Frührenaissance in Mitteldeutschland. Macht. Repräsentation. Frömmigkeit.
MITTELDEUTSCHLAND AM VORABEND DES BAUERNKRIEGS Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um 1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte dabei Erzbischof Ernst von Magdeburg, der die Moritzburg in Halle als Residenz erbaute und das Hallesche Heiltum begründete, die größte Kunst- und Reliquiensammlung ihrer Zeit. Die Publikation verortet Werke von u.a. Albrecht Dürer, Martin Schongauer und Lucas Cranach d.Ä. im Kontext ihrer Entstehung oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance sichtbar. Es entfaltet sich ein eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit, höfischer Macht und Prachtentfaltung als wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände 1524/25. -Pracht und Herrlichkeit in der Residenzstadt Halle -Erzbischof Ernst von Sachsen und der Stilwandel um 1500 -Glanzstücke der deutschen Renaissance aus internationalen Museen: mit Werken u.a. von Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Hans Burgkmair, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach d.Ä., Matthias Grünewald -Gedenkjahr 2025 – 500 Jahre Bauernkrieg -Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 24.11.2024–02.03.2025
MITTELDEUTSCHLAND AM VORABEND DES BAUERNKRIEGS
Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um 1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte dabei Erzbischof Ernst von Magdeburg, der die Moritzburg in Halle als Residenz erbaute und das Hallesche Heiltum begründete, die größte Kunst- und Reliquiensammlung ihrer Zeit. Die Publikation verortet Werke von u.a. Albrecht Dürer, Martin Schongauer und Lucas Cranach d.Ä. im Kontext ihrer Entstehung oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance sichtbar. Es entfaltet sich ein eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit, höfischer Macht und Prachtentfaltung als wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände 1524/25.
-Pracht und Herrlichkeit in der Residenzstadt Halle
-Erzbischof Ernst von Sachsen und der Stilwandel um 1500
-Glanzstücke der deutschen Renaissance aus internationalen Museen: mit Werken u.a. von Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Hans Burgkmair, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach d.Ä., Matthias Grünewald
-Gedenkjahr 2025 – 500 Jahre Bauernkrieg
-Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 24.11.2024–02.03.2025
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Kunstsammlungen Zwickau Max-Pechstein-Museum
INHALT
7 Vorwort | Thomas Bauer-Friedrich
ESSAYS UND KATALOG
10 Mitteldeutschland – Eine Kulturregion von europäischem Rang
am Vorabend des Bauernkrieges | Leonhard Helten
22 Mit Italien, gegen Italien. Wandel durch Reisen, Wettbewerb und Handel | Thomas Schauerte
30 „Welsche Manier“ oder der „Aufbruch in die Renaissance“. Italienische Motive
in der Architektur Mitteldeutschlands nach 1500 | Anke Neugebauer
40 Selbstverständnis und visuelle Repräsentation der mitteldeutschen Bischöfe
zwischen weltlicher Territorienbildung und Reformation | Markus Hörsch
54 Kirchenfürst, Landesherr und Mensch. Eine Skizze über
Erzbischof Ernst II. von Sachsen | Philipp Jahn
70 Die Siegel des Erzbischofs Ernst von Sachsen | Ulf Dräger
72 Drei Emissionen. Die Münzen von Erzbischof Ernst von Sachsen | Ulf Dräger
74 Die Moritzburg in Halle. Zu Topografie und Baugestalt | Andreas Stahl
82 Die heilige Katharina am Torturm der Moritzburg | Heiko Brand und Anke Neugebauer
88 Letztes Zeugnis des Prunks: Ein Ofen aus der Moritzburg | Engel Friederike Holst
92 Zwischen Erzbischof und Stadt. Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Halle im Mittelalter | Maike Lämmerhirt
100 Die Tempelreinigung in Halle. Zu einem spätgotischen Tafelbild in der
Marktkirche Unser Lieben Frauen | Andreas Hornemann
104 Erzbischöfliche Pracht in Gold und Seide. Textilstiftungen Ernsts von Sachsen im
Dom St. Stephanus und Sixtus zu Halberstadt | Barbara Pregla und Anja Preiß
110 Erzbischof Ernst von Sachsen als Reliquiensammler: Das „Frühe Hallesche Heiltum“ | Jürgen von Ahn
120 Repraesentatio und devotio. Die Retabel Hans Baldung Griens für
Erzbischof Ernst von Sachsen | Markus Leo Mock
128 Ein Helfer in der Not. Ernst von Sachsen und der heilige Wolfgang | Ute Engel
134 Ernst von Sachsen als Domvollender in Halberstadt und Magdeburg | Heiko Brandl
140 Die Nürnberger Vischer-Werkstatt in Mitteldeutschland. Grabdenkmäler
für den Klerus und den hohen Adel | Sven Hauschke
144 Der kleine Chor. Die Grabkapelle Erzbischof Ernsts von Sachsen im Magdeburger Dom | Philipp Jahn
152 Religiöse Bilderwelten um 1500 – Zu Nutz und Frommen des Seelenheils | Marie Wickern
176 Friedrich der Weise und die Wittenberger Allerheiligenstiftskirche | Klaus Niehr
184 Der verlorene Schatz des Glaubens. Das Wittenberger Heiltum | Philipp Jahn
190 Die Entdeckung der Geschichte | Marie Wickern
200 Die Gründung der Universität zu Wittenberg | Lucas Schuster
202 Von Cisternen groß und klein – vom Eychbaum und vom Zesulo – von den herden
der ochsen und kū – wan man scherē soll / und wie mā die schoff zerchen soll
Illustrationen eines land- und forstwirtschaftlichen Lehrbuches | Susanna Köller
214 Die Wettiner. Streitende Brüder, konkurrierende Verwandte | Andreas Tacke
220 Religiöse Devotion – weltliche Repräsentation. Herzog Georg von Sachsen als
Förderer der Frührenaissance in Meißen und Dresden | Claudia Kunde
228 Augsburger Bildhauerkunst der Frührenaissance aus der Daucher-
Werkstatt in Mitteldeutschland | Arndt Kiesewetter
238 Albrecht Dürer und Hans Schäufelein. Der sogenannte Ober-St.-Veiter Altar – ein Auftrag des
Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen für das Nürnberger Sebastiansspital | Andreas Tacke
244 Virtuoses für Obersachsen. Auf den Spuren des Malers Hans Effelder | Jörg Richter
252 Das neue Selbstbewusstsein. Künstlerporträts von eigener und
fremder Hand um 1500 | Angelika Marinovic
258 Buchmalerei und ihre medialen Möglichkeiten. Liturgische Prachthandschriften
für Friedrich den Weisen | Katharina Georgi-Schaub
274 Der Künstler als Trophäe. Jacopo de’ Barbari am Hof Friedrichs des Weisen | Ulrich Pfisterer
280 Adriano Fiorentino und die Büste Kurfürst Friedrichs des Weisen | Annika Benndorf
282 Das erste Jahrzehnt Lucas Cranachs d. Ä. in Wittenberg | Insa Christiane Hennen
290 Cranachs niederländische Reise 1508 | Anja Ottilie Ilg
302 KUNST IM STILWANDEL
312 Kleider machen Bilder. Höfische Kleidungsnormen bei Lucas Cranach d. Ä. | Irma Blanca König
334 Dieser Churfürst zu Sachsen Herzog Friedrich hat sonderliche Lust gehabt zu
hernach folgenden Kurzweilen und Ritterspielen […] | Willi Hameister
346 Wer ist hier die Schönste? Die Urteile des Paris | Emilie Friedrich und Sophie Meier
370 Der Meister der byzantinischen Madonna. Ein Namenloser in der
vorreformatorischen Malerei | Simon Scharfenberger
380 Georg Lemberger und die Illustrationen des Alten Testaments in den
Herausgaben von Melchior Lotter | Willi Hameister
ANHANG
382 Abkürzungen
382 Literatur
395 Personen
399 Bildnachweis
Peter Vischer d. Ä. und Werkstatt:
Grablege Erzbischof Ernsts II.
von Sachsen (Ausschnitt); Magdeburg,
Dom, Nürnberg, 1495
7
VORWORT
Im Juni 2015 wurde in Wittenberg die Ausstellung Cranach
der Jüngere. Entdeckung eines Meisters eröffnet.
Sie firmierte seinerzeit als Landesausstellung Sachsen-Anhalt
Cranach der Jüngere 2015. Anlass war
der 500. Geburtstag des Künstlers. Ein Jahrzehnt
später steht die Cranach-Zeit erneut im Zentrum
einer großen Ausstellung in unserem Bundesland:
Frührenaissance in Mitteldeutschland. Macht. Repräsentation.
Frömmigkeit. greift die Zeit auf, weitet
den Blick und fokussiert auf das Ankommen des
neuen Stils der Renaissance in Mitteldeutschland.
Das anspruchsvolle Projekt ist Teil der dezentralen
Landesausstellung Sachsen-Anhalt Gerechtigkeyt
1525. Anlass dieses Mal ist das Gedenken an den
Bauernkrieg und den Tod Thomas Müntzers vor
500 Jahren.
Ausstellung und vorliegender Katalog werfen einen
umfassenden Blick auf die Zeit um 1500, den
Vorabend von Reformation und Bauernkrieg, als
in Mitteldeutschland der Stil der Spätgotik die
Kunstschöpfungen prägte. Zu dieser Zeit ließ
Ernst II. von Sachsen im nordwestlichen Zentrum
der Stadt Halle (Saale) eine neue Residenz für die
Erzbischöfe von Magdeburg errichten. Auf dem
Landtag in Calbe 1479 beschloss der erst 15-jährige,
noch nicht geweihte Erzbischof, „bei oder in
Halle ein festes Schloss zu erbauen, um die Stadt
besser in Gehorsam, Unterwürfigkeit und Ruhe zu
erhalten“. Dieses „feste Schloss“ war gemeinsam
mit der 1471 begonnenen Albrechtsburg in Meißen
eine der ersten neuzeitlichen, schlossartigen
Vierflügelanlagen nördlich der Alpen. In ihrer Bauzier
finden sich erste verhaltene Anklänge an den
neuen Stil aus Italien, der sich sukzessive über die
bayerischen und fränkischen Städte Augsburg und
Nürnberg nach Norden verbreitete. Freundschaftlich-brüderliche
Konkurrenz in der Festigung
und Repräsentation der Macht war zu Beginn des
16. Jahrhunderts ein wichtiges Movens für die Etablierung
der neuen Stilformen. Nachdem Ernsts
Onkel, Albrecht der Beherzte, gemeinsam mit
dessen Vater, Ernst I. von Sachsen, 1471 den Bau
der Meißner Albrechtsburg initiiert hatte, begann
Ernst II. von Sachsen acht Jahre später sein ambitioniertes
Bauvorhaben zum einen als erzbischöfliches
Machtsymbol gegenüber der bürgerlichen
Salzstadt Halle (Saale), zum anderen aber auch,
um im innerfamiliären Wettstreit des Hauses Wettin
ein Zeichen zu setzen. Für die Ausstattung der
Kapelle seiner neuen Residenz mit zwei Altären
beauftragte er, seit 1489 nunmehr geweihter Erzbischof
von Magdeburg, den damals in Nürnberg tätigen
jungen, aufstrebenden Maler Hans Baldung
Grien. Dieser schuf den beeindruckenden Sebastians-
wie auch den Dreikönigsaltar, mit denen
die neuen Formen der Renaissance mit zwei repräsentativen
Werken Einzug an der Saale hielten.
Ebenso weisen einzelne Reliquiare des von Ernst
zusammengestellten Reliquienschatzes, des Halleschen
Heiltums, die neuen Formen auf.
Nachdem mit den beiden ähnlich motivierten Projekten
Der Kardinal (2006) und Im Land der Palme
(2014) Kardinal Albrecht von Brandenburg als
mächtigster Bewohner der halleschen Moritzburg
und August von Sachsen als letzter Administrator
des Erzstifts Magdeburg und Initiator der barocken
Residenz an der Saale nach Ende des Dreißigjährigen
Kriegs thematisiert und präsentiert worden
waren, wird 2024, ein weiteres Jahrzehnt später,
der Beginn hallescher Residenzkultur beleuchtet
werden. Mit der 1503 fertiggestellten Residenz, in
der sich seit 1904 das heutige Kunstmuseum des
Landes Sachsen-Anhalt befindet, verfügt das Projekt
über einen authentischen Ort par excellence.
Nicht nur die modernen Ausstellungsräume im
2008 eröffneten eindrucksvollen Erweiterungsbau
bilden den Rahmen der Ausstellung, sondern
mit der Maria-Magdalena-Kapelle im Geviert der
Moritzburg und der Moritzkirche im südlichen
historischen Stadtzentrum sind – gemeinsam mit
dem Dom in Magdeburg und Dom und Domschatz
Halberstadt – weitere authentische Orte Teil des
8
Ausstellungsvorhabens; letztere heute von der Kulturstiftung
Sachsen-Anhalt bewahrt, gepflegt und
zugänglich gemacht. Allen Kooperationspartnern
gilt mein herzlicher Dank für die gute Zusammenarbeit.
Ein weiteres Moment schwingt bei der Vorstellung des
Projektes mit. So hatte ich, als ich 2014 die Leitung
des halleschen Kunstmuseums übernahm, die Idee
für eine solche Ausstellung bereits mitgebracht.
War sie für das große Cranach-Jubiläum 2015 noch
nicht realisierbar, so brauchte es weitere sechs
Jahre, in denen das Projekt mal ruhte, mal wiederaufgenommen
wurde, schließlich jedoch seine Finanzierung
und damit eine der wichtigsten Grundlagen
für die Umsetzung gesichert werden konnte.
Mein großer Dank geht daher an das Land Sachsen-Anhalt
für die Möglichkeit, das Projekt in den
Kontext des Bauernkriegs- und Thomas-Müntzer-
Gedenkens 2025 aufnehmen zu können. Auf diese
Weise wurde eine Förderung aus dem Haushalt der
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien möglich, womit das mehr als anspruchsvolle
Vorhaben Realität werden konnte, wertvollste,
500 Jahre alte Tafelgemälde, Altarretabel, Skulpturen
und Plastiken, Handschriften und Preziosen
des Kunsthandwerks wieder in der Region zu versammeln,
für die sie geschaffen bzw. in der sie gesammelt
wurden. Den Haushaltsgesetzgebern in
Bund und Land sowie der Staatsministerin Claudia
Roth und Staatsminister Rainer Robra bin ich für
ihre großzügige Unterstützung zu großem Dank
verpflichtet.
2021 konnte mit den konzeptionellen Vorbereitungen
begonnen werden. Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke
danke ich für die Erarbeitung des Grundkonzepts
zu Ausstellung und Katalog gemeinsam mit der
2022/23 tätigen Leiterin der Sammlung Malerei/
Plastik des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale),
Dr. Barbara Leven. Im Herbst 2023 übernahm
Philipp Jahn, seitdem Leiter der Sammlung Kunsthandwerk
& Design des Museums, die kuratorische
Leitung des Projekts. Ihm, unterstützt durch
seine Mitarbeiterin Luise Hahmann sowie Josephine
Teleman, Mitarbeiterin der Sammlung Malerei/Plastik,
bin ich zu größtem Dank verpflichtet.
Binnen kürzester Zeit hat er sich in das Konzept
eingearbeitet und dieses wesentlich weiterentwickelt,
ausgebaut und ihm eigene Akzente hinzugefügt.
Auf die Entwicklung des internationalen
Leihverkehrs reagierend fand er qualitätvolle und
den mitteldeutschen Fokus ausgezeichnet herausstellende
Objekte in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt,
sodass Ausstellung und Katalog auch
die eine oder andere weniger bekannte Arbeit zur
Entdeckung bereithalten. Danken möchte ich allen
Leihgebern, dass sie uns ihre wertvollen Objekte
zum Teil sogar aus den Sammlungspräsentationen
der eigenen Häuser oder der fixen Ausstattung der
Kolorierter Kupferstich nach
Johannes Mellinger, Salinae
Saxonicae, Hall in Sachsen,
um 1560 (Ausschnitt)
9
Kirchen heraus zur Verfügung stellten, insbesondere
den Landeskirchenämtern der Evangelischen
Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen
Landeskirche Sachsen sowie den Landesdenkmalämtern
und den zuständigen Restauratoren. Auch
wenn nicht jedes angefragte Werk reisen durfte,
waren Verständnis und Unterstützung des Projekts
stets gegeben. Auf diese Weise können wir mit der
Ausstellung anhand von etwa 250 Werken den Stiltransfer
von der Spätgotik zur Frührenaissance zwischen
1480 und 1520 in Mitteldeutschland mittels
exzeptioneller Arbeiten dem Publikum und der Leserschaft
des Katalogs vor Augen führen.
Um das besondere Thema des Projektes auf dem Stand
der wissenschaftlichen Forschung präsentieren zu
können, wurden zahlreiche Expertinnen und Experten
eingeladen, ihre Forschungsergebnisse beizutragen
und in dem vorliegenden Katalog zu veröffentlichen.
Ihnen allen sei herzlich gedankt, dass
sie ihre zum Teil neuen Erkenntnisse im Rahmen
unserer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit
vorstellen. Exemplarisch erwähnt seien hier die
bautypologische Einordnung der Moritzburg oder
die Zuschreibung der eigens für die Ausstellung
restaurierten und kunsthistorisch untersuchten
Sandsteinskulptur vom Torturm der Moritzburg.
Ein besonderer Dank gebührt Prof. Dr. Ute Engel
vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologien
Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
und ihren Studierenden, die sich nicht nur
über zwei Semester mit dem Ausstellungsthema
beschäftigten, sondern auch einzelne Texte für den
Katalog beisteuern. Auf diese Weise ergibt sich ein
facettenreiches Gesamtbild vom ästhetischen Stilwandel
zu Beginn des 16. Jahrhunderts und der kulturellen
Situation im Vorfeld von Reformation und
Bauernkrieg, die beide epochale kulturgeschichtliche
Ereignisse in nicht geringem Umfang mit auslösten.
Besonders freut es mich, dass es gelungen ist, gemeinsam
mit dem Büro hgb aus Hannover, dem
halleschen Grafiker Friedrich Lux zusammen
mit dem E. A. Seemann Verlag in Leipzig und der
Kommunikationsagentur KOCMOC sowohl der
Ausstellung als auch dem sie begleitenden Katalog
und den Kommunikationsmitteln des Projekts
ein modernes, zeitgenössisches Erscheinungsbild
zu geben, sodass es auch das Interesse eines jüngeren
Publikums wecken kann. Ihnen allen danke
ich sehr für ihren kreativen Einsatz und das stete
Reagieren auf immer wieder neu auftretende Herausforderungen.
Die Fäden des Gesamtvorhabens
hat wie immer Anke Dornbach, Abteilungsleiterin
Sammlungen und Forschung des Kunstmuseums
Moritzburg Halle (Saale), bestens zusammengehalten
und stets den Überblick und die Zeitschiene im
Auge behalten. Für das Managen von fast 70 internationalen
Leihgebern gilt mein großer Respekt
und Dank der Registrarin des Museums, Annette
Mattern. Gemeinsam mit dem gesamten Team des
Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) wie auch
den Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltungsund
Baudirektion sowie der Direktion Forschung,
Inventarisierung, Bibliothek, kulturhistorische
Museen der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Subsidiarius
GmbH ist es gelungen, dieses ambitionierte
Projekt von der ersten Idee vor zehn Jahren bis zur
Fertigstellung im Rahmen der dezentralen Landesausstellung
Sachsen-Anhalt Gerechtigkeyt 1525 zu
realisieren.
Mögen viele Besucherinnen und Besucher die Frührenaissance
in Mitteldeutschland entdecken und von
der vielfältigen Kultur in unserer Region berichten,
wird doch einmal mehr deutlich, in welchem Maße
diese Region mit den bedeutendsten Ereignissen
der Geschichte und Kultur unseres Landes verbunden
ist.
Thomas Bauer-Friedrich
Direktor des Kunstmuseums Moritzburg
Halle (Saale)
10
MITTELDEUTSCHLAND –
EINE KULTURREGION VON
EUROPÄISCHEM RANG AM
VORABEND DES BAUERN
KRIEGES
Leonhard Helten
Mitteldeutschland ist um 1500 europäisches Kernland
technischer und künstlerischer Innovation.
Frührenaissance mag für diese Zeit in der kunsthistorischen
Literatur als Ordnungsbegriff dienen,
inhaltlich trifft er nicht wirklich. Denn eine
„Wiedergeburt der Antike“ lag anders als in den
norditalienischen Stadtstaaten außerhalb des unmittelbaren
Gesichtskreises. Vielmehr fassen die
Jahrzehnte um 1500 bei Klimatologen den Beginn
der kleinen Eiszeit, bei Soziologen und Historikern
oft die Zeit zwischen Flegler- und Bauernkrieg und
die neue Macht des Bürgertums, bei Geografen
und Ethnologen kreisen sie um den Fall Konstantinopels
und die Entdeckung Amerikas, bei Kommunikationswissenschaftlern
um die mediale Revolution
des Buchdrucks, bei Theologen um den
Thesenanschlag Martin Luthers und bei Kunsthistorikern
um die Frage, wann welche neuen Formen
auf welchem Weg Eingang in den mitteldeutschen
Raum fanden, deutlich weniger als technischer Innovationstransfer
oder neuer handwerklicher Raffinesse,
vielmehr als ostentativer Ausdruck neuer
Repräsentationsformen.
In der Umgestaltung des Domes in Halle um 1520 durch
die Werkstatt von Bastian Binder im Auftrag Kardinal
Albrechts von Brandenburg1 wird dies unmittelbar
anschaulich: Bastian Binder2 vollendete mit seiner
Werkstatt 1520 den 1207 begonnenen Großbau
des Magdeburger Domes in spätgotischen Formen
und wechselte mit seiner Werkstatt noch im selben
Jahr nach Halle für den Umbau der dortigen um 1271
begonnenen und 1330 geweihten Dominikanerkirche3
in der für Mitteldeutschland im 16. Jahrhundert
wegweisenden Neugestaltung der Frührenaissance
mit umlaufendem Rundgiebelkranz mit bekrönenden
goldenen Kugeln und Lilienbandornament
nach venezianischem Vorbild, nachfolgend eine
neue Leitform städtischer Repräsentation (ABB 1).4
War Bastian Binder in Italien? Nein. War sein Auftraggeber
Kardinal Albrecht von Brandenburg in
Italien, der Erzbischof von Magdeburg und Mainz,
der Bischof von Halberstadt und Erzkanzler des
Heiligen Römischen Reiches? Nein. Gab es ältere
architektonische Vorbilder in den mächtigen Handelszentren
Augsburg und Nürnberg mit ihren jahrelangen
sehr engen wirtschaftlichen Beziehungen
zu Norditalien? Nein. So weit der Befund.
Eine technisch-konstruktive Herausforderung war
diese monotone Folge von Rundbogengiebeln mit
bekrönenden Kugeln in der in Mitteleuropa herausragenden
mitteldeutschen Architektur gewiss nicht,
gleichwohl sind die kunsthistorischen Versuche
einer unmittelbaren Herleitung von italienischen
Vorbildern dieser „welsch“ genannten Formensprache
Legion. Oft wird auf die Fassade der Scuola
Grande di San Marco in Venedig verwiesen, auf
Santa Maria dei Miraculi und San Zaccaria ebendort
oder mit Heiner Borggrefe zeichenhaft auf eine bedeutungsgeladene
venezianische Rezeption von
Byzanz, zurückreichend bis zur Apostelkirche und
vermittelt über San Marco in Venedig.5 Auch wurden
architektonische Vorbilder für den halleschen
Dom in den mit Venedig in engem wirtschaftlichen
Austausch stehenden süddeutschen Handelszentren
Augsburg und Nürnberg gesucht. Ohne Erfolg.
In der Malerei wird auf das Gemälde Die Bekehrung
des Saulus zum Paulus6 von Lucas Cranach d. Ä.
aus dem Jahre 1549 verwiesen, das die Mansfelder
Schlösser mit der Reihung von Rundgiebeln zeigt –
nichts davon blieb erhalten.7 Auch der Verweis auf
Dürers 1517 herausgegebenes monumentales Holzschnittwerk
der Ehrenpforte Kaiser Maximilians I.8
greift nicht, da dort der vermeintliche welsche Giebel
nur an sehr untergeordneter Stelle erscheint.
Es bleibt eine venezianische Anmutung einer in
Mitteldeutschland neuen Form. Wenn aber augenscheinlich
nicht eine Rückbindung an einen konkreten
venezianischen Bau intendiert war, muss
die Frage anders gestellt werden: Was leistet der
umlaufende Kranz von vorgeblendeten Rundbo-
11
ABB 1
Halle, Stiftskirche, Südseite,
1749, Kupferstich aus: Johann
Christoph Dreyhaupt: Beschreibung
des […] Saal-Creyses und
aller darinnen befindlichen
Städte, Halle 1749–50
gengiebeln mit bekrönenden goldenen Kugeln der
Stiftskirche in Halle und nachfolgend seine städtebaulich
prägende Weiterführung über die Neue
Residenz bis hin zur Marktkirche? Die Frage ist von
einigem Gewicht, wie bereits Hans-Joachim Krause
in seinem Beitrag über das erste Auftreten italienischer
Renaissance-Motive in der Architektur Mitteldeutschlands
1967 herausstellte: „Die frühesten
Beispiele sind im mittleren Deutschland um 1520
datiert: voran das Sakristeiportal der Annenkirche
zu Annaberg und das Portal der Georgskapelle am
Meißener Dom sowie die Umgestaltung der Stiftskirche
in Halle.“9
Auf den Rundbogengiebel beschränkt machte diese
neue Form in Mitteldeutschland Karriere bei Fürsten,
so mit umlaufendem Kugelfries beim Johannbau
in Dessau, aber ebenso bei Bürgern, hierfür stehen
der „Kühle Brunnen“ des Hans von Schenitz
in Halle oder der Rathausbau in Naumburg. An der
Stiftskirche in Halle verleiht die Besonderheit der
umlaufenden Rundgiebelfolge mit je einer bekrönenden
goldenen Kugel dem ehemaligen Dominikanerkloster
die Anmutung eines monumentalen
Reliquiars, geschaffen für die Aufnahme der größten
Reliquiensammlung Europas, des Halleschen
Heiltums, und der Grablege seines Gründers Albrecht
von Brandenburg, der bei Baubeginn 29 Jahre
alt war. Das prächtige Ausstattungsprogramm
sprengte alle Maßstäbe: ein Bildprogramm mit 142
Gemälden der Cranach-Werkstatt, aber auch von
Albrecht Dürer und Matthias Grünewald, dessen
Erasmus-Mauritius-Tafel mit den porträthaften
Zügen des Albrecht von Brandenburg heute die
Alte Pinakothek in München bewahrt, und ein Zyklus
von Pfeilerfiguren von Peter Schro, einem der
führenden Bildhauer zwischen Spätmittelalter und
Früher Neuzeit in Mitteldeutschland. Nicht einer
stammt aus den künstlerischen Zentren Norditaliens
oder Burgund.
Mit Peter Schro greifen wir ein künstlerisches Zentrum
in Mainz über den Bildhauer Hans Backoffen,
in dessen Werkstatt Peter Schro nachweislich tätig
war und dessen Werkstatt Kardinal Albrecht als
Erzbischof von Mainz bestens vertraut war. Natürlich
hat Peter Schro nicht sämtliche Pfeilerfiguren
mit eigener Hand geschaffen, die Händescheidungen
und auch die deutlich erkennbaren stilistischen
Unterschiede beschäftigen die kunstgeschichtliche
Forschung bis heute.10 Dargestellt sind Christus,
Petrus, Thomas, Simon, Matthias, Matthäus, Judas
Thaddäus, Maria Magdalena, Mauritius, Ursula
und Erasmus. Warum entschied sich Albrecht von
Brandenburg für Peter Schro? Hans Backoffen galt
damals als führender Vertreter der Bildhauerkunst
zwischen Spätgotik und früher Renaissance oder
auch spätgotischem Barock. Er war Hofkünstler
unter Albrecht von Brandenburg, dem Erzbischof
von Mainz, verstarb jedoch 1519, als der Auftrag für
den Pfeilerfigurenzyklus vergeben wurde. Albrecht
vergab deshalb an Peter Schro, den nun leitenden
Bildhauer dieser Werkstatt, den Auftrag: „Vermutlich
begann die Schro-Werkstatt bereits vor 1522
mit den Arbeiten, die sich bis 1525 hinzogen. Aufgrund
der nachgewiesenen Fertigungstechnik war
22
MIT ITALIEN,
GEGEN ITALIEN
Wandel durch
Reisen, Wettbewerb
und Handel
Thomas Schauerte
Einem Auftrag von Kardinal Albrecht von Brandenburg
verdankt sich 1519 Albrecht Dürers erster aus
der Reihe seiner ikonischen Porträt-Kupferstiche,
mit denen der Künstler der Gattung zum Durchbruch
verhalf (KAT 192). Dürers letzte Tätigkeiten
für den deutschen Fürstprimas hingegen betreffen
neben dem zweiten gestochenen Bildnis von
1523 Vorzeichnungen für Gebetbuch-Miniaturen.1
Indirekte Beziehungen nach Halle aber dürften
bereits zuvor bestanden haben, weil Dürers Meisterschüler,
Hans Baldung Grien, 1507 sein erstes
Auftragswerk, den kleinen Sebastiansaltar, an den
Magdeburger Erzbischof Ernst von Sachsen in die
Maria- Magdalena-Kapelle auf der Moritzburg in
Halle geliefert hatte.2 Dieser wiederum war der
Bruder von Kurfürst Friedrich dem Weisen von
Sachsen, der seinerseits ein bedeutender Auftraggeber
des jungen Dürer, aber ebenso zahlreicher
anderer Künstler von Rang, darunter auch von
Italienern und Niederländern gewesen ist.3 Dürer
jedoch ist und bleibt der Maßstab für so gut wie
alles, was in den Jahrzehnten um 1500 für einen
künstlerisch tätigen Menschen diesseits der Alpen
erlernbar, verstehbar und erreichbar war, sodass er
in den folgenden drei Abschnitten auch immer wieder
Ausgangspunkt der Überlegungen sein wird.
1. Venedig I: Reisen als Kulturtechnik
Noch 2017 hat Bernd Roeck in seinem wuchtigen
Opus Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance
die Künstlerschaft Albrecht Dürers fast vollständig
auf seine angebliche Rolle bei der Verbreitung der
italienischen Renaissance reduziert. Er schreibt zu
seinem Schaffen lediglich: „Immer intensiver wurde
der Austausch zwischen Italien und dem Rest
Europas. Die beiden Italienreisen des Nürnbergers
Albrecht Dürer, die er 1494 und 1505/06 absolvierte,
sind nur die bekanntesten in einer endlosen Künstlerprozession,
die sich bis in die Moderne zieht.“4
Und kurz darauf liest man: Nürnberg „zählte inzwischen
zu den zentralen Orten der nördlichen
Renaissance. Die Ästhetik ihres berühmtesten Bürgers
Albrecht Dürer war vom Denken Albertis und
Ficinos geprägt. Der Begegnung mit der Kunst des
Südens schuldete Dürers Malerei entscheidende
Anregungen.“5 Schon in diesen kurzen Passagen
sind mehrere Unschärfen festzustellen, an erster
Stelle die implizite Fehleinschätzung, dass die
wichtigsten Innovationsleistungen des Druckgrafikers
und Kunsttheoretikers in der Malerei lägen.
Aber vor allem wiederholt Roeck Stereotypen, die
der extremen Italienfixiertheit der Fächer Geschichte
und Kunstgeschichte während des langen
19. Jahrhunderts entsprungen sind. Hier hat auch
der Begriff von der „Deutschen Renaissance“ mit
Dürer als ihrem Hauptvertreter seinen Ursprung;
doch ist er so geläufig wie missverständlich: Denn
er kann – ganz neutral – als die individualistische
Teilhabe der deutschsprachigen Länder an einer
allgemeinen europäischen Aufbruchsbewegung
mit starkem Antikenbezug verstanden werden;
oder er meint – wie bei Roeck und seinen geistigen
Ahnherren Jacob Burckhardt6 und Erwin Panofsky7
– lediglich den imitativen Nachvollzug der italienischen
Renaissance diesseits der Alpen. Diese
Lesart aber greift zu kurz, wie die nachfolgend besprochenen
Fallbeispiele zeigen mögen.
Die Reise des jungen Dürer Richtung Süden, vielleicht
sogar bis nach Venedig, die um 1495 und damit kurze
Zeit nach seiner dreijährigen Gesellenwanderung
erfolgt sein dürfte, ist in der Forschung einerseits
über-, andererseits unterbewertet worden. So
ist sie – wie bereits angedeutet – als ,Sehnsuchtsfahrt‘
des Deutschen in das gelobte Ursprungsland
der Renaissance zum Gegenstand eines regelrechten
Erweckungsnarrativs geworden.8 Doch hat die
neuere Forschung einerseits Venedig als Reiseziel
generell in Zweifel gezogen,9 andererseits aber
auch nach unmittelbar zweckhafteren Reisegründen
als bloßer Sehnsucht gefragt.10
23
Gegen Venedig als Reiseziel spricht vor allem die
schwer zu erklärende Tatsache, dass nach der berühmten
Folge der Südtiroler Aquarelle die soeben
glücklich gewonnene Kulturtechnik der Landschafts-Vedute
angesichts des fremdartigen Reizes
der Lagunenstadt vollständig ausgesetzt haben
sollte. Denn nicht eine einzige Venedig-Ansicht Dürers
ist überliefert, während er zuvor seine urbanen
Hauptreisestationen Innsbruck und Trient mit Feder
und Pinsel eindrucksvoll und – gerade im Falle
der maximilianeischen Hauptresidenz Innsbruck –
wie ein bildliches Äquivalent zum humanistischen
„Städtelob“ zu schildern wusste.11 Hier setzten 2012
die Überlegungen des Germanisten Jörg Robert ein,
der Dürer auf dieser Reise den Plänen des Konrad
Celtis verpflichtet sah.12 Jener plante eine große,
stark patriotisch gefärbte Deutschland-Enzyklopädie
unter dem (Arbeits-)Titel Germania generalis,
die er reichhaltig zu illustrieren beabsichtigte. Dieses
Konzept verwirklichte er bereits ansatzweise
in seinen in Nürnberg erschienenen Quatuor libri
amorum von 1502, an deren ganzseitigen Illustrationen
Dürer maßgeblich beteiligt war. Diese vier
Bücher Liebeselegien waren bereits in den 1490er
Jahren entstanden und sind topografisch nach vier
Grenzregionen Deutschlands organisiert, wobei
sie jeweils auch Schilderungen der betreffenden
Landschaften und Städte umfassen. Stellt man in
Abb 1
Albrecht Dürer:
Feldhase, 1502
Aquarell, Deckfarben,
weiß gehöht, auf
Papier, 25,1 × 22,6 cm;
Wien, Albertina, Inv.-
Nr. 3073
40
SELBSTVERSTÄNDNIS
UND VISUELLE
REPRÄSENTATION DER
MITTELDEUTSCHEN
BISCHÖFE ZWISCHEN
WELTLICHER TERRI
TO RIENBILDUNG
UND REFORMATION
Markus Hörsch
Es gibt in manchen Regionen Deutschlands einen bedeutenden
Aspekt des historischen Erbes, der lange
nicht mit der angemessenen Aufmerksamkeit
und Ausgewogenheit untersucht und gewürdigt
wurde – die Rolle und Verdienste geistlicher Fürsten.
Für die Anhänger des Reformators Martin Luther
waren die alten Strukturen der „papistischen“
Kirche grundsätzlich verdächtig. Und anders als in
Staaten wie England oder Schweden wurden diese
Strukturen in Mitteldeutschland auf die Dauer
nicht in einer protestantischen Reform beibehalten.
Zwar existierte das Bischofsamt auch in den lutherisch
gewordenen Gebieten zunächst weiter – so in
Naumburg bis 1564, in Meißen bis 1581. „Erwählte“
lutherische Erzbischöfe amtierten im Erzstift
Magdeburg bis 1680. Doch in Mitteldeutschland
endeten diese Traditionen durch Einverleibung
der bischöflichen Herrschaftsbereiche in die weltlich-fürstlichen
Territorien der Hohenzollern und
Wettiner. Die offizielle Geschichtsschreibung der
DDR wiederum hatte naheliegenderweise wenig
Interesse an einem Thema, das dem revolutionären
Gang der Geschichte entgegengesetzt schien,
wie er im Bauernkrieg 1525 einen seiner Höhepunkte
erreichte und in Thomas Müntzer einen
seiner eindrücklichsten Protagonisten gefunden
hatte.
Inzwischen hat sich das Bild gewandelt und differenziert.
Der christliche Glaube, in der DDR eine Frage
eindeutigen Bekenntnisses, tritt im wiedervereinigten
Deutschland gesamtgesellschaftlich immer
mehr in den Hintergrund. Dies bringt die großen
Kirchen nach jahrhundertelanger Konfessionalisierung
– das heißt: nach der Auskristallisierung
entgegengesetzter Strukturen des Bekenntnisses
in Exegese, Liturgie und den Künsten – wieder
näher zusammen. Dies zeigt das symbolisch den
konfessionellen Konflikt des 16. Jahrhunderts überwindende
Cranach-Triegel-Projekt1 der protestantischen
Vereinigten Domstifter zu Merseburg und
Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, die selbst
aus der katholischen Ära herübergewachsene Institutionen
sind. Am 3. Juli 2022 wurde in einer Ökumenischen
Vesper mit dem katholischen Bischof
von Magdeburg das aus den erhaltenen Altarflügeln
Lucas Cranachs d. Ä. mit den Darstellungen der Bischöfe
Johann III. von Schönberg2 und Philipp von
der Pfalz3 und einer neuen Mitteltafel des Leipziger
Malers Michael Triegel zusammengefügte Retabel
im Westchor aufgestellt. Dass ein solcher Akt nicht
nur auf der konfessionell-glaubensmäßigen Ebene,
sondern auch historisch und künstlerisch eine
gedankliche Tiefe besitzt, ist unbestreitbar, auch
wenn dies auf denkmalpflegerisch-fachlicher Seite
nicht auf Zustimmung stieß.4
Auch Martin Luther hätte dafür kaum Verständnis aufgebracht
– er tendierte bekanntlich im Laufe seines
Reformatorenlebens zu immer apodiktischeren
Wertungen. Es waren allerdings weniger die Naumburger
Bischöfe, die ihn in Rage brachten, sondern
allen voran Albrecht von Brandenburg, Erzbischof
von Magdeburg und Mainz, Reichserzkanzler und
Kardinal.5 Dessen Auffassung von der Amtsführung
eines Kirchen- und Reichsfürsten, aber auch
von seinem privaten Liebesleben blieb über Jahrhunderte
Zielscheibe von Spott und Häme, bis hin
zu dem berühmten Marktbrunnen auf dem Hallmarkt
zu Halle, der den Kardinal in eindeutiger
erotischer Pose darstellt.6
Angesichts offensichtlicher ,Schwächen‘ beider Parteien
– man denke nur an den konfessionsübergreifenden
Antijudaismus der Zeit oder die an
heutige Hassmails erinnernde Diktion in der Auseinandersetzung
jener aufgeregten Tage, die Luther
41
bekanntlich perfekt zu bedienen wusste,7 – haben
sich die Bewertungen Albrechts und Luthers im
Laufe der Jahrhunderte tendenziell relativiert. In
der Wissenschaft können konfessionelle Standpunkte
ohnehin keine Rolle mehr spielen, vielmehr
treten die jeweiligen charakterlichen Eigenheiten
der beiden Persönlichkeiten und ihre Verdienste
differenzierter hervor. Vor allem in der kunstgeschichtlichen
Forschung brachte man der katholischen
Seite im Allgemeinen und Albrechts Repräsentationsbedürfnis
im Speziellen8 in den letzten
Jahrzehnten mehr Verständnis entgegen. Immerhin
verdankt man seinem Mäzenatentum einige
der bedeutendsten Kunstwerke der Zeit – allen
voran die berühmte Erasmus-Mauritius-Tafel seines
Hofkünstlers Matthias Grünewald,9 die Altarausstattung
der Stiftskirche in Halle durch Lucas
Cranach d. Ä. und seine Werkstatt10 und den dortigen
Skulpturenzyklus der Apostel nebst der Kanzel
(ABB 1).11 Die umfassende, gültige Darstellung seiner
repräsentativen und mäzenatischen Verdienste
bietet die zweibändige Ausstellungspublikation aus
dem Jahre 2006.12
Es wird immer ein faszinierendes Phänomen bleiben,
dass gerade das künstlerische Engagement dieses
Kirchenfürsten, sein Versuch, seine Nebenresidenz
Halle an der Saale zur eigentlichen repräsentativen,
frühneuzeitlichen Maßstäben genügenden erzbischöflich-kurfürstlichen
Residenz auszubauen, zu
seinem Scheitern führte: 1539 musste sich ausgerechnet
der Erzbischof von Magdeburg, Oberhirte
von vier angrenzenden Bistümern, aus der Mitte
Deutschlands zurückziehen – letztlich aufgrund der
theologischen Kritik eines ehemaligen Augustinermönchs
und Wittenberger Professors, der die Begründung
der Finanzierung solcher Maßnahmen
durch den Ablasshandel theologisch in 95 Thesen
angriff und auf biblischer Basis widerlegte.
Doch Kardinal Albrechts mäzenatische und repräsentative
Tätigkeit, des Reichserzkanzlers und somit
,zweiten Mannes‘ im Reich würdig, kann hier
nicht im Zentrum stehen. Sie ist zu umfangreich,
zu überragend für einen einführenden Essay – und
zugleich, was die ursprüngliche räumliche Konzeption,
insbesondere in der von ihm im Gehäuse
der ehemaligen Dominikanerkirche eingerichteten
neuen Hallenser Stiftskirche, betrifft, doch allzu
sehr dezimiert (ABB 2). Vielmehr soll hier das
Niveau bischöflicher Repräsentation interessieren,
auf dem Albrecht aufbaute – und von dem er sich
abzusetzen trachtete. Allerdings kann man einwenden,
dass für diese Gruppe geistlicher Fürsten
die Überlieferungssituation hinsichtlich erhaltener
geistlich-memorialer Ausstattungsstücke und
räumlicher Zusammenhänge grundsätzlich nicht
sehr gut ist. Doch manches konnte in den letzten
ABB 1
Matthias Grünewald
(Mathis Gothart-Nithart):
Die hl. Erasmus
und Mauritius,
um 1520/24
Malerei auf Lindenholz,
226 × 176 cm,
aus der Stiftskirche
(Dom) zu Halle;
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
München – Alte
Pinakothek
ABB 2
Halle, Stiftskirche
(Dom), Mittelschiff
nach Osten
54
KIRCHENFÜRST, LANDES
HERR UND MENSCH
Eine Skizze über Erzbischof
Ernst II. von Sachsen
Philipp Jahn
Die Familie
Ende Juni 1464 wurde Ernst in eine bedeutende Familie
hineingeboren.1 Als drittes Kind von Kurfürst Ernst von
Sachsen und seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern gehörte
er dem aufstrebenden Geschlecht der Wettiner an.
Seine ältere Schwester Christina wurde mit dem späteren
dänischen König Johann I. verheiratet und sein älterer
Bruder Friedrich, später der Weise genannt, übernahm
die Ämter des Vaters. So war für Ernst eine kirchliche
Laufbahn vorgesehen, was natürlich auch dem Machtausbau
der Dynastie zugutekommen sollte. Diese familiäre
Entscheidung betraf jedoch nicht nur Ernst, sondern
war ebenso für seinen nächst geborenen Bruder Adalbert
vorgesehen, der 1482 durch das Domkapitel zum Koadjutor
des Erzbistums Mainz gewählt worden war, jedoch
noch vor der Priesterweihe 1484 verstarb. Der 1468 geborene
jüngere Bruder Johann unterstütze nach dem Tod
des Vaters 1486 Friedrich den Weisen bei der Regierung
und teilte sich mit ihm 1513 die Herrschaft über das Land,
ohne eine erneute Landesteilung vorzunehmen, wie es
1485 zwischen ihrem Vater Ernst und seinem Bruder Albrecht
im Rahmen der Leipziger Teilung erfolgte. Diesen
Fehler wollten sie offensichtlich nicht wiederholen und
wählten daher die Form der sogenannten Mutschierung.
Nach dem Tod Friedrichs des Weisen wurde Johann der
Beständige sein Nachfolger. Die jüngste Schwester Margarete
heiratete Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg
und der jüngste Bruder Wolfgang überschritt das Kleinkindalter
nicht.
Ein Kind wird Erzbischof
Als der Magdeburger Erzbischof Johann von Pfalz-Simmern
1475 auf dem Giebichenstein starb, bot sich für Kurfürst
Ernst die Chance, seine großen Pläne umzusetzen und
das an sein Territorium angrenzende Erzbistum durch
Besetzung mit seinem Sohn stärker an die Familie zu
binden. Doch sein Sohn Ernst war gerade einmal elf
Jahre alt. Er genoss eine erstklassige Ausbildung, doch
inwiefern er bereits theologisch unterrichtet wurde,
ist unbekannt. Allerdings verfügte er weder
über eine Priesterweihe und schon gar nicht über
das notwendige Mindestalter. Doch nach einiger
Überzeugungsarbeit postulierte das Magdeburger
Domkapitel ihn am 6. Januar 1476 zum Erzbischof.
Die Ausgestaltung des feierlichen Einzugs in die
Kathedrale wurde pompös von der Familie geplant.
Nun musste noch eine Ausnahmegenehmigung
von Papst Sixtus IV. erwirkt werden. Die Verhandlungen
gestalteten sich kompliziert. Wie viel Geld
dabei eine Rolle spielte, bleibt aber ungewiss. Zumindest
erteilt Sixtus am 1478 die notwendige Dispens
(KAT 1). Bis zu seiner Weihe, die bereits mit
25 erfolgen durfte, konnte Ernst jedoch nicht selbständig
agieren. Als Ratgeber stand ihm der Meißener
Bischof Johann von Weißenbach zur Seite,
zahlreiche Geschicke bestimmten weitere sächsische
Berater. Als dann der Halberstädter Bischof
Gebhard sein Amt niederlegen musste, bot sich für
die Wettiner die Chance, auch hier ihren Einfluss
auszubauen. 1479 wurde Ernst zum Administrator
des Bistums, das er nun in Personalunion mit dem
Magdeburger Erzbistum regierte. In Anbetracht
des Verbots der Ämterhäufung war hierfür eine
teuer erkaufte Dispens des Papstes notwendig. Erst
mit seiner Priesterweihe am 2. April 1485 und seiner
Weihe zum Erzbischof am 22. November 1489
konnte sich Ernst emanzipieren und eigenständig
handeln. Beide Weihen nahm sein Suffragan, der
Merseburger Bischof Thilo von Trotha, vor.
Ein Herr über Land und Städte
Als Landesherr setzte Ernst seine Herrschaft über die
Städte durch. Bereits 1478 nutzte er – unter Einfluss
seiner sächsischen Berater – einen innerstädtischen
Konflikt in Halle zwischen den Handwerkern
und den Pfännern aus und nahm die Stadt ein.
In der im Folgejahr erlassenen Regimentsordnung
ließ er sich das Recht zusichern, ein festes Schloss
in oder bei der Stadt zu errichten (KAT 8). Wenige
Jahre später ließ er die Moritzburg als erzbischöfliche
Residenz im nordwestlichen Bereich der
Stadtbefestigung anlegen, die er 1503 bezog. Als in
Halberstadt die Besetzung von Richterposten eskalierte,
belagerte er die Stadt mit dem erzbischöflichen
Heer. Mit Blick auf dieses Ereignis gaben die
Magdeburger, die den Status der Reichsunmittelbarkeit
anstrebten, ihren Widerstand gegen den
Erzbischof auf und unterwarfen sich im Vergleich
55
von 1497 (KAT 10). Als Landes- und Kirchenherr
bemühte sich Ernst um die Reform der kirchlichen
Gerichtsbarkeit und ging, wenn auch erfolglos,
gegen Korruption vor. Er ordnete die Geschäfte
des Erzbistums, sodass es zum Zeitpunkt seines
Todes schuldenfrei war. Dass er sich um die Geschicke
seiner Länder kümmerte, zeigte sich zudem
in der Reaktion, als ihm zusätzlich die Würde
des Erzbischofs zu Mainz angetragen wurde. Nicht
nur hätten ihm die Einkünfte aus beiden Stiften genügt,
auch wäre er mit der Verwaltung von beiden
vollends ausgelastet gewesen.2 Da sich hierfür sein
Bruder Friedrich der Weise zuvor vehement eingesetzt
hatte, führte dies zu einer Verschlechterung
ihres Verhältnisses.
Ein Reichsfürst
Mit der Würde des Erzbischofs zu Magdeburg ist der
Titel Primas Germaniae seit dem 10. Jahrhundert
verbunden. Dies bedeutete, der Erste unter den
deutschen Bischöfen zu sein. Damit stand ihm im
Reichstag der erste Platz auf der Bank der Fürsten
zu, was unweigerlich zu Konflikten mit seinem älteren
Bruder, Kurfürst Friedrich dem Weisen, führte.
Denn im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die zwar
auch selbstbewusst den Titel führten, vertrat er
den mit dem Primat verbunden Anspruch explizit
und stellte sogleich die gewohnheitsmäßige Rangund
Würdehierarchie in Frage.3
Ein Lebensfreund mit Sinn für Kunst und
Repräsentation
Daneben gibt es noch eine weitere Facette des Menschen
Ernst. Einige Briefe geben Auskunft über
seine Freude an Leben und Genuss. So lud er 1506
Magnus von Anhalt zur Fastnachtfeier in die erzbischöfliche
Residenz zu Wolmirstedt ein, mit dem
Verweis, dass die dortigen Frauen von beachtlicher
Schönheit seien.4 Ausdruck einer gewissen weltlichen
Zugewandtheit des Kirchenfürsten war sicherlich
auch die Infektion mit einer damals neuartigen
Krankheit, der Syphilis.5
Neben seiner großen Bautätigkeit an den Domen und
Kirchen sowie den Residenzen, allen voran sein
Moritzburg-Projekt in Halle haben sich nur wenige
Zeugnisse seiner repräsentativen Hofhaltung
erhalten. Doch im Inventar der Moritzburg wird
beispielsweise ein silberner Tischbrunnen in der
Hofstube erwähnt. Aus guten Gründen dürfte dieser
mit demjenigem gleichzusetzen sein, dessen
Entwurfszeichnung Albrecht Dürers sich erhalten
hat (KAT 11).6 Kostbare und aufwendige Altäre
und Kirchenausstattungen sowie sein prunkvolles
Hallesches Heiltum zeugen von Kunstanspruch
und Repräsentationsbewusstsein des Kirchenfürsten.
Dass dieser gerne Turniere – auch im Hof der
Moritzburg sowie auf dem halleschen Markt – veranstaltete,
großen Hof hielt und den kulinarischen
Köstlichkeiten zugetan war, wird von Zeitzeugen,
wie Georg Spalatin, berichtet.7
Die Memoria, Krankheit und Ende
Schon 1494 entschied sich Ernst für eine besonders
aufwendige Form der Memoria und ließ sich eine
Grablege zwischen den Westtürmen der Magdeburger
Kathedrale errichten und diese aufwendig
ausgestalten.8 Als sich wohl bereits 1499 und vor
allem 1503 Symptome der Syphilisinfektion einstellten,
war dies nicht nur Grund für eine Wallfahrt
zum hl. Wolfgang, sondern auch Auslöser für
die Beauftragung großartiger Altarretabel, unter
anderem von Hans Baldung Grien.9 Angeblich geheilt,
starb der Erzbischof 1513 in seiner Residenz,
der Moritzburg zu Halle, in deren Kapelle sein Herz
beigesetzt wurde, bevor sein Leichnam in die Magdeburger
Grablege überführt wurde (ABB 1).
1 Grundlegende Überblicke zur Biografie
bieten Rogge 2002, Rogge 2006
und Mock 2007. 2 Vgl. Rogge 2002,
S. 54; Mock 2007, S. 20 sowie LASA,
Rep. A 1 Nr. 425, fol. 4r–v. 3 Ausführlicher
und mit weiteren Verweisen dazu:
Rogge 2002, S. 50–52. 4 Vgl. Mock
2006, S. 291. 5 Vgl. dazu den Beitrag
Abb 1
Peter Vischer d. Ä.:
Grabtumba von
Erzbischof Ernst
von Sachsen (Ausschnitt),
1494–95
Messing, gegossen,
176 × 332 × 146 cm;
Magdeburg, Dom
von Ute Engel, S. 128–131. 6 Vgl. IW:
Entwurf zum „großen Tischbrunnen“,
in: Kat. Halle (Saale) 2006, Kat.-
Nr. 143, S. 249–251. 7 Vgl. Mock 2007,
S. 82–83. 8 Vgl. dazu den Beitrag des
Verfassers, S. 144–145. 9 Vgl. die Beiträge
von Ute Engel, S. 128–131, und
Markus Leo Mock, S. 120–127.
56
Kat 1
Papst Sixtus IV. erteilt dem auserwählten
Administrator des Erzstifts
Magdeburg, Herzog Ernst zu
Sachsen, wegen seiner Minderjährigkeit
Dispens, 19. März 1478
Tinte auf Pergament, ein anhängendes
Bleisiegel, Urkunde: 47 ×
26,5 cm, Bulle: Dm. 3,5–3,8 cm;
Magdeburg, Landesarchiv Sachsen-
Anhalt, Rep. U 1, IV Nr. 19
57
KAT 2
Porträt Ernsts II. von Sachsen,
Erzbischof von Magdeburg und
Administrator des Bistums Halberstadt,
1492
Holzschnitt auf Papier, aus: Conrad
Bote: Cronecken der Sassen,
Mainz, 1492, 18,3 × 16,7 cm (Blatt);
Gleimhaus Halberstadt – Museum
der deutschen Aufklärung, Inv.-
Nr. PA3_06-109
120
REPRAESENTATIO
UND DEVOTIO
Die Retabel Hans Baldung
Griens für Erzbischof Ernst
von Sachsen
Markus Leo Mock
Beim Brand der Moritzburg im Dreißigjährigen Krieg
wurde die Maria-Magdalena-Kapelle derart stark
beschädigt, dass das Gewölbe des Mittelschiffs
einstürzte und dabei große Teile der Ausstattung
unter sich begrub.1 Es ist deshalb ein Glücksfall,
dass zwei hochkarätige, von Hans Baldung Grien
gemalte Altaraufsätze gerade noch rechtzeitig –
zwischen 1608 und der Feuersbrunst von 1637 – in
den halleschen Dom versetzt worden waren.2 Das
eine Triptychon, der sogenannte Dreikönigsaltar,
zeigt auf der Mitteltafel die Anbetung des Kindes
(ABB 1, 3), das andere, von Baldung signierte und
mit der Jahreszahl 1507 datierte die Marter des hl.
Sebastian (ABB 2, 4). Beide Stücke verblieben bis
1837 im Dom, gelangten dann auf den Kunstmarkt
und sind heute als Glanzstücke im Germanischen
Nationalmuseum in Nürnberg und der Gemäldegalerie
in Berlin zu bestaunen.
Dass beide Altaraufsätze, die aus konservatorischen
Gründen leider nicht für die Ausstellung ausgeliehen
werden konnten, aus der Maria- Magdalena-
Kapelle stammen, belegt nicht zuletzt ein 1608
erstelltes Inventar. Darin wird neben zahlreichen
heute verlorenen Retabeln, Skulpturen und Gemälden
ein Flügelretabel mit „s. Sebastiani bild so mit
pfeÿlen durchschoßen“ und ein weiteres mit der
„gebuhrt Jesu Christi unnd die heiligen drej konige“
erwähnt.3 Beide Triptychen – ihre Rahmen sind
jeweils neu – besitzen mit gut 120 cm in etwa die
gleiche Höhe, sind aber unterschiedlich breit. Auf-
ABB 1
Hans Baldung Grien:
Dreikönigsretabel,
geöffnet (ohne Rahmen),
1507
Malerei auf Lindenholz,
Mitteltafel:
124 × 72,8 cm,
Flügel jeweils:
121–124,3 × 28–31,1 cm;
Staatliche Museen zu
Berlin, Gemäldegalerie,
Inv.-Nr. 603A
121
grund ihrer eher bescheidenen Ausmaße gehörten
sie sicherlich zu einem Nebenaltar, auch deshalb,
weil hinter dem Hauptaltar ein Reliquienschrank
aufgestellt war, der den Grundstock des Halleschen
Heiltums barg.4 Am ehesten kommen die ebenerdigen
Nischen in der Süd- und Nordwand als ursprüngliche
Standorte in Frage.
Beide Werke hatten unterschiedliche Funktionen zu
erfüllen, was auch ihre jeweilige Ausführung und
Gestalt erklärt. Die Seitenflügel des Dreikönigsretabels
(ABB 1) zeigen innen die beiden Ritterheiligen
Georg und Mauritius, während auf der Mitteltafel
(ABB 3), nachts, in einer abgelegenen Ruine,
die Anbetung des Jesuskindes zu sehen ist. Ein rotgewandeter
König kniet zu dessen Füßen, hinter
ihm warten zwei weitere Könige darauf, Geschenke
überreichen zu dürfen. Einer von ihnen tritt
von links heran. Der dritte, frontal stehende König
nimmt das Zentrum des Gemäldes ein. Prächtig ist
er in eine golddurchwirkte Schaube mit schwarzem
Brokatmuster und kostbarem Pelzkragen gekleidet.
Die Arme stecken in grünen, seidenen Ärmeln. Dieser
König bildet mit großer Wahrscheinlichkeit den
Auftraggeber der Tafel ab, Erzbischof Ernst von
Magdeburg, den Erbauer der Moritzburg und ihrer
Kapelle. Zwei Gründe sprechen für diese These:
zum einen die exponierte Stellung des Königs, der
den Betrachter mit seinen Augen fixiert, zum anderen
dessen Kleidung, die heraldisch interpretiert
werden kann. Der goldbrokatene, schwarze Mantel
spielt auf den neunmal von Schwarz und Gold
geteilten Schild des Herzogtums Sachsen an, das
schräg sitzende, grüne Barett auf dessen schrägrechten
Rautenkranz.5 Erzbischof Ernst, ein Sohn
des Kurfürsten Ernst von Sachsen aus dem Haus
der Wettiner, nutzte die Dreikönigstafel zur repräsentativen
Selbstdarstellung. Die Darbringung der
Geschenke an das Jesuskind eignet sich perfekt für
diese Aufgabe, es ist ein würdevolles, königliches
Thema. Ernst zeigt sich hier, in der Mitte der Tafel
und der gesamten Komposition, als selbstbewusster
Herzog von Sachsen. Die Heiligen der Seitenflügel
verstärken den feierlichen Charakter. Mauritius,
rechts zu sehen, war Schutzpatron des Erzstifts
ABB 2
Hans Baldung Grien:
Sebastiansretabel,
geöffnet (ohne Rahmen),
1507
Malerei auf Lindenholz,
Mitteltafel:
121,4 × 78,7 cm, Flügel
jeweils: 121,4 × 32 cm;
Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum,
Inv.-Nr. Gm
1079
382
ABKÜRZUNGEN
amt.
EGA
HStA
LASA
LATh-HStA
LDA
MaB Halle
MGH
RatsA
RDK
SächsHStA
StA
amtierend
Ernestinisches Gesamtarchiv
Hauptstaatsarchiv
Landesarchiv Sachsen-Anhalt
Landesarchiv Thüringen Hauptstaatsarchiv Weimar
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Marienbibliothek Halle (Saale)
Monumenta Germaniae Historica
Ratsarchiv
Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
Stadtarchiv
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Bednarz 2009 Ute Bednarz [u. a]
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Bednarz 2016 Ute Bednarz: Das
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Flügelaltäre um 1515 – Höhepunkte
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Behrens/Kratzsch 1983 Rainer
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Bellmann/Harksen/Werner 1979
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Bellot 2010 Christoph Bellot: „Auf
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Bergstedt 2009 Clemens Bergstedt
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Kirchen- und Kulturgeschichte des
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Bergstedt/Drachenberg/Heimann
2005 Clemens Bergstedt/Thomas
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Besser/Brämer/Bürger 2001 Rolf Besser/Hermann
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Bischoff 2004b Franz Bischoff: Neues
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währte die Lebensarbeitszeit spätgotischer
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Markus Hörsch (Hg.): Künstlerische
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(Studia jagellonica lipsiensia, 1),
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Bischoff 2007 Franz Bischoff: Die Errichtung
des sogenannten Kleinen
Chores an der Wittenberger Schloßkirche
durch Kurfürst Friedrich den
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und Anhalt. Jahrbuch der Historischen
Kommission für Sachsen-
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Ein Kolloquium anlässlich des 65.
Geburtstages von Walter Zöllner
(Abhandlungen der Sächsischen
Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig, Philologisch-historische
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Blaschke 2005 Karlheinz Blaschke:
Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1:
Von den Anfängen bis zum Ende des
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Blauensteiner 2021 Björn Blauensteiner:
Die Kunst der Dürerzeit in Österreich
und die Antike. Formen und
Wege der Rezeption, in: Dürerzeit.
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hg. v. Stella Rollig/Björn Blauensteiner,
Ausstellungskatalog Wien, Köln
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Bloh 2005 Jutta Charlotte von Bloh:
Kleidung und Waffe in den Fürstenbildnissen
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hg. v. Harald Marx/Ingrid Mössinger/Karin
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Bloh 2017 Jutta Charlotte von Bloh:
Rennen, Stechen, Turniere und
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Friedrich III. (1463–1525) und
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Pfaffenbichler 2017, S. 253–284.
Böckem 2013 Beate Böckem: Kunst aus
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am Hof Friedrichs des Weisen,
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Böckem 2016 Beate Böckem: Jacopo
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Boettcher 1913 Hermann Boettcher:
Neue Halberstädter Chronik von
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Bohde 2004 Daniela Bohde: Ein Heiliger
der Sodomiten? Das erotische Bild
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(Hg.): Männlichkeit im Blick. Visuelle
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Böker 2011 Johann Josef Böker [u. a.]
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Borggrefe 2010 Heiner Borggrefe:
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Brandl/Ludwig/Ritter 2018 Heiko
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zur Denkmalkunde, 13; Die Bau- und
Kunstdenkmäler von Sachsen-Anhalt),
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Brandl/Neugebauer 2017 Heiko
Brandl/Anke Neugebauer: Zu Magdeburg
liege begraben ich – Da got vil
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Ernst von Sachsen und sein Grabmalprojekt
für Königin Editha, in:
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Brandl/Seliger 2025 Heiko Brandl/Anja
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Brinkmann 2010 Inga Brinkmann: Grabdenkmäler,
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des lutherischen Adels. Adelige
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Diss. Freie Univ. Berlin 2008, Berlin/
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Pilgerzeichen als Indikatoren des
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Bünz/Hartmut Kühne (Hg.): Alltag
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Bünz 2006 Enno Bünz: Der Meißner
Bischof Bruno von Porstendorf
(1209/10–1228). Herkunft – Aufstieg –
Rücktritt – Pensionierung, in: Neues
Archiv für sächsische Geschichte 77,
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Bünz 2012 Enno Bünz: Die Fugger und
Leipzig. Messeplatz, Faktorei und
landesherrlicher Hof an der Wende
vom Mittelalter zur Neuzeit, in:
Susanne Schötz (Hg.): Leipzigs Wirtschaft
in Vergangenheit und Gegenwart.
Akteure, Handlungsspielräume,
Wirkungen (1400–2011) (Quellen
und Forschungen zur Geschichte
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Bünz 2014 Enno Bünz: Unter Krummstab
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Bistümer und ihre Bischöfe
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Bünz/Cottin 2020 Enno Bünz/Markus
Cottin (Hg.): Bischof Thilo von
Trotha (1466–1514). Merseburg und
seine Nachbarbistümer im Kontext
des ausgehenden Mittelalters (Schriften
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Volkskunde, 64), Leipzig 2020.
Bürger 2007 Stefan Bürger: Figurierte
Gewölbe zwischen Saale und Neisse.
Spätgotische Wölbkunst von 1400
bis 1600, 3 Bde., Diss. Techn. Univ.
Dresden 2004, Weimar 2007.
Bürger 2010a Stefan Bürger: Innovation
als Indiz – Œuvre und Ära der Amtszeit
Arnold von Westfalens (1461/71
bis 1481), in: Bürger/Klein 2010,
S. 171–192.
Bürger 2010b Stefan Bürger: Technologie
und Form – Monumentalisierung
und Perfektion der sächsischen
Baukunst unter Konrad Pflüger (1482
bis 1507), in: Bürger/Klein 2010,
S. 193–215.
Bürger 2010c Stefan Bürger: Ebenmaß
und Kontraste – Die hoch spezialisierte
Raumkunst Jakob Heilmanns
von Schweinfurt (1517 bis 1525), in:
Bürger/Klein 2010, S. 216–231.
Bürger 2010d Stefan Bürger: In
welchem Stil können sie bauen? Bauorganisatorische
und methodische
Überlegungen zur Baukunst des
frühen 16. Jahrhunderts in Mitteldeutschland,
in: Neugebauer/Jäger
2010, S. 33–57.
Bürger 2015 Stefan Bürger: Memoria –
Macht – Medium. Der Westchor
des Wurzener Domes im Kontext
bischöflicher Grablegen des späten
Mittelalters im mitteldeutschen
Raum. In: Der Dom St. Marien zu
Wurzen. 900 Jahre Bau- und Kunstgeschichte
der Kollegiatstiftskirche
St. Marien zu Wurzen. Beiträge des
Kolloquiums vom 17. Oktober 2014
(Arbeitsheft des Landesamtes für
Denkmalpflege Sachsen, 23), Dresden
2015, S. 72–81.
Bürger 2017 Stefan Bürger: Nur lustvolle
Spielerei zwischen Spätgotik und
Renaissance? Eigenwillige Formen
an Görlitzer Portalen als Zeugnisse
für baukünstlerische Absichten bzw.
bildräumliche Ansichten, in: Stefan
Bürger/Ludwig Kallweit (Hg.):
Capriccio & Architektur. Das Spiel
mit der Baukunst. Festschrift für
Bruno Klein, Berlin/München 2017,
S. 41–50.
Bürger 2018 Stefan Bürger: Die
Grablege Bischof Thilo von Trothas
im Merseburger Dom. Von einem
bautechnischen Kunststück, in einer
historischen Spannungssituation mit
sakralisierenden, genealogischen
und anderen memorialen Mitteln
einen Ort machtvoll zu inszenieren
und die Raumbedeutungen im Bauund
Ausstattungsprozess zu steigern,
in: Francine Giese/Anna Pawlak/
Markus Thome (Hg.): Tomb – Memory
– Space. Concepts of Representation
in Premodern Christian
and Islamic Art, Berlin/Boston 2018,
S. 250–270.
Bürger 2020 Stefan Bürger: Der
Annaberger Hüttenstreit – Zu den
uneinheitlichen bzw. ungeklärten
Rechtsverhältnissen im Bauwesen
als Konflikthintergrund und dem
Streitverlauf. Oder: Die gesonderte
Herausbildung der sächsischen und
straßburgischen Steinmetzbruderschaften
als Vorgeschichte des Annaberger
Streitfalls, in: Stefan Bürger
(Hg.): Werkmeister im Konflikt. Der
Annaberger Hüttenstreit und andere
Streitfälle im Bauwesen des 15. und
frühen 16. Jahrhunderts als Spiegel
bauorganisatorisch-rechtlicher
Verhältnisse großer und kleiner
Handwerksverbände der Steinmetze
(Abhandlungen der Sächsischen
Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig, Philosophisch-historische
Klasse, 84, 5), Stuttgart/Leipzig 2020,
S. 110–129.
Bürger 2023 Stefan Bürger: „17 schloß
stein 5 anfenge“ oder Gewölbevisierungen
räumlich begreifen. Zur
dritten und vierten Dimension einer
zweidimensionalen Entwurfszeichnung
zum Schloss in Stolberg/Harz
und Konsequenzen für den Umgang
mit spätgotischer Wölbkunst, in: IN-
SITU 1, 2023, S. 35–46.
Bürger/Donath 2010 Stefan Bürger/
Günter Donath: Zeugnisse werkmeisterlicher
Betätigung – Die
Werksteine des Jacob Heilmann im
Wappensaal der Albrechtsburg, in:
Bürger/Klein 2010, S. 232–242.
Bürger/Klein 2010 Stefan Bürger/
Bruno Klein (Hg.): Werkmeister
der Spätgotik – Personen, Amt und
Image, Darmstadt 2010.
Cárdenas 2002 Livia Cárdenas: Friedrich
der Weise und das Wittenberger
Heiltumsbuch. Mediale Repräsentation
zwischen Mittelalter und Neu-
Zum Gedenkjahr 2025 — 500 Jahre Bauernkrieg
Pracht und Herrlichkeit
in der Residenzstadt
Halle (Saale)
Die künstlerische Strahlkraft Mitteldeutschlands um
1500 war außerordentlich. Eine zentrale Rolle hatte
dabei Ernst II. von Sachsen, der die Moritzburg in
Halle (Saale) als Residenz erbaute und das Hallesche
Heiltum begründete, die größte Kunst- und
Reliquiensammlung ihrer Zeit.
Die Publikation verortet Glanzstücke der mitteldeutschen
Renaissance aus internationalen Museen:
Werke von u. a. Albrecht Dürer, Hans Burgkmair d. Ä.
und Lucas Cranach d. Ä. im Kontext ihrer Entstehung
oder ursprünglichen Präsentation. Hier wird
nicht nur der Wandel von der Spätgotik zur Frührenaissance
sichtbar. Es entfaltet sich auch ein
eindrucksvolles Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeit,
höfischer Macht und Prachtentfaltung als
wesentliche Voraussetzungen der Bauernaufstände
1524/25.
978-3-69001-000-9