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Eric <strong>Bergkraut</strong><br />
HUNDERT<br />
TAGE<br />
IM<br />
FRÜHLING<br />
Geschichte eines AbschieDs<br />
Limmat Verlag<br />
Zürich
Die Zitate in GROssbUchstAben stammen von Ruth Schweikert.<br />
Sie hatte diese überwiegend im Januar / Februar 2023 als Auftragsarbeit<br />
für eine Ausstellung verfasst. Ein paar Zitate stammen<br />
aus nach gelassenen, über Jahrzehnte gehenden Notizbüchern.<br />
Sie sind nicht datierbar.
Es ist, als hätte sich etwas offenbart,<br />
ein Geheimnis, das endlich zutage tritt.<br />
Tage wie Hunde, 2019
Für unsere Söhne
Du, Ruth Schweikert, hast beschlossen, nie mehr über<br />
die Krankheit zu schreiben, die Dich 2015 erstmals getroffen<br />
hat. Dabei ist es geblieben.<br />
Ich bin hier sowohl Beteiligter wie auch beobachtender<br />
Begleiter. Du warst eine Poetin, ich bin kein Poet. Ich bin<br />
es gewohnt, Menschen zu begegnen, Zusammenhänge<br />
zu suchen und daraus Texte oder Filme zu machen.<br />
Meine Aufzeichnungen handeln zunächst von Deinem<br />
Willen zum Leben, ich werde nicht einmal die Bezeichnung<br />
der Krankheit benutzen, die Dich getroffen hat.<br />
Die Aufrichtigkeit rufe ich auf als Begleiterin meiner<br />
Reise. Es kann nicht anders sein, als dass ich dabei an<br />
Grenzen gehe. Genau wie Du es getan hast.<br />
7
i
Ich weiß nicht, ob das Bild vom Soldaten (beziehungsweise<br />
der Soldatin) stimmt. Allein schon, weil ich selber<br />
nie einer gewesen bin. Jedenfalls bist Du aufrecht, diszipliniert<br />
und ohne je zu wanken oder zu zweifeln durch<br />
fünf Monate einer anforderungsreichen Therapie gegangen.<br />
Zu Deinen Nächsten warst Du sanft und zugewandt.<br />
Wir beide hatten eine friedliche Zeit, wir hatten<br />
eine gute Zeit. Vier, fünfmal pro Woche querten wir die<br />
Wälder von Zürich, unser Schritt war forsch, wir waren<br />
bei Kräften. Oft habe ich Dich begleitet ans andere Ende<br />
der Stadt zur integrativen Therapie und Dich dort wieder<br />
abgeholt, manchmal taten dies Freundinnen oder<br />
Freunde. Ein paar Stunden warst Du jeweils dort, meist<br />
am Dienstag, auf einer modernen Station im neuen Teil<br />
von Zürich, nahe der Limmat. Deine Therapie richtete<br />
sich gegen eine neue Erkrankung, die nichts anderes war<br />
als die Wiederkehr der alten.<br />
Alles schien zu klappen. Die Chemie wirkte. Dein<br />
Fasten hatte geholfen. Die Wärmebehandlung auch. Das<br />
zeigten die Bilder. Aber dann kam es anders.<br />
∞<br />
Ich könnte irgendwann beginnen, beinahe. Und irgendwo.<br />
Es bleibt immer ein Ausschnitt, das Fragment eines<br />
Ganzen. Bis hin zum Ende.<br />
∞<br />
11
Ein Nachmittag im März 2023:<br />
Du bist über mehrere Wochen in einem anderen Zürcher<br />
Spital gelegen, heute wurdest Du in die Klinik am Hang<br />
überführt. Es ist ein altes Gebäude am Zürichberg, an<br />
bester Lage, eigentlich eine große Villa, etwas aus der<br />
Zeit gefallen, nicht ganz zweckmäßig, ein bourgeoiser<br />
Charme haftet ihr an, die Gänge scheinen zu verwinkelt<br />
für einen Ort, welcher der Rehabilitation dient, aber<br />
auch unheilbar kranken Menschen eine Zeit lang Aufenthalt<br />
gewährt.<br />
– Ich han gar nöd wele sterbe. Jetz –<br />
22. März<br />
Ich sitze am Bett und singe merci merci zur Melodie eines<br />
Ohrwurms mit dem auch schon schlichten Originaltext<br />
elle court, elle court, la maladie d’amour …: Ein französisches<br />
Chanson, das eigentlich ein Schlager ist.<br />
Ein paar Tränen laufen über Deine Wange. Obwohl<br />
Kitsch nicht Dein Fach ist. Ich hingegen habe gerne ein<br />
wenig Kitsch, ab und zu.<br />
Später sagst Du:<br />
– Bliib bi mir.<br />
23. März<br />
Ich verteile kleine Küsschen auf Deinen Lippen und<br />
sage: Je me promène sur tes lèvres, und Du antwortest:<br />
12
– Vasy!<br />
Zum Abschied schürzt Du Deine Lippen nach vorn, bis<br />
sie auf die meinen treffen. Das war wochenlang nicht<br />
mehr so gewesen. Weil Dir gar keine Bewegung der Lippen<br />
möglich war.<br />
Ich denke an eine Liedzeile von Edith Piaf, die für uns<br />
jetzt passt: Wir haben 29 Jahre gemeinsam verbracht,<br />
wir lieben uns, wir haben uns temperamentvoll gestritten<br />
und wieder versöhnt, sind über Berg und Tal gegangen,<br />
kennen Kummer und Glück, wir haben zusammen<br />
drei Kinder, zwei dazu, deren Vater ich nicht bin, es sind<br />
alles Männer:<br />
Ce n’était parmi tant d’autres<br />
Qu’un pauvre baiser d’adieu …<br />
Ein Kuss zum Abschied, ein halbwegs flüchtiger. Und<br />
doch ist er nicht armselig, er ist besonders: Es gibt eine<br />
Verbesserung Deines Zustandes. Wer hätte das noch erwartet<br />
…<br />
Ich setze mich ins Auto und mache mich auf den Heimweg,<br />
vorbei am See, quer durch Zürich, es warten zwei<br />
Söhne, denen werde ich das erzählen.<br />
∞<br />
13
Manchmal sagte ich zu Dir: Schau mich um die Ecke<br />
herum an. Du hast dann gelächelt, Deine Pupillen um<br />
neunzig Grad gedreht, ohne den Kopf zu bewegen, und<br />
unsere Blicke trafen sich.<br />
Dazu bräuchten Deine grünen Augen nicht so schön<br />
zu sein, wie sie es sind. Es reichte, dass sie so groß sind,<br />
wie sie es sind.<br />
Oft habe ich mich geärgert, wenn Du jemanden nach<br />
dem Weg gefragt oder eine Szene erklärt hast und dabei<br />
haarscharf am Kopf dieser Person vorbeigeschaut hast.<br />
Oder auch im Neunziggradwinkel an ihr vorbei in die<br />
Ferne. Ich fand beides unhöflich. Aber vielleicht schautest<br />
Du nur weg, um besser zuhören zu können. Vielleicht<br />
ging es darum, dass Du alles ganz tun willst: Ganz zuhören,<br />
ganz hinschauen, ganz sprechen.<br />
Mischformen magst Du nicht.<br />
In Deinem Blick lag immer schon alles. Mal ist er scheu<br />
bis zur Unschuld, fast schläfrig. Dann von kompromissloser<br />
Direktheit. Dieses Zusammenspiel hat mir weiche<br />
Knie beschert.<br />
Dein Blick, so wie ich ihn in den letzten Wochen kennengelernt<br />
habe, ist anders: Freundlich, offen und ohne jede<br />
Arg schaust Du in die Gesichter, die sich um Dein Bett<br />
zeigen.<br />
∞<br />
14
24. März<br />
Ich lege meine Hand auf Deinen Bauch und lasse sie<br />
mit Deinem Atem steigen und wieder sinken. Ich lege<br />
sie auf Deinen warmen Handrücken. Ich lege sie quer<br />
auf Deine glatte Stirn. Ich streiche über Deine Brust,<br />
wenig haben Messer, Strahlen und Chemie Deiner<br />
Haut anhaben können, dazu mache ich Dir ein Kompliment.<br />
– Das isch nöd luschtig,<br />
sagst Du.<br />
Was ich dahinter höre: Das ist gut und schön, aber<br />
nicht mehr ganz von meiner Welt.<br />
Selten berichtest Du über Schmerzen, heute schon:<br />
– Es tuet wee.<br />
– Wo?<br />
– Überal.<br />
Am Nachmittag schieben wir Dich im großen schwarzen<br />
Stuhl in den Aufzug, fahren ins Erdgeschoss und<br />
gelangen über einen schmalen Weg auf ein Wiesenstück,<br />
das Richtung Stadt liegt, am Rande des Grundstücks.<br />
Kurz lichten sich die Wolken, die Sonne spielt<br />
auf Deinem Gesicht, Du lachst unter Deiner Mütze aus<br />
dicker, mehrfarbiger Wolle. Die hast Du selber gestrickt,<br />
es ist nicht lange her.<br />
15
∞<br />
An der Löwenstraße, ein paar Wochen zuvor. Du steigst<br />
aus dem Auto, beschwerlich nur, Dein Gang ist langsam,<br />
schwankend. Ich habe natürlich versucht, Dich zu<br />
Hause zu behalten. Nein, Du willst nach Biel fahren,<br />
auch die Fortbildung am Nachmittag noch mitmachen,<br />
das Literaturinstitut liegt Dir am Herzen, vielen Studentinnen<br />
und Studenten hast Du auf den Weg geholfen.<br />
Den ganzen Tag über erwarte ich den Anruf, der Deinen<br />
Zusammenbruch meldet, er kommt nicht.<br />
Kurze Zeit später. Du bist bereits krankgeschrieben, aber<br />
Du willst – wie geplant – Deine Stelle kündigen. Du bist<br />
sicher, bald wirst Du wieder arbeiten und auf dem freien<br />
Markt Dein Leben verdienen, eine schon in den Raum<br />
gestellte Kündigung, nein, sie wird nicht zurückgezogen,<br />
nur wegen einer Krankheit, die bestimmt vorübergehend<br />
ist und die vielleicht ja gar keine ist.<br />
in Den beRGen DeR hOFFnUnG WOhne<br />
ich UnD MÖchte DORt WOhnen bLeiben<br />
Später wird einer Deiner Söhne Dir sagen: Alles ist gut,<br />
ich stelle mich auf alles ein. Aber warum hast Du uns<br />
nicht früher gezeigt, gesagt, was Du in Dir doch gespürt<br />
hast?<br />
Es stimmt, ich ließ Dich ziehen, bis fast zuletzt. Es war<br />
anders nicht möglich, Du wolltest es so. Es war Dein<br />
RuthSchweikertWeg.<br />
16
∞<br />
Die Chemo war abgeschlossen gewesen, auf den Bildern<br />
von Anfang Januar war nichts mehr zu sehen von dem<br />
Bösen, gar nichts, das Blutbild war gemäß Deinem sMs,<br />
«tiptop ;))». Also waren Deine Langsamkeit und die<br />
Behinderung im Arm die Nebenwirkungen der Therapie,<br />
die im Nachhinein doch noch aufkamen. Wir beide<br />
wollten jetzt befreit leben, uns nicht dauernd sorgen …<br />
nach vorne schauen … wir könnten zusammen wegfahren<br />
und etwas feiern … aber eng verbunden, wie wir Wochen<br />
lang durch die Zeit gingen: Jeder sollte jetzt auch für<br />
sich sein, ein wenig.<br />
Also bist Du in den Berner Bergen, nicht weit von dort,<br />
wo einst Dein Lebensfreund gewohnt hat. Ich bin in Paris,<br />
wo wir zuletzt zusammen vor sechs Wochen waren. Das<br />
viele Telefonieren, sich der gegenseitigen Verbindung versichern,<br />
das wolltest Du nie, Du fandest es überflüssig,<br />
man weiß doch, was man aneinander hat.<br />
Diesmal rief ich aus der Ferne öfter an als sonst. Du<br />
warst zurück in Zürich. Eine Weile lang erreichte ich<br />
Dich nicht: Du hattest Dein Handy verlegt, aber ein<br />
neues besorgt (welcher Kraftakt, denke ich später). Ich<br />
war erleichtert, Dich am Draht zu haben. Du erzähltest<br />
etwas unzusammenhängend von einem Traum. Er handelte<br />
von Deinem eigenen Sterben, Du warst Beteiligte<br />
und Betrachterin zugleich. Deine Nächsten waren um<br />
Dich versammelt, der Lebensfreund, ich …<br />
– War das ein Wachtraum oder einer im Schlaf?<br />
17
– Das weiß ich nicht mehr, hast Du gesagt und wiederholt:<br />
– Ich weiß es wirklich nicht.<br />
Ich nahm den Zug nach Zürich.<br />
Wir teilten zwei Tage in unserer Wohnung. Lange geplant<br />
war Deine neue Reise in Dir bekannte andere Berge, ins<br />
Wallis. Dort haben vertraute Menschen gewartet, Söhne,<br />
eine Enkelin, ein Enkel, es ist eine kleine Tradition.<br />
– Bist du sicher, dass du fahren willst?<br />
– Ja.<br />
Die Nachwirkungen der erfolgreichen Therapie waren<br />
stark, ja, aber Deine Söhne, ihre Kinder, das würde Dir<br />
guttun. Ich fuhr derweil in den Süden, dort waren wir<br />
zu sammen vor drei Wochen zuletzt, auch wäre ich schnell<br />
zurück, wenn nötig. Also war ich im Val del Sole und<br />
hörte bald: Du wirst zurückgebracht nach Zürich, notfallmäßig.<br />
Ich fuhr am nächsten Morgen los, wir würden<br />
uns am Bahnhof in Zürich treffen und in die Arztpraxis<br />
gehen, die Du gut kennst, die integrative Behandlungsstelle<br />
für Deine Erkrankung.<br />
Während meiner Fahrt fragte ich mich, weshalb ich<br />
nicht deutlicher reagiert habe auf erste Zeichen dafür,<br />
dass Du Deine Bewegungen schlechter kontrolliertest.<br />
Als Dir am Tisch schon mal etwas aus der Hand fiel. Als<br />
18
Du, sonst immer pünktlich zur Stelle, plötzlich diejenige<br />
warst, auf die ich vor dem geparkten Auto warten musste,<br />
vielleicht, weil Dir das Anziehen schwerer fiel, als Du<br />
uns zeigen mochtest, und es mehr Zeit in Anspruch<br />
nahm als bisher.<br />
Ich insistierte nicht, etwas später, als ich feststellte,<br />
dass Geld und Schlüssel lose in Deiner Handtasche lagen,<br />
ohne Portemonnaie, und Du mir erklärtest, ein solches<br />
bräuchtest du nicht mehr, so wolltest Du es haben. Und<br />
ich hatte Wochen vorher – nach einem ersten gemeinsamen<br />
Termin – akzeptiert, dass ich nicht dabei sein sollte<br />
bei den Zwischengesprächen mit dem Arzt. Heute glaube<br />
ich, dass Du gefürchtet hast, ich könnte kleine Schwächen<br />
ausplaudern, obwohl solche mir damals nicht aufgefallen<br />
waren.<br />
Dann waren wir in dieser Praxis und Dein Arzt war nicht<br />
da. Die Bildgebung, sagte die stellvertretende Ärztin, sie<br />
wird bloß gemacht, um das Schlimmste auszuschließen.<br />
Das hätten wir ihr gerne geglaubt.<br />
Zu diesem MRi, angefertigt in einer Röhre ein Stockwerk<br />
höher, musste der Ehering weg. Ich hielt ihn so<br />
lange in meiner Hand und gab ihn Dir zurück, als Du<br />
aus der Kabine tratst.<br />
Es blieben wenige Augenblicke, bis wir die Ergebnisse<br />
erfahren würden, als Du Dir den Ring über den Finger<br />
streiftest und mich dabei angeschaut hast:<br />
– Ich habe dich zum zweiten Mal geheiratet.<br />
19
Wahrscheinlich wusstest Du bereits alles, was jetzt kommen<br />
würde. Es war der Auftakt zu einem intensiven Abschnitt<br />
unserer Geschichte. Symmetrisch zum Anfang,<br />
der Verliebtheit. Ohne deren Übermut, aber identisch im<br />
Maß der Verbundenheit. Ein bisschen so, als wäre alles<br />
dazwischen – meine mögliche Unreife, Deine Szenen,<br />
unsere Purzelbäume – nichts gewesen als ein jahrzehntelanges<br />
Intermezzo.<br />
∞<br />
Den Wein trinken sie vorweg, Maurice fortwährend in kleinen<br />
Schlucken, Anna in langsamen großzügigen … sein, ja doch:<br />
jüdisches Gesicht, wie sie sich so ein jüdisches Gesicht damals<br />
vorstellt: die breitgebogene Nase und der langgezogene Mund<br />
vor allem im ständig bewegten Gesicht, das sie so auswendig<br />
kennt und liebt wie niemals ihr eigenes im Spiegel … Anna ist an<br />
jenem Abend schon jenseits der dreißig und an Sonntagen gerne<br />
unbeaufsichtigt. Ihr Gesicht verbirgt sich den ganzen langen<br />
Tag hinter einer schläfrigen Anteilnahme am Tun und Lassen<br />
ihrer zwei Kinder, mit denen sie in die Kleine Stadt zurückgekehrt<br />
ist, und im unvermuteten Angeblicktwerden bricht es<br />
auseinander wie die Eisenbahnschienen im schmalen Kinderzimmer,<br />
wenn jemand die Türe zu schnell zu weit öffnet.<br />
Labour of love heißt diese Kurzgeschichte aus dem Jahr<br />
1995, die Du im Untertitel Keine Short Story genannt hast<br />
(womit Du recht behalten wirst), unschwer lassen sich<br />
hinter Anna und Maurice wir beide erkennen, aber es<br />
ist Fiction, natürlich, selbstverständlich, es ist ein Text<br />
20
aus dem Übermut der jungen Liebe, es ist eine Spiegelung<br />
unserer Begegnung.<br />
Aus dem gleichen Jahr stammt ein Fax, das Du nach<br />
Australien in ein Hotel geschickt hast, diesmal in real<br />
Reallife. Ich tat so etwas wie einmal um die Erde fliegen<br />
und dem Publikum von «10 vor 10» in einer Serie zeigen,<br />
wie verheerend und arrogant die nahenden französischen<br />
Atomtests im Südpazifik (Mururoa) für die ganze<br />
Gegend waren. Das liegt für mich heute weit weg, aber<br />
es fiel mir leicht und war womöglich sinnvoll: Kleine<br />
Filme, dazu Gespräche live ins Wohnzimmer, auch zu<br />
Dir, dem Ereignis für einmal voraus, nicht hinterherreisend:<br />
Liebster, ich hoffe Du / Ihr bist /seid halbwegs gut gereist …<br />
langsam wird es Abend und ich habe noch Zeit bis Freitagmorgen<br />
für «du», bis Montagmorgen für Supplément /NZZ, freue<br />
mich, Dich am TV zu sehen, esse Salat mit Olivenöl und frage<br />
mich, ob in Australien Olivenbäume wachsen … in einem amerikanischen<br />
Film schriebe ich jetzt Ich liebe Dich, weil das am<br />
Ende jedes Briefs oder Filmes kommt, aber da ich in ZH Wollishofen<br />
bin, schicke ich Dir mein Zeichen so, Deine Ruth<br />
∞<br />
Das Bild aus der Röhre in Zürich West zeigte das<br />
Schlimmste. In seiner schlimmsten Form. Ein Kugelblitz,<br />
der eingeschlagen hat. Aber es gab einen sehr<br />
schmalen Steg der Hoffnung. Der Strahlenarzt in der<br />
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