Dukedom Mullgrove - Die Schatulle (Leseprobe)
Dukedom Mullgrove - Die Schatulle (Leseprobe) Ein historischer Liebesroman von Mercedes Casemer Taschenbuch: 152 Seiten, Euro (D) 9.49, ISBN 978-3-911352-13-0 E-Book: Euro (D) 1.99, ISBN 978-3-911352-07-9 Lucie Huyley, die Tochter eines Pächterehepaares, schwebt im siebten Himmel, als ihr der junge Baron Fingal einen Heiratsantrag macht. Ihre ganze Welt bricht zusammen, als sie zufällig erfährt, dass sie nur ein Pflegekind ist. So wollen ihre vermeintlichen Eltern ausschließlich Kapital aus ihrer bevorstehenden Verbindung schlagen. Zutiefst erschüttert läuft Lucie davon. Auf dem Weg nach London, um ihre leiblichen Verwandten zu suchen, erleidet sie einen Unfall. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Obhut der Duchess of Mullgrove. Die Duchess of Mullgrove beginnt daraufhin, das Gefecht von Lügen, Intrigen, Schulden, unerfüllter Liebe und einer verkauften Tochter zu entwirren. »Eine weitere herzerwärmende Romanze aus der Liebesromanreihe Dukedom Mullgrove« Erhältlich als Taschenbuch & E-Book
Dukedom Mullgrove - Die Schatulle (Leseprobe)
Ein historischer Liebesroman von Mercedes Casemer
Taschenbuch: 152 Seiten, Euro (D) 9.49, ISBN 978-3-911352-13-0
E-Book: Euro (D) 1.99, ISBN 978-3-911352-07-9
Lucie Huyley, die Tochter eines Pächterehepaares, schwebt im siebten Himmel, als ihr der junge Baron Fingal einen Heiratsantrag macht.
Ihre ganze Welt bricht zusammen, als sie zufällig erfährt, dass sie nur ein Pflegekind ist. So wollen ihre vermeintlichen Eltern ausschließlich Kapital aus ihrer bevorstehenden Verbindung schlagen. Zutiefst erschüttert läuft Lucie davon.
Auf dem Weg nach London, um ihre leiblichen Verwandten zu suchen, erleidet sie einen Unfall. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Obhut der Duchess of Mullgrove.
Die Duchess of Mullgrove beginnt daraufhin, das Gefecht von Lügen, Intrigen, Schulden, unerfüllter Liebe und einer verkauften Tochter zu entwirren.
»Eine weitere herzerwärmende Romanze aus der Liebesromanreihe Dukedom Mullgrove«
Erhältlich als Taschenbuch & E-Book
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Dies ist ein Auszug aus dem Buch:
Mercedes Casemer
Dukedom Mullgrove - Die Schatulle
Ein historischer Liebesroman
Erschienen 2024 bei Everweard Publishing
www.everweard.com
Erhältlich als E-Book und Taschenbuch
Auf der Website des Verlags finden Sie
weitere Informationen zum Buch:
hps://eplnk.com/schatulle
Erhältlich beim Verlag, im Buchhandel oder im Internet.
Dukdom Mullgrove –
die historische Liebesromanserie von
Mercedes Casemer
Weitere Informationen zur Serie:
hps://eplnk.com/mullgrove
Mercedes Casemer
Dukedom Mullgrove
–
Die Schatulle
Roman
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Die Personen und die Handlung sind frei erfunden.
Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder
lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
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Friedrich-Naumann-Allee 29, 19288 Ludwigslust
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Everweard Publishing ist ein Imprint
von Everweard Media & Publishing
Satz, Layout, Umschlaggestaltung: FRB
Umschlagabbildung:
KI-Generiert mit Stable Diffusion, überarbeitet von FRB
Printed in Europe
ISBN: 978-3-911352-13-0
1. Auflage
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Es war eine mondhelle Nacht. Das Mondlicht
tauchte den See in silbernes Licht und die Wellen
kräuselten sich im Wind. Der Wind kam
aus dem Westen von der Küste zur Irischen See. Er war
frisch. Die Blätter der Bäume im Park um den See
rauschten im Wind. Musik wehte aus dem großen
Ballsaal des Schlosses herüber. Es ging schon auf
Mitternacht zu. Viele der älteren Hochzeitsgäste
hatten sich schon zurückgezogen. Die jungen Leute
tanzten begeistert Polka und mittendrin das glückliche
Brautpaar. Die junge Braut war eine Verwandte der
Duchess of Mullgrove, eine Großnichte. Dass sie mit
dem Mann ihres Herzens vormittags zum Traualtar geschritten
war, hatte sie in gewisser Weise der Duchess
zu verdanken, die mit geschickter Familienpolitik die
Heiratspläne der Eltern der Braut durchkreuzt hatte.
Diese sahen für ihre Tochter eine arrangierte Ehe vor.
So war es selbstverständlich, dass Lady Honoria zur
Hochzeit nach Schottland gekommen war.
Lady Honoria Celestine Ahimsa, die Duchess of
Mullgrove, ging am Rand des Teiches spazieren. Sie
dachte über den Tag nach, lächelte, wenn sie an die
Brautleute dachte, und freute sich, dass es ihr wieder
einmal gelungen war, zwei liebende Herzen für ein
ganzes Leben zu vereinen. Es war ein herrliches Fest,
das immer noch andauerte mit vielen hundert Gästen
aus dem Adel und dem Hochadel aus England,
Schottland, Irland, dem Kontinent, und sogar aus den
Kolonien waren sie gekommen.
Ein Bootssteg führte weit hinaus in den See. Rechts
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und links davon schaukelten die Boote. Lady Honoria
ging auf den Steg. Hier war der Wind noch stärker.
Sie drehte ihr Gesicht in den Wind und schloss die
Augen. Sie atmete tief ein. Wie erfrischend, dachte
sie, wenn sie an die Wärme und das Gedränge im großen
Ballsaal dachte. Dann hörte sie, wie jemand in
der Nähe hustete. Sie schaute sich um.
In einem der Boote saß ein Mann. Sie ging auf ihn zu.
»Guten Abend, Lady Honoria«, grüßte er und
stand im Boot auf, das sofort bedenklich schwankte.
»Oh, guten Abend, Baron William! Sie fallen
gleich ins Wasser. Das wäre sehr schlecht, zumal sie
einen solch bösen Husten haben.«
William Baron of Asburnham kletterte vom Boot
zurück auf den Steg. Er verbeugte sich tief.
»Madam, ich danke Ihnen für die Fürsorge. Dies
ist sicherlich gut gemeint, aber es besteht kein Anlass.
Mein Husten diente nur dazu, mich bemerkbar
zu machen.«
»Und was tun Sie hier draußen? Alle jungen Leute
sind beim Tanz. Seit Stunden hopsen sie zu Polkaklängen
über das Parkett. Eine wohl höchst vergnügliche
Angelegenheit für junge Leute.«
Der Wind nahm zu und der Mond verschwand hinter
einer dicken Wolke. Die ersten Regentropfen fielen,
dicke schwere Regentropfen.
»Madam, kommen Sie! Dort beim Bootshaus finden
wir Schutz.«
Baron William ergriff die Hand der Duchess und
zog sie fort. Im letzten Augenblick, bevor der Sturm
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losbrach, erreichten sie das Bootshaus. Der junge Baron
schob die Duchess durch die Tür und zog diese
mit viel Kraft zu. Das Bootshaus war leer, da alle
Boote draußen auf dem See lagen. Im Schein der
dicht aufeinanderfolgenden Blitze entdeckte der Baron
einige Sturmlaternen. Er zündete sie an und
stellte sie auf eine Seemannskiste. Auf zwei weiteren
Kisten nahmen sie Platz.
»Das haben wir ja gerade noch einmal geschafft.
Danke für Ihre Hilfe, Baron William.«
»Gern geschehen, Lady Honoria! Ein Gewitter ist
nichts Angenehmes. Ich hoffe nur, dass es daheim
auf Asburnham auch etwas regnet. Die Felder sind so
trocken. Es gab viel zu wenig Regen in den letzten
Wochen. Sehr außergewöhnlich für Südengland, finde
ich.«
»Ja, es war sehr trocken! Wir wollen hoffen, dass
es dort auch regnet, der Blitz aber nicht einschlägt.
Zu viel sollte es aber auch nicht regnen, sonst versinken
die Räder der Kutschen im Morast auf dem
Heimweg morgen und übermorgen.«
»Sicherlich, sicherlich, Madam! Das wäre sehr
bedauerlich für alle, die mit der Kutsche gekommen
sind.«
»Sind Sie nicht mit der Kutsche angereist?«
»Nein! Ich kam per Pferd. Mein Gepäck hatte ein
Jungendfreund mitgenommen, der mit seiner Frau
und den Kindern schon vor einigen Tagen mit mehreren
Automobilen anreiste. Mit Familie und Kindern,
den Nurses und einigen Dienern ist so eine Anreise
etwas umfangreicher als bei mir. Ich überlege
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zurzeit. Vielleicht lege ich mir auch ein Automobil
zu. Gehören Automobile zu Ihrem Fuhrpark?«
»Ja, ich verfüge hier oben in Schottland auf Mullrove
Castle, dem Stammsitz der Familie meines Mannes,
über mehrere Automobile. Auch zu Mullgrove
Palace gehören Automobile. Mein Mann ist von Automobilen
begeistert. Jedesmal, wenn er zu Besuch
kommt, schafft er ein weiteres ›Blechpferd‹ an, wie
ich diese Vehikel nenne«, schmunzelte die Duchess.
»Er hat Freude daran. Kurvt mit Gleichgesinnten
durch die Gegend. Ich bleibe bei Pferd und Kutsche.«
Lady Honoria lächelte.
»Warum sind Sie nicht im Ballsaal?«, fragte sie.
Er zögerte mit der Antwort und war froh, dass gerade
einige heftige Blitze, gefolgt von schwerem Donner,
die Stille zerrissen.
»Klingt, als sei das Gewitter genau über uns. Es
hörte sich an, als hätten die Blitze ganz in der Nähe
eingeschlagen. Ich schätze, der Sturm hat jetzt seinen
Höhepunkt erreicht. Einige im Park sind vielleicht
nass geworden. Hoffentlich erreichten sie rechtzeitig
das Schloss. Doch diese Abkühlung ist sicherlich
wohltuend. Es war sehr warm im Ballsaal. Deshalb
suchte ich am See nach Erfrischung«, antwortete er.
»In einigen Kolonien ist es wärmer und schwüler.
Ein junger Mann sollte so ein bisschen Wärme im
Ballsaal aushalten können, oder?«
Der junge Baron räusperte sich verlegen. Die Duchess
fuhr fort:
»Und wenn ein junger Mann der Wärme eines
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Ballsaales entflieht, dann doch niemals alleine, sondern
in Begleitung einer hübschen jungen Dame.
Warteten Sie im Boot auf die Dame, die vielleicht alleine
kommen wollte zum romantischen nächtlichen
Stelldichein? Wenn dem so ist, dann müssten wir etwas
unternehmen, denn vielleicht hat sie in der
Nähe unter einem Baum Schutz gesucht.«
Der Baron räusperte sich erneut.
»Nein, ich erwartete niemand. Ich war allein.«
»Das ist ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich! Und
macht mich neugierig. In meinem Alter gehört Neugierde
noch zu den wenigen Vergnügungen, denen
man frönen kann. Also, bekamen Sie einen Korb, Baron
William?«
»Nein!«
»Nein? Hören Sie einmal, Baron William! Sie stellen
die Gesetze auf den Kopf. Vom Alter her könnte
ich Ihre Mutter sein. Statt meiner sollte hier eine junge
Dame sein, die bei jedem Blitz und Donner um
Schutz suchend in Ihre Arme flüchtet. Aber Sie haben
nicht einmal einen Korb bekommen. Das heißt,
Sie haben nicht versucht, wenigstens mit einem dieser
reizenden Geschöpfe dort drin anzubändeln? Du
gütiger Himmel! Wie soll da das Empire in Zukunft
bestehen, wenn junge Männer im besten jungen
Mannesalter sich nicht einmal einen Korb holen?«
»Wie darf ich das verstehen?«
»Als Tadel, Baron William! Junge Frauen haben so
etwas wie ein Anrecht, von den jungen anwesenden
Männern auf Bällen in den Park geführt zu werden.
Diese Spaziergänge im Mondenschein gehören dazu.
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Wissen Sie dies nicht, Baron William? Später erzählen
sie als Mütter dann ihren Töchtern davon und
träumen von der Zeit der Romantik.«
Verlegen zupfte der Baron an seinen Handschuhen
so, als wolle er sicher sein, dass sie gut sitzen.
»Draußen tobt ein Gewitter. So schnell entkommen
Sie mir nicht. Also, warum saßen Sie alleine im
Boot? Antworten Sie oder soll ich raten? Wir können
ein Spiel daraus machen.«
Baron William lächelte die Duchess an.
»Ein Spiel, warum nicht? Vielleicht wird es
amüsant.«
»Gut! Erste Möglichkeit: Liebeskummer!«
»Möglich!«
»Weil die Dame Ihres Herzens nicht auf dem Fest
ist?«
Er schwieg. Der Donner grollte nur noch aus der Ferne
und die Blitze wurden seltener und schlugen auch
entfernter ein.
»Baron William! Ich kann es doch sehen, dass Sie
nicht glücklich sind. Das finde ich sehr bedauerlich.
Wir haben beide heute ein glückliches Brautpaar gesehen.
Die beiden mussten sehr um ihre Liebe kämpfen.
Erst als die Braut sich an mich wandte, konnte
ich den beiden helfen. Ich habe nun einmal ein Herz
für junge Verliebte und junge Leute überhaupt. Also,
was bedrückt Ihr junges Herz? Gibt es da jemand?«
Baron William seufzte leise.
»Ja! Aber das ist lange her! Damals waren wir fast
noch Kinder. Wir waren jung und fanden auf einem
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Sommerfest aneinander Gefallen. Es war eine wunderschöne
Zeit. Wir ritten zusammen aus, heimlich
versteht sich. Wir waren zusammen am Fluss. Sie
war einige Jahre jünger als ich.«
Aus dem Baron sprudelte alles hervor. Es tat ihm
wohl, sich einmal alles von der Seele zu reden, mit
jemand darüber zu sprechen. Noch niemals hatte er
mit jemand darüber gesprochen.
»Die Ländereien ihres und meines Vaters waren
nicht weit voneinander entfernt. Wir mochten uns
sehr. Für uns war es eigentlich klar, dass wir für immer
zusammengehören. Es war mehr als Schwärmerei.
Die Zeit, bis wir endlich erwachsen wären, schien
uns endlos. Wir zählten die Jahre, die Monate, die
Tage. Ihr Vater war oft monatelang in London. Ihre
Mutter war kränklich nach der Geburt des wesentlich
jüngeren Bruders. Sie hatte viel Freiheit. So trafen wir
uns oft auch nachts am See, zumindest während der
Sommerzeit, wenn die Familie auf dem Landgut weilte,
dann lag sie in einem Boot in meinem Arm und
wir schauten still hinauf zu den Sternen.«
Er schluckte, schaute zu Boden und sagte leise:
»Dann eines Tages, es geschah nur zwei Tage
nach ihrem sechzehnten Geburtstag. Wir trafen uns
oft im kleinen Wäldchen an einem Grenzstein. Dort
fand ich einen Zettel. Es stand nur wenig drauf. Sie
schrieb, dass sie gehen müsse. Dass sie mich niemals
im Leben vergessen werde. Ich sollte sie so in
Erinnerung behalten. Sie äußerte die Bitte, ja sie
flehte, dass ich sie niemals suchen solle, noch Fra-
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gen stellen. Dann schrieb sie noch, was immer sie
erleben werde, in Gedanken und in ihrem Herzen
werde ich sie immer begleiten und für einen anderen
sei kein Raum. Ich suchte sie, befragte Freundinnen
von ihr. Keine konnte mir etwas über ihren
Aufenthaltsort und ihr Schicksal sagen. Sie rätselten
genauso wie ich.«
Der Sturm war jetzt weiter gezogen. Draußen fiel
nur ein gleichmäßiger Sommerregen.
»Ich habe sie bis heute nicht wiedergesehen. Ich
konnte mich nie in eine andere Frau verlieben. In
Gedanken vergleiche ich alle mit ihr. Keine ist so wie
sie.«
»Natürlich! Kein Mensch gleicht einem anderen.
Aber es liegt nicht an den Äußerlichkeiten. Ihr Herz
ist nicht frei, Baron William. Sie können, Sie werden
sich erst wieder verlieben, wenn Ihr Herz frei ist.
Wie alt sind Sie?«
»Mitte dreißig! Und ich benehme mich wie ein
junger Backfisch, Madam! Mein Verhalten ist meinem
Alter nicht angemessen, das weiß ich. Bitte entschuldigen
Sie.«
»Ihr Verhalten ist einer großen Liebe angemessen.
Das Verhalten und die Empfindungen von Liebenden
werden nicht vom Alter bestimmt. Die Liebe macht
ihre eigenen Gesetze und Regeln, nach denen die
Menschen dann handeln. Und dies ist auch gut so.
Wäre es nicht so, wer weiß? Vielleicht wäre dann das
Empire menschenleerer.«
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»Wissen Sie, Lady Honoria, als Kind habe ich meinen
älteren Bruder immer beneidet. Er ist der Erstgeborene,
der Erbe. Ich fühlte mich meinem Zwillingsbruder
immer unterlegen, um zehn Minuten. Jetzt
bin ich froh, dass ich nicht der Ältere bin. Er ist verheiratet
und hat eine reizende Frau und drei fröhliche
Kinder. Ich kann mir Zeit lassen. Ich muss keine
Frau finden. Ich muss nicht heiraten.«
»Ich verstehe! Da es die große Jugendliebe nicht
sein kann, soll es keine sein – besser gesagt – es
kann keine sein. Keine andere Frau wird Ihr Herz anrühren
können.«
»Ja, es kann keine andere sein! Eigentlich sollte
mein Bruder zur Hochzeit fahren. Aber die Kinder sind
krank geworden und alleine wollte er nicht reisen. Seine
Gattin wollte bei den Kindern bleiben. So bat er
mich, das Haus of Asburnham zu vertreten. Deshalb
bin ich hier. Ich gehe nicht gerne zu Festen, auf denen
getanzt wird und es viele junge Damen gibt. Ich muss
immer denken, wie schön es wäre, mit ihr zu tanzen.
So ging ich zum See und setzte mich in ein Boot, um
ihr in Gedanken und Erinnerung nah zu sein.«
Die Duchess of Mullgrove war gerührt.
»Sie wollen mir nicht den Namen der jungen Frau
nennen, Baron William? Vielleicht könnte ich versuchen
… Nachforschungen … Damit Sie wenigstens
wissen, wie es ihr geht.«
»Danke, Madam, für Ihre Freundlichkeit. Aber
das möchte ich nicht. Sie bat mich, davon abzusehen.
Diesen einen Wunsch wenigstens möchte ich
ihr erfüllen.«
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»Ich verstehe! Ihr Geheimnis wird bei mir in guten
Händen sein. Vielleicht finden sie beide doch noch
zusammen. Das Leben macht oft seltsame und für uns
Menschen unverständliche Umwege.«
»Ich danke Ihnen, dass Sie mir zuhörten. Zum ersten
Mal habe ich mit jemandem darüber gesprochen. Es ist
nicht leicht. Meine Eltern und mein Bruder wundern
sich über mich und gelegentlich kommen dann schon
mal Anspielungen. So in dem Sinne, willst wohl ein
ewiger Junggeselle bleiben, oder sogar, dass sie vermuten,
es stimme etwas nicht mit mir.«
Er wechselte das Thema:
»Der Regen hat aufgehört.«
Er öffnete die beiden Flügel der Tür des Bootshauses.
Frische und sehr kühle Luft strömte herein.
Beide empfanden dies als sehr angenehm, denn die
Luft im Bootshaus war stickig.
»Ich glaube, wir können zurückgehen.«
»Ja, das werden wir tun.«
Der Baron löschte die Lampen. Sie gingen nebeneinander
zurück zum Schloss. Die Musik setzte wieder
ein und eine bekannte Polkamelodie drang an
ihre Ohren.
* * *
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Lucie schlich barfuß durch das Haus. Sie
lauschte an der Schlafzimmertür der Eltern.
Ewen und Wanda Huxley schliefen fest. Lucie
kannte jede Bodendiele des ausgetretenen Holzbodens
in dem alten Farmhaus. Sie wusste sogar in der
Dunkelheit, wo sie auftreten konnte, ohne dass die
Holzbretter ihr erschreckendes Knarren in die Stille
der Nacht entließen. Weil die Haustür immer in den
Angeln quietschte, stieg sie aus einem Fenster in der
Küche. Sie huschte über den Hof und verschwand
auf dem schmalen Pfad, der zwischen den Nebengebäuden
in die Felder führte. Sie lief schnell. Sie rannte
der Baumgruppe entgegen, die weiter hinten unterhalb
des kleinen Hügels stand. Der Wind wiegte
sanft die Ähren. Ihr langes blondes Haar wehte offen
im Wind. Im Schutz der Nacht hatte sie mit beiden
Händen ihren Rock weit angehoben bis über die
Knie. So konnte sie schneller laufen.
Er kam ihr entgegen und fing sie mit seinen Armen
auf. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und
barg den Kopf an seiner Schulter. Er hob sie hoch
und drehte sich mit ihr im Kreis.
»Du bist heute später, Lucie!«
»Es ging nicht früher. Eine der Milchkühe hat am
späten Nachmittag ein Bullenkalb geworfen. Die übrige
Arbeit konnten wir ja nicht liegen lassen. Es war
eine schwierige Geburt. Das Kalb ist sehr kräftig.
Wir hatten Angst, dass es Komplikationen gibt. Doch
dann ging alles gut. Es hat nur lange gedauert, bis es
endlich da war. Es wird ein wunderbarer Bulle werden.
Wir kamen alle später ins Bett und bis die Eltern
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eingeschlafen waren, dauerte. Erst dann konnte ich
mich aus dem Haus schleichen.«
Sie setzten sich unter die Bäume. Lucie kuschelte
sich in seinen Arm. Dann saßen sie still beieinander.
Fingal spielte mit den blonden Locken von Lucie.
»Welch wunderschönes Haar du hast!«
Zärtlich liebkoste ihre Hand seine Wange.
»Deine Hände sind rau und hart, Lucie. Ich werde
dir eine Salbe bringen.«
»Nein, tue das nicht, Fingal. Das würde auffallen.
Man würde es bemerken und fragen, woher ich
diese habe.«
»Du hast so viele Schwielen.«
»Das ist eben so, wenn man die Tochter eines
Pächters ist. Da muss man mit zupacken. Ich verspreche
dir aber, dass ich die Hände öfter mit Öl oder
Melkfett einreibe.«
»Und du solltest Schuhe tragen. Auch deine Füße
leiden.«
»Mich rührt es, wie besorgt du um mich bist,
liebster Fingal. Doch nun wollen wir schweigen und
die Nacht genießen.«
Sie legte den Finger auf seine Lippen. Er zog sie
fester in seine Arme und küsste sie.
Es tat ihr wohl, welche Fürsorge er ihr zuteil werden
ließ. Noch niemals hatte sich jemand gesorgt,
dass ihre Hände rau, spröde und rissig waren von der
vielen Arbeit in Haus, Stall, Garten und auf den Feldern.
Im Sommer lief sie lieber barfuß, denn die Pantoffeln
aus hartem Leder mit den dicken Sohlen aus
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Holz waren schwer und scheuerten ihre Füße wund.
Sie hatte sich immer gefragt, wie sie sich wohl anfühlen
mögen, diese Schuhe der feinen Damen aus
dünnem, weichen Leder mit Innenfutter aus Seide.
Sie kannte nur drei Frauen, die immer Schuhe trugen.
Da war die Frau des Pfarrers, die Lehrerin und
natürlich Fingals Mutter, die Baroness of Etherose.
»Liebster, ich muss gehen! Beim ersten Hahnenschrei
ist die Nacht um.«
Sie standen auf, umarmten sich noch einmal innig
und dann rannte Lucie davon. Sie nahm den Weg, auf
dem sie gekommen war, und erreichte ihre Kammer
unter dem Dach des kleinen Pächterhauses, ohne
dass es jemand bemerkte. Fingal hatte ihr nachgesehen,
bis die Dunkelheit ihre Konturen verschlungen
hatte. Er seufzte, dann stieg er auf sein Pferd und ritt
zurück zu Etherose Manor. Er sah nicht, dass sein
Vater in der Dunkelheit am Fenster stand und ihn
heimkommen sah.
Am nächsten Morgen schnitt Baron Clerk of Etherose
das Thema beim Frühstück an.
»Fingal, wer ist die junge Dame deines nächtlichen
Stelldicheins?«
Der junge Baron verschluckte sich am Tee und
musste husten. Sein Vater und seine Mutter, Baroness
Willa, schmunzelten.
»Wie darf ich diese Frage verstehen, Vater?«
»Nun stell dich nicht so unwissend, Junge. Seit Wochen
reitest du nachts immer aus. Du verlässt Etherose
Manor kurz vor Mitternacht und kommst kurz nach ein
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Uhr zurück. Fingal, ich war auch einmal in deinem Alter
und deine Mutter ebenso. Ich verließ auch jede
Nacht Etherose House, um mich mit der Liebsten meines
Herzens zu treffen, deiner Mutter.«
Der Baron warf seiner Frau einen liebevollen
Blick zu, ergriff deren Hand und küsste sie.
»Die Geschichte wiederholt sich immer in jeder Generation.
Damals stellte mich nach einigen Wochen
dein Großvater ebenso zur Rede. Und du wirst es mit
deinem Sohn eines Tages auch so halten. Du bist zwanzig
Jahre alt. In diesem Alter ist Liebe und alles, was danach
noch so kommt, wichtig und ganz natürlich. Wir
haben darüber geredet, deine Mutter und ich. Wir denken,
du triffst dich mit einer jungen Frau aus dem Dorf.
Sonst könntest du nicht so schnell wieder zurück sein.
Also, können wir erfahren, wer es ist?«
Der junge Baron war sehr verlegen.
»Nun geniere dich nicht, uns davon zu erzählen.
Dein Vater hat dir ja gesagt, dass wir es auch so
machten. Wir trafen uns immer bei der Baumgruppe
unten am Hügel. Auf der Rückseite des dritten Baumes
von rechts hat dein Vater oben in einen Ast die
Anfangsbuchstaben unserer Namen geritzt. Das
musst du dir mal ansehen bei Tageslicht. Klettere
einmal hinauf und schau, ob man die Buchstaben
noch erkennen kann. Es würde mich freuen, Fingal.«
»Ja, die Baumgruppe unten am Hügel, die kenne
ich gut.«
Er lächelte und schob sich einen Bissen in den
Mund, um Zeit zu gewinnen. Er kaute sorgfältig und
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tupfte sich dann die Lippen ab, bevor er zu sprechen
begann.
»Vater, erinnern Sie sich, dass Sie mich zu Beginn
des Frühlings zu einem unserer Pächter geschickt
hatten, zu Ewen Huxley? Er war nicht zu Hause, seine
Frau war auch mit auf den Feldern. Nur seine
Tochter Lucie war im Haus. Da lernte ich sie näher
kennen. Ich fing sie danach ein paarmal ab, wenn sie
alleine von den Feldern heimging. Sie ist ein nettes,
junges Mädchen. Ich mag sie sehr.«
Dann kam der junge Baron Fingal ins Schwärmen.
»Sie ist hübsch, hat wunderschönes blondes Haar,
sehr ebenmäßige Gesichtszüge. Sie ist nicht zu klein
und nicht zu groß. Und sie hat einen sehr angenehmen
Charakter. Sie ist still und in sich gekehrt, eher würdevoll.
Sie tut alles mit Ruhe und Überlegung. Sie ist sehr
vernünftig. Jede Nacht ermahnt sie mich, dass sie gehen
muss, da schwere Arbeit am nächsten Tag auf sie
wartet. Sie arbeitet hart, das kann ich an ihren Händen
erkennen. Sie sind voller Schwielen und Risse. Die Fingernägel
sind oft eingerissen. Sie klagt aber nie.«
Fingals Eltern warfen sich Blicke zu. Seine Mutter
nickte ihrem Mann zu.
»Lucie Huxley ist eine nette junge Frau, Fingal.
Wie alt ist sie?«
»Sechzehn, Vater!«
»Noch sehr jung!«
»Clerk, erinnern Sie sich bitte, ich war nicht älter,
als wir uns trafen«, warf seine Mutter ein. »Fingal ist
vier Jahre älter. Das ist ein guter Altersunterschied,
sogar ein wenig mehr als bei uns.«
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»Willa, ich machte nur eine Feststellung. Es war
kein Tadel.«
»Dann sage es auch nicht, Clerk. So, lass mich
jetzt einmal reden!«
Willa, Baroness of Etherose, schaute ihren einzigen
Sohn liebevoll an.
»Fingal, uns ist nicht verborgen geblieben, dass
dir Lucie gefällt. Beim sonntäglichen Gottesdienst
hast du vom Chorgestühl aus immer wieder hinauf
zur Empore geschaut, wo der Kirchenchor steht. Die
Männer und Frauen im Chor sind alle älter bis auf
Lucie. Da zählten wir eins und eins zusammen.«
»So leicht habe ich mich verraten, Mutter?«
»Dein Vater und ich haben ausführlich darüber
gesprochen. Und dein Vater hat dir etwas zu sagen,
Fingal.«
»Ja, Junge, das habe ich. Deine Mutter und ich
freuen uns, dass du offensichtlich gewillt bist, die ungeschriebene
Tradition fortzusetzen. Seit vier Generationen
haben die Barone von Etherose sich ihre
Frauen unter den Töchtern ihrer Pächter gesucht.
Dein Ururgroßvater, dein Urgroßvater, dein Großvater
und ich sind damit sehr gut gefahren und sehr
glücklich geworden. Ich und deine Mutter haben keine
Einwände, wenn du ihrem und unserem Beispiel
folgst. Es hat sich zum Segen entwickelt, wenn die
Frauen von hier waren. Das stärkt die Verbundenheit
zwischen den Eheleuten und auch zwischen Etherose
und den Pächtern im Allgemeinen. Somit heißen
wir deine Wahl gut. Insbesondere da diese Lucie
Huxley wirklich eine ausgesprochene Schönheit ist,
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und sie hat wirklich einen guten Charakter. Ich habe
mich natürlich erkundigt bei unserem Reverend. Er
konnte nur Gutes berichten. Leider lebt der alte Reverend
nicht mehr, dieser hätte wohl mehr sagen
können. Die Huxleys wurden Pächter wenige Wochen,
nachdem Lucie geboren war. Sie kamen aus
London. Dort hatten wohl beide in einer Fabrik gearbeitet.
Als dann Lucie geboren war, wollten sie aus
der Enge und dem Schmutz der Stadt aufs Land und
wurden Pächter. Dein Großvater war damals skeptisch,
als Ewen Huxley nach Pachtgrund nachfragte.
Er war aber Sohn eines Pächters und konnte deinen
Großvater davon überzeugen, dass er etwas von
Ackerbau und Viehzucht verstand. Außerdem konnte
er die Pacht für ein Jahr im Voraus bezahlen. Normalerweise
zahlen die Pächter die Pacht im Nachhinein,
einen Tag nach dem Erntedankfest. Ewen
Huxley bezahlt die Pacht bis zum heutigen Tag immer
im Voraus. Das zeigt, dass Lucie in einer Familie
aufgewachsen ist, in der man mit Geld umgehen und
auch wirtschaften kann. Das ist ein Vorteil für dich,
Fingal. Ich halte Lucie nicht für verschwenderisch,
sondern vielleicht eher für zu sparsam. Aber sie wird
es lernen, was es heißt, eine Baroness zu sein. Deine
liebe Mutter hat dies auch schnell gelernt.«
»Deine Großmutter hat mich ein Jahr unter ihre
Fittiche genommen. Wenn es dir recht ist, werde ich
diese Tradition fortsetzen, Fingal.«
»Willa, zuerst sollten wir klären, ob Fingal schon
mit Lucie über die Zukunft gesprochen hat? Nun,
wie ist es, Sohn?«
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»Nein, wir haben noch nicht über die Zukunft gesprochen,
aber es herrscht eine große Harmonie zwischen
uns. Ich hatte mir vorgenommen, zuerst mit
Ihnen zu sprechen, Vater und auch mit Ihnen,
Mutter.«
»Zu welchem Zeitpunkt wolltest du das tun?«
»Ich dachte, so Ende des Sommers, wenn die Ernte
eingebracht ist und es ruhiger ist. Dann kommen ja
auch Herbst und Winter, eine schlechte Jahreszeit
zum Stelldichein bei der Baumgruppe.«
Die Eltern schmunzelten. Der Baron bemerkte anerkennend:
»Ich sehe, mein, pardon… unser Sohn geht strategisch
vor wie ein Feldherr. Gefällt mir, gefällt mir
gut. Was meinen Sie dazu, Willa?«
»Bis dahin nehme ich mich schon einmal Lucie an,
diskret natürlich. Doch du solltest schon einmal mit
ihr sprechen, Fingal. Du musst dir sicher sein, dass
sie dich auch will.«
»Willa, warum sollte Lucie Fingal nicht wollen?
Was redest du da?«
»Zürne nicht, Clerk! Ich kann mich gut in Lucie
hineinversetzen, da ich auch einmal vor der Entscheidung
stand. Ich gestehe dir heute, dass ich
ziemliche Angst hatte, mein Jawort zu geben. Ich als
einfache Tochter eines kleinen Pächters und du der
einzige Sohn des Barons und Lehnsherrs! Aber deine
Mutter war ganz reizend zu mir und half mir sehr. So
werde ich es auch mit Lucie machen. Wenn du denn
willst, Fingal?«
Fingal schaute seine Mutter ungläubig an.
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»Sie hatten Angst, Mutter?«
»Oh ja, mein Junge! Große Angst vor Etherose,
deinem Großvater und deiner Großmutter. Sie sahen
beide sehr streng aus, besonders deine Großmutter.
Dann erkannte ich schnell, dass sie eine großzügige
und warmherzige Frau ist. Ich lernte den Unterschied
im Umgang mit den Bediensteten, den Pächtern
und dem Adel kennen.«
»Ich werde mit Lucie sprechen, gleich heute Nacht.«
»Tue das, mein Junge, und viel Glück! Ich hatte es
dabei ziemlich schwer, musste sehr um deine Mutter
kämpfen.«
»Warum denkt ihr Männer immer, dass die Frauen
so leicht ja sagen. Wir wollen erobert werden. Wir
wollen doch sicher sein, dass ihr es ernst meint und
nicht nur mit uns spielen wollt. Seit alters her werden
die Töchter von Pächterfamilien gewarnt, sich
mit den Söhnen des Lehnsherrn einzulassen. Meine
Mutter und auch Großmutter und alle Tanten redeten
immer nur davon, dass es auch nur Spiel sein
kann. Das gibt es sicherlich auch und das ist keine
Seltenheit. Manche Söhne aus adeligem Hause werden
gerade zu ermuntert dazu, mit den Töchtern der
Bediensteten und den Töchtern der Pächter kurze
Beziehungen zu haben. Sie sollen sich die Hörner abstoßen
und Erfahrung sammeln. Was dabei herauskommen
kann, das weiß man ja!«
»Willa, wie offen du darüber sprichst! Willst du
damit sagen, dass du damals, als wir …?«
»Damit will ich nichts sagen, Clerk! Ich habe nur
ganz allgemein gesprochen. Schließlich wollen wir
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doch beide, dass Fingal glücklich wird. Ich gebe zu,
dass dies ein Thema ist, das normaler Weise nicht am
Frühstückstisch erörtert wird. Aber unser Gespräch
nahm nun einmal diesen Verlauf, sodass ich es für
sinnvoll erachtete, sofort darüber zu sprechen. Doch
jetzt sollten wir damit abschließen.«
Das taten sie dann auch und wandten sich anderen
Themen zu.
In der folgenden Nacht trafen sich die Liebenden
wieder. Als Lucie in Fingals Armen lag, erzählte er:
»Ich habe erfahren, dass sich meine Mutter und
mein Vater auch immer hier getroffen haben, heimlich.
Mein Vater hat sogar in einen Ast etwas eingeritzt.
Er schnitt ein W für Willa und ein C für Clerk in
die Rinde. Ich war heute Nachmittag bei Sonnenschein
hier und habe es mir angesehen. Die Buchstaben
sind noch gut zu erkennen. Ich könnte daneben
ein L für Lucie und ein F für meinen Namen einritzen.
Wie denkst du darüber, Lucie?«
Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie wagte vor
Glück kaum zu atmen. Dann sagte sie in ruhigem
Tonfall:
»Warum möchtest du das tun, Fingal?«
»Weil du mir gefällst. Sag, kannst du dir vorstellen,
für immer mit mir zusammen zu sein?«
Sie schwieg. Am liebsten hätte sie vor Freude sein
Gesicht mit Küssen bedeckt. Doch sie mäßigte sich.
Sie war froh, dass es Nacht war und er ihre Erregung
nicht sehen konnte.
»Vorstellen kann man sich vieles, Fingal. Allein die
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Zukunft zeigt, ob die Vorstellungen richtig waren.
Schau, ich bin die Tochter eines einfachen Pächters
und du bist der einzige Sohn und Erbe des Barons und
der Baroness of Etherose. Geht das zusammen? Kann
das, darf das zusammengehen?«
Er drückte sie ganz fest an sich.
»Meine Mutter, meine Großmutter, meine Urgroßmutter
und deren Mutter waren alle Töchter von
Pächtern.«
»So?«, bemerkte Lucie erstaunt. »Sie waren nicht
von Adel?«
Fingal, der junge Baron of Etherose, lachte herzlich.
»Nein, sie waren alle nicht von Adel. Sie machten
ihre Männer sehr glücklich und bekamen wunderbare
Kinder. Ich denke, dass du die Nächste in der Reihe
werden könntest.«
»Hast du schon mit deinen Eltern gesprochen?«
»Mein Vater hat bemerkt, dass ich nachts ausreite
und fragte mich, ob ich mich hier treffe. Dann erzählte
er mir, dass er die Liebe zwischen ihm und Mutter hier
verewigt hat«, erzählte Fingal.
Das war zwar nicht gelogen. Er hatte nur den wesentlichen
Teil des Gespräches verschwiegen.
»Fingal, ich kann mir sicher Vorstellungen machen
von einem Leben mit dir. Über meine Eltern
mache ich mir keine Sorgen. Du bist der junge Baron
und welche Eltern haben schon Einwände gegen
die Verbindung ihrer Tochter mit einem jungen Baron?
Doch bevor ich dir endgültig mein Wort gebe,
muss ich wissen – und zwar aus dem Mund von deinem
Vater und deiner Mutter – dass sie mich will-
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Dies ist ein Auszug aus dem Buch:
Mercedes Casemer
Dukedom Mullgrove - Die Schatulle
Ein historischer Liebesroman
Erschienen 2024 bei Everweard Publishing
www.everweard.com
Erhältlich als E-Book und Taschenbuch
Auf der Website des Verlags finden Sie
weitere Informationen zum Buch:
hps://eplnk.com/schatulle
Erhältlich beim Verlag, im Buchhandel oder im Internet.
Dukdom Mullgrove –
die historische Liebesromanserie von
Mercedes Casemer
Weitere Informationen zur Serie:
hps://eplnk.com/mullgrove