Besser vorbeugen - BAGSO
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<strong>BAGSO</strong><br />
2/2004<br />
<strong>BAGSO</strong> ISSN 1430-6204<br />
Nachrichten / 2-2004<br />
Nachrichten<br />
Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />
<strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
• AARP – Ein Modell<br />
für Deutschland?<br />
• Portrait: Marianne Koch<br />
• Kampagne für eine<br />
kultursensible Altenhilfe<br />
1
LEBEN LEICHT GEMACHT.<br />
RECHTSSCHUTZ FÜR SENIOREN.<br />
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<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Ehrenamt - oder moderner ausgedrückt - das bürgerliche Engagement steht hoch<br />
im Kurs:<br />
Neue Initiativen schießen aus dem Boden, die Zeitungen berichten über Ehrungen und nach<br />
dem 1. Freiwilligensurvey 1999 engagiert sich jede/r dritte Bundesbürger/in ehrenamtlich, das<br />
sind rund 22 Millionen Bürgerinnen und Bürger. So wurden 2002 allein in einem der <strong>BAGSO</strong>-<br />
Verbände, der Arbeitsgemeinschaft Evangelische und Ökumenische Krankenhaus- und Altenheim-Hilfe<br />
von 10.111 „Grünen Damen” und 558 „Grünen Herren” bei durchschnittlich drei<br />
Stunden wöchentlichem Einsatz 45 x im Jahr 1.440.315 Stunden geleistet!!<br />
Eine steigende Wertschätzung des freiwilligen Engagements zeigt sich auch daran, dass nach<br />
fünf Jahren nun der 2. Freiwilligensurvey vom BMFSFJ in Auftrag gegeben wurde. In der Beiratssitzung<br />
am 17. März wurden auch Fragen zur Motivation erörtert, ob es neben dem sinnvollen<br />
Tun auch um politisches Handeln geht. Frau Verhülsdonk und ich vertraten die Meinung, dass<br />
gerade Senioren mit ihrem ehrenamtlichen Engagement den Willen zum Mitgestalten, zu zielstrebigen<br />
Veränderungen verbinden.<br />
Auf welche Ziele sich der Einsatz jeweils richtet, hängt von den aktuellen Gegebenheiten ab.<br />
Persönlicher Nutzen und Hilfe für andere geben meistens den Ausschlag für die Übernahme<br />
einer ehrenamtlichen Aufgabe, die einem das gute Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden. Aber<br />
viele wollen an dieser Stelle nicht stehen bleiben, sondern mehr tun und auf eine Verbesserung<br />
der Rahmenbedingungen hinwirken.<br />
Aus diesem Grunde haben wir für die vorliegende Ausgabe der <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten den<br />
Schwerpunkt „<strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>” gewählt. Eine große Anzahl der <strong>BAGSO</strong>-Verbände ist präventiv<br />
tätig, sei es durch Aufklärung und Beratung, körperliches und geistiges Training, Selbsthilfe<br />
bei Krankheit oder bei Behinderung. Ein Präventionsgesetz würde auch für ihre Arbeit bessere<br />
Voraussetzungen schaffen, falls z. B. der erfolgreiche Abschluss eines Trainingskurses über ein<br />
Bonussystem von den Krankenkassen anerkannt würde.<br />
Noch sind das nur Hoffnungen! Aber wir wollen alles tun, damit das Gesetz, das die Eigeninitiative<br />
zur Erhaltung der Gesundheit entscheidend fördern kann, noch in dieser Legislaturperiode<br />
auf den Weg kommt.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihre<br />
Erika Neubauer<br />
P. S. Auch der 7. Deutsche Seniorentag ist ein beeindruckendes<br />
Zeichen des ehrenamtlichen Engagements aller Beteiligten.<br />
Und die Dokumentation läge ohne die vielen freiwillig geleisteten<br />
„Überstunden” von Heike Felscher jetzt nicht vor. Dafür danken<br />
wir ihr herzlich!<br />
Wie Sie die Dokumentation beziehen können, erfahren Sie<br />
auf Seite 45.<br />
3
Inhalt Impressum<br />
Editorial 3<br />
Impressum 4<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
- Deutschland sorgt vor 6<br />
- Prävention durch Bewegung 9<br />
- SPORT PRO GESUNDHEIT 10<br />
- Prävention durch Gedächtnistraining 10<br />
- Ernährung und Prävention 11<br />
- „Es lohnt sich doch” – Seniorenzahnmedizin 14<br />
- Prävention durch Kultur?! 15<br />
- Ein Haus der Gesundheitsförderung 16<br />
- Hoffnung Präventionsgesetz –<br />
aus der Sicht eines <strong>BAGSO</strong> Verbandes 18<br />
aus der Sicht einer Krankenkasse 19<br />
- Über 300 Deutsche Heilbäder und 19<br />
Kurorte stehen bereit!<br />
- Präventive Hausbesuche im Alter 21<br />
- SimA P – Rehabilitative Maßnahmen im Pfl egeheim 22<br />
Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
- Prävention als Gesamtstrategie 24<br />
Aktuelles aus Seniorenarbeit /politik<br />
- Der 2. Freiwilligensurvey startet 28<br />
- AARP – Ein Modell für Deutschland? 29<br />
Aktuelles „Senioren – kritische Kunden”<br />
- Projekt Zielgruppenorientierte Verbraucherarbeit 31<br />
- Reiselust – Urlaub vom Auto 32<br />
Aktuelles Gesundheit / Pfl ege<br />
- Beipackzettel und Patienteninformation 33<br />
- Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe 34<br />
- Pfl egekräfte beurteilen ihren Arbeitsplatz 34<br />
Portrait<br />
- Marianne Koch 36<br />
Senioren weltweit<br />
- AGE and MOBILITY – Mobilität im Alter: 38<br />
Das europäische Begegnungsprogramm in Belgien<br />
Finanzen /Anlagen<br />
- Die Kosten- und Leistungsrechnung – 42<br />
das zentrale Controlling-Instrument<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
- Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong> 45<br />
Erste Stellungnahme zum Nationalen Aktionsplan<br />
- Dokumentation des 7. Deutschen Seniorentages 45<br />
- Fachkommissionen der <strong>BAGSO</strong> 45<br />
- Spitzengespräch in Brüssel 46<br />
- Rückblick und Aktuelles zum Projekt 47<br />
„Kontaktstelle Senioren und die EU-Erweiterung”<br />
- Veränderungen in den <strong>BAGSO</strong>-Verbänden 47<br />
- Veranstaltungen und Projekte 47<br />
- Der Förderverein informiert 48<br />
- Neu in der <strong>BAGSO</strong>: Die Internet-Senioren ViLE e. V. 49<br />
- <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten im Abo 50<br />
- Die 79 <strong>BAGSO</strong>- Verbände 51<br />
4<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten 13. Jg.<br />
Nr. 2-2004<br />
Zeitschrift für Aktive in der<br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
(ISSN 1430-6204)<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Redaktionsschluss:<br />
jeweils am 1.2./1.5./1.8./1.11.<br />
Redaktion:<br />
Dr. Erika Neubauer<br />
(verantwortlich im Sinne des<br />
Presserechts)<br />
Ursula Lenz<br />
Marlis Föhr<br />
(Buch-Besprechungen für die<br />
Onlineversion)<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Autoren<br />
sind im Sinne des Presserechts für<br />
den Inhalt selbst verantwortlich. Die<br />
Redaktion behält sich vor, eingereichte<br />
Beiträge zu kürzen und zu überarbeiten.<br />
Die Autoren erklären sich<br />
einverstanden, eingereichte Beiträge<br />
in gekürzter Version fremdsprachlich<br />
übersetzen zu lassen.<br />
Nachdruck von Beiträgen aus den<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten gegen Quellenangabe<br />
und Belegexemplar kostenfrei<br />
gestattet.<br />
Herausgeber:<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e. V.<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen (<strong>BAGSO</strong>) e.V.<br />
Eifelstr. 9<br />
53119 Bonn<br />
Tel.: 02 28/24 99 93 0<br />
Fax: 02 28/24 99 93 20<br />
E-mail: kontakt@bagso.de<br />
URL: www.bagso.de<br />
Geschäftsführerin: Dr. Erika Neubauer<br />
Pressereferentin: Ursula Lenz<br />
Tel.: 02 28/24 99 93 18<br />
<strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle Brüssel:<br />
Rue de la Pacifi cation 65/67<br />
B-1000 Bruxelles<br />
Tel.: 00 32/22 86 90 21<br />
Fax: 00 32/22 30 94 51<br />
E-mail: bagso@easynet.be<br />
Repräsentantin: Dr. Renate Heinisch<br />
Leiterin: Elke Tippelmann<br />
Anzeigenvermittlung:<br />
MIC GmbH<br />
Friedrich-Ebert-Anlage 60<br />
69117 Heidelberg<br />
Tel.: 0 62 21/60 82-92<br />
Fax: 0 62 21/60 82-72<br />
ISDN (Leonardo): 0 62 21/60 82 24<br />
E-mail: h.oberhollenzer@mic-gmbh.de<br />
Layout:<br />
MIC GmbH, Heidelberg<br />
Druck:<br />
Müller Druck, Mannheim<br />
Aufl age:<br />
10.000<br />
Abonnement:<br />
16 € inkl. Mwst. jährlich<br />
12 € inkl. Mwst. für Mitglieder in<br />
einem <strong>BAGSO</strong>-Verband;<br />
zu beziehen über die MIC GmbH,<br />
Heidelberg<br />
Für den Druck dieser Ausgabe wurde<br />
im Interesse unserer Umwelt chlorfrei<br />
gebleichtes Druckpapier verwendet.<br />
Hinweis:<br />
Die <strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle in Brüssel<br />
gibt zweimal jährlich den „Senioren-<br />
Report” in Englisch und Französisch<br />
heraus.<br />
Schwerpunkt der nächsten<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten:<br />
Wohn(t)räume<br />
Der Vorstand der <strong>BAGSO</strong><br />
Vorsitzende:<br />
Roswitha Verhülsdonk, Koblenz<br />
1. Stellvertreter, Schatzmeister:<br />
Clemens Pick, Marmagen<br />
2. Stellvertreter:<br />
Frieder Theysohn, Speyer<br />
Beisitzer/innen:<br />
Gotlind Braun, Tübingen<br />
Dr. Rudolf Fitzner, Berlin<br />
Dr. Franz-Josef Oldiges, Bonn<br />
Helga Walter, Berlin<br />
Ehrenvorsitzende:<br />
Marie Luise Kluge-Steudel,<br />
Mannheim<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Deutschland sorgt vor<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
5
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Zum Stand von Prävention und<br />
Gesundheitsförderung<br />
Alle Beteiligten des Gesundheitswesens<br />
sind sich darin einig, dass „Prävention”<br />
und „Gesundheitsförderung” künftig<br />
eine gewichtige Rolle spielen sollen –<br />
und das aus folgendem Grund: Chronische<br />
Krankheiten wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Krebs und Diabetes,<br />
aber auch Muskel- und Skeletterkrankungen<br />
sowie psychische Krankheiten<br />
(einschließlich der Suchtkrankheiten)<br />
bestimmen inzwischen das Spektrum<br />
gesundheitlicher Probleme. Allen ist gemeinsam,<br />
dass sie sich durch Prävention<br />
– zum großen Teil zumindest – verhindern<br />
ließen. Nach Einschätzungen<br />
des Sachverständigenrates für die Konzertierte<br />
Aktion im Gesundheitswesen<br />
(SVR) könnten dadurch nicht nur 25<br />
bis 30 % der heutigen Gesundheitskosten<br />
in Deutschland vermieden, sondern<br />
auch Wohlbefinden und Lebensqualität<br />
eines jeden Bürgers deutlich erhöht<br />
werden. Deshalb muss – so die Empfehlung<br />
der Gesundheitsexperten – mehr<br />
„Awareness”, mehr Aufmerksamkeit<br />
und Bewusstsein in der Bevölkerung für<br />
das Thema „Prävention und Gesundheitsförderung”<br />
geschaffen werden.<br />
Das Ergebnis aller gesellschaftlichen<br />
und/oder (gesundheits)politischen Bemühungen<br />
im Bereich „Prävention und<br />
Gesundheitsförderung” soll damit im<br />
Prinzip der „kundige Bürger” sein, der<br />
weiß, wie man ein gesundes bzw. ein<br />
die Gesundheit erhaltendes Leben führt<br />
– und dies auch tut. Dafür ist die Politik<br />
nicht allein bzw. nur teilweise zuständig.<br />
Der Bürger kann und darf jedoch erwarten,<br />
dass ihm Vorschläge für „Wege<br />
zum gesunden Leben” unterbreitet und<br />
– so der Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) – entsprechende<br />
Strukturen geschaffen werden, „die die<br />
Entscheidung für Gesundheit zur leichten<br />
Entscheidung” machen.<br />
Doch viele Rahmenbedingungen sind<br />
derzeit nicht so beschaffen, dass alle<br />
6<br />
Gruppen der Bevölkerung gesundheitsförderliche<br />
Verhaltensweisen auch tatsächlich<br />
umsetzen könnten. Als Ansatzpunkte,<br />
die die Rahmenbedingungen<br />
verbessern und das Ziel einer „Kultur<br />
der Prävention” fördern können, werden<br />
genannt:<br />
Verbesserung der finanziellen<br />
Ressourcen<br />
Im Jahr 2001 beliefen sich nach<br />
Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
die Ausgaben für Prävention und<br />
Gesundheitsschutz auf gut 10 Mrd. €,<br />
das waren 4,5 % der Gesamtausgaben<br />
für Gesundheit. Im Rahmen der GKV<br />
(Gesetzliche Krankenversicherung) entfielen<br />
3,8 Mrd. € (2,9 % der GKV-Leistungsausgaben)<br />
auf Präventionsausgaben<br />
insgesamt, davon wiederum 1,5 Mrd. €<br />
auf die Krankheitsfrüherkennung. Die<br />
Ausgaben für Primärprävention und<br />
Gesundheitsförderung gemäß § 20 SGB V<br />
betrugen im Jahr 2001 etwa 65 Mio. €,<br />
das sind nur ca. 0,05 % der GKV-Leistungsausgaben.<br />
Die einhellige Meinung<br />
aller verantwortlich Beteiligten ist, dass<br />
diese Mittel nicht ausreichen, um den<br />
Finanzierungsbedarf im Bereich „Prävention<br />
und Gesundheitsförderung” zu<br />
decken.<br />
Mehr Ziel- und Zielgruppenorientierung<br />
Die Präventions-„Landschaft” ist bunt<br />
und vielfältig. Es gibt Maßnahmen, die<br />
am Verhalten des Einzelnen ansetzen<br />
und solche, die die gesamte soziale Alltagsrealität<br />
in den Blick nehmen und<br />
damit auf die Verhältnisse zielen, unter<br />
denen Menschen leben, lernen, arbeiten<br />
und konsumieren. Zu den Maßnahmen,<br />
die auf das individuelle Verhalten zielen,<br />
zählen unter anderem die ärztliche<br />
Gesundheitsberatung, Anti-Tabak-Aufklärung<br />
in Schulen, Angebote für ein<br />
gesundes Kantinenessen sowie Kampagnen<br />
wie „5 am Tag” und „Sport tut<br />
gut”. Zu den Maßnahmen, die an den<br />
Verhältnissen ansetzen, zählen z. B. die<br />
betriebliche oder schulische Gesund-<br />
heitsförderung – sofern sie auch bzw.<br />
vor allem als Organisationsentwicklung<br />
konzipiert sind. Was aber fehlt, ist eine<br />
Ausrichtung dieser Maßnahmen an<br />
vorrangigen nationalen Gesundheits-<br />
und Präventionszielen.<br />
Als verbesserungsbedürftig erweist sich<br />
auch die Orientierung von präventiven<br />
Maßnahmen an den jeweiligen Zielgruppen.<br />
Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen<br />
selbst hängt ja entscheidend davon<br />
ab, wie genau die gewünschte Zielgruppe<br />
– also z. B. Kinder, Jugendliche oder,<br />
die zweite Lebenshälfte betreffend, ältere/alte<br />
chronisch Kranke und hochbetagte<br />
Frauen – tatsächlich erreicht wird.<br />
Und hier stehen alle Aktivitäten vor<br />
dem Problem, dass sie nicht die erreichen,<br />
die am meisten davon profitieren<br />
würden: die sozial benachteiligten und/<br />
oder diejenigen Bevölkerungsgruppen,<br />
die höhere gesundheitliche Belastungen<br />
tragen. Die erfolgversprechendste Strategie<br />
zur Lösung des hier skizzierten<br />
besonderen Zugangs-Problems scheint<br />
derzeit der Setting-Ansatz zu sein, der<br />
nicht nur das Verhalten des Einzelnen,<br />
sondern vielmehr seine gesamte soziale<br />
Alltagsrealität in den Blick nimmt.<br />
Weitgehend ungeklärt ist aber noch die<br />
Frage, wer für die Arbeit mit dieser Zielgruppe<br />
zuständig ist und wer die entsprechenden<br />
Maßnahmen finanziert.<br />
Mehr Koordinierung und Kooperation<br />
Für die Gemeinschaftsaufgabe „Prävention”<br />
sind in Deutschland viele<br />
verschiedene Akteure zuständig. Die<br />
Verantwortlichkeiten sind, wie das<br />
Schaubild 1 zeigt, auf Bund, Länder und<br />
Gemeinden, Sozialversicherungsträger<br />
sowie auf freie Träger verteilt. Das führt<br />
bei der Umsetzung von Maßnahmen zu<br />
einem bunten und häufig nicht abgestimmten<br />
Neben-, manchmal sogar Gegeneinander.<br />
Gefordert ist deshalb eine<br />
bessere Integration der erwähnten Träger<br />
und ihrer Programme, Teilkonzepte,<br />
Maßnahmen und Projekte in einen Ge-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
samtrahmen; und diese Forderung entspringt<br />
nicht dem Hang zum Zentralismus,<br />
sondern vielmehr der Einsicht in<br />
die (vor allem ökonomische) Notwendigkeit<br />
der Ressourcenbündelung.<br />
Mehr Qualitätssicherung<br />
Selbstverständlich müssen präventive<br />
Maßnahmen – so wie Leistungen der<br />
Therapie, der Rehabilitation und der<br />
Pfl ege auch – nach dem besten verfügbaren<br />
Stand des Wissens und in guter<br />
Qualität angeboten und durchgeführt<br />
werden. Eine nachhaltige Stärkung<br />
der Prävention gelingt nur bei einer<br />
hohen Effi zienz und Effektivität der<br />
Maßnahmen. Hierzu sind insbesondere<br />
trägerübergreifende Verfahren zur<br />
Qualitätssicherung und Evaluierung zu<br />
etablieren. Beispielhaft hier sind derzeit<br />
für ihre Aufklärungskampagnen die<br />
entsprechenden Maßnahmen zur Evaluation<br />
und Qualitätssicherung seitens<br />
der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung sowie die Maßnahmen zur<br />
bundesweiten Dokumentation der Leistungen<br />
gemäß § 20 SGB V und – gerade<br />
begonnen – zur punktuellen, gezielten<br />
Outcome-Evaluation präventiver<br />
Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Bereits seit vielen Jahren<br />
haben auch die Bundesvereinigung für<br />
Gesundheit e. V. und die Landesvereinigungen<br />
für Gesundheitsförderung<br />
Initiativen zur Einführung von Qualitätsmanagement-<br />
und Qualitätssicherungs-Konzepten<br />
gestartet und seit<br />
2003 erste Arbeiten am Konzept einer<br />
„Evidence Based Health Promotion” in<br />
Angriff genommen.<br />
Zu diesem „Optimierungsprozess” will<br />
die Bundes(Gesundheits)politik insgesamt<br />
mit folgenden Instrumenten beitragen:<br />
Deutsches Forum Prävention und<br />
Gesundheitsförderung<br />
Das Forum (Schaubild 2) versteht sich<br />
als Plattform, auf der gemeinsame<br />
Ziele, Inhalte und Maßnahmen der<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Schaubild 1<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
vereinbart, auf den Weg gebracht und<br />
öffentlich kommuniziert werden. Gegenwärtig<br />
gehören dem Forum ca. 70<br />
bundesweit arbeitende Organisationen<br />
an. Die Geschäftsführung liegt beim<br />
Bundesministerium für Gesundheit und<br />
Soziale Sicherung. Das Forum soll sich<br />
ausdrücklich nicht darauf beschränken,<br />
lediglich im Sinne des Erfahrungsaustausches<br />
koordinierend tätig zu werden,<br />
Schaubild 2<br />
Strukturen der Prävention und Gesundheitsförderung auf<br />
Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene<br />
Bund<br />
Land<br />
Kommune<br />
BMGS BMBF BMU<br />
Institut für<br />
Wasser-,<br />
Boden- und<br />
Lufthygiene<br />
(u. a.)<br />
Gesundheitskonferenzen<br />
Staatliche Institutionen<br />
z. B. BZgA<br />
Ministerien<br />
für Gesundheit,<br />
Soziales,<br />
Bildung,<br />
Umwelt<br />
Landesuntersuchungsämter<br />
ÖGD Schulen<br />
Grafi k in enger Anlehnung an Walter/Schwartz, 1998, S. 201<br />
Öff - Rechtl. Körperschaften<br />
Bundesverbände<br />
der GKV<br />
Berufsgenossenschaften<br />
Landesverbände<br />
der<br />
Kassen<br />
Krankenkassen<br />
KBV<br />
BÄK<br />
Landesärztekammern<br />
Kassenärztliche<br />
Vereinigungen<br />
Ärzte<br />
Kliniken<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Bundesvereinigung<br />
für<br />
Gesundheit<br />
e. V.<br />
Landesvereinigungen<br />
Verbraucherberatungsstellen<br />
Freie Träger<br />
Weitere<br />
Bundesverbände<br />
(Gesundheit)<br />
Verbraucherzentralen<br />
Dachverbände<br />
der<br />
Selbsthilfe<br />
Selbsthilfekoordination<br />
Selbsthilfe-<br />
Gruppen<br />
Gesundheitsverbände<br />
BfGe, 08.12.03<br />
sondern darüber hinaus neue und stabile<br />
Organisationsstrukturen zu schaffen<br />
und zusätzliche fi nanzielle Mittel<br />
einzuwerben, um zu einer wirklich<br />
umfassenden Weiterentwicklung und<br />
Stärkung der Prävention kommen zu<br />
können. Die inhaltliche Arbeit des Forums<br />
geschieht derzeit in vier Arbeitsgruppen<br />
– Plenum und Arbeitsgruppen<br />
werden von einer Koordinierungsgruppe<br />
begleitet. Drei der Arbeitsgruppen<br />
Struktur des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung<br />
Plenum des Deutschen Forums Prävention und Gesundheitsförderung<br />
(ca. 70 Organisationen)<br />
Geschäftsstelle des FORUMs,<br />
angesiedelt beim Referat 321<br />
des BMGS<br />
AG 1 (Vorsitz: BZgA):<br />
Gesunde Kindergärten und<br />
Schulen<br />
AG 2 (Vorsitz: BMWA):<br />
Betriebliche Gesundheit<br />
Koordinierungsgruppe (vertreten sind: die<br />
Moderatoren der Arbeitsgruppen, die Ärzteschaft,<br />
die GKV, die Heilbäder, die Länder, die Patienten,<br />
die Industrie, das BMGS)<br />
AG 3 (Vorsitz: BfGe):<br />
Gesund altern<br />
AG 4 (Vorsitz: BMGS):<br />
Recht und Organisation<br />
Prümel-Philippsen, BfGe, 20.07.2003<br />
7
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
decken die zentralen Lebensabschnitte<br />
des Menschen ab: Kindheit und Jugend<br />
(AG „Gesunde Kindergärten und Schulen”),<br />
Arbeits- und Berufsleben (AG<br />
“Betriebliche Gesundheitsförderung”)<br />
und Altern (AG „Gesund Altern”). Die<br />
vierte Arbeitsgruppe “Organisation<br />
und Recht” befasst sich neben Fragen<br />
der Satzung und Geschäftsordnung<br />
vor allem mit Planungen für die noch<br />
zu errichtende Stiftung Prävention und<br />
Gesundheitsförderung. Ferner soll sie<br />
das Bundesministerium für Gesundheit<br />
und Soziale Sicherung (BMGS) bei der<br />
Erstellung des Präventionsgesetzes beraten.<br />
Die Koordinierungsgruppe, deren<br />
Mitglieder die wichtigsten Bereiche<br />
des Forums repräsentieren, kümmert<br />
sich in Zusammenarbeit mit der beim<br />
BMGS angesiedelten Geschäftsstelle um<br />
die Vorbereitung der Forums-Sitzungen<br />
und der zu treffenden Entscheidungen.<br />
Präventionsgesetz<br />
Das Präventionsgesetz, das noch in<br />
dieser Legislaturperiode verabschiedet<br />
werden soll, will das Bemühen um die<br />
Förderung von Gesundheit und die Verhinderung<br />
von Krankheit auch rechtlich<br />
absichern. Wenn auch über den Inhalten<br />
noch der Mantel des Schweigens hängt,<br />
ist soviel inzwischen doch bekannt geworden:<br />
Das Gesetz zielt vor allem auf<br />
die fi nanziellen Probleme der Prävention<br />
und Gesundheitsförderung. Dieses<br />
Finanzierungsproblem soll durch die<br />
Gründung einer Stiftung, an der sich<br />
neben der GKV auch die weiteren Zweige<br />
der Sozialversicherung sowie andere<br />
„Zustifter” beteiligen sollen, gelöst<br />
werden – u. a. sollen die rechtlichen<br />
Voraussetzungen dafür im Rahmen des<br />
Präventionsgesetzes geschaffen werden.<br />
Nationaler Präventionsplan<br />
Mehr Geld im System zu haben – das ist<br />
die eine Sache. Eine klare Zuordnung<br />
der Aufgaben, die Abstimmung der jeweiligen<br />
Maßnahmen sowie die Bündelung<br />
von Ressourcen ist die andere. Die<br />
8<br />
Politik erwägt deshalb, baldmöglichst<br />
einen „Nationalen Präventionsplan” zu<br />
erarbeiten, der folgendes leisten soll:<br />
■ Formulierung von wenigen prioritä-<br />
ren und möglichst quantifi zierbaren<br />
Präventionszielen,<br />
■ Festlegung von Instrumenten/<br />
Maßnahmen zur Umsetzung dieser<br />
Ziele unter Berücksichtigung der<br />
bereits bestehenden Aktivitäten und<br />
Zuständigkeiten der verschiedenen<br />
Kooperationspartner und Verant-<br />
wortlichen in diesem Bereich.<br />
Ausblick<br />
Ingesamt gesehen können die Vorhaben<br />
auf der bundespolitischen Ebene<br />
natürlich bestenfalls nur eine Teilaufgabe<br />
im Bemühen um mehr Gesundheit<br />
sein. Prävention ist, wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
verdeutlicht,<br />
eben eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.<br />
D. h. alle müssen einen Beitrag<br />
leisten: neben den Sozialversicherungsträgern<br />
auch die Länder, die Kommunen,<br />
die Schulen, die Wirtschaft und<br />
– selbstverständlich – auch jeder und<br />
jede Einzelne.<br />
Das sagt sich leicht, lässt sich aber nur<br />
schwer umsetzen. Denn das bedeutet<br />
ja nicht weniger, als dass „Prävention”<br />
die ganzen historisch gewachsenen Abgrenzungen<br />
zwischen Bund, Land und<br />
Kommunen, zwischen staatlichen Institutionen,<br />
öffentlich-rechtlichen Körperschaften<br />
und freien Trägern sowie – last<br />
but not least – die sektoral gegliederten<br />
Versorgungsbereiche im Gesundheitswesen,<br />
nämlich „Therapie”, „Rehabilitation”<br />
und „Pfl ege”, überwinden muss.<br />
Ob es vor diesem Hintergrund deshalb<br />
so angeraten ist, von dem Ausbau der<br />
Prävention als lediglich „vierter Säule”<br />
zu sprechen, sei dahingestellt...<br />
Selbstverständlich ist dies kein Grund,<br />
resigniert die Hände in den Schoß zu<br />
legen. Jeder Einzelne kann etwas für<br />
seine Gesundheit tun, Wissenschaftler<br />
können Konzepte und Qualität der Prävention<br />
verbessern, Verbandsvertreter<br />
können an der interprofessionellen und<br />
interdisziplinären Kooperation arbeiten.<br />
Entscheidend aber ist und bleibt die<br />
politische Unterstützung: Hier muss<br />
der Rahmen für die angestrebten gesamtgesellschaftlichen<br />
Veränderungen<br />
„gezimmert” werden. Wenn „Struktur”-<br />
Widersprüche die Motivation zu mehr<br />
Prävention mindern oder gar verhindern,<br />
dann ist eben hier eine gegensteuernde<br />
Politik gefordert.<br />
Ob ein System, das nach wie vor an<br />
„Krankheit” und nicht an „Gesundheit”<br />
verdient, zu einem solchen grundsätzlichen<br />
Perspektivwechsel bereit und in<br />
der Lage ist, wird damit zu einer sehr<br />
entscheidenden Frage der nationalen<br />
Innovations- und Anpassungsfähigkeit<br />
im Angesicht neuer nationaler wie globaler<br />
Herausforderungen der Zukunft.<br />
Beate Robertz-Grossmann<br />
Bundesvereinigung für Gesundheit e. V.<br />
Heilsbachstr. 30<br />
53123 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 98 72 70<br />
E-mail: bfge.rg@bfge-2.de<br />
URL: www.bvgesundheit.de<br />
Beate Robertz-Grossmann<br />
Jahrgang 1959, verheiratet, zwei<br />
Söhne. Seit 1986 tätig bei der<br />
Bundesvereinigung für Gesundheit<br />
e. V. in unterschiedlichen Bereichen,<br />
zunächst als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,<br />
seit 1997 als stellvertretende<br />
Geschäftsführerin.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Der Deutsche Turner-Bund setzt auf<br />
Prävention durch Bewegung<br />
Denn: Bewegungsmangel ist einer<br />
der entscheidenden Risikofaktoren für<br />
Erkrankungen an Herz, Kreislauf, Gelenken<br />
und Wirbelsäule.<br />
So hat der DTB 1994 als erster deutscher<br />
Sportverband das Prädikat „Pluspunkt<br />
Gesundheit. DTB” entwickelt.<br />
Mit diesem Prädikat werden besonders<br />
qualifi zierte Gesundheitssportangebote<br />
im Verein ausgezeichnet. Der Vorteil:<br />
Menschen, die auf der Suche nach einem<br />
guten Gesundheitssportangebot<br />
sind, erkennen auf einen Blick, welches<br />
Angebot für sie das Richtige ist.<br />
Der DTB ist der Fachverband für<br />
Gesundheitssport im Deutschen Sport.<br />
Er zeigt sich als Schrittmacher in Fragen<br />
der Qualitätssicherung und ist der erste<br />
Ansprechpartner für hochwertige, qualitätsgesicherte<br />
Gesundheitsprogramme<br />
im Turn- und Sportverein. Er hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, den Übungsleitern<br />
und Vereinen vor allem solche Kursprogramme<br />
anzubieten, die konsequent an<br />
den Kernzielen von Gesundheitssport<br />
orientiert und auf ihre Wirksamkeit hin<br />
überprüft sind.<br />
So hat der DTB einen wissenschaftlichen<br />
Beirat für Gesundheitssport eingerichtet,<br />
dem führende Persönlichkeiten<br />
aus der Sportwissenschaft und dem<br />
Public-Health Bereich angehören. Zentrale<br />
Aufgaben des wissenschaftlichen<br />
Beirates sind:<br />
■ Qualitätskriterien zu entwickeln,<br />
die Gesundheitssportprogramme<br />
erfüllen müssen,<br />
■ ausgewählte Programme zu sichten<br />
und zu überprüfen,<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
■ den DTB bei der Entwicklung,<br />
Durchführung und Qualitätssicherung<br />
von Gesundheitssportprogrammen<br />
zu beraten.<br />
Im Zuge der Diskussion um Qualitätsstandards<br />
in Prävention und Gesundheitsförderung<br />
wird in zunehmendem<br />
Maße die Forderung erhoben, auch<br />
für den Bereich des Gesundheitssports<br />
und für Gesundheitssportprogramme<br />
verbindliche Qualitätskriterien festzulegen.<br />
Der DTB hat diese Bestrebungen<br />
von Anfang an unterstützt und aktiv<br />
mitgestaltet:<br />
■ Bereits 2001 wurden die wissen-<br />
schaftlich abgesicherten Programme<br />
„Rücken-Fit” und „Cardio-Fit” in<br />
das Fortbildungsangebot des DTB<br />
für seine Übungsleiter aufgenom-<br />
men. Seither werden diese Program-<br />
me von Vereinen durchgeführt.<br />
■ Mit „Gesund und Fit” wird seit 2003<br />
ein weiteres wissenschaftlich eva-<br />
luiertes Gesundheitssportprogramm<br />
umgesetzt.<br />
■ Der DTB hat aktuell das Kursleiter-<br />
Manual „Walking und mehr<br />
– Schritt für Schritt zur Fitness”<br />
entwickelt.<br />
Der Clou: Teilnehmer an DTB-Kursen<br />
bekommen Kosten rückerstattet<br />
Die meisten Gesetzlichen Krankenkassen,<br />
zum Beispiel die Barmer Ersatzkasse,<br />
die GEK, die DAK, die Techniker<br />
Krankenkasse und auch zahlreiche<br />
AOKs und BKKs erkennen die evaluierten<br />
Programme des DTB uneingeschränkt<br />
und bundesweit an. Das<br />
bedeutet: Menschen, die an diesen wis-<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Der Deutsche Turner-Bund engagiert sich seit vielen Jahren aktiv in der Prävention von Erkrankungen.<br />
Petra Regelin<br />
Diplom-Sportlehrerin und Journalistin,<br />
sie arbeitet seit zwölf Jahren als Referentin<br />
für Freizeit- und Gesundheitssport<br />
beim Deutschen Turner-Bund mit dem<br />
Schwerpunkt Angebotsentwicklung für<br />
Ältere.<br />
senschaftlich überprüften Gesundheitssportprogrammen<br />
teilnehmen, bekommen<br />
die Kursgebühr in der Regel von<br />
ihren Krankenkassen zurück erstattet.<br />
DTB setzt sich für das Präventionsgesetz<br />
ein<br />
Gemeinsam mit dem Deutschen Sportbund<br />
setzt der DTB sich aktiv für ein<br />
Gesetz zur Förderung der Prävention<br />
ein. Wichtig ist dabei, dass den deutschen<br />
Turn- und Sportvereinen die ihnen<br />
gebührende Rolle in der Prävention<br />
von Krankheiten, die durch Bewegungsmangel<br />
mit verursacht werden, eingeräumt<br />
wird.<br />
Petra Regelin & Jörn Rühl<br />
Deutscher Turner-Bund<br />
Otto-Fleck-Schneise 8<br />
60528 Frankfurt<br />
Tel.: 0 69 / 67 80 11 72<br />
Fax: 0 69 / 67 80 11 79<br />
E-mail: petra.regelin@dtb-online.de<br />
9
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
SPORT PRO GESUNDHEIT<br />
„Warum gibt es in bestimmten Gebieten<br />
Japans so viele Hundertjährige?”<br />
wollten Wissenschaftler der Harvard-<br />
Universität herausfinden. Die Antwort<br />
ist nicht etwa genetisch, sondern im<br />
Lebensstil begründet: Eine ausgewogene,<br />
fettarme Ernährung, regelmäßige<br />
Bewegung – bis ins hohe Alter praktizierte<br />
traditionelle Kampfsportarten,<br />
Tanzen, Laufen – wenig Alkohol und<br />
Nikotin und ein relativ stressfreies Lebensgefühl.<br />
Flächendeckendes Angebotsnetz<br />
In Deutschland gibt es zwar viele<br />
politische Bekenntnisse und Theorienmodelle<br />
zur Gesundheitsförderung,<br />
aber nur wenige Programme, die<br />
flächendeckend präventiv wirksam<br />
werden. Für den Deutschen Sportbund<br />
mit seinen 89.000 Sportvereinen ist die<br />
Zukunftsaufgabe „Prävention durch<br />
Bewegung” bereits Realität. Die Palette<br />
der gesundheitswirksamen Angebote<br />
beschränkt sich dabei nicht auf eine<br />
Zielgruppe, sondern bietet neben allgemeinen<br />
Gymnastik-, Lauf-, Schwimm-<br />
und Spielsportangeboten auch spezielle<br />
Gesundheitsprogramme an, die u. a. mit<br />
dem Deutschen Turner-Bund, dem<br />
Deutschen Schwimm-Verband und den<br />
Landesportbünden entwickelt wurden.<br />
Innerhalb von drei Jahren sind unter der<br />
Dachmarke SPORT PRO GESUND-<br />
HEIT 8.000 Gesundheitsangebote in<br />
Deutschland entstanden. Die Kurse<br />
selbst werden von hoch qualifizierten<br />
Lehrkräften durchgeführt. Dennoch<br />
garantiert das Qualitätssiegel des Deutschen<br />
Sportbundes in Zusammenarbeit<br />
mit der Bundesärztekammer einen hohen<br />
Qualitätsstandard. Acht Qualitäts<br />
kriterien wurden festgelegt, es geht um<br />
die Verhinderung von Krankheiten<br />
und Gesundheitsrisiken, aber auch um<br />
die „Herausbildung eines gesunden<br />
Lebensstils”.<br />
10<br />
Herzkreislaufsysteme und Atmungsorgane<br />
stehen hier ebenso im Blick wie<br />
Probleme des Stoffwechsels und des<br />
Bewegungsapparates. Insbesondere die<br />
Sportärzte stehen als Partner, Vermittler<br />
und Berater den gesundheitlich orientierten<br />
Sportvereinen zur Seite.<br />
Internetportal SPORT PRO GESUNDHEIT<br />
Zertifizierte Angebote des Qualitätssiegels<br />
SPORT PRO GESUNDHEIT<br />
sind im Internet abzurufen unter www.<br />
sportprogesundheit.de. Kernstück des<br />
Portals bildet eine Datenbank, die alle<br />
gesundheitsorientierten Vereinsangebote<br />
aufführt. Informationen über<br />
Sporttreiben bspw. bei Osteoporose,<br />
Krebs und Asthma, sowie Alltagstipps<br />
für ein bewegteres Leben ergänzen den<br />
Internetauftritt. In Vorbereitung ist ein<br />
Programm „SPORT PRO REHA”, das in<br />
Kürze auch Angebote aus dem Bereich<br />
der Rehabilitation bereithalten wird.<br />
Förderung durch die Krankenkassen<br />
Nach § 20 des SGB V können Krankenkassen<br />
Angebote mit dem Qualitätssiegel<br />
SPORT PRO GESUNDHEIT<br />
fördern. Einige Krankenkassen erstatten<br />
die Kursgebühren nur anteilig, Interessierte<br />
sollten sich deshalb vorher bei<br />
ihrer Krankenkasse informieren.<br />
Dr. Sabine Wedekind<br />
Deutscher Sportbund<br />
Otto-Fleck-Schneise 12<br />
60528 Frankfurt/Main<br />
Dr. phil.<br />
Sabine Wedekind<br />
Leiterin des Ressorts Präventionspolitik<br />
und Gesundheitsmanagement des<br />
Deutschen Sportbundes, zu dem auch<br />
das Referat Sport für Ältere gehört.<br />
Prävention durch<br />
Gedächtnistraining<br />
Getreu dem Motto „Vorbeugen ist<br />
besser als Heilen” bietet ein ausgewogenes<br />
Training des Gedächtnisses eine<br />
gute Grundlage für ein hohes Maß an<br />
Lebensqualität auch im gehobenen Erwachsenenalter.<br />
Wer frühzeitig seine<br />
grauen Zellen trainiert, wird es auch<br />
in unserer immer schnelllebigeren Zeit<br />
schaffen, geistig mitzuhalten. Dies ist<br />
eine Tatsache, die von zahlreichen wissenschaftlichen<br />
Studien belegt wird.<br />
Es gilt – ähnlich wie beim Training<br />
der Muskulatur: Was trainiert wird,<br />
„wächst”. Gedächtnistraining fördert<br />
die Verknüpfung von Nervenzellen und<br />
erzielt als schönen Nebeneffekt eine<br />
Steigerung des Selbstwertgefühls.<br />
Aufgrund der immer älter werdenden<br />
Gesellschaft haben wir es auch mit<br />
einer deutlichen Zunahme demenzieller<br />
Erkrankungen zu tun. Und auch wenn<br />
es letztlich keinen Schutz vor diesen<br />
Erkrankungen gibt, bietet ein wissenschaftlich<br />
fundiertes Gedächtnistraining<br />
zumindest die Möglichkeit, eine<br />
solche Erkrankung heraus zu zögern.<br />
Um dies zu verdeutlichen: Stellen Sie<br />
sich einfach einmal zwei Eimer vor. Einer<br />
ist randvoll mit Wasser gefüllt, der<br />
andere lediglich zur Hälfte. Beide haben<br />
ein Loch. Logischerweise wird der<br />
Eimer mit der geringeren Wassermenge<br />
eher leer sein.<br />
Wie schaffe ich es nun meinen „Eimer”<br />
zu füllen? Nach dem Motto „Lebe<br />
lieber ungewöhnlich” versuchen Sie einfach<br />
einmal, sich von gewohnten Strukturen<br />
zu lösen und Ihrem Gedächtnis<br />
„Futter” zu geben:<br />
Sie stehen morgens auf. Sind Sie der<br />
Typ, der zuerst das linke Bein aus dem<br />
Bett hebt? Nehmen Sie zur Abwechslung<br />
mal das rechte Bein. Sind Sie Rechtshänder?<br />
Dann versuchen Sie doch einfach<br />
mal die alltäglichen „Verrichtungen”<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
wie z. B. Kaffee kochen, Zähne putzen,<br />
Sich anziehen, die Wohnungstür abschließen,<br />
etc. mit der „ungewohnten”<br />
Hand auszuüben.<br />
Verlassen Sie sich nicht länger auf die<br />
technischen Raffi nessen wie z. B. Nummernspeicher<br />
im Telefon, Taschenrechner<br />
und ähnliche Dinge und versuchen<br />
Sie, dies von Ihren grauen Zellen erledigen<br />
zu lassen. Die zunehmende Technisierung<br />
unserer Gesellschaft hat uns in<br />
vielen Bereichen „denkfaul” werden lassen.<br />
Arbeiten Sie dem entgegen. Nicht<br />
jeder Trend ist zwangsläufi g ein guter.<br />
Treten Sie in Kommunikation: Sie ist<br />
das „A” und „O” für unser Gedächtnis.<br />
Natürlich ist es bspw. wichtig, sich<br />
die Nachrichten anzusehen. Noch besser<br />
wäre es jedoch, mit jemandem über<br />
das Gesehene zu sprechen. Sich ein<br />
Hobby zuzulegen, welches man mit Leidenschaft<br />
verfolgt, trainiert ebenso das<br />
Gedächtnis.<br />
Haben Sie schon einmal über die<br />
Teil nahme an einem Kurs für Gedächtnistraining<br />
nachgedacht? Der Bundesverband<br />
Gedächtnistraining, im Internet<br />
zu fi nden unter www.bvgt.de, bietet<br />
wissenschaftlich evaluierte (= die Wirksamkeit<br />
wurde durch wissenschaftliche<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Studien belegt) Kurse an, in welchen Sie<br />
mit Gleichgesinnten Ihre Gedächtnisleistung<br />
verbessern können.<br />
Auf eine spielerische Art und Weise,<br />
ohne Leistungsdruck, wird hier Ihr Gedächtnis<br />
geschult und der „Eimer” nach<br />
und nachhaltig gefüllt, damit Sie auch<br />
im hohen Lebensalter noch „aus dem<br />
Vollen schöpfen können”.<br />
Zum Abschluss zwei kleine Gedächtnisübungen,<br />
entnommen dem Übungsband<br />
des Bundesverbandes Gedächtnistraining<br />
„denkzettel-denkspaß”:<br />
Carsten Brandenberg<br />
Memory Clinic<br />
Germaniastr. 3, 45356 Essen<br />
E-mail: c.brandenberg@elisabeth-essen.de<br />
Anagramm einmal anders: Welchen Beruf üben diese Personen aus?<br />
(Trainingsziele: Wortfindung, Denkflexibilität, Langzeitgedächtnis)<br />
1. Ira Eilckern<br />
2. Thea Reinkop<br />
3. Erik Relekt<br />
4. Gert Braefier<br />
5. Therese Fornnigscin<br />
Assoziationen: Hier sollen nach be stimmten Vorgaben Gedankenverbindungen<br />
hergestellt werden. Drei Wörter haben ein gemeinsames Beziehungswort.<br />
(Trainingsziele: Nachdenken, Logisches Denken, Urteilsfähigkeit)<br />
1. Poncho - Stola - Cape<br />
2. Raglan - Kimono - Fledermaus<br />
3. Ketten - Handschuhe - Schal<br />
4. London - Wien - Berlin<br />
5. Taft - Vlieseline - Steifleinen<br />
Carsten Brandenberg<br />
Psychometriker (= Gedächtnistester)<br />
der Memory Clinic Essen, 2. Vorsitzender<br />
der Alzheimer Gesellschaft Essen<br />
e. V. und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes<br />
Gedächtnistraining.<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Ernährung und<br />
Prävention<br />
Schon früher war bekannt,<br />
dass Ernährung und Gesund-<br />
heit in irgendeiner Form<br />
miteinander zu tun haben<br />
So werden seit Jahrtausenden in der<br />
Chinesischen Medizin bestimmte Lebensmittel<br />
als Heilmittel eingesetzt oder<br />
in Japan gelten bestimmte fermentierte<br />
Milchprodukte als besonders gesundheitsfördernd.<br />
Auch aus Südamerika,<br />
Afrika oder aus Asien ist bekannt, dass<br />
Medizinmänner oder die so genannten<br />
Weisen Frauen ein unerschöpfl iches<br />
Wissen über die positive Wirkung von<br />
Inhaltsstoffen aus den Lebensmitteln<br />
– insbesondere solchen in Kräutern und<br />
Gewürzen – hatten und dieses Wissen<br />
auch einsetzten.<br />
In hochentwickelten und -industrialisierten<br />
Ländern, zu denen die Bundesrepublik<br />
Deutschland zählt, wurde<br />
das Wissen um die Zusammenhänge<br />
zwischen Ernährung, Gesundheit und<br />
Krankheit lange Zeit eher belächelt, in<br />
den Bereich des Aberglaubens oder spezieller<br />
Heilslehren verwiesen. Erst nach<br />
den Jahren des Wohlstands und Überfl<br />
usses, die auf die mageren Kriegsjahre<br />
Anfang der fünfziger und sechziger Jahre<br />
des letzten Jahrhunderts folgten und<br />
sich bei breiteren Bevölkerungsschichten<br />
auch im über- bis unmäßigen Essen<br />
und Trinken niederschlugen, setzten sich<br />
11
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
zunehmend die Erkenntnisse durch,<br />
dass chronische Krankheiten wie Diabetes,<br />
Gicht, weitere andere Stoffwechselerkrankungen,<br />
Herz-Kreislauf-, aber<br />
auch Nieren-, und Gelenkerkrankungen,<br />
einige Krebserkrankungen sowie Karies<br />
durch Fehlernährung und Bewegungsmangel<br />
mit beeinflusst werden. Auch<br />
Übergewicht und Fettsucht, die bereits<br />
im Kindesalter auftreten und sich später<br />
bei Jugendlichen und Erwachsenen manifestieren,<br />
führten und führen noch zu<br />
einem dramatischen Anstieg der Kosten<br />
für die Behandlung solcher Erkrankungen<br />
– derzeit werden die jährlichen<br />
Kosten für diese ernährungsabhängigen<br />
Erkrankungen auf über 100 Milliarden<br />
geschätzt!<br />
Dies veranlasste Ernährungswissenschaft<br />
und Ernährungsmedizin in der<br />
Bundesrepublik Deutschland, aber auch<br />
weltweit verstärkt zu erforschen, welchen<br />
Beitrag die Ernährung insgesamt<br />
12<br />
Tabelle 1<br />
Die wichtigsten Inhaltsstoffe in Obst und Gemüse: Vitamine und Mineralstoffe<br />
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
Vitamine/<br />
Mineralstoffe<br />
Beta-<br />
Carotin<br />
Vitamin C<br />
Vitamin E<br />
Folsäure<br />
Kalium<br />
Calcium<br />
Besondere Wirkungen Tagesbedarf Gute Lieferanten<br />
schützt vor freien Radikalen,<br />
erneuert die Haut<br />
schützt vor freien Radikalen,<br />
stärkt die Abwehr, baut<br />
Bindegewebe auf<br />
schützt vor freien<br />
Radikalen<br />
fördert die<br />
Zellbildung<br />
wichtig für den<br />
Flüssigkeitshaushalt<br />
wichtig für Knochenauf bau<br />
und Nerventätigkeit<br />
2 – 4 mg<br />
100 mg<br />
12 – 14 mg<br />
Chicorée, Feldsalat, Grünkohl, Honigmelone,<br />
Möhren, Kürbis, Mangold, Spinat,<br />
Wirsing<br />
Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Schwarze<br />
Johannisbeeren, Kiwis, Papaya, Paprika,<br />
Rosenkohl<br />
Fenchel, Paprika, Schwarzwurzeln,<br />
Spargel, Wirsing<br />
400 µg Grüne Erbsen, Grünkohl, Rosenkohl<br />
2000mg<br />
Avocado, Feldsalat, Fenchel, Grünkohl,<br />
Kartoffeln, Pastinaken, Spinat,<br />
Topinambur<br />
1000 mg Brokkoli, Fenchel, Grünkohl<br />
Magnesium lässt die Muskeln arbeiten 300 – 350 mg Fenchel, Kohlrabi, Papaya, Portulak<br />
Eisen<br />
transportiert den Sauerstoff<br />
im Blut, stärkt die Abwehr<br />
10 – 15 mg<br />
Brokkoli, Feldsalat, Fenchel, Schwarzwurzeln<br />
Quelle: Schenk, Christina; Bohlmann, Friedrich: 5 mal am Tag: Schnell und gesund abnehmen mit Obst und<br />
Gemüse, DGE 2001<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Tabelle 2<br />
Die wichtigsten Inhaltsstoffe in Obst und Gemüse: bioaktive Substanzen<br />
Bioaktive Substanzen Besondere Wirkungen Gute Lieferanten<br />
Carotinoide schützen vor freien Radikalen<br />
Flavonoide<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
schützen vor freien Radikalen und Krankheitskeimen,<br />
stärken die Abwehr und bauen Bindegewebe auf<br />
Aprikosen, Brokkoli, Feldsalat, Grapefruits, Grünkohl, Kirschen, Kürbis, Möhren,<br />
Nektarinen, Papayas, Paprika, Spinat, Tomaten, Wirsing<br />
Apfel, Apfelsinen, Brokkoli, Brombeeren, Endivien, Erdbeeren, Grünkohl, Himbeeren,<br />
schwarze Johannisbeeren, Lauch, rote Weintrauben, Zwiebeln<br />
Glucosinolate schützen vor freien Radikalen Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Rosenkohl, Rotkohl<br />
Sulfi de schützen vor Infektionen, senken den Cholesterinspiegel Knoblauch, Zwiebeln<br />
Terpene beugen vermutlich Krebs vor Gewürze, Kräuter, Zitrusfrüchte<br />
Ballaststoffe fördern die Verdauung, beugen Darmkrebs vor<br />
Quelle: Schenk, Christina; Bohlmann, Friedrich: 5 mal am Tag: Schnell und gesund abnehmen mit Obst und Gemüse, DGE 2001<br />
und Bestandteile von Lebens mitteln<br />
im Besonderen leisten können, um ernährungsbedingten<br />
Erkrankungen vor -<br />
zubeugen.<br />
Während sich in den ersten Jahren<br />
vorrangig Erkenntnisse wie einerseits<br />
zu viel, zu fett, zu süß, zu salzig und<br />
andererseits zu vitamin-, mineralstoff-<br />
oder ballaststoffarm in entsprechenden<br />
Ernährungsempfehlungen niederschlugen,<br />
wurde später entdeckt, dass<br />
bestimmte Vitamine und Mineralstoffe<br />
eine ganz besondere Rolle haben.<br />
Erst später wurde herausgefunden<br />
und propagiert, dass daneben die so<br />
genannten bioaktiven Stoffe – auch als<br />
sekundäre Pfl anzenstoffe bezeichnet –,<br />
die ebenfalls reichlich in Ost und Gemüse<br />
enthalten sind, eine herausragende<br />
Rolle im Kontext mit vielen ernährungsbedingten<br />
Erkrankungen haben.<br />
In Folge dessen wurden neben den<br />
entsprechenden Ernährungsempfehlungen<br />
und -kampagnen wie beispielweise<br />
„5 am Tag” – hier wird zu Recht<br />
propagiert, fünfmal am Tag eine Portion<br />
Obst und Gemüse zu essen –, auch<br />
Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte<br />
Lebensmittel „kreiert”, die<br />
reich an Vitaminen, Mineralstoffen oder<br />
bioaktiven Stoffen sind oder sein sollen,<br />
meist viel Geld kosten, oft mit dubiosen<br />
Werbeversprechungen aufgepeppt<br />
sind und zudem häufi g auf „krummen”<br />
Vertriebswegen wie über Partyverkäufe,<br />
über das Internet, über Postfachfi rmen<br />
im Ausland, aber auch über Arztpraxen,<br />
über Physiotherapeuten, Versandfi rmen,<br />
Kosmetikstudios u. a. m. verkauft<br />
werden. Allen diesen Produkten gemeinsam<br />
ist, dass sie meist überteuert<br />
sind. Erfahrungsgemäß leisten die „natürlichen”<br />
Produkte viel mehr in Sachen<br />
Prävention, stehen sie doch zusätzlich<br />
„in Hülle und Fülle” und meist zu angemessenen<br />
Preisen zur Verfügung und<br />
sind auch leicht in den Ernährungsalltag<br />
einzubauen. Sie setzen jedoch voraus,<br />
sich Gedanken über die tägliche Ernährung<br />
und auch Bewegung zu machen<br />
und eigenverantwortlich zu handeln.<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Brokkoli, Brombeeren, Fenchel, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Kiwi,<br />
Knollensellerie, Rosenkohl, Weißkohl<br />
Nur so kann jeder für sich Gesundheit<br />
bis ins Alter erhalten.<br />
Angelika Michel-Drees<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
e. V. (vzbv)<br />
Markgrafenstr. 66<br />
10969 Berlin<br />
Tel.: 030 / 258 00 434<br />
E-mail: michel-drees@vzbv.de<br />
Angelika Michel-Drees,<br />
Diplom-Trophologin<br />
Nach Ende ihres Studiums der Ernährungs-<br />
und Haushaltswissenschaften<br />
1975 als Referentin für Ernährung und<br />
Lebensmittelrecht in verschiedenen Organisationen<br />
tätig, seit 2001 Referentin<br />
für Ernährung im Fachbereich Gesundheit<br />
/ Ernährung des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband e. V. (vzbv), Berlin.<br />
13
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
„Es lohnt sich doch” – Prävention in<br />
der Seniorenzahnmedizin<br />
Ältere und alte Menschen haben<br />
heute immer mehr eigene Zähne. Nur<br />
25 % aller Menschen in Deutschland<br />
zwischen 64 und 74 sind zahnlos, 75 %<br />
besitzen im Durchschnitt noch die<br />
Hälfte ihrer natürlichen Zähne.<br />
Tatsächlich gibt es auch keine medizinischen<br />
Gründe, warum man seine<br />
Zähne durch das Altern verlieren<br />
sollte. Zahnmedizinische Vorbeugung<br />
(Prophylaxe) wird damit immer wichtiger,<br />
ist aber in unserer Gesellschaft<br />
fast nur mit jüngeren Lebensaltern assoziiert.<br />
Dieses „Lohnt sich im Alter<br />
nicht mehr”-Denken ist völlig falsch<br />
und muss in den Köpfen aller Beteiligten<br />
aufgebrochen werden. Im Alter<br />
ist so vieles möglich, weil es sich lohnt.<br />
Die Palette reicht von der regelmäßigen<br />
professionellen Zahnpfl ege, über künstliche<br />
Zahnwurzeln (Implantate) bis hin<br />
zur Zahnaufhellung.<br />
Der Arbeitskreis für Gerostomatologie<br />
(AKG) ist eine wissenschaftliche<br />
Vereinigung von Zahnärzten aus Praxis<br />
und Universität, die sich mit allen<br />
Aspekten der Seniorenzahnmedizin<br />
beschäftigen. Für den AKG stellt die<br />
zahnmedizinische Prophylaxe einen<br />
zentralen Bereich der Seniorenzahnmedizin<br />
dar, der bislang jedoch noch in<br />
vielen Punkten keine adäquate Umsetzung<br />
gefunden hat.<br />
Ist es bei den „jüngeren” Alten eher<br />
eine psychologische Barriere, die es zu<br />
überwinden gilt, zeigen sich bei pfl egebedürftigen<br />
Menschen viel dramatischere<br />
Probleme. Ohne Übertreibung<br />
darf man sagen, dass hier in 80 % der<br />
Fälle nahezu nichts mehr für die Mundpfl<br />
ege getan wird. Die Folgen kann man<br />
sich vorstellen: Eigene Zähne und teure<br />
Versorgungen verrotten, Schmerzen entstehen,<br />
werden spät erkannt und wenn<br />
14<br />
behandelt wird, dann meist nur mit der<br />
Zange. Ersatz ist kaum noch möglich,<br />
Kaufunktion und Lebensqualität gehen<br />
verloren. Auch wenn Schuldzuweisungen<br />
auf der Hand zu liegen scheinen,<br />
sollte man es sich nicht zu leicht machen.<br />
Heute besteht nur noch selten der<br />
einfache Fall, die Prothese eines Pfl egebedürftigen<br />
in ein Glas Wasser stellen<br />
zu müssen. Heute müssen komplexe<br />
Versorgungen gepfl egt werden, und damit<br />
ist das Pfl egepersonal nicht zuletzt<br />
auch zeitlich überfordert. Auf der anderen<br />
Seite fehlen der Zahnarztpraxis<br />
die Ausbildung und die wirtschaftliche<br />
Grundlage für diese Aufgabe. Anders als<br />
z. B. in der Schweiz gibt es in Deutschland<br />
noch kein Universitätsinstitut, das<br />
alle Facetten der Seniorenzahnmedizin<br />
in Lehre und Forschung abdeckt.<br />
Gleichzeitig sind Zahnarztpraxen nicht<br />
für eine Zahnpfl ege am Wohnort eines<br />
Pfl egebedürftigen ausgerichtet. Mobil<br />
tätig zu werden, ist für einen Zahnarzt<br />
völlig unwirtschaftlich. Hier sind neue<br />
spezialisierte Strukturen im größeren<br />
Rahmen notwendig.<br />
Mit dem Münchner Projekt „Teamwerk<br />
- Zahnmedizin für Menschen mit<br />
Behinderungen” gibt es ein Konzept,<br />
das Modellcharakter hat. Derzeit werden<br />
600 pfl egebedürftige Menschen mit<br />
mobiler Prophylaxe betreut.<br />
Ein neuer Weg in der zahnmedizinischer<br />
Behandlung Pfl egebedürftiger: Mobile Prophylaxe<br />
Bei moderaten Kosten lassen sich<br />
deutliche Erfolge erzielen, die wissenschaftlich<br />
dokumentiert sind.<br />
Der Ausbildungsproblematik möchte<br />
der AKG in einem ersten Schritt mit<br />
einer Fortbildungsreihe begegnen, in<br />
der sich Zahnärzte für die Betreuung<br />
pfl egebedürftiger Menschen spezialisieren<br />
können. Der Prophylaxe kommt<br />
dabei ein ganz wichtiger Stellenwert zu.<br />
Von einem Präventionsgesetz erwartet<br />
sich der AKG, dass der ältere und<br />
alte Mensch als ausdrückliches Ziel für<br />
zahnmedizinische Prophylaxe gesehen<br />
wird. Für Pfl egebedürftige müssen neue<br />
Konzepte für eine professionelle mobile<br />
Prophylaxe eingeführt werden. Allein<br />
auf das soziale Engagement Einzelner<br />
zu vertrauen, so wie es bisher geschieht,<br />
ist keine tragfähige Basis.<br />
Prof. Dr. Christoph Benz<br />
Poliklinik für Zahnerhaltung und<br />
Parodontologie der Universität München<br />
Goethestr. 70<br />
80336 München<br />
Tel.: 0 89 / 51 60 76 09<br />
E-mail: cbenz@<br />
dent.med.uni-muenchen.de<br />
Prof. Dr.<br />
Christoph Benz<br />
Hochschullehrer an der Universität<br />
München.<br />
2. Vorsitzender des Arbeitskreises für<br />
Gerostomatologie. Sein Hauptarbeitsgebiet<br />
ist die Seniorenzahnmedizin.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Das „Narrenschiff des Alters“, Szene aus „Ewig jung“.<br />
Prävention durch Kultur?!<br />
So Dr. Konrad Hummel, jetzt Sozialdezernent<br />
in Augsburg, bei der Tagung<br />
„Seniorenkultur in der Bundesrepublik<br />
Deutschland – Altenkultur in Ost und<br />
West” des Dachverbandes Altenkultur<br />
in Kooperation mit dem Freien Werkstatt<br />
Theater 1992 in Köln.<br />
Prävention durch Kultur, durch<br />
künst lerisches Gestalten, durch Theaterspiel?<br />
Alter im Rampenlicht heißt das zukunftsweisende,<br />
das „präventionale”<br />
Projekt, das die nunmehr 25-jährige<br />
Altentheaterarbeit des Freien Werkstatt<br />
Theaters (FWT) Köln noch intensiver<br />
im Land Nordrhein-Westfalen bekannt<br />
machen soll. Gefördert wird das Projekt<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
„Prävention ist eine bestimmte Haltung gegenüber der Gegenwart. Prävention heißt, dass ich Verantwortung<br />
übernehme für mein Verhalten hier und heute [...] Prävention heißt, sich für das einzusetzen, was mir mein Leben<br />
heute, auch kulturell, ersprießlicher macht.”<br />
vom Landesministerium für Gesundheit,<br />
Soziales, Frauen und Familie. Beispielgebend<br />
und anregend kann man<br />
hier erleben, wie ältere und alte Menschen<br />
spielerisch Körper und Fantasie<br />
in Bewegung setzen und dabei voller<br />
Lust und Spaß mit Kraft und Ausdauer<br />
Erinnerungen verlebendigen, gegenwärtiges<br />
Leben in seiner Vielfalt nachvollziehen,<br />
Bilder und Szenen über die<br />
Zukunft entwerfen. Hier heißt es mit<br />
hoher Konzentration die Gefühle vom<br />
Lachen bis zum Ausbruch der Tränen<br />
zu aktivieren, mit Mimik, Gestik und<br />
Stimme in ein Spiel mit sich selbst, mit<br />
dem Partner, mit dem Ensemble, mit<br />
dem Publikum einzutreten. Dabei fantasie<br />
einengende körperliche oder durch<br />
Erziehung und Normen gesetzte Grenzen<br />
zu überschreiten und ausdrucksfördernde<br />
Mittel wie Tanz, Gesang, Musik,<br />
Kostüm, Bühnenbild, Bühnenlicht und<br />
Requisiten mit einzubeziehen.<br />
Man trifft sich mindestens einmal<br />
pro Woche mit ca. 20 anderen und es wird<br />
erzählt, diskutiert, was in der oft nur kurzen<br />
Zwischenzeit alles los war, was einem<br />
passiert, begegnet ist. D. h. das Kurzzeitgedächtnis<br />
wird in Gang gesetzt, die<br />
Offenheit gegenüber den anderen sowie<br />
die Fähigkeit sich zu artikulieren und<br />
zuzuhören wird geübt; man zieht sich<br />
um, trinkt etwas und beginnt mit Profi<br />
s ein theatralisches Training, das einen<br />
ganz in die lebendige Körperlichkeit des<br />
15
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Hier und Jetzt versetzt, vom kleinen Zeh<br />
bis zu den Haarspitzen.<br />
Wer dabei in sich das Kindsein entdeckt,<br />
erinnert sich, wie man früher mit<br />
der Hand Kühe gemolken hat oder Kartoffeln<br />
gelesen, wie man eine Dorfhochzeit<br />
gefeiert hat oder im Luftschutzkeller<br />
saß. Wer in sich Jugend und Älterwerden<br />
wieder entdeckt, lässt erste Liebe, Blues<br />
tanzen und Familiengründung wieder<br />
lebendig werden.<br />
Aktivierung von Erfahrungswissen<br />
Älterer und Alter künstlerisch gestaltet,<br />
kulturell eingebracht in die gesellschaftliche<br />
Wirklichkeit von heute: Erfahrung<br />
mit Krieg, politischer Verführung, Widerstand,<br />
Mitläufertum, Flucht, Vertreibung,<br />
Hunger, Wiederaufbau, Wohlstand,<br />
Vollbeschäftigung, aber auch<br />
Arbeitslosigkeit, Rentnerdasein, Altersglück<br />
und Alterseinsamkeit, Rückzug<br />
oder Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
dem aktuellen Weltgeschehen, Erwartungen<br />
an die Zukunft, Nähe zum Tod.<br />
Was macht man mit all der Erfahrung,<br />
verstummt man, wird verbittert oder<br />
weise und zieht sich heiter zurück?<br />
Wer in vielen Proben zusammen mit<br />
anderen daraus ein Theaterstück erstellt,<br />
es zur Aufführung bringt, Beifall, Anerkennung<br />
und Kritik erfährt, damit auf<br />
Gastspiel auch in andere Länder fährt,<br />
es in immer wieder neuen Szenenkombinationen<br />
vor Zwölfjährigen und in<br />
Altenheimen spielt, ist gerüstet für den<br />
Dialog zwischen den Generationen und<br />
Nationen. Sie/er bleibt aktiv, setzt sich<br />
mit sich und der Umwelt auseinander,<br />
übt Kritik und Selbstkritik, gewinnt Distanz,<br />
nimmt sich lustvoll selbst auf die<br />
Schippe und gewinnt damit Zukunft.<br />
Theaterspielen ist ein fl üchtiges Unternehmen<br />
wie das Leben, es geschieht<br />
hier und jetzt, und je intensiver man<br />
jetzt lebt, umso mehr ist man gerüstet<br />
für später. Prävention durch künstlerisch-kulturelles<br />
Tun.<br />
16<br />
Die abschließende Fachtagung fi ndet<br />
Mit 76 noch in die Kletterwand?<br />
Szene aus „Ewig Jung”.<br />
am 1. Oktober 2004, dem Internationalen<br />
Tag der Älteren, im Freien Werkstatt<br />
Theater Köln statt.<br />
Dieter Scholz<br />
Freies Werkstatt Theater(FWT)<br />
Zugweg 10, 50677 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 32 78 17<br />
Fax: 02 21 / 33 16 68<br />
E-mail: fwt-koeln@t-online.de<br />
Dieter Scholz<br />
Jahrgang 1937. Schauspieler, Regisseur,<br />
Theaterleiter, 1. Vorsitzender des Dachverbandes<br />
Altenkultur.<br />
1977 Mitbegründer des FWT, seitdem<br />
in der künstlerischen Leitung.<br />
Seit 1979 kontinuierlich Kulturarbeit<br />
mit älteren und alten Menschen und<br />
generations übergreifenden Gruppen.<br />
Entwicklung von Theaterstücken mit<br />
dem Altentheaterensemble des FWT,<br />
Aufführungen in Deutschland und im<br />
europäischen Ausland.<br />
Leiter von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen,<br />
Festivals und Fachtagungen<br />
im Altenkulturbereich.<br />
Das Begegnungs-<br />
Centrum Haus im<br />
Park – ein Haus<br />
der Gesundheitsförderung<br />
Prävention und Gesundheitsför<br />
derung mit dem Ziel gesunden<br />
Al terns erfordern eine ganzheitliche<br />
Be trachtungsweise. Im BegegnungsCen -<br />
trum Haus im Park der Körber-<br />
Stiftung fi ndet sich dieser Ansatz in<br />
einem unter Federführung von Prof.<br />
Dr. Ursula Lehr entwickelten Konzept<br />
wieder. Das Haus im Park, das 1977<br />
eröffnet wurde, vereint vier Bereiche<br />
– Bildungs- und Freizeitangebote, ein<br />
Cafe/Restaurant, eine Krankengymnastik-<br />
und Massagepraxis und einen ambulanter<br />
Haus- und Pfl egedienst – unter<br />
einem Dach. Täglich besuchen ca.<br />
400 Menschen das Haus im Park.<br />
Im Eingangsbereich, der die Abteilungen<br />
über ein geräumiges Foyer<br />
miteinander verbindet, werden die Besucher<br />
über die unterschiedlichen Angebote<br />
informiert.<br />
Dozenten bieten Vorträge, Projekte<br />
und Kurse für körperliche, geistige und<br />
kreative Aktivitäten an. Ebenso gehören<br />
Ausfl üge, Entspannungsangebote<br />
und Gesprächskreise zum Programm.<br />
Die Vielfalt macht neugierig: Teilnehmer<br />
an Kursen für geistige und kreative<br />
Aktivitäten interessieren sich für Bewegungsangebote<br />
und andersherum. Die<br />
Patienten der Krankengymnastik kommen<br />
mit den Bildungs- und Freizeitaktivitäten<br />
in Kontakt. Cafebesucher und<br />
Teilnehmer der Bildungsveranstaltungen<br />
nehmen bei Bedarf fast selbstverständlich<br />
die Krankengymnastikpraxis<br />
oder den ambulanten Haus- und Pfl egedienst<br />
in Anspruch. Ein gutes Beispiel<br />
für eigenverantwortlich gestaltete Gesundheitsförderung<br />
ist die wachsende<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Der Kristallisationspunkt: Die Eingangshalle im BegegnungsCentrum – Haus im Park der Körber Stiftung.<br />
Zahl von Wassergymnastikgruppen im<br />
hauseigenen Bewegungsbad, die von<br />
den Teilnehmern selber bezahlt werden.<br />
Insbesondere in jüngster Zeit übernehmen<br />
Krankenkassen anteilig Kosten für<br />
die Teilnahme an einigen der Kurse.<br />
Viele der Besucher treffen sich im Anschluss<br />
an ihre Aktivitäten noch im Cafe<br />
und vertiefen Bekanntschaften. Andere<br />
Gäste, darunter auch Senioren, die in<br />
der Krankengymnastik behandelt werden,<br />
nutzen das Restaurant des Hauses<br />
gern zum Mittagessen. Die Förderung<br />
von Mobilität und Aktivität spielt auch<br />
in der ambulanten Pfl ege eine wichtige<br />
Rolle. Es wird als großer Erfolg gesehen,<br />
wenn es gelingt, Pfl egepatienten mit<br />
Hilfe des Fahrdienstes zum Besuch im<br />
BegegnungsCentrum oder zur Aktivität<br />
außerhalb der eigenen Wohnung zu<br />
bewegen. So erklärt es sich, dass viele<br />
Besucher mehrere Bereiche des Hauses<br />
nutzen. Auf diesem Wege wird körperliche<br />
mit geistiger Aktivität und sozialer<br />
Integration verbunden.<br />
Mit Partnern aus dem Gesundheitswesen<br />
werden in größeren Abständen<br />
Gesundheitsveranstaltungen organisiert.<br />
Schwerpunkt von Gesundheitstagen ist<br />
die Gesundheitsförderung mit vielfälti-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
gen Möglichkeiten zum aktiven Kennenlernen<br />
von körperlichen und geistigen<br />
Aktivitäten, von Angeboten für Kreativität<br />
und Entspannung. Vorträge zum<br />
Thema „Gesund altern”, Funktionsmessungen,<br />
Ernährungsberatung und Informationsstände<br />
von Beratungsstellen<br />
und Firmen runden das Programm ab.<br />
Die Besucher der Gesundheitstage erleben,<br />
dass Aktivität Freude bereitet und<br />
Gesundheit mehr ist, als nicht krank zu<br />
sein.<br />
Gesundheitsforen zu spezifi schen<br />
Erkrankungen dagegen sprechen eher<br />
Kranke und deren Angehörige an. In<br />
Zusammenarbeit mit dem örtlichen<br />
Krankenhaus, niedergelassenen Fachärzten<br />
und Selbsthilfegruppen erhalten<br />
die Besucher über Podiumsgespräche,<br />
Arbeitsgruppen und Stände umfassende<br />
Informationen. Sie werden zum gezielten<br />
Umgang mit ihrer Erkrankung<br />
angeregt. Sie entdecken, dass ihnen der<br />
Austausch mit anderen hilft, soziale Integration<br />
und Lebensfreude fördert. In<br />
diesem Sinne kann der kranke ältere<br />
Mensch eine Lebensqualität erleben, die<br />
sich in der Aussage „Ich fühle mich trotz<br />
meiner Krankheit wohl/gesund” widerspiegelt.<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Einige Schlussfolgerungen für ein<br />
Präventionsgesetz<br />
Ein Präventionsgesetz sollte sicherlich<br />
eine deutliche Steigerung des zur<br />
Verfügung stehenden Finanzvolumens<br />
für Prävention und Gesundheitsförderung<br />
regeln. Diese zunächst anfallenden<br />
Mehrausgaben werden sich mittel-/langfristig<br />
wegen der deutlich zu erwartenden<br />
Kostenreduzierung rentieren, weil<br />
Menschen im Alter dann weniger oder<br />
später krank werden. Aber wie realistisch<br />
ist es, strategisches Langzeitdenken von<br />
„Kurzzeitplanungsdenkern” in Politik<br />
und Unternehmungen der Gesundheitswirtschaft<br />
zu erwarten? Sicher ist es auch<br />
sinnvoll, die zur Zeit durch Krankenkassen<br />
fi nanzierten Bonussysteme, in dem<br />
gesundheitsförderndes Handeln belohnt<br />
wird, konsequent weiterzuentwickeln.<br />
Erfolgreiche Präventions- und Gesundheitsförderung<br />
erfordert inhaltlich<br />
eine ganzheitliche Herangehensweise,<br />
die geistige und körperliche Aktivität,<br />
Entspannung, gesunde Ernährung<br />
und soziale Integration zum Inhalt hat<br />
und eigenverantwortliches Handeln<br />
der Menschen über Kampagnen und<br />
konkrete Angebote fördert. Strukturell<br />
sind dafür eine multidisziplinäre<br />
Zusammenarbeit von Fachleuten, ein<br />
Miteinander von Organisationen im<br />
Gesundheitswesen, eine Vernetzung<br />
der Ressorts Bildung, Soziales und Gesundheit<br />
und eine entsprechende Ausrichtung<br />
von Einrichtungen vor Ort<br />
notwendig.<br />
Erst wenn es wirklich gelingt, Ressort-<br />
und Lobbydenken und bestehende<br />
Strukturen zu überwinden und ganzheitliches<br />
Denken und arbeitsfähige<br />
Netzwerke zu entwickeln, wachsen die<br />
Chancen auf eine wirksame Entwicklung<br />
von Prävention und Gesundheitsförderung.<br />
Ob diese Veränderungen<br />
über ein Präventionsgesetz erreicht werden<br />
können, bleibt sicherlich fraglich.<br />
Bei einer realistischen Betrachtungsweise<br />
der bundesdeutschen Realität ist<br />
17
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
nicht unbedingt davon auszugehen,<br />
dass es zu wirklich eingreifenden Strukturreformen<br />
und zu einer überzeugenden<br />
inhaltlichen Gestaltung von<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
kommt. Vielleicht bietet ein Modellversuch<br />
in einer Stadt und in einer mehr<br />
ländlichen Region eine Möglichkeit zur<br />
Erprobung von neuen Strukturen und<br />
neuen Inhalten der Prävention und<br />
18<br />
Gesundheitsförderung – wohl wissend,<br />
dass viele erfolgreiche Modellversuche<br />
bundesweit nie umgesetzt wurden. Die<br />
Körber-Stiftung wäre jedenfalls über<br />
das Haus im Park an einer Mitwirkung<br />
an solchen Modellen interessiert.<br />
Das BegegnungsCentrum Haus im<br />
Park ist mitwirkende Organisation in<br />
der <strong>BAGSO</strong>. Die Arbeit des Hauses ist in<br />
Jahrgang 1946, er leitet seit Anfang<br />
2000 das BegegnungsCentrum Haus<br />
im Park. Vorher war er in der sozialen<br />
Stadtteilentwicklung, in der Jugend hilfe<br />
und 10 Jahre im Gesundheits- und<br />
Sozialwesen in den Niederlanden tätig.<br />
Hoffnung Präventionsgesetz – aus der Sicht eines <strong>BAGSO</strong> Verbandes<br />
Einer der <strong>BAGSO</strong>-Verbände, die<br />
Volks solidarität, hat sich mit der Frage:<br />
Was wir uns von einem Präventionsgesetz<br />
erhoffen?” beschäftigt und meint dazu:<br />
Prävention beinhaltet aus der Sicht<br />
der Volkssolidarität immer zwei eng<br />
miteinander verbundene Ebenen:<br />
a) Prävention im Sinne sozialer Verhältnisse,<br />
die für alle Schichten der Bevölkerung<br />
und für alle Generationen eine<br />
gesunde Lebensweise ermöglicht und<br />
einen freien bzw. diskriminierungsfreien<br />
gleichen Zugang zu allen für die gesundheitliche<br />
Versorgung des Einzelnen<br />
erforderlichen Leistungen eröffnet.<br />
b) Prävention im Sinne gesundheitsbewussten<br />
Verhaltens des Einzelnen<br />
sowie eines Netzes von Einrichtungen,<br />
die – vom Kindergarten bis hin zur<br />
Wohneinrichtung für ältere Menschen<br />
– gesundheitsbewusstes Verhalten unter<br />
qualifi zierter fachlicher Anleitung anregen,<br />
fördern und unterstützen.<br />
Ein Präventionsgesetz muss der demografi<br />
schen Entwicklung gerecht werden.<br />
Ziel muss es sein, die gestiegene<br />
Lebenserwartung, das Phänomen der<br />
Hochaltrigkeit, die zunehmend größere<br />
Differenzierung der geschlechtsspezifi -<br />
schen Alterserkrankungen, einschl. der<br />
wachsenden Zahl von Demenzkranken,<br />
bei der Prävention ebenso wie bei der<br />
medizinischen und pfl egerischen Versorgung<br />
der Menschen zu berücksichtigen.<br />
Es ist zu gewährleisten, dass die<br />
Selbständigkeit älterer Menschen möglichst<br />
lange in ihrem bisher gelebten<br />
Wohnumfeld erhalten bleibt.<br />
Prävention soll dazu beitragen, eine<br />
ganzheitliche gesundheitliche Versorgung<br />
zu fördern und insbesondere Defi<br />
zite bei der Gesundheitsförderung und<br />
Krankheitsvorbeugung abzubauen.<br />
Dieter Wagner<br />
einer 32-seitigen Broschüre näher umschrieben<br />
www.hausimpark.de<br />
Dieter Wagner<br />
BegegnungsCentrum<br />
Haus im Park der Körber Stiftung<br />
Gräpelweg 8, 21029 Hamburg<br />
Tel.: 0 40 / 72 570 20<br />
E-mail: wagner@stiftung.koerber.de<br />
Die Verstärkung des Präventionsansatzes<br />
im Gesundheitswesen sollte auch<br />
<strong>vorbeugen</strong>de Maßnahmen gegen die erhebliche<br />
Zunahme psychosomatischer<br />
Erkrankungen beinhalten. Für Kinder,<br />
Frauen, ältere, behinderte sowie sozial<br />
benachteiligte Menschen sind mehr und<br />
wirksamere spezifi sche Präventions-<br />
und Betreuungsangebote erforderlich.<br />
Dafür sollten in einem Präventionsgesetz<br />
Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden.<br />
Aktivitäten in Einrichtungen der<br />
Volkssolidarität im Bereich der Prävention<br />
sind beispielsweise:<br />
• Wahrnehmungs- und Orientierungstraining<br />
• Bewegungsübungen, Gymnastik,<br />
Lauftraining<br />
• Atem- und Entspannungsübungen<br />
• Tanzen und Tanzen im Sitzen<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
• Sprechtraining z. B. bei Hemiplegikern<br />
Weitere Informationen:<br />
Volkssolidarität<br />
Alte Schönhauser Str. 16<br />
10119 Berlin<br />
Adelheid Wendrich<br />
Tel.: 0 30 / 29 89 71 26<br />
Hoffnung Präventionsgesetz<br />
– aus der Sicht<br />
einer Krankenkasse<br />
Die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten-Redaktion<br />
hatte auch verschiedene Krankenkassen<br />
angeschrieben und um die Beantwortung<br />
folgender Fragen gebeten:<br />
1. Welchen Stellenwert hat die Prävention<br />
in Ihrem Haus und welche konkreten<br />
Maßnahmen im Bereich der Prävention<br />
fördern Sie? (Beispiel: Kurse, Sucht-<br />
Entwöhnungsprogramme, Literatur, Videos,<br />
Vorträge etc.)<br />
2. Haben Sie bereits in Ihrem Haus<br />
Überlegungen angestellt, wie gesundheitsbewusstes<br />
Verhalten Ihrer Mitglieder<br />
belohnt werden könnte, z. B. durch<br />
ein Bonus-System – und wie könnte<br />
dieses aussehen?<br />
3. Welche Position hat Ihr Haus zu dem<br />
von der Bundesregierung geplanten<br />
Präventionsgesetz?<br />
Geantwortet hat lediglich eine, die Deutsche<br />
Angestellten Kasse:<br />
Prävention ist eine wichtige Säule des<br />
Gesundheitswesens. Mit zusätzlichen<br />
Anstrengungen für Gesundheitsvorsorge<br />
und Gesundheitsförderung kann die<br />
Lebensqualität der Menschen dauerhaft<br />
verbessert werden. Ein positiver Nebeneffekt<br />
ist, dass langfristig so auch Kosten<br />
im Gesundheitssystem gespart werden.<br />
Viele Gesundheitsschäden von morgen,<br />
vor allem die Chronifizierung von<br />
Krankheiten, können durch wirksame<br />
und nachhaltige Präventionsstrategien<br />
vermieden werden.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Aufgabe der Krankenkassen kann<br />
nur sein, versichertenbezogene Angebote<br />
zu machen, die sich an weitverbreiteten<br />
gesundheitlichen Risiken<br />
orientieren. Notwendig sind qualitätsgesicherte<br />
und zielgruppenspezifische<br />
Programme. Diese bietet die DAK mit<br />
der Gesundheitsförderung für unsere<br />
Versicherten und für Betriebe. Dazu gehören<br />
auch Bonus-Programme als Präventionsmaßnahmen<br />
zur Bewegung,<br />
Ernährung, Entspannung oder Suchtbewältigung.<br />
Ferner zur Krebsvorsorge,<br />
zum Gesundheits-Check-up, zur Kindervorsorge,<br />
zur Zahnvorsorge oder zu<br />
Schutzimpfungen.<br />
Die Forderungen der DAK an den<br />
Gesetzgeber sind teilweise durch die<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Über 300 Deutsche Heilbäder und<br />
Kurorte stehen bereit!<br />
Von den 16 bis 17 Mio. Gästen pro Jahr in den Heilbädern und Kuror-<br />
ten kommen nur knapp zwei Mio. auf Kosten der Renten- oder Kranken-<br />
versicherung, die anderen kommen als private Gäste, davon 2,5 Mio. zu<br />
Kongressen, Tagungen und Seminaren.<br />
Also der Urlauber ist in der deutlichen<br />
Überzahl. Es liegt wohl an der<br />
Kompetenz dieser Orte für Gesundheit,<br />
an ihrem beruhigten und gepflegten<br />
Ambiente, dass das Durchschnittsalter<br />
dieser Urlauber, die dann von Gesundheitsurlaub<br />
sprechen, bei etwa 60 Jahren<br />
liegt. Natürlich gibt es auch Orte,<br />
die z. B. mit Sport oder auch Wellness<br />
jüngere Jahrgänge im Visier haben und<br />
erreichen.<br />
Spätestens ab der Lebensmitte werden<br />
wir verstärkt auf unsere Gesundheit<br />
aufmerksam. Wenn nicht gut trainiert,<br />
spürt man das Nachlassen der körperlichen<br />
Fähigkeiten – es ist alles nicht<br />
mehr, wie es war. Dazu kommen meist<br />
Gesundheitsreform erfüllt. Es gilt dennoch<br />
einen nationalen Präventionsplan<br />
vorzulegen, der alle Institutionen und<br />
Bereiche der Gesellschaft mit einbezieht.<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
sollten neben der kurativen Medizin,<br />
der Rehabilitation und der Pflege zu einem<br />
gleichberechtigten Teilbereich des<br />
Gesundheitswesens werden. Angesichts<br />
der Zunahme von Zivilisationskrankheiten<br />
spricht sich die DAK dafür aus,<br />
Gesundheitserziehung in die Lehrpläne<br />
der allgemeinbildenden Schulen aufzunehmen.<br />
DAK-Pressestelle<br />
Nagelsweg 27-31, 20097 Hamburg<br />
Tel.: 0 40 / 23 96 14 58<br />
Fax: 0 40 / 23 96 22 19<br />
die ersten Symptome der alterstypischen<br />
Erkrankungen, der chronischen:<br />
das Knie, die Hüfte, der Rücken, die<br />
Knochen, Atmung, Blutdruck und „der<br />
Zucker”, das Herz. Man spürt mehr oder<br />
weniger deutlich, dass man nun mehr<br />
für seine Gesundheit tun muss.<br />
Der Ältere sucht den Kurort für seinen<br />
Urlaub auf, weil er über verdiente<br />
und notwendige Erholung hinaus hier<br />
Präventives und Rehabilitatives geboten<br />
bekommt. Der typische Gesundheitsurlauber<br />
möchte seine Fitness verbessern,<br />
indem er schon verloren gegangene<br />
Fähigkeiten wiedergewinnt, er möchte<br />
aber auch dafür sorgen, dass kommende<br />
Verluste und Erkrankungen zunächst<br />
19
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Drei moderne Rundbauten mit attraktivem Solebewegungsbad und Saunlandschaft, zwei langgestreckte<br />
Gradierwerke und ein Mittelbau mit herrlicher Fachwerkfassade bilden das Herz des Keltenbades in Bad<br />
Salzungen zwischen Thüringer Wald und Rhön.<br />
einmal im Zaum gehalten werden. So ist<br />
er ein „Mischling”, der in seinen Erholungsurlaub<br />
präventive und rehabilitative<br />
Ziele einbringt.<br />
Mit der staatlichen Anerkennung der<br />
Heilbäder und Kurorte, um die uns viele<br />
europäische Länder beneiden, ist belegt,<br />
dass hier vorzügliche Bedingungen für<br />
die Erfüllung des gesundheitlichen Anliegens<br />
der Gäste gegeben sind. Je nach<br />
Wunsch und Absicht kann man zwischen<br />
ebenfalls anerkannten Ortstypen<br />
wählen. Immer steht bei ihnen ein ortsgebundenes<br />
Heilmittel im Mittelpunkt,<br />
das seinem Wesen nach zur klassischen<br />
Naturheilkunde zählt – also im Besonderen<br />
für den Einsatz beim alternden<br />
Gast geeignet ist: milde Wirkung, keine<br />
Nebenwirkung bei ordnungsgemäßer<br />
Anwendung.<br />
Da sind z. B. die Mineralbäder<br />
– Moor und andere Peloide, wie die als<br />
Packung angebotenen Heilmittel heißen<br />
–, dazu Heilwasser zum Trinken,<br />
aber auch für Bäder – Solebäder seien<br />
genannt – , nicht zuletzt auch Gase wie<br />
Radon, das den Bechterew-Patienten<br />
wohl bekannt ist.<br />
20<br />
Seeheilbäder und Seebäder bieten<br />
insbesondere die inzwischen trotz des<br />
komplizierten Namens schon populäre<br />
Thalasso-Therapie, in deren Zentrum<br />
das Meer direkt als Heilmittel steht, ergänzend<br />
dazu noch Anwendungen mit<br />
Einzelbestandteilen aus dem Meer.<br />
Heilklimatische Kurorte bedienen<br />
sich der nachgewiesenen therapeutischen<br />
Wirkung des Klimas, für das bei<br />
den meisten Gästen das Wetter steht.<br />
Gebirge, zum Teil Hochgebirge und<br />
auch Küstennähe stehen dabei vornan.<br />
Schließlich seien die Heilbäder und<br />
Kurorte hervorgehoben, die Kneipp-<br />
Therapie anbieten, aber nicht nur Einzelstücke<br />
aus Kneipps Gesundheitslehre,<br />
die bei vielen anderen Angeboten zu<br />
fi nden sind, sondern auch das volle und<br />
geschlossene Therapiespektrum.<br />
Es würde den Rahmen sprengen,<br />
wollte ich aufzählen, welche Gäste am<br />
besten in welchen Ort passen, um ihr<br />
Anliegen zu befriedigen. Der Leser fi ndet<br />
am Schluss Hinweise, auf welchen<br />
Wegen er den richtigen Zugang fi ndet,<br />
den er dann selbst in die Hand nimmt<br />
oder mit Arzt und/oder Reise-Agentur<br />
bespricht.<br />
Dann am Ort ihrer Wahl fi nden<br />
Gäste mit dem Kur/Badearzt einen ausgewiesenen<br />
und erfahrenen Berater und<br />
Begleiter für die Kur.<br />
Auf zwei ganz besondere Angebote<br />
sei eigens hingewiesen. Zum einen wird<br />
von den Heilbädern und Kurorten eine<br />
neue „Präventionskur” ins Angebot<br />
kommen, die dem zeitgemäßen Ruf<br />
nach mehr Eigenverantwortung folgt.<br />
Gegenüber Kurverständnis aus der<br />
Vorzeit wird man nicht nur behandelt,<br />
sondern muss selber handeln. So veranstalten<br />
die deutschen Heilbäder und<br />
Kurorte zusammen mit der Barmer Ersatzkasse<br />
und dem Deutschen Leichtathletikverband<br />
in diesem Jahr zum<br />
zweiten Mal den Deutschen Walkingtag.<br />
Damit wird demonstriert, dass Walking<br />
(und Wandern) ganz wichtige Elemente<br />
des Kurorts in seinem präventiven Auftrag<br />
sind.<br />
Zum anderen bieten Heilbäder und<br />
Kurorte zunehmend auch Wellness an,<br />
was in ihren großen Hotels keineswegs<br />
neu ist. Eine eigene Qualitätsmarke<br />
„Wellness im Kurort” steht für eine solide<br />
Maßnahme, die zeitgemäße Wünsche<br />
der Gäste nach Service, Verwöhnen,<br />
Genießen – auch Schönheit – mit<br />
dem Kernanliegen der qualifi zierten<br />
Leistung für Gesundheit verbindet.<br />
Es sei nicht verschwiegen, dass Heilbäder<br />
und Kurorte 70-80 % unserer<br />
Rehakliniken und damit der Rehabilitation<br />
beherbergen. Da die Zuweisungen<br />
gerade für ältere und chronisch Kranke<br />
– die stationäre Rehakur, das Heilverfahren<br />
– zunehmend sparsamer erfolgen,<br />
bleibt vielen Betroffenen, die abgelehnt<br />
werden, nur der Verzicht oder die private<br />
Inanspruchnahme, die gleichwohl<br />
soziale Ungerechtigkeit bedeutet. Vieles<br />
von den „guten Zeiten” ist dahin.<br />
Und was die alte „offene Badekur”<br />
anbetrifft, die heute „Vorsorgemaßnahme<br />
am Kurort” heißt, auch sie ist knapp,<br />
sehr knapp bemessen. Die Ablehnung<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Aqua-Gymnastik gehört zu den regelmäßigen<br />
Angeboten im „VitArea” von Bad Heilbrunn mit<br />
seinem großzügigen Wellness- und Vitalbereich, mit<br />
Saunen, Dampfbad, Kneippbecken, Schwimmbad<br />
und sonnendurchfl uteten Trainingsräumen.<br />
der Kassenseite erfolgt oft oder meist<br />
vom „grünen Tische” her. Wer wirklich<br />
Ansprüche belegen kann, der fährt mit<br />
der Einlegung von Widerspruch ganz<br />
gut, denn dann muss man sich mit dem<br />
Menschen und nicht mehr nur mit seiner<br />
Akte befassen.<br />
Zum Schluss die Feststellung, dass<br />
viele Anliegen der Gesundung und der<br />
Gesunderhaltung besser umzusetzen<br />
sind, wenn sie mit einem Ortswechsel<br />
und seiner stimulierenden Funktion<br />
sowie der Entlastung von heimischen<br />
Verhältnissen gekoppelt sind. Verstärkt<br />
wird die positive Wirkung natürlich<br />
noch durch das gesundheitlich besonders<br />
günstige Ambiente anerkannter<br />
Kurorte.<br />
Nähere Informationen zur Wahl geeigneter<br />
Heilbäder fi nden sich im „Deutschen<br />
Bäderkalender”, der auch Ärzten,<br />
Kassen und Reiseveranstaltern vorliegt<br />
oder zugängig ist, sowie im Internet unter:<br />
www.deutscher-heilbaederverband.de<br />
Prof. Dr. Manfred Steinbach<br />
Deutscher Heilbäderverband e. V.<br />
Schumannstr. 111, 53113 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 20 120 30<br />
Fax: 02 28 / 20 120 41<br />
E-mail: wolter@dhv-bonn.de<br />
Prof. Dr. Andreas Kruse hat „15 Regeln<br />
für ein gesundes Älterwerden” entwickelt.<br />
Diese sind einem Teil der <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
beigelegt. Wir danken der Barmer<br />
Ersatzkasse, dass sie uns 5.000 Exemplare<br />
zur Verfügung gestellt hat.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Präventive Hausbesuche im Alter<br />
Prävention im Alter ist notwendig<br />
Der Anteil älterer Menschen in unserer<br />
Gesellschaft steigt – und die Frage<br />
nach den Auswirkungen auf unsere sozialen<br />
Sicherungssysteme drängt. Dabei<br />
dürfen wir nicht übersehen, dass Pfl egebedürftigkeit<br />
überwiegend Folge von<br />
Krankheit ist – und dass viele Krankheiten<br />
vermeidbar sind. Wir sind stolz<br />
auf die Qualität der Versorgung von<br />
Patienten nach einem Schlaganfall oder<br />
einem Sturz mit einem Knochenbruch.<br />
Aber wäre nicht die Vermeidung eines<br />
Schlaganfalls oder eines Oberschenkelhalsbruchs,<br />
wo sie möglich sind, ebenso<br />
wichtig? Prävention ist ethisch geboten<br />
und kann Kosten vermeiden 1) – ihr<br />
Ausbau ist eine Antwort auf die demografi<br />
schen Veränderungen.<br />
Mögliche Ansätze<br />
Prävention zielt auf verbreitete,<br />
schwerwiegende Gesundheitsprobleme,<br />
die wirksam, wirtschaftlich und ohne<br />
unerwünschte Nebenwirkungen angegangen<br />
werden können. Grundsätzlich<br />
können Präventionsleistungen auf zwei<br />
verschiedene Arten angeboten werden:<br />
■ Der Betroffene kommt zu demje-<br />
nigen, der die Leistung anbietet<br />
(Komm-Struktur).<br />
■ Derjenige, der die Leistung anbietet,<br />
bringt sie dem Betroffenen (Bring-<br />
Struktur).<br />
Für ältere Menschen sind präventive<br />
Hausbesuche als Bring-Struktur ein<br />
vielversprechender Ansatz, ihren Gesundheitszustand<br />
zu verbessern und<br />
ihre Selbstständigkeit zu erhalten.<br />
Was sind präventive Hausbesuche im<br />
Alter?<br />
Präventive Hausbesuche im Alter bestehen<br />
■ aus einem mehrdimensionalen<br />
Assessment (Tests). Dabei werden<br />
die individuellen Risiken (z. B.<br />
Sturzgefahr) erfasst.<br />
■ Dann erhalten die Betroffenen<br />
zuhause durch dafür geschulte<br />
Hausbesucher eine persönliche<br />
Beratung mit dem Ziel, diese<br />
Risiken zu minimieren.<br />
■ In regelmäßigen Abständen werden<br />
die Beratungen wiederholt, und die<br />
empfohlenen Maßnahmen auf<br />
ihren Erfolg hin überprüft.<br />
Die grundsätzliche Wirksamkeit<br />
präventiver Hausbesuche im Alter ist<br />
erwiesen, insbesondere für allein lebende<br />
Über-75-Jährige, die noch nicht<br />
pfl egebedürftig sind 2). Präventive Haus -<br />
besuche für ältere Menschen sind in<br />
manchen Ländern schon realisiert: in<br />
Japan seit 1983, in Dänemark seit 1998.<br />
Was können wir tun?<br />
Die Akzeptanz von Investitionen in<br />
die Prävention erfordert fl ankierend einen<br />
öffentlichen Diskurs zum Thema.<br />
Durch Modellprojekte können geeignete<br />
Zielgruppen, Inhalt, Umfang<br />
und Frequenz der Hausbesuche, das<br />
Verhältnis von Aufwand und Nutzen<br />
sowie die geeignete Profession der<br />
Hausbesucher festgestellt werden. Mit<br />
Zustimmung der Betroffenen könnten<br />
Gutachten des Medizinischen Dienstes<br />
der Krankenversicherung (MDK) zur<br />
Feststellung der Pfl egebedürftigkeit, die<br />
in häuslicher Umgebung erstellt wurden,<br />
für das Risiko-Assessment „zweitgenutzt”<br />
werden.<br />
Hauptansprechpartner älterer Menschen<br />
in Sachen Gesundheit sind die<br />
Hausärzte. Ihre Erfahrung und ihre<br />
Kenntnis der konkreten Lebenssituation<br />
ihrer Patienten sollten auch für präventive<br />
Interventionen genutzt werden. Mit<br />
den neuen Rehabilitations-Richtlinien tritt<br />
die rechtzeitige Einleitung notwendiger<br />
21
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Rehabilitation verstärkt ins hausärztliche<br />
Blickfeld. Analog könnte das hausärztliche<br />
Aufgabenspektrum auch im<br />
Bereich Prävention verstärkt werden<br />
um die Durchführung oder Veranlassung<br />
präventiver Hausbesuche – zur Beseitigung<br />
von Risiken im Verhalten und<br />
in der persönlichen Wohnsituation.<br />
Handlungsfelder der Prävention im Alter<br />
betreffen beispielsweise:<br />
■ Ernährung und Flüssigkeitszufuhr,<br />
die oft nicht den Bedürfnissen im<br />
Alter und den bestehenden Krank-<br />
heiten entsprechen: „Essen und<br />
Trinken hält Leib und Seele<br />
zusammen.”<br />
■ Körperliche Aktivität und Training<br />
zur Steigerung der Leistungsfähigkeit,<br />
Blutdrucksenkung, Sturzprophylaxe<br />
u. v. m.: „Wer rastet, der rostet!”<br />
■ Soziale Kontakte, um geistige<br />
Aktivität zu erhalten und<br />
Eine Alternative für Heimbewohner<br />
zu Rehabilitationsmaßnahmen nach<br />
SGB V<br />
Obwohl im Sozialgesetzbuch XI<br />
(Pfl egeversicherung) ausdrücklich festgehalten<br />
wird, dass auch Pfl egeheimbewohner<br />
das Recht auf Rehabilitationsmaßnahmen<br />
der Krankenversicherung<br />
haben (§§ 5(2) u. 31(2) SGB XI), werden<br />
von den Kassen nur selten weitergehende<br />
Maßnahmen genehmigt.<br />
Als Begründung werden mangelndes<br />
Rehabilitationspotential oder, oftmals<br />
aufgrund kognitiver Einschränkungen,<br />
ungenügende Rehabilitationsfähigkeit<br />
angegeben. Hauptgrund für die restriktive<br />
Leistungsvergabe der Kassen ist vor<br />
allem die angespannte Haushaltslage.<br />
Und diese wird sich in Zukunft nicht<br />
verbessern.<br />
22<br />
Depressionen bei Isolierung zu<br />
vermeiden: „Der Mensch lebt nicht<br />
vom Brot allein.”<br />
■ Inkontinenzberatung u. v. m.<br />
Eine konkrete Ausgestaltung<br />
präventiver Leistungen ist geboten.<br />
Wir brauchen neue Angebote für<br />
ältere Menschen. Dafür sollten wir<br />
bereits vorhandene Strukturen<br />
nutzen.<br />
1.) A. Kruse. Kostenentwicklung im Gesundheitswesen:<br />
Verursachen ältere Menschen höhere Gesundheitskosten?<br />
Expertise für die AOK Baden-Württemberg 2003.<br />
2.) Dies zeigen die Untersuchungen von Professor<br />
Stucki, Bern.<br />
Dr. Elisabeth Nüchtern<br />
Dr. Waltraud Hannes<br />
MDK Baden-Württemberg<br />
Ahornweg 2, 77933 Lahr<br />
Tel.: 0 78 21 / 93 81 53<br />
Fax: 0 78 21 / 93 82 11 07<br />
E-mail: e.nuechtern@mdkbw.de<br />
SimA P – Rehabilitative Maßnahmen im Pfl egeheim<br />
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen<br />
wird es zwingend notwendig,<br />
Alternativen zu erforschen und vorhandene,<br />
bisher ungenutzte Ressourcen<br />
zu nutzen. Eine Möglichkeit bietet hierzu<br />
auch wiederum das SGB XI, in dem<br />
in den §§ 11 und 28 die Pfl icht zur aktivierenden<br />
Pfl ege sowie die Aktivierung<br />
und Betreuung des Pfl egebedürftigen<br />
geregelt wird. Pfl egeheime sind demnach<br />
verpfl ichtet, nicht nur die Pfl ege<br />
des Bewohners sicherzustellen, sondern<br />
ihn auch durch geeignete Maßnahmen<br />
zu aktivieren, Fähigkeiten zu erhalten<br />
oder wieder zurück zu gewinnen und<br />
Vereinsamungstendenzen entgegen zu<br />
wirken. Prinzipiell sind also nach dem<br />
Pfl egeversicherungsgesetz die Pfl egeheime<br />
gleichermaßen zum Angebot<br />
bestimmter Maßnahmen verpfl ichtet.<br />
Sozialmedizinerin, im MDK Baden-<br />
Württemberg für den Bereich Geriatrie<br />
verantwortlich; erstellte zusammen mit<br />
dem leitenden Arzt des MDK Baden-<br />
Württemberg, Herrn Dr. med. Peter<br />
Schwoerer, 2003 für das Bundesministerium<br />
für Gesundheit und Soziale<br />
Sicherung eine Expertise zum Thema<br />
„Präventive Hausbesuche im Alter”.<br />
Dr. Waltraud Hannes<br />
Dr. Elisabeth<br />
Nüchtern<br />
arbeitet beim MDK Baden-Württemberg<br />
in der Stabsstelle Koordinierung Pflegeversicherung.<br />
Doch erst seit Beginn 2004 prüft der<br />
MDK die Heime auf die Einhaltung<br />
dieser Forderungen. D. h. es wird überprüft,<br />
ob Pfl egeheime ein Konzept zur<br />
Betreuung und Aktivierung vorhalten,<br />
und ob dieses auch regelmäßig umgesetzt<br />
wird. Problematisch erscheint hier,<br />
dass das Gesetz keine inhaltlichen Forderungen<br />
benennt. Somit bieten Heime<br />
konzeptuell Mal-, Sing- und Bastelkurse<br />
an, die sicherlich von hoher sozialer<br />
Wichtigkeit, aber letztlich für den Erhalt<br />
der körperlichen und kognitiven<br />
Leistungsfähigkeit nur bedingt geeignet<br />
sind. Wenn es nun gelingt, ein Konzept<br />
zu schaffen, was gleichermaßen fähigkeitsfördernd<br />
und -erhaltend ist und<br />
zudem noch Freude bereitet, könnte so<br />
ein sinnvoller Beitrag zur Verbesserung<br />
der Qualität der Pfl ege und gleichsam<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
eine Entlastung des Gesundheitssystems<br />
erzielt werden.<br />
Hier setzt das vom Ministerium<br />
für Gesundheit und soziale Sicherung<br />
geförderte Forschungsprojekt „Rehabilitation<br />
im Pfl egeheim” an. Es wurde<br />
auf der Basis des im Rahmen der Sim A -<br />
Langzeitstudie entwickelten Programms<br />
ein Therapiekonzept entwickelt, das<br />
über ein Jahr in zwölf Heimen eines<br />
großen bayerischen Altenhilfeträgers<br />
auf Wirksamkeit und Praxistauglichkeit<br />
überprüft wurde. Inhalte sind körperliche<br />
und geistige Aktivierung im Sinne<br />
eines psychomotorischen und kognitiven<br />
Trainings, wobei unterschiedliche<br />
Leistungsniveaus für mehr oder minder<br />
stark beeinträchtigte Teilnehmer berücksichtigt<br />
werden. Aufgrund der hohen<br />
Anzahl an demenzerkrankten Pfl egeheimbewohnern<br />
wurde ein spezielles<br />
Konzept erarbeitet, das mit einer biografi<br />
sch orientierten Herangehensweise<br />
versucht, noch vorhandene Erinnerungen<br />
und Kenntnisse zu aktivieren, um<br />
somit die Identität und das „Selbst” der<br />
Betroffenen möglichst lange zu erhalten.<br />
Als grundlegender Anspruch gilt,<br />
dass zum einen ein großer Teil der<br />
Heimbewohner von diesem Konzept<br />
profi tieren kann und zum anderen die<br />
fi nanzielle und personelle Belastung für<br />
das Pfl egeheim möglichst gering gehalten<br />
werden sollen, so dass eine breite<br />
Implementierung des Konzepts realisiert<br />
werden kann.<br />
Kognitive Aktivierung im Pfl egeheim<br />
Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe,<br />
die die heimeigenen Aktivierungsmaßnahmen<br />
weiter besuchte,<br />
konnten bei den Projektteilnehmern signifi<br />
kante Verbesserungen in kognitiven<br />
Bereichen festgestellt werden. Während<br />
sich die Gruppe ohne diese Therapie in<br />
ihren Aktivitäten des täglichen Lebens<br />
(Mobilität, Anziehen, Essen, etc.) verschlechterte,<br />
konnten die Teilnehmer<br />
ihren Status erhalten oder gar verbes-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Kognitive Aktivierung im Pfl egeheim<br />
sern. Das körperliche Training wirkte<br />
sich vor allem auf die Reduzierung der<br />
Sturzgefahr aus: So konnte in der Therapiegruppe<br />
die Anzahl der erfolgten<br />
Stürze um 50 % reduziert werden, während<br />
sich die Kontrollgruppe nicht veränderte<br />
bzw. die Anzahl der Stürze noch<br />
zunahm. Die Befragung des Pfl egepersonals<br />
ergab signifi kant positive Veränderungen<br />
bezüglich der sozialen Aktivitäten<br />
der Bewohner und des Ausmaßes<br />
an Selbstständigkeit. Ferner empfand<br />
das Pfl egepersonal eine subjektive Entlastung<br />
durch die Therapie.<br />
Obgleich das entwickelte Therapiekonzept<br />
aufgrund des Anspruchs einer<br />
guten Realisierbarkeit in Pfl egeheimen<br />
einigen Restriktionen und Kompromissen<br />
unterworfen ist, kann dennoch von<br />
einer guten Wirksamkeit ausgegangen<br />
werden. Der große Vorteil gegenüber<br />
zeitlich begrenzten Rehabilitationsmaßnahmen<br />
nach SGB V ist hier die<br />
Implementation der Therapie in die<br />
Regelversorgung, so dass eine ständige<br />
Aktivierung der Bewohner und damit<br />
die Möglichkeit eines langfristigen Erhaltes<br />
der kognitiven und funktionellen<br />
Psychomotorische Aktivierung<br />
Schwerpunkt: <strong>Besser</strong> <strong>vorbeugen</strong>!<br />
Fähigkeiten gewährleistet ist. Einer sinnvollen<br />
Kombination dieses Ansatzes mit<br />
anderen erhaltenden und präventiven<br />
Strategien (z. B. einer speziellen Sturzprophylaxe<br />
für besonders gefährdete<br />
Bewohner) wurde durch die bausteinartige<br />
Zusammensetzung von kognitiver<br />
und psychomotorischer Aktivierung<br />
Rechnung getragen.<br />
Grundlage der Anwendung bilden<br />
die drei SimA P -Übungsbände „Psychomotorische<br />
Aktivierung”, „Kognitive<br />
Aktivierung” und „Biographieorientierte<br />
Aktivierung”. Weiterhin ist die Möglichkeit<br />
einer fakultativen, jedoch dringend<br />
empfohlenen, sechstägigen Weiterbildung<br />
zum Erwerb der kognitionspsychologischen<br />
und sportmotorischen<br />
Grundkenntnisse sowie einer Einführung<br />
in die Moderation von Gruppen<br />
gegeben.<br />
Die SimA P -Übungsbände sind voraussichtlich<br />
ab Herbst 2004 im Buchhandel<br />
erhältlich<br />
Andreas Ackermann<br />
Institut für Psychogerontologie der<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Nägelsbachstr. 25, 91052 Erlangen<br />
Tel: 0 91 31 / 85 26 530<br />
E-mail: ackermann@geronto.<br />
uni-erlangen.de<br />
Andreas Ackermann<br />
Jahrgang 1971, Studium der Pädagogik<br />
und der Psychogerontologie, seit<br />
2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Psychogerontologie der<br />
Universität Erlangen Nürnberg, zusammen<br />
mit Prof. Dr. W.D. Oswald Leitung<br />
des Forschungsprojektes „Rehabilitation<br />
im Altenpflegeheim”. Forschungsschwerpunkte:<br />
empirische Pflegeheimforschung,<br />
psychische und körperliche<br />
Störungen im Alter, Sturz prävention.<br />
23
Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
Prävention als Gesamtstrategie<br />
Mit den Koalitionsvereinbarungen vom 16. Oktober 2002 wird Prävention<br />
als vierte Säule im Gesundheitswesen eingeführt und erhält somit das glei-<br />
che Gewicht wie Akutbehandlung, Rehabilitation und Pfl ege.<br />
Was bedeutet das für die<br />
Seniorenpolitik?<br />
Unsere Gesellschaft sieht sich in den<br />
kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />
einem Alterungsprozess gegenüber, der<br />
sozialhistorisch ohne Beispiel ist. Den<br />
wenigsten von uns ist bewusst, dass<br />
vor allem der Anteil Höchstaltriger an<br />
der Altenbevölkerung überproportional<br />
zunimmt. Wir werden uns darauf<br />
einstellen müssen, dass über 80-Jährige<br />
eher die Regel als die Ausnahme sein<br />
werden.<br />
Entscheidend ist schon heute nicht<br />
allein die Tatsache der hinzugewonnen<br />
Lebensjahre, entscheidend ist, wie diese<br />
Zeit aktiv und sinnerfüllend genutzt<br />
werden kann. Die Bewahrung von Gesundheit<br />
stellt dabei eine Grundvoraussetzung<br />
für die Kontinuität von Autonomie<br />
und Lebensqualität dar.<br />
Die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen<br />
sind enorm und trotz<br />
aller Reformbemühungen bislang nicht<br />
überzeugend und auf Dauer zu bändigen.<br />
Verantwortlich dafür wird auch<br />
die Altersentwicklung gemacht. Ältere<br />
Menschen nehmen mehr und häufi ger<br />
Leistungen des Gesundheitssystems in<br />
Anspruch, die Krankheitskosten im Alter<br />
steigen. Dieser Anstieg betrifft insbesondere<br />
stationäre Aufenthalte und den<br />
Medikamentenverbrauch. Vieles spricht<br />
jedoch dafür, dass weniger die Alterung<br />
der Bevölkerung an sich als vielmehr<br />
der Fortschritt in der Medizin maßgeb-<br />
24<br />
licher Treibsatz für die Gesundheitsausgaben<br />
ist.<br />
Es gibt zwar partiell Daten, die darauf<br />
hinweisen, dass die Inanspruchnahme<br />
medizinischer Versorgung zunehmen<br />
wird, dass der Alterungsprozess<br />
aber nicht zu einem proportionalen<br />
Anstieg der Krankheits- und Behinderungslast<br />
für das gesundheitliche Versorgungssystem<br />
führen wird. Und: Die<br />
Milderung negativer Folgen aus der<br />
demografi schen Entwicklung für die<br />
Krankheitskosten der Zukunft muss, so<br />
Expertenmeinung im 3. Altenbericht,<br />
vor allem am Gesundheitszustand anknüpfen.<br />
Die Chancen, die hohen relativen<br />
Krankheitskosten im Alter durch<br />
geeignete präventive und rehabilitative<br />
Maßnahmen zu senken, sind hoch. Unsere<br />
Bemühungen dürfen sich nicht auf<br />
bloße Kostendämpfung reduzieren.<br />
Alter allein jedoch ist kein Synonym<br />
für Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit<br />
– die Älteren und auch die Hochaltrigen<br />
sind keine Problemgruppe per<br />
se. Das ist eines der eindruckvollsten<br />
Ergebnisse der vom Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend geförderten Berliner Altersstudie.<br />
Gleichzeitig fi nden wir uns allerdings<br />
mit dem Phänomen konfrontiert,<br />
dass sich funktionelle Einbussen mit<br />
Autonomieverlust ans Lebensende verschieben,<br />
dass sich Erkrankungen und<br />
Leidenszustände mit nachfolgender<br />
Pfl egebedürftigkeit in der Endstrecke<br />
eines zunehmend langen Lebens massiv<br />
verdichten.<br />
Wir wissen jedoch, dass auch ältere<br />
und sehr alte Menschen noch über erstaunliche<br />
Kompetenzen zur Problembewältigung<br />
verfügen und mit Unterstützung<br />
durch geeignete Maßnahmen<br />
ein hohes Maß an Autonomie, Lebensqualität<br />
und Lebenszufriedenheit zurückgewinnen<br />
können. Diese Ressourcen<br />
optimal zu erschließen, ist Aufgabe<br />
und Chance von Gesundheitsförderung<br />
und Prävention.<br />
Gesundheit im Alter erstreckt sich<br />
zwischen den Extremen von Marathonlauf<br />
und Demenz. Vielfältige Faktoren<br />
nehmen Einfl uss darauf, wie wir altern.<br />
Somit gilt es, zu überprüfen, welche<br />
Einfl üsse von Bedeutung sind und insbesondere,<br />
welche Maßnahmen geeignet<br />
sind, einem Verlust der Stabilität<br />
entgegenzuwirken.<br />
Das Risikofaktorenmodell ist im<br />
Prinzip auch für den alternden und alten<br />
Menschen gültig. Dabei gilt: Es ist<br />
selten zu früh und nie zu spät, um Effekte<br />
zu erzielen. Die Plastizität gewährleistet<br />
bei geeigneten Maßnahmen auch<br />
in hohem Alter Erfolge.<br />
Beispiele sind Raucherentwöhnung,<br />
Sturzprävention, Krafttraining. Das gilt<br />
nicht nur für den zunehmend gesundheitsbewussten<br />
aktiven Teil der älteren<br />
Bevölkerung, sondern auch für bereits<br />
hilfe- und plegebedürftige ältere<br />
Menschen.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Projekte zur Erprobung präventiver Ansätze<br />
1. Entwicklung neuer Angebotsformen<br />
Die vier Projekte des Modellprogramms<br />
„Altenhilfestrukturen der Zukunft”<br />
des Bundesministeriums für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend im<br />
Förderschwerpunkt „Altenhilfe und Rehabilitation”<br />
in Wiesbaden, Würzburg,<br />
Woltersdorf und Dresden-Nord setzen<br />
hier weiterführende Akzente.<br />
Die konkreten Projektziele in Wiesbaden<br />
richten sich auf eine Vernetzung<br />
der Dienste und Einrichtungen der<br />
Altenhilfe und des Gesundheitswesens<br />
durch Systematisierung vorhandener<br />
Angebote. So wird den zu Hause lebenden<br />
älteren Menschen der Zugang zur<br />
(teil-) stationären, mobilen/ambulanten<br />
Rehabilitation und zu Heilmitteln eröffnet<br />
und die Nachsorge bei klinischen<br />
Aufenthalten strukturiert.<br />
Das Zusammenwirken von Altenhilfe<br />
und Gesundheitswesen trägt dazu bei,<br />
dass fallbezogen und bedarfsgerecht<br />
Leistungen angeboten und Schnittstellenprobleme<br />
auf den verschiedensten<br />
Ebenen der Versorgung älterer Menschen<br />
reduziert werden.<br />
Das Würzburger Projekt belegt, dass<br />
sich durch ein strukturiertes Kooperationsmodell<br />
mit einer geriatrischen<br />
Rehabilitationsklinik eine rehabilitationsorientierte<br />
aktivierende Pflege im<br />
Seniorenpflegeheim implementieren<br />
lässt. Als geeignete Einstiegsmaßnahme<br />
im Rahmen des Projekts haben sich<br />
Hospitationen erwiesen.<br />
In Woltersdorf bei Berlin ist mobile ambulante<br />
Rehabilitation als Schlussstein<br />
in einem geriatrischen Versorgungsnetz<br />
erprobt worden.<br />
Die Mobile Rehabilitation versteht sich<br />
als Schnittstelle zwischen stationärem<br />
und ambulantem Bereich in einem<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
vernetzten System, in dem sich die<br />
einzelnen Komponenten gegenseitig<br />
ergänzen. Es vereinigt die Stärken des<br />
ambulanten Bereiches (Therapie direkt<br />
am Wohnort des Patienten) mit denen<br />
des stationären Bereiches (große Therapiedichte,<br />
multiprofessionelles Team).<br />
Eine enge Koordination und Kommunikation<br />
erfolgt mit allen anderen für die<br />
Versorgung des Patienten zuständigen<br />
Institutionen.<br />
In Dresden-Nord ist eine Vernetzung<br />
zwischen stationärem und ambulantem<br />
Versorgungs- und Beratungsangebot<br />
angestrebt worden. Eine Koordinierungsstelle<br />
multiprofessionellen Zuschnitts in<br />
Dresden-Nord mit Anbindung an Sozialstation<br />
(Volkssolidarität Dresden e. V.)<br />
und geriatrische Rehabilitationsklinik<br />
stellte das geriatrische Assessment- und<br />
Beratungsteam.<br />
Nicht alle Maßnahmen der Modelle haben<br />
sich als tauglich für eine Übernahme<br />
in die Regelversorgung erwiesen.<br />
Dennoch ist viel Substanz geblieben,<br />
die eine erforderliche Weiterentwicklung<br />
der Altenhilfe unterstützen wird.<br />
Die Ergebnisse der Abschlussveranstaltung<br />
zum Modellprogramm „Altenhilfestrukturen<br />
der Zukunft” vom 6. und 7.<br />
Mai 2004 in Berlin werden in Kürze für<br />
alle Interessenten zugänglich sein.<br />
Der Königsweg zu einer Minderung<br />
von Risiken und Krankheitsursachen<br />
und somit zu einer Verbesserung des<br />
Gesundheitszustandes älterer Menschen<br />
kann nur über verstärkte Angebote im<br />
Vorfeld krankheitsbedingter Einschränkungen<br />
führen.<br />
Bewegung und Sport haben für die<br />
Gesundheit, die Aktivität und das Wohlbefinden<br />
von älteren Menschen große<br />
Bedeutung.<br />
In den vergangenen Jahren sind<br />
Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
verschiedene zentrale Aktivitäten im<br />
Bereich Bewegung, Spiel und Sport im<br />
Alter initiiert und gefördert worden.<br />
Dazu gehören beispielgebende und<br />
internationale Projekte von Sport- und<br />
Seniorenorganisationen sowie Arbeitsmaterialien<br />
für die Bewegungs- und<br />
Sportpraxis. Der Deutsche Sportbund<br />
führt im Rahmen seiner Kampagne<br />
„Danke den Ehrenamtlichen im Sport”<br />
in Partnerschaft mit dem Ministerium<br />
seit Anfang 2000 ein zweijähriges, aus<br />
mehreren Elementen bestehendes Projekt<br />
zur Förderung des ehrenamtlichen<br />
Engagements und des Erfahrungswissens<br />
von Seniorinnen und Senioren im<br />
Sport durch. Mit dem Projekt „Richtig fit<br />
ab 50”, das im September 2003 gestartet<br />
ist, wird die Kooperation mit dem<br />
Deutschen Sportbund fortgesetzt. Es<br />
werden verschiedene Ansätze erprobt,<br />
um bei Männern und Frauen über 50<br />
Jahren bestehende Barrieren gegenüber<br />
der Aufnahme von Bewegungsaktivitäten<br />
abzubauen.<br />
2. Lebenslagenansatz<br />
Bereits heute gibt es in unserer Bevölkerung<br />
keine Altersgruppe, die so<br />
differenziert, so heterogen und so stark<br />
im Umbruch begriffen ist wie die der<br />
Älteren. Die Altenberichterstattung<br />
durch ein unabhängiges Expertengremium<br />
trägt diesem Umstand Rechnung,<br />
und die Empfehlungen haben sich als<br />
hilfreich bei der Weiterentwicklung der<br />
Altenpolitik erwiesen.<br />
Der Angebotsansatz bedarf der Ergänzung<br />
durch den Lebenslagenansatz, um<br />
seine Zielgruppen zu erreichen.<br />
Das vom 01.12.1998 bis 31.12.2001<br />
durchgeführte Modellprogramm „Selbstbestimmt<br />
Wohnen im Alter” lässt<br />
25
Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
sich einem solchen „Setting-Ansatz”<br />
zuordnen. Ziel ist es, einen bundesweiten<br />
Wissenstransfer über Fragen des<br />
Wohnens im Alter herzustellen und eine<br />
breite öffentliche Diskussion hierüber<br />
anzuregen. Wohnen soll dabei nicht<br />
eingeschränkt auf bauliche Gegebenheiten<br />
gesehen werden, sondern auch<br />
die Lebensumwelt der älter werdenden<br />
Menschen einbeziehen. Dabei sollen<br />
Planung und Beratung nicht erst dann<br />
einsetzen, wenn eine Person hilfs- oder<br />
pflegebedürftig geworden ist, sondern<br />
bereits zu einem frühen Zeitpunkt erfolgen<br />
und im Hinblick auf die Belange<br />
des Wohnens im Alter Weichen stellen.<br />
Zentrales Anliegen ist das „normale”<br />
Wohnen und dabei insbesondere eine<br />
altersmäßige Mischung der Bewohnerstrukturen<br />
in Häusern, Siedlungen und<br />
Wohnquartieren.<br />
3. Stärkung der Eigenverantwortung<br />
Wir wissen, dass das Interesse älterer<br />
Menschen an gesundheitsbezogenen<br />
Informationen und Angeboten zunimmt<br />
und Bereitschaft zur Übernahme von<br />
Eigenverantwortung besteht.<br />
Im inzwischen abgeschlossenen Modellvorhaben<br />
„Ganzheitliche Betreuung und<br />
medizinische Therapie geriatrischer Patienten”,<br />
das Hausärzte in einer interdisziplinär<br />
geprägten Kooperation mit der<br />
Fachklinik geriatrisch qualifiziert hat, ist<br />
über zwei Jahre ein geriatrisches Screening<br />
im Vorfeld von Pflegebedürftigkeit<br />
in der Hausarztpraxis erprobt worden.<br />
Eine auf den so entstandenen Kooperationsstrukturen<br />
aufbauende Studie setzt<br />
primär bei der Förderung von Eigenverantwortung<br />
und Eigeninitiative des Patienten<br />
an. Die Studie ist Teilprojekt eines<br />
EU-Forschungsvorhabens im Rahmen<br />
des 5. EU-Rahmenprogramms „Lebensqualität<br />
und Management lebender<br />
Ressourcen – Alterung der Bevölkerung<br />
und Behinderung (Leitaktion 6)” mit der<br />
26<br />
Bezeichnung „Disability Prevention in<br />
the older Population”.<br />
Entstanden ist auf dieser Grundlage<br />
inzwischen ein ganzheitliches interdisziplinäres<br />
präventives Angebot, das<br />
erfolgreich unter dem Namen „Kleeblatt-Konzept”<br />
am Albertinen Haus in<br />
Hamburg praktiziert wird.<br />
4. Hilfen bei Demenz<br />
Zu einer differenzierten Wahrnehmung<br />
von Alter in unserer Gesellschaft gehört<br />
schließlich, dass wir uns darauf einstellen,<br />
dass mit der zunehmenden Lebenserwartung<br />
für den Einzelnen das Risiko<br />
gesundheitlicher Einschränkungen und<br />
das der Pflegebedürftigkeit im hohen<br />
Alter wachsen. Jeder von uns sollte sich<br />
ganz bewusst damit auseinandersetzen.<br />
Insbesondere demenzielle Erkrankungen<br />
prägen das Bild. Jeder Dritte über<br />
neunzig muss damit rechnen, dass es ihn<br />
trifft. Alter stellt den einzigen gesicherten<br />
Risikofaktor für Demenz dar. Für<br />
die Alzheimer Krankheit, am häufigsten<br />
Ursache der Veränderungen, gibt es trotz<br />
aller hoffnungsvollen Meldungen noch<br />
keine Heilung. Die damit verbundenen<br />
Probleme haben gravierenden Einfluss<br />
auf alle Bereiche des Lebens im Alter. In<br />
der Unterstützung pflegender Angehöriger<br />
und der Gewährleistung bedürfnisorientierter<br />
Hilfen für Betroffene liegt ein<br />
gewaltiges Präventionspotential.<br />
Um dieser Herausforderung gerecht<br />
werden zu können, unterstützt das<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend verstärkt die Arbeit<br />
der Deutschen Alzheimer Gesellschaft,<br />
die in den nächsten zwei Jahren eine<br />
Info-Kampagne durchführen wird.<br />
Sie soll dazu beitragen, den Wissensstand<br />
in der Bevölkerung über Demenz<br />
zu verbessern, und sie soll Aufmerksamkeit<br />
und Verständnis für die Problematik<br />
betroffener Familien wecken. Darüber<br />
hinaus geht es darum, zu vermitteln, dass<br />
Hilfe möglich und wie sie zugänglich ist.<br />
Appell an die Selbstverantwortung<br />
für präventives<br />
Handeln<br />
Die Beispiele machen deutlich, wie vielfältig<br />
die präventiven Ansätze sind, die<br />
bereits jetzt umgesetzt werden. Prävention<br />
kann allerdings keine Garantie individueller<br />
Krankheitsvermeidung sein.<br />
Unser Verständnis von Prävention reicht<br />
von einem Krankheitsvermeidungs- über<br />
ein Krankheitsfrüherkennungsmodell zu<br />
einem Gesundheitsförderungsmodell,<br />
das Ressourcen mobilisiert, mit denen<br />
alters- und krankheitsbedingte Defizite<br />
ausgeglichen und einem Verlust der Homöostase,<br />
d. h. des zunehmend labilen<br />
Gleichgewichtes rechtzeitig entgegengewirkt<br />
werden kann.<br />
Dazu gehört auch, die Potenziale älterer<br />
Menschen nicht brach liegen zu lassen,<br />
sondern Möglichkeiten zu schaffen, dass<br />
sie sich aktiv und mit neuen Verantwortungsrollen<br />
in unsere Gesellschaft einbringen<br />
können. Das Modellprogramm<br />
„Erfahrungswissen für Initiativen (EFI)”<br />
will hierzu Anreize setzen.<br />
In seiner für das Bundesgesundheitsministerium<br />
erstellten Expertise „Gesund<br />
altern” kommt Professor Andreas Kruse<br />
zu dem Schluss, dass Erkenntnisse der<br />
Gerontologie zu Möglichkeiten und<br />
Chancen, gesund alt zu werden, entgegen<br />
allem Wissen bei weitem nicht<br />
ausgeschöpft werden.<br />
Welche Rahmenbedingungen also sind<br />
erforderlich, um die vorhandenen guten<br />
Ansätze der Prävention für ein gesundes<br />
Altern auch dauerhaft und wirksam<br />
umzusetzen, und wo liegt das Problem?<br />
Prävention ist nicht so spektakulär<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
wie atemberaubende Entwicklungen<br />
medizinischer Technik, die kurativ Einsatz<br />
finden. Sie kommt eher leise und<br />
unauffällig daher, darf aber nicht unterschätzt<br />
werden. Das Wissen um Macht<br />
und Möglichkeiten von Prävention und<br />
Gesundheitsförderung muss zukünftig<br />
aktiv in die Gesellschaft hineingetragen<br />
werden.<br />
Im Rahmen der Arbeit des Deutschen<br />
Forums Prävention und Gesundheitsförderung<br />
beim Bundesministerium für<br />
Gesundheit und Soziale Sicherung werden<br />
deshalb Strategien und Konzepte<br />
entwickelt, durch deren Umsetzung die<br />
körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />
im Alter verbessert und Funktionseinbußen<br />
vermieden werden können.<br />
Diese „Botschaften” werden sowohl in<br />
einer Broschüre als auch im Internet<br />
verfügbar sein. Sie werden Grundlage<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
für Kampagnen zum „Gesunden Altern”<br />
sein.<br />
Als ein wichtiger Meilenstein in diesem<br />
Prozess hat der 1. Kongress des Deutschen<br />
Forums Prävention und Gesundheitsförderung<br />
(„Gesellschaft mit<br />
Zukunft – Altern als Herausforderung<br />
Bund<br />
Länder<br />
Kommunen<br />
Elemente einer Gesamtstrategie Prävention<br />
z.B. kommunale Gesundheitskonferenzen<br />
Aktuelles aus dem BMFSFJ<br />
für Prävention und Gesundheitsförderung”)<br />
bereits am 29./30. April<br />
2004 stattgefunden.<br />
Weitere Informationen zum Forum<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
finden Sie im Text von Beate Robertz-<br />
Grossmann auf Seite 7.<br />
Deutsches Forum Prävention und Gesundheitsförderung<br />
Präventionsgesetz Nationaler Aktionsplan „Prävention“<br />
z. B. Gesundheitskonferenzentionsplan z. B. ÖGD-Gesetze<br />
z. B. landesweiter Aktionsplan „Prävention“<br />
z. B. kommunaler<br />
Aktionsplan „Prävention“<br />
BMGS, 14.10.03<br />
27
Aktuelles Seniorenarbeit /-politik<br />
Der 2. Freiwilligensurvey startet<br />
1. Idee und Konzeption des Freiwilligensurveys<br />
Fünf Jahre nach dem 1. Freiwilligensurvey,<br />
der repräsentativen Bevölkerungsumfrage<br />
zum freiwilligen<br />
und ehrenamtlichen Engagement in<br />
Deutschland, hat das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend den 2. Freiwilligensurvey in Auftrag<br />
gegeben. Ähnlich wie bei der ersten<br />
Untersuchung werden auch beim 2.<br />
Freiwilligensurvey 15.000 Personen per<br />
Telefoninterview zu ihren gesellschaftlichen<br />
Aktivitäten und ihrem freiwilligen<br />
Engagement befragt. Die Daten geben<br />
Aufschluss darüber, wie sich die Gruppe<br />
der engagierten Bürger/innen zusammensetzt,<br />
in welchen Engagementbereichen<br />
sie tätig sind, wie die organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen aus ihrer<br />
Sicht aussehen, mit welchen Erwartungen<br />
sie ihr Engagement tätigen und wo<br />
Beratungs- und Unterstützungsbedarf<br />
besteht.<br />
Der 2. Freiwilligensurvey ist eine<br />
Wiederholungsbefragung, so dass erstmals<br />
die Möglichkeit besteht, Aussagen<br />
zur Entwicklung des Engagements zu<br />
treffen. Interessant ist dabei nicht nur,<br />
ob und wie sich das Engagement in den<br />
letzten fünf Jahren verändert hat, sondern<br />
auch die Frage nach Kontinuitäten<br />
in den Engagementstrukturen.<br />
2. Erweiterungen und neue Schwerpunktsetzungen<br />
Über die identische Kernbefragung<br />
hinausgehend wird es im 2. Freiwilligensurvey<br />
einige Erweiterungen und<br />
Schwerpunktsetzungen geben, mit denen<br />
auf die neuere Engagementdiskussion<br />
sowie auf aktuelle gesellschaftlich<br />
und politisch relevante Themen reagiert<br />
wird. So werden die organisatori-<br />
28<br />
schen Rahmenbedingungen des Engagements,<br />
wie sie sich aus der Sicht der<br />
freiwillig Engagierten darstellen, einer<br />
genaueren Analyse unterzogen. Eine<br />
zweite Schwerpunktsetzung wird in der<br />
Analyse der Zusammenhänge zwischen<br />
Engagement, Familie und Erwerbsarbeit<br />
bestehen. In Kooperation mit der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien<br />
Wohlfahrtspflege hat sich als weiterer<br />
Analysefokus das Engagement in den<br />
Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe,<br />
der Behindertenhilfe und der Altenhilfe<br />
herausgebildet.<br />
3. Aktivität und Engagement von<br />
Senior/innen<br />
Bereits der 1. Freiwilligensurvey hat<br />
sich in besonderer Weise der gesellschaftlichen<br />
Beteiligung und dem Engagement<br />
von Senior/innen zugewandt.<br />
Demnach sind Senior/innen in unterschiedlichen<br />
Bereichen wie im Sport,<br />
in der Kultur, in Kirchengemeinden,<br />
in Vereinen und Projekten aktiv und<br />
haben darüber hinaus zahlreiche freiwillige<br />
Aufgaben übernommen. Jeder<br />
vierte Ältere (26 %) ist freiwillig engagiert.<br />
Erst in der Altersgruppe der über<br />
75-Jährigen geht das Engagement stark<br />
zurück.<br />
Auch im 2. Freiwilligensurvey wird<br />
das Engagement der Senior/innen untersucht,<br />
und es stellt sich die spannende<br />
Frage, ob es innerhalb der letzten<br />
fünf Jahre Veränderungen in dieser Altersgruppe<br />
gegeben hat. Dafür sprechen<br />
Auswirkungen des demografischen Wandels,<br />
die Zunahme bei den mittleren und<br />
höheren Bildungsabschlüssen und nicht<br />
zuletzt auch die politische Entwicklung.<br />
Dies gilt es allerdings erst noch mit den<br />
neuen Daten zu überprüfen.<br />
Über die Ergebnisse des 2. Freiwilligensurveys<br />
hinausgehend besteht die<br />
Möglichkeit, nach Abschluss der Untersuchung<br />
im Juni 2005 vertiefende Analysen<br />
zu ausgewählten Fragestellungen,<br />
zu einzelnen Gruppen Engagierter wie<br />
z. B. den Senior/innen oder auch zu bestimmten<br />
Engagementbereichen durchzuführen.<br />
Die Fülle an Daten kann von<br />
Organisationen und Institute für weitere<br />
Auswertungen genutzt werden.<br />
Dr. Gisela Jakob<br />
Institut für Sozialarbeit und<br />
Sozialpädagogik<br />
Projektbüro 2. Freiwilligensurvey<br />
c/o Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
Taubenstr. 42/43, 10117 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 206 55 16 17<br />
E-mail: gisela.jakob.iss@bmfsfj.bund.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Seniorenarbeit / politik<br />
AARP – die amerika nische Senioren-<br />
or ga nisation. Ein Modell für Deutschland?<br />
1. Deutschlands größte Herausforderung:<br />
Die demografi sche Entwicklung<br />
Das Älterwerden der Gesellschaft ist<br />
ein Thema, dessen Tragweite in Verbindung<br />
mit der niedrigen Geburtenrate<br />
immer stärker in den Mittelpunkt des<br />
öffentlichen Interesses rückt. James W.<br />
Vaupel vom Max-Planck-Institut in Rostock<br />
spricht von „Deutschlands größter<br />
Herausforderung”. Viel zu lange haben<br />
die verantwortlichen Politiker, mit<br />
ihnen die Bürger, die damit verbundenen<br />
Probleme verdrängt. Frank Schirrmacher,<br />
Herausgeber der FAZ, beschäftigt<br />
sich in seinem aufrüttelnden Buch<br />
„Das Methusalem-Komplott” mit der<br />
Ausgangslage und den sich schon heute<br />
abzeichnenden Auswirkungen: „Die<br />
enorme Krise, der wir uns gegenübersähen,<br />
sei aber auch eine große Chance:<br />
Die Chance, ein riesiges, brach liegendes<br />
Areal, die Macht des Alters und des<br />
Alterns neu zu entdecken.” Oder anders<br />
ausgedrückt: Die älteren Männer und<br />
Frauen als vollwertige Bürger zu behandeln<br />
und sie als Kapitalvermögen und<br />
nicht als Schuldenlast anzusehen, die<br />
wir abzutragen haben. Deshalb ist es<br />
wichtig, das in der Gesellschaft vorherrschende<br />
Bild vom Alter zu korrigieren<br />
und den Wert zu erkennen, den die in<br />
einem langen Leben gewonnenen Erfahrungen<br />
für die Gesellschaft bedeuten.<br />
Hirnforscher haben herausgefunden,<br />
dass Erfahrungen Strukturen im Gehirn<br />
hinterlassen, die die Geschwindigkeit<br />
von Jugendlichen dadurch kompensieren,<br />
dass der Erfahrene Abkürzungen<br />
nimmt, die der Jugendliche nicht kennt.<br />
Das belegt auch die erfolgreiche Arbeit<br />
des Senior Experten Service (SES), der<br />
sich schon seit Jahren mit der Aussage<br />
an die Öffentlichkeit wendet: „Zukunft<br />
braucht Erfahrung”.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
2. Unser Bild vom Alter bedarf der<br />
Korrektur<br />
In dieser Situation müssen wir uns<br />
fragen, was geschehen kann, um bei<br />
uns in Deutschland zu einem anderen<br />
Verständnis vom Alter zu gelangen. Die<br />
ständigen Diskussionen um die Rentenreform<br />
oder die sich abzeichnenden<br />
Schwierigkeiten der Pfl egeversicherung<br />
werden das kaum bewirken. Eher ist das<br />
Gegenteil der Fall. Es ist auch fraglich,<br />
ob die großen „Lobby-Organisationen”,<br />
die sich die Sorgen und Nöte der Älteren<br />
auf ihre Fahnen geschrieben haben,<br />
dazu in der Lage sind. Ihre vielfältigen<br />
Aktionen, die auf „Fürsorge” für die<br />
Schwachen zielen, vermitteln nicht gerade<br />
einen positiven Eindruck von dem<br />
„Mehrwert” der Älteren. Oft entsteht<br />
auch der Eindruck, dass es die spezifi -<br />
schen Interessen der Organisationen<br />
selbst sind, die ihre Handlungen und<br />
Unterlassungen leiten. Deshalb ist es zu<br />
empfehlen, sich näher mit der Arbeit<br />
der AARP zu beschäftigen.<br />
3. Die American Association of<br />
Retired Persons (AARP)<br />
Die AARP ist eine gemeinnützige<br />
Gesellschaft, die in den USA die Interessen<br />
der über 50-Jährigen vertritt. Sie<br />
zählt mehr als 35 Mio. Mitglieder, ein<br />
Drittel davon sind jünger als 60 Jahre,<br />
46 % sind zwischen 60 und 74 Jahre<br />
alt, die restlichen sind 74 und älter. Sie<br />
ist damit die weitaus größte Interessenorganisation<br />
in den USA und hat,<br />
wie ihr Präsident es bei einem Besuch<br />
in Deutschland einmal formuliert hat,<br />
eine „ausreichende Hebelkraft”, um Einfl<br />
uss auszuüben. Die Organisation zählt<br />
nicht nur Rentner zu ihren Mitgliedern,<br />
sondern Menschen über 50, auch solche,<br />
die noch voll im Berufsleben stehen. Sie<br />
Aktuelles<br />
wird nicht vom Staat subventioniert, ist<br />
parteipolitisch ungebunden und stolz<br />
auf ihre Unabhängigkeit, die sie als Garant<br />
ihrer großen Erfolge sieht. Ihre Arbeit<br />
wird vornehmlich von tausenden<br />
ehrenamtlichen Helfern geleistet, die<br />
auf eine Vergütung verzichten. Das gilt<br />
auch für die Büros, die die Organisation<br />
in allen Bundesstaaten unterhält. Die<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter sind das<br />
„Herz” der AARP und gleichzeitig ihr<br />
größtes Kapital.<br />
Die Ausgaben der Organisation lagen<br />
im Jahr 2003 bei 631 Mio. Dollar,<br />
die Einnahmen bei 636 Mio. Der größte<br />
Teil der Einnahmen entfällt auf die<br />
Mitgliedsbeiträge in Höhe von 186 Mio.<br />
Dollar und auf „Tantiemen” von 218<br />
Mio. Dollar. Diese stammen aus einem<br />
weitgefächerten kommerziellen Netzwerk,<br />
das die Organisation zu Gunsten<br />
ihrer Mitglieder unterhält und diesen<br />
erhebliche wirtschaftliche Vorteile bietet:<br />
z. B. bei Versicherungen, bei Reisen<br />
und Hotelunterkünften, bei der Verbraucherberatung<br />
oder beim Rechtsschutz.<br />
Diese Vorteile sind es, die es den<br />
Mitgliedern leicht machen, sich mit der<br />
AARP zu identifi zieren und ihre Beiträge<br />
zu zahlen.<br />
Im Blick auf die Diskussionen in<br />
Deutschland um Demografi e und Renten<br />
ist die soziale und politische Aktivität<br />
der AARP allerdings von besonderem<br />
Interesse. Sie hat mit nachhaltigem<br />
Erfolg dafür gestritten, dass Menschen<br />
bis ins hohe Alter arbeiten dürfen, von<br />
keiner Firma wegen ihres Alters ver-<br />
29
Aktuelles Seniorenarbeit /-politik<br />
AARP fördert körperliche Fitness und einen gesunden Lebensstil durch eine Vielzahl<br />
von Programmen wie einen „Fitness Walk”.<br />
drängt, sondern im Gegenteil ständig<br />
fortgebildet werden. Sie vermittelt zudem<br />
viele ältere Menschen für soziale<br />
Dienste in Kindergärten, Schulen und<br />
Gemeinden. Während also in Deutschland<br />
noch immer für einen möglichst<br />
frühen Renteneintritt gekämpft und die<br />
Sozialversicherung damit zusätzlich belastet<br />
wird, haben sich die Mitglieder der<br />
AARP für einen anderen Weg entschieden:<br />
Jeder soll individuell entscheiden<br />
können, wie lange er arbeiten möchte,<br />
und vom Staat dabei unterstützt werden,<br />
möglichst lange produktiv zu sein.<br />
4. Können wir von der AARP lernen?<br />
Es liegt auf der Hand, dass sich das<br />
amerikanische Modell nicht ohne weiteres<br />
auf Deutschland übertragen lässt.<br />
Dazu sind sozialstaatliches Verständnis<br />
und die Erwartungshaltung der Bürger<br />
auf beiden Seiten zu verschieden. Dem<br />
dürfte auch die bei uns festgefügte Organisationsstruktur<br />
der Seniorenarbeit<br />
im Wege stehen. Gleichwohl lohnt sich<br />
das Nachdenken darüber, ob das Selbstverständnis<br />
und die Arbeit der AARP in<br />
30<br />
einigen Punkten nicht doch beispielhaft<br />
sein könnten:<br />
■ Auch in Deutschland zeichnet sich<br />
ab, dass die Leistungen der staatli-<br />
chen Altersvorsorge nicht ausreichen<br />
werden und der privaten<br />
Vorsorge ein wachsendes Gewicht<br />
zukommt. Das bedeutet, dass die<br />
Lobby-Arbeit für die älteren Men-<br />
schen noch wichtiger werden wird<br />
und auf Dauer eher von solchen<br />
Organisationen mit Erfolg<br />
geleistet werden kann, die in ihrer<br />
Existenz nicht überwiegend von der<br />
öffentlichen Hand abhängig sind.<br />
■ Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />
bei uns der Anteil der Älteren an<br />
der Bevölkerung weiter wachsen<br />
wird – noch schneller als in den<br />
USA – und damit ihr Einfluss<br />
potential sowohl in der Politik als<br />
auch am Markt ebenfalls zuneh-<br />
men wird. Warum sollte es den<br />
Älteren nicht auch in Deutschland<br />
gelingen, durch gemeinsame<br />
Anstrengungen stärker „Druck”<br />
auf politische Entscheidungen aus-<br />
zuüben und ihre Macht am Markt<br />
auszuspielen, um – wo immer<br />
– wirtschaftliche Vorteile für die<br />
älteren Verbraucher und in Verbin-<br />
dung damit auch finanzielle<br />
Leistungen für ihre Organisationen<br />
zu erhalten?<br />
■ Und schließlich: Würde es sich<br />
nicht auch in Deutschland lohnen<br />
darüber nachzudenken, ob am<br />
Arbeitsmarkt auf die lebenslangen<br />
Erfahrungen der Älteren auch<br />
weiterhin verzichtet und an der<br />
altersbedingten „Zwangspensionie-<br />
rung” festgehalten werden soll. Im<br />
internationalen Vergleich stehen<br />
hierzulande nur sehr wenige Alte<br />
noch im Arbeitsleben.<br />
Aus alledem folgt: Auch in der Seniorenpolitik<br />
gilt der Satz „Zukunft<br />
braucht Erfahrung”.<br />
Dr. Rudolf Schuster<br />
Vorsitzender des SES-Fördervereins e.V.<br />
Buschstr. 2, 53113 Bonn<br />
E-mail: ses@ses-bonn.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Senioren-kritische Kunden<br />
Projekt Zielgruppenorientierte Verbraucherarbeit<br />
für und mit Senioren<br />
Der Anteil älterer Menschen<br />
in unserer Gesellschaft nimmt zu.<br />
Senioren sind eine bedeutsame Konsumentengruppe.<br />
Bisher bieten Verbraucherorganisationen<br />
Spezialberatungen<br />
und -informationen vorwiegend in den<br />
Bereichen Pflege und Wohnen an. Spezifische<br />
Belange jüngerer Senioren finden<br />
bislang zu wenig Berücksichtigung,<br />
diese sollen in dem Projekt systematisch<br />
analysiert werden.<br />
An dem Projekt, das vom 1.4.2004<br />
bis 31.12. 2004 läuft, ist neben den Verbraucherzentralen<br />
NRW, Brandenburg<br />
und Rheinland-Pfalz die <strong>BAGSO</strong> beteiligt.<br />
Angesprochen sind ältere, als Verbraucher<br />
aktive Menschen ab ca. 60<br />
Jahre. Diese werden zu Kundenkonferenzen<br />
eingeladen. Sie können dort ihre<br />
Verbraucherprobleme und Wünsche an<br />
die Verbraucherarbeit einbringen. Flankierend<br />
wird ein Fragebogen eingesetzt.<br />
Ziel des Projektes ist die Entwicklung<br />
einer an den Bedürfnissen von<br />
Senioren und Seniorinnen orientierten<br />
Verbraucherarbeit.<br />
Es sollen die für Seniorinnen und<br />
Senioren<br />
■ besonders interessanten verbrau-<br />
cherpolitischen Inhalte ermittelt,<br />
■ bedarfsgerechte Beratungsmetho-<br />
den und Informationsmaterialien<br />
geprüft,<br />
■ ein Konzept „Seniorengerechte<br />
Verbraucherarbeit“ als Arbeits-<br />
grundlage für Verbraucherorganisationen<br />
erstellt werden.<br />
Genaueres erfahren Sie bei :<br />
Verbraucher-Zentrale NRW<br />
Mintropstr. 27, 40215 Düsseldorf<br />
Bärbel Gebert<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Tel.: 02 11 / 38 09 258<br />
E-mail: baerbel.gebert@vz-nrw.de<br />
Verbraucherzentrale Brandenburg<br />
Templiner Str. 21, 14473 Potsdam<br />
Frau Marek<br />
Tel.: 0 33 01 / 20 11 93<br />
E-mail: gdl@vzb.de<br />
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz<br />
Große Langgasse 16, 55116 Mainz<br />
Cornelia Bunk<br />
Tel.: 0 61 31 / 28 48 32<br />
E-mail: bunk@verbraucherzentrale-rlp.de<br />
Kooperationspartner <strong>BAGSO</strong><br />
Eifelstr. 9, 53119 Bonn<br />
Dr. Erika Neubauer<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />
E-mail: neubauer@bagso.de<br />
Meinungsumfrage:<br />
Versicherungsberatung<br />
50-plus<br />
Welche Erwartungen stellen ältere<br />
Menschen an eine Versicherungsberatung?<br />
Dieser Frage ging die <strong>BAGSO</strong> gemeinsam<br />
mit der Versicherung DEVK in<br />
einer Studie nach. Verteilt wurde der Fragebogen<br />
über die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten,<br />
beim 7. Deutschen Seniorentag und auf<br />
Seminaren. An der Befragung beteiligten<br />
sich im Jahr 2003 186 Senioren/innen,<br />
109 Frauen und 77 Männer. Ca. 85 % der<br />
Befragten waren 60 Jahre und älter.<br />
Die <strong>BAGSO</strong> interviewte die DEVK-<br />
Marktforschung, die die Auswertung<br />
der Antworten durchführte, zu den zentralen<br />
Ergebnissen:<br />
<strong>BAGSO</strong>: Fühlen sich Senioren ausreichend<br />
von den Versicherern informiert?<br />
DEVK: 66 % der Senioren erhalten<br />
nach ihrer Einschätzung keine<br />
Aktuelles<br />
speziellen Informationen für Senioren.<br />
Jeder Zweite wünscht sich aber eben<br />
diese Informationen.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Was interessiert die Senioren<br />
besonders?<br />
DEVK: Allgemeine Informationen<br />
rund um das Thema Versicherungen,<br />
angefangen bei Sozialversicherungen<br />
über private Versicherungen bis hin zu<br />
Vorteilen, die Senioren evtl. eingeräumt<br />
werden, sind gefragt. Bei den konkreten<br />
Sparten steht die Pflegeversicherung an<br />
erster Stelle, gefolgt von der Krankenversicherung<br />
und der Lebensversicherung.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Welcher Informationsweg wird<br />
dabei gewünscht?<br />
DEVK: Fast jeder zweite Senior bevorzugt<br />
Informationen per Post. Fast<br />
jeder vierte Befragte wünscht die Informationen<br />
durch einen Besuch bei ihm<br />
zu Hause. Insgesamt ca. 40 % begrüßen<br />
eine persönliche Beratung. Der telefonische<br />
Kontakt wird von einer überwältigenden<br />
Mehrheit nicht gewünscht. Das<br />
neue Medium Internet wird von 11 %<br />
akzeptiert.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Welche Anforderungen stellen<br />
sie an einen Versicherungsberater?<br />
DEVK: Nur 8 % stellen die Forderung,<br />
von einem Verkäufer des gleichen<br />
Geschlechts beraten zu werden.<br />
Jeder zweite vertraut eher einem 40-<br />
bis 50-jährigen Berater. 42 % erwarten<br />
eher eine Betreuung durch Berater, der<br />
mindestens 50 Jahre oder älter ist.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Welches ist die wichtigste Anforderung,<br />
die Senioren an eine Versicherung<br />
stellen?<br />
DEVK: Bei der Befragung durfte nur<br />
die wichtigste Anforderung genannt<br />
werden. Die Antworten bringen über-<br />
31
Aktuelles Senioren-kritische Kunden<br />
raschende Ergebnisse. Als wichtigste<br />
Anforderung nannten die meisten: „Die<br />
persönliche Situation muss berücksichtigt<br />
werden”. Dies wird in anderen<br />
Altersgruppen sicher ähnlich gesehen.<br />
Erstaunlich sind aber die geringen Nennungen<br />
bei den Kriterien „Preiswert”<br />
und „Nähe”. Hier kommt zum Ausdruck,<br />
dass das Vertrauen durch die Berücksichtigung<br />
der persönlichen Situation<br />
und durch den persönlichen Kontakt<br />
zum Vertreter hohe Bedeutung haben.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Welche Versicherungen sind<br />
für Senioren aus ihrer eigenen Sicht die<br />
Wichtigsten?<br />
DEVK: Die Versicherungen, die das<br />
Hab und Gut absichern, stehen eindeutig<br />
im Mittelpunkt, d. h. Hausratversicherung,<br />
Private Haftpfl icht, Gebäudeversicherung.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Gefragt nach der idealen Versicherungsgesellschaft,<br />
welche Aspekte<br />
haben die Befragten für besonders wichtig<br />
gehalten?<br />
DEVK: Auf den ersten drei Plätzen<br />
steht die menschliche Komponente. Die<br />
freundliche und kompetente Beratung<br />
sowie die schnelle, reibungslose Schadenregulierung<br />
wird erwartet, um die<br />
Nerven zu schonen. Interessanterweise<br />
steht der niedrige Beitrag nicht auf den<br />
ersten drei Plätzen. Von geringer Bedeutung<br />
sind die Beitragsrückvergütung bei<br />
Schadenfreiheit und das umfassende Finanzdienstleistungsangebot.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Viel diskutiert ist die Frage, wie<br />
Senioren angesprochen werden sollen.<br />
Was meinten die Befragten dazu?<br />
DEVK: Auf die Frage „Stört es Sie,<br />
als Senior(in) bezeichnet zu werden?”<br />
antworteten 92,6 % mit „Nein”. Befragt<br />
worden waren vor allem engagierte ältere<br />
Menschen, wobei 40 % der Befragten<br />
über 70 Jahre alt waren. Zumindest<br />
diese aktive Gruppe hat mit dem Begriff<br />
„Senior” kein Problem.<br />
32<br />
Weitere Informationen zur Studie über:<br />
BASIQ-Team<br />
Dr. Barbara Keck<br />
Tel.: 0 22 44 / 92 56 92<br />
E-mail: keck@basiq.info<br />
Reiselust – Urlaub<br />
vom Auto<br />
Zwischen Sylt und Neuschwanstein<br />
laden zahlreiche attraktive Landschaften<br />
und Sehenswürdigkeiten zum Urlaubmachen<br />
ein. Das besondere Plus bei<br />
Ferien in Deutschland: Viele Urlaubsregionen<br />
und Ausfl ugsziele sind gut<br />
mit Bus und Bahn zu erreichen. Reisende,<br />
die kein Auto haben, gerne mal<br />
Urlaub vom Auto machen möchten<br />
oder sich lieber auf die Mitreisenden als<br />
auf die Straße konzentrieren, fi nden in<br />
Deutschland gute Voraussetzungen für<br />
erlebnisreiche Ferien. Um diese Angebote<br />
noch zu verbessern und mehr Reiselustige<br />
darüber zu informieren, hat<br />
der Verkehrsclub Deutschland (VCD)<br />
e. V. das Projekt „Reiselust – neue Wege<br />
in den Urlaub” gestartet.<br />
Der VCD, der sich als Umwelt- und<br />
Verbraucherverband für eine intelligente,<br />
bequeme, sichere und umweltschonende<br />
Mobilität für alle Menschen<br />
und in allen Lebensbereichen einsetzt,<br />
verfolgt mit dem Projekt „Reiselust”<br />
vor allem zwei Ziele: Zum einen sollen<br />
Tourismusanbieter und Verkehrsunternehmen<br />
auf die Bedürfnisse von Urlaubern<br />
ohne Auto aufmerksam gemacht<br />
werden und lernen, wie sie ohne große<br />
Kosten ihr Angebot für diese Gäste optimieren<br />
können. Zum anderen soll den<br />
Urlaubern, die gerne ohne Auto Urlaub<br />
machen möchten, der Zugang zu den<br />
nötigen Informationen zur Anreise, zur<br />
Mobilität vor Ort, zu besonders geeigneten<br />
Regionen und Unterkünften und<br />
zur Erreichbarkeit der touristischen Attraktionen<br />
mit Bus und Bahn, zu Fuß<br />
oder mit dem Rad erleichtert werden.<br />
„Gerade ältere Menschen genießen<br />
den Luxus, sich chauffi eren zu lassen”,<br />
sagt VCD-Projektleiterin Regine Gwinner.<br />
„Sie sind aber anspruchsvoll und<br />
unternehmungslustig und wollen auch<br />
am Urlaubsort nicht auf ihre Mobilität<br />
verzichten. Wir möchten ihnen mit<br />
gutem Gewissen Regionen empfehlen,<br />
in denen ihre Bedürfnisse ernst genommen<br />
werden und sie an allen Aktivitäten<br />
teilnehmen können. Zehn Partnerregionen<br />
wollen gemeinsam mit dem VCD<br />
dafür sorgen, ihr Angebot für Urlauber<br />
ohne Auto auszuweiten und zu verbessern.<br />
Die Regionen Müritz, Uckermark,<br />
Wendland, Münsterland, Eggegebirge,<br />
Vogelsberg, Thüringer Schiefergebirge,<br />
Frankenwald, Sächsische Schweiz und<br />
das Schwarzwälder ZweiTälerLand sind<br />
schon dabei, sich fi t zu machen für Urlauber,<br />
die mit der Bahn anreisen und<br />
vor Ort abwechslungsreich mobil sein<br />
wollen. 24 weitere deutsche Urlaubsregionen<br />
hat der VCD bereits als empfehlenswert<br />
klassifi ziert.<br />
Wenn Sie mehr Informationen zum<br />
VCD-Projekt „Reiselust – neue Wege in<br />
den Urlaub” haben möchten, empfehlenswerte<br />
Angebote in den Partnerregionen<br />
kennen, unseren Info-Flyer auslegen<br />
oder auf andere Art für das Projekt<br />
werben möchten, wenden Sie sich an:<br />
Regine Gwinner, Petra Bollich<br />
Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V.<br />
Eifelstr. 2, 53119 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 98 58 50, E-mail: info@vcd.org<br />
URL: www.reiselust-deutschland.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Gesundheit/Plege<br />
Beipackzettel und Patienteninformation<br />
„Patientendialog: Barbara Keck fordert verbesserte Beipackzettel”<br />
Der Arzneimittelhersteller Pfi zer hört<br />
auf die Stimme der Senioren<br />
Was erwarten Senioren von einem<br />
Pharma-Unternehmen? Welche Form<br />
der Patienteninformation ist für Senioren<br />
geeignet? Was kann beim Beipackzettel<br />
verbessert werden? Diese und<br />
weitere Fragen besprachen Dr. Erika<br />
Neubauer und Dr. Barbara Keck im<br />
Rahmen des Patientendialogs, zu dem<br />
Pfi zer Patienten – und Verbraucherorganisationen<br />
eingeladen hatte.<br />
Viele Senioren sind auf Arzneimittel<br />
angewiesen, denn ältere Menschen leiden<br />
häufi g unter chronischen Erkrankungen<br />
wie Diabetes, Rheuma, Osteoporose,<br />
Parkinson oder Alzheimer. Wo<br />
Medikamente helfen, die Lebensqualität<br />
zu verbessern, sind sie wichtige – ja oft<br />
lebenswichtige – Wegbegleiter im Alltag.<br />
Zum Problem wird für viele jedoch<br />
der Beipackzettel. Fast jeder hat schon<br />
einmal Mühe gehabt, einen Beipackzettel<br />
zu lesen: Die kleine Schrift macht<br />
Senioren wie auch Jüngeren zu schaffen.<br />
Die Sprache ist für manchen Patienten<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
unverständlich. Abbildungen wären<br />
wünschenswert. Neben- und Wechselwirkungen<br />
verunsichern.<br />
Um den Senioren den Umgang mit<br />
Arzneimitteln zu erleichtern, hat sich die<br />
<strong>BAGSO</strong> mit dem Arzneimittelhersteller<br />
Pfi zer zusammengesetzt, um Lösungen<br />
Aktuelles<br />
zu erarbeiten. In einem ersten Gespräch<br />
mit Pfi zer wurden die Ziele für die Senioren<br />
erläutert: Verbesserungen werden<br />
angestrebt in der Verständlichkeit der<br />
Patienteninformation, in guter Lesbarkeit<br />
und Förderung des Patienten-Arzt-<br />
Dialogs.<br />
Einen ersten Schritt hat Pfi zer dazu<br />
schon gemacht: Auf der Homepage<br />
www.pfi zer.de können Patienten den<br />
Beipackzettel von ihrem Arzneimittel in<br />
besonders großer Schrift lesen und ausdrucken.<br />
Außerdem wird auch erklärt,<br />
wie man sich bei einem Beipackzettels<br />
zurecht fi ndet.<br />
Über weitere Verbesserungen für die<br />
Senioren bleiben wir im Gespräch und<br />
halten Sie auf dem Laufenden.<br />
BASIQ-Team<br />
E-mail: keck@basiq.info<br />
33
Aktuelles<br />
Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe<br />
„Aufeinander zugehen – voneinander lernen” startet<br />
Ältere zugewanderte Menschen<br />
– das sind nicht nur Arbeitsmigrantinnen<br />
und -migranten, sondern auch<br />
Flüchtlinge und Spätaussiedler – zählen<br />
heute schon zu den Nutzern des<br />
deutschen Altenhilfe- und Gesundheitssystems.Manche<br />
leben seit Jahrzehnten<br />
in Deutschland, andere sind erst als<br />
ältere Menschen eingewandert. In den<br />
Einrichtungen der Altenhilfe stellt man<br />
sich langsam auf diese neue Klientel ein.<br />
Dabei müssen noch Barrieren auf beiden<br />
Seiten überwunden werden. Die interkulturelle<br />
Öffnung der Altenhilfe ist<br />
ein langfristiger Prozess, der jetzt schon<br />
eingeleitet werden muss.<br />
Im Juni 2002 wurde das „Memorandum<br />
für eine kultursensible Altenhilfe”<br />
in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt<br />
und von Trägern der Altenhilfeeinrichtungen<br />
sowie von Verbänden der Freien<br />
Wohlfahrtspfl ege unterzeichnet. Darin<br />
fordern die Unterzeichnenden Politik<br />
und Gesellschaft auf, Rahmenbedingungen<br />
für eine kultursensible Altenhilfe zu<br />
schaffen. Der Zugang zu Diensten und<br />
Einrichtungen der Altenhilfe soll für<br />
Migranten/-innen sichergestellt werden,<br />
ebenso sollen deren Bedürfnisse in den<br />
Angeboten der Altenhilfe berücksichtigt<br />
werden. Das Memorandum war der erste<br />
Schritt, nun sollen die dort genannten<br />
Bausteine der kultursensiblen Altenhilfe<br />
in die Praxis umgesetzt werden.<br />
34<br />
Die „Kampagne für eine kultursensible<br />
Altenhilfe” startet mit einer Auftaktveranstaltung<br />
am 1. Oktober 2004,<br />
dem Internationalen Tag der Älteren<br />
und endet mit einer bundesweiten Veranstaltung<br />
zum 50. Jahrestag des ersten<br />
Anwerbeabkommens Ende 2005.<br />
Schirmherrin ist Bundesseniorenministerin<br />
Renate Schmidt.<br />
Die Kampagne hat das Ziel, die Umsetzung<br />
der kultursensiblen Altenhilfe<br />
zu unterstützen. So sollen Kommunen,<br />
Institutionen und Personen gewonnen<br />
und bei ihren Aktivitäten vor Ort unterstützt<br />
werden.<br />
Die Ziele der Kampagne versinnbildlicht<br />
der Slogan „Aufeinander zugehen<br />
– voneinander lernen”. Durch regionale<br />
Aktionen sollen Gesellschaft und<br />
Altenhilfe für die Idee der kultursensiblen<br />
Altenhilfe sensibilisiert und der Prozess<br />
der interkulturellen Öffnung von<br />
Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe<br />
unterstützt werden, außerdem soll<br />
der Dialog zwischen der Altenhilfe und<br />
den Migrantinnen und Migranten gefördert<br />
werden.<br />
Die Kampagne wird vom einem Arbeitskreis<br />
und einer Steuerungsgruppe<br />
vorbereitet und koordiniert. Das Büro<br />
ist beim Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(KDA) angesiedelt.<br />
Um die Kampagne weiter zu planen,<br />
haben sich die beteiligten Organisationen<br />
und Verbände am 31.03.2004 auf<br />
einer Vernetzungstagung beim AWO<br />
Bundesverband in Bonn getroffen. Für<br />
die Umsetzung sind vier regionale Arbeitsgruppen<br />
(Nord-, West-. Süd- und<br />
Ost-Deutschland) gebildet worden, die<br />
die Vernetzung in den Regionen mit allen<br />
relevanten Partnern aufbauen werden.<br />
Gesundheit/Pfl ege<br />
Dragica Baric-Büdel<br />
Arbeiterwohlfahrt AWO<br />
Interkulturelle Pfl ege<br />
Oppelner Str. 130, 53119 Bonn<br />
E-mail: bar@awobu.awo.org<br />
URL: www.awo.org<br />
URL: www.kda.de / Rubrik „Projekte”<br />
Kultursensible Altenhilfe<br />
Pfl egekräfte beurteilen<br />
ihren Arbeitsplatz<br />
Die Arbeit in Pfl egeberufen erfordert<br />
viel Energie und ist häufi g belastungsreich.<br />
Nicht selten führt dies zur vorzeitigen<br />
Berufsaufgabe und zum Ausstieg<br />
aus der Altenpfl ege, entsprechend hoch<br />
sind die Berufsfl uktuationsraten bei<br />
Pfl egekräften in Deutschland. Um die<br />
Attraktivität des Altenpfl egeberufes zu<br />
steigern und damit langfristig eine ausreichende<br />
Versorgung mit qualifi ziertem<br />
Pfl egepersonal zu gewährleisten, ist<br />
es unerlässlich, die Probleme und Kritikfaktoren<br />
der Altenpfl egerinnen und<br />
-pfl eger zu erkennen und ernst zu nehmen,<br />
sie zu konkretisieren und letztlich<br />
ihre Lösung anzugehen.<br />
Diese Thematik ist Teil einer von<br />
Christina Dymarczyk durchgeführten<br />
Studie an der Universität Bonn – wir<br />
berichteten in den letzten <strong>BAGSO</strong>-<br />
Nachrichten –, die u.a. die Personalsituation<br />
von Altenpfl egekräften in stationären<br />
Alteneinrichtungen untersucht.<br />
Es wurden über 100 Altenpfl egerinnen<br />
und -pfl eger und leitende Angestellte<br />
hinsichtlich der Beurteilung ihrer berufl<br />
ichen Situation, ihrer Arbeitszufriedenheit,<br />
ihrem Überlastungsempfi nden<br />
und den damit verbundenen Ursachen<br />
und Kritikfaktoren befragt.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Gesundheit/Pflege<br />
Die Studie zeigt, dass fast alle Befragten<br />
Gefühle von Arbeitsüberlastung<br />
kennen:<br />
90 % der Befragten gaben an, sich<br />
überlastet zu fühlen , wenn auch mehr<br />
oder weniger starkt. Ein Drittel ist sogar<br />
häufig bzw. immer überlastet. Auffällig<br />
dabei ist, dass das Überlastungsempfinden<br />
mit steigendem Alter zunimmt.<br />
Gleichzeitig wurden Unterschiede in Bezug<br />
auf die Tätigkeitsdauer erkennbar:<br />
Denn Mitarbeiter, die schon verhältnismäßig<br />
lange (zehn Jahre und mehr)<br />
in der Altenpflege arbeiten, fühlen sich<br />
weniger stark überlastet als solche, die<br />
erst kürzere Zeit dabei sind. Möglicher<br />
Erklärungsansatz: „The fitest survives!”,<br />
d. h. es ist wahrscheinlich, dass Mitarbeiter,<br />
die sich dauerhaft stark überlastet<br />
fühlen, bereits frühzeitig aus dem<br />
Beruf aussteigen und damit nur solche<br />
der Pflege lange treu bleiben, die sich<br />
nicht derart überanstrengt fühlen.<br />
Überlastungsursache: Zeitnot<br />
Die Ursachen, die für das Überlastungsempfinden<br />
verantwortlich gemacht<br />
werden, sind vielfältig und zahlreich. In<br />
erster Linie werden von den Befragten<br />
die Rahmenbedingungen am direkten<br />
Arbeitsplatz kritisiert. Am häufigsten<br />
genannt wurden dabei der Zeitdruck<br />
bei der Arbeit sowie ein quantitativer<br />
und qualitativer Mangel an Personal.<br />
Dadurch ergebe sich eine Diskrepanz<br />
zwischen dem Wunsch und dem Anspruch<br />
an eine ganzheitliche Pflege und<br />
deren mangelnde Umsetzbarkeit in der<br />
Realität. Unter den aktuellen Bedingungen<br />
lasse sich lediglich eine „Satt, still<br />
und sauber-Pflege” durchführen, die<br />
für die Berücksichtigung psychosozialer<br />
Bedürfnisse und individueller Betreuung<br />
wenig Raum ließe, so der Tenor<br />
der Pflegerinnen. Außerdem werden<br />
Arbeitszeiten und Einsatzplanung kritisiert.<br />
Hierunter fallen die Problematik<br />
von Überstunden und „einspringen<br />
müssen” im Krankheitsfall der Kollegen<br />
sowie Wechselschicht- u. Teildienstre-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
gelungen. Darüber hinaus wird das Betriebsklima<br />
häufig bemängelt. Probleme<br />
durch Mobbing und Unkollegialität<br />
werden ebenfalls genannt wie mangelnde<br />
Anerkennung und Unterstützung<br />
von Vorgesetzten. Ferner raube der<br />
hohe Dokumentationsaufwand zu viel<br />
Zeit, die letztlich bei der Betreuung und<br />
Pflege der Bewohner fehle.<br />
Außerdem wird die Pflegetätigkeit<br />
als solche, sowohl in körperlicher als<br />
auch in geistiger Hinsicht, als belastend<br />
empfunden. Resultat des vielen Hebens,<br />
Stützens und Bückens seien Rücken-<br />
und Gelenkprobleme, berichten<br />
die Befragten aus eigener Erfahrung.<br />
Gleichzeitig fordere der Umgang mit<br />
verwirrten alten Menschen viel Geduld<br />
und Verständnis, die unter Zeitdruck<br />
nur schwer zu erbringen sei. Darüber<br />
hinaus wird die ständige Konfrontation<br />
mit Leid, Tod und Hilflosigkeit als psychisch<br />
belastend empfunden.<br />
Abschließend gilt die Kritik der<br />
Befragten einer als immer noch mangelhaft<br />
bewerteten, gesellschaftlichen<br />
Anerkennung des Altenpflegeberufes:<br />
„Altenpfleger, der Abschaum der Gesellschaft”<br />
– „Wer nichts ist und kann,<br />
wird Altenpfleger”.<br />
Diese äußere sich nicht zuletzt in einer<br />
als unangemessen beurteilten finanziellen<br />
Vergütung.<br />
Zufriedenheit trotz Überlastung<br />
Trotz des hohen Überlastungsempfindens<br />
zeigt sich unter den Befragten<br />
gleichzeitig eine recht hohe Arbeitszufriedenheit:<br />
Die überwiegende Mehrheit,<br />
fast 60 % der Mitarbeiter gab an,<br />
mit der Arbeit zufrieden zu sein, ein<br />
Drittel von ihnen ist sogar sehr zufrieden;<br />
lediglich jeder zehnte Befragte<br />
erklärte sich als unzufrieden. Auffällig<br />
dabei ist, dass die Arbeitszufriedenheit<br />
je nach beruflicher Position variiert:<br />
Leitende Angestellte weisen eine höhere<br />
berufliche Zufriedenheit auf als<br />
solche Mitarbeiter, die in unteren hie-<br />
rarchischen Ebenen arbeiten (un- und<br />
angelernte Pflegekräfte). Da mit einer<br />
höheren Position jedoch zumeist andere<br />
Arbeitsbedingungen verbunden sind<br />
(z. B. Wegfall von Schichtarbeit, keine<br />
unmittelbare Bewohnerpflege) und im<br />
Allgemeinen eine höhere Bezahlung<br />
erfolgt, erscheint dieser Sachverhalt<br />
plausibel.<br />
Das Paradoxon von Überlastung<br />
einerseits und gleichzeitiger Zufriedenheit<br />
andererseits wird auch durch andere<br />
Studien bestätigt. Als Grund hierfür ist<br />
zu vermuten, dass die Gesamtzufriedenheit<br />
mit der Arbeit vor allem durch ein<br />
positives Empfinden zu einzelnen Teilbereichen<br />
der Tätigkeit bestimmt wird.<br />
Dementsprechend geben sogar 75 %<br />
der Befragten an, dass ihnen die Arbeit<br />
Spaß mache: „Das Schönste ist, wenn<br />
man reinkommt und angestrahlt wird!”<br />
Als positive Elemente der Tätigkeit<br />
werden vor allem der Umgang mit<br />
Menschen genannt, der mit dem Beruf<br />
verbunden ist sowie die Sympathie zu<br />
alten Menschen. Nicht minder bedeutsam<br />
ist dabei der Aspekt, eine sinnvolle,<br />
caritative und soziale Tätigkeit auszuüben<br />
und „helfen zu wollen”. Außerdem<br />
wird das positive Feedback, dass die<br />
Pflegebedürftigen aus Dankbarkeit entgegen<br />
brächten, als sehr befriedigend<br />
empfunden.<br />
Institut für Agrarpolitik, Marktforschung<br />
und Wirtschaftssoziologie der Universität<br />
Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 73 74 86<br />
E-mail: dymarczyk@agp.uni-bonn.de<br />
URL: www.agp.uni-bonn.de/wiso/<br />
dymarczyk.htm<br />
Aktuelles<br />
Christina Dymarczyk<br />
35
Portrait<br />
„Die Alten sind nicht mehr die Alten!<br />
Mit Marianne Koch auf Entdeckungsreise<br />
zu mehr Lebensqualität<br />
Dr. med. Marianne Koch war eine<br />
erfolgreiche Filmschauspielerin, praktizierte<br />
1975 bis 1997 als Internistin<br />
und arbeitet jetzt als Buchautorin und<br />
Medizinjournalistin. Ihr 2003 erschienenes<br />
Buch „Körperintelligenz” ist<br />
eine facettenreiche und gut gelaunte<br />
Entdeckungsreise zur Steigerung der<br />
Lebensqualität diesseits und jenseits<br />
runder Geburtstage, die mit einer „6”<br />
beginnen. Kaum ein halbes Jahr im<br />
Buchhandel, liegt das Buch jetzt bereits<br />
in seiner vierten Aufl age vor. Zu den<br />
Gründen für das große Leserinteresse<br />
zählt ebenso der Duktus, mit dem die<br />
Autorin in leichter und trotzdem eindringlicher<br />
Weise einen wichtigen Themenkomplex<br />
behandelt, wie die Vielfalt<br />
an Lebensfeldern, die in dem Buch zu<br />
fi nden sind. Die zentrale Botschaft: „Es<br />
kann Spaß machen, im Dschungel von<br />
Versuchungen, blöden Angewohnheiten<br />
und gesellschaftlich vorherrschenden<br />
Klischees einen Weg zu gesunden und<br />
zufriedenen Lebensweisen einzuschlagen.<br />
Wer diesen Weg für sich entdeckt,<br />
tut viel dafür, das eigene Älterwerden<br />
als reizvollen Prozess zu erfahren.” In<br />
elf Kapiteln vermittelt Marianne Koch<br />
gut nachvollziehbar medizinische und<br />
psychologische Erkenntnisse mit der<br />
Alltagserfahrung einer Persönlichkeit,<br />
die menschliche Schwächen und Krisen<br />
nicht negiert, sondern als Ausgangspunkte<br />
für eine Wendung hin zum <strong>Besser</strong>en<br />
begreift.<br />
Helmuth Bischoff sprach für die<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten mit Marianne<br />
Koch.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Frau Koch, was war Ihre<br />
Motivation, das Buch „Körperintelligenz<br />
– Was Sie wissen sollten, um jung zu<br />
bleiben” zu schreiben?<br />
36<br />
Marianne Koch behandelt in ihrem Buch mit leichter Hand ein gar nicht so leichtes Thema.<br />
Marianne Koch: In den letzten Jahren<br />
gab es eine Fülle von wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen, die den Prozess des<br />
Älterwerdens, oder besser: des Jungbleibens,<br />
während man älter wird, revolutioniert<br />
haben. Diese Erkenntnisse wollte<br />
ich vermitteln. Sie lauten:<br />
■ Älterwerden macht Spaß – voraus-<br />
gesetzt, Körper und Geist bleiben<br />
beweglich.<br />
■ Älterwerden erfordert Mut, weil<br />
es gilt, sich gegen die Vorurteile<br />
der jugendversessenen Gesellschaft<br />
zu behaupten.<br />
■ Jungbleiben bedeutet nicht, Botox<br />
in die Falten zu spritzen und den<br />
Busen hochzurren zu lassen. Es<br />
bedeutet auch nicht, gefährliche<br />
Anti-Aging-Hormone zu schlucken.<br />
Sondern es bedeutet, auf die Ge-<br />
sundheit zu achten, sich viel zu<br />
bewegen, aktiv zu sein, sich mit<br />
Menschen, auch mit jüngeren, aus-<br />
einanderzusetzen und die grauen<br />
Zellen nicht einschlafen zu lassen.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Heißt „gesund leben” vor allem,<br />
an allen Ecken und Enden auf Dinge zu<br />
verzichten? Glück durch Askese?<br />
Marianne Koch: Um Himmels Willen<br />
– nein! Glücklicherweise ist der Mensch<br />
in vielem ein Gewohnheitstier. Wenn<br />
man seine Ernährung – schön langsam<br />
– erst einmal auf mehr Gemüse, Obst<br />
und Vollwertprodukte umgestellt hat,<br />
und wenn man ein paar Wochen lang<br />
täglich eine halbe Stunde stramm spazieren<br />
gegangen ist, dann liebt man gesundes<br />
Essen und Bewegung und will es<br />
nicht mehr missen.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Ungesunde Angewohnheiten<br />
wie falsche Ernährung, Bewegungsmangel<br />
oder negativer Stress ankern<br />
oft in den sozialen Zusammenhängen<br />
wie Familie, Kollegen- oder Freundeskreis.<br />
Wie lässt sich am besten die Kraft<br />
gewinnen, mit neuen Verhaltensweisen<br />
aus dem Phlegma der eigenen Umwelten<br />
auszubrechen?<br />
Marianne Koch: Sicher ist es leichter,<br />
ungesundes Verhalten zu ändern,<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
wenn man nicht alleine ist. Zusammen<br />
mit einer Freundin oder mit befreundeten<br />
Kollegen schafft man es eher, die<br />
Anfangsschwierigkeiten zu meistern.<br />
So sollte man nicht von einem Tag auf<br />
den anderen sämtliche Essgewohnheiten<br />
umkrempeln, sondern vielleicht<br />
erst einmal bei einer Mahlzeit pro Tag<br />
beginnen. Auch körperliche Bewegung,<br />
zum Beispiel Schwimmen oder bei Tai<br />
chi - Kursen in der Volkshochschule,<br />
macht zu zweit oder dritt mehr Spaß.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Was kann man Ihres Erachtens<br />
in der eigenen Stadt und dem eigenen<br />
Wohnumfeld tun, um Personen zu<br />
treffen, die ebenfalls gut gelaunt und<br />
gesund älter werden möchten und somit<br />
als Motivationsverstärker wirken? Einen<br />
Stammtisch gründen, entsprechende<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Kurse an der Volkshochschule belegen<br />
… oder wo sonst nach Gleichgesinnten<br />
suchen?<br />
Marianne Koch: Ich habe in meinem<br />
Buch im Kapitel „Soziale Kompetenz“<br />
über eine ganze Reihe von viel<br />
versprechenden Kontaktmöglichkeiten<br />
berichtet: Sportvereine (die zunehmend<br />
gerade auch für Ältere sehr gute Programme<br />
bereithalten), Pfarrgemeinden<br />
(religiöse Einstellung nicht so wichtig),<br />
Theater- und Konzert-Abonnements<br />
und, natürlich, Reisen.<br />
<strong>BAGSO</strong>: Sie wirken sehr vital und ausgeglichen.<br />
Älter werden, heißt aber auch,<br />
mit schmerzhaften Erfahrungen und<br />
Verlusten umgehen zu lernen. Haben Sie<br />
dazu einen allgemeinen Ratschlag?<br />
Portrait<br />
Marianne Koch: Ich habe glücklicherweise<br />
die Erfahrung gemacht, dass<br />
für mich nach einem persönlich äußerst<br />
schwierigen Zeitpunkt in meinem Leben<br />
eine Art von Neuanfang begann.<br />
Ich habe mit fast 40 Jahren das Medizinstudium<br />
wieder aufgenommen, ein<br />
gutes Staatsexamen gemacht und erlebt,<br />
dass man auch mit 55 nicht zu alt ist,<br />
eine Praxis zu eröffnen. Das alles hat<br />
mich natürlich geprägt. Wenn man daraus<br />
eine allgemein gültige Empfehlung<br />
herleiten möchte, dann würde die wahrscheinlich<br />
lauten: Erhalten Sie sich die<br />
Lust am Lernen. Neues zu lernen, Neues<br />
zu erfahren hält jung.<br />
Die Redaktion der <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
verlost unter den ersten 30 Leserzuschriften<br />
fünf Exemplare des Buches:<br />
Dr. med. Marianne Koch<br />
Körperintelligenz<br />
Was Sie wissen sollten, um jung<br />
zu bleiben<br />
280 Seiten, dtv, München 2003<br />
37
Senioren weltweit<br />
AGE and MOBILITY – Mobilität im Alter:<br />
Das europäische Begegnungsprogramm in Belgien<br />
Gotlind Braun, <strong>BAGSO</strong> Vorstand, mit einigen der deutschen Teilnehmer des Projektes in Brüssel.<br />
Gastgeber: S.E.A Service Europe Ainés<br />
und zahlreiche Einrichtungen und Organisationen<br />
der Region Brüssel und<br />
der Wallonie<br />
Gäste: 35 Senioren aus Deutschland,<br />
Irland, Italien und den Niederlanden<br />
Daten: 23. bis 31. März 2004<br />
Stationen: Brüssel – Lille – Charleroi<br />
(Mons – Louvin La Neuve – Amay –<br />
Lille)<br />
Brüssel: Europäische Zentrale, Hauptstadt<br />
und selbstständige Region<br />
Belgiens<br />
38<br />
Eine zentrale Rolle im belgischen<br />
Austauschprogramm spielte für vier<br />
Tage Brüssel, die europäische Verwaltungszentrale<br />
und eine der bedeutendsten<br />
Großstädte im westeuropäischen<br />
Raum. Mit seinen ca. 1 Mio. Einwohnern<br />
ist Brüssel nicht nur die Hauptstadt Belgiens,<br />
sondern gleichzeitig eine der drei<br />
autonomen belgischen Regionen (Flandern,<br />
Wallonie, Brüssel) mit eigenem<br />
Parlament und eigener Regierung.<br />
Altern in Belgien – Einführungskonferenz<br />
in Brüssel<br />
Repräsentanten von Region und<br />
Stadt Brüssel begrüßten die Gäste und<br />
informierten sie über die Lage der Senioren<br />
in Belgien und aktuelle Schwer-<br />
punkte der belgischen Sozial-, Gesundheits-<br />
und Bildungspolitik. So erfuhren<br />
die Zuhörer von Henk Becquaert, dem<br />
Direktor der „Ligue Bruxelloise Francophone<br />
pour la santé mentale”, mit<br />
welchen sozialpolitischen Maßnahmen<br />
auf die Herausforderungen der älter<br />
werdenden Gesellschaft reagiert wird.<br />
Belgien hat derzeit ca.10 Mio. Einwohner<br />
- von denen etwa 740.000 Menschen<br />
über 65 Jahre alt sind.<br />
Ziel ist dabei, die Renten, deren<br />
Höhe derzeit dem europäischen Durchschnitt<br />
entspricht, auch in Zukunft bezahlbar<br />
zu gestalten und insbesondere<br />
aktiv gegen Tendenzen der frühzeitigen<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
„Freisetzung” älterer Arbeitnehmer aus<br />
dem Arbeitsleben vorzugehen.<br />
Im Gesundheitssektor werden neben<br />
Studien wie etwa zur Qualität der Alten-<br />
und Pflegeheime auch strukturelle<br />
Maßnahmen und Modellprogramme<br />
zur Verbesserung der Gesundheit der<br />
älteren Bürger zu Hause initiiert. Martine<br />
Bauwens, Repräsentantin der Region<br />
Brüssel, wies besonders auf die gesetzliche<br />
Verankerung der Einrichtung von<br />
Koordinationszentren für die Gesundheitssorge<br />
zu Hause sowie Initiativen<br />
in zwei Brüsseler Tageszentren für Senioren<br />
zur Vermeidung von häuslichen<br />
Unfällen hin.<br />
„Die Mehrheit der älteren Menschen<br />
ist sehr aktiv, lediglich 8 % leben in speziellen<br />
Einrichtungen”, so betonte auch<br />
Elisabeth Franken, die die Entwicklung<br />
der Seniorenpolitik seit 1993 – dem „Europäischen<br />
Jahr der älteren Menschen<br />
und der Solidarität zwischen den Generationen”<br />
– schilderte. Erforderlich sei<br />
ein Dialog zwischen Generationen und<br />
Kulturen, die Aktivität älterer Menschen<br />
spiele hier eine große Rolle und werde<br />
auch durch Koordinierung zwischen<br />
Mitgliedern der verschiedenen Behörden<br />
und Ministerien und Herausgabe<br />
von Veröffentlichungen gefördert:<br />
■ durch Unterstützung der Senioren-<br />
organisationen,<br />
■ Projekte – insbesondere intergene-<br />
rationelle Projekte,<br />
■ Zusammenarbeit mit Künstlern.<br />
Von einer „hohen Kultur der Ehrenamtlichkeit”<br />
unter den Senioren sprach<br />
Johanna Schroeder als Repräsentantin<br />
der insgesamt ca. 70.000 Einwohner<br />
der deutschsprachigen Gemeinschaft<br />
in Belgien. Ein „Rat der Senioren” beschäftigt<br />
sich hier mit Fragen der Mobilität,<br />
der Mitbestimmung, des Wohnens<br />
und des Ehrenamtes. Die Entwicklung<br />
von Leitbildern im Heimpflegebereich<br />
wurde von Frau Schroeder ebenso her-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
vorgehoben wie die Notwendigkeit der<br />
Erarbeitung von Konzepten zur Bezahlbarkeit<br />
der Pflege aus eigenen Mitteln,<br />
denn in Belgien war keine Einigung<br />
über ein Pflegeversicherungskonzept zu<br />
erzielen.<br />
Anne - Sophie Parent, Direktorin<br />
von AGE (Europäische Plattform älterer<br />
Menschen), betonte ebenso wie Poul<br />
Rasmussen (Europäische Kommission)<br />
die Bedeutung der Seniorenorganisationen<br />
bei der Entwicklung neuer Ideen<br />
zur Förderung der Mobilität älterer<br />
Menschen. ENEA, das neue Pilotprogramm<br />
der EU, soll dabei einen europäischen<br />
Beitrag leisten, indem es Mittel<br />
für innovative Projekte zur Verfügung<br />
stellt.<br />
Gefragt sind, so die Vertreterin des<br />
Thüringer Abgeordneten Koch Loli<br />
Maria Clauw, insbesondere neue Perspektiven<br />
im Bereich Beschäftigung,<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer,<br />
Maßnahmen gegen die Diskriminierung<br />
älterer Menschen und<br />
Maßnahmen im Bildungssektor.<br />
Seniorenarbeit in der Region<br />
Brüssel und der Wallonie – Projekt-<br />
besuche geben Einblick in<br />
innovative Aktivitäten von und<br />
für Senioren<br />
Projektpräsentationen und gemeinsame<br />
Aktionen in einigen der 19 Gemeinden<br />
Brüssels vermittelten ein sehr<br />
eindruckvolles Bild von der Struktur<br />
der Seniorenarbeit und der Vielseitigkeit<br />
des lokalen Angebots für ältere<br />
Mitbürger. Es wird einerseits bestimmt<br />
durch eine traditionelle Anbindung<br />
der lokalen Seniorenarbeit an parteigebundene<br />
Organisationsstrukturen.<br />
Daneben entwickeln sich aber auch im<br />
Zuständigkeitsbereich von Sozial- und<br />
Begegnungszentren vielfältige neue, auf<br />
die Zielgruppe Senioren ausgerichtete<br />
Angebote in den einzelnen Gemeinden<br />
sowie themenorientierte regionale<br />
Senioren weltweit<br />
Netzwerke (insbesondere intergenerationelle)<br />
in den Regionen.<br />
Mit der Organisation „Espace Senior”<br />
wurde eine klassische „Mutualité<br />
socialiste” (Krankenversicherung) vorgestellt,<br />
deren politischer Arbeitsansatz<br />
interessante Diskussionen unter Gastgebern<br />
und Besuchern anregte. Andere<br />
Stationen waren kommunale Zentren<br />
mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern<br />
wie Dar al Amal „Haus der Hoffnung”,<br />
ein Treff- und Ausbildungszentrum für<br />
Frauen verschiedener Herkunft. Hier<br />
werden neben zahlreichen kulturellen<br />
Angeboten auch Dienstleistungen für<br />
ältere Menschen angeboten. Mit der Organisation<br />
„Age et Transmission” wurde<br />
eine jener „neuen” Formen von Seniorenarbeit<br />
vorgestellt, die sich in Belgien<br />
seit den 90er Jahren entwickeln. Das<br />
Projekt mobilisiert fast 100 Freiwillige,<br />
die in Brüsseler Schulen helfend tätig<br />
werden. In einem Projekt „J’écris ma<br />
vie” werden Senioren angeleitet, ihre<br />
Autobiographie zu schreiben.<br />
Entr’Ages hingegen versteht sich als<br />
Netzwerk intergenerationeller Arbeit,<br />
hat ein eigenes Sekretariat in Brüssel sowie<br />
örtliche Büros in der Wallonie.<br />
Leben in einer Gemeinde Brüssels:<br />
Le Centre d’Action Sociale Globale<br />
Wolu-Services a. s. b. l.<br />
Woluwé St-Lambert, eine Gemeinde<br />
von ca. 47.000 Einwohnern im Südosten<br />
von Brüssel, verfügt mit seinem Sozialzentrum,<br />
einem gemeinnützigen Verein,<br />
über ein weit ausgebautes und strukturiertes<br />
System zur Unterstützung und<br />
Aktivierung der älteren Bürger von Woluwé<br />
St.Lambert.<br />
Im „Centre d’Action Sociale Globale<br />
Wolu-Services” wurden die Teilnehmer<br />
von den ortsansässigen Senioren mit typisch<br />
belgischem Essen begrüßt. Isabelle<br />
Molenberg, als Stadträtin der Gemeinde<br />
Woluwé für Sozialangelegenheiten<br />
zuständig, empfing die internationale<br />
39
Senioren weltweit<br />
Seniorengruppe später und informierte<br />
sie über die politischen Rahmenbedingungen<br />
und aktuellen Aktionen für Senioren<br />
in Woluwé St Lambert.<br />
Im Verlauf des dreitägigen Aufenthaltes<br />
in Brüssel fanden einzelne Gruppen<br />
die Gelegenheit, verschiedene Seniorenprojekte<br />
des Zentrums kennen<br />
zu lernen. In der Gemeinde Woluwé<br />
können die über 60-Jährigen von zahlreichen<br />
kommunal subventionierten<br />
Hilfs diensten profi tieren (siehe Kasten 1).<br />
Aktuell werden darüber hinaus spezielle<br />
Bildungsprojekte initiiert und in einer<br />
monatlich erscheinenden Publikation<br />
veröffentlicht.<br />
Herausgestellt wurden verschiedene<br />
Projekte zu Gesundheitsprävention und<br />
Pfl egebegleitung. Die Gemeinde, die<br />
– angegliedert an das Sozialzentrum –<br />
auch ein „betreutes Wohnen” in Wohngruppen<br />
(„Antenne Andromède”) anbietet,<br />
führt seit kurzem regelmäßig ein<br />
von Professionellen begleitetes Alzheimer<br />
Café durch, das sich als Angebot<br />
für Betroffene und ihre Verwandten/Betreuer<br />
gleichermaßen versteht. Großer<br />
Beliebtheit erfreut sich auch ein Gymnastikprogramm<br />
zur Vorbeugung gegen<br />
Unfälle.<br />
Die Sozialassistenten des Zentrums,<br />
vor allem im Bereich Sozialberatung<br />
tätig, unterstützen immer stärker auch<br />
die freiwilligen Aktivitäten der älteren<br />
Bürger, die den Gästen aus dem Ausland<br />
über den freiwilligen Einsatz z. B.<br />
bei der Hausaufgabenbetreuung für<br />
benachteiligte Kinder aus dem Viertel,<br />
eine Initiative zur Identifi zierung und<br />
Beseitigung der Mobilitätsbarrieren in<br />
Gemeinde und Stadt und die neu eingerichtete<br />
„Zeittauschbörse” berichten.<br />
In Gruppen von je fünf bis zehn ausländischen<br />
Teilnehmern verschiedener Nationalitäten,<br />
begleitet von Übersetzern,<br />
entstand eine angeregte multinationale<br />
Diskussion.<br />
40<br />
Besondere Aufmerksamkeit fand<br />
Kasten 1:<br />
Das Dienstleistungsangebot in der Gemeinde Woluwé St. Lambert<br />
für Senioren ab 60<br />
Dienst<br />
Haushaltshilfe<br />
Essen auf Rädern (auch am Wochenende)<br />
Essen im Restaurant (Mo - Fr),<br />
Lieferdienst am Wochenende<br />
Notruf - 24 Stunden - Dienst<br />
Transportservice zu den Seniorenaktivitäten und<br />
den Restaurants (24 Std. vorher zu buchen)<br />
Einkaufsservice (48 Std. vorher zu buchen)<br />
Medikamentenlieferung<br />
Handwerksdienste<br />
Gymnastikkurs<br />
Alzheimer Cafe<br />
das Projekt „Rencontre & Culture”, das<br />
benachteiligten Bürgern Information<br />
und verbilligten Zugang zu hochrangigen<br />
Kulturveranstaltungen aller Sparten<br />
verschaffen will. Regelmäßige Treffen<br />
im Sozialzentrum ermöglichen den<br />
Stadtführung durch Louvin La Neuve.<br />
Preis<br />
2 – 7,5 € pro Std. gestaffelt nach Einkommen<br />
4,5 €<br />
4,5 €<br />
14,87 € bzw. 21 € pro Monat<br />
0,5 bzw. 1 €<br />
Zweimal wöchentlich mgl. à 2,48 €<br />
0,60 bzw. 1,24 € pro Lieferung<br />
4,96 € pro Std., 1,24 € Anreise<br />
2,5 € pro Sitzung<br />
Einmal monatlich 2 Std. kostenlos<br />
Senioren nicht nur eine Übersicht über<br />
das Angebot der Initiative „Article 27”<br />
(siehe Kasten 2), sondern auch Gelegenheit<br />
zum Erfahrungsaustausch und<br />
die Organisation gemeinsamer Veranstaltungsbesuche.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Kasten 2: Die Initiative Artikel 27<br />
Der Ursprung: Das erste Programm „Art. 27”<br />
erschien 1999 und bestand aus 13 kul turellen<br />
Veranstaltungsvorschlägen. „Art. 27” nimmt<br />
Bezug auf den entsprechenden Artikel der<br />
Menschenrechtskonvention, nach dem jeder<br />
das Recht auf Teilnahme am kulturellen Leben<br />
der Gemeinde hat. Viele Städte und Gemeinden<br />
Brabants und Walloniens haben sich dem<br />
Programm inzwischen angeschlossen.<br />
Veranstaltungen: An der Aktion beteiligte<br />
kulturelle Einrichtungen wie Theater, Museen<br />
und kulturelle Zentren stellen ein begrenztes,<br />
aber stets wachsendes Kontingent von Plätzen<br />
ihrer laufenden Programme zur Verfügung.<br />
Funktionsweise: Sozialeinrichtungen der beteiligten<br />
Gemeinden erhalten Tickets bzw. Informationen<br />
über die Programme – Besucher der<br />
Einrichtungen suchen sich einzelne Veranstaltungen<br />
aus und lassen sich telefonisch Plätze<br />
reservieren – Kurz vor Beginn der Vorstellungen<br />
können die Karten abgeholt werden.<br />
Ermäßigte Preise: Die Communité francaise<br />
Wallonie-Bruxelles, die Generaldirektion Kultur<br />
und der Servic Générale des Arts de la Scène<br />
et de l’Audiovisuel unterstützen die Aktion, so<br />
dass die Eintrittspreise bei nur 1,25 € liegen.<br />
Dialog der Generationen: Intergenerationell<br />
arbeiten in der Wallonie (Charleroi,<br />
Louvain La Neuve, Mons, Amay)<br />
Der zweite Teil der Reise führte in<br />
verschiedene Städte der Wallonie, der<br />
französischsprachigen, westlich an<br />
Frankreich grenzenden Region. Auch<br />
hier bildeten verschiedene „kulturelle<br />
Highlights” den Rahmen eines Programms,<br />
das von Projektbesuchen in<br />
Kleingruppen geprägt war.<br />
Die Teilnehmer, die von aktiven Senioren<br />
verschiedener Projektgruppen<br />
in Charleroi und Mons empfangen,<br />
begleitet und verköstigt wurden, hatten<br />
u. a. die Gelegenheit, das Dokumentationszentrum<br />
von Entr’Age in Amay zu<br />
besichtigen.<br />
Aufgabe von Entr’Age ist die Unterstützung<br />
intergenerationeller Arbeit durch<br />
Initiierung, Beratung und Begleitung<br />
sowie Dokumentation von Projekten in<br />
verschiedenen Institutionen. Die Orga-<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
nisation ist Mitglied der internationalen<br />
Organisation „Générations” und des europäischen<br />
Netzwerkes „Réminiscence”.<br />
Neben „Entr’Age” ist auch ATOUTA-<br />
GE in der Wallonie tätig, die im Bereich<br />
“Dialog der Generationen” koordiniert<br />
und vernetzt.<br />
Die Organisation ist in Louvain- La<br />
– Neuve, einer jungen Universitätsstadt,<br />
die in den 70er Jahren als Reaktion auf<br />
Konfl ikte zwischen der wallonischen<br />
und der fl ämischen Bevölkerung als<br />
rein frankophone Hochschule gegründet<br />
wurde, angesiedelt. „Réseau Générations<br />
Solidaires” (ATOUTAGE), arbeitet<br />
intensiv mit der Universität zusammen<br />
und veranstaltet u. a. eine Sommeruniversität<br />
(„Université d’été Intergénération”),<br />
die professionelle und wissenschaftlich<br />
orientierte Personen mit<br />
ehrenamtlich arbeitenden Kreisen zusammenbringt.<br />
Ziel dieser Organisation, die z. B. einen<br />
Koffer mit pädagogischem Material<br />
zum Thema „Geschichte der marokkanischen<br />
Migranten” für Schulkinder<br />
erarbeitet hat, ist es, das Miteinander<br />
der Generationen und der Kulturen<br />
im Alltag zu fördern und insbesondere<br />
das Bewusstsein der Kinder hierfür zu<br />
schärfen. Im Rahmen des Austauschprogramms<br />
wurden zwei Projekte mit<br />
Mutter-Kind Gruppen bzw. Schülern<br />
präsentiert, welche von – vorher eigens<br />
ausgebildeten – Senioren durchgeführt<br />
wurden (siehe hierzu Kasten 3).<br />
Auf der abschließenden Evaluationsveranstaltung<br />
wurde klar: Trotz vieler<br />
Schwierigkeiten, die – durch die babylonische<br />
Sprachenvielfalt und ein sehr<br />
umfangreiches Programm bedingt – ein<br />
heftiges Jonglieren mit dem begrenzten<br />
Budget erforderlich machten, hatten<br />
die Teilnehmer aus den verschiedenen<br />
Nationen einen großen fachlichen und<br />
persönlichen Gewinn, der eine nachhaltige<br />
Wirkung haben wird. Die Erfahrungen,<br />
die in Belgien gemacht wurden,<br />
werden von unschätzbarem Wert<br />
Senioren weltweit<br />
Kasten 3:<br />
Seniorenprojekte in Louvain-La-Neuve<br />
Bei dem Projektbesuch wurde mit den Teilnehmern<br />
nach kurzer Einführung zunächst<br />
ein kleines Quiz veranstaltet, das sonst auch<br />
mit Schülern durchgeführt wird: Anhand von<br />
Fotos sollte das Alter der verschiedenen abgebildeten<br />
Personen und die ausschlaggebenden<br />
Kriterien für die Einordnung ergründet werden.<br />
Anschließend wurden zwei Projekte in einem<br />
Videofilm vorgestellt.<br />
Im ersten Projekt wurden Senioren gezeigt, die<br />
in Mütter-Kind-Gruppen Geschichten vorlasen<br />
oder Märchen erzählten. In einem 30-stündigen<br />
Kurs waren sie vorher auf diese Arbeit mit<br />
drei Generationen vorbereitet worden. Alle Seiten,<br />
sowohl Kinder, Mütter als auch Senioren,<br />
empfanden diese Zusammenarbeit als sehr anregend<br />
und schön.<br />
Das zweite Projekt fand in einer Grundschule<br />
der Umgebung statt. Hier arbeiteten Senioren<br />
mit kleinen Gruppen von Grundschülern<br />
zusammen an der Erstellung eines Stammbaumes.<br />
Die Senioren leiteten die Schüler in den<br />
Methoden der Stammbaumforschung an. Die<br />
Schüler holten die notwendigen Informationen<br />
bei ihren Eltern, Großeltern und sonstigen Verwandten<br />
ein. Die Ergebnisse wurden anschließend<br />
aufgezeichnet und künstlerisch dargestellt.<br />
Auch die Familienforschung via Internet<br />
wurde einbezogen, wobei bei der Arbeit am<br />
Computer auch die Seniore von den Schülern<br />
lernen konnten. Die Schüler waren mit Begeisterung<br />
bei der Sache und auch die Senioren,<br />
von denen zwei bei der Präsentation anwesend<br />
waren, berichteten:<br />
Positive Erfahrungen prägten den Gesamteindruck<br />
– so das Erleben von „Schule heute”<br />
– mit ihrer veränderten Pädagogik oder auch<br />
gemeinsamen Rechercheerfolgen z. B. bei der<br />
Suche nach verwandten Familienmitgliedern.<br />
Monika Manske, Projektmitarbeiterin der<br />
<strong>BAGSO</strong> bei „Age and Mobility”<br />
für das noch bis November laufende<br />
Projekt „Age and Mobility” sein.<br />
Weitere Informationen über die laufenden<br />
Programme unter:<br />
www.ageandmobility.net<br />
Die Adressen der kontaktierten Organisationen<br />
fi nden Sie auf der <strong>BAGSO</strong><br />
Homepage unter Kontaktstelle Brüssel<br />
Elke Tippelmann, <strong>BAGSO</strong> Kontaktstelle<br />
Brüssel<br />
41
Aktuelles<br />
Die Kosten- und Leistungsrechnung – das<br />
zentrale Controlling-Instrument<br />
Gesetzliche Anforderungen und praktischer<br />
Nutzen<br />
Der unternehmerische Handlungsspielraum<br />
für im Pfl egebereich tätige<br />
Unternehmen wurde in der Vergangenheit<br />
immer mehr eingeschränkt und die<br />
Zukunft lässt diesbezüglich keine Verbesserungen<br />
erwarten. Pfl egeeinrichtungen<br />
haben neben den umfangreichen<br />
gesetzlichen Reglementierungen<br />
bezüglich der zu erbringenden Pfl egeleistungen<br />
noch eine Vielzahl weiterer<br />
gesetzlicher Vorschriften zu beachten.<br />
So schreibt § 7 der Pfl ege-Buchführungsverordnung<br />
vor, dass zugelassene<br />
Pfl egeeinrichtungen eine Kosten- und<br />
Leistungsrechnung zu führen haben,<br />
die eine betriebsinterne Steuerung und<br />
Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und<br />
Leistungsfähigkeit ermöglicht. Doch<br />
trotz dieser gesetzlichen Verpfl ichtung<br />
wird das Controlling-Instrument in der<br />
Praxis meist nicht eingesetzt. Viele Einrichtungsträger<br />
sehen darin nur einen<br />
zusätzlichen Verwaltungsaufwand, der<br />
teure Arbeitskraft bindet und nicht refi<br />
nanziert wird. Es wird nicht erkannt,<br />
dass ein solches Controlling- Instrument<br />
wichtige Informationen liefert,<br />
die besonders in wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeiten für die erfolgreiche Steuerung<br />
der Einrichtung unerlässlich sind.<br />
Somit sollte jeder Einrichtungsträger<br />
schon allein aus reinem Eigeninteresse<br />
eine Kosten- und Leistungsrechnung<br />
installieren, da sie entschieden zur<br />
Beurteilung und Steuerung der Wirtschaftlichkeit<br />
der Einrichtung beiträgt.<br />
Eine unmittelbare Refi nanzierung der<br />
damit verbundenen Kosten über die<br />
Vergütungssätze ist nicht erforderlich,<br />
da sich ein solches Instrument „selbst fi -<br />
nanziert” und nicht mit einem enormen<br />
Aufwand verbunden sein muss.<br />
42<br />
Wesentliche Auswertungsdaten einer<br />
Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Eine auf die individuellen Gegebenheiten<br />
der Pfl egeeinrichtung abgestimmte<br />
Kosten- und Leistungsrechnung<br />
liefert insbesondere folgende<br />
Daten und Informationen:<br />
■ Pfl egestufenverteilung<br />
■ Auslastung<br />
■ Personalkosten gegliedert nach<br />
Funktionsbereichen und je Vollstelle<br />
■ Sachkosten unterteilt nach Kosten-<br />
arten als absolute Zahl und je<br />
Betreuungstag<br />
■ Gesamtkosten je Betreuungstag<br />
■ Periodenergebnis insgesamt sowie<br />
unterteilt in die Entgeltbestandteile<br />
Pfl ege und Investivbereich sowie<br />
den neutralen Bereich.<br />
Ausgehend von den vereinbarten<br />
Entgeltbestandteilen werden die für die<br />
jeweiligen Kostenarten zur Verfügung<br />
stehenden Kostenbudgets ermittelt,<br />
so dass den Ist-Kosten die Soll-Kosten<br />
gegenübergestellt werden können. Die<br />
vorgenannten Daten werden für den jeweiligen<br />
Monat und aus den kumulierten<br />
Werten für einen ganzen Betrachtungszeitraum<br />
(z. B. Januar bis April<br />
2004) ermittelt. Somit werden Entwicklungstendenzen<br />
und die hierfür ursächlichen<br />
Bereiche frühzeitig erkannt, so<br />
dass die Einrichtungsleitung entsprechend<br />
darauf reagieren kann.<br />
Stefan Knobloch<br />
Finanzen & Anlagen<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
Geschäftsführer der<br />
REW TREUHAND GMBH<br />
Persönlich haftender Gesellschafter<br />
der DHPG DR. HARZEM<br />
& PARTNER KG<br />
Tel.: 0 22 51 / 70 09 80<br />
Fax: 0 22 51 / 70 09 89<br />
URL: www.rew-treuhand.de<br />
E-mail:<br />
Stefan.Knobloch@rew-treuhand.de<br />
Die Datengrundlagen und die Einrichtung<br />
einer Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Die Kosten- und Leistungsrechnung<br />
baut auf den Daten der Finanzbuchhaltung<br />
auf, so dass deren Qualität von wesentlicher<br />
Bedeutung ist. Daher sollten<br />
bereits unterjährig sämtliche Kosten,<br />
die nicht monatlich anfallen, gleichmäßig<br />
auf zwölf Monate verteilt und in<br />
der Finanzbuchhaltung erfasst werden<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Aktuelles<br />
(z. B. kalkulatorische Abschreibungen<br />
und Weihnachtsgeld).<br />
Aufbauend auf dem Datenbestand<br />
der Finanzbuchhaltung haben sich in<br />
der Praxis als Einstiegsmodell Kostenrechnungssysteme<br />
auf EXCEL – Basis<br />
bewährt, da diese relativ kostengünstig<br />
und einfach zu handhaben sind. Nachfolgend<br />
stellen wir beispielhaft ein solches<br />
in unserem Hause entwickeltes<br />
Kostenrechnungssystem dar.<br />
Nach erfolgter Erstinstallation des<br />
Kostenrechnungssystems werden die<br />
Daten der Finanzbuchhaltung per<br />
Schnittstelle monatlich in die Kosten-<br />
und Leistungsrechnung eingelesen und<br />
dort automatisch zu aussagekräftigen<br />
Auswertungen weiter verarbeitet, so<br />
dass der laufende zeitliche Aufwand gering<br />
ist.<br />
Die Auswertungsinhalte im Einzelnen<br />
Im Betriebsabrechnungsbogen erfolgt<br />
nach Verteilung der Kostenarten<br />
auf Kostenstellen bzw. Kostenträger eine<br />
Gegenüberstellung der vereinbarten<br />
Vergütungssätze mit den sich anhand<br />
der tatsächlich angefallenen Kosten ergebenden<br />
Vergütungssätzen.<br />
Die Kontenverteilungsübersicht<br />
ist eine nach Kostengruppen geordnete<br />
detaillierte Darstellung aller bebuchten<br />
Aufwands- und Ertragskonten. Die aus<br />
der Finanzbuchhaltung übernommenen<br />
Kontensalden werden in dieser Tabelle<br />
entsprechend dem BAB - Schema<br />
den jeweiligen Hilfs- und Hauptkostenstellen<br />
bzw. Kostenträgern direkt zugeordnet.<br />
Der Soll/Ist-Vergleich ist das zentrale<br />
Auswertungselement der Kostenrechnung<br />
und stellt die Ist-Erlöse und<br />
Ist-Aufwendungen pro Betrachtungszeitraum<br />
den jeweiligen Soll-Werten gegenüber.<br />
Die Soll-Erlöse werden dabei<br />
in Höhe der kalkulierten Kosten ausgewiesen<br />
(Prinzip der Kostendeckung), so<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Kostenarten<br />
Personalkosten<br />
Löhne und Gehälter<br />
Kto. Bezeichnung<br />
Konto Summe Leitung Pflege exam.<br />
EUR EUR EUR EUR<br />
6000 Leitung 32 32<br />
6010 Pflege exam. 284 316 284<br />
Sozialabgaben<br />
6100 Leitung 8 8<br />
6110 Pflege 71 79 71<br />
Summen 395 395 40 355<br />
Abb. 2: Auszug aus einer Kontenverteilungsübersicht<br />
Kostenstellen/Kostenträger Pflegebereich SUMME<br />
EUR Leitung Küche Soz. Betr. 0 I II III<br />
* Personalkosten 505 40 70 40 10 75 183 87 355<br />
* Lebensmittel 75 75<br />
* Betreuungskosten 10 10<br />
* Wirtschaftsbedarf 12 8 2 2<br />
Zwischensumme 602 48 147 52 10 75 183 87 355<br />
Abb. 1: Vereinfachter Auszug aus einem Betriebsabrechnungsbogen<br />
dass das Soll- bzw. Plan-Ergebnis einen<br />
Wert von EUR 0,00 ausweist.<br />
Die Kosten werden unterteilt in die<br />
Bereiche Personal- und Sachkosten<br />
und detailliert ausgewiesen, wobei im<br />
Personalkostenbereich jeweils für die<br />
einzelnen Funktionsbereiche nicht nur<br />
die Kosten, sondern auch die Anzahl der<br />
Vollstellen dargestellt werden.<br />
Entsprechend wird das Ergebnis im<br />
Bereich der Investitionskosten entwickelt.<br />
Hier werden ebenfalls den Erlösen<br />
Finanzen & Anlagen<br />
- 48 2 11 20 15 48<br />
-147 15 20 93 19 147<br />
-52 3 4 37 8 52<br />
0 0 0 30 110 333 129 602<br />
(incl. Einzelzimmerzuschlag) die Kosten<br />
(Abschreibungen/Mieten Betriebs- und<br />
Geschäftsausstattung, Abschreibungen /<br />
Pacht Gebäude, Instandhaltungen) gegenübergestellt.<br />
Die kalkulierten Kosten (Soll-Werte)<br />
entsprechen den für die ausgehandelten<br />
Vergütungssätze zugrunde gelegten<br />
Kosten und werden den tatsächlichen<br />
Kosten gegenübergestellt. Die Darstellung<br />
erfolgt in Form von Kosten pro Betrachtungszeitraum<br />
und als Kosten pro<br />
Betreuungstag.<br />
43
Aktuelles Finanzen & Anlagen<br />
Aufgrund der Einbeziehung der<br />
Erträge und der Kosten in die Analyse<br />
kann das in allen Vergütungsbereichen<br />
erwirtschaftete Ergebnis gesondert ausgewiesen<br />
werden.<br />
44<br />
Soll Ergebnis Ist-Ergebnis Abweichung<br />
% % %<br />
Belegung je Stufe: 0 4,73 78 0 5,25 84 0 7,70 6<br />
I 35,37 586 I 35,55 568 I - 3,08 - 18<br />
II 29,98 498 II 31,33 501 II 0,61 3<br />
III 29,92 496 III 27,87 446 III - 10,09 - 50<br />
100 1.658 100 1.599 - 3,56 -59<br />
Erlöse Pflege 131.397 127.032 - 4.365<br />
Personalkosten<br />
* Leitung 7.237 7.525 288<br />
* Verwaltung 12.012 13.052 1.040<br />
* Pflege 85.554 84.552 - 1.002<br />
Sachkosten Je BT Je BT<br />
104.803 105.129 326<br />
* Lebensmittel 4,40 7.295 4,55 7.275 - 20<br />
* Fahrzeuge 1,15 1.907 1,11 1.775 - 132<br />
* Wartung 1,79 2.968 1,80 2.878 - 90<br />
* Sonstiges 8,70 14.424 8,28 13.240 - 1.184<br />
16,04 26.594 15,74 25.168 - 1.426<br />
Gesamtkosten 131.397 130.297 - 1.100<br />
Ergebnis 0 - 3.265 - 3.265<br />
Abb. 3: Vereinfachter Auszug aus einem Soll/Ist-Vergleich<br />
Ergebnis Pflege<br />
Ergebnis Investivkosten<br />
April<br />
2004<br />
Januar –<br />
April 2004<br />
- 3.265 - 15.557<br />
223 4.354<br />
Neutrales Ergebnis 2.227 5.554<br />
Gesamtergebnis - 815 - 5.649<br />
Abb. 4: Darstellung einer Ergebnisübersicht<br />
Einen ersten Hinweis auf die Ertragsentwicklung<br />
liefert die Ergebnisübersicht,<br />
die die Ist-Ergebnisse der beiden<br />
Bereiche Pfl ege/Unterkunft und Ver-<br />
pfl egung sowie Investitionskosten aus<br />
dem Soll/Ist-Vergleich – erweitert um<br />
das neutrale Ergebnis (Zinsen/Zuschüsse<br />
etc.) – zum erwirtschafteten Gesamtergebnis<br />
der Einrichtung (jeweils monatlich<br />
und kumuliert nebeneinander)<br />
aufaddiert.<br />
Schlussbetrachtung<br />
Der immer stärker werdende Wettbewerb<br />
macht es auch bei Pfl egeeinrichtungen<br />
erforderlich, ein Controlling-Instrument<br />
zu installieren, das der<br />
Einrichtungsleitung verlässliche Kontroll-<br />
und Steuerungsdaten zur Verfügung<br />
stellt. Hierzu bietet sich eine Kosten-<br />
und Leistungsrechnung geradezu<br />
an, da sie bereits vorhandene Daten<br />
aufbereitet, analysiert und in komprimierter<br />
Form darstellt. Der mit einem<br />
solchen System verbundene Aufwand<br />
muss nicht besonders hoch sein, der<br />
daraus resultierende Nutzen ist jedenfalls<br />
beträchtlich.<br />
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teilen uns mit, für welche Themen<br />
Sie sich besonders interessieren,<br />
und die Sie gerne in den <strong>BAGSO</strong>-<br />
Nachrichten behandelt sehen<br />
möchten.<br />
Bitte richten Sie Ihre<br />
Vorschläge an:<br />
<strong>BAGSO</strong> e. V. Redaktion<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten<br />
Eifelstr. 9<br />
53119 Bonn<br />
oder per Fax an:<br />
0228 / 24 99 93 20<br />
bzw. per E-mail an:<br />
lenz@bagso.de<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
Aus der Arbeit der <strong>BAGSO</strong><br />
Erste Stellungnahme zum Nationalen Aktionsplan<br />
Die Bundesregierung hat einen Nationalen Aktionsplan zur Bewältigung<br />
der demografi schen Herausforderungen angekündigt.<br />
Mit dem Aktionsplan soll der im<br />
April 2002 in Madrid verabschiedete<br />
2. Weltaltenplan auf nationaler Ebene<br />
umgesetzt werden. Die <strong>BAGSO</strong> wurde<br />
vom BMFSFJ beauftragt, den Beitrag<br />
des zivilgesellschaftlichen Bereichs zu<br />
koordinieren.<br />
Eine von der <strong>BAGSO</strong> eingesetzte Expertengruppe<br />
hat nun in einem ersten<br />
Schritt eine Stellungnahme vorgelegt. In<br />
der Gruppe sind relevante Institutionen<br />
wie das Deutsche Zentrum für Altersfragen<br />
(DZA), der Deutsche Verein für<br />
öffentliche und private Fürsorge und<br />
das Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(KDA) vertreten, aber auch namhafte<br />
Wissenschaftler: Andreas Kruse, Ursula<br />
Lehr, Gerhard Naegele und Wolf D.<br />
Oswald. Den Vorsitz führt die <strong>BAGSO</strong>-<br />
Vorsitzende Roswitha Verhülsdonk.<br />
Nach Auffassung der Expertengruppe<br />
muss ein zentrales Anliegen des Nationalen<br />
Aktionsplans sein, die Potenziale<br />
des Alters bewusst zu machen und zu<br />
nutzen. Im Einzelnen gehe es darum,<br />
■ ein realistisches Bild des Alters zu<br />
vermitteln,<br />
■ die notwendigen Voraussetzungen<br />
für die Teilhabe älterer Menschen<br />
zu schaffen und zu sichern,<br />
■ insbesondere ihre Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt zu verbessern,<br />
■ ihre Wirtschaftskraft stärker zu<br />
nutzen und – nicht zuletzt –<br />
■ Lebensqualität im Alter sicherzustellen.<br />
Letzteres erfordert vor allem eine<br />
wirtschaftliche Absicherung im Alter.<br />
Außerdem müssten die Selbstständigkeit<br />
älterer Menschen durch geeignete<br />
Wohnformen erhalten und die gesundheitliche<br />
und pfl egerische Versorgung<br />
verbessert werden. Wichtig ist vor allem,<br />
die Kommunen als maßgebliche Akteure<br />
in der Altenarbeit in die Entwicklung<br />
des Aktionsplans einzubinden und bei<br />
der Umsetzung konkreter Maßnahmen<br />
zu unterstützen.<br />
Die 25seitige Stellungnahme fi ndet<br />
sich als Download unter www.bagso.<br />
de, kann aber auch bei der <strong>BAGSO</strong> bestellt<br />
werden. Die kostenlose Broschüre<br />
„Seniorenpolitik und demografi scher<br />
Wandel” der Geschäftsstelle Nationaler<br />
Aktionsplan enthält weitere Informationen<br />
zum Thema.<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. Guido Klumpp<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 13<br />
E-mail: klumpp@bagso.de<br />
Dokumentation des<br />
7. Deutschen<br />
Seniorentages<br />
Die umfangreiche Dokumentation<br />
ist kostenfrei zu beziehen über die<br />
<strong>BAGSO</strong>-Geschäftsstelle<br />
Eifelstr. 9<br />
53119 Bonn<br />
Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie<br />
Ihrem Brief eine Briefmarke von 0,77 €<br />
für die Versendung der Dokumentation<br />
als Büchersendung beilegen!!<br />
Außerdem können Sie dort Geschenkgutscheine<br />
für ein Abonnement der<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten erhalten.<br />
Fachkommissionen<br />
der <strong>BAGSO</strong><br />
Die Fachkommissionen der <strong>BAGSO</strong><br />
nehmen ihre Arbeit wieder auf.<br />
Unter dem Vorsitz von Dr. Franz Josef<br />
Oldiges hat sich die Fachkommission<br />
„Aktuelle Fragen der Seniorenpolitik”<br />
bereits am 29. April getroffen und sich<br />
in dieser ersten Sitzung mit dem von<br />
der Bundesregierung geplanten 5. Altenbericht<br />
zu den Potenzialen des Alters<br />
befasst.<br />
Den Vorsitz der Fachkommission<br />
„Ehrenamt” hat Frieder Theysohn übernommen;<br />
zum Auftakt beteiligten sich<br />
die Mitglieder der FK an einem Workshop<br />
zum nationalen Aktionsplan.<br />
45
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
v.l.n.r.: Dr. Thomas Jansen, Barbara Böhnke, Gabriele Bischoff, Elke Tippelmann, Ursula Lenz, Roswitha Verhülsdonk, Dr. Anne-Marie Sigmund,<br />
Rudolf Herweck, Dr. Renate Heinisch, Jutta Bourauel, Göke Frerichs, Dr. Gertrud Zimmermann<br />
Leiter der Fachkommission „Gesundheit/Pfl<br />
ege” sind Dr. Rudolf Fitzner<br />
und Helga Walter. Dieses Gremium<br />
wird sich zunächst mit dem ebenfalls<br />
von der Bundesregierung geplanten Präventionsgesetz<br />
beschäftigen.<br />
Auch die AG Selbsthilfe hatte bereits<br />
am 28. April ihre erste Sitzung im Sozialwerk<br />
Berlin.<br />
Spitzengespräch in<br />
Brüssel<br />
Am 25. Februar fand im Europäischen<br />
Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />
in Brüssel ein Arbeitsessen statt, am dem<br />
vom EWSA der Vizepräsident Göke Frerichs,<br />
die Vorsitzende der Gruppe „Verschiedene<br />
Interessen”, Dr. Anne-Marie<br />
Sigmund sowie Dr. Thomas Jansen,<br />
Kabinettchef des Präsidenten des EWSA<br />
teilnahmen. Das Bundesministerium für<br />
46<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
war vertreten durch Min. Dir. Rudolf<br />
Herweck, Leiter der Abteilung 3 „Ältere<br />
Menschen”, Dr. Gertrud Zimmermann<br />
und Jutta Bourauel; von der Ständigen<br />
Vertretung nahmen Gabriele Bischoff<br />
und Barbara Böhnke teil. Die <strong>BAGSO</strong><br />
war durch ihre Vorsitzende Roswitha<br />
Verhülsdonk, die Repräsentantin der<br />
<strong>BAGSO</strong> in Brüssel, Dr. Renate Heinisch,<br />
die Leiterin der <strong>BAGSO</strong>-Kontaktstelle<br />
in Brüssel, Elke Tippelmann und Ursula<br />
Lenz, Pressereferentin vertreten.<br />
Nachdem Herr Frerichs einen kurzen<br />
Abriss der Aufgaben des EWSA gegeben<br />
hatte, stellte Herr Herweck die<br />
Arbeitsschwerpunkte der von ihm geleiteten<br />
Abteilung „Ältere Menschen” vor<br />
und bekundete seine Absicht, zukünftig<br />
verstärkt mit dem EWSA zusammenzuarbeiten.<br />
Dieses Interesse machte auch<br />
Frau Verhülsdonk in ihren Ausführungen<br />
deutlich: Angesichts der demogra-<br />
fi schen Entwicklung innerhalb Europas<br />
einschließlich der Länder, die ab 1. Mai<br />
zur Europäischen Union dazukommen,<br />
sei es unverzichtbar, stärker zusammen<br />
zu arbeiten und Kräfte zu bündeln.<br />
Im Anschluss an dieses Gespräch<br />
fand noch ein Treffen in der Ständigen<br />
Vertretung Deutschlands in Brüssel<br />
statt, in dem Anne-Sophie Parent, Leiterin<br />
von AGE, der Europäischen Plattform<br />
der Älteren, die Arbeit von AGE<br />
vorstellte.<br />
AGE – Manifest zu<br />
den Europa-Wahlen<br />
Die deutsche Übersetzung des Mainfestes<br />
mit Wahlprüfsteinen für die Kandidaten<br />
zur Wahl des Europäischen Parlaments<br />
am 13. Juni 2004 liegt vor und ist<br />
auch auf der www.bagso.de zu fi nden.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Rückblick und Aktuelles<br />
zum Projekt<br />
„Kontaktstelle<br />
Senioren und die<br />
EU-Erweiterung”<br />
Die Drehscheibe Europa anlässlich des<br />
Deutschen Seniorentages 2003 in Hannover<br />
präsentierte in vielfältiger Form<br />
Senioren-Aktivitäten, Partnerschaften<br />
und Projekte in und mit den EU-Erweiterungsländern.<br />
Die Kontaktbörse ermöglichte<br />
erste Schritte zur Vernetzung<br />
zwischen Ost und West.<br />
Die Video-Ecke, das Europa-Quiz<br />
und das Bühnenprogramm in der Niedersachsenhalle<br />
des HannoverCongress-<br />
Centrums fanden den Zuspruch der<br />
zahlreichen Besucher des Seniorentages,<br />
ebenso die Thematik „Heimat in der<br />
Fremde” – Migranten in Deutschland.<br />
Das Interesse an dem Workshop<br />
„Senioren – aktiv in Europa” am 4. und<br />
5. November 2003 in Bonn war so groß,<br />
dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt<br />
werden konnten. Auch hier kam<br />
zum Ausdruck, wie aktiv die Senioren<br />
bei der Annäherung in Europa mitwirken<br />
und wie wichtig eine weitere Zusammenarbeit<br />
ist.<br />
Dank der Projektförderung durch<br />
das Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend können<br />
auch 2004 folgende Vorhaben mit dem<br />
Schwerpunkt „Vorurteile abbauen – Generationenzusammenhalt<br />
stärken” realisiert<br />
werden:<br />
■ Freundschaftsseminar 1. bis 5. 9.<br />
2004 in Luckenwalde gemeinsam<br />
mit dem Seniorenrat des Landes<br />
Brandenburg, Arbeitsgruppe Inter<br />
nationale Arbeit, dem Tschechischen<br />
Rentnerverband, „Senioren für<br />
Europa” Prag, der Volkssolidarität<br />
Dresden und Schülern aus<br />
Luckenwalde.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
■ Tagung „Begegnung mit Polen” von<br />
19. bis 21. 11. 2004 in Hannover ge-<br />
meinsam mit der Deutsch-Polni-<br />
schen Gesellschaft Hannover<br />
anlässlich des 25-jährigen Bestehens<br />
sowie der Städtepartnerschaft<br />
Hannover-Poznan.<br />
■ Förderung des Oktober-Seminars<br />
mit Partnerstädten von Suhl/<br />
Thüringen gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Senioren Ring e. V.<br />
Landesring Thüringen sowie dem<br />
Seniorenbeirat Suhl, der Musik -<br />
schule und dem Gymnasium Suhl.<br />
■ Herausgabe einer Broschüre „Aktiv<br />
im Alter – grenzenlos” im Oktober<br />
2004 gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Senioren Ring, Landes-<br />
ring Brandenburg-Berlin.<br />
Weiteres zu den Vorhaben erfahren<br />
Sie bei:<br />
Kontaktstelle EU-Erweiterung<br />
Elvira-Barbara Sawade<br />
Eifelstr. 9,<br />
53119 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />
oder 02 28 / 60 88 388<br />
Fax: 02 28 / 24 99 93 20 oder<br />
02 28 / 60 88 389<br />
E-mail: kontakt@bagso.de<br />
oder dsr-bonn@freenet.de<br />
URL: www.bagso.de<br />
(Projekte/EU-Erweiterung)<br />
Veränderungen in den<br />
<strong>BAGSO</strong>-Verbänden<br />
Familienbund der Katholiken<br />
Markus Warnke ist neuer Bundesgeschäftsführer<br />
des Familienbundes der<br />
Katholiken. Er trat die Nachfolge von<br />
Stephan Raabe an, der den Familienbund<br />
zum Jahresende 2003 verlassen<br />
hat. Der 31-jährige Jurist und Politikwissenschaftler<br />
war bis dahin als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter in der Bun-<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
desgeschäftsstelle des Familienbundes<br />
tätig.<br />
Als neuer wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
verstärkt Michael Korden (30)<br />
seit 1. Februar 2004 die Bundesgeschäftsstelle.<br />
Michael Korden ist Jurist<br />
und war zuletzt Referent am Landtag<br />
von Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit<br />
Pressereferentin Claudia Hagen (39) ist<br />
das Team der Bundesgeschäftsstelle des<br />
Familienbundes in Berlin damit wieder<br />
vollständig.<br />
Veranstaltungen<br />
und Projekte<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros e.V. (BaS)<br />
BaS- Aktionstag am 1.10.2004<br />
„Seniorenbüros in Aktion: Gewinn<br />
für Jung und Alt“ im Rahmen der<br />
BBE- Aktionswoche<br />
Die BaS beteiligt sich an der<br />
vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />
Engagement geplanten Woche“ des<br />
bürgerschaftlichen Engagements vom<br />
25. September bis 2. Oktober 2004, die<br />
unter dem Motto „Engagement macht<br />
stark” steht. Die BaS beabsichtigt, unter<br />
Beteiligung von ca. 30 Seniorenbüros<br />
bundesweit anlässlich des Internationalen<br />
Tages der Älteren am 1.10.2004 einen<br />
Aktionstag zur Förderung des Generationendialoges<br />
durchzuführen.<br />
Hierbei soll insbesondere die zum<br />
Kernprofil der Seniorenbüros gehörende<br />
Förderung des freiwilligen Engagements<br />
Älterer verstärkt in das Blickfeld<br />
der Öffentlichkeit gerückt werden sowie<br />
durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
unter Einbeziehung des Internets neue<br />
Potentiale Älterer Freiwilliger insbesondere<br />
in generationsübergreifenden Projekten<br />
erschlossen werden.<br />
Die Durchführung der Veranstaltungen<br />
und Aktivitäten an dem Aktionstag<br />
47
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
erfolgen vor Ort durch die Seniorenbüros<br />
in Kooperation mit verschiedenen<br />
Partnern (Schulen, Jugendeinrichtungen,<br />
Einrichtungen der offenen Altenarbeit,<br />
Freiwilligenagenturen, Seniorenvertretungen<br />
etc.).<br />
Das Spektrum an Aktivitäten und<br />
Veranstaltungen reicht von Fachveranstaltungen,<br />
Tag der Generationen in<br />
Schulen, Mitmachaktionen in Jung-Alt-<br />
Projekten, Videobeiträgen bis hin zu<br />
Markt der Möglichkeiten, kulturellen<br />
Events für Jung und Alt.<br />
Bundesforum<br />
Katholische Seniorenarbeit<br />
„Bestattungskultur – Zukunft gestalten”<br />
Bericht und Dokumentation der Fachtagung<br />
am 16. bis 17. 10. 2003 in Erfurt<br />
Herausgeber:<br />
Bereich Pastoral der deutschen<br />
Bischofskonferenz<br />
Postfach 2962<br />
53109 Bonn<br />
Hartmannbund – Verband der<br />
Ärzte Deutschlands<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
als vierte Säule des Gesundheitssystems<br />
Im Januar 2004 wurde unser Vorstandsmitglied,<br />
Priv.-Doz. Dr. U. Torsten,<br />
zu einem der beiden Präventionsbeauftragten<br />
der Landesärztekammer<br />
Berlin ernannt. Diese Funktion ist in<br />
das Referat Qualitätsmanagement/Qualitätssicherung<br />
der Kammer integriert.<br />
Als Hintergrund: Der Bundesrat hat<br />
mit Beschluss vom 28.11.2003 die<br />
Bundesregierung dazu aufgefordert,<br />
im Nachgang zum GKV-Modernisierungsgesetz<br />
(GMG) den Entwurf für<br />
ein Präventionsgesetz schnellstmöglich<br />
zu erarbeiten. Es ist geplant, die Sicherstellung<br />
der Finanzierung über eine<br />
Stiftung zu gewährleisten, in der nach<br />
den Vorstellungen des BMGS alle in der<br />
48<br />
Prävention relevanten Gruppen und<br />
Verbände organisiert sein sollen. – Bereits<br />
am 9. Oktober 1993 wurde auf der<br />
Hauptversammlung des Hartmannbundes<br />
in Baden-Baden ein Gestaltungsvorschlag<br />
zur Gesundheitsförderung<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
beschlossen und verabschiedet. In diesem<br />
wird die Gesundheitsförderung<br />
als eine der wichtigsten Aufgaben der<br />
Gesundheitspolitik in unserem Lande<br />
dargestellt. Als Handlungsfelder werden<br />
definiert: die Stärkung der persönlichen<br />
Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen<br />
und Bürger, die Förderung gesundheitsbezogener<br />
Gemeinschaftsaktionen<br />
von Ärzteschaft und engagierten Berufsgruppen,<br />
eine Neuorientierung der<br />
Gesundheitsdienste unter Einbezug<br />
von koordinierenden Maßnahmen für<br />
die Gesundheitsvorsorge in Kooperation<br />
mit der Public Health Forschung,<br />
die gesundheitsfördernde Ausgestaltung<br />
der Lebensbereiche Wohnen, Arbeit,<br />
Bildung, Versorgung/Entsorgung, Freizeit<br />
und Kommunikation/Verkehr und<br />
letztendlich die Umsetzung einer gesundheitsfördernden<br />
Gesamtpolitik.<br />
Der Förderverein<br />
informiert<br />
Der Finanzmarkt entdeckt zunehmend<br />
die Seniorinnen und Senioren als<br />
Zielgruppe. Dennoch zeigen sich viele<br />
Mängel: Ältere Menschen fühlen sich<br />
oft nicht adäquat beraten, wie auch unser<br />
Fördermitglied „Die Alten Hasen”<br />
bestätigt. Dr. Barbara Keck sprach mit<br />
Joachim Schwer darüber.<br />
Wer sind die „Alten Hasen” und welche<br />
Ziele verfolgen sie?<br />
Die Alten Hasen GmbH ist ein bundesweites<br />
Netzwerk ehemaliger Bankkaufleute<br />
mit einem Durchschnittsalter<br />
von ca. 60 Jahren, die ausschließlich<br />
Menschen ab 50 beraten. Wir haben<br />
also die gleiche Lebenserfahrung, die<br />
gleichen Ängste und auch Freuden wie<br />
unsere Kunden. Zusätzlicher „Bonus”:<br />
Wir alle haben mindestens 25 Jahre Beratungserfahrung.<br />
Was bemängeln ältere Menschen an der<br />
herkömmlichen Beratung bei Banken<br />
oder Versicherungen?<br />
Nach unserer empirischen Untersuchung<br />
erscheinen folgende Punkte auf<br />
der Mängelliste:<br />
■ „Der Berater will mir nur etwas<br />
verkaufen”.<br />
■ „Die Beraterin ist zu jung”.<br />
■ „Dies ist der dritte ‘persönliche’<br />
Berater innerhalb der letzten zwei<br />
Jahre.<br />
■ „Die Berater haben keine Geduld”.<br />
In wie weit unterscheidet sich eine<br />
Finanzberatung für ältere und<br />
jüngere Menschen?<br />
Ältere Menschen haben allerdings<br />
wirklich andere Bedürfnisse. Hier einige<br />
wichtige Punkte aus unserer Untersuchung:<br />
• „Für mein angespartes Kapital erhalte<br />
ich nur noch ca. 3 % Zinsen, einen Teil<br />
der Zinsen brauche ich, um in Würde älter<br />
werden zu können. Was ist zu tun?”<br />
• „Meine Lebensversicherung ist fällig<br />
geworden. Jetzt werde ich von meinen<br />
‘Beratern’ zum Erwerb der Produktes<br />
X gedrängt. Was ist für mich persönlich<br />
das Beste?”<br />
• „Was ist für mich die sicherste Anlageform<br />
und wie kann ich das herausfinden?”<br />
• „Nach dem Verkauf einer Immobilie<br />
möchte ich mein Geld durch Fachkräfte<br />
verwalten lassen. Wie finde ich den für<br />
mich besten Vermögensverwalter?”<br />
Wie gehen Sie bei der Beratung vor, und<br />
mit welchen Kosten muss man rechnen?<br />
Wir beginnen mit einem Kassensturz<br />
und erarbeiten dann die notwendigen<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Konzepte. So werden die Strukturen für<br />
eine „Zusatzrente aus Kapitalvermögen”<br />
erarbeitet und vorgegeben. Für eine<br />
Strukturberatung mit Kassensturz z. B.<br />
kann man mit 400 bis 500 € rechnen.<br />
Der Vorteil einer Beratung durch uns<br />
liegt in der Vermeidung von Fehlern,<br />
unserer Marktkenntnis und der Weitergabe<br />
von möglichen Vergünstigungen.<br />
Bei einem Betreuungsmandat für<br />
Vermögensverwaltungen z. B. fungieren<br />
wir als unabhängige Kontrollinstanz<br />
und treffen die Vorauswahl geeigneter<br />
Verwalter. Hierfür erhalten wir ein<br />
½ % vom Verwaltungsvolumen. Für die<br />
Mandanten verhandeln wir Konditionen<br />
und Preise.<br />
Warum sind Sie Fördermitglied der<br />
<strong>BAGSO</strong> geworden?<br />
Wir sind für dieselbe Gruppe tätig<br />
wie die <strong>BAGSO</strong>. Uns haben die engagierten<br />
Menschen bei der <strong>BAGSO</strong> überzeugt<br />
und wir sind sicher, dass der Förderverein<br />
die eingenommenen Gelder<br />
im Sinne der Interessen der Senioren<br />
sehr effektiv einsetzt.<br />
Weitere Informationen:<br />
Die Alten Hasen GmbH<br />
Stiftsstr. 2, 60313 Frankfurt/M.<br />
Tel.: 0 69 / 92 03 78 90<br />
E-mail: info@diealtenhasen.de<br />
Neu in der <strong>BAGSO</strong>:<br />
Die Internet-<br />
Senioren ViLE e. V.<br />
Der gemeinnützige Verein ViLE e. V.,<br />
das „Virtuelle und reale Lern- und<br />
Kompetenz-Netzwerk für ältere Erwachsene”,<br />
ist der <strong>BAGSO</strong> beigetreten.<br />
ViLE entstand in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentrum für Allgemeine<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung (ZA-<br />
WiW) der Universität Ulm, dessen Leiterin<br />
Carmen Stadelhofer gleichzeitig<br />
Vorsitzende des Vereins ist.<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
Die Idee zur Gründung des ViLE-<br />
Netzwerks entstand im Rahmen des<br />
Modellprojekts „Gemeinsam lernen<br />
übers Netz” im Modellversuchsprogramm<br />
„Lebenslanges Lernen” der<br />
Bund-Länder-Kommission.<br />
Ziel des Zusammenschlusses ist die<br />
Förderung der Weiterbildung und des<br />
selbstgesteuerten Lernens von älteren<br />
Erwachsenen unter Einbeziehung der<br />
modernen Kommunikationstechnologien.<br />
Der Verein fördert im Rahmen seines<br />
Lern- und Kompetenz-Netzwerks<br />
die regionale, überregionale, bundesweite<br />
und internationale Vernetzung<br />
von Einzelpersonen und Gruppen für<br />
virtuelles und reales Lernen im Bereich<br />
der Erwachsenenbildung.<br />
Der Verein hat dafür eine Internet-<br />
Plattform eingerichtet, die den Mitgliedern<br />
ermöglicht, miteinander über<br />
das Internet zu kommunizieren. Unter<br />
www.vile-netzwerk.de können sich<br />
auch Nichtmitglieder über die Aktivitäten<br />
des Vereins informieren.<br />
Das Motto „Solange man lernt,<br />
lohnt es sich zu leben” stand am Anfang<br />
der Bestrebungen zu der bundesweiten<br />
Senioren-Initiative. Und die Mitglieder<br />
können nicht nur von einem umfangreichen<br />
Projektangebot profi tieren, es stell-<br />
ViLE-Mitglieder bei einer bundesweiten Schulung in Mittweida.<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
te sich heraus, dass über Ländergrenzen<br />
hinweg zahlreiche neue Freundschaften<br />
mit Gleichgesinnten entstanden.<br />
Gegründet wurde der Verein ViLE<br />
am 12. Dezember 2002 während einer<br />
Tagung in Berlin. Inzwischen kann er<br />
auf ein erfolgreiches erstes Jahr und<br />
eine ständig steigende Mitgliederzahl<br />
zurückblicken. Bundesweit sind derzeit<br />
über 50 Einzelpersonen und 2 Institutionen<br />
der Erwachsenenbildung Mitglied<br />
und in verschiedenen Regionen (ViLE-<br />
Nord, ViLE-Sachsen, VilE-Mitte und<br />
ViLE-Süd) organisiert.<br />
In ihren Projekten gehen die Teilnehmer<br />
vor allem aktuellen Themen auf den<br />
Grund: So wurden im Projekt „Wahlbeobachtung”<br />
vor der Bundestagswahl die<br />
Wahlprogramme der Parteien kritisch<br />
unter die Lupe genommen. Politiker<br />
wurden in den Online-Konferenzen des<br />
Bundestags sowie per E-mail mit bohrenden<br />
Fragen konfrontiert. Persönliche<br />
Begegnungen der Senioren ermöglichte<br />
unter anderem das Projekt „Hansestädte<br />
begegnen sich”, in dem sich Gruppen<br />
in Stade und Lübeck ihre Städte mit<br />
Texten und Bildern vorstellten, um sich<br />
anschließend gegenseitig zu besuchen.<br />
Im Oktober 2003 startete das Projekt<br />
„Klimawandel – Klimarisiko”, das<br />
49
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
sich mit den widersprüchlichen Klimavoraussagen<br />
von Wissenschaftlern<br />
befasst. Ein weiteres aktuelles Projekt ist<br />
„Gemeinsam lesen”, an dem sich literaturinteressierte<br />
Senioren aus ganz<br />
Deutschland beteiligen. Anfang 2004<br />
begann ein „virtuelles Frauenkolleg”<br />
und ab Mitte April wird mit dem neuesten<br />
Projekt die Europawahl kritisch<br />
begleitet.<br />
ViLE-Lübeck startete zusammen<br />
mit dem ZAWiW dieses Projekt, an dem<br />
Senioren und Seniorengruppen aus allen<br />
Regionen unserer Republik beteiligt<br />
sind. Erwünscht ist aber auch die Beteiligung<br />
von Seniorinnen und Senioren<br />
aus den anderen europäischen Ländern!<br />
Im Rahmen des bundesweiten Modellprojekts<br />
„Kompetenznetzwerk der<br />
Generationen” sollen auch Jugendliche<br />
mitmachen und sich mit den Positionen<br />
der Seniorinnen und Senioren kritisch<br />
Sie können die <strong>BAGSO</strong>-Nachrichten abonnieren, indem Sie das Bestellformular ausfüllen:<br />
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Meine Anschrift:<br />
❑ Frau/ ❑ Herr<br />
50<br />
Vorname Name<br />
Straße/Nr. PLZ Ort<br />
Ich bezahle: ❑ Rechnung ❑ per Lastschrift<br />
Meine Bankverbindung:<br />
auseinander setzen. Mehr zu diesem<br />
Projekt fi nden Sie im Internet unter:<br />
www.gemeinsamlernen.de/lerngruppen/<br />
europa<br />
Um den sicheren Umgang mit E-mails,<br />
Mailinglisten, Chats und Diskussionsforen<br />
zu üben, gibt es aber auch spezielle<br />
Internetkurse. So werden z. B. im Kurs<br />
„Technikgrundlagen für virtuelles Lernen<br />
– TvL” die wichtigsten technischen<br />
Kenntnisse zum Lernen über das Internet<br />
vermittelt. Fortgeschrittene können<br />
ihre Kenntnisse im „Anwendungskurs<br />
virtuellen Lernens - AvL” vertiefen.<br />
ViLE-Netzwerk<br />
c/o ZAWiW, Universität Ulm<br />
89069 Ulm<br />
Tel.: 07 31 /50 23 193<br />
Fax: 07 31 / 50 23 197<br />
E-mail: info@vile-netzwerk.de<br />
URL: www.vile-netzwerk.de<br />
<strong>BAGSO</strong>-Nachrichten im Abo<br />
BLZ: Konto-Nr.<br />
Ort/Datum Unterschrift<br />
ViLE ist derzeit bundesweit in den Regionen ViLE-<br />
Nord, ViLE-Sachsen, ViLE-Mittweida und ViLE-Süd<br />
organisiert.<br />
Antwort per Fax an:<br />
02 28/24 99 93 20 oder per Post an<br />
die <strong>BAGSO</strong>, Eifelstraße 9, 53119 Bonn<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004
Die 79 <strong>BAGSO</strong>-Organisationen<br />
A Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband • Arbeitsgemeinschaft<br />
„Evangelische und Ökumenische Krankenhaus- u. Altenheim-<br />
Hilfe“(EKH) • Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus • Arbeitskreis für<br />
Gerostomatologie e.V. (AKG) *<br />
B BAG Alt hilft Jung e.V. • BDZ - Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft<br />
- AG „Bedienstete im Ruhestand und Hinterbliebene“<br />
• BegegnungsCentrum - Haus im Park der Körber-Stiftung *<br />
• Betreuungswerk Post Postbank Telekom (BeW) • Büro gegen<br />
Altersdiskriminierung * • Bund Deutscher Amateurtheater e.V.<br />
(BDAT)* • Bund der Ruhestandsbeamten, Rentner und Hinterbliebenen<br />
im DBB (BRH) • Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesseniorenvertretungen<br />
BAGLSV • Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros e.V. (BaS) • Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben<br />
DGB / VHS * • Bundesforum Katholische Seniorenarbeit (BfKS)<br />
• Bundesinteressenvertretung und Selbsthilfeverband der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner von Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen<br />
(BIVA) e.V. • Bundesverband Gedächtnistraining e.V. • Bundesverband<br />
Information & Beratung für NS-Verfolgte * • Bundesverband<br />
Seniorentanz e.V.<br />
D Dachverband Altenkultur e.V. * • Deutsche Alzheimer Gesellschaft<br />
e.V. • Deutsche Gesellschaft für Freizeit e.V. (DGF) • Deutsche<br />
Gesellschaft für Präventivmedizin • Deutsche Gesellschaft für<br />
Versicherte und Patienten (DGVP) • Deutsche Landsenioren e.V.<br />
(DLS)* • Deutsche Seniorenpresse • Deutscher Bridge-Verband<br />
• Deutscher BundeswehrVerband e.V. (DBwV) • Deutscher Familienverband<br />
e.V. (DFV)* • Deutscher Frauenrat (DF)* • Deutscher<br />
Guttempler-Orden e.V. • Deutscher Senioren Ring e.V. (DSR)<br />
• Deutscher Sportbund (DSB) • Deutscher Turner-Bund (DTB)<br />
• Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium<br />
und Beruf e.V. (DVBS) • Deutsches Sozialwerk (DSW) e.V.<br />
E EURAG - Sektion Deutschland* • Evangelische Arbeitsgemeinschaft<br />
für Altenarbeit in der EKD (EAfA) • Evangelisches Seniorenwerk<br />
(ESW)<br />
F Familienbund der Katholiken • Forum für Gemeinschaftliches<br />
Wohnen im Alter*<br />
G Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (GfG) • Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft - Bundesseniorenausschuss • GREEN-<br />
PEACE-TEAM fünfzig Plus*<br />
<strong>BAGSO</strong> Nachrichten / 2-2004<br />
H Hartmannbund e.V. - Ausschuss Senioren<br />
Informationen aus der <strong>BAGSO</strong><br />
I Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt • JAHRESRINGE<br />
- Gesamtverband e.V.<br />
K Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands • Katholische<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE)•<br />
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands kfd • Kneipp-Bund<br />
e.V. • Kolpingwerk Deutschland • Komba-Gewerkschaft • Kommunikationsgewerkschaft<br />
DPV • Kuratorium Wohnen im Alter e.V.<br />
(KWA)<br />
L Landesarbeitsgemeinschaft - „Aktiv im Vorruhestand S-A“ e.V.*<br />
• Lange aktiv bleiben (LAB) - Lebensabend-Bewegung • Liberale<br />
Senioren LiS@<br />
M Memory Liga e.V.* • MISEREOR-Initiative „einfach anders<br />
altern“<br />
N Nationales Netzwerk älterer Frauen e.V. (NäF)* • NaturFreunde -<br />
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und<br />
Kultur • NAV-Virchow-Bund*<br />
S Senior Experten Service (SES) • Seniorenarbeitsgemeinschaft<br />
der PDS • Senioren Union der CDU • Senioren-Union der CSU •<br />
Seniorenvereinigung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands<br />
e.V. (CJD) • Sozialverband Deutschland (SoVD) • Sozialverband<br />
VdK Deutschland e.V. • Sozialwerk Berlin e.V.<br />
T TRANSNET - Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschland<br />
(GdED)<br />
V Vegetarier-Altenhilfe e.V. (VAH) • Verband der Heimkehrer,<br />
Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e.V.<br />
(VdH) • Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di • Virtuelles<br />
und reales Lern- und Kompetenz -Netzwerk für ältere Erwachsenene<br />
(VILE) e. V.* • Volkssolidarität Bundesverband e.V. (VS)<br />
Z Zentralverband der Sozialversicherten, der Rentner und deren<br />
Hinterbliebenen Deutschlands e.V. (ZdS) • Zwischen Arbeit und<br />
Ruhestand ZWAR e.V.*<br />
* Diese Organisationen sind Mitwirkende<br />
51
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