Stahlstadtschule
ISBN 978-3-98612-081-8
ISBN 978-3-98612-081-8
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die vorliegende Publikation
Stahlstadtschule
da – die architektur linz
erscheint anlässlich des
50-jährigen Bestehens der
Kunstuniversität Linz und des
35-jährigen Jubiläums der
Abteilung da – die architekur.
…
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
…
Herausgegeben von
c/o now und Sigi Atteneder
© 2025 by jovis Verlag
Ein Verlag der Walter de Gruyter
GmbH, Berlin/Boston
Das Copyright für die Texte
liegt bei den Autor*innen. Das
Copyright für die Abbildungen
liegt bei den Fotograf*innen/
Inhaber*innen der Bildrechte.
Alle Rechte vorbehalten.
Gestaltung 1 von
Sarah Lamparter und Nastia
Protsenko, Büro Otto Sauhaus
Bild- und Textredaktion 2 von
Elisabeth Judmaier, Silvester
Kreil, Natascha Peinsipp,
Cecilia Trotz und c/o now
Projektmanagement von
Theresa Hartherz, jovis Verlag
Herstellung von
Susanne Rösler, jovis Verlag
Lektorat von
Katharina Freisinger
Korrektorat von
Katharina Freisinger
Lithografie von
Pixelstorm Litho &
Digital Imaging
Gedruckt und gebunden von
Gerin Druck
Schrift
Neue Haas Unica
Papier
Magno Gloss, 115 g/m²
Umfang
176 Seiten
303 Abbildungen
24 × 34 cm
Preis
€ 38,00 (DE)
Bibliografische Information der
Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
jovis Verlag
Genthiner Straße 13
10785 Berlin
www.jovis.de
Die Abteilung da – die architektur
an der Kunstuniversität Linz ist
seit 1990 Österreichs jüngste und
kleinste Architekturschule. In der
Stadt an der Donau beschäftigt
sie sich mit Themen des ur banen
und des ruralen Raums und
betont dabei soziale und ökologische
Aspekte. Stahlstadtschule
versammelt eine Auswahl von
Texten, Interviews, Projekten und
Artefakten, die die Schule in der
österreichischen Architektur- und
Kunstlandschaft verorten und zur
Stadt Linz sowie zu deren stadtentwicklungspolitischen
Pro zessen
in Beziehung setzen. Dabei
zeichnet die Publikation nicht nur
Architekturgeschichten der Stadt
Linz aus den vergangenen Jahrzehnten
nach, sondern eröffnet
zugleich kritische Perspek tiven
der Architekturschule auf diese.
Vorwort
Stahlstadtschule
Ein Mensch strandet auf einer
unbewohnten Insel. Aus eingesammelten
Materialien baut er
eine Unterkunft. Dennoch kann
er die alleinige Autorschaft für
diese Architektur nicht für sich in
Anspruch nehmen. Es mag niemand
beim Sammeln und Bauen
geholfen haben. Die gestrandete
Person aber hat durch kulturelle
Fortschreibungen überhaupt
erst Vorstellungen davon erworben,
was ein Haus ist. Sie leiten
ihr Handeln. Die Person ist nicht
allein.
Geteilte Autorschaften; die
Nega tion einzelnen Personen
zugeschriebener Schöpfungsautoritäten;
das Bewusstsein,
dass das (architektonische) Objekt
ohne sich einschreibende,
relationale Räume auch ohne Bedeutung
bleibt; das Erkennen
der Verbindungen von Planung
und Prozess und der Rollen Dritter
darin – das alles sind in den
Kulturen der Abteilung da – die
architektur der Kunstuniversität
Linz selbstverständliche Setzungen.
Neben diesen charakteristischen,
sozialen Prägungen hat
die Abteilung sich über mehr als
zwei Jahrzehnte hinweg den Ruf
erarbeitet, ökologische Expertisen
ausgebildet zu haben, die ob
der zu bewältigenden Transformation
unserer Einrichtungen in
dieser Welt nun als Losung der
Stunde gelten.
Saskia Hebert, deren Beitrag
„Von der Kunst des Anfangens“
(–> S. 167 f.) diese Publikation beschließt,
gehört zu den Pionier*-
innen der Auseinandersetzung
mit dem Begriff der Transformation
im deutschsprachigen Architekturdiskurs.
Von einer Zeitreise
hat sie das Manuskript des Grußworts
mitgebracht, das die heute
19-jährige Magda „Maggo“ Halla
im Jahr 2090 anlässlich der 100-
Jahr-Feierlichkeiten der Linzer
Abteilung Architektur sprechen
wird.
jovis-Bücher sind weltweit im
ausgewählten Buchhandel erhältlich.
Informationen zu unserem
internationalen Vertrieb erhalten
Sie in Ihrer Buchhandlung oder
unter www.jovis.de.
ISBN (Hardcover)
978-3-98612-081-8
ISBN (E-Book)
978-3-98612-082-5
1 Alle Bildkanten in diesem
Buch stoßen ohne Beschnittzugabe
auf die Papierkante.
So fehlen nicht in jedem Fall
3 Millimeter Bild, sondern
es fehlt nur das, was die Maschine
ab schneidet – oder
eben nicht, wenn sie nichts
abschneidet.
2 Dieses Buch versucht unverstellt
wiederzugeben, wie
sich in Linz mit Architektur
aus einandergesetzt wird.
Weder auf die Sprache noch
auf den Inhalt der Texte wurde
Einfluss genommen.
Maggos Blick zurück – selbst
wenn er, wie sich das für Jubi lä en
gehört, in der Schublade mit der
Aufschrift „Retrospek tive“ abzulegen
ist – lässt uns eine mögliche
Zukunft sehen. 2023 be ging
die seit dem Jahr 2000 so zu bezeichnende
Kunstuniversität ihre
50-Jahr-Feierlich keiten. Auch
dort wurde ein Blick in die Vergangenheit
geworfen: auf das erste
Studienjahr der Hochschule für
künstlerische und industrielle
Gestaltung im Jahr 1973. Bereits
1947 nahm deren Vorgängerinstitution,
die Kunstschule der Stadt
Linz, ihre Arbeit auf. Deren Gründungsprämisse
verdeutlicht, wie
sehr die Kunstuniversität sich
bis heute dazu verpflichtet sieht,
auf dem Zeitstrahl noch ein ganzes
Stück weiter zurückzugehen.
Zweck der Kunstschule war nämlich
nicht weniger, als orien tiert
an den Konzepten des Bauhauses
klare Signale einer Abgrenzung
gegenüber der Kunstpolitik
1 Impressum
Vorwort
des Nationalsozialismus zu
setzen. Dass sie damit einer Inge
Aicher-Scholl mit ihrer Ulmer
Volkshochschule (gegründet
1946) und der späteren HfG Ulm
(1953–1968) nähersteht als der
staatlich forcierten bundesrepublikanischen
Bauhaus-Rezeption
ab 1968, ist bemerkenswert.
Was bleibt, ist vor allem die Aufgabe,
faschistoiden und totalitären
Ideen entgegenzutreten.
Wer in den Genuss einer Führung
durch die Räume der Kunstuniversität
am Linzer Hauptplatz
mit deren Rektorin Brigitte
Hütter kommt, wird von ihr auf
eindrucksvolle Weise mit diesem
Kontext bekannt gemacht. Auf
dem Zwischenpodest eines dem
Hauptplatz zugewandten Treppenhauses
der „Brückenkopfgebäude“
genannten Bauten, die
neben der Verwaltung und einigen
anderen Abteilungen unter
anderem die architektur aufnehmen,
kommt sie zum Stehen,
öffnet ein Fenster und zeigt auf
das alte Linzer Rathaus. Auf
dessen Balkon habe Adolf Hitler
1938 den Anschluss Österreichs
verkündet. Und wer auf
der Terrasse des Uni-Cafés Bistro
Frédéric säße, blicke dabei
auf das Generali- Hochhaus, das
an der Stelle des früheren Hotels
Weinzinger dort errichtet
wurde, wo Hitler in Linz Quartier
nahm. Die Arbeit der Kunstuniversität
in den einzigen nach den
sogenannten Führerstadtplanungen
umgesetzten Gebäuden,
so Hütter, gleiche einem täglich
aufs neue durchzuführenden Exorzismus.
Neben Berlin, Nürnberg und
München wurde Linz als „Führerstadt“
eine besondere Sorgfalt
durch Größen des nationalsozialistischen
Planens zuteil. Hitler,
der hier seine Schulzeit verbracht
hatte, wollte sich dereinst
auf dem Schlossberg zur Ruhe
setzten. Zu seinen Füßen sollte
er im Führermuseum die Möglichkeit
bekommen, regelmäßig
Europas größte Kunst- und Gemäldesammlung
zu besuchen.
Ein großer Teil der dafür zusammengetragenen
Kunstgüter wurde
den Eigentümer*innen entweder
unter Gewaltanwendung
weggenommen oder unter Ausübung
massiven Drucks zu symbolischen
Preisen abgekauft.
Dem besonderen Umstand, dass
Teile der Kunstuniversität am
zentralen Linzer Hauptplatz in realisierten
Führerstadtplanungen
untergebracht sind, trägt dort seit
2021 die Arbeitsgemeinschaft
Gebäudegeschichte Rechnung.
In dieser Publikation erfüllt das
Gespräch, das c/o now mit der
Wiener Architektin und Kassler
Professorin Gabu Heindl geführt
haben, diese Aufgabe. Heindl
spricht in „Offenlegen, Dekonstruieren,
(Um-)Bauen“ (–> S. 111 f.)
unter anderem über ihre gemeinsam
mit der Künstlerin Hito Steyerl
durchgeführten Recherchen
zu den Brückenkopfgebäuden.
Aus dem Wissen um die Geschich
te der Brückenkopfgebäude
und mit Blick auf Adolf Hitlers
Architekturaffinität – während
bereits Bomben auf Berlin fielen,
bat er noch Generäle und führende
Parteimitglieder zu sich in den
Bunker, um ihnen begeistert das
Modell der Stadt Linz zu zeigen 1 –
erwächst der Abteilung Architektur
die Verantwortung, das Feld
Architektur und Ideologie mit be-
sonderer Aufmerksamkeit zu bearbeiten.
Um den in der Gründungsprämisse
der Kunstschule
der Stadt Linz angemahnten Abgrenzungen
gerecht werden zu
können, gehört dazu eine bisher
nicht geführte, historische Auseinandersetzung
mit der am 5. Oktober
1943 im Stift Wilhering eröffneten
Architekturabteilung der
Technischen Hochschule Linz
unter der Leitung des Architekten
Wilhelm Jost, die den 2. Weltkrieg
nicht überdauerte.
Die Gründung und Entwicklung
sowohl der Kunstuniversität als
auch der Abteilung Architektur
treibt die ab 1945 ununterbrochen
von sozialdemokratischen
Bürgermeistern regierte Stadt
Linz noch immer um. Deren industrieller
Aufschwung und der
relative Wohlstand, zu dem die
Linzer Arbeiter*innen als Kernwählergruppe
der SPÖ dabei gelangten,
ist in Linz untrennbar
mit der Buchstabenkombination
VÖEST – Vereinigte Österreichische
Eisen- und Stahlwerke
– verbunden. Doch auch das
seit seiner Privatisierung in den
1990er Jahren unter dem Namen
voestalpine AG firmierende
Unternehmen ist eine Linzer
Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus.
Viele der dort beschäftigten
Mitarbeiter*innen
leben immer noch in einer der
mehr als 10.000 Wohnungen,
die ab 1943 neben dem Bau der
Reichswerke Hermann Göring
errichtet wurden und bis heute in
Linz als „Hitlerbauten“ bezeichnet
werden. Andere wiederum leben,
wie es die Recherchearbeit
der Studentin Özlem Demir thematisiert,
in Bauten, die auf den
Ruinen jener Baracken errichtet
wurden, in denen zunächst
Zwangsarbeiter*innen, dann Displaced
Persons und später Gastarbeiter*innen
wohnten.
„Stahlstadtkinder in den Stahlfabriken“,
heißt es bei der legendären
Linzer Punkband Willi
Warma, deren Best-of 2008 unter
anderem mit einem Begleittext
von Sophie Rois erschien.
Auf der Platte enthaltene Titel
wie Schichtarbeiterprogramm,
Dein Vater ist dagegen, Ich geh
nie wieder arbeiten, Blöd im
Hirn oder Streetcornerhero lassen
erahnen, wie die Realitäten
ausgesehen haben, die den
Ruf der Stadt in den 1970ern und
1980ern über die Grenzen Österreichs
hinaus geprägt haben.
Angesichts des spätestens nach
dem Europäischen Kulturhauptstadtjahr
2009 nahezu ausentwickelten
Linzer Kulturangebots
ist es kaum vorstellbar, dass wer
hier Kultur haben wollte, sich die
Kultur lange Zeit selbst machen
musste. Und während Daniela
Herold in „Sta(d)t(t)strategien“
(–> S. 39 f.), einem Gespräch zwischen
ihr und ihrem Büropartner
Rolf Touzimsky (THuM Ateliers)
und c/o now, unter anderem die
Bedeutung der VÖEST für das
Zustandekommen dieser Szenarien
einer Stadt zwischen Donau
und Stahlwerk skizziert, werden
in der von Peter Arlt geführten
Elefantenrunde „Beziehungsgeschichten
– die architektur, die
Stadt (und die Stadt)“ (–> S. 17 f.)
mit Wolf-Dieter Albrecht, Sigi Atteneder,
Andrijana Ivanda, Gabriele
Kaiser, Petra Stiermayr und
Rainer Zendron nicht nur jene
Beziehungen diskutiert, sondern
exemplarisch anhand der Stadtwerkstatt
auch die Rolle autono-
Professor Michael Zinner, seit
2018 Leiter des Studios RAUMkultur,
benennt ein „drohendes,
multiples Organversagen
unseres Planeten“ als Grund
für durchzuführende Transformationen
und fordert von der
Architektur, eine bedeutendere
Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.
In seinem Beitrag
(–> S. 93 f.) lotet er dazu den
Raum zwischen und um die Begriffe
„sozial“ und „experimentell“
aus, um schließlich mit Nachdruck
für eine „radikal:RAUMkultur“
zu plädieren, die sich mit
sozialem Anspruch und Experimentierfreude
der Welt im Sinne
einer Care-Beziehung zuwendet.
Barbara Pampe, Vorständin
der deutschen Montag-Stiftung
Jugend und Gesellschaft, bemer
Räume gewürdigt. Dabei verweist
Peter Arlt darauf, dass es
sich im österreichischen Sprachgebrauch
bei dem Wort Stadt um
ein Homonym handle, ein Wort
also, das mehrere Bedeutungen
haben kann. Zum einen sei damit
die Stadt als politisch-organisatorischer
Komplex zu verstehen,
zum anderen seien der Raum und
die darin lebenden Menschen
gemeint.
Die beiden Absolventen und
heutigen Lehrenden der Abteilung
Architektur, Tobias Hagleitner
und Franz Koppelstätter –
letzterer seit 2015 Leiter des afo
architekturforum oberösterreich,
haben vielleicht den politischorganisatorischen
Komplex als
Adressaten im Auge, wenn sie in
ihrem Beitrag „Die entworfene
Stadt“ (–> S. 9 f.) das Panorama
eines fiktiven Linz aus nicht realisierten
Entwürfen ausbreiten,
das ihnen als Raum vielleicht belebenswerter
erscheint als die
Gegenwart und sich abzeichnende
Zukünfte.
Die vom Begriff Stahlstadt aufgerufenen
Bilder, die Linz nachdrücklich
ebenso als Schauplatz
der Abteilung Architektur wie
auch als einen ihrer Hauptuntersuchungsgegenstände
in den
Mittelpunkt rücken, mögen manche
herausfordern, vor allem,
wenn gar von einer „Stahlstadtschule“
die Rede ist. Doch während
die Kunstuniversität, am
zentralsten Ort eines sozialdemokratischen
Inselreichs inmitten
eines Meers konservativer
Landgemeinden arbeitend, sich
den Einflüssen ihrer Stadt niemals
entziehen kann, hat die Architekturschule
ihre Verantwortung
für den „ländlichen Raum“
nicht aus den Augen verloren,
sondern phasenweise nachdrücklich
betont.
Dafür steht wohl niemand so exemplarisch
wie Roland Gnaiger,
der im Gespräch „Umdenken,
Umschwenken in Linz“ (–> S. 19 f.)
mit c/o now auf die entscheidenden
Weichenstellungen für die
sozial-ökologisch geprägten Kulturen
der Abteilung Architektur
zurückblickt, deren Leiter er von
1996 bis 2019 war. Es wird deutlich,
welche Rolle die Umweltbewegungen
der 1970er und
1980er Jahre dabei gespielt haben.
Gnaiger, dessen Name untrennbar
mit der Vorarlberger
Bauschule verbunden ist, erklärt
darüber hinaus seine Beweggründe,
in seiner Lehre den Blick
über die Stadtgrenzen hinaus
ins Land, konkreter sogar auf die
Orte zu richten, an denen Studierende
aufgewachsen sind.
Neben ihm kommen in dieser
Publikation zwei weitere ehemalige
Professor*innen der Abteilung
Architektur in Gesprächen
mit c/o now zu Wort. Sabine
Pollak hat die Kunstuniversität
gar nicht verlassen, sondern
ist seit 2021 Leiterin der Abteilung
raum&designstrategien; im
damit vakant gewordenen studio
urban wird sie seitdem von
c/o now-Mitbegründerin Andrijana
Ivanda vertreten. In ihrem
Beitrag „SUPERSTADT!“ (–> S. 37 f.)
teilt sie ihr über viele internatio
nal antizipierte Ausgaben der
gleichnamigen Symposien-Reihe
zusammengetragenes, teils
sehr Linz-spezifisches Vokabular.
Matthias Böttger wiederum,
der von 2014 bis 2017 im Rahmen
einer Stiftungsprofessur das Studio
„Sustainable Architecture +
Future Tactics (SAFT)“ (–> S. 21 f.)
verantwor tete, spricht über den
Wandel des Berufsbildes Architekt*in
und die Konsequenzen,
die er daraus bereits zu Linzer
Zeiten und nun als Leiter des Institute
Experimental Design and
Media Cultures (IXDM) an der
Fachhochschule Nordschweiz
für die Lehre gezogen hat.
Die zweite Hälfte dieser Publikation
spürt ebenfalls dieser Frage
nach und setzt sich dabei mit
dem Begriff Transformation und
sich wandelnden Vorstellungen
und Erwartungen auseinander.
Angelika Hinterbrandner und Katharina
Benjamin, die unter dem
Namen kntxtr zu Architektur und
ihren Produktionsbedingungen
bloggen und podcasten, haben
unter dem programmatischen
Titel „Zwischen Praxis und Lehre“
(–> S. 63 f.) mit ehemaligen Studierenden
über sich verändernde
Inhalte und Methoden an der
Abteilung Architektur gesprochen.
Neben dem Architekturkurator
Clemens Quirin (Vorarlber -
ger Architekturinstitut) sind San -
dra Gnigler und Gunar Wilhelm
mit von der Partie, die in Linz das
Büro mia2 führen und an der
Kunstuniversität heute in der
Lehre tätig sind.
Nun beginnt eine Strecke, auf
der vor allem die gegenwärtig
für die Lehre Verantwortlichen
in die Zukunft blicken. In seinem
Essay „Mit Architektur zu tun“
(–> S. 61 f.) skizziert Professor
Sigi Atteneder, Leiter des Studios
BASEhabitat und der Abteilung
Architektur, die anstehenden
Herausforderungen an die
Architektur als Disziplin und umreißt
Orientierungen für Praxis
und Lehre. BASEhabitat und seine
unterschiedlichen Formate
verkörpern die der die architektur
zugeschriebenen Prägungen
mit ihrer Orientierung an ökologischen,
ökonomischen, sozialen
und politischen Einflussgrößen
im Besonderen. Ulrike
Schwantner, Organisatorin des
Studios, stellt dessen Programmatik
in ihrem Beitrag „BASEhabitat
– architecture for change“
(–> S. 75 f.) ausführlich vor, ehe
sie sich zusammen mit Elisa Engel,
die dort als Externe lehrt,
im Gespräch „An Embrace of Imperfection
– Bauprojekte im Globalen
Süden and Beyond“ (–>
S. 77) den kritischen Fragen der
Berliner Studierendeninitia tive
IfA Diaspora nach Design-Build-Projekten
im Globalen Süden
stellt, die Samuel Hilari und Abhinav
Thakar formuliert haben.
fragt ihn im von ihr geführten Gespräch
(–> S. 95 f.) vertiefend zu
seinen Begrifflichkeiten; qua ihrer
beider Expertise gehen sie
dabei ausführlich auf das Thema
„(hoch)schulRAUMkultur“ ein.
c/o now, die an kollektiven Praxen
orientierte (Architektur-)
Gruppe der Gastprofessorin Andrijana
Ivanda (studio urban)
und des interimistischen Professors
Paul Reinhardt (studio
typologies), schildert unter
der Überschrift „Designing Crises“
(–> S. 109 f.), wie eine jüngere
Generation Architekt*innen,
die in der Praxis bereits mit drastischen
Veränderungen der Produktionsbedingungen
konfrontiert
ist, dies in der Lehre mit den
Studierenden reflektiert. In ihrem
anschließenden Gespräch
mit Gabu Heindl (–> S. 111 f.) interessiert
sie vor allem deren Interpretation
der Bauökonomie
als (Um-)Bauökonomie an der
Universität Kassel.
Heidi Pretterhofer und Michael
Rieper, die seit 2024 gemeinsam
die neue Professur für Baukultur
bekleiden, geben der Diskus sion
um globale Transformationen
gegen Ende der Publikation eine
Rahmung und nehmen sowohl
in ihrem Essay „Oberösterreich
aufgemalt – Oberösterreich ausgemalt“
(–> S. 123 f.) als auch in
ihrem Gespräch „Die kuratierte
Landschaft“ (–> S. 125 f.) mit Kurator
Martin Fritz Oberösterreich
als deren Schauplatz in den Fokus.
Sie geben dabei einen Ausblick
auf ihre Programmatik der
kommenden fünf Jahre.
Diese Publikation wird rechtzeitig
zu den 35-Jahr-Feierlichkeiten
von die architektur im
Jahr 2025 erscheinen. Mit der
kleinen Ausnahme, in Form einer
Publi kation die Rückkehr
Friedrich Achleitners aus dem
Ruhe stand an die Abteilung Architektur
ein Stück weit als historisches
Ereig nis für sich zu beanspruchen
(Roland Gnaiger
äußert sich ausführlich zu Achleitners
Rolle für die Abteilung
[–> S. 19]), schien die Abteilung
fast schon darum bemüht, sich
nicht zu ihrer eigenen Geschichte
zu äußern. Sie erhielt sich so
die Möglichkeit, als durch kollektive
Anstrengungen geformte
Gruppe(n) von Studierenden
und Lehrenden – die architektur,
BASEhabitat, überholz, etc. –
gelesen werden zu können, und
die Fähigkeit kritisch aufzutreten.
Weniger Zugeneigte mögen
hier vielleicht auch von Branding
oder Markenbildung sprechen.
Fakt ist aber auch, dass es in und
um die Abteilung Architektur herum
zu mündlichen Tradierungen
kommt, die sich bisher mangels
Darlegung in schriftlichen
Quellen sowohl einer Verifizierung
wie einer Falsifizierung entziehen.
Das ist bei einer Architekturszene
wie jener Österreichs,
die so sehr von den sogenannten
Granden 2 bestimmt ist, ein
durch aus bemerkenswerter Umstand.
Wenngleich diese Publikation
aus der Mitte der Abteilung selbst
keine Historisierungen durchführen
kann und darf, erlaubt sie es
sich dennoch – mehr als kritische
denn als narzisstische Bespiegelung
– Fragmente einzusammeln,
die zu Quellen werden könnten
und möglicherweise sogar historische
Auseinandersetzungen
2 Vorwort
provozieren. Dazu gehören die
Stahlstadt und die Orte, an denen
wir aufwuchsen; dazu gehören
die Projekte, die in den letzten
35 Jahren entstanden sind;
dazu gehören aber auch die Persönlichkeiten,
bei denen vielleicht
nicht immer von vornherein
klar ist, wie sie zu lesen sind.
Das In-Beziehung-Stellen dieser
Fragmente zwischen zwei
Buchdeckeln stellt nicht den Anspruch
auf akribische Durcharbeitung
und Vollständigkeit, sondern
will vielmehr Vorstellungen
davon ermöglichen, was die architektur
sein könnte.
Den obligatorischen Danksagungen
sei daher auch zunächst ein
Dank an alle vorangestellt, die
in den letzten nun knapp 35 Jahren
an der Lehre, Forschung und
dem Leben dieser Abteilung,
wenn auch nur kurz, beteiligt waren.
Zu viele von ihnen bleiben
unbenannt. Es ist zu hoffen, dass
weitere Publikationen diese Lücken
schließen. Die meisten von
ihnen haben als Studierende die
Kulturen dieser Abteilung ausgeprägt
und fortgeschrieben oder
tun es gerade. Ihre Rolle sei besonders
unterstrichen, denn sie
sollten der einzige Grund sein,
warum Universitäten existieren!
Repräsentiert werden sie hier vor
allem durch Abschlussarbeiten
seit 1973 (Studierende der Innenarchitektur
bei Friedrich Goffitzer)
beziehungsweise ab 1990
(dann Studierende der Architektur),
die von der Studentin Cecilia
Trotz und von Elisabeth Judmair
(BASEhabitat) ausgewählt
wurden und sich wie ein roter
Faden durch die Publikation ziehen.
Dazu kommt eine eigens angefertigte
Arbeit von Anne Rotter
und Julien Reinhart (-> S. 158–159,
Abb. 285). Diese Arbeiten treten
in Beziehung zu zwei 1973 begin
nen den, ebenfalls durch die
Pu bli kation verlaufenden Zeitstrahlen,
die zum einen Architektur-
und Stadtentwicklungsprojekte
aus Linz darstellen und so
der Stahlstadt als Szenario der
Stahlstadtschule ein Gesicht geben
und zum anderen eine Reihe
historischer Ereignisse in Linz
und der Welt abbilden, um Denkräume
aufzuspannen.
dieser Publikation nicht ausreichend
bedachten Personen zählt,
für uns aber eine wichtige Rolle
gespielt hat. Herzlich bedanken
wir uns außerdem bei der Kunstuniversität
Linz und ihrer Rektorin
Brigitte Hütter sowie der Abteilung
die architektur für ihre
vertrauensvolle Unterstützung.
Danke auch an Doris Kleilein und
Theresa Hartherz vom JOVIS Verlag
samt der umsichtigen Lektorin
Katharina Freisinger, dass
dieses Projekt möglich und die
gemeinsame Arbeit daran so angenehm
war.
Berlin und Linz
im Mai 2024
c/o now und
Sigi Atteneder
Wolf-Dieter Albrecht S. 17,18
Peter Arlt S. 17, 18
Sigi Atteneder S. 1, 2, 3, 17, 18,
61, 62
Katharina Benjamin S. 63, 64
Matthias Böttger S. 21, 22
c/o now S. 1, 2, 3, 17, 18, 19, 20,
21, 22, 39, 40, 109, 110, 111, 112
Elisa Engel S. 77, 78
Martin Fritz S. 125, 126
Roland Gnaiger S. 19, 20
Sandra Gnigler S. 63, 64
Tobias Hagleitner S. 9, 10, 11
Saskia Hebert S. 167, 168
Gabu Heindl S. 111, 112
Daniela Herold S. 39, 40
Samuel Hilari S. 77, 78
Angelika Hinterbrandner S. 63,
64
Andrijana Ivanda S. 17, 18
Gabriele Kaiser S. 17, 18
Franz Koppelstätter S. 9, 10, 11
Barbara Pampe S. 95, 96
Sabine Pollak S. 37, 38, 39
Heidi Pretterhofer S. 123, 124,
125, 126
Clemens Quirin S. 63, 64
Michael Rieper S. 123, 124,
125, 126
Ulrike Schwantner S. 75, 76,
77, 78
Petra Stiermayr S. 17, 18
Abhinav Thakar S. 77, 78
Rolf Touzimsky S. 39, 40
Gunar Wilhelm S. 63, 64
Rainer Zendron S. 17, 18
Michael Zinner S. 93, 94, 95, 96
Vorwort S. 1
Essays S. 9, 37, 61, 75, 93, 109,
123, 167
Interviews S. 17, 19, 21, 39, 63,
77, 95, 111, 125
Projektbeteiligte S. 171
Bildnachweis S. 173
Das Kernteam dieser Publikation
bestand neben den Herausgeber*innen
aus Cecilia Trotz und
Elisabeth Judmaier in Linz sowie
Silvester Kreil in Berlin, die mit
der abgedroschen klingenden,
wenngleich von Herzen kommenden
Phrase „ohne euch wäre
diese Publikation nicht möglich
gewesen“ nicht ausreichend gewürdigt
sind. Unterstützt wurde
das Team phasenweise von
Natascha Peinsipp aus dem studio
urban – auch dir vielen herzlichen
Dank! Franz Koppelstätter
hat uns bei der Auswahl der
Linzer Architektur- und Stadtentwicklungsprojekte
seine Stahlstadt-Expertise
geliehen; Peter
Arlt war ein kompetenter Berater
für den Zeitstrahl historischer
Ereignisse; und Christian Posthofen
hat seine publizistische
Expertise spielen lassen. Auch
euch allen gebührt unser herzlicher
Dank! Natürlich danken
wir ebenso allen Autor*innen
und in irgendeiner Form sonst
an dieser Publikation beteiligten
Personen (z. B. in zahlreichen
Archiven), die Zeit und Ideen investiert
haben. c/o now möchte
sich darüber hinaus bei Peter
Haimerl bedanken, der zu den in
Anmerkungen
1 Vgl. Rydell, Anders: Hitlers
Bilder. Kunstraub der Nazis –
Raubkunst in der Gegenwart.
Frankfurt am Main 2014,
S. 16
2 Der Begriff Granden stammt
ursprünglich aus Spanien
und bezeichnet Adel in höch -
sten Ämtern, der keine Steuern
zu entrichten hatte und
darüber hinaus strafrechtliche
Immunität genoss. In Österreich
ist von Granden die
Rede, wenn es um die bekanntesten
und einfluss reichsten
Persönlichkeiten eines
bestimmten Feldes geht.
3 Vorwort
1 Impressum
1 Vorwort
Stahlstadtschule
c/o now und
Sigi Atteneder
9 Essay
Die entworfene Stadt.
Fiktionaler Bericht aus
einem bislang ungebauten
Linz der Zukunft
Tobias Hagleitner und
Franz Koppelstätter
17 Interview
Beziehungsgeschichten
– die architektur, die
Stadt (und die Stadt)
Wolf-Dieter Albrecht,
Sigi Atteneder,
Andrijana Ivanda,
Gabriele Kaiser,
Petra Stiermayr und
Rainer Zendron mit
Peter Arlt
19 Interview
Umdenken, Umschwenken
in Linz
Roland Gnaiger mit
c/o now
21 Interview
Sustainable Architecture
+ Future Tactics
(SAFT)
Matthias Böttger mit
c/o now
37 Essay
SUPERSTADT!
Von A bis Z
Sabine Pollak
39 Interview
Sta(d)t(t)strategien
THuM Ateliers mit
c/o now
61 Essay
Mit Architektur zu tun.
die architektur –
Kontinui täten, Brüche,
Transformationen
Sigi Atteneder
63 Interview
Zwischen Praxis und
Lehre
mia2 und
Clemens Quirin mit
kntxtr
75 Essay
BASEhabitat – architecture
for change.
Vom Pilotprojekt mit
nachhaltigen Baumaterialien
zum internationalen
Studienangebot
Ulrike Schwantner
77 Interview
An Embrace of Imperfection
– Bauprojekte im
Globalen Süden and
Beyond
Lehrende von BASEhabitat
mit Mitgliedern
des Netzwerks
ifa_diaspora
93 Essay
radikal:RAUMkultur.
das Handwerk konkreten
Entwerfens im Hier
und Jetzt einüben
Michael Zinner
95 Interview
(hoch)schulRAUMkultur
Michael Zinner mit
Barbara Pampe
109 Essay
Designing Crises.
Urban Agencies
c/o now
111 Interview
Offenlegen, Dekonstruieren,
(Um-)Bauen
Gabu Heindl mit
c/o now
123 Essay
Oberösterreich aufgemalt
– Oberösterreich
ausgemalt.
Baukultur als angewandte
Forschung
Heidi Pretterhofer und
Michael Rieper
125 Interview
Die kuratierte Landschaft
Martin Fritz mit
Heidi Pretterhofer und
Michael Rieper
167 Essay
Von der Kunst des
Anfangens
(und des Lebens auf
einem beschädigten
Planeten)
Saskia Hebert
171 Projektbeteiligte
173 Bildnachweis
S. 4–7 …
S. 6–8 1973
S. 8–11 1974
S. 12–14 1975
– 1976
S. 14–16 1977
S. 23–26 1978
S. 23–30 1979
S. 31–34 1980
S. 34–39 1981
S. 41–41 1982
S. 42–43 1983
S. 43–44 1984
S. 45–51 1985
S. 52–53 1986
S. 53–54 1987
S. 55–57 1988
S. 56–58 1989
S. 58–58 1990
S. 58–65 1991
– 1992
S. 66–67 1993
S. 67–69 1994
S. 68–69 1995
S. 70–71 1996
S. 71–71 1997
S. 72–74 1998
S. 74–79 1999
S. 79–80 2000
S. 80–80 2001
S. 80–82 2002
S. 82–83 2003
S. 84–85 2004
S. 85–87 2005
S. 88–88 2006
S. 88–88 2007
S. 89–91 2008
S. 91–97 2009
S. 98–98 2010
S. 98–101 2011
S. 98–103 2012
S. 104–106 2013
S. 107–108 2014
S. 112–113 2015
S. 114–115 2016
S. 114–118 2017
S. 118–119 2018
S. 120–122 2019
S. 126–135 2020
S. 133–139 2021
S. 137–149 2022
S. 150–176 2023
S. 146–176 …
1
ÖBB-Siedlung Gölsdorfstraße,
1920–1930
3
Puchenau I, Luftbild, Roland
Rainer, 1963–1968
2
Arbeitersiedlung Sintstraße,
Curt Kühne, 1927
4 Inhaltsverzeichnis
4
Tabakfabrik, historischer Zustand,
Peter Behrens und Alexander
Popp, 1928–1938
Nach dem Anschluss 1938 entpuppte
sich Alexander Popp als
Nationalsozialist, war Direktor
der Akademie der Bildenden
Künste Wien und zwischen 1939
und 1943 hauptverantwortli cher
Archi tekt der Linzer „Hermann-
Göring- Werke“, der heutigen
voestal pi ne AG.
5
Puchenau I, Durchwegung und
Terrassierung, Roland Rainer,
1963–1968
6
Puchenau I, Roland Rainer,
1963–1968
5
7
Architektur als Verwaltung,
Peter Weibel, 1971
8
Titelblatt The Limits to Growth,
1972
1972 veröffentlichten Dennis
Meadows, Donella Meadows,
Erich Zahn und Peter Milling –
ein Team von Forschenden des
M.I.T. – im Auftrag des „Club
of Rome“ ihre Studie The Limits
to Growth. Dabei handelte es
sich um das Ergebnis ihrer vo -
r angegangen zweijährigen
Forschung, in welcher exponentielles
Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum
in einer Umgebung
endlicher Ressourcen
anhand einer Computersimulation
untersucht wurden. Die
zentrale Aussage von The Limits
to Growth ist, dass bei unverändert
anhaltenden Zuständen
die absolute Wachstumsgrenze
auf der Erde im Laufe der nächsten
100 Jahre erreicht sei.
9
Eröffnungsfeier des Nordico
Stadtmuseum, 1973
Nach einer zweijährigen Umbauphase
bezog 1973 das neu gegründete
Stadtmuseum Nordico
ein Gebäude in der Linzer
Dametzstraße. Dieses war im
Jahr 1610 als Vorstadtpalais des
Stift Kremsmünster vom italienischen
Baumeister Francesco
Silva erbaut worden. In der Zwischenzeit
war das Gebäude unter
dem Namen Collegium Nordicum
als jesuiti sches Internat für
skandinavische Schüler*innen
genutzt und im Jahr 1911 von der
Stadt Linz aufgekauft worden.
Das Linzer Stadtmuseum bezieht
sich mit seinem Namen auf die
vorangegangene Nutzung des
Hauses und verortet sich mit seiner
Sammlung zwischen Kunst,
Fotografie, Archäologie und
Volkskunde.
1973
6
10
Linzer Generalverkehrsplan, vorgestellt
von Verkehrsplaner Kurt
Leibbrand, 1972
Die Planung von Kurt Leibbrand,
der für Kriegsverbrechen aus der
NS-Zeit angeklagt war, wurde
nach heftigen Protesten der Einwohnerschaft
mehrfach abgeändert.
Sie komplett zu kippen, gelang
den Linzer*innen bisher jedoch
nicht.
11
Werke der voestalpine AG,
Vogel perspektive, Jahr unbekannt
12
Demonstration auf der Linzer
Landstraße gegen den Vietnamkrieg
und für internationale
Solidarität, 1973
Im Rahmen der 68er‐Bewegung
formierten sich sowohl in den
USA als auch in europäischen
Ländern wie Frankreich und der
Bundesrepublik Deutschland
Protestbewegungen gegen den
Stellvertreterkrieg zwischen den
USA und der Sowjetunion, der
seit 1955 in Vietnam tobte. Auch
in Oberösterreich kam es seit
Mitte der 1960er Jahre wiederholt
zu kleineren Aktionen gegen
die imperialistische Intervention
der USA in Vietnam, die sich
1973 in der Gründung eines Vietnam-Komitees
und einer größeren
Demonstration in Linz akkumulierten.
7
13
Oberösterreichische Versicherung,
Werkgruppe Linz gemeinsam
mit H. Kretz/H. Koller /
P. Zeger macher, 1971–1973
Das Bürogebäude besticht
durch eine außergewöhnlich
ausgestaltete Chromnickelstahlfassade,
welche der damals
aggressiv verschmutzten Linzer
Luft standhalten sollte.
14
Artikel „Ölferien: Skiorte teils
ausgebucht, Zustrom sehr
unterschiedlich“, 1974
Als Reaktion auf die israelfreundliche
Politik westlicher
Industriestaaten während des
Jom-Kippur-Kriegs erhöhte
die Gemeinschaft der erdölför
der nden Länder OPEC am
17. Oktober 1973 den Rohölpreis
drastisch, was zur ersten Ölpreiskrise
führte. In Österreich
wurden daraufhin autofreie Tage
sowie im Februar 1974 erstmals
die sogenannten „Energieferien“
eingeführt. Ziel dieser
Maßnahme war es, in vier schulfreien
Wochen Heizöl in österreichischen
Schulen zu sparen.
Während ein spürbarer Spareffekt
ausblieb, trugen die neuen
Ferien merklich dazu bei, den
Wintertourismus anzukurbeln,
und werden bis heute in kürzerer
Form beibehalten.
1974 15
Brucknerhaus, Kaija und Heikki
Sirén, 1969–1974
Der Traum, ein Musiktheater
von internationalem Format in
Linz zu schaffen, wurde mit der
Fertigstellung des Brucknerhauses
auf der Donaulände
nach über 60 Jahren Realität.
Dies war ein wichtiger Baustein
in der beginnenden Transformation
vom reinen Industriestandort
zur Kulturstadt. Das
Architektenpaar Kaija und
Heikki Sirén hatte 1962 den
Wettbewerb für das Brucknerhaus
für sich entschieden.
8
Essay
Tobias Hagleitner und
Franz Koppelstätter
Die entworfene Stadt
Fiktionaler Bericht aus
einem bislang ungebauten
Linz der Zukunft
Schön wäre es, denken sich Lehrende
und Studierende der Architektur
oft, schön wäre es, hätte
unsere akademische Arbeit
ein bisschen Einfluss aufs faktische
Planungs- und Baugeschehen.
Wenigstens hier vor
Ort, wenigstens in dieser Stadt!
Wie viele Studien wurden nicht
schon ausgearbeitet, Projekte
erdacht, Visionen entwickelt für
die diversen Heimatstädte der
diversen Architekturhochschulen
dieser Welt. Aber, Sie wissen
es so gut wie wir, in dieser
Welt herrschen fast überall dieselben
Wirklichkeiten: die der beratungsresistenten
Poli tik zum
Beispiel, die der renditefixierten
Bauwirtschaft, der sämtlichen
anderen Machtinteressen, Sachzwänge
und Zukunftsängste,
die sich in endlo ser Zahl gegen
architektonische Verfeinerung,
urbane Entwicklung und baukulturellen
Fortschritt stemmen.
Viel Glück und eine Prise Zufall
gehörten sicherlich dazu, dass
sich die Dinge in Linz so komplett
anders ergeben haben. Mag
sein, dass die günstige Lage der
Kunstuniversität direkt im Herzen
der Stadt, in Sicht- und Steinwurfweite
vom alten wie neuen
Rathaus, ein Vorteil war. Mag
sein, dass die überschaubare
Größe der Stadt hilfreich war für
den Erfolg. Letztlich aber, denken
wir, verdankt sich die in Linz
so intensive Zusammenarbeit
zwischen Stadt und Architekturfakultät
vor allem zwei Faktoren,
die glücklich ineinandergriffen:
einer kontinuierlich großen Aufgeschlossenheit
und einem Interesse
der politischen Entscheidungsträger*innen
auf der einen,
einer kontinuierlich hohen Qualität
und Relevanz der akademischen
Produktion auf der anderen
Seite.
In nur rund 60 Jahren – von der
Etablierung der Meisterklasse
für Architektur durch Friedrich
Goffitzer Anfang der 1990er 1
Jahre bis in die Gegenwart der
2050er – hat die Architekturabteilung
an der Linzer Kunstuniversität
die Stadtentwicklung vor Ort
in einem Ausmaß geprägt, wie
kaum eine andere Architekturfakultät
es für sich und ihre Stadt
in Anspruch nehmen kann. 2 Besonders
wirksam und maßgeblich
war dabei die universitäre
Forschungs- und Entwurfsarbeit
für die Hinwendung zur Donau,
die international viel beachtete
Stadtentwicklung Richtung
Hafen im Osten, mit allen damit
verbundenen Projekten. Aber
auch die Bebauung am einstigen
Mühlkreisbahnhof oder die
Transformation des ehemaligen
Postverteilzentrums sind
dazuzuzählen. Den Startimpuls
für all diese Weichenstellungen
der Stadtentwicklung der vergangenen
Jahrzehnte gaben im
Wesentlichen Studien, Semester-
und Diplomarbeiten der Architekturabteilung
an der Kunstuniversität.
Urbanes Leben in der
Speicherstadt
Es ist eine warme Sommernacht,
ein feiner Wind streicht übers
Wasser. Hinter den Hausbooten
glänzt das Mondlicht silberweiß
im Hafenbecken. Eine lange Kette
bunter Lampions begleitet uns
den Boulevard entlang zur Spitze
der Landzunge. Wir folgen
den gut gelaunten Nachtschwärmer*innen
ins Gedränge, die
Musik wird lauter, die Stimmung
ausgelassener. Dann stehen wir
vor ihr. Sie ist größer als gedacht,
erstaunlich hoch! Die turmartige
Skulptur aus schlanken Holzstäben,
mit einer abstrakten Andeutung
verschränkter Arme
vor der Brust, den Blick in Richtung
Stadt gerichtet, wirkt entschlossen,
stark und frei. Ihre unwidersprechliche
Präsenz und
Ausdruckskraft hat ihr vermutlich
das Leben gerettet. Denn
diese Statue – „Göttin der Stadtplanung,
Freiheitsstatue des Bebauungsplans
und Soldatin der
Urbanität“ – hätte ursprünglich
Jahr für Jahr erneut errichtet und
in einer „kathartischen Nacht“
verbrannt werden sollen. 3 Davon
ist mittlerweile keine Rede mehr.
Vielmehr ist die Figur zum gut
behüteten und geliebten Wahrzeichen
des Quartiers geworden.
Statt sie zu verbrennen, wird der
Statue jährlich zur Sommersonnenwende
ein rauschendes Fest
gewidmet, bei dem die Bewohner*innen
des Stadtspeicherviertels
sich selbst, das Leben und
die Stadt zu feiern wissen.
Wir lassen die Party hinter uns,
um die umgangssprachlich
„Stadtspeicher“ genannte Nachbarschaft
näher zu erkunden.
Hinter dem Entwurf dieses beliebten
Wohnviertels stand die
Idee, ein Stadtquartier zu schaffen,
„das direkt mit dem Wasser
verbunden wäre und ähnliche
Qualitäten und Merkmale
aufweisen würde, wie sie etwa
die Speicherstadt in Hamburg
zeigt: großvolumige Ziegelbauten,
dicht aneinandergebaut, mit
direktem Zugang zum Wasser“.
Eine Struktur sollte entstehen,
„die von sich heraus Urbanität erzeugt“.
4 Die Stadt begeisterte
sich für die Idee und erstellte
einen Masterplan auf Basis
der Studienarbeiten, die im Jahr
2018 unter der Leitung der damaligen
Urbanistik-Professorin
Sabine Pollak entstanden waren.
Die etwa 700 Meter lange
und 100 Meter breite Landzunge
am rechten Donauufer erinnert
in ihrem Halbinsel-Zuschnitt an
Manhattan, in kleinerem Maßstab
natürlich, aber mit urbanem
Potenzial, das erfolgreich aktiviert
werden konnte. Heute leben
mehr als 5000 Menschen im
Quartier, es gibt Wohnungen unterschiedlichsten
Zuschnitts, es
gibt Gewerbe und Handel, Geschäfts-
und Marktflächen, auch
Kultur- und Bildungsangebote.
Die wenigsten wissen, dass die
mittlerweile so selbstverständliche
und beliebte Linzer Vaporettolinie
eigentlich eine Idee der
Stadtspeicher-Gruppe war, um
das Quartier autofrei zu erschließen.
Der provisorische Betrieb,
der damals versuchsweise aufgenommen
wurde, verstetigte
sich und wurde nach und nach
zum modernen Donau-Öffi ausgebaut.
Auffällig im Quartier, selbst bei
Nacht, sind die belebten Erdgeschoßzonen,
die eigentlich namengebenden
Speicher: Besondere
Vorgabe im Bebauungsplan
war es, 30 Prozent der Gesamtflächen,
vor allem in den unteren
Geschoßen, für öffentliche, „Urbanität
erzeugende“ Nutzungen
zu reservieren. Sehr unterschiedlich
wurde und wird dieses Modell
umgesetzt: Wir spazieren
durch Arkaden mit hübschen Ladenauslagen,
es gibt Werkstätten,
offen zugängliche Indoor-Spielplätze,
eine kleine Stadtteilbibliothek,
einen angeblich legendären
„Späti“ mit Karaoke-Stage, es
gibt Repair-Cafés, offene Küchen
und ähnliches mehr.
Die Donau schimmert geheimnisvoll
in ihrem Bett, nach und
nach verhallt der Partysound
vom Donauspitz zwischen den
ziegel roten Häusern. Dass diesem
Viertel nach Feiern zumute
ist, ist verständlich. Lang lebe die
Stadtplanungsgöttin! (-> S. 119,
Abb. 224)
Linz an die Donau
Nach einer angenehmen Nacht
im urigen Bootshotel 5 „Zum Handelshafen“
(der Name erinnert
an die historische Funktion der
drei Hafenbecken) verlassen wir
den Stadtspeicher und bewegen
uns gemächlich ins anschließende
Donaubogenviertel. Dass dieser
Stadtteil östlich der Innenstadt
einst eine mit öffentlichen
Verkehrsmitteln, per Rad oder zu
Fuß kaum zugängliche, in weiten
Teilen brachgefallene Industrielandschaft
war, ist heute kaum
mehr zu glauben. Schon weit vor
der Umsetzung gab es Bestrebungen,
die Kernstadt in dieses
Gebiet zu erweitern. Bereits im
Stadtregulierungsplan von 1888
ist der Expansionswunsch zu
erkennen, und auch der (unter
Stadtbaudirektor Curt Kühne entwickelte,
jedoch nie rechtsgültig
gewordene) Flächenwidmungsplan
von 1934 sieht für große Flächen
dieses Areals „städtisches
Siedlungsgebiet“, „Grünflächen“
und „öffentliche Parkanlagen“
vor. Vereitelte im 19. Jahrhundert
die noch wenig beherrschbare
Hochwassergefahr die Erschließung,
so bedeutete die Ansiedlung
der großen Industriekomplexe
im Nationalsozialismus das
vorläufige Ende einer städtebaulichen
Entwicklung von Wohnund
Freizeitnutzungen, wie sie
für dieses Gebiet und seine Morphologie
seit jeher angemessen
und sinnvoll gewesen wären. 6
(-> S. 91, Abb. 179)
Der eigentliche Ausgangspunkt
für die städtebauliche Wende
ist im 20. Jahrhundert zu verorten:
Das Linzer Planungsinstitut
unter dem damaligen Stadtbaudirektor
F. X. Goldner hatte 1994
eine internationale Sommerakademie
veranstaltet, bei der die
Studierenden der Meisterklasse
für Architektur mit wegweisenden
Projekten zum Thema „Donauraum
– Europahafen Linz“ auf
sich aufmerksam machten. Auf
Grundlage dieser Arbeiten wurde
die Stadtentwicklung in den
Osten Richtung Hafen von der
Stadt vollständig neu bewertet
und unter Beteiligung der werdenden
Architekt*innen konkret
ausgearbeitet. Rechtzeitig wurde
damals erkannt, dass die sich
bereits abzeichnenden ökonomischen
Transformationen eine
Umstrukturierung erfordern würden,
dass die Großindustrie hier
nicht mehr zu halten, der Standort
als Hafen zumindest fragwürdig
geworden war und sich
die einmalige Chance für eine
Neuplanung dieser Gebiete auftat.
7 Die „historische Identität
der Stadt zu festigen und durch
städtebauliche Vorschläge ihre
über weite Bereiche vorhandene
Isolation vom Fluss zu mindern“,
war das erklärte Ziel dieser Beratungs-
und Entwurfstätigkeit.
Der Stadt sollte zurückgegeben
werden, „was sie dringend benötigt
– nämlich zentrumsnahe Erweiterungsgebiete
für Wohnen,
Kultur und Freizeit“. 8 (-> S. 68,
Abb. 121; S. 69, Abb. 124, 125)
Beim Schlendern durch den Donaubogen
fällt die angenehme
Maßstäblichkeit der Bebauung
auf. Schon damals wurde besonders
auf stadtökologische Kriterien
geachtet, ein eher klein
dimensionierter, vielfältig strukturierter
städtebaulicher Ansatz
wurde verfolgt, der sich heute,
unter den stark veränderten klimatischen
Bedingungen des fortgeschrittenen
Jahrhunderts, bezahlt
macht. Das Viertel gilt als
eines der durchgrüntesten und
angenehmsten der gesamten
Stadt. Highlights sind – neben
der attraktiven Wohnbebauung
unmittelbar am Wasser im Bereich
des Winterhafens – zweifellos
die erhaltenen, mittlerweile
größtenteils denkmalgeschützten
ehemaligen Industriebauten
wie die Werft und diverse andere
Hallen, die schrittweise umgewidmet
und neuen Nutzungen
zugeführt wurden. Den damaligen
Planungen ist es auch zu verdanken,
dass die Stadtautobahn,
die sich hier einst als Trennlinie
zwischen Stadt im Westen und
Donau im Osten zog, verschwunden
ist. 9 Auch die Einbindung des
Stadtteils ins Straßenbahn- und
Stadtbahnnetz geht letztlich auf
die Entwürfe dieser Zeit zurück.
Modernes Wohnen im
historischen Juwel
Wir landen in der Sintstraßensiedlung,
die mitten im Donaubogen
liegt. Hier sieht es eigentlich
kaum nach Siedlung aus,
eher wirkt es wie ein Park. Die
Architektur scheint sich im
Schatten der hohen, alten Bäume
mit ihren weit ausladenden
Kronen verstecken zu wollen.
Ein Vogelgezwitscher liegt über
dem Ensemble wie selten sonst
in einer Stadt. Dass dieses Relikt
des „Roten Linz“ der 1920er
Jahre erhalten werden konnte –
und mehr noch: sich heute als
beliebte und belebte Nachbarschaft
zeigt –, ist erneut einem
Engagement der Architekturabteilung
der Kunstuni zu verdanken.
Roland Gnaiger und Birgit
Kornmüller, damals Professor
beziehungsweise Assistentin,
lenkten die Aufmerksamkeit im
Rahmen eines Entwurfsprojekts
2011/12 auf die verfallende Siedlung.
Die Stadt Linz hatte das
Grundstück neben dem Werftgelände
einst für die Errichtung
der Arbeiterhäuser kolonie zur
Verfügung gestellt. Damals weitab
vom Stadtkern, war die Sintstraße
inzwischen mitten im
urbanen Entwicklungs- und Verdichtungsgebiet
gelegen, was
den Verwertungsdruck auf das
attraktive Grundstück mit den
kleinteiligen, teilweise seit den
1980er Jahren leer stehenden
Häusern kontinuierlich hatte
steigen lassen. Abriss und Neubau
drohten und wurden von der
Stadt vorangetrieben. 10
Mit den Entwürfen der Studierenden
ergab sich „ein gutes Test-
Bild, bis zu welchem Grad der
Bestand verdichtet und genutzt
werden kann, sodass der spezifische
Charakter des […] Ensembles
präsent bleibt und zugleich
in einer neuen Gestaltung und
Nutzung ‚aufgeht‘“. Die Projekte
machten ersichtlich, dass sich
der alten Substanz mit etwas
Mut und entwerferischer Intelligenz
hervorragende grundrissliche
Qualitäten und Innen-Außen-
Beziehungen entlocken ließen,
die „bei einer Neuplanung auf der
‚Tabula rasa‘ nie zustande kommen
würden“. 11
Durch die Projektpräsentation
konnte das bis dahin scheinbar
unlösbare Dilemma – strikte
Erhaltung als Baudenkmal
einerseits, Abriss und Neubau
andererseits – mit einem alternativen
Szenario durchbrochen
werden. 12 Die Gemeinnützige
Wohnbau gesellschaft der
Stadt Linz (GWG) fand neue Begeisterung
für das Areal und realisierte
die Sanierung und Erweiterung
der Siedlung in enger
Kooperation mit Kunstuniversität
und Denkmalamt. 13 Der grüne
Anger in der Mitte der Siedlung
wurde erhalten, während die Zubauten
entweder windradartig
verteilt und vom Terrain leicht abgehoben
an die Altbauten andocken
oder aber den Bestand vertikal
um ein bis zwei Geschoße
erweitern. Der unorthodoxe Umgang
mit den Häusern, der weniger
die bauliche Substanz als
solche, sondern mehr die historische
Idee und städtebauliche
Qualität der Siedlung in den
9 Essay
Die entworfene Stadt
Fokus der Erhaltungs- und Revitalisierungsmaßnahmen
rückte,
wurde damals heftig debattiert.
Letztlich aber wurde die
Sint straße zum Vorzeigemodell
für das Weiterbauen im Bestand
und war bis weit in die 2020er
Jahre ein viel publiziertes Beispiel
nachhaltiger Stadterneuerung.
(-> S. 102, Abb. 193)
Flanieren durch den
grünen Osten
Wir gehen, nein, wir flanieren auf
der Klimaachse (bis zur Umbenennung
2028 „Lederergasse“)
weiter Richtung Innenstadt. Diese
Straße ist eigentlich ein sehr
lang gezogener Platz, der die Altstadt
auf gut zwei Kilometern
Länge mit dem Hafen verbindet.
Die Klimaachse war ein entscheidendes
Element für den Erfolg
der gesamten Stadtentwicklung
im Osten. Die Idee dazu wurde
von der Architekturstudentin
Hannah Kordes bereits 2014 entwickelt.
14 In den Jahren 2021 bis
2025 griff sie das Thema wieder
auf, begeisterte Anrainer*innen
wie Stadtgemeinde von dem
Projekt und machte sich schrittweise
an die partizipative Umsetzung.
Die Fläche ist komplett
autofrei, mit Bäumen und Sträuchern
vielfältig begrünt. Immer
wieder liegen Spiel-, Sport- und
Bolzplätze am Weg. Wir kommen
auch an kleinen Gärten vorbei,
die an die Achse angedockt sind
und gemeinschaftlich betreut
werden. Für die benachbarten
Wohnquartiere funktioniert der
Straßenzug als eine Art gemeinsamer
Vorhof, der vor allem von
Kindern und Jugendlichen intensiv
genutzt wird. Das Tempo hier
ist gemächlich und entspannt,
es treffen sich Jung und Alt. Eine
richtig gute Stimmung. (->S. 156,
Abb. 280, 281)
Der Mittagshunger meldet sich
zum richtigen Zeitpunkt: Ein
Wegweiser lockt zum „Greenhouse
Grill“. Wir biegen also ab
Richtung Donau. Keine 300 Meter
die Holzstraße hinunter landen
wir vor einem imposanten Bauwerk
mit markant getreppten, tiefgrün
gestrichenen Giebelwänden
mit einer dreieckigen Krone
obenauf. Es ist ein weiteres Baudenkmal
aus der Zwischenkriegszeit.
Damals als Fleischmarkthalle
nach Plänen von Curt
Kühne errichtet, erfuhr es Anfang
der 2020er Jahre eine umfassende
Neukonzeption und
Revitalisierung. In diesem Fall
gab eine Diplomarbeit den entscheidenden
Anstoß für die Erneuerung.
Corinna Hiemer hatte
ein schlüssiges Konzept vorgelegt,
15 wie die ursprüngliche Idee
am Standort – also: gute, gesunde
Ernährung in hoher Qualität
für die Stadtbevölkerung –
fürs 21. Jahrhundert aktualisiert
werden konnte. Für ihr „Urban
Greenhouse“ begeisterte sich
bald eine Gruppe vorausschauender
Investor*innen, die das
Projekt mit Erfolg zur Umsetzung
brachten. Seither herrscht
unter dem treppenförmig aufgesattelten
Hallendach mediterranes
Klima, das den ganzjährigen
Anbau von Gemüse, Kräutern
und auch Tropenfrüchten möglich
macht. Die Gesamtanbaufläche
von über 3000 Quadratmetern
verteilt sich dabei auf
die Bodenflächen, vertikale Gärten,
Terrassen und Hochbeete.
Auf dem Vorplatz gibt es einen
Markt; Früchte und Gemüse können
aber auch in Selbsterntegärten
in der Halle gepflückt werden.
Wir nehmen unter den Palmen
im Restaurantbereich Platz und
gönnen uns das angepriesene
„Best of Greenhouse Menu“ –
mit den obligaten Linzer Ananasringerln
als Dessert. (S. 122,
Abb. 232)
In der Stadtbahn
nach Urfahr
Die Haltestelle der Linzer City-
S-Bahn ist geschickt in den Platz
vor dem Greenhouse integriert.
Im 3-Minuten-Takt geht es von
hier entweder Richtung Hauptbahnhof
oder über die Stadtbahnbrücke
hinüber nach Urfahr
und in direkter Linie weiter
ins Mühlviertel. Das Großprojekt
S-Bahn geht zurück auf ein
Konzept aus dem Jahr 2000. 16 So
wichtig der Lückenschluss der
Bahnverbindung zwischen Mühlviertel
und Hauptbahnhof auch
gewesen sein mag, so war das
Projekt doch weit mehr als „nur“
eine neue Verkehrsverbindung.
Die S-Bahn wurde von Anfang an
als großräumiges Stadtentwicklungsprojekt
verstanden, das vor
allem den Stadtteil Urfahr um
den ehemaligen Mühlkreisbahnhof
und die Reindlstraße entlang
bis zur Linken Brückenstraße
komplett verwandeln sollte.
(-> S. 80, Abb. 141)
Wenige Sekunden nach Abfahrt
schweben wir sanft über die
Donau. Für den Ausblick von der
Brücke auf die Stadt bleibt wenig
Zeit; schon sind wir auf der
anderen Seite. Die Strecke wird
als Hochbahn weitergeführt.
Wir queren den Reindlpark (mit
gleichnamiger Haltestelle), der
im Rahmen des Bahnprojekts an
der Linken Brückenstraße entstanden
ist, tauchen dann in den
Untergrund und erreichen wenig
später die Haltestelle Mühlkreisplatz.
Wir nehmen die Rolltreppe
nach oben und stehen
im Zentrum des damals neu entstandenen
Stadtteils am und
um das Gelände des ehemaligen
Bahnhofs. Die Wohn- und
Geschäftsbebauung ist hier relativ
dicht, aber klug gesetzt, sodass
sich ein angenehm urbaner,
belebter Platz ergibt. Die
Erdgeschoßzone ist vielfältig
bespielt, mit Ladenlokalen, Coworking-Spaces
und Cafés. Es
wäre schön, länger hier zu bleiben,
aber der sonnige Nachmittag
lockt uns an die Donau.
Die paar Schritte gehen wir
gern zu Fuß. Undenkbar, dass
auf dieser Flaniermeile quer
durch Urfahr – über Hauptstraße,
Hinsenkampplatz und Ni belungenbrücke
bis zum Hauptplatz
– vor 30 Jahren noch Autos fahren
konnten! Unser Ziel ist das Urfahraner
Jahrmarktgelände. Ursprünglich
war dieses Areal in
bester Uferlage, abgesehen vom
namensgebenden Rummel zweimal
im Jahr, ein Parkplatz. Heute
ist die Fläche das ganze Jahr
über ein Magnet für Einheimische
wie Gäste. Ab 2021 hat sich
hier nach und nach ein öffentlicher
Raum entwickelt, wie es ihn
in Linz bis dahin nicht gegeben
hat: eine Art nicht-kom merzieller,
nutzungsoffener Freizeit park für
alle. Die Errungenschaft ist letztlich
eine Folge der Covid-Pande-
Nicht nur die ausführliche Besichtigung
der „Linzer Mitte“
müssen wir Ihnen, liebe Leser*-
innen, an dieser Stelle vorenthalten.
Es gäbe noch eine ganmie.
Damals blieben die Studierenden
ein Sommersemester
lang dem Unigebäude (und damit
den strengen Gesundheitsbestimmungen
in Innenräumen)
fern und begannen stattdessen,
das Jahrmarktareal mit räumlichen
Interventionen und Programm
zu bespielen. Geplant war
das Projekt FLUT 17 eigentlich nur
für begrenzte Zeit. Entstanden
ist daraus eine äußerst resiliente
Struktur an experimentellen Räumen,
Möblierungen und Grün -
inseln, die von engagierten Benutzer*innen
erhalten und erweitert
werden. Auf dem gelben „Catwalk“,
der je nach Situation zu
Tisch, Sitzbank oder Bühne wird,
durchqueren wir das Areal – filmisch
wirkt das, wie eine schnell
geschnittene Folge unterhaltsa
mer Szenen. Donau, Stadt und
Sommerhimmel kontrastieren
da zu als ruhige, stimmungsvolle
Hintergrundkulisse. (S. 137,
Abb. 247)
Willkommen im
Bahnhofsviertel
Ein paar Schritte weiter landen
wir wieder bei der Station Stadtbahnbrücke/Reindlpark.
Diesmal
nehmen wir die Straßenbahn.
Die damals sogenannte „Neue
Schienenachse“ östlich der Innen
stadt wurde ab 2015, also einige
Jahre nach der City-S-Bahn,
im Zuge der städtischen Dekarbonisierung
errichtet. Im Bahnhofsviertel,
das vielen als das
spannendste und vitalste Quartier
der Stadt gilt, wollen wir
den Tag ausklingen lassen. Uns
scheint jedenfalls die Dichte an
jungen Leuten in dieser Gegend
ziemlich hoch zu sein. Vielleicht,
meint eine Passantin, bei der wir
uns neugierig erkundigen, liege
das an der Uni, vor der wir stünden.
Betont gelassen deutet sie
auf das Gebäude hinter sich. Tatsächlich.
In großen Lettern steht
es quer übers Entree geschrieben:
POSTUNI. Dass es an dieser
Stelle eine Uni gäbe, erklärt uns
die Studentin, sei das Beste, was
dieser Stadt habe passieren
können. Eigentlich hätte das Gebäude,
einst Verteilzentrum der
Österreichischen Post, nach nur
24 Jahren Nutzung (und ein paar
Jahren Leerstand) abgerissen
werden sollen. Dann hätten aber
drei Architekturstudis von der
Kunstuni im Rahmen eines Semesterprojekts
18 auf die enorme
Raumverschwendung aufmerksam
gemacht. Der Rest, meint
sie lakonisch, sei Geschichte.
„Schaut einfach rein!“ (-> S. 154,
Abb. 276; S. 155, Abb. 278, 279)
Bei unserer Erkundung im Innern
bringen wir die Details dieser
Geschichte in Erfahrung: Eigentlich
war für die Nachnutzung des
Areals bereits eins der größten
städtebaulichen Entwicklungsprojekte
der Stadt in Gang gewesen.
Zeitgleich hatte das Land
Oberösterreich die Errichtung
einer neuen Technischen Universität
für Digitalisierung vorangetrieben.
Die Idee der Studierenden
war offenbar so einfach
wie überzeugend, wie sich der
gemeinsamen Dankestafel von
Stadt- und Landesregierung im
Foyer entnehmen lässt: „Statt
das alte Postverteilerzentrum
abzubrechen und die Fläche mit
neuen Wohn- und Gewerbetürmen
zu besetzen, wurde der Bestand
der Nutzung durch die neu
gegründete Digitale TU Linz zugeführt
und das Areal behutsam
nachverdichtet. Somit konnte ein
großer Teil der verbauten grauen
Energie weiterhin genutzt und erheblicher
Ressourcen- und Energieaufwand
für ein Neubauprojekt
vermieden werden.“ 19 Dass
die zentrale Lage am wichtigsten
Verkehrsknotenpunkt der Stadt
für den Universitätsstandort ein
weiteres, gewichtiges Argument
gewesen sein dürfte, liegt auf
der Hand.
Nach unserer Tour durch die
Postuni – mit der Erweiterung
des Bestandskomplexes immerhin
115.000 Quadratmeter groß,
wobei Wohnbereiche, Freizeiteinrichtungen
und externe Nutzungen
inkludiert sind – stellen
wir verwundert fest, dass es mittlerweile
Abend geworden ist. Abreisen
wollen wir aber keinesfalls,
ohne das Werkstättenquartier auf
der anderen Seite der Bahnstrecke
besichtigt zu haben. Durch
die Bahnhofsmall gelangen wir
von der Uni unterirdisch sehr bequem
dort hin.
Mit welcher Originalität und Raffinesse
dieser Stadtteil „vom
Reißbrett“ gestaltet wurde, ist
nach wie vor verblüffend. Die
Grundidee geht auf die Diplomarbeit
von Daniela Herold und
Rolf Touzimsky 20 zurück, die die
Bebauungsstruktur aus einer
komplexen Topografie sich überlagernder
Blick- und Wegachsen
entwickelt hatten. Das abstrakte
Konzept ergibt im konkreten Erleben
vor Ort eine ungewöhnlich
vielschichtige Stadt. Der öffentliche
Raum breitet sich hier nicht
wie üblich im Wesentlichen auf
Niveau Null aus, sondern durchfließt
das Quartier in wechselnden
Höhenlagen. Der Spaziergang
wird so nicht nur zu einem
besonderen räumlichen Erlebnis
mit ungewöhnlichen Perspektiven,
auffallend sind auch die ungewöhnlich
kurzen Wege, die das
Areal wie ein dicht gewobenes
Netzwerk durchziehen. (-> S. 71,
Abb. 131)
Der große Erfolg des Projekts
lässt sich wohl am besten daran
messen, dass das Team wenige
Jahre später auch an der
Neuentwicklung einer zweiten
großen Brache längs der Westbahnstrecke
beteiligt wurde: der
sogenannten „Linzer Mitte“ am
Gelände des ehemaligen Frachtenbahnhofs.
Im Rahmen des
interdisziplinären Forschungsprojekts
trans_areale_ 21 entwickelten
die beiden gemeinsam
mit Hans Kropshofer ein Szenario
für die Reurbanisierung
des Gebiets. 22 Diese partizipativ
von Fachleuten und Akteur*innen
aus unterschiedlichen Bereichen
ausgearbeitete Vision
führte über eine pionierhafte
Phase „programmatischer Zwischennutzungen“
im Altbestand
des Areals letztlich zur schrittweise
erfolgten Transformation
in ein attraktives Wohn- und
Geschäftsviertel. Die reichhaltige
Geschichte und Substanz am
Standort wurden also nicht geleugnet,
sondern für die atmosphärische
Qualität und Dichte
des städtischen Lebens wirksam
gemacht.
ze Menge weiterer sehenswerter
Projekte im Stadtgebiet. Aber für
uns wird es Zeit aufzubrechen.
In Kürze fährt der Zug zurück
ins Jetzt. Oben am Bahnsteig atmen
wir noch ein paarmal tief
die warme Linzer Sommerluft
der Zukunft und lassen die kleine
Exkur sion Revue passieren. Die
Emotionen sind gemischt, stellen
wir fest. Wir hatten eine schöne
Zeit, ja, eine fantastische! Zugleich
sind wir traurig, dass diese
Stadt so vorerst nur in Plänen,
Bildern, Texten und Broschüren
existiert. (-> S. 85, Abb. 155, 156)
Wenn wir etwas mitnehmen
könnten in die Gegenwart, ein
kleines Souvenir für die Linzer
Wirklichkeit, dann die Gewissheit,
dass diese Zukunft nicht
nur theoretisch denkbar wäre,
sondern dass sie – so oder wenigstens
so ähnlich – tatsächlich
möglich ist. Die Ideen, Entwürfe
und Visionen dafür sind
jedenfalls vorhanden. Und sie
werden mit jedem Jahrgang, mit
jedem Semesterprojekt, mit jeder
Abschlussarbeit mehr. Nur
einen Steinwurf vom alten und
neuen Rathaus türmen sich seit
Jahrzehnten die faszinierendsten
Ideen für die Stadt. Linz sollte darauf
nicht verzichten.
10 Essay
Die entworfene Stadt
Anmerkungen
1 Goffitzer, Friedrich:
„Vierund zwanzig Jahre Meisterklasse“.
In: Hochschule
für künstlerische und industrielle
Gestaltung (Hg.): Meisterklasse
für Architektur.
Projekte und Diplome 1973–
1996. Linz: Hochschule für
künstlerische und industrielle
Gestaltung. Linz 1996, S. 5
2 Seit seiner Berufung an die
neu gegründete Hochschule
im Jahr 1973 war Friedrich
Goffitzer als Leiter der Meisterklasse
für Innenarchitektur
um deren Umwandlung
in eine Meisterklasse für Architektur
bemüht, was 1990
gelang [vgl. ebd.]; städtebaulich
relevante Studienprojekte
für Linz entstanden erst
ab dieser Zeit.
3 Pollak, Sabine: Stadtspeicher.
Urbanität am Wasser (Linzer
Augen, Band 12). Wien 2018,
S. 138
4 Ebd., S. 22
5 Der Ursprung dieses Hotels
liegt im Erfolgsprojekt „Pixel
Hotel“ im Europäischen
Kultur hauptstadtjahr 2009,
das von Absolvent*innen
und Assistent*innen der Architektur
gegründet wurde
(u. a. Sabine Funk, Jürgen
Haller, Richard Steger, Christoph
Weidinger).
6 Kuglstätter, Peter: „Die Bedeutung
des Donaubogens“.
In: F. X. Goldner/Linzer Planungsinstitut
(Hg.): Die Herausforderung.
Die Ergebnisse
der „Sommerakademie
’94“. Linz 1995, S. 87 f.
7 Ebd., S. 88
8 Ebd.
9 Projekte von Rolf Touzimsky,
ebd., S. 90; Andreas Scherb,
ebd., S. 92; und Christopher
Opelt, ebd., S. 99 f.
10 Hagleitner, Tobias: „Arbeitersiedlung
Sintstraße“. In:
Nordico Stadtmuseum Linz
(Hg.): Gebaut für alle. Curt
Kühne und Julius Schulte
planen das soziale Linz
(1909–38). Salzburg 2021,
S. 78 f.
11 Kapfinger, Otto/afo architekturforum
oberösterreich
(18.01.2012): „Statement
zum Entwurfsprojekt Sintstraße
weiterbauen“. https://
afo.at/programm/sintstrasseweiterbauen/otto-kapfingerstatement/
(letzter Zugriff:
16.10.2023)
12 Ebd.
13 Eine wichtige Rolle für das
Umdenken im Umgang mit
der Sintstraße spielte der
langjährige Städtebauprofessor
an der Kunstuniversität
Linz, Wilfried Posch, der
die historische Einzigartigkeit
der Siedlung mehrfach
betonte, u. a. 2006 in einem
Gutachten für das Bundesdenkmalamt.
14 Kordes, Hannah (2014):
„Harboria. Den Weg zum Hafen
neu entdecken“. https://
studiokordial.de/harboria/
(letzter Zugriff: 16.10.2023)
15 Hiemer, Corinna: Urban
Greenhouse. Revitalisierung
der ehemaligen Fleischmarkthalle
Linz. Diplomarbeit
an der Kunstuniversität
Linz, Linz 2019
16 Rabengruber, Markus: Konzeption
und stadträumliche
Integration der City-S-
Bahn Linz. Diplomarbeit an
der Kunstuniversität Linz,
Linz 2000
17 Hammer, Sara/Schwenk,
Frank/Pollak, Sabine (Projektleitung):
„FLUT freiluftkunstuniversität“.
Studio urbanistik,
Semesterprojekt
an der Kunstuniversität Linz,
Linz 2021
18 Ackerl, Lisa/Schöngruber,
Daniel/Thaller, Marco: „Post -
uni. Post:growth, post: operative,
post:position“. Semesterprojekt
an der Kunstuniversität
Linz, Linz 2023
19 Vgl. Ackerl et al. (2023), aus
dem online publizierten Erläuterungstext
zum Projekt
unter https://postuni.
at/about/ (letzter Zugriff:
16.10.2023)
20 Herold, Daniela/Touzimsky,
Rolf: Urbanisierung ÖBB-
Werkstätten-Areal. Diplomarbeit
an der Kunstuniversität
Linz, Linz 1997
21 Herold, Daniela/Kropshofer,
Hans/Touzimsky, Rolf (Hg.):
trans_areale_report 02. Strategische
Stadtentwicklung,
Dokumentationsmagazin.
Linz 2005
22 Zum selben Thema: Stempfer,
Wolfgang: Innere Stadterweiterung
– Nachnutzung
des Linzer Frachtenbahnhof
Geländes. Diplomarbeit an
der Kunstuniversität Linz,
Linz 2004
16
Raiffeisenzentralkasse, Frontalansicht,
Gottfried Nobl/Erich
Scheichl/Franz Treml, 1972–1974
Die elfgeschoßige und nach
Süden hin terrassierte Bankzentrale
stellt eine umfangreiche
und kompakte bauliche Geste
dar. Ursprünglich als Solitär
geplant, überragt das Gebäude
nunmehr den direkt angrenzenden
Südbahnhofmarkt und soll
in den kommenden Jahren für
eine neue Konzernzentrale in
Linz aufgegeben werden.
11
17
Harter Plateau, Hochhäuser
kurz nach der Errichtung,
Perotti & Greifeneder &
Partner und GIWOG, 1972–1975
1975
18
Harter Plateau, Modell des
Master plans, Perotti & Greifeneder
& Partner und GIWOG,
1972–1975
Hart ist ein ländlich geprägter
Ortsteil der Linzer Nachbargemeinde
Leonding. Dort sollte
nach den Plänen von Perotti &
Greifeneder & Partner ursprünglich
eine Stadt für 20.000 bis
30.000 Einwohner*innen entstehen.
Ende der 1960er Jahre begann
die werkseigene Wohnbaugenossenschaft
der VÖEST,
die GIWOG, mit dem Bau mehrerer
Wohnblöcke sowie der beiden
60 Meter hohen Wohntürme
1 (1972–1975). Die Häuser
boten insgesamt 880 Wohnungen,
wurden exemplarisch mit
VÖEST-Stahl gebaut und waren
wegen der hohen Standards
bei den Werksmitarbeiter*innen
begehrt. 2 Nach diesen ersten
Bemühungen stockte die
Umsetzung des groß angelegten
neuen Stadtteils. Dieser verblieb
als Rumpf mit anfänglich
völlig unzureichender Infrastruktur.
Aufgrund von Baumängeln
und der fehlenden städtischen
Infrastruktur verschlechterte sich
das Image des Harter Plateau
zusehends. Nach nur 28 Jahren
wurden die beiden Türme 2003
abgerissen und Teile der Bewohner*innen
in eine am Areal neu
geschaffene Wohnanlage umgesiedelt.
Im Auftrag der GIWOG
plante der Architekt Hubert Rieß
hierfür 14 Stadtvillen mit jeweils
23 Wohnungen. 3 Die Fertigstellung
eines zehngeschoßigen
Wohnturms (ebenfalls GIWOG)
markierte 13 Jahre nach dem Abriss
der beiden Plattenbauten
vorerst den Abschluss der Wiederbebauung.
1 Arbeitsgruppe „Sanierungsstudie
Harter Plateau“: Die
Hochhäuser am Harter Plateau.
Studie zur nachhaltigen
Verbesserung der Wohnsituation
(Zwischenbericht). Linz
1998, S. 5, 9, 11–13, 18
2 Mörth, Ingo: Vom „Wohnen im
Hochhaus“ zum „Wohnen im
Park“. Linz 2005, S. 201–204
3 Ebd., S. 214–217
19
Pädagogische Akademie der
Diözese Linz, Franz Riepl/
Othmar Sackmauer, 1970–1975
Flach in den Hang gebaut, zeigt
sich das Gebäudeensemble als
vielschichtiger Campus mit begehbaren
Dächern, Innenhöfen
und unterschiedlich nutzbaren
Außen- und Innenflächen. Das
1975 fertig gestellte und gemeinsam
mit Othmar Sackmauer geplante
Projekt gilt als eines der
wichtigsten Bauten von Franz
Riepl, der das Gebäude bis heute
architektonisch betreut. Den
2023 ausgelobten Wettbewerb
zur Sanierung des denkmalgeschützten
Bauwerks gewann
der Architekt Thomas Pucher,
ehemaliger Schüler von Riepl.
12
20
Ausstellung „Umdenken – Umschwenken“
im Hauptgebäude
ETH Zürich, 1975
Die Ausstellung „Umdenken –
Umschwenken“ an der ETH
Zürich widmete sich der Frage:
Gibt es Auswege aus den Sachzwängen
der groß-technologischen
Gesellschaft? Sie stellte
Zusammenhänge unter anderem
zwischen Ernährung, Abfall,
Hausbau, sozialem und Siedlungsbau
her. Die Schau markiert
einen Schlüsselmoment
der ökosozialen Bewegung der
1970er und 1980er Jahre, und
Roland Gnaiger half als an ihr
Beteiligter, diese Themen nach
Österreich zu tragen und dort
einen Diskurs zu etablieren.
21
Polytechnische Schule Leonding,
Karl Odorizzi, 1971–1975
Anfang der 1970er Jahre ging die
Entwicklung bei Schulbauten in
Richtung gebündelter Schulzentren
und folgte zunehmend
der Idee der Gesamtschule. Die
1975 fertiggestellte Polytechnische
Schule in Leonding ist mit
ihrer hohen Qualität, den flexiblen
Raumkonfigurationen und
der organisatorischen Kompaktheit
ein besonders gelungenes
Beispiel dieser Überlegungen.
22
Polytechnische Schule
Leonding, flexibles Schulfoyer,
Karl Odorizzi, 1971–1975
23
Polytechnische Schule
Leonding, Modell,
Karl Odorizzi, 1971–1975
13
24
Les Palétuviers, LP1 – das
Pionier projekt, Architekturbüro
Matzinger, 1975
Inspiriert von seinen Reisen
durch Afrika in den 1970er Jahren
und den dort entdeckten
Formen des Zusammenlebens
wurde Fritz Matzinger zum Initiator
und Planer mehrerer gemeinschaftlicher
Wohnprojekte.
Ein erster Versuch dieser von
ihm als Les Palétuviers (Bäume
mit Luft wurzeln) bezeichneten
Wohnform wurde mit LP1 1975
realisiert – als soziale Alternative
zwischen mehrgeschoßigem
Wohnbau und dem klassischen
Einfamilienhaus.
25
Friedrich Goffitzer mit Studierenden,
1970er Jahre
26
Nike auf Brückenkopfgebäude
West, 1977
Die von Haus-Rucker-Co
konzipierte Nike referenziert
zum einen die im Pariser Louvre
gezeigte Marmorskulptur der
antiken Siegesgöttin Nike von
Samothrake. Gleichzeitig erinnert
ihr Befestigungsgerüst an
den Entwurf der Lenin Tribüne
des russischen Avantgardisten
El Lissitzky. Als die Aluminiumskulptur
im August 1977 als
Vorbotin für das Forum Metall
auf dem Dach des Brückengebäudes
West montiert wurde,
löste sie kontroverse Diskussionen
aus. Diese dauerten an, bis
sie zwei Jahre später, 1979, bei
einer Nacht-und-Nebel-Aktion
von ihrem zentralen Standort
am Linzer Hauptplatz entfernt
wurde. Erst seit 2016 wieder in
Linz, ist die Skulptur mittlerweile
über dem Pfarrplatz am Dach
des ehemaligen Postgebäudes
und heutigen Standorts der
Kunstuniversität angebracht.
1977
14
29
27
Linzer Donauatlas von
Bernhard Luginbühl auf der
Donaulände, 1977
28
Pavillonskulptur III von
Max Bill auf der Donaulände,
1977
Strömung von Erwin Reiter auf
der Donaulände, 1977
Seit 1963 bestand eine von Helmuth
Gsöllpointner geleitete
„Meisterklasse plastisches Gestalten
Metall“ auf dem Gelände
der voestalpine AG Linz. Im
Zuge dieses Aufeinandertreffens
von Kunst und Industrie wurden
in den Jahren 1971 und 1975 zwei
Ausstellungen unter dem Titel
„forum stahl I“ und „forum stahl
II“ initiiert. Sie zeigten sowohl
künstlerische Projekte als auch
Industrieprodukte im Arbeitsumfeld
der Studierenden und Industriearbeitenden.
Mit dem
Forum Metall gelang es Helmuth
Gsöllpointner und Peter Baum,
dem späteren Gründungs direktor
des Lentos, eine Großausstellung
von Metall plastiken im Freien
ins Leben zu rufen. So wurde
am 12. September 1977 eine Ausstellung
auf der Donaulände, am
Linzer Hauptplatz und im Parkbereich
des Brucknerhauses eröffnet,
bei der 12 Großplastiken gezeigt
wurden. Diese waren von
international anerkannten Künstler*innen
entworfen und in österreichischen
Metallbetrieben hergestellt
worden. Mit Skulp turen
vertreten waren Herbert Bayer,
Max Bill, Haus-Rucker- Co, Erwin
Heerich, Donald Judd, Piotr Kowalski,
Bernhard Luginbühl, Klaus
Rinke, David Rabinowitch und
Günther Uecker. Das erklärte Ziel
des Forum Metall war es, „in einer
nicht nur industriell, sondern
auch kulturell aufstre ben den und
ambitionierten Stadt von überschaubarer
Größen ordnung einen
eigenständigen künstlerischen
Akzent zu setzen, der […]
kompromisslose Beispiele der
Kunst unserer Zeit einem möglichst
großen Publikum nahebringt“.
1
1 Baum, Peter: Forum Metall
Linz, Linz 1978, S. 15
30
Lentia City, Einkaufszentrum
und Wohnanlage,
Heinz Stögmüller, 1973–1977,
Erweiterung: 2007–2010
In Zeiten der Fertigstellung äußerst
unbeliebt, bewährten sich
der Komplex und seine extensive
Mischnutzung über die Jahre
erstaunlich gut. Die vier Türme
und der gewaltige Sockel bieten
Platz für 470 Eigentumswohnungen,
ein großes Einkaufszentrum,
eine Schule, einen Kindergarten,
Büros und mehr.
15
31
Eröffnung der Fußgängerzone in
der Linzer Landstraße, 1977
Am 26. November 1977 wurde
die Linzer Landstraße zur Fußgängerzone
umgewidmet und
war somit die erste Fußgängerzone
Oberösterreichs. In Klagenfurt
eröffnete bereits im Jahr
1961 die erste Fußgängerzone
Österreichs.
16
Projektbeteiligte
Herausgeber*innen
Sigi Atteneder ist Professor für
nachhaltige Architektur und
räumliche Entwicklung an der
Kunstuniversität Linz. Er leitet die
dortige Architekturabteilung sowie
das Studio BASEhabitat. Er
absolvierte ein Masterstudium
der Architektur an der Kunstuniversität
Linz und an der Hongkong
University. Noch während
seiner Studienzeit leitete er ein
universitäres Bauprojekt in Südafrika.
Sigi Atteneder arbeitete
für österreichische und internationale
Architekturbüros, unter
anderem für Shigeru Ban Architects
in Tokyo. Mit seiner Diplomarbeit
wurde er zu einem Forschungsaufenthalt
an das MIT
(Massachusetts Institute of
Technology) eingeladen. Seinen
PhD absolvierte er am Bartlett
UCL (University College London).
Seine Interessen gelten der ökologischen,
ökonomischen und
sozialen Gerechtigkeit, der Rolle
der Architektur in Transformationsprozessen
und regenerativen
Materialien in der Architektur.
c/o now ist eine an kollektiven
Praxen orientierte Architekt*innen-Gruppe
in der Rechtsform
einer GmbH (Studio CO NOW
GmbH). c/o now ist mit dem Vorstellen,
Konzipieren und Realisieren
von Räumen und (architektonischen)
Objekten ebenso
beschäftigt wie mit der kritischen
Revision dieses Handelns
in Prozessen mitkonstituierender
Einflussgrößen. Zum Zeitpunkt,
an dem diese Zeichen gedruckt
werden, besteht c/o now aus Tobias
Hönig, Andrijana Ivanda,
Pola Koch, Silvester Kreil, Markus
Rampl, Paul Reinhardt, Sebastian
Rothkopf, Duy An Tran und
Ksenija Zdešar. c/o now arbeitet
überwiegend in einem Büro in
Berlin Moabit, aber auch in Linz
und Siegen, wo die Gruppe sich
an Lehre und Forschung beteiligt:
Gastprofessur Studio Urban,
die architektur, Kunstuniversität
Linz (2021–); Professur Lehrund
Forschungsgebiet Gebäudelehre
und Entwerfen (LFGE),
Neue Architekturschule (N AS),
Universität Siegen (2022–); interimistische
Professur Studio Typologies,
die architektur, Kunstuniversität
Linz.
Autor*innen und
Gesprächspartner*innen
Wolf-Dieter Albrecht studierte Architektur
an der Leopold-Franzens-Universität
Innsbruck und
der Technischen Universität Wien
mit Diplomabschluss 1981. Er arbeitete
zwischen 1981 und 1989 in
Linzer Architekturbüros und absolvierte
anschließend die Ziviltechnikerprüfung
zur Erlangung
der Befugnis eines Architekten in
Graz. Ab 1990 war er in der Stadtplanung
in Linz tätig. Von 2009
bis 2015 leitete er, mit dem Bemü-
hen um einen nachhaltigen Städtebau,
die Linzer Stadtplanung.
Peter Arlt ist freischaffender Spezialist
für angewandte Stadtsoziologie.
Er sucht den Austausch
und arbeitet nach dem Ping-
Pong- Prinzip: „Den Ball ins Spiel
springen, er kommt zurück, man
hält ihn im Spiel, geht nicht auf
den Punkt und spielt so lange hin
und her, bis ein Ergebnis da ist,
mit dem keiner gerechnet hat.“ Er
lebt, schläft und arbeitet in Wien.
Seine aktuelle Publikation, veröffentlicht
2023, heißt Praktisches
Stadt ABC, Lexikon + Übungen.
Katharina Benjamin studierte Architektur
an der Bauhaus-Univer
sität Weimar. Ihre 2018 fertig
gestellte Masterarbeit trägt
den Titel Architektur als Medium
der Erinnerung – eine Rekonstruktion
der Ez-Chaim Synagoge
Leipzig und wurde mit dem Absolventenpreis
ausgezeichnet.
Arbeitserfahrung sammelte sie
unter anderem bei Peter Zumthor
in Haldenstein, Schweiz, und als
Projektkoordinatorin des XIV. Internationalen
Bauhaus-Kolloquiums
an der Bauhaus-Universität
Weimar. Seit 2021 arbeitet sie
als wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Institut für Baukonstruktion
bei Prof. Helga Blocksdorf.
Im Jahr 2017 gründete Katharina
Benjamin die digitale Architekturplattform
Kontextur. Sie ist außerdem
Teil des internationalen
Forschungsprojekts Centre of
Documentary Architecture (CDA)
sowie Mitinitiatorin der Initiative
Constructive Disobe dience Zudem
ist sie Gründungsmit glied
von Studio Frege, einer räumlichen
Praxis mit Fokus auf Umbaukultur.
Matthias Böttger studierte Architektur
und Städtebau in Karlsruhe
und London. Seine wissenschaftliche
Tätigkeit begann bei
der Stiftung Bauhaus Dessau, danach
war er in der Lehre an der
Universität Stuttgart, der ETH Zürich
und der AdbK in Nürnberg
tätig. Von 2012 bis 2017 war er
Professor für Sustainable Architecture
+ Future Tactics (SAFT)
und Leiter des Instituts für Raum
und Design der Kunstuniversität
Linz. Er kuratierte 2008 den
deutschen Beitrag auf der Architekturbiennale
in Venedig sowie
2023 in São Paulo. Von 2011
bis 2022 war Matthias Böttger
künstlerischer Leiter des Deutschen
Architektur Zentrum (DAZ)
in Berlin. Seit 2017 ist er Professor
an der Hochschule für Gestaltung
und Kunst Basel FHNW
und leitet dort das HyperWerk
sowie seit 2021 das Institut für
Experimentelles Design und Medienkulturen
(IXDM). Mit seinem
Büro raumtaktik arbeitet er seit
2003 an räumlicher Aufklärung
und Interventionen und seit 2016
zusammen mit Johannes und Ulrich
Böttger als urbanegestalt in
den Bereichen Landschaftsarchitektur,
Architektur und Städtebau.
Elisa Engel ist Mitbegründerin
von Citizen Architects, einem
Londoner Architekturbüro mit
Schwerpunkt auf sozialen Projekten
und Co-Design-Praktiken.
Sie hat über längere Zeit in Eswatini,
Botsuana und Südafrika gelebt
und gearbeitet. Von 2014 bis
2023 war sie Stiftungsverwalterin
bei Architecture for Humanity
London. Neben ihrer Tätigkeit
als praktizierende Architektin ist
Samuel Hilari als Fragment von
ifa_diaspora war 2021 Mitbesie
Vortragende für Ethik in der
Architektur am Royal Institute of
British Architects und unterrichtet
bei BASEhabitat an der Kunstuni
Linz.
Martin Fritz ist seit 2022 Generalsekretär
der österreichischen
UNESCO-Kommission. Er hat
Rechtswissenschaften an der
Universität Wien studiert. Er ist
Kurator, Berater und Publizist
mit den Arbeitsschwerpunkten
Kontext- und Institutionskunde,
ortsspezifische Kunst und Stadt
sowie Kulturmanagement, Governance
und Kulturpolitik. Unter
anderem leitete er von 2004
bis 2009 das Festival der Regionen
in Oberösterreich. Martin
Fritz ist Lehrbeauftragter an der
Kunstuniversität Linz und seit
März 2023 Universitätsrat der Johannes-Kepler-Universität
Linz.
Roland Gnaiger studierte Architektur
in Wien und den Nie de r landen.
Mit seinem Büro realisier te
er aus dem Bregenzerwald heraus
mehrfach national und international
ausgezeichnete Architekturen,
die heute zu den Schlüsselbauten
der Neuen Vorarlberger
Bauschule zählen. Gnaiger
selbst war wiederum Initiator
des Staatspreis Architektur und
Nachhaltigkeit und stand dessen
Jury sowie der des Landluft
Gemeindepreises über 12 Jahre
vor. In den 1980er Jahren verhalf
er mit der kritischen Baukultursendung
Plus-Minus im österreichischen
Fernsehen (ORF) der
Vorarlberger Bauschule zu hoher
Aufmerksamkeit und erlangte
selbst Bekanntheit über das
Fachpublikum hinaus. 1996 wurde
Roland Gnaiger als Professor
an die Kunstuniversität Linz
berufen, deren Architekturabteilung
er bis zu seiner Emeritierung
2019 leitete. Mit der Gründung
der Masterstudiengänge
BASEhabitat und überholz sowie
mit seinen künstlerischen als
auch ökologisch und sozial orientierten
Perspektiven prägte er die
Entwicklung der Abteilung entscheidend.
Sandra Gnigler ist Architektin
in Linz. Nach ihrem Architekturstudium
an der Kunstuniversität
in Linz, wo sie 2008 diplomierte,
war sie 2005 bis 2009 in diversen
Architekturbüros in Wien
und Linz tätig. 2010 begann ihre
Zusammenarbeit mit Gunar Wilhelm,
2013 folgte die Gründung
des gemeinsamen Architekturbüros
mia2 Architektur. Mit ihrem
Team erarbeiten die beiden
Projekte in unterschiedlichen
Maßstäben, von konzeptuellen
Gestaltungen und Ausstellungsarchitektur
über privaten Objektbau
und Geschosswohnbau bis
hin zu kommunalen Aufgaben.
Sie sehen ihre Verantwortung
nicht nur gegenüber den Auftraggeber*innen,
sondern auch gegenüber
der Gesellschaft und
der Weiterentwicklung von Baukultur,
der Pflege von geerbten
und gegebenen Kontexten und
Strukturen. Sandra Gnigler ist
Lehrbeauftragte an der Kunstuniversität
Linz und hält gemeinsam
mit Gunar Wilhelm die Lehrveranstaltung
Material. Zudem
ist sie mit diversen Beiratstätigkeiten,
etwa im Ortsbildbeirat OÖ
und im Gestaltungsbeirat, sowie
mit Preisgerichtstätigkeiten
betraut.
Tobias Hagleitner ist in Bregenz
aufgewachsen, hat 2008 an der
Kunstuniversität Linz im Fach Architektur
diplomiert und 2018
promoviert. Seit 2007 ist er in den
Bereichen Baukunst, Gestaltung
und Architekturkommunikation
tätig. Er schrieb als Architekturkritiker
unter anderem für die OÖ-
Nachrichten, für das vai Vorarlberger
Architektur Institut und in
diversen Fachpublikationen und
Journalen. Er ist freier Mitarbeiter
und Kurator im afo architekturforum
oberösterreich (2020/21
interimistische Leitung) und Redakteur
für die nextroom-Sammlungstätigkeiten
von afo und vai.
An der Kunstuniversität Linz unterrichtet
er am Institut für Kunst
und Bildung Architektur, Umweltgestaltung
und öffentliche Räume.
Saskia Hebert praktiziert, lehrt
und forscht in verschiedenen
Konstellationen, Kontexten und
Formaten zu urbanen und gesellschaftlichen
Transformationsprozessen.
Sie ist promovierte
Architektin und Inhaberin des Bü -
ros subsolar* architektur & stadtforschung
in Berlin (seit 2000),
war Studiengangsleiterin von
Transformation Design an der
HBK Braunschweig (2015–2020)
und berät heute Kommunen und
Institutionen in der Frage, wie
sich nachhaltige Zukünfte als „urban
imaginaries“ gemeinschaftlich
entwerfen und konkret realisieren
lassen.
Gabu Heindl lehrt und forscht
als Professorin für ARCHITEK-
TUR STADT ÖKONOMIE an der
Universität Kassel. Mit ihrem
Büro GABU Heindl Architektur in
Wien fokussiert sie sich als promovierte
Architektin und Stadtplanerin
auf öffentlichen Raum,
öffentliche Bauten, bezahlbares
Wohnen sowie auf Kollabo -
rationen in den Bereichen Geschichtspolitik
und kritischkünstlerischer
Praxis. Vor ihrer
Professur in Kassel war Gabu
Heindl Visiting Professor an der
Sheffield University, Diploma
Unit Master an der Architectural
Association School of Architecture
in London und Professorin
für Städtebau an der TH Nürnberg.
Sie hat an zahlreichen Studien
und Publikationen mitgewirkt
und ist Mitherausgeberin
von Building Critique. Architecture
and its Discontents, Leipzig
2019, sowie Autorin von Stadtkonflikte,
Radikale Demokratie
in Architektur und Stadtplanung,
Wien 2020 (überarbeitete Auflage
2022) und Gerechte Stadt
muss sein! (2023).
Daniela Herold ist eine in Linz
und Wien tätige Architektin und
Lehrende. Seit 2001 arbeitet sie
gemeinsam mit Rolf Touzimsky
Köstler innerhalb der Kooperation
THuM Ateliers. Ihr Fokus liegt
in der Konzeption, Gestaltung
und Realisierung von Projekten,
die an der Schnittstelle von Architektur
und Stadtplanung liegen.
Von 2005 bis 2009 war sie
Universitätsassistentin der Studienrichtung
raum&designstrategien
an der Kunstuniversität Linz.
Seit 2009 ist sie Senior Scientist
am Institut für Kunst und Architektur
an der Akademie der bildenden
Künste Wien. Ihre Lehrtätigkeit
umfasst unter anderem
Entwurfsstudios, die der Plattform
und Professur Geographie
Landschaften Städte zugeordnet
sind.
gründer der studentischen Initiative,
die sich für eine multiperspektivische
und anti-rassistische
Architekturlehre einsetzt. Er war
unter anderem maßgeblich an
der Initiierung und Ausführung
einer öffentlichen Debatte zum
Design-Build im Deutschen Architekturzentrum
beteiligt. Samuel
Hilari studierte Architektur
an der UdK und TU Berlin (Abschluss
2023) und lebt und arbeitet
zurzeit in La Paz, Bolivien.
Angelika Hinterbrandner arbeitet
in unterschiedlichen Rollen
und Formaten im Feld der Architektur.
Ihr Schwerpunktinteresse
gilt Strategien und Methoden,
die politische, räumliche und soziale
Transformationsprozesse
in Zeiten der Polykrise vorantreiben.
Sie arbeitete unter anderem
mit ARCH+ sowie Brandlhuber+
an den Themen Bodenpolitik,
Smart City und Neoliberale Stadt.
Seit 2019 ist sie Teil von Kontextur.
2021 bis 2022 war sie Teil
des Lehrstuhls station+ an der
ETH Zürich. Seit Januar 2023
lehrt und forscht Angelika Hinterbrandner
an der ETH Zürich
am Lehrstuhl Architecture Heritage
and Sustainability unter der
Leitung von Prof. Mariam Issoufou.
Zudem ist sie seit März 2023
Teil des Educational Development
am Departement Architektur
D-ARCH der ETH Zürich und
begleitet die Curriculum-Revision
des Bachelor-Studiengangs
Architektur. Gemeinsam mit fünf
weiteren Akteur*innen initiierte
sie 2022 spaceforfuture.org, eine
Initiative, die sich für den Zugang
aller zu leistbarem, klimagerechtem
Wohnraum einsetzt.
Gabriele Kaiser ist freie Architekturpublizistin
und Kuratorin.
Von 2010 bis 2016 war sie Leiterin
des afo architekturforum oberösterreich.
Seit 2009 unterrichtet
sie Architekturgeschichte an
der Kunstuniversität Linz, am Mozarteum
in Salzburg und an der
Universität Wien. Seit 2016 ist
sie Vorstandsmitglied der Österreichischen
Gesellschaft für Architektur
(ÖGFA). Sie verfasst
Textbeiträge für Ausstellungskataloge
und Fachmagazine
(Schwerpunkt österreichische
Architektur nach 1945), konzipiert
Ausstellungen und Architekturbücher.
Sie lebt und arbeitet
in Wien.
Franz Koppelstätter studierte Architektur
an der Kunstuniversität
Linz und unterrichtete dort
nach seinem Abschluss. Nach
einigen Jahren des Experimentierens
in wechselnden Gruppierungen
und Praxiszeit in Architekturbüros
übernahm er
Ende 2015 die Leitung des afo architekturforum
oberösterreich.
Seine kuratorische Praxis dreht
sich zumeist um raumrelevante
Themen wie Mobilität, Siedlungs-
und Stadtentwicklung,
Architekturgeschich te oder die
ökosoziale Transformation der
gebauten Umwelt. Für seine Arbeiten
erhielt er zahlreiche Auszeichnungen,
wie die Talentförderprämie
des Landes OÖ, das
Kunstförderstipendium der Stadt
Linz, den Förderpreis des Diö zesankunstvereins
Linz oder den
Förderpreis der Bayerischen Akademie
Ländlicher Raum.
Barbara Pampe ist seit Dezember
2019 gemeinsam mit Dr. Meike
Kricke Vorständin der Montag
Stiftung Jugend und Gesellschaft.
171 Projektbeteiligte
Sie leitete von 2014 bis 2019 den
Bereich Pädagogische Architektur
in der Stiftung. Nach einem
Studium in Bordeaux, Weimar und
Delft arbeitete sie in verschiedenen
Architekturbüros und gründete
2011 gemeinsam mit Vittoria
Capresi baladilab. Im Bereich
Schulbau forschte und lehrte sie
am Institut für Öffentliche Bauten
und Entwerfen der Universität
Stuttgart bei Professor Arno Lederer.
2011 bis 2014 hatte sie eine
Professur für Entwerfen und Gebäudelehre
an der German University
in Cairo GUC inne. Barbara
Pampe ist Autorin und Ini tiatorin
diverser Pub likationen zum Thema
zukunftsfähiger Schulbau
und Mitglied des Landesbeirats
Schulbau in Berlin. Parallel zu ihrer
Tätigkeit in den Montag Stiftungen
enga giert sie sich in der
Lehre im In- und Ausland sowie
als Fachpreis richterin bei Wettbewerben.
Sabine Pollak ist Architektin, Lehrende,
Forschende und Autorin.
Sie unterrichtete von 2009
bis 2021 im Bereich Urbanistik
und leitet seit 2021 die Abteilung
raum&designstrategien an der
Kunstuniversität Linz. Gemeinsam
mit Roland Köb führt sie das
Architekturbüro Köb&Pollak Architektur
in Wien. 1996 promovierte
und 2004 habilitierte sie im
Fach Wohnbau an der TU Wien.
Sabine Pollak arbeitet theoretisch
(Bücher, Essays, ein laufender
Urbanismus-Blog im Standard),
lehrt experimentelle Architektur,
urbane Strategien und Architekturtheorie,
forscht zu den Themen
Wohnen und Feminismus,
Gemeinschaft und Urbanismus
und arbeitet mit ihrem Büro als
Expertin für gemeinschaftlichen
und sozialen Wohnbau in Wien.
Heidi Pretterhofer und Michael
Rieper sind Architekt*innen und
teilen sich seit 2023 die Professur
für Baukultur an der Kunstuniversität
Linz. Beide arbeiten in
wechselnden Teams an der Entwicklung,
Planung und Realisierung
von Experimenten an der
Schnittstelle zwischen Architektur,
Kunst und Design, mit einem
Faible für Installationen und Interaktionen
im öffentlichen Raum
wie beispielsweise der Club Hybrid,
ein Demonstrativbau in Graz.
Heidi Pretterhofer lehrte und
forschte an der Akademie der bildenden
Künste in Wien und der
TU Wien. Sie ist Mitglied des Kuratoriums
der IBA’27 StadtRegion
Stuttgart und des Gutachtergremiums
für Kunst im öffentlichen
Raum in Niederösterreich. Michael
Rieper lehrte an der TU Wien
Wohnbau und Städtebau. 2009
war er einer der Initiator*innen
von BELLEVUE, dem gelben Haus
am Bindermichl/Spallerhof in
Linz.
Clemens Quirin hat an der Technischen
Universität Wien und der
Kunstuniversität Linz Architektur
studiert. Während des Studiums
war er im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit
(Abteilung für PR und
Kommunikation der Kunstuniversität
Linz) und der Interessenvertretung
(Vorsitzender der ÖH
und der Curricula-Kommission
an der Kunstuniversität Linz) aktiv.
Danach arbeitete er als Universitätsassistent
(2009–2012)
für das Studio BASEhabitat, den
postgradualen Universitätslehrgang
überholz sowie als Vorprüfer
für den Staatspreis Architektur
und Nachhaltigkeit. Von 2012
Michael Zinner wechselte 2005
als querkraft-Architekt an die
Kunstuniversität Linz, wo er 2016
promovierte und 2018 die Professur
annahm. Als Leiter des Studio
RAUMkultur führt er „Personalisierung“
im Lernen (als next
stept zu „Individualisierung“) in
der universitären Entwurfslehre
ein. Er forscht als schulRAUMkultur,
publiziert, hält Vorträge,
leitet Preisgerichte von Schulbauwettbewerben
und lehrt in postgradualen
Kursen – unter anderem
für die Montag Stiftung in
Bonn sowie an Architekturfakulbis
2018 war Clemens Quirin Büroleiter
der Lehm Ton Erde Baukunst
GmbH. Seit 2019 ist er Ku -
ra tor am vai Vorarlberger Architek
tur Institut und war dort unter
anderem verantwortlich für die
Ausstellungen „Mehr als gewohnt“
und „Refuse, Reduce,
Re-use, Recycle, Rot“. Seit 2008
hält er Vorträge und beteiligt
sich an Ausstellungen und Publikationen
mit Schwerpunkt
auf Lehmbau und nachhaltiger
Archi tektur.
Ulrike Schwantner ist Wissenschaftlerin
und Projektmanagerin
bei BASEhabitat, einem Studio
der Architekturabteilung an der
Kunstuniversität Linz. Nach dem
Studium der Stadt- und Regionalentwicklung
an der TU Wien
und der Universidad Nacional de
La Plata, Argentinien, war sie im
Bereich der nachhaltigen Kommunalentwicklung
und Bürgerbeteiligung
in österreichischen
Städten und Gemeinden tätig.
Der thematische Fokus ihrer Arbeit
liegt auf sozialräumlichen
Zusammenhängen und strategischer
Projektentwicklung. Bei
BASEhabitat war sie maßgeblich
am Aufbau diverser Ausbildungsformate
wie der internationalen
Summer School und neuer Studienangebote
beteiligt. Sie arbeitet
neben Forschung und Vermittlung
an der Organisation von
Bauprojekten mit Fokus auf regenerativen
Baumaterialien und forciert
dort die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Petra Stiermayr studierte Architektur
an der Kunstuniversität
Linz und diplomierte im Jahr 2010
mit ihrer Arbeit Heterogenität
im städtischen Raum. Bereits
während ihres Studiums lernte
sie durch Studienaufenthalte in
Tainan, Amsterdam, Stockholm
und London unterschiedliche
Perspektiven auf Architektur und
Städtebau kennen. Nach ihrer
Studienzeit sammelte sie in den
Architekturbüros von Peter Zumthor
(Schweiz) und Dominique
Perrault (Frankreich) internationale
Arbeitserfahrung. Nach ihrer
Rückkehr nach Linz arbeitete
Petra Stiermayr von 2016 bis
2022 als Planerin und Projektentwicklerin
in der Immobilien Linz
GmbH. Seit 2023 ist sie im Magistrat
im Bereich Stadtentwicklung
für die Erstellung des Linzer
Innenstadtkonzeptes zuständig.
Abhinav Thakar als Fragment
von ifa_diaspora war 2021 Mitbegründer
des studentischen Netzwerks,
das sich für eine multi -
per spektivische und anti-rassistische
Architekturlehre einsetzt.
Er war unter anderem maßgeblich
an der Initiierung und Ausführung
einer öffentlichen Debatte
zum Design-Build im Deutschen
Architekturzentrum beteiligt. Abhinav
studierte Architektur an der
RWTH Aachen und Historische
Urbanistik an der TU Berlin (Abschluss
2023) und lebt und arbeitet
in und aus Berlin.
Rolf Touzimsky ist ein in Linz
praktizierender Architekt. Seit
2001 arbeitet er gemeinsam mit
Daniela Herold innerhalb der Kooperation
THuM Ateliers. Im Rahmen
dieser mehrjährigen Praxis
entstehen Projekte unterschiedlicher
Maßstäbe, zum einen jene,
die sich der Konzeption, Gestaltung
und Realisierung von Architektur
an der Schnittstelle zu
Stadtplanung widmen, zum an-
deren Projekte, deren Fokus auf
der Gestaltung von Innenraum
und Ausstellungsarchitektur
liegt. Für Raum:Werk:Lehen erhielt
das Team den Otto-Wagner-
Städtebaupreis. Rolf Touzimsky
arbeitete im Büro NL Architects
in Amsterdam und ist seit 2018
Lehrbeauftragter an der TU Wien
am Institut für Städtebau und
Landschaftsplanung.
Gunar Wilhelm ist Architekt in
Linz. Nach seinem Architekturstudium
an der Kunstuniversität
in Linz, wo er 2008 diplomierte,
war er 2005 bis 2009 in diversen
Architekturinitiativen und Arbeitsgemeinschaften
aktiv. Seit
2010 arbeitet er mit Sandra Gnigler
zusammen, 2013 folgte die
Gründung des gemeinsamen Architekturbüros
mia2 Architektur.
Mit ihrem Team erarbeiten
sie Projekte in unterschiedlichen
Maßstäben, von konzeptuellen
Gestaltungen und Ausstellungsarchitektur
über privaten Objektbau
und Geschoßwohnbau bis
hin zu kommunalen Aufgaben.
Sie sehen ihre Verantwortung
nicht nur gegenüber den Aufraggeber*innen,
sondern auch gegenüber
der Gesellschaft und
der Weiterentwicklung von Baukultur,
der Pflege von geerbten
und gegebenen Kontexten und
Strukturen. Gunar Wilhelm ist in
der Lehre tätig und hält gemeinsam
mit Sandra Gnigler die Lehrveranstaltung
Material an der
Kunstuniversität Linz. Zudem ist
er mit diversen Beiratstätigkeiten,
etwa im Ortsbildbeirat Oberösterreich,
sowie mit Preisgerichtstätigkeiten
betraut.
Rainer Zendron studierte Experimentelle
Gestaltung an der
Kunstuniversität Linz und war
dort als Vorsitzender der Hochschüler_innenschaft
aktiv. Er
saß bis 1994 im Landeskulturbeirat
Oberösterreich und war in den
1980er und 1990er Jahren in diversen
Funktionen maßgeblich
an der Gründung und Entwicklung
von unterschiedlichen Initiativen
und Kunstorten in Linz, wie
der Stadtwerkstatt oder dem afo
architekturforum oberösterreich,
beteiligt. Anfang der 1990er Jahre
war er außerdem mit der Konzipierung
und Gründung des
OK Centrum für Gegenwartskunst
und des Festivals der Regionen
betraut. Beides begleitet(e)
er als Kurator bis in die Gegenwart
(OK bis 2021). Seit 1992 ist
Rainer Zendron Hochschullehrer,
2003 folgte die Habilitation. Zwischen
2000 und 2019 hatte er mit
unter s chiedlichen Schwerpunkten
dreimal die Funktion des Vizerektors
an der Kunstuniversität
Linz inne. Von 2017 bis 2020
besetzte er dort die Professur für
Kunst geschichte & kuratorische
Praxis. Er ist Vorstand des OÖ
Kunstvereins und sitzt im Stadtkulturbeirat
von Linz.
täten und pädagogischen Hochschulen
in Deutschland, der
Schweiz, Südtirol und Österreich.
Als Chefredakteur und Herausgeber
leitet er die bei Klinkhardt
im Web erscheinenden notizen
zu Architektur und Bildung. Zudem
hat Zinner ein Dutzend Bildungszentren
in Projektgemeinschaften
partizipativ entwickelt.
2021 entwirft er mit der Schulleitung
das evangelische Oberstufengymnasium
ROSE, das – als
Role Model für Bodenpolitik im
Schulbau – als eine der ersten
Schulen Österreichs Leerstände
und Infrastrukturen im umgebenden
Stadtteil nutzt. Die ROSE
ist für den Bauherr:innenpreis
2024 nominiert (Stand September
2024).
Text- und Bildredaktion
Elisabeth Judmaier ist Landschaftsarchitektin
und seit 2016
wissenschaftliche Mitarbeiterin
der Architekturabteilung an
der Kunstuniversität in Linz. Neben
ihren Forschungstätigkeiten
ist sie an der Konzeption von
Ausstellungen, Publikationen
und der Corporate Identity beteiligt.
Seit 2022 ist sie als Teilhaberin
von JoMa Gartenbau für die
Organisation von Bauprojekten
zuständig und im Kulturgarten
Brunnern engagiert, wo Lesungen
von Autor*innen und Künstler*innen
veranstaltet werden.
Von 2011 bis 2021 war sie im Kollektiv
„bauchplan ).(“ in Wien tätig.
An der Schnittstelle zwischen
Raum, Gesellschaft und Umwelt
leitete sie die Wettbewerbe.
Ihr akademischer Hintergrund
umfasst ein Studium der Landschaftsarchitektur
an der BOKU
in Wien, der Umweltsystemwissenschaften
an der KF Universität
in Graz und ein Auslandssemester
an der ENSAT in Toulouse.
In ihrer Forschungsarbeit
setzte sie sich mit der Siedlerbewegung
in Wien auseinander.
Silvester Kreil studierte an der
Akademie der bildenden Künste
Wien am Institut für Kunst und
Architektur (M. Arch. 2020). Er
interessiert sich für die Parameter
räumlicher Verteilung, die
verborgenen politischen und finanziellen
Prozesse der Architekturproduktion
und alternative
Ansätze dazu. Er arbeitet unter
anderem in den Bereichen Architekturtheorie,
Architekturjournalismus,
Stadtforschung und
Design. In den letzten beiden
Jahren standen eine Interviewreihe
für nextroom.at, eine Workshopserie
für junge Architekt*-
innen und die Co-Kuratierung
einer Ausstellung im Architekturzentrum
Wien in seinem Fokus.
Darüber hinaus editierte er ein
Buch zum Thema Bauen im denkmalgeschützten
Bestand, co-gestaltete
eine Bühne für das Lighthouse
Festival in Kroatien und
publizierte in mehreren Fachzeitschriften.
Natascha Peinsipp ist Mitbegründerin
von asphalt / Kollektiv für
Architektur, welches in den Bereichen
Baupraxis, Lehre und Forschung
tätig ist. Die Arbeiten von
asphalt umfassen architektonische
Konzepte, Umbauten und
Sa nierungen von Bestand, Forschung
zum urbanen und ruralen
Raum, temporäre Installationen
sowie Objekte in verschiedenen
Maßstäben. Die Arbeitsweise ist
geprägt von prozesshaften und
künstlerischen Entwurfsmethoden
und einem experimentellen
Umgang mit dem Vorgefundenen.
Die nachhaltige Verwendung von
Raum und Ressourcen spielt dabei
eine wiederkehrende Rolle.
Seit 2019 lehrt(e) Natascha Peinsipp
an der Staatlichen Akademie
der Bildenden Künste Stuttgart,
der Technischen Universität Wien
und der Kunstuniversität Linz.
Cecilia Trotz beschäftigt sich anhand
verschiedener Zugänge
mit Raum. Sie lebt zurzeit in Linz,
wo sie seit Oktober 2020 an der
Kunstuniversität Architektur studiert.
Arbeiten von ihr wurden
in verschiedenen Linzer Ausstellungs
räumen wie dem Lentos und
dem afo architekturforum oberösterreich
gezeigt. Die Textarbeit
„Unbuilding Neue Heimat West“,
bei der sie Co-Autorin war, wurde
im Mai 2024 im Urbanogram:
Journal of the Built Environment
publiziert. Neben ihrem Studium
ist sie Teil des Kollektivs Barfuß
am Abriss, das interdisziplinäre
Treffen in Leerständen organisiert.
172 Projektbeteiligte