Ernährung bei Multipler Sklerose (MS) - extracare
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Ernährung bei Multipler Sklerose
Gemeinsam Gemeinsam für für ein ein besseres besseres Leben Leben mit mit MS. MS.
Gemeinsam für ein besseres Leben mit MS.
2
Inhalt / EntzündungsvorgängE Im KörpEr
Ernährung bei Multipler Sklerose –
gibt es eine spezielle MS-Diät?
„Es gibt Krankheiten, die nur durch richtige Ernährung geheilt werden können.“ das sagte schon
hippokrates im 4. Jh. vor Christus. Bei vielen Erkrankungen wurden in den letzten Jahrhunderten klare
zusammenhänge zwischen Krankheit und Ernährung erkannt. durch eine entsprechende Ernährungsumstellung
konnten Krankheiten geheilt oder im verlauf gemildert werden. spielt die Ernährung auch
eine rolle bei multipler sklerose? Kann eine spezielle ms-diät den verlauf der Erkrankung beeinflussen?
In den letzten Jahren wurden für die krankheitsauslösenden mechanismen, die sich im Körper während
eines ms-schubes abspielen, zunehmend Erklärungen gefunden. Es zeigte sich, dass multiple sklerose,
wie auch rheuma, eine autoimmunerkrankung ist, die mit einer chronischen Entzündung des zentralnervensystems
einhergeht.
dies führte zur Entwicklung verschiedener ansätze, die darauf basieren, durch eine Ernährungsumstellung
das Krankheitsgeschehen möglicherweise positiv zu beeinflussen. seit den 1950er Jahren wurden
verschiedene Ernährungskonzepte vorgestellt, die sich im Wesentlichen darauf konzentrierten, den
anteil bestimmter Fette in der nahrung festzulegen. viele dieser ms-diäten wurden inzwischen wieder
verworfen, da sie sich für die dauerhafte Ernährung nicht eigneten.
heute weiß man: Es gibt keine spezielle „ms-diät“, mit der eine heilung der Erkrankung erzielt werden
kann. doch man weiß auch, dass eine falsche Ernährung einen ungünstigen Krankheitsverlauf fördern
kann. Inzwischen gibt es Erfahrungen mit verschiedenen Ernährungskonzepten, auf deren Basis die
deutsche gesellschaft für Ernährung Kriterien für eine sinnvolle lebensmittelauswahl festlegen konnte.
diese Broschüre soll Ihnen dabei helfen, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, dabei gleichzeitig
das Entzündungsgeschehen und damit den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. sie sollten jedoch
auch immer bedenken, dass eine Ernährungsumstellung auf keinen Fall die medikamentöse therapie
ersetzt, sondern diese allenfalls unterstützt.
Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg!
Ihr ExtraCarE-team
Inhalt
Grundsätze zur Ernährung ....................................................................................................... 4
Fettsäuren, Vitamine und Spurenelemente –
Einfluss auf entzündliche Prozesse im Körper ........................................................................ 8
Fettsäuren – der schlüssel
zur entzündungshemmenden Ernährung ...........................................................................................9
oxidativer stress
– so entstehen schädigende freie radikale .......................................................................................13
vitamin a, vitamin C, vitamin E und b-Karotin
als radikalfänger ......................................................................................................................................15
Kupfer, selen und zink
– wichtig für die entzündungshemmende Ernährung ................................................................... 18
Osteoporose – mit Kalzium vorbeugen .................................................................................22
vitamin d und vitamin K ......................................................................................................................24
Verstopfungen natürlich entgegenwirken ............................................................................26
Was trinke ich? ........................................................................................................................................ 27
Ernährungsempfehlungen bei MS im Überblick ...................................................................28
Wo finde ich Hilfe .................................................................................................................... 31
Quellen und weiterführende literatur ...............................................................................................31
3
Grundsätze der Ernährung
4
Grundsätze zur Ernährung
die Ernährungsmedizinerin Frau dr. monika pirlet-gottwald schrieb in einem artikel: „der mensch
isst zu viel, zu viel auf einmal, zu viel schwerverdauliches, er isst zu hastig und er weiß nicht
mehr, was ihm gut tut.“ Für eine gesunde Ernährung sind einige „grundsätze zur Ernährung“ zu
beachten, die als leitfaden dienen können. auf diese Weise kann der Körper mit allen nötigen
nährstoffen ausreichend versorgt werden und diese auch richtig verdauen. 1–6
aber auch bei der Ernährung ist der mensch als Individuum zu sehen. Jeder mensch reagiert
unterschiedlich auf bestimmte nahrungsmittel. deshalb ist es wichtig bei der Ernährungsweise
herauszufinden, was der Körper benötigt und was gut tut.
. Vielfältigkeit
1. der Körper braucht zur deckung seines Energiebedarfs und zum Erhalt seiner Funktionen
eine vielzahl an nährstoffen. dazu gehören: Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, vitamine, mineralstoffe,
spurenelemente und sekundäre pflanzenstoffe.
damit alle nährstoffe in ausreichender menge zu sich genommen werden, ist eine ausgewogene
Ernährung nötig. das heißt: abwechslungsreich, in ausreichender menge – nicht zu viel und nicht
zu wenig – und in geeigneter Kombination.
abb. 1: zusammenstellung einer ausgewogenen Ernährung
. Nur so viel essen, wie der Körper benötigt
2. Wer sich viel bewegt, der verbraucht mehr Energie. auf diesem prinzip basieren die referenzwerte
der deutschen gesellschaft für Ernährung (dgE) zur Energiezufuhr. Weil zu viel nahrung
auf dauer zu gesundheitlichen problemen und Fettsucht führen kann, sollte dem Körper
immer nur so viel zugeführt werden, wie er im darm aufnehmen, im stoffwechsel umsetzen und
über die ausscheidungsorgane (darm, haut, lungen und niere) restlos ausscheiden kann.
Richtwerte für die durchschnittliche Energiezufuhr pro Tag 9
Ist jemand körperlich aktiv, benötigt er mehr Energie. durch den pal-Wert a kann man relativ
schnell den persönlichen richtwert für die tägliche Energiezufuhr ermitteln.
Beispiele für den durchschnittlichen täglichen Energieumsatz
arbeitsschwere und Freizeitverhalten pal Beispiele
ausschließlich sitzende oder liegende lebensweise 1,2 alte, gebrechliche menschen
ausschließlich sitzende tätigkeit mit wenig oder
keiner anstrengenden Freizeitaktivität
sitzende tätigkeit, zeitweilig auch zusätzlicher Energieaufwand
für gehende oder stehende tätigkeiten
1,4–1,5 Büroangestellte,
Feinmechaniker
1,6–1,7 laboranten, Kraftfahrer,
studierende, Fließbandarbeiter
überwiegend gehende und stehende arbeit 1,8–1,9 verkäufer, Kellner, handwerker
körperlich anstrengende berufliche arbeit 2,0–2,4 Bauarbeiter, landwirte,
leistungssportler
Ein Blick in tabelle 2 verdeutlicht, wie hoch die tägliche Energiezufuhr für normalgewichtige aussehen
soll. der grundumsatz berücksichtigt u.a. geschlecht, alter und Körpergewicht.
Energiezufuhr pro Tag in Abhängigkeit
von der körperlichen Aktivität in kcal/Tag b,c (unter Berücksichtigung der PAL-Werte)
alter (Jahre) grundumsatz pal=1,4 pal=1,6 pal=1,8 pal=2,0
Jugendliche
und Erwachsene kcal/tag m w m w m w m w
15 bis unter 19 1820 2500 2000 2900 2300 3300 2600 3600 2900
19 bis unter 25 1820 2500 1900 2900 2200 3300 2500 3600 2800
25 bis unter 51 1740 2400 1900 2800 2100 3100 2400 3500 2700
51 bis unter 65 1580 2200 1800 2500 2000 2800 2300 3200 2500
65 und älter 1410 2000 1600 2300 1800 2500 2100 2800 2300
a pal = physical activity level, durchschnittlicher täglicher Energiebedarf für körperliche aktivität als mehrfaches
des grundumsatzes.
b schwangere erhalten über die gesamte schwangerschaft eine zulage von 255 kcal/tag; die zulage ist
unabhängig vom jeweiligen pal-Wert.
c stillende erhalten folgende zulagen: bis einschließlich 4. monat: +635 kcal/tag, weiter volles stillen nach dem
4. monat: + 525 kcal/tag, teilweises stillen nach dem 4. monat: +285 kcal/tag. die zulage ist unabhängig vom
jeweiligen pal-Wert.
5
.Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Essen
3. Für eine gesunde Ernährung ist es wichtig, dass die nahrung vollständig zerlegt wird. nur
so können alle nahrungsbestandteile, vitamine und mineralstoffe aufgenommen werden. die
verdauung beginnt mit dem vollständigen zerkleinern und Einspeicheln der nahrung. ganz nach
dem motto: „gut gekaut ist halb verdaut.“ dadurch ist gewährleistet, dass alle Bestandteile verdaut
werden können. Ist das nicht der Fall, z. B. wenn zu große Bissen hinunter geschluckt werden,
zu hastig gegessen wird oder zu große mahlzeiten eingenommen werden, zersetzen vor allem die
Bakterien im dickdarm die nahrungsmittel.
Die Folgen sind:
• Eiweißhaltige nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Käse, Eier) faulen,
• Kohlenhydrathaltige nahrungsmittel (Körner, Brot, rohkostsalate, obst) gären.
Es entstehen im darm giftige und übel riechende zersetzungsstoffe. diese Fäulnis- und gährungsgifte
schädigen die darmschleimhaut, u. a. auch das in der darmschleimhaut liegende
Immunsystem. Es bilden sich darmgase. Blähungen und übler geruch des stuhls sind die Folge.
zunächst entsteht ein reizzustand des darms, später ein Erschöpfungszustand mit darmträgheit
(verstopfung). die Fäulnis- und gährungsgifte werden über die darmschleimhaut aufgenommen
und können den Körper schädigen (intestinale autointoxikation).
.Essen Sie nicht zu spät am Abend
4. die verdauung einer großen mahlzeit braucht 6 bis 8 stunden.
aus diesem grund sollten keine reichlichen und zu späten mahlzeiten
am abend eingenommen werden.
. Acht geben bei schwer verdaulichen Lebensmitteln
5. Bestimmte stoffe sind schwer verdaulich, beispielsweise rohe Körner, grobes vollkornbrot,
nüsse, salate. hier gilt kein verbot, jedoch ein maßhalten und gutes Kauen. schwer verdauliche
lebensmittel sollten nicht am späten abend gegessen werden.
6. .Nicht alle Lebensmittel werden vertragen
.nahrungsmittelunverträglichkeiten,.beispielsweise lactose- oder Fructose-unverträglichkeiten,
gluten-unverträglichkeit oder obstsäuren-unverträglichkeit.sind weit verbreitet.
Jeder muss für sich herausfinden, was ihm gut tut, denn nicht jeder verträgt alles. Bei der Ernährung
sollten individuelle Besonderheiten unbedingt berücksichtigt werden.
7
8
EntzündungsvorgängE Im KörpEr
Fettsäuren, Vitamine und Spurenelemente –
Einfluss auf entzündliche Prozesse im Körper
Einige Bestandteile von nahrungsmitteln können die entzündlichen prozesse bei multipler
sklerose beeinflussen. untersuchungen haben gezeigt, dass im überfluss genossene tierische
Fette die Entzündungsprozesse bei multipler sklerose verstärken, während Fisch- und pflanzenöle
diesen prozessen entgegenwirken.
auch antioxidantien haben in diesem zusammenhang eine besondere Bedeutung in der Ernährung.
zu ihnen zählen die vitamine a, C und E, ß-Karotin sowie die spurenelemente Kupfer, selen
und zink. durch ihre Wirkung als „radikalfänger“ (vgl. s. 13) beeinflussen sie das Entzündungsgeschehen
im Körper positiv.
die deutsche gesellschaft für Ernährung (dgE) empfiehlt bei multiper sklerose eine vorwiegend
lacto-vegetarische Kost. dabei wird weitgehend auf Fleisch, tierische Fette, Eier und Eiprodukte
verzichtet. milch und milchprodukte sind aufgrund ihres Kalziumgehalts erlaubt.
Welche Bestandteile der nahrungsmittel Einfluss auf entzündliche prozesse im Körper haben,
möchten wir nun im Folgenden vorstellen. außerdem erfahren sie konkret, welche nahrungsmittel
gut und welche weniger gut sind. so lernen sie einfach, wie sie Ihren täglichen speiseplan
gestalten können.
Fettsäuren – der Schlüssel
zur entzündungshemmenden Ernährung
Fette zählen neben proteinen und Kohlenhydraten zu den drei grundbausteinen unserer Ernährung.
Bestehend aus einem glycerin und drei Fettsäureresten (=triglycerid) sind sie ein wichtiger
Energielieferant für den menschlichen organismus.
aufgrund ihrer chemischen struktur unterscheidet man gesättigte, einfach und mehrfach ungesättigte
Fettsäuren, die auch bei der nahrungsmittelauswahl eine bedeutende rolle spielen.
gesättigte Fettsäuren verfügen nur über Einfachbindungen und haben keine doppelbindungen.
deshalb sind die gesättigten Fettsäuren wenig reaktionsfreudig. sie wandern meistens sofort in
die Fettdepots. da sie zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels im Blut führen können, sollte
der anteil der gesättigten Fette in der Ernährung gering sein. gesättigte Fettsäuren kommen vorwiegend
in lebensmitteln tierischen ursprungs vor, während pflanzliche Fette, außer Kokos- und
palmkernfett, in der regel im Wesentlichen ungesättigte Fettsäuren enthalten.
ungesättigte verbindungen sind sehr viel kontaktfreudiger, weil zwei Kohlenstoff-atome durch
eine doppelbindung verbunden sind. Einfach ungesättigte Fettsäuren besitzen eine doppelbindung.
Bei mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind mehrere doppelbindungen vorhanden. Je
nach lage der doppelbindung unterscheidet man omega-3- und omega-6-Fettsäuren.
abb. 2: omega-3- und omega-6-Fettsäuren und deren Wirkung
1
1
1
1
2
2
2
2
3
3
3
3
4
4
5
5
Omega-6-Fettsäuren Omega-3-Fettsäuren
6 7
Linolsäure
8 g/tag
18
1 8
11 5
11 5
13
815
Arachidonsäure
0,05 g/tag
6 7
9210 4 12 6 147
14 8
169
10 COOH 12
17 11
9210 4 12 136
7 15 169
1018
12 13 COOH 15 16
1711
19
1 COOH3
4
118
2
192
5
3 COOH 4
5
6 7
6 7
1 9 103
4 12 6 147
8 2
8 2
11 5
11 5
α-Linolensäure
4 g/tag
13
815
14 8
169
10 COOH 12
4 6 7 29
104
12 6 714
91610 COOH 12 14 16 COOH 1 3 4 6 7 1 9 3104 12 6 714
91610 COOH 12 14 16
5 81
3 11 5 13 158
17 11 13 15 17 2 5 8 2 11 5 13 158
17 11 13 15
3
17 11
Eicosapentaensäure
0,9 g/tag
1 9 103
4 12 136
7 15 169
1018
12 13 COOH 15 16
4 6 7 2 9 104
12 613 7 15 91610 1812
13 COOH15
16 181
COOH 3 4 6 7 1 9 3104 12 613 7 15 91610 1812
13 COOH15
16 18
5 81
3 11 5 14 8 17 11 19 14 17 219
5 8 2 11 5 14 8 17 11 19 14 17
3
13
14
14
15
16
17
17
17 11 19
die mehrfach ungesättigten Fettsäuren linolsäure (omega-6-Fettsäure) und α-linolensäure
(omega-3-Fettsäure) werden als essentielle Fettsäuren bezeichnet. diese Fettsäuren müssen mit
der täglichen nahrung aufgenommen werden, da der Körper nicht in der lage ist, diese selbst
13
14
14
15
16
17
17
COOH
17
18
COOH
19
COOH
COOH
19
9
Antientzündliche Ernährung
10
FEttsäurEn
herzustellen. aus ihnen bildet der Körper weitere wichtige Fettsäuren, u.a. die arachidonsäure
und Eicosapentaensäure. ungesättigte Fettsäuren sind überwiegend in pflanzlichen ölen
(omega-6-Fettsäuren) und Fettfischen (omega-3-Fettsäuren) enthalten.
die richtige zufuhr mehrfach ungesättigter Fettsäuren spielt eine wesentliche rolle für eine
entzündungshemmende Kostform. mehrfach ungesättigte Fettsäuren dienen dem Körper
nicht nur zur Energiegewinnung, sondern sind auch Bestandteil der zellmembran und vorläufer
der sogenannten Eicosanoide.
Eicosanoide sind produkte von mehrfach ungesättigten Fettsäuren. sie sind an entzündlichen
prozessen im Körper beteiligt. dabei unterscheidet man Eicosanoide, die eine Entzündung
verstärken und solche, die einer Entzündung entgegenwirken.
die aus arachidonsäure gebildeten Eicosanoide können eine Entzündung verursachen bzw.
verstärken. dagegen wirken die aus Eicosapentaensäure gebildeten Eicosanoide entzündungshemmend.
Eicosapentaensäure verdrängt die arachidonsäure aus der zellmembran, um sich
dort selbst anzulagern und hemmt dadurch die Bildung von entzündungsfördernden Eicosanoiden.
mit diesem Wissen wird bei der entzündungshemmenden Ernährung der Eicosapentaensäure
eine besondere Bedeutung zugeschrieben.
Beide Fettsäuren werden hauptsächlich direkt über die nahrung aufgenommen.
arachidonsäure befindet sich in tierischen Fetten. In begrenztem umfang wird sie zudem im Körper
aus ihren vorstufen, der linolsäure und γ-linolensäure, gebildet.
Eicosapentaensäure kommt vor allem in den Fetten von Fischen und meerestieren vor. zusätzlich
kann sie vom Körper selbst aus α-linolensäure gebildet werden. diese beiden Fettsäuren gehören
zu den omega-3-Fettsäuren.
Empfohlene Menge an Fettsäuren bei MS pro Tag 10
Fettsäure Wirkung
Empfohlene Zufuhr bei MS
(g pro Tag)
Arachidonsäure entzündungsfördernd 0,05
Linolsäure keine eigene Wirkung 8
α-Linolensäure keine eigene Wirkung 4
Eicosapentaensäure entzündungshemmend 0,9
Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich für den Verzehr von Fetten folgende Empfehlungen
der DGE:
• vermeiden sie fettreiche tierische lebensmittel und Innereien wie schweineschmalz,
schweineleber, Eigelb oder fettreiche Fleisch- und Wurstsorten.
• Essen sie nicht mehr als 2 portionen mageres Fleisch oder Wurst pro Woche.
• verzehren sie 2-mal pro Woche omega-3 fettsäurereichen Fisch wie makrele, lachs
und hering.
• verwenden sie raps-, soja-, Walnuss- und leinöl, die reich an omega-3-Fettsäuren sind.
• Bevorzugen sie fettarme milch und milchprodukte.
11
12
Gehalt an Fettsäuren in ausgesuchten Lebensmitteln 14
nahrungsmittel
je 100 g
linolsäure
(in g)
α-linolensäure
(in g)
arachidonsäure
(in mg)
Eicosapentaensäure
(in mg)
Butter 1,2 0,4 113 -
schweineschmalz 9,4 1,0 1700 -
margarine 30,9 1,8 - -
olivenöl 8,3 0,9 - -
sonnenblumenöl 63,1 0,5 - -
leinöl 14,3 52,8 - -
Walnussöl 52,4 12,2 - -
rapsöl 22,4 9,6 - -
Weizenkeimöl 55,7 7,8 - -
lammfleisch, muskel 0,1 0,1 10 -
rindfleisch, Filet 0,1 - 32 -
schweinefleisch, muskel 0,2 - 36 25
schweineniere 0,5 - 351 136
schweineleber 0,5 - 491 176
schweineschinken, gekocht 0,3 - 50 -
schweinespeck, durchwachsen 2,9 0,2 250 -
leberwurst 1,4 0,5 227 -
huhn, Brathuhn 2,0 0,1 226 6,5
huhn, Brust mit haut 1,1 0,1 161 5,6
truthahn, Brust ohne haut 0,0 - 55 -
aal (geräuchert) 1,4 0,7 144 304
hering (atlantik) 0,2 0,1 37 2038
lachs 0,4 0,4 190 749
garnele 0,1 - 68 206
Kabeljau - - 17 71
seelachs, Köhler - - 11 101
rotbarsch 0,1 0,1 240 258
Eigelb 1,7 0,3 210 -
Walnuss 34,2 7,5 - -
Cashewnuss 7,4 0,2 - -
Erdnuss 13,9 0,53 - -
hülsenfrüchte 0,1–3,5 0,2–0,3 - -
Oxidativer Stress
– so entstehen schädigende freie Radikale
durch normale prozesse im Körper, aber auch durch äußere Einflüsse, beispielsweise stress oder
uv-strahlung, kann es im Körper zu einer chemischen reaktion kommen, bei der freie sauerstoffradikale
entstehen. Freie radikale sind zumeist instabile und daher hochreaktive verbindungen
mit einem ungepaarten Elektron. damit sie wieder einen stabilen zustand erreichen, reagieren
sie schnell weiter, um ein Elektron einzufangen oder abzugeben.
das Entstehen freier radikale in unserem Körper ist ein normaler vorgang, ebenso wie der angriff
dieser freien radikale auf unsere Körperzellen. Im normalfall schützt ein gut funktionierender
mechanismus aus vitaminen, spurenelementen und Enzymen, die so genannten antioxidantien,
unseren Körper und seine zellen. zudem verfügt der menschliche Körper über reparaturmechanismen,
um schäden durch freie radikale zu korrigieren. sie wandeln anfallende sauerstoffradikale
in unschädliche chemische verbindungen um.
Ist das antioxidativ wirkende system überlastet, können freie radikale für den Körper und für
die zellen schädlich werden, man spricht von oxidativem stress. dieser liegt dann vor, wenn ein
missverhältnis zwischen Bildung und abbau freier radikale vorliegt, d. h. es werden mehr freie
radikale gebildet als der Körper durch abbau oder reparaturmechanismen ausgleichen kann. In
diesem Fall werden die freien radikale für den Körper gefährlich. sie schädigen und zerstören die
zellen.
„Oxidativer Stress“ führt zu: 7
• schädigung („oxidation“) von Cholesterin und anderen Fetten
• schädigung von Eiweißen (z. B. Enzymen, hormonen, abwehrstoffen)
• verstärkung von Entzündungen
• schädigung des Erbgutes
• mitwirkung bei der Entstehung von Erkrankungen (z. B. herzerkrankungen, Krebs)
oxidativer stress wird mit einer vielzahl von degenerativen Erkrankungen wie multipler sklerose,
arthrose, rheuma oder osteoporose in verbindung gebracht und als risikofaktor für die gesundheit
angesehen.
13
14
Wie entstehen freie Radikale?
Freie Radikale entstehen
• als abfallprodukte der zellen aus der Energiegewinnung
• bei Entzündungsprozessen im Körper
• durch zigaretten- und alkoholkonsum
• durch umweltgifte und hohe ozonbelastung
• bei intensiver sonneneinstrahlung
• durch übermäßigen psychischen und körperlichen stress
• durch eine unausgewogene Ernährung
durch eine gesunde lebensweise und vermeidung von auslösenden Faktoren kann man bedingt
Einfluss auf die Entstehung freier radikale und damit auf ihre schädigende Wirkung nehmen.
Ebenso durch eine ausgewogene Ernährung und durch eine ausreichende zufuhr an antioxidativwirkenden
radikalfängern wie vitamin a, vitamin E, vitamin C und b-Karotin oder die spurenelemente
Kupfer, selen und zink.
Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E und b-Karotin
als Radikalfänger
vitamin a, vitamin C, vitamin E und b-Karotin sind wichtige antioxidatien, die am abbau freier
radikale beteiligt sind. sie unterbinden die umsetzung von arachidonsäure zu schädigenden Entzündungsbotenstoffen.
Bei einer ausgewogenen Ernährung ist für gesunde menschen die versorgung
mit diesen vitaminen ausreichend. Bei menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen
wie z. B. multipler sklerose kann der Bedarf an antioxidantien wie vitamin C, vitamin E und
b-Karotin höher liegen, da durch den Entzündungsprozess verstärkt freie radikale entstehen.
damit freie radikale den Entzündungsprozess nicht weiter vorantreiben oder möglicherweise
auch auslösen, ist auf eine ausreichende zufuhr dieser vitamine zu achten. nur wenn alle Komponenten
des Entgiftungskreislaufs dem Körper in ausreichendem maße zur verfügung stehen,
können Entzündungen gehemmt werden. Eine gesunde Ernährung mit augenmerk auf diese
vitamine kann die medikamentöse therapie unterstützen. nahrungsergänzungsmittel sollten
nur nach rücksprache mit dem arzt eingenommen werden.
Vitamin C (Ascorbinsäure)
vitamin C ist wichtig für den aufbau von Kollagen für das Bindegewebe, das Immunsystem und
den aufbau verschiedener hormone. zudem fördert es die Eisenaufnahme aus dem darm. durch
seine antioxidative Wirkung schützt es vor dem angriff durch freie radikale. vitamin C ist besonders
in den schalen von obst,
gemüse und Kartoffeln enthalten.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für Vitamin C pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
100 mg erhöhter Bedarf: 200 mg
Vitamin C-reiche Lebensmittel 14
Vitamin C-reiche
Nahrungsmittel
mg
(je 100 g)
acerola 1700
hagebutte 1250
sanddornbeerensaft 266
schwarze Johannisbeere 177
Blattpetersilie 159
paprikaschoten 117
Brokkoli 94
Erdbeere 57 15
16
Vitamin E (D-Alpha-Tocopherol)
vitamin E ist das wichtigste antioxidans
in unserem Körper.
zusammen mit vitamin C ist es ein
wirksamer „Fänger“ von sauerstoffradikalen.
durch die reaktion mit den
sauerstoffradikalen wird es selbst
unwirksam. Erst vitamin C versetzt
vitamin E wieder in seine wirksame
Form zurück.
vitamin E ist in pflanzensamen und
den daraus gewonnenen ölen und
Fetten enthalten.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für Vitamin E pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
12 – 15 mg
erhöhter Bedarf: 100 mg
während eines Schubes: 200 mg
Vitamin E-reiche Lebensmittel 14
Vitamin E-reiche
Nahrungsmittel
mg
(je 100 g)
Weizenkeimöl 151
sonnenblumenöl 62
distelöl 45
rapsöl 19
haselnüsse 26
mandeln 26
Erdnüsse 10
-Karotin (Provitamin A) / Vitamin A
der Körper benötigt vitamin a für das Wachstum, das Immunsystem und auch das sehvermögen.
als vitaminvorstufe gelangt vitamin a mit der nahrung in den Körper. die wichtigste vorstufe
des vitamin a ist b-Karotin. b-Karotin gehört zu den fettlöslichen vitaminen und ist daher nur bei
gleichzeitiger Fettzufuhr für den Körper verwertbar. In verbindung mit den antioxidantien vitamin
C, vitamin E und selen entfaltet b-Karotin seine vollen antioxidativen und immunstärkenden
Eigenschaften. b-Karotin findet sich besonders in gelben bis orangenen gemüsesorten und obst.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für b-Karotin pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
2 – 4 mg erhöhter Bedarf: 15 mg
b-Karotin
bzw. Vitamin A-reiche Lebensmittel 14
Nahrungsmittel
b-Karotin
mg
(je 100 g)
Vitamin A
mg
(je 100 g)
aprikose, getrocknet 35 0
honigmelone 4,7 0
spinat 4,8 0
Feldsalat 3,9 0
Chicoree 3,4 0
Karotte 7,6 0
rapsöl 3,3 0
sojaöl 3,5 0
aal 0 0,98
17
18
KupFEr, sElEn und zInK
Kupfer, Selen und Zink –
wichtig für die entzündungshemmende Ernährung
spurenelemente kommen im menschlichen Körper nur in sehr geringen mengen vor. Einige von
ihnen sind essentiell, das heißt, der menschliche Körper benötigt sie für lebenswichtige prozesse.
dabei sind sie bedeutend für hormonelle und enzymatische reaktionen und in vielen Eiweißen
vorhanden. der menschliche Körper kann sie nicht selbst herstellen, sie müssen regelmäßig mit
der nahrung, dem trinkwasser und über die atemluft aufgenommen werden.
Bei gesunden menschen kann der Bedarf an spurenelementen gut mit der täglichen nahrung
gedeckt werden. Bei entzündlichen Erkrankungen kann aber auch eine höhere zufuhr einzelner
spurenelemente nötig sein. durch eine gesunde Ernährung kann auch dieser erhöhte Bedarf
gedeckt werden. In einigen Fällen werden nahrungsergänzungsmittel empfohlen. die Einnahme
dieser präparate sollte jedoch immer nur in rücksprache mit dem behandelnden arzt erfolgen, da
ein überschuss einiger spurenelemente schaden kann.
die spurenelemente Kupfer, selen und zink verbessern die Wirksamkeit antioxidativer Enzyme.
sie spielen für die entzündungshemmende Ernährung bei multipler sklerose eine besondere
rolle.
Kupfer
das spurenelement Kupfer ist Bestandteil vieler Enzyme im Körper. Enzyme beschleunigen die
chemischen reaktionen in lebenden organismen. ohne sie kann kein stoffwechsel stattfinden.
dabei wird Kupfer für die Blutbildung, das Bindegewebe und den Eisenstoffwechsel benötigt.
durch seine antioxidative Wirkung schützt Kupfer die zellen vor schäden durch freie sauerstoffradikale.
zusätzlich stärkt es das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend.
Kupfer findet sich in der nahrung besonders in vollgetreide, nüssen, Kaffee, tee, Kakao, schokolade,
einigen grünen gemüsesorten, Fischen und schalentieren.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für Kupfer pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
1,0–1,5 mg 1,0–1,5 mg
Kupfer in Lebensmitteln 14
Kupferhaltige
Nahrungsmittel
in mg
(je 100 g)
Kakao 3,8
Cashewnüsse 3,7
haselnüsse 1,3
sardine 0,17
makrele 0,11
19
20
Selen
mIt KalzIum gEgEn ostEoporosE
selen ist ein wichtiges spurenelement, dem in der enzymatischen abwehr der freien radikale
eine bedeutende rolle zukommt. dabei schützt selen die zellen des Körpers vor dem zellschädigenden
Einfluss verschiedener substanzen und bietet so schutz vor der Entstehung bösartiger
tumorerkrankungen. zudem erhöht es die körpereigene abwehrkraft gegen Krankheitserreger
einschließlich viren und umweltgiften und aktiviert schilddrüsenhormone.
selen findet sich in der nahrung besonders in Fisch, Fleisch, Eiern, linsenw, getreideprodukten
und nüssen.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für Selen pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
30–70 μg während eines Schubes: 200 μg
Selen in Lebensmitteln 14
Selenreiche
Nahrungsmittel
in μg
(je 100 g)
Kokosnüsse 810
steinpilz 187
paranüsse 103
thunfisch 82
hering 43
Zink
zink ist ein lebensnotwendiges spurenelement, das für zahlreiche stoffwechselprozesse in unserem
Körper wichtig ist. dabei ist es unentbehrlich für die abwehrfunktion unseres Körpers, die
Insulinspeicherung und Eiweißsynthese, das Wachstum sowie für die haut und das Bindegewebe.
zink wirkt antioxidativ, also freien radikalen entgegen. dadurch schützt es den Körper vor stoffen
und umwelteinflüssen, die ihm schaden zufügen könnten. diese entzündungshemmende Eigenschaft
des zinks verbessert den therapieerfolg bei zahlreichen entzündlichen Erkrankungen.
zink findet sich besonders in tierischen lebensmitteln, u. a. in Käse, muskelfleisch, einigen
Fischsorten und besonders in schalentieren, aber auch in nüssen und vollkornprodukten.
Empfohlene Nährstoffzufuhr für Zink pro Tag 10
für Gesunde für MS-Kranke
Frauen: 7 mg
männer: 10 mg
während eines Schubes: bis zu 30 mg
Zink in Lebensmitteln 14
Zinkhaltige
Nahrungsmittel
in mg
(je 100 g)
Edamer, 30 % Fett i. tr. 5,3
haferflocken 4,3
amaranth 3,7
Camembert, 30 % Fett i. tr. 3,4
dinkelmehl 2,8
21
22
Osteoporose – mit Kalzium vorbeugen
als osteoporose bezeichnet man den schwund des festen Knochengewebes. das schwammartige
Knochengewebe verliert im verlauf einer osteoporose-Erkrankung an Festigkeit, der Knochenabbau
läuft schneller ab als der aufbau. so kommt es zu Instabilitäten innerhalb der Knochen.
In deutschland leiden knapp 8 millionen menschen an osteoporose.
Bei osteoporose liegt meist eine erbliche veranlagung vor. Weitere Faktoren können zusätzlich
die Erkrankung beeinflussen. dazu zählen im Wesentlichen hormonelle Faktoren bei Frauen,
Bewegungsmangel, einige medikamentöse therapien (z. B. Kortison), rauchen und eine Fehl-
bzw. mangelernährung, insbesondere die unterversorgung mit Kalzium, vitamin d und vitamin K.
Kalzium wird mit der nahrung aufgenommen und fördert den aufbau und die Festigkeit der Knochen.
vitamin d fördert die aufnahme und den Einbau von Kalzium in die Knochen.
multiple sklerose führt häufig zu eingeschränkter Bewegungsfähigkeit und Bewegungsmangel,
in der Konsequenz sehr schnell zu einem abbau von Knochenmasse. zusätzlich führt eine Kortisontherapie
zu einem Kalziummangel. deshalb ist für menschen mit multipler sklerose das risiko
erhöht, an osteoporose zu erkranken.
Empfohlene Nährstoffzufuhr
für Kalzium pro Tag 9
19 bis unter 65 Jahre
1000 mg
Kalzium in Lebensmitteln 14
Kalziumhaltige
Nahrungsmittel
in mg
(je 100 g)
Kuhmilch, 1,5 % Fett 118
appenzeller, 20 % Fett i.tr. 1090
Camembert, 30 % Fett i.tr. 600
Edamer, 30 % Fett i. tr. 800
Emmentaler, 45 % Fett i.tr. 1030
gouda, 45 % Fett i. tr. 820
mozzarella 651
gartenkresse 214
grünkohl 212
spinat, gekocht, abgetropft 126
Brokkoli, gekocht, abgetropft 87
sojamehl, vollfett 195
Bohnen, weiß, getrocknet 113
roggen, ganzes Korn 37
Weizen, ganzes Korn 33
Kakao 114
hering (ostseehering) 71
zur vorbeugung von osteoporose spielt die scholle 61
ausreichende versorgung mit Kalzium und
vitamin d eine bedeutende rolle. die größten
Kalziumlieferanten in unserer nahrung sind
sprotte 170
milch und milchprodukte. aber auch einige gemüsesorten wie grünkohl, soja und getreide (vorzugsweise
vollkorn), hülsenfrüchte und Fisch haben einen hohen Kalziumgehalt.
als wahrer „Kalziumräuber“ hat sich alkohol herausgestellt. der regelmäßige Konsum von zu viel
alkohol wirkt sich erheblich negativ auf die Knochendichte aus. das gleiche gilt für das rauchen.
Besonders Frauen nach der menopause sollten damit vorsichtig sein und ihre Kalziumzufuhr
gezielt steigern, um einer drohenden osteoporose entgegenzuwirken.
die dgE empfiehlt eine tägliche aufnahme von 1 000 mg Kalzium für Erwachsene. diese menge
kann erreicht werden mit 150 ml fettarmer milch, 1 Becher Joghurt (150 g), 2 scheiben Käse (60 g),
einer portion Brokkoli (200 g) und 500 ml kalziumreichem mineralwasser. dabei ist es sinnvoll,
die Kalziumaufnahme über den ganzen tag zu verteilen. 9
23
Osteoporose
24
Vitamin D und Vitamin K
vitamin d regelt im menschlichen Körper den Kalzium- und phosphathaushalt. da es die Einlagerung
von Kalzium in die Knochen fördert, ist es besonders wichtig für deren stabilität. außerdem
stärkt vitamin d das Immunsystem, schützt vor einigen Krebsarten und herzkrankheiten und
beeinflusst die psyche. Ein mangel an vitamin d führt langfristig zu veränderungen der Knochen
und des nervensystems. gerade für menschen mit ms, die ein erhöhtes risiko haben, an osteoporose
zu erkranken, ist eine ausreichende versorgung mit vitamin d wichtig.
der Körper kann vitamin d unter Einfluss von uv-licht selbst erzeugen. Bereits täglich 10 minuten
in der sonne reichen aus, um genügend vitamin d zu produzieren. mit zunehmendem alter
wird so allerdings immer weniger vitamin d gebildet. ob im alter eine nahrungsergänzung mit
vitamin d sinnvoll ist, sollte daher mit dem arzt besprochen werden.
der vitamin d-anteil in lebensmitteln ist eher gering. lediglich fette Fische oder lebertran, Käse,
Eier und mit vitamin d angereicherte margarine enthalten größere mengen des vitamins.
auch vitamin K ist an der Bildung verschiedener knochenspezifischer proteine beteiligt. Ein
vitamin-K-mangel geht mit erniedrigter Knochendichte und erhöhtem risiko für Knochenbrüche
einher. Kohlgemüse und grünes Blattgemüse liefern vitamin K. 9
Empfohlene Nährstoffzufuhr
für Vitamin D pro Tag 9
19 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter
5 μg/tag 10 μg/tag
Vitamin D in Lebensmitteln 14..
Vitamin D-haltige
Nahrungsmittel
in μg
(je 100 g)
hering, Bismarckhering 13
hering, atlantik 25
makrele 4
sprotte, geräuchert 32
thunfisch 4,5
aal 20
aal geräuchert 90
lachs 16
hühnerei 2,9
Emmentaler, 45 % Fett i.tr. 1,1
gouda, 45 % Fett i.tr. 1,3
schmelzkäse, 45 % Fett i.tr. 3,1
margarine 2,5
Schätzwerte für eine täglich angemessene Nährstoffzufuhr an Vitamin K 9
19 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter
männer: 70 μg/tag
Frauen: 60 μg/tag
männer: 80 μg/tag
Frauen: 65 μg/tag
25
26
Verstopfungen natürlich entgegenwirken
Ein problem, das häufig von ms-patienten angesprochen wird, ist die verstopfung (obstipation).
von einer verstopfung spricht man in der praxis, wenn der stuhlgang weniger als dreimal pro Woche
stattfindet und nur durch starkes pressen erfolgt. Etwa 30 % der Bevölkerung leiden darunter,
dabei ist der anteil der Frauen fast um das doppelte erhöht. 9
Bei ms-patienten können durch die Entzündungen im zentralen nervensystem so genannte neurogene
störungen im darm auftreten, die dann relativ häufig in verstopfungen münden. zusätzlich
nimmt die neigung zu verstopfungen mit zunehmender Bewegungseinschränkung durch die
ms zu.
Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, dass der darm besser in schwung bleibt. In
diesem zusammenhang spielen Ballaststoffe, die als unverdauliche Kohlenhydrate das stuhlvolumen
erhöhen und so die zeit der dickdarmpassage verkürzen, eine zentrale rolle. des Weiteren
unterstützt das pektin in Früchten die verdauung dadurch, dass es Wasser im stuhl zu einer art
gel bindet und ihn dadurch weicher macht.
die dgE empfiehlt, täglich 30–50 g Ballaststoffe mit der nahrung aufzunehmen. außerdem wird
geraten, 1,5–2 liter Flüssigkeit täglich, über den tag verteilt und zu den mahlzeiten, zu trinken. 9
die nahrung sollte immer gründlich gekaut werden. das bedeutet vor allem, sich zeit zum Essen
zu nehmen und seine mahlzeiten zu genießen. hektik und stress schlagen sich oftmals negativ
auf die verdauung aus und begünstigen verstopfungen. Ein spaziergang oder regelmäßige sportliche
übungen regen den stoffwechsel an und unterstützen die darmtätigkeit.
Bei leichteren verdauungsbeschwerden helfen einige natürliche methoden, die darmtätigkeit
anzuregen. Bewährte sofortmaßnahmen bei verstopfung sind:
• morgens nüchtern ein glas stilles Wasser trinken (zimmertemperatur)
• eingeweichtes trockenobst (Einweichwasser und obst)
• leinsamen, Weizenkleie oder milchzucker in müsli, obstsalat oder Joghurt
• reichlich trinken
• sauerkraut oder sauerkrautsaft
• darmmassagen (kreisende Bewegungen von rechts nach links)
• Bewegung
sollten sie probleme mit Ihrer verdauung haben, suchen sie einen arzt auf. Er kann Ihnen weitere
tipps und hilfen geben.
Ballaststoffe 12
Ballaststoffreiche
Nahrungsmittel
Was trinke ich?
in g
(je 100 g)
pflaumen, getrocknet 17,80
mandeln 13,50
Erdnüsse 11,70
haferflocken 10,00
schwarze Johannisbeeren 6,78
roggenbrot 6,46
rosinen 5,20
Cornflakes, ungesüßt 4,00
Karotten, roh 3,63
Weißbrot 3,19
Brombeeren 3,16
Karotten, gekocht 2,47
Gegenüberstellung
(ballaststoffreich – ballaststoffarm)
roggenbrot
6,46 g
haferflocken
10,00 g
pflaumen, getrocknet
17,80 g
Weißbrot
3,19 g
Cornflakes, ungesüßt
4,00 g
pflaume
1,58 g
die angaben über optimale trinkmengen variieren hinsichtlich des alters sowie der individuellen
körperlichen aktivität. die dgE empfiehlt mindestens 1,5 liter Flüssigkeit am tag. das durstgefühl
ist bereits ein Warnsignal des Körpers. Wichtig ist es daher, den Körper unabhängig von den
tagesmahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt dient nicht nur als Ergänzung zu einer vollwertigen
Ernährung, er vermindert auch das risiko, an einer harnwegsinfektion zu erkranken, regt die verdauungsvorgänge
an und bekämpft Konzentrationsstörungen oder müdigkeit. so bleiben Körper
und geist fit.
menschen mit ms sollten bei der auswahl der getränke zielgerichtet vorgehen. am besten
eignen sich kalorienfreie bzw. kalorienreduzierte getränke wie kalziumreiches mineralwasser,
ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Frucht-schorlen.
übrigens: dem gläschen Wein im rahmen eines gemütlichen abendessens oder eines festlichen
anlasses muss nicht vollends entsagt werden. von einem regelmäßigen oder intensiven genuss
alkoholischer getränke ist jedoch abzusehen.
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Verstopfungen
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Ernährungsempfehlungen bei MS im Überblick
Für eine ausgewogene und gesunde Ernährung hat die deutsche gesellschaft für Ernährung
(dgE) Empfehlungen zusammengestellt.
Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 9
Lebensmittelgruppe Lebensmittel
Gruppe 1: getreide,
getreide-
erzeugnisse,
Kartoffeln
Gruppe 2: gemüse,
salate
täglich • 200–300 g bzw. 4–6 scheiben Brot oder
150–250 g bzw. 3–5 scheiben Brot
plus 50–60 g getreideflocken
• 200–250 g Kartoffeln (gekocht) oder
200–250 g teigwaren (nudeln) oder
50–180 g reis (gekocht)
Vollkornprodukte bevorzugen
täglich • insgesamt 400 g und mehr:
200–300 g gegartes gemüse und
100–200 g rohkost
Gruppe 3: obst täglich • 2–3 portionen (250 g) und mehr
Gruppe 4: milch und
milchprodukte
Gruppe 5: Fleisch, Wurst,
Fisch,
Eier
Gruppe 6: öle und
Fette
Gruppe 7: getränke
täglich • 200–250 g milch/Joghurt plus Käse
fettarme Produkte bevorzugen
wöchentlich • 300–600 g Fleisch und Wurst
fettarme Produkte bevorzugen
• 80–150 g fettarmer seefisch
plus 70 g fettreicher seefisch
• bis zu 3 Eier, inkl. verarbeiteter Eier
täglich • 10–15 g öl, z. B. raps-, soja- oder Walnussöl
• 15–30 g Butter oder margarine
pflanzliche Produkte bevorzugen
täglich • mindestens 1,5 liter
energiefreie und energiearme
Getränke bevorzugen
Bei entzündlichen Erkrankungen wie der multiplen sklerose sollten speziell die nährstoffe be-
achtet werden, die sich auf die Erkrankung positiv bzw. negativ auswirken können. der Bedarf an
einigen nährstoffen ist außerdem für ms-Kranke bzw. im Falle eines ms-schubes erhöht.
daraus ergeben sich für die Ernährung einige Besonderheiten, die unter Berücksichtigung der dgE-
Empfehlungen im Folgenden zusammengefasst sind:
Bezogen auf die DGE-Empfehlung, bedeutet das:
• Bevorzugen sie pflanzliche lebensmittel sowie milch und milchprodukte.
• versuchen sie, nicht öfter als zwei mal die Woche kleine Fleischmahlzeiten zu sich zu
nehmen. Bevorzugen sie fettarmes Fleisch und Wild. meiden sie fettes Fleisch bzw. fette
Wurstwaren und Innereien.
• Essen sie mindestens zweimal pro Woche eine Fischmahlzeit. Bevorzugen sie fettreiche
Fische, z. B. lachs und hering.
• verzichten sie möglichst auf tierische Fette wie Butter und schmalz. Ersetzen sie diese
durch pflanzliche Fette wie diätmargarine und kaltgepresste öle wie raps-, soja- und
leinöl.
• verwenden sie Ei-Ersatzprodukte. Essen sie möglichst nicht mehr als zwei Eigelb die Woche.
• Bevorzugen sie fettarme milch- und milchprodukte.
• Bauen sie täglich viel obst und gemüse in Ihren speiseplan ein.
• Essen sie täglich vollkornprodukte, auch nüsse.
• trinken sie mindestens 1,5 l mineralwasser oder andere kalorienarme getränke am tag.
• Bewegen sie sich täglich, möglichst an der „frischen“ luft.
• vermeiden sie übergewicht.
• nahrungsergänzungsmittel sollten sie nur nach rücksprache mit Ihrem arzt einnehmen.
• leben sie gesund: alkohol, rauchen und stress können Entzündungsprozesse verstärken.
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Ernährungsempfehlungen
Wo finde ich Hilfe?
Kochshows, Ernährungsratgeber und Co. – tipps und tricks rund um das Essen begegnen uns tag
für tag. doch wohin mit all den Fragen rund um das thema „multiple sklerose und Ernährung“?
Ansprechpartner in Ernährungsfragen sind:
• ms-zentren, ms-Beratungsstellen, ms-schwerpunktpraxen
• Kliniken/rehabilitationskliniken
• Ernährungsberatungsstellen
• ms-selbsthilfegruppen
Quellen und weiterführende Literatur
1 hollander d.: Intestinal permeability, leaky gut, and intestinal disorders.
Curr. gastroenterol. rep. 1999;1:410-416
2 pirlet K.: naturheilkundliche diätetik aus pathophysiologischer sicht.
Komplement. Integr. med. 2007;12:10-19
3. pirlet K.: Konstitution und Individualität. In: pirlet-gottwald m., Falkenbach a. (hrsg).
die Erhaltung von leben und gesundheit. hamburg: Kovac; 2003
4 pirlet-gottwald m.: richtlinien für die Ernährungstherapie.
Komplement. Integr. med. 2007;12:20–25
5. schilling J.: Kau dich gesund. haug in mvs, stuttgart 2005
6 pöhlau W: gesund essen bei multipler sklerose. trIas verlag stuttgart 2009
7. döll m.: Entzündungen, die heimlichen Killer, herbig verlag 2005
8 ledochowski m.: Klinische Ernährungsmedizin, springer verlag 2010
9 www.dge.de
10 adam o.: Ernährungsrichtlinien bei multipler sklerose, dmv münster 2007
11 www.vfed.de
12 Kleine nährwerttabelle der dgE
13 aWmF s3-leitlinie. prophylaxe, diagnostik und therapie der osteoporose
bei Erwachsenen. stand 10/2009
14 souci, Fachmann, Kraut: die zusammensetzung der lebensmittel: nährwert-tabellen,
7. revidierte und ergänzte auflage, Wissenschaftliche verlagsgesellschaft stuttgart 2008 31
Hilfe
Weitergehende Informationen
finden Sie im Internet unter:
www.ms-und-ich.de
Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen unser
Berater-Team gerne zur Verfügung.
EXTRACARE-Servicehotline:
0 800-987 00 08
(gebührenfrei
mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 uhr)
EXTRACARE-Sevicecenter:
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90327 Nürnberg
01 / 2012
313476