Kölner Philharmonie | Das Magazin NR. 1 FEB / MÄR / APR 2025
Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.
Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.
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Vollendete<br />
Meisterschaft<br />
Philippe Herreweghe führt Bachs Johannes-Passion mit dem<br />
Collegium Vocale Gent und einem Allstar-Vokalsextett auf<br />
Pure Leidenschaft trifft<br />
auf strenge Form<br />
José del Tomate<br />
Flamenco-Gitarrist Tomatito und Sohn José mit Band<br />
Tomatito<br />
Als Philippe Herreweghe einmal gefragt wurde, warum er<br />
eigentlich keine Oper dirigieren würde, antwortete er: »Wer<br />
große Musik schreiben will, schreibt geistliche Musik. Und<br />
Bachs Musik ist große Musik«. Nun ist vieles, was Herreweghe<br />
mittlerweile dirigiert hat, nicht ausschließlich geistlicher Natur<br />
– und trotzdem große Klangkunst. Dazu gehören etwa<br />
die Sinfonien Mozarts, Beethovens und Mahlers. Und auch<br />
Weltliches von Arnold Schönberg und Kurt Weill kann den<br />
77-jährigen Belgier begeistern und fesseln. Doch bei aller<br />
Repertoire-Breite, mit der sich Herreweghe vom Alte-Musik-<br />
Spezialisten zum Allrounder entwickelt hat, führen ihn seine<br />
musikalischen Wege geradezu instinktiv zu seinem Herzens-<br />
und Seelenkomponisten zurück. Zu Bach! Denn für<br />
den – religiösen – Dirigenten hat es kein anderer Komponist<br />
mit seiner Musik geschafft, Menschen jenseits aller Glaubensgrenzen<br />
zu vereinen – »wenn 2000 Menschen wie gebannt<br />
zuhören und etwas komplett Immaterielles entsteht,<br />
das alle verbindet.«<br />
Diesem Wunder widmet sich der aus Gent stammende Komponist<br />
seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert. Auch für<br />
seine diskografischen Würfe, zu denen die Bach-Kantaten,<br />
die h-Moll-Messe und die Matthäuspassion zählen, wurde<br />
Herreweghe 2010 in Leipzig mit der aus Meissener-Porzellan<br />
gefertigten »Bach-Medaille« ausgezeichnet.<br />
Zu einem Werk unter den Klang- und Glaubensmonumenten<br />
des Thomaskantors hat Herreweghe allein aus persönlichen<br />
Gründen ein besonderes Verhältnis. Denn mit der<br />
Aufführung der Johannes-Passion begann seine Karriere als<br />
einer der wichtigsten Dirigenten in der Originalklang-Szene.<br />
Er war gerade 20 Jahre alt, als er 1967 zum ersten Mal die<br />
Johannes-Passion dirigierte. Unter den Zuhörern befand sich<br />
mit dem Dirigenten Gustav Leonhardt Herreweghes Idol.<br />
»<strong>Das</strong> war ein Schock«, erinnert er sich an diesen Moment.<br />
»Aber Leonhardt hat das Konzert gefallen, und er fragte mich<br />
hinterher: Wir haben den Plan, alle Bach-Kantaten aufzunehmen.<br />
Wärst du bereit mitzuarbeiten?«<br />
Seitdem widmet sich Herreweghe vor allem mit dem im Jahr<br />
1970 gegründeten Collegium Vocale Gent Johann Sebastian<br />
Bach. Wie nah ihm speziell die Johannes-Passion ist, hat<br />
er im Aufnahmestudio bewiesen. So liegen von ihm, dem<br />
Chor und Orchester von Collegium Vocale Gent gleich drei<br />
Gesamteinspielungen aus den Jahren 1987, 2001 sowie<br />
2010 vor. Über die jüngste Aufnahme schrieb das englische<br />
Gramophone-<strong>Magazin</strong>: »Dies ist in der Tat eine der durchdachtesten,<br />
bewegendsten und kraftvollsten Johannes-<br />
Passionen der letzten Jahre. Sie zeigt die reife Meisterschaft<br />
Herreweghes in seiner klarsten und konsequentesten Form,<br />
und das Collegium Vocale Gent ebnet den Weg mit Gold.«<br />
Mit dabei waren damals Sopranistin Dorothee Mields und<br />
Bass Krešimir Stražanac. Diese zwei Ausnahmevokalisten<br />
teilen sich nun 15 Jahre später das Podium der <strong>Kölner</strong><br />
<strong>Philharmonie</strong> mit vier weiteren Alte-Musik-Sängerstars wie<br />
Countertenor Alex Potter – wenn Philippe Herreweghe einmal<br />
mehr dieses stürmische und bewegende Glaubens- und<br />
Menschheitsdrama in der Originalfassung von 1724 dirigiert.<br />
Guido Fischer<br />
KONZERTTERMIN<br />
Sonntag, 13. April <strong>2025</strong>, 20:00<br />
Dorothee Mields Sopran<br />
Alex Potter Countertenor<br />
Guy Cutting Tenor<br />
Johannes Kammler Bassbariton<br />
Reinoud Van Mechelen Tenor (Evangelist)<br />
Krešimir Stražanac Bass (Christusworte)<br />
Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent<br />
Philippe Herreweghe Dirigent<br />
Johann Sebastian Bach Johannes-Passion BWV 245<br />
Oratorium für Soli, Chor und Orchester<br />
Spanien, Land des Rioja und der Costa del Sol, von Real Madrid<br />
und der Vuelta. Vor allem anderen aber war und ist es<br />
die Wiege des Flamenco. In seiner Mischung aus Volks- und<br />
Gesellschafts-, Show- und Ausdruckstanz, aus Folklore und<br />
virtuoser Konzertmusik findet der Flamenco bestenfalls im<br />
argentinischen Tango noch eine Entsprechung. Hier trifft<br />
pure Leidenschaft auf strenge Form, vermittelt sich überschäumendes<br />
Temperament in artifizieller Körpersprache,<br />
die Akteure und Publikum in eine geradezu trancehafte<br />
Spannung versetzt. Befeuert wird diese Euphorie durch eine<br />
gleichermaßen virtuose wie leidenschaftliche musikalische<br />
Begleitung, die an diesem Abend in der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />
im Mittelpunkt stehen soll.<br />
Bei vielen mag das Interesse am Flamenco erst mit dem phänomenalen<br />
Erfolg der Gruppe Gypsy Kings in den 1980er-<br />
Jahren geweckt worden sein, doch Kenner der Materie<br />
verweisen natürlich zu Recht darauf, dass der Flamenco<br />
auf eine lange Tradition fantastischer Instrumentalisten zurückblicken<br />
kann. José Fernández Torres, wie Tomatito mit<br />
bürgerlichem Namen heißt, sieht sich in aller Bescheidenheit<br />
noch immer nicht als einer der ganz Großen des vom<br />
Klang der akustischen Gitarre geprägten Genres. Vielmehr<br />
stellt sich der 66-Jährige selbst immer noch in den Schatten<br />
zweier anderer Flamenco-Interpreten, des Gitarristen<br />
Paco de Lucía und seines Mentors, Sänger Camarón de la<br />
Isla. Letzteren hat Tomatito 18 Jahre lang als Gitarrist begleitet,<br />
und es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass dessen<br />
Einfluss sich auch in der aktuellen Besetzung des Ensembles<br />
widerspiegelt, in dem mit Morenito de Ìllora und Kiki Cortiñas<br />
gleich zwei Vokalisten den Gesangspart übernehmen.<br />
Eine Karriere als Sologitarrist habe er nie angestrebt, so ist<br />
in vielen Interviews mit Tomatito zu lesen. Bis heute würde<br />
er dem im Jahr 1992 viel zu früh verstorbenen Camarón de la<br />
Isla als Begleiter treu zur Seite stehen, ohne dies zu bedauern.<br />
So sehr miteinander harmoniert habe das Duo damals,<br />
dass ihn nach dem Tod von Camarón de la Isla auch keine<br />
anderen Flamencosänger als Begleitgitarrist verpflichten<br />
wollten. Weshalb er seinem Vorbild Paco de Lucía folgend<br />
ebenfalls eine eigene Karriere startete. Und die kann nur als<br />
beeindruckend beschrieben werden: Neben etlichen Plattenaufnahmen<br />
und zahlreichen Tourneen weltweit stehen<br />
zwei Latin Grammy Awards und die vom spanischen Königshaus<br />
verliehene goldene Medaille der spanischen Künste zu<br />
Buche.<br />
Damit nach über 50 Jahren auf der Bühne die Leidenschaft<br />
für den Flamenco weiterhin hochgehalten wird, hat der Gitarrist<br />
seinen Sohn José Fernández, (»José del Tomate«) eingebunden.<br />
Der erst 20-jährige Gitarrist verfügt wie sein Vater<br />
über eine stupende Technik, und sein völlig ungewöhnliches<br />
Rhythmusgefühl gibt dem sechsköpfigen Ensemble noch<br />
einmal einen ganz besonderen Schub. Und als wären es der<br />
Superlative nicht genug, weiß Tänzer José Maya den Begriff<br />
»Body Percussion« durch gestochen scharfe Absatz-Kicks<br />
noch einmal ganz neu zu definieren. Man sieht: Um die Zukunft<br />
des Flamenco muss man sich keine Sorgen machen.<br />
Tom Fuchs<br />
KONZERTTERMIN<br />
Samstag, 22. Februar <strong>2025</strong>, 20:00<br />
Tomatito guitar<br />
José del Tomate guitar<br />
Joni Cortés percussion<br />
Morenito de Ìllora vocals<br />
Kiki Cortiñas vocals<br />
José Maya dancer<br />
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