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<strong>12</strong><br />
Dez.<br />
2024<br />
Wintertraining: Sandra Auffarths Tipps für mehr Abwechslung<br />
Advent, Advent<br />
24 Geschenke<br />
zu gewinnen!<br />
Martin Richenhagen im<br />
exklusiven Interview<br />
So will er die<br />
FN retten<br />
Kommunikation mit<br />
Mensch und Pferd<br />
Der Ton<br />
macht<br />
die Musik<br />
✔ Unter Reitern: Wie wir besser kommunizieren<br />
✔ Mit Pferden: Was wir mit ihnen lernen können<br />
✔ In Sozialen Medien: Was die Stimmung verändert<br />
Springreiterin Clara Blau<br />
Sie macht<br />
ihr Ding
Adventskalender<br />
Gewinne vom 01.<strong>12</strong>. bis zum 24.<strong>12</strong>. täglich einen tollen Preis bei<br />
unserem Adventsgewinnspiel.<br />
Jahr Media GmbH & Co. KG. Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763<br />
Online mitmachen unter: gewinnspiel.rimondo.com<br />
Eine Aktion von
AUFSITZEN<br />
Kommunikation verändert<br />
Klein, schwarz, unauffällig. Das neue Ding im Reitsport<br />
und für mehr Pferdewohl ist ein Messinstrument<br />
zur Bestimmung der Weite des Nasenriemens.<br />
Der Keil ist 1,7 Zentimeter hoch, 11,5 Zentimer lang<br />
und drei Zentimeter breit. Er signalisiert ein Umdenken.<br />
Denn nun kann die leidige Diskussion über die Zwei-Finger-Regel<br />
enden. Debatten darüber, ob und wessen zwei Finger<br />
der Standard sind, werden damit hinfällig. Es ist ein wichtiger<br />
Schritt, der den Pferdesport transparenter macht. Das Messinstrument<br />
ist für jeden verständlich. Entweder es passt unter<br />
dem Nasenriemen durch oder nicht. Ganz einfach und bereits<br />
in der Praxis erprobt. Auf rund 600 Turnieren kam es in<br />
der Testphase zum Einsatz. Im kommenden Jahr möchte der<br />
Weltreiterverband das Messinstrument auf internationalen<br />
Turnierveranstaltungen einsetzen. Flächendeckend? Leider noch nicht. Aber<br />
zum Glück disziplinübergreifend. Und das ist gut.<br />
Schon jetzt steht fest, welche Konsequenzen ein zu enger Nasenriemen hat:<br />
Wird er vor der Prüfung nicht gelockert, darf das Paar nicht starten. Ist er in<br />
der Prüfung zu eng, wird das Paar vom Wettbewerb ausgeschlossen. Noch eine<br />
gute Nachricht: Jeder soll das Messinstrument kaufen können, um sich selbst<br />
zu überprüfen. Transparenz auf vielen Ebenen – für das Wohl des Pferdes.<br />
In den vergangenen Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahren ist dem Weltreiterverband<br />
(FEI) häufig vorgeworfen worden, nur zu reden, um sich mit dem<br />
Wort „Pferdewohl“ zu schmücken. Die Kritik war teils harrsch und vorwurfsvoll.<br />
Von einem konstruktiven Austausch haben sich viele Pferdesportler weit<br />
entfernt. Weil es fraglos manchmal (zu) lange dauert, bis sich etwas ändert.<br />
Ganz sicher kostet Kommunikation manchmal Nerven und Energie. Doch<br />
wir sind fest davon überzeugt, dass der gemeinsame Austausch etwas bewirken<br />
kann. Dabei kommt es zum einen auf den Inhalt an, zum anderen aber auf die<br />
Art und Weise an. Bestenfalls gehen wir transparent, wertschätzend und konstruktiv<br />
miteinander um – mit unseren Mitmenschen und mit unseren Pferden.<br />
Wie uns allen das noch besser gelingen kann und was Kommunikation bewirkt,<br />
lesen Sie in unserem Fokusthema ab Seite 36.<br />
Es ist ein Thema, das uns bewegt, weil wir glauben, dass Pferdesportler mehr<br />
miteinander reden sollten, anstatt übereinander. Auf Dauer führt das zu Veränderung.<br />
Stimmen Sie uns zu? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, beim<br />
miteinander Austauschen und vor allem viel Freude mit den Pferden.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
Karolin Leszinski<br />
Redaktionsleitung Print<br />
Sabine Gregg<br />
Redaktionsleitung Digital<br />
Ihr direkter Kontakt zur<br />
Reiter Revue International:<br />
Redaktion: redaktion@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />
Anzeigen: nikola.noack@<strong>reiterrevue</strong>.de<br />
Abo/Service: Tel.: 040 389 06 880,<br />
E-Mail: abo@jahr-media.de<br />
www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 3
Sprechen,<br />
zuhören,<br />
verstehen<br />
Kommunikation ist der Schlüssel für<br />
mehr Verständnis. Wie wir mit unseren<br />
Pferden besser kommunizieren und wie<br />
wir auch das menschliche Miteinander,<br />
sei es im echten Leben oder in den Sozialen<br />
Medien, durch Zuhören verändern<br />
können, lesen Sie in unserem Fokusthema<br />
ab Seite<br />
36<br />
INHALT<br />
DEZEMBER 2024<br />
➤<br />
➤<br />
Wissen &<br />
Diskutieren<br />
8 Pferdemenschen<br />
Pferdepflegerin Lisa Fundis<br />
10 Kurz und knackig zum<br />
Mitreden im Stall<br />
Kurioses, News und mehr<br />
14 Streitfrage:<br />
Welche Folgen hat die<br />
GOT tatsächlich?<br />
18 Martin Richenhagen im<br />
Interview<br />
Das sind seine Pläne als<br />
neuer FN-Präsident<br />
24 Das große Weihnachtsgewinnspiel<br />
➤<br />
➤<br />
Reiten &<br />
Lernen<br />
32 Wintertraining mit<br />
Sandra Auffarth<br />
36 Im Fokus: Kommunikation<br />
mit Mensch und Pferd<br />
Wie wir einander besser<br />
verstehen<br />
46 Der äußere Zügel<br />
Irrtümer und Mythen im<br />
Fakten-Check<br />
50 Lernen von Anne Krüger-<br />
Degener beim CHIO<br />
Aachen Campus<br />
52 Deutschlands beste Reitschule,<br />
Teil 4<br />
58 Reiten und Lernen<br />
in Kürze<br />
Hegen &<br />
Pflegen<br />
62 So geht gutes<br />
Impfmanagement<br />
Überdenken, planen,<br />
schützen<br />
68 Sichere Fahrt im Winter<br />
Zehn Tipps für eine gute<br />
Fahrt<br />
70 Hegen und Pflegen<br />
in Kürze<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
4 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Abwechslung im Winter<br />
Sandra Auffarth macht es vor: Wintertraining<br />
bedeutet keinesfalls, in einen öden Trott zu verfallen.<br />
Vielmehr geht es um vielfältig gestaltete Basisarbeit.<br />
Ihre besten Tipps dafür ab Seite<br />
32<br />
„Es ist an<br />
der Zeit“<br />
Martin Richenhagen steht<br />
in den Startlöchern, um<br />
Veränderungen bei der<br />
Deutschen Reiterlichen<br />
Vereinigung zu bewirken.<br />
Über seine Pläne spricht<br />
er im Interview ab Seite<br />
18<br />
Viel Freude für Pferd und Mensch<br />
In der Reitschule „Pferd mit Familie“ dreht sich alles<br />
um Kinder und ihre gute Zeit mit Pferden. Welche<br />
Werte Kathrin Fastje so vermittelt, ab Seite<br />
52<br />
Erleben &<br />
Entdecken<br />
Junge Reiter<br />
Revue<br />
Aus der<br />
Redaktion<br />
➤<br />
FOTOS: S. LAFRENTZ, T. BECKER, M. CHRISTIANS, S. PICK<br />
76 Reportage: Jagdreiten auf<br />
Herrenchiemsee<br />
Die schönsten Bilder<br />
84 Portrait: Springreiterin<br />
Clara Blau<br />
Vom Machen statt Reden<br />
92 Szene: Klatsch und<br />
Tratsch aus der<br />
Pferdewelt<br />
95 Entweder oder?<br />
Nachwuchstalent Mathies<br />
Rüder stellt sich unseren<br />
Entscheidungsfragen<br />
74 Das blinde Pony Joschi<br />
Allen Widrigkeiten zum<br />
Trotz erfolgreich<br />
3 Editorial – erste Worte<br />
aus der Redaktion<br />
6 Leserbriefe – hier sind Sie<br />
gefragt<br />
7 Impressum<br />
22 Augenweide<br />
Das besondere Bild<br />
98 Vorschau – das erwartet Sie<br />
im nächsten Heft<br />
Perfektes Team:<br />
Clara Blau und<br />
Paul.<br />
Titelbild:<br />
Clara Blau und Paul<br />
sind unsere Titelhelden.<br />
Die beiden sind<br />
Deutsche U25-Meister<br />
und voller Freude, auf<br />
das, was kommt.<br />
Titelfoto:<br />
Stefan Lafrentz<br />
➤ Mit dem Pfeil<br />
finden Sie schnell<br />
unsere Titelthemen<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 5
LESERSTIMMEN<br />
„Ich hätte vor sieben<br />
Jahren niemals<br />
geglaubt, was wir in<br />
dieser Zeit erreichen<br />
Mein Herzenspferd<br />
Pferde sind wundervoll. Sie sind für uns da,<br />
halten uns den Spiegel vor, machen aus uns<br />
bessere Menschen. In unserer Rubrik „Mein<br />
Herzenspferd“ erzählen Reiter Revue-Leser die<br />
Geschichte ihres persönlichen Alltagshelden<br />
auf vier Hufen. Katharina Freytag beschreibt<br />
in dieser Ausgabe ihren „Django“.<br />
Vor sieben Jahren habe ich Django als zweieinhalbjährigen<br />
Hengst von seinen Züchtern<br />
geschenkt bekommen. Er hatte damals einen<br />
röntgenologischen Befund und war dadurch<br />
nicht als Sportpferd verkäuflich. Daher haben<br />
seine Züchter einen alternativen Platz für ihn<br />
gesucht. Schon damals war aber klar, dass es<br />
sein kann, dass er reitbar ist und „hält“. Aus<br />
dem Bauch heraus habe ich mich damals für ihn<br />
entschieden. Jeder kennt wohl den Plan, sich ein<br />
Pferd „nur anzuschauen“. Vier Wochen nach<br />
dem Handschlag haben wir ihn abgeholt, da war<br />
er auch schon kastriert.<br />
Im ersten gemeinsamen<br />
Winter sind wir viel spazieren<br />
gegangen und haben uns kennengelernt.<br />
Im Frühling 2018<br />
habe ich ihn unter professioneller<br />
Anleitung angeritten und im<br />
Frühsommer das erste Mal zum<br />
Reiten mit zur Insel Neuwerk<br />
genommen. Da er sich so gut<br />
entwickelt hat, sind wir ein Jahr<br />
später auf Turniere gefahren<br />
– mit Erfolg. Wir haben gemeinsam Siege und<br />
Platzierungen in A-Dressuren gesammelt. Auf<br />
jedem Turnier haben wir eine Platzierung mit<br />
nach Hause genommen und waren 2023 sogar<br />
Vize-Doppel-Kreismeister unserer Klasse.<br />
Heute ist er fast 1,80 Meter groß und wiegt locker<br />
200 Kilogramm mehr als bei unserem Kennenlernen.<br />
Django wohnt seit 2018 bei uns mit seiner<br />
kleinen Freundin Sunny und begeistert mit seiner<br />
etwas verrückten Art nicht nur mich, sondern bei<br />
können.“<br />
Instagram und TikTok mittlerweile mehr als<br />
100.000 Leute.<br />
Wenn mir das alles jemand vor sieben Jahren<br />
beim Handschlag gesagt hätte, ich hätte es<br />
niemals geglaubt! Ich bin sehr, sehr glücklich,<br />
damals diese Entscheidung getroffen zu<br />
haben.<br />
XT FOTO: PRIVAT<br />
Ist auch Ihr Pferd ein echtes Herzenspferd?<br />
Schicken Sie uns Ihre Geschichte mit einem Foto Ihres Pferdes an<br />
redaktion@<strong>reiterrevue</strong>.de, Stichwort „Herzenspferd“ Die besten Geschichten<br />
werden veröffentlicht und mit einem Lederhalfter von Equest by Hölscher<br />
und einem Soulhorse Herzenspferd-Anhänger belohnt.<br />
6 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Reiter Revue International erscheint monatlich in der<br />
JAHR MEDIA GMBH & CO. KG<br />
Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg<br />
FN-Personalmeldungen, 10/24<br />
Karren aus der Matsche<br />
Ich hätte Lust, der neue CEO der FN zu werden.<br />
Ich komme selbst aus dem Sport, bin erfolgreicher<br />
Unternehmer mit Know-how, kann Medien- und<br />
Marketingarbeit und bin gut darin, vermeintlich<br />
fest gefahrene Karren aus der Matsche zu ziehen.<br />
Ich bin mir nicht zu fein, die Ärmel hochzukrempeln<br />
und habe Lust darauf, diesem Sport, dem regionalen<br />
und nationalen, dem negativen Image<br />
und vielen Dingen mehr, wieder auf die Füße zu<br />
helfen.<br />
<br />
JENS HILBERT BEI FACEBOOK<br />
Losgelassenheit, 11/24<br />
Wertvoll<br />
Danke für den wertvollen Beitrag zur Losgelassenheit.<br />
Für mich ist Reitmeister Martin Plewa einer<br />
der besten Ausbilder, der sich seit Jahren für das<br />
Pferdewohl stark macht.<br />
MARIE MEYER PER E-MAIL<br />
Mit Präsenz, 10/24<br />
Auf Augenhöhe<br />
Der Artikel mit Gianna Regenbrecht hat mir sehr<br />
gefallen. Auch die Bilder waren toll. Sie vermitteln<br />
den Umgang auf Augenhöhe. Weiter so!<br />
PETRA SOMMER PER E-MAIL<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsführung<br />
Alexandra Jahr<br />
Herausgeber<br />
Prof. Dr. h.c. Martin Richenhagen<br />
Redaktionsleitung Print<br />
Karolin Leszinski<br />
Redaktionsleitung Digital<br />
Sabine Gregg<br />
Director Content<br />
Michael Werner<br />
Autoren und Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe<br />
Birgit van Damsen, Ulrike Bletzer<br />
Fotografen<br />
Arnd Bronkhorst, Lutz Kaiser, Stefan<br />
Lafrentz, Christiane Slawik, Yvonne<br />
Voss<br />
Art Director<br />
Heico Forster<br />
Grafik<br />
Dirk Bartos (Stv. Art-Director, CvD),<br />
Andreas Kersten<br />
(Print Medien Design)<br />
Lithographie<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Produktionsmanagement:<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
Vertrieb<br />
Einzelverkauf<br />
DMV Der Medienvertrieb GmbH &<br />
Co. KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg,<br />
www.dermedienvertrieb.de<br />
Abonnement<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb<br />
GmbH, Postfach 57 04 02,<br />
22773 Hamburg<br />
www.dpv.de<br />
Bestellung von Einzelheften:<br />
Aktuelle und ältere Ausgaben sind<br />
versandkostenfrei für den aktuellen<br />
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(Preise für A und CH sind aufgeführt,<br />
weitere auf Anfrage) oder<br />
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Nikola Noack,<br />
Tel: 040 38906-260<br />
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Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 64 vom 1. Januar 2024<br />
Marketing<br />
marketing@jahr-media.de<br />
Druck Walstead Central Europe,<br />
ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków<br />
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Rechte<br />
© Reiter Revue International ,<br />
soweit nicht anders angegeben.<br />
Keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Bilder,<br />
Dateien und Datenträger. Kürzung<br />
und Bearbeitung von Beiträgen und<br />
Leserbriefen bleiben vorbehalten.<br />
Zuschriften und Bilder können ohne<br />
ausdrücklichen<br />
Vorbehalt veröffentlicht werden.<br />
DIE<br />
SCHÖNSTEN<br />
SEITEN<br />
DES LEBENS.<br />
INTERNATIONAL<br />
FliegenFischen<br />
Korrektur 11/24<br />
Doppelte Meldung<br />
In der Novemberausgabe hat sich versehentlich<br />
zweimal dieselbe Meldung eingeschlichen. Dies<br />
bitten wir zu entschuldigen. Die Nachricht zum<br />
Wolf finden Sie auf www.<strong>reiterrevue</strong>.de<br />
Abonnentenpreis <strong>12</strong> Hefte,<br />
Inland: 75,00 € inkl. Versandgebühr,<br />
Österreich: 75,00 €, Schweiz: 82,80<br />
SFr, weitere Länder und Luftpostpreise<br />
auf Anfrage. Für persönliche<br />
Mitglieder der Deutschen Reiterlichen<br />
Vereinigung (FN) gilt der ermäßigte<br />
Bezugspreis von 62,50 €.<br />
Internet<br />
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FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />
Ihre Meinung,<br />
Anregungen oder<br />
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Die Redaktion behält sich<br />
vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffent-<br />
lichen. Leserbriefe geben nicht die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
24.01<br />
Leserservice: 040 - 389 06-880<br />
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Redaktion Reiter Revue<br />
Jürgen-Töpfer-Straße 48<br />
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www.jahr-media.de
Lisa Fundis an ihrem<br />
Lieblingsplatz: beim<br />
Pferd. Nie wollte die<br />
Pferdepflegerin von<br />
Philipp Weishaupt<br />
woanders sein.<br />
FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />
8 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
PFERDE<br />
MENSCHEN<br />
Lisa Fundis<br />
Seit acht Jahren ist Lisa Fundis als Pflegerin für das Wohl der Pferde von<br />
Springreiter Philipp Weishaupt zuständig. Warum sie manchmal<br />
auf ihn eifersüchtig ist, welche Pferde sie herausgefordert haben und welche<br />
Pferdemomente sie besonders genießt.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />
FOTO: NINA KRUG<br />
Für Lisa Fundis gab es nie einen anderen<br />
Traum als Pferdepflegerin zu werden. Sie<br />
wuchs in einer Pferdefamilie auf, die Eltern<br />
hatten eine Pferdezuchtbetrieb und<br />
eine Reitschule. Sie ist die jüngste von<br />
vier Geschwistern und hat es damals schon geliebt,<br />
morgens um vier fürs Turnier aufzustehen.<br />
„Das geht hundertmal einfacher als um halb sieben<br />
für die Schule aufzustehen“, war die frühe<br />
Erkenntnis.<br />
Lisa Fundis hat ihren Traum wahr werden<br />
lassen. Die Bayerin machte zwar vorsorglich<br />
– oder der Eltern zuliebe – den Versuch einer<br />
kaufmännischen Ausbildung, brach sie jedoch<br />
ab. Nicht aber die Ausbildung zur Pferdewirtin.<br />
Bis zur Klasse S ritt sie ländlich, ehe sie begann,<br />
als Pferdepflegerin zu arbeiten. Zunächst<br />
in Bayern. Seit acht Jahren in Riesenbeck. Philipp<br />
Weishaupt hat sie damals angeheuert, der<br />
Kontakt kam über seinen Bruder Max zustande.<br />
Bereits an ihrem zweiten Arbeitstag flog sie mit<br />
zwei Pferden nach Katar. Willkommen in einer<br />
neuen, globalen Welt. In der sie blieb.<br />
Die ersten zwei Jahre seien vergangen wie<br />
im Flug. „Es sind so viele Erfolge passiert mit<br />
Aachen, Spruce Meadows, der Europameisterschaft<br />
in Göteborg. Es war eine komplette<br />
Sinnüberflutung.“ Aber sie lernte auch die Zeit<br />
kennen, in denen es sportlich nicht so hoch<br />
herging, in denen junge Pferde aufgebaut werden<br />
mussten. Vor allem hat Lisa Fundis aber<br />
gelernt, wie eng das Zusammenspiel aus allen<br />
Faktoren, die zum Erfolg dazugehören, funktioniert.<br />
„Vom Tierarzt über den Schmied, den Reiter,<br />
das Büro, das Training. Das ist mir da noch<br />
mehr bewusst geworden. Das ist in Riesenbeck<br />
ein ganz anderes Niveau.“<br />
Bedingungslose Liebe<br />
Es ist die bedingungslose Liebe, die die Pferde einem<br />
gegen, die sie so sehr fasziniert. „Sie nehmen<br />
einen unvoreingenommen so wie man<br />
ist.“ Und welche Pferde haben sie herausgefordert?<br />
„Che Fantastica und Asatir. Die wollten<br />
immer ein bisschen mehr“, sagt sie und lacht.<br />
„Asatir hielt nicht viel vom Kompromiss, sich in<br />
der Mitte zu treffen. Und Fantastica nahm vieles<br />
persönlich. Alles war schwierig. Aber Philipp<br />
hat sie geliebt, obwohl er gar nicht so viel Zeit<br />
mit ihr verbracht hat. Das fand ich fast ein bisschen<br />
frech“, erzählt sie und lacht.<br />
Die 32-Jährige steht gern früh morgens für<br />
die Pferde auf und genießt es. „Oder wie jetzt,<br />
wenn ich in der Sonne stehe und meine Pferde<br />
draußen sind, das ist das Schönste – jetzt höre<br />
ich mich an wie mein Papa.“ Was würde sie ihre<br />
Pferde gern fragen? „Manche sagen, es wäre<br />
schön, wenn Pferde sprechen könnten. Aber sie<br />
sprechen, sie kommunizieren mit jeglicher Art<br />
und Weise, die ihnen möglich ist. Manchmal<br />
passt es einem nicht, was sie sagen. Gerade dann<br />
ist es wichtig, sie zu verstehen und zuzuhören.<br />
Mit den Augen kann man auch zuhören.“ ❚<br />
VITA IN KÜRZE<br />
✶ Lisa Fundis wurde 1992 geboren, stammt aus Süddeutschland und ist mit Pferden aufgewachsen ✶ ihre Eltern haben<br />
Pferde gezüchtet und hatten neben der Aufzucht noch Pensionspferde ✶ sie ist die Jüngste von vier Geschwistern und<br />
ist bis zur schweren Klasse Springen geritten ✶ hat eine Pferdewirt-Ausbildung bei Thomas Münch abgeschlossen ✶<br />
arbeitet seit 2016 als Pflegerin bei Springreiter Philipp Weishaupt für die Beerbaum Stables in Riesenbeck<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 9
WISSEN UND DISKUTIEREN<br />
Drei Zentimeter breit und 1,7 Zentimeter<br />
hoch ist der Messkeil zur Überprüfung der<br />
Verschnallung des Nasenriemens.<br />
FOTO: FEI<br />
Der Keil kommt<br />
Nach intensiven Diskussionen und anhaltender Kritik hat der Weltreiterverband<br />
FEI ein neues Messgerät präsentiert, das sicherstellen soll, dass Nasenriemen<br />
künftig nicht mehr zu eng verschnallt werden. Das neue Tool ist ein einfach<br />
zu handhabender Messkeil und wird im ersten Quartal 2025 schrittweise bei FEI-<br />
Veranstaltungen eingeführt.<br />
Nach erfolgreicher Testphase, bei der das Gerät auf über 600 FEI-Turnieren in<br />
den Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit getestet wurde, zeigte sich<br />
die FEI mit den Ergebnissen zufrieden. Die Tests sei von Reitern, Pferdepflegern<br />
und Offiziellen positiv aufgenommen heißt es nun seitens des Verbands. Der<br />
Messkeil, der von der FEI in Zusammenarbeit mit externen Experten entwickelt<br />
wurde, wird unter den Nasenriemen geführt und prüft, ob dieser locker genug<br />
ist. Ist der Nasenriemen zu fest verschnallt, darf das Pferd-Reiter-Paar nicht starten,<br />
bis der Nasenriemen korrekt verschnallt ist. Wird während eines Wettkampfs<br />
festgestellt, dass der Nasenriemen zu eng angebracht ist, droht die Disqualifikation<br />
aus dem Wettbewerb und eine Gelbe Karte für den Reiter. Mit<br />
dieser Maßnahme kommt die FEI der Forderung nach einem stärkeren Tierschutz<br />
im Pferdesport nach und setzt ein klares Zeichen für das Wohl der Pferde.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
Magnetfeldtherapie<br />
bei<br />
dünnen<br />
Hufsohlen?<br />
Eine Pilotstudie aus den USA hat die Wirkung der pulsierenden Magnetfeldtherapie<br />
auf Pferde mit dünnen Hufsohlen untersucht. Der Magnetfeldtherapie zählt zu den alternativen<br />
und nicht zu den schulmedizinischen Behandlungsmethoden, ihr wird nachgesagt,<br />
sie könne die Durchblutung und Stoffwechsel anregen, Heilungsprozesse fördern,<br />
Schmerzen lindern und die allgemeine Gesundheit und Leistungsfähigkeit von<br />
Pferden unterstützen. Dünne Hufsohlen und auch schlechte Palmarwinkel kommen bei<br />
Sportpferden immer wieder vor und wirken sich negativ auf die Bewegung des Pferdes,<br />
sein Wohlbefinden sowie seine Hufgesundheit aus. Das Forscherteam um Madelyn<br />
Matz von der Midway University wandten bei zehn betroffenen Pferden über einen<br />
Zeitraum von 30 Tagen dreimal pro Woche für jeweils zehn Minuten eine Magnetfeldtherapie<br />
an. Röntgenaufnahmen vor und nach der Behandlung ergaben zwar keine signifikanten<br />
Unterschiede in der Sohlentiefe oder dem Palmarwinkel, zeigten jedoch einen<br />
Trend zu einer erhöhten Sohlentiefe im rechten Huf der behandelten Tiere. „Diese Ergebnisse<br />
deuten darauf hin, dass diese Therapie einen leichten Nutzen für die Sohlentiefe<br />
des Pferdehufs hat, mit einer Tendenz zur Verbesserung der distalen Prozesse eines einzelnen<br />
Hufs“, lautete das Fazit der Forscher. Weitere Untersuchungen seien notwendig.<br />
11.415<br />
Euro<br />
brachte der erste „Agria Ride“,<br />
der Anfang Oktober stattfand, ein<br />
und viele Pferdefreunde aus ganz<br />
Deutschland zusammen. Insgesamt<br />
nahmen 2.283 Reiterinnen und Reiter<br />
an der Aktion teil – für jede<br />
Anmeldung spendete die Agria<br />
Tierversicherung fünf Euro an die<br />
Pferdeklappe von Petra Theegen in<br />
Norderbrarup. „Wir freuen uns,<br />
dass so viele Menschen die Gelegenheit<br />
genutzt haben, das Angenehme<br />
mit dem Nützlichen zu verbinden“,<br />
erklärt Peter Bornschein,<br />
Country Manager der Agria Tierversicherung.<br />
„Die Spende unterstützt<br />
eine Organisation, die hervorragende<br />
Arbeit leistet, um<br />
Pferden, die aus schwierigen Verhältnissen<br />
kommen, eine zweite<br />
Chance zu geben.“<br />
10 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOTO: C. SLAWIK<br />
Wie sich die Rollkur auf das Wohlbefinden des Pferdes auswirkt, hat<br />
nun eine Gruppe von Wissenschaftlern erforscht.<br />
AUFGEROLLT<br />
Wie wirkt sich das Training in Hyperflexion oder „Rollkur“ auf das Wohlbefinden<br />
und die Leistung des Pferdes aus? Mit dieser Fragestellung befassten<br />
sich die Wissenschaftler Kathrin Kienapfel, Uta König von Borstel,<br />
Andrew McLean, Cristina Wilkins und Paul McGreevy in ihrer jüngst<br />
im Magazin „nature“ veröffentlichten Meta-Analyse.<br />
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:<br />
1. Reitpraxis: Etwa zwei Drittel der Pferde, insbesondere im Dressursport,<br />
werden hinter der Senkrechten geritten. Diese Praxis ist weit<br />
verbreitet und zeigt sich bei verschiedenen Pferdepopulationen, mit<br />
Ausnahme jüngerer Pferde und anderer Disziplinen wie Springreiten.<br />
2. Wohlergehen: 75 Prozent der Studien stellten fest, dass das Reiten<br />
in Hyperflexion negative Auswirkungen auf das Wohlergehen der<br />
Pferde hat. Dies wurde durch höhere Frequenzen von Konfliktverhalten,<br />
zum Beispiel Schweifschlagen oder abnormale Kopf- und Maulbewegungen,<br />
und erhöhte Stressreaktionen (Herzfrequenz und Cortisolwerte),<br />
sowie Atemwegsbeschränkungen bei Pferden in<br />
Hyperflexion. Einige Studien fanden keine signifikanten Unterschiede<br />
zu weniger engen Kopf-Hals-Positionen, aber es wurde allgemein eine<br />
eingeschränkte Atemfunktion festgestellt.<br />
3. Einfluss auf die Leistung: Tatsächlich ergab die Arbeit, dass 65 Prozent<br />
der untersuchten Studien keinen positiven Effekt auf die Leistung<br />
durch Hyperflexion nachweisen konnten.<br />
4. Intensität und Dauer: Es wurde festgestellt, dass die negativen Auswirkungen<br />
auf das Wohlergehen und die Leistung unabhängig von<br />
der Intensität oder Dauer der Hyperflexion auftreten.<br />
Die Studienautoren betonen, dass die mit Hyperflexion verbundenen<br />
Belastungen – wie Stress, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Atemfunktion<br />
und potenzielle gesundheitliche Schäden – nicht länger ignoriert<br />
werden dürfen.<br />
„Ich spüre, dass dies<br />
die richtige Aufgabe für<br />
ihn ist, bevor er für seine<br />
wohlverdiente Rente<br />
auf den Klosterhof<br />
zurückkehrt.“<br />
Christoph Wahler zum Vorruhestand seines<br />
Olympiapferdes Carjatan S. Den 15-jährigen<br />
Schimmel, mit dem er 2022 Mannschaftsweltmeister<br />
wurde, stellt er<br />
Juniorenreiter Justus von Paepcke als Lehrpferd<br />
zur Verfügung.<br />
FOTO: S. LAFERNTZ<br />
FOTO: S.LAFRENTZ<br />
Botox-Aus<br />
Der Weltreiterverband (FEI) hat Botox auf die Liste der<br />
verbotenen Substanzen gesetzt. Ab 2025 ist der Einsatz<br />
der Substanz auf internationalen Turnieren nicht<br />
mehr erlaubt. Botox wird nachgesagt, dass es auch<br />
missbräuchlich zum Einsatz kommt, um übermäßiges<br />
Schweifschlagen zu unterdrücken.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 11
WISSEN UND DISKUTIEREN<br />
Hilfe für Fohlen mit<br />
schwerem Durchfall<br />
Eine neue australische Studie hat ermutigende Ergebnisse zur Behandlung<br />
von Fohlen mit schweren Durchfallerkrankungen durch Kottransplantationen<br />
(Fäkale Mikrobiota-Transplantation), veröffentlicht.<br />
Diese wird auch bei erwachsenen Pferden eingesetzt, um Durchfall zu<br />
reduzieren. Bei Fohlen unter sechs Monaten ist Durchfall weit verbreitet<br />
und kann ernsthafte Folgen wie Dehydrierung und systemische Entzündungsreaktionen<br />
haben. In der Studie, die im Journal of Veterinary Internal<br />
Medicine veröffentlicht wurde, untersuchten Forscher 25 Fohlen, von<br />
denen 19 mit der Kottransplantation behandelt wurden. Sie zeigten signifikante<br />
Verbesserungen in klinischen Parametern wie Herzfrequenz und<br />
Leukozytenzahl. Auch die Vielfalt der Darmmikrobiota nahm zu, mit<br />
einer Anreicherung nützlicher Bakterien. Allerdings ist weitere Forschung<br />
notwendig, um die langfristigen Effekte dieser Therapie zu klären.<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
Wenn Fohlen unter massivem Durchfall leiden,<br />
können sie dehydrieren.<br />
FOTO: JAHR MEDIA<br />
Super zufrieden mit<br />
dem Auftakt waren:<br />
Ausbilder Christoph<br />
Hess, Moderatorin<br />
Karolin Leszinski und<br />
Dressurreiter Frederic<br />
Wandres (v.l.).<br />
Roadshow on the road<br />
Die Roadshow der Marke Fair Play und der Kampagne hat begonnen. In Hamburg<br />
feierte das neue Format seine Premiere. Karolin Leszinski, Redaktionsleitung Print der<br />
Reiter Revue, führte durch den Abend. Ihre Gäste auf der Bühne waren Mannschafts-<br />
Olympiasieger Frederic Wandres und Ausbildungsbotschafter Christoph Hess. Rund 150<br />
Zuschauer saßen im Publikum. Der gemeinsame Austausch zum fairen Umgang mit<br />
dem Pferd – das war der rote Faden des Events. In „Wohnzimmeratmosphäre“ war der<br />
Abend gestaltet, es war ein Miteinander, konstruktiv und respektvoll. Frederic Wandres<br />
und Christoph Hess gaben Eindrücke ihrer Trainingsphilosophie, beantworteten sie zahlreiche<br />
Fragen, die die Menschen im Hotelsaal bewegten, ganz gleich, ob es dabei um<br />
den Takt im Schritt ging, das Scheuen vor anderen Pferden oder auch um kritische Fragen<br />
zum Thema Tierschutz auf Turnieren ging. Die Roadshow zieht weiter, nächste Station<br />
ist in Neumünster am 17. November. Tickets gibt es über roadshow-fair-play.de<br />
<strong>12</strong> REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Ein Herz für<br />
Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele<br />
FOTO:S. LAFRENTZ<br />
Trense statt Kandare<br />
im Grand Prix?<br />
Die Diskussion über die Kandarenpflicht im<br />
Dressursport könnte bald neue Impulse erhalten.<br />
Der Weltreiterverband plant für 2025 experimentelle<br />
Grand-Prix-Prüfungen mit Trense.<br />
Der Vorschlag wird auf der Generalversammlung<br />
in Abu Dhabi diskutiert. Insbesondere die<br />
schwedische Reitervereinigung fordert, dass<br />
Reiter zwischen Trense und Kandare wählen<br />
dürfen. Trotz dieser Forderungen betont das<br />
technische Komitee der FEI aber, dass die Kandarenfrage<br />
eine sportliche und keine Tierschutz-Angelegenheit<br />
sei. Eine Regeländerung<br />
ist jedoch frühestens für 2026 zu erwarten,<br />
scheint aber – Stand jetzt – eher unwahrscheinlich.<br />
Teilnahmeberechtigt sind alle Personen über 18 Jahre. Teilnehmer der<br />
Gewinnspiele auf den Seiten „Junge Reiter Revue“ müssen mindestens <strong>12</strong><br />
Jahre alt sein. Nicht teilnahmeberechtigt sind Mitarbeiter der Jahr Media<br />
GmbH und Co. KG, Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg sowie deren<br />
Angehörige. Die Teilnahme ist auf eine Person pro Haushalt begrenzt. Eine<br />
Teilnahme über Dritte, die gewerblich die Teilnahme an Gewinnspielen und/<br />
oder Preisausschreiben vermitteln, ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden<br />
postalisch, per E-Mail oder telefonisch benachrichtigt. Meldet sich ein<br />
Gewinner bei erbetener Antwort nicht innerhalb von 14 Tagen nach Zugang<br />
der Gewinnmitteilung, so verfällt der Anspruch auf den Gewinn und es wird<br />
ein neuer Gewinner ermittelt. Die Barauszahlung eines Sachpreises ist nicht<br />
möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Einlösen von Freisprüngen<br />
basiert auf einer Absprache zwischen Hengsthalter und Stutenbesitzer. Im<br />
Falle des Todes oder Verkaufs eines Hengstes übernimmt Reiter Revue International<br />
keine Gewähr.<br />
Angabe und Verwendung persönlicher Daten: Für die Durchführung der<br />
Gewinnspiele und die Gewinnerermittlung ist die Angabe von persönlichen<br />
Daten, z. B. Name, Vorname, Anschrift und E-Mail-Adresse, erforderlich.<br />
Der Teilnehmer ist für die Richtigkeit der angegebenen Kontaktdaten selbst<br />
verantwortlich. Sämtliche personenbezogenen Daten müssen der Wahrheit<br />
entsprechen. Mit der Teilnahme erklärt sich der Teilnehmer damit einverstanden,<br />
dass die Jahr Media GmbH und Co. KG die erforderlichen personenbezogenen<br />
Daten für den Zweck und die Dauer der Durchführung und<br />
Abwicklung des Gewinnspiels speichert und zur Versendung bzw. Annahme<br />
von Gewinnen weiterreicht. Weitere Informationen gemäß Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO) erhalten Sie unter www.<strong>reiterrevue</strong>.de unter<br />
Datenschutz. Wir bitten um Beachtung.<br />
FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />
Göttingen . Magdeburg . Dortmund . Bremen . Leipzig . Hamburg . Berlin . München . Hannover . Nürnberg<br />
Basel (CH) . Wien (A) . Stuttgart . Frankfurt . Rotterdam (NL) . Antwerpen (B) . Kiel . Chemnitz . Bielefeld<br />
Münster . Erfurt . Graz (A) . Köln . Salzburg (A) . Mannheim . Rostock . Düsseldorf<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 13<br />
www.cavalluna.com
WISSEN & DISKUTIEREN<br />
Die Folgen der erhöhten Gebührenordnung für Tierärzte<br />
Ein<br />
Drahtseilakt<br />
Fünfstellige Beträge rechnen Kliniken teils für die Behandlung von<br />
Pferden ab. Viele Pferdebesitzer haben nun auch wegen der Kosten<br />
Sorge, dass ihr Pferd ernsthaft erkrankt. Manche haben ihr Pferd<br />
nun versichert, andere gehen erst später zum Tierarzt, wieder andere<br />
empfinden die gestiegenen Kosten als gerechtfertigt. Es ist ein<br />
Drahtseilakt zwischen Hausbesuchsgebühr, Versicherungspolicen<br />
und einer guten medizinischen Versorgung für die Pferde.<br />
TEXT: SABINE GREGG<br />
Durchschnittlich sind die<br />
Kosten für einen Leistungsfall<br />
bei Pferden infolge<br />
der GOT-Erhöhung<br />
insgesamt um mehr als<br />
50 Prozent gestiegen“, sagt Dr. Felix<br />
Garlipp von der Uelzener Versicherung.<br />
Das bestätigt auch Joscha Denzer<br />
von der R+V-Versicherung. Seit<br />
zwei Jahren wird die überarbeitete Gebührenordnung<br />
für Tierärzte (GOT)<br />
nun in der Praxis angewendet. Angedacht<br />
war, dass die Nettopreise für<br />
die Leistungen der tierärztlichen Gebührenordnung<br />
um 20 bis 30 Prozent<br />
steigen. Wie kann es sein, dass unter<br />
anderem Pferdeversicherer von deutlich<br />
höheren Kosten sprechen? Und<br />
welche Konsequenzen haben Pferdebesitzer<br />
aus der deutlichen Preiserhöhung<br />
gezogen? Nach zwei Jahren ist<br />
ein guter Zeitpunkt, um auf Veränderungen<br />
in der Branche zu schauen.<br />
Oder gibt es gar keine?<br />
Dr. Kai Kreling ist praktizierender<br />
Tierarzt und leitet die Pferdeklinik<br />
Equitales in Waldalgesheim. Er war<br />
Teil der Arbeitsgruppe GOT, die die<br />
Überarbeitung entwickelt hat, und<br />
setzt sich nach wie vor intensiv mit<br />
der Gebührenordnung auseinander.<br />
Warum eine Erhöhung für ihn unverzichtbar<br />
war, ist klar: „Wir haben große<br />
Nachwuchssorgen. Wenn wir keine<br />
besseren Gehälter zahlen können,<br />
können wir die medizinische Versorgung<br />
der Tiere bald nicht mehr gewährleisten.“<br />
Die Lage ist ernst. Aber<br />
retten vorgegebene Preiserhöhungen<br />
den Markt? Sie geben zumindest etwas<br />
Sicherheit.<br />
Das ist die wirtschaftliche Sicht<br />
auf die Dinge, zugleich beobachtet<br />
Kreling, dass mehr Menschen überlegen,<br />
ob sie ein Pferd halten können.<br />
„In den vergangenen Jahren<br />
sind die Lebenskosten deutlich gestiegen<br />
– ganz unabhängig von den<br />
38.000 Euro<br />
hat die Kolik-Behandlung,<br />
inklusive zwei Operationen<br />
und Nachsorge, eine Pferdebesitzerin<br />
jüngst in der<br />
Klinik gekostet.*<br />
Tierarztkosten. Durch die einmalige<br />
deutliche Erhöhung wirkt die Preisentwicklung<br />
deutlicher, ist sie aber<br />
nicht. Dennoch beobachte ich, dass<br />
die Menschen, bei denen es so oder<br />
so schon knapp kalkuliert war, nun<br />
eher kein neues Pferd kaufen“, berichtet<br />
der Tierarzt. Eine Erkenntnis,<br />
die viele unserer Follower in den Sozialen<br />
Medien bestätigen. Manche<br />
haben den Bestand reduziert, andere<br />
die Zucht aufgegeben, wieder andere<br />
sagen schon jetzt, dass ihr aktuelles<br />
Pferd ihr letztes Pferd sein wird.<br />
Der Pferdebestand in Deutschland<br />
wird schrumpfen. „Wir gehen<br />
davon aus, dass der Pferdebestand in<br />
Deutschland im Jahr 2030 um etwa<br />
30 Prozent kleiner ausfallen wird als<br />
heute“, sagt Dr. Christina Münch,<br />
FOTO:SHUTTERSTOCK<br />
14 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
ung und erneute Überarbeitung der<br />
GOT. Knapp 35.000 Menschen unterzeichneten<br />
diese. Seitdem ist es still.<br />
„Wir haben bisher keine Stellungnahme<br />
bekommen. Das führt einem vor<br />
Augen, wie langsam die politischen<br />
Prozesse sind. In diesem konkreten<br />
Fall ist es aber so, dass Menschen<br />
wirklich massiv betroffen sind, und<br />
die Tierhaltung insgesamt gefährdet<br />
ist, genau wie das Tierwohl“, kritisiert<br />
Sabine Reimers-Mortensen. Sie fordert<br />
eine neue Bewertung der GOT,<br />
vor allem, weil ihr die wissenschaftliche<br />
Grundlage für die Erhöhung der<br />
Gebühren fehlt. „Es ist nicht zu rechtfertigen,<br />
warum die Kosten in dieser<br />
Höhe gestiegen sind“, moniert sie.<br />
Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung<br />
(FN) hatte eine Petition gegen<br />
die GOT 2022 gestartet. Rund<br />
132.000 Unterschriften übergaben<br />
FN-Vertreter sie an Bundeslandwirtschaftsminister<br />
Cem Özdemir. Das<br />
war im März dieses Jahres. Seitdem ist<br />
es sehr ruhig.<br />
Tierarzt umgehen?<br />
Gründerin des auf die Pferdebranche<br />
spezialisierten Marktforschungs- und<br />
Beratungsunternehmens Horse Future<br />
Panels. Schätzungen zufolge leben<br />
derzeit etwa 1,3 Millionen Pferde<br />
in Deutschland. Studien zeigen, dass<br />
ein Drittel der Tiere älter als 18 Jahre<br />
ist. „Ein Teil der älteren Pferde wird,<br />
nachdem sie verstorben sind, nicht<br />
mehr ersetzt werden“, erklärt Münch.<br />
Daran ist fraglos nicht allein die GOT<br />
Schuld. Doch sie ist ein Puzzlestück.<br />
Was kommt jetzt?<br />
Die gestiegenen Tierarztkosten<br />
bewegen<br />
viele Pferdebesitzer.<br />
Für manche fühlt es<br />
sich an, als würde ihr<br />
Geld mit dem Pferd<br />
davon galoppieren.<br />
13.000 Euro<br />
hat eine Reiterin kürzlich für eine<br />
Kolik-Behandlung in der Klinik bezahlt.<br />
Ohne Operation für mehrere<br />
Tage auf der Intensivstation.*<br />
Das sieht auch Sabine Reimers-Mortensen<br />
von der Vereinigung Deutscher<br />
Tierhalter (VDTH) so. Im<br />
vergangenen Jahr initiierte die Vereinigung<br />
eine Petition für eine Evaluie-<br />
* Die Zahlen stammen aus persönlichen Erfahrungsberichten<br />
** Die Zahlen stammen aus einer Online-Umfrage zum Abrechnungsverhalten und zur Umsetzung der neuen<br />
GOT des Instituts für Veterinärökonomie & Praxismanagement.<br />
Glaubt man den Aussagen unserer<br />
Follower auf Instagram, rufen viele<br />
von ihnen erst später den Tierarzt, als<br />
sie es noch vor zwei Jahren gemacht<br />
haben. Das bestätigen auch Zahlen<br />
des Instituts für Veterinärökonomie<br />
und Praxismanagement aus Osnabrück.<br />
Während die Anzahl der Behandlungen<br />
sich laut der befragten<br />
Praxen um rund 16 Prozent reduzierte,<br />
konnten die Nettoumsätze unter<br />
Berücksichtigung aller Umsatzarten<br />
um rund 15 Prozent gesteigert werden.<br />
Die durchschnittlichen Nettopreise<br />
pro Behandlung erhöhten sich<br />
um rund 34 Prozent, heißt es weiter in<br />
dem Bericht. „An der Stimmung der<br />
Patientenbesitzer hat das aber nichts<br />
geändert“, meint Tierarzt Kai Kreling.<br />
In seiner Klinik akzeptieren die Menschen,<br />
die gestiegenen Kosten. „Wir<br />
haben keine Diskussionen über Rechnungen“,<br />
erläutert der Veterinär.<br />
In anderen Kliniken sieht das anders<br />
aus. Sabine Reimers-Mortensen<br />
berichtet von ihren Erfahrungen als<br />
Pferdebesitzerin und Züchterin: „Eins<br />
meiner Ponys musste aufgrund von<br />
Koliksymptomen am Freitagabend in<br />
die Klinik. Es wurde nicht operiert. Es<br />
wurde klassisch mit Nasenschlundsonde<br />
behandelt, wurde auf Diät gesetzt<br />
und wieder angefüttert. Dienstags<br />
kam es aus der Klinik und ich<br />
bekam eine Rechnung über fast 4.000<br />
Euro.“ Diese hinterfragte sie. „Die<br />
GOT legt fest, dass Abrechnungen<br />
überhalb des einfachen Gebührensatzes<br />
die individuellen Umstände des<br />
einzelnen Behandlungsfalles berücksichtigen<br />
müssen. Mir wurde aber<br />
pauschal der zweifache Gebührensatz<br />
für alle Leistungen berechnet. Eine<br />
Erklärung wurde mir nicht gegeben“,<br />
schildert die Ponyzüchterin. Die Sache<br />
zog sich hin. Am Ende wollte die<br />
Klinik ihr 15 Prozent Neukunden-Rabatt<br />
geben. Reimers-Mortensen lehn- ><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 15
WISSEN & DISKUTIEREN<br />
Pro Tierarztbesuch<br />
fällt eine<br />
Hausbesuchsgebühr<br />
in Höhe von<br />
40 Euro an. Das<br />
kritisieren viele<br />
Pferdehalter. Auf<br />
der anderen Seite<br />
berechnen auch<br />
viele Handwerke<br />
für ihre Anfahrt<br />
bereits Kosten.<br />
Ist das Prozedere<br />
so ungewöhnlich?<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Die durchschnittlichen Nettopreise<br />
pro Behandlung erhöhten sich um rund<br />
34 Prozent. **<br />
te ab und zahlte die Rechnung anteilig.<br />
Ihr Gefühl ist, dass Kliniken<br />
vermeiden wollen, mit „solchen Sachen<br />
vor Gericht zu gehen, weil richtungsweisende<br />
Gerichtsentscheide<br />
gefällt werden könnten, die das ganze<br />
System beeinträchtigen könnten.“<br />
Die Rolle der<br />
Versicherungen<br />
Pferdeversicherer verzeichnen eine<br />
stabile bis steigende Nachfrage. Das<br />
bestätigt auch Peter Bornschein von<br />
der Agria Tierversicherung. Besonders<br />
viele Pferdebesitzer schließen<br />
eine OP-Versicherung ab, andere setzen<br />
auf eine Krankenversicherung,<br />
wobei der Marktanteil in Deutschland<br />
im Gegensatz zum skandinavischen<br />
Ausland noch gering ist. Peter<br />
Bornschein erklärt: „In Deutschland<br />
haben etwa fünf bis sechs Prozent<br />
der Pferdebesitzer ihr Pferd vollversichert,<br />
in Schweden sind es 70 Prozent.“<br />
Wird sich der Markt auch in<br />
Deutschland in diese Richtung entwickeln?<br />
Möglich, denn Versicherer<br />
können plötzlich auftretende Kosten<br />
abpuffern. Doch auch die gestiegenen<br />
GOT-Preise haben Auswirkungen<br />
auf ihr Angebot. Felix Garlipp von der<br />
Uelzener Versicherung gibt Einblicke:<br />
„Aufgrund der teils stark gestiegenen<br />
Mehrkosten durch die GOT-Novelle<br />
musste die Versicherungsbranche<br />
die Preise in diesem Bereich erhöhen.<br />
Auch wir hatten keine andere Wahl,<br />
als die Preise für unsere Produkte anzupassen,<br />
da wir als Spezialversicherer<br />
für Tiere unmittelbar von den erhöhten<br />
GOT-Kosten betroffen sind.<br />
Um langfristig und nachhaltig bezahlbare<br />
Produkte anbieten zu können,<br />
haben wir unser Produktportfolio<br />
komplett überarbeitet.“<br />
Uns liegen Erfahrungsberichte<br />
vor, die schildern, dass sich Versicherungsbeiträge<br />
teils verdreifacht haben.<br />
Monatliche Beiträge von rund<br />
100 Euro und mehr sind keine Seltenheit<br />
– abhängig von Alter, Rasse und<br />
Vorgeschichte des Pferdes.<br />
„Man muss jedoch bedenken,<br />
dass eine OP-Versicherung nur greift,<br />
wenn das Pferd auch operiert wird.<br />
Eine Kolik-Behandlung, wie bei meinem<br />
Pony, ist nicht inkludiert“, erläutert<br />
Sabine Reimers-Mortensen.<br />
Das ist einer der Gründe, warum ihr<br />
Pony nicht versichert ist. Ein weiterer<br />
Grund: „Ich müsste nicht nur ein<br />
Pony versichern, sondern den ganzen<br />
Bestand. Der Kostenaufwand<br />
wäre viel zu hoch“, meint die Züchterin.<br />
Damit kommen wir zu einem<br />
Problem, das auch Kai Kreling sieht:<br />
„Es gibt regionale Unterschiede, wie<br />
Menschen mit der GOT umgehen.<br />
Der einzelne Pferdebesitzer akzeptiert<br />
sie oder schließt eine Versicherung<br />
ab. Menschen, die Pferde züchten,<br />
aufziehen und ihren Lebensunterhalt<br />
damit verdienen, stehen jedoch<br />
16 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
RUBRIK UND RUBRIK<br />
Das ist die Stimmungslage im Netz<br />
Bei Instagram haben wir eine Umfrage gemacht, welche<br />
Konsequenzen aus der GOT-Erhöhung 2022 gezogen werden.<br />
Einige Kernaussagen unserer Follower:<br />
„Ich habe Existenzangst.“<br />
„Ich habe ein Pferd verkauft.“<br />
„Ich rufe nicht mehr so schnell den Tierarzt.“<br />
„Ich werde kein neues Pferd kaufen.“<br />
„Ich bilde mehr Rücklagen.“<br />
„Mein Pferd bleibt, egal, was es kostet.“<br />
Die Anzahl der Behandlungen<br />
reduzierte sich um nahezu<br />
16 Prozent. **<br />
vor einer anderen Herausforderung.“<br />
Werden deshalb später Tierärzte gerufen?<br />
Diese Beobachtung kann Kai<br />
Kreling nicht bestätigen, aber er stellt<br />
fest, dass Pferde eher in Kliniken gebracht<br />
werden. „So umgeht man die<br />
Hausbesuchsgebühr“, meint er.<br />
Pferdewohl in<br />
Gefahr?<br />
Kritiker sehen durch die GOT das<br />
Tierwohl gefährdet, weil die Behandlung<br />
ihres Erachtens so teuer geworden<br />
ist, dass viele sie scheuen, und<br />
beispielsweise ihre Pferde nicht mehr<br />
impfen lassen. „Die strukturelle Anpassung<br />
der GOT im November 2022<br />
war überfällig, um sicherzustellen,<br />
dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich<br />
geführt werden kann. Nur so<br />
kann eine flächendeckende Versorgung<br />
der Tiere gewährleistet werden“,<br />
erklärt Dr. Holger Vogel, Präsident der<br />
Bundestierärztekammer. Die Arbeitsbedingungen<br />
in der Tierärzteschaft<br />
müssen sich seines Erachtens dringend<br />
verbessern und die neue GOT<br />
könnte „ein Hebel sein, um dem Tierärztemangel<br />
entgegenzuwirken.“ Ist<br />
die GOT da tatsächlich die Lösung?<br />
Sind angestellte Tierärzte am Umsatz<br />
beteiligt?<br />
Und was gehört noch zur Wahrheit<br />
dazu? „Wenn wir kranke Pferde<br />
haben, die operiert werden müssten,<br />
stellen Besitzer nun häufiger in Frage,<br />
ob das Pferd eingeschläfert werden<br />
kann“, sagt Kreling. „Dann sind<br />
wir in einer Zwangslage. Wir Tierärzte<br />
euthanasieren ein Pferd niemals ohne<br />
Grund. Wenn das Pferd eine gute Prognose<br />
hat, geht das nicht. Im Einzelfall<br />
führen wir sehr harte und schwierige<br />
Diskussionen.“ Auch weil es um<br />
die finanzielle Existenz geht. Und damit<br />
sind wir an einem Punkt, an dem<br />
Kosten über Leben und Tod entscheiden.<br />
Das gehört zur Wahrheit dazu. ▪<br />
* Die Zahlen stammen aus persönlichen Erfahrungsberichten<br />
** Die Zahlen stammen aus einer Online-Umfrage zum Abrechnungsverhalten und zur Umsetzung der neuen GOT des<br />
Instituts für Veterinärökonomie & Praxismanagement.
WISSEN UND DISKUTIEREN<br />
Im Interview: Prof. Martin Richenhagen<br />
„Die FN ist meine<br />
Meisterarbeit“<br />
Martin Richenhagen ist einer der größten Kritiker<br />
der Führungsetage der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
– und auf dem besten Weg, der neue Präsident<br />
der FN zu werden. Wie will er die Zentrale des<br />
Reitsports aus der Misere retten?<br />
INTERVIEW: SABINE GREGG UND KAROLIN LESZINSKI<br />
FOTOS: STEFAN PICK<br />
Herr Richenhagen, wie geht es Ihnen?<br />
Gut.<br />
Jetzt noch besser? Der Beirat Sport<br />
der Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
(FN) hat Sie für das Amt des<br />
Präsidenten nominiert. Sie haben<br />
sich mit 110 Stimmen durchgesetzt,<br />
Ihr Gegenkandidat Hans-Jürgen<br />
Meyer erhielt 93 Stimmen.<br />
Ich bin davon ausgegangen, dass es<br />
nicht klappt. Ich war auch nicht scharf<br />
auf irgendein Pöstchen. Von daher war<br />
es für mich positiv, dass es geklappt hat.<br />
Aber ich habe die Wahl nicht wirklich<br />
an mich rankommen lassen.<br />
Was ist dann Ihre Motivation, das<br />
Amt des FN-Präsidenten anzunehmen?<br />
Das ist die Sorge um die FN. Ich habe<br />
mein ganzes Leben lang mit dem Reitsport<br />
zu tun gehabt und habe mich<br />
über Jahrzehnte bei der FN – und im<br />
Übrigen auch in anderen Verbänden –<br />
engagiert. Mir hat diese Entwicklung<br />
der vergangenen Jahre in der Seele leidgetan.<br />
Da war ich der Meinung, man<br />
muss Hilfe anbieten.<br />
Haben Sie auch vorher schon angeboten<br />
zu helfen?<br />
Ja, das habe ich, aber da gab es kein<br />
Bedürfnis danach. Ich wollte mich auch<br />
nicht aufdrängen.<br />
Was sind Ihre kurzfristigen und<br />
langfristigen Ziele für die FN?<br />
Ganz kurzfristig muss man natürlich<br />
sehen, dass die FN finanziell in Ordnung<br />
kommt und wir keinen Verlust<br />
mehr machen. Ich bin optimistisch, dass<br />
das möglich ist, obwohl ich den Eindruck<br />
habe, dass möglicherweise noch<br />
weitere Sachen hochkommen könnten.<br />
Mit den langfristigen Ziele wollen wir<br />
uns noch sorgfältig beschäftigen.<br />
Sie sprechen von sich und Ihrem<br />
Kernteam, das Ihnen beratend zur<br />
Seite stehen soll. Dazu gehören<br />
Claus-Peter Gutt, langjähriger Vorstand<br />
der Victoria Versicherung und<br />
ehemaliger 1. Vorsitzender des<br />
Deutschen Akademischen Reiterverbands,<br />
Peter Jennissen, ehemaliger<br />
Geschäftsführer der Heitkamp-<br />
Thumann Gruppe und des<br />
Landesverbands Rheinland, Felix<br />
Stellmazeck, Partner Boston Consulting<br />
Group, und Ulrich Stockheim,<br />
Inhaber US Media.<br />
Wir werden uns hinsetzen und die<br />
langfristigen Ziele definieren. Für die<br />
Finanzsituation ist wichtig, dass man<br />
einen Blick in die Zukunft hat und<br />
guckt, wie die Situation in fünf Jahren<br />
aussieht. Wir wissen alle, dass die Zeichen<br />
nicht so positiv sind. Die Zahl der<br />
Züchter geht zurück, die Zahl der Turniere<br />
geht zurück. Aber genau davon<br />
lebt die FN. Wenn man die Aussichten<br />
kennt, weiß man, was auf einen zukommt<br />
und welche Finanzmittel einem<br />
zur Verfügung stehen werden. Da muss<br />
man eine Art Nullbasisbudgetierung<br />
machen und überlegen, wie man eine<br />
vernünftige Strategie entwickeln kann.<br />
18 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Martin Richenhagen auf seiner Farm in Duluth.<br />
Haben Sie erste Ideen?<br />
Also erstens haben wir jede Menge<br />
Ideen. Zweitens sollte man aber, wenn<br />
man das vernünftig macht, ganz offen<br />
damit umgehen. Denn ich glaube<br />
schon, dass es bei der FN ordentliche<br />
Mitarbeiter gibt und die haben auch<br />
Ideen. Ludger Beerbaum hat einen interessanten<br />
Satz gesagt, nämlich, dass<br />
man mal den Deckel heben muss und<br />
dann gucken, was da drunter ist (Anm.<br />
d. Red.: Sportschau-Beitrag am<br />
15.09.2024). Er meinte das nicht positiv,<br />
aber ich meine es positiv. Ich habe den<br />
Eindruck, dass mit den Mitarbeitern<br />
wenig gesprochen worden ist.<br />
Wie kommen Sie zu diesem Eindruck?<br />
Wenn man mit den Mitarbeitern redet,<br />
erfährt man das.<br />
Geben Sie uns einen Einblick, wie<br />
muss man sich Herrn Richenhagen<br />
als Präsidenten der FN vorstellen?<br />
Im ersten Schritt möchte ich mit allen<br />
Mitarbeitern zumindest einmal in Ruhe<br />
gesprochen haben. Das sind um die 140<br />
Menschen. Das habe ich fest vor und<br />
damit werde ich am 27. November beginnen.<br />
Was bedeutet es für Sie, dass einige<br />
Mitarbeiter aus der Führungsebene<br />
jetzt schon gesagt haben, dass sie<br />
die FN verlassen werden?<br />
Das sehe ich positiv. Das sind Leute,<br />
die meiner Meinung nach für die Situation,<br />
in der sich die FN befindet, verant- ><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 19
WISSEN UND DISKUTIEREN<br />
wortlich sind. Wenn sie gehen, kann<br />
man einen vernünftigen Neuanfang<br />
beginnen.<br />
Sehen Sie noch weitere personelle<br />
Änderungen als notwendig an?<br />
Nein. Und ich sehe meine Aufgabe<br />
auch nicht darin, die Probleme der Vergangenheit<br />
aufzuarbeiten. Das ist im<br />
Wesentlichen in Arbeit. Und insgesamt<br />
habe ich in meinem Leben mehr Erfolg<br />
mit Wachstum als mit Personalabbau<br />
gehabt. Ich würde eher überlegen: Was<br />
können wir machen, um mehr Umsatz<br />
zu generieren? Mehr „was brauchen<br />
unsere Kunden?“ statt „wie viel Personal<br />
kann ich abbauen?“. Im Übrigen<br />
liegt die operative Verantwortung bei<br />
der FN nicht beim Präsidenten. Den<br />
Präsidenten kann man wie einen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
sehen, der muss<br />
nicht den Laden operativ schmeißen,<br />
dafür ist der Generalsekretär zuständig.<br />
Ich bin dabei zu überlegen, wer für diese<br />
Rolle in Frage käme.<br />
Haben sie bereits Namen im Kopf?<br />
Ja.<br />
Und die möchten Sie uns jetzt mitteilen.<br />
Natürlich nicht. Aber das ist ja klar,<br />
weil, wenn das vernünftige Leute sind,<br />
haben diese jetzt eine ordentliche Position.<br />
Und dann muss man sich erst mal<br />
einig werden, ehe man darüber redet.<br />
Wie möchten Sie das Präsidentenamt<br />
ausfüllen, welchen Handlungsspielraum<br />
sehen Sie für sich?<br />
Ich kannte Graf Landsberg (Anm. d.<br />
Red.: Dieter Graf von Landsberg-Velen,<br />
FN-Präsident von 1968 bis 2001) sehr<br />
gut und hatte nie den Eindruck, als hätte<br />
er irgendwelche Befürchtungen hinsichtlich<br />
seines Handlungsspielraums.<br />
Auch nicht bei Jürgen Thumann (Anm.<br />
d. Red.: FN-Präsident von 2001 bis<br />
2005) oder bei Breido (Anm. d. Red.:<br />
Breido Graf zu Randzau, FN-Präsident<br />
von 2005 bis 2021). Da stand weniger<br />
der Handlungsspielraum im Vordergrund<br />
als das eigene Interesse. Vielleicht<br />
waren die Zeiten auch anders und man<br />
war der Meinung, dass es nicht nötig<br />
sei, sich um das Geschäft zu kümmern.<br />
Jetzt ist die Situation bei der FN so, dass<br />
Mit seiner Frau Brigitte teilt Martin Richenhagen die Leidenschaft für den Reitsport<br />
und die Dressur im Besonderen.<br />
in den letzten Jahren die finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit der FN sehr begrenzt<br />
war. Und wenn man dann mit offenen<br />
Augen und Ohren durchs Land reist<br />
und mit Leuten redet, erfährt man große<br />
Unzufriedenheit mit der FN.<br />
Wie wollen Sie diese Unzufriedenheit<br />
in Zufriedenheit ummünzen?<br />
Man muss mit den Menschen reden,<br />
um herauszufinden: Was erwarten sie?<br />
Was läuft falsch? Ich glaube, die FN<br />
muss eine Dienstleistungsorganisation<br />
sein, die sich für die Reiter engagiert.<br />
Das ist in den vergangenen Jahren etwas<br />
zu kurz gekommen. Ich habe den<br />
Eindruck, die FN hat sich viel mehr mit<br />
Regulierung und Verboten befasst, als<br />
mit konstruktiven Lösungen.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Vielzahl<br />
an angegliederten Landes- und<br />
Zuchtverbänden ist eine der größten<br />
Herausforderungen des Dachverbandes<br />
FN. Wie wollen Sie die<br />
angehen?<br />
Man muss mit ihnen reden. Ich bin<br />
mal im Auftrag des rheinischen Landesverbandes<br />
durch die Reitvereine getingelt.<br />
Da hatten wir ein Konzept entwickelt,<br />
wie wir dachten, dass Reitturniere<br />
aussehen sollten. Jeder machte irgendwie<br />
Reitturniere und die waren meistens<br />
nicht gut organisiert. Ich habe, glaube<br />
ich, damals jeden Reitverein im Rheinland<br />
kennengelernt und besucht. Da<br />
gab es keinerlei ablehnende Haltung.<br />
Im Gegenteil, es gab konstruktive, positive<br />
Gespräche. Das ist heute auch möglich,<br />
davon bin ich überzeugt.<br />
Aber dann gibt es diejenigen, die<br />
sich komplett von der FN abgewendet<br />
haben, sehen Sie für diese Menschen<br />
einen Weg zurück?<br />
Ich glaube schon. Es gibt den dringenden<br />
Bedarf nach Ausbildung. Und<br />
besonders im Breitensport hat sich die<br />
FN möglicherweise zu wenig darum<br />
gekümmert. Das machen jetzt andere<br />
Leute. Da gibt es ganz neue Berufsbilder,<br />
wie Pferdetrainer. Leute, die einen<br />
vorhandenen Markt bedienen, zu denen<br />
Kunden kommen, die sagen, sie können<br />
ihr Pferd nicht verladen oder sie können<br />
nicht aufsitzen. Also einfache Basis-Ausbildungsthemen.<br />
Und da muss man<br />
überlegen, mit welchen Konzepten,<br />
man diese Menschen wieder für sich<br />
gewinnt. Das passt aber auch zu dem<br />
Thema Arbeitsplatz-Sicherheit. Ich glaube,<br />
es gibt eine riesengroße Nachfrage<br />
nach Dienstleistungen, die die FN nicht<br />
bietet. Wenn wir das systematisch an-<br />
20 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Zur Person<br />
Martin Richenhagen<br />
Martin Richenhagen kam 1952 in Köln zur Welt. Nach seinem Theologie-Studium<br />
arbeitete er als Lehrer und wechselte dann in die Wirtschaft.<br />
Zunächst zum Aufzughersteller Schindler, 1998 dann als Geschäftsführer<br />
zum Landmaschinenhersteller Claas und 2004 zum<br />
weltweit drittgrößten Landmaschinenhersteller AGCO, zu dem die<br />
Marke Fendt gehört. Bis 2020 führte er den Konzern als CEO.<br />
Er war aktiver Dressurreiter und internationaler Dressurrichter, 2008<br />
führte er beim CHIO in Aachen und den Olympischen Reiterspielen in<br />
Hongkong die deutschen Dressurreiter als Equipechef an.<br />
Richenhagen lebt mit seiner Frau Brigitte in Duluth im US-Bundesstaat<br />
Georgia. Sie haben drei Kinder und sechs Enkelkinder und suchen<br />
regelmäßig ihr zweites Zuhause im münsterländischen Ostbevern auf.<br />
gehen, können wir erstens Arbeitsplätze<br />
in Warendorf sichern und zweitens die<br />
Zufriedenheit und die Bedürfnisse der<br />
Reiter und Pferdehalter vor Ort besser<br />
abdecken. Da ist viel möglich.<br />
Es liegt aber nicht immer nur an der<br />
FN, möglicherweise liegt es eben auch<br />
an den an den Leuten. Nur das muss<br />
man versuchen zu verstehen.<br />
Wie wollen Sie es schaffen, dass die<br />
FN auch in der breiten Masse und<br />
vor allem bei den nicht organisierten<br />
Reitern so wahrgenommen<br />
wird, wie Sie es beschrieben haben?<br />
Die FN braucht dringend einen<br />
Imagewechsel. Und das ist der Grund,<br />
warum in meinem Kernteam Ulrich<br />
Stockheim dabei ist. Er ist ein top PR-<br />
Berater. Er hat keine Ahnung vom Reiten,<br />
aber von PR. Man muss sich mit<br />
den nicht organisierten Reitern und den<br />
nicht von der FN abgedeckten Reitweisen<br />
ernsthaft befassen.<br />
Die FN kann sich das aufgrund der<br />
Finanzlage nicht leisten, dass alles kostenlos<br />
zu machen. Aber ich glaube, die<br />
Leute sind bereit, für eine Leistung etwas<br />
zu bezahlen, denn sonst könnten<br />
diese Pferdetrainer nicht überleben.<br />
Die Pferdewelt ist vielfältig, teils ist<br />
sie sich untereinander nicht grün.<br />
Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?<br />
Das ist nicht alles Schuld der FN.<br />
Aber meiner Meinung nach hat die FN<br />
zu wenig getan, um dagegen zu steuern.<br />
Wie möchten Sie mehr Transparenz<br />
bei Entscheidungen herstellen?<br />
Indem man klarer kommuniziert, was<br />
man eigentlich vorhat, was man anbietet.<br />
Die Kommunikation muss wesentlich<br />
besser werden, meiner Meinung<br />
nach. Es ist heute nicht einfach, einen<br />
vernünftigen Reitbetrieb zu finden, wo<br />
es einen kompetenten Reitlehrer und<br />
ordentliche, gesunde Pferde gibt, auf<br />
denen Kinder reiten lernen können. Die<br />
sind größtenteils verschwunden. Das ist<br />
aber eine langfristige Entwicklung.<br />
Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?<br />
Der Grund ist, Reiten ist teuer. Wenn<br />
man das ordentlich macht, müsste man<br />
eigentlich einen Preis verlangen, der<br />
möglicherweise nicht marktgerecht ist.<br />
Dann sind wir beim elitären Sport.<br />
Ja, das ist auch so. Der Reitsport ist<br />
teuer. Da muss man überlegen, welche<br />
Möglichkeiten es gibt oder welche<br />
Menschen, die bereit sind, den Sport<br />
auch im Reitverein Klein Kleckersdorf<br />
zu unterstützen. Das Problem ist nicht,<br />
dass sich Kinder nicht für Pferde oder<br />
Reiten interessieren.<br />
Es gibt großartige Mäzene im Pferdesport,<br />
die sehr viel Geld im Spitzensport<br />
lassen. Sehen sie Möglichkeiten,<br />
dass auch der Breitensport<br />
von solchen Mäzenen profitiert?<br />
Das halte ich für denkbar. Man muss<br />
nur mal mit solchen Leuten reden.<br />
In den vergangenen Monaten und<br />
Jahren haben Skandale die Reitsportwelt<br />
massiv erschüttert. Wie<br />
reagieren Sie, wenn in Ihrer Amtszeit<br />
der nächste Skandal öffentlich<br />
wird?<br />
Ich glaube, in diesem Bereich war die<br />
FN auch in der Vergangenheit konsequent.<br />
Es ist nicht so, dass die FN gesagt<br />
hätte, da drücken wir jetzt mal ein<br />
Auge zu. Nur muss man präventiv noch<br />
mehr machen. In der Zwischenzeit ist,<br />
jedem klar, was akzeptabel ist und was<br />
nicht. Ich denke, dass man bezogen auf<br />
die Ausbildung und Aufklärung noch<br />
mehr tun kann.<br />
Ihr Kernteam besteht aus langjährigen<br />
Wegbegleitern, Herrn Gutt und<br />
Herrn Jennissen kennen Sie aus der<br />
Studentenreiterzeit.<br />
Ja, sie haben alle eine enorme Expertise,<br />
die Zusammenarbeit mit ihnen war<br />
bisher immer konstruktiv und das Gute<br />
ist, alle vier machen das kostenlos. Das<br />
ist keine Selbstverständlichkeit.<br />
Herr Jennissen und ich beispielsweise,<br />
haben uns über 40 Jahre lang aufgeregt<br />
über die Sachen, die man bei der FN<br />
hätte besser machen könnte. Wir haben<br />
jetzt gesagt, als alte weiße Männer sitzen<br />
wir nicht frustriert herum und meckern,<br />
sondern versuchen unsere Meisterarbeit<br />
abzuliefern.<br />
Am 26. November fällt die finale<br />
Entscheidung über die Präsidentschaft,<br />
dann stimmen die Delegierten<br />
ab. Was möchten Sie nach der<br />
Wahl als erstes machen?<br />
Nach der Wahl würde ich mich als<br />
erstes mit Herrn Lauterbach darüber<br />
reden, wie die Zusammenarbeit aussehen<br />
soll. Am nächsten Tag möchte ich<br />
mich mit dem Betriebsrat zusammensetzen,<br />
eine Betriebsversammlung machen,<br />
wo alle FN-Mitarbeiter zusammenkommen.<br />
Es geht also gleich los.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 21
22 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
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Dieter und Papa Timothy mit Herz und Verstand vorleben? Das weiß<br />
niemand so genau. Aber dass ihm am Amboss die Freude ins Gesicht geschrieben<br />
steht, sehen wir. Und das ist ein erster wichtiger Schritt – denn<br />
gute Hufschmiede braucht das Pferdeland.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 23
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REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 29
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30 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
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22763 Hamburg und der Landwirtschaftsverlag<br />
GmbH, Hülsebrockstr. 2-8, 48165 Münster,<br />
deren Angehörige und beteiligte Unternehmen.<br />
Jahr Media und Landwirtschaftsverlag<br />
sind zur Veröffentlichung der Gewinner berechtigt.<br />
Die Barauszahlung eines Sachpreises<br />
ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Mit der Teilnahme erkennen Sie die<br />
Teilnahmebedingungen auf Seite 7 an.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 31
32 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024<br />
Sandra Auffarth liebt Springgymnastik, besonders Reihen<br />
nutzt sie gerne, um die Aufmerksamkeit, die Kraft und die Reflexe<br />
ihrer Pferde zu schulen. Mal drinnen, mal draußen.
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REITEN UND LERNEN<br />
Das Wintertraining abwechslungsreich gestalten<br />
Plan und Gefühl<br />
Mit Abwechslung, konkreten Zielen und individuell auf die Bedürfnisse jedes Pferdes<br />
zugeschnitten gestaltet Sandra Auffarth ihre Winterarbeit. Dazu gehören Stangen,<br />
Hindernisse, Ausritte und gymnastizierende Arbeit drinnen wie draußen. Im Winter<br />
nur in der Halle zu bleiben, ist für sie keine Option.<br />
TEXT: SABINE GREGG<br />
FOTOS: MALTE CHRISTIANS<br />
L<br />
angeweile mag niemand.<br />
Stimmt‘s? Sandra Auffarth<br />
auf jeden Fall nicht. Statt<br />
im Winter mit ihren Pferden<br />
stets in die Reithalle<br />
zu gehen, gestaltet die Pferdewirtschaftsmeisterin<br />
ihr Training lieber<br />
vielfältig. Grund genug, in ihre Trainingsplanung<br />
zu spicken. Der erste<br />
Tipp ist so simpel, wie selbstverständlich:<br />
Das Training ist ganz individuell<br />
auf die Bedürfnisse und das Können<br />
des Pferdes abgestimmt.<br />
„Während meine Vielseitigkeitspferde<br />
momentan sehr entspannt<br />
trainiert werden, bereite ich mich mit<br />
meinen Springpferden auf die Hallenturniere<br />
vor. Und dafür müssen die<br />
Pferde genügend Kraft und Kondition<br />
haben, und vor allem sehr durchlässig<br />
sein. Die Wendungen und Sprünge<br />
folgen in der Halle schneller aufeinander<br />
und das sollte man auch<br />
üben“, rät die Doppel-Weltmeisterin<br />
von 2014. Das heißt keinesfalls,<br />
dass bei Sandra Auffarth und ihren<br />
Pferden jeden Tag Parcoursspringen<br />
auf dem Plan steht. „Vielmehr arbei-<br />
die Ausbilderin schmunzelnd. Hindernisse<br />
gehören einmal oder auch<br />
mehrmals die Woche aber durchaus<br />
dazu. Die Höhe ist für Sandra Auffarth<br />
dabei nicht entscheidend, vielmehr<br />
geht es ihr um Feinabstimmung. „Ich<br />
möchte, dass die Pferde mit gespitzten<br />
Öhrchen das nächste Hindernis<br />
suchen. Sowohl meine routinierten<br />
als auch meine jungen Pferde.“<br />
Sie möchte ihre Pferde abwechslungsreich<br />
fördern und fordern. „Dafür<br />
ist es wichtig, zu wissen, was das<br />
Pferd braucht. Bei einem jungen, unsicheren<br />
Pferd stelle ich ganz kleine<br />
Aufgaben. Wenn es jene entspannt<br />
UNSERE EXPERTIFN<br />
Sandra Auffarth<br />
reitet international erfolgreich<br />
Springen und<br />
Vielseitigkeit. Im Training<br />
ist ihr die Basisarbeit besonders<br />
wichtig. Langweilig<br />
ist die aber ganz und gar drei Meter. Bei der Gestaltung ihrer<br />
te ich sehr pingelig an der Basis“, sagt nicht. stall-auffarth.de<br />
Sprungreihen nutzt Sandra Auffarth ><br />
FOTO: M. CHRISTIANS<br />
absolviert, höre ich in der Trainingseinheit<br />
damit auf. Lieber trainiere ich<br />
Neues kleinschrittig und immer wieder<br />
zwischendurch als auf einmal zu<br />
viel zu erwarten“, erklärt Sandra Auffarth.<br />
Bei Pferden, die noch am Beginn<br />
ihrer Ausbildung stehen, ist Wiederholung<br />
wichtig. „Wenn eine Übung<br />
am Vortag gut geklappt hat, probiere<br />
ich es zwei Tage später nochmal. Gelingt<br />
es wieder problemlos, kann ich<br />
darauf aufbauen.“ Am besten veranschaulicht<br />
dies ein Beispiel: Gelingt<br />
eine Gymnastikreihe mit zwei direkt<br />
aufeinanderfolgenden Steilsprüngen<br />
und einer Bodenstange danach<br />
problemlos, kann darauf aufgebaut<br />
werden, beispielsweise: Steilsprung –<br />
Oxer – Bodenstange. „In-Out-Kombinationen<br />
nutze ich gerne. Die Pferde<br />
müssen nach dem Landen direkt wieder<br />
abspringen. Das fordert die Konzentration,<br />
aber auch die Reflexe und<br />
die Geschmeidigkeit“, meint Sandra<br />
Auffarth. Der Abstand zwischen<br />
den Hindernissen beträgt nur etwa<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 33
REITEN UND LERNEN<br />
Präsentiert von<br />
Den Geländeplatz nutzt Sandra Auffarth mit ihrem Team<br />
auch im Winter: Zum Galoppieren, zum Kopf frei pusten<br />
lassen, zum Kraft- und Konditionsaufbau.<br />
Der Wechsel zwischen Reitplatz und Reithalle ist für<br />
Sandra Auffarth ganz normal. Der Vorteil: Eine neue<br />
Umgebung bietet neue Reize.<br />
Steilsprünge, Oxer, Cavalatti oder<br />
auch Planken am Boden. Es gibt keinen<br />
standardisierten Aufbau. „Mal<br />
baue ich die Sprünge in einer geraden<br />
Linie auf, mal aber auch auf der Zirkellinie“,<br />
sagt sie. Wovon das abhängt?<br />
Vom Pferd und vom Trainingsziel. Je<br />
unerfahrener, desto einfacher, ist eine<br />
Grundregel. Eine weitere lautet: Es<br />
kommt auf die Vorbereitung an.<br />
Vorbereitung mit Plan<br />
Dafür braucht es auch Geduld,<br />
von beiden. „Mir ist es wichtig, dass<br />
ich meine Pferde sauber an den Hilfen<br />
habe. Dafür ist entscheidend,<br />
dass ich die Pferde am Schenkel<br />
habe. Das klingt so einfach, ist aber<br />
in der Praxis manchmal gar nicht<br />
so leicht – vor allem bei sehr motivierten<br />
Pferden“, weiß Sandra Auffarth.<br />
Möchte ein Pferd nach dem<br />
Sprung das Tempo erhöhen und eiliger<br />
werden, pariert Sandra Auffarth<br />
im Training einfach zum Trab durch.<br />
„Bei manchen Pferden baue ich sogar<br />
zwischen jedem Hindernis einen<br />
Übergang ein. So lernen die Pferde<br />
zu warten“, verdeutlicht die Einzel-<br />
Bronze-Gewinnerin der Europameisterschaften<br />
2023 in der Vielseitigkeit.<br />
Dabei kommt es ihr auf die Qualität<br />
So bereitet sie ihre jungen Pferde gewissenhaft<br />
auf das Springen vor. „Am<br />
Tag davor stehen sie nicht nur auf<br />
der Weide, sondern ich trainiere auf<br />
das Springen hin. Beispielsweise mit<br />
Stangen, über die ich meine Pferde<br />
galoppiere. Je eine Stange an der offenen<br />
und der geschlossenen Zirkelseite<br />
können die Aufmerksamkeit des<br />
Pferdes ganz anders fordern als das<br />
Reiten auf dem Zirkel ohne Stangen.<br />
„Für den Reiter ist es eine gute Übung,<br />
um das Auge für Distanzen und den<br />
richtigen Rhythmus zu schulen. Das<br />
Pferd sollte weder vor noch nach der<br />
Stange beginnen zu eilen. Passiert das<br />
doch, reite ich einen Übergang. Meine<br />
Pferde sollen lernen, auf meine<br />
Hilfen zu warten.“<br />
Eine Stange am Boden kann beim Springen eine optische Begrenzung bieten. Das<br />
hilft Reiter und Pferd, den Sprung mittig zu überwinden.<br />
34 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Profi-Tipp:<br />
Komfortzone<br />
verlassen<br />
Es gibt häufig eine Komfortzone, in der jeder Reiter<br />
sein Galopptempo für den Parcours wählt. Das muss<br />
aber nicht automatisch das richtige sein. Manche reiten<br />
zu langsam, andere zu schnell. „Ich spiele im Training<br />
gerne mit dem Tempo“, sagt Sandra Auffarth.<br />
Mal reitet sie ein wenig flotter, mal ruhiger. Wichtig<br />
ist ihr, dass die Pferde auf ihre Hilfen warten. Durch<br />
die Tempowechsel schult sie ihr Gefühl und bleibt<br />
entspannt, wenn ihr Pferd im Parcours mal über das<br />
normale Grundtempo kommt. Sie bekommt es<br />
schließlich auch wieder zurück.<br />
Im Galopptempo ganz spielerisch zu variieren, rät Sandra<br />
Auffarth jedem Reiter. Es schult das Rhythmusgefühl des<br />
Reiters und verbessert die Durchlässigkeit des Pferdes.<br />
des Übergangs an: „Ich möchte mein<br />
Pferd mit den Hilfen einrahmen.<br />
Das Zusammenspiel der Hilfen führt<br />
dazu, dass ich mein Pferd am Sitz parieren<br />
kann. Und das übe ich so lange,<br />
bis es gelingt.“<br />
Die Basis muss stimmen<br />
Profi-Tipp:<br />
Planken für<br />
die Sicherheit<br />
Statt Stangen legt Sandra Auffarth<br />
bei Sprungreihen Planken<br />
auf den Boden. „Die können<br />
nicht wegrollen, wenn ein Pferd<br />
versehentlich darauf tritt“, weiß<br />
die Pferdewirtschaftsmeisterin.<br />
Die Übungen, die Sandra Auffarth<br />
beschreibt, sind nicht neu. Im Gegenteil:<br />
Sie bildet ihre Pferde nach<br />
der klassischen Reitlehre aus. Da gehört<br />
ganz viel Wiederholung dazu<br />
und noch mehr Gefühl für das Pferd.<br />
„Wenn mein Pferd beim Springen beispielsweise<br />
immer eher ein wenig aufgeregt<br />
oder angespannt ist, versuche<br />
ich ihm vor dem Training schon möglichst<br />
viel freie Bewegung zu geben“,<br />
erklärt Sandra Auffarth.<br />
„Ich möchte es meinen Pferden<br />
leicht machen, die Aufgaben, die ich<br />
ihnen stelle, zu erfüllen. Wenn sie<br />
ausgeglichen sind, fällt meist schon<br />
vieles leichter“, weiß die Stilistin im<br />
Sattel. Dazu trägt auch ein abwechslungsreiches<br />
Training bei. Ob Sommer<br />
oder Winter: Die 37-Jährige geht<br />
mit ihren Pferden ins Gelände, außer<br />
das Wetter lässt es absolut nicht zu.<br />
Springreihen als Alleshelfer<br />
Mehrere Sprünge in einer Reihe sind<br />
für Sandra Auffarth ein wahrer Alleskönner.<br />
„Je nachdem wie weit die<br />
Pferde ausgebildet sind, entscheide<br />
ich, welche Abstände und Sprunghöhen<br />
ich wähle. Auch die Zahl der<br />
Sprünge ist flexibel“, erklärt die Ausbilderin<br />
und ergänzt: „Und das macht<br />
es so schwierig generelle Tipps zu geben.“<br />
Wichtig ist ihr vor allem, dass<br />
sie die Aufgaben so stellt, dass das<br />
Pferd daran wachsen kann und es<br />
nicht zu einem Vertrauensbruch zwischen<br />
Pferd und Reiter kommt. „Dafür<br />
braucht der Reiter ein sehr gutes<br />
Gespür für sein Pferd. Ein guter Ausbilder<br />
kann das ebenfalls beurteilen“,<br />
sagt Sandra Auffarth. Er hilft auch<br />
dabei, realistische Ziele für die kommenden<br />
Monate zu definieren. Und<br />
auch die können für die kommende<br />
– häufig nasskalte – Zeit hilfreich<br />
sein. Denn Ziele motivieren ungemein<br />
und regen dazu an, das eigene<br />
Tun zu reflektieren. „Meine Pferde<br />
sollen Spaß bei der Arbeit haben. Sind<br />
sie mal weniger motiviert, hinterfrage<br />
ich mich.“ Und das geht auch wunderbar<br />
beim Ausreiten. ▪<br />
Profi-Tipp:<br />
Geduld zahlt<br />
sich aus<br />
„Mir ist die Basisarbeit wichtig. Je mehr<br />
Zeit und Aufmerksamkeit ich den Grundlagen<br />
schenke, desto leichter werden alle<br />
weiteren Aufgaben. Bei meinen jungen<br />
Pferden achte ich zum Beispiel penibel<br />
darauf, dass wir gerade zum Sprung kommen.<br />
Gelingt das nicht, übe ich weiter.<br />
Eine Stange an der Seite kann eine optische<br />
Begrenzung bieten. Doch ohne geraderichtende<br />
Dressurarbeit wird es nicht<br />
gelingen“, sagt Sandra Auffarth.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 35
REITEN UND LERNEN<br />
Kommunikation<br />
Hör mal zu<br />
Täglich kommunizieren wir – mit<br />
anderen Menschen, mit unseren<br />
Pferden. Und oft auch über sie. Im<br />
echten Leben, auf sozialen Medien.<br />
Doch es scheint, als würde uns die<br />
Kommunikation immer öfter ins<br />
Unglück stürzen. Weil wir zu wenig<br />
zuhören, sagt unsere Expertin. Dabei<br />
haben gerade wir Pferdeleute<br />
ein dickes Ass im Ärmel.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />
36 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOKUSTHEMA<br />
KOMMUNIKATION<br />
O<br />
ffen sprechen, empathisch<br />
kommunizieren<br />
und dem anderen zuhören<br />
können – fragt<br />
man die Psychologin<br />
Kathrin Schütz, was eine gute Kommunikation<br />
ausmacht, fasst sie ihre<br />
Antwort in diesen drei Säulen zusammen.<br />
Eigentlich ganz einfach. Und<br />
doch scheint es im heutigen Alltag<br />
eine enorme Herausforderung darzustellen.<br />
Es herrscht ein rauer Ton in<br />
unserer Kommunikationswelt – insbesondere,<br />
wenn man sich in den<br />
sozialen Medien aufhält. Aber auch<br />
im echten Leben scheint das „Miteinander-reden“<br />
mancherorts nicht<br />
mehr so recht zu gelingen. Und das<br />
frustriert, ermüdet und verunsichert<br />
– ganz gleich, ob man sich in<br />
der analogen Welt oder in der rasanten<br />
Online-Welt bewegt. Zwischenmenschlich<br />
ist es offenbar schwieriger<br />
geworden. Wie konnte das<br />
passieren? Und steht es um uns Pferdemenschen<br />
besonders schlecht?<br />
Prof. Dr. Kathrin Schütz hat verschiedene<br />
Studien zu zwischenmenschlichen<br />
Themen in der Pferdewelt<br />
durchgeführt und bietet<br />
pferdegestützte Coachings an – sowohl<br />
für Pferdeleute als auch für<br />
Nicht-Pferdeleute. In ihrem beruflichen<br />
Kontext, aber auch darüber hinaus,<br />
beobachtet sie vor allem eins: Es<br />
wird heute immer weniger zugehört.<br />
Das Ich-Bedürfnis ist groß. Nicht immer<br />
und überall, aber doch oft deutlich<br />
wahrnehmbar. „Oft werden Mei-<br />
><br />
UNSERE EXPERTIN<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
FOTO:D. KUHL<br />
Prof. Dr. Kathrin<br />
Schütz<br />
Als begeisterte Reiterin,<br />
Pferdebesitzerin und Professorin<br />
für Wirtschaftspsychologie<br />
mit langjähriger<br />
Erfahrung in der Lehre und<br />
Forschung sowie in der Praxis als<br />
Führungskraft und Coach hat sie all<br />
meine Interessensgebiete vereint und<br />
biete eine umfangreiche Expertise in<br />
diesen Bereichen. Sie sagt: „Wir sollten<br />
wieder mehr zuhören.“<br />
kathrin-schuetz.com<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 37
REITEN UND LERNEN<br />
nungen geäußert und gute Ratschläge<br />
gegeben, obwohl das vielleicht gar<br />
nicht angebracht ist oder die Hintergründe<br />
des anderen unklar sind. Wir<br />
gehen oft von unserer eigenen Welt<br />
aus“, sagt sie. Nach dem Motto: Das<br />
Gegenüber muss so ticken wie man<br />
selbst und den gleichen Wissensstand<br />
haben.<br />
Unter Reitern ist das ein großes<br />
Thema, wie Kathrin Schütz in ihrer<br />
Studie „Ridersplaining“ herausfand:<br />
„Die meisten haben schon mal<br />
ungefragt Ratschläge bekommen,<br />
aber auch selbst welche<br />
verteilt“, sagt sie.<br />
„Dabei kommt es auf<br />
die Motive an, ob ich<br />
die Ratschläge erhalte<br />
oder gebe. Wenn ich<br />
anderen Ratschläge<br />
gebe – so ergab es die<br />
Studie – will ich dem<br />
anderen etwas Gutes<br />
tun. Wenn ich jedoch<br />
Ratschläge bekomme,<br />
geht mir das oft auf die Nerven<br />
oder ich denke, der andere will mich<br />
bevormunden. Da vermuten wir<br />
eher eine schlechte Absicht dahinter.“<br />
Woran liegt das? Am emotionalen<br />
Thema: dem Pferd. „Wir sind alle<br />
Pferdeliebhaber und wollen für unsere<br />
Pferde nur das Beste. Leider können<br />
die Pferde nicht reden“, sagt Kathrin<br />
Schütz. „Und das bietet einen großen<br />
Interpretationsspielraum. Es gibt sehr<br />
viele Meinungen in diesem Bereich,<br />
und sie prallen mehr oder weniger<br />
stark aufeinander – je nachdem, wie<br />
man es verpackt.“<br />
Mit Spuren<br />
Es gibt zahlreiche Faktoren, die<br />
eine Gesprächskultur sowohl negativ<br />
als auch positiv beeinflussen können.<br />
Einer der grundlegendsten ist die Aufmerksamkeit,<br />
die man dem anderen<br />
schenkt. Tippt man noch auf dem<br />
Handy, während man mit dem Gegenüber<br />
spricht? Sind die Gedanken<br />
woanders? Ist man wirklich bei der<br />
Sache? Ebenso sollte man sich fragen,<br />
mit welcher Stimmung man in das<br />
Gespräch geht. Es geht darum, sich<br />
bewusst zu machen, was man alles<br />
bewirken kann – im Positiven wie im<br />
Negativen. Alles hat eine Wirkung.<br />
Auch in den sozialen Medien, wo<br />
laut Kathrin Schütz „nicht immer viel<br />
Wissen, aber viel Meinung“ herrscht,<br />
ist das spürbar. „Es war tatsächlich die<br />
Grundidee für meine Kurse: Wenn<br />
ich mehr über mich selbst lerne und<br />
besser verstehe, wie Menschen ticken,<br />
klappt es nicht nur in der Kommunikation<br />
besser, sondern auch mit dem<br />
Pferd. Aber gerade im Social Media-<br />
Kontext kann man nahezu alles sagen<br />
– und teilweise wird es übergriffig“,<br />
„Wir sehen immer nur kleine<br />
Ausschnitte und glauben, das<br />
große Ganze zu kennen.“<br />
Kathrin Schütz<br />
erklärt die Expertin. „Das geht am Gegenüber<br />
nicht spurlos vorbei.“<br />
Auch nicht bei einem Influencer.<br />
Doch oft heißt es dann: „Die stellen<br />
sich ja der Öffentlichkeit, also müssen<br />
sie das auch aushalten.“ Müssen<br />
sie das? Oder sollten sie vielmehr<br />
ihre Grenzen deutlicher aufzeigen?<br />
Das Problem ist: „Wir sehen immer<br />
nur kleine Ausschnitte und glauben,<br />
das große Ganze zu kennen. Und das<br />
dient uns als Legitimation zu sagen:<br />
Wenn jemand so etwas postet, ist er<br />
doch selbst schuld.“<br />
Der Ton spielt eine große Rolle in<br />
der Kommunikation. Das Problem im<br />
Social-Media-Kontext ist jedoch, dass<br />
Kommentarspalten keinen Ton haben.<br />
Dadurch entsteht viel Interpretationsspielraum<br />
– wie bei WhatsApp<br />
oder E-Mails. Vielleicht ist der Sender<br />
kurz und sachlich in seiner Formulierung,<br />
doch der Empfänger liest einen<br />
negativen Unterton hinein.<br />
Ist das im echten Gespräch einfacher?<br />
„Ja, weil wir über unterschiedliche<br />
Kanäle kommunizieren: den<br />
Tonfall, die Mimik, die Gestik, die<br />
Umgebung. Wir hören, sehen und<br />
sprechen nicht nur einzelne Sätze,<br />
sondern führen ein Gesamtgespräch,<br />
und das macht es anders“, erklärt Kathrin<br />
Schütz.<br />
Worüber sollte man sich als Sender<br />
oder Empfänger bewusst sein? Gerade<br />
im echten Gespräch kann es hilfreich<br />
sein, über den Tonfall nachzudenken.<br />
Dieser bewusste Schritt kann<br />
schon eine Verbesserung für alle Beteiligten<br />
darstellen. „Es hilft, sich bewusst<br />
zu machen, dass andere nicht<br />
genauso ticken wie wir selbst und es<br />
womöglich falsch verstehen könnten.<br />
Vielleicht formuliere ich es etwas<br />
netter oder denke noch einmal darüber<br />
nach“, rät Kathrin<br />
Schütz. Das bedeutet<br />
auch, vor einer vorschnellen<br />
Reaktion<br />
erst einmal tief durchzuatmen,<br />
eine Runde<br />
spazieren zu gehen<br />
oder eine Nacht<br />
darüber zu schlafen.<br />
„Denn vielleicht hätte<br />
ich, wenn ich mir<br />
etwas mehr Zeit genommen<br />
hätte, anders formuliert,<br />
hätte es gar nicht gepostet, hätte den<br />
Rest noch einmal gelesen oder mir<br />
die ganze Geschichte angesehen. Das<br />
wäre schon ein großer Fortschritt. Es<br />
hilft, vor dem Äußern einer Meinung<br />
selbst zu recherchieren und sich bewusst<br />
zu machen, dass die andere Person<br />
es vielleicht gar nicht so gemeint<br />
hat.“ Und noch etwas: „Vielleicht<br />
sollten wir öfter mal vom Guten ausgehen.<br />
Allzu häufig neigen wir dazu,<br />
schneller das Schlechte zu vermuten“,<br />
fügt Kathrin Schütz hinzu.<br />
Bleibt die Frage: Wie lernen wir,<br />
besser mit unseren eigenen Emotionen<br />
und denen des Gegenübers umzugehen?<br />
„Da helfen uns die Pferde<br />
gut“, sagt Kathrin Schütz. „Unsere<br />
Pferde sind fantastische Spiegel, auch<br />
wenn wir das manchmal nicht wahrhaben<br />
wollen. Wenn das Pferd in der<br />
Box zurückweicht und ich gerade von<br />
der Arbeit komme, kann ich mich fragen:<br />
Ist das Pferd gerade doof, oder<br />
bin ich vielleicht noch ein bisschen<br />
zu gestresst? Ist da noch etwas in meinem<br />
Kopf, das diese Reaktion beim<br />
Pferd auslöst?“ Was wir noch aus der<br />
Kommunikation mit dem Pferd lernen<br />
können – lesen Sie ab Seite 42.<br />
38 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOKUSTHEMA<br />
KOMMUNIKATION<br />
Nachgefragt<br />
„In einem Strudel<br />
der Verwirrung“<br />
Als Influencer Juliane Barth (@juliseventer) ihre Stute Nessie nach<br />
einer Verletzung wieder antrainiert, wird sie überschwemmt<br />
von Ratschlägen, um die sie nicht gebeten hat. Wir haben sie gefragt,<br />
wie sich das für sie anfühlt.<br />
Wie ist es für dich, ungefragt Ratschläge<br />
zum Training oder Umgang<br />
mit deinen Pferden zu bekommen?<br />
Es gibt Phasen, in denen man besser<br />
mit ungefragten Ratschlägen umgehen<br />
kann als in anderen. Ich glaube, wenn<br />
man so viel wie ich in den sozialen Medien<br />
teilt, ist es völlig normal, dass Leute<br />
ungefragt Ratschläge geben. Das<br />
klingt vielleicht negativ, aber eigentlich<br />
wollen sie einem ja helfen. Es wirkt erst<br />
dann belastend, wenn man selbst unsicher<br />
ist, ob man das Richtige tut.<br />
Dann wird es schwieriger, mit den Ratschlägen<br />
umzugehen. Solange man sich<br />
sicher ist und weiß, dass man auf dem<br />
richtigen Weg ist, kann man relativ<br />
leicht mit den Kommentaren umgehen.<br />
Denn dann hat man die Freiheit zu entscheiden,<br />
ob man die Ratschläge annimmt<br />
oder nicht. Gerade beim Thema<br />
Antrainieren bin ich oft unsicher – da<br />
frage ich mich ständig: Ist das jetzt richtig?<br />
Mache ich es zu schnell oder zu<br />
langsam? Wenn man selbst unsicher ist<br />
und dann Leute kommen und sagen:<br />
Juliane Barth (l.) ist Influencerin im Vielseitigkeitssport.<br />
„Meinst du nicht, dass es so und so besser<br />
wäre?“, gerät man schnell in einen<br />
Strudel der Verwirrung.<br />
Hast du eine Strategie für dich gefunden,<br />
wie du mit diesen Situationen<br />
umgehen möchtest?<br />
Ich bin in der glücklichen Situation,<br />
dass ich bisher nicht häufig solche Phasen<br />
erlebt habe. Aber zum Beispiel letztes<br />
Jahr, als Nessie einen Knochenbruch<br />
hatte und über mehrere Monate pausieren<br />
musste, wusste ich: Okay, der Knochen<br />
heilt, wird wieder fest und dann<br />
><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 39
REITEN UND LERNEN<br />
geht es weiter. In dieser Situation war<br />
ich viel sicherer in mir, und dadurch war<br />
die Kommunikation insgesamt einfacher.<br />
Eigentlich muss man in solchen<br />
Momenten klarer kommunizieren.<br />
Was war jetzt anders?<br />
Ich habe die Diagnose nicht geteilt<br />
– das war eine bewusste Entscheidung,<br />
weil ich wusste, dass es eine Diagnose<br />
ist, die jeder Dritte schon mal hatte.<br />
Dadurch kann auch jeder Dritte etwas<br />
dazu sagen. Und obwohl die Leute die<br />
Diagnose nicht kannten, wussten sie<br />
trotzdem, wie schnell ich antrainieren<br />
sollte oder nicht. Man muss aber sagen,<br />
dass es nur zwei von 1.000 waren.<br />
Hast du dich gefragt, ob du hättest<br />
offener kommunizieren müssen?<br />
Es ist ein bisschen paradox, weil ich<br />
das Gefühl habe, dass gerade dadurch,<br />
dass ich es so unklar gelassen habe,<br />
noch mehr darüber geredet wird. Es<br />
wird viel mehr hineininterpretiert. Natürlich<br />
habe ich mich gefragt, ob ich<br />
einfach alles offenlegen soll. Aber<br />
eigentlich möchte ich das gar nicht.<br />
Denn man macht sich damit sehr verletzlich,<br />
und das könnte ich nicht. Für<br />
mich ist es richtig, nicht alles sofort zu<br />
teilen, sondern mir ein, zwei Tage Zeit<br />
zu nehmen, um zu überlegen, ob ich<br />
das überhaupt öffentlich machen möchte<br />
oder nicht.<br />
Wie empfindest du die Entwicklung<br />
auf Instagram?<br />
Der Ton ist schon härter geworden.<br />
Und ich mache mir gewisse Sorgen um<br />
den ganzen Sport, weil viele einfach so<br />
seltsam kommentieren, teilweise so unwissend<br />
sind und dann trotzdem einfach<br />
nur draufhauen. Weniger auf meinem<br />
Kanal, denn wer auf meinem Kanal<br />
ist, ist sportbegeistert und pferdebegeistert<br />
– da sind wir sehr in dieser Blase.<br />
Aber alles, was rausgeht, ist ganz<br />
schön hart teilweise.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Juliane.<br />
Kommunikation zwischen Trainer und Reitschüler<br />
Wertvolles Feedback<br />
… ist verhaltensorientiert: Der Reiterschüler reitet eine Lektion. Das verhaltensorientierte Feedback<br />
beurteilt nun genau das, es beschreibt konkret, was gut gelaufen ist, aus welchen Gründen es funktioniert<br />
hat oder was genau verbessert werden kann. Dieses Feedback bringt den Lernprozess ins Laufen.<br />
… ist wertfrei, individuell auf den Sender zugeschnitten, aber niemals persönlich.<br />
… ist konstruktiv verpackt. „Stell dein Pferd nicht so weit ab!“ oder „Nimm die Hand nicht so hoch!“<br />
sind typische Fehler, die vielen Reitlehrern passiert. Warum? „Der Reitschüler weiß dann, was er lassen soll,<br />
aber nicht was er tun soll“, erklärt Melissa Pander. Besser: So formulieren, dass der Reiter weiß, was konkret<br />
er stattdessen zu tun hat. Nur dann kann der Reitschüler sich verbessern und Bewegungen können in<br />
Fleisch und Blut übergehen.<br />
… ist keine Einbahnstraße. Heißt: der Reitlehrer kann den Schüler fragen, ob oder was er gefühlt hat.<br />
Oder wie ihm die Aufgabe gelungen ist. Die Aussage kann wiederum der Trainer ergänzen. Wichtig: Es<br />
geht rein um die Umsetzung der Übung. So macht der Reitlehrer den Reitschüler zu seinem eigenen Reitlehrer<br />
und zu einem unabhängigen Reiter, der erkennt, worauf es bei den einzelnen Aufgaben ankommt und<br />
der lernt, das zu fühlen.<br />
… ist eine Frage der Dosis: Nur Lob kann den Ehrgeiz und die Ernsthaftigkeit schwächen, nur Kritik<br />
schwächt das Selbstwertgefühl.<br />
… ist Beziehungsarbeit. Respektvoller Umgang stärkt Vertrauen genauso wie Empathie und echtes Interesse.<br />
Damit wird Feedback zum Nährboden für Erfolgserlebnisse.<br />
… folgt unmittelbar, muss sich dann aber auf die Aufgabe beziehen. Sonst lenkt das Feedback ab.<br />
… kann schwierigkeitsbezogen sein, wenn ein Reiter einer bestimmten Aufgabenstellung noch nicht<br />
gewachsen ist. Dann setzt sich der Trainer am besten im Nachgang mit seinem Schüler zusammen und bespricht<br />
das. So lassen sich Zweifel an den eigenen Fähigkeiten vermeiden. Ein konkreter Plan, wie es weitergeht,<br />
stärkt dagegen die Motivation.<br />
… kann fähigkeitsbezogen sein, wenn es darum geht, ob der Reiter die Aufgabe prinzipiell beherrschen<br />
könnte. Auch dieses Feedback ist legitim, nur sollte es in Ruhe und nach einer Aufgabe besprochen<br />
werden. Die Talentfrage also immer im Nachgang.<br />
… kann informatorisch sein: Ein promptes „Gut“ oder „das war nix“, ist oft zu hören, aber nur begrenzt<br />
hilfreich. Denn mehr als die Information, ob der Reiter etwas gut oder schlecht gemacht hat, bekommt<br />
er nicht. Außer die Information ist an eine bestimmte Handlung geknüpft<br />
40 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Perspektivwechsel<br />
FOKUSTHEMA<br />
KOMMUNIKATION<br />
Tierarzt Deutsch-<br />
Deutsch Tierarzt<br />
Kathleen Teegen ist Tierärztin – und erlebt so einiges, wenn<br />
sie mit Kollegen und Pferdebesitzern zu tun hat. Hier erzählt<br />
sie, wie’s in ihrem Berufsleben um die Kommunikation steht.<br />
TEXT: KATHLEEN TEEGEN<br />
Um mit einem Klopper zu<br />
beginnen: Oftmals wird<br />
die Kommunikation mit<br />
den Pferdebesitzern als<br />
eines der anstrengendsten<br />
Dinge im Beruf des Tierarztes angesehen<br />
– wenn man meinen Kollegen<br />
glaubt. Die Besitzer sehen es<br />
ähnlich: Der Tierarzt erklärt kaum,<br />
danach wird wild gegoogelt und die<br />
Rechnung war auch viel zu teuer für<br />
diese kurze Stippvisite.<br />
Dies ist überspitzt dargestellt, dennoch<br />
glaube ich, dass wir Tierärzte gerade<br />
in Sachen Kommunikation noch<br />
eine Schippe drauflegen können.<br />
Natürlich ist jemand, der sich aktiv<br />
dafür entschieden hat, mit Nichtsprechenden<br />
Patienten zu arbeiten,<br />
vielleicht nicht der Kommunikativste.<br />
Und ja, es ist einfach anstrengend,<br />
wenn man einem eh schon vollen<br />
Terminplan, der oft noch von einem<br />
Notfall zerschossen wird, hinterherfährt<br />
und in der Zeit, in der man<br />
Auto fährt und kurz abschalten könnte,<br />
Behandlungen diktiert, Termine<br />
verschiebt und mit Frau Müller diskutiert,<br />
warum ihr Rehe-gefährdete<br />
Haflinger wieder auf die Wiese ausgebrochen<br />
ist.<br />
Dennoch finde ich genau dies so<br />
spannend an meinem Beruf. Denn<br />
die Fälle wiederholen sich. Was jedes<br />
Mal anders ist: Die verschiedenen Typen<br />
von Pferd und Besitzer. So manch<br />
ein alter Züchter möchte einfach nur,<br />
dass es klappt und will keine unnötigen<br />
Details oder mehr Zeit als nötig<br />
verplempern. Andere sind selbst fast<br />
Tierärzte, die über ein erstaunliches<br />
Wissen verfügen und jedes Wort aufsaugen.<br />
Es ist der Job des Tierarztes, in<br />
Minuten einzuschätzen, was der Besitzer<br />
möchte.<br />
Obwohl ich auch hier denke: Kommunikation<br />
ist alles. Warum fragen<br />
wir nicht einfach, ob ich etwas genauer<br />
erklären soll oder aufzählen<br />
soll, was es hier für Möglichkeiten<br />
gibt? Warum nicht eine Behandlung<br />
einleiten mit: Bitte nachfragen, wenn<br />
etwas nicht klar ist, ich bin dafür da,<br />
euch aufzuklären, es ist euer Pferd!<br />
Kathleen Teegen, Tierärztin<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Ich sehe mich als Dienstleister. Ich<br />
habe mir im Studium und mit meiner<br />
Praxiszeit Wissen angeeignet, über<br />
welches die meisten Besitzer nicht<br />
verfügen. Mein Job ist es also unter<br />
anderem, ihnen dieses Wissen in ihrem<br />
speziellen Fall zugänglich zu machen.<br />
Und das: möglichst wertfrei.<br />
Warum nicht<br />
Dolmetscher sein<br />
Vielleicht können wir Tierärzte uns<br />
als Dolmetscher sehen: Wir untersuchen<br />
das Pferd und können sein Unwohlsein<br />
in unsere Sprache fassen.<br />
Dies müssen wir dann dem Besitzer so<br />
erklären, dass er sich mit einbezogen<br />
fühlt. Im Idealfall entsteht so eine Art<br />
Kompetenz-Team für das Pferd.<br />
Und wenn jetzt Kollegen sagen:<br />
Naja, aber dann schaffen wir doch<br />
nur noch Dreiviertel vom Tages-<br />
Soll, entgegne ich: Na und? Ich glaube,<br />
dass Pferdebesitzer die höheren<br />
Rechnungen viel lieber akzeptieren,<br />
wenn sie wissen, dass der Tierarzt<br />
sich in den Fall reindenkt und gerne<br />
zehn Minuten länger bleibt, weil er<br />
sich so mitfreut, wenn „Charly“ das<br />
erste Mal wieder auf die grüne Wiese<br />
darf.<br />
Das hört sich jetzt vielleicht alles<br />
ein wenig nach James-Herriot-<br />
Romantik an, aber auch er merkte<br />
im Buch „Der Doktor und das liebe<br />
Vieh“ schon an: „Tiere sind unberechenbare<br />
Wesen und dadurch ist unser<br />
Leben so unberechenbar. Es ist<br />
so wichtig, dass wir sie mit Geduld<br />
und Verständnis behandeln.” Dieser<br />
Satz kann für die Tiere gelten, für die<br />
Besitzer und wenn ich Glück habe,<br />
auch für mich. ><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 41
REITEN UND LERNEN<br />
Kommunikation Pferd und Mensch<br />
Das<br />
große Plus<br />
Wir Pferdeleute haben ein gewaltigen Vorteil.<br />
Wir haben Pferde in unserem Leben. Denn durch die<br />
Kommunikation mit ihnen können wir auch für<br />
unsere zwischenmenschliche Kommunikation lernen.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />
Das große Plus im Leben<br />
von uns Pferdeleuten<br />
hat vier Beine und<br />
fünf Buchstaben: Pferd.<br />
Die Kommunikation<br />
mit ihm ist für uns oft eine Herausforderung<br />
– und kann uns gleichzeitig<br />
in unserer zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation einen riesengroßen<br />
Vorteil bringen. Das findet auch Dr.<br />
Vivian Gabor, Pferdeverhaltensexpertin,<br />
die mit „Mensch und Pferd auf<br />
Augenhöhe – Pferdegerecht kommunizieren“<br />
ein ganzes Buch geschrieben<br />
hat. „Man kann es in beide Richtungen<br />
sehen. Wir wissen aus dem<br />
human-psychologischen Kommunikation<br />
wissen, das können wir einerseits<br />
aufs Pferd übertragen und wieder<br />
zurück“, sagt sie. „Ich denke, man<br />
kann es nicht eins zu eins übertragen,<br />
weil Pferde natürlich untereinander<br />
sowohl positiv als auch negativ, miteinander<br />
kommunizieren. Aber wenn<br />
sie über Raum kommunizieren, würde<br />
das uns erst mal ein bisschen negativ<br />
vorkommen, wenn wir einer Pferdeherde<br />
zugucken. Also die schicken<br />
sich oft und da es geht um Raum, um<br />
Ressourcen. Und das wird nach der<br />
Rangordnung ausgemacht. Das heißt,<br />
es ist schon ein bisschen anders als bei<br />
uns Menschen. Und trotzdem haben<br />
sie einen positiven Zusammenhalt<br />
und durch positive Interaktion, Fell<br />
kraulen, miteinander fressen, miteinander<br />
ruhen, wird das ausgeglichen.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
UNSERE EXPERTEN<br />
Dr. Vivian Gabor<br />
ist Verhaltensbiologin,<br />
promovierte Pferdewissenschaftlerin<br />
und Buchautorin.<br />
Ihr Spezialgebiet<br />
ist das Lernverhalten des<br />
Pferdes und die Verknüpfung von<br />
Wissenschaft und Praxis. Der<br />
Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei<br />
der Optimierung der Mensch-Pferd<br />
Kommunikation. Sie ist Gründerin<br />
des Instituts für Verhalten und Kommunikation<br />
(IVK). Dort werden Pferdeverhaltenstrainer<br />
ausgebildet, die<br />
das Wissen über pferdegerechtes<br />
und erfolgreiches Training weitertragen.<br />
Sie sagt: „Die Körperspannung<br />
hat einen ganz hohen Signalwert,<br />
auch untereinander bei Pferden.“<br />
ivk-center.de<br />
><br />
42 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOKUSTHEMA<br />
KOMMUNIKATION<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
Im Hier und Jetzt<br />
sein, das können<br />
wir von den<br />
Pferden lernen<br />
und mit in unsere<br />
zwischenmenschliche<br />
Kommunikation<br />
mitnehmen.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 43
REITEN UND LERNEN<br />
Also da würde ich schon sagen, es<br />
geht bei Pferden mehr um Räume und<br />
um Ressourcen.“ Das ist bei uns Menschen<br />
anders. Wir sind oft sehr nah<br />
miteinander, um uns zu schützen. Ein<br />
grundsätzlicher Unterschied des Zusammenlebens.<br />
Und das sollten wir<br />
für unsere Kommunikation mit dem<br />
Pferd berücksichtigen. „Wir sprechen<br />
von zwei verschiedenen Arten, die<br />
müssen wir zueinander kriegen. Ich<br />
finde, das könnte man grundsätzlich<br />
mal beachten, weil man sich dann bewusster<br />
wird, wie und was man kommuniziert“,<br />
sagt Vivian Gabor.<br />
Was der Körper<br />
macht<br />
Das heißt, auch zu reflektieren, wie<br />
wir beispielsweise auf das Pferd zugehen,<br />
was wir verbal<br />
machen, unsere Worte,<br />
Stimmlage, Schnelligkeit,<br />
Tonhöhe zu hinterfragen?<br />
Und was ist unser<br />
Körper, unsere reine<br />
Körpersprache? „Wenn<br />
wir den Namen rufen, erkennt<br />
das Pferd seinen<br />
Namen oder erkennt bestimmte<br />
Sprachkommandos.<br />
Aber welche<br />
Stimme haben wir dazu?<br />
Ist sie hektisch, ist sie unter<br />
Druck? Ist das eher so<br />
eine Kopfstimme oder<br />
eine Bauchstimme? Und<br />
was macht unser Körper?<br />
Ist er einladend oder vielleicht<br />
sogar abweisend<br />
gegenüber dem Pferd?<br />
Wenn wir es so mit Halfter<br />
einfangen wollen,<br />
dann ist es kein Wunder,<br />
dass er wegrennt“, beschreibt<br />
Gabor.<br />
Genauso das könne man wiederum<br />
in die Stallgasse übertragen zum<br />
Menschen. Also was, was sage ich<br />
meinem Stallnachbarn in Worten.<br />
Und wie? „Sieben Prozent ist der Inhalt<br />
der Worte, 38 Prozent macht die<br />
Stimme, 55 Prozent ist Körpersprache“,<br />
sagt Vivian Gabor. „Und daran<br />
können wir uns bei unseren Pferden,<br />
aber auch zwischenmenschlich immer<br />
wieder erinnern.“<br />
Dessen seien sich viele nicht bewusst<br />
und sie beobachtet auch, dass<br />
sich viele Menschen ihrer Körperspannung<br />
gar nicht bewusst seien. „Der Tonus<br />
des Körpers. Die Körperspannung<br />
hat einen ganz hohen Signalwert,<br />
auch untereinander bei Pferden.“<br />
Ist der oft zu hoch oder zu niedrig,<br />
der Tonus, bei Menschen? „Es kommt<br />
drauf an“, sagt die Expertin. „Es gibt<br />
solche und solche Menschen. Oft arbeite<br />
ich daran, eine Spannung eher<br />
zu fokussieren, also bewusst hervorzuholen.“<br />
Warum ist das in der Kommunikation<br />
mit dem Pferd so wichtig?<br />
Weil es Pferde genauso machen.<br />
„Die gehen in eine Spannung zur<br />
Kommunikation, in einen sehr richtungsweisenden<br />
Fokus mit ihrem<br />
Körper, ihrem Blick, ihrer Kopf-Hals-<br />
„Kommunikation ist für mich eine<br />
Konzentration auf das Gegenüber,<br />
ein Achten, ein Beobachten des<br />
Gegenübers, weil wenn ich nicht<br />
mit ihm bin, dann bin ich abgelenkt<br />
und dann kann ich mich<br />
weder auf mich noch auf mein<br />
Gegenüber konzentrieren.“<br />
Dr. Vivian Gabor<br />
Position. Sie lassen das andere Pferd<br />
mal zwei Schritte weggehen und<br />
schon gehen sie selbst wieder raus aus<br />
der Spannung. Das ist eine punktuelle<br />
Körperspannung mit Richtung, mit<br />
Fokus und ist dann schon wieder weg.<br />
Wenn die Spannung bleibt in der<br />
Pferdeherde, dann ist Alarm, dann ist<br />
Cortisol, Adrenalin, dann ist Fluchtgefahr.<br />
Wenn der Grundtonus in der<br />
Herde steigt, dann fliehen die Pferde.“<br />
Und genau das müsse man beachten,<br />
„weil wir oft unsere Körperspannung<br />
nicht regulieren können.<br />
Wir kommen vom Bürojob in den<br />
Stall, haben noch eine hohe Grundspannung,<br />
sind aufgeregt oder verärgert<br />
und merken gar nicht, dass unser<br />
Tonus hoch ist. Und den strahlen<br />
wir dann in die Stallgasse zu den anderen<br />
Mitmenschen und aber auch<br />
zum Pferd. Und das zu regulieren, diese<br />
Modulation unserer Grundenergie,<br />
das finde ich einen sehr wichtigen<br />
Faktor, den man lernen darf, wenn<br />
man mit anderen Menschen und anderen<br />
Tieren umgeht.“<br />
Denn Körperspannung ist an sich<br />
nichts Bösartiges. Man kann sie gezielt<br />
einsetzen, in der Freiarbeit, bei<br />
der versammelnden Arbeit. „Ich sitze<br />
zum Beispiel gerade relativ aufrecht<br />
und erzähle Ihnen<br />
das. Und da ist eine positive<br />
Grundspannung.<br />
Nur muss ich aufpassen,<br />
dass ich sie zwischendurch<br />
erweichen kann,<br />
die Stimmlage, weil<br />
sonst fühlt sich mein Gegenüber<br />
oder mein Gesprächspartner<br />
– oder ein<br />
Pferd – unter ständigem<br />
Druck. Das dürfen wir<br />
modulieren lernen, auch<br />
für die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation<br />
und eben auch zu den<br />
Pferden.“ Das heißt, sich<br />
bewusst zu werden, was<br />
man ausstrahlt, ist eine<br />
große Chance, Kommunikation<br />
positiv zu steuern<br />
oder auch jemanden<br />
in eine Kommunikation<br />
einzuladen – ob Pferd<br />
oder Mensch.<br />
„Ich glaube, dass wir es in unserer<br />
menschlichen Welt zu wenig üben,<br />
weil wir uns oft auf den Inhalt der<br />
Worte verlassen. Und das deckt ein<br />
Pferd schnell auf, weil wenn wir sagen<br />
‚jetzt beruhig dich doch‘, wir aber unter<br />
Spannung sind, die Stimmlage angespannt<br />
ist, hat das natürlich nicht<br />
den Informationswert, den wir uns<br />
wünschen.“<br />
44 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOKUSTHEMA<br />
KOMMUNIKATION<br />
RUBRIK UND RUBRIK<br />
Oft verlassen wir uns auf das Visuelle<br />
so sehr und vergessen zu spüren,<br />
was der Körper sonst noch an Sinnen<br />
hat. „Hören, Spannung spüren, Fokus<br />
spüren. Wenn man an der Ampel<br />
steht, spürt man, wenn jemand einen<br />
anstarrt vom Nachbarauto. Das<br />
sind Sinne, die wir sicherlich auch als<br />
Mensch sehr gut wahrnehmen können.<br />
Wir dürfen das nur wieder ein<br />
bisschen bewusster wahrnehmen.<br />
Und dann glaube ich schon, dass es<br />
sehr direkt wahrgenommen werden<br />
kann. Unsere Errungenschaft sind<br />
natürlich die Worte, die Information<br />
der Worte. Aber ich glaube, dass<br />
wir uns zu sehr darauf, auch vielleicht<br />
durch diese Evolution, darauf konzentrieren<br />
und dass diese rudimentäreren,<br />
wichtigen Sinnesleistungen<br />
mal ein bisschen mehr noch schulen<br />
können.“<br />
Nur wie können wir sie schulen?<br />
„Indem wir, das ist vielleicht ein bisschen<br />
abgedroschen, achtsam auf andere<br />
Sinne werden. Und das können<br />
wir beim Pferd wunderbar üben lernen.<br />
Also allein einmal den Körper<br />
eines Pferdes anzufassen und Spannung<br />
zu merken in diesem Pferd.<br />
Manche Pferde sind ganz fest und<br />
manche sind wieder weich. Und das<br />
kann man spüren durch die Berührung,<br />
durch die haptische Wahrnehmung.<br />
Aber wir können das irgendwann<br />
auch sehen und wir können es<br />
merken, wenn wir neben einem Pferd<br />
stehen. Das ist nicht ‚spooky‘, man<br />
kann Spannung eines Menschen neben<br />
sich fühlen kann, wenn der aufgebracht<br />
ist.“<br />
Das bewusstere Wahrnehmen und<br />
dann seine Sinne offen zu halten,<br />
„dann kriegt man sehr viel mit. Dann<br />
kriegt man, wenn man in einer Herde<br />
steht oder mal von außen draufguckt,<br />
da kriegt man auch mit, ob Ruhe oder<br />
Unruhe herrscht.“ Sich darauf zu besinnen,<br />
verbessert die Kommunikation<br />
– und letztendlich auch die Beziehung<br />
zwischen Mensch und Pferd<br />
und zwischen uns Menschen. ▪<br />
● über 1.000 Pferde<br />
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Dezember<br />
Messe<br />
Hannover<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 45
Eine federnde Hand ist die<br />
Basis guter Anlehnung – das<br />
gilt für den inneren und<br />
äußeren Zügel.<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
46 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
REITEN UND LERNEN<br />
Was der äußere Zügel alles kann<br />
Kein Einzelspieler<br />
„Mehr an den äußeren Zügel treiben“ – eine Anweisung wie sie dutzendfach<br />
im Reitunterricht zu hören ist. Nur warum ist der äußere Zügel eigentlich<br />
so wichtig? Was kann er, was der innere nicht kann? Oder ist das ein Trugschluss?<br />
Zehn Thesen und Irrtümer zum äußeren Zügel.<br />
TEXT: SABINE GREGG<br />
Irrtum: Der äußere Zügel<br />
ist wichtiger als der innere<br />
„Das kann man so nicht sagen. Es<br />
ist immer ein Zusammenspiel. Ohne<br />
den inneren gibt es keinen äußeren<br />
Zügel“, unterstreicht Hannes Müller.<br />
Für den früheren Leiter der Deutschen<br />
Reitschule ist entscheidend,<br />
wie die Hilfen sich ergänzen. Es geht<br />
um die Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen.<br />
„Es ist ein Konzert der Hilfen.<br />
Nur wenn sie fein aufeinander<br />
abgestimmt sind, gelingt es dem Reiter,<br />
sein Pferd im Gleichgewicht, im<br />
Takt, losgelassen und in einer dem<br />
Alter und Ausbildungsstand entsprechenden<br />
Anlehnung und Haltung<br />
vorzustellen. Das ist schon eine hohe<br />
Kunst“, meint der Ausbilder. Dafür<br />
muss der Reiter in Balance sitzen, eine<br />
vom Sitz unabhängig einwirkende<br />
Hand haben und seinen Körper sehr<br />
gut kontrollieren können.<br />
Irrtum: Der äußere Zügel ist<br />
immer an der Außenseite<br />
wegs sind, wird die Seite zu der das<br />
Pferd gestellt ist, als „innere“ Hand<br />
bezeichnet. Die andere Hand ist die<br />
„äußere“.<br />
These: Am äußeren Zügel<br />
wird gewendet<br />
FOTO: S. GREGG<br />
UNSER EXPERTE<br />
„Ganz klar. Aber es ist nicht so, dass<br />
der Reiter deshalb den äußeren Zügel<br />
so krampfhaft festhalten muss,<br />
wie der Christ am Glauben. Um ein<br />
Pferd zu stellen, geht der äußere Zügel<br />
so weit vor, wie der innere angenommen<br />
wird“, erklärt Hannes Müller.<br />
Je weiter die äußere Hand vorgeht,<br />
desto stärker kann sich das Pferd stellen.<br />
Anders gesagt: Der äußere Zügel<br />
bestimmt den Grad der Stellung mit.<br />
Achtung: Der Reiter sollte nur das innere<br />
Auge und den inneren Nüsternrand<br />
schimmern sehen. Dann ist ein<br />
Pferd richtig gestellt. Die Ohren bleiben<br />
auf einer Höhe und der Mähnenkamm<br />
kippt in die entsprechende<br />
Richtung. Wichtig: Das Gebiss sollte<br />
stets mittig im Pferdemaul liegen und<br />
nicht zu einer Seite gezogen werden.<br />
These: In der Wendung<br />
spürt der Reiter am inneren<br />
Zügel eine leichtere Verbindung<br />
als am äußeren<br />
„Das ist korrekt. Der äußere Zügel verhindert<br />
eine übertriebene, fehlerhafte<br />
Stellung und begrenzt die Schulter.<br />
Die Verbindung zum inneren Zügel<br />
ist in der Wendung leichter“, sagt<br />
Hannes Müller. Wer mit der inneren<br />
Hand einmal überstreicht, kann<br />
die Selbsthaltung des Pferdes und die<br />
Funktion des äußeren Zügels prüfen.<br />
Irrtum: Wenn das Pferd sich<br />
verwirft, ist der äußere Zügel<br />
zu leicht<br />
Hannes Müller<br />
leitete von 1997 bis 2023<br />
die Deutsche Reitschule<br />
und ist Vorsitzender der<br />
Bundesberufsreitervereinigung.<br />
Der Pferde-<br />
Wenn der Reiter auf der linken Hand<br />
reitet, ist der rechte Zügel immer der<br />
Stimmt nicht. Vielmehr ist es so, dass<br />
äußere Zügel? Nein. So einfach ist es<br />
der Reiter den inneren Zügel über den<br />
nicht. Unabhängig davon, auf welcher<br />
Hand Pferd und Reiter unter- gen sein Wissen weiter.<br />
und der innere Zügel dominant ein-<br />
wirtschaftsmeister gibt in Lehrgän-<br />
Mähnenkamm des Pferdes drückt<br />
><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 47
REITEN UND LERNEN<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
Eine gleichmäßige, weich-federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul ist eines der Ausbildungsziele. Auf<br />
dem Foto ist die Anlehnung (noch) nicht ideal. Das Pferd dürfte mehr an den Zügel herantreten.<br />
wirkt. Das führt dazu, dass das Pferd<br />
nicht an den äußeren Zügel herantreten<br />
kann. Das ist das Problem. Meist<br />
kommt hinzu, dass der Reiter seine<br />
Gewichts- und Schenkelhilfen darauf<br />
nicht abgestimmt einsetzt.<br />
These: Das Pferd tritt immer<br />
gleichmäßig an beide<br />
Hände heran<br />
„Es ist der Idealzustand. Doch nur wenige<br />
Menschen schaffen es, tatsächlich<br />
eine gleichmäßige Verbindung<br />
aufzubauen. Die natürliche Schiefe<br />
von Mensch und Pferd bedingt dies“,<br />
sagt Müller. Er beobachtet auch in<br />
Dressurprüfungen der Klasse L und<br />
M Pferde, die nicht gleichmäßig an<br />
beide Hände herantreten. „Sie kompensieren<br />
die Schiefe. Bis zu einem<br />
bestimmten Grad gelingt ihnen das.<br />
Doch es ist nicht zielführend, weil<br />
die Lektionen nicht so ausgeführt<br />
werden können, wie es für die vollständige<br />
Gymnastizierung des Pferdes<br />
nötig wäre“, meint Müller. Dafür<br />
ist neben der fein abgestimmten diagonalen<br />
Hilfengebung vor allem ein<br />
Verständnis für die Biomechanik des<br />
Pferdes wichtig. Und das fehlt laut<br />
Müller häufig. Er sieht darin ein Problem:<br />
„Vielen Reitern geht es allein<br />
um den rein technischen Ablauf einer<br />
Lektion. Sie wissen nicht, warum eine<br />
Übung so ausgeführt werden soll“,<br />
bemängelt der Ausbilder. Und warum<br />
ist das so? „Es fehlt an handlungsorientiertem<br />
Reitunterricht. Zur Praxis<br />
gehört Theorie. Diese kommt häufig<br />
zu kurz. Vielmehr führen die Schüler<br />
Anweisungen aus. Besser wäre es,<br />
wenn sie selbst mitdenken und umsetzen<br />
könnten“, merkt Müller an.<br />
These: Der äußere Zügel<br />
setzt Grenzen<br />
Auf der einen Seite ist das richtig. So<br />
begrenzt der äußere Zügel beispielsweise<br />
auf dem Zirkel die Schulter des<br />
Pferdes. Der Reiter kann so verhindern,<br />
dass das Pferd nach außen über<br />
die Schulter wegläuft. Den Zügel nur<br />
als Begrenzung zu sehen, kann aber<br />
zu einem falschen Verständnis führen.<br />
Auf der anderen Seite ermöglicht<br />
der äußere Zügel nämlich eine Dehnung<br />
der äußeren Körperseite des<br />
Pferdes. Diese veränderte Sichtweise<br />
führt zu einer anderen Einwirkung.<br />
Irrtum: Im Galopp ist der<br />
äußere Zügel besonders<br />
wichtig<br />
Das äußere Hinterbein ist das Standbein<br />
des Galopps. Äußerer Zügel und<br />
äußerer Schenkel sichern das äußere<br />
Hinterbein ab und damit die Qualität<br />
des Galopps, wenn der innere Schenkel<br />
entsprechend treibt und der innere<br />
Zügel die Bewegung nach vorne<br />
durchlässt. Der äußere Zügel hat<br />
mit dem äußeren Schenkel eine verwahrende<br />
Funktion. Der äußere Zügel<br />
lässt die Stellung zu, der innere<br />
Zügel kann leicht werden. Das gilt in<br />
48 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
leicht. Auch die Verbindung zum<br />
Pferdemaul kann sehr, sehr leicht<br />
sein. Viele Reiter fürchten, die Kontrolle<br />
zu verlieren, wenn ich ihnen<br />
sage, dass sie die Hand vorgeben sollen,<br />
aber das passiert nicht. Vielmehr<br />
wird das Reiten besser, wenn das Konzert<br />
der Hilfen stimmt.“<br />
Schon<br />
immer<br />
das<br />
Beste<br />
RUBRIK UND RUBRIK<br />
FOTO: C. SLAWIK<br />
Damit das Pferd sich in der Wendung<br />
stellen und biegen kann, muss die<br />
äußere Hand vorgehen. Aber nur so<br />
weit, dass das Pferd nicht über die<br />
äußere Schulter ausbricht.<br />
der Wendung, auf der geraden Linie,<br />
im Parcours oder im Gelände. Es ist<br />
aber nicht so, dass der eine Zügel oder<br />
Schenkel wichtiger ist als der andere.<br />
Irrtum: Man pariert ein<br />
Pferd nur am äußeren Zügel<br />
Keine Lektion gelingt richtig, wenn<br />
man nur auf einen Baustein der Hilfengebung<br />
schaut. Es kommt auf das<br />
Zusammenspiel und das richtige Timing<br />
an. „Der richtige Zeitpunkt orientiert<br />
sich an der Bewegung des Pferdes.<br />
Dafür bekommen Reiter im Laufe<br />
ihrer Ausbildung ein Gefühl. Wer ein<br />
gutes Timing und ein gutes Gefühl für<br />
das richtige Maß der Hilfengebung<br />
hat, wird merken, wie leicht sich das<br />
Reiten anfühlen kann. „Erschreckend<br />
Tipp:<br />
Die Qualität der Anlehnung<br />
hängt sehr eng mit der Losgelassenheit<br />
und dem Takt zusammen.<br />
Nur ein losgelassenes, dehnungsbereites<br />
Pferd kann gleichmäßig<br />
an beide Hände herantreten.<br />
Irrtum: Beim Springen ist<br />
die Feinabstimmung der<br />
Hilfen weniger wichtig<br />
„Das stimmt nicht“, sagt Hannes<br />
Müller klar. Zugleich beobachtet er,<br />
dass manche Reiter ihre Pferde im<br />
Parcours nicht bei sich haben. „Die<br />
Pferde laufen über die äußere Schulter<br />
weg oder ziehen über dem Sprung<br />
immer nach links“, gibt er Beispiele.<br />
Nur, was ist dann zu tun? Gemeinsam<br />
mit dem Reitlehrer an der diagonalen<br />
Hilfengebung arbeiten. „Und sich die<br />
natürliche Schiefe des Pferdes vor Augen<br />
führen“, verdeutlicht Müller.<br />
Irrtum: Der äußere Zügel<br />
wird auf beiden Händen<br />
gleich gut angenommen<br />
Das stimmt nicht, weil die Pferde eine<br />
natürliche Schiefe haben. Die meisten<br />
Pferde sind übrigens nach rechts<br />
schief. Sie fußen mit ihrem rechten<br />
Hinterbein außen an der Spur des<br />
rechten Vorderbeins vorbei. Das rechte<br />
Hinterbein ist aus der Last. Das linke<br />
Hinterbein ist in der Last. Es entsteht<br />
ein Ungleichgewicht im Körper<br />
und das linke Vorderbein wird mehr<br />
belastet. Das ist auf Dauer nicht gesund.<br />
Wenn das Pferd nach rechts<br />
schief ist, tritt es nicht beständig an<br />
den rechten Zügel heran. Ist der rechte<br />
Zügel der äußere, gelingt die äußere<br />
Begrenzung meist weniger gut. Die<br />
rechte Seite ist hohl, die linke Seite ist<br />
strammer. Gymnastizierende, geraderichtende<br />
Arbeit hilft. Zum Beispiel<br />
ist das Reiten im Schulterherein eine<br />
Schlüssellektion, um das Pferd „in die<br />
Spur“ zu bringen. Ein rechts schiefes<br />
Pferd hat nach rechts weniger dehnbare<br />
Muskeln. Wer ein Schulterherein<br />
auf der linken Hand reitet, dehnt diese.<br />
Achtung: Für das Pferd ist das sehr<br />
anstrengend. Langsam steigern. ▪<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 49<br />
www.stassek.com
In Kooperation mit:<br />
Mit Vertrauen und<br />
Verbundenheit<br />
Wenn Enten unter dem Pferdebauch herwatscheln, Hunde wuseln, Pferde piaffieren und<br />
Ziegen eine Richtung einschlagen, ist Tiertrainerin Anne Krüger-Degener nicht weit. Wie<br />
macht sie das nur? Das erklärt sie am 23. November live beim CHIO Aachen Campus.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />
FOTO: ANDREAS STEINDL<br />
Anne Krüger-<br />
Degener bei der<br />
„Pferd & Sinfonie“<br />
im Deutsche<br />
Bank Stadion in<br />
Aachen. Bei ihrem<br />
nächsten Besuch<br />
gibt sie in<br />
einem Live-Training<br />
Einblicke in<br />
ihre Arbeit mit<br />
den Tieren.<br />
Ich habe ein Herz aus Fell – ich kann nicht anders als mit<br />
Tieren“, sagte Anne Krüger-Degener einmal gegenüber<br />
Reiter Revue. Von Kindesbeinen an zog es sie zu den Tieren<br />
– zu Hause gab es keine. Die kleine Anne war glücklich,<br />
wenn sie neben einer Kuh stehen konnte. Und eines<br />
war ihr zu der Zeit auch schon klar: Wenn sie ihr Abitur<br />
in der Tasche hat, will sie werden wie James Harriot aus der<br />
70er-Jahre Fernsehserie „Der Doktor und das liebe Vieh“.<br />
Statt Tiermedizin zu studieren, machte sie eine Ausbildung<br />
zur Tierwirtschaftsmeisterin und wusste sie musste<br />
ihren Weg gehen, „allein, ohne Geld, als Frau“. Hauptsache<br />
war, Tiere in ihrer Nähe zu haben. „Denn wenn ich<br />
kein Fell zwischen den Fingern habe, geht’s mir nicht gut.“<br />
Sie baute sich auf dem Degenerhof ihres Schwiegervaters<br />
im niedersächsischen Melle bei Osnabrück einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Schafen und Ziegen auf, dazu<br />
eine Tierschule für Hunde und Pferde, einen Hofladen und<br />
machte sich mit ihren Shows einen Namen. Stets an ihrer<br />
Seite: ihr Mann Jan und Tochter Carla.<br />
Auf einmal glasklar<br />
Ein eigenes Trainingskonzept stand übrigens nie auf dem<br />
Lebensplan von Anne Krüger-Degener. Aber es entstand<br />
50 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Tickets und Infos<br />
zu den Terminen unter<br />
www.chioaachencampus.de<br />
durch das Leben und die Arbeit mit den Tieren – „es war<br />
irgendwann glasklar“: Die HarmoniLogie. Das Konzept<br />
beruht auf vier Säulen: die Ansprechbarkeit, Störbarkeit,<br />
Lobbarkeit und die Abgrenzbarkeit. Sie wollte die Reiterei<br />
nicht neu erfinden – die Skala der Ausbildung etwa verfolgt<br />
sie pingelig, wie sie sagt. Aber sie hat ihrer Methode, mit<br />
den Pferden und Hunden zu arbeiten, einen Namen gegeben<br />
und einen Anstrich verpasst. Es geht um den respektvollen<br />
Dialog, ob beim Reiten, bei der Freiarbeit oder im<br />
täglichen Umgang. Sie hat sich auf ihrem Weg stets ihre innere<br />
Offenheit bewahrt – genauso die Freiheit, das zu tun,<br />
was sie tun möchte. So sagte sie auch einmal: „Wir haben<br />
kein Dogma im Kopf. Wenn gutes Reiten in einem guten<br />
Dialog stattfindet, ist jede Stilrichtung toll.“ Und genau<br />
das zieht sich durch ihre Arbeit mit den Pferden.<br />
Das Resultat ihrer Arbeit mit den Tieren zeigt sie in ihren<br />
Shows. Damit war sie auch schon Teil bei „Pferd &<br />
Sinfonie“, wo Anne Krüger-Degener nicht nur Pferde im<br />
Gepäck hatte. Die Schäferin und Tiertrainerin brachte<br />
wahlweise Enten und Ziegen oder Hunde und eine ganze<br />
Schafherde mit in die Aachener Soers und verzauberte mit<br />
ihrem einzigartigen Programm das Publikum.<br />
Im November führt ihr Weg erneut auf das Turniergelände<br />
des CHIO Aachen. Dieses Mal gibt sie bei einem Live-<br />
Training für den CHIO Aachen Campus exklusive Einblicke<br />
in ihre Arbeit mit den Tieren. Unter dem Titel „Die<br />
Naturgesetze der Sprache – wie wir die Tiere besser verstehen,<br />
und dadurch nachhaltiger und schonender ausbilden“<br />
wird sie die besondere Verbindung zwischen Mensch<br />
und Tier präsentieren und ihrem Grundsatz „Kommunizieren<br />
statt Konditionieren“ folgen – direkte Kommunikation<br />
ohne Dolmetscher wie Leckerchen oder Spielzeug.<br />
Mitbringen wird die 56-Jährige Pferde, Hunde und weitere<br />
tierische Begleiter.<br />
Lernmuster der Natur<br />
Unter anderem zeigt Krüger-Degener, wie eine gelungene<br />
Partnerschaft zwischen Mensch und Tier entsteht, die auf<br />
Vertrauen, Höflichkeit, Belastbarkeit und Verbundenheit<br />
basiert. Die richtige Interpretation körpersprachlicher Signale<br />
der Pferde ist dabei so wichtig wie das korrekte Einsetzen<br />
der eigenen Körpersprache, um Missverständnisse<br />
zu vermeiden. „In meinem Leben als Tierwirtschaftsmeisterin<br />
bin ich auf die tägliche Zusammenarbeit mit meinen<br />
Tieren angewiesen. Dadurch habe ich, nach den Lernmustern<br />
der Natur, einen liebevollen und fairen Umgang mit<br />
den Tieren, basierend auf kommunikativen Grundlagen,<br />
konzeptioneller Schulung und systematischem Vorgehen<br />
entwickelt“, sagt Anne Krüger-Degener.<br />
Bei der Masterclass am 23. November in der weihnachtlich<br />
geschmückten Albert-Vahle-Halle können die Zuschauer<br />
ihre Methode hautnah erleben und sich viel Inspiration<br />
für das eigene Tun mit nach Hause nehmen. ❚<br />
Campus-Termine<br />
■ nach Absprache<br />
Professionelles Training auf<br />
dem Reitsportsimulator:<br />
45-minütige<br />
Trainingseinheit<br />
Kosten: 99 Euro<br />
■ 23. November 2024<br />
Live-Training mit Anne Krüger-Degener<br />
– über die Naturgesetze<br />
der Sprache<br />
Kosten: 38,50 Euro,<br />
Dauer: 3,5 Stunden<br />
■ 28. November -<br />
1. Dezember 2024<br />
Aachen Jumping Youngstars<br />
■ 5. Dezember -<br />
8. Dezember 2024<br />
Aachen Dressage Youngstars<br />
Campus-News<br />
■ Die Bewerbungsphase für<br />
das Zertifikatsprogramm im<br />
Bereich Equestrian Stable<br />
Management hat begonnen.<br />
Die einmalige Chance: Sie<br />
lernen von weltweit anerkannten<br />
Pferdespezialisten<br />
und renommierten Wirtschaftsdozierenden,<br />
Sie erwerben<br />
Wissen auf hohem<br />
didaktischem und akademischem<br />
Niveau gepaart mit<br />
praktischen Fähigkeiten, Sie<br />
schaffen eine effiziente und<br />
innovative Arbeitsstruktur<br />
zur Bewältigung der heutigen<br />
Herausforderungen in<br />
Reitställen. Mehr Infos:<br />
equestrian-stable-management.com<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 51
REITEN UND LERNEN<br />
Reitschule „Pferd mit Familie“<br />
Kleine schöne Welt<br />
Nahe Oldenburg hat Kathrin Fastje mit ihrer Reitschule einen Nerv getroffen. Dort<br />
sollen es Kinder schön haben. Einen Masterplan hatte Kathrin dafür nie – dafür aber<br />
ein großes Herz. Und einen Wunsch: Werte vermitteln.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI<br />
FOTOS: DR. TANJA BECKER<br />
52 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Die Rasselbande von<br />
Wiefelstede: und allen<br />
voran Kathrin Fastje.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 53
REITEN UND LERNEN<br />
Die Ausritte durch das kleine Wäldchen auf dem Grundstück<br />
von Familie Fastje sind ein Highlight für alle Kinder.<br />
Legen die großen Hühner auch die großen Eier? Kathrin<br />
Fastje erklärt die Welt der Landwirtschaft und bringt sie so<br />
den Kindern näher.<br />
Wir wollen hier einen<br />
Platz schaffen,<br />
wo sie ohne<br />
Leistungsdruck<br />
eine wunderschöne<br />
Zeit mit den Tieren haben<br />
können. Egal, ob mit unseren Pferden,<br />
Schweinen, Hunden, Katzen<br />
oder unseren Hühnern. Es soll eine<br />
schöne Zeit sein. Alles kann, nichts<br />
muss.“ Willkommen in Wiefelstede,<br />
willkommen bei Kathrin Fastje und<br />
ihrer kleinen Reitschulwelt „Pferd mit<br />
Familie“. Und die beginnt gleich hinter<br />
einem mit Blumen geschmückten<br />
Eisentor. Es ist ein Stück heile Welt<br />
voller Wissen und Liebe – in der auch<br />
Pippi Langstrumpf ihre Freude hätte.<br />
Und ein bisschen wie Astrid Lindgrens<br />
Heldin fühlt sich Kathrin Fastje<br />
manchmal selbst. Sie empfängt uns<br />
mit einem offenherzigen und freudigen<br />
„Hallo“ und hinter ihr kommt<br />
eine ganze Horde an Helferkindern,<br />
die sie für unseren Besuch organsiert<br />
hat. Sie können es kaum erwarten die<br />
Ponys von der Weide zu holen und<br />
loszulegen. Aber vorher schickt Kathrin<br />
sie erst mal zum Buffet, „stärkt<br />
euch erst mal, es geht gleich los“. Neben<br />
dem kleinen Häuschen, das Sattelkammer<br />
und Aufenthaltsraum in<br />
einem ist, hat sie ein üppiges Kuchenbuffet<br />
aufgetischt, auf einer Etagiere<br />
liegen bunte, liebevoll gestaltete<br />
Plätzchen, ein bisschen Obst, Getränke,<br />
bunte Teller und Becher stehen bereit.<br />
„Normalerweise gibt es hier immer<br />
Mittagessen, aber heute gibt’s<br />
mal was Süßes“, sagt Kathrin Fastje.<br />
Die Kinder und Jugendlichen sollen<br />
immer was zur Stärkung vorfinden,<br />
das ist ihr wichtig. Aber es geht nicht<br />
nur um Essen und Trinken, sondern<br />
um das Miteinander.<br />
Kathrins kleine<br />
Farm<br />
Kathrin Fastje ist 45 Jahre und ist auf<br />
diesem Ponyhof aufgewachsen. 2015<br />
zog sie mit ihrem Mann Sven und den<br />
beiden Söhnen dorthin zurück. Ihre<br />
Mutter und Oma Else teilen das Zuhause<br />
mit Familie Fastje. Und die Tiere:<br />
Neun Ponys, zwei Schweine, sechs<br />
Hühner, ein Hahn, zwei Katzen und<br />
ein Hund leben hier. Sie alle zusammen<br />
sind „Pferd mit Familie“. Sie reitet,<br />
seit sie fünf Jahre alt ist, begann<br />
mit voltigieren, bekam mit elf Pony<br />
Fritzi – und dazu noch drei Ziegen.<br />
Mit Pony-Nummer zwei, Timo, lernte<br />
Kathrin, selbst für die Unterkunft<br />
und Ausbildung aufzukommen. Sie<br />
ritt Turniere und Jagden, jobbte neben<br />
der Schule, um Geld für ihre Ponys<br />
zu verdienen. Mit Shetty Eastwood<br />
lernte sie die Bodenarbeit und<br />
Freiarbeit kennen, machte ihr Fahrabzeichen<br />
und fuhr ihn ein.<br />
Wenn sich alles<br />
fügt<br />
Von ihrem Vater lernte sie, wie die<br />
Landwirtschaft funktioniert und half<br />
jeden Tag auf dem benachbarten Bauernhof<br />
bei der Arbeit: „Ich lernte, mit<br />
der Hand zu melken, Kälber auf der<br />
Diele mit auf die Welt zu bringen,<br />
Zuckerrüben zu ernten und Trecker<br />
zu fahren. All das hat mich bis heute<br />
sehr geprägt“, sagt sie. Vor allem<br />
lernte sie schon früh, wieviel Verantwortung<br />
es bedeutet, eigene Tiere zu<br />
haben und diese selbst zu versorgen.<br />
Mit den Jahren kamen weitere Ponys<br />
dazu und nach dem Abitur machte sie<br />
eine kaufmännische Ausbildung bei<br />
der Sparkasse. „Nach der Ausbildung<br />
durfte ich mich um den ‚Jugendmarkt‘<br />
kümmern. Ich organisierte<br />
54 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Nach dem Aufwärmen im Schritt, Trab und Galopp auf<br />
großen Linien, macht Team „Hobby Horsing“ von Wiefelstede,<br />
die ersten Sprünge.<br />
Bei Kathrin Fastje sind die Tische immer<br />
reich gedeckt, ob mit Kuchen,<br />
Keksen oder Mittagessen.<br />
Fahrten und Spielenachmittage – in<br />
dieser Zeit wurde mir bewusst, wie<br />
sehr ich die Arbeit und den Umgang<br />
mit Kindern liebe“, blickt sie zurück.<br />
Der Gedanke sollte noch ein wenig<br />
reifen und es sollte sich noch weitere<br />
Puzzleteile hinzufügen, die den Weg<br />
zu ihrem heutigen Leben zeichneten.<br />
Die Bambinis putzen die<br />
Ponys. Gemeinsam und<br />
immer mit einem Paten<br />
oder einer Patin zusammen.<br />
Jedes Pony sein eigenes<br />
Putzzeug in bunt<br />
bemalten Jutebeuteln.<br />
Etwa als sie in ihrer ersten Elternzeit<br />
den Nachbarskindern und Kindern<br />
von Freunden Reitunterricht<br />
gab oder ihnen einfach Zeit mit den<br />
Tieren auf dem Hof ermöglichte. Mit<br />
Elternzeit Nummer zwei stand für sie<br />
endgültig fest, die Zeit in der Bank<br />
war für sie vorbei. Sie wollte für ihre<br />
Kinder da sein und für ihre Tiere. Und<br />
ganz nebenbei wuchs in ihr die Idee,<br />
aus dem Hobby einen Beruf zu machen.<br />
„Mir wurde klar, dass ich nur,<br />
wenn ich am Hofe mit meiner Familie<br />
wohne, sowohl der Familie als auch<br />
den Tieren das geben kann, was es<br />
für mein Verständnis braucht“, sagt<br />
sie. 2019 machte ich sich schließlich<br />
selbständig und gründete „Pferd<br />
mit Familie“ – auf zwei Hektar Weideland,<br />
einem ein Hektar großen Wald,<br />
die in ihrem Alltag mit den Kindern<br />
eine wichtige Rolle spielt – um genau<br />
zu sein, ist es ein wahres Highlight für<br />
die Kinder, über die Reitwege um die ><br />
REITSCHULE „PFERD MIT FAMILIE“<br />
Hinter diesem Tor beginnt die „Pferd<br />
mit Familie“-Welt, ein geschützter<br />
Raum.<br />
Angebot: Bambini-Kurse, Bodenarbeit, Freiarbeit, klassischen<br />
und akademischen Reitunterricht, Horsemanship,<br />
Kutschefahren, Voltigieren<br />
Mehr Infos: www.pferdmitfamilie.de<br />
Kontakt: „Pferd mit Familie“ – Kathrin Fastje, Bahnweg 6, 26215 Wiefelstede<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 55
REITEN UND LERNEN<br />
Zwei Schweine leben bei Kathrin Fastje: Liesel<br />
und Gottlieb. „Sie leben hier wirklich frei. Theoretisch<br />
könnten sie bis nach Oldenburg laufen, tun<br />
sie aber nicht.“<br />
Neben der englischen Reitweise gibt es in Wiefelstede auch Unterricht in<br />
der akademischen Reitkunst, auf speziellen Sätteln und gebisslos.<br />
Weiden und durch das Wäldchen zu<br />
reiten. Mit drei, vier Jahren kommen<br />
Kinder schon zu „Pferd mit Familie“,<br />
„wir haben einen Bambini-Kurs extra<br />
für so kleine Kinder, der geht so<br />
bis sechs. Der nächste Bambinikurs<br />
geht mit sieben Jahren los“, erklärt<br />
Kathrin. Das hat sich so ergeben, weil<br />
die Nachfrage da war. „Wir haben gesagt,<br />
warum denn nicht?“ Dabei steht<br />
das reiten gar nicht im Vordergrund,<br />
sondern der Umgang mit dem Pferd,<br />
aber eben auch ganz viel Landleben.<br />
Da werden Eier im Hühnerstall rausgefischt<br />
gesucht und Kathrin erklärt,<br />
warum sie unterschiedliche Größen<br />
haben, „manche wollen auch nur einen<br />
Stock im Wald suchen, eine Runde<br />
durch den Wald reiten, mal ein<br />
Schwein streicheln oder überhaupt<br />
mal eines sehen“.<br />
Zu Hause bei Liesel<br />
und Gottlieb<br />
Kathrin Fastje bringt den kleinsten<br />
ganz spielerisch das Thema Pferd<br />
und Landwirtschaft näher und die<br />
Kinder sind mit Feuereifer dabei, wie<br />
Allerlei Kunststücke und Spielereien beherrschen die Ponys – und die Kinder<br />
haben großen Spaß. Vor allem aber wachsen sie dabei über sich hinaus.<br />
bei unserem Besuch. Kathrin Fastje<br />
bringt den kleinsten ganz spielerisch<br />
das Thema Pferd und Landwirtschaft<br />
näher und die Kinder sind mit Feuereifer<br />
dabei, wie bei unserem Besuch.<br />
Als eine wuselnde Schar kleiner Kinder<br />
mit Kathrin und ihrer Mitarbeiterin<br />
Marie Charlotte Löwenherz<br />
zum Memory-Spiel einlädt, um Wissen<br />
zu vermitteln und am Ende herauszufinden,<br />
welches Kind denn<br />
heute welches Pony putzen und reiten<br />
darf.<br />
„Das hat sich aber alles so ergeben,<br />
das war nie der Plan. Wir haben<br />
nie gesagt, hier soll der Weg hingehen,<br />
sondern der Weg führte ganz<br />
alleine dort hin.“, sagt Kathrin. Und<br />
Marie, die ausgebildete Physiotherapeutin<br />
ist, ergänzt, wie sehr die Kinder<br />
auch körperlich profitieren, wenn<br />
sie so früh beginnen, aufs Pony zu<br />
56 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Die Ponys von Kathrin Fastje leben im Offenstall. Die Kinder holen<br />
sie gemeinsam mit einem erfahrenen Paten ab, um sie zu putzen.<br />
Die Voltigiergruppe wird eigentlich von Anna Kannegieter<br />
geführt, heute springt Kathrin ein. Die Pferde tragen dabei<br />
Kappzaum und keine Ausbinder, „und das funktioniert<br />
wunderbar“, findet Kathrin Fastje.<br />
kommen. „Sie erlangen wahnsinnig<br />
schnell ein super Körpergefühl und<br />
eine Balance. Die machen dann natürlich<br />
auch reiterlich viel schneller<br />
Fortschritte als Kinder, die ein paar<br />
Jahre später anfangen.“<br />
Alles kann, nichts<br />
muss<br />
Die Ponys bei Pferd mit Familie leben<br />
alle im Offenstall, und eigentlich<br />
gibt es rund um das Wohnhaus der<br />
Fastjes etwas tierisches zu entdecken.<br />
Zum Beispiel der Hühnerstall, der<br />
gleich neben dem kleinen Wäldchen<br />
steht, daneben der Fußballplatz von<br />
Kathrins Söhnen Moritz und Felix,<br />
der heute für einen Hobby Horsing-<br />
Parcours herhält. Dazwischen führt<br />
noch ein Weg für die Pferde zu einer<br />
weiteren großen Weide. Und mit ein<br />
bisschen Glück entdeckt man irgendwo<br />
auch Liesel und Gottlieb, die beiden<br />
Schweine. „Die leben hier völlig<br />
frei und könnten, wenn sie wollten,<br />
bis nach Oldenburg laufen. Tun sie<br />
aber nicht“, sagt Kathrin und lacht.<br />
Das Konzept in Wiefelstede ist vielfältig<br />
und ganzheitlich. Dogmen gibt<br />
es hier nicht, mit zwei Ausnahmen:<br />
Hilfszügel und Sperrriemen lehnt Kathrin<br />
Fastje auch – wie auch Marie Löwenherz<br />
und Anna Kannegieter. Die<br />
Kinder lernen neben dem Reiten alles<br />
rund um das Pferd: Von den Bedürfnissen<br />
der Tiere, ihrer Haltung,<br />
über die Bodenarbeit, Freiarbeit, klassischen<br />
und akademischen Reitunterricht<br />
– letzteren gibt Marie - über<br />
Horsemanship und Kutschefahren<br />
bis hin zum Voltigieren. Das wichtigste<br />
ist aber: Jedes Kind lernt in seinem<br />
Tempo – und in kleinen Gruppen mit<br />
maximal vier Kindern. Um so jedem<br />
Kind gerecht zu werden, es individuell<br />
zu fördern und zu fordern.<br />
Die Mutter eines Bambini-Kindes<br />
erzählt, dass sie schon ein paar Reitschulen<br />
in der Umgebung kennengelernt<br />
habe, aber da sei es immer nur<br />
ums Reiten gegangen. Das habe ihr<br />
nicht gereicht. Bei Kathrin Fastje und<br />
ihrem Team wurde sie fündig. Und<br />
ihre Tochter würde am liebsten jeden<br />
Tag hierherkommen. Mittlerweile seit<br />
drei Jahren. Weil es ein schöner Ort<br />
ist – für Kinder und Tiere. ▪<br />
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beste<br />
Reitschulen!<br />
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vorstellen. Denn wir können<br />
alle voneinander lernen, uns<br />
ge-genseitig inspirieren und<br />
ermutigen! Wer am Ende<br />
unserer Serie „Deutschlands<br />
beste Reitschule“ wird, das entscheiden<br />
wir gemeinsam mit<br />
unseren Lesern in einem Voting.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 57
REITEN UND LERNEN<br />
KURZE TIPPS<br />
FÜR BESSERES REITEN<br />
Wie kann ich als Reiter den<br />
guten Schritt meines Pferdes<br />
in der Versammlung erhalten?<br />
Wichtig ist, das Pferd im Schritt häufig mit leichter, sicherer Anlehnung zu<br />
reiten. So als sei das Pferd erst drei oder vier Jahre alt – so lang und tief wie<br />
möglich, damit es leichter über den Rücken arbeiten kann. Dabei können<br />
Sie ganz leicht an Schultervor denken, um die äußere Schulter mehr zum<br />
Vorschreiten zu bringen. Versammelten Schritt sollten Sie eher selten<br />
reiten und wenn, trainieren Sie lediglich den Übergang zum versammelten<br />
Schritt. Das rät Reitmeister Hubertus Schmidt. Er sagt weiter: „Sobald Sie<br />
den Übergang zum versammelten Schritt erreicht haben, gehen Sie wieder<br />
zum starken Schritt über.“<br />
Üben Sie, Ihr Pferd nach jeder Lektion fleißig schreiten zu lassen. Hilfreich<br />
ist das Reiten im Gelände und am Berg. Denken Sie an: „Schritt kommt<br />
von Schreiten“. Dann haben Sie die richtige mentale Einstellung, treiben<br />
taktmäßig. Der Schritt wird so taktsicherer und raumgreifender.<br />
In Ruhe im Schritt auszureiten, ist für die<br />
Taktsicherheit im Schritt gut.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
Mütze<br />
unter dem<br />
Helm?<br />
Gerade beim<br />
Ausreiten schützt<br />
eine Helmmütze<br />
die Ohren vor<br />
kaltem Wind.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
Sieben bis zehn Prozent unserer Körperwärme verlieren<br />
wir über den Kopf. Viele Reiter setzen im Winter daher auf eine Mütze<br />
unter dem Helm. Einfach irgendeine zu nehmen, ist jedoch keine gute Idee:<br />
„Wer eine Mütze unter den Helm quetscht, hat eine größere, rutschige<br />
Schicht zwischen Helm und Kopf, damit ist der optimale Sitz des Reithelms<br />
nicht mehr gewährleistet. Alles, was den Helm zusätzlich zum Rutschen<br />
bringen kann, bringt ihn im Falle eines Sturzes leichter in eine falsche Position“,<br />
erklärt Andreas Beckers vom Helmhersteller uvex. Es gibt aber spezielle<br />
Helmmützen, die Reiter nutzen können. Jene bringen den Helm nicht ins<br />
Rutschen und sind nicht so dick, dass die Einstellungen des Helms verändert<br />
werden müssen. Das ist wichtig, denn auch dadurch kann ein Helm bei<br />
einem Sturz schneller ins Rutschen kommen. Im Fachgeschäft gibt es Helmmützen,<br />
Stirnbänder und Ohrenwärmer.<br />
58 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Die Reitlehre neu erklärt<br />
DIE DURCHHALTENDE ZÜGELHILFE<br />
Sie ist deutlicher als die annehmende<br />
Zügelhilfe. Es geht darum, dass das Pferd<br />
sich nicht entzieht, sondern sich am Gebiss<br />
abstößt. Es ist eine Zügelhilfe, die erst für<br />
geübte Reiter in Frage kommt.<br />
„Der Reiter muss sich sicher sein, dass die<br />
Hilfe in der Situation und in ihrer Klarheit<br />
angemessen ist“, sagt Ausbilder Michael Fischer.<br />
Und weiter: „Wenn man in die Situation<br />
kommt, die Hilfe nutzen zu müssen,<br />
muss der Reiter in der richtigen Beweglichkeit<br />
und in Balance bleiben. Der Mensch geht im<br />
Körper weiterhin mit der Bewegung des Pferdes<br />
mit. Es ist falsch, mit dem ganzen Arm<br />
oder gar Körper zu ziehen. Der Reiter darf<br />
sich nicht nach hinten lehnen und am Zügel<br />
ziehen. Wenn Menschen sich in den Zügel<br />
hängen, werden sie häufig auch in der Hüfte<br />
oder in den Schultern fest und blockieren so<br />
den Bewegungsablauf des Pferdes. Die größte<br />
Gefahr ist, dass der Körper des Reiters<br />
nicht mehr zur Bewegung des Pferdes passt.<br />
Dann verspannen sich die Pferde und machen<br />
sich im Rücken fest.<br />
Konstant mal durchzuhalten, bis das Pferd<br />
sich abstößt, klingt nicht kompliziert. Es so zu<br />
schaffen, dass das Pferd in seinem Bewegungsablauf<br />
nicht gestört wird, ist aber sehr<br />
anspruchsvoll. Der Reiter braucht eine absolut<br />
unabhängige Körperkontrolle. Es geht nicht<br />
darum, gegen den Körper des Pferdes zu wirken.<br />
Vielmehr soll das Pferd sich weiterhin<br />
ausbalanciert und locker bewegen. Sobald es<br />
sich vom Gebiss abstößt, wird der Reiter wieder<br />
leicht und gibt nach. Ohne Nachgeben<br />
kein Annehmen.“<br />
Michael Fischer – Der Sozialpädagoge reitet Springen bis zur höchsten Klasse<br />
und beschäftigt sich intensiv mit dem richtigen Verständnis der Reitlehre. In<br />
Workshops sorgt er ebenso für Aha-Momente bei Reitern aller Leistungsklassen<br />
wie mit seinem Buch „Reiten – leicht und logisch“.<br />
Wussten<br />
Sie das<br />
schon?<br />
„Als Reiter verantworte<br />
ich das, was<br />
das Pferd tut. Ich<br />
habe entschieden,<br />
das Pferd zu reiten.<br />
Das bedeutet, dass<br />
ich für das, was passiert,<br />
die Verantwortung<br />
trage. Der Fokus<br />
liegt bei mir. Ich<br />
gebe dem Pferd nicht<br />
die Schuld. Das wäre<br />
ungerecht.“<br />
Rolf Grebe,<br />
Pferdewirtschaftsmeister<br />
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FOTO: S. GREGG<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
Die LPO 2024 regelt, welche<br />
Pferde auf Turnieren gestartet<br />
werden dürfen.<br />
Mit der Leistungsprüfungsordnung<br />
2024<br />
(LPO) gab es viele Neuerungen.<br />
Eine, die zwar<br />
nur eine kleine Zielgruppe<br />
betrifft, und zugleich<br />
eine gute Entwicklung<br />
für das<br />
Pferdewohl auf Turnieren<br />
bedeutet, ist<br />
folgende: Tragenden Stuten<br />
nach dem vierten Trächtigkeitsmonat<br />
oder mit Fohlen bei Fuß ist die<br />
Teilnahme an einem Turnier untersagt.<br />
© collage © Foto Durand<br />
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REITEN UND LERNEN<br />
KURZE TIPPS<br />
FÜR BESSERES REITEN<br />
Diana Porsche<br />
möchte mit ihren<br />
Pferden im internationalen<br />
Dressursport<br />
weiter<br />
Fuß fassen.<br />
DREI FRAGEN AN …<br />
Diana Porsche<br />
Die 28-jährige Dressurreiterin möchte im Dressursport<br />
ganz vorne mitreiten. Die Partnerschaft mit dem Pferd ist<br />
ihr das Wichtigste. Welche Rolle das Zuhören dabei<br />
spielt, haben wir die Österreicherin gefragt.<br />
Was bedeutet das Wort „zuhören“<br />
für dich im Pferdesport?<br />
„Zuhören bedeutet für mich, jeden<br />
Tag in der Früh zu sehen, wie meine<br />
Pferde drauf sind. Sie sind Lebewesen<br />
wie wir Menschen. Sie können auch<br />
einen schlechten Tag haben und sich<br />
mal nicht so wohl fühlen. Da ich jeden<br />
Tag mit meinen Pferden zusammen bin,<br />
kenne ich sie sehr gut und sehe es ihnen<br />
häufig schon an.“<br />
Wie hörst du beim Reiten zu?<br />
„Meinen Pferden zuzuhören, erleichtert<br />
mir ihre Ausbildung. Ich gehe sehr<br />
individuell auf meine Pferde ein.<br />
Wenn ich merke, dass ein Pferd an<br />
einem Tag nicht gut drauf ist, gehe ich<br />
lieber eine Runde mit ihm in den Wald,<br />
anstatt Lektionen zu üben. Man kann<br />
nichts erzwingen und ich möchte, dass<br />
meine Pferde gute Erfahrungen mit mir<br />
machen.“<br />
Was bedeutet es für dich, deine<br />
eigenen Ziele zurückzustellen?<br />
„Es ist besser, von Anfang an zuzuhören,<br />
anstatt seine Ziele gegen den Willen<br />
des Pferdes durchsetzen zu wollen.<br />
Das führt nur zu Ärger und Frustration.<br />
Und dann sind einfach zu viele Emotionen<br />
im Spiel. Es ist immer besser, eine<br />
Nacht drüber zu schlafen. Am nächsten<br />
Tag sieht die Welt anders aus. Die Pferde<br />
verlernen ja nichts. Wenn ein Pferd<br />
weiß, wie ein Wechsel funktioniert, beherrscht<br />
es die Lektion. Klappt es mal<br />
nicht, brauche ich Zeit und Geduld, um<br />
ihn wieder besser abrufen zu können.<br />
Wenn ich meinen Pferden gut zuhöre,<br />
gelingt das auch.“<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
ÜBUNG DES MONATS<br />
Schlangenlinien mit<br />
Stangen und Volten<br />
Wie geht es? Schlangenlinien mit zwei Bögen durch die Bahn sind die<br />
Grundübung. Auf der Mittellinie platzieren Sie entweder eine<br />
Stange oder ein Kreuz. Reiten Sie im Galopp über die Stangen. Um<br />
die Schwierigkeit zu erhöhen, können Sie statt des Bogens eine<br />
Galoppvolte reiten.<br />
Warum? Die Übung schult Durchlässigkeit, Aufmerksamkeit und Versammlung.<br />
Der Reiter muss flexibel reagieren und das Pferd einrahmen.<br />
Die diagonale Hilfengebung wird verbessert.<br />
GRAFIK: ARCHIV<br />
60 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
REITEN UND LERNEN<br />
Was hat Reitsport mit<br />
Glauben zu tun?<br />
Zum Reiten gehören viel Passion, Freude am<br />
Pferd und manchmal auch eine gewisse<br />
Leidensfähigkeit. Und doch lieben wir<br />
den Pferdesport. Warum ist das so? Weil<br />
wir Pferde lieben. Die Antwort ist einfach. In<br />
meiner Wahrnehmung steckt jedoch noch so viel<br />
mehr dahinter. Denn wir lieben Pferde nicht nur,<br />
wir verfolgen auch fasziniert ihre Entwicklung.<br />
Wie verändern sie sich? Und was macht das mit<br />
uns Reitern? Wir begeistern uns, wir verzweifeln<br />
auch manchmal, und wir versuchen, ihnen gute<br />
Begleiter zu sein. Dabei glauben wir fest daran,<br />
dass das Pferd sich verbessern wird und wir uns<br />
bestenfalls auch.<br />
Veränderung ist ein zentraler Aspekt in der<br />
Pferdeausbildung. Es geht darum, das<br />
Pferd im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
bestmöglich zu fördern. Das gelingt vielen<br />
Menschen. Sie entdecken junge Pferde und formen<br />
aus Talenten Spitzensportler. Der Weg dahin<br />
ist mit Höhenflügen und Rückschlägen geprägt.<br />
Manche Pferde entwickeln sich erst mit<br />
der Zeit zu den Athleten, zu denen andere neidisch<br />
schauen. Fragt man diese Ausbilder, wann<br />
sie wussten, dass ihr Pferd viel Talent hat, lautet<br />
ihre Antwort häufig: „Das war so ein Gefühl.“<br />
Ein Gefühl, das den Reiter an einen bestimmten<br />
Werdegang glauben lässt. Und<br />
das macht den Unterschied. Im Humansport<br />
ist es so, dass nur wer an sich selbst und seine<br />
Fähigkeiten glaubt, in der Lage ist, Bestleistungen<br />
zu erzielen. Wie Athleten mit Drucksituationen<br />
umgehen und schwierige Situationen bewältigen,<br />
hängt maßgeblich davon ab, wie viel<br />
Selbstvertrauen sie mitbringen. Bei mangelndem<br />
Selbstvertrauen werden kritische Situationen als<br />
bedrohlich empfunden, was einen Misserfolg<br />
wahrscheinlicher macht. Und auch das Vertrauen<br />
in die Fähigkeiten eines Pferdes, kann viel verändern.<br />
Beim Reiten geht es um die eigene Leistung<br />
und um die des Pferdes. Um das gemeinsame<br />
Tun. Schauen wir auf ein prominentes<br />
Beispiel: Ingrid Klimke und ihr Hale Bob. Der<br />
Wallach war als Jungpferd kein Überflieger. Und<br />
doch bescherte er Ingrid Klimke ihre erste Einzelmedaille<br />
bei einem Championat. Weitere folgten.<br />
Und warum? Weil Ingrid Klimke an Bobby<br />
festgehalten hat, an ihn geglaubt und ihn gefördert<br />
hat. Die beiden haben ihr Ding gemacht.<br />
Und genau das sind die Geschichten, die den<br />
Reitsport so einzigartig machen. Denn<br />
Talent ist fraglos das eine, ohne den<br />
Glauben an das Potenzial aber wertlos.<br />
Eigentlich beginnt die Glaubensfrage<br />
schon viel früher. Haben Sie mal ein Fohlen<br />
gekauft? Oder waren sie gar jemals so wagemutig,<br />
ein Fohlen zu züchten? Wer das tut, glaubt<br />
an das Potenzial des jungen Pferdes oder auch<br />
an das der Stute, ausschließlich ihre besten<br />
Eigenschaften weiterzuvererben. Ich weiß, dass<br />
das sehr überspitzt gesagt ist und keinesfalls<br />
der Realität entspricht. Aber was wäre,<br />
wenn wir nicht an unsere Pferde glauben<br />
würden? Wenn wir nicht denken würden,<br />
dass sie ihren raumgreifenden Trab oder<br />
die gut angelegte Schulter vererben würden?<br />
Dann hätten viele die Pferdezucht<br />
schon vor Jahrzehnten drangegeben.<br />
Meinen Sie nicht? Es ist der Glaube an<br />
unsere Pferde, der uns antreibt. Jeden<br />
Tag, teils über Jahrzehnte. Zum Glück.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
Sabine Gregg<br />
– die Redaktionsleiterin<br />
digital der Reiter<br />
Revue erinnert<br />
sich noch genau<br />
an den Tag, als<br />
sie ihr erstes<br />
Pony bekam. Ihr<br />
Glaube damals:<br />
„Mit Nimara<br />
lerne ich, eine<br />
gute Reiterin zu<br />
werden.“ Wie<br />
gut das geklappt<br />
hat, ist<br />
eine andere Geschichte.<br />
An dieser Stelle beschäftigen<br />
wir uns mit Themen, die uns<br />
Reiter bewegen. Manche Fragen<br />
stellen wir uns bewusst,<br />
andere durchkreuzen hin und<br />
wieder unsere Gedanken, bleiben<br />
aber oft unbeantwortet.<br />
Wir sprechen sie an.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 61
HEGEN UND PFLEGEN<br />
62 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Ein Piks, der im Ernstfall<br />
Leben retten kann.<br />
Impfungen schützen<br />
vor schweren Krankheitsverläufen.<br />
Das richtige Impfmanagement<br />
Spritzen mit Sinn<br />
Warum bestimmte Impfungen<br />
ein Muss sind, ein einheitlicher Impfplan<br />
im Stall so wichtig ist und die<br />
temporäre Schonung eines frisch geimpften<br />
Pferdes Sinn macht.<br />
TEXT UND FOTOS: DR. BIRGIT VAN DAMSEN
HEGEN UND PFLEGEN<br />
Impfungen erlauben uns, lebensgefährliche<br />
Krankheiten und<br />
Leiden der Pferde zu vermeiden.<br />
Gegen die Infektionskrankheiten<br />
Tetanus, Influenza und Herpes<br />
sollte deshalb jedes Pferd zu jeder<br />
Zeit geschützt sein“, sagt Prof.<br />
Dr. Karsten Feige, Vorsitzender des<br />
Arbeitskreises Pferd der Ständigen<br />
Impfkommission Veterinärmedizin<br />
(StIKo Vet).<br />
Diese sogenannten Core-Impfungen<br />
richten sich sowohl gegen Infektionserkrankungen<br />
mit schwerwiegenden<br />
Verläufen und hoher<br />
Sterblichkeitsrate als auch gegen Viruserkrankungen<br />
mit hoher Ansteckungsgefahr.<br />
„Tetanus ist mit einem<br />
oft wochenlangen, äußerst schmerzhaften<br />
Leidensweg verbunden, der in<br />
80 Prozent der Fälle tödlich endet“,<br />
berichtet der Fachtierarzt für Pferde.<br />
„Influenza ist zwar weniger belastend<br />
für die betroffenen Pferde und sie sterben<br />
nicht daran. Häufig erkranken<br />
aber sehr viele Pferde, mitunter ganze<br />
Populationen, was dann zu großen finanziellen<br />
Verlusten führt“, weiß der<br />
Tierarzt.<br />
Keine Impfpflicht<br />
Da es in Deutschland keine gesetzlich<br />
verordnete Impfpflicht gibt, handelt<br />
es sich aber bei der Impfleitlinie lediglich<br />
um Empfehlungen. Jeder Pferdebesitzer<br />
kann also selbst entscheiden,<br />
ob er sein Tier impfen lässt oder nicht,<br />
stellt Prof. Feige klar. Zugleich verweist<br />
er jedoch auf die generellen Verpflichtungen,<br />
die sich aus dem Tierschutzgesetz<br />
ergeben. Wer ein Tier<br />
hält, muss nach diesem Gesetz dafür<br />
sorgen, dass es so ernährt, gepflegt<br />
und untergebracht wird, wie es den<br />
Bedürfnissen seiner Art entspricht (§§<br />
2, 2a). „Zur artgerechten Pflege von<br />
Pferden gehört auch die medizinische<br />
Versorgung und Gesundheitsvorsorge,<br />
zum Beispiel durch entsprechende<br />
Impfungen, um sie vor unnötigen<br />
Leiden zu bewahren“, meint Prof. Feige.<br />
Unabhängig davon gibt es seitens<br />
der Reitsportverbände verpflichtende<br />
Impfungen als Voraussetzung zur<br />
Teilnahme an Pferdesportveranstaltungen.<br />
Ein Nageltritt kann zu einer Tetanus-Infektion führen. Gegen Tetanus sollte jedes<br />
Pferd geimpft sein.<br />
Tetanus-Impfung:<br />
Qualen verhindern<br />
Bei Tetanus (Wundstarrkrampf)<br />
handelt es sich um eine bakterielle<br />
Infektion, die über die Bildung des<br />
Nervengifts Tetanospasmin die muskelsteuernden<br />
Nervenzellen schädigt<br />
und zu Muskelversteifung und Muskelkrämpfen<br />
führt. Besonders kleine<br />
Wunden, die sich schnell verschließen,<br />
wie etwa Stichwunden oder Nageltritte,<br />
bergen ein erhöhtes Infektionsrisiko.<br />
Eine Impfprophylaxe wird generell<br />
als unbedingt erforderlich angesehen,<br />
da das Bakterium Clostridium<br />
tetani praktisch überall in der Umwelt,<br />
vor allem in feuchter Erde vorkommt.<br />
Das Pferd reagiert besonders<br />
sensibel auf den sporenbildenden Erreger<br />
und die Erkrankung verläuft<br />
häufig tödlich.<br />
Prof. Feige ist sich sicher: „Wer einmal<br />
das unermessliche Leiden eines<br />
mit Tetanus infizierten Pferdes gesehen<br />
hat, wird nie wieder an der Notwendigkeit<br />
eines Impfschutzes gegen<br />
diese Erkrankung zweifeln.“ Zudem<br />
verfügen die Impfstoffe gegen das<br />
krankheitsverursachende Toxin über<br />
eine langanhaltende Schutzwirkung.<br />
„In einer Studie mit 500 Pferden<br />
konnten wir nachweisen, dass nach<br />
abgeschlossener Grundimmunisierung<br />
ein über viele Jahre anhaltender,<br />
belastbarer Immunschutz besteht.<br />
Eine Stute hatte sogar 19 Jahre nach<br />
der letzten Impfung noch immer genügend<br />
Antikörper im Blut“, berichtet<br />
Prof. Feige.<br />
Dem Sicherheitsdenken in der Praxis<br />
folgend geben die Impfstoffhersteller<br />
nach der Grundimmunisierung<br />
Wiederholungsimpfungen im<br />
Abstand von zwei Jahren an. Es gibt<br />
zwar prinzipiell die Möglichkeit, mithilfe<br />
eines Schnelltests den vorhandenen<br />
Tetanus-Antikörperspiegel zu<br />
überprüfen, von deren Ergebnis die<br />
Entscheidung zur Wiederholungsimpfung<br />
theoretisch abhängig gemacht<br />
werden kann. „Dieser Test kos-<br />
64 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
FOTO: PRIVAT<br />
UNSER EXPERTE<br />
Prof. Dr. Karsten<br />
Feige<br />
Er ist Vorsitzender des<br />
Arbeitskreises Pferd der<br />
Ständigen Impfkommission<br />
Veterinärmedizin<br />
und Direktor der Klinik für Pferde,<br />
Stiftung Tierärztliche Hochschule<br />
Hannover. tiho-hannover.de<br />
Durch direkten Nasenkontakt können Herpes- und Influenzaviren übertragen<br />
werden. Aber zum Beispiel auch durch das Trinken aus demselben Wasserbottich.<br />
tet genauso viel wie die Impfung“,<br />
gibt der Experte zu bedenken und<br />
rät deshalb, sich an die empfohlenen<br />
Impfintervalle zu halten.<br />
Influenza-Impfung:<br />
Bestandsschutz<br />
Die Pferdegrippe ist eine hochansteckende<br />
Viruserkrankung des gesamten<br />
Atmungsapparates mit starkem<br />
Husten, Fieberschüben, Nasenausfluss<br />
und geschwollenen Lymphknoten.<br />
Nicht selten kommt es im Verlauf<br />
der Erkrankung zu bakteriellen<br />
Sekundärinfektionen mit entsprechend<br />
längerer Behandlungsdauer.<br />
Influenzaviren sind weltweit verbreitet.<br />
Die Ansteckungsgefahr ist dort<br />
am höchsten, wo viele Pferde aus unterschiedlichen<br />
Beständen zusammentreffen,<br />
also vor allem auf großen<br />
Veranstaltungen. „Weil der Antikörperspiegel<br />
schnell absinkt und dann<br />
keine belastbare Immunität mehr besteht,<br />
sollten Pferde, die etwa im Rahmen<br />
von Turnieren einem erhöhten<br />
Infektionsrisiko ausgesetzt sind, halbjährlich<br />
gegen Influenza geimpft werden“,<br />
begründet Prof. Feige. Das entspricht<br />
auch dem Impfreglement der<br />
FN und anderer Verbände. Der Experte<br />
betont, dass auch der Herkunftsbestand<br />
der Turnierpferde gleichermaßen<br />
geimpft sein sollte, um einen<br />
Immunschutz des ganzen Bestands<br />
zu erzeugen. Für eine größtmögliche<br />
Schutzwirkung mit belastbarer Wirkdauer<br />
ist von großer Bedeutung, dass<br />
die im Impfstoff befindlichen Antigene<br />
mit denen der aktuell zirkulierenden<br />
Feldvirusstämme übereinstimmen.<br />
Bei Pferden mit einer geringen<br />
Influenzavirus-Exposition, die weder<br />
bei Turnieren noch bei anderen Veranstaltungen<br />
mit vielen Pferden aus<br />
verschiedenen Beständen eingesetzt<br />
werden, kann ein Intervall von bis zu<br />
zwölf Monaten ausreichend sein.<br />
Herpes-Impfung:<br />
Leiden mindern<br />
Herpesviren des Typs 1 (EHV-1 Abortvirus)<br />
und des Typs 4 (EHV-4 Rhinopneumonitisvirus)<br />
sind permanent<br />
in unseren Pferdebeständen vorhanden.<br />
Rund 80 Prozent aller Pferde<br />
weltweit sind latent mit diesen Herpesviren<br />
infiziert. „Unter bestimmten<br />
Durch eine Herpesinfektion kann es zu neurologischen Ausfällen kommen.<br />
Zum Beispiel kann die Hinterhand gelähmt sein.<br />
><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 65
HEGEN UND PFLEGEN<br />
Umständen, die für das Pferd mit körperlichem<br />
Stress verbunden sind, vor<br />
allem lange Transporte in Kombination<br />
mit anstrengenden Turniereinsetzen,<br />
erhöht sich die Anfälligkeit und<br />
es kann es zu einer Reaktivierung des<br />
Virus im Pferdekörper kommen. Dies<br />
führt zu einer massiven Ausscheidung<br />
des Erregers und stellt in der<br />
Folge eine Infektionsquelle für andere<br />
Pferde dar“, erklärt Prof. Feige. Für<br />
Pferde ist vor allem das Equine Herpesvirus-1<br />
(EHV-1) relevant, welches<br />
in erster Linie für Fehlgeburten und<br />
Geburten lebensschwacher Fohlen<br />
sowie für fiebrige Atemwegserkrankungen<br />
besonders bei jungen Pferden<br />
verantwortlich ist. Bei einem Drittel<br />
der infizierten Pferde kommt es zu einer<br />
neurologischen Verlaufsform der<br />
Erkrankung, der sogenannten Equinen<br />
Herpesvirus-Enzephalomyelopathie<br />
(EHM), bei der die Pferde Bewegungsstörungen<br />
und Lähmungen<br />
zeigen, die häufig an der Hinterhand<br />
beginnen und fortschreiten. Die<br />
Symptome können sich schnell bis<br />
zum Festliegen verschlechtern. Oftmals<br />
müssen die Pferde dann euthanasiert<br />
werden. Die Todesrate beträgt<br />
zehn Prozent. Was heißt das in Bezug<br />
auf die Impfung? „Die Impfung gegen<br />
Herpes kann zwar nicht sicher vor der<br />
Infektion selbst schützen, aber die<br />
Schwere der klinischen Veränderungen<br />
reduzieren.<br />
Vor allem aber scheiden geimpfte<br />
Pferde erheblich weniger Viren aus,<br />
wodurch Infektionsketten unterbrochen<br />
werden können und somit<br />
weniger Pferde erkranken. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, müssen nicht<br />
nur die häufig reisenden Pferde, sondern<br />
alle Pferde eines Bestands konsequent<br />
geimpft werden“, verdeutlicht<br />
der Veterinär und ergänzt, dass<br />
wie bei der Influenza-Impfung Auffrischungen<br />
in sechsmonatigen Intervallen<br />
erfolgen müssen, da der<br />
Antikörperspiegel ähnlich schnell<br />
abfällt. Als Konsequenz nach dem<br />
Seuchenausbruch in Spanien 2021<br />
ordnete die FN die Herpes-Impfung<br />
für Turnierpferde ab dem 1. Januar<br />
2023 an. Zum 15. April dieses Jahres<br />
wurde sie wieder eingestellt, wird<br />
aber weiterhin empfohlen.<br />
Vor dem Impfen wird Fieber gemessen. Nur gesunde Pferde<br />
dürfen geimpft werden.<br />
West-Nil-Virus:<br />
neu überdenken<br />
West-Nil-Virus (WNV) ist ein von<br />
Stechmücken übertragender Erreger,<br />
der seit 2018 auch in Deutschland<br />
nachgewiesen wird. Hauptwirte<br />
für das Virus sind Vögel unterschiedlicher<br />
Arten. Pferde gelten als Fehlwirte,<br />
sodass von ihnen keine Ansteckungsgefahr<br />
ausgeht. „Die Mehrzahl<br />
der infizierten Pferde entwickelt aber<br />
nur subklinische Anzeichen, das<br />
heißt ohne erkennbare Symptome für<br />
den Pferdebesitzer. In lediglich acht<br />
Prozent der Fälle kann es zu einem<br />
schweren Verlauf mit neurologischen<br />
Ausfallserscheinungen kommen. Die<br />
Sterblichkeit derartiger Fälle liegt bei<br />
30 bis 50 Prozent“, erläutert Prof. Feige,<br />
der die Impfung gegen WNV bei<br />
durchschnittlichen Fallzahlen von<br />
20 bis 40 im Jahr für nicht zwingend<br />
notwendig hält, aber zur Risikominimierung<br />
in den betroffenen Regionen<br />
für durchaus sinnvoll erachtet. Das<br />
Haupt-Endemiegebiet von WNV liegt<br />
derzeit in Mitteldeutschland und umfasst<br />
in erster Linie die Bundesländer<br />
Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen. „Bedingt<br />
durch die anhaltend feucht-warme<br />
Witterung und die daraus resultierende<br />
starke Vermehrung der Stechmückenpopulation<br />
wurden dieses Jahr<br />
überdurchschnittlich viele WNV-Fälle<br />
bei Pferden auch in Niedersachsen<br />
und Hamburg nachgewiesen, wo bis<br />
2023 nur Einzelfälle registriert wurden“,<br />
erläutert der Experte.<br />
Laut Pressemitteilung des Friedrich-Löffler-Instituts<br />
wurden bis 30.<br />
September insgesamt 113 Pferde mit<br />
einer WNV-Infektion festgestellt, davon<br />
38 in Niedersachsen und fünf in<br />
66 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Darf man Pferde<br />
nach dem<br />
Impfen reiten?<br />
„Das Pferd muss sich mit der<br />
Impfung auseinandersetzen, was<br />
an sich schon eine körperliche<br />
Belastung darstellt“, stellt Prof.<br />
Dr. Karsten Feige klar und sagt<br />
weiter: „Das sollte man respektieren<br />
und es nicht durch sportliche<br />
Anstrengungen zusätzlich belasten.“.<br />
Der Experte rät, frisch geimpfte<br />
Pferde ein bis zwei Tage<br />
nicht zu reiten. Boxenruhe sei<br />
aber nicht erforderlich, sodass die<br />
Impflinge auf die Weide oder den<br />
Paddock dürfen.<br />
„Übrigens zeigen die mit einer<br />
Impfung oft einhergehenden<br />
Impfreaktionen wie eine leichte<br />
Schwellung an der Impfstelle,<br />
Abgeschlagenheit oder eine erhöhte<br />
Temperatur, dass der Impfling<br />
Immunität aufbaut. Sie sind<br />
positiv zu beurteilen. Dagegen<br />
kommen unerwünschte Nebenwirkungen<br />
wie allergische Reaktionen<br />
oder eine Abszessbildung<br />
an der Injektionsstelle in nur<br />
0,008 Prozent aller Impfungen<br />
vor und sind strikt von den erwünschten<br />
Impfreaktionen zu<br />
unterscheiden“, stellt der Veterinär<br />
aus Hannover richtig.<br />
Impfungen einplanen<br />
Aber wie plant man die Impfungen auf das Jahr gesehen am besten ein? „Die meisten<br />
WNV-Fälle werden im Spätsommer und Frühherbst registriert, sodass die Grundimmunisierung<br />
im zeitigen Frühjahr beginnen und spätestens bis Mai abgeschlossen sein<br />
sollte“, antwortet Prof. Feige. Ebenso sollte die jährliche Wiederholungsimpfung<br />
rechtzeitig vor Beginn der Mückensaison erfolgen. Grundvoraussetzung für einen<br />
wirksamen Impfschutz ist auch bei den Core-Vakzinen eine korrekt durchgeführte<br />
Grundimmunisierung, die jeweils aus drei Impfungen besteht sowie das Einhalten der<br />
jeweils empfohlenen Impfintervalle. Während für Tetanus keine jahreszeitliche Relevanz<br />
besteht, treten Influenza und Herpes-Infektionen eher im Winter auf, sodass sich<br />
laut Experte Impfungen im Herbst und Frühjahr anbieten. „Wichtiger als die jahreszeitliche<br />
Abfolge der Impfungen ist aber ein bestandsspezisches Impfmanagement<br />
mit einheitlichen Impfterminen, um die Immunität des gesamten Pferdebestands aufrecht<br />
zu erhalten“, betont Prof. Dr. Karsten Feige. Doch gibt es hinsichtlich der Impfplanung<br />
Unterschiede zwischen Pensionsställen und in Eigenregie geführten Selbstversorgerställen?<br />
In kleinen geschlossenen Beständen, bei denen keine neuen Pferde<br />
hinzukommen und der Pferdebestand nicht bei Veranstaltungen mit Pferden anderer<br />
Bestände zusammentrifft, kann es nach Absprache mit dem Haustierarzt vertretbar<br />
sein, die Tiere nur regelmäßig gegen Tetanus impfen zu lassen. Entscheidet man sich<br />
für eine Influenza-Impfung, genügt in der Regel die jährliche Auffrischung in diesen<br />
geschlossenen Beständen.<br />
Ställe mit hoher Fluktuation wie Pensions-, Turnier- und Verkaufsställe sollten aber<br />
unbedingt auch Impfungen gegen Influenza und Herpes mit halbjährlichen Auffrischungen<br />
durchführen, sagt der Experte.<br />
Sind die Lungen frei? Das untersucht<br />
eine Tierärztin, ehe geimpft wird.<br />
Hamburg. In einer Stellungnahme der<br />
StIKo Vet vom 3. September mit bis<br />
dato erst sieben WNV-Fällen im Osten<br />
und Südosten Niedersachsens heißt<br />
es: „Damit verdichten sich die Hinweise,<br />
dass sich WNV in Niedersachsen<br />
etablieren könnte. Eine abschließende<br />
Beurteilung wäre verfrüht,<br />
dennoch erweitert die StIKo Vet ihre<br />
Impfempfehlung und rät dazu, Pferde<br />
über die bisherigen Verbreitungsgebiete<br />
hinaus in der gesamten niederdeutschen<br />
Tiefebene gegen WNV<br />
impfen zu lassen“. Die Grundimmunisierung<br />
besteht aus zwei Impfungen,<br />
je nach Impfstoff im Abstand<br />
von drei bis sechs Wochen. Boosterimpfungen<br />
sind in jährlichen Abständen<br />
durchzuführen. Die Impfstoffe<br />
reduzieren die Dauer und Schwere der<br />
klinischen Symptome einer WNV-Infektion.<br />
Die Schutzwirkung setzt je<br />
So viel kosten<br />
Impfungen<br />
Eine Impfung gegen Tetanus kostet gemäß<br />
GOT derzeit 85 Euro, gegen Influenza<br />
92 Euro, gegen Herpes 105 Euro und<br />
gegen West-Nil-Virus 150 Euro inklusiv<br />
der Injektion und der vorangehenden<br />
Untersuchung zur Feststellung der Impffähigkeit.<br />
Hinzukommen (anteilige)<br />
Fahrtkosten pro Kilometer sowie die<br />
Hausbesuchsgebühr in Höhe von 41,06<br />
Euro für jeden Pferdebesitzer plus 19 Prozent<br />
Mehrwertsteuer. (Stand 10/2024)<br />
nach Impfstoff zwei bis drei Wochen<br />
nach der zweiten bzw. vier Wochen<br />
nach der ersten Immunisierung ein.<br />
Ein langanhaltender Schutz vor der<br />
Erkrankung besteht erst vier Wochen<br />
nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung.<br />
▪<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 67
HEGEN UND PFLEGEN<br />
Zehn Fragen und Antworten zum Anhängerfahren im Winter<br />
Komm’ gut an!<br />
Nasses Laub, Schnee und Eis stellen besondere Herausforderungen an das Anhängerfahren<br />
in den kommenden Monaten. Wer kann, bleibt dann zu Hause. Wer doch<br />
losfährt, ist mit unseren Tipps gut beraten.<br />
TEXT: SABINE GREGG<br />
Was sind die<br />
Voraussetzungen<br />
für eine Fahrt im<br />
Winter?<br />
Vorbereitung ist wichtig: Sind<br />
Auto und Anhänger für den<br />
Winter gerüstet? Winterreifen für<br />
Zugfahrzeug und Anhänger,<br />
funktionstüchtige Anhängerbremsen<br />
und eine intakte Lichtanlage<br />
sind dabei unerlässlich. Worauf Sie<br />
außerdem achten sollten, lesen Sie<br />
in unserer Checkliste auf Seite 69.<br />
Absolut ratsam ist es, das Wetter<br />
am Tag vor der Fahrt zu prüfen.<br />
Bei Glatteis, Schnee- oder Reifglätte<br />
sollten Sie sich aber lieber<br />
einmal mehr fragen, ob die Fahrt<br />
wirklich notwendig ist. Im Zweifel:<br />
besser verschieben.<br />
Wo verlade ich mein Pferd<br />
am besten?<br />
Nasses Laub, Schnee und Eis können rutschig sein.<br />
Nicht nur bei der Fahrt, auch beim Verladen. Daher<br />
suchen Sie am besten eine trockene Stelle zum Verladen,<br />
besonders bei unerfahrenen oder nervösen<br />
Pferden. Ein Eimer mit Sand oder Späne kann den<br />
nötigen Grip geben, um sicher zu verladen.<br />
Was muss ich vor der Fahrt checken?<br />
Vor dem Verladen müssen Zugfahrzeug und Anhänger startklar gemacht werden.<br />
Scheiben, Dach, Blinker, Scheinwerfer und Rücklichter des Autos müssen<br />
schnee- und eisfrei sein. Die Drehkupplung des Anhängers und die Auflaufbremse<br />
dürfen nicht festgefroren sein. Rück-, Brems-, Blink- und Nebelschlussleuchten<br />
sowie Umriss- und Begrenzungsleuchten des Anhängers müssen<br />
schneefrei sein und funktionieren – am besten einmal testen.<br />
Wie bereite ich mein Pferd vor?<br />
Ob das Pferd eingedeckt fahren soll, hängt von verschiedenen Faktoren<br />
ab: Wird es schnell nervös und beginnt zu schwitzen, ist eine<br />
Abschwitzdecke die beste Wahl. Hat das Pferd dichtes Winterfell,<br />
ist ein sicherer Mitfahrer und auch im Alltag nicht eingedeckt,<br />
kann es ohne Decke transportiert werden. Transportgamaschen<br />
können vor Verletzungen während der Fahrt schützen, sind aber<br />
kein Muss. Über einen Heu-Snack auf dem Anhänger freut sich<br />
jedes Pferd. Fressen kann auch beruhigen.<br />
Was tue ich, wenn während der<br />
Fahrt andere drängeln?<br />
Kein Stress! Die Geschwindigkeit muss den Straßenverhältnissen<br />
angepasst werden – vor allem im Winter. Selbst wenn sich eine<br />
Autoschlange hinter Ihrem Gespann bildet, gilt es, ruhig zu bleiben,<br />
denn Sicherheit geht vor. Um der Wagenkolonne die Möglichkeit<br />
zum Überholen zu geben, können Sie von Zeit zu Zeit eine<br />
Nothaltebucht anfahren.<br />
Tipp: Bitte waschen<br />
Gerade im Winter sollte der Anhänger regelmäßig gewaschen<br />
werden. Tausalz und Tausalzrückstände können bei<br />
verzinkten Teilen Weißrost und Flecken verursachen.<br />
68 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Was tue ich, wenn Anhänger oder<br />
Auto beginnen zu rutschen?<br />
Konzentriert bleiben, langsam bremsen, vorsichtig lenken und das Gespann<br />
so möglichst gerade halten. Am wichtigsten ist es, kontrolliert<br />
abzubremsen. Die Geschwindigkeit muss runter. Denn auch wenn man<br />
einen Aufprall auf ein Fahrzeug vor sich nicht verhindern kann, ist<br />
man dabei besser so langsam wie möglich. Auf keinen Fall sollte der<br />
Fahrer versuchen, gegenzulenken. Das kann das Gespann noch mehr<br />
aus der Kontrolle bringen. Moderne Autos sind mit einer Anhängerstabilisierung<br />
ausgestattet, die mithilfe der sogenannten Electronic Stability<br />
Control-Sensorik (ESC) in kritischen Situationen die Pendelschwingung<br />
dämpft und das Zugfahrzeug abbremst.<br />
Was tue ich bei<br />
Blitzeis?<br />
Wenn die Fahrt sich vermeiden<br />
lässt, keinesfalls losfahren.<br />
Wer bereits unterwegs<br />
ist, sucht am besten eine sichere<br />
Möglichkeit zum Halten<br />
und wartet auf das nächste<br />
Streufahrzeug. Wer weiterfahren<br />
muss, sollte das Tempo<br />
ganz deutlich reduzieren.<br />
Wann bleibt der<br />
Anhänger stehen?<br />
Bei viel Schnee und Eis, außer es ist<br />
ein Notfall. Kein Lehrgang und kein<br />
Turnier ist es wert, ein Risiko einzugehen.<br />
Worauf muss ich achten?<br />
Im Zweifel sind die Bremswege länger. Besonders in Kurven sollten<br />
Fahrer zudem das Tempo deutlich drosseln. Sicherheit geht vor.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Wie parke ich den<br />
Anhänger im Winter?<br />
Ist es kalt draußen, kann die Handbremse festfrieren.<br />
Daher sollte sie nicht angezogen werden.<br />
Besser ist es, den Anhänger mit Bremskeilen zu<br />
sichern. Ein überdachter Stellplatz ist ideal, alternativ<br />
kann eine Abdeckhaube für die Auflaufbremse<br />
oder den ganzen Anhänger Nässe,<br />
Schnee und Eis abhalten. Beim Parken bedenken:<br />
Dachlawinen oder herunterfallende vereiste<br />
Äste können das Dach beschädigen.<br />
Tipp:<br />
Sicher dank Training<br />
Ein Fahrsicherheitstraining kann<br />
bei Winterfahrten ein besseres<br />
Gefühl geben.<br />
adac.de/services/<br />
fahrsicherheitstrainings/<br />
Checkliste: Vor der Fahrt prüfen<br />
Was ist wichtig beim Auto?<br />
• Optimal ist ein Geländewagen mit Allradantrieb. Aber: Ein<br />
sehr schweres Auto kann bei tiefem Schnee schnell einsinken<br />
und das Fahren beeinträchtigen<br />
• Winterreifen oder Ganzjahresreifen sind bei Glatteis, Schneeglätte,<br />
Schneematsch, Eis- oder Reifglätte Pflicht<br />
• Frostschutzmittel im Scheibenwaschwasser und Kühlerfrostschutz<br />
sollten aufgefüllt sein<br />
• Mit im Gepäck: Eiskratzer, Scheiben- und Tür-Enteisungsspray,<br />
eventuell eine Abdeckfolie für die Windschutzscheibe sowie<br />
eine warme Decke<br />
Was ist wichtig beim Anhänger?<br />
• Einwandfreier Zustand (regelmäßige Inspektion, aktueller<br />
TÜV, alle beweglichen Teile wie Bremsen, Auflaufeinrichtungen,<br />
Dämpfer, Radlager, Kupplungen, Scharniere, Gummidichtungen<br />
geölt beziehungsweise gefettet)<br />
• Für Anhänger sind Winterreifen nicht vorgeschrieben, aber<br />
vom ADAC für Winterfahrten empfohlen<br />
• Die Reifen sollten nicht älter als vier bis fünf Jahre sein und<br />
ein gutes Reifenprofil haben (vier Millimeter)<br />
• Besser einpacken: Besen für die Laderampe, ein Eimer mit<br />
Sand oder Späne, um beim Verladen auf Schnee den Boden<br />
präparieren zu können, den Witterungen angepasste Decke<br />
für das Pferd<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 69
HEGEN UND PFLEGEN<br />
KURZE TIPPS<br />
FÜR GESUNDE PFERDE<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
Ein kurzer Galopp oder ständig überschüssige Energie im Winter? Bei letzterem<br />
sollte man den Bewegungsstatus des Pferdes nochmal reflektieren.<br />
Die Sicht der Pferde in der<br />
Dunkelheit ist anders als<br />
unsere.<br />
Nachtsicht<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
PFERDE IM WINTER<br />
Rambazamba<br />
Bockende, rennende, lebhafte Pferde, wenn’s draußen frisch und frostig wird?<br />
Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall, denn bei kaltem Wetter werden<br />
Pferde von Natur aus ruhiger: Sie stellen auf Energiesparmodus um. Warum es<br />
im Winter dennoch wild zugehen kann – hier kommen vier Fakten, wie Frost<br />
auf Pferde wirklich wirkt:<br />
1. Weniger Aktivität bei Kälte:<br />
Oft wird angenommen, dass Pferde bei kaltem Wetter lebhafter sind, doch<br />
in Wirklichkeit bewegen sie sich weniger bei kaltem und nassem Wetter.<br />
Forschungen zeigen, dass Pferde bei widrigem Wetter eher Energie sparen,<br />
anstatt sie durch lebhaftes Verhalten zu verbrennen.<br />
Pferde können im Dunkeln besser<br />
sehen als wir Menschen. Woran<br />
liegt das? Eine reflektierende<br />
Schicht im hinteren Bereich des<br />
Pferdeauges sorgt dafür, dass das<br />
einfallende Licht die Netzhaut<br />
zweimal passiert und dadurch die<br />
Reaktion der Fotorezeptoren verstärkt.<br />
Pferde haben dreimal so<br />
viele Fotorezeptoren wie wir Menschen<br />
und können auch schwache<br />
Lichtreize wahrnehmen. Allerdings<br />
können Pferde dadurch<br />
auch sensibler auf Lichteffekte<br />
wie auf- oder abblendende Autoscheinwerfer<br />
reagieren – zumal<br />
andere Sinne in der Dunkelheit<br />
geschärft sind.<br />
2. Wie Pferde Wärme speichern:<br />
Pferde passen sich an kaltes Wetter an, indem sie Energie sparen, zusammenstehen<br />
und Schutz suchen, vor allem bei Regen. Sie nutzen Unterstände<br />
bei nassem Wetter, jedoch nicht, um sich bei trockenem, kaltem Wetter zu<br />
wärmen. Übrigens: Kleinere Pferderassen und Ponys sind oft besser an kaltes<br />
Wetter angepasst. Eine dichte Winterfellschicht und Körperfett isolieren<br />
sie. Das Scheren des Fells sowie Decken können die natürliche Isolierung des<br />
Fells beeinträchtigen.<br />
3. Winterhypometabolismus – das steckt dahinter:<br />
Einige Pferderassen wie Islandpferde und Przewalski-Pferde zeigen im Winter<br />
einen langsameren Stoffwechsel, um Energie zu sparen – diese Hypometabolismus-Reaktion<br />
eine Anpassung an Nahrungsmangel und Kälte.<br />
4. Auswirkungen von Wintermonaten auf Bewegung und Sozialisierung:<br />
In den Wintermonaten werden Pferde vielerorts nach wie vor mehr im Stall<br />
gehalten und haben somit weniger Bewegung und soziale Interaktion. Ein<br />
Mangel an Bewegung und sozialer Aktivität im Winter kann jedoch dazu<br />
führen, dass Pferde übermäßig energiegeladen und schwerer zu handhaben<br />
sind. Um so wichtiger, Pferden auch im Winter tägliche Bewegung und Auslauf<br />
zu ermöglichen, idealerweise in Gesellschaft anderer Pferde. Und wenn<br />
das Training aufgrund des Wetters eingeschränkt ist, kann man auf alternative<br />
Aktivitäten setzen, zum Beispiel Bodenarbeit, Zirkuslektionen oder Gelassenheitstraining,<br />
um mentale Anreize zu schaffen.<br />
70 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Was sind<br />
Topische<br />
Antibiotika?<br />
Topische Antibiotika<br />
sind Medikamente, die darauf<br />
abzielen, krankheitserregende<br />
Bakterien auf der<br />
Haut oder in Wunden zu<br />
zerstören. Sie sind NICHT<br />
wirksam gegen Viren, Pilze<br />
oder Parasiten.<br />
Alternative<br />
Wirkstoffe:<br />
Kolloidales Silber,<br />
Honig<br />
Überwachung:<br />
Beobachten Sie die Reaktion<br />
Ihres Pferdes auf<br />
die Behandlung.<br />
Erkrankungen,<br />
die häufig mit topischen<br />
Antibiotika behandelt<br />
werden: Regenräude,<br />
oberflächliche Wunden,<br />
Fesselbeugen-Dermatitis<br />
(Mauke).<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
Antibiotika-<br />
Entscheidung:<br />
Der Tierarzt entscheidet,<br />
ob ein Antibiotikum oder<br />
eine nicht-antibiotische<br />
Alternative geeignet ist.<br />
Vorsicht!<br />
Bakteriennnen Resistenzen gegen die Medikamente<br />
entwickeln, die zu ihrer Zerstörung gedacht<br />
sind. Das führt zu Behandlungsversagen<br />
oder schlimmstenfalls zu lebensbedrohlichen<br />
Infektionen. Verwenden Sie topische Antibiotika<br />
deshalb nur nach Anweisung Ihres Tierarztes,<br />
nutzen Sie niemals das Antibiotikum<br />
eines anderen Pferdes, vermeiden Sie abgelaufene<br />
Medikamente und schließen Sie die Behandlung<br />
vollständig ab, es sei denn, Ihr Tierarzt<br />
empfiehlt etwas anderes.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 71
HEGEN UND PFLEGEN<br />
KURZE TIPPS<br />
FÜR GESUNDE PFERDE<br />
FOTOS: XXXXXXX, YZZZZZZZ<br />
40 Prozent<br />
mehr Wasser nehmen Pferde im Winter auf, wenn<br />
dieses angewärmt ist. Die bevorzugte Trinktemperatur<br />
liegt bei fünf bis zwölf Grad Celsius. Wassermangel<br />
ist eine der Hauptursachen für Koliken<br />
– dahinter steckt dann meist eine Verstopfung des<br />
Darms. Wichtig zu wissen: Schnee ist kein Ersatz<br />
für Tränkwasser.<br />
EINE TASSE SALZ<br />
Wer bei Minustemperaturen Heu wässert,<br />
kann eine Tasse Salz in den Bottich<br />
geben. Damit verhindern Sie, dass das<br />
Wasser samt Heut gefriert.<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
ZICHORIE<br />
ALS NATÜRLICHE<br />
WURMKUR?<br />
Französische Forscher haben Zichorie als potenzielle natürliche<br />
Wurmkur für Pferde untersucht. In einer Studie<br />
an 20 jungen Anglo-Arabern reduzierte die Fütterung<br />
von Zichorie die Ausscheidung von Wurmeiern um 85,5<br />
Prozent, während eine herkömmliche chemische Entwurmung<br />
mit Pyrantel eine Reduktion von 99,3 Prozent erzielte.<br />
Zichorie ist eine Heilpflanze mit Bitterstoffen. Sie<br />
zeigte zudem Wirkung bei der Hemmung der Larven-<br />
Entwicklung von Darmparasiten. Diese Ergebnisse könnten<br />
helfen, die Abhängigkeit von chemischen Entwurmungsmitteln<br />
zu verringern, wenngleich weitere<br />
Forschung zur genauen Wirkungsweise notwendig ist.<br />
Die Zichorie stand<br />
im Fokus der Forscher<br />
als potenzielles<br />
Wurmmittel.<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
72 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
HEGEN UND PFLEGEN<br />
Acht Tipps für bessere Luft im Stall<br />
Atemwegserkrankungen treiben Pferdebesitzer um. Das A und O ist dann<br />
das Management im Stall, denn mit einfachen Kniffen kann man bereits einiges<br />
verbessern und Erkrankungen vorbeugen.<br />
1<br />
Idealerweise sollten Pferde so viel<br />
Zeit wie möglich draußen verbringen<br />
– auch der Atemwegsgesundheit<br />
zuliebe. Steht das Pferd im Stall, stellen<br />
Sie sicher, dass jede Box gut belüftet<br />
ist, um die Luft zu erneuern<br />
und Kondensation zu verhindern.<br />
Dachluken und Boxenwände, die<br />
oben offen sind, sorgen für zusätzliche<br />
Luftzirkulation. Nur ein gelegentlicher<br />
Luftzug reicht nicht aus!<br />
5<br />
Heu ist eine Hauptquelle für Staub<br />
und Schimmel. Lagern Sie Heu fern<br />
vom Stall in einem anderen Gebäude,<br />
um Staub zu reduzieren. Ein Heulager<br />
über den Boxen sorgt für zusätzliche<br />
Staubbelastung im Stall.<br />
2<br />
Vermeiden Sie überschüssige<br />
Feuchtigkeit im Stall. Zu viel<br />
Feuchtigkeit kann das Wachstum<br />
von Schimmel und Kondensation<br />
fördern, was die Luftqualität im<br />
Stall verringert.<br />
4<br />
Befeuchten Sie die<br />
Stallgasse vor dem<br />
Fegen.<br />
7<br />
Vermeiden Sie, Pferde in Boxen unterzubringen,<br />
die an eine Reithalle angrenzen.<br />
Vereinfacht ausgedrückt: Stall und<br />
Halle tun sich in Sachen Luftqualität<br />
gegenseitig nicht gut. Der in der gemeinsamen<br />
Luft aufgewirbelte Staub<br />
und auch die Schimmelsporen kann sowohl<br />
für Pferde als auch für Menschen<br />
die Luftqualität verschlechtern.<br />
3<br />
Während Sie die Boxen misten, einstreuen<br />
und die Stallgasse fegen, reduzieren<br />
Sie die Menge an Staub,<br />
Schimmelsporen und Ammoniak, die<br />
die Pferde einatmen, indem Sie sie in<br />
dieser Zeit draußen halten, beispielsweise<br />
auf dem Auslauf. Warten Sie<br />
mindestens eine halbe bis zu einer<br />
Stunde, bis sich der Staub nach der<br />
Stallreinigung gesetzt hat, ehe die<br />
Pferde wieder reinkommen.<br />
8<br />
Putzen Sie Ihr Pferd<br />
draußen! Eine Studie<br />
konnte belegen, dass<br />
beim Putzen im Innenbereich<br />
eine hohe Belastung<br />
durch luftgetragene<br />
Partikel, durch<br />
Pilze und deren Stoffwechselprodukte<br />
entsteht.<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
6<br />
Wählen Sie, wenn aus gesundheitlichen<br />
Gründen<br />
nötig, eine weniger staubige<br />
Einstreu-Option, zum<br />
Beispiel Stroh- oder Holzpellets.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 73
Blindes Vertrauen<br />
Das 21 Jahre alte Pony Joschi und seine Besitzerin Michelle<br />
Menger vertrauen sich zu 100 Prozent. Der kleine Schecke ist seit<br />
fast zehn Jahren komplett blind und hat keine Augen mehr. Doch<br />
die beiden lassen sich von seinem Handicap nicht einschränken.<br />
TEXT: TARA GOTTMANN<br />
FOTOS: TARA GOTTMANN, SOPHIE MOMBERGER<br />
Joschi steht in seinem Offenstall<br />
in Norderstedt, in der Nähe von<br />
Hamburg, und frisst Heu. Dann<br />
hebt das gescheckte Pony den<br />
Kopf und dreht ihn in Richtung<br />
Tor. Dort, wo die Augen waren,<br />
sind zwei tiefe Augenhöhlen.<br />
Trotzdem „schaut“ er genau<br />
hin und hält dabei seinen Kopf ganz<br />
schief.<br />
Warum er das macht, dafür hat seine<br />
Besitzerin Michelle Menger zwei<br />
Theorien: „Entweder hat er sich das<br />
angewöhnt, als er auf einem Auge<br />
noch ein bisschen gucken konnte<br />
und geschielt hat, um besser zu sehen,<br />
und nun ist es einfach eine Angewohnheit.<br />
Oder er kann so besser<br />
hören.“<br />
Inzwischen ist Joschi über seinen<br />
Auslauf zu Michelle gegangen,<br />
die ihn aufhalftert und auf den Reitplatz<br />
führt. Nach einigen Runden im<br />
Schritt kann das 1,33 Meter große<br />
Pony sich im Galopp etwas austoben.<br />
Ganz alleine. „Er kennt den Platz und<br />
weiß, wo er langlaufen kann“, sagt<br />
seine Reiterin.<br />
Michelle und Joschi kennen sich<br />
schon lange. 2007 hat die inzwischen<br />
28-Jährige das Pony als Reitbeteiligung<br />
bekommen, da war er vier Jahre<br />
alt. An den anderen Tagen lief Joschi<br />
in einem kleinen Schulbetrieb mit.<br />
Vier Jahre später sollte er verkauft<br />
werden, weil er bei den Reitschülern<br />
nicht so beliebt war: Er war sehr<br />
wild und buckelte viel. Nach einigem<br />
Überlegen mit ihren Eltern bekam<br />
Michelle ihn schließlich zu ihrem 16.<br />
Geburtstag geschenkt. Sie bezahlte einen<br />
Teil des Kaufpreises selbst.<br />
Als einige Jahre später Joschis Auge<br />
entzündet war, kam heraus, dass das<br />
andere Auge bereits komplett erblindet<br />
war, ohne dass man etwas am<br />
Verhalten des Ponys gemerkt hatte.<br />
Als die Entzündungen nicht weggingen,<br />
musste im Oktober 2016 zuerst<br />
das eine und im Februar 2019 das<br />
andere Auge entfernt werden. „Auch<br />
Joschi und<br />
Michelle kennen<br />
sich seit<br />
17 Jahren.<br />
74 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Das Working Equitation-Turnier<br />
meisterten<br />
Joschi und Michelle so<br />
großartig, dass sogar<br />
seine Blindheit erst unbemerkt<br />
blieb.<br />
Joschi und Michelle sind<br />
ganz schön erfolgreich,<br />
weil das Pony seiner Besitzerin<br />
vertraut.<br />
wenn das erst mal schwer war, es war<br />
die richtige Entscheidung“, erklärt<br />
Michelle. Joschis Augen waren ständig<br />
zugeschwollen und tränten, ihr<br />
Pony habe sehr oft Schmerzmittel bekommen.<br />
Man habe genau gemerkt, ab wann<br />
Joschi gar nichts mehr sehen konnte.<br />
Das war 2015. Er traute sich kaum<br />
noch aus seiner Box heraus. „Aber das<br />
wurde ganz schnell besser. Nach ein<br />
oder zwei Wochen konnte er wieder<br />
auf seinen Paddock gehen“, erinnert<br />
sich Michelle. Am Anfang sei Joschi<br />
zwar öfter irgendwo gegen gelaufen,<br />
doch das passiere inzwischen fast gar<br />
nicht mehr.<br />
Doch für Michelle war es gerade<br />
am Anfang sehr schwer: „Als Joschi<br />
erblindet ist, war das für mich, glaube<br />
ich, fast härter als für ihn. Weil wir<br />
von allen Seiten nur zu hören bekommen<br />
haben, dass ein blindes Pferd<br />
überhaupt nicht lebensfähig sei und<br />
sofort eingeschläfert werden müsse.<br />
Mein Bauchgefühl hat aber etwas<br />
anderes gesagt, weil er voller Lebensenergie<br />
steckte. Wie man heute sieht,<br />
war es für uns der richtige Weg.“<br />
Als er erblindet ist, musste Michelle<br />
für ihn einen neuen Stall finden<br />
und fand lange Zeit keinen. In<br />
seinem alten Stall kam Joschi nicht<br />
mehr zurecht. „Dort sind die Pferde<br />
alleine von der Koppel in die Boxen<br />
gelaufen. Wenn dann mal beispielsweise<br />
eine Schubkarre im Weg stand,<br />
war das ein Problem für Joschi“, erklärt<br />
Michelle. Auch seien die Weiden<br />
öfter gewechselt worden, was für<br />
Joschi ebenso schwierig war.<br />
Doch die Stallsuche gestaltete sich<br />
als schwierig. Niemand wollte ein<br />
blindes Pony aufnehmen. Schließlich<br />
fand Michelle einen Stall in Neumünster,<br />
eine Stunde von Norderstedt<br />
entfernt. Dort blieben sie für<br />
vier Jahre, bis sie in Joschis jetziges<br />
Zuhause zurück nach Norderstedt ziehen<br />
konnten. Der Ponywallach steht<br />
mit weiteren Pferden zusammen,<br />
tagsüber auf der Koppel. „Wichtig ist,<br />
dass Futter und Wasser immer an den<br />
gleichen Stellen stehen, damit Joschi<br />
es findet“, erklärt seine Besitzerin. Am<br />
Offenstall ist PVC befestigt. So kann<br />
der Wallach den Eingang erkennen.<br />
Heute machen sie fast alles, was<br />
sie auch vor der Erblindung gemacht<br />
haben. „Außer Springen“, lacht Michelle.<br />
Sie gehen ausreiten, fahren auf<br />
Lehrgänge und machen bei Turnieren<br />
mit.<br />
Bis sie ihn wieder geritten ist, hat es<br />
jedoch fast ein Jahr gedauert. „Das war<br />
ein komisches Gefühl.“ Zuerst hat Michelle<br />
viel Bodenarbeit gemacht, bis<br />
sie sich weder in den Sattel getraut hat.<br />
„Ich muss korrekte Hilfen geben<br />
und genau lenken, damit wir nirgendwo<br />
gegenreiten und Schritt für<br />
Schritt mit den Beinen steuern“, erklärt<br />
die Reiterin. „Wenn es eine Erhöhung<br />
gibt, dann gebe ich ihm ein<br />
Stimmkommando. Das habe ich ihm<br />
beigebracht, denn beim Ausreiten<br />
kann es immer sein, dass ein Baumstamm<br />
auf dem Weg liegt, das mussten<br />
wir also üben.“<br />
Und das brauchten sie auch im August<br />
auf dem Landesbreitensportturnier<br />
in Bad Segeberg in Schleswig-<br />
Holstein. Dort platzierten sie sich in<br />
verschiedenen Prüfungen und gewannen<br />
auf Anhieb ihre erste Working<br />
Equitation, bei der sie alle mit<br />
ihrem gegenseitigen Vertrauen beeindruckten.<br />
Die Prüfung bestand aus einer<br />
Dressur und einem Trail. Dabei<br />
waren mehrere Hindernisse zu absolvieren,<br />
wie unter anderem ein Slalom,<br />
eine Holzbrücke, ein enger Pferch, es<br />
musste eine Garrocha, also ein Holzstab,<br />
aufgenommen werden und in<br />
einen an einem Stier-Aufsteller befestigter<br />
Ring gestochen werden.<br />
Als wir vom Reitplatz zurück zum<br />
Offenstall gehen, läuft Joschi alleine<br />
vor. Er kennt den Weg und hält unterwegs<br />
immer wieder an, um Gras<br />
zu fressen. Dann schnaubt er zufrieden.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 75
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
Interview: Toni Wiedemann über die Schleppjagd auf Herrenchiemsee<br />
„Wie in einer<br />
Traumwelt“<br />
Die Schleppjagd auf der Insel Herrenchiemsee ist eine Besondere.<br />
Auch für Toni Wiedemann. Er hat sie über viele Jahre als Master angeführt,<br />
bis das Schicksal genau an diesem Ort in sein Leben schnitt. Dennoch<br />
kehrt er immer wieder dorthin zurück. Weil ihn das Schauspiel fasziniert, das Fotografin<br />
Ludwiga von Korff mit der Kamera<br />
festgehalten hat.<br />
TEXT: KAROLIN LESZINSKI FOTOS: LUDWIGA VON KORFF<br />
76 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Die üppigen<br />
Herbstfarben sind<br />
eines der Markenzeichen<br />
der Jagd<br />
auf der Insel Herrenchiemsee.<br />
Die<br />
Jagd war zu Franz-<br />
Josef-Strauß-Zeiten<br />
eine Fuchsjagd,<br />
seit 34 Jahren wird<br />
sie als Schleppjagd<br />
ausgetragen.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 77
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
Herr Wiedemann, seit 34 Jahren organisieren<br />
Sie mit dem Schleppjagverein von Bayern die<br />
Jagd auf Herrenchiemsee. Worin liegt für Sie<br />
der Reiz?<br />
Es ist das Zusammenspiel von der Natur, in der<br />
Natur, mit der Natur. Im Hintergrund die Berge,<br />
der See. Das ist das Einmalige an dieser Jagd. Hinzukommen<br />
der Herbstwald und natürlich die imposanten<br />
Gebäude von Schloss Herrenchiemsee,<br />
das wir umrunden. Das alles versetzt einen in<br />
einen Zauber. Wenn man dafür die Augen und das<br />
Herz hat, glaubt man, man ist in einer Traumwelt.<br />
Können sie sich an Ihre erste Jagd auf Herrenchiemsee<br />
erinnern?<br />
Natürlich. Das war am <strong>12</strong>. Oktober 1990.<br />
Was haben sie damals erlebt?<br />
Die Jagd gab es zuvor schon, sie war die Staatsjagd<br />
unter Franz-Josef Strauß und wurde als Fuchsjagd<br />
ausgetragen. Die Pferdefreunde Herrenchiemsee<br />
wurden unterstützt von einer Münchner<br />
Reitergruppe, die sich später dem Schleppjagverein<br />
von Bayern angeschlossen hatte. Es gab auch High<br />
Society, die Tochter von Strauß, Monika Hohlmeier,<br />
war dabei und saß mit ihrem Mann als Zuschauerin<br />
auf der Kutsche. An dem Wochenende passierte das<br />
Attentat auf Wolfgang Schäuble, und unter den<br />
Jagdreitern war sein Leibarzt, der in einer Sonderaktion<br />
direkt nach dem Ritt nach Karlsruhe gebracht<br />
werden musste.<br />
Ich erinnere mich aber auch noch an die Überfahrt<br />
mit den Hunden und Pferden. Das ist ein kleines<br />
Abenteuer, wenn man das zum ersten Mal erlebt,<br />
das sind besondere Gefühle. In der Früh um<br />
sieben standen wir an der Fähre an, auf der vier Gespanne<br />
Platz hatten – und erst in der Nacht war ich<br />
wieder zu Hause, um am nächsten Tag zur nächsten<br />
Jagd aufzubrechen. Wir sind früher unheimlich viel<br />
geritten. Und jetzt, nachdem ich selbst nicht mehr<br />
aktiv dabei sein kann, organisiere und manage ich<br />
das alles.<br />
Seit der Jagd 2015 auf Herrenchiemsee. Dort<br />
stürzte ein Reiter, sein Pferd ging durch und<br />
stieß mit ihrem zusammen. Sie brachen sich<br />
den sechsten Halswirbel und sind seither<br />
querschnittsgelähmt. Fast ein Jahr lang lagen<br />
Sie im Krankenhaus. Sie hätten das Thema<br />
Jagd an Nagel hängen können. Warum haben<br />
Sie es nicht getan?<br />
Das waren die ersten Gedanken, aber aufgeben<br />
war für mich nie eine Option. Der Verein musste<br />
weiterleben, das hat mich motiviert. Ich hatte ein<br />
paar Jahre zuvor eine neue Anlage gebaut – gezwungenermaßen,<br />
weil es auf dem Gutshof, auf<br />
dem wir 22 Jahre eingemietet waren, einen Generationswechsel<br />
gab. Die neue Anlage konnte ich<br />
mit Eigenkapital, einem Bankdarlehen, und mit<br />
zinslosen Mitgliedsdarlehen finanzieren. Als ich<br />
nach meinem Unfall aufgewacht bin, habe ich gesagt:<br />
die Leute haben mir vertraut, der Sport muss<br />
weitergehen, jeder kriegt sein Geld zurück und ich<br />
kämpfe dafür, solange ich schnaufen kann und klar<br />
im Kopf bin.<br />
Sie sind mit knapp 500 Mitgliedern im<br />
Schleppjagdverein von Bayern gut aufgestellt.<br />
Worauf legen Sie wert und machen womöglich<br />
manches anders als andere?<br />
Ich bin ein PR-Mann, aber keiner, der sich in den<br />
Vordergrund stellt, sondern die Sache. Ich verkaufe<br />
immer unseren Sport. Als Tradition, als Brauchtum,<br />
als Kultur, als Verantwortung für die Natur, als Verantwortung<br />
für die Kreatur und für artgerechte<br />
Haltung und artgerechtes Arbeiten. Für das, für<br />
was der Hund geboren ist, für das, für was das<br />
Pferd geboren ist. Das Pferd ist gerne beschäftigt<br />
– und im Gelände ist es immer gut beschäftigt,<br />
weil es aufpassen muss, vielseitig eingesetzt wird,<br />
mit vielen Umwelteinflüssen zu tun hat. Und dazu<br />
gehört auch die entsprechende Haltung mit Weidegang.<br />
Wenn man heute in die Reitställe schaut,<br />
stehen da 100 Pferde, aber ausreiten tun vielleicht<br />
zwei. Und was die Leute unter Ausreiten verstehen,<br />
ist ein Reiten einmal um die Anlage. Und das<br />
neueste Reiten heißt ja eher Führen.<br />
Ich kann nur diejenigen Ausbilder ermahnen, die<br />
etwas zu sagen haben: Macht nicht den Fehler und<br />
vermittelt nur den Streichelzoo. Am besten ist immer<br />
noch das korrekte Reiten, das ist der beste<br />
Tierschutz.<br />
Von wem haben Sie Ihr Wissen über die Hunde,<br />
die Pferde und das Jagdreiten?<br />
Ich habe alle alten Bücher, die es gibt, gelesen.<br />
So viele gibt es ja gar nicht. Und dann in Gesprächen<br />
mit alten Mastern und vornehmlich mit Franz<br />
Jandrey, das war der Gründer und Master der Cappenberger<br />
Meute. Er ist im Frühjahr 1983 verstorben.<br />
Aber ich konnte mit ihm ungefähr sieben Jahre<br />
zusammenarbeiten und habe ihn erlebt. Er hat<br />
mir viel erzählt, ich habe ihm viel zugehört.<br />
Aber ich habe auch andere alte Master und Leute<br />
von der Kavallerie kennengelernt, meine ersten<br />
Reitlehrer, damals im Reitclub Augsburg. Ich habe<br />
viel zugeschaut und habe Pferde von Bekannten<br />
mitgeritten, bis ich mir mit 19 mein erstes Pferd<br />
gekauft habe. Seit über 50 Jahren bin ich von der<br />
Jagdreiterei fasziniert. Sie lässt mich nicht mehr los.<br />
Vielen Dank für das Gespräch<br />
78 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Toni Wiedemann<br />
ritt früher selbst<br />
die Jagd auf Herrenchiemsee<br />
mit,<br />
seit 34 Jahren organisiert<br />
er sie mit<br />
dem Schleppjagdverein<br />
von Bayern.<br />
Seit seinem Unfall<br />
ist er auf den Rollstuhl<br />
angewiesen,<br />
aber ans Aufgeben<br />
hat er nie gedacht.<br />
Pferde leben auch außerhalb<br />
der Jagdzeiten auf Herrenchiemsee:<br />
Es sind Kutschpferde<br />
– oder angehende Kutschpferde<br />
der Schlossverwaltung.<br />
Denn auf Herrenchiemsee sind<br />
Pferdekutschen das einzige<br />
Transportmittel.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 79
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
Rote Tupfen zeichnen<br />
das Jagdfeld. Wer vorne<br />
reitet, muss springen.<br />
So die Devise beim<br />
Jagdreiten. 20 Kilometer<br />
lang ist die Strecke<br />
von Herrenchiemsee,<br />
die Pferde, Reiter und<br />
Hunde meistern.<br />
80 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Sisi Wiedemann legt<br />
seit dem schweren<br />
Unfall ihres Mannes<br />
als Huntslady die<br />
Fährte für die Hunde.<br />
Mit aller Passion<br />
und Liebe zur Jagdreiterei,<br />
die sie mit<br />
Toni Wiedemann<br />
teilt.<br />
„Es macht mich stolz, meine Frau<br />
als Huntslady zu sehen und<br />
wie sie alles mit den Pferden und<br />
Hunden managt. Sie war früher<br />
meine engste Mitarbeiterin<br />
und wir haben uns das schön<br />
aufgeteilt, jetzt kann ich sie nicht<br />
groß entlasten.“<br />
Toni Wiedemann<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 81
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
Vor dem Schloss Herrenchiemsee<br />
kommt<br />
das Jagdfeld samt Meute<br />
zum Halali zusammen.<br />
Das Schloss ist<br />
ein Baudenkmal und<br />
wurde 1878 bis 1886<br />
durch König Ludwig II.<br />
von Bayern erbaut. Als<br />
architektonisches Vorbild<br />
diente Schloss Versailles.<br />
Zwei Reiterinnen<br />
der Wittelsbacher<br />
Meute. Seite an Seite<br />
galoppieren Generationen<br />
nebeneinanderher<br />
über das<br />
üppige Grün der<br />
Insel Herrenchiemsee.<br />
82 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Entlang am Wasser,<br />
querfeldein über Wiesen,<br />
durch Wälder. Es<br />
geht über die ganze Insel<br />
Herrenchiemsee. Ein<br />
Fest für die Sinne. Die<br />
Natur erstrahlt in den<br />
schönsten Farben.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 83
ERLEBEN & ENTDECKEN<br />
Clara und Paul:<br />
Seit acht Jahren<br />
ein Team, zweifache<br />
deutsche<br />
Meister im<br />
Springreiten und<br />
am liebsten gemeinsam<br />
im Gelände<br />
unterwegs.<br />
84 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Springreiterin Clara Blau im Portrait<br />
Ihr Ding<br />
Clara Blau reitet Springen. Die 23-Jährige<br />
ist Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse.<br />
Es ist ihr zweiter Titel. Vor zwei Jahren<br />
gewann sie mit Paul bei den Jungen<br />
Reitern. Paul hat sie als Jungpferd roh und<br />
ungesehen gekauft. Ihre gemeinsame Geschichte<br />
gleicht einem Märchen, ganz ohne<br />
Prinzessin. Clara macht einfach ihr Ding.<br />
INTERVIEW: SABINE GREGG<br />
FOTOS: STEFAN LAFRENTZ<br />
Clara liebt, was sie tut. Reiten.<br />
Springen und Vielseitigkeit,<br />
um genau zu sein.<br />
Dressur? „Kann ich nicht<br />
so gut“, sagt die amtierende<br />
Deutsche Meisterin der U25-Reiter<br />
verschmitzt. Vermutlich könnte sie<br />
es. Aber ihr Herz schlägt für ein höheres<br />
Tempo und für Pferde mit besonderen<br />
Geschichten. Mit gerade einmal<br />
23 Jahren gilt Clara Blau als eine,<br />
die für schwierige Pferde ein Händchen<br />
hat. Vielleicht auch, weil sie<br />
so manches anders macht, als andere<br />
Reiter. „Ich würde nie sagen, dass<br />
meine Herangehensweise besser ist,<br />
aber für mich funktioniert sie“, sagt<br />
Clara. Ihre Erfolge geben ihr Recht.<br />
Ihre Pferde auch. Allen voran Paul,<br />
mit dem sie beim Deutschen Derby in ><br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 85
ERLEBEN & ENTDECKEN<br />
Hamburg am Start war und mit dem<br />
sie nun schon zweimal einen Deutschen<br />
Meistertitel gewinnen konnte.<br />
Ihre gemeinsame Geschichte ist besonders,<br />
weil ihre Bindung zueinander<br />
so stark ist und weil Clara allen<br />
Widrigkeiten zum Trotz an ihren Paul<br />
geglaubt hat. Gemeinsam haben sich<br />
die beiden einen Namen gemacht,<br />
sind erwachsen geworden und haben<br />
erste internationale Prüfungen bestritten.<br />
Der große Unterschied zwischen<br />
den beiden und vielen anderen? Eine<br />
Geschichte für sich: Paul stammt aus<br />
Ungarn. Als Clara ihn gekauft hat, war<br />
er fünf Jahre alt und roh. Clara war 14<br />
und Paul ihr erstes eigenes Pferd. Ihr<br />
Budget war klein. Aber den Blick für<br />
ein gutes Pferd hatte sie. „Ich habe ein<br />
Foto von Paul gesehen und wusste,<br />
dass ich ihn haben möchte“, sagt die<br />
23-Jährige heute. Es<br />
war ein Gefühl. Wenige<br />
Wochen später<br />
wurde Paul zu<br />
ihr gebracht. Er kam<br />
vom Lkw und kannte<br />
nichts. „Keine<br />
Box, keinen Zaun,<br />
keine Umgangsformen.<br />
Nichts konnte<br />
ihn halten. Er war<br />
einfach ein Wildpferd“,<br />
erzählt Clara.<br />
Entmutigen ließ<br />
sie sich davon nicht.<br />
Was sollte sie auch<br />
machen? Sie hatte<br />
nun ein Pferd, Verantwortung<br />
und<br />
eine Idee. Sie wollte<br />
Paul ausbilden<br />
und das tat sie auch.<br />
„Ich habe ihn anfangs<br />
viel beobachtet, um ihn zu verstehen“,<br />
blickt Clara zurück.<br />
Ihre gemeinsamen Anfänge waren<br />
teils unkontrolliert. Paul nahm<br />
zwar jeden Sprung ohne zu Zögern,<br />
aber parieren konnte Clara ihn nicht<br />
immer. „Unser Reitplatz war hoch<br />
eingezäunt.“ Nicht hoch genug für<br />
Paul, wenn er nicht bremsen wollte.<br />
Zum Glück umgaben Wiesen Claras<br />
Trainingsort. Damals lebte sie noch<br />
bei ihrer Mutter in Bramsche. Heute<br />
wohnt sie mit ihren Großeltern, ihrem<br />
Vater, ihrer Schwester Lotte und<br />
ihrem Bruder Michel auf einem Hof<br />
in Osnabrück. Der Hof war der Lebenstraum<br />
ihrer Großeltern, die ihn<br />
1994 kauften, umbauten und Pferdeboxen<br />
einbauten, für ihre Tochter<br />
Anna Warnecke.<br />
Der Vier-Sterne-<br />
Traum<br />
Claras Tante ritt Vielseitigkeit, international<br />
erfolgreich und gehörte<br />
2005 zum deutschen EM-Team in<br />
Blenheim. Das gewann Team-Bronze.<br />
Clara Blau war als kleines Mädchen<br />
hautnah dabei, nicht ohne Folgen.<br />
Ihre Augen strahlen, wenn sie<br />
von der Atmosphäre dort spricht und<br />
der Wunsch, einmal in England eine<br />
„Ich mache viel aus<br />
meinem Gefühl heraus.<br />
Zum Beispiel gehe ich<br />
keine Distanzen im<br />
Parcours ab. Es kommt,<br />
wie es kommt.“<br />
Clara Blau<br />
Vielseitigkeit zu reiten, hat sich schon<br />
damals in ihren kleinen Kopf gesetzt.<br />
Und was Clara möchte, macht sie.<br />
Wie lange es noch dauern wird, bis<br />
der Traum Wirklichkeit wird? „Das<br />
weiß ich nicht. Ich bin früher mehr<br />
Vielseitigkeit geritten, bis zum heutigen<br />
Drei-Sterne-Niveau“, sagt Clara.<br />
Sie erzählt davon, als ob das nichts<br />
Besonderes wäre. Ist es aber. Zum Vergleich:<br />
Die Deutsche Meisterschaft<br />
in der Vielseitigkeit wird auf Vier-<br />
Sterne-Niveau ausgetragen. Ob Clara<br />
dort auch einmal starten wird? Wer<br />
weiß. Ein ehemaliges Pferd von Michael<br />
Jung hat sie jedenfalls schon<br />
im Stall. Sadlers Clover Storm stammt<br />
aus irischer Zucht, ist acht Jahre alt<br />
und „richtig gut dressurmäßig ausgebildet“,<br />
findet Clara. „Das ist sehr<br />
gut für mich, weil ich vor der Dressur<br />
wirklich Respekt habe. Mir ist als Jugendliche<br />
alles passiert: Mein Pony<br />
ist aus dem Viereck gesprungen oder<br />
beim Rückwärtsrichten gestiegen. Ich<br />
habe keine Bedenken vor dem Gelände<br />
oder dem Springen, sondern in der<br />
Dressur“, erzählt Clara Blau.<br />
Sadlers Clover Storm gibt ihr ein<br />
gutes Gefühl, auch wenn der Vollblüter<br />
noch sehr kribbelig ist. „Aber das<br />
mag ich. Wir kennen uns noch nicht<br />
so lange und ich bin gespannt, wie er<br />
sich mit mir entwickeln wird“, schaut<br />
Clara nach vorn. Durch<br />
eine Bekannte ist sie auf<br />
ihn aufmerksam geworden,<br />
ein glücklicher Zufall.<br />
Sicher ist, dass sie<br />
mit ihm das Ausreitgelände<br />
rund um den Hof<br />
nutzt. So wie mit all ihren<br />
Pferden.<br />
Das Spezialpferd<br />
Zurück zu Paul: Clara<br />
hat ihn damals von ihrem<br />
Ersparten gekauft.<br />
Ohne Plan davon, wie<br />
herausfordernd die Anfänge<br />
mit Paul werden<br />
würden. Während andere<br />
Reiter mit einem so<br />
schwer zu händelnden<br />
Pferd sicher erst einmal in der Reithalle<br />
geblieben wären, ist Clara mit ihm<br />
ausgeritten. Das lieben beide. Ihn galoppieren<br />
zu lassen und ihm ein gutes<br />
Gefühl zu geben, war ihr wichtig.<br />
Bald gingen sie erste Turniere.<br />
„Er ist alles gesprungen. Ohne jeden<br />
Zweifel. Sein Talent haben auf<br />
dem Turnier natürlich auch andere<br />
schnell entdeckt. Verschiedene international<br />
erfolgreiche Reiter kamen<br />
vorbei, um ihn auszuprobieren, ob-<br />
><br />
86 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Oma Anneliese ist die gute Seele des Hofs, kümmert<br />
sich um den Garten und die Anlagen. Sie ist<br />
einer der größten Fans ihrer Enkelin.<br />
Ein Team: Lisa-Marie Hoffmann, Carlos Hollenbeck und Clara Blau. Immer<br />
dabei: die Schäferhunde Abby und Emma, sowie die Australian Shepherd-<br />
Hündin Holly. Und wer lugt da so neugierig aus seiner Box? Paul!<br />
Schöner wohnen für Pferde: In diesem Fachwerkgebäude<br />
hat Clara sechs Boxen. Unter anderem<br />
stehen hier Paul und Lavinia, ihre besten Pferde.<br />
An den Stall grenzt ein Wintergarten, mit Blick in den Garten spricht Clara<br />
Blau über ihre Pferde, ihre Pläne und ihren Weg in den Top-Sport, ohne<br />
Sponsoren und große finanzielle Starthilfen.<br />
Eine Runde Tischtennis? Clara ist dabei! Hier im<br />
Doppel mit ihrem Vater Jonas Warnecke.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 87
ERLEBEN & ENTDECKEN<br />
wohl ich ihnen gesagt habe, dass er<br />
schwierig ist. Viele wollten das nicht<br />
hören. Warum auch? Ich war jung,<br />
unerfahren und sie hatten viel mehr<br />
Erfolge. Doch das war Paul egal.“<br />
Manche stiegen ab und hatten das<br />
Interesse verloren.<br />
„Andere boten mir<br />
immense Summen.<br />
Aber ich lehnte ab.<br />
Es passte nie.“<br />
Vor ein paar Jahren<br />
beschloss sie,<br />
dass Paul unverkäuflich<br />
ist. „Er hat mir<br />
viel gegeben. Wir<br />
haben viel erlebt.<br />
Ich möchte, dass er<br />
hier alt wird. Vielleicht<br />
ist er das Pferd<br />
meines Lebens“,<br />
sagt Clara, nimmt<br />
Paul mitten auf<br />
dem Hof die Trense<br />
ab und geht zurück<br />
zum Stall. Paul folgt<br />
ihr mit gespitzten<br />
Öhrchen. „So freiheitsliebend wie er<br />
früher war, so menschenbezogen ist<br />
er heute“, sagt Clara, dreht sich um<br />
und streicht Paul über den Kopf.<br />
In Riesenbeck haben die beiden<br />
gemeinsam in diesem Jahr den Deutschen<br />
Meistertitel in der Altersklasse<br />
U25 gewonnen. „Paul ist alle Runden<br />
ohne Abwurf gegangen und das hat<br />
mich so gefreut. Ich war unglaublich<br />
stolz auf ihn. Als dann klar war, dass<br />
ich den Titel gewonnen habe, konnte<br />
ich mich gar nicht noch mehr freuen,<br />
weil ich doch schon so glücklich über<br />
die Leistung meines Pferdes war“,<br />
sagt Clara. Und Paul? Der mag Siegerehrungen,<br />
wenn er vorne steht. „Ansonsten<br />
muss ich rausreiten“, lacht<br />
Clara.<br />
Die 23-Jährige möchte im Top-<br />
Sport Fuß fassen, träumt davon, mal<br />
internationale Turniere zu reiten –<br />
am liebsten in der ganzen Welt. Es<br />
ist ein hochgestecktes Ziel für eine<br />
junge Frau, die einen Hof in Eigenregie<br />
führt, die meisten ihrer Pferde<br />
selbst in den Sport gebracht hat und<br />
die keine Sponsoren hat, die ihr aberteure<br />
Pferde kaufen. Auf dem Hof stehen<br />
etwa 20. Einige davon sind Berittpferde,<br />
die anderen gehören Clara.<br />
Am Tag reitet sie etwa sechs oder sieben<br />
Pferde. Und die anderen? „Gehen<br />
auf die Weide, laufen in der Führmaschine<br />
und genießen ihr Leben“, sagt<br />
Clara. Besonders den jungen Pferden<br />
„Die besonderen Pferde reizen<br />
mich. Sie dürfen kribbelig sein,<br />
sie dürfen Charakter haben und<br />
sie dürfen vor allem so bleiben,<br />
wie sie sind.“<br />
Clara Blau<br />
gibt sie Zeit. „Es kann sein, dass sie<br />
mal vier, fünf Tage nicht geritten werden.<br />
Ich habe keine Eile mit ihnen“,<br />
erklärt Clara.<br />
Sie will ihre Pferde langfristig aufbauen<br />
und hält sie mit abwechslungsreichem<br />
Training bei Laune. „Es ist<br />
ein An- und Abtrainieren. Paul bin<br />
ich in den Wochen nach der Deutschen<br />
Meisterschaft ein paar Mal<br />
ausgeritten. Nun – so kurz vor der<br />
Hallensaison – fangen wir mit dem<br />
Trainingwieder an“, sagt Clara. Und<br />
fügt hinzu, dass dies bestimmt nicht<br />
für jedes Pferd richtig sei, für Paul<br />
aber schon.<br />
Die Sondermodelle<br />
Clara sitzt im dicken Wollpullover im<br />
Wintergarten. Ihr Blick schweift nach<br />
draußen. Die Sonne scheint durch<br />
die Glasscheiben. Der Herbst hat das<br />
Laub an den Bäumen im Garten bereits<br />
verfärbt. Claras Hände liegen auf<br />
dem Tisch, wenn sie erzählt. Sie hat<br />
einige hoffnungsvolle Nachwuchspferde<br />
im Stall.<br />
Mit Calidos Blue war sie in diesem<br />
Jahr bei den Weltmeisterschaften der<br />
Jungen Springpferde in Lanaken. Er<br />
galt als unreitbar, als er zu ihr kam.<br />
„Er erinnert mich von seiner Art ein<br />
wenig an Paul. Er ist genauso eigen,<br />
genauso talentiert und hat genauso<br />
viel Go. Auf der anderen Seite lässt er<br />
sich aber nicht so reiten,<br />
wie das deutsche<br />
Ausbildungssystem es<br />
vorsieht. Ich muss ihn<br />
mehr gehen lassen, ihm<br />
vertrauen und darf ihn<br />
nicht in eine Haltung<br />
pressen wollen“, erklärt<br />
Clara.<br />
Calidos Blue hat Clara<br />
als Beistellpferd gekauft,<br />
weil er schon so<br />
viele Reiter in den Sand<br />
gesetzt hatte. „Ich habe<br />
uns Zeit gelassen. Immer<br />
wieder gefragt und<br />
bin mit ihm ausgeritten.<br />
Manchmal ist es<br />
leichter, draußen unterwegs<br />
zu sein, als sich auf<br />
dem Reitplatz aufeinander<br />
einzuspielen“, meint sie. Das ist<br />
eben Claras Ding.<br />
Das Vorbild<br />
Eine Reiterin, die sie schon immer inspirierend<br />
fand, ist Meredith Michaels-Beerbaum.<br />
„Sie ist ihre Pferde stets<br />
in einer freieren Kopf-Hals-Haltung<br />
geritten. Das mache ich auch. Manche<br />
brauchen das einfach.“ So wie<br />
ihre Stute Bellina Royale. Die Braune<br />
hatte als Jungpferd einen Kieferbruch.<br />
Eine knöcherne Wucherung<br />
am Unterkiefer ist geblieben. Die Stute<br />
ist entsprechend empfindlich im<br />
Maul, springt mit Clara aber auf 1,40<br />
Meter-Niveau. „Je leichter ich mit der<br />
Hand bin, desto besser harmonieren<br />
wir. Das ist auch für mich eine Herausforderung,<br />
aber sie zeigt mir deutlich,<br />
wie sie geritten werden möchte.<br />
Und darauf höre ich.“<br />
Als Clara ihren Paul kaufte, hatte<br />
sie im Sinn, vielleicht einmal ländlich<br />
M- und S-Springen zu reiten. Dass sie<br />
so weit kommen würde, hätte sie damals<br />
nicht gedacht. Ihr älterer Bruder<br />
Michel schon. „Ida ist immer schon<br />
sehr gut geritten. Sie hat alles dafür<br />
><br />
88 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Claras großer Bruder Michel ist früher geritten.<br />
Nun widmet er sich ganz den Landmaschinen<br />
und betreibt eine Werkstatt für alte Unimogs.<br />
Paul nascht gern. Beim Ausritt, aber auch auf Turnieren. Beim Hamburger<br />
Derby zupfte der Braune ebenfalls ein paar Halme vom Rasen, ehe es auf<br />
den Wall ging. Und Clara? Die nimmt es gelassen!<br />
Auch ihre Sportpferde hält Clara teils in der<br />
Gruppe. Dank befestigter Ausläufe und großer<br />
Weiden ist ganzjährig freie Bewegung möglich.<br />
Clara liebt Ausritte. Am liebsten in guter Gesellschaft. Ihre Hunde sind immer<br />
mit dabei. Um den Hof herum erstreckt sich ein abwechslungsreiches<br />
Ausreitgelände – Waldwege, Hügel und Galoppstrecken inklusive.<br />
Von der Weide direkt zum Training: Clara mit<br />
Paul und Bellina Royale an der Hand.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 89
ERLEBEN & ENTDECKEN<br />
gegeben, ist ehrgeizig und fokussiert.<br />
Zugleich bleibt sie total entspannt.<br />
Vor Prüfungen und im Training sowieso“,<br />
charakterisiert der Kfz-Meister<br />
seine jüngere Schwester. Moment<br />
mal, sind Sie über den Namen „Ida“<br />
gestolpert? Zu Recht. Aber es ist kein<br />
Schreibfehler, sondern Claras Rufname<br />
in ihrem engeren Umfeld. Warum?<br />
„Unsere Eltern waren sich uneinig,<br />
ob sie Clara oder Ida heißen soll.<br />
Unsere Mutter hat sich offiziell mit<br />
Clara durchgesetzt. Der Name Ida ist<br />
aber geblieben“, erklärt Michel. Die<br />
beiden haben zwei weitere Geschwister:<br />
Lotte macht gerade eine Ausbildung<br />
zur Pferdewirtin bei Karl Brocks,<br />
ihr achtjähriger Halbbruder Nils lebt<br />
bei ihrer Mutter in Bramsche.<br />
Das Team<br />
Nach ihrem Abitur hat Clara Landwirtschaft<br />
in Osnabrück studiert.<br />
Eine Ausbildung zur Pferdewirtin<br />
hätte sie sich ebenfalls<br />
vorstellen können.<br />
„Nur hatte ich<br />
da schon meine ersten<br />
Berittpferde und<br />
meine eigenen Pferde.<br />
Wie hätte ich<br />
das unter einen Hut<br />
bekommen sollen?<br />
Ich habe kein großes<br />
Team im Hintergrund“,<br />
erzählt<br />
Clara. Ihre Freundin<br />
Lisa-Marie Hoffmann<br />
hilft ihr regelmäßig<br />
im Stall, ihre<br />
Schwester Lotte begleitet<br />
sie zu Turnieren,<br />
ihr Freund<br />
Carlos Hollenbeck<br />
reitet ebenfalls, ihre<br />
Großeltern unterstützen<br />
sie, ihr Bruder<br />
Michel hält die<br />
Maschinen fit, ihr Vater Jonas Warnecke<br />
hat sich um den Innenausbau<br />
der Ställe gekümmert. Seine Zimmerei<br />
liegt direkt an der Hofeinfahrt.<br />
„Es fühlt sich nach wie vor manchmal<br />
an wie eine Ferienfreizeit. Ich mache,<br />
was ich möchte, gehe ausreiten<br />
und habe eine gute Zeit mit den Menschen,<br />
die mir wichtig sind und mit<br />
denen ich gerne Zeit verbringe. Nach<br />
der Arbeit backen wir Pizza, spielen<br />
Tischtennis oder etwas anderes. Das<br />
macht mich sehr glücklich“, sagt Clara.<br />
Der familiäre Rückhalt bedeutet<br />
ihr viel. Der Zusammenhalt unter den<br />
Geschwistern ist in den vergangenen<br />
Jahren wieder stärker geworden, wie<br />
ihr Bruder erzählt.<br />
Nach der Trennung ihrer Eltern<br />
2015 lebte Clara bei ihrer Mutter. Sie<br />
ist es, die Clara im Reitsport am meisten<br />
geprägt hat. Mit ihr hat sie angefangen<br />
zu reiten. Sie hat sie auf ihrem<br />
ersten Haflinger unterrichtet und zu<br />
Jugendreiterprüfungen, E-Springen<br />
und ersten Vielseistigkeitsprüfungen<br />
gefahren. „Ich durfte ein Pony<br />
aus der Nachbarschaft übernehmen.<br />
Wir haben uns vom Vierkampf über<br />
das Bundesnachwuchschampionat<br />
bis zu den Deutschen Meisterschaften<br />
in der Vielseitigkeit gesteigert. Es<br />
hat mich geprägt, mit dem Pony über<br />
„Paul bleibt bei mir. Er hat<br />
mir so viel ermöglicht. Wir<br />
haben viel erlebt. Das<br />
verbindet. Wir kennen uns inund<br />
auswendig Und ich freue<br />
mich auf alles, was<br />
noch kommt.“<br />
Clara Blau<br />
Jahre gemeinsam immer mehr zu erreichen“,<br />
sagt Clara.<br />
Ihre bisherigen Erfolge machen ihr<br />
auch jetzt Lust auf mehr. Clara weiß,<br />
dass das in der hochprofessionalisierten<br />
Pferdesportwelt nicht einfach<br />
wird. Doch das hindert sie nicht daran,<br />
weiter ihren Weg zu verfolgen. Sie<br />
hat talentierte Jungpferde. Und sie hat<br />
Freude an dem, was sie tut. „Ich mag<br />
die Herausforderung und liebe die Atmosphäre<br />
der großen Turniere. Das<br />
ist ein besonderes Gefühl.“ Doch dabei<br />
möchte sie sich treu bleiben: „Ich<br />
lerne gerne von anderen, weiß aber<br />
auch, was meine Pferd brauchen. Ich<br />
kann sie nicht einfach umstellen“,<br />
unterstreicht sie. Sie durfte aufgrund<br />
ihrer Erfolge schon viele Lehrgänge<br />
besuchen und ist auch manchmal angeeckt.<br />
„Mein Reiten entspricht nicht<br />
dem klassischen deutschen Stil, wenn<br />
es für das Pferd nicht das richtige ist“,<br />
weiß Clara. Sie möchte sich und ihre<br />
Pferde nicht in eine Form pressen lassen.<br />
Die Zukunft<br />
Mit dem Alter sind die Anforderungen<br />
gestiegen, denen Clara Blau sich<br />
gestellt hat. „Das System zur Jugendförderung<br />
ist in Deutschland sehr gut<br />
aufgebaut. Das hilft ungemein,<br />
den schwierigen<br />
Sprung vom<br />
Junioren- ins Junge Reiter-Lager<br />
und nun weiter<br />
zu den Senioren zu<br />
meistern“, weiß Clara.<br />
Für sie ist es nun weiter<br />
an der Zeit, im Seniorenlager<br />
Fuß zu fassen.<br />
Das geht über Weltranglistenpunkte,<br />
über<br />
Startgenehmigungen<br />
bei großen Veranstaltungen<br />
und natürlich<br />
über Erfolge.<br />
Der Titelgewinn im<br />
Sommer hat ihr weitere<br />
Türen geöffnet. „Mein<br />
Plan war nie so hochklassig<br />
zu reiten, nun<br />
habe ich Freude daran<br />
und möchte es weitermachen.<br />
Es fasziniert<br />
mich, ein Pferd in seiner Entwicklung<br />
zu begleiten und sportliche Ziele zu<br />
erreichen. Doch ich stehe auch gerne<br />
am Zaun und schaue meinen Pferden<br />
auf der Weide zu.“ Die Zeit dafür<br />
nimmt sie sich. Weil es ihr gut tut. Genau<br />
wie jeder Ausritt. Am liebsten im<br />
Galopp den Berg hinauf. ▪<br />
90 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
Paul folgt Clara,<br />
ob mit Trense<br />
oder ohne.<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 91
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
SZENE<br />
ELECTRIC MAX<br />
RABAT<br />
FOTOS: LGCT/S.GRASSO<br />
Der Champion der Global Champions Tour<br />
kommt aus Bayern, startet für Österreich und<br />
heißt Max Kühner. Finalsieg in Rabat, aber<br />
keine Eintagsfliege, sondern das Ergebnis<br />
einer gesamten Saison – vor allem dank seiner<br />
Nummer eins im Stall: Electric Blue.<br />
JUST SELFIES<br />
Ob Max Kühner Mitglied der Gruppe „Just<br />
Selfies“ ist? Wissen wir nicht. Aber dieser<br />
Schnappschuss wäre auf jeden Fall ein feiner<br />
Beitrag, so neben Olympiasieger Christian<br />
Kukuk und Janne Friederike Meyer-Zimmermann,<br />
die im Iron Dames-Team auch noch den<br />
Teamwettbewerb gewann.<br />
VERSILBERT<br />
Vom Ein-Mann-Betrieb zu einer der weltweit größten<br />
Pferdespeditionen hat Friedrich „Fritz“ Johannsmann<br />
sein Unternehmen wachsen lassen. Vor 50 Jahren<br />
hat seine Erfolgsgeschichte begonnen und<br />
FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach hat ihn nun<br />
mit dem Deutschen Reiterkreuz in Silber für seine Verdienste<br />
ausgezeichnet. Weiter gute Fahrt!<br />
FOTO: T. LEHMANN<br />
HERNING<br />
TEAMWORK<br />
FOTOS: FEI/P. HÄGG<br />
Die Dänin Cathrine Laudrup-Dufour setzte beim<br />
Weltcup-Auftakt in Herning zwar sportlich voll<br />
und ganz auf ihr Olympiapferd Freestyle – persönliche<br />
Bestleistung war das Ergebnis der beiden. Als<br />
Unterstützung hatte die Dänin aber auch Herzenspferd<br />
Cassidy dabei. Der Fuchs, mit 21 Jahren fit<br />
und frisch, übernahm die Siegerehrungen – um seine<br />
Stallkumpanin zu entlasten.<br />
92 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
BOEKELO<br />
FOTOS: ARND.NL, INSTAGRAM/ANNA SIEMER<br />
SUPER NICKEL<br />
Auf ihren Nickel kann<br />
sich Julia Krajewski verlassen.<br />
Er ist ein wahrer<br />
Musterschüler, entwickelt<br />
sich immer weiter. Jetzt<br />
der Einzelsieg und Platz<br />
drei mit dem deutschen<br />
Team im niederländischen<br />
Boekelo bei der letzten<br />
Station der Nationenpreisserie.<br />
BODO MIT DEM BAGGER<br />
Das Nationenpreisturnier der Vielseitigkeit in<br />
Boekelo war eine Schlammschlacht. Um so<br />
rühmlicher, wie die Veranstalter ihr Event über<br />
die Bühne brachten und den Reitern zur Abreise<br />
verhalfen: Mit einem Bagger! So abgeschleppt<br />
zu werden war auch für Anna Siemer<br />
das „next level“. Und während Bodo mit dem<br />
Bagger schon Feierabend machte, bangte sie<br />
noch Tage später um ihren LKW.<br />
KÖNIGLICH<br />
Ein Hoch auf die Holsteiner Stute Killer<br />
Queen! Sie ist die Weltmeisterin der<br />
sechsjährigen Vielseitigkeitspferde in Le<br />
Lion d’Angers. Unter der Niederländerin<br />
Merel Blom-Hulsman galoppierte die<br />
Stute einen Start-Ziel-Sieg ein und<br />
machte bei allen malerischen Hindernis-<br />
Kreationen eine gute Figur.<br />
FOTOS: WWW.AGENCECARY.COM, MVALLAIS<br />
LION D‘ANGERS<br />
WM DER KLONE<br />
Jetzt nur nix verwechseln … Zwei Klone<br />
des erfolgreichsten Vielseitigkeitshengstes<br />
aller Zeiten, Chilli Morning, schafften<br />
es bei der WM der siebenjährigen<br />
Buschtalente in die Top Ten, und einer<br />
sogar auf den Thron: Chilli Morning IV,<br />
vorgestellt von der Britin Gemma Stevens<br />
ist der neue Champion. Chilli Morning<br />
II landete unter seiner Ausbilderin<br />
Julia Krajeweski auf Rang sechs.<br />
EIN FEST<br />
Das älteste staatliche Gestüt<br />
Deutschlands lud zu den<br />
Hengstparaden auf die Schwäbische<br />
Alb nach Marbach. Es<br />
wurde ein Fest der Vielfalt, die<br />
die Pferdewelt zu bieten hat.<br />
Aus den eigenen Reihen mit<br />
Warmblütern und Schwarzwäldern<br />
oder mit den Gästen aus<br />
Slowenien mit ihren Lipizzanern<br />
in der Schule über der<br />
Erde.<br />
FOTO: S. KUBE<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024 93
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
SZENE<br />
BARCELONA<br />
FOTOS: S. LAFRENTZ<br />
FOTO: FEI/L. DE KOSTER<br />
SCHNUPPERPROBE<br />
Mal riechen, was der spanische Blumenstrauß<br />
so hergibt. Legacy, mit der Daniel<br />
Coyle den Großen Preis von Barcelona<br />
gewann, wollte offensichtlich sicher gehen,<br />
dass ihr keine Möhre entgeht. Aber:<br />
War nix zu holen im bunten Gestrüpp.<br />
DREI, ZWEI, EINS<br />
Artig stehen sie da, die vier Springreiter mit ihrem<br />
Bundestrainer Otto Becker. Zum zweiten Mal in<br />
Folge haben sie den Nationenpreis-Sieg für<br />
Deutschland geholt: André Thieme, Jana Wargers,<br />
Christian Kukuk und Richard Vogel. Doch nun steht<br />
die finale Disziplin an und dabei geht es um Geschick<br />
und Schnelligkeit: Wer lässt als erstes den<br />
Korken knallen und macht die anderen nass? Klar.<br />
Der fixe Vogel macht’s.<br />
PARCOURSBESPRECHUNG<br />
Geht nichts über Weitsicht und Überblick<br />
im Parcours. Diese Herrschaften in<br />
Übergröße haben ihn traditionsgemäß,<br />
wenn sie, wie jedes Jahr, das Nationenpreis-<br />
Finale in Barcelona einläuten.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
JOS’ JUNGS<br />
Der niederländische Nationaltrainer Jos<br />
Lansink hatte seine Equipe bestens auf<br />
Kurs, den Sieg hatten sie zum Greifen<br />
nah. Doch eine Pechrunde von Harrie<br />
Smolders ließ ein „oranje boven“ platzen.<br />
FOTO: S. LAFRENTZ<br />
KÜSSCHEN<br />
„Ist ja gut, ist ja gut“, könnte sich Chakaria<br />
wohl denken, ob der knutschenden<br />
Zuwendung ihres Reiters André Thieme.<br />
Wie sehr er seine Fuchsstute liebt, hat er<br />
schon oft öffentlich bekundet. Ihr auch.<br />
94 REITER REVUE INTERNATIONAL <strong>12</strong>/2024
ENTWEDER-ODER<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Sport machen oder Sport<br />
schauen?<br />
Sport machen. Ich bin ein<br />
aktiver Mensch. Ich sitze nicht<br />
auf dem Sofa und schaue anderen<br />
beim Sport machen zu.<br />
Dieses Jahr war ich in Paris bei<br />
den Olympischen Spielen und<br />
habe Leichtathletik geschaut.<br />
Das war spannend. Tatsächlich<br />
bin ich aber lieber der, der den<br />
Erfolg bringt.<br />
Wann bist du aufgeregter,<br />
vor einem Geländeritt oder<br />
einer Springprüfung?<br />
Es kommt auf die Prüfung<br />
an. Generell eher vor dem Geländeritt,<br />
weil da einfach viel<br />
mehr passieren kann. Eine<br />
Ausnahme gibt es: das Hamburger<br />
Derby.<br />
Lieber auf dem Hamburger<br />
Derby oder bei einem<br />
Championat reiten?<br />
Das sind beides ganz, ganz<br />
besondere Anlässe. Zum einen<br />
ist es bei einem Championat<br />
mega spannend und eine ganz<br />
große Ehre, für sein Land zu<br />
starten. Als Team macht so ein<br />
Turnier unglaublich viel Spaß.<br />
Das Hamburger Derby ist ein<br />
wahnsinnig prestigeträchtiges<br />
Turnier mit so vielen Zuschauern,<br />
das ich in diesem Jahr<br />
zum ersten Mal in meiner Karriere<br />
erleben durfte. Die Atmosphäre<br />
beflügelt. Also bei<br />
dieser Frage kann ich mich<br />
nicht entscheiden.<br />
Möchtest du den nächsten<br />
Titel in der Vielseitigkeit<br />
oder im Springen gewinnen?<br />
Ich habe in beiden Disziplinen<br />
für das nächste Jahr Top-<br />
Pferde. In der Vielseitigkeit ist<br />
es Bon Ton, im Springen mein<br />
Nachwuchspferd Calesta. Ich<br />
tendiere zur Vielseitigkeit. Ich<br />
war Junioren-Europameister.<br />
Den Titel bei den Jungen Reitern<br />
zu gewinnen, wäre cool.<br />
Die Geländestrecke dreimal<br />
oder achtmal abgehen?<br />
Lieber achtmal. Definitiv.<br />
Ich schaue mir nicht nur die<br />
Spünge an, sondern auch die<br />
Strecke, die Anreitwege, die<br />
Minutenpunkte und so weiter.<br />
Immer mit Trainer oder<br />
ohne abgehen?<br />
In der Regel mit Trainer. Das<br />
letzte Abgehen mache ich immer<br />
ganz alleine. Dann habe<br />
ich alle Worte von den Trainern<br />
im Kopf. So fokussiere ich<br />
mich noch einmal.<br />
Lieber nur mit Unterricht<br />
reiten oder lieber ohne?<br />
Das Reiten mit Unterricht<br />
ist sehr wichtig. Lieber reite<br />
ERLEBEN UND ENTDECKEN<br />
Mathies Rüder<br />
Mit 19 Jahren blickt Mathies Rüder bereits auf EM-Titel und Medaillen.<br />
In diesem Jahr ist er vom Weltreiterverband für die Wahl zum<br />
„Rising Star“nominiert worden. Seine Familie führt einen Ferienbetrieb<br />
mit Reitschule auf Fehmarn, sein Vater Kai ist sein Trainer und<br />
gehörte einst zum deutschen Olympiateam in der Vielseitigkeit.<br />
Mehr als genug Gründe, um Mathies Rüder Entscheidungsfragen zu<br />
stellen. Wir haben ihn erwischt, ehe er in den Stall gegangen ist.<br />
Übrigens macht Mathies aktuell eine Ausbildung zum Pferdewirt.<br />
INTERVIEW: SABINE GREGG<br />
ich im Alltag aber ohne. Ich<br />
bin ein Mensch, der sich für<br />
die tägliche Arbeit gerne<br />
selbstständig Aufgaben aussucht.<br />
Gerade auch für die<br />
Winterarbeit. Da baue ich kleine<br />
Übungen mit Stangen auf,<br />
um Abwechslung in die Arbeit<br />
zu bekommen.<br />
Lieber zu Hause reiten oder<br />
auf dem Turnier?<br />
Auf dem Turnier. Das macht<br />
mir mehr Spaß. Und wenn ein<br />
Erfolg hinzukommt, umso<br />
schöner.<br />
Podcast oder Radio hören?<br />
Radio, bei uns im Norden<br />
hört man NDR.<br />
Sattel oder Pferd putzen?<br />
Das Pferd. Ich lege viel Wert<br />
darauf, dass meine Pferde im<br />
gepflegten Zustand sind.<br />
Lieber selbst einflechten<br />
oder einflechten lassen?<br />
Ich kann nicht einflechten.<br />
Ich habe mir das nie beibringen<br />
lassen und damit bin ich<br />
bisher auch ganz gut gefahren.<br />
Was machst du als nächstes?<br />
Ich gehe jetzt gleich raus in<br />
den Stall und fange an zu reiten.<br />
Calesta immer als Erstes. ▪<br />
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welchem Alter der Eingriff sinnvoll ist und was er<br />
mit Pferdewohl zu tun hat – auf diese und weitere<br />
Fragen gibt es im nächsten Heft die Antworten.<br />
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voll. Wie Sie Ihr Training trotz begrenztem Platz<br />
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