NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin - Ausgabe Dezember 2024
Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50
Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT.
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Aus Liebe zur Natur.
Nr. 47 | Dezember 24 – Februar 25 | CHF 7.90
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Mehr ab Seite 38
Natur erfahren
Auch Tiere machen
Geschenke
Natur bewahren
Spuren
im Schnee
Natur erleben
Winterzauber
im Schnee
Natur erfahren
Meisterwurz –
die Kaiserin der Wurzeln
Natur bewahren
Lebendiger
Boden
Natur erleben
«I gloub,
i gangä no meh»
Tag für Tag ziehen
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EDITORIAL
Impressum
NATURZYT 12. Jahrgang
Knaus Marketing- & Verlagsservice
Sonnhalde 37
8602 Wangen
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Telefon 043 542 72 91
michael.knaus@kmvs.ch
Freie und ständige Mitarbeiter
Virginia Knaus, Michael Knaus,
Daniel Fleuti, Ernestine Astecker,
Tobias Ryser, Marwin Zander,
Gaby Kistler, Katja Rauchenstein,
Helen Weiss, Lisa Wirthner
Grafik & Produktion
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Bildbearbeitung
Heinz Weber
Vielen Dank
Titelbild
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Korrektorat
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die auch bei uns direkt auf die Umsätze
durchschlagen. Sinkende Anzeigenerlöse
sind keine Neuigkeit, doch die globalen
Unsicherheiten beschleunigen diesen
Trend stärker, als es NATURZYT lieb ist.
Diese Lücke durch neue Abonnenten
und Gönner zu schliessen, ist nicht ganz
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NATURZYT ist es deshalb ein grosses
Anliegen, Ihnen, liebe Abonnenten,
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nicht möglich, weiterzubestehen und
für Sie alle über unsere Natur zu berichten.
Vielen Dank für Ihre Treue!
NATURZYT hofft, auch alle Leser
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Themen zu begeistern, um sie als Abonnent
oder Abonnent und Gönner zu gewinnen
und so langfristig zu bestehen
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Ein grosser Dank geht ebenfalls an
unsere Autoren, die seit Jahren unsere
NATURZYT prägen und mit Leidenschaft
ihr Wissen über die Natur mit uns teilen.
Danke auch an unsere Layouterin und
der Druckerei, die NATURZYT zum Leben
erwecken, und an die fleissigen Bewohner
der Stiftung WohnWerkWangen, die
jede NATURZYT mit Liebe von Hand verpacken
und auf den Weg zu unseren
Abonnenten und Gönnern bringen.
NATURZYT möchte mit Ihnen zusammen
unsere Natur bewahren und
Ihnen diese näherbringen, damit Sie
sie intensiver erfahren, erleben und
schätzen lernen. NATURZYT möchte
auch nächstes Jahr wichtige Naturprojekte
mit einem Teil der Abo-Einnahmen,
aktuell unsere Wilden Nachbarn
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Danke, dass Sie uns treu bleiben.
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Natur ERFAHREN, Natur ERLEBEN
und Natur BEWAHREN – das ist
NATURZYT. Aus Liebe zur Natur.
Bleiben Sie gesund, geniessen Sie die
Winter- und Adventszeit und kommen
Sie mit NATURZYT gut ins neue Jahr.
Herzlichst
Ihr Michael Knaus
NATURZYT 3
Seite 14
Auch Tiere machen Geschenke
Seite 22
Meisterwurz –
die Kaiserin der Wurzeln
Inhalt
3 Editorial/Impressum
4 Inhaltsverzeichnis
7 Wissenswertes
Wie überwintern eigentlich unsere Tagfalter?
8 Entdeckt & Fair
Aus vielen Teilen gibt es ein Ganzes und die
Pihapuu-Decke aus dem hohen Norden.
10 Bastel-Tipp
Leuchtende Weihnachtswichtel für die Adventszeit.
62 Zu guter Letzt
Naturerlebnisse und -angebote für die Winterzeit.
Natur erfahren
12 Natur und Homöopathie
Die Christrose – Königin der Winterblüher.
14 Auch Tiere machen Geschenke
Die Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun, ohne dafür eine
Gegenleistung zu erwarten, wurde bisher nur Menschen
zugeschrieben. Aber Geschenke im weitesten Sinn gibt
es auch in der Natur.
20 Gabys Natur-Tagebuch
Von Klunker tragenden Bäumen und Spannrückigkeit.
22 Meisterwurz – die Kaiserin der Wurzeln
Die Meisterwurz hilft bei Verdauungsbeschwerden,
Magenverstimmung und Bronchialkatarrh. Sie wirkt
immunstimulierend und schleimlösend.
4 NATURZYT
INHALT
Seite 38
Spuren im Schnee
Seite 46
Winterzauber im Schnee
Seite 42
«I gloub, i gangä no meh»
Natur bewahren
26 Tierisch gute Interviews
Cornelius Bouquetin des Alpes aus der Region des
Creux du Van im Gespräch mit NATURZYT.
30 Lebendiger Boden
Im Boden wimmelt es von Springschwänzen, Regenwürmern
und Mikroorganismen. Sie zersetzen die
Biomasse und bilden daraus wertvollen Humus.
36 Guetzli-Zyt mit Schweizer Urdinkel
Schokoladen-Guetzli mit Mohn, Dattel-Makrönchen und
Baumnuss-Plätzchen für eine genussvolle Adventszeit.
38 Spuren im Schnee
Wenn die Welt im weissen Schneekleid erstrahlt, wird
es auch im Siedlungsraum spannend.
Natur erleben
42 «I gloub, i gangä no meh»
Ohne den Lauenensee wäre die Schweiz um eine der
schönsten Balladen und um ein bezauberndes Moorgebiet
ärmer. Er zieht Schneeschuhläufer in seinen Bann.
46 Winterzauber im Schnee
Glitzernder Schnee, blau leuchtender Himmel in weiss
bedeckter Landschaft haben ihren ganz besonderen Reiz.
54 Eisdetails
Wenn Tobias Ryser sich in der Faszination der kleinen Details
verliert, wenn er irgendwo schöne Eisstrukturen entdeckt.
58 Landschaftsidylle am Oberrhein
Weitläufige Hügel des Schwarzwaldes und zahlreiche Naturschutzgebiete
entlang des südlichen Oberrheins erleben.
NATURZYT 5
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… weiterhin und noch stärker, naturnaher und
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WISSEN
Wissenswertes
WIE ÜBERWINTERN EIGENTLICH TAGFALTER?
Den ganzen Sommer über flattern Schmetterlinge
von Blüte zu Blüte, aber wie überwintern sie eigentlich,
insbesondere die Tagfalter? Viele Arten sterben
nach der Eiablage und vor dem Wintereinbruch.
Daher ist klar, dass die meisten Schmetterlinge als
Ei oder Raupe überwintern und sich erst im nächsten
Frühjahr zum Falter entwickeln. Es gibt jedoch Ausnahmen:
Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Grosser
Fuchs und Admiral überwintern als ausgewachsene
Falter. Sie suchen wettergeschützte Unterkünfte wie
Baumhöhlen oder Gebäude auf. Auch der Zitronenfalter
folgt diesem Muster, wird jedoch oft auch im
Freien angetroffen.
Allen gemeinsam ist, dass sie, wie viele andere
Insekten, in eine sogenannte Winterstarre verfallen,
wenn die Aussentemperaturen entsprechend sinken.
Bei der Wahl ihres Winterquartiers können jedoch
Fehler passieren. Finden sie im Herbst Unterschlupf
auf Dachböden oder in Kellern, die im Winter beheizt
werden, kann das problematisch werden. Steigt die
Umgebungstemperatur, wird der Falter aktiv, da sein
Körper sich auf den Frühling einstellt. Er flattert umher
und verbraucht Energie, obwohl es keine Nahrung
gibt, was oft zu seinem Tod führt.
Wer also einen Schmetterling im Hausflur, Keller
oder auf dem Dachboden entdeckt, sollte ihn in Ruhe
lassen, solange der Raum im Winter kühl bleibt.
Befindet sich der Falter jedoch in einem ungeeigneten
Raum, sollte man ihn einfangen und an einen kühlen,
trockenen Ort wie eine Garage oder einen Schuppen
bringen.
Zitronenfalter
FROSTGESCHÜTZT ALS EI, RAUPE ODER
PUPPE ÜBERWINTERN
Der Zitronenfalter ist in der Lage, auf ein frostgeschütztes
Winterquartier zu verzichten, und
man kann ihn mit viel Glück bei frostigen Temperaturen
hinter Efeuhecken oder im Gras entdecken.
Er nimmt hier seine Ruheposition ein
und klappt seine Flügel nach oben. Durch die
Abgabe von Wasser, welches sich in seinem Körper
befindet, verringert er den Gefrierpunkt. Es
sinkt seine Körpertemperatur und alle Funktionen
für das Überleben werden auf das notwendige
Minimum gefahren.
Der Nierenfleck legt im Sommer seine Eier
auf die passende Futterpflanze, wo diese auch
überwintern. Bläulinge beispielsweise überleben
die kalte Jahreszeit im Raupenstadium, während
der Schwalbenschwanz und der Aurorafalter
bereits verpuppen, bevor die Temperaturen zu
kalt werden.
Kleiner Fuchs
Tagpfauenauge
Text Michael Knaus Fotos AdobeStock
NATURZYT 7
Entdeckt & Fair
Pihapuu-Decke von Lapuan Kankurit
Die Pihapuu-Decke vereint in
ihrer hochwertigen Verarbeitung
58% Merinowolle und
42% Bio-Baumwolle, was für
wohlige Wärme und aussergewöhnlichen
Komfort sorgt. Die kunstvollen Muster
zeigen die Blätter und Früchte der in
Finnland weit verbreiteten Eberesche und
verleihen der Decke einen einzigartigen
Charakter in der ansprechenden Farbvariation
Beige-Brown-Black.
Lapuan Kankurit legt grossen Wert
auf Nachhaltigkeit und verwendet aus -
schliesslich natürliche sowie verantwortungsbewusst
bezogene Materialien. Die
umweltfreundlichen und ethisch vertretbaren
Herstellungsverfahren sind für das
Unternehmen von zentraler Bedeutung.
Die gesamte Produktion findet in der firmeneigenen
Weberei in Lapua, Finnland,
statt. Alle Produkte sind Öko-Tex-zertifiziert,
was garantiert, dass sie frei von
schädlichen Chemikalien sind und während
der gesamten Produktionskette umweltfreundliche
Verfahren angewendet
werden.
Die Pihapuu-Decke ist für CHF 199
im Online-Shop changemaker.ch und in
den Läden in Baden (Badstrasse 34), Basel
(Marktgasse 16), Bern (Spitalgasse 38),
Luzern (Kramgasse 9), Schaffhausen
(Vordergasse 55), Thun (Obere Hauptgasse
35), Winterthur (Marktgasse 39)
oder Zürich (Marktgasse 10 und Europaallee
43) erhältlich.
WWW.KATZENSOFA.BLOG/KALENDER
KATZENFOTOGRAFIE
IG @purrfectness_catphotography
AUS LEIDENSCHAFT
KATZENKALENDER 2025
Mauswiesel
und Hermelin
Kleine Tiere, grosse Jäger.
Naturmuseum Winterthur
24. November 2024 bis 4. Mai 2025
natur.winterthur.ch
Eine Ausstellung des
Naturmuseums Solothurn
Neu: KATZEN-JOURNAL
Das Notizbuch für Termine, Medikamentengabe,
Gewichtskontrolle, Training, Erinnerungen
KATZENKALENDER
farbig und schwarzweiss
Strassen- und Studiofotografie
ADOPTIONS-BILDER
Vermittlungsfotos für Tierheimkatzen
DIE UNSICHTBAREN sichtbar machen
Viele Teile ergeben ein Ganzes
Wenn Kinder in der
kühleren Jahreszeit
lieber in der Wohnung
statt draussen spielen,
kann es schon mal etwas lauter werden.
Eine sinnvolle Beschäftigung, welche
erst noch etwas Ruhe bringt, sind Puzzles.
Durch genaues Hinschauen und Ausprobieren
und mit etwas Konzentration,
Geduld und Ausdauer wird aus einzelnen
kleinen Teilen ein grosses Ganzes. Neben
einem schönen Bild führt jedes vollendete
Puzzle bei Kindern und auch Eltern
zu einem tollen Erfolgserlebnis.
Die Puzzles in verschiedenen Grössen
und Sujets werden in der Holzwerk-
statt der Stiftung Weizenkorn, die über
300 Menschen einen begleiteten Arbeitsplatz
zur Verfügung stellt, von Hand
gefertigt. Aus einer Kombination vom
speziellen Druckverfahren, welches die
Bilder strahlen lässt, farbecht ist und
auch nicht abfärbt, sowie den stabilen
Holzteilen, wird ein langlebiges Spielzeug
erstellt.
Eine Auswahl an Puzzles von Weizenkorn
findet man bei fairSCHENKEN
(fairschenken.ch) ab CHF 9.95.
Homöopathie
von OMIDA.
Taschenapotheke
mit 32 Einzelmitteln
Erhältlich in Apotheken und Drogerien.
Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Angaben auf der Packung.
Schwabe Pharma AG,
Küssnacht am Rigi
Bastel-Tipp
Leuchtende
Weihnachtswichtel
10 NATURZYT
So machen wir’s
Und schon ist wieder ein Jahr
vorbei und bald ist wieder
Weihnachten. Die Tage werden
trüber und dunkler, und
man ist nicht mehr so viel draussen unterwegs.
Jetzt ist wieder Zeit zum Basteln;
ob für Weihnachtsgeschenke oder als
Dekoration für die eigenen vier Wände,
es macht einfach Spass, immer wieder
mal etwas Neues auszuprobieren.
Heute upcyclen wir mal wieder etwas
und machen kleine – oder auch grosse
– leuchtende Weihnachtswichtel aus
gebrauchten Schraubgläsern, welche
Freude und ein heimeliges Licht in der
dunklen Jahreszeit verbreiten.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine
lichtvolle Adventszeit, besinnliche Weihnachten
und ein frohes neues Jahr und
natürlich viel Spass beim Nachbasteln.
Euer NATURZYT-DIY
Virginia Knaus
Text/Fotos Virginia Knaus
Schritt für Schritt
MATERIALLISTE:
• Altes Plastiktischtuch oder
sonstiges als Unterlage
• Gewaschene Marmeladen- oder
Gurkengläser mit Schraubdeckel
• Stoffe für Mütze und Bart, dazu
Schere, Schreiber und Massband
• Draht und dazu Drahtschneider
• Batteriebetriebene Lichterkette
dazu Heissleimpistole
• Runde Kugel (Styropor, Holz,
Pompon) für die Nase und andere
weihnachtliche Dekomaterialien
Schritt 1:
Als Erstes braucht ihr ein gewaschenes
Schraubglas ohne Etiketten. Dann
schneidet ihr aus dem Kunstfellstoff
ein Stück aus, welches das Glas etwa
zur Hälfte verdeckt. Zeichnet eine
Rundung ein und schneidet das
Stoffstück zu.
Schritt 2:
Messt den Deckel rund herum mit
dem Massband und gebt noch ca.
2–3 cm dazu. Zeichnet jetzt mit einem
Stift ein Dreieck und schneidet es aus.
Legt den Mützenstoff mit der schönen
Seite nach unten auf den Tisch. Nun
zieht ihr an der Längsseite nahe dem
Rand einen Streifen mit der Heissklebe
pistole und legt dort den Stoff
sofort um. Dreht den Stoff nun mit
dem schönen Teil nach oben. Jetzt
wieder eine Linie an der Aussenkante
mit dem Heisskleber, diesmal auf der
schönen Stoffseite vom Saum bis zur
Spitze. Sofort zuklappen und andrücken.
Danach die Mütze umdrehen.
Schritt 3:
Jetzt schneidet ihr einen Draht zu,
welcher vom Saumende bis hoch in
die Spitze geht. Schiebt nun den abge
schnittenen Draht in die Mütze bis
zum Spitz und klebt den unteren Teil
hinter den Saum. Dann nehmt ihr die
fertige Mütze und klebt sie sorgfältig
an den Aussenrand des Schraubdeckels.
Stück für Stück. Platziert die
Mütze so, dass der Saum vorne nur
gerade den Rand deckt und der hintere
Teil mit dem Spitz nach unten übers
Glas geht. Klebt ihn aber trotzdem
nur am Deckelrand fest.
Schritt 4
Jetzt klebt ihr noch den Bart so auf
dem Glas fest, dass er direkt unter
dem Mützenrand liegt, darauf kommt
dann noch die Nase. Nun verziert ihr
die Mütze mit glitzernden Weihnachtssternen,
Zweigen etc. Am Schluss
noch die kleine Lichterkette an den
Deckel kleben und die Lämpchen ins
Glas stecken. Anzünden, den Mützendeckel
wieder aufsetzen und sich an
dem kleinen glitzernden Wichtel
erfreuen, welcher wie ein kleiner
Stern im Dunkeln leuchtet.
NATURZYT 11
Natur und Homöopathie
Die Christrose –
Königin der Winterblüher
Die Christrose (Helleborus niger) erstrahlt ab Dezember
mit weissen Blüten und trotzt eisiger Kälte. Robust
und pflegeleicht, bringt sie winterliche Pracht in den
Garten oder auf den Balkon.
Marwin Zander arbeitet
als eidg. dipl. Homöopath in Chur. Er ist
Dozent an der SHI Homöopathieschule
und in seinem Podcast beschäftigt er
sich mit wichtigen Bereichen in der
klassischen Homöopathie. Weitere Informationen:
www.marwinzander.ch,
079 638 88 90
HELLEBORUS NIGER: EIGENSCHAFTEN
UND HERKUNFT DER PFLANZE
Während sich die meisten Pflanzen im
Winterschlaf befinden, entfaltet die Christrose
(Helleborus niger) ihre Blüten oft
schon im Dezember. Bekannt auch als
Schneerose oder Schwarzer Nieswurz, beeindruckt
sie mit weissen, schalenförmigen
Blüten. Diese Staude aus der Familie der
Hahnenfussgewächse wird 10 bis 30 Zentitimeter
hoch. Sie stammt ursprünglich aus
Südostasien. Nach der letzten Eiszeit vor
etwa 20 000 Jahren fand sie ihren Weg
nach Europa. Heute wächst sie in den südlichen
und östlichen Kalkalpen, vorzugsweise
in Wäldern und Gebüschen bis auf
1900 Meter Höhe. In der Schweiz ist sie jedoch
selten und findet sich nur an einigen
Stellen im Tessin. Ihr immergrünes Laub
und ihre giftigen Pflanzenteile, die bei
Hautkontakt zu Reizungen führen können,
machen sie auch abseits der Blütezeit zu
einer attraktiven, aber vorsichtig zu behandelnden
Zierpflanze.
12 NATURZYT
Wenn der Grossteil
der Natur schläft,
haben Christrosen ihren
grossen Auftritt.
Sie blühen von
Dezember bis März.
HELLEBORUS IN MYTHOLOGIE
UND FOLKLORE
Der Name «Christrose» geht auf die Tradition
zurück, die Pflanze zu Weihnachten
blühen zu lassen. Einer Legende nach entsprangen
die ersten Christrosen den Tränen
eines Hirten, der nichts für das Jesuskind
mitbringen konnte. Der Name «Schwarzer
Nieswurz» verweist auf die Verwendung
des Rhizoms als Niespulver und dessen
historische Rolle in der Medizin. In der
griechischen Mythologie war Helleborus
ein Heilmittel gegen Wahnsinn und Melancholie,
entdeckt vom Hirten Melampus.
HELLEBORUS IN DER NATUR-
HEILKUNDE: FRÜHER HEILMITTEL,
HEUTE ZIERPFLANZE
In der Antike und im Mittelalter galt
Helleborus niger als starkes Heilmittel
gegen Krampfleiden, Wutanfälle und
Melancholie. Er wurde auch als menstruationsförderndes
und abtreibendes Mittel
eingesetzt. Dioskurides beschrieb seine
embryotötende Wirkung, und bereits
im 15. Jahrhundert war die Wurzel der
«Schwarzen Nieswurz» als Arznei bekannt.
Im 16. und 17. Jahrhundert warnten Kräuterbücher
jedoch vor der giftigen Wirkung:
«Drei Tropfen machen rot, 10 Tropfen
machen tot.» Im 18. Jahrhundert spezialisierte
sich der Einsatz auf die Schneerose,
und in der frühen Neuzeit empfahl Paracelsus
sie als Diuretikum und Mittel gegen
Epilepsie, Wahnsinn und Gicht. Obwohl
um 1900 die Wirkung des Hellebrins auf
das Herz untersucht wurde, scheiterte der
Versuch, ein medizinisches Präparat zu
entwickeln. Heute wird die Pflanze nicht
mehr als Phytotherapeutikum, sondern
nur noch in der Homöopathie verwendet.
HELLEBORUS IN DER HOMÖOPATHIE
In der Homöopathie ist Helleborus niger
ein bewährtes Mittel für schwere Krankheiten,
die mit geistiger und körperlicher
Schwäche einhergehen. Es wird bei Zuständen
von Stumpfheit, mangelnder Reaktion
und Verwirrtheit eingesetzt, besonders bei
schweren Erkrankungen des Verstandes
und des Gehirns. Typische Anwendungen
sind geistige Erschöpfung, Gedächtnisstörungen,
Konzentrationsschwierigkeiten
und Traurigkeit, oft nach emotionalem
Schock wie Liebeskummer. Auch bei
Muskelschwäche, Lähmungen, Zuckungen
und Krämpfen wird es verabreicht.
Helleborus wird besonders empfohlen,
wenn sich der Zustand des Patienten kontinuierlich
verschlechtert und starke
Schwäche auftritt, wie bei Wasseransammlungen
(Ödemen) oder Schwellungen. Es
gilt auch als Mittel bei Krampfanfällen
nach unterdrückten Hautausschlägen oder
nach Verletzungen.
In verdünnter Form, wie sie in der
Homöopathie üblich ist, ist die Pflanze
ungefährlich und kann die Symptome
ohne die toxische Wirkung der rohen
Pflanze lindern. So wird Helleborus niger
heute vor allem in Globuli- oder Tropfenform
verwendet, um das geistige Gleichgewicht
und die körperliche Kraft wiederherzustellen.
Die Christrose beeindruckt nicht nur
durch ihre winterliche Blütenpracht, sondern
auch durch ihre reiche Geschichte
in Mythologie, Medizin und Homöopathie.
Heute ziert sie vor allem Gärten, während
ihre Heilkräfte in verdünnter Form weiterhin
genutzt werden, um Körper und Geist
zu stärken.
Text Marwin Zander Fotos Adobe Stock
Die Anwendung der aufgeführten Mittel
erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt
keinen Arztbesuch. Eine Haftung des Verfassers
bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
NATURZYT 13
Mit einem leckeren
Fisch bezirzt der Eisvogel
seine Angebetete.
Auch Tiere mach
Die Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun, ohne dafür eine Gegenleistung
zu erwarten, wurde bisher nur Menschen zugeschrieben.
Zwar sind Papier und Schleifchen Tieren fremd, doch Geschenke im
weitesten Sinn gibt es auch in der Natur.
14 NATURZYT
NATUR ERFAHREN
en Geschenke
Ein paar Beeren, ein besonders
schmackhafter Fisch oder eine
fette Fliege: Die Geschenke,
die sich zahlreiche Tierarten
machen, mögen uns Menschen nicht
sonderlich kostbar erscheinen. Im Tierreich
sind sie jedoch Gold wert, denn
wer in der Natur Futter teilt, gräbt seine
eigenen Ressourcen ab. Weihnachten
kennen Tiere nicht, deshalb gibt’s die
Präsente vorzugsweise zur Hochzeit:
Meist sind es Männchen, die diese wertvollen
Gaben einem Weibchen zukommen
lassen. Das jedoch nicht ohne Eigennutz,
denn in der Regel erwarten sie dafür
eine Gegenleistung – Sex.
NATURZYT 15
Das Verschenken von Futter oder
anderen praktischen Dingen für eine
bestimmte Leistung hat sich evolutionär
entwickelt und gehört bei gewissen Tierarten
zum Balzverhalten. Es ist Teil der
sexuellen Selektion, denn je grösser das
Geschenk, umso attraktiver wirkt das
Männchen auf das Weibchen. Vereinfacht
gesagt: Je grösser oder kostbarer das
Geschenk, umso besser eignet sich das
Männchen aus Sicht des Weibchens als
Vater ihres Nachwuchses.
KIESELSTEINE, FISCHE UND
FREIFLUG
Wenn also ein Adelie-Pinguinmännchen
einem Weibchen ein Steinchen schenkt,
dann ist das eine Geste von unerhörter
Grosszügigkeit. Im Pinguin-Lebensraum
aus Eis und Schnee sind Steine kostbar,
sogar überlebenswichtig. Denn kleine
Plateaus aus Kieseln dienen als Unterlage
für das Ei, damit es bei Tauwetter mit anschliessendem
Frost nicht im Eiswasser
gefriert. Ein Steinchen gilt bei den Vögeln
am Südpol also als stabile Währung.
Pinguin-Weibchen geben sich dafür
ihrem Partner hin. Sie treffen sich aber
auch zu Schäferstündchen mit fremden
Männchen, sofern diese sich ebenfalls
mit einem Kiesel erkenntlich zeigen.
Ähnliche Beispiele wurden auch bei
anderen Tierarten erforscht und doku -
men tiert. So ist etwa der Eisvogel ein
Kavalier alter Schule: Nicht nur, dass er
seiner Angebeteten mit stolzgeschwellter
Brust einen frisch gefangenen Fisch
Auch Geschenke in Form
von Serviceleistungen
wie Lausen erhalten die
Freundschaft. Zumindest
bei den Pavianen.
Selbstloses Verhalten gibt
es nicht im Tierreich. Die
Wanderratte jedoch beweist
das Gegenteil.
16 NATURZYT
NATUR ERFAHREN
Adelie-Pinguine schenken sich
gegenseitig Steine: Eine stabile
Währung für diese Tierart, da sie
sie für den «Nestbau» benötigen.
zum Geschenk macht. Nein, beim Überreichen
verbeugt er sich auch noch höflich
vor ihr. Die lohnende Taktik des Schenkens
wurde auch bei Schimpansen beobachtet.
Männchen, die regelmässig ihre Beute mit
Weibchen teilen, paaren sich deutlich
häufiger als «geizige» Artgenossen. Ein
schönes Geschenk haben auch Rollwespen
für ihre Herzensdame: Den flügellosen
Weibchen wird ein ausgiebiger Freiflug
mitsamt Abendessen spendiert. Die männlichen
Tiere tragen die weiblichen von
Blüte zu Blüte und lassen sie dort vom
Nektar naschen. Klar, dass das mächtig
Eindruck macht und die Attraktivität des
kleinen Romeos erhöht.
BILLIGE ATTRAPPEN
Doch nicht nur Ausflüge, sondern auch
Beute wird bei Insekten verschenkt. Hierbei
gilt: Je grösser das Geschenk, umso
länger dauert die Kopulation. Denn je
intensiver das Weibchen mit der fetten
Beute beschäftigt ist, desto mehr Zeit hat
das Männchen, seine Herzensdame in
aller Ruhe zu begatten. Wie wählerisch
die Weibchen sind, zeigt das Beispiel der
in Australien heimischen Hängefliege. Ist
das grosse, einer Schnake ähnliche Insekt
auf Brautschau, hängt es sich kopfüber
an die Unterseite eines Blattes, fängt mit
den Hinterbeinen Fliegen und verströmt
dann einen Duftstoff. Davon angelockt,
hängt sich ein Weibchen dem Männchen
gegenüber ans Blatt und beisst in die
offerierte Gabe, was das Männchen sofort
für einen Kopulationsversuch ausnützt.
Ist das Geschenk allerdings zu klein oder
nur ein minderwertiger Marienkäfer, dreht
das Weibchen schnell seinen Unterleib
weg. Je grösser aber das Geschenk, desto
länger lässt sich das Weibchen Sex gefallen,
und umso grösser ist schliesslich die
übertragene Samenmenge.
Männchen gewisser Spinnenarten
oder Gottesanbeterinnen gehen sogar
noch weiter. Hier heisst es: Lieber tot als
niemals Sex. Als terminales Geschenk
opfern Männchen ihr Leben und lassen
sich während der Paarung vom Weibchen
fressen. Die Männchen gehen also trotz
ihres Überlebenstriebs dem Drang zur
Fortpflanzung nach. Bei anderen Arten
hingegen hat sich das Schenken vollkommen
verselbstständigt. So überreichen
einige Listspinnen ihrer Angetrauten statt
einem in Seide gewickelten Insekt lediglich
noch die Geschenkverpackung ohne
Inhalt. Die Listspinnendamen akzeptieren
die Überraschung: Hier hat sich der
NATURZYT 17
wand, um ihre Liebste zu bezirzen. Sie
sind begnadete Innendekorateure und
bauen eine Prunkallee aus Zweigen. Diese
wird mit allerlei Tand geschmückt:
Bon bon papiere, leere Getränkedosen
oder Muscheln – je nach Art in Rot, Blau
oder Grün – werden geschmackvoll
arrangiert, bevor bei der Balz für das Weibchen
getanzt und ihr besonders hübsche
Gegenstände mit dem Schnabel überreicht
werden.
Evolutionär ist der Aufwand der
Laubenvögel eigentlich unsinnig, denn
die Natur setzt nicht auf Ästhetik. Trotz
allem ist es für den Laubenvogel-Mann
lohnend, ein schönes Nestgebilde vorzuweisen,
um die Liebe seines Lebens zu
finden: Ein Männchen, das noch die Kraft
hat, überflüssige Ornamente auszubilden,
muss aus Sicht des Weibchens gute Qualität
aufweisen, also «gute Gene» haben. Dabei
funktionieren wir Menschen ganz ähnlich
– ein grosser Brillantring etwa beeindruckt
viele Frauen und zeigt ihnen, dass
der Mann in der Lage ist, sie reichlich
zu versorgen. Denn auch unser Schenkverhalten
ist nicht wertefrei: Erhalten
wir ein billiges Präsent, freuen wir uns
nicht sonderlich darüber. Ein Geschenk
muss zum Ausdruck bringen, was uns
das Gegenüber wert ist.
Vorgang der Geschenkübergabe zum
reinen Ritual verändert. Der Hang der
Männchen, möglichst billig davonzukommen,
also mit wenig Aufwand viel zu
erreichen, ist eine Weiterentwicklung in
der Selektion. Die Weibchen unterliegen
hingegen dem gegenteiligen Selektionsdruck.
Im Tierreich finden wir also ähnliche
Geschlechterkonflikte, wie wir sie
auch von Menschen kennen.
Die Gottesanbeterin
ist «gefährlich»
und scheut sich nicht,
ihren Bräutigam
während der Kopulation
zu verspeisen.
BEGNADETE INNENDEKORATEURE
Bei der Art der Geschenke beweisen
gewisse Tierarten auch einen Sinn für
Ästhetik. So überreichen einige Vogel -
arten nicht praktische Dinge wie Futter
oder Nistmaterial. Australische Staffelschwänze
etwa buhlen mit besonders
schönen Blütenblättern um die Gunst
eines Weibchens. Laubenvögel hingegen
betreiben einen weitaus grösseren Auf-
KOOPERATIVE WANDERRATEN
Dem Menschen vorbehalten schien bis
anhin jedoch das altruistische Verhalten,
also jemandem seine Hilfe anzubieten,
ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Zwar kennt man bei gewissen Säugetieren
«Geschenke» in Form von Diensten wie
Nahrung zu teilen oder sich gegenseitig
zu lausen. Bei Pavianen etwa wurde beobachtet,
dass diese Serviceleistung den
Zusammenhalt untereinander stärkt.
Wird ein Pavian von einem Artgenossen
gelaust, hilft er ihm im Gegenzug bei
Streitigkeiten in der Gruppe. Dass Tiere
jedoch auch mit Nichtverwandten selbstlos
und ohne Aussicht auf Erfolg in irgendeiner
Form etwas teilen, macht aus Sicht
der Evolution keinen Sinn. Altruismus
hat in der ewigen Konkurrenz um Überleben
und Fortpflanzung keinen Platz.
Die Selbstlosigkeit ist ein rein menschliches
Ideal, denn in der Evolution würden
diejenigen, die nur geben und nichts
nehmen, weniger Nachkommen hinterlassen
und schliesslich aussterben. Trotz-
18 NATURZYT
dem konnte bei Versuchen mit Wanderratten
aufgezeigt werden, dass soziale
Erfahrung kooperatives Verhalten auch
bei Tieren beeinflusst.
Weibliche Wanderraten, die von verschiedenen
Sozialpartnern Hilfe bekamen,
waren anschliessend hilfsbereiter gegenüber
neuen, unbekannten Partnern als
Ratten, denen zuvor nicht geholfen wurde.
«Wie du mir, so ich ihr» ist ein Prinzip,
das genügt, um Kooperation in einer
Gruppe zu etablieren – und das sich
schliesslich für alle auszahlt. Das Erstaunliche
an diesem Verhalten ist, dass die
Tiere Kosten auf sich nehmen, ohne die
Gewissheit, wann und ob überhaupt
sie etwas zurückerhalten. Ein schöner
Gedanke zur Weihnachtszeit.
Text Helen Weiss Fotos Envato
Bevor Listspinnen-Männchen
die Dame ihrer Wahl besuchen,
besorgen sie ein Geschenk.
Immer öfter bringen sie jedoch
nur die leere Verpackung mit.
(Foto: Franco Gertz, pixelio.de)
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Mehr zum Naturprojekt
ab Seite 38
Wuchsanomalie
Spannrückigkeit
Gabys Natur-Tagebuch
Von Klunker tragenden
Bäumen und Spannrückigkeit
Nicht nur Menschen tragen Klunker, auch Bäume schmücken sich damit.
Ebenfalls extravagant sehen Bäume mit einer Spannrückigkeit aus, als handle
es sich um ineinander verschlungene Seile, die in den Himmel ragen.
20 NATURZYT
Mit einem veritablen
Paukenschlag endete bei
uns am 1. September,
dem meteorologischen
Herbstanfang, der Spätsommer: Ein
heftiger Hagelschlag, der lange Zeit
«trocken», ohne Regen, bis zu vier Zentimeter
grosse «Steine» auf uns herniederschmetterte,
hinterliess nach einer guten
halben Stunde eine Spur der Verwüstung.
Ein Dachfenster ging zu Bruch, Wassertonnendeckel
sahen aus wie durchlöcherter
Käse, aber der grosse Schaden
an den Kulturen schmerzte am meisten: Obstbäume
standen praktisch kahl da, viele Blätter und ein Grossteil
der Früchte lagen am Boden, der Gemüsegarten
wie durch den Schredder gezogen, gehackte Tomaten
verstreut auf dem Boden, die Buschbohnen plattgedrückt
und zerfetzt, überall geköpfte Sonnenblumen.
So was zu sehen tut weh, doch man darf ob all der
beeindruckenden Zerstörungskraft der Natur nicht
vergessen, dass sie genauso über unglaublich starke
Regenerationskräfte verfügt. Das können Gartenbesitzer
beobachten, die nach einem Hagelwetter nicht
gleich im ersten Frust alles abräumen: Vieles, was auf
den ersten Blick verloren scheint, erholt sich oft erstaunlich
gut, so geschehen auch bei mir im Garten,
und es gab trotzdem noch überraschend viel zu ernten.
SCHMÜCKEN MIT KLUNKERN
Jetzt, da Sie diese Zeilen lesen, ist der ganze Schrecken
längst vorüber und die Vegetation ist in ihre Ruhephase
eingetreten. Verschwunden ist das meiste von
dem, was während der Sommermonate herumgeflattert
und gekrabbelt ist, und mit ihm die bunten Farben.
Doch der Schein trügt, es herrscht noch überall Leben
in der Natur, wir müssen nur genau hinschauen. Vieles
offenbart sich uns sogar erst jetzt, wo das Blattwerk
abgefallen ist. Dazu gehören die Eschenklunker, jawohl,
auch Bäume wie die Eschen schmücken sich gerne
mit Klunkern, wenn auch nicht ganz freiwillig. Diese
rotbraunen, knäuelförmigen Auswüchse weisen nämlich
auf einen Befall der Eschengallmilbe (Eriophyes
fraxinivorus) hin. Entstanden sind sie als Folge ihrer
Saugtätigkeit und dem Hinterlassen des Speichels
auf den Eschenblüten. Die Wucherungen, die mich
an angebrannten Blumenkohl erinnern, dienen den
Eschengallmilben einerseits als geschützter Aufenthaltsort
wie auch zur Fortpflanzung. Am Baum kann
durch den Befall kein Schaden verursacht werden,
höchstens, dass seine Vermehrung etwas geringer
ausfällt, da die Samenbildung durch die Missbildungen
verhindert wird.
Hagelkörner
WUCHSANOMALIE SPANNRÜCKIGKEIT
Diesen Sommer entdeckte ich im Wald das erste Mal
das Phänomen der Spannrückigkeit. Bei dieser Wuchsanomalie
breiten sich vom Baumfuss her lang gezogene,
tiefe Wülste und Furchen aus, manchmal
bis weit hinauf in die Krone. Der Stamm eines solchen
Baumes weist folglich keinen kreisrunden Querschnitt
auf, sondern einen, der mit vielen, mehr
oder wenigen tiefen Einbuchtungen gekerbt ist. Mit
solchen sternförmigen Baumscheiben lassen sich
wunderschöne, sehr individuelle Tischplatten fertigen.
Besonders häufig tritt die Spannrückigkeit an Hainbuchen,
Eiben oder Robinien auf. Manchmal ist sie
so stark ausgeprägt, dass es aussieht, als ragen aus
dem Waldboden ineinander verschlungene Seile
in die Höhe. Die Ursache für Spannrückigkeit liegt
bei einer ungleichmässigen Teilungsaktivität des
Kambiums. Diese kann zwar durch Verletzungen
verursacht werden, ist jedoch in den allermeisten
Fällen genetisch bedingt.
Vielleicht entdecken auch Sie bei einem ihrer
nächsten Waldspaziergänge solche aus dem Boden
wachsende, ineinander verschlungene, bemooste
Seile.
Nun wünsche ich euch «e gueti (Natur-)Zyt,
Herzlichst, eure Gaby
Text/Fotos Gaby Kistler
Eschenklunker
Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele
Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch
und der gleichnamigen
Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im
Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und
Wiesen vor unserer Haustüre so alles
zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken -
pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-,
Beeren- und Heilkräutergarten pflegt.
So findet man auf ihren Seiten auch
Tipps für den Garten, zum Einmachen,
zur Verwertung von Wildfrüchten und
vieles mehr.
NATURZYT 21
Die Meisterwurz an
ihrem natürlichen Standort
in den Bergen.
Ernestines Kräuterapotheke
Meisterwurz –
die Kaiserin der Wurzeln
Die Meisterwurz hilft bei Verdauungsbeschwerden,
Magenverstimmung und Bronchialkatarrh.
22 NATURZYT
HILFT BEI MAGEN-DARM-
PROBLEMEN UND HUSTEN
Die Hauptanwendungsgebiete der Meisterwurz
sind Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit,
Erkältungsbeschwerden.
Zudem gilt sie als gutes Mittel bei Vergiftungszuständen,
da sie hilft Giftstoffe
aus dem Körper zu schleusen. Meisterwurz
wirkt erwärmend und aufhellend
auf die Psyche und stellt ein allgemeines
Stärkungsmittel dar. Der Volksname
«Brustwurz» zeigt den Bezug zu Erkältungskrankheiten
und Bronchitis. Aufgrund
ihres scharfen und aromatischen
Charakters nutzte man sie als Mittel
bei Erkrankungen der oberen Atemwege
sowie bei Schnupfen.
WIRKT IMMUNSTIMULIEREND
UND SCHLEIMLÖSEND
Als Hauptwirkstoffe finden sich in der
Meisterwurz Bitterstoffe, ätherische Öle
und Gerbstoffe. Sie wirkt tonisierend,
appetitanregend, verdauungsfördernd,
blähungswidrig, entgiftend, antibakteriell,
antiviral, immunstimulierend,
schleimlösend und auswurffördernd.
WAS SAGEN DIE ALTEN KRÄUTER-
KUNDIGEN?
Hildegard von Bingen nutzte die Meisterwurz
in Wein eingelegt bei Fieber und
ansteckenden Krankheiten. Auch Paracelsus,
der Einsiedler Arzt und Naturforscher,
schätzte die Meisterwurz als Heilpflanze
sehr und meinte: «Meisterwurz ist auch
der fürnehmsten Kräuter eins, so zu
vielen Gebrechen dienlich.» Er empfahl
sie zum Schutz vor Ansteckung und Pest
und sah in ihr ein gutes Mittel für die
Leber. Der Arzt und Botaniker Leonhard
Fuchs schrieb in seinem «Kreuterbuch»
von 1543: «Der Meister aller Heilwurzen
erwärmt durch seine extreme Schärfe den
unteren Menschen und bringt die Verdauung
in Gang und unterstützt die Reinigung
des Dickdarms.» Pfarrer Künzle empfiehlt,
bei Grippe, Typhus und Cholera
täglich einen Teelöffel voll Meisterwurzpulver
in einem Glas Rotwein zu nehmen.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts galt die
Meisterwurz als «Wurz aller Wurze» und
als Allheilmittel.
IHRE HEIMAT SIND DIE BERGE
Die Meisterwurz liebt es feucht und steinig.
Sie siedelt gerne auf feuchten Bergmatten
und an Gebirgsbächen bis 2000 Meter
Höhe. Der hohle Stängel entspringt einem
dicken, braunen Wurzelstock. Charakteristisch
sind die dreilappigen, ungleich
gezähnten Blätter, die am Blattgrund
von einer bauchigen Blattscheide um -
schlossen sind. Die weissen Blütenschirme
weisen sie als Mitglied der Familie der
Doldenblütler aus, zu der wichtige Heilpflanzen
wie Kümmel oder Fenchel, aber
auch sehr giftige Pflanzen wie Schierling,
gehören. Aufgrund ihrer besonderen
Heilkräfte geniesst die Meisterwurz bei
Menschen, die die Pflanze aus ihrer Bergheimat
kennen, seit jeher grosse Wertschätzung.
MEISTER ALLER WURZELN
Imperatoria ostruthium, Meisterin aller
Heilwurzen, wurde die Meisterwurz von
den Botanikern im Mittelalter genannt.
Der lateinische Gattungsname «Imperatoria»
bedeutet «die Kaiserliche» und ist
ein Hinweis auf ihre grossen Heilkräfte.
Der Beiname «ostruthium» ist eine Abwandlung
«astrantia – magiastrantia»
und bedeutet Magister und Meister. Der
heutige botanische Name ist «Peucedanum
ostruthium» und der Gattungsname
«Peucedanum» leitet sich vom griechischen
«peuke» ab und bedeutet «Fichte» sowie
«danos», was trocken, niedrig heisst.
ERNTE UND AUFBEREITUNG
Hinweis: Es ist wichtig, die Pflanze sorgfältig
zu bestimmen, um eine Verwechslung
mit anderen, aber giftigen Doldenblütlern
auszuschliessen. Für arzneiliche
Zwecke wird der Wurzelstock verwendet.
Beste Erntezeit für den Wurzelstock ist
das frühe Frühjahr oder der Herbst. Nach
dem Waschen trocknet man die Wurzel
im Schatten. Alle Teile der Pflanze riechen
aromatisch. Der Geruch erinnert an die
Engelwurz und an Sellerie. Die Pflanze
ist vielerorts schon geschützt. Man kann
die getrocknete Wurzel in Apotheken
oder Drogerien beziehen.
VOM WESEN DER MEISTERWURZ
Als Gebirgspflanze trotzt sie Sturm und
Kälte und signalisiert ihre innewohnenden
Eigenschaften zur Verbesserung der
physischen und psychischen Abwehrkräfte.
Nach Kalbermatten verkörpert die Meisterwurz
einen Menschentyp, der durch natürliches
Selbstbewusstsein den inneren
Seelenraum aus eigener Kraft von schädlichen
Fremdeinflüssen freihält. Sie unterstützt
und stärkt Menschen, denen es an
innerer Kraft der selbstverständlichen
Existenzberechtigung mangelt.
MEISTERWURZ IN DER TRADITIO-
NELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN
Der Geschmack ist scharf, aromatisch
und leicht bitter. Die thermische Qualität
ist warm. Als Organe werden ihr Magen,
Milz, Darm, Leber, Lunge und Niere
zugeordnet. Meisterwurz wirkt insbesondere
regulierend, bewegend und
tonisierend auf das Qi und löst Schleim-
Kälte auf. Sie findet Anwendung zum
Beispiel bei Magen-Darm-Beschwerden,
Übelkeit, Blähungen, Appetitlosigkeit,
Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Abwehrschwäche,
Husten, Asthma, Bronchialkatarrh.
GEWÜRZ IN DER KÜCHE
Die intensiv aromatische Meisterwurz
kann man wie z.B. das engverwandte
Liebstöckel als Gewürz in der Küche
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge
mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin
Fachbereich Homöopathie
und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in
Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen
und auf Kräuterspaziergängen oder Kräuterwanderungen
gibt sie gerne ihre Begeisterung,
ihr Wissen und ihre Erfahrung über
Heilpflanzen weiter. Die nächsten Kräuterkurse:
«Räuchern zur Wintersonnenwende
und den Raunächten» am 12. Dezember
2024. «Die Heilkraft der Bäume entdecken»
am 25.4.2025. «Essbare Wildpflanzen
kennen lernen» am 17.5.2025.
Nähere Informationen zum Kursangebot
unter www.ernestine-astecker.ch
oder Telefon 043 322 86 70
NATUR ERFAHREN
NATURZYT 23
einsetzen. Die Blätter passen in Kartoffelgerichte,
bereichern Gemüsegerichte und
eignen sich für Kräuterbutter. Würzen
mit gesunden Pflanzen unterstützt die
eigene Gesundheit und die der Familie.
Aufgrund ihres sehr intensiven, aromatischen
Geschmackes sollte sie sparsam
eingesetzt werden.
Herstellung kraftvolle
Räuchermischung
zu den Raunächten
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche
Ihnen viel Freude mit den Schätzen der
Natur.
Ihre Ernestine
Die Meisterwurz reiht
sich ein in die Familie der
Doldenblütler.
Meisterwurz in der Kräuterapotheke
Text Ernestine Astecker
Fotos Ernestine Astecker
Quellen und weiterführende Literatur
Fleischhauer, St.G., Gutmann, J.,
Spiegelberger, R., Enzyklopädie
Essbare Wildpflanzen. Kauderer, R.,
Handbuch der heimischen Räucherpflanzen.
Kalbermatten, R. & H.,
Psyche des Menschen und Signatur
der Heilpflanzen. Künzle, J.,
Das grosse Heilkräuterbuch. Lingg, A.,
Das Heilpflanzenjahr. Pahlow, M.,
Das grosse Buch der Heilpflanzen.
Schalk, S., Die Kraft der Wurzeln.
Vonarburg, B., Natürlich gesund mit
Heilpflanzen. Von Blarer Zalokar, U.,
von Blarer, P., Praxisbuch Westliche
Kräuter und Chinesische Medizin.
Gerätschaften: Räucherschale oder
Räucherpfanne. Mit Letzterer ist es
einfacher, mobile Räucherungen in
Haus und Hof durch zuführen. Räuchersand,
Räucherkohle, Räucherzange,
Kupfer löffel.
Zutaten: 2 Teile Wurzeln der Meisterwurz,
1 Teil Wacholderbeeren oder
-zweige, 1 Teil Rosmarin, 1 Teil Salbei,
2 Teile Weihrauch
MEISTERWURZ-TEE
1 TL Wurzel mit kochendem
Wasser übergiessen, 10 Minuten
zugedeckt ziehen lassen, abseihen.
Täglich ein bis zwei Tassen trinken.
Der Tee wird empfohlen zur Magen -
stärkung, bei Magenver stim mungen,
Verdauungs störungen, Husten,
Bronchitis, Asthma, Schnupfen,
zur Steigerung der Abwehr kräfte
und des Stoffwechsels.
Die Tinktur kann bei den
gleichen Anwendungsgebieten
eingesetzt werden wie der
Wurzel-Tee.
DAMPFINHALATION
MIT DER MEISTERWURZ
Bei Bronchitis und Asthma kann man
eine Dampfinhalation mit der Wurzel
durchführen. Dazu übergiesst man in
einer Schüssel 2 EL fein geschnittene
Meisterwurz mit einem halben Liter
kochendem Wasser und inhaliert die
Dämpfe etwa 10 Minuten lang.
Die Anwendung der angeführten Rezepturen
erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt
keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Ver -
fas serin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Der vorliegende Artikel erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit.
Herstellung: Alle Bestandteile mischen
und im Mörser zerkleinern. Sie können
eine grössere Menge der Mischung
herstellen und den Rest für spätere
Räucherungen in einem Glasgefäss
gut verschlossen aufbewahren.
24 NATURZYT
Ein stärkendes
Reinigungsritual zu den
Rau(ch)nächten
Eine Räucherung mit Meisterwurz
stärkt die innere Kraft und führt
in das Vertrauen. Ausserdem hilft
sie, einengende Zustände zu durchbrechen.
Die Pflanze eignet sich
optimal für Reinigungsrituale, da
sie destruktive Energien abwendet
und stärkend wirkt. Räuchern mit
Meisterwurz bringt Licht, Lebenskraft
und Schutz für Menschen,
Tiere, Räume und Plätze. Ihre schutzmagische
Tradition wurde besonders
von den Menschen in den alpinen
Gebieten gepflegt und bewahrt.
Sie können mit Meisterwurz alleine
räuchern oder mit einer Mischung
wie oben angeführt.
NATUR ERFAHREN
Durchführung der Räucherung:
Räucherschale etwa zur Hälfte mit
Sand füllen. Räucherkohle anzünden.
Es kann einige Minuten dauern bis
die Räucherkohle vollständig glüht.
Erst dann mit einem Kupferlöffel
die Räuchermischung auf die Kohle
geben. Nach dem Räuchern ausgiebig
den Raum lüften.
Traditionell nutzte man früher die
zwölf mystischen Rau(ch)nächte
vom 25. Dezember bis zum 6. Januar
zum Orakeln und zum ausgiebigen
Räuchern. Andere Überlieferungen
berichten, dass die Raunächte bereits
am Tag der Winter-Sonnenwende,
also am 21. Dezember, begannen. Mit
dem kürzesten Tag und der längsten
Nacht beginnt der Kreislauf von
vorne. In alten Kulturen feierte man
an diesem Tag die Geburt des Lichtes.
Die Raunächte bieten Gelegenheit
zum Innehalten, zur Stille, zum Loslassen
von nicht mehr Dienlichem,
um so Platz zu machen für Neues,
was sich entfalten möchte. Wir
schliessen das vergangene Jahr ab
und stimmen uns positiv auf die
Zukunft ein. Jeder Abend während
der Raunächte steht für einen
Monat im kommenden Jahr.
Tierisch gute Interviews
Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten,
doch wir sehen die Dinge immer nur aus unserer Sicht.
Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8-
oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben?
Was würden sie wohl über uns Menschen denken, und wie
würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden?
26 NATURZYT
Interview mit
Cornelius Bouquetin
des Alpes
NATUR BEWAHREN
Eine spannende Idee – sähen wir das ganze
einmal aus ihrer Sicht und erführen, was
sie uns alles zu sagen hätten. Naturzyt
hat sich deshalb entschlossen, neue Wege
aus zuprobieren und sich darüber Gedanken zu
machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und
wir sie einfach fragen könnten.
Sie sind waghalsige Kletterer und mit ihren
Sprüngen würden sie jeden Olympioniken in den
Schatten stellen. Sein Name bedeutet auch gehörnte
Ziege und der griechische Gott Pan hat sich seiner
Gestalt des Öfteren bedient. Mut, Ausdauer, Geschick
lichkeit und soziale Kompetenz zeichnen ihn
aus. Die Schweizer haben ihn Italiens König einst
ge stoh len, um ihn in einem Schutzgebiet wieder
anzusiedeln. Sie sind Werbestars und das Sinnbild
der Berge. Die Rede ist von unseren wundervollen
Alpen-Steinböcken.
Bei einem unserer Ausflüge, welcher uns wieder
einmal auf den wunderschönen Creux du Van
führte, durften wir eine Herde Steinböcke hautnah
erleben. Solchen Tieren in der freien Wildbahn
begegnen zu dürfen ist herzergreifend. Wir sassen
bestimmt eine gute halbe Stunde dort oben, nur einen
guten Steinwurf entfernt von der geniesserisch in
der Sonne dösenden Herde der Steinböcke. Es war
einfach magisch, und mir kam der Gedanke, dass dies
ein Zeichen sei, mit diesen wundervollen und edlen
Tieren ein Gespräch zu führen. Der grosse Steinbock
ganz vorne, welcher zwar entspannt lag, jedoch alles
im Blick hatte, schien mir der Richtige zu sein.
GUTEN TAG, HERR STEINBOCK, ICH BIN GINI
VON NATURZYT UND WÜRDE GERNE EIN
INTERVIEW MIT DIR MACHEN. WÄRE DAS FÜR
DICH IN ORDNUNG?
Bonjour Gini, es ist mir eine Freude. Isch werde
dir gerne eine Interview geben. Isch bin Cornelius,
Cornelius Bouquetin des Alpes.
BONJOUR CORNELIUS, FREUT MICH SEHR, DEINE
BEKANNTSCHAFT ZU MACHEN. DANKE, DASS
DU DIR ZEIT FÜR EIN GESPRÄCH MIT MIR
NIMMST. WIE FÜHLST DU DICH HEUTE?
Pas de qua, Gini, es ist mir eine Freude. Isch geniesse die
Sonnenstrahlen hier auf die Felsen, die Luft ist frisch
und klar. Der Sommer ist unsere liebste Zeit hier oben.
Isch fühle misch voller Energie und neugierig auf alles.
DAS KLINGT SEHR SCHÖN, CORNELIUS. WÜR-
DEST DU MIR ETWAS MEHR ÜBER DEIN LEBEN
HIER OBEN ERZÄHLEN? WAS BEDEUTET ES FÜR
DICH, EIN ALPENSTEINBOCK ZU SEIN?
Oh alors, d’être un Bouquetin des Alpes bedeutet
Liberté und Herausforderung zugleisch. Unsere
Hörner, welsche du sischerlisch schon bemerkt hast,
sind nischt nur unser Stolz. Non, sie sind ausch unser
Werkzeug, unser Schild et unsere Balance auf den
steilen Felsen. Hier oben in den Bergen leben wir
sozusagen auf Messers Schneide. Jeder Schritt, jede
Entscheidung muss gut bedacht sein. C’est was unser
Leben hier so aufregend macht. Unsere Welt ist oft
still. Nur das Rauschen des Windes und das Kratzen
unserer Hufe auf dem Fels begleiten uns. Isch liebe
es, alles von hier ober zu überblicken.
NATURZYT 27
DAS KLINGT WUNDERSCHÖN, ABER AUCH
SEHR GEFÄHRLICH. MIT WELCHEN BESONDE-
REN HERAUS FORDERUNGEN SEID IHR TÄGLICH
KONFRONTIERT?
Oui, das ist so. Les Alpes sind wunderbar, aber sie fordern
uns auch körperlisch und geistig sehr heraus. Das
Wetter kann sisch in minutes ändern. Die schroffen
Felshänge sind kein Ort, an dem man gerne vom Regen
überrascht werden will. Et la nourriture, die Nahrung,
ist nischt immer leischt zu finden. Im Sommer geniessen
wir Gräser und Kräuter, aber im Winter es ist eine
Kunst, das Nötigste zu finden. Dann steigen wir weiter
hinab, wo es weniger Schnee gibt, et la végétation ist
zugänglicher. Dort allerdings ist die grösste Herausforderung
der Mensch. Der Lärm, Wanderer, Autos,
alles Dinge, welsche unser Überleben beeinflussen.
Im Gespräch mit NATURZYT
Cornelius Bouquetin des Alpes leitet und beschützt seine Herde von
ca. 10 Steingeissen mit ihren Kitzen und lebt seit bald 16 Sommern
auf dem Creux du Van. Er springt bis zu 1,50 Meter hoch und liebt
es, vom Steilhang ins Tal zu blicken. Er bringt stolze 100 Kilo auf die
Waage und seine Hörner sind ca. einen Meter lang. Er mag Gräser
und Kräuter und geniesst die letzten Sonnenstrahlen am Abend.
DAS KANN ICH GUT VERSTEHEN. WAS BEDEUTET
DIE NATUR FÜR DICH UND DEINE HERDE?
Pour nous, die Nature ist nischt einfach nur ein Lebensraum.
Sie ist unsere Heimat, unsere Lehrerin et unsere
famille. Alles ist miteinander verbunden. Jede Pflanze,
jeder Stein et jeder Wasserlauf ist Teil des Ganzen.
L’eau, welsches die Felsen hinabrinnt, nährt die plantes,
welsche wir essen, und der Stein bietet uns Schutz und
Stabilität. Die Jahreszeiten leiten uns an, sie bestimmen
unser Verhalten et le tempo unseres Lebens. Wenn
la nature sisch entscheidet, dass der Winter kommt,
müssen wir das respecter und uns darauf vorbereiten.
Pour nous der Schutz und das Gleichgewicht der nature
sind sehr wischtig. Wenn das Ökosystem gestört ist,
merken wir das sehr schnell.
JA, DER EINFLUSS VON UNS MENSCHEN AUF
UNSEREN PLANETEN IST NICHT WEGZUDISKU-
TIEREN. WIR VERSUCHEN UNSER BESTES, UM DAS
ZU FLICKEN, WAS WIR ZERSTÖRT HABEN, ABER
ES IST SCHWIERIG. WAS DENKST DU DARÜBER?
Oui, malheureusement, der Mensch greift oft ein, ohne
sisch der Folgen bewusst zu sein. Die warmen Winter,
die frühen Frühjahre et die heissen Sommer, das sind
Dinge die wir depuis des générations nischt kannten.
Das beeinflusst nischt nur uns Steinböcke. Non, das
beeinflusst alle Tiere hier. Plantes beginnen zu blühen,
bevor der erste Schnee ganz geschmolzen ist, et viele
Tiere haben Mühe, genügend Nahrung zu finden. Diese
Welt ist ein empfindlisches Gefüge. Wir Steinböck sind
sehr anpassungsfähig, aber ausch wir haben unsere
Grenzen.
DAS SIND SEHR WEISE WORTE, CORNELIUS.
ICH STELLE MIR VOR, DASS DEIN VATER EINE
ÄHNLICHE WEISHEIT BESASS. GIBT ES UNTER
EUCH STEINBÖCKEN AUCH TRADITIONEN UND
RITUALE WIE BEI UNS MENSCHEN?
Naturellement, wir sind ein ebenso traditionsbewusstes
Volk. Wir leben in Herden und jede Herde hat ihre
eigene Geschichte und ihre eigenen Regeln. Für uns
ein besonders bedeutender Moment ist die Paarungszeit.
Die ist im Dezember und Januar normalement.
Oh la la. Wenn wir Böcke uns in wahren Kraftproben
messen. Das ist eine Zeit, in der unsere Energie besonders
hoch ist. Les petits, die Jungtiere, schauen uns dann zu
und lernen von uns, wie sie in einer späteren Zeit um
eine Partnerin werben können. Allerdings können Jungtiere
diese Kämpfe erst in einem Alter von etwa 6 Jahren
bestehen. Aussi im Alltag wir haben bestimmte Rituale.
Isch zum Beispiel liebe es, morgens auf meinem Lieblingsfels
zu stehen et de saluer le matin. Den Morgen
zu begrüssen. Et le soir, am Abend, wenn die Sonne
versinkt, wir versammeln uns oft, wie jetzt, um nosch
die letzten Sonnenstrahlen gemeinsam zu geniessen.
DAS IST SEHR SCHÖN. DU SAGTEST, DASS DIE
JUNGTIERE LERNEN, INDEM SIE EUCH BEOB-
ACHTEN. WELCHE ROLLE SPIELST DU IN DEINER
HERDE?
Isch bin schon etwas älter, wie man an meinen imposanten
Hörnern ablesen kann. Fast 16 Sommer, um
genau zu sein. Die Kitze und Jungtiere sehen zu mir
auf. Isch habe deshalb eine gewisse Rolle als Anführer.
Isch versusche sie zu leiten und zu schützen. In unserer
gefährlischen Umgebung, es ist wischtig zu wissen,
wie man sisch bewegt und wo man ist sischer. Alors,
28 NATURZYT
wenn isch mit den Jungtieren klettere, isch zeige ihnen,
worauf sie aschten müssen, und zeige ihnen die sicheren
Wege, die isch schon seit Jahren kenne. Isch zeige ihnen
auch, wie man die Hörner benutzt, um die Balance zu
halten. Es erfüllt misch mit Stolz zu sehen, wie die Kitze,
welsche erst im Mai und Juni zur Welt kamen, diese
ersten Schritte auf einem schmalen Grat machen et
dabei all das lernen. Es ist so, als würde isch ihnen ein
Stück meiner Weisheit auf ihren Lebensweg mitgeben.
Für jedes zehnte
verkaufte Buch spenden
wir 1 Buch an Kinder.
Mehr unter
www.naturzyt.ch/
buch-ravensong
DAS IST EINE GROSSE VERANTWORTUNG.
IST DAS FÜR DICH NICHT MANCHMAL EINE
BELASTUNG?
Des fois, manschmal ja, mais es ist ausch eine grosse
Ehre. Jeder in der Herde weiss, zusammen sind wir
stärker, als jeder Einzelne es sein könnte. Wenn isch
sehe, dass meine Erfahrung den Jungen hilft, sischerer
zu werden, es erfüllt mich mit Stolz. Mais, il y a des
moments, da spüre isch diese Last. Dans des moments,
wenn ein Sturm aufzieht oder wir uns auf unbekanntes
Gebiet begeben. C’est a moi, dann es liegt an mir, die
Ruhe zu bewahren und eine Weg zu finden. Et wenn
es wird besonders gefährlisch, isch gehe zuletzt und
stelle sischer, dass keiner zurückbleibt.
NATUR BEWAHREN
DU BIST WIRKLICH EIN SEHR WEISER ANFÜH-
RER, FINDE ICH, CORNELIUS. GIBT ES ETWAS,
WAS DU UNS MENSCHEN VIELLEICHT NOCH
MITTEILEN MÖCHTEST?
Merci Gini, deine Worte schmeicheln mir. Ja, isch
würde gerne den Menschen noch etwas sagen.
Les Alpes, die Berge sind mehr als nur ein Ort, um
zu Wandern oder Ski zu fahren. Pour nous, es ist
unser Zuhause. Wenn ihr hier seid, bitte benehmt
euch wie ein Gast. Respectez die Natur, die Ruhe
und die Tiere, die hier leben. Oft die Wanderer lassen
Abfall zurück oder verlassen die Wege. Das gefährdet
unsere Nahrung und unseren Lebensraum. Wenn
jeder ein petit peu mehr auf die Natur achtet, dann
können wir alle diese wundervolle Landschaft miteinander
geniessen.
VIELEN DANK FÜR DIESES WUNDERVOLLE
GESPRÄCH. ES HAT MICH ZUTIEFST BERÜHRT,
UND ICH HOFFE UND WÜNSCHE MIR, DASS WIR
UNS WIEDER EINMAL SEHEN UND SPRECHEN
KÖNNEN. IHR ALLE SEID SO VIEL MEHR, ALS
WIR MENSCHEN EUCH ZUGESTEHEN.
Es war mir eine ebenso grosse Freude, mit dir zu sprechen.
Merci de nous donner une voix. Je te remercie,
dass du uns eine Stimme gibst. Vielleischt wir sehen
uns eines Tages hier wieder. Bis dahin pass gut auf
disch auf. Springe hosch und lebe gut.
Text, Foto, Illustration Virginia Knaus
Ravensong – Auch Tiere haben eine Stimme
Die Autorin Virginia Knaus gibt unseren Wildtieren, vor allem
den kleinen, eine Stimme. In spannenden und packenden
Interviews schafft sie es, uns mehr Verständnis gegenüber
unseren 4-, 8- oder 111-beinigen Mitbewohnern zu vermitteln.
In 25 spannenden Interviews erzählen unsere Mit bewohner,
wie beispielsweise Anton Ameise, Fritz von Schmeiss-Fliege,
Karlchen Käfer und viele mehr, wer sie sind, wie sie leben
und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.
Eine spannende Welt, die sich eröffnet und den kleinen
Mitbewohnern ein ganz neues Gesicht verleiht. Das Buch
«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme» ist nicht nur
für kleine Leser gedacht, sondern auch für grosse. Und auf
einem schönen Spaziergang lassen sich vielleicht Edgar Spidermann,
Teigeer Schnegel und viele andere Interview-Partner
wiederentdecken, und wer weiss, vielleicht erzählen sie euch
noch weitere spannende Ereignisse aus ihrem Leben.
Virginia Knaus
«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme»
mit 25 Illustrationen.
176 Seiten, A5 Hardcover,
Erstausgabe 2020
NATURZYT Verlag
ISBN 978-3-033-07896-3
Preis CHF 34.90 –,
für Abonnenten NATURZYT 29.90
Bestellen unter www.naturzyt.ch/buch-ravensong
oder T 043 542 72 91
NATURZYT 29
Natur im Garten
Lebendiger Bod
Im Boden wimmelt es von Springschwänzen, Regenwürmern und
Mikroorganismen. Sie zersetzen die Biomasse und bilden daraus den wertvollen
Humus. Deshalb leisten die Bodenlebewesen im Untergrund unersetzbare
Arbeit – die von uns Menschen mehr gewürdigt werden sollte.
30 NATURZYT
NATUR BEWAHREN
en
Der Regenwurm ist ein
wertvoller «Landarbeiter»:
Er erledigt seine Arbeit
zuverlässig, kostet nichts
und macht niemals Urlaub.
NATURZYT 31
Böden sind mit ihren Eigenschaften
und Funktionen von elementarer
Wichtigkeit für die Menschheit und die
Natur: Sie sind die Grundlage für
gesunde Nahrungsmittel, sauberes
Trinkwasser und die ökologische
Vielfalt der künftigen Generationen.
Wir Menschen treten das
Leben oft mit Füssen,
ohne es zu bemerken.
Etwa bei einem Waldspaziergang:
Während wir die Natur
geniessen, tobt unter unserem Schuhwerk
ein fantastisches Leben. Und zwar von
solchen Ausmassen, dass man vor Ehrfurcht
eigentlich erstarren müsste. Allein
auf der kleinen Fläche, die unter den
eigenen Füssen Platz hat, existieren mehr
Lebewesen, als es Menschen auf der Erde
gibt. Und so winzig die meisten auch
sind, ohne ihr Wirken gäbe es auch kein
Leben über der Erde. Die oberste Bodenschicht
hat eine essentielle Bedeutung
für das Ökosystem. Ohne sie wäre der
Boden kein Boden, sondern allenfalls
Material für den Sandkasten oder für die
Töpferei. Humus schützt den Boden vor
Erosion, sorgt für eine krümelige Bodenstruktur,
speichert Wasser und gleicht
Temperaturschwankungen aus. Ausserdem
ist er ein beständiger Nährstofflieferant
für die Organismen und die
Pflanzen.
KOMPLEXER ABBAUPROZESS
Eine ganze Armada von Lebewesen nutzt
die anfallende organische Substanz, also
die Reste von Pflanzen und Tieren, als
Nahrung. Die Winzlinge leisten eine
Heidenarbeit: Organische Stoffe werden
zu einfachen chemischen Verbindungen
abgebaut (Mineralisierung) oder zu
anderen organischen Stoffen umgebaut
(Humifizierung). Ihr Werk ist äusserst
wichtig, denn Pflanzen können keine organische
Stoffe aufnehmen. Boden lebe wesen
bauen organische Substanzen in anorganische
Stoffe um, so dass sie als Nährstoffe
wieder für Pflanzen verfügbar sind.
Der Abbau organischer Stoffe vollzieht
sich in drei Stufen, wobei der erste
Prozess bereits kurz oder unmittelbar
nach Absterben in den Pflanzenorganen
selbst passiert. Hierbei werden im Zellinnern
durch Enzyme Verbindungen
chemisch in Einzelbausteine zerlegt:
Stärke in Zucker, Eiweiss in Aminosäuren
oder Chlorophyll (Blattgrün)
in Abbauprodukte. Letzteres etwa ist
im Herbst zu beobachten, wenn sich
das Laub verfärbt.
AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS
Kaum berührt das Blatt den Boden, werden
die Bodenlebewesen aktiv – Phase
zwei beginnt. Die oberste Bodenschicht
kann dabei durchaus als riesige chemische
Fabrik bezeichnet werden, deren
Mitarbeitende – vom Regenwurm bis zu
den Mikroorganismen – alle dasselbe Ziel
verfolgen: Fressen. Denn um organische
Stoffe in chemische Verbindungen umzuwandeln,
sind mehrere Verdauungsgänge
notwendig. Fällt das Blatt zu Boden, beginnen
die Bodenlebewesen, das Laub
mechanisch zu zerkleinern.
Die Zerkleinerung des Blattes durchläuft
dabei unterschiedliche Stufen. Beim
sogenannten Fensterfrass knabbern
Springschwänze, Rindenläuse und Hornmilben
an der Blattunterseite kleine
Stücke aus dem Blatt. Erste Mikroorganismen
siedeln sich an. Einen verstärkten
Fensterfrass sowie den Randbefall erledigen
hinzukommende Zweiflügellarven
– diese Phase der Zersetzung wird Lochfrass
genannt. Bei diesem Grad der Verrottung
tritt auch der Regenwurm in
Aktion, der Blattstücke in den Boden
zieht. Bald ist zwischen den Blattadern
nicht mehr viel organisches Material
vorhanden. Beim Skelettfrass wird das
Blatt weiter durch grössere Zweiflügellarven,
Ohrwürmer, Hornmilben, Asseln,
Schnecken und Tausendfüssler zerfressen.
An den zerkleinerten und mikrobiell aufgeschlossenen
Blattresten tun sich nun
Springschwänze und Milben gütlich.
AB DURCH DEN DARM
Während das Material den Darmtrakt
von Regen- und Borstenwürmern durchläuft,
vermischt es sich intensiv mit
In einer Handvoll lebendigem
Boden können mehr
Organismen leben als
Menschen auf der Erde.
Die Lebewesen, die unter
der Erde leben machen
ungefähr 3000 bis 5000
Kilogramm pro Hektar aus.
32 NATURZYT
NATUR BEWAHREN
In urbanen Räumen und landwirtschaftlich
genutzten
Regionen kommt es immer
wieder zu grossflächigen
Bodenschäden. Allein durch
Bodenerosion gehen weltweit
jährlich etwa 25 Millionen
Tonnen Oberboden verloren.
Bodenpartikeln. Ausserdem werden die
zerkleinerten Pflanzenrückstände in
den Boden eingearbeitet. In einem dritten
Schritt werden die zerteilten Pflanzenrückstände
durch Mikroorganismen
umgesetzt. Am leichtesten zersetzbar
sind Zucker, Stärke und Eiweiss. Diese
schnell abbaubare Fraktion der organischen
Substanzen wird als Nährhumus
bezeichnet und überdauert
meist nur wenige Wochen im Boden,
bis sie vollständig abgebaut ist.
Andere Pflanzenrückstande sind
hingegen nur schwer zu knacken: So
haben sich etwa nach Abbau der Zell -
inhaltsstoffe die Zellwände und die
pflanzliche Struktur oft noch kaum
verändert. Das gilt besonders für ältere
Gewebeteile, die reich an Lignin, welches
die Verholzung der Zellen bewirkt, und
Zellulose sind. Ausschliesslich spezielle
Nahrungsspezialisten können diese
Stoffe verwerten. Hier treten nun unter
anderem Pilze und spezielle Bakterien
Links
Schweizerische Gesetze und
Verordnungen zum Boden:
www.bafu.admin.ch
Themen
Boden
Massnahmen für den Bodenschutz
Reise durch den Boden:
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in Aktion. Denn neben der Bodenfauna
ist auch die Bodenflora an der Zersetzung
organischer Stoffe beteiligt. Die Pilze
sind chemische Fabriken, die Mineralien
aufschliessen und für die Pflanzen verfügbar
machen. Mit dem mikrobiellen
Abbau der Zellulose durch Pilze und
spezielle Bakterien geht die pflanzliche
Struktur verloren. Dadurch wird auch das
schwer zersetzbare Lignin abgebaut.
WEICHE UND HARTE HÖLZER
Diese Stoffe verbleiben lange im Boden;
sie überdauern teilweise Jahrhunderte.
Dieser sogenannte Dauerhumus stellt die
Hauptmasse der organischen Substanzen
im Boden dar und ist für die typische
dunkle Färbung der Erde verantwortlich.
Durch den langsamen Abbau des Humus
und zugeführte organische Stoffe wie
Pflanzenreste und Dünger werden die
Pflanzen beständig mit Stickstoff, Phosphor
und Kali versorgt. Diese drei Nährstoffe
sind für das Pflanzenwachstum
von grundlegender Bedeutung.
Wie lange die Zersetzung von organischem
Material dauert, ist unterschiedlich.
Die Zusammensetzung der Bodenorganismen
unterscheidet sich primär
je nach dem entsprechenden Biotop
beziehungsweise der Bodennutzung
sowie nach der geografischen Lage.
Verholzte Teile benötigen – wie oben
beschrieben – länger als ein Laubblatt,
bis sie vollständig zersetzt sind. Doch
auch bei Hölzern gibt es Unterschiede,
da sie je nach Pflanzenart unterschiedliche
Harze und Säuren enthalten:
Während «weiche» Hölzer von so genannte
Pionierpflanzen wie Pappeln
oder Weiden innerhalb von einem Jahr
verrotten, dauert es bei einer Robinie bis
zu 20 Jahre. Dies kann man sich im Garten
zunutze machen: Für Holzpfähle oder
einen Zaun benutzt man möglichst langlebiges
Holz.
WELTWEITES ERFOLGSREZEPT
Bei der Dauer der Verrottung ist zudem
die geografische Lage massgebend: In
höher gelegenen Gebieten ist die Vegetationszeit
kürzer – somit dauert es
auch länger, bis der Boden organisches
Material «verdaut» hat. Die Art des
Gesteins im Boden beeinflusst mit
seinem unterschiedlichen Säure- oder
Basengehalt ebenfalls die Zusammensetzung
des Bodenlebens. Beste
Beispiele dafür sind der Schwarzwald
mit säurehaltigem Boden und der Jura
mit basischen Verhältnissen. Für
Hobbygärtnerinnen und -gärtner ist es
deshalb wichtig, den pH-Wert des
Bodens zu kennen, um erfolgreich
Pflanzen anzubauen. Nur so können
durch eine ausgewogene Düngung die
richtigen Nährstoffe zugeführt werden.
Grundsätzlich funktionieren die
Abläufe in der obersten Bodenschicht
jedoch auf der ganzen Welt gleich. Es
gibt je nach Kontinent zwar gewisse
Spezifikationen bei den Tierarten, die
Verrottung von organischem Material
passiert aber immer nach demselben
Prinzip.
Doch nicht nur Bodenfauna und
-flora sind an der Freisetzung von
Nährstoffen aus organischem Material
beteiligt, sondern auch die Vegetation
selbst. Durch Ausscheidungen von
Säuren über die Wurzeln können
bestimmte Pflanzen Kalkverbindungen
Im Boden herrscht ein
dauerndes Gerangel,
denn die Artenvielfalt
im Untergrund ist weit
höher als im oberirdischen
Teil der Welt.
wieder verfügbar machen. Ein typisches
Beispiel dafür sind etwa die Jurahänge,
auf deren Kalkgestein sich Wälder
ausbreiten.
PRAKTISCHE SYMBIOSEN
Grundsätzlich besteht das Edaphon,
also das Bodenleben, aus einem Haufen
Spezialisten, die jeder für sich eine bestimmte
Aufgabe erfüllen. Das Zersetzen
von organischen Stoffen ist ein Zusammenwirken
von vielen. Die Symbiosen
sind dabei äusserst vielfältig und haben
sich in den mehr als 450 Millionen Jahren,
in denen Landpflanzen gemeinsam
mit Mikroorganismen und Insekten auf
der Erde leben, zu komplexen Lebensgemeinschaften
entwickelt. So ist etwa
die Symbiose zwischen einigen Pflanzenarten
und stickstofffixierenden Knöllchenbakterien
eine der wichtigsten
Kooperationen der Welt. Sie prägt die
globale Vegetation und nicht zuletzt den
globalen Kreislauf von Stickstoff und
Kohlenstoff. Mit Hilfe von Bakterien
können Leguminosen wie Linsen, Erbsen
und Bohnen den Stickstoff aus der Luft
verwerten, den sie zum Wachstum dringend
benötigen, der im Boden oft aber
zu wenig vorhanden ist. Deshalb lassen
sich Leguminosen im Hausgarten und
in der Landwirtschaft ideal als Bodendüngung
einsetzten.
Da unter den Bodenmikroorganismen
viele Spezialisten vorkommen, ist der
Boden auch fähig, Giftstoffe zu verarbeiten.
Bodenmikroorganismen bilden
etwa zahlreiche Antibiotika wie Penicilline
von Penicillium-, Aspergillus-,
Trichophyton- und Streptomyces-Arten.
Im Boden verschaffen sich diese Arten
Leguminosen gehen mit
sortenspezifischen Knöllchenbakterien
eine Symbiose
ein: Über die Knöllchen
sind die Pflanzen in der
Lage, Luftstickstoff zu
fixieren.
Bodenlebewesen mögen es
nicht, wenn der Boden
ungeschützt der prallen
Sonne ausgesetzt ist. Auch
Trockenheit schadet den
kleinen Tierchen.
damit einen Vorteil. Nicht alles, was für
hochentwickelte Organismen wie Menschen
oder Säugetiere giftig ist, schadet
auch dem Boden. Bodenorgansimen
reagieren individuell und extrem unterschiedlich
auf Giftstoffe. Stoffe, die für
die einen Bodenorganismen toxisch
wirken, lassen andere völlig unbehelligt.
Bestes Beispiel dafür sind etwa Atomkatastrophen
wie Tschernobyl: Obwohl
das Gebiet rund um den Atomreaktor
durch die Strahlung noch immer kontaminiert
ist, gibt es üppige Vegetation,
was auf einen funktionsfähigen Oberboden
schliessen lässt. Auch nach einer
Überschwemmung normalisiert sich das
Bodenleben relativ rasch. Wenn ein Standort
häufig überschwemmt wird, entwickelt
sich mit der Zeit eine spezielle Lebensgemeinschaft
– nicht nur im Boden, sondern
auch punkto Flora.
FÜTTERN, WÄSSERN UND SCHÜTZEN
Je vielfältiger und artenreicher das
Bodenleben ist, umso mehr Möglichkeiten
hat die Natur, um Hilfestellung
zu leisten. Je nach Menge und Verbindung
kommt der Boden jedoch mit der
schädigenden Einwirkung auch nicht
mehr klar: Ab einer gewissen Konzentration
wirken anorganische Stoffe wie
etwa Kupfer – das auch als Pflanzenschutzmittel
gegen Pilzkrankheiten eingesetzt
wird und als Spurenelement für
die Pflanzen wichtig ist – toxisch und
töten Kleinlebewesen und Mikro orga nismen
ab. Ein Problem stellen auch organische
Schadstoffe und Pestizide dar, die im
Boden kaum oder nur sehr langsam abgebaut
werden können, wie das Pestizid
DDT: Auch 30 Jahre nach dem Verbot
können noch immer Spuren des Insektengifts
im Boden nachgewiesen werden.
Die grandiose Arbeit, welche die
Lebewesen in der obersten Bodenschicht
leisten, sollte gebührend gewürdigt werden.
Am besten stellt man sich seinen
Gartenboden als riesiges Terrarium vor,
deren Lebewesen man füttern, wässern
und vor schädlichen Einflüssen schützen
sollte. Schlecht durchlüfteter, verschlämmter
oder verdichteter Boden schädigt
das Bodenleben. Ausserdem mögen es
die Bodenlebewesen nicht, wenn der
Boden ungeschützt der prallen Sonne
und der mechanischen Kraft der Regentropfen
ausgesetzt ist. Unbestellter Boden
sollte also schnell mit Mulch abgedeckt
oder mit einer Zwischenfrucht geschützt
werden.
ARTENVIELFALT FÖRDERN
Auch mechanische Bearbeitungen sind
tabu: Die Zeiten, als der Gartenboden
im Frühling noch tiefgründig umgegraben
wurde, sollten der Vergangenheit
angehören. Damit bringt man ein
funktionierendes System durcheinander
und schadet dem ganzen Bodenleben.
Negative Einflüsse auf die Bodenorganismen
entstehen auch durch das Ausbringen
von Chemikalien wie zum
Beispiel Pflanzenschutzmitteln und
falsche oder zu hohe Düngung. Der
Boden möchte ausgewogen «gefüttert»
werden. Das kann durch regelmässige
Gründüngung, durch Mulchen und
durch das Ausbringen von Kompost
erreicht werden.
Je besser man für den Boden sorgt,
umso grösser ist die Artenvielfalt
darin. Das zahlt sich aus: Die Dichte
Eine ganze Armada von
Lebewesen nutzt die
anfallende organische
Substanz, wie etwa
Laub, Küchenabfälle
oder Holz, als Nahrung.
der Bodenorganismen deutet auf die
Gesundheit des Bodens hin. Denn
nur ein lebendiger und somit gesunder
Boden ist auf Dauer ein fruchtbarer
Boden, der mit seiner Humusschicht
Pflanzen versorgen kann und reiche
Ernte bringt.
Text Helen Weiss Fotos Envato
NATURZYT 35
Guetzli-Zyt mit Schweizer
URDINKEL-DATTEL-MAKRÖNCHEN
Vorbereitungszeit:
6–12 Stunden trocknen lassen
Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten
Back- oder Garzeit: ca. 8 Minuten
Für ca. 12 Stück
TEIG
2 Eiweiss
1 Prise Salz
100 g weiche Datteln, z.B.
Medjool, halbiert, entkernt
1 TL Vanilleessenz
2 EL Mandelmus
1-2 EL Zitronensaft
100 g UrDinkel-Flocken
100 g weiche Datteln,
z.B. Medjool, fein gehackt
100 g gemahlene Hasel- oder
Baumnüsse
Mandeln für die Garnitur
Eiweiss mit dem Salz steif schlagen.
100 g Datteln mit Vanilleessenz,
Mandelmus, Zitronensaft
und UrDinkelflocken im Mixer fein
pürieren. Restliche Datteln und
Nüsse dazugeben, zu einer weichen
Masse mischen und kurz quellen
lassen. Wenn die Masse zu trocken
ist, wenig Wasser darunterrühren.
Formen
Mit Hilfe eines Glacelöffels Kugeln
formen, auf das mit Backpapier
belegte Blech legen und je mit einer
Mandel garnieren. Die Makrönchen
6 Stunden oder über Nacht bei
Raumtemperatur trocknen lassen.
Backen
Backofen auf 200 °C vorheizen.
Makrönchen in der Mitte des
vorgeheizten Ofens 5–8 Minuten
backen. Sie dürfen innen noch
feucht sein. Herausnehmen, auskühlen
lassen.
Tipps
Nach Belieben zusätzlich 1–2 TL
Zimt, Kakaopulver oder die abgeriebene
Schale einer Bio-Orange
oder -Zitrone unter den Teig mischen.
Die Dattel-Makrönchen lassen
sich trocken und kühl 1–2 Wochen
aufbewahren oder tiefkühlen.
Judith Gmür-Stalder aus Sumiswald im Emmental
war ursprünglich Hauswirtschaftslehrerin und
arbeitet heute als selbständige Rezept autorin,
Foodstylistin und Redaktorin für verschie dene Zeitschriften.
Sie betreut die kulinarische Website der
Interessen gemeinschaft IG Dinkel und ist regelmässig
als Kursleiterin für UrDinkel- Kurse unterwegs.
Weitere Rezepte für süsse Desserts und feine
Leckereien sowie Infor mationen zu den Rezept -
büchern von Judith Gmür-Stalder finden Sie auf
www.urdinkel.ch
36 NATURZYT
NATURZYT kocht
UrDinkel
Butter rühren, bis sich Spitzchen
bilden. Puderzucker, Salz und
Vanillezucker zugeben. Weiterrühren,
bis die Masse hell ist.
Baumnüsse und UrDinkelmehl
zugeben, zu einem Teig zusammenfügen,
nicht kneten.
Teig zwischen 2 Backpapieren
7 mm dick auswallen, auf dem
Backblechrücken 1–2 Stunden kühl
stellen und fest werden lassen.
Teig in 3,5 cm grosse Quadrate
schneiden, mit etwas Abstand auf
das mit Backpapier belegte Blech
legen.
Backen
10–12 Minuten in der Mitte des
auf 200 °C vorgeheizten Ofens.
Herausnehmen, auf einem Gitter
auskühlen lassen.
URDINKEL-BAUMNUSS- PLÄTZCHEN
Vorbereitungszeit: ca. 2 Stunden
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten
Back- oder Garzeit: ca. 12 Minuten
für 60 Stück
GARNITUR
2 Beutel dunkle Kuchenglasur,
ca. 250 g
60 Baumnuss- oder
Pekannusskerne
TEIG
150 g Butter, weich
150 g Puderzucker
1 Prise Salz
1 Päckchen Vanillezucker
150 g Baumnüsse, gemahlen
ca. 275 g UrDinkel-Weissmehl
oder helles UrDinkelmehl
2 Beutel dunkle Kuchenglasur,
ca. 250 g
Garnitur
Kuchenglasur nach Anleitung auf
dem Beutel schmelzen. UrDinkel-
Baumnuss-Plätzchen zur Hälfte in
die Glasur tauchen, abtropfen
lassen, auf des Backpapier legen,
mit den Nüssen garnieren, fest
werden lassen.
Tipp
UrDinkel-Baumnuss-Plätzchen
lassen sich 2–3 Wochen kühl und
trocken aufbewahren.
URDINKEL-SCHOKOLADEN- GUETZLI MIT MOHN
Vorbereitungszeit:
ca. 2 Stunden kühl stellen
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten
Back- oder Garzeit: ca. 15 Minuten
Für ca. 30 Stück
Backpapier für das Blech
TEIG
80 g Butter, in Stücken, weich
75 g Zucker
1 TL Vanillezucker
1 Prise Salz
1 Ei
25 g Mohn, geröstet, ausgekühlt
200 g UrDinkel-Halbweiss- oder
-Weissmehl
GARNITUR
1 Beutel weisse Kuchenglasur
1 Beutel dunkle Kuchenglasur
Teig
Butter rühren, bis sich Spitzchen
bilden. Zucker, Vanillezucker, Salz
und Ei beifügen, weiterrühren, bis
die Masse hell ist. Mohn und Mehl
beifügen, kurz zu einem Teig zusammenfügen
und zugedeckt 1–2
Stunden in den Kühlschrank stellen.
Formen
Aus dem Teig ca. 30 Kugeln formen,
etwas flachdrücken und auf das
mit Backpapier belegte Blech legen.
Mit einem Teelöffelstielende je ein
Herzchen in den Teig prägen und
die Guetzli noch einmal 30 Minuten
kühl stellen.
Backen
Die Guetzli 15–18 Minuten in der
Mitte des auf 180 °C Ober-/Unterhitze
(160 °C Heissluft/Umluft) vorgeheizten
Ofens hellbraun backen.
Herausnehmen, auskühlen lassen.
Die Kuchenglasur nach Anleitung
auf der Packung schmelzen, eingeprägte
Herzchen auf den Guetzli
damit füllen, fest werden lassen
und trocken und kühl bis zum
Geniessen aufbewahren.
NATURZYT 37
Wilde Nachbarn – Tiere im Siedlungsraum
Spuren im Schnee
Wenn die Welt im weissen Schneekleid
erstrahlt, wird es spannend. Denn plötzlich
werden die normalerweise verborgenen Spuren
der Wildtiere sichtbar. Dann beginnt das grosse
Rätselraten: Wer hat unseren Garten besucht?
SPURENSUCHE IM NEUSCHNEE
Es ist früh am Morgen und in der
klirrendkalten Luft liegt der Duft von
Schnee. Noch ist es mucksmäuschenstill
im Park. Wir hören nur das leise
Säuseln des Windes. Schnee fällt von
Tannenästen, durch die ein Windstoss
fährt. Doch die Spuren im Schnee
beweisen, dass wir nicht die einzigen
Lebewesen sind, die unterwegs sind.
Wir haben richtig entschieden, zeitig
aufzustehen. Im fluffigen Neuschnee
ist auch der kleinste Abdruck gut
sichtbar und noch sind die Spuren
38 NATURZYT
können auf Wildwechsel hindeuten. Die
Stelle sollte man sich merken, denn sie
eignet sich für einen Fotofallenstandort
besonders gut. Und wer hinterliess wohl
diese Spur, die scheinbar im Nichts aufhört?
Ein fliegender Fuchs? Oder vielleicht
doch eher ein Eichhörnchen, das mit
einem Sprung auf dem nächsten Baum
gelandet ist?
FÄHRTENLESEN LEICHT GEMACHT
Wollen wir die Frage nach dem Verursacher
der Spuren beantworten, müssen wir uns
etwas mit der Kunst des Fährtenlesens
befassen. Die meisten Tierarten hinterlassen
typische Fussabdrücke – auch Trittsiegel
genannt. Die Abfolge von Trittsiegeln
nennt man Spuren oder Schrittfolgen;
oder wenn sie von Hirsch, Wildschwein
oder Reh stammt, auch Fährte. Wichtig
bei der Spurensuche ist, sowohl Trittsiegel
als auch Schrittfolge zu beachten. Denn
je nach Tierart braucht man beide Merkmale,
um die Art zu bestimmen.
FUCHS ODER HUND?
Wie kann man die Spuren von Hund und
Fuchs unterscheiden? Der Pfotenabdruck
des Fuchses hat eine eher ovale Form.
Meist deutlich sichtbar sind die Krallenabdrücke.
Der Abdruck des Haushundes
ähnelt zwar dem des Fuchses, ist jedoch
rundlicher. Bei Haushunden kann zudem
die Grösse je nach Rasse stark variieren. Ist
der Fuchs zügig unterwegs, setzt er seine
Pfoten beinahe in einer Linie ab. Diese
Gangart nennt man «Schnüren». Hunde
hingegen sind viel unregelmässiger
unterwegs.
TYPISCHE SCHRITTFOLGEN
Auch die Spuren der Marderartigen, der
Hasen und Eichhörnchen zeichnen sich
durch eine typische Schrittfolge aus.
NATUR BEWAHREN
Jedes Abo hilft …
NATURZYT abonnieren
und mit uns unsere Natur
schützen.
Nächtliche Besucher.
(Foto: Freyg/wildenachbarn.ch)
weder von Autos noch von Fussgängern
oder Hunden verwischt.
SPUREN VERRATEN NÄCHTLICHES
TREIBEN
Auf einer Wiese stehen wir vor einem
Wirrwarr aus Spuren. Wie ein zurückgespultes
Video enthüllen uns die Spuren
im Schnee die heimliche Aktivität der
Wildtiere in der Nacht. Plötzlich wird
sichtbar, wo Wildtiere hindurchgeschlüpft
sind, wo sie sich für ein Nickerchen hingelegt
haben und welche Pfade sie rege
nutzen. Solche Schnee-Trampelwege
Das Magazin NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher
erfahren und erleben können, sondern damit Sie, gemeinsam mit uns, unsere Natur
besser bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige
Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. Seit Januar 2024 unterstützen wir
mit unseren Abonnenten unsere Wildtiere im Siedlungsraum zusammen mit dem
Verein StadtNatur und seinen Projekten: «StadtWildTiere» und «Wilde Nachbarn».
Mehr zum Verein StadtNatur unter www.naturzyt.ch/naturprojekte-unterstuetzen.
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StadtNatur und seine Projekte überwiesen werden. Werden Sie Abonnent und
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NATURZYT 39
Fuchsspuren
(Foto: Andreas Wenger/VFHF)
Schlafender Fuchs.
(Foto: Christine Moor/wildenachbarn.ch)
Eichhörnchenspuren
(Foto: Stefanie Argow)
Dachsspuren
(Foto: Nadja Schäfer/VFHF)
Rehspuren
(Foto: Adobe Stock)
Hasenspuren
(Foto: Adobe Stock)
Marderartige bewegen sich häufig in
Sprüngen fort, so dass die beiden Hinterfüsse
in den Vorderfüssen landen. Die Spur
des Feldhasen ist fast unverwechselbar:
Er setzt die langen Hinterläufe vor die
Vorderläufe, die er wiederum hintereinander
platziert. Eichhörnchen haben an
den Vorderfüssen vier Zehen und an den
Hinterfüssen fünf Zehen, welche meist
gut im Schnee sichtbar sind.
TATZEN UND HUFE
Bei den Säugetieren unterscheidet man
zwischen Sohlen-, Zehen- und Zehenspitzengängern.
Der Dachs ist ein Sohlengänger
und hinterlässt einen Abdruck
vom Ballen bis zu den Zehen, wobei die
fünf Zehen beinahe waagrecht nebeneinander
angeordnet sind. Der Fuchs gehört
zu den Zehengängern. Das Reh hingegen
ist ein Zehenspitzengänger, das heisst, es
geht nur auf dem letzten Finger- bzw.
Zehenglied. Der Hufabdruck des Rehs ist
an der Dreiecksform leicht zu erkennen.
Er ist mit ca. drei bis sechs Zentimetern
zudem gut zu unterscheiden vom Abdruck
des Rothirsches, der eine Grösse von sechs
bis zwölf Zentimeter erreicht.
ERFOLGREICHE SPURENSUCHE
Auf unserer frühmorgendlichen Spurensuche
konnten wir einige Trittsiegel bestimmen.
Wir haben zudem fleissig Fotos
gemacht. Das ist wichtig! Denn sie helfen
uns im Nachhinein, unsere Artbestimmung
zu bestätigen und die uns unbekannten
Spuren zu ermitteln. Beim Fotografieren
gilt es einige Regeln zu beachten.
Trittsiegel sollten gerade von oben fotografiert
werden und es gilt der Grundsatz
«so nah wie möglich, aber alles muss
drauf». Neben dem Winkel und der Distanz
spielt auch das Licht bei der Aufnahme von
Spurenbildern eine grosse Rolle. Es besteht
sowohl die Gefahr der Überbelichtung
als auch, dass das Foto zu dunkel ist. Deshalb,
und weil verschiedenes Licht verschiedene
Details freilegt, ist es sinnvoll,
mehrere Fotos unter verschiedenen Lichtbedingungen
aufzunehmen. Bei Sonne
ein Foto der gleichmässig beschatteten
Spur und ein Foto der von der Sonne beschienenen
Spur. Bei schlechten Lichtverhältnissen
wäre ein Foto mit Blitz und
ein Foto ohne Blitz pro Spur ideal. Entscheidend
für eine Bestimmung von Spuren
anhand von Bildern ist zudem, dass die
Grösse des Fundes eingeschätzt werden
kann. Dies ist ohne eine Art von Massstab
auf dem Foto nicht möglich. Dazu legt man
eine Münze oder einen anderen genormten
Gegenstand vor dem Fotografieren direkt
neben die Spur.
Mit fortschreitender Tageszeit wird es
jedoch immer schwieriger, Tierspuren
unter den vielen Hundepfoten- und Reifenabdrücken
zu entdecken. Und die eiskalten
Zehen wären auch froh über etwas Wärme.
Höchste Zeit also, uns mit einem heissen
Punsch vor den Computer zu setzen und
die gefunden Tierspuren auf die Meldeplattform
zu laden.
Und wir sind uns sicher, Sie sind nun
bereit für Ihre eigene Spurensuche im
Schnee. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg
und Spass dabei.
Text Katja Rauchenstein, Lisa Wirthner
Weiterführende Literatur
• Fährten lesen und Spuren suchen,
Nick Baker, Haupt Verlag
• «Heimliche Gäste in Garten, Park und
Haus» – der kleine, handliche Fährtenführer
kann für CHF 5.– beim Zürcher
Tierschutz bestellt werden via
info@zuerchertierschutz.ch.
• Für fortgeschrittene Spurenleser:innen
ist die «Fauna Helvetica» zur Bestimmung
von Säugetieren empfehlenswert (kann
bei infofauna.ch bestellt werden).
Artporträt:
Fuchs
Füchse galten lange Zeit als Einzelgänger.
Erst in den 1970er-Jahren entdeckten
britische Wissenschaftler, dass Füchse in
günstigen Lebensräumen in Familiengruppen
leben. Dabei sind Füchse für die
Jagd und die Nahrungssuche alleine unterwegs,
nutzen aber mit anderen Familienmitgliedern
ein gemeinsames Territorium.
Schlaf- und Ruheplätze werden häufig
gewechselt und befinden sich oft an
geschützten Stellen im Freien, z. B. in
Gebüschen, im Siedlungsraum häufig
auch in Hohlräumen unter Gebäuden
(Baracken, Gartenhäuschen).
Die Nahrung von Stadtfüchsen
stammt zu mehr als der Hälfte direkt
oder indirekt vom Menschen: fressbare
Abfälle von Komposthaufen oder aus
Abfallsäcken, weggeworfene Essensreste
auf Strassen, Früchte, Beeren und Nüsse
aus Gärten sowie Futter, das Haustieren
im Freien bereitgestellt wird. Das
Füttern von Füchsen sollte unterlassen
werden, da sie dadurch ihre natürliche
Scheu vor Menschen verlieren, was zu
Problemen führt. Füchse sind hervorragende
Mäusejäger, erbeuten aber auch
Hühner und Meerschweinchen und
«jagen» bei nassem Wetter gerne
Regenwürmer.
Fuchs im Winterfell.
(Foto: Judith Niggli/wildenachbarn.ch)
Sie sind ganzjährig aktiv, vorwiegend
in der Dämmerung und nachts, im
Siedlungsraum vereinzelt auch tagsüber.
Während der Paarungszeit (Dezember
bis Februar) sind oft heisere Schreie zu
hören. Nach 50- bis 60-tägiger Tragzeit
kommen im März und April drei bis
fünf Junge blind zur Welt. Sie werden
meist in Erdbauen geboren und aufgezogen
und erscheinen nach drei bis vier
Wochen vor dem Bau. Im Herbst sind
die Jungtiere ausgewachsen. Vor allem
die jungen Rüden verlassen dann das
elterliche Territorium und suchen sich
im Verlauf des Winters ein eigenes Gebiet.
Aktivitätsgebiete von sesshaften Füchsen
umfassen in Zürich 30 bis 40 Hektaren.
STECKBRIEF
Art: Fuchs (Vulpes vulpes)
Gefährdung Schweiz: nicht gefährdet
Lebensraum:
Deckungsreiches Gelände, Wald, land -
wirtschaftliche Gebiete, Siedlungsraum
von Dörfern, Agglomerationen und Städten
Fuchs im Schnee.
(Foto: wildenachbarn.ch)
Verein StadtNatur
Der Verein StadtNatur besteht seit 2013
mit dem Ziel, die Natur in Siedlungsräumen
sichtbar zu machen, zu schützen
und zu fördern. Viele Menschen sind
sich nicht bewusst, wie lebendig es vor
ihrer Haustüre zu- und hergeht. Das
möchte der Verein ändern, denn wer die
Vielfalt an Wildtieren im Siedlungsraum
nicht kennt, kann sie auch nicht
schützen. Im Gegenteil: Solche Wissenslücken
führen dazu, dass immer mehr
Lebensräume von Wildtieren zerstört
werden. Mit den Projekten «StadtWild-
Tiere» und «Wilde Nachbarn» werden
gemeinsam mit der Bevölkerung Wildtierbeobachtungen
gesammelt, um die
Wildtiere im Siedlungsraum sichtbar
zu machen und deren Verbreitung
zu erforschen. Zusätzlich werden in
vielen Regionen der Schweiz Exkursionen,
Schulprojekte und Forschungsarbeiten
durchgeführt, bei denen sich
die Bevölkerung aktiv beteiligen kann.
Durch eine enge Zusammenarbeit
mit Behörden fliessen die Erkenntnisse
in die Stadtplanung mit ein, damit
Eichhörnchen, Igel, Wildbienen und
Co. auch in Zukunft einen Platz in unseren
Dörfern und Städten haben.
www.stadtwildtiere.ch
www.wildenachbarn.ch
NATURZYT 41
Was für eine Aussicht!
Im Talschluss von Lauenen
liegt der Lauenensee, am
Fuss der majestätischen
Wildhornkette.
«I gloub,
i gangä no meh»
Ohne den Lauenensee wäre die Schweiz um eine der schönsten Balladen
und um ein bezauberndes Moorgebiet ärmer. Der See im hintersten Berner
Oberland zieht Naturliebhaber unablässig in seinen Bann. Schneeschuhläufer
etwa, die von Lauenen über die Walliser Wispile zu seinen Gestaden finden.
42 NATURZYT
Ein Traum von Schneeschuhtour.
Aufstieg zur Chrine in
der Morgensonne.
Im Wald heisst es auf der
Spur bleiben. Die Wildtiere
sagen Danke.
«I gloub, i gangä no meh a Louenesee», singen
die Berner Mundartrocker Span in ihrem
Klassiker. Steht man auf der Walliser Wispile
und blickt auf das langgezogene Lauenental
mit seinem Mosaik aus Alpen und Wäldern, auf den
wuchtigen Felsriegel um Wildhorn, Geltenhorn und
Spitzhore und auf besagten See im Talschluss, kann
man den Musikern nur zustimmen. Lauenen, zuhinterst
im Saanenland am Übergang zum Wallis gelegen, ist
etwas Spezielles.
Den Zauber dieser Landschaft ergründet man am
besten auf die sanfte und langsame Art. In unserem
Fall heisst das: Schneeschuhe an die Füsse und los.
Zahlreich sind die Tourenmöglichkeiten, von der
einfachen, signalisierten Runde durchs Hochmoor
Rohr bis zur fordernden Gipfeleroberung ist alles
zu haben. Die Tour zur Walliser Wispile soll zu den
schönsten und abwechslungsreichsten gehören.
DORFLADEN STATT CARTIER
Start ist beim Skilift an der Rohrbrücke. Nur – wer
mag, für den lohnt es sich, das Postauto bereits vorne
im Dorf zu verlassen und gemütlich zur Rohrbrücke
zu bummeln. Lauenen ist ganz anders als Gstaad, wo
wir eine halbe Stunde zuvor eingestiegen sind. In
Gstaad ist der Luxus zu Hause. Stars und Sternchen
aus Film, Kunst, Sport und Wirtschaft reichen sich
die Klinke, auf der Promenade haben sich Boutiquen
und Juweliere von Weltrang eingerichtet. In Lauenen
sind Glanz und Glamour Fremdworte. Man ist stolz
auf die alten, gut erhaltenen Chalets und auf die Kirche
aus dem 16. Jahrhundert. Statt Cartier und Prada
gibt es hier einen Dorfladen, statt Pelzmäntel trägt
man gewöhnliche Winterkleidung. Nur ab und
zu weht ein Hauch Gstaad durchs Bergdorf.
Aussicht von der Chrine
Richtung Gsteig. Ein
gelungener Pausenplatz.
Den Skilift muss man nicht lange suchen: Es
gibt nur einen, und der ist gut ausgeschildert. Startet
man beizeiten, bekommt man vom Skibetrieb ohnehin
nichts mit. Bis zehn Uhr schläft die Anlage,
wir können bequem auf und neben der Piste zur
Bergstation stapfen. Hinter dem Skilift beginnt
die Zauberwelt: eine Moorlandschaft, die einem in
die nordische Wildnis versetzt. Weite und Ruhe
sind unsere Begleiter, der gut ausgetretene Pfad zur
Chrine schlängelt mal über offenes Moorgelände,
mal durch lichten Baumbestand. Der Schnee ist
übersät mit Tierspuren; Hase, Fuchs, Eichhörnchen
und Reh waren da. Ist der Mensch ins Tal zurückgekehrt,
scheint hier ganz schön was los zu sein.
NATURZYT 43
Bei der Hinderen
Wispile lohnt
sich eine Pause.
Tipps und Infos
Route: Lauenen Rohrbrücke–Skilift Bergstation–Chrine–Hinderi Wispile–
Walliser Wispile–Spitzi Egg–Hinderem See–Lauenen Rohrbrücke.
Variante: Von der Chrine dem Winterwanderweg entlang nach Gsteig
oder auf die Höhi Wispile zur Gondelbahn nach Gstaad. Spart je eine
Stunde und ist technisch einfacher.
Anforderungen: Wer auf die Walliser Wispile will, braucht guten
Schnauf für 750 Höhenmeter Aufstieg. Technisch bietet die Tour, abgesehen
von wenigen steilen Passagen, kaum Schwierigkeiten. Die Wanderzeit
beträgt ohne Pausen fünf Stunden, davon entfallen drei auf den
Aufstieg.
Fuchs und Hase: In Lauenen sind viele Ruhezonen für Wildtiere
eingerichtet. Eine Übersicht gibt www.wildruhezonen.ch
Orientierung: Die Tour folgt bis zur Walliser Wispile dem Sommerwanderweg,
dann geht es über Waldlichtungen Richtung Lauenensee.
Spuren sind meist vorhanden. Fehlen diese oder ist die Sicht schlecht,
wird die Orientierung schwierig.
Ausrüstung: Nebst Schneeschuhen gehören eine Lawinenausrüstung
und eine Karte zum Bestandteil einer Schneeschuhtour. Das Lawinenbulletin
ist unter www.slf.ch abrufbar. Ein GPS ist hilfreich.
Einkehrmöglichkeiten: Im Dorf Lauenen und bei der Rohrbrücke.
Anreise: Mit dem Zug nach Gstaad, dann mit dem Postauto nach
Lauenen bis zur Endstation. Bei der Rohrbrücke Parkplätze (Skilift).
Karten: Swisstopo Landeskarte 1:25 000, Blatt Lenk (1266) oder
Skitourenkarte 1:50 000, Blatt Wildstrubel (263S).
RUHE FÜR MENSCH UND TIER
Der Winter ist die härteste Zeit für Wildtiere. Das
Vorwärtskommen im tiefen Schnee ist mühsam, die
Nahrung knapp. Die Energie will gut eingeteilt sein,
um den nächsten Frühling zu erleben. In Lauenen
will man dem Wild die schwierige Zeit einfacher
machen: Einige Ruhezonen sind ausgeschieden, die
man nur auf vorgegebenen Wegen durchqueren
darf. So gewöhnen sich die Tiere an die Besucher
und wissen um sichere Rückzugsorte.
Überhaupt geniesst die Natur in Lauenen einen
hohen Stellenwert. Das Tal gehört zum Schutzgebiet
Gelten-Iffigen, einem der grössten zusammenhängenden
Naturschutzgebiete der Schweiz. In den 50er-Jahren
wollte man den im Talschluss liegenden Geltenbach
samt seinem Wasserfall, dem Geltenschuss, zur Produktion
von Strom anzapfen. Das passte den Lauenern
gar nicht. Einstimmig beantragten sie der Regierung
in Bern, das wilde Geltental und den angrenzenden
Lauenensee unter Schutz zu stellen. Als diese einwilligte,
läuteten im Dorf zum Dank die Kirchenglocken.
Heute ist die Natur das Kapital der Gemeinde.
Rund 50 Landwirtschaftsbetriebe leben von ihr, der
Lauenensee und das angrenzende Hochmoor Rohr
sind das Rückgrat des lokalen Tourismus.
ABKÜRZEN WÄRE SCHADE
Apropos Grat: Dieser steht uns jetzt bevor, er führt
uns von der Chrine auf die Walliser Wispile. Auf
der Chrine hätten wir abkürzen können, dem Winterwanderweg
entlang nach Gsteig oder auf die Höhe
Wispile zur Luftseilbahn nach Gstaad. Schade wärs
gewesen, die eineinhalb Stunden bis zum Gipfel sind
spektakulär. Die Landschaft legt an Urtümlichkeit
nochmals zu, die Aussicht auf das Tal und die majestätische
Bergwelt zwischen Louwenehore, Wildhorn
und Spitzhore wird zusehends besser. Höhepunkt des
Aufstiegs ist die Hintere Wispile, die Alp vor dem
Gipfel: Vor beinahe jeder Hütte wartet ein Rastplatz
an der Sonne. Das ist wie Sonntag.
Wer bei der Walliser Wispile einen Gipfel erwartet,
wird enttäuscht. Sie gleicht eher einer Erhebung im
Gelände. Dafür bietet der folgende Abstieg, was man
von ihm erwartet: Spass pur. Im Tiefschnee geht es
über sanfte Hänge dem Lauenensee entgegen, der
unter einer Eisdecke Winterschlaf hält. Span-Gitarrist
Georges Müller wollte sich über den Liebeskummer
hinwegtrösten, als er am Lauenensee die bekannte
Rockballade schrieb. Nicht nur ihm hat die Kraft hier
hinten gut getan. Zurück beim Skilift fühlen wir uns
bestens erholt – und gleichzeitig hundemüde. Auch
ein unscheinbarer Gipfel fordert seinen Tribut.
Text/Fotos Daniel Fleuti
44 NATURZYT
Bald ist die Walliser
Wispile erreicht. Über
sanfte Hänge geht es
bergwärts.
NATUR ERLEBEN
Nur die Ruhe!
Wer die App hat, weiss den Weg
swisstopo-App
Die App mit der Map
wohin
wissen
swisstopo
Foto: Jan Hellman
Bildbearbeitung: Patrick Salonen
Schweizerische Eidgenossenschaft
Confédération suisse
Confederazione Svizzera
Confederaziun svizra
Bundesamt für Landestopografie swisstopo
www.swisstopo.ch
Die swisstopo-App zeigt dir dank genausten Karten und nützlichen Informationen
jederzeit, wo’s lang geht. Zum Beispiel zur nächsten Bushaltestelle, SAC-Hütte,
Feuerstelle und zu vielem mehr.
Top aktuell, interaktiv, mit vielen Points of Interest und Echtzeitinfos.
Auch offline verfügbar.
Natur im Winter
Winterzauber
Glitzernder Schnee, blauleuchtender Himmel in einer weiss
bedeckten Landschaft bei klarer, kalter Luft haben ihren ganz
besonderen Winterzauber.
46 NATURZYT
Komposition von Licht, Gräsern und Schnee
wie es nur die Natur kann.
NATUR ERLEBEN
im Schnee
NATURZYT 47
Auf dem fast 10 Kilometer
langen Toggenburger Sagenweg
erlebt man eine romantische
Winterrundwanderung durch
eine verzauberte Wintermärchenlandschaft
auf den Spuren
alter Toggenburger Sagen.
Winterlandschaft im Entlebuch
auf einem gemütlichen Spaziergang
mit Blick Richtung Lehn
48 NATURZYT
Ein Fuchs
geniesst die
wärmenden
Sonnenstrahlen
Der Winter ist die Jahreszeit,
in der es spät hell
wird und früh wieder
dunkel. In den tieferen
Lagen der Schweiz liegt oft tagelang
Nebel, und viele Menschen sehnen
sich nach zarten und wärmenden
Sonnenstrahlen.
In den höheren Lagen hingegen
zeigt sich ein anderes Bild: schneebedeckte
Winterlandschaften erstrahlen
unter einem leuchtend blauen
Himmel im glitzernden, frischen
Schnee. Diese Naturerlebnisse tun
nicht nur der Seele gut, sie ermöglichen
es uns auch, in der Stille die
Tier- und Pflanzenwelt des Winters
hautnah zu erleben.
SPUREN IM SCHNEE
Auf den schneebedeckten Wiesen und
Feldern lassen sich im glitzernden
Gemütliche Winterwanderung in
Obergoms vorbei an einer
märchenhaften Winterlandschaft.
NATURZYT 49
In den Wintermonaten ist der
Rundweg um den Klöntalersee aus
Sicherheitsgründen geschlossen,
aber ist die Eisdecke dick genug,
kann man darauf Schlittschuh
laufen. Bei klarem Himmel und in
der Abenddämmerung ist ein
Besuch besonders lohnend.
Ein Winterspaziergang
durchs tief verschneite
Dischmatal ist ein Traum
für alle die Ruhe und
Winterromantik suchen.
Der 5,4 Kilometer lange
Weg führt von Davos Dorf
bis zum Restaurant Teufi
und zurück.
In den Flumserbergen
führt der reizvolle
Crappa-Rundweg von
3,1 Kilometern von der
Tannenbodenalp zum
Crappwald und an
der Ebene von Madils
vorbei wieder zurück
zum Ausgangspunkt.
Schnee verschiedene Spuren entdecken
– nicht nur von Fuchs, Hase und Reh,
sondern auch von Steinböcken und
Gämsen, die in den verschneiten Hängen
und Felsen unterwegs sind. Viele dieser
Tiere wagen sich in den Wintermonaten
manchmal in tiefere Lagen, um nach
Nahrung zu suchen. Gerade in dieser
kalten Zeit müssen Wildtiere ihre Energie
gut einteilen. Wenn man bei einer
Wan de rung oder einem Spaziergang
in tieferen Lagen auf Wildtiere trifft,
ist es wichtig, ruhig zu bleiben, sich
langsam zu bewegen oder am besten
still stehen zu bleiben, um den besonderen
Moment in aller Ruhe zu geniessen.
IM WINTERSCHLAF
Eine andere besondere Magie des Winters
sind die schneebedeckten Tannen und
Bäume. Sie gehen in eine Art Ruhestand,
um im Frühling wieder zu erwachen,
wenn der Schnee schmilzt.
Obwohl viele Menschen den Winter oft
mit Kälte, Dunkelheit und dem Rückzug
in die warmen vier Wände verbinden,
liegt draussen eine stille Schönheit,
aus der wir Kraft schöpfen können. Das
Eintauchen in die verschneiten Landschaften
aus Wäldern und Bergen hat
etwas Magisches und wirkt wie Balsam
für die Seele.
Unter der Schneedecke ist der Boden
gut isoliert und geschützt; Samen und
Wurzeln ruhen und warten auf das Frühjahr,
um auszutreiben. Der Schnee schützt
die Pflanzen vor den schlimmsten Frösten
und speichert gleichzeitig Feuchtigkeit.
Mehr Naturerlebnisse auch
auf www.NATURZYT.ch
Die Natur im Winter erleben
©Visualps.ch
DURCH DEN SCHNEE ZUM FONDUE
IM REFUGE DE SOLALEX
Mit Schneeschuhen geht es durch den
knirschenden Schnee und die stille Natur
zum preisgekrönten Fondue im Refuge
de Solalex. Ob bei Sonnenschein oder
am Abend – die leichte, knapp einstündige
Wanderung ab dem Parkplatz
Cergnement ist ein Erlebnis. Die Ausrüstung
kann in der Villars Ski School
ausgeliehen werden. Am Abend ist
die Rück kehr zum Parkplatz mit dem
Schnee mobil möglich. Mehr zum
Angebot ab dem 6. Januar 2025 unter
www.alpesvaudoises.ch
AUF SCHNEESCHUHEN DURCH DIE WEISSE PRACHT!
Auf sicher geführten Schneeschuhtouren «Wander-Plausch» bietet ein breites
mit «Wander-Plausch» kannst du den Angebot von Schneeschuhtouren und
Winter abseits des Rummels mit allen Wanderungen mit vielfältigen Informationen
zur Natur: Yvonne Aellen,
Sinnen geniessen; Tages- und Mehrtages
touren; in kleinen Gruppen; auch Wanderleiterin und Biologin
für Einsteiger*innen mit guter Grundkondition
geeignet.
T 079 321 68
www.wander-plausch.ch,
56
NATUR ERLEBEN
WINTERRUHE IM SAFIENTAL
Abgelegene Bergtäler galten einst als
eher verschlafen. Doch während unser
aller Alltag hektischer wird, klingt
«verschlafen» in unseren Ohren zu -
nehmend verlockender. Im Safiental
geniesst man Winterruhe pur – zum
Beispiel beim Winterwanderwandern
nach Z’Hinderst, auf der Schneeschuhtour
zum Tenner Chrüz oder bei einer
stiebenden Tiefschneeabfahrt vom
Tällihorn. Und pssst… man schläft
wunderbar in diesem versteckten Tal,
wo die Nächte wohltuend still sind.
www.safiental.ch
Foto Markus Isenmann
APARTHOTEL MUCHETTA DAVOS
Im Bergdorf Wiesen zwischen Davos
und dem grössten Naturpark der Schweiz
– dem Parc Ela – erleben Sie die intakte
Natur von der Haustüre weg. Im Muchetta
wohnen Sie im Ein-, Zwei- oder gar
Drei-Zimmer-Apartment. Hotelrestaurant
für Frühstück und Abendessen
oder Selbstverpflegung. Kleiner Wellnessbereich
für Erwachsene mit Sauna,
Dampfbad und Whirlpool. Kleine
Gruppen willkommen. Pauschale ab
CHF 540/Studio/Frühstück/2 Pers./3 N.
Mehr unter T 081 410 41 00,
www.aparthotel-davos.ch
NATURZYT 51
Auf dem Kronberg ist
wohl einer der kürzesten
Winterrundwege mit knapp
500 Metern. Er bietet aber
die ideale Möglichkeit, dem
Nebel zu entfliehen, und
einen herrlichen Blick auf
das Nebelmeer.
Wer hier wohl
durch den Schnee
streifte.
Wenn der Schnee im Frühling schmilzt,
versorgt er die Pflanzen mit lebenswichtiger
Feuchtigkeit und füllt Flüsse und
Seen wieder auf.
Ein Spaziergang oder eine kleine Wanderung
an klarer, kalter Luft, das Knirschen
des Schnees unter den Füssen – das
sind nicht nur beeindruckende Momente
in der stillen Natur, sondern ein Winterzauber
der ganz besonderen Art.
Text Michael Knaus
Fotos AdobeStock
Nebelmeer über dem
Thunersee mit Blick zum
Niesen auf den gut
präpa rierten Wegen des
10 Kilo meter langen
Panoramawegs
Niederhorn-Waldegg.
52 NATURZYT
DANKE, DASS SIE NATURZYT
MIT IHREM ABONNEMENT
WEITERHIN UNTERSTÜTZEN!
Jedes Abonnement zählt, jeder Gönner* hilft.
Natur erfahren, erleben und bewahren.
Das ist NATURZYT.
Aus Liebe zur Natur.
Für nur CHF 29.50 für 4 Ausgaben im Jahr
schreibt die NATURZYT nicht nur über
unsere Natur, damit Sie diese näher erfahren
und erleben können, sondern auch, damit Sie
gemeinsam mit uns unsere Natur bewahren
und schützen lernen. Deshalb unterstützt
NATURZYT auch wichtige Naturprojekte
mit einem Teil der Abo-Einnahmen.
Aktuell unsere Wildtiere im Siedlungsraum.
Mehr dazu auf den Seiten 38–41.
Das will NATURZYT auch in Zukunft
tun. Deshalb danken wir Ihnen, wenn
Sie NATURZYT weiterhin treu bleiben
und uns als Abonnent oder als
Gönnerin und Gönner unterstützen.
Bleiben Sie uns treu und abonnieren Sie die NATURZYT.
Per Telefon 043 542 72 91, unter www.NATURZYT.ch/abonnieren oder mittels Abo-Talon auf Seite 63.
* Bei Personenbezeichnungen ist jeweils das andere Geschlecht mitgemeint.
Eisformen auf einer
gefrorenen Wasserpfütze
Normalerweise fotografiere ich im Winter klassi -
sche Landschaftsmotive. Doch ab und an verliere
ich mich in der Faszination der kleinen Details.
Ganz besonders dann, wenn ich irgendwo schöne
Eisstrukturen entdecke.
Manche Motive springen einen geradezu an. Andere sind
unscheinbar und entfalten sich erst mit einer bestimmten
Perspektive und dem richtigen Lichteinfall.
Kein Element gleicht dem anderen, und je länger man
fotografiert, desto tiefer taucht man in die grosse Welt der
kleinen Details ein.
Dann vergeht die Zeit wie im Flug, und man ist überrascht,
wenn es plötzlich eindunkelt. Und zu essen hat man auch
vergessen.
Ich wünsche Ihnen einen traumhaften Winter!
Text/Fotos Tobias Ryser
Naturwärts – auf den Spuren der Natur
Eisdetails
54 NATURZYT
NATURZYT 55
NATUR ERLEBEN
Eisstruktur am
Bergbach
Der Autor
Tobias Ryser arbeitet als selbstständiger Fotograf mit
Schwerpunkt Natur- und Landschaftsfotografie. Auf der
Suche nach dem perfekten Moment legt er grossen Wert
auf eine ästhetische Bildkomposition und atemberaubendes
Licht.
Tobias Ryser zählt zu den gefragtesten Naturfotografen
der Schweiz, seine Bilder werden regelmässig
publiziert und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet in
diversen nationalen und internationalen Wettbewerben.
Mehr Informationen unter:
www.tobias-ryser.ch, www.naturwaerts.ch
56 NATURZYT
Gewölbe einer
Gletscherhöhle
NATUR ERLEBEN
Strukturen auf
gefrorenem Schwarzeis
NATURZYT 57
Naturparks in der Oberrheinebene
Landschaftsidylle am
Wer entlang des südlichen Oberrheins die Natur erleben will, wird reich
belohnt. Hier kann man nicht nur in den weitläufigen Hügeln des Schwarzwalds
wandern: In der Rheinebene lassen sich auch zahlreiche Naturschutzgebiete
entdecken.
Die Loreley könnte ein Lied
davon singen, wie schön der
Anblick des Rheins vor noch
200 Jahren war. Die wilde
Furt unter ihr kostete so manch einem
Fischer das Leben. Unterhalb von Basel
jedoch, in der Oberrheinebene, prägte
der Rhein als frei fliessender Strom mit
mehreren Armen die Landschaft. Zwar
passierten im 19. Jahrhundert mit der
Rheinregulierung die ersten massiven
Eingriffe in das Flussökosystem, die im
20. Jahrhundert mit dem Bau des Rheinseitenkanals
intensiviert wurden. Dank
nationaler und internationaler Bemühungen
konnten jedoch Teile der Schwemmflächen
und Auen mit wertvollen Lebensgemeinschaften
erhalten bleiben.
Entsprechend interessant ist das Gebiet
entlang der oberen Rheinebene für Naturfreundinnen
und Pflanzenliebhaber. Denn
entlang des Oberrheins präsentiert sich
die Landschaft äusserst abwechslungsreich;
Fauna und Flora sind entsprechend vielfältig.
Geologisch stellt die Oberrheinebene
einen tief in die Erdkruste reichenden
Grabenbruch dar. Die Entstehung des
Oberrhein grabens begann vor rund 35
Millionen Jahren durch Dehnungen in der
Erdkruste, die zu einem Absinken der
Landschaft von Basel bis Mainz führten.
In Folge erhoben sich an den Grabenschultern
die Hügelketten des Schwarzwalds
und der Vogesen.
MAGERER BODEN FÜR ORCHIDEEN
Gleich nach der Grenze in der Nähe von
Basel findet sich im Elsass mit dem Reservat
Petite Camargue Alsacienne das erste
Natur-Juwel. Mit der Korrektur des Rheins
zwängte man den Fluss in ein enges Bett
von kaum 200 Metern Breite. Die dadurch
abgetrennten Altwasser in der französischen
Gemeinde Saint-Louis wurden ab
den 1860er-Jahren zur Aufzucht von
Lachsen genutzt. Heute bilden die historischen
Gebäude der Fischzucht das Zentrum
des Naturschutzreservats. Trockene
58 NATURZYT
Im Reservat Petite Camargue
sind Pirol, Kuckuck und
Nachtigall zu hören.
Oberrhein
Im Naturschutzgebiet
Taubergiessen
lässt sich die seltene
Flussseeschwalbe
beobachten.
und feuchte Zonen verschmelzen hier zu
einem komplexen Mosaik. Vor allem für
Vogelfreunde lohnt sich ein Besuch: Im
Frühling, oft aber auch im Spätsommer
und Herbst beobachtet man für die Region
seltene Vogelarten, wenn immer wieder
besondere Durchzügler hier eine Rast einlegen.
Bis zu hundert Arten an einem Tag
machen im April im Schutzgebiet Halt. In
dieser Zeit sind Pirol, Kuckuck und Nachtigall
zudem mit Sicherheit zu hören.
Überquert man die Grenze und folgt
dem Rhein weiter nördlich, kommt man in
der Nähe des deutschen Effringen Kirchen
zu einem kleinen, aber feinen Naturschutzgebiet.
Das Totengrien lag einst in der
Hauptrinne des Rheins, wo sich aufgrund
der starken Strömung kein Feinmaterial,
sondern ausschliesslich grobe Kiese ablagerten.
Auf dieser Basis konnte sich nur
eine flache Schicht Erdsubstrat entwickeln
– der perfekte Untergrund für Orchideen,
für deren Vielfalt das knapp drei Hektar
grosse Totengrien bekannt ist. Fast alle
standortheimischen Orchideenarten
sind hier zu entdecken, etwas das Helm-
Knabenkraut, die Hummel-Ragwurz und
die Mücken-Handwurz.
DER WILDE SÜDEN DEUTSCHLANDS
Selbstverständlich darf man auf der Route
entlang des Oberrheins das Biosphärengebiet
Schwarzwald und der Nationalpark
Schwarzwald nicht verpassen. Sie liegen
zwar etwas abseits des Rheins, doch sind
ein Muss, wenn man in der Gegend ist.
Das südlicher gelegene Biosphärenreservat
widmet sich der traditionellen, vom
Menschen geschaffenen Kulturlandschaft.
Wer unberührte Natur vorzieht, ist im
zwischen Baden-Baden und Freudenstadt
gelegenen, Nationalpark besser aufgehoben:
Mit dichten, atemberaubenden Wäldern,
sanft sprudelnden Bächen und 1000 Meter
hohen Gipfeln, von denen aus man eine
fantastische Aussicht geniessen kann, ist
dieses Schutzgebiet ein wahrhaft magischer
Ort. Auf tausenden Kilometern gut ge-
NATURZYT 59
Pflanzengeflüster am Oberrhein
Die Region Oberrhein mit ihren Naturparks,
Wildpflanzen, Moosen und
botanischen Gärten lässt sich wunderbar
zu Fuss, mit dem Fahrrad oder
im Rahmen einer geführten Expedition
erkunden. Ein besonderes Highlight
ist ein botanischer Kurztrip mit der
Pflanzenexpertin Lilo Meier an Bord
der Excellence Queen.
Bequem per Schiff führt die Reise
von Basel über Speyer, Heidelberg,
Breisach und Freiburg zu den botanischen
Gärten der Region.
Mehr Informationen zur botanischen
Reise unter: www.excellence.ch
Das kleine, aber feine
Naturschutzgebiet
«Totengrien», in welchem
viele Orchideen-Arten zu
entdecken sind.
pflegter Wanderwege lassen sich abwechslungsreiche
Bergrücken und tiefe Täler
erkunden, die im scheinbar undurchdringlichen
Wald verborgen sind, und
– mit dem Fahrrad oder zu Fuss – die
mystischen Wasserfälle, hoch aufragenden
Gipfel und antiken Ruinen entdecken.
EINE FAHRT MIT DEM KAHN
Zwischen den beiden Schwarzwald-Parks
liegt Freiburg im Breisgau, wo man unbedingt
einen Stopp einlegen sollte: Die Unistadt
mit historischem Zentrum ist berühmt
für ihren Bauernmarkt auf dem
Münsterplatz. Ein besonderer Geheimtipp
ist zudem der Heilpflanzengarten «Achillea»:
Hier wachsen neben der namensgebenden
Schafgarbe 200 verschiedene
Heilpflanzenarten. Die idyllisch angelegte
Pflanzensammlung ist Teil der ehemaligen
Freiburger Heilpflanzenschule Ursel
und bietet heute einer wachsenden biologischen
Vielfalt aus zahlreichen Insekten,
Kleinlebewesen, Vögeln, Amphibien und
Reptilien ein Zuhause.
Weiter nördlich hat auch Rust eine
Attraktion zu bieten – und nein, damit
meinen wir nicht den Europapark. Gleich
nebenan liegt das idyllische Naturschutzgebiet
Taubergiessen: Über eine Fläche von
2380 Fussballfeldern erstrecken sich weitläufige
Wiesen- und Waldlandschaften
und ein dichtes Gewässernetz, auf dem
örtliche Fischer die beliebten und traditionellen
Stocherkahnfahrten anbieten.
Nutria, schillernde Eisvögel und die seltene
Wohl etwas abseits,
aber doch entlang der
Route des Oberrheins
liegen das Biosphärengebiet
Schwarzwald
und der Nationalpark
Schwarzwald.
Flussseeschwalbe lassen sich dabei beobachten.
Sieben ausgeschilderte Themenwege
führen an die schönsten Flecken
des Gebiets.
BRUTPLÄTZE IM SANDSTEIN
Mag man dem Rheinlauf noch etwas weiter
nach Süden folgen, legt man den nächsten
Halt am besten in Heidelberg ein. Der
botanische Garten der altehrwürdigen
Universitätsstadt beherbergt eine Vielzahl
aussergewöhnlicher exotischer Wildpflanzen.
Wer lieber Einheimisches mag, fährt
rund 70 Kilometer westlich: An der französisch-deutschen
Grenze gelegen, teilen
sich die Nordvogesen und der Pfälzerwald
ein grenzüberschreitendes UNESCO-
Bio sphärenreservat. Lichte Kiefernwälder,
sonnige Wiesentäler und fast 150 sagen -
umwobene Burgen und Burgruinen prägen
die Gegend. Im grössten zusammenhängenden
Waldgebiet Deutschlands fühlen
sich Luchs, Wildkatze und Wanderfalke
wohl. Und mit etwas Glück entdeckt man
in den mächtige Felsentürme aus Buntsandstein
sogar ein brütendes Kolk rabenpaar.
Den letzten Brutnachweis in Rheinland-Pfalz
gab es vor gut 80 Jahren, danach
galt der grosse Rabe, der eine Flügelspannweite
von bis zu 1,35 Metern hat, als ausgerottet.
Heute fühlt er sich in der Gegend
zum Glück wieder wohl und tut das mit
seinen typischen rauen «Kras» kund.
Text Helen Weiss Fotos AdobeStock
Mit
Experten-
Begleitung
Lilo Meier
Zu guter Letzt
Naturerlebnisse –
Natur erfahren, bewahren, erleben
DEZEMBER
Natureinsatz: Heckenpflanzung auf
dem Lebenshof Wannenwis
07.12.24 | 9.00–15.30 Uhr
Gratis | Waldkirch (SG)
www.wwfost.ch | 071 221 72 30
Kurs: Natürliche Rosengärten
anlegen und pflegen
07.12.24 | 9.00–12.00 Uhr
CHF 100 | Wängi (TG)
www.gartenland.ch | 052 378 21 84
Kurs: Räuchern zur Wintersonnenwende
und den Raunächten
12.12.24 | 13.30–17.00 Uhr
CHF 100 | Ellikon a.d. Thur (TG)
www.ernestine-astecker.ch
043 322 86 70
Exkursion: Im Reich der Biber
14.12.24 | 10.00–12.30 Uhr
CHF 15 | Pfyn (TG)
www.wwfost.ch | 071 221 72 30
Erlebnis: Tierpark-Zmorge und Führung
15.12.24 | 09.00–12.00 Uhr
CHF 49 | Tierpark Goldau (SZ)
www.tierpark.ch | 041 859 06 06
Naturerlebnisse und -angebote
Mehr Erlebnisse, um Natur zu
erfahren, erleben und bewahren auf
www.naturzyt.ch.
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Schneeschuhtour:
Aussichtsreiches Buochserhorn
27.12.24 | 10.00–17.00 Uhr
CHF 80 | Niederrickenbach (NW)
www.wander-plausch.ch
079 321 68 56
JANUAR
Exkursion:
Wintergäste an unseren Gewässern
05.01.25 | 13.15–16.00 Uhr
kostenlos | Interlaken (BE)
www.pronatura-be.ch
031 352 66 00
Kurs: Vögel illustrieren
18.01.25 | 09.00–16.00 Uhr
CHF 95 | Kleindöttingen (AG)
www.naturzentrum-klingnauerstausee.ch
056 268 70 60
Besuch Greifvogelstation:
Bartgeier
18.01.25 | 09.00–11.30 Uhr
CHF 40 | Berg am Irchel (ZH)
www.greifvogelstation.ch
052 318 14 27
Schneeschuhtour: Leuggelenstock
– am Fusse des Glärnisch
19.01.25 | 09.00–16.00 Uhr
CHF 80 | Luchsingen-Hätzingen (GL)
www.wander-plausch.ch
079 321 68 56
Kurs:
Einführung in die Naturkosmetik
25.01.25 | 10.30–14.30 Uhr
CHF 135 | Frenkdorf (BL)
www.heilsam-en.ch
079 654 55 03
FEBRUAR
Exkursion: Zu den Bibern in der Stadt
01.02.25 | 16.00–18.00 Uhr
CHF 40 | Zürich (ZH)
www.wwf-zh.ch | 044 297 22 22
Exkursion: Wildpflanzen im Winter
07.02.25 | 14.00–16.00 Uhr
CHF 60 | Lachen (SZ)
www.naturspruenglich.ch
Exkursion: Tierspuren im Winter
08.02.25 | 09.30 bis 13.30 Uhr
CHF 15 | Wildhaus (SG)
www.wwfost.ch | 071 221 72 30
Exkursion:
Wildschweine im Gippinger Grien
08.02.25 | 09.00–12.00 Uhr
CHF 15 | Kleindöttingen (AG)
www.naturzentrum-klingnauerstausee.ch
056 268 70 60
Besuch Greifvogelstation
«Eulen im Frühling»
22.02.25 | 09.00–11.30 Uhr
CHF 40 | Berg am Irchel (ZH)
www.greifvogelstation.ch
052 318 14 27
Vortrag: Der Rotmilan –
Ein Opportunist im Aufwind
25.02.25 | 20.00–21.30 Uhr
Kollekte | Langnau (BE)
www.pronatura-be.ch | 031 352 66 00
Schneeschuhtour:
Juralandschaft auf dem Moron
27.02.25 | 09.50–17.00 Uhr
CHF 80 | Malleray (BE)
www.wander-plausch.ch | 079 321 68 56
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Aktuell unsere Wildtiere im Siedlungsraum. Mehr dazu auf den Seiten 38–41.
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