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Kölner Philharmonie | Das Magazin NR. 1 FEB / MÄR / APR 2025

Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.

Die Ausgabe 1/2025 des Magazins der Kölner Philharmonie – auf dem Titel: Anna Vinnitskaya. Mehr über die Pianistin, die u. a. mit dem 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch zu erleben ist, erfahren Sie im Gespräch mit dem Magazin. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in Kent Naganos detektivische Recherche in Bezug auf die anstehende Aufführung von Wagners »Siegfried« und erfahren mehr über die brillante Mezzosopranistin Hongni Wu sowie über die zahlreichen Jazz- und Weltmusikkonzerte in der Kölner Philharmonie.

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TITELTHEMA<br />

»Man kommt rein, taucht ein und<br />

lässt einfach die Musik laufen.«<br />

von zu Hause nach Rostow und dann wieder zurück. Immer<br />

über Nacht mit dem Zug, eine Strecke von über 400 Kilometern!<br />

Ich war immer sehr müde, und auf lange Zeit ging<br />

das nicht mehr. Wir zogen also um. Mit 13 Jahren konnte<br />

ich dann bei Sergei Ossipenko am Rachmaninow-Konservatorium<br />

studieren, einem Lyzeum für begabte Kinder.<br />

Dann kam der nächste Bruch, als Sie 2002 Ihr Studium in Hamburg<br />

fortsetzten.<br />

Dazu muss man sagen, dass ich nicht ständig in Hamburg<br />

war. Alle zwei oder drei Monate besuchte ich die Familie<br />

und Freunde in Russland. Ich hatte am Anfang schreckliches<br />

Heimweh. Sonst waren ja meine Eltern um mich herum,<br />

und für alles war gesorgt. Jetzt musste ich mich um<br />

alles selbst kümmern und sprach fast kein Wort Deutsch.<br />

Anna Vinnitskaya<br />

Elim Chan<br />

In Hamburg war Evgeni Koroliov einer Ihrer Lehrer. Was hat er<br />

Ihnen persönlich vermittelt?<br />

<strong>Das</strong> Wichtigste war sicher, dass er mir zeigte, was es heißt,<br />

Liebe zur Musik zu haben und wie man sie kanalisiert. Wie<br />

man die Musik in sich selbst hineinbringt, um sie wiederum<br />

interpretieren und spielen zu können. Ihm war es wichtig,<br />

auf die einzelnen Persönlichkeiten einzugehen und sie zu<br />

entwickeln. In Russland habe ich das ganz anders erlebt.<br />

Bei vielen Professoren ging es erst einmal darum, die Persönlichkeit<br />

zu brechen und ganz von vorne anzufangen. Sie<br />

sagten: Du machst es genauso, wie ich das mache, ohne zu<br />

fragen, warum ich das so mache. Man musste mitziehen,<br />

das gehörte einfach dazu. Koroliov dagegen hat tatsächlich<br />

seine Studierenden künstlerisch wie auch technisch<br />

unterstützt, insbesondere in Sachen Stilistik und Anschlagtechnik.<br />

Durch die harte russische Schule hatte ich bereits<br />

eine gute Basis – durch ihn fühlte ich mich aber plötzlich<br />

als Künstlerin und nicht als schuftende Pianistin. Seit 2009<br />

unterrichte ich ja selbst als Professorin für Klavier in Hamburg.<br />

Meinen Studierenden versuche ich genau das zu vermitteln,<br />

was ich bei Koroliov kennenlernen durfte. <strong>Das</strong> ist<br />

das Ziel.<br />

In Köln treten Sie bei zwei kurz aufeinander folgenden Konzerten<br />

im Rahmen der MCO Academy auf, bei der junge Studierende<br />

eingebunden werden. Wie groß ist die Vorfreude?<br />

Sehr groß! <strong>Das</strong> Mahler Chamber Orchestra, das dahintersteckt,<br />

ist bekannt für seine Experimentierfreude und seine<br />

kommunikative Offenheit, auch unter den Musikern. Sie<br />

begegnen sich auf Augenhöhe, das mag ich sehr. Jeder<br />

einzelne hat Stimmrecht und musiziert mit großer Freude,<br />

ohne dass es irgendwie zur Routine wird. Ich wollte unbedingt<br />

mit denen spielen! <strong>Das</strong> sind höchst kreative Musiker,<br />

die ihre Erfahrungen gerne mit den jungen Leuten teilen.<br />

Fühlen Sie sich manchmal beim Konzert wie in einem Film, als<br />

ob Sie sich selbst von oben betrachten? In der Medizin spricht<br />

man von »Depersonalisation«, wenn dies häufiger auftritt.<br />

<strong>Das</strong> ist quasi das Ideal, was ich mir bei jedem Konzert wünsche!<br />

Aber das kommt leider nicht so oft vor. Es ist einfach<br />

das Beste, dass man irgendwie nicht selbst ist und nicht<br />

spielt, sondern sich wie in einem Tunnel fühlt. Man kommt<br />

rein, taucht ein und spürt weder Raum noch Publikum, sondern<br />

lässt einfach die Musik laufen. <strong>Das</strong> funktioniert aber<br />

nicht bei jedem Repertoire. Ich spiele zum Beispiel seit<br />

vielen Jahren keine Konzerte mehr von Mozart. Bei ihm ist<br />

jede Note Gold wert. Und wenn etwas nicht klappt, spüre<br />

ich unmittelbar eine große Frustration. Dagegen Ravel:<br />

Da befinde ich mich gleich in einer Art Film oder Gemälde,<br />

die Musik kommt von selbst. <strong>Das</strong> ist wie ein Wunder, das<br />

nenne ich das Ideal. Helge Birkelbach<br />

KONZERTTERMINE<br />

Sonntag, 16. Februar <strong>2025</strong>, 18:00<br />

Anna Vinnitskaya Klavier<br />

MCO Academy<br />

Mahler Chamber Orchestra<br />

Elim Chan Dirigentin<br />

Dmitrij Schostakowitsch Konzert für Klavier und Orchester<br />

Nr. 2 F-Dur op. 102<br />

Sergej Prokofjew Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100<br />

nach einer Umbaupause anschließend um 20:00<br />

MCO Academy Spezial<br />

Anna Vinnitskaya Klavier<br />

Mitglieder des Mahler Chamber Orchestra<br />

Mitglieder der MCO Academy<br />

Ausgewählte Kammermusik<br />

Montag, 28. April <strong>2025</strong>, 20:00<br />

Anna Vinnitskaya Klavier<br />

Maurice Ravel Sonatine<br />

Pavane pour une infante défunte<br />

Jeux d'eau<br />

Alexander Skrjabin Sonate Nr. 3 fis-Moll op. 23<br />

Robert Schumann Carnaval – Scènes mignonnes sur<br />

quatre notes op. 9<br />

Jörg Widmann Zirkustänze – Suite für Klavier<br />

8 <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

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