GEANOVA 6 2024 DE
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| REPORTAGE |
„Wer wartet,
kann einpacken!“
Gleichmäßig rollt der Dienstwagen
über die polnische Autobahn.
700 Kilometer liegen seit der
Abfahrt in Vilnius hinter ihm, 200 sind es
noch bis zur polnisch-ukrainischen Grenze.
Am Steuer sitzt Jaunius Šileikis (55),
ein Litauer, der ist wie sein Fahrstil:
zielstrebig, aber besonnen,
vorausschauend, gelassen.
Šileikis wurde in Salakas geboren, einem Dorf im Nordosten Litauens, direkt
am Luodis-See. Als Kind angelte er dort mit seinem Vater und seinem Bruder,
heute verbringt er Angelurlaube mit Freunden in Finnland. Seine zweite
Passion ist, fast obligatorisch für einen Litauer, Basketball. Er hat selbst gespielt,
in der Schule, an der Uni, mit Kollegen. „Aber wenn man älter wird,
wird Basketball zu gefährlich für die Beine und die Finger. Ich bin auf Beach-
Volleyball umgestiegen, jetzt spiele ich Padel-Tennis. Ich brauche Sport –
Teamsport.“
Nach seinem Schulabschluss beginnt Šileikis 1988 in Vilnius zu studieren,
wird aber schon nach ein paar Monaten zur Roten Armee einberufen. Sein
Wehrdienst endet vorzeitig, als Litauen im März 1990 seine Unabhängigkeit
erklärt und die Sowjetunion litauische Soldaten entlässt. Šileikis setzt sein
Studium fort und schließt es 1994 ab. „Ich bin Bauingenieur für Industrie- und
Wohnungsbau, habe aber keinen einzigen Tag als Bauingenieur gearbeitet.
Alle großen Betriebe Litauens wurden aus Moskau gelenkt und mussten
nach der Loslösung von der Sowjetunion ihre Produktion einstellen. Ich
wollte aber arbeiten, egal was, wollte Geld verdienen. Ein Bekannter hatte
einen Freund, der den Inhaber einer neuen Fensterfirma kannte. Das war
ein moderner Betrieb mit deutschen Maschinen, der erste in Litauen, der
Kunststofffenster herstellte, und der erste, der GEALAN-Profile verarbeitete.
Dort bin ich gelandet und habe als normaler Produktionsmitarbeiter
Fenster gebaut. Dafür hätte ich nicht studieren müssen.“ Nach einem Jahr
übernimmt Šileikis die Produktionsleitung. Als sein Arbeitgeber gemeinsam
mit GEALAN plant, in Litauen Kunststoffprofile zu extrudieren, macht er den
entscheidenden Karriereschritt: „Sie haben einen Geschäftsführer gesucht,
der Deutsch spricht. Ich hatte Deutsch in der Schule. Ich war jung, ich war
motiviert. Ich dachte: Warum nicht?“ 1997 wird Jaunius Šileikis als Geschäftsführer
der neu gegründeten Gesellschaft GEALAN Baltic eingetragen. Mit litauischen
Kollegen verbringt er ein halbes Jahr bei GEALAN in Deutschland,
lernt viel über Extrusion und steht selbst am Extruder. GEALAN Baltic startet
mit drei gebrauchten Extrusionsanlagen und Werkzeugen aus Deutschland,
wächst und zieht bald aus einer kleinen alten Halle im Zentrum von Vilnius
in einen großen Neubau in einem Gewerbegebiet außerhalb der Stadt. Dort
laufen heute 24 Extruder mit mehr als 350 Werkzeugen.
GEANOVA. DAS NEUE GEALAN | 46