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7. Ausgabe des knw journal

In der neuen 7. Ausgabe des knw journal haben wir wieder neue Informationen rund um das Kindernetzwerk, von unseren Projekten, aus dem Bereich der Jungen Selbsthilfe und allgemein der Selbsthilfe zusammengetragen. Lesen Sie unsere spannenden Interviews und schauen Sie sich die neuen Buchtipps und Angebote für unsere very special children an. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

In der neuen 7. Ausgabe des knw journal haben wir wieder neue Informationen rund um das Kindernetzwerk, von unseren Projekten, aus dem Bereich der Jungen Selbsthilfe und allgemein der Selbsthilfe zusammengetragen. Lesen Sie unsere spannenden Interviews und schauen Sie sich die neuen Buchtipps und Angebote für unsere very special children an. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

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<strong>knw</strong> <strong>journal</strong><br />

<strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V.<br />

Dachverband der Selbsthilfe von Familien mit Kindern<br />

und jungen Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen<br />

und Behinderungen<br />

<strong>Ausgabe</strong> 02 2024


JAHRES-<br />

TAGUNG<br />

2024


Unser <strong>knw</strong>-<strong>journal</strong><br />

Liebe Leser:innen,<br />

heute erhalten Sie die siebte <strong>Ausgabe</strong> unseres digitalen Magazins <strong>knw</strong> Journal.<br />

Unsere Jahrestagung und die Mitgliederversammlung liegen hinter uns.<br />

Allen Teilnehmenden sagen wir herzlich Danke! Sie finden einen Bericht<br />

hierzu in dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Es wurde ein neuer Vorstand <strong>des</strong> <strong>knw</strong> gewählt. Hier finden Sie alle Informationen.<br />

Wir danken insbesondere unserer langjährigen Vorsitzenden Dr. Annette Mund<br />

von Herzen für ihre wertvolle Arbeit und freuen uns darüber, nun mit dem neuen<br />

Vorstand und der neuen Vorsitzenden Susann Schrödel ein weiteres Kapitel <strong>des</strong><br />

Kindernetzwerk e.V. zu schreiben.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> finden Sie auch ein Interview mit Dr. Annette Mund zum<br />

Thema Einsamkeit. Ein Thema, das uns alle sicher schon einmal berührt oder<br />

beschäftigt hat.<br />

Viele spannende Projekte befinden sich im letzten Quartal oder in Vorbereitung<br />

für das nächste Jahr. Auch dazu erhalten Sie hier ein Update.<br />

Da es viele von Ihnen sicher auch interessiert, wie es mit den politischen Kernthemen<br />

<strong>des</strong> <strong>knw</strong> weitergegangen ist, können Sie hier ebenfalls ein paar Berichte<br />

lesen. Ganz tagesaktuell berichten wir dazu immer auf unseren Kanälen in den<br />

sozialen Medien.<br />

Außerdem wollen wir Ihnen (im Rahmen unseres Projektes „Selbsthilfe leicht<br />

gemacht“) erläutern, wie so ein digitales Journal entsteht.<br />

Und natürlich gibt es wieder unsere beliebten Buch-Tipps und die Lese- und<br />

Spielangebote für die „very special children”.<br />

Wir wünschen Ihnen noch einen wunderschönen Herbst und freuen uns wie<br />

immer über Rückmeldungen, Feedback und Artikel für unser <strong>knw</strong> Journal an:<br />

jackel@kindernetzwerk.de<br />

Nun hoffen wir, dass Sie wieder eine Reihe von Artikeln finden,<br />

die Sie und Euch interessieren!<br />

Ihr <strong>knw</strong> <strong>journal</strong>-Redaktionsteam


Inhaltsverzeichnis<br />

3 Aus dem Kindernetzwerk<br />

28 Termine<br />

34 Unsere neuen Mitglieder im Kindernetzwerk<br />

46 Aus dem Gesundheitswesen<br />

56 Aus Politik & Gesellschaft<br />

68 Buchtipps<br />

72 Für unsere „very special children“<br />

77 Unsere Glosse „zu guter Letzt“<br />

78 Impressum


Aus dem Kindernetzwerk


4<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Unsere Projekte im Jahr 2024<br />

Mit unseren Projekten verfolgen wir das Ziel, die von unseren Mitgliedsorganisationen<br />

definierten Schwerpunktbereiche umzusetzen, unser gesamtes Netzwerk zu stärken und eine<br />

effektive sowie nachhaltige Selbsthilfe zu fördern. Hier finden Sie einen aktuellen Überblick:<br />

Appentwicklung unrare.me<br />

Ziel der App-Entwicklung „unrare.me“ ist es, Betroffenen<br />

eine Plattform zu bieten, um sich zu vernetzen<br />

und auszutauschen. Das Kindernetzwerk<br />

e.V. hat eine Elterndatenbank aufgebaut, um die<br />

Lage von Menschen mit seltenen oder chronischen<br />

Krankheiten zu verbessern und ihnen langfristig<br />

mehr Unterstützung zu geben.<br />

auf dieser Datenbank auf und ermöglicht Betroffenen,<br />

sich online zu registrieren und mit anderen,<br />

die ähnliche Krankheiten oder Symptome haben, in<br />

Kontakt zu treten („Matching“). Dies soll den Austausch<br />

von Erfahrungen und Informationen fördern.<br />

Mehr Infos zum Projekt unter www.unrare.me<br />

Förderer: Bun<strong>des</strong>ministerium für Gesundheit<br />

Die App, die 2022/2023 entwickelt wurde, baut<br />

Coordinate-RD<br />

Das Projekt „Koordination der Versorgung von<br />

Kindern und Jugendlichen mit Seltenen Erkrankungen<br />

– Identifikation von Einflussfaktoren und<br />

Konzeptprüfung“ unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Laura Inhestern am Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf befasst sich mit der Koordination der<br />

Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Seltenen<br />

Erkrankungen (SE). Das Projekt zielt darauf<br />

ab, die Versorgungskoordination bei SE zu untersuchen,<br />

zentrale Akteure und Einflussfaktoren zu<br />

identifizieren und die bestehende Taxonomie für die<br />

Versorgungskoordination bei SE im pädiatrischen


Aus dem Kindernetzwerk<br />

5<br />

Bereich anzupassen. Die Methodik umfasst qualitative<br />

Interviews mit Eltern und betroffenen Jugendlichen<br />

sowie Fokusgruppen mit Leistungserbringern,<br />

um Einblicke in die Problembereiche und<br />

potenzielle Interventionen zu gewinnen. Durch die<br />

Anpassung der Taxonomie wird eine Grundlage für<br />

die Entwicklung und Evaluation von Interventionen<br />

zur Versorgungskoordination geschaffen, um die<br />

Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit<br />

Seltenen Erkrankungen zu verbessern.<br />

Im Auftrag <strong>des</strong> Instituts und Poliklinik für<br />

Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

KoCoN – IT-gestützte sektorenübergreifende Patientenpfade für die Versorgung von Kindern<br />

mit KOmplex-ChrOnischen Neurologischen Erkrankungen<br />

Kinder mit komplex-chronischen, neurologischen<br />

Erkrankungen sind oft angewiesen auf medizinische<br />

Hilfen bis hin zu einer Beatmung im heimischen<br />

Umfeld. Ihre Versorgung ist äußerst anspruchsvoll<br />

und aufwändig; es fehlen Strukturen für eine sektorenübergreifende,<br />

interdisziplinäre und multiprofessionelle<br />

Versorgung, die die Bedarfe der jungen<br />

Menschen und ihrer Familien berücksichtigen. Hier<br />

setzt das Projekt KoCoN an. Ein IT-gestützter Patientenpfad<br />

soll die Versorgung für Betroffene, deren<br />

Eltern sowie stationäre und ambulante Versorger<br />

verbessern.<br />

In prästationären Videokonferenzen mit den Familien<br />

gewinnt das KoCoN-Team einen Überblick. Ist<br />

keine Einweisung angezeigt, wird mit den niedergelassenen<br />

Hauptversorgern und der Familie ein<br />

ambulanter Diagnostik- und Behandlungsplan erstellt.<br />

Bei einer stationären Aufnahme koordiniert<br />

ein engmaschiges Case-Management den Patientenpfad.<br />

Eine vorausschauende Versorgungsplanung<br />

unterstützt die Eltern. Multiprofessionelle<br />

Fallkonferenzen mit externen Spezialisten erlauben<br />

weitreichende Diagnostik- und Therapieentscheidungen.<br />

Für den bedarfsgerechten Übergang wird<br />

frühzeitig zur Weiterversorgung ein ambulantes<br />

Versorgungsnetzwerk aktiviert und die elektronische<br />

Patientenakte genutzt. Wiedereinweisungen<br />

werden vermieden.<br />

Die Wirksamkeit der neuen Versorgungsform Ko-<br />

CoN wird im Vergleich zu einer Kontrollgruppe<br />

ermittelt. Es werden die Lebensqualität, Krankheitssymptomlast,<br />

Handlungskompetenz der Familien<br />

und Versorgungsqualität untersucht. Gesundheitskosten<br />

werden über Krankenkassendaten und<br />

Selbstauskunft der Familien erfasst. Betroffene und<br />

das KoCoN-Team werden zur Akzeptanz von KoCoN<br />

befragt.<br />

Im Erfolgsfall wird die Versorgungsqualität komplex-chronisch,<br />

neurologisch erkrankter Kinder und<br />

Jugendlicher verbessert sowie die Lebensqualität<br />

der Familien erhöht. Die Übertragung der Erkenntnisse<br />

auf andere Bereiche der Gesundheitsversorgung<br />

ist möglich.<br />

Mehr zum Projekt unter<br />

https://kocon-projekt.de<br />

Förderer: G-BA Innovationsfonds,<br />

Förderkennzeichen: 01NVF21112


6<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

<strong>knw</strong> Lotse 2.0<br />

Der <strong>knw</strong> Lotse ist ein zentrales Informationsangebot<br />

<strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V., das seit fast 20 Jahren<br />

Familien, Berater:innen und Ärzt:innen mit relevanten<br />

Informationen zur Versorgung von Kindern<br />

mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen<br />

unterstützt. Ursprünglich als interaktive Suchmaschine<br />

gestartet, bietet der Lotse mittlerweile<br />

eine Vielzahl von Funktionen, darunter Adressverzeichnisse,<br />

Krankheitsbeschreibungen und einen<br />

Kummerkasten. Aufgrund technischer Inkompatibilitäten<br />

und eingeschränkter Benutzerfreundlichkeit<br />

soll der Lotse nun aktualisiert werden. Das Projekt<br />

zielt darauf ab, den Lotsen zu vereinheitlichen, inhaltliche<br />

Fehler zu korrigieren, die Funktionalitäten<br />

wiederherzustellen und das Design an die Corporate<br />

Identity <strong>des</strong> Kindernetzwerks anzupassen, um<br />

eine optimale Nutzung zu gewährleisten.<br />

Förderer: BKKDV<br />

N.E.S.T. - Stärkung und Entlastung von Familien mit pflegebedürftigen Kindern<br />

durch FamilienGesundheitsPartner (FGP) in regionalen Netzwerk-Strukturen<br />

Das Projekt setzt an der Problematik an, dass Familien<br />

mit gesundheitlich stark beeinträchtigten<br />

Kindern starken emotionalen, sozialen, ökonomischen<br />

und zeitlichen Belastungen ausgesetzt sind.<br />

Hieraus resultieren weitere gesundheitliche, soziale<br />

und wirtschaftliche Risiken, was häufig zu einer<br />

schlechteren Lebens- und Versorgungssituation der<br />

betroffenen Familien führt. Dies wird u.a. auch auf<br />

nicht gut auf die Lebenssituation der Betroffenen<br />

ausgerichtete gesetzliche Regelungen und das Fehlen<br />

von (ausreichenden) kompetenten Beratungsund<br />

Anlaufstellen zurückgeführt.<br />

Mit Unterstützung der im Projekt ausgebildeten FamilienGesundheitsPartner<br />

(FGP) soll eine bedarfsund<br />

bedürfnisgerechte, individuelle Versorgung<br />

aller Mitglieder in Familien mit pflegebedürftigen<br />

Kindern erreicht werden. Ziel dabei ist die bestmögliche<br />

physische, psychische und teilhabeorientierte<br />

Versorgung der pflegebedürftigen Kinder und die<br />

Entlastung der pflegenden An- und Zugehörigen.<br />

Dazu werden die Bedarfe und Bedürfnisse der<br />

Familien individuell ermittelt. Dies umfasst medizinische,<br />

pflegerische oder therapeutische Versorgungsbedarfe,<br />

aber auch sozialrechtliche,<br />

ökonomische und bürokratische Beratungs- und<br />

Unterstützungsbedarfe sowie soziale, psychosoziale<br />

und emotionale Bedürfnisse und gesellschaftliche<br />

Teilhabe.<br />

Ausgehend von den ermittelten Unterstützungsbedarfen<br />

werden betroffene Familien über einen<br />

gewissen Zeitraum individuell von FGP begleitet.<br />

Mittelfristiges Ziel der FGP-Unterstützung ist es, die<br />

Familie als Selbsthilfesystem, d.h. selbstkompetente,<br />

eigenständig agierende und primäre Ressource<br />

der Versorgung und Unterstützung ihrer pflegebedürftigen<br />

Kinder, zu stärken oder zu erhalten.<br />

Mehr zum Projekt unter<br />

https://forschungsprojekt-nest.de<br />

Förderer: G-BA Innovationsfonds,<br />

Förderkennzeichen: 01VSF20004


Aus dem Kindernetzwerk<br />

7<br />

PedSupport<br />

Das Versorgungsforschungsprojekt PedSupport<br />

formuliert erstmals Anforderungen für bedarfsorientierte<br />

Formate e-Health-basierter Unterstützungsangebote<br />

für Familien mit chronisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen im ersten Jahr nach Diagnosestellung.<br />

Das Konsortium entwickelt einen<br />

Werkzeugkasten mit wissenschaftlichen Ergebnissen,<br />

Instrumenten und Empfehlungen zur Optimierung<br />

bestehender e-Health-Lösungen sowie deren<br />

besseren Verknüpfung mit Versorgungsleistungen<br />

der gesetzlichen Krankenkassen und weiterer<br />

Träger. Die Ergebnisse liefern Grundlagen, diese<br />

Familien zukünftig mit passgenauen und zeitgerechten<br />

e-Health Angeboten zu unterstützen.<br />

Im Auftrag <strong>des</strong> Fachbereichs Versorgungsforschung<br />

im Kin<strong>des</strong>- und Jugendalter, Klinik für Allgemeine<br />

Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie,<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-<br />

Universität Düsseldorf (Principal Investigators:<br />

Prof. Freia De Bock, Dr. Adrienne Alayli)<br />

PHArMKid<br />

In den vergangenen Jahren wurden auf Ebene der<br />

Europäischen Union mehr Medikamente für Kinder<br />

und Jugendliche zugelassen. Trotzdem erhalten<br />

junge Menschen immer noch häufig Wirkstoffe,<br />

die nicht für ihre Altersgruppe zugelassen wurden<br />

(Off-Label-Anwendung), und für die es keine Darreichungsform<br />

gibt, die eine sichere und zuverlässige<br />

Dosierung und Anwendung bei Kindern ermöglichen.<br />

Bei der Fortführung der Therapie nach einem<br />

stationären Aufenthalt besteht daher für Kinder<br />

und Jugendliche und hier insbesondere für Frühund<br />

Neugeborene, sowie Kinder mit komplexen<br />

Erkrankungen ein Versorgungsdefizit und damit ein<br />

erhebliches Risiko für die Arzneimitteltherapie.<br />

Auf dieser Grundlage erarbeitet das PHArMKid-<br />

Team konkrete Handlungsempfehlungen für die<br />

Anwendung und Zubereitung von relevanten Arzneimitteln.<br />

Im Kern geht es darum, wie die individuelle<br />

Zubereitung und sichere Anwendung von<br />

Arzneimitteln verbessert werden können. Die Ergebnisse<br />

werden den beteiligten Interessensgruppen<br />

leicht zugänglich gemacht und flächendeckend<br />

in einer Datenbank zur Verfügung gestellt. Das Projekt<br />

wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 1,6 Millionen<br />

Euro gefördert.<br />

Im Erfolgsfall trägt die geplante dreijährige Studie<br />

wesentlich dazu bei, die Versorgung von Kindern<br />

und Jugendlichen mit Arzneimitteln und damit den<br />

gesamten Versorgungsprozess beim Übergang von<br />

der stationären in die ambulante Betreuung zu verbessern.<br />

Mehr zum Projekt unter<br />

https://www.pharmkid.de<br />

Förderer: G-BA Innovationsfonds,<br />

Förderkennzeichen: 01VSF23043


8<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Projektwerkstatt „Selbsthilfe leicht gemacht“<br />

Die Selbsthilfearbeit zu vereinfachen ist eines der<br />

großen aktuellen Anliegen unserer Mitgliedsorganisationen.<br />

Wir unterstützen unsere Mitglieder dabei<br />

nach bestem Können; wollten aber hier noch<br />

mehr Zeit investieren können und dauerhaft Checklisten<br />

und einen Werkzeugkasten anlegen. Deshalb<br />

ist das Ziel <strong>des</strong> geplanten dreijährigen Projektes:<br />

Auf der Ebene der Organisation möchten wir unseren<br />

Mitgliedern dabei helfen, ihren Wissensstand<br />

zu erweitern bzw. bei Problemen beratend zur Seite<br />

zu stehen. Beispielsweise, wie man Anträge zur<br />

Projektförderung stellt, die Finanzen eines Vereins<br />

verwaltet, eine Satzung aktualisiert, Ehrenamtliche<br />

absichert und, wenn erforderlich, Hauptamtliche<br />

einstellt. Auf der Ebene der betroffenen Familien<br />

möchten wir der Selbsthilfe krankheitsübergreifende<br />

Informationen in Ergänzung zu ihrer krankheitsspezifischen<br />

Beratung anbieten. Wir wollen Selbsthilfeorganisationen<br />

für Familien mit chronisch<br />

kranken und behinderten Kindern stärken, indem<br />

wir ihnen individuell helfen können sowie zu deren<br />

Partizipation und Rechtsdurchsetzung beitragen<br />

können.<br />

Förderer: GKV Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe<br />

auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />

Resilienz im Wandel<br />

Das Projekt „Resilienz im Wandel“ fokussiert auf<br />

Kinder, Jugendliche mit chronischen Erkrankungen<br />

und Behinderungen sowie ihre Familien, die<br />

durch den Klimawandel besonders betroffen sind.<br />

Es zielt darauf ab, ihre Resilienz zu stärken, indem<br />

es sie über die spezifischen Auswirkungen<br />

<strong>des</strong> Klimawandels informiert und praktische Bewältigungsstrategien<br />

bietet. Durch umfassende<br />

Informationsmaterialien werden Gesundheitsrisiken,<br />

psychosoziale Belastungen und Notfallpläne<br />

adressiert. Die Verbreitung der Ergebnisse erfolgt<br />

an politische Entscheidungsträger:innen, Gesundheitseinrichtungen<br />

und Selbsthilfeorganisationen,<br />

um Ressourcen und Unterstützung bereitzustellen.<br />

Ziel ist es, die Anpassungsfähigkeit dieser Gruppen<br />

an die sich verändernden Umweltbedingungen zu<br />

stärken und sie besser auf zukünftige Herausforderungen<br />

vorzubereiten.<br />

Förderer: KKH<br />

Selbsthilfefreundlichkeit (Folgeprojekt)<br />

Das Projekt „Selbsthilfefreundlichkeit - Schnellere<br />

Zugangswege zur Selbsthilfe für Familien mit<br />

schwer kranken Kindern“ wurde 2023 initiiert. Die<br />

Ergebnisse aus 2023 werden dazu genutzt, (online)<br />

Informationsmaterial zu erstellen. Dieses soll über<br />

die Selbsthilfe und Versorgungseinrichtungen verteilt<br />

werden. Dadurch soll ein selbsthilfefreundliches<br />

Umfeld geschaffen werden, das Familien in<br />

schwierigen Situationen unterstützt und vernetzt.<br />

Durch die Zusammenarbeit von Selbsthilfe und medizinischen<br />

Versorgungseinrichtungen wird Erfahrungs-<br />

und erlerntes Wissen gebündelt. So können<br />

Synergien genutzt werden, um das Gesundheitssystem<br />

zu entlasten, das Patientoutcome zu verbessern,<br />

die Prävention zu fördern und Fehlversorgung<br />

zu vermeiden.<br />

Förderer: mhplus


Aus dem Kindernetzwerk<br />

Die Junge Selbsthilfe im Kindernetzwerk<br />

stellt sich vor:<br />

Wir sind ein aufgeschlossener, bunter Mix aus<br />

Teenagern und jungen Erwachsenen. Wir sind<br />

hier alle freiwillig in unserer Freizeit, lernen<br />

spannende Menschen kennen, diskutieren über<br />

relevante Themen und haben dabei auch viel Spaß.<br />

Die meisten von uns kommen aus einem der 250<br />

Mitgliedsvereine <strong>des</strong> Kindernetzwerks.<br />

Du bist in keinem Verein oder dein Verein ist<br />

kein Mitglied im Kindernetzwerk? Kein Problem.<br />

Du kannst trotzdem Teil der Jungen Selbsthilfe<br />

werden.<br />

Wir treffen uns meistens jeden letzten Dienstag<br />

im Monat online ab 19 Uhr bei Zoom. Den dafür<br />

notwendigen Teilnahmelink könnt ihr jederzeit<br />

problemlos von uns erhalten. Schreibt uns dafür<br />

einfach eine E-Mail an jungeselbsthilfe@kinder<br />

netzwerk.de. Gerne nehmen wir euch auch in<br />

unseren E-Mail-Verteiler auf.<br />

Min<strong>des</strong>tens einmal im Jahr treffen wir uns auch<br />

persönlich an den unterschiedlichsten Orten in<br />

ganz Deutschland. Wir achten dabei auf Barrierefreiheit,<br />

Nahrungsmittelintoleranzen, die Notwendigkeit<br />

einer Assistenz oder andere Bedürfnisse<br />

und schauen, dass für jeden die Teilnahme ermöglicht<br />

werden kann. Während den Präsenztreffen<br />

können wir dann gemeinsam an Workshops teilnehmen,<br />

uns austauschen oder neue Projekte<br />

erarbeiten.<br />

Hier mehr: https://www.kidernetzwerk.de/de/ak<br />

tiv/JungeSelbsthilfe/Junge-Selbsthilfe-im-<strong>knw</strong>.php


10<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Bericht zur Jahrestagung<br />

und Mitgliederversammlung<br />

in Göttingen<br />

Die Jahrestagung <strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V. fand<br />

dieses Jahr unter dem Motto „Selbsthilfe leicht gemacht“<br />

am 14.09.2024 statt und wurde im Hotel<br />

Freizeit In in Göttingen abgehalten. Im Vorfeld der<br />

Veranstaltung wurden mittels Förderung durch den<br />

GKV-Spitzenverband Workshops für die Teilnehmenden<br />

unserer Mitgliederorganisationen vorbereitet.<br />

Ziel dieser sog. Werkstattgespräche war es,<br />

gemeinsam mit unseren Mitgliedern einen Werkzeugkasten<br />

aus Materialien zu erarbeiten, der die<br />

Selbsthilfearbeit unserer Mitgliedsorganisationen<br />

in unterschiedlichen Themenbereichen erleichtert.<br />

Zudem diente die Jahrestagung dazu, auch allgemeine<br />

Fragen der Organisation zu besprechen und<br />

offen in den Austausch untereinander zu kommen.<br />

Als Auftakt der Veranstaltung fand um 10:30 Uhr<br />

die Begrüßung unserer Mitglieder durch die Vorsitzende<br />

Dr. Annette Mund statt. Es folgte eine<br />

kurze Einführung in das Projekt „Selbsthilfe leicht<br />

gemacht“ seitens Benita Eisenhardt, unserer<br />

Referentin im Bereich Projekte und Entwicklung.<br />

Hierbei wurden die Themen der einzelnen Werkstattgespräche<br />

vorgestellt und die Mitglieder


Aus dem Kindernetzwerk<br />

11<br />

wählten denjenigen Workshop, zu welchem sie<br />

nach eigenem Ermessen die meiste Expertise aus<br />

der Selbsthilfearbeit beitragen konnten.<br />

Insgesamt wurden in zwei Runden sechs Werkstattgespräche<br />

abgehalten, jeweils drei Werkstattgespräche<br />

vormittags von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr,<br />

sowie von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Dadurch hatten<br />

die Mitglieder die Möglichkeit, an zwei Workshops<br />

ihrer Wahl teilzunehmen.


12<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der Themen<br />

und Ziele der abgehaltenen Werkstattgespräche<br />

wie auch der Durchführenden:<br />

Werkstattgespräch 1: „Nicht ohne uns! Die Möglichkeiten<br />

der Partizipation und politischen Beteiligung<br />

in der Selbsthilfe!“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung einer Handreichung<br />

zum Thema Partizipation mit dem Fokus der<br />

politischen Beteiligung seitens der jungen Selbsthilfe<br />

Moderation: Sarah Brandsmeier (Junge Selbsthilfe)<br />

und Tim Page (<strong>knw</strong>); Mitarbeit durch unser Vorstandsmitglied<br />

Elke Hauke.<br />

Werkstattgespräch 2: „Selbsthilfetools zur Resilienzstärkung<br />

für belastete Familien“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung eines Leitfadens<br />

zum Thema der alltäglichen Entlastung und der<br />

Stärkung von Resilienzen Betroffener.<br />

Moderation: Nadine Ehrentraut;<br />

Referentin: Irina Martius, Mitarbeit durch unsere<br />

Vorstandsmitglieder Dr. Annette Mund und Elfriede<br />

Zoller<br />

Werkstattgespräch 3: „Ohne Moos nichts los! Welche<br />

Möglichkeiten der Finanzierung haben familienbezogene<br />

Selbsthilfeorganisationen?“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung eines Dokuments<br />

zu den Themen Finanzierung und Antragstellung<br />

der passenden Mittel für Vorhaben von familienbezogenen<br />

Selbsthilfeorganisationen<br />

Moderation: Dr. Verena Bopp;<br />

Referent: Philipp Kallenbach; Mitarbeit durch<br />

unsere neue Vorsitzende Susann Schrödel<br />

Werkstattgespräch 4: „Familienmanagement nach<br />

einer Diagnosestellung“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung einer Checkliste,<br />

welche Eltern die Orientierung und Vernetzung<br />

nach einer Diagnose erleichtert<br />

Moderation: Yeliz Kidis;<br />

Referentin: Andrea Düerkopp; Mitarbeit durch unser<br />

Vorstandsmitglied Elke Hauke<br />

Werkstattgespräch 5: „Selbsthilfe im Management!<br />

Projekte planen, finanzieren und umsetzen<br />

- Wie geht das?“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung von Checklisten<br />

zum Thema Projektmanagement und der Vereinfachung<br />

der wesentlichen Abläufe sowie Beschreibung<br />

nützlicher Tools über den Erfahrungsaustausch<br />

aus der Praxis<br />

Moderation: Dr. Henriette Högl; Mitarbeit durch<br />

unser Vorstandsmitglied Lars Glöckner<br />

Werkstattgespräch 6: „Beratung in der Selbsthilfe –<br />

zwischen Peerberatung, Verweisberatung und umfassender<br />

Fallbegleitung“<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops: Erarbeitung eines Leitfadens<br />

zum Thema Beratung durch den Vergleich unterschiedlicher<br />

Beratungskonzepte und -prinzipien in<br />

der Selbsthilfe und Auswertung deren Wirksamkeit<br />

Moderation: Susann Schrödel;<br />

Referentin: Ursula Klupp


Aus dem Kindernetzwerk<br />

13<br />

Der Austausch der Mitglieder zu den genannten<br />

Themen wurde während der Workshops in Form<br />

von Schaubildern und Plakaten festgehalten. Im<br />

Anschluss an die Werkstattgespräche folgte ein<br />

Gallery Walk, also ein Rundgang aller Beteiligten,<br />

bei dem die Ergebnisse zusammengestellt und von<br />

den Referent:innen der Workshops erläutert wurden.<br />

Diese Ergebnisse der Werkstattgespräche wie<br />

auch die hierzu geführten Protokolle bilden die<br />

Grundlage für die später zu erarbeitenden Formate,<br />

welche nach Fertigstellung unseren Mitgliedsorganisationen<br />

über unsere Webseite zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Hier gibt es noch weitere Bilder von der Veranstaltung.<br />

Die Veranstaltung wurde gefördert durch:<br />

Ein besonderer Programmpunkt<br />

am Abend danach<br />

Am Samstagabend verabschiedeten wir unsere<br />

langjährige Vorsitzende Dr. Annette Mund und bedankten<br />

uns herzlich für ihr großes Engagement.<br />

Hierbei spielten auch Bücher eine große Rolle. So<br />

erhielt Annette Mund von der neuen Vorsitzenden<br />

ein wunderschönes Buch, das Susann Schrödel<br />

zusammen mit langjährigen Wegbegleitern und<br />

Mitgliedern <strong>des</strong> Teams gestaltet hat. Die Freude<br />

war riesengroß!<br />

Und das Kindernetzwerk erhielt ein schönes Erinnerungsbuch,<br />

das Dr. Annette Mund wiederum für<br />

uns verfasst hat. Mit kleinen und feinen Anekdoten.<br />

Eine wunderbare Zusammenfassung, die<br />

einen Ehrenplatz in unserem Regal (und unseren<br />

Herzen) erhalten wird.


14<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Neuer Vorstand und Weichenstellungen:<br />

Kindernetzwerk e.V. auf Kurs für die Zukunft<br />

Am 15. September 2024 fand die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

<strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V. im Hotel<br />

FREIZEIT IN in Göttingen statt. Unter der Leitung von<br />

Lars Glöckner, der einstimmig zum Versammlungsleiter<br />

gewählt wurde, standen zahlreiche wichtige<br />

Themen auf der Tagesordnung. Die Veranstaltung<br />

begann pünktlich um 11.30 Uhr mit der Begrüßung<br />

durch die Vorstandsvorsitzende Dr. Annette Mund.<br />

Insgesamt nahmen 35 stimmberechtigte Mitglieder<br />

teil, ergänzt durch drei Stimmübertragungen.<br />

Rückblick auf 2023: Positive Entwicklungen<br />

und transparente Berichte<br />

Im Tätigkeitsbericht <strong>des</strong> Vorstands und der Geschäftsführung<br />

wurde ein umfangreicher Rückblick<br />

auf das vergangene Jahr gegeben. Susann Schrödel,<br />

stellvertretende Vorstandsvorsitzende, fasste die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Vorstands zusammen und verwies auf<br />

den detaillierten Geschäftsbericht 2023. Dr. Henriette<br />

Högl und Kathrin Jackel-Neusser präsentierten<br />

eine Zusammenfassung der Tätigkeiten der Geschäftsführung<br />

und gingen insbesondere auf Rückfragen<br />

zu den Bereichen Datenschutz und Vereinsrecht<br />

ein. Vorgestellt wurde anschließend auch der<br />

Haushaltsbericht, der eine positive Bilanz für 2023<br />

präsentierte. Es folgte die einstimmige Genehmigung<br />

<strong>des</strong> Jahresabschlusses 2023.<br />

Wechsel an der Spitze: Dr. Annette Mund tritt ab,<br />

Susann Schrödel übernimmt<br />

Ein bedeutender Moment der Versammlung war<br />

der Abschied von Dr. Annette Mund als Vorstandsvorsitzende.<br />

Bereits im Vorjahr hatte sie angekündigt,<br />

nicht erneut für das Amt zur Verfügung zu stehen.<br />

In einer bewegenden Rede würdigte Susann<br />

Schrödel – wie auch schon beim geselligen Teil <strong>des</strong><br />

Vorabends – Annette Munds langjährige Tätigkeit<br />

im Vorstand und bedankte sich im Namen aller Mitglieder.<br />

Dr. Mund wird dem Kindernetzwerk jedoch<br />

als Beisitzerin weiterhin erhalten bleiben.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

15<br />

Die anschließende Vorstandswahl brachte spannende<br />

Entwicklungen: Susann Schrödel wurde mit<br />

großer Mehrheit zur neuen Vorsitzenden gewählt.<br />

In geheimer Abstimmung erhielt sie 34 von 35<br />

Stimmen, lediglich eine Enthaltung und drei ungültige<br />

Stimmzettel wurden verzeichnet. Für die<br />

beiden Ämter der stellvertretenden Vorsitzenden<br />

traten Lars Glöckner, Caro Herz und Leonie Welsch<br />

an. Glöckner und Welsch setzten sich letztlich<br />

durch und übernehmen nun gemeinsam diese verantwortungsvolle<br />

Aufgabe. Besonders bemerkenswert:<br />

Mit Leonie Welsch von der Elterninitiative<br />

Apert-Syndrom und verwandte Fehlbildungen e.V.<br />

sitzt erstmals eine selbst betroffene junge Erwachsene<br />

im Vorstand <strong>des</strong> Kindernetzwerks.<br />

Starke Unterstützung durch neue Beisitzende<br />

und den Wissenschaftlichen Beirat<br />

Unter dem Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ wurden<br />

die neuen Beisitzenden <strong>des</strong> Vorstands einstimmig<br />

ernannt: Dr. med. Richard Haaser, Svenja<br />

Hartmann, Elke Hauke, Caro Herz, Volker Koch, Dr.<br />

Annette Mund, Dr. med. Johannes Oepen, Dr. med.<br />

Gaby Trost-Brinkhues, Elfriede Zoller.<br />

Neu im erweiterten Vorstand als Beisitzerinnen sind<br />

nun Svenja Hartmann und Caro Herz. Beide stellen<br />

wir im nächsten Journal mit einem Interview vor.<br />

Großartig auch, dass Dr. Annette Mund nun auch<br />

Teil <strong>des</strong> erweiterten Vorstan<strong>des</strong> ist. So bleiben uns<br />

ihr großes Wissen und ihre Erfahrung weiter erhalten!<br />

Eine weitere wichtige Personalentscheidung betraf<br />

den neu gegründeten Wissenschaftlichen Beirat,<br />

<strong>des</strong>sen Mitglieder ebenfalls bekannt gegeben wurden.<br />

Folgende namhafte Expert:innen werden das<br />

Kindernetzwerk künftig beraten und unterstützen:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Theol. Christine M. Freitag (Direktorin,<br />

Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und<br />

Psychotherapie <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>- und Jugendalters, Autismus-Therapie-<br />

und Forschungszentrum, Universitätsklinikum<br />

Frankfurt am Main)<br />

Mona Meister (Dipl.-Pädagogin [Sonderpädagogik,<br />

Heilpädagogik], Geschäftsführerin, Hamburger Institut<br />

für Pädagogik)<br />

Lydia Schönecker (Juristin mit Schwerpunkt Sozialrecht,<br />

Leiterin Inklusion, Erziehung und Teilhabe,<br />

SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies<br />

gGmbH, Heidelberg)<br />

Prof. Dr. Boris Zernikow (Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie<br />

und Pädiatrische Palliativmedizin,<br />

Universität Witten/Herdecke, Chefarzt Vestische<br />

Kinder- und Jugendklinik Datteln)<br />

Fazit<br />

Die Mitgliederversammlung 2024 war geprägt von<br />

vielen wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft<br />

<strong>des</strong> Kindernetzwerks. Mit der Wahl von Susann<br />

Schrödel zur neuen Vorsitzenden und einem stark<br />

besetzten Vorstandsteam zeigt sich der Verein gut<br />

aufgestellt, um seine Arbeit für die Belange von<br />

Kindern, Jugendlichen und ihren Familien auch in<br />

den kommenden Jahren erfolgreich fortzuführen.


16<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Interview mit der<br />

neuen Vorsitzenden <strong>des</strong><br />

Kindernetzwerk e.V.<br />

Susann Schrödel<br />

Herzlichen Glückwunsch zur einstimmigen Wahl<br />

als Vorsitzende <strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V.! Würden<br />

Sie uns etwas über sich erzählen und wie Ihr Weg<br />

in die Selbsthilfe aussah?<br />

Vielen Dank für die Glückwünsche und die Möglichkeit,<br />

mich vorzustellen. Ich bin Susann Schrödel,<br />

55 Jahre alt, und fühle mich geehrt, das Vertrauen<br />

der Mitglieder erhalten zu haben, um als Vorsitzende<br />

das Kindernetzwerk zu unterstützen.<br />

Beruflich bin ich als Projektmanagerin in einer<br />

großen Bank in Deutschland tätig, wo ich für strategische<br />

und operative Projekte mit starkem Kundenfokus<br />

verantwortlich bin. Daneben bin ich als<br />

selbstständige Kreativschaffende aktiv. Privat bin<br />

ich glücklich verheiratet, Mutter zweier wunderbarer<br />

Söhne und lebe in der Nähe von Frankfurt<br />

am Main.<br />

Meine Reise in der Selbsthilfe begann Ende 2018,<br />

als unsere Familie eine herausfordernde Zeit durchlebte.<br />

Diese Erfahrung war der Auslöser, mein Wissen<br />

und meine Energie für Kinder, Jugendliche und<br />

junge Erwachsene mit Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen<br />

sowie deren Familien einzusetzen.<br />

In der Region Rhein-Main leite ich seitdem<br />

eine Regionalgruppe.<br />

lernen, selbstbewusst, eigenverantwortlich und<br />

achtsam mit ihrer Erkrankung umzugehen. Gleichzeitig<br />

möchte ich Familien dabei helfen, Diagnosen<br />

zu verarbeiten, schwierige Zeiten zu meistern und<br />

als Einheit stark zu bleiben.<br />

Was hat Sie dazu bewogen, sich im Kindernetzwerk<br />

zu engagieren, und wie sieht Ihre persönliche<br />

Geschichte mit dem Verein aus?<br />

Meine Verbindung zum Kindernetzwerk e.V. ist eine<br />

Geschichte <strong>des</strong> gemeinsamen Wachsens und Lernens.<br />

Ich sehe das Kindernetzwerk als eine besondere<br />

Reisegruppe Gleichgesinnter, die neugierig,<br />

wohlwollend und unterstützend auf ein gemeinsames<br />

Ziel hinarbeiten. Diese Vielfalt an Stärken,<br />

gebündelt für einen guten Zweck, hat mich von<br />

Anfang an begeistert.<br />

Seit meinem Eintritt in den Vorstand 2022 habe<br />

ich die Kraft dieses Netzwerks noch intensiver erlebt.<br />

Besonders beeindruckt hat mich unser Think<br />

Tank-Projekt, bei dem wir gemeinsam mit unseren<br />

Mitgliedsorganisationen Zukunftsvisionen für ein<br />

inklusives Kinder- und Jugendhilfegesetz aus der<br />

Perspektive der Selbsthilfe entwickelt und mit einer<br />

exzellenten Kompetenz in den Gesetzgebungsprozess<br />

eingebracht haben.<br />

Mein Herzensanliegen ist es, Kinder und Jugendliche<br />

in ihrem Umfeld so zu unterstützen, dass sie<br />

Mein Engagement im Kindernetzwerk ist getrieben<br />

von dem Wunsch, direkt bei den Familien, Kindern


Aus dem Kindernetzwerk<br />

17<br />

und Jugendlichen mit Behinderungen und chronischen<br />

Erkrankungen anzukommen. Projekte wie<br />

die Ausbildung von Peer-Beratenden und Transitionscoaches,<br />

Geschwister-Workshops und Auszeiten<br />

für Väter und Mütter liegen mir besonders<br />

am Herzen. Auch die Entwicklung der App unrare.<br />

me als digitale Plattform für geschützten Austausch<br />

und verlässliche Informationen sehe ich als wichtigen<br />

Schritt in die Zukunft.<br />

Diese vielfältigen Erfahrungen und die enge Zusammenarbeit<br />

mit engagierten Menschen haben mich<br />

dazu inspiriert, mich noch stärker einzubringen und<br />

nun die Rolle der Vorsitzenden zu übernehmen.<br />

Ihre künstlerischen Beiträge, von den schön gestalteten<br />

Spielideen bis zu den Zeichnungen auf<br />

den Jahrestagungen, sind im Kindernetzwerk sehr<br />

präsent. Welche Bedeutung hat das kreative Gestalten<br />

und Zeichnen für Sie?<br />

Kreativität ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern<br />

eine Lebenseinstellung und ein kraftvolles<br />

Werkzeug in meiner Arbeit. Als selbstständige Kreativschaffende<br />

begleitet mich das Visualisieren und<br />

Zeichnen täglich. Oft bin ich mit Stift, Papier oder<br />

meinem iPad unterwegs, um Emotionen, Ereignisse<br />

und Begegnungen festzuhalten. Diese Form <strong>des</strong><br />

Ausdrucks hilft mir, Gedanken zu strukturieren und<br />

komplexe Ideen greifbar zu machen.<br />

In meiner beruflichen Tätigkeit und in der Selbsthilfearbeit<br />

setze ich visuelle Methoden ein, um das<br />

Gesprochene in Workshops oder Sitzungen bildlich<br />

darzustellen. Dies unterstützt die Teilnehmenden<br />

dabei, sich besser zu verstehen und neue Ideen<br />

zu entwickeln. Ich mache Worte sichtbar, was besonders<br />

in der Peer-Beratung sehr hilfreich sein<br />

kann. Es ermöglicht uns, zu überprüfen, ob alle<br />

Gesprächspartner:innen die gleichen Vorstellungen<br />

haben und erleichtert die Vereinbarung konkreter<br />

Handlungsweisen.<br />

Besonders bei der Arbeit mit Kindern habe ich festgestellt,<br />

wie wertvoll diese kreative Herangehensweise<br />

sein kann. Oft fällt es Kindern leichter, sich<br />

mit dem Stift auszudrücken und so ihre Bedürfnisse<br />

zu kommunizieren.<br />

Meine Zeichnungen für das Kindernetzwerk, sei es<br />

für Spielideen oder Jahrestagungen, sind für mich<br />

eine Möglichkeit, komplexe Themen zugänglich<br />

und ansprechend zu gestalten. Sie dienen als Brücke<br />

zwischen abstrakten Konzepten und greifbaren<br />

Ideen, fördern den Dialog und machen oft schwierige<br />

Themen leichter verständlich.<br />

Letztendlich sehe ich in Stift, Papier und Kreativität<br />

etwas sehr Kraftvolles und beinahe Magisches. Sie<br />

sind Werkzeuge, die uns helfen können, Barrieren<br />

zu überwinden, neue Perspektiven zu eröffnen und<br />

Menschen zusammenzubringen – ganz im Sinne<br />

unserer Arbeit im Kindernetzwerk.<br />

Als neue Vorsitzende <strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V. haben<br />

Sie sicherlich Visionen für die Zukunft. Welche<br />

Themen möchten Sie in Ihrer neuen Rolle besonders<br />

vorantreiben?<br />

Ich baue auf den Schwerpunkten auf, die ich bereits<br />

vor zwei Jahren in den Vorstand eingebracht habe:<br />

Unterstützung, Vernetzung, Dialog und Zukunftsfähigkeit.<br />

Diese Themen haben in den vergangenen<br />

zwei Jahren sogar noch an Bedeutung gewonnen.<br />

Wir stehen heute vor der Herausforderung, dass<br />

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit chronischen<br />

Erkrankungen oder Behinderungen sowie<br />

ihre Familien mit immer komplexeren Problemen<br />

konfrontiert sind. Gleichzeitig sehen sich Selbsthilfeorganisationen<br />

wachsenden Anforderungen


18<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

gegenüber. Mein Ziel für die kommenden Jahre ist<br />

es daher, weiter laut auf die bestehenden Lücken<br />

in der Versorgung aufmerksam zu machen und<br />

eine engere Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe,<br />

Politik und medizinischen Einrichtungen zu fördern<br />

und diejenigen mit einzubinden, die die Lebenswirklichkeit<br />

von Kindern, Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen sowie deren Familien gestalten.<br />

Konkret bedeutet das für mich:<br />

Unterstützung: Wir müssen sicherstellen, dass kein<br />

Kind und keine Familie in Krisenzeiten allein gelassen<br />

wird. Das beinhaltet den Ausbau finanzieller<br />

und niederschwelliger psychosozialer Hilfsangebote.<br />

Besonders am Herzen liegt es mir, die wertvolle<br />

Arbeit der Selbsthilfeorganisationen noch deutlich<br />

sichtbarer zu machen. Ärzt:innen stellen eine<br />

Diagnose und kennen sich in den medizinischen<br />

Behandlungspfaden aus. Die vielen ehrenamtlich<br />

Engagierten in der Selbsthilfe verstehen, wie eine<br />

spezifische Diagnose in die eigene Lebenswirklichkeit<br />

eingebunden werden kann, welche konkrete<br />

Unterstützung und Hilfe es gibt. Sie hören zu, wenn<br />

die Sorgen groß sind, geben Halt und bieten den<br />

Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen<br />

gemacht haben. Daraus entstehen Mut, Zuversicht<br />

und das Gefühl, nicht allein zu sein.<br />

Vernetzung: Es ist wichtig, dass wir als Kindernetzwerk<br />

unsere Stimme in der Politik noch deutlicher<br />

erheben, um langfristige, tragfähige Lösungen für<br />

Betroffene zu entwickeln.<br />

Dialog: Ich möchte alle relevanten Akteure – u.a.<br />

Mediziner:innen, Pädagog:innen, Politiker:innen<br />

und Selbsthilfegruppen sowie Hilfesysteme und<br />

Geldgebende – an einen Tisch bringen. Nur im<br />

gemeinsamen Austausch können wir innovative<br />

Wege finden, um die Versorgung nachhaltig zu<br />

verbessern.<br />

Zukunftsfähigkeit: Hier sehe ich großes Potenzial<br />

darin, junge Menschen mit ihren Ideen und ihrem<br />

Verständnis für digitale Innovationen stärker einzubinden.<br />

Wir müssen unsere Arbeit kontinuierlich an<br />

die sich wandelnden Bedürfnisse anpassen.<br />

Ein Beispiel für diesen zukunftsorientierten Ansatz<br />

ist unser Engagement für die App unrare.me.<br />

Sie bietet eine digitale Plattform für geschützten<br />

Austausch und verlässliche Informationen – genau<br />

das, was viele Betroffene und ihre Familien in der<br />

heutigen Zeit benötigen.<br />

Die Zukunft der Selbsthilfe sehe ich in einer stärkeren<br />

Vernetzung, sowohl digital als auch persönlich,<br />

und in der kontinuierlichen Anpassung unserer Angebote<br />

an die sich verändernden Bedürfnisse der<br />

Familien. Dabei ist es mir wichtig, dass wir die Kraft<br />

der Gemeinschaft nutzen, um nachhaltige Veränderungen<br />

zu bewirken.<br />

Ich sehe meine Rolle als Vorsitzende darin, diese<br />

Vision gemeinsam mit allen Beteiligten voranzutreiben<br />

und das Kindernetzwerk als starke, innovative<br />

und vertrauenswürdige Stimme für Kinder und<br />

Jugendliche mit chronischen Erkrankungen oder<br />

Behinderungen zu positionieren.<br />

Die familienbezogene Selbsthilfe spielt eine wichtige<br />

Rolle im Gesundheitswesen. Wie schätzen<br />

Sie deren Wahrnehmung und Wertschätzung ein,<br />

und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?<br />

Vielen Dank für diese wichtige Frage. Die familienbezogene<br />

Selbsthilfe ist tatsächlich von unschätzbarem<br />

Wert, nicht nur für das Gesundheitswesen,<br />

sondern für unsere gesamte Gesellschaft. Dennoch


Aus dem Kindernetzwerk<br />

19<br />

muss ich sagen, dass ihre Bedeutung noch nicht<br />

ausreichend erkannt und gewürdigt wird.<br />

Die Selbsthilfe, insbesondere wenn sie sich auf das<br />

gesamte Familiensystem konzentriert, geht weit<br />

über die traditionelle Rolle als „vierte Säule <strong>des</strong><br />

Gesundheitswesens“ hinaus. Sie ist ein wichtiger<br />

Baustein für die Rechte und das Wohlergehen von<br />

Kindern, wie sie in der EU-Kinderrechtskonvention<br />

verankert sind.<br />

Unser systemischer Ansatz im Kindernetzwerk berücksichtigt,<br />

dass chronische Erkrankungen oder<br />

Behinderungen nicht nur das betroffene Kind, sondern<br />

das gesamte Familiengefüge beeinflussen.<br />

Wir sehen die Familie als Einheit, in der je<strong>des</strong> Mitglied<br />

- Eltern, Geschwister, Großeltern - eine wichtige<br />

Rolle spielt und Unterstützung benötigt.<br />

Diese ganzheitliche Perspektive der Selbsthilfeorganisationen<br />

ermöglicht es, umfassende und oft<br />

auch höchst individuelle Unterstützungen zu bieten<br />

und Lösungen zu finden:<br />

1. Wir stärken die Resilienz der gesamten Familie.<br />

2. Wir fördern den Informationsaustausch und die<br />

Vernetzung zwischen betroffenen Familien.<br />

3. Wir bieten emotionale Unterstützung und praktische<br />

Hilfe im Alltag.<br />

besseren finanziellen und strukturellen Unterstützung<br />

widerspiegeln.<br />

Weiterhin müssen wir die Zusammenarbeit zwischen<br />

Selbsthilfe, medizinischen Einrichtungen,<br />

Bildungseinrichtungen und politischen Entscheidungsträgern,<br />

gleichfalls wie mit Unternehmen<br />

und der Öffentlichkeit intensivieren. Nur so können<br />

wir sicherstellen, dass die Bedürfnisse betroffener<br />

Familien in allen relevanten Bereichen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Auch die Forschung sollte den Wert der familienbezogenen<br />

Selbsthilfe stärker in den Blick nehmen.<br />

Studien zur Wirksamkeit unserer Arbeit könnten<br />

den Wert der Arbeit sichtbar machen und dazu<br />

beitragen, unsere Position zu stärken und unsere<br />

Methoden weiterzuentwickeln.<br />

Schließlich müssen wir die Digitalisierung nutzen,<br />

um unsere Reichweite zu vergrößern und jüngere<br />

Generationen besser einzubinden. Projekte wie<br />

unsere App unrare.me sind hier wegweisend.<br />

Die familienbezogene Selbsthilfe ist mehr als eine<br />

Ergänzung zum Gesundheitssystem - sie ist ein<br />

unverzichtbarer Bestandteil einer inklusiven, kinderfreundlichen<br />

Gesellschaft. Es liegt an uns allen,<br />

ihre Bedeutung sichtbar zu machen und ihr den<br />

Stellenwert einzuräumen, den sie verdient.<br />

4. Wir setzen uns für die Rechte der Kinder ein, wie<br />

das Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und<br />

gesellschaftliche Teilhabe.<br />

Kontakt mit Susann Schrödel:<br />

https://www.kindernetzwerk.de/de/verein/gremi<br />

en.php<br />

Was muss sich noch ändern? Zunächst einmal<br />

brauchen wir eine breitere gesellschaftliche Anerkennung<br />

der Leistungen der gesundheits- und familienbezogenen<br />

Selbsthilfe. Dies sollte sich in einer<br />

Das Interview führte Kathrin Jackel-Neusser.


20<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Interview mit der<br />

neuen stellvertretenden<br />

Vorsitzenden <strong>des</strong><br />

Kindernetzwerk e.V.<br />

Leonie Welsch<br />

Können Sie sich den Mitgliedern kurz vorstellen<br />

und erklären, wie Sie zur Selbsthilfe und dem<br />

Kindernetzwerk gekommen sind?<br />

Mein Name ist Leonie Welsch. Ich bin 1994 mit<br />

dem M.Crouzon Syndrom – einer kraniofazialen<br />

Fehlbildung – geboren und wohne seitdem in Kiel<br />

(Schleswig-Holstein).<br />

Im Jahr 2021 habe ich mit der Mitarbeit in der Jungen<br />

Selbsthilfe <strong>des</strong> Kindernetzwerkes begonnen<br />

und war zusammen mit anderen aus dem Team<br />

an verschiedenen tollen und wichtigen Projekten<br />

beteiligt.<br />

Zum Kindernetzwerk gekommen bin ich durch meine<br />

seit 2017 bestehende Mitarbeit im Vorstand<br />

meines Vereins „Elterninitiative Apert-Syndrom<br />

und verwandte Fehlbildungen e.V.“ (EAS).<br />

Dort bin ich seitdem in unterschiedlichsten Funktionen<br />

aktiv und bringe mich bei unterschiedlichen<br />

Aufgaben mit ein. Zu meinen Aufgaben gehören<br />

u.a. die Interessenvertretung unserer Jugendlichen,<br />

Organisation von Onlinemeetings unserer<br />

jungen Mitglieder, sowie die Teilnahme an Veranstaltungen.<br />

Aufgrund meines eigenen Lebenswegs<br />

in Kombination mit meiner Arbeit im Vorstand der<br />

EAS hat sich bei mir ein Interesse für das Thema<br />

Inklusion von Kindern und jungen Menschen in<br />

verschiedensten Lebensbereichen entwickelt.<br />

Ich wollte meine Erfahrungen, Vorstellungen und<br />

Wünsche als selbst Betroffene mit einem nicht<br />

reibungslosen Werdegang einbringen, sowie Erfahrungen<br />

von anderen teilen.<br />

Sie haben auf der Mitgliederversammlung erzählt,<br />

dass Ihr Weg von spannenden Umbrüchen gekennzeichnet<br />

war – Können Sie das hier nochmal<br />

erzählen?<br />

Ich habe einen inklusiven Kindergarten mit engagiertem<br />

Kita-Personal und guten Entwicklungsmöglichkeiten<br />

besucht – d.h. ich durfte mich in einem<br />

geschützten Rahmen ausprobieren und entfalten.<br />

Im Anschluss an den Kindergarten habe ich im Alter<br />

von 7 Jahren eine reguläre Grundschule mit einem<br />

individuellen Förderschwerpunkt zur Sprachheilförderung<br />

besucht. Im Alter von fast 11 Jahren bin ich<br />

dann auf eine reguläre Realschule gewechselt, wo<br />

mir außer den bekannten „Nachteilsausgleichen“<br />

keine weiteren Unterstützungsformen mehr zuteilwurde.<br />

Nachdem ich 2011 aus gesundheitlichen Gründen<br />

knapp am mittleren Bildungsabschluss vorbei geschwappt<br />

und infolge einer einjährigen Pause 2012


Aus dem Kindernetzwerk<br />

21<br />

ans regionale Berufsbildungszentrum Wirtschaft in<br />

Kiel gewechselt bin, konnte ich den Abschluss 2014<br />

erfolgreich erwerben.<br />

Infolge<strong>des</strong>sen habe ich einen eineinhalbjährigen<br />

Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst in einer WFBM gemacht,<br />

wo ich in der Funktion als Assistenz der Gruppenleitung<br />

andere Menschen mit unterschiedlichsten<br />

Beeinträchtigungen/-Behinderungen in ihrem Arbeitsalltag<br />

begleiten durfte.<br />

Dies war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich, die<br />

ich niemals missen möchte - ich durfte erste Erfahrungen<br />

eines Berufsalltages sammeln und konnte<br />

mich auch persönlich weiterentwickeln. Gleichzeitig<br />

habe ich viele wichtige Erkenntnisse für meinen<br />

weiteren Lebensweg gewonnen, sodass sich der<br />

Wunsch, irgendwann in den sozialen Bereich zu<br />

wechseln, verfestigt hat.<br />

2017 habe ich erst einmal eine Ausbildung als Kauffrau<br />

im Gesundheitswesen begonnen, die ich 2020<br />

zwar erfolgreich, aber aufgrund einer OP – Komplikation<br />

nur mit vielen Hindernissen, Disziplin und<br />

Willenskraft beenden konnte. Aufgrund der OP-<br />

Komplikation und der damit einhergehenden Einschränkung,<br />

als auch wegen der beruflichen Gegebenheiten<br />

war mir ein nachhaltiger Berufseinstieg<br />

infolge der Ausbildung leider nicht möglich.<br />

Da es mir jedoch wichtig war, den Anschluss nicht<br />

gänzlich zu verlieren, und ich den Fokus „Arzttermine<br />

und Krankheitsbewältigung“ noch um einen<br />

weiteren Fokus ergänzen wollte, habe ich nach<br />

möglichen Alternativen gesucht:<br />

Von 2021 – 2023 habe ich auf Minijobbasis im Qualitätsmanagement<br />

bei meinem Ausbildungsbetrieb<br />

gearbeitet und mich während<strong>des</strong>sen für die Fachoberschule<br />

am RBZ Wirtschaft in Kiel beworben.<br />

Von 2022 – 2024 bin ich erst im Tagesbereich auf<br />

die Fachoberschule <strong>des</strong> RBZ- Wirtschaft und dank<br />

einer sehr engagierten Lehrerin ab Oktober 2022<br />

aus o.g. gesundheitlichen Einschränkungen in ihre<br />

Klasse am Abendgymnasium gewechselt, die ich<br />

vor kurzem mit der Fachhochschulreife beenden<br />

konnte.<br />

Auch, wenn die letzten Jahre insgesamt nicht immer<br />

einfach waren, mich zunehmend auch gefordert<br />

haben, waren sie doch auch ziemlich lehrreich<br />

und ich möchte auch diese Zeit nicht missen. Auch<br />

in dieser Zeit konnte ich ein Stück weit wachsen,<br />

habe Erfahrungen machen dürfen, die mich den<br />

Rest meines Lebens prägen werden und mich meinen<br />

Blick auf Wichtiges schärfen lassen.<br />

Ab September beginne ich eine Ausbildung zur Erzieherin<br />

mit dem langfristigen Ziel, meinen Teil an<br />

einer Verbesserung der inklusiven Möglichkeiten<br />

zu schaffen, um die die Voraussetzungen für die<br />

Teilhabe von (jungen) Menschen mit Behinderungen<br />

und chronischen Erkrankungen in der Gesellschaft,<br />

aber auch im Bereich der Bildung usw. zu<br />

verbessern.<br />

Was für Interessen bringen Sie als neue Stellvertretende<br />

Vorsitzende im Vorstand ein?<br />

Für große Hobbies außerhalb <strong>des</strong> Ehrenamtes und<br />

der Alltagssicherung blieb in den letzten Jahren<br />

nicht allzu viel Zeit.<br />

Dennoch habe ich in dieser Zeit mein Interesse für<br />

„Hilfestellungen“ im Gesundheitswesen hinsichtlich<br />

„subjektiver Finanzierungssicherung“ intensiviert,<br />

und bin mit dem Antragswesen diesbezüglich<br />

vertraut.


22<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Eines meiner Kernthemen, die bei mir großes<br />

Interesse wecken sind:<br />

– „Chancengleichheit und verbesserte Teilhabe im<br />

Bereich Bildung“<br />

– „bedarfsgerechte Hilfsmittelversorgung“, und<br />

„Transition im Gesundheitswesen“.<br />

– „Förderung <strong>des</strong> Engagements von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen in der Selbsthilfe“<br />

– „nachhaltige Beteiligung von Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen an der Weiterentwicklung<br />

und von Prozessen im politischen Rahmen zur<br />

optimalen Teilhabe in verschiedensten Lebensbereichen.“<br />

Was muss sich hinsichtlich der Wahrnehmung von<br />

Betroffenen noch ändern?<br />

Mir ist in den letzten Jahren leider vermehrt aufgefallen,<br />

dass es an so machem fehlt und dass wir<br />

von einer halbwegs vorhandenen Chancengleichheit<br />

in relevanten Bereichen wie „Kita/Schule/Ausbildung/Beruf“<br />

leider noch weit weg sind. Theorie<br />

und Praxis klaffen nicht selten weit auseinander,<br />

was bedeutet, dass wir – die eigentlich Entlastung<br />

bräuchten - uns zusätzlich in Strukturen wiederfinden,<br />

in denen wir uns in bürokratischen Prozessen<br />

zu verlieren drohen.<br />

Nur, um dann teilweise feststellen zu müssen, dass<br />

es für unser Anliegen keine Hilfen gibt.<br />

Das übliche Problem – dass wir zum Teil noch immer<br />

mit Ausgrenzung zu tun haben, in Bereichen,<br />

in denen es grundsätzlich möglich wäre, Abhilfe zu<br />

schaffen, ist kein Geheimnis.<br />

Oftmals sind wir auch heutzutage – trotz vorhandener<br />

Strukturen – noch auf die Gunst anderer angewiesen<br />

und müssen darauf hoffen, dass sie uns in<br />

unserem Handeln unterstützen.<br />

Das kann – und darf so nicht weiter gehen – auch<br />

wenn es oft wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint,<br />

viel Energie, Kraft raubt und Frust produziert,<br />

ist es doch sehr wichtig dranzubleiben – denn<br />

Menschen mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen<br />

und ihre Angehörigen sollten gesehen und<br />

nicht länger zusätzliches Gepäck tragen und über<br />

Hindernisse klettern müssen, um ihre eigenen Ziele<br />

zu erreichen.<br />

Und trotz all dem, was noch nicht läuft, ist aus meiner<br />

Sicht doch eine gewisse Tendenz zur verbesserten<br />

Teilhabe von Selbsthilfeorganisationen bei<br />

wichtigen Entscheidungsprozessen zu erkennen,<br />

die darauf abzielen, auch Betroffenen selbst Gehör<br />

zu geben.<br />

Gehör von Betroffenen, die sich im Rahmen Ihrer<br />

Möglichkeiten in Selbsthilfeorganisationen engagieren<br />

und gemeinsam nach Möglichkeiten für eine<br />

verbesserte Teilhabe suchen.<br />

Authentisch und zumeist praxisorientiert – das ist<br />

es, was schlussendlich zu einer Verbesserung führt.<br />

Davon bin ich persönlich überzeugt: Gemeinsam ist<br />

man gerade - bei einem für die Politik manchmal<br />

sperrigen, aber wichtigen Thema - stärker, wenn<br />

Erfahrungen und Interessen gebündelt werden.<br />

Kontakt mit Leonie Welsch:<br />

https://www.kindernetzwerk.de/de/verein/gremi<br />

en.php<br />

Das Interview führte Kathrin Jackel-Neusser.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

Interview mit dem<br />

neuen (und vorherigen)<br />

stellvertretenden Vorsitzenden<br />

<strong>des</strong> Kindernetzwerk e.V.<br />

Lars Glöckner<br />

Lieber Herr Glöckner, nochmals unseren herzlichen<br />

Glückwunsch zur Wahl! Können Sie sich<br />

unseren Mitgliedern bzw. Leser: innen vorstellen<br />

und berichten, wie Sie zur Selbsthilfe und zum<br />

Kindernetzwerk gekommen sind?<br />

Ich war bereits seit September 2023 als Nachfolger<br />

von Richard Haaser im Vorstand als stellvertretender<br />

Vorsitzender tätig. Ende Juli 2024 habe ich mein<br />

Amt aus Zeitgründen niedergelegt. Ich hatte Anfang<br />

Juli von meinem Arbeitgeber eine Beförderung<br />

erhalten. Damit einhergehend musste ich meinen<br />

Zeitaufwand für Beruf, Selbsthilfe und Privates neu<br />

organisieren und traf die Entscheidung, dass Amt<br />

im Kindernetzwerk aus zeitlichen Gründen aufzugeben.<br />

Während ich mich dann in mein neues berufliches<br />

Aufgabenfeld einarbeitete, stellte ich fest,<br />

dass mir im neuen Umfeld wesentlich bessere Planungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung stehen als dies<br />

vorher der Fall war. Ich stellte fest, dass meine Entscheidung,<br />

das Amt <strong>des</strong> stellvertretenden Vorsitzenden<br />

im Kindernetzwerk aufzugeben, falsch war.<br />

Ich nahm daher Kontakt zum Vorstand auf und bot<br />

an, doch wieder für das Amt <strong>des</strong> stellvertretenden<br />

Vorsitzenden zu kandidieren. Sollte es nicht klappen,<br />

wäre ich auch bereit gewesen, im erweiterten<br />

Vorstand (als Beisitzer) tätig zu werden.<br />

Mir liegen Kinder und Jugendliche mit chronischen<br />

Erkrankungen und Behinderungen sehr am Herzen.<br />

Als selbst Betroffener (47,XXY - Klinefelter-Syndrom)<br />

kann ich gut nachvollziehen, welche Schwierigkeiten<br />

der Alltag mit sich bringt, wenn man Unterstützung<br />

braucht. Ich kann mich auch heute noch (mit<br />

46 Jahren) gut daran erinnern, wie schwierig meine<br />

Kindheit teilweise war, weil niemand wusste, was<br />

ich hatte und mir jeder immer wieder sagte: „Du<br />

bist anders – werde mal normal.“ Ich bekam meine<br />

Diagnose erst mit 18 Jahren und brauchte selbst<br />

dann etwa 5 Jahre, um zu verstehen, was es heißt,<br />

eine chronische Erkrankung zu haben.<br />

2007 dann wurde ich Mitglied der Deutsche(n)<br />

Klinefelter-Syndrom Vereinigung e.V. und lernte die<br />

Selbsthilfe kennen. Über einige Jahre war ich als<br />

Regionalgruppenleiter der Gruppe Sachsen innerhalb<br />

der DKSV e.V. tätig. 2013 stellte ich mich zur<br />

Wahl und wurde als 3. Vorsitzender gewählt. Einige<br />

Monate nach Amtsniederlegung <strong>des</strong> damaligen 1.<br />

Vorsitzenden wechselte ich in dieses Amt. In den<br />

letzten 11 Jahren konnte ich viele wertvolle Erfahrungen<br />

in der Selbsthilfe sammeln, die ich nicht<br />

mehr missen möchte. Die DKSV e.V. ist Mitglied im<br />

Kindernetzwerk. Als ich im Jahr 2022 erfuhr, dass<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter für den Vorstand gesucht<br />

werden, habe ich nicht lange gezögert und


24<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

gedacht: „Dort bin ich richtig. Gerade für Kinder<br />

und Jugendliche muss es Verbesserungen geben,<br />

um Einschränkungen aus dem Weg zu räumen und<br />

ihnen eine gute Teilhabe am Lernen, Spielen und<br />

Leben zu ermöglichen.“<br />

Was für Interessen bringen Sie als stellvertretender<br />

Vorsitzender im Vorstand ein?<br />

Mir ist es wichtig die Stimmen unserer Mitgliedsorganisationen<br />

aufzunehmen und für alle, die selbst<br />

nicht in Politik und Gremien für ihre Rechte kämpfen<br />

können diese Aufgabe durchzuführen. Ich bin<br />

gern im internationalen Austausch mit Organisationen,<br />

um gemeinsam Verbesserungen auf den<br />

Weg zu bringen. Da ich beruflich weltweit unterwegs<br />

bin und auch Krankenhäuser und Pharmaunternehmen<br />

zu meinen Kunden zählen, kann ich oft<br />

Kontakte auch für meine Arbeit in der Selbsthilfe<br />

nutzen. Meine berufliche Sprache ist Digitalisierung<br />

und künstliche Intelligenz. Daher fällt es mir leicht,<br />

die Herausforderungen unserer Zeit als Chance anzunehmen<br />

und Hilfestellungen in der Selbsthilfe zu<br />

geben, um die neuen Medien nutzbar zu machen.<br />

Sie haben auf der Mitgliederversammlung einen<br />

Vortrag zu digitalen Tools in Ihrem Verein gehalten.<br />

Was bedeuten diese Möglichkeiten der<br />

Digitalisierung für Sie? Und denken Sie, dass auch<br />

kleinere Organisationen ohne Ressourcen hierzu<br />

die Möglichkeit haben?<br />

Ich hatte schon sehr lange die Idee, einmal zu<br />

zeigen, was wir in der DKSV e.V. in ausschließlich<br />

ehrenamtlicher Tätigkeit innerhalb der letzten 10<br />

Jahre erreicht haben in Bezug auf Digitalisierung. Es<br />

beginnt meist bei einer einfachen Webseite. Dann<br />

kommen Medien wie Facebook, YouTube und Instagram<br />

dazu. Sehr froh bin ich, dass wir mit unserem<br />

Regionalgruppenleiter für Niedersachsen, Mario<br />

Hillerdt jemanden dabeihaben, der wie ich Digitales<br />

gern in seiner Freizeit nutzt und die Idee hatte,<br />

Chatgruppen (erst bei WhatsApp und nun bei Telegram)<br />

anzubieten, womit wir viele Menschen verbinden<br />

können, die sich oft nicht trauen, jemanden<br />

anzurufen oder Kontakt aufzunehmen. Geschriebene<br />

Sprache als Beginn für den Austausch über eine<br />

Erkrankung und ihre Folgen kann das ganze Leben<br />

verändern. Man erlebt, dass man nicht allein ist<br />

und das andere Menschen auch ihre Erfahrungen<br />

einbringen. Diese Telegram-Gemeinschaft hat inzwischen<br />

rund 500 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen<br />

Raum. Ich selbst bin auch Teilnehmer an<br />

vielen dieser Gruppen und bringe mein Fachwissen<br />

über das Klinefelter-Syndrom in einfacher Sprache<br />

ein. So können wir viele Menschen aufklären über<br />

Ursachen und Folgen <strong>des</strong> Syndroms und wichtiges<br />

Wissen für Behandlung und Medikation leicht und<br />

kostenfrei verteilen.<br />

Ich lade jeden Mitgliedsverein dazu ein, in den Austausch<br />

zu treten. Ich (und auch Mario) sind gern<br />

bereit, unser Wissen zu teilen und gemeinsam die<br />

Selbsthilfe weiter zu digitalisieren. Zuerst ist das<br />

meist ein herausfordernder Schritt aber nach ein<br />

paar Wochen oder Monaten kann man schnell die<br />

Erfolge erkennen, die in die Selbsthilfearbeit zurückfließen.<br />

Unabhängig von der Mediennutzung für Betroffene,<br />

Interessierte und Ärzte von außen sind wichtige<br />

Punkte auch eine Vereinsverwaltungssoftware,<br />

die über das Internet verwendet werden kann<br />

oder ein sicheres Internet-Portal zum Austausch<br />

von vereinsinternen Dokumenten. Auch diese Themen<br />

haben wir in den letzten 5 Jahren in der DKSV<br />

e.V. umgesetzt und damit unseren Verwaltungsaufwand<br />

um bis zu 50% reduziert. In der rein ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit ist dies eine sehr wertvolle<br />

Verbesserung.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

25<br />

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft für die betroffenen<br />

Familien? Was sollte in 5 Jahren, was in 10<br />

Jahren deutlich besser sein?<br />

Mein wichtigstes Thema ist Lernen. Mir ist klar,<br />

dass es leider in 5 und wahrscheinlich auch in 10<br />

Jahren noch nicht der Fall sein wird, dass je<strong>des</strong> Kind<br />

die Möglichkeit hat, Spaß am Lernen zu haben. In<br />

Deutschland ist Schule Sache der Bun<strong>des</strong>länder.<br />

Dies stellt uns in der Selbsthilfe sehr häufig vor große<br />

Herausforderungen. Hat man in einem Bun<strong>des</strong>land<br />

eine Möglichkeit gefunden, dass für bestimmte<br />

Unterrichtsfächer Nachteilsausgleiche oder<br />

Hilfen ermöglicht werden, kann es im Nachbarbun<strong>des</strong>land<br />

schon wieder ganz anders sein. Aber Aufgeben<br />

ist nicht mein Stil. Ich arbeite weiter daran,<br />

dass wir den jungen Menschen mit chronischen<br />

Erkrankungen und/oder Behinderungen, in deren<br />

Händen und Gedanken unsere Zukunft liegt, dabei<br />

helfen, ihre Teilhabe am Leben zu verbessern.<br />

Kontakt mit Lars Glöckner:<br />

https://www.kindernetzwerk.de/de/verein/gremi<br />

en.php<br />

Das Interview führte Kathrin Jackel-Neusser.


26<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Sarah Brandsmeier bei der<br />

Bun<strong>des</strong>jugendkonferenz 2024<br />

Ein Bericht von Sarah Brandsmeier, einer der Vetreter:innen der jungen Selbsthilfe<br />

Vom 24.05.-26.05.2024 war ich für das Kindernetzwerk<br />

in Berlin zur Bun<strong>des</strong>jugendkonferenz 2024.<br />

Die Bun<strong>des</strong>jugendkonferenz war eine Veranstaltung<br />

als Teil <strong>des</strong> Nationalen Aktionsplans für Kinder-<br />

und Jugendbeteiligung der Bun<strong>des</strong>regierung.<br />

Die Konferenz fand in Berlin auf dem GLS Campus<br />

statt. Teilnehmen konnten Jugendliche und junge<br />

Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren. Insgesamt<br />

kamen rund 600 Bewerbungen dafür zusammen,<br />

wovon 200 Teilnehmer ausgesucht wurden.<br />

Wir waren Teilnehmende aus unterschiedlichen<br />

Kulturen, Bun<strong>des</strong>ländern, mit unterschiedlichem<br />

Geschlecht, Alter und auch mit unterschiedlichen<br />

Zusammenhängen zum Thema Engagement. Die<br />

Ergebnisse dieser Veranstaltung sollen dann in zukünftige<br />

Gesetze und Strategien mit einfließen.<br />

Der Campus war an sich schön gestaltet mit unterschiedlichen<br />

Sitzmöglichkeiten, Möglichkeiten der<br />

körperlichen Betätigung wie zum Beispiel Basketball<br />

und auch ruhige Orte mit Hängematten. Der<br />

ganze Campus war ausreichend beschildert und sogar<br />

beim Essensangebot war für jeden etwas dabei.<br />

Die Ansprechpartner:innen der Veranstaltung bzw.<br />

Teamer waren auch entsprechend gekennzeichnet<br />

und hatten jederzeit ein offenes Ohr. Auch für ein<br />

Awareness-Team wurde gesorgt. Vor der Veranstaltung<br />

mussten alle Teilnehmenden eine Verhaltensetikette<br />

unterschreiben.<br />

Die Bun<strong>des</strong>jugendkonferenz bestand aus Zukunftstischen<br />

zu diversen Themen, Politikgesprächen,<br />

dem Markt der Möglichkeiten, unterschiedlichen


Aus dem Kindernetzwerk<br />

27<br />

Workshops und einer Abschlussdiskussion, welche<br />

im Tipi am Kanzleramt als Teil <strong>des</strong> Demokratiefestes<br />

zu 75 Jahren Grundgesetz stattfand.<br />

Eröffnet wurde die ganze Veranstaltung am Freitag,<br />

den 24.05.2024 u.a. mit persönlichen Grußworten<br />

der Bun<strong>des</strong>jugendministerin Lisa Paus, welche sich<br />

auch danach noch Zeit für persönliche Gespräche<br />

nahm. Im Anschluss fanden die Zukunftstische statt.<br />

Dabei habe ich mir das Thema Schule und Bildung<br />

ausgesucht. Dort ging es vor allem darum, mit welchen<br />

Problemen wir als Jugendliche und junge Erwachsene<br />

in dem Zusammenhang schon konfrontiert<br />

wurden. Dabei fand eine sehr belebte, aber<br />

homogene, Diskussion zwischen uns Teilnehmern<br />

statt. Im Anschluss haben wir diese auch noch zu<br />

Dokumentationszwecken zusammengetragen.<br />

präsentiert. Am Abend fand dann noch der Markt<br />

der Möglichkeiten statt, bei welchem es darum<br />

ging, mit unterschiedlichen Stiftungen und Beteiligungsformaten<br />

in Austausch zu treten.<br />

Am Samstag, den 25.05.2024 ging es mit einer Begrüßungsrunde<br />

und ein paar Informationen zum<br />

weiteren Ablauf los. Im Anschluss fanden dann 11<br />

unterschiedliche Workshops statt. Ich hatte mich<br />

dabei für den Workshop „Vielfalt leben: Diversitätssensible,<br />

inklusive und zielgruppenspezifische<br />

Gestaltung von Beteiligung“ entschieden. Im Rahmen<br />

<strong>des</strong> Workshops haben wir erst zusammengetragen,<br />

welche Probleme bzw. Barrieren im Rahmen<br />

von Partizipation auftreten und Jugendliche<br />

sowie junge Erwachsene von aktiver Beteiligung<br />

abhalten. Im Anschluss haben wir dann erörtert,<br />

welche Lösungsansätze es für genau diese Probleme<br />

eben gibt. Diese Lösungsansätze haben wir für<br />

die Bereiche Bildung, Gesetze, Generationen und<br />

Aufklärung zusammengetragen und anschließend<br />

Handlungsansätze zur Änderung der Rahmenbedingungen,<br />

Zugangsvoraussetzungen, Antidiskriminierung<br />

und Organisation von Partizipationsangeboten<br />

ausformuliert. Im Anschluss wurden diese<br />

dann den anderen Teilnehmern und ihren Gruppen<br />

Der letzte Tag der Bun<strong>des</strong>jugendkonferenz war<br />

dann Sonntag, der 26.05.2024, an welchem wir unsere<br />

Ergebnisse im Kontakt mit der Bun<strong>des</strong>jugendministerin<br />

Lisa Paus der Politik und interessierten<br />

Mitbürgern vorgestellt haben. Dies geschah in<br />

Form <strong>des</strong> Programmpunktes „Talk im Tipi“ im Tipi<br />

am Kanzleramt im Rahmen <strong>des</strong> Demokratiefestes<br />

zu 75 Jahren Grundgesetz. All unsere Wünsche und<br />

Handlungsempfehlungen wurden außerdem während<br />

der gesamten Veranstaltung mit dokumentiert<br />

und werden als zentrale Ideen und Empfehlungen<br />

an die Bun<strong>des</strong>regierung weitergegeben<br />

Kontakt: Sarah Brandsmeier,<br />

brandsmeier@kindernetzwerk.de


28<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Termine<br />

20.11.2024<br />

KOSA-Online-Talk „ADHS: Wächst sich das aus?“<br />

Eine kostenlose Online-Veranstaltung am<br />

20.11.2024, die sich an alle richtet, die mehr über<br />

ADHS erfahren möchten. Mehre Veranstaltungen<br />

von der ADHS Deutschland e.V. (kindernetzwerk.<br />

de)<br />

22.11 - 23.11.2024<br />

BHK e.V. Bun<strong>des</strong>tagung in Dresden<br />

Der BHK e.V. lädt zu seiner Bun<strong>des</strong>tagung am 22.<br />

und 23.11.2024 nach Dresden ein. Mit zukunftsweisenden<br />

Leitungsthemen wie z.B. die Krankenhausstrukturreform<br />

– Auswirkung auf die AKI-Kinder,<br />

Versorgungszukunft - Künstliche Intelligenz in<br />

der AKI sowie Einsatz von Robotern in der Kinderkrankenpflege<br />

. BHK e.V. Bun<strong>des</strong>tagung 2024 (kindernetzwerk.de)<br />

24.06 - 28.06.2025<br />

IAACD / EACD Kongress 2025<br />

Die European Academy und die International Allied<br />

Academies of Childhood Disability (EACD / IAACD)<br />

laden vom 24. bis 28. Juni 2025 zu einem hybriden<br />

Weltkongress nach Heidelberg ein. IAACD / EACD<br />

Kongress 2025 (kindernetzwerk.de)<br />

Weitere aktuelle Termine immer siehe hier:<br />

https://www.kindernetzwerk.de/de/aktiv/Termi<br />

ne/index.php<br />

Unser Rückblick: Eine Väterauszeit in der Natur<br />

Vom 23. bis 25. August fand die vom Kindernetzwerk<br />

organisierte Väterauszeit statt, bei der sich Väter<br />

von Kindern mit einer chronischen Erkrankung<br />

oder Behinderung trafen, um sich auszutauschen<br />

und ein wenig Abstand zu den Pflichten <strong>des</strong> Alltags<br />

zu gewinnen. Das Angebot verschafft Vätern die<br />

Möglichkeit, die eigenen Batterien wieder aufzuladen<br />

und sich persönlich weiterzuentwickeln. Mit<br />

allen Sinnen nähern sich die Teilnehmer durch Naturübungen<br />

dem eigenen, natürlichen Rhythmus<br />

und den individuellen Wesensmerkmalen.<br />

Austausch steht im Vordergrund<br />

Gunter Beetz und Martin Noack (Väter- und Familienberater)<br />

boten einen sicheren Raum, um<br />

gemeinsam die unterschiedlichen Anforderungen<br />

von Vaterrolle, Dynamiken <strong>des</strong> Alltags oder<br />

auch Sorgen anzusprechen. Die Väter lernten Methoden<br />

für ein gelingen<strong>des</strong> Stressmanagement,<br />

Kommunikationsmodelle und Strategien kennen.<br />

Durch die Einordnung <strong>des</strong> eigenen Selbst- und<br />

Weltbil<strong>des</strong> entstand die Möglichkeit, etwas nachhaltig<br />

im Alltag zu verändern - hin zu mehr Selbstannahme,<br />

aber auch zur Beziehung mit dem / der<br />

Lebenspartner:in und den eigenen Kindern.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

29<br />

Das Seminar fand 30 Kilometer südlich von Münster<br />

statt (Gemeinde Nordkirchen). Dieser besondere<br />

Seminarort in der Natur verfügt über eine entsprechende<br />

Infrastruktur und nachhaltige Sanitäranlagen.<br />

Übernachtet wurde im eigenen Zelt oder Bulli.<br />

Die Coaches<br />

Gunter Beetz ist Diplom Sozialarbeiter / -pädagoge,<br />

Väter- und Familienberater, Initiatischer Prozessbegleiter®/Visionssucheleiter<br />

und Tandem-Coach.<br />

Seit vielen Jahren begleitet er Menschen in Lebensübergängen<br />

& -krisen und unterstützt sie dabei,<br />

innere Wachstums- und Entwicklungsprozesse mit<br />

eigenen Lösungen selbstaktiv zu gestalten.<br />

Beratungserfahrung und spürt einen inneren Drang<br />

nach Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrung.<br />

Kontakt: Vaterwelten GmbH,<br />

Kimplerstraße 288, 47805 Krefeld<br />

gunter.beetz@vaterwelten.de und<br />

martin.noack@vaterwelten.de<br />

Martin Noack zeigt Vätern und Führungskräften<br />

erfolgreiche Wege auf, wie sie ihre mentale Belastung<br />

reduzieren und so eine neue Lebensqualität<br />

gewinnen können. Der ausgebildete systemische<br />

Familienberater verfügt über jahrelange<br />

Digitales Lagerfeuer<br />

Nach der Väterauszeit gibt es im weiteren Jahresverlauf<br />

auch die Möglichkeit, an digitalen Lagerfeuern<br />

für pflegende Väter teilzunehmen. Die Treffen<br />

finden in Kooperation mit Vaterwelten statt.<br />

Das digitale Lagerfeuer ist ein Ort <strong>des</strong> Ankommens,<br />

<strong>des</strong> Verstehens und <strong>des</strong> Austauschs. Väter aus<br />

Mitgliedsorganisationen <strong>des</strong> Kindernetzwerks und<br />

weitere Interessierte können sich austauschen,<br />

finden praktische Unterstützung und lernen, sich<br />

besser zu fühlen und zu reflektieren. Die Treffen<br />

sind kostenlos.<br />

Folgende Termine stehen für die nächsten Monate<br />

fest. Das digitale Lagerfeuer findet von 20:30 bis<br />

22:00 Uhr statt.<br />

19.11.2024<br />

1<strong>7.</strong>12.2024<br />

21.01.2025<br />

18.02.2025<br />

18.03.2025<br />

15.04.2025<br />

20.05.2024<br />

1<strong>7.</strong>06.2025<br />

Hier geht es zur Anmeldung:<br />

https://vaterwelten.de/vaeter-im-kindernetzwerk


Aus dem Kindernetzwerk<br />

31<br />

Selbsthilfe leicht gemacht:<br />

Wie entsteht das <strong>knw</strong> Journal?<br />

Heute: Beispiel <strong>knw</strong> Journal, veröffentlicht bei Yumpu<br />

Von Kathrin Jackel-Neusser<br />

Ihr denkt darüber nach, anstelle eines Newsletters<br />

ein digitales Magazin zu veröffentlichen?<br />

Dann können wir euch schildern, wie das bei uns<br />

abgelaufen ist.<br />

Erste Überlegung zu Rubriken, Umfang und Zielgruppe<br />

→ In unserem Fall war das folgendermaßen: Vieles,<br />

was sich in der langjährigen Zeitschrift <strong>des</strong> Kindernetzwerk<br />

e. V., der gedruckten „Kinder Spezial“,<br />

bewährt hatte, wollten wir natürlich erhalten.<br />

→ Dies diskutierten wir dann im Vorstand.<br />

→ Anschließend fragten wir unsere Mitglieder<br />

nach Präferenzen, in dem wir ihnen Alternativen<br />

zur Priorisierung in einer Umfrage darstellten.<br />

Umfrage bei den Mitgliedern nach Bedarfen,<br />

Wünschen<br />

→ Zunächst haben wir eine Umfrage gemacht,<br />

was unseren Mitgliedern wichtig ist. Im Ergebnis<br />

war dies, dass Artikel gespeichert, gedruckt und geteilt<br />

werden können.<br />

→ Und wir bekamen Angaben zu den gewünschten<br />

Inhalten.<br />

Suche nach dem passenden Veröffentlichungsformat<br />

→ Es gibt diverse Auflistungen und Vergleichsmöglichkeiten<br />

zu Publishing Formaten, die wir vor<br />

drei Jahren gecheckt haben. Aktuell werden schon<br />

wieder ganz andere und neue Formate vorgeschlagen,<br />

z.B. hier https://www.pixartprinting.de/blog/<br />

fast-und-kostenlose-publishing-programme/ oder<br />

hier https://www.stateofdigitalpublishing.com/de/<br />

tools-fur-digitale-plattformen/beste-digitale-publi<br />

shing-plattform/<br />

→ Darunter auch Yumpu, für das wir uns aufgrund<br />

der Faktoren Niedrigschwelligkeit in der Bedienung,<br />

Kostenfaktor und Mitgliederwünsche entschieden<br />

hatten.<br />

Bildung eines Redaktionsteams und der Redaktionsleitung<br />

→ Manche machen dies als ersten Schritt, man<br />

kann aber auch mehrere Prozesse gleichzeitig angehen.<br />

Wichtig ist eine kleine Gruppe aus min<strong>des</strong>tens<br />

zwei, gerne auch mehr Personen. Eine Redaktionsleitung<br />

empfiehlt sich ebenfalls, damit Prozesse von<br />

einer Person aus angestoßen werden können und<br />

damit eine Person als Hauptansprechpartner:in<br />

zuständig ist. Im Kindernetzwerk ist Co-Geschäftsführerin<br />

Kathrin Jackel-Neusser Hauptansprechpartnerin.<br />

→ Wir hatten den Luxus, dass unser Redaktionsteam<br />

insbesondere aus ehrenamtlichen Mitarbeitenden<br />

unseres Vorstan<strong>des</strong> bestand bzw.<br />

besteht.


32<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

→ Im Redaktionsteam waren/sind: Dr. Henriette<br />

Högl, Lars Glöckner, Dr. Annette Mund, Dr. med.<br />

Richard Haaser, Susann Schrödel, Elfriede Zoller<br />

und wechselnde Mitglieder <strong>des</strong> <strong>knw</strong>-Teams.<br />

→ Dieses Redaktionsteam und die -leitung müssen<br />

auch immer im Impressum als Verantwortliche<br />

aufgeführt werden.<br />

Erste Redaktionskonferenz und Artikelplanung /<br />

Zeitmanagement<br />

→ Wir arbeiten als Redaktionsteam zusammen<br />

mit Teams und haben einen gemeinsamen Ordner,<br />

in dem alle aktuellen Artikel nebst Fotos, sowie die<br />

aktuelle Planungstabelle und der Zeitplan gesammelt<br />

werden.<br />

→ Teams hat sich generell zur Zusammenarbeit<br />

und Planung bewährt, man kann aber natürlich<br />

auch klassisch per Mail kommunizieren.<br />

→ Wichtig ist eine Excelliste (alternativ auch anderes),<br />

in der alle Artikel, Autoren, Zuständige und<br />

voraussichtliche Seiten gesammelt werden.<br />

→ Wir planen immer mit einem Umfang von rund<br />

50 Seiten, das variiert aber.<br />

→ Dann legen wir fest, wer im Team welche Artikel<br />

schreibt, oder von Externen einholt.<br />

→ Dabei muss natürlich eine bestimmte Frist festgelegt<br />

werden.<br />

→ Wir planen eine <strong>Ausgabe</strong> (bei zwei <strong>Ausgabe</strong>n<br />

im Jahr) immer mit 5 bis 6 Monaten Vorlauf folgendermaßen:<br />

Monat 1: Festlegung Artikel, erste Redaktionskonferenz<br />

Monat 2: Weitere Ideen, erste Auswertung der eingegangenen<br />

Artikel, optional: zweite Redaktionskonferenz<br />

Monat 3: Verfassen eines ersten Gerüstes der Zeitschrift,<br />

Einbau der Fotos, Kümmern um Copyright<br />

Monat 4: Verfassen der finalen Zeitschrift, letzte<br />

Artikel (zeitaktuell) eingeben<br />

Monat 5: Korrekturlesen und Absenden an Agentur<br />

Monat 6: Korrekturfassung der Agentur, geht an<br />

Agentur Barrierefreiheit; danach Veröffentlichung<br />

und Bewerbung<br />

Erstellen der ersten groben <strong>Ausgabe</strong> als Word-<br />

Dokument<br />

Wir haben im <strong>knw</strong> Journal folgende Rubriken<br />

→ Aus dem Kindernetzwerk<br />

→ Aus Politik und Gesellschaft<br />

→ Aus dem Gesundheitswesen<br />

→ Termine<br />

→ Buchtipps<br />

→ Rubrik für Kindernetzwerk e.V.<br />

→ Glosse<br />

→ Impressum


Aus dem Kindernetzwerk<br />

33<br />

Diese Rubriken befüllen wir mit den eingegangenen<br />

Artikeln in einem fortlaufenden Dokument. Und<br />

fügen die nummerierten Fotos mit dem jeweiligen<br />

Copyright und einer Bildbeschreibung ein.<br />

Es hat sich bei uns bewährt, einzelne Artikel mit<br />

Strichen abzugrenzen, falls dieses Dokument wie<br />

in unserem Fall durch Externe (eine Agentur) bearbeitet<br />

werden soll.<br />

Vorbereitung aber auch gut „inhouse“ erledigen.<br />

Tipps finden Sie z. B. hier<br />

https://www.grenzenloslesen.de/leitfaden/doku<br />

mente-barrierefrei/e-publikationen/<br />

Am Ende gilt es, die digitale Zeitschrift dann hochzuladen<br />

und zu veröffentlichen. Wir machen das<br />

mit der Plattform Yumpu. Dort entscheidet man<br />

sich für ein Veröffentlichungsformat und lädt das<br />

Dokument ganz einfach online als PDF hoch.<br />

Korrekturlesen<br />

Wichtig ist, das Dokument (auch mit Hilfe von<br />

Rechtschreibprogrammen) fachkundig zu redigieren.<br />

Denn Tipp- und Grammatikfehler müssen möglichst<br />

nicht sein und stören einfach beim Lesen.<br />

Für diesen Prozess sollte man, je nach Länge der<br />

Zeitschrift, ausreichend Zeit einplanen! Siehe unser<br />

grober Zeitrahmen weiter oben.<br />

Erstellen der Online-Zeitung in InDesign oder Canva<br />

Falls man selbst eine Zeitung erstellen möchte,<br />

bieten sich niedrigschwellige Programme wie z.B.<br />

Canva an.<br />

In unserem Fall bearbeitet eine Agentur das Journal<br />

mit InDesign. Hierzu haben wir uns entschieden,<br />

weil wir damals keine ausreichenden personellen<br />

Ressourcen und kein InDesign hatten, es war also<br />

eine Kosten-Nutzen-Abwägung. In anderen Fällen<br />

(z.B. bei kleineren <strong>Ausgabe</strong>n) kann es ausreichend<br />

und wirtschaftlicher sein, es selbst mit Canva oder<br />

ähnlichem zu erstellen.<br />

Barrierefreiheit<br />

Da wir hohe Ansprüche an Barrierefreiheit haben,<br />

lassen wir das Dokument final von einer Agentur<br />

für Barrierefreiheit checken und verbessern.<br />

Diesen Schritt kann man mit entsprechender<br />

Das hat den Vorteil, dass man die Zeitschrift dort<br />

in allen <strong>Ausgabe</strong>n leicht findet (insbesondere über<br />

die Schlagwörter, die man angibt), dass man diese<br />

auch über Suchmaschinen finden kann und den<br />

Link zur Zeitschrift gut online teilen kann.<br />

Wir verlinken die <strong>Ausgabe</strong>n der <strong>knw</strong> Journal immer<br />

auf unserer Homepage, teilen diese in den sozialen<br />

Medien und als QR-Code – alles ganz einfach und<br />

effektiv.<br />

Dadurch haben wir pro <strong>Ausgabe</strong> bis zu 3.500<br />

Leser:innen – das ist erfreulich.<br />

Danke allen, die unser <strong>knw</strong> Journal lesen!<br />

Sie haben noch eine offene Frage?<br />

Dann stellen Sie mir diese gern direkt.<br />

Kontakt:<br />

Kathrin Jackel-Neusser, jackel@kindernetzwerk.de,<br />

0176-70313780 (E-Mail bevorzugt)<br />

Zum <strong>knw</strong> Journal auf unserer Homepage:<br />

https://www.kindernetzwerk.de/de/agenda/<strong>knw</strong><strong>journal</strong>.php<br />

Zum <strong>knw</strong> Journal bei Yumpu:<br />

https://www.yumpu.com/user/<strong>knw</strong><strong>journal</strong>


34<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Unsere neuen Mitglieder im<br />

Kindernetzwerk<br />

Hier stellen wir neue Mitgliedsorganisationen aus unseren Reihen vor.<br />

Bun<strong>des</strong>verband zur Begleitung von Familien vorgeburtlich<br />

erkrankter Kinder e.V.<br />

Wer wir sind<br />

Der Bun<strong>des</strong>verband zur Begleitung von Familien<br />

vorgeburtlich erkrankter Kinder e.V. (BFVEK) wurde<br />

2017 gegründet als eine Elternorganisation für<br />

Familien, deren Kinder von einer vorgeburtlichen<br />

Erkrankung wie Spina Bifida, verschiedenen Nierenerkrankungen,<br />

dem Turner Syndrom oder das<br />

Amnionbandsyndrom betroffen sind. Unser Ziel ist<br />

es diese Familien ab Zeitpunkt der vorgeburtlichen<br />

Diagnose zu unterstützen.<br />

Darum braucht es uns<br />

Den Erfahrungen der Gründungsmitglieder und<br />

vieler von uns begleiteter Familien nach ist es für<br />

diese Familien schwer, eine adäquate Hilfe zu bekommen,<br />

insbesondere bei seltenen Erkrankungen.<br />

Oft werden den Familien eine Abtreibung oder stille<br />

Geburt ans Herz gelegt, weite Optionen wie ein<br />

„Weitertragen“ oder vorgeburtliche medizinische<br />

Eingriffe zur Verbesserung der Situation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>s<br />

nicht erörtert. Auch findet oft keine Vermittlung an<br />

Spezialzentren statt und keine Unterstützung beim<br />

Austausch mit anderen Familien.<br />

Wir möchten dafür Sorge tragen, dass Familien alle<br />

möglichen Optionen kennen und so frei entscheiden<br />

können, welchen individuellen Weg sie gehen.<br />

Unsere Arbeit<br />

Für betroffene Familien bieten wir über unsere Internetseite<br />

die Möglichkeit, sich über vorgeburtliche<br />

Erkrankungen und behandelnde Spezialzentren<br />

zu informieren. Dies wird ergänzt durch verschiedene<br />

Geschichten unserer Mitglieder, die zeigen,<br />

welche Wege möglich sind und wie ein Leben im<br />

Alltag aussehen kann.<br />

Über unser Vereinstelefon und unseren Webseiten-<br />

Live-Chat bieten wir auf kurzem und unbürokratischem<br />

Weg Informationen und Unterstützung an,<br />

die auf Wunsch auch die Anonymität der Familien<br />

wahrt.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

35<br />

Mit unserem Patenprogramm ermöglichen wir<br />

es betroffenen Familien, die sich ggf. noch in der<br />

Akutsituation befinden, mit anderen Familien Kontakt<br />

aufzunehmen, die schon „weiter auf dem Weg<br />

sind“ und in verschiedenen Situationen unterstützen.<br />

Oft werden die von uns begleiteten Familien<br />

auch später selbst Patenfamilien.<br />

Das Patenprogramm wird durch verschiedene weitere<br />

Projekte ergänzt, wie z.B. das Mutmach-Paket,<br />

welches verschiedene hilfreiche Inhalte für die Familien<br />

hat, um mit der Situation umzugehen und<br />

gemeinsame Erinnerungen zu schaffen.<br />

Zusätzlich bieten wir auch eine Trauerbegleitung an<br />

und treffen uns in virtuellen Vereins-Cafés.<br />

Unser medizinischer und juristischer Beirat unterstützt<br />

uns dabei in unserer Arbeit.<br />

Kontakt:<br />

Riederbergstraße 83<br />

65195 Wiesbaden<br />

Telefon: +49 611 / 9500 7200<br />

BFVEK e.V. | Wir helfen Familien vorgeburtlich<br />

erkrankter Kinder<br />

hilfe@bfvek.de<br />

Cutis Marmorata Teleangiectatica Congenita<br />

& Other Vascular Malformations<br />

Wer wir sind<br />

CMTC-OVM ist eine globale gemeinnützige Patientenorganisation,<br />

die 1997 in den Niederlanden<br />

gegründet wurde. Das Ziel ist es, die Lebensqualität<br />

von Menschen mit vaskulären Anomalien (Gefäßanomalien)<br />

wie CMTC und ihren Familien zu<br />

verbessern und die wissenschaftliche Forschung zu<br />

diesen Erkrankungen zu fördern.<br />

Innerhalb der Dermatologie gibt es Hunderte von<br />

Hautkrankheiten. Vaskuläre Anomalien sind Defekte,<br />

die innerhalb der Haut sichtbar sind (manchmal<br />

sieht man nur eine Schwellung) durch die Veränderung<br />

der (Blut-) Gefäße. Es gibt verschiedene Arten<br />

von vaskulären Anomalien.<br />

In unserem Körper fließt das Blut durch viele Tausende<br />

von Kilometern von Blutgefäßen. Einige Blutgefäße<br />

sind sehr groß und dick, wie die Venen und<br />

die Arterien. Einige Blutgefäße sind sehr dünn, wie<br />

die Kapillaren.


36<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Vaskuläre Anomalien verursachen möglicherweise<br />

nicht immer Probleme, sollten jedoch überprüft<br />

werden. Es ist immer gut, ein „Geburtsmal“ oder<br />

eine Hautverfärbung überprüfen zu lassen (hier<br />

sprechen wir nicht von Muttermalen). Wir können<br />

die beiden Gruppen unterscheiden in eine Gruppe,<br />

die keine Probleme verursacht (nicht alarmierend)<br />

und eine Gruppe, die Probleme verursacht (alarmierend).<br />

Im Falle von vaskulären Malformationen wird Sie<br />

der Hausarzt fast immer an einen Spezialisten wie<br />

einen (Kinder-) Dermatologen oder Kinderchirurgen<br />

für nicht alarmierende Anomalien verweisen,<br />

um die richtige Diagnose zu erhalten. Bei<br />

alarmierenden Defekten kann Sie der Arzt an ein<br />

spezielles multidisziplinäres Team von Spezialisten<br />

überweisen.<br />

Zusammenarbeit ist besonders wichtig bei seltenen<br />

Krankheiten. Wir arbeiten mit vielen medizinischen/genetischen<br />

Fachleuten aus der ganzen<br />

Welt zusammen (https://www.cmtc.nl/en/organi<br />

sation/advisors/). Darüber hinaus sind wir aktive<br />

Mitglieder beispielsweise der Europäischen Referenznetzwerke<br />

(https://www.cmtc.nl/en/pedia/<br />

pedia-other/european-reference-networks-erns/),<br />

Eurordis (Rare Disease Organisation Europe,<br />

www.eurordis.org) und der National Organisation<br />

for Rare Disorders USA (www.rarediseases.org).


Aus dem Kindernetzwerk<br />

37<br />

Was wir tun<br />

Dank der Subventionen der niederländischen Regierung<br />

können wir viele Aktivitäten durchführen!<br />

Hier ist eine Liste unserer Hauptaktivitäten:<br />

Dies geschieht z. B. während unserer Veranstaltungen,<br />

über die Patientenvertreter und mittels<br />

unseres Informationsmaterials (auch auf Deutsch<br />

verfügbar).<br />

1. Webseite (über 4000 Bilder, 1400 Artikel, Hunderte<br />

von Videos und Präsentationen, Online-sichere<br />

Community und vieles mehr). Die Website<br />

kann mit einem Mausklick in über 100 Sprachen<br />

wie Deutsch übersetzt werden.<br />

2. Familienwochenende. Im Mai 2024 organisierten<br />

wir unser internationales Familienwochenende<br />

in den Niederlanden. Mitglieder aus Österreich und<br />

Deutschland waren anwesend.<br />

3. Familientag. Im Juli 2024 organisierten wir unseren<br />

internationalen Familientag in den Niederlanden.<br />

Mitglieder aus verschiedenen Ländern wie<br />

Deutschland waren anwesend. Ein Eindruck:<br />

https://www.cmtc.nl/en/members/family-days/<br />

4. Mitgliederkonferenz. Im Oktober 2024 organisieren<br />

wir unsere internationale Mitgliederkonferenz<br />

in den Niederlanden. Mitglieder aus verschiedenen<br />

Ländern, einschließlich Deutschland, werden anwesend<br />

sein. Ein Eindruck: https://www.cmtc.nl/<br />

en/members/member-conferences/netherlands/^<br />

5. Patientenvertreter. Wir haben in vielen Ländern<br />

Patientenvertreter. Sie verstehen die lokale Kultur,<br />

sprechen die Sprache und haben lokale (medizinische)<br />

Kontakte. In Deutschland haben wir derzeit<br />

3 Patientenvertreter. Weitere Informationen: https:<br />

//www.cmtc.nl/en/activities/patient-advocacy/<br />

Weitere Informationen:<br />

https://www.cmtc.nl/en/activities/informationfolders/<br />

Mitgliedschaft<br />

Die Vorteile einer Mitgliedschaft:<br />

1. Verbinden Sie sich mit anderen Patienten und ihren<br />

Familien, um Geschichten auszutauschen.<br />

2. Sie erhalten Zugang zur gesamten Website, einschließlich<br />

Videomaterial und Präsentationen.<br />

3. Sie erhalten Zugang zu unseren globalen CMTC-<br />

OVM-Konferenzen.<br />

4. Sie erhalten Zugang zu all unseren Online-Konferenzen.<br />

5. Sie erhalten Zugang zu unserer globalen Online-<br />

Community, in der Sie sicher Kontakt zu anderen<br />

Patienten und ihren Familien aufnehmen können.<br />

6. Je<strong>des</strong> Jahr organisieren wir mehrere Veranstaltungen,<br />

wie z. B. einen unterhaltsamen Familientag,<br />

zu dem alle Mitglieder eingeladen sind und<br />

sich treffen können!<br />

Was kostet eine Mitgliedschaft? Eine Mitgliedschaft<br />

kostet nur 35 € pro Kalenderjahr<br />

6. Persönliche Unterstützung. Wir haben nicht nur<br />

medizinische Kontakte z. B. in Deutschland, sondern<br />

unterstützen auch Menschen mit vaskulären<br />

Malformationen und ihren Familien persönlich.<br />

Kontakt:<br />

CMTC-OVM<br />

Koninksweg 1, 7064 KH Silvolde, Nederland<br />

Home - CMTC-OVM


38<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Interessengemeinschaft Hämophiler (IGH) e.V.<br />

Die Interessengemeinschaft Hämophiler (IGH) e.V.<br />

ist eine bun<strong>des</strong>weit tätige Patientenorganisation,<br />

die sich umfassend für die Belange von Menschen<br />

mit Hämophilie (die s.g. „Bluterkrankheit“) und<br />

verwandten angeborenen und seltenen Blutgerinnungsstörungen<br />

einsetzt. Als für Deutschland zuständige<br />

Interessenvertretung engagiert sich die<br />

IGH für die Verbesserung der Therapie und Lebensqualität<br />

der Betroffenen und bietet Unterstützung<br />

in medizinischen, sozialen und rechtlichen Fragen.<br />

Unsere Schwerpunkte<br />

Interessenvertretung und Unterstützung:<br />

Die IGH vertritt die Interessen von Menschen mit<br />

Hämophilie gegenüber der Ärzteschaft, politischen<br />

Entscheidungsträgern, Behörden und Institutionen.<br />

Wir setzen uns für die Verbesserung der Versorgungsstandards<br />

und eine ideale Versorgung ein.<br />

Förderung wissenschaftlicher Expertise:<br />

Wir unterstützen die Forschung und Expertise im<br />

Bereich Hämophilie. Durch die Zusammenarbeit<br />

mit Wissenschaftlern und medizinischen Fachgesellschaften<br />

fördern wir innovative Forschungsprojekte<br />

und die Weiterentwicklung der Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Informations- und Aufklärungsarbeit:<br />

Wir bieten umfassende Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

für Betroffene, Angehörige und medizinisches<br />

Fachpersonal. Durch Veranstaltungen,<br />

Publikationen und Schulungen stellen wir sicher,<br />

dass aktuelle Informationen und wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zugänglich sind.<br />

Die IGH ist ein verlässlicher Partner für Menschen<br />

mit Hämophilie und verwandten Blutgerinnungsstörungen,<br />

die eine verlängerte Blutungsneigung<br />

zeigen. Mit unserem Wissen und Engagement<br />

schaffen wir eine starke Gemeinschaft und setzen<br />

uns für eine Zukunft ein, in der Betroffene ein<br />

selbstbestimmtes Leben führen können.<br />

Kontakt:<br />

Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. (IGH)<br />

Remmingsheimer Str. 3, 72108 Rottenburg<br />

IGH-Büro: 07472-22648<br />

Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. (igh.info)<br />

mail@igh.info<br />

Partnerschaft mit der pharmazeutischen Industrie:<br />

Gemeinsam setzen wir uns für die Verbesserung<br />

der Behandlungsoptionen und die Entwicklung zukunftsweisender<br />

Medikamente ein. Die IGH arbeitet<br />

daher auch mit der pharmazeutischen Industrie<br />

und spezialisierten Apotheken zusammen, um die<br />

Entwicklung neuer Therapien zu fördern, zukunftsweisend<br />

und für Erkrankte erreichbar zu machen.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

39<br />

PoTS und andere Dysautonomien e.V.<br />

Dysautonomie ist ein Überbegriff für eine Vielzahl<br />

an Erkrankungen und Störungen <strong>des</strong> autonomen<br />

Nervensystems. Dazu zählen alle Abläufe, die<br />

zum Großteil unbewusst ablaufen und welche der<br />

Körper „automatisch“ steuert, beispielsweise die<br />

Atmung, die Verdauung, die Blutgefäßregulation,<br />

Regulation von Kreislauf, Körpertemperatur, Hormonen<br />

u.v.m.<br />

Bei Menschen mit Dysautonomie ist dieses Steuerungssystem<br />

gestört.<br />

Als häufiger, aber noch wenig bekannter Vertreter<br />

der Dysautonomien, steht es im Namen unserer<br />

Patientenorganisation und im Mittelpunkt unserer<br />

Arbeit: PoTS. Das Posturale Tachykardiesyndrom<br />

(PoTS) zählt zu den orthostatischen Intoleranzen.<br />

Namensgebend ist die übermäßige Steigerung der<br />

Herzrate im Stand. Dazu haben Betroffene oft weitere<br />

Symptome (Schwindel, Kopfschmerzen und<br />

Schlafstörungen). Viele Symptome verschlimmern<br />

sich beim Stehen.<br />

Menschen jeden Alters können ein PoTS entwickeln,<br />

doch der Altersgipfel <strong>des</strong> ersten Auftretens<br />

liegt bei 12 Jahren und es erkranken weitaus mehr<br />

Mädchen und Frauen als Jungs und Männer daran.<br />

PoTS kann mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert<br />

sein und ist nicht selten. Es sind verschiedene<br />

mögliche Auslöser bekannt, wie Gehirnerschütterungen,<br />

Small-Neuropathien und Infektionen.<br />

Deshalb nimmt die Prävalenz von PoTS infolge der<br />

COVID-19-Pandemie aktuell stark zu, wird jedoch<br />

noch häufig übersehen. Es fehlt ein ausreichen<strong>des</strong><br />

Bewusstsein über diese Erkrankung, vor allem in<br />

der deutschsprachigen Welt, daher ist Aufklärung<br />

über PoTS dringend nötig.<br />

Symptome<br />

Bei Kindern und Jugendlichen kann sich das PoTS<br />

mit neu einsetzenden Schwierigkeiten nachts einzuschlafen<br />

und am Morgen aufzustehen äußern.<br />

Tagsüber ist Ihnen häufig schwindelig, sie berichten<br />

von ständigen Kopfschmerzen, von Herzklopfen,<br />

sie haben Probleme bei längerem Stehen. Auch<br />

beim Sportunterricht kann es zu starkem Schwindel<br />

und Umkippen kommen. Vorher fitte Kinder<br />

haben das Gefühl von Kraftlosigkeit, von schneller<br />

Atemnot und all ihre Kondition scheint verschwunden.<br />

Es fällt ihnen schwer sich zu konzentrieren, sie<br />

berichten von Benommenheit und Schwierigkeiten<br />

den Unterricht wie früher zu folgen. In manchen<br />

Fällen ist der Schulbesuch selbst nicht mehr<br />

möglich. Bei einigen kommen noch Übelkeit und


40<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Verdauungsbeschwerden dazu. Beim Termin in der<br />

Arztpraxis können bei Messung <strong>des</strong> Blutdrucks und<br />

der Durchführung eines EKGs im Liegen jedoch keine<br />

Auffälligkeiten festgestellt werden, ebenso bei<br />

den Blutuntersuchungen.<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnose kann in jeder medizinischen Praxis<br />

mittels Anamnese und 10-Minuten-Stehtest gestellt<br />

werden. Dieser kann auch zu Hause durchgeführt<br />

werden. Eine genaue Anleitung dazu ist auf<br />

unserer Homepage verlinkt. Eine Untersuchung<br />

mittels Kipptisch kann in speziellen Zentren/autonomen<br />

Laboren (u.a. Neurologie, Kardiologie)<br />

durchgeführt werden. Diese ist sinnvoll bei der genaueren<br />

Differenzierung von schwer therapierbarem<br />

PoTS.<br />

Diagnosekriterien:<br />

• Bei 12-19-Jährigen ist PoTS mit einem anhaltenden<br />

Anstieg der Herzrate innerhalb der ersten<br />

10 Minuten nach dem Aufrichten um mehr als 40<br />

Schläge/Min. oder auf mind. 120 Schläge/Min. verbunden.<br />

Bei Erwachsenen genügt ein Anstieg der<br />

Herzrate um nur mehr als 30 Schläge/Min. Der<br />

Blutdruck sinkt beim Stehen nicht, oder nur wenig<br />

ab.<br />

• Die Symptome bestehen seit min<strong>des</strong>tens<br />

3 Monaten.<br />

• Die Symptome verschlimmern sich beim Stehen<br />

und werden im Liegen besser.<br />

• Andere Ursachen für eine Tachykardie, wie Hyperthyreose,<br />

akute Dehydrierung oder Blutarmut<br />

sind ausgeschlossen.<br />

Therapie<br />

Die Therapie ruht auf mehreren Säulen: Zunächst<br />

erfolgt die Aufklärung der Kinder und Jugendlichen<br />

mit ihren Eltern über ihre Erkrankung und wie sie<br />

aktiv dazu beitragen können, mit PoTS besser zu leben<br />

und die Einschränkungen zu minimieren. PoTS<br />

ist keine Erkrankung <strong>des</strong> Herzens, der schnelle Herzschlag<br />

ist an sich nicht gefährlich. Unbedingt sollte<br />

ein Umkippen mit Sturzgefahr verhindert werden.<br />

Dazu können Gegenmanöver eingesetzt werden<br />

oder schnelles Hinsetzen. Weitere Anpassungen<br />

sind zum einen das Vermeiden von Triggern wie<br />

Hitze, langes Stehen, Schlafmangel; zum anderen<br />

ausreichend Trinken, eine Salzzufuhr von bis zu 12<br />

Gramm pro Tag, Bein- und/oder Bauchkompression<br />

und die Erhöhung <strong>des</strong> gesamten Bettes am Kopfende.<br />

Sehr wichtig sind weiterhin ein angepasstes<br />

Training (nicht bei Vorliegen einer Post-Exertionelle<br />

Malaise, PEM) und Entspannungsübungen wie ein<br />

Atemtraining. Es sollte auch die Schule und evtl.<br />

Lehrer und Lehrerinnen (Sport!) über PoTS informiert<br />

werden. Auch bei der Wahl einer Ausbildung<br />

sollte ein bestehen<strong>des</strong> PoTS mit bedacht werden.<br />

Weiterhin wird die Suche nach der zugrunde liegenden<br />

Ursache der Erkrankung und möglichen<br />

Begleiterkrankungen eingeleitet, während gegebenenfalls<br />

parallel dazu die Symptome mit Medikamenten<br />

behandelt werden können.<br />

Was wir machen<br />

Der eingetragene und gemeinnützige Verein „PoTS<br />

und andere Dysautonomien“ wurde 2017 von<br />

Selbstbetroffenen und Eltern betroffener Kinder<br />

gegründet, um über PoTS und Dysautonomien zu<br />

informieren und die Forschung und Versorgung in<br />

diesem Feld voranzutreiben. Unser Anliegen ist es,<br />

die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern.<br />

Zu unseren größten Erfolgen auf gesundheitspolitischer<br />

Ebene zählen die Aufnahme von PoTS in die<br />

Deutsche Klassifikation der Krankheiten der WHO<br />

mit der Schlüsselnummer G90.80 (ICD-10-GM, ab<br />

dem 01.01.2024 verpflichtend); die Annahme <strong>des</strong><br />

Antrags „Das stille Leiden an ME/CFS beenden:


Aus dem Kindernetzwerk<br />

41<br />

Forschung, Versorgung und Aufklärung stärken“<br />

im Thüringer Landtag, ein umfassender Plan zur<br />

Stärkung der Forschung und Versorgung der eine<br />

verbesserte Behandlung von ME/CFS-Patienten in<br />

Thüringen und darüber hinaus ebnen soll; die Erfassung<br />

einer orthostatischen Intoleranz und/oder<br />

PoTS als Aufgabe der hausärztlichen Versorgung<br />

in der beschlossenen Long-COVID-Richtlinie <strong>des</strong><br />

G-BAs.<br />

Schon seit 2020 laden wir einmal monatlich zu einem<br />

virtuellen Treffen ein. Dies wird sehr gerne von<br />

den Selbstbetroffenen, darunter Jugendliche, aber<br />

genauso von Eltern angenommen.<br />

Zusätzlich bieten wir auch ein Beratungstelefon an,<br />

für Fragen, Unterstützung und Rat unter Betroffenen.<br />

Der Verein hat eine Webseite, die Informationen<br />

über PoTS und andere Dysautonomien für Ärzte<br />

und Betroffene bereitstellt. Zudem ist der Verein<br />

aktiv auf Social-Media-Plattformen (Facebook, Instagram,<br />

YouTube, Twitter, LinkedIn) präsent, um die<br />

Gemeinschaft zu stärken, Betroffene zu unterstützen<br />

und über aktuelle Entwicklungen zu berichten.<br />

Neben der Webseite und den Social-Media-Kanälen<br />

stehen auch Druckerzeugnisse zum Bestellen<br />

zur Verfügung, darunter ein Flyer, der einen guten<br />

Überblick über Wissenswertes über PoTS bietet,<br />

sowie eine umfangreichere Broschüre für medizinisches<br />

Personal. Es sind weitere Informationsbroschüren<br />

geplant, so auch eine, die sich an Jugendliche<br />

richtet.<br />

Mitgliedschaft<br />

Die Mitgliedschaft in unserem Verein kostet zurzeit<br />

für Familien € 50,- ermäßigt € 25,- für Einzelpersonen<br />

€ 30,- mit Ermäßigung € 15,-.<br />

Der Beitrag im ersten Jahr wird nur anteilig für volle<br />

Monate berechnet und in der Bestätigung der Aufnahme<br />

mitgeteilt.<br />

Kontakt:<br />

POTS und andere Dysautonomien e.V.<br />

Alleestr. 65b, 44793 Bochum<br />

https://www.pots-dysautonomia.net<br />

hello@pots-dysautonomia.net<br />

Einmal jährlich organisieren wir ein Symposium<br />

mit Vorträgen von Expertinnen zu verschiedenen<br />

Krankheitsbildern, zur Forschung und Versorgung<br />

und zum Alltag mit PoTS. Das ist je<strong>des</strong> Mal eine<br />

willkommene Gelegenheit andere Betroffene, Angehörige<br />

und Freunde Betroffener kennenzulernen<br />

und sich untereinander und mit behandelnden<br />

Ärztinnen vor Ort auszutauschen.


42<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

selpers.com:<br />

Plattform für Patient:innen und Angehörige<br />

15.000 Expert:innen-Antworten sowie 250 Online-Kurse<br />

zu über 90 Erkrankungen<br />

Seit 2017 bieten Dr. Iris Herscovici und Dr. Anita<br />

Hoerburger über selpers.com evidenzbasierte<br />

Patient:innenaufklärung für Betroffene und Angehörige<br />

an. Die Gründungsidee dahinter erfolgte<br />

durch einen persönlichen Schicksalsschlag von Dr.<br />

Herscovici: „Durch die Brustkrebserkrankung meiner<br />

Mutter stellte ich fest, wie wichtig neben der<br />

eigentlichen Therapie die unzähligen Empfehlungen<br />

der Onkologin, <strong>des</strong> Psychotherapeuten und der<br />

Ernährungsberaterin sind. Es gab jedoch damals<br />

kein Online-Angebot, das all diese Informationen<br />

gebündelt für andere Patient:innen zur Verfügung<br />

stellt. Das war mein Ansporn, selbst eine Plattform<br />

zu entwickeln.“ Nach zwei Jahren Konzeption ging<br />

selpers online, seitdem hat sich das Online-Angebot<br />

kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

selpers hat sich als führende Plattform für<br />

Patient:innenaufklärung im DACH-Raum etabliert:<br />

Das Portal bietet mehr als 250 Patient:innenschulungen<br />

zu über 90 Erkrankungen an. Ein Netzwerk<br />

von über 300 führenden Expert:innen sorgt<br />

für die hohe Qualität der Informationen. Mehr als<br />

15.000 zuverlässige Antworten stehen zur Verfügung<br />

– evidenzbasiert, barrierearm und in einfacher<br />

Sprache.<br />

Auf der Themenseite „Chronische Erkrankungen bei<br />

Kindern“ https://selpers.com/chronische-erkran<br />

kungen-bei-kindern/ finden sich Kurse zur Selbsthilfe<br />

von Familien mit Kindern und jungen Erwachsenen<br />

mit chronischen Erkrankungen, u.a.<br />

„Immundefekte bei Kindern“ und „Erwachsenwerden<br />

mit schwerer Epilepsie“.<br />

selpers nimmt seine Verantwortung für das Anbieten<br />

von Gesundheitsinformationen ernst und<br />

achtet entsprechend auf strikte Einhaltung von<br />

Qualitätskriterien: Sämtliche Inhalte informieren<br />

ausgewogen über Vor- und Nachteile, geben Hinweise<br />

zur wissenschaftlichen Absicherung, stammen<br />

von unabhängigen Einrichtungen, sind frei von<br />

Werbung und setzen Fachbegriffe reduziert ein und<br />

erklären diese.<br />

selpers leitet sich aus den englischen Begriffen „self“<br />

(selbst) und „helf“ (Hilfe) ab und zielt auf Stärkung<br />

der Gesundheitskompetenz von chronisch kranken<br />

Menschen und deren Angehörigen ab. Mit wissenschaftlich<br />

fundierten Informationen in einfacher<br />

Sprache erfahren Patient:innen via Online-Kursen,<br />

Podcasts und Checklisten, wie sie selbst einen wichtigen<br />

Beitrag zu ihrer Therapie und zur Verbesserung<br />

ihrer Lebensqualität leisten können. Mit mehr<br />

als 250 Patient:innenschulungen zu 90 Erkrankungen<br />

und 15.000 Expert:innen-Antworten gilt selpers<br />

als Vorreiter in der Patient:innenaufklärung im<br />

deutschsprachigen Raum. selpers.com ist seit 2017<br />

online, als geschäftsführende Gesellschafterinnen<br />

agieren Dr. Iris Herscovici und Dr. Anita Hoerburger.<br />

Kontakt:<br />

selpers FlexCo<br />

Universitätsstraße 8 / top 2,<br />

1090 Wien, Österreich<br />

www.selpers.com<br />

presse@selpers.com


Aus dem Kindernetzwerk<br />

43<br />

STXBP1 e.V.<br />

Der Verein STXBP1 e.V. wurde Mitte 2021 von einigen Eltern gegründet,<br />

deren Kinder von der seltenen Genmutation STXBP1 betroffen sind.<br />

Was ist STXBP1?<br />

STXBP1 ist eine sehr seltene genetische Veränderung<br />

auf Chromosom 9 und verantwortlich für motorische<br />

und kognitive Entwicklungsstörungen, sowie<br />

häufig starke Epilepsien bei Betroffenen. Durch<br />

die Genmutation STXBP1 können die Nervenzellen<br />

im Körper nicht richtig miteinander kommunizieren<br />

und verhindern dabei die so wichtige Informationsweiterleitung<br />

in das Gehirn. Meist treten die ersten<br />

Symptome im Säuglingsalter auf, oftmals mit epileptischen<br />

Krampfanfällen und/oder Verzögerung<br />

oder gar Ausbleiben wichtiger Meilensteine in der<br />

Entwicklung. Die Symptome sind sehr vielfältig,<br />

wobei nicht alle Symptome gemeinsam auftreten<br />

müssen. Sie sind in ihrer Ausprägung häufig sehr<br />

unterschiedlich und kaum vergleichbar. Betroffene<br />

Kinder entwickeln sich daher sehr individuell. Die<br />

häufigsten Symptome sind globale Entwicklungsverzögerung<br />

oder -störung, Epilepsie, kognitive<br />

Einschränkungen, schwere Sprachstörungen, veränderte<br />

Körperspannung (z.B. Muskelhypotonie),<br />

Bewegungsstörungen (z.B. Ataxie und/oder Tremor),<br />

Verhaltensstörungen (z.B. unkoordinierte Bewegungsmuster<br />

und/oder Stereotypien), Autismus<br />

Spektrum Störung, Sehstörungen.<br />

In Deutschland gibt es aktuell ca. 80 dokumentierte<br />

Fälle. Das Auftreten dieser Genbesonderheit in<br />

Familien ist häufig „de-novo”, also spontan und<br />

nicht durch die Eltern vererbt. Die Häufigkeit einer<br />

STXBP1 Genmutation liegt schätzungsweise bei<br />

1:30.000 und ist mittlerweile sogar die fünfthäufigste<br />

Diagnose bei epileptischer Enzephalopathie/<br />

frühkindlicher Epilepsie und neuronalen Entwicklungsstörungen.<br />

Was wir machen:<br />

Ziel <strong>des</strong> Vereins ist es, die Sichtbarkeit von STXBP1 in<br />

der Gesellschaft zu erhöhen und die Lebensqualität<br />

der betroffenen Familien durch Informations- und<br />

Erfahrungsaustausch zu verbessern. Der STXBP1<br />

e.V. bietet durch Veranstaltungen und (digitale)<br />

Aktivitäten eine Plattform für Betroffene, Familien,<br />

Ärzte und Forschende. Darüber hinaus unterstützen<br />

wir die STXBP1-Forschung durch Spenden.<br />

In einer privaten Community und einem monatlich<br />

stattfindenden Online-Elternstammtisch haben betroffene<br />

Eltern die Möglichkeit, sich unkompliziert<br />

und schnell untereinander auszutauschen und vom<br />

Wissen und den Erfahrungen anderer Betroffener<br />

zu profitieren. Im Jahr 2023 fand unser erstes Familientreffen<br />

statt, bei dem sich viele Familien das<br />

erste Mal persönlich getroffen haben.<br />

Wir veranstalten regelmäßig Online-Workshops zu<br />

verschiedenen Themen, die Familien mit behinderten<br />

Kindern betreffen, beispielsweise Persönliches<br />

Budget, Behindertentestament oder Erste Hilfe am<br />

behinderten Kind. Eine Anmeldung ist für jeden<br />

möglich, wobei für Nicht-Mitglieder eine Teilnahmegebühr<br />

erhoben wird. In einem Newsletter und<br />

über soziale Medien informieren wir regelmäßig<br />

über unsere Aktivitäten, Veranstaltungen sowie die<br />

aktuelle Forschung und schaffen Bewusstsein für<br />

Inklusionsthemen.<br />

Der STXBP1 e.V. hat aktuell 112 Mitglieder (Stand<br />

02.06.2024). Der Mitgliedsbeitrag ist frei wählbar.<br />

Kontakt:<br />

STXBP1 e.V., Falkensteinstraße 25 B, 54329 Konz<br />

https://stxbp1-ev.de<br />

verein@stxbp1-ev.de


44<br />

Aus dem Kindernetzwerk<br />

Renate Weyrich<br />

(self)care & empowerment<br />

Unter dem Motto „Wenn Eltern für ihren Alltag<br />

Superkräfte brauchen: (self)care & empowerment<br />

– Wissen, Entlastung und Community“ bieten Renate<br />

Weyrich und ihre Kursleiterinnen einen zertifizierten<br />

und kostenlosen (Online-)Kurs für Eltern<br />

von Kindern mit Behinderung und/oder chronischer<br />

Erkrankung an.<br />

Das Leben mit einem Kind mit Behinderung stellt<br />

pflegende Eltern jeden Tag vor große und kleine<br />

Herausforderungen. Niemand ist wirklich auf das<br />

Leben mit einem behinderten oder erkrankten Kind<br />

vorbereitet. Die Schwierigkeiten, die die Eltern im<br />

Alltag meistern müssen, enden nie.<br />

Kursinhalte: Dieser Kurs stellt die Belange von pflegenden<br />

Eltern in den Mittelpunkt. In mehreren<br />

(Online-) Modulen lernen die Eltern unter anderem<br />

die Bewältigungsphasen von Krisensituationen<br />

kennen, die sie selbst durchleben. Sie erhalten viele<br />

hilfreiche Informationen, um das Leben mit einem<br />

Kind mit Behinderung besser zu verstehen und in<br />

dieser unbekannten Welt mit ihren ganz eigenen<br />

Regeln besser zurechtzukommen. Durch Austausch<br />

und Vernetzung stärken die Eltern sich gegenseitig<br />

und fühlen sich verstanden. Kleine Entspannungsimpulse<br />

sowie Impulse aus der positiven Psychologie<br />

ergänzen den Kurs.<br />

Kontakt und Anmeldung: Renate Weyrich hat den<br />

Kurs konzipiert und entwickelt. Als Ergotherapeutin<br />

war sie beinahe 20 Jahre an einem SPZ tätig. Als<br />

ihre jüngere Tochter mit einem seltenen Gendefekt<br />

auf die Welt kam, lernte sie die Welt der pflegenden<br />

Eltern von einer ganz anderen Seite kennen.<br />

Ihr Wunsch: ein unbürokratisches, empowern<strong>des</strong><br />

Gruppenangebot für alle Eltern von Kindern mit Behinderung.<br />

Die „(self)care und empowerment Kurse“<br />

gibt es seit 2023 – ein Angebot, welches eine<br />

Lücke im bestehenden System schließt.<br />

Kontakt:<br />

Renate Weyrich<br />

Kornfeld 36<br />

84544 Aschau am Inn<br />

(self)care & Empower ment kurs mit Renate Weyrich<br />

info@renateweyrich.de<br />

Kosten: Der Kurs ist für alle gesetzlich Versicherten<br />

kostenfrei. Zertifiziert und finanziert wird er<br />

über die Pflegekasse. Es gibt keine bürokratischen<br />

Hürden – alle interessierten Eltern dürfen sich über<br />

die Webseite anmelden.


Aus dem Kindernetzwerk<br />

45


Aus dem Gesundheitswesen


Aus dem Gesundheitswesen<br />

47<br />

Die COVID-19 Kindernetzwerk-<br />

Studie: Ergebnisse der dritten<br />

Befragungsrunde<br />

Thorsten Langer, Anneke Haddad, Anne Geweniger<br />

Was war das Ziel der dritten Befragungsrunde?<br />

Wir haben in der dritten Befragungsrunde der CO-<br />

VID-19 Kindernetzwerkstudie den Schwerpunkt auf<br />

soziale Unterstützung von Familien mit chronisch<br />

kranken Kindern gelegt. Dabei interessierten uns<br />

zum Ende der Pandemie insbesondere die wahrgenommene<br />

soziale Unterstützung und die Form von<br />

Unterstützungsnetzwerken, die den Familien zur<br />

Verfügung stehen. Wir haben zudem untersucht,<br />

wie sich Krankheitskomplexität, psychische Belastung<br />

und sozioökonomischer Status auf die wahrgenommene<br />

soziale Unterstützung auswirken.<br />

Welche soziale Unterstützung nehmen die Familien<br />

wahr?<br />

Das Niveau der wahrgenommenen sozialen Unterstützung<br />

insgesamt war unter allen Teilnehmenden<br />

Eltern bei 46% im moderaten Bereich, d.h. sie erhielten<br />

min<strong>des</strong>tens gelegentlich soziale Unterstützung.<br />

Familien mit SHCN-Kind gaben im Vergleich<br />

zu Familien ohne SHCN-Kind eine niedrigere soziale<br />

Unterstützung an. Im direkten Vergleich gaben<br />

44,5% der Eltern von Kindern mit SHCN eine niedrige<br />

Unterstützung an im Vergleich zu lediglich 9%<br />

der Eltern von Kindern ohne SHCN.<br />

Wer hat teilgenommen?<br />

In der Studie wurden Eltern im Zeitraum von Dezember<br />

2022 bis Anfang März 2023 befragt. Es haben<br />

381 Personen mit einem Kind unter 18 Jahre<br />

teilgenommen. Davon haben 76,6% ein Kind mit<br />

einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung<br />

(englisch: special health care needs, SHCN).<br />

Die Kinder, auf die sich die Teilnehmer in ihren<br />

Antworten bezogen, sind durchschnittlich 9 Jahre<br />

alt. Die Kinder mit SCHN haben unterschiedliche<br />

Beeinträchtigungen: körperlich (78,8%), psychisch<br />

(73,6%) oder sprachlich (55,1%), wobei Mehrfachnennungen<br />

für je<strong>des</strong> Kind möglich waren.<br />

89% der Teilnehmer waren Mütter, die durchschnittlich<br />

2 Kinder haben. In 12.5% der Familien<br />

war ein Elternteil nicht in Deutschland geboren. Die<br />

Teilnehmer mit SHCN-Kindern sind häufiger nicht<br />

oder in Teilzeit erwerbstätig als die teilnehmenden<br />

Eltern gesunder Kinder.<br />

Wir konnten zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen<br />

niedriger sozialer Unterstützung und Krankheitsschwere<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> mit SHCN besteht. Je starker<br />

das Kind betroffen war, umso niedriger war die<br />

wahrgenommene soziale Unterstützung.<br />

Wie sehen Unterstützungsnetzwerke der Familien<br />

mit und ohne SHCN-Kinder aus?<br />

Wir haben Unterstützung in den Bereichen Rat/<br />

Informationen, Alltagsaufgaben, Entscheidungsfindung,<br />

emotional und Kinderbetreuung untersucht.<br />

Bei allen teilnehmenden Familien machte Unterstützung<br />

durch den/die Partner:in den größten Anteil<br />

aus. Großeltern oder Verwandte unterstützten<br />

insbesondere bei der Kinderbetreuung im Alltag<br />

und in Ferienzeiten. Formale Unterstützung z.B.<br />

durch Pflegedienste oder familienunterstützende<br />

Dienste machte unter Familien mit SHCN-Kindern<br />

nur einen kleinen Anteil zwischen 4-5% aus.


48<br />

Aus dem Gesundheitswesen<br />

Insgesamt waren informelle Netzwerke aus Familie,<br />

Freunden und Nachbarn die größte Ressource für<br />

soziale Unterstützung.<br />

Welche Zusammenhänge gab es zwischen sozialer<br />

Unterstützung, Krankheitskomplexität, psychischer<br />

Belastung und sozioökonomischem Status?<br />

Es wurden zwei unterschiedliche Formen sozialer<br />

Unterstützung untersucht, greifbare Unterstützung<br />

(z.B. Unterstützung im Alltag oder bei der Kinderbetreuung)<br />

sowie emotionale Unterstützung (z.B.<br />

durch den/die Partner:in oder Unterstützung bei<br />

Entscheidungsfindungen).<br />

Die wahrgenommene soziale Unterstützung nahm<br />

ab mit:<br />

• zunehmender Krankheitskomplexität <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

• zunehmender psychischer Belastung der Eltern<br />

• niedrigerem sozioökonomischem Status<br />

• zunehmendem Alter der Eltern<br />

Greifbare Unterstützung nahm ab mit:<br />

• zunehmender Krankheitskomplexität <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

• niedrigerem sozioökonomischem Status<br />

• zunehmendem Alter der Eltern<br />

Welche Schlüsse kann man aus den Ergebnissen<br />

ziehen?<br />

Zum Ende der COVID-19 Pandemie sind Familien<br />

weiterhin vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Soziale<br />

Unterstützung in verschiedenen Formen ist<br />

eine wichtige Ressource für Familien mit chronisch<br />

Kranken oder behinderten Kindern. Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigen Ungleichheiten in der sozialen<br />

Unterstützung zwischen Familien mit und ohne<br />

SHCN-Kinder abhängig vom elterlichen psychischen<br />

Wohlbefinden, sozioökonomischem Status,<br />

Krankheitskomplexität <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und Alter der<br />

Eltern auf. Ungedeckte Unterstützungsbedarfe bestehen<br />

insbesondere bei der Kinderbetreuung (61%<br />

der teilnehmenden Familien), Unterstützung <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong> mit SHCN in der Schule oder im Kindergarten<br />

(60%) und alltäglichen Aufgaben (60% der teilnehmenden<br />

Familien). Bis zu 44,6% der Familien haben<br />

ungedeckte finanzielle Unterstützungsbedarfe.<br />

Informelle soziale Unterstützung ist eine wichtige<br />

Ressource für betroffene Familien. In politischen<br />

Gestaltungsprozessen sollten Interventionen in der<br />

lokalen Gemeinschaft, z.B. im Rahmen der Nachbarschaftshilfe<br />

gestärkt werden.<br />

Emotionale Unterstützung nahm ab mit:<br />

• zunehmender Krankheitskomplexität <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

• zunehmender psychischer Belastung der Eltern<br />

• zunehmendem Alter der Eltern<br />

Weiterhin können Sie die gesamte wissenschaftliche<br />

Publikation zur Studie auf englischer Sprache<br />

unter folgendem Link abrufen:<br />

https://www.frontiersin.org/<strong>journal</strong>s/publichealth/articles/10.3389/fpubh.2024.1322185/full


Aus dem Gesundheitswesen<br />

Interview mit<br />

dem Kongresspräsident<br />

Herrn Prof. Blank zum<br />

EACD & IAACCD Kongress<br />

Unsere frühere Vorsitzende Dr. Annette Mund führte ein Interview mit Herrn Prof. Blank<br />

Herr Prof. Blank, im nächsten Jahr wird eine internationale<br />

Tagung in Heidelberg stattfinden; es<br />

geht um EACD & IAACD. Was bedeuten diese Abkürzungen?<br />

IAACD steht für International Alliance of Academies<br />

of Childhood Disability, EACD für die Europäische<br />

Akademie. Die IAACD sucht sich alle 3 Jahre einen<br />

Regionalverband, um einen Weltkongress zu veranstalten.<br />

Ein Regionalverband kann sich nur alle 9<br />

Jahren wieder bewerben, wenn er erfolgreich war.<br />

Es geht um einen interdisziplinären und inklusiven<br />

Kongress für Menschen mit angeborenen bzw. früh<br />

erworbenen Entwicklungsstörungen bzw. Behinderungen.<br />

Das heißt Betroffene, Bezugspersonen,<br />

Betreuer und Vertreter von Interessensverbänden<br />

sind genauso eingeladen wie Forscher und Kliniker<br />

aller Fachrichtungen wie Ärzte, Therapeuten, Psychologen<br />

oder Sozialpädagogen oder andere Pädagogen.<br />

Das Motto <strong>des</strong> Kongresses lautet „Developing networks<br />

– networks for developing“. Was bedeutet<br />

dieses Motto für Sie, welche Gedanken stecken<br />

dahinter?<br />

Um zum einen die Interessen der Betroffenen besser<br />

zu vertreten, sind Netzwerke notwendig, wie<br />

z.B. das Kindernetzwerk oder auch Selbsthilfegruppen,<br />

aber auch die Vernetzung zu den Fachleuten,<br />

zu Klinikern und Wissenschaftlern soll hiermit<br />

verbessert werden. Der Kongress bringt alle diese<br />

Menschen auf internationaler Ebene zusammen.<br />

Hier ist noch viel Vernetzung in den Kinderschuhen.<br />

Diese soll im Sinne der gemeinsamen Interessen<br />

auf fachlicher, wissenschaftlicher Ebene, aber auch<br />

im Sinne der Interessenvertretung verbessert werden.<br />

Es werden über 1500 Teilnehmer:innen aus<br />

über 70 Ländern und allen Kontinenten erwartet.<br />

Was unterscheidet diese Tagung von bisherigen<br />

zum Thema Entwicklungsstörungen und Beeinträchtigungen/Behinderungen<br />

der Kindheit?<br />

Diese weltweite Tagung ist in dieser Form erstmalig<br />

und einmalig in Deutschland. Sie wird noch internationaler<br />

als frühere internationale Tagungen zu<br />

diesem Thema sein und Sie wird das bisher umfangreichste<br />

Programm aller bisherigen Tagungen<br />

umfassen. Hinzu werden die Betroffenen / Interessenvertreter<br />

mehr als je zuvor eingebunden. Es<br />

haben sich z.B. im Vorfeld alle relevanten medizinischen<br />

Gesellschaften (9), alle therapeutischen<br />

Gesellschaften (4), der Berufsverband der Krankenpflege,<br />

ein pädagogisch-therapeutischer Verband<br />

und 9 große relevante Interessenverbände zusammengetan:<br />

Vom “Kindernetzwerk e.V.” über die<br />

“Bun<strong>des</strong>vereinigung Lebenshilfe e.V.” und der “Bun<strong>des</strong>verband<br />

der Körper- und Mehrfachbehinderten<br />

Menschen” bis hin zum “Bun<strong>des</strong>verband Autismus


50<br />

Aus dem Gesundheitswesen<br />

Deutschland e.V.” und “ADHS Deutschland e.V.” Sie<br />

alle sind Teil <strong>des</strong> German Supporting Network für<br />

diesen sehr besonderen Kongress. Fast alle werden<br />

mit ihren Vertretern auf einem „Deutschen Tag“ als<br />

Vorkongress <strong>des</strong> Weltkongresses inhaltlich relevante<br />

Themen, insbesondere neue wissenschaftliche<br />

und klinische Entwicklungen vortragen.<br />

Der Kongress ist international besetzt, die Kongresssprache<br />

ist Englisch. Kann man als Laie trotzdem<br />

die Tagung besuchen?<br />

Auf dem Weltkongress wird es einige Kongressteile<br />

geben, die auf Deutsch übersetzt werden, insbesondere<br />

im Online-Bereich ist dies mit künstlicher<br />

Intelligenz gut möglich.<br />

Natürlich sollte man zumin<strong>des</strong>t einen Bezug zum<br />

Thema haben- praktisch als Betroffener oder Angehöriger.<br />

Wenn man sich international vernetzen<br />

will, auch über Grundlagen in Englisch verfügen.<br />

Empfehlenswert ist dies vor allem für Gruppen,<br />

die sich fachlich weiter informieren wollen oder<br />

sich international orientieren. Es gibt zahlreiche<br />

Vorträge – fast ein Drittel – die nicht bezogen auf<br />

eine bestimmte Störung sind, sondern v.a. auf der<br />

Alltags- und Teilhabeebene die neuesten Konzepte<br />

und Forschungsergebnisse vorstellen. Natürlich<br />

geht es auch um den Umgang mit Menschen mit<br />

angeborenen / früh erworbenen Behinderungen<br />

im Alltag und in der Gesellschaft und deren Rechte<br />

auf Inklusion.<br />

Wird sich Ihrer Meinung nach ein Besuch dort<br />

lohnen, auch wenn man kein Fachmann, sondern<br />

„nur“ eine Familie, eine Person mit erlebter Kompetenz<br />

ist?<br />

Wie oben erwähnt ja, allerdings sollte man schon<br />

einer nationalen und auch internationalen Vernetzung<br />

gegenüber offen sein. Für jemanden mit englischer<br />

Sprachkompetenz und als Multiplikator einer<br />

Gruppe bzw. eines Interessenverban<strong>des</strong> ist diese<br />

Tagung sehr zu empfehlen. Für das gewöhnliche<br />

Mitglied in einer Selbsthilfegruppe, welches dazu<br />

nicht Englisch spricht, macht ein solcher Kongress<br />

nur bedingt Sinn.<br />

Ich darf noch erwähnen, dass es auch zwei Online-<br />

Programme gibt: Beim ersten werden 40% aller<br />

Beiträge live gestreamt und können anschließend<br />

auch nochmals offline angesehen werden.<br />

Beim zweiten Online-Programm haben wir ein<br />

Nachtprogramm, welches besonders kostengünstig<br />

für Angehörige und Betroffene sein wird (20-30€).<br />

Hier kann man anderen online Beiträgen von anderen<br />

Ländern zuhören und auch mitdiskutieren. Wir<br />

wollen hier jeweils auch eine deutsche Untertitelung<br />

(wie bei Youtube-Filmen) ermöglichen.<br />

Gibt es die Möglichkeit, an Vorträgen teilzunehmen<br />

und dabei sein betroffenes Kind gut verwahrt<br />

zu wissen?<br />

Werden auch betroffene Familien dort sein und<br />

das Programm mitgestalten?<br />

Ja wie erwähnt, spielt heute die betroffenenzentrierte<br />

Forschung und deren Beteiligung bei Projekten,<br />

v.a. im internationalen Bereich eine große<br />

Rolle. Da können wir in Deutschland sehr viel lernen.<br />

Auch <strong>des</strong>halb lohnt sich eine Teilnahme.<br />

Wir verstehen, dass es eine Herausforderung sein<br />

kann, an den Vorträgen teilzunehmen, wenn man<br />

ein Kind betreuen muss. Leider können wir derzeit<br />

keine Kinderbetreuung anbieten. Wir empfehlen,<br />

sich bewusst Zeit für das Programm zu nehmen, um<br />

es in Ruhe und aktiv verfolgen zu können.


Aus dem Gesundheitswesen<br />

51<br />

Wird der Eintritt erschwinglich sein?<br />

Der Eintritt wird deutlich subventioniert sein<br />

und netto bei circa 100€ für 2 1/2 Tage bei Eltern<br />

oder Betroffenen liegen, wobei die Vorkongresse,<br />

Vertreter von Interessenverbänden werden um<br />

die 300€, Kliniker und Wissenschaftler (deutsche<br />

Therapeuten) ca. 500€ und Ärzte 690€ bezahlen.<br />

Dabei kosten allein das knapp gehaltene Catering<br />

und die Kongresssaalmiete schon deutlich über<br />

350€ / Person, Hostessen, Techniker und die Kosten<br />

für Online-Streaming kommen noch dazu. Ich empfehle<br />

daher Eltern jüngerer Kinder und Betroffenen<br />

v.a. solche, die sich nicht als Multiplikatoren sehen<br />

insbesondere die genannten Online-Angebote<br />

zu nutzen. Da bekommen sie etwas mit, können<br />

sich teilweise (nachts, wenn das Kind im Bett ist)<br />

austauschen und es kostet unterm Strich deutlich<br />

weniger, da keine Reisekosten anfallen.<br />

Unter folgendem Link finden sie noch mehr Informationen<br />

über Prof. Blank, wie er für das weltweite<br />

“Visiting Project International Voices on Childhood<br />

Disabiliy” verschiedene Länder aufsuchte.<br />

International Voices | EACD & IAACD<br />

(eacd-iaacd2025.org)


52<br />

Aus dem Gesundheitswesen<br />

GKV-IPReG: zu Risiken und Nebenwirkungen<br />

fragen Sie doch einfach mal uns Familien!<br />

Ein Beitrag von IntensivLeben e.V.,<br />

Autor:innen: Franziska Zimmermann-Hartz, Christine Wagner-Behrendt<br />

Die außerklinische Intensivpflege wurde zum<br />

1.1.2023 neu geregelt und in der neu eingeführten<br />

Richtlinie (AKI-RL) verankert, die die Vorgaben zur<br />

Umsetzung <strong>des</strong> Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetzes<br />

(GKV-IPReG) konkretisiert.<br />

Seit dem 31. Oktober 2023 sind die neuen Verordnungsvorgaben<br />

in Kraft – allen vorherigen Bedenken<br />

der Patientenvertretungen zum Trotz. Und<br />

tatsächlich gibt es große strukturelle Probleme, die<br />

zum Teil komplette Versorgungen in Gefahr bringen<br />

und weit über bloße Umstellungsschwierigkeiten<br />

hinausgehen.<br />

In vielen Regionen fehlen sowohl ausreichend Ärzte,<br />

die die neuen Verordnungen ausstellen dürfen<br />

bzw. sich unter den erhöhten Anforderungen bereit<br />

erklären, sich zertifizieren zu lassen, als auch solche,<br />

die für beatmete Patientinnen und Patienten<br />

die geforderte Potentialerhebung durchführen dürfen.<br />

Diese prüft ab jetzt regelmäßig – unabhängig<br />

von der Grunderkrankung – ob ein Potenzial für<br />

eine Entwöhnung der Beatmung oder Trachealkanüle<br />

besteht.<br />

Der Aufwand für die Familien ist enorm. Die Termine<br />

bei den wenigen zugelassenen Ärzten sind rar<br />

gesät und viele Familien müssen weit fahren. Lange<br />

Wartezeiten bei der Terminfindung machen es Familien<br />

nicht möglich, die vorgeschriebenen Fristen<br />

einzuhalten. Zudem werden Potentialerhebungen<br />

zum Teil nicht anerkannt (bei Patienten, die seit Jahren<br />

dauerhaft gelähmt und beatmet sind), weil die<br />

Krankenkasse den zugelassenen Arzt nicht gelistet<br />

findet. Eine Übergangsregelung bis Ende <strong>des</strong> Jahres<br />

macht es für diese Fälle (noch) möglich die AKI auch<br />

ohne die Potentialerhebung weiterhin zugestanden<br />

zu bekommen, aber die Zeit bis zum Ende der Frist<br />

schreitet voran und der Aufbau der notwendigen<br />

Versorgungstrukturen hinkt hinterher.<br />

Einige Familien stehen schon jetzt plötzlich ohne<br />

die für sie lebensnotwendige Unterstützung durch<br />

Pflegekräfte da. Dies betrifft zum einen diejenigen,<br />

die angelernte Pflegekräfte beschäftigen, die zwar<br />

eingearbeitet und eingespielt sind, aber nicht den<br />

hochgesetzten Anforderungen einer besonders<br />

qualifizierten Fachpflegekraft entsprechen. Diese<br />

müssen ad hoc neue Mitarbeiter:innen oder einen<br />

neuen Pflegedienst für die 24-Stunden-Pflege finden,<br />

was bei dem Fachkräftemangel zum Teil sehr<br />

schwer bis unmöglich ist. Zum anderen betrifft es<br />

Familien, die mit der Neuregelung komplett aus<br />

dem Raster fallen und denen der Anspruch auf AKI<br />

abgesprochen wird. Dies betrifft Krankheitsbilder,<br />

bei denen eine permanente medizinische Beobachtung<br />

und Intervention durch eine examinierte<br />

Pflegekraft nicht als notwendig erachtet wird, weil<br />

nicht nachweisbar ist, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

täglich lebensbedrohliche Krisen auftreten<br />

können, die nur durch eine entsprechende Pflegefachkraft<br />

gelöst werden können. Diese Familien<br />

werden an die kommunal geregelte Eingliederungshilfe<br />

verwiesen, die in der Regel die Verantwortung<br />

für die gesundheitliche Versorgung der Kinder zurückweist.<br />

Dass es Eltern damit praktisch zugemutet<br />

wird, permanent 24 Stunden am Tag über ihre


Aus dem Gesundheitswesen<br />

53<br />

Kinder zu wachen und sie medizinisch zu versorgen,<br />

wird in Kauf genommen. Das ist unmenschlich und<br />

Nachbesserungen sind dringend gefordert!<br />

Nächstes Hindernis: Neue AKI-Versorgungsverträge<br />

Verbunden mit der Einführung der AKI wurden<br />

Krankenkassen und Pflegedienste verpflichtet bis<br />

zum 30. Juni 2024 neue Versorgungsverträge über<br />

die Erbringung und Abrechnung der Pflegeleistungen<br />

zu schließen. Die Verträge werden in jedem<br />

Bun<strong>des</strong>land jeweils einheitlich mit einer hierfür<br />

benannten Krankenkasse geschlossen. Um fortlaufende<br />

Versorgungen nicht zu gefährden, hat das<br />

Bun<strong>des</strong>amt für soziale Sicherung bereits im März<br />

die Vertragspartner wegen schleppender Verhandlungen<br />

ermahnt, die Verträge zügig zum Abschluss<br />

zu bringen, allerdings ohne Erfolg.<br />

Ende Mai sind wir gemeinsam mit anderen Verbänden<br />

und Vereinen der Selbsthilfe (bvkm, ISL,<br />

IntensivKinder zuhause e.V. und IntensivLeben)<br />

aktiv geworden und haben einen Brandbrief, gerichtet<br />

an Bun<strong>des</strong>gesundheitsminister Prof. Dr.<br />

Karl Lauterbach sowie Mitglieder <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages,<br />

veröffentlicht. In dem Brief haben wir auf die Probleme<br />

bei der Umsetzung der Rahmenempfehlungen<br />

und der Vereinbarung der Versorgungsverträge<br />

aufmerksam gemacht und den Gesetzgeber zu<br />

Nachbesserungen im Sinne einer Verlängerung der<br />

vorgesehenen Übergangsfrist von 12 auf 30 Monate<br />

aufgefordert, um Versorgungsabbrüche bei der<br />

lebenserhaltenden Leistung für unsere vulnerable<br />

Patient:innengruppe zu verhindern.<br />

Hier geht es zum Brandbrief: https://www.intensiv<br />

leben-kassel.de/news/brandbrief-patientenvertre<br />

ter-innen-fordern-umgehend-nachbesserungen<br />

Stand der Versorgung mit Außerklinischer Intensivpflege<br />

(AKI) ab 1. Juli 2024<br />

Da in einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern die häufig strittigen<br />

Verhandlungen absehbar nicht bis Ende Juni abgeschlossen<br />

werden konnten, hat Bun<strong>des</strong>gesundheitsminister<br />

Prof. Dr. Karl Lauterbach als Reaktion<br />

auf den Brandbrief am 14. Juni 2024 in getrennten<br />

Schreiben an Krankenkassen, Leistungserbringer<br />

und Versicherte darüber informiert, dass alle Leistungen<br />

der Pflegedienste auch über den Stichtag<br />

30. Juni 2024 hinaus weiter auf dem bislang vereinbarten<br />

Niveau vergütet werden sollen. Nach Aussage<br />

der Verbände der Leistungserbringer liegen<br />

entsprechende Garantieerklärungen aber bisher<br />

noch nicht in allen Ländern der beteiligten Krankenkassen<br />

vor. Sollte es daher wegen vertragsloser<br />

Zustände nach dem 1. Juli 2024 zu Versorgungsproblemen<br />

kommen, können Versicherte sich eigenständig<br />

oder gemeinsam mit ihrem Pflegedienst<br />

umgehend per Mail sowohl an das Bun<strong>des</strong>amt für<br />

soziale Sicherung (referat218@bas.bund.de) als<br />

auch an das Bun<strong>des</strong>gesundheitsministerium (post<br />

stelle@bmg.bund.de) wenden und um unverzügliche<br />

Unterstützung zur Sicherstellung der außerklinischen<br />

Intensivpflege bitten. Denn nach<br />

Aussage von Bun<strong>des</strong>gesundheitsminister Karl Lauterbach<br />

darf es „unter keinen Umständen aufgrund


54<br />

Aus dem Gesundheitswesen<br />

möglicherweise verzögerter Vertragsverhandlungen<br />

zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern<br />

zu Versorgungsunterbrechungen oder gar Versorgungsabbrüchen<br />

kommen.“<br />

Gemeinsam stark<br />

Wir haben in den letzten Jahren viel gekämpft und<br />

einiges erreicht. Dass wir mittlerweile von der Politik<br />

nicht mehr komplett überhört und übersehen<br />

werden können, ist nicht nur der Verdienst zäher,<br />

nächtelanger Arbeit, sondern vor allem auch der<br />

immer breiteren bun<strong>des</strong>weiten Vernetzung auf unterschiedlichsten<br />

Ebenen. Denn Vereine, die sich<br />

den Anliegen schwerkranker Kinder widmen, gibt<br />

es einige. Jeder Verein hat jedoch eine etwas andere<br />

Ausrichtung und zum Teil auch Zielgruppe. Und<br />

dennoch gibt es Überschneidungen, so dass Familien<br />

in der Regel von mehreren Vereinen gleichzeitig<br />

betreut werden bzw. deren Angebote in Anspruch<br />

nehmen. Die Relevanz der Vernetzung erhöhte sich<br />

durch den bedrohlich steigenden Pflegenotstand<br />

und die gesetzliche Neuregelung der Außerklinischen<br />

Intensivpflege. Denn bei<strong>des</strong> bedroht die<br />

häusliche Versorgung unserer Kinder, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen und deren Möglichkeiten,<br />

am Leben teilzuhaben.<br />

Mittlerweile sind wir, was das Gesetz betrifft, mit<br />

denjenigen Stellen vernetzt, die als Stellvertreter<br />

von der Politik beratend gehört werden. So sind<br />

wir in der Person von Markus Behrendt als Patientenvertreter<br />

im G-BA vertreten. Durch diese ehrenamtliche<br />

Tätigkeit ist es uns seither möglich, auf<br />

eine bedarfsgerechte und patientenzentrierte Versorgung<br />

in der außerklinischen Intensivpflege hinzuwirken.<br />

Durch die intensive Mitberatung an der<br />

AKI-Richtline wurde viel erreicht. Zusätzlich melden<br />

wir uns regelmäßig mit anderen Vereinen und<br />

Verbänden in Form von Stellungnahmen zu Wort<br />

und verschaffen uns so Gehör. Durch die Mitgestaltung<br />

auf Kongressen wie DIGAB und MAIK geben<br />

wir zudem unsere Positionen und Erfahrungen an<br />

die Wissenschaft und die Ärzte weiter und gehen<br />

in den Austausch mit Eltern und Betroffenen, auch<br />

über die Krankheitsbilder hinaus.<br />

Je mehr wir in den Austausch gehen, <strong>des</strong>to mehr<br />

entdecken wir, an welchen Stellen es Themen und<br />

Anliegen gibt, die nicht nur uns, sondern auch angrenzende<br />

Gruppen betreffen und das nutzen wir.<br />

Denn nur gemeinsam sind wir stark und können etwas<br />

erreichen.<br />

Danke an unsere Netzwerkpartner für die Unterstützung,<br />

den konstruktiven Austausch, die Zeit<br />

und die Ausdauer!


Aus dem Kindernetzwerk<br />

Aus Politik & Gesellschaft


Aus Politik & Gesellschaft<br />

Einsamkeit – Ein Interview<br />

mit Dr. Annette Mund<br />

Das Interview wurde geführt von Susann Schrödel<br />

Susann Schrödel: Liebe Annette, Frau Dr. Mund,<br />

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview<br />

nimmst. Bevor wir in das Thema Einsamkeit<br />

einsteigen, könntest Du Dich bitte kurz vorstellen<br />

und erklären, warum Dir dieses Thema so wichtig<br />

ist?<br />

Dr. Annette Mund: Vielen Dank für das Interesse an<br />

meinen Gedanken zur Einsamkeit. Ich bin 63 Jahre,<br />

langjährige Vorsitzende von Kindernetzwerk e.V.,<br />

leite in meinem Lohnberuf eine 55-Appartement-<br />

Einrichtung <strong>des</strong> Betreuten Wohnens und sehe<br />

dadurch viele Schicksale älterer und hochaltriger<br />

Menschen. Einsamkeit ist häufig dort anzutreffen;<br />

auch im angeschlossenen Seniorenpflegeheim<br />

sehe ich verschiedene Stationen der Einsamkeit. In<br />

dreißig Jahren soll der Anteil der älteren Menschen<br />

auf 21 Millionen ansteigen – laut Destatis. Wenn<br />

ich dann noch leben werde, bin ich eine von diesen<br />

21 Millionen Älteren oder Hochaltrigen. Und wenn<br />

dem so sein wird, möchte ich nicht unbedingt in<br />

Einsamkeit versinken.<br />

Allgemeine Bedeutung von Einsamkeit<br />

Susann Schrödel: Einsamkeit ist ein Thema, das in<br />

der Wissenschaft und Öffentlichkeit zunehmend<br />

diskutiert wird. Warum glaubst Du, dass Einsamkeit<br />

so ein bedeuten<strong>des</strong> Thema geworden ist?<br />

Dr. Annette Mund: Einsamkeit gilt mittlerweile<br />

als ebenso gefährlich wie Rauchen, Übergewicht<br />

und Luftverschmutzung. Einsamkeitsempfindungen<br />

sitzen im Gehirn am gleichen Ort wie<br />

Schmerzempfindungen und einsame Menschen<br />

empfinden die Welt eher als feindlich. Der Cortisolspiegel<br />

dieser Menschen ist hoch und verursacht so<br />

Stress und gegebenenfalls diffuse Schmerzen. Dauerstress<br />

führt zu einer veränderten Wahrnehmung<br />

der Welt, zum eigenen Rückzug, zu Bluthochdruck<br />

und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schmerzen, besonders<br />

unklare Schmerzen, verhindern Teilhabe<br />

zusätzlich. Der Anteil der älteren und hochaltrigen<br />

Menschen an der Bevölkerung wird, wie schon gesagt,<br />

stark steigen und gesundheitliche, medizinische<br />

und teilhabeorientierte Maßnahmen für diese<br />

Gruppe müssen bezahlt werden. Um hier das Optimale<br />

möglich machen zu können, muss so schnell<br />

wie möglich begonnen werden, eine einsamkeitsarme<br />

Zukunft zu planen.<br />

Einsamkeit bei älteren Menschen<br />

Susann Schrödel: Du leitest, innerhalb einer Pflegeeinrichtung<br />

für Senioren, die Abteilung <strong>des</strong> Betreuten<br />

Wohnens. Was sind Deiner Erfahrung nach,<br />

die Hauptgründe für Einsamkeit im Alter, und wie<br />

wirken sich diese auf die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

der Bewohner aus?<br />

Dr. Annette Mund: Im Alter „verschwinden“ die<br />

Menschen, sie werden unsichtbar für die jüngere,<br />

aktivere Gesellschaft. Immer wieder höre ich „das<br />

Synonym für Alter ist Ausrangiert“. Eine Bewohnerin<br />

meiner Einrichtung sagte beispielsweise:<br />

„Man ist ja nur noch Zuschauer <strong>des</strong> Lebens. Mehr<br />

ist man ja nicht mehr.“ Die Familie, die Freunde,<br />

die Nachbarn sind oft nicht mehr vorhanden, weil


58<br />

Aus Politik & Gesellschaft<br />

sie entweder ihr eigenes Leben haben und somit<br />

wenig Zeit für ihre Eltern oder Verwandten. Oder<br />

das Freun<strong>des</strong>- und Verwandtenumfeld ist verstorben.<br />

Dann sind die Menschen zunehmend allein.<br />

Alleinsein wandelt sich häufig zunehmend in Einsamkeit.<br />

Das führt beispielsweise dazu, dass die<br />

einzigen Kontakte, wenn ich und mein Team nicht<br />

dagegenwirken, der kurze tägliche Besuch <strong>des</strong><br />

Pflegedienstes ist. Wer nur ein- oder zweimal die<br />

Woche den Pflegedienst benötigt, spricht gegebenenfalls<br />

an den anderen Tagen überhaupt nicht.<br />

Dann läuft von morgens bis abends der Fernseher<br />

und die Menschen sitzen stundenlang in ihrem Sessel.<br />

Die Muskulatur geht zurück, die Beweglichkeit<br />

lässt nach. Jede Bewegung wird mehr und mehr<br />

anstrengend und mühsam, bis sie überhaupt nicht<br />

mehr ausgeführt wird. Dann geht der Mensch nicht<br />

mehr oft nach draußen und vereinsamt so jeden<br />

Tag ein bisschen mehr. Die gesundheitlichen Probleme<br />

habe ich oben schon kurz skizziert.<br />

Ein weiterer Umstand, der sehr oft Einsamkeit generiert<br />

und hält, ist die Erstarrung, wenn die Menschen<br />

in das Heim umziehen müssen, weil die eigene<br />

Gesundheit ein selbstständiges Leben nicht<br />

mehr möglich sein lässt. Das Gefühl, abgeschoben<br />

und zu einem untätigen Leben verdammt zu sein,<br />

lässt sehr schnell Einsamkeit entstehen. Hier muss<br />

von Anfang der Eingewöhnungszeit an von Seiten<br />

der Heimmitarbeiter empathisch und kommunikativ<br />

aufgefangen werden.<br />

Susann Schrödel: Welche Maßnahmen hast Du in<br />

Deiner Einrichtung ergriffen, um der Einsamkeit<br />

entgegenzuwirken?<br />

Dr. Annette Mund: Es gibt den auch in Deutschland<br />

zugelassenen UCLA-Einsamkeitsfragebogen. Diesen<br />

haben wir an alle Heimbewohner und Mieter<br />

<strong>des</strong> Betreuten Wohnens weitergegeben. Nun sind<br />

wir in der Auswertung. Gleichzeitig wollen wir das<br />

Thema „Einsamkeit“ zum Jahresthema werden<br />

lassen. Dazu wurden von uns schon erste Schulungen<br />

für die Mitarbeiter <strong>des</strong> Seniorenheims entwickelt,<br />

denn obwohl viele Mitarbeiter professionell<br />

ausgebildet sind, ist das Thema der Einsamkeit<br />

nicht unbedingt so präsent. Zudem haben wir ein<br />

Erzählcafé etabliert, das gut angenommen wird.<br />

Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen<br />

Susann Schrödel: Als Vorsitzende <strong>des</strong> Kindernetzwerks<br />

hast Du auch mit Einsamkeit bei Kindern und<br />

Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen und<br />

Behinderungen zu tun. Welche spezifischen Herausforderungen<br />

siehst Du hier?<br />

Dr. Annette Mund: Behinderte und chronisch kranke<br />

Kinder und Jugendliche leben per se in einer<br />

ungeselligeren Situation als nicht eingeschränkte<br />

Peers. Sie haben die pflegenden Angehörigen um<br />

sich und treffen ihre Kita- und Klassenkameraden<br />

in der Schule. Je spezifischer die Behinderungen<br />

oder chronischen Krankheiten sind, <strong>des</strong>to eher sehen<br />

die Kinder und Jugendlichen ihre Peers eben<br />

nur dort. Internet und mobile Versorgung, soziale<br />

Medien und Avatare erleichtern zwar die Aufrechterhaltung<br />

von Kontakten, aber gleichzeitig steigt<br />

die Gefahr der Vereinsamung, sollte es zu Ausgrenzung<br />

oder gar Mobbing kommen. Schulungen zur<br />

gesunden Mediennutzung und Errichtung vieler<br />

Möglichkeiten sich aussprechen zu können, sind<br />

wichtige Mittel, um einer kommenden Einsamkeit<br />

vorzubeugen.<br />

Susann Schrödel: Wie beeinflusst Einsamkeit die<br />

Entwicklung und Gesundheit dieser Kinder und<br />

Jugendlichen langfristig?<br />

Dr. Annette Mund: Die gesundheitlichen Folgen,<br />

die oben schon für Ältere und Hochaltrige eintreffen<br />

können, gelten auch für Kinder und Jugendliche.<br />

Laut Studien sind einsame Menschen weniger


Aus Politik & Gesellschaft<br />

59<br />

empathisch mit anderen als nicht einsame. Das gilt<br />

auch für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche.<br />

Lösungsansätze und Projekte<br />

Susann Schrödel: Was sind Deiner Meinung nach<br />

die effektivsten Ansätze, um Einsamkeit bei diesen<br />

besonders gefährdeten Gruppen zu bekämpfen?<br />

Dr. Annette Mund: Inklusion, Inklusion, Inklusion<br />

Susann Schrödel: Kannst Du uns konkrete Projekte<br />

oder Hilfsmittel nennen, die das Kindernetzwerk<br />

initiiert hat oder plant, um Einsamkeit bei Kindern<br />

und Jugendlichen zu bekämpfen?<br />

in den Niederlanden relativ hoch, da man die Autonomie<br />

und Autarkie der Älteren und Hochbetagten<br />

hochhält. In Italien dagegen, ist die Einsamkeit der<br />

Älteren und Hochbetagten, die in Familien leben,<br />

deutlich geringer. In ärmeren Ländern, wie Bulgarien,<br />

Polen oder auch Ungarn beispielsweise, steigt<br />

die Einsamkeit in der Bevölkerung mit zunehmendem<br />

Alter deutlich an, weil die meisten Älteren<br />

und Hochaltrigen über wenig Geld und somit wenig<br />

Teilhabe verfügen. In England gibt es sogar eine<br />

Ministerin, die zur Bekämpfung der Einsamkeit ernannt<br />

wurde. Also – Einsamkeit ist kein deutsches<br />

Problem.<br />

Chancen in der Einsamkeit<br />

Dr. Annette Mund: Peerberatung, unrare.me, …<br />

Kontroverse<br />

Susann Schrödel: Liebe Annette, Einsamkeit wird<br />

oft als ein besonders deutsches Phänomen dargestellt.<br />

Glaubst Du, dass Einsamkeit hierzulande<br />

stärker verbreitet ist, oder gibt es Länder, in denen<br />

man anders mit Einsamkeit umgeht? Was können<br />

wir von diesen Ländern lernen?<br />

Susann Schrödel: Wenn wir Einsamkeit einmal anders<br />

interpretieren würden, könnte sie auch Chancen<br />

beinhalten? Welche positiven Aspekte könnte<br />

Einsamkeit haben, und wie können diese möglicherweise<br />

genutzt werden?<br />

Dr. Annette Mund: Einsamkeit kann zur Selbstbesinnung<br />

genutzt werde, kann zu Ruhe und Zufriedenheit<br />

führen, wenn sie selbstgewählt ist und jederzeit<br />

abwendbar sein kann.<br />

Dr. Annette Mund: Einsamkeit ist ein internationales<br />

Problem. Es wird nur unterschiedlich gesehen<br />

und bewertet. So zeigen Studien, dass individualistische<br />

Länder, wie beispielsweise Kanada und Amerika,<br />

Einsamkeit als individuelle Schwäche sehen,<br />

für deren Bekämpfung man selbst zuständig ist. Die<br />

statistischen Werte für Einsamkeit, altersunabhängig,<br />

ist hoch. In kollektivistischen Gesellschaften,<br />

wie beispielsweise Spanien und Portugal, ist die<br />

Einsamkeit dagegen statistisch geringer nachweisbar.<br />

Insgesamt muss immer eingerechnet werden,<br />

wie die jeweiligen kulturellen Normen und Werte<br />

das Thema Einsamkeit bewerten. So sind die Werte<br />

der älteren Menschen, die in ihren Familien leben,<br />

Verantwortlichkeit bei der Bekämpfung von Einsamkeit<br />

Susann Schrödel: Wessen Aufgabe sollte es Deiner<br />

Meinung nach sein, Einsamkeit zu bekämpfen?<br />

Was können Politik, Gesellschaft, Schulen, Familien<br />

und jeder Einzelne tun, um Einsamkeit und <strong>des</strong>sen<br />

negativen Folgen entgegenzuwirken?<br />

Dr. Annette Mund: Fangen wir bei dem Einzelnen<br />

an: jede und jeder Einzelne kann in ihrer/seiner<br />

Umgebung, in der Familie, in der Nachbarschaft, in<br />

der Arbeitsstelle sehen, ob sich einsame Menschen<br />

identifizieren lassen.


60<br />

Aus Politik & Gesellschaft<br />

Folgende Hinweise können ein Indiz für Einsamkeit<br />

sein:<br />

→ introvertierter Charakter<br />

→ emotionale Instabilität<br />

→ wenige persönliche Ressourcen – wenig<br />

finanzielle Mittel, wenige Verwandte/Bekannte/<br />

Freunde<br />

→ Migrationshintergrund<br />

→ gesundheitliche Einschränkungen – je stärker,<br />

<strong>des</strong>to höher das Risiko<br />

→ herausfordern<strong>des</strong> Verhalten<br />

→ Teil einer Minderheit sein (sexuell, ethnisch,<br />

religiös)<br />

→ Schamempfindung (unglückliches Leben,<br />

schwierige Vergangenheit, „selbstverschuldetes“<br />

Unglück, etc.)<br />

→ Mix aus allem („Das Gesamte ist mehr als die<br />

Summe seiner Teile“)<br />

Besteht schon ein Anlass zur Sorge, sollte ausführlich<br />

nachgefragt/beobachtet werden nach:<br />

→ derzeitige Stimmung<br />

→ Rückzug/Kontaktvermeidung<br />

→ persönliches Gesundheitsempfinden<br />

→ Schmerzen<br />

→ Traurigkeit<br />

→ fehlt etwas, das man „auffüllen“ könnte<br />

→ gibt es Unterstützungsbedarf<br />

→ bessert sich die Stimmung, nachdem Sozialkontakte<br />

eingerichtet werden konnten?<br />

Die Kommunen sollten versuchen, in Kleinräumen<br />

und nicht in einzelnen Straßen oder Gebäude zu<br />

denken. Dorfähnliche Strukturen sind besser geeignet,<br />

auf den anderen schauen zu können, Geselligkeit<br />

möglich zu machen, als städtische Anonymität.<br />

Der Staat, sollte vermehrt auf die einzelnen, häufig<br />

nicht so sichtbaren Bevölkerungsgruppen (behinderte<br />

und chronisch kranke Kinder und Jugendliche,<br />

pflegende Angehörige, hochaltrige Menschen)<br />

achten und die Formung der Zukunft aus der Perspektive<br />

dieser Gruppen bedenken.<br />

Susann Schrödel: Liebe Annette, was wür<strong>des</strong>t Du<br />

unseren Lesern (Kind, Jugendlicher oder Familienangehöriger),<br />

der akut unter Einsamkeit leitet, raten?<br />

Gibt es ein Mittel oder eine Technik, die sie<br />

anwenden können, um sich in solchen Momenten<br />

besser zu fühlen oder Hilfe zu finden?<br />

Dr. Annette Mund: Generell: entfliehe Dir selbst<br />

und suche die anderen, also gehe von „ein-sam“ zu<br />

„gemein-sam“. Wie geht das praktisch?<br />

Als erstes empfehle ich zu bedenken, dass jeder<br />

Mensch aus den eigenen Augen auf die Welt<br />

schaut, d. h. sie sehen die Welt aus der Perspektive<br />

der eigenen Geschichte, den eigenen Werten, den<br />

eigenen Ängsten und Befürchtungen. Wenn ich das<br />

verstanden habe, kann ich versuchen, meine eigene<br />

Gemütsverfassung zu ändern, und zwar direkt.<br />

Bin ich beispielsweise gerade in einer gedanklichen<br />

Missstimmung, leide ich unter Einsamkeitsgefühlen<br />

und meine, nur noch tiefer zu fallen als höher<br />

klettern zu können und verstehe ich das, kann ich<br />

beginnen, zu lächeln, wenn auch erst einmal nur<br />

grimassenhaft. Dann kann ich versuchen, mich an<br />

den Gedanken zu gewöhnen, dass mein individueller<br />

Blick das Gefühl der Einsamkeit zumin<strong>des</strong>t<br />

verstärkt und ich dieses nicht möchte. Also lächele<br />

ich weiter und beginne mich zu fragen, mit wem<br />

ich jetzt gerne sprechen würde. Dann gehe ich ein<br />

wenig das Gespräch, das ich mir vorstellen kann, in<br />

Gedanken durch. Dadurch bin ich schon ein wenig<br />

mehr auf dem Weg zu dem „Anderen“. Die Gedanken,<br />

die dann häufig auftreten, „ich möchte mich


Aus Politik & Gesellschaft<br />

61<br />

nicht aufdrängen“ oder „die anderen wollen mich<br />

nicht“ oder „es interessiert sich sowieso niemand<br />

für mich“ sollten von mir gesehen oder bemerkt,<br />

aber nicht als Wahrheit identifiziert werden. Es ist<br />

nicht wahrscheinlich, dass mich niemand will, dass<br />

ich alle nur störe, dass sich niemand für mich interessiert.<br />

Also sollte ich dann überlegen, ob ich denjenigen,<br />

mit dem ich jetzt gerne sprechen würde,<br />

nicht kontaktieren kann. Und es dann tun.<br />

Wenn dieses Vorgehen zuerst nicht durchgeführt<br />

werden kann, sollte man die Hoffnung nicht aufgeben<br />

und es einüben. Irgendwann wird es klappen<br />

und man wird die Beziehungen zu dem oder den<br />

„Anderen“ aufnehmen können und das Gefühl der<br />

Einsamkeit wird schwinden.<br />

Susann Schrödel: Zum Abschluss, welche drei konkreten<br />

Aufträge wür<strong>des</strong>t Du dem Kindernetzwerk<br />

im Kontext der Bekämpfung von Einsamkeit erteilen?<br />

Dr. Annette Mund: Moderierte Chatgruppen,<br />

Wettbewerbe zum Thema Einsamkeit: Geschichten,<br />

Bilder, Einsamkeitsveranstaltungen – „Kommt<br />

alle und sprecht zusammen“<br />

Liebe Annette, herzlichen Dank für deine wichtigen<br />

Gedanken und Impulse zu diesem Thema, dass<br />

sicher ganz Viele bewegt.


62<br />

Aus Politik & Gesellschaft<br />

Überblick zu unseren<br />

politischen Aktivitäten<br />

Auf dem Weg zur inklusiven Lösung<br />

Auch nach Abschluss <strong>des</strong> Beteiligungsprozesses <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) zur Gestaltung einer inklusiven<br />

Kinder- und Jugendhilfe werden weiterhin<br />

Kernprobleme und -erfordernisse weiter diskutiert.<br />

So fand die Fachveranstaltung „Inklusive Kinderund<br />

Jugendhilfe: Sicherung <strong>des</strong> individuellen Anspruchs<br />

auf teilhabeorientierte Leistungen für<br />

Kinder und Jugendliche mit Behinderungen“ statt,<br />

organisiert von der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation<br />

(DVfR) in Kooperation mit dem Beauftragten<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung für die Belange von<br />

Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, statt.<br />

Unsere Referentin Benita Eisenhardt war ebenfalls<br />

dabei.<br />

Die DVfR setzt sich vehement dafür ein, dass Leistungen<br />

zur Teilhabe auch im System der Kinder- und<br />

Jugendhilfe vollständig abgebildet werden.<br />

Eine Autorengruppe präsentierte dabei Formulierungsvorschläge<br />

für den Gesetzentwurf. Alle Teilnehmenden<br />

wurden aufgefordert, diese Woche<br />

noch Kommentare zu dem Entwurfstext einzureichen.<br />

Danach ging das Papier an das BMFSFJ und<br />

an das Bun<strong>des</strong>ministerium für Arbeit und Soziales.<br />

Update:<br />

Den Referentenentwurf zur Gestaltung einer inklusiven<br />

Kinder- und Jugendhilfe haben wir nun offiziell<br />

erhalten und eine Stellungnahme dazu verfasst.<br />

Lilith Fendt und Kathrin Jackel-Neusser vertraten<br />

dabei das Kindernetzwerk e. V.<br />

Die Berichte dazu können Sie auf unserer Homepage<br />

in der Rubrik Politik finden.


Aus Politik & Gesellschaft<br />

63<br />

Runder Tisch <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesundheitsministeriums<br />

Am 26. Juni 2024 organisierte das Bun<strong>des</strong>gesundheitsministerium<br />

zusammen mit dem Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Arbeit und Soziales und dem Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend einen interministeriellen Runden Tisch zum<br />

Thema „Familien mit schwerst-mehrfach behinderten<br />

Kindern“. An der Veranstaltung, an der auch<br />

das Bun<strong>des</strong>ministerium für Arbeit und Soziales und<br />

das Bun<strong>des</strong>ministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend beteiligt waren, nahmen zahlreiche<br />

Vertreter:innen aus den Ministerien, der Bun<strong>des</strong>behindertenbeauftragte<br />

Jürgen Dusel und Abgeordnete<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages teil.<br />

Außerdem waren mehrere Vertreter:innen der hier<br />

wesentlichen Verbände vertreten, darunter auch<br />

unsere Geschäftsführerin Kathrin Jackel-Neusser<br />

aus dem Kindernetzwerk e. V., die den “Berliner<br />

Appell” erneut im Ministerium bewarb und nachgangs<br />

die bezüglich <strong>des</strong> Runden Tischs zentralen<br />

Forderungen übersandte.<br />

Das Hauptziel der Veranstaltung war, die Bedürfnisse<br />

von Familien mit schwerst-mehrfach behinderten<br />

Kindern zu diskutieren und Maßnahmen zur<br />

Verbesserung ihrer Situation zu identifizieren.<br />

Prof. Dr. Lauterbach erläuterte Maßnahmen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>gesundheitsministeriums, die sich positiv<br />

auf schwerst-mehrfach behinderte Kinder und ihre<br />

Familien auswirken sollen. Diese Maßnahmen, die<br />

bereits umgesetzt wurden oder sich in der Umsetzung<br />

befinden, beinhalten Verbesserungen im<br />

Bereich Pflege, wie z.B. den Anspruch auf Kurzzeitpflege<br />

in anderen geeigneten Einrichtungen,<br />

die nicht durch einen Versorgungsvertrag mit den<br />

Pflegekassen zur Kurzzeitpflege zugelassen sind,<br />

die Beschleunigung der Hilfsmittelversorgung und<br />

Verbesserungen für Kinder mit psychischen Beeinträchtigungen.<br />

Zudem wurde die Altersgrenze bei<br />

Sozialpädiatrischen Zentren bis zum 21. Lebensjahr<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes<br />

erweitert. Anschließend wurden die Verbände<br />

aufgerufen, weitere Maßnahmen zu identifizieren<br />

und zu sammeln.<br />

Unsere aktuellen Berichte zu politischen Aktionen<br />

finden Sie insbesondere unter unserem LinkedIn-<br />

Auftritt sowie per Facebook und Instagram.<br />

Folgen Sie uns doch gerne


64<br />

Aus Politik & Gesellschaft<br />

Einige Schlaglichter aus dem Bun<strong>des</strong>tag<br />

Stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen<br />

Mit dem geplanten Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz<br />

soll die stationäre Versorgung<br />

von Kindern und Jugendlichen laut Bun<strong>des</strong>regierung<br />

zusätzlich und dauerhaft gestärkt werden.<br />

Dazu soll der jährliche Förderbetrag in Höhe von<br />

300 Millionen Euro verstetigt und ab dem Jahr<br />

2027 über eine für den Bereich Pädiatrie erhöhte<br />

Vorhaltevergütung ausgezahlt werden, wie aus der<br />

Antwort der Bun<strong>des</strong>regierung (20/12426) auf eine<br />

Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/12269)<br />

hervorgeht.<br />

Danach wurde zur kurzfristigen Stärkung der stationären<br />

pädiatrischen Versorgung mit dem Krankenhauspflegeentlastungsgesetz<br />

vom Dezember<br />

2022 für die Jahre 2023 und 2024 ein Erlösvolumen<br />

für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen<br />

eingeführt. Für die Versorgung von Kindern<br />

und Jugendlichen erhalten Krankenhäuser in den<br />

Jahren 2023 und 2024 der Antwort zufolge ein<br />

garantiertes Erlösvolumen, das auf Grundlage der<br />

Behandlungsfälle <strong>des</strong> Jahres 2019 ermittelt und um<br />

die Preisentwicklung angehoben sowie zusätzlich<br />

um insgesamt 300 Millionen Euro pro Jahr erhöht<br />

wird.<br />

Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz<br />

soll die verbesserte Finanzierung für den<br />

Bereich Pädiatrie nun verstetigt und ab dem Jahr<br />

2027 über eine erhöhte Vorhaltevergütung ausgezahlt<br />

werden, wie die Bun<strong>des</strong>regierung weiter<br />

ausführt. Eine weitere Bezugnahme auf das Jahr<br />

2019 wäre dabei „nicht mehr sachgerecht, weil<br />

dann zwischenzeitlich erfolgte Struktur- und Fallzahländerungen<br />

nicht berücksichtigt würden“.<br />

(Quelle hib/STO vom 09.08.2024)<br />

Barrierefreier Zugang zu Versicherten- und Patientenrechten<br />

Der Petitionsausschuss setzt sich für den barrierefreien<br />

Zugang zu Versicherten- und Patientenrechten<br />

ein. Aus Sicht <strong>des</strong> Petenten liegt eine Verletzung<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention vor, da<br />

die Sitzungstermine seiner Krankenkasse lediglich<br />

durch Aushang in Papierform veröffentlicht würden.<br />

Dies stelle eine unnötige Barriere dar, heißt es<br />

in der Eingabe vom Herbst 2023.<br />

In der Begründung zur Beschlussempfehlung <strong>des</strong><br />

Ausschusses wird auf Paragraf 63 Absatz 3 Satz 2<br />

Viertes Buch Sozialgesetzbuch verwiesen, wonach<br />

die Sitzungen <strong>des</strong> Verwaltungsrates öffentlich sind,<br />

„soweit sie sich nicht mit personellen Angelegenheiten<br />

der Krankenkasse, Grundstücksgeschäften<br />

oder geheimhaltungsbedürftigen Tatsachen befassen“.<br />

Öffentlich sei eine Sitzung, wenn eine beliebige<br />

Zahl nicht geladener Zuhörer und Zuhörerinnen<br />

Zutritt zum Sitzungsraum hat, heißt es in der Vorlage.<br />

Dabei dürfe der Zutritt nicht auf einen bestimmten<br />

Personenkreis wie etwa Versicherte oder Arbeitgeber<br />

und Arbeitgeberinnen beschränkt sein.<br />

Zur Herstellung der Öffentlichkeit ist es der Vorlage<br />

zufolge erforderlich, dass der Sitzungstermin in<br />

geeigneter Weise, „gegebenenfalls in der durch die<br />

Satzung hierfür bestimmten Art“, rechtzeitig bekannt<br />

gemacht wird.<br />

Als für die genannten Krankenkassen zuständige<br />

Aufsichtsbehörde könne das Bun<strong>des</strong>amt für Soziale<br />

Sicherung (BAS) im Einzelfall überprüfen, ob die<br />

gesetzlichen Anforderungen an die Herstellung der<br />

Öffentlichkeit von den Krankenkassen eingehalten<br />

werden, heißt es weiter. Auf Nachfrage <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />

für Gesundheit (BMG) habe das<br />

BAS zum konkreten Sachverhalt mitgeteilt, dass es


Aus Politik & Gesellschaft<br />

65<br />

keinen Anlass sehe, gegen die Krankenkassen wegen<br />

eines Verstoßes gegen den Grundsatz der Öffentlichkeit<br />

einzuschreiten.<br />

(Quelle hib/STO vom 06.09.2023)<br />

Gesetzliche Regelungen zur Barrierefreiheit gefordert<br />

Zur Herstellung von Barrierefreiheit braucht es aus<br />

Sicht von Sachverständigen gesetzliche Regelungen.<br />

Selbstverpflichtungen und weitere Aktionspläne<br />

reichten nicht aus, hieß es während einer<br />

öffentlichen Anhörung <strong>des</strong> Ausschusses für Arbeit<br />

und Soziales zu dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion<br />

mit dem Titel „Mehr Tempo für Barrierefreiheit und<br />

einen inklusiven Sozialraum“ (20/4676)<br />

Christiane Möller vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

sagte während der Anhörung,<br />

das Prinzip der Freiwilligkeit habe „jahrzehntelang“<br />

nicht funktioniert. Es müsse also über gesetzliche<br />

Regelungen „mit angemessenen Übergangsfristen“<br />

gesprochen werden, forderte sie. „Das Thema ist<br />

kein, nice to have‘ für Menschen mit Behinderungen“,<br />

betonte Möller. Das Vorhandensein und die<br />

Nutzbarkeit einer barrierefreien Infrastruktur oder<br />

barrierefreier Produkte und Dienstleistungen sei<br />

entscheidend für die Frage: „Bin ich drin oder bin<br />

ich draußen in dieser Gesellschaft?“ (...) Helmut<br />

Vogel vom Deutschen Gehörlosenbund schloss<br />

sich der Kritik an. Bei dem Prozess im BMG brauche<br />

es eine Steuerungsgruppe, an der der Behindertenrat<br />

beteiligt ist und die die Partizipation sicherstellt,<br />

sagte Vogel. Bei den Planungen gebe es<br />

noch viele Unklarheiten. Aus Sicht von Vogel wäre<br />

es richtig, noch mal von Grund auf anzufangen, um<br />

2025 auch wirklich einen Aktionsplan zu haben.<br />

Die derzeitige Möglichkeit, von der Umsetzungsfrist<br />

für eine vollständige Barrierefreiheit <strong>des</strong> ÖPNV abweichen<br />

zu können, ist nach Auffassung von Irene<br />

Vorholz vom Deutschen Landkreistag wichtig und<br />

sollte fortbestehen. In der Praxis lägen nach wie<br />

vor unverändert vielfach die Ausnahmetatbestände<br />

vor. Es sei von den Landkreisen als Trägern <strong>des</strong><br />

ÖPNV nicht beeinflussbar, dass beispielsweise alle<br />

Haltestellen barrierefrei sind. Dies werde von anderen<br />

Trägern verantwortet. Hartmut Reinberg-Schüller<br />

vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(VDV) forderte eine stärkere Bewusstseinsbildung<br />

aller Beteiligten bei Planungen und Umsetzung von<br />

baulichen Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Schaue<br />

man heute auf teilweise ausgebaute barrierefreie<br />

Haltestellen sehe man, „dass dann das ein oder andere<br />

eben nicht barrierefrei ist“. Es mangle oft am<br />

Erfassen <strong>des</strong> Systems Barrierefreiheit, sagte er.<br />

Der Einzelsachverständige Daniel Hlava, Professor<br />

für Gesundheits- und Sozialrecht an der Frankfurt<br />

University of Applied Sciences, verwies darauf, dass<br />

bereits heute die Versagung von angemessenen<br />

Vorkehrungen zum Teil als eine nach dem Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbotene<br />

Diskriminierung angesehen werde. Eine ausdrückliche<br />

dahingehende Regelung im AGG wäre sehr zu<br />

begrüßen, befand er. Einer Übergangsfrist bedürfe<br />

es hingegen nicht. Es gehe schließlich darum, im<br />

Einzelfall geeignete Maßnahmen zu suchen und zu<br />

ergreifen, damit Menschen mit Behinderung die<br />

Überwindung noch bestehender Barrieren ermöglicht<br />

werde.<br />

Eine inklusive Gesellschaft entstehe nicht von<br />

selbst, heißt es in der Stellungnahme <strong>des</strong> Einzelsachverständigen<br />

Eberhard Eichenhofer. Sie entstehe<br />

vor allem dann nicht, „wenn die bestehende<br />

Gesellschaft einzelne wie Gruppen wegen ihres<br />

Geschlechts, Alters, einer Behinderung, ethnischer


66<br />

Aus Politik & Gesellschaft<br />

Herkunft oder sexueller Orientierung tatsächlich<br />

die rechtlich gebotene Gleichbehandlung vorenthält“.<br />

Die Stellung von Menschen mit einer Behinderung<br />

müsse daher im Zeichen von Inklusion<br />

verbessert werden. Die Aufnahme <strong>des</strong> Begriffs „angemessene<br />

Vorkehrungen“ in das deutsche Recht<br />

würde aus seiner Sicht dazu entscheidend beitragen.<br />

Zur ganzen Information gelangen Sie hier:<br />

Deutscher Bun<strong>des</strong>tag - Gesetzliche Regelungen zur<br />

Barrierefreiheit gefordert<br />

(Quelle hib/STO vom 14.11.2023)<br />

Verbraucherverband muss behindertengerecht arbeiten<br />

Der Verbraucherzentrale Bun<strong>des</strong>verband (vzbv) ist<br />

nach Angaben der Bun<strong>des</strong>regierung an die Einhaltung<br />

der Bestimmungen zur Berücksichtigung der<br />

Belange von Menschen mit Behinderung und deren<br />

Organisationen gebunden. Die Wahrung der Interessen<br />

der schwerbehinderten Menschen sowie ihre<br />

Beratung und Unterstützung innerhalb <strong>des</strong> vzbv<br />

stelle die Schwerbehindertenvertretung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />

sicher, heißt es in der Antwort. (20/9912),<br />

(20/9622).<br />

(Quelle hib/STO vom 08.01.2024)<br />

Bun<strong>des</strong>tag beschließt Gesetz zur Stärkung der medizinischen Forschung<br />

Der Bun<strong>des</strong>tag hat am Donnerstag, 4. Juli 2024, den<br />

Gesetzentwurf der Bun<strong>des</strong>regierung für ein Medizinforschungsgesetz<br />

(20/11561) in der vom Gesundheitsausschuss<br />

geänderten Fassung (20/12149) angenommen.<br />

Für den Gesetzentwurf stimmten die<br />

Koalitionsfraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen<br />

und FDP, dagegen die Unionsfraktion, die AfD-Fraktion<br />

und die Gruppe Die Linke. Gegen die Stimmen<br />

von CDU/CSU und AfD bei Enthaltung der Linken<br />

lehnte der Bun<strong>des</strong>tag einen Entschließungsantrag<br />

der Unionsfraktion (20/20154) zum Gesetzentwurf<br />

mit der Koalitionsmehrheit ab.<br />

Mit dem Medizinforschungsgesetz sollen die Rahmenbedingungen<br />

für die Entwicklung, Zulassung<br />

und Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten<br />

verbessert werden. Das Ziel sei, die Attraktivität<br />

<strong>des</strong> Standortes Deutschland in der medizinischen<br />

Forschung zu stärken und den Zugang zu<br />

neuen Therapieoptionen zu beschleunigen, heißt<br />

es im Gesetzentwurf.<br />

Gesetzentwurf der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

Das Gesetz zielt darauf ab, klinische Prüfungen und<br />

das Zulassungsverfahren von Arzneimitteln und<br />

Medizinprodukten zu vereinfachen, zu entbürokratisieren<br />

und zu beschleunigen. Regulatorisch soll<br />

der Weg für dezentrale klinische Prüfungen geebnet<br />

werden. Die Kennzeichnung von Prüf- und Hilfspräparaten<br />

soll erleichtert und die Genehmigung<br />

„mononationaler“ klinischer Prüfungen beschleunigt<br />

werden. Zudem soll die rechtliche Grundlage<br />

für die Veröffentlichung von Standardvertragsklauseln<br />

für klinische Studien geschaffen werden. Im<br />

Bereich <strong>des</strong> Strahlenschutzes soll eine Verzahnung<br />

der Verfahren und damit eine Verbesserung der regulatorischen<br />

Rahmenbedingungen erreicht werden.<br />

Beim Bun<strong>des</strong>institut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

soll eine übergreifende Koordinierungsstelle<br />

für Zulassungsverfahren und Anträge zu klinischen<br />

Prüfungen für Arzneimittel eingerichtet<br />

werden. Vorgesehen ist außerdem eine spezialisierte<br />

Ethik-Kommission für besondere Verfahren<br />

auf Bun<strong>des</strong>ebene. Dem Entwurf zufolge sollen zudem<br />

der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) und die pharmazeutischen Unternehmer<br />

die Möglichkeit erhalten, vertrauliche<br />

Erstattungsbeträge bei Arzneimitteln mit neuen<br />

Wirkstoffen zu vereinbaren.<br />

(Quelle hib/STO vom 30.05.2024)


68<br />

Buchtipps<br />

Buchtipps<br />

Christine Joisten - Zwei Mutmach-Bücher<br />

- eine Nachlese zum Sommer 2024<br />

Buchtipps von <strong>knw</strong>-Vorstand Johannes Oepen<br />

Ich möchte Ihnen heute ganz subjektiv zwei Mutmach-Bücher<br />

vorstellen, die mir einerseits sehr gefallen<br />

haben, da mein Herz für Kinder mit bestimmten<br />

Einschränkungen schlägt - und sie mein Leben<br />

geprägt haben. Andererseits auch aus unverhohlener<br />

Sympathie für die Autorin Christine Joisten, der<br />

ich seit Jahrzehnten verbunden bin: Uns verbindet,<br />

dass wir das Leben in seiner ganzen Vielfalt mögen<br />

– und in seinen Grenzen kennen!<br />

Die beiden Bücher aus ihrer Feder sind:<br />

„Emmy und Fanny Im Zoo“ und „Der kleine Frosch<br />

und das Abenteuer am Meer“ (mit Illustration von<br />

Sabine Schindler-Marlow). Beide im Komfort Verlag<br />

erschienen. Ich habe beide Bücher, mit meinen<br />

beiden Enkeln (7 und 10 Jahre) gelesen - also damit<br />

meine Expertise beziehungsweise Sichtweise erweitert,<br />

um deren Sicht:<br />

Emmy und Fanny Im Zoo: Die motorische Einschränkung<br />

von Emmy und die Zuneigung zu ihrer Freundin<br />

Fanny (einem kleinen Zwergelefanten), die sie<br />

zum Zoo-Besuch mit ihren Eltern mitnimmt, werden<br />

konkret benannt, „einfach so“. Wir drei hatten<br />

unsere Freude damit: Nicht nur eine Beschreibung<br />

eines schönen Tages – wir hatten damit eine wunderschöne<br />

Atmosphäre auch miteinander: gerade<br />

die Selbstverständlichkeit, mit der Emmys Situation<br />

im Bild und Wort dargestellt ist und die schönen<br />

Erlebnisse der Freundschaft: wunderbar.


Buchtipps<br />

69<br />

Das Abenteuer vom kleinen Frosch ist schon für<br />

größere Kinder (Schulanfang): Durchaus aufregende<br />

Dinge erlebt er mit gefährlichen Situationen und<br />

Tieren, der Möglichkeit, gut durch Abenteuer zu<br />

kommen in der Sicherheit eines Freun<strong>des</strong>, der ihn<br />

nicht „frisst“ – und die Geborgenheit <strong>des</strong> zu Hauses<br />

besonders wieder wertzuschätzen.<br />

Ich fasse mich kurz: Empfehlung!!!<br />

Begeisterter Opa und (Vor-)Leser:<br />

Dr. med. Johannes Oepen<br />

Kinder- und Jugendarzt<br />

Mitglied im erweiterten Vorstand <strong>des</strong> <strong>knw</strong><br />

Bestellung: https://komfort-verlag.de/kinderbuecher<br />

Emmy und Fanny Im Zoo, Artikelnummer 01001;<br />

ISBN 3911070012; 12 Seiten; 12,95€<br />

Beide Bücher sind hervorragend geeignet für Familien,<br />

die Spaß haben am Miteinander! Ich vermute,<br />

dass es im Kindernetzwerk eine Reihe von Familien<br />

(vielleicht auch KiTa-Gruppen) gibt, die verstehen<br />

können, was ich mit meiner Familie hier empfunden<br />

habe.<br />

Der kleine Frosch und das Abenteuer am Meer,<br />

Artikelnummer 01002; ISBN 3911070004,<br />

36 Seiten; 24,95€<br />

© Komfort Verlag


70<br />

Buchtipps<br />

Wir wollten Lena:<br />

Unsere Entscheidung für ein<br />

besonderes Kind<br />

Claudia Staudt und ihr Mann haben nach vielen Jahren<br />

<strong>des</strong> unerfüllten Kinderwunsches eine mutige<br />

Entscheidung getroffen: Sie nehmen ein behindertes<br />

Mädchen als Pflegekind in ihre Familie auf. Trotz<br />

<strong>des</strong> Bewusstseins über die Herausforderungen, die<br />

vor ihnen liegen, und der großen Verantwortung,<br />

stehen sie fest zu ihrem Entschluss. Erst im Laufe<br />

der Zeit wird ihnen die volle Tragweite ihrer Entscheidung<br />

bewusst, als Therapien, Arztbesuche<br />

und bürokratische Hürden den Alltag prägen. Der<br />

persönliche Einsatz, der oft an die Grenzen der seelischen<br />

und körperlichen Belastbarkeit geht, und<br />

das Gefühl, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu<br />

sein, zehren an ihnen. Als ob das nicht genug wäre,<br />

erhält Claudia Staudt selbst eine Krebsdiagnose.<br />

Werk, das sich leicht und fesselnd lesen lässt. Man<br />

hat das Gefühl, als säße Claudia Staudt neben einem<br />

und erzähle ihre Geschichte persönlich.<br />

Dieses Buch ist ein wertvoller Begleiter für Eltern<br />

von Kindern mit Behinderung, aber auch für alle,<br />

die gerne tiefgründige und lehrreiche Geschichten<br />

lesen. Es bietet nicht nur Trost und Mut, sondern<br />

auch wertvolle Einsichten in die Herausforderungen<br />

und Freuden <strong>des</strong> Lebens.<br />

Claudia Staudt, „Wir wollten Lena: Unsere Entscheidung<br />

für ein besonderes Kind“, Bonifatius Verlag,<br />

April 2024, Gebundene <strong>Ausgabe</strong>, 200 S., 18,00 €<br />

© Bonifatius Verlag, Paderborn © Claudia Staudt<br />

In ihrem Buch schildert Claudia Staudt auf 200 Seiten<br />

ihre bewegende und authentische Lebensgeschichte.<br />

Sie beschreibt eindrucksvoll, wie ihre Familie<br />

diese schweren Schicksalsschläge übersteht<br />

und welche Rolle der persönliche Glaube dabei<br />

spielt. Ihre Erzählung ist nicht nur ein Zeugnis von<br />

Mut und Ausdauer, sondern auch von der Kraft <strong>des</strong><br />

Glaubens und <strong>des</strong> Zusammenhalts.<br />

Claudia Staudt, geboren 1987, lebt mit ihrem<br />

Mann, ihrer Tochter und deren Assistenzhündin in<br />

der Nähe von Düsseldorf. Als freiberufliche Journalistin<br />

teilt sie seit vielen Jahren in den sozialen<br />

Medien Einblicke in ihr Leben mit Lena. In ihrem<br />

Podcast „Pflegegrad Glück“ spricht sie offen über<br />

die täglichen Herausforderungen und Freuden, die<br />

das Leben als pflegende Mutter mit sich bringt.<br />

Das Buch ist die intime und schonungslose Geschichte<br />

einer Frau, die offen von den Tiefpunkten<br />

ihres Lebens berichtet, dabei aber stets den Blick für<br />

die positiven Aspekte bewahrt. Ein inspirieren<strong>des</strong>


Buchtipps<br />

71<br />

Rezension zum Buch<br />

„Schwere Zeiten im Wunderwald“<br />

„Schwere Zeiten im Wunderland“ von Leonie Baltruweit<br />

ist ein bezaubern<strong>des</strong> Kinderbuch, das junge<br />

Leser:innen auf eine spannende und lehrreiche Reise<br />

in einen magischen Wald mitnimmt. Die Geschichte<br />

entfaltet sich um die Herausforderung, die die<br />

Bewohner <strong>des</strong> Wunderwal<strong>des</strong> bewältigen müssen.<br />

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und bieten<br />

eine Vielzahl von Identifikationsmöglichkeiten, besonders<br />

für Geschwisterkinder von Kindern mit einer<br />

Erkrankung oder Behinderung, hervorzuheben<br />

ist die Art und Weise, wie Baltruweit die Emotionen<br />

der Figuren einfängt, was es den jungen Leser:<br />

innen ermöglicht, sich in die Situation hineinzuversetzen<br />

und Empathie zu entwickeln. Immer wieder<br />

unterbricht sie die Geschichte mit Fragen zum Lebensalltag<br />

ihrer Leser: innen, was den Kindern eine<br />

Möglichkeit zur Selbstreflexion und Übertragung<br />

der Geschichte auf die Lebensrealität ermöglicht.<br />

Das Ziel <strong>des</strong> Buches ist es, sich über die eigenen<br />

Gefühle in dieser schwierigen Situation bewusst zu<br />

werden und darüber ins Gespräch zu kommen.<br />

bleiben. Außerdem bieten die hinteren Seiten <strong>des</strong><br />

Buches einen interaktiven Teil für Leser:innen, um<br />

die Geschichte weiter zu bearbeiten und einen<br />

informativen Teil für Eltern, Bezugspersonen und<br />

Therapeut:innen.<br />

Insgesamt ist „Schwere Zeiten im Wunderwald“<br />

ein wunderbares Buch, das wertvolle Lebenslektionen<br />

vermittelt. Es eignet sich hervorragend zum<br />

Vorlesen. Dabei wird auch empfohlen, es von einer<br />

Vertrauensperson vorlesen zu lassen, die gestellte<br />

Fragen <strong>des</strong> Buches beantworten kann.<br />

Leonie Baltruweit, „Schwere Zeiten im Wunderwald“,<br />

Mabuse-Verlag, 2023, Gebundene <strong>Ausgabe</strong>,<br />

67 Seiten, 24,00 €<br />

https://www.mabuse-verlag.de<br />

© Mabuse Verlag<br />

Die Illustrationen sind farbenfroh und ansprechend,<br />

was das Leseerlebnis zusätzlich bereichert<br />

und die Fantasie anregt.<br />

Die Handlung ist spannend und gut strukturiert,<br />

sodass die Kinder bis zur letzten Seite gefesselt


72<br />

Unsere Kinderseiten<br />

Für unsere „very special<br />

children“: Unsere Kinderseiten<br />

Eine Geschichte nur für Euch<br />

Geschichte und Bilder von der bisherigen Kindernetzwerk-Vorsitzenden Dr. Annette Mund<br />

Ein Beutelchen voll Glück<br />

In dem Land “Ganz Woanders”, lebte die Elfe Kunigunde.<br />

Sie war noch jung, erst 693 Jahre alt und<br />

wenn Ihr jetzt denkt, das sei alt, so müsst Ihr wissen,<br />

dass die Elfen in “Ganz Woanders” mehr als<br />

2000 Jahre alt wurden. Die ganz, ganz alten Elfen<br />

waren sogar 2125 Jahre.<br />

Kunigunde hatte sehr weiche Haut, die ihre Farbe<br />

änderte, je nachdem, wo sich Kunigunde gerade<br />

aufhielt. Im Wald war sie grünlich mit Sonnenflecken,<br />

in der Steppe eher gelblich. War sie in Afrika,<br />

wurde ihre Haut dunkel, war sie bei den Eskimos,<br />

war sie ganz weiß. In “Ganz Woanders” wählte sie<br />

sich jeden Tag eine Hautfarbe, gerade so, wie sie<br />

gelaunt war.<br />

Kunigun<strong>des</strong> Haare waren blond und an den Spitzen<br />

goldfarbig. Das war so, weil Kunigunde eine Wunsch-<br />

Elfe war. Andere Elfen und auch Kinder konnten die<br />

Spitzen in die Hand nehmen und sich etwas wünschen.<br />

War die oder der Wünschende lieb gewesen,<br />

wurde der Wunsch erfüllt. Waren sie aber in<br />

der Vergangenheit böse gewesen, so bekamen sie<br />

das Gegenteil von dem, was sie sich wünschten.<br />

Also – wenn sich eine Elfe ein Eis wünschte und war<br />

nicht lieb, so bekam sie Rosenkohl. Waren die Wünschenden<br />

so lala, also nicht richtig böse, aber auch<br />

nicht wirklich lieb, so bekamen sie einfach nichts.<br />

Kunigunde hatte viele schöne Dinge; das Beste,<br />

das sie besaß, war ein Beutelchen voll Glück. Dieses<br />

Beutelchen hegte und pflegte sie und erzählte<br />

niemandem davon, denn sie hatte Angst, dass man<br />

es ihr stehlen konnte. Das Wunderbare war nämlich,<br />

dass sie kleine Bröckchen <strong>des</strong> Glücks nehmen<br />

und jemandem geben konnte, der es brauchte<br />

und im Beutelchen wuchs das Glück wieder nach.


Unsere Kinderseiten<br />

73<br />

Kunigunde verbreitete überall Freude und Zufriedenheit.<br />

Sie musste dafür nichts Besonderes machen<br />

– es war einfach ihre Art.<br />

Das wusste auch der weiße wuschelige Langhaar-<br />

Tiger, der Balthasar hieß. Er war ganz anders als Kunigunde;<br />

er konnte seine Hautfarbe nicht ändern,<br />

niemand versuchte sein Fell anzufassen, um sich<br />

etwas zu wünschen, jeder hatte Angst vor ihm und<br />

niemand verstand, dass er eigentlich ein ganz lieber,<br />

zutraulicher Tiger war, der sich nichts sehnlicher<br />

wünschte, als dass man ihn liebte und kraulte.<br />

Balthasar wusste, dass Kunigunde das Beutelchen<br />

voll Glück besaß, und er war sich sicher, dass sie nur<br />

<strong>des</strong>halb von allen geliebt wurde. Also wollte er ihr<br />

das Beutelchen stehlen. Dann würde sie vielleicht<br />

mal erleben, wie es ist, wenn einen niemand mag.<br />

Und er würde dann strahlen und alle würden versuchen,<br />

sein Fell zu kraulen. Er würde Freunde haben,<br />

niemand würde sich mehr vor ihm fürchten und er<br />

wäre einfach glücklich.<br />

Balthasar schmiedete einen Plan. Er wollte Kunigunde<br />

beobachten, einen ganzen Tag lang und wenn<br />

er dann wüsste, wann und wo sie wahrscheinlich<br />

allein sein würde, würde er sehr laut und sehr grimmig<br />

aus dem Schatten der Bäume hervorspringen,<br />

sie leicht anknurren und ihr dann, wenn sie völlig<br />

verängstigt wäre, das Beutelchen abnehmen. Ja,<br />

das klang gut.<br />

Am nächsten Tag ließ er sie keine Minute aus den<br />

Augen, während sie fröhlich mit den Kindern <strong>des</strong><br />

Dorfes spielte. Ihr Lachen klang wie Musik in seinen<br />

Ohren, aber er fühlte auch einen tiefen Schmerz in<br />

seinem Herzen. Er wollte nicht böse sein, aber die<br />

Eifersucht machte ihm sehr zu schaffen.<br />

Am Abend wusste er, dass Kunigunde am frühen<br />

Nachmittag <strong>des</strong> nächsten Tages allein sein würde.<br />

Er hatte gehört, wie sie einem Eichhörnchen erzählte,<br />

dass sie morgen an diesem Ort frische Blumen<br />

für ihren Haarreif sammeln wollte. Dort gab es einen<br />

alten, verwunschenen Baum, um den herum<br />

viele wunderschöne Blumen wuchsen, die ideal für<br />

Kunigun<strong>des</strong> Haarreif waren.<br />

Als es so weit war, schlich Balthasar leise hinter ihr<br />

her. Als er sich ihr näherte, sah er, wie sie das Beutelchen<br />

öffnete und ein kleines Bröckchen Glück<br />

herausnahm, um es einem verletzten Vogel zu geben.<br />

Der Vogel pickte das Krümelchen auf und begann<br />

sofort zu singen, spreizte dann seine Flügel<br />

und stieg in den Sommerhimmel. Ganz leicht, ganz<br />

einfach, glücklich und gesund.<br />

Als Balthasar das sah, schämte er sich auf einmal<br />

sehr. Kunigunde war eine gute Person und das hatte<br />

wohl nichts mit dem Beutelchen voll Glück zu<br />

tun. Das war nur noch eine Zugabe. Denn Kunigunde<br />

verteilte ja nicht nur Glück, sondern auch Liebe<br />

und Mitgefühl. Also konnte er wohl nicht wollen,<br />

dass sie sich schlecht fühlte, nur weil er sich einsam<br />

fühlte. Das wäre fürchterlich. Balthasar überlegte<br />

und hatte plötzlich eine andere Idee. Anstatt ihr das<br />

Beutelchen zu stehlen, könnte er sie ja einfach um<br />

Hilfe bitten.<br />

Mit einem tiefen Atemzug trat er aus dem Schatten<br />

und sprach mit zitternder Stimme: „Kunigunde,<br />

ich… ich bin Balthasar. Ich weiß, dass ich anders<br />

bin und dass die anderen Angst vor mir haben.<br />

Vielleicht hast du auch Angst vor mir, aber ich bin<br />

nicht böse. Ich bin nur traurig, weil niemand etwas<br />

mit mir zu tun haben möchte. Ich möchte doch nur<br />

Freunde haben, so wie du.“<br />

Kunigunde drehte sich überrascht um. Sie sah den<br />

großen, weißen Tiger, der sie mit seinen großen Augen<br />

ansah. Aber anstatt Angst zu haben, fühlte sie<br />

nur Mitleid. „Balthasar, ich habe nie gewusst, dass<br />

du so fühlst. Warum hast du nicht früher mit mir<br />

gesprochen?“


Balthasar senkte den Kopf. „Weil ich dachte, dass<br />

du mich nicht mögen wür<strong>des</strong>t. Du bist so beliebt,<br />

und ich bin nur ein einsamer Tiger.“<br />

Kunigunde lächelte sanft. „Beliebtheit kommt nicht<br />

von einem Beutelchen voll Glück, sondern von der<br />

Freundschaft und der Liebe, die wir teilen. Lass uns<br />

gemeinsam etwas Glück finden, Balthasar. Du bist<br />

nicht allein.“<br />

Der Tiger hob seinen Kopf und sah Kunigunde staunend<br />

an. „Was meinst du mit gemeinsam?“, fragte<br />

er vorsichtig.<br />

„Komm, wir sehen uns die Welt zusammen an!“,<br />

schlug Kunigunde vor. „Es gibt so viele Abenteuer<br />

da draußen, und ich bin sicher, dass wir zusammen<br />

viel Freude haben können.“


Unsere Kinderseiten<br />

75<br />

Balthasar überlegte einen Moment. Die Vorstellung,<br />

mit Kunigunde zu reisen und neue Dinge zu<br />

entdecken, war beinahe zu schön, um wahr zu sein.<br />

„Das klingt wunderbar“, sagte er schließlich. „Aber<br />

wo sollen wir anfangen?“<br />

Kunigunde blickte in den klaren Himmel und lächelte.<br />

„Wie wäre es mit den Geheimnissen im Wald<br />

hinter dem Hügel? Ich habe gehört, dass es dort einen<br />

versteckten Wasserfall gibt, der im Sonnenlicht<br />

wie Diamanten glitzern soll.“<br />

Balthasar lachte glücklich und so machten sie<br />

sich gemeinsam auf den Weg. Während sie durch<br />

Wiesen und Wälder stapften und sprangen, erzählten<br />

sie sich gegenseitig Geschichten, die mal<br />

ausgedacht und mal wahr waren. Sie lachten viel<br />

und zeigten sich gegenseitig ihre Lieblingsplätze:<br />

Eine Wiese voller bunter Blumen oder einen alten<br />

Baum, der wie ein Thron aussah.<br />

Als sie schließlich den Wasserfall erreichten, blieben<br />

beide mit offenem Mund stehen. Sowas Schönes<br />

hatten sie beide noch nie gesehen. Das Wasser<br />

fiel von irgendwo weit oben wie ein glänzender<br />

Vorhang herab und bespritze sie beide ein wenig in<br />

ihre Gesichter. Staunend setzten sie sich auf einen<br />

großen Stein am Ufer. Sie sahen abwechselnd sich<br />

und den wunderbaren Wasserfall an.<br />

Ab diesem Tag waren Kunigunde und Balthasar unzertrennlich.<br />

Zusammen entdeckten sie viele neue<br />

Dinge, lernten gemeinsam neue Kinder und Elfen<br />

kennen und entdeckten, dass jeder von ihnen etwas<br />

wusste und konnte, was der oder die andere<br />

nicht wusste oder noch nicht konnte. So brachte<br />

Kunigunde Balthasar bei, wie man froh und munter<br />

und hilfsbereit und nett sein kann, während Balthasar<br />

ihr die Geheimnisse <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> zeigte. Immer<br />

wenn sie jemanden trafen, der einen kleinen<br />

Schmerz, ein Unglück oder ein Missgeschick erlebt<br />

hatte, gab Kunigunde ihnen ein kleines Bröckchen<br />

Glück aus ihrem Beutelchen und bald war alles wieder<br />

gut. Das Glück im Beutelchen wuchs nach und<br />

das Glück in Balthasar wurde ebenfalls größer.<br />

Und so lebten sie glücklich und zufrieden – eine<br />

noch junge Glückselfe mit blonden Haaren und goldenen<br />

Haar-Wunsch-Spitzen und ein weißer, wuscheliger<br />

und nun sehr zufriedener Langhaar-Tiger.<br />

Eine Geschichte von Annette Mund und Emilia &<br />

Jakob Schall - zwei Enkel, die mit Annette die Geschichte<br />

erfunden haben.<br />

„Siehst du?“, sagte Kunigunde glücklich, „das ist das<br />

Glück, das wir gesucht haben – und zwar zusammen.“<br />

Balthasar nickte. Er merkte, dass er eigentlich weinen<br />

musste, aber ganz schnell drückte er die Augen<br />

zusammen und lächelte schief. „Ich hätte nie<br />

gedacht, dass ich so glücklich sein würde. Es ist toll,<br />

dass du mir das gezeigt hast und dass du überhaupt<br />

mit mir zusammen hier bist.“


76<br />

Buchtipps<br />

Ein Spiel für Euch<br />

Von unserer Kindernetzwerk-Vorsitzenden Susann Schrödel<br />

zum Ausprobieren – viel Spaß!


Unsere Glosse „zu guter Letzt“<br />

77<br />

„Lange Leitung“<br />

Dr. med. Richard Haaser<br />

Ach, was muss man oft von bösen<br />

Menschen hören oder lesen,<br />

die durch ihre schlechten Taten<br />

in die Medien geraten,<br />

sich über ihre Mauscheleien<br />

insgeheim noch hämisch freuen,<br />

sich anständig nach außen geben,<br />

dabei auf Kosten andrer leben.<br />

Aber auf der andern Seite<br />

gibt es zum Glück auch jene Leute,<br />

die zu den guten Menschen zählen.<br />

Sie lassen sich zum Vorstand wählen<br />

in einem SH-Dachverband:<br />

Als solche ist Frau Mund bekannt.<br />

Sie tritt im <strong>knw</strong>-Verein<br />

für chronisch kranke Kinder ein.<br />

In ihrer Spitzenposition<br />

hat sie viele Jahre schon<br />

die Mann- und Frauschaft angeführt:<br />

Kompetent und engagiert,<br />

mal mit Gefühl, mal sachlich nüchtern,<br />

zurückhaltend, aber nicht schüchtern,<br />

bei Grundsatzfragen resolut<br />

tut sie dem Kindernetzwerk gut.<br />

Auch wenn es manchem so erschien,<br />

als wäre sie die deutsche Queen,<br />

die winkend nur die Hand erhebt<br />

und über allen Sorgen schwebt:<br />

Die hält die Zügel in der Hand.<br />

Meist eher locker, mal gespannt<br />

hat sie ihr Team lange geleitet,<br />

viele auf deren Weg begleitet.<br />

So weit, so gut. Doch geht ja leider<br />

auch für sie das Leben weiter:<br />

Es gibt im Amt Veränderungen.<br />

Dabei muss man notgedrungen<br />

ihre Entscheidung stehen lassen<br />

und sie dankbar gehen lassen.<br />

Wer sie kennt, durchaus versteht,<br />

dass sie neue Wege geht.<br />

Alle werden sie vermissen,<br />

doch wie einige schon wissen,<br />

bleibt sie dem Kindernetzwerk treu.<br />

Die Vorstandschaft sortiert sich neu:<br />

Als Beisitzerin wirkt Frau Mund<br />

von nun an mehr im Hintergrund.<br />

Kurz gesagt, mit einem Wort:<br />

Als VORBILD bleibt sie noch an Bord.


Impressum<br />

Kindernetzwerk e.V.<br />

Adresse:<br />

Benzstraße 2, 63741 Aschaffenburg<br />

Telefon 06021-454400, Telefax 06021-12446<br />

Hauptstadtbüro:<br />

Schiffbauerdamm 19, 10117 Berlin, Telefon 030-25765960<br />

info@kindernetzwerk.de | www.kindernetzwerk.de<br />

Geschäftsführerinnen:<br />

Dr. med. Henriette Högl, Kathrin Jackel-Neusser<br />

Herausgeber: Kindernetzwerk e.V.<br />

Redaktionelle Leitung: Kathrin Jackel-Neusser<br />

Redaktionsteam: Dr. med. Richard Haaser, Dr. med. Henriette Högl,<br />

Lars Glöckner, Dr. Annette Mund, Susann Schrödel, Karlo Jurcevic<br />

Lektorat: Ursula Stein<br />

Gestaltung: <strong>des</strong>ign|BÜROSTICH, Potsdam<br />

Titelfoto, U1, U2, Seite 10, 11, 12, 13, 57: Uwe Ohnesorg (Jahrestagung) |<br />

Innenseiten: istockphoto: Seite 25: simonkr, mikanaka | Seite 32: Wavebreakmedia |<br />

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