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27. Jahrgang<br />

<strong>Juni</strong> 2024<br />

2,10 €, davon 1,- €<br />

für die VerkäuferInnen<br />

UNABHÄNGIGE STRASSENZEITUNG FÜR FREIBURG UND DAS UMLAND<br />

ZUR UNTERSTÜTZUNG VON MENSCHEN IN SOZIALEN NOTLAGEN<br />

STADTRUNDGANG MIT OB MARTIN HORN<br />

Die Notwendigkeit des Engagements für eine faire Gesellschaft<br />

FREIBURGS ERSTE POP-UP-BUCHMESSE<br />

Ein voller Erfolg: „freiBUCH“ begeistert mit Vielfalt und Kreativität<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 39)


INHALT<br />

3<br />

VORWORT<br />

24<br />

VERKÄUFERINNEN GESUCHT<br />

4<br />

RECHT AUF STADT<br />

25<br />

MITMACHSEITE<br />

6<br />

STADTRUNDGANG MIT OB HORN<br />

26<br />

BUCHBESPRECHUNG<br />

10<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

27<br />

KOCHEN<br />

18<br />

FREIBURGS ERSTE BUCHMESSE<br />

28<br />

SPORT<br />

20<br />

BERNDT-KOBERSTEIN-PREIS 2024<br />

30<br />

RÄTSEL<br />

22<br />

GEFAHREN DURCH GAFFENDE<br />

31<br />

ÜBER UNS<br />

OHNE IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />

GEHT ES NICHT<br />

Liebe LeserInnen,<br />

um weiterhin eine<br />

interessante Straßenzeitung<br />

produzieren und Menschen<br />

durch ihren Verkauf einen<br />

Zuverdienst ermöglichen<br />

zu können, benötigen<br />

wir Ihre Hilfe.<br />

Vielen Dank!<br />

Spendenkonto:<br />

DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

IBAN: DE80 6809 0000 0002 4773 27<br />

BIC: GENODE61FR1<br />

Denken Sie bitte daran, bei einer Überweisung Ihren Namen<br />

und Ihre Anschrift für eine Spendenbescheinigung anzugeben.<br />

2<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Liebe LeserInnen,<br />

was haben wir dieses Jahr bloß für ein Wetter?! Wir haben<br />

schon fast Sommer und ich muss immer noch heizen<br />

in meinem Wagen! Ich kann mich nicht daran erinnern,<br />

dass es das schon mal gegeben hat. Und dann dieser<br />

Regen! Solche Massen an Wasser, die in diesem Jahr vom<br />

Himmel kommen, gab es wohl auch schon ewig nicht<br />

mehr. Ich überlege schon seit zwei Wochen, ob ich eine Arche<br />

bauen soll. Wenn nur das Holz nicht so teuer wäre...!<br />

Am 9. <strong>Juni</strong> sind bzw. waren Wahlen. In Freiburg wurde<br />

der neue Gemeinderat gewählt und dann waren da auch<br />

noch die Europawahlen. Auf das Ergebnis von letzterer<br />

Wahl bin ich diesmal besonders gespannt. Ich hatte bis<br />

vor kurzem echt Bammel, dass die AfD dort überdurchschnittlich<br />

gut abschneiden würde, doch das kann ja jetzt<br />

eigentlich gar nicht mehr passieren.<br />

Nach dem Eigentor, welches Maximilian Krah für seine<br />

Nazis geschossen hat, sind die jetzt hoffentlich unwählbar.<br />

Mit der Aussage, dass nicht jeder SS-Mann ein Verbrecher<br />

war, hat er erneut bewiesen, wessen Geistes Kind<br />

er ist und sich ins politische Abseits gestellt! Außerdem<br />

spricht das natürlich auch für eine außerordentliche Portion<br />

Dummheit, wenn man als Spitzenkandidat so eine<br />

Aussage zwei Wochen vor der Wahl tätigt. Dass nun schon<br />

die rechten Parteien aus Frankreich und Italien gesagt haben,<br />

dass sie mit der AfD nicht mehr zusammenarbeiten<br />

wollen, sollte denen doch endlich mal zu denken geben...<br />

Neu an den diesjährigen Wahlen ist die Aggressivität im<br />

Wahlkampf. Vor allem die Gewalt auf den Straßen gegenüber<br />

WahlhelferInnen oder gar PolitikerInnen hat beängstigend<br />

zugenommen. Doch ganz von ungefähr kommt<br />

auch das nicht! Ich habe mir in den letzten Jahren einige<br />

Bundestagssitzungen angeschaut; die Rhetorik ist immer<br />

schärfer geworden und die Beiträge, vor allem der AfD,<br />

reihen eine Beleidigung und Beschimpfung an die andere.<br />

Da ist es dann nicht mehr weit bis zur Gewalt, das hat<br />

es hier schon einmal gegeben, wie wir aus der Geschichte<br />

wissen.<br />

Da bin ich dann auch schon beim nächsten Thema. Kürzlich<br />

erhielt ich einen Leserbrief, der mich doch ein wenig<br />

beschäftigt hat. Normalerweise freue ich mich über<br />

solche Zuschriften, selbst wenn es Kritik ist. Doch dieser<br />

Brief enthielt keine Kritik, er war eine einzige Beschimpfung!<br />

Ein der AfD nahestehender Mensch fand nicht gut,<br />

dass ich über die AfD geschimpft habe. Obwohl die doch<br />

die einzige Partei sei, die für Deutschland ist, schreibt er.<br />

Dann erzählt er mir, dass er aus der DDR kommt und es<br />

dort keine Islamisten gab, die durch die Stadt marschiert<br />

sind. Und hätte es die gegeben, hätten Polizei und Stasi<br />

kurzen Prozess gemacht. Der gute Mann vergisst dabei,<br />

dass zu DDR-Zeiten auch im Westen keine Islamisten<br />

herumgelaufen sind. Dann schimpft er über die Grünen,<br />

zu denen er mich zählt, verurteilt die Sanktionen gegen<br />

Putin und dann noch mal die Islamisten. Am Ende<br />

wünscht er, dass ich von einem fanatischen Islamisten<br />

unter lauten Allah-Rufen abgestochen werde.<br />

Letztendlich habe ich keine Ahnung, was der von mir will,<br />

außer mich zu beschimpfen. Aber es macht mich wütend,<br />

dass solche Leute keinen Absender hinterlassen, damit<br />

man ihnen auch antworten kann. Denn hier ist nicht<br />

genug Platz. Deshalb verbleibe ich in dem Wunsch, dass<br />

Bildung und Aufklärung in Zukunft wichtige Kriterien<br />

auch bei Wahlen sind!<br />

Wir wünschen Ihnen natürlich trotzdem wieder einmal<br />

viel Spaß beim Lesen und Rätseln und bedanken uns für<br />

Ihre Unterstützung!<br />

Sollten Sie uns Ihre Meinung zu unserer Zeitung mitteilen<br />

wollen, würden wir uns freuen, denn mit echter Kritik<br />

können wir umgehen.<br />

Wohnungslose Bürger:innen dürfen erstmals<br />

den Gemeinderat mitwählen<br />

Carsten<br />

Anzeige<br />

Bei der Kommunalwahl am 9. <strong>Juni</strong> können auch in<br />

Baden-Württemberg erstmals wohnungslose Bürger:innen<br />

zur Wahl gehen. Aber wer informiert sie<br />

über ihr neues Recht? Ein formaler Aushang in den<br />

Tagesstätten reicht nicht. Das Wahlrecht ist ein fundamentales<br />

Recht. Deshalb hat die Ombudsstelle einen<br />

Flyer gestaltet, der genau beschreibt, wie man sein<br />

Wahlrecht ausüben kann.<br />

Das Wahlamt hat konstruktiv mitgewirkt. Die Sozialarbeiter:innen<br />

in den Einrichtungen haben den Flyer in<br />

die Postfächer der Postersatzadressen verteilt. Wichtig<br />

war der Ombudsstelle, dass jede:r gesehen und geachtet<br />

wird – als gleichberechtigte:r Bürger:in.<br />

Thomas Becker<br />

Ehrenamtlich in der Ombudsstelle<br />

für wohnungslose Menschen in Freiburg<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 3


FREIBURG – STADT FÜR ALLE?!<br />

BÜRGERGELD VERFASSUNGSRECHTLICH ZU NIEDRIG<br />

Unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten ist Hartz<br />

IV, das jetzt Bürgergeld heißt, zu niedrig, zu diesem<br />

Schluss kommen die Juristinnen Sarah Lincoln von der<br />

Gesellschaft für Freiheitsrechte und Ulrike Müller in einem<br />

Artikel auf dem Verfassungsblog. Würden weniger<br />

Verfassungsfeinde den politischen und medialen Diskurs<br />

bestimmen, müsste es also eigentlich klar sein, dass das<br />

Bürgergeld nicht gekürzt, sondern ganz dringend erhöht<br />

werden muss.<br />

„Ein [...] Bürgergeld muss [...] ausreichend sein, um materielle<br />

und soziale Ernährungsarmut zu vermeiden. Die<br />

aktuellen [...] Beträge entsprechen allerdings nicht diesem<br />

Anspruch“, schreibt der wissenschaftliche Beirat beim<br />

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.<br />

Lincoln und Müller erklären, dass der geltende Statistik-Warenkorb<br />

nicht mehr verfassungsgemäß sei. „Die<br />

Berechnung des Existenzminimums ist seit 2010 fast unverändert.<br />

Auch die Bürgergeld-Reform hat es nicht berührt,<br />

sondern nur die jährliche Fortschreibung verändert<br />

– wobei wegen der Preissteigerungen der letzten Jahre<br />

die Kaufkraft im Ergebnis nicht stieg. Die Ausgangswerte<br />

basieren nicht – wie oft behauptet – auf einem reinen<br />

Statistikmodell, sondern auf einem „Statistik-Warenkorb“<br />

(...) Im ersten – statistischen – Rechenschritt werden<br />

die Konsumausgaben der einkommensärmsten 15 % der<br />

Haushalte (für Kinder: 20 %) anhand der Einkommensund<br />

Verbrauchsstichprobe berechnet. Daraus werden im<br />

zweiten Rechenschritt wie aus einem Warenkorb zahlreiche<br />

Positionen herausgestrichen, die als nicht regelbedarfsrelevant<br />

eingestuft werden. Unter anderem zählen<br />

dazu Tierfutter, Zimmerpflanzen, Adventskränze und jegliche<br />

Gaststättenbesuche.“ Lincoln und Müller erklären,<br />

dass der Warenkorb zur Berechnung des Bedarfssatzes<br />

nur eine Richtung kennt: Es werden Dinge herausgenommen,<br />

die als angeblich nicht existenznotwendig betrachtet<br />

werden. „Umgekehrt könnten auch <strong>Ausgabe</strong>n erhöht<br />

werden, weil sie normativ für notwendig erachtet werden.<br />

Das findet aber nicht statt.“<br />

2014 kam das Bundesverfassungsgericht zum erstaunlichen<br />

Ergebnis, dass das berechnete Existenzminimum<br />

nicht evident zu niedrig sei. Damals befand das Gericht<br />

auch das Berechnungsverfahren für „derzeit noch“<br />

verfassungsgemäß. Dem Ernährungsanteil kommt beim<br />

Bürgergeld bei der Prüfung, ob die Höhe zulässig ist, eine<br />

besondere Bedeutung zu, da er ein Drittel des gesamten<br />

Regelbedarfs ausmacht.<br />

2010 verwies das höchste deutsche Gericht auf eine Untersuchung<br />

des Deutschen Vereins für öffentliche und<br />

private Fürsorge, wonach der Regelbedarf die Ernährung<br />

eines Alleinstehenden mit Vollkost decken könne. „Neue<br />

ernährungswissenschaftliche Befunde widerlegen diese<br />

Annahme“, so Lincoln und Müller.<br />

So gut wie alle Studien, die der wissenschaftliche Dienst<br />

des Bundestags aufbereitet hat, stellen fest, dass eine gesunde<br />

Ernährung mehr kostet, als bei der Regelbedarfsberechnung<br />

für Nahrungsmittel berücksichtigt wird.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen, erklärt eine Studie aus<br />

2021, könnte eine Ernährung von den Beträgen, die bei<br />

der Regelbedarfsberechnung zugrunde gelegt wurden,<br />

zu Wachstumsverzögerungen und einer eingeschränkten<br />

kognitiven Entwicklung führen. Eine weitere Studie<br />

kommt zum Ergebnis, dass „der Ernährungsanteil für<br />

alleinlebende Erwachsene selbst dann nicht für eine gesunde<br />

Ernährung genügt, wenn von mehreren gesunden<br />

Ernährungsweisen die günstigste (im Ergebnis: die<br />

vegetarische) betrachtet wird.“ Die Regelbedarfe, erklären<br />

Lincoln und Müller, werden „anhand einer relativ armen<br />

Referenzgruppe berechnet. Dabei wird unterstellt, dass<br />

die <strong>Ausgabe</strong>n von Menschen im unteren Einkommenssegment<br />

zwar bescheiden ausfallen, aber trotzdem für<br />

ein menschenwürdiges Existenzminimum genügen. Im<br />

Bereich der Ernährung bestehen aber ernsthafte Zweifel<br />

an dieser Annahme.“ Haushalte in der Referenzgruppe<br />

nutzen z. B. Tafeln, was nicht herausgerechnet wird. In<br />

der Konsequenz müsste der Bund entweder dafür sorgen,<br />

dass zur Berechnung des Existenzminimums der Warenkorb<br />

einer größeren, also weniger armen Gruppe berechnet<br />

wird oder der Statistik-Warenkorb müsste relevant<br />

aufgefüllt werden.<br />

Fest steht also: Für das Recht auf eine gesunde Ernährung<br />

und auch, um das Existenzminimum verfassungskonform<br />

zu berechnen, bräuchte es nicht zuletzt aufgrund der Inflation,<br />

die besonders Nahrungsmittel trifft, eine signifikante<br />

Erhöhung des Bürgergelds.<br />

4<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (RÜCKBLICK VOM 15. APRIL BIS 15. MAI)<br />

[L] STADT MUSS WOHNUNGSLOSEN HOSTEL-ÜBER-<br />

NACHTUNG ZAHLEN<br />

Das Leipziger Sozialgericht hat entschieden, dass die Stadt<br />

Leipzig bzw. das Jobcenter einem wohnungslosen Pärchen<br />

die Kosten für die Übernachtung in einem Hostel erstatten<br />

muss bzw. die Rechnung begleichen, selbst wenn<br />

diese die Mietobergrenze deutlich übersteigt. Für den<br />

Zeitraum vom 7. März bis Ende Mai machte das Pärchen<br />

knappe 6.000 € geltend. Das entspricht 35 € pro Person<br />

und Tag, inklusive Frühstück. Das SGB II beziehende Paar,<br />

das zuvor wohnungslos war, hatte im November beim<br />

Jobcenter die Übernahme der Kosten im Hostel-Doppelzimmer<br />

beantragt. Es hatte auf den nahenden Winter<br />

verwiesen und zusätzlich erklärt, dass die Notübernachtungsstellen<br />

nach Geschlechtern getrennt seien und<br />

keine Pärchen aufnehmen würden. Die Stadt Leipzig<br />

hatte den Antrag abgelehnt. Das Paar konnte aufgrund<br />

einer Spendenkampagne die Hostelrechnung bis zum 7.<br />

März trotzdem begleichen. Das Gericht führte aus, dass<br />

das Paar keine andere Möglichkeit hatte, eine Wohnung<br />

an einem zumutbaren Ort anzumieten und kritisierte die<br />

Stadt Leipzig dafür, dass diese die Hostelkosten als unangemessen<br />

bezeichnete, weil billiger in einer Obdachlosenunterkunft<br />

hätte genächtigt werden können. Das Gericht<br />

verwies darauf, dass der Erfolg der Suchttherapie des<br />

Paares in einer Obdachlosenunterkunft gefährdet wäre<br />

und entschied letztlich, dass die Hostelkosten in diesem<br />

Fall angemessen seien.<br />

STEIGENDE GEWALT GEGEN OBDACHLOSE<br />

Die Rechtsentwicklung geht auch mit einer allgemeinen<br />

Verrohung der Gesellschaft einher. So steigt die Gewalt<br />

gegen Obdachlose rapide, zwischen 2018 und 2023 um<br />

36,8 %. 2023 wurden 885 Gewalttaten registriert. Vermutlich<br />

dürfte es eine hohe Dunkelziffer geben. Frauen* sind<br />

besonders betroffen. 2021 gaben bei einer Untersuchung<br />

des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 35,9 %<br />

der wohnungslosen Frauen an, seit Beginn der Obdachlosigkeit<br />

bereits Opfer von „sexuellen Belästigungen,<br />

sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen“ geworden<br />

zu sein. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe<br />

(BAG W) ging für 2023 aufgrund von Medienberichten<br />

von 17 getöteten Wohnungs- bzw. Obdachlosen aus.<br />

In Dortmund wurden dieses Jahr allein Anfang April zwei<br />

Obdachlose getötet, in einem Fall durch die Polizei, und<br />

eine Dritte konnte sich gerade so noch verletzt aus ihrem<br />

brennenden Nachtlager retten.<br />

SICHERHEITSLÜCKEN BEI DER BEZAHLKARTE<br />

Die Bezahlkarte entmündigt zahlreiche Menschen, die<br />

unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen. Darunter<br />

auch sehr viele Menschen, die schon lange Jahre in<br />

Deutschland sind. Nun haben Sicherheitsforscher aus<br />

Nordrhein-Westfalen massive Sicherheitslücken bei den<br />

AnbieterInnen solcher Karten aufgedeckt. Bei den Anbietern<br />

„PayCenter GmbH“ und „petaFuel GmbH“ hätten<br />

Hacker-AngreiferInnen z. B. den Login von anderen<br />

NutzerInnen (z. B. von Geflüchteten) stehlen und sich an<br />

ihrer Stelle einloggen können, sodass dann auch in betrügerischer<br />

Weise ein Geldabheben oder Begleichen irgendwelcher<br />

Rechnungen möglich wäre. Zudem fanden die<br />

ForscherInnen bei der „SocialCard“ elf Tracker, die ohne<br />

Einwilligung der NutzerInnen Daten sammeln, um sie an<br />

Google und Facebook weiterzugeben.<br />

[FR] DIETENBACHWALD<br />

Der Bauausschuss des Freiburger Gemeinderats hat<br />

erneut den Weg für Baumfällungen im Dietenbachwald<br />

freigemacht. Diesmal wurde der Bebauungsplan für<br />

die zukünftige Stadtbahnlinie in den neuen Stadtteil<br />

beschlossen. Die Stadtbahn soll vom Rieselfeld durch<br />

das Langmattenwäldchen geführt werden. Das Aktionsbündnis<br />

„Hände weg vom Dietenbachwald“ kritisiert das<br />

scharf. Es gebe alternative Anschlussmöglichkeiten, die<br />

den Wald umfahren und nicht umholzen würden. Scheint<br />

in der Green City aber nicht relevant zu sein.<br />

[FR] BALKON-SOLAR<br />

Die Anträge zur Förderung von Balkonsolaranlagen sind<br />

in Freiburg stark angestiegen. Von 208 in 2022 auf 961 in<br />

2023. Der Gemeinderat zieht daraus die klimapolitisch<br />

diskussionswürdige Konsequenz, dass er die Förderung<br />

von 200 € auf 150 € reduziert. Als Grund wird auch der<br />

gesunkene Preis für Balkonsolargeräte angeführt. Verständlicherweise<br />

sollen die Förderung zukünftig nur<br />

noch MieterInnen und keine HausbesitzerInnen mehr<br />

bekommen. Stattdessen wurde eine soziale Komponente<br />

eingeführt: InhaberInnen des Freiburg Passes, also z. B.<br />

BezieherInnen von SGB-II-Leistungen oder von Wohngeld<br />

erhalten 300 € Förderung für Balkonsolaranlagen. Mitte<br />

April sorgte ein Schreiben für Aufsehen, das ankündigte,<br />

dass die Stadtbau demnächst kostenlos Balkonsolaranlagen<br />

installieren würde. Leider handelte es sich hierbei nur<br />

um Kommunikations-Guerilla.<br />

[FR] ELEFANTENWEG<br />

Nachdem die Freiburger Stadtbau die Häuser im Elefantenweg<br />

in Freiburg-Mooswald, nahe den Fraunhofer-Gebäuden<br />

an der Berliner Allee, über Jahre hat vergammeln<br />

lassen, fand nun der Spatenstich für den Neubau statt.<br />

Früher gab es hier 1.100 m² Wohnraum, nun sollen es<br />

6.400 m² sein. Zwar entstehen immerhin 50 geförderte<br />

Mietwohnungen, allerdings baut die Stadtbau mit 43 Eigentumswohnungen<br />

auch mal wieder am Bedarf vorbei.<br />

info@rechtaufstadt-freiburg.de<br />

Homepage: www.rechtaufstadt-freiburg.de<br />

Aktuelle Termine: tacker.fr<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 5


Foto von l. n. r.: Carsten Kallischko, Ute Aschendorf, Martin Horn, Hanna Kleine-Eickhoff, Ekkehard Peters<br />

6<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


STADTRUNDGANG MIT OB MARTIN HORN<br />

Die Notwendigkeit des Engagements für eine faire Gesellschaft<br />

Geplant war er seit langem, nun ist er endlich wahr geworden:<br />

der gemeinsame Stadtspaziergang mit Oberbürgermeister<br />

(OB) Martin Horn! Trotz Regens hat sich<br />

Ende April ein Team des FREIeBÜRGERs mit ihm auf den<br />

Weg gemacht. An insgesamt drei Standorten haben wir<br />

innegehalten, unser Carsten hat jeweils interessantes<br />

Historisches über die Stätten erzählt und wir haben dem<br />

OB Fragen gestellt. Zuerst besuchten wir den Platz der Alten<br />

Synagoge. Von dort ging es weiter über das Kaufhaus<br />

Breuninger zum Siegesdenkmal. Schließlich flüchteten<br />

wir uns ins Trockene, ins Café Inklusiv im Münsterforum.<br />

Was Carsten zur Stadtgeschichte zu erzählen hat, können<br />

Sie in unserer beliebten Serie „900 Jahre Armut in<br />

Freiburg“ lesen, hier berichten wir über die Fragen an<br />

unseren OB.<br />

Antisemitismus und Ausgrenzung, gesellschaftlich noch<br />

viel stärker aufstehen und zwar offline wie online. Die<br />

Situation rund um die neue Synagoge wird uns beschäftigen.<br />

Sicherheitsbehörden sind sensibilisiert. Ich wünsche<br />

mir eine Stadt, in der sich Menschen, ganz egal ob jüdisch,<br />

muslimisch, christlich oder keiner Religion angehörend,<br />

sicher fühlen und nicht angegangen werden. Wir haben<br />

in Deutschland schon düstere Zeiten erlebt. Wir stehen auf<br />

dem Platz, auf dem die Synagoge damals gebrannt hat<br />

– das dürfen wir nie wieder zulassen! Es ist erschreckend,<br />

dass wir so viel über Hass, Hetze, Diskriminierung, Antisemitismus<br />

und Rassismus sprechen müssen.<br />

Muss man in der heutigen Zeit mehr zum Schutz jüdischer<br />

MitbürgerInnen unternehmen?<br />

Wir erleben gerade Zeiten einer starken Polarisierung, mit<br />

Angriffen gegen Andersdenkende. Es gibt wieder deutlich<br />

anwachsende antisemitische Straftaten, deswegen müssen<br />

wir natürlich jüdische Einrichtungen schützen. Wir<br />

brauchen vor allem im Alltag eine Sensibilität dafür, dass<br />

es nicht sein kann, dass jemand attackiert wird. Wir reden<br />

immer über Menschenrechte – diese gelten für alle Menschen,<br />

egal ob man eine Kippa, ein Kopftuch oder keine<br />

Kopfbedeckung trägt. Daher finde ich wichtig, bei all der<br />

Polarisierung für eine faire Gesellschaft einzutreten. Das<br />

bedeutet in einer Demokratie auch, dass ich Meinungen,<br />

die mir nicht gefallen, akzeptiere, solange sie im Bereich<br />

der Meinungsäußerung und der Menschenrechte liegen.<br />

Gleichzeitig müssen wir gegen Hass und Hetze, gegen<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 7


Man sieht in der Innenstadt überall BettlerInnen, Obdachlose,<br />

meist einzeln, kaum in Gruppen. Bedeutet das,<br />

dass mehrere Arme an einem Platz unerwünscht sind?<br />

Zunächst ist für mich vor allen Dingen Armut unerwünscht.<br />

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Schere<br />

zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht, da sollten<br />

wir uns mit aller Kraft dagegenstemmen. Wir müssen<br />

uns noch mehr für Bildungsgerechtigkeit, für Chancengerechtigkeit,<br />

für Menschen, die besondere Unterstützung<br />

brauchen, engagieren. Das ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe auf allen politischen Ebenen. Wir bemühen uns,<br />

dass wir Menschen beispielsweise aus der Wohnungslosigkeit<br />

Perspektiven bieten. Das klappt in einigen Fällen, in<br />

anderen Fällen leider nicht. Dafür gibt es ganz individuelle<br />

Gründe. Und zum Thema Betteln ist es zunächst so, dass<br />

sich Menschen im öffentlichen Raum frei bewegen können,<br />

soweit sie sich an die Regeln halten. So sind beispielsweise<br />

das aktive belästigende und das organisierte Betteln nicht<br />

erlaubt. Ich würde mir vor allem wünschen, dass wir durch<br />

weiteres soziales Engagement das Betteln nicht durch Verlagerung<br />

verändern, sondern durch Verbesserungen.<br />

Laut Gesetz müsste die Stadt jeden Obdachlosen unterbringen.<br />

Wie und wann soll das gehen?<br />

Das ist ein Thema, das uns stark beschäftigt und uns echte<br />

Sorgen bereitet, weil wir natürlich sehen, dass die Not bei<br />

vielen Menschen dramatisch ist. Wir brauchen mittelfristig<br />

vor allem Kleinstwohnungen, da sind wir dran. Wir werden<br />

in den kommenden Jahren auch noch zusätzliche Kleinstwohnungen<br />

mit unserer eigenen Freiburger Stadtbau realisieren.<br />

Ich freue mich, dass es auch andere tun, beispielsweise<br />

das Diakonische Werk mit einem Pilotprojekt, das in<br />

diesem Jahr begonnen hat. Gemeinsam ist hoffentlich am<br />

Horizont sichtbar, dass Wohnraum im Kleinstwohnungsbereich<br />

entsteht und die Situation für dann ehemalige<br />

Wohnungslose besser wird.<br />

Hier befand sich früher das Heiliggeistspital, komplett<br />

von einer einzigen Bürgerin gespendet. Wie kann man in<br />

der heutigen Zeit Menschen dazu bewegen, Spenden zu<br />

tätigen?<br />

Geld ist weniger das Problem, die ungerechte Verteilung<br />

von Geld ist das Problem. Deswegen freue ich mich immer<br />

wieder, dass es Spenden gibt im sozialen, kulturellen oder<br />

allgemeinen Bereich, durch die zusätzliches Engagement<br />

möglich wird. Wir als Stadt erleben rechtlich gesehen<br />

Begrenzungen, was wir ausgeben dürfen, wie stark wir<br />

uns verschulden dürfen. Deswegen ermöglicht zusätzlich<br />

gestiftetes Geld Neues. Ich kann nur alle, denen es finanziell<br />

möglich ist zu spenden, ermutigen: Tun sie damit etwas<br />

Gutes, das braucht unsere Stadt, das braucht unsere Welt,<br />

das brauchen die Menschen vor Ort!<br />

8<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Werden bei der Wohnungsvergabe für Dietenbach auch<br />

Wohnungslose berücksichtigt?<br />

Wir reden über Wohnraum für insgesamt rund 16.000<br />

Menschen, und es gibt auch eine ganze Reihe von verschiedenen<br />

sozialen Projekten. Fairerweise muss ich das heute<br />

noch ein bisschen abstrakt formulieren, weil sich das Projekt<br />

im Fluss befindet, Dietenbach wächst über 15–20 Jahre<br />

und dementsprechend wird es noch viele Veränderungen<br />

unterwegs geben. Aber mit Sicherheit wird es auch Wohnraum<br />

für Menschen in besonderen Bedarfslagen geben.<br />

1582 hat die Stadt Freiburg ein Bettelverbot erlassen, das<br />

unserer Meinung nach nie offiziell aufgehoben wurde.<br />

Wäre es nicht an der Zeit, das endlich zu tun? Damals gab<br />

es auch eine Bettlerzunft, mit Bettelvogt und eigener Gerichtsbarkeit.<br />

Könnten Sie sich heute so etwas vorstellen?<br />

Mir ist dieses Bettelverbot nicht bekannt. Somit würde<br />

ich die Frage mitnehmen und gerne über das Stadtarchiv<br />

klären lassen, ob es da wirklich etwas Schriftliches gab oder<br />

ob es sich um eine Art von Räumung, Verlagerung oder<br />

Ad-hoc-Aktion handelte. Einen Bettelvogt brauchen wir<br />

meiner Meinung nach heute nicht. Wir brauchen eine Verbesserung<br />

für Menschen, sodass sie ausreichend versorgt<br />

werden mit dem, was sie benötigen. Es gibt immer wieder<br />

tolles Engagement, so wie bei Euch, um genau für diese<br />

Menschen eine wichtige kritische Stimme zu erheben.<br />

1994 eröffnete Horst Zahner seinen Essenstreff. Was halten<br />

Sie von solchen privaten, bürgerlichen Hilfsaktionen?<br />

Es ist ein ganz großartiges Engagement von Privatpersonen,<br />

mit vielen helfenden Händen. Die Aktionen leben davon,<br />

dass viele andere mithelfen und mitspenden. Genauso<br />

soll es ja auch sein, dass sich Menschen engagieren und<br />

anpacken.<br />

Hat die Stadt Einfluss auf die Stiftung oder ein Mitspracherecht<br />

bei der Vergabe von Geldern?<br />

Die Stiftungsverwaltung Freiburg beinhaltet sechs kommunale<br />

Stiftungen, jede hat einen eigenen Stiftungszweck, der<br />

sich insbesondere in den Bereichen Alten-, Jugend-, Sozialhilfe<br />

orientiert, zum Teil auch in der Stipendienvergabe für<br />

Menschen in besonderen Lebenssituationen. Wir haben ein<br />

ganz breites Portfolio, über 600 Mitarbeitende, ich selbst<br />

bin Stiftungsratsvorsitzender und der Rat besteht aus gewählten<br />

Stadträtinnen und Stadträten. Das heißt, natürlich<br />

haben wir auch einen Einfluss, aber immer im Rahmen<br />

des Stiftungszweckes und der Zuständigkeit.<br />

Es war ein lehrreicher, interessanter Spaziergang durch<br />

unsere Stadt und wir freuen uns auf eine baldige Wiederholung<br />

– Vielen Dank an unseren OB Martin Horn!<br />

Fotos: Felix Groteloh / Text: Conny<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 9


Foto: Jörgens.mi / CC BY-SA 3.0/ Wikipedia<br />

Abb.: General Hoffmann erstürmt mit seinen Truppen die Barrikaden hinter der Brücke über den Neumagen<br />

900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />

Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 39)<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> berichtete ich über die wachsende<br />

Unzufriedenheit in der Stadt und wie Freiburg unausweichlich<br />

auf einen Aufstand zusteuerte. Durch den Beginn<br />

der Industrialisierung hatte sich die Zahl der Armen<br />

in der Stadt vervielfacht. Im Frühjahr 1848 war es dann<br />

soweit, das Volk in Freiburg, Baden und schließlich ganz<br />

Deutschland erhob sich gegen die Unterdrücker. Wie die<br />

Revolution in und für Freiburg verlief, darum geht es in<br />

dieser Folge.<br />

DIE REVOLUTION IN FREIBURG<br />

Wie bereits in der letzten Folge erwähnt, war die Bewegung<br />

in zwei Lager geteilt, die gemäßigte und die radikale<br />

Fraktion. Beide wollten einen demokratischen Staat erschaffen,<br />

nur halt mit verschiedenen Mitteln. In Freiburg<br />

standen auch Bürgermeister Joseph von Rotteck und der<br />

Freiburger Vaterländische Verein auf Seiten der radikalen<br />

Fraktion. Da die Radikalen keine Zeit mit Diskussionen<br />

verschwenden wollten, schufen sie ganz einfach Fakten,<br />

um den politischen Wandel voranzutreiben. Am 12. April<br />

1848 rief Friedrich Hecker in Konstanz die Republik aus<br />

und begann auch sofort damit, Freiwillige für einen<br />

Feldzug gegen die Regierung anzuwerben. Zwar gab es<br />

auch unter den Radikalen einige Stimmen, die vor einem<br />

zu schnellen, schlecht vorbereiteten Losschlagen warnten,<br />

doch die wurden nicht erhört. Friedrich Hecker, Gustav<br />

Struve und einige andere missachteten die Warnungen<br />

und schlugen los. Doch schon bald wurden sie eines<br />

Besseren belehrt. Es hatten sich viel weniger freiwillig für<br />

einen bewaffneten Kampf gemeldet als erhofft und benötigt<br />

wurden. Die Armeeverbände der Revolution waren<br />

stark unterbesetzt, sehr schlecht ausgerüstet und dazu<br />

militärisch kaum ausgebildet. Die Regierungstruppen waren<br />

zahlenmäßig und militärisch haushoch überlegen.<br />

Die Aufständischen zogen vom Bodensee aus weit<br />

nach Baden hinein und feierten in kleineren Gefechten<br />

ein paar Erfolge. Am 20. April 1848 standen sich die<br />

10<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Aufständischen unter Hecker und eine Regierungsarmee<br />

bei Kandern gegenüber. Die Revolutionstruppen hatten<br />

keine Chance und wurden vernichtend geschlagen. Es<br />

gab sehr viele Tote und Verletzte, Friedrich Hecker selbst<br />

konnte mit knapper Not fliehen und setzte sich in die<br />

Schweiz ab. Die Nachrichten vom Scheitern des Heckerzuges<br />

legten dann die Gegensätze in der revolutionären<br />

Bewegung schonungslos offen. Der eine Teil blieb beim<br />

Aufstand und wollte weiter kämpfen, der andere Teil<br />

versuchte zu retten, was zu retten war. Sie sorgten für alle<br />

möglichen Kriegsausgänge vor, um am Ende ja nicht auf<br />

der falschen Seite zu stehen.<br />

Foto: Wikipedia<br />

Die gemäßigten, konservativen Liberalen wandten sich<br />

nun immer mehr von der Revolution ab. Das lag zum<br />

einen natürlich an der militärischen Übermacht der<br />

Regierungstruppen, zum anderen aber an der sich immer<br />

weiter steigernden Radikalisierung der Aufständischen.<br />

Am Karsamstag, den 22. April, gab es in Freiburg eine<br />

weitere Volksversammlung, zu der etwa 2.000 Menschen<br />

kamen. Im Vergleich zu der Versammlung im März war<br />

das natürlich sehr wenig und auch von der allgemeinen<br />

Begeisterung war nicht mehr viel zu spüren. Karl Mez und<br />

Karl von Rotteck forderten jetzt in Kenntnis der Niederlage<br />

des Heckerzuges, dass die Leute den bewaffneten<br />

Kampf aufgeben und nach Hause gehen sollten. Die<br />

Freischärler glaubten allerdings nicht alle an die Niederlage,<br />

denn auch darüber gab es widersprüchliche Informationen<br />

und Gerüchte. Die meisten von ihnen wollten den<br />

Kampf fortsetzen. Daraufhin trat Rotteck von seinem Amt<br />

als Kommandant zurück und die Versammlung wählte<br />

Georg von Langsdorff zum Nachfolger. Inzwischen hatten<br />

auch die Arbeiter vehement ihre Bewaffnung gefordert,<br />

die Stadtoberen gaben nach und verteilten 400 Sensen an<br />

die Freischärler. Mit den Sensen sollten die Aufrührer vor<br />

allem gegen die Kavallerie der Feinde vorgehen.<br />

Dann tauchten vor der Stadt mehr als 3.000 badisch-hessische<br />

Regierungssoldaten auf, was den Mut und das<br />

Selbstvertrauen der Revolutionäre nicht unbedingt<br />

stärkte. Deren Kommandeur drohte mit der Erstürmung<br />

der Stadt, sollten die Freischärler nicht abziehen und ihre<br />

Barrikaden beseitigen. Ein von den Freischärlern ausgeschickter<br />

Spion, der die Wahrheit über den Heckerzug in<br />

Erfahrung bringen sollte, kehrte mit der Nachricht zurück,<br />

dass etwa 5.000 Aufständische unter Führung von Franz<br />

Sigel auf Freiburg zumarschierten. Das bestärkte die Aufrührer<br />

nun wieder darin, dass sie auf dem Weg zum Sieg<br />

waren. Auch dass Prof. Hecker von der Freiburger Uni, der<br />

Bruder Friedrich Heckers, verkündete, dass der Heckerzug<br />

vernichtend geschlagen wurde und sein Bruder auf der<br />

Flucht sei, brachte die Menge nicht mehr zur Besinnung.<br />

Nun ging alles drunter und drüber. Karl von Rotteck versuchte<br />

vergeblich, den badischen Kriegsminister General<br />

Abb.: Friedrich Hecker (1811 – 1881)<br />

Abb.: Route des „Heckerzuges“ in Süd-Baden<br />

Foto: Ziegelbrenner / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 11


Foto: M. Elliot /Generallandesarchiv Karlsruhe /Wikipedia<br />

Abb.: Struves Freischar am 23.09.1848 auf dem Weg von Lörrach nach Müllheim; vorne die Weiler Musikanten<br />

von Hoffmann zu überzeugen, die Stadt zu besetzen, um<br />

ein großes Blutvergießen zu vermeiden. Zur selben Zeit<br />

zog schon ein Teil der Freischaren den Truppen Franz<br />

Sigels entgegen. Der andere Teil stürmte das Rathaus<br />

und bemächtigte sich aller Waffen, die man dort vorfand.<br />

Darunter waren auch vier Kanonen, die man zur Verstärkung<br />

der Barrikaden an den Stadttoren nutzen wollte.<br />

Die Bürgerwehr versuchte noch, die Freischärler daran zu<br />

hindern, doch sie wurden einfach überrannt.<br />

„BLUTIGE OSTERN“ 1848 IN FREIBURG<br />

Franz Sigel (1824–1902) war bis 1847 Artillerieleutnant<br />

in der großherzoglichen Armee, verließ diese dann aus<br />

politischen Gründen. Ein Jahr später stellte er sich dem<br />

bewaffneten Kampf Friedrich Heckers zur Verfügung,<br />

obwohl er persönlich eigentlich große Bedenken hatte,<br />

was die Erfolgsaussichten einer Revolution betraf. Nach<br />

Heckers Niederlage versuchte Sigel mit seinen Truppen<br />

Freiburg zu erreichen, um sich hier mit den Aufständischen<br />

zu verbünden. Nach der Schlacht bei Freiburg floh<br />

er über den Schwarzwald in das Elsass und später in die<br />

Schweiz. 1849 wird er sich der provisorischen Regierung<br />

Badens anschließen und den Oberbefehl über die Revolutionsarmee<br />

übernehmen. Nach dem Scheitern im Juli<br />

1849 führte er seine Armee geordnet in die Schweiz und<br />

bat um Asyl für sich und seine Männer. Als der Druck<br />

Badens und Preußens auf die Schweiz, die geflohenen<br />

Revolutionäre auszuliefern, zu groß wurde, wies die<br />

Schweiz Franz Sigel aus. 1852 wanderte er wie viele andere<br />

Aufständische in die USA aus, wo er sich im Bürgerkrieg<br />

der Armee der Nordstaaten anschloss. Dort brachte er es<br />

dann sogar bis zum Generalmajor. 1902 starb Franz Sigel<br />

in New York.<br />

Bei Horben trafen die Freiburger Aufständischen am<br />

Ostersonntag 1848 auf die Truppen Franz Sigels, die allerdings<br />

noch völlig erschöpft waren vom langen Marsch.<br />

Sigel wollte seine Truppen erst einmal ausruhen lassen,<br />

doch Struve, der die Freiburger anführte, zog entgegen<br />

dem ausdrücklichen Befehl Sigels in Richtung Stadt vor.<br />

Am Sternwaldeck kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen<br />

mit der badischen Armee, wo sich dann sehr<br />

schnell herausstellte, dass ein paar Sensen und eine<br />

Handvoll Gewehre keine ernstzunehmende Gefahr für<br />

12<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Abb:: Gefecht bei Kandern 1848 im badischen<br />

Oberlande<br />

die Regierungstruppen waren. Struve blieb mit seinen<br />

Männern nur die Flucht, bei Horben traf er dann wieder<br />

auf Sigels Hauptstreitmacht. Am Ostermontag, den 24.<br />

April 1848, wollte Franz Sigel noch einmal versuchen, mit<br />

seinen Truppen in Freiburg einzudringen, um sich dort<br />

mit den Freiburger Aufständischen zu verbünden und<br />

den weiteren Kampf aufzunehmen. Doch dazu sollte es<br />

nicht mehr kommen. Die Regierungstruppen hatten die<br />

Stadt inzwischen umstellt. Um 9:30 Uhr begannen die<br />

badischen und preußischen Truppen unter dem Befehl<br />

von General Friedrich Hoffmann den Sturm auf Freiburg.<br />

Um das Martinstor leisteten die Freischärler erbitterten<br />

Widerstand, es gab dort sehr heftige Kämpfe. Dennoch<br />

zogen durch dieses Tor letztlich die ersten Truppen über<br />

die Kaiserstraße in die Stadt und bald kamen sie auch aus<br />

allen Richtungen. Gegen 11 Uhr war Freiburg bereits vollständig<br />

in der Hand der Regierungstruppen, die letzten<br />

Gefechte gab es am Schwabentor. General Hoffmann rief<br />

das Kriegsrecht aus und ließ sämtliche EinwohnerInnen<br />

entwaffnen. Als sich die Nachricht vom Fall Freiburgs<br />

verbreitete, kehrten Freischaren, die auf dem Weg nach<br />

Freiburg waren, wieder in ihre Dörfer zurück, sodass für<br />

Freiburg die Revolution vorerst beendet war.<br />

Struve und seine Frau Amalie hatten sich zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits abgesetzt, Franz Sigel und einigen seiner<br />

engen Vertrauten gelang es, sich erst einmal in der Stadt<br />

zu verstecken. Angeblich sollen sie sich dann noch ein<br />

paar Tage unbehelligt in der Stadt aufgehalten haben und<br />

sogar in Kaffee- und Bierstuben verkehrt sein.<br />

Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg<br />

Abb.: Franz Sigel (1824–1902) – zeitweise Oberbefehlshaber<br />

der badischen Revolutionsarmee und Kriegsminister<br />

der badischen Revolutionsregierung 1849<br />

Abb.: Hermann von Vicari (1773–1868) war von 1842 bis<br />

1868 römisch-katholischer Bischof, Erzbischof von<br />

Freiburg im Breisgau.<br />

Foto: Wikipedia Foto: Wikipedia<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 13


Foto: Fb78 / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia<br />

Abb.: Von diesem Balkon am Konstanzer Stadthaus soll Hecker die Republik ausgerufen haben. Das Ereignis ist<br />

jedoch nicht durch zeitgenössische Quellen belegt. In der Mitte Friedrich Hecker als Volkstribun, links die ablehnenden<br />

Städter, rechts der Heckerzug.<br />

Doch nicht alle Beteiligten sind so glimpflich davongekommen,<br />

bei den Barrikadenkämpfen waren auf beiden<br />

Seiten viele Männer gestorben. Nach dem Kampf machten<br />

die Regierungstruppen in der Stadt Jagd auf „Verdächtige“.<br />

Dabei kamen ihnen bereitwillig eifrige FreiburgerInnen<br />

durch „schurkische Denunziation“ zu Hilfe. Henriette<br />

Feuerbach, die Frau des Archäologen und Professors für<br />

Philologie Anselm Feuerbach, schrieb dazu: „Wer auf der<br />

Straße war, wurde gefangen oder niedergemacht, wer an<br />

den Fenstern sich zeigte, erschossen. Das dauerte vier Tage,<br />

aus den Kellern herauf, zu den Fenstern heraus wurden sie<br />

gezogen. Alle Häuser durchsucht.“<br />

Der Fabrikant Jeremias Risler notierte, wie die Soldaten<br />

„mit großer Brutalität Gefangene misshandelten und unerbittlich<br />

Jagd auf Freischärler machten.“ „Drei seien gehetzt<br />

worden, als seien sie wilde Tiere.“ Die Sterbebücher der<br />

Kirchengemeinden verzeichneten im Zusammenhang mit<br />

den Kämpfen 33 Tote. Doch in Wahrheit sind es wesentlich<br />

mehr gewesen, allerdings sind bis heute keine genauen<br />

Zahlen bekannt. Freiburger Frauen sammelten für einen<br />

ehrenden Gedenkstein für die Opfer dieser Tage, doch<br />

die Regierung verbot das Aufstellen. Heute gilt der Platz<br />

neben dem Schwabentor als „Platz der letzten Barrikade“.<br />

Auch eine Gedenktafel an die Ereignisse von 1848 ist<br />

inzwischen angebracht worden.<br />

DAS ENDE DER REVOLUTION UND DIE FOLGEN<br />

Auf Freiburg kamen nun natürlich unangenehme Zeiten<br />

zu, denn die Regierung ließ den Aufruhr nicht folgenlos<br />

bleiben. Als Erstes mussten Stadt und Einwohner die<br />

Einquartierung von Regierungstruppen hinnehmen, der<br />

Freiburger Turnverein wurde als eine Art Rädelsführer der<br />

Revolution aufgelöst und verboten, auch andere „unliebsame<br />

Einrichtungen“ wurden geschlossen oder zumindest<br />

streng überwacht. Zwar gab es in Baden noch das eine<br />

oder andere Aufflackern der Revolution, doch jegliche Aufruhrversuche<br />

wurden schnell und hart niedergeschlagen.<br />

Auch Gustav Struve unternahm nochmals einen Versuch<br />

und rief am 21. September 1848 in Lörrach erneut eine<br />

Republik aus. Doch bereits drei Tage später wurde sein<br />

Zug bei Staufen blutig gestoppt und beendet. Kurze Zeit<br />

später begannen in Freiburg die sogenannten Hochverratsprozesse<br />

gegen die Aufständischen. Gustav Struve<br />

war einer der ersten, die vor Gericht standen. Auf diese<br />

Prozesse komme ich später noch zurück.<br />

Zum Jahreswechsel 1848/49 bildete sich eine Organisation<br />

von radikalen Demokraten, die in ganz Baden schnell<br />

Zulauf bekam. Am 29. Januar 1849 gründeten sie in<br />

Freiburg einen Verein unter Führung von Karl von Rotteck.<br />

Mitglieder des ehemaligen Turnvereins, frühere Freischärler<br />

und Arbeiter schlossen sich an. Das Stadtamt schrieb<br />

14<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Foto: EinDao / CC BY-SA 4.0 / Wikipedia<br />

Foto: Andreas Schwarzkopf / CC BY-SA 4.0 / Wikipedia<br />

Abb.: Hier hat Gustav Struve am 21. September 1848<br />

die Deutsche Republik ausgerufen. Standort: Altes<br />

Rathaus in Lörrach, Deutschland.<br />

später darüber: „Der Radicalismus und Communismus<br />

der weniger Vermögenden oder ganz Besitzlosen habe in<br />

entscheidendem Maße die soziale Basis der Demokraten<br />

gebildet.“ Da mittlerweile auch die Ideen von Marx und<br />

Engels verbreitet wurden, ging im reichen Bürgertum<br />

nun auch die Angst davor um. Das Gespenst des Kommunismus<br />

war geboren.<br />

Und so wurde am 18. Februar 1849 auch der Vaterländische<br />

Verein mit Bürgermeister Joseph von Rotteck neu<br />

gegründet. Der Verein war regierungstreu und sprach<br />

sich für eine konstitutionelle Monarchie aus, um Baden<br />

vor „Anarchie und Despotismus“ zu bewahren. Auch Erzbischof<br />

von Vicari trat dem Verein bei, unter der Bedingung,<br />

dass die Bewegung gewaltfrei blieb.<br />

In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> berichte ich darüber, wie die<br />

Revolution schließlich zu Ende ging, wie die Hochverratsprozesse<br />

in Freiburg verliefen und wie das Leben nach<br />

dem Aufstand in Freiburg weiterging.<br />

Ich bedanke mich beim Stadtarchiv Freiburg, beim Alemannischen<br />

Institut Freiburg, Gerlinde Kurzbach, Peter Kalchtaler,<br />

Dr. Hans-Peter Widmann und Ulrike Halbe-Bauer.<br />

Carsten<br />

Abb.: Platz der letzten Barrikade in der Nähe des<br />

Schwabentors in Freiburg<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 15


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FREIeBÜRGER 06 | 2024 17


FREIBURGS ERSTE POP-UP-BUCHMESSE<br />

Ein voller Erfolg: „freiBUCH“ begeistert mit Vielfalt und Kreativität<br />

Die erste Freiburger Pop-up-Buchmesse „freiBUCH“ fand<br />

vom 3. bis 5. Mai 2024 in den Räumlichkeiten der Kreativpioniere<br />

Freiburg / Schildacker e. V. im Schopf2 in der<br />

Schopfheimer Straße 2 in Freiburg-Haslach statt. Dort<br />

gibt es regelmäßig unterschiedlichste Veranstaltungen:<br />

Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen, Theater<br />

etc. Eine tolle Location für die Buchmesse freiBUCH. Der<br />

FREIeBÜRGER war als Besucher da, um für Sie über drei<br />

Tage des Schreibens und Lesens zu berichten.<br />

Die erste Freiburger Buchmesse ist rum und wir haben<br />

für Sie alles Wissenswerte: Zahlen, Fakten und Impressionen.<br />

Wer hatte denn überhaupt die Idee, eine Buchmesse<br />

in Freiburg auf die Beine zu stellen? Es war Arne Bicker<br />

von den Freiburger Kreativpionieren, der unter anderem<br />

Journalist und Self-Publisher ist. Die Idee hatte er schon<br />

länger und hat sie mal bei den Kreativpionieren rausgehauen:<br />

Wie wäre es, wenn wir Freiburgs erste Buchmesse<br />

organisieren und ausrichten würden?<br />

Für Arne war es schon immer ein Anliegen, Menschen das<br />

Lesen näherzubringen, aber auf eine Art und Weise, die<br />

nicht zu kommerziell ist. Er wollte den kleinen Verlagen<br />

-<br />

und unabhängigen AutorInnen eine Plattform geben, sich<br />

und ihre Bücher niederschwellig vorzustellen. Ein weiteres<br />

Anliegen war und ist es, die Leselust und Schreibfreude<br />

bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Viele waren<br />

von seiner Idee begeistert und schnell war eine 20-köpfige<br />

ehrenamtliche Planungsgruppe am Start.<br />

Im Frühsommer 2023 wurde dann durchgestartet und<br />

die Planungsgruppe konnte anfangen, die freiBuch auf<br />

die Beine zu stellen. Fragen über Fragen... Welche Verlage<br />

könnte man einladen? Welche AutorInnen? Und wie<br />

könnte das Rahmenprogramm aussehen? Die Idee hatte<br />

sich schnell herumgesprochen, und so waren schon im<br />

Oktober 2023 alle Ausstellerplätze vergeben.<br />

Nach vielen Stunden der Messevorbereitung inklusive viel<br />

Schweiß und schlaflosen Nächten war endlich der Monat<br />

Mai da, und mit ihm Freiburgs erste Buchmesse. Das<br />

Wetter spielte mit und so war für über 2.000 BesucherInnen<br />

die freiBUCH das Ziel. Schirmherr war übrigens Freiburgs<br />

Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach. Ging es<br />

darum, eine Konkurrenz für andere Buchmessen zu sein?<br />

Ganz sicher nicht! Es ging um die Sichtbarmachung der<br />

18<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


kleinen Verlage und der nicht so bekannten AutorInnen<br />

und SelbstverlegerInnen und darum, ihnen die Möglichkeit<br />

zu geben, sich zu präsentieren und um die Kontaktaufnahme<br />

mit Produzenten und KonsumentInnen, die in<br />

Freiburg und der Region Bücher schreiben und verlegen.<br />

In zwei von drei Hallen gab es 19 Ausstellerstände und<br />

einen Gemeinschaftsstand von 15 einzelnen Freiburger<br />

AutorInnen. Ausgestellt wurden Romane, Sachbücher,<br />

Kinderliteratur, Fantasy, Kunstbücher, Bildbände und Graphic<br />

Novels.<br />

Die Präsenz der Freiburger Stadtbibliothek mit ihrem Bücherbus,<br />

in dem Kindermalen und ein Quiz für Erwachsene<br />

angeboten wurden, war genauso eine Anlaufstelle<br />

für Familien mit Kindern wie auch das Freileser-Fahrrad<br />

des Literaturhauses, das auf einer Wiese stand und zum<br />

Bücher Vorlesen oder selber lesen einlud. Die Freiburger<br />

Bürgerstiftung war auch da und stellte ihr Projekt<br />

Buch-Buden vor. Die Idee: neue Bücher-Tausch-Orte in unterschiedlichen<br />

Stadtteilen, sozialen Einrichtungen und<br />

Initiativen in Freiburg zu eröffnen.<br />

Dann gab es einen Raum im ersten Stock, in dem verschiedene<br />

Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten<br />

wurden, unter anderem fand dort ein Schnupper-Workshop<br />

„Slam Poetry“ mit Ansgar Hufnagel statt.<br />

Auf der freiBühne gab es eine Podiums-Diskussion über<br />

die Zukunft des Buches. Nicht zu vergessen das Kindervorlesezelt<br />

im Freien auf der Wiese und die neu installierte<br />

Vintage-Telefonzelle „Halle 4“, die ein Überraschungsprogramm<br />

bot. Ein Highlight auch der Literatur-Tanz von<br />

Clara Krüger. Grandios, so etwas zu machen, Literatur zu<br />

tanzen.<br />

An den Ständen sah man großes Interesse und den gewünschten<br />

direkten Gesprächsaustausch. Die angebotenen<br />

39 Lesungen waren auch gut besucht und es<br />

wurde mit großem Interesse den vorgelesenen Worten<br />

gelauscht. Aus Frankfurt war die Stiftung Buchkunst mit<br />

einer Ausstellung der preisgekürten 25 schönsten Deutschen<br />

Bücher 2023 vertreten. Für das leibliche Wohl sorgten<br />

diverse Foodtrucks mit leckeren und abwechslungsreichen<br />

Snacks und Speisen.<br />

Wir könnten noch so viele weitere tolle Impressionen<br />

aufzählen, aber alles hat mal ein Ende, so auch die erste<br />

Freiburger Buchmesse. Es war ein Fest der Bücher in einer<br />

bunten, kreativen und lebendigen Atmosphäre bei freiem<br />

Eintritt und non-profit-orientiert. Kurz gesagt ein voller<br />

Erfolg für alle Beteiligten und wiederholungswürdig. Wir<br />

sind auf jeden Fall gespannt und würden uns sehr freuen,<br />

wenn die freiBUCH abermals stattfinden würde.<br />

Fotos: E. Peters / Text: Oliver<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 19


DER BERNDT-KOBERSTEIN-PREIS 2024<br />

Würdigung von Zusammenleben und Solidarität<br />

Im Mai 2012 wurde erstmals der Berndt-Koberstein-<br />

Preis für Zusammenleben und Solidarität vergeben.<br />

Den Preis rief Hendrijk Guzzoni 2011 anlässlich des 25.<br />

Todestages seines Freundes Berndt Koberstein ins Leben<br />

und wollte damit auch das Andenken an ihn bewahren.<br />

Da Koberstein seine antiimperialistische Gesinnung<br />

und sein Eintreten für ein solidarisches Miteinander<br />

auszeichneten, wollten Guzzoni und seine Jurymitglieder<br />

Menschen bzw. Organisationen ehren, die für dieselben<br />

Ziele einstehen, aber nicht immer im Licht der Öffentlichkeit<br />

stehen. Jedes Jahr findet die Preisverleihung<br />

des Berndt-Koberstein-Preises im Weinschlösschen in<br />

Freiburg statt. Die PreisträgerInnen 2024 waren: „Omas<br />

gegen Rechts e. V.“ (Laudatorin: Franziska Pfab), „Bauernhoftiere<br />

für Stadtkinder e. V.“ (Laudator: BM Prof. Martin<br />

Haag) und „Solidarischer Weinberg“ (Laudator: MdL<br />

Reinhold Pix). Der Abend wurde musikalisch untermalt<br />

von zwei mongolischen Sängerinnen des Trios „Die drei<br />

mongolischen Königinnen“. Der FREIeBÜRGER wurde im<br />

Jahr 2013 ausgezeichnet und war bei der diesjährigen<br />

Preisverleihung wieder als Gast vor Ort, auch um über<br />

die diesjährige Preisverleihung zu berichten.<br />

Der erste Preisträger, der ausgezeichnet wurde, war der<br />

gemeinnützige Verein „Bauernhoftiere für Stadtkinder<br />

e. V. “. Die Laudatio hielt BM Prof. Martin Haag. Der Verein<br />

bietet im Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde in Freiburg<br />

mitten in der Stadt Kindern und Erwachsenen unter<br />

anderem die Möglichkeit, mit zahmen Bauernhoftieren in<br />

nahen Kontakt zu kommen. Des Weiteren will der Verein<br />

Empathie für unsere Mitgeschöpfe wecken, die im Alltag<br />

viel für uns leisten. Unterstützt wird der Verein von über<br />

100 Mitgliedern und hat sich unter anderem zum Ziel<br />

gesetzt, durch Naturpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit<br />

der zunehmenden Naturentfremdung entgegenzuwirken<br />

und ökologisches Verständnis zu vermitteln. Wir gratulieren<br />

und sagen: Macht weiter so, auch mit Eurem Engagement<br />

für die Erhaltung des pädagogischen Naturerlebnisraumes<br />

Obergrün hinter der Anne-Frank-Grundschule im<br />

Stadtteil Betzenhausen in Freiburg.<br />

Als Zweites wurden die „Omas gegen Rechts Freiburg<br />

e. V.“ gewürdigt. Die Laudatorin war Franziska Pfab.<br />

Omas gegen Rechts sind eine zivilgesellschaftliche, parteiunabhängige<br />

Initiative. Im Herbst 2018 entdeckte Traute<br />

20<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Hensch aus Freiburg die österreichische Initiative Omas<br />

gegen Rechts. Sie besprach es mit Gerdi Liebner, die die<br />

Initiative ebenfalls für nachahmenswert hielt. Mit einem<br />

kleinen Artikel in der BZ wollten die beiden Gründerinnen<br />

weitere Omas finden. Aus den anfänglich 60 Omas<br />

wurden fünf Monate später schon 140. Die Omas gegen<br />

Rechts treten gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus,<br />

Rassismus, Faschismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit,<br />

Demokratiefeindlichkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit, also<br />

gegen jede Form von Diskriminierung auf. Des Weiteren<br />

wünschen sie sich einen empathischen, die Demokratie<br />

fördernden Umgang mit allen hier lebenden Kindern und<br />

Jugendlichen. Sie wollen ihren Nachkommen eine freie,<br />

demokratische und humane Gesellschaft hinterlassen.<br />

Gerdi Liebner, eine der beiden Gründerinnen von damals,<br />

und Angelika Fabry-Flashar nahmen den Preis stellvertretend<br />

für alle Omas gegen Rechts entgegen. An dieser<br />

Stelle auch von uns herzlichen Glückwunsch, schön, dass<br />

es Euch gibt und macht auf jeden Fall so weiter!<br />

Als Drittes wurde das ökologische Weingut von Andreas<br />

Dilger und sein Projekt „Solidarischer Weinberg“ ausgezeichnet.<br />

Die Laudatio hielt MdL Reinhold Pix. Das<br />

ökologische Weingut Andreas Dilger schafft mit seinem<br />

biowein.plus-Konzept ökologische, soziale und ökonomische<br />

Nachhaltigkeit. Das Freiburger Weingut wurde 2001<br />

mit dem Ziel gegründet, Weinbau auch innerstädtisch<br />

erlebbar zu machen und einen generationsübergreifenden,<br />

atmosphärischen Ort des kulturellen Austauschs zu<br />

schaffen. Leitlinien des Weinguts sind der ökologische<br />

Anbau widerstandsfähiger Rebsorten und die regionale<br />

Vermarktung, um einen zukunftsfähigen Weinbau im<br />

Einklang mit der Natur zu gewährleisten. Der solidarische<br />

Weinberg Mühlebuck in terrassierter Einzellage befindet<br />

sich oberhalb des Ortskerns von Merzhausen in Richtung<br />

Hexental in Südwest-Ausrichtung. Vor fünf Jahren wurde<br />

die Bewirtschaftung eingestellt, zwei Jahre später wurden<br />

mit hohem Aufwand die Rebanlage und die Vitalität der<br />

Rebstöcke wieder aktiviert. Der Terrassenweinberg ist ein<br />

wertvoller Schatz an Biodiversität und Artenvielfalt. Um<br />

dem Weinberg eine Zukunft zu geben, ist ein Praxisforschungsprojekt<br />

geplant, wo robuste und dem Klima angepasste<br />

rote Piwi-Rebsorten im gemischten Satz auf die<br />

vorhandenen Rebstöcke aufgepfropft werden. Das ist ein<br />

großartiger Beitrag und nur ein Beispiel des Weingutes<br />

Andreas Dilger für nachhaltigen Weinbau. Wir wünschen<br />

viel Erfolg und immer exquisite Tropfen.<br />

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr und die vielen<br />

weiteren inspirierenden Projekte, die es zu würdigen gilt.<br />

Fotos: E. Peters / Text: Oliver<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 21


GEFAHREN DURCH GAFFENDE<br />

Eine wachsende Bedrohung für Rettungskräfte<br />

Foto: Camilo Jimenez / Unsplash<br />

Bei Unfällen oder anderen kritischen Situationen auf der<br />

Straße behindern in zunehmendem und bedrohlichem<br />

Ausmaß Schaulustige die Einsatz- und Rettungskräfte.<br />

Mit verheerenden und lebensbedrohlichen Folgen<br />

für Unfallopfer. Was bedeutet dieses Verhalten für die<br />

Rettenden?<br />

Jüngst ist es wieder passiert. Schaulustige haben sich<br />

über die Anweisungen der Polizei hinweggesetzt, Absperrungen<br />

ignoriert und die Szene mit dem Smartphone<br />

gefilmt. In Ulm brachte mitten in der Stadt im Starbucks-Café<br />

ein Mann mehrere Geiseln in seine Gewalt.<br />

Der 44-Jährige aus Nordrhein-Westfalen war bei der<br />

Bundeswehr tätig, dort allerdings im Krankenstand. Zum<br />

Tatzeitpunkt sollen sich etwa 13 Personen in dem Café<br />

aufgehalten haben. Es brach Panik aus, man hörte Schreie<br />

und der Geiselnehmer wurde von der Polizei angeschossen.<br />

Das Geschehen sorgte bei einigen Leuten für panikartige<br />

Flucht, andere Menschen zog es dagegen an. Handyfotos<br />

vom Tatort machten in sozialen Medien schnell die<br />

Runde.<br />

Ein paar Tage danach übte Ulms Oberbürgermeister<br />

Gunter Czisch scharfe Kritik an den Schaulustigen. „Gaffer<br />

und Leute, die Fotos machen und filmen, erschweren die<br />

Polizeiarbeit“, sagte Czisch. „Das ist unerträglich.“ Als<br />

Oberbürgermeister und Chef der Ortspolizeibehörde war<br />

er sofort informiert worden, dass ein Bewaffneter Geiseln<br />

in seiner Gewalt hatte. Der OB machte sich selbst ein Bild<br />

von der Lage und erlebte, wie Menschen die Polizeiabsperrungen<br />

zu umgehen versuchten. Besonders brisant<br />

war die Situation auch deshalb, weil sich das Einsatz-Szenario<br />

mitten in der belebten Innenstadt abspielte.<br />

GIER DER SCHAULUSTIGEN<br />

Die Polizei kennt solche Szenarien. Es scheint auch so,<br />

dass die Gier der Schaulustigen nach „Sensationsfotos“<br />

immer größer wird. Wer nahe genug dran war, konnte<br />

damit in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit auf<br />

sich ziehen. Je größer die Sensationslust, desto geringer<br />

ist der Respekt vor Einsatzkräften wie der Polizei, dem<br />

Sanitätsdienst und der Feuerwehr. Die Behinderung<br />

derjenigen, die professionelle Hilfe leisten, wird immer<br />

wieder beklagt. Auch die Feuerwehr kennt das. Vor allem<br />

auf Bundesstraßen, die nur zwei Spuren haben, kommt es<br />

immer wieder zu Problemen. So ist für Reiner Buschow,<br />

stellvertretender Feuerwehrkommandant und stellvertretender<br />

Abteilungsleiter der Ulmer Feuerwehr, die<br />

zweispurige Verbindung der B10 zwischen Ulm-West und<br />

Ulm-Ost ein Nadelöhr. „Dort ist der Ausbau dieses Autobahnzubringers<br />

noch nicht erfolgt“, sagt er. Auf dreispurigen<br />

Autobahnen hätten die Fahrzeuglenker mittlerweile<br />

begriffen, wie Rettungsgassen zu bilden sind. „Das liegt<br />

auch an der intensiven Werbung für die Rettungsgassen“,<br />

22<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


sagt der Diplom-Ingenieur. Die deutschen Autofahrerinnen<br />

und -fahrer seien disziplinierter als die Menschen auf<br />

anderen europäischen Autobahnen. Die Autorin dieses<br />

Artikels hat selbst schon miterlebt, dass in einer Rettungsgasse<br />

auf einer italienischen Autobahn ein Kleinwagen<br />

mit vier jungen Insassen angebraust kam. Die johlenden<br />

Männer schienen großen Spaß an ihrem „Abenteuer“<br />

gehabt zu haben.<br />

Trotzdem lässt auch auf deutschen Autobahnen die Geduld<br />

nach, je länger ein Stau dauert. „Die Menschen sind<br />

dann neugierig und halten ihre Spur nicht“, ist Buschows<br />

Erfahrung. „Sie fahren in der Mitte nach vorne, um zu<br />

schauen, was sich da abspielt.“ Ein Problem sei zudem,<br />

dass der Krankenwagen, die Polizei und die Feuerwehr<br />

nicht im Verband fahren, sondern zeitversetzt die Rettungsgasse<br />

nutzen wollen. „Es passiert immer wieder,<br />

dass wenn einer durch ist, die Stauteilnehmer meinen,<br />

sie könnten weiterfahren“, sagt Buschow. Beliebt sei<br />

auch, dass sich die Fahrerinnen und Fahrer am Stauende<br />

einfach an das Feuerwehrauto anhängen. Das behindert<br />

dann unter Umständen einen nachfolgenden Abschleppdienst.<br />

„Der braucht die gleiche Breite wie die Feuerwehr“,<br />

meint der Kommandant. Die Polizei ahnde dieses<br />

Hinterherfahren spätestens an der Unfallstelle. Kommt<br />

die Feuerwehr in der Mitte nicht durch, ist sie auf die<br />

Standspur angewiesen.<br />

Für Rettungsdienste sei das die schlechtere Möglichkeit,<br />

bestätigt Oliver Burget, Kommandant der Freiwilligen<br />

Feuerwehr in Ehingen. Denn auf der Standspur sei die Gefahr,<br />

dass dort ein Pannenfahrzeug im Weg stehe, größer<br />

als in der Rettungsgasse bei drei- oder mehrspurigen Autobahnen.<br />

Dort hätten die Fahrenden es verstanden, dass<br />

diejenigen, die auf der äußerst linken Spur fahren, nach<br />

links ausweichen müssen. Wer auf der mittleren oder<br />

rechten Spur unterwegs ist, fährt nach rechts. Für Rettungsdienste<br />

ist das Nutzen der Standspur auch deshalb<br />

problematisch, weil sich dort auch manchmal Personen<br />

aufhalten, die entweder Unfallbeteiligte oder Neugierige<br />

sind. „Wir haben es auch schon erlebt, dass dort Pannenfahrzeuge<br />

stehen“, sagt Burget. In jedem Fall gilt, sich als<br />

Unbeteiligter vom Unfallort zu entfernen. Gafferinnen<br />

und Gaffer behindern nicht nur die Arbeit der Einsatzkräfte,<br />

sondern müssen auch mit Strafen rechnen.<br />

Christina Kirsch / Trott-war e. V.<br />

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FREIeBÜRGER 06 | 2024 23


Engagiert für<br />

wohnungslose Menschen<br />

Sonntagstreffs<br />

im <strong>Juni</strong> 2024<br />

?<br />

09.06.2024<br />

12:30 Uhr<br />

16.06.2024<br />

13 Uhr<br />

23.06.2024<br />

13 Uhr<br />

Die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester<br />

lädt in den Garten des Herz-Jesu-Klosters<br />

ein / Okenstraße 17 / Straßenbahnlinie 4<br />

Richtung Zähringen / Halt Okenstraße<br />

Evangelische Friedensgemeinde<br />

Hirzbergstraße 1<br />

Straßenbahnlinie 1 Richtung<br />

Littenweiler / Halt Musikhochschule<br />

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Maria-von-Rudloff-Platz<br />

Straßenbahnlinie 5 Richtung Rieselfeld<br />

Halt Maria-von-Rudloff-Platz<br />

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obdachlos oder BürgerIn mit Handicap<br />

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JFTL + AFTERSHOW<br />

FR, 7. I 21 H I EXPERIMENTAL, AMBIENT<br />

PERFOMING DEMOCRACY: LYZZA<br />

SA, 8. I 21 H I ELECTRONIC, DANCE MUSIC, RAP<br />

WITCHING + MONUMENTS OF MISERY<br />

DI, 11. I 20 H I BLACKENED DOOM SLUDGE<br />

DYKE DISKO W/ BROT&WEIN<br />

FR, 14. I 21 H I QUEERFEMINISTISCHES TECHNOKOLLEKTIV<br />

SCHUBSEN<br />

SA, 15. I 21 H I PUNK, INDIE NOISE ROCK<br />

CATL + GRAND RASPAIL & THE MARQUEE‘S<br />

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24<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


MITMACHSEITE<br />

Lernen Sie uns kennen...<br />

• Diskutieren Sie mit uns<br />

• Erzählen Sie uns Ihre Geschichte<br />

• Schreiben Sie einen Artikel<br />

• Unterstützen Sie unsere Aktivitäten<br />

• Kommen Sie auf ein Käffchen vorbei<br />

Machen Sie mit!<br />

Sagen Sie es weiter!<br />

Wir freuen uns auf Sie...<br />

Ihr FREIeBÜRGER-Team<br />

Engelbergerstraße 3 – 0761/3196525 – info@frei-e-buerger.de<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 25


Die Begegnung zwischen der idealistischen Umweltaktivistin<br />

und dem exzentrischen Milliardär löst eine Kette<br />

von Ereignissen aus, die zu keinem guten Ende führen.<br />

Mira und Lemoine sind theoretische Todfeinde und der<br />

Kleptokrat Lemoine verfolgt Pläne, die keinesfalls aufgedeckt<br />

werden dürfen. Im benachbarten Naturschutzgebiet<br />

will er seltene Erdmetalle durch riskante illegale<br />

Untertagelaugung abbauen. Um die Kontrolle über seine<br />

Aktivitäten zu erhalten, bietet er den Leuten von „Birnam<br />

Wood“ eine Zusammenarbeit und großzügige finanzielle<br />

Unterstützung an. Das führt zu heftigen Diskussionen<br />

im Kollektiv, bei denen ideologische Bedenken pragmatischen<br />

Überlegungen gegenüberstehen.<br />

Tony Gallus argumentiert: „Die Klasse der Milliardäre<br />

untergräbt allein durch ihre Existenz jegliche Form von<br />

Solidarität.“ Doch die PragmatikerInnen setzen sich durch<br />

und stimmen für eine Neuausrichtung von „Birnam<br />

Wood“. Tony setzt sich von der Gruppe ab und folgt seiner<br />

Skepsis. Er glaubt nicht an Lemoines geheucheltes Interesse<br />

an gemeinwohlorientierten Projekten, will dessen<br />

wahre Beweggründe entlarven und sich einen Namen als<br />

berühmter Enthüllungsjournalist machen.<br />

Eleanor Catton<br />

„Der Wald“<br />

btb Verlag<br />

ISBN: 978-3-442-75764-0<br />

512 Seiten | 25 €<br />

DER WALD<br />

Buchbesprechung von utasch<br />

Mira Bunting ist Gärtnerin und Gründerin des AktivistInnenkollektivs<br />

„Birnam Wood“. Das Graswurzel-Kollektiv<br />

beackert brachliegende Flächen im öffentlichen Raum,<br />

sät, pflegt und erntet Obst und Gemüse und verteilt den<br />

Ertrag an soziale Projekte.<br />

Durch einen Erdrutsch wird ein abgelegenes Tal fast vollständig<br />

von der Außenwelt abgeschnitten. In diesem Tal<br />

befindet sich neben einem Naturschutzgebiet das Gelände<br />

einer ehemaligen Schaffarm und Mira Bunting wittert<br />

eine Chance, dort unbemerkt einen großen illegalen<br />

Nutzgarten anlegen zu können. Auf ihrer Erkundung des<br />

Geländes begegnet sie dem amerikanischen Milliardär<br />

Robert Lemoine, der behauptet, das Grundstück heimlich<br />

gekauft zu haben, um dort einen luxuriösen Überlebensbunker<br />

zu bauen.<br />

Auf der Seite der PragmatikerInnen steht Miras beste<br />

Freundin Shelley Noakes, die dem Charme von Lemoine<br />

ebenso erliegt wie Mira und die anderen AktivistInnen.<br />

Die Gruppe richtet sich auf der früheren Schaffarm häuslich<br />

ein und beginnt mit der Bewirtschaftung. Niemand<br />

rechnet damit, dass der rechtmäßige Eigentümer der<br />

Farm, Sir Owen Darvish, eines Abends auf dem Gelände<br />

auftaucht, um den dortigen Vorgängen auf den Grund<br />

zu gehen. Durch einen von Shelley verursachten Unfall<br />

kommt Sir Darvish ums Leben und Lemoine vertuscht die<br />

Todesumstände. Derweil rennt Tony von Wachpersonal<br />

und Drohnen verfolgt durch das Naturschutzgebiet um<br />

sein Leben. Die Situation spitzt sich zu und die Geschichte<br />

endet mit einem filmreifen Gemetzel.<br />

Der Roman verhandelt die tiefen Konflikte zwischen<br />

ambitionierten UmweltaktivistInnen und ausbeuterischen<br />

MilliardärInnen. Während erstere für das Gemeinwohl<br />

arbeiten und kämpfen, handeln letztere aus purem<br />

Eigeninteresse. Die Unvereinbarkeit dieser konträren<br />

Grundhaltungen wird in dem Roman angemessen<br />

überspitzt dargestellt. Die Charaktere und Motive von<br />

Mira, Shelley, Tony, Lemoine und Sir Darvish werden von<br />

der Autorin ausführlich beschrieben. Dabei bedient sie<br />

sich durchaus naheliegender Stereotype, was dem Lauf<br />

der Erzählung aber nicht schadet. Der Roman von Eleanor<br />

Catton ist durch seine unerwarteten Wendungen,<br />

moralischen Grundsatzfragen, Intrigen und kriminellen<br />

Geschehnisse eine spannende und unterhaltsame Lektüre<br />

aus dem Genre Ökothriller.<br />

26<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


SPARGELQUICHE GRÜN-WEISS<br />

Foto: E. Peters<br />

Herzlich willkommen auf unserer Kochseite!<br />

Die Spargelsaison neigt sich langsam dem Ende zu, daher<br />

gibt es beim FREIeBÜRGER diesen Monat etwas Köstliches<br />

mit Spargel. Spargel ist nicht nur lecker, sondern auch gesund.<br />

Was steckt alles in dem königlichen Gemüse? Spargel<br />

ist reich an wertvollen Vitaminen wie zum Beispiel K,<br />

C, B1, B2 sowie an Mineralstoffen, Phosphor und Calcium.<br />

Kaum ein Nahrungsmittel ist so kalorienarm wie Spargel,<br />

der zu 95 Prozent aus Wasser besteht. Das „Königsgemüse“<br />

enthält so gut wie kein Fett sowie kein Cholesterin<br />

und bietet einen hohen Gehalt an Ballaststoffen. Mit seinen<br />

gerade mal 65 Kalorien pro Portion (500 Gramm) sind<br />

die schlanken Stangen der ideale kalorienarme Fitmacher.<br />

Wenn sich grüner und weißer Spargel in einer Quiche vereinen,<br />

dann kann nur eine französische Gaumenfreude<br />

das Ergebnis sein.<br />

Zutaten für 4 Personen:<br />

250 g grüner Spargel<br />

250 g weißer Spargel<br />

100 g Parmaschinken<br />

5 Eier<br />

125 g kalte Butter<br />

200 g Schlagsahne<br />

50 ml Milch<br />

250 g Mehl<br />

1 TL Zucker<br />

Muskatnuss<br />

Pfeffer<br />

Salz<br />

Zubereitung:<br />

Mehl, eine Prise Salz, ein Ei, 125 g kleingeschnittene Butter<br />

und 2 EL kaltes Wasser zu einem Teig verkneten. In Frischhaltefolie<br />

wickeln und für 30 Min. ab in den Kühlschrank.<br />

Den weißen Spargel waschen, schälen und die holzigen<br />

Enden abschneiden. Den grünen Spargel waschen und<br />

ebenfalls die Enden abschneiden. Alle Spargelstangen<br />

dritteln und für ca. 3 Min. in kochendem Salzwasser mit 1<br />

TL Zucker garen. Jetzt zum Teig: Den Teig durchkneten und<br />

zu einem Kreis von ca. 35 cm Durchmesser ausrollen. Eine<br />

gefettete, mit Mehl ausgestäubte Tarteform mit ca. 26 cm<br />

Durchmesser damit auslegen. Den Boden mit einer Gabel<br />

mehrmals einstechen, mit Backpapier auslegen und zum<br />

Beschweren die getrockneten Hülsenfrüchte einfüllen.<br />

Jetzt im vorgeheizten Backofen bei 200 °C auf der untersten<br />

Schiene ca. 15 Min. blindbacken. 4 Eier, Milch und Sahne<br />

gründlich verquirlen und kräftig mit Salz, Pfeffer und<br />

Muskat würzen. Die Tarte aus dem Ofen nehmen, Backpapier<br />

und Hülsenfrüchte entfernen, den Spargel und den<br />

in Streifen geschnittenen Parmaschinken darauf verteilen<br />

und die Sahne-Ei-Mischung darübergießen. Nochmals<br />

35–45 Min. bei 180 °C backen und mit einem knackigen<br />

grünen Salat mit hausgemachter Vinaigrette servieren.<br />

Bon Appetit!<br />

Oliver & Ekki<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 27


Hallöchen, liebe Sportfreunde,<br />

nun ist er da, der <strong>Juni</strong>. Der Monat, auf den alle Fußballfreunde<br />

so sehnsüchtig gewartet haben. Noch ungefähr<br />

zwei Wochen und dann rollt der EM-Ball durch unser<br />

Land. Doch als Erstes natürlich noch eine Rückschau auf<br />

das Saisonende hierzulande. Das Wichtigste natürlich zuerst,<br />

meine Schalker haben das selbst gesteckte Saisonziel<br />

ganz souverän erreicht, nämlich in der Abschlusstabelle<br />

vor Elversberg zu stehen!<br />

Aber jetzt zur ersten Bundesliga und dem neuen Meister!<br />

Den Leverkusenern hatte ich ja neulich schon zu ihrer<br />

ersten Meisterschaft gratuliert, aber ich tue es gern noch<br />

mal. Denn wie die in den letzten Wochen die letzten Saisonspiele<br />

„abgespielt“ haben, obwohl sie ja schon Meister<br />

waren, nötigt Respekt ab. Selbst am letzten Spieltag,<br />

mit 15 Punkten Vorsprung auf die Bayern, gingen sie auf<br />

den Sportplatz, als würde es noch um alles gehen. Und<br />

natürlich wurde auch dieses letzte Spiel gewonnen. Am<br />

Ende waren es nun 17 Punkte vor Stuttgart und sogar 18<br />

Punkte vor den Bayern. Einen so souveränen Meister hat<br />

es lange nicht gegeben. Und da ist dann noch die Zahl<br />

von 51 ungeschlagenen Spielen in dieser Saison. Was<br />

für ein Rekord! In der Bundesliga hat es noch nie eine<br />

Mannschaft geschafft, ungeschlagen durch die Saison<br />

zu marschieren. Nicht einmal die oft so dominanten<br />

Bayern – eins mindestens haben die immer verloren pro<br />

Spielzeit... Der europäische Rekord stammt aus dem Jahr<br />

1965 von Benfica Lissabon, die schafften 49 Spiele ohne zu<br />

verlieren. Bayer Leverkusen hat den jetzt endlich geknackt<br />

und kann sich gemütlich zurücklehnen. Ich glaube nicht,<br />

dass dieser Rekord so schnell geknackt wird. Leider hat<br />

es für eine komplett ungeschlagene Saison jedoch doch<br />

nicht gereicht, denn das Finale um die Europa League<br />

hat Leverkusen ziemlich deutlich verloren. Da muss man<br />

auch nicht drüber reden. Die Italiener waren in allen Belangen<br />

besser! Da war für die Werkself nichts zu holen.<br />

Egal, jetzt bleibt ja noch das deutsche Pokalfinale gegen<br />

Kaiserslautern und da können sie dann immerhin das<br />

Double festmachen. Zur Erinnerung, die Bayern haben<br />

gar nichts gewonnen! Und wenn man dann auch noch<br />

bedenkt, dass bei Bayer, abgesehen von Granit Xhaka und<br />

Florian Wirtz, keine wirklichen Stars spielen, dann kann<br />

man sehen, was Trainer Xabi Alonso für Arbeit geleistet<br />

hat. Der Spanier hat viel von seiner aktiven Fußballerlaufbahn<br />

in die aktuelle Elf von Leverkusen eingebracht. Das<br />

schnelle Kurzpassspiel, der aggressive Angriffsfußball,<br />

die vielen Torchancen, das alles erinnert gewaltig an Real<br />

Madrid und die spanische Nationalmannschaft vor 15<br />

Jahren. Und das war ja auch ziemlich erfolgreich. Mir hat<br />

es auf jeden Fall Spaß gemacht, was Leverkusen in dieser<br />

Saison so auf den Rasen gezaubert hat und solange sich<br />

meine Schalker noch in der zweiten Liga herumtreiben,<br />

können sie auch gern so weitermachen.<br />

Für den großen FC Bayern verlief die Saison dagegen eher<br />

suboptimal. Natürlich sind sie wie immer mit dem Ziel<br />

ins Rennen gegangen, das Triple zu holen, doch das wird<br />

wahrscheinlich am Rhein landen. Für die Münchener gab<br />

es diesmal gar keinen Titel, das gab es auch schon lange<br />

nicht mehr. Auch die acht verlorenen Ligaspiele gab es<br />

schon ewig nicht mehr. Und zu guter Letzt finden sie jetzt<br />

keinen Trainer mehr. Vor nicht allzu langer Zeit haben sich<br />

die Startrainer in München die Klinke in die Hand gegeben,<br />

um dort einen Job zu kriegen, doch das hat sich wohl<br />

geändert. Aber bei dieser Suche nach einem Übungsleiter<br />

offenbart sich auch mal wieder der Charakter der Bayern-Bosse.<br />

Denn die Trainer, die sie bisher verpflichten<br />

wollten, stehen alle bei einem Club oder gar bei einer<br />

Nationalmannschaft unter Vertrag. In der Beziehung war<br />

allerdings Fairness noch nie charakteristisches Merkmal<br />

der Bayern. Dreist fand ich allerdings die Abwerbeversuche<br />

bei Julian Nagelsmann. Die schmeißen ihn raus, weil<br />

er angeblich nicht passt, obwohl er ja Erfolg hatte und<br />

jetzt, wo er die Nationalmannschaft auf Vordermann<br />

gebracht hat, merken sie, dass der vielleicht doch nicht so<br />

schlecht ist und wollen ihn zurück. Na ja, sieben oder acht<br />

Trainer haben auf jeden Fall schon abgesagt und von mir<br />

aus kann das noch eine Weile so weitergehen.<br />

Vizemeister und damit auch noch vor den Bayern wurde<br />

der VfB Stuttgart, was vor der Saison mit Sicherheit<br />

niemand auf dem Zettel hatte. Erstaunlich, wie die mit<br />

ihrer jungen Truppe da oben mithalten konnten. Doch<br />

jetzt muss man halt aufpassen. Junge Spieler, die vor der<br />

Saison kein Mensch kannte, sind jetzt Stars und werden<br />

vielleicht Angebote von großen Clubs erhalten! Da muss<br />

man abwarten, wen der VfB halten kann, denn die nächste<br />

Saison wird schwieriger, da kommt die Champions<br />

League dazu. Der heimische Sportclub ist nur zehnter<br />

geworden, was bedeutet, dass es in der nächsten Spielzeit<br />

keine Europapokalspiele hier in Freiburg geben wird.<br />

28<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


Abb.: Herzlichen Glückwunsch! Nach 13 Jahren steigt der FC St. Pauli wieder in die 1. Bundesliga auf.<br />

Foto: Fabian Bimmer / REUTERS<br />

Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, denn<br />

der junge Trainer Julian Schuster wird es schwer genug<br />

haben, die riesigen Fußspuren von Christian Streich<br />

auszufüllen und da ist es wohl besser, das Ganze etwas<br />

ruhiger angehen zu lassen. Ich bin mal gespannt, wie es<br />

ohne Streich so klappt. Denn das war ja echt eine lange<br />

und erfolgreiche Zeit mit dem Kulttrainer aus Freiburg.<br />

Deshalb hier auch noch mal ein Dankeschön an Christian<br />

Streich und alles Gute für die Zukunft!<br />

Absteiger sind in dieser Saison Darmstadt und der 1. FC<br />

Köln, aber Bochum wird sicher nach den Relegationsspielen<br />

noch folgen. Fast sensationell war es, wie sich Union<br />

Berlin am letzten Spieltag noch gerettet hat und somit<br />

ein weiteres Jahr in der 1. Bundesliga spielen wird. Aus<br />

der zweiten Liga aufsteigen werden der FC St. Pauli und<br />

Holstein Kiel, hier kommt wohl noch Fortuna Düsseldorf<br />

dazu. Tja, da hat es St. Pauli nach einigen Anläufen nun<br />

doch mal wieder in die 1. Liga geschafft und das auch<br />

verdient! Die haben ja fast die ganze Saison auf einem der<br />

Aufstiegsplätze verbracht. Ein besonderes Schmankerl für<br />

die Kiezkicker dürfte die Tatsache sein, dass der Hamburger<br />

SV ein weiteres Jahr an sein Abenteuer 2. Liga dranhängt.<br />

Ich glaube, das wäre die siebente Saison, da kann<br />

man echt schon bald vom Zweitligadino sprechen.<br />

Meine Schalker haben eine sensationelle Saison gespielt!<br />

Fast hätte es sogar noch für einen einstelligen Tabellenplatz<br />

gereicht. Doch kaum war das letzte Spiel abgehakt,<br />

da rumort es hinter den Kulissen schon wieder. Clubikonen<br />

wie Asamoah und Büskens sollen weg. Wie es mit<br />

dem Trainer wird, ist auch noch nicht raus. Und, und,<br />

und. Ob das alles so richtig ist und ob man mit verdienten<br />

Spielern so umgehen muss, bezweifle ich mal. Doch da ich<br />

nix ändern kann, warte ich jetzt mal ab, bis die Truppe für<br />

die neue Saison vorgestellt wird und wer dann im Hintergrund<br />

mitmischt.<br />

Und jetzt kommt, wie gesagt, das Warten auf die EM...<br />

Vielleicht habe ich mich ja in irgendetwas hereingesteigert,<br />

aber seit den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande<br />

denke ich schon, dass die deutsche Mannschaft<br />

bei dem Turnier etwas erreichen könnte. Ob es der Titel<br />

wird, bleibt abzuwarten, aber das Halbfinale halte ich für<br />

realistisch!<br />

Also dann, bleibt alle sportlich und viel Spaß vor der<br />

Glotze...<br />

Carsten<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 29


WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />

WORTSPIELRÄTSEL<br />

von Carina<br />

Fett umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben des endgültigen<br />

Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen. Sind pro Einzellösung mehrere<br />

Kästchen fett umrandet, sind diese Buchstaben identisch! Alles klar? Na dann viel Spaß!<br />

Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />

Werte Lösungsorientierte,<br />

diesmal geht es um ein Menschenrecht, das leider nicht garantiert wird. Wie so oft hängt<br />

es von diversen Faktoren ab, wie z. B. vom Markt, der ja bekanntlich alles regelt, massivem<br />

Preisanstieg bei akutem Mangel, der kaum soziale Grundlagen bietet, obwohl viele zwingend<br />

darauf angewiesen sind. Unsere VerkäuferInnen sind auch davon betroffen und es ist<br />

ein Skandal, dass die Not derzeit stetig weiter steigt! Diesmal dreht sich alles irgendwie um<br />

das große Thema Wohnen. Viel Erfolg und Spaß beim Erraten!<br />

1. Ein Zimmer für einen Zeitvertreib<br />

2. Zimmerteil mit Möbelstück<br />

3. Eine Person in Form eines Sitzmöbels<br />

für das Wohnzimmer<br />

4. Fischfanggerät für Wohnungsteil<br />

5. Gebäude für die nächsten Verwandten<br />

6. Sitzmöbel für ein Hausteil<br />

7. Ein Zimmer-Divisor<br />

8. Die Aufforderung an einen Raum, nicht mehr<br />

wach zu sein<br />

9. Geöffnete Bahn<br />

10. Die Aufforderung zum Orgasmus an ein<br />

feierliches Gedicht<br />

Lösungswort:<br />

Zu gewinnen für das korrekte Lösungswort:<br />

1.- 3. Preis je ein Gutschein unserer Wahl<br />

UND:<br />

Im Dezember 2024 wird von ALLEN korrekten<br />

Einsendungen ein zusätzlicher Gewinner gezogen,<br />

der eine besondere Überraschung erhält!<br />

Einsendeschluss<br />

ist der 27. <strong>Juni</strong> 2024<br />

(es gilt das Datum des Poststempels bzw. der E-Mail)<br />

E-Mails nur mit Adressen-Angabe. Unsere Postanschrift finden Sie<br />

im Impressum auf Seite 31. Teilnahmeberechtigt sind alle, außer die<br />

Mitglieder des Redaktionsteams. Wenn es mehr richtige Einsendungen als<br />

Gewinne gibt, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Lösungswort der letzten <strong>Ausgabe</strong>: WARNSTREIK<br />

bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />

1. BETRIEBSWIRT 2. LEBENSLAUF<br />

3. TRAUMJOB 4. CHANCENLOS 5. CHEFSESSEL<br />

6. STECHUHR 7. REGELWERK<br />

8. ARBEITSFELD 9. FUMMELARBEIT 10. FACHKRAFT<br />

Gewonnen haben (aus 66 korrekten Einsendungen):<br />

B. Schiller, Freiburg<br />

B. Pfister, Freiburg<br />

D. Held, Freiburg<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

30<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024


ÜBER UNS<br />

Seit Jahren geht in unserer Gesellschaft die Schere zwischen<br />

Arm und Reich weiter auseinander. Besonders durch die<br />

Agenda 2010 und die damit verbundenen Hartz IV-Gesetze<br />

wurden Sozialleistungen abgesenkt. Die Lebenshaltungskosten<br />

steigen jedoch von Jahr zu Jahr. Viele Menschen kommen<br />

mit den Sozialleistungen nicht mehr aus oder fallen schon<br />

längst durch das ziemlich löchrig gewordene soziale Netz.<br />

Und heute kann jeder von Arbeitslosigkeit bedroht sein.<br />

Vereine und private Initiativen versuchen die Not, in welche<br />

immer mehr Menschen kommen, zu lindern und die Lücken<br />

im System zu schließen. Es gibt unterschiedliche nichtstaatliche<br />

Einrichtungen wie z. B. die Tafeln, welche sich um diese<br />

ständig wachsende Bevölkerungsgruppe kümmern. Oder<br />

eben die Straßenzeitungen wie der FREIeBÜRGER. In unserer<br />

Straßenzeitung möchten wir Themen aufgreifen, welche in<br />

den meisten Presseerzeugnissen oft zu kurz oder gar nicht<br />

auftauchen. Wir wollen mit dem Finger auf Missstände<br />

zeigen, interessante Initiativen vorstellen und kritisch die<br />

Entwicklung unserer Stadt begleiten. Wir schauen aus einer<br />

Perspektive von unten auf Sachverhalte und Probleme und<br />

kommen so zu ungewöhnlichen Einblicken und Ansichten.<br />

Damit tragen wir auch zur Vielfalt in der lokalen Presselandschaft<br />

bei.<br />

Gegründet wurde der Verein im Jahr 1998 von ehemaligen<br />

Wohnungslosen und deren Umfeld, deshalb kennen die<br />

MitarbeiterInnen die Probleme und Schwierigkeiten der<br />

VerkäuferInnen aus erster Hand. Ziel des Vereins ist es, dass<br />

Menschen durch den Verkauf der Straßenzeitung sich etwas<br />

hinzuverdienen können, sie durch den Verkauf ihren Tag<br />

strukturieren und beim Verkaufen neue Kontakte finden<br />

können. Wir sind eine klassische Straßenzeitung und geben<br />

unseren VerkäuferInnen die Möglichkeit, ihre knappen finanziellen<br />

Mittel durch den Verkauf unserer Straßenzeitung<br />

aufzubessern. 1 € (Verkaufspreis 2,10 €) pro <strong>Ausgabe</strong> und das<br />

Trinkgeld dürfen unsere VerkäuferInnen behalten.<br />

Es freut uns zum Beispiel sehr, dass sich einige wohnungslose<br />

Menschen über den Verkauf der Straßenzeitung eine neue<br />

Existenz aufbauen konnten. Heute haben diese Menschen<br />

einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und eine<br />

Wohnung. Der FREIeBÜRGER unterstützt also Menschen<br />

in sozialen Notlagen. Zu unseren VerkäuferInnen gehören<br />

(ehemalige) Obdachlose, Arbeitslose, GeringverdienerInnen,<br />

RentnerInnen mit kleiner Rente, Menschen mit gesundheitlichen<br />

Problemen, BürgerInnen mit Handicap u. a. Unser Team<br />

besteht derzeit aus fünf MitarbeiterInnen. Die Entlohnung<br />

unserer MitarbeiterInnen ist äußerst knapp bemessen und<br />

unterscheidet sich aufgrund der geleisteten Arbeitszeit und<br />

Tätigkeit. Dazu kommt die Unterstützung durch ehrenamtliche<br />

HelferInnen. Leider können wir durch unsere Einnahmen<br />

die Kosten für unseren Verein, die Straßenzeitung und Löhne<br />

unserer MitarbeiterInnen nicht stemmen. Daher sind wir<br />

auch in Zukunft auf Unterstützung angewiesen.<br />

SIE KÖNNEN UNS UNTERSTÜTZEN:<br />

• durch den Kauf einer Straßenzeitung oder<br />

die Schaltung einer Werbeanzeige<br />

• durch eine Spende oder eine Fördermitgliedschaft<br />

• durch (langfristige) Förderung eines Arbeitsplatzes<br />

• durch Schreiben eines Artikels<br />

• indem Sie die Werbetrommel für unser<br />

Sozialprojekt rühren<br />

Helfen Sie mit, unser Sozialprojekt zu erhalten und weiter<br />

auszubauen. Helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft<br />

anderen Menschen helfen können.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

V.i.S.d.P: Oliver Matthes<br />

Chefredakteur: Uli Herrmann († 08.03.2013)<br />

Titelbild: Felix Groteloh<br />

Layout: Ekkehard Peters<br />

An dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgearbeitet:<br />

Carsten, Carina, Conny, Ekki, Karsten, Oliver, Recht<br />

auf Stadt, utasch und Gastschreiber<br />

Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />

Auflage: 5.000 | Erscheinung: monatlich<br />

Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg | VR 3146<br />

Kontakt:<br />

DER FREIeBÜRGER e. V.<br />

Engelbergerstraße 3<br />

79106 Freiburg<br />

Tel.: 0761 / 319 65 25<br />

E-Mail: info@frei-e-buerger.de<br />

Website: www.frei-e-buerger.de<br />

Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 12 - 16 Uhr<br />

Mitglied im Internationalen Netzwerk<br />

der Straßenzeitungen<br />

Der Nachdruck von Text und Bild (auch nur in Auszügen)<br />

sowie die Veröffentlichung im Internet sind nur nach<br />

Rücksprache und mit der Genehmigung der Redaktion<br />

erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong> des FREIeBÜRGER erscheint am:<br />

01.07.2024<br />

1. und 2. Mittwoch im Monat um 14 Uhr:<br />

Öffentliche Redaktionssitzung<br />

FREIeBÜRGER 06 | 2024 31


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