Gemälde Alte Meister – Teil 1
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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE II<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />
Auctions: Thursday, 5 December 2024<br />
Exhibition: Saturday, 30 November <strong>–</strong> Tuesday, 3 December 2024
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
166<br />
APOLLONIO DI GIOVANNI,<br />
1415/17 <strong>–</strong> 1465<br />
TRIUMPHZUG DES KONSULS LUCIUS AEMILIUS<br />
PAULUS<br />
Öl und Tempera auf Holz.<br />
38,5 x 155,5 cm.<br />
In schmaler Galerieleiste.<br />
Wir danken Alessandro Tomei für die Bestätigung der<br />
Zuschreibung anhand eines Fotos und für die Hilfe bei<br />
der Katalogisierung dieses Loses.<br />
Beigegeben ein umfangreicher auch Fotomaterial beinhaltender<br />
Restaurierungsbericht von Carlotta Beccaria,<br />
Mailand, 20. Januar 2021.<br />
Diese Arbeit war ursprünglich das Vorderteil einer<br />
Hochzeitstruhe, eines Cassone, eines großen Holzbehälters,<br />
der mit <strong>Gemälde</strong>n dekoriert war und zur Aufbewahrung<br />
von Wäsche und anderen persönlichen<br />
Gegenständen verwendet wurde. Es war traditionell<br />
üblich, dass solche Möbelstücke in einer Prozession<br />
zum Heim der frisch Vermählten getragen wurden,<br />
um im Brautgemach aufgestellt zu werden. Cassoni<br />
waren von Anfang des 14. bis zum 17. Jahrhundert in<br />
Nord- und Mittelitalien weit verbreitet und besonders<br />
in Florenz sehr beliebt. Ab dem 19. Jahrhundert<br />
wurden sie auch von Sammlern und Museen in Europa<br />
und den Vereinigten Staaten stark nachgefragt.<br />
Die gemalte Dekoration auf Cassoni stellte meist<br />
historische Ereignisse dar, besonders Schlachten und<br />
Szenen aus der Mythologie und der klassischen Literatur,<br />
sowie aus mittelalterlichen Erzählungen, literarischen<br />
Allegorien und religiösen Themen. Das Thema<br />
eines Triumphes, wie es auf diesem Panel dargestellt<br />
ist, war eine beliebte Wahl für die Dekoration von Cassoni<br />
und wurde auch oft auf großen verzierten Tabletts,<br />
die Frauen nach der Geburt überreicht wurden,<br />
abgebildet. Die Wahl dieser Ikonografie war mit der<br />
vorherrschenden humanistischen Kultur verbunden<br />
und dem Interesse, den Ruhm des antiken Roms neu<br />
zu entdecken. Das Thema unterstrich auch die Bedeutung<br />
und den Adel der Familien des Brautpaares und<br />
verstärkte die Traditionen und das Prestige von Hochzeitsprozessionen.<br />
Das vorliegende Panel zeigt den Triumph des Konsuls<br />
Lucius Aemilius Paullus nach der Schlacht von Pidna<br />
in Thessalien, die 168 v. Chr. stattfand. Die Schlacht<br />
markierte die endgültige Niederlage der makedonischen<br />
Dynastie, eines Königreichs, das von Rom in<br />
vier Republiken aufgeteilt wurde. Nachdem er versucht<br />
hatte zu fliehen, ergab sich König Perseus Lucius<br />
Aemilius Paullus und wurde als Gefangener, seiner<br />
königlichen Gewänder beraubt, auf dem Wagen des<br />
Siegers abgebildet, wie es auf diesem <strong>Gemälde</strong> zu<br />
sehen ist. Das ikonografische Thema ist ungewöhnlich,<br />
und dieses Werk stellt ein besonders bedeutendes<br />
Beispiel dar, aufgrund seiner Ausführungsqualität<br />
und des Reichtums an dekorativen Elementen. Ein<br />
weiterer Cassone mit ähnlichem Thema befindet sich<br />
im Fitzwilliam Museum in Cambridge, und andere<br />
ähnliche Werke von Apollonio sind in privaten Sammlungen<br />
dokumentiert (siehe E. Callmann, Apollonio di<br />
Giovanni, Oxford 1974, S. 75, Kat. Nr. 58, Abb. 274).<br />
In dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong> verläuft die triumphale<br />
Prozession von links nach rechts und ist vor einer weiten,<br />
hügeligen Küstenlandschaft angesiedelt, mit der<br />
Stadt Pidna in der Mitte, die von Türmen und Mauern<br />
befestigt ist; das Meer wird von mehreren Schiffen<br />
belebt, und es gibt Festungen auf den Hügeln. Der<br />
Hauptfokus der Komposition liegt auf dem goldenen<br />
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Wagen des Siegers, auf dem, wie bereits erwähnt,<br />
König Perseus vor dem römischen Konsul sitzt, in einer<br />
schlichten weißen Tunika. Ein weiterer Wagen, der ihm<br />
vorausfährt, ist mit der Beute aus wertvollen Objekten<br />
und Möbeln beladen. Sie sind von einer Menge Krieger<br />
umgeben, sowohl zu Fuß als auch zu Pferd, die<br />
Schwerter und Speere tragen, sowie von Würdenträgern<br />
und Dienern, die alle reich gekleidet sind.<br />
Das hochrangige Patronat der Truhe wird nicht nur<br />
durch das Thema betont, das nur von jenen mit klassischem<br />
Wissen verstanden werden konnte, sondern<br />
auch durch den ausgedehnten Gebrauch von Blattgold,<br />
mit dem die dekorativen Elemente der Gewänder<br />
und Waffen verziert sind: Gürtel, bestickte Ränder<br />
der Gewänder, Helme, Federn, Schwertgriffe, Zaumzeug<br />
der Reittiere, die Beute auf dem Wagen des<br />
Triumphators - all dies trägt dazu bei, eine Erzählung<br />
mit deutlich höfischer Note zu schaffen.<br />
Die stilistische Qualität des Werks bestätigt die Zuschreibung<br />
an Apollonio di Giovanni, einen der am<br />
besten dokumentierten und gefeierten Künstler dieser<br />
Kunstproduktion im mittelitalienischen Florenz<br />
des 15. Jahrhunderts. Er wird als Leiter, zusammen<br />
mit Marco del Buono, einer florierenden Werkstatt<br />
dokumentiert, die auf die Produktion von gemalten<br />
Cassoni spezialisiert war. Er stand in Kontakt mit den<br />
zeitgenössischen Strömungen des humanistischen<br />
Denkens, was die Vorliebe für bestimmte ikonografische<br />
Themen erklärt (siehe W. Stechow, Marco del<br />
Buono und Apollonio di Giovanni, Cassone Painter, im:<br />
Bulletin of the Allen Memorial Art Museum, Oberlin<br />
College, Bd. I, Juni 1944, S. 5-21).<br />
Sein malerischer Stil zeichnet sich durch einen eleganten<br />
und kostbaren Duktus aus, der ihn zu einem<br />
der besten Interpreten der frühen florentinischen<br />
Renaissance macht, die noch vom formalen Raffinement<br />
der spätgotischen Malerei durchdrungen war.<br />
Insbesondere kann dieses Werk mit einem Paar Cassone-Vorderseiten<br />
von Apollonio im Königsschloss<br />
Wawel in Krakau (National Art Collections, Inventar Nr.<br />
7928/7929) verglichen werden. Das vorliegende Werk<br />
kann auch mit anderen Cassoni von Apollonio verglichen<br />
werden, wie zum Beispiel der Schlacht zwischen<br />
den Athenern und den Persern (Xerses' Invasion<br />
von Griechenland) im Allen Memorial Art Museum<br />
in Oberlin, Ohio, USA, und den beiden Tafeln mit Szenen<br />
aus der Aeneis in der Yale University Art Gallery in<br />
New Haven, Connecticut, USA. Das vorliegende Werk<br />
kann auf die voll ausgereifte Periode des <strong>Meister</strong>s um<br />
die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, England, bis 2015.<br />
Privatsammlung, Europa.<br />
(1421711) (13)<br />
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15
APOLLONIO DI GIOVANNI,<br />
1415/17 <strong>–</strong> 1465<br />
THE TRIUMPH OF THE CONSUL LUCIUS AEMILIUS<br />
PAULLUS<br />
Tempera and gold on panel, a cassone front.<br />
39.5 x 155.7 cm.<br />
Framed.<br />
We would like to thank Alessandro Tomei for confirming<br />
the attribution of the present painting on the basis<br />
of a photograph and for his help in cataloguing this lot.<br />
Accompanied by an extensive restoration report, including<br />
photographic material, by Carlotta Beccaria,<br />
Milan, 20 January 2021.<br />
This work was originally the front panel of a nuptial<br />
chest, a cassone, a large wooden container decorated<br />
with paintings that was used to store linen and other<br />
personal belongings. It was traditional for such furnishings<br />
to be carried in a procession to the home of<br />
newlyweds to be placed in a bridal chamber.<br />
Cassoni were widespread in Northern and Central Italy<br />
from the fourteenth to the seventeenth century<br />
and were especially popular in Florence. They became<br />
particularly sought after by collectors and museums,<br />
both in Europe and the United States from the nineteenth<br />
century onwards.<br />
The painted decoration on cassoni usually depicted<br />
historical events, particularly battles and episodes taken<br />
from mythology and classical literature, as well as<br />
from medieval novels, literary allegories and religious<br />
themes. The subject of a triumph, as depicted on the<br />
present panel, was a popular choice for the decoration<br />
of cassoni, and was also often depicted on deschi<br />
da parto, large decorated trays that were offered to<br />
women after childbirth. The choice of this iconography<br />
was linked to the prevailing humanist culture and the<br />
interest in revisiting the glory of ancient Rome. The<br />
subject matter also emphasised the importance and<br />
nobility of the bride and groom’s families and augmented<br />
the customs and prestige of wedding processions.<br />
The present panel depicts the Triumph of the Consul<br />
Lucius Aemilius Paullus after the battle of Pidna in<br />
Thessaly, which took place in 168 BC. The battle<br />
marked the final defeat of the Macedonian dynasty, a<br />
kingdom which was then divided by Rome into four<br />
republics. After attempting to escape, King Perseus<br />
surrendered himself to Lucius Aemilius Paullus and as<br />
a prisoner, stripped of his royal robes; he is depicted<br />
on the chariot of the victor in the present painting. The<br />
iconographic theme is uncommon, and this work is a<br />
particularly significant example, due to its quality of<br />
execution and the richness of the decorative elements.<br />
Another cassone with a similar subject is<br />
conserved in the Fitzwilliam Museum, Cambridge,<br />
and other similar works by Apollonio are documented<br />
in private collections (see E. Callmann, Apollonio di<br />
Giovanni, Oxford 1974, p.75, cat.no.58, fig.274).<br />
In the present painting the triumphal procession proceeds<br />
from left to right and is set against a wide hilly<br />
coastal landscape, with the city of Pidna in the centre,<br />
fortified by towered walls; the sea is animated by several<br />
ships, and there are forts on the hills. The main<br />
focus of the composition is the victor’s golden chariot<br />
on which, as aforementioned, King Perseus is sitting<br />
in front of the Roman Consul, dressed in a simple white<br />
tunic. Another chariot preceding him is laden with the<br />
booty of precious objects and furnishings. They are<br />
surrounded by a crowd of warriors, on foot and on<br />
horseback wielding swords and spears, as well as dignitaries<br />
and servants, all of them richly attired.<br />
The high-ranking patronage of the chest is emphasised<br />
not only by the subject, which could only be interpreted<br />
by those with a classical knowledge, but<br />
also by the extensive use of gold leaf, with which the<br />
decorative elements of the robes and weapons are<br />
embellished: belts, embroidered borders of robes,<br />
crests, plumes, sword hilts, harnesses of mounts, the<br />
spoils on the triumphant’s chariot: all contributing to<br />
creating a narrative of marked courtly taste.<br />
The stylistic quality of the work confirms its attribution<br />
to Apollonio di Giovanni, who is one of the most<br />
well-documented and celebrated artists of this type of<br />
art production in mid-Quattrocento Florence. He is<br />
documented as the head, together with Marco del<br />
Buono, of a flourishing workshop specialised in the<br />
production of painted cassoni. He was in contact with<br />
contemporary currents of humanistic thought, which<br />
explain the preference for certain iconographic<br />
themes (see W. Stechow, Marco del Buono and Apollonio<br />
di Giovanni, Cassone Painters, in: Bulletin of the<br />
Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, vol. I,<br />
June 1944, pp. 5<strong>–</strong>21; and E. Callmann, op. cit).<br />
His painterly style is characterised by an elegant and<br />
precious ductus that places him among the best interpreters<br />
of the early Florentine Renaissance still imbued<br />
with the formal refinement of late Gothic painting.<br />
In particular, the present work can be compared<br />
to a pair of cassone fronts by Apollonio in the Royal<br />
Castle of Wawel in Cracow (National Art Collections,<br />
inv. no. 7928/7929).The present work can also be<br />
compared with other cassoni by Apollonio, such as<br />
the Battle between the Athenians and the Persians<br />
(Xerses’s invasion of Greece) in the Allen Memorial<br />
Art Museum in Oberlin, Ohio, USA and the two panels<br />
with Scenes from the Aeneid in the Yale University<br />
Art Gallery, New Haven, Connecticut, USA. The present<br />
work can be dated to the master’s fully mature<br />
period, around the middle of the 15th century.<br />
Provenance:<br />
Private collection, England, until 2015.<br />
Private European collection.<br />
€ 350.000 - € 450.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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167<br />
ALBRECHT DÜRER,<br />
1471 NÜRNBERG <strong>–</strong> 1528 EBENDA,<br />
WERKSTATT DES<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
DIE HEILIGEN JOHANN EVANGELIST<br />
sowie<br />
ERASMUS SOWIE LAURENTIUS UND THOMAS<br />
Öl/Mischtechnik auf Lindenholz.<br />
123 x 37 cm.<br />
um 1510/20<br />
Beigegeben ein Gutachten von Ludwig Meyer vom<br />
15. März 2002, Friedrich Winkler vom 04. April 1963<br />
und Prof. Dr. Alfred Stange vom 13. Februar 1963, in<br />
Kopie.<br />
Paar Tafelbilder. Die beiden in schlankem Hochformat<br />
gemalten Tafeln bildeten die Außenseiten eines Flügelaltars<br />
und stellen jeweils zwei Heilige nebenein anderstehend<br />
dar: links Johann Evangelist und Erasmus<br />
sowie rechts Laurentius und Thomas. Ein großer<br />
Blattfeston, mittig geteilt, verbindet die beiden Darstellungen<br />
und bildet damit im geschlossenen Zustand<br />
des Flügelaltars eine Bildeinheit. Eine Besonderheit<br />
ist die Farbgebung, nämlich die in Deutschland in dieser<br />
Zeit noch seltene Grisaille malerei, die zwischen 1500<br />
und 1515 aus den Niederlanden nach Deutschland eingeführt<br />
wurde. In Grau tönen erscheinen die Gestalten<br />
nahezu wie Stein figuren, was zudem durch die plastisch-perspektivische<br />
gemalten Nimben betont wird,<br />
die wie Steinscheiben erscheinen. Auffallend ist die<br />
spezifisch Dürerische Manier, zudem sind durchscheinende<br />
Unterzeichnungen vor dem dunkelblauen Grund<br />
auszumachen.<br />
Die Vorderseiten der Tafeln haben sich nicht erhalten,<br />
möglicherweise sind sie in der Zeit der Bilderstürme<br />
oder während der Säkularisation verlustig gegangen.<br />
In seinem Exposé hat Ludwig Meyer, München, darauf<br />
hingewiesen, dass der Maler die 1509 geschaffenen<br />
Bilder in der Frankfurter Dominikanerkirche mit<br />
den zwei ebenfalls in Grisaille-Manier gemalten Tafeln<br />
von Grünewald wohl gekannt hat, wie ebenso den<br />
Hochaltar der St. Kunigundenkirche in Rochlitz. Die<br />
Nähe zu Werken des Hans von Kulmbach wird in der<br />
Lichtführung, der gestreckten Figurenlänge und im<br />
Faltenwerk gesehen. Auch werden die Heiligendarstellungen<br />
auf dem Annenaltar von 1510 in der Nürnberger<br />
Lorenzkirche zum Vergleich genannt.<br />
Der Dürer-Experte Prof. Dr. Alfred Stange datierte die<br />
Bilder gegen 1510 und ordnete sie einem Mitarbeiter<br />
Dürers „von hoher Qualität“ zu. Ungeklärt ist bisher<br />
die Frage, zu welchem Altar die beiden Flügel geschaffen<br />
wurden. Ungeachtet der in der Forschung<br />
noch nicht eindeutig geklärten Künstlerzuweisung<br />
handelt es sich hier um bedeutende Werke der Dürerwerkstatt<br />
der Zeit um 1510/20.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Murray, Florenz, bis 1929.<br />
Auktion Paul Cassirer und Hugo Helbig Berlin, 6.-7.<br />
November 1929, Lot 314-315, mit Abb. im Katalog<br />
des Nachlasses von Prof. E. Buchner (heute Zentralinstitut<br />
für Kunstgeschichte München).<br />
Privatsammlung, Rheinland.<br />
Sammlung Prof. Dr. Jakob Strieder (1877-1936),<br />
München.<br />
Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München, 1963.<br />
Privatsammlung München, ab 1963.<br />
Auktion Lempertz Köln, Auktion 812, 17. November<br />
2001, Lot 1052.<br />
Sammlung Dr. Bernhard Decker, Frankfurt am Main.<br />
ALBRECHT DÜRER,<br />
1471 NUREMBERG <strong>–</strong> 1528 IBID.,<br />
WORKSHOP OF<br />
A pair of panel paintings<br />
SAINT JOHN THE EVANGELIST<br />
and<br />
SAINTS ERASMUS, LAWRENCE, AND THOMAS<br />
Oil/mixed media on lime panel.<br />
123 x 37 cm each.<br />
ca. 1510/20<br />
Accompanied by an expert’s report by Ludwig Meyer<br />
dated 15 March 2002, Friedrich Winkler dated 4 April<br />
1963 and Professor Dr Alfred Stange, dated 13 February<br />
1963, in copy.<br />
The two panels, painted in narrow portrait format,<br />
formed the outer sides of a winged altar and each<br />
depict two saints standing next to one another: John<br />
the Evangelist and Erasmus on the left and Lawrence<br />
and Thomas on the right. A special feature is the colouration<br />
in grisaille technique, which was still rare in<br />
Germany at that time. It was introduced to Germany<br />
from the Netherlands between 1500 and 1515.<br />
The typical Dürer manner is striking, and translucent<br />
underdrawings can also be seen against the dark blue<br />
background. Ludwig Meyer points out in his report<br />
that the artist was probably aware of two panel paintings<br />
by Grünewald created for the Dominican Church<br />
in Frankfurt in 1509, which were also in grisaille, and<br />
also the high altar of the Kunigunde Church in Rochlitz.<br />
The depictions of saints on the “Annenaltar” (St<br />
Anne Altar) from 1510 in Nuremberg’s Church of Saint<br />
Lawrence are also mentioned for comparison. Dürer<br />
expert Professor Dr Alfred Stange dated the paintings<br />
to ca. 1510 and attributed them to one of Dürer’s<br />
workshop assistants “of high quality”. It remains unclear<br />
for which altar the two wings were originally created.<br />
Regardless of the artist’s attribution, which has<br />
not yet been clearly established by current research,<br />
these are important works from Dürer’s workshop<br />
from ca. 1510/20.<br />
Provenance:<br />
Until 1929 Murray Collection, Florence.<br />
Auction Paul Cassirer and Hugo Helbig, Berlin 6-7<br />
November 1929, lot 314-315, with ill. no. (cat. estate<br />
Professor E. Buchner, today Zentralinstitut für Kunstgeschichte,<br />
Munich.<br />
Private collection, Rhineland.<br />
Professor Dr Jakob Strieder Collection, Munich<br />
(1877-1936).<br />
1963 Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, Munich.<br />
Since 1963 private collection, Munich.<br />
Lempertz, Cologne, Auction 812, 17 November 2001,<br />
lot 1052.<br />
Dr Bernhard Decker Collection, Frankfurt/M.<br />
Literature:<br />
cf. Rainhard Riepertinger, Das Rätsel Grünewald, exhibition<br />
catalogue, Haus der Bayerischen Geschichte,<br />
Augsburg 2002.<br />
cf. Landesausstellung 2002-2003, Aschaffenburg,<br />
Schloss Johannisburg cat. no. 101.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina<br />
Heinemann und Jutta Schumann (Hrsg.), Das<br />
Rätsel Grünewald, Haus der Bayerischen Geschichte,<br />
Bayerischen Landesausstellung 2002-2003 im<br />
Schloss Johannisburg/Aschaffenburg, Ausstellungskatalog,<br />
Augsburg 2002, Kat. Nr. 101. (1420621) (11)<br />
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168<br />
MARTEN DE VOS,<br />
1532 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1603, ZUG.<br />
VERKÜNDIGUNG AN MARIA<br />
Öl auf Holz.<br />
108 x 69 cm.<br />
Im original Rahmen, wohl aus dem 15. Jahrhundert.<br />
Imponierend große Bilddarstellung, offensichtlich als<br />
Altarblatt geschaffen, mit oben geschweift-gerundetem<br />
Schluss, in dessen erhöhter Mitte die Erscheinung<br />
des Heiligen Geistes in Wolken aufleuchtet.<br />
Die Szene in einem Innenraum mit Baldachinbett mit<br />
grünen Vorhängen, im Hintergrund Säulendarstellungen<br />
auf hohen Sockeln, die entgegen der Historizität<br />
eines solchen Schlafraums vielmehr die Herrschaft<br />
des beginnenden Christentums symbolisieren. Die<br />
Jungfrau Maria traditionsgemäß mit Gebetbuch sitzend<br />
gezeigt, der rechts herannahende Erzengel<br />
Gabriel hält einen Stab, umwunden mit einem Rotulus,<br />
darauf der im Bibeltext überlieferte lateinische<br />
Englische Gruß. Zwischen beiden Gestalten eine<br />
Vase mit weißen Lilien, Symbol der keuschen Reinheit<br />
Mariens. Das Paviment mit Bodenmusterung<br />
betont die Raumperspektive.<br />
Es wird angenommen, dass es sich beim vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> um ein Auftragswerk für eine rheinische<br />
Gemeinde/Kloster handelt.<br />
Im beiliegenden Exposée wird die Annahme vertreten,<br />
dass es sich hier um eine eigenhändige Arbeit<br />
des Künstlers handelt.<br />
Provenienz:<br />
Auflösung eines rheinischen Klosters.<br />
Anmerkung:<br />
Drei weniger qualitätvolle und kompositorisch leicht<br />
abweichende <strong>Gemälde</strong> zu diesem Thema, entstanden<br />
im Künstlerkreis von Maerten de Vos, sind im RDK<br />
Den Haag aufgeführt (Abbn. 0000 122 599).<br />
(1420622) (11)<br />
MARTEN DE VOS,<br />
1532 ANTWERP <strong>–</strong> 1603, ATTRIBUTED<br />
THE ANNUNCIATION<br />
Oil on panel.<br />
108 x 69 cm.<br />
The enclosed expert’s report assumes that this is<br />
a work by the artist himself.<br />
Provenance:<br />
Dissolution of a Rhenish monastery.<br />
Notes:<br />
Three paintings of this subject, albeit of lesser quality<br />
and with varying compositions and created by the<br />
circle of artists around Marten de Vos, are listed at<br />
the RDK in The Hague (figs. 0000 122 599).<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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169<br />
TOSKANISCHE SCHULE DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
MARIA MIT DEM KINDE UND DEM<br />
JOHANNESKNABEN SOWIE ZWEI ENGELN<br />
Öl auf Holz.<br />
Durchmesser: 88 cm.<br />
Verso mit Spuren alter Parkettierung.<br />
In mit fruktalem Dekor reliefiertem Rahmen.<br />
Vor einer sanfthügeligen Flusslandschaft mit jüngen<br />
Bäumen und abschließendem Gebirgszug ein grünes<br />
Velum hinter der im Zentrum leicht nach links sitzenden<br />
Mutter Gottes. Auf ihrem Schoß hält sie das Jesuskind,<br />
welches nach dem danebenstehendem Johannesknaben<br />
greift. Zu den Seiten jeweils ein Engel<br />
mit angelegten Flügeln. Das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />
kann in Zusammenhang gesehen werden mit Werken<br />
des Maestro del Tondo Greenville, für den solche<br />
Kompositionen auch mit zwei Engeln mehrfach überliefert<br />
sind (z.B. Fondazione Zeri Nummer 26060).<br />
(1421421) (13)<br />
TUSCAN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH THE INFANT<br />
SAINT JOHN AND TWO ANGELS<br />
Oil on panel.<br />
Diameter: 88 cm.<br />
Remains of old parquetting on the reverse.<br />
The present painting is related to works by the<br />
Maestro del Tondo Greenville, who is known for<br />
several of such compositions with two angels (e.g.<br />
Fondazione Zeri, no. 26060).<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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170<br />
MEISTER DER TOSKANISCHEN SCHULE<br />
DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
TUSCAN SCHOOL,<br />
16TH CENTURY<br />
ERZENGEL MICHAEL<br />
ARCHANGEL MICHAEL<br />
Öl auf Holz.<br />
163 x 130 cm.<br />
Oil on panel.<br />
163 x 130 cm.<br />
Betont großes Tafelgemälde, wohl Altarbild eines<br />
Michael-Patroziniums. Die Hauptfigur, Michael mit ausgespannten<br />
Flügeln, füllt nahezu die gesamte Bildfläche,<br />
und steht im Kontrapost auf den Beinen des gefallenen<br />
Engels Luzifer. Seine Rechte hält eine schanke,<br />
gegen Luzifer gerichtete Lanze, seine Linke eine Waage<br />
als sein bekanntes Attribut. In den Waagschalen je<br />
eine menschliche Gestalt deren Sünden abgewogen<br />
werden. Luzifer, ebenfalls mit Flügeln, jedoch in Art<br />
von Fledermausschwingen, ist bezeichnenderweise<br />
mit spitz zulaufenden Pansohren und Hörnern dargestellt,<br />
seine Zehen mit Krallen versehen.<br />
Während die beiden Gestalten in markanter Farbigkeit<br />
erscheinen, Michael in gelbem, hauteng gearbeitetem<br />
Harnisch und mit rotem Umhang, ist der landschaftliche<br />
Hintergrund weitgehend in blauer Luftperspektive<br />
gezeigt. Ein sich weit hinziehendes Gewässer mit bebauten<br />
Landzungen wird von einer Berglandschaft hinterfangen.<br />
So ist die Landschaft als Weltbild zu verstehen,<br />
stellvertretend für alles Weltliche.<br />
Die rechte Hand des Luzifers greift nach einer der beiden<br />
Waagschalen, um die Sündigkeit des darin befindlichen<br />
Menschleins zu demonstrieren.<br />
Der Malstil zeigt in der figürlichen Komposition den<br />
gemäßigten Manierismus, wie er Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
im Raum Florenz anzufinden ist. Auch die<br />
Farbwahl, die von kräftigem Rot in Rosa und leuchtendem<br />
Gelb wechselt, zeigt sich als typisch manieristisch,<br />
von dem Protagonisten Jacopo da Carucci Pontormo<br />
(1494-1556/57)- etwa mit seiner Kreuzabnahme<br />
Christi vorbereitet. Als dem Werk nahestehende<br />
Künstler wäre hier der Kreis um Carlo Portelli (Anfang<br />
1500-1574) zu nennen.<br />
(1421431) (11)<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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171<br />
PIETER AERTSEN,<br />
1507/1508 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1575<br />
Der Maler, wegen seiner Größe der „Lange Pier“ genannt,<br />
war zunächst Mitglied der Sankt Lucas Gilde<br />
in Antwerpen, bevor er sich ab 1555 in Amsterdam<br />
niederließ. Dies aufgrund der Verehelichung mit einer<br />
Verwandten des Malers Joachim Beuckelaer (1533-<br />
1574/75).<br />
DAS LETZTE ABENDMAHL<br />
Öl auf Holz.<br />
80,5 x 125,5 cm.<br />
In breitem ebonisierten, Rahmen mit Schriftdekor.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Peter van den<br />
Brink, Bonnefantenmuseum, Maastricht, ohne Datum,<br />
in Kopie.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist gelistet im RKD, Den Haag, unter Nr.<br />
341527. Die Zuschreibung ebenso bestätigt durch<br />
Paul Verbraeken.<br />
In einem architektonisch weithin ausgestalteten Innenraum<br />
der mit weißem Tischtuch gedeckte Tisch<br />
als Querriegel im Raum stehend. Darum im Zentrum<br />
Christus mit seinen Jüngern angeordnet, während vor<br />
dem Tisch Körbe mit Nahrungsmitteln stehen zugleich<br />
ein Grund dafür, dass keine Jünger sitzen können,<br />
die kompositorisch die Sicht auf Christus und die<br />
Jünger auf der anderen Tischseite stören würden. Zuerst<br />
in Antwerpen und später in seiner Heimatstadt<br />
Amsterdam gründete Aertsen eine florierende Werkstatt,<br />
zu der auch seine beiden Neffen Joachim Beuckelaer<br />
(1533-1574/75) und Huybrecht Beuckeleer (tätig<br />
1563-1584) sowie vermutlich seine drei Söhne Pieter<br />
Pietersz. der Ältere (um 1540-1603), Aert Pietersz. (tätig<br />
1563-1584) und Dirk Pietersz. (1558- um 1621) gehörten.<br />
Das letzte Abendmahl zeigt Aertsens Können,<br />
religiöse Motive mit Stillleben zu verbinden, und ist<br />
vergleichbar mit anderen <strong>Gemälde</strong>n des Künstlers<br />
und seiner Werkstatt, in der auch seine Söhne angestellt<br />
waren, die in den 1550er und 1560er Jahren entstanden<br />
sind. Vergleichbar ist etwa Aertsens Christus<br />
im Haus der Maria und Marta, das 1553 datiert ist und<br />
im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam<br />
(Nr. 1108) verwahrt wird. 200 x 126 cm ebenfalls auf<br />
Holz gemalt, besonders aufgrund des Stils und der<br />
Gesichter. Der Mann mit den Wasserkrug ganz links<br />
kann eventuell ein Selbstportrait Aertsens sein, wie es<br />
etwa auch in Adriaen Thomasz. Keys <strong>Gemälde</strong> Das<br />
letzte Abendmahl (datiert 1575, im Koninklijk Museum<br />
voor Schone Kunsten Antwerpen) der Fall ist.<br />
Provenienz:<br />
Jesuitenkloster, Antwerpen;<br />
Deren Verkauf, Auktion Bernaerts, vom 30. März 1998<br />
unter Lot 62 (als Pieter Pietersz).<br />
Bedeutende Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
P. Verbraeken, A selection of fine old master paintings<br />
from the Antwerp Jesuit College, Ausstellungskatalog,<br />
Antwerpen 1998, mit Farbabb. auf dem Titelblatt (als<br />
Pieter Pietersz.).<br />
Ausstellung:<br />
The Netherlands, Grand Hotel, A selection of fine old<br />
master paintings from the Antwerp Jesuit Collegue,<br />
7.-15. März 1998, als Lot 62 (als Pieter Pietersz.).<br />
Anmerkung:<br />
Besonders hervorzuheben sind die Unterzeichnungen,<br />
die das Werk als das Original des Künstlers<br />
identifizieren. (1420431) (13)<br />
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27
PIETER AERTSEN,<br />
1507/1508 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1575<br />
THE LAST SUPPER<br />
Oil on panel.<br />
80.5 x 125.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Peter van<br />
den Brink, Bonnefantenmuseum, Maastricht, n.d., in<br />
copy<br />
The painting registered in the RKD, The Hague, under<br />
no. 341527. The attribution also confirmed by Paul Verbraeken.<br />
The Last Supper shows Aertsen’s ability to combine<br />
religious motifs with still lifes and is comparable to<br />
other paintings by the artist and his workshop which<br />
included his sons, created in the 1550s and 1560s.<br />
Aertsen’s Christ in the House of Mary and Martha dated<br />
1553 and held at the Museum Boijmans van Beuningen<br />
in Rotterdam (no. 1108) compares well to the<br />
present painting: measuring 200 x 126 cm, it is also<br />
painted on panel and the style and faces compare particularly<br />
well. The man with the water jug on the far<br />
left is possibly a self-portrait of the artist himself. € 70.000 - € 90.000<br />
Provenance:<br />
Jesuit college, Antwerp.<br />
Bernaerts Auction, 30 March 1998, lot 62 (as Pieter<br />
Pietersz.)<br />
Important private collection.<br />
Literature:<br />
P. Verbraeken, A selection of fine old master paintings<br />
from the Antwerp Jesuit College, exhibition catalogue,<br />
Antwerp, 1998 with colour ill. on front page (as Pieter<br />
Pietersz.).<br />
Exhibitions:<br />
The Netherlands, Grand Hotel, A selection of fine old<br />
master paintings from the Antwerp Jesuit College,<br />
7-15 March 1998, lot 62 (as Pieter Pietersz.).<br />
Notes:<br />
Particularly worth emphasising are the underdrawings,<br />
which identify the work as original by the artist.<br />
Sistrix<br />
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172<br />
AMBROSIUS BENSON,<br />
UM 1495 MAILAND <strong>–</strong> 1550 BRÜGGE<br />
Benson scheint lombardische Herkunft zu sein, war<br />
jedoch ab 1518 <strong>Meister</strong> in Brügge tätig und trat als<br />
Mitarbeiter in die Werkstatt von Gerard David (um<br />
1460-1523) ein. Als einer der wichtigsten flämischen<br />
Maler zwischen Spätgotik und Renaissance, neben<br />
Gerard David und Adriaen Isenbrant (1475/95-1551),<br />
feierte Benson große Erfolge und seine Exporte reichten<br />
bis nach Spanien und Portugal.<br />
MARIA MIT DEM KINDE IN FEINER LANDSCHAFT<br />
Öl auf Holz.<br />
14,6 x 14,6 cm.<br />
In geschnitztem vergoldeten und gefasstem Rahmen.<br />
Verso mit Provenienz- und Auktionsetiketten.<br />
Das angebotene, in seiner Provenienz und in der Literatur<br />
gut dokumentierte <strong>Gemälde</strong> zeigt Maria in Halbfigur<br />
stehend in einem mit feinen Ornamenten besticktem<br />
violetten Gewand. In ihren Händen sitzt das<br />
Christuskind, eine Hand greift nach ihrem Kinn, die<br />
andere hält einen in seiner Größe an das Kind angepassten<br />
Apfel. Inkarnat, Textil und auch die goldgewellte<br />
Haarpracht sind hochminutiös wiedergegeben<br />
und stehen in ihrer Feinmalerei keineswegs der Landschaft<br />
nach, in welche die Personen harmonisch eingebettet<br />
sind. Maria scheint auf einem zu den Bildrändern<br />
abflachendem Hügel zu stehen, der mit<br />
unterschiedlichem Blattwerk und Gräsern bewachsen<br />
ist, hinter ihr links eine dicht belaubte Baumgruppe,<br />
deren Verschattung als Kontrast zu den Reflexen der<br />
Haare dient, rechts ein sich in den Bildgrund hineinschlängelnder<br />
Weg, der vorbei an einem aufgestockten<br />
Heuballen zu einer Häusergruppe führt, zu der<br />
soeben ein Wanderer im Begriff ist zu gelangen. Weiter<br />
hinten, hinter weiteren fein ausgeführten Bäumen<br />
eine abschließende Gebirgsdarstellung, deren Grau<br />
mit dem lichten Himmel verschwimmt. Das kleine<br />
Format des <strong>Gemälde</strong>s weist darauf hin, dass es für<br />
die private Andacht gedacht war. Als Bild, zu dem der<br />
Betrachter immer wieder zurückkehren würde, ist die<br />
Andachtswirkung der Darstellung bewusst so gestaltet,<br />
dass sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten<br />
eröffnet und eine fortwährende Quelle für Meditation<br />
und Gebet bietet. So kann zum Beispiel die zärtliche<br />
Geste des Christuskindes, das die Hand hebt, um das<br />
Kinn seiner Mutter zu berühren, auf verschiedene<br />
Weise interpretiert werden. Diese Geste unterstreicht<br />
nicht nur seine Menschlichkeit und die enge Bindung<br />
zwischen Mutter und Sohn, sondern kann auch als<br />
Hinweis auf eine tiefere Bedeutung gelesen werden,<br />
die Maria als Braut Christi im Himmel darstellt, in Anspielung<br />
auf die berühmte Stelle aus dem hohen Lied<br />
„seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine<br />
Rechte umfängt mich.” Diese Idee wurde bereits im<br />
frühen Mittelalter oft mit einer ähnlichen Geste illustriert,<br />
wie sie in diesem <strong>Gemälde</strong> zu sehen ist (siehe<br />
etwa eine verzierte Initiale zu diesem Text in einer illuminierten<br />
Bibel um 1200; Paris, Bibliothèque nationale<br />
de France, MS. Lat. 16745, Fol. 112v). Christus hält<br />
zudem in seiner anderen Hand einen kleinen Apfel,<br />
ein vertrauter Hinweis auf ihn als den neuen Adam<br />
und implizit auch auf Maria als die neue Eva. Auch der<br />
weite Landschaftshintergrund könnte den Betrachter<br />
dazu eingeladen haben, sich in längere Betrachtung<br />
zu vertiefen. Wie Maryan Ainsworth in Bezug auf Gerard<br />
David dargelegt hat, kann eine solche Landschaft<br />
mit dem Konzept des Naturalismus, das bereits im<br />
mittelalterlichen Denken entwickelt wurde, und mit<br />
zeitgenössischen Andachtsschriften in Verbindung gebracht<br />
werden. Die Schönheit der Natur wurde schon<br />
seit dem frühen Mittelalter als Quelle des Staunens<br />
über Gottes Schöpfung, Kunstfertigkeit und Macht<br />
betrachtet. Diese weiten Ausblicke ermöglichten es<br />
dem Betrachter auch, sich selbst in die Szene zu versetzen.<br />
Eine Übung, die in populärer Andachtsliteratur<br />
wie den Meditationen über das Leben Christi des<br />
Pseudo-Bonaventura oder Ludolph von Sachsen (um<br />
1300-1377/78) Vita Christi gefördert wurde, bestand<br />
darin, sich gedanklich in die Szenen aus dem Leben<br />
Christi zu versetzen, um dadurch intensiver mit den<br />
Figuren zu fühlen und sich mit ihnen zu identifizieren.<br />
Ein zentraler Gedanke dieser Texte war die Aufforderung,<br />
in Christi Fußstapfen zu treten, um ein gutes<br />
Leben zu führen. So argumentiert Reindert Falkenburg,<br />
dass <strong>Gemälde</strong> wie das vorliegende als visuelle<br />
Hilfen zur Meditation über die Pilgerreise des Lebens<br />
betrachtet werden können. Diese Ideen spiegeln sich<br />
deutlich in Bensons kleinem Bild wider, mit dem sich<br />
windenden Weg und dem kleinen Pilger, der ihn<br />
durchquert. Diese Elemente ermöglichen es dem Betrachter,<br />
sich in die Szene hineinzuversetzen, denselben<br />
Pfad zu gehen und zur Jungfrau mit dem Kind<br />
und zur Erlösung zu gelangen.<br />
Provenienz:<br />
Sotheby's, London, 6. Mai 1925, Lot 15.<br />
Sammlung Vick.<br />
Thomas Agnew and Sons Ltd., London.<br />
Von dort an: Edith Stanton Newberry (1870-1956),<br />
Detroit.<br />
Im Erbgang an: John S. Newberry, Detroit.<br />
Per Spende im Jahr 1957 an: Grosse Pointe Memorial<br />
Church.<br />
Sotheby's, New York, 29. Januar 2015, Lot 4.<br />
Dort erworben von: A. Alfred Taubman (1924-2015).<br />
Sotheby's, New York, 27. Januar 2016, Lot 16.<br />
Literatur:<br />
The Burlington Magazine for Connoisseurs, Vol. 47,<br />
London 1925, S. 17.<br />
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />
S. 116, S. 297, Nr. 60.<br />
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting:<br />
The Antwerp Mannerists Adriaen Ysenbrant, Leiden<br />
1974, S. 97, Nr. 260, Abb. 170.<br />
Ausstellung:<br />
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.<br />
(1371231) (13)<br />
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31
AMBROSIUS BENSON,<br />
CA. 1495 MILAN <strong>–</strong> CA. 1550 BRUGES<br />
THE VIRGIN AND CHILD IN FINE LANDSCAPE<br />
Oil on panel.<br />
14.6 x 14.6 cm.<br />
Provenance and auction labels on the reverse.<br />
The painting on offer for sale in this lot, whose provenance<br />
and literature are well documented, depicts the<br />
Virgin in half-length standing in a violet robe embroidered<br />
with fine ornaments. The Christ Child is seated<br />
in her hands, one hand reaching for her chin, the other<br />
holding an apple the size of the child. The flesh tones,<br />
the textiles and the golden wavy hairstyle are painted<br />
in meticulous detail and are equal to the fine landscape<br />
painting in which the figures are harmoniously<br />
embedded.<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, London, 6 May 1925, lot 15.<br />
Vick collection.<br />
Thos. Agnew and Sons Ltd., London. From there to:<br />
Edith Stanton Newberry (1870 <strong>–</strong> 1956), Detroit. Inherited<br />
by:<br />
John S. Newberry, Detroit. Donated in 1957 to:<br />
Grosse Pointe Memorial Church.<br />
Sotheby’s, New York, 29 January 2015, lot 4.<br />
Acquired there by:<br />
A. Alfred Taubman (1924 <strong>–</strong> 2015).<br />
Sotheby’s, New York, 27 January 2016, lot 16.<br />
Literature:<br />
The Burlington Magazine for Connoisseurs, XLVII,<br />
April 1925, p. 17.<br />
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />
p. 116, p. 297, no. 60.<br />
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The<br />
Antwerp Mannerists, XI, Leiden 1974, p. 97, no. 260,<br />
ill. 170.<br />
Exhibitions:<br />
London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.<br />
€ 320.000 - € 450.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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173<br />
MEISTER DES VERLORENEN SOHNES,<br />
UM 1530 <strong>–</strong> UM 1560<br />
GEBURT CHRISTI MIT ANBETUNG DER HIRTEN<br />
Öl auf Holz.<br />
103,5 x 79 cm.<br />
Um 1540/50.<br />
Ädikularahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Paul Vandenbroeck,<br />
Katholicke Universiteit Leuven, ohne Datum,<br />
in Kopie.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> in stattlicher Größe zeigt die Geburtsszene<br />
in der für den Maler stilistisch entsprechenden<br />
Weise: sowohl mehrfigurig, als auch in einer Farbskala,<br />
in der die Farben Rot, Blaugrün und Gelb als ein<br />
Charakteristikum zu nennen ist. Maria mit dem am<br />
Boden auf einem Laken liegenden Kind beherrscht als<br />
Hauptmotiv die Bildmitte in markant rotem Mantel,<br />
seitlich flankiert von dem farblich zurückhaltend gezeigten<br />
Joseph sowie den herangekommenen Hirten.<br />
Die Szenerie vor antiken Ruinen mit einer dominierenden<br />
Säule, die ikonographisch die künftige Stärke und<br />
Macht des Christentums symbolisiert. Dahinter eine<br />
hügelige Landschaft mit aus der Ferne heranziehenden<br />
weiteren Hirten.<br />
Den Behelfsnamen erhielt der Maler nach seinem<br />
Bild dieses Themas im Kunsthistorischen Museum zu<br />
Wien (Inv. 773). Es wurde bereits vorgeschlagen, den<br />
anonymen <strong>Meister</strong> mit Malern wie Jan Mandijn, Antonis<br />
de Palermo oder Lenaert Kroes in Verbindung zu<br />
setzen. Davon unabhängig sind Stilgemeinsamkeiten<br />
mit Malern wie Pieter Aertsen (1507/08-1575), Pauwels<br />
Coecke van Aelst (um 1529-um 1568) oder Frans<br />
Floris (1516-1570) zu bemerken.<br />
Jedenfalls zeigt sich sein Werk stets authentisch und<br />
in keinem Fall nachahmend. Zu dem hier vorgestellten<br />
Thema schuf der <strong>Meister</strong> einige weitere Versionen,<br />
zumeist eingebunden in ein Triptychon. Dabei<br />
wird in der beiliegenden Expertise festgestellt, dass<br />
es sich bei dem hier vorliegenden Werk um das bedeutendste<br />
von der Hand des <strong>Meister</strong>s handelt.<br />
Eine Besonderheit ist hier zudem der noch zugehörig<br />
erhaltene Renaissance-Rahmen mit seitlichen Pilastern<br />
und bemalten Gesimsen.<br />
(1420419) (11)<br />
MASTER OF THE PRODIGAL SON<br />
BIRTH OF CHRIST WITH ADORATION<br />
OF THE SHEPHERDS<br />
Oil on wood.<br />
103.5 x 79 cm.<br />
Circa 1540/50.<br />
€ 14.000 - € 16.000<br />
Sistrix<br />
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174<br />
PIETER BRUEGHEL D. Ä.,<br />
UM 1525 <strong>–</strong> UM 1569<br />
DER KALVARIENBERG<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
89,5 x 108 cm.<br />
In profiliertem Holzrahmen.<br />
In einer hügeligen Komposition in absteigender Keilform<br />
sehen wir den sogenannten Kalvarienberg, auf<br />
dem soeben das dritte Kreuz aufgestellt wird. Im Hintergrund<br />
die Stadtsilhouette von Jerusalem mit einem<br />
variantenreichen Himmel, da dieser gemäß der Bibel<br />
sich zu verdunkeln im Begriff ist. Die ausgewogene<br />
Komposition zeigt zahlreiche wohl verteilte Personen<br />
auf dem Berg Golgatha die teils trauern, teils kommunizieren<br />
und gestikulieren. Vergleichbar ist das <strong>Gemälde</strong><br />
hinsichtlich der Gestaltungsweise der Personen<br />
etwa mit der Anbetung der Könige in den Königlichen<br />
Museen zu Brüssel oder auch der Kreuztragung Christi<br />
im Kunsthistorischen Museum in Wien, die hinsichtlich<br />
der gestaffelten Komposition, der im Vordergrund<br />
Trauernden (dort rechts, hier links) und der Pferde mit<br />
ihrem Zaumzeug gut als Vergleich herangezogen werden<br />
kann. Auch die in Wien befindliche Bekehrung<br />
des Paulus ist gut vergleichbar: Hier wie auch bei uns<br />
sehen wir die Rückenansichten der Pferde, die steile<br />
keilartige Komposition mit ihrer gesteigerten Dramatik<br />
und auch das die Komposition brechende Gewirr<br />
von Lanzen, das auch in dem hier angebotenen außergewöhnlichen<br />
<strong>Gemälde</strong> gut zu sehen ist. Auch zur<br />
Burggestaltung findet sich ein Vergleichsbild, nämlich<br />
„Die Elster auf dem Galgen“ im Hessischen Landesmuseum<br />
Darmstadt.<br />
Gutachten:<br />
Provenienzbestätigung der Provinciaal Vlaamse<br />
Kapucijnen über den Verkauf des <strong>Gemälde</strong>s am<br />
15. Januar 1972, datierend 1. Februar 2007.<br />
Beglaubigter Auszug aus: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />
van Kunstverzamelingen te Antwerpen<br />
in de 16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932,<br />
S. 15, Beglaubigung vom 30. Dezember 1987.<br />
Beglaubigter Auszug aus: Antwerpsch Archievenblad<br />
<strong>–</strong> uitgegeven bij opdracht van het Gemeentebestuur<br />
door den Dienst der Stadsarchieven, Tweede Reeks,<br />
6. Jahrgang 1931, S. 262.<br />
Anbei ein technischer Untersuchungsbericht von<br />
Edmond Florens, 25. August 1981, Brüssel.<br />
Provenienzbestätigung durch Edmond Florens vom<br />
27. August 1981.<br />
Gutachten von A. C. Roose, Brügge, 30. Juni 1975.<br />
Anbei ein Gutachten von Prof. S. Bergmans, Präsident<br />
der Académie Royale d’Archéologie de Belgique,<br />
Brüssel, 3. April 1975.<br />
Gutachten von Dr. Dr. Herbert Paulus, Erlangen,<br />
1. April 1973, der zu dem Schluss kommt, dass es sich<br />
um eine <strong>Gemälde</strong>vorstudie Pieter Brueghel d. Ä. und<br />
seinen Gehilfen handelt.<br />
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Provenienz:<br />
Vermutlich in der Sammlung von Philips van Valckenisse,<br />
dessen Nachlass am 10. April <strong>–</strong> 3. Mai 1614<br />
niederlegt wurde. Darin ist erwähnt eine „Lancworpige<br />
schilderye op doec, Cruycinge Ons Heeren.<br />
Vermutlich Sammlung des Gewürzhändlers Hendrik<br />
Bartels, 1672. Dort erwähnt „Een schilderey van de<br />
Cruyssingh Cristy. Van den ouden Breughel f. 150“.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> war Bestandteil der<br />
Sammlung eines Kapuzinerklosters und ist in die<br />
Sammlung zwischen 1852 und 1951 eingegliedert<br />
worden.<br />
Dort erworben durch einen Belgischen Industriellen<br />
am 15. Januar 1972, der das <strong>Gemälde</strong> 1974 von<br />
Edmond Florenzs restaurieren ließ und ihm die<br />
Herkunft am 26. August 1981 bestätigte.<br />
Literatur:<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist vermutlich schriftlich<br />
erwähnt in: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />
van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de<br />
16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, S. 15.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist vermutlich schriftlich<br />
erwähnt in: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven<br />
bij opdracht van het Gemeentebestuur door den<br />
Dienst der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6. Jahrgang<br />
1931, S. 262.<br />
Vgl.: Gotthard Jedlicka, Pieter Brueghel, Erlenbach,<br />
1938, dort besonders auch das Kapitel zur Kreuztragung,<br />
S. 166 ff. (14205814) (13)<br />
PIETER BRUEGHEL THE ELDER,<br />
CA 1525 <strong>–</strong> CA. 1569<br />
THE CALVARY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
89.5 x 108 cm.<br />
Accompanied by a provenance confirmation of the<br />
Provinciaal Vlaamse Kapucijnen about the sale of the<br />
painting on January 15, 1972, dated February 1, 2007.<br />
Certified extract from: De Antwerpsche Konstkamers/<br />
Inventarissen van Kunstverzamelingen te Antwerpen<br />
in de 16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, p. 15,<br />
authenticated December 30, 1987. Authenticated extract<br />
from: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven<br />
bij opdracht van het Gemeentebestuur door den Dienst<br />
der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6th volume<br />
1931, p. 262. Also attached a technical examination<br />
report by Edmond Florens, August 25, 1981, Brussels.<br />
Attached is an expert’s report by A. C. Roose,<br />
Bruges, June 30, 1975. Also attached is an expert’s<br />
report by Prof. S. Bergmans, President of the<br />
Académie Royale d’Archéologie de Belgique, Brussels,<br />
April 3, 1975. Also an expert’s report by Dr. Dr.<br />
Herbert Paulus, Erlangen, April 1, 1973, who concludes<br />
that it is a painting preparatory study Pieter<br />
Brueghel the Elder and his assistants.<br />
Provenance:<br />
Probably in the collection of Philips van Valckenisse,<br />
whose estate was deposited on April 10 <strong>–</strong> May 3,<br />
1614. In it is mentioned a “Lancworpige schilderye<br />
op doec, Cruycinge Ons Heeren.<br />
Probably collection of the spice merchant Hendrik<br />
Bartels, 1672. There mentioned “Een schilderey van<br />
de Cruyssingh Cristy. Van den ouden Breughel f. 150”.<br />
The present painting was part of the collection of a<br />
Capuchin monastery and has been incorporated into<br />
the collection between 1852 and 1951.<br />
Acquired there by a Belgian industrialist on January<br />
15, 1972, who had the painting restored by Edmond<br />
Florenzs in 1974 and confirmed its provenance on<br />
August 26, 1981.<br />
Literature:<br />
The present painting is probably mentioned in writing<br />
in: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />
van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de 16e en<br />
17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, p. 15.<br />
The present painting is probably mentioned in writing<br />
in: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven bij<br />
opdracht van het Gemeentebestuur door den Dienst<br />
der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6. Year 1931,<br />
p. 262.<br />
€ 230.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
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37
175<br />
PIETER BALTEN,<br />
UM 1525 <strong>–</strong> 1598, ZUG.<br />
GROSSES ST. GEORGS-KIRMESFEST<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
87,5 x 132 cm.<br />
Die Darstellung von großen Volksfestveranstaltungen,<br />
wie die Kirmes zum Tag des Heiligen Georg, oder des<br />
Heiligen Martin, haben in der niederländischen Malerei<br />
einen festen Platz gefunden. Das bunte Treiben,<br />
drollige Szenen, die aber nicht selten auch gesellschaftskritische<br />
Einblicke liefern, fanden schon in der<br />
Entstehungszeit dieser Tafelbilder großes Interesse.<br />
Bekannte Vertreter dieser Themengattung waren Pieter<br />
Brueghel d. J. (um 1564-1637/38), Sebastian Vrancx<br />
(1573-1647), Peter Paul Rubens (1577-1640), bis<br />
hin zu David Teniers (1582-1649) oder Matthias Schoevaerdts<br />
(um 1663- um1703). Meist ist neben dem<br />
Hauptereignis, dem Tanz um den Maibaum, auch das<br />
Handeln und Treiben der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten<br />
zum Thema geworden.<br />
Auch Pieter Balten hat sich in den von ihm bekannten<br />
Bildern wie in seiner Kirmes den Maibaum ins Bild<br />
gesetzt, allerdings weit hinten auf einem in der Sonne<br />
liegenden Anger. Umso mehr wollte er sich der Wiedergabe<br />
der Geschehnisse im Vordergrund widmen:<br />
Gruppen und Paare stehen zusammen unter einem<br />
Baum, zumeist an Fässern, darunter einige Figuren<br />
bereits stark angetrunken. Im Vordergrund am Boden<br />
wird ein Jüngling von einer Frau entlaust, in der linken<br />
Bildecke liegt ein Mann volltrunken am Boden. Die<br />
realistisch erzählerischen Szenen werden gerahmt<br />
von seitlich stehenden Gebäuden. Dabei darf die Darstellung<br />
einer Kirche <strong>–</strong> rechts hinten <strong>–</strong> mit mehr oder<br />
weniger Gläubigen nicht fehlen, die zu diesem St. Georgstag<br />
eingetroffen sind. Vom Gebäude rechts am<br />
Bildrand hängt die St. Georgs-Fahne herab.<br />
Balten gilt als einer der Erfinder dieses Genres in der<br />
flämischen und holländischen Malerei. Über sein<br />
Leben ist wenig bekannt geworden. Als Sohn des<br />
Bildhauers Galtens Custodis wird er genannt und <strong>–</strong><br />
1579 nach dem Biografen Carel van Mander in der<br />
Lukasgilde 1540 geführt. Sein Schaffensweg ist eng<br />
mit dem von Pieter Brueghel d. J. (um 1564-1637/38)<br />
verknüpft, eine Zusammenarbeit wird angenommen.<br />
Literatur zum Künstler:<br />
Ulrich Thieme, Felix Becker, Hans Vollmer, Allgemeines<br />
Lexikon der Bildenden Künstler von der<br />
Antike bis zur Gegenwart, Bd. 2, Leipzig, S. 425 f.<br />
Karel van Mander, Het Schilderboek. Niederlande<br />
1604/1618.<br />
René van Bastelaar, Georges H. de Loo, P. Brueghel<br />
L'ancien, son œuvre et son temps, Brüssel 1906 ,<br />
S. 371. (1420681) (11)<br />
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39
PIETER BALTEN,<br />
CA. 1525 <strong>–</strong> 1598, ATTRIBUTED<br />
LARGE KERMESSE ON SAINT GEORGE’S DAY<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
87.5 x 132 cm.<br />
The depiction of large folk festivals, such as the Kermesse<br />
of Saint George’s Day or Saint Martin’s Day,<br />
are well established in Dutch painting. The colourful<br />
hustle and bustle, funny scenes, which often also provide<br />
critical social insights, attracted great interest<br />
even at the time these panel paintings were created.<br />
Famous representatives of this genre included Pieter<br />
Brueghel the Younger, Sebastian Vrancx, Peter Paul<br />
Rubens, David Teniers, and Matthias Schoevaerdts. In<br />
addition to the main event <strong>–</strong> the dance around the<br />
maypole <strong>–</strong> the actions and activities of the various social<br />
classes have also become a focus. Pieter Baltens<br />
included a self-portrait in his famous paintings. This is<br />
also the case here although he is shown far in the<br />
background on the village green bathed in sunshine.<br />
He wanted to focus his efforts on depicting the events<br />
in the foreground: groups and couples standing together<br />
under a tree, mostly around barrels, with some<br />
of the figures already quite drunk. A young man is<br />
being deloused by a woman on the ground in the foreground,<br />
in the left corner of the painting a man lies<br />
drunk on the ground. The realistic narrative scenes are<br />
framed by buildings to the side. The depiction of a<br />
church <strong>–</strong> in the background on the right <strong>–</strong> with believers<br />
of more or less conviction, who have arrived for<br />
this Saint George’s Day is a must. The Saint George’s<br />
flag hangs from the building on the right margin of the<br />
painting. Baltens is considered one of the inventors of<br />
this genre in Flemish and Dutch painting. Little is<br />
known about his life. He is mentioned as the son of<br />
the sculptor Galtens Custodis and according to the<br />
biographer Carel van Mander is listed in the Guild of<br />
Saint Luke in 1540. His creative path is closely linked<br />
to that of Pieter Brueghel the Younger, and a collaboration<br />
is assumed.<br />
Literature regarding the artist:<br />
Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden<br />
Künstler, vol. 2, p. 425f.<br />
Karel van Mander, Het Schilderboek, ed. Hymans II,<br />
17.<br />
René van Bastelaer and Georges Hulin de Loo,<br />
Pieter Brueghel L’Ancien, son œuvre et son temps,<br />
Brussels 1906, p. 371f.<br />
€ 350.000 - € 550.000 (†)<br />
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176<br />
ADAM VON BREEN,<br />
UM 1590 <strong>–</strong> UM 1645, ZUG.<br />
Über sein Leben und Wirken ist nur wenig überliefert.<br />
Als „junger Mann aus Amsterdam“ wird er 1511 anlässlich<br />
seiner Verehelichung dokumentiert. 1612 wurde er<br />
in die St. Lucas-Gilde von Den Haag aufgenommen,<br />
der er bis 1621 angehörte. Es wird angenommen,<br />
dass er bei dem Landschaftsmaler David Vinckboons<br />
(1576-1629) gelernt hat. Um einem Bankrott zu entgehen,<br />
zog er 1622 nach Amsterdam, wo er 1528<br />
wiederum dokumentiert ist. 1624 begab er sich nach<br />
Norwegen. In Oslo schuf er Dekorationen im Palast<br />
von Christopher Urne, Lord of Akershus, derner für<br />
Bauten König Christians IV.<br />
ELEGANTE GESELLSCHAFT BEIM EISVERGNÜGEN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
56,5 x 104 cm.<br />
Betont breitformatig, nahezu panoramaartig schildert<br />
der Maler das Geschehen auf weitem gefrorenem<br />
Kanal in bewusst heiteren Gesellschaftsszenen. Zahllos<br />
haben sich Gruppen und Paare zum Eislauf eingefunden<br />
oder huschen über das Eis. Zwischen den<br />
überwiegend nobel Gekleideten sind auch einfach<br />
gewandete Bürger auszumachen, sowie Kinder, dazwischen<br />
Hunde. Eine Gruppe lässt sich rechts in<br />
einem Pferdeschlitten aufs Eis ziehen, links haben<br />
andere auf einem festgefrorenen Eisbrecher <strong>–</strong> eine<br />
damalige Neuerfindung <strong>–</strong> unter dem Segel Platz genommen.<br />
Weitere Schiffe liegen im Eis ebenso fest,<br />
dazwischen sind Eisöffnungen zu sehen, für den Fischfang<br />
aufgesägt. In Festkleidern zeigt sich die Gesellschaft<br />
stolz, um zu sehen und gesehen zu werden.<br />
Seitlich bilden Herrenhäuser eine Rahmung der Szenerien.<br />
Die Bebauung setzt sich beidseitig bis zum<br />
Horizont fort, an dem die Türme und Gebäude der<br />
Stadt Begrenzung bilden. Der rötlich gefärbte diesige<br />
Himmel vermittelt die Stimmung eines winterlichen<br />
Spätnachmittags. Solche Winterszenen sind zu einem<br />
Bildthema speziell der holländischen Malerei geworden,<br />
aufgrund der sogenannten Kleinen Eiszeit, die ab<br />
dem Mittelalter einsetzte und im 16. Jahrhundert einen<br />
Höhepunkt erreicht hatte. Dies erklärt diese Themen,<br />
denen sich mehrere niederländische Maler gewidmet<br />
haben. Neben Pieter Brueghel d. J. (um 1564-1637/38),<br />
oder Abel Grimmer (um 1570-um 1619) sind auch<br />
Hendryck Avercamp (1585-1634) und Adam van Breen<br />
zu nennen.<br />
Anmerkung:<br />
Eine identische Darstellung in den gleichen Abmessungen<br />
befindet sich im Nationalmuseum in Warschau.<br />
Dort wird das Bild David Vinckboons (1576-1629) zugewiesen.<br />
Die Abhängigkeit der beiden <strong>Gemälde</strong><br />
voneinander ist noch nicht geklärt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Edwin Buijsen, Haagse schilders in de Gouden<br />
Eeuw: Het Hoogsteder lexicon van alle schilders<br />
werkzaam in Den Haag 1600-1700, Zwolle 1998.<br />
(1420682) (11)<br />
ADAM VON BREEN,<br />
CA. 1590 <strong>–</strong> CA. 1645, ATTRIBUTED<br />
Little is known about the artist’s life and work. For his<br />
wedding, he is documented as a “young man from<br />
Amsterdam” in 1511. In 1612 he was admitted to the<br />
Guild of Saint Luke in The Hague, of which he was a<br />
member until 1621. It is assumed that he was a student<br />
of the landscape painter David Vinckboons (1576 <strong>–</strong><br />
1629). To avoid bankruptcy, he moved to Amsterdam in<br />
1622, where he is again documented in 1528. In 1624<br />
he went to Norway. In Oslo he created decorations in<br />
the palace of Christopher Urne, Lord of Akershus, who<br />
was responsible for buildings for King Christian IV.<br />
ELEGANT PARTY ENJOYING ICE AMUSEMENTS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
56.5 x 104 cm.<br />
In a wide, almost panoramic format, the painter depicts<br />
the events on a wide frozen canal in deliberately cheerful<br />
social scenes. Countless groups and couples have<br />
gathered to go ice skating or are darting across the ice.<br />
On the right, one group is being pulled onto the ice in<br />
a horse-drawn sleigh, while on the left, others have<br />
taken their place under the sail of a frozen icebreaker - a<br />
new invention at the time. Such winter scenes became<br />
a particularly popular subject in Dutch painting due to<br />
the so-called Little Ice Age, which began in the Middle<br />
Ages and reached its peak in the 16th century.<br />
Notes:<br />
An identical depiction with the same dimensions is<br />
held at the National Museum in Warsaw, attributed<br />
to David Vinckboons (1576 <strong>–</strong> 1629). The connection<br />
between both paintings has not yet been clarified.<br />
Literature:<br />
cf. Edwin Buijsen, Haagse schilders in de Gouden<br />
Eeuw: Het Hoogsteder lexicon van alle schilders<br />
werkzaam in Den Haag 1600 <strong>–</strong>1700, Zwolle 1998.<br />
€ 90.000 - € 120.000 (†)<br />
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Detailabbildungen<br />
Lot 176
177<br />
JOACHIM BEUCKELAER,<br />
1533 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1574/75 EBENDA, ZUG.<br />
DIE STOLZE MARKETENDERIN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
85 x 73 cm.<br />
Verso mit alter Sammlungsnummer.<br />
In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />
In Hochformat ein für Beuckelaer typisches Marktbild<br />
mit einer überreichen Auswahl von Birnen, Trauben,<br />
Äpfeln, Erdbeeren und Kohlköpfen hinter denen eine<br />
leicht nach links gewandte junge Frau gezeigt wird,<br />
die dem Betrachter einen Korb mit Kirschen darbietet.<br />
Im Hintergrund eine Szene am Brunnen mit angedeuteter<br />
hügeliger Landschaft.<br />
(14204520) (13)<br />
JOACHIM BEUCKELAER,<br />
1533 ANTWERP <strong>–</strong> 1574/75 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE PROUD SUTLER<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
85 x 73 cm.<br />
Old collection number on the reverse.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
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178<br />
ORAZIO GENTILESCHI,<br />
1563 <strong>–</strong> 1639<br />
RUHE AUF DER FLUCHT NACH ÄGYPTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
148 x 267 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Nicholas Turner, 10.<br />
August 2012 und eine Stellungnahme von Claudio<br />
Strinati, der es für möglich hält, dass das hier angebotene<br />
<strong>Gemälde</strong> der Prototyp für die anderen bekannten<br />
Versionen Gentileschis sein könnte.<br />
Diese Version von Gentileschis Die Rast auf der Flucht<br />
nach Ägypten existiert in mehreren Fassungen, wobei<br />
jedoch nicht alle eindeutig dem Maler zugeschrieben<br />
werden können. In Abwesenheit von Archivdokumentationen<br />
sind die Wissenschaftler nur in der Lage, sich<br />
auf stilistische Analysen zu stützen, um die Autorschaft<br />
und Datierung dieser Werke zu bestätigen. Das<br />
Vorhandensein zahlreicher Versionen zeugt von dem<br />
anziehenden Charme von Gentileschis Wahl der Ikonographie,<br />
insbesondere von der emotionalen Aufladung,<br />
die durch die thematische Spannung zwischen<br />
dem tief schlafenden Joseph und der Jungfrau, die<br />
das Jesuskind stillt, hervorgerufen wird. Hinter diesem<br />
<strong>Gemälde</strong> und allen anderen Versionen steckt ein<br />
kraftvolles theologisches Konzept: eine Ausarbeitung<br />
des Skeptizismus, den Joseph gegenüber der künftigen<br />
Erlösung Christi zeigt, der jedoch durch die Vorrangstellung<br />
der mütterlichen Liebe in der Kindheit Christi<br />
überwunden wird. Wenn man sich Caravaggios Rast<br />
ansieht, wird schnell klar, dass diese Art der Ikonographie<br />
vollständig die Erfindung von Gentileschi ist: Im<br />
<strong>Meister</strong>werk in der Galleria Doria-Pamphilj ist Joseph<br />
tatsächlich wach und sehr aufmerksam dargestellt,<br />
während seine Gegenstücke ruhen. Um das vorliegende<br />
Werk zu datieren, muss man eine wohl feinere Version<br />
aus dem Jahr 1625 berücksichtigen, die früher in<br />
der Sammlung des Herzogs von Buckingham war und<br />
sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet.<br />
Die stilistischen Unterschiede zwischen diesem<br />
Werk (das wahrscheinlich von Gentileschi selbst<br />
während seines Aufenthalts in Paris an den Herzog<br />
geschickt wurde) und unserer Version setzen einen<br />
terminus ante quem für letztere. Zur Unterstützung<br />
einer festen Zuschreibung genügt es, stilistische Vergleiche<br />
mit der Version im Louvre zu ziehen, die 1671<br />
vom Banker Jabach an König Ludwig XIV. verkauft<br />
wurde, und einer anderen im Museum von Birmingham,<br />
die beide dem Künstler zugeschrieben werden. Letztere,<br />
die als einzige das Eselchen zeigt, wird allgemein<br />
als das Prototyp für eine große Anzahl von Versionen<br />
angesehen, von denen die meisten von der Werkstatt<br />
des Malers stammen. Die dunkle Farbpalette und die<br />
Ausführung des vorliegenden <strong>Gemälde</strong>s könnten auf<br />
eine reifere Phase im Künstlerleben hindeuten und<br />
somit nahe am Prototyp liegen. Zudem weisen bestimmte<br />
stilistische Ähnlichkeiten, wie die dichte Anwendung<br />
von Pinselstrichen und die Vereinfachung<br />
geometrischer Formen, sowohl im Prototyp als auch<br />
im vorliegenden <strong>Gemälde</strong> auf. Dennoch gibt es einige<br />
auffällige Unterschiede zwischen diesen beiden Versionen,<br />
insbesondere der prunkvolle und groß angelegte<br />
Ton des Prototyps im Gegensatz zur Strenge von<br />
unserer Version, was bei Wissenschaftlern zu einiger<br />
Unsicherheit geführt hat. Um zu erklären, wie ein Werk<br />
wie das hier angebotene neben den prunkvollen Versionen<br />
aus Gentileschis reiferer Phase (Wien, Louvre<br />
und Birmingham) entstehen konnte, muss man Gentileschis<br />
Versuch berücksichtigen, seine künstlerische<br />
Tätigkeit in England für kommerzielle Zwecke mit<br />
Unterstützung seiner beiden Söhne, Giulio und Francesco,<br />
auszubauen. Es ist durchaus plausibel, dass<br />
die beiden Söhne als Kunstberater des Herzogs von<br />
Buckingham tätig waren und damit beauftragt wurden,<br />
Kunstwerke aus Italien nach England zu beschaffen,<br />
die den Anforderungen des Mäzens entsprachen.<br />
In diesem wahrscheinlichen Szenario könnten die Brüder<br />
Werke aus Gentileschis italienischer Werkstatt<br />
nach England gebracht haben, die entweder unvollständig<br />
waren oder von seinen Assistenten stammten,<br />
um sie auf dem englischen Markt zu verkaufen.<br />
In diesem Zusammenhang ist es vernünftig anzunehmen,<br />
dass das <strong>Gemälde</strong> hier zu einer Gruppe von<br />
Werken gehörte, die in einem frühen Stadium von<br />
Gentileschis Karriere entstanden, aber zu einem späteren<br />
Zeitpunkt von seinen Söhnen verkauft wurden.<br />
Es passt tatsächlich besser zu Gentileschis früheren<br />
Werken als zu denen, die in seiner reifen Phase ab<br />
den 1620er Jahren entstanden, wie man an den Figuren<br />
von der Jungfrau und Joseph erkennen kann, die<br />
eng mit Orazios früheren <strong>Gemälde</strong>n wie der Heiligen<br />
Familie in der Galerie der Cassa di Risparmio in Pisa<br />
verwandt sind.<br />
Provenienz:<br />
Kunsthandel, Rom.<br />
Privatsammlung, Österreich.<br />
Literatur:<br />
R. Vodret and G. Leone, Caravaggio en Cuba, Ausstellungskatalog,<br />
Kuba, Havanna 2011, S. 100 - 103,<br />
Kat. Nr. 9.<br />
C. Strinati in: Lights and Shadows, Caravaggism in<br />
Europe, Ausstellungskatalog, kuratiert von M. di<br />
Martino and V.<br />
Rossi, Lampronti Gallery London, Rom 2015, Kat.<br />
Nr. 9, S. 32-35.<br />
Vgl. Benedict Nicolson, Luisa Vertova, Caravaggism<br />
in Europe, Bd. I, Turin 1990, S. 113.<br />
Vgl. Benedict Nicolson, The International Caravaggesque<br />
movement, Oxford 1979, S. 52.<br />
Vgl. Raymond Ward Bissell, Orazio Gentileschi,<br />
University Park u.a. 1981.<br />
Vgl. Hermann Voss, Orazio Gentileschi. Four versions<br />
of his „Rest on the Flight into Egypt“, The connoisseur,<br />
November 1959, S. 163-165.<br />
Vgl. Orazio and Artemisia Gentileschi, Ausstellungskatalog,<br />
Metropolitan Museum of Art, New York,<br />
14. Februar 2002-12. Mai 2002, Museo Nazionale<br />
del Palazzo di Venezia, Rom, 20. Oktober 2001-20.<br />
Januar 2002, Saint Louis Art Museum, Saint Louis,<br />
MO, 15. Juni 2002-15. September 2002, hrsg. v.<br />
Keith Christiansen und Judith Walker Mann, New<br />
Haven u. a. 2001. (1421001)<br />
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ORAZIO GENTILESCHI ,<br />
1563 <strong>–</strong> 1639<br />
THE REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT<br />
Oil on canvas.<br />
148 x 267 cm.<br />
Attached is an expert’s report by Nicholas Turner, 10<br />
August 2012, and a statement by Claudio Strinati,<br />
who considers it possible that the painting on offer<br />
for sale in this lot could be the prototype for Gentileschi’s<br />
other known versions.<br />
There are several versions of Gentileschi’s Rest on<br />
the Flight into Egypt, although not all of them can be<br />
clearly attributed to the painter. In the absence of archival<br />
sources, scholars can only rely on stylistic analyses<br />
to confirm the authorship and dating of these<br />
works. To date the painting on offer for sale in this lot,<br />
a finer version dating to 1625 must be considered. It<br />
was formerly held in the collection of the Duke of<br />
Buckingham and is now located at the Kunsthistorisches<br />
Museum in Vienna. The stylistic differences<br />
between this painting, which was probably sent to<br />
the Duke by Gentileschi himself during his stay in<br />
Paris, and the present version set a “terminus ante<br />
quem” for the latter. To support a firm attribution, it is<br />
sufficient to draw stylistic comparisons with the version<br />
held at the Louvre, sold by the banker<br />
Jabach[AU1] to King Louis XIV in 1671, and another<br />
held at the Museum of Birmingham, both attributed<br />
to the artist. The latter, which shows a donkey, is generally<br />
considered to be the prototype for many versions,<br />
most of which originating from the painter’s<br />
workshop. To explain how a work such as the one<br />
offered here could have been created alongside the<br />
lavish versions from Genti leschi’s more mature period<br />
(Vienna, Louvre, and Birmingham), it must be considered<br />
that Gentileschi’s attempted to expand his<br />
artistic activity in England for commercial purposes<br />
with the support of his two sons, Giulio, and Francesco.<br />
In this context, it is reasonable to assume that<br />
the present painting is part of a group of works creat-<br />
ed at an early stage of Gentileschi’s career but sold<br />
later by his sons. It is in fact more in keeping with<br />
Gentileschi’s earlier works than with those produced<br />
in his mature period from the 1620s onwards, as can<br />
be seen in the figures of the Virgin and Joseph,<br />
which are closely related to Orazio’s earlier paintings<br />
such as the Holy Family in the Gallery of the Cassa di<br />
Risparmio in Pisa.<br />
Provenance:<br />
Art trade, Rome.<br />
Private collection, Austria.<br />
Literature:<br />
Rossella Vodret and Giorgio Leone, Caravaggio en<br />
Cuba, exhibition catalogue, Cuba, Havana 2011,<br />
pp. 100 <strong>–</strong> 103, cat. no. 9.<br />
Claudio Strinati in: Lights and Shadows, Caravaggism<br />
in Europe, exhibition catalogue, curated by<br />
M. di Martino and V. Rossi, Lampronti Gallery<br />
London, Rome 2015, cat no. 9, pp. 32-35.<br />
cf. Benedict Nicolson, Luisa Vertova, Caravaggism<br />
in Europe, vol. I, Turin 1990, p. 113.<br />
cf. Benedict Nicolson, The International Caravaggesque<br />
movement, Oxford 1979, p. 52.<br />
cf. Raymond Ward Bissell, Orazio Gentileschi,<br />
University Park et al. 1981.<br />
cf. Hermann Voss, Orazio Gentileschi. Four versions<br />
of his “Rest on the Flight into Egypt”, The connoisseur,<br />
November 1959, pp. 163-165.<br />
cf. Orazio and Artemisia Gentileschi, exhibition<br />
catalogue, Museo Nazionale del Palazzo di Venezia,<br />
Rome, 20 October 2001 <strong>–</strong> 20 January 2002, Metropolitan<br />
Museum of Art, New York, 14 February 2002<br />
<strong>–</strong> 12 May 2002, Saint Louis Art Museum, Saint Louis,<br />
MO, 15 June 2002 <strong>–</strong> 2015, Keith Christiansen and<br />
Judith Walker Mann (eds.), New Haven et al. 2001.<br />
€ 660.000 - € 800.000 (†)<br />
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51
179<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino<br />
(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)<br />
auseinander, in Parma und Modena mit denen von<br />
Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand<br />
er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi<br />
il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder<br />
erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie<br />
des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er<br />
durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen.<br />
1630 war er bereits Mitglied der Accademia<br />
di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste<br />
Naturalist der neapolitanischen Malerei<br />
mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung<br />
von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten<br />
wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
DER APOSTEL PAULUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
130,3 x 104,5 cm.<br />
In mit reliefierten Ornamenten verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Nicola Spinosa, Neapel,<br />
10. Januar 2020.<br />
Zudem ein ausführlicher Restaurierungsbericht von<br />
1991 von Dr. Laszlo Cser, Toronto, Kanada, mit einem<br />
angegebenen Versicherungswert von 1.200.000,00<br />
USD.<br />
Des Weiteren ist eine Korrespondenz von Felice Vicente<br />
Garin Llombart, Museo del Prado, Madrid, 7. Oktober<br />
1991 bezüglich einer Ausstellung von 1992 in Neapel<br />
mit einem Versicherungswert von 1.500.000<br />
USD sowie eine weitere eine Korrespondenz mit Spinosa<br />
vom 23. Januar 1992 beigegeben, aus der hervorgeht,<br />
dass eine Ausleihe des vorliegenden <strong>Gemälde</strong>s<br />
alleine aus logistischen Gründen nicht<br />
stattgefunden hat.<br />
Vor dramatisch abgedunkeltem Fond die Dreiviertelfigur<br />
des Apostel Paulus neben einer mit raffiniert, auf<br />
Leinwand übersetzten Oberfläche dargestellten Steinbrüstung<br />
stehend. Sein Blick dem Betrachter geltend,<br />
hält er in seiner Rechten sein ihm attributiv zukommendes<br />
Schwert in Händen, in seiner Linken das geschlossene<br />
Buch. Dunkel verschwimmt die Haartracht<br />
mit dem Hintergrund, während der Bart sich<br />
wirkungsvoll von dem in mächtigen Falten liegendem<br />
roten Gewand absetzt, das den gesamten Bildraum zu<br />
erleuchten im Stande ist. In seinem Gutachten vom<br />
10. Januar 2020 führt Spinosa aus, dass das vorliegende<br />
Werk ein autografes <strong>Gemälde</strong> von Ribera selbst ist<br />
und kurz nach 1630 ausgeführt wurde.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Edward E. LeMay und Laszlo Ferencz Cser.<br />
Musée des beaux-arts de l’Ontario.<br />
Literatur:<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> wird erwähnt in: Nicola<br />
Spinosa, Ribera, L’opera completa, Neapel, 2006,<br />
S. 309 in Bezug auf das signierte und 1632 datierte<br />
<strong>Gemälde</strong> in der Hispanic Society of America in New<br />
York (A130): „Di questo dipinto si conoscono due<br />
copie antiche, rispettivamente nel Museo Regionale<br />
di Messina (...) e, nel 1992, in una privata raccolta a<br />
Toronto“.<br />
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, La obra completa. Madrid,<br />
208, S. 387, Nr. A 151. (1420001) (13)<br />
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JUSEPE DE RIBERA,<br />
KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
THE APOSTLE PAUL<br />
Oil on canvas.<br />
130.3 x 104.5 cm.<br />
In a frame decorated with relief ornaments.<br />
Accompanied by an expert’s report by Nicola Spinosa,<br />
Naples, 10 January 2020 as well as a detailed restoration<br />
report from 1991 by Dr Laszlo Cser, Toronto, Canada.<br />
Also accompanied by correspondence from Felice<br />
Vicente Garin Llombart, Museo del Prado, Madrid,<br />
7 October 1991 regarding an exhibition 1992 in Naples,<br />
with an insurance value of $1,500,000, and further correspondence<br />
on the subject with Spinosa on 23 January<br />
1992, stating that a loan of the present painting was<br />
only declined for logistic reasons (Canada/Italy).<br />
The three-quarter figure of the apostle Paul stands<br />
before a dramatically darkened background Paul the<br />
Apostle, standing next to a stone balustrade with a<br />
ingeniously translated surface on the canvas. His gaze<br />
fixed on the observer, he holds his attributive sword<br />
in his right hand and a closed book in his left. His hair<br />
merges with the background, while his beard stands<br />
out effectively against the mighty folds of the red<br />
robe, which is able to illuminate the entire pictorial<br />
space.<br />
Provenance:<br />
Collection Edward E. LeMay and Laszlo Ferencz Cser.<br />
Musée des beaux-arts de l’Ontario.<br />
Notes:<br />
In the enclosed expert’s report, dated 10 January<br />
2020, Spinosa states that the present work is an<br />
autograph painting by Ribera himself and was<br />
executed shortly after 1630.<br />
Literature:<br />
The present painting is mentioned in: Nicola Spinosa,<br />
Ribera, L’opera completa, Naples, 2006, p. 309 in<br />
reference to the painting in the Hispanic Society of<br />
America in New York (A130), which is signed and<br />
dated 1632: “Di questo dipinto si conoscono due<br />
copie antiche, rispettivamente nel Museo Regionale<br />
di Messina (...) e, nel 1992, in una privata raccolta a<br />
Toronto”.<br />
Cf. Nicola Spinosa, Ribera, La obra complete, Madrid,<br />
Fundación Arte Hispánico, 208, p. 387, no. A 151.<br />
€ 300.000 - € 650.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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180<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino<br />
(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)<br />
auseinander, in Parma und Modena mit denen von<br />
Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von<br />
Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644<br />
wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />
geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der<br />
Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist<br />
er der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen<br />
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der<br />
Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken<br />
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
SAN ROCCO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
86 x 68 cm.<br />
Beigegeben Expertisen von Luigi Salerno; Nicola<br />
Spinosa, 15. Oktober 2014; Claudio Strinati, März 2015,<br />
jeweils in Kopie.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> zeigt einen Mann mittleren <strong>Alte</strong>rs lebensgroß<br />
im Halbbildnis. Vor olivbraunem Hintergrund<br />
hebt sich das von links oben beschienene Gesicht ab,<br />
gerahmt von schwarzem Haar und halblangem Bart.<br />
Eine hell beleuchtete, von der Kleidung unbedeckte<br />
Hautpartie korrespondiert als Lichtfleck zum Gesicht,<br />
das mit nahezu einnehmendem Blick auf den Betrachter<br />
gerichtet ist. Einen großen <strong>Teil</strong> der Bildfläche<br />
nimmt der Oberkörper ein, bekleidet mit schwarzem<br />
Schultercape und dem bauschig darübergelegten<br />
braunen Mantel. Der nach links geneigte Kopf lässt<br />
dem breitkrempeligen schwarzen Hut über der Schulter<br />
Raum. Cape und Hut sind hier Attribute, die eine<br />
Benennung des Dargestellten als Rochus erlauben.<br />
Das Bild zeigt sich jedoch eindeutig als Portrait eines<br />
Zeitgenossen, möglicherweise eine Person namens<br />
Rochus, an dessen Namenspatron durch die Attribute<br />
erinnert werden soll.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine weitere Rochus Darstellung<br />
Riberas danebenzustellen (Museum Prado, 212 x 144<br />
cm.). Es zeigt den nämlichen Mann, identisch in Kopfhaltung<br />
und Physiognomie, jedoch in Ganzfigur und<br />
mit den weiteren Attributen des Heiligen: dem Stab,<br />
dem Hund mit Brot im Maul, der gemäß der Legende<br />
den Heiligen während seiner Abgeschiedenheit mit<br />
Nahrung versorgt haben soll, sowie dem vorgestellten<br />
Oberschenkel. Bezeichnenderweise jedoch fehlt im<br />
Prado-Bild eine Pestbeule am Bein. Dies ist nur erklärbar,<br />
wenn es sich auch dort nicht um die Darstellung<br />
des Heiligen selbst handelt, sondern um ein Portrait<br />
eines Herrn mit diesem Namen, der eben keineswegs<br />
Krankheitsmerkmale zeigt, womit das Bein auch dort<br />
lediglich als Attributverweis auf den Namen zu verstehen<br />
ist.<br />
In den Jahren 1631-32 schuf Ribera eine Reihe von<br />
Portraitbildnissen, die später in andere Bildzusammenhänge<br />
<strong>–</strong> etwa als Philosophen oder Heilige <strong>–</strong> eingebracht<br />
wurden. Der in Spanien geborene Maler verbrachte<br />
jedoch die längste Zeit seines Lebens in<br />
Italien, wenngleich der Biograf und Maler Antonio Palomino<br />
de Castro y Velasco berichtet, Ribera hätte seine<br />
erste Ausbildung bei Francisco Ribalta (1565-1628)<br />
erhalten. Dessen brauntonige Malweise hat Ribera<br />
jedoch weitergeführt und durch italienische Einflüsse<br />
zur Steigerung gebracht. Wann er nach Italien kam, ist<br />
nicht bekannt, jedenfalls wissen wir, dass er in Parma<br />
und Rom gearbeitet und 1616 in Neapel geheiratet<br />
hat. 1626 wird er als Mitglied der Akademie genannt,<br />
1631 als Ritter des Päpstlichen Ordens. Stets noch<br />
mit Spanien verbunden, erhielt er Aufträge der spanischen<br />
Vizekönige. Die tenebrose Farbskala seiner<br />
Werke vermochte gerade Märtyrerdarstellungen, Charakterköpfen<br />
oder Philosophengestalten unverwechselbaren<br />
Ausdruck zu verleihen. Seine Werke gelten<br />
als Höhepunkte in den bedeutendsten Museen und<br />
Sammlungen weltweit.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, l’opera completa,<br />
Neapel 2006.<br />
Vgl. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera,<br />
1591-1652, Köln 2000.<br />
Vgl. Alfonso E. Perez Sanchez, Nicola Spinosa, Jusepe<br />
De Ribera 1591-1652. Katalog der Ausstellung im<br />
Metropolitan Museum. New York 1992,<br />
Vgl. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: prints and<br />
drawings. Katalog zur Ausstellung im Art Museum,<br />
Princeton University, Oktober-November 1973, New<br />
Jersey 1973. (1401251) (11)<br />
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JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
SAINT ROCH<br />
Oil on canvas.<br />
86 x 68 cm.<br />
Accompanied by expert’s reports by Luigi Salerno;<br />
Nicola Spinosa, 15 October 2014; Claudio Strinati,<br />
March 2015, each in copy.<br />
The painting shows a life-size half-length portrait of a<br />
middle-aged man. His face is illuminated from the top<br />
left and stands out against an olive-brown background;<br />
it is framed by his black hair and medium-long<br />
beard. A cloak and hat are attributes identifying the<br />
depicted as Saint Roch. The painting is, however,<br />
clearly also a portrait of a contemporary, possibly a<br />
person named Roch, whose namesake is intended to<br />
be commemorated by the attributes. Another depiction<br />
of Saint Roch by Ribera compares well to the<br />
present painting (Prado Museum, 212 x 144 cm). It<br />
shows the same man, identical in head position and<br />
physiognomy, but in full-length portrait and with the<br />
Saint’s other attributes: the walking staff, a dog with a<br />
loaf of bread in its mouth, which, according to legend,<br />
is said to have provided the saint with food during his<br />
seclusion, and the saint’s presented thigh. Significantly,<br />
however, the plague boil on his leg is missing in the<br />
Prado painting. This can only be explained if this is not<br />
a depiction of the saint himself, but rather a portrait of<br />
a gentleman with the same name who does not show<br />
any signs of illness, which means that the leg is only<br />
to be understood as an attribute reference to the<br />
name. In the years 1631-32 Ribera created a series of<br />
portraits that were later incorporated into other contexts<br />
<strong>–</strong> for example as philosophers or saints.<br />
Literature:<br />
cf. Nicola Spinosa, Ribera. l’opera complete, second<br />
expanded edition, Napoli 2006.<br />
cf. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-<br />
1652, Cologne 2000.<br />
cf. Alfonso E. Pérez Sánchez, Nicola Spinosa, Jusepe<br />
De Ribera 1591-1652, exhibition catalogue, Metropolitan<br />
Museum, New York 1992.<br />
cf. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: Prints and<br />
Drawings, exhibition catalogue, Art Museum, Princeton<br />
University, October <strong>–</strong> November 1973. Princeton<br />
University, Princeton, New Jersey 1973.<br />
€ 130.000 - € 180.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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181<br />
MATTIA PRETI,<br />
1613 <strong>–</strong> 1699<br />
Der in Kalabrien geborene und auf Malta verstorbene<br />
Maler hatte nach Auskunft seiner Zeitgenossen ein<br />
äußerst bewegtes Leben. Er war nicht allein Maler,<br />
sondern auch Ordensritter der Malteser und wurde<br />
aufgrund des Ruhmes seiner Familie „Il Cavalier Calabrese“<br />
genannt. In Rom erhielt er Aufträge von Papst<br />
Urban VIII sowie von Kardinal Rospigliosi. Sein Werk<br />
zeigt die Schule des Guercino (1591-1666), Giovanni<br />
Lanfranco (1582-1647) und Domenico Zampieri (1581-<br />
1641) sowie den starken Einfluss der tenebristischen<br />
Malerei der Caravaggisten. Werke seiner Hand finden<br />
sich in den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen wie etwa Museum of Fine Arts Houston,<br />
Nationalmuseum, Warschau, Prado, Madrid, Pinacoteca<br />
di Brera Mailand, Galleria dell‘Accademia Venedig, sein<br />
Selbstbildnis befindet sich in den Uffizien Florenz.<br />
DER UNGLÄUBIGE THOMAS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
127 x 173 cm.<br />
Beigegeben jeweils ein Gutachten von Claudio Strinati,<br />
März 2015 und von Riccardo Lattuada, März 2015,<br />
jeweils in Kopie.<br />
Die hier angebotene Darstellung bezieht sich auf Johannes<br />
20:25 (Da sagten die anderen Jünger zu ihm<br />
„Wir haben den Herren gesehen“. Er aber sprach zu<br />
ihnen „Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der<br />
Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel<br />
lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde<br />
ich nicht glauben“. Sie ist laut Gutachten eine ältere<br />
Version des <strong>Gemälde</strong>s gleichen Themas in der Galleria<br />
des Palazzo Rosso in Genua (siehe Literatur). Das dortige<br />
<strong>Gemälde</strong> wurde 1959 vom Palazzo Rosso angekauft<br />
und schon damals durch Caterina Marcenaro<br />
zugeschrieben (Maße 123 x 173 cm). Im dortigen <strong>Gemälde</strong><br />
erkannte Spike den Einfluss Bologneser Maler<br />
wie Guercino und Cavedone sodass es auf die Mitte<br />
der 1630er Jahre datiert werden konnte. Die Entwürfe<br />
für die Figuren, die in Die Ungläubigkeit des heiligen<br />
Thomas (und der Version, die sich heute in Genua befindet)<br />
dargestellt sind, dürften sicherlich im römischen<br />
Atelier von Gregorio Preti geblieben sein. Denn<br />
viele Jahre später (um 1660-70) verwendete der Maler<br />
Figuren und Formen, die eindeutig mit dem Werk<br />
seines Bruders Matthias verbunden sind, wenn auch<br />
in einem völlig veränderten Kontext. Ein Beispiel dafür<br />
ist die Figur des heiligen Thomas, die in ähnlicher Weise<br />
in einem Noli me tangere dargestellt ist, das kürzlich<br />
auf dem italienischen Markt verkauft wurde<br />
(Christie‘s, Mailand, 29.11.2006, Los 79). Hier erinnert<br />
die vertikale Komposition an die Werke von Matthias<br />
aus den Jahren 1650-60, obwohl die antike Idee der<br />
Caravagesken Figur, die fast von hinten zu sehen ist,<br />
hier in barocker Manier umgesetzt wurde.<br />
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MATTIA PRETI,<br />
1613 <strong>–</strong> 1699<br />
Literatur:<br />
Vgl. A. Pelaggi, Mattia Preti ed il seicento italiano,<br />
Catanzaro, 1972, S. 40.<br />
Vgl. J.D. Clifton und J.T. Spike, Mattia Preti‘s Passage<br />
to Naples: A Documented Chronology, 1650 - 1660,<br />
in: Storia dell‘arte, 65, S. 47.<br />
Vgl. E. Corace Hrsg., Mattia Preti, Rom, 1989, S. 77,<br />
Abb. 8.<br />
Vgl. J.T. Spike, Mattia Preti, Catalogo ragionato die<br />
dipinti, Florenz, 1999, S. 143, Nr. 44. (1421002)<br />
THE INCREDULITY OF SAINT THOMAS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
127 x 173 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,<br />
March 2015 and by Riccardo Lattuada, March 2015,<br />
each in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Antonio Pelaggi, Mattia Preti ed il seicento italiano,<br />
Catanzaro 1972, p. 40.<br />
cf. J.D. Clifton and John T. Spike, Mattia Preti’s Passage<br />
to Naples: A Documented Chronology, 1650-1660,<br />
in: Storia dell’arte, 65, p. 47.<br />
cf. Erminia Corace (ed.), Mattia Preti, Rome 1989,<br />
p. 77, ill. 8.<br />
cf. John T. Spike, Mattia Preti, Catalogo ragionato<br />
dei dipinti, Florence 1999, p. 143, no. 44.<br />
Sistrix<br />
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€ 200.000 - € 300.000 (†) 63<br />
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182<br />
GIOACCHINO ASSERETO,<br />
1600 GENUA <strong>–</strong> 1649 EBENDA<br />
Der Maler Assereto ging aus der Schule von Luciano<br />
Borzone hervor und stand in der Nachfolge des Giovanni<br />
Andrea Ansaldo, alsbald war er im ganzen ligurischen<br />
Gebiet tätig. Zunächst dem Stil von G. C. Procaccini<br />
verpflichtet, wandte er sich ab etwa 1618 mehr der<br />
Lombardischen Schule zu. In seinem Werk vereinigt<br />
sich der naturalistische Caravaggismus mit der Malweise<br />
auch von Bernardo Strozzi, wie man an seiner<br />
Kreuzabnahme sieht, die im Palazzo Bianco in Genua<br />
zu sehen ist.<br />
BILDNIS EINES PROPHETEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
93 x 75 cm.<br />
In breitem, ornamental verzierten Rahmen.<br />
GIOACCHINO ASSERETO,<br />
1600 GENOA <strong>–</strong> 1649 IBID.<br />
PORTRAIT OF A PROPHET<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
93 x 75 cm.<br />
Accompanied by expert’s report by Anna Orlando,<br />
Genoa, July 2017, in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Anna Orlando, Dipinti genovesi dal Cinquecento<br />
al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato,<br />
Turin 2010, pp. 20.<br />
€ 50.000 - € 80.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Genua,<br />
Juli 2017, in Kopie.<br />
Halbfigurige an einer Tischplatte lehnendes Bildnis eines<br />
nach rechts gewandten alten Mannes mit überkreuzten<br />
Armen und emporgerichtetem Blick. Im Zentrum<br />
der bauschige weiße Bart des Mannes, der gemeinhin<br />
als Prophet identifiziert wird. Orlando vergleicht<br />
die hier angebotene Darstellung etwa mit einem Heiligen<br />
Markus im Musée des Augustins in Toulouse.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Anna Orlando, Dipinti genovesi dal Cinquecento<br />
al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato,<br />
Turin 2010, S. 20f. (1401252) (13)<br />
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183<br />
GIOACCHINO ASSERETO,<br />
1600 GENUA <strong>–</strong> 1649 EBENDA, ZUG.<br />
DER HEILIGE FRANZISKUS, GETRÖSTET<br />
VON EINEM MUSIZIERENDEN ENGEL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
150 x 111,5 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist katalogisiert in der Fototeca<br />
Zeri unter der Nummer 60364.<br />
Das hochformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt eine Dreivierteldarstellung<br />
des sitzenden Franziskus in braunem Habitus,<br />
seinen linken Arm so gebeugt auf ein altes Holzgestell<br />
abgelegt, dass er darin ein kleines Kruzifix<br />
halten kann. Am Rand der Platte zudem liegend ein<br />
Totenschädel als Verweis auf die Vergänglichkeit.<br />
Franziskus hält beide Hände mit deutlichen Stigmata<br />
geöffnet im Schoß, so als sei ihm gerade das geöffnete<br />
Buch entglitten, seinen Kopf mit fahlem Gesicht<br />
und geschlossenen Augen hat er zurückgelehnt, was<br />
beides als Zeichen seiner Sterbestunde gedeutet<br />
werden kann. Über ihm ein Engel mit großen, weiten<br />
Flügeln, der auf einer Geige musiziert und ihm somit<br />
tröstend beisteht. Darstellung eines sehr beliebten<br />
Motivs bei italienischen Malern der Zeit, was auch zu<br />
finden ist auf einer Zeichnung von Francesco Vanni<br />
(1563-1610) mit dem Titel „Sterbender Heiliger Franziskus,<br />
von Engeln getröstet“, jedoch ohne Geige. Mit<br />
musizierendem Engel bei Annibale Carracci (1560-<br />
1609), Francisco Ribalta (1565-1628) und Guido Reni<br />
(1575-1642).<br />
GIOACCHINO ASSERETO,<br />
1600 GENOA <strong>–</strong> 1649 IBID., ATTRIBUTED<br />
SAINT FRANCIS COMFORTED BY AN ANGEL<br />
PLAYING MUSIC<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
150 x 111.5 cm.<br />
The present painting is listed at the Federico Zeri Photo<br />
Library, under no. 60364.<br />
Notes:<br />
A similar work by the artist (96 x 123 cm) was sold<br />
at Christie’s, Rome on 6 December 2001 under lot<br />
278.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Ein vergleichbares Werk des Künstlers (mit den<br />
Maßen 96 x 123 cm) wurde bei Christie’s Rom<br />
am 6. Dezember 2001 unter Lot 278 versteigert.<br />
(1400772) (18)<br />
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184<br />
HENDRICK DE SOMER,<br />
1607/08 LOKEREN <strong>–</strong> 1656 NAPOLI,<br />
Hendrick de Somer wird gelegentlich mit Hendrick van<br />
Somer verwechselt. Er ist auch als Enrico Fiammingo<br />
bekannt. Ab Anfang 1622 zog er wie viele niederländische<br />
Maler nach Neapel, wo er bis 1655 nachweisbar<br />
ist. Beeinflusst von der Malerei Giuseppe de Riberas,<br />
wie auch der Maler Bernardo de‘Dominici ein Jahrhundert<br />
später berichtet. Er stand aber auch in enger<br />
Verbindung mit Künstlern wie Viviano Codazzi und<br />
Domenico Gargiulo, mit denen er häufig zusammenarbeitete,<br />
zudem beeinflusst etwa von Massimo<br />
Stanzione und Bernardo Cavallino. In den folgenden<br />
Jahren wendet sich seine Malerei der venezianischen<br />
und bolognesischen Schule zu, wandte sich vom<br />
Tenebrismus de Riberas ab, um zu dem aufkommenden<br />
Geschmack für römische und bolognesische<br />
Kunst zu wechseln. Zu seinen bekannten Werken<br />
gehören die „Caritas Romana“ von 1635 in einer römischen<br />
Privatsammlung und zwei Versionen des Heiligen<br />
Hieronymus in, eine in den Trafalgar Galleries in<br />
London von 1651, die andere in der Nationalgalerie<br />
des Palazzo Barberini in Rom von 1652. Als weiteres<br />
Werk ist das Altarbild der Taufe Christi (Neapel, Santa<br />
Maria della Sapienza) aus dem Jahr 1641 zu nennen.<br />
Nach 1656 fehlen Nachrichten über ihn, was vermuten<br />
lässt, dass er Opfer der Pest von 1656 in Neapel<br />
gewesen sein könnte.<br />
HENDRICK DE SOMER,<br />
1607/08 LOKEREN <strong>–</strong> 1656 NAPLES<br />
PORTRAIT OF AN APOSTLE<br />
(PHILIP OR ANDREW)<br />
Oil on canvas.<br />
46 x 40 cm.<br />
ca. 1638-1645.<br />
Accompanied by an expert’s report by Yuri Primarosa<br />
dated 25 June 2024, in copy.<br />
The attached expert’s report cites several comparative<br />
examples, such as his works Tobias or Moise[AU1],<br />
as well as Elia[AU2] (Materna, Coll. D’Errico). The most<br />
convincing comparative example is a tondo of a philosopher<br />
in the Galleria Civica di Reggio Emilia, dated<br />
1644.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
BILDNIS EINES APOSTELS<br />
(PHILIPP ODER ANDREAS)<br />
Öl auf Leinwand.<br />
46 x 40 cm.<br />
Um 1638-1645.<br />
Beigegeben eine Expertise von Yuri Primarosa vom<br />
25. Juni 2024, Kopie.<br />
Die beigegebene Expertise nennt etliche Vergleichsbeispiele,<br />
wie etwa sein Werk „Tobias“ oder „Moise“,<br />
sowie „Elia“ (Materna, Coll. D´Errico). Als überzeugendstes<br />
Vergleichsbild sei das Rundbild eines Philosophen<br />
in der Galerie Civica di Reggio Emilia genannt,<br />
datiert 1644.<br />
(1421979) (11)<br />
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69
185<br />
LUCA GIORDANO,<br />
GENANNT „LUCA FA PRESTO“,<br />
1634 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA<br />
Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war<br />
Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls<br />
der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten<br />
Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein<br />
angenommen wird, dass er ein Schüler des Jusepe de<br />
Ribera (1588/91-1652) war. Etliche seiner Werke lassen<br />
auch dessen Einfluss erkennen, während das enorm<br />
umfangreiche Werk Giordanos zeigt, dass er sämtliche<br />
Stilvarianten seiner Zeit beherrschte. Auch die Themenbreite<br />
in seinem Werk, in sämtlichen Bereichen der<br />
Historienmalerei, religiöse Darstellungen, aber auch<br />
mythologische Szenen, zeigt Einflüsse zunächst der<br />
Caravaggisten, später aber auch der Maler Pietro da<br />
Cortona (1596-1669), Mattia Preti (1613-1699) oder Peter<br />
Paul Rubens (1577-1640). Im Bildaufbau mancher<br />
seiner Werke sind auch die venezianischen <strong>Meister</strong><br />
wie Paolo Veronese (1528-1588), Tiziano Vecellio<br />
(1485/89-1576) oder Domenico Robusti Tintoretto<br />
(1560-1635) spürbar. Giordano war Schüler von Jusepe<br />
de Ribera (1588/91-1652), wirkte nach seiner väterlichen<br />
Lehre in Rom unter Pietro da Cortona (1596-<br />
1669), wurde alsbald durch zahllose Aufträge geehrt,<br />
um die italienischen Paläste mit Fresken und Ölbildern<br />
auszustatten. In flotter, schneller Malweise geübt, war<br />
er in der Lage, mehr Werke zu schaffen als seine Kollegen.<br />
1690 wurde er nach Spanien berufen, wo er unter<br />
Karl II 13 Jahre wirkte und zum Ritter ernannt wurde.<br />
In dieser Zeit entstanden seine besten Arbeiten in der<br />
Kirche San Lorenzo in Escorial.<br />
DIOGENES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
104 x 162 cm.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> liegt eine Bestätigung von Nicola Spinosa<br />
bei. Demnach ordnet Spinosa das beachtenswerte<br />
Werk in die frühe Schaffenszeit Giordanos ein.<br />
Beigegeben darüber hinaus eine Bestätigung von Prof.<br />
Riccardo Lattuada.<br />
Wie das Werk Giordanos zeigt, hat sich der Maler<br />
mehrfach mit der Darstellung griechischer Philosophen<br />
beschäftigt. Hier ist der nachsokratische Philosoph<br />
Diogenes (um 413-um 323 v. Chr.) dargestellt,<br />
der sich bekanntermaßen öffentlich allem Luxus verweigerte,<br />
sich über seine Zeitgenossen lustig machte<br />
und angeblich am hellen Tag mit einer Laterne umherging,<br />
er sei auf der Suche nach dem „wahrhaften<br />
Menschen“. Der Dargestellte zeigt sie hier auch im<br />
Bild. Seine Erklärung dazu ist auch in der Beischrift in<br />
der unteren Bilddecke zu lesen („QUERO HOMIO-<br />
NEM/VERDICIO“. Er soll in einem Fass „in hündischer<br />
Lebensweise“ gehaust haben und spöttischer<br />
Gegner seines Zeitgenossen Platon (um 428-um 347<br />
v. Chr.) gewesen sein. Das großformatige <strong>Gemälde</strong><br />
zeigt den Philosophen mit ebendieser Laterne gleichgroß<br />
neben einer anderen Gestalt, deren Identifizierung<br />
nicht geklärt ist. Dessen luxuriöse Kleidung mit<br />
Pelzbesatz, der Hut mit auffallenden blauen Federn<br />
und seine Brille, zeigen ihn als einen etablierten Herrn<br />
der Gesellschaft, im völligen Gegensatz zu Diogenes.<br />
Seine Hand aufs Herz gelegt, will ihn als gerecht zeigen,<br />
was der Blick des Diogenes jedoch äußerst kritisch<br />
betrachtet. Es bleibt dahingestellt, ob hier ein<br />
Zeitgenosse des Malers oder der antike Zeitgenosse<br />
Platon gemeint ist.<br />
Das neu erwachte Interesse der Zeit an der Philosophie<br />
der Antike hat bei mehreren Malern zu ähnlichen<br />
Bildthemen geführt. Die bescheidene Lebensweise,<br />
die sich durch einfache, bis hin zu zerrissener Kleidung<br />
zeigt, ist auch ein Symbol der Verweigerung des Geistes<br />
gegenüber dem üppigen Prunk, der in der Zeit kultiviert<br />
wurde. Insofern ist auch dieses <strong>Gemälde</strong> von<br />
gesellschaftskritischer Relevanz. Der Malstil zeigt<br />
ganz deutlich auch die spanischen Einflüsse von Jusepe<br />
de Ribera (1588-1652), dem Lehrer Giordanos.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del<br />
Seicento e Settecento napoletano, Bd. III, S. 12 f,<br />
Neapel 2018.<br />
Vgl. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D. Luca<br />
Giordano, pittore napoletano, in: Vite de’ pittori,<br />
scultori ed architetti napoletani, Bd. III, Francesco<br />
Ricciardo, Neapel 1729.<br />
Vgl. Oreste Ferrari & Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano.<br />
L’opera completa, Bd. 2, Neapel 2000 (Erstveröffentlichung:<br />
1966). (1390116) (11)<br />
LUCA GIORDANO,<br />
ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,<br />
1634 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID.<br />
DIOGENES<br />
Oil on canvas.<br />
104 x 162 cm.<br />
Accompanied by a confirmation from Nicola Spinosa,<br />
according to which the painting for sale in this lot is<br />
from Giordano’s early creative period. Also a confirmation<br />
from Prof Riccardo Lattuada enclosed.<br />
€ 200.000 - € 250.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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71
186<br />
LEONELLO SPADA,<br />
1576 <strong>–</strong> 1622<br />
DIE ENTHAUPTUNG JOHANNES DES TÄUFERS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
145 x 155 cm.<br />
Die Autorschaft wurde dem Einlieferer mündlich bestätigt<br />
durch A. G. De Marchi, November 2015.<br />
Johannes der Täufer wird in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
caravaggesk beleuchtet und von vier Figuren hinterfangen.<br />
Herodias hält eine Schüssel, in der das Johanneshaupt<br />
ruhen wird, derart, dass sie momentan<br />
wie ein Nimbus wirkt. Links oben das Schwert, dass<br />
soeben im Schwingen begriffen ist, um das Haupt von<br />
dem Korpus zu trennen.<br />
Provenienz:<br />
Wohl Sammlung Malvezzi, Bologna.<br />
Anmerkung:<br />
Die Todesumstände des Johannes des Täufers werden<br />
einerseits durch die synoptische Evangelien überliefert,<br />
aber auch außerbiblische Quellen äußern sich<br />
zu seinem Ableben (Die Jüdischen <strong>Alte</strong>rtümer des<br />
Flavius Josephus). Das Lukasevangelium erwähnt,<br />
dass Johannes von Herodes ins Gefängnis geworfen<br />
(Lk 3,20) und von ihm enthauptet wurde (Lk 9,7-9 ).<br />
Bei anderen Synoptikern lesen wir eine durchaus reichhaltigere<br />
Perspektive der Ereignisse. Markus erwähnt<br />
(Mk 6,14-29) Herodes Antipas habe Johannes festnehmen<br />
lassen, weil dieser sehr offenkundig Kritik<br />
an seiner Lebensweise geäußert hatte. Herodes nämlich<br />
hatte die Frau seines Bruders Philippos, Herodias<br />
geheiratet, was in den Augen des Täufers gesetzwidrig<br />
war. Antipas hatte also seine Schwägerin zur Frau<br />
genommen, für Johannes den Täufer ein Unding. Die<br />
Schuld trifft bei Markus vor allem Herodias und ihre<br />
Tochter, während Herodes Antipas selbst vor Furcht<br />
gegenüber Johannes erfüllt gewesen sei, da dieser<br />
ein gerechter und heiliger Mann war (Mk 6,20.).<br />
Herodias musste also Herodes austricksen, indem<br />
sie ihre Tochter Herodes betören ließ, bis dieser ihr<br />
versprach zu geben, was sie wünsche, dies war er<br />
Kopf des Täufers Johannes, sodass Herodes Johannes<br />
köpfen ließ. Matthäus berichtet ähnliches und fügt noch<br />
hinzu, dass Matthäus wegen der Erfüllung seines<br />
Eides traurig gewesen sei (Mt 14,9).<br />
LEONELLO SPADA,<br />
1576 <strong>–</strong> 1622<br />
THE BEHEADING OF SAINT JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
145 x 155 cm.<br />
Provenance:<br />
Probably Malvezzi collection, Bologna.<br />
Literature:<br />
cf. F. Frisoni in: La scuola dei Carracci, dall’Accademia<br />
alla Bottega di Ludovico, ed. Emilio Negro and Massimo<br />
Pirondini, Modena 1994, pp. 265-273.<br />
cf. Elio Monducci, Leonello Spada (1576 - 1622),<br />
Reggio Emilia 2002.<br />
cf. Nicosetta Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello<br />
Spada, alcune opere sconosciute di due “Caravaggisti”<br />
padani, 1, 2013, pp. 48-65, 160.<br />
€ 90.000 - € 120.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. F. Frisoni in La scuola dei Carracci, dall‘Accademia<br />
alla Scuola di Ludovico, Hrsg. E. Negro und M. Pirondini,<br />
Modena 1994, S. 265-273.<br />
Vgl. E. Monducci, Leonello Spada: 1576-1622, Reggio<br />
Emilia, 2002.<br />
Vgl. N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada,<br />
alcune opere sconosciute di due „caravaggisti“ padani,<br />
1, 2013, S. 48-65, 160. (1421003)<br />
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73
187<br />
ANDREA VACCARO,<br />
1598/1604 <strong>–</strong> 1670, ZUG.<br />
MARTYRIUM DES HEILIGEN SEBASTIAN<br />
ANDREA VACCARO,<br />
1598/1604 <strong>–</strong> 1670, ATTRIBUTED<br />
THE MARTYRDOM OF SAINT SEBASTIAN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
128 x 100 cm.<br />
In bronziertem Profilrahmen.<br />
Sebastian war ein Hauptmann der Prätorianergarde<br />
am kaiserlichen Hof, der sich öffentlich zum Christentum<br />
bekannte, woraufhin ihn Diokletian zum Tode verurteilte<br />
und ihn von Bogenschützen erschießen ließ.<br />
Eine absteigende Diagonale beschreiben die muskulösen<br />
Arme des Sebastian, dessen hell beleuchtete<br />
Seite mit einem Pfeil in der blutenden Wunde von seinem<br />
Martyrium ebenso zeugt wie die an den Baum<br />
gefesselten Hände, dessen Borke und Verästelungen<br />
detailreich wiedergegeben sind.<br />
(1420445) (2) (13)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
128 x 100 cm.<br />
€ 25.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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188<br />
BENEDETTO GENNARI,<br />
1633 <strong>–</strong> 1715 BOLOGNA, ZUG.<br />
Benedetto Gennari war Neffe und <strong>Meister</strong>schüler<br />
des Guercino (1591-1666), verfeinerte jedoch seine<br />
Farbsprache. 1672 brach er nach Paris auf, 1674 nach<br />
London.<br />
MYSTISCHE VERMÄHLUNG<br />
DER HEILIGEN KATHARINA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
99 x 74 cm.<br />
In profiliertem Rahmen.<br />
Das Thema entspricht dem legendären Traum der Heiligen<br />
Katharina, wonach sie nach Entsagung einer<br />
Ehe mit Jesus selbst vermählt wurde. Die Legende<br />
ist in der Bildkunst zahlreich wiedergegeben worden.<br />
Im vorliegendem <strong>Gemälde</strong> wird eine Szene dargestellt,<br />
in der die Madonna mit dem Kind und die heilige<br />
Katharina die Hauptfiguren sind. Katharina ist anhand<br />
ihrer ikonografischen Merkmale erkennbar, wie der<br />
kostbaren Kleidung und den Schmuckstücken, die auf<br />
ihren fürstlichen Status hinweisen. Jesus, in den Armen<br />
seiner Mutter, hält einen Ehering in der Hand als Anspielung<br />
auf die Vision, die die Heilige vor ihrem Martyrium<br />
hatte. Der realistische Stil der Figuren, der sich<br />
vom barocken Geschmack abhebt, der darauf abzielt,<br />
die Figuren durch Formen und Farben zu verschönern,<br />
sowie die Verwendung von Licht, das von oben<br />
fällt und Hell-Dunkel-Effekte erzeugt, sind Merkmale,<br />
die auf den Stil des Lehrers hinweisen. Was den Stil<br />
betrifft, so lassen sich mehrere Bildbeispiele mit Werken<br />
des Gennari zum Vergleich heranziehen. Nicht zu<br />
übersehen jedoch ist der Einfluss seines Lehrers Giovanni<br />
Francesco Barbieri, besser bekannt als Guercino<br />
(1591-1666).<br />
BENEDETTO GENNARI,<br />
1633 <strong>–</strong> 1715 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />
THE MYSTIC MARRIAGE OF SAINT CATHERINE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
99 x 74 cm.<br />
As far as style is concerned, several examples of<br />
paintings can be compared with works by Gennari.<br />
However, the influence of his teacher Giovanni Francesco<br />
Barbieri, better known as Guercino (1591 <strong>–</strong> 1666) is<br />
obvious.<br />
Literature:<br />
cf. Nicosetta Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola<br />
del Guercino, Modena 2004.<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Nicosetta Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola<br />
del Guercino, Modena 2004.<br />
(1420327) (2) (13)<br />
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189<br />
GIUSEPPE SIMONELLI,<br />
UM 1650 NEAPEL <strong>–</strong> 1710, ZUG.<br />
ARMIDE UND RENAUD<br />
GIUSEPPE SIMONELLI,<br />
CA. 1650 NAPLES <strong>–</strong> 1710, ATTRIBUTED<br />
ARMIDE AND RENAUD<br />
Öl auf Leinwand.<br />
160 x 230 cm.<br />
Armide herrscht mit ihrem Onkel über Damaskus und<br />
besiegt 1098 im Ersten Kreuzzug das Kreuzritterherr.<br />
Ihr todkranker Onkel möchte sie verheiraten, daher<br />
wünscht sie denjenigen zu heiraten, der ihren Todfeind,<br />
den Kreuzritter Renaud, töted. Diesen bringt die<br />
Zauberin Armide in ihre Gewalt, tötet ihn jedoch nicht,<br />
sondern verliebt sich in ihn und bringt ihn mittels eines<br />
Liebeszaubers dazu, ihre Liebe zu erwiedern. Im<br />
Hintergrund rechts schon die Anhänger Renauds, die<br />
ihn an seine Pflichten erinnern werden und so zum<br />
Zusammenbruch des von Armide konstruierten Luftschlosses<br />
hinarbeiten werden.<br />
(1420763) (13)<br />
Oil on canvas.<br />
160 x 230 cm.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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190<br />
PETER PAUL RUBENS,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN,<br />
UND WERKSTATT<br />
JESUS UND JOHANNES IN JUGENDLICHEM ALTER<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
125 x 158 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen mit Nummerierung und<br />
Etikett.<br />
In vergoldetem und reliefverziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten im Original von Prof. Julius<br />
S. Held, 12. März 1982 und ein Technisches Gutachten<br />
von Prof. Dr. Franz Mairinger, Wien, 8. November<br />
1991 in Kopie und eine Bestätigung über die Eigenhändigkeit<br />
des vorliegenden <strong>Gemälde</strong>s durch Hugues<br />
Le Grand, Saint-Germain-de-Confolens, ohne Datum,<br />
der Rubens vollumfänglich als Autor des hier angebotenen<br />
<strong>Gemälde</strong>s anerkennt sowie darüber hinaus eine<br />
Provenienzbestätigung durch Fürstin M. Sayn-Wittgenstein,<br />
München, 7. Januar 1994.<br />
Die Darstellung aus dem Protoevangelium des Jacobus,<br />
in der Elisabeth zusammen mit Zacharias und dem<br />
jungen Johannes die Heilige Familie besucht, ist<br />
faszinierend und vielschichtig interpretierbar. Das<br />
scheinbar unbeschwerte Spiel der Kinder, insbesondere<br />
die Darstellung des Christuskindes in der Bewegung<br />
um das Lamm zu streicheln, ist von gehaltvoller<br />
Symbolik geprägt.<br />
Das Bild des Christuskindes, das sich von einem<br />
Baumstumpf erhebt, um das Lamm zu berühren, kann<br />
auf mehreren Ebenen interpretiert werden. Zunächst<br />
einmal zeigt es die Menschwerdung Christi und seine<br />
Rolle als Erlöser. Indem er das Lamm berührt, nimmt<br />
er symbolisch den Opfertod an, der ihm bevorsteht,<br />
um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Der<br />
Baumstumpf könnte jedoch auch eine Verbindung zur<br />
biblischen Prophezeiung von Jesaja aufzeigen, die den<br />
Messias als Spross aus der Wurzel Isais beschreibt.<br />
Indem das Christuskind sich von diesem Baumstumpf<br />
erhebt, wird seine Verbindung zur messianischen Linie<br />
deutlich. Die Anwesenheit von Johannes dem Täufer in<br />
dieser Szene verstärkt die Symbolik weiter. Johannes,<br />
der das Lamm Gottes ankündigte, steht bereits in seiner<br />
Jugend in enger Verbindung mit dem Erlöser. Seine<br />
Anwesenheit bei diesem Ereignis betont die prophetische<br />
Natur des Besuchs und die Vorahnung<br />
dessen, was kommen wird.<br />
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UV-Fluoreszenzaufnahme<br />
Provenienz:<br />
Russisches Zarenhaus.<br />
Durch Heirat einer Wittelsbacherin in die Russische<br />
Zarenfamilie gelangte das vorliegende Werk in die<br />
Kunstsammlung von Schloss Seehof.<br />
Sammlung Freiherr Franz Joseph von Zandt, Schloss<br />
Seehof bei Bamberg, 1951 veräußert an:<br />
Kunstsammler, Schweiz.<br />
Tiberius Auktion, Wien, 5. Juli 2022, lot 9.<br />
Literatur:<br />
Vgl. M. Rooses: L’Œuvre de P.P. Rubens, Antwerpen<br />
1886, S. 250ff.<br />
Vgl. W.L. Crowdy: A Connoisseur’s Note book, in:<br />
The Playgoer and Society, Nrn. 7-12, London 1910.<br />
Vgl. Erik Larsen: Seventeenth Century Flemish<br />
Painting, Freren 1985.<br />
Vgl. Michael Jaffé: Catalogo completo: Rubens,<br />
Mailand 1989. (1400061) (13)<br />
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81
PETER PAUL RUBENS,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP,<br />
AND WORKSHOP<br />
CHRIST AND SAINT JOHN AS YOUTHS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
125 x 158 cm.<br />
Stretcher with numbers and label on the reverse.<br />
Accompanied by an original report by Professor Julius<br />
S. Held, 12 March 1982, a copy of a technical report<br />
by Professor Dr. Franz Mairinger, Vienna, 8 November<br />
1991, and a certificate of authenticity of the present<br />
painting by Hugues Le Grand, Saint-Germain-de-<br />
Confolens, n.d., who fully recognizes Rubens as the<br />
creator of the painting on offer for sale in this lot and<br />
a confirmation of provenance by Princess M. Sayn-Wittgenstein,<br />
Munich, 7 January 1994.<br />
Provenance:<br />
Estate of Russian Tsars.<br />
Through marriage of a Wittelsbach heiress into the<br />
Russian Tsarist family, the present work came into<br />
the art collection of Seehof Castle.<br />
Baron Franz Joseph von Zandt collection, Seehof<br />
Castle near Bamberg, 1951 sold to:<br />
Art collector, Switzerland.<br />
Tiberius Auction, Vienna, 5 July 2022, lot 9.<br />
Literature:<br />
cf. M. Rooses, L’œuvre de P.P. Rubens, Antwerp<br />
1886, p. 250f.<br />
cf. W.L. Crowdy, A Connoisseur’s Notebook, in:<br />
The Playgoer and Society, nos. 7-12, London 1910.<br />
cf. Erik Larsen, Seventeenth Century Flemish Painting,<br />
Freren 1985.<br />
cf. Michael Jaffé, Rubens: Catalogo completo,<br />
Milan 1989.<br />
€ 180.000 - € 220.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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191<br />
ABRAHAM JANSSENS,<br />
1575 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1632 EBENDA<br />
ALLEGORIE DES FRÜHLINGS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
118 x 87.8 cm<br />
In teilvergoldetem Profilrahmen.<br />
Wir danken Dr. Joost Vander Auwera für die Bestätigung<br />
der Zuschreibung.<br />
Beigegeben eine Expertise von Andrea De Marchi, in<br />
Kopie.<br />
Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> wird beim RKD in Den<br />
Haag geführt als Werkstattarbeit von Abraham Janssens<br />
mit der Nummer 238302.<br />
Um ein Holzgefäß mit Umreifung herum sitzen drei<br />
Figuren, die in ihrer Aufeinanderfolge von links nach<br />
rechts mit ihren Attributen, der in dieser Reihenfolge<br />
zunehmenden Blüten, den Frühling symbolisieren und<br />
mittels der über ihnen dargestellten Tierkreiszeichen<br />
Widder, Stier und Zwilling die Zeit zwischen dem 21.<br />
März und dem 21. Juni verkörpern. Ganz offensichtlich<br />
ist dies der <strong>Teil</strong> einer Folge von vier Jahreszeitenbildern,<br />
die als Folge als Kopie überliefert sind: siehe<br />
Sotheby’s, London, 16. April 1980, Lot 52.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Dr. E. C. Carter.<br />
Christie, Manson & Woods, Ltd., London, 27. Oktober,<br />
Lot 11, als A. Bloemaert.<br />
Christie’s London, 3. Juli 2012, Lot 139.<br />
ABRAHAM JANSSENS,<br />
1575 ANTWERP <strong>–</strong> 1632 IBID.<br />
ALLEGORY OF SPRING<br />
Oil on canvas.<br />
118 x 87.8 cm.<br />
We would like to thank Dr Joost Vander Auwera for<br />
the confirmation of the attribution.<br />
Accompanied by an expert’s report by Andrea De<br />
Marchi, in copy.<br />
The painting on offer for sale at RKD, The Hague,<br />
regis tered as workshop work of Abraham Janssens<br />
under no. 238302.<br />
Provenance:<br />
Collection Dr E. C. Carter.<br />
Christie, Manson & Woods, London, 27 October,<br />
lot 11, as A. Bloemaert.<br />
Christie’s London, 3 July 2012, lot 139.<br />
Literature:<br />
A. G. De Marchi in Da Artemisia a Hackert. La collezione<br />
di un antiquario, Ausstellungskatalog, Reggia<br />
di Caserta, Foligno 2019, cat. 24, p. 52-53.<br />
€ 45.000 - € 55.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
A. G. De Marchi in Da Artemisia a Hackert. La collezione<br />
di un antiquario, Ausstellungskatalog, Reggia<br />
di Caserta, Foligno 2019, Kat. 24, S. 52-53.<br />
(13818611) (13)<br />
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192<br />
DIRCK VAN BABUREN,<br />
UM 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 EBENDA, ZUG.<br />
PORTRAIT DES APOSTEL JACOBUS DER ÄLTERE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
77 x 63,5 cm.<br />
In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />
Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> wird beim RKD Den<br />
Haag als „Dirck van Baburen zugeschrieben“ unter<br />
Nummer 292950 geführt.<br />
Vor unbestimmtem Hintergrund das nach links gerichtete<br />
Profilbildnis eines älteren Herren mit Pilgerstab.<br />
Auf seiner Schulter prangt eine Jacobsmuschel, sein<br />
Haupt umspielt ein raumgreifender Nimbus. Van Baburen,<br />
der zusammen mit Hendrick ter Brugghen und<br />
Geritt van Honthorst zum Kreis der niederländischen<br />
Caravaggisten gehörte, war zwar noch 1611 in Utrecht<br />
als Schüler des Paulus Moreelse (1571-1638)<br />
verzeichnet, reiste aber alsbald nach Italien, wo er bis<br />
1621 blieb und nach seiner Rückkehr nach Utrecht<br />
1624 starb. 1615 führte er in Parma das Altarbild der<br />
Kirche Santa Maria die Servi aus. In Rom, wo Baburen<br />
bis 1621 blieb, wird auch das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />
entstanden sein, das die klassischen Züge Baburens<br />
zeigt, der auch vom Einfluss des Jusepe de Ribera<br />
(1591-1656) zeugt, der sich sowohl in Parma als auch<br />
in Rom aufhielt.<br />
DIRCK VAN BABUREN,<br />
CA. 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 IBID., ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF THE APOSTLE<br />
SAINT JAMES THE ELDER<br />
Oil on canvas.<br />
77 x 63.5 cm.<br />
The painting on offer for sale in this lot is listed at the<br />
RKD in The Hague under no. 292950 as attributed to<br />
Dirck van Baburen.<br />
€ 18.000 - € 25.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Finarte, Mailand, 20. November 1955, Lot 537 (als<br />
Dirck van Baburen).<br />
Privatsammlung, Italien.<br />
Als zugeschrieben an Dirck van Baburen am 23.10.2018<br />
im Dorotheum Wien angeboten. Die Zuschreibung<br />
geht zurück auf Paul Huys Janssen, der das Werk in<br />
die italienische Frühzeit des Künstlers datierte. Die<br />
damalige Beschreibung umfasste folgende Einschränkung:<br />
Wayne Franits hat die Zuschreibung<br />
an Dirck van Baburen auf Grundlage einer hochaufgelösten<br />
Digitalfotografie nicht anerkannt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. X. F. Salomon, The Young Ribera, in: The Burlington<br />
Magazine, Nr. 153, 2011, S. 475-478.<br />
Vgl. Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van Baburen,<br />
Amsterdam/Philadelphia 2013. (1390111) (13)<br />
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193<br />
FRANS YKENS,<br />
UM 1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1693 BRÜSSEL, ZUG.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
CHRISTI GEBURT IN EINEM KRANZ AUS BLÜTEN<br />
UND FRÜCHTEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 150 x 125 cm.<br />
Jeweils in vergoldeten Prunkrahmen.<br />
In der Mitte des einen <strong>Gemälde</strong>s ist die Geburt Christi<br />
in Grisaillemalerei wiedergegeben: Maria, die den neugeborenen<br />
Jesusknaben in ihren Armen hält, rechts<br />
hinter ihr der stehende Josef, zudem ist ein Ochs mit<br />
seinen Hörnern erkennbar. Auf dem anderen <strong>Gemälde</strong><br />
ist in der Mitte die Geburt des Jesusknaben in reduzierter<br />
Farbigkeit wiedergegeben, dabei Maria in blauem<br />
Gewand den nackten Jesusknaben mit einem Strahlenkranz<br />
um sein Haupt in ihrem Schoß haltend, rechts<br />
von ihr stehend Josef. Links die zur Anbetung des<br />
Kindes versammelten Hirten, die voller Ehrfurcht und<br />
Aufmerksamkeit den Neugeborenen betrachten. Die<br />
beiden Figurengruppen sind jeweils in einer Trompe<br />
l’œil-Bildhauerrahmung in Art einer Muschelädikula<br />
wiedergegeben, die jeweils am oberen linken und<br />
rechten Rand geflügelte Engel zeigen. Diese Rahmung<br />
jeweils auf einem steinernen Sockel stehend vor<br />
dunklem, fast schwarzem Hintergrund wiedergegeben.<br />
Im ersten <strong>Gemälde</strong> ist die Rahmung umgeben<br />
von leuchtend gelb-rötlichen, samtig wirkenden Pfirsichen,<br />
hellen und dunklen Weintraubenrispen, verschiedenen<br />
Ähren, Haselnüssen, Mispeln und im unteren<br />
Bereich von Zweigen mit Kirschen, Erdbeeren,<br />
Korn und einer Melone. Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> ist<br />
die steinern wirkende Umrahmung zusätzlich mit einem<br />
bunten Blütenstrauß im oberen Bereich versehen, des<br />
Weiteren mehrere Zweige mit Früchten, darunter Himbeeren<br />
und Brombeeren, als auch erneut Weintraubenrispen,<br />
Pfirsische, Maiskolben, Mispeln und oberhalb<br />
des Podestes eine angeschnittene Melone, Zitrone und<br />
ein Granatapfel neben rötlichen Pflaumen und dunkelroten<br />
Kirschen. Malerei mit starker Hell-Dunkel-Inszenierung,<br />
bei der besonders die zahlreichen, meist naturalistisch<br />
wiedergegebenen Früchte und Blüten durch<br />
ihre Farbigkeit besonders herausgestellt werden.<br />
(1390119) (18)<br />
FRANS YKENS,<br />
CA. 1601 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1693 BRUSSELS,<br />
ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
THE BIRTH OF CHRIST SET IN A WREATH<br />
OF FLOWERS AND FRUIT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
150 x 125 cm each.<br />
€ 50.000 - € 70.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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89
194<br />
FRANZ FRANCKEN III (1607 <strong>–</strong> 1667),<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />
JASPER VAN DER LANEN (1585 <strong>–</strong> 1634),<br />
JAN BRUEGHEL D.J. (1601 <strong>–</strong> 1778), ZUG.<br />
MARIA MIT DEM KINDE MIT<br />
DARGEBOTENEN FRÜCHTEN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
49 x 64 cm.<br />
In mit vergoldeten Profilen dekoriertem Holzrahmen.<br />
Inmitten einer Waldlichtung, die auf einer landschaftlichen<br />
Erhebung zu verorten ist und rückwärts in einer<br />
diesigen Flusslandschaft mit reicher Vegetation sich<br />
öffnet, die unter einem Baum sitzende Mutter Gottes<br />
mit dem Jesuskind auf dem Schoß. Um sie herum<br />
eine Vielzahl von Putti und Engel, die teils Früchte zu<br />
ernten im Begriff sind, teils diese auf Platten bereithaltend<br />
diese der Maria darbieten. Hinter dieser ein<br />
junger Lyraspieler. Sehr detailreiche Darstellung mit<br />
typischer Kompositionsweise und Farbauswahl der<br />
zusammenarbeitenden Künstler: dabei sind die Figuren<br />
Franz Francken III, die Landschaft Jasper van der<br />
Lanen und die Blumen Jan Brueghel d.J. zuzuordnen.<br />
Derart entworfene Kompositionen wurden gern auch<br />
von anderen Künstlern der Zeit übernommen. Zu vermerken<br />
ist auch, dass alle drei genannten Künstler in<br />
Antwerpen geboren wurden und auch dort verstorben<br />
sind.<br />
(1420161) (13)<br />
FRANZ FRANCKEN III (1607 <strong>–</strong> 1667),<br />
IN COOPERATION WITH<br />
JASPER VAN DER LANEN (1585 <strong>–</strong> 1634),<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601 <strong>–</strong> 1778),<br />
ATTRIBUTED<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH<br />
PRESENTED FRUIT<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
49 x 64 cm.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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195<br />
GILLIS COIGNET D. J.,<br />
1586 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1642 EBENDA, ZUG.<br />
LANDSCHAFT MIT MINERVA UND DEN MUSEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
69 x 89 cm.<br />
In breitem ebonisierten Wellenleistenrahmen mit Goldleiste.<br />
Minerva war eine der bedeutendsten Gottheiten des<br />
antiken Griechenlands und Roms und hatte, ähnlich<br />
wie Apollon, einen wohlwollenden und zivilisierenden<br />
Einfluss. In der römischen Mythologie war sie die<br />
Tochter Jupiters und Metis. Die vertraute Figur in Rüstung<br />
mit Speer, Schild und Helm, Schutzherrin der Bildungsinstitutionen<br />
und der Künste, wie sie in bürgerlichen<br />
Wappen, Skulpturen und <strong>Gemälde</strong>n zu sehen<br />
ist, ist nur eine ihrer vielen Erscheinungsformen. In<br />
einer frühen Gestalt war sie eine Kriegsgöttin, daher<br />
auch ihre Waffen.<br />
Ovid beschreibt (Met. 5, 250-268), wie Minerva die<br />
Musen auf dem Berg Helikon, ihrer Heimat, besuchte,<br />
um ihren Gesang und ihre Geschichten zu hören und<br />
die heilige Quelle Hippokrene zu sehen, die aus einem<br />
Felsen sprudelte, nachdem dieser vom Huf des geflügelten<br />
Pferdes Pegasus getroffen worden war. Die Szene<br />
spielt an einem bewaldeten Berghang, wo die Musen<br />
musizieren oder in einem Buch lesen. Pegasus ist über<br />
der Szene zwischen dem Geäst zu sehen. Die Ver bindung<br />
von Minerva und den Musen entsprach der Tradition,<br />
die sie zur Schutzherrin der Künste machte.<br />
Provenienz:<br />
Bernaerts Auctioneers, Antwerpen, Mai 2002.<br />
Seitdem in Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Ein <strong>Gemälde</strong> mit diesem Thema von Hendrick van<br />
Balen d.Ä. (1575-1632), Joos de Momper (1595-<br />
1672) und Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) wird im<br />
König lichen Museum der Künste in Antwerpen verwahrt.<br />
(1420432) (13)<br />
GILLIS COIGNET THE YOUNGER,<br />
1586 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1642 IBID., ATTRIBUTED<br />
LANDSCAPE WITH MINERVA AND MUSES<br />
Oil on copper.<br />
69 x 89 cm.<br />
Provenance:<br />
Bernaerts Auctioneers, Antwerp, May 2002.<br />
Since then in private collection.<br />
Notes:<br />
A painting with this subject by Hendrick van Balen<br />
the Elder (1575-1632), Joos de Momper (1595-1672)<br />
and Jan Brueghel the Elder (1568-1625) is held at the<br />
Royal Museums of Fine Arts in Antwerp.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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196<br />
DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />
Vinckboons arbeitete in der Maltradition von Jan<br />
Brueghel d. Ä. (1568-1625). Seine Malerei repräsentiert<br />
den landschaftlichen Manierismus, doch gilt er<br />
als Vorläufer der niederlän dischen Realisten des<br />
17. Jahrhunderts.<br />
WALDLANDSCHAFT MIT HIRSCHJAGD<br />
Öl auf Holz.<br />
53,5 x 78,5 cm.<br />
Die überwiegende Bildeindruck vermittelt eine imposante<br />
Waldlandschaft mit einer Baumschneise unter<br />
der ein Bachlauf hinzieht. Der genauere Blick zeigt im<br />
Schatten der Bäume die Jäger, einer zu Pferde, die<br />
einen Hirschen dem Wasserlauf zutreiben, über den<br />
ein Holzsteg führt.<br />
Vinckboons arbeitete in der Maltradition von Jan<br />
Brueghel d. Ä. (1568-1625). Seine Malerei repräsentiert<br />
den landschaftlichen Manierismus, doch gilt er<br />
als Vorläufer der niederländischen Realisten des 17.<br />
Jahrhunderts. Trotz seines über 40 Jahre währenden<br />
Aufenthalts in Holland behielt seine Kunst den Charakter<br />
der flämischen Malerei. Unverwechselbar sind<br />
seine in dunklem Grün und Braun gehaltenen, kraftvoll<br />
gemalten Bäume, in deren Schatten sich wie in<br />
vorliegendem <strong>Gemälde</strong> stets eine erzählerische Staffage<br />
findet. AR<br />
Provenienz:<br />
Christie’s London, 13. Dezember 1985, Lot 97.<br />
Schloss Ortegat, Waasmunster, Belgien.<br />
Privatsammlung, Belgien, seit 1987.<br />
Anmerkung:<br />
Im hier nachfolgend aufgeführten Ausstellungskatalog<br />
1988 (Taichung) wird das <strong>Gemälde</strong> in die Zeit<br />
um 1620 eingeordnet, als sich der Maler vom Einfluss<br />
von Gillis van Coninxloo (1544-1607) losgelöst<br />
hatte. Es wurde hier bereits der Vergleich mit einem<br />
weiteren Werk Vinckboons hergestellt, einem 1618<br />
entstandenen <strong>Gemälde</strong> in der Eremitage von St.<br />
Petersburg.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Jan Briels, Vlaamse schilders in de Noordelijke<br />
Nederlanden in het begin van de Gouden Euw,<br />
1585 <strong>–</strong> 1630, Antwerpen 1987, S. 326, Abb. 411.<br />
Vgl. K. Ertz und C. Nietze-Ertz, 2016, S. 345, dort<br />
Vergleich mit „Waldlandschaft mit predigendem Propheten,<br />
von 1618.<br />
Ausstellung:<br />
Taiwan Museum of Art, Taichung, The Golden Age of<br />
Flemish Painting, 1988, S. 185, Nr. 69, mit Farbabb.<br />
S. 186.<br />
Centro Cultural de Belém, Lissabon, The Fascinating<br />
Faces of Flanders <strong>–</strong> Through Art and Society, 20. Juni<br />
1998 <strong>–</strong> 25. Oktober 1999, Hessenhuis, Antwerpen,<br />
21. November 1998 <strong>–</strong> 21. Febraur 1999, 1998, Katalognr.<br />
D52 (Ausstellungskatalog dem Werk beigegeben).<br />
(1420433) (11)<br />
Detailabbildung<br />
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DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />
FOREST LANDSCAPE WITH STAG HUNT<br />
Oil on panel.<br />
53.5 x 78.5 cm.<br />
Provenance:<br />
Christie’s London, 13 December 1985, lot 97.<br />
Schloss Ortegat, Waasmunster, Belgium.<br />
Private collection, Belgium, since 1987.<br />
Notes:<br />
In the below listed 1988 exhibition catalogue<br />
(Taichung), the painting is dated to ca. 1620, when the<br />
painter had broken away from the influence of Gillis<br />
van Coninxloo (1544 <strong>–</strong> 1607). The painting on offer<br />
for sale in this lot has already been compared to another<br />
work by Vinckboons, namely a painting dating to<br />
1618 held at the State Hermitage in St Petersburg. € 35.000 - € 50.000<br />
Literature:<br />
cf. Jan Briels, Vlaamse schilders in de Noordelijke<br />
Nederlanden in het begin van de Gouden Euw,<br />
1585 <strong>–</strong> 1630, Antwerp 1987, p. 326, ill. 411.<br />
cf. Klaus Ertz and Christa Nietze-Ertz, 2016, p. 345,<br />
there comparison with Forest Landscape with<br />
Preaching Prophet, from 1618.<br />
Exhibitions:<br />
Taiwan Museum of Art, Taichung, The Golden Age of<br />
Flemish Painting, 1988, p. 185, no. 69, colour ill. p. 186.<br />
The Fascinating Faces of Flanders <strong>–</strong> Through Art<br />
and Society, Lisbon, Centro Cultural de Belém, June<br />
1998 <strong>–</strong> October 1999; Antwerp, Hessenhuis, November<br />
1998 <strong>–</strong> February 1999, cat. no. D52 (Exhibition<br />
catalogue enclosed to the art work).<br />
Sistrix<br />
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97
197<br />
JAN VAN LEEUWEN,<br />
TÄTIG IM 17. JAHRHUNDERT IN DEN<br />
NIEDERLANDEN, ZUG.<br />
BAUERNFEST<br />
Öl auf Holz.<br />
59,5 x 84 cm.<br />
Auf dem Baumstamm Restsignatur „Ja van Leeuw...“.<br />
Gerahmt.<br />
Auf einem Dorfplatz nahe einer Kirche herrscht Festtagsstimmung.<br />
Während links Männer an Tischen<br />
sitzen, Karten spielen und sich lautstark dem Trinken<br />
hingeben, umarmen und küssen sich in der Mitte<br />
zwei Paare ohne große Zurückhaltung. Rechts schließlich<br />
lesen zwei Wahrsagerinnen aus der Handfläche<br />
eines verdutzt dreinblickenden Mannes, der gebannt<br />
ihrem Bericht lauscht. Hier und da wurden Stände<br />
aufgebaut, geschützt von weißen Tüchern, an denen<br />
sich die Menge drängt, um sich zu stärken oder zu amüsieren.<br />
Bei dieser ungezwungenen Kirmes mischen<br />
sich Reiche und Arme. Man begegnet eleganten bürgerlichen<br />
Paaren ebenso wie zerlumpten Bauern. Die<br />
gesamte Gesellschaft versammelt sich hier an diesem<br />
sonnigen Tag, gebadet in goldenem Licht. Mit einem<br />
lebhaften und präzisen Pinselstrich gemalt, dessen<br />
Spuren man auf den Gesichtern und Kostümen genau<br />
verfolgen kann, ist dieses <strong>Gemälde</strong> von jener Fröhlichkeit<br />
und Leichtigkeit geprägt, die perfekt zum Thema<br />
passt. Die reiche Palette aus kräftigen und zarten<br />
Farben, in der Gelbtöne dominieren, verleiht der Komposition<br />
Helligkeit und Wärme. Die Vielfalt der Figuren<br />
und die Liebe zum Detail in den Kostümen sind charakteristisch<br />
für die <strong>Gemälde</strong> Van Leeuwens, dessen<br />
sorgfältiger Stil seine Einzigartigkeit ausmacht. Das<br />
Auge wandert gern von einer Gruppe zur anderen,<br />
um diese frischen, anekdotenreichen Szenen zu entdecken.<br />
Ein vergleichbares Werk des Künstlers, signiert<br />
und datiert auf das Jahr 1637, wurde 2009 bei<br />
Christie‘s in Amsterdam versteigert (siehe Auktion,<br />
Christie‘s, Amsterdam, 6. Mai 2009, Los 8). Ein weiteres<br />
Werk Van Leeuwens wurde bei Christie‘s in London<br />
angeboten (siehe Auktion, Christie's, London, 22. April<br />
1994, Los 108).<br />
Die Darstellung von Volksfesten ist ein sehr geschätztes<br />
Genre in der flämischen und holländischen Malerei.<br />
Diese Dorffeste werden üblicherweise mit einer Vielzahl<br />
fröhlicher Figuren und detailreichen Anekdoten<br />
dargestellt, die uns wertvolle Einblicke in die Bräuche<br />
und Gepflogenheiten jener Zeit geben. Da das Fest<br />
dem Schutzpatron der Gemeinschaft gewidmet war<br />
und an ihm alle teilnahmen, besteht die Menge vorwiegend<br />
aus hart arbeitenden Bauern, die hierherkommen,<br />
um sich zu vergnügen, aber es sind auch<br />
einige wohlhabendere Bürger in kostspieliger Kleidung<br />
zu sehen. Obwohl es damals ebenso viele Feiertage<br />
und freie Tage wie heute gab <strong>–</strong> sonntags wurde nicht<br />
gearbeitet, und es gab auch dreißig bis vierzig zusätzliche<br />
Feiertage <strong>–</strong> waren die Freizeitaktivitäten<br />
überwiegend religiösen Pflichten gewidmet. Die besondere<br />
Bedeutung dieser Feste im Alltag erklärt die<br />
Beliebtheit dieses Genres ab der Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />
Als ein verdienter kleiner <strong>Meister</strong> gehört<br />
Van Leeuwen zu diesem Goldenen Zeitalter der<br />
holländischen Malerei, das von zahlreichen Werken<br />
zeugt, die eine der reichsten und fortschrittlichsten<br />
Gesellschaften Europas abbilden. Sein Stil ist von<br />
besonderer Lebendigkeit und Sorgfalt geprägt, die<br />
ihn von seinen Zeitgenossen abhebt.<br />
(1421265) (13)<br />
JAN VAN LEEUWEN,<br />
ACTIVE IN 17TH CENTURY IN THE<br />
NETHERLANDS, ATTRIBUTED<br />
FARM FESTIVAL<br />
Oil on panel.<br />
59.5 x 84 cm.<br />
Remains of a signature “Ja van Leeuw...” on the tree<br />
trunk.<br />
The variety of characters and his passion for detail in<br />
the costumes are characteristic of van Leeuwen’s<br />
paintings, whose meticulous style makes him unique.<br />
He captures the viewer’s attention from one group to<br />
another to discover these fresh scenes rich in anecdotes.<br />
A comparable work by the artist, signed and<br />
dated 1637 was sold at auction at Christie’s in Amsterdam<br />
in 2009 (see auction, Christie’s, Amsterdam,<br />
6 May 2009, lot 8). Another work by van Leeuwen<br />
was offered at Christie’s in London (see auction,<br />
Christie’s, London, 22 April 1994, lot 108). These festivals<br />
had special significance in everyday life and explain<br />
the popularity of this genre from the mid-17th<br />
century onwards. Van Leeuwen is a deserving minor<br />
master and belongs to this Golden Age of Dutch<br />
painting, which testifies to numerous works depicting<br />
one of the richest and most advanced societies in<br />
Europe. His style is particularly lively and meticulous<br />
which sets him apart from his contemporaries.<br />
€ 50.000 - € 70.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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99
198<br />
JACOB GERRITSZ. CUYP,<br />
1594 DORDRECHT <strong>–</strong> 1651/52 EBENDA<br />
MANN BEI DER BROTZEIT WÄHREND EINES<br />
HAUSBAUS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
76 x 56 cm.<br />
Rechts oben signiert in Ligatur „JG Cuyp fecit“.<br />
In ebonisiertem Rahmen.<br />
Leicht nach rechts gewandtes halbfiguriges Portrait<br />
eines Mannes mit blauer Kappe, in seinem Arm einen<br />
Tonkrug mit Zinnmontierung, in seinen Händen ein<br />
Brotmesser. Im Hintergrund Männer beschäftigt mit<br />
dem Gerüstbau und Holzzuschnitt.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Ribera.<br />
Auktion Nackers, Brüssel, 16.10.1963, Lot 115.<br />
Belgische Privatsammlung. (1421831) (13)<br />
JACOB GERRITSZ CUYP,<br />
1594 DORDRECHT <strong>–</strong> 1651/52 IBID.<br />
A CRAFTSMAN ENJOYING HIS LUNCH DURING A<br />
HOUSE CONSTRUCTION PROJECT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
76 x 56 cm.<br />
Signed “JG Cuyp fecit” in ligature lower right.<br />
Provenance:<br />
Ribera collection.<br />
Nackers Auction, Brussels, 16 October 1963, lot 115.<br />
Private collection, Belgium.<br />
€ 28.000 - € 32.000<br />
Sistrix<br />
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103
199<br />
JAN FRIS,<br />
1627 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1672<br />
Wenngleich über den Maler nur wenig bekannt<br />
geworden ist und sein Lebensweg im Dunkel bleibt,<br />
wird angenommen, dass er seine Geburtsstadt nie verlassen<br />
hat. Bei seiner 1649 dokumentierten Verehelichung<br />
mit Jannetie Euten wird er bereits als ausgebildeter<br />
Maler genannt, erhielt 1651 das Amsterdamer<br />
Bürgerrecht und hinterließ drei Kinder. Sein bekannt<br />
gewordenes Œuvre ist nur von geringem Umfang.<br />
Umso bewundernswerter ist die Malqualität seiner<br />
Bilder, bei denen es sich zumeist um Stillleben mit<br />
dem Memento mori-Thema handelt.<br />
VANITASSTILLLEBEN MIT GLAS, KRUG UND<br />
RAUCHZEUG<br />
JAN FRIS,<br />
1627 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1672<br />
VANITAS STILL LIFE WITH GLASS, JUG AND<br />
SMOKING IMPLEMENTS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
58 x 51 cm.<br />
Signed and dated “1672” on edge of the table.<br />
Provenance:<br />
Lempertz, Cologne, 4 December 2012.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
58 x 51 cm.<br />
An der Tischkante signiert und datiert "1672".<br />
Das vorliegende Sillleben zeigt in höchst elegant zurückhaltender<br />
Farbigkeit ausgesuchte Gegenstände,<br />
die sämtlich an die Vergänglichkeit erinnern: das tönerne<br />
Feuergefäß ist zerbrochen, das hohe schlanke<br />
Bierglas weniger als halbleer, der ausgeklopfte Ascheinhalt<br />
der Meerschaumpfeife glimmt nur noch nach.<br />
Die Spielkarten mit dem aufgelegten Karo-Rot-Blatt<br />
lassen offen, ob das Spiel schon aus ist. Den grauen<br />
Henkelkrug rechts im Bild hat der Maler in seinen Stillleben<br />
mehrfach verwendet. Die hohe Malqualität lässt<br />
das <strong>Gemälde</strong> bereits auf den ersten Blick erkennen.<br />
Zudem zählt das Bild zu den wenigen seines Œuvres,<br />
die sowohl Signatur als auch Datierung aufweisen.<br />
Provenienz:<br />
Lempertz, Köln, 4. Dezember 2012.<br />
(1421759) (11)<br />
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105
200<br />
JAN JOZEFSZ. VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 DEN HAAG<br />
Jan Josephsz. van Goyen zählt zu den bedeutendsten<br />
Landschaftsmalern des niederländischen Goldenen<br />
Zeitalters. Er gehört zu der Gruppe von Malern, die<br />
durch Reduzierung der Farbigkeit die sogenannte<br />
tonale Landschaftsmalerei begründeten. Zu ihnen<br />
zählten Pieter de Molyn (1595-1661) oder Salomon<br />
van Ruysdael (um 1602-1670), wobei er als der Hauptvertreter<br />
dieser neuen Stilrichtung zu sehen ist.<br />
HOLLÄNDISCHE LANDSCHAFT MIT ZAUN,<br />
LATTENTOR UND STAFFAGE<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
29 x 48 cm.<br />
Links am Gatter signiert und datiert „VG 1633“.<br />
Das <strong>Gemälde</strong>, das nicht nur in dieser zurückhaltenden<br />
Farbigkeit, sondern auch im Bildmotiv erstaunliche<br />
Ruhe vermittelt, entspricht ganz diesen Stilabsichten.<br />
Gezeigt ist im Vordergrund ein kurviger, lehmiger Weg<br />
entlang eines dunklen Grabens. Links dahinter erhebt<br />
sich eine Gruppe knorriger Bäume, von einem Krüppelzaun<br />
eingefasst. Rechts hebt das Gelände als sonnenbeschienener<br />
Erdhügel an, auf dem zwei Bauern<br />
zu sehen sind, weiter rechts zwei Kühe auf der Anhöhe.<br />
Strohgedeckte Häuser, geduckt unter Bäumen,<br />
markieren den mittigen Hintergrund. Der Ruhe des<br />
Bildeindrucks entsprechen auch die nur leicht angedeuteten<br />
Wolkenbildungen. Alle diese Beobachtungen<br />
lassen die hohe Qualität des <strong>Gemälde</strong>s erkennen.<br />
Das Thema ist charakteristisch für die Zeit um<br />
1631, als sich Van Goyen vom Einfluss seines Lehrers<br />
Esaias van de Velde (um 1590-1630) gelöst und seinen<br />
eigenen Stil mit den atmosphärischen Landschaften<br />
geprägt hat.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Zabow, Paris.<br />
Kunsthandel Dr. C. Benedikt, Paris (1949).<br />
Anmerkung:<br />
Als weitere vergleichbare <strong>Gemälde</strong> können genannt<br />
werden: „Vier Landleute“, 1630 datiert, zuletzt bei<br />
J. Goudstikker, Amsterdam und „Dünenlandschaft<br />
mit einem Zaunstück“, 1631 datiert, Sammlung<br />
Schlossmuseum in Gotha. Ähnlich zurückhaltend<br />
in Farb gebung und Staffageaktion zeigt sich die<br />
„Landschaft mit zwei Eichbäumen“ von 1641 im<br />
Rijksmuseum Amsterdam oder der „Feldweg mit<br />
Bauernhaus und Plankenzaun“ von 1629 im Städelmuseum<br />
Frankfurt.<br />
Literatur:<br />
Hans-Ulrich Beck, Werksverzeichnis, Nr. 1114, mit Abb.<br />
Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen 1596-1656, ein<br />
Ouvreverzeichnis, Bd. 2, Katalog der <strong>Gemälde</strong>,<br />
Amsterdam 1973.<br />
Anna Dobrzycka, Jan van Goyen 1596-1656, Posen<br />
1966.<br />
Jan van Goyen, In: Allgemeines Künstlerlexikon.<br />
Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL).<br />
Bd. 59, Saur/München u. a. 2008. (1421331) (11)<br />
JAN JOZEFSZ VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 THE HAGUE<br />
DUTCH LANDSCAPE WITH FENCE,<br />
GATE AND STAFFAGE<br />
Oil on oak panel.<br />
29 x 48 cm.<br />
Signed and dated “VG 1633” on gate on the left.<br />
Provenance:<br />
Zabow collection, Paris.<br />
Art trade Dr C. Benedikt, Paris (1949).<br />
Notes:<br />
Other comparable paintings include: Four Country<br />
People, dated 1630, last at J. Goudstikker, Amsterdam<br />
and Dune Landscape with a Fence, dated 1631,<br />
collection of the Castle Museum in Gotha. The Landscape<br />
with Two Oaks from 1641 in the Rijksmuseum<br />
Amsterdam or the Dirt Road with Farmhouse and<br />
Board Fence from 1629 held at the Städel Museum<br />
in Frankfurt show similar restraint in their colouration<br />
and staffage.<br />
Literature:<br />
Hans-Ulrich Beck, Werksverzeichnis, no. 1114, with<br />
ill.<br />
Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen 1596 <strong>–</strong> 1656, ein<br />
Ouvreverzeichnis, vol. 2, Katalog der <strong>Gemälde</strong>, Amsterdam<br />
1973.<br />
Anna Dobrzycka, Jan van Goyen 1596 <strong>–</strong> 1656, Posen<br />
1966.<br />
Jan van Goyen, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die<br />
Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL), vol.<br />
59, Munich u. a. 2008.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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107
201<br />
HERMAN VAN SWANEVELT,<br />
UM 1600 UTRECHT <strong>–</strong> 1655 PARIS<br />
ITALIENISCHE LANDSCHAFT MIT DER PREDIGT<br />
JOHANNES DES TÄUFERS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
97 x 130 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
in Kopie.<br />
In Flusslandschaft vor einer großen, bewachsenen<br />
Felsenhöhle im Schatten sitzend in einfachem Gewand<br />
Johannes der Täufer, mit erhobenem rechten<br />
Arm den ihn umgebenden Zuhörern predigend.<br />
Linksseitig zwei große, alte Bäume in den Himmel<br />
ragend, davor zwei wandernde Männer, die interessiert<br />
auf die versammelte Gruppe blicken. In der Bildmitte<br />
über den Fluss hinweg auf einer Anhöhe ein<br />
größerer Gebäudekomplex mit Rundturm. Feine qualitätvolle<br />
Malerei in der Manier des Künstlers.<br />
Anmerkung:<br />
Nach seinen Lehrjahren in den Niederlanden reiste<br />
Hermann van Swanevelt nach Rom, wo er von 1629<br />
bis 1638 lebte und schon bald einer der beliebtesten<br />
und gefragtesten Spezialisten für Landschaftsdarstellungen<br />
mit Figuren wurde. Seine Werke erscheinen<br />
in den Inventarlisten vieler bedeutender<br />
Sammler jener Zeit. Swanevelt arbeitete in Rom im<br />
regen Austausch mit den flämischen Landschaftsmalern,<br />
den sogenannten „Italianizzanti“ wie Both,<br />
Asselyn, Berchem oder Poelenburgh, aber auch mit<br />
den großen französischen <strong>Meister</strong>n wie Claude<br />
Lorrain (1600-1682) und Gaspar Dughet (1615-1645).<br />
(1410803) (18)<br />
HERMAN VAN SWANEVELT,<br />
CA. 1600 UTRECHT <strong>–</strong> 1655 PARIS<br />
ITALIAN LANDSCAPE WITH THE SERMON OF SAINT<br />
JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
97 x 130 cm.<br />
In magnificent frame.<br />
Accompanied by an expert’s report by Prof Giancarlo<br />
Sestieri, in copy.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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202<br />
ABRAHAM WILLEMSENS,<br />
UM 1627 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1672<br />
ABRAHAM WILLEMSENS,<br />
CA. 1627 ANTWERP <strong>–</strong> 1672<br />
Als Vorbilder für das Werk von Willemsens sind Peter<br />
Paul Rubens (1577-1640), Gérard Seghers (1591-<br />
1651), Frans Francken d. J. (1581-1642) sowie Hendrik<br />
van Balen d. Ä. (1575-1632) zu nennen, jedenfalls was<br />
die Figuren angeht. In den Landschaften lässt sich<br />
der Einfluss Jan Breughel d. Ä. (1568-1625) erkennen.<br />
Weitläufiger sommerlicher Garten mit jungem Baumbestand<br />
und barocker Architektur. Vor einem Rosenstrauch,<br />
der in voller Blüte steht ein gedeckter Tisch<br />
mit der daneben stehenden Heiligen Elisabeth von<br />
Österreich, welche im Begriff ist eine Bauernfamilie<br />
zu bewirten. Kleinere Werkstattversionen mit Varianten<br />
SAINT ELIZABETH, QUEEN OF HUNGARY<br />
Oil on copper.<br />
79 x 60 cm.<br />
Signed “A.W.IN.F” lower left.<br />
HEILIGE ELISABETH, KÖNIGIN VON UNGARN sind bekannt, unser signiertes <strong>Gemälde</strong> ist jedoch<br />
das Vorbild für diese Versionen. Es wird erzählt, dass<br />
die Königin von Ungarn heimlich Brot zu Fuß und allein<br />
€ 18.000 - € 24.000<br />
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Sistrix<br />
Öl auf Kupfer.<br />
79 x 60 cm.<br />
Links unten signiert „A.W.IN.F“.<br />
In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />
zu den Armen brachte, was ihr Gemahl missbilligte.<br />
Eines Tages, als er ihr auf dem Wege begegnete fragte<br />
er ihn ärgerlich, was sie unter ihrem Mantel verstecke.<br />
Sie antwortete ihm zuerst es seien Rosen- hier der<br />
Hinweis im Bild <strong>–</strong> dann zog sie sich zurück und gestand<br />
ihm schließlich, dass es Brot sei und als er befahl<br />
den Mantel zu öffnen, kamen nicht Brot sondern<br />
Rosen zum Vorschein.<br />
(1420589) (13)<br />
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109
203<br />
ANTON GOUBAU,<br />
1616 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1698 EBENDA<br />
Flämischer Maler, der 1636/37 in die Lukasgilde aufgenommen<br />
wurde, im italienischen Landschaftsstil<br />
malte und von Pieter van Laer (1599-um 1642) beeinflusst<br />
war. Zu seinen Schülern zählt auch Largillière.<br />
KLASSISCHE ITALIENISCHE LANDSCHAFT MIT<br />
ZAHLREICHEN FIGUREN<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
122,3 x 170,6 cm.<br />
Links unten auf dem Stein signiert und datiert<br />
„A. Goubau F/1669“.<br />
In breitem Rahmen.<br />
Eine Hafenstadt, deren zentraler Platz von einem<br />
kreuzbekrönten Obelisken markiert wird, zeigt einen<br />
Springbrunnen mit Überlaufbecken, sowie eine Bühne,<br />
auf der Schaustücke dargeboten werden. Ein buntes<br />
Markttreiben wird dem Betrachter vorgestellt mit von<br />
Ruinen durchsetzter barocker Architektur und auf<br />
dem Wasser ankernden Segelschiffen, die maßgeblich<br />
für das Marktgeschehen verantwortlich sind.<br />
Anmerkung:<br />
Vgl. Christie’s London, 7. Juli 2010, Lot 142 (dort für<br />
GBP 49,250 verkauft).<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Belgien, seit 1980.<br />
Literatur:<br />
The Golden Age of Flemish Painting, Ausstellungskatalog,<br />
Taichung 1988, S. 133-134, mit Farbabb.<br />
Vgl. Agnes Tieze, Anton Goubau (1616 <strong>–</strong> 1698),<br />
Stuttgart 2004, S. 135-136, Nr. A31 und A32.<br />
Ausstellung:<br />
Taichung, Taiwan Museum of Art, The Golden Age<br />
of Flemish Painting, 26. Juni <strong>–</strong> 23. September 1988.<br />
(1420434) (13)<br />
ANTON GOUBAU,<br />
1616 ANTWERP <strong>–</strong> 1698 IBID.<br />
This Flemish painter was admitted to the Guild of<br />
Saint Luke in 1636/37. He painted in the Italian landscape<br />
style and was influenced by Pieter van Laer.<br />
Nicolas de Largillière was also one of his students.<br />
CLASSICAL ITALIAN LANDSCAPE WITH NUMEROUS<br />
FIGURES<br />
Oil on canvas. Old relining<br />
122.3 x 170.6 cm.<br />
Signed and dated “A. Goubau F/1669” on stone lower<br />
left.<br />
Notes:<br />
cf. Christie’s, London, 7 July 2010, lot 142 (sold for<br />
GBP 49,250).<br />
Provenance:<br />
Privat collection, Belgium, since 1980.<br />
Literature:<br />
The Golden Age of Flemish Painting, exhibition<br />
catalogue, Taichung, 1988, p. 133, p. 134 with colour ill.<br />
cf. Agnes Tieze, Anton Goubau (1616 <strong>–</strong> 1698), Stuttgart<br />
2004, pp. 135 <strong>–</strong> 136, nos. A31 and A32.<br />
Exhibitions:<br />
Taichung, Taiwan Museum of Art, The Golden Age<br />
of Flemish Painting, 26 June <strong>–</strong> 23 September 1988.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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Detailabbildung Lot 204<br />
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204<br />
HENDRIK MOMMERS,<br />
1623 HAARLEM <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM, ZUG.<br />
PIAZZA DEL POPOLO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
100 x 150 cm.<br />
In bronziertem ornamental reliefiertem Rahmen.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> lässt an Hendrijk Mommers denken,<br />
einen holländischen, „italianisierten“ Maler, der zur<br />
Gruppe der Bamboccianti gehörte und von dem eine<br />
Reihne vergleichbare Darstellungen der Piazza del Popolo<br />
bekannt sind. Mommers wurde in Haarlem geboren,<br />
wo er bereits 1647 Lehrer der lokalen Malergilde<br />
wurde. Wenig später zog er jedoch nach Rom und<br />
schloss sich dort der gewollt nicht akademischen<br />
Gruppe der Bentvueghels an, zu der die meisten in<br />
Rom lebenden ausländischen Maler gehörten. Von<br />
nun an benutzte er den der Klassik entlehnten Namen<br />
Meleager. Der Aufenthalt in Italien hinterließ einen<br />
bleibenden Eindruck in der Malerei Mommers, wie<br />
aus dem vorliegenden Werk ersichtlich ist, das bestens<br />
zu anderen, nachweisbar von Hendrijk Mommers<br />
stammenden Bildern passt. Das vorliegende<br />
<strong>Gemälde</strong> stellt eine Variante aus dem Budapester<br />
Szépmüvészeti Múzeum (Inv. nr. 348) dar.<br />
(1421602) (13)<br />
HENDRIK MOMMERS,<br />
1623 HAARLEM <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM,<br />
ATTRIBUTED<br />
PIAZZA DEL POPOLO<br />
Oil on canvas.<br />
100 x 150 cm.<br />
The painting is reminiscent of Hendrik Mommers, a<br />
Dutch “Italianized painter who belonged to the Bamboccianti<br />
group who painted a series of comparable<br />
depictions of the Piazza del Popolo. Mommers was<br />
born in Haarlem, where he became a teacher of the<br />
local painters’ guild as early as 1647.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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113
205<br />
MAERTEN BOELEMA DE STOMME,<br />
1611 <strong>–</strong> UM 1664, ZUG.<br />
STILLLEBEN MIT WARZENGLAS, SILBERTAZZA,<br />
ZITRONE UND MESSER<br />
Öl auf Holz.<br />
61 x 48,5 cm.<br />
Verso gedruckter Aufkleber „STAEDELIJKE MUSEA<br />
GOUDA“ mit handschriftlichem Eintrag „Claesz Heda,<br />
mit Inv. Nr. 55 500, R. Rombach Arts, Gouda; 23 Febr.<br />
1964.“<br />
Auf dem Rahmen gedruckter Aufkleber „SCHLOSS<br />
FUSCHL-Collection“ mit Wappen und Bildtitel „Stillleben<br />
mit Römer und Zitrone“.<br />
Der Farbcharakter im Bild verrät bereits die Zugehörigkeit<br />
des Malers zu jener Gruppe, die sich in der<br />
„Monochromistischen Stilllebenmalerei“ hervorgetan<br />
haben. Dazu zählen ab den 1630er-Jahren vor allem<br />
Pieter Claesz (1596/98-1660) und Willem Claesz Heda<br />
(1594-1680/82). Die Arrangements in diesem Stillleben<br />
sind stets höchst elegant auf wenige, aber auch<br />
ikonographisch deutbare Gegenstände beschränkt.<br />
Der Gedanke des Memento mori, der Vergänglichkeit,<br />
vor allem die des Reichtums, schwingt in der Bildaussage<br />
oft mit, wie hier etwa durch ein umgestürztes<br />
Prunkgefäß. Fülle und Leere werden oft, wie hier im<br />
Glas und in der Tazza, symbolisiert. Ebenso steht die<br />
Bitterkeit der Zitrone neben der Kargheit der frugalen<br />
Speise mit Nüssen. Die genannten Maler haben sich<br />
darüber hinaus auch einer Feinmalerei bedient, die im<br />
heutigen Sinne nahezu fotografisch zu nennen wäre.<br />
Der taubstumme Maerten Boelema arbeitete ab 1642<br />
in Hedas Haarlemer Werkstatt, und wie bei Werken<br />
dieses <strong>Meister</strong>s ist auch in seinen Bildern nichts dem<br />
Zufall überlassen. Die Genauigkeit der Materialwiedergabe<br />
steht neben der vielfältigen Deutbarkeit. AR<br />
MAERTEN BOELEMA DE STOMME,<br />
1611 <strong>–</strong> CA. 1664 , ATTRIBUTED<br />
STILL LIFE WITH WART BEAKER, SILVER TAZZA,<br />
LEMON AND KNIFE<br />
Oil on panel.<br />
61 x 48.5 cm.<br />
Verso printed label “STAEDELIJKE MUSEA GOUDA”<br />
with handwritten entry “Claesz Heda, with inv. no. 55<br />
500, R. Rombach Arts, Gouda; 23 February 1964.”<br />
Label printed on the frame: “SCHLOSS FUSCHL<br />
<strong>–</strong> Collection” with coat of arms and picture title “Stillleben<br />
mit Römer und Zitrone” (still life with Roemer<br />
beaker and lemon).<br />
The painting’s colouration already reveals the painter’s<br />
affiliation to the group that excelled in “monochromatic<br />
still life painting”. From the 1630s onwards, these included<br />
above all Pieter Claesz (1596/98-1660) and<br />
Willem Claesz Heda (1594-1680/82). The arrangements<br />
in these still lifes are always extremely elegant and<br />
limited to a few objects with iconographic significance.<br />
Provenance:<br />
J. Rombach collection, Amsterdam,<br />
(Pieter Claesz attributed, ca. 1961).<br />
Galerie D.Vaarties, Rotterdam, after 1961.<br />
Christie’s Amsterdam, May 2005, lot 46.<br />
Dorotheum, Vienna, October 2016, lot 73.<br />
€ 25.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Sammlung J. Rombach, Amsterdam,<br />
dort als Pieter Claesz, zug. angegeben.<br />
Galerie D. Vaarties, Rotterdam, nach 1961.<br />
Christie’s Amsterdam, Mai 2005, Lot 46.<br />
Dorotheum Wien, Oktober 2016, Lot 73.<br />
(1420492) (11)<br />
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206<br />
ABRAHAM BRUEGHEL,<br />
1631 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1697 NEAPEL<br />
FRÜCHTE- UND BLUMENSTILLLEBEN<br />
MIT SILBERGEFÄSS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
65,6 x 91 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />
vom. 21. Januar 2022. In der beiliegenden Expertise<br />
wird das Bild dem Künstler zugewiesen und in die<br />
1670er Jahre datiert.<br />
Das großformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt Früchte und Blumen<br />
dichtgedrängt und aufgebaut vor dunkler Rückwand<br />
mit links-seitlichem Ausblick in eine Parklandschaft<br />
mit Steinvase. Als Gegenstück hat der Maler<br />
rechts eine große silberne Henkelvase in die Komposition<br />
gesetzt. Der Malstil unterscheidet sich hier von<br />
den frühen Werken des Malers entschieden zugunsten<br />
einer weicheren Farbauffassung. In der beiliegende<br />
Expertise wird das Bild in die 1670er Jahre datiert.<br />
Anmerkung:<br />
Bei dem <strong>Gemälde</strong> handelt es sich um eine Wiederholung<br />
nach dem nur etwas größeren „Stillleben mit<br />
Früchten und Blumen“ von 1675, das sich im Museum<br />
Boijmans van Beuningen in Rotterdam befindet<br />
(dort mit den Maßen: 74,89 x 97,3 cm.). Der Vergleich<br />
zeigt nur wenige, kaum merkliche Änderungen, wie<br />
etwa ein Blümchen unterhalb der blauen Trauben<br />
rechts unten im Bild. (1421662) (1) (11)<br />
ABRAHAM BRUEGHEL,<br />
1631 ANTWERP <strong>–</strong> 1697 NAPLES<br />
FRUIT AND FLOWER STILL LIFE<br />
WITH SILVER VESSEL<br />
Oil on canvas.<br />
65.6 x 91 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen dated 21 January 2022. The report attributes<br />
the painting to the artist and dates the work to the<br />
1670s.<br />
Notes:<br />
The painting is a copy after a slightly larger Still Life<br />
with Fruit and Flowers from 1675, which is held at<br />
the Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam<br />
(there measuring 74.89 x 97.3 cm). The comparison<br />
shows only a few, barely noticeable changes, such<br />
as a small flower below the blue grapes in the lower<br />
right of the painting.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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117
Detailabbildung Lot 207<br />
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207<br />
JAN HACKAERT,<br />
UM 1629 NIEDERLANDE <strong>–</strong> 1685/99 EBENDA, ZUG.<br />
Jan Haeckert war ein <strong>Meister</strong> seines Fachs und schuf<br />
Landschaftsgemälde aus seiner Faszination für Bäume<br />
und Wälder heraus. In seinem Stil zeigt sich das subtile<br />
Spiel von Licht und Schatten vor allem in der Vegetation,<br />
mittels der eine geradezu poetische Atmosphäre<br />
geschaffen wird. Besonders Augenmerk galt der Darstellung<br />
von Baumstämmen und der Bewegung der<br />
Blätter im Wind, sodass sich der vom Alltag geplagte<br />
Betrachter in einer geradezu meditativen Ausflugsstimmung<br />
wiederfand und noch wiederfindet. Wie<br />
auch in diesem <strong>Gemälde</strong> werden in vielen seiner Werke<br />
italienisierende Stimmungen vermittelt. Zwar wissen<br />
wir, dass Haeckaert Deutschland bereiste und<br />
zwischen 1653-1658 in der Schweiz tätig war; eine<br />
Reise oder längere Tätigkeit in Italien ist hingegen bislang<br />
noch nicht belegt.<br />
JAN HACKAERT,<br />
CA. 1629 THE NETHERLANDS <strong>–</strong> 1685/99 IBID.,<br />
ATTRIBUTED<br />
VAST RIVER LANDSCAPE IN EVENING LIGHT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
136 x 203 cm.<br />
Notes:<br />
A similar landscape by the artist is held at the Statens<br />
Museum for Kunst in Denmark under inv. no.<br />
KMSsp580. Another similar landscape is held at the<br />
Rijksmuseum Amsterdam (inv. no. SK-A692).<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
WEITE FLUSSLANDSCHAFT IM ABENDLICHT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
136 x 203 cm.<br />
In ebonisiertem Rahmen.<br />
Anmerkung:<br />
Eine ähnliche Landschaft des Künstlers wird im<br />
Statens Museum for Kunst in Dänemark unter Inventarnummer<br />
KMSsp580 verwahrt. Eine weitere<br />
ähn liche Landschaft befindet sich im Rijksmuseum<br />
Amsterdam unter der Inventarnummer SK-A692.<br />
(14209717) (13)<br />
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119
208<br />
SIMON PIETERSZ. VERELST,<br />
1644 HAAG <strong>–</strong> 1721 LONDON<br />
STILLLEBEN MIT TRAUBEN, ROSEN, KÜRBIS<br />
UND PFIRSICHEN AUF SILBERPLATTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
73 x 88 cm.<br />
In breitem ebonisierten Rahmen.<br />
Wir danken Herrn Dr. Fred G. Meijer für freundliche<br />
Hinweise zur Katalogisierung.<br />
Auf einer gestuften von rechts in den Bildraum hineinragenden<br />
Steinplatte ist in lockerer doch raumfüllender<br />
Komposition auf einer Silberplatte angerichtet<br />
leuchtende Pfirsiche, Trauben, eine gefüllte Rose, dahinter<br />
ein Kürbis mit reizvollem kunstvoll in die dritte<br />
Dimension führendem Laubwerk.<br />
Anmerkung:<br />
Ein vergleichbares Stillleben, weniger prunkvoll in<br />
seiner Ausstattung ist beim RKD in Den Haag unter<br />
Nummer 231160 geführt und war 2010 bei Dickinson<br />
in London zu finden. Ein <strong>Gemälde</strong> im Hochformat,<br />
das am 12. April 1985 unter Lot 67 bei Christie’s<br />
London noch unter einem anderem Künstlernamen<br />
angeboten wurde, heute aber ebenfalls als Simon<br />
Verelst gilt, zeigt ebenfalls Früchte auf einer vergleichbar<br />
schön gestalteten Silberplatte.<br />
(1420493) (13)<br />
SIMON PIETERSZ. VERELST,<br />
1644 THE HAGUE <strong>–</strong> 1721 LONDON<br />
STILL LIFE WITH GRAPES, ROSES, PUMPKIN,<br />
PEACHES ON SILVER PLATE<br />
Oil on canvas.<br />
73 x 88 cm.<br />
We would like to thank Dr Fred G Meijer for his kind<br />
advice.<br />
A comparable still life, less lavish in its decoration, is<br />
listed at the RKD in The Hague under no. 231160 and<br />
could be found at Dickinson in London in 2010. A portrait<br />
format painting, which was offered at Christie’s in<br />
London under a different artist’s name on 12 April<br />
1985 under lot 67 is now also considered to be by<br />
Simon Verelst. It also shows fruit displayed on a similarly<br />
beautiful silver plate.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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209<br />
JAN JOZEF HOREMANS D. J.,<br />
1714 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1790 EBENDA, ZUG.<br />
Jan Josef Horemans d. J. stand stilistisch den Werken<br />
seines Vaters, Jan Josef Horemans d. Ä. (1682-1790)<br />
sehr nahe, beide waren 1733 in derselben Werkstatt<br />
tätig. Der jüngere Horemans wirkte u. a. auch für den<br />
kurfürstlichen Hof in München. Seine <strong>Gemälde</strong> zeigen<br />
eine hellere Farbpalette als die seines Vaters.<br />
KÜCHENSTILLLEBEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
47 x 59 cm.<br />
In einer für Werke des Malers ungewöhnlich hellen<br />
Farbigkeit werden hier Pilze, Melonen, ein Selleriestrunk,<br />
Baumfrüchte und Gartenobst auf einer Tischplatte<br />
präsentiert, dazwischen Fruchtkörbe und ein<br />
bemalter Henkelkrug.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Arnoldi-Livie, München, verso eingefügte<br />
Galeriekarte.<br />
Anmerkung:<br />
Zwei weitere Bilder desselben Themas, welche wohl<br />
Gegenstücke sind, wurden bei Sotheby’s London am<br />
09. Juli 1998 versteigert; zeigen, dass die <strong>Gemälde</strong><br />
wohl in einem Zusammenhang geschaffen wurden.<br />
Eines der weiteren Bilder erscheint in der Darstellung<br />
als links zu denkende Fortsetzung der Tischplatte.<br />
Identifizierung des Malers durch Zuweisung der<br />
Vergleichsbilder bei Sotheby´s. (1420491) (11)<br />
JAN JOSEF HOREMANS THE YOUNGER,<br />
1714 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1790 IBID., ATTRIBUTED<br />
The style of Jan Josef Horemans the Younger was<br />
very close to that of his father, Jan Josef Horemans<br />
the Elder (1682-1790); both worked in the same workshop<br />
in 1733. The younger Horemans also worked for<br />
the electoral court in Munich. His paintings show a<br />
lighter colour palette than those by his father.<br />
KITCHEN STILL LIFE<br />
Oil on canvas.<br />
47 x 59 cm.<br />
The colouration is unusually bright for this painter’s<br />
œuvre in this still life with mushrooms, melons, a<br />
celery stalk, tree fruits and garden fruit presented<br />
on a tabletop, with fruit baskets and a painted jug in<br />
between.<br />
Provenance:<br />
Galerie Arnoldi-Livie, Munich (inserted gallery card<br />
on the reverse).<br />
Notes:<br />
Two further paintings of the same subject, probably<br />
counterparts, were sold at auction at Sotheby’s<br />
(London, 9 July 1998) and show that the paintings<br />
were probably created in connection with the present<br />
lot. One of the other paintings appears to be a<br />
continuation of the tabletop on the left. The painter<br />
was identified by matching the comparative paintings<br />
at Sotheby’s.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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210<br />
GIOVANNI PAOLO CASTELLI,<br />
1659 <strong>–</strong> 1730<br />
FRÜCHTESTILLLEBEN IM PARK<br />
GIOVANNI PAOLO CASTELLI,<br />
1659 <strong>–</strong> 1730<br />
FRUIT STILL LIFE IN A PARK<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
99 x 135 cm.<br />
In mit Rankenwerk verziertem Rahmen.<br />
In einer angedeuteten Parklandschaft mit Springbrunnen,<br />
Zypressen und einem auf einer Brüstung sitzendem<br />
Pfau ein weit ausgebreitetes Früchtestillleben mit<br />
geöffneter Melone, Granatäpfeln, Trauben, Pfirsichen<br />
und Amalfizitronen.<br />
(1421603) (13)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
99 x 135 cm.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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125
211<br />
POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />
1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROM<br />
REPRÄSENTATIVES PORTRAIT CLEMENS XIII<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
135 x 98 cm.<br />
Auf dem Schriftstück bezeichnet, signiert und datiert<br />
„1760“.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Leicht nach rechts gewandtes Dreiviertelportrait des<br />
stehenden Papstes Clemens XIII (Carlo della Torre<br />
Rezzonico (1763-1769), der von 1758-1769 das Amt<br />
des Papstes bekleidete. Er machte sich um die Niederlassung<br />
deutscher, französischer und englischer Künstlerkolonien<br />
in Rom verdient und ernannte Winckelmann<br />
zum Commissario delle Antichità. Rechts neben<br />
ihm ein rot gedeckter Tisch, über dem seine Hand wie<br />
schwebend ein Schriftstück hält. Dahinter ein reich<br />
beschnitzter und vergoldeter Thronstuhl mit rotem<br />
Samtbezug. Ein Portrait aus der Hand Batonis mit der<br />
Darstellung Clemens XIII wird im Palazzo Barberini in<br />
der Galleria Nazionale d’Arte Antica in Rom verwahrt<br />
(Inv. Nr. 1925). Jenes ist unten links signiert, datiert und<br />
bezeichnet „Alla Santita di Nro Sig.re / Clemente Papa<br />
XIIII / Per / Pompeo Batoni che pinse / L’anno. 1760“. Weitere<br />
Versionen sind bekannt in der Sammlung Weyer in<br />
Köln, Palazzo Ranghiasci Brancaleoni in Gubbi in der<br />
Staatlichen <strong>Gemälde</strong>galerie in Kassel, in der Pinacoteca<br />
Vaticana, in einer Privatsammlung in Rom, in Wardour<br />
Castle in Wiltshire und in besonders guter Qualität und<br />
in signiertem Zustand im römischen Kunsthandel.<br />
Anmerkung:<br />
Pompeo Girolamo Batoni war ein äußerst populärer<br />
Portraitist und en vogue bei seinen Zeitgenossen.<br />
Besonders betuchte Touristen, welche die Ewige<br />
Stadt aufsuchten, ließen sich gern von ihm portraitieren,<br />
wodurch er als der Erfinder des Touristenportraits<br />
gilt. Er wurde zeit seines Wirkens durchaus<br />
mit Anton Raphael Mengs gleichgestellt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Luigi Cajani, Anna Foa, Clemente XIII, in:<br />
Massimo Bray (Hrsg.), Enciclopedia dei Papi. Bd.,<br />
Rom 2000.<br />
Vgl. Anthony M. Clark, Pompeo Batoni. A complete<br />
catalogue of his works with an introductory text,<br />
New York 1985.<br />
Vgl. Edgar Peters Bowron, Pompeo Batoni. A complete<br />
catalogue of his paintings, New Haven/London<br />
2016.<br />
Vgl. Ernst Emmerling, Pompeo Batoni.<br />
Sein Leben und Werk, Köln 1932.<br />
Vgl. Edgar Peters Bowron, Peter Björn Kerber,<br />
Pompeo Batoni. Prince of Painters in Eighteenth<br />
Century Rome, New Haven 2007. (1401254) (13)<br />
POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />
1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROME<br />
REPRESENTATIVE PORTRAIT OF POPE CLEMENT XIII<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
135 x 98 cm.<br />
Inscribed, signed, and dated “1760” on the document.<br />
A portrait by Batoni depicting Pope Clement XIII is<br />
held at the Palazzo Barberini in the Galleria Nazionale<br />
d’Arte Antica in Rome (inv. no. 1925). It is signed, dated,<br />
and inscribed lower left.<br />
€ 140.000 - € 180.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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212<br />
FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />
1707 VENEDIG <strong>–</strong> 1769 EBENDA<br />
Francesco Fontebasso, der bei Sebastiano Ricci in die<br />
Lehre ging, aber stark von Giovanni Battista Tiepolo<br />
beeinflusst war, wurde zu einem der führenden<br />
Künstler im Venedig des 18. Jahrhunderts und war ein<br />
gefragter Maler von Fresken und großen Historienbildern.<br />
In seiner frühen Karriere verbrachte er kurze<br />
Zeit in Bologna und Rom, bevor er in seine Heimatstadt<br />
Venedig zurückkehrte. Wahrscheinlich kam er<br />
um 1730 zum ersten Mal mit Tiepolos Werk in Berührung,<br />
als er die Fresken im Palazzo Patriarcale in Udine<br />
sah <strong>–</strong> eine Begegnung, die Fontebassos Werk in eine<br />
entscheidende neue Richtung lenken sollte. Dies zeigte<br />
sich in seinem ersten großen Auftrag in Venedig, dem<br />
der Familie Manin für I Gesuiti, der 1734 ausgeführt<br />
wurde, als sein Ruf bereits so weit gewachsen war,<br />
dass er eine Schule eröffnen konnte. In den folgenden<br />
Jahrzehnten erhielt er zahlreiche Aufträge von Mitgliedern<br />
der venezianischen Aristokratie, und 1761 wurde<br />
er auf Einladung der Kaiserin Katharina II nach Sankt<br />
Petersburg eingeladen, wo er fast zwei Jahre lang<br />
blieb und an Projekten für den Winterpalast und andere<br />
kaiserliche Paläste arbeitete. Nach seiner Ernennung<br />
zum Professor an der kaiserlichen Kunstakademie in<br />
Sankt Petersburg kehrte er am Ende seiner glanzvollen<br />
Karriere nach Venedig zurück und wurde 1768<br />
Principe der Accademia Veneziana.<br />
SOFONISBA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
167,5 x 250,5 cm.<br />
In geschweiftem Holzrahmen.<br />
Vor einer klassischen Architektur mit ionischen Säulen<br />
sowie Balustrade und Skulpturenaufsätzen auf der<br />
Galerie die sitzende Sofonisba, eine Schale haltend,<br />
welche ihr von einem Diener dargereicht wird. Links<br />
neben diesem ein Windhund stehend. Die reiche<br />
Figurenstaffage teilweise von einem braunen Ehrentuch<br />
überfangen.<br />
Literatur:<br />
Giuseppe Luigi Marini (Hrsg.), Catalogo Bolaffi della<br />
pittura Italiana del ’600 e del ’700, Turin 1977, S. 66.<br />
Mariana Magrini, Francesco Fontebasso, Vicenza<br />
1988, S. 145, Nr. 68. (13808110) (13)<br />
FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />
1707 VENICE <strong>–</strong> 1769 IBID.<br />
SOFONISBA<br />
Oil on canvas.<br />
167.5 x 250.5 cm.<br />
Literature:<br />
Guiseppe Luigi Marini (ed.), Catalogo Bolaffi della<br />
pittura Italiana del ’600 e del ’700, Turin, 1977, p. 66.<br />
Mariana Magrini, Francesco Fontebasso, Vicenza,<br />
1988, p. 145, no. 68.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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213<br />
ALESSANDRO MAGNASCO,<br />
UM 1667 GENUA <strong>–</strong> 1749 EBENDA, ZUG.<br />
SATYRN UND FAUNE<br />
ALESSANDRO MAGNASCO,<br />
CA. 1667 GENOA <strong>–</strong> 1749 IBID., ATTRIBUTED<br />
SATYRS AND FAUNS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
94 x 135 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Magnasco erhielt seine Ausbildung in Mailand bei<br />
Filippo Abbiati (1640-1715), die meiste Zeit seines<br />
Lebens arbeitete er in Mailand, ist aber auch in Venedig<br />
und Florenz nachgewiesen. Neben Historiengemälden<br />
malte er auch Genrebilder, Cappriccios und<br />
fantastische Landschaften mit Figurenstaffage, wozu<br />
das vorliegende <strong>Gemälde</strong> zu zählen ist. Zu sehen sind<br />
zahlreiche Satyrn und Faune, die in einer Landschaft<br />
mit Pyramiden zu Füßen einer Götterstatue ein großes<br />
Fest feiern. Sie spielen Musik, beten die Statue an und<br />
huldigen ihr mit Räucherwerk und Feuer. Magnasco,<br />
dessen Werk zwischen Barock und Rokoko einzuordnen<br />
ist, zeichnet die Körper in lockerem sicherem,<br />
aber auch wildem Duktus, was den Eindruck einer<br />
Orgie noch hervorhebt und in Kontrast zu der ruhigen<br />
und weniger pastos gemalten Landschaft im Hintergrund<br />
steht. So entsteht eine reizvolle Spannung, die<br />
den Charme des <strong>Gemälde</strong>s ausmacht.<br />
(1400906) (10)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
94 x 135 cm.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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131
214<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENEDIG <strong>–</strong> 1793 EBENDA<br />
Francesco Guardi war der jüngere Sohn des Domenico<br />
Guardi (1678-1716) aus dem Trentino, und der Maria<br />
Claudia Pichler aus Neumarkt. Er war Bruder des<br />
älteren Gianantonio Guardi. Deren Schwester ehelichte<br />
den Maler Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770).<br />
Nach seiner Geburt zog die Familie nach Venedig, wo<br />
auch seine Brüder wirkten. Bis 1760, dem Todesjahr<br />
seines Bruders Antonio wirkte er in der Familienwerkstatt.<br />
Zunächst schuf er Altarbilder. Doch als Schüler<br />
von Canaletto verlegte er sich auf die Vedutenmalerei,<br />
nachdem Canaletto Venedig verließ. Mäzene, darunter<br />
vor allem der Doge Alvise IV Mocenigo förderten<br />
ihn durch zahlreiche Aufträge, vor allem für die Ereignisbilder<br />
anlässlich des Besuches der Stadt von Papst<br />
Pius VI., aber auch des russischen Großfürstenpaares.<br />
Werke seiner Hand befinden sich in zahlreichen internationalen<br />
privaten und öffentlichen Sammlungen.<br />
Literatur:<br />
Vgl. F. Pedrocco, Francesco Guardi Pittore di ’Storia’,<br />
In: Francesco Guardi 1712 - 1793, 2012.<br />
Vgl. L. R. Bortolatto, Francesco Guardi, 1974,<br />
Vgl. M. Merling, Francesco Guardi 1712-1793, a cura<br />
di A. Craievich e F. Pedrocco, catalogo della mostra<br />
(Venezia), Milano 2012<br />
Vgl. Kat. Museo Correr Ausstellungskatalog Francesco<br />
Guardi, A cura di Alberto Craievich e Filippo<br />
Pedrocco, Venedig 2012. (1421908) (11)<br />
CAPRICCIO EINER LANDSCHAFT MIT FLUSSLAUF,<br />
BÄUMEN, REITER UND BURGTURM<br />
Öl auf Leinwand.<br />
36 x 53 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> bietet eine stimmungsvolle Ansicht<br />
einer Landschaft, in Anmutung der Gegend des<br />
nördlichen Veneto. Der Hintergrund bergig, am Fuß<br />
der Erhebung Gebäude am Ufer. Beherrschend im<br />
Bild sind die beiden schlanken, kaum belaubten<br />
Bäume sowie der links höher stehende Burgturm<br />
mit Anbauten. Ein Reiter im Mittelgrund, rechts weiter<br />
hinten kaum erkennbar, nur skizzenhaft angedeutet<br />
Wäscherinnen am Kanalufer sowie zwei Gestalten<br />
auf dem Kamm der Anhöhe links - beleben<br />
das Bild.<br />
Das abendliche Halbdunkel findet sich im Werk Guardis<br />
mehrfach, insbesondere bei seinen fast skizzenhaften<br />
Darstellungen, die dadurch umso beeindruckender<br />
sind. Ähnliche Stimmung weist u. a. sein<br />
Werk „Bacino di San Marco con San Giorgio e Giudecca”<br />
in der Galleria dell'Accademia in Venedig auf, oder<br />
sein „Capriccio mit Ruinen und Figuren”.<br />
Die hohe Qualität zeigt sich hier auch darin, dass etwa<br />
die die Gebäude in der Ferne als weiße Farbflecken<br />
aufleuchten, aber trotz aller Spontanität des Pinselauftrags<br />
meint man die Bauten genau zu erkennen.<br />
Detailabbildung<br />
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FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENICE <strong>–</strong> 1793 IBID.<br />
LANDSCAPE CAPRICCIO WITH RIVER, TREES,<br />
EQUESTRIANS AND CASTLE TOWERS<br />
Oil on canvas.<br />
36 x 53 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia.<br />
Scenes in evening twilight are found several times in<br />
Guardi’s œuvre, especially in his sketches, which are<br />
all the more impressive as a result. His work Il Bacino<br />
di San Marco con L’isola di San Giorgio e la Giudecca<br />
held at the Gallerie dell’Accademia in Venice, or his<br />
Capriccio with Ruins and Figures, depict a similar atmosphere.<br />
Literature:<br />
cf. Filippo Pedrocco, Francesco Guardi Pittore di<br />
‘Storia, in: Francesco Guardi 1712 <strong>–</strong> 1793, 2012[AU1] .<br />
cf. L. R. Bortolatto, Francesco Guardi, 1974[AU2] .<br />
cf. Mitchell Merling, in: Francesco Guardi 1712 <strong>–</strong> 1793,<br />
curated by Alberto Craievich and Filippo Pedrocco,<br />
exhibition catalogue (Venice), Milan 2012.<br />
cf. Francesco Guardi, Museo Correr, exhibition<br />
catalogue, curated by Alberto Craievich and Filippo<br />
Pedrocco, Venice 2012.<br />
Sistrix<br />
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€ 80.000 - € 120.000 (†)<br />
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215<br />
GIOVANNI ANTONIO GUARDI,<br />
1698/99 <strong>–</strong> 1760<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
AUFBRUCH ZUR JAGD<br />
sowie<br />
RAST BEI DER JAGD<br />
Öl auf Leinwand.<br />
23 x 33 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />
vom 28. Februar 1997, in Kopie.<br />
Der Malstil des Italieners unterscheidet sich völlig von<br />
dem holländischer oder deutscher <strong>Meister</strong> bei der<br />
Behandlung derartiger Jagdszenen. Guardi hat bewusst<br />
auf akribische Details verzichtet, um stattdessen<br />
das Wesentliche in den Vordergrund zu rücken:<br />
die dynamischen Bewegungen und die subtilen Lichtstimmungen,<br />
die seine Werke durchdringen. Damit<br />
kommt der Zeitverlauf der Handlungen in diesen Darstellungen<br />
in jedem Detail zur Wirkung. Auch versteht<br />
es Guardi hier, das Weiß des Schimmels mit Wolkenbildungen<br />
farbkompositorisch in Verbindung zu setzen,<br />
anders als etwa der Holländer Wouwerman. Guardi<br />
verzichtet hier auch auf detaillierte Wiedergabe etwa<br />
des Bauernhauses in der „Rast“, wohingegen die Aufmerksamkeit<br />
weit mehr auf das Herumspringen der<br />
Hunde gerichtet ist. Auch im Gegenstück, das den<br />
„Aufbruch zur Jagd“ zeigt, liegt alle Spannung in der<br />
Spontanität der hoch- und vorspringenden Pferde.<br />
Das Gesamtwerk des Malers zeigt, dass er sich weit<br />
mehr als seine venezianischen Kollegen neben der<br />
Vedute auch den figürlichen Szenerien gewidmet hat.<br />
Hierin war er ein <strong>Meister</strong> in der Wiedergabe des flüchtigen<br />
Augenblicks. Dies zeigen auch seine Bilder religiöser<br />
Themen.<br />
Literatur<br />
Antonio Morassi, Guardi, Bd. II., Venedig 1973, Abb.<br />
161-162. Neuauflage 1984. (14116614) (11)<br />
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GIOVANNI ANTONIO GUARDI,<br />
1698/99 <strong>–</strong> 1760<br />
A pair of paintings<br />
SETTING OFF THE HUNT<br />
and<br />
RESTING WHILE HUNTING<br />
Oil on canvas.<br />
23 x 33 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, dated 28 February 1997, in copy.<br />
Literature:<br />
Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. II. ill. 161,<br />
162, new edition 1984.<br />
€ 24.000 - € 32.000<br />
Sistrix<br />
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135
216<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 <strong>–</strong> 1765<br />
GROSSES RÖMISCHES RUINENCAPRICCIO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
69 x 109 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom, 27. Juni 2022, in Kopie.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> in betontem Querformat, bietet den<br />
Blick über antike Steinfragmente hinweg auf Ruinen<br />
römischer Bauwerke der Antike. Während das Kolosseum<br />
im Bildhintergrund zu versinken scheint, durch<br />
Beleuchtung und Durchlichtung der Bögen dramatisiert,<br />
erheben sich davor leicht verschattete Tempelsäulen<br />
mit Gebälk aus dem mit Gras bewachsenen<br />
Gelände, das an den Campo Vaccino erinnern soll. Im<br />
Vordergrund Reliefs.<br />
(1400761) (11)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 <strong>–</strong> 1765<br />
LARGE ROMAN RUIN CAPRICCIO<br />
Oil on canvas.<br />
69 x 109 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Prof Giancarlo<br />
Sestieri, Rome, dated 27 June 2022, in copy.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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217<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1697 VENEDIG <strong>–</strong> 1768<br />
ARCHITEKTURCAPRICCIO MIT TEMPELSÄULEN<br />
UND DER ARENA VON VERONA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
72,2 x 105 cm.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> liegen drei Gutachten bei, die übereinstimmend<br />
die Autorschaft Canalettos bestätigen:<br />
Roberto Longhi, Florenz, 1969; Giuseppe Fiocco<br />
Francesco Arcangeli, 1979 sowie Dario Succi, Februar<br />
2021. jeweils in Kopie.<br />
Zur Charakteristik von Ruinencapricci gehört die fantasievolle<br />
Bereicherung meist bekannter antiker Hauptgebäude<br />
mit architektonischen Details, die eine untergegangene<br />
Welt vor Augen führen sollen. Selten<br />
entspricht die Zusammenstellung der ruinösen Bauten<br />
dem wahren Zustand zur Zeit des Malers. Dagegen<br />
soll ein Blick in die Geschichte geboten werden, um<br />
gleichzeitig die Vergänglichkeit vor Augen zu führen.<br />
Der Maler hat hier die im Jahr 30 n. Chr. erbaute römische<br />
Arena von Verona nahezu ins Bildzentrum gestellt.<br />
In früheren Beschreibungen des Bildes wurde der Bau<br />
irrtümlich als das römische Kolosseum gesehen. Jedoch<br />
ist er aufgrund der hier auch sichtbaren Aufbauten<br />
des dritten Rundbogengeschoßes („ala“ Flügel genannt),<br />
als die Arena von Verona zu erkennen. Anders<br />
als die reale Lage hat der Maler den gewaltigen Bau<br />
hier jedoch auf eine Anhöhe gestellt, um einen Blick<br />
auf die tiefer liegende Stadt zu bieten. Dabei spielen<br />
auch hier Versatzelemente fantasievoll zusammen,<br />
die mit einer Kuppel keineswegs der Stadt Verona zuzuordnen<br />
sind. An dieser Stelle ließen Untersuchungen<br />
einige Pentimenti erkennen, wonach in der Untermalung<br />
die Kuppel den Säulen näher positioniert war.<br />
Das zeigt, wie Canaletto letztlich eine bestmögliche<br />
Wirkung zu erzielen suchte. Ebenfalls abseits der Realität<br />
verhält es sich mit den Säulen des Tempels, der<br />
Marmorfigur davor und den Gesimsfragmenten am<br />
Boden, aber auch mit dem Wassertümpel links im<br />
Bild. Beachtenswert sind die beiden morgenländisch<br />
gekleideten Männer, die hier interessiert die Marmorstatue<br />
betrachten, während sie selbst von einer Italienerin<br />
mit Kind beobachtet werden.<br />
Die Malweise unterscheidet sich in dieser hohen<br />
Qualität wesentlich von vielen weiteren, zum <strong>Teil</strong> themenwiederholenden<br />
Werken des <strong>Meister</strong>s. Auffallend<br />
ist die präzise, äußerst detailgenaue Behandlung der<br />
Arena, im bewussten Kontrast zu der flotten, mit<br />
virtuosem Pinselauftrag gemalten übrigen Bildelemente,<br />
wie Ruinentrümmer, Strauchwerk oder Figurenstaffage.<br />
Dario Succi hat das <strong>Gemälde</strong> in seiner<br />
Expertise eine <strong>Gemälde</strong>gruppe „Capriccio con monumenti<br />
in rovina e veduta padovana“ in die Nähe des<br />
vorliegenden Bildes gestellt (aufgeführt bei Constable<br />
und Links, Canaletto, 1989, n. 496).<br />
Das <strong>Gemälde</strong> wird laut Gutachten in die Jahre um<br />
1740 eingeordnet, also bevor Canal für zehn Jahre<br />
nach England ging, dort unterstützt vom Duke of Richmond.<br />
Danach verbrachte er seine letzten Lebensjahre<br />
wieder in Venedig, eine Phase, in der seine <strong>Gemälde</strong><br />
etwa dunkler werden.<br />
(1401255) (11)<br />
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139
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />
1697 VENICE <strong>–</strong> 1768<br />
ARCHITECTURAL CAPRICCIO WITH TEMPLE<br />
COLUMNS AND ARENA IN VERONA<br />
Oil on canvas.<br />
72.2 x 105 cm.<br />
The painting is accompanied by three expert’s reports,<br />
which all identify Canaletto as the creator of the present<br />
work: Roberto Longhi, Florence, 1969; Giuseppe<br />
Fiocco Francesco Arcangeli, 1979; Dario Succi, February<br />
2021, each in copy.<br />
One of the characteristics of ruin capriccios is the imaginative<br />
elaboration of mostly famous ancient buildings<br />
with architectural details that are intended to visualize<br />
a lost world. The composition of the ruinous<br />
buildings rarely corresponds to the true condition of<br />
the painter’s time. By contrast, a look back into history<br />
is supposed to visualize transience. The painter has<br />
placed the Roman Arena of Verona, built in 30AD, almost<br />
at the painting’s centre. In previous descriptions<br />
of the painting, the building was erroneously regarded<br />
as the Colosseum in Rome. However, it can be identified<br />
as the Arena of Verona due to the structure of<br />
the third arched floor (known as the “ala” wing),<br />
which is also depicted here. In contrast to the arena’s<br />
real location, the painter has positioned the huge<br />
building on a hill to provide a view of the city below.<br />
The artist also includes architectural set pieces such<br />
as a domed structure, which do not correspond with<br />
actual buildings in Verona. In this area, investigations<br />
revealed some pentimenti, according to which the<br />
dome was positioned closer to the columns in the<br />
underpainting. This highlights how Canaletto ultimately<br />
sought to achieve the best possible effect. Far removed<br />
from reality are also the columns of the temple<br />
with a marble figure in front of it, the cornice fragments<br />
on the ground and the water pond on the left<br />
of the painting. Noteworthy are the two men dressed<br />
in Oriental clothing who are looking with interest at<br />
the marble statue while they themselves are being<br />
watched by an Italian woman with a child. The high<br />
quality of the painting style here differs significantly<br />
from many of the master’s other works, some of<br />
which repeat subjects. The precise and extremely detailed<br />
painting of the arena, in obvious contrast to the<br />
brisk, virtuoso brushwork of other elements such as<br />
the ruins, shrubbery or figure staffage are striking. In<br />
his expert’s report Dario Succi has placed the painting<br />
on offer for sale in this lot in the vicinity a group of<br />
paintings, titled Capriccio con monumenti in rovina e<br />
veduta padovana (listed in Constable and Links, Canaletto,<br />
1989, n. 496). According to the report, the painting<br />
is dated ca. 1740, i.e. before Canal moved to England<br />
for a period of ten years with the support of the<br />
Duke of Richmond. He then spent the last years of his<br />
life back in Venice, a phase in which his paintings<br />
became darker.<br />
€ 600.000 - € 800.000 (†)<br />
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218<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />
Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder „François<br />
Albotti“) war Schüler und Mitarbeiter des Marieschi<br />
(1696/1710-1743) und übernahm nach dessen Tod<br />
die Werkstatt, was dazu führte, dass er der Zweite<br />
Marieschi genannt wurde und seine Werke oft als<br />
die seines Vorgängers galten. Erst 1972 gelang<br />
durch Entdeckung einer Signaturbezeichnung die<br />
Händescheidung. In jüngerer Zeit lassen sich daher<br />
<strong>Gemälde</strong> seiner Hand genauer zuweisen. Sein Malstil<br />
zeigt sich im Gegensatz zu den Vorgängern weit<br />
glatter in der Peinture, was dem Anspruch einer exakteren<br />
Wiedergabe gewidmet ist. Werke seiner<br />
Hand befinden sich in privaten wie öffentlichen<br />
Sammlungen, darunter in der <strong>Gemälde</strong>galerie Berlin,<br />
in Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte<br />
Neapel und in Gallerie di Palazzo Leoni Montanari<br />
Vicenza.<br />
VENEDIG <strong>–</strong> RIALTOBRÜCKE MIT DEM PALAZZO<br />
DEI CAMERLENGHI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
55 x 96 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Federica Spadotto,<br />
Padua, vom 12. September 2024, in Kopie.<br />
Brücke und Häusergruppe zeigen sich in spätnachmittaglichem,<br />
schon schattenbildendem Licht. Anders<br />
als in taghell flimmernden Ansichten erlaubt das klare<br />
Licht eine bis ins Detail genaue Wiedergabe der Gebäude,<br />
wie auch der Figurenstaffage und den Arbeitsschiffen<br />
und Gondeln. In der beiliegenden Expertise<br />
werden entsprechende Vergleichsbeispiele genannt,<br />
wie auch die Stichfolge von Marieschi, in der sich ein<br />
Bildmotiv findet, das zu dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
korrespondiert.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione<br />
di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988). 1991 (II<br />
ec. 2002).<br />
Vgl. F. Montecuccoli, degli Eri-F. Pedrocco, Michele<br />
Marieschi, La vita, l´ambiente e l´opera Milano 1999.<br />
Vgl. F. Albotto, erede di Marieschi, in Arte Venea<br />
XXVI, 1972.<br />
Vgl. F. Spadotto, Io sono ´700, L´anima di Venezia<br />
tra pittori, mercanti e bottefheri da quadri, Sommacampagna<br />
2018.<br />
Vgl. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />
Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />
Nr. XXXVIII, 1984.<br />
Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />
l’ambiente, l’opera, Mailand 1999. (1421401) (11)<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />
VENICE <strong>–</strong> RIALTO BRIDGE AND PALAZZO DEI<br />
CAMERLENGHI<br />
Oil on canvas.<br />
55 x 96 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Federica<br />
Spadotto, Padova, dated 12 September 2024, in copy.<br />
Bridge and group of houses depicted in late afternoon<br />
light, already casting shadows.<br />
Literature:<br />
cf. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />
Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte Veneta, 41, 1987(1988). 1991 (II<br />
ec. 2002).<br />
cf. Filippo Pedrocco/Federico Montecuccol degli<br />
Erri, Michele Marieschi: La vita, l’ambiente e l’opera,<br />
Milan 1999.<br />
cf. Francesco Albotto, erede di Michele Marieschi, in:<br />
Arte Veneta, vol. XXVI, 1972.<br />
cf. Federica Spadotto, Io sono ‘700. L’anima di Venezia<br />
tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri, Sommacampagna<br />
2018.<br />
cf. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto, erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte Veneta, no. XXVI, 1972.<br />
cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />
Albotto, erede di Michele Marieschi, in: Arte Veneta,<br />
no. XXXVIII, 1984.<br />
cf. Filippo Pedrocco/Federico Montecuccoli degli<br />
Erri, Michele Marieschi. La vita, l’ambiente, l’opera,<br />
Milan 1999.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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145
219<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 ITALIEN <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />
ARCHITEKTURCAPRICCIO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74,5 x 89 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, ohne Datum,<br />
in Kopie.<br />
Die Ansicht zeigt eine fantasievolle Kompilation von<br />
Vedutenelementen in einer nicht bestimmbaren Hafenlandschaft.<br />
Im Gegensatz zu den üblichen Capricci,<br />
wie etwa von Giovanni Paolo Pannini (1691-1765),<br />
bei denen der ruinöse Zerfall antiker Bauten Thema<br />
ist, zeigt das Bild hier eine weitgehend akkurate<br />
Wiedergabe der architektonischen Details.<br />
(1421903) (10)<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 ITALY <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />
ARCHITECTURAL CAPRICCIO<br />
Oil on canvas.<br />
74.5 x 89 cm.<br />
Accompanied by an expertise by Dario Succi,<br />
undated, in copy.<br />
€ 40.000 - € 60.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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147
220<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />
Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder „François Albotti“)<br />
war Schüler und Mitarbeiter des Marieschi (1696/<br />
1710-1743) und übernahm nach dessen Tod die Werkstatt,<br />
was dazu führte, dass er der Zweite Marieschi<br />
genannt wurde und seine Werke oft als die seines<br />
Vorgängers galten. Erst 1972 gelang durch Entdeckung<br />
einer Signaturbezeichnung die Händescheidung.<br />
In jüngerer Zeit lassen sich daher <strong>Gemälde</strong><br />
seiner Hand genauer zuweisen. Sein Malstil zeigt sich<br />
im Gegensatz zu den Vorgängern weit glatter in der<br />
Peinture, was dem Anspruch einer exakteren Wiedergabe<br />
gewidmet ist. Werke seiner Hand befinden sich<br />
in privaten wie öffentlichen Sammlungen, darunter in<br />
der <strong>Gemälde</strong>galerie Berlin, in Museo e Gallerie Nazionali<br />
di Capodimonte Neapel und in Gallerie di Palazzo<br />
Leoni Montanari Vicenza.<br />
LANDSCHAFT MIT RUINEN UND DENKMÄLERN<br />
AN EINEM SEE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71 x 96,5 cm.<br />
In vergoldetem ornamental reliefierten Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia<br />
sowie eine Expertise von Prof. Egidio Martini, in Kopie.<br />
Thematisch und formal zeigt sich das <strong>Gemälde</strong> als<br />
Capriccio, die einzelnen Bildinhalte fantasievoll als antike<br />
Versatzstücke zusammengestellt, belebt durch<br />
zeitgenössische Figurenstaffage. Dominierend der<br />
ruinöse Bau mit Säulen und Reliefs, links leicht erhöht<br />
nahe einem Seeufer. Davor ein Denkmal mit reiterlosem<br />
Pferd. Im Bildzentrum ein hoher Steinsockel,<br />
darauf eine dunkle Bronzeschale. Kapitelle und Gesimsfragmente<br />
bereichern das antike Ambiente.<br />
Solche Capriccios kennen wir vor allem von Marco<br />
Ricci (1676/79-1729/30) oder Giovanni Paolo Panini<br />
(1691-1765). Typisch dafür auch die Staffagefiguren,<br />
wie etwa eines Reisenden, der hier sichtlich die untergegangenen<br />
antiken Relikte bewundert, während<br />
weitere Figuren in der ländlichen Kleidung gezeigt<br />
sind. Anders als etwa bei Panini zeigt sich hier im<br />
Werk des Venezianers eine präzisere Behandlung der<br />
architektonischen Details, geschult durch die Vedutenmalerei<br />
Venedigs.<br />
Nur wenige Quellen geben Auskunft über Biografie<br />
und Wirken von Albotto. Es wird angenommen, dass<br />
er Schüler und Mitarbeiter von Michele Marieschi<br />
(1710-1744) war, da er nach dessen Tod die Witwe<br />
ehelichte, die Werkstatt übernahm, und alsbald als der<br />
„zweite Marieschi“ bekannt wurde. So verwundert es<br />
nicht, dass seine Werke oft Marieschi zugeordnet<br />
wurden. Erst als 1972 in New York ein <strong>Gemälde</strong> auftauchte,<br />
mit Signatur und Bezeichnung „Francesco<br />
Albotto F (fecit) in S. Luca Cale di Ca Loredan“, konnten<br />
Händescheidungen erfolgen. Gleichzeitig berichtet<br />
diese Bezeichnung auch den Ort seines Ateliers.<br />
Der Maler ist insbesondere zwar für seine Venedigveduten<br />
bekannt, vereinzelt schuf er jedoch auch<br />
Landschaften, zumeist mit antik-römischen Versatzstücken,<br />
wie auch in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong>. A.R.<br />
Anmerkung:<br />
Es sind nicht allzu viele Werke Albottos bekannt geworden,<br />
etliche finden sich in öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen, darunter in Berlin, <strong>Gemälde</strong>galerie,<br />
Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte,<br />
Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni Montanari, etc.<br />
Martini setzt in seinem Gutachten die Zeit um 1740<br />
für die Entstehung des Bildes an, mit Verweis auf<br />
Pedrocco.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Maria Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />
Francesco Albotto, Venedig 2002.<br />
Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />
lámbiente, l’opera, Mailand 1999.<br />
Vgl. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte Veneta, Nr. XXVI, 1972,<br />
S. 222.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />
Albotto, errede di Michele Marieschi, In: Arte Veneta,<br />
XXXVIII, 1984, S. 210 f.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione<br />
di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, In: Arte Veneta, 41, 1987, S. 111 ff.<br />
Vgl. Dario Succi, In: Marieschi tra Vaaletto e Guardi,<br />
Aussungskatalog, Turin 1989, S. 26 ff und 1165 ff.<br />
Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera<br />
completa, Mailand 1995, S. 26 ff und 40 ff.<br />
(1421891) (4) (11)<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />
LANDSCAPE WITH ANCIENT RUINS AND<br />
MONUMENTS ON A LAKE<br />
Oil on canvas.<br />
71 x 96.5 cm.<br />
Accompanied by expert’s reports by Dario Succi,<br />
Gorizia and by Professor Egidio Martini, in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Maria Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />
Francesco Albotto, Venice 2002.<br />
cf. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi, la vita,<br />
l’ambiente, l’opera, Milan 1999.<br />
cf. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto, erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte Veneta, XXVI, 1972,<br />
p. 222.<br />
cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto,<br />
errede di Michele Marieschi, in: Arte Veneta,<br />
XXXVIII, 1984, p. 210f.<br />
cf. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />
Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte Veneta, 41, 1987, p. 111f.<br />
cf. Dario Succi (ed.), Marieschi tra Canaletto e Guardi,<br />
exhibition catalogue Turin 1989, p. 26f. and p. 1165f.<br />
cf. Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera completa,<br />
second edition, Milan 1995, p. 26f. and p. 40f.<br />
€ 14.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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149
221<br />
BERNARDO BELLOTTO,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1721 <strong>–</strong> 1780<br />
DER PIER MIT DEM DOGENPALAST UND<br />
DEN GEFÄNGNISSEN NACH WESTEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
62 x 96 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />
2024, in Kopie beigegeben.<br />
Über den Canal Grande mit zahlreichen Gondeln und<br />
Booten mit dahinter liegender Molo, flankiert vom<br />
prachtvollen Dogenpalast, den beiden Säulen mit dem<br />
Markuslöwen und dem Heiligen Todaro mit Drachen<br />
sowie dem Campanile - und alles in der von Bellotto<br />
gewohnten feinen vedutenhaften Feinheit nicht ohne<br />
die Dynamik des Moments vermissen zu lassen. Der<br />
Prototyp für diese Ansicht wurde von Canaletto geschaffen<br />
(59 x 93 cm) und ist <strong>Teil</strong> einer vierteiligen<br />
Serie, die in Venedig durch Charles Powlett, Third Duke<br />
of Bolton (1658-1754) erworben wurde. Erstmals wurde<br />
die Serie von George Knox 1993 in einem Artikel<br />
im Apollo publiziert und in die 1730er Jahre datiert,<br />
die Zuschreibung wurde dann in J.G. Links, Canaletto<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768), 1998, S. 9-10 bestätigt.<br />
Vom Prototyp Canaletto‘s, der Der Pier mit<br />
dem Dogenpalast und den Gefängnissen nach Westen<br />
darstellt und um 1735 datierbar ist, leitete der sehr<br />
junge Bellotto die Zeichnung ab, die <strong>Teil</strong> der Werkstatt-Sammlung<br />
war: Sie wurde von seiner Familie<br />
vererbt, als er in Wilno lebte, und gelangte nach einigen<br />
Zwischenstationen 1829 in den Besitz des Hessischen<br />
Landesmuseums in Darmstadt. Die Zeichnung<br />
wurde erstmals detailliert von H.A. Fritsche im Band<br />
„Bernardo Bellotto genannt Canaletto“ (Burg bei Magdeburg,<br />
1936) beschrieben: „Die Uferpromenade vom<br />
Münzgebäude bis zu den Gefängnissen, gesehen<br />
vom Becken aus: Alle horizontalen Linien sind mit<br />
dem Lineal gemacht, sehr unsicher und unbefriedigend.<br />
Aus einem fremden Modell.“ Zwischen 1938 und<br />
1941 wurde die Zeichnung zusammen mit anderen<br />
Arbeiten von Bellotto aus dem Museum aussortiert<br />
und, nach einer Versteigerung mit Zuschreibung an<br />
Canaletto, bei Fischer in Luzern (2. Juni 1945, Los Nr. 9)<br />
verkauft, wobei die Spuren verloren gingen.<br />
Bis heute waren bereits zwei <strong>Gemälde</strong> von Bellotto<br />
bekannt, die auf der Zeichnung basieren: Das erste,<br />
datierbar auf 1736-1737, wurde von Constable, Links<br />
mit Zuschreibung an Canaletto (Hg. 1989; I, Tafel 191,<br />
Nr. 85; I, S. 226, Nr. 85) katalogisiert und reproduziert.<br />
Es stammte aus der Sammlung von J.H.H. V. Lane,<br />
Kings‘ Bromley Manor, Lichfield, und wurde 1912 bei<br />
Christie‘s (14. Dezember, Los Nr. 122) als J.B. Canaletto<br />
an Ascher Wertheimer verkauft, der es an Adolph<br />
Hirsch (+1862) weiterverkaufte, von dem es an seinen<br />
Neffen George Pinto (1929-2018) vererbt wurde. Ein<br />
Jahr nach dessen Tod wurde die Ansicht mit korrekter<br />
Zuschreibung an Bellotto bei Christie‘s in London<br />
(4. Juli 2019, Los Nr. 40; 60,8 x 97,5 cm) versteigert.<br />
Das <strong>Gemälde</strong>, das 1736-1737 ausgeführt wurde und<br />
ohne Abweichung von der Zeichnung stammt, zeigt<br />
Bellottos Versuch, Canaletto‘s sonnige Leuchtkraft<br />
nachzuahmen, die präzise Beschreibung des architektonischen<br />
Gefüges und die Typologie der Staffagefiguren.<br />
Das zweite <strong>Gemälde</strong>, fast identisch in der Größe, datiert<br />
auf 1737-1738, gehörte zum Nachlass des Kunsthändlers<br />
Giancarlo Baroni und wurde bei Sotheby‘s in<br />
New York (29.-30. Januar 2013, Los Nr. 30; 61,2 x 97,8<br />
cm) als Bellotto versteigert. Die Ansicht zeigt im Vergleich<br />
zur ersten eine stilistische und chromatische<br />
Variation, die die fortschreitende Entwicklung von<br />
Bellottos Kunst dokumentiert, insbesondere in der<br />
Betonung der Chiaroscuro-Kontraste auf der Erhebung<br />
der Bibliothek, an den Seitenfassaden des Dogenpalastes<br />
und der Gefängnisse, sowie in der Hinzufügung<br />
von Schattierungen über den Fenstern der Gefängnisse,<br />
die einen scharfen Kontrast zum Weiß des istrischen<br />
Steinverkleidung bilden. Weitere Änderungen<br />
umfassen das Entfernen einiger Boote und zahlreicher<br />
Spritzer auf dem Pier, während die Wolken, die<br />
zuvor einen horizontalen Verlauf wie in der Zeichnung<br />
hatten, nun nach oben in den Himmel expandieren,<br />
der mit einem intensiven und fast eisigen Blau getönt<br />
ist. Die Staffagefiguren im Vordergrund zeigen eine<br />
bemerkenswerte Neigung zum karikaturistischen<br />
Realismus, der völlig fremd zur Praxis Canaletto‘s<br />
war. Diese erzählerische Tendenz wurde erstmals von<br />
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Terisio Pignatti (Gli inizi di Bernardo Bellotto, in: Arte<br />
Veneta, XX, 1966, S. 226) festgestellt, der dazu anregte,<br />
die Unterschiede in den Endergebnissen der<br />
beiden Künstler zu betrachten: „Niemand würde den<br />
arricciolaten Chinoiserie-Stil von Canaletto‘s Malweise<br />
in einem <strong>Gemälde</strong> der 1760er Jahre, wie etwa in der<br />
Darstellung der Procuratie in der National Gallery in<br />
London, mit den scharfen Karikaturen Bellottos in der<br />
fast gleichzeitigen Ansicht der Kreuzkirche in Dresden<br />
verwechseln. Und wir wissen, dass Bellotto gegen<br />
Ende seiner Karriere in Warschau sogar große Figuren<br />
und lebensechte Porträts in seine Landschafts- oder<br />
Architekturansichten einfügte.“ Das hier angebotene<br />
außergewöhnliche, bislang unveröffentlichte <strong>Gemälde</strong>,<br />
datierbar auf etwa 1736 folgt der vorbereitenden<br />
Zeichnung in architektonischen Details und in der Verteilung<br />
der Staffagefiguren, wobei es die Ansicht in<br />
das typische sonnige, von Canaletto abgeleitete goldene<br />
Licht taucht, das für Bellottos frühe Phase charakteristisch<br />
ist. Besonders im rechten Himmel sind<br />
die kratzigen diagonalen Streifen in der Grundvorbereitung<br />
sichtbar, die die eigenhändigen Arbeiten von<br />
Canaletto und seinem Neffen kennzeichnen. Die<br />
prächtige Ansicht stellt, auch aus wissenschaftlicher<br />
Sicht, ein außergewöhnliches Dokument der Kunst<br />
Bellottos dar, dessen Lehre in der Werkstatt seines<br />
Onkels 1735 begann, als er dreizehn Jahre alt war: Es<br />
war damals weit verbreitet, dass ein angehender Maler<br />
früh als Lehrling in die Dienste des <strong>Meister</strong>s trat, um<br />
sich mit der Zubereitung von Pigmenten vertraut zu<br />
machen, und dann versuchte, die Rolle des Helfers zu<br />
übernehmen. Der künstlerische Werdegang des jungen<br />
Bellotto entwickelte sich als kontinuierlicher Balanceakt<br />
zwischen den Einflüssen von Canaletto‘s Manier<br />
und eigenen, geniale innovativen Ideen: Die ikonografischen<br />
Modelle des <strong>Meister</strong>s waren natürlich seine<br />
Favoriten, aber obwohl sie fast wörtlich übernommen<br />
wurden, tendierten sie dazu, sich zu immer stärker<br />
charakterisierten Ausdrucksformen zu entwickeln. Da<br />
Bellotto das Glück hatte, Zugang zu den Geheimnissen<br />
der Werkstatt zu erhalten, versuchte er, den strahlenden<br />
Ansichten so nahe wie möglich zu kommen, was<br />
auch dadurch belegt wird, dass die am meisten replizierten<br />
<strong>Gemälde</strong> zunächst jene waren, die Canaletto<br />
für den Patron und Sammler Joseph Smith ausgeführt<br />
hatte, und die von Antonio Visentini auf Kupfer übertragen<br />
und erstmals in der 1735 erschienenen Sammlung<br />
von Kupferstichen Prospectus Magni Canalis<br />
Venetiarum veröffentlicht wurden, die 1742 mit einer<br />
vollständigen Ausgabe von achtunddreißig Ansichten<br />
fortgesetzt wurde.<br />
Das Problem, das mit den Ansichts-<strong>Gemälde</strong>n von Bellotto<br />
von seinen Anfängen bis zu seiner endgültigen<br />
Trennung von seinem Onkel 1743 zusammenhängt,<br />
wurde in den Katalogen der Ausstellungen behandelt:<br />
Bernardo Bellotto detto il Canaletto (Mirano, Villa Morosini,<br />
1999) und Bernardo Bellotto, il Canaletto delle<br />
Corti Europee (Conegliano, Palazzo Sarcinelli, Marsilio<br />
2011). Die frühesten Ansichten stammen sicherlich<br />
aus der Zeit vor 1738, als Bellottos Name im Verzeichnis<br />
der Zunft der venezianischen Maler erschien: Ein<br />
Faktum, das auf den Erwerb einer gewissen beruflichen<br />
Autonomie hinweist. In dieser Phase, die bis<br />
etwa 1740 dauerte, unterschied sich die Ausdrucksweise<br />
des Schülers von der Canaletto‘s durch ein Licht,<br />
das sich allmählich von der warmen Sonneneinstrahlung<br />
hin zu einer dünneren, silbrigen Transparenz<br />
entwickelte. Ab den 1740er Jahren nahm sein Stil markante<br />
Züge an, die sich in der prägnanten Solidität der<br />
architektonischen Elemente, die mit dünnen schwarzen<br />
Linien profiliert sind, der allgemeinen silbrigen<br />
Helligkeit und den starken Schattierungen, die sich entschieden<br />
von den schattigen Bereichen abheben,<br />
zusammenfassen lassen.<br />
Die erfolgreiche Vertiefung des Wissens verschiedener<br />
Gelehrter über Bellottos Tätigkeit als Schöpfer<br />
venezianischer Veduten ermöglicht es <strong>–</strong> wie im Fall des<br />
hier angebotenen <strong>Gemälde</strong>s <strong>–</strong> diese Werke leicht in<br />
den künstlerischen Werdegang des Malers einzuordnen,<br />
der als Protagonist einer glänzenden Karriere, die<br />
ihn in seinen frühen Zwanzigern in den Dienst der europäischen<br />
Größen führte, tätig war: Turin, Dresden,<br />
Wien, München, Warschau. Bellotto, der einer der<br />
großen Maler der venezianischen Vedutenkunst des<br />
18. Jahrhunderts zusammen mit Luca Carlevarijs, Antonio<br />
Canal genannt „Canaletto“, Michele Marieschi<br />
und Francesco Guardi war, entstammte einer Familie,<br />
aus der bereits zwei weitere Maler bekannt sind. Sein<br />
Großvater und dessen Bruder waren Theatermaler<br />
und sein Onkel war der schon seinerzeit berühmte<br />
venezianische Vedutist Giovanni Antonio Canal (1697-<br />
1768), genannt „Canaletto“, in dessen Werkstatt<br />
Bernardo 1736 eintrat. Da über die folgenden Jahre<br />
bis 1742 nur wenig über Bellotto bekannt ist, außer<br />
hunderte erhaltener Zeichnungen und nur wenige ihm<br />
zuordenbare Veduten, ist es ein Glücksfall, dass wir<br />
das vorliegende <strong>Gemälde</strong> anbieten können. Durch sein<br />
weiteres Werk, das ihn als Schöpfer von Veduten so<br />
zahlreicher Städte wie München, Wien, Turin, Pirna,<br />
Dresden oder Warschau bekannt gemacht hat, gilt er<br />
bis heute als einer der bedeutensten Vedutisten des<br />
18. Jahrhunderts.<br />
Literatur<br />
Vgl. Dario Succi, Bernardo Bellotto detto il Canaletto,<br />
Ausstellungskatalog, Villa Morosini, Mirano, 23. Oktober<br />
- 19. Dezember 1999, Mailand 1999.<br />
Vgl. Dario Succi, Bernardo Bellotto. Il Canaletto delle<br />
corti europee, Ausstellungskatalog, Galleria Comunale<br />
d‘Arte Moderna, Conegliano, 11. November 2011-15.<br />
April 2012, Venedig 2011.<br />
Vgl. Dario Succi, Carlevarijs, van Wittel, Venezia (The<br />
young Bellotto), in: Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />
del Settecento, Ausstellungskatalog, Palazzo<br />
della Ragione, Padua, 25. September-26. Dezember<br />
1994, Mailand 1994. (1421605) (13)<br />
BERNARDO BELLOTTO,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />
1721 <strong>–</strong> 1780<br />
THE JETTY WITH THE DOGE’S PALACE AND<br />
THE PRISONS TO THE WEST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
62 x 96 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, 2024, in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Dario Succi, Bernardo Bellotto detto il Canaletto,<br />
exhibition catalogue, Villa Morosini, Mirano, 23 October<br />
- 19 December 1999, Milan 1999.<br />
cf. Dario Succi, Bernardo Bellotto. Il Canaletto delle<br />
corti europee, exhibition catalogue, Galleria Comunale<br />
d’Arte Moderna, Conegliano, 11 November 2011<br />
- 15 April 2012, Venice 2011.<br />
cf. Dario Succi, Carlevarijs, van Wittel, Venezia (The<br />
young Bellotto), in: Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />
del Settecento, exhibition catalogue, Palazzo<br />
della Ragione, Padua, 25 September - 26 December<br />
1994, Milan 1994.<br />
€ 600.000 - € 800.000<br />
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Detailabbildung<br />
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222<br />
BERNARDO BELLOTTO,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1721 VENEDIG <strong>–</strong> 1780 WARSCHAU<br />
ANSICHT DER KARLSKIRCHE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
48,3 x 79,9 cm.<br />
Auf dieser Ansicht sieht man die Kirche Sant Karl Borromäus<br />
vom Ufer des Wienflusses aus in Richtung<br />
Osten. Im Vordergrund, teilweise von Bäumen verdeckt,<br />
sind die Dächer und Schornsteine einer kleinen<br />
Gebäudegruppe zu sehen, die als „Bärenmühle“ bekannt<br />
ist. Die Westfront der großen Fischer-von-Erlach-Kirche<br />
wird von der kühnen Kombination eines<br />
Säulenportikus mit zwei Säulen und der großen Barockkuppel<br />
dahinter beherrscht. Rechts daneben befindet<br />
sich die kleine Augustinuskapelle, die Friedhofskapelle<br />
des städtischen Krankenhauses. Links von der<br />
Kirche sind in der Ferne ein Flügel des Palais Schwarzenberg<br />
und die Kuppel der Gardekirche zu erkennen,<br />
und ganz links die berühmte Steinerne Brücke über<br />
den Wienfluss. Die Komposition kann sicher auf 1760<br />
oder das folgende Jahr datiert werden, da das Dach<br />
der Bärenmühle einen terminus post quem darstellt:<br />
Es wurde nach dem Brand im Juni 1759 gemalt.<br />
Provenienz:<br />
Frans Josef Honig (1877-1930), Wien, ab 1926.<br />
Karl Haberstock, Berlin, ab 1929.<br />
Galerie Caspari, München, 1930.<br />
Max Emden (1874-1940), Hamburg.<br />
Karl Haberstock, Berlin.<br />
Reichskanzlei, Berlin.<br />
Auf Lager, Alt Ausee, Österreich.<br />
Zentrale Sammelstelle München (Nummer 1411),<br />
15. Januar 1946.<br />
Übertragen auf den Ministerpräsidenten, 10. Juni<br />
1949.<br />
Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, 1966.<br />
Rückgabe an die Erben von Max Emden, 2019.<br />
Literatur:<br />
H. Tietze, Alt-Wien in Wort und Bild vom Ausgang<br />
des Mittelalters bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts,<br />
Wien 1926, Abb. Taf. 104.<br />
H.A. Fritzsche, Bernardo Bellotto genannt Canaletto,<br />
Burg bei Magdeburg 1936, S. 115, Nr. VG 114.<br />
A. Trost, Canalettos Wiener Ansichten, S. 19 und 23,<br />
Nr. 9, Abb. 9<br />
H. Aurenhammer, in: Johann Bernhard Fischer<br />
von Erlach, Ausst.kat. Wien, Graz und Salzburg 1956,<br />
S. 169, 53, Abb. 12.<br />
H. Sedlmayer, in Johann Bernhard Fischer von<br />
Erlach, Wien und Monaco, 1956, S. 134, Abb. 165.<br />
S. Kozakiewicz, „Ein fast unbekannter Maler, Lorenzo<br />
Bellotto, Sohn von Bernardo und eine Reihe von<br />
Bellottischen Ansichten von Rom“, in Venedig und<br />
Polen in den Jahrhunderten vom XVII. bis zum XIX.<br />
Jahrhundert, Venedig und Rom 1965, S. 98, Abb. 61;<br />
G. Heinz, in Bernardo Bellotto gennant Canaletto,<br />
Ausstellungskatalog Wien 1965, S. 59, Nr. 46.<br />
K. Haberstock, Hundert Bilder aus der Galerie Haberstock<br />
Berlin, München 1967, Nr. 67.<br />
S. Kozakiewicz, Bernardo Bellotto, London 1972,<br />
Vol. I, S. 114 und 127, Vol. II, S. 198, und 200-01,<br />
Nr. 258, Abb. 258.<br />
M.J. Knofler, Das Theresianische Wien. Der Alltag<br />
in den Bildern Canalettos, Wien, Köln und Graz 1979,<br />
S. 22, Abb. 3.<br />
A. Rizzi, „Promenades bellottiane per Vienna e<br />
dintorni“, in Ateneo Veneto, Bd. CLXXIX, 1992,<br />
S. 274-75.<br />
A. Rizzi, Bernardo Bellotto. Dresden Wien München<br />
1747-1766, Venedig 1996, S. 104, Nr. 86.<br />
W. Seipel (Hrsg.), Bernardo Bellotto gennant Canaletto.<br />
Europäische Veduten, Ausstellungskat. Wien 2005,<br />
S. 111, unter Nr. 17, Abb. 1.<br />
Ausstellung:<br />
München, Galerie Caspari, Italienische Malerei,<br />
Venezianer des 16. bis 18. Jahrhunderts, 1930, Nr. 4.<br />
München, Technische Hochschule, Architekturausstellung<br />
der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />
München, Settembre-Ottobre 1954.<br />
Düsseldorf, Kunstmuseum, in prestito dal 1966.<br />
Warschau, Das Königliche Schlossmuseum, Bernardo<br />
Bellotto. Anlässlich des 300. Geburtstages des Malers,<br />
23 Settembre 2022 <strong>–</strong> 10 Gennaio 2023. (14012513)<br />
(10)<br />
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BERNARDO BELLOTTO,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />
1721 VENICE <strong>–</strong> 1780 WARSAW<br />
VIEW OF THE CHURCH OF ST CHARLES<br />
Oil on canvas.<br />
48.3 x 79.9 cm.<br />
Framed.<br />
Provenance:<br />
Frans Josef Honig (1877-1930), Vienna, from 1926.<br />
Karl Haberstock, Berlin, from 1929.<br />
Caspari Gallery, Munich, 1930.<br />
Max Emden (1874-1940), Hamburg.<br />
Karl Haberstock, Berlin.<br />
Reich Chancellery, Berlin.<br />
In stock, Alt Ausee, Austria.<br />
Central Collection Point Munich (number 1411),<br />
15 January 1946.<br />
Transferred to the Prime Minister, 10 June 1949.<br />
Property of the Federal Republic of Germany, 1966.<br />
Returned to the heirs of Max Emden, 2019.<br />
Literature:<br />
H. Tietze, Alt-Wien in Wort und Bild vom Ausgang<br />
des Mittelalters bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts,<br />
Vienna 1926, ill. plate 104.<br />
H.A. Fritzsche, Bernardo Bellotto genannt Canaletto,<br />
Burg bei Magdeburg 1936, p. 115, no. VG 114.<br />
A. Trost, Canaletto’s Views of Vienna, pp. 19 and 23,<br />
no. 9, fig. 9<br />
H. Aurenhammer, in: Johann Bernhard Fischer von<br />
Erlach, exhib. cat. Vienna, Graz and Salzburg 1956,<br />
pp. 169, 53, fig. 12.<br />
H. Sedlmayer, in Johann Bernhard Fischer von<br />
Erlach, Vienna and Monaco, 1956, p. 134, ill. 165.<br />
S. Kozakiewicz, ’An almost unknown painter, Lorenzo<br />
Bellotto, son of Bernardo and a series of Bellottian<br />
views of Rome’, in Venice and Poland in the Centuries<br />
from the XVIIth to the XIXth Century, Venice and<br />
Rome 1965, p. 98, fig. 61;<br />
G. Heinz, in Bernardo Bellotto gennant Canaletto,<br />
exhibition catalogue Vienna 1965, p. 59, no. 46.<br />
K. Haberstock, Hundert Bilder aus der Galerie Haberstock<br />
Berlin, Munich 1967, no. 67.<br />
S. Kozakiewicz, Bernardo Bellotto, London 1972,<br />
Vol. I, pp. 114 and 127, Vol. II, p. 198, and 200-01,<br />
no. 258, ill. 258.<br />
M.J. Knofler, Das Theresianische Wien. Der Alltag<br />
in den Bildern Canalettos, Vienna, Cologne and Graz<br />
1979, p. 22, fig. 3.<br />
A. Rizzi, ’Promenades bellottiane per Vienna e dintorni’,<br />
in Ateneo Veneto, vol. CLXXIX, 1992, pp. 274-75.<br />
A. Rizzi, Bernardo Bellotto. Dresden Vienna Munich<br />
1747-1766, Venice 1996, p. 104, no. 86.<br />
W. Seipel (ed.), Bernardo Bellotto gennant Canaletto.<br />
Europäische Veduten, exhib. cat. Vienna 2005, p. 111,<br />
under no. 17, fig. 1.<br />
Exhibition:<br />
Munich, Caspari Gallery, Italian Painting, Venetians<br />
of the 16th to 18th centuries, 1930, no. 4.<br />
Munich, Technische Hochschule, Architecture<br />
Exhibition of the Bavarian State Painting Collections<br />
Munich, Settembre-Ottobre 1954.<br />
Düsseldorf, Kunstmuseum, in prestito dal 1966.<br />
Warsaw, The Royal Castle Museum, Bernardo Bellotto.<br />
On the occasion of the 300th anniversary of the<br />
painter’s birth, 23 Settembre 2022 <strong>–</strong> 10 Gennaio 2023.<br />
€ 500.000 - € 700.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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155
223<br />
DOMENICO FACCHINETTI,<br />
GENANNT „DOMENICHINI“,<br />
VENEDIG 1670 <strong>–</strong> 1744<br />
ARCHITEKTURCAPRICCIO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
57 x 102 cm.<br />
In ornamentverziertem Profilrahmen.<br />
Wir danken Herrn Dario Succi für freundliche Hinweise<br />
zur Katalogiusierung.<br />
Diese langen, schlanken Säulenarkaden verkörpern<br />
die ganze Majestät der Antike. Obwohl es sich um<br />
Ruinen handelt, haben diese Tempel nichts von ihrer<br />
Erhabenheit eingebüßt. In das Licht einer offenbar untergehenden<br />
Sonne getaucht, strahlt der Stein und<br />
verbreitet die Wärme seiner goldgelben Ockertöne.<br />
Es ist die „goldene Stunde“, die sich für schmeichelhafte<br />
Beleuchtungen besonders eignet. Zu Füßen dieser<br />
antiken Monumente bewegen sich winzig kleine<br />
Figuren, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen.<br />
Ihre im Vergleich zu den Bauwerken winzige<br />
Größe verstärkt das Gefühl der Ewigkeit, das von dieser<br />
ruhmreichen Antike ausgeht. Es scheint, als würde<br />
die Zeit diese kleinen Menschen dahinschwinden lassen,<br />
lange bevor sie diese kostbaren Überreste eines<br />
bewunderten Reiches auslöscht.<br />
Diese Bauwerke, die <strong>Teil</strong> dieser Landschaft sind, führen<br />
uns in eine Natur, die vom Menschen gezähmt<br />
wurde. Der See, der sie säumt, lässt im Hintergrund<br />
die Gebäude einer kleinen Stadt und dahinter einige<br />
Berggipfel erahnen. Es ist jedoch unmöglich, hier eine<br />
bestimmte Landschaft zu erkennen, denn der Künstler<br />
erfindet diese Caprici, wie es im 18. Jahrhundert üblich<br />
war, wo eine kultivierte ausländische Kundschaft<br />
bestrebt war, ein Stück phantasiegeborenes Italien<br />
mit nach Hause zu nehmen. Um den ersten Touristen<br />
gerecht zu werden, schuf er architektonische Capricci,<br />
in denen reale und imaginäre Monumente zum Vergnügen<br />
des Betrachters nebeneinander bestehen.<br />
Diese belebten Landschaften, die aus der Tradition<br />
des vorangegangenen Jahrhunderts stammen, sind<br />
nicht länger an biblische oder mythologische Szenen<br />
gebunden, wie es ursprünglich bei den <strong>Gemälde</strong>n von<br />
Claude Lorrain (1600-1682) oder Nicolas Poussin<br />
(1594-1665) der Fall war. Apollonio Domenichini (1715-<br />
1770) war ein venezianischer Maler, der lange unter<br />
dem Namen <strong>Meister</strong> der Ansichten der Langmatt-Stiftung<br />
bekannt war. Seinen Namen verdankte er einer<br />
Sammlung von dreizehn Veduten, die in den Sammlungen<br />
dieser in Baden (Schweiz) ansässigen Stiftung<br />
aufbewahrt werden. Erst 1994 wurde dieser Maler<br />
von dem Kunsthistoriker Dario Succi als Apollonio Domenichini<br />
identifiziert. Zuvor war er unter dem Namen<br />
Il Menichino bekannt. Als Schüler von Luca Carlevaris<br />
(1663-1730), dem Begründer der Vedutenmalerei, und<br />
von Giovanni Richter (1665-1745) wurde er von seinen<br />
venezianischen Zeitgenossen oft ebenso erwähnt wie<br />
die Vedutenmaler Antonio Canaletto (1697-1768), Francesco<br />
Guardi (1712-1793), Michele Marieschi (1710-<br />
1743) und Francesco Albotto (1721-1757). Er arbeitete<br />
in Venedig unter ihnen und erwarb sich so einen Ruf<br />
durch Ansichten von Venedig und Rom, die bei den<br />
englischen Reisenden des Grand Tour besonders beliebt<br />
waren. Seine Karriere erblühte vor allem nach<br />
dem Tod von Marieschi und dem Weggang von Canaletto<br />
im Jahr 1746. Sein Name taucht 1757 in den Registern<br />
der Fraglia, der venezianischen Malergilde, auf,<br />
sowie in der Korrespondenz des Kunsthändlers Giovanni<br />
Maria Sasso mit dem englischen Minister John<br />
Strange, dem er zahlreiche seiner Werke in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts sandte. Sein Stil, der<br />
sich kaum veränderte, zeichnet sich durch besondere<br />
Perspektivwahl und den Einsatz von kontrastreichen,<br />
kühlen Tönen in Blau- und Grüntönen aus, die von warmen<br />
Ockertönen aufgehellt werden, wie auch in diesem<br />
<strong>Gemälde</strong> zu sehen.<br />
Literatur:<br />
Vgl. D. Succi, Apollonio Domenichini, „Il Maestro<br />
della Fondazione Langmatt“, in Da Canaletto a<br />
Zuccarelli, Ausstellungskatalog von A. Delneri und<br />
D. Succi, Udine, 2003, S. 103-107.<br />
Vgl. D. Succi, Apollonio Domenichini, „Il Maestro<br />
della Fondazione Langmatt“, in Canaletto. Venezia e i<br />
suoi splendori, Ausstellungskatalog von G. Pavanello<br />
und A. Craievich, Venedig 2008, S. 194-197.<br />
Vgl. L. Moretti, „Über Apollonio Facchinetti, genannt<br />
Domenichini (1715-1757), und andere Maler dieser<br />
Familie“, in Arte Veneta, 2011, 68, S. 319-323.<br />
(1411759) (13)<br />
DOMENICO FACCHINETTI,<br />
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />
VENICE 1670 <strong>–</strong> 1744<br />
ARCHITECTURAL CAPRICCIO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
57 x 102 cm.<br />
We would like to thank Dario Succi for his kind advice.<br />
Literature:<br />
cf. D. Succi, Apollonio Domenichini, “Il Maestro della<br />
Fondazione Langmatt”, in: Da Canaletto a Zuccarelli,<br />
exhibition catalogue by A. Delneri and D. Succi,<br />
Udine, 2003, pp. 103-107.<br />
cf. D. Succi, Apollonio Domenichini, “Il Maestro della<br />
Fondazione Langmatt”, in: Canaletto. Venezia e i suoi<br />
splendori, exhibition catalogue by G. Pavanello and<br />
A. Craievich, Venice 2008, pp. 194-197.<br />
cf. L. Moretti, “Über Apollonio Facchinetti, genannt<br />
Domenichini (1715-1757), und andere Maler dieser<br />
Familie”, in: Arte Veneta, 2011, 68, pp. 319-323.<br />
€ 30.000 - € 50.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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159
224<br />
APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,<br />
TÄTIG 1740 <strong>–</strong> 1770<br />
Apollonio Facchinetti, nach dem Vornamen seines<br />
Vaters Domenico (1669-1743) auch Domenichini<br />
genannt, war ehemals als „<strong>Meister</strong> der Fondazione<br />
Langmatt“ bekannt geworden. Dreizehn Veduten der<br />
Langmatt-Stiftung in Baden haben nach Vorschlag von<br />
Dario Succi zu einer Benennung des Malers geführt.<br />
Sein Name wurde entdeckt durch die Korrespondenz<br />
zwischen dem britischen Minister Sir John Strange<br />
und dem venezianischen <strong>Gemälde</strong>agenten Maria Sasso.<br />
Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl ausschließlich<br />
der Stadt Venedig. Vermutlich war er ein<br />
Schüler Carlevaris (1663/65-1729/31), Francesco Albottos<br />
(1721/22-1757), oder Michele Giovanni Marieschis<br />
(1696/1710-1743). Der Zeitraum zwischen 1740<br />
und 1750, in dem Giovanni Antonio Canal, genannt<br />
„Canaletto“ (1697-1768) sich in England aufhielt, kam<br />
Apollonio zugute, war er nun, bei den Reisenden der<br />
Grand Tour mit seinen Veduten äußerst beliebt. Bei<br />
etlichen Ausstellungen wurde die Anerkennung der<br />
im Stilvergleich stehenden Werke an Apollonio immer<br />
präziser.<br />
VENEZIANISCHE VEDUTE MIT SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE UND DER BIBLIOTECA MARCIANA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
72 x 110 cm.<br />
In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />
Die Vedute zählt zu den wenigen, die einen Blick nahezu<br />
auf die ganze Fassade der Libreria gewährt, und<br />
gleichzeitig als kompositionelles Gegengewicht die<br />
Kirche Santa Maria della Salute gleichrangig ins Bild<br />
setzt. Aus dieser Perspektive erscheint die Piazzetta,<br />
die Platzerweiterung des Markusplatzes zum Kanal<br />
hin, überraschend weiträumig, wodurch die dem Betrachterauge<br />
nahe gebrachten Staffagefiguren ungewöhnlich<br />
gut zur Geltung kommen. Die beiden Säulen<br />
<strong>–</strong> St. Markus und St. Georg <strong>–</strong> wirken hintereinandergestaffelt<br />
nahezu als Abschluß der Bogenfassade mit<br />
den Halbsäulen jener „Libreria Marciana“, die 1538<br />
bis 1591 von Jacopo Sansovino errichtet wurde. Wie<br />
sonst kaum in Veduten des Platzes zu sehen, kommt<br />
hier auch das kupfergrüne Dach mit Laterne hinter<br />
den Balusterfiguren zur Wirkung. Links dagegen zeigen<br />
sich <strong>–</strong> eng gruppiert <strong>–</strong> die markanten Gebäude<br />
der Dogana am Eingang des Kanals und die dahinter<br />
hochragende Kirche Santa Maria della Salute, von<br />
Longhena nach der Pestplage bis 1687 errichtet. In<br />
großartiger Weise ist das Lichtspiel der von Osten her<br />
beleuchteten Gebäude wiedergegeben, was den Zeitraum<br />
der Bilderfassung in den frühen Morgenstunden<br />
erkennen lässt.<br />
(1421771) (13)<br />
APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />
ACTIVE 1740 <strong>–</strong> 1770<br />
Apollonio Facchinetti, also known as “Domenichini”<br />
after the first name of his father Domenico (1669 <strong>–</strong><br />
1743), was formerly known as the “Master of the<br />
Langmatt Foundation Views”. Thirteen vedutas from<br />
the Langmatt Foundation in Baden led to the naming<br />
of the painter following a suggestion by Dario<br />
Succi.<br />
VENICE VEDUTA WITH SANTA MARIA DELLA<br />
SALUTE AND BIBLIOTECA MARCIANA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
72 x 110 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia.<br />
The painting is one of the few that depicts a vista of<br />
almost the entire façade of the Libreria, and includes<br />
the Church of Santa Maria della Salute as a counterweight<br />
in the composition.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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225<br />
APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,<br />
TÄTIG 1740 <strong>–</strong> 1770, ZUG.<br />
Apollonio Facchinetti, nach dem Vornamen seines Vaters<br />
Domenico (1669-1743) auch Domenichini genannt,<br />
war ehemals als „<strong>Meister</strong> der Fondazione Langmatt“<br />
bekannt geworden. Dreizehn Veduten der Langmatt-<br />
Stiftung in Baden haben nach Vorschlag von Dario<br />
Succi zu einer Benennung des Malers geführt. Sein<br />
Name wurde entdeckt durch die Korrespondenz zwischen<br />
dem britischen Minister Sir John Strange und<br />
dem venezianischen <strong>Gemälde</strong>agenten Maria Sasso.<br />
Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl ausschließlich<br />
der Stadt Venedig. Vermutlich war er ein Schüler<br />
Carlevaris (1663/65-1729/31), Francesco Albottos (1721/<br />
22-1757), oder Michele Giovanni Marieschis (1696/<br />
1710-1743). Der Zeitraum zwischen 1740 und 1750, in<br />
dem Giovanni Antonio Canal, genannt „Canaletto“<br />
(1697-1768) sich in England aufhielt, kam Apollonio<br />
zugute, war er nun, bei den Reisenden der Grand Tour<br />
mit seinen Veduten äußerst beliebt. Bei etlichen Ausstellungen<br />
wurde die Anerkennung der im Stilvergleich<br />
stehenden Werke an Apollonio immer präziser.<br />
PIAZZA SAN MARCO IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
89 x 148 cm.<br />
In vergoldetem reliefverziertem Rahmen.<br />
Blick auf den Platz aus der Kavaliersperspektive. Dominierend<br />
im Bild der Campanile und die Markuskirche,<br />
rechts daneben ist noch ein <strong>Teil</strong> des Dogenpalastes<br />
zu sehen, angeschnitten durch die Ecke der von<br />
Sansovino und Scamozzi 1445 -1588 errichtete Biblioteca<br />
Marciana, die hier im Licht steht. Links gegenüber<br />
der Uhrenturm mit den Glockenschlägern. Auch<br />
die Fassade der Markuskirche und ihre Kuppeln sind<br />
detailgenau gezeichnet. Von Interesse sind vor allem<br />
die in Gruppen und einzeln auf den Platz verteilten<br />
Staffagefiguren, deren Kostüme die Mode des 18.<br />
Jahrhunderts dokumentieren. Dabei lassen sich Personen<br />
unterschiedlichen Standes ausmachen.<br />
Am Fuß des Campanile Sonnendächer und eine Versammlung<br />
von Zuschauern vor einer Bühne mit einem<br />
Schauspieler. Alle diese Einzelheiten geben dem<br />
<strong>Gemälde</strong> besonderen Reiz.<br />
Nachrichten über den Maler waren lange Zeit sehr<br />
dürftig. Der Name Domenichini wird fürs Jahr 1757 in<br />
der venezianischen Malergilde Fraglia erwähnt. Aufgrund<br />
von Stilvergleichen und archivalischen Quellen<br />
konnte jedoch ein Gesamtbild vom Wirken des Malers<br />
entworfen werden. Das Geburtsjahr 1715 hat Lino<br />
Moretti ermittelt. Er konnte aufgrund eines Dokuments<br />
vom August 1702 feststellen, dass der eigentliche Familienname<br />
Facchinetti lautet. Die Quelle nennt den<br />
Vater, ebenfalls Maler, mit beiden Namen. Es wird angenommen,<br />
dass der Facchinetti bei Luca Carlevarij<br />
(1663-1730) studiert hat, sich jedoch um 1740 selbständig<br />
machte. Auch architektonische Details in den<br />
Veduten lassen seine Werkgruppe um 1744 datieren.<br />
Das einzige datierbare Werk Facchinettis ist eine Romansicht<br />
von 1746. Die Veduten der Stiftung Langmatt<br />
(Schweiz) wurden u. a. 1994 in einer Ausstellung<br />
gezeigt, mit einem Katalog von Gertrude Borghero.<br />
Darüber hinaus hat Dario Succi das Werk Facchinettis<br />
mit späteren Malern in Verbindung gebracht, die von<br />
Facchinetti beeinflusst gewesen sein dürften, wie<br />
etwa Michele Marieschi (1710-43), Francesco Albotto<br />
(1721-1757) oder Francesco Tironi (1745-1797).<br />
Literatur:<br />
Vgl. Gertrude Borghero, Katalog : Mythos Venedig,<br />
Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Stiftung<br />
Langmatt, Sidney & Jenny Brown, Baden 8.<br />
Juni <strong>–</strong> 31 Oktober 1994.<br />
Vgl. Dario Succi und Gertrude Borghero a Alito e<br />
Fascino di Venezia nelle vedute del Settecento<br />
(Stiftung Langmatt, Baden 1994).<br />
Vgl. F. Pedrocco, Visions of Venice, Paintings of the<br />
18th Century, London.<br />
Vgl. Lino Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini<br />
[1715-1757] e altri pittori di quella famiglia,<br />
in: Arte Veneta, 68, S. 319-323),<br />
Vgl. Lino Moretti, In: Arte Veneta, 68, S. 319-323.<br />
(1421905) (13)<br />
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APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />
ACTIVE 1740 <strong>–</strong> 1770, ATTRIBUTED<br />
PIAZZA SAN MARCO IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
89 x 148 cm.<br />
View of the San Marco square in cavalier perspective.<br />
The Campanile and Saint Mark’s Church dominate the<br />
composition, with the Doge’s Palace to the right, cut<br />
off by the corner of the Biblioteca Marciana, built by<br />
Sansovino and Scamozzi between 1445 and 1588,<br />
shown standing in the light here. Information regarding<br />
the painter’s life was sparse for a long time. The<br />
name Domenichini is mentioned in the Fraglia Guild of<br />
Venetian painters in 1757. However, based on style<br />
comparisons and archival sources, an overview of the<br />
painter’s oeuvre could be outlined. Lino Moretti identified<br />
his birth year as 1715. Based on a document<br />
from August 1702, he was able to determine his actual<br />
family name as Facchinetti. The source names the<br />
father, also a painter, by both names. It is assumed<br />
that Facchinetti was a student of Luca Carlevarijs<br />
(1663 - 1730) but became independent around 1740.<br />
Architectural details in the vedutas also allow his<br />
group of works to be dated to ca. 1744. The only datable<br />
work by Facchinetti is a View of Rome from 1746.<br />
The vedutas of the Langmatt Foundation (Switzerland)<br />
were shown, among others, in an exhibition in 1994,<br />
with a catalogue by Gertrude Borghero.<br />
Literature:<br />
cf. Gertrude Borghero, Mythos Venedig, Venezianische<br />
Veduten des 18. Jahrhunderts, exhibition catalogue,<br />
Stiftung Langmatt, Sidney & Jenny Brown,<br />
Baden, 8 June - 31 October 1994.<br />
cf. Dario Succi and Gertrude Borghero, a Alito e<br />
Fascino di Venezia nelle vedute del Settecento,<br />
Langmatt Foundation, Baden 1994.<br />
cf. Filippo Pedrocco, Visions of Venice, Paintings<br />
of the 18th Century, London 2001.<br />
cf. Lino Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini<br />
[1715-1757] e altri pittori di quella famiglia,<br />
in: Arte Veneta, 68, pp. 319-323.<br />
€ 60.000 - € 80.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN
226<br />
JOHAN ANTON RICHTER,<br />
AUCH GENANNT „GIOVANNI RICHTER“,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, KREIS DES<br />
Richter begab sich 1697 von Schweden in die Lagunenstadt,<br />
wo er alsbald Arbeiten für Sammlerkreise<br />
schuf. 1717 ist er bereits durch ein Schreiben des<br />
Veroneser Antonio Balestra (1666-1740) dokumentiert.<br />
Er stand in der Folge des Luca Carlevarijs<br />
(1663/65-1729/31), bei dem er anfänglich gelernt hatte.<br />
VENEDIG <strong>–</strong> PANORAMAVEDUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
38 x 79,9 cm.<br />
Im klassizistischen, vergoldeten Rahmen.<br />
Der Blick führt von der ganzen Breite des Canal Grande<br />
hin zu San Marco. Damit bietet sich hier in betontem<br />
Längsformat dem Betrachter eine panoramaartige<br />
und in dieser Art seltene Vedute Venedigs. Der<br />
Betrachterstandpunkt ist die Isola San Michele. Die<br />
Palast- und Häuserreihen setzen sich seitlich fort und<br />
schließen links die Punta della dogana ein. Der Campanile<br />
von San Marco erhebt sich hinter dem Palazzo<br />
und bildet gebieterisch das Zentrum der gesamten<br />
Stadtansicht. Während die Gebäude in der linken Bildseite<br />
verschattet wiedergegeben sind, leuchtet die<br />
Palastreihe rechts umso strahlender, was den nachmittaglichen<br />
Zeitpunkt der Bilderfassung markiert.<br />
Die Oberfläche des Kanals ist ruhig wiedergegeben,<br />
belebt von zahlreichen Gondeln, wobei die dem Betrachter<br />
näheren mit der reichen Figurenstaffage dem<br />
Bild eine lebendige Schilderung des gesellschaftlichen<br />
Lebens bieten. So sind die Arbeits- und Lastkähne<br />
mit Fischern und Frauen gut zu unterscheiden von<br />
den noblen Passagiergondeln mit ihren Kajütenaufbauten.<br />
Gebieterisch erheben sich dazwischen die<br />
Masten einer Kogge, die hier vor Anker gegangen ist.<br />
Mit dieser detailreichen Schilderung liefert das Bild<br />
sowohl eine Vedutenansicht der Stadt, als auch einen<br />
lebendigen Einblick in das Treiben in der frühen Zeit<br />
der venezianischen Vedutenmalerei.<br />
JOHAN ANTON RICHTER,<br />
ALSO KNOWN AS “GIOVANNI RICHTER”,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, CIRCLE OF<br />
VENICE <strong>–</strong> PANORAMIC VIEW<br />
Oil on canvas.<br />
38 x 79.9 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto. Il<br />
Settecento, Milan 1994, p. 192.<br />
cf. Dario Succi, La Serenissima nello specchio<br />
di rame, Veneto 2013.<br />
€ 55.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto.<br />
Il Settecento, Mailand 1994, S. 192.<br />
Vgl. Dario Succi, La Serenissima nello specchio<br />
di rame, Veneto 2013. (1421441) (11)<br />
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165
227<br />
VENEZIANISCHER VEDUTIST<br />
DES 18./19. JAHRHUNDERTS<br />
VENEDIG - BLICK AUF SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE<br />
VENETIAN VEDUTISTA,<br />
18TH/ 19TH CENTURY<br />
VENICE <strong>–</strong> VIEW OF SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
35 x 56 cm.<br />
Die Stadtansicht in kühler Farbigkeit; der Blick führt<br />
zur Mündung des Canal Grande mit der Punta Dogana.<br />
Das beliebte Bildmotiv wurde von nahezu allen<br />
venezianischen Vedutisten behandelt, von Giovanni<br />
Antonio Canal (1697-1768) bis zu den Malern Carlo<br />
(1802-1878) oder Giovanni Grubacs (1829-1919), bei<br />
denen die Figurenstaffage jedoch zumeist in Kostümen<br />
des 19. Jahrhunderts gegeben ist. Es wäre hier<br />
stilistisch vor allem an einen Maler aus der Nachfolge<br />
des Francesco Albotto (1721 Venedig-1757) zu denken.<br />
(1421812) (11)<br />
Oil on canvas.<br />
35 x 56 cm.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
< Detailabbildung Lot 226<br />
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167
228<br />
MICHELE MARIESCHI,<br />
1710 VENEDIG <strong>–</strong> 1744<br />
VENEDIG <strong>–</strong> GROSSES FEST AUF DEM<br />
CANALGRANDE MIT PALAZZO BELLONI<br />
BATTAGIA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
66 x 96 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />
Das großformatige <strong>Gemälde</strong> ist in zweierlei Hinsicht<br />
von historischer Bedeutung: einmal wird hier eines<br />
der großen Feste des 18. Jahrhunderts dokumentiert,<br />
die alljährlich zu bestimmten Feiertagen abgehalten<br />
werden. Zum anderen wird hier links im Bild die<br />
Fassade des berühmten, von Baldassare Longhena<br />
1648-1660 erbauten Palazzo Belloni Battagia gezeigt,<br />
mit den beiden Dachobelisken und dem festlichen<br />
Schmuck mit vorgehängten Teppichen an den Balkonen.<br />
Zahlreiche Schaulustige an den Fenstern, in den<br />
Kähnen im Vordergrund und auf den Laufgängen, verfolgen<br />
das Hereinziehen der aufwändig geschmückten<br />
Prunkgondeln, hier phantastisch dekoriert, unter<br />
anderem mit orientalischen Schirmen und chinesisch<br />
gekleideten Gondolieren.<br />
Bemerkenswert ist die Dokumentation der Palastfassade,<br />
die hier noch vor späteren baulichen Veränderungen,<br />
wie etwa dem jetzigen Zustand mit längs<br />
durchziehender Balustrade im Piano nobile.<br />
Marieschi, der sich in der Zeit um 1720 bzw. auch nach<br />
1731 in Deutschland aufhielt, um dort als Bühnenmaler<br />
zu arbeiten, kehrte 1735 nach Venedig zurück,<br />
und wurde Mitglied der venezianischen Malergilde<br />
Fraglia de‘ Pittori. Der Kupferstecher und Maler Gaspare<br />
Diziani und der Sammler Freiherr Mathias von<br />
der Schulenburg, der damals Generalfeldmarschall im<br />
Dienste Venedigs stand, unterstützten ihn. Letzterer<br />
erwarb 1738 zwei Veduten. Auch die Verehelichung mit<br />
Angela Fontana, einer Tochter des bekannten Kunsthändlers<br />
der Stadt, dürfte zum Erfolg Marieschis beigetragen<br />
haben, insbesondere, als dessen Venedigmotive<br />
von Sammlern der Grand Tour begehrt waren.<br />
Ab 1743 hat Marieschi die Aufträge mehr und mehr<br />
seinem Schüler Francesco Albotto überlassen. Etliche<br />
<strong>Gemälde</strong> seiner Hand befinden sich in den öffentlichen<br />
Museen in Stockholm, Prag oder Warschau, sowie im<br />
Niedersächsischen Landesmuseum Hannover.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Dario Succi, Ausst. Kat.: „Marieschi tra Canaletto<br />
e Guardi“ Gorizia 1989.<br />
Für vergleichbare <strong>Gemälde</strong> aus Marrieschis Œuvre<br />
siehe:<br />
Dario Succi, Marieschi. Opera Completa, 2016, S. 405,<br />
Abb. 214.<br />
Ralph Toledano, Michele Marieschi. L‘opera completa,<br />
1998. (1421906) (11)<br />
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169
MICHELE MARIESCHI,<br />
1710 VENICE <strong>–</strong> 1744<br />
VENICE <strong>–</strong> LARGE FESTIVAL ON THE GRAND<br />
CANAL WITH PALAZZO BELLONI BATTAGIA<br />
Oil on canvas.<br />
66 x 96 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia.<br />
Literature:<br />
cf. Dario Succi, Marieschi tra Canaletto e Guardi,<br />
exhibition catalogue Gorizia 1989.<br />
For comparable paintings from Marieschi’s œuvre<br />
see:<br />
Dario Succi, Marieschi. Opera Completa, Treviso<br />
2016, p. 405, ill. 214.<br />
Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera completa,<br />
Milan 1998.<br />
€ 220.000 - € 260.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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229<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/ 65 UDINE <strong>–</strong> 1729/ 31 VENEDIG, UMKREIS<br />
Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />
gilt als Pionier der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />
spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />
Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />
(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />
1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />
Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />
Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />
des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte<br />
er vier Kinder, darunter Marianna, die später eine<br />
Schülerin von Rosalba Carriera (1673/75-1757) wurde.<br />
Der <strong>Meister</strong> hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino<br />
Antonio Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer,<br />
sondern erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen<br />
<strong>Meister</strong>n, unter denen möglicherweise Johann Heintz<br />
(um 1580-1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der<br />
sich um 1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in<br />
Rom könnte erklären, dass Carlevaris Werke etwa<br />
auch von van Laer (1599-um 1642) und Cerquozzi<br />
(1602-1660) beeinflusst worden sein könnten. Ferner<br />
wird auch ein Einfluss des Holländers Gaspar van Wittel<br />
(1653-1736) angenommen. Seine früh erkannte<br />
Bedeutung hat auch zu der Ansicht geführt, er könnte<br />
ein Lehrer von Giovanni Antonio Canal (1697-1768)<br />
gewesen sein.<br />
BUCINTORO VOR DEM DOGENPALAST<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
69 x 120 cm.<br />
Mit zahlreichen Gondeln und größeren Schiffen unterschiedlicher<br />
Facon befahrene Wasserstraße mit dahinter<br />
liegender Molo, flankiert vom durch die Sonne<br />
erleuchteten Dogenpalast, den beiden Säulen mit<br />
dem Markuslöwen und dem Heiligen Todaro mit Drachen<br />
sowie dem Campanile. Vor dem Dogenpalast<br />
liegt der Bucintoro, das Staatsschiff der Dogen von<br />
Venedig, welches 1728 im Arsenal von Venedig aus<br />
Holz fertiggestellt wurde und 43,8 x 7,3 x 8,4 Meter<br />
maß. Dargestellt könnte sein Christi Himmelfahrt, an<br />
dem der Doge traditionell den Molo verlässt, um auszufahren,<br />
um die symbolische Hochzeit von Venedig<br />
und dem Meer zu zelebrieren, indem er einen goldenen<br />
Ring in das Wasser warf. Dieser Bucintoro wurde<br />
von Napoleon während der Unterwerfung Venedigs<br />
zerstört.<br />
(1421521) (13)<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/ 65 UDINE <strong>–</strong> 1729/ 31 VENICE, CIRCLE OF<br />
BUCINTORO IN FRONT OF THE DOGE’S PALACE<br />
Oil on canvas. Old relining.<br />
69 x 120 cm.<br />
Depiction of a canal with numerous gondolas and various<br />
larger types of boats with the pier behind it,<br />
flanked by the Doge’s Palace and illuminated by the<br />
sun. The Bucintoro, the state ship of the Doges of<br />
Venice is shown in front of the Doge’s Palace. It was<br />
built from timber from the Venice Arsenal in 1728 and<br />
measured 43.8 x 7.3 x 8.4 meters.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
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230<br />
JOHAN ANTON RICHTER,<br />
AUCH GENANNT „GIOVANNI RICHTER“,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, ZUG.<br />
Richter begab sich 1697 von Schweden in die Lagunenstadt,<br />
wo er alsbald Arbeiten für Sammlerkreise<br />
schuf. 1717 ist er bereits durch ein Schreiben des<br />
Veroneser Antonio Balestra (1666-1740) dokumentiert.<br />
Richter stand in der Maltradition des Luca Carlevarijs<br />
(1663/65-1729/31), bei dem er anfänglich gelernt<br />
hatte.<br />
DER MARKUSPLATZ IN VENEDIG<br />
MIT VERKAUFSZELTEN UND FLANEUREN<br />
JOHAN ANTON RICHTER,<br />
ALSO KNOWN AS “GIOVANNI RICHTER”,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, ATTRIBUTED<br />
THE PIAZZA SAN MARCO IN VENICE<br />
WITH MARKET STALLS AND PROMENADERS<br />
Oil on canvas.<br />
44 x 65 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
44 x 65 cm.<br />
Die Lichthelligkeit der Darstellung entspricht ganz<br />
dem Werk des in Stockholm geborenen Malers, der<br />
1665 nach Venedig zog, wo er bis zu seinem Tod<br />
blieb. Er spezialisierte sich auf die Vedutenmalerei,<br />
die auf, vor allem bei Reisenden der Grand Tour großes<br />
Interesse stieß. Seine Ansichten, oft von Luca<br />
Carlevaris (1663/65-1729/31) inspiriert, wurden diesem<br />
auch öfters zugeschrieben. Der besondere Reiz<br />
des Bildes sind vor allem die Figurenstaffage mit<br />
flanierenden Passanten zwischen den auf dem Platz<br />
aufgestellten zeltartigen Buden, was einen Einblick<br />
in das gesellschaftliche Leben und Treiben in der<br />
Lagunenstadt bietet.<br />
(1421601) (11)<br />
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231<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 - 1780<br />
Landschaftsmaler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />
wohl Schüler oder Gehilfe von Antonio Canal,<br />
genannt „Canaletto“. Er stellte in der Royal Academy<br />
aus. Seine Ansichten von Ägypten und Venedig entstanden<br />
wohl in England, da er die Insel nie verlassen<br />
haben soll. Seine Werke kamen ins Victoria und Albert<br />
Museum, in den Kensington-Palast sowie ins Ashmolean<br />
Museum in Oxford.<br />
DER CANAL GRANDE IN RICHTUNG DER BASILIKA<br />
SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
50 x 99 cm.<br />
In vergoldetem Zierrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />
das vorliegende <strong>Gemälde</strong> in die 1770er Jahre datierend<br />
in Kopie.<br />
Unter hohem, hellblauen Himmel mit wenigen hellen<br />
Wolkenformationen der Blick über den ruhig verlaufenden<br />
Canal Grande, in Richtung der Punta della Dogana<br />
an der Spitze, auf deren Dach die goldene Kugel zu<br />
erkennen ist, auf der die Skulptur der Fortuna steht.<br />
Die rechte Bildseite nimmt jedoch fast ganz der Platz<br />
mit der Treppe zur Basilika Santa Maria della Salute<br />
mit ihrer übergroßen Kuppel mit Laterne ein. Zahlreiche<br />
elegante Figuren in barocker Kleidung flanieren<br />
auf diesem Platz, der von rechts durch die Sonne beschienen<br />
wird. Die Stufen werden von kirchlichen Würdenträgern<br />
prozessionsartig erklommen. Auf der linken<br />
Seite fällt der Blick auf das Ufer mit der Piazzetta,<br />
dem Dogenpalast, den Campanile, der ein kompositorisches<br />
Gleichgewicht zur Kirchenkuppel schafft, und<br />
auf die monolithischen Säulen. Zahlreiche Gondeln und<br />
Bootstypen sind auf dem sanftwelligen Gewässer zu<br />
sehen. Biografische Angeben über den Künstler sind<br />
weitgehend unbekannt, er war jedoch zwischen etwa<br />
1755 und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards‘<br />
„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum<br />
veröffentlicht wurde, bestätigt wird, war William James<br />
ein Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal<br />
(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen<br />
Aufenthalts des venezianischen Malers in London, der<br />
<strong>–</strong> abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Jahr<br />
1751 <strong>–</strong> zehn Jahre lang von 1746 bis 1755 dauerte.<br />
William James war im London des 18. Jahrhunderts<br />
ein hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner<br />
Ansichten wurden zwischen 1767 und 1771 auf der<br />
jährlichen Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:<br />
In der Ausstellung von 1767 wurden zwei <strong>Gemälde</strong><br />
präsentiert, die das westliche Ende der Westminster<br />
Bridge darstellten.<br />
Literatur:<br />
Vgl. für das vorausgehende Werk Canalettos: W. G.<br />
Constable, Giovanni Antonio Canal, 1697-1768, Oxford<br />
1989, Nr. 170. (1421533) (3)<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
THE GRAND CANAL IN THE DIRECTION OF THE<br />
BASILICA SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
50 x 99 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, in copy. It dates the present painting to the<br />
1770s.<br />
Literature:<br />
cf. for preceding works by Canaletto: William George<br />
Constable, Giovanni Antonio Canal, 1697-1768, Oxford<br />
1989, no. 170.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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232<br />
VITTORIO AMEDEO CIGNAROLI,<br />
1730 ITALIEN <strong>–</strong> 1800 EBENDA<br />
VIER GEMÄLDE LANDSCHAFTEN MIT<br />
FIGURENSTAFFAGE ZEIGEND<br />
Öl auf Kupfer.<br />
54 x 40 cm.<br />
In vergoldeten Rahmen mit Reliefornamentik.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Mina Gregori und<br />
Carlo Volpe, jeweils in Kopie.<br />
Diese vier <strong>Gemälde</strong> des Cignaroli wurden von Carlo<br />
Volpe und Mina Gregori dem Werk des piemontesischen<br />
Malers zugeordnet. Der erste Forscher lobte<br />
die Qualität als „würdig der raffiniertesten Landschaftsmalerei<br />
des italienischen 18. Jahrhunderts“ und bewertete<br />
sie als <strong>Teil</strong> von Cignarolis Jugendwerk, einer<br />
Periode, in der der Künstler seine <strong>Meister</strong>werke<br />
schuf. Gregori wies darauf hin, dass der Künstler 1782<br />
den Auftrag als Hofmaler von Vittorio Amedeo III.<br />
erhielt, gerade aufgrund seiner anmutigen, waldigen<br />
Landschaften, wie die vier zu analysierenden Ovale.<br />
Vittorio Amedeo stammte aus einer Künstlerfamilie<br />
aus Verona und erlernte die ersten künstlerischen<br />
Grundlagen von seinem Vater Scipione, der ihn in die<br />
Malerei von landschaftlichen Szenen im rustikalen Stil<br />
einführte und seinem Stil den koloristischen Einfluss<br />
der venetischen Kultur verlieh. Ausgehend von diesen<br />
soliden stilistischen Wurzeln der venetischen Tradition,<br />
erneuerte der Maler seine poetische Ausrichtung<br />
und wandte sich der eleganteren, modernen Kultur<br />
des 18. Jahrhunderts zu, wobei er die barocken Einflüsse<br />
seines Vaters ablegte und Anregungen aus der<br />
zeitgenössischen venezianisch-bolognesischen Landschaftsmalerei<br />
von Francesco Zuccarelli und Giuseppe<br />
Zais aufnahm, bereichert durch viele nordische,<br />
insbesondere niederländische, Einflüsse.<br />
VITTORIO AMEDEO CIGNAROLI,<br />
1730 ITALY <strong>–</strong> 1800 IBID.<br />
FOUR LANDSCAPE SCENES WITH FIGURAL<br />
STAFFAGE<br />
Oil on copper.<br />
54 x 40 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Mina Gregori<br />
and Carlo Volpe, in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Alessandro Verdoia Oberto, Vittorio Amedeo<br />
Cignaroli, Savona 1967.<br />
cf. Alberto Cottino, Vittorio Amedeo Cignaroli: un<br />
paesaggista alla corte dei Savoia e la sua epoca,<br />
Turin 2001.<br />
Vittorio Amedeo Cignaroli, la seduzione del paesaggio,<br />
exhibition catalogue, curated by Alberto Cottino,<br />
Torre Canavese, 13 May - 8 July 2007, Turin 2007.<br />
€ 80.000 - € 100.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. A. Verdoia Oberto, Vittorio Amedeo Cignaroli,<br />
Savona 1967.<br />
Vgl. A. Cottino, Vittorio Amedeo Cignaroli: un paesaggista<br />
alla corte dei Savoia e la sua epoca, Turin 2001.<br />
Vittorio Amedeo Cignaroli, la seduzione del paesaggio,<br />
Ausstellungskatalog, kuratiert durch A. Cottino, Torre<br />
Canavese, 13. Mai - 8. Juli 2007, Turin2007.<br />
(1421902) (13)<br />
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179
233<br />
JOSEPH VERNET,<br />
1714 AVIGNON <strong>–</strong> 1789 PARIS<br />
Als Sohn eines Dekorationsmalers wurde Vernet<br />
Schüler des Louis René de Vialy in Aix-en-Provence,<br />
wo der Marquis de Caudon ihm ein Stipendium verschaffte.<br />
20-jährig zog er nach Rom und wurde bereits<br />
1743 Mitglied der Accademia di San Luca. Alsbald<br />
mit der Engländerin Virginia Parker, Tochter eines<br />
Kapitäns, verehelicht, wurde er durch den Marquis de<br />
Marigny 1753 an den Hof Louis’ XV vermittelt und mit<br />
Aufträgen versehen. Als Mitglied der Académie royale<br />
de peinture wirkte er fast nur noch nach königlichen<br />
Aufträgen. Ab 1763 belieferte Vernet auch die Sammlungen<br />
des französischen Adels.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
KÜSTENSZENEN MIT FIGUREN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 101,5 x 91,5 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Nicola Spinosa, Neapel.<br />
Das eine <strong>Gemälde</strong> zeigt im Vordergrund vom Fang<br />
heimgekehrte Fischer, die ihre Netze an den Felsen<br />
einer Bucht ausbreiten und die Fische begutachten.<br />
Auf dem Wasser ein großes beflaggtes Ruderboot, sowie<br />
linksseitig der Küstenstreifen mit einer Burganlage,<br />
sowie eine weitere in der Ferne auf einem hohen Felsen.<br />
Rechtsseitig als Repoussoir ein hoher Felsen und<br />
ein Dreimaster auf dem ruhigen Wasser vor hohem<br />
Himmel im warmen, gelb-golden schimmernden romantischen<br />
Licht der untergehenden Sonne. Das andere<br />
<strong>Gemälde</strong> zeigt nahe des felsigen Küstenufers einen<br />
durch den Sturm stark in Schräglage geratenen großen<br />
beflaggten Dreimaster, dessen Besatzung versucht,<br />
trotz des stark bewegten Wellengangs in einem Ruderboot<br />
sicher an das Ufer zu gelangen. In der unteren<br />
linken Ecke auf einem Felsstück vier Figuren, darunter<br />
eine stehende Frau, die mit hochgerissenen Armen<br />
das dramatische Geschehen verfolgt. Im Hintergrund<br />
rechts am Rand des Ufers ein großer Leuchtturm und<br />
mehr im Landinneren eine Kirche. Darstellung unter<br />
hohem Himmel mit dicken dichten grauen Wolken, die<br />
jedoch bereits am linken Rand aufklaren und das erste<br />
gelb liche, durchscheinende Sonnenlicht hoffnungsvoll<br />
auf das Abziehen des Sturmes deutet. Qualitätvolle<br />
Darstellungen des berühmten Künstlers.<br />
Anmerkung:<br />
Vernet hat eine Reihe von Bildern solcher Szenen<br />
geschaffen, die ihrer Beliebtheit wegen häufig wiederholt<br />
wurden. Vor allem in der Schilderung des goldenen<br />
Sonnenuntergangslichtes wirkte er auf eine<br />
Reihe von Werknachfolgern im Frankreich des späten<br />
18. und frühen 19. Jahrhunderts. (1400905) (18)<br />
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JOSEPH VERNET,<br />
1714 AVIGNON <strong>–</strong> 1789 PARIS<br />
A pair of paintings<br />
COASTAL SCENES WITH FIGURES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Each 101.5 x 91.5 cm.<br />
Framed.<br />
Accompanied by an experts report by Nicola Spinosa,<br />
Naples.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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181
KATALOG III<br />
GEMÄLDE ALTE MEISTER <strong>–</strong> TEIL 2<br />
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