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Mittendrin im Familienleben
Psychologie
Eltern,
hört auf zu
streiten!
Fr. 14.−
Dezember – 2024 | Januar – 2025
Familie geht
auch anders
Mama, Papa, Kind? Vielleicht. Wir zeigen den Alltag von Menschen,
die in alternativen Beziehungskonstellationen leben.
Editorial
Mehr als Kleinfamilie
Meine Familie ist eine Patchworkfamilie –
wenn auch in ihrer einfachsten Form. Nach
der Trennung vom Vater meiner Tochter
fand ich meinen jetzigen Partner und
Vater unseres Sohnes. Seitdem sind wir zu
viert, und geben doch Anlass für Fragen.
«Weshalb hat eine Person in eurem Quartett
einen dunkleren Teint ? », wird gemunkelt.
Wir leben damit.
Unsere Autorin Marah Rikli besuchte drei
«Wahlfamilien », die ebenfalls von gesellschaftlichem
Gegenwind, von Skepsis oder
gar Anfeindungen berichten. Trotzdem
überwiegt in ihren Geschichten das Positive.
Denn die selbst gewählten Wohn- und
Lebensrealitäten zeugen von viel Solidarität,
Fürsorge, Geborgenheit und echter Nähe.
Diese Wärme, die in ihren einzigartigen
Lebensformen zu spüren ist, wünschen wir
auch euch von Herzen – gerade in dieser
bisweilen kalten und hektischen Jahreszeit !
Cover
Fotografin Stephanie
Künzler hat die
Weihnachtsstimmung
bei unserer «So leben
wir»-Familie auf S. 74
perfekt eingefangen.
Manuela von Ah
Stv. Chefredaktorin
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14
Wir sind
Familie
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Gesellschaft
24
Wie Tigi
seine Streifen
wiederfand
Fotos: Shutterstock
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Familienleben
Eltern wissen: Nichts stürzt Kinder tiefer
ins Tal der Tränen als der Verlust des geliebten
Kuscheltiers. Was Eltern alles tun, wenn das
Unglück passiert, haben sie uns erzählt.
Geschichten zum Schmunzeln und Mitfiebern.
Text Claudia Jucker
Lena, die Häsin
«Von allen Kuscheltieren war es die Häsin Lena, die meinen
Sohn überallhin begleiten durfte. So war es auch keine
Frage, dass sie beim Kindergeburtstag mit dabei war, als
wir auf dem Spielplatz feierten. Nach der Party gingen
wir vollgepackt mit Geschenken, Picknickkörben und
Kuchenresten nach Hause. Niemand dachte mehr an
Lena. Auch mein Sohn nicht. Er war so müde, dass er das
Fehlen seines Lieblingshasen auch beim Einschlafen
nicht bemerkte. Aber ich. Also ging ich mit einer Taschenlampe
bewaffnet nochmals auf den Spielplatz zurück und
suchte Lena. Aber leider war sie weg. Ich ärgerte mich,
weil ich am Morgen noch mit meinem Sohn darüber
diskutiert hatte. Ich fand es keine gute Idee, dass Lena
am Geburtstag teilnahm. Aber was nützte mir das jetzt?
Während mein Sohn friedlich schlief und seine Geburtstagsfeier
verdaute, fing ich an, Suchanzeigen auf den
sozialen Medien aufzusetzen, bastelte eine Vermisstmeldung
und ging nochmals raus, um diese – mitten in der
Nacht – im Quartier aufzuhängen. Drei Tage später rief
mich eine junge Frau an und sagte, sie hätte genau dieses
Kuscheltier zu Hause und würde es meinem Sohn spenden.
Mein Aufruf hatte sie so gerührt, dass sie uns ihr
Kuscheltier vermachte. Mein Sohn merkte zum Glück
nicht, dass Lena eigentlich eine andere war.»
Melanie K., Bern
Tigerli, der Tiger
«Von einer älteren Freundin hat mein Sohn einen kleinen
Tiger geschenkt bekommen. Tigerli wurde sofort zum
Lieblingstier und weil er eher klein war, konnte er ihn
auch fast überallhin mitnehmen. Tigerli war nun aber
nicht gerade von bester Qualität. Schon beim ersten dringend
notwendigen Waschgang verlor er alle Streifen. Ich
wusste, das würde zu Tränen führen: Ein Tiger ohne Streifen
war doch kein Tiger mehr. Ich malte Tigerli darum in
einer Nacht-und-Nebel-Aktion seine Streifen wieder auf.
Und das dann mehrmals jährlich! Mein Sohn hat es wohl
schon bemerkt, aber Tigerlis Frischekur nie kommentiert.»
Katja F., Egnach
Wautzi, der Hund
«Bei meinem dritten Kind wusste ich, die Stofftiersache
braucht von Anfang an einen Notfallplan. Als sich ein
Lieblingstier abzeichnete – ein kleiner Stoffhund namens
Wautzi – kaufte ich davon vier Exemplare und verstaute
sie irgendwo tief in unserem Schrank. Offensichtlich nicht
tief genug! Mein Sohn fand die Kiste mit den Ersatz-Wautzis
und war komplett begeistert von diesem spontanen
Familienzuwachs von Wautzi 2–5. Der Versuch, ihm zu
erklären, dass diese Wautzis im Schrank wohnen müssten,
als Ersatz für Wautzi 1, scheiterte kläglich in einem Weinanfall
und dem Entsetzen meines Sohnes über meine
Grausamkeit, Stofftiere in Schränke zu sperren. Wir lebten
fortan mit sehr vielen Wautzis, und wie durch ein Wunder
ging nie auch nur einer verloren.»
Michelle D., Weinfelden
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Kerzenschein
& Seifenduft
Diese Geschenke zaubern ein
Leuchten auf jedes Gesicht.
Und sind kinderleicht herzustellen.
Idee und Umsetzung Djennat Derradj // Fotos Martina Meier
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Selbermachen
Kerzen
Material
Stabkerzen
Wachskreiden
Backpapier
Werkzeug
Feine Küchenraffel
Föhn
1 Tisch gut abdecken, weil die Wachsmalstifte abfärben
können. Backpapier ausrollen. Die farbige Wachskreide
mit der feinen Küchenraffel auf das vorbereitete
Backpapier raffeln und verteilen.
2 Die Stabkerzen in einen Kerzenständer stecken. Mit
dem Föhn die Kerze rundum erwärmen, damit das
Wachs warm wird und ein bisschen zu schmelzen beginnt.
Die Kerze auf das vorbereitete Backpapier legen und
einrollen. Am besten mit einem sauberen Backpapier
ein zweites Mal gut nachrollen, wieder auspacken.
Damit die Wachspastellkreide nicht zu sehr abfärbt,
kann man sie mit Haarspray fixieren.
3 Verpacken: Die bunte Kerze in Backpapier einrollen
und an beiden Enden mit einem Band abbinden.
Durch das halbtransparente Papier schimmert die Kerze
mit den farbigen Sprenkeln schön durch. Auf einer
Etikette vermerken, dass die Kerze noch bisschen abfärben
könnte und nach dem Auspacken direkt in einen
Kerzenständer gesteckt werden sollte.
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So leben wir
Ein Haus
voller Kinder
Text Anita Zulauf // Fotos Stephanie Künzler
Ein Leben in der Stadt ohne Verzicht auf
Haus mit Garten? Für Larissa und Simon ein
Traum, der Wirklichkeit wurde. Mit ihren
fünf Kindern wohnen sie in Frauenfeld TG.
Nach Jolina, ihrem zweiten Kind, überlegten
Larissa und Simon, ob noch jemand fehlte
in der Familie. «Erst bei Tirza wussten wir:
Jetzt sind alle angekommen. Wir sind komplett.»
Wir sitzen plaudernd am gemütlichen Küchentisch,
während die vier Mädchen und der Junge im
Alter von drei bis zehn Jahren eine riesige «Gumpi-
Matratze» ins Wohnzimmer schleppen. Wer kann den
besten Weitsprung? Wer den wildesten Salto? Die
Kinder lachen, animieren sich gegenseitig. «Ja, eine
ziemlich wilde Bande haben wir. Und alle sind sie einzigartig.»
Ruben ist der Älteste, seine Eltern sagen, er sei
der perfekte grosse Bruder, der immer auf seine
Schwestern schaut. Jolina sei die Kreative, die gerne
bastelt und backt. Zippora eifert den Grossen nach,
sie brachte sich durch aufmerksames Zuhören fast
selbst das Lesen bei. Olivia ist die Sensible, die ganz
viel Nähe und Knuddelmomente braucht. Und Tirza,
die Jüngste, sei sehr selbstbestimmt, ein lustiger
Wirbelwind, mit speziellem Humor.
«Es war nie mein Plan, mit Kindern in einer Stadt zu
leben», sagt Larissa, die in einem Dorf am Boden see
aufgewachsen ist. Doch als sie nach Frauenfeld zog,
damals noch Single, «war ich sofort heimisch in dieser
überschaubaren Stadt, in der man sich kennt, mit
den Leuten auf dem Markt per du ist». Als sie Simon
kennenlernte, träumten sie gemeinsam von einem
Haus in der Stadt und wussten gleichzeitig, dass das
zu teuer und daher unrealistisch war. Doch der
Traum wurde wahr.
Zuvor lebten sie zur Miete im Anbau des Hauses, in
einer ehemaligen Arztpraxis. Als die Besitzerin die
komplette Liegenschaft verkaufen wollte, «kratzten
wir alles zusammen und kauften sie». Das war vor
sieben Jahren. «Wir legen meist selber Hand an.
So bauten wir eine neue Küche ein, ein Cheminée,
verlegten Parkett und bauten eine Sauna und ein
Sprudelbad im Keller», erzählt Simon. Zur Liegen-
schaft gehört zudem ein Minergie-P-zertifiziertes
Holzhaus, das sie nachträglich bauten und in dem
heute Larissas Vater wohnt. Dass ihr Haus neun Zimmer
hat, finden sie super. Denn immer mal wieder
leben Mitbewohner für eine Weile bei ihnen. Eine
Austauschschülerin war für eine Weile da, und Studenten,
die vorübergehend eine Bleibe gesucht hatten.
«Für uns ist das eine schöne Bereicherung, jeder
Mensch bringt etwas von seiner Kultur in unsere
Familie. Und die Kinder findens auch total lässig.»
Sie mögen ein offenes Haus, spannende Begegnungen
und den Besuch von Freunden und Familie.
Seit 2019, als Olivia zur Welt kam und Simon eine
Schreinerei übernahm, ist Larissa Familienfrau. «Für
mich stimmt das momentan total», sagt sie. «Meine
beiden Hauptpfeiler im Leben sind unsere Familie
und der Glaube.» Sie und Simon sind Teil der Leitung
einer evangelischen Freikirche. «Den Glauben erleben
wir erfrischend und als eine Inspirationsquelle
für viele Lebensthemen.» Die traditionellen christlichen
Werte werden bei ihnen ganz unverkrampft
im Alltag gelebt. «Liebe, Respekt, den anderen so
akzeptieren, wie er ist, füreinander da sein, all das ist
für uns logisch und selbstverständlich. Wir sind ein
Team. Das ist unser Motto und unsere Familienphilosophie»,
sagt Simon.
Über uns
Familie Larissa, 36, Pflegefachfrau;
Simon, 47, Inhaber kunz-schreinerei.ch;
Ruben, 10; Jolina, 8; Zippora, 7; Olivia, 5;
Tirza, 3. Haus Jahrgang 1961; Kauf und
Einzug 2017; 9 Zimmer auf 3 Stöcken und
300 Quadratmetern; angebautes Studio
und Holzhaus; grosser Umschwung.
Ort Frauenfeld TG.
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