Kölner Philharmonie | Das Magazin NR. 1 FEB / MÄR / APR 2025
Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.
Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.
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IM PORTRÄT<br />
Diventöne<br />
und Heldenklänge<br />
Riccardo Minasi dirigiert das elektrisierende Ensemble Resonanz<br />
mit der phänomenalen Hongni Wu<br />
Opernfans aufgepasst! An diesem Abend ist eine junge Sängerin<br />
zu erleben, die zu den Stars von morgen zählen könnte. Bereits<br />
als Stipendiatin des Royal Opera House Covent Garden in<br />
London (wo sie demnächst als Siebel in Gounods Faust debütieren<br />
wird) bezauberte die Mezzosopranistin Hongni Wu das<br />
Publikum in ausgewählten Produktionen. Längst haben auch<br />
die New York Times ihre »technische Gewandtheit, warmen<br />
Farben und reichhaltigen Klang« bewundert. Kein Wunder,<br />
dass sich zahlreiche renommierte Häuser um die aufstrebende<br />
Künstlerin bemühen: Am Teatro Carlo Fenice in Genua<br />
reüssierte sie als Angelina in Rossinis La cenerentola (unter der<br />
Leitung von Riccardo Minasi), in der kanadischen Pacific Opera<br />
Victoria als Dorabella in Mozarts Così fan tutte, an der Opéra<br />
national de Montpellier, als Komponist in Strauss’ Ariadne<br />
auf Naxos und an der Royal Danish Opera in Kopenhagen als<br />
Suzuki in Puccinis Madama Butterfly. Im Sommer wird sie als<br />
Cherubino in Mozarts Le nozze di Figaro an der Santa Fe Opera<br />
zu erleben sein.<br />
Nun wird Hongni Wu ihre stilistische Brillanz in der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong><br />
mit drei vokalen Glanzstücken unter Beweis stellen.<br />
Zwei der berühmtesten Arien aus der Feder von Georg Friedrich<br />
Händel (die zu Herzen gehende Klage des sich von der Geliebten<br />
betrogen glaubenden Titelhelden aus Ariodante sowie die<br />
entschlossene, jagdhornschallende Kampfansage des Ruggiero<br />
aus Alcina) umschließen die empfindsame Betrachtung<br />
der Dienerin Neris (sie versichert ob der Verzweiflung der Titelheldin<br />
dieser ihre hingebungsvolle Treue) aus Luigi Cherubinis<br />
frühromantischer Oper Medée.<br />
Einer der größten Bewunderer von Luigi Cherubini, in dessen<br />
Werk die Französische Revolution von 1789 widerhallte, war<br />
Ludwig van Beethoven. Auch er war ein Anhänger der Ideale<br />
der Französischen Revolution. Deren Grundsätzen – Freiheit,<br />
Gleichheit, Brüderlichkeit – verlieh er immer wieder klingenden<br />
Ausdruck. Napoleon Bonaparte verkörperte für ihn die Entschlossenheit,<br />
sie durchzusetzen. Deshalb gab der Komponist<br />
in anfänglicher Begeisterung seiner dritten Sinfonie den Titel<br />
»Bonaparte«. Dann kratzte er diese Zueignung, enttäuscht von<br />
der Selbstherrlichkeit des Widmungsträgers, zornig wieder<br />
aus. Und vermerkte unter der getilgten Stelle mit Bleistift doch<br />
erneut: »geschrieben auf Bonaparte«. Der offizielle Werktitel<br />
würdigte schließlich einen unbekannten Helden (»Sinfonia eroica,<br />
composta per festiggiare il sovvenire di un grand’ Uomo« /<br />
»Heroische Sinfonie, komponiert, um das Andenken an einen<br />
großen Mann zu feiern«). Doch aus der Matrix der Eroica war<br />
die Vorstellung Napoleons nicht mehr zu tilgen.<br />
KONZERTTERMIN<br />
Dienstag, 11. Februar <strong>2025</strong>, 20:00<br />
Hongni Wu Mezzosopran<br />
Ensemble Resonanz<br />
Riccardo Minasi Dirigent<br />
Pietro Antonio Locatelli Sinfonia funebre f-Moll<br />
für 2 Violinen, Viola und Basso continuo. Composta per<br />
l’esequie della sua donna che si celebrarono in Roma<br />
In einer Fassung für Streichorchester<br />
Georg Friedrich Händel »E vivo ancora?« – »Scherza<br />
infida in grembo al drudo«. Rezitativ und Arie des<br />
Ariodante aus: Ariodante HWV 33<br />
Luigi Cherubini »Ah, nos peines«. Arie der Neris<br />
aus: Médée<br />
Georg Friedrich Händel »Sta nell'Ircana pietrosa<br />
tana«. Arie des Ruggiero, 3. Akt aus:<br />
Alcina HWV 34<br />
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3<br />
Es-Dur op. 55 »Sinfonia eroica«<br />
Einführung in das Konzert<br />
19:00 Uhr, Empore<br />
Riccardo Minasi<br />
30 <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Nachdem zunächst der freie, kühne, wagemutige und weltverändernde<br />
Held gefeiert wird, trägt ihn ein Trauermarsch zu Grabe.<br />
Damit ist aber kein Endpunkt erreicht, sondern der Beginn<br />
einer neuen Zeit: Auf ein von lebendiger Aufbruchs nervosität<br />
durchpulstes Erwachen stürmt im Finale alles jubelnd einer<br />
besseren Welt zu. <strong>Das</strong> Werk selbst war damals nichts weniger<br />
als eine musikalische Revolution: in seinem Ausmaß, in<br />
der vielschichtigen Verarbeitung des Materials, in seiner harmonischen<br />
Kühnheit. Wahrlich ein Wurf, der gerade beim stets<br />
das Außergewöhnliche erkundenden Ensemble Resonanz unter<br />
der musikalischen Leitung von Riccardo Minasi (»Principal<br />
Guest Conductor & Partner in Crime«) in den allerbesten Händen<br />
ist. Den vielfältigen Abend beginnen die demokratisch<br />
organisierten Musikerinnen und Musiker mit Pietro Locatellis –<br />
so trauerverhangenen wie zuversichtlichen – barocken Sinfonia<br />
funebre. Oliver Binder<br />
Hongni Wu