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KPM Magazin 2024

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<strong>KPM</strong> MAGAZIN N ọ 08<br />

WEISS


EDITORIAL<br />

KULTURGUT<br />

(ER)LEBEN!<br />

Jörg Woltmann, Inhaber, und<br />

Martina Hacker, Geschäftsführerin<br />

Liebe Freundinnen und Freunde des Hauses <strong>KPM</strong>,<br />

unsere Manufaktur produziert mehr als nur<br />

hochwertiges Porzellan, sie schafft Kulturgüter.<br />

Dem Erhalt dieser Kultur widmet sich die<br />

Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin. Das wollen wir mit einer absoluten<br />

Premiere feiern und haben aus der 8. Ausgabe<br />

des WEISS <strong>Magazin</strong>s eine Sonderedition<br />

gestaltet, die in Zusammenarbeit mit der<br />

Stiftung <strong>KPM</strong> Berlin entstanden ist. Historisches<br />

bewahren und neu zugänglich machen,<br />

Althergebrachtes in luxuriösen Lifestyle-<br />

Kontext setzen – darum soll es in diesem Heft<br />

gehen. Wir öffnen die Türen unserer Archive,<br />

revitalisieren vergessen Geglaubtes und stellen<br />

die Köpfe vor, die diese Arbeit machen und<br />

ermöglichen.<br />

Die Hauptakteurin begegnet uns bereits auf<br />

dem Cover: „Germania – Beschützerin von<br />

Kunst und Wissenschaft“. Wir nehmen Sie mit<br />

auf die ungewöhnliche Reise dieses monumentalen<br />

Fliesenwandbildes. 1893 zur Weltausstellung<br />

nach Chicago exportiert, kehrt die „Germania“<br />

nach 130 Jahren zur <strong>KPM</strong> Berlin zurück,<br />

wo Manufakturisten und Restauratorin Anne<br />

Göbel sich ihrer Instandsetzung annehmen.<br />

Werden Sie ein Teil dieser traditionsreichen<br />

Kultur! Mit einer Patenschaft für eine der<br />

insgesamt 1.057 Kacheln der „Germania“ können<br />

Sie uns dabei unterstützen, die Vergangenheit<br />

in die Gegenwart zu holen und für die<br />

Zukunft stark zu machen.<br />

Bild: Franz Grünewald<br />

IHR<br />

JÖRG WOLTMANN<br />

IHRE<br />

MARTINA HACKER<br />

N°. 08 3 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


INHALTSVERZEICHNIS<br />

XXXXXXXXXXX<br />

HAUSFREUNDE<br />

IMPRESSUM<br />

NEWS<br />

06–13<br />

Neues aus der <strong>KPM</strong> Berlin: von<br />

kunstvollen Bären über farbenfrohe<br />

Kollektionen bis zu praktisch-schönen<br />

Bowls To-go<br />

KULINARIK<br />

18<br />

ZURÜCKGEKEHRT<br />

Die „Glory of Germania“<br />

ist nach langer Reise<br />

zurück in Berlin<br />

86<br />

68 Woltmann trifft ...<br />

<strong>KPM</strong> Inhaber Jörg Woltmann<br />

im Gespräch mit Porzellanexperte<br />

Samuel Wittwer<br />

75 Genießen Sie die Kunst!<br />

Katharina Galladé und Patrick<br />

Droste von der Galerie Droste<br />

laden zu sich nach Hause ein<br />

HERAUSGEBER<br />

Stiftung Königliche Porzellan-<br />

Manufaktur Berlin, Wegelystraße 1,<br />

10623 Berlin<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Martina Hacker<br />

MARKETING &<br />

KOMMUNIKATION<br />

Jenja Carow, Christine Korte,<br />

Sally Fuls<br />

14–15<br />

Von Berlin bis Stuttgart: neue<br />

Adressen für Gourmets, Foodies<br />

und Trüffelnasen<br />

52<br />

80 Kein Stillstand, nie!<br />

Unermüdlich für die Kultur<br />

im Einsatz: zu Besuch bei<br />

André Schmitz<br />

86 Gute Nacht<br />

Das Sandmännchen wird 65<br />

Jahre alt! Die <strong>KPM</strong> Berlin feiert das<br />

mit einer limitierten Sonderedition<br />

PRODUZIERT VON<br />

storyboard GmbH<br />

Wiltrudenstraße 5<br />

80805 München<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Dr. Markus Schönmann, Marie<br />

Bressem, Christine Fehenberger<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTIONELLE LEITUNG<br />

Sandra Djajadisastra<br />

GRAFIK<br />

Alexandra Barlow, Laura Rohrmoser<br />

28<br />

UNBEKANNTES TERRAIN<br />

In der <strong>KPM</strong> Berlin malte Künstlerin<br />

Isis-Maria Niedecken erstmals auf<br />

Porzellan<br />

MANUFAKTUR<br />

44<br />

GESCHWISTERLIEBE<br />

Luise und Friederike von<br />

Preußens enge Bindung,<br />

festgehalten in Porzellan<br />

18 Die Reise der „Germania“<br />

Vom detektivischen Suchen<br />

und Finden des historischen<br />

Wandfliesengemäldes<br />

„Glory of Germania“<br />

24 „Es bleibt immer eine Narbe“<br />

In der Werkstatt der „Germania“-<br />

Restauratorin Anne Göbel<br />

28 Der Sprung ins Porzellan<br />

Inspirierend: Künstlerinnen wie<br />

Isis-Maria Niedecken kommen als<br />

Artists in Residence zur <strong>KPM</strong> Berlin<br />

34 Herzstück<br />

Verantwortliche der Stiftung <strong>KPM</strong><br />

Berlin zeigen ihre Lieblingsstücke<br />

40 Echt jetzt?<br />

Schätze aus dem Archiv der <strong>KPM</strong><br />

Berlin in einem spektakulären<br />

Interior – KI macht’s möglich!<br />

44 Das besondere Stück<br />

Ewig schön: die<br />

PRINZESSINNENGRUPPE<br />

48 Ein Tag im Leben von ...<br />

... Eva Isay, Leiterin des <strong>KPM</strong><br />

Standorts in Köln<br />

LEBEN<br />

52 Diner de luxe<br />

Edel, lässig, erfrischend anders:<br />

KURLAND und LAB im Berliner<br />

Dashi Diner<br />

60 Virtuelle Wertanlage<br />

Als erste Porzellanmanufaktur<br />

der Welt hat die <strong>KPM</strong> Berlin fünf<br />

Meisterwerke in NFTs verwandelt<br />

64 Im Küchenschrank von ...<br />

... Vera Gäde-Butzlaff, stellvertretende<br />

Vorsitzende der Stiftung<br />

<strong>KPM</strong> Berlin<br />

Bilder: Julia Sellmann (3), <strong>KPM</strong> Berlin (2), Holger Talinski, Volker Conradus, Conrad Bauer, Peter Rigaud<br />

68<br />

MÄNNER VOM FACH<br />

<strong>KPM</strong> Berlin Inhaber Jörg<br />

Woltmann und<br />

Porzellanexperte Samuel<br />

Wittwer eint die Leidenschaft<br />

für Porzellan<br />

75<br />

ÜBERALL KUNST<br />

Der Salon Droste ist<br />

Privatwohnung und<br />

Galerie in einem<br />

BILDREDAKTION<br />

& PRODUKTION<br />

Jan Steinhauer, Christina Graf<br />

PROJEKTMANAGEMENT<br />

Carolin Buchberger<br />

AUTOREN & AUTORINNEN<br />

Marlene Irausek, Lena Kaess,<br />

Matthias Kriegel, Alissa Selge,<br />

Shirin Soltanabadi, Sandra Winkler<br />

FOTOGRAFEN &<br />

FOTOGRAFINNEN<br />

Conrad Bauer, Volker Conradus,<br />

Gene Glover, Franz Grünewald,<br />

Peter Rigaud, Julia Sellmann,<br />

Holger Talinski<br />

COVER<br />

Julia Sellmann<br />

KI-ILLUSTRATION<br />

Norman Konrad<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

Lektorat Süd<br />

LITHO<br />

Klambt PIXELcircus<br />

DRUCK<br />

Druckerei Vogl GmbH<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 4 N°. 08


<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong><br />

WEISS<br />

N°. 08<br />

Tatjana Doll (r.) und ihre Tochter (l.)<br />

präsentierten den To-go Becher im Rahmen<br />

des 20. Gallery Weekends Berlin<br />

Die Edition<br />

WINNICOTT ist auf<br />

100 Stück limitiert<br />

NEWS<br />

Bär To-go<br />

IM ZUGE der letzten Europameisterschaft entstand die Edition<br />

SPORTMETROPOLE BERLIN <strong>2024</strong>. Dahinter verbirgt sich der To-go<br />

Becher der <strong>KPM</strong> Berlin, den die Senatsverwaltung für Inneres und Sport<br />

Berlin als Geschenk an besondere Gäste überreichte<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx Bild: Michael Kuchinke-Hofer<br />

Bilder: Emma Marou Wunsch<br />

Denken Sie manchmal an Ihr erstes Kuscheltier zurück? Dieses Gefühl,<br />

wenn man es fest umarmte? Die international renommierte Künstlerin<br />

Tatjana Doll hat genau diese Nostalgie in ihrem Kunstwerk für die<br />

<strong>KPM</strong> Berlin eingefangen. Ihr limitierter WINNICOTT To-go Becher<br />

zeigt einen Teddybären, der Kindheitserinnerungen weckt und zugleich<br />

eine Verbindung zwischen Dolls Wahlheimat Berlin und der traditionellen<br />

Handwerkskunst der <strong>KPM</strong> Berlin schafft. Eigentlich ist Doll für<br />

ihre großflächigen Leinwandarbeiten bekannt – das Motiv des Bären<br />

war beispielsweise mehrere Jahre als Boden in ihrem Atelier ausgelegt.<br />

Für die <strong>KPM</strong> Berlin hat Doll nun ihr kreatives Schaffen auf kleinster<br />

Fläche umgesetzt. Die Edition wurde im Rahmen des 20. Gallery<br />

Weekends Berlin im Studio 1763 des <strong>KPM</strong> Pavillons auf dem legendären<br />

Kurfürstendamm von der Galerie Droste präsentiert.<br />

06 – 13<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 6 N°. 08<br />

N°. 08 7 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


XXXXXXXXXXX<br />

Auf die Hunde<br />

gekommen<br />

NEW BOWL<br />

in Town<br />

Friedrich der Große hatte zwei große<br />

Lieben: Porzellan und Hunde. Beides<br />

findet nun eine Würdigung in Anna Haifischs<br />

Werk für die <strong>KPM</strong> Berlin. Die Leipziger<br />

Künstlerin und Comiczeichnerin<br />

verzierte die <strong>KPM</strong>+ Edition der LAB<br />

Bowls mit Friedrichs sieben Windspielen.<br />

In blauen Linien springen, spielen und<br />

jagen die Hunde – Biche, Alcmène,<br />

Hasenfuß, Thysbe, Phillis, Arsinoe und<br />

Superbe – über das strahlend weiße Porzellan.<br />

Die Dekore wurden nach handgezeichneten<br />

Entwürfen der Künstlerin<br />

von der <strong>KPM</strong> Meistermalerei in einem<br />

speziellen Handdruckverfahren aufgetragen<br />

und sind dadurch sehr robust. Die<br />

Edition wird vom Süddeutsche Zeitung<br />

<strong>Magazin</strong> präsentiert und ist Teil von Haifischs<br />

Einzelausstellung im Museum<br />

für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

(MK&G). Dort geben<br />

rund 300 Werke einen umfassenden<br />

Eindruck von<br />

ihrer Arbeit. Die Ausstellung<br />

geht noch bis zum<br />

20. Oktober <strong>2024</strong>.<br />

Sie macht<br />

eine Million<br />

So schön kann praktisch sein! Die KURLAND To-go<br />

Box und die Müslischale bekommen jetzt Zuwachs.<br />

Dürfen wir vorstellen: die KURLAND Bowl. Modern,<br />

urban und inspiriert von asiatischer Esskultur, kann sie<br />

0,8 Liter kulinarische Vielfalt fassen: ganz egal, ob man<br />

seinen Porridge mit Früchten, einen herzhaften Eintopf<br />

oder Ramen darin genießen möchte. Übrigens sind alle<br />

drei Schalen auch als BLANC NOUVEAU Variante<br />

erhältlich.<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: <strong>KPM</strong> Berlin, Johannes Graf, Anna Haifisch, Uli Aigner/Tom McCallie<br />

Uli Aigner<br />

absolvierte zunächst<br />

eine Töpferlehre,<br />

bevor sie<br />

Produktdesign<br />

studierte. Seit den<br />

1990er-Jahren sind<br />

ihre Werke in<br />

internationalen<br />

Museen zu sehen<br />

Mit einer klaren Vision und unermüdlicher<br />

Hingabe strebt die Künstlerin Uli Aigner<br />

danach, bis zu ihrem Lebensende eine<br />

Million Porzellangefäße selbst per Hand<br />

zu erschaffen. Ihr Projekt heißt „One Million“<br />

und seit 2014 hat Aigner bereits<br />

mehrere Tausend Objekte hergestellt. Auf<br />

ihrer Website www.one-million.world hält<br />

sie den Fortschritt fest – jedes Gefäß trägt<br />

eine eigene Nummer – und zeigt auf einer<br />

digitalen Weltkarte die Standorte ihrer<br />

Porzellanprodukte. Dort darf natürlich<br />

die <strong>KPM</strong> Berlin nicht fehlen. 2023/24<br />

entstanden in der Manufaktur jeweils 150<br />

URANIA Becher und Schalen, die Aigner<br />

in der Edition <strong>KPM</strong> RESEARCH im<br />

Herbst präsentieren wird.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 8 N°. 08<br />

N°. 08 9 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Exklusiv im APROPOS Store<br />

in Köln: die neonorange<br />

PRINZESSINNENGRUPPE<br />

Das Design Museum London zeigte <strong>2024</strong><br />

die erste UK-Einzelausstellung des legendären<br />

Designers Enzo Mari (1932–2020).<br />

Vom 29. März bis 8. September <strong>2024</strong> konnten<br />

Besucherinnen und Besucher über 300<br />

Objekte aus seiner 60-jährigen Karriere<br />

bestaunen. Darunter auch zahlreiche Porzellandesigns,<br />

die Mari für die <strong>KPM</strong> Berlin<br />

entworfen hatte. Zwischen 1993 und 1996<br />

entwickelte er in der Manufaktur <strong>KPM</strong><br />

Volltreffer<br />

Meister des Designs:<br />

Enzo Mari<br />

unter anderem das ikonische Service<br />

BERLIN. Maris Stil ist prägnant und klar,<br />

seine Arbeiten setzen sich mit der visuellen<br />

Wahrnehmung, Funktionalität und Schönheit<br />

der Dinge auseinander. Kuratiert wurde<br />

die Ausstellung, die zuvor bereits auf der<br />

Triennale in Mailand und der C-Mine in<br />

Genk haltgemacht hatte, von Hans Ulrich<br />

Obrist und Francesca Giacomelli, enge Vertraute<br />

des bereits verstorbenen Designers.<br />

Die Retrospektive zeigt<br />

Enzo Maris komplettes<br />

künstlerisches Schaffen,<br />

darunter die Kollektion<br />

BERLIN für die <strong>KPM</strong><br />

Berlin<br />

Raritätenreich<br />

Schönheit, Individualität und Luxus – das<br />

sind die Eckpfeiler des Concept Store<br />

APROPOS in Köln. Die Gründer Klaus<br />

Ritzenhöfer und Daniel Riedo verkaufen<br />

hier auf über 3000 Quadratmetern Fläche<br />

Fashion aus dem High-End-Portfolio<br />

namhafter internationaler Designer,<br />

Beauty-Produkte sowie Interior-Objekte<br />

mit Seltenheitswert. Bei der Auswahl<br />

ihrer Produkte beweisen sie ein Auge<br />

fürs Besondere: Seit diesem Jahr werden<br />

auch <strong>KPM</strong> Berlin Designs ausgestellt.<br />

Etwa der elegante KURLAND<br />

Champagnerbecher, der praktische<br />

To-go Becher oder die berühmte<br />

PRINZESSINNENGRUPPE in strahlendem<br />

Neonorange.<br />

Toooor! Der Schütze? <strong>KPM</strong> Berlin. Zur Europameisterschaft<br />

<strong>2024</strong> in Deutschland zeigte sich auch die <strong>KPM</strong><br />

Berlin im Fußballfieber. Zwei ganz spezielle Figuren<br />

wurden hierfür aus feinstem Porzellan kreiert und in<br />

der <strong>KPM</strong> Meistermalerei mit 24 Karat Glanzgold handbemalt:<br />

die Skulptur BALL und die kickende Skulptur<br />

BÄR. Zeitlose Sammlerstücke für Fußballfans<br />

und Liebhaber feiner Kunst –<br />

streng limitiert und einzeln<br />

nummeriert.<br />

Bilder: <strong>KPM</strong> Berlin, <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv, Holger Talinski<br />

Stilvoll<br />

unterwegs<br />

Das <strong>KPM</strong> Hotel & Residences steht nicht nur für Komfort<br />

und Behaglichkeit, sondern auch für eine klare, individuelle<br />

Designhandschrift. Direkt neben dem traditionsreichen<br />

Gebäude ensemble der <strong>KPM</strong> Berlin bietet es einen<br />

Rückzugsort mit zeitgemäßem Flair. Jetzt bringt das Hotel<br />

diesen besonderen Vibe direkt auf die Straße – ganz<br />

buchstäblich mit dem KURLAND To-go Becher in der<br />

<strong>KPM</strong> Hotel & Residences Edition. Die Edition ist auf 100<br />

Stück limitiert und exklusiv im Hotel erhältlich.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 10 N°. 08<br />

N°. 08 11 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Vitaminboost für<br />

KURLAND Klassiker<br />

Die farbenfrohe<br />

ÉDITION<br />

QUARTOLET von<br />

Gisbert Pöppler<br />

ist limitiert auf<br />

jeweils 25 Stück<br />

Fruchtig schön: Die stilvolle und nachhaltige<br />

KURLAND Kollektion ist klassisch,<br />

erfindet sich aber immer wieder<br />

neu. Bestes Beispiel: die KURLAND Togo<br />

Becher und Müslischalen in den frischen<br />

Farben Limette, Pfirsich, Melone<br />

und Feige. Können Sie es schmecken?<br />

Selbst im Winter holt man sich mit diesem<br />

Ensemble die Sonne in den Tag: ob für<br />

einen Obstsalat auf dem Sofa oder einen<br />

Smoothie auf dem Weg zur Arbeit.<br />

Prickelnde Festspiele<br />

Hier knallt’s!<br />

„Sie haben nicht nur Power, sie geben Power“ – das sagt der<br />

renommierte Interior Designer Gisbert Pöppler über seine<br />

ÉDITION QUARTOLET, die er für die <strong>KPM</strong> Berlin kreierte.<br />

Bei der Farbauswahl ließ es Pöppler richtig knallen:<br />

Strahlendes Gelb und und giftiges Grün treffen auf Orange,<br />

Pink und Blau. Seinem Design liegt ein schlichter Schalenentwurf<br />

aus dem Jahr 1929 zugrunde, die sogenannten Löberschalen<br />

des gleichnamigen deutschen Bildhauers. „Die<br />

Farbgebung feiert die Form des Designs, das gezielt eingesetzte<br />

Orange betont auf allen vier Schalen die sonst eher<br />

unsichtbaren Elemente wie Rand und Fuß“, erklärt Pöppler.<br />

Konzipiert sind die Schalen als Duos, zwei Farbkombinationen<br />

mit jeweils umgekehrter Farbplatzierung.<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: Ragnar Schmuck, <strong>KPM</strong> Berlin, Maximilian Virgili<br />

Auch im Sommer <strong>2024</strong> garantierte Geldermann auf den<br />

Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth exklusiven Genuss. Denn<br />

Jahr um Jahr kreiert die Privatsektkellerei eine einzigartige Festspiel-Cuvée:<br />

erstmals zu 100 Prozent aus der charakteristischen<br />

Rebsorte Chardonnay (Blanc de Blancs) aus dem Loire-Tal. Die<br />

streng limitierte Bayreuther Festspiel-Cuvée – nur 3.800 Flaschen<br />

– bietet den perfekten Begleiter für festliche Opernabende. Doch<br />

unser diesjähriges Highlight ist noch exklusiver: Die Cuvée wird<br />

in den handgefertigten Bechern „No. 1“ aus der LAB Serie der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin serviert. Verziert mit Goldstaub, macht der Becher,<br />

der im Duo als streng limitiertes Set mit einer Flasche Blanc de<br />

Blancs daherkommt, aus jedem Schluck eine große Oper.<br />

Ein Hoch<br />

auf die<br />

Farben<br />

Bei den Champagnerbechern<br />

geht’s bunt<br />

weiter! Im Hochsommer<br />

lancierte die <strong>KPM</strong><br />

Berlin vier neue Farben:<br />

Pflaume,<br />

Pfirsich, Feige<br />

und Limette.<br />

Das<br />

KURLAND<br />

Design von<br />

1790 mit der antiken Borte<br />

aus 24 Karat Poliergold erhält<br />

damit einen modernen Twist,<br />

ohne an Eleganz zu verlieren.<br />

Die fruchtigen Champagnerbecher<br />

sind auf das Jahr <strong>2024</strong><br />

limitiert – also schnell zugreifen.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 12 N°. 08<br />

N°. 08 13 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Heiß<br />

BEGEHRT<br />

DIE SPITZENGASTRONOMIE schwört auf Porzellan der <strong>KPM</strong> Berlin: allen<br />

voran KURLAND, URANIA oder BERLIN. Neugierig, welche Restaurants<br />

und Cafés sie verwenden? Hier eine Auswahl der besten Adressen<br />

Laesâ<br />

Kulinarisches Abenteuer im Herzen des Schwabenlands: Im Herbst <strong>2024</strong> öffnet das<br />

Fine-Dining-Restaurant Laesâ am Wilhelmsplatz in Stuttgart seine Pforten. Der<br />

Name leitet sich von der altdeutschen Schreibweise des schwäbischen Wortes<br />

für Linse ab. Das junge Team hat sich das Ziel gesetzt, jeden Gang zu einem<br />

Erlebnis zu machen. Wie das gelingt? Durch herausragende Produkte,<br />

große Gastfreundschaft und das richtige Porzellan: Die Speisen werden<br />

auf den Tellern URANIA der <strong>KPM</strong> Berlin gereicht. Übrigens, neugierige<br />

Feinschmecker konnten bereits vor der Eröffnung in einer<br />

sogenannten Warm-up-Location vorbeischauen und erhielten<br />

erste Kostproben.<br />

Bilder: Gonzalo Robles Sanzur, Nadine März-Krahl, <strong>KPM</strong> Berlin (2), t-space studio, Dalim Yeral, Björn Swanson<br />

Sicilia<br />

Für alle, die von Italien träumen, aber gerade nicht hinkommen,<br />

ist das Sicilia in Berlin-Charlottenburg die Rettung. Das italienische<br />

Restaurant bringt die traditionelle Cucina della nonna in<br />

die Gegenwart: Auf der Karte stehen Köstlichkeiten wie „vergessene<br />

tomatensorten“ mit Burrata aus Brandenburg und „sepia<br />

tagliatelle“ mit Scampi, Calamaretti und Jakobsmuschel. Neben<br />

dem feinen Essen von Chefkoch Marc Hammer trumpft auch<br />

das sonnengleiche Interior – und das edle KURLAND Service<br />

der <strong>KPM</strong>.<br />

CAFFÈ RIMOWA<br />

Ciao ragazze – hier liegt der Duft von<br />

frisch gebrühtem Espresso in der Luft.<br />

Zur Milan Design Week im April <strong>2024</strong><br />

launchte das Koffer-Label RIMOWA in<br />

Zusammenarbeit mit La Marzocco die<br />

Espressomaschine Linea Mini. Direkt<br />

genießen konnte man das Heißgetränk<br />

im eigens eröffneten CAFFÈ RIMOWA<br />

Pop-up vor Ort. Die <strong>KPM</strong> Berlin bestückte<br />

das Café mit einer neu aufgelegten<br />

Variante der ikonischen Espressotasse<br />

BERLIN von Designlegende Enzo Mari:<br />

ohne Henkel, mit Schriftzug. Che<br />

bello!<br />

SWAN&SON Bistro<br />

Vom Frühstück bis zum Dinner – das<br />

SWAN&SON bietet moderne Bistro-Klassik<br />

ohne unnötige Doktrin. Auf 250 Quadratmetern<br />

hat das Restaurant des Berliner Spitzenkochs<br />

und Gastronomen Björn Swanson Platz für bis zu 70<br />

Personen. Das Highlight: ein sogenannter Hidden Room mit<br />

separatem Eingang – wo fern von Blicken gespeist werden<br />

kann. Für noch mehr Glamour sorgt das KURLAND BLANC<br />

NOUVEAU Service in Royal Bleu.<br />

N°. 08 15 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong><br />

WEISS<br />

N°. 08<br />

STIFTUNG<br />

MANUFAKTUR<br />

ENTDECKUNG! Die Geschichte der „Germania“ Seite 18<br />

IM ATELIER der „Germania“-Restauratorin Seite 24<br />

JUNGE KÜNSTLERINNEN in der Manufaktur Seite 28<br />

AUSGEWÄHLTE STÜCKE der Stiftung <strong>KPM</strong> Seite 34<br />

ECHT JETZT? Alte Schätze in neuem Ambiente Seite 40<br />

EWIG SCHÖN Die PRINZESSINNENGRUPPE Seite 44<br />

ZU BESUCH im Kölner <strong>KPM</strong> Store Seite 48<br />

Tradition<br />

lebendig<br />

halten<br />

W as wäre die Welt ohne die Schätze der Vergangenheit?<br />

Ohne die Zeugen alter Handwerkskunst,<br />

die Geschichten vergangener Epo-<br />

chen erzählen? Die Antwort: ärmer an Kultur,<br />

Wissen und Identität. Genau aus diesem Grund<br />

widmet sich die Stiftung Königliche Porzellan-<br />

Manufaktur Berlin dem Erhalt, der Förderung<br />

und Weiterentwicklung des geschichtsträchtigen<br />

Kulturguts.<br />

Das Archiv der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin<br />

beherbergt<br />

Tausende<br />

Fotografien<br />

außergewöhnlicher<br />

Porzellanstücke,<br />

wie DIANA MIT<br />

REH (1924) von<br />

Gerhard<br />

Schliepstein<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Bilder: Xxxxxxxxxxx Julia Sellmann, <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv (3)<br />

Gegründet im Jahr 1763 von Friedrich dem<br />

Großen, besitzt die <strong>KPM</strong> Berlin eine reiche<br />

Sammlung aus über 10.000 Porzellanartefakten,<br />

historischen Fotos, Gemälden und zahlreichen<br />

weiteren Relikten. Die Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin sammelt und bewahrt die-<br />

sen Archivbestand, stellt die Werke aus und<br />

fördert Forschung und Bildung – so bleibt die<br />

jahrhundertealte Tradition der Porzellanherstel-<br />

lung stets lebendig und entwickelt sich weiter.<br />

Zahlreiche Experten aus Kultur und Kunst sind<br />

an der Stiftungsarbeit beteiligt. Unter der Leitung<br />

von <strong>KPM</strong> Berlin Inhaber Jörg Woltmann bringen<br />

sie ihr Wissen als Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder<br />

oder als externe Unterstützer ein. Aus die-<br />

ser Zusammenarbeit sind Projekte wie „Kulturgut<br />

digital“ entstanden, das die Digitalisierung des<br />

umfangreichen <strong>KPM</strong> Archivs voranbringt, um<br />

den historischen Wissensschatz der Manufaktur<br />

weltweit für die Forschung zugänglich zu machen.<br />

Derzeit steht jedoch ein anderes Projekt im Mittelpunkt<br />

der Stiftung: die „Germania“, ein monumentales<br />

Wandbild, dessen Geschichte und Be-<br />

deutung Sie auf den nächsten Seiten dieses<br />

<strong>Magazin</strong>s entdecken können.<br />

Das LINDBLATT ist<br />

ein Entwurf von<br />

Siegmund Schütz<br />

aus dem Jahr 1961<br />

Schütz kreierte<br />

1954 außerdem<br />

das Teeservice<br />

ORANGERIE<br />

16 – 49<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 16 N°. 08<br />

XX – XX<br />

N°. 08 17 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Gleicht einem Wimmelbild: Jede der Figuren<br />

auf dem Wandfliesengemälde „Glory of<br />

Germania“ symbolisiert einen Teil der<br />

deutschen Geschichte, Kultur und<br />

Wissenschaft<br />

MANUFAKTUR<br />

Die lange Reise der<br />

„GERMANIA“<br />

Text:<br />

ALISSA SELGE<br />

Bilder:<br />

JULIA SELLMANN<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Hinter dem Wandfliesengemälde „Glory of Germania“, 1892 in der <strong>KPM</strong><br />

Berlin für die Weltausstellung im darauffolgenden Jahr in Chicago gefertigt,<br />

steckt die Geschichte einer unglaublichen Suche. Wie ist das Kunstwerk heute<br />

zu verstehen? Ein Treffen mit Jeannine Gröpke von der Stiftung <strong>KPM</strong> und<br />

Professor Reinhard Andress<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 18 N°. 08<br />

N°. 08 19 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


2017<br />

Chicago,<br />

Vereinigte Staaten<br />

Chicago, 1893: Während der<br />

Weltausstellung wird die „Germania“<br />

von 27 Millionen Menschen besichtigt<br />

An einem Nachmittag im November steigt Reinhard Andress<br />

die schmale Treppe zum Dachboden eines Altenheims hoch.<br />

Staub wirbelt bei jedem Schritt auf, während er auf eine Ecke<br />

direkt unter der Dachschräge zusteuert. 23 schwarze Kisten<br />

stehen hier, so unscheinbar, dass sie im gedämpften Licht fast<br />

mit der Dunkelheit verschmelzen.<br />

Andress öffnet eine der Kisten.<br />

Ihr Inhalt ist in Zeitungspapier aus<br />

dem Jahr 1986 verpackt. Es raschelt,<br />

als er eine Porzellanfliese auswickelt<br />

und vorsichtig auf seine Handfläche<br />

legt. Mörtelreste bröseln von der<br />

Rückseite der Fliese. Die dicke Glasur<br />

auf der Vorderseite glänzt jedoch im<br />

Licht seiner Taschenlampe, die satten<br />

Porzellanfarben darunter haben nichts von ihrer Brillanz verloren.<br />

Andress blickt auf zwei gemalte Hände, die ein weißes<br />

Milchkännchen halten, und weiß sofort: Das ist sie. Das ist die<br />

„Germania“. Drei Jahre lang war Andress auf der Suche nach<br />

diesen Fliesen, 1.057 an der Zahl. Zusammen bilden sie das<br />

Nach knapp 130 Jahren sind die Fliesen<br />

der „Glory of Germania“ zurück in Berlin<br />

Von der<br />

„Germania“ verliert<br />

sich jede Spur<br />

riesige Porzellanwandgemälde „Glory of Germania“ (oder<br />

ursprünglich auf Deutsch „Germania – Beschützerin von Kunst<br />

und Wissenschaft“), das 1892 von der Königlichen Porzellan-<br />

Manufaktur Berlin gefertigt und ein Jahr später in Chicago bei<br />

der Weltausstellung präsentiert wurde. Andress ist<br />

Deutsch-Amerikaner und lehrt seit<br />

2012 Germanistik an der Loyola<br />

University in Chicago. Aufgrund seiner<br />

Herkunft als Sohn deutscher<br />

Einwanderer erforscht er immer wieder<br />

die Geschichten von Deutschen,<br />

die nach Amerika einwanderten. Als<br />

er nach Chicago zieht, stößt er dabei<br />

auf Literatur über den Germania<br />

Club, einen Verein für die<br />

deutsch-amerikanische Elite, der jahrzehntelang in einem imposanten<br />

Gebäude residierte und 1986 seine Türen für immer<br />

schloss. Auf historischen Fotos des Ballsaals ist im Hintergrund<br />

oft das Aushängeschild des Clubs zu sehen: das Fliesenwandgemälde<br />

„Glory of Germania“. Andress findet heraus, dass es<br />

nach der Weltausstellung an den Germania<br />

Club verkauft wurde. Er arbeitet die Geschichte<br />

des Clubs weiter auf und stößt im<br />

Archiv des Chicago History Museums auf eine<br />

Dissertation, in der davon die Rede ist, dass<br />

nach Schließung des Clubs versucht wurde,<br />

ein neues Zuhause für die „Glory of Germania“<br />

zu finden, zum Beispiel ein Museum. Das<br />

scheint aber nie gelungen zu sein. Von der<br />

„Germania“ verliert sich jede Spur.<br />

Andress’ Neugierde ist zu diesem Zeitpunkt<br />

längst geweckt. Die „Germania“ nebst<br />

den Seitenpaneelen ist immerhin riesig – 7,6 x<br />

9,1 Meter groß. „So ein enormes Kunstwerk<br />

kann doch nicht einfach so verschwinden“,<br />

war er überzeugt. Obwohl die Recherchen<br />

langwierig und mitunter frustrierend sind – und<br />

nur am Rande etwas mit seiner eigentlichen<br />

Leidenschaft, der Germanistik, zu tun<br />

haben –, entwickelt sich die Suche nach der<br />

„Germania“ zu Andress’ Lieblingsprojekt. In<br />

der erwähnten Dissertation stößt er auch auf<br />

den Hinweis, dass das Fliesengemälde in einer<br />

Pflegeeinrichtung in einem Chicagoer Vorort<br />

untergebracht worden sei. Sie trägt den deutschen<br />

Namen „Altenheim“, da sie 1885 für<br />

Deutsch-Amerikaner gegründet wurde.<br />

Andress schlussfolgert, dass dort vielleicht<br />

Bilder: <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv<br />

Menschen gelebt haben, die früher Mitglied des Germania Clubs<br />

waren – und eventuell Teile des Wandfliesengemäldes ins Heim<br />

gebracht haben könnten. Als er die Direktorin der Einrichtung<br />

kontaktiert, reagiert sie jedoch zurückhaltend und lässt den<br />

Kontakt im Sand verlaufen.<br />

Die Geschichte könnte hier enden.<br />

Aber ein Jahr später kommt Andress bei<br />

einem Uni-Treffen mit einem ehemaligen<br />

Kommilitonen, Brian Moore, ins Gespräch.<br />

Dieser erwähnt, er sei im Vorstand des<br />

German-American Heritage Institute, das<br />

auf einem alten Fliesengemälde säße und<br />

nicht wisse, was es damit anfangen solle.<br />

Die Fliesen befänden sich auf dem Dachboden<br />

des Altenheims. Andress ist sich<br />

sicher: Es muss sich um die „Germania“<br />

handeln. Was für eine Fügung!<br />

1892<br />

Berlin, Deutsches<br />

Kaiserreich<br />

Das preußische Handelsministerium plant<br />

die Teilnahme des Deutschen Kaiserreichs<br />

an der Weltausstellung, die in einem Jahr<br />

in Chicago stattfinden soll. Der Beitrag soll<br />

in der Haus- und Hof-Manufaktur der Preußen<br />

– der <strong>KPM</strong> Berlin – gefertigt werden.<br />

Die Rede ist von einem Wandfliesengemälde:<br />

Groß soll es sein, auf die Bedeutsamkeit<br />

der deutschen Vergangenheit hinweisen und<br />

die Stärken des Deutschen Kaiserreichs als<br />

kultivierter Weltmacht abbilden. Gut, dass<br />

Alexander Kips kurz zuvor als künstlerischer<br />

Direktor der <strong>KPM</strong> angefangen hat, ist<br />

er doch ein Spezialist für Wandfliesengemälde.<br />

Er führt diese Kunstform bei der<br />

<strong>KPM</strong> ein, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

unglaublich en vogue ist.<br />

Kips fertigt zwei Entwürfe an. Einer<br />

zeigt Kaiser Wilhelm II., umrahmt von Flaggenträgern,<br />

Gelehrten und (Kunst-)Handwerkern.<br />

Entschieden hat man sich jedoch<br />

für den zweiten Entwurf, in dessen Zentrum statt des Kaisers<br />

die Germania steht – die Personifikation Deutschlands, die zwar<br />

ein Schwert in den Händen hält, aber in ihrem leuchtend goldenen<br />

Kleid trotzdem friedlich wirkt, man könnte fast sagen:<br />

sanftmütig.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 20 N°. 08<br />

N°. 08 21 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Warum es die Germania geworden ist und nicht die deutlich<br />

martialischere Darstellung von Wilhelm II.? „Die Akte, mit<br />

der man diese künstlerischen Entscheidungen hätte nachvollziehen<br />

können, ist leider verschollen“, erklärt Jeannine Gröpke,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung <strong>KPM</strong>. Sie vermutet<br />

allerdings, dass das Kaiserreich um internationale<br />

Wirtschaftsbeziehungen mit deutschen Unternehmen werben<br />

wollte und bemüht war, sich als freundliche, kooperative Handelsmacht<br />

zu präsentieren.<br />

Alexander Kips und ein kleines Team aus Malern der <strong>KPM</strong><br />

Berlin arbeiten ein Jahr lang auf einem großen Holzgestell an<br />

dem Wandbild der „Germania“. Das Ergebnis ist monumental,<br />

salopp gesagt: ein bunt leuchtendes Wimmelbild, in dem man<br />

immer wieder neue Details entdeckt. Zum Beispiel die Lorbeerblätter,<br />

die sich um das Schwert der Germania ranken, oder die<br />

kunstvoll gestickten Adler auf ihren Gewändern. Umrahmt wird<br />

sie von allegorischen Frauenfiguren, die – so vermutet man –<br />

Kunst und Wissenschaft symbolisieren. Über ihnen schweben<br />

Engel mit Palmwedeln und Posaunen, die die Größe des Kaiserreichs<br />

in die Welt hinaustragen sollen. Rechts von ihnen steht<br />

der Kölner Dom, damals das höchste Bauwerk der Welt und<br />

Highlight der deutschen Gotik. Am Fuß des Kunstwerks sitzt<br />

ein Mann, um dessen Kopf sich Weinblätter ranken: Vater Rhein.<br />

Links von ihm eine Frau, die – auch dies eine Deutung ohne<br />

gesicherten Beleg aus Aufzeichnungen – die Mosel oder die<br />

Donau symbolisiert. Rechts sieht man 14 Vertreter der Wissenschaft<br />

und Kunst, unter ihnen der Maler Albrecht Dürer, der<br />

Erfinder des Buchdrucks Johannes Gutenberg, Friedrich<br />

Schiller, der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz und<br />

der Erfinder des<br />

europäischen Porzellans<br />

Johann Friedrich<br />

Böttger. In seinen<br />

Händen liegt ein <strong>KPM</strong><br />

Kännchen. Ebenjenes,<br />

anhand dessen Andress<br />

125 Jahre später erkennt,<br />

dass er eine Fliese<br />

der „Germania“ in<br />

Händen hält.<br />

Im Januar 1893 werden die 1.057 Porzellanfliesen auf ein<br />

Schiff verladen. Die Kisten sind sechs Wochen auf See, danach<br />

zwei Wochen in Eisenbahnwaggons nach Chicago unterwegs.<br />

Währenddessen wird der „Porcelain Porch“ aufgebaut – der<br />

Pavillon der <strong>KPM</strong>, in dem die „Germania“ gezeigt werden soll.<br />

„Der Transport von Berlin nach Chicago liest sich wie ein Katastrophenbericht“,<br />

erzählt Gröpke. „Es gab Lieferschwierigkeiten<br />

der Materialien für den Pavillon, Beschädigungen und<br />

Verspätungen auf den vorgeschriebenen Bahnrouten.“ Wie<br />

durch ein Wunder kommen alle 1.057 Fliesen der „Germania“<br />

„Der Transport liest<br />

sich wie ein<br />

Katastrophenbericht!“<br />

unbeschadet in Chicago an. Vor Ort wird das Fliesengemälde<br />

mit den beiden Seitenpaneelen von vier Porzellansäulen und<br />

einem Kuppeldach altargleich eingerahmt. Wahrlich, man hat<br />

damals nicht gekleckert, sondern geklotzt. In der sechs Monate<br />

währenden Weltausstellung besichtigen 27 Millionen Menschen<br />

die „Germania“.<br />

2022<br />

Berlin, Deutschland<br />

Schwere Holzkisten werden im Innenhof der <strong>KPM</strong> Berlin entladen,<br />

jede von ihnen wiegt 400 Kilo. Glücklicherweise hat das<br />

Kunstwerk den langen Rückweg mit einer Lufthansa-Maschine<br />

von Chicago nach Frankfurt und dann im Lkw weiter nach<br />

Charlottenburg gut überstanden. Einige der Fliesen waren<br />

vorher schon zerbrochen, wurden vermutlich im Germania Club<br />

unsachgemäß von der Wand gelöst und nur notdürftig mit<br />

Klebeband zusammengeflickt. Von den 1.057 Fliesen sind um<br />

die 200 beschädigt, können aber jetzt, da sie zurück in Berlin<br />

sind, fachgerecht gereinigt und restauriert werden. Hier tritt<br />

die Stiftung <strong>KPM</strong> auf den Plan, die es sich zur Aufgabe gemacht<br />

hat, den Erhalt des geschichtsträchtigen Erbes<br />

der Porzellanmanufaktur zu fördern, und dafür<br />

Unterstützerinnen und Unterstützer sucht.<br />

„Für mich war ganz klar, dass ich die<br />

<strong>KPM</strong> Berlin nach dem Fund der ,Germania‘<br />

kontaktieren würde“, erinnert sich Andress.<br />

Mit seiner Nachricht stößt er auf enthusiastische<br />

Rückmeldungen. Zunächst setzten<br />

Andress und Jörg Woltmann, Inhaber der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin, einen Leihvertrag auf, im Mai<br />

2023 wird daraus ein Schenkungsvertrag.<br />

Nach knapp 130 Jahren ist die „Germania“ wieder bei<br />

der <strong>KPM</strong> Berlin und wird nach Abschluss der Restaurierung in<br />

Führungen zugänglich für die Öffentlichkeit sein. Andress,<br />

Gröpke und weitere Experten werden weiterhin zu den Hintergründen<br />

der „Germania“ forschen. Dazu gehört auch, die<br />

„Germania“ in ihren historischen Kontext einzubetten und<br />

ihre Darstellung nach heutigen Maßstäben kritisch zu betrachten.<br />

Dass das Kunstwerk jetzt wieder in Berlin ist, fühlt sich<br />

trotzdem wie ein ziemlich großer Meilenstein an. „Man kann<br />

sich nur immer wieder vor dem künstlerischen Vermögen der<br />

Kollegen, die die ,Germania‘ geschaffen haben, verneigen“,<br />

fasst Gröpke zusammen. Und Andress ergänzt: „Die lange<br />

Geschichte, die die ,Germania‘ hinter sich hat, ist einfach<br />

faszinierend – genauso wie die Zufälle, die es gebraucht hat,<br />

um sie wiederzufinden.“<br />

Bild: Bilder: Xxxxxxxxxxx <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv<br />

Die Lorbeerblätter in<br />

der Hand der<br />

Germania stehen<br />

normalerweise für<br />

Sieg, könnten in<br />

diesem Kontext aber<br />

auch den Triumph<br />

der deutschen Kultur<br />

symbolisieren<br />

IM DETAIL<br />

Vater Rhein mit einem Kranz<br />

aus Weinblättern auf dem<br />

Kopf. Neben ihm zwei<br />

Zwerge, die auf das<br />

Rheingold und damit auf das<br />

Nibelungenlied als deutsches<br />

Nationalepos anspielen<br />

Teil der 14 Vertreter<br />

von Wissenschaft<br />

und Kunst: Maler<br />

Albrecht Dürer,<br />

Künstler Hans<br />

Burgkmair und<br />

Kunsthandwerker<br />

Wenzel Jamnitzer<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 22 N°. 08<br />

N°. 08 23 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


MANUFAKTUR<br />

„ES WIRD<br />

IMMER<br />

EINE<br />

NARBE<br />

BLEIBEN“<br />

Text:<br />

ALISSA SELGE<br />

Bilder:<br />

JULIA SELLMANN<br />

In ihrer Berliner Werkstatt verhilft Restauratorin Anne Göbel alten Schätzen<br />

in aufwendiger Millimeterarbeit zu neuem Glanz. So auch dem<br />

<strong>KPM</strong> Porzellanwandgemälde „Glory of Germania“<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Neidvoll blickt man auf den Arbeitsplatz, an dem Restauratorin<br />

Anne Göbel seit zwanzig Jahren ihren Tag beginnt. Die Werkstatt<br />

im zweiten Hinterhaus in der Berliner Schillerstraße mit<br />

den hohen Decken birgt eine Vielzahl an Kunstwerken; Staffeleien<br />

stehen vor den großen Fenstern, goldene Rahmen<br />

schmücken die Wände. Für die Schönheit ihres Ateliers hat<br />

Anne Göbel gerade allerdings kein Auge. Sie trägt eine Lupenbrille<br />

und fokussiert sich auf die vier Fliesen, die auf der<br />

Werkbank mit Edelstahloberfläche vor ihr liegen. Auf dem<br />

alten Apothekerschrank hinter ihr liegen Skalpelle und Spatel.<br />

In den Schubladen warten Schleifpapiere, Lösemittel und<br />

Wattestäbchen auf ihren Einsatz. Gerade hält Göbel einen<br />

feinen Pinsel in der Hand, mit dem sie Farbpigmente anrührt.<br />

Die vier Fliesen gehören zu den letzten, die Anne Göbel<br />

von der „Germania“ restaurieren wird. Hunderte der insgesamt<br />

1.057 Fliesen hat sie innerhalb der vergangenen eineinhalb<br />

Jahre in ihrer Werkstatt bearbeitet. Als Expertin für Keramik<br />

und Porzellan ist sie die perfekte Besetzung für den Job. Ursprünglich<br />

wollte Göbel Architektin werden, bis nach acht<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 24 N°. 08<br />

N°. 08 25 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Ihr entgeht kein Detail:<br />

Restauratorin Anne Göbel<br />

schaut konzentriert durch<br />

ihre Lupenbrille auf eine<br />

Fliese der „Germania“<br />

XXXXXXXXXXX<br />

Anne Göbel arbeitet seit 2007 regelmäßig mit der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin zusammen, auch auf dem<br />

Manufakturgelände in der Wegelystraße<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Semestern Studium ein Italienaufenthalt ihre Faszination für<br />

Keramik und Porzellan weckte. Drei Jahre bleibt sie in Florenz<br />

und lässt sich zur Restauratorin ausbilden.<br />

1998 macht sie sich schließlich in Berlin selbstständig,<br />

restauriert seitdem Objekte für Museen und Stiftungen, aber<br />

auch für private Auftraggeber. Seit 2007 arbeitet Göbel regelmäßig<br />

mit der <strong>KPM</strong> Berlin zusammen, sie kümmert sich nicht<br />

nur um Restaurierungen, sondern unterstützt auch den Aufbau<br />

und die Pflege der Ausstellung in der Manufaktur, in der immer<br />

wieder ausgewählte Stücke präsentiert werden. Die „Germania“<br />

ist ein besonderes Projekt für sie, und das nicht nur wegen<br />

des enormen Umfangs. „Ich bin total glücklich, dass die ‚Germania‘<br />

genau jetzt wiedergefunden wurde, sodass ich an ihr<br />

arbeiten kann“, sagt Göbel lächelnd, „es ist spannend, den<br />

vielen unterschiedlichen Motiven in diesem großen Bild wieder<br />

zu einem stimmigen Ganzen zu verhelfen.“<br />

Die Fliesen des Porzellanwandgemäldes, die an Göbels<br />

Arbeitsplatz liegen, haben eine lange Reise hinter sich. Nach<br />

einem wochenlangen Transport von Berlin nach Chicago und<br />

dem Aufbau für die Weltausstellung im Jahr 1893 wurden sie<br />

an der Wand eines Ballsaals angebracht und Jahre später vermutlich<br />

unsachgemäß wieder abgelöst. Anschließend lagerten<br />

sie zweiunddreißig Jahre unentdeckt auf dem Dachboden<br />

eines Altenheims, bevor sie zurück nach Berlin gebracht werden<br />

konnten (siehe auch Seite 18).<br />

Das alles hat Spuren hinterlassen. Manche Fliesen sind<br />

gebrochen, andere weisen Ausplatzungen auf, haben milchige<br />

Stellen oder tiefe Kratzer in der Oberfläche. Göbel benötigt<br />

pro Fliese inklusive Dokumentation und Reinigung mal vier<br />

Stunden, mal fünfundzwanzig oder dreißig. Je nach Schadensbild<br />

entfernt sie Mörtel, Gips oder Farbspritzer von der Oberfläche,<br />

klebt Fragmente mittels einer Infiltrationsklebung oder<br />

kittet Risse mit einer Ergänzungsmasse, die sie selbst herstellt<br />

und die dem Porzellan sehr ähnlich ist. Porzellanmasse kann<br />

sie nicht verwenden, denn die müsste gebrannt werden. Und<br />

brennen will Göbel die Fliesen der „Germania“ nicht, denn<br />

das würde dem Grundsatz der Restaurierung widersprechen:<br />

Jeder Schritt, den sie durchführt, muss rückgängig gemacht<br />

werden können, ohne dass das Kunstwerk einen Schaden<br />

nimmt. Alles muss reversibel sein.<br />

„Ich arbeite mit den Materialien, die gerade auf dem Markt<br />

sind. In fünfzig Jahren kann das aber schon wieder ganz anders<br />

aussehen“, erklärt Göbel. Deswegen muss eine Ent-Restaurierung<br />

jederzeit möglich sein. „Es ist schon herausfordernd,<br />

dass ich nie mit der Originalmasse arbeiten kann“, sagt Göbel.<br />

„Ich kann sie nur imitieren.“<br />

Sie setzt den Pinsel auf einer der Fliesen an. Die Retusche,<br />

also das Bemalen der Fehlstellen des Porzellans, ist einer der<br />

letzten Schritte ihrer Arbeit. Danach werden diese Ergänzungen<br />

mit einer Glasur versehen. Die Originalglasur der „Germania“<br />

ist bleihaltig, daher leuchten die Farben besonders<br />

brillant und haben im Licht einen irisierenden Effekt. Unter<br />

ihrer Lupe entgeht Göbel kein einziger Pinselstrich. „Was für<br />

ein schöner Schwung und mit welcher Lässigkeit die das früher<br />

gemalt haben!“, schwärmt sie. Ihr Auge fürs Detail ist eine<br />

wichtige Voraussetzung für ihren Beruf. Aber man brauche<br />

– neben der Freude an den schönen Dingen – auch viel Geduld.<br />

„Ich bin eigentlich ein perfektionistischer Mensch. Aber in<br />

diesem Beruf muss man sich bewusst sein, dass man nicht<br />

zaubern kann. Es wird immer eine Narbe bleiben.“ Vielleicht<br />

ist aber gerade das auch das Schöne an ihrer Arbeit – schließlich<br />

erzählt jeder kleine Makel eine eigene Geschichte. Die der<br />

„Germania“ erstrahlt dank Göbel jetzt in neuem Glanz und<br />

kann im Rahmen von Führungen in den Räumlichkeiten der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin bewundert werden.<br />

In ihrer Werkstatt in<br />

Berlin-Charlottenburg hat sie<br />

Besuch von Jeannine Gröpke<br />

(unten links), wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin der Stiftung <strong>KPM</strong><br />

200 von 1.057 Fliesen waren<br />

beschädigt. Mal brauchte es<br />

vier Stunden, eine Fliese zu<br />

restaurieren, mal 30 Stunden<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 26 N°. 08<br />

N°. 08 27 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


DER<br />

SPRUNG<br />

INS<br />

XXXXXXXXXXX<br />

E<br />

LEGANT GLEITET DER PINSEL ÜBER DAS<br />

PORZELLAN. Die Meistermalerinnen ziehen<br />

filigrane Linien – ohne ein Zittern, jeder Strich<br />

sitzt. Ihre Bewegungen sind präzise, ihre Hingabe spürbar, die<br />

Ruhe beispiellos, während unter ihrem Pinsel eine Welt entsteht.<br />

Es ist eine seltene Ehre, den erfahrenen Porzellanmalerinnen<br />

der <strong>KPM</strong> Berlin bei der Arbeit zuzusehen. Der jungen<br />

Künstlerin Isis-Maria Niedecken wurde sie nun zuteil. Eine<br />

Woche lang konnte sie in den <strong>KPM</strong> Werkstätten von den<br />

Meistermalerinnen lernen.<br />

Niedecken kommt aus einer Künstlerfamilie. Ihr Vater<br />

hat Kunst studiert, ihre Mutter ist Fotografin, auch ihr Bruder<br />

ist Künstler. In deren Fußstapfen zu treten, kam für sie eigentlich<br />

nicht infrage. Um sich einem potenziellen Vergleich zu<br />

entziehen, suchte Niedecken ihre eigene künstlerische Ausdrucksform<br />

– zunächst im Modedesign, später in der Werbung.<br />

„Malen war eigentlich immer mein geheimes Projekt“, so<br />

Niedecken. Bis zur Coronapandemie. Die Zeit zu Hause nutzte<br />

sie, um sich stärker der Kunst zu widmen. Durch den Zuspruch<br />

von Freunden und Verwandten entschloss sie sich, ihre<br />

Werke auf Instagram mit einer breiteren Öffentlichkeit zu<br />

teilen. Mit Erfolg. Seither wird sie regelmäßig für Auftragsarbeiten<br />

und Kunstprojekte mit namhaften Marken wie Ganni<br />

gebucht und lud zu ihrer ersten Einzelausstellung „Mitbringsel“<br />

ein. Niedeckens Arbeiten sind bunt, fröhlich und vermischen<br />

„Mich inspiriert es, durch die<br />

Straßen anderer Länder und<br />

Städte zu gehen und Unbekanntes<br />

zu entdecken.“<br />

Porzellan<br />

Große Bewunderung für die Porzellanmalerei:<br />

Isis-Maria Niedecken hätte ihren Aufenthalt bei der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin gerne noch verlängert<br />

OB ÖL-, ACRYL- ODER WANDMALEREI, jede<br />

Form hat ihre Tücken. Das weiß auch die Künstlerin<br />

Isis-Maria Niedecken. Sie nahm am „Artist in<br />

Residence“-Programm der <strong>KPM</strong> Berlin teil und<br />

begab sich auf unbekanntes Terrain: das der<br />

Porzellanmalerei<br />

Text:<br />

LENA KAESS<br />

Bilder:<br />

JULIA SELLMANN<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

naturalistische Elemente mit grafischen Motiven. Sie drehen<br />

sich primär um Themen wie Eskapismus, den man aus dem<br />

Urlaub in den Alltag zu übertragen versucht. „Mich inspiriert<br />

es, durch die Straßen anderer Länder und Städte zu gehen und<br />

Unbekanntes zu entdecken“, sagt die 30-Jährige.<br />

Für neue Ideen musste Niedecken dieses Mal nicht weit<br />

reisen. Von ihrer Wohnung in Berlin ist es ein Katzensprung<br />

bis zur <strong>KPM</strong> Berlin. Andrea Gollin und Annette Rother, zwei<br />

langjährige Meistermalerinnen, wiesen die aufstrebende Künstlerin<br />

in das Metier und den Arbeitsalltag ein. Denn Rother<br />

weiß aus Erfahrung: „Man kann die Techniken der Porzellanmalerei<br />

schwer mit anderen Maltechniken vergleichen. Wer<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 28 N°. 08<br />

N°. 08 29 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


aquarellieren kann, kann nicht zwangsläufig auch Porzellan<br />

bemalen. Porzellanmalerei ist eigenständig und teilweise<br />

schwierig in der Handhabung.“ In der <strong>KPM</strong> Berlin wird mit<br />

Aufglasur farben gearbeitet, die die Meistermalerinnen selbst<br />

mischen. Dafür benötigen sie aus Metalloxiden bestehendes<br />

Pulver, das sie mit verschiedenen Ölen und mit Terpentin<br />

mischen. „Wir verwenden unterschiedliche Öle: Für Flächen<br />

spachtelt man Lavendelöl auf, für Schriften oder Linien eher<br />

Anisöl. Eine uralte Technik“, so Gollin, die seit 45 Jahren bei<br />

der <strong>KPM</strong> Berlin ist. Insgesamt 35 Meistermalerinnen und -maler<br />

arbeiten derzeit in der Traditionsmanufaktur. Sie sitzen in<br />

einem alten Backsteingebäude von 1870, das unter Denkmalschutz<br />

steht. Jeder hat hier sein eigenes Malpult inklusive einer<br />

Holzvorrichtung, die helfen soll, die Hände möglichst ruhig<br />

zu halten. Die Arbeitsplätze sind gut gefüllt und individuell<br />

bestückt: hier ein Pinsel, dort eine Pflanze, drum herum Skizzen,<br />

Farben, Tuschkästen und Fotos – von den Enkeln, Urlauben,<br />

der Lieblingsband. Um die verschiedenen Dekore zu<br />

kreieren, wenden die Meistermalerinnen teils ungewöhnliche<br />

Techniken an: Für eine Marmorierung ziehen sie einen dünnen<br />

Faden oder sogar ein einzelnes Haar durch die frisch aufgetragene<br />

Farbe. Diese besonderen Tricks im Umgang mit Porzellan<br />

haben Rother und Gollin auch Niedecken vermittelt.<br />

„Wie fein und detailliert die Malerinnen arbeiten und diese<br />

ruhige Hand – ich habe großen Respekt vor diesem Handwerk“,<br />

gibt Niedecken zu.<br />

Niedecken ist nicht die erste Künstlerin, die bei der <strong>KPM</strong><br />

Berlin zu Besuch ist, seit Jahrzehnten lassen sich renommierte<br />

Kunstschaffende von der <strong>KPM</strong> Berlin inspirieren: Emil Schumacher,<br />

Enzo Mari, in jüngerer Zeit auch Stefan Marx oder<br />

Während<br />

Niedecken in<br />

ihrem Atelier zu<br />

Hause oft allein<br />

arbeitet, ist sie in<br />

der Manufaktur<br />

umgeben von<br />

Meistermalerinnen.<br />

Hier mit<br />

Meistermalerin<br />

Andrea Gollin (r.)<br />

„Ich finde es spannend, welche Ideen die Künstlerinnen<br />

mitbringen und wie unterschiedlich sie sind“, sagt<br />

Meistermalerin Annette Rother. Sie hat schon viele<br />

Kunstschaffende bei der <strong>KPM</strong> Berlin begleitet<br />

erst kürzlich Charlotte „Lotti“ Adam. „Als Lotti bei der <strong>KPM</strong><br />

Berlin war, habe ich das Ganze über ihren Insta-Kanal verfolgt.<br />

Ich habe mich sehr für sie gefreut und fand es total spannend,<br />

das in dieser Form miterleben zu können“, sagt Niedecken,<br />

„umso schöner war es, als die <strong>KPM</strong> Berlin mich gefragt hat.<br />

Ich war aufgeregt und voller Vorfreude, die Abläufe in der<br />

Manufaktur kennenzulernen.“<br />

Vor Ort ließ Niedecken zunächst die Eindrücke auf sich<br />

wirken und sog das neue Wissen auf. „Am Anfang war ich<br />

etwas überwältigt. Die Räumlichkeiten der <strong>KPM</strong> haben etwas<br />

Magisches“, sagt sie. Zwar sprudelten die Ideen, doch in der<br />

Umsetzung war sie noch unsicher. Welche Technik passte zu<br />

ihren Vorstellungen? Um das herauszufinden, brauchte es Zeit.<br />

Geduldig beobachtete sie die Meistermalerinnen bei der Arbeit<br />

und verfeinerte so Schritt für Schritt ihr Können. Schlussendlich<br />

entschied sie sich für abstrakte Motive, die aber durchaus<br />

im Einklang mit bisherigen Arbeiten stehen, etwa Domino-Steine<br />

oder rot-weiße Schachbrettmuster. „Es hat Spaß gemacht,<br />

grafische Formen auf etwas Organisches zu übertragen“, so<br />

die Künstlerin. Für Niedecken hat sich durch die Arbeit mit<br />

dem Porzellan eine neue kreative Ausdrucksform ergeben:<br />

„Vor einiger Zeit habe ich mal mit einer Freundin eine Vase<br />

getöpfert. Die Aufgabe war spannend, aber nicht ohne Tücken.<br />

Mit dem Wissen, das ich hier in der <strong>KPM</strong> Berlin erworben<br />

habe, kann ich dieses Thema nun noch mal ganz neu angehen.“<br />

Mit ihren erweiterten Fähigkeiten wird Niedecken ihre Kunst<br />

auf eine neue Ebene heben – noch vielfältiger und faszinierender.<br />

Ganz sicher darf man sich in Zukunft auf viele beeindruckende<br />

kreative Werke freuen.<br />

Niedecken arbeitete<br />

mit dem LAB Service.<br />

Sie schätzt den<br />

multifunktionalen<br />

Ansatz der Kollektion:<br />

Schüssel und Teller<br />

sind gleich groß,<br />

sodass der Teller auch<br />

als Deckel dient<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 30 N°. 08<br />

N°. 08 31 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Charlotte Adam<br />

(l.) brachte<br />

während ihrer<br />

Künstlerresidenz<br />

kulinarische<br />

Motive aufs<br />

Porzellan (r.)<br />

Persönliche<br />

Klangkunstwerke<br />

Noch mehr Inspiration!<br />

MIT DEM NEUEN PROGRAMM Artist in Residence kreuzt<br />

die <strong>KPM</strong> Berlin jahrhundertealte Porzellanmalerei mit kreativem<br />

Künstlergeist: Sie lädt aufstrebende Künstler und Künstlerinnen<br />

dazu ein, eine Woche lang Porzellanluft zu schnuppern.<br />

In den Atelierräumen der <strong>KPM</strong> Meistermalerinnen<br />

erwerben sie das Wissen, wie man den weißen Werkstoff<br />

handhabt, und sie können selbst mit Experimentierfreude neue<br />

Designs kreieren. Schon immer pflegt die <strong>KPM</strong> Berlin einen<br />

engen Kontakt zur Kunstszene, sucht den Austausch mit neuen<br />

Talenten und bleibt am Puls der Zeit. Als erste Künstlerin<br />

profitierte die Berlinerin Charlotte Adam von dem Programm.<br />

Charlotte Adam ist freischaffende Künstlerin und malt primär<br />

Stillleben und humorvolle Kleinformate. Bei ihrem Besuch in<br />

der <strong>KPM</strong> Meistermalerei entstand die Kollektion ‚Eating Emotions‘<br />

– dabei erhielten Erbsen, Kartoffeln und Gurken Gesichter.<br />

„Das sind Ausdrücke, die ich innerlich abgespeichert<br />

habe, die ich dann aufs Porzellan übertragen habe. Auch wenn<br />

man im ersten Moment einfach denken mag: aha, ein Gürkchen.<br />

Mit dem Begriff Emotional Eating, wovon ich „Eating<br />

Emotions“ ableite, verbinde ich das Essen, das man nicht nur<br />

zu sich nimmt, um den tatsächlichen Hunger nach Nahrung<br />

zu stillen“, sagt die Berlinerin. Es ist nicht das erste Mal, dass<br />

Adam bei der <strong>KPM</strong> Berlin zu Gast war. Gemeinsam mit ihrer<br />

Mutter nahm sie bereits an mehreren Workshops der Mitmach-Manufaktur<br />

teil. Das Porzellan der Manufaktur spielt<br />

Voller Vorfreude: Maryam<br />

Keyhani steht bereits in<br />

den Startlöchern für ihren<br />

Besuch bei der <strong>KPM</strong><br />

Berlin<br />

in der Familie Adam eine große Rolle: So wird der Esstisch<br />

regelmäßig mit KURLAND gedeckt. Ihre Zeit bei der <strong>KPM</strong><br />

Berlin beschreibt Adam als „Disneyland für Erwachsene“ –<br />

jeder Tag sei voller neuer Erlebnisse gewesen, ob in der Produktion,<br />

der Malerei oder der Logistik. Besonders beeindruckt<br />

war sie von der Atmosphäre in der Meistermalerei: „Das<br />

menschliche Miteinander ist sehr warm hier. Am meisten werden<br />

mir wohl die persönlichen Geschichten der Malerinnen<br />

in Erinnerung bleiben.“<br />

Eine Erfahrung die Maryam Keyhani noch vor sich hat. Sie wird<br />

– nach Isis-Maria Niedecken – die nächste Künstlerin sein, die<br />

am Artist-in-Residence-Programm teilnimmt. Die gebürtige<br />

Iranerin kreiert nicht nur fantastische Skulpturen und Gemälde,<br />

sondern ist für extravagante Hutdesigns bekannt – die sie<br />

auch gerne privat trägt. In einem Interview mit dem Architektur-<br />

und Designmagazin AD erzählte Keyhani, dass sie mit ihren<br />

Hutkreationen in Paris und Mailand auffalle, sie in Berlin jedoch<br />

kaum jemanden interessierten. Eine Tatsache, die sie an der<br />

Stadt liebt. Ob und inwieweit Hüte auch bei ihrer Zeit in der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin eine Rolle spielen, wird sich noch zeigen. Eines ist<br />

sicher, Keyhani wird bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />

Bilder : <strong>KPM</strong> Berlin (3), Katherine Holland<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

kreieren<br />

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exklusive Bespoke-Welt von<br />

Burmester, wo Ihre Visionen<br />

Realität werden. Mit Bespoke<br />

haben Sie die Freiheit, jedes<br />

Burmester Produkt in Ihrer<br />

Wunschfarbe zu gestalten oder<br />

mit nahezu jedem erdenklichen<br />

Material zu veredeln – von<br />

feinen Akzenten bis hin zu<br />

großflächigen Designs.<br />

Ihre Kreativität ist<br />

unser Kompass.<br />

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<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 32 N°. 08<br />

N°. 08 33 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


MANUFAKTUR<br />

Herz<br />

STÜCK<br />

IM ARCHIV DER <strong>KPM</strong> BERLIN<br />

lagern bedeutende Schätze. Dem<br />

Erhalt dieses Erbes widmet sich<br />

die Stiftung <strong>KPM</strong> – unterstützt<br />

von Experten aus Kunst und<br />

Kultur. Was ihnen besonders<br />

gefällt, zeigen sie hier<br />

KURATORIUM STIFTUNG <strong>KPM</strong><br />

Hartmut<br />

Dorgerloh<br />

Der Berliner Kunsthistoriker, Denk­<br />

malpfleger und Kulturmanager hatte<br />

schon mit sehr vielen, sehr unter­<br />

schiedlichen <strong>KPM</strong> Porzellanen zu tun:<br />

Vor seiner Tätigkeit als Generalinten­<br />

dant der Stiftung Humboldt Forum<br />

im Berliner Schloss war Hartmut<br />

Dorgerloh viele Jahre lang General­<br />

direktor der Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten in Berlin-Bran­<br />

denburg. Zu diesen Prachtbauten hat<br />

natürlich auch die <strong>KPM</strong> Berlin eine<br />

lange und vielfältige Beziehung.<br />

Dorgerlohs historisches Lieblings­<br />

stück steht im Gartensalon des neuen<br />

Pavillons im Schlosspark von Charlot­<br />

tenburg: ein 1830 von Karl Friedrich<br />

Schinkel entworfener Tisch mit Porzellanplatte.<br />

Darauf ist ein bunter Blu­<br />

menstrauß zu sehen, eingerahmt von<br />

Architekturveduten – zum Beispiel<br />

des Kronprinzenpalais und des<br />

Schlosses Charlottenhof: alles, was die<br />

Kulturlandschaft von Berlin und<br />

Brandenburg ausmacht. Privat mag<br />

Dorgerloh den <strong>KPM</strong> To-go Becher.<br />

Weil er verkörpert, wofür die <strong>KPM</strong> in<br />

Dorgerlohs Augen auch noch steht:<br />

dass sie mit der Zeit geht.<br />

Text:<br />

MARLENE IRAUSEK,<br />

LENA KAESS,<br />

SHIRIN SOLTANABADI<br />

Bilder:<br />

GENE GLOVER,<br />

JULIA SELLMANN<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 34 N°. 07 N°. 08 35 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


KURATORIUM STIFTUNG <strong>KPM</strong><br />

Klaus-Dieter<br />

Lehmann<br />

Seit der Gründung 2016 gehört<br />

Klaus-Dieter Lehmann dem Kuratorium<br />

der Stiftung <strong>KPM</strong> an. Seine Expertise<br />

für Handwerkskunst verfeinerte er<br />

während seiner zehnjährigen Präsidentschaft<br />

der Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz. Die Verbindung zur<br />

<strong>KPM</strong> entstand besonders durch seine<br />

Verantwortung für das Kunstgewerbemuseum<br />

und die Gipsformerei. Er<br />

schätzt die traditionsreiche, hochwertige<br />

Handwerkskunst, die durch alle<br />

Epochen hindurch bis heute stilgebend<br />

ist, zeitgenössisch und zeitlos.<br />

Durch die Stiftungsarbeit werden die<br />

besondere künstlerische Bedeutung<br />

und die tech nische Pionierarbeit in ihren<br />

historischen Dimensionen dokumentiert<br />

und für die Nachwelt erhalten<br />

– das ist ihm eine große Herzensangelegenheit.<br />

Sein Lieblingsstück<br />

von <strong>KPM</strong> ist die URBINO Kaffeekanne<br />

komplett in Weiß. Ihr Design orientiert<br />

sich an der Form von Kreis und Kugel<br />

und ist heute noch so aktuell wie zur<br />

Zeit ihrer Entstehung 1931. Sie ist Teil<br />

einer beachtlichen Sammlung von<br />

Kaffeekannen – viele davon von <strong>KPM</strong>,<br />

aber auch Objekte anderer Manufakturen<br />

–, die alle zusammen ein dekoratives<br />

Element im Hause Lehmann bilden<br />

und immer wieder begeisterte Betrachter<br />

finden.<br />

„Die Förderung von Kunst und<br />

Kultur ist mein Leben.“<br />

KLAUS-DIETER<br />

LEHMANN<br />

VORSTAND STIFTUNG <strong>KPM</strong><br />

Ulrich Maas<br />

Ulrich Maas engagiert sich leidenschaftlich<br />

für den Erhalt von Kulturgütern<br />

in Berlin: So war er 16 Jahre lang<br />

Vorstandsmitglied der Freunde und<br />

Förderer der Staatsoper Unter den<br />

Linden e.V. und ist nach wie vor Mitglied<br />

des Vorstands der Stiftung Königliche<br />

Porzellan-Manufaktur Berlin.<br />

Das kulturelle Erbe der <strong>KPM</strong> Berlin<br />

für zukünftige Generationen zu bewahren,<br />

bereitet ihm große Freude.<br />

Vor 40 Jahren, zum Anlass ihrer Hoch­<br />

zeit, kaufte seine Frau das KURLAND<br />

Service. Seitdem steht es täglich auf<br />

dem Esstisch der Familie Maas. Das<br />

Lieblingsstück des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

des Wirtschaftsprüfungs-<br />

und Beratungsunternehmens<br />

<strong>KPM</strong>G stammt ebenfalls aus dieser<br />

Kollektion: die KURLAND Mok katasse<br />

mit dem Dekor MULTICOLORE in der<br />

Fondfarbe Preußisch Blau. Denn für<br />

Maas ist Espresso ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil eines gelungenen Tages.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 36 N°. 08 N°. 08 37 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


„Die Tasse ist jeden Tag im Einsatz.<br />

Hoffentlich hält sie ewig …“<br />

KILIAN JAY<br />

VON SELDENECK<br />

KURATORIUM STIFTUNG <strong>KPM</strong><br />

Kilian Jay von<br />

Seldeneck<br />

Mit großer Begeisterung ersteigert und<br />

versteigert der CFO einer Biotech-Firma<br />

und Auktionator Porzellan. Von<br />

Seldeneck liebt das edle Material, die<br />

URBINO Teetasse mit graugrünem Seladonrand<br />

hat ihn schon in seiner<br />

Kindheit begeistert. Der eleganten<br />

und zeitlosen Form wird durch den<br />

durchgefärbten Seladonrand eine besondere<br />

Raffinesse hinzugefügt. Der<br />

feine Scherben gibt dem Tee schnell<br />

eine angenehme Trinktemperatur.<br />

Als Porzellansammler schätzt von Seldeneck<br />

die Entwürfe der Designerin<br />

Trude Petri, für ihn ist sie eine der<br />

Lichtgestalten der <strong>KPM</strong>. Das URBINO<br />

Service entwarf sie in den 1930er-Jahren.<br />

KURATORIUM STIFTUNG <strong>KPM</strong><br />

Dagmar Reim<br />

Die ehemalige Intendantin des Rundfunks<br />

Berlin-Brandenburg, Dagmar<br />

Reim, ist der Stiftung <strong>KPM</strong> seit deren<br />

Gründung als Kuratoriumsmitglied<br />

verbunden. Bei der Fotoproduktion<br />

konnte sie leider nicht teilnehmen,<br />

ihr Lieblingsstück verrät sie uns<br />

trotzdem: Seit vielen Jahren besitzt<br />

Reim eine quadratische CADRE Vase.<br />

Sie liebt das schnörkellose<br />

Design, das von der Teedose aus dem<br />

berühmten URBINO Service von<br />

Trude Petri inspiriert ist. „Laszive<br />

Lilien fühlen sich in ihr ebenso wohl<br />

wie graziöse Gerbera oder anspruchsvolle<br />

Allia“, so Reim. Noch<br />

ein Vorteil: Die Vase passt sich jeder<br />

Deko an. Das Stück hat für die Journalistin<br />

auch einen emotionalen Wert<br />

– es war das Geschenk eines Freundes,<br />

der heute nicht mehr lebt.<br />

Bilder: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: Xxxxxxxxxxx<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 38 N°. 08<br />

N°. 05 07 39 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


KI-WELTEN<br />

Süße Träume 4.0 – das<br />

MONDSCHAF, 1926 designt von<br />

Ludwig Gies, staunt über sein<br />

futuristisches Zuhause. Das zweite<br />

Highlight in diesem visionären<br />

Schlafzimmer: die GROSSE<br />

SONNENLEUCHTE,<br />

geschaffen1958 von<br />

Siegmund Schütz<br />

Ein extravaganter Traum in<br />

Pink und Orange: Stars<br />

dieses himmlischen<br />

Wohnzimmers sind das<br />

HANSA Service und der<br />

dekorative WANDARM,<br />

beides entworfen von<br />

Trude Petri<br />

Bilder: Norman Konrad/Midjourney, <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

ECHT<br />

jetzt?<br />

Schätze aus dem Archiv der Stiftung <strong>KPM</strong> Berlin in einem<br />

spektakulären Interior – KI macht’s möglich!<br />

Text:<br />

ALISSA SELGE<br />

KI-Illustrationen:<br />

NORMAN KONRAD<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 40 N°. 08<br />

N°. 08 41 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


XXXXXXXXXXX<br />

Urban Jungle: Der<br />

mehrflammige<br />

DECKENLEUCHTER,<br />

entworfen von<br />

Innenarchitekt Bruno<br />

Paul, und die<br />

MONDÄNE MASKE,<br />

1931 designt von<br />

Hermann Hubatsch,<br />

fügen sich organisch<br />

in ihre lebendige<br />

Umgebung ein<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: Norman Konrad/Midjourney, <strong>KPM</strong> Manufakturarchiv<br />

Quadratische<br />

Kontraste – vor den<br />

dynamischen<br />

Farbflächen kommen<br />

die Wandleuchten<br />

MONDSICHEL,<br />

1959 entworfen von<br />

Siegmund Schütz,<br />

und die<br />

BODENVASE MIT<br />

TROMPETENHALS<br />

mit Irrgarten-Dekor<br />

von Luise-Charlotte<br />

Koch besonders gut<br />

zur Geltung<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 42 N°. 08<br />

N°. 08 43 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


MANUFAKTUR<br />

DAS<br />

besondere<br />

STÜCK<br />

Text:<br />

LENA KAESS<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: Michael Kuchinke-Hofer<br />

VEREINT FÜR DIE EWIGKEIT: DIE PRINZESSINNENGRUPPE<br />

zeigt die tiefe Bindung zwischen Königin Luise und Friederike<br />

von Preußen. Einzigartig für ihre Zeit: die so natürliche wie<br />

sinnliche Darstellung der Schwestern. Auch heute noch zieht die<br />

Figur die Betrachtenden magisch an<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 44 N°. 08<br />

N°. 08 45 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


H<br />

HERZLICH, OFFEN UND VON GROSSER SCHÖNHEIT<br />

– so ging Königin Luise von Preußen (1776–1810) in die Annalen<br />

der Geschichte ein. Bereits zu Lebzeiten war sie höchst<br />

beliebt. Ihre natürliche Anmut, ihr gewinnendes Wesen, ja<br />

auch ihr Kleidungsstil kamen beim Volk gut an – war sie doch<br />

ganz anders, als man es vom preußischen Hof und dessen<br />

strenger Etikette sonst kannte.<br />

Luise von Preußen stammte aus dem Hause zu Mecklenburg-Strelitz,<br />

einem alten Fürstengeschlecht, und wuchs zunächst<br />

in Hannover auf. Als ihre Mutter im Kindbett starb,<br />

schickte Luises Vater die erst sechsjährige Luise mit ihren<br />

Schwestern Therese und Friederike zur Großmutter nach<br />

Darmstadt. Dort wuchsen die drei recht ungezwungen auf:<br />

Vor allem für Luise war es ein Umfeld, in dem sie ihr lebensfrohes,<br />

ungestümes Naturell voll entfalten konnte. Nicht ohne<br />

Grund nannte man sie liebevoll „Jungfer Husch“.<br />

Das Original-Gipsmodell der<br />

PRINZESSINNENGRUPPE<br />

steht in der<br />

Friedrichswerderschen Kirche<br />

in Berlin<br />

lisiert. Selbst ihre antik anmutenden Gewänder scheinen untrennbar<br />

miteinander verbunden. Überhaupt: die Kleidung.<br />

Die Prinzessinnen trugen die neue Mode aus Paris, Em pire-<br />

Kleider ohne Korsage mit weitem Ausschnitt und leichten<br />

Röcken, dazu Sandalen im Stil der Antike. Luise hatte eine<br />

Schwellung am Hals, die sie bei den ersten Sitzungen mit einer<br />

Kinnbinde verdeckte – eine Notlösung, die zu einem Berliner<br />

Modetrend und zu ihrem Markenzeichen wurde.<br />

VERBANNT INS GÄSTEZIMMER<br />

Lange währte die Freude über die PRINZESSINNENGRUPPE<br />

nicht. Als König Friedrich Wilhelm II. Ende 1797 starb, verbannte<br />

sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm III. die<br />

Figur in ein Gästezimmer des Berliner Schlosses. Ihm hatte<br />

die Darstellung seiner Frau und seiner Schwägerin von Anfang<br />

an nicht gefallen. Er störte sich besonders daran, dass Luise<br />

keine hoheitsvolle Pose einnahm und die Körperformen der<br />

beiden Frauen zu erkennen waren. Knapp 90 Jahre blieb die<br />

PRINZESSINNENGRUPPE im Verborgenen. Erst nach und<br />

nach wurde sie für die Öffentlichkeit zugänglich, etwa 1906<br />

auf der Jahrhundert-Ausstellung der Alten Nationalgalerie.<br />

Dort steht die Version aus Marmor nach mehreren Standortwechseln<br />

auch heute wieder. Das Original aus Gips wiederum<br />

ist in der Friedrichswerderschen Kirche zu bewundern.<br />

VERZÖGERT VERLIEBT<br />

Im Jahr 1793, im Alter von 17 Jahren, entzückte sie mit ihrem<br />

Auftreten und ihrer – für damalige Verhältnisse – stattlichen<br />

Größe von 1,74 Metern den preußischen König Friedrich<br />

Wilhelm II. Sogleich stellte man Luise und ihre nicht minder<br />

schöne, zwei Jahre jüngere Schwester Friederike den Königssöhnen<br />

vor. Noch im selben Jahr wurde im Berliner Stadtschloss<br />

Doppelhochzeit gefeiert: Am 24. Dezember heiratete Luise<br />

den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, zwei Tage später Friederike<br />

dessen Bruder Friedrich Ludwig. Die von Goethe als<br />

„himmlische Erscheinung“ verehrten Schwestern waren über<br />

ihren gemeinsamen Umzug nach Berlin hocherfreut – konnten<br />

sie doch auch weiterhin ihren Alltag miteinander teilen. Ihre<br />

Lebenswege nahmen im Laufe der Zeit zwar ganz unterschiedliche<br />

Wendungen, aber in den ersten Jahren in Berlin residierten<br />

Luise und Friederike in benachbarten Gebäuden an der<br />

Prachtstraße Unter den Linden: im Kronprinzenpalais und in<br />

dem später als Prinzessinnenpalais bekannten Gebäude.<br />

Obwohl die Ehe zwischen Luise und Friedrich Wilhelm<br />

III. arrangiert worden war und die beiden nicht gegensätzlicher<br />

hätten sein können, verfestigte sich die Liebe zwischen ihnen.<br />

Zwar war er oft zurückhaltend, geradezu steif, doch er wusste<br />

seine Luise zu schätzen. Höfische Formalitäten wie das Siezen<br />

des Ehepartners waren dem Paar fremd. Bisweilen ging es im<br />

Tiergarten spazieren – ohne Eskorte. Die Sommermonate<br />

verbrachten die beiden in Schloss Paretz, das mehr einem<br />

Landhaus glich als einem Palast. Die abgeschiedene Idylle bot<br />

ihnen die Möglichkeit, dem strengen Hofprotokoll zu entfliehen<br />

und ein einfacheres Leben zu genießen. Auch in der Er-<br />

ziehung ihrer Kinder machte Luise vieles anders. Anstatt sie<br />

ausschließlich von Erzieherinnen betreuen zu lassen, kümmerte<br />

sie sich selbst um die Kinder und legte großen Wert darauf,<br />

Zeit mit ihnen zu verbringen.<br />

VEREINT FÜR IMMER<br />

Nicht nur die Berliner waren von Luises unkonventioneller<br />

Art verzaubert, auch die Künstlerwelt lag ihr zu Füßen. Besonders<br />

deutlich wird dies in der berühmten PRINZESSINNEN-<br />

GRUPPE von Johann Gottfried Schadow, die Luise mit ihrer<br />

Schwester Friederike zeigt. Schadow galt als einer der bedeutendsten<br />

Bildhauer seiner Zeit, er hatte bereits die Quadriga<br />

für das Brandenburger Tor entworfen, als er vom Hof den<br />

Auftrag für die Skulptur erhielt. 1795 verewigte er die Schönheit<br />

der Schwestern in einem lebensgroßen Doppelstandbild<br />

aus Gips. Das Fachpublikum sowie König Friedrich Wilhelm<br />

II. zeigten sich begeistert, weshalb 1797 eine Ausführung in<br />

Carrara-Marmor entstand. Zeitgleich formte Carl Friedrich<br />

Hagemann, ein Schüler Schadows, weitere kleinere Versionen<br />

in Biskuitporzellan für die <strong>KPM</strong> Berlin nach, die bis heute in<br />

der Manufaktur gefertigt werden. Die PRINZESSINNEN-<br />

GRUPPE gilt als Initialwerk des frühen Berliner Klassizismus.<br />

Schadow präsentierte die Schwestern in einer vertrauten,<br />

ja lässigen Pose: Sie legen die Arme umeinander, wobei Friederike<br />

sanft die Hand ihrer großen Schwester berührt und<br />

ihre große Schwester stützt. Luise blickt in die Ferne und steht<br />

als künftige Königin weiter vorn, rechts von ihrer rangniederen<br />

Schwester. Man sagt, Blut sei dicker als Wasser – was Schadow<br />

trefflich am Beispiel der innigen Schwesternbeziehung visua-<br />

Bilder: David von Becker (2), <strong>KPM</strong> Berlin<br />

VEREHRT BIS HEUTE<br />

Nach wie vor geht eine große Anziehungskraft von der<br />

PRINZESSINNENGRUPPE aus. Das mag an der natürlichen<br />

Haltung der beiden Frauen liegen, an ihrer lässigen Ausstrahlung.<br />

Vielleicht ist es auch die Person Luise von Preußen: Sie<br />

galt als liebevolle Mutter, die keineswegs nur passives Anhängsel<br />

ihres Mannes war. In politischen Entscheidungen stand sie<br />

Friedrich Wilhelm III. zur Seite, versuchte sogar, Napoleon<br />

im Vier augengespräch um einen erträglichen Frieden für ihr<br />

Land zu bitten. Ohne Erfolg, doch der Mythos einer Frau, die<br />

sich für ihr Volk einsetzt, war geboren. Die kultgleiche Verehrung<br />

verstärkte sich durch ihren frühen Tod: Luise starb an<br />

einer Lungenentzündung – im Alter von nur 34 Jahren.<br />

Das Doppelstandbild aus<br />

Marmor gehört zu den<br />

Sammlungs-Highlights der<br />

Alten Nationalgalerie<br />

Von Gips zu Marmor<br />

zu Porzellan<br />

Gleichzeitig mit der lebensgroßen<br />

PRINZESSINNENGRUPPE aus Marmor<br />

entstand in der <strong>KPM</strong> eine kleinere Version aus<br />

Biskuitporzellan. Bildhauer Carl Friedrich<br />

Hagemann, einer der talentiertesten Schüler<br />

Schadows, kreierte die 55 cm hohe<br />

PRINZESSINNENGRUPPE. Die Fertigung der<br />

Figurengruppe erforderte damals wie heute<br />

höchstes handwerkliches Können – nichts an<br />

dem Prozess hat sich geändert: 88 einzeln in<br />

Porzellan gegossene Teile werden in<br />

aufwendiger künstlerischer Bildnisarbeit zu<br />

einem neuen Kunstwerk zusammengefügt und<br />

gebrannt – die PRINZESSINNENGRUPPE ist<br />

nach wie vor im Portfolio der <strong>KPM</strong> erhältlich.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 46 N°. 08<br />

N°. 08 47 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


MANUFAKTUR<br />

Ein Tag im Leben von ...<br />

EVA ISAY<br />

Früher Schmuck, heute weißes Gold: Mit großer Begeisterung<br />

leitet Eva Isay seit 2017 den <strong>KPM</strong> Store unweit des Kölner Doms<br />

Text:<br />

ALISSA SELGE<br />

Bilder:<br />

HOLGER TALINSKI<br />

Wie kamen Sie zur <strong>KPM</strong> Berlin?<br />

Fünfzehn Jahre lang bin ich auf meinem<br />

Arbeitsweg – ich habe ein Juweliergeschäft<br />

geleitet – am <strong>KPM</strong> Store<br />

in Köln vorbeigelaufen, die Marke<br />

war mir also schon lange vor meiner<br />

Bewerbung ein Begriff. Handwerk<br />

und Tradition haben mich schon immer<br />

begeistert und daher bin ich sehr<br />

glücklich, dass ich seit elf Jahren Mitarbeiterin<br />

im Kölner Store bin und<br />

diesen seit sieben Jahren leite.<br />

Wie starten Sie in Ihren Arbeitstag?<br />

Mein Team und ich sind natürlich<br />

schon im Store, bevor sich um 10 Uhr<br />

die Türen für unsere Kundschaft öffnen.<br />

Wir besprechen in einem kurzen<br />

Briefing, was für den Tag ansteht. Im<br />

Anschluss verteile ich die Aufgaben<br />

an meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />

damit sie sich um die Warenannahme,<br />

den Versand, die Warenpflege<br />

und das Bearbeiten von Kundenaufträgen<br />

kümmern können.<br />

Die limitierte, mit 24 Karat<br />

Glanzgold bemalte Skulptur BALL<br />

wurde in der <strong>KPM</strong> anlässlich der<br />

Europameisterschaft kreiert<br />

Der <strong>KPM</strong> Berlin Store in Köln liegt ganz zentral im<br />

markanten sogenannten Disch-Haus: Auf zwei Ebenen und<br />

200 Quadratmetern ist hier fast das gesamte Sortiment<br />

der <strong>KPM</strong> ausgestellt<br />

Im Kölner Store<br />

arbeiten insgesamt vier<br />

Mitarbeitende unter<br />

der Leitung von Store<br />

Managerin Eva Isay<br />

Was ist für Sie der schönste Part Ihres<br />

Berufs? Auf jeden Fall der Kontakt<br />

mit der Kundschaft – Gespräche mit<br />

langjährigen Stammkundinnen und<br />

-kunden, zu denen wir ein persönliches<br />

Vertrauensverhältnis haben, aber<br />

auch mit jedem neuen Gesicht. Für<br />

die individuelle Beratung nehmen wir<br />

uns viel Zeit und geben auf Wunsch<br />

Bestellungen an die Manufaktur in<br />

Berlin weiter. Manche haben genaue<br />

Vorstellungen und bringen Zeichnungen<br />

mit, andere kommen mit einer<br />

vagen Idee oder wünschen sich den<br />

Klassiker: den eigenen Namen oder<br />

das Monogramm. Wir erfüllen jeden<br />

noch so ausgefallenen Wunsch – wir<br />

haben schon so oft das Unmögliche<br />

möglich gemacht!<br />

Was sind häufige Fragen Ihrer Kun-<br />

dinnen und Kunden? Ob das weiße<br />

Porzellan spülmaschinenfest ist. Die<br />

Antwort lautet: Ja, natürlich! Ich rate<br />

meiner Kundschaft übrigens immer,<br />

die Stücke der <strong>KPM</strong> nicht für besondere<br />

Anlässe aufzusparen, sondern sie<br />

jeden Tag zu benutzen. Sie sind kratzfest,<br />

bruchsicher, angenehm in der<br />

Haptik und bringen daher ein großes<br />

Stück Lebensqualität in den Alltag.<br />

Aus einer tollen Porzellantasse morgens<br />

den Kaffee zu genießen, verschönert<br />

jeden Start in den Tag.<br />

Ihr Lieblingsstück der <strong>KPM</strong> Berlin?<br />

Zwei Stücke, die mir jeden Tag gute<br />

Laune machen: Der KURLAND To-go<br />

Becher begleitet mich morgens auf<br />

dem Weg zum Store mit einem guten<br />

Kaffee. Und die Vase FIDIBUS steht<br />

bei mir zu Hause mit einem großen<br />

Blumenstrauß auf dem Esstisch.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 48 N°. 08<br />

N°. 08 49 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


XXXXXXXXXXX<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong><br />

WEISS<br />

N°. 08<br />

LEBEN<br />

Kunst ist Lebenselixier, Inspirationsquelle und Gesellschaftsreflektion.<br />

Deshalb sind wir besonders stolz, uns für die Kunstlandschaft in unserer<br />

Region einzusetzen – mit der Stiftung KUNSTFORUM und auch als<br />

Hauptsponsor der Berlin Art Week!<br />

ENJOY YOUR MEAL! Kreativ-Küche im Diner Seite 52<br />

VIRTUELLER SCHATZ Die digitale Transformation der<br />

ROYAL MASTER EDITION Seite 60<br />

IM KÜCHENSCHRANK VON ... Vera Gäde-Butzlaff Seite 64<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 52 N°. 08<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Franz Grünewald<br />

51 – 65<br />

N°. 08 53 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


LEBEN<br />

Das Chicken-Sandwich mit<br />

Thymian-Ponzu-Soße ist<br />

standesgemäß auf einem<br />

LAB Teller mit ENSO Dekor<br />

angerichtet. Passend dazu:<br />

der LAB Spender No. 450,<br />

eigentlich für Seife und<br />

Spülmittel konzipiert.<br />

Der <strong>KPM</strong> To-go Becher dient<br />

als Halter für das Besteck<br />

von Mono<br />

DAS BERLINER<br />

RESTAURANT Dashi Diner<br />

verbindet amerikanische<br />

Diner-Kultur mit der<br />

Raffinesse ostasiatischer Küche.<br />

Ein Ambiente, das den <strong>KPM</strong><br />

Kollektionen LAB und<br />

KURLAND vorzüglich steht.<br />

Are you ready<br />

to order?<br />

Bilder: VOLKER CONRADUS<br />

Foodstyling: IULIA CIRCEI<br />

Diner<br />

de luxe!<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 52 N°. 08<br />

N°. 08 53 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Diner’s Delight: Ein klassisch<br />

aufgebrühter Filterkaffee darf nicht<br />

fehlen, hier in KURLAND Henkeltassen<br />

mit Sahnegießer serviert<br />

Im mattgrünen <strong>KPM</strong> To-go<br />

Becher schmeckt der Kaffee<br />

auch unterwegs<br />

Durchdachtes Design: Auf dem<br />

Servierwagen haben sich lauter<br />

Teile aus der LAB Serie<br />

versammelt, darunter der<br />

Kaffeefilter mit Thermoeffekt und<br />

die Teekanne, die es für<br />

Rechts- und Linkshänder gibt<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Zum Frühstück süß oder herzhaft?<br />

Beides. Und bitte auf KURLAND<br />

Desserttellern mit Besteck von<br />

Christofle!<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 54 N°. 08


Was für eine Kollektion!<br />

Neben Salz- und<br />

Pfefferstreuer, Speiseteller und<br />

To-go Becher gibt es in der<br />

Kollektion KURLAND jetzt<br />

auch Bowls. Zum Beispiel für<br />

ein Curry wie hier: mit Reis,<br />

Rotkohl, Frühlingszwiebeln<br />

und Kartoffelkroketten<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Die Schalen, Teller, Bowls und Becher aus der LAB Serie kann man<br />

problemlos und platzsparend stapeln. Auch das 24-teilige Tafelbesteck<br />

Mono Ring in Rot verfügt über einen eigenen praktischen Ständer<br />

N°. 08 57 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Table for two: LAB und<br />

KURLAND lassen sich<br />

wunderbar kombinieren.<br />

Auch das Wasserglas ist<br />

aus der Serie KURLAND<br />

Danke, Dashi Diner,<br />

es war köstlich.<br />

Wir kommen wieder!<br />

Für alle, die ihre Portion<br />

nicht schaffen: Der<br />

Kunststoffdeckel der <strong>KPM</strong><br />

To-go Box verschließt den<br />

Inhalt luftdicht<br />

Berlin ist nicht arm an kreativer Küche<br />

– und doch ist das Dashi Diner in der<br />

Gastroszene der Hauptstadt eine<br />

Ausnahmeerscheinung. Die beiden<br />

Gründerinnen Thao Westphal und Thu<br />

Thuy Pham bringen aufs Feinste und<br />

herrlich nonchalant Einflüsse der<br />

westlichen und der asiatischen Küche<br />

zusammen – in einem minimalistisch-<br />

modernen Diner-Interior. Neben<br />

ihrem Restaurant in Berlin-Mitte<br />

(Invalidenstraße 112) haben sie nun<br />

ein weiteres in Charlottenburg in der<br />

Englischen Straße 21 eröffnet, direkt<br />

an der Spree, ganz in der Nähe der<br />

<strong>KPM</strong>. Herzlich willkommen in der<br />

Nachbarschaft!<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 58 N°. 08


LEBEN<br />

Als erste Porzellanmanufaktur<br />

der Welt<br />

hat die <strong>KPM</strong> fünf<br />

Unikate der ROYAL<br />

MASTER EDITION in<br />

NFTs verwandelt. Zwei<br />

Experten erklären,<br />

warum das nicht nur<br />

für Kunstsammler<br />

höchst attraktiv ist<br />

Interview: MATTHIAS KRIEGEL<br />

Wertanlage<br />

im<br />

u<br />

virtuellen<br />

Ra m<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bilder: Juan Carlos Bautista, © GROTESK.GROUP<br />

Meisterliche Kunstfertigkeit<br />

in allen Facetten – dafür<br />

steht die ROYAL MASTER<br />

EDITION der <strong>KPM</strong> Berlin.<br />

Zum 260. Geburtstag der Manufaktur<br />

wurde diese um eine Dimension erweitert:<br />

Man hat die Porzellanmeisterwerke<br />

digital transformiert und in 260 NFTs<br />

verwandelt. Johanna Neuschäffer,<br />

Kunstgaleristin bei OFFICE IMPART,<br />

und Sebastian Ihler, Gründer des<br />

NFT-Kreativstudios 0xNXT, erzählen,<br />

was das bedeutet.<br />

Frau Neuschäffer, Herr Ihler, Sie be-<br />

schäftigen sich schon seit geraumer<br />

Zeit mit der NFT-Technologie, die in<br />

den letzten Jahren einen großen<br />

Hype erlebt hat. Wie blicken Sie auf<br />

diese Entwicklung?<br />

IHLER: Ich habe mich 2021, als der<br />

große Hype einsetzte, intensiv mit der<br />

Thematik auseinandergesetzt, zunächst<br />

aus einem künstlerischen Interesse<br />

heraus. Relativ schnell habe ich<br />

das Potenzial erkannt und gemeinsam<br />

mit drei Kollegen das Kreativstudio<br />

0xNXT gegründet. Kern unserer Arbeit<br />

ist es, die Marke Mercedes-Benz<br />

NXT, die der Automobilhersteller ex-<br />

Die FRANZÖSISCHE VASE mit<br />

vegetabilen Henkeln und<br />

Vedutenmalerei ist eines von fünf<br />

Meisterwerken der ROYAL MASTER<br />

EDITION<br />

plizit für digitale Güter auf der Blockchain<br />

kreiert hat, mit Leben zu füllen.<br />

Dabei geht es um digitale Collectibles,<br />

also allgemein digitale Sammlerstücke,<br />

sowie digitale Kunst.<br />

NEUSCHÄFFER: Ich komme aus einem<br />

kunsthistorischen Kontext und betreibe<br />

zusammen mit meiner Kollegin Anne<br />

Schwanz seit sechs Jahren die Berliner<br />

Galerie OFFICE IMPART mit dem Fokus<br />

auf zeitgenössische Kunst. Wir haben<br />

uns früh mit Künstlern und Künstlerinnen<br />

beschäftigt, die mit Materialien<br />

unserer Zeit arbeiten, und da ist digitale<br />

Kunst ganz vorne mit dabei. Digitale<br />

Kunst ist natürlich nichts Neues, aber<br />

der Kern der NFT-Technologie ist für<br />

uns unglaublich spannend: NFTs, also<br />

Non-Fungible Token (dt.: nicht ersetzbares<br />

Zertifikat), bieten jetzt die Möglichkeit,<br />

digital existierende Kunstwerke<br />

zu zertifizieren und damit sammel- und<br />

handelbar zu machen. Da tut sich gerade<br />

enorm viel, auf dem Kunstmarkt<br />

treffen Welten aufeinander. Das hat<br />

auch Auswirkungen auf unsere Arbeit<br />

als Galeristinnen: Wir versuchen, zwischen<br />

der analogen und der digitalen<br />

Kunstwelt Brücken zu bauen.<br />

IHLER: Ich erinnere mich gut an das<br />

erste Event von OFFICE IMPART zu<br />

diesem Thema. Dort saß ich neben einem<br />

Künstler, der sich schon seit langer<br />

Zeit mit digitaler Kunst beschäftigt. Er<br />

erklärte mir, dass er durch die NFT-Technologie<br />

endlich eine Möglichkeit gefunden<br />

hat, seine Kunst sinnvoll zu verkaufen.<br />

Denn durch die NFTs wird sie als<br />

Unikat zertifiziert, vorher war sie kopierbar.<br />

Man sieht daran auch, dass sich<br />

N°. 08 61 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


nicht nur Early Adopter in diesem Bereich<br />

bewegen, sondern dass etablierte<br />

Kulturschaffende ein neues Medium für<br />

sich entdecken.<br />

NEUSCHÄFFER: Das ist ein ganz wichtiger<br />

Punkt. Wir kennen digitale Kunst<br />

schon lange. Aber erst die Blockchain-Technologie<br />

hat das auf eine neue<br />

Ebene gehoben. Diese Technologie bietet<br />

die Möglichkeit, Daten auf einer<br />

dezentralen, öffentlich einsehbaren<br />

Datenbank sicher abzuspeichern. Und<br />

NFTs sind erst mal nichts als Daten. Die<br />

Blockchain-Technologie ermöglicht Verifizierbarkeit,<br />

Einzigartigkeit und Originalität<br />

– transparent nachvollziehbar.<br />

Dadurch hat die digitale Kunst plötzlich<br />

eine Aufmerksamkeit bekommen, die<br />

sie in der Form noch nicht hatte.<br />

NFTs, Blockchain-Technologie – für<br />

Unwissende klingt das erst einmal<br />

sehr technisch und kompliziert. Könn-<br />

ten Sie einmal erklären, wie ein NFT<br />

entsteht?<br />

NEUSCHÄFFER: Zunächst ist wichtig<br />

zu wissen: NFTs sind nicht die Kunst.<br />

Es ist eine Technologie für die Zertifizierung<br />

von digitalen Assets. Das können<br />

digitale Kunstwerke oder eben andere<br />

digitale Güter sein. Durch den Hype aus<br />

dem Jahr 2021 wird das Wort NFT oft<br />

mit Kunst gleichgesetzt. Das liegt vermutlich<br />

daran, dass es der nächstliegende<br />

Anwendungsbereich ist und Künstler<br />

Zwischen Kunst und Technik: Einen<br />

Vorgeschmack auf das digitale<br />

Pendant der FRANZÖSISCHEN VASE<br />

erhält man auf www.kpm-berlin.com<br />

und Künstlerinnen die Technologie sehr<br />

früh für sich entdeckt haben.<br />

IHLER: Vollkommen richtig! Der Prozess<br />

ist natürlich relativ technisch. Die<br />

zugrunde liegende Technologie ist die<br />

Blockchain als dezentrale Datenbank.<br />

In dem Moment, in dem dort eine digitale<br />

Datei abgespeichert wird, wird sie<br />

dezentral gespeichert und ist nicht mehr<br />

veränderbar. Diesen Entstehungsprozess<br />

nennen wir im NFT-Kontext „Minten“.<br />

Nach diesem Prozess sind NFTs dann<br />

handelbar.<br />

Und wie kann man die NFTs dann<br />

kaufen oder verkaufen?<br />

IHLER: Auch das spielt sich auf der<br />

Blockchain ab, die vor allem durch das<br />

Aufkommen von Kryptowährungen bekannt<br />

wurde. Man benötigt eine sogenannte<br />

Krypto-Wallet, also eine digitale<br />

Geldbörse, in der Kryptowährungen<br />

wie Bitcoin oder Ether verwaltet werden.<br />

Somit verfügt man über das Zahlungsmittel,<br />

das für den Handel von<br />

NFTs benötigt wird. Die Transaktionen<br />

können entweder über die Anbieter<br />

direkt, einen Künstler zum Beispiel,<br />

ablaufen oder über entsprechende Plattformen<br />

wie OpenSea oder auch Objkt,<br />

auf der auch <strong>KPM</strong> seine NFTs anbietet.<br />

NEUSCHÄFFER: Das klingt erst einmal<br />

wahnsinnig kompliziert, wenn man sich<br />

damit noch nicht beschäftigt hat. Gerade<br />

auch, weil es bei den Kryptowährungen<br />

mittlerweile diverse Anbieter gibt.<br />

Man muss sich also Zeit nehmen, sich<br />

gut informieren. Aber ich kann es wirklich<br />

jedem empfehlen. Es ist schon ein<br />

besonderes Erlebnis, weil man plötzlich<br />

das Gefühl hat, ich erlebe da etwas, das<br />

es zuvor in dieser Form noch nie gab.<br />

Blicken wir noch einmal auf den<br />

Kunstaspekt. In der klassischen Kunst<br />

gibt es verschiedene Stilrichtungen,<br />

doch der gemeinsame Nenner war<br />

immer das Bildende. Mit der NFT-Tech-<br />

Bilder: © GROTESK.GROUP (2), Marjorie Brunet Plaza, Maurice Pehle<br />

nologie entwickelt sich digitale Kunst<br />

immer mehr zur eigenen Nische.<br />

Glauben Sie, dass diese Trennlinie mit<br />

der Zeit verschwimmt?<br />

NEUSCHÄFFER: Letzte Woche war ich<br />

auf der Messe „The Digital Art Mile“<br />

in Basel und da war genau das die vorherrschende<br />

Frage. Viele Künstler und<br />

Künstlerinnen haben gesagt: Können<br />

wir nicht einfach nur über Kunst sprechen?<br />

Kunst muss nicht mit ihrem<br />

Material überzeugen, sondern durch<br />

Ästhetik, durch die Idee.<br />

IHLER: Das geht weit über den Kunstmarkt<br />

hinaus. In fünf bis zehn Jahren<br />

werden ganz viele Leute NFT- und<br />

Blockchain-Technologie nutzen. Genauso<br />

wie wir heute das digitale Bankwesen<br />

nutzen, ohne vielleicht genau zu verstehen,<br />

wie mein Geld von A nach B<br />

kommt. An der Grundtechnologie und<br />

dem Wunsch nach digitalem Eigentum<br />

ist in absehbarer Zeit nicht vorbeizukommen.<br />

Kunst ist immer mit dem Aspekt des<br />

Betrachtens verbunden – mit einer di-<br />

gitalen Datei auf der Blockchain wird<br />

das schwierig, oder? Wie werden wir<br />

digitale Kunst in Zukunft genießen?<br />

NEUSCHÄFFER: Wenn wir eine Ausstellung<br />

vorbereiten, stellt sich für uns<br />

generell erst mal die Frage: Wie bringen<br />

wir die Kunst in den Raum? Und das<br />

ist unabhängig davon, ob wir von analoger<br />

oder von digitaler Kunst sprechen.<br />

Es hat immer damit zu tun, was der<br />

Künstler, die Künstlerin aussagen will<br />

oder worum es in der Kunst geht. Durch<br />

die digitalen Materialien eröffnen sich<br />

jetzt natürlich viel mehr Möglichkeiten.<br />

Das kann dann Bewegtbild sein, ein<br />

Foto oder ein Screen. Aber eben auch<br />

noch mehr, weil sich parallel Technologien<br />

entwickeln, die Möglichkeiten jenseits<br />

der Zweidimensionalität eröffnen.<br />

Dann kann es auch mal ein Hologramm<br />

sein. Oder, wie wir es kürzlich hatten,<br />

ein selbst gebauter Computer von<br />

Andreas Gysin, der auf einem Podest<br />

steht und unentwegt Bilder kreiert, also<br />

generative Kunst erschafft. Die Möglichkeiten<br />

sind atemberaubend und für<br />

Kuratorinnen und Galeristen ist diese<br />

Phase unglaublich spannend.<br />

IHLER: Auch im Privaten eröffnen sich<br />

JOHANNA NEUSCHÄFFER<br />

Betreibt seit 2018 mit Anne Schwanz<br />

OFFICE IMPART, eine Galerie für<br />

zeitgenössische Kunst, mit einem<br />

großen Interesse an den digitalen<br />

Entwicklungen und einem Fokus auf die<br />

Themen und Materialien unserer Zeit.<br />

neue Möglichkeiten. Wo bei Kunstsammlern<br />

früher Ölgemälde an der<br />

Wand hingen, Skulpturen im Raum<br />

standen, kommt jetzt digitale Kunst als<br />

sammelbares, zertifiziertes Collectible<br />

hinzu. Ich habe bei mir zum Beispiel an<br />

der Wand einen The Frame von Samsung<br />

hängen, einen ganz dünnen Fernseher,<br />

der sich auch im Stand-by-Modus<br />

mit Inhalten bespielen lässt. Er hängt<br />

zwischen vielen anderen klassischen<br />

Kunstwerken und fügt sich nahtlos ein.<br />

Dort zeige ich rotierend digitale Kunst<br />

aus meiner Sammlung – bisweilen kann<br />

man das von den analogen Werken<br />

schon gar nicht mehr unterscheiden.<br />

Und das ist erst der Anfang. Mercedes-Benz<br />

experimentiert beispielsweise<br />

gerade damit, wie man das ins Auto<br />

bringt. In der Zukunft fahren wir autonom,<br />

das Fahrzeug wird zum rollenden<br />

Wohnzimmer. Und dann können wir<br />

auch unsere Krypto-Wallet verbinden<br />

und die Kunst eben in unserem neuen<br />

Wohnzimmer ausstellen.<br />

Eine spannende Prognose! Würden<br />

Sie sagen, Unternehmen wie <strong>KPM</strong><br />

Berlin oder Mercedes-Benz leisten im<br />

NFT-Spektrum Pionierarbeit?<br />

IHLER: Ja, es ist großartig, dass sich<br />

diese Unternehmen jetzt so früh mit der<br />

Technologie auseinandersetzen. Mercedes-Benz<br />

war ohnehin schon immer an<br />

der Schnittstelle zwischen Technologie,<br />

Kultur und Lifestyle, hat bei vielen Leu-<br />

SEBASTIAN IHLER<br />

Ist mit seinem Kreativstudio 0xNXT für<br />

die Marke Mercedes-Benz NXT<br />

verantwortlich, die sich auf den Handel<br />

von Blockchain-basierten, digitalen<br />

Gütern aus dem Hause Mercedes-Benz<br />

spezialisiert hat.<br />

ten schon immer eine Sammelleidenschaft<br />

entfacht. Da ergibt es natürlich<br />

Sinn, dieses Bedürfnis zusätzlich mit<br />

digitalen Gütern zu bedienen. So wird<br />

auch die Verbindung von physischen<br />

Werten und einem digitalen Zertifikat<br />

noch stärker. Gleiches gilt für eine traditionelle<br />

Luxusmarke wie <strong>KPM</strong> Berlin,<br />

die jetzt die ROYAL MASTER EDITION<br />

als NFTs gemintet hat. Das ist exklusiv,<br />

das ist modern, das ist innovativ. Und<br />

es ist wichtig, weil NFT- und Blockchain-Technologie<br />

immer relevanter<br />

werden. Ich bin dankbar für jede Firma,<br />

die sich in diesem Bereich jetzt ausprobiert<br />

und als positives Beispiel vorangeht.<br />

Was ist das Besondere an der<br />

NFT-Kollektion von <strong>KPM</strong>?<br />

NEUSCHÄFFER: Das Besondere ist,<br />

dass die Königliche Porzellan-Manufaktur<br />

die eigene Historie, diese reichhaltige,<br />

260-jährige Geschichte in die<br />

Blockchain lädt und auf ewig festhält.<br />

Natürlich sind die NFTs sowie ihre physischen<br />

Referenzen an sich schon ein<br />

Kunstwerk. Für mich ist das Spannendste<br />

daran aber das Bewahren der Geschichte,<br />

von visueller Geschichte. Und<br />

das passt natürlich perfekt zu einem<br />

Traditionsunternehmen, das sich schon<br />

immer mit dem Zeitgeist und den Dingen,<br />

von denen es umgeben ist, auseinandergesetzt<br />

hat. Es ist mutig – und es<br />

ist genau der richtige Schritt zum richtigen<br />

Zeitpunkt.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 62 N°. 08<br />

N°. 08 63 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


LEBEN<br />

IM KÜCHENSCHRANK VON ...<br />

Vera Gäde-Butzlaff<br />

„Ich benutze KURLAND,<br />

finde aber auch die bemalten Stücke<br />

der <strong>KPM</strong> wunderschön.“<br />

VERA GÄDE-BUTZLAFF<br />

Zeitlose Kunst: Die 1790 entworfene KURLAND<br />

Linie gilt als das bedeutendste Berliner Service des<br />

Klassizismus. Mit rund 70 Teilen zählt es zu den<br />

umfangreichsten Kollektionen der <strong>KPM</strong><br />

DIE EHEMALIGE RICHTERIN, Managerin und heutige<br />

Aufsichtsrätin ist begeistert von der schlichten Schönheit und<br />

Langlebigkeit der KURLAND Kollektion<br />

Text: MARLENE IRAUSEK Bilder: FRANZ GRÜNEWALD<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

DEN BEACHTLICHEN LEBENSLAUF VON VERA<br />

GÄDE-BUTZLAFF in Kürze wiederzugeben, fällt<br />

schwer. Sie war Richterin am Verwaltungsgericht,<br />

Staatssekretärin im Umweltministerium, viele Jahre Vorstandsvorsitzende<br />

der Berliner Stadtreinigung (BSR) sowie<br />

des Energieversorgers GASAG. Heute geht Gäde-Butzlaff<br />

ehrenamtlichen Aufgaben nach, unter anderem bei der<br />

Stiftung <strong>KPM</strong>. Mitglied im Kuratorium zu sein, bedeutet ihr<br />

als großem Berlin- und <strong>KPM</strong> Fan viel. Außerdem freut sie<br />

sich über genügend Zeit zum Reisen mit der Enkeltochter.<br />

Teil ihres Alltags sind dabei das KURLAND Service sowie<br />

ausgewählte Stücke alter Kollektionen – und zwar seit mehr<br />

als 30 Jahren. Die Frühstücks-, Ess- und Platzteller, Tassen<br />

und Schüsseln der <strong>KPM</strong> sind das einzige Porzellan im Haus<br />

und immer in Gebrauch. Es kam bereits auf den Tisch, als<br />

ihre Tochter noch ein kleines Kind war. Ob jemals etwas zu<br />

Bruch gegangen ist? Gäde-Butzlaff kann sich nicht erinnern.<br />

Im Schrank steht auch eine große Tasse mit ihren Initialen<br />

– ein Geschenk von <strong>KPM</strong> Inhaber Jörg Woltmann. Da passe<br />

richtig viel rein, betont Gäde-Butzlaff, perfekt für den morgendlichen<br />

Kaffee. Auch sie macht Freunden und Bekannten<br />

oft mit <strong>KPM</strong> Porzellan eine Freude: zum Beispiel mit dem<br />

KURLAND To-go Becher, der Currywurstschale oder einer<br />

Vase. Im <strong>KPM</strong> Shop entdecke sie immer etwas Neues, sagt<br />

Gäde-Butzlaff. Auch für ihr Zuhause: Wer sich umschaut,<br />

findet neben den Vasen FIDIBUS, CADRE und TROMPE-<br />

TENFORM auch die Figur BUDDY BÄR, sitzend auf einem<br />

Koffer. Ihr erstes Stück von der <strong>KPM</strong>? Bekam sie von einem<br />

Freund. Der schenkte der damals jungen Richterin zum Geburtstag<br />

einen Hülltopf des Traditionsunternehmens – mit<br />

der augenzwinkernden Bemerkung, dass sie ab jetzt zumindest<br />

eine „Tüte mit hohem Sozialprestige“ hätte. Als sich<br />

Gäde-Butzlaff – neugierig geworden – anschaute, was in der<br />

Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin entsteht, war<br />

die Leidenschaft geweckt. Es freut sie umso mehr, dass sich<br />

Jörg Woltmann für den Erhalt des Unternehmens einsetzt und<br />

das kunstvolle Handwerk für die Stadt bewahrt werden kann.<br />

Ermöglicht wird das auch durch die Arbeit der Stiftung,<br />

die unter anderem die Restaurierung des historischen Wandbilds<br />

„Germania“ bewirkt.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 64 N°. 08 N°. 08 65 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


XXXXXXXXXXX<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong><br />

WEISS<br />

N°. 08<br />

HAUSFREUNDE<br />

WOLTMANN TRIFFT ... Porzellanexperten Samuel Wittwer Seite 68<br />

GANZ PRIVAT Die Galerie Droste lädt zu sich nach Hause ein Seite 75<br />

DER KULTURERMÖGLICHER Zu Besuch bei André Schmitz Seite 80<br />

GUTE NACHT, KINDER Das Sandmännchen feiert Geburtstag Seite 86<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 66 N°. 08<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Conrad Bauer<br />

67 – 86<br />

N°. 08 67 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


HAUSFREUNDE<br />

WOLTMANN<br />

trifft …<br />

Samuel Wittwer<br />

DER PORZELLANEXPERTE SAMUEL WITTWER<br />

betreut über 30 Schlösser und 300.000 Kunstwerke in<br />

Berlin und Brandenburg. Jörg Woltmann, Besitzer der<br />

<strong>KPM</strong>, sprach mit ihm über das deutsche Stiftungswesen,<br />

Kulturgut auf Instagram und schnelles Handeln<br />

Interview:<br />

SANDRA WINKLER<br />

Bilder:<br />

PETER RIGAUD<br />

Haare & Make-up:<br />

KERSTIN HOFFMANN<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 68 N°. 08<br />

N°. 08 69 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


JÖRG WOLTMANN: Als ich 2006 die <strong>KPM</strong> gekauft habe,<br />

waren Sie Kurator für die Porzellansammlungen bei der<br />

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Branden-<br />

burg und haben das historische Archiv der Königlichen<br />

Porzellan-Manufaktur betreut. Was dachten Sie, als es<br />

hieß, ein Privatmann soll die <strong>KPM</strong> übernehmen?<br />

SAMUEL WITTWER: Zunächst war ich sehr skeptisch. Meine<br />

große Angst war, dass die <strong>KPM</strong> ein Spekulationsobjekt wird,<br />

das jemand kauft und dann aus Berlin verlegt – zum Beispiel<br />

nach Asien. Ich hatte aber ein großes Interesse daran, den<br />

Verkauf zu begleiten – aus Neugierde und aus Verbundenheit<br />

zu diesem Unternehmen mit seiner unglaublichen Tradition.<br />

JÖRG WOLTMANN: Wir haben uns kurz vor dem Verkauf<br />

zum ersten Mal getroffen ...<br />

SAMUEL WITTWER: Ja, und ich muss gestehen, dass Sie mir<br />

zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren. Ich habe damals<br />

natürlich recherchiert, jedoch ohne wirklich ein Bild von Ihnen<br />

zu bekommen. Aber das erste Treffen, das war einfach so<br />

was von klasse. Ich weiß noch, wie ich danach zu der für uns<br />

zuständigen Referatsleiterin im Kultursenat gegangen bin<br />

und zu ihr meinte: „Top!“<br />

JÖRG WOLTMANN: Womit konnte ich Sie überzeugen?<br />

SAMUEL WITTWER: Sie als Mensch waren einfach so überzeugend<br />

– Ihre Geschichte, die Sie mir erzählt haben. Wie Sie<br />

im traditionellen Arbeiterviertel Moabit aufgewachsen sind,<br />

Seit 2008 ist Samuel Wittwer Direktor der<br />

Abteilung Schlösser und Sammlungen der<br />

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg<br />

„Die <strong>KPM</strong> war schon<br />

immer stilprägend,<br />

technisch und künstlerisch<br />

ganz vorn.“<br />

SAMUEL WITTWER<br />

ihre Mutter Fabrikantin und Händlerin war und Sie aus eigenen<br />

Kräften Ihre Unternehmen in Berlin aufgebaut haben.<br />

Damals hatten Sie das Gefühl, etwas für diese Stadt tun zu<br />

müssen, indem Sie die <strong>KPM</strong> retten. Und das haben Sie sehr<br />

überzeugend und gut überlegt vorgebracht.<br />

JÖRG WOLTMANN: Grundsätzlich bin ich ja der Meinung,<br />

ein Unternehmen wie die <strong>KPM</strong> gehört in Staatsbesitz. Denn<br />

ich bin sterblich. Der Staat ist es nicht. Letztendlich habe ich<br />

die Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin gegrün-<br />

det, um das Kulturgut langfristig bewahren zu können.<br />

SAMUEL WITTWER: Wir haben in Deutschland eine Kultur,<br />

in der – im Gegensatz zu England etwa – das Engagement von<br />

Einzelpersonen in Form von Freiwilligenarbeit nicht so ausgeprägt<br />

ist. Dafür haben wir hier eine unerhörte Stiftungskultur.<br />

Auch wenn man ziemlich viele Hürden<br />

überwinden und Bedingungen erfüllen<br />

muss, werden Stiftungen immer wichtiger,<br />

weil es keinen willkürlichen<br />

Zugriff auf sie gibt. Andererseits sind<br />

sie in der Rentabilität immer schwieriger<br />

zu halten.<br />

JÖRG WOLTMANN: Bei einer ge-<br />

meinnützigen Stiftung geht es nicht<br />

um den wirtschaftlichen Erfolg, son-<br />

dern um das Kulturgut. Über mein<br />

Geld, das ich in die Stiftung gegeben<br />

habe, werde ich nicht mehr verfügen.<br />

Aber um ein Kulturgut wie die <strong>KPM</strong> zu<br />

erhalten, ist es mir das wert. Was ist<br />

für Sie als Porzellan experte das Be-<br />

sondere an <strong>KPM</strong>?<br />

SAMUEL WITTWER: Die <strong>KPM</strong> ist die<br />

einzige Manufaktur, vielleicht neben<br />

der Manufacture royale de porcelaine<br />

de Sèvres, die trotz ihrer langen Tradition<br />

nie wirklich eine schlechte Phase<br />

hatte. Sie war immer stilprägend, immer<br />

vorneweg, technisch wie künstlerisch.<br />

Das ist einfach spektakulär.<br />

Feudaler Rahmen: Jörg Woltmann und Samuel<br />

Wittwer führten ihr Gespräch an Wittwers<br />

Arbeitsstätte – in Schloss Charlottenburg<br />

JÖRG WOLTMANN: Was hat die <strong>KPM</strong> aus Ihrer Sicht<br />

Innovatives hervorgebracht?<br />

SAMUEL WITTWER: Weil ich sie so liebe, erwähne ich an<br />

dieser Stelle die Mikromosaikmalereien. Mikromosaik ist<br />

eine spezielle Form des Mosaiks aus winzigen Glas- oder<br />

Steinstücken. Ursprünglich wurden kleine Objekte dieser<br />

Art bei Ausgrabungen in Pompeji gefunden. Im 18. Jahrhundert<br />

haben sich dann in Rom im Vatikan Werkstätten gebildet,<br />

die Reproduktionen als Schmuckstücke herstellten.<br />

Joséphine Bonaparte, das It-Girl ihrer Zeit, hat diese geliebt<br />

– und als Königin Luise darüber in einer Zeitschrift las, ließ<br />

sie sich solchen Schmuck aus Rom nach Berlin mitbringen.<br />

Er ging an ihren Hausminister, der<br />

gleichzeitig ein Vorsitzender der <strong>KPM</strong><br />

war. Die Maler der <strong>KPM</strong> haben dann<br />

versucht, malerisch Mikromosaik zu<br />

imitieren – und damit die Antike direkt<br />

aufs Porzellan gebracht. Eine<br />

ziemlich verrückte – aber auch geniale<br />

– Idee, finde ich.<br />

JÖRG WOLTMANN: Kannten Sie<br />

als Schweizer <strong>KPM</strong>, , bevor Sie nach<br />

Berlin kamen?<br />

SAMUEL WITTWER: Also, ich wusste<br />

natürlich, dass es hervorragendes Berliner<br />

Porzellan gibt. Aber mein Herz<br />

schlug damals für Meissener Porzellan<br />

und für das Alte. Nachdem ich mich<br />

mit der <strong>KPM</strong> beschäftigt hatte, war es<br />

jedoch ganz schnell um mich geschehen.<br />

Heute besitze ich mehrere <strong>KPM</strong><br />

Service – auch historische. Da kommt<br />

schon eine ganze Menge zusammen,<br />

aber genug ist es ja nie.<br />

JÖRG WOLTMANN: Das Bessere ist<br />

der Feind des Guten. Sie sind bekannt<br />

dafür, dass Sie in Ihren Ausstellungen<br />

das preußische Erbe spielerisch aufar-<br />

beiten. Wie machen Sie das?<br />

SAMUEL WITTWER: Für die Ausstellung<br />

„Der Modeaffe“ über ein Theaterstück<br />

von Friedrich II. haben wir<br />

zum Beispiel eine französische Künstlerin<br />

lebensgroße Papierpuppen kreieren<br />

lassen. Dass eine Ausstellung über<br />

den französischen Maler Antoine Watteau<br />

im Schloss Charlottenburg bei<br />

ungewöhnlich vielen jüngeren Besuchern<br />

großen Erfolg hatte, lag wahrscheinlich<br />

an einer Vivienne-Westwood-Robe,<br />

die sehr gut auf Instagram<br />

lief. Und am Ausgang von Schloss Sanssouci hängt Friedrich<br />

der Große im Pop-Art-Stil von Warhol. Die Besucher sollen<br />

beim Rausgehen noch einmal daran erinnert werden, dass sie<br />

im Jetzt leben.<br />

JÖRG WOLTMANN: Auch wir bringen die <strong>KPM</strong> in die<br />

Neuzeit, zum Beispiel durch Kooperationen mit angesag-<br />

ten Marken. Und an unseren Hochzeitstischen sehen wir,<br />

dass Nachhaltigkeit bei den jungen Leuten gefragt ist –<br />

und sie wieder auf Qualität setzen.<br />

SAMUEL WITTWER: Ich habe kürzlich an der Humboldt-Universität<br />

ein Seminar zu Tafelkultur durchgeführt<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 70 N°. 08<br />

N°. 08 71 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


und mit den Studierenden auch eine Führung bei der <strong>KPM</strong><br />

gemacht. Alle hatten Porzellan zu Hause – und wenn es nur<br />

ein Teller vom Flohmarkt war. Aber kaum jemand wusste,<br />

was an Können, Wissen und Geschichte hinter der Produktion<br />

von Porzellan steckt. Erst recht, wenn es eine Qualität wie<br />

bei der <strong>KPM</strong> hat.<br />

JÖRG WOLTMANN: Als ich die <strong>KPM</strong> gekauft habe, wusste<br />

ich – ehrlich gesagt – auch nicht, was für einen Auf-<br />

wand die Produktion von Porzellan bedeutet. Ich habe den<br />

Vertrag sogar unterschrieben, ohne vorher in der Produktion<br />

oder in der Malerei gewesen zu sein.<br />

SAMUEL WITTWER: Wirklich! Warum?<br />

ELEGANTES DESIGN.<br />

ERSTKLASSIGE TECHNIK.<br />

DER ERSTE VOLLELEKTRISCHE BMW i7 BEI BMW BERLIN.<br />

JÖRG WOLTMANN: Ich hatte keine Zeit. Ich musste ganz<br />

schnell handeln, sonst wäre das Unternehmen in die Insol-<br />

venz gegangen.<br />

SAMUEL WITTWER: Hat Ihre Frau bei der Entscheidung<br />

auch eine Rolle gespielt?<br />

JÖRG WOLTMANN: Ich war damals 59 Jahre alt. Meine<br />

Lebensplanung sah eigentlich anders aus. Ich hatte meine<br />

Unternehmen und brauchte kein neues Projekt gegen Lan-<br />

geweile. Die <strong>KPM</strong> war eher eine zusätzliche Belastung.<br />

SAMUEL WITTWER: Aber Ihre Frau hat nicht widersprochen.<br />

In der Silberkammer von Schloss Charlottenburg können<br />

Besucher die höfische Tafelkultur des 18., 19. und frühen 20.<br />

Jahrhunderts bewundern, darunter zahlreiche Werke der <strong>KPM</strong><br />

JÖRG WOLTMANN: Sie hat wortwörtlich gesagt: Wenn du<br />

meinst, das ist gut für dich und für Berlin, dann mach es.<br />

SAMUEL WITTWER: Eine kluge Frau.<br />

JÖRG WOLTMANN<br />

Geb. 1947 in Berlin. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre<br />

zum Bankkaufmann und studierte Betriebswirtschaftslehre in<br />

Berlin. 1979 gründete Woltmann die Privatbank ABK Allgemeine<br />

Beamten Bank. Im Februar 2006 übernahm er als<br />

Alleingesellschafter die <strong>KPM</strong> Berlin. Woltmann ist Träger des<br />

Bundesverdienstkreuzes am Bande und wurde 2015 mit dem<br />

Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet.<br />

DR. SAMUEL WITTWER<br />

Geb. 1967 im Schweizer Kanton Bern, ist studierter<br />

Kunsthistoriker und Direktor der Abteilung Schlösser und<br />

Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-<br />

Brandenburg. Als Porzellanexperte tritt er regelmäßig in der<br />

Sendung „Kunst und Krempel“ im Bayerischen Rundfunk auf.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 72 N°. 08<br />

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Hauptbetrieb<br />

Kaiserdamm 90<br />

14057 Berlin<br />

Tel.: 030-20099-1220<br />

www.bmw-berlin.de<br />

Filiale Marzahn<br />

Blumberger Damm 2<br />

12683 Berlin<br />

Tel.: 030-20099-3220<br />

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Filiale Weißensee<br />

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Tel.: 030-20099-2220<br />

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Genießen Sie die Kunst!<br />

Text: LENA KAESS<br />

Bilder: CONRAD BAUER<br />

AB IN DIE HAUPTSTADT! Das Gründer-Duo der Galerie Droste, Katharina<br />

Galladé und Patrick Droste, eröffnet in Berlin den Salon Droste. Hier zeigen sie<br />

junge, zeitgenössische Malerei in einem ausgefallenen Konzept<br />

N°. 08 75 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


V<br />

ergangenen April haben Sie<br />

den Salon Droste in Berlin-<br />

Charlottenburg eröffnet. Wie<br />

unterscheidet er sich von gängigen<br />

Galerien?<br />

KATHARINA GALLADÉ: Wir wollten<br />

keine weitere klassische Galerie mit ei-<br />

nem White Cube eröffnen. Wir wollten<br />

kein Konzept, das ein komplettes Team<br />

vor Ort erfordert. Uns kam die Idee, eine<br />

Wohnung zu beziehen, die wir sowohl<br />

privat nutzen, wenn wir in Berlin sind,<br />

als auch für Kunstausstellungen.<br />

PATRICK DROSTE: In regelmäßigen<br />

Abständen veranstalten wir dort soge-<br />

nannte Salons mit geladenen Gästen.<br />

Diese Events schaffen eine Verbindung<br />

zwischen Kunst, Wohnen und Arbeiten.<br />

Salons sind eigentlich nichts Neues, nur<br />

kennen es viele nicht mehr. Aber sie sind<br />

der Ursprung, wie Galerien entstanden<br />

sind.<br />

KATHARINA GALLADÉ: Das Tolle da-<br />

ran ist, dass wir dabei nicht an ein festes<br />

Programm gebunden sind. Wir können<br />

die Kunst zeigen, wann wir möchten –<br />

das bietet uns sehr viel Flexibilität.<br />

2012 organisierte Patrick Droste seine<br />

erste Kunstausstellung. Mittlerweile hat<br />

die Galerie Droste Niederlassungen in<br />

Düsseldorf, Paris und nun auch in Berlin<br />

Aufgetischt! Den ovalen Esstisch hat Galladé mit URANIA Service gedeckt und in den Vasen HALLE, SAALE und MANDORLA (v. l.)<br />

Blumen arrangiert. Die Gemälde an der Wand zeigen die Kunst von Christiane Peschek<br />

„Ich höre oft, dass Kunst Freiraum brauche – das<br />

stimmt aber nicht. Zu Hause sollte man machen<br />

und tun, was man will.“<br />

Bei den Events im Salon<br />

Droste kann man neben<br />

der Kunst an den Wänden<br />

auch köstliche Speisen auf<br />

URANIA Service der <strong>KPM</strong><br />

Berlin genießen<br />

Rezipiert man Kunst in der Wohnung<br />

anders?<br />

PATRICK DROSTE: Mit Sicherheit. Der<br />

White Cube der Galerie hat eher einen<br />

konservativen Beigeschmack. Alles ist<br />

sehr weiß, steril, keine Preise – es wirkt<br />

unantastbar. In einer Wohnung läuft das<br />

Betrachten von Kunst viel lockerer und<br />

ungezwungener ab. Unsere Gäste schlen-<br />

dern vom Wohnzimmer über das Bad ins<br />

Schlafzimmer und lassen dabei die Kunst<br />

auf sich wirken. Wie in einem Open<br />

House. Das kommt besonders bei der<br />

jüngeren Klientel gut an. Man kann sich<br />

direkt vorstellen, wie die Kunst in den<br />

eigenen vier Wänden aussehen könnte.<br />

Jeder hat seine ganz eigene Herangehensweise,<br />

wie er oder sie Kunst kaufen möch-<br />

te. Dabei gibt es auch keinen richtigen<br />

oder falschen Weg. Mit unserem Salon<br />

bieten wir nun eine zusätzliche Option.<br />

Nach welchen Kriterien wählen Sie<br />

aus, welche Kunstwerke in welchem<br />

Raum hängen?<br />

PATRICK DROSTE: Das ist total intuitiv.<br />

Unterbewusst spielt es manchmal be-<br />

stimmt eine Rolle, dass ein Werk von der<br />

Farbigkeit zum Beispiel gut zur Küche<br />

passt. Aber eigentlich entscheiden wir<br />

überhaupt nicht nach diesen Kriterien. In<br />

der Regel laufe ich mit den Werken hin<br />

und her und wir schauen gemeinsam, was<br />

sich richtig anfühlt. Kunst kann immer<br />

supergut für sich alleine stehen – egal, ob<br />

sie neonpink oder monochrom schwarz<br />

ist. Gute Kunst wirkt einfach gut.<br />

KATHARINA GALLADÉ<br />

KATHARINA GALLADÉ: Ich höre oft,<br />

dass Kunst Freiraum brauche – das<br />

stimmt aber nicht. Zu Hause sollte man<br />

machen und tun, was man will.<br />

Zu den Gallery Weekends stellen Sie<br />

die Kunst seit mehreren Jahren in den<br />

Räumlichkeiten der <strong>KPM</strong> Berlin aus.<br />

Auch im Salon Droste gehen Sie wieder<br />

eine Verbindung mit der Manu-<br />

faktur ein: Sie servieren die Speisen<br />

auf dem Service URANIA.<br />

KATHARINA GALLADÉ: Genau, bis-<br />

her hatten wir bei unseren Events immer<br />

sehr buntes Geschirr. Für den Salon<br />

Droste haben wir uns aber bewusst für<br />

Katharina Galladé hat es sich<br />

auf dem Sofa TWIN grace von<br />

Formela gemütlich gemacht.<br />

Hinter ihr hängt das Gemälde<br />

„AD_Magic Carpet 1“ von<br />

Tatjana Doll aus dem Jahr 2011<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 76 N°. 08<br />

N°. 08 77 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


die Kollektion URANIA entschieden.<br />

Die Einrichtung und die Kunst des<br />

Salons sind bereits sehr farbenfroh,<br />

wodurch das weiße Service als eine Art<br />

Ruhepunkt fungiert. URANIA ist zeitlos<br />

und dennoch modern – und gleichzeitig<br />

bleibt das Porzellan klar als Produkt der<br />

<strong>KPM</strong> Berlin erkennbar.<br />

PATRICK DROSTE: Traditionsunter-<br />

nehmen wie die <strong>KPM</strong> Berlin gibt es nicht<br />

mehr viele auf der Welt. Wir sind stolz,<br />

immer wieder künstlerische Kooperatio-<br />

nen mit ihr machen zu dürfen.<br />

Sie sind Galeristen mit Leib und<br />

Seele – was macht den Beruf so<br />

spannend?<br />

KATHARINA GALLADÉ: Der Kontakt<br />

mit so vielen unterschiedlichen Menschen<br />

– jenen, die Kunst kaufen, sich da-<br />

für interessieren, oder jenen, die selbst<br />

Kunst praktizieren und erstellen. Ich<br />

empfinde es als großes Privileg, mich jeden<br />

Tag mit Kunst beschäftigen zu dür-<br />

fen – visuell wie intellektuell.<br />

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft<br />

der Galerie Droste?<br />

KATHARINA GALLADÉ: Grundsätz-<br />

lich möchten wir zunächst auf dem<br />

Niveau weiterarbeiten, wie wir es bereits<br />

tun. Ein Traum von mir ist es, mal an<br />

einer Messe wie der Frieze London oder<br />

der Art Basel teilzunehmen.<br />

Katharina Galladé und Patrick<br />

Droste tauschen die Kunst im<br />

Salon Droste alle acht Wochen<br />

aus. Im Hintergrund ist das<br />

Werk „Altrosa II“ von Willehad<br />

Eilers zu sehen<br />

METROPOLITAN<br />

Mid Century Classic<br />

1874-<strong>2024</strong><br />

Die Jubiläumsedition.<br />

Vor dem Ölbild „Real Estate 2“<br />

von Tatjana Doll stehen die<br />

Mokkakanne HALLE‘SCHE<br />

FORM und die Zuckerdose<br />

URBINO<br />

www.robbeberking.com<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 78 N°. 08


HAUSBESUCH<br />

KEIN<br />

STILLSTAND, NIE!<br />

ALS STAATSSEKRETÄR war André Schmitz verantwortlich für die<br />

schönen Künste in Berlin, heute engagiert er sich für Kulturgüter im<br />

Ruppiner Land – und für die Stiftung <strong>KPM</strong>. Besuch bei einem<br />

Kulturermöglicher<br />

Text:<br />

SANDRA WINKLER<br />

Bilder:<br />

FRANZ GRÜNEWALD<br />

André Schmitz mit seinem Hund<br />

Otto Christoph Leopold: Er hat<br />

ihn nach dem Vater von<br />

Hermann von Quast benannt<br />

– nicht nach Otto von Bismarck,<br />

das sei ihm als Sozialdemokrat<br />

wichtig zu betonen!<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

MIT ANDRÉ SCHMITZ durch den Garten zu flanieren,<br />

gleicht einer Geschichtsstunde. Vor einer Statue des<br />

Betenden Knaben erzählt er, dass Friedrich II. das<br />

Original im 18. Jahrhundert in Sichtweite seiner Bibliothek<br />

von Schloss Sanssouci aufstellen ließ. Ein rosenumrankter<br />

Pavillon wenige Meter entfernt sei vom Garten in Sissinghurst<br />

Castle inspiriert, der von Vita Sackville-West angelegt worden<br />

ist, einer engen Freundin der Autorin Virginia Woolf. Und an<br />

einem Denkmal, das der märkische Adlige Hermann von Quast<br />

1852 hier errichten ließ, liest er die Inschrift für dessen früh<br />

verstorbene Frau Nathalie vor. Er könnte jetzt noch viel tiefer<br />

ins Thema einsteigen: Denn über Hermann von Quast (1812–<br />

1888) und dessen sechs Söhne hat André Schmitz zusammen<br />

mit dem Berliner Historiker Sebastian Panwitz in den vergangenen<br />

Jahren zwei Bücher publiziert.<br />

Der großzügige Garten gehört zu einer Gutsanlage in<br />

Brandenburg, eine Stunde von Berlin entfernt. Vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg trank hier noch die Familie von Quast auf der<br />

Terrasse ihren Tee. Heute ist es das Zuhause von André Schmitz<br />

und seinem Jagdhund Otto Christoph Leopold, benannt nach<br />

dem Vater von Hermann von Quast. Gekauft hat André Schmitz<br />

das Anwesen auf dem Land bereits 2001. Damals war er noch<br />

Staatssekretär und Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin,<br />

später wurde er zum Berliner Staatssekretär für Kultur ernannt.<br />

Zunächst nutzte er es lediglich als Ausflugsziel. Doch als Corona<br />

2020 den Terminkalender plötzlich leer fegte, verbrachte<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 80 N°. 08<br />

N°. 08 81 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Dichtern und schläft in den übrigen Menschen“, zitiert<br />

er den österreichischen Schriftsteller Peter Altenberg. „Ich<br />

fand es immer eine schöne Aufgabe, Künstlern und Künstlerinnen<br />

beim Träumen zu helfen – und dafür zu sorgen, dass<br />

wir alle daran partizipieren.“<br />

Er sei und bleibe ein umtriebiger Mensch – in der Stadt<br />

wie auf dem Land. „Ich verlagere meine Aktivitäten mit großer<br />

„Es ist eine schöne Aufgabe,<br />

Künstlern und Künstlerinnen<br />

beim Träumen zu helfen.“<br />

Das Service<br />

ROCAILLE wurde<br />

1767 entworfen und<br />

ist perfekt für üppig<br />

gedeckte Tafeln.<br />

Bild unten:<br />

WINZERFIGUREN<br />

dienen als<br />

Gewürzständer<br />

Rokoko reloaded: Das <strong>KPM</strong> Service ROCAILLE wird<br />

stilvoll mit Flohmarktstücken wie farbigen Gläsern<br />

und dem Blumenkorb mit frisch gepflückten Rosen<br />

kombiniert<br />

Schmitz zunehmend weniger Zeit in seiner Berliner Wohnung<br />

– und genoss das Landleben. „Vor der Ruhe hatte ich zunächst<br />

ein wenig Angst“, sagt der 66-Jährige. „Nach ein paar Wochen<br />

merkte ich aber, dass ich mich total wohlfühle hier.“ Für seine<br />

vielen Ehrenämter in Berlin – die Liste der Stiftungen, Förderkreise,<br />

Vereine ist lang – engagiert Schmitz sich aber weiterhin.<br />

Und als <strong>KPM</strong> Besitzer Jörg Woltmann fragte, ob er<br />

Mitglied des Vorstands der Stiftung Königliche Porzellan-<br />

Manufaktur Berlin werden wolle, habe er sofort Ja gesagt: „Die<br />

<strong>KPM</strong> verdient alle Unterstützung, die wir organisieren können,<br />

damit es dieses faszinierende Kulturgut noch weitere 100 Jahre<br />

geben kann.“ Der gelernte Jurist versteht sich als „Kulturermöglicher“<br />

– also als jemand, der die Rahmenbedingungen<br />

schafft, damit Künstlerinnen und Künstler optimal ihre Kunst<br />

gestalten können. „Gott denkt in den Genies, träumt in den<br />

Freude auch in diese Region“, so André Schmitz. Im Ruppiner<br />

Land macht er sich für die Kirchengemeinden stark. Ein besonders<br />

schönes und aufwendiges Projekt war die evangelische<br />

Dorfkirche Radensleben. 400.000 Euro Spendenmittel habe<br />

man einwerben müssen, um eine Neugestaltung des Architekten,<br />

Kunsthistorikers und Begründers der preußischen und<br />

deutschen staatlichen Denkmalpflege Ferdinand von Quast<br />

aus dem 19. Jahrhundert zu rekonstruieren. Auch die Kirche<br />

in seinem Dorf hat Schmitz in den letzten zwei Jahrzehnten<br />

mithilfe von Freunden in einen guten Zustand bringen können.<br />

Für die Instandsetzung eines vernachlässigten Gotteshauses<br />

im Nachbardorf („Da fallen schon die Ziegel vom Dachturm“)<br />

brauche man nun eine sechsstellige Summe. „Keine kleine<br />

Aufgabe, aber einfach kann ja jeder“, sagt er.<br />

Um Kulturgut zu erhalten und Dörfer zu beleben, organisiert<br />

André Schmitz in der Region Kulturveranstaltungen.<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 82 N°. 08<br />

N°. 08 83 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


Seit über 20 Jahren lädt er im Sommer befreundete Künstler<br />

wie die Schauspielerinnen Katharina Thalbach und Eva Mattes,<br />

den Liedermacher Wolf Biermann oder den Sänger Klaus<br />

Hoffmann aufs Land ein. Auch das Kinderballett der Deutschen<br />

Oper hat den Weg in sein kleines Dorf mit gerade einmal 150<br />

Einwohnern schon mehrfach gefunden. „Ich bin selbst begeisterungsfähig<br />

und versuche, auch andere zu begeistern“, sagt<br />

André Schmitz. „Das ist wohl meine rheinische Frohnatur, das<br />

Erbe meines Vaters.“ Geboren in Oberhausen, kam Schmitz<br />

mit zehn Jahren nach Hamburg. Die Hansestadt hat ihn geprägt:<br />

„Hamburg ist ja sehr ästhetisch. Und wenn mir an<br />

Berlin was fehlt, dann könnte es ein bisschen gepflegter sein“,<br />

erklärt er und zieht sein Einstecktuch im Sakko zurecht.<br />

Im Esszimmer hat André Schmitz für den Besuch einen<br />

Tisch gedeckt und das <strong>KPM</strong> Service ROCAILLE im Dekor<br />

BRESLAUER STADTSCHLOSS, kombiniert mit Reliefzierat,<br />

dekoriert wie das „1. Potsdam’sche Tafelservice“ Friedrichs<br />

II. Als Gewürzständer dienen Winzerfiguren aus einer Jahreszeitenfolge.<br />

Ein Blumenkorb im Zentrum des Tisches und die<br />

farbigen Weingläser stammen wiederum vom Flohmarkt. In<br />

seiner Berliner Wohnung deckt André Schmitz schlichter mit<br />

KURLAND. Saris aus Indien werden dann zweckentfremdet<br />

und dienen als bunte Tischdecken, von denen sich das weiße<br />

Porzellan abhebt. „<strong>KPM</strong> steht für mich für dieses Weiß, in dem<br />

sich das Licht unvergleichlich bricht“, schwärmt er und hält<br />

Stillleben mit den<br />

<strong>KPM</strong> Vasen<br />

FIDIBUS, HALLE und<br />

FRANZÖSISCHE<br />

VASE mit<br />

Greifenhenkeln auf<br />

der Fensterbank<br />

Auch die mit Rosen,<br />

Narzissen und<br />

Blattranken bemalten<br />

Wandteller stammen aus<br />

der Königlichen<br />

Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin<br />

seine Lieblingsvase HALLE ins Sonnenlicht. An <strong>KPM</strong> fasziniert<br />

ihn aber nicht nur das feine Porzellan, sondern natürlich auch<br />

die Historie. Das Bewahren dieser Geschichte für kommende<br />

Generationen ist ihm wichtig. „Wir dürfen nicht mit Hybris<br />

denken, wir könnten alles selbst erschaffen. Wir verwalten<br />

vorübergehend nur das, was wir haben, in der Hoffnung,<br />

irgendjemand anders liebt es später genauso wie wir.“<br />

Die <strong>KPM</strong> sei ein weltweit bedeutendes Kulturgut, sie<br />

verdiene wie Theater oder Museen Schutz und staatliche<br />

Unterstützung, fordert Schmitz. Auch wenn er damals, als<br />

die <strong>KPM</strong> privatisiert wurde, als Chef der Senatskanzlei diesen<br />

Schritt zunächst für einen großen Fehler hielt, ist er heute<br />

froh, dass Jörg Woltmann sich des Berliner Kulturguts angenommen<br />

hat: „Wer weiß, sonst wäre die <strong>KPM</strong> vielleicht jetzt<br />

schon geschlossen oder würde in China produzieren.“<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 84 N°. 08<br />

N°. 08 85 <strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong>


LETZTE SEITE<br />

Der „Sandmann, lieber<br />

Sandmann ...“ wird nur<br />

65-mal in der<br />

Manufaktur gefertigt<br />

<strong>KPM</strong> Chefdesigner Thomas<br />

Wenzel beim Gestalten des<br />

ikonischen Sandmännchens<br />

GUTE Nacht<br />

Das Sandmännchen wird 65 Jahre alt!<br />

Die <strong>KPM</strong> Berlin zelebriert diesen<br />

Am 22. November <strong>2024</strong> feiert „Unser Sandmännchen“<br />

seinen 65. Geburtstag. Die Kultfigur mit der roten Zipfelmütze,<br />

gestaltet von Gerhard Behrendt, flimmerte<br />

1959 zum ersten Mal über die Fernsehbildschirme. Die Sendung,<br />

die auch heute noch für viele Familien zum festen Abendritual<br />

gehört, ist das älteste Programm im Kinderfernsehen, das bis<br />

heute produziert wird.<br />

Geburtstag mit einer Sonderedition<br />

Seit 1993 leitet<br />

Thomas Wenzel die<br />

künstlerische<br />

Entwicklungsabteilung<br />

der <strong>KPM</strong><br />

Bilder: Holger Talinski<br />

Anlässlich dieses Jubiläums entwickelte die <strong>KPM</strong> Berlin gemeinsam<br />

mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg eine exklusive<br />

Sonderedition des Sandmännchens. Denn was passt besser zusammen<br />

als zwei handgefertigte Berliner Kulturgüter mit nationalem<br />

Renommee? Die Symbiose der Stoffpuppe mit dem<br />

Porzellan der <strong>KPM</strong> Berlin vereint das Beste aus beiden Welten:<br />

Handwerkskunst und kreatives Erzählen. Die moderne Adaption<br />

aus Porzellan mit dem unverkennbaren Spitzbart stammt aus<br />

der Feder des <strong>KPM</strong> Chefdesigners Thomas Wenzel und wurde<br />

in der Meistermalerei mit luxuriösem Glanzgold handbemalt –<br />

sie ist ab Oktober erhältlich.<br />

Bild: Xxxxxxxxxxx<br />

<strong>KPM</strong> <strong>Magazin</strong> 86 N°. 08

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