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Frührenaissance in Mitteldeutschland. Macht. Repräsentation. Frömmigkeit.

MITTELDEUTSCHLAND AM VORABEND DES BAUERNKRIEGS Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um 1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte dabei Erzbischof Ernst von Magdeburg, der die Moritzburg in Halle als Residenz erbaute und das Hallesche Heiltum begründete, die größte Kunst- und Reliquiensammlung ihrer Zeit. Die Publikation verortet Werke von u.a. Albrecht Dürer, Martin Schongauer und Lucas Cranach d.Ä. im Kontext ihrer Entstehung oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance sichtbar. Es entfaltet sich ein eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit, höfischer Macht und Prachtentfaltung als wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände 1524/25. -Pracht und Herrlichkeit in der Residenzstadt Halle -Erzbischof Ernst von Sachsen und der Stilwandel um 1500 -Glanzstücke der deutschen Renaissance aus internationalen Museen: mit Werken u.a. von Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Hans Burgkmair, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach d.Ä., Matthias Grünewald -Gedenkjahr 2025 – 500 Jahre Bauernkrieg -Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 24.11.2024–02.03.2025

MITTELDEUTSCHLAND AM VORABEND DES BAUERNKRIEGS
Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um 1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte dabei Erzbischof Ernst von Magdeburg, der die Moritzburg in Halle als Residenz erbaute und das Hallesche Heiltum begründete, die größte Kunst- und Reliquiensammlung ihrer Zeit. Die Publikation verortet Werke von u.a. Albrecht Dürer, Martin Schongauer und Lucas Cranach d.Ä. im Kontext ihrer Entstehung oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance sichtbar. Es entfaltet sich ein eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit, höfischer Macht und Prachtentfaltung als wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände 1524/25.

-Pracht und Herrlichkeit in der Residenzstadt Halle
-Erzbischof Ernst von Sachsen und der Stilwandel um 1500
-Glanzstücke der deutschen Renaissance aus internationalen Museen: mit Werken u.a. von Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Hans Burgkmair, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach d.Ä., Matthias Grünewald
-Gedenkjahr 2025 – 500 Jahre Bauernkrieg
-Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 24.11.2024–02.03.2025

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Leihgeber

Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Annaberg-

Buchholz

Museen der Stadt Aschaffenburg

Staatsbibliothek Bamberg

Museum Bautzen, Gersdorff-Weichaische Stiftung

Domschatzkammer St. Petri Bautzen

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig,

Kunstmuseum des Landes Niedersachsen

Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen

Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Anhaltische Gemäldegalerie Dessau

Stadtarchiv Dessau-Roßlau, Anhaltische

Landesbücherei

Kulturstiftung Dessau-Wörlitz

ARTFINDING Katrin & Tilo Hofmann GbR

Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche

Kunstsammlungen Dresden

Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen

Dresden

Wartburg-Stiftung Eisenach

Evangelischer Kirchengemeindeverband Lutherstadt

Eisleben

Angermuseum Erfurt

Angermuseum Erfurt, Grafische Sammlung

Städel Museum, Frankfurt am Main

Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg

Große Kreisstadt Glauchau – Museum und

Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau

Friedenstein Stiftung Gotha

Gleimhaus Halberstadt – Museum der deutschen

Aufklärung

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz

Halberstadt

Archäologisches Museum der Martin-Luther-Universität

Halle-Wittenberg, Halle (Saale)

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrale

Kustodie

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsund

Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (Saale)

Evangelische Marktkirchengemeinde Halle,

Marienbibliothek

Stadtarchiv Halle (Saale)

Kirchengemeinde im Kirchenkreis Halle-Saalkreis

Hallescher Privatbesitz

Sammlung Fischer-Appelt

Kirchengemeinde im Kirchenkreis Egeln

Kirchengemeinde im Kirchenkreis Haldensleben-

Wolmirstedt

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

Stadt Jüterbog, Museum im Kulturquartier

Mönchenkloster

Kassel, Hessen Kassel Heritage

Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)

Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten gGmbH,

Burg Kriebstein

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Museum der bildenden Künste Leipzig

Maximilian Speck von Sternburg Stiftung im Museum

der bildenden Künste Leipzig

Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Dom St. Mauritius und

St. Katharina zu Magdeburg

Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen

Magdeburg

Landesarchiv Sachsen-Anhalt

Evangelische Kirchengemeinde St. Georg Mansfeld

Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und

des Kollegiatstifts Zeitz, Domstift Merseburg

Mühlhäuser Museen

Bayerisches Nationalmuseum, München

Bayerische Staatsgemäldesammlungen München – als

Dauerleihgabe im Germanischen Nationalmuseum

Nürnberg

Staatliche Münzsammlung, München

Ludwig-Maximilians-Universität, Universitätsbibliothek,

München

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Landesschule Pforta

Kirchengemeinde im Kirchenkreis Salzwedel, EKM

Schwedisches Historisches Museum, Nationale

Historische Museen, Stockholm

Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Seifersbach-

Ringethal

Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Großenhainer

Land, Schlosskirche Seußlitz

Kirchengemeinde im Kirchenkreis Eisleben-

Sömmerda

Evangelische Kirchengemeinde Stolberg

Privatsammlung, dauerhaft ausgestellt im Museum

Alte Münze Stolberg im Harz

Klassik Stiftung Weimar, Museen

Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar

Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett

Land Sachsen-Anhalt

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt

Kunstsammlungen Zwickau Max-Pechstein-Museum


INHALT

7 Vorwort | Thomas Bauer-Friedrich

ESSAYS UND KATALOG

10 Mitteldeutschland – Eine Kulturregion von europäischem Rang

am Vorabend des Bauernkrieges | Leonhard Helten

22 Mit Italien, gegen Italien. Wandel durch Reisen, Wettbewerb und Handel | Thomas Schauerte

30 „Welsche Manier“ oder der „Aufbruch in die Renaissance“. Italienische Motive

in der Architektur Mitteldeutschlands nach 1500 | Anke Neugebauer

40 Selbstverständnis und visuelle Repräsentation der mitteldeutschen Bischöfe

zwischen weltlicher Territorienbildung und Reformation | Markus Hörsch

54 Kirchenfürst, Landesherr und Mensch. Eine Skizze über

Erzbischof Ernst II. von Sachsen | Philipp Jahn

70 Die Siegel des Erzbischofs Ernst von Sachsen | Ulf Dräger

72 Drei Emissionen. Die Münzen von Erzbischof Ernst von Sachsen | Ulf Dräger

74 Die Moritzburg in Halle. Zu Topografie und Baugestalt | Andreas Stahl

82 Die heilige Katharina am Torturm der Moritzburg | Heiko Brand und Anke Neugebauer

88 Letztes Zeugnis des Prunks: Ein Ofen aus der Moritzburg | Engel Friederike Holst

92 Zwischen Erzbischof und Stadt. Zur Geschichte der jüdischen

Gemeinde in Halle im Mittelalter | Maike Lämmerhirt

100 Die Tempelreinigung in Halle. Zu einem spätgotischen Tafelbild in der

Marktkirche Unser Lieben Frauen | Andreas Hornemann

104 Erzbischöfliche Pracht in Gold und Seide. Textilstiftungen Ernsts von Sachsen im

Dom St. Stephanus und Sixtus zu Halberstadt | Barbara Pregla und Anja Preiß

110 Erzbischof Ernst von Sachsen als Reliquiensammler: Das „Frühe Hallesche Heiltum“ | Jürgen von Ahn

120 Repraesentatio und devotio. Die Retabel Hans Baldung Griens für

Erzbischof Ernst von Sachsen | Markus Leo Mock

128 Ein Helfer in der Not. Ernst von Sachsen und der heilige Wolfgang | Ute Engel

134 Ernst von Sachsen als Domvollender in Halberstadt und Magdeburg | Heiko Brandl

140 Die Nürnberger Vischer-Werkstatt in Mitteldeutschland. Grabdenkmäler

für den Klerus und den hohen Adel | Sven Hauschke

144 Der kleine Chor. Die Grabkapelle Erzbischof Ernsts von Sachsen im Magdeburger Dom | Philipp Jahn

152 Religiöse Bilderwelten um 1500 – Zu Nutz und Frommen des Seelenheils | Marie Wickern

176 Friedrich der Weise und die Wittenberger Allerheiligenstiftskirche | Klaus Niehr

184 Der verlorene Schatz des Glaubens. Das Wittenberger Heiltum | Philipp Jahn

190 Die Entdeckung der Geschichte | Marie Wickern

200 Die Gründung der Universität zu Wittenberg | Lucas Schuster


202 Von Cisternen groß und klein – vom Eychbaum und vom Zesulo – von den herden

der ochsen und kū – wan man scherē soll / und wie mā die schoff zerchen soll

Illustrationen eines land- und forstwirtschaftlichen Lehrbuches | Susanna Köller

214 Die Wettiner. Streitende Brüder, konkurrierende Verwandte | Andreas Tacke

220 Religiöse Devotion – weltliche Repräsentation. Herzog Georg von Sachsen als

Förderer der Frührenaissance in Meißen und Dresden | Claudia Kunde

228 Augsburger Bildhauerkunst der Frührenaissance aus der Daucher-

Werkstatt in Mitteldeutschland | Arndt Kiesewetter

238 Albrecht Dürer und Hans Schäufelein. Der sogenannte Ober-St.-Veiter Altar – ein Auftrag des

Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen für das Nürnberger Sebastiansspital | Andreas Tacke

244 Virtuoses für Obersachsen. Auf den Spuren des Malers Hans Effelder | Jörg Richter

252 Das neue Selbstbewusstsein. Künstlerporträts von eigener und

fremder Hand um 1500 | Angelika Marinovic

258 Buchmalerei und ihre medialen Möglichkeiten. Liturgische Prachthandschriften

für Friedrich den Weisen | Katharina Georgi-Schaub

274 Der Künstler als Trophäe. Jacopo de’ Barbari am Hof Friedrichs des Weisen | Ulrich Pfisterer

280 Adriano Fiorentino und die Büste Kurfürst Friedrichs des Weisen | Annika Benndorf

282 Das erste Jahrzehnt Lucas Cranachs d. Ä. in Wittenberg | Insa Christiane Hennen

290 Cranachs niederländische Reise 1508 | Anja Ottilie Ilg

302 KUNST IM STILWANDEL

312 Kleider machen Bilder. Höfische Kleidungsnormen bei Lucas Cranach d. Ä. | Irma Blanca König

334 Dieser Churfürst zu Sachsen Herzog Friedrich hat sonderliche Lust gehabt zu

hernach folgenden Kurzweilen und Ritterspielen […] | Willi Hameister

346 Wer ist hier die Schönste? Die Urteile des Paris | Emilie Friedrich und Sophie Meier

370 Der Meister der byzantinischen Madonna. Ein Namenloser in der

vorreformatorischen Malerei | Simon Scharfenberger

380 Georg Lemberger und die Illustrationen des Alten Testaments in den

Herausgaben von Melchior Lotter | Willi Hameister

ANHANG

382 Abkürzungen

382 Literatur

395 Personen

399 Bildnachweis


Peter Vischer d. Ä. und Werkstatt:

Grablege Erzbischof Ernsts II.

von Sachsen (Ausschnitt); Magdeburg,

Dom, Nürnberg, 1495


7

VORWORT

Im Juni 2015 wurde in Wittenberg die Ausstellung Cranach

der Jüngere. Entdeckung eines Meisters eröffnet.

Sie firmierte seinerzeit als Landesausstellung Sachsen-Anhalt

Cranach der Jüngere 2015. Anlass war

der 500. Geburtstag des Künstlers. Ein Jahrzehnt

später steht die Cranach-Zeit erneut im Zentrum

einer großen Ausstellung in unserem Bundesland:

Frührenaissance in Mitteldeutschland. Macht. Repräsentation.

Frömmigkeit. greift die Zeit auf, weitet

den Blick und fokussiert auf das Ankommen des

neuen Stils der Renaissance in Mitteldeutschland.

Das anspruchsvolle Projekt ist Teil der dezentralen

Landesausstellung Sachsen-Anhalt Gerechtigkeyt

1525. Anlass dieses Mal ist das Gedenken an den

Bauernkrieg und den Tod Thomas Müntzers vor

500 Jahren.

Ausstellung und vorliegender Katalog werfen einen

umfassenden Blick auf die Zeit um 1500, den

Vorabend von Reformation und Bauernkrieg, als

in Mitteldeutschland der Stil der Spätgotik die

Kunstschöpfungen prägte. Zu dieser Zeit ließ

Ernst II. von Sachsen im nordwestlichen Zentrum

der Stadt Halle (Saale) eine neue Residenz für die

Erzbischöfe von Magdeburg errichten. Auf dem

Landtag in Calbe 1479 beschloss der erst 15-jährige,

noch nicht geweihte Erzbischof, „bei oder in

Halle ein festes Schloss zu erbauen, um die Stadt

besser in Gehorsam, Unterwürfigkeit und Ruhe zu

erhalten“. Dieses „feste Schloss“ war gemeinsam

mit der 1471 begonnenen Albrechtsburg in Meißen

eine der ersten neuzeitlichen, schlossartigen

Vierflügelanlagen nördlich der Alpen. In ihrer Bauzier

finden sich erste verhaltene Anklänge an den

neuen Stil aus Italien, der sich sukzessive über die

bayerischen und fränkischen Städte Augsburg und

Nürnberg nach Norden verbreitete. Freundschaftlich-brüderliche

Konkurrenz in der Festigung

und Repräsentation der Macht war zu Beginn des

16. Jahrhunderts ein wichtiges Movens für die Etablierung

der neuen Stilformen. Nachdem Ernsts

Onkel, Albrecht der Beherzte, gemeinsam mit

dessen Vater, Ernst I. von Sachsen, 1471 den Bau

der Meißner Albrechtsburg initiiert hatte, begann

Ernst II. von Sachsen acht Jahre später sein ambitioniertes

Bauvorhaben zum einen als erzbischöfliches

Machtsymbol gegenüber der bürgerlichen

Salzstadt Halle (Saale), zum anderen aber auch,

um im innerfamiliären Wettstreit des Hauses Wettin

ein Zeichen zu setzen. Für die Ausstattung der

Kapelle seiner neuen Residenz mit zwei Altären

beauftragte er, seit 1489 nunmehr geweihter Erzbischof

von Magdeburg, den damals in Nürnberg tätigen

jungen, aufstrebenden Maler Hans Baldung

Grien. Dieser schuf den beeindruckenden Sebastians-

wie auch den Dreikönigsaltar, mit denen

die neuen Formen der Renaissance mit zwei repräsentativen

Werken Einzug an der Saale hielten.

Ebenso weisen einzelne Reliquiare des von Ernst

zusammengestellten Reliquienschatzes, des Halleschen

Heiltums, die neuen Formen auf.

Nachdem mit den beiden ähnlich motivierten Projekten

Der Kardinal (2006) und Im Land der Palme

(2014) Kardinal Albrecht von Brandenburg als

mächtigster Bewohner der halleschen Moritzburg

und August von Sachsen als letzter Administrator

des Erzstifts Magdeburg und Initiator der barocken

Residenz an der Saale nach Ende des Dreißigjährigen

Kriegs thematisiert und präsentiert worden

waren, wird 2024, ein weiteres Jahrzehnt später,

der Beginn hallescher Residenzkultur beleuchtet

werden. Mit der 1503 fertiggestellten Residenz, in

der sich seit 1904 das heutige Kunstmuseum des

Landes Sachsen-Anhalt befindet, verfügt das Projekt

über einen authentischen Ort par excellence.

Nicht nur die modernen Ausstellungsräume im

2008 eröffneten eindrucksvollen Erweiterungsbau

bilden den Rahmen der Ausstellung, sondern

mit der Maria-Magdalena-Kapelle im Geviert der

Moritzburg und der Moritzkirche im südlichen

historischen Stadtzentrum sind – gemeinsam mit

dem Dom in Magdeburg und Dom und Domschatz

Halberstadt – weitere authentische Orte Teil des


8

Ausstellungsvorhabens; letztere heute von der Kulturstiftung

Sachsen-Anhalt bewahrt, gepflegt und

zugänglich gemacht. Allen Kooperationspartnern

gilt mein herzlicher Dank für die gute Zusammenarbeit.

Ein weiteres Moment schwingt bei der Vorstellung des

Projektes mit. So hatte ich, als ich 2014 die Leitung

des halleschen Kunstmuseums übernahm, die Idee

für eine solche Ausstellung bereits mitgebracht.

War sie für das große Cranach-Jubiläum 2015 noch

nicht realisierbar, so brauchte es weitere sechs

Jahre, in denen das Projekt mal ruhte, mal wiederaufgenommen

wurde, schließlich jedoch seine Finanzierung

und damit eine der wichtigsten Grundlagen

für die Umsetzung gesichert werden konnte.

Mein großer Dank geht daher an das Land Sachsen-Anhalt

für die Möglichkeit, das Projekt in den

Kontext des Bauernkriegs- und Thomas-Müntzer-

Gedenkens 2025 aufnehmen zu können. Auf diese

Weise wurde eine Förderung aus dem Haushalt der

Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und

Medien möglich, womit das mehr als anspruchsvolle

Vorhaben Realität werden konnte, wertvollste,

500 Jahre alte Tafelgemälde, Altarretabel, Skulpturen

und Plastiken, Handschriften und Preziosen

des Kunsthandwerks wieder in der Region zu versammeln,

für die sie geschaffen bzw. in der sie gesammelt

wurden. Den Haushaltsgesetzgebern in

Bund und Land sowie der Staatsministerin Claudia

Roth und Staatsminister Rainer Robra bin ich für

ihre großzügige Unterstützung zu großem Dank

verpflichtet.

2021 konnte mit den konzeptionellen Vorbereitungen

begonnen werden. Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke

danke ich für die Erarbeitung des Grundkonzepts

zu Ausstellung und Katalog gemeinsam mit der

2022/23 tätigen Leiterin der Sammlung Malerei/

Plastik des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale),

Dr. Barbara Leven. Im Herbst 2023 übernahm

Philipp Jahn, seitdem Leiter der Sammlung Kunsthandwerk

& Design des Museums, die kuratorische

Leitung des Projekts. Ihm, unterstützt durch

seine Mitarbeiterin Luise Hahmann sowie Josephine

Teleman, Mitarbeiterin der Sammlung Malerei/Plastik,

bin ich zu größtem Dank verpflichtet.

Binnen kürzester Zeit hat er sich in das Konzept

eingearbeitet und dieses wesentlich weiterentwickelt,

ausgebaut und ihm eigene Akzente hinzugefügt.

Auf die Entwicklung des internationalen

Leihverkehrs reagierend fand er qualitätvolle und

den mitteldeutschen Fokus ausgezeichnet herausstellende

Objekte in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt,

sodass Ausstellung und Katalog auch

die eine oder andere weniger bekannte Arbeit zur

Entdeckung bereithalten. Danken möchte ich allen

Leihgebern, dass sie uns ihre wertvollen Objekte

zum Teil sogar aus den Sammlungspräsentationen

der eigenen Häuser oder der fixen Ausstattung der

Kolorierter Kupferstich nach

Johannes Mellinger, Salinae

Saxonicae, Hall in Sachsen,

um 1560 (Ausschnitt)


9

Kirchen heraus zur Verfügung stellten, insbesondere

den Landeskirchenämtern der Evangelischen

Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen

Landeskirche Sachsen sowie den Landesdenkmalämtern

und den zuständigen Restauratoren. Auch

wenn nicht jedes angefragte Werk reisen durfte,

waren Verständnis und Unterstützung des Projekts

stets gegeben. Auf diese Weise können wir mit der

Ausstellung anhand von etwa 250 Werken den Stiltransfer

von der Spätgotik zur Frührenaissance zwischen

1480 und 1520 in Mitteldeutschland mittels

exzeptioneller Arbeiten dem Publikum und der Leserschaft

des Katalogs vor Augen führen.

Um das besondere Thema des Projektes auf dem Stand

der wissenschaftlichen Forschung präsentieren zu

können, wurden zahlreiche Expertinnen und Experten

eingeladen, ihre Forschungsergebnisse beizutragen

und in dem vorliegenden Katalog zu veröffentlichen.

Ihnen allen sei herzlich gedankt, dass

sie ihre zum Teil neuen Erkenntnisse im Rahmen

unserer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit

vorstellen. Exemplarisch erwähnt seien hier die

bautypologische Einordnung der Moritzburg oder

die Zuschreibung der eigens für die Ausstellung

restaurierten und kunsthistorisch untersuchten

Sandsteinskulptur vom Torturm der Moritzburg.

Ein besonderer Dank gebührt Prof. Dr. Ute Engel

vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologien

Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

und ihren Studierenden, die sich nicht nur

über zwei Semester mit dem Ausstellungsthema

beschäftigten, sondern auch einzelne Texte für den

Katalog beisteuern. Auf diese Weise ergibt sich ein

facettenreiches Gesamtbild vom ästhetischen Stilwandel

zu Beginn des 16. Jahrhunderts und der kulturellen

Situation im Vorfeld von Reformation und

Bauernkrieg, die beide epochale kulturgeschichtliche

Ereignisse in nicht geringem Umfang mit auslösten.

Besonders freut es mich, dass es gelungen ist, gemeinsam

mit dem Büro hgb aus Hannover, dem

halleschen Grafiker Friedrich Lux zusammen

mit dem E. A. Seemann Verlag in Leipzig und der

Kommunikationsagentur KOCMOC sowohl der

Ausstellung als auch dem sie begleitenden Katalog

und den Kommunikationsmitteln des Projekts

ein modernes, zeitgenössisches Erscheinungsbild

zu geben, sodass es auch das Interesse eines jüngeren

Publikums wecken kann. Ihnen allen danke

ich sehr für ihren kreativen Einsatz und das stete

Reagieren auf immer wieder neu auftretende Herausforderungen.

Die Fäden des Gesamtvorhabens

hat wie immer Anke Dornbach, Abteilungsleiterin

Sammlungen und Forschung des Kunstmuseums

Moritzburg Halle (Saale), bestens zusammengehalten

und stets den Überblick und die Zeitschiene im

Auge behalten. Für das Managen von fast 70 internationalen

Leihgebern gilt mein großer Respekt

und Dank der Registrarin des Museums, Annette

Mattern. Gemeinsam mit dem gesamten Team des

Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) wie auch

den Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltungsund

Baudirektion sowie der Direktion Forschung,

Inventarisierung, Bibliothek, kulturhistorische

Museen der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Subsidiarius

GmbH ist es gelungen, dieses ambitionierte

Projekt von der ersten Idee vor zehn Jahren bis zur

Fertigstellung im Rahmen der dezentralen Landesausstellung

Sachsen-Anhalt Gerechtigkeyt 1525 zu

realisieren.

Mögen viele Besucherinnen und Besucher die Frührenaissance

in Mitteldeutschland entdecken und von

der vielfältigen Kultur in unserer Region berichten,

wird doch einmal mehr deutlich, in welchem Maße

diese Region mit den bedeutendsten Ereignissen

der Geschichte und Kultur unseres Landes verbunden

ist.

Thomas Bauer-Friedrich

Direktor des Kunstmuseums Moritzburg

Halle (Saale)


10

MITTELDEUTSCHLAND –

EINE KULTURREGION VON

EUROPÄISCHEM RANG AM

VORABEND DES BAUERN­

KRIEGES

Leonhard Helten

Mitteldeutschland ist um 1500 europäisches Kernland

technischer und künstlerischer Innovation.

Frührenaissance mag für diese Zeit in der kunsthistorischen

Literatur als Ordnungsbegriff dienen,

inhaltlich trifft er nicht wirklich. Denn eine

„Wiedergeburt der Antike“ lag anders als in den

norditalienischen Stadtstaaten außerhalb des unmittelbaren

Gesichtskreises. Vielmehr fassen die

Jahrzehnte um 1500 bei Klimatologen den Beginn

der kleinen Eiszeit, bei Soziologen und Historikern

oft die Zeit zwischen Flegler- und Bauernkrieg und

die neue Macht des Bürgertums, bei Geografen

und Ethnologen kreisen sie um den Fall Konstantinopels

und die Entdeckung Amerikas, bei Kommunikationswissenschaftlern

um die mediale Revolution

des Buchdrucks, bei Theologen um den

Thesenanschlag Martin Luthers und bei Kunsthistorikern

um die Frage, wann welche neuen Formen

auf welchem Weg Eingang in den mitteldeutschen

Raum fanden, deutlich weniger als technischer Innovationstransfer

oder neuer handwerklicher Raffinesse,

vielmehr als ostentativer Ausdruck neuer

Repräsentationsformen.

In der Umgestaltung des Domes in Halle um 1520 durch

die Werkstatt von Bastian Binder im Auftrag Kardinal

Albrechts von Brandenburg1 wird dies unmittelbar

anschaulich: Bastian Binder2 vollendete mit seiner

Werkstatt 1520 den 1207 begonnenen Großbau

des Magdeburger Domes in spätgotischen Formen

und wechselte mit seiner Werkstatt noch im selben

Jahr nach Halle für den Umbau der dortigen um 1271

begonnenen und 1330 geweihten Dominikanerkirche3

in der für Mitteldeutschland im 16. Jahrhundert

wegweisenden Neugestaltung der Frührenaissance

mit umlaufendem Rundgiebelkranz mit bekrönenden

goldenen Kugeln und Lilienbandornament

nach venezianischem Vorbild, nachfolgend eine

neue Leitform städtischer Repräsentation (ABB 1).4

War Bastian Binder in Italien? Nein. War sein Auftraggeber

Kardinal Albrecht von Brandenburg in

Italien, der Erzbischof von Magdeburg und Mainz,

der Bischof von Halberstadt und Erzkanzler des

Heiligen Römischen Reiches? Nein. Gab es ältere

architektonische Vorbilder in den mächtigen Handelszentren

Augsburg und Nürnberg mit ihren jahrelangen

sehr engen wirtschaftlichen Beziehungen

zu Norditalien? Nein. So weit der Befund.

Eine technisch-konstruktive Herausforderung war

diese monotone Folge von Rundbogengiebeln mit

bekrönenden Kugeln in der in Mitteleuropa herausragenden

mitteldeutschen Architektur gewiss nicht,

gleichwohl sind die kunsthistorischen Versuche

einer unmittelbaren Herleitung von italienischen

Vorbildern dieser „welsch“ genannten Formensprache

Legion. Oft wird auf die Fassade der Scuola

Grande di San Marco in Venedig verwiesen, auf

Santa Maria dei Miraculi und San Zaccaria ebendort

oder mit Heiner Borggrefe zeichenhaft auf eine bedeutungsgeladene

venezianische Rezeption von

Byzanz, zurückreichend bis zur Apostelkirche und

vermittelt über San Marco in Venedig.5 Auch wurden

architektonische Vorbilder für den halleschen

Dom in den mit Venedig in engem wirtschaftlichen

Austausch stehenden süddeutschen Handelszentren

Augsburg und Nürnberg gesucht. Ohne Erfolg.

In der Malerei wird auf das Gemälde Die Bekehrung

des Saulus zum Paulus6 von Lucas Cranach d. Ä.

aus dem Jahre 1549 verwiesen, das die Mansfelder

Schlösser mit der Reihung von Rundgiebeln zeigt –

nichts davon blieb erhalten.7 Auch der Verweis auf

Dürers 1517 herausgegebenes monumentales Holzschnittwerk

der Ehrenpforte Kaiser Maximilians I.8

greift nicht, da dort der vermeintliche welsche Giebel

nur an sehr untergeordneter Stelle erscheint.

Es bleibt eine venezianische Anmutung einer in

Mitteldeutschland neuen Form. Wenn aber augenscheinlich

nicht eine Rückbindung an einen konkreten

venezianischen Bau intendiert war, muss

die Frage anders gestellt werden: Was leistet der

umlaufende Kranz von vorgeblendeten Rundbo-


11

ABB 1

Halle, Stiftskirche, Südseite,

1749, Kupferstich aus: Johann

Christoph Dreyhaupt: Beschreibung

des […] Saal-Creyses und

aller darinnen befindlichen

Städte, Halle 1749–50

gengiebeln mit bekrönenden goldenen Kugeln der

Stiftskirche in Halle und nachfolgend seine städtebaulich

prägende Weiterführung über die Neue

Residenz bis hin zur Marktkirche? Die Frage ist von

einigem Gewicht, wie bereits Hans-Joachim Krause

in seinem Beitrag über das erste Auftreten italienischer

Renaissance-Motive in der Architektur Mitteldeutschlands

1967 herausstellte: „Die frühesten

Beispiele sind im mittleren Deutschland um 1520

datiert: voran das Sakristeiportal der Annenkirche

zu Annaberg und das Portal der Georgskapelle am

Meißener Dom sowie die Umgestaltung der Stiftskirche

in Halle.“9

Auf den Rundbogengiebel beschränkt machte diese

neue Form in Mitteldeutschland Karriere bei Fürsten,

so mit umlaufendem Kugelfries beim Johannbau

in Dessau, aber ebenso bei Bürgern, hierfür stehen

der „Kühle Brunnen“ des Hans von Schenitz

in Halle oder der Rathausbau in Naumburg. An der

Stiftskirche in Halle verleiht die Besonderheit der

umlaufenden Rundgiebelfolge mit je einer bekrönenden

goldenen Kugel dem ehemaligen Dominikanerkloster

die Anmutung eines monumentalen

Reliquiars, geschaffen für die Aufnahme der größten

Reliquiensammlung Europas, des Halleschen

Heiltums, und der Grablege seines Gründers Albrecht

von Brandenburg, der bei Baubeginn 29 Jahre

alt war. Das prächtige Ausstattungsprogramm

sprengte alle Maßstäbe: ein Bildprogramm mit 142

Gemälden der Cranach-Werkstatt, aber auch von

Albrecht Dürer und Matthias Grünewald, dessen

Erasmus-Mauritius-Tafel mit den porträthaften

Zügen des Albrecht von Brandenburg heute die

Alte Pinakothek in München bewahrt, und ein Zyklus

von Pfeilerfiguren von Peter Schro, einem der

führenden Bildhauer zwischen Spätmittelalter und

Früher Neuzeit in Mitteldeutschland. Nicht einer

stammt aus den künstlerischen Zentren Norditaliens

oder Burgund.

Mit Peter Schro greifen wir ein künstlerisches Zentrum

in Mainz über den Bildhauer Hans Backoffen,

in dessen Werkstatt Peter Schro nachweislich tätig

war und dessen Werkstatt Kardinal Albrecht als

Erzbischof von Mainz bestens vertraut war. Natürlich

hat Peter Schro nicht sämtliche Pfeilerfiguren

mit eigener Hand geschaffen, die Händescheidungen

und auch die deutlich erkennbaren stilistischen

Unterschiede beschäftigen die kunstgeschichtliche

Forschung bis heute.10 Dargestellt sind Christus,

Petrus, Thomas, Simon, Matthias, Matthäus, Judas

Thaddäus, Maria Magdalena, Mauritius, Ursula

und Erasmus. Warum entschied sich Albrecht von

Brandenburg für Peter Schro? Hans Backoffen galt

damals als führender Vertreter der Bildhauerkunst

zwischen Spätgotik und früher Renaissance oder

auch spätgotischem Barock. Er war Hofkünstler

unter Albrecht von Brandenburg, dem Erzbischof

von Mainz, verstarb jedoch 1519, als der Auftrag für

den Pfeilerfigurenzyklus vergeben wurde. Albrecht

vergab deshalb an Peter Schro, den nun leitenden

Bildhauer dieser Werkstatt, den Auftrag: „Vermutlich

begann die Schro-Werkstatt bereits vor 1522

mit den Arbeiten, die sich bis 1525 hinzogen. Aufgrund

der nachgewiesenen Fertigungstechnik war


22

MIT ITALIEN,

GEGEN ITALIEN

Wandel durch

Reisen, Wettbewerb

und Handel

Thomas Schauerte

Einem Auftrag von Kardinal Albrecht von Brandenburg

verdankt sich 1519 Albrecht Dürers erster aus

der Reihe seiner ikonischen Porträt-Kupferstiche,

mit denen der Künstler der Gattung zum Durchbruch

verhalf (KAT 192). Dürers letzte Tätigkeiten

für den deutschen Fürstprimas hingegen betreffen

neben dem zweiten gestochenen Bildnis von

1523 Vorzeichnungen für Gebetbuch-Miniaturen.1

Indirekte Beziehungen nach Halle aber dürften

bereits zuvor bestanden haben, weil Dürers Meisterschüler,

Hans Baldung Grien, 1507 sein erstes

Auftragswerk, den kleinen Sebastiansaltar, an den

Magdeburger Erzbischof Ernst von Sachsen in die

Maria- Magdalena-Kapelle auf der Moritzburg in

Halle geliefert hatte.2 Dieser wiederum war der

Bruder von Kurfürst Friedrich dem Weisen von

Sachsen, der seinerseits ein bedeutender Auftraggeber

des jungen Dürer, aber ebenso zahlreicher

anderer Künstler von Rang, darunter auch von

Italienern und Niederländern gewesen ist.3 Dürer

jedoch ist und bleibt der Maßstab für so gut wie

alles, was in den Jahrzehnten um 1500 für einen

künstlerisch tätigen Menschen diesseits der Alpen

erlernbar, verstehbar und erreichbar war, sodass er

in den folgenden drei Abschnitten auch immer wieder

Ausgangspunkt der Überlegungen sein wird.

1. Venedig I: Reisen als Kulturtechnik

Noch 2017 hat Bernd Roeck in seinem wuchtigen

Opus Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance

die Künstlerschaft Albrecht Dürers fast vollständig

auf seine angebliche Rolle bei der Verbreitung der

italienischen Renaissance reduziert. Er schreibt zu

seinem Schaffen lediglich: „Immer intensiver wurde

der Austausch zwischen Italien und dem Rest

Europas. Die beiden Italienreisen des Nürnbergers

Albrecht Dürer, die er 1494 und 1505/06 absolvierte,

sind nur die bekanntesten in einer endlosen Künstlerprozession,

die sich bis in die Moderne zieht.“4

Und kurz darauf liest man: Nürnberg „zählte inzwischen

zu den zentralen Orten der nördlichen

Renaissance. Die Ästhetik ihres berühmtesten Bürgers

Albrecht Dürer war vom Denken Albertis und

Ficinos geprägt. Der Begegnung mit der Kunst des

Südens schuldete Dürers Malerei entscheidende

Anregungen.“5 Schon in diesen kurzen Passagen

sind mehrere Unschärfen festzustellen, an erster

Stelle die implizite Fehleinschätzung, dass die

wichtigsten Innovationsleistungen des Druckgrafikers

und Kunsttheoretikers in der Malerei lägen.

Aber vor allem wiederholt Roeck Stereotypen, die

der extremen Italienfixiertheit der Fächer Geschichte

und Kunstgeschichte während des langen

19. Jahrhunderts entsprungen sind. Hier hat auch

der Begriff von der „Deutschen Renaissance“ mit

Dürer als ihrem Hauptvertreter seinen Ursprung;

doch ist er so geläufig wie missverständlich: Denn

er kann – ganz neutral – als die individualistische

Teilhabe der deutschsprachigen Länder an einer

allgemeinen europäischen Aufbruchsbewegung

mit starkem Antikenbezug verstanden werden;

oder er meint – wie bei Roeck und seinen geistigen

Ahnherren Jacob Burckhardt6 und Erwin Panofsky7

– lediglich den imitativen Nachvollzug der italienischen

Renaissance diesseits der Alpen. Diese

Lesart aber greift zu kurz, wie die nachfolgend besprochenen

Fallbeispiele zeigen mögen.

Die Reise des jungen Dürer Richtung Süden, vielleicht

sogar bis nach Venedig, die um 1495 und damit kurze

Zeit nach seiner dreijährigen Gesellenwanderung

erfolgt sein dürfte, ist in der Forschung einerseits

über-, andererseits unterbewertet worden. So

ist sie – wie bereits angedeutet – als ,Sehnsuchtsfahrt‘

des Deutschen in das gelobte Ursprungsland

der Renaissance zum Gegenstand eines regelrechten

Erweckungsnarrativs geworden.8 Doch hat die

neuere Forschung einerseits Venedig als Reiseziel

generell in Zweifel gezogen,9 andererseits aber

auch nach unmittelbar zweckhafteren Reisegründen

als bloßer Sehnsucht gefragt.10


23

Gegen Venedig als Reiseziel spricht vor allem die

schwer zu erklärende Tatsache, dass nach der berühmten

Folge der Südtiroler Aquarelle die soeben

glücklich gewonnene Kulturtechnik der Landschafts-Vedute

angesichts des fremdartigen Reizes

der Lagunenstadt vollständig ausgesetzt haben

sollte. Denn nicht eine einzige Venedig-Ansicht Dürers

ist überliefert, während er zuvor seine urbanen

Hauptreisestationen Innsbruck und Trient mit Feder

und Pinsel eindrucksvoll und – gerade im Falle

der maximilianeischen Hauptresidenz Innsbruck –

wie ein bildliches Äquivalent zum humanistischen

„Städtelob“ zu schildern wusste.11 Hier setzten 2012

die Überlegungen des Germanisten Jörg Robert ein,

der Dürer auf dieser Reise den Plänen des Konrad

Celtis verpflichtet sah.12 Jener plante eine große,

stark patriotisch gefärbte Deutschland-Enzyklopädie

unter dem (Arbeits-)Titel Germania generalis,

die er reichhaltig zu illustrieren beabsichtigte. Dieses

Konzept verwirklichte er bereits ansatzweise

in seinen in Nürnberg erschienenen Quatuor libri

amorum von 1502, an deren ganzseitigen Illustrationen

Dürer maßgeblich beteiligt war. Diese vier

Bücher Liebeselegien waren bereits in den 1490er

Jahren entstanden und sind topografisch nach vier

Grenzregionen Deutschlands organisiert, wobei

sie jeweils auch Schilderungen der betreffenden

Landschaften und Städte umfassen. Stellt man in

Abb 1

Albrecht Dürer:

Feldhase, 1502

Aquarell, Deckfarben,

weiß gehöht, auf

Papier, 25,1 × 22,6 cm;

Wien, Albertina, Inv.-

Nr. 3073


40

SELBSTVERSTÄNDNIS

UND VISUELLE

REPRÄSENTATION DER

MITTELDEUTSCHEN

BISCHÖFE ZWISCHEN

WELTLICHER TERRI­

TO RIENBILDUNG

UND REFORMATION

Markus Hörsch

Es gibt in manchen Regionen Deutschlands einen bedeutenden

Aspekt des historischen Erbes, der lange

nicht mit der angemessenen Aufmerksamkeit

und Ausgewogenheit untersucht und gewürdigt

wurde – die Rolle und Verdienste geistlicher Fürsten.

Für die Anhänger des Reformators Martin Luther

waren die alten Strukturen der „papistischen“

Kirche grundsätzlich verdächtig. Und anders als in

Staaten wie England oder Schweden wurden diese

Strukturen in Mitteldeutschland auf die Dauer

nicht in einer protestantischen Reform beibehalten.

Zwar existierte das Bischofsamt auch in den lutherisch

gewordenen Gebieten zunächst weiter – so in

Naumburg bis 1564, in Meißen bis 1581. „Erwählte“

lutherische Erzbischöfe amtierten im Erzstift

Magdeburg bis 1680. Doch in Mitteldeutschland

endeten diese Traditionen durch Einverleibung

der bischöflichen Herrschaftsbereiche in die weltlich-fürstlichen

Territorien der Hohenzollern und

Wettiner. Die offizielle Geschichtsschreibung der

DDR wiederum hatte naheliegenderweise wenig

Interesse an einem Thema, das dem revolutionären

Gang der Geschichte entgegengesetzt schien,

wie er im Bauernkrieg 1525 einen seiner Höhepunkte

erreichte und in Thomas Müntzer einen

seiner eindrücklichsten Protagonisten gefunden

hatte.

Inzwischen hat sich das Bild gewandelt und differenziert.

Der christliche Glaube, in der DDR eine Frage

eindeutigen Bekenntnisses, tritt im wiedervereinigten

Deutschland gesamtgesellschaftlich immer

mehr in den Hintergrund. Dies bringt die großen

Kirchen nach jahrhundertelanger Konfessionalisierung

– das heißt: nach der Auskristallisierung

entgegengesetzter Strukturen des Bekenntnisses

in Exegese, Liturgie und den Künsten – wieder

näher zusammen. Dies zeigt das symbolisch den

konfessionellen Konflikt des 16. Jahrhunderts überwindende

Cranach-Triegel-Projekt1 der protestantischen

Vereinigten Domstifter zu Merseburg und

Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, die selbst

aus der katholischen Ära herübergewachsene Institutionen

sind. Am 3. Juli 2022 wurde in einer Ökumenischen

Vesper mit dem katholischen Bischof

von Magdeburg das aus den erhaltenen Altarflügeln

Lucas Cranachs d. Ä. mit den Darstellungen der Bischöfe

Johann III. von Schönberg2 und Philipp von

der Pfalz3 und einer neuen Mitteltafel des Leipziger

Malers Michael Triegel zusammengefügte Retabel

im Westchor aufgestellt. Dass ein solcher Akt nicht

nur auf der konfessionell-glaubensmäßigen Ebene,

sondern auch historisch und künstlerisch eine

gedankliche Tiefe besitzt, ist unbestreitbar, auch

wenn dies auf denkmalpflegerisch-fachlicher Seite

nicht auf Zustimmung stieß.4

Auch Martin Luther hätte dafür kaum Verständnis aufgebracht

– er tendierte bekanntlich im Laufe seines

Reformatorenlebens zu immer apodiktischeren

Wertungen. Es waren allerdings weniger die Naumburger

Bischöfe, die ihn in Rage brachten, sondern

allen voran Albrecht von Brandenburg, Erzbischof

von Magdeburg und Mainz, Reichserzkanzler und

Kardinal.5 Dessen Auffassung von der Amtsführung

eines Kirchen- und Reichsfürsten, aber auch

von seinem privaten Liebesleben blieb über Jahrhunderte

Zielscheibe von Spott und Häme, bis hin

zu dem berühmten Marktbrunnen auf dem Hallmarkt

zu Halle, der den Kardinal in eindeutiger

erotischer Pose darstellt.6

Angesichts offensichtlicher ,Schwächen‘ beider Parteien

– man denke nur an den konfessionsübergreifenden

Antijudaismus der Zeit oder die an

heutige Hassmails erinnernde Diktion in der Auseinandersetzung

jener aufgeregten Tage, die Luther


41

bekanntlich perfekt zu bedienen wusste,7 – haben

sich die Bewertungen Albrechts und Luthers im

Laufe der Jahrhunderte tendenziell relativiert. In

der Wissenschaft können konfessionelle Standpunkte

ohnehin keine Rolle mehr spielen, vielmehr

treten die jeweiligen charakterlichen Eigenheiten

der beiden Persönlichkeiten und ihre Verdienste

differenzierter hervor. Vor allem in der kunstgeschichtlichen

Forschung brachte man der katholischen

Seite im Allgemeinen und Albrechts Repräsentationsbedürfnis

im Speziellen8 in den letzten

Jahrzehnten mehr Verständnis entgegen. Immerhin

verdankt man seinem Mäzenatentum einige

der bedeutendsten Kunstwerke der Zeit – allen

voran die berühmte Erasmus-Mauritius-Tafel seines

Hofkünstlers Matthias Grünewald,9 die Altarausstattung

der Stiftskirche in Halle durch Lucas

Cranach d. Ä. und seine Werkstatt10 und den dortigen

Skulpturenzyklus der Apostel nebst der Kanzel

(ABB 1).11 Die umfassende, gültige Darstellung seiner

repräsentativen und mäzenatischen Verdienste

bietet die zweibändige Ausstellungspublikation aus

dem Jahre 2006.12

Es wird immer ein faszinierendes Phänomen bleiben,

dass gerade das künstlerische Engagement dieses

Kirchenfürsten, sein Versuch, seine Nebenresidenz

Halle an der Saale zur eigentlichen repräsentativen,

frühneuzeitlichen Maßstäben genügenden erzbischöflich-kurfürstlichen

Residenz auszubauen, zu

seinem Scheitern führte: 1539 musste sich ausgerechnet

der Erzbischof von Magdeburg, Oberhirte

von vier angrenzenden Bistümern, aus der Mitte

Deutschlands zurückziehen – letztlich aufgrund der

theologischen Kritik eines ehemaligen Augustinermönchs

und Wittenberger Professors, der die Begründung

der Finanzierung solcher Maßnahmen

durch den Ablasshandel theologisch in 95 Thesen

angriff und auf biblischer Basis widerlegte.

Doch Kardinal Albrechts mäzenatische und repräsentative

Tätigkeit, des Reichserzkanzlers und somit

,zweiten Mannes‘ im Reich würdig, kann hier

nicht im Zentrum stehen. Sie ist zu umfangreich,

zu überragend für einen einführenden Essay – und

zugleich, was die ursprüngliche räumliche Konzeption,

insbesondere in der von ihm im Gehäuse

der ehemaligen Dominikanerkirche eingerichteten

neuen Hallenser Stiftskirche, betrifft, doch allzu

sehr dezimiert (ABB 2). Vielmehr soll hier das

Niveau bischöflicher Repräsentation interessieren,

auf dem Albrecht aufbaute – und von dem er sich

abzusetzen trachtete. Allerdings kann man einwenden,

dass für diese Gruppe geistlicher Fürsten

die Überlieferungssituation hinsichtlich erhaltener

geistlich-memorialer Ausstattungsstücke und

räumlicher Zusammenhänge grundsätzlich nicht

sehr gut ist. Doch manches konnte in den letzten

ABB 1

Matthias Grünewald

(Mathis Gothart-Nithart):

Die hl. Erasmus

und Mauritius,

um 1520/24

Malerei auf Lindenholz,

226 × 176 cm,

aus der Stiftskirche

(Dom) zu Halle;

Bayerische Staatsgemäldesammlungen

München – Alte

Pinakothek

ABB 2

Halle, Stiftskirche

(Dom), Mittelschiff

nach Osten


54

KIRCHENFÜRST, LANDES­

HERR UND MENSCH

Eine Skizze über Erzbischof

Ernst II. von Sachsen

Philipp Jahn

Die Familie

Ende Juni 1464 wurde Ernst in eine bedeutende Familie

hineingeboren.1 Als drittes Kind von Kurfürst Ernst von

Sachsen und seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern gehörte

er dem aufstrebenden Geschlecht der Wettiner an.

Seine ältere Schwester Christina wurde mit dem späteren

dänischen König Johann I. verheiratet und sein älterer

Bruder Friedrich, später der Weise genannt, übernahm

die Ämter des Vaters. So war für Ernst eine kirchliche

Laufbahn vorgesehen, was natürlich auch dem Machtausbau

der Dynastie zugutekommen sollte. Diese familiäre

Entscheidung betraf jedoch nicht nur Ernst, sondern

war ebenso für seinen nächst geborenen Bruder Adalbert

vorgesehen, der 1482 durch das Domkapitel zum Koadjutor

des Erzbistums Mainz gewählt worden war, jedoch

noch vor der Priesterweihe 1484 verstarb. Der 1468 geborene

jüngere Bruder Johann unterstütze nach dem Tod

des Vaters 1486 Friedrich den Weisen bei der Regierung

und teilte sich mit ihm 1513 die Herrschaft über das Land,

ohne eine erneute Landesteilung vorzunehmen, wie es

1485 zwischen ihrem Vater Ernst und seinem Bruder Albrecht

im Rahmen der Leipziger Teilung erfolgte. Diesen

Fehler wollten sie offensichtlich nicht wiederholen und

wählten daher die Form der sogenannten Mutschierung.

Nach dem Tod Friedrichs des Weisen wurde Johann der

Beständige sein Nachfolger. Die jüngste Schwester Margarete

heiratete Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg

und der jüngste Bruder Wolfgang überschritt das Kleinkindalter

nicht.

Ein Kind wird Erzbischof

Als der Magdeburger Erzbischof Johann von Pfalz-Simmern

1475 auf dem Giebichenstein starb, bot sich für Kurfürst

Ernst die Chance, seine großen Pläne umzusetzen und

das an sein Territorium angrenzende Erzbistum durch

Besetzung mit seinem Sohn stärker an die Familie zu

binden. Doch sein Sohn Ernst war gerade einmal elf

Jahre alt. Er genoss eine erstklassige Ausbildung, doch

inwiefern er bereits theologisch unterrichtet wurde,

ist unbekannt. Allerdings verfügte er weder

über eine Priesterweihe und schon gar nicht über

das notwendige Mindestalter. Doch nach einiger

Überzeugungsarbeit postulierte das Magdeburger

Domkapitel ihn am 6. Januar 1476 zum Erzbischof.

Die Ausgestaltung des feierlichen Einzugs in die

Kathedrale wurde pompös von der Familie geplant.

Nun musste noch eine Ausnahmegenehmigung

von Papst Sixtus IV. erwirkt werden. Die Verhandlungen

gestalteten sich kompliziert. Wie viel Geld

dabei eine Rolle spielte, bleibt aber ungewiss. Zumindest

erteilt Sixtus am 1478 die notwendige Dispens

(KAT 1). Bis zu seiner Weihe, die bereits mit

25 erfolgen durfte, konnte Ernst jedoch nicht selbständig

agieren. Als Ratgeber stand ihm der Meißener

Bischof Johann von Weißenbach zur Seite,

zahlreiche Geschicke bestimmten weitere sächsische

Berater. Als dann der Halberstädter Bischof

Gebhard sein Amt niederlegen musste, bot sich für

die Wettiner die Chance, auch hier ihren Einfluss

auszubauen. 1479 wurde Ernst zum Administrator

des Bistums, das er nun in Personalunion mit dem

Magdeburger Erzbistum regierte. In Anbetracht

des Verbots der Ämterhäufung war hierfür eine

teuer erkaufte Dispens des Papstes notwendig. Erst

mit seiner Priesterweihe am 2. April 1485 und seiner

Weihe zum Erzbischof am 22. November 1489

konnte sich Ernst emanzipieren und eigenständig

handeln. Beide Weihen nahm sein Suffragan, der

Merseburger Bischof Thilo von Trotha, vor.

Ein Herr über Land und Städte

Als Landesherr setzte Ernst seine Herrschaft über die

Städte durch. Bereits 1478 nutzte er – unter Einfluss

seiner sächsischen Berater – einen innerstädtischen

Konflikt in Halle zwischen den Handwerkern

und den Pfännern aus und nahm die Stadt ein.

In der im Folgejahr erlassenen Regimentsordnung

ließ er sich das Recht zusichern, ein festes Schloss

in oder bei der Stadt zu errichten (KAT 8). Wenige

Jahre später ließ er die Moritzburg als erzbischöfliche

Residenz im nordwestlichen Bereich der

Stadtbefestigung anlegen, die er 1503 bezog. Als in

Halberstadt die Besetzung von Richterposten eskalierte,

belagerte er die Stadt mit dem erzbischöflichen

Heer. Mit Blick auf dieses Ereignis gaben die

Magdeburger, die den Status der Reichsunmittelbarkeit

anstrebten, ihren Widerstand gegen den

Erzbischof auf und unterwarfen sich im Vergleich


55

von 1497 (KAT 10). Als Landes- und Kirchenherr

bemühte sich Ernst um die Reform der kirchlichen

Gerichtsbarkeit und ging, wenn auch erfolglos,

gegen Korruption vor. Er ordnete die Geschäfte

des Erzbistums, sodass es zum Zeitpunkt seines

Todes schuldenfrei war. Dass er sich um die Geschicke

seiner Länder kümmerte, zeigte sich zudem

in der Reaktion, als ihm zusätzlich die Würde

des Erzbischofs zu Mainz angetragen wurde. Nicht

nur hätten ihm die Einkünfte aus beiden Stiften genügt,

auch wäre er mit der Verwaltung von beiden

vollends ausgelastet gewesen.2 Da sich hierfür sein

Bruder Friedrich der Weise zuvor vehement eingesetzt

hatte, führte dies zu einer Verschlechterung

ihres Verhältnisses.

Ein Reichsfürst

Mit der Würde des Erzbischofs zu Magdeburg ist der

Titel Primas Germaniae seit dem 10. Jahrhundert

verbunden. Dies bedeutete, der Erste unter den

deutschen Bischöfen zu sein. Damit stand ihm im

Reichstag der erste Platz auf der Bank der Fürsten

zu, was unweigerlich zu Konflikten mit seinem älteren

Bruder, Kurfürst Friedrich dem Weisen, führte.

Denn im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die zwar

auch selbstbewusst den Titel führten, vertrat er

den mit dem Primat verbunden Anspruch explizit

und stellte sogleich die gewohnheitsmäßige Rangund

Würdehierarchie in Frage.3

Ein Lebensfreund mit Sinn für Kunst und

Repräsentation

Daneben gibt es noch eine weitere Facette des Menschen

Ernst. Einige Briefe geben Auskunft über

seine Freude an Leben und Genuss. So lud er 1506

Magnus von Anhalt zur Fastnachtfeier in die erzbischöfliche

Residenz zu Wolmirstedt ein, mit dem

Verweis, dass die dortigen Frauen von beachtlicher

Schönheit seien.4 Ausdruck einer gewissen weltlichen

Zugewandtheit des Kirchenfürsten war sicherlich

auch die Infektion mit einer damals neuartigen

Krankheit, der Syphilis.5

Neben seiner großen Bautätigkeit an den Domen und

Kirchen sowie den Residenzen, allen voran sein

Moritzburg-Projekt in Halle haben sich nur wenige

Zeugnisse seiner repräsentativen Hofhaltung

erhalten. Doch im Inventar der Moritzburg wird

beispielsweise ein silberner Tischbrunnen in der

Hofstube erwähnt. Aus guten Gründen dürfte dieser

mit demjenigem gleichzusetzen sein, dessen

Entwurfszeichnung Albrecht Dürers sich erhalten

hat (KAT 11).6 Kostbare und aufwendige Altäre

und Kirchenausstattungen sowie sein prunkvolles

Hallesches Heiltum zeugen von Kunstanspruch

und Repräsentationsbewusstsein des Kirchenfürsten.

Dass dieser gerne Turniere – auch im Hof der

Moritzburg sowie auf dem halleschen Markt – veranstaltete,

großen Hof hielt und den kulinarischen

Köstlichkeiten zugetan war, wird von Zeitzeugen,

wie Georg Spalatin, berichtet.7

Die Memoria, Krankheit und Ende

Schon 1494 entschied sich Ernst für eine besonders

aufwendige Form der Memoria und ließ sich eine

Grablege zwischen den Westtürmen der Magdeburger

Kathedrale errichten und diese aufwendig

ausgestalten.8 Als sich wohl bereits 1499 und vor

allem 1503 Symptome der Syphilisinfektion einstellten,

war dies nicht nur Grund für eine Wallfahrt

zum hl. Wolfgang, sondern auch Auslöser für

die Beauftragung großartiger Altarretabel, unter

anderem von Hans Baldung Grien.9 Angeblich geheilt,

starb der Erzbischof 1513 in seiner Residenz,

der Moritzburg zu Halle, in deren Kapelle sein Herz

beigesetzt wurde, bevor sein Leichnam in die Magdeburger

Grablege überführt wurde (ABB 1).

1 Grundlegende Überblicke zur Biografie

bieten Rogge 2002, Rogge 2006

und Mock 2007. 2 Vgl. Rogge 2002,

S. 54; Mock 2007, S. 20 sowie LASA,

Rep. A 1 Nr. 425, fol. 4r–v. 3 Ausführlicher

und mit weiteren Verweisen dazu:

Rogge 2002, S. 50–52. 4 Vgl. Mock

2006, S. 291. 5 Vgl. dazu den Beitrag

Abb 1

Peter Vischer d. Ä.:

Grabtumba von

Erzbischof Ernst

von Sachsen (Ausschnitt),

1494–95

Messing, gegossen,

176 × 332 × 146 cm;

Magdeburg, Dom

von Ute Engel, S. 128–131. 6 Vgl. IW:

Entwurf zum „großen Tischbrunnen“,

in: Kat. Halle (Saale) 2006, Kat.-

Nr. 143, S. 249–251. 7 Vgl. Mock 2007,

S. 82–83. 8 Vgl. dazu den Beitrag des

Verfassers, S. 144–145. 9 Vgl. die Beiträge

von Ute Engel, S. 128–131, und

Markus Leo Mock, S. 120–127.


56

Kat 1

Papst Sixtus IV. erteilt dem auserwählten

Administrator des Erzstifts

Magdeburg, Herzog Ernst zu

Sachsen, wegen seiner Minderjährigkeit

Dispens, 19. März 1478

Tinte auf Pergament, ein anhängendes

Bleisiegel, Urkunde: 47 ×

26,5 cm, Bulle: Dm. 3,5–3,8 cm;

Magdeburg, Landesarchiv Sachsen-

Anhalt, Rep. U 1, IV Nr. 19


57

KAT 2

Porträt Ernsts II. von Sachsen,

Erzbischof von Magdeburg und

Administrator des Bistums Halberstadt,

1492

Holzschnitt auf Papier, aus: Conrad

Bote: Cronecken der Sassen,

Mainz, 1492, 18,3 × 16,7 cm (Blatt);

Gleimhaus Halberstadt – Museum

der deutschen Aufklärung, Inv.-

Nr. PA3_06-109


120

REPRAESENTATIO

UND DEVOTIO

Die Retabel Hans Baldung

Griens für Erzbischof Ernst

von Sachsen

Markus Leo Mock

Beim Brand der Moritzburg im Dreißigjährigen Krieg

wurde die Maria-Magdalena-Kapelle derart stark

beschädigt, dass das Gewölbe des Mittelschiffs

einstürzte und dabei große Teile der Ausstattung

unter sich begrub.1 Es ist deshalb ein Glücksfall,

dass zwei hochkarätige, von Hans Baldung Grien

gemalte Altaraufsätze gerade noch rechtzeitig –

zwischen 1608 und der Feuersbrunst von 1637 – in

den halleschen Dom versetzt worden waren.2 Das

eine Triptychon, der sogenannte Dreikönigsaltar,

zeigt auf der Mitteltafel die Anbetung des Kindes

(ABB 1, 3), das andere, von Baldung signierte und

mit der Jahreszahl 1507 datierte die Marter des hl.

Sebastian (ABB 2, 4). Beide Stücke verblieben bis

1837 im Dom, gelangten dann auf den Kunstmarkt

und sind heute als Glanzstücke im Germanischen

Nationalmuseum in Nürnberg und der Gemäldegalerie

in Berlin zu bestaunen.

Dass beide Altaraufsätze, die aus konservatorischen

Gründen leider nicht für die Ausstellung ausgeliehen

werden konnten, aus der Maria- Magdalena-

Kapelle stammen, belegt nicht zuletzt ein 1608

erstelltes Inventar. Darin wird neben zahlreichen

heute verlorenen Retabeln, Skulpturen und Gemälden

ein Flügelretabel mit „s. Sebastiani bild so mit

pfeÿlen durchschoßen“ und ein weiteres mit der

„gebuhrt Jesu Christi unnd die heiligen drej konige“

erwähnt.3 Beide Triptychen – ihre Rahmen sind

jeweils neu – besitzen mit gut 120 cm in etwa die

gleiche Höhe, sind aber unterschiedlich breit. Auf-

ABB 1

Hans Baldung Grien:

Dreikönigsretabel,

geöffnet (ohne Rahmen),

1507

Malerei auf Lindenholz,

Mitteltafel:

124 × 72,8 cm,

Flügel jeweils:

121–124,3 × 28–31,1 cm;

Staatliche Museen zu

Berlin, Gemäldegalerie,

Inv.-Nr. 603A


121

grund ihrer eher bescheidenen Ausmaße gehörten

sie sicherlich zu einem Nebenaltar, auch deshalb,

weil hinter dem Hauptaltar ein Reliquienschrank

aufgestellt war, der den Grundstock des Halleschen

Heiltums barg.4 Am ehesten kommen die ebenerdigen

Nischen in der Süd- und Nordwand als ursprüngliche

Standorte in Frage.

Beide Werke hatten unterschiedliche Funktionen zu

erfüllen, was auch ihre jeweilige Ausführung und

Gestalt erklärt. Die Seitenflügel des Dreikönigsretabels

(ABB 1) zeigen innen die beiden Ritterheiligen

Georg und Mauritius, während auf der Mitteltafel

(ABB 3), nachts, in einer abgelegenen Ruine,

die Anbetung des Jesuskindes zu sehen ist. Ein rotgewandeter

König kniet zu dessen Füßen, hinter

ihm warten zwei weitere Könige darauf, Geschenke

überreichen zu dürfen. Einer von ihnen tritt

von links heran. Der dritte, frontal stehende König

nimmt das Zentrum des Gemäldes ein. Prächtig ist

er in eine golddurchwirkte Schaube mit schwarzem

Brokatmuster und kostbarem Pelzkragen gekleidet.

Die Arme stecken in grünen, seidenen Ärmeln. Dieser

König bildet mit großer Wahrscheinlichkeit den

Auftraggeber der Tafel ab, Erzbischof Ernst von

Magdeburg, den Erbauer der Moritzburg und ihrer

Kapelle. Zwei Gründe sprechen für diese These:

zum einen die exponierte Stellung des Königs, der

den Betrachter mit seinen Augen fixiert, zum anderen

dessen Kleidung, die heraldisch interpretiert

werden kann. Der goldbrokatene, schwarze Mantel

spielt auf den neunmal von Schwarz und Gold

geteilten Schild des Herzogtums Sachsen an, das

schräg sitzende, grüne Barett auf dessen schrägrechten

Rautenkranz.5 Erzbischof Ernst, ein Sohn

des Kurfürsten Ernst von Sachsen aus dem Haus

der Wettiner, nutzte die Dreikönigstafel zur repräsentativen

Selbstdarstellung. Die Darbringung der

Geschenke an das Jesuskind eignet sich perfekt für

diese Aufgabe, es ist ein würdevolles, königliches

Thema. Ernst zeigt sich hier, in der Mitte der Tafel

und der gesamten Komposition, als selbstbewusster

Herzog von Sachsen. Die Heiligen der Seitenflügel

verstärken den feierlichen Charakter. Mauritius,

rechts zu sehen, war Schutzpatron des Erzstifts

ABB 2

Hans Baldung Grien:

Sebastiansretabel,

geöffnet (ohne Rahmen),

1507

Malerei auf Lindenholz,

Mitteltafel:

121,4 × 78,7 cm, Flügel

jeweils: 121,4 × 32 cm;

Nürnberg, Germanisches

Nationalmuseum,

Inv.-Nr. Gm

1079


382

ABKÜRZUNGEN

amt.

EGA

HStA

LASA

LATh-HStA

LDA

MaB Halle

MGH

RatsA

RDK

SächsHStA

StA

amtierend

Ernestinisches Gesamtarchiv

Hauptstaatsarchiv

Landesarchiv Sachsen-Anhalt

Landesarchiv Thüringen Hauptstaatsarchiv Weimar

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Marienbibliothek Halle (Saale)

Monumenta Germaniae Historica

Ratsarchiv

Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte

Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden

Stadtarchiv

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Bednarz 2016 Ute Bednarz: Das

Lehniner Retabel im Brandenburger

Dom – die Werkstattfrage, in: Peter

Knüvener/Werner Ziems (Hg.):

Flügelaltäre um 1515 – Höhepunkte

mittelalterlicher Kunst in Brandenburg

und in den Nachbarregionen

(Arbeitshefte des Brandenburgischen

Landesamtes für Denkmalpflege und

Archäologischen Landesmuseums,

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Behrens/Kratzsch 1983 Rainer

Behrens/Irmgard Kratzsch (Hg.):

Das Fest-Epistolar Friedrichs des

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Bellmann/Harksen/Werner 1979

Fritz Bellmann/Marie-Luise Harksen/Roland

Werner (Bearb.): Die

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Bellot 2010 Christoph Bellot: „Auf

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Zur Augsburger Fuggerkapelle,

in: Gernot Michael Müller (Hg.):

Humanismus und Renaissance

in Augsburg. Kulturgeschichte

einer Stadt zwischen Spätmittelalter

und Dreißigjährigem Krieg

(Frühe Neuzeit, 144), Berlin 2010,

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Bergstedt 2009 Clemens Bergstedt

[u. a] (Hg.): Die Bischofsresidenz

Burg Ziesar und ihre Kapelle. Dokumentation

der Wandmalereien im

Kontext der spätmittelalterlichen

Kunst- und Kulturgeschichte der

Mark Brandenburg und angrenzender

Regionen (Veröffentlichungen

des Museums für Brandenburgische

Kirchen- und Kulturgeschichte des

Mittelalters, 4), Berlin 2009.

Bergstedt/Drachenberg/Heimann

2005 Clemens Bergstedt/Thomas

Drachenberg/Heinz-Dieter Heimann

(Hg.): Bischofsresidenz Burg

Ziesar. Das Haus – Das Denkmal –

Das Museum (Veröffentlichungen

des Museums für Brandenburgische

Kirchen- und Kulturgeschichte des

Mittelalters, 1), Berlin 2005.

Besser/Brämer/Bürger 2001 Rolf Besser/Hermann

Brämer/Volker Bürger

(Mitw.): Halberstadt – Münzen und

Medaillen. Im Spiegel der Geschichte,

Bd. 1, Magdeburg 2001.

Bischoff 1999 Franz Bischoff: Burkhard

Engelberg. „Der vilkunstreiche

Architector und Statt Augspurg

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und die süddeutsche Architektur

um 1500. Anmerkungen zur

sozialen Stellung und Arbeitsweise

spätgotischer Steinmetzen und

Werkleute (Schwäbische Geschichtsquellen

und Forschungen,

18), Augsburg 1999, S. 124–134.

Bischoff 2004a Franz Bischoff:

Benedikt Ried: Forschungsstand

und Forschungsproblematik, in:

Evelin Wetter (Hg.): Die Länder

der Böhmischen Krone und ihre

Nachbarn zur Zeit der Jagiellonenkönige

(1471–1526). Kunst – Kultur

– Geschichte (Studia jagellonia

lipsiensia, 2), Ostfildern 2004,

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Bischoff 2004b Franz Bischoff: Neues

zu Ulrich Creutz. Oder: Wie lange

währte die Lebensarbeitszeit spätgotischer

Künstler?, in: Jiří Fajt/

Markus Hörsch (Hg.): Künstlerische

Wechselwirkungen in Mitteleuropa

(Studia jagellonica lipsiensia, 1),

Ostfildern 2004, S. 347–370.

Bischoff 2007 Franz Bischoff: Die Errichtung

des sogenannten Kleinen

Chores an der Wittenberger Schloßkirche

durch Kurfürst Friedrich den

Weisen – Auftrag und Ausführung,

in: Andreas Ranft (Hg.): Sachsen

und Anhalt. Jahrbuch der Historischen

Kommission für Sachsen-

Anhalt, Bd. 25, Sonderdruck, Köln

[u. a] 2007, S. 147–208.

Blaschke 1999 Karlheinz Blaschke:

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Ein Kolloquium anlässlich des 65.

Geburtstages von Walter Zöllner

(Abhandlungen der Sächsischen

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Leipzig, Philologisch-historische


383

Klasse, 76/3), Stuttgart/Leipzig 1999,

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Blaschke 2005 Karlheinz Blaschke:

Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1:

Von den Anfängen bis zum Ende des

Dreißigjährigen Krieges, Stuttgart

2005.

Blauensteiner 2021 Björn Blauensteiner:

Die Kunst der Dürerzeit in Österreich

und die Antike. Formen und

Wege der Rezeption, in: Dürerzeit.

Österreich am Tor zur Renaissance,

hg. v. Stella Rollig/Björn Blauensteiner,

Ausstellungskatalog Wien, Köln

2021, S. 175–209.

Bloh 2005 Jutta Charlotte von Bloh:

Kleidung und Waffe in den Fürstenbildnissen

der Cranachs, in: Cranach,

hg. v. Harald Marx/Ingrid Mössinger/Karin

Kolb, Ausstellungskatalog

Chemnitz, Köln 2005, S. 174–181.

Bloh 2017 Jutta Charlotte von Bloh:

Rennen, Stechen, Turniere und

Mummereien. Die sächsischen Kurfürsten

Friedrich III. (1463–1525) und

Johann (1468–1532) in Interaktion

mit Kaiser Maximilian I., in: Krause/

Pfaffenbichler 2017, S. 253–284.

Böckem 2013 Beate Böckem: Kunst aus

Italien – Kunst für Wittenberg. Jacopo

de’ Barbari und der ,Kulturtransfer‘

am Hof Friedrichs des Weisen,

in: Lück 2013, Bd. 2.1, S. 345–353.

Böckem 2016 Beate Böckem: Jacopo

de’ Barbari. Künstlerschaft und Hofkultur

um 1500 (Studien zur Kunst,

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Boettcher 1913 Hermann Boettcher:

Neue Halberstädter Chronik von

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1913.

Bohde 2004 Daniela Bohde: Ein Heiliger

der Sodomiten? Das erotische Bild

des Hl. Sebastian im Cinquecento,

in: Mechthild Fend/Marianne Koos

(Hg.): Männlichkeit im Blick. Visuelle

Inszenierungen in der Kunst seit

der Frühen Neuzeit (Literatur – Kultur

– Geschlecht. Studien zur Literatur-

und Kulturgeschichte, 30), Köln/

Weimar/Wien 2004, S. 79–98.

Böker 2011 Johann Josef Böker [u. a.]

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und Donauraum. Ein Bestandskatalog

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Boockmann 2013 Margaretha Boockmann:

Schrift als Stigma. Hebräische

und hebraisierende Inschriften auf

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für Jüdische Studien Heidelberg

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Borchert 2010 Till-Holger Borchert:

Cranach der Ältere in den Niederlanden,

in: Kat. Brüssel 2010,

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Borggrefe 1999 Heiner Borggrefe: Die

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Günter Bers/Conrad Doose (Hg.):

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2. Jülicher Pasqualini-Symposium,

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Borggrefe 2010 Heiner Borggrefe:

Venezianische Rundgiebel ein

byzantinisches Würdemotiv und

sein Schicksal in Mittelalter und

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Brandl/Forster 2011 Heiko Brandl/

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Brandl/Ludwig/Ritter 2018 Heiko

Brandl/Matthias Ludwig/Oliver Ritter:

Der Dom zu Naumburg (Beiträge

zur Denkmalkunde, 13; Die Bau- und

Kunstdenkmäler von Sachsen-Anhalt),

2 Bde., Regensburg 2018.

Brandl/Neugebauer 2017 Heiko

Brandl/Anke Neugebauer: Zu Magdeburg

liege begraben ich – Da got vil

zceichen thut durch mich. Erzbischof

Ernst von Sachsen und sein Grabmalprojekt

für Königin Editha, in:

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Brandl/Seliger 2025 Heiko Brandl/Anja

Seliger: Der Dom zu Halberstadt

(Beiträge zur Denkmalkunde; Bauund

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Braunfels 1976 Wolfgang Braunfels:

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Breitling 2000 Stefan Breitling [u. a.]:

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Achim Hubel (Hg.): Forschungen

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Bremer 1986 Natascha Bremer: Das

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Brinkmann 2005 Bodo Brinkmann: Die

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Brinkmann 2010 Inga Brinkmann: Grabdenkmäler,

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Funeralrepräsentation im Spannungsfeld

von Kontinuität und Wandel im

16. und beginnenden 17. Jahrhundert

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Diss. Freie Univ. Berlin 2008, Berlin/

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Broda 1998 Werner Broda: Spurensuche.

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Bruck 1903 Robert Bruck: Friedrich der

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Brumme 2015 Carina Brumme:

Pilgerzeichen als Indikatoren des

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Bünz/Hartmut Kühne (Hg.): Alltag

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Buck 1935 Heinrich Buck: Das Geld und

Münzwesen der Städte in den Landen

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Bünz 2006 Enno Bünz: Der Meißner

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(1209/10–1228). Herkunft – Aufstieg –

Rücktritt – Pensionierung, in: Neues

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Bünz 2012 Enno Bünz: Die Fugger und

Leipzig. Messeplatz, Faktorei und

landesherrlicher Hof an der Wende

vom Mittelalter zur Neuzeit, in:

Susanne Schötz (Hg.): Leipzigs Wirtschaft

in Vergangenheit und Gegenwart.

Akteure, Handlungsspielräume,

Wirkungen (1400–2011) (Quellen

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Bünz 2013 Enno Bünz: Wittenberg 1519:

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Bünz 2014 Enno Bünz: Unter Krummstab

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Bistümer und ihre Bischöfe

um 1500, in: Kat. Merseburg 2014,

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Bünz/Cottin 2020 Enno Bünz/Markus

Cottin (Hg.): Bischof Thilo von

Trotha (1466–1514). Merseburg und

seine Nachbarbistümer im Kontext

des ausgehenden Mittelalters (Schriften

zur sächsischen Geschichte und

Volkskunde, 64), Leipzig 2020.

Bürger 2007 Stefan Bürger: Figurierte

Gewölbe zwischen Saale und Neisse.

Spätgotische Wölbkunst von 1400

bis 1600, 3 Bde., Diss. Techn. Univ.

Dresden 2004, Weimar 2007.

Bürger 2010a Stefan Bürger: Innovation

als Indiz – Œuvre und Ära der Amtszeit

Arnold von Westfalens (1461/71

bis 1481), in: Bürger/Klein 2010,

S. 171–192.

Bürger 2010b Stefan Bürger: Technologie

und Form – Monumentalisierung

und Perfektion der sächsischen

Baukunst unter Konrad Pflüger (1482

bis 1507), in: Bürger/Klein 2010,

S. 193–215.

Bürger 2010c Stefan Bürger: Ebenmaß

und Kontraste – Die hoch spezialisierte

Raumkunst Jakob Heilmanns

von Schweinfurt (1517 bis 1525), in:

Bürger/Klein 2010, S. 216–231.

Bürger 2010d Stefan Bürger: In

welchem Stil können sie bauen? Bauorganisatorische

und methodische

Überlegungen zur Baukunst des

frühen 16. Jahrhunderts in Mitteldeutschland,

in: Neugebauer/Jäger

2010, S. 33–57.

Bürger 2015 Stefan Bürger: Memoria –

Macht – Medium. Der Westchor

des Wurzener Domes im Kontext

bischöflicher Grablegen des späten

Mittelalters im mitteldeutschen

Raum. In: Der Dom St. Marien zu

Wurzen. 900 Jahre Bau- und Kunstgeschichte

der Kollegiatstiftskirche

St. Marien zu Wurzen. Beiträge des

Kolloquiums vom 17. Oktober 2014

(Arbeitsheft des Landesamtes für

Denkmalpflege Sachsen, 23), Dresden

2015, S. 72–81.

Bürger 2017 Stefan Bürger: Nur lustvolle

Spielerei zwischen Spätgotik und

Renaissance? Eigenwillige Formen

an Görlitzer Portalen als Zeugnisse

für baukünstlerische Absichten bzw.

bildräumliche Ansichten, in: Stefan

Bürger/Ludwig Kallweit (Hg.):

Capriccio & Architektur. Das Spiel

mit der Baukunst. Festschrift für

Bruno Klein, Berlin/München 2017,

S. 41–50.

Bürger 2018 Stefan Bürger: Die

Grablege Bischof Thilo von Trothas

im Merseburger Dom. Von einem

bautechnischen Kunststück, in einer

historischen Spannungssituation mit

sakralisierenden, genealogischen

und anderen memorialen Mitteln

einen Ort machtvoll zu inszenieren

und die Raumbedeutungen im Bauund

Ausstattungsprozess zu steigern,

in: Francine Giese/Anna Pawlak/

Markus Thome (Hg.): Tomb – Memory

– Space. Concepts of Representation

in Premodern Christian

and Islamic Art, Berlin/Boston 2018,

S. 250–270.

Bürger 2020 Stefan Bürger: Der

Annaberger Hüttenstreit – Zu den

uneinheitlichen bzw. ungeklärten

Rechtsverhältnissen im Bauwesen

als Konflikthintergrund und dem

Streitverlauf. Oder: Die gesonderte

Herausbildung der sächsischen und

straßburgischen Steinmetzbruderschaften

als Vorgeschichte des Annaberger

Streitfalls, in: Stefan Bürger

(Hg.): Werkmeister im Konflikt. Der

Annaberger Hüttenstreit und andere

Streitfälle im Bauwesen des 15. und

frühen 16. Jahrhunderts als Spiegel

bauorganisatorisch-rechtlicher

Verhältnisse großer und kleiner

Handwerksverbände der Steinmetze

(Abhandlungen der Sächsischen

Akademie der Wissenschaften zu

Leipzig, Philosophisch-historische

Klasse, 84, 5), Stuttgart/Leipzig 2020,

S. 110–129.

Bürger 2023 Stefan Bürger: „17 schloß

stein 5 anfenge“ oder Gewölbevisierungen

räumlich begreifen. Zur

dritten und vierten Dimension einer

zweidimensionalen Entwurfszeichnung

zum Schloss in Stolberg/Harz

und Konsequenzen für den Umgang

mit spätgotischer Wölbkunst, in: IN-

SITU 1, 2023, S. 35–46.

Bürger/Donath 2010 Stefan Bürger/

Günter Donath: Zeugnisse werkmeisterlicher

Betätigung – Die

Werksteine des Jacob Heilmann im

Wappensaal der Albrechtsburg, in:

Bürger/Klein 2010, S. 232–242.

Bürger/Klein 2010 Stefan Bürger/

Bruno Klein (Hg.): Werkmeister

der Spätgotik – Personen, Amt und

Image, Darmstadt 2010.

Cárdenas 2002 Livia Cárdenas: Friedrich

der Weise und das Wittenberger

Heiltumsbuch. Mediale Repräsentation

zwischen Mittelalter und Neu-


Zum Gedenkjahr 2025 — 500 Jahre Bauernkrieg

Pracht und Herrlichkeit

in der Residenzstadt

Halle (Saale)

Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um

1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte

dabei Ernst II. von Sachsen, der die Moritzburg in

Halle (Saale) als Residenz erbaute und das Hallesche

Heiltum begründete, die größte Kunst- und

Reliquiensammlung ihrer Zeit.

Die Publikation verortet Glanzstücke der mitteldeutschen

Renaissance aus internationalen Museen:

Werke von u. a. Albrecht Dürer, Hans Burgkmair d. Ä.

und Lucas Cranach d. Ä. im Kontext ihrer Entstehung

oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird

nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance

sichtbar. Es entfaltet sich auch ein

eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit,

höfischer Macht und Prachtentfaltung als

wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände

1524/25.

978-3-69001-000-9

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