschlagen hat.<br />

Damals wurde die Idee, Zander mit der Fliege zu fangen, sicherlich<br />

sehr argwöhnisch betrachtet.<br />

<br />

6/2024<br />

59


SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />

Zanderschreck? Und gleich in vier<br />

Varianten? Als ich beim Sichten<br />

der Bavaria-Fliegen diese gut<br />

und gerne 50 Jahre alten Streamer<br />

in den Händen hielt, da war ich doch<br />

deutlich irritiert. Als diese Fliegen gebunden<br />

wurden, kam ich erst mal mit dem<br />

Angeln in Berührung, lernte aber in den<br />

Folgejahren schnell von den Altvorderen<br />

den Leitsatz „Zander fängt man nicht mit<br />

Kunstködern!“. Punkt. Der zweite Leitsatz<br />

des Zanderangelns lautet: „Wenn Du Zander<br />

fangen willst, dann mit einem fingerlangen,<br />

lebenden Köderfisch. Am besten<br />

ein Kaulbarsch, angeboten an einem Goldhaken<br />

mit dünnem Vorfach und ganz fein<br />

austarierter Pose.“<br />

Dieser Satz wurde 1980 in seinen<br />

Grundfesten erschüttert. Die D.A.M.<br />

brachte den Mister Twister auf den Markt<br />

und diese meist weißen oder gelben Gummiwürmer<br />

fingen Zander wie am Schnürchen.<br />

Doch Zander mit der Fliegenrute zu<br />

fangen, das war für mich in den 80ern<br />

völlig undenkbar. Für andere offensichtlich<br />

nicht, denn er war ja da, „Der Zanderschreck“,<br />

das Zebra unter den Streamern.<br />

Mit ihrem Streifenmuster erinnerte diese<br />

Fliege an ein Zebra. Und an die „Gute<br />

Nacht“-Fliege, die die älteren Dänemark-<br />

Fischer sicherlich noch kennen werden.<br />

Lars Östergard-Jensen hat sie vor langer<br />

Zeit einmal in FliFi vorgestellt.<br />

Hirschhaar war perfekt<br />

für große Koppen-Fresser<br />

Doch war „Der Zanderschreck“ wirklich<br />

ein effektiver Köder für Zander? Ich habe<br />

ihn eine Zeit lang gefischt und nicht einen<br />

einzigen Zander mit dieser Enttäuschung<br />

aus Chenille und Federn gefangen …<br />

Das klingt jetzt härter, als war, denn<br />

oft habe ich diese Fliege nicht eingesetzt,<br />

die meisten Zander fing ich übrigens mit<br />

einer Green Highlander-Tube, dicht gefolgt<br />

von der Silver Tube.<br />

Doch ich komme vom Thema ab. Ein<br />

anderer Streamer, den wir wohl alle kennen,<br />

ist der „Muddler Minnow“. Und auch<br />

dieses Muster finden wir schon bei diesen<br />

alten Fliegen der Bavaria, eine Fliege<br />

aus Hirschborsten, die die Jahrzehnte gut<br />

überstanden hatte.<br />

Sie war offensichtlich schon damals ein<br />

treuer Begleiter der Fliegenfischer und hat,<br />

als die Koppen noch viel zahlreicher als<br />

heutzutage waren, wahrscheinlich unzählige<br />

Forellen gefangen, denn ihre markante,<br />

Koppen-ähnliche Silhouette war und ist für<br />

die „Koppenfresser“ unwiderstehlich!<br />

Bavaria Nr. 918<br />

Neben drei Muddler Minnows gab<br />

es noch zwei Koppenstreamer<br />

Dieser Streamer war damals wirklich angesagt<br />

und taucht in der 900er-Serie der<br />

Bavaria in Varianten auf, als Nummer 920<br />

Muddler Minnow Gold Body, als Nummer<br />

921 Muddler Minnow Red Typ und nochmals<br />

als Nummer 936 M. Minnow, wobei<br />

diese Ausführung sehr weit interpretiert<br />

wurde. Diese Fliege erinnert eher an einen<br />

Trockenfliegen-Muddler-Lachsfliegen-Hybriden,<br />

wird aber auch seine Fische gefangen<br />

haben.<br />

Interessanterweise gibt es neben den<br />

Muddlers auch noch Koppen, die Nummern<br />

942 Koppe grau und die 943 Koppe<br />

braun, doch diese Muster stellen wir in einer<br />

späteren Ausgabe vor.<br />

Heute wünschen wir Ihnen erst einmal<br />

viel Freude bei Ihrem Streifzug durch<br />

die Streamer der Bavaria. Und wie gesagt:<br />

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften zu diesem<br />

Thema! Fotografieren Sie also gerne,<br />

was Sie noch im Schrank haben oder binden<br />

Sie diese Fliegen nach. Denn dadurch<br />

bleiben diese alten Fliegen der Bavaria lebendig.<br />

ZANDERSCHRECK B<br />

Körper: schwarze und weiße Chenille - abwechselnd gewickelt<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: Hirschborsten abgeschnitten<br />

Flügel: weiße Borsten<br />

Uuuund noch ein Zanderschreck, diesmal mit weißer Schwinge.<br />

Man bedenke, dass Zander noch vor gut 30 Jahren als mit<br />

Kunstködern praktisch unfangbar galten, damals war der lebende<br />

Köderfisch am Goldhaken "State of the Art".<br />

60 6/2024


Bavaria Nr. 920<br />

Bavaria Nr. 919<br />

ZANDERSCHRECK B, ORANGE<br />

Körper: schwarze und orange Chenille - abwechselnd gewickelt<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: weiße Borsten<br />

Flügel: weiße Borsten<br />

MUDDLER MINNOW, GOLD BODY<br />

Körper: flaches Gold<br />

Hechel: einige Hirschborsten eingebunden wie Hechel und<br />

vorne zu einem dicken Kopf gebunden – abgeschnitten<br />

Schwanz: einige Fasern Truthahn<br />

Flügel: Truthahn hell<br />

Das ist der letzte Zanderschreck, versprochen. Es wäre interessant<br />

zu erfahren, ob Sie vielleicht Erfahrungen mit diesem Streamer<br />

sammeln konnten. Ich freue mich über Nachrichten an werner@<br />

<strong>fliegenfischen</strong>.de!<br />

Bavaria Nr. 921<br />

MUDDLER MINNOW, RED TYP<br />

Körper: roter Wolltyp - weißer Wollkörper - flaches Gold wie<br />

Rippung über weißem Körper<br />

Hechel: einige Hirschborsten eingebunden wie Hechel u. vorne<br />

zu einem dicken Kopf gebunden – abgeschnitten<br />

Schwanz: Truthahn dunkel einige Fasern<br />

Flügel: dunkler Truthahnflügel<br />

Wer kennt ihn nicht, denn Muddler Minnow? 1936 kam Don Gapen<br />

auf die Idee zu dieser Fliege, um eine Koppe zu imitieren, genauer<br />

gesagt die Slimy Sculpin (Cottus cognatus). Heute ist diese Fliege<br />

auf der ganzen Welt bekannt.<br />

Bavaria Nr. 922<br />

SILVER DOCTOR<br />

Körper: Pfautyp - flaches Silber und Silberrippung<br />

Hechel: hellblau mit Perlhuhn<br />

Schwanz: gelbe Goldfasan - einige Fibern Schwertfeder<br />

Flügel: einige rote, gelbe, grüne und blaue Borsten gemischt<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Rot schadet nie! Dieser Muddler Minnow hat einen Reizpunkt erhalten,<br />

hätte aber sicher auch einen kleinen Haarschnitt vertragen,<br />

für eine Koppe ist die Fliege zu borstig. Oder wurde sie als Imitat<br />

einer Heuschrecke gefischt, denn auch das geht.<br />

Eine farbenfrohe Ausführung der Silver Doctor. Die Miniatur der<br />

klassischen Lachsfliege hat mit Sicherheit viele Forellen gefangen.<br />

Und vielleicht hatte der Fischer dabei das Gefühl an einem schottischen<br />

oder norwegischen Lachsfluss zu stehen.<br />

<br />

6/2024<br />

61


SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />

Bavaria Nr. 923<br />

LIENAU<br />

Körper: schwarze Chenille<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: claretfarbene Hahnenfedern dick eingebunden u.<br />

abgeschnitten<br />

Flügel: einige Fibern braune Hahnenfedern und schwarze<br />

Borsten<br />

Bavaria Nr. 924<br />

MATUKA<br />

Körper: oliv-grüne Schafwolle - Goldrippung<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: 2 Federn v. Fasan weibl. Flügel<br />

Flügel: zwischen den Silberrippung dem Körper entlang je 1<br />

weibl. Fasanfeder eingebunden - insg. 4 Stck.<br />

Schwarze Fliege mit rotem Schwanz – diese Kombination fängt,<br />

das lernt man als Fliegenfischer schnell. Über die Stützschwinge<br />

aus Borsten werden lebhaft in der Strömung spielende Fibern gebunden<br />

– das Prinzip kennt man auch von Lachsfliegen.<br />

Die Matuka stammt aus Neuseeland und wurde bekannt, als sie<br />

den nordamerikanischen Fliegenfischern im Jahr 1975 im Buch "Fly<br />

Fishing Strategy" von Swisher und Richards präsentiert wurde. Die<br />

Matuka war damals eine überaus weit verbreitete Forellenfliege.<br />

Bavaria Nr. 925<br />

SPENCER BAY SPEZIAL<br />

Körper: weiße Seide - Silberrippung<br />

Hechel: eine blaue und eine gelbe Hahnenfeder<br />

Schwanz: einige Fibern Goldfasan (schwarz-or.)<br />

Flügel: 2 braune Federspitzen – 2 blaue Federspitzen – 2 Jungle<br />

Cock<br />

Bavaria Nr. 926<br />

CHIEF NEDABEH<br />

Körper: rote Seide - Goldrippung<br />

Hechel: eine gelbe und eine rote Hahnenfeder<br />

Schwanz: ---<br />

Flügel: 2 Federspitzen gelb – 2 Federspitzen rote - 2 Jungle<br />

cock.<br />

Auf dem Foto wird nicht deutlich, wie riesig diese Fliege ist. Die<br />

Spencer Bay gehört zu den „Lost Flies“, über die heute so gut wie<br />

nichts mehr bekannt ist. Sehr interessant: Bei dieser Fliege wird<br />

Goldfasan-Tippet als Schwänzchen verwendet.<br />

Der Binder dieser Fliege, Roland Nelson, stammte von den Penobscot<br />

ab. Er trat in den 1940er-Jahren unter dem Künstlernamen<br />

„Chief Needahbeh“ auf, was in seiner Sprache „Häuptling guter<br />

Freund“ bedeutete.<br />

62 6/2024


Bavaria Nr. 927<br />

Bavaria Nr. 928<br />

NANCY<br />

Körper: gelbe Seite - Silberrippung<br />

Hechel: einige gelbe Hahnenf. nach unten eingebunden<br />

Schwanz: ---<br />

Flügel: 2 Spitzen rote – 2 Spitzen gelbe und Truthahn – 2 Spitzen<br />

grüne<br />

BLUE DEVIL<br />

Körper: flaches Gold - Goldrippung<br />

Hechel: Sussex<br />

Schwanz: ---<br />

Flügel: 2 kleine und 2 größere Spitzen Sussex - einige Pfauenschwertfedern<br />

unten dem Haken entlang - eine Goldfasanfeder<br />

gelb<br />

Ausgesprochen hübsch ist sie, die Nancy, auch wenn der Haken<br />

fast ein Anker ist. Ein wenig erinnert die Farbkombination an<br />

die gute, alte Mickey Finn, und auch bei dieser Fliege ist Gelb die<br />

dominante Farbe. Sollte uns das zu denken geben?<br />

Gleicher Name, andere Materialien: Die Originalfliege hat einen<br />

roten Körper und die namengebend blaue Schwinge, vermutlich<br />

sorgten hier die blaugrünen Pfauengrasfibern für die Adaption des<br />

Namens.<br />

Bavaria Nr. 930<br />

Bavaria Nr. 929<br />

BARNES SPEZIAL<br />

Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />

Hechel: weiße Hahnenhechel<br />

Schwanz: Feder von Plymouth-Rocks<br />

Flügel: rot-gef. Ziegenschwanz m. 2 Spitzen – gelb-gef. Plymouth-Rocks-Feder<br />

PROFESSOR<br />

Körper: gelbe Seide - Goldrippung<br />

Hechel: schwarz-rot-gef. Hahnenfedern<br />

Schwanz: rot-gef. Flügelfeder<br />

Flügel: 2 Spitzen Plymouth-Rocks<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Die Barnes Special war einer der beliebtesten Streamer an der<br />

Ostküste der USA und ist eine Weiterentwicklung eines Streamers<br />

namens Hurricane, der von Fred Fowler entwickelt wurde. Die<br />

Barnes Special hat Tausenden von Lachsen gefangen.<br />

Achtung, Bildungsballast: Diese Fliege verdankt ihren Namen Professor<br />

John Wilson, der um 1820 an der Universität in Edinburgh<br />

Philosophie lehrte. Die Professor war zu Zeiten der Bavaria eine<br />

der bekanntesten Forellenfliegen.<br />

<br />

6/2024<br />

63


SENSATIONSFUND BAVARIA FLIEGEN<br />

Bavaria Nr. 931<br />

BUMBLE PUPPY<br />

Körper: weiße Chenille - Silberrippung<br />

Hechel: 1 große Wildentenfeder<br />

Schwanz: rot,gef.-Flügelfibern<br />

Flügel: weiße Flügel m. Jungle Cock<br />

Bavaria Nr. 932<br />

WHITE MARABOU<br />

Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />

Hechel: rot-gef.Hahnenhechel n. unten geb.<br />

Schwanz: ---<br />

Flügel: weiße Marabou (Ersatz weiße Fischreiher)<br />

• 5 Pfaufederschwertfederfibern - Jungle Cock<br />

Auf das Jahr 1880 geht dieses Muster zurück, das noch viele ältere<br />

Fliegenfischer kennen werden. Es ist die Bumble Puppy, die erstmals<br />

von Theodore Gordon (1854 - 1915) gebunden worden ist.<br />

Die White Marabou entstammt ganz offensichtlich genetisch<br />

aus der Nassfliegen-Linie, aus der auch die legendäre Alexandra<br />

stammt. In die Kombination aus Pfauengras und roter Hechel<br />

wurde noch lebhaft spielendes Marabou eingekreuzt.<br />

Bavaria Nr. 933<br />

BLACK COST<br />

Körper: schwarze Seide - Silberrippung - nach unten zum<br />

Widerhaken eine Goldfasanfeder (gelb) Topping<br />

Hechel: ---<br />

Schwanz: gelber Goldfasan<br />

Flügel: 2 weiße Hahnenfedern - Jungle Cock<br />

Bavaria Nr. 934<br />

SPERRIOR<br />

Körper: weiße Seide - Silberrippung<br />

Hechel: weiße Borsten<br />

Schwanz: roter Federnschwanz (w.Rd Tag)<br />

Flügel: 2 hellgraue Hahnenfedern - einige Pfaufibern darüber<br />

Ein wunderschöner Black Ghost (auch wenn die Karte ihn als "Cost"<br />

bezeichnete). Diesen nordamerikanischen Streamer erfand 1927<br />

Herbert “Herbie” Welch in Main, das Ursprungsmuster geht sogar<br />

auf das Jahr 1919 zurück.<br />

Die Sperrior war damals eine gute Imitation eines Fischleins, heute<br />

würde dieser Streamer wahrscheinlich "Rapfen-Killer" heißen. Das<br />

rote Schwänzchen trägt auf der Bindekarte übrigens den Hinweis<br />

"w.Rd Tag", also wie Red Tag.<br />

64 6/2024


Bavaria Nr. 935<br />

NEW YORK<br />

Körper: gelbe Wolle, die als Schwanz in einer Schlaufe stehen<br />

gelassen wird<br />

Hechel: braune Feder durchgehechelt - Sussex, ziemlich 1/3<br />

der Hakenlänge<br />

Schwanz: einige rote Federnfibern<br />

Flügel: Truthahn dunkel<br />

Bavaria Nr. 936<br />

M. MINNOW<br />

Körper: flaches Silber - Silberrippung<br />

Hechel: braune Hahnenhechel breit<br />

Schwanz: v. Goldfasanschwanzfeder einige Fibern<br />

Flügel: Goldfasanschwanzfeder schwarz-braun - einige gelbe<br />

Borsten<br />

Kopf: gelber Straußenfederabschluß<br />

New York, New York … Wir haben keine weiteren Infos zu dieser<br />

Fliege, die ganz eindeutig Merkmale eines Hoppers aufweist. Ob<br />

diese Fliege damals als Heuschrecken-Imitation gefischt worden<br />

ist? Oder versenkt als Streamer und Koppen-Imitat?<br />

Okay, das "M. Minnow" weist eindeutig auf eine Verwandtschaft zu<br />

den Muddlers hin, auch wenn das Köpfchen eher an eine klassische<br />

Lachsfliege erinnert. Wäre ein interessanter Versuch, diese<br />

Fliege mal an einer Sinkschnur zu fischen …<br />

Bavaria Nr. 937<br />

HOLLFELD<br />

Körper: weiße Seide, Gold Rippung<br />

Hechel: gelbe und orange Feder<br />

Schwanz: einige Fibern gelber Goldfasan<br />

Flügel: 1 schwarz – rote Feder – beiderseits ein goldfarbene<br />

Feder darüber Jungle Cock, darüber eine Pfaufibern<br />

Hollfeld und der<br />

seltsame Haken<br />

Bei den ausgesprochen hübschen Hollfeld-Fliege<br />

(Bavaria Nummer 937) fand sich eine Variante, die auf<br />

einen ungewöhnlich geformten Haken gebunden war.<br />

Bei diesem war der Hakenbogen nicht rund, sondern eher<br />

eckig gebunden, außerdem war die Hakenspitze (siehe<br />

Detail) bewusst „verbogen“. Ein bisschen erinnert diese<br />

Form an einen widerhakenlosen Haken, der durch die<br />

Biegung besser halten sollte, doch ein Widerhaken<br />

ist hier vorhanden. Seltsam.<br />

Foto: Xxxxxx Bzzzzzzz<br />

Hollfeld und Wiesent, diese beiden Namen verbindet man sofort.<br />

Von der Fliege Nr. 937 gab es zwei Varianten, bei einer war die<br />

Hechel gelb, bei der andern gelb-orange. Eine wirklich schöne<br />

Fliege.<br />

6/2024<br />

65


GEWÄSSER BOSNIEN<br />

Spannend!<br />

Aber schwierig!<br />

Die Äschen in Bosnien<br />

Der Ribnik ist ein Traum für Fliegenfischer,<br />

ein ideales Revier für die Trockenfischerei. Die Äschenbestände<br />

in Bosnien sind beeindruckend, doch die Fischerei auf<br />

Thymallus bleibt anspruchsvoll.<br />

Text und Fotos: Wolfgang Hauer<br />

66 6/2024


Der Ribnik – ein<br />

Traumfluss. Johannes<br />

versucht gerade mit<br />

einer winzigen Olive<br />

Dun, eine der heiklen<br />

Ribnik Äschen zu<br />

überlisten.<br />

6/2024<br />

67


GEWÄSSER BOSNIEN<br />

Überredet von Johannes‘<br />

langjährigem Drängen,<br />

beschließe ich schließlich,<br />

mit ihm nach Bosnien<br />

zu reisen. Seine begeisterten<br />

Schilderungen über das schöne<br />

Land, die gastfreundlichen Menschen<br />

und die beeindruckenden<br />

Fischbestände vermögen es, in Momenten<br />

mentaler Schwäche mein<br />

Urteilsvermögen zu beeinflussen.<br />

Trotz Bekanntschaft mit seinem<br />

„atemberaubenden“ Fahrstil und<br />

der Tatsache, dass ich nahezu vor<br />

Guide Amir gibt Tipps,<br />

denn er kennt den<br />

Ribnik wie seine<br />

Westentasche.<br />

meiner Haustür herrliche Fliegenreviere<br />

habe, willige ich schließlich<br />

ein.<br />

An einem kühlen Oktobernachmittag<br />

brechen wir zu viert von<br />

Wien nach Klujc auf, einer rund<br />

600 Kilometer langen Reise. Während<br />

meine Begleiter Johannes,<br />

Günther und Ewald bereits mehrmals<br />

in Bosnien gefischt haben ist<br />

die herbstliche Äschenfischerei an<br />

den Karstflüssen Bosniens für mich<br />

eine Premiere. Johannes hatte die<br />

Fahrzeit auf fünfeinhalb bis sechs<br />

Stunden angesetzt, anstatt der üblichen<br />

sieben Stunden, was theoretisch<br />

dank seiner Fahrweise möglich<br />

gewesen wäre. Allerdings nur,<br />

wenn wir nicht an der ein oder anderen<br />

wichtigen Abzweigung vorbeigerast<br />

wären…<br />

Der Ribnik – ein Traumfluss<br />

Für unsere Unterkunft hatten wir<br />

das Hotel Kraljevac direkt am Ufer<br />

der Sana ins Auge gefasst. Leider<br />

waren dort trotz vorheriger Absprache<br />

keine Zimmer für uns re-<br />

68 6/2024


serviert, weshalb wir auf das Hotel<br />

Klujc im Stadtzentrum ausweichen<br />

mussten. Doch diese Alternative<br />

entpuppte sich als angenehm, und<br />

nach einem ausgiebigen Frühstück,<br />

bei dem uns ein Schweizer Fliegenfischer-Kollege<br />

Handyfotos einer<br />

50 Zentimeter großen Äsche zeigte,<br />

machten wir uns hoch motiviert<br />

auf den Weg zum Ribnik.<br />

Dort trafen wir auf unseren<br />

Guide Amir Alagic, der uns herzlich<br />

empfing und uns mit aktuellen<br />

Informationen sowie den passenden<br />

Fliegen versorgte. Anstatt sofort<br />

seinem Rat zu folgen und mit<br />

dem Fischen zu beginnen, mussten<br />

wir natürlich zunächst von der<br />

nahe gelegenen Brücke hinunterschauen.<br />

Ich war beeindruckt von<br />

der Schönheit des Karstflusses.<br />

Glasklares Wasser und ganze Teppiche<br />

schwimmender Wasserpflanzen<br />

prägten das Bild. Ideale Bedingungen<br />

für Äschen und Forellen,<br />

dachte ich mir, und tatsächlich<br />

konnte man schon von der Brücke<br />

aus zahlreiche Äschen sehen. Auch<br />

die natürliche Reproduktion schien<br />

intakt zu sein, denn ich konnte Fische<br />

in allen Altersstufen, vom<br />

Sömmerling bis zu Exemplaren um<br />

die 45 Zentimeter, beobachten.<br />

Endlich konnten wir uns von<br />

der Brücke losreißen, und Amir<br />

führte uns zu einigen vielversprechenden<br />

Stellen flussabwärts. Wir<br />

genossen ein idyllisches Bild, während<br />

sich die herbstlichen Weiden<br />

malerisch im Wasser spiegelten,<br />

und wir fast allein am Fluss waren.<br />

An der ruhig dahindriftenden Wasseroberfläche<br />

zerrinnen die Ringe<br />

steigender Äschen, ein wahrhaft<br />

herrlicher Anblick.<br />

Der<br />

Ribnik ist<br />

ein Traum<br />

von einem<br />

Fluss.<br />

Eine Augenweide, die<br />

Äschen vom Ribnik<br />

sind wunderschön<br />

aber schwer zu überlisten.<br />

Invasion der Gleichgesinnten<br />

Während wir beginnen, unsere Trockenfliegen<br />

zu präsentieren, höre<br />

ich hinter mir das Geräusch brechender<br />

Äste. Eine Gruppe Fliegenfischer<br />

stapft am Ufer hinter uns<br />

vorbei und bezieht etwa 30 Meter<br />

flussab von uns Stellung im Wasser.<br />

Johannes und ich tauschen einen<br />

verwunderten Blick aus und<br />

wenden uns wieder den Äschen<br />

zu. Doch diese reagieren auf meine<br />

sorgfältig präsentierte Fliege am<br />

13er Vorfach nur mit gelassenen<br />

Ausweichmanövern.<br />

Ein Stück flussaufwärts ist Günther,<br />

ein Meister der feinen Trockenfliegenfischerei,<br />

bereits dabei,<br />

seine zweite schöne Äsche zu drillen.<br />

Kein Wunder, denke ich bei<br />

mir, er hat schließlich Amir an seiner<br />

Seite, der ihm genaueste Instruktionen<br />

gibt. Aus dem Augenwinkel<br />

heraus beobachte ich, wie<br />

immer mehr Fliegenfischer hinter<br />

uns ans Wasser strömen. Inzwischen<br />

stehen überall im Fluss in einem<br />

Abstand von etwa 30 Metern<br />

Fischer. Überwältigt von diesem<br />

Massenauflauf setzen sich Johannes<br />

und ich gemeinsam ans Ufer<br />

und betrachten die Szenerie.<br />

Begriffe wie „Wanderung der<br />

Fliegenfischer“ oder „Massenschlupf<br />

“ kommen mir in den Sinn,<br />

und ich frage mich, wie lang der<br />

Fluss eigentlich sein muss, um all<br />

diesen Fischern Platz zu bieten.<br />

Doch letztlich ist es wie bei einem<br />

Stau auf der Autobahn. Man ärgert<br />

sich über die vielen Autos und<br />

ist doch gleichzeitig selbst <br />

6/2024<br />

69


GEWÄSSER BOSNIEN<br />

Teil des Problems. Offensichtlich<br />

entwickeln sich nun auch im oberen<br />

Flussabschnitt rege fischereiliche<br />

Aktivitäten. Große Büschel von<br />

Wasserpflanzen treiben mittlerweile<br />

an der Oberfläche dahin, die offensichtlich<br />

durch unvorsichtiges<br />

Waten losgetreten wurden. Dies<br />

erschwert die Fischerei zusätzlich.<br />

Ah, deshalb hatte unser Guide<br />

Amir zu Beginn gemeint, wir sollten<br />

endlich fischen und nicht ewig<br />

von der Brücke hinunterglotzen ...<br />

Ultrafeines Angeln: Reizvoll,<br />

aber anspruchsvoll<br />

Nachdem wir uns von der „Invasion<br />

Gleichgesinnter“ erholt haben,<br />

gelingt es Johannes, Günther und<br />

Ewald am Vormittag doch noch, die<br />

eine oder andere Äsche zu landen.<br />

Für den Nachmittag planen wir, im<br />

oberen Teil des Flusses zu fischen.<br />

Auch hier erweist sich der Ribnik<br />

als wunderschöner, strukturreicher<br />

Fluss mit reichlich Fischbestand.<br />

Johannes und ich wählen eine<br />

einladende Stelle bei einer Kurve<br />

oberhalb der Brücke. Durch das<br />

fast senkrecht einfallende Sonnenlicht<br />

können wir die zahlreichen<br />

Äschen nun sehr gut erkennen, und<br />

es ist ein Genuss, ihnen beim Einschlürfen<br />

der Eintagsfliegen zuzusehen.<br />

Allerdings treiben mittlerweile<br />

so viele Insekten an der<br />

Oberfläche, dass der Großteil von<br />

ihnen von den Fischen unbeachtet<br />

bleibt. Dementsprechend schwierig<br />

ist es, nun die Äschen mit der Fliege<br />

zu überlisten. Vorfachspitzen<br />

von über 0,10 mm werden grundsätzlich<br />

abgelehnt, und bereits ein<br />

Hauch von Dregging genügt, um<br />

die Fische zu vergrämen.<br />

Dennoch gelingt es Johannes<br />

am Nachmittag, neben einigen<br />

kleineren Äschen auch zwei recht<br />

schöne Exemplare zu fangen. Er ist<br />

ein exzellenter Fliegenfischer und<br />

kommt mit dieser Art der Fischerei<br />

deutlich besser zurecht als ich.<br />

Diese ultrafeine Fischerei hat zweifellos<br />

ihren Reiz, ist jedoch nicht<br />

einfach und erfordert äußerst fein<br />

abgestimmtes Gerät sowie eine<br />

perfekte Präsentation der Fliegen.<br />

Der Ribnik im Herbst,<br />

ein traumhaftes Revier<br />

für die Trockenfischerei.<br />

Da ich nicht an solch winzige<br />

Fliegen und überlange Vorfächer<br />

gewohnt bin, sind meine Fänge<br />

recht bescheiden. Zudem lässt<br />

mein Sehvermögen altersbedingt<br />

deutlich nach, und trotz meiner<br />

Supernahbrille wird schon das Anknüpfen<br />

der winzigen Fliegen zu<br />

einer Herausforderung für mich.<br />

Ganz zu schweigen davon, dass ich<br />

oft nicht in der Lage bin, meine eigene<br />

Fliege auf dem Wasser zu verfolgen.<br />

Die Sanica – Natur pur!<br />

Am nächsten Tag erkunden wir zusammen<br />

mit Amir die Sanica, einen<br />

Fluss von etwa 10-20 Metern Breite,<br />

70 6/2024


der in der Nähe des gleichnamigen<br />

Ortes entspringt und von drei verschiedenen<br />

Karstquellen gespeist<br />

wird. Wir sind beeindruckt vom<br />

völlig natürlichen Flusslauf, der<br />

viele Totholzbereiche, Kolke und<br />

Rieselstrecken aufweist.<br />

So wie im Ribnik sehen wir<br />

auch in der Sanica schon auf den<br />

ersten Blick einige schöne Äschen,<br />

und obwohl die Fische hier genauso<br />

heikel sind wie am Vortag, können<br />

wir im Laufe des Tages einige<br />

von ihnen überlisten. Während des<br />

ganzen Tages begegnet uns nicht<br />

ein einziger anderer Fischer, und<br />

wir fühlen uns wie im Paradies. Abgesehen<br />

von vielen und zum Teil<br />

auch richtig großen Äschen beherbergt<br />

die Sanica auch große Bachforellen.<br />

Insider-Tipps vom Guide<br />

Obwohl der Ribnik und die Sanica<br />

sehr gut begehbar sind, sollte man<br />

diese Flüsse mit Bedacht betreten.<br />

Aufgrund des klaren Wassers und<br />

des hohen Fischereidrucks sind<br />

die Fische entsprechend scheu. Es<br />

empfiehlt sich daher, äußerst vorsichtig<br />

und nur so weit wie unbedingt<br />

erforderlich ins Wasser zu<br />

treten. Dies gilt auch für die meisten<br />

anderen Flüsse in der Region.<br />

Nachdem man eine passende<br />

Position im Fluss gefunden hat,<br />

sollte man nicht sofort mit dem<br />

Werfen beginnen, sondern den Fischen<br />

einige Minuten Zeit geben,<br />

sich zu beruhigen. Meist kommen<br />

die Fische schon nach kurzer<br />

Zeit ganz von selbst aus ihrer<br />

Deckung und befinden sich in bequemer<br />

Wurfweite. Vor allem bei<br />

Niedrigwasser sind die Fische sehr<br />

scheu gegenüber Vorfächern, weshalb<br />

Amir lange Vorfächer mit Spitzen<br />

von bis zu 0,10 mm empfiehlt.<br />

Gerade jetzt im Herbst sind winzige<br />

Trockenfliegen und Nymphen in<br />

den Größen 20-22 die beste Wahl.<br />

Mein Resümee<br />

Der Ribnik ist ein typischer Spring<br />

Creek, also ein Karstfluss, dessen<br />

klares Wasser selbst im Sommer<br />

eiskalt bleibt. Der Wasserstand des<br />

rund 5,5 km langen Flusses steigt<br />

zwar im Frühjahr während der<br />

Schneeschmelze deutlich an, bleibt<br />

aber dennoch klar und gut befischbar.<br />

Er gehört zweifellos zu den<br />

Topdestinationen für das Forellenund<br />

Äschenfischen am Westbalkan.<br />

Der Fischbestand insgesamt, aber<br />

vor allem der Äschenbestand, ist<br />

Die Fischerei<br />

auf<br />

Thymallus<br />

ist nicht<br />

einfach.<br />

sehr gut, und fast überall sind Fische<br />

unterschiedlicher Altersklassen<br />

zu sehen. Der Fluss ist auch für<br />

ältere Semester wie mich recht einfach<br />

zu waten. Da der Befischungsdruck<br />

recht hoch ist, sind die Fische<br />

vor allem bei Niedrigwasser<br />

sehr schwierig zu fangen – jedenfalls<br />

für „Durchschnittsfliegenfischer“<br />

wie mich. Deshalb werde ich<br />

diese wunderschönen Flüsse im<br />

Frühjahr wieder besuchen; dann ist<br />

der Wasserstand höher, und die Fische<br />

hoffentlich nicht mehr so heikel.<br />

<br />

Auf einen Blick<br />

Gastkarten:<br />

Die Preise für Lizenzen zur<br />

Fischerei in Bosnien sind an den<br />

meisten Flüssen recht bescheiden,<br />

und liegen zwischen 25 und<br />

50 Euro für Tageskarten.<br />

Entnahme:<br />

Striktes Catch & Release sowie<br />

widerhakenloses Fischen sind<br />

obligatorisch.<br />

Lizenzen:<br />

Die Flüsse Ribnik, Pliva, Sana und<br />

Janj sind in privater Hand, und<br />

werden von der LTG Company<br />

verwaltet. Lizenzen bekommt<br />

man bei den Informationsbüros<br />

direkt an Ribnik und Pliva.<br />

Die Flüsse Sanica und Korcanica<br />

werden von der Fishermans association<br />

verwaltet, die Lizenzen<br />

gibt’s im Sanica Restaurant bei<br />

der Brücke.<br />

Guiding:<br />

Amir Alagic ist Teil des Hardy-<br />

Guiding-Teams und betreut seine<br />

Gäste auch an den Flüssen Una,<br />

Unac, Krusnica, Sana, Sanica,<br />

Korcanica, Pliva und an der Gacka<br />

in Kroatien.<br />

Amir Alagic<br />

Hatinac bb<br />

77000 Bihac<br />

Bosnia and Herzegovina<br />

+387(0)62067088<br />

www.amirflyfishing.com<br />

amirflyfishing@gmail.com<br />

6/2024<br />

71


GEWÄSSER SCHWEIZ<br />

VERZASCA-TAL<br />

Der Charme der<br />

wilden Flüsse<br />

Ein phantastischer Flusslauf in einer umwerfenden<br />

Kulisse und mit richtig heiklen Fischen drin.<br />

Petri-Heil-Redakteur NILS ANDERSON hat sich<br />

an den Verzasca-Forellen die Zähne ausgebissen<br />

und ist trotzdem dem Zauber der Tessiner<br />

Fischerei erlegen.<br />

Text: Nils Anderson Fotos: Sereina Battaglia & Nils Anderson<br />

Tessin! Freizeit!! Endlich!!! Zusammen<br />

mit meiner Familie mache<br />

ich eine kleine Wanderung<br />

im Verzascatal. Beim Parkplatz<br />

lasse ich es mir nicht nehmen und schaue<br />

von der hohen Brücke hinunter in ein riesiges<br />

Becken der Verzasca. Ich schaue und<br />

schaue und zähle und zähle. 12 Fische<br />

kann ich von der Brücke ausmachen!<br />

Unterwegs dem Fluss entlang kann<br />

ich immer wieder Forellen erspähen und<br />

muss entsprechend aufpassen, dass ich<br />

nicht vom Wanderweg stolpere. Wir gehen<br />

an hunderten interessanten Spots vorbei;<br />

schöne Züge, tiefe Rinnen, Pools, umströmte<br />

Steine, alles, was das Fischerherz<br />

sich an Bachstrukturen wünscht, ist im<br />

Übermass vorhanden. Fischen kann ich an<br />

diesem Tag aber nicht: keine Rute, kein Patent,<br />

keine Zeit...<br />

Touristenmagnet Verzasca<br />

Einen Monat später kehren wir ins Verzascatal<br />

zurück. Die Luft ist klar und frisch.<br />

Das Patent haben wir gleich nach dem<br />

Gotthardtunnel im SBB-Büro in Airolo geholt,<br />

und unsere urige Unterkunft, keine<br />

hundert Meter vom Flussbett entfernt, haben<br />

wir nach kurzer Suche im Internet gefunden.<br />

Landschaftlich gehört das Verzascatal<br />

mit zu den allerspektakulärsten Abschnitten<br />

der Schweiz. Eng aufeinandergetürmt<br />

reiht sich ein Berggipfel an den anderen,<br />

die Hänge fallen fast senkrecht in kleine,<br />

kaum erreichbare Seitentäler, aus welchen<br />

das Wasser über zahllose Wasserfälle in die<br />

Verzasca fliesst. Und während in vergangenen<br />

Zeiten das Leben in dieser abgelegenen<br />

Gegend vor allem entbehrlich und<br />

karg war und zu einer grossen Abwanderung<br />

führte, hat sich dies heute grundlegend<br />

verändert. Im Sommer wird das Tal<br />

von so vielen Touristen besucht, dass die<br />

Zufahrtsstrasse zeitweise geschlossen wird<br />

und gerade um Lavertezzo herum wimmelt<br />

es an schönen Tagen förmlich von Besuchern,<br />

welche das Tal und den Fluss auf<br />

unterschiedlichste Arten in Beschlag nehmen.<br />

Wer in Ferienzeiten oder an einem<br />

Wochenende unterwegs ist, muss sich die<br />

Abschnitte mit Picknickern, Badenden und<br />

Hunden teilen.<br />

Perfektes Fliegenfischer-<br />

Gewässer: Die Osura<br />

mündet bei Brione in die<br />

Verzasca.<br />

Topstellen, wo man hinblickt<br />

Es ist bereits Abend, als ich mich dann mit<br />

der Rute auf den Weg mache. Wie üblich<br />

an einem neuen Gewässer beginne ich zuerst<br />

mal aufs Geratewohl an der erstbesten<br />

Stelle. Dies ist in der Regel zwar wenig<br />

erfolgversprechend, es hilft aber, das Fischerfieber<br />

so zu drosseln, dass ich nachher<br />

auch Gespräche führen kann, ohne<br />

nach zwei Sätzen wieder mit Gedanken<br />

am Wasser zu sein. Und vor allem kann<br />

ich am nächsten Tag mit einem Plan etwas<br />

strukturierter und ruhiger vorgehen.<br />

Ausgestattet mit selbstgebundenen<br />

Fliegen von Daniel Luther mache ich mich<br />

also hinter einem Stein so geruhsam wie<br />

möglich ans Werk und fische in der Zeit,<br />

die mir verbleibt, aus der Deckung heraus<br />

das Wasser um mich herum ab. Die Dun-<br />

72 6/2024


kelheit nimmt schnell zu und wo ich hinschaue,<br />

sehe ich verlockende Läufe, was<br />

mich hastiger macht, als mir lieb ist. Mein<br />

Kescher bleibt an diesem ersten Abend<br />

trocken, aber noch liegen ja ein paar Tage<br />

vor mir.<br />

Am nächsten Tag fahren wir hoch<br />

nach Brione und steigen in die Osura ein.<br />

Es ist ein wolkenverhangener Tag und es<br />

regnet leicht. Wir haben diesen Nebenfluss<br />

ganz für uns alleine. Doch was ich<br />

auch versuche, es bleibt bei einer einzigen<br />

kleinen Forelle. Ich hadere mit meinem<br />

Können und meinem Wissen. Eigentlich<br />

stimmt alles, so kann ich Insekten an den<br />

Steinen ausmachen und finde deren perfekte<br />

Imitation – zumindest meiner Meinung<br />

nach – in meiner Box. Und ich bin<br />

gut im Rhythmus, bewege mich schön defensiv<br />

im Schutz grosser Steine, doch die<br />

Tessiner Forellen haben kein Einsehen mit<br />

mir.<br />

So fische ich eine absolute Top-Stelle<br />

nach der anderen, ohne dass irgendetwas<br />

passieren würde. Irgendwann verliere<br />

ich den Faden, verzichte auf die Deckung<br />

und das fleissige Justieren meiner<br />

Montage und klettere schliesslich geschlagen<br />

zurück auf die Strasse.<br />

Mittlerweile regnet es immer mehr<br />

und es soll die ganze Nacht anhalten.<br />

Ich male mir Top-Bedingungen für den<br />

nächsten Tag aus. Angetrübtes Was- <br />

6/2024<br />

73


Obwohl der Fluss<br />

beim Besuch<br />

Hochwasser führt,<br />

kommt er noch<br />

immer kristallklar<br />

daher.<br />

Der Lohn nach langem<br />

Tüfteln und Probieren:<br />

eine wunderschön<br />

gezeichnete Verzasca-<br />

Forelle.<br />

74 6/2024


GEWÄSSER SCHWEIZ<br />

Auf einen Blick<br />

Touristenpatente sind erhältlich<br />

bei den Tourismusbüros<br />

sowie den Fischereigeschäften.<br />

2-Tageskarte CHF 60.–<br />

(keine Eintageskarten),<br />

7 Tage CHF 120.–<br />

Die Patente sind gültig für alle<br />

Gewässer des Kantons Tessin.<br />

Alle wichtigen Angaben finden<br />

sich im abgegebenen Fischereibüchlein.<br />

Die Fangstatistik muss<br />

retourniert werden.<br />

ser mit haufenweise eingeschwemmter<br />

Nahrung! Ich erinnere mich an die Berichte<br />

meines Redaktionskollegen Erich Bolli:<br />

Die heimischen Fischer würden sich vor<br />

allem auf Tage mit perfekten Bedingungen<br />

konzentrieren und dann im Sichtschutz<br />

der Wassertrübung und Wurm zuschlagen.<br />

Nicht von ungefähr liege das Tagesfanglimit<br />

im Tessin noch immer bei unfassbaren<br />

10 Forellen.<br />

Glasklares Hochwasser<br />

Am nächsten Morgen herrscht schönes<br />

Wetter, es ist ein prächtiger Sonntag. Und<br />

tatsächlich ist das Wasser höher, gut die<br />

Hälfte mehr kommt herunter als noch<br />

am Vortag, doch von einer Trübung keine<br />

Spur. Ich versuche mein Glück etwa drei<br />

Kilometer oberhalb von Lavertezzo und<br />

nach ein paar Anpassungen am Nymphenmenü<br />

gelingt es mir, die ersten Bisse zu<br />

verzeichnen. Glänzendes Dunkelgrün ist<br />

die Erfolg bringende Farbe.<br />

Ab sofort vergehen die Stunden wie im<br />

Flug, ich klettere und kraxle über die Steine<br />

und muss mich immer wieder bremsen.<br />

Mehr als einmal fische ich an einer Stelle,<br />

wo ein Fehltritt weit üblere Folgen als eine<br />

gefüllte Wathose mit sich gebracht hätte.<br />

Nicht umsonst wird am Wegrand immer<br />

wieder auf die Gefahren des Flusses hingewiesen.<br />

Zum Abschluss versuche ich gleich unterhalb<br />

der Unterkunft ein Rückwasser, welches<br />

ich von unten, halb über einen Stein gelehnt,<br />

anwerfe. Die Nymphe wird unter den<br />

grossen Felsen neben mir gespült und die<br />

Schnur bleibt stehen. Anhieb – und tatsächlich<br />

gute Gegenwehr! Am Schluss liegt eine<br />

32 Zentimeter lange Bachforelle in meinem<br />

Kescher und die Freude übertrifft die Masse<br />

des Fischs bei weitem. Geht doch! <br />

Sonogno<br />

Verzasca<br />

Redorta<br />

Gerra<br />

Brione<br />

Osura<br />

Riale d’Agro<br />

Verzasca<br />

Lavertezzo<br />

Lago di Vogorno<br />

Mergoscia<br />

Am Oberlauf der Verzasca oder am Nebenfluss Osura ist es weniger gefährlich als weiter unten.<br />

Hier ist das Fischen auch mit Kind auf dem Rücken vertretbar.<br />

6/2024<br />

75


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in der JAHR MEDIA GmbH & CO. KG<br />

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FliegenFischen<br />

IMPRESSUM<br />

Geschäftsführung<br />

Alexandra Jahr<br />

Chefredakteur<br />

Michael Werner<br />

Chef vom Dienst<br />

Corinna Leppin<br />

Media Sales<br />

Andreas Mohr,<br />

Tel: 040 38906-266<br />

andreas.mohr@jahr-media.de<br />

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Nr. 41 vom 1. Januar 2024<br />

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Director Content<br />

Michael Werner<br />

Marketing<br />

marketing@jahr-media.de<br />

FliegenFischen<br />

Art-Director<br />

Heico Forster<br />

Grafik<br />

Dirk Bartos (stv. Art-Director, CvD)<br />

Katja Mucke-Koopmann<br />

Lithographie<br />

Katja Mucke-Koopmann<br />

Produktionsmanagement<br />

Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />

Andreas Meyer<br />

Vertrieb<br />

Einzelverkauf<br />

DMV Der Medienvertrieb GmbH<br />

& Co. KG, Meßberg 1, 20086<br />

Hamburg,<br />

www.dermedienvertrieb.de<br />

Abonnement<br />

DPV Deutscher Pressevertrieb<br />

GmbH, Postf. 57 04 02,<br />

22773 Hamburg,<br />

www.dpv.de<br />

Abonnentenpreis 6 Hefte,<br />

Inland: 58,80 € inkl. Versandgebühr,<br />

Österreich: 65,40 €,<br />

Schweiz: 96,00 SFr,<br />

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Ausland: 66,00 €, übriges<br />

europäisches Ausland (Luftweg):<br />

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Druck:<br />

Sattler Premium Print GmbH,<br />

Carl-Zeiss-Str. 4,<br />

32549 Bad Oeynhausen<br />

Bankverbindungen<br />

Hamburger Sparkasse<br />

BIC HASPDEHHXXX<br />

Konto für Vertrieb:<br />

IBAN<br />

DE24 2005 0550 1002 1279 40<br />

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Rechte<br />

© FLIEGENFISCHEN, soweit nicht<br />

anders angegeben. Keine Haftung<br />

für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Bilder, Dateien<br />

und Datenträger. Kürzung und<br />

Bearbeitung von Beiträgen und<br />

Leserbriefen bleiben vorbehalten.<br />

Zuschriften und Bilder können<br />

ohne ausdrücklichen Vorbehalt<br />

veröffentlicht werden.<br />

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ist am 21.11.2024<br />

Erscheinungstermin<br />

ist der 17.12.2024<br />

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GERMANY, Tel: 040 38906-880<br />

E-Mail: abo@<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />

Fragen zur Digital-Ausgabe<br />

E-Mail:<br />

epaper@<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />

Fragen an die Redaktion<br />

Redaktion FLIEGENFISCHEN<br />

Jürgen-Töpfer-Str. 48<br />

22763 Hamburg<br />

Tel: 040 38906-223<br />

E-Mail:<br />

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79


LESERBRIEFE<br />

Indoor-Lachsfarm<br />

Betrifft: Beitrag im Fernsehen<br />

Moin Moin Herr Werner,<br />

es gibt sie doch, die Indoor-Lachsfarmen.<br />

Anfang des Jahres wurde ein Film über<br />

genau dieses Thema im Fernsehen ausgestrahlt.<br />

Ich bin mir nicht mehr sicher,<br />

von welchem Sender der Beitrag kam,<br />

aber ich glaube, es war eine Sendung aus<br />

der Reihe Terra X. In dem Beitrag wurde<br />

das ganze Elend der Netzkäfige mit all<br />

ihren negativen Folgen dargestellt. Dann<br />

zeigte man eine Indoor-Farm, detailliert<br />

und mit der ganzen Technik, Logistik und<br />

dem enormen Aufwand und Kosten, die<br />

damit verbunden sind.<br />

Deshalb halte ich es für sehr fraglich, ob<br />

sich diese Art der Lachszucht tatsächlich<br />

durchsetzen wird. Das Produkt Lachs<br />

würde dadurch erheblich teurer, und<br />

ob das der Verbraucher akzeptiert, ist<br />

fraglich. Interessant war auch, dass die<br />

gezeigte Lachsfarm von einem Start-up<br />

betrieben wurde und nicht von einem<br />

Züchter, der bisher Netzkäfige bewirtschaftet.<br />

In diesem Sinne,<br />

Mit Petri Heil,<br />

P. Surmann<br />

Schreiben<br />

Sie uns:<br />

FliegenFischen<br />

Jahr Media<br />

Jürgen-Töpfer-Str. 48<br />

22763 Hamburg<br />

oder per Mail an:<br />

corinna.leppin@<br />

<strong>fliegenfischen</strong>.de<br />

Bester Artikel<br />

seit Langem!<br />

Betrifft: Orkla<br />

Hallo Frau Leppin,<br />

„Trauma-Therapie am Lachsfluss" aus<br />

dem letzten Heft 5/24 ist wahrscheinlich<br />

der beste Artikel, den ich seit Langem<br />

gelesen habe.<br />

Ramus Ovesen spricht mir - und wahrscheinlich<br />

vielen anderen Zweihand-<br />

Enthusiasten ohne bisherigen Lachskontakt<br />

- aus der Seele!<br />

Beste Grüße<br />

Wolfgang Pöpping<br />

Foto: AW<br />

Nissan lockt<br />

Fliegenfischer<br />

Betriff: Rund ums Auto<br />

Liebe Redaktion,<br />

ich bin auf ein interessantes Angebot von<br />

Nissan gestoßen, das besonders für uns<br />

Fliegenfischer attraktiv sein könnte. Das<br />

Autohaus J. Dammann in Brake bietet eine<br />

gebührenfreie Finanzierung für X-Trail und<br />

Qashqai an. Dieses Angebot gibt es nur für<br />

Fliegenfischer sagte man mir. Vielleicht ist<br />

dies auch ein Tipp für andere Leser und von<br />

Interesse.<br />

Herzliche Grüße, Uwe Ehlke<br />

Ein Wohnwagen für Angler<br />

Betrifft: So geht Urlaub!<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

als leidenschaftlicher Angler<br />

und Camper hat mich ein<br />

Wohnwagen fasziniert - der<br />

„Sealander". Allein die Vorstellung,<br />

meinen Wohnwagen<br />

direkt aufs Wasser<br />

bringen zu können, ist<br />

schon cool. Mit diesem<br />

Amphibien-Wohnwagen<br />

könnte ich erst am Ufer<br />

campen und dann auf den<br />

See hinausfahren. Auch<br />

wenn der 5-PS-Motor eher<br />

für ruhige Gewässer<br />

gedacht ist, reicht das vollkommen<br />

aus, um entspannt<br />

über das Wasser zu gleiten.<br />

Die Kombination aus Camping<br />

und Angeln ist sehr<br />

reizvoll, nur der Preis von<br />

15.000 € ist nicht ohne, aber<br />

für so ein außergewöhnliches<br />

Erlebnis könnte sich<br />

die Investition lohnen ...<br />

Gruß<br />

Karl Schuska<br />

Gedämpfte Watschuhe – eine Idee für mehr Komfort beim Fischen<br />

Betrifft: Durchdachte Watbekleidung<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

neulich unterhielt ich mich mit einem Fliegenfischerfreund<br />

über Watschuhe, als er mir von<br />

zunehmenden Knieschmerzen bei jedem Watgang<br />

berichtete. Trotz zahlreicher Versuche,<br />

das Problem zu lösen, fand er keine zufriedenstellende<br />

Lösung. Gummi-Einlagen brachten<br />

keine Erleichterung, und so stellte er die Frage<br />

in den Raum: „Warum gibt es keine Watschuhe<br />

mit der gleichen Spitzenstoßdämpfung wie<br />

bei Hochleistungslaufschuhen?"<br />

Diese Frage hat mich nachdenklich gemacht,<br />

da ich selbst ähnliche Überlegungen<br />

angestellt hatte. Mit zunehmendem Alter<br />

nehmen Beschwerden in den Gelenken zu,<br />

und die Beweglichkeit lässt nach. Da man den<br />

natürlichen Verschleiß nicht einfach „ölen"<br />

kann, wie bei einem Fahrrad, bleibt oft nur die<br />

Unterstützung von außen.<br />

Hier kommt der Watschuh ins Spiel. Warum<br />

gibt es nicht vollgedämpfte Watschuhe,<br />

ähnlich denen von Hochleistungslaufschuhen?<br />

Die Dämpfung solcher Schuhe könnte den<br />

Druck auf die Kniegelenke erheblich reduzieren<br />

und somit gerade für die ältere Generation<br />

von Fliegenfischern eine große Erleichterung<br />

darstellen. Zwar würden solche Watschuhe<br />

vermutlich teurer sein, aber der zusätzliche<br />

Komfort und die Entlastung wären diesen<br />

Preis wert.<br />

Um diese Idee zu testen, habe ich selbst<br />

einen Versuch gestartet: Ich zog supergedämpfte<br />

Laufschuhe über meine Wathose an<br />

(Asics Gel-Marathonlaufschuhe) und watete<br />

zwei Stunden lang am Ufer und im Wasser.<br />

Das Ergebnis war beeindruckend – die Dämpfung<br />

entlastete meine Gelenke deutlich, und<br />

das geringere Gewicht machte das Waten viel<br />

angenehmer. Auch die Rutschfestigkeit war<br />

überraschend gut.<br />

Natürlich gibt es bereits einfache Lösungen<br />

wie elastische Einlegesohlen oder Silikonpads<br />

für die Ferse, aber diese erreichen bei Weitem<br />

nicht die Dämpfungsqualität moderner Mittelsohlentechnologien.<br />

Diese Technologien, die<br />

in Laufschuhen bereits für ein „Laufen wie auf<br />

Wolken" sorgen, könnten auch in Watschuhen<br />

für mehr Komfort und weniger Beschwerden<br />

sorgen.<br />

Vielleicht sollten die Watbekleidungshersteller<br />

einmal über den Tellerrand hinausblicken<br />

und sich von den führenden Herstellern<br />

von Laufschuhen inspirieren lassen. Denn die<br />

Integration solcher Technologien könnte vielen<br />

Fliegenfischern, besonders den älteren und<br />

schmerzgeplagten, wieder mehr Freude am<br />

Waten und Fischen bereiten.<br />

Mit freundlichen Grüßen und Petri Heil<br />

Karl-H. Daugs<br />

Supergedämpfte<br />

Laufschuhe als<br />

Watschuh-Alternative?<br />

Ein persönlicher<br />

Versuch zeigte<br />

überraschend positive<br />

Ergebnisse in<br />

Sachen Komfort und<br />

Gelenkentlastung.<br />

80 6/2024


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VORSCHAU DAS NÄCHSTE HEFT<br />

Foto: J. Klingberg<br />

Ausgabe 1/25<br />

ERSCHEINT<br />

AM<br />

17.12.<br />

Foto: A. Pesendorfer<br />

WER FLIEHT, VERLIERT<br />

Catch me if you can<br />

Salmoniden sind Raubfische durch und durch – tief in ihren Genen verankert,<br />

zeigt sich ihre aggressive Natur, sobald sich eine Gelegenheit bietet.<br />

Alles, was vor ihnen flieht, wirkt wie leichte Beute und wird unweigerlich<br />

verfolgt.<br />

ERFOLGREICH IN DIE SAISON STARTEN<br />

Wenn das Eis bricht<br />

Plötzlich ist es so weit – das Eis bricht auf und das Angeln ist endlich<br />

wieder möglich. Was bleibt, sind die Überreste der Eisablagerungen<br />

– und da sind auch Regenbogenforellen, deren Fang sowohl<br />

Finesse als auch Geduld erfordert. Wir zeigen die Methoden, die<br />

Ihren ersten Angeltag retten könnten.<br />

Foto: W. Berens<br />

TEMPO DES WASSERS<br />

Die richtige<br />

Drift<br />

Die richtige „Drift" ist der Schlüssel<br />

zum erfolgreichen Fischen. Werner<br />

Berens erklärt, wie wichtig es ist, das<br />

Tempo des Wassers zu verstehen<br />

und sich optimal anzupassen, um<br />

den perfekten Fang zu machen.<br />

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6/2024<br />

81


MOMENTE MIT KARL-H. DAUGS<br />

Gedicht<br />

N I C H T S....<br />

Die Zeit steht niemals still<br />

Besser,Schneller,Höher, Weiter<br />

Die Entwicklung geht rasch voran<br />

Der Fortschritt, unser Wegbegleiter<br />

Doch was wirklich oftmals zählt<br />

ist das Erlebnis in der Natur<br />

magische Momente dort zu erleben<br />

Zeitlos, von Hektik keine Spur<br />

Zu versinken in schönen Gedanken<br />

Sie in positive Energie umzulenken<br />

Dann kommt vielleicht der kostbare Moment<br />

Wo es uns gelingt an Nichts zu denken<br />

Den Alltag hinter sich zu lassen<br />

Den Zauber des Fliegenfischens zu begreifen<br />

Die schlechten Gedanken zu vergessen<br />

Voller Tatendrang durchs Wasser zu streifen.<br />

Copyright: Karl-H. Daugs 2024<br />

Foto: privat<br />

Karl-H. Daugs -<br />

seit über 50 Jahren<br />

am Wasser: Das<br />

Fliegenfischen hat<br />

sein Leben geprägt<br />

und ihm einzigartige<br />

Momente der Ruhe<br />

und Verbundenheit<br />

mit der Natur geschenkt.<br />

Werte<br />

erkennen<br />

Ich stöbere gerade wieder in<br />

der aktuellen, sehr gelungenen<br />

Ausgabe Nr, 4 der „Fliegenfischen“,<br />

die ich seit vielen<br />

Jahren lese. Gern möchte ich auf<br />

die Fragestellung: „Wie halten Sie es<br />

mit dem Fliegenfischen und haben<br />

sich Ihre Werte und Einstellungen<br />

im Laufe der Zeit verändert?“ antworten.<br />

Seit 52 Jahren bin ich mit der<br />

Angel unterwegs. Angefangen im<br />

Urlaub meiner Eltern in Dänemark<br />

mit dem Wattwurm auf Scholle.<br />

Brandungsangeln war auch dabei<br />

und ab und zu auf einem Kutter<br />

auf Kabeljau. Die Fänge waren hervorragend!<br />

Parallel hierzu ging ich<br />

Spinn- und Fliegenfischen. Seit vie-<br />

len Jahren nur noch Fliegenfischen.<br />

Später war mein Sohn und jetzt<br />

meine Enkel mit dabei. So hatte ich<br />

das Privileg, mein Wissen und Erfahrungen<br />

an sie weiterzugeben.<br />

Ein köstliches Gefühl!<br />

Schon wenn ich die Fliegenrute<br />

in die Hand nehme, meine Watthose<br />

überstreife und am Fluss entlang<br />

fische, stellt sich bei mir das Gefühl<br />

einer majestätischen Einzigartigkeit<br />

ein. Fliegenfischen ist schon etwas<br />

Besonderes.<br />

Wenn ich dann im Wasser stehe,<br />

inmitten der wunderschönen<br />

Natur, mich im Wasser stabilisiere<br />

und mich auf das Fliegenfischen<br />

konzentriere, vergesse ich die Gegebenheiten<br />

des Alltags. Die Sorgen<br />

und Gedanken sind dann wie „weggeflogen“.<br />

Manchmal erreiche ich den<br />

kostbaren Moment, wo es mir tatsächlich<br />

gelingt: An nichts zu denken!<br />

So etwas erreichst du nur beim<br />

einzigartigen, manchmal meditativen<br />

Fliegenfischen.<br />

Oft sind wir auch zu zweit<br />

unterwegs, auch mein Enkel ist<br />

manchmal dabei. Wir sind dann<br />

vereint mit der Natur und unseren<br />

Gefühlen und Gedanken, welche<br />

wir auch austauschen.<br />

Gelegentlich kommt auch meine<br />

Gattin mit. „Dass es hier inmitten<br />

der Natur so schön ist, hätte ich<br />

nie gedacht“, sagte sie.<br />

Meine Werte - meine Einstellungen?<br />

Natürlich habe ich über die<br />

vielen schönen Angeljahre auch beobachtet,<br />

dass die Fische weniger<br />

werden und die Umwelteinflüsse<br />

gravierender werden. Beobachten,<br />

genießen und gelegentlich einen<br />

Fisch fangen, reicht mir. Wurftechnisch<br />

bin ich mit mir zufrieden. Die<br />

gemeinsamen Erlebnisse in der Natur<br />

haben mich reifen lassen, ich<br />

bin gelassener, ruhiger geworden.<br />

Manchmal erkenne ich den<br />

Wert immer noch neu, das macht<br />

Fliegenfischen so einzigartig.<br />

Tight Lines! <br />

82 6/2024


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Marcel Lesch<br />

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umgefallenen Baum an einem Fluss in<br />

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