2010 Johanni - Nikolaus - Cusanus - Haus
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Mitarbeiter arbeiten künstlerisch<br />
<strong>Haus</strong>zeitung<br />
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist<br />
nur da ganz Mensch, wo er spielt.“<br />
Kostbare Zeit - 15 Minuten künstlerisches Schaffen<br />
Friedrich Schiller: „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“<br />
Es ist Mittwoch, 13.45 Uhr. Die Pflegenden des Pflegebereiches Ebene 3 im <strong>Nikolaus</strong>-<strong>Cusanus</strong>-<strong>Haus</strong><br />
betreten den Malraum. Sie finden sich zur künstlerischen Arbeit<br />
ein, welche einmal in der Woche für eine viertel Stunde stattfindet. Noch sind sie<br />
angeregt ins Gespräch vertieft. Mich kurz grüßend, suchen sie die begonnenen Werke<br />
und nehmen Platz. Es dauert einen Augenblick, bis jeder richtig angekommen ist<br />
und anfangen kann. Zu präsent sind die Inhalte aus der Übergabe, die Gedanken<br />
weilen bei den Bewohnerinnen und Bewohnern und bei den Dingen, die noch zu erledigen<br />
sind.<br />
Dann aber tauchen sie ein in eine andere Welt, die der Farbe, Form und Komposition.<br />
Im Frühjahr vergangenen Jahres entschied sich die Gruppe für ein gemeinsames<br />
Projekt, an welchem zwölf Mitarbeiterinnen dieses Pflegebereiches teilnehmen.<br />
Sie suchten sich ein Bild von August Macke – Farbige Komposition (Hommage à<br />
Johann Sebastian Bach) 1912 – aus, welches farbkopiert und in verschiedene Abschnitte<br />
geteilt wurde, sodass sich jeder einen Bildabschnitt auswählen konnte, um<br />
ihn in einer selbst gewählten Technik umzusetzen. Hierbei sind die Mitarbeiterinnen<br />
sehr kreativ. Begeistert und voller Vorfreude entscheiden sie sich für Mosaik, Malen<br />
mit Wasserfarben, Häkeln, Spachteltechnik, Acryl, Pastell und Ölkreiden. Die fertig<br />
gestalteten Bildabschnitte wollen sie wieder zu einem Gesamtwerk zusammenfügen<br />
und dieses öffentlich im <strong>Haus</strong> ausstellen.<br />
Inzwischen ist es ruhig geworden im Raum – wahrnehmbar ist die Verbindung der<br />
Einzelnen mit ihrem Bild, die Konzentration. Ab und zu gibt es Fragen zur Technik<br />
oder den Wunsch, gemeinsam mit mir das Bild zu betrachten – und dann ist die Zeit<br />
auch schon um. Schnell werden Pinsel und Wassergläser gereinigt, und eine<br />
geschäftige Atmosphäre entsteht wieder. In den wenigen Minuten künstlerischen<br />
Schaffens war jedoch Ruhe eingekehrt, und die Pflegenden konnten ganz bei sich<br />
sein und ihrer Kreativität freudig freien Lauf lassen. Als sie sich von mir verabschieden,<br />
findet in den wachen Blickkontakten Begegnung statt. „Schade“, sagt<br />
jemand, „dass ich jetzt aufhören muss, jetzt hätte ich richtig Lust, weiterzumachen.“