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27. Jahrgang<br />
Aug./Sept. 2024<br />
2,10 €, davon 1,- €<br />
für die VerkäuferInnen<br />
UNABHÄNGIGE STRASSENZEITUNG FÜR FREIBURG UND DAS UMLAND<br />
ZUR UNTERSTÜTZUNG VON MENSCHEN IN SOZIALEN NOTLAGEN<br />
RASSISMUS<br />
IM FUSSBALL<br />
SPIELFELD DER HERRENMENSCHEN<br />
Interview mit dem Journalisten Ronny Blaschke<br />
FREIHEIT IN DER KRISE<br />
Ein Dialog mit Lady Liberty über die Zukunft der Demokratie<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 41)
INHALT<br />
3<br />
VORWORT<br />
24<br />
HIER SIND SIE RICHTIG<br />
4<br />
RECHT AUF STADT<br />
25<br />
MITMACHSEITE<br />
6<br />
RASSISMUS IM FUSSBALL<br />
26<br />
BUCHTIPPS<br />
10<br />
MUTBÜRGER<br />
27<br />
KOCHEN<br />
12<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
28<br />
SPORT<br />
18<br />
HIER & JETZT<br />
30<br />
RÄTSEL<br />
20<br />
IM GESPRÄCH MIT...<br />
31<br />
ÜBER UNS<br />
22<br />
HUMOR HILFT HEILEN<br />
OHNE IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />
GEHT ES NICHT<br />
Liebe LeserInnen,<br />
um weiterhin eine<br />
interessante Straßenzeitung<br />
produzieren und Menschen<br />
durch ihren Verkauf einen<br />
Zuverdienst ermöglichen<br />
zu können, benötigen<br />
wir Ihre Hilfe.<br />
Vielen Dank!<br />
Spendenkonto:<br />
DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
IBAN: DE80 6809 0000 0002 4773 27<br />
BIC: GENODE61FR1<br />
Denken Sie bitte daran, bei einer Überweisung Ihren Namen<br />
und Ihre Anschrift für eine Spendenbescheinigung anzugeben.<br />
2<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Liebe LeserInnen,<br />
endlich ist es Sommer und vor allem sind endlich Schulferien!<br />
Es gibt wohl kaum jemanden, der sich mehr über<br />
die lange Ferienzeit freut als ich. Endlich habe ich wieder<br />
Platz und Ruhe in der Straßenbahn, bei einer knappen<br />
halben Stunde Fahrzeit bis in die Stadt ist das nicht zu<br />
verachten. Natürlich habe ich nix gegen Kinder oder<br />
Jugendliche, aber mir gefallen sie halt besser, wenn sie<br />
Ferien haben!<br />
So viel dazu! Heute möchte ich mich als Erstes bei<br />
einem langjährigen Leser, Unterstützer und Freund des<br />
FREIeBÜRGER bedanken, der unser gesamtes Team wieder<br />
einmal zu einer Feier eingeladen hat, Markus Vonderstraß<br />
mit Familie und Freunden. Schon mehrmals wurden<br />
unsere VerkäuferInnen von ihm zum gemeinsamen<br />
Brunch eingeladen, diesmal wurde es ein Grillfest. Es ging<br />
in die Flamingo-Bar, dem ehemaligen Walfisch. In einigen<br />
von uns und vor allem bei mir kamen sofort Erinnerungen<br />
auf an zahllose Punkkonzerte und die oft damit einhergehenden<br />
Alkoholexzesse. Natürlich waren das alles positive<br />
Erinnerungen! Trotz Regenwetters kamen zahlreiche<br />
VerkäuferInnen und fast das gesamte Redaktionsteam<br />
zum gemütlichen Beisammensein. Der Gastgeber, seine<br />
Familie und einige Freunde sorgten unermüdlich dafür,<br />
dass niemand von uns hungrig oder durstig blieb. Ich für<br />
meinen Teil habe an diesem Samstag gelernt, dass man<br />
im Walfisch auch mit Mineralwasser stundenlang sitzen<br />
kann! An dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön<br />
an alle Beteiligten, es war ein echt schöner Nachmittag!<br />
Jetzt fällt es natürlich schwer, von einem schönen Erlebnis<br />
auf den Alltag umzuschalten, aber so ist das Leben! Einen<br />
Monat ist es nur noch hin, bis in einigen ostdeutschen<br />
Bundesländern die Landtagswahlen stattfinden. Da wird<br />
sich dann zeigen, in welche Richtung die Entwicklung in<br />
unserem Land geht. Werden die Menschen eine demokratische<br />
Regierung wählen oder schleichen sich nach 80<br />
Jahren wieder Nazis an die Macht?<br />
Die Gefahr ist diesmal sehr groß, in Umfragen stehen die<br />
Faschisten ziemlich weit vorn, doch ich hoffe, dass die<br />
Menschen sich am Wahltag noch einmal besinnen und<br />
nicht wieder eine Diktatur wählen. Davon dürfte im Osten<br />
doch jeder genug haben. Doch dazu müssten jetzt die<br />
einzelnen demokratischen Parteien auch echte Alternativen<br />
zur Alternative aufzeigen; gegenseitige Schuldzuweisungen,<br />
wer am Erstarken der Rechten den größten Anteil<br />
hat, helfen da nicht weiter.<br />
meisten Regierungsjahre absolviert hat. Die Menschen<br />
in den „neuen“ Bundesländern sind von beiden Seiten<br />
vernachlässigt worden. Also wenn man dort eine Wahl<br />
gewinnen will, sollte man den Menschen nichts versprechen,<br />
sondern vielleicht auch dafür sorgen, dass es den<br />
BürgerInnen dort endlich besser geht.<br />
Gewählt wird im Herbst auch in den USA. Und ich bin wie<br />
immer fasziniert, denn ich halte die US-Wahlen für das<br />
am besten inszenierte Schauspiel der Welt. Ein großmäuliger<br />
Ex-Präsident tritt gegen den amtierenden, mittlerweile<br />
aber altersschwachen Präsi an und wochenlang<br />
gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann wird der eine fast<br />
erschossen, der andere tritt zurück und eine Frau tritt an<br />
seine Stelle. Und alles geht von vorn los... Alles dabei, was<br />
man sich wünscht. Großes Kino mit Open End!<br />
Wir wünschen Ihnen einen schönen, sonnigen Urlaub<br />
und viel Spaß! Nach der Sommerpause melden wir uns<br />
mit der Oktober-<strong>Ausgabe</strong> wieder & freuen uns schon auf<br />
Sie.<br />
Carsten<br />
ABSEITS ABPFEIFEN!<br />
Deutsche Meisterschaft<br />
im Straßenfußball<br />
in Freiburg<br />
Freitag 11.10.24 & Samstag 12.10.24<br />
Stühlinger Kirchplatz<br />
Gemeinsam bringen wir den Ball ins Rollen<br />
und Menschen zusammen – mit beneFit e.V.<br />
Du möchtest mehr Infos oder unterstützen?<br />
www.benefit-bewegung.de<br />
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Vor allem, wenn man wie Merz, Spahn und Co. alle Schuld<br />
auf die Ampel schiebt, spielt man den Rechten in die<br />
Karten. Außerdem sollte man bei der Gelegenheit einmal<br />
bedenken, dass die Ampel erst seit drei Jahren regiert<br />
und welche Partei seit dem Mauerfall die mit Abstand<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 3
FREIBURG – STADT FÜR ALLE?!<br />
ROMA/SINTI DISKRIMINIERUNGSBERICHT<br />
Symbolisch Antiziganismus anerkennen, aber den konkreten<br />
Fall ignorieren: So erklärt der aktuelle Roma/Sinti<br />
Diskriminierungsbericht, herausgegeben vom Freiburger<br />
Roma Büro in Kooperation mit dem Freiburger Sinti<br />
Verein, den Umgang mit der Diskriminierung der Minderheit.<br />
Auf Bundesebene habe sich einiges verbessert, z.<br />
B. mit der Einrichtung der Melde- und Informationsstelle<br />
Antiziganismus MIA.<br />
Die Stadtpolitik und -verwaltung benenne auf Veranstaltungen<br />
zwar einen ansteigenden Antiziganismus, ignoriere<br />
und delegitimiere aber die Berichte der hundertfach<br />
erlebten und selbst aufgezeichneten Diskriminierungsfälle<br />
von BürgerInnen ihrer Stadt. Der Bericht ist wieder einmal<br />
voll von solchen Fällen, die auch die Stadtverwaltung<br />
betreffen: „Das Ordnungsamt Freiburg schrieb uns, dem<br />
Sinti Verein, einen offiziellen Brief, in dem er uns Sinti als<br />
ausländische Organisation festschreibt und wir den Fragebogen<br />
innerhalb von zwei Wochen beantworten sollen.<br />
Wir haben das Schreiben ignoriert. Wir Sinti leben seit<br />
über 500 Jahren hier in der Regio und das Freiburger Ordnungsamt<br />
macht uns mal kurz zu Ausländern?“<br />
Nicht nur mit dem Ordnungsamt, sondern auch mit der<br />
Polizei gibt es viele negative Erfahrungen, auch wenn der<br />
Bericht konstatiert, dass eine Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen Sinti Verein, Roma Büro und Polizeipräsidium zu<br />
einer deutlichen Entspannung rund um den sogenannten<br />
Sinti-Platz am Auggener Weg geführt hat. Nun kommt<br />
nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit die Bereitschaftspolizei<br />
und eskaliert die Lage. Im Sommer 2023 sahen sich die<br />
Weingartner Jugendlichen dafür mit einer Kontrollpraxis<br />
der Polizei konfrontiert, die in ihrem Ausmaß wohl nichts<br />
anderes als Schikane war. „Wir sitzen als Gruppe von Jugendlichen<br />
am Schreibwarengeschäft in Weingarten einfach<br />
nur so rum und werden plötzlich von Polizisten kontrolliert.<br />
Unsere Roller wurden auseinandergenommen,<br />
die Papiere eingesehen, obwohl die Polizisten die meisten<br />
von uns schon mehrmals kontrolliert haben und uns<br />
mittlerweile kennen. Es ist Schikane und Machtdemonstration,<br />
wir sollen das Gefühl bekommen, unter Kontrolle<br />
zu stehen. Vielleicht wollen sie uns auch provozieren, um<br />
dann draufzuhauen. Siehe Frankreich“, so die Schilderung<br />
eines 17-jährigen Sinto.<br />
RECHT-AUF-STADT-NEWSLETTER<br />
Wer Infos will, einfach E-Mail an:<br />
info@rechtaufstadt-freiburg.de<br />
Aktuelle Termine: tacker.fr<br />
AUSBEUTUNG<br />
Ausführlich widmet sich der Diskriminierungsbericht<br />
dem Themenfeld Arbeit, wo die Verletzlichkeiten unter<br />
den Roma ausgenutzt werden. Tomas Wald vom Roma<br />
Büro geht auf Drittstaat-Romaflüchtlinge aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien und EU-ArbeitsmigrantInnen, meist<br />
aus Rumänien und Bulgarien, ein. „Beide Gruppen von<br />
Arbeitnehmern sind von ihren Arbeitgebern leicht erpressbar,<br />
da sie gegenüber der Ausländerbehörde (die<br />
Drittstaat-Flüchtlinge) bzw. dem Jobcenter (die EU-Arbeitsmigranten)<br />
nachweisen müssen, dass sie ihren Lebensunterhalt<br />
selbst bestreiten können, um nicht ihren<br />
Aufenthalt zu verlieren bzw. abgeschoben zu werden.“<br />
„Wir Ausländer müssen mehr arbeiten als Deutsche. 39<br />
Ausländer (davon 7 Roma) und 4 Deutsche arbeiten bei<br />
(...). Unser Abteilungsleiter gibt den Ausländern mehr<br />
Arbeit, fordert von uns schneller zu arbeiten, und auch<br />
wenn wir unsere Arbeit geschafft haben, Arbeit von<br />
Deutschen zu übernehmen. Ich brauche den Job, um in<br />
Deutschland zu bleiben“, erzählt ein 26-jähriger Rom. „Viele,<br />
die hier die Dreckarbeit machen, wohnen in prekären<br />
Verhältnissen. Sie arbeiten in der Landwirtschaft, in der<br />
häuslichen Pflege, auf dem Bau, in der Endlogistik, der<br />
Gastronomie, in der Gebäudereinigung. Ohne sie würde<br />
in Südbaden die Versorgung in den Familien und in der<br />
Wirtschaft zusammenbrechen“, wie es Tomas Wald ausdrückt.<br />
„Seit Jahren sitzen Roma-Familien in den Heimen<br />
fest, einige seit 14-16 Jahren. Uns ist nur ein Umzug einer<br />
Familie in eine Privatwohnung in den letzten zwei Jahren<br />
bekannt, die wurde durch den Arbeitgeber vermittelt.“<br />
Andere wohnen, da für sie de facto kein Wohnungsmarkt<br />
existiert, in völlig überfüllten Wohnungen und werden<br />
oftmals noch bei der Miete abgezockt. Wir sollten laut<br />
sein gegen diese durch Rassismus befeuerte Klassengesellschaft,<br />
deren Auswirkungen wer will auch hier in der<br />
ach so toleranten Stadt Freiburg beobachten kann.<br />
4<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (RÜCKBLICK VOM 15. JUNI BIS 15. JULI)<br />
[FR] KEINE REKOMMUNALISIERUNG VON<br />
VONOVIA-HÄUSERN<br />
Der Gemeinderat hat die Chance, einen größeren Wohnungsbestand<br />
des umstrittenen Immobilienkonzerns<br />
Vonovia SE zu rekommunalisieren, verstreichen lassen.<br />
Das wäre aufgrund der auslaufenden Erbpacht möglich<br />
gewesen. Es handelte sich um rund 25 Häuser der GAG-<br />
FAH, die jetzt zur Vonovia gehört, z. B. im Gebiet zwischen<br />
Stefan-Meier-Straße und Rennweg. Dem Antrag, den<br />
entsprechenden Punkt von der Tagesordnung zu nehmen,<br />
um die Voraussetzungen für einen Kauf durch die Stadt<br />
zu prüfen, stimmten lediglich Eine Stadt Für Alle, Freie<br />
Wähler, Freiburg Lebenswert und eine JUPI-Stimme zu.<br />
Die Mehrheit beschloss die Verlängerung der Erbpacht.<br />
Grüne, SPD etc. scheinen die wenigen Werkzeuge, die die<br />
Stadt zum Bremsen des Mietenwahnsinns besitzt, nicht<br />
nutzen zu wollen. Auch die Entscheidung, Grundstücke<br />
möglichst nur noch in Erbpacht zu vergeben, um kommunale<br />
Steuerungsmöglichkeiten zu behalten, erscheint<br />
vor dem Hintergrund, dass der Gemeinderat selbst<br />
bei der Vonovia diese Möglichkeiten nicht nutzen will,<br />
widersinnig.<br />
[FR] ETWAS MEHR SOZIALWOHNUNGEN?<br />
Nachdem der Bestand an Sozialwohnungen dem Bundestrend<br />
folgend auch in Freiburg über die Jahre aufgrund<br />
von auslaufenden Bindungen zurückgegangen<br />
ist, scheint dieser Trend gestoppt zu sein. So gab es am<br />
03.06. dieses Jahres 3.756 von der L-Bank geförderte<br />
Sozialwohnungen; 2018 waren es 3.153. Aktuell sind 2.180<br />
der Sozialmietwohnungen im Bestand der Freiburger<br />
Stadtbau GmbH. Das geht auf die Antwort der Stadt auf<br />
eine Eine-Stadt-Für-Alle-Anfrage hervor. Dass die Bewilligungen<br />
von Wohnberechtigungsscheinen 2023 von<br />
2.768 im Vorjahr auf jetzt 2.394 zurückging, spricht aber<br />
dafür, dass es den Menschen ohne ein hohes Einkommen<br />
weiterhin schlicht am Glauben fehlt, eine Sozialwohnung<br />
zu erhalten. Denn bei der hohen Einkommensgrenze für<br />
Ein- und Zwei-Personen-Haushalte von 55.250 Euro dürfte<br />
etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung eigentlich Anspruch<br />
auf einen Wohnberechtigungsschein haben.<br />
[FR] WENN MIT DEM BÜRGERGELD AUCH NOCH TEILE<br />
DER MIETE GEZAHLT WERDEN MÜSSEN...<br />
Aus der Antwort auf die gerade erwähnte Anfrage geht<br />
auch hervor, dass es in Freiburg eine konstant hohe Zahl<br />
an Haushalten gibt, die aus ihren mickrigen Bürgergeld-/<br />
Sozialleistungen auch noch Teile der Miete zahlen müssen,<br />
weil die Miete höher ist als sie laut Mietobergrenze<br />
beim Bürgergeld etc. sein darf. 2020 mussten sogar 631<br />
von insgesamt 7.667 Haushalten, bei denen in Freiburg<br />
die Miete eigentlich vom Amt beglichen werden sollte,<br />
einen Teil der Miete aus dem Regelsatz bezahlen. In den<br />
Folgejahren waren es immer noch jeweils deutlich über<br />
300 betroffene Haushalte. Da es in Freiburg kaum freie,<br />
bezahlbare Wohnungen gibt, ist es nahezu unmöglich,<br />
durch eine Wohnung, die, wenn sie „angemessen“ sein<br />
soll, höchstens so viel kosten darf wie die Basismiete im<br />
Mietspiegel, die Mietkosten zu senken.<br />
[FR] SOZIALER WOHNUNGSBAU IN KLEINESCHHOLZ<br />
BRAUCHT UNTERSTÜTZUNG<br />
Fünf Projekte des Mietshäuser Syndikats und verschiedene<br />
Kleingenossenschaften sind Teil der etwa 30 Bewerbungen<br />
für das Baugebiet Kleineschholz im Stühlinger.<br />
Der Gemeinderat will bis Ende des Jahres über die Grundstücksvergabe<br />
entscheiden. Nachdem OB Martin Horn<br />
zunächst angekündigt hatte, im Baugebiet komplett<br />
auf gewinnorientierte Investoren verzichten zu wollen,<br />
wurde daraus erst „nur gemeinwohlorientierte Akteure“<br />
und schließlich durften sich doch auch Unternehmen für<br />
MitarbeiterInnenwohnungen bewerben. Die Projekte des<br />
Mietshäuser Syndikats und auch die Kleingenossenschaft<br />
Esche verteidigen die Quote von 50 % Sozialwohnungen.<br />
Sie sind aber mit massiven finanziellen Unsicherheiten<br />
konfrontiert. U. a. war der Fördertopf für den sozialen<br />
Wohnungsbau in Baden-Württemberg schon vor der<br />
Jahresmitte komplett leer. Obwohl das Ländle nicht gerade<br />
arm ist, investieren andere Länder teilweise deutlich<br />
mehr in den sozialen Wohnungsbau. Ohne diese Gelder<br />
dürfte die Finanzierbarkeit der Projekte unmöglich sein.<br />
Auch jetzt kalkuliert z. B. das Syndikatsprojekt EOS1 damit,<br />
dass es ca. 5 Millionen an Direktkrediten einwerben<br />
müsste, um die etwa 30 Wohnungen – davon knapp 70 %<br />
Sozialwohnungen – zu finanzieren. Günstig würden die<br />
Mieten trotzdem nicht. EOS1 plant derzeit mit knapp 10<br />
Euro für „Sozialwohnungen“ und etwa 15 Euro für „freifinanzierte“<br />
Wohnungen.<br />
[FR] LEERSTAND BEI UNIKLINIK-<br />
MITARBEITERINNENWOHNUNGEN<br />
In den Personalhäusern der Uniklinik in der Fehrenbachallee<br />
4 und 6 können derzeit von 270 Zimmern 65<br />
Zimmer wegen des schlechten baulichen Zustands nicht<br />
vermietet werden und das, obwohl die Wohnungsnot<br />
auch unter Beschäftigten und Auszubildenden der<br />
Uniklinik hoch ist. Das geht auf die Antwort einer Anfrage<br />
der Fraktion Eine Stadt Für Alle in Kooperation mit dem<br />
Personalrat der Uniklinik hervor. Perspektivisch sollen die<br />
Hochhäuser 4-8 abgerissen und neu gebaut werden. Unter<br />
Klimagesichtspunkten wäre eine Sanierung wohl der<br />
deutlich bessere Weg. Für die mangelnde Sanierung der<br />
letzten Jahrzehnte ist letztlich das Land verantwortlich,<br />
das der Uniklinik offenbar keine ausreichenden Mittel<br />
genau für diesen Zweck bereitgestellt hat.<br />
Weiterführende Links zu den Meldungen<br />
finden Sie wie immer auf der Homepage<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 5
Abb.: Spielszene aus dem indischen Kolkata<br />
SPIELFELD DER HERRENMENSCHEN<br />
Interview mit dem Journalisten Ronny Blaschke<br />
Foto: Ronny Blaschke<br />
Am 25. Juni war der Buchautor und Journalist Ronny<br />
Blaschke hier in Freiburg im Dreisamstadion, um auf<br />
Grundlage seines Buchs „Spielfeld der Herrenmenschen“<br />
über das Thema Rassismus im Fußball zu diskutieren.<br />
Wir freuen uns sehr, dass Ronny Zeit gefunden hat, mit<br />
uns zu sprechen, gerade im Hinblick darauf, dass es europa-<br />
und weltweit immer wieder zu heftigen rassistischen<br />
Vorfällen kommt.<br />
Herzlich Willkommen! Zunächst einmal: Wie verlief der<br />
Abend beim SC Freiburg?<br />
Es war ein rundum gelungener Abend mit guten<br />
Diskussionen.<br />
Was hat Dich zum Schreiben des Buchs inspiriert?<br />
Ich beobachte das Thema Rassismus schon seit 15 Jahren<br />
und man hangelt sich so von einem vermeintlichen Einzelfall<br />
zum nächsten. Ich dachte mir, dass man sich vielleicht<br />
mal die grundsätzliche Frage stellen muss, woher Rassismus<br />
überhaupt kommt und was seine Strukturen sind.<br />
Man landet dann zwangsläufig im Kolonialismus. Dass es<br />
so viele Verbindungen auch zum Fußball gibt, hätte ich am<br />
Anfang gar nicht gedacht. Ich bin um die Welt gereist und<br />
habe nach und nach Beispiele zusammengetragen und<br />
eine Reportagen-Sammlung zum Thema gemacht.<br />
Kannst Du uns erläutern, wie sich Rassismus äußert und<br />
koloniale Strukturen im modernen Fußball noch immer<br />
sichtbar sind?<br />
Im Buch kommen ja vor allem die weniger sichtbaren<br />
Strukturen vor. Das ist das Interessante, dass es eben nicht<br />
nur bei Affenlauten und Bananenwürfen bleibt; das ist<br />
schlimm genug! Aber der weniger sichtbare Rassismus:<br />
musternde Blicke und abschätzige Gesten, dass dieses alte<br />
koloniale Vorurteil von der schwarzen körperlichen und der<br />
weißen intellektuellen Überlegenheit immer noch besteht<br />
und es sich auch auf den kreativen Spielpositionen der<br />
Spielgestalter widerspiegelt. Auch, dass in den Führungsgremien,<br />
Präsidien oder Aufsichtsräten, auch bei uns in den<br />
Sportmedien, fast nur weiße Männer zu finden sind, also<br />
dort, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Da ist<br />
die Diversität überhaupt nicht ausgeprägt. Das markanteste<br />
ist aber, dass in diversen Teams gespielt wird, aber die<br />
Entscheidungen von weißen Männern getroffen werden.<br />
6<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Was sind die größten Herausforderungen bei der Bekämpfung<br />
von Rassismus im Fußball?<br />
Na, erst mal ist es schade, dass man das noch nicht mal so<br />
erkannt hat. Da müssten wir erst mal hinkommen, dass<br />
sich das die Fußballverbände eingestehen. Der SC Freiburg<br />
war einer der wenigen Fußballvereine, der eine solche<br />
Veranstaltung auch so offensiv platziert hat. Sonst war das<br />
eher so, dass das Interesse der Veranstaltung eher aus politischen<br />
Stiftungen und Kontexten kam. Man muss sich eingestehen,<br />
mehr Geld dafür ausgeben zu müssen und nicht<br />
nur durch symbolische Kampagnen aufklären, sondern<br />
auch wirklich ins Detail gehen. Mit Bildung, mit Aufklärung<br />
und auch vielleicht die TrainerInnen und SchiedsrichterInnen<br />
verpflichten, sich damit mehr zu beschäftigen.<br />
Welche Unterschiede siehst Du bei der Behandlung von<br />
Rassismus im Profi- zum Amateurfußball?<br />
Das gehört in Deutschland irgendwie alles zusammen,<br />
die Profis von heute sind die Amateurkicker von gestern<br />
und der DFB ist der Dachverband von 21 Landesverbänden.<br />
Rassismus ist überall, an der Basis, teilweise im Nachwuchsbereich<br />
und auch in den Führungsgremien. Es sieht<br />
natürlich in Ostdeutschland oder auch bei Euch in Baden-Württemberg<br />
anders aus als im Ruhrgebiet. Aber klar,<br />
Rassismus ist auch im Amateurfußball ein großes Thema.<br />
Weniger Beobachtung, weniger Kameras, weniger öffentlicher<br />
Druck. Schiedsrichter trauen sich mitunter nicht, ein<br />
Spiel wegen Rassismus abzubrechen. Zum einen aus der<br />
Sorge, vielleicht selbst in Gefahr zu geraten oder zusätzlichen<br />
Schreibkram usw. zu haben. Das ist sicherlich besser<br />
geworden als vor 20 Jahren, aber zufriedenstellend ist es<br />
noch nicht!<br />
Was hältst Du von Repressionen oder Sanktionen, um<br />
dem Problem zu begegnen?<br />
Sanktionen können nur dann zum Tragen kommen, wenn<br />
schon ziemlich viel schiefgelaufen ist. Die UEFA hat z. B.<br />
den sogenannten Dreistufenplan, dass bei Rassismus<br />
ein Schiedsrichter zunächst das Spiel unterbricht, dann<br />
die Spieler in die Kabine bittet und schließlich das Spiel<br />
abbricht. Das ist so gut wie gar nicht bisher vorgekommen,<br />
auch in unteren Ligen nicht, auch jetzt bei der EM nicht.<br />
Sanktionen sind da wichtig! Auch wenn im Amateurfußball<br />
ein Teenager rassistisch unterwegs ist. Klar muss man<br />
sie für eine Weile sperren. Manche sagen auch, lebenslang<br />
aus dem Fußball ausgliedern. Das müsste man aber von<br />
Fall zu Fall diskutieren, weil die Menschen mit ihren rassistischen<br />
Einstellungen immer noch in der Gesellschaft sind<br />
und sie würden diese dann vielleicht woanders austragen<br />
als im Fußball. Deswegen ist Aufklärung ganz wichtig. Bildung<br />
auf Augenhöhe und Leute frühzeitig mitnehmen. So<br />
wie wir Rassismus in unserer Biografie erlernen, so müssen<br />
wir es auch wieder verlernen oder gar nicht erst lernen.<br />
Aber davon sind wir noch ein weites Stück entfernt.<br />
Ronny Blaschke, geboren 1981 in Rostock, studierte<br />
Sport- und Politikwissenschaft in Rostock. Als Journalist<br />
und Autor befasst er sich mit politischen Themen<br />
im Sport, vor allem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche<br />
Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Die<br />
Recherchen für seine Bücher lässt Blaschke in Vorträge<br />
und Workshops einfließen. Für seine Arbeit wurde er<br />
mehrfach ausgezeichnet.<br />
Foto: Sebastian Wells<br />
Wie können Deiner Meinung nach SpielerInnen, Trainer-<br />
Innen und Vereine besser aufgeklärt werden?<br />
Vieles wird schon gemacht, vieles ist schon gut dabei. Viele<br />
Workshops und Kampagnen finden statt. Ich wundere<br />
mich, dass es nach so vielen Jahren immer noch passiert.<br />
Offenbar mangelt es noch an der Vernetzung, oder es ist<br />
so, dass die Leute im Amateurfußball genervt sind und<br />
sich nicht bevormunden oder belehren lassen wollen. Die<br />
Kunst ist vielleicht, solche Themen anzubringen, ohne dass<br />
sich diese Strukturen bevormundet fühlen. Also vielleicht<br />
mal einen Workshop beim Sportfest oder zwischen zwei<br />
Spielen organisieren oder durch eine sympathische Social-Media-Kampagne<br />
aufklären. Da geht bestimmt noch ein<br />
bisschen mehr in der Verbreitung.<br />
Welche konkreten Maßnahmen können Fußballvereine<br />
ergreifen, um erfolgreich Rassismus in Stadien zu bekämpfen<br />
und ein inklusiveres Umfeld zu schaffen?<br />
Eklatant finde ich, dass selbst in diversen Städten wie Stuttgart<br />
oder Köln sich diese Diversität überhaupt nicht in den<br />
Fankurven widerspiegelt, da diese mehrheitlich mit weißen<br />
und männlichen Fans zu tun haben. Es gibt historische<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 7
Abb.: Malerei aus Liverpool<br />
Foto: Ronny Blaschke<br />
Gründe, warum sich Menschen mit Einwanderungsgeschichte<br />
da vielleicht nicht wohlfühlen. Mehr aufeinander<br />
zugehen, sich öffnen, alte traditionelle Rituale überdenken,<br />
an Quotierung denken, Menschen mit Migrationsgeschichte<br />
in Ämter holen, um Sichtbarkeit entstehen zu lassen.<br />
Man kann Stipendien ausschreiben, Mentorenprogramme,<br />
sollte seine Social-Media usw. hinterfragen und neu denken<br />
und auch mehr Geld ausgeben. Das darf nicht immer nur<br />
auf Freiwilligkeit, Ehrenamt und Spenden basieren, sondern<br />
es muss wirklich in die gesamten Strukturen rein.<br />
Wie wichtig sind die Fangruppen und ihre Arbeit?<br />
Die Fans haben schon groß dazu beigetragen, dass dieser<br />
offene Rassismus seit den 1990er Jahren nicht mehr so<br />
intensiv zu hören und zu sehen ist. Die Ultras haben da viel<br />
geleistet. Freiburg ist ein gutes Beispiel für eine kreative,<br />
diskussionsfreudige Szene. Aber auch da noch einmal: Die<br />
Fangruppen sind nicht so divers, wie wir es gerne hätten.<br />
Viele dulden keine Frauen in der ersten Reihe, sie sind oftmals<br />
noch sehr männlich betont. Fanprojekte sollten noch<br />
mehr darauf hinwirken, dass die Kreativen, die antirassistischen<br />
Kräfte, sich durchsetzen.<br />
Gibt es positive Beispiele von Vereinen oder Initiativen,<br />
die gegen Rassismus im Fußball vorgehen?<br />
Ja, da gibt es viele. Der SC Freiburg ist ein Beispiel, wo ein<br />
Verein gemeinsam mit der Fanszene zusammenarbeitet. In<br />
Erfurt gibt es die NGO „Spirit of Football e. V.“. Beim VfB Oldenburg<br />
gibt es Fans, die jedes Jahr ein Festival mit Filmen<br />
und einer Diskussionsveranstaltung organisieren. Das ist<br />
alles ziemlich spannend und ich könnte noch weitere nennen<br />
wie z. B. den FC St. Pauli. Aber es gibt eben auch rechte<br />
Fans, die es den antirassistischen Fans schwer machen...<br />
Reichen diese Aktionen aus?<br />
Es reicht nie aus.<br />
Welche Geschichte hat Dich während Deiner Recherchen<br />
besonders bewegt und/oder schockiert?<br />
Ich war in der ehemals deutschen Kolonie Namibia und<br />
konnte nicht glauben, dass nach mehr als 100 Jahren die<br />
Ungleichheit noch so groß ist. 15.000 deutschsprachige<br />
Menschen leben dort und besitzen mehr Farmland und<br />
Unternehmen als die schwarze Mehrheitsbevölkerung.<br />
Auch in den ehemaligen Kolonien von Brasilien und Indien<br />
ist überall die soziale Ungleichheit sehr hoch. Einer der<br />
Gründe ist, dass die europäischen Kolonialmächte diese<br />
Länder lange ausgebeutet und die Bevölkerungsgruppen<br />
gegeneinander ausgespielt haben. Es wird sehr lange<br />
dauern, bis dort wieder ein Gleichgewicht entsteht. Das<br />
hat mich negativ überrascht. Positiv überrascht hat mich,<br />
dass es überall, wirklich in jedem Land, coole und kreative<br />
ForscherInnen und SpielerInnen gibt, die die gleiche Arbeit<br />
machen wie ich, aber nicht die finanziellen Mittel und<br />
8<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Möglichkeiten haben zu reisen. Ich bin mir umso mehr<br />
meiner eigenen Privilegien bewusst geworden, dass ich hier<br />
in diesen Flecken der Welt hineingeboren wurde, ohne was<br />
dazu geleistet zu haben, dass es mir natürlich besser geht<br />
als vielen anderen, die genauso fleißig sind. Vielleicht noch<br />
fleißiger als ich.<br />
Trotz Sensibilisierungsmaßnahmen steigt scheinbar die<br />
Zahl der rassistischen Vorfälle – Woran kann das liegen?<br />
Ich würde immer davon abraten, von einer besseren oder<br />
schlechteren Verortung auszugehen. Selbst wenn die<br />
Vorfälle weniger geworden sind, dürfen wir uns nicht zurücklehnen.<br />
Die Studien sagen, dass wir seit dem 2. Weltkrieg<br />
rassistische Einstellungen im Kopf haben. Koloniale<br />
Denkmuster und Überlegenheitsdenken treten mehr an die<br />
Oberfläche, wenn so etwas passiert wie in Israel oder wenn<br />
jetzt viele Menschen Sorge haben, ihr Erreichtes zu verlieren.<br />
Die AfD schürt das ähnlich. Ich glaube, das wird nicht<br />
mehr oder weniger. Wir haben es alle in unseren Köpfen,<br />
mehr oder weniger. Emotionalität, Freund gegen Feind,<br />
dieses Gegeneinander im Fußball, kann dazu führen, dass<br />
es mehr an die Oberfläche tritt. Das ist auch keine Frage<br />
von Ost oder West, denn es ist überall. Deshalb wird es uns<br />
immer weiter verfolgen.<br />
Was kann ich selbst tun, wenn mir Rassismus begegnet?<br />
Wenn Du im Stadion stehst und da sind drei muskulöse<br />
Typen, die rassistische Lieder singen, würde ich überlegen,<br />
ob ich Lust habe, in die Konfrontation zu gehen. Ich persönlich<br />
lehne Gewalt immer ab. Es sollte im Stadion natürlich<br />
idealerweise ein Ansprechteam geben, ein Awareness-Team.<br />
Aber die Leute sollten sich auch nicht überfordert fühlen.<br />
Es ist nicht die Aufgabe von Fans, da Zivilcourage zu zeigen<br />
und sich damit selbst in Gefahr zu bringen – wäre schön,<br />
ist aber kein Muss! Wichtig ist, dass es Strukturen gibt,<br />
dass man sich selbst hinterfragt, dass man den Fußball,<br />
seinen Fußballkonsum, kritisch hinterfragt, sich öffnet,<br />
andere vielleicht auch mal auf ein Thema hinweist. Gerade<br />
in Deutschland haben wir einen Vorteil: Viele sind ja sogar<br />
Mitglied in ihrem Verein, sie können sich beteiligen, können<br />
ihre Leute wählen, sie können kritisieren, unsere demokratischen<br />
Rechte auch im Fußball nutzen.<br />
Was hoffst Du, dass die Lesenden aus Deinem Buch mitnehmen<br />
und in ihrem eigenen Leben anwenden?<br />
Ich gehe immer neugierig und naiv durch die Welt, reise<br />
und schreibe es auf. Ich habe noch so ein konventionelles<br />
Verständnis von Journalismus, dass ich einfach die Information<br />
bereitstelle und dann hoffe, dass dadurch die Leute<br />
ihre eigene Meinung bilden oder dass es ihnen dabei hilft,<br />
sich eine Meinung zu bilden. Ich möchte die Meinung nicht<br />
vorgeben und natürlich suche ich mir meine GesprächspartnerInnen<br />
nach meiner subjektiven Wahrnehmung aus.<br />
Ich beschreibe Orte so, wie ich es für richtig halte. Das ist<br />
natürlich alles nicht objektiv. Aber ich bemühe mich um<br />
eine nüchterne Sprache, dass ich niemanden exotisiere,<br />
dass alle ähnlich beschrieben werden, dass jede(r) seine<br />
Berechtigung hat, dass kein Land über dem anderen steht.<br />
Das gelingt nicht immer. Es wäre schön, wenn das die Leute<br />
so mitnehmen und kritisch dadurch bleiben, aber auch<br />
nicht den Spaß am Fußball verlieren.<br />
Wie fandest Du die Europameisterschaft 2024?<br />
Durch meine Lesungen habe ich von der EM gar nicht so viel<br />
mitbekommen, habe das immer erst abends im Fernsehen<br />
geguckt. Die ausgelassene Stimmung war eigentlich ganz<br />
gut, wohl wissend, dass so was nie von Dauer sein kann. Es<br />
gab auch viele nationalistische, rassistische Vorfälle. Auch<br />
über den Wolfsgruß haben wir jetzt alle ein bisschen mehr<br />
gelernt. Das war natürlich nicht gut, aber gleichzeitig stieß<br />
es eine Debatte an. Das finde ich gut!<br />
Herzlichen Dank für das interessante und aufklärende<br />
Gespräch & alles Gute!<br />
Ekki & Conny<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 9
IST DIE FREIHEIT<br />
NUR EIN GLÜHWÜRMCHEN?<br />
Interview mit einer äußerst standhaften Dame<br />
Foto: BlackMac / Adobe Stock<br />
Wir schreiben das Jahr 2024, weltweit geraten Demokratien<br />
ins Wanken, werden von innen angefressen von<br />
zerstörerischen, rein menschlichen Kräften. Gleichzeitig<br />
kämpfen an vielen Orten der Welt andere Menschen verzweifelt<br />
um ihre Freiheitsrechte, während wieder andere,<br />
die diese längst erkämpft haben, ihrer scheinbar überdrüssig<br />
werden und in nicht wenigen Fällen Faschisten,<br />
Populisten, Autokraten, Lügner und Hassprediger unterstützen,<br />
die eben diese Freiheitsrechte mit Füßen treten.<br />
Warum nur? Woher rührt dieser immense Widerspruch?<br />
Genau diese Fragen haben wir der weltweit führenden<br />
Expertin für Freiheitsrechte gestellt, der in New York City<br />
ansässigen Lady Liberty.<br />
Mrs. Liberty, zunächst einmal würden wir gerne wissen:<br />
Wie geht es Ihnen?<br />
Na ja, was soll ich sagen, die Zehen meines linken Fußes<br />
stehen in einer Sandale im Freien, das ist bei Schuhgröße<br />
879 einfach furchtbar kalt im Winter. Dazu habe ich einen<br />
Dauerkrampf im rechten Arm, gut 600 Mal im Jahr schlägt<br />
ein Blitz in mich ein, und mit meinen persönlichen Freiheitsrechten<br />
ist es auch nicht weit her, denn ich bin hier<br />
festgeschraubt und kann nicht mal eben auf einen schnellen<br />
Café au Lait in die City.<br />
Für Ihre 138 Jahre und 46 Meter wirken Sie aber noch<br />
ganz schön standhaft, wenn wir das so sagen dürfen…<br />
Ja, dürfen Sie. Ich bin ja auch etwas stolz drauf, das gebe<br />
ich zu. Mein Vorteil ist: Gustave Eiffel hat mein inneres<br />
Korsett aus Stahl zusammengeflochten. Und der versteht<br />
halt was von Statik.<br />
Aber erschaffen wurden Sie von einem Bildhauer,<br />
Frédéric-Auguste Bartholdi, aus Colmar?<br />
Ja, das stimmt. Der hat mich in 350 Einzelteile zerlegt und<br />
1885 in 214 Kisten über den Atlantik geschickt. Der Dampfer<br />
„Isère“, der aus Rouen auslief, wäre unter seiner Last in<br />
einem Sturm fast gesunken. Am Ende wurde ich dann wie<br />
Frankensteins Monster als Geschenk aller Franzosen in New<br />
York wieder zusammengesetzt und in den ersten sechzehn<br />
10<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Jahren als Leuchtturm für die Hafenbehörde missbraucht.<br />
„Glühwürmchen“ haben sie mich genannt, weil meine Fackel<br />
eben nicht die hellste war. Aber wie auch, so kurz nach<br />
der Sklaverei?<br />
Na, zum Glück ist die ja jetzt vorbei…<br />
Scherzen Sie? Schauen Sie sich doch mal um: Weltweit gibt<br />
es hunderttausende wirtschaftliche Arbeitssklaven. Und Sie<br />
in Deutschland geben Ihren Kindern Millionen Handys und<br />
machen sie zu Algorythmus-Sklaven weitgehend bösartiger<br />
Netzwerke, noch lange vor der Volljährigkeit. Von wegen<br />
keine Sklaven mehr – ich glaub‘ es hackt!<br />
Äh, wenn Sie das so sagen… Aber was sollen wir denn<br />
tun?<br />
Na, endlich stellen Sie die richtige Frage. Mein Eindruck ist,<br />
dass viel zu viele von Euch Menschen mit der Freiheit gar<br />
nicht richtig umgehen können. Ihr vergesst viel zu schnell,<br />
wie essenziell diese Freiheit doch ist, für die ich mir hier Tag<br />
für Tag den Arsch abfriere. Ihr missbraucht Euch gegenseitig,<br />
foltert Euch, bringt Euch um, werft Euch Anführern an<br />
den Hals, die alles Mögliche wollen, nur nicht Euer Bestes.<br />
Schon Euer deutscher Schriftsteller Heinrich Böll sagte:<br />
„Wir geben uns zu wenig Rechenschaft darüber, wie viel<br />
Enttäuschung wir anderen bereiten.“ Was Ihr also tun sollt?<br />
Hört auf mit dem Scheiß. Stärkt die UNO, demonstriert für<br />
Frieden überall, ohne Wenn und Aber. Und gestaltet Eure<br />
gemeinsame Zukunft konstruktiv auf einem Planeten, den<br />
Ihr nicht mehr schamlos ausbeutet.<br />
Hm, das ist leider nicht so einfach.<br />
Aber logisch und einzig sinnvoll. Ihr müsst nur genau<br />
hinschauen und handeln. Macht kaputt, was Euch kaputt<br />
macht – sagt Ihnen das was? Stattdessen erklärt Ihr die<br />
Gier zur Todsünde und macht sie zugleich zur offiziellen<br />
Haupttriebfeder Eures Handelns. Ja, was denn nun?<br />
Eigentlich wollten wir doch hier die Fragen…<br />
Ja, logo, immer schön blöd fragen und dann die Antworten<br />
wegignorieren. Dabei liegt doch alles glasklar auf der<br />
Hand. Ihr habt Angst vor dem Teufel, huldigt aber dem Gott<br />
eines nie enden wollenden Wohlstands- und Wirtschaftswachstums<br />
auf Kosten anderer. Nur mal so als Beispiel: Die<br />
377 Stufen in meine Krone zu klettern kostet derzeit 24,80 $<br />
– welche aktiven Vereinsmitglieder der Weltbevölkerung<br />
können sich das leisten? Und aus Eurer zentraleuropäischen<br />
Sicht erlaube ich mir noch mal Böll zu zitieren: „Die<br />
einzige Drohung, die einem Deutschen Angst einjagt, ist die<br />
des sinkenden Umsatzes.“ Ja, seid Ihr blind?<br />
Das ist ein gutes Stichwort: Sie gucken ja schon selbst<br />
durchaus etwas streng, finden Sie nicht?<br />
Also mal ehrlich: Zum Glück ist meine Miene statisch, sonst<br />
könnte ich dauernd nur heulen, wenn ich Euch so zusehe.<br />
Langsam denke ich, es ist nur reiner Zufall, dass ich nicht<br />
wie andere Skulpturen auch ein Schwert in der Hand halte.<br />
Ihr stellt mich hier hin und dann vergesst Ihr mich und<br />
macht Euch gegenseitig fertig. Super.<br />
Die klar überwiegende Mehrheit der Menschen will und<br />
tut das eigentlich nicht. Und es gibt ja auch weltweit gut<br />
und gern 200 Kopien von Ihnen, etwa in Paris, in Colmar,<br />
auch eine im baden-württembergischen Breisach, zwölf<br />
Meter hoch, in der Hafenstraße. Trifft Sie das, so viele<br />
Plagiate?<br />
Es trifft mich, dass es so wenige sind. Eigentlich müsste am<br />
Eingang eines jeden Dorfes, einer jeden Stadt, eine meiner<br />
Cousinen stehen. Die sieben Zacken in meiner Krone repräsentieren<br />
ja immerhin die sieben Weltmeere und Kontinente.<br />
Nur 200? Tssss...<br />
Lady Liberty, Ihr offizieller Name ist „La Liberté éclairant<br />
le monde“, englisch „Liberty enlightening the World“,<br />
deutsch „Freiheit, die Welt erhellend“. Ist das denn noch<br />
zeitgemäß?<br />
Nö. Also für mich persönlich würde ich mir endlich mal<br />
einen schönen Vornamen wünschen, besser gleich zwei.<br />
Als gebürtige Französin fände ich Laetitia-Florence wunderschön:<br />
Laetitia-Florence Liberté, Sinnbild für weltweite<br />
Hoffnung und Freiheit, die Köpfe aller Menschen erhellend.<br />
Ist also für uns Menschen noch nicht jede Hoffnung<br />
verloren?<br />
Nein, keineswegs. Nicht solange es Euch noch gibt. Allein in<br />
den 19 Artikeln Eures deutschen Grundgesetzes kommt das<br />
Wort Freiheit 20 Mal vor. Das finde ich großartig. Außerdem<br />
ist echte Freiheit nicht nur grenzenlos, sondern auch<br />
grenzenlos teilbar, jedenfalls für all jene, die sie auch ernst<br />
nehmen und sich ihrer nicht nur aus egoistischen Motiven<br />
mit Gewalt gegen andere bemächtigen wollen. Wie wär’s<br />
denn, wenn Ihr da in Deutschland als nächsten Schritt einfach<br />
mal einen Buchstaben auf den Kopf stellt?<br />
Welchen denn?<br />
Das W in Wutbürger.<br />
Oh, das ist ein cooler Tipp. Wir bemühen uns. Und herzlichen<br />
Dank für dieses offenherzige Gespräch!<br />
Nichts zu danken. Dafür bin ich ja da.<br />
Arne Bicker<br />
Dieser Poetry-Text entstand im Rahmen des Poetry-<br />
Wettbewerbs „Zukunft der FREIHEIT der Zukunft“<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg.<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 11
Abb.: Freiburg im Breisgau um 1900<br />
900 JAHRE ARMUT IN FREIBURG<br />
Armenwesen und Pflege in Freiburg (Teil 41)<br />
Foto: Wikipedia<br />
In der letzten <strong>Ausgabe</strong> berichtete ich über das brutale<br />
Ende der Revolution 1848/49. Ich schrieb über die Niederschlagung<br />
durch die preußische Armee und über die<br />
Strafgerichte, die in Freiburg stattfanden. Heute geht es<br />
darum, wie das Leben nach dem Aufstand in der Stadt<br />
weiterging.<br />
DAS ENDE DER REVOLUTION UND DAS ERSTARKEN DER<br />
FRAUENBEWEGUNG<br />
Das Entstehen und Erstarken einer organisierten Frauenbewegung<br />
kann man wahrscheinlich als den größten<br />
Erfolg der Revolution von 1848/49 bezeichnen. Denn vom<br />
Hambacher Fest an und durch die gesamte Revolution<br />
hindurch spielten Frauen erstmals auch eine politische<br />
Rolle. Das kann man dann auch in den Akten der Revolutionsprozesse<br />
nachlesen, in denen viele Namen von Frauen<br />
auftauchen, die die Revolution unterstützt hatten oder<br />
sogar aktiv am Kampf beteiligt waren. Allen voran Amalie<br />
Struve, die auch einige Jahre in Freiburg lebte. Wegen<br />
ihrer Beteiligung am Aufstand stand sie gemeinsam mit<br />
ihrem Mann vor dem Freiburger Schwurgericht. Beide<br />
wurden mit Haftstrafen belegt, Amalie Struve war mehr<br />
als 200 Tage im „Freiburger Turm“ in Einzelhaft eingesperrt.<br />
Auch Karl von Rottecks Schwiegertochter Wilhelmine,<br />
geb. Baumgärtner, erging es schlecht. Da ihr Mann<br />
1850 als Revolutionär zu einer 20-jährigen Zuchthausstrafe<br />
verurteilt worden war, wurde auch das gesamte<br />
Familienvermögen konfisziert. Wilhelmine Rotteck saß<br />
völlig mittellos mit ihren Kindern da und wusste nicht,<br />
wie sie sich und die Kinder ernähren sollte. Völlig verarmt<br />
und verzweifelt brach sie ein Jahr später auf, um in<br />
Amerika ein neues Leben zu beginnen. So erging es vielen<br />
Frauen jener Zeit, die sich politisch betätigten; sie wurden<br />
entweder für das eigene oder für das Engagement ihrer<br />
Männer oder Söhne bestraft und meist verschlechterte<br />
sich ihr Leben danach drastisch. Das dürfte das Ziel der<br />
herrschenden Klasse gewesen sein, denn einige Frauen<br />
verzichteten danach wieder auf politische Beteiligung,<br />
weil ihnen die Zukunft ihrer Familien, vor allem der Kinder,<br />
wichtiger war.<br />
12<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Doch andere Frauen konnten von den revolutionären Ideen<br />
und Gedanken sowie vom aufstrebenden Fortschritt<br />
in der Gesellschaft profitieren. So verbesserten sich die<br />
Bildungsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen in jenen<br />
Jahren deutlich. Zwar hatte bereits 1831 Luise Schweigert,<br />
eine Hausfrau aus Kiechlinsbergen, die Freiburger Professoren<br />
aufgefordert, auch Frauen zum Studium zuzulassen,<br />
doch das stieß bei den Akademikern damals noch auf<br />
taube Ohren. Doch außerhalb der Universität wurde sie<br />
gehört.<br />
So zum Beispiel von der Priorin der Freiburger Mädchenschule<br />
St. Ursula, Karoline Kaspar. Sie setzte sich dafür ein,<br />
„den Bedürfnissen der Zeit entgegenzukommen und höhere<br />
wissenschaftliche Gegenstände in der Schule einzuführen“.<br />
Im Verlaufe der Zeit werden Generationen Freiburger Bürgerstöchter<br />
Bildung und eine katholische Erziehung bei<br />
den Ursulinen im „Schwarzen Kloster“ erhalten. Mit den<br />
besseren Bildungsmöglichkeiten war ein erster Anfang<br />
gemacht. Frauen ließen sich nun nicht mehr aufhalten,<br />
sie strömten mit der Zeit in alle Gesellschaftsbereiche.<br />
So entstand 1873 am Holzmarkt die „Höhere Töchterschule“,<br />
die fünf Jahre später zur „Höheren Mädchenschule“<br />
umbenannt wurde. Ab 1890 wurde dann sogar ein erstes<br />
Lehrerinnenseminar eröffnet. Allerdings wurde in dieser<br />
Zeit der Antrag einer Frau Olga von Stoff auf Zulassung<br />
zum Medizinstudium noch einstimmig abgelehnt. Ganz<br />
so schnell ging es dann doch noch nicht.<br />
Auch wenn die neuen Mädchenschulen offiziell immer<br />
noch das „Heranbilden von tüchtigen Gattinnen<br />
und Frauen“ zum Auftrag hatten, so wurden hier durch<br />
umfangreiche Bildung auch schon die Grundsteine für<br />
herausragende Karrieren von Frauen gelegt. So wurden<br />
z. B. die Schwestern Frieda und Else von Richthofen hier<br />
ausgebildet. Else wurde im Jahr 1900 als erste Frau in<br />
den badischen Staatsdienst übernommen. Ihre Aufgabe<br />
war es, die Rechte der badischen Fabrikarbeiterinnen zu<br />
vertreten. Am 28. Februar 1900 hatte die Regierung dann<br />
auch endlich die Immatrikulation weiblicher Studenten<br />
zugelassen. Erst einmal nur an den Universitäten von<br />
Freiburg und Heidelberg und auch nur „versuchs- und<br />
probeweise“. Im darauffolgenden Sommersemester gab es<br />
dann schon vier eingeschriebene Studentinnen in Freiburg;<br />
ein halbes Jahr später waren es bereits 15.<br />
Doch den größten Teil der Bevölkerung betraf das alles gar<br />
nicht, denn Bildung war teuer und die ärmeren Bevölkerungsschichten<br />
konnten sich keine wirkliche Bildung<br />
leisten. Die Mädchen und Frauen, die nicht das Glück<br />
hatten, über eine der Freiburger Stiftungen gefördert<br />
zu werden, mussten auf Bildung verzichten und ihren<br />
Lebensunterhalt oft schon früh durch Arbeit verdienen.<br />
Also als Landarbeiterinnen, Dienstmädchen oder als<br />
Abb.: Karoline Kaspar (1780-1860)<br />
Foto: Wikipedia<br />
Arbeiterinnen in den inzwischen zahlreichen Freiburger<br />
Fabriken, wo allerdings die Arbeitsbedingungen und der<br />
Verdienst kaum zum Leben ausreichten.<br />
Etwas besser erging es den Arbeiterinnen in der 1834<br />
eröffneten Seidenzwirnfabrik von Karl Mez, in der es<br />
schon zu Beginn mehr als 400 weibliche Beschäftigte<br />
gab. Karl Mez ließ Wohnheime für seine Arbeiterinnen<br />
bauen, wo vor allem zugewanderte Mädchen und Frauen<br />
ohne Obdach ein Zuhause fanden. Neben einer frommen<br />
Hausmutter gab es für sie hier aber auch eine eigene<br />
Badeanstalt und das Angebot ärztlicher Versorgung. Mez<br />
führte mit der Zeit noch weitere soziale Vergünstigungen<br />
für seine Beschäftigten ein.<br />
So gab es schon früh den arbeitsfreien Sonntag in seinen<br />
Fabriken und ein generelles Verbot von Kinderarbeit. Er<br />
bot den Frauen auch an, monatlich einen Teil ihres Arbeitslohnes<br />
auf einem eigens für sie angelegten Sparbuch<br />
anzulegen.<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 13
Abb.: Nahansicht des Martinstors um 1905<br />
1867 schrieb Mez: „Mein Bestreben war von Anfang an<br />
darauf gerichtet, die sittliche Gefahr zu vermeiden, welche<br />
für junge Mädchen darin besteht, dass sie von ihrer Heimat<br />
entfernt leben und nicht so untergebracht sind, das sie sich<br />
wohl fühlen können! (...) Fabrikanten könnten, wenn recht<br />
betrieben, nicht nur in ökonomischer, sondern auch in<br />
sittlicher Beziehung höchst wohlthätig auf die Arbeiter und<br />
deren Familien wirken!“<br />
DIE NACHWIRKUNGEN DER REVOLUTION IN DER<br />
GESELLSCHAFT<br />
Das Scheitern der Revolution hatte Freiburg tief erschüttert<br />
und vor allem die daraus folgenden Maßnahmen<br />
und Bestimmungen trafen die Bevölkerung sehr. Nach<br />
der Besetzung der Stadt und der Verhängung des Kriegsrechts<br />
hatten umfassende „Säuberungen“ eingesetzt, um<br />
die Stadt von „unzuverlässigen Elementen“ zu befreien.<br />
Die Bevölkerung litt vor allem unter der Einquartierung<br />
von Soldaten. Der Ärger der EinwohnerInnen steigerte<br />
sich immer wieder und entlud sich dann häufig in<br />
Schlägereien zwischen Soldaten und (meist jugendlichen)<br />
FreiburgerInnen. Erst Anfang 1850 konnte der Gemeinderat<br />
verkünden, dass alle noch einquartierten Soldaten in<br />
öffentlichen Gebäuden untergebracht werden können.<br />
Dafür hatte man das Militärhospital, das Breisacher<br />
Tor und das neue Strafgerichtsgebäude freigegeben.<br />
Foto: Wikipedia<br />
Zusätzlich hatte man auch noch den Bau einer Kaserne in<br />
Auftrag gegeben. Das waren aber auch schon alle Entscheidungen,<br />
die der Gemeinderat allein treffen durfte,<br />
die meisten, vor allem die wirklich wichtigen, wurden<br />
von der badischen Regierung oder vom Kommandeur<br />
der Besatzungstruppen getroffen. Der „Große Bürgerausschuss“<br />
von Freiburg war per Gesetz vom 8. September<br />
1849 suspendiert worden und Gemeindeversammlungen<br />
durften keine stattfinden, weil das die öffentliche Ordnung<br />
stören könnte. Auch Wahlen waren auf unbestimmte<br />
Zeit verboten. So ernannte der neue Landeskommissär<br />
August Marschall von Bieberstein Ende Januar 1850 ohne<br />
Wahlen den gebürtigen Freiburger Johann Baptist Rieder<br />
zum provisorischen Bürgermeister Freiburgs. Gleichzeitig<br />
liefen die „Säuberungen“ weiter, nun musste auch der<br />
Fabrikant Karl Mez seinen Sitz im Rathaus aufgeben.<br />
Die neue Regierung und ihre BefürworterInnnen waren<br />
überzeugt davon, dass die liberale Gesetzgebung von<br />
1831 die Hauptschuld an der Revolution trug. Dass die<br />
Gesetzgebung „zur politischen Aufregung, wie zur Lähmung<br />
der Staatsgewalt“ maßgeblich beigetragen habe.<br />
Deshalb veranlasste Innenminister Adolf von Marschall<br />
einschneidende Änderungen der Gemeindeordnung und<br />
des Bürgerrechtsgesetzes. Änderungen, die natürlich nur<br />
der Oberschicht nützlich sein sollten. Die Verarmung in<br />
14<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Stadt und Land schritt dagegen weiter voran. Gewöhnliche<br />
Handwerker und kleine Gewerbetreibende, die<br />
1831 noch zur breiten Masse des Bürgertums gehörten,<br />
waren inzwischen verarmt oder gar verelendet, wenn sie<br />
aktiv am Aufstand beteiligt waren. Der Adel und das gut<br />
situierte Bürgertum fürchtete sich zwar davor, dass sich<br />
diese Personen zusammenschließen, wieder erstarken<br />
und es irgendwann wieder einen Aufstand geben könnte,<br />
doch helfen konnte oder wollte man ihnen dann aber<br />
doch nicht. Denn statt nun die Lebensbedingungen für<br />
die einfachen ArbeiterInnen, die HandwerkerInnen und<br />
die kleinen HändlerInnen zu verbessern, versuchten die<br />
Herrschenden diese Gruppen immer weiter auszugrenzen<br />
und ihnen jeglichen Einfluss auf öffentliche Angelegenheiten<br />
zu verwehren. Auch von der Verwaltung der<br />
staatlichen und kommunalen Haushalte hielt man das<br />
einfache Volk nun fern.<br />
Auf ihrer rastlosen Suche nach den Ursachen für die<br />
Radikalisierung im Vormärz und die daraus entstandene<br />
Revolution hatten die Konservativen in der Gemeindegesetzgebung<br />
von 1831 einen weiteren entscheidenden Fehler<br />
gefunden. Laut der damaligen Verfassung durften z. B.<br />
auch einfache GemeindebürgerInnen an der Festlegung<br />
der Wahlmänner für die Wahl der Abgeordneten zur Ständekammer<br />
teilnehmen, was nach Ansicht der jetzigen,<br />
streng konservativen Regierung Mitschuld am Aufstand<br />
trug. Damit man die Gemeindebürgerschaft in Zukunft<br />
„möglichst frei zu erhalten von allem schädlichen und<br />
störenden Elementen“ konnte, wurden nun zum Beispiel<br />
die Voraussetzungen zum Erreichen des Bürgerrechts<br />
erschwert. Das galt vor allem vor Antritt des angeborenen<br />
Bürgerrechts. Reichte es bisher, nach Erreichung der<br />
Volljährigkeit mit 21 Jahren eine Willenserklärung gegenüber<br />
dem Gemeinderat abzugeben, so musste nun ein<br />
förmlicher Antrag gestellt werden, der meist auch noch<br />
von einem glaubhaften Bürgen bezeugt werden musste.<br />
Auch wenn dieser Antrag dann bewilligt wurde, durfte<br />
niemand vor Vollendung des 25. Lebensjahres an Wahlen<br />
teilnehmen, weder aktiv noch passiv. Hatte jemand<br />
keinen guten Leumund, konnte er vom Gemeinderat für<br />
zwei Jahre vom Antritt seines Bürgerrechts zurückgestellt<br />
werden. Das galt auch, wenn er alle anderen Bedingungen<br />
erfüllt hatte.<br />
Auch der Nachweis eines gesicherten Einkommens<br />
genügte nicht mehr, um die Bürgerrechte zu erhalten.<br />
Nun musste jeder nach Abzug der Antrittsgebühr über<br />
ein schuldenfreies Vermögen in Höhe von 200 Gulden<br />
verfügen. Durch diese neuen Gesetze und Bestimmungen,<br />
vor allem aber durch die hohen Steueranschläge z. B.<br />
für einfache Gewerbetreibende, hatten HandwerkerInnen<br />
und ArbeiterInnen kaum noch die Möglichkeit, die vollen<br />
Bürgerrechte zu erhalten!<br />
Abb.: Frieda von Richthofen (1874-1973)<br />
Foto: Wikipedia<br />
Das wirkte sich natürlich auch auf die Wahlberechtigung<br />
in Freiburg aus. Vor der Revolution lag der Anteil<br />
der wahlberechtigten BürgerInnen in Freiburg bei über<br />
10 % der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 1871 waren es<br />
nur noch 6,7 %. Dadurch waren die Minderbemittelten<br />
politisch ausgegrenzt, sie wurden an einer regulären<br />
Familiengründung gehindert und sie waren auch von der<br />
Beteiligung am Bürgernutzen ausgeschlossen. Das alles,<br />
weil sie keine BürgerIn werden konnten. Damit hatte die<br />
Oberschicht zwar erreicht, dass das Proletariat mehr oder<br />
weniger vom öffentlichen und politischen Leben ausgeschlossen<br />
war, doch eines der Hauptziele wurde dadurch<br />
verfehlt: „Die Vermehrung eines für die Interessen der<br />
Gemeinde wie des Staates gleichermaßen verderblichen<br />
nahrungslosen Proletariats zu verhindern!“ Das Gegenteil<br />
geschah, es wurden jedes Jahr mehr Menschen, die in<br />
Armut gerieten und dann Unterstützung brauchten.<br />
Über weitere Verarmung, über gravierende Unterschiede<br />
bei den Wohnvierteln und über den Gründer der Caritas,<br />
Lorenz Werthmann, geht es dann in der nächsten<br />
<strong>Ausgabe</strong>…<br />
Ich bedanke mich beim Stadtarchiv Freiburg, beim Alemannischen<br />
Institut Freiburg, Gerlinde Kurzbach, Dr. Hans-Peter<br />
Widmann und Ulrike Halbe-Bauer.<br />
Carsten<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 15
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FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 17
EINBLICKE IN DIE WELT DER DEMENZ<br />
Fotograf Felix Groteloh über sein Magazin ISOmag „HIER & JETZT“<br />
Wir sprechen heute mit Felix Groteloh, einem langjährigen<br />
FREIeBÜRGER-Freund und Unterstützer. Als Fotograf<br />
liebt er es, Menschen zu porträtieren, die bemerkenswerte<br />
Dinge tun, und hat eine Leidenschaft für interessante<br />
Persönlichkeiten, spannende Storys und außergewöhnliche<br />
Fotos. Doch Felix zeigt mit seinem Erstlingswerk ISOmag<br />
„HIER & JETZT“, einem Magazin über Demenz, dass<br />
er noch viel mehr ist. Der ISOmag-Release war Anfang Juli<br />
und wir trafen ihn in seinem Studio, um mehr über das<br />
Projekt zu erfahren.<br />
Lieber Felix, wie geht es Dir?<br />
Danke, sehr gut! Vielen Dank, dass ich Euch ein Interview<br />
geben darf.<br />
Was war Deine Hauptmotivation, ein Magazin über<br />
Menschen mit Demenz zu kreieren?<br />
Ich hatte mal wieder Bock auf eine „freie Strecke“. Lange<br />
hatte ich keine mehr geschossen. Das heißt, ich als Fotograf<br />
mache das, was mir Spaß macht. Ein Projekt ohne<br />
Auftraggeber und ohne Vorgaben. Ich wollte etwas machen,<br />
was aus meiner Sicht von Bedeutung ist. Da gibt es natürlich<br />
1.000 Themen. Als allererstes dachte ich, dass ich in ein<br />
Altersheim gehe. Ich gehe da hin, schnacke ein bisschen mit<br />
den älteren Menschen, mache ein paar Fotos und schaue<br />
dann, was ich daraus mache. Da fiel mir ein, dass ich doch<br />
den Pflege-Direktor, einen Bekannten von mir aus dem Diakonie-Krankenhaus,<br />
Matthias Jenny, kenne. Er war die<br />
Verbindung für mich zum Gerontopsychiatrischen Pflegezentrum<br />
Landwasser, in dem Menschen mit psychischen Erkrankungen<br />
und Demenz individuell betreut werden und in<br />
Würde leben. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht so, dass das<br />
Interesse an dem Thema Demenz bei mir groß war, es wurde<br />
aber geweckt. Es war eine Initialzündung, Zufall und die<br />
Klarheit, dass ich nichts über Themen wie Corona oder Ukraine<br />
machen wollte.<br />
Erzähle uns bitte mehr über das ISOmag und Deine<br />
Erfahrungen im Gerontopsychiatrischen Pflegezentrum<br />
Landwasser.<br />
18<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Das Interesse an Menschen treibt mich an. Ich hatte noch<br />
keinen genauen Fahrplan. Ich wusste nur ganz grob, dass<br />
ich in das Pflegeheim gehe, mit den BewohnerInnen schnacke,<br />
ein paar Fotos schieße und am Schluss irgendwie alles<br />
in einem Magazin präsentiere. Einen richtigen strategischen<br />
Plan hatte ich immer noch nicht. Wird es ein Magazin<br />
mit nur Porträtfotos von den BewohnerInnen oder vielleicht<br />
doch mit etwas Text dabei? Vor anderthalb Jahren<br />
habe ich im Gerontopsychiatrischen Pflegezentrum Landwasser<br />
dann die BewohnerInnen besucht. Mitmenschen<br />
mit Demenz in einem geschlossenen Heim. Als ich das erste<br />
Mal da war, ohne Kamera, einfach nur zum Schnuppern, da<br />
war ich mir nicht sicher, ob das was werden kann. Ich wollte<br />
Porträts haben, reduziert auf die Person, auf Augenhöhe<br />
und ohne Photoshop. Meine erste Protagonistin war Irene<br />
Hartung, eine feine ältere Dame, so aussehend wie des<br />
Paris der 1920er Jahre entsprungen; ein ganz toller Mensch,<br />
sehr offen und direkt – leider ist sie letztes Jahr verstorben.<br />
„Sie sind ja ein Süßer“, meinte sie zu mir: „Sie bekommen<br />
jetzt ein Küssle“. Wie geil, dachte ich und porträtierte sie.<br />
Als ich ihr am nächsten Tag das Foto vorbeibrachte und an<br />
das gestrige Gespräch anknüpfen wollte, hat sie mich leider<br />
nicht mehr erkannt. Du bist mit den Menschen mit Demenz<br />
im Hier und Jetzt und wenn du es nicht bist, dann glaube<br />
ich, funktioniert das nicht. Sie sind im Moment mit dir.<br />
Was glaubst Du, kann das Magazin dazu beitragen,<br />
Berührungsängste gegenüber Menschen mit Demenz<br />
abzubauen?<br />
Das weiß ich nicht. Ich möchte mit der ersten ISOmag-<strong>Ausgabe</strong><br />
über Demenz ein kleines bisschen die Tür öffnen für<br />
die weniger schönen Themen im Leben, ohne sie dabei zu<br />
verschlimmern, zu beschönigen oder respektlos zu sein. Ich<br />
wünsche mir weniger Hemmschwellen und Vorurteile in<br />
der Gesellschaft. Mehr im Hier und Jetzt mit seinem Gegenüber<br />
sein. Kommunikation kann Brücken zwischen Menschen<br />
bauen und Hemmschwellen und Vorurteile abbauen.<br />
Die anderen wahrnehmen, so wie sie sind. Egal ob alt,<br />
schwul, Ausländer, obdachlos, der Student, der Opa, der<br />
Schwarze, der psychisch kranke Mensch oder what fucking<br />
ever. Die anderen sind nicht immer anders oder weit weg<br />
von dir. Nein, die sind ganz nah, super dicht bei dir und das<br />
alles sind WIR! Wir müssen einfach nur lernen, mehr miteinander<br />
zu reden und zusammenzurücken.<br />
Gab es Momente, Geschichten oder Begegnungen bei<br />
Deiner Arbeit an diesem Projekt, die Dir im Gedächtnis<br />
geblieben sind?<br />
Ja, wie vorhin schon kurz erwähnt, die Irene Hartung, die ältere<br />
Dame, zwei Köpfe kleiner als ich, sie war ein ganz toller<br />
Mensch! Wir schnackten und ich bekam, wie schon oben erwähnt,<br />
ein Küssle. Why not, gibs Küssle her, supergeil! Man<br />
ist so ein Verhalten ja nicht gewohnt, das traut sich ja üblicherweise<br />
keiner. Diese Begegnung war so offen und ehrlich.<br />
Wir alle haben ja Gefühle und Emotionen, die in alle Richtungen<br />
gehen. Manchmal hat man das Gefühl, dass ich<br />
meinem Gegenüber eine reinhauen möchte, machen wir<br />
glücklicherweise ja nicht (!) und manchmal hat man das<br />
Gefühl, du bekommst jetzt ein Küssle, aber das macht man<br />
ja oftmals auch nicht, weil: „das macht man ja nicht...“ Aber<br />
Irene Hartung hat es einfach gemacht. Es waren viele tolle<br />
Begegnungen und Momente mit jedem einzelnen der Menschen<br />
in dem Pflegeheim, die ich porträtiert habe, die mir<br />
im Gedächtnis geblieben sind. Ob Brigitte Greh, seit 71 Jahren<br />
verheiratet, oder Georg Hisam, der früher mit seinem<br />
kleinen Kühlwagen Fisch verkaufte, oder Amalia Gleim, die<br />
mit neun Geschwistern ärmlich in Kasachstan aufgewachsen<br />
ist, um nur ein paar zu nennen.<br />
Wer hat Dich bei diesem Projekt unterstützt?<br />
Schöne Momente waren die Begegnungen mit Sanna<br />
Andrée, Art-Direktorin und Grafikerin, zuständig für das<br />
Layout von ISOmag, und Dirk Burger, Inhaber von Burger-Druck,<br />
zuständig für den extrem hochwertigen Druck.<br />
Denn ein Magazin macht man nicht alleine. Mein Anliegen<br />
war es, das „Betroffen sein“ aus dem Thema zu nehmen, ein<br />
Printprodukt zu haben, das sich dem Zeitgeist widersetzt.<br />
Ein hochwertig gedrucktes Magazin mit Porträts, kurzen<br />
Geschichten zu den Menschen und Texten, die uns hoffentlich<br />
berühren. Das Ganze ohne kommerzielles Interesse. Auf<br />
diesem Wege möchte ich mich auch bei allen Porträtierten,<br />
Angehörigen und den MitarbeiterInnen des Pflegeheims für<br />
das Vertrauen, die offenen Gespräche und die offenen Türen<br />
bedanken.<br />
Gibt es schon Reaktionen von LeserInnen und der<br />
Öffentlichkeit auf das Magazin?<br />
Ja, einige, wie z. B.: „Schönes Magazin, endlich mal was anderes,<br />
ich bin sehr berührt von dem Inhalt!“. Hinten im Magazin<br />
steckt für jeden, der mir Feedback geben will, eine<br />
Postkarte drin. Ich freue mich über jedes handgeschriebene<br />
Feedback, weil ich dann genau weiß, dass sich jemand<br />
richtig viel Mühe gemacht hat. Stift suchen, überlegen, was<br />
man schreibt, eine Briefmarke suchen und schauen, wo ist<br />
überhaupt der nächste Briefkasten?<br />
Gibt es eine Fortsetzung des ISOmag?<br />
Who knows...<br />
Vielen Dank, lieber Felix, für das schöne und sehr interessante<br />
Interview mit Dir. Wir wünschen Dir weiterhin noch<br />
viele tolle Projektideen!<br />
Foto & Text: Oliver<br />
Mehr Infos:<br />
https://felixgroteloh.com/isomag-release/<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 19
Wie bist Du zu FrauenZimmer e. V. gekommen?<br />
Ich wurde Anfang der 1980er durch ein Studium in Freiburg<br />
zur Sozialarbeiterin ausgebildet. Ich habe dann verschiedene<br />
Dinge gemacht, bin z. B. ein Jahr Taxi gefahren. Zehn<br />
Jahre habe ich als Suchttherapeutin, als kommunale<br />
Suchtbeauftragte Breisgau-Hochschwarzwald und dann<br />
zehn Jahre als Dozentin für Fach- und Führungskräfte<br />
beim Deutschen Caritasverband e. V. gearbeitet. Diese<br />
über 20-jährige Arbeit im Suchtbereich war sozusagen die<br />
Brücke zu FrauenZimmer – der Verein hatte mich damals<br />
schon angefragt, als ich noch im Landratsamt war. Da ging<br />
es für mich jedoch nicht, ich wollte ja für alle allparteilich<br />
zuständig sein. Nachdem ich nicht mehr tätig war, konnte<br />
ich dem Verein zusagen, als Vorstand mitzumachen. Das<br />
mache ich jetzt seit 2014 sehr gerne mit zwei anderen<br />
Vorstandsfrauen. Außerdem habe ich noch eine andere Verbindung:<br />
Ich bin selbst in einer Suchtfamilie aufgewachsen,<br />
was mich motiviert hat, in diesem Bereich wirksame<br />
Angebote zu unterstützen.<br />
Foto: E. Peters<br />
IM GESPRÄCH MIT...<br />
GABRIELE RUCK<br />
Der Verein FrauenZimmer e. V. wurde im Jahr 1995<br />
gegründet. Der Name ist Programm: Es handelt sich<br />
um eine Suchtberatungsstelle speziell für Frauen und<br />
Mädchen. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle<br />
unterstützen Betroffene dabei, neue Perspektiven und<br />
suchtfreie Handlungsstrategien zu entwickeln und<br />
suchen gemeinsam nach Lösungen. Um mehr über diese<br />
wichtige Arbeit zu erfahren, haben wir Gabriele Ruck aus<br />
dem Leitungsteam zum Interview eingeladen.<br />
Hallo Gabriele! Es freut uns, dass Du Dir Zeit für uns<br />
genommen hast. Wie geht es Dir?<br />
Danke, es geht mir recht gut. Ich habe mit Ende 60 noch<br />
ein eigenes Beratungsbüro für Supervision und Coaching<br />
und darf mich weiterhin für soziale Projekte einsetzen.<br />
Jedoch beschäftigen mich – wie viele andere auch – die<br />
aktuellen, weltweiten Krisen sehr. Es gab zwar schon immer<br />
viel Bedrohliches in der Welt, aber im Moment ist es gefühlt<br />
so nah wie nie. Das ist ein sehr intensives und manchmal<br />
bedrohliches Erleben, was mich dazu bewegt, mit auf die<br />
großen Demonstrationen gegen rechts zu gehen.<br />
Wer kam auf die Idee, den Verein zu gründen?<br />
Es gab an der Fachhochschule für Sozialwesen in Freiburg<br />
das Seminar „Frauen und Sucht“. Dort wurden mit einer<br />
Gruppe Studierender die Belange und Bedürfnisse von<br />
Frauen mit Suchtproblemen in Freiburg analysiert. Das<br />
gipfelte schließlich in der Vereinsgründung mit dem Ziel,<br />
gefährdeten und abhängigen Frauen und Mädchen adäquate<br />
Unterstützungsmöglichkeiten zu bieten.<br />
Warum eine Beratungsstelle speziell für Frauen und<br />
Mädchen?<br />
Es fiel immer auf, dass betroffene Frauen und Mädchen sich<br />
von speziellen Angeboten mehr angesprochen fühlen. Diejenigen,<br />
die schlechte Erfahrungen in ihrem Leben gemacht<br />
haben z. B. mit sexuellen Übergriffen usw. haben verständlicherweise<br />
Mühe, zu gemischtgeschlechtlichen Beratungsstellen<br />
zu gehen. Nicht alle, aber viele. Das haben wir als<br />
Grund genommen, eine frauenspezifische Beratungsstelle<br />
in einem geschützten Raum zu unterstützen. Wir arbeiten<br />
mit einem feministischen Ansatz für eine gleichberechtigte<br />
Teilhabe. FrauenZimmer e. V. ist Teil der „Basler 8 für Mädchen*<br />
und Frauen*“ – einem räumlichen Zusammenschluss<br />
vier feministischer Einrichtungen zu den Themen Gesundheit,<br />
Sucht, sexuelle Gewalt und Missbrauch.<br />
Wie sieht es mit Menschen aus, die sich z. B. als non-binär<br />
identifizieren?<br />
Unsere Angebote sind offen für alle Personen, die sich als<br />
Frau oder Mädchen verstehen, unabhängig von Lebensweise,<br />
biologischem Geschlecht, Alter, ihren Beeinträchtigungen<br />
oder ihrem kulturellen Hintergrund. Damit sind<br />
alle, die sich als Frau oder Mädchen verstehen, bei uns<br />
willkommen, ebenso Menschen, die sich als non-binär<br />
identifizieren.<br />
20<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Wie viele Personen arbeiten bei FrauenZimmer e. V.?<br />
Insgesamt arbeiten hier sechs Therapeutinnen in Teilzeit<br />
auf 3,6 Fachkräftestellen. Zusätzlich gibt es eine Praktikantin,<br />
eine konsiliarische Fachärztin auf Honorarbasis, eine<br />
Minijobberin in der Verwaltung und die drei Vorstandsfrauen<br />
im Ehrenamt.<br />
Wie kann man als Betroffene Kontakt aufnehmen?<br />
Einfach anrufen (Tel.: 0761/32211), zu den offenen Kontaktzeiten<br />
vorbeikommen (Basler Str. 8 in Freiburg, Mo. 10-12<br />
Uhr / Di. 9-12 Uhr / Mi. 10-12 Uhr / Do. 15-18 Uhr) oder das<br />
Kontaktformular auf unserer Homepage nutzen (www.<br />
frauenzimmer-freiburg.de). Über die landesweite Plattform<br />
DiGi Sucht gibt es zudem einen sicheren Zugang zu unserer<br />
Onlineberatung (www.suchtberatung.digital).<br />
Bei welchen Suchtproblematiken gibt es bei Euch Unterstützung,<br />
wer kann sich an Euch wenden?<br />
An uns können sich von Sucht betroffene Frauen und<br />
Mädchen wenden, ebenso wie Angehörige von Abhängigkeitskranken.<br />
Außerdem beraten wir bei auffälligem oder<br />
riskantem Konsum. Auch Abhängigkeitsentwicklungen, die<br />
häufig für die Außenwelt unsichtbar sind, werden beraten<br />
und behandelt. Wir unterstützen bei folgenden Suchtproblematiken:<br />
Alkohol, Cannabis, Nikotin, illegale Substanzen<br />
wie Ecstasy, Amphetamine, Opiate, Kokain, Benzodiazepine.<br />
Aber auch bei Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge<br />
Eating und bei Medienabhängigkeit sowie bei Kaufsucht<br />
bieten wir Unterstützung.<br />
Was genau bietet Ihr an, auf welchem Weg erfolgt Hilfe?<br />
Unser Arbeitsansatz ist ressourcen- und lösungsorientiert.<br />
Die Möglichkeit zu Austausch, Wertschätzung, Solidarität,<br />
Wiedererkennen und Abgrenzen ist für die Klientinnen eine<br />
wichtige Erfahrung. Neben den Einzelgesprächen, die sehr<br />
intensiv und wirksam sind, werden ein Gruppenangebot<br />
für Angehörige zur Stabilisierung in der Abstinenz, für<br />
Frauen mit Essstörungen und eine Selbsthilfegruppe angeboten.<br />
Hervorheben möchte ich die Gruppe für Sucht und<br />
Trauma, da ein großer Teil suchtkranker Frauen mit Traumata<br />
behaftet ist. Neu ist das Zusatzangebot Ohrakupunktur-Behandlung.<br />
Zudem arbeiten wir auch vermittelnd im<br />
Bereich von klinischem Entzug oder Sucht-Rehabilitation. Es<br />
wird eine ambulante Suchtentwöhnungstherapie angeboten<br />
sowie eine ambulante Nachsorge. Wichtig ist auch die<br />
Arbeit im Bereich der Prävention in Form von Workshops<br />
oder Schulungen sowie Kooperationen und Vernetzungen<br />
mit anderen Einrichtungen. Alle Angebote sind kostenfrei<br />
und unterliegen der Schweigepflicht.<br />
Gibt es weitere Beratungsstellen, z. B. im Umland?<br />
Ja, seit April dieses Jahres haben wir eine Außenstelle in Titisee-Neustadt.<br />
Das ist ein Segen für die Landkreis-Frauen,<br />
da es auch im ländlichen Raum viele Suchtprobleme gibt.<br />
So müssen sie nicht immer den langen Weg nach Freiburg<br />
auf sich nehmen. Donnerstags ist eine Kollegin vor Ort,<br />
Terminvereinbarungen sind unter 0761/32211 möglich.<br />
Wie viele Klientinnen wenden sich jährlich an Euch?<br />
Im letzten Jahr waren es ca. 450 Frauen und Mädchen<br />
aus der Stadt Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.<br />
Zudem gibt es etwa 700 Personen, die an<br />
mädchenspezifischen Präventionsworkshops, die an Schulen<br />
oder in der Jugendhilfe angeboten werden, teilnahmen.<br />
Wie kann man den Verein unterstützen?<br />
Zum einen durch Spenden, durch Mundpropaganda und<br />
den Hinweis auf frauenspezifische, kostenfreie Unterstützungsangebote.<br />
Zum anderen durch eine Haltung, die den<br />
Frauen den Umgang mit der tiefen Scham und der immer<br />
noch vorherrschenden Abwertung von konsumierenden<br />
Frauen ermöglicht. Viele Betroffene brauchen jahrelang,<br />
um sich gezielt Hilfe zu holen, weil die Verbindung von<br />
Frau und Sucht immer noch einer starken Stigmatisierung<br />
unterworfen ist. In diesem Fall spricht man von Intersektionalität,<br />
wenn es nicht nur um die Benachteiligung als Frau,<br />
sondern auch als Trinkende, eventuell noch als Wohnungslose<br />
o. a. geht. Es ist mir wichtig, dass dieses Wissen in der<br />
Gesellschaft allmählich selbstverständlich wird. So könnten<br />
wir unnötig in die Länge gezogenes Leid verhindern.<br />
Was machst Du in Deiner Freizeit, um Dich zu erholen?<br />
Ich gehe, wenn es klappt, dreimal die Woche walken. Damit<br />
ich den inneren Schweinehund überwinde, verabrede ich<br />
mich dafür schon mal mit Freundinnen. Wenn ich am<br />
Strand bin, mache ich gerne lange Strandläufe gegen den<br />
Wind. Ansonsten habe ich noch eine Tochter, die mich ab<br />
und zu auf die Yogamatte holt...<br />
Was ist für Dich der schönste Ort in Freiburg?<br />
Und welcher der hässlichste?<br />
Auf dem Mundenhof, oben, wenn man zu den Bisons herunterschaut,<br />
gibt es eine Holzbank inmitten von herrlichen<br />
Stauden. Diesen Platz finde ich sehr schön! Einen hässlichsten<br />
Ort gibt es für mich in Freiburg nicht.<br />
Was wünschst Du Freiburg?<br />
Das Wichtigste für mich wären wirksame Hilfen für<br />
Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, ein<br />
Vorgehen gegen Altersarmut und die Verhinderung von<br />
Gewalt. Dabei habe ich ganz stark Frauen und Kinder im<br />
Blick, da sie von den Härten einer fehlenden Teilhabe besonders<br />
betroffen sind.<br />
Liebe Gabriele, wir danken sehr für das unermüdliche<br />
Engagement und wünschen von Herzen alles Gute!<br />
Oliver, Ekki & Conny<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 21
HUMOR HILFT HEILEN<br />
Über die positive Kraft des Lachens<br />
Foto: Jacqueline Macou / Pixabay<br />
Hihi, haha… Haben Sie heute schon gelacht? „Lachen<br />
ist gesund“ oder „Lachen ist die beste Medizin“ – diese<br />
Sprichwörter haben Sie bestimmt auch schon ein<br />
paar Mal gehört. Das relativ junge Forschungsfeld über<br />
Humor, Gelotologie genannt, beschäftigt sich mit den<br />
somatischen und geistigen Auswirkungen des Lachens.<br />
Fakt ist, dass Lachen wissenschaftlich tatsächlich gesund<br />
ist und gegen Ängste helfen kann.<br />
Im Jahr 1964 gründete Professor William Fry das Institut<br />
für Humorforschung an der Stanford University in<br />
Kalifornien/USA. Er fand heraus, dass zwanzig Sekunden<br />
Lachen unser Herz-Kreislauf-System genauso aktivieren<br />
wie drei Minuten Joggen. Dabei zieht der sogenannte<br />
Zygomaticus-Muskel, der im Bereich der Wange liegt und<br />
zur mimischen Muskulatur gehört, die Mundwinkel nach<br />
oben. Dazu weiten sich die Nasenlöcher, der Herzschlag<br />
beschleunigt sich und der Augenmuskel spannt sich an.<br />
Nach der kurzzeitigen Phase der Anspannung folgt die<br />
Entspannung der Gesichtsmuskeln, der Puls verlangsamt<br />
sich und der Blutdruck sinkt.<br />
Nicht nur das Herz-Kreislauf-System profitiert vom Lachen,<br />
sondern auch unser Immunsystem. Die Psychoneuroimmunologie<br />
beschäftigt sich mit Humor – eine<br />
Medizin, für die es kein Arztrezept braucht und die keine<br />
leidigen Nebenwirkungen hat. Mitte der 1990er Jahre<br />
wies der amerikanische Psychoneuroimmunologe Lee S.<br />
Bark nach, dass bei lachenden Menschen die körpereigenen<br />
Abwehrzellen wie T-Lymphozyten (vernichten infizierte<br />
Zellen) und Gamma-Interferone, die für die Produktion<br />
von körpereigenen Abwehrstoffen zuständig sind, vermehrt<br />
vorhanden sind. Lee S. Bark konnte zusätzlich belegen,<br />
dass nach wenigen Minuten Lachen der bei Stress<br />
hohe Cortisonspiegel absank und dafür das Glückshormon<br />
Endorphin anstieg.<br />
Kommt ein Frosch in den Laden. Fragt der Verkäufer: „Was<br />
darf es denn sein?“ Frosch: „Quark.“ Den Sinnspruch „Es<br />
gibt keine dummen Fragen“ hat jeder von uns schon gehört.<br />
Dumme Fragen sind Fragen, auf die es keine konkrete<br />
Antwort gibt und die uns zum Schmunzeln und Lachen<br />
bringen sowie uns Dinge aus einem anderen Blickwinkel<br />
22<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
sehen lassen können. „Haben die Mitarbeiter einer Teefabrik<br />
eigentlich auch Kaffeepausen?“ oder „Warum ist das<br />
Wort Abkürzung länger als das Wort Umweg?“<br />
Eine besondere Form des Humors ist der schwarze Humor,<br />
oder Galgenhumor, der bewusst Grenzen oder Tabuthemen<br />
überschreitet. Dabei sollte darauf geachtet werden,<br />
dass diese Art von Witzen mit Personen geteilt wird, die<br />
diese verstehen, und sensible Themen wie Rassismus<br />
oder Behinderungen umsichtig behandelt werden. Nicht<br />
jeder findet „Ein Mann ist letztens an einem Pfannkuchen<br />
erstickt. Er ist daran im wahrsten Sinne des Wortes<br />
crêpiert.“ lustig.<br />
Die Herkunft des Begriffs des schwarzen Humors geht<br />
auf den französischen Surrealisten André Breton zurück.<br />
Dieser erwähnte „schwarzen Humor“ 1940 und berief<br />
sich dabei auf Einflüsse von Sigmund Freud und Georg<br />
Wilhelm Hegel, einem deutschen Philosophen. Galgenhumor<br />
beschäftigt sich oft mit dem Sterben und macht auch<br />
bei Grabsteinen keine Ausnahme. „Man sieht sich immer<br />
zweimal im Leben! Ach, verdammt...“ oder passend zu der<br />
verstorbenen Person: „Hier fand der Zahnarzt sein letztes<br />
Loch“. Politische Korrektheit findet man bei schwarzem<br />
Humor nicht. Im deutschen Grundgesetz wird in Artikel<br />
5 das Recht zur Meinungsäußerungsfreiheit festgelegt.<br />
Damit ist auch Galgenhumor abgedeckt. Doch aufgepasst:<br />
Wer sich persönlich durch den Witz oder schwarzen<br />
Humor beleidigt fühlt, kann sich nach Paragraf 185 Strafgesetzbuch<br />
dagegen wehren. Es könnte eine Geld- oder<br />
sogar Freiheitsstrafe drohen. Glanzlose Beleidigungen<br />
haben ohnehin nichts mit schwarzem Humor zu tun.<br />
Humor ist eine Grundhaltung zum Leben und kann sich<br />
ebenso allein nach innen richten. Satire wiederum ist<br />
Humor, der seine Geduld verloren hat. Diese bedient sich<br />
der Übertreibung, der Ironie oder des Spotts, um Missstände<br />
anzuprangern wie gesellschaftliche, politische<br />
oder menschliche Eigenschaften wie Unpünktlichkeit.<br />
Zu dieser Kategorie gehören darüber hinaus Selbstironie,<br />
Hohn oder Sarkasmus. Satire hat die Funktion von<br />
Unterhaltung, Kritikausübung oder Lehre. Ein Beispiel für<br />
Satire ist die ZDF-Fernsehsendung „Magazin Royale“ mit<br />
Jan Böhmermann. Eine weitere bekannte Satire ist die<br />
heute-show im ZDF.<br />
wieder. „Berta, das Ei ist hart“ oder „Früher war mehr<br />
Lametta“ sind längst geflügelte Worte hierzulande, die<br />
dem begabten Humoristen und Zeichenkünstler Loriot,<br />
alias Christoph-Carl von Bülow (1923-2011), zu verdanken<br />
sind. Sein Humor ist zeitlos und generationsübergreifend.<br />
Wer kennt die Zeichnung der beiden Männer, die sich in<br />
der Badewanne feindselig gegenüberstehen, nicht? „Mit<br />
Ihnen teile ich meine Ente nicht!“<br />
Besonders Kinder fürchten sich oftmals vor dem Krankenhaus,<br />
sowie große und kleine PatientInnen vor einer<br />
anstehenden Operation. Nach dem Psychologen Silvan<br />
Tomkins führen positive Überraschungsmomente dazu,<br />
dass das menschliche Nervensystem auf Neustart gesetzt<br />
wird und Platz für Interesse und Freude geschaffen wird.<br />
Um das zu fördern, gibt es in Deutschland rund 332 aktive<br />
Klinikclowns, die großen und kleinen PatientInnen bei<br />
Clownvisiten zum Lachen bringen. Laut Studie der Oxford<br />
University verringern 15 Minuten Lachen die eigene<br />
Schmerzempfindlichkeit. Insgesamt gesehen können<br />
Klinikclowns bei Behandlungen und nach einer Operation<br />
den Schmerz lindern und die Genesung unterstützen.<br />
Chronisch kranke Kinder sind nachweislich weniger<br />
depressiv, wenn sie von einem Clown regelmäßig besucht<br />
werden.<br />
Um Klinikclown zu werden, empfiehlt sich als Basis eine<br />
Clownausbildung an einer entsprechenden Schule. Ausgebildete<br />
KünstlerInnen, SchauspielerInnen oder TänzerInnen<br />
können sich direkt bei einem der Mitgliedsvereine<br />
bewerben. Bevor der erste Einsatz als Klinikclown erfolgt,<br />
folgt zuerst eine Hospitanz-Phase, um die generelle<br />
Eignung festzustellen. Dabei sind ein hohes Maß an Empathie,<br />
künstlerischen Fähigkeiten und Improvisationsfähigkeit<br />
notwendig. Wie sagte einst Georg Wilhelm Exler?<br />
„Humor sollte man ernst nehmen.“<br />
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Komik hingegen trägt die Heiterkeit nach außen, durch<br />
das Erzählen eines lustigen Witzes, Spruches oder einer<br />
witzigen Anekdote (kurze, geistreiche Geschichte). Im<br />
Film findet sich Komik zum Beispiel in der vergangenen<br />
Zeit der Stummfilme wieder. Der kunstvolle Slapstick von<br />
Charlie Chaplin (Goldrausch, Der Diktator) ergibt sich aus<br />
dem facettenreichen Zusammenspiel von Kamera, Schnitt<br />
und Schauspiel. Nicht nur im Film findet sich Humor<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 23
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25.08.2024<br />
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Sonntagstreffs im September 2024<br />
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GESUCHT<br />
22.09.2024<br />
13 Uhr<br />
29.09.2024<br />
13 Uhr<br />
Christusgemeinde in der Wiehre<br />
Maienstraße 2 / Straßenbahnlinie 2, 3 oder 5<br />
Halt Johanniskirche<br />
Der Meditationsverein Dhamma Dāna e. V.<br />
lädt ein in die Waldorfschule St. Georgen<br />
Bergiselstraße 11 / Buslinie 11 nach St. Georgen,<br />
Halt Innsbrucker Straße oder Straßenbahnlinie<br />
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SA, 10.8. I 21 H I DEATH ROCK, POST PUNK<br />
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SA, 7.9. I 21 H I EXPERIMENTAL PUNK, DIY, SYNTHPUNK<br />
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Ihr FREIeBÜRGER-Team<br />
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FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 25
Martin Sonneborn<br />
„Herr Sonneborn bleibt in Brüssel“<br />
Kiepenheuer & Witsch<br />
ISBN 978-3-462-00600-1<br />
432 Seiten | 20 €<br />
EUROPA<br />
Buchtipps von utasch<br />
Nico Semsrott<br />
„Brüssel sehen und sterben“<br />
Rowohlt Polaris<br />
ISBN 978-3-499-01410-9<br />
352 Seiten | 19 €<br />
Im Juni wählten rund 65 % der wahlberechtigten BundesbürgerInnen<br />
96 von insgesamt 720 Abgeordneten<br />
ins EU-Parlament. Von dem, was sich in Straßburg und<br />
Brüssel abspielt, haben wohl die wenigsten eine konkrete<br />
Vorstellung. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren<br />
die Abgeordneten Martin Sonneborn und Nico Semsrott.<br />
So unterschiedlich die beiden Autoren auch sind, eint sie<br />
der Anspruch, Transparenz zu schaffen. Sie enttarnen die<br />
EU-Institutionen als bürokratische und korrupte Orte, an<br />
denen das Wohl der BürgerInnen nicht im Mittelpunkt<br />
steht.<br />
Sonneborn legt mit „Herr Sonneborn bleibt in Brüssel“<br />
eine Bilanz seiner zweiten Amtszeit vor. Er berichtet von<br />
vorbestraften Staatspräsidenten, korrupten EU-KommissarInnen,<br />
Abgeordneten mit Handtaschen voller Bargeld<br />
und Milliardenverträgen, die per SMS ausgehandelt<br />
wurden. Er schildert eine Politik, die weniger für 450 Millionen<br />
BürgerInnen als für 450 MillionärInnen gemacht<br />
wird. Bei seinem Abstimmungsverhalten orientiert sich<br />
Sonneborn an den Linken, denn „die Linken sind am<br />
weitesten entfernt von Macht, Absprachen, Lobbyismus<br />
und Hinterzimmerdeals, also stimmen sie am ehesten für<br />
die Interessen der Bürger in Europa“. Sonneborn ist der<br />
Stachel im System. Unermüdlich ärgert er die alten, weißen<br />
und mächtigen Männer und Frauen. Zwischendurch<br />
nutzt er Tricks, um Steuergelder sinnvoll umzuleiten.<br />
Das Lachen scheint dem Satiriker Sonneborn nach zehn<br />
Jahren im Parlament fast vergangen zu sein. Die Realität<br />
erweist sich als zynischer, als es die beste Satire je sein<br />
könnte.<br />
Auch Nico Semsrott, dem erfolgreichen Demotivationstrainer,<br />
ist im EU-Parlament das Lachen vergangen. Er<br />
nimmt uns mit auf seine persönliche Reise des Scheiterns.<br />
Er ist ein skeptischer Außenseiter, der für Transparenz<br />
kämpft. Dabei erweist sich der Verwaltungsapparat mit<br />
seinem undurchschaubaren Regelwerk als mächtiger<br />
Gegner, der seine Arbeit blockiert. Sein Fazit: „Macht ist,<br />
wenn du dir einfach aussuchen kannst, ob die Regel jetzt<br />
gilt oder nicht.“ Ohne Initiativrecht scheint das EU-Parlament<br />
passiv, visionslos und eigentlich überflüssig zu sein.<br />
Die Politik wird im EU-Rat und in der EU-Kommission<br />
gemacht. Für Semsrott ist das EU-Parlament eine Demokratiesimulation<br />
nach dem Motto: „Wer miteinander<br />
labert, stört nicht.“ Transparenz und Partizipation sind<br />
die zwei Dinge, die Mächtige grundsätzlich nervig finden.<br />
So wurde das Parlament zu einem Ort der Unfreiheit und<br />
Ohnmacht. Nach fünfjähriger Amtszeit verabschiedet er<br />
sich aus dem Kabinett des Grauens.<br />
„Brüssel sehen und sterben“ von Nico Semsrott ist der<br />
sehr persönliche Erfahrungsbericht eines Menschen, der<br />
glaubt, auf seinem Lebensweg falsch abgebogen zu sein.<br />
Semsrott punktet mit Selbstreflexion und Menschlichkeit.<br />
Für mich ein echter Sympathieträger, dessen Frustration<br />
über seine Machtlosigkeit gut nachvollziehbar ist.<br />
Sonneborns Buch ist der eher sachliche Bericht eines Parteifunktionärs,<br />
der versucht, angesichts der ungeheuerlichen<br />
Vorgänge in den EU-Institutionen einen kühlen Kopf<br />
zu bewahren. Dabei bringt er auf jeder Seite seine unendliche<br />
Empörung zum Ausdruck und schildert ausführlich,<br />
wie er dem System trotzt.<br />
26<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Foto: E. Peters<br />
MEXICAN-SALSA-BURGER<br />
Herzlich willkommen auf unserer Kochseite!<br />
Bei uns gibt es mal wieder einen richtig leckeren Burger...<br />
Einfach, weil das ab und zu eben sein muss! Egal ob<br />
Fleischliebhaber, Vegetarier oder Veganer, die große Vielfalt<br />
der Burger-Rezepte bietet für jeden Geschmack das<br />
Passende. Es ist Sommer, ein leichter Burger, saftig, frisch<br />
und fruchtig soll er sein. Zudem ist Tomatenzeit.<br />
Wir haben uns daher für einen Burger mit Rindfleisch,<br />
Avocado und Tomaten-Salsa entschieden. Einfach eine leckere<br />
Burger-Variante: Das saftige Rindfleisch-Patty wird<br />
mit einer fruchtigen Tomaten-Salsa und einer cremigen<br />
Limetten-Sauce kombiniert, dazu gibt es nussige Avocado<br />
und Rucola, alles schön in einem Burger-Brötchen verpackt.<br />
Mmh, so lecker und fast wie ein kleiner Kurzausflug<br />
nach Mexiko...<br />
Zutaten für 2 Personen:<br />
380 g Rinderhackfleisch, 2 Burger-Brötchen, 2 rote Zwiebeln,<br />
10 Kirschtomaten, 1 kleine reife Avocado, 1 grüne<br />
Chili, 1 Knoblauchzehe, 1 Limette, 4 Basilikumblätter, 10 g<br />
Rucola,, 10 g Koriander, 1 EL Ketchup, 1 TL Dijon Senf, ½ TL<br />
Worcestersauce, 3 EL Crème fraîche, 3 EL Olivenöl, 1 Prise<br />
Zucker, Salz & schwarzer Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Für das Patty Hackfleisch mit feingehackten Würfeln einer<br />
roten Zwiebel, Senf, Ketchup und Worcestersauce in eine<br />
Schüssel geben. ½ TL Salz und etwas Pfeffer hinzufügen<br />
und alles gut vermengen. Aus der Fleischmasse 2 Pattys à<br />
190 g formen, flach drücken und in den Kühlschrank stellen.<br />
Die Limette abreiben und den Abrieb beiseite stellen.<br />
Für die Tomaten-Salsa brauchen wir eine Limetten-Öl-Vinaigrette.<br />
Dafür den Saft einer halben Limette sowie 3 EL<br />
Olivenöl in eine Schüssel geben, salzen und verrühren.<br />
Kirschtomaten vierteln, mit kleingeschnittenen Zwiebelwürfeln,<br />
Chili, Knoblauch, Koriander und Limetten-Öl-Vinaigrette<br />
mischen und abschmecken.<br />
Crème fraîche mit etwas Limettensaft, dem Limetten-Abrieb,<br />
Zucker und Salz glatt rühren. Avocado in dünne<br />
Scheiben schneiden, mit Limettensaft beträufeln und<br />
dem gehackten Basilikum bestreuen. Burgerbrötchen halbieren<br />
und ohne Fett anrösten. Als Nächstes die Rindfleisch-Pattys<br />
in etwas Bratfett ca. 3-4 Minuten je Seite<br />
anbraten, bis sie innen noch leicht medium sind. Brötchenboden<br />
dick mit Limetten-Creme bestreichen, Rucola,<br />
Patty, Tomaten-Salsa und Avocadoscheiben darauf geben,<br />
pfeffern, Deckel draufsetzen und sofort genießen!<br />
Guten Appetit!<br />
Oliver & Ekki<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 27
Hallöchen, liebe Sportfreunde,<br />
da bin ich noch einmal vor dem Urlaub mit dem Neuesten<br />
vom Sport. Der erste große Höhepunkt des Jahres ist<br />
vorüber, doch der zweite, die Olympischen Spiele, hat gerade<br />
begonnen, sodass ich meinen Urlaub vor der Glotze<br />
verbringen kann.<br />
Aber erst einmal zur Fußball-Europameisterschaft, die<br />
letzten Monat hier in Deutschland stattfand. Zwar ist<br />
die deutsche Nationalmannschaft schon im Viertelfinale<br />
ausgeschieden, doch enttäuscht war ich über die<br />
Jungs und ihre Leistung eigentlich nicht. Die haben nach<br />
vielen enttäuschenden Auftritten in den letzten Jahren<br />
endlich mal wieder guten Fußball gezeigt und sind am<br />
Ende ziemlich unglücklich gegen den späteren Europameister<br />
ausgeschieden. Und auch in diesem Viertelfinalspiel<br />
haben sie eine super Leistung gebracht, sodass man<br />
eigentlich keinen Grund hat, sauer zu sein, wenn nicht...<br />
Ja, wenn da nicht der Schiedsrichter und das Handspiel<br />
wären. Na klar, jeder Mensch macht Fehler und da auch<br />
ein Schiedsrichter letztendlich nur ein Mensch ist, macht<br />
er auch welche. Doch Arroganz ist kein Fehler, sondern<br />
eine sehr schlechte Angewohnheit. Und es war Arroganz<br />
des Schiedsrichters, dass er seine Meinung nicht noch<br />
einmal überdacht hat und sich die entscheidende Spielszene<br />
nicht wenigstens noch einmal auf Video angesehen<br />
hat! Angesichts der Proteste aller deutschen Spieler,<br />
sämtlicher Verantwortlichen und des sichtbar schlechten<br />
Gewissens der Spanier wäre das wohl angebracht gewesen.<br />
Na gut, hat er nicht, das Handspiel blieb unbestraft,<br />
es gab keinen Elfer und die deutsche Mannschaft wurde<br />
bekanntlich nicht Europameister.<br />
Doch die Diskussionen über die Schiedsrichter, die Videoentscheidungen<br />
und die Kompetenzen von beiden<br />
werden nun nicht leiser. Ursprünglich ist der Video-Typ<br />
erfunden worden, um bei kniffligen Abseitsstellungen für<br />
Klarheit zu sorgen und um darüber zu entscheiden, wann<br />
ein Ball im Tor ist oder nicht. Der ganze Rest der Macht<br />
sollte eigentlich beim Schiri bleiben, jedenfalls habe ich<br />
das damals so verstanden. Wenn man sich aber die gerade<br />
beendete EM anschaut, wurden fast alle wichtigen<br />
Entscheidungen nicht auf dem Platz, sondern vor dem<br />
Fernseher getroffen. Jede Menge Tore wurden aberkannt,<br />
klar, einige wegen Abseits, aber andere auch, weil irgendwann<br />
vorher ein Foul- oder Handspiel war. Auch wenn das<br />
Spielgeschehen gerade im Mittelfeld stattfand, meldete<br />
sich die Stimme aus dem Keller und der Unparteiische<br />
änderte seine Meinung und entschied sich andersherum.<br />
Da muss es dann erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen,<br />
warum der Keller-Schiri sich bei der (wahrscheinlich)<br />
spielentscheidenden Szene im Spiel Deutschland gegen<br />
Spanien nicht gemeldet hat. Ich befasse mich nun schon<br />
seit einer ganzen Weile mit dieser Sportart, ein klareres<br />
Handspiel habe ich noch nie gesehen. Selbst wenn man<br />
dem Spanier unterstellt, es nicht mit Absicht gemacht<br />
zu haben, so bleibt die Tatsache, dass der Ball klar seine<br />
Richtung änderte. Statt ins Tor zu fliegen, hüpfte er eine<br />
Weile auf dem Boden herum und der Torwart konnte ihn<br />
unbedrängt aufnehmen.<br />
So eine Richtungsänderung ist laut Regel ein klares Handspiel<br />
und da es im Strafraum war, hätte es den Elfmeter<br />
geben müssen. Seit Jahren wird gestritten, was denn jetzt<br />
ein Handspiel ist und was nicht. Mal wird es so ausgelegt<br />
und mal so. In der Champions League zum Beispiel<br />
werden die Schiris dazu angehalten, bei Handspiel konsequent<br />
durchzugreifen und (fast) alles zu pfeifen. In der<br />
Bundesliga ist das nicht immer so. Allein das finde ich<br />
schon seltsam. Aber jetzt, mit den Erkenntnissen dieser<br />
Europameisterschaft, sollte man endlich eine Einigung<br />
finden, was Handspiel ist! Dazu gab es dann noch eine<br />
witzige Anekdote aus dem Finale; da gab es eine ähnliche<br />
Szene. Nur diesmal waren es die Spanier, die sich aufgeregt<br />
hatten, weil ein Engländer den Ball mit der Hand<br />
gespielt haben soll. Es gab keinen Strafstoß und ausgerechnet<br />
Cucurella, der Handverbrecher aus dem Deutschlandspiel,<br />
meckerte am lautesten! Da er kein Kapitän war,<br />
hätte er auch nicht meckern dürfen und eigentlich Rot<br />
sehen müssen. Hat er natürlich nicht.<br />
Wie gesagt, die Spanier wurden Europameister und<br />
das nun schon zum vierten Mal. Nimmt man alle Spiele<br />
zusammen, dann waren die Iberer natürlich die beste<br />
Mannschaft. Allein die Offensive mit Lamine Yamal, Nico<br />
Williams und Dani Olmo war sensationell! Vor dem Turnier<br />
wurden die überall als Favorit Nr. 1 gehandelt und<br />
auch ich war der Meinung, dass Spanien den Titel holt.<br />
Doch wenn es dann auf diese Weise passiert, dann macht<br />
recht haben keinen Spaß...<br />
28<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
Foto: Angelika Warmuth / REUTERS<br />
Abb.: Europameister Spanien besiegt England verdient mit 2:1 und sichert sich damit seinen vierten EM-Titel.<br />
Aber es besteht kein Grund für die deutsche Truppe, in<br />
Trauer auszubrechen und zu verzweifeln. Die haben ein<br />
echt gutes Turnier gespielt und dass es nicht weiterging,<br />
war nicht unbedingt (nur) eigene Schuld. Ich staune echt,<br />
was Julian Nagelsmann in nicht mal einem Jahr aus der<br />
Mannschaft gemacht hat. In den letzten Jahren stand<br />
diese kaum einmal als solche auf dem Platz. Ihr Spiel war<br />
ausrechenbar und manchmal regelrecht ängstlich. Wenn<br />
sie in Rückstand gerieten, steckten sie meist den Kopf in<br />
den Sand und das Spiel war verloren. Bei dieser EM hat<br />
es endlich mal wieder Spaß gemacht, unserer Nationalmannschaft<br />
zuzusehen. Die Spielfreude war wieder da,<br />
das Selbstvertrauen und bis zum Spiel gegen Spanien<br />
auch der Erfolg. Das gab es seit 2014 nicht mehr. Also hat<br />
Nagelsmann wohl nicht viel verkehrt gemacht! Jetzt hat<br />
er zwei Jahre Zeit bis zum nächsten großen Turnier, das ist<br />
mehr als doppelt so viel, wie er bisher hatte. Ein paar der<br />
Jungs haben jetzt die Länderspielkarriere beendet, doch<br />
wenn er die restlichen Leistungsträger bei der Stange hält<br />
und noch das eine oder andere Talent findet, dann traue<br />
ich der Truppe bei der WM eine ganze Menge zu. Vielleicht<br />
qualifiziert sich Spanien gar nicht und dann kann<br />
man relativ sorglos da hinfahren... Jetzt kommt erst mal<br />
die Nations League im Herbst und zum ersten Mal sehe<br />
ich einen Sinn darin. Die deutsche Auswahl kann sich<br />
gegen international starke Konkurrenz testen und diese<br />
Spiele schon mal als Vorbereitung auf die WM mitnehmen.<br />
Ich für meinen Teil bin optimistisch, was die Zukunft<br />
des deutschen Teams angeht; das K. o. gegen die Spanier<br />
kann ja auch motivierend wirken...<br />
Jetzt ist aber Schluss mit der EM, schließlich geht nächste<br />
Woche der Ligabetrieb schon wieder los. Zumindest in der<br />
für mich wichtigen Schalke-Liga! Die erste Bundesliga mit<br />
den EM-Spielern startet erst Ende August, die können sich<br />
noch vom Turnier ausruhen. Das ist ja eigentlich unfair,<br />
denn auch in der zweiten Bundesliga turnen Spieler herum,<br />
die mit ihren Nationalmannschaften bei der EM waren,<br />
z. B. bei Hertha, Lautern, Darmstadt, Karlsruhe oder<br />
Köln. Aber egal, ich freue mich, dass es losgeht und da es<br />
auf Schalke keine Nationalspieler gibt, ist es mir ziemlich<br />
egal. Ich bin gespannt, was die Knappen in dieser Saison<br />
zeigen. Die werden sich natürlich den Wiederaufstieg vornehmen,<br />
doch das dürfte noch schwieriger werden als im<br />
vergangenen Jahr.<br />
So, das war es für heute. Beim nächsten Mal gibt es<br />
Olympia…<br />
Carsten<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 29
WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />
WORTSPIELRÄTSEL<br />
von Carina<br />
Fett umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben des endgültigen<br />
Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen. Sind pro Einzellösung mehrere<br />
Kästchen fett umrandet, sind diese Buchstaben identisch! Alles klar? Na dann viel Spaß!<br />
Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />
Sommer, Sonne, Kaktus…<br />
würde Helge Schneider singen bei unserem diesmaligen Thema und das ist vielleicht<br />
gar nicht so verkehrt. Man wartet voller Vorfreude monatelang darauf und dann wird es<br />
spannend, ob sich investiertes Geld, eventueller Stress und erhoffte Erholung & Spaß am<br />
Ende auszahlen. Bei uns war das neulich leider nicht so. Insofern wünsche ich Euch allen,<br />
dass Ihr eine angenehme und wunderprächtige Zeit verbringt, sofern Ihr denn gerade<br />
welchen macht. Das Thema ist: Urlaub. Viel Spaß und einen schönen solchen!<br />
1. Stacheltier mit Gewässer<br />
2. Freizeit mit kleiner Platte<br />
3. Tour mit Wasserfahrzeug<br />
4. Englisches Sichtsehen<br />
5. Spiel-Utensil für ein Regalbrett<br />
6. Tuch-Behausung mit Olympischer Disziplin<br />
7. Kleinst-Theke<br />
8. Ein Ort für ein Längenmaß<br />
9. Englischer Luftstrich<br />
10. Nicht schlechtes Meeresufer<br />
Lösungswort:<br />
Zu gewinnen für das korrekte Lösungswort:<br />
1.- 3. Preis je ein Gutschein unserer Wahl<br />
UND:<br />
Im Dezember 2024 wird von ALLEN korrekten<br />
Einsendungen ein zusätzlicher Gewinner gezogen,<br />
der eine besondere Überraschung erhält!<br />
Einsendeschluss<br />
ist der 29. September 2024<br />
(es gilt das Datum des Poststempels bzw. der E-Mail)<br />
E-Mails nur mit Adressen-Angabe. Unsere Postanschrift finden Sie<br />
im Impressum auf Seite 31. Teilnahmeberechtigt sind alle, außer die<br />
Mitglieder des Redaktionsteams. Wenn es mehr richtige Einsendungen als<br />
Gewinne gibt, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Lösungswort der letzten <strong>Ausgabe</strong>: STERNWARTE<br />
bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />
1. MILCHSTRASSE 2. ALLMACHT<br />
3. SCHWERKRAFT 4. RAUMSCHIFF 5. URKNALL<br />
6. WELTRAUM 7. ALLTAG<br />
8. UEBERALL 9. STERNTALER 10. SONNENSCHEIN<br />
Gewonnen haben (aus 90 korrekten Einsendungen):<br />
J. Grober, Merzhausen<br />
M. Ritschel, Freiburg<br />
T. Moch, Freiburg<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />
30<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024
ÜBER UNS<br />
Seit Jahren geht in unserer Gesellschaft die Schere zwischen<br />
Arm und Reich weiter auseinander. Besonders durch die<br />
Agenda 2010 und die damit verbundenen Hartz IV-Gesetze<br />
wurden Sozialleistungen abgesenkt. Die Lebenshaltungskosten<br />
steigen jedoch von Jahr zu Jahr. Viele Menschen kommen<br />
mit den Sozialleistungen nicht mehr aus oder fallen schon<br />
längst durch das ziemlich löchrig gewordene soziale Netz.<br />
Und heute kann jeder von Arbeitslosigkeit bedroht sein.<br />
Vereine und private Initiativen versuchen die Not, in welche<br />
immer mehr Menschen kommen, zu lindern und die Lücken<br />
im System zu schließen. Es gibt unterschiedliche nichtstaatliche<br />
Einrichtungen wie z. B. die Tafeln, welche sich um diese<br />
ständig wachsende Bevölkerungsgruppe kümmern. Oder<br />
eben die Straßenzeitungen wie der FREIeBÜRGER. In unserer<br />
Straßenzeitung möchten wir Themen aufgreifen, welche in<br />
den meisten Presseerzeugnissen oft zu kurz oder gar nicht<br />
auftauchen. Wir wollen mit dem Finger auf Missstände<br />
zeigen, interessante Initiativen vorstellen und kritisch die<br />
Entwicklung unserer Stadt begleiten. Wir schauen aus einer<br />
Perspektive von unten auf Sachverhalte und Probleme und<br />
kommen so zu ungewöhnlichen Einblicken und Ansichten.<br />
Damit tragen wir auch zur Vielfalt in der lokalen Presselandschaft<br />
bei.<br />
Gegründet wurde der Verein im Jahr 1998 von ehemaligen<br />
Wohnungslosen und deren Umfeld, deshalb kennen die<br />
MitarbeiterInnen die Probleme und Schwierigkeiten der<br />
VerkäuferInnen aus erster Hand. Ziel des Vereins ist es, dass<br />
Menschen durch den Verkauf der Straßenzeitung sich etwas<br />
hinzuverdienen können, sie durch den Verkauf ihren Tag<br />
strukturieren und beim Verkaufen neue Kontakte finden<br />
können. Wir sind eine klassische Straßenzeitung und geben<br />
unseren VerkäuferInnen die Möglichkeit, ihre knappen finanziellen<br />
Mittel durch den Verkauf unserer Straßenzeitung<br />
aufzubessern. 1 € (Verkaufspreis 2,10 €) pro <strong>Ausgabe</strong> und das<br />
Trinkgeld dürfen unsere VerkäuferInnen behalten.<br />
Es freut uns zum Beispiel sehr, dass sich einige wohnungslose<br />
Menschen über den Verkauf der Straßenzeitung eine neue<br />
Existenz aufbauen konnten. Heute haben diese Menschen<br />
einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und eine<br />
Wohnung. Der FREIeBÜRGER unterstützt also Menschen<br />
in sozialen Notlagen. Zu unseren VerkäuferInnen gehören<br />
(ehemalige) Obdachlose, Arbeitslose, GeringverdienerInnen,<br />
RentnerInnen mit kleiner Rente, Menschen mit gesundheitlichen<br />
Problemen, BürgerInnen mit Handicap u. a. Unser Team<br />
besteht derzeit aus fünf MitarbeiterInnen. Die Entlohnung<br />
unserer MitarbeiterInnen ist äußerst knapp bemessen und<br />
unterscheidet sich aufgrund der geleisteten Arbeitszeit und<br />
Tätigkeit. Dazu kommt die Unterstützung durch ehrenamtliche<br />
HelferInnen. Leider können wir durch unsere Einnahmen<br />
die Kosten für unseren Verein, die Straßenzeitung und Löhne<br />
unserer MitarbeiterInnen nicht stemmen. Daher sind wir<br />
auch in Zukunft auf Unterstützung angewiesen.<br />
SIE KÖNNEN UNS UNTERSTÜTZEN:<br />
• durch den Kauf einer Straßenzeitung oder<br />
die Schaltung einer Werbeanzeige<br />
• durch eine Spende oder eine Fördermitgliedschaft<br />
• durch (langfristige) Förderung eines Arbeitsplatzes<br />
• durch Schreiben eines Artikels<br />
• indem Sie die Werbetrommel für unser<br />
Sozialprojekt rühren<br />
Helfen Sie mit, unser Sozialprojekt zu erhalten und weiter<br />
auszubauen. Helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft<br />
anderen Menschen helfen können.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
V.i.S.d.P: Oliver Matthes<br />
Chefredakteur: Uli Herrmann († 08.03.2013)<br />
Titelbild: Our Scrapbook / Adobe Stock<br />
Layout: Ekkehard Peters<br />
An dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgearbeitet:<br />
Carsten, Carina, Conny, Ekki, Karsten, Oliver, Recht<br />
auf Stadt, Rose Blue, utasch und Gastschreiber<br />
Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />
Auflage: 6.000 | Erscheinung: monatlich<br />
Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg | VR 3146<br />
Kontakt:<br />
DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
Engelbergerstraße 3<br />
79106 Freiburg<br />
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Der Nachdruck von Text und Bild (auch nur in Auszügen)<br />
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Rücksprache und mit der Genehmigung der Redaktion<br />
erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> des FREIeBÜRGER erscheint am:<br />
01.10.2024<br />
1. und 2. Mittwoch im Monat um 14 Uhr:<br />
Öffentliche Redaktionssitzung<br />
FREIeBÜRGER 08/09 | 2024 31
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