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Deutschland € 6,90 ∙ Österreich € 7,80 ∙ Schweiz sfr. 13,90 ∙ BeNeLux € 8,20 ∙ 5832 ∙ www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

<strong>12</strong><br />

Dez.<br />

2024<br />

Wintertraining: Sandra Auffarths Tipps für mehr Abwechslung<br />

Advent, Advent<br />

24 Geschenke<br />

zu gewinnen!<br />

Martin Richenhagen im<br />

exklusiven Interview<br />

So will er die<br />

FN retten<br />

Kommunikation mit<br />

Mensch und Pferd<br />

Der Ton<br />

macht<br />

die Musik<br />

✔ Unter Reitern: Wie wir besser kommunizieren<br />

✔ Mit Pferden: Was wir mit ihnen lernen können<br />

✔ In Sozialen Medien: Was die Stimmung verändert<br />

Springreiterin Clara Blau<br />

Sie macht<br />

ihr Ding


Adventskalender<br />

Gewinne vom 01.<strong>12</strong>. bis zum 24.<strong>12</strong>. täglich einen tollen Preis bei<br />

unserem Adventsgewinnspiel.<br />

Jahr Media GmbH & Co. KG. Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763<br />

Online mitmachen unter: gewinnspiel.rimondo.com<br />

Eine Aktion von


AUFSITZEN<br />

Kommunikation verändert<br />

Klein, schwarz, unauffällig. Das neue Ding im Reitsport<br />

und für mehr Pferdewohl ist ein Messinstrument<br />

zur Bestimmung der Weite des Nasenriemens.<br />

Der Keil ist 1,7 Zentimeter hoch, 11,5 Zentimer lang<br />

und drei Zentimeter breit. Er signalisiert ein Umdenken.<br />

Denn nun kann die leidige Diskussion über die Zwei-Finger-Regel<br />

enden. Debatten darüber, ob und wessen zwei Finger<br />

der Standard sind, werden damit hinfällig. Es ist ein wichtiger<br />

Schritt, der den Pferdesport transparenter macht. Das Messinstrument<br />

ist für jeden verständlich. Entweder es passt unter<br />

dem Nasenriemen durch oder nicht. Ganz einfach und bereits<br />

in der Praxis erprobt. Auf rund 600 Turnieren kam es in<br />

der Testphase zum Einsatz. Im kommenden Jahr möchte der<br />

Weltreiterverband das Messinstrument auf internationalen<br />

Turnierveranstaltungen einsetzen. Flächendeckend? Leider noch nicht. Aber<br />

zum Glück disziplinübergreifend. Und das ist gut.<br />

Schon jetzt steht fest, welche Konsequenzen ein zu enger Nasenriemen hat:<br />

Wird er vor der Prüfung nicht gelockert, darf das Paar nicht starten. Ist er in<br />

der Prüfung zu eng, wird das Paar vom Wettbewerb ausgeschlossen. Noch eine<br />

gute Nachricht: Jeder soll das Messinstrument kaufen können, um sich selbst<br />

zu überprüfen. Transparenz auf vielen Ebenen – für das Wohl des Pferdes.<br />

In den vergangenen Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahren ist dem Weltreiterverband<br />

(FEI) häufig vorgeworfen worden, nur zu reden, um sich mit dem<br />

Wort „Pferdewohl“ zu schmücken. Die Kritik war teils harrsch und vorwurfsvoll.<br />

Von einem konstruktiven Austausch haben sich viele Pferdesportler weit<br />

entfernt. Weil es fraglos manchmal (zu) lange dauert, bis sich etwas ändert.<br />

Ganz sicher kostet Kommunikation manchmal Nerven und Energie. Doch<br />

wir sind fest davon überzeugt, dass der gemeinsame Austausch etwas bewirken<br />

kann. Dabei kommt es zum einen auf den Inhalt an, zum anderen aber auf die<br />

Art und Weise an. Bestenfalls gehen wir transparent, wertschätzend und konstruktiv<br />

miteinander um – mit unseren Mitmenschen und mit unseren Pferden.<br />

Wie uns allen das noch besser gelingen kann und was Kommunikation bewirkt,<br />

lesen Sie in unserem Fokusthema ab Seite 36.<br />

Es ist ein Thema, das uns bewegt, weil wir glauben, dass Pferdesportler mehr<br />

miteinander reden sollten, anstatt übereinander. Auf Dauer führt das zu Veränderung.<br />

Stimmen Sie uns zu? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, beim<br />

miteinander Austauschen und vor allem viel Freude mit den Pferden.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

Karolin Leszinski<br />

Redaktionsleitung Print<br />

Sabine Gregg<br />

Redaktionsleitung Digital<br />

Ihr direkter Kontakt zur<br />

Reiter Revue International:<br />

Redaktion: redaktion@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Anzeigen: nikola.noack@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Abo/Service: Tel.: 040 389 06 880,<br />

E-Mail: abo@jahr-media.de<br />

www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 3


Sprechen,<br />

zuhören,<br />

verstehen<br />

Kommunikation ist der Schlüssel für<br />

mehr Verständnis. Wie wir mit unseren<br />

Pferden besser kommunizieren und wie<br />

wir auch das menschliche Miteinander,<br />

sei es im echten Leben oder in den Sozialen<br />

Medien, durch Zuhören verändern<br />

können, lesen Sie in unserem Fokusthema<br />

ab Seite<br />

36<br />

INHALT<br />

DEZEMBER 2024<br />

➤<br />

➤<br />

Wissen &<br />

Diskutieren<br />

8 Pferdemenschen<br />

Pferdepflegerin Lisa Fundis<br />

10 Kurz und knackig zum<br />

Mitreden im Stall<br />

Kurioses, News und mehr<br />

14 Streitfrage:<br />

Welche Folgen hat die<br />

GOT tatsächlich?<br />

18 Martin Richenhagen im<br />

Interview<br />

Das sind seine Pläne als<br />

neuer FN-Präsident<br />

24 Das große Weihnachtsgewinnspiel<br />

➤<br />

➤<br />

Reiten &<br />

Lernen<br />

32 Wintertraining mit<br />

Sandra Auffarth<br />

36 Im Fokus: Kommunikation<br />

mit Mensch und Pferd<br />

Wie wir einander besser<br />

verstehen<br />

46 Der äußere Zügel<br />

Irrtümer und Mythen im<br />

Fakten-Check<br />

50 Lernen von Anne Krüger-<br />

Degener beim CHIO<br />

Aachen Campus<br />

52 Deutschlands beste Reitschule,<br />

Teil 4<br />

58 Reiten und Lernen<br />

in Kürze<br />

Hegen &<br />

Pflegen<br />

62 So geht gutes<br />

Impfmanagement<br />

Überdenken, planen,<br />

schützen<br />

68 Sichere Fahrt im Winter<br />

Zehn Tipps für eine gute<br />

Fahrt<br />

70 Hegen und Pflegen<br />

in Kürze<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

4 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Abwechslung im Winter<br />

Sandra Auffarth macht es vor: Wintertraining<br />

bedeutet keinesfalls, in einen öden Trott zu verfallen.<br />

Vielmehr geht es um vielfältig gestaltete Basisarbeit.<br />

Ihre besten Tipps dafür ab Seite<br />

32<br />

„Es ist an<br />

der Zeit“<br />

Martin Richenhagen steht<br />

in den Startlöchern, um<br />

Veränderungen bei der<br />

Deutschen Reiterlichen<br />

Vereinigung zu bewirken.<br />

Über seine Pläne spricht<br />

er im Interview ab Seite<br />

18<br />

Viel Freude für Pferd und Mensch<br />

In der Reitschule „Pferd mit Familie“ dreht sich alles<br />

um Kinder und ihre gute Zeit mit Pferden. Welche<br />

Werte Kathrin Fastje so vermittelt, ab Seite<br />

52<br />

Erleben &<br />

Entdecken<br />

Junge Reiter<br />

Revue<br />

Aus der<br />

Redaktion<br />

➤<br />

FOTOS: S. LAFRENTZ, T. BECKER, M. CHRISTIANS, S. PICK<br />

76 Reportage: Jagdreiten auf<br />

Herrenchiemsee<br />

Die schönsten Bilder<br />

84 Portrait: Springreiterin<br />

Clara Blau<br />

Vom Machen statt Reden<br />

92 Szene: Klatsch und<br />

Tratsch aus der<br />

Pferdewelt<br />

95 Entweder oder?<br />

Nachwuchstalent Mathies<br />

Rüder stellt sich unseren<br />

Entscheidungsfragen<br />

74 Das blinde Pony Joschi<br />

Allen Widrigkeiten zum<br />

Trotz erfolgreich<br />

3 Editorial – erste Worte<br />

aus der Redaktion<br />

6 Leserbriefe – hier sind Sie<br />

gefragt<br />

7 Impressum<br />

22 Augenweide<br />

Das besondere Bild<br />

98 Vorschau – das erwartet Sie<br />

im nächsten Heft<br />

Perfektes Team:<br />

Clara Blau und<br />

Paul.<br />

Titelbild:<br />

Clara Blau und Paul<br />

sind unsere Titelhelden.<br />

Die beiden sind<br />

Deutsche U25-Meister<br />

und voller Freude, auf<br />

das, was kommt.<br />

Titelfoto:<br />

Stefan Lafrentz<br />

➤ Mit dem Pfeil<br />

finden Sie schnell<br />

unsere Titelthemen<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 5


LESERSTIMMEN<br />

„Ich hätte vor sieben<br />

Jahren niemals<br />

geglaubt, was wir in<br />

dieser Zeit erreichen<br />

Mein Herzenspferd<br />

Pferde sind wundervoll. Sie sind für uns da,<br />

halten uns den Spiegel vor, machen aus uns<br />

bessere Menschen. In unserer Rubrik „Mein<br />

Herzenspferd“ erzählen Reiter Revue-Leser die<br />

Geschichte ihres persönlichen Alltagshelden<br />

auf vier Hufen. Katharina Freytag beschreibt<br />

in dieser Ausgabe ihren „Django“.<br />

Vor sieben Jahren habe ich Django als zweieinhalbjährigen<br />

Hengst von seinen Züchtern<br />

geschenkt bekommen. Er hatte damals einen<br />

röntgenologischen Befund und war dadurch<br />

nicht als Sportpferd verkäuflich. Daher haben<br />

seine Züchter einen alternativen Platz für ihn<br />

gesucht. Schon damals war aber klar, dass es<br />

sein kann, dass er reitbar ist und „hält“. Aus<br />

dem Bauch heraus habe ich mich damals für ihn<br />

entschieden. Jeder kennt wohl den Plan, sich ein<br />

Pferd „nur anzuschauen“. Vier Wochen nach<br />

dem Handschlag haben wir ihn abgeholt, da war<br />

er auch schon kastriert.<br />

Im ersten gemeinsamen<br />

Winter sind wir viel spazieren<br />

gegangen und haben uns kennengelernt.<br />

Im Frühling 2018<br />

habe ich ihn unter professioneller<br />

Anleitung angeritten und im<br />

Frühsommer das erste Mal zum<br />

Reiten mit zur Insel Neuwerk<br />

genommen. Da er sich so gut<br />

entwickelt hat, sind wir ein Jahr<br />

später auf Turniere gefahren<br />

– mit Erfolg. Wir haben gemeinsam Siege und<br />

Platzierungen in A-Dressuren gesammelt. Auf<br />

jedem Turnier haben wir eine Platzierung mit<br />

nach Hause genommen und waren 2023 sogar<br />

Vize-Doppel-Kreismeister unserer Klasse.<br />

Heute ist er fast 1,80 Meter groß und wiegt locker<br />

200 Kilogramm mehr als bei unserem Kennenlernen.<br />

Django wohnt seit 2018 bei uns mit seiner<br />

kleinen Freundin Sunny und begeistert mit seiner<br />

etwas verrückten Art nicht nur mich, sondern bei<br />

können.“<br />

Instagram und TikTok mittlerweile mehr als<br />

100.000 Leute.<br />

Wenn mir das alles jemand vor sieben Jahren<br />

beim Handschlag gesagt hätte, ich hätte es<br />

niemals geglaubt! Ich bin sehr, sehr glücklich,<br />

damals diese Entscheidung getroffen zu<br />

haben.<br />

XT FOTO: PRIVAT<br />

Ist auch Ihr Pferd ein echtes Herzenspferd?<br />

Schicken Sie uns Ihre Geschichte mit einem Foto Ihres Pferdes an<br />

redaktion@<strong>reiterrevue</strong>.de, Stichwort „Herzenspferd“ Die besten Geschichten<br />

werden veröffentlicht und mit einem Lederhalfter von Equest by Hölscher<br />

und einem Soulhorse Herzenspferd-Anhänger belohnt.<br />

6 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Reiter Revue International erscheint monatlich in der<br />

JAHR MEDIA GMBH & CO. KG<br />

Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg<br />

FN-Personalmeldungen, 10/24<br />

Karren aus der Matsche<br />

Ich hätte Lust, der neue CEO der FN zu werden.<br />

Ich komme selbst aus dem Sport, bin erfolgreicher<br />

Unternehmer mit Know-how, kann Medien- und<br />

Marketingarbeit und bin gut darin, vermeintlich<br />

fest gefahrene Karren aus der Matsche zu ziehen.<br />

Ich bin mir nicht zu fein, die Ärmel hochzukrempeln<br />

und habe Lust darauf, diesem Sport, dem regionalen<br />

und nationalen, dem negativen Image<br />

und vielen Dingen mehr, wieder auf die Füße zu<br />

helfen.<br />

<br />

JENS HILBERT BEI FACEBOOK<br />

Losgelassenheit, 11/24<br />

Wertvoll<br />

Danke für den wertvollen Beitrag zur Losgelassenheit.<br />

Für mich ist Reitmeister Martin Plewa einer<br />

der besten Ausbilder, der sich seit Jahren für das<br />

Pferdewohl stark macht.<br />

MARIE MEYER PER E-MAIL<br />

Mit Präsenz, 10/24<br />

Auf Augenhöhe<br />

Der Artikel mit Gianna Regenbrecht hat mir sehr<br />

gefallen. Auch die Bilder waren toll. Sie vermitteln<br />

den Umgang auf Augenhöhe. Weiter so!<br />

PETRA SOMMER PER E-MAIL<br />

IMPRESSUM<br />

Geschäftsführung<br />

Alexandra Jahr<br />

Herausgeber<br />

Prof. Dr. h.c. Martin Richenhagen<br />

Redaktionsleitung Print<br />

Karolin Leszinski<br />

Redaktionsleitung Digital<br />

Sabine Gregg<br />

Director Content<br />

Michael Werner<br />

Autoren und Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe<br />

Birgit van Damsen, Ulrike Bletzer<br />

Fotografen<br />

Arnd Bronkhorst, Lutz Kaiser, Stefan<br />

Lafrentz, Christiane Slawik, Yvonne<br />

Voss<br />

Art Director<br />

Heico Forster<br />

Grafik<br />

Dirk Bartos (Stv. Art-Director, CvD),<br />

Andreas Kersten<br />

(Print Medien Design)<br />

Lithographie<br />

Katja Mucke-Koopmann<br />

Produktionsmanagement:<br />

Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />

Andreas Meyer<br />

Vertrieb<br />

Einzelverkauf<br />

DMV Der Medienvertrieb GmbH &<br />

Co. KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg,<br />

www.dermedienvertrieb.de<br />

Abonnement<br />

DPV Deutscher Pressevertrieb<br />

GmbH, Postfach 57 04 02,<br />

22773 Hamburg<br />

www.dpv.de<br />

Bestellung von Einzelheften:<br />

Aktuelle und ältere Ausgaben sind<br />

versandkostenfrei für den aktuellen<br />

Heftpreis von 6,90 € zu bestellen<br />

unter www.<strong>reiterrevue</strong>.de/einzelhefte<br />

(Preise für A und CH sind aufgeführt,<br />

weitere auf Anfrage) oder<br />

per E-Mail: abo@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Head of Sales<br />

Nikola Noack,<br />

Tel: 040 38906-260<br />

E-Mail:<br />

nikola.noack@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 64 vom 1. Januar 2024<br />

Marketing<br />

marketing@jahr-media.de<br />

Druck Walstead Central Europe,<br />

ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków<br />

Bankverbindungen<br />

Hamburger Sparkasse<br />

BIC HASPDEHHXXX<br />

Konto für Vertrieb<br />

IBAN DE24 2005 0550 1002 <strong>12</strong>79 40<br />

Konto für Anzeigen<br />

IBAN DE50 2005 0550 1002 <strong>12</strong>79 57<br />

Rechte<br />

© Reiter Revue International ,<br />

soweit nicht anders angegeben.<br />

Keine Haftung für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte, Bilder,<br />

Dateien und Datenträger. Kürzung<br />

und Bearbeitung von Beiträgen und<br />

Leserbriefen bleiben vorbehalten.<br />

Zuschriften und Bilder können ohne<br />

ausdrücklichen<br />

Vorbehalt veröffentlicht werden.<br />

DIE<br />

SCHÖNSTEN<br />

SEITEN<br />

DES LEBENS.<br />

INTERNATIONAL<br />

FliegenFischen<br />

Korrektur 11/24<br />

Doppelte Meldung<br />

In der Novemberausgabe hat sich versehentlich<br />

zweimal dieselbe Meldung eingeschlichen. Dies<br />

bitten wir zu entschuldigen. Die Nachricht zum<br />

Wolf finden Sie auf www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Abonnentenpreis <strong>12</strong> Hefte,<br />

Inland: 75,00 € inkl. Versandgebühr,<br />

Österreich: 75,00 €, Schweiz: 82,80<br />

SFr, weitere Länder und Luftpostpreise<br />

auf Anfrage. Für persönliche<br />

Mitglieder der Deutschen Reiterlichen<br />

Vereinigung (FN) gilt der ermäßigte<br />

Bezugspreis von 62,50 €.<br />

Internet<br />

www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />

Ihre Meinung,<br />

Anregungen oder<br />

Themen-Ideen?<br />

Schreiben Sie uns an<br />

redaktion<strong>reiterrevue</strong>.de<br />

Die Redaktion behält sich<br />

vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffent-<br />

lichen. Leserbriefe geben nicht die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

24.01<br />

Leserservice: 040 - 389 06-880<br />

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Redaktion Reiter Revue<br />

Jürgen-Töpfer-Straße 48<br />

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www.jahr-media.de


Lisa Fundis an ihrem<br />

Lieblingsplatz: beim<br />

Pferd. Nie wollte die<br />

Pferdepflegerin von<br />

Philipp Weishaupt<br />

woanders sein.<br />

FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />

8 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


PFERDE<br />

MENSCHEN<br />

Lisa Fundis<br />

Seit acht Jahren ist Lisa Fundis als Pflegerin für das Wohl der Pferde von<br />

Springreiter Philipp Weishaupt zuständig. Warum sie manchmal<br />

auf ihn eifersüchtig ist, welche Pferde sie herausgefordert haben und welche<br />

Pferdemomente sie besonders genießt.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />

FOTO: NINA KRUG<br />

Für Lisa Fundis gab es nie einen anderen<br />

Traum als Pferdepflegerin zu werden. Sie<br />

wuchs in einer Pferdefamilie auf, die Eltern<br />

hatten eine Pferdezuchtbetrieb und<br />

eine Reitschule. Sie ist die jüngste von<br />

vier Geschwistern und hat es damals schon geliebt,<br />

morgens um vier fürs Turnier aufzustehen.<br />

„Das geht hundertmal einfacher als um halb sieben<br />

für die Schule aufzustehen“, war die frühe<br />

Erkenntnis.<br />

Lisa Fundis hat ihren Traum wahr werden<br />

lassen. Die Bayerin machte zwar vorsorglich<br />

– oder der Eltern zuliebe – den Versuch einer<br />

kaufmännischen Ausbildung, brach sie jedoch<br />

ab. Nicht aber die Ausbildung zur Pferdewirtin.<br />

Bis zur Klasse S ritt sie ländlich, ehe sie begann,<br />

als Pferdepflegerin zu arbeiten. Zunächst<br />

in Bayern. Seit acht Jahren in Riesenbeck. Philipp<br />

Weishaupt hat sie damals angeheuert, der<br />

Kontakt kam über seinen Bruder Max zustande.<br />

Bereits an ihrem zweiten Arbeitstag flog sie mit<br />

zwei Pferden nach Katar. Willkommen in einer<br />

neuen, globalen Welt. In der sie blieb.<br />

Die ersten zwei Jahre seien vergangen wie<br />

im Flug. „Es sind so viele Erfolge passiert mit<br />

Aachen, Spruce Meadows, der Europameisterschaft<br />

in Göteborg. Es war eine komplette<br />

Sinnüberflutung.“ Aber sie lernte auch die Zeit<br />

kennen, in denen es sportlich nicht so hoch<br />

herging, in denen junge Pferde aufgebaut werden<br />

mussten. Vor allem hat Lisa Fundis aber<br />

gelernt, wie eng das Zusammenspiel aus allen<br />

Faktoren, die zum Erfolg dazugehören, funktioniert.<br />

„Vom Tierarzt über den Schmied, den Reiter,<br />

das Büro, das Training. Das ist mir da noch<br />

mehr bewusst geworden. Das ist in Riesenbeck<br />

ein ganz anderes Niveau.“<br />

Bedingungslose Liebe<br />

Es ist die bedingungslose Liebe, die die Pferde einem<br />

gegen, die sie so sehr fasziniert. „Sie nehmen<br />

einen unvoreingenommen so wie man<br />

ist.“ Und welche Pferde haben sie herausgefordert?<br />

„Che Fantastica und Asatir. Die wollten<br />

immer ein bisschen mehr“, sagt sie und lacht.<br />

„Asatir hielt nicht viel vom Kompromiss, sich in<br />

der Mitte zu treffen. Und Fantastica nahm vieles<br />

persönlich. Alles war schwierig. Aber Philipp<br />

hat sie geliebt, obwohl er gar nicht so viel Zeit<br />

mit ihr verbracht hat. Das fand ich fast ein bisschen<br />

frech“, erzählt sie und lacht.<br />

Die 32-Jährige steht gern früh morgens für<br />

die Pferde auf und genießt es. „Oder wie jetzt,<br />

wenn ich in der Sonne stehe und meine Pferde<br />

draußen sind, das ist das Schönste – jetzt höre<br />

ich mich an wie mein Papa.“ Was würde sie ihre<br />

Pferde gern fragen? „Manche sagen, es wäre<br />

schön, wenn Pferde sprechen könnten. Aber sie<br />

sprechen, sie kommunizieren mit jeglicher Art<br />

und Weise, die ihnen möglich ist. Manchmal<br />

passt es einem nicht, was sie sagen. Gerade dann<br />

ist es wichtig, sie zu verstehen und zuzuhören.<br />

Mit den Augen kann man auch zuhören.“ ❚<br />

VITA IN KÜRZE<br />

✶ Lisa Fundis wurde 1992 geboren, stammt aus Süddeutschland und ist mit Pferden aufgewachsen ✶ ihre Eltern haben<br />

Pferde gezüchtet und hatten neben der Aufzucht noch Pensionspferde ✶ sie ist die Jüngste von vier Geschwistern und<br />

ist bis zur schweren Klasse Springen geritten ✶ hat eine Pferdewirt-Ausbildung bei Thomas Münch abgeschlossen ✶<br />

arbeitet seit 2016 als Pflegerin bei Springreiter Philipp Weishaupt für die Beerbaum Stables in Riesenbeck<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 9


WISSEN UND DISKUTIEREN<br />

Drei Zentimeter breit und 1,7 Zentimeter<br />

hoch ist der Messkeil zur Überprüfung der<br />

Verschnallung des Nasenriemens.<br />

FOTO: FEI<br />

Der Keil kommt<br />

Nach intensiven Diskussionen und anhaltender Kritik hat der Weltreiterverband<br />

FEI ein neues Messgerät präsentiert, das sicherstellen soll, dass Nasenriemen<br />

künftig nicht mehr zu eng verschnallt werden. Das neue Tool ist ein einfach<br />

zu handhabender Messkeil und wird im ersten Quartal 2025 schrittweise bei FEI-<br />

Veranstaltungen eingeführt.<br />

Nach erfolgreicher Testphase, bei der das Gerät auf über 600 FEI-Turnieren in<br />

den Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit getestet wurde, zeigte sich<br />

die FEI mit den Ergebnissen zufrieden. Die Tests sei von Reitern, Pferdepflegern<br />

und Offiziellen positiv aufgenommen heißt es nun seitens des Verbands. Der<br />

Messkeil, der von der FEI in Zusammenarbeit mit externen Experten entwickelt<br />

wurde, wird unter den Nasenriemen geführt und prüft, ob dieser locker genug<br />

ist. Ist der Nasenriemen zu fest verschnallt, darf das Pferd-Reiter-Paar nicht starten,<br />

bis der Nasenriemen korrekt verschnallt ist. Wird während eines Wettkampfs<br />

festgestellt, dass der Nasenriemen zu eng angebracht ist, droht die Disqualifikation<br />

aus dem Wettbewerb und eine Gelbe Karte für den Reiter. Mit<br />

dieser Maßnahme kommt die FEI der Forderung nach einem stärkeren Tierschutz<br />

im Pferdesport nach und setzt ein klares Zeichen für das Wohl der Pferde.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

Magnetfeldtherapie<br />

bei<br />

dünnen<br />

Hufsohlen?<br />

Eine Pilotstudie aus den USA hat die Wirkung der pulsierenden Magnetfeldtherapie<br />

auf Pferde mit dünnen Hufsohlen untersucht. Der Magnetfeldtherapie zählt zu den alternativen<br />

und nicht zu den schulmedizinischen Behandlungsmethoden, ihr wird nachgesagt,<br />

sie könne die Durchblutung und Stoffwechsel anregen, Heilungsprozesse fördern,<br />

Schmerzen lindern und die allgemeine Gesundheit und Leistungsfähigkeit von<br />

Pferden unterstützen. Dünne Hufsohlen und auch schlechte Palmarwinkel kommen bei<br />

Sportpferden immer wieder vor und wirken sich negativ auf die Bewegung des Pferdes,<br />

sein Wohlbefinden sowie seine Hufgesundheit aus. Das Forscherteam um Madelyn<br />

Matz von der Midway University wandten bei zehn betroffenen Pferden über einen<br />

Zeitraum von 30 Tagen dreimal pro Woche für jeweils zehn Minuten eine Magnetfeldtherapie<br />

an. Röntgenaufnahmen vor und nach der Behandlung ergaben zwar keine signifikanten<br />

Unterschiede in der Sohlentiefe oder dem Palmarwinkel, zeigten jedoch einen<br />

Trend zu einer erhöhten Sohlentiefe im rechten Huf der behandelten Tiere. „Diese Ergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass diese Therapie einen leichten Nutzen für die Sohlentiefe<br />

des Pferdehufs hat, mit einer Tendenz zur Verbesserung der distalen Prozesse eines einzelnen<br />

Hufs“, lautete das Fazit der Forscher. Weitere Untersuchungen seien notwendig.<br />

11.415<br />

Euro<br />

brachte der erste „Agria Ride“,<br />

der Anfang Oktober stattfand, ein<br />

und viele Pferdefreunde aus ganz<br />

Deutschland zusammen. Insgesamt<br />

nahmen 2.283 Reiterinnen und Reiter<br />

an der Aktion teil – für jede<br />

Anmeldung spendete die Agria<br />

Tierversicherung fünf Euro an die<br />

Pferdeklappe von Petra Theegen in<br />

Norderbrarup. „Wir freuen uns,<br />

dass so viele Menschen die Gelegenheit<br />

genutzt haben, das Angenehme<br />

mit dem Nützlichen zu verbinden“,<br />

erklärt Peter Bornschein,<br />

Country Manager der Agria Tierversicherung.<br />

„Die Spende unterstützt<br />

eine Organisation, die hervorragende<br />

Arbeit leistet, um<br />

Pferden, die aus schwierigen Verhältnissen<br />

kommen, eine zweite<br />

Chance zu geben.“<br />

10 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOTO: C. SLAWIK<br />

Wie sich die Rollkur auf das Wohlbefinden des Pferdes auswirkt, hat<br />

nun eine Gruppe von Wissenschaftlern erforscht.<br />

AUFGEROLLT<br />

Wie wirkt sich das Training in Hyperflexion oder „Rollkur“ auf das Wohlbefinden<br />

und die Leistung des Pferdes aus? Mit dieser Fragestellung befassten<br />

sich die Wissenschaftler Kathrin Kienapfel, Uta König von Borstel,<br />

Andrew McLean, Cristina Wilkins und Paul McGreevy in ihrer jüngst<br />

im Magazin „nature“ veröffentlichten Meta-Analyse.<br />

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:<br />

1. Reitpraxis: Etwa zwei Drittel der Pferde, insbesondere im Dressursport,<br />

werden hinter der Senkrechten geritten. Diese Praxis ist weit<br />

verbreitet und zeigt sich bei verschiedenen Pferdepopulationen, mit<br />

Ausnahme jüngerer Pferde und anderer Disziplinen wie Springreiten.<br />

2. Wohlergehen: 75 Prozent der Studien stellten fest, dass das Reiten<br />

in Hyperflexion negative Auswirkungen auf das Wohlergehen der<br />

Pferde hat. Dies wurde durch höhere Frequenzen von Konfliktverhalten,<br />

zum Beispiel Schweifschlagen oder abnormale Kopf- und Maulbewegungen,<br />

und erhöhte Stressreaktionen (Herzfrequenz und Cortisolwerte),<br />

sowie Atemwegsbeschränkungen bei Pferden in<br />

Hyperflexion. Einige Studien fanden keine signifikanten Unterschiede<br />

zu weniger engen Kopf-Hals-Positionen, aber es wurde allgemein eine<br />

eingeschränkte Atemfunktion festgestellt.<br />

3. Einfluss auf die Leistung: Tatsächlich ergab die Arbeit, dass 65 Prozent<br />

der untersuchten Studien keinen positiven Effekt auf die Leistung<br />

durch Hyperflexion nachweisen konnten.<br />

4. Intensität und Dauer: Es wurde festgestellt, dass die negativen Auswirkungen<br />

auf das Wohlergehen und die Leistung unabhängig von<br />

der Intensität oder Dauer der Hyperflexion auftreten.<br />

Die Studienautoren betonen, dass die mit Hyperflexion verbundenen<br />

Belastungen – wie Stress, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Atemfunktion<br />

und potenzielle gesundheitliche Schäden – nicht länger ignoriert<br />

werden dürfen.<br />

„Ich spüre, dass dies<br />

die richtige Aufgabe für<br />

ihn ist, bevor er für seine<br />

wohlverdiente Rente<br />

auf den Klosterhof<br />

zurückkehrt.“<br />

Christoph Wahler zum Vorruhestand seines<br />

Olympiapferdes Carjatan S. Den 15-jährigen<br />

Schimmel, mit dem er 2022 Mannschaftsweltmeister<br />

wurde, stellt er<br />

Juniorenreiter Justus von Paepcke als Lehrpferd<br />

zur Verfügung.<br />

FOTO: S. LAFERNTZ<br />

FOTO: S.LAFRENTZ<br />

Botox-Aus<br />

Der Weltreiterverband (FEI) hat Botox auf die Liste der<br />

verbotenen Substanzen gesetzt. Ab 2025 ist der Einsatz<br />

der Substanz auf internationalen Turnieren nicht<br />

mehr erlaubt. Botox wird nachgesagt, dass es auch<br />

missbräuchlich zum Einsatz kommt, um übermäßiges<br />

Schweifschlagen zu unterdrücken.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 11


WISSEN UND DISKUTIEREN<br />

Hilfe für Fohlen mit<br />

schwerem Durchfall<br />

Eine neue australische Studie hat ermutigende Ergebnisse zur Behandlung<br />

von Fohlen mit schweren Durchfallerkrankungen durch Kottransplantationen<br />

(Fäkale Mikrobiota-Transplantation), veröffentlicht.<br />

Diese wird auch bei erwachsenen Pferden eingesetzt, um Durchfall zu<br />

reduzieren. Bei Fohlen unter sechs Monaten ist Durchfall weit verbreitet<br />

und kann ernsthafte Folgen wie Dehydrierung und systemische Entzündungsreaktionen<br />

haben. In der Studie, die im Journal of Veterinary Internal<br />

Medicine veröffentlicht wurde, untersuchten Forscher 25 Fohlen, von<br />

denen 19 mit der Kottransplantation behandelt wurden. Sie zeigten signifikante<br />

Verbesserungen in klinischen Parametern wie Herzfrequenz und<br />

Leukozytenzahl. Auch die Vielfalt der Darmmikrobiota nahm zu, mit<br />

einer Anreicherung nützlicher Bakterien. Allerdings ist weitere Forschung<br />

notwendig, um die langfristigen Effekte dieser Therapie zu klären.<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

Wenn Fohlen unter massivem Durchfall leiden,<br />

können sie dehydrieren.<br />

FOTO: JAHR MEDIA<br />

Super zufrieden mit<br />

dem Auftakt waren:<br />

Ausbilder Christoph<br />

Hess, Moderatorin<br />

Karolin Leszinski und<br />

Dressurreiter Frederic<br />

Wandres (v.l.).<br />

Roadshow on the road<br />

Die Roadshow der Marke Fair Play und der Kampagne hat begonnen. In Hamburg<br />

feierte das neue Format seine Premiere. Karolin Leszinski, Redaktionsleitung Print der<br />

Reiter Revue, führte durch den Abend. Ihre Gäste auf der Bühne waren Mannschafts-<br />

Olympiasieger Frederic Wandres und Ausbildungsbotschafter Christoph Hess. Rund 150<br />

Zuschauer saßen im Publikum. Der gemeinsame Austausch zum fairen Umgang mit<br />

dem Pferd – das war der rote Faden des Events. In „Wohnzimmeratmosphäre“ war der<br />

Abend gestaltet, es war ein Miteinander, konstruktiv und respektvoll. Frederic Wandres<br />

und Christoph Hess gaben Eindrücke ihrer Trainingsphilosophie, beantworteten sie zahlreiche<br />

Fragen, die die Menschen im Hotelsaal bewegten, ganz gleich, ob es dabei um<br />

den Takt im Schritt ging, das Scheuen vor anderen Pferden oder auch um kritische Fragen<br />

zum Thema Tierschutz auf Turnieren ging. Die Roadshow zieht weiter, nächste Station<br />

ist in Neumünster am 17. November. Tickets gibt es über roadshow-fair-play.de<br />

<strong>12</strong> REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Ein Herz für<br />

Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele<br />

FOTO:S. LAFRENTZ<br />

Trense statt Kandare<br />

im Grand Prix?<br />

Die Diskussion über die Kandarenpflicht im<br />

Dressursport könnte bald neue Impulse erhalten.<br />

Der Weltreiterverband plant für 2025 experimentelle<br />

Grand-Prix-Prüfungen mit Trense.<br />

Der Vorschlag wird auf der Generalversammlung<br />

in Abu Dhabi diskutiert. Insbesondere die<br />

schwedische Reitervereinigung fordert, dass<br />

Reiter zwischen Trense und Kandare wählen<br />

dürfen. Trotz dieser Forderungen betont das<br />

technische Komitee der FEI aber, dass die Kandarenfrage<br />

eine sportliche und keine Tierschutz-Angelegenheit<br />

sei. Eine Regeländerung<br />

ist jedoch frühestens für 2026 zu erwarten,<br />

scheint aber – Stand jetzt – eher unwahrscheinlich.<br />

Teilnahmeberechtigt sind alle Personen über 18 Jahre. Teilnehmer der<br />

Gewinnspiele auf den Seiten „Junge Reiter Revue“ müssen mindestens <strong>12</strong><br />

Jahre alt sein. Nicht teilnahmeberechtigt sind Mitarbeiter der Jahr Media<br />

GmbH und Co. KG, Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg sowie deren<br />

Angehörige. Die Teilnahme ist auf eine Person pro Haushalt begrenzt. Eine<br />

Teilnahme über Dritte, die gewerblich die Teilnahme an Gewinnspielen und/<br />

oder Preisausschreiben vermitteln, ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden<br />

postalisch, per E-Mail oder telefonisch benachrichtigt. Meldet sich ein<br />

Gewinner bei erbetener Antwort nicht innerhalb von 14 Tagen nach Zugang<br />

der Gewinnmitteilung, so verfällt der Anspruch auf den Gewinn und es wird<br />

ein neuer Gewinner ermittelt. Die Barauszahlung eines Sachpreises ist nicht<br />

möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Einlösen von Freisprüngen<br />

basiert auf einer Absprache zwischen Hengsthalter und Stutenbesitzer. Im<br />

Falle des Todes oder Verkaufs eines Hengstes übernimmt Reiter Revue International<br />

keine Gewähr.<br />

Angabe und Verwendung persönlicher Daten: Für die Durchführung der<br />

Gewinnspiele und die Gewinnerermittlung ist die Angabe von persönlichen<br />

Daten, z. B. Name, Vorname, Anschrift und E-Mail-Adresse, erforderlich.<br />

Der Teilnehmer ist für die Richtigkeit der angegebenen Kontaktdaten selbst<br />

verantwortlich. Sämtliche personenbezogenen Daten müssen der Wahrheit<br />

entsprechen. Mit der Teilnahme erklärt sich der Teilnehmer damit einverstanden,<br />

dass die Jahr Media GmbH und Co. KG die erforderlichen personenbezogenen<br />

Daten für den Zweck und die Dauer der Durchführung und<br />

Abwicklung des Gewinnspiels speichert und zur Versendung bzw. Annahme<br />

von Gewinnen weiterreicht. Weitere Informationen gemäß Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) erhalten Sie unter www.<strong>reiterrevue</strong>.de unter<br />

Datenschutz. Wir bitten um Beachtung.<br />

FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />

Göttingen . Magdeburg . Dortmund . Bremen . Leipzig . Hamburg . Berlin . München . Hannover . Nürnberg<br />

Basel (CH) . Wien (A) . Stuttgart . Frankfurt . Rotterdam (NL) . Antwerpen (B) . Kiel . Chemnitz . Bielefeld<br />

Münster . Erfurt . Graz (A) . Köln . Salzburg (A) . Mannheim . Rostock . Düsseldorf<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 13<br />

www.cavalluna.com


WISSEN & DISKUTIEREN<br />

Die Folgen der erhöhten Gebührenordnung für Tierärzte<br />

Ein<br />

Drahtseilakt<br />

Fünfstellige Beträge rechnen Kliniken teils für die Behandlung von<br />

Pferden ab. Viele Pferdebesitzer haben nun auch wegen der Kosten<br />

Sorge, dass ihr Pferd ernsthaft erkrankt. Manche haben ihr Pferd<br />

nun versichert, andere gehen erst später zum Tierarzt, wieder andere<br />

empfinden die gestiegenen Kosten als gerechtfertigt. Es ist ein<br />

Drahtseilakt zwischen Hausbesuchsgebühr, Versicherungspolicen<br />

und einer guten medizinischen Versorgung für die Pferde.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

Durchschnittlich sind die<br />

Kosten für einen Leistungsfall<br />

bei Pferden infolge<br />

der GOT-Erhöhung<br />

insgesamt um mehr als<br />

50 Prozent gestiegen“, sagt Dr. Felix<br />

Garlipp von der Uelzener Versicherung.<br />

Das bestätigt auch Joscha Denzer<br />

von der R+V-Versicherung. Seit<br />

zwei Jahren wird die überarbeitete Gebührenordnung<br />

für Tierärzte (GOT)<br />

nun in der Praxis angewendet. Angedacht<br />

war, dass die Nettopreise für<br />

die Leistungen der tierärztlichen Gebührenordnung<br />

um 20 bis 30 Prozent<br />

steigen. Wie kann es sein, dass unter<br />

anderem Pferdeversicherer von deutlich<br />

höheren Kosten sprechen? Und<br />

welche Konsequenzen haben Pferdebesitzer<br />

aus der deutlichen Preiserhöhung<br />

gezogen? Nach zwei Jahren ist<br />

ein guter Zeitpunkt, um auf Veränderungen<br />

in der Branche zu schauen.<br />

Oder gibt es gar keine?<br />

Dr. Kai Kreling ist praktizierender<br />

Tierarzt und leitet die Pferdeklinik<br />

Equitales in Waldalgesheim. Er war<br />

Teil der Arbeitsgruppe GOT, die die<br />

Überarbeitung entwickelt hat, und<br />

setzt sich nach wie vor intensiv mit<br />

der Gebührenordnung auseinander.<br />

Warum eine Erhöhung für ihn unverzichtbar<br />

war, ist klar: „Wir haben große<br />

Nachwuchssorgen. Wenn wir keine<br />

besseren Gehälter zahlen können,<br />

können wir die medizinische Versorgung<br />

der Tiere bald nicht mehr gewährleisten.“<br />

Die Lage ist ernst. Aber<br />

retten vorgegebene Preiserhöhungen<br />

den Markt? Sie geben zumindest etwas<br />

Sicherheit.<br />

Das ist die wirtschaftliche Sicht<br />

auf die Dinge, zugleich beobachtet<br />

Kreling, dass mehr Menschen überlegen,<br />

ob sie ein Pferd halten können.<br />

„In den vergangenen Jahren<br />

sind die Lebenskosten deutlich gestiegen<br />

– ganz unabhängig von den<br />

38.000 Euro<br />

hat die Kolik-Behandlung,<br />

inklusive zwei Operationen<br />

und Nachsorge, eine Pferdebesitzerin<br />

jüngst in der<br />

Klinik gekostet.*<br />

Tierarztkosten. Durch die einmalige<br />

deutliche Erhöhung wirkt die Preisentwicklung<br />

deutlicher, ist sie aber<br />

nicht. Dennoch beobachte ich, dass<br />

die Menschen, bei denen es so oder<br />

so schon knapp kalkuliert war, nun<br />

eher kein neues Pferd kaufen“, berichtet<br />

der Tierarzt. Eine Erkenntnis,<br />

die viele unserer Follower in den Sozialen<br />

Medien bestätigen. Manche<br />

haben den Bestand reduziert, andere<br />

die Zucht aufgegeben, wieder andere<br />

sagen schon jetzt, dass ihr aktuelles<br />

Pferd ihr letztes Pferd sein wird.<br />

Der Pferdebestand in Deutschland<br />

wird schrumpfen. „Wir gehen<br />

davon aus, dass der Pferdebestand in<br />

Deutschland im Jahr 2030 um etwa<br />

30 Prozent kleiner ausfallen wird als<br />

heute“, sagt Dr. Christina Münch,<br />

FOTO:SHUTTERSTOCK<br />

14 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


ung und erneute Überarbeitung der<br />

GOT. Knapp 35.000 Menschen unterzeichneten<br />

diese. Seitdem ist es still.<br />

„Wir haben bisher keine Stellungnahme<br />

bekommen. Das führt einem vor<br />

Augen, wie langsam die politischen<br />

Prozesse sind. In diesem konkreten<br />

Fall ist es aber so, dass Menschen<br />

wirklich massiv betroffen sind, und<br />

die Tierhaltung insgesamt gefährdet<br />

ist, genau wie das Tierwohl“, kritisiert<br />

Sabine Reimers-Mortensen. Sie fordert<br />

eine neue Bewertung der GOT,<br />

vor allem, weil ihr die wissenschaftliche<br />

Grundlage für die Erhöhung der<br />

Gebühren fehlt. „Es ist nicht zu rechtfertigen,<br />

warum die Kosten in dieser<br />

Höhe gestiegen sind“, moniert sie.<br />

Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung<br />

(FN) hatte eine Petition gegen<br />

die GOT 2022 gestartet. Rund<br />

132.000 Unterschriften übergaben<br />

FN-Vertreter sie an Bundeslandwirtschaftsminister<br />

Cem Özdemir. Das<br />

war im März dieses Jahres. Seitdem ist<br />

es sehr ruhig.<br />

Tierarzt umgehen?<br />

Gründerin des auf die Pferdebranche<br />

spezialisierten Marktforschungs- und<br />

Beratungsunternehmens Horse Future<br />

Panels. Schätzungen zufolge leben<br />

derzeit etwa 1,3 Millionen Pferde<br />

in Deutschland. Studien zeigen, dass<br />

ein Drittel der Tiere älter als 18 Jahre<br />

ist. „Ein Teil der älteren Pferde wird,<br />

nachdem sie verstorben sind, nicht<br />

mehr ersetzt werden“, erklärt Münch.<br />

Daran ist fraglos nicht allein die GOT<br />

Schuld. Doch sie ist ein Puzzlestück.<br />

Was kommt jetzt?<br />

Die gestiegenen Tierarztkosten<br />

bewegen<br />

viele Pferdebesitzer.<br />

Für manche fühlt es<br />

sich an, als würde ihr<br />

Geld mit dem Pferd<br />

davon galoppieren.<br />

13.000 Euro<br />

hat eine Reiterin kürzlich für eine<br />

Kolik-Behandlung in der Klinik bezahlt.<br />

Ohne Operation für mehrere<br />

Tage auf der Intensivstation.*<br />

Das sieht auch Sabine Reimers-Mortensen<br />

von der Vereinigung Deutscher<br />

Tierhalter (VDTH) so. Im<br />

vergangenen Jahr initiierte die Vereinigung<br />

eine Petition für eine Evaluie-<br />

* Die Zahlen stammen aus persönlichen Erfahrungsberichten<br />

** Die Zahlen stammen aus einer Online-Umfrage zum Abrechnungsverhalten und zur Umsetzung der neuen<br />

GOT des Instituts für Veterinärökonomie & Praxismanagement.<br />

Glaubt man den Aussagen unserer<br />

Follower auf Instagram, rufen viele<br />

von ihnen erst später den Tierarzt, als<br />

sie es noch vor zwei Jahren gemacht<br />

haben. Das bestätigen auch Zahlen<br />

des Instituts für Veterinärökonomie<br />

und Praxismanagement aus Osnabrück.<br />

Während die Anzahl der Behandlungen<br />

sich laut der befragten<br />

Praxen um rund 16 Prozent reduzierte,<br />

konnten die Nettoumsätze unter<br />

Berücksichtigung aller Umsatzarten<br />

um rund 15 Prozent gesteigert werden.<br />

Die durchschnittlichen Nettopreise<br />

pro Behandlung erhöhten sich<br />

um rund 34 Prozent, heißt es weiter in<br />

dem Bericht. „An der Stimmung der<br />

Patientenbesitzer hat das aber nichts<br />

geändert“, meint Tierarzt Kai Kreling.<br />

In seiner Klinik akzeptieren die Menschen,<br />

die gestiegenen Kosten. „Wir<br />

haben keine Diskussionen über Rechnungen“,<br />

erläutert der Veterinär.<br />

In anderen Kliniken sieht das anders<br />

aus. Sabine Reimers-Mortensen<br />

berichtet von ihren Erfahrungen als<br />

Pferdebesitzerin und Züchterin: „Eins<br />

meiner Ponys musste aufgrund von<br />

Koliksymptomen am Freitagabend in<br />

die Klinik. Es wurde nicht operiert. Es<br />

wurde klassisch mit Nasenschlundsonde<br />

behandelt, wurde auf Diät gesetzt<br />

und wieder angefüttert. Dienstags<br />

kam es aus der Klinik und ich<br />

bekam eine Rechnung über fast 4.000<br />

Euro.“ Diese hinterfragte sie. „Die<br />

GOT legt fest, dass Abrechnungen<br />

überhalb des einfachen Gebührensatzes<br />

die individuellen Umstände des<br />

einzelnen Behandlungsfalles berücksichtigen<br />

müssen. Mir wurde aber<br />

pauschal der zweifache Gebührensatz<br />

für alle Leistungen berechnet. Eine<br />

Erklärung wurde mir nicht gegeben“,<br />

schildert die Ponyzüchterin. Die Sache<br />

zog sich hin. Am Ende wollte die<br />

Klinik ihr 15 Prozent Neukunden-Rabatt<br />

geben. Reimers-Mortensen lehn- ><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 15


WISSEN & DISKUTIEREN<br />

Pro Tierarztbesuch<br />

fällt eine<br />

Hausbesuchsgebühr<br />

in Höhe von<br />

40 Euro an. Das<br />

kritisieren viele<br />

Pferdehalter. Auf<br />

der anderen Seite<br />

berechnen auch<br />

viele Handwerke<br />

für ihre Anfahrt<br />

bereits Kosten.<br />

Ist das Prozedere<br />

so ungewöhnlich?<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Die durchschnittlichen Nettopreise<br />

pro Behandlung erhöhten sich um rund<br />

34 Prozent. **<br />

te ab und zahlte die Rechnung anteilig.<br />

Ihr Gefühl ist, dass Kliniken<br />

vermeiden wollen, mit „solchen Sachen<br />

vor Gericht zu gehen, weil richtungsweisende<br />

Gerichtsentscheide<br />

gefällt werden könnten, die das ganze<br />

System beeinträchtigen könnten.“<br />

Die Rolle der<br />

Versicherungen<br />

Pferdeversicherer verzeichnen eine<br />

stabile bis steigende Nachfrage. Das<br />

bestätigt auch Peter Bornschein von<br />

der Agria Tierversicherung. Besonders<br />

viele Pferdebesitzer schließen<br />

eine OP-Versicherung ab, andere setzen<br />

auf eine Krankenversicherung,<br />

wobei der Marktanteil in Deutschland<br />

im Gegensatz zum skandinavischen<br />

Ausland noch gering ist. Peter<br />

Bornschein erklärt: „In Deutschland<br />

haben etwa fünf bis sechs Prozent<br />

der Pferdebesitzer ihr Pferd vollversichert,<br />

in Schweden sind es 70 Prozent.“<br />

Wird sich der Markt auch in<br />

Deutschland in diese Richtung entwickeln?<br />

Möglich, denn Versicherer<br />

können plötzlich auftretende Kosten<br />

abpuffern. Doch auch die gestiegenen<br />

GOT-Preise haben Auswirkungen<br />

auf ihr Angebot. Felix Garlipp von der<br />

Uelzener Versicherung gibt Einblicke:<br />

„Aufgrund der teils stark gestiegenen<br />

Mehrkosten durch die GOT-Novelle<br />

musste die Versicherungsbranche<br />

die Preise in diesem Bereich erhöhen.<br />

Auch wir hatten keine andere Wahl,<br />

als die Preise für unsere Produkte anzupassen,<br />

da wir als Spezialversicherer<br />

für Tiere unmittelbar von den erhöhten<br />

GOT-Kosten betroffen sind.<br />

Um langfristig und nachhaltig bezahlbare<br />

Produkte anbieten zu können,<br />

haben wir unser Produktportfolio<br />

komplett überarbeitet.“<br />

Uns liegen Erfahrungsberichte<br />

vor, die schildern, dass sich Versicherungsbeiträge<br />

teils verdreifacht haben.<br />

Monatliche Beiträge von rund<br />

100 Euro und mehr sind keine Seltenheit<br />

– abhängig von Alter, Rasse und<br />

Vorgeschichte des Pferdes.<br />

„Man muss jedoch bedenken,<br />

dass eine OP-Versicherung nur greift,<br />

wenn das Pferd auch operiert wird.<br />

Eine Kolik-Behandlung, wie bei meinem<br />

Pony, ist nicht inkludiert“, erläutert<br />

Sabine Reimers-Mortensen.<br />

Das ist einer der Gründe, warum ihr<br />

Pony nicht versichert ist. Ein weiterer<br />

Grund: „Ich müsste nicht nur ein<br />

Pony versichern, sondern den ganzen<br />

Bestand. Der Kostenaufwand<br />

wäre viel zu hoch“, meint die Züchterin.<br />

Damit kommen wir zu einem<br />

Problem, das auch Kai Kreling sieht:<br />

„Es gibt regionale Unterschiede, wie<br />

Menschen mit der GOT umgehen.<br />

Der einzelne Pferdebesitzer akzeptiert<br />

sie oder schließt eine Versicherung<br />

ab. Menschen, die Pferde züchten,<br />

aufziehen und ihren Lebensunterhalt<br />

damit verdienen, stehen jedoch<br />

16 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


RUBRIK UND RUBRIK<br />

Das ist die Stimmungslage im Netz<br />

Bei Instagram haben wir eine Umfrage gemacht, welche<br />

Konsequenzen aus der GOT-Erhöhung 2022 gezogen werden.<br />

Einige Kernaussagen unserer Follower:<br />

„Ich habe Existenzangst.“<br />

„Ich habe ein Pferd verkauft.“<br />

„Ich rufe nicht mehr so schnell den Tierarzt.“<br />

„Ich werde kein neues Pferd kaufen.“<br />

„Ich bilde mehr Rücklagen.“<br />

„Mein Pferd bleibt, egal, was es kostet.“<br />

Die Anzahl der Behandlungen<br />

reduzierte sich um nahezu<br />

16 Prozent. **<br />

vor einer anderen Herausforderung.“<br />

Werden deshalb später Tierärzte gerufen?<br />

Diese Beobachtung kann Kai<br />

Kreling nicht bestätigen, aber er stellt<br />

fest, dass Pferde eher in Kliniken gebracht<br />

werden. „So umgeht man die<br />

Hausbesuchsgebühr“, meint er.<br />

Pferdewohl in<br />

Gefahr?<br />

Kritiker sehen durch die GOT das<br />

Tierwohl gefährdet, weil die Behandlung<br />

ihres Erachtens so teuer geworden<br />

ist, dass viele sie scheuen, und<br />

beispielsweise ihre Pferde nicht mehr<br />

impfen lassen. „Die strukturelle Anpassung<br />

der GOT im November 2022<br />

war überfällig, um sicherzustellen,<br />

dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich<br />

geführt werden kann. Nur so<br />

kann eine flächendeckende Versorgung<br />

der Tiere gewährleistet werden“,<br />

erklärt Dr. Holger Vogel, Präsident der<br />

Bundestierärztekammer. Die Arbeitsbedingungen<br />

in der Tierärzteschaft<br />

müssen sich seines Erachtens dringend<br />

verbessern und die neue GOT<br />

könnte „ein Hebel sein, um dem Tierärztemangel<br />

entgegenzuwirken.“ Ist<br />

die GOT da tatsächlich die Lösung?<br />

Sind angestellte Tierärzte am Umsatz<br />

beteiligt?<br />

Und was gehört noch zur Wahrheit<br />

dazu? „Wenn wir kranke Pferde<br />

haben, die operiert werden müssten,<br />

stellen Besitzer nun häufiger in Frage,<br />

ob das Pferd eingeschläfert werden<br />

kann“, sagt Kreling. „Dann sind<br />

wir in einer Zwangslage. Wir Tierärzte<br />

euthanasieren ein Pferd niemals ohne<br />

Grund. Wenn das Pferd eine gute Prognose<br />

hat, geht das nicht. Im Einzelfall<br />

führen wir sehr harte und schwierige<br />

Diskussionen.“ Auch weil es um<br />

die finanzielle Existenz geht. Und damit<br />

sind wir an einem Punkt, an dem<br />

Kosten über Leben und Tod entscheiden.<br />

Das gehört zur Wahrheit dazu. ▪<br />

* Die Zahlen stammen aus persönlichen Erfahrungsberichten<br />

** Die Zahlen stammen aus einer Online-Umfrage zum Abrechnungsverhalten und zur Umsetzung der neuen GOT des<br />

Instituts für Veterinärökonomie & Praxismanagement.


WISSEN UND DISKUTIEREN<br />

Im Interview: Prof. Martin Richenhagen<br />

„Die FN ist meine<br />

Meisterarbeit“<br />

Martin Richenhagen ist einer der größten Kritiker<br />

der Führungsetage der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />

– und auf dem besten Weg, der neue Präsident<br />

der FN zu werden. Wie will er die Zentrale des<br />

Reitsports aus der Misere retten?<br />

INTERVIEW: SABINE GREGG UND KAROLIN LESZINSKI<br />

FOTOS: STEFAN PICK<br />

Herr Richenhagen, wie geht es Ihnen?<br />

Gut.<br />

Jetzt noch besser? Der Beirat Sport<br />

der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />

(FN) hat Sie für das Amt des<br />

Präsidenten nominiert. Sie haben<br />

sich mit 110 Stimmen durchgesetzt,<br />

Ihr Gegenkandidat Hans-Jürgen<br />

Meyer erhielt 93 Stimmen.<br />

Ich bin davon ausgegangen, dass es<br />

nicht klappt. Ich war auch nicht scharf<br />

auf irgendein Pöstchen. Von daher war<br />

es für mich positiv, dass es geklappt hat.<br />

Aber ich habe die Wahl nicht wirklich<br />

an mich rankommen lassen.<br />

Was ist dann Ihre Motivation, das<br />

Amt des FN-Präsidenten anzunehmen?<br />

Das ist die Sorge um die FN. Ich habe<br />

mein ganzes Leben lang mit dem Reitsport<br />

zu tun gehabt und habe mich<br />

über Jahrzehnte bei der FN – und im<br />

Übrigen auch in anderen Verbänden –<br />

engagiert. Mir hat diese Entwicklung<br />

der vergangenen Jahre in der Seele leidgetan.<br />

Da war ich der Meinung, man<br />

muss Hilfe anbieten.<br />

Haben Sie auch vorher schon angeboten<br />

zu helfen?<br />

Ja, das habe ich, aber da gab es kein<br />

Bedürfnis danach. Ich wollte mich auch<br />

nicht aufdrängen.<br />

Was sind Ihre kurzfristigen und<br />

langfristigen Ziele für die FN?<br />

Ganz kurzfristig muss man natürlich<br />

sehen, dass die FN finanziell in Ordnung<br />

kommt und wir keinen Verlust<br />

mehr machen. Ich bin optimistisch, dass<br />

das möglich ist, obwohl ich den Eindruck<br />

habe, dass möglicherweise noch<br />

weitere Sachen hochkommen könnten.<br />

Mit den langfristigen Ziele wollen wir<br />

uns noch sorgfältig beschäftigen.<br />

Sie sprechen von sich und Ihrem<br />

Kernteam, das Ihnen beratend zur<br />

Seite stehen soll. Dazu gehören<br />

Claus-Peter Gutt, langjähriger Vorstand<br />

der Victoria Versicherung und<br />

ehemaliger 1. Vorsitzender des<br />

Deutschen Akademischen Reiterverbands,<br />

Peter Jennissen, ehemaliger<br />

Geschäftsführer der Heitkamp-<br />

Thumann Gruppe und des<br />

Landesverbands Rheinland, Felix<br />

Stellmazeck, Partner Boston Consulting<br />

Group, und Ulrich Stockheim,<br />

Inhaber US Media.<br />

Wir werden uns hinsetzen und die<br />

langfristigen Ziele definieren. Für die<br />

Finanzsituation ist wichtig, dass man<br />

einen Blick in die Zukunft hat und<br />

guckt, wie die Situation in fünf Jahren<br />

aussieht. Wir wissen alle, dass die Zeichen<br />

nicht so positiv sind. Die Zahl der<br />

Züchter geht zurück, die Zahl der Turniere<br />

geht zurück. Aber genau davon<br />

lebt die FN. Wenn man die Aussichten<br />

kennt, weiß man, was auf einen zukommt<br />

und welche Finanzmittel einem<br />

zur Verfügung stehen werden. Da muss<br />

man eine Art Nullbasisbudgetierung<br />

machen und überlegen, wie man eine<br />

vernünftige Strategie entwickeln kann.<br />

18 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Martin Richenhagen auf seiner Farm in Duluth.<br />

Haben Sie erste Ideen?<br />

Also erstens haben wir jede Menge<br />

Ideen. Zweitens sollte man aber, wenn<br />

man das vernünftig macht, ganz offen<br />

damit umgehen. Denn ich glaube<br />

schon, dass es bei der FN ordentliche<br />

Mitarbeiter gibt und die haben auch<br />

Ideen. Ludger Beerbaum hat einen interessanten<br />

Satz gesagt, nämlich, dass<br />

man mal den Deckel heben muss und<br />

dann gucken, was da drunter ist (Anm.<br />

d. Red.: Sportschau-Beitrag am<br />

15.09.2024). Er meinte das nicht positiv,<br />

aber ich meine es positiv. Ich habe den<br />

Eindruck, dass mit den Mitarbeitern<br />

wenig gesprochen worden ist.<br />

Wie kommen Sie zu diesem Eindruck?<br />

Wenn man mit den Mitarbeitern redet,<br />

erfährt man das.<br />

Geben Sie uns einen Einblick, wie<br />

muss man sich Herrn Richenhagen<br />

als Präsidenten der FN vorstellen?<br />

Im ersten Schritt möchte ich mit allen<br />

Mitarbeitern zumindest einmal in Ruhe<br />

gesprochen haben. Das sind um die 140<br />

Menschen. Das habe ich fest vor und<br />

damit werde ich am 27. November beginnen.<br />

Was bedeutet es für Sie, dass einige<br />

Mitarbeiter aus der Führungsebene<br />

jetzt schon gesagt haben, dass sie<br />

die FN verlassen werden?<br />

Das sehe ich positiv. Das sind Leute,<br />

die meiner Meinung nach für die Situation,<br />

in der sich die FN befindet, verant- ><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 19


WISSEN UND DISKUTIEREN<br />

wortlich sind. Wenn sie gehen, kann<br />

man einen vernünftigen Neuanfang<br />

beginnen.<br />

Sehen Sie noch weitere personelle<br />

Änderungen als notwendig an?<br />

Nein. Und ich sehe meine Aufgabe<br />

auch nicht darin, die Probleme der Vergangenheit<br />

aufzuarbeiten. Das ist im<br />

Wesentlichen in Arbeit. Und insgesamt<br />

habe ich in meinem Leben mehr Erfolg<br />

mit Wachstum als mit Personalabbau<br />

gehabt. Ich würde eher überlegen: Was<br />

können wir machen, um mehr Umsatz<br />

zu generieren? Mehr „was brauchen<br />

unsere Kunden?“ statt „wie viel Personal<br />

kann ich abbauen?“. Im Übrigen<br />

liegt die operative Verantwortung bei<br />

der FN nicht beim Präsidenten. Den<br />

Präsidenten kann man wie einen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

sehen, der muss<br />

nicht den Laden operativ schmeißen,<br />

dafür ist der Generalsekretär zuständig.<br />

Ich bin dabei zu überlegen, wer für diese<br />

Rolle in Frage käme.<br />

Haben sie bereits Namen im Kopf?<br />

Ja.<br />

Und die möchten Sie uns jetzt mitteilen.<br />

Natürlich nicht. Aber das ist ja klar,<br />

weil, wenn das vernünftige Leute sind,<br />

haben diese jetzt eine ordentliche Position.<br />

Und dann muss man sich erst mal<br />

einig werden, ehe man darüber redet.<br />

Wie möchten Sie das Präsidentenamt<br />

ausfüllen, welchen Handlungsspielraum<br />

sehen Sie für sich?<br />

Ich kannte Graf Landsberg (Anm. d.<br />

Red.: Dieter Graf von Landsberg-Velen,<br />

FN-Präsident von 1968 bis 2001) sehr<br />

gut und hatte nie den Eindruck, als hätte<br />

er irgendwelche Befürchtungen hinsichtlich<br />

seines Handlungsspielraums.<br />

Auch nicht bei Jürgen Thumann (Anm.<br />

d. Red.: FN-Präsident von 2001 bis<br />

2005) oder bei Breido (Anm. d. Red.:<br />

Breido Graf zu Randzau, FN-Präsident<br />

von 2005 bis 2021). Da stand weniger<br />

der Handlungsspielraum im Vordergrund<br />

als das eigene Interesse. Vielleicht<br />

waren die Zeiten auch anders und man<br />

war der Meinung, dass es nicht nötig<br />

sei, sich um das Geschäft zu kümmern.<br />

Jetzt ist die Situation bei der FN so, dass<br />

Mit seiner Frau Brigitte teilt Martin Richenhagen die Leidenschaft für den Reitsport<br />

und die Dressur im Besonderen.<br />

in den letzten Jahren die finanzielle<br />

Leistungsfähigkeit der FN sehr begrenzt<br />

war. Und wenn man dann mit offenen<br />

Augen und Ohren durchs Land reist<br />

und mit Leuten redet, erfährt man große<br />

Unzufriedenheit mit der FN.<br />

Wie wollen Sie diese Unzufriedenheit<br />

in Zufriedenheit ummünzen?<br />

Man muss mit den Menschen reden,<br />

um herauszufinden: Was erwarten sie?<br />

Was läuft falsch? Ich glaube, die FN<br />

muss eine Dienstleistungsorganisation<br />

sein, die sich für die Reiter engagiert.<br />

Das ist in den vergangenen Jahren etwas<br />

zu kurz gekommen. Ich habe den<br />

Eindruck, die FN hat sich viel mehr mit<br />

Regulierung und Verboten befasst, als<br />

mit konstruktiven Lösungen.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Vielzahl<br />

an angegliederten Landes- und<br />

Zuchtverbänden ist eine der größten<br />

Herausforderungen des Dachverbandes<br />

FN. Wie wollen Sie die<br />

angehen?<br />

Man muss mit ihnen reden. Ich bin<br />

mal im Auftrag des rheinischen Landesverbandes<br />

durch die Reitvereine getingelt.<br />

Da hatten wir ein Konzept entwickelt,<br />

wie wir dachten, dass Reitturniere<br />

aussehen sollten. Jeder machte irgendwie<br />

Reitturniere und die waren meistens<br />

nicht gut organisiert. Ich habe, glaube<br />

ich, damals jeden Reitverein im Rheinland<br />

kennengelernt und besucht. Da<br />

gab es keinerlei ablehnende Haltung.<br />

Im Gegenteil, es gab konstruktive, positive<br />

Gespräche. Das ist heute auch möglich,<br />

davon bin ich überzeugt.<br />

Aber dann gibt es diejenigen, die<br />

sich komplett von der FN abgewendet<br />

haben, sehen Sie für diese Menschen<br />

einen Weg zurück?<br />

Ich glaube schon. Es gibt den dringenden<br />

Bedarf nach Ausbildung. Und<br />

besonders im Breitensport hat sich die<br />

FN möglicherweise zu wenig darum<br />

gekümmert. Das machen jetzt andere<br />

Leute. Da gibt es ganz neue Berufsbilder,<br />

wie Pferdetrainer. Leute, die einen<br />

vorhandenen Markt bedienen, zu denen<br />

Kunden kommen, die sagen, sie können<br />

ihr Pferd nicht verladen oder sie können<br />

nicht aufsitzen. Also einfache Basis-Ausbildungsthemen.<br />

Und da muss man<br />

überlegen, mit welchen Konzepten,<br />

man diese Menschen wieder für sich<br />

gewinnt. Das passt aber auch zu dem<br />

Thema Arbeitsplatz-Sicherheit. Ich glaube,<br />

es gibt eine riesengroße Nachfrage<br />

nach Dienstleistungen, die die FN nicht<br />

bietet. Wenn wir das systematisch an-<br />

20 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Zur Person<br />

Martin Richenhagen<br />

Martin Richenhagen kam 1952 in Köln zur Welt. Nach seinem Theologie-Studium<br />

arbeitete er als Lehrer und wechselte dann in die Wirtschaft.<br />

Zunächst zum Aufzughersteller Schindler, 1998 dann als Geschäftsführer<br />

zum Landmaschinenhersteller Claas und 2004 zum<br />

weltweit drittgrößten Landmaschinenhersteller AGCO, zu dem die<br />

Marke Fendt gehört. Bis 2020 führte er den Konzern als CEO.<br />

Er war aktiver Dressurreiter und internationaler Dressurrichter, 2008<br />

führte er beim CHIO in Aachen und den Olympischen Reiterspielen in<br />

Hongkong die deutschen Dressurreiter als Equipechef an.<br />

Richenhagen lebt mit seiner Frau Brigitte in Duluth im US-Bundesstaat<br />

Georgia. Sie haben drei Kinder und sechs Enkelkinder und suchen<br />

regelmäßig ihr zweites Zuhause im münsterländischen Ostbevern auf.<br />

gehen, können wir erstens Arbeitsplätze<br />

in Warendorf sichern und zweitens die<br />

Zufriedenheit und die Bedürfnisse der<br />

Reiter und Pferdehalter vor Ort besser<br />

abdecken. Da ist viel möglich.<br />

Es liegt aber nicht immer nur an der<br />

FN, möglicherweise liegt es eben auch<br />

an den an den Leuten. Nur das muss<br />

man versuchen zu verstehen.<br />

Wie wollen Sie es schaffen, dass die<br />

FN auch in der breiten Masse und<br />

vor allem bei den nicht organisierten<br />

Reitern so wahrgenommen<br />

wird, wie Sie es beschrieben haben?<br />

Die FN braucht dringend einen<br />

Imagewechsel. Und das ist der Grund,<br />

warum in meinem Kernteam Ulrich<br />

Stockheim dabei ist. Er ist ein top PR-<br />

Berater. Er hat keine Ahnung vom Reiten,<br />

aber von PR. Man muss sich mit<br />

den nicht organisierten Reitern und den<br />

nicht von der FN abgedeckten Reitweisen<br />

ernsthaft befassen.<br />

Die FN kann sich das aufgrund der<br />

Finanzlage nicht leisten, dass alles kostenlos<br />

zu machen. Aber ich glaube, die<br />

Leute sind bereit, für eine Leistung etwas<br />

zu bezahlen, denn sonst könnten<br />

diese Pferdetrainer nicht überleben.<br />

Die Pferdewelt ist vielfältig, teils ist<br />

sie sich untereinander nicht grün.<br />

Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?<br />

Das ist nicht alles Schuld der FN.<br />

Aber meiner Meinung nach hat die FN<br />

zu wenig getan, um dagegen zu steuern.<br />

Wie möchten Sie mehr Transparenz<br />

bei Entscheidungen herstellen?<br />

Indem man klarer kommuniziert, was<br />

man eigentlich vorhat, was man anbietet.<br />

Die Kommunikation muss wesentlich<br />

besser werden, meiner Meinung<br />

nach. Es ist heute nicht einfach, einen<br />

vernünftigen Reitbetrieb zu finden, wo<br />

es einen kompetenten Reitlehrer und<br />

ordentliche, gesunde Pferde gibt, auf<br />

denen Kinder reiten lernen können. Die<br />

sind größtenteils verschwunden. Das ist<br />

aber eine langfristige Entwicklung.<br />

Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?<br />

Der Grund ist, Reiten ist teuer. Wenn<br />

man das ordentlich macht, müsste man<br />

eigentlich einen Preis verlangen, der<br />

möglicherweise nicht marktgerecht ist.<br />

Dann sind wir beim elitären Sport.<br />

Ja, das ist auch so. Der Reitsport ist<br />

teuer. Da muss man überlegen, welche<br />

Möglichkeiten es gibt oder welche<br />

Menschen, die bereit sind, den Sport<br />

auch im Reitverein Klein Kleckersdorf<br />

zu unterstützen. Das Problem ist nicht,<br />

dass sich Kinder nicht für Pferde oder<br />

Reiten interessieren.<br />

Es gibt großartige Mäzene im Pferdesport,<br />

die sehr viel Geld im Spitzensport<br />

lassen. Sehen sie Möglichkeiten,<br />

dass auch der Breitensport<br />

von solchen Mäzenen profitiert?<br />

Das halte ich für denkbar. Man muss<br />

nur mal mit solchen Leuten reden.<br />

In den vergangenen Monaten und<br />

Jahren haben Skandale die Reitsportwelt<br />

massiv erschüttert. Wie<br />

reagieren Sie, wenn in Ihrer Amtszeit<br />

der nächste Skandal öffentlich<br />

wird?<br />

Ich glaube, in diesem Bereich war die<br />

FN auch in der Vergangenheit konsequent.<br />

Es ist nicht so, dass die FN gesagt<br />

hätte, da drücken wir jetzt mal ein<br />

Auge zu. Nur muss man präventiv noch<br />

mehr machen. In der Zwischenzeit ist,<br />

jedem klar, was akzeptabel ist und was<br />

nicht. Ich denke, dass man bezogen auf<br />

die Ausbildung und Aufklärung noch<br />

mehr tun kann.<br />

Ihr Kernteam besteht aus langjährigen<br />

Wegbegleitern, Herrn Gutt und<br />

Herrn Jennissen kennen Sie aus der<br />

Studentenreiterzeit.<br />

Ja, sie haben alle eine enorme Expertise,<br />

die Zusammenarbeit mit ihnen war<br />

bisher immer konstruktiv und das Gute<br />

ist, alle vier machen das kostenlos. Das<br />

ist keine Selbstverständlichkeit.<br />

Herr Jennissen und ich beispielsweise,<br />

haben uns über 40 Jahre lang aufgeregt<br />

über die Sachen, die man bei der FN<br />

hätte besser machen könnte. Wir haben<br />

jetzt gesagt, als alte weiße Männer sitzen<br />

wir nicht frustriert herum und meckern,<br />

sondern versuchen unsere Meisterarbeit<br />

abzuliefern.<br />

Am 26. November fällt die finale<br />

Entscheidung über die Präsidentschaft,<br />

dann stimmen die Delegierten<br />

ab. Was möchten Sie nach der<br />

Wahl als erstes machen?<br />

Nach der Wahl würde ich mich als<br />

erstes mit Herrn Lauterbach darüber<br />

reden, wie die Zusammenarbeit aussehen<br />

soll. Am nächsten Tag möchte ich<br />

mich mit dem Betriebsrat zusammensetzen,<br />

eine Betriebsversammlung machen,<br />

wo alle FN-Mitarbeiter zusammenkommen.<br />

Es geht also gleich los.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 21


22 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


AUGENWEIDE<br />

Die nächste Generation<br />

FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />

FOTO: J. TOFFI<br />

Als Dritter der Hufschmiede-Dynastie Kröhnert greift der kleine Charly<br />

zum Hammer. Wird er später jenen Beruf weiterführen, den ihm Opa<br />

Dieter und Papa Timothy mit Herz und Verstand vorleben? Das weiß<br />

niemand so genau. Aber dass ihm am Amboss die Freude ins Gesicht geschrieben<br />

steht, sehen wir. Und das ist ein erster wichtiger Schritt – denn<br />

gute Hufschmiede braucht das Pferdeland.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 23


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24 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


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REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 29


ADVENTSGEWINNSPIEL<br />

Ein Festmahl<br />

Für unsere Pferde wünschen wir uns jeden<br />

Tag ein Festmahl für den Trog. Und<br />

PAVO hätte da am 20. Dezember eine<br />

weihnachtliche Auswahl an Produkten<br />

im Gesamtwert von circa 138 Euro, mit<br />

denen Sie Ihrem Vierbeiner etwas Gutes<br />

tun können. Der Pavo Flexi-Eimer ist<br />

dabei natürlich super praktisch. Mit im<br />

Paket sind die Ergänzungsfutter Multi-<br />

Vit für optimale Vitaminversorgung und<br />

BeChill zum Stressabbau. Das SlobberMash<br />

für das Schlabbervergnügen<br />

gehört genauso zu diesem Set wie das<br />

köstliche Müsli Care4Life. Mit etwas<br />

Glück, können Sie also Ihr Pferd schon<br />

bald zum Festmahl einladen!<br />

20.<br />

21.<br />

Die perfekte Winterpflege<br />

Hach, da bleiben keine Wünsche offen. In diesem all-inclusive<br />

Paket von LEOVET ist für alle Fälle das passende<br />

Produkt dabei! Vom Verwöhnprogramm mit der Thermo-<br />

Massage und den limitierten leoveties inklusive süßem<br />

Schlüsselanhänger über Huf- und Lederpflege bis hin<br />

zur Maukebehandlung und Erste-Hilfe-Versorgung kleiner<br />

Wunden ist alles enthalten. Um das Immunsystem zu<br />

stärken und gesunde Atemwege zu fördern, gibt es dazu<br />

noch das Bronchial-Elixier und der beliebte 5-Sterne<br />

Striegel darf natürlich auch nicht fehlen. Alles für die perfekte<br />

Pflege im Winter! Das Set hat einen Wert von circa<br />

250 Euro – mit etwas Glück können Sie es gewinnen!<br />

Die Begleiterin<br />

Es gibt Jacken, die möchte man<br />

liebsten nicht mehr ausziehen. Die<br />

Coral Fleece-Jacke von KINGS-<br />

LAND im Wert von 119 Euro<br />

gehört ganz sicher dazu. Sie bietet<br />

außergewöhnlichen Tragekomfort<br />

und Wärme. Sie besteht aus<br />

atmungsaktivem Material mit<br />

gebürstetem Thermo-Fleece-Futter<br />

und sorgt für hohen Tragekomfort<br />

bei langen Stunden im Sattel.<br />

Die weiche Oberfläche fühlt sich<br />

besonders sanft auf der Haut an.<br />

Der Schnitt hat robuste Kordelzüge<br />

mit dem charakteristischen<br />

Kingsland-Print und eine Stickerei<br />

auf der Kapuze, die jedem Reitsport-Look<br />

einen modischen<br />

Touch verleihen. Ist Ihnen am 23.<br />

Dezember das Glück hold, gehört<br />

diese Jacke Ihnen.<br />

23.<br />

30 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


24.<br />

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Gestärkt und glänzend durch den Tag zu kommen – wünschen<br />

wir uns doch alle. Auch für unsere Pferde. Dabei<br />

kann die ausgeklügelte Komposition Multi-Vit von EQ7<br />

helfen. Sie besteht aus wertvollen Vitaminen, Antioxidantien<br />

und sekundären Pflanzenstoffen. Unter anderem mit<br />

natürlichem Vitamin K aus dem Alfalfa-Extrakt, sowie<br />

Hagebutte, Süßholz und Kurkuma für ein gesteigertes allgemeines<br />

Wohlbefinden, sowie Immunsystem, Fell, Haut<br />

und Hufe. Eine umfassende, reichhaltige Dosierung und<br />

der Einsatz von hochwertigen Rohstoffen in einer ernährungsphysiologisch<br />

wertvollen Menge sind bei eQ7 selbstverständlich.<br />

Am 24. Dezember könnte dieses Powerpaket<br />

Ihr Gewinn werden. Mitmachen lohnt sich!<br />

FOTOS: ADOBE STOCK, HERSTELLER<br />

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des Wunschprodukts auf die Website gehen,<br />

die passende Frage richtig beantworten und<br />

am Gewinnspiel teilnehmen. Mit etwas Glück<br />

werden Sie reich beschenkt. Teilnahmeberechtigt<br />

sind alle Personen über 18 Jahren,<br />

ausgenommen Mitarbeiter der JAHR MEDIA<br />

GmbH & Co. KG, Jürgen-Töpfer-Straße 48,<br />

22763 Hamburg und der Landwirtschaftsverlag<br />

GmbH, Hülsebrockstr. 2-8, 48165 Münster,<br />

deren Angehörige und beteiligte Unternehmen.<br />

Jahr Media und Landwirtschaftsverlag<br />

sind zur Veröffentlichung der Gewinner berechtigt.<br />

Die Barauszahlung eines Sachpreises<br />

ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mit der Teilnahme erkennen Sie die<br />

Teilnahmebedingungen auf Seite 7 an.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 31


32 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024<br />

Sandra Auffarth liebt Springgymnastik, besonders Reihen<br />

nutzt sie gerne, um die Aufmerksamkeit, die Kraft und die Reflexe<br />

ihrer Pferde zu schulen. Mal drinnen, mal draußen.


Präsentiert von<br />

REITEN UND LERNEN<br />

Das Wintertraining abwechslungsreich gestalten<br />

Plan und Gefühl<br />

Mit Abwechslung, konkreten Zielen und individuell auf die Bedürfnisse jedes Pferdes<br />

zugeschnitten gestaltet Sandra Auffarth ihre Winterarbeit. Dazu gehören Stangen,<br />

Hindernisse, Ausritte und gymnastizierende Arbeit drinnen wie draußen. Im Winter<br />

nur in der Halle zu bleiben, ist für sie keine Option.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

FOTOS: MALTE CHRISTIANS<br />

L<br />

angeweile mag niemand.<br />

Stimmt‘s? Sandra Auffarth<br />

auf jeden Fall nicht. Statt<br />

im Winter mit ihren Pferden<br />

stets in die Reithalle<br />

zu gehen, gestaltet die Pferdewirtschaftsmeisterin<br />

ihr Training lieber<br />

vielfältig. Grund genug, in ihre Trainingsplanung<br />

zu spicken. Der erste<br />

Tipp ist so simpel, wie selbstverständlich:<br />

Das Training ist ganz individuell<br />

auf die Bedürfnisse und das Können<br />

des Pferdes abgestimmt.<br />

„Während meine Vielseitigkeitspferde<br />

momentan sehr entspannt<br />

trainiert werden, bereite ich mich mit<br />

meinen Springpferden auf die Hallenturniere<br />

vor. Und dafür müssen die<br />

Pferde genügend Kraft und Kondition<br />

haben, und vor allem sehr durchlässig<br />

sein. Die Wendungen und Sprünge<br />

folgen in der Halle schneller aufeinander<br />

und das sollte man auch<br />

üben“, rät die Doppel-Weltmeisterin<br />

von 2014. Das heißt keinesfalls,<br />

dass bei Sandra Auffarth und ihren<br />

Pferden jeden Tag Parcoursspringen<br />

auf dem Plan steht. „Vielmehr arbei-<br />

die Ausbilderin schmunzelnd. Hindernisse<br />

gehören einmal oder auch<br />

mehrmals die Woche aber durchaus<br />

dazu. Die Höhe ist für Sandra Auffarth<br />

dabei nicht entscheidend, vielmehr<br />

geht es ihr um Feinabstimmung. „Ich<br />

möchte, dass die Pferde mit gespitzten<br />

Öhrchen das nächste Hindernis<br />

suchen. Sowohl meine routinierten<br />

als auch meine jungen Pferde.“<br />

Sie möchte ihre Pferde abwechslungsreich<br />

fördern und fordern. „Dafür<br />

ist es wichtig, zu wissen, was das<br />

Pferd braucht. Bei einem jungen, unsicheren<br />

Pferd stelle ich ganz kleine<br />

Aufgaben. Wenn es jene entspannt<br />

UNSERE EXPERTIFN<br />

Sandra Auffarth<br />

reitet international erfolgreich<br />

Springen und<br />

Vielseitigkeit. Im Training<br />

ist ihr die Basisarbeit besonders<br />

wichtig. Langweilig<br />

ist die aber ganz und gar drei Meter. Bei der Gestaltung ihrer<br />

te ich sehr pingelig an der Basis“, sagt nicht. stall-auffarth.de<br />

Sprungreihen nutzt Sandra Auffarth ><br />

FOTO: M. CHRISTIANS<br />

absolviert, höre ich in der Trainingseinheit<br />

damit auf. Lieber trainiere ich<br />

Neues kleinschrittig und immer wieder<br />

zwischendurch als auf einmal zu<br />

viel zu erwarten“, erklärt Sandra Auffarth.<br />

Bei Pferden, die noch am Beginn<br />

ihrer Ausbildung stehen, ist Wiederholung<br />

wichtig. „Wenn eine Übung<br />

am Vortag gut geklappt hat, probiere<br />

ich es zwei Tage später nochmal. Gelingt<br />

es wieder problemlos, kann ich<br />

darauf aufbauen.“ Am besten veranschaulicht<br />

dies ein Beispiel: Gelingt<br />

eine Gymnastikreihe mit zwei direkt<br />

aufeinanderfolgenden Steilsprüngen<br />

und einer Bodenstange danach<br />

problemlos, kann darauf aufgebaut<br />

werden, beispielsweise: Steilsprung –<br />

Oxer – Bodenstange. „In-Out-Kombinationen<br />

nutze ich gerne. Die Pferde<br />

müssen nach dem Landen direkt wieder<br />

abspringen. Das fordert die Konzentration,<br />

aber auch die Reflexe und<br />

die Geschmeidigkeit“, meint Sandra<br />

Auffarth. Der Abstand zwischen<br />

den Hindernissen beträgt nur etwa<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 33


REITEN UND LERNEN<br />

Präsentiert von<br />

Den Geländeplatz nutzt Sandra Auffarth mit ihrem Team<br />

auch im Winter: Zum Galoppieren, zum Kopf frei pusten<br />

lassen, zum Kraft- und Konditionsaufbau.<br />

Der Wechsel zwischen Reitplatz und Reithalle ist für<br />

Sandra Auffarth ganz normal. Der Vorteil: Eine neue<br />

Umgebung bietet neue Reize.<br />

Steilsprünge, Oxer, Cavalatti oder<br />

auch Planken am Boden. Es gibt keinen<br />

standardisierten Aufbau. „Mal<br />

baue ich die Sprünge in einer geraden<br />

Linie auf, mal aber auch auf der Zirkellinie“,<br />

sagt sie. Wovon das abhängt?<br />

Vom Pferd und vom Trainingsziel. Je<br />

unerfahrener, desto einfacher, ist eine<br />

Grundregel. Eine weitere lautet: Es<br />

kommt auf die Vorbereitung an.<br />

Vorbereitung mit Plan<br />

Dafür braucht es auch Geduld,<br />

von beiden. „Mir ist es wichtig, dass<br />

ich meine Pferde sauber an den Hilfen<br />

habe. Dafür ist entscheidend,<br />

dass ich die Pferde am Schenkel<br />

habe. Das klingt so einfach, ist aber<br />

in der Praxis manchmal gar nicht<br />

so leicht – vor allem bei sehr motivierten<br />

Pferden“, weiß Sandra Auffarth.<br />

Möchte ein Pferd nach dem<br />

Sprung das Tempo erhöhen und eiliger<br />

werden, pariert Sandra Auffarth<br />

im Training einfach zum Trab durch.<br />

„Bei manchen Pferden baue ich sogar<br />

zwischen jedem Hindernis einen<br />

Übergang ein. So lernen die Pferde<br />

zu warten“, verdeutlicht die Einzel-<br />

Bronze-Gewinnerin der Europameisterschaften<br />

2023 in der Vielseitigkeit.<br />

Dabei kommt es ihr auf die Qualität<br />

So bereitet sie ihre jungen Pferde gewissenhaft<br />

auf das Springen vor. „Am<br />

Tag davor stehen sie nicht nur auf<br />

der Weide, sondern ich trainiere auf<br />

das Springen hin. Beispielsweise mit<br />

Stangen, über die ich meine Pferde<br />

galoppiere. Je eine Stange an der offenen<br />

und der geschlossenen Zirkelseite<br />

können die Aufmerksamkeit des<br />

Pferdes ganz anders fordern als das<br />

Reiten auf dem Zirkel ohne Stangen.<br />

„Für den Reiter ist es eine gute Übung,<br />

um das Auge für Distanzen und den<br />

richtigen Rhythmus zu schulen. Das<br />

Pferd sollte weder vor noch nach der<br />

Stange beginnen zu eilen. Passiert das<br />

doch, reite ich einen Übergang. Meine<br />

Pferde sollen lernen, auf meine<br />

Hilfen zu warten.“<br />

Eine Stange am Boden kann beim Springen eine optische Begrenzung bieten. Das<br />

hilft Reiter und Pferd, den Sprung mittig zu überwinden.<br />

34 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Profi-Tipp:<br />

Komfortzone<br />

verlassen<br />

Es gibt häufig eine Komfortzone, in der jeder Reiter<br />

sein Galopptempo für den Parcours wählt. Das muss<br />

aber nicht automatisch das richtige sein. Manche reiten<br />

zu langsam, andere zu schnell. „Ich spiele im Training<br />

gerne mit dem Tempo“, sagt Sandra Auffarth.<br />

Mal reitet sie ein wenig flotter, mal ruhiger. Wichtig<br />

ist ihr, dass die Pferde auf ihre Hilfen warten. Durch<br />

die Tempowechsel schult sie ihr Gefühl und bleibt<br />

entspannt, wenn ihr Pferd im Parcours mal über das<br />

normale Grundtempo kommt. Sie bekommt es<br />

schließlich auch wieder zurück.<br />

Im Galopptempo ganz spielerisch zu variieren, rät Sandra<br />

Auffarth jedem Reiter. Es schult das Rhythmusgefühl des<br />

Reiters und verbessert die Durchlässigkeit des Pferdes.<br />

des Übergangs an: „Ich möchte mein<br />

Pferd mit den Hilfen einrahmen.<br />

Das Zusammenspiel der Hilfen führt<br />

dazu, dass ich mein Pferd am Sitz parieren<br />

kann. Und das übe ich so lange,<br />

bis es gelingt.“<br />

Die Basis muss stimmen<br />

Profi-Tipp:<br />

Planken für<br />

die Sicherheit<br />

Statt Stangen legt Sandra Auffarth<br />

bei Sprungreihen Planken<br />

auf den Boden. „Die können<br />

nicht wegrollen, wenn ein Pferd<br />

versehentlich darauf tritt“, weiß<br />

die Pferdewirtschaftsmeisterin.<br />

Die Übungen, die Sandra Auffarth<br />

beschreibt, sind nicht neu. Im Gegenteil:<br />

Sie bildet ihre Pferde nach<br />

der klassischen Reitlehre aus. Da gehört<br />

ganz viel Wiederholung dazu<br />

und noch mehr Gefühl für das Pferd.<br />

„Wenn mein Pferd beim Springen beispielsweise<br />

immer eher ein wenig aufgeregt<br />

oder angespannt ist, versuche<br />

ich ihm vor dem Training schon möglichst<br />

viel freie Bewegung zu geben“,<br />

erklärt Sandra Auffarth.<br />

„Ich möchte es meinen Pferden<br />

leicht machen, die Aufgaben, die ich<br />

ihnen stelle, zu erfüllen. Wenn sie<br />

ausgeglichen sind, fällt meist schon<br />

vieles leichter“, weiß die Stilistin im<br />

Sattel. Dazu trägt auch ein abwechslungsreiches<br />

Training bei. Ob Sommer<br />

oder Winter: Die 37-Jährige geht<br />

mit ihren Pferden ins Gelände, außer<br />

das Wetter lässt es absolut nicht zu.<br />

Springreihen als Alleshelfer<br />

Mehrere Sprünge in einer Reihe sind<br />

für Sandra Auffarth ein wahrer Alleskönner.<br />

„Je nachdem wie weit die<br />

Pferde ausgebildet sind, entscheide<br />

ich, welche Abstände und Sprunghöhen<br />

ich wähle. Auch die Zahl der<br />

Sprünge ist flexibel“, erklärt die Ausbilderin<br />

und ergänzt: „Und das macht<br />

es so schwierig generelle Tipps zu geben.“<br />

Wichtig ist ihr vor allem, dass<br />

sie die Aufgaben so stellt, dass das<br />

Pferd daran wachsen kann und es<br />

nicht zu einem Vertrauensbruch zwischen<br />

Pferd und Reiter kommt. „Dafür<br />

braucht der Reiter ein sehr gutes<br />

Gespür für sein Pferd. Ein guter Ausbilder<br />

kann das ebenfalls beurteilen“,<br />

sagt Sandra Auffarth. Er hilft auch<br />

dabei, realistische Ziele für die kommenden<br />

Monate zu definieren. Und<br />

auch die können für die kommende<br />

– häufig nasskalte – Zeit hilfreich<br />

sein. Denn Ziele motivieren ungemein<br />

und regen dazu an, das eigene<br />

Tun zu reflektieren. „Meine Pferde<br />

sollen Spaß bei der Arbeit haben. Sind<br />

sie mal weniger motiviert, hinterfrage<br />

ich mich.“ Und das geht auch wunderbar<br />

beim Ausreiten. ▪<br />

Profi-Tipp:<br />

Geduld zahlt<br />

sich aus<br />

„Mir ist die Basisarbeit wichtig. Je mehr<br />

Zeit und Aufmerksamkeit ich den Grundlagen<br />

schenke, desto leichter werden alle<br />

weiteren Aufgaben. Bei meinen jungen<br />

Pferden achte ich zum Beispiel penibel<br />

darauf, dass wir gerade zum Sprung kommen.<br />

Gelingt das nicht, übe ich weiter.<br />

Eine Stange an der Seite kann eine optische<br />

Begrenzung bieten. Doch ohne geraderichtende<br />

Dressurarbeit wird es nicht<br />

gelingen“, sagt Sandra Auffarth.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 35


REITEN UND LERNEN<br />

Kommunikation<br />

Hör mal zu<br />

Täglich kommunizieren wir – mit<br />

anderen Menschen, mit unseren<br />

Pferden. Und oft auch über sie. Im<br />

echten Leben, auf sozialen Medien.<br />

Doch es scheint, als würde uns die<br />

Kommunikation immer öfter ins<br />

Unglück stürzen. Weil wir zu wenig<br />

zuhören, sagt unsere Expertin. Dabei<br />

haben gerade wir Pferdeleute<br />

ein dickes Ass im Ärmel.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />

36 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOKUSTHEMA<br />

KOMMUNIKATION<br />

O<br />

ffen sprechen, empathisch<br />

kommunizieren<br />

und dem anderen zuhören<br />

können – fragt<br />

man die Psychologin<br />

Kathrin Schütz, was eine gute Kommunikation<br />

ausmacht, fasst sie ihre<br />

Antwort in diesen drei Säulen zusammen.<br />

Eigentlich ganz einfach. Und<br />

doch scheint es im heutigen Alltag<br />

eine enorme Herausforderung darzustellen.<br />

Es herrscht ein rauer Ton in<br />

unserer Kommunikationswelt – insbesondere,<br />

wenn man sich in den<br />

sozialen Medien aufhält. Aber auch<br />

im echten Leben scheint das „Miteinander-reden“<br />

mancherorts nicht<br />

mehr so recht zu gelingen. Und das<br />

frustriert, ermüdet und verunsichert<br />

– ganz gleich, ob man sich in<br />

der analogen Welt oder in der rasanten<br />

Online-Welt bewegt. Zwischenmenschlich<br />

ist es offenbar schwieriger<br />

geworden. Wie konnte das<br />

passieren? Und steht es um uns Pferdemenschen<br />

besonders schlecht?<br />

Prof. Dr. Kathrin Schütz hat verschiedene<br />

Studien zu zwischenmenschlichen<br />

Themen in der Pferdewelt<br />

durchgeführt und bietet<br />

pferdegestützte Coachings an – sowohl<br />

für Pferdeleute als auch für<br />

Nicht-Pferdeleute. In ihrem beruflichen<br />

Kontext, aber auch darüber hinaus,<br />

beobachtet sie vor allem eins: Es<br />

wird heute immer weniger zugehört.<br />

Das Ich-Bedürfnis ist groß. Nicht immer<br />

und überall, aber doch oft deutlich<br />

wahrnehmbar. „Oft werden Mei-<br />

><br />

UNSERE EXPERTIN<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

FOTO:D. KUHL<br />

Prof. Dr. Kathrin<br />

Schütz<br />

Als begeisterte Reiterin,<br />

Pferdebesitzerin und Professorin<br />

für Wirtschaftspsychologie<br />

mit langjähriger<br />

Erfahrung in der Lehre und<br />

Forschung sowie in der Praxis als<br />

Führungskraft und Coach hat sie all<br />

meine Interessensgebiete vereint und<br />

biete eine umfangreiche Expertise in<br />

diesen Bereichen. Sie sagt: „Wir sollten<br />

wieder mehr zuhören.“<br />

kathrin-schuetz.com<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 37


REITEN UND LERNEN<br />

nungen geäußert und gute Ratschläge<br />

gegeben, obwohl das vielleicht gar<br />

nicht angebracht ist oder die Hintergründe<br />

des anderen unklar sind. Wir<br />

gehen oft von unserer eigenen Welt<br />

aus“, sagt sie. Nach dem Motto: Das<br />

Gegenüber muss so ticken wie man<br />

selbst und den gleichen Wissensstand<br />

haben.<br />

Unter Reitern ist das ein großes<br />

Thema, wie Kathrin Schütz in ihrer<br />

Studie „Ridersplaining“ herausfand:<br />

„Die meisten haben schon mal<br />

ungefragt Ratschläge bekommen,<br />

aber auch selbst welche<br />

verteilt“, sagt sie.<br />

„Dabei kommt es auf<br />

die Motive an, ob ich<br />

die Ratschläge erhalte<br />

oder gebe. Wenn ich<br />

anderen Ratschläge<br />

gebe – so ergab es die<br />

Studie – will ich dem<br />

anderen etwas Gutes<br />

tun. Wenn ich jedoch<br />

Ratschläge bekomme,<br />

geht mir das oft auf die Nerven<br />

oder ich denke, der andere will mich<br />

bevormunden. Da vermuten wir<br />

eher eine schlechte Absicht dahinter.“<br />

Woran liegt das? Am emotionalen<br />

Thema: dem Pferd. „Wir sind alle<br />

Pferdeliebhaber und wollen für unsere<br />

Pferde nur das Beste. Leider können<br />

die Pferde nicht reden“, sagt Kathrin<br />

Schütz. „Und das bietet einen großen<br />

Interpretationsspielraum. Es gibt sehr<br />

viele Meinungen in diesem Bereich,<br />

und sie prallen mehr oder weniger<br />

stark aufeinander – je nachdem, wie<br />

man es verpackt.“<br />

Mit Spuren<br />

Es gibt zahlreiche Faktoren, die<br />

eine Gesprächskultur sowohl negativ<br />

als auch positiv beeinflussen können.<br />

Einer der grundlegendsten ist die Aufmerksamkeit,<br />

die man dem anderen<br />

schenkt. Tippt man noch auf dem<br />

Handy, während man mit dem Gegenüber<br />

spricht? Sind die Gedanken<br />

woanders? Ist man wirklich bei der<br />

Sache? Ebenso sollte man sich fragen,<br />

mit welcher Stimmung man in das<br />

Gespräch geht. Es geht darum, sich<br />

bewusst zu machen, was man alles<br />

bewirken kann – im Positiven wie im<br />

Negativen. Alles hat eine Wirkung.<br />

Auch in den sozialen Medien, wo<br />

laut Kathrin Schütz „nicht immer viel<br />

Wissen, aber viel Meinung“ herrscht,<br />

ist das spürbar. „Es war tatsächlich die<br />

Grundidee für meine Kurse: Wenn<br />

ich mehr über mich selbst lerne und<br />

besser verstehe, wie Menschen ticken,<br />

klappt es nicht nur in der Kommunikation<br />

besser, sondern auch mit dem<br />

Pferd. Aber gerade im Social Media-<br />

Kontext kann man nahezu alles sagen<br />

– und teilweise wird es übergriffig“,<br />

„Wir sehen immer nur kleine<br />

Ausschnitte und glauben, das<br />

große Ganze zu kennen.“<br />

Kathrin Schütz<br />

erklärt die Expertin. „Das geht am Gegenüber<br />

nicht spurlos vorbei.“<br />

Auch nicht bei einem Influencer.<br />

Doch oft heißt es dann: „Die stellen<br />

sich ja der Öffentlichkeit, also müssen<br />

sie das auch aushalten.“ Müssen<br />

sie das? Oder sollten sie vielmehr<br />

ihre Grenzen deutlicher aufzeigen?<br />

Das Problem ist: „Wir sehen immer<br />

nur kleine Ausschnitte und glauben,<br />

das große Ganze zu kennen. Und das<br />

dient uns als Legitimation zu sagen:<br />

Wenn jemand so etwas postet, ist er<br />

doch selbst schuld.“<br />

Der Ton spielt eine große Rolle in<br />

der Kommunikation. Das Problem im<br />

Social-Media-Kontext ist jedoch, dass<br />

Kommentarspalten keinen Ton haben.<br />

Dadurch entsteht viel Interpretationsspielraum<br />

– wie bei WhatsApp<br />

oder E-Mails. Vielleicht ist der Sender<br />

kurz und sachlich in seiner Formulierung,<br />

doch der Empfänger liest einen<br />

negativen Unterton hinein.<br />

Ist das im echten Gespräch einfacher?<br />

„Ja, weil wir über unterschiedliche<br />

Kanäle kommunizieren: den<br />

Tonfall, die Mimik, die Gestik, die<br />

Umgebung. Wir hören, sehen und<br />

sprechen nicht nur einzelne Sätze,<br />

sondern führen ein Gesamtgespräch,<br />

und das macht es anders“, erklärt Kathrin<br />

Schütz.<br />

Worüber sollte man sich als Sender<br />

oder Empfänger bewusst sein? Gerade<br />

im echten Gespräch kann es hilfreich<br />

sein, über den Tonfall nachzudenken.<br />

Dieser bewusste Schritt kann<br />

schon eine Verbesserung für alle Beteiligten<br />

darstellen. „Es hilft, sich bewusst<br />

zu machen, dass andere nicht<br />

genauso ticken wie wir selbst und es<br />

womöglich falsch verstehen könnten.<br />

Vielleicht formuliere ich es etwas<br />

netter oder denke noch einmal darüber<br />

nach“, rät Kathrin<br />

Schütz. Das bedeutet<br />

auch, vor einer vorschnellen<br />

Reaktion<br />

erst einmal tief durchzuatmen,<br />

eine Runde<br />

spazieren zu gehen<br />

oder eine Nacht<br />

darüber zu schlafen.<br />

„Denn vielleicht hätte<br />

ich, wenn ich mir<br />

etwas mehr Zeit genommen<br />

hätte, anders formuliert,<br />

hätte es gar nicht gepostet, hätte den<br />

Rest noch einmal gelesen oder mir<br />

die ganze Geschichte angesehen. Das<br />

wäre schon ein großer Fortschritt. Es<br />

hilft, vor dem Äußern einer Meinung<br />

selbst zu recherchieren und sich bewusst<br />

zu machen, dass die andere Person<br />

es vielleicht gar nicht so gemeint<br />

hat.“ Und noch etwas: „Vielleicht<br />

sollten wir öfter mal vom Guten ausgehen.<br />

Allzu häufig neigen wir dazu,<br />

schneller das Schlechte zu vermuten“,<br />

fügt Kathrin Schütz hinzu.<br />

Bleibt die Frage: Wie lernen wir,<br />

besser mit unseren eigenen Emotionen<br />

und denen des Gegenübers umzugehen?<br />

„Da helfen uns die Pferde<br />

gut“, sagt Kathrin Schütz. „Unsere<br />

Pferde sind fantastische Spiegel, auch<br />

wenn wir das manchmal nicht wahrhaben<br />

wollen. Wenn das Pferd in der<br />

Box zurückweicht und ich gerade von<br />

der Arbeit komme, kann ich mich fragen:<br />

Ist das Pferd gerade doof, oder<br />

bin ich vielleicht noch ein bisschen<br />

zu gestresst? Ist da noch etwas in meinem<br />

Kopf, das diese Reaktion beim<br />

Pferd auslöst?“ Was wir noch aus der<br />

Kommunikation mit dem Pferd lernen<br />

können – lesen Sie ab Seite 42.<br />

38 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOKUSTHEMA<br />

KOMMUNIKATION<br />

Nachgefragt<br />

„In einem Strudel<br />

der Verwirrung“<br />

Als Influencer Juliane Barth (@juliseventer) ihre Stute Nessie nach<br />

einer Verletzung wieder antrainiert, wird sie überschwemmt<br />

von Ratschlägen, um die sie nicht gebeten hat. Wir haben sie gefragt,<br />

wie sich das für sie anfühlt.<br />

Wie ist es für dich, ungefragt Ratschläge<br />

zum Training oder Umgang<br />

mit deinen Pferden zu bekommen?<br />

Es gibt Phasen, in denen man besser<br />

mit ungefragten Ratschlägen umgehen<br />

kann als in anderen. Ich glaube, wenn<br />

man so viel wie ich in den sozialen Medien<br />

teilt, ist es völlig normal, dass Leute<br />

ungefragt Ratschläge geben. Das<br />

klingt vielleicht negativ, aber eigentlich<br />

wollen sie einem ja helfen. Es wirkt erst<br />

dann belastend, wenn man selbst unsicher<br />

ist, ob man das Richtige tut.<br />

Dann wird es schwieriger, mit den Ratschlägen<br />

umzugehen. Solange man sich<br />

sicher ist und weiß, dass man auf dem<br />

richtigen Weg ist, kann man relativ<br />

leicht mit den Kommentaren umgehen.<br />

Denn dann hat man die Freiheit zu entscheiden,<br />

ob man die Ratschläge annimmt<br />

oder nicht. Gerade beim Thema<br />

Antrainieren bin ich oft unsicher – da<br />

frage ich mich ständig: Ist das jetzt richtig?<br />

Mache ich es zu schnell oder zu<br />

langsam? Wenn man selbst unsicher ist<br />

und dann Leute kommen und sagen:<br />

Juliane Barth (l.) ist Influencerin im Vielseitigkeitssport.<br />

„Meinst du nicht, dass es so und so besser<br />

wäre?“, gerät man schnell in einen<br />

Strudel der Verwirrung.<br />

Hast du eine Strategie für dich gefunden,<br />

wie du mit diesen Situationen<br />

umgehen möchtest?<br />

Ich bin in der glücklichen Situation,<br />

dass ich bisher nicht häufig solche Phasen<br />

erlebt habe. Aber zum Beispiel letztes<br />

Jahr, als Nessie einen Knochenbruch<br />

hatte und über mehrere Monate pausieren<br />

musste, wusste ich: Okay, der Knochen<br />

heilt, wird wieder fest und dann<br />

><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 39


REITEN UND LERNEN<br />

geht es weiter. In dieser Situation war<br />

ich viel sicherer in mir, und dadurch war<br />

die Kommunikation insgesamt einfacher.<br />

Eigentlich muss man in solchen<br />

Momenten klarer kommunizieren.<br />

Was war jetzt anders?<br />

Ich habe die Diagnose nicht geteilt<br />

– das war eine bewusste Entscheidung,<br />

weil ich wusste, dass es eine Diagnose<br />

ist, die jeder Dritte schon mal hatte.<br />

Dadurch kann auch jeder Dritte etwas<br />

dazu sagen. Und obwohl die Leute die<br />

Diagnose nicht kannten, wussten sie<br />

trotzdem, wie schnell ich antrainieren<br />

sollte oder nicht. Man muss aber sagen,<br />

dass es nur zwei von 1.000 waren.<br />

Hast du dich gefragt, ob du hättest<br />

offener kommunizieren müssen?<br />

Es ist ein bisschen paradox, weil ich<br />

das Gefühl habe, dass gerade dadurch,<br />

dass ich es so unklar gelassen habe,<br />

noch mehr darüber geredet wird. Es<br />

wird viel mehr hineininterpretiert. Natürlich<br />

habe ich mich gefragt, ob ich<br />

einfach alles offenlegen soll. Aber<br />

eigentlich möchte ich das gar nicht.<br />

Denn man macht sich damit sehr verletzlich,<br />

und das könnte ich nicht. Für<br />

mich ist es richtig, nicht alles sofort zu<br />

teilen, sondern mir ein, zwei Tage Zeit<br />

zu nehmen, um zu überlegen, ob ich<br />

das überhaupt öffentlich machen möchte<br />

oder nicht.<br />

Wie empfindest du die Entwicklung<br />

auf Instagram?<br />

Der Ton ist schon härter geworden.<br />

Und ich mache mir gewisse Sorgen um<br />

den ganzen Sport, weil viele einfach so<br />

seltsam kommentieren, teilweise so unwissend<br />

sind und dann trotzdem einfach<br />

nur draufhauen. Weniger auf meinem<br />

Kanal, denn wer auf meinem Kanal<br />

ist, ist sportbegeistert und pferdebegeistert<br />

– da sind wir sehr in dieser Blase.<br />

Aber alles, was rausgeht, ist ganz<br />

schön hart teilweise.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Juliane.<br />

Kommunikation zwischen Trainer und Reitschüler<br />

Wertvolles Feedback<br />

… ist verhaltensorientiert: Der Reiterschüler reitet eine Lektion. Das verhaltensorientierte Feedback<br />

beurteilt nun genau das, es beschreibt konkret, was gut gelaufen ist, aus welchen Gründen es funktioniert<br />

hat oder was genau verbessert werden kann. Dieses Feedback bringt den Lernprozess ins Laufen.<br />

… ist wertfrei, individuell auf den Sender zugeschnitten, aber niemals persönlich.<br />

… ist konstruktiv verpackt. „Stell dein Pferd nicht so weit ab!“ oder „Nimm die Hand nicht so hoch!“<br />

sind typische Fehler, die vielen Reitlehrern passiert. Warum? „Der Reitschüler weiß dann, was er lassen soll,<br />

aber nicht was er tun soll“, erklärt Melissa Pander. Besser: So formulieren, dass der Reiter weiß, was konkret<br />

er stattdessen zu tun hat. Nur dann kann der Reitschüler sich verbessern und Bewegungen können in<br />

Fleisch und Blut übergehen.<br />

… ist keine Einbahnstraße. Heißt: der Reitlehrer kann den Schüler fragen, ob oder was er gefühlt hat.<br />

Oder wie ihm die Aufgabe gelungen ist. Die Aussage kann wiederum der Trainer ergänzen. Wichtig: Es<br />

geht rein um die Umsetzung der Übung. So macht der Reitlehrer den Reitschüler zu seinem eigenen Reitlehrer<br />

und zu einem unabhängigen Reiter, der erkennt, worauf es bei den einzelnen Aufgaben ankommt und<br />

der lernt, das zu fühlen.<br />

… ist eine Frage der Dosis: Nur Lob kann den Ehrgeiz und die Ernsthaftigkeit schwächen, nur Kritik<br />

schwächt das Selbstwertgefühl.<br />

… ist Beziehungsarbeit. Respektvoller Umgang stärkt Vertrauen genauso wie Empathie und echtes Interesse.<br />

Damit wird Feedback zum Nährboden für Erfolgserlebnisse.<br />

… folgt unmittelbar, muss sich dann aber auf die Aufgabe beziehen. Sonst lenkt das Feedback ab.<br />

… kann schwierigkeitsbezogen sein, wenn ein Reiter einer bestimmten Aufgabenstellung noch nicht<br />

gewachsen ist. Dann setzt sich der Trainer am besten im Nachgang mit seinem Schüler zusammen und bespricht<br />

das. So lassen sich Zweifel an den eigenen Fähigkeiten vermeiden. Ein konkreter Plan, wie es weitergeht,<br />

stärkt dagegen die Motivation.<br />

… kann fähigkeitsbezogen sein, wenn es darum geht, ob der Reiter die Aufgabe prinzipiell beherrschen<br />

könnte. Auch dieses Feedback ist legitim, nur sollte es in Ruhe und nach einer Aufgabe besprochen<br />

werden. Die Talentfrage also immer im Nachgang.<br />

… kann informatorisch sein: Ein promptes „Gut“ oder „das war nix“, ist oft zu hören, aber nur begrenzt<br />

hilfreich. Denn mehr als die Information, ob der Reiter etwas gut oder schlecht gemacht hat, bekommt<br />

er nicht. Außer die Information ist an eine bestimmte Handlung geknüpft<br />

40 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Perspektivwechsel<br />

FOKUSTHEMA<br />

KOMMUNIKATION<br />

Tierarzt Deutsch-<br />

Deutsch Tierarzt<br />

Kathleen Teegen ist Tierärztin – und erlebt so einiges, wenn<br />

sie mit Kollegen und Pferdebesitzern zu tun hat. Hier erzählt<br />

sie, wie’s in ihrem Berufsleben um die Kommunikation steht.<br />

TEXT: KATHLEEN TEEGEN<br />

Um mit einem Klopper zu<br />

beginnen: Oftmals wird<br />

die Kommunikation mit<br />

den Pferdebesitzern als<br />

eines der anstrengendsten<br />

Dinge im Beruf des Tierarztes angesehen<br />

– wenn man meinen Kollegen<br />

glaubt. Die Besitzer sehen es<br />

ähnlich: Der Tierarzt erklärt kaum,<br />

danach wird wild gegoogelt und die<br />

Rechnung war auch viel zu teuer für<br />

diese kurze Stippvisite.<br />

Dies ist überspitzt dargestellt, dennoch<br />

glaube ich, dass wir Tierärzte gerade<br />

in Sachen Kommunikation noch<br />

eine Schippe drauflegen können.<br />

Natürlich ist jemand, der sich aktiv<br />

dafür entschieden hat, mit Nichtsprechenden<br />

Patienten zu arbeiten,<br />

vielleicht nicht der Kommunikativste.<br />

Und ja, es ist einfach anstrengend,<br />

wenn man einem eh schon vollen<br />

Terminplan, der oft noch von einem<br />

Notfall zerschossen wird, hinterherfährt<br />

und in der Zeit, in der man<br />

Auto fährt und kurz abschalten könnte,<br />

Behandlungen diktiert, Termine<br />

verschiebt und mit Frau Müller diskutiert,<br />

warum ihr Rehe-gefährdete<br />

Haflinger wieder auf die Wiese ausgebrochen<br />

ist.<br />

Dennoch finde ich genau dies so<br />

spannend an meinem Beruf. Denn<br />

die Fälle wiederholen sich. Was jedes<br />

Mal anders ist: Die verschiedenen Typen<br />

von Pferd und Besitzer. So manch<br />

ein alter Züchter möchte einfach nur,<br />

dass es klappt und will keine unnötigen<br />

Details oder mehr Zeit als nötig<br />

verplempern. Andere sind selbst fast<br />

Tierärzte, die über ein erstaunliches<br />

Wissen verfügen und jedes Wort aufsaugen.<br />

Es ist der Job des Tierarztes, in<br />

Minuten einzuschätzen, was der Besitzer<br />

möchte.<br />

Obwohl ich auch hier denke: Kommunikation<br />

ist alles. Warum fragen<br />

wir nicht einfach, ob ich etwas genauer<br />

erklären soll oder aufzählen<br />

soll, was es hier für Möglichkeiten<br />

gibt? Warum nicht eine Behandlung<br />

einleiten mit: Bitte nachfragen, wenn<br />

etwas nicht klar ist, ich bin dafür da,<br />

euch aufzuklären, es ist euer Pferd!<br />

Kathleen Teegen, Tierärztin<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Ich sehe mich als Dienstleister. Ich<br />

habe mir im Studium und mit meiner<br />

Praxiszeit Wissen angeeignet, über<br />

welches die meisten Besitzer nicht<br />

verfügen. Mein Job ist es also unter<br />

anderem, ihnen dieses Wissen in ihrem<br />

speziellen Fall zugänglich zu machen.<br />

Und das: möglichst wertfrei.<br />

Warum nicht<br />

Dolmetscher sein<br />

Vielleicht können wir Tierärzte uns<br />

als Dolmetscher sehen: Wir untersuchen<br />

das Pferd und können sein Unwohlsein<br />

in unsere Sprache fassen.<br />

Dies müssen wir dann dem Besitzer so<br />

erklären, dass er sich mit einbezogen<br />

fühlt. Im Idealfall entsteht so eine Art<br />

Kompetenz-Team für das Pferd.<br />

Und wenn jetzt Kollegen sagen:<br />

Naja, aber dann schaffen wir doch<br />

nur noch Dreiviertel vom Tages-<br />

Soll, entgegne ich: Na und? Ich glaube,<br />

dass Pferdebesitzer die höheren<br />

Rechnungen viel lieber akzeptieren,<br />

wenn sie wissen, dass der Tierarzt<br />

sich in den Fall reindenkt und gerne<br />

zehn Minuten länger bleibt, weil er<br />

sich so mitfreut, wenn „Charly“ das<br />

erste Mal wieder auf die grüne Wiese<br />

darf.<br />

Das hört sich jetzt vielleicht alles<br />

ein wenig nach James-Herriot-<br />

Romantik an, aber auch er merkte<br />

im Buch „Der Doktor und das liebe<br />

Vieh“ schon an: „Tiere sind unberechenbare<br />

Wesen und dadurch ist unser<br />

Leben so unberechenbar. Es ist<br />

so wichtig, dass wir sie mit Geduld<br />

und Verständnis behandeln.” Dieser<br />

Satz kann für die Tiere gelten, für die<br />

Besitzer und wenn ich Glück habe,<br />

auch für mich. ><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 41


REITEN UND LERNEN<br />

Kommunikation Pferd und Mensch<br />

Das<br />

große Plus<br />

Wir Pferdeleute haben ein gewaltigen Vorteil.<br />

Wir haben Pferde in unserem Leben. Denn durch die<br />

Kommunikation mit ihnen können wir auch für<br />

unsere zwischenmenschliche Kommunikation lernen.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />

Das große Plus im Leben<br />

von uns Pferdeleuten<br />

hat vier Beine und<br />

fünf Buchstaben: Pferd.<br />

Die Kommunikation<br />

mit ihm ist für uns oft eine Herausforderung<br />

– und kann uns gleichzeitig<br />

in unserer zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation einen riesengroßen<br />

Vorteil bringen. Das findet auch Dr.<br />

Vivian Gabor, Pferdeverhaltensexpertin,<br />

die mit „Mensch und Pferd auf<br />

Augenhöhe – Pferdegerecht kommunizieren“<br />

ein ganzes Buch geschrieben<br />

hat. „Man kann es in beide Richtungen<br />

sehen. Wir wissen aus dem<br />

human-psychologischen Kommunikation<br />

wissen, das können wir einerseits<br />

aufs Pferd übertragen und wieder<br />

zurück“, sagt sie. „Ich denke, man<br />

kann es nicht eins zu eins übertragen,<br />

weil Pferde natürlich untereinander<br />

sowohl positiv als auch negativ, miteinander<br />

kommunizieren. Aber wenn<br />

sie über Raum kommunizieren, würde<br />

das uns erst mal ein bisschen negativ<br />

vorkommen, wenn wir einer Pferdeherde<br />

zugucken. Also die schicken<br />

sich oft und da es geht um Raum, um<br />

Ressourcen. Und das wird nach der<br />

Rangordnung ausgemacht. Das heißt,<br />

es ist schon ein bisschen anders als bei<br />

uns Menschen. Und trotzdem haben<br />

sie einen positiven Zusammenhalt<br />

und durch positive Interaktion, Fell<br />

kraulen, miteinander fressen, miteinander<br />

ruhen, wird das ausgeglichen.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

UNSERE EXPERTEN<br />

Dr. Vivian Gabor<br />

ist Verhaltensbiologin,<br />

promovierte Pferdewissenschaftlerin<br />

und Buchautorin.<br />

Ihr Spezialgebiet<br />

ist das Lernverhalten des<br />

Pferdes und die Verknüpfung von<br />

Wissenschaft und Praxis. Der<br />

Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei<br />

der Optimierung der Mensch-Pferd<br />

Kommunikation. Sie ist Gründerin<br />

des Instituts für Verhalten und Kommunikation<br />

(IVK). Dort werden Pferdeverhaltenstrainer<br />

ausgebildet, die<br />

das Wissen über pferdegerechtes<br />

und erfolgreiches Training weitertragen.<br />

Sie sagt: „Die Körperspannung<br />

hat einen ganz hohen Signalwert,<br />

auch untereinander bei Pferden.“<br />

ivk-center.de<br />

><br />

42 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOKUSTHEMA<br />

KOMMUNIKATION<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

Im Hier und Jetzt<br />

sein, das können<br />

wir von den<br />

Pferden lernen<br />

und mit in unsere<br />

zwischenmenschliche<br />

Kommunikation<br />

mitnehmen.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 43


REITEN UND LERNEN<br />

Also da würde ich schon sagen, es<br />

geht bei Pferden mehr um Räume und<br />

um Ressourcen.“ Das ist bei uns Menschen<br />

anders. Wir sind oft sehr nah<br />

miteinander, um uns zu schützen. Ein<br />

grundsätzlicher Unterschied des Zusammenlebens.<br />

Und das sollten wir<br />

für unsere Kommunikation mit dem<br />

Pferd berücksichtigen. „Wir sprechen<br />

von zwei verschiedenen Arten, die<br />

müssen wir zueinander kriegen. Ich<br />

finde, das könnte man grundsätzlich<br />

mal beachten, weil man sich dann bewusster<br />

wird, wie und was man kommuniziert“,<br />

sagt Vivian Gabor.<br />

Was der Körper<br />

macht<br />

Das heißt, auch zu reflektieren, wie<br />

wir beispielsweise auf das Pferd zugehen,<br />

was wir verbal<br />

machen, unsere Worte,<br />

Stimmlage, Schnelligkeit,<br />

Tonhöhe zu hinterfragen?<br />

Und was ist unser<br />

Körper, unsere reine<br />

Körpersprache? „Wenn<br />

wir den Namen rufen, erkennt<br />

das Pferd seinen<br />

Namen oder erkennt bestimmte<br />

Sprachkommandos.<br />

Aber welche<br />

Stimme haben wir dazu?<br />

Ist sie hektisch, ist sie unter<br />

Druck? Ist das eher so<br />

eine Kopfstimme oder<br />

eine Bauchstimme? Und<br />

was macht unser Körper?<br />

Ist er einladend oder vielleicht<br />

sogar abweisend<br />

gegenüber dem Pferd?<br />

Wenn wir es so mit Halfter<br />

einfangen wollen,<br />

dann ist es kein Wunder,<br />

dass er wegrennt“, beschreibt<br />

Gabor.<br />

Genauso das könne man wiederum<br />

in die Stallgasse übertragen zum<br />

Menschen. Also was, was sage ich<br />

meinem Stallnachbarn in Worten.<br />

Und wie? „Sieben Prozent ist der Inhalt<br />

der Worte, 38 Prozent macht die<br />

Stimme, 55 Prozent ist Körpersprache“,<br />

sagt Vivian Gabor. „Und daran<br />

können wir uns bei unseren Pferden,<br />

aber auch zwischenmenschlich immer<br />

wieder erinnern.“<br />

Dessen seien sich viele nicht bewusst<br />

und sie beobachtet auch, dass<br />

sich viele Menschen ihrer Körperspannung<br />

gar nicht bewusst seien. „Der Tonus<br />

des Körpers. Die Körperspannung<br />

hat einen ganz hohen Signalwert,<br />

auch untereinander bei Pferden.“<br />

Ist der oft zu hoch oder zu niedrig,<br />

der Tonus, bei Menschen? „Es kommt<br />

drauf an“, sagt die Expertin. „Es gibt<br />

solche und solche Menschen. Oft arbeite<br />

ich daran, eine Spannung eher<br />

zu fokussieren, also bewusst hervorzuholen.“<br />

Warum ist das in der Kommunikation<br />

mit dem Pferd so wichtig?<br />

Weil es Pferde genauso machen.<br />

„Die gehen in eine Spannung zur<br />

Kommunikation, in einen sehr richtungsweisenden<br />

Fokus mit ihrem<br />

Körper, ihrem Blick, ihrer Kopf-Hals-<br />

„Kommunikation ist für mich eine<br />

Konzentration auf das Gegenüber,<br />

ein Achten, ein Beobachten des<br />

Gegenübers, weil wenn ich nicht<br />

mit ihm bin, dann bin ich abgelenkt<br />

und dann kann ich mich<br />

weder auf mich noch auf mein<br />

Gegenüber konzentrieren.“<br />

Dr. Vivian Gabor<br />

Position. Sie lassen das andere Pferd<br />

mal zwei Schritte weggehen und<br />

schon gehen sie selbst wieder raus aus<br />

der Spannung. Das ist eine punktuelle<br />

Körperspannung mit Richtung, mit<br />

Fokus und ist dann schon wieder weg.<br />

Wenn die Spannung bleibt in der<br />

Pferdeherde, dann ist Alarm, dann ist<br />

Cortisol, Adrenalin, dann ist Fluchtgefahr.<br />

Wenn der Grundtonus in der<br />

Herde steigt, dann fliehen die Pferde.“<br />

Und genau das müsse man beachten,<br />

„weil wir oft unsere Körperspannung<br />

nicht regulieren können.<br />

Wir kommen vom Bürojob in den<br />

Stall, haben noch eine hohe Grundspannung,<br />

sind aufgeregt oder verärgert<br />

und merken gar nicht, dass unser<br />

Tonus hoch ist. Und den strahlen<br />

wir dann in die Stallgasse zu den anderen<br />

Mitmenschen und aber auch<br />

zum Pferd. Und das zu regulieren, diese<br />

Modulation unserer Grundenergie,<br />

das finde ich einen sehr wichtigen<br />

Faktor, den man lernen darf, wenn<br />

man mit anderen Menschen und anderen<br />

Tieren umgeht.“<br />

Denn Körperspannung ist an sich<br />

nichts Bösartiges. Man kann sie gezielt<br />

einsetzen, in der Freiarbeit, bei<br />

der versammelnden Arbeit. „Ich sitze<br />

zum Beispiel gerade relativ aufrecht<br />

und erzähle Ihnen<br />

das. Und da ist eine positive<br />

Grundspannung.<br />

Nur muss ich aufpassen,<br />

dass ich sie zwischendurch<br />

erweichen kann,<br />

die Stimmlage, weil<br />

sonst fühlt sich mein Gegenüber<br />

oder mein Gesprächspartner<br />

– oder ein<br />

Pferd – unter ständigem<br />

Druck. Das dürfen wir<br />

modulieren lernen, auch<br />

für die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation<br />

und eben auch zu den<br />

Pferden.“ Das heißt, sich<br />

bewusst zu werden, was<br />

man ausstrahlt, ist eine<br />

große Chance, Kommunikation<br />

positiv zu steuern<br />

oder auch jemanden<br />

in eine Kommunikation<br />

einzuladen – ob Pferd<br />

oder Mensch.<br />

„Ich glaube, dass wir es in unserer<br />

menschlichen Welt zu wenig üben,<br />

weil wir uns oft auf den Inhalt der<br />

Worte verlassen. Und das deckt ein<br />

Pferd schnell auf, weil wenn wir sagen<br />

‚jetzt beruhig dich doch‘, wir aber unter<br />

Spannung sind, die Stimmlage angespannt<br />

ist, hat das natürlich nicht<br />

den Informationswert, den wir uns<br />

wünschen.“<br />

44 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOKUSTHEMA<br />

KOMMUNIKATION<br />

RUBRIK UND RUBRIK<br />

Oft verlassen wir uns auf das Visuelle<br />

so sehr und vergessen zu spüren,<br />

was der Körper sonst noch an Sinnen<br />

hat. „Hören, Spannung spüren, Fokus<br />

spüren. Wenn man an der Ampel<br />

steht, spürt man, wenn jemand einen<br />

anstarrt vom Nachbarauto. Das<br />

sind Sinne, die wir sicherlich auch als<br />

Mensch sehr gut wahrnehmen können.<br />

Wir dürfen das nur wieder ein<br />

bisschen bewusster wahrnehmen.<br />

Und dann glaube ich schon, dass es<br />

sehr direkt wahrgenommen werden<br />

kann. Unsere Errungenschaft sind<br />

natürlich die Worte, die Information<br />

der Worte. Aber ich glaube, dass<br />

wir uns zu sehr darauf, auch vielleicht<br />

durch diese Evolution, darauf konzentrieren<br />

und dass diese rudimentäreren,<br />

wichtigen Sinnesleistungen<br />

mal ein bisschen mehr noch schulen<br />

können.“<br />

Nur wie können wir sie schulen?<br />

„Indem wir, das ist vielleicht ein bisschen<br />

abgedroschen, achtsam auf andere<br />

Sinne werden. Und das können<br />

wir beim Pferd wunderbar üben lernen.<br />

Also allein einmal den Körper<br />

eines Pferdes anzufassen und Spannung<br />

zu merken in diesem Pferd.<br />

Manche Pferde sind ganz fest und<br />

manche sind wieder weich. Und das<br />

kann man spüren durch die Berührung,<br />

durch die haptische Wahrnehmung.<br />

Aber wir können das irgendwann<br />

auch sehen und wir können es<br />

merken, wenn wir neben einem Pferd<br />

stehen. Das ist nicht ‚spooky‘, man<br />

kann Spannung eines Menschen neben<br />

sich fühlen kann, wenn der aufgebracht<br />

ist.“<br />

Das bewusstere Wahrnehmen und<br />

dann seine Sinne offen zu halten,<br />

„dann kriegt man sehr viel mit. Dann<br />

kriegt man, wenn man in einer Herde<br />

steht oder mal von außen draufguckt,<br />

da kriegt man auch mit, ob Ruhe oder<br />

Unruhe herrscht.“ Sich darauf zu besinnen,<br />

verbessert die Kommunikation<br />

– und letztendlich auch die Beziehung<br />

zwischen Mensch und Pferd<br />

und zwischen uns Menschen. ▪<br />

● über 1.000 Pferde<br />

● mehr als 500 Aussteller<br />

● viele spannende Shows,<br />

Wettbewerbe &<br />

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05. – 08.<br />

Dezember<br />

Messe<br />

Hannover<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 45


Eine federnde Hand ist die<br />

Basis guter Anlehnung – das<br />

gilt für den inneren und<br />

äußeren Zügel.<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

46 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


REITEN UND LERNEN<br />

Was der äußere Zügel alles kann<br />

Kein Einzelspieler<br />

„Mehr an den äußeren Zügel treiben“ – eine Anweisung wie sie dutzendfach<br />

im Reitunterricht zu hören ist. Nur warum ist der äußere Zügel eigentlich<br />

so wichtig? Was kann er, was der innere nicht kann? Oder ist das ein Trugschluss?<br />

Zehn Thesen und Irrtümer zum äußeren Zügel.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

Irrtum: Der äußere Zügel<br />

ist wichtiger als der innere<br />

„Das kann man so nicht sagen. Es<br />

ist immer ein Zusammenspiel. Ohne<br />

den inneren gibt es keinen äußeren<br />

Zügel“, unterstreicht Hannes Müller.<br />

Für den früheren Leiter der Deutschen<br />

Reitschule ist entscheidend,<br />

wie die Hilfen sich ergänzen. Es geht<br />

um die Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen.<br />

„Es ist ein Konzert der Hilfen.<br />

Nur wenn sie fein aufeinander<br />

abgestimmt sind, gelingt es dem Reiter,<br />

sein Pferd im Gleichgewicht, im<br />

Takt, losgelassen und in einer dem<br />

Alter und Ausbildungsstand entsprechenden<br />

Anlehnung und Haltung<br />

vorzustellen. Das ist schon eine hohe<br />

Kunst“, meint der Ausbilder. Dafür<br />

muss der Reiter in Balance sitzen, eine<br />

vom Sitz unabhängig einwirkende<br />

Hand haben und seinen Körper sehr<br />

gut kontrollieren können.<br />

Irrtum: Der äußere Zügel ist<br />

immer an der Außenseite<br />

wegs sind, wird die Seite zu der das<br />

Pferd gestellt ist, als „innere“ Hand<br />

bezeichnet. Die andere Hand ist die<br />

„äußere“.<br />

These: Am äußeren Zügel<br />

wird gewendet<br />

FOTO: S. GREGG<br />

UNSER EXPERTE<br />

„Ganz klar. Aber es ist nicht so, dass<br />

der Reiter deshalb den äußeren Zügel<br />

so krampfhaft festhalten muss,<br />

wie der Christ am Glauben. Um ein<br />

Pferd zu stellen, geht der äußere Zügel<br />

so weit vor, wie der innere angenommen<br />

wird“, erklärt Hannes Müller.<br />

Je weiter die äußere Hand vorgeht,<br />

desto stärker kann sich das Pferd stellen.<br />

Anders gesagt: Der äußere Zügel<br />

bestimmt den Grad der Stellung mit.<br />

Achtung: Der Reiter sollte nur das innere<br />

Auge und den inneren Nüsternrand<br />

schimmern sehen. Dann ist ein<br />

Pferd richtig gestellt. Die Ohren bleiben<br />

auf einer Höhe und der Mähnenkamm<br />

kippt in die entsprechende<br />

Richtung. Wichtig: Das Gebiss sollte<br />

stets mittig im Pferdemaul liegen und<br />

nicht zu einer Seite gezogen werden.<br />

These: In der Wendung<br />

spürt der Reiter am inneren<br />

Zügel eine leichtere Verbindung<br />

als am äußeren<br />

„Das ist korrekt. Der äußere Zügel verhindert<br />

eine übertriebene, fehlerhafte<br />

Stellung und begrenzt die Schulter.<br />

Die Verbindung zum inneren Zügel<br />

ist in der Wendung leichter“, sagt<br />

Hannes Müller. Wer mit der inneren<br />

Hand einmal überstreicht, kann<br />

die Selbsthaltung des Pferdes und die<br />

Funktion des äußeren Zügels prüfen.<br />

Irrtum: Wenn das Pferd sich<br />

verwirft, ist der äußere Zügel<br />

zu leicht<br />

Hannes Müller<br />

leitete von 1997 bis 2023<br />

die Deutsche Reitschule<br />

und ist Vorsitzender der<br />

Bundesberufsreitervereinigung.<br />

Der Pferde-<br />

Wenn der Reiter auf der linken Hand<br />

reitet, ist der rechte Zügel immer der<br />

Stimmt nicht. Vielmehr ist es so, dass<br />

äußere Zügel? Nein. So einfach ist es<br />

der Reiter den inneren Zügel über den<br />

nicht. Unabhängig davon, auf welcher<br />

Hand Pferd und Reiter unter- gen sein Wissen weiter.<br />

und der innere Zügel dominant ein-<br />

wirtschaftsmeister gibt in Lehrgän-<br />

Mähnenkamm des Pferdes drückt<br />

><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 47


REITEN UND LERNEN<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

Eine gleichmäßige, weich-federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul ist eines der Ausbildungsziele. Auf<br />

dem Foto ist die Anlehnung (noch) nicht ideal. Das Pferd dürfte mehr an den Zügel herantreten.<br />

wirkt. Das führt dazu, dass das Pferd<br />

nicht an den äußeren Zügel herantreten<br />

kann. Das ist das Problem. Meist<br />

kommt hinzu, dass der Reiter seine<br />

Gewichts- und Schenkelhilfen darauf<br />

nicht abgestimmt einsetzt.<br />

These: Das Pferd tritt immer<br />

gleichmäßig an beide<br />

Hände heran<br />

„Es ist der Idealzustand. Doch nur wenige<br />

Menschen schaffen es, tatsächlich<br />

eine gleichmäßige Verbindung<br />

aufzubauen. Die natürliche Schiefe<br />

von Mensch und Pferd bedingt dies“,<br />

sagt Müller. Er beobachtet auch in<br />

Dressurprüfungen der Klasse L und<br />

M Pferde, die nicht gleichmäßig an<br />

beide Hände herantreten. „Sie kompensieren<br />

die Schiefe. Bis zu einem<br />

bestimmten Grad gelingt ihnen das.<br />

Doch es ist nicht zielführend, weil<br />

die Lektionen nicht so ausgeführt<br />

werden können, wie es für die vollständige<br />

Gymnastizierung des Pferdes<br />

nötig wäre“, meint Müller. Dafür<br />

ist neben der fein abgestimmten diagonalen<br />

Hilfengebung vor allem ein<br />

Verständnis für die Biomechanik des<br />

Pferdes wichtig. Und das fehlt laut<br />

Müller häufig. Er sieht darin ein Problem:<br />

„Vielen Reitern geht es allein<br />

um den rein technischen Ablauf einer<br />

Lektion. Sie wissen nicht, warum eine<br />

Übung so ausgeführt werden soll“,<br />

bemängelt der Ausbilder. Und warum<br />

ist das so? „Es fehlt an handlungsorientiertem<br />

Reitunterricht. Zur Praxis<br />

gehört Theorie. Diese kommt häufig<br />

zu kurz. Vielmehr führen die Schüler<br />

Anweisungen aus. Besser wäre es,<br />

wenn sie selbst mitdenken und umsetzen<br />

könnten“, merkt Müller an.<br />

These: Der äußere Zügel<br />

setzt Grenzen<br />

Auf der einen Seite ist das richtig. So<br />

begrenzt der äußere Zügel beispielsweise<br />

auf dem Zirkel die Schulter des<br />

Pferdes. Der Reiter kann so verhindern,<br />

dass das Pferd nach außen über<br />

die Schulter wegläuft. Den Zügel nur<br />

als Begrenzung zu sehen, kann aber<br />

zu einem falschen Verständnis führen.<br />

Auf der anderen Seite ermöglicht<br />

der äußere Zügel nämlich eine Dehnung<br />

der äußeren Körperseite des<br />

Pferdes. Diese veränderte Sichtweise<br />

führt zu einer anderen Einwirkung.<br />

Irrtum: Im Galopp ist der<br />

äußere Zügel besonders<br />

wichtig<br />

Das äußere Hinterbein ist das Standbein<br />

des Galopps. Äußerer Zügel und<br />

äußerer Schenkel sichern das äußere<br />

Hinterbein ab und damit die Qualität<br />

des Galopps, wenn der innere Schenkel<br />

entsprechend treibt und der innere<br />

Zügel die Bewegung nach vorne<br />

durchlässt. Der äußere Zügel hat<br />

mit dem äußeren Schenkel eine verwahrende<br />

Funktion. Der äußere Zügel<br />

lässt die Stellung zu, der innere<br />

Zügel kann leicht werden. Das gilt in<br />

48 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


leicht. Auch die Verbindung zum<br />

Pferdemaul kann sehr, sehr leicht<br />

sein. Viele Reiter fürchten, die Kontrolle<br />

zu verlieren, wenn ich ihnen<br />

sage, dass sie die Hand vorgeben sollen,<br />

aber das passiert nicht. Vielmehr<br />

wird das Reiten besser, wenn das Konzert<br />

der Hilfen stimmt.“<br />

Schon<br />

immer<br />

das<br />

Beste<br />

RUBRIK UND RUBRIK<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

Damit das Pferd sich in der Wendung<br />

stellen und biegen kann, muss die<br />

äußere Hand vorgehen. Aber nur so<br />

weit, dass das Pferd nicht über die<br />

äußere Schulter ausbricht.<br />

der Wendung, auf der geraden Linie,<br />

im Parcours oder im Gelände. Es ist<br />

aber nicht so, dass der eine Zügel oder<br />

Schenkel wichtiger ist als der andere.<br />

Irrtum: Man pariert ein<br />

Pferd nur am äußeren Zügel<br />

Keine Lektion gelingt richtig, wenn<br />

man nur auf einen Baustein der Hilfengebung<br />

schaut. Es kommt auf das<br />

Zusammenspiel und das richtige Timing<br />

an. „Der richtige Zeitpunkt orientiert<br />

sich an der Bewegung des Pferdes.<br />

Dafür bekommen Reiter im Laufe<br />

ihrer Ausbildung ein Gefühl. Wer ein<br />

gutes Timing und ein gutes Gefühl für<br />

das richtige Maß der Hilfengebung<br />

hat, wird merken, wie leicht sich das<br />

Reiten anfühlen kann. „Erschreckend<br />

Tipp:<br />

Die Qualität der Anlehnung<br />

hängt sehr eng mit der Losgelassenheit<br />

und dem Takt zusammen.<br />

Nur ein losgelassenes, dehnungsbereites<br />

Pferd kann gleichmäßig<br />

an beide Hände herantreten.<br />

Irrtum: Beim Springen ist<br />

die Feinabstimmung der<br />

Hilfen weniger wichtig<br />

„Das stimmt nicht“, sagt Hannes<br />

Müller klar. Zugleich beobachtet er,<br />

dass manche Reiter ihre Pferde im<br />

Parcours nicht bei sich haben. „Die<br />

Pferde laufen über die äußere Schulter<br />

weg oder ziehen über dem Sprung<br />

immer nach links“, gibt er Beispiele.<br />

Nur, was ist dann zu tun? Gemeinsam<br />

mit dem Reitlehrer an der diagonalen<br />

Hilfengebung arbeiten. „Und sich die<br />

natürliche Schiefe des Pferdes vor Augen<br />

führen“, verdeutlicht Müller.<br />

Irrtum: Der äußere Zügel<br />

wird auf beiden Händen<br />

gleich gut angenommen<br />

Das stimmt nicht, weil die Pferde eine<br />

natürliche Schiefe haben. Die meisten<br />

Pferde sind übrigens nach rechts<br />

schief. Sie fußen mit ihrem rechten<br />

Hinterbein außen an der Spur des<br />

rechten Vorderbeins vorbei. Das rechte<br />

Hinterbein ist aus der Last. Das linke<br />

Hinterbein ist in der Last. Es entsteht<br />

ein Ungleichgewicht im Körper<br />

und das linke Vorderbein wird mehr<br />

belastet. Das ist auf Dauer nicht gesund.<br />

Wenn das Pferd nach rechts<br />

schief ist, tritt es nicht beständig an<br />

den rechten Zügel heran. Ist der rechte<br />

Zügel der äußere, gelingt die äußere<br />

Begrenzung meist weniger gut. Die<br />

rechte Seite ist hohl, die linke Seite ist<br />

strammer. Gymnastizierende, geraderichtende<br />

Arbeit hilft. Zum Beispiel<br />

ist das Reiten im Schulterherein eine<br />

Schlüssellektion, um das Pferd „in die<br />

Spur“ zu bringen. Ein rechts schiefes<br />

Pferd hat nach rechts weniger dehnbare<br />

Muskeln. Wer ein Schulterherein<br />

auf der linken Hand reitet, dehnt diese.<br />

Achtung: Für das Pferd ist das sehr<br />

anstrengend. Langsam steigern. ▪<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 49<br />

www.stassek.com


In Kooperation mit:<br />

Mit Vertrauen und<br />

Verbundenheit<br />

Wenn Enten unter dem Pferdebauch herwatscheln, Hunde wuseln, Pferde piaffieren und<br />

Ziegen eine Richtung einschlagen, ist Tiertrainerin Anne Krüger-Degener nicht weit. Wie<br />

macht sie das nur? Das erklärt sie am 23. November live beim CHIO Aachen Campus.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />

FOTO: ANDREAS STEINDL<br />

Anne Krüger-<br />

Degener bei der<br />

„Pferd & Sinfonie“<br />

im Deutsche<br />

Bank Stadion in<br />

Aachen. Bei ihrem<br />

nächsten Besuch<br />

gibt sie in<br />

einem Live-Training<br />

Einblicke in<br />

ihre Arbeit mit<br />

den Tieren.<br />

Ich habe ein Herz aus Fell – ich kann nicht anders als mit<br />

Tieren“, sagte Anne Krüger-Degener einmal gegenüber<br />

Reiter Revue. Von Kindesbeinen an zog es sie zu den Tieren<br />

– zu Hause gab es keine. Die kleine Anne war glücklich,<br />

wenn sie neben einer Kuh stehen konnte. Und eines<br />

war ihr zu der Zeit auch schon klar: Wenn sie ihr Abitur<br />

in der Tasche hat, will sie werden wie James Harriot aus der<br />

70er-Jahre Fernsehserie „Der Doktor und das liebe Vieh“.<br />

Statt Tiermedizin zu studieren, machte sie eine Ausbildung<br />

zur Tierwirtschaftsmeisterin und wusste sie musste<br />

ihren Weg gehen, „allein, ohne Geld, als Frau“. Hauptsache<br />

war, Tiere in ihrer Nähe zu haben. „Denn wenn ich<br />

kein Fell zwischen den Fingern habe, geht’s mir nicht gut.“<br />

Sie baute sich auf dem Degenerhof ihres Schwiegervaters<br />

im niedersächsischen Melle bei Osnabrück einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Schafen und Ziegen auf, dazu<br />

eine Tierschule für Hunde und Pferde, einen Hofladen und<br />

machte sich mit ihren Shows einen Namen. Stets an ihrer<br />

Seite: ihr Mann Jan und Tochter Carla.<br />

Auf einmal glasklar<br />

Ein eigenes Trainingskonzept stand übrigens nie auf dem<br />

Lebensplan von Anne Krüger-Degener. Aber es entstand<br />

50 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Tickets und Infos<br />

zu den Terminen unter<br />

www.chioaachencampus.de<br />

durch das Leben und die Arbeit mit den Tieren – „es war<br />

irgendwann glasklar“: Die HarmoniLogie. Das Konzept<br />

beruht auf vier Säulen: die Ansprechbarkeit, Störbarkeit,<br />

Lobbarkeit und die Abgrenzbarkeit. Sie wollte die Reiterei<br />

nicht neu erfinden – die Skala der Ausbildung etwa verfolgt<br />

sie pingelig, wie sie sagt. Aber sie hat ihrer Methode, mit<br />

den Pferden und Hunden zu arbeiten, einen Namen gegeben<br />

und einen Anstrich verpasst. Es geht um den respektvollen<br />

Dialog, ob beim Reiten, bei der Freiarbeit oder im<br />

täglichen Umgang. Sie hat sich auf ihrem Weg stets ihre innere<br />

Offenheit bewahrt – genauso die Freiheit, das zu tun,<br />

was sie tun möchte. So sagte sie auch einmal: „Wir haben<br />

kein Dogma im Kopf. Wenn gutes Reiten in einem guten<br />

Dialog stattfindet, ist jede Stilrichtung toll.“ Und genau<br />

das zieht sich durch ihre Arbeit mit den Pferden.<br />

Das Resultat ihrer Arbeit mit den Tieren zeigt sie in ihren<br />

Shows. Damit war sie auch schon Teil bei „Pferd &<br />

Sinfonie“, wo Anne Krüger-Degener nicht nur Pferde im<br />

Gepäck hatte. Die Schäferin und Tiertrainerin brachte<br />

wahlweise Enten und Ziegen oder Hunde und eine ganze<br />

Schafherde mit in die Aachener Soers und verzauberte mit<br />

ihrem einzigartigen Programm das Publikum.<br />

Im November führt ihr Weg erneut auf das Turniergelände<br />

des CHIO Aachen. Dieses Mal gibt sie bei einem Live-<br />

Training für den CHIO Aachen Campus exklusive Einblicke<br />

in ihre Arbeit mit den Tieren. Unter dem Titel „Die<br />

Naturgesetze der Sprache – wie wir die Tiere besser verstehen,<br />

und dadurch nachhaltiger und schonender ausbilden“<br />

wird sie die besondere Verbindung zwischen Mensch<br />

und Tier präsentieren und ihrem Grundsatz „Kommunizieren<br />

statt Konditionieren“ folgen – direkte Kommunikation<br />

ohne Dolmetscher wie Leckerchen oder Spielzeug.<br />

Mitbringen wird die 56-Jährige Pferde, Hunde und weitere<br />

tierische Begleiter.<br />

Lernmuster der Natur<br />

Unter anderem zeigt Krüger-Degener, wie eine gelungene<br />

Partnerschaft zwischen Mensch und Tier entsteht, die auf<br />

Vertrauen, Höflichkeit, Belastbarkeit und Verbundenheit<br />

basiert. Die richtige Interpretation körpersprachlicher Signale<br />

der Pferde ist dabei so wichtig wie das korrekte Einsetzen<br />

der eigenen Körpersprache, um Missverständnisse<br />

zu vermeiden. „In meinem Leben als Tierwirtschaftsmeisterin<br />

bin ich auf die tägliche Zusammenarbeit mit meinen<br />

Tieren angewiesen. Dadurch habe ich, nach den Lernmustern<br />

der Natur, einen liebevollen und fairen Umgang mit<br />

den Tieren, basierend auf kommunikativen Grundlagen,<br />

konzeptioneller Schulung und systematischem Vorgehen<br />

entwickelt“, sagt Anne Krüger-Degener.<br />

Bei der Masterclass am 23. November in der weihnachtlich<br />

geschmückten Albert-Vahle-Halle können die Zuschauer<br />

ihre Methode hautnah erleben und sich viel Inspiration<br />

für das eigene Tun mit nach Hause nehmen. ❚<br />

Campus-Termine<br />

■ nach Absprache<br />

Professionelles Training auf<br />

dem Reitsportsimulator:<br />

45-minütige<br />

Trainingseinheit<br />

Kosten: 99 Euro<br />

■ 23. November 2024<br />

Live-Training mit Anne Krüger-Degener<br />

– über die Naturgesetze<br />

der Sprache<br />

Kosten: 38,50 Euro,<br />

Dauer: 3,5 Stunden<br />

■ 28. November -<br />

1. Dezember 2024<br />

Aachen Jumping Youngstars<br />

■ 5. Dezember -<br />

8. Dezember 2024<br />

Aachen Dressage Youngstars<br />

Campus-News<br />

■ Die Bewerbungsphase für<br />

das Zertifikatsprogramm im<br />

Bereich Equestrian Stable<br />

Management hat begonnen.<br />

Die einmalige Chance: Sie<br />

lernen von weltweit anerkannten<br />

Pferdespezialisten<br />

und renommierten Wirtschaftsdozierenden,<br />

Sie erwerben<br />

Wissen auf hohem<br />

didaktischem und akademischem<br />

Niveau gepaart mit<br />

praktischen Fähigkeiten, Sie<br />

schaffen eine effiziente und<br />

innovative Arbeitsstruktur<br />

zur Bewältigung der heutigen<br />

Herausforderungen in<br />

Reitställen. Mehr Infos:<br />

equestrian-stable-management.com<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 51


REITEN UND LERNEN<br />

Reitschule „Pferd mit Familie“<br />

Kleine schöne Welt<br />

Nahe Oldenburg hat Kathrin Fastje mit ihrer Reitschule einen Nerv getroffen. Dort<br />

sollen es Kinder schön haben. Einen Masterplan hatte Kathrin dafür nie – dafür aber<br />

ein großes Herz. Und einen Wunsch: Werte vermitteln.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />

FOTOS: DR. TANJA BECKER<br />

52 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Die Rasselbande von<br />

Wiefelstede: und allen<br />

voran Kathrin Fastje.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 53


REITEN UND LERNEN<br />

Die Ausritte durch das kleine Wäldchen auf dem Grundstück<br />

von Familie Fastje sind ein Highlight für alle Kinder.<br />

Legen die großen Hühner auch die großen Eier? Kathrin<br />

Fastje erklärt die Welt der Landwirtschaft und bringt sie so<br />

den Kindern näher.<br />

Wir wollen hier einen<br />

Platz schaffen,<br />

wo sie ohne<br />

Leistungsdruck<br />

eine wunderschöne<br />

Zeit mit den Tieren haben<br />

können. Egal, ob mit unseren Pferden,<br />

Schweinen, Hunden, Katzen<br />

oder unseren Hühnern. Es soll eine<br />

schöne Zeit sein. Alles kann, nichts<br />

muss.“ Willkommen in Wiefelstede,<br />

willkommen bei Kathrin Fastje und<br />

ihrer kleinen Reitschulwelt „Pferd mit<br />

Familie“. Und die beginnt gleich hinter<br />

einem mit Blumen geschmückten<br />

Eisentor. Es ist ein Stück heile Welt<br />

voller Wissen und Liebe – in der auch<br />

Pippi Langstrumpf ihre Freude hätte.<br />

Und ein bisschen wie Astrid Lindgrens<br />

Heldin fühlt sich Kathrin Fastje<br />

manchmal selbst. Sie empfängt uns<br />

mit einem offenherzigen und freudigen<br />

„Hallo“ und hinter ihr kommt<br />

eine ganze Horde an Helferkindern,<br />

die sie für unseren Besuch organsiert<br />

hat. Sie können es kaum erwarten die<br />

Ponys von der Weide zu holen und<br />

loszulegen. Aber vorher schickt Kathrin<br />

sie erst mal zum Buffet, „stärkt<br />

euch erst mal, es geht gleich los“. Neben<br />

dem kleinen Häuschen, das Sattelkammer<br />

und Aufenthaltsraum in<br />

einem ist, hat sie ein üppiges Kuchenbuffet<br />

aufgetischt, auf einer Etagiere<br />

liegen bunte, liebevoll gestaltete<br />

Plätzchen, ein bisschen Obst, Getränke,<br />

bunte Teller und Becher stehen bereit.<br />

„Normalerweise gibt es hier immer<br />

Mittagessen, aber heute gibt’s<br />

mal was Süßes“, sagt Kathrin Fastje.<br />

Die Kinder und Jugendlichen sollen<br />

immer was zur Stärkung vorfinden,<br />

das ist ihr wichtig. Aber es geht nicht<br />

nur um Essen und Trinken, sondern<br />

um das Miteinander.<br />

Kathrins kleine<br />

Farm<br />

Kathrin Fastje ist 45 Jahre und ist auf<br />

diesem Ponyhof aufgewachsen. 2015<br />

zog sie mit ihrem Mann Sven und den<br />

beiden Söhnen dorthin zurück. Ihre<br />

Mutter und Oma Else teilen das Zuhause<br />

mit Familie Fastje. Und die Tiere:<br />

Neun Ponys, zwei Schweine, sechs<br />

Hühner, ein Hahn, zwei Katzen und<br />

ein Hund leben hier. Sie alle zusammen<br />

sind „Pferd mit Familie“. Sie reitet,<br />

seit sie fünf Jahre alt ist, begann<br />

mit voltigieren, bekam mit elf Pony<br />

Fritzi – und dazu noch drei Ziegen.<br />

Mit Pony-Nummer zwei, Timo, lernte<br />

Kathrin, selbst für die Unterkunft<br />

und Ausbildung aufzukommen. Sie<br />

ritt Turniere und Jagden, jobbte neben<br />

der Schule, um Geld für ihre Ponys<br />

zu verdienen. Mit Shetty Eastwood<br />

lernte sie die Bodenarbeit und<br />

Freiarbeit kennen, machte ihr Fahrabzeichen<br />

und fuhr ihn ein.<br />

Wenn sich alles<br />

fügt<br />

Von ihrem Vater lernte sie, wie die<br />

Landwirtschaft funktioniert und half<br />

jeden Tag auf dem benachbarten Bauernhof<br />

bei der Arbeit: „Ich lernte, mit<br />

der Hand zu melken, Kälber auf der<br />

Diele mit auf die Welt zu bringen,<br />

Zuckerrüben zu ernten und Trecker<br />

zu fahren. All das hat mich bis heute<br />

sehr geprägt“, sagt sie. Vor allem<br />

lernte sie schon früh, wieviel Verantwortung<br />

es bedeutet, eigene Tiere zu<br />

haben und diese selbst zu versorgen.<br />

Mit den Jahren kamen weitere Ponys<br />

dazu und nach dem Abitur machte sie<br />

eine kaufmännische Ausbildung bei<br />

der Sparkasse. „Nach der Ausbildung<br />

durfte ich mich um den ‚Jugendmarkt‘<br />

kümmern. Ich organisierte<br />

54 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Nach dem Aufwärmen im Schritt, Trab und Galopp auf<br />

großen Linien, macht Team „Hobby Horsing“ von Wiefelstede,<br />

die ersten Sprünge.<br />

Bei Kathrin Fastje sind die Tische immer<br />

reich gedeckt, ob mit Kuchen,<br />

Keksen oder Mittagessen.<br />

Fahrten und Spielenachmittage – in<br />

dieser Zeit wurde mir bewusst, wie<br />

sehr ich die Arbeit und den Umgang<br />

mit Kindern liebe“, blickt sie zurück.<br />

Der Gedanke sollte noch ein wenig<br />

reifen und es sollte sich noch weitere<br />

Puzzleteile hinzufügen, die den Weg<br />

zu ihrem heutigen Leben zeichneten.<br />

Die Bambinis putzen die<br />

Ponys. Gemeinsam und<br />

immer mit einem Paten<br />

oder einer Patin zusammen.<br />

Jedes Pony sein eigenes<br />

Putzzeug in bunt<br />

bemalten Jutebeuteln.<br />

Etwa als sie in ihrer ersten Elternzeit<br />

den Nachbarskindern und Kindern<br />

von Freunden Reitunterricht<br />

gab oder ihnen einfach Zeit mit den<br />

Tieren auf dem Hof ermöglichte. Mit<br />

Elternzeit Nummer zwei stand für sie<br />

endgültig fest, die Zeit in der Bank<br />

war für sie vorbei. Sie wollte für ihre<br />

Kinder da sein und für ihre Tiere. Und<br />

ganz nebenbei wuchs in ihr die Idee,<br />

aus dem Hobby einen Beruf zu machen.<br />

„Mir wurde klar, dass ich nur,<br />

wenn ich am Hofe mit meiner Familie<br />

wohne, sowohl der Familie als auch<br />

den Tieren das geben kann, was es<br />

für mein Verständnis braucht“, sagt<br />

sie. 2019 machte ich sich schließlich<br />

selbständig und gründete „Pferd<br />

mit Familie“ – auf zwei Hektar Weideland,<br />

einem ein Hektar großen Wald,<br />

die in ihrem Alltag mit den Kindern<br />

eine wichtige Rolle spielt – um genau<br />

zu sein, ist es ein wahres Highlight für<br />

die Kinder, über die Reitwege um die ><br />

REITSCHULE „PFERD MIT FAMILIE“<br />

Hinter diesem Tor beginnt die „Pferd<br />

mit Familie“-Welt, ein geschützter<br />

Raum.<br />

Angebot: Bambini-Kurse, Bodenarbeit, Freiarbeit, klassischen<br />

und akademischen Reitunterricht, Horsemanship,<br />

Kutschefahren, Voltigieren<br />

Mehr Infos: www.pferdmitfamilie.de<br />

Kontakt: „Pferd mit Familie“ – Kathrin Fastje, Bahnweg 6, 26215 Wiefelstede<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 55


REITEN UND LERNEN<br />

Zwei Schweine leben bei Kathrin Fastje: Liesel<br />

und Gottlieb. „Sie leben hier wirklich frei. Theoretisch<br />

könnten sie bis nach Oldenburg laufen, tun<br />

sie aber nicht.“<br />

Neben der englischen Reitweise gibt es in Wiefelstede auch Unterricht in<br />

der akademischen Reitkunst, auf speziellen Sätteln und gebisslos.<br />

Weiden und durch das Wäldchen zu<br />

reiten. Mit drei, vier Jahren kommen<br />

Kinder schon zu „Pferd mit Familie“,<br />

„wir haben einen Bambini-Kurs extra<br />

für so kleine Kinder, der geht so<br />

bis sechs. Der nächste Bambinikurs<br />

geht mit sieben Jahren los“, erklärt<br />

Kathrin. Das hat sich so ergeben, weil<br />

die Nachfrage da war. „Wir haben gesagt,<br />

warum denn nicht?“ Dabei steht<br />

das reiten gar nicht im Vordergrund,<br />

sondern der Umgang mit dem Pferd,<br />

aber eben auch ganz viel Landleben.<br />

Da werden Eier im Hühnerstall rausgefischt<br />

gesucht und Kathrin erklärt,<br />

warum sie unterschiedliche Größen<br />

haben, „manche wollen auch nur einen<br />

Stock im Wald suchen, eine Runde<br />

durch den Wald reiten, mal ein<br />

Schwein streicheln oder überhaupt<br />

mal eines sehen“.<br />

Zu Hause bei Liesel<br />

und Gottlieb<br />

Kathrin Fastje bringt den kleinsten<br />

ganz spielerisch das Thema Pferd<br />

und Landwirtschaft näher und die<br />

Kinder sind mit Feuereifer dabei, wie<br />

Allerlei Kunststücke und Spielereien beherrschen die Ponys – und die Kinder<br />

haben großen Spaß. Vor allem aber wachsen sie dabei über sich hinaus.<br />

bei unserem Besuch. Kathrin Fastje<br />

bringt den kleinsten ganz spielerisch<br />

das Thema Pferd und Landwirtschaft<br />

näher und die Kinder sind mit Feuereifer<br />

dabei, wie bei unserem Besuch.<br />

Als eine wuselnde Schar kleiner Kinder<br />

mit Kathrin und ihrer Mitarbeiterin<br />

Marie Charlotte Löwenherz<br />

zum Memory-Spiel einlädt, um Wissen<br />

zu vermitteln und am Ende herauszufinden,<br />

welches Kind denn<br />

heute welches Pony putzen und reiten<br />

darf.<br />

„Das hat sich aber alles so ergeben,<br />

das war nie der Plan. Wir haben<br />

nie gesagt, hier soll der Weg hingehen,<br />

sondern der Weg führte ganz<br />

alleine dort hin.“, sagt Kathrin. Und<br />

Marie, die ausgebildete Physiotherapeutin<br />

ist, ergänzt, wie sehr die Kinder<br />

auch körperlich profitieren, wenn<br />

sie so früh beginnen, aufs Pony zu<br />

56 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Die Ponys von Kathrin Fastje leben im Offenstall. Die Kinder holen<br />

sie gemeinsam mit einem erfahrenen Paten ab, um sie zu putzen.<br />

Die Voltigiergruppe wird eigentlich von Anna Kannegieter<br />

geführt, heute springt Kathrin ein. Die Pferde tragen dabei<br />

Kappzaum und keine Ausbinder, „und das funktioniert<br />

wunderbar“, findet Kathrin Fastje.<br />

kommen. „Sie erlangen wahnsinnig<br />

schnell ein super Körpergefühl und<br />

eine Balance. Die machen dann natürlich<br />

auch reiterlich viel schneller<br />

Fortschritte als Kinder, die ein paar<br />

Jahre später anfangen.“<br />

Alles kann, nichts<br />

muss<br />

Die Ponys bei Pferd mit Familie leben<br />

alle im Offenstall, und eigentlich<br />

gibt es rund um das Wohnhaus der<br />

Fastjes etwas tierisches zu entdecken.<br />

Zum Beispiel der Hühnerstall, der<br />

gleich neben dem kleinen Wäldchen<br />

steht, daneben der Fußballplatz von<br />

Kathrins Söhnen Moritz und Felix,<br />

der heute für einen Hobby Horsing-<br />

Parcours herhält. Dazwischen führt<br />

noch ein Weg für die Pferde zu einer<br />

weiteren großen Weide. Und mit ein<br />

bisschen Glück entdeckt man irgendwo<br />

auch Liesel und Gottlieb, die beiden<br />

Schweine. „Die leben hier völlig<br />

frei und könnten, wenn sie wollten,<br />

bis nach Oldenburg laufen. Tun sie<br />

aber nicht“, sagt Kathrin und lacht.<br />

Das Konzept in Wiefelstede ist vielfältig<br />

und ganzheitlich. Dogmen gibt<br />

es hier nicht, mit zwei Ausnahmen:<br />

Hilfszügel und Sperrriemen lehnt Kathrin<br />

Fastje auch – wie auch Marie Löwenherz<br />

und Anna Kannegieter. Die<br />

Kinder lernen neben dem Reiten alles<br />

rund um das Pferd: Von den Bedürfnissen<br />

der Tiere, ihrer Haltung,<br />

über die Bodenarbeit, Freiarbeit, klassischen<br />

und akademischen Reitunterricht<br />

– letzteren gibt Marie - über<br />

Horsemanship und Kutschefahren<br />

bis hin zum Voltigieren. Das wichtigste<br />

ist aber: Jedes Kind lernt in seinem<br />

Tempo – und in kleinen Gruppen mit<br />

maximal vier Kindern. Um so jedem<br />

Kind gerecht zu werden, es individuell<br />

zu fördern und zu fordern.<br />

Die Mutter eines Bambini-Kindes<br />

erzählt, dass sie schon ein paar Reitschulen<br />

in der Umgebung kennengelernt<br />

habe, aber da sei es immer nur<br />

ums Reiten gegangen. Das habe ihr<br />

nicht gereicht. Bei Kathrin Fastje und<br />

ihrem Team wurde sie fündig. Und<br />

ihre Tochter würde am liebsten jeden<br />

Tag hierherkommen. Mittlerweile seit<br />

drei Jahren. Weil es ein schöner Ort<br />

ist – für Kinder und Tiere. ▪<br />

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Auswahl der Bewerber werden<br />

wir besuchen und im Heft und<br />

auf unseren digitalen Kanälen<br />

vorstellen. Denn wir können<br />

alle voneinander lernen, uns<br />

ge-genseitig inspirieren und<br />

ermutigen! Wer am Ende<br />

unserer Serie „Deutschlands<br />

beste Reitschule“ wird, das entscheiden<br />

wir gemeinsam mit<br />

unseren Lesern in einem Voting.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 57


REITEN UND LERNEN<br />

KURZE TIPPS<br />

FÜR BESSERES REITEN<br />

Wie kann ich als Reiter den<br />

guten Schritt meines Pferdes<br />

in der Versammlung erhalten?<br />

Wichtig ist, das Pferd im Schritt häufig mit leichter, sicherer Anlehnung zu<br />

reiten. So als sei das Pferd erst drei oder vier Jahre alt – so lang und tief wie<br />

möglich, damit es leichter über den Rücken arbeiten kann. Dabei können<br />

Sie ganz leicht an Schultervor denken, um die äußere Schulter mehr zum<br />

Vorschreiten zu bringen. Versammelten Schritt sollten Sie eher selten<br />

reiten und wenn, trainieren Sie lediglich den Übergang zum versammelten<br />

Schritt. Das rät Reitmeister Hubertus Schmidt. Er sagt weiter: „Sobald Sie<br />

den Übergang zum versammelten Schritt erreicht haben, gehen Sie wieder<br />

zum starken Schritt über.“<br />

Üben Sie, Ihr Pferd nach jeder Lektion fleißig schreiten zu lassen. Hilfreich<br />

ist das Reiten im Gelände und am Berg. Denken Sie an: „Schritt kommt<br />

von Schreiten“. Dann haben Sie die richtige mentale Einstellung, treiben<br />

taktmäßig. Der Schritt wird so taktsicherer und raumgreifender.<br />

In Ruhe im Schritt auszureiten, ist für die<br />

Taktsicherheit im Schritt gut.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

Mütze<br />

unter dem<br />

Helm?<br />

Gerade beim<br />

Ausreiten schützt<br />

eine Helmmütze<br />

die Ohren vor<br />

kaltem Wind.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

Sieben bis zehn Prozent unserer Körperwärme verlieren<br />

wir über den Kopf. Viele Reiter setzen im Winter daher auf eine Mütze<br />

unter dem Helm. Einfach irgendeine zu nehmen, ist jedoch keine gute Idee:<br />

„Wer eine Mütze unter den Helm quetscht, hat eine größere, rutschige<br />

Schicht zwischen Helm und Kopf, damit ist der optimale Sitz des Reithelms<br />

nicht mehr gewährleistet. Alles, was den Helm zusätzlich zum Rutschen<br />

bringen kann, bringt ihn im Falle eines Sturzes leichter in eine falsche Position“,<br />

erklärt Andreas Beckers vom Helmhersteller uvex. Es gibt aber spezielle<br />

Helmmützen, die Reiter nutzen können. Jene bringen den Helm nicht ins<br />

Rutschen und sind nicht so dick, dass die Einstellungen des Helms verändert<br />

werden müssen. Das ist wichtig, denn auch dadurch kann ein Helm bei<br />

einem Sturz schneller ins Rutschen kommen. Im Fachgeschäft gibt es Helmmützen,<br />

Stirnbänder und Ohrenwärmer.<br />

58 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Die Reitlehre neu erklärt<br />

DIE DURCHHALTENDE ZÜGELHILFE<br />

Sie ist deutlicher als die annehmende<br />

Zügelhilfe. Es geht darum, dass das Pferd<br />

sich nicht entzieht, sondern sich am Gebiss<br />

abstößt. Es ist eine Zügelhilfe, die erst für<br />

geübte Reiter in Frage kommt.<br />

„Der Reiter muss sich sicher sein, dass die<br />

Hilfe in der Situation und in ihrer Klarheit<br />

angemessen ist“, sagt Ausbilder Michael Fischer.<br />

Und weiter: „Wenn man in die Situation<br />

kommt, die Hilfe nutzen zu müssen,<br />

muss der Reiter in der richtigen Beweglichkeit<br />

und in Balance bleiben. Der Mensch geht im<br />

Körper weiterhin mit der Bewegung des Pferdes<br />

mit. Es ist falsch, mit dem ganzen Arm<br />

oder gar Körper zu ziehen. Der Reiter darf<br />

sich nicht nach hinten lehnen und am Zügel<br />

ziehen. Wenn Menschen sich in den Zügel<br />

hängen, werden sie häufig auch in der Hüfte<br />

oder in den Schultern fest und blockieren so<br />

den Bewegungsablauf des Pferdes. Die größte<br />

Gefahr ist, dass der Körper des Reiters<br />

nicht mehr zur Bewegung des Pferdes passt.<br />

Dann verspannen sich die Pferde und machen<br />

sich im Rücken fest.<br />

Konstant mal durchzuhalten, bis das Pferd<br />

sich abstößt, klingt nicht kompliziert. Es so zu<br />

schaffen, dass das Pferd in seinem Bewegungsablauf<br />

nicht gestört wird, ist aber sehr<br />

anspruchsvoll. Der Reiter braucht eine absolut<br />

unabhängige Körperkontrolle. Es geht nicht<br />

darum, gegen den Körper des Pferdes zu wirken.<br />

Vielmehr soll das Pferd sich weiterhin<br />

ausbalanciert und locker bewegen. Sobald es<br />

sich vom Gebiss abstößt, wird der Reiter wieder<br />

leicht und gibt nach. Ohne Nachgeben<br />

kein Annehmen.“<br />

Michael Fischer – Der Sozialpädagoge reitet Springen bis zur höchsten Klasse<br />

und beschäftigt sich intensiv mit dem richtigen Verständnis der Reitlehre. In<br />

Workshops sorgt er ebenso für Aha-Momente bei Reitern aller Leistungsklassen<br />

wie mit seinem Buch „Reiten – leicht und logisch“.<br />

Wussten<br />

Sie das<br />

schon?<br />

„Als Reiter verantworte<br />

ich das, was<br />

das Pferd tut. Ich<br />

habe entschieden,<br />

das Pferd zu reiten.<br />

Das bedeutet, dass<br />

ich für das, was passiert,<br />

die Verantwortung<br />

trage. Der Fokus<br />

liegt bei mir. Ich<br />

gebe dem Pferd nicht<br />

die Schuld. Das wäre<br />

ungerecht.“<br />

Rolf Grebe,<br />

Pferdewirtschaftsmeister<br />

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FOTO: S. GREGG<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

Die LPO 2024 regelt, welche<br />

Pferde auf Turnieren gestartet<br />

werden dürfen.<br />

Mit der Leistungsprüfungsordnung<br />

2024<br />

(LPO) gab es viele Neuerungen.<br />

Eine, die zwar<br />

nur eine kleine Zielgruppe<br />

betrifft, und zugleich<br />

eine gute Entwicklung<br />

für das<br />

Pferdewohl auf Turnieren<br />

bedeutet, ist<br />

folgende: Tragenden Stuten<br />

nach dem vierten Trächtigkeitsmonat<br />

oder mit Fohlen bei Fuß ist die<br />

Teilnahme an einem Turnier untersagt.<br />

© collage © Foto Durand<br />

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REITEN UND LERNEN<br />

KURZE TIPPS<br />

FÜR BESSERES REITEN<br />

Diana Porsche<br />

möchte mit ihren<br />

Pferden im internationalen<br />

Dressursport<br />

weiter<br />

Fuß fassen.<br />

DREI FRAGEN AN …<br />

Diana Porsche<br />

Die 28-jährige Dressurreiterin möchte im Dressursport<br />

ganz vorne mitreiten. Die Partnerschaft mit dem Pferd ist<br />

ihr das Wichtigste. Welche Rolle das Zuhören dabei<br />

spielt, haben wir die Österreicherin gefragt.<br />

Was bedeutet das Wort „zuhören“<br />

für dich im Pferdesport?<br />

„Zuhören bedeutet für mich, jeden<br />

Tag in der Früh zu sehen, wie meine<br />

Pferde drauf sind. Sie sind Lebewesen<br />

wie wir Menschen. Sie können auch<br />

einen schlechten Tag haben und sich<br />

mal nicht so wohl fühlen. Da ich jeden<br />

Tag mit meinen Pferden zusammen bin,<br />

kenne ich sie sehr gut und sehe es ihnen<br />

häufig schon an.“<br />

Wie hörst du beim Reiten zu?<br />

„Meinen Pferden zuzuhören, erleichtert<br />

mir ihre Ausbildung. Ich gehe sehr<br />

individuell auf meine Pferde ein.<br />

Wenn ich merke, dass ein Pferd an<br />

einem Tag nicht gut drauf ist, gehe ich<br />

lieber eine Runde mit ihm in den Wald,<br />

anstatt Lektionen zu üben. Man kann<br />

nichts erzwingen und ich möchte, dass<br />

meine Pferde gute Erfahrungen mit mir<br />

machen.“<br />

Was bedeutet es für dich, deine<br />

eigenen Ziele zurückzustellen?<br />

„Es ist besser, von Anfang an zuzuhören,<br />

anstatt seine Ziele gegen den Willen<br />

des Pferdes durchsetzen zu wollen.<br />

Das führt nur zu Ärger und Frustration.<br />

Und dann sind einfach zu viele Emotionen<br />

im Spiel. Es ist immer besser, eine<br />

Nacht drüber zu schlafen. Am nächsten<br />

Tag sieht die Welt anders aus. Die Pferde<br />

verlernen ja nichts. Wenn ein Pferd<br />

weiß, wie ein Wechsel funktioniert, beherrscht<br />

es die Lektion. Klappt es mal<br />

nicht, brauche ich Zeit und Geduld, um<br />

ihn wieder besser abrufen zu können.<br />

Wenn ich meinen Pferden gut zuhöre,<br />

gelingt das auch.“<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

ÜBUNG DES MONATS<br />

Schlangenlinien mit<br />

Stangen und Volten<br />

Wie geht es? Schlangenlinien mit zwei Bögen durch die Bahn sind die<br />

Grundübung. Auf der Mittellinie platzieren Sie entweder eine<br />

Stange oder ein Kreuz. Reiten Sie im Galopp über die Stangen. Um<br />

die Schwierigkeit zu erhöhen, können Sie statt des Bogens eine<br />

Galoppvolte reiten.<br />

Warum? Die Übung schult Durchlässigkeit, Aufmerksamkeit und Versammlung.<br />

Der Reiter muss flexibel reagieren und das Pferd einrahmen.<br />

Die diagonale Hilfengebung wird verbessert.<br />

GRAFIK: ARCHIV<br />

60 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


REITEN UND LERNEN<br />

Was hat Reitsport mit<br />

Glauben zu tun?<br />

Zum Reiten gehören viel Passion, Freude am<br />

Pferd und manchmal auch eine gewisse<br />

Leidensfähigkeit. Und doch lieben wir<br />

den Pferdesport. Warum ist das so? Weil<br />

wir Pferde lieben. Die Antwort ist einfach. In<br />

meiner Wahrnehmung steckt jedoch noch so viel<br />

mehr dahinter. Denn wir lieben Pferde nicht nur,<br />

wir verfolgen auch fasziniert ihre Entwicklung.<br />

Wie verändern sie sich? Und was macht das mit<br />

uns Reitern? Wir begeistern uns, wir verzweifeln<br />

auch manchmal, und wir versuchen, ihnen gute<br />

Begleiter zu sein. Dabei glauben wir fest daran,<br />

dass das Pferd sich verbessern wird und wir uns<br />

bestenfalls auch.<br />

Veränderung ist ein zentraler Aspekt in der<br />

Pferdeausbildung. Es geht darum, das<br />

Pferd im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

bestmöglich zu fördern. Das gelingt vielen<br />

Menschen. Sie entdecken junge Pferde und formen<br />

aus Talenten Spitzensportler. Der Weg dahin<br />

ist mit Höhenflügen und Rückschlägen geprägt.<br />

Manche Pferde entwickeln sich erst mit<br />

der Zeit zu den Athleten, zu denen andere neidisch<br />

schauen. Fragt man diese Ausbilder, wann<br />

sie wussten, dass ihr Pferd viel Talent hat, lautet<br />

ihre Antwort häufig: „Das war so ein Gefühl.“<br />

Ein Gefühl, das den Reiter an einen bestimmten<br />

Werdegang glauben lässt. Und<br />

das macht den Unterschied. Im Humansport<br />

ist es so, dass nur wer an sich selbst und seine<br />

Fähigkeiten glaubt, in der Lage ist, Bestleistungen<br />

zu erzielen. Wie Athleten mit Drucksituationen<br />

umgehen und schwierige Situationen bewältigen,<br />

hängt maßgeblich davon ab, wie viel<br />

Selbstvertrauen sie mitbringen. Bei mangelndem<br />

Selbstvertrauen werden kritische Situationen als<br />

bedrohlich empfunden, was einen Misserfolg<br />

wahrscheinlicher macht. Und auch das Vertrauen<br />

in die Fähigkeiten eines Pferdes, kann viel verändern.<br />

Beim Reiten geht es um die eigene Leistung<br />

und um die des Pferdes. Um das gemeinsame<br />

Tun. Schauen wir auf ein prominentes<br />

Beispiel: Ingrid Klimke und ihr Hale Bob. Der<br />

Wallach war als Jungpferd kein Überflieger. Und<br />

doch bescherte er Ingrid Klimke ihre erste Einzelmedaille<br />

bei einem Championat. Weitere folgten.<br />

Und warum? Weil Ingrid Klimke an Bobby<br />

festgehalten hat, an ihn geglaubt und ihn gefördert<br />

hat. Die beiden haben ihr Ding gemacht.<br />

Und genau das sind die Geschichten, die den<br />

Reitsport so einzigartig machen. Denn<br />

Talent ist fraglos das eine, ohne den<br />

Glauben an das Potenzial aber wertlos.<br />

Eigentlich beginnt die Glaubensfrage<br />

schon viel früher. Haben Sie mal ein Fohlen<br />

gekauft? Oder waren sie gar jemals so wagemutig,<br />

ein Fohlen zu züchten? Wer das tut, glaubt<br />

an das Potenzial des jungen Pferdes oder auch<br />

an das der Stute, ausschließlich ihre besten<br />

Eigenschaften weiterzuvererben. Ich weiß, dass<br />

das sehr überspitzt gesagt ist und keinesfalls<br />

der Realität entspricht. Aber was wäre,<br />

wenn wir nicht an unsere Pferde glauben<br />

würden? Wenn wir nicht denken würden,<br />

dass sie ihren raumgreifenden Trab oder<br />

die gut angelegte Schulter vererben würden?<br />

Dann hätten viele die Pferdezucht<br />

schon vor Jahrzehnten drangegeben.<br />

Meinen Sie nicht? Es ist der Glaube an<br />

unsere Pferde, der uns antreibt. Jeden<br />

Tag, teils über Jahrzehnte. Zum Glück.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

Sabine Gregg<br />

– die Redaktionsleiterin<br />

digital der Reiter<br />

Revue erinnert<br />

sich noch genau<br />

an den Tag, als<br />

sie ihr erstes<br />

Pony bekam. Ihr<br />

Glaube damals:<br />

„Mit Nimara<br />

lerne ich, eine<br />

gute Reiterin zu<br />

werden.“ Wie<br />

gut das geklappt<br />

hat, ist<br />

eine andere Geschichte.<br />

An dieser Stelle beschäftigen<br />

wir uns mit Themen, die uns<br />

Reiter bewegen. Manche Fragen<br />

stellen wir uns bewusst,<br />

andere durchkreuzen hin und<br />

wieder unsere Gedanken, bleiben<br />

aber oft unbeantwortet.<br />

Wir sprechen sie an.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 61


HEGEN UND PFLEGEN<br />

62 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Ein Piks, der im Ernstfall<br />

Leben retten kann.<br />

Impfungen schützen<br />

vor schweren Krankheitsverläufen.<br />

Das richtige Impfmanagement<br />

Spritzen mit Sinn<br />

Warum bestimmte Impfungen<br />

ein Muss sind, ein einheitlicher Impfplan<br />

im Stall so wichtig ist und die<br />

temporäre Schonung eines frisch geimpften<br />

Pferdes Sinn macht.<br />

TEXT UND FOTOS: DR. BIRGIT VAN DAMSEN


HEGEN UND PFLEGEN<br />

Impfungen erlauben uns, lebensgefährliche<br />

Krankheiten und<br />

Leiden der Pferde zu vermeiden.<br />

Gegen die Infektionskrankheiten<br />

Tetanus, Influenza und Herpes<br />

sollte deshalb jedes Pferd zu jeder<br />

Zeit geschützt sein“, sagt Prof.<br />

Dr. Karsten Feige, Vorsitzender des<br />

Arbeitskreises Pferd der Ständigen<br />

Impfkommission Veterinärmedizin<br />

(StIKo Vet).<br />

Diese sogenannten Core-Impfungen<br />

richten sich sowohl gegen Infektionserkrankungen<br />

mit schwerwiegenden<br />

Verläufen und hoher<br />

Sterblichkeitsrate als auch gegen Viruserkrankungen<br />

mit hoher Ansteckungsgefahr.<br />

„Tetanus ist mit einem<br />

oft wochenlangen, äußerst schmerzhaften<br />

Leidensweg verbunden, der in<br />

80 Prozent der Fälle tödlich endet“,<br />

berichtet der Fachtierarzt für Pferde.<br />

„Influenza ist zwar weniger belastend<br />

für die betroffenen Pferde und sie sterben<br />

nicht daran. Häufig erkranken<br />

aber sehr viele Pferde, mitunter ganze<br />

Populationen, was dann zu großen finanziellen<br />

Verlusten führt“, weiß der<br />

Tierarzt.<br />

Keine Impfpflicht<br />

Da es in Deutschland keine gesetzlich<br />

verordnete Impfpflicht gibt, handelt<br />

es sich aber bei der Impfleitlinie lediglich<br />

um Empfehlungen. Jeder Pferdebesitzer<br />

kann also selbst entscheiden,<br />

ob er sein Tier impfen lässt oder nicht,<br />

stellt Prof. Feige klar. Zugleich verweist<br />

er jedoch auf die generellen Verpflichtungen,<br />

die sich aus dem Tierschutzgesetz<br />

ergeben. Wer ein Tier<br />

hält, muss nach diesem Gesetz dafür<br />

sorgen, dass es so ernährt, gepflegt<br />

und untergebracht wird, wie es den<br />

Bedürfnissen seiner Art entspricht (§§<br />

2, 2a). „Zur artgerechten Pflege von<br />

Pferden gehört auch die medizinische<br />

Versorgung und Gesundheitsvorsorge,<br />

zum Beispiel durch entsprechende<br />

Impfungen, um sie vor unnötigen<br />

Leiden zu bewahren“, meint Prof. Feige.<br />

Unabhängig davon gibt es seitens<br />

der Reitsportverbände verpflichtende<br />

Impfungen als Voraussetzung zur<br />

Teilnahme an Pferdesportveranstaltungen.<br />

Ein Nageltritt kann zu einer Tetanus-Infektion führen. Gegen Tetanus sollte jedes<br />

Pferd geimpft sein.<br />

Tetanus-Impfung:<br />

Qualen verhindern<br />

Bei Tetanus (Wundstarrkrampf)<br />

handelt es sich um eine bakterielle<br />

Infektion, die über die Bildung des<br />

Nervengifts Tetanospasmin die muskelsteuernden<br />

Nervenzellen schädigt<br />

und zu Muskelversteifung und Muskelkrämpfen<br />

führt. Besonders kleine<br />

Wunden, die sich schnell verschließen,<br />

wie etwa Stichwunden oder Nageltritte,<br />

bergen ein erhöhtes Infektionsrisiko.<br />

Eine Impfprophylaxe wird generell<br />

als unbedingt erforderlich angesehen,<br />

da das Bakterium Clostridium<br />

tetani praktisch überall in der Umwelt,<br />

vor allem in feuchter Erde vorkommt.<br />

Das Pferd reagiert besonders<br />

sensibel auf den sporenbildenden Erreger<br />

und die Erkrankung verläuft<br />

häufig tödlich.<br />

Prof. Feige ist sich sicher: „Wer einmal<br />

das unermessliche Leiden eines<br />

mit Tetanus infizierten Pferdes gesehen<br />

hat, wird nie wieder an der Notwendigkeit<br />

eines Impfschutzes gegen<br />

diese Erkrankung zweifeln.“ Zudem<br />

verfügen die Impfstoffe gegen das<br />

krankheitsverursachende Toxin über<br />

eine langanhaltende Schutzwirkung.<br />

„In einer Studie mit 500 Pferden<br />

konnten wir nachweisen, dass nach<br />

abgeschlossener Grundimmunisierung<br />

ein über viele Jahre anhaltender,<br />

belastbarer Immunschutz besteht.<br />

Eine Stute hatte sogar 19 Jahre nach<br />

der letzten Impfung noch immer genügend<br />

Antikörper im Blut“, berichtet<br />

Prof. Feige.<br />

Dem Sicherheitsdenken in der Praxis<br />

folgend geben die Impfstoffhersteller<br />

nach der Grundimmunisierung<br />

Wiederholungsimpfungen im<br />

Abstand von zwei Jahren an. Es gibt<br />

zwar prinzipiell die Möglichkeit, mithilfe<br />

eines Schnelltests den vorhandenen<br />

Tetanus-Antikörperspiegel zu<br />

überprüfen, von deren Ergebnis die<br />

Entscheidung zur Wiederholungsimpfung<br />

theoretisch abhängig gemacht<br />

werden kann. „Dieser Test kos-<br />

64 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


FOTO: PRIVAT<br />

UNSER EXPERTE<br />

Prof. Dr. Karsten<br />

Feige<br />

Er ist Vorsitzender des<br />

Arbeitskreises Pferd der<br />

Ständigen Impfkommission<br />

Veterinärmedizin<br />

und Direktor der Klinik für Pferde,<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule<br />

Hannover. tiho-hannover.de<br />

Durch direkten Nasenkontakt können Herpes- und Influenzaviren übertragen<br />

werden. Aber zum Beispiel auch durch das Trinken aus demselben Wasserbottich.<br />

tet genauso viel wie die Impfung“,<br />

gibt der Experte zu bedenken und<br />

rät deshalb, sich an die empfohlenen<br />

Impfintervalle zu halten.<br />

Influenza-Impfung:<br />

Bestandsschutz<br />

Die Pferdegrippe ist eine hochansteckende<br />

Viruserkrankung des gesamten<br />

Atmungsapparates mit starkem<br />

Husten, Fieberschüben, Nasenausfluss<br />

und geschwollenen Lymphknoten.<br />

Nicht selten kommt es im Verlauf<br />

der Erkrankung zu bakteriellen<br />

Sekundärinfektionen mit entsprechend<br />

längerer Behandlungsdauer.<br />

Influenzaviren sind weltweit verbreitet.<br />

Die Ansteckungsgefahr ist dort<br />

am höchsten, wo viele Pferde aus unterschiedlichen<br />

Beständen zusammentreffen,<br />

also vor allem auf großen<br />

Veranstaltungen. „Weil der Antikörperspiegel<br />

schnell absinkt und dann<br />

keine belastbare Immunität mehr besteht,<br />

sollten Pferde, die etwa im Rahmen<br />

von Turnieren einem erhöhten<br />

Infektionsrisiko ausgesetzt sind, halbjährlich<br />

gegen Influenza geimpft werden“,<br />

begründet Prof. Feige. Das entspricht<br />

auch dem Impfreglement der<br />

FN und anderer Verbände. Der Experte<br />

betont, dass auch der Herkunftsbestand<br />

der Turnierpferde gleichermaßen<br />

geimpft sein sollte, um einen<br />

Immunschutz des ganzen Bestands<br />

zu erzeugen. Für eine größtmögliche<br />

Schutzwirkung mit belastbarer Wirkdauer<br />

ist von großer Bedeutung, dass<br />

die im Impfstoff befindlichen Antigene<br />

mit denen der aktuell zirkulierenden<br />

Feldvirusstämme übereinstimmen.<br />

Bei Pferden mit einer geringen<br />

Influenzavirus-Exposition, die weder<br />

bei Turnieren noch bei anderen Veranstaltungen<br />

mit vielen Pferden aus<br />

verschiedenen Beständen eingesetzt<br />

werden, kann ein Intervall von bis zu<br />

zwölf Monaten ausreichend sein.<br />

Herpes-Impfung:<br />

Leiden mindern<br />

Herpesviren des Typs 1 (EHV-1 Abortvirus)<br />

und des Typs 4 (EHV-4 Rhinopneumonitisvirus)<br />

sind permanent<br />

in unseren Pferdebeständen vorhanden.<br />

Rund 80 Prozent aller Pferde<br />

weltweit sind latent mit diesen Herpesviren<br />

infiziert. „Unter bestimmten<br />

Durch eine Herpesinfektion kann es zu neurologischen Ausfällen kommen.<br />

Zum Beispiel kann die Hinterhand gelähmt sein.<br />

><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 65


HEGEN UND PFLEGEN<br />

Umständen, die für das Pferd mit körperlichem<br />

Stress verbunden sind, vor<br />

allem lange Transporte in Kombination<br />

mit anstrengenden Turniereinsetzen,<br />

erhöht sich die Anfälligkeit und<br />

es kann es zu einer Reaktivierung des<br />

Virus im Pferdekörper kommen. Dies<br />

führt zu einer massiven Ausscheidung<br />

des Erregers und stellt in der<br />

Folge eine Infektionsquelle für andere<br />

Pferde dar“, erklärt Prof. Feige. Für<br />

Pferde ist vor allem das Equine Herpesvirus-1<br />

(EHV-1) relevant, welches<br />

in erster Linie für Fehlgeburten und<br />

Geburten lebensschwacher Fohlen<br />

sowie für fiebrige Atemwegserkrankungen<br />

besonders bei jungen Pferden<br />

verantwortlich ist. Bei einem Drittel<br />

der infizierten Pferde kommt es zu einer<br />

neurologischen Verlaufsform der<br />

Erkrankung, der sogenannten Equinen<br />

Herpesvirus-Enzephalomyelopathie<br />

(EHM), bei der die Pferde Bewegungsstörungen<br />

und Lähmungen<br />

zeigen, die häufig an der Hinterhand<br />

beginnen und fortschreiten. Die<br />

Symptome können sich schnell bis<br />

zum Festliegen verschlechtern. Oftmals<br />

müssen die Pferde dann euthanasiert<br />

werden. Die Todesrate beträgt<br />

zehn Prozent. Was heißt das in Bezug<br />

auf die Impfung? „Die Impfung gegen<br />

Herpes kann zwar nicht sicher vor der<br />

Infektion selbst schützen, aber die<br />

Schwere der klinischen Veränderungen<br />

reduzieren.<br />

Vor allem aber scheiden geimpfte<br />

Pferde erheblich weniger Viren aus,<br />

wodurch Infektionsketten unterbrochen<br />

werden können und somit<br />

weniger Pferde erkranken. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, müssen nicht<br />

nur die häufig reisenden Pferde, sondern<br />

alle Pferde eines Bestands konsequent<br />

geimpft werden“, verdeutlicht<br />

der Veterinär und ergänzt, dass<br />

wie bei der Influenza-Impfung Auffrischungen<br />

in sechsmonatigen Intervallen<br />

erfolgen müssen, da der<br />

Antikörperspiegel ähnlich schnell<br />

abfällt. Als Konsequenz nach dem<br />

Seuchenausbruch in Spanien 2021<br />

ordnete die FN die Herpes-Impfung<br />

für Turnierpferde ab dem 1. Januar<br />

2023 an. Zum 15. April dieses Jahres<br />

wurde sie wieder eingestellt, wird<br />

aber weiterhin empfohlen.<br />

Vor dem Impfen wird Fieber gemessen. Nur gesunde Pferde<br />

dürfen geimpft werden.<br />

West-Nil-Virus:<br />

neu überdenken<br />

West-Nil-Virus (WNV) ist ein von<br />

Stechmücken übertragender Erreger,<br />

der seit 2018 auch in Deutschland<br />

nachgewiesen wird. Hauptwirte<br />

für das Virus sind Vögel unterschiedlicher<br />

Arten. Pferde gelten als Fehlwirte,<br />

sodass von ihnen keine Ansteckungsgefahr<br />

ausgeht. „Die Mehrzahl<br />

der infizierten Pferde entwickelt aber<br />

nur subklinische Anzeichen, das<br />

heißt ohne erkennbare Symptome für<br />

den Pferdebesitzer. In lediglich acht<br />

Prozent der Fälle kann es zu einem<br />

schweren Verlauf mit neurologischen<br />

Ausfallserscheinungen kommen. Die<br />

Sterblichkeit derartiger Fälle liegt bei<br />

30 bis 50 Prozent“, erläutert Prof. Feige,<br />

der die Impfung gegen WNV bei<br />

durchschnittlichen Fallzahlen von<br />

20 bis 40 im Jahr für nicht zwingend<br />

notwendig hält, aber zur Risikominimierung<br />

in den betroffenen Regionen<br />

für durchaus sinnvoll erachtet. Das<br />

Haupt-Endemiegebiet von WNV liegt<br />

derzeit in Mitteldeutschland und umfasst<br />

in erster Linie die Bundesländer<br />

Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen. „Bedingt<br />

durch die anhaltend feucht-warme<br />

Witterung und die daraus resultierende<br />

starke Vermehrung der Stechmückenpopulation<br />

wurden dieses Jahr<br />

überdurchschnittlich viele WNV-Fälle<br />

bei Pferden auch in Niedersachsen<br />

und Hamburg nachgewiesen, wo bis<br />

2023 nur Einzelfälle registriert wurden“,<br />

erläutert der Experte.<br />

Laut Pressemitteilung des Friedrich-Löffler-Instituts<br />

wurden bis 30.<br />

September insgesamt 113 Pferde mit<br />

einer WNV-Infektion festgestellt, davon<br />

38 in Niedersachsen und fünf in<br />

66 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Darf man Pferde<br />

nach dem<br />

Impfen reiten?<br />

„Das Pferd muss sich mit der<br />

Impfung auseinandersetzen, was<br />

an sich schon eine körperliche<br />

Belastung darstellt“, stellt Prof.<br />

Dr. Karsten Feige klar und sagt<br />

weiter: „Das sollte man respektieren<br />

und es nicht durch sportliche<br />

Anstrengungen zusätzlich belasten.“.<br />

Der Experte rät, frisch geimpfte<br />

Pferde ein bis zwei Tage<br />

nicht zu reiten. Boxenruhe sei<br />

aber nicht erforderlich, sodass die<br />

Impflinge auf die Weide oder den<br />

Paddock dürfen.<br />

„Übrigens zeigen die mit einer<br />

Impfung oft einhergehenden<br />

Impfreaktionen wie eine leichte<br />

Schwellung an der Impfstelle,<br />

Abgeschlagenheit oder eine erhöhte<br />

Temperatur, dass der Impfling<br />

Immunität aufbaut. Sie sind<br />

positiv zu beurteilen. Dagegen<br />

kommen unerwünschte Nebenwirkungen<br />

wie allergische Reaktionen<br />

oder eine Abszessbildung<br />

an der Injektionsstelle in nur<br />

0,008 Prozent aller Impfungen<br />

vor und sind strikt von den erwünschten<br />

Impfreaktionen zu<br />

unterscheiden“, stellt der Veterinär<br />

aus Hannover richtig.<br />

Impfungen einplanen<br />

Aber wie plant man die Impfungen auf das Jahr gesehen am besten ein? „Die meisten<br />

WNV-Fälle werden im Spätsommer und Frühherbst registriert, sodass die Grundimmunisierung<br />

im zeitigen Frühjahr beginnen und spätestens bis Mai abgeschlossen sein<br />

sollte“, antwortet Prof. Feige. Ebenso sollte die jährliche Wiederholungsimpfung<br />

rechtzeitig vor Beginn der Mückensaison erfolgen. Grundvoraussetzung für einen<br />

wirksamen Impfschutz ist auch bei den Core-Vakzinen eine korrekt durchgeführte<br />

Grundimmunisierung, die jeweils aus drei Impfungen besteht sowie das Einhalten der<br />

jeweils empfohlenen Impfintervalle. Während für Tetanus keine jahreszeitliche Relevanz<br />

besteht, treten Influenza und Herpes-Infektionen eher im Winter auf, sodass sich<br />

laut Experte Impfungen im Herbst und Frühjahr anbieten. „Wichtiger als die jahreszeitliche<br />

Abfolge der Impfungen ist aber ein bestandsspezisches Impfmanagement<br />

mit einheitlichen Impfterminen, um die Immunität des gesamten Pferdebestands aufrecht<br />

zu erhalten“, betont Prof. Dr. Karsten Feige. Doch gibt es hinsichtlich der Impfplanung<br />

Unterschiede zwischen Pensionsställen und in Eigenregie geführten Selbstversorgerställen?<br />

In kleinen geschlossenen Beständen, bei denen keine neuen Pferde<br />

hinzukommen und der Pferdebestand nicht bei Veranstaltungen mit Pferden anderer<br />

Bestände zusammentrifft, kann es nach Absprache mit dem Haustierarzt vertretbar<br />

sein, die Tiere nur regelmäßig gegen Tetanus impfen zu lassen. Entscheidet man sich<br />

für eine Influenza-Impfung, genügt in der Regel die jährliche Auffrischung in diesen<br />

geschlossenen Beständen.<br />

Ställe mit hoher Fluktuation wie Pensions-, Turnier- und Verkaufsställe sollten aber<br />

unbedingt auch Impfungen gegen Influenza und Herpes mit halbjährlichen Auffrischungen<br />

durchführen, sagt der Experte.<br />

Sind die Lungen frei? Das untersucht<br />

eine Tierärztin, ehe geimpft wird.<br />

Hamburg. In einer Stellungnahme der<br />

StIKo Vet vom 3. September mit bis<br />

dato erst sieben WNV-Fällen im Osten<br />

und Südosten Niedersachsens heißt<br />

es: „Damit verdichten sich die Hinweise,<br />

dass sich WNV in Niedersachsen<br />

etablieren könnte. Eine abschließende<br />

Beurteilung wäre verfrüht,<br />

dennoch erweitert die StIKo Vet ihre<br />

Impfempfehlung und rät dazu, Pferde<br />

über die bisherigen Verbreitungsgebiete<br />

hinaus in der gesamten niederdeutschen<br />

Tiefebene gegen WNV<br />

impfen zu lassen“. Die Grundimmunisierung<br />

besteht aus zwei Impfungen,<br />

je nach Impfstoff im Abstand<br />

von drei bis sechs Wochen. Boosterimpfungen<br />

sind in jährlichen Abständen<br />

durchzuführen. Die Impfstoffe<br />

reduzieren die Dauer und Schwere der<br />

klinischen Symptome einer WNV-Infektion.<br />

Die Schutzwirkung setzt je<br />

So viel kosten<br />

Impfungen<br />

Eine Impfung gegen Tetanus kostet gemäß<br />

GOT derzeit 85 Euro, gegen Influenza<br />

92 Euro, gegen Herpes 105 Euro und<br />

gegen West-Nil-Virus 150 Euro inklusiv<br />

der Injektion und der vorangehenden<br />

Untersuchung zur Feststellung der Impffähigkeit.<br />

Hinzukommen (anteilige)<br />

Fahrtkosten pro Kilometer sowie die<br />

Hausbesuchsgebühr in Höhe von 41,06<br />

Euro für jeden Pferdebesitzer plus 19 Prozent<br />

Mehrwertsteuer. (Stand 10/2024)<br />

nach Impfstoff zwei bis drei Wochen<br />

nach der zweiten bzw. vier Wochen<br />

nach der ersten Immunisierung ein.<br />

Ein langanhaltender Schutz vor der<br />

Erkrankung besteht erst vier Wochen<br />

nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung.<br />

▪<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 67


HEGEN UND PFLEGEN<br />

Zehn Fragen und Antworten zum Anhängerfahren im Winter<br />

Komm’ gut an!<br />

Nasses Laub, Schnee und Eis stellen besondere Herausforderungen an das Anhängerfahren<br />

in den kommenden Monaten. Wer kann, bleibt dann zu Hause. Wer doch<br />

losfährt, ist mit unseren Tipps gut beraten.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

Was sind die<br />

Voraussetzungen<br />

für eine Fahrt im<br />

Winter?<br />

Vorbereitung ist wichtig: Sind<br />

Auto und Anhänger für den<br />

Winter gerüstet? Winterreifen für<br />

Zugfahrzeug und Anhänger,<br />

funktionstüchtige Anhängerbremsen<br />

und eine intakte Lichtanlage<br />

sind dabei unerlässlich. Worauf Sie<br />

außerdem achten sollten, lesen Sie<br />

in unserer Checkliste auf Seite 69.<br />

Absolut ratsam ist es, das Wetter<br />

am Tag vor der Fahrt zu prüfen.<br />

Bei Glatteis, Schnee- oder Reifglätte<br />

sollten Sie sich aber lieber<br />

einmal mehr fragen, ob die Fahrt<br />

wirklich notwendig ist. Im Zweifel:<br />

besser verschieben.<br />

Wo verlade ich mein Pferd<br />

am besten?<br />

Nasses Laub, Schnee und Eis können rutschig sein.<br />

Nicht nur bei der Fahrt, auch beim Verladen. Daher<br />

suchen Sie am besten eine trockene Stelle zum Verladen,<br />

besonders bei unerfahrenen oder nervösen<br />

Pferden. Ein Eimer mit Sand oder Späne kann den<br />

nötigen Grip geben, um sicher zu verladen.<br />

Was muss ich vor der Fahrt checken?<br />

Vor dem Verladen müssen Zugfahrzeug und Anhänger startklar gemacht werden.<br />

Scheiben, Dach, Blinker, Scheinwerfer und Rücklichter des Autos müssen<br />

schnee- und eisfrei sein. Die Drehkupplung des Anhängers und die Auflaufbremse<br />

dürfen nicht festgefroren sein. Rück-, Brems-, Blink- und Nebelschlussleuchten<br />

sowie Umriss- und Begrenzungsleuchten des Anhängers müssen<br />

schneefrei sein und funktionieren – am besten einmal testen.<br />

Wie bereite ich mein Pferd vor?<br />

Ob das Pferd eingedeckt fahren soll, hängt von verschiedenen Faktoren<br />

ab: Wird es schnell nervös und beginnt zu schwitzen, ist eine<br />

Abschwitzdecke die beste Wahl. Hat das Pferd dichtes Winterfell,<br />

ist ein sicherer Mitfahrer und auch im Alltag nicht eingedeckt,<br />

kann es ohne Decke transportiert werden. Transportgamaschen<br />

können vor Verletzungen während der Fahrt schützen, sind aber<br />

kein Muss. Über einen Heu-Snack auf dem Anhänger freut sich<br />

jedes Pferd. Fressen kann auch beruhigen.<br />

Was tue ich, wenn während der<br />

Fahrt andere drängeln?<br />

Kein Stress! Die Geschwindigkeit muss den Straßenverhältnissen<br />

angepasst werden – vor allem im Winter. Selbst wenn sich eine<br />

Autoschlange hinter Ihrem Gespann bildet, gilt es, ruhig zu bleiben,<br />

denn Sicherheit geht vor. Um der Wagenkolonne die Möglichkeit<br />

zum Überholen zu geben, können Sie von Zeit zu Zeit eine<br />

Nothaltebucht anfahren.<br />

Tipp: Bitte waschen<br />

Gerade im Winter sollte der Anhänger regelmäßig gewaschen<br />

werden. Tausalz und Tausalzrückstände können bei<br />

verzinkten Teilen Weißrost und Flecken verursachen.<br />

68 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Was tue ich, wenn Anhänger oder<br />

Auto beginnen zu rutschen?<br />

Konzentriert bleiben, langsam bremsen, vorsichtig lenken und das Gespann<br />

so möglichst gerade halten. Am wichtigsten ist es, kontrolliert<br />

abzubremsen. Die Geschwindigkeit muss runter. Denn auch wenn man<br />

einen Aufprall auf ein Fahrzeug vor sich nicht verhindern kann, ist<br />

man dabei besser so langsam wie möglich. Auf keinen Fall sollte der<br />

Fahrer versuchen, gegenzulenken. Das kann das Gespann noch mehr<br />

aus der Kontrolle bringen. Moderne Autos sind mit einer Anhängerstabilisierung<br />

ausgestattet, die mithilfe der sogenannten Electronic Stability<br />

Control-Sensorik (ESC) in kritischen Situationen die Pendelschwingung<br />

dämpft und das Zugfahrzeug abbremst.<br />

Was tue ich bei<br />

Blitzeis?<br />

Wenn die Fahrt sich vermeiden<br />

lässt, keinesfalls losfahren.<br />

Wer bereits unterwegs<br />

ist, sucht am besten eine sichere<br />

Möglichkeit zum Halten<br />

und wartet auf das nächste<br />

Streufahrzeug. Wer weiterfahren<br />

muss, sollte das Tempo<br />

ganz deutlich reduzieren.<br />

Wann bleibt der<br />

Anhänger stehen?<br />

Bei viel Schnee und Eis, außer es ist<br />

ein Notfall. Kein Lehrgang und kein<br />

Turnier ist es wert, ein Risiko einzugehen.<br />

Worauf muss ich achten?<br />

Im Zweifel sind die Bremswege länger. Besonders in Kurven sollten<br />

Fahrer zudem das Tempo deutlich drosseln. Sicherheit geht vor.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Wie parke ich den<br />

Anhänger im Winter?<br />

Ist es kalt draußen, kann die Handbremse festfrieren.<br />

Daher sollte sie nicht angezogen werden.<br />

Besser ist es, den Anhänger mit Bremskeilen zu<br />

sichern. Ein überdachter Stellplatz ist ideal, alternativ<br />

kann eine Abdeckhaube für die Auflaufbremse<br />

oder den ganzen Anhänger Nässe,<br />

Schnee und Eis abhalten. Beim Parken bedenken:<br />

Dachlawinen oder herunterfallende vereiste<br />

Äste können das Dach beschädigen.<br />

Tipp:<br />

Sicher dank Training<br />

Ein Fahrsicherheitstraining kann<br />

bei Winterfahrten ein besseres<br />

Gefühl geben.<br />

adac.de/services/<br />

fahrsicherheitstrainings/<br />

Checkliste: Vor der Fahrt prüfen<br />

Was ist wichtig beim Auto?<br />

• Optimal ist ein Geländewagen mit Allradantrieb. Aber: Ein<br />

sehr schweres Auto kann bei tiefem Schnee schnell einsinken<br />

und das Fahren beeinträchtigen<br />

• Winterreifen oder Ganzjahresreifen sind bei Glatteis, Schneeglätte,<br />

Schneematsch, Eis- oder Reifglätte Pflicht<br />

• Frostschutzmittel im Scheibenwaschwasser und Kühlerfrostschutz<br />

sollten aufgefüllt sein<br />

• Mit im Gepäck: Eiskratzer, Scheiben- und Tür-Enteisungsspray,<br />

eventuell eine Abdeckfolie für die Windschutzscheibe sowie<br />

eine warme Decke<br />

Was ist wichtig beim Anhänger?<br />

• Einwandfreier Zustand (regelmäßige Inspektion, aktueller<br />

TÜV, alle beweglichen Teile wie Bremsen, Auflaufeinrichtungen,<br />

Dämpfer, Radlager, Kupplungen, Scharniere, Gummidichtungen<br />

geölt beziehungsweise gefettet)<br />

• Für Anhänger sind Winterreifen nicht vorgeschrieben, aber<br />

vom ADAC für Winterfahrten empfohlen<br />

• Die Reifen sollten nicht älter als vier bis fünf Jahre sein und<br />

ein gutes Reifenprofil haben (vier Millimeter)<br />

• Besser einpacken: Besen für die Laderampe, ein Eimer mit<br />

Sand oder Späne, um beim Verladen auf Schnee den Boden<br />

präparieren zu können, den Witterungen angepasste Decke<br />

für das Pferd<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 69


HEGEN UND PFLEGEN<br />

KURZE TIPPS<br />

FÜR GESUNDE PFERDE<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

Ein kurzer Galopp oder ständig überschüssige Energie im Winter? Bei letzterem<br />

sollte man den Bewegungsstatus des Pferdes nochmal reflektieren.<br />

Die Sicht der Pferde in der<br />

Dunkelheit ist anders als<br />

unsere.<br />

Nachtsicht<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

PFERDE IM WINTER<br />

Rambazamba<br />

Bockende, rennende, lebhafte Pferde, wenn’s draußen frisch und frostig wird?<br />

Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall, denn bei kaltem Wetter werden<br />

Pferde von Natur aus ruhiger: Sie stellen auf Energiesparmodus um. Warum es<br />

im Winter dennoch wild zugehen kann – hier kommen vier Fakten, wie Frost<br />

auf Pferde wirklich wirkt:<br />

1. Weniger Aktivität bei Kälte:<br />

Oft wird angenommen, dass Pferde bei kaltem Wetter lebhafter sind, doch<br />

in Wirklichkeit bewegen sie sich weniger bei kaltem und nassem Wetter.<br />

Forschungen zeigen, dass Pferde bei widrigem Wetter eher Energie sparen,<br />

anstatt sie durch lebhaftes Verhalten zu verbrennen.<br />

Pferde können im Dunkeln besser<br />

sehen als wir Menschen. Woran<br />

liegt das? Eine reflektierende<br />

Schicht im hinteren Bereich des<br />

Pferdeauges sorgt dafür, dass das<br />

einfallende Licht die Netzhaut<br />

zweimal passiert und dadurch die<br />

Reaktion der Fotorezeptoren verstärkt.<br />

Pferde haben dreimal so<br />

viele Fotorezeptoren wie wir Menschen<br />

und können auch schwache<br />

Lichtreize wahrnehmen. Allerdings<br />

können Pferde dadurch<br />

auch sensibler auf Lichteffekte<br />

wie auf- oder abblendende Autoscheinwerfer<br />

reagieren – zumal<br />

andere Sinne in der Dunkelheit<br />

geschärft sind.<br />

2. Wie Pferde Wärme speichern:<br />

Pferde passen sich an kaltes Wetter an, indem sie Energie sparen, zusammenstehen<br />

und Schutz suchen, vor allem bei Regen. Sie nutzen Unterstände<br />

bei nassem Wetter, jedoch nicht, um sich bei trockenem, kaltem Wetter zu<br />

wärmen. Übrigens: Kleinere Pferderassen und Ponys sind oft besser an kaltes<br />

Wetter angepasst. Eine dichte Winterfellschicht und Körperfett isolieren<br />

sie. Das Scheren des Fells sowie Decken können die natürliche Isolierung des<br />

Fells beeinträchtigen.<br />

3. Winterhypometabolismus – das steckt dahinter:<br />

Einige Pferderassen wie Islandpferde und Przewalski-Pferde zeigen im Winter<br />

einen langsameren Stoffwechsel, um Energie zu sparen – diese Hypometabolismus-Reaktion<br />

eine Anpassung an Nahrungsmangel und Kälte.<br />

4. Auswirkungen von Wintermonaten auf Bewegung und Sozialisierung:<br />

In den Wintermonaten werden Pferde vielerorts nach wie vor mehr im Stall<br />

gehalten und haben somit weniger Bewegung und soziale Interaktion. Ein<br />

Mangel an Bewegung und sozialer Aktivität im Winter kann jedoch dazu<br />

führen, dass Pferde übermäßig energiegeladen und schwerer zu handhaben<br />

sind. Um so wichtiger, Pferden auch im Winter tägliche Bewegung und Auslauf<br />

zu ermöglichen, idealerweise in Gesellschaft anderer Pferde. Und wenn<br />

das Training aufgrund des Wetters eingeschränkt ist, kann man auf alternative<br />

Aktivitäten setzen, zum Beispiel Bodenarbeit, Zirkuslektionen oder Gelassenheitstraining,<br />

um mentale Anreize zu schaffen.<br />

70 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Was sind<br />

Topische<br />

Antibiotika?<br />

Topische Antibiotika<br />

sind Medikamente, die darauf<br />

abzielen, krankheitserregende<br />

Bakterien auf der<br />

Haut oder in Wunden zu<br />

zerstören. Sie sind NICHT<br />

wirksam gegen Viren, Pilze<br />

oder Parasiten.<br />

Alternative<br />

Wirkstoffe:<br />

Kolloidales Silber,<br />

Honig<br />

Überwachung:<br />

Beobachten Sie die Reaktion<br />

Ihres Pferdes auf<br />

die Behandlung.<br />

Erkrankungen,<br />

die häufig mit topischen<br />

Antibiotika behandelt<br />

werden: Regenräude,<br />

oberflächliche Wunden,<br />

Fesselbeugen-Dermatitis<br />

(Mauke).<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

Antibiotika-<br />

Entscheidung:<br />

Der Tierarzt entscheidet,<br />

ob ein Antibiotikum oder<br />

eine nicht-antibiotische<br />

Alternative geeignet ist.<br />

Vorsicht!<br />

Bakteriennnen Resistenzen gegen die Medikamente<br />

entwickeln, die zu ihrer Zerstörung gedacht<br />

sind. Das führt zu Behandlungsversagen<br />

oder schlimmstenfalls zu lebensbedrohlichen<br />

Infektionen. Verwenden Sie topische Antibiotika<br />

deshalb nur nach Anweisung Ihres Tierarztes,<br />

nutzen Sie niemals das Antibiotikum<br />

eines anderen Pferdes, vermeiden Sie abgelaufene<br />

Medikamente und schließen Sie die Behandlung<br />

vollständig ab, es sei denn, Ihr Tierarzt<br />

empfiehlt etwas anderes.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 71


HEGEN UND PFLEGEN<br />

KURZE TIPPS<br />

FÜR GESUNDE PFERDE<br />

FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />

40 Prozent<br />

mehr Wasser nehmen Pferde im Winter auf, wenn<br />

dieses angewärmt ist. Die bevorzugte Trinktemperatur<br />

liegt bei fünf bis zwölf Grad Celsius. Wassermangel<br />

ist eine der Hauptursachen für Koliken<br />

– dahinter steckt dann meist eine Verstopfung des<br />

Darms. Wichtig zu wissen: Schnee ist kein Ersatz<br />

für Tränkwasser.<br />

EINE TASSE SALZ<br />

Wer bei Minustemperaturen Heu wässert,<br />

kann eine Tasse Salz in den Bottich<br />

geben. Damit verhindern Sie, dass das<br />

Wasser samt Heut gefriert.<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

ZICHORIE<br />

ALS NATÜRLICHE<br />

WURMKUR?<br />

Französische Forscher haben Zichorie als potenzielle natürliche<br />

Wurmkur für Pferde untersucht. In einer Studie<br />

an 20 jungen Anglo-Arabern reduzierte die Fütterung<br />

von Zichorie die Ausscheidung von Wurmeiern um 85,5<br />

Prozent, während eine herkömmliche chemische Entwurmung<br />

mit Pyrantel eine Reduktion von 99,3 Prozent erzielte.<br />

Zichorie ist eine Heilpflanze mit Bitterstoffen. Sie<br />

zeigte zudem Wirkung bei der Hemmung der Larven-<br />

Entwicklung von Darmparasiten. Diese Ergebnisse könnten<br />

helfen, die Abhängigkeit von chemischen Entwurmungsmitteln<br />

zu verringern, wenngleich weitere<br />

Forschung zur genauen Wirkungsweise notwendig ist.<br />

Die Zichorie stand<br />

im Fokus der Forscher<br />

als potenzielles<br />

Wurmmittel.<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

72 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


HEGEN UND PFLEGEN<br />

Acht Tipps für bessere Luft im Stall<br />

Atemwegserkrankungen treiben Pferdebesitzer um. Das A und O ist dann<br />

das Management im Stall, denn mit einfachen Kniffen kann man bereits einiges<br />

verbessern und Erkrankungen vorbeugen.<br />

1<br />

Idealerweise sollten Pferde so viel<br />

Zeit wie möglich draußen verbringen<br />

– auch der Atemwegsgesundheit<br />

zuliebe. Steht das Pferd im Stall, stellen<br />

Sie sicher, dass jede Box gut belüftet<br />

ist, um die Luft zu erneuern<br />

und Kondensation zu verhindern.<br />

Dachluken und Boxenwände, die<br />

oben offen sind, sorgen für zusätzliche<br />

Luftzirkulation. Nur ein gelegentlicher<br />

Luftzug reicht nicht aus!<br />

5<br />

Heu ist eine Hauptquelle für Staub<br />

und Schimmel. Lagern Sie Heu fern<br />

vom Stall in einem anderen Gebäude,<br />

um Staub zu reduzieren. Ein Heulager<br />

über den Boxen sorgt für zusätzliche<br />

Staubbelastung im Stall.<br />

2<br />

Vermeiden Sie überschüssige<br />

Feuchtigkeit im Stall. Zu viel<br />

Feuchtigkeit kann das Wachstum<br />

von Schimmel und Kondensation<br />

fördern, was die Luftqualität im<br />

Stall verringert.<br />

4<br />

Befeuchten Sie die<br />

Stallgasse vor dem<br />

Fegen.<br />

7<br />

Vermeiden Sie, Pferde in Boxen unterzubringen,<br />

die an eine Reithalle angrenzen.<br />

Vereinfacht ausgedrückt: Stall und<br />

Halle tun sich in Sachen Luftqualität<br />

gegenseitig nicht gut. Der in der gemeinsamen<br />

Luft aufgewirbelte Staub<br />

und auch die Schimmelsporen kann sowohl<br />

für Pferde als auch für Menschen<br />

die Luftqualität verschlechtern.<br />

3<br />

Während Sie die Boxen misten, einstreuen<br />

und die Stallgasse fegen, reduzieren<br />

Sie die Menge an Staub,<br />

Schimmelsporen und Ammoniak, die<br />

die Pferde einatmen, indem Sie sie in<br />

dieser Zeit draußen halten, beispielsweise<br />

auf dem Auslauf. Warten Sie<br />

mindestens eine halbe bis zu einer<br />

Stunde, bis sich der Staub nach der<br />

Stallreinigung gesetzt hat, ehe die<br />

Pferde wieder reinkommen.<br />

8<br />

Putzen Sie Ihr Pferd<br />

draußen! Eine Studie<br />

konnte belegen, dass<br />

beim Putzen im Innenbereich<br />

eine hohe Belastung<br />

durch luftgetragene<br />

Partikel, durch<br />

Pilze und deren Stoffwechselprodukte<br />

entsteht.<br />

FOTO: ADOBE STOCK<br />

6<br />

Wählen Sie, wenn aus gesundheitlichen<br />

Gründen<br />

nötig, eine weniger staubige<br />

Einstreu-Option, zum<br />

Beispiel Stroh- oder Holzpellets.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 73


Blindes Vertrauen<br />

Das 21 Jahre alte Pony Joschi und seine Besitzerin Michelle<br />

Menger vertrauen sich zu 100 Prozent. Der kleine Schecke ist seit<br />

fast zehn Jahren komplett blind und hat keine Augen mehr. Doch<br />

die beiden lassen sich von seinem Handicap nicht einschränken.<br />

TEXT: TARA GOTTMANN<br />

FOTOS: TARA GOTTMANN, SOPHIE MOMBERGER<br />

Joschi steht in seinem Offenstall<br />

in Norderstedt, in der Nähe von<br />

Hamburg, und frisst Heu. Dann<br />

hebt das gescheckte Pony den<br />

Kopf und dreht ihn in Richtung<br />

Tor. Dort, wo die Augen waren,<br />

sind zwei tiefe Augenhöhlen.<br />

Trotzdem „schaut“ er genau<br />

hin und hält dabei seinen Kopf ganz<br />

schief.<br />

Warum er das macht, dafür hat seine<br />

Besitzerin Michelle Menger zwei<br />

Theorien: „Entweder hat er sich das<br />

angewöhnt, als er auf einem Auge<br />

noch ein bisschen gucken konnte<br />

und geschielt hat, um besser zu sehen,<br />

und nun ist es einfach eine Angewohnheit.<br />

Oder er kann so besser<br />

hören.“<br />

Inzwischen ist Joschi über seinen<br />

Auslauf zu Michelle gegangen,<br />

die ihn aufhalftert und auf den Reitplatz<br />

führt. Nach einigen Runden im<br />

Schritt kann das 1,33 Meter große<br />

Pony sich im Galopp etwas austoben.<br />

Ganz alleine. „Er kennt den Platz und<br />

weiß, wo er langlaufen kann“, sagt<br />

seine Reiterin.<br />

Michelle und Joschi kennen sich<br />

schon lange. 2007 hat die inzwischen<br />

28-Jährige das Pony als Reitbeteiligung<br />

bekommen, da war er vier Jahre<br />

alt. An den anderen Tagen lief Joschi<br />

in einem kleinen Schulbetrieb mit.<br />

Vier Jahre später sollte er verkauft<br />

werden, weil er bei den Reitschülern<br />

nicht so beliebt war: Er war sehr<br />

wild und buckelte viel. Nach einigem<br />

Überlegen mit ihren Eltern bekam<br />

Michelle ihn schließlich zu ihrem 16.<br />

Geburtstag geschenkt. Sie bezahlte einen<br />

Teil des Kaufpreises selbst.<br />

Als einige Jahre später Joschis Auge<br />

entzündet war, kam heraus, dass das<br />

andere Auge bereits komplett erblindet<br />

war, ohne dass man etwas am<br />

Verhalten des Ponys gemerkt hatte.<br />

Als die Entzündungen nicht weggingen,<br />

musste im Oktober 2016 zuerst<br />

das eine und im Februar 2019 das<br />

andere Auge entfernt werden. „Auch<br />

Joschi und<br />

Michelle kennen<br />

sich seit<br />

17 Jahren.<br />

74 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Das Working Equitation-Turnier<br />

meisterten<br />

Joschi und Michelle so<br />

großartig, dass sogar<br />

seine Blindheit erst unbemerkt<br />

blieb.<br />

Joschi und Michelle sind<br />

ganz schön erfolgreich,<br />

weil das Pony seiner Besitzerin<br />

vertraut.<br />

wenn das erst mal schwer war, es war<br />

die richtige Entscheidung“, erklärt<br />

Michelle. Joschis Augen waren ständig<br />

zugeschwollen und tränten, ihr<br />

Pony habe sehr oft Schmerzmittel bekommen.<br />

Man habe genau gemerkt, ab wann<br />

Joschi gar nichts mehr sehen konnte.<br />

Das war 2015. Er traute sich kaum<br />

noch aus seiner Box heraus. „Aber das<br />

wurde ganz schnell besser. Nach ein<br />

oder zwei Wochen konnte er wieder<br />

auf seinen Paddock gehen“, erinnert<br />

sich Michelle. Am Anfang sei Joschi<br />

zwar öfter irgendwo gegen gelaufen,<br />

doch das passiere inzwischen fast gar<br />

nicht mehr.<br />

Doch für Michelle war es gerade<br />

am Anfang sehr schwer: „Als Joschi<br />

erblindet ist, war das für mich, glaube<br />

ich, fast härter als für ihn. Weil wir<br />

von allen Seiten nur zu hören bekommen<br />

haben, dass ein blindes Pferd<br />

überhaupt nicht lebensfähig sei und<br />

sofort eingeschläfert werden müsse.<br />

Mein Bauchgefühl hat aber etwas<br />

anderes gesagt, weil er voller Lebensenergie<br />

steckte. Wie man heute sieht,<br />

war es für uns der richtige Weg.“<br />

Als er erblindet ist, musste Michelle<br />

für ihn einen neuen Stall finden<br />

und fand lange Zeit keinen. In<br />

seinem alten Stall kam Joschi nicht<br />

mehr zurecht. „Dort sind die Pferde<br />

alleine von der Koppel in die Boxen<br />

gelaufen. Wenn dann mal beispielsweise<br />

eine Schubkarre im Weg stand,<br />

war das ein Problem für Joschi“, erklärt<br />

Michelle. Auch seien die Weiden<br />

öfter gewechselt worden, was für<br />

Joschi ebenso schwierig war.<br />

Doch die Stallsuche gestaltete sich<br />

als schwierig. Niemand wollte ein<br />

blindes Pony aufnehmen. Schließlich<br />

fand Michelle einen Stall in Neumünster,<br />

eine Stunde von Norderstedt<br />

entfernt. Dort blieben sie für<br />

vier Jahre, bis sie in Joschis jetziges<br />

Zuhause zurück nach Norderstedt ziehen<br />

konnten. Der Ponywallach steht<br />

mit weiteren Pferden zusammen,<br />

tagsüber auf der Koppel. „Wichtig ist,<br />

dass Futter und Wasser immer an den<br />

gleichen Stellen stehen, damit Joschi<br />

es findet“, erklärt seine Besitzerin. Am<br />

Offenstall ist PVC befestigt. So kann<br />

der Wallach den Eingang erkennen.<br />

Heute machen sie fast alles, was<br />

sie auch vor der Erblindung gemacht<br />

haben. „Außer Springen“, lacht Michelle.<br />

Sie gehen ausreiten, fahren auf<br />

Lehrgänge und machen bei Turnieren<br />

mit.<br />

Bis sie ihn wieder geritten ist, hat es<br />

jedoch fast ein Jahr gedauert. „Das war<br />

ein komisches Gefühl.“ Zuerst hat Michelle<br />

viel Bodenarbeit gemacht, bis<br />

sie sich weder in den Sattel getraut hat.<br />

„Ich muss korrekte Hilfen geben<br />

und genau lenken, damit wir nirgendwo<br />

gegenreiten und Schritt für<br />

Schritt mit den Beinen steuern“, erklärt<br />

die Reiterin. „Wenn es eine Erhöhung<br />

gibt, dann gebe ich ihm ein<br />

Stimmkommando. Das habe ich ihm<br />

beigebracht, denn beim Ausreiten<br />

kann es immer sein, dass ein Baumstamm<br />

auf dem Weg liegt, das mussten<br />

wir also üben.“<br />

Und das brauchten sie auch im August<br />

auf dem Landesbreitensportturnier<br />

in Bad Segeberg in Schleswig-<br />

Holstein. Dort platzierten sie sich in<br />

verschiedenen Prüfungen und gewannen<br />

auf Anhieb ihre erste Working<br />

Equitation, bei der sie alle mit<br />

ihrem gegenseitigen Vertrauen beeindruckten.<br />

Die Prüfung bestand aus einer<br />

Dressur und einem Trail. Dabei<br />

waren mehrere Hindernisse zu absolvieren,<br />

wie unter anderem ein Slalom,<br />

eine Holzbrücke, ein enger Pferch, es<br />

musste eine Garrocha, also ein Holzstab,<br />

aufgenommen werden und in<br />

einen an einem Stier-Aufsteller befestigter<br />

Ring gestochen werden.<br />

Als wir vom Reitplatz zurück zum<br />

Offenstall gehen, läuft Joschi alleine<br />

vor. Er kennt den Weg und hält unterwegs<br />

immer wieder an, um Gras<br />

zu fressen. Dann schnaubt er zufrieden.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 75


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

Interview: Toni Wiedemann über die Schleppjagd auf Herrenchiemsee<br />

„Wie in einer<br />

Traumwelt“<br />

Die Schleppjagd auf der Insel Herrenchiemsee ist eine Besondere.<br />

Auch für Toni Wiedemann. Er hat sie über viele Jahre als Master angeführt,<br />

bis das Schicksal genau an diesem Ort in sein Leben schnitt. Dennoch<br />

kehrt er immer wieder dorthin zurück. Weil ihn das Schauspiel fasziniert, das Fotografin<br />

Ludwiga von Korff mit der Kamera<br />

festgehalten hat.<br />

TEXT: KAROLIN LESZINSKI FOTOS: LUDWIGA VON KORFF<br />

76 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Die üppigen<br />

Herbstfarben sind<br />

eines der Markenzeichen<br />

der Jagd<br />

auf der Insel Herrenchiemsee.<br />

Die<br />

Jagd war zu Franz-<br />

Josef-Strauß-Zeiten<br />

eine Fuchsjagd,<br />

seit 34 Jahren wird<br />

sie als Schleppjagd<br />

ausgetragen.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 77


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

Herr Wiedemann, seit 34 Jahren organisieren<br />

Sie mit dem Schleppjagverein von Bayern die<br />

Jagd auf Herrenchiemsee. Worin liegt für Sie<br />

der Reiz?<br />

Es ist das Zusammenspiel von der Natur, in der<br />

Natur, mit der Natur. Im Hintergrund die Berge,<br />

der See. Das ist das Einmalige an dieser Jagd. Hinzukommen<br />

der Herbstwald und natürlich die imposanten<br />

Gebäude von Schloss Herrenchiemsee,<br />

das wir umrunden. Das alles versetzt einen in<br />

einen Zauber. Wenn man dafür die Augen und das<br />

Herz hat, glaubt man, man ist in einer Traumwelt.<br />

Können sie sich an Ihre erste Jagd auf Herrenchiemsee<br />

erinnern?<br />

Natürlich. Das war am <strong>12</strong>. Oktober 1990.<br />

Was haben sie damals erlebt?<br />

Die Jagd gab es zuvor schon, sie war die Staatsjagd<br />

unter Franz-Josef Strauß und wurde als Fuchsjagd<br />

ausgetragen. Die Pferdefreunde Herrenchiemsee<br />

wurden unterstützt von einer Münchner<br />

Reitergruppe, die sich später dem Schleppjagverein<br />

von Bayern angeschlossen hatte. Es gab auch High<br />

Society, die Tochter von Strauß, Monika Hohlmeier,<br />

war dabei und saß mit ihrem Mann als Zuschauerin<br />

auf der Kutsche. An dem Wochenende passierte das<br />

Attentat auf Wolfgang Schäuble, und unter den<br />

Jagdreitern war sein Leibarzt, der in einer Sonderaktion<br />

direkt nach dem Ritt nach Karlsruhe gebracht<br />

werden musste.<br />

Ich erinnere mich aber auch noch an die Überfahrt<br />

mit den Hunden und Pferden. Das ist ein kleines<br />

Abenteuer, wenn man das zum ersten Mal erlebt,<br />

das sind besondere Gefühle. In der Früh um<br />

sieben standen wir an der Fähre an, auf der vier Gespanne<br />

Platz hatten – und erst in der Nacht war ich<br />

wieder zu Hause, um am nächsten Tag zur nächsten<br />

Jagd aufzubrechen. Wir sind früher unheimlich viel<br />

geritten. Und jetzt, nachdem ich selbst nicht mehr<br />

aktiv dabei sein kann, organisiere und manage ich<br />

das alles.<br />

Seit der Jagd 2015 auf Herrenchiemsee. Dort<br />

stürzte ein Reiter, sein Pferd ging durch und<br />

stieß mit ihrem zusammen. Sie brachen sich<br />

den sechsten Halswirbel und sind seither<br />

querschnittsgelähmt. Fast ein Jahr lang lagen<br />

Sie im Krankenhaus. Sie hätten das Thema<br />

Jagd an Nagel hängen können. Warum haben<br />

Sie es nicht getan?<br />

Das waren die ersten Gedanken, aber aufgeben<br />

war für mich nie eine Option. Der Verein musste<br />

weiterleben, das hat mich motiviert. Ich hatte ein<br />

paar Jahre zuvor eine neue Anlage gebaut – gezwungenermaßen,<br />

weil es auf dem Gutshof, auf<br />

dem wir 22 Jahre eingemietet waren, einen Generationswechsel<br />

gab. Die neue Anlage konnte ich<br />

mit Eigenkapital, einem Bankdarlehen, und mit<br />

zinslosen Mitgliedsdarlehen finanzieren. Als ich<br />

nach meinem Unfall aufgewacht bin, habe ich gesagt:<br />

die Leute haben mir vertraut, der Sport muss<br />

weitergehen, jeder kriegt sein Geld zurück und ich<br />

kämpfe dafür, solange ich schnaufen kann und klar<br />

im Kopf bin.<br />

Sie sind mit knapp 500 Mitgliedern im<br />

Schleppjagdverein von Bayern gut aufgestellt.<br />

Worauf legen Sie wert und machen womöglich<br />

manches anders als andere?<br />

Ich bin ein PR-Mann, aber keiner, der sich in den<br />

Vordergrund stellt, sondern die Sache. Ich verkaufe<br />

immer unseren Sport. Als Tradition, als Brauchtum,<br />

als Kultur, als Verantwortung für die Natur, als Verantwortung<br />

für die Kreatur und für artgerechte<br />

Haltung und artgerechtes Arbeiten. Für das, für<br />

was der Hund geboren ist, für das, für was das<br />

Pferd geboren ist. Das Pferd ist gerne beschäftigt<br />

– und im Gelände ist es immer gut beschäftigt,<br />

weil es aufpassen muss, vielseitig eingesetzt wird,<br />

mit vielen Umwelteinflüssen zu tun hat. Und dazu<br />

gehört auch die entsprechende Haltung mit Weidegang.<br />

Wenn man heute in die Reitställe schaut,<br />

stehen da 100 Pferde, aber ausreiten tun vielleicht<br />

zwei. Und was die Leute unter Ausreiten verstehen,<br />

ist ein Reiten einmal um die Anlage. Und das<br />

neueste Reiten heißt ja eher Führen.<br />

Ich kann nur diejenigen Ausbilder ermahnen, die<br />

etwas zu sagen haben: Macht nicht den Fehler und<br />

vermittelt nur den Streichelzoo. Am besten ist immer<br />

noch das korrekte Reiten, das ist der beste<br />

Tierschutz.<br />

Von wem haben Sie Ihr Wissen über die Hunde,<br />

die Pferde und das Jagdreiten?<br />

Ich habe alle alten Bücher, die es gibt, gelesen.<br />

So viele gibt es ja gar nicht. Und dann in Gesprächen<br />

mit alten Mastern und vornehmlich mit Franz<br />

Jandrey, das war der Gründer und Master der Cappenberger<br />

Meute. Er ist im Frühjahr 1983 verstorben.<br />

Aber ich konnte mit ihm ungefähr sieben Jahre<br />

zusammenarbeiten und habe ihn erlebt. Er hat<br />

mir viel erzählt, ich habe ihm viel zugehört.<br />

Aber ich habe auch andere alte Master und Leute<br />

von der Kavallerie kennengelernt, meine ersten<br />

Reitlehrer, damals im Reitclub Augsburg. Ich habe<br />

viel zugeschaut und habe Pferde von Bekannten<br />

mitgeritten, bis ich mir mit 19 mein erstes Pferd<br />

gekauft habe. Seit über 50 Jahren bin ich von der<br />

Jagdreiterei fasziniert. Sie lässt mich nicht mehr los.<br />

Vielen Dank für das Gespräch<br />

78 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Toni Wiedemann<br />

ritt früher selbst<br />

die Jagd auf Herrenchiemsee<br />

mit,<br />

seit 34 Jahren organisiert<br />

er sie mit<br />

dem Schleppjagdverein<br />

von Bayern.<br />

Seit seinem Unfall<br />

ist er auf den Rollstuhl<br />

angewiesen,<br />

aber ans Aufgeben<br />

hat er nie gedacht.<br />

Pferde leben auch außerhalb<br />

der Jagdzeiten auf Herrenchiemsee:<br />

Es sind Kutschpferde<br />

– oder angehende Kutschpferde<br />

der Schlossverwaltung.<br />

Denn auf Herrenchiemsee sind<br />

Pferdekutschen das einzige<br />

Transportmittel.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 79


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

Rote Tupfen zeichnen<br />

das Jagdfeld. Wer vorne<br />

reitet, muss springen.<br />

So die Devise beim<br />

Jagdreiten. 20 Kilometer<br />

lang ist die Strecke<br />

von Herrenchiemsee,<br />

die Pferde, Reiter und<br />

Hunde meistern.<br />

80 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Sisi Wiedemann legt<br />

seit dem schweren<br />

Unfall ihres Mannes<br />

als Huntslady die<br />

Fährte für die Hunde.<br />

Mit aller Passion<br />

und Liebe zur Jagdreiterei,<br />

die sie mit<br />

Toni Wiedemann<br />

teilt.<br />

„Es macht mich stolz, meine Frau<br />

als Huntslady zu sehen und<br />

wie sie alles mit den Pferden und<br />

Hunden managt. Sie war früher<br />

meine engste Mitarbeiterin<br />

und wir haben uns das schön<br />

aufgeteilt, jetzt kann ich sie nicht<br />

groß entlasten.“<br />

Toni Wiedemann<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 81


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

Vor dem Schloss Herrenchiemsee<br />

kommt<br />

das Jagdfeld samt Meute<br />

zum Halali zusammen.<br />

Das Schloss ist<br />

ein Baudenkmal und<br />

wurde 1878 bis 1886<br />

durch König Ludwig II.<br />

von Bayern erbaut. Als<br />

architektonisches Vorbild<br />

diente Schloss Versailles.<br />

Zwei Reiterinnen<br />

der Wittelsbacher<br />

Meute. Seite an Seite<br />

galoppieren Generationen<br />

nebeneinanderher<br />

über das<br />

üppige Grün der<br />

Insel Herrenchiemsee.<br />

82 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Entlang am Wasser,<br />

querfeldein über Wiesen,<br />

durch Wälder. Es<br />

geht über die ganze Insel<br />

Herrenchiemsee. Ein<br />

Fest für die Sinne. Die<br />

Natur erstrahlt in den<br />

schönsten Farben.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 83


ERLEBEN & ENTDECKEN<br />

Clara und Paul:<br />

Seit acht Jahren<br />

ein Team, zweifache<br />

deutsche<br />

Meister im<br />

Springreiten und<br />

am liebsten gemeinsam<br />

im Gelände<br />

unterwegs.<br />

84 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Springreiterin Clara Blau im Portrait<br />

Ihr Ding<br />

Clara Blau reitet Springen. Die 23-Jährige<br />

ist Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse.<br />

Es ist ihr zweiter Titel. Vor zwei Jahren<br />

gewann sie mit Paul bei den Jungen<br />

Reitern. Paul hat sie als Jungpferd roh und<br />

ungesehen gekauft. Ihre gemeinsame Geschichte<br />

gleicht einem Märchen, ganz ohne<br />

Prinzessin. Clara macht einfach ihr Ding.<br />

INTERVIEW: SABINE GREGG<br />

FOTOS: STEFAN LAFRENTZ<br />

Clara liebt, was sie tut. Reiten.<br />

Springen und Vielseitigkeit,<br />

um genau zu sein.<br />

Dressur? „Kann ich nicht<br />

so gut“, sagt die amtierende<br />

Deutsche Meisterin der U25-Reiter<br />

verschmitzt. Vermutlich könnte sie<br />

es. Aber ihr Herz schlägt für ein höheres<br />

Tempo und für Pferde mit besonderen<br />

Geschichten. Mit gerade einmal<br />

23 Jahren gilt Clara Blau als eine,<br />

die für schwierige Pferde ein Händchen<br />

hat. Vielleicht auch, weil sie<br />

so manches anders macht, als andere<br />

Reiter. „Ich würde nie sagen, dass<br />

meine Herangehensweise besser ist,<br />

aber für mich funktioniert sie“, sagt<br />

Clara. Ihre Erfolge geben ihr Recht.<br />

Ihre Pferde auch. Allen voran Paul,<br />

mit dem sie beim Deutschen Derby in ><br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 85


ERLEBEN & ENTDECKEN<br />

Hamburg am Start war und mit dem<br />

sie nun schon zweimal einen Deutschen<br />

Meistertitel gewinnen konnte.<br />

Ihre gemeinsame Geschichte ist besonders,<br />

weil ihre Bindung zueinander<br />

so stark ist und weil Clara allen<br />

Widrigkeiten zum Trotz an ihren Paul<br />

geglaubt hat. Gemeinsam haben sich<br />

die beiden einen Namen gemacht,<br />

sind erwachsen geworden und haben<br />

erste internationale Prüfungen bestritten.<br />

Der große Unterschied zwischen<br />

den beiden und vielen anderen? Eine<br />

Geschichte für sich: Paul stammt aus<br />

Ungarn. Als Clara ihn gekauft hat, war<br />

er fünf Jahre alt und roh. Clara war 14<br />

und Paul ihr erstes eigenes Pferd. Ihr<br />

Budget war klein. Aber den Blick für<br />

ein gutes Pferd hatte sie. „Ich habe ein<br />

Foto von Paul gesehen und wusste,<br />

dass ich ihn haben möchte“, sagt die<br />

23-Jährige heute. Es<br />

war ein Gefühl. Wenige<br />

Wochen später<br />

wurde Paul zu<br />

ihr gebracht. Er kam<br />

vom Lkw und kannte<br />

nichts. „Keine<br />

Box, keinen Zaun,<br />

keine Umgangsformen.<br />

Nichts konnte<br />

ihn halten. Er war<br />

einfach ein Wildpferd“,<br />

erzählt Clara.<br />

Entmutigen ließ<br />

sie sich davon nicht.<br />

Was sollte sie auch<br />

machen? Sie hatte<br />

nun ein Pferd, Verantwortung<br />

und<br />

eine Idee. Sie wollte<br />

Paul ausbilden<br />

und das tat sie auch.<br />

„Ich habe ihn anfangs<br />

viel beobachtet, um ihn zu verstehen“,<br />

blickt Clara zurück.<br />

Ihre gemeinsamen Anfänge waren<br />

teils unkontrolliert. Paul nahm<br />

zwar jeden Sprung ohne zu Zögern,<br />

aber parieren konnte Clara ihn nicht<br />

immer. „Unser Reitplatz war hoch<br />

eingezäunt.“ Nicht hoch genug für<br />

Paul, wenn er nicht bremsen wollte.<br />

Zum Glück umgaben Wiesen Claras<br />

Trainingsort. Damals lebte sie noch<br />

bei ihrer Mutter in Bramsche. Heute<br />

wohnt sie mit ihren Großeltern, ihrem<br />

Vater, ihrer Schwester Lotte und<br />

ihrem Bruder Michel auf einem Hof<br />

in Osnabrück. Der Hof war der Lebenstraum<br />

ihrer Großeltern, die ihn<br />

1994 kauften, umbauten und Pferdeboxen<br />

einbauten, für ihre Tochter<br />

Anna Warnecke.<br />

Der Vier-Sterne-<br />

Traum<br />

Claras Tante ritt Vielseitigkeit, international<br />

erfolgreich und gehörte<br />

2005 zum deutschen EM-Team in<br />

Blenheim. Das gewann Team-Bronze.<br />

Clara Blau war als kleines Mädchen<br />

hautnah dabei, nicht ohne Folgen.<br />

Ihre Augen strahlen, wenn sie<br />

von der Atmosphäre dort spricht und<br />

der Wunsch, einmal in England eine<br />

„Ich mache viel aus<br />

meinem Gefühl heraus.<br />

Zum Beispiel gehe ich<br />

keine Distanzen im<br />

Parcours ab. Es kommt,<br />

wie es kommt.“<br />

Clara Blau<br />

Vielseitigkeit zu reiten, hat sich schon<br />

damals in ihren kleinen Kopf gesetzt.<br />

Und was Clara möchte, macht sie.<br />

Wie lange es noch dauern wird, bis<br />

der Traum Wirklichkeit wird? „Das<br />

weiß ich nicht. Ich bin früher mehr<br />

Vielseitigkeit geritten, bis zum heutigen<br />

Drei-Sterne-Niveau“, sagt Clara.<br />

Sie erzählt davon, als ob das nichts<br />

Besonderes wäre. Ist es aber. Zum Vergleich:<br />

Die Deutsche Meisterschaft<br />

in der Vielseitigkeit wird auf Vier-<br />

Sterne-Niveau ausgetragen. Ob Clara<br />

dort auch einmal starten wird? Wer<br />

weiß. Ein ehemaliges Pferd von Michael<br />

Jung hat sie jedenfalls schon<br />

im Stall. Sadlers Clover Storm stammt<br />

aus irischer Zucht, ist acht Jahre alt<br />

und „richtig gut dressurmäßig ausgebildet“,<br />

findet Clara. „Das ist sehr<br />

gut für mich, weil ich vor der Dressur<br />

wirklich Respekt habe. Mir ist als Jugendliche<br />

alles passiert: Mein Pony<br />

ist aus dem Viereck gesprungen oder<br />

beim Rückwärtsrichten gestiegen. Ich<br />

habe keine Bedenken vor dem Gelände<br />

oder dem Springen, sondern in der<br />

Dressur“, erzählt Clara Blau.<br />

Sadlers Clover Storm gibt ihr ein<br />

gutes Gefühl, auch wenn der Vollblüter<br />

noch sehr kribbelig ist. „Aber das<br />

mag ich. Wir kennen uns noch nicht<br />

so lange und ich bin gespannt, wie er<br />

sich mit mir entwickeln wird“, schaut<br />

Clara nach vorn. Durch<br />

eine Bekannte ist sie auf<br />

ihn aufmerksam geworden,<br />

ein glücklicher Zufall.<br />

Sicher ist, dass sie<br />

mit ihm das Ausreitgelände<br />

rund um den Hof<br />

nutzt. So wie mit all ihren<br />

Pferden.<br />

Das Spezialpferd<br />

Zurück zu Paul: Clara<br />

hat ihn damals von ihrem<br />

Ersparten gekauft.<br />

Ohne Plan davon, wie<br />

herausfordernd die Anfänge<br />

mit Paul werden<br />

würden. Während andere<br />

Reiter mit einem so<br />

schwer zu händelnden<br />

Pferd sicher erst einmal in der Reithalle<br />

geblieben wären, ist Clara mit ihm<br />

ausgeritten. Das lieben beide. Ihn galoppieren<br />

zu lassen und ihm ein gutes<br />

Gefühl zu geben, war ihr wichtig.<br />

Bald gingen sie erste Turniere.<br />

„Er ist alles gesprungen. Ohne jeden<br />

Zweifel. Sein Talent haben auf<br />

dem Turnier natürlich auch andere<br />

schnell entdeckt. Verschiedene international<br />

erfolgreiche Reiter kamen<br />

vorbei, um ihn auszuprobieren, ob-<br />

><br />

86 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Oma Anneliese ist die gute Seele des Hofs, kümmert<br />

sich um den Garten und die Anlagen. Sie ist<br />

einer der größten Fans ihrer Enkelin.<br />

Ein Team: Lisa-Marie Hoffmann, Carlos Hollenbeck und Clara Blau. Immer<br />

dabei: die Schäferhunde Abby und Emma, sowie die Australian Shepherd-<br />

Hündin Holly. Und wer lugt da so neugierig aus seiner Box? Paul!<br />

Schöner wohnen für Pferde: In diesem Fachwerkgebäude<br />

hat Clara sechs Boxen. Unter anderem<br />

stehen hier Paul und Lavinia, ihre besten Pferde.<br />

An den Stall grenzt ein Wintergarten, mit Blick in den Garten spricht Clara<br />

Blau über ihre Pferde, ihre Pläne und ihren Weg in den Top-Sport, ohne<br />

Sponsoren und große finanzielle Starthilfen.<br />

Eine Runde Tischtennis? Clara ist dabei! Hier im<br />

Doppel mit ihrem Vater Jonas Warnecke.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 87


ERLEBEN & ENTDECKEN<br />

wohl ich ihnen gesagt habe, dass er<br />

schwierig ist. Viele wollten das nicht<br />

hören. Warum auch? Ich war jung,<br />

unerfahren und sie hatten viel mehr<br />

Erfolge. Doch das war Paul egal.“<br />

Manche stiegen ab und hatten das<br />

Interesse verloren.<br />

„Andere boten mir<br />

immense Summen.<br />

Aber ich lehnte ab.<br />

Es passte nie.“<br />

Vor ein paar Jahren<br />

beschloss sie,<br />

dass Paul unverkäuflich<br />

ist. „Er hat mir<br />

viel gegeben. Wir<br />

haben viel erlebt.<br />

Ich möchte, dass er<br />

hier alt wird. Vielleicht<br />

ist er das Pferd<br />

meines Lebens“,<br />

sagt Clara, nimmt<br />

Paul mitten auf<br />

dem Hof die Trense<br />

ab und geht zurück<br />

zum Stall. Paul folgt<br />

ihr mit gespitzten<br />

Öhrchen. „So freiheitsliebend wie er<br />

früher war, so menschenbezogen ist<br />

er heute“, sagt Clara, dreht sich um<br />

und streicht Paul über den Kopf.<br />

In Riesenbeck haben die beiden<br />

gemeinsam in diesem Jahr den Deutschen<br />

Meistertitel in der Altersklasse<br />

U25 gewonnen. „Paul ist alle Runden<br />

ohne Abwurf gegangen und das hat<br />

mich so gefreut. Ich war unglaublich<br />

stolz auf ihn. Als dann klar war, dass<br />

ich den Titel gewonnen habe, konnte<br />

ich mich gar nicht noch mehr freuen,<br />

weil ich doch schon so glücklich über<br />

die Leistung meines Pferdes war“,<br />

sagt Clara. Und Paul? Der mag Siegerehrungen,<br />

wenn er vorne steht. „Ansonsten<br />

muss ich rausreiten“, lacht<br />

Clara.<br />

Die 23-Jährige möchte im Top-<br />

Sport Fuß fassen, träumt davon, mal<br />

internationale Turniere zu reiten –<br />

am liebsten in der ganzen Welt. Es<br />

ist ein hochgestecktes Ziel für eine<br />

junge Frau, die einen Hof in Eigenregie<br />

führt, die meisten ihrer Pferde<br />

selbst in den Sport gebracht hat und<br />

die keine Sponsoren hat, die ihr aberteure<br />

Pferde kaufen. Auf dem Hof stehen<br />

etwa 20. Einige davon sind Berittpferde,<br />

die anderen gehören Clara.<br />

Am Tag reitet sie etwa sechs oder sieben<br />

Pferde. Und die anderen? „Gehen<br />

auf die Weide, laufen in der Führmaschine<br />

und genießen ihr Leben“, sagt<br />

Clara. Besonders den jungen Pferden<br />

„Die besonderen Pferde reizen<br />

mich. Sie dürfen kribbelig sein,<br />

sie dürfen Charakter haben und<br />

sie dürfen vor allem so bleiben,<br />

wie sie sind.“<br />

Clara Blau<br />

gibt sie Zeit. „Es kann sein, dass sie<br />

mal vier, fünf Tage nicht geritten werden.<br />

Ich habe keine Eile mit ihnen“,<br />

erklärt Clara.<br />

Sie will ihre Pferde langfristig aufbauen<br />

und hält sie mit abwechslungsreichem<br />

Training bei Laune. „Es ist<br />

ein An- und Abtrainieren. Paul bin<br />

ich in den Wochen nach der Deutschen<br />

Meisterschaft ein paar Mal<br />

ausgeritten. Nun – so kurz vor der<br />

Hallensaison – fangen wir mit dem<br />

Trainingwieder an“, sagt Clara. Und<br />

fügt hinzu, dass dies bestimmt nicht<br />

für jedes Pferd richtig sei, für Paul<br />

aber schon.<br />

Die Sondermodelle<br />

Clara sitzt im dicken Wollpullover im<br />

Wintergarten. Ihr Blick schweift nach<br />

draußen. Die Sonne scheint durch<br />

die Glasscheiben. Der Herbst hat das<br />

Laub an den Bäumen im Garten bereits<br />

verfärbt. Claras Hände liegen auf<br />

dem Tisch, wenn sie erzählt. Sie hat<br />

einige hoffnungsvolle Nachwuchspferde<br />

im Stall.<br />

Mit Calidos Blue war sie in diesem<br />

Jahr bei den Weltmeisterschaften der<br />

Jungen Springpferde in Lanaken. Er<br />

galt als unreitbar, als er zu ihr kam.<br />

„Er erinnert mich von seiner Art ein<br />

wenig an Paul. Er ist genauso eigen,<br />

genauso talentiert und hat genauso<br />

viel Go. Auf der anderen Seite lässt er<br />

sich aber nicht so reiten,<br />

wie das deutsche<br />

Ausbildungssystem es<br />

vorsieht. Ich muss ihn<br />

mehr gehen lassen, ihm<br />

vertrauen und darf ihn<br />

nicht in eine Haltung<br />

pressen wollen“, erklärt<br />

Clara.<br />

Calidos Blue hat Clara<br />

als Beistellpferd gekauft,<br />

weil er schon so<br />

viele Reiter in den Sand<br />

gesetzt hatte. „Ich habe<br />

uns Zeit gelassen. Immer<br />

wieder gefragt und<br />

bin mit ihm ausgeritten.<br />

Manchmal ist es<br />

leichter, draußen unterwegs<br />

zu sein, als sich auf<br />

dem Reitplatz aufeinander<br />

einzuspielen“, meint sie. Das ist<br />

eben Claras Ding.<br />

Das Vorbild<br />

Eine Reiterin, die sie schon immer inspirierend<br />

fand, ist Meredith Michaels-Beerbaum.<br />

„Sie ist ihre Pferde stets<br />

in einer freieren Kopf-Hals-Haltung<br />

geritten. Das mache ich auch. Manche<br />

brauchen das einfach.“ So wie<br />

ihre Stute Bellina Royale. Die Braune<br />

hatte als Jungpferd einen Kieferbruch.<br />

Eine knöcherne Wucherung<br />

am Unterkiefer ist geblieben. Die Stute<br />

ist entsprechend empfindlich im<br />

Maul, springt mit Clara aber auf 1,40<br />

Meter-Niveau. „Je leichter ich mit der<br />

Hand bin, desto besser harmonieren<br />

wir. Das ist auch für mich eine Herausforderung,<br />

aber sie zeigt mir deutlich,<br />

wie sie geritten werden möchte.<br />

Und darauf höre ich.“<br />

Als Clara ihren Paul kaufte, hatte<br />

sie im Sinn, vielleicht einmal ländlich<br />

M- und S-Springen zu reiten. Dass sie<br />

so weit kommen würde, hätte sie damals<br />

nicht gedacht. Ihr älterer Bruder<br />

Michel schon. „Ida ist immer schon<br />

sehr gut geritten. Sie hat alles dafür<br />

><br />

88 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Claras großer Bruder Michel ist früher geritten.<br />

Nun widmet er sich ganz den Landmaschinen<br />

und betreibt eine Werkstatt für alte Unimogs.<br />

Paul nascht gern. Beim Ausritt, aber auch auf Turnieren. Beim Hamburger<br />

Derby zupfte der Braune ebenfalls ein paar Halme vom Rasen, ehe es auf<br />

den Wall ging. Und Clara? Die nimmt es gelassen!<br />

Auch ihre Sportpferde hält Clara teils in der<br />

Gruppe. Dank befestigter Ausläufe und großer<br />

Weiden ist ganzjährig freie Bewegung möglich.<br />

Clara liebt Ausritte. Am liebsten in guter Gesellschaft. Ihre Hunde sind immer<br />

mit dabei. Um den Hof herum erstreckt sich ein abwechslungsreiches<br />

Ausreitgelände – Waldwege, Hügel und Galoppstrecken inklusive.<br />

Von der Weide direkt zum Training: Clara mit<br />

Paul und Bellina Royale an der Hand.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 89


ERLEBEN & ENTDECKEN<br />

gegeben, ist ehrgeizig und fokussiert.<br />

Zugleich bleibt sie total entspannt.<br />

Vor Prüfungen und im Training sowieso“,<br />

charakterisiert der Kfz-Meister<br />

seine jüngere Schwester. Moment<br />

mal, sind Sie über den Namen „Ida“<br />

gestolpert? Zu Recht. Aber es ist kein<br />

Schreibfehler, sondern Claras Rufname<br />

in ihrem engeren Umfeld. Warum?<br />

„Unsere Eltern waren sich uneinig,<br />

ob sie Clara oder Ida heißen soll.<br />

Unsere Mutter hat sich offiziell mit<br />

Clara durchgesetzt. Der Name Ida ist<br />

aber geblieben“, erklärt Michel. Die<br />

beiden haben zwei weitere Geschwister:<br />

Lotte macht gerade eine Ausbildung<br />

zur Pferdewirtin bei Karl Brocks,<br />

ihr achtjähriger Halbbruder Nils lebt<br />

bei ihrer Mutter in Bramsche.<br />

Das Team<br />

Nach ihrem Abitur hat Clara Landwirtschaft<br />

in Osnabrück studiert.<br />

Eine Ausbildung zur Pferdewirtin<br />

hätte sie sich ebenfalls<br />

vorstellen können.<br />

„Nur hatte ich<br />

da schon meine ersten<br />

Berittpferde und<br />

meine eigenen Pferde.<br />

Wie hätte ich<br />

das unter einen Hut<br />

bekommen sollen?<br />

Ich habe kein großes<br />

Team im Hintergrund“,<br />

erzählt<br />

Clara. Ihre Freundin<br />

Lisa-Marie Hoffmann<br />

hilft ihr regelmäßig<br />

im Stall, ihre<br />

Schwester Lotte begleitet<br />

sie zu Turnieren,<br />

ihr Freund<br />

Carlos Hollenbeck<br />

reitet ebenfalls, ihre<br />

Großeltern unterstützen<br />

sie, ihr Bruder<br />

Michel hält die<br />

Maschinen fit, ihr Vater Jonas Warnecke<br />

hat sich um den Innenausbau<br />

der Ställe gekümmert. Seine Zimmerei<br />

liegt direkt an der Hofeinfahrt.<br />

„Es fühlt sich nach wie vor manchmal<br />

an wie eine Ferienfreizeit. Ich mache,<br />

was ich möchte, gehe ausreiten<br />

und habe eine gute Zeit mit den Menschen,<br />

die mir wichtig sind und mit<br />

denen ich gerne Zeit verbringe. Nach<br />

der Arbeit backen wir Pizza, spielen<br />

Tischtennis oder etwas anderes. Das<br />

macht mich sehr glücklich“, sagt Clara.<br />

Der familiäre Rückhalt bedeutet<br />

ihr viel. Der Zusammenhalt unter den<br />

Geschwistern ist in den vergangenen<br />

Jahren wieder stärker geworden, wie<br />

ihr Bruder erzählt.<br />

Nach der Trennung ihrer Eltern<br />

2015 lebte Clara bei ihrer Mutter. Sie<br />

ist es, die Clara im Reitsport am meisten<br />

geprägt hat. Mit ihr hat sie angefangen<br />

zu reiten. Sie hat sie auf ihrem<br />

ersten Haflinger unterrichtet und zu<br />

Jugendreiterprüfungen, E-Springen<br />

und ersten Vielseistigkeitsprüfungen<br />

gefahren. „Ich durfte ein Pony<br />

aus der Nachbarschaft übernehmen.<br />

Wir haben uns vom Vierkampf über<br />

das Bundesnachwuchschampionat<br />

bis zu den Deutschen Meisterschaften<br />

in der Vielseitigkeit gesteigert. Es<br />

hat mich geprägt, mit dem Pony über<br />

„Paul bleibt bei mir. Er hat<br />

mir so viel ermöglicht. Wir<br />

haben viel erlebt. Das<br />

verbindet. Wir kennen uns inund<br />

auswendig Und ich freue<br />

mich auf alles, was<br />

noch kommt.“<br />

Clara Blau<br />

Jahre gemeinsam immer mehr zu erreichen“,<br />

sagt Clara.<br />

Ihre bisherigen Erfolge machen ihr<br />

auch jetzt Lust auf mehr. Clara weiß,<br />

dass das in der hochprofessionalisierten<br />

Pferdesportwelt nicht einfach<br />

wird. Doch das hindert sie nicht daran,<br />

weiter ihren Weg zu verfolgen. Sie<br />

hat talentierte Jungpferde. Und sie hat<br />

Freude an dem, was sie tut. „Ich mag<br />

die Herausforderung und liebe die Atmosphäre<br />

der großen Turniere. Das<br />

ist ein besonderes Gefühl.“ Doch dabei<br />

möchte sie sich treu bleiben: „Ich<br />

lerne gerne von anderen, weiß aber<br />

auch, was meine Pferd brauchen. Ich<br />

kann sie nicht einfach umstellen“,<br />

unterstreicht sie. Sie durfte aufgrund<br />

ihrer Erfolge schon viele Lehrgänge<br />

besuchen und ist auch manchmal angeeckt.<br />

„Mein Reiten entspricht nicht<br />

dem klassischen deutschen Stil, wenn<br />

es für das Pferd nicht das richtige ist“,<br />

weiß Clara. Sie möchte sich und ihre<br />

Pferde nicht in eine Form pressen lassen.<br />

Die Zukunft<br />

Mit dem Alter sind die Anforderungen<br />

gestiegen, denen Clara Blau sich<br />

gestellt hat. „Das System zur Jugendförderung<br />

ist in Deutschland sehr gut<br />

aufgebaut. Das hilft ungemein,<br />

den schwierigen<br />

Sprung vom<br />

Junioren- ins Junge Reiter-Lager<br />

und nun weiter<br />

zu den Senioren zu<br />

meistern“, weiß Clara.<br />

Für sie ist es nun weiter<br />

an der Zeit, im Seniorenlager<br />

Fuß zu fassen.<br />

Das geht über Weltranglistenpunkte,<br />

über<br />

Startgenehmigungen<br />

bei großen Veranstaltungen<br />

und natürlich<br />

über Erfolge.<br />

Der Titelgewinn im<br />

Sommer hat ihr weitere<br />

Türen geöffnet. „Mein<br />

Plan war nie so hochklassig<br />

zu reiten, nun<br />

habe ich Freude daran<br />

und möchte es weitermachen.<br />

Es fasziniert<br />

mich, ein Pferd in seiner Entwicklung<br />

zu begleiten und sportliche Ziele zu<br />

erreichen. Doch ich stehe auch gerne<br />

am Zaun und schaue meinen Pferden<br />

auf der Weide zu.“ Die Zeit dafür<br />

nimmt sie sich. Weil es ihr gut tut. Genau<br />

wie jeder Ausritt. Am liebsten im<br />

Galopp den Berg hinauf. ▪<br />

90 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


Paul folgt Clara,<br />

ob mit Trense<br />

oder ohne.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 91


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

SZENE<br />

ELECTRIC MAX<br />

RABAT<br />

FOTOS: LGCT/S.GRASSO<br />

Der Champion der Global Champions Tour<br />

kommt aus Bayern, startet für Österreich und<br />

heißt Max Kühner. Finalsieg in Rabat, aber<br />

keine Eintagsfliege, sondern das Ergebnis<br />

einer gesamten Saison – vor allem dank seiner<br />

Nummer eins im Stall: Electric Blue.<br />

JUST SELFIES<br />

Ob Max Kühner Mitglied der Gruppe „Just<br />

Selfies“ ist? Wissen wir nicht. Aber dieser<br />

Schnappschuss wäre auf jeden Fall ein feiner<br />

Beitrag, so neben Olympiasieger Christian<br />

Kukuk und Janne Friederike Meyer-Zimmermann,<br />

die im Iron Dames-Team auch noch den<br />

Teamwettbewerb gewann.<br />

VERSILBERT<br />

Vom Ein-Mann-Betrieb zu einer der weltweit größten<br />

Pferdespeditionen hat Friedrich „Fritz“ Johannsmann<br />

sein Unternehmen wachsen lassen. Vor 50 Jahren<br />

hat seine Erfolgsgeschichte begonnen und<br />

FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach hat ihn nun<br />

mit dem Deutschen Reiterkreuz in Silber für seine Verdienste<br />

ausgezeichnet. Weiter gute Fahrt!<br />

FOTO: T. LEHMANN<br />

HERNING<br />

TEAMWORK<br />

FOTOS: FEI/P. HÄGG<br />

Die Dänin Cathrine Laudrup-Dufour setzte beim<br />

Weltcup-Auftakt in Herning zwar sportlich voll<br />

und ganz auf ihr Olympiapferd Freestyle – persönliche<br />

Bestleistung war das Ergebnis der beiden. Als<br />

Unterstützung hatte die Dänin aber auch Herzenspferd<br />

Cassidy dabei. Der Fuchs, mit 21 Jahren fit<br />

und frisch, übernahm die Siegerehrungen – um seine<br />

Stallkumpanin zu entlasten.<br />

92 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


BOEKELO<br />

FOTOS: ARND.NL, INSTAGRAM/ANNA SIEMER<br />

SUPER NICKEL<br />

Auf ihren Nickel kann<br />

sich Julia Krajewski verlassen.<br />

Er ist ein wahrer<br />

Musterschüler, entwickelt<br />

sich immer weiter. Jetzt<br />

der Einzelsieg und Platz<br />

drei mit dem deutschen<br />

Team im niederländischen<br />

Boekelo bei der letzten<br />

Station der Nationenpreisserie.<br />

BODO MIT DEM BAGGER<br />

Das Nationenpreisturnier der Vielseitigkeit in<br />

Boekelo war eine Schlammschlacht. Um so<br />

rühmlicher, wie die Veranstalter ihr Event über<br />

die Bühne brachten und den Reitern zur Abreise<br />

verhalfen: Mit einem Bagger! So abgeschleppt<br />

zu werden war auch für Anna Siemer<br />

das „next level“. Und während Bodo mit dem<br />

Bagger schon Feierabend machte, bangte sie<br />

noch Tage später um ihren LKW.<br />

KÖNIGLICH<br />

Ein Hoch auf die Holsteiner Stute Killer<br />

Queen! Sie ist die Weltmeisterin der<br />

sechsjährigen Vielseitigkeitspferde in Le<br />

Lion d’Angers. Unter der Niederländerin<br />

Merel Blom-Hulsman galoppierte die<br />

Stute einen Start-Ziel-Sieg ein und<br />

machte bei allen malerischen Hindernis-<br />

Kreationen eine gute Figur.<br />

FOTOS: WWW.AGENCECARY.COM, MVALLAIS<br />

LION D‘ANGERS<br />

WM DER KLONE<br />

Jetzt nur nix verwechseln … Zwei Klone<br />

des erfolgreichsten Vielseitigkeitshengstes<br />

aller Zeiten, Chilli Morning, schafften<br />

es bei der WM der siebenjährigen<br />

Buschtalente in die Top Ten, und einer<br />

sogar auf den Thron: Chilli Morning IV,<br />

vorgestellt von der Britin Gemma Stevens<br />

ist der neue Champion. Chilli Morning<br />

II landete unter seiner Ausbilderin<br />

Julia Krajeweski auf Rang sechs.<br />

EIN FEST<br />

Das älteste staatliche Gestüt<br />

Deutschlands lud zu den<br />

Hengstparaden auf die Schwäbische<br />

Alb nach Marbach. Es<br />

wurde ein Fest der Vielfalt, die<br />

die Pferdewelt zu bieten hat.<br />

Aus den eigenen Reihen mit<br />

Warmblütern und Schwarzwäldern<br />

oder mit den Gästen aus<br />

Slowenien mit ihren Lipizzanern<br />

in der Schule über der<br />

Erde.<br />

FOTO: S. KUBE<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 93


ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

SZENE<br />

BARCELONA<br />

FOTOS: S. LAFRENTZ<br />

FOTO: FEI/L. DE KOSTER<br />

SCHNUPPERPROBE<br />

Mal riechen, was der spanische Blumenstrauß<br />

so hergibt. Legacy, mit der Daniel<br />

Coyle den Großen Preis von Barcelona<br />

gewann, wollte offensichtlich sicher gehen,<br />

dass ihr keine Möhre entgeht. Aber:<br />

War nix zu holen im bunten Gestrüpp.<br />

DREI, ZWEI, EINS<br />

Artig stehen sie da, die vier Springreiter mit ihrem<br />

Bundestrainer Otto Becker. Zum zweiten Mal in<br />

Folge haben sie den Nationenpreis-Sieg für<br />

Deutschland geholt: André Thieme, Jana Wargers,<br />

Christian Kukuk und Richard Vogel. Doch nun steht<br />

die finale Disziplin an und dabei geht es um Geschick<br />

und Schnelligkeit: Wer lässt als erstes den<br />

Korken knallen und macht die anderen nass? Klar.<br />

Der fixe Vogel macht’s.<br />

PARCOURSBESPRECHUNG<br />

Geht nichts über Weitsicht und Überblick<br />

im Parcours. Diese Herrschaften in<br />

Übergröße haben ihn traditionsgemäß,<br />

wenn sie, wie jedes Jahr, das Nationenpreis-<br />

Finale in Barcelona einläuten.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

JOS’ JUNGS<br />

Der niederländische Nationaltrainer Jos<br />

Lansink hatte seine Equipe bestens auf<br />

Kurs, den Sieg hatten sie zum Greifen<br />

nah. Doch eine Pechrunde von Harrie<br />

Smolders ließ ein „oranje boven“ platzen.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

KÜSSCHEN<br />

„Ist ja gut, ist ja gut“, könnte sich Chakaria<br />

wohl denken, ob der knutschenden<br />

Zuwendung ihres Reiters André Thieme.<br />

Wie sehr er seine Fuchsstute liebt, hat er<br />

schon oft öffentlich bekundet. Ihr auch.<br />

94 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


ENTWEDER-ODER<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Sport machen oder Sport<br />

schauen?<br />

Sport machen. Ich bin ein<br />

aktiver Mensch. Ich sitze nicht<br />

auf dem Sofa und schaue anderen<br />

beim Sport machen zu.<br />

Dieses Jahr war ich in Paris bei<br />

den Olympischen Spielen und<br />

habe Leichtathletik geschaut.<br />

Das war spannend. Tatsächlich<br />

bin ich aber lieber der, der den<br />

Erfolg bringt.<br />

Wann bist du aufgeregter,<br />

vor einem Geländeritt oder<br />

einer Springprüfung?<br />

Es kommt auf die Prüfung<br />

an. Generell eher vor dem Geländeritt,<br />

weil da einfach viel<br />

mehr passieren kann. Eine<br />

Ausnahme gibt es: das Hamburger<br />

Derby.<br />

Lieber auf dem Hamburger<br />

Derby oder bei einem<br />

Championat reiten?<br />

Das sind beides ganz, ganz<br />

besondere Anlässe. Zum einen<br />

ist es bei einem Championat<br />

mega spannend und eine ganz<br />

große Ehre, für sein Land zu<br />

starten. Als Team macht so ein<br />

Turnier unglaublich viel Spaß.<br />

Das Hamburger Derby ist ein<br />

wahnsinnig prestigeträchtiges<br />

Turnier mit so vielen Zuschauern,<br />

das ich in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal in meiner Karriere<br />

erleben durfte. Die Atmosphäre<br />

beflügelt. Also bei<br />

dieser Frage kann ich mich<br />

nicht entscheiden.<br />

Möchtest du den nächsten<br />

Titel in der Vielseitigkeit<br />

oder im Springen gewinnen?<br />

Ich habe in beiden Disziplinen<br />

für das nächste Jahr Top-<br />

Pferde. In der Vielseitigkeit ist<br />

es Bon Ton, im Springen mein<br />

Nachwuchspferd Calesta. Ich<br />

tendiere zur Vielseitigkeit. Ich<br />

war Junioren-Europameister.<br />

Den Titel bei den Jungen Reitern<br />

zu gewinnen, wäre cool.<br />

Die Geländestrecke dreimal<br />

oder achtmal abgehen?<br />

Lieber achtmal. Definitiv.<br />

Ich schaue mir nicht nur die<br />

Spünge an, sondern auch die<br />

Strecke, die Anreitwege, die<br />

Minutenpunkte und so weiter.<br />

Immer mit Trainer oder<br />

ohne abgehen?<br />

In der Regel mit Trainer. Das<br />

letzte Abgehen mache ich immer<br />

ganz alleine. Dann habe<br />

ich alle Worte von den Trainern<br />

im Kopf. So fokussiere ich<br />

mich noch einmal.<br />

Lieber nur mit Unterricht<br />

reiten oder lieber ohne?<br />

Das Reiten mit Unterricht<br />

ist sehr wichtig. Lieber reite<br />

ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />

Mathies Rüder<br />

Mit 19 Jahren blickt Mathies Rüder bereits auf EM-Titel und Medaillen.<br />

In diesem Jahr ist er vom Weltreiterverband für die Wahl zum<br />

„Rising Star“nominiert worden. Seine Familie führt einen Ferienbetrieb<br />

mit Reitschule auf Fehmarn, sein Vater Kai ist sein Trainer und<br />

gehörte einst zum deutschen Olympiateam in der Vielseitigkeit.<br />

Mehr als genug Gründe, um Mathies Rüder Entscheidungsfragen zu<br />

stellen. Wir haben ihn erwischt, ehe er in den Stall gegangen ist.<br />

Übrigens macht Mathies aktuell eine Ausbildung zum Pferdewirt.<br />

INTERVIEW: SABINE GREGG<br />

ich im Alltag aber ohne. Ich<br />

bin ein Mensch, der sich für<br />

die tägliche Arbeit gerne<br />

selbstständig Aufgaben aussucht.<br />

Gerade auch für die<br />

Winterarbeit. Da baue ich kleine<br />

Übungen mit Stangen auf,<br />

um Abwechslung in die Arbeit<br />

zu bekommen.<br />

Lieber zu Hause reiten oder<br />

auf dem Turnier?<br />

Auf dem Turnier. Das macht<br />

mir mehr Spaß. Und wenn ein<br />

Erfolg hinzukommt, umso<br />

schöner.<br />

Podcast oder Radio hören?<br />

Radio, bei uns im Norden<br />

hört man NDR.<br />

Sattel oder Pferd putzen?<br />

Das Pferd. Ich lege viel Wert<br />

darauf, dass meine Pferde im<br />

gepflegten Zustand sind.<br />

Lieber selbst einflechten<br />

oder einflechten lassen?<br />

Ich kann nicht einflechten.<br />

Ich habe mir das nie beibringen<br />

lassen und damit bin ich<br />

bisher auch ganz gut gefahren.<br />

Was machst du als nächstes?<br />

Ich gehe jetzt gleich raus in<br />

den Stall und fange an zu reiten.<br />

Calesta immer als Erstes. ▪<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 95


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Wie viel Körperspannung brauchen Reiter wirklich?<br />

Pferde sind sensibel. Sie reagieren auf unsere Körperspannung – im Umgang und beim Reiten. Doch wie<br />

viel Anspannung brauchen Reiter wirklich, um ihre Pferde optimal zu unterstützen? Wann ist es zu viel<br />

Spannung? Wie fühlt man, ob man den Grad zwischen Anspannung und Verspannung gut meistert?<br />

Unsere Experten haben die Antworten.<br />

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➨ Heilen mit Händen?<br />

Die Cranio-Sacral-Therapie hat sich aus der Osteopathie<br />

entwickelt. Sie ist eine sanfte Methode, die<br />

darauf abzielt, die Selbstheilungskräfte im Körper<br />

des Pferdes zu aktivieren. Funktioniert das? Und<br />

wenn ja, wie?<br />

➨ Schnipp, schnapp<br />

Der Winter ist die Zeit der Kastrationen. Wie<br />

Hengste darauf am besten vorbereitet werden, in<br />

welchem Alter der Eingriff sinnvoll ist und was er<br />

mit Pferdewohl zu tun hat – auf diese und weitere<br />

Fragen gibt es im nächsten Heft die Antworten.<br />

➨ Ideen für wenig Platz<br />

In der kalten Jahreszeit sind die Reithallen häufig<br />

voll. Wie Sie Ihr Training trotz begrenztem Platz<br />

effektiv gestalten, verraten Ihnen die besten Profi-<br />

Tipps aus verschiedenen Reitweisen.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

FOTO: C. SLAWIK<br />

Wir bitten um Verständnis: Aus aktuellem Anlass können Themen verschoben werden.<br />

98 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024


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