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27. Jahrgang<br />
<strong>Juni</strong> 2024<br />
2,10 €, davon 1,- €<br />
für die VerkäuferInnen<br />
UNABHÄNGIGE STRASSENZEITUNG FÜR FREIBURG UND DAS UMLAND<br />
ZUR UNTERSTÜTZUNG VON MENSCHEN IN SOZIALEN NOTLAGEN<br />
STADTRUNDGANG MIT OB MARTIN HORN<br />
Die Notwendigkeit des Engagements für eine faire Gesellschaft<br />
FREIBURGS ERSTE POP-UP-BUCHMESSE<br />
Ein voller Erfolg: „freiBUCH“ begeistert mit Vielfalt und Kreativität<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 39)
INHALT<br />
3<br />
VORWORT<br />
24<br />
VERKÄUFERINNEN GESUCHT<br />
4<br />
RECHT AUF STADT<br />
25<br />
MITMACHSEITE<br />
6<br />
STADTRUNDGANG MIT OB HORN<br />
26<br />
BUCHBESPRECHUNG<br />
10<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
27<br />
KOCHEN<br />
18<br />
FREIBURGS ERSTE BUCHMESSE<br />
28<br />
SPORT<br />
20<br />
BERNDT-KOBERSTEIN-PREIS 2024<br />
30<br />
RÄTSEL<br />
22<br />
GEFAHREN DURCH GAFFENDE<br />
31<br />
ÜBER UNS<br />
OHNE IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />
GEHT ES NICHT<br />
Liebe LeserInnen,<br />
um weiterhin eine<br />
interessante Straßenzeitung<br />
produzieren und Menschen<br />
durch ihren Verkauf einen<br />
Zuverdienst ermöglichen<br />
zu können, benötigen<br />
wir Ihre Hilfe.<br />
Vielen Dank!<br />
Spendenkonto:<br />
DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
IBAN: DE80 6809 0000 0002 4773 27<br />
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Denken Sie bitte daran, bei einer Überweisung Ihren Namen<br />
und Ihre Anschrift für eine Spendenbescheinigung anzugeben.<br />
2<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Liebe LeserInnen,<br />
was haben wir dieses Jahr bloß für ein Wetter?! Wir haben<br />
schon fast Sommer und ich muss immer noch heizen<br />
in meinem Wagen! Ich kann mich nicht daran erinnern,<br />
dass es das schon mal gegeben hat. Und dann dieser<br />
Regen! Solche Massen an Wasser, die in diesem Jahr vom<br />
Himmel kommen, gab es wohl auch schon ewig nicht<br />
mehr. Ich überlege schon seit zwei Wochen, ob ich eine Arche<br />
bauen soll. Wenn nur das Holz nicht so teuer wäre...!<br />
Am 9. <strong>Juni</strong> sind bzw. waren Wahlen. In Freiburg wurde<br />
der neue Gemeinderat gewählt und dann waren da auch<br />
noch die Europawahlen. Auf das Ergebnis von letzterer<br />
Wahl bin ich diesmal besonders gespannt. Ich hatte bis<br />
vor kurzem echt Bammel, dass die AfD dort überdurchschnittlich<br />
gut abschneiden würde, doch das kann ja jetzt<br />
eigentlich gar nicht mehr passieren.<br />
Nach dem Eigentor, welches Maximilian Krah für seine<br />
Nazis geschossen hat, sind die jetzt hoffentlich unwählbar.<br />
Mit der Aussage, dass nicht jeder SS-Mann ein Verbrecher<br />
war, hat er erneut bewiesen, wessen Geistes Kind<br />
er ist und sich ins politische Abseits gestellt! Außerdem<br />
spricht das natürlich auch für eine außerordentliche Portion<br />
Dummheit, wenn man als Spitzenkandidat so eine<br />
Aussage zwei Wochen vor der Wahl tätigt. Dass nun schon<br />
die rechten Parteien aus Frankreich und Italien gesagt haben,<br />
dass sie mit der AfD nicht mehr zusammenarbeiten<br />
wollen, sollte denen doch endlich mal zu denken geben...<br />
Neu an den diesjährigen Wahlen ist die Aggressivität im<br />
Wahlkampf. Vor allem die Gewalt auf den Straßen gegenüber<br />
WahlhelferInnen oder gar PolitikerInnen hat beängstigend<br />
zugenommen. Doch ganz von ungefähr kommt<br />
auch das nicht! Ich habe mir in den letzten Jahren einige<br />
Bundestagssitzungen angeschaut; die Rhetorik ist immer<br />
schärfer geworden und die Beiträge, vor allem der AfD,<br />
reihen eine Beleidigung und Beschimpfung an die andere.<br />
Da ist es dann nicht mehr weit bis zur Gewalt, das hat<br />
es hier schon einmal gegeben, wie wir aus der Geschichte<br />
wissen.<br />
Da bin ich dann auch schon beim nächsten Thema. Kürzlich<br />
erhielt ich einen Leserbrief, der mich doch ein wenig<br />
beschäftigt hat. Normalerweise freue ich mich über<br />
solche Zuschriften, selbst wenn es Kritik ist. Doch dieser<br />
Brief enthielt keine Kritik, er war eine einzige Beschimpfung!<br />
Ein der AfD nahestehender Mensch fand nicht gut,<br />
dass ich über die AfD geschimpft habe. Obwohl die doch<br />
die einzige Partei sei, die für Deutschland ist, schreibt er.<br />
Dann erzählt er mir, dass er aus der DDR kommt und es<br />
dort keine Islamisten gab, die durch die Stadt marschiert<br />
sind. Und hätte es die gegeben, hätten Polizei und Stasi<br />
kurzen Prozess gemacht. Der gute Mann vergisst dabei,<br />
dass zu DDR-Zeiten auch im Westen keine Islamisten<br />
herumgelaufen sind. Dann schimpft er über die Grünen,<br />
zu denen er mich zählt, verurteilt die Sanktionen gegen<br />
Putin und dann noch mal die Islamisten. Am Ende<br />
wünscht er, dass ich von einem fanatischen Islamisten<br />
unter lauten Allah-Rufen abgestochen werde.<br />
Letztendlich habe ich keine Ahnung, was der von mir will,<br />
außer mich zu beschimpfen. Aber es macht mich wütend,<br />
dass solche Leute keinen Absender hinterlassen, damit<br />
man ihnen auch antworten kann. Denn hier ist nicht<br />
genug Platz. Deshalb verbleibe ich in dem Wunsch, dass<br />
Bildung und Aufklärung in Zukunft wichtige Kriterien<br />
auch bei Wahlen sind!<br />
Wir wünschen Ihnen natürlich trotzdem wieder einmal<br />
viel Spaß beim Lesen und Rätseln und bedanken uns für<br />
Ihre Unterstützung!<br />
Sollten Sie uns Ihre Meinung zu unserer Zeitung mitteilen<br />
wollen, würden wir uns freuen, denn mit echter Kritik<br />
können wir umgehen.<br />
Wohnungslose Bürger:innen dürfen erstmals<br />
den Gemeinderat mitwählen<br />
Carsten<br />
Anzeige<br />
Bei der Kommunalwahl am 9. <strong>Juni</strong> können auch in<br />
Baden-Württemberg erstmals wohnungslose Bürger:innen<br />
zur Wahl gehen. Aber wer informiert sie<br />
über ihr neues Recht? Ein formaler Aushang in den<br />
Tagesstätten reicht nicht. Das Wahlrecht ist ein fundamentales<br />
Recht. Deshalb hat die Ombudsstelle einen<br />
Flyer gestaltet, der genau beschreibt, wie man sein<br />
Wahlrecht ausüben kann.<br />
Das Wahlamt hat konstruktiv mitgewirkt. Die Sozialarbeiter:innen<br />
in den Einrichtungen haben den Flyer in<br />
die Postfächer der Postersatzadressen verteilt. Wichtig<br />
war der Ombudsstelle, dass jede:r gesehen und geachtet<br />
wird – als gleichberechtigte:r Bürger:in.<br />
Thomas Becker<br />
Ehrenamtlich in der Ombudsstelle<br />
für wohnungslose Menschen in Freiburg<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 3
FREIBURG – STADT FÜR ALLE?!<br />
BÜRGERGELD VERFASSUNGSRECHTLICH ZU NIEDRIG<br />
Unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten ist Hartz<br />
IV, das jetzt Bürgergeld heißt, zu niedrig, zu diesem<br />
Schluss kommen die Juristinnen Sarah Lincoln von der<br />
Gesellschaft für Freiheitsrechte und Ulrike Müller in einem<br />
Artikel auf dem Verfassungsblog. Würden weniger<br />
Verfassungsfeinde den politischen und medialen Diskurs<br />
bestimmen, müsste es also eigentlich klar sein, dass das<br />
Bürgergeld nicht gekürzt, sondern ganz dringend erhöht<br />
werden muss.<br />
„Ein [...] Bürgergeld muss [...] ausreichend sein, um materielle<br />
und soziale Ernährungsarmut zu vermeiden. Die<br />
aktuellen [...] Beträge entsprechen allerdings nicht diesem<br />
Anspruch“, schreibt der wissenschaftliche Beirat beim<br />
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.<br />
Lincoln und Müller erklären, dass der geltende Statistik-Warenkorb<br />
nicht mehr verfassungsgemäß sei. „Die<br />
Berechnung des Existenzminimums ist seit 2010 fast unverändert.<br />
Auch die Bürgergeld-Reform hat es nicht berührt,<br />
sondern nur die jährliche Fortschreibung verändert<br />
– wobei wegen der Preissteigerungen der letzten Jahre<br />
die Kaufkraft im Ergebnis nicht stieg. Die Ausgangswerte<br />
basieren nicht – wie oft behauptet – auf einem reinen<br />
Statistikmodell, sondern auf einem „Statistik-Warenkorb“<br />
(...) Im ersten – statistischen – Rechenschritt werden<br />
die Konsumausgaben der einkommensärmsten 15 % der<br />
Haushalte (für Kinder: 20 %) anhand der Einkommensund<br />
Verbrauchsstichprobe berechnet. Daraus werden im<br />
zweiten Rechenschritt wie aus einem Warenkorb zahlreiche<br />
Positionen herausgestrichen, die als nicht regelbedarfsrelevant<br />
eingestuft werden. Unter anderem zählen<br />
dazu Tierfutter, Zimmerpflanzen, Adventskränze und jegliche<br />
Gaststättenbesuche.“ Lincoln und Müller erklären,<br />
dass der Warenkorb zur Berechnung des Bedarfssatzes<br />
nur eine Richtung kennt: Es werden Dinge herausgenommen,<br />
die als angeblich nicht existenznotwendig betrachtet<br />
werden. „Umgekehrt könnten auch <strong>Ausgabe</strong>n erhöht<br />
werden, weil sie normativ für notwendig erachtet werden.<br />
Das findet aber nicht statt.“<br />
2014 kam das Bundesverfassungsgericht zum erstaunlichen<br />
Ergebnis, dass das berechnete Existenzminimum<br />
nicht evident zu niedrig sei. Damals befand das Gericht<br />
auch das Berechnungsverfahren für „derzeit noch“<br />
verfassungsgemäß. Dem Ernährungsanteil kommt beim<br />
Bürgergeld bei der Prüfung, ob die Höhe zulässig ist, eine<br />
besondere Bedeutung zu, da er ein Drittel des gesamten<br />
Regelbedarfs ausmacht.<br />
2010 verwies das höchste deutsche Gericht auf eine Untersuchung<br />
des Deutschen Vereins für öffentliche und<br />
private Fürsorge, wonach der Regelbedarf die Ernährung<br />
eines Alleinstehenden mit Vollkost decken könne. „Neue<br />
ernährungswissenschaftliche Befunde widerlegen diese<br />
Annahme“, so Lincoln und Müller.<br />
So gut wie alle Studien, die der wissenschaftliche Dienst<br />
des Bundestags aufbereitet hat, stellen fest, dass eine gesunde<br />
Ernährung mehr kostet, als bei der Regelbedarfsberechnung<br />
für Nahrungsmittel berücksichtigt wird.<br />
Bei Kindern und Jugendlichen, erklärt eine Studie aus<br />
2021, könnte eine Ernährung von den Beträgen, die bei<br />
der Regelbedarfsberechnung zugrunde gelegt wurden,<br />
zu Wachstumsverzögerungen und einer eingeschränkten<br />
kognitiven Entwicklung führen. Eine weitere Studie<br />
kommt zum Ergebnis, dass „der Ernährungsanteil für<br />
alleinlebende Erwachsene selbst dann nicht für eine gesunde<br />
Ernährung genügt, wenn von mehreren gesunden<br />
Ernährungsweisen die günstigste (im Ergebnis: die<br />
vegetarische) betrachtet wird.“ Die Regelbedarfe, erklären<br />
Lincoln und Müller, werden „anhand einer relativ armen<br />
Referenzgruppe berechnet. Dabei wird unterstellt, dass<br />
die <strong>Ausgabe</strong>n von Menschen im unteren Einkommenssegment<br />
zwar bescheiden ausfallen, aber trotzdem für<br />
ein menschenwürdiges Existenzminimum genügen. Im<br />
Bereich der Ernährung bestehen aber ernsthafte Zweifel<br />
an dieser Annahme.“ Haushalte in der Referenzgruppe<br />
nutzen z. B. Tafeln, was nicht herausgerechnet wird. In<br />
der Konsequenz müsste der Bund entweder dafür sorgen,<br />
dass zur Berechnung des Existenzminimums der Warenkorb<br />
einer größeren, also weniger armen Gruppe berechnet<br />
wird oder der Statistik-Warenkorb müsste relevant<br />
aufgefüllt werden.<br />
Fest steht also: Für das Recht auf eine gesunde Ernährung<br />
und auch, um das Existenzminimum verfassungskonform<br />
zu berechnen, bräuchte es nicht zuletzt aufgrund der Inflation,<br />
die besonders Nahrungsmittel trifft, eine signifikante<br />
Erhöhung des Bürgergelds.<br />
4<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (RÜCKBLICK VOM 15. APRIL BIS 15. MAI)<br />
[L] STADT MUSS WOHNUNGSLOSEN HOSTEL-ÜBER-<br />
NACHTUNG ZAHLEN<br />
Das Leipziger Sozialgericht hat entschieden, dass die Stadt<br />
Leipzig bzw. das Jobcenter einem wohnungslosen Pärchen<br />
die Kosten für die Übernachtung in einem Hostel erstatten<br />
muss bzw. die Rechnung begleichen, selbst wenn<br />
diese die Mietobergrenze deutlich übersteigt. Für den<br />
Zeitraum vom 7. März bis Ende Mai machte das Pärchen<br />
knappe 6.000 € geltend. Das entspricht 35 € pro Person<br />
und Tag, inklusive Frühstück. Das SGB II beziehende Paar,<br />
das zuvor wohnungslos war, hatte im November beim<br />
Jobcenter die Übernahme der Kosten im Hostel-Doppelzimmer<br />
beantragt. Es hatte auf den nahenden Winter<br />
verwiesen und zusätzlich erklärt, dass die Notübernachtungsstellen<br />
nach Geschlechtern getrennt seien und<br />
keine Pärchen aufnehmen würden. Die Stadt Leipzig<br />
hatte den Antrag abgelehnt. Das Paar konnte aufgrund<br />
einer Spendenkampagne die Hostelrechnung bis zum 7.<br />
März trotzdem begleichen. Das Gericht führte aus, dass<br />
das Paar keine andere Möglichkeit hatte, eine Wohnung<br />
an einem zumutbaren Ort anzumieten und kritisierte die<br />
Stadt Leipzig dafür, dass diese die Hostelkosten als unangemessen<br />
bezeichnete, weil billiger in einer Obdachlosenunterkunft<br />
hätte genächtigt werden können. Das Gericht<br />
verwies darauf, dass der Erfolg der Suchttherapie des<br />
Paares in einer Obdachlosenunterkunft gefährdet wäre<br />
und entschied letztlich, dass die Hostelkosten in diesem<br />
Fall angemessen seien.<br />
STEIGENDE GEWALT GEGEN OBDACHLOSE<br />
Die Rechtsentwicklung geht auch mit einer allgemeinen<br />
Verrohung der Gesellschaft einher. So steigt die Gewalt<br />
gegen Obdachlose rapide, zwischen 2018 und 2023 um<br />
36,8 %. 2023 wurden 885 Gewalttaten registriert. Vermutlich<br />
dürfte es eine hohe Dunkelziffer geben. Frauen* sind<br />
besonders betroffen. 2021 gaben bei einer Untersuchung<br />
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 35,9 %<br />
der wohnungslosen Frauen an, seit Beginn der Obdachlosigkeit<br />
bereits Opfer von „sexuellen Belästigungen,<br />
sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen“ geworden<br />
zu sein. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe<br />
(BAG W) ging für 2023 aufgrund von Medienberichten<br />
von 17 getöteten Wohnungs- bzw. Obdachlosen aus.<br />
In Dortmund wurden dieses Jahr allein Anfang April zwei<br />
Obdachlose getötet, in einem Fall durch die Polizei, und<br />
eine Dritte konnte sich gerade so noch verletzt aus ihrem<br />
brennenden Nachtlager retten.<br />
SICHERHEITSLÜCKEN BEI DER BEZAHLKARTE<br />
Die Bezahlkarte entmündigt zahlreiche Menschen, die<br />
unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen. Darunter<br />
auch sehr viele Menschen, die schon lange Jahre in<br />
Deutschland sind. Nun haben Sicherheitsforscher aus<br />
Nordrhein-Westfalen massive Sicherheitslücken bei den<br />
AnbieterInnen solcher Karten aufgedeckt. Bei den Anbietern<br />
„PayCenter GmbH“ und „petaFuel GmbH“ hätten<br />
Hacker-AngreiferInnen z. B. den Login von anderen<br />
NutzerInnen (z. B. von Geflüchteten) stehlen und sich an<br />
ihrer Stelle einloggen können, sodass dann auch in betrügerischer<br />
Weise ein Geldabheben oder Begleichen irgendwelcher<br />
Rechnungen möglich wäre. Zudem fanden die<br />
ForscherInnen bei der „SocialCard“ elf Tracker, die ohne<br />
Einwilligung der NutzerInnen Daten sammeln, um sie an<br />
Google und Facebook weiterzugeben.<br />
[FR] DIETENBACHWALD<br />
Der Bauausschuss des Freiburger Gemeinderats hat<br />
erneut den Weg für Baumfällungen im Dietenbachwald<br />
freigemacht. Diesmal wurde der Bebauungsplan für<br />
die zukünftige Stadtbahnlinie in den neuen Stadtteil<br />
beschlossen. Die Stadtbahn soll vom Rieselfeld durch<br />
das Langmattenwäldchen geführt werden. Das Aktionsbündnis<br />
„Hände weg vom Dietenbachwald“ kritisiert das<br />
scharf. Es gebe alternative Anschlussmöglichkeiten, die<br />
den Wald umfahren und nicht umholzen würden. Scheint<br />
in der Green City aber nicht relevant zu sein.<br />
[FR] BALKON-SOLAR<br />
Die Anträge zur Förderung von Balkonsolaranlagen sind<br />
in Freiburg stark angestiegen. Von 208 in 2022 auf 961 in<br />
2023. Der Gemeinderat zieht daraus die klimapolitisch<br />
diskussionswürdige Konsequenz, dass er die Förderung<br />
von 200 € auf 150 € reduziert. Als Grund wird auch der<br />
gesunkene Preis für Balkonsolargeräte angeführt. Verständlicherweise<br />
sollen die Förderung zukünftig nur<br />
noch MieterInnen und keine HausbesitzerInnen mehr<br />
bekommen. Stattdessen wurde eine soziale Komponente<br />
eingeführt: InhaberInnen des Freiburg Passes, also z. B.<br />
BezieherInnen von SGB-II-Leistungen oder von Wohngeld<br />
erhalten 300 € Förderung für Balkonsolaranlagen. Mitte<br />
April sorgte ein Schreiben für Aufsehen, das ankündigte,<br />
dass die Stadtbau demnächst kostenlos Balkonsolaranlagen<br />
installieren würde. Leider handelte es sich hierbei nur<br />
um Kommunikations-Guerilla.<br />
[FR] ELEFANTENWEG<br />
Nachdem die Freiburger Stadtbau die Häuser im Elefantenweg<br />
in Freiburg-Mooswald, nahe den Fraunhofer-Gebäuden<br />
an der Berliner Allee, über Jahre hat vergammeln<br />
lassen, fand nun der Spatenstich für den Neubau statt.<br />
Früher gab es hier 1.100 m² Wohnraum, nun sollen es<br />
6.400 m² sein. Zwar entstehen immerhin 50 geförderte<br />
Mietwohnungen, allerdings baut die Stadtbau mit 43 Eigentumswohnungen<br />
auch mal wieder am Bedarf vorbei.<br />
info@rechtaufstadt-freiburg.de<br />
Homepage: www.rechtaufstadt-freiburg.de<br />
Aktuelle Termine: tacker.fr<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 5
Foto von l. n. r.: Carsten Kallischko, Ute Aschendorf, Martin Horn, Hanna Kleine-Eickhoff, Ekkehard Peters<br />
6<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
STADTRUNDGANG MIT OB MARTIN HORN<br />
Die Notwendigkeit des Engagements für eine faire Gesellschaft<br />
Geplant war er seit langem, nun ist er endlich wahr geworden:<br />
der gemeinsame Stadtspaziergang mit Oberbürgermeister<br />
(OB) Martin Horn! Trotz Regens hat sich<br />
Ende April ein Team des FREIeBÜRGERs mit ihm auf den<br />
Weg gemacht. An insgesamt drei Standorten haben wir<br />
innegehalten, unser Carsten hat jeweils interessantes<br />
Historisches über die Stätten erzählt und wir haben dem<br />
OB Fragen gestellt. Zuerst besuchten wir den Platz der Alten<br />
Synagoge. Von dort ging es weiter über das Kaufhaus<br />
Breuninger zum Siegesdenkmal. Schließlich flüchteten<br />
wir uns ins Trockene, ins Café Inklusiv im Münsterforum.<br />
Was Carsten zur Stadtgeschichte zu erzählen hat, können<br />
Sie in unserer beliebten Serie „900 Jahre Armut in<br />
Freiburg“ lesen, hier berichten wir über die Fragen an<br />
unseren OB.<br />
Antisemitismus und Ausgrenzung, gesellschaftlich noch<br />
viel stärker aufstehen und zwar offline wie online. Die<br />
Situation rund um die neue Synagoge wird uns beschäftigen.<br />
Sicherheitsbehörden sind sensibilisiert. Ich wünsche<br />
mir eine Stadt, in der sich Menschen, ganz egal ob jüdisch,<br />
muslimisch, christlich oder keiner Religion angehörend,<br />
sicher fühlen und nicht angegangen werden. Wir haben<br />
in Deutschland schon düstere Zeiten erlebt. Wir stehen auf<br />
dem Platz, auf dem die Synagoge damals gebrannt hat<br />
– das dürfen wir nie wieder zulassen! Es ist erschreckend,<br />
dass wir so viel über Hass, Hetze, Diskriminierung, Antisemitismus<br />
und Rassismus sprechen müssen.<br />
Muss man in der heutigen Zeit mehr zum Schutz jüdischer<br />
MitbürgerInnen unternehmen?<br />
Wir erleben gerade Zeiten einer starken Polarisierung, mit<br />
Angriffen gegen Andersdenkende. Es gibt wieder deutlich<br />
anwachsende antisemitische Straftaten, deswegen müssen<br />
wir natürlich jüdische Einrichtungen schützen. Wir<br />
brauchen vor allem im Alltag eine Sensibilität dafür, dass<br />
es nicht sein kann, dass jemand attackiert wird. Wir reden<br />
immer über Menschenrechte – diese gelten für alle Menschen,<br />
egal ob man eine Kippa, ein Kopftuch oder keine<br />
Kopfbedeckung trägt. Daher finde ich wichtig, bei all der<br />
Polarisierung für eine faire Gesellschaft einzutreten. Das<br />
bedeutet in einer Demokratie auch, dass ich Meinungen,<br />
die mir nicht gefallen, akzeptiere, solange sie im Bereich<br />
der Meinungsäußerung und der Menschenrechte liegen.<br />
Gleichzeitig müssen wir gegen Hass und Hetze, gegen<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 7
Man sieht in der Innenstadt überall BettlerInnen, Obdachlose,<br />
meist einzeln, kaum in Gruppen. Bedeutet das,<br />
dass mehrere Arme an einem Platz unerwünscht sind?<br />
Zunächst ist für mich vor allen Dingen Armut unerwünscht.<br />
Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Schere<br />
zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht, da sollten<br />
wir uns mit aller Kraft dagegenstemmen. Wir müssen<br />
uns noch mehr für Bildungsgerechtigkeit, für Chancengerechtigkeit,<br />
für Menschen, die besondere Unterstützung<br />
brauchen, engagieren. Das ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe auf allen politischen Ebenen. Wir bemühen uns,<br />
dass wir Menschen beispielsweise aus der Wohnungslosigkeit<br />
Perspektiven bieten. Das klappt in einigen Fällen, in<br />
anderen Fällen leider nicht. Dafür gibt es ganz individuelle<br />
Gründe. Und zum Thema Betteln ist es zunächst so, dass<br />
sich Menschen im öffentlichen Raum frei bewegen können,<br />
soweit sie sich an die Regeln halten. So sind beispielsweise<br />
das aktive belästigende und das organisierte Betteln nicht<br />
erlaubt. Ich würde mir vor allem wünschen, dass wir durch<br />
weiteres soziales Engagement das Betteln nicht durch Verlagerung<br />
verändern, sondern durch Verbesserungen.<br />
Laut Gesetz müsste die Stadt jeden Obdachlosen unterbringen.<br />
Wie und wann soll das gehen?<br />
Das ist ein Thema, das uns stark beschäftigt und uns echte<br />
Sorgen bereitet, weil wir natürlich sehen, dass die Not bei<br />
vielen Menschen dramatisch ist. Wir brauchen mittelfristig<br />
vor allem Kleinstwohnungen, da sind wir dran. Wir werden<br />
in den kommenden Jahren auch noch zusätzliche Kleinstwohnungen<br />
mit unserer eigenen Freiburger Stadtbau realisieren.<br />
Ich freue mich, dass es auch andere tun, beispielsweise<br />
das Diakonische Werk mit einem Pilotprojekt, das in<br />
diesem Jahr begonnen hat. Gemeinsam ist hoffentlich am<br />
Horizont sichtbar, dass Wohnraum im Kleinstwohnungsbereich<br />
entsteht und die Situation für dann ehemalige<br />
Wohnungslose besser wird.<br />
Hier befand sich früher das Heiliggeistspital, komplett<br />
von einer einzigen Bürgerin gespendet. Wie kann man in<br />
der heutigen Zeit Menschen dazu bewegen, Spenden zu<br />
tätigen?<br />
Geld ist weniger das Problem, die ungerechte Verteilung<br />
von Geld ist das Problem. Deswegen freue ich mich immer<br />
wieder, dass es Spenden gibt im sozialen, kulturellen oder<br />
allgemeinen Bereich, durch die zusätzliches Engagement<br />
möglich wird. Wir als Stadt erleben rechtlich gesehen<br />
Begrenzungen, was wir ausgeben dürfen, wie stark wir<br />
uns verschulden dürfen. Deswegen ermöglicht zusätzlich<br />
gestiftetes Geld Neues. Ich kann nur alle, denen es finanziell<br />
möglich ist zu spenden, ermutigen: Tun sie damit etwas<br />
Gutes, das braucht unsere Stadt, das braucht unsere Welt,<br />
das brauchen die Menschen vor Ort!<br />
8<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Werden bei der Wohnungsvergabe für Dietenbach auch<br />
Wohnungslose berücksichtigt?<br />
Wir reden über Wohnraum für insgesamt rund 16.000<br />
Menschen, und es gibt auch eine ganze Reihe von verschiedenen<br />
sozialen Projekten. Fairerweise muss ich das heute<br />
noch ein bisschen abstrakt formulieren, weil sich das Projekt<br />
im Fluss befindet, Dietenbach wächst über 15–20 Jahre<br />
und dementsprechend wird es noch viele Veränderungen<br />
unterwegs geben. Aber mit Sicherheit wird es auch Wohnraum<br />
für Menschen in besonderen Bedarfslagen geben.<br />
1582 hat die Stadt Freiburg ein Bettelverbot erlassen, das<br />
unserer Meinung nach nie offiziell aufgehoben wurde.<br />
Wäre es nicht an der Zeit, das endlich zu tun? Damals gab<br />
es auch eine Bettlerzunft, mit Bettelvogt und eigener Gerichtsbarkeit.<br />
Könnten Sie sich heute so etwas vorstellen?<br />
Mir ist dieses Bettelverbot nicht bekannt. Somit würde<br />
ich die Frage mitnehmen und gerne über das Stadtarchiv<br />
klären lassen, ob es da wirklich etwas Schriftliches gab oder<br />
ob es sich um eine Art von Räumung, Verlagerung oder<br />
Ad-hoc-Aktion handelte. Einen Bettelvogt brauchen wir<br />
meiner Meinung nach heute nicht. Wir brauchen eine Verbesserung<br />
für Menschen, sodass sie ausreichend versorgt<br />
werden mit dem, was sie benötigen. Es gibt immer wieder<br />
tolles Engagement, so wie bei Euch, um genau für diese<br />
Menschen eine wichtige kritische Stimme zu erheben.<br />
1994 eröffnete Horst Zahner seinen Essenstreff. Was halten<br />
Sie von solchen privaten, bürgerlichen Hilfsaktionen?<br />
Es ist ein ganz großartiges Engagement von Privatpersonen,<br />
mit vielen helfenden Händen. Die Aktionen leben davon,<br />
dass viele andere mithelfen und mitspenden. Genauso<br />
soll es ja auch sein, dass sich Menschen engagieren und<br />
anpacken.<br />
Hat die Stadt Einfluss auf die Stiftung oder ein Mitspracherecht<br />
bei der Vergabe von Geldern?<br />
Die Stiftungsverwaltung Freiburg beinhaltet sechs kommunale<br />
Stiftungen, jede hat einen eigenen Stiftungszweck, der<br />
sich insbesondere in den Bereichen Alten-, Jugend-, Sozialhilfe<br />
orientiert, zum Teil auch in der Stipendienvergabe für<br />
Menschen in besonderen Lebenssituationen. Wir haben ein<br />
ganz breites Portfolio, über 600 Mitarbeitende, ich selbst<br />
bin Stiftungsratsvorsitzender und der Rat besteht aus gewählten<br />
Stadträtinnen und Stadträten. Das heißt, natürlich<br />
haben wir auch einen Einfluss, aber immer im Rahmen<br />
des Stiftungszweckes und der Zuständigkeit.<br />
Es war ein lehrreicher, interessanter Spaziergang durch<br />
unsere Stadt und wir freuen uns auf eine baldige Wiederholung<br />
– Vielen Dank an unseren OB Martin Horn!<br />
Fotos: Felix Groteloh / Text: Conny<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 9
Foto: Jörgens.mi / CC BY-SA 3.0/ Wikipedia<br />
Abb.: General Hoffmann erstürmt mit seinen Truppen die Barrikaden hinter der Brücke über den Neumagen<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 39)<br />
In der letzten <strong>Ausgabe</strong> berichtete ich über die wachsende<br />
Unzufriedenheit in der Stadt und wie Freiburg unausweichlich<br />
auf einen Aufstand zusteuerte. Durch den Beginn<br />
der Industrialisierung hatte sich die Zahl der Armen<br />
in der Stadt vervielfacht. Im Frühjahr 1848 war es dann<br />
soweit, das Volk in Freiburg, Baden und schließlich ganz<br />
Deutschland erhob sich gegen die Unterdrücker. Wie die<br />
Revolution in und für Freiburg verlief, darum geht es in<br />
dieser Folge.<br />
DIE REVOLUTION IN FREIBURG<br />
Wie bereits in der letzten Folge erwähnt, war die Bewegung<br />
in zwei Lager geteilt, die gemäßigte und die radikale<br />
Fraktion. Beide wollten einen demokratischen Staat erschaffen,<br />
nur halt mit verschiedenen Mitteln. In Freiburg<br />
standen auch Bürgermeister Joseph von Rotteck und der<br />
Freiburger Vaterländische Verein auf Seiten der radikalen<br />
Fraktion. Da die Radikalen keine Zeit mit Diskussionen<br />
verschwenden wollten, schufen sie ganz einfach Fakten,<br />
um den politischen Wandel voranzutreiben. Am 12. April<br />
1848 rief Friedrich Hecker in Konstanz die Republik aus<br />
und begann auch sofort damit, Freiwillige für einen<br />
Feldzug gegen die Regierung anzuwerben. Zwar gab es<br />
auch unter den Radikalen einige Stimmen, die vor einem<br />
zu schnellen, schlecht vorbereiteten Losschlagen warnten,<br />
doch die wurden nicht erhört. Friedrich Hecker, Gustav<br />
Struve und einige andere missachteten die Warnungen<br />
und schlugen los. Doch schon bald wurden sie eines<br />
Besseren belehrt. Es hatten sich viel weniger freiwillig für<br />
einen bewaffneten Kampf gemeldet als erhofft und benötigt<br />
wurden. Die Armeeverbände der Revolution waren<br />
stark unterbesetzt, sehr schlecht ausgerüstet und dazu<br />
militärisch kaum ausgebildet. Die Regierungstruppen waren<br />
zahlenmäßig und militärisch haushoch überlegen.<br />
Die Aufständischen zogen vom Bodensee aus weit<br />
nach Baden hinein und feierten in kleineren Gefechten<br />
ein paar Erfolge. Am 20. April 1848 standen sich die<br />
10<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Aufständischen unter Hecker und eine Regierungsarmee<br />
bei Kandern gegenüber. Die Revolutionstruppen hatten<br />
keine Chance und wurden vernichtend geschlagen. Es<br />
gab sehr viele Tote und Verletzte, Friedrich Hecker selbst<br />
konnte mit knapper Not fliehen und setzte sich in die<br />
Schweiz ab. Die Nachrichten vom Scheitern des Heckerzuges<br />
legten dann die Gegensätze in der revolutionären<br />
Bewegung schonungslos offen. Der eine Teil blieb beim<br />
Aufstand und wollte weiter kämpfen, der andere Teil<br />
versuchte zu retten, was zu retten war. Sie sorgten für alle<br />
möglichen Kriegsausgänge vor, um am Ende ja nicht auf<br />
der falschen Seite zu stehen.<br />
Foto: Wikipedia<br />
Die gemäßigten, konservativen Liberalen wandten sich<br />
nun immer mehr von der Revolution ab. Das lag zum<br />
einen natürlich an der militärischen Übermacht der<br />
Regierungstruppen, zum anderen aber an der sich immer<br />
weiter steigernden Radikalisierung der Aufständischen.<br />
Am Karsamstag, den 22. April, gab es in Freiburg eine<br />
weitere Volksversammlung, zu der etwa 2.000 Menschen<br />
kamen. Im Vergleich zu der Versammlung im März war<br />
das natürlich sehr wenig und auch von der allgemeinen<br />
Begeisterung war nicht mehr viel zu spüren. Karl Mez und<br />
Karl von Rotteck forderten jetzt in Kenntnis der Niederlage<br />
des Heckerzuges, dass die Leute den bewaffneten<br />
Kampf aufgeben und nach Hause gehen sollten. Die<br />
Freischärler glaubten allerdings nicht alle an die Niederlage,<br />
denn auch darüber gab es widersprüchliche Informationen<br />
und Gerüchte. Die meisten von ihnen wollten den<br />
Kampf fortsetzen. Daraufhin trat Rotteck von seinem Amt<br />
als Kommandant zurück und die Versammlung wählte<br />
Georg von Langsdorff zum Nachfolger. Inzwischen hatten<br />
auch die Arbeiter vehement ihre Bewaffnung gefordert,<br />
die Stadtoberen gaben nach und verteilten 400 Sensen an<br />
die Freischärler. Mit den Sensen sollten die Aufrührer vor<br />
allem gegen die Kavallerie der Feinde vorgehen.<br />
Dann tauchten vor der Stadt mehr als 3.000 badisch-hessische<br />
Regierungssoldaten auf, was den Mut und das<br />
Selbstvertrauen der Revolutionäre nicht unbedingt<br />
stärkte. Deren Kommandeur drohte mit der Erstürmung<br />
der Stadt, sollten die Freischärler nicht abziehen und ihre<br />
Barrikaden beseitigen. Ein von den Freischärlern ausgeschickter<br />
Spion, der die Wahrheit über den Heckerzug in<br />
Erfahrung bringen sollte, kehrte mit der Nachricht zurück,<br />
dass etwa 5.000 Aufständische unter Führung von Franz<br />
Sigel auf Freiburg zumarschierten. Das bestärkte die Aufrührer<br />
nun wieder darin, dass sie auf dem Weg zum Sieg<br />
waren. Auch dass Prof. Hecker von der Freiburger Uni, der<br />
Bruder Friedrich Heckers, verkündete, dass der Heckerzug<br />
vernichtend geschlagen wurde und sein Bruder auf der<br />
Flucht sei, brachte die Menge nicht mehr zur Besinnung.<br />
Nun ging alles drunter und drüber. Karl von Rotteck versuchte<br />
vergeblich, den badischen Kriegsminister General<br />
Abb.: Friedrich Hecker (1811 – 1881)<br />
Abb.: Route des „Heckerzuges“ in Süd-Baden<br />
Foto: Ziegelbrenner / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 11
Foto: M. Elliot /Generallandesarchiv Karlsruhe /Wikipedia<br />
Abb.: Struves Freischar am 23.09.1848 auf dem Weg von Lörrach nach Müllheim; vorne die Weiler Musikanten<br />
von Hoffmann zu überzeugen, die Stadt zu besetzen, um<br />
ein großes Blutvergießen zu vermeiden. Zur selben Zeit<br />
zog schon ein Teil der Freischaren den Truppen Franz<br />
Sigels entgegen. Der andere Teil stürmte das Rathaus<br />
und bemächtigte sich aller Waffen, die man dort vorfand.<br />
Darunter waren auch vier Kanonen, die man zur Verstärkung<br />
der Barrikaden an den Stadttoren nutzen wollte.<br />
Die Bürgerwehr versuchte noch, die Freischärler daran zu<br />
hindern, doch sie wurden einfach überrannt.<br />
„BLUTIGE OSTERN“ 1848 IN FREIBURG<br />
Franz Sigel (1824–1902) war bis 1847 Artillerieleutnant<br />
in der großherzoglichen Armee, verließ diese dann aus<br />
politischen Gründen. Ein Jahr später stellte er sich dem<br />
bewaffneten Kampf Friedrich Heckers zur Verfügung,<br />
obwohl er persönlich eigentlich große Bedenken hatte,<br />
was die Erfolgsaussichten einer Revolution betraf. Nach<br />
Heckers Niederlage versuchte Sigel mit seinen Truppen<br />
Freiburg zu erreichen, um sich hier mit den Aufständischen<br />
zu verbünden. Nach der Schlacht bei Freiburg floh<br />
er über den Schwarzwald in das Elsass und später in die<br />
Schweiz. 1849 wird er sich der provisorischen Regierung<br />
Badens anschließen und den Oberbefehl über die Revolutionsarmee<br />
übernehmen. Nach dem Scheitern im Juli<br />
1849 führte er seine Armee geordnet in die Schweiz und<br />
bat um Asyl für sich und seine Männer. Als der Druck<br />
Badens und Preußens auf die Schweiz, die geflohenen<br />
Revolutionäre auszuliefern, zu groß wurde, wies die<br />
Schweiz Franz Sigel aus. 1852 wanderte er wie viele andere<br />
Aufständische in die USA aus, wo er sich im Bürgerkrieg<br />
der Armee der Nordstaaten anschloss. Dort brachte er es<br />
dann sogar bis zum Generalmajor. 1902 starb Franz Sigel<br />
in New York.<br />
Bei Horben trafen die Freiburger Aufständischen am<br />
Ostersonntag 1848 auf die Truppen Franz Sigels, die allerdings<br />
noch völlig erschöpft waren vom langen Marsch.<br />
Sigel wollte seine Truppen erst einmal ausruhen lassen,<br />
doch Struve, der die Freiburger anführte, zog entgegen<br />
dem ausdrücklichen Befehl Sigels in Richtung Stadt vor.<br />
Am Sternwaldeck kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen<br />
mit der badischen Armee, wo sich dann sehr<br />
schnell herausstellte, dass ein paar Sensen und eine<br />
Handvoll Gewehre keine ernstzunehmende Gefahr für<br />
12<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Abb:: Gefecht bei Kandern 1848 im badischen<br />
Oberlande<br />
die Regierungstruppen waren. Struve blieb mit seinen<br />
Männern nur die Flucht, bei Horben traf er dann wieder<br />
auf Sigels Hauptstreitmacht. Am Ostermontag, den 24.<br />
April 1848, wollte Franz Sigel noch einmal versuchen, mit<br />
seinen Truppen in Freiburg einzudringen, um sich dort<br />
mit den Freiburger Aufständischen zu verbünden und<br />
den weiteren Kampf aufzunehmen. Doch dazu sollte es<br />
nicht mehr kommen. Die Regierungstruppen hatten die<br />
Stadt inzwischen umstellt. Um 9:30 Uhr begannen die<br />
badischen und preußischen Truppen unter dem Befehl<br />
von General Friedrich Hoffmann den Sturm auf Freiburg.<br />
Um das Martinstor leisteten die Freischärler erbitterten<br />
Widerstand, es gab dort sehr heftige Kämpfe. Dennoch<br />
zogen durch dieses Tor letztlich die ersten Truppen über<br />
die Kaiserstraße in die Stadt und bald kamen sie auch aus<br />
allen Richtungen. Gegen 11 Uhr war Freiburg bereits vollständig<br />
in der Hand der Regierungstruppen, die letzten<br />
Gefechte gab es am Schwabentor. General Hoffmann rief<br />
das Kriegsrecht aus und ließ sämtliche EinwohnerInnen<br />
entwaffnen. Als sich die Nachricht vom Fall Freiburgs<br />
verbreitete, kehrten Freischaren, die auf dem Weg nach<br />
Freiburg waren, wieder in ihre Dörfer zurück, sodass für<br />
Freiburg die Revolution vorerst beendet war.<br />
Struve und seine Frau Amalie hatten sich zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits abgesetzt, Franz Sigel und einigen seiner<br />
engen Vertrauten gelang es, sich erst einmal in der Stadt<br />
zu verstecken. Angeblich sollen sie sich dann noch ein<br />
paar Tage unbehelligt in der Stadt aufgehalten haben und<br />
sogar in Kaffee- und Bierstuben verkehrt sein.<br />
Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg<br />
Abb.: Franz Sigel (1824–1902) – zeitweise Oberbefehlshaber<br />
der badischen Revolutionsarmee und Kriegsminister<br />
der badischen Revolutionsregierung 1849<br />
Abb.: Hermann von Vicari (1773–1868) war von 1842 bis<br />
1868 römisch-katholischer Bischof, Erzbischof von<br />
Freiburg im Breisgau.<br />
Foto: Wikipedia Foto: Wikipedia<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 13
Foto: Fb78 / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia<br />
Abb.: Von diesem Balkon am Konstanzer Stadthaus soll Hecker die Republik ausgerufen haben. Das Ereignis ist<br />
jedoch nicht durch zeitgenössische Quellen belegt. In der Mitte Friedrich Hecker als Volkstribun, links die ablehnenden<br />
Städter, rechts der Heckerzug.<br />
Doch nicht alle Beteiligten sind so glimpflich davongekommen,<br />
bei den Barrikadenkämpfen waren auf beiden<br />
Seiten viele Männer gestorben. Nach dem Kampf machten<br />
die Regierungstruppen in der Stadt Jagd auf „Verdächtige“.<br />
Dabei kamen ihnen bereitwillig eifrige FreiburgerInnen<br />
durch „schurkische Denunziation“ zu Hilfe. Henriette<br />
Feuerbach, die Frau des Archäologen und Professors für<br />
Philologie Anselm Feuerbach, schrieb dazu: „Wer auf der<br />
Straße war, wurde gefangen oder niedergemacht, wer an<br />
den Fenstern sich zeigte, erschossen. Das dauerte vier Tage,<br />
aus den Kellern herauf, zu den Fenstern heraus wurden sie<br />
gezogen. Alle Häuser durchsucht.“<br />
Der Fabrikant Jeremias Risler notierte, wie die Soldaten<br />
„mit großer Brutalität Gefangene misshandelten und unerbittlich<br />
Jagd auf Freischärler machten.“ „Drei seien gehetzt<br />
worden, als seien sie wilde Tiere.“ Die Sterbebücher der<br />
Kirchengemeinden verzeichneten im Zusammenhang mit<br />
den Kämpfen 33 Tote. Doch in Wahrheit sind es wesentlich<br />
mehr gewesen, allerdings sind bis heute keine genauen<br />
Zahlen bekannt. Freiburger Frauen sammelten für einen<br />
ehrenden Gedenkstein für die Opfer dieser Tage, doch<br />
die Regierung verbot das Aufstellen. Heute gilt der Platz<br />
neben dem Schwabentor als „Platz der letzten Barrikade“.<br />
Auch eine Gedenktafel an die Ereignisse von 1848 ist<br />
inzwischen angebracht worden.<br />
DAS ENDE DER REVOLUTION UND DIE FOLGEN<br />
Auf Freiburg kamen nun natürlich unangenehme Zeiten<br />
zu, denn die Regierung ließ den Aufruhr nicht folgenlos<br />
bleiben. Als Erstes mussten Stadt und Einwohner die<br />
Einquartierung von Regierungstruppen hinnehmen, der<br />
Freiburger Turnverein wurde als eine Art Rädelsführer der<br />
Revolution aufgelöst und verboten, auch andere „unliebsame<br />
Einrichtungen“ wurden geschlossen oder zumindest<br />
streng überwacht. Zwar gab es in Baden noch das eine<br />
oder andere Aufflackern der Revolution, doch jegliche Aufruhrversuche<br />
wurden schnell und hart niedergeschlagen.<br />
Auch Gustav Struve unternahm nochmals einen Versuch<br />
und rief am 21. September 1848 in Lörrach erneut eine<br />
Republik aus. Doch bereits drei Tage später wurde sein<br />
Zug bei Staufen blutig gestoppt und beendet. Kurze Zeit<br />
später begannen in Freiburg die sogenannten Hochverratsprozesse<br />
gegen die Aufständischen. Gustav Struve<br />
war einer der ersten, die vor Gericht standen. Auf diese<br />
Prozesse komme ich später noch zurück.<br />
Zum Jahreswechsel 1848/49 bildete sich eine Organisation<br />
von radikalen Demokraten, die in ganz Baden schnell<br />
Zulauf bekam. Am 29. Januar 1849 gründeten sie in<br />
Freiburg einen Verein unter Führung von Karl von Rotteck.<br />
Mitglieder des ehemaligen Turnvereins, frühere Freischärler<br />
und Arbeiter schlossen sich an. Das Stadtamt schrieb<br />
14<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Foto: EinDao / CC BY-SA 4.0 / Wikipedia<br />
Foto: Andreas Schwarzkopf / CC BY-SA 4.0 / Wikipedia<br />
Abb.: Hier hat Gustav Struve am 21. September 1848<br />
die Deutsche Republik ausgerufen. Standort: Altes<br />
Rathaus in Lörrach, Deutschland.<br />
später darüber: „Der Radicalismus und Communismus<br />
der weniger Vermögenden oder ganz Besitzlosen habe in<br />
entscheidendem Maße die soziale Basis der Demokraten<br />
gebildet.“ Da mittlerweile auch die Ideen von Marx und<br />
Engels verbreitet wurden, ging im reichen Bürgertum<br />
nun auch die Angst davor um. Das Gespenst des Kommunismus<br />
war geboren.<br />
Und so wurde am 18. Februar 1849 auch der Vaterländische<br />
Verein mit Bürgermeister Joseph von Rotteck neu<br />
gegründet. Der Verein war regierungstreu und sprach<br />
sich für eine konstitutionelle Monarchie aus, um Baden<br />
vor „Anarchie und Despotismus“ zu bewahren. Auch Erzbischof<br />
von Vicari trat dem Verein bei, unter der Bedingung,<br />
dass die Bewegung gewaltfrei blieb.<br />
In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> berichte ich darüber, wie die<br />
Revolution schließlich zu Ende ging, wie die Hochverratsprozesse<br />
in Freiburg verliefen und wie das Leben nach<br />
dem Aufstand in Freiburg weiterging.<br />
Ich bedanke mich beim Stadtarchiv Freiburg, beim Alemannischen<br />
Institut Freiburg, Gerlinde Kurzbach, Peter Kalchtaler,<br />
Dr. Hans-Peter Widmann und Ulrike Halbe-Bauer.<br />
Carsten<br />
Abb.: Platz der letzten Barrikade in der Nähe des<br />
Schwabentors in Freiburg<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 15
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FREIeBÜRGER 06 | 2024 17
FREIBURGS ERSTE POP-UP-BUCHMESSE<br />
Ein voller Erfolg: „freiBUCH“ begeistert mit Vielfalt und Kreativität<br />
Die erste Freiburger Pop-up-Buchmesse „freiBUCH“ fand<br />
vom 3. bis 5. Mai 2024 in den Räumlichkeiten der Kreativpioniere<br />
Freiburg / Schildacker e. V. im Schopf2 in der<br />
Schopfheimer Straße 2 in Freiburg-Haslach statt. Dort<br />
gibt es regelmäßig unterschiedlichste Veranstaltungen:<br />
Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen, Theater<br />
etc. Eine tolle Location für die Buchmesse freiBUCH. Der<br />
FREIeBÜRGER war als Besucher da, um für Sie über drei<br />
Tage des Schreibens und Lesens zu berichten.<br />
Die erste Freiburger Buchmesse ist rum und wir haben<br />
für Sie alles Wissenswerte: Zahlen, Fakten und Impressionen.<br />
Wer hatte denn überhaupt die Idee, eine Buchmesse<br />
in Freiburg auf die Beine zu stellen? Es war Arne Bicker<br />
von den Freiburger Kreativpionieren, der unter anderem<br />
Journalist und Self-Publisher ist. Die Idee hatte er schon<br />
länger und hat sie mal bei den Kreativpionieren rausgehauen:<br />
Wie wäre es, wenn wir Freiburgs erste Buchmesse<br />
organisieren und ausrichten würden?<br />
Für Arne war es schon immer ein Anliegen, Menschen das<br />
Lesen näherzubringen, aber auf eine Art und Weise, die<br />
nicht zu kommerziell ist. Er wollte den kleinen Verlagen<br />
-<br />
und unabhängigen AutorInnen eine Plattform geben, sich<br />
und ihre Bücher niederschwellig vorzustellen. Ein weiteres<br />
Anliegen war und ist es, die Leselust und Schreibfreude<br />
bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Viele waren<br />
von seiner Idee begeistert und schnell war eine 20-köpfige<br />
ehrenamtliche Planungsgruppe am Start.<br />
Im Frühsommer 2023 wurde dann durchgestartet und<br />
die Planungsgruppe konnte anfangen, die freiBuch auf<br />
die Beine zu stellen. Fragen über Fragen... Welche Verlage<br />
könnte man einladen? Welche AutorInnen? Und wie<br />
könnte das Rahmenprogramm aussehen? Die Idee hatte<br />
sich schnell herumgesprochen, und so waren schon im<br />
Oktober 2023 alle Ausstellerplätze vergeben.<br />
Nach vielen Stunden der Messevorbereitung inklusive viel<br />
Schweiß und schlaflosen Nächten war endlich der Monat<br />
Mai da, und mit ihm Freiburgs erste Buchmesse. Das<br />
Wetter spielte mit und so war für über 2.000 BesucherInnen<br />
die freiBUCH das Ziel. Schirmherr war übrigens Freiburgs<br />
Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach. Ging es<br />
darum, eine Konkurrenz für andere Buchmessen zu sein?<br />
Ganz sicher nicht! Es ging um die Sichtbarmachung der<br />
18<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
kleinen Verlage und der nicht so bekannten AutorInnen<br />
und SelbstverlegerInnen und darum, ihnen die Möglichkeit<br />
zu geben, sich zu präsentieren und um die Kontaktaufnahme<br />
mit Produzenten und KonsumentInnen, die in<br />
Freiburg und der Region Bücher schreiben und verlegen.<br />
In zwei von drei Hallen gab es 19 Ausstellerstände und<br />
einen Gemeinschaftsstand von 15 einzelnen Freiburger<br />
AutorInnen. Ausgestellt wurden Romane, Sachbücher,<br />
Kinderliteratur, Fantasy, Kunstbücher, Bildbände und Graphic<br />
Novels.<br />
Die Präsenz der Freiburger Stadtbibliothek mit ihrem Bücherbus,<br />
in dem Kindermalen und ein Quiz für Erwachsene<br />
angeboten wurden, war genauso eine Anlaufstelle<br />
für Familien mit Kindern wie auch das Freileser-Fahrrad<br />
des Literaturhauses, das auf einer Wiese stand und zum<br />
Bücher Vorlesen oder selber lesen einlud. Die Freiburger<br />
Bürgerstiftung war auch da und stellte ihr Projekt<br />
Buch-Buden vor. Die Idee: neue Bücher-Tausch-Orte in unterschiedlichen<br />
Stadtteilen, sozialen Einrichtungen und<br />
Initiativen in Freiburg zu eröffnen.<br />
Dann gab es einen Raum im ersten Stock, in dem verschiedene<br />
Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten<br />
wurden, unter anderem fand dort ein Schnupper-Workshop<br />
„Slam Poetry“ mit Ansgar Hufnagel statt.<br />
Auf der freiBühne gab es eine Podiums-Diskussion über<br />
die Zukunft des Buches. Nicht zu vergessen das Kindervorlesezelt<br />
im Freien auf der Wiese und die neu installierte<br />
Vintage-Telefonzelle „Halle 4“, die ein Überraschungsprogramm<br />
bot. Ein Highlight auch der Literatur-Tanz von<br />
Clara Krüger. Grandios, so etwas zu machen, Literatur zu<br />
tanzen.<br />
An den Ständen sah man großes Interesse und den gewünschten<br />
direkten Gesprächsaustausch. Die angebotenen<br />
39 Lesungen waren auch gut besucht und es<br />
wurde mit großem Interesse den vorgelesenen Worten<br />
gelauscht. Aus Frankfurt war die Stiftung Buchkunst mit<br />
einer Ausstellung der preisgekürten 25 schönsten Deutschen<br />
Bücher 2023 vertreten. Für das leibliche Wohl sorgten<br />
diverse Foodtrucks mit leckeren und abwechslungsreichen<br />
Snacks und Speisen.<br />
Wir könnten noch so viele weitere tolle Impressionen<br />
aufzählen, aber alles hat mal ein Ende, so auch die erste<br />
Freiburger Buchmesse. Es war ein Fest der Bücher in einer<br />
bunten, kreativen und lebendigen Atmosphäre bei freiem<br />
Eintritt und non-profit-orientiert. Kurz gesagt ein voller<br />
Erfolg für alle Beteiligten und wiederholungswürdig. Wir<br />
sind auf jeden Fall gespannt und würden uns sehr freuen,<br />
wenn die freiBUCH abermals stattfinden würde.<br />
Fotos: E. Peters / Text: Oliver<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 19
DER BERNDT-KOBERSTEIN-PREIS 2024<br />
Würdigung von Zusammenleben und Solidarität<br />
Im Mai 2012 wurde erstmals der Berndt-Koberstein-<br />
Preis für Zusammenleben und Solidarität vergeben.<br />
Den Preis rief Hendrijk Guzzoni 2011 anlässlich des 25.<br />
Todestages seines Freundes Berndt Koberstein ins Leben<br />
und wollte damit auch das Andenken an ihn bewahren.<br />
Da Koberstein seine antiimperialistische Gesinnung<br />
und sein Eintreten für ein solidarisches Miteinander<br />
auszeichneten, wollten Guzzoni und seine Jurymitglieder<br />
Menschen bzw. Organisationen ehren, die für dieselben<br />
Ziele einstehen, aber nicht immer im Licht der Öffentlichkeit<br />
stehen. Jedes Jahr findet die Preisverleihung<br />
des Berndt-Koberstein-Preises im Weinschlösschen in<br />
Freiburg statt. Die PreisträgerInnen 2024 waren: „Omas<br />
gegen Rechts e. V.“ (Laudatorin: Franziska Pfab), „Bauernhoftiere<br />
für Stadtkinder e. V.“ (Laudator: BM Prof. Martin<br />
Haag) und „Solidarischer Weinberg“ (Laudator: MdL<br />
Reinhold Pix). Der Abend wurde musikalisch untermalt<br />
von zwei mongolischen Sängerinnen des Trios „Die drei<br />
mongolischen Königinnen“. Der FREIeBÜRGER wurde im<br />
Jahr 2013 ausgezeichnet und war bei der diesjährigen<br />
Preisverleihung wieder als Gast vor Ort, auch um über<br />
die diesjährige Preisverleihung zu berichten.<br />
Der erste Preisträger, der ausgezeichnet wurde, war der<br />
gemeinnützige Verein „Bauernhoftiere für Stadtkinder<br />
e. V. “. Die Laudatio hielt BM Prof. Martin Haag. Der Verein<br />
bietet im Stadtteil Betzenhausen-Bischofslinde in Freiburg<br />
mitten in der Stadt Kindern und Erwachsenen unter<br />
anderem die Möglichkeit, mit zahmen Bauernhoftieren in<br />
nahen Kontakt zu kommen. Des Weiteren will der Verein<br />
Empathie für unsere Mitgeschöpfe wecken, die im Alltag<br />
viel für uns leisten. Unterstützt wird der Verein von über<br />
100 Mitgliedern und hat sich unter anderem zum Ziel<br />
gesetzt, durch Naturpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit<br />
der zunehmenden Naturentfremdung entgegenzuwirken<br />
und ökologisches Verständnis zu vermitteln. Wir gratulieren<br />
und sagen: Macht weiter so, auch mit Eurem Engagement<br />
für die Erhaltung des pädagogischen Naturerlebnisraumes<br />
Obergrün hinter der Anne-Frank-Grundschule im<br />
Stadtteil Betzenhausen in Freiburg.<br />
Als Zweites wurden die „Omas gegen Rechts Freiburg<br />
e. V.“ gewürdigt. Die Laudatorin war Franziska Pfab.<br />
Omas gegen Rechts sind eine zivilgesellschaftliche, parteiunabhängige<br />
Initiative. Im Herbst 2018 entdeckte Traute<br />
20<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Hensch aus Freiburg die österreichische Initiative Omas<br />
gegen Rechts. Sie besprach es mit Gerdi Liebner, die die<br />
Initiative ebenfalls für nachahmenswert hielt. Mit einem<br />
kleinen Artikel in der BZ wollten die beiden Gründerinnen<br />
weitere Omas finden. Aus den anfänglich 60 Omas<br />
wurden fünf Monate später schon 140. Die Omas gegen<br />
Rechts treten gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus,<br />
Rassismus, Faschismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit,<br />
Demokratiefeindlichkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit, also<br />
gegen jede Form von Diskriminierung auf. Des Weiteren<br />
wünschen sie sich einen empathischen, die Demokratie<br />
fördernden Umgang mit allen hier lebenden Kindern und<br />
Jugendlichen. Sie wollen ihren Nachkommen eine freie,<br />
demokratische und humane Gesellschaft hinterlassen.<br />
Gerdi Liebner, eine der beiden Gründerinnen von damals,<br />
und Angelika Fabry-Flashar nahmen den Preis stellvertretend<br />
für alle Omas gegen Rechts entgegen. An dieser<br />
Stelle auch von uns herzlichen Glückwunsch, schön, dass<br />
es Euch gibt und macht auf jeden Fall so weiter!<br />
Als Drittes wurde das ökologische Weingut von Andreas<br />
Dilger und sein Projekt „Solidarischer Weinberg“ ausgezeichnet.<br />
Die Laudatio hielt MdL Reinhold Pix. Das<br />
ökologische Weingut Andreas Dilger schafft mit seinem<br />
biowein.plus-Konzept ökologische, soziale und ökonomische<br />
Nachhaltigkeit. Das Freiburger Weingut wurde 2001<br />
mit dem Ziel gegründet, Weinbau auch innerstädtisch<br />
erlebbar zu machen und einen generationsübergreifenden,<br />
atmosphärischen Ort des kulturellen Austauschs zu<br />
schaffen. Leitlinien des Weinguts sind der ökologische<br />
Anbau widerstandsfähiger Rebsorten und die regionale<br />
Vermarktung, um einen zukunftsfähigen Weinbau im<br />
Einklang mit der Natur zu gewährleisten. Der solidarische<br />
Weinberg Mühlebuck in terrassierter Einzellage befindet<br />
sich oberhalb des Ortskerns von Merzhausen in Richtung<br />
Hexental in Südwest-Ausrichtung. Vor fünf Jahren wurde<br />
die Bewirtschaftung eingestellt, zwei Jahre später wurden<br />
mit hohem Aufwand die Rebanlage und die Vitalität der<br />
Rebstöcke wieder aktiviert. Der Terrassenweinberg ist ein<br />
wertvoller Schatz an Biodiversität und Artenvielfalt. Um<br />
dem Weinberg eine Zukunft zu geben, ist ein Praxisforschungsprojekt<br />
geplant, wo robuste und dem Klima angepasste<br />
rote Piwi-Rebsorten im gemischten Satz auf die<br />
vorhandenen Rebstöcke aufgepfropft werden. Das ist ein<br />
großartiger Beitrag und nur ein Beispiel des Weingutes<br />
Andreas Dilger für nachhaltigen Weinbau. Wir wünschen<br />
viel Erfolg und immer exquisite Tropfen.<br />
Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr und die vielen<br />
weiteren inspirierenden Projekte, die es zu würdigen gilt.<br />
Fotos: E. Peters / Text: Oliver<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 21
GEFAHREN DURCH GAFFENDE<br />
Eine wachsende Bedrohung für Rettungskräfte<br />
Foto: Camilo Jimenez / Unsplash<br />
Bei Unfällen oder anderen kritischen Situationen auf der<br />
Straße behindern in zunehmendem und bedrohlichem<br />
Ausmaß Schaulustige die Einsatz- und Rettungskräfte.<br />
Mit verheerenden und lebensbedrohlichen Folgen<br />
für Unfallopfer. Was bedeutet dieses Verhalten für die<br />
Rettenden?<br />
Jüngst ist es wieder passiert. Schaulustige haben sich<br />
über die Anweisungen der Polizei hinweggesetzt, Absperrungen<br />
ignoriert und die Szene mit dem Smartphone<br />
gefilmt. In Ulm brachte mitten in der Stadt im Starbucks-Café<br />
ein Mann mehrere Geiseln in seine Gewalt.<br />
Der 44-Jährige aus Nordrhein-Westfalen war bei der<br />
Bundeswehr tätig, dort allerdings im Krankenstand. Zum<br />
Tatzeitpunkt sollen sich etwa 13 Personen in dem Café<br />
aufgehalten haben. Es brach Panik aus, man hörte Schreie<br />
und der Geiselnehmer wurde von der Polizei angeschossen.<br />
Das Geschehen sorgte bei einigen Leuten für panikartige<br />
Flucht, andere Menschen zog es dagegen an. Handyfotos<br />
vom Tatort machten in sozialen Medien schnell die<br />
Runde.<br />
Ein paar Tage danach übte Ulms Oberbürgermeister<br />
Gunter Czisch scharfe Kritik an den Schaulustigen. „Gaffer<br />
und Leute, die Fotos machen und filmen, erschweren die<br />
Polizeiarbeit“, sagte Czisch. „Das ist unerträglich.“ Als<br />
Oberbürgermeister und Chef der Ortspolizeibehörde war<br />
er sofort informiert worden, dass ein Bewaffneter Geiseln<br />
in seiner Gewalt hatte. Der OB machte sich selbst ein Bild<br />
von der Lage und erlebte, wie Menschen die Polizeiabsperrungen<br />
zu umgehen versuchten. Besonders brisant<br />
war die Situation auch deshalb, weil sich das Einsatz-Szenario<br />
mitten in der belebten Innenstadt abspielte.<br />
GIER DER SCHAULUSTIGEN<br />
Die Polizei kennt solche Szenarien. Es scheint auch so,<br />
dass die Gier der Schaulustigen nach „Sensationsfotos“<br />
immer größer wird. Wer nahe genug dran war, konnte<br />
damit in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit auf<br />
sich ziehen. Je größer die Sensationslust, desto geringer<br />
ist der Respekt vor Einsatzkräften wie der Polizei, dem<br />
Sanitätsdienst und der Feuerwehr. Die Behinderung<br />
derjenigen, die professionelle Hilfe leisten, wird immer<br />
wieder beklagt. Auch die Feuerwehr kennt das. Vor allem<br />
auf Bundesstraßen, die nur zwei Spuren haben, kommt es<br />
immer wieder zu Problemen. So ist für Reiner Buschow,<br />
stellvertretender Feuerwehrkommandant und stellvertretender<br />
Abteilungsleiter der Ulmer Feuerwehr, die<br />
zweispurige Verbindung der B10 zwischen Ulm-West und<br />
Ulm-Ost ein Nadelöhr. „Dort ist der Ausbau dieses Autobahnzubringers<br />
noch nicht erfolgt“, sagt er. Auf dreispurigen<br />
Autobahnen hätten die Fahrzeuglenker mittlerweile<br />
begriffen, wie Rettungsgassen zu bilden sind. „Das liegt<br />
auch an der intensiven Werbung für die Rettungsgassen“,<br />
22<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
sagt der Diplom-Ingenieur. Die deutschen Autofahrerinnen<br />
und -fahrer seien disziplinierter als die Menschen auf<br />
anderen europäischen Autobahnen. Die Autorin dieses<br />
Artikels hat selbst schon miterlebt, dass in einer Rettungsgasse<br />
auf einer italienischen Autobahn ein Kleinwagen<br />
mit vier jungen Insassen angebraust kam. Die johlenden<br />
Männer schienen großen Spaß an ihrem „Abenteuer“<br />
gehabt zu haben.<br />
Trotzdem lässt auch auf deutschen Autobahnen die Geduld<br />
nach, je länger ein Stau dauert. „Die Menschen sind<br />
dann neugierig und halten ihre Spur nicht“, ist Buschows<br />
Erfahrung. „Sie fahren in der Mitte nach vorne, um zu<br />
schauen, was sich da abspielt.“ Ein Problem sei zudem,<br />
dass der Krankenwagen, die Polizei und die Feuerwehr<br />
nicht im Verband fahren, sondern zeitversetzt die Rettungsgasse<br />
nutzen wollen. „Es passiert immer wieder,<br />
dass wenn einer durch ist, die Stauteilnehmer meinen,<br />
sie könnten weiterfahren“, sagt Buschow. Beliebt sei<br />
auch, dass sich die Fahrerinnen und Fahrer am Stauende<br />
einfach an das Feuerwehrauto anhängen. Das behindert<br />
dann unter Umständen einen nachfolgenden Abschleppdienst.<br />
„Der braucht die gleiche Breite wie die Feuerwehr“,<br />
meint der Kommandant. Die Polizei ahnde dieses<br />
Hinterherfahren spätestens an der Unfallstelle. Kommt<br />
die Feuerwehr in der Mitte nicht durch, ist sie auf die<br />
Standspur angewiesen.<br />
Für Rettungsdienste sei das die schlechtere Möglichkeit,<br />
bestätigt Oliver Burget, Kommandant der Freiwilligen<br />
Feuerwehr in Ehingen. Denn auf der Standspur sei die Gefahr,<br />
dass dort ein Pannenfahrzeug im Weg stehe, größer<br />
als in der Rettungsgasse bei drei- oder mehrspurigen Autobahnen.<br />
Dort hätten die Fahrenden es verstanden, dass<br />
diejenigen, die auf der äußerst linken Spur fahren, nach<br />
links ausweichen müssen. Wer auf der mittleren oder<br />
rechten Spur unterwegs ist, fährt nach rechts. Für Rettungsdienste<br />
ist das Nutzen der Standspur auch deshalb<br />
problematisch, weil sich dort auch manchmal Personen<br />
aufhalten, die entweder Unfallbeteiligte oder Neugierige<br />
sind. „Wir haben es auch schon erlebt, dass dort Pannenfahrzeuge<br />
stehen“, sagt Burget. In jedem Fall gilt, sich als<br />
Unbeteiligter vom Unfallort zu entfernen. Gafferinnen<br />
und Gaffer behindern nicht nur die Arbeit der Einsatzkräfte,<br />
sondern müssen auch mit Strafen rechnen.<br />
Christina Kirsch / Trott-war e. V.<br />
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FREIeBÜRGER 06 | 2024 23
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09.06.2024<br />
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16.06.2024<br />
13 Uhr<br />
23.06.2024<br />
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DYKE DISKO W/ BROT&WEIN<br />
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24<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
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Lernen Sie uns kennen...<br />
• Diskutieren Sie mit uns<br />
• Erzählen Sie uns Ihre Geschichte<br />
• Schreiben Sie einen Artikel<br />
• Unterstützen Sie unsere Aktivitäten<br />
• Kommen Sie auf ein Käffchen vorbei<br />
Machen Sie mit!<br />
Sagen Sie es weiter!<br />
Wir freuen uns auf Sie...<br />
Ihr FREIeBÜRGER-Team<br />
Engelbergerstraße 3 – 0761/3196525 – info@frei-e-buerger.de<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 25
Die Begegnung zwischen der idealistischen Umweltaktivistin<br />
und dem exzentrischen Milliardär löst eine Kette<br />
von Ereignissen aus, die zu keinem guten Ende führen.<br />
Mira und Lemoine sind theoretische Todfeinde und der<br />
Kleptokrat Lemoine verfolgt Pläne, die keinesfalls aufgedeckt<br />
werden dürfen. Im benachbarten Naturschutzgebiet<br />
will er seltene Erdmetalle durch riskante illegale<br />
Untertagelaugung abbauen. Um die Kontrolle über seine<br />
Aktivitäten zu erhalten, bietet er den Leuten von „Birnam<br />
Wood“ eine Zusammenarbeit und großzügige finanzielle<br />
Unterstützung an. Das führt zu heftigen Diskussionen<br />
im Kollektiv, bei denen ideologische Bedenken pragmatischen<br />
Überlegungen gegenüberstehen.<br />
Tony Gallus argumentiert: „Die Klasse der Milliardäre<br />
untergräbt allein durch ihre Existenz jegliche Form von<br />
Solidarität.“ Doch die PragmatikerInnen setzen sich durch<br />
und stimmen für eine Neuausrichtung von „Birnam<br />
Wood“. Tony setzt sich von der Gruppe ab und folgt seiner<br />
Skepsis. Er glaubt nicht an Lemoines geheucheltes Interesse<br />
an gemeinwohlorientierten Projekten, will dessen<br />
wahre Beweggründe entlarven und sich einen Namen als<br />
berühmter Enthüllungsjournalist machen.<br />
Eleanor Catton<br />
„Der Wald“<br />
btb Verlag<br />
ISBN: 978-3-442-75764-0<br />
512 Seiten | 25 €<br />
DER WALD<br />
Buchbesprechung von utasch<br />
Mira Bunting ist Gärtnerin und Gründerin des AktivistInnenkollektivs<br />
„Birnam Wood“. Das Graswurzel-Kollektiv<br />
beackert brachliegende Flächen im öffentlichen Raum,<br />
sät, pflegt und erntet Obst und Gemüse und verteilt den<br />
Ertrag an soziale Projekte.<br />
Durch einen Erdrutsch wird ein abgelegenes Tal fast vollständig<br />
von der Außenwelt abgeschnitten. In diesem Tal<br />
befindet sich neben einem Naturschutzgebiet das Gelände<br />
einer ehemaligen Schaffarm und Mira Bunting wittert<br />
eine Chance, dort unbemerkt einen großen illegalen<br />
Nutzgarten anlegen zu können. Auf ihrer Erkundung des<br />
Geländes begegnet sie dem amerikanischen Milliardär<br />
Robert Lemoine, der behauptet, das Grundstück heimlich<br />
gekauft zu haben, um dort einen luxuriösen Überlebensbunker<br />
zu bauen.<br />
Auf der Seite der PragmatikerInnen steht Miras beste<br />
Freundin Shelley Noakes, die dem Charme von Lemoine<br />
ebenso erliegt wie Mira und die anderen AktivistInnen.<br />
Die Gruppe richtet sich auf der früheren Schaffarm häuslich<br />
ein und beginnt mit der Bewirtschaftung. Niemand<br />
rechnet damit, dass der rechtmäßige Eigentümer der<br />
Farm, Sir Owen Darvish, eines Abends auf dem Gelände<br />
auftaucht, um den dortigen Vorgängen auf den Grund<br />
zu gehen. Durch einen von Shelley verursachten Unfall<br />
kommt Sir Darvish ums Leben und Lemoine vertuscht die<br />
Todesumstände. Derweil rennt Tony von Wachpersonal<br />
und Drohnen verfolgt durch das Naturschutzgebiet um<br />
sein Leben. Die Situation spitzt sich zu und die Geschichte<br />
endet mit einem filmreifen Gemetzel.<br />
Der Roman verhandelt die tiefen Konflikte zwischen<br />
ambitionierten UmweltaktivistInnen und ausbeuterischen<br />
MilliardärInnen. Während erstere für das Gemeinwohl<br />
arbeiten und kämpfen, handeln letztere aus purem<br />
Eigeninteresse. Die Unvereinbarkeit dieser konträren<br />
Grundhaltungen wird in dem Roman angemessen<br />
überspitzt dargestellt. Die Charaktere und Motive von<br />
Mira, Shelley, Tony, Lemoine und Sir Darvish werden von<br />
der Autorin ausführlich beschrieben. Dabei bedient sie<br />
sich durchaus naheliegender Stereotype, was dem Lauf<br />
der Erzählung aber nicht schadet. Der Roman von Eleanor<br />
Catton ist durch seine unerwarteten Wendungen,<br />
moralischen Grundsatzfragen, Intrigen und kriminellen<br />
Geschehnisse eine spannende und unterhaltsame Lektüre<br />
aus dem Genre Ökothriller.<br />
26<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
SPARGELQUICHE GRÜN-WEISS<br />
Foto: E. Peters<br />
Herzlich willkommen auf unserer Kochseite!<br />
Die Spargelsaison neigt sich langsam dem Ende zu, daher<br />
gibt es beim FREIeBÜRGER diesen Monat etwas Köstliches<br />
mit Spargel. Spargel ist nicht nur lecker, sondern auch gesund.<br />
Was steckt alles in dem königlichen Gemüse? Spargel<br />
ist reich an wertvollen Vitaminen wie zum Beispiel K,<br />
C, B1, B2 sowie an Mineralstoffen, Phosphor und Calcium.<br />
Kaum ein Nahrungsmittel ist so kalorienarm wie Spargel,<br />
der zu 95 Prozent aus Wasser besteht. Das „Königsgemüse“<br />
enthält so gut wie kein Fett sowie kein Cholesterin<br />
und bietet einen hohen Gehalt an Ballaststoffen. Mit seinen<br />
gerade mal 65 Kalorien pro Portion (500 Gramm) sind<br />
die schlanken Stangen der ideale kalorienarme Fitmacher.<br />
Wenn sich grüner und weißer Spargel in einer Quiche vereinen,<br />
dann kann nur eine französische Gaumenfreude<br />
das Ergebnis sein.<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
250 g grüner Spargel<br />
250 g weißer Spargel<br />
100 g Parmaschinken<br />
5 Eier<br />
125 g kalte Butter<br />
200 g Schlagsahne<br />
50 ml Milch<br />
250 g Mehl<br />
1 TL Zucker<br />
Muskatnuss<br />
Pfeffer<br />
Salz<br />
Zubereitung:<br />
Mehl, eine Prise Salz, ein Ei, 125 g kleingeschnittene Butter<br />
und 2 EL kaltes Wasser zu einem Teig verkneten. In Frischhaltefolie<br />
wickeln und für 30 Min. ab in den Kühlschrank.<br />
Den weißen Spargel waschen, schälen und die holzigen<br />
Enden abschneiden. Den grünen Spargel waschen und<br />
ebenfalls die Enden abschneiden. Alle Spargelstangen<br />
dritteln und für ca. 3 Min. in kochendem Salzwasser mit 1<br />
TL Zucker garen. Jetzt zum Teig: Den Teig durchkneten und<br />
zu einem Kreis von ca. 35 cm Durchmesser ausrollen. Eine<br />
gefettete, mit Mehl ausgestäubte Tarteform mit ca. 26 cm<br />
Durchmesser damit auslegen. Den Boden mit einer Gabel<br />
mehrmals einstechen, mit Backpapier auslegen und zum<br />
Beschweren die getrockneten Hülsenfrüchte einfüllen.<br />
Jetzt im vorgeheizten Backofen bei 200 °C auf der untersten<br />
Schiene ca. 15 Min. blindbacken. 4 Eier, Milch und Sahne<br />
gründlich verquirlen und kräftig mit Salz, Pfeffer und<br />
Muskat würzen. Die Tarte aus dem Ofen nehmen, Backpapier<br />
und Hülsenfrüchte entfernen, den Spargel und den<br />
in Streifen geschnittenen Parmaschinken darauf verteilen<br />
und die Sahne-Ei-Mischung darübergießen. Nochmals<br />
35–45 Min. bei 180 °C backen und mit einem knackigen<br />
grünen Salat mit hausgemachter Vinaigrette servieren.<br />
Bon Appetit!<br />
Oliver & Ekki<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 27
Hallöchen, liebe Sportfreunde,<br />
nun ist er da, der <strong>Juni</strong>. Der Monat, auf den alle Fußballfreunde<br />
so sehnsüchtig gewartet haben. Noch ungefähr<br />
zwei Wochen und dann rollt der EM-Ball durch unser<br />
Land. Doch als Erstes natürlich noch eine Rückschau auf<br />
das Saisonende hierzulande. Das Wichtigste natürlich zuerst,<br />
meine Schalker haben das selbst gesteckte Saisonziel<br />
ganz souverän erreicht, nämlich in der Abschlusstabelle<br />
vor Elversberg zu stehen!<br />
Aber jetzt zur ersten Bundesliga und dem neuen Meister!<br />
Den Leverkusenern hatte ich ja neulich schon zu ihrer<br />
ersten Meisterschaft gratuliert, aber ich tue es gern noch<br />
mal. Denn wie die in den letzten Wochen die letzten Saisonspiele<br />
„abgespielt“ haben, obwohl sie ja schon Meister<br />
waren, nötigt Respekt ab. Selbst am letzten Spieltag,<br />
mit 15 Punkten Vorsprung auf die Bayern, gingen sie auf<br />
den Sportplatz, als würde es noch um alles gehen. Und<br />
natürlich wurde auch dieses letzte Spiel gewonnen. Am<br />
Ende waren es nun 17 Punkte vor Stuttgart und sogar 18<br />
Punkte vor den Bayern. Einen so souveränen Meister hat<br />
es lange nicht gegeben. Und da ist dann noch die Zahl<br />
von 51 ungeschlagenen Spielen in dieser Saison. Was<br />
für ein Rekord! In der Bundesliga hat es noch nie eine<br />
Mannschaft geschafft, ungeschlagen durch die Saison<br />
zu marschieren. Nicht einmal die oft so dominanten<br />
Bayern – eins mindestens haben die immer verloren pro<br />
Spielzeit... Der europäische Rekord stammt aus dem Jahr<br />
1965 von Benfica Lissabon, die schafften 49 Spiele ohne zu<br />
verlieren. Bayer Leverkusen hat den jetzt endlich geknackt<br />
und kann sich gemütlich zurücklehnen. Ich glaube nicht,<br />
dass dieser Rekord so schnell geknackt wird. Leider hat<br />
es für eine komplett ungeschlagene Saison jedoch doch<br />
nicht gereicht, denn das Finale um die Europa League<br />
hat Leverkusen ziemlich deutlich verloren. Da muss man<br />
auch nicht drüber reden. Die Italiener waren in allen Belangen<br />
besser! Da war für die Werkself nichts zu holen.<br />
Egal, jetzt bleibt ja noch das deutsche Pokalfinale gegen<br />
Kaiserslautern und da können sie dann immerhin das<br />
Double festmachen. Zur Erinnerung, die Bayern haben<br />
gar nichts gewonnen! Und wenn man dann auch noch<br />
bedenkt, dass bei Bayer, abgesehen von Granit Xhaka und<br />
Florian Wirtz, keine wirklichen Stars spielen, dann kann<br />
man sehen, was Trainer Xabi Alonso für Arbeit geleistet<br />
hat. Der Spanier hat viel von seiner aktiven Fußballerlaufbahn<br />
in die aktuelle Elf von Leverkusen eingebracht. Das<br />
schnelle Kurzpassspiel, der aggressive Angriffsfußball,<br />
die vielen Torchancen, das alles erinnert gewaltig an Real<br />
Madrid und die spanische Nationalmannschaft vor 15<br />
Jahren. Und das war ja auch ziemlich erfolgreich. Mir hat<br />
es auf jeden Fall Spaß gemacht, was Leverkusen in dieser<br />
Saison so auf den Rasen gezaubert hat und solange sich<br />
meine Schalker noch in der zweiten Liga herumtreiben,<br />
können sie auch gern so weitermachen.<br />
Für den großen FC Bayern verlief die Saison dagegen eher<br />
suboptimal. Natürlich sind sie wie immer mit dem Ziel<br />
ins Rennen gegangen, das Triple zu holen, doch das wird<br />
wahrscheinlich am Rhein landen. Für die Münchener gab<br />
es diesmal gar keinen Titel, das gab es auch schon lange<br />
nicht mehr. Auch die acht verlorenen Ligaspiele gab es<br />
schon ewig nicht mehr. Und zu guter Letzt finden sie jetzt<br />
keinen Trainer mehr. Vor nicht allzu langer Zeit haben sich<br />
die Startrainer in München die Klinke in die Hand gegeben,<br />
um dort einen Job zu kriegen, doch das hat sich wohl<br />
geändert. Aber bei dieser Suche nach einem Übungsleiter<br />
offenbart sich auch mal wieder der Charakter der Bayern-Bosse.<br />
Denn die Trainer, die sie bisher verpflichten<br />
wollten, stehen alle bei einem Club oder gar bei einer<br />
Nationalmannschaft unter Vertrag. In der Beziehung war<br />
allerdings Fairness noch nie charakteristisches Merkmal<br />
der Bayern. Dreist fand ich allerdings die Abwerbeversuche<br />
bei Julian Nagelsmann. Die schmeißen ihn raus, weil<br />
er angeblich nicht passt, obwohl er ja Erfolg hatte und<br />
jetzt, wo er die Nationalmannschaft auf Vordermann<br />
gebracht hat, merken sie, dass der vielleicht doch nicht so<br />
schlecht ist und wollen ihn zurück. Na ja, sieben oder acht<br />
Trainer haben auf jeden Fall schon abgesagt und von mir<br />
aus kann das noch eine Weile so weitergehen.<br />
Vizemeister und damit auch noch vor den Bayern wurde<br />
der VfB Stuttgart, was vor der Saison mit Sicherheit<br />
niemand auf dem Zettel hatte. Erstaunlich, wie die mit<br />
ihrer jungen Truppe da oben mithalten konnten. Doch<br />
jetzt muss man halt aufpassen. Junge Spieler, die vor der<br />
Saison kein Mensch kannte, sind jetzt Stars und werden<br />
vielleicht Angebote von großen Clubs erhalten! Da muss<br />
man abwarten, wen der VfB halten kann, denn die nächste<br />
Saison wird schwieriger, da kommt die Champions<br />
League dazu. Der heimische Sportclub ist nur zehnter<br />
geworden, was bedeutet, dass es in der nächsten Spielzeit<br />
keine Europapokalspiele hier in Freiburg geben wird.<br />
28<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
Abb.: Herzlichen Glückwunsch! Nach 13 Jahren steigt der FC St. Pauli wieder in die 1. Bundesliga auf.<br />
Foto: Fabian Bimmer / REUTERS<br />
Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, denn<br />
der junge Trainer Julian Schuster wird es schwer genug<br />
haben, die riesigen Fußspuren von Christian Streich<br />
auszufüllen und da ist es wohl besser, das Ganze etwas<br />
ruhiger angehen zu lassen. Ich bin mal gespannt, wie es<br />
ohne Streich so klappt. Denn das war ja echt eine lange<br />
und erfolgreiche Zeit mit dem Kulttrainer aus Freiburg.<br />
Deshalb hier auch noch mal ein Dankeschön an Christian<br />
Streich und alles Gute für die Zukunft!<br />
Absteiger sind in dieser Saison Darmstadt und der 1. FC<br />
Köln, aber Bochum wird sicher nach den Relegationsspielen<br />
noch folgen. Fast sensationell war es, wie sich Union<br />
Berlin am letzten Spieltag noch gerettet hat und somit<br />
ein weiteres Jahr in der 1. Bundesliga spielen wird. Aus<br />
der zweiten Liga aufsteigen werden der FC St. Pauli und<br />
Holstein Kiel, hier kommt wohl noch Fortuna Düsseldorf<br />
dazu. Tja, da hat es St. Pauli nach einigen Anläufen nun<br />
doch mal wieder in die 1. Liga geschafft und das auch<br />
verdient! Die haben ja fast die ganze Saison auf einem der<br />
Aufstiegsplätze verbracht. Ein besonderes Schmankerl für<br />
die Kiezkicker dürfte die Tatsache sein, dass der Hamburger<br />
SV ein weiteres Jahr an sein Abenteuer 2. Liga dranhängt.<br />
Ich glaube, das wäre die siebente Saison, da kann<br />
man echt schon bald vom Zweitligadino sprechen.<br />
Meine Schalker haben eine sensationelle Saison gespielt!<br />
Fast hätte es sogar noch für einen einstelligen Tabellenplatz<br />
gereicht. Doch kaum war das letzte Spiel abgehakt,<br />
da rumort es hinter den Kulissen schon wieder. Clubikonen<br />
wie Asamoah und Büskens sollen weg. Wie es mit<br />
dem Trainer wird, ist auch noch nicht raus. Und, und,<br />
und. Ob das alles so richtig ist und ob man mit verdienten<br />
Spielern so umgehen muss, bezweifle ich mal. Doch da ich<br />
nix ändern kann, warte ich jetzt mal ab, bis die Truppe für<br />
die neue Saison vorgestellt wird und wer dann im Hintergrund<br />
mitmischt.<br />
Und jetzt kommt, wie gesagt, das Warten auf die EM...<br />
Vielleicht habe ich mich ja in irgendetwas hereingesteigert,<br />
aber seit den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande<br />
denke ich schon, dass die deutsche Mannschaft<br />
bei dem Turnier etwas erreichen könnte. Ob es der Titel<br />
wird, bleibt abzuwarten, aber das Halbfinale halte ich für<br />
realistisch!<br />
Also dann, bleibt alle sportlich und viel Spaß vor der<br />
Glotze...<br />
Carsten<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 29
WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />
WORTSPIELRÄTSEL<br />
von Carina<br />
Fett umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben des endgültigen<br />
Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen. Sind pro Einzellösung mehrere<br />
Kästchen fett umrandet, sind diese Buchstaben identisch! Alles klar? Na dann viel Spaß!<br />
Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />
Werte Lösungsorientierte,<br />
diesmal geht es um ein Menschenrecht, das leider nicht garantiert wird. Wie so oft hängt<br />
es von diversen Faktoren ab, wie z. B. vom Markt, der ja bekanntlich alles regelt, massivem<br />
Preisanstieg bei akutem Mangel, der kaum soziale Grundlagen bietet, obwohl viele zwingend<br />
darauf angewiesen sind. Unsere VerkäuferInnen sind auch davon betroffen und es ist<br />
ein Skandal, dass die Not derzeit stetig weiter steigt! Diesmal dreht sich alles irgendwie um<br />
das große Thema Wohnen. Viel Erfolg und Spaß beim Erraten!<br />
1. Ein Zimmer für einen Zeitvertreib<br />
2. Zimmerteil mit Möbelstück<br />
3. Eine Person in Form eines Sitzmöbels<br />
für das Wohnzimmer<br />
4. Fischfanggerät für Wohnungsteil<br />
5. Gebäude für die nächsten Verwandten<br />
6. Sitzmöbel für ein Hausteil<br />
7. Ein Zimmer-Divisor<br />
8. Die Aufforderung an einen Raum, nicht mehr<br />
wach zu sein<br />
9. Geöffnete Bahn<br />
10. Die Aufforderung zum Orgasmus an ein<br />
feierliches Gedicht<br />
Lösungswort:<br />
Zu gewinnen für das korrekte Lösungswort:<br />
1.- 3. Preis je ein Gutschein unserer Wahl<br />
UND:<br />
Im Dezember 2024 wird von ALLEN korrekten<br />
Einsendungen ein zusätzlicher Gewinner gezogen,<br />
der eine besondere Überraschung erhält!<br />
Einsendeschluss<br />
ist der 27. <strong>Juni</strong> 2024<br />
(es gilt das Datum des Poststempels bzw. der E-Mail)<br />
E-Mails nur mit Adressen-Angabe. Unsere Postanschrift finden Sie<br />
im Impressum auf Seite 31. Teilnahmeberechtigt sind alle, außer die<br />
Mitglieder des Redaktionsteams. Wenn es mehr richtige Einsendungen als<br />
Gewinne gibt, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Lösungswort der letzten <strong>Ausgabe</strong>: WARNSTREIK<br />
bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />
1. BETRIEBSWIRT 2. LEBENSLAUF<br />
3. TRAUMJOB 4. CHANCENLOS 5. CHEFSESSEL<br />
6. STECHUHR 7. REGELWERK<br />
8. ARBEITSFELD 9. FUMMELARBEIT 10. FACHKRAFT<br />
Gewonnen haben (aus 66 korrekten Einsendungen):<br />
B. Schiller, Freiburg<br />
B. Pfister, Freiburg<br />
D. Held, Freiburg<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />
30<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024
ÜBER UNS<br />
Seit Jahren geht in unserer Gesellschaft die Schere zwischen<br />
Arm und Reich weiter auseinander. Besonders durch die<br />
Agenda 2010 und die damit verbundenen Hartz IV-Gesetze<br />
wurden Sozialleistungen abgesenkt. Die Lebenshaltungskosten<br />
steigen jedoch von Jahr zu Jahr. Viele Menschen kommen<br />
mit den Sozialleistungen nicht mehr aus oder fallen schon<br />
längst durch das ziemlich löchrig gewordene soziale Netz.<br />
Und heute kann jeder von Arbeitslosigkeit bedroht sein.<br />
Vereine und private Initiativen versuchen die Not, in welche<br />
immer mehr Menschen kommen, zu lindern und die Lücken<br />
im System zu schließen. Es gibt unterschiedliche nichtstaatliche<br />
Einrichtungen wie z. B. die Tafeln, welche sich um diese<br />
ständig wachsende Bevölkerungsgruppe kümmern. Oder<br />
eben die Straßenzeitungen wie der FREIeBÜRGER. In unserer<br />
Straßenzeitung möchten wir Themen aufgreifen, welche in<br />
den meisten Presseerzeugnissen oft zu kurz oder gar nicht<br />
auftauchen. Wir wollen mit dem Finger auf Missstände<br />
zeigen, interessante Initiativen vorstellen und kritisch die<br />
Entwicklung unserer Stadt begleiten. Wir schauen aus einer<br />
Perspektive von unten auf Sachverhalte und Probleme und<br />
kommen so zu ungewöhnlichen Einblicken und Ansichten.<br />
Damit tragen wir auch zur Vielfalt in der lokalen Presselandschaft<br />
bei.<br />
Gegründet wurde der Verein im Jahr 1998 von ehemaligen<br />
Wohnungslosen und deren Umfeld, deshalb kennen die<br />
MitarbeiterInnen die Probleme und Schwierigkeiten der<br />
VerkäuferInnen aus erster Hand. Ziel des Vereins ist es, dass<br />
Menschen durch den Verkauf der Straßenzeitung sich etwas<br />
hinzuverdienen können, sie durch den Verkauf ihren Tag<br />
strukturieren und beim Verkaufen neue Kontakte finden<br />
können. Wir sind eine klassische Straßenzeitung und geben<br />
unseren VerkäuferInnen die Möglichkeit, ihre knappen finanziellen<br />
Mittel durch den Verkauf unserer Straßenzeitung<br />
aufzubessern. 1 € (Verkaufspreis 2,10 €) pro <strong>Ausgabe</strong> und das<br />
Trinkgeld dürfen unsere VerkäuferInnen behalten.<br />
Es freut uns zum Beispiel sehr, dass sich einige wohnungslose<br />
Menschen über den Verkauf der Straßenzeitung eine neue<br />
Existenz aufbauen konnten. Heute haben diese Menschen<br />
einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und eine<br />
Wohnung. Der FREIeBÜRGER unterstützt also Menschen<br />
in sozialen Notlagen. Zu unseren VerkäuferInnen gehören<br />
(ehemalige) Obdachlose, Arbeitslose, GeringverdienerInnen,<br />
RentnerInnen mit kleiner Rente, Menschen mit gesundheitlichen<br />
Problemen, BürgerInnen mit Handicap u. a. Unser Team<br />
besteht derzeit aus fünf MitarbeiterInnen. Die Entlohnung<br />
unserer MitarbeiterInnen ist äußerst knapp bemessen und<br />
unterscheidet sich aufgrund der geleisteten Arbeitszeit und<br />
Tätigkeit. Dazu kommt die Unterstützung durch ehrenamtliche<br />
HelferInnen. Leider können wir durch unsere Einnahmen<br />
die Kosten für unseren Verein, die Straßenzeitung und Löhne<br />
unserer MitarbeiterInnen nicht stemmen. Daher sind wir<br />
auch in Zukunft auf Unterstützung angewiesen.<br />
SIE KÖNNEN UNS UNTERSTÜTZEN:<br />
• durch den Kauf einer Straßenzeitung oder<br />
die Schaltung einer Werbeanzeige<br />
• durch eine Spende oder eine Fördermitgliedschaft<br />
• durch (langfristige) Förderung eines Arbeitsplatzes<br />
• durch Schreiben eines Artikels<br />
• indem Sie die Werbetrommel für unser<br />
Sozialprojekt rühren<br />
Helfen Sie mit, unser Sozialprojekt zu erhalten und weiter<br />
auszubauen. Helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft<br />
anderen Menschen helfen können.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
V.i.S.d.P: Oliver Matthes<br />
Chefredakteur: Uli Herrmann († 08.03.2013)<br />
Titelbild: Felix Groteloh<br />
Layout: Ekkehard Peters<br />
An dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgearbeitet:<br />
Carsten, Carina, Conny, Ekki, Karsten, Oliver, Recht<br />
auf Stadt, utasch und Gastschreiber<br />
Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />
Auflage: 5.000 | Erscheinung: monatlich<br />
Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg | VR 3146<br />
Kontakt:<br />
DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
Engelbergerstraße 3<br />
79106 Freiburg<br />
Tel.: 0761 / 319 65 25<br />
E-Mail: info@frei-e-buerger.de<br />
Website: www.frei-e-buerger.de<br />
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 12 - 16 Uhr<br />
Mitglied im Internationalen Netzwerk<br />
der Straßenzeitungen<br />
Der Nachdruck von Text und Bild (auch nur in Auszügen)<br />
sowie die Veröffentlichung im Internet sind nur nach<br />
Rücksprache und mit der Genehmigung der Redaktion<br />
erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> des FREIeBÜRGER erscheint am:<br />
01.07.2024<br />
1. und 2. Mittwoch im Monat um 14 Uhr:<br />
Öffentliche Redaktionssitzung<br />
FREIeBÜRGER 06 | 2024 31
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