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Prüf- und Teststrategie für mechatronische ... - FKFS

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<strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Teststrategie</strong> <strong>für</strong> <strong>mechatronische</strong> Steuergeräteeinheiten<br />

Dr. rer. nat. Reinhold Danner<br />

Robert Bosch GmbH<br />

Automotive Electronics<br />

Engineering Product Innovation<br />

Markwiesenstr. 46<br />

72770 Reutlingen<br />

Reinhold.Danner@de.Bosch.com<br />

Abstract: Die <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Teststrategie</strong> ist kein singuläres Element des<br />

Qualitätsmanagements, sondern ist ein konzeptioneller Bestandteil des<br />

gesamten Produktentstehungsprozesses. Sie umfasst vordergründig die<br />

<strong>Prüf</strong>ungen technischer Komponenten bis hin zum Testen kompletter<br />

Mechatronikeinheiten, sowohl in der Entwicklung als auch in der<br />

Fertigung <strong>und</strong> dient damit dem objektiven Nachweis der Funktionalität.<br />

Der Anspruch geht dabei jedoch weit über ein reines Testen <strong>und</strong> Messen<br />

hinaus. Er basiert auf einem gesamtheitlichen Ansatz, die Produktreife<br />

mit Methoden <strong>und</strong> Techniken zur Fehlervermeidung vorbeugend<br />

abzusichern, Standards <strong>und</strong> Richtlinien zu berücksichtigen <strong>und</strong><br />

einzuhalten, sowie Ausfallmechanismen zu verstehen, die den<br />

Lebensdauermodellen <strong>für</strong> das Produkt zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />

Der Vortrag greift exemplarisch solche Elemente auf <strong>und</strong> führt unter<br />

dem Fokus der <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Teststrategie</strong> am Beispiel einer<br />

<strong>mechatronische</strong>n Getriebesteuerung durch den Produktentstehungsprozess<br />

bis hin zum Endtesten in der Serienfertigung.<br />

1 Einleitung<br />

Moderne Fahrzeuge beinhalten einen wachsenden Umfang elektronischer Systeme<br />

<strong>und</strong> Funktionen. Treibende Kräfte <strong>für</strong> diese Entwicklung sind die weiterhin<br />

steigenden Anforderungen nach mehr Sicherheit, weniger Emissionen <strong>und</strong><br />

geringerem Verbrauch, sowie das Bedürfnis nach mehr Fahrerinformation <strong>und</strong><br />

Fahrerunterstützung bei steigendem Komfort.


Der daraus erwachsenden Anzahl weiterer Einzelkomponenten wie Sensoren,<br />

Aktuatoren <strong>und</strong> Steuergeräten können durch geschickte Partitionierung komplette<br />

<strong>mechatronische</strong> Geräteeinheiten entgegen gestellt werden, wie beispielsweise ABS-/<br />

ESP-Systeme, elektrische Servolenkungen oder integrierte Getriebesteuerungen [1].<br />

2 Trends mit Einfluss auf die <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Teststrategie</strong><br />

Zu Beginn sollen auch Aspekte skizziert werden, welche <strong>für</strong> die Leistungsfähigkeit<br />

des Gesamtsystems Automobil entscheidend sind <strong>und</strong> zukünftig wesentlichen<br />

Einfluss auf die Ausgestaltung <strong>mechatronische</strong>r Hardware-Lösungen sowie deren<br />

<strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> <strong>Teststrategie</strong> haben:<br />

Systemarchitektur: Die weitere Ausgestaltung der Automobilelektronik wird sehr<br />

stark beeinflusst werden von gr<strong>und</strong>legenden Entscheidungen über die Fahrzeug-<br />

Gesamtsystemarchitektur. Diese umfasst die Aufteilung von Funktionen auf<br />

Subsysteme, deren Strukturierung, <strong>und</strong> deren wechselseitige Vernetzung <strong>und</strong><br />

Kommunikations-Infrastruktur. Nach unserem Verständnis von Systemarchitektur<br />

werden Funktionen so strukturiert werden, dass daraus eine transparente, modulare,<br />

hierarchisch gegliederte Domänen-Architektur resultiert. Innerhalb der Domänen<br />

erwarten wir eine weitere Konzentration von Funktionen, die in einer kleineren<br />

Anzahl separater Steuergeräte (diese werden zu „Domänen Controllern“) <strong>und</strong> einer<br />

wachsenden Anzahl intelligenter Sensoren <strong>und</strong> „<strong>mechatronische</strong>r“ Aktuatoren<br />

resultieren wird.<br />

Standardisierte Schnittstellen: Während heute die Schnittstellen zwischen<br />

Subsystemen <strong>und</strong> ihren Komponenten überwiegend proprietär <strong>und</strong> sogar<br />

anwendungsspezifisch sind, arbeiten wir an der Standardisierung von Schnittstellen.<br />

Hierdurch lassen sich Skaleneffekte besser nutzen. Der Entwicklungsaufwand <strong>für</strong><br />

anwendungsspezifische Anpassungen sowie die damit einhergehenden Erprobungen<br />

<strong>und</strong> ggf. Fehlerbehebungen lassen sich deutlich reduzieren.<br />

Bussysteme zur Vernetzung: Zukünftige neue Fahrzeugfunktion werden im<br />

wesentlichen auf der Vernetzung mehrerer Subsysteme <strong>und</strong> Komponenten<br />

(intelligente Sensoren, <strong>mechatronische</strong> Aktuatoren) innerhalb <strong>und</strong> zwischen<br />

unterschiedlicher Domänen beruhen. Der Grad der Vernetzung zwischen den<br />

Subsystemen wird daher weiter zunehmen. Während high-speed <strong>und</strong> low-speed<br />

CAN in den nächsten Jahren der vorherrschende Bus-Standard bleibt, motivieren<br />

wachsende Bandbreitenanforderungen <strong>und</strong> die Notwendigkeit eines vorhersehbaren,<br />

deterministischen Busverhaltens die Verwendung von FLEXRAY als Haupt-<br />

„Backbone” zur Verbindung echtzeitkritischer Teilsysteme (Antriebsstrang, aktive<br />

<strong>und</strong> passive Sicherheitssysteme) in anspruchsvollen Anwendungen.<br />

Software-Architektur: parallel mit dem Entstehen einer domänenorientierten<br />

Systemarchitektur <strong>und</strong> neuen Bussystemen wird auch die Software-Architektur<br />

innerhalb der Steuergeräte weiter modularisiert <strong>und</strong> standardisiert werden, nicht<br />

zuletzt um die Wiederverwendung <strong>und</strong> eine flexiblere Verteilung von Software-<br />

Komponenten zwischen verschiedenen Steuergeräten zu ermöglichen.


3 <strong>Prüf</strong>strategie im konzeptionellen Ansatz des Produktentstehungsprozesses<br />

Zeitgemäße Elektronik-Lösungen <strong>für</strong> den Einsatz in Kraftfahrzeugen müssen im<br />

Rahmen eines durchgängigen, systematischen, reifen <strong>und</strong> integrierten Produktentstehungsprozesses<br />

entwickelt werden. Dies erfolgt im Rahmen V-förmiger<br />

“Simultaneous Engineering”-Prozesse <strong>für</strong> alle Produktaspekte (vom Gesamtsystem<br />

bis hin zu einzelnen Software- <strong>und</strong> Hardware-Komponenten).<br />

Dieses Vorgehen entspricht den CMMI-Anforderungen (Capability Maturity Model<br />

Integration), wie sie aus der Software-Entwicklung bekannt sind [2]. CMMI ist<br />

dabei das Referenzmodell <strong>für</strong> Hardware- <strong>und</strong> Mechanik-Entwicklung, es basiert auf<br />

der systematischen Aufbereitung bewährter Praktiken <strong>und</strong> stellt somit ein<br />

Schlüsselelement <strong>für</strong> Effizienz <strong>und</strong> Qualität der Ergebnisse dar. Dabei ist die <strong>Prüf</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Teststrategie</strong> ein Element, das konzeptionell in allen Ebenen des Entstehungsprozesses<br />

verankert ist [3].<br />

Abbildung 1: V-Modell <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>mechatronische</strong>r Systeme, dargestellt<br />

ist der Pfad <strong>für</strong> die Elektronik (parallel dazu V-Modelle <strong>für</strong> Sensoren u. Aktuatoren).<br />

4 Anforderungen an die Mechatronik Hardware<br />

Wir wollen uns nun der Hardware <strong>für</strong> “Mechatronik”-Lösungen im Automobil<br />

zuwenden. Die Integration bisher verteilter Komponenten, die geforderte<br />

Miniaturisierung <strong>und</strong> der kompaktere Einbau im Fahrzeug führt zu erhöhten<br />

Anforderungen an die Elektronik, insbesondere eine stetige Anhebung der<br />

Temperaturanforderungen, die im Falle der hier exemplarisch betrachteten<br />

<strong>mechatronische</strong>n Getriebesteuerung durch den Getriebeeinbau bis zu 140°C gehen.


4.1 Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Betriebssicherheit<br />

Da der Betrieb des Fahrzeugs immer mehr von der Funktionsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Verfügbarkeit seiner elektronischen Systeme abhängt, müssen höchste<br />

Anforderungen hinsichtlich der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Betriebssicherheit der<br />

elektronischen Systeme <strong>und</strong> Komponenten erfüllt werden.<br />

Eine gr<strong>und</strong>legende Anforderung <strong>für</strong> die Betriebssicherheit ist mindestens ein “fail<br />

safe” Verhalten: selbst bei einem Ausfall einer Komponente oder eines Teilsystems<br />

darf keine gefährliche Situation auftreten. Gewährleistet wird dies durch geeignete<br />

System-, Hardware- <strong>und</strong> Softwareauslegungen auf der Gr<strong>und</strong>lage detaillierter<br />

FMEA Analysen. Je nach Ergebnis <strong>und</strong> Klassifikation der Sicherheitsrelevanz der<br />

Anwendung müssen ausgefeilte Überwachungsfunktionen implementiert werden,<br />

um potentiell sicherheitsrelevante Ausfälle zu erkennen <strong>und</strong> geeignete Rückfall-<br />

Strategien anzuwenden [4].<br />

Die Zuverlässigkeit wird als Ausfallwahrscheinlichkeit eines elektronischen Geräts<br />

ausgedrückt. Mit der Zunahme elektronischer Funktionen im Automobil sind die<br />

Zuverlässigkeitsanforderungen kontinuierlich gestiegen. Fahrzeughersteller erwarten<br />

heute Ausfallraten <strong>für</strong> (<strong>mechatronische</strong>) Steuergeräte von jeweils unter 10 ppm<br />

(Parts per Million, jeweils <strong>für</strong> 0 km <strong>und</strong> Feld).<br />

Damit Steuergeräte die 10 ppm Anforderung erfüllen, müssen alle Bauteile<br />

entsprechend niedrigere Ausfallraten aufweisen. Wie Bild 2 zeigt, wird - ausgehend<br />

von der Anforderung an das Gesamtgerät - den jeweiligen Komponenten eine von<br />

ihrer Komplexität abhängige maximal zulässige Ausfallrate zugewiesen [1].<br />

0,2<br />

ASIC<br />

0<br />

Designfehler<br />

(Entwicklung)<br />

BE<br />

Eigenfertigung<br />

10<br />

SG-Fehler (RB)<br />

10<br />

„Serienfehler“<br />

(Materialfehler)<br />

7<br />

3<br />

0<br />

Bauelemente<br />

(BE) SG-Werk Logistik<br />

2 5 0<br />

BE<br />

Fremdbezug<br />

Mechanische<br />

Komponenten<br />

0,5 0,2 0,1<br />

0,02 0 0<br />

µC ASIC Flash ... Drosseln R MLCC<br />

Abbildung 2: Aufteilung der Zuverlässigkeitsanforderungen <strong>für</strong> Steuergeräte auf<br />

die Einzelkomponenten in ppm. Designfehler dürfen nicht auftreten.


Mit diesen Zahlen bestätigt sich die alte Entwicklungsweisheit: Qualität wird nicht<br />

in ein Produkt hinein getestet, Qualität wird entwickelt <strong>und</strong> zwar sowohl in der<br />

Entwicklung der einzelnen Elemente aus den Domänen Mechanik, Hardware<br />

(Elektronik) <strong>und</strong> Software, als auch in deren Wechselwirkung innerhalb einer<br />

<strong>mechatronische</strong>n Domäne <strong>und</strong> domänenübergreifend [3].<br />

Hochwertige Produkte lassen sich deshalb nur durch eine konsequente<br />

Entwicklungsstrategie erreichen, die in einem optimierten Zusammenwirken der<br />

einzelnen Teilprozesse bereits mit Beginn der Designphase das Qualitätsziel sicher<br />

stellt. Basis ist eine gezielt verzahnte Technologie- <strong>und</strong> Produktplanung (Bild 3).<br />

Abbildung 3: Im Rahmen der Generationenplanung werden Produktanforderungen<br />

<strong>und</strong> die zur Herstellung notwendigen Technologien verzahnt, um die geeigneten<br />

Komponenten, Techniken <strong>und</strong> Verfahren zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen.<br />

Das Qualitätsziel muss immer eine „0 ppm“-Fehlerstrategie sein. Ein optimierter<br />

Entwicklungsprozess mit festgelegten Entwicklungsregeln in allen Teilbereichen<br />

<strong>und</strong> Domänen, die auf „best practice“ <strong>und</strong> „lessons learned“ –Erkenntnissen beruhen<br />

reduziert zudem die Entwicklungskosten. Es werden „unvermeidliche“<br />

Nachbesserungen vermieden, Kapazitäten <strong>und</strong> Zeit gespart.<br />

4.2 Qualität - das Resultat vieler Faktoren<br />

Die Prozess- <strong>und</strong> Produktqualität ist das Resultat vieler Faktoren. Dabei ist das<br />

Testen <strong>und</strong> <strong>Prüf</strong>en eines Produkts gr<strong>und</strong>sätzlich kein wertsteigender Vorgang.<br />

Möchte man aber (Entwicklungs- als auch Verfahrens-) Prozesse unter Kontrolle<br />

halten, ist das Testen unumgänglich. Für die Herstellung elektronischer Steuergeräte<br />

heißt dies, im gesamten Entwicklungsprozess die Qualitätsziele methodisch als auch<br />

durch zeitnahe Überprüfung zu sichern. Dies beginnt bereits in der Definitionsphase.


Wenn die Eigenschaften des Produkts festgelegt werden, müssen bereits in dieser<br />

frühen Phase der Entwicklung die Auswahl der einzusetzenden Bauteile getroffen<br />

werden.<br />

Designregeln <strong>und</strong> Designvorgaben, wie die<br />

� Konstruktions- <strong>und</strong> Fertigungsleitlinien,<br />

� Layoutregeln,<br />

� Bauelementefreigaben <strong>und</strong> deren Verarbeitungsfreigaben, sowie<br />

� freigegebene Fertigungs- <strong>und</strong> Produktionsverfahren<br />

setzen voraus, dass die eingesetzten Technologien in der Entwicklung <strong>und</strong> in der<br />

Produktion beherrschbar sind <strong>und</strong> dies nachgewiesen ist (Verfahrensfreigabe).<br />

Im weiteren Verlauf schließen sich entwicklungsbegleitende Erprobungen zur<br />

Validierung der angestrebten Zuverlässigkeits- <strong>und</strong> Lebensdaueranforderungen,<br />

sowie Tests <strong>für</strong> die Hardware <strong>und</strong> Software an. Der Freigabeerprobung schließt die<br />

Entwicklung ab, das Steuergerät bzw. die Mechatronik wird der Produktion<br />

übergeben, ebenso die erstellten Test-, <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> Programmiervorschriften.<br />

Eine konsequente „Design for Testability“ –Strategie hat bereits in der Designphase<br />

die notwendigen Fertigungstests <strong>für</strong> das Produkt berücksichtigt.<br />

Aus dem Prozess heraus müssen die Vorgaben <strong>für</strong> die Beschaffung von<br />

(mechanischen <strong>und</strong> elektromechanischen) Komponenten <strong>und</strong> Bauteilen (z.B. <strong>für</strong> µC,<br />

ASICs, ASPP, …) ermittelt werden, die Einfluss auf eine reibungslose Herstellung<br />

nehmen können. Erkenntnisse aus dem Feldverhalten müssen analysiert werden <strong>und</strong><br />

die Ergebnisse sowohl in der Entwicklung als auch in die Produktion einfließen.<br />

5 Dateninformationssystem zur Verwaltung von Produktdaten der<br />

Steuergeräte-Hardware<br />

Ein <strong>Prüf</strong>konzept <strong>für</strong> den gesamten Herstellungsprozess sollte keine Ansammlung<br />

von Insellösungen sein, sondern auf einem durchgängigen Konzept beruhen. Die<br />

Schnittstelle zu den jeweiligen Werkzeugen muss genauso verfügbar sein, wie eine<br />

Programmieroberfläche, die die Erstellung eines <strong>Prüf</strong>programms <strong>für</strong> Funktionstest in<br />

der Entwicklung oder der Produktion ermöglicht.<br />

Basis <strong>für</strong> Wegbau- wie <strong>für</strong> <strong>mechatronische</strong> Steuergeräte bildet hierbei ein zentrales<br />

Dateninformationssystem zur Verwaltung von Produktdaten der Steuergeräte-<br />

Hardware. Nur aus ihr heraus können alle Anforderungen maschinell abgeleitet <strong>und</strong><br />

ohne manuelle Eingriffe weitergegeben werden. Es ermöglicht:<br />

- die Verwaltung der Produktdaten der Hardware <strong>für</strong><br />

� Topologie, Netzliste, Pinliste, Stückliste, Dokumentnummern<br />

� HW-Stände <strong>für</strong> Mustergeräte <strong>und</strong> deren Auftragsrückmeldung


� Änderungen <strong>für</strong> alle Seriengeräte<br />

� Messungen, Analysen, Steuergeräte- & Bauteil-Erprobungen<br />

- die Verwaltung von Dokumentnummern durch<br />

� Belegen <strong>und</strong> deren Verwendungsnachweis<br />

- die automatische Erstellung<br />

� der Technischen K<strong>und</strong>enunterlagen mit<br />

� der Beschreibung von Ein- u. Ausgängen,<br />

� der Steckerbelegung,<br />

� der <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> Abgleich- Vorschriften<br />

- die Ablage „attributive Daten“ <strong>und</strong> Files, wie<br />

� Spezifikationen, Datenblätter, Protokolle, etc<br />

- Datenänderungen <strong>für</strong> die Rückverfolgbarkeit von Entwicklungsschritten<br />

Abbildung 4: Das Hardware-Informations-System verwaltet die Produktdaten der<br />

SG-Hardware, Anforderungen werden maschinell abgeleitet <strong>und</strong> weitergegeben.<br />

Wesentlicher Vorteil dieses Dateninformationssystems <strong>und</strong> der verwendeten<br />

Datenstruktur ist die Einbindung in eine geschlossene Tool-Kette. Es ermöglicht<br />

z.B. die maschinelle Bereitstellung der verifizierten Netzliste <strong>für</strong> die<br />

Layouterstellung, dabei sind z.B. Test- <strong>und</strong> Programmierpunkte „funktionale“<br />

Elemente der Schaltung, die wie die übrigen Schaltungsanteile gemäß den<br />

hinterlegten Layoutregeln ins Substrat übernommen werden.


Ebenso bietet es die Möglichkeit <strong>für</strong> eine schnelle Generierung der <strong>Prüf</strong>vorschrift in<br />

der Entwicklung („per Knopfdruck“). Durch die automatische Generierung<br />

entstehen keine Syntax-Fehler, sie kann direkt auf den Testautomaten implementiert<br />

werden. Ebenso ist eine einheitliche Toleranzrechnung <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

gewährleistet.<br />

Weiter bieten einheitliche <strong>Prüf</strong>methoden <strong>und</strong> <strong>Prüf</strong>abläufe in einem weltweiten<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Fertigungsverb<strong>und</strong> eine Erleichterung bei der Umsetzung in den<br />

Werken, sowie standardisierte <strong>Prüf</strong>abläufe. Eine sichere Dokumentation <strong>und</strong><br />

Nachvollziehbarkeit aller Arbeitsschritte ist ebenso gewährleistet, wie die<br />

Verwaltung <strong>und</strong> Archivierung aller Datenstände <strong>und</strong> aller Varianten.<br />

6 Testsystem <strong>und</strong> Testumgebung<br />

Die Umsetzung erfolgt konsequenter Weise auf einer Testerumgebung, die den<br />

Ansatz „ Design for Testability“ in einer geschlossenen Tool-Kette unterstützt. Das<br />

Testsystem „Common Core System“ stellt die gemeinsame Basis sowohl <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung als auch <strong>für</strong> die im weltweiten Verb<strong>und</strong> tätigen Werke dar. Es bietet<br />

eine schnelle Durchlässigkeit in der Umsetzung der notwendigen Testprogramme.<br />

Gr<strong>und</strong>lage bilden festgelegte Standards <strong>für</strong> die <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> Abgleichvorschriften,<br />

Messverfahren, Flash-Programmierung, Schnittstellenprotokolle, Testabläufe etc.<br />

Die Testprogramme werden <strong>für</strong> die automatischen Tester erzeugt, gepflegt <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt, dabei werden folgende Punkte berücksichtigt:<br />

� Geschwindigkeit <strong>und</strong> Funktion der Operationen,<br />

� die Einhaltung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit der Testschritte,<br />

� die Anwendbarkeit <strong>für</strong> die verschiedenen Produkte,<br />

� der modulare Aufbau.<br />

Der Projektquellcode wird auf Standard- (<strong>und</strong> Industrie-) PC-Hardware <strong>und</strong> Office-<br />

Applikationen abgewickelt <strong>und</strong> gewartet.<br />

Gemäß der Testumgebung in Entwicklung oder Produktion, können die<br />

Testanforderungen sein:<br />

� Parametrische <strong>und</strong> Funktionstests,<br />

� Software- Validierung von eingebetteten Systemen,<br />

� Hardware- Validierung,<br />

� Stochastische Test-Sequenzen,<br />

� Dauerlauf- <strong>und</strong> Zuverlässigkeitstest, Klima-Tests,<br />

� Thermografische Analyse


� EMV-, ESD-, ISO-Impuls <strong>und</strong> Vibrationstests,<br />

� Freigabetest <strong>für</strong> die Produktionsübergabe sowie<br />

� Produktionsendtest,<br />

� Datenmanagement <strong>und</strong> das<br />

� Einbindung in das Requirements Management.<br />

7 Ausgewählte Elemente im <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> Testablauf am Beispiel der<br />

<strong>mechatronische</strong>n Getriebesteuerung<br />

Die <strong>mechatronische</strong> Getriebesteuerung ist aufgr<strong>und</strong> der extremen<br />

Einsatzbedingungen im Getriebe (Umgebungstemperaturen von -40°C bis 140°C<br />

<strong>und</strong> Schüttelbeanspruchungen bis 30g) in der Mikrohybrid-Technik aufgebaut. Das<br />

Substrat ist dabei eine Multilayer-Keramik mit 4-6 Lagen, die mit der LTCC-<br />

Technik (Low Temperature Cofired Ceramic) hergestellt wird [5] - [7].<br />

Die Auslegung des Schaltungsträgers erfolgt nach den Layoutregeln <strong>und</strong> orientiert<br />

sich am favorisierten Partitionierungsvorschlag, der das Substrat-Design (die<br />

Verdrahtung) der Mehrlagen-Keramik, <strong>und</strong> die Bauelemente-Anordnung festgelegt.<br />

Nach dem Sintern <strong>und</strong> den Widerstandsdrucken werden ungehäuste ICs (bare dies)<br />

<strong>und</strong> passive Bauelemente mit Leitkleber auf Kontaktierlands auf das<br />

Keramiksubstrat bestückt. Die ICs werden mit Golddrahtbonds kontaktiert, das<br />

Substrat wird zu den Außenanschlüssen mit Al-Dickdrahtbonds angeschlossen<br />

(Abb. 5).<br />

Abbildung 5: Die Getriebesteuerung GS19 mit den bestückten <strong>und</strong> kontaktierten<br />

Bauelementen befindet sich hier im Zustand der Endmontage (links). Auf der<br />

Rückseite der LTCC- Keramik befinden sich die gedruckten Widerstände, die als<br />

rechteckige schwarze Flächen zwischen Leiterbahnen zu sehen sind (rechts).


Der Testablauf basiert auf der automatisch aus dem Dateninformationssystem heraus<br />

generierten <strong>Prüf</strong>- <strong>und</strong> Abgleichvorschrift <strong>und</strong> wird dem Testsystem bereit gestellt.<br />

Auf Substratebene ergibt dies folgenden Testablauf:<br />

� Leiterbahntest (nach dem Sintern der Mehrlagenkeramik),<br />

� Passiv-Abgleich der gedruckten Widerstände auf der Rückseite der Keramik,<br />

� Zwischenprüfung des bestücken Substrats mit<br />

� Programmierung (JTAG, BDM-Schnittstelle),<br />

� Funktionstest (im Umfeld des Systems, d.h. Funktionsantworten <strong>und</strong><br />

Parameter werden erfasst, jedoch keine Bauteileprüfung durchgeführt),<br />

� (systemabhängiger) Software-Abgleich.<br />

Nach weiteren Fertigungsschritten (Endmontage, Verschließen des Geräts) folgt die<br />

� Endprüfung bei Raumtemperatur <strong>und</strong> Hochtemperatur, dabei<br />

� die Erfassung der Temperaturcharakteristik <strong>und</strong><br />

� die Programmierung der Abgleichwerte <strong>für</strong> die Regelventile.<br />

Mit der Dokumentation zum Nachweis der Produkteigenschaften ist die Herstellung<br />

der elektronischen Steuereinheit abgeschlossen.<br />

7.1 Validierung der Elektronik in der Entwicklungsphase<br />

Die Auslegung des Schaltungsträgers erfolgt nach den Anforderungen <strong>und</strong><br />

Einsatzbedingungen der Mechatronik unter Einhaltung der Layoutregeln. Dabei hat<br />

die Partitionierung des Systems <strong>und</strong> der Schaltung wesentlichen Einfluss auf das<br />

Thermomanagement. Mit der thermografischen Analyse bei 140°C am offenen<br />

Gerät werden die verschiedensten Betriebsbedingungen verifiziert <strong>und</strong> die Thermosimulationen<br />

bestätigt [8]. Thermografie ist ein Bestandteil der Produktfreigabe.<br />

Abbildung 6: Extreme Betriebszustände der Getriebesteuerung GS19 werden bei<br />

140°C mit der thermografischen Analyse untersucht <strong>und</strong> die Simulationen verifiziert.


Die Komplettierung zur Mechatronik erfolgt durch die Montage der<br />

Steuergeräteeinheit GS19 zusammen mit Sensoren, Aktuatoren, Druckschalter <strong>und</strong><br />

Stecker in ein Elektronikmodul (EM) oder Elektrohydraulikmodul (EHM) [9].<br />

Folgende Sensoren können integriert werden:<br />

• Drehzahlsensoren zur Erfassung der Turbinendrehzahl <strong>und</strong> Abtriebsdrehzahl<br />

• Positionssensoren zur Erfassung der Position des Handwählschiebers <strong>und</strong><br />

Erkennung der Wählhebelstellung (P, N, R, D),<br />

• Temperatursensor zur Erfassung der ATF- (Öl-) Temperatur <strong>und</strong><br />

zur Parameteradaption,<br />

• Drucksensor(en) zur Erfassung des Schaltdrucks zur Erhöhung<br />

der Schaltdruckgenauigkeit,<br />

• Druckschalter zur Erfassung de Kupplungsdrucks <strong>und</strong><br />

Erkennung des Kupplungsfüllzustandes<br />

(= Sicherheitselement oder Schaltdrucksteuerung).<br />

Als Aktuatoren werden Ventile eingesetzt:<br />

• Ein-Aus-Schaltventile (“On/OFF”),<br />

• PWM-Ventile,<br />

• Druckregelventile.<br />

Abbildung 7: Das Elektrohydraulikmodul „TEHCM“ wird im 6-Gang-Automatik-<br />

Getriebe eingesetzt. Es umfasst die Getriebesteuerung GS19, sowie Drehzahl- <strong>und</strong><br />

Temperatur- Sensoren, Schalt- u. Druckregelventile, Druckschalter, Filterplatte <strong>und</strong><br />

Stecker.<br />

Damit steht die funktionale Getriebemechatronik zur Verfügung. Es müssen noch<br />

die hydraulischen Anteile betrachtet werden.


7.2 Die hydraulischen Komponenten Schalt- <strong>und</strong> Druckregelventil<br />

Der modulare Aufbau der Getriebemechatronik ermöglicht den Einsatz von Schalt-<br />

<strong>und</strong> Druckregelventilen, die bisher schon in sehr großen Stückzahlen zum Einsatz<br />

kommen. Trotz der langjährigen Serienerfahrungen mit diesen Ventilen, die in<br />

unterschiedlichsten Automatikgetrieben eingesetzt werden, muss deren Verhalten im<br />

Gesamtsystem bei jedem neuen Projekt erneut untersucht werden.<br />

Die unterschiedlichsten Einbausituationen sowie unterschiedliche Druck- <strong>und</strong><br />

Strömungsverhältnisse in der Hydraulik müssen in der Entwicklung des<br />

Gesamtsystems „Getriebehydraulik“ berücksichtigt werden, was in der Designphase<br />

mit Simulationstools untersucht wird [9]. Die Verifikation der Simulationsergebnisse<br />

erfolgt im Labor mit Hydraulikmessständen bei Temperaturen von -50<br />

bis +180° C, außerdem in realen Testfahrzeugen, deren Automatikgetriebe einen<br />

„mobilen Messstand“ darstellen. Die Dauerlauftests <strong>für</strong> die Ventile werden bei<br />

Temperaturen zwischen +30 bis +150°C durchgeführt.<br />

Diese Untersuchungen müssen jetzt auf das Mechatronikmodul übertragen werden,<br />

das dies jetzt Teil des Gesamtsystems „Hydraulik“ ist.<br />

7.3 Validierung der Mechatronik in der Entwicklungsphase<br />

Bisher wurden vor allem die elektrischen bzw. elektronischen Anteile betrachtet.<br />

Durch die Komplettierung zur Mechatronik kommen jetzt die o.g. Funktionalitäten<br />

<strong>und</strong> Einflüsse der Hydraulik hinzu. Das Verhalten der Ventile <strong>und</strong> der hydraulischen<br />

Komponenten, insbesondere unter Öldruck <strong>und</strong> Temperatur muss nun im<br />

Zusammenbau – <strong>und</strong> Zusammenspiel getestet werden. Für Tests <strong>und</strong> die Freigabe<br />

der gesamten Mechatronik werden hydraulische Teststände eingesetzt (Abb. 8).<br />

Abbildung 8: Modul-/ Druckregler-<strong>Prüf</strong>stand <strong>für</strong> die <strong>mechatronische</strong><br />

Getriebesteuerung TEHCM (Transmission Electro-Hydraulic Control Module).


Nach positiver Verifikation steht die funktionale Getriebemechatronik Transmission<br />

Electro-Hydraulic Control Module (TEHCM) zum Einbau in ein modernes<br />

Automatikgetriebe zur Verfügung.<br />

Diese Getriebesteuerung von Bosch hatte Ende 2005 Produktionsstart <strong>und</strong> ist<br />

inzwischen in millionenfachem Einsatz.<br />

Es bietet:<br />

• Verbrauchsreduzierung durch den Betrieb im optimalen Arbeitspunkt, d.h.<br />

Anpassung von Motormoment <strong>und</strong> -drehzahl an erforderliches Abtriebsmoment<br />

<strong>und</strong> -drehzahl,<br />

• Komfortsteigerung durch schnelles <strong>und</strong> ruckfreies Schalten (über Lebensdauer),<br />

• Abgleich des Gesamtsystems „Getriebe“,<br />

• Reduzierung des Gewichts durch<br />

• die Miniaturisierung des Moduls,<br />

• den Entfall getriebeinterner <strong>und</strong> externer Kabelbaumanteile, sowie<br />

• den Einsatz von Kunststoff anstelle Metallen,<br />

• Reduzierung des Logistikaufwands (durch geringere Komponentenanzahl),<br />

• Reduzierung der Systemkosten (vor allem in der Getriebemontage durch extreme<br />

Verringerung der Anzahl der Komponenten, der Arbeitsschritte <strong>und</strong> der<br />

Montagezeit:<br />

� Das Modul wird als Einheit in automatische 6-Gang-Getriebe eingelegt.).<br />

8 Literaturverzeichnis<br />

[1] Rainer Kallenbach, Reinhold Danner, Robert Bosch GmbH: Mechatroniklösungen<br />

im Automobil; VDI/VDE-Tagung Mechatronik 2005, Wiesloch<br />

bei Heidelberg 01. - 02. 06. 2005.<br />

[2] http://www.sei.cmu.edu/cmmi/: What is CMMi?, Software Engineering<br />

Institute (SEI), Carnegie Mellon University Pittsburgh, PA USA.<br />

[3] Reinhold Danner; Robert Bosch GmbH: Überlegungen zur Partitionierung<br />

<strong>mechatronische</strong>r Systeme; Mechatronik Tage, Karlsruhe 15. - 16. 09. 2008.<br />

[4] M.Woltereck, Ch. Jung, G. Reichart: How to Achieve Functional Safety and<br />

What Safety Standards and Risk Assessment Can Contribute. SAE paper<br />

2004-01-1662, Detroit, März 2004.<br />

[5] Stephan Albers, Walter Röthlingshöfer, Jürgen Schaich; Robert Bosch<br />

GmbH: Low Temperature Cofire Ceramic (LTCC) <strong>für</strong> extreme Belastungen.<br />

in: ATZ/MTZ Spezialausgabe Automobilelektronik I/2004.


[6] Kurt Engelsdorf, Reinhold Danner, Willi Kühn, Manfred Meißner, Thomas<br />

Müller; Robert Bosch GmbH: Getriebesteuerung im Trend der Mechatronik<br />

VDI-Berichte Nr. 1415, Elektronik im Kraftfahrzeug, Baden-Baden,<br />

08.10.1998<br />

[7] Ulrich Goebel, Kurt Engelsdorf, Reinhold Danner, Robert Bosch GmbH:<br />

Elektronik mitten im Getriebe; IMAPS – Deutschland Seminar, FHTE<br />

Göppingen, 17.02.2000<br />

[8] Reinhold Danner, Robert Bosch GmbH: Kühlkonzepte in der Kfz-<br />

Elektronik; Elektronikkühlung, Haus der Technik, Essen, 26.-27.02. 2008<br />

[9] Steffen Schumacher, Robert Bosch GmbH: The First Electrohydraulic<br />

Module for Transmission Control; 3. Internationales CTI-Symposium,<br />

Berlin: "Innovative Fahrzeuggetriebe" 05. - 08. 12. 2005

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