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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin - Ausgabe Dezember 2024

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT.
NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50

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Aus Liebe zur Natur.

Nr. 47 | Dezember 24 – Februar 25 | CHF 7.90

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Mehr ab Seite 38

Natur erfahren

Auch Tiere machen

Geschenke

Natur bewahren

Spuren

im Schnee

Natur erleben

Winterzauber

im Schnee

Natur erfahren

Meisterwurz –

die Kaiserin der Wurzeln

Natur bewahren

Lebendiger

Boden

Natur erleben

«I gloub,

i gangä no meh»


Tag für Tag ziehen

wir Bio aus der Erde.

Beste Bio-Qualität seit über 30 Jahren.


EDITORIAL

Impressum

NATURZYT 12. Jahrgang

Knaus Marketing- & Verlagsservice

Sonnhalde 37

8602 Wangen

Redaktion

Telefon 043 542 72 91

redaktion@naturzyt.ch

Anzeigen

Michael Knaus

Telefon 043 542 72 91

michael.knaus@kmvs.ch

Freie und ständige Mitarbeiter

Virginia Knaus, Michael Knaus,

Daniel Fleuti, Ernestine Astecker,

Tobias Ryser, Marwin Zander,

Gaby Kistler, Katja Rauchenstein,

Helen Weiss, Lisa Wirthner

Grafik & Produktion

Martina Roth

Bildbearbeitung

Heinz Weber

Vielen Dank

Titelbild

Adobe Stock

Korrektorat

Christoph Meyer, Basel

Druck

AVD GOLDACH AG, 9403 Goldach

Abonnementspreise

4 Ausgaben CHF 29.50 (inkl. 2.6% MwSt.),

8 Ausgaben CHF 56.50 (inkl. 2.6% MwSt.).

Auslandabonnemente auf Anfrage.

Abonnementsdienst

Knaus Marketing & Verlagsservice

Sonnhalde 37, 8602 Wangen

Telefon 043 542 72 91, abo@NATURZYT.ch

www.NATURZYT.ch/abonnieren

ISSN-Nummer 2296-2859

© Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

aus drücklicher Genehmigung des Verlages.

Das Magazin wird in der Schweiz auf

100% Recycling papier gedruckt.

Liebe Leserin, lieber Leser

Wir leben in einer Zeit rasanten Wandels.

Die letzten Jahre waren geprägt von

Unsicherheiten und Herausforderungen,

die auch bei uns direkt auf die Umsätze

durchschlagen. Sinkende Anzeigenerlöse

sind keine Neuigkeit, doch die globalen

Unsicherheiten beschleunigen diesen

Trend stärker, als es NATURZYT lieb ist.

Diese Lücke durch neue Abonnenten

und Gönner zu schliessen, ist nicht ganz

einfach.

NATURZYT ist es deshalb ein grosses

Anliegen, Ihnen, liebe Abonnenten,

und ganz speziell Ihnen, liebe Gönner,

von Herzen zu danken, dass Sie NATUR-

ZYT mit Ihrem Abonnement und Ihrem

Gönnerbeitrag unterstützen. Ohne Ihre

Unterstützung, wäre es NATURZYT

nicht möglich, weiterzubestehen und

für Sie alle über unsere Natur zu berichten.

Vielen Dank für Ihre Treue!

NATURZYT hofft, auch alle Leser

ohne Abonnement mit spannenden

Themen zu begeistern, um sie als Abonnent

oder Abonnent und Gönner zu gewinnen

und so langfristig zu bestehen

und weiterzuwachsen.

Ein grosser Dank geht ebenfalls an

unsere Autoren, die seit Jahren unsere

NATURZYT prägen und mit Leidenschaft

ihr Wissen über die Natur mit uns teilen.

Danke auch an unsere Layouterin und

der Druckerei, die NATURZYT zum Leben

erwecken, und an die fleissigen Bewohner

der Stiftung WohnWerkWangen, die

jede NATURZYT mit Liebe von Hand verpacken

und auf den Weg zu unseren

Abonnenten und Gönnern bringen.

NATURZYT möchte mit Ihnen zusammen

unsere Natur bewahren und

Ihnen diese näherbringen, damit Sie

sie intensiver erfahren, erleben und

schätzen lernen. NATURZYT möchte

auch nächstes Jahr wichtige Naturprojekte

mit einem Teil der Abo-Einnahmen,

aktuell unsere Wilden Nachbarn

im Siedlungsraum, unterstützen.

Danke, dass Sie uns treu bleiben.

Und falls Sie noch kein Abonnement

haben: Werden Sie Neuabonnent und

unterstützen Sie NATURZYT, damit sie

weiterwachsen kann.

Natur ERFAHREN, Natur ERLEBEN

und Natur BEWAHREN – das ist

NATURZYT. Aus Liebe zur Natur.

Bleiben Sie gesund, geniessen Sie die

Winter- und Adventszeit und kommen

Sie mit NATURZYT gut ins neue Jahr.

Herzlichst

Ihr Michael Knaus

NATURZYT 3


Seite 14

Auch Tiere machen Geschenke

Seite 22

Meisterwurz –

die Kaiserin der Wurzeln

Inhalt

3 Editorial/Impressum

4 Inhaltsverzeichnis

7 Wissenswertes

Wie überwintern eigentlich unsere Tagfalter?

8 Entdeckt & Fair

Aus vielen Teilen gibt es ein Ganzes und die

Pihapuu-Decke aus dem hohen Norden.

10 Bastel-Tipp

Leuchtende Weihnachtswichtel für die Adventszeit.

62 Zu guter Letzt

Naturerlebnisse und -angebote für die Winterzeit.

Natur erfahren

12 Natur und Homöopathie

Die Christrose – Königin der Winterblüher.

14 Auch Tiere machen Geschenke

Die Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun, ohne dafür eine

Gegenleistung zu erwarten, wurde bisher nur Menschen

zugeschrieben. Aber Geschenke im weitesten Sinn gibt

es auch in der Natur.

20 Gabys Natur-Tagebuch

Von Klunker tragenden Bäumen und Spannrückigkeit.

22 Meisterwurz – die Kaiserin der Wurzeln

Die Meisterwurz hilft bei Verdauungsbeschwerden,

Magenverstimmung und Bronchialkatarrh. Sie wirkt

immunstimulierend und schleimlösend.

4 NATURZYT


INHALT

Seite 38

Spuren im Schnee

Seite 46

Winterzauber im Schnee

Seite 42

«I gloub, i gangä no meh»

Natur bewahren

26 Tierisch gute Interviews

Cornelius Bouquetin des Alpes aus der Region des

Creux du Van im Gespräch mit NATURZYT.

30 Lebendiger Boden

Im Boden wimmelt es von Springschwänzen, Regenwürmern

und Mikroorganismen. Sie zersetzen die

Biomasse und bilden daraus wertvollen Humus.

36 Guetzli-Zyt mit Schweizer Urdinkel

Schokoladen-Guetzli mit Mohn, Dattel-Makrönchen und

Baumnuss-Plätzchen für eine genussvolle Adventszeit.

38 Spuren im Schnee

Wenn die Welt im weissen Schneekleid erstrahlt, wird

es auch im Siedlungsraum spannend.

Natur erleben

42 «I gloub, i gangä no meh»

Ohne den Lauenensee wäre die Schweiz um eine der

schönsten Balladen und um ein bezauberndes Moorgebiet

ärmer. Er zieht Schneeschuhläufer in seinen Bann.

46 Winterzauber im Schnee

Glitzernder Schnee, blau leuchtender Himmel in weiss

bedeckter Landschaft haben ihren ganz besonderen Reiz.

54 Eisdetails

Wenn Tobias Ryser sich in der Faszination der kleinen Details

verliert, wenn er irgendwo schöne Eisstrukturen entdeckt.

58 Landschaftsidylle am Oberrhein

Weitläufige Hügel des Schwarzwaldes und zahlreiche Naturschutzgebiete

entlang des südlichen Oberrheins erleben.

NATURZYT 5


DANKE, DASS SIE NATURZYT

ALS GÖNNERIN* UNTERSTÜTZEN,

DAMIT SIE WEITERWACHSEN KANN

Naturnaher, unabhängiger Journalismus mit Überzeugung

und aus Liebe zur Natur kostet. Dank Ihnen als Gönnerin

können die NATURZYT und ihre Naturprojekte weiterwachsen.

Dank unseren Gönnerinnen kann die NATURZYT …

… weiterhin und noch stärker, naturnaher und

kritischer berichten.

... alle mit der Vielfalt unserer Natur erfreuen.

… ein Sprachrohr für unsere Natur sein, um zu

sensibilisieren, zu erfahren, zu bewahren und zu erleben.

… sich für Naturprojekte engagieren.

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* Bei den Personenbezeichnungen sind jeweils alle Geschlechter gemeint.


WISSEN

Wissenswertes

WIE ÜBERWINTERN EIGENTLICH TAGFALTER?

Den ganzen Sommer über flattern Schmetterlinge

von Blüte zu Blüte, aber wie überwintern sie eigentlich,

insbesondere die Tagfalter? Viele Arten sterben

nach der Eiablage und vor dem Wintereinbruch.

Daher ist klar, dass die meisten Schmetterlinge als

Ei oder Raupe überwintern und sich erst im nächsten

Frühjahr zum Falter entwickeln. Es gibt jedoch Ausnahmen:

Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Grosser

Fuchs und Admiral überwintern als ausgewachsene

Falter. Sie suchen wettergeschützte Unterkünfte wie

Baumhöhlen oder Gebäude auf. Auch der Zitronenfalter

folgt diesem Muster, wird jedoch oft auch im

Freien angetroffen.

Allen gemeinsam ist, dass sie, wie viele andere

Insekten, in eine sogenannte Winterstarre verfallen,

wenn die Aussentemperaturen entsprechend sinken.

Bei der Wahl ihres Winterquartiers können jedoch

Fehler passieren. Finden sie im Herbst Unterschlupf

auf Dachböden oder in Kellern, die im Winter beheizt

werden, kann das problematisch werden. Steigt die

Umgebungstemperatur, wird der Falter aktiv, da sein

Körper sich auf den Frühling einstellt. Er flattert umher

und verbraucht Energie, obwohl es keine Nahrung

gibt, was oft zu seinem Tod führt.

Wer also einen Schmetterling im Hausflur, Keller

oder auf dem Dachboden entdeckt, sollte ihn in Ruhe

lassen, solange der Raum im Winter kühl bleibt.

Befindet sich der Falter jedoch in einem ungeeigneten

Raum, sollte man ihn einfangen und an einen kühlen,

trockenen Ort wie eine Garage oder einen Schuppen

bringen.

Zitronenfalter

FROSTGESCHÜTZT ALS EI, RAUPE ODER

PUPPE ÜBERWINTERN

Der Zitronenfalter ist in der Lage, auf ein frostgeschütztes

Winterquartier zu verzichten, und

man kann ihn mit viel Glück bei frostigen Temperaturen

hinter Efeuhecken oder im Gras entdecken.

Er nimmt hier seine Ruheposition ein

und klappt seine Flügel nach oben. Durch die

Abgabe von Wasser, welches sich in seinem Körper

befindet, verringert er den Gefrierpunkt. Es

sinkt seine Körpertemperatur und alle Funktionen

für das Überleben werden auf das notwendige

Minimum gefahren.

Der Nierenfleck legt im Sommer seine Eier

auf die passende Futterpflanze, wo diese auch

überwintern. Bläulinge beispielsweise überleben

die kalte Jahreszeit im Raupenstadium, während

der Schwalbenschwanz und der Aurorafalter

bereits verpuppen, bevor die Temperaturen zu

kalt werden.

Kleiner Fuchs

Tagpfauenauge

Text Michael Knaus Fotos AdobeStock

NATURZYT 7


Entdeckt & Fair

Pihapuu-Decke von Lapuan Kankurit

Die Pihapuu-Decke vereint in

ihrer hochwertigen Verarbeitung

58% Merinowolle und

42% Bio-Baumwolle, was für

wohlige Wärme und aussergewöhnlichen

Komfort sorgt. Die kunstvollen Muster

zeigen die Blätter und Früchte der in

Finnland weit verbreiteten Eberesche und

verleihen der Decke einen einzigartigen

Charakter in der ansprechenden Farbvariation

Beige-Brown-Black.

Lapuan Kankurit legt grossen Wert

auf Nachhaltigkeit und verwendet aus -

schliesslich natürliche sowie verantwortungsbewusst

bezogene Materialien. Die

umweltfreundlichen und ethisch vertretbaren

Herstellungsverfahren sind für das

Unternehmen von zentraler Bedeutung.

Die gesamte Produktion findet in der firmeneigenen

Weberei in Lapua, Finnland,

statt. Alle Produkte sind Öko-Tex-zertifiziert,

was garantiert, dass sie frei von

schädlichen Chemikalien sind und während

der gesamten Produktionskette umweltfreundliche

Verfahren angewendet

werden.

Die Pihapuu-Decke ist für CHF 199

im Online-Shop changemaker.ch und in

den Läden in Baden (Badstrasse 34), Basel

(Marktgasse 16), Bern (Spitalgasse 38),

Luzern (Kramgasse 9), Schaffhausen

(Vordergasse 55), Thun (Obere Hauptgasse

35), Winterthur (Marktgasse 39)

oder Zürich (Marktgasse 10 und Europaallee

43) erhältlich.

WWW.KATZENSOFA.BLOG/KALENDER

KATZENFOTOGRAFIE

IG @purrfectness_catphotography

AUS LEIDENSCHAFT

KATZENKALENDER 2025

Mauswiesel

und Hermelin

Kleine Tiere, grosse Jäger.

Naturmuseum Winterthur

24. November 2024 bis 4. Mai 2025

natur.winterthur.ch

Eine Ausstellung des

Naturmuseums Solothurn

Neu: KATZEN-JOURNAL

Das Notizbuch für Termine, Medikamentengabe,

Gewichtskontrolle, Training, Erinnerungen

KATZENKALENDER

farbig und schwarzweiss

Strassen- und Studiofotografie

ADOPTIONS-BILDER

Vermittlungsfotos für Tierheimkatzen

DIE UNSICHTBAREN sichtbar machen


Viele Teile ergeben ein Ganzes

Wenn Kinder in der

kühleren Jahreszeit

lieber in der Wohnung

statt draussen spielen,

kann es schon mal etwas lauter werden.

Eine sinnvolle Beschäftigung, welche

erst noch etwas Ruhe bringt, sind Puzzles.

Durch genaues Hinschauen und Ausprobieren

und mit etwas Konzentration,

Geduld und Ausdauer wird aus einzelnen

kleinen Teilen ein grosses Ganzes. Neben

einem schönen Bild führt jedes vollendete

Puzzle bei Kindern und auch Eltern

zu einem tollen Erfolgserlebnis.

Die Puzzles in verschiedenen Grössen

und Sujets werden in der Holzwerk-

statt der Stiftung Weizenkorn, die über

300 Menschen einen begleiteten Arbeitsplatz

zur Verfügung stellt, von Hand

gefertigt. Aus einer Kombination vom

speziellen Druckverfahren, welches die

Bilder strahlen lässt, farbecht ist und

auch nicht abfärbt, sowie den stabilen

Holzteilen, wird ein langlebiges Spielzeug

erstellt.

Eine Auswahl an Puzzles von Weizenkorn

findet man bei fairSCHENKEN

(fairschenken.ch) ab CHF 9.95.

Homöopathie

von OMIDA.

Taschenapotheke

mit 32 Einzelmitteln

Erhältlich in Apotheken und Drogerien.

Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Angaben auf der Packung.

Schwabe Pharma AG,

Küssnacht am Rigi


Bastel-Tipp

Leuchtende

Weihnachtswichtel

10 NATURZYT


So machen wir’s

Und schon ist wieder ein Jahr

vorbei und bald ist wieder

Weihnachten. Die Tage werden

trüber und dunkler, und

man ist nicht mehr so viel draussen unterwegs.

Jetzt ist wieder Zeit zum Basteln;

ob für Weihnachtsgeschenke oder als

Dekoration für die eigenen vier Wände,

es macht einfach Spass, immer wieder

mal etwas Neues auszuprobieren.

Heute upcyclen wir mal wieder etwas

und machen kleine – oder auch grosse

– leuchtende Weihnachtswichtel aus

gebrauchten Schraubgläsern, welche

Freude und ein heimeliges Licht in der

dunklen Jahreszeit verbreiten.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine

lichtvolle Adventszeit, besinnliche Weihnachten

und ein frohes neues Jahr und

natürlich viel Spass beim Nachbasteln.

Euer NATURZYT-DIY

Virginia Knaus

Text/Fotos Virginia Knaus

Schritt für Schritt

MATERIALLISTE:

• Altes Plastiktischtuch oder

sonstiges als Unterlage

• Gewaschene Marmeladen- oder

Gurkengläser mit Schraubdeckel

• Stoffe für Mütze und Bart, dazu

Schere, Schreiber und Massband

• Draht und dazu Drahtschneider

• Batteriebetriebene Lichterkette

dazu Heissleimpistole

• Runde Kugel (Styropor, Holz,

Pompon) für die Nase und andere

weihnachtliche Dekomaterialien

Schritt 1:

Als Erstes braucht ihr ein gewaschenes

Schraubglas ohne Etiketten. Dann

schneidet ihr aus dem Kunstfellstoff

ein Stück aus, welches das Glas etwa

zur Hälfte verdeckt. Zeichnet eine

Rundung ein und schneidet das

Stoffstück zu.

Schritt 2:

Messt den Deckel rund herum mit

dem Massband und gebt noch ca.

2–3 cm dazu. Zeichnet jetzt mit einem

Stift ein Dreieck und schneidet es aus.

Legt den Mützenstoff mit der schönen

Seite nach unten auf den Tisch. Nun

zieht ihr an der Längsseite nahe dem

Rand einen Streifen mit der Heissklebe

pistole und legt dort den Stoff

sofort um. Dreht den Stoff nun mit

dem schönen Teil nach oben. Jetzt

wieder eine Linie an der Aussenkante

mit dem Heisskleber, diesmal auf der

schönen Stoffseite vom Saum bis zur

Spitze. Sofort zuklappen und andrücken.

Danach die Mütze umdrehen.

Schritt 3:

Jetzt schneidet ihr einen Draht zu,

welcher vom Saumende bis hoch in

die Spitze geht. Schiebt nun den abge

schnittenen Draht in die Mütze bis

zum Spitz und klebt den unteren Teil

hinter den Saum. Dann nehmt ihr die

fertige Mütze und klebt sie sorgfältig

an den Aussenrand des Schraubdeckels.

Stück für Stück. Platziert die

Mütze so, dass der Saum vorne nur

gerade den Rand deckt und der hintere

Teil mit dem Spitz nach unten übers

Glas geht. Klebt ihn aber trotzdem

nur am Deckelrand fest.

Schritt 4

Jetzt klebt ihr noch den Bart so auf

dem Glas fest, dass er direkt unter

dem Mützenrand liegt, darauf kommt

dann noch die Nase. Nun verziert ihr

die Mütze mit glitzernden Weihnachtssternen,

Zweigen etc. Am Schluss

noch die kleine Lichterkette an den

Deckel kleben und die Lämpchen ins

Glas stecken. Anzünden, den Mützendeckel

wieder aufsetzen und sich an

dem kleinen glitzernden Wichtel

erfreuen, welcher wie ein kleiner

Stern im Dunkeln leuchtet.

NATURZYT 11


Natur und Homöopathie

Die Christrose –

Königin der Winterblüher

Die Christrose (Helleborus niger) erstrahlt ab Dezember

mit weissen Blüten und trotzt eisiger Kälte. Robust

und pflegeleicht, bringt sie winterliche Pracht in den

Garten oder auf den Balkon.

Marwin Zander arbeitet

als eidg. dipl. Homöopath in Chur. Er ist

Dozent an der SHI Homöopathieschule

und in seinem Podcast beschäftigt er

sich mit wichtigen Bereichen in der

klassischen Homöopathie. Weitere Informationen:

www.marwinzander.ch,

079 638 88 90

HELLEBORUS NIGER: EIGENSCHAFTEN

UND HERKUNFT DER PFLANZE

Während sich die meisten Pflanzen im

Winterschlaf befinden, entfaltet die Christrose

(Helleborus niger) ihre Blüten oft

schon im Dezember. Bekannt auch als

Schneerose oder Schwarzer Nieswurz, beeindruckt

sie mit weissen, schalenförmigen

Blüten. Diese Staude aus der Familie der

Hahnenfussgewächse wird 10 bis 30 Zentitimeter

hoch. Sie stammt ursprünglich aus

Südostasien. Nach der letzten Eiszeit vor

etwa 20 000 Jahren fand sie ihren Weg

nach Europa. Heute wächst sie in den südlichen

und östlichen Kalkalpen, vorzugsweise

in Wäldern und Gebüschen bis auf

1900 Meter Höhe. In der Schweiz ist sie jedoch

selten und findet sich nur an einigen

Stellen im Tessin. Ihr immergrünes Laub

und ihre giftigen Pflanzenteile, die bei

Hautkontakt zu Reizungen führen können,

machen sie auch abseits der Blütezeit zu

einer attraktiven, aber vorsichtig zu behandelnden

Zierpflanze.

12 NATURZYT


Wenn der Grossteil

der Natur schläft,

haben Christrosen ihren

grossen Auftritt.

Sie blühen von

Dezember bis März.

HELLEBORUS IN MYTHOLOGIE

UND FOLKLORE

Der Name «Christrose» geht auf die Tradition

zurück, die Pflanze zu Weihnachten

blühen zu lassen. Einer Legende nach entsprangen

die ersten Christrosen den Tränen

eines Hirten, der nichts für das Jesuskind

mitbringen konnte. Der Name «Schwarzer

Nieswurz» verweist auf die Verwendung

des Rhizoms als Niespulver und dessen

historische Rolle in der Medizin. In der

griechischen Mythologie war Helleborus

ein Heilmittel gegen Wahnsinn und Melancholie,

entdeckt vom Hirten Melampus.

HELLEBORUS IN DER NATUR-

HEILKUNDE: FRÜHER HEILMITTEL,

HEUTE ZIERPFLANZE

In der Antike und im Mittelalter galt

Helleborus niger als starkes Heilmittel

gegen Krampfleiden, Wutanfälle und

Melancholie. Er wurde auch als menstruationsförderndes

und abtreibendes Mittel

eingesetzt. Dioskurides beschrieb seine

embryotötende Wirkung, und bereits

im 15. Jahrhundert war die Wurzel der

«Schwarzen Nieswurz» als Arznei bekannt.

Im 16. und 17. Jahrhundert warnten Kräuterbücher

jedoch vor der giftigen Wirkung:

«Drei Tropfen machen rot, 10 Tropfen

machen tot.» Im 18. Jahrhundert spezialisierte

sich der Einsatz auf die Schneerose,

und in der frühen Neuzeit empfahl Paracelsus

sie als Diuretikum und Mittel gegen

Epilepsie, Wahnsinn und Gicht. Obwohl

um 1900 die Wirkung des Hellebrins auf

das Herz untersucht wurde, scheiterte der

Versuch, ein medizinisches Präparat zu

entwickeln. Heute wird die Pflanze nicht

mehr als Phytotherapeutikum, sondern

nur noch in der Homöopathie verwendet.

HELLEBORUS IN DER HOMÖOPATHIE

In der Homöopathie ist Helleborus niger

ein bewährtes Mittel für schwere Krankheiten,

die mit geistiger und körperlicher

Schwäche einhergehen. Es wird bei Zuständen

von Stumpfheit, mangelnder Reaktion

und Verwirrtheit eingesetzt, besonders bei

schweren Erkrankungen des Verstandes

und des Gehirns. Typische Anwendungen

sind geistige Erschöpfung, Gedächtnisstörungen,

Konzentrationsschwierigkeiten

und Traurigkeit, oft nach emotionalem

Schock wie Liebeskummer. Auch bei

Muskelschwäche, Lähmungen, Zuckungen

und Krämpfen wird es verabreicht.

Helleborus wird besonders empfohlen,

wenn sich der Zustand des Patienten kontinuierlich

verschlechtert und starke

Schwäche auftritt, wie bei Wasseransammlungen

(Ödemen) oder Schwellungen. Es

gilt auch als Mittel bei Krampfanfällen

nach unterdrückten Hautausschlägen oder

nach Verletzungen.

In verdünnter Form, wie sie in der

Homöopathie üblich ist, ist die Pflanze

ungefährlich und kann die Symptome

ohne die toxische Wirkung der rohen

Pflanze lindern. So wird Helleborus niger

heute vor allem in Globuli- oder Tropfenform

verwendet, um das geistige Gleichgewicht

und die körperliche Kraft wiederherzustellen.

Die Christrose beeindruckt nicht nur

durch ihre winterliche Blütenpracht, sondern

auch durch ihre reiche Geschichte

in Mythologie, Medizin und Homöopathie.

Heute ziert sie vor allem Gärten, während

ihre Heilkräfte in verdünnter Form weiterhin

genutzt werden, um Körper und Geist

zu stärken.

Text Marwin Zander Fotos Adobe Stock

Die Anwendung der aufgeführten Mittel

erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt

keinen Arztbesuch. Eine Haftung des Verfassers

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

NATURZYT 13


Mit einem leckeren

Fisch bezirzt der Eisvogel

seine Angebetete.

Auch Tiere mach

Die Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun, ohne dafür eine Gegenleistung

zu erwarten, wurde bisher nur Menschen zugeschrieben.

Zwar sind Papier und Schleifchen Tieren fremd, doch Geschenke im

weitesten Sinn gibt es auch in der Natur.

14 NATURZYT


NATUR ERFAHREN

en Geschenke

Ein paar Beeren, ein besonders

schmackhafter Fisch oder eine

fette Fliege: Die Geschenke,

die sich zahlreiche Tierarten

machen, mögen uns Menschen nicht

sonderlich kostbar erscheinen. Im Tierreich

sind sie jedoch Gold wert, denn

wer in der Natur Futter teilt, gräbt seine

eigenen Ressourcen ab. Weihnachten

kennen Tiere nicht, deshalb gibt’s die

Präsente vorzugsweise zur Hochzeit:

Meist sind es Männchen, die diese wertvollen

Gaben einem Weibchen zukommen

lassen. Das jedoch nicht ohne Eigennutz,

denn in der Regel erwarten sie dafür

eine Gegenleistung – Sex.

NATURZYT 15


Das Verschenken von Futter oder

anderen praktischen Dingen für eine

bestimmte Leistung hat sich evolutionär

entwickelt und gehört bei gewissen Tierarten

zum Balzverhalten. Es ist Teil der

sexuellen Selektion, denn je grösser das

Geschenk, umso attraktiver wirkt das

Männchen auf das Weibchen. Vereinfacht

gesagt: Je grösser oder kostbarer das

Geschenk, umso besser eignet sich das

Männchen aus Sicht des Weibchens als

Vater ihres Nachwuchses.

KIESELSTEINE, FISCHE UND

FREIFLUG

Wenn also ein Adelie-Pinguinmännchen

einem Weibchen ein Steinchen schenkt,

dann ist das eine Geste von unerhörter

Grosszügigkeit. Im Pinguin-Lebensraum

aus Eis und Schnee sind Steine kostbar,

sogar überlebenswichtig. Denn kleine

Plateaus aus Kieseln dienen als Unterlage

für das Ei, damit es bei Tauwetter mit anschliessendem

Frost nicht im Eiswasser

gefriert. Ein Steinchen gilt bei den Vögeln

am Südpol also als stabile Währung.

Pinguin-Weibchen geben sich dafür

ihrem Partner hin. Sie treffen sich aber

auch zu Schäferstündchen mit fremden

Männchen, sofern diese sich ebenfalls

mit einem Kiesel erkenntlich zeigen.

Ähnliche Beispiele wurden auch bei

anderen Tierarten erforscht und doku -

men tiert. So ist etwa der Eisvogel ein

Kavalier alter Schule: Nicht nur, dass er

seiner Angebeteten mit stolzgeschwellter

Brust einen frisch gefangenen Fisch

Auch Geschenke in Form

von Serviceleistungen

wie Lausen erhalten die

Freundschaft. Zumindest

bei den Pavianen.

Selbstloses Verhalten gibt

es nicht im Tierreich. Die

Wanderratte jedoch beweist

das Gegenteil.

16 NATURZYT


NATUR ERFAHREN

Adelie-Pinguine schenken sich

gegenseitig Steine: Eine stabile

Währung für diese Tierart, da sie

sie für den «Nestbau» benötigen.

zum Geschenk macht. Nein, beim Überreichen

verbeugt er sich auch noch höflich

vor ihr. Die lohnende Taktik des Schenkens

wurde auch bei Schimpansen beobachtet.

Männchen, die regelmässig ihre Beute mit

Weibchen teilen, paaren sich deutlich

häufiger als «geizige» Artgenossen. Ein

schönes Geschenk haben auch Rollwespen

für ihre Herzensdame: Den flügellosen

Weibchen wird ein ausgiebiger Freiflug

mitsamt Abendessen spendiert. Die männlichen

Tiere tragen die weiblichen von

Blüte zu Blüte und lassen sie dort vom

Nektar naschen. Klar, dass das mächtig

Eindruck macht und die Attraktivität des

kleinen Romeos erhöht.

BILLIGE ATTRAPPEN

Doch nicht nur Ausflüge, sondern auch

Beute wird bei Insekten verschenkt. Hierbei

gilt: Je grösser das Geschenk, umso

länger dauert die Kopulation. Denn je

intensiver das Weibchen mit der fetten

Beute beschäftigt ist, desto mehr Zeit hat

das Männchen, seine Herzensdame in

aller Ruhe zu begatten. Wie wählerisch

die Weibchen sind, zeigt das Beispiel der

in Australien heimischen Hängefliege. Ist

das grosse, einer Schnake ähnliche Insekt

auf Brautschau, hängt es sich kopfüber

an die Unterseite eines Blattes, fängt mit

den Hinterbeinen Fliegen und verströmt

dann einen Duftstoff. Davon angelockt,

hängt sich ein Weibchen dem Männchen

gegenüber ans Blatt und beisst in die

offerierte Gabe, was das Männchen sofort

für einen Kopulationsversuch ausnützt.

Ist das Geschenk allerdings zu klein oder

nur ein minderwertiger Marienkäfer, dreht

das Weibchen schnell seinen Unterleib

weg. Je grösser aber das Geschenk, desto

länger lässt sich das Weibchen Sex gefallen,

und umso grösser ist schliesslich die

übertragene Samenmenge.

Männchen gewisser Spinnenarten

oder Gottesanbeterinnen gehen sogar

noch weiter. Hier heisst es: Lieber tot als

niemals Sex. Als terminales Geschenk

opfern Männchen ihr Leben und lassen

sich während der Paarung vom Weibchen

fressen. Die Männchen gehen also trotz

ihres Überlebenstriebs dem Drang zur

Fortpflanzung nach. Bei anderen Arten

hingegen hat sich das Schenken vollkommen

verselbstständigt. So überreichen

einige Listspinnen ihrer Angetrauten statt

einem in Seide gewickelten Insekt lediglich

noch die Geschenkverpackung ohne

Inhalt. Die Listspinnendamen akzeptieren

die Überraschung: Hier hat sich der

NATURZYT 17


wand, um ihre Liebste zu bezirzen. Sie

sind begnadete Innendekorateure und

bauen eine Prunkallee aus Zweigen. Diese

wird mit allerlei Tand geschmückt:

Bon bon papiere, leere Getränkedosen

oder Muscheln – je nach Art in Rot, Blau

oder Grün – werden geschmackvoll

arrangiert, bevor bei der Balz für das Weibchen

getanzt und ihr besonders hübsche

Gegenstände mit dem Schnabel überreicht

werden.

Evolutionär ist der Aufwand der

Laubenvögel eigentlich unsinnig, denn

die Natur setzt nicht auf Ästhetik. Trotz

allem ist es für den Laubenvogel-Mann

lohnend, ein schönes Nestgebilde vorzuweisen,

um die Liebe seines Lebens zu

finden: Ein Männchen, das noch die Kraft

hat, überflüssige Ornamente auszubilden,

muss aus Sicht des Weibchens gute Qualität

aufweisen, also «gute Gene» haben. Dabei

funktionieren wir Menschen ganz ähnlich

– ein grosser Brillantring etwa beeindruckt

viele Frauen und zeigt ihnen, dass

der Mann in der Lage ist, sie reichlich

zu versorgen. Denn auch unser Schenkverhalten

ist nicht wertefrei: Erhalten

wir ein billiges Präsent, freuen wir uns

nicht sonderlich darüber. Ein Geschenk

muss zum Ausdruck bringen, was uns

das Gegenüber wert ist.

Vorgang der Geschenkübergabe zum

reinen Ritual verändert. Der Hang der

Männchen, möglichst billig davonzukommen,

also mit wenig Aufwand viel zu

erreichen, ist eine Weiterentwicklung in

der Selektion. Die Weibchen unterliegen

hingegen dem gegenteiligen Selektionsdruck.

Im Tierreich finden wir also ähnliche

Geschlechterkonflikte, wie wir sie

auch von Menschen kennen.

Die Gottesanbeterin

ist «gefährlich»

und scheut sich nicht,

ihren Bräutigam

während der Kopulation

zu verspeisen.

BEGNADETE INNENDEKORATEURE

Bei der Art der Geschenke beweisen

gewisse Tierarten auch einen Sinn für

Ästhetik. So überreichen einige Vogel -

arten nicht praktische Dinge wie Futter

oder Nistmaterial. Australische Staffelschwänze

etwa buhlen mit besonders

schönen Blütenblättern um die Gunst

eines Weibchens. Laubenvögel hingegen

betreiben einen weitaus grösseren Auf-

KOOPERATIVE WANDERRATEN

Dem Menschen vorbehalten schien bis

anhin jedoch das altruistische Verhalten,

also jemandem seine Hilfe anzubieten,

ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Zwar kennt man bei gewissen Säugetieren

«Geschenke» in Form von Diensten wie

Nahrung zu teilen oder sich gegenseitig

zu lausen. Bei Pavianen etwa wurde beobachtet,

dass diese Serviceleistung den

Zusammenhalt untereinander stärkt.

Wird ein Pavian von einem Artgenossen

gelaust, hilft er ihm im Gegenzug bei

Streitigkeiten in der Gruppe. Dass Tiere

jedoch auch mit Nichtverwandten selbstlos

und ohne Aussicht auf Erfolg in irgendeiner

Form etwas teilen, macht aus Sicht

der Evolution keinen Sinn. Altruismus

hat in der ewigen Konkurrenz um Überleben

und Fortpflanzung keinen Platz.

Die Selbstlosigkeit ist ein rein menschliches

Ideal, denn in der Evolution würden

diejenigen, die nur geben und nichts

nehmen, weniger Nachkommen hinterlassen

und schliesslich aussterben. Trotz-

18 NATURZYT


dem konnte bei Versuchen mit Wanderratten

aufgezeigt werden, dass soziale

Erfahrung kooperatives Verhalten auch

bei Tieren beeinflusst.

Weibliche Wanderraten, die von verschiedenen

Sozialpartnern Hilfe bekamen,

waren anschliessend hilfsbereiter gegenüber

neuen, unbekannten Partnern als

Ratten, denen zuvor nicht geholfen wurde.

«Wie du mir, so ich ihr» ist ein Prinzip,

das genügt, um Kooperation in einer

Gruppe zu etablieren – und das sich

schliesslich für alle auszahlt. Das Erstaunliche

an diesem Verhalten ist, dass die

Tiere Kosten auf sich nehmen, ohne die

Gewissheit, wann und ob überhaupt

sie etwas zurückerhalten. Ein schöner

Gedanke zur Weihnachtszeit.

Text Helen Weiss Fotos Envato

Bevor Listspinnen-Männchen

die Dame ihrer Wahl besuchen,

besorgen sie ein Geschenk.

Immer öfter bringen sie jedoch

nur die leere Verpackung mit.

(Foto: Franco Gertz, pixelio.de)

JEDES NATURPROJEKT ZÄHLT!

JEDES ABONNEMENT HILFT!

Natur erfahren, erleben und bewahren. Das ist NATURZYT.

Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige Naturprojekte

mit einem Teil aus den Abo-Einnahmen, um die

Natur zu bewahren.

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Mehr zum Naturprojekt

ab Seite 38


Wuchsanomalie

Spannrückigkeit

Gabys Natur-Tagebuch

Von Klunker tragenden

Bäumen und Spannrückigkeit

Nicht nur Menschen tragen Klunker, auch Bäume schmücken sich damit.

Ebenfalls extravagant sehen Bäume mit einer Spannrückigkeit aus, als handle

es sich um ineinander verschlungene Seile, die in den Himmel ragen.

20 NATURZYT


Mit einem veritablen

Paukenschlag endete bei

uns am 1. September,

dem meteorologischen

Herbstanfang, der Spätsommer: Ein

heftiger Hagelschlag, der lange Zeit

«trocken», ohne Regen, bis zu vier Zentimeter

grosse «Steine» auf uns herniederschmetterte,

hinterliess nach einer guten

halben Stunde eine Spur der Verwüstung.

Ein Dachfenster ging zu Bruch, Wassertonnendeckel

sahen aus wie durchlöcherter

Käse, aber der grosse Schaden

an den Kulturen schmerzte am meisten: Obstbäume

standen praktisch kahl da, viele Blätter und ein Grossteil

der Früchte lagen am Boden, der Gemüsegarten

wie durch den Schredder gezogen, gehackte Tomaten

verstreut auf dem Boden, die Buschbohnen plattgedrückt

und zerfetzt, überall geköpfte Sonnenblumen.

So was zu sehen tut weh, doch man darf ob all der

beeindruckenden Zerstörungskraft der Natur nicht

vergessen, dass sie genauso über unglaublich starke

Regenerationskräfte verfügt. Das können Gartenbesitzer

beobachten, die nach einem Hagelwetter nicht

gleich im ersten Frust alles abräumen: Vieles, was auf

den ersten Blick verloren scheint, erholt sich oft erstaunlich

gut, so geschehen auch bei mir im Garten,

und es gab trotzdem noch überraschend viel zu ernten.

SCHMÜCKEN MIT KLUNKERN

Jetzt, da Sie diese Zeilen lesen, ist der ganze Schrecken

längst vorüber und die Vegetation ist in ihre Ruhephase

eingetreten. Verschwunden ist das meiste von

dem, was während der Sommermonate herumgeflattert

und gekrabbelt ist, und mit ihm die bunten Farben.

Doch der Schein trügt, es herrscht noch überall Leben

in der Natur, wir müssen nur genau hinschauen. Vieles

offenbart sich uns sogar erst jetzt, wo das Blattwerk

abgefallen ist. Dazu gehören die Eschenklunker, jawohl,

auch Bäume wie die Eschen schmücken sich gerne

mit Klunkern, wenn auch nicht ganz freiwillig. Diese

rotbraunen, knäuelförmigen Auswüchse weisen nämlich

auf einen Befall der Eschengallmilbe (Eriophyes

fraxinivorus) hin. Entstanden sind sie als Folge ihrer

Saugtätigkeit und dem Hinterlassen des Speichels

auf den Eschenblüten. Die Wucherungen, die mich

an angebrannten Blumenkohl erinnern, dienen den

Eschengallmilben einerseits als geschützter Aufenthaltsort

wie auch zur Fortpflanzung. Am Baum kann

durch den Befall kein Schaden verursacht werden,

höchstens, dass seine Vermehrung etwas geringer

ausfällt, da die Samenbildung durch die Missbildungen

verhindert wird.

Hagelkörner

WUCHSANOMALIE SPANNRÜCKIGKEIT

Diesen Sommer entdeckte ich im Wald das erste Mal

das Phänomen der Spannrückigkeit. Bei dieser Wuchsanomalie

breiten sich vom Baumfuss her lang gezogene,

tiefe Wülste und Furchen aus, manchmal

bis weit hinauf in die Krone. Der Stamm eines solchen

Baumes weist folglich keinen kreisrunden Querschnitt

auf, sondern einen, der mit vielen, mehr

oder wenigen tiefen Einbuchtungen gekerbt ist. Mit

solchen sternförmigen Baumscheiben lassen sich

wunderschöne, sehr individuelle Tischplatten fertigen.

Besonders häufig tritt die Spannrückigkeit an Hainbuchen,

Eiben oder Robinien auf. Manchmal ist sie

so stark ausgeprägt, dass es aussieht, als ragen aus

dem Waldboden ineinander verschlungene Seile

in die Höhe. Die Ursache für Spannrückigkeit liegt

bei einer ungleichmässigen Teilungsaktivität des

Kambiums. Diese kann zwar durch Verletzungen

verursacht werden, ist jedoch in den allermeisten

Fällen genetisch bedingt.

Vielleicht entdecken auch Sie bei einem ihrer

nächsten Waldspaziergänge solche aus dem Boden

wachsende, ineinander verschlungene, bemooste

Seile.

Nun wünsche ich euch «e gueti (Natur-)Zyt,

Herzlichst, eure Gaby

Text/Fotos Gaby Kistler

Eschenklunker

Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele

Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch

und der gleichnamigen

Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im

Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und

Wiesen vor unserer Haustüre so alles

zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken -

pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-,

Beeren- und Heilkräutergarten pflegt.

So findet man auf ihren Seiten auch

Tipps für den Garten, zum Einmachen,

zur Verwertung von Wildfrüchten und

vieles mehr.

NATURZYT 21


Die Meisterwurz an

ihrem natürlichen Standort

in den Bergen.

Ernestines Kräuterapotheke

Meisterwurz –

die Kaiserin der Wurzeln

Die Meisterwurz hilft bei Verdauungsbeschwerden,

Magenverstimmung und Bronchialkatarrh.

22 NATURZYT


HILFT BEI MAGEN-DARM-

PROBLEMEN UND HUSTEN

Die Hauptanwendungsgebiete der Meisterwurz

sind Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit,

Erkältungsbeschwerden.

Zudem gilt sie als gutes Mittel bei Vergiftungszuständen,

da sie hilft Giftstoffe

aus dem Körper zu schleusen. Meisterwurz

wirkt erwärmend und aufhellend

auf die Psyche und stellt ein allgemeines

Stärkungsmittel dar. Der Volksname

«Brustwurz» zeigt den Bezug zu Erkältungskrankheiten

und Bronchitis. Aufgrund

ihres scharfen und aromatischen

Charakters nutzte man sie als Mittel

bei Erkrankungen der oberen Atemwege

sowie bei Schnupfen.

WIRKT IMMUNSTIMULIEREND

UND SCHLEIMLÖSEND

Als Hauptwirkstoffe finden sich in der

Meisterwurz Bitterstoffe, ätherische Öle

und Gerbstoffe. Sie wirkt tonisierend,

appetitanregend, verdauungsfördernd,

blähungswidrig, entgiftend, antibakteriell,

antiviral, immunstimulierend,

schleimlösend und auswurffördernd.

WAS SAGEN DIE ALTEN KRÄUTER-

KUNDIGEN?

Hildegard von Bingen nutzte die Meisterwurz

in Wein eingelegt bei Fieber und

ansteckenden Krankheiten. Auch Paracelsus,

der Einsiedler Arzt und Naturforscher,

schätzte die Meisterwurz als Heilpflanze

sehr und meinte: «Meisterwurz ist auch

der fürnehmsten Kräuter eins, so zu

vielen Gebrechen dienlich.» Er empfahl

sie zum Schutz vor Ansteckung und Pest

und sah in ihr ein gutes Mittel für die

Leber. Der Arzt und Botaniker Leonhard

Fuchs schrieb in seinem «Kreuterbuch»

von 1543: «Der Meister aller Heilwurzen

erwärmt durch seine extreme Schärfe den

unteren Menschen und bringt die Verdauung

in Gang und unterstützt die Reinigung

des Dickdarms.» Pfarrer Künzle empfiehlt,

bei Grippe, Typhus und Cholera

täglich einen Teelöffel voll Meisterwurzpulver

in einem Glas Rotwein zu nehmen.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts galt die

Meisterwurz als «Wurz aller Wurze» und

als Allheilmittel.

IHRE HEIMAT SIND DIE BERGE

Die Meisterwurz liebt es feucht und steinig.

Sie siedelt gerne auf feuchten Bergmatten

und an Gebirgsbächen bis 2000 Meter

Höhe. Der hohle Stängel entspringt einem

dicken, braunen Wurzelstock. Charakteristisch

sind die dreilappigen, ungleich

gezähnten Blätter, die am Blattgrund

von einer bauchigen Blattscheide um -

schlossen sind. Die weissen Blütenschirme

weisen sie als Mitglied der Familie der

Doldenblütler aus, zu der wichtige Heilpflanzen

wie Kümmel oder Fenchel, aber

auch sehr giftige Pflanzen wie Schierling,

gehören. Aufgrund ihrer besonderen

Heilkräfte geniesst die Meisterwurz bei

Menschen, die die Pflanze aus ihrer Bergheimat

kennen, seit jeher grosse Wertschätzung.

MEISTER ALLER WURZELN

Imperatoria ostruthium, Meisterin aller

Heilwurzen, wurde die Meisterwurz von

den Botanikern im Mittelalter genannt.

Der lateinische Gattungsname «Imperatoria»

bedeutet «die Kaiserliche» und ist

ein Hinweis auf ihre grossen Heilkräfte.

Der Beiname «ostruthium» ist eine Abwandlung

«astrantia – magiastrantia»

und bedeutet Magister und Meister. Der

heutige botanische Name ist «Peucedanum

ostruthium» und der Gattungsname

«Peucedanum» leitet sich vom griechischen

«peuke» ab und bedeutet «Fichte» sowie

«danos», was trocken, niedrig heisst.

ERNTE UND AUFBEREITUNG

Hinweis: Es ist wichtig, die Pflanze sorgfältig

zu bestimmen, um eine Verwechslung

mit anderen, aber giftigen Doldenblütlern

auszuschliessen. Für arzneiliche

Zwecke wird der Wurzelstock verwendet.

Beste Erntezeit für den Wurzelstock ist

das frühe Frühjahr oder der Herbst. Nach

dem Waschen trocknet man die Wurzel

im Schatten. Alle Teile der Pflanze riechen

aromatisch. Der Geruch erinnert an die

Engelwurz und an Sellerie. Die Pflanze

ist vielerorts schon geschützt. Man kann

die getrocknete Wurzel in Apotheken

oder Drogerien beziehen.

VOM WESEN DER MEISTERWURZ

Als Gebirgspflanze trotzt sie Sturm und

Kälte und signalisiert ihre innewohnenden

Eigenschaften zur Verbesserung der

physischen und psychischen Abwehrkräfte.

Nach Kalbermatten verkörpert die Meisterwurz

einen Menschentyp, der durch natürliches

Selbstbewusstsein den inneren

Seelenraum aus eigener Kraft von schädlichen

Fremdeinflüssen freihält. Sie unterstützt

und stärkt Menschen, denen es an

innerer Kraft der selbstverständlichen

Existenzberechtigung mangelt.

MEISTERWURZ IN DER TRADITIO-

NELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN

Der Geschmack ist scharf, aromatisch

und leicht bitter. Die thermische Qualität

ist warm. Als Organe werden ihr Magen,

Milz, Darm, Leber, Lunge und Niere

zugeordnet. Meisterwurz wirkt insbesondere

regulierend, bewegend und

tonisierend auf das Qi und löst Schleim-

Kälte auf. Sie findet Anwendung zum

Beispiel bei Magen-Darm-Beschwerden,

Übelkeit, Blähungen, Appetitlosigkeit,

Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Abwehrschwäche,

Husten, Asthma, Bronchialkatarrh.

GEWÜRZ IN DER KÜCHE

Die intensiv aromatische Meisterwurz

kann man wie z.B. das engverwandte

Liebstöckel als Gewürz in der Küche

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge

mit Ernestine

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin

Fachbereich Homöopathie

und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in

Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen

und auf Kräuterspaziergängen oder Kräuterwanderungen

gibt sie gerne ihre Begeisterung,

ihr Wissen und ihre Erfahrung über

Heilpflanzen weiter. Die nächsten Kräuterkurse:

«Räuchern zur Wintersonnenwende

und den Raunächten» am 12. Dezember

2024. «Die Heilkraft der Bäume entdecken»

am 25.4.2025. «Essbare Wildpflanzen

kennen lernen» am 17.5.2025.

Nähere Informationen zum Kursangebot

unter www.ernestine-astecker.ch

oder Telefon 043 322 86 70

NATUR ERFAHREN

NATURZYT 23


einsetzen. Die Blätter passen in Kartoffelgerichte,

bereichern Gemüsegerichte und

eignen sich für Kräuterbutter. Würzen

mit gesunden Pflanzen unterstützt die

eigene Gesundheit und die der Familie.

Aufgrund ihres sehr intensiven, aromatischen

Geschmackes sollte sie sparsam

eingesetzt werden.

Herstellung kraftvolle

Räuchermischung

zu den Raunächten

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche

Ihnen viel Freude mit den Schätzen der

Natur.

Ihre Ernestine

Die Meisterwurz reiht

sich ein in die Familie der

Doldenblütler.

Meisterwurz in der Kräuterapotheke

Text Ernestine Astecker

Fotos Ernestine Astecker

Quellen und weiterführende Literatur

Fleischhauer, St.G., Gutmann, J.,

Spiegelberger, R., Enzyklopädie

Essbare Wildpflanzen. Kauderer, R.,

Handbuch der heimischen Räucherpflanzen.

Kalbermatten, R. & H.,

Psyche des Menschen und Signatur

der Heilpflanzen. Künzle, J.,

Das grosse Heilkräuterbuch. Lingg, A.,

Das Heilpflanzenjahr. Pahlow, M.,

Das grosse Buch der Heilpflanzen.

Schalk, S., Die Kraft der Wurzeln.

Vonarburg, B., Natürlich gesund mit

Heilpflanzen. Von Blarer Zalokar, U.,

von Blarer, P., Praxisbuch Westliche

Kräuter und Chinesische Medizin.

Gerätschaften: Räucherschale oder

Räucherpfanne. Mit Letzterer ist es

einfacher, mobile Räucherungen in

Haus und Hof durch zuführen. Räuchersand,

Räucherkohle, Räucherzange,

Kupfer löffel.

Zutaten: 2 Teile Wurzeln der Meisterwurz,

1 Teil Wacholderbeeren oder

-zweige, 1 Teil Rosmarin, 1 Teil Salbei,

2 Teile Weihrauch

MEISTERWURZ-TEE

1 TL Wurzel mit kochendem

Wasser übergiessen, 10 Minuten

zugedeckt ziehen lassen, abseihen.

Täglich ein bis zwei Tassen trinken.

Der Tee wird empfohlen zur Magen -

stärkung, bei Magenver stim mungen,

Verdauungs störungen, Husten,

Bronchitis, Asthma, Schnupfen,

zur Steigerung der Abwehr kräfte

und des Stoffwechsels.

Die Tinktur kann bei den

gleichen Anwendungsgebieten

eingesetzt werden wie der

Wurzel-Tee.

DAMPFINHALATION

MIT DER MEISTERWURZ

Bei Bronchitis und Asthma kann man

eine Dampfinhalation mit der Wurzel

durchführen. Dazu übergiesst man in

einer Schüssel 2 EL fein geschnittene

Meisterwurz mit einem halben Liter

kochendem Wasser und inhaliert die

Dämpfe etwa 10 Minuten lang.

Die Anwendung der angeführten Rezepturen

erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt

keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Ver -

fas serin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

Der vorliegende Artikel erhebt keinen Anspruch

auf Vollständigkeit.

Herstellung: Alle Bestandteile mischen

und im Mörser zerkleinern. Sie können

eine grössere Menge der Mischung

herstellen und den Rest für spätere

Räucherungen in einem Glasgefäss

gut verschlossen aufbewahren.

24 NATURZYT


Ein stärkendes

Reinigungsritual zu den

Rau(ch)nächten

Eine Räucherung mit Meisterwurz

stärkt die innere Kraft und führt

in das Vertrauen. Ausserdem hilft

sie, einengende Zustände zu durchbrechen.

Die Pflanze eignet sich

optimal für Reinigungsrituale, da

sie destruktive Energien abwendet

und stärkend wirkt. Räuchern mit

Meisterwurz bringt Licht, Lebenskraft

und Schutz für Menschen,

Tiere, Räume und Plätze. Ihre schutzmagische

Tradition wurde besonders

von den Menschen in den alpinen

Gebieten gepflegt und bewahrt.

Sie können mit Meisterwurz alleine

räuchern oder mit einer Mischung

wie oben angeführt.

NATUR ERFAHREN

Durchführung der Räucherung:

Räucherschale etwa zur Hälfte mit

Sand füllen. Räucherkohle anzünden.

Es kann einige Minuten dauern bis

die Räucherkohle vollständig glüht.

Erst dann mit einem Kupferlöffel

die Räuchermischung auf die Kohle

geben. Nach dem Räuchern ausgiebig

den Raum lüften.

Traditionell nutzte man früher die

zwölf mystischen Rau(ch)nächte

vom 25. Dezember bis zum 6. Januar

zum Orakeln und zum ausgiebigen

Räuchern. Andere Überlieferungen

berichten, dass die Raunächte bereits

am Tag der Winter-Sonnenwende,

also am 21. Dezember, begannen. Mit

dem kürzesten Tag und der längsten

Nacht beginnt der Kreislauf von

vorne. In alten Kulturen feierte man

an diesem Tag die Geburt des Lichtes.

Die Raunächte bieten Gelegenheit

zum Innehalten, zur Stille, zum Loslassen

von nicht mehr Dienlichem,

um so Platz zu machen für Neues,

was sich entfalten möchte. Wir

schliessen das vergangene Jahr ab

und stimmen uns positiv auf die

Zukunft ein. Jeder Abend während

der Raunächte steht für einen

Monat im kommenden Jahr.


Tierisch gute Interviews

Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten,

doch wir sehen die Dinge immer nur aus unserer Sicht.

Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8-

oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben?

Was würden sie wohl über uns Menschen denken, und wie

würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden?

26 NATURZYT


Interview mit

Cornelius Bouquetin

des Alpes

NATUR BEWAHREN

Eine spannende Idee – sähen wir das ganze

einmal aus ihrer Sicht und erführen, was

sie uns alles zu sagen hätten. Naturzyt

hat sich deshalb entschlossen, neue Wege

aus zuprobieren und sich darüber Gedanken zu

machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und

wir sie einfach fragen könnten.

Sie sind waghalsige Kletterer und mit ihren

Sprüngen würden sie jeden Olympioniken in den

Schatten stellen. Sein Name bedeutet auch gehörnte

Ziege und der griechische Gott Pan hat sich seiner

Gestalt des Öfteren bedient. Mut, Ausdauer, Geschick

lichkeit und soziale Kompetenz zeichnen ihn

aus. Die Schweizer haben ihn Italiens König einst

ge stoh len, um ihn in einem Schutzgebiet wieder

anzusiedeln. Sie sind Werbestars und das Sinnbild

der Berge. Die Rede ist von unseren wundervollen

Alpen-Steinböcken.

Bei einem unserer Ausflüge, welcher uns wieder

einmal auf den wunderschönen Creux du Van

führte, durften wir eine Herde Steinböcke hautnah

erleben. Solchen Tieren in der freien Wildbahn

begegnen zu dürfen ist herzergreifend. Wir sassen

bestimmt eine gute halbe Stunde dort oben, nur einen

guten Steinwurf entfernt von der geniesserisch in

der Sonne dösenden Herde der Steinböcke. Es war

einfach magisch, und mir kam der Gedanke, dass dies

ein Zeichen sei, mit diesen wundervollen und edlen

Tieren ein Gespräch zu führen. Der grosse Steinbock

ganz vorne, welcher zwar entspannt lag, jedoch alles

im Blick hatte, schien mir der Richtige zu sein.

GUTEN TAG, HERR STEINBOCK, ICH BIN GINI

VON NATURZYT UND WÜRDE GERNE EIN

INTERVIEW MIT DIR MACHEN. WÄRE DAS FÜR

DICH IN ORDNUNG?

Bonjour Gini, es ist mir eine Freude. Isch werde

dir gerne eine Interview geben. Isch bin Cornelius,

Cornelius Bouquetin des Alpes.

BONJOUR CORNELIUS, FREUT MICH SEHR, DEINE

BEKANNTSCHAFT ZU MACHEN. DANKE, DASS

DU DIR ZEIT FÜR EIN GESPRÄCH MIT MIR

NIMMST. WIE FÜHLST DU DICH HEUTE?

Pas de qua, Gini, es ist mir eine Freude. Isch geniesse die

Sonnenstrahlen hier auf die Felsen, die Luft ist frisch

und klar. Der Sommer ist unsere liebste Zeit hier oben.

Isch fühle misch voller Energie und neugierig auf alles.

DAS KLINGT SEHR SCHÖN, CORNELIUS. WÜR-

DEST DU MIR ETWAS MEHR ÜBER DEIN LEBEN

HIER OBEN ERZÄHLEN? WAS BEDEUTET ES FÜR

DICH, EIN ALPENSTEINBOCK ZU SEIN?

Oh alors, d’être un Bouquetin des Alpes bedeutet

Liberté und Herausforderung zugleisch. Unsere

Hörner, welsche du sischerlisch schon bemerkt hast,

sind nischt nur unser Stolz. Non, sie sind ausch unser

Werkzeug, unser Schild et unsere Balance auf den

steilen Felsen. Hier oben in den Bergen leben wir

sozusagen auf Messers Schneide. Jeder Schritt, jede

Entscheidung muss gut bedacht sein. C’est was unser

Leben hier so aufregend macht. Unsere Welt ist oft

still. Nur das Rauschen des Windes und das Kratzen

unserer Hufe auf dem Fels begleiten uns. Isch liebe

es, alles von hier ober zu überblicken.

NATURZYT 27


DAS KLINGT WUNDERSCHÖN, ABER AUCH

SEHR GEFÄHRLICH. MIT WELCHEN BESONDE-

REN HERAUS FORDERUNGEN SEID IHR TÄGLICH

KONFRONTIERT?

Oui, das ist so. Les Alpes sind wunderbar, aber sie fordern

uns auch körperlisch und geistig sehr heraus. Das

Wetter kann sisch in minutes ändern. Die schroffen

Felshänge sind kein Ort, an dem man gerne vom Regen

überrascht werden will. Et la nourriture, die Nahrung,

ist nischt immer leischt zu finden. Im Sommer geniessen

wir Gräser und Kräuter, aber im Winter es ist eine

Kunst, das Nötigste zu finden. Dann steigen wir weiter

hinab, wo es weniger Schnee gibt, et la végétation ist

zugänglicher. Dort allerdings ist die grösste Herausforderung

der Mensch. Der Lärm, Wanderer, Autos,

alles Dinge, welsche unser Überleben beeinflussen.

Im Gespräch mit NATURZYT

Cornelius Bouquetin des Alpes leitet und beschützt seine Herde von

ca. 10 Steingeissen mit ihren Kitzen und lebt seit bald 16 Sommern

auf dem Creux du Van. Er springt bis zu 1,50 Meter hoch und liebt

es, vom Steilhang ins Tal zu blicken. Er bringt stolze 100 Kilo auf die

Waage und seine Hörner sind ca. einen Meter lang. Er mag Gräser

und Kräuter und geniesst die letzten Sonnenstrahlen am Abend.

DAS KANN ICH GUT VERSTEHEN. WAS BEDEUTET

DIE NATUR FÜR DICH UND DEINE HERDE?

Pour nous, die Nature ist nischt einfach nur ein Lebensraum.

Sie ist unsere Heimat, unsere Lehrerin et unsere

famille. Alles ist miteinander verbunden. Jede Pflanze,

jeder Stein et jeder Wasserlauf ist Teil des Ganzen.

L’eau, welsches die Felsen hinabrinnt, nährt die plantes,

welsche wir essen, und der Stein bietet uns Schutz und

Stabilität. Die Jahreszeiten leiten uns an, sie bestimmen

unser Verhalten et le tempo unseres Lebens. Wenn

la nature sisch entscheidet, dass der Winter kommt,

müssen wir das respecter und uns darauf vorbereiten.

Pour nous der Schutz und das Gleichgewicht der nature

sind sehr wischtig. Wenn das Ökosystem gestört ist,

merken wir das sehr schnell.

JA, DER EINFLUSS VON UNS MENSCHEN AUF

UNSEREN PLANETEN IST NICHT WEGZUDISKU-

TIEREN. WIR VERSUCHEN UNSER BESTES, UM DAS

ZU FLICKEN, WAS WIR ZERSTÖRT HABEN, ABER

ES IST SCHWIERIG. WAS DENKST DU DARÜBER?

Oui, malheureusement, der Mensch greift oft ein, ohne

sisch der Folgen bewusst zu sein. Die warmen Winter,

die frühen Frühjahre et die heissen Sommer, das sind

Dinge die wir depuis des générations nischt kannten.

Das beeinflusst nischt nur uns Steinböcke. Non, das

beeinflusst alle Tiere hier. Plantes beginnen zu blühen,

bevor der erste Schnee ganz geschmolzen ist, et viele

Tiere haben Mühe, genügend Nahrung zu finden. Diese

Welt ist ein empfindlisches Gefüge. Wir Steinböck sind

sehr anpassungsfähig, aber ausch wir haben unsere

Grenzen.

DAS SIND SEHR WEISE WORTE, CORNELIUS.

ICH STELLE MIR VOR, DASS DEIN VATER EINE

ÄHNLICHE WEISHEIT BESASS. GIBT ES UNTER

EUCH STEINBÖCKEN AUCH TRADITIONEN UND

RITUALE WIE BEI UNS MENSCHEN?

Naturellement, wir sind ein ebenso traditionsbewusstes

Volk. Wir leben in Herden und jede Herde hat ihre

eigene Geschichte und ihre eigenen Regeln. Für uns

ein besonders bedeutender Moment ist die Paarungszeit.

Die ist im Dezember und Januar normalement.

Oh la la. Wenn wir Böcke uns in wahren Kraftproben

messen. Das ist eine Zeit, in der unsere Energie besonders

hoch ist. Les petits, die Jungtiere, schauen uns dann zu

und lernen von uns, wie sie in einer späteren Zeit um

eine Partnerin werben können. Allerdings können Jungtiere

diese Kämpfe erst in einem Alter von etwa 6 Jahren

bestehen. Aussi im Alltag wir haben bestimmte Rituale.

Isch zum Beispiel liebe es, morgens auf meinem Lieblingsfels

zu stehen et de saluer le matin. Den Morgen

zu begrüssen. Et le soir, am Abend, wenn die Sonne

versinkt, wir versammeln uns oft, wie jetzt, um nosch

die letzten Sonnenstrahlen gemeinsam zu geniessen.

DAS IST SEHR SCHÖN. DU SAGTEST, DASS DIE

JUNGTIERE LERNEN, INDEM SIE EUCH BEOB-

ACHTEN. WELCHE ROLLE SPIELST DU IN DEINER

HERDE?

Isch bin schon etwas älter, wie man an meinen imposanten

Hörnern ablesen kann. Fast 16 Sommer, um

genau zu sein. Die Kitze und Jungtiere sehen zu mir

auf. Isch habe deshalb eine gewisse Rolle als Anführer.

Isch versusche sie zu leiten und zu schützen. In unserer

gefährlischen Umgebung, es ist wischtig zu wissen,

wie man sisch bewegt und wo man ist sischer. Alors,

28 NATURZYT


wenn isch mit den Jungtieren klettere, isch zeige ihnen,

worauf sie aschten müssen, und zeige ihnen die sicheren

Wege, die isch schon seit Jahren kenne. Isch zeige ihnen

auch, wie man die Hörner benutzt, um die Balance zu

halten. Es erfüllt misch mit Stolz zu sehen, wie die Kitze,

welsche erst im Mai und Juni zur Welt kamen, diese

ersten Schritte auf einem schmalen Grat machen et

dabei all das lernen. Es ist so, als würde isch ihnen ein

Stück meiner Weisheit auf ihren Lebensweg mitgeben.

Für jedes zehnte

verkaufte Buch spenden

wir 1 Buch an Kinder.

Mehr unter

www.naturzyt.ch/

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DAS IST EINE GROSSE VERANTWORTUNG.

IST DAS FÜR DICH NICHT MANCHMAL EINE

BELASTUNG?

Des fois, manschmal ja, mais es ist ausch eine grosse

Ehre. Jeder in der Herde weiss, zusammen sind wir

stärker, als jeder Einzelne es sein könnte. Wenn isch

sehe, dass meine Erfahrung den Jungen hilft, sischerer

zu werden, es erfüllt mich mit Stolz. Mais, il y a des

moments, da spüre isch diese Last. Dans des moments,

wenn ein Sturm aufzieht oder wir uns auf unbekanntes

Gebiet begeben. C’est a moi, dann es liegt an mir, die

Ruhe zu bewahren und eine Weg zu finden. Et wenn

es wird besonders gefährlisch, isch gehe zuletzt und

stelle sischer, dass keiner zurückbleibt.

NATUR BEWAHREN

DU BIST WIRKLICH EIN SEHR WEISER ANFÜH-

RER, FINDE ICH, CORNELIUS. GIBT ES ETWAS,

WAS DU UNS MENSCHEN VIELLEICHT NOCH

MITTEILEN MÖCHTEST?

Merci Gini, deine Worte schmeicheln mir. Ja, isch

würde gerne den Menschen noch etwas sagen.

Les Alpes, die Berge sind mehr als nur ein Ort, um

zu Wandern oder Ski zu fahren. Pour nous, es ist

unser Zuhause. Wenn ihr hier seid, bitte benehmt

euch wie ein Gast. Respectez die Natur, die Ruhe

und die Tiere, die hier leben. Oft die Wanderer lassen

Abfall zurück oder verlassen die Wege. Das gefährdet

unsere Nahrung und unseren Lebensraum. Wenn

jeder ein petit peu mehr auf die Natur achtet, dann

können wir alle diese wundervolle Landschaft miteinander

geniessen.

VIELEN DANK FÜR DIESES WUNDERVOLLE

GESPRÄCH. ES HAT MICH ZUTIEFST BERÜHRT,

UND ICH HOFFE UND WÜNSCHE MIR, DASS WIR

UNS WIEDER EINMAL SEHEN UND SPRECHEN

KÖNNEN. IHR ALLE SEID SO VIEL MEHR, ALS

WIR MENSCHEN EUCH ZUGESTEHEN.

Es war mir eine ebenso grosse Freude, mit dir zu sprechen.

Merci de nous donner une voix. Je te remercie,

dass du uns eine Stimme gibst. Vielleischt wir sehen

uns eines Tages hier wieder. Bis dahin pass gut auf

disch auf. Springe hosch und lebe gut.

Text, Foto, Illustration Virginia Knaus

Ravensong – Auch Tiere haben eine Stimme

Die Autorin Virginia Knaus gibt unseren Wildtieren, vor allem

den kleinen, eine Stimme. In spannenden und packenden

Interviews schafft sie es, uns mehr Verständnis gegenüber

unseren 4-, 8- oder 111-beinigen Mitbewohnern zu vermitteln.

In 25 spannenden Interviews erzählen unsere Mit bewohner,

wie beispielsweise Anton Ameise, Fritz von Schmeiss-Fliege,

Karlchen Käfer und viele mehr, wer sie sind, wie sie leben

und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.

Eine spannende Welt, die sich eröffnet und den kleinen

Mitbewohnern ein ganz neues Gesicht verleiht. Das Buch

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme» ist nicht nur

für kleine Leser gedacht, sondern auch für grosse. Und auf

einem schönen Spaziergang lassen sich vielleicht Edgar Spidermann,

Teigeer Schnegel und viele andere Interview-Partner

wiederentdecken, und wer weiss, vielleicht erzählen sie euch

noch weitere spannende Ereignisse aus ihrem Leben.

Virginia Knaus

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme»

mit 25 Illustrationen.

176 Seiten, A5 Hardcover,

Erstausgabe 2020

NATURZYT Verlag

ISBN 978-3-033-07896-3

Preis CHF 34.90 –,

für Abonnenten NATURZYT 29.90

Bestellen unter www.naturzyt.ch/buch-ravensong

oder T 043 542 72 91

NATURZYT 29


Natur im Garten

Lebendiger Bod

Im Boden wimmelt es von Springschwänzen, Regenwürmern und

Mikroorganismen. Sie zersetzen die Biomasse und bilden daraus den wertvollen

Humus. Deshalb leisten die Bodenlebewesen im Untergrund unersetzbare

Arbeit – die von uns Menschen mehr gewürdigt werden sollte.

30 NATURZYT


NATUR BEWAHREN

en

Der Regenwurm ist ein

wertvoller «Landarbeiter»:

Er erledigt seine Arbeit

zuverlässig, kostet nichts

und macht niemals Urlaub.

NATURZYT 31


Böden sind mit ihren Eigenschaften

und Funktionen von elementarer

Wichtigkeit für die Menschheit und die

Natur: Sie sind die Grundlage für

gesunde Nahrungsmittel, sauberes

Trinkwasser und die ökologische

Vielfalt der künftigen Generationen.

Wir Menschen treten das

Leben oft mit Füssen,

ohne es zu bemerken.

Etwa bei einem Waldspaziergang:

Während wir die Natur

geniessen, tobt unter unserem Schuhwerk

ein fantastisches Leben. Und zwar von

solchen Ausmassen, dass man vor Ehrfurcht

eigentlich erstarren müsste. Allein

auf der kleinen Fläche, die unter den

eigenen Füssen Platz hat, existieren mehr

Lebewesen, als es Menschen auf der Erde

gibt. Und so winzig die meisten auch

sind, ohne ihr Wirken gäbe es auch kein

Leben über der Erde. Die oberste Bodenschicht

hat eine essentielle Bedeutung

für das Ökosystem. Ohne sie wäre der

Boden kein Boden, sondern allenfalls

Material für den Sandkasten oder für die

Töpferei. Humus schützt den Boden vor

Erosion, sorgt für eine krümelige Bodenstruktur,

speichert Wasser und gleicht

Temperaturschwankungen aus. Ausserdem

ist er ein beständiger Nährstofflieferant

für die Organismen und die

Pflanzen.

KOMPLEXER ABBAUPROZESS

Eine ganze Armada von Lebewesen nutzt

die anfallende organische Substanz, also

die Reste von Pflanzen und Tieren, als

Nahrung. Die Winzlinge leisten eine

Heidenarbeit: Organische Stoffe werden

zu einfachen chemischen Verbindungen

abgebaut (Mineralisierung) oder zu

anderen organischen Stoffen umgebaut

(Humifizierung). Ihr Werk ist äusserst

wichtig, denn Pflanzen können keine organische

Stoffe aufnehmen. Boden lebe wesen

bauen organische Substanzen in anorganische

Stoffe um, so dass sie als Nährstoffe

wieder für Pflanzen verfügbar sind.

Der Abbau organischer Stoffe vollzieht

sich in drei Stufen, wobei der erste

Prozess bereits kurz oder unmittelbar

nach Absterben in den Pflanzenorganen

selbst passiert. Hierbei werden im Zellinnern

durch Enzyme Verbindungen

chemisch in Einzelbausteine zerlegt:

Stärke in Zucker, Eiweiss in Aminosäuren

oder Chlorophyll (Blattgrün)

in Abbauprodukte. Letzteres etwa ist

im Herbst zu beobachten, wenn sich

das Laub verfärbt.

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS

Kaum berührt das Blatt den Boden, werden

die Bodenlebewesen aktiv – Phase

zwei beginnt. Die oberste Bodenschicht

kann dabei durchaus als riesige chemische

Fabrik bezeichnet werden, deren

Mitarbeitende – vom Regenwurm bis zu

den Mikroorganismen – alle dasselbe Ziel

verfolgen: Fressen. Denn um organische

Stoffe in chemische Verbindungen umzuwandeln,

sind mehrere Verdauungsgänge

notwendig. Fällt das Blatt zu Boden, beginnen

die Bodenlebewesen, das Laub

mechanisch zu zerkleinern.

Die Zerkleinerung des Blattes durchläuft

dabei unterschiedliche Stufen. Beim

sogenannten Fensterfrass knabbern

Springschwänze, Rindenläuse und Hornmilben

an der Blattunterseite kleine

Stücke aus dem Blatt. Erste Mikroorganismen

siedeln sich an. Einen verstärkten

Fensterfrass sowie den Randbefall erledigen

hinzukommende Zweiflügellarven

– diese Phase der Zersetzung wird Lochfrass

genannt. Bei diesem Grad der Verrottung

tritt auch der Regenwurm in

Aktion, der Blattstücke in den Boden

zieht. Bald ist zwischen den Blattadern

nicht mehr viel organisches Material

vorhanden. Beim Skelettfrass wird das

Blatt weiter durch grössere Zweiflügellarven,

Ohrwürmer, Hornmilben, Asseln,

Schnecken und Tausendfüssler zerfressen.

An den zerkleinerten und mikrobiell aufgeschlossenen

Blattresten tun sich nun

Springschwänze und Milben gütlich.

AB DURCH DEN DARM

Während das Material den Darmtrakt

von Regen- und Borstenwürmern durchläuft,

vermischt es sich intensiv mit

In einer Handvoll lebendigem

Boden können mehr

Organismen leben als

Menschen auf der Erde.

Die Lebewesen, die unter

der Erde leben machen

ungefähr 3000 bis 5000

Kilogramm pro Hektar aus.

32 NATURZYT


NATUR BEWAHREN

In urbanen Räumen und landwirtschaftlich

genutzten

Regionen kommt es immer

wieder zu grossflächigen

Bodenschäden. Allein durch

Bodenerosion gehen weltweit

jährlich etwa 25 Millionen

Tonnen Oberboden verloren.

Bodenpartikeln. Ausserdem werden die

zerkleinerten Pflanzenrückstände in

den Boden eingearbeitet. In einem dritten

Schritt werden die zerteilten Pflanzenrückstände

durch Mikroorganismen

umgesetzt. Am leichtesten zersetzbar

sind Zucker, Stärke und Eiweiss. Diese

schnell abbaubare Fraktion der organischen

Substanzen wird als Nährhumus

bezeichnet und überdauert

meist nur wenige Wochen im Boden,

bis sie vollständig abgebaut ist.

Andere Pflanzenrückstande sind

hingegen nur schwer zu knacken: So

haben sich etwa nach Abbau der Zell -

inhaltsstoffe die Zellwände und die

pflanzliche Struktur oft noch kaum

verändert. Das gilt besonders für ältere

Gewebeteile, die reich an Lignin, welches

die Verholzung der Zellen bewirkt, und

Zellulose sind. Ausschliesslich spezielle

Nahrungsspezialisten können diese

Stoffe verwerten. Hier treten nun unter

anderem Pilze und spezielle Bakterien

Links

Schweizerische Gesetze und

Verordnungen zum Boden:

www.bafu.admin.ch

Themen

Boden

Massnahmen für den Bodenschutz

Reise durch den Boden:

www.bodenreise.ch

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und spezielle Momente im Jahreskreis.

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3323 Bäriswil


in Aktion. Denn neben der Bodenfauna

ist auch die Bodenflora an der Zersetzung

organischer Stoffe beteiligt. Die Pilze

sind chemische Fabriken, die Mineralien

aufschliessen und für die Pflanzen verfügbar

machen. Mit dem mikrobiellen

Abbau der Zellulose durch Pilze und

spezielle Bakterien geht die pflanzliche

Struktur verloren. Dadurch wird auch das

schwer zersetzbare Lignin abgebaut.

WEICHE UND HARTE HÖLZER

Diese Stoffe verbleiben lange im Boden;

sie überdauern teilweise Jahrhunderte.

Dieser sogenannte Dauerhumus stellt die

Hauptmasse der organischen Substanzen

im Boden dar und ist für die typische

dunkle Färbung der Erde verantwortlich.

Durch den langsamen Abbau des Humus

und zugeführte organische Stoffe wie

Pflanzenreste und Dünger werden die

Pflanzen beständig mit Stickstoff, Phosphor

und Kali versorgt. Diese drei Nährstoffe

sind für das Pflanzenwachstum

von grundlegender Bedeutung.

Wie lange die Zersetzung von organischem

Material dauert, ist unterschiedlich.

Die Zusammensetzung der Bodenorganismen

unterscheidet sich primär

je nach dem entsprechenden Biotop

beziehungsweise der Bodennutzung

sowie nach der geografischen Lage.

Verholzte Teile benötigen – wie oben

beschrieben – länger als ein Laubblatt,

bis sie vollständig zersetzt sind. Doch

auch bei Hölzern gibt es Unterschiede,

da sie je nach Pflanzenart unterschiedliche

Harze und Säuren enthalten:

Während «weiche» Hölzer von so genannte

Pionierpflanzen wie Pappeln

oder Weiden innerhalb von einem Jahr

verrotten, dauert es bei einer Robinie bis

zu 20 Jahre. Dies kann man sich im Garten

zunutze machen: Für Holzpfähle oder

einen Zaun benutzt man möglichst langlebiges

Holz.

WELTWEITES ERFOLGSREZEPT

Bei der Dauer der Verrottung ist zudem

die geografische Lage massgebend: In

höher gelegenen Gebieten ist die Vegetationszeit

kürzer – somit dauert es

auch länger, bis der Boden organisches

Material «verdaut» hat. Die Art des

Gesteins im Boden beeinflusst mit

seinem unterschiedlichen Säure- oder

Basengehalt ebenfalls die Zusammensetzung

des Bodenlebens. Beste

Beispiele dafür sind der Schwarzwald

mit säurehaltigem Boden und der Jura

mit basischen Verhältnissen. Für

Hobbygärtnerinnen und -gärtner ist es

deshalb wichtig, den pH-Wert des

Bodens zu kennen, um erfolgreich

Pflanzen anzubauen. Nur so können

durch eine ausgewogene Düngung die

richtigen Nährstoffe zugeführt werden.

Grundsätzlich funktionieren die

Abläufe in der obersten Bodenschicht

jedoch auf der ganzen Welt gleich. Es

gibt je nach Kontinent zwar gewisse

Spezifikationen bei den Tierarten, die

Verrottung von organischem Material

passiert aber immer nach demselben

Prinzip.

Doch nicht nur Bodenfauna und

-flora sind an der Freisetzung von

Nährstoffen aus organischem Material

beteiligt, sondern auch die Vegetation

selbst. Durch Ausscheidungen von

Säuren über die Wurzeln können

bestimmte Pflanzen Kalkverbindungen

Im Boden herrscht ein

dauerndes Gerangel,

denn die Artenvielfalt

im Untergrund ist weit

höher als im oberirdischen

Teil der Welt.

wieder verfügbar machen. Ein typisches

Beispiel dafür sind etwa die Jurahänge,

auf deren Kalkgestein sich Wälder

ausbreiten.

PRAKTISCHE SYMBIOSEN

Grundsätzlich besteht das Edaphon,

also das Bodenleben, aus einem Haufen

Spezialisten, die jeder für sich eine bestimmte

Aufgabe erfüllen. Das Zersetzen

von organischen Stoffen ist ein Zusammenwirken

von vielen. Die Symbiosen

sind dabei äusserst vielfältig und haben

sich in den mehr als 450 Millionen Jahren,

in denen Landpflanzen gemeinsam

mit Mikroorganismen und Insekten auf

der Erde leben, zu komplexen Lebensgemeinschaften

entwickelt. So ist etwa

die Symbiose zwischen einigen Pflanzenarten

und stickstofffixierenden Knöllchenbakterien

eine der wichtigsten

Kooperationen der Welt. Sie prägt die

globale Vegetation und nicht zuletzt den

globalen Kreislauf von Stickstoff und

Kohlenstoff. Mit Hilfe von Bakterien

können Leguminosen wie Linsen, Erbsen

und Bohnen den Stickstoff aus der Luft

verwerten, den sie zum Wachstum dringend

benötigen, der im Boden oft aber

zu wenig vorhanden ist. Deshalb lassen

sich Leguminosen im Hausgarten und

in der Landwirtschaft ideal als Bodendüngung

einsetzten.

Da unter den Bodenmikroorganismen

viele Spezialisten vorkommen, ist der

Boden auch fähig, Giftstoffe zu verarbeiten.

Bodenmikroorganismen bilden

etwa zahlreiche Antibiotika wie Penicilline

von Penicillium-, Aspergillus-,

Trichophyton- und Streptomyces-Arten.

Im Boden verschaffen sich diese Arten


Leguminosen gehen mit

sortenspezifischen Knöllchenbakterien

eine Symbiose

ein: Über die Knöllchen

sind die Pflanzen in der

Lage, Luftstickstoff zu

fixieren.

Bodenlebewesen mögen es

nicht, wenn der Boden

ungeschützt der prallen

Sonne ausgesetzt ist. Auch

Trockenheit schadet den

kleinen Tierchen.

damit einen Vorteil. Nicht alles, was für

hochentwickelte Organismen wie Menschen

oder Säugetiere giftig ist, schadet

auch dem Boden. Bodenorgansimen

reagieren individuell und extrem unterschiedlich

auf Giftstoffe. Stoffe, die für

die einen Bodenorganismen toxisch

wirken, lassen andere völlig unbehelligt.

Bestes Beispiel dafür sind etwa Atomkatastrophen

wie Tschernobyl: Obwohl

das Gebiet rund um den Atomreaktor

durch die Strahlung noch immer kontaminiert

ist, gibt es üppige Vegetation,

was auf einen funktionsfähigen Oberboden

schliessen lässt. Auch nach einer

Überschwemmung normalisiert sich das

Bodenleben relativ rasch. Wenn ein Standort

häufig überschwemmt wird, entwickelt

sich mit der Zeit eine spezielle Lebensgemeinschaft

– nicht nur im Boden, sondern

auch punkto Flora.

FÜTTERN, WÄSSERN UND SCHÜTZEN

Je vielfältiger und artenreicher das

Bodenleben ist, umso mehr Möglichkeiten

hat die Natur, um Hilfestellung

zu leisten. Je nach Menge und Verbindung

kommt der Boden jedoch mit der

schädigenden Einwirkung auch nicht

mehr klar: Ab einer gewissen Konzentration

wirken anorganische Stoffe wie

etwa Kupfer – das auch als Pflanzenschutzmittel

gegen Pilzkrankheiten eingesetzt

wird und als Spurenelement für

die Pflanzen wichtig ist – toxisch und

töten Kleinlebewesen und Mikro orga nismen

ab. Ein Problem stellen auch organische

Schadstoffe und Pestizide dar, die im

Boden kaum oder nur sehr langsam abgebaut

werden können, wie das Pestizid

DDT: Auch 30 Jahre nach dem Verbot

können noch immer Spuren des Insektengifts

im Boden nachgewiesen werden.

Die grandiose Arbeit, welche die

Lebewesen in der obersten Bodenschicht

leisten, sollte gebührend gewürdigt werden.

Am besten stellt man sich seinen

Gartenboden als riesiges Terrarium vor,

deren Lebewesen man füttern, wässern

und vor schädlichen Einflüssen schützen

sollte. Schlecht durchlüfteter, verschlämmter

oder verdichteter Boden schädigt

das Bodenleben. Ausserdem mögen es

die Bodenlebewesen nicht, wenn der

Boden ungeschützt der prallen Sonne

und der mechanischen Kraft der Regentropfen

ausgesetzt ist. Unbestellter Boden

sollte also schnell mit Mulch abgedeckt

oder mit einer Zwischenfrucht geschützt

werden.

ARTENVIELFALT FÖRDERN

Auch mechanische Bearbeitungen sind

tabu: Die Zeiten, als der Gartenboden

im Frühling noch tiefgründig umgegraben

wurde, sollten der Vergangenheit

angehören. Damit bringt man ein

funktionierendes System durcheinander

und schadet dem ganzen Bodenleben.

Negative Einflüsse auf die Bodenorganismen

entstehen auch durch das Ausbringen

von Chemikalien wie zum

Beispiel Pflanzenschutzmitteln und

falsche oder zu hohe Düngung. Der

Boden möchte ausgewogen «gefüttert»

werden. Das kann durch regelmässige

Gründüngung, durch Mulchen und

durch das Ausbringen von Kompost

erreicht werden.

Je besser man für den Boden sorgt,

umso grösser ist die Artenvielfalt

darin. Das zahlt sich aus: Die Dichte

Eine ganze Armada von

Lebewesen nutzt die

anfallende organische

Substanz, wie etwa

Laub, Küchenabfälle

oder Holz, als Nahrung.

der Bodenorganismen deutet auf die

Gesundheit des Bodens hin. Denn

nur ein lebendiger und somit gesunder

Boden ist auf Dauer ein fruchtbarer

Boden, der mit seiner Humusschicht

Pflanzen versorgen kann und reiche

Ernte bringt.

Text Helen Weiss Fotos Envato

NATURZYT 35


Guetzli-Zyt mit Schweizer

URDINKEL-DATTEL-MAKRÖNCHEN

Vorbereitungszeit:

6–12 Stunden trocknen lassen

Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten

Back- oder Garzeit: ca. 8 Minuten

Für ca. 12 Stück

TEIG

2 Eiweiss

1 Prise Salz

100 g weiche Datteln, z.B.

Medjool, halbiert, entkernt

1 TL Vanilleessenz

2 EL Mandelmus

1-2 EL Zitronensaft

100 g UrDinkel-Flocken

100 g weiche Datteln,

z.B. Medjool, fein gehackt

100 g gemahlene Hasel- oder

Baumnüsse

Mandeln für die Garnitur

Eiweiss mit dem Salz steif schlagen.

100 g Datteln mit Vanilleessenz,

Mandelmus, Zitronensaft

und UrDinkelflocken im Mixer fein

pürieren. Restliche Datteln und

Nüsse dazugeben, zu einer weichen

Masse mischen und kurz quellen

lassen. Wenn die Masse zu trocken

ist, wenig Wasser darunterrühren.

Formen

Mit Hilfe eines Glacelöffels Kugeln

formen, auf das mit Backpapier

belegte Blech legen und je mit einer

Mandel garnieren. Die Makrönchen

6 Stunden oder über Nacht bei

Raumtemperatur trocknen lassen.

Backen

Backofen auf 200 °C vorheizen.

Makrönchen in der Mitte des

vorgeheizten Ofens 5–8 Minuten

backen. Sie dürfen innen noch

feucht sein. Herausnehmen, auskühlen

lassen.

Tipps

Nach Belieben zusätzlich 1–2 TL

Zimt, Kakaopulver oder die abgeriebene

Schale einer Bio-Orange

oder -Zitrone unter den Teig mischen.

Die Dattel-Makrönchen lassen

sich trocken und kühl 1–2 Wochen

aufbewahren oder tiefkühlen.

Judith Gmür-Stalder aus Sumiswald im Emmental

war ursprünglich Hauswirtschaftslehrerin und

arbeitet heute als selbständige Rezept autorin,

Foodstylistin und Redaktorin für verschie dene Zeitschriften.

Sie betreut die kulinarische Website der

Interessen gemeinschaft IG Dinkel und ist regelmässig

als Kursleiterin für UrDinkel- Kurse unterwegs.

Weitere Rezepte für süsse Desserts und feine

Leckereien sowie Infor mationen zu den Rezept -

büchern von Judith Gmür-Stalder finden Sie auf

www.urdinkel.ch

36 NATURZYT


NATURZYT kocht

UrDinkel

Butter rühren, bis sich Spitzchen

bilden. Puderzucker, Salz und

Vanillezucker zugeben. Weiterrühren,

bis die Masse hell ist.

Baumnüsse und UrDinkelmehl

zugeben, zu einem Teig zusammenfügen,

nicht kneten.

Teig zwischen 2 Backpapieren

7 mm dick auswallen, auf dem

Backblechrücken 1–2 Stunden kühl

stellen und fest werden lassen.

Teig in 3,5 cm grosse Quadrate

schneiden, mit etwas Abstand auf

das mit Backpapier belegte Blech

legen.

Backen

10–12 Minuten in der Mitte des

auf 200 °C vorgeheizten Ofens.

Herausnehmen, auf einem Gitter

auskühlen lassen.

URDINKEL-BAUMNUSS- PLÄTZCHEN

Vorbereitungszeit: ca. 2 Stunden

Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten

Back- oder Garzeit: ca. 12 Minuten

für 60 Stück

GARNITUR

2 Beutel dunkle Kuchenglasur,

ca. 250 g

60 Baumnuss- oder

Pekannusskerne

TEIG

150 g Butter, weich

150 g Puderzucker

1 Prise Salz

1 Päckchen Vanillezucker

150 g Baumnüsse, gemahlen

ca. 275 g UrDinkel-Weissmehl

oder helles UrDinkelmehl

2 Beutel dunkle Kuchenglasur,

ca. 250 g

Garnitur

Kuchenglasur nach Anleitung auf

dem Beutel schmelzen. UrDinkel-

Baumnuss-Plätzchen zur Hälfte in

die Glasur tauchen, abtropfen

lassen, auf des Backpapier legen,

mit den Nüssen garnieren, fest

werden lassen.

Tipp

UrDinkel-Baumnuss-Plätzchen

lassen sich 2–3 Wochen kühl und

trocken aufbewahren.

URDINKEL-SCHOKOLADEN- GUETZLI MIT MOHN

Vorbereitungszeit:

ca. 2 Stunden kühl stellen

Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten

Back- oder Garzeit: ca. 15 Minuten

Für ca. 30 Stück

Backpapier für das Blech

TEIG

80 g Butter, in Stücken, weich

75 g Zucker

1 TL Vanillezucker

1 Prise Salz

1 Ei

25 g Mohn, geröstet, ausgekühlt

200 g UrDinkel-Halbweiss- oder

-Weissmehl

GARNITUR

1 Beutel weisse Kuchenglasur

1 Beutel dunkle Kuchenglasur

Teig

Butter rühren, bis sich Spitzchen

bilden. Zucker, Vanillezucker, Salz

und Ei beifügen, weiterrühren, bis

die Masse hell ist. Mohn und Mehl

beifügen, kurz zu einem Teig zusammenfügen

und zugedeckt 1–2

Stunden in den Kühlschrank stellen.

Formen

Aus dem Teig ca. 30 Kugeln formen,

etwas flachdrücken und auf das

mit Backpapier belegte Blech legen.

Mit einem Teelöffelstielende je ein

Herzchen in den Teig prägen und

die Guetzli noch einmal 30 Minuten

kühl stellen.

Backen

Die Guetzli 15–18 Minuten in der

Mitte des auf 180 °C Ober-/Unterhitze

(160 °C Heissluft/Umluft) vorgeheizten

Ofens hellbraun backen.

Herausnehmen, auskühlen lassen.

Die Kuchenglasur nach Anleitung

auf der Packung schmelzen, eingeprägte

Herzchen auf den Guetzli

damit füllen, fest werden lassen

und trocken und kühl bis zum

Geniessen aufbewahren.

NATURZYT 37


Wilde Nachbarn – Tiere im Siedlungsraum

Spuren im Schnee

Wenn die Welt im weissen Schneekleid

erstrahlt, wird es spannend. Denn plötzlich

werden die normalerweise verborgenen Spuren

der Wildtiere sichtbar. Dann beginnt das grosse

Rätselraten: Wer hat unseren Garten besucht?

SPURENSUCHE IM NEUSCHNEE

Es ist früh am Morgen und in der

klirrendkalten Luft liegt der Duft von

Schnee. Noch ist es mucksmäuschenstill

im Park. Wir hören nur das leise

Säuseln des Windes. Schnee fällt von

Tannenästen, durch die ein Windstoss

fährt. Doch die Spuren im Schnee

beweisen, dass wir nicht die einzigen

Lebewesen sind, die unterwegs sind.

Wir haben richtig entschieden, zeitig

aufzustehen. Im fluffigen Neuschnee

ist auch der kleinste Abdruck gut

sichtbar und noch sind die Spuren

38 NATURZYT


können auf Wildwechsel hindeuten. Die

Stelle sollte man sich merken, denn sie

eignet sich für einen Fotofallenstandort

besonders gut. Und wer hinterliess wohl

diese Spur, die scheinbar im Nichts aufhört?

Ein fliegender Fuchs? Oder vielleicht

doch eher ein Eichhörnchen, das mit

einem Sprung auf dem nächsten Baum

gelandet ist?

FÄHRTENLESEN LEICHT GEMACHT

Wollen wir die Frage nach dem Verursacher

der Spuren beantworten, müssen wir uns

etwas mit der Kunst des Fährtenlesens

befassen. Die meisten Tierarten hinterlassen

typische Fussabdrücke – auch Trittsiegel

genannt. Die Abfolge von Trittsiegeln

nennt man Spuren oder Schrittfolgen;

oder wenn sie von Hirsch, Wildschwein

oder Reh stammt, auch Fährte. Wichtig

bei der Spurensuche ist, sowohl Trittsiegel

als auch Schrittfolge zu beachten. Denn

je nach Tierart braucht man beide Merkmale,

um die Art zu bestimmen.

FUCHS ODER HUND?

Wie kann man die Spuren von Hund und

Fuchs unterscheiden? Der Pfotenabdruck

des Fuchses hat eine eher ovale Form.

Meist deutlich sichtbar sind die Krallenabdrücke.

Der Abdruck des Haushundes

ähnelt zwar dem des Fuchses, ist jedoch

rundlicher. Bei Haushunden kann zudem

die Grösse je nach Rasse stark variieren. Ist

der Fuchs zügig unterwegs, setzt er seine

Pfoten beinahe in einer Linie ab. Diese

Gangart nennt man «Schnüren». Hunde

hingegen sind viel unregelmässiger

unterwegs.

TYPISCHE SCHRITTFOLGEN

Auch die Spuren der Marderartigen, der

Hasen und Eichhörnchen zeichnen sich

durch eine typische Schrittfolge aus.

NATUR BEWAHREN

Jedes Abo hilft …

NATURZYT abonnieren

und mit uns unsere Natur

schützen.

Nächtliche Besucher.

(Foto: Freyg/wildenachbarn.ch)

weder von Autos noch von Fussgängern

oder Hunden verwischt.

SPUREN VERRATEN NÄCHTLICHES

TREIBEN

Auf einer Wiese stehen wir vor einem

Wirrwarr aus Spuren. Wie ein zurückgespultes

Video enthüllen uns die Spuren

im Schnee die heimliche Aktivität der

Wildtiere in der Nacht. Plötzlich wird

sichtbar, wo Wildtiere hindurchgeschlüpft

sind, wo sie sich für ein Nickerchen hingelegt

haben und welche Pfade sie rege

nutzen. Solche Schnee-Trampelwege

Das Magazin NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher

erfahren und erleben können, sondern damit Sie, gemeinsam mit uns, unsere Natur

besser bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige

Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. Seit Januar 2024 unterstützen wir

mit unseren Abonnenten unsere Wildtiere im Siedlungsraum zusammen mit dem

Verein StadtNatur und seinen Projekten: «StadtWildTiere» und «Wilde Nachbarn».

Mehr zum Verein StadtNatur unter www.naturzyt.ch/naturprojekte-unterstuetzen.

Jedes Abo hilft! Von Januar bis Oktober konnten CHF 4896 an den Verein

StadtNatur und seine Projekte überwiesen werden. Werden Sie Abonnent und

unterstützen Sie mit NATURZYT wichtige Naturprojekte.

Jetzt abonnieren mit dem Bestelltalon auf der Rückseite des Magazins oder

online naturzyt.ch/abonnieren

NATURZYT 39


Fuchsspuren

(Foto: Andreas Wenger/VFHF)

Schlafender Fuchs.

(Foto: Christine Moor/wildenachbarn.ch)

Eichhörnchenspuren

(Foto: Stefanie Argow)

Dachsspuren

(Foto: Nadja Schäfer/VFHF)

Rehspuren

(Foto: Adobe Stock)

Hasenspuren

(Foto: Adobe Stock)

Marderartige bewegen sich häufig in

Sprüngen fort, so dass die beiden Hinterfüsse

in den Vorderfüssen landen. Die Spur

des Feldhasen ist fast unverwechselbar:

Er setzt die langen Hinterläufe vor die

Vorderläufe, die er wiederum hintereinander

platziert. Eichhörnchen haben an

den Vorderfüssen vier Zehen und an den

Hinterfüssen fünf Zehen, welche meist

gut im Schnee sichtbar sind.

TATZEN UND HUFE

Bei den Säugetieren unterscheidet man

zwischen Sohlen-, Zehen- und Zehenspitzengängern.

Der Dachs ist ein Sohlengänger

und hinterlässt einen Abdruck

vom Ballen bis zu den Zehen, wobei die

fünf Zehen beinahe waagrecht nebeneinander

angeordnet sind. Der Fuchs gehört

zu den Zehengängern. Das Reh hingegen

ist ein Zehenspitzengänger, das heisst, es

geht nur auf dem letzten Finger- bzw.

Zehenglied. Der Hufabdruck des Rehs ist

an der Dreiecksform leicht zu erkennen.

Er ist mit ca. drei bis sechs Zentimetern

zudem gut zu unterscheiden vom Abdruck

des Rothirsches, der eine Grösse von sechs

bis zwölf Zentimeter erreicht.

ERFOLGREICHE SPURENSUCHE

Auf unserer frühmorgendlichen Spurensuche

konnten wir einige Trittsiegel bestimmen.

Wir haben zudem fleissig Fotos

gemacht. Das ist wichtig! Denn sie helfen

uns im Nachhinein, unsere Artbestimmung

zu bestätigen und die uns unbekannten

Spuren zu ermitteln. Beim Fotografieren

gilt es einige Regeln zu beachten.

Trittsiegel sollten gerade von oben fotografiert

werden und es gilt der Grundsatz

«so nah wie möglich, aber alles muss

drauf». Neben dem Winkel und der Distanz

spielt auch das Licht bei der Aufnahme von

Spurenbildern eine grosse Rolle. Es besteht

sowohl die Gefahr der Überbelichtung

als auch, dass das Foto zu dunkel ist. Deshalb,

und weil verschiedenes Licht verschiedene

Details freilegt, ist es sinnvoll,

mehrere Fotos unter verschiedenen Lichtbedingungen

aufzunehmen. Bei Sonne

ein Foto der gleichmässig beschatteten

Spur und ein Foto der von der Sonne beschienenen

Spur. Bei schlechten Lichtverhältnissen

wäre ein Foto mit Blitz und

ein Foto ohne Blitz pro Spur ideal. Entscheidend

für eine Bestimmung von Spuren

anhand von Bildern ist zudem, dass die

Grösse des Fundes eingeschätzt werden

kann. Dies ist ohne eine Art von Massstab

auf dem Foto nicht möglich. Dazu legt man

eine Münze oder einen anderen genormten

Gegenstand vor dem Fotografieren direkt

neben die Spur.

Mit fortschreitender Tageszeit wird es

jedoch immer schwieriger, Tierspuren

unter den vielen Hundepfoten- und Reifenabdrücken

zu entdecken. Und die eiskalten

Zehen wären auch froh über etwas Wärme.

Höchste Zeit also, uns mit einem heissen

Punsch vor den Computer zu setzen und

die gefunden Tierspuren auf die Meldeplattform

zu laden.

Und wir sind uns sicher, Sie sind nun

bereit für Ihre eigene Spurensuche im

Schnee. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg

und Spass dabei.

Text Katja Rauchenstein, Lisa Wirthner

Weiterführende Literatur

• Fährten lesen und Spuren suchen,

Nick Baker, Haupt Verlag

• «Heimliche Gäste in Garten, Park und

Haus» – der kleine, handliche Fährtenführer

kann für CHF 5.– beim Zürcher

Tierschutz bestellt werden via

info@zuerchertierschutz.ch.

• Für fortgeschrittene Spurenleser:innen

ist die «Fauna Helvetica» zur Bestimmung

von Säugetieren empfehlenswert (kann

bei infofauna.ch bestellt werden).


Artporträt:

Fuchs

Füchse galten lange Zeit als Einzelgänger.

Erst in den 1970er-Jahren entdeckten

britische Wissenschaftler, dass Füchse in

günstigen Lebensräumen in Familiengruppen

leben. Dabei sind Füchse für die

Jagd und die Nahrungssuche alleine unterwegs,

nutzen aber mit anderen Familienmitgliedern

ein gemeinsames Territorium.

Schlaf- und Ruheplätze werden häufig

gewechselt und befinden sich oft an

geschützten Stellen im Freien, z. B. in

Gebüschen, im Siedlungsraum häufig

auch in Hohlräumen unter Gebäuden

(Baracken, Gartenhäuschen).

Die Nahrung von Stadtfüchsen

stammt zu mehr als der Hälfte direkt

oder indirekt vom Menschen: fressbare

Abfälle von Komposthaufen oder aus

Abfallsäcken, weggeworfene Essensreste

auf Strassen, Früchte, Beeren und Nüsse

aus Gärten sowie Futter, das Haustieren

im Freien bereitgestellt wird. Das

Füttern von Füchsen sollte unterlassen

werden, da sie dadurch ihre natürliche

Scheu vor Menschen verlieren, was zu

Problemen führt. Füchse sind hervorragende

Mäusejäger, erbeuten aber auch

Hühner und Meerschweinchen und

«jagen» bei nassem Wetter gerne

Regenwürmer.

Fuchs im Winterfell.

(Foto: Judith Niggli/wildenachbarn.ch)

Sie sind ganzjährig aktiv, vorwiegend

in der Dämmerung und nachts, im

Siedlungsraum vereinzelt auch tagsüber.

Während der Paarungszeit (Dezember

bis Februar) sind oft heisere Schreie zu

hören. Nach 50- bis 60-tägiger Tragzeit

kommen im März und April drei bis

fünf Junge blind zur Welt. Sie werden

meist in Erdbauen geboren und aufgezogen

und erscheinen nach drei bis vier

Wochen vor dem Bau. Im Herbst sind

die Jungtiere ausgewachsen. Vor allem

die jungen Rüden verlassen dann das

elterliche Territorium und suchen sich

im Verlauf des Winters ein eigenes Gebiet.

Aktivitätsgebiete von sesshaften Füchsen

umfassen in Zürich 30 bis 40 Hektaren.

STECKBRIEF

Art: Fuchs (Vulpes vulpes)

Gefährdung Schweiz: nicht gefährdet

Lebensraum:

Deckungsreiches Gelände, Wald, land -

wirtschaftliche Gebiete, Siedlungsraum

von Dörfern, Agglomerationen und Städten

Fuchs im Schnee.

(Foto: wildenachbarn.ch)

Verein StadtNatur

Der Verein StadtNatur besteht seit 2013

mit dem Ziel, die Natur in Siedlungsräumen

sichtbar zu machen, zu schützen

und zu fördern. Viele Menschen sind

sich nicht bewusst, wie lebendig es vor

ihrer Haustüre zu- und hergeht. Das

möchte der Verein ändern, denn wer die

Vielfalt an Wildtieren im Siedlungsraum

nicht kennt, kann sie auch nicht

schützen. Im Gegenteil: Solche Wissenslücken

führen dazu, dass immer mehr

Lebensräume von Wildtieren zerstört

werden. Mit den Projekten «StadtWild-

Tiere» und «Wilde Nachbarn» werden

gemeinsam mit der Bevölkerung Wildtierbeobachtungen

gesammelt, um die

Wildtiere im Siedlungsraum sichtbar

zu machen und deren Verbreitung

zu erforschen. Zusätzlich werden in

vielen Regionen der Schweiz Exkursionen,

Schulprojekte und Forschungsarbeiten

durchgeführt, bei denen sich

die Bevölkerung aktiv beteiligen kann.

Durch eine enge Zusammenarbeit

mit Behörden fliessen die Erkenntnisse

in die Stadtplanung mit ein, damit

Eichhörnchen, Igel, Wildbienen und

Co. auch in Zukunft einen Platz in unseren

Dörfern und Städten haben.

www.stadtwildtiere.ch

www.wildenachbarn.ch

NATURZYT 41


Was für eine Aussicht!

Im Talschluss von Lauenen

liegt der Lauenensee, am

Fuss der majestätischen

Wildhornkette.

«I gloub,

i gangä no meh»

Ohne den Lauenensee wäre die Schweiz um eine der schönsten Balladen

und um ein bezauberndes Moorgebiet ärmer. Der See im hintersten Berner

Oberland zieht Naturliebhaber unablässig in seinen Bann. Schneeschuhläufer

etwa, die von Lauenen über die Walliser Wispile zu seinen Gestaden finden.

42 NATURZYT


Ein Traum von Schneeschuhtour.

Aufstieg zur Chrine in

der Morgensonne.

Im Wald heisst es auf der

Spur bleiben. Die Wildtiere

sagen Danke.

«I gloub, i gangä no meh a Louenesee», singen

die Berner Mundartrocker Span in ihrem

Klassiker. Steht man auf der Walliser Wispile

und blickt auf das langgezogene Lauenental

mit seinem Mosaik aus Alpen und Wäldern, auf den

wuchtigen Felsriegel um Wildhorn, Geltenhorn und

Spitzhore und auf besagten See im Talschluss, kann

man den Musikern nur zustimmen. Lauenen, zuhinterst

im Saanenland am Übergang zum Wallis gelegen, ist

etwas Spezielles.

Den Zauber dieser Landschaft ergründet man am

besten auf die sanfte und langsame Art. In unserem

Fall heisst das: Schneeschuhe an die Füsse und los.

Zahlreich sind die Tourenmöglichkeiten, von der

einfachen, signalisierten Runde durchs Hochmoor

Rohr bis zur fordernden Gipfeleroberung ist alles

zu haben. Die Tour zur Walliser Wispile soll zu den

schönsten und abwechslungsreichsten gehören.

DORFLADEN STATT CARTIER

Start ist beim Skilift an der Rohrbrücke. Nur – wer

mag, für den lohnt es sich, das Postauto bereits vorne

im Dorf zu verlassen und gemütlich zur Rohrbrücke

zu bummeln. Lauenen ist ganz anders als Gstaad, wo

wir eine halbe Stunde zuvor eingestiegen sind. In

Gstaad ist der Luxus zu Hause. Stars und Sternchen

aus Film, Kunst, Sport und Wirtschaft reichen sich

die Klinke, auf der Promenade haben sich Boutiquen

und Juweliere von Weltrang eingerichtet. In Lauenen

sind Glanz und Glamour Fremdworte. Man ist stolz

auf die alten, gut erhaltenen Chalets und auf die Kirche

aus dem 16. Jahrhundert. Statt Cartier und Prada

gibt es hier einen Dorfladen, statt Pelzmäntel trägt

man gewöhnliche Winterkleidung. Nur ab und

zu weht ein Hauch Gstaad durchs Bergdorf.

Aussicht von der Chrine

Richtung Gsteig. Ein

gelungener Pausenplatz.

Den Skilift muss man nicht lange suchen: Es

gibt nur einen, und der ist gut ausgeschildert. Startet

man beizeiten, bekommt man vom Skibetrieb ohnehin

nichts mit. Bis zehn Uhr schläft die Anlage,

wir können bequem auf und neben der Piste zur

Bergstation stapfen. Hinter dem Skilift beginnt

die Zauberwelt: eine Moorlandschaft, die einem in

die nordische Wildnis versetzt. Weite und Ruhe

sind unsere Begleiter, der gut ausgetretene Pfad zur

Chrine schlängelt mal über offenes Moorgelände,

mal durch lichten Baumbestand. Der Schnee ist

übersät mit Tierspuren; Hase, Fuchs, Eichhörnchen

und Reh waren da. Ist der Mensch ins Tal zurückgekehrt,

scheint hier ganz schön was los zu sein.

NATURZYT 43


Bei der Hinderen

Wispile lohnt

sich eine Pause.

Tipps und Infos

Route: Lauenen Rohrbrücke–Skilift Bergstation–Chrine–Hinderi Wispile–

Walliser Wispile–Spitzi Egg–Hinderem See–Lauenen Rohrbrücke.

Variante: Von der Chrine dem Winterwanderweg entlang nach Gsteig

oder auf die Höhi Wispile zur Gondelbahn nach Gstaad. Spart je eine

Stunde und ist technisch einfacher.

Anforderungen: Wer auf die Walliser Wispile will, braucht guten

Schnauf für 750 Höhenmeter Aufstieg. Technisch bietet die Tour, abgesehen

von wenigen steilen Passagen, kaum Schwierigkeiten. Die Wanderzeit

beträgt ohne Pausen fünf Stunden, davon entfallen drei auf den

Aufstieg.

Fuchs und Hase: In Lauenen sind viele Ruhezonen für Wildtiere

eingerichtet. Eine Übersicht gibt www.wildruhezonen.ch

Orientierung: Die Tour folgt bis zur Walliser Wispile dem Sommerwanderweg,

dann geht es über Waldlichtungen Richtung Lauenensee.

Spuren sind meist vorhanden. Fehlen diese oder ist die Sicht schlecht,

wird die Orientierung schwierig.

Ausrüstung: Nebst Schneeschuhen gehören eine Lawinenausrüstung

und eine Karte zum Bestandteil einer Schneeschuhtour. Das Lawinenbulletin

ist unter www.slf.ch abrufbar. Ein GPS ist hilfreich.

Einkehrmöglichkeiten: Im Dorf Lauenen und bei der Rohrbrücke.

Anreise: Mit dem Zug nach Gstaad, dann mit dem Postauto nach

Lauenen bis zur Endstation. Bei der Rohrbrücke Parkplätze (Skilift).

Karten: Swisstopo Landeskarte 1:25 000, Blatt Lenk (1266) oder

Skitourenkarte 1:50 000, Blatt Wildstrubel (263S).

RUHE FÜR MENSCH UND TIER

Der Winter ist die härteste Zeit für Wildtiere. Das

Vorwärtskommen im tiefen Schnee ist mühsam, die

Nahrung knapp. Die Energie will gut eingeteilt sein,

um den nächsten Frühling zu erleben. In Lauenen

will man dem Wild die schwierige Zeit einfacher

machen: Einige Ruhezonen sind ausgeschieden, die

man nur auf vorgegebenen Wegen durchqueren

darf. So gewöhnen sich die Tiere an die Besucher

und wissen um sichere Rückzugsorte.

Überhaupt geniesst die Natur in Lauenen einen

hohen Stellenwert. Das Tal gehört zum Schutzgebiet

Gelten-Iffigen, einem der grössten zusammenhängenden

Naturschutzgebiete der Schweiz. In den 50er-Jahren

wollte man den im Talschluss liegenden Geltenbach

samt seinem Wasserfall, dem Geltenschuss, zur Produktion

von Strom anzapfen. Das passte den Lauenern

gar nicht. Einstimmig beantragten sie der Regierung

in Bern, das wilde Geltental und den angrenzenden

Lauenensee unter Schutz zu stellen. Als diese einwilligte,

läuteten im Dorf zum Dank die Kirchenglocken.

Heute ist die Natur das Kapital der Gemeinde.

Rund 50 Landwirtschaftsbetriebe leben von ihr, der

Lauenensee und das angrenzende Hochmoor Rohr

sind das Rückgrat des lokalen Tourismus.

ABKÜRZEN WÄRE SCHADE

Apropos Grat: Dieser steht uns jetzt bevor, er führt

uns von der Chrine auf die Walliser Wispile. Auf

der Chrine hätten wir abkürzen können, dem Winterwanderweg

entlang nach Gsteig oder auf die Höhe

Wispile zur Luftseilbahn nach Gstaad. Schade wärs

gewesen, die eineinhalb Stunden bis zum Gipfel sind

spektakulär. Die Landschaft legt an Urtümlichkeit

nochmals zu, die Aussicht auf das Tal und die majestätische

Bergwelt zwischen Louwenehore, Wildhorn

und Spitzhore wird zusehends besser. Höhepunkt des

Aufstiegs ist die Hintere Wispile, die Alp vor dem

Gipfel: Vor beinahe jeder Hütte wartet ein Rastplatz

an der Sonne. Das ist wie Sonntag.

Wer bei der Walliser Wispile einen Gipfel erwartet,

wird enttäuscht. Sie gleicht eher einer Erhebung im

Gelände. Dafür bietet der folgende Abstieg, was man

von ihm erwartet: Spass pur. Im Tiefschnee geht es

über sanfte Hänge dem Lauenensee entgegen, der

unter einer Eisdecke Winterschlaf hält. Span-Gitarrist

Georges Müller wollte sich über den Liebeskummer

hinwegtrösten, als er am Lauenensee die bekannte

Rockballade schrieb. Nicht nur ihm hat die Kraft hier

hinten gut getan. Zurück beim Skilift fühlen wir uns

bestens erholt – und gleichzeitig hundemüde. Auch

ein unscheinbarer Gipfel fordert seinen Tribut.

Text/Fotos Daniel Fleuti

44 NATURZYT


Bald ist die Walliser

Wispile erreicht. Über

sanfte Hänge geht es

bergwärts.

NATUR ERLEBEN

Nur die Ruhe!

Wer die App hat, weiss den Weg

swisstopo-App

Die App mit der Map

wohin

wissen

swisstopo

Foto: Jan Hellman

Bildbearbeitung: Patrick Salonen

Schweizerische Eidgenossenschaft

Confédération suisse

Confederazione Svizzera

Confederaziun svizra

Bundesamt für Landestopografie swisstopo

www.swisstopo.ch

Die swisstopo-App zeigt dir dank genausten Karten und nützlichen Informationen

jederzeit, wo’s lang geht. Zum Beispiel zur nächsten Bushaltestelle, SAC-Hütte,

Feuerstelle und zu vielem mehr.

Top aktuell, interaktiv, mit vielen Points of Interest und Echtzeitinfos.

Auch offline verfügbar.


Natur im Winter

Winterzauber

Glitzernder Schnee, blauleuchtender Himmel in einer weiss

bedeckten Landschaft bei klarer, kalter Luft haben ihren ganz

besonderen Winterzauber.

46 NATURZYT


Komposition von Licht, Gräsern und Schnee

wie es nur die Natur kann.

NATUR ERLEBEN

im Schnee

NATURZYT 47


Auf dem fast 10 Kilometer

langen Toggenburger Sagenweg

erlebt man eine romantische

Winterrundwanderung durch

eine verzauberte Wintermärchenlandschaft

auf den Spuren

alter Toggenburger Sagen.

Winterlandschaft im Entlebuch

auf einem gemütlichen Spaziergang

mit Blick Richtung Lehn

48 NATURZYT


Ein Fuchs

geniesst die

wärmenden

Sonnenstrahlen

Der Winter ist die Jahreszeit,

in der es spät hell

wird und früh wieder

dunkel. In den tieferen

Lagen der Schweiz liegt oft tagelang

Nebel, und viele Menschen sehnen

sich nach zarten und wärmenden

Sonnenstrahlen.

In den höheren Lagen hingegen

zeigt sich ein anderes Bild: schneebedeckte

Winterlandschaften erstrahlen

unter einem leuchtend blauen

Himmel im glitzernden, frischen

Schnee. Diese Naturerlebnisse tun

nicht nur der Seele gut, sie ermöglichen

es uns auch, in der Stille die

Tier- und Pflanzenwelt des Winters

hautnah zu erleben.

SPUREN IM SCHNEE

Auf den schneebedeckten Wiesen und

Feldern lassen sich im glitzernden

Gemütliche Winterwanderung in

Obergoms vorbei an einer

märchenhaften Winterlandschaft.

NATURZYT 49


In den Wintermonaten ist der

Rundweg um den Klöntalersee aus

Sicherheitsgründen geschlossen,

aber ist die Eisdecke dick genug,

kann man darauf Schlittschuh

laufen. Bei klarem Himmel und in

der Abenddämmerung ist ein

Besuch besonders lohnend.

Ein Winterspaziergang

durchs tief verschneite

Dischmatal ist ein Traum

für alle die Ruhe und

Winterromantik suchen.

Der 5,4 Kilometer lange

Weg führt von Davos Dorf

bis zum Restaurant Teufi

und zurück.

In den Flumserbergen

führt der reizvolle

Crappa-Rundweg von

3,1 Kilometern von der

Tannenbodenalp zum

Crappwald und an

der Ebene von Madils

vorbei wieder zurück

zum Ausgangspunkt.

Schnee verschiedene Spuren entdecken

– nicht nur von Fuchs, Hase und Reh,

sondern auch von Steinböcken und

Gämsen, die in den verschneiten Hängen

und Felsen unterwegs sind. Viele dieser

Tiere wagen sich in den Wintermonaten

manchmal in tiefere Lagen, um nach

Nahrung zu suchen. Gerade in dieser

kalten Zeit müssen Wildtiere ihre Energie

gut einteilen. Wenn man bei einer

Wan de rung oder einem Spaziergang

in tieferen Lagen auf Wildtiere trifft,

ist es wichtig, ruhig zu bleiben, sich

langsam zu bewegen oder am besten

still stehen zu bleiben, um den besonderen

Moment in aller Ruhe zu geniessen.

IM WINTERSCHLAF

Eine andere besondere Magie des Winters

sind die schneebedeckten Tannen und

Bäume. Sie gehen in eine Art Ruhestand,

um im Frühling wieder zu erwachen,

wenn der Schnee schmilzt.

Obwohl viele Menschen den Winter oft

mit Kälte, Dunkelheit und dem Rückzug

in die warmen vier Wände verbinden,

liegt draussen eine stille Schönheit,

aus der wir Kraft schöpfen können. Das

Eintauchen in die verschneiten Landschaften

aus Wäldern und Bergen hat

etwas Magisches und wirkt wie Balsam

für die Seele.

Unter der Schneedecke ist der Boden

gut isoliert und geschützt; Samen und

Wurzeln ruhen und warten auf das Frühjahr,

um auszutreiben. Der Schnee schützt

die Pflanzen vor den schlimmsten Frösten

und speichert gleichzeitig Feuchtigkeit.


Mehr Naturerlebnisse auch

auf www.NATURZYT.ch

Die Natur im Winter erleben

©Visualps.ch

DURCH DEN SCHNEE ZUM FONDUE

IM REFUGE DE SOLALEX

Mit Schneeschuhen geht es durch den

knirschenden Schnee und die stille Natur

zum preisgekrönten Fondue im Refuge

de Solalex. Ob bei Sonnenschein oder

am Abend – die leichte, knapp einstündige

Wanderung ab dem Parkplatz

Cergnement ist ein Erlebnis. Die Ausrüstung

kann in der Villars Ski School

ausgeliehen werden. Am Abend ist

die Rück kehr zum Parkplatz mit dem

Schnee mobil möglich. Mehr zum

Angebot ab dem 6. Januar 2025 unter

www.alpesvaudoises.ch

AUF SCHNEESCHUHEN DURCH DIE WEISSE PRACHT!

Auf sicher geführten Schneeschuhtouren «Wander-Plausch» bietet ein breites

mit «Wander-Plausch» kannst du den Angebot von Schneeschuhtouren und

Winter abseits des Rummels mit allen Wanderungen mit vielfältigen Informationen

zur Natur: Yvonne Aellen,

Sinnen geniessen; Tages- und Mehrtages

touren; in kleinen Gruppen; auch Wanderleiterin und Biologin

für Einsteiger*innen mit guter Grundkondition

geeignet.

T 079 321 68

www.wander-plausch.ch,

56

NATUR ERLEBEN

WINTERRUHE IM SAFIENTAL

Abgelegene Bergtäler galten einst als

eher verschlafen. Doch während unser

aller Alltag hektischer wird, klingt

«verschlafen» in unseren Ohren zu -

nehmend verlockender. Im Safiental

geniesst man Winterruhe pur – zum

Beispiel beim Winterwanderwandern

nach Z’Hinderst, auf der Schneeschuhtour

zum Tenner Chrüz oder bei einer

stiebenden Tiefschneeabfahrt vom

Tällihorn. Und pssst… man schläft

wunderbar in diesem versteckten Tal,

wo die Nächte wohltuend still sind.

www.safiental.ch

Foto Markus Isenmann

APARTHOTEL MUCHETTA DAVOS

Im Bergdorf Wiesen zwischen Davos

und dem grössten Naturpark der Schweiz

– dem Parc Ela – erleben Sie die intakte

Natur von der Haustüre weg. Im Muchetta

wohnen Sie im Ein-, Zwei- oder gar

Drei-Zimmer-Apartment. Hotelrestaurant

für Frühstück und Abendessen

oder Selbstverpflegung. Kleiner Wellnessbereich

für Erwachsene mit Sauna,

Dampfbad und Whirlpool. Kleine

Gruppen willkommen. Pauschale ab

CHF 540/Studio/Frühstück/2 Pers./3 N.

Mehr unter T 081 410 41 00,

www.aparthotel-davos.ch

NATURZYT 51


Auf dem Kronberg ist

wohl einer der kürzesten

Winterrundwege mit knapp

500 Metern. Er bietet aber

die ideale Möglichkeit, dem

Nebel zu entfliehen, und

einen herrlichen Blick auf

das Nebelmeer.

Wer hier wohl

durch den Schnee

streifte.

Wenn der Schnee im Frühling schmilzt,

versorgt er die Pflanzen mit lebenswichtiger

Feuchtigkeit und füllt Flüsse und

Seen wieder auf.

Ein Spaziergang oder eine kleine Wanderung

an klarer, kalter Luft, das Knirschen

des Schnees unter den Füssen – das

sind nicht nur beeindruckende Momente

in der stillen Natur, sondern ein Winterzauber

der ganz besonderen Art.

Text Michael Knaus

Fotos AdobeStock

Nebelmeer über dem

Thunersee mit Blick zum

Niesen auf den gut

präpa rierten Wegen des

10 Kilo meter langen

Panoramawegs

Niederhorn-Waldegg.

52 NATURZYT


DANKE, DASS SIE NATURZYT

MIT IHREM ABONNEMENT

WEITERHIN UNTERSTÜTZEN!

Jedes Abonnement zählt, jeder Gönner* hilft.

Natur erfahren, erleben und bewahren.

Das ist NATURZYT.

Aus Liebe zur Natur.

Für nur CHF 29.50 für 4 Ausgaben im Jahr

schreibt die NATURZYT nicht nur über

unsere Natur, damit Sie diese näher erfahren

und erleben können, sondern auch, damit Sie

gemeinsam mit uns unsere Natur bewahren

und schützen lernen. Deshalb unterstützt

NATURZYT auch wichtige Naturprojekte

mit einem Teil der Abo-Einnahmen.

Aktuell unsere Wildtiere im Siedlungsraum.

Mehr dazu auf den Seiten 38–41.

Das will NATURZYT auch in Zukunft

tun. Deshalb danken wir Ihnen, wenn

Sie NATURZYT weiterhin treu bleiben

und uns als Abonnent oder als

Gönnerin und Gönner unterstützen.

Bleiben Sie uns treu und abonnieren Sie die NATURZYT.

Per Telefon 043 542 72 91, unter www.NATURZYT.ch/abonnieren oder mittels Abo-Talon auf Seite 63.

* Bei Personenbezeichnungen ist jeweils das andere Geschlecht mitgemeint.


Eisformen auf einer

gefrorenen Wasserpfütze

Normalerweise fotografiere ich im Winter klassi -

sche Landschaftsmotive. Doch ab und an verliere

ich mich in der Faszination der kleinen Details.

Ganz besonders dann, wenn ich irgendwo schöne

Eisstrukturen entdecke.

Manche Motive springen einen geradezu an. Andere sind

unscheinbar und entfalten sich erst mit einer bestimmten

Perspektive und dem richtigen Lichteinfall.

Kein Element gleicht dem anderen, und je länger man

fotografiert, desto tiefer taucht man in die grosse Welt der

kleinen Details ein.

Dann vergeht die Zeit wie im Flug, und man ist überrascht,

wenn es plötzlich eindunkelt. Und zu essen hat man auch

vergessen.

Ich wünsche Ihnen einen traumhaften Winter!

Text/Fotos Tobias Ryser

Naturwärts – auf den Spuren der Natur

Eisdetails

54 NATURZYT


NATURZYT 55

NATUR ERLEBEN


Eisstruktur am

Bergbach

Der Autor

Tobias Ryser arbeitet als selbstständiger Fotograf mit

Schwerpunkt Natur- und Landschaftsfotografie. Auf der

Suche nach dem perfekten Moment legt er grossen Wert

auf eine ästhetische Bildkomposition und atemberaubendes

Licht.

Tobias Ryser zählt zu den gefragtesten Naturfotografen

der Schweiz, seine Bilder werden regelmässig

publiziert und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet in

diversen nationalen und internationalen Wettbewerben.

Mehr Informationen unter:

www.tobias-ryser.ch, www.naturwaerts.ch

56 NATURZYT


Gewölbe einer

Gletscherhöhle

NATUR ERLEBEN

Strukturen auf

gefrorenem Schwarzeis

NATURZYT 57


Naturparks in der Oberrheinebene

Landschaftsidylle am

Wer entlang des südlichen Oberrheins die Natur erleben will, wird reich

belohnt. Hier kann man nicht nur in den weitläufigen Hügeln des Schwarzwalds

wandern: In der Rheinebene lassen sich auch zahlreiche Naturschutzgebiete

entdecken.

Die Loreley könnte ein Lied

davon singen, wie schön der

Anblick des Rheins vor noch

200 Jahren war. Die wilde

Furt unter ihr kostete so manch einem

Fischer das Leben. Unterhalb von Basel

jedoch, in der Oberrheinebene, prägte

der Rhein als frei fliessender Strom mit

mehreren Armen die Landschaft. Zwar

passierten im 19. Jahrhundert mit der

Rheinregulierung die ersten massiven

Eingriffe in das Flussökosystem, die im

20. Jahrhundert mit dem Bau des Rheinseitenkanals

intensiviert wurden. Dank

nationaler und internationaler Bemühungen

konnten jedoch Teile der Schwemmflächen

und Auen mit wertvollen Lebensgemeinschaften

erhalten bleiben.

Entsprechend interessant ist das Gebiet

entlang der oberen Rheinebene für Naturfreundinnen

und Pflanzenliebhaber. Denn

entlang des Oberrheins präsentiert sich

die Landschaft äusserst abwechslungsreich;

Fauna und Flora sind entsprechend vielfältig.

Geologisch stellt die Oberrheinebene

einen tief in die Erdkruste reichenden

Grabenbruch dar. Die Entstehung des

Oberrhein grabens begann vor rund 35

Millionen Jahren durch Dehnungen in der

Erdkruste, die zu einem Absinken der

Landschaft von Basel bis Mainz führten.

In Folge erhoben sich an den Grabenschultern

die Hügelketten des Schwarzwalds

und der Vogesen.

MAGERER BODEN FÜR ORCHIDEEN

Gleich nach der Grenze in der Nähe von

Basel findet sich im Elsass mit dem Reservat

Petite Camargue Alsacienne das erste

Natur-Juwel. Mit der Korrektur des Rheins

zwängte man den Fluss in ein enges Bett

von kaum 200 Metern Breite. Die dadurch

abgetrennten Altwasser in der französischen

Gemeinde Saint-Louis wurden ab

den 1860er-Jahren zur Aufzucht von

Lachsen genutzt. Heute bilden die historischen

Gebäude der Fischzucht das Zentrum

des Naturschutzreservats. Trockene

58 NATURZYT


Im Reservat Petite Camargue

sind Pirol, Kuckuck und

Nachtigall zu hören.

Oberrhein

Im Naturschutzgebiet

Taubergiessen

lässt sich die seltene

Flussseeschwalbe

beobachten.

und feuchte Zonen verschmelzen hier zu

einem komplexen Mosaik. Vor allem für

Vogelfreunde lohnt sich ein Besuch: Im

Frühling, oft aber auch im Spätsommer

und Herbst beobachtet man für die Region

seltene Vogelarten, wenn immer wieder

besondere Durchzügler hier eine Rast einlegen.

Bis zu hundert Arten an einem Tag

machen im April im Schutzgebiet Halt. In

dieser Zeit sind Pirol, Kuckuck und Nachtigall

zudem mit Sicherheit zu hören.

Überquert man die Grenze und folgt

dem Rhein weiter nördlich, kommt man in

der Nähe des deutschen Effringen Kirchen

zu einem kleinen, aber feinen Naturschutzgebiet.

Das Totengrien lag einst in der

Hauptrinne des Rheins, wo sich aufgrund

der starken Strömung kein Feinmaterial,

sondern ausschliesslich grobe Kiese ablagerten.

Auf dieser Basis konnte sich nur

eine flache Schicht Erdsubstrat entwickeln

– der perfekte Untergrund für Orchideen,

für deren Vielfalt das knapp drei Hektar

grosse Totengrien bekannt ist. Fast alle

standortheimischen Orchideenarten

sind hier zu entdecken, etwas das Helm-

Knabenkraut, die Hummel-Ragwurz und

die Mücken-Handwurz.

DER WILDE SÜDEN DEUTSCHLANDS

Selbstverständlich darf man auf der Route

entlang des Oberrheins das Biosphärengebiet

Schwarzwald und der Nationalpark

Schwarzwald nicht verpassen. Sie liegen

zwar etwas abseits des Rheins, doch sind

ein Muss, wenn man in der Gegend ist.

Das südlicher gelegene Biosphärenreservat

widmet sich der traditionellen, vom

Menschen geschaffenen Kulturlandschaft.

Wer unberührte Natur vorzieht, ist im

zwischen Baden-Baden und Freudenstadt

gelegenen, Nationalpark besser aufgehoben:

Mit dichten, atemberaubenden Wäldern,

sanft sprudelnden Bächen und 1000 Meter

hohen Gipfeln, von denen aus man eine

fantastische Aussicht geniessen kann, ist

dieses Schutzgebiet ein wahrhaft magischer

Ort. Auf tausenden Kilometern gut ge-

NATURZYT 59


Pflanzengeflüster am Oberrhein

Die Region Oberrhein mit ihren Naturparks,

Wildpflanzen, Moosen und

botanischen Gärten lässt sich wunderbar

zu Fuss, mit dem Fahrrad oder

im Rahmen einer geführten Expedition

erkunden. Ein besonderes Highlight

ist ein botanischer Kurztrip mit der

Pflanzenexpertin Lilo Meier an Bord

der Excellence Queen.

Bequem per Schiff führt die Reise

von Basel über Speyer, Heidelberg,

Breisach und Freiburg zu den botanischen

Gärten der Region.

Mehr Informationen zur botanischen

Reise unter: www.excellence.ch

Das kleine, aber feine

Naturschutzgebiet

«Totengrien», in welchem

viele Orchideen-Arten zu

entdecken sind.

pflegter Wanderwege lassen sich abwechslungsreiche

Bergrücken und tiefe Täler

erkunden, die im scheinbar undurchdringlichen

Wald verborgen sind, und

– mit dem Fahrrad oder zu Fuss – die

mystischen Wasserfälle, hoch aufragenden

Gipfel und antiken Ruinen entdecken.

EINE FAHRT MIT DEM KAHN

Zwischen den beiden Schwarzwald-Parks

liegt Freiburg im Breisgau, wo man unbedingt

einen Stopp einlegen sollte: Die Unistadt

mit historischem Zentrum ist berühmt

für ihren Bauernmarkt auf dem

Münsterplatz. Ein besonderer Geheimtipp

ist zudem der Heilpflanzengarten «Achillea»:

Hier wachsen neben der namensgebenden

Schafgarbe 200 verschiedene

Heilpflanzenarten. Die idyllisch angelegte

Pflanzensammlung ist Teil der ehemaligen

Freiburger Heilpflanzenschule Ursel

und bietet heute einer wachsenden biologischen

Vielfalt aus zahlreichen Insekten,

Kleinlebewesen, Vögeln, Amphibien und

Reptilien ein Zuhause.

Weiter nördlich hat auch Rust eine

Attraktion zu bieten – und nein, damit

meinen wir nicht den Europapark. Gleich

nebenan liegt das idyllische Naturschutzgebiet

Taubergiessen: Über eine Fläche von

2380 Fussballfeldern erstrecken sich weitläufige

Wiesen- und Waldlandschaften

und ein dichtes Gewässernetz, auf dem

örtliche Fischer die beliebten und traditionellen

Stocherkahnfahrten anbieten.

Nutria, schillernde Eisvögel und die seltene

Wohl etwas abseits,

aber doch entlang der

Route des Oberrheins

liegen das Biosphärengebiet

Schwarzwald

und der Nationalpark

Schwarzwald.

Flussseeschwalbe lassen sich dabei beobachten.

Sieben ausgeschilderte Themenwege

führen an die schönsten Flecken

des Gebiets.

BRUTPLÄTZE IM SANDSTEIN

Mag man dem Rheinlauf noch etwas weiter

nach Süden folgen, legt man den nächsten

Halt am besten in Heidelberg ein. Der

botanische Garten der altehrwürdigen

Universitätsstadt beherbergt eine Vielzahl

aussergewöhnlicher exotischer Wildpflanzen.

Wer lieber Einheimisches mag, fährt

rund 70 Kilometer westlich: An der französisch-deutschen

Grenze gelegen, teilen

sich die Nordvogesen und der Pfälzerwald

ein grenzüberschreitendes UNESCO-

Bio sphärenreservat. Lichte Kiefernwälder,

sonnige Wiesentäler und fast 150 sagen -

umwobene Burgen und Burgruinen prägen

die Gegend. Im grössten zusammenhängenden

Waldgebiet Deutschlands fühlen

sich Luchs, Wildkatze und Wanderfalke

wohl. Und mit etwas Glück entdeckt man

in den mächtige Felsentürme aus Buntsandstein

sogar ein brütendes Kolk rabenpaar.

Den letzten Brutnachweis in Rheinland-Pfalz

gab es vor gut 80 Jahren, danach

galt der grosse Rabe, der eine Flügelspannweite

von bis zu 1,35 Metern hat, als ausgerottet.

Heute fühlt er sich in der Gegend

zum Glück wieder wohl und tut das mit

seinen typischen rauen «Kras» kund.

Text Helen Weiss Fotos AdobeStock


Mit

Experten-

Begleitung

Lilo Meier


Zu guter Letzt

Naturerlebnisse –

Natur erfahren, bewahren, erleben

DEZEMBER

Natureinsatz: Heckenpflanzung auf

dem Lebenshof Wannenwis

07.12.24 | 9.00–15.30 Uhr

Gratis | Waldkirch (SG)

www.wwfost.ch | 071 221 72 30

Kurs: Natürliche Rosengärten

anlegen und pflegen

07.12.24 | 9.00–12.00 Uhr

CHF 100 | Wängi (TG)

www.gartenland.ch | 052 378 21 84

Kurs: Räuchern zur Wintersonnenwende

und den Raunächten

12.12.24 | 13.30–17.00 Uhr

CHF 100 | Ellikon a.d. Thur (TG)

www.ernestine-astecker.ch

043 322 86 70

Exkursion: Im Reich der Biber

14.12.24 | 10.00–12.30 Uhr

CHF 15 | Pfyn (TG)

www.wwfost.ch | 071 221 72 30

Erlebnis: Tierpark-Zmorge und Führung

15.12.24 | 09.00–12.00 Uhr

CHF 49 | Tierpark Goldau (SZ)

www.tierpark.ch | 041 859 06 06

Naturerlebnisse und -angebote

Mehr Erlebnisse, um Natur zu

erfahren, erleben und bewahren auf

www.naturzyt.ch.

Hast Du ein spannendes Natur angebot?

Melde es uns an

redaktion@naturzyt.ch

Schneeschuhtour:

Aussichtsreiches Buochserhorn

27.12.24 | 10.00–17.00 Uhr

CHF 80 | Niederrickenbach (NW)

www.wander-plausch.ch

079 321 68 56

JANUAR

Exkursion:

Wintergäste an unseren Gewässern

05.01.25 | 13.15–16.00 Uhr

kostenlos | Interlaken (BE)

www.pronatura-be.ch

031 352 66 00

Kurs: Vögel illustrieren

18.01.25 | 09.00–16.00 Uhr

CHF 95 | Kleindöttingen (AG)

www.naturzentrum-klingnauerstausee.ch

056 268 70 60

Besuch Greifvogelstation:

Bartgeier

18.01.25 | 09.00–11.30 Uhr

CHF 40 | Berg am Irchel (ZH)

www.greifvogelstation.ch

052 318 14 27

Schneeschuhtour: Leuggelenstock

– am Fusse des Glärnisch

19.01.25 | 09.00–16.00 Uhr

CHF 80 | Luchsingen-Hätzingen (GL)

www.wander-plausch.ch

079 321 68 56

Kurs:

Einführung in die Naturkosmetik

25.01.25 | 10.30–14.30 Uhr

CHF 135 | Frenkdorf (BL)

www.heilsam-en.ch

079 654 55 03

FEBRUAR

Exkursion: Zu den Bibern in der Stadt

01.02.25 | 16.00–18.00 Uhr

CHF 40 | Zürich (ZH)

www.wwf-zh.ch | 044 297 22 22

Exkursion: Wildpflanzen im Winter

07.02.25 | 14.00–16.00 Uhr

CHF 60 | Lachen (SZ)

www.naturspruenglich.ch

Exkursion: Tierspuren im Winter

08.02.25 | 09.30 bis 13.30 Uhr

CHF 15 | Wildhaus (SG)

www.wwfost.ch | 071 221 72 30

Exkursion:

Wildschweine im Gippinger Grien

08.02.25 | 09.00–12.00 Uhr

CHF 15 | Kleindöttingen (AG)

www.naturzentrum-klingnauerstausee.ch

056 268 70 60

Besuch Greifvogelstation

«Eulen im Frühling»

22.02.25 | 09.00–11.30 Uhr

CHF 40 | Berg am Irchel (ZH)

www.greifvogelstation.ch

052 318 14 27

Vortrag: Der Rotmilan –

Ein Opportunist im Aufwind

25.02.25 | 20.00–21.30 Uhr

Kollekte | Langnau (BE)

www.pronatura-be.ch | 031 352 66 00

Schneeschuhtour:

Juralandschaft auf dem Moron

27.02.25 | 09.50–17.00 Uhr

CHF 80 | Malleray (BE)

www.wander-plausch.ch | 079 321 68 56

62 NATURZYT


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Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige Naturprojekte mit einem Teil aus den Abo-Einnahmen.

Aktuell unsere Wildtiere im Siedlungsraum. Mehr dazu auf den Seiten 38–41.

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