wertvollER Magazin: Winter 2024
Das Thema „Zeit“ begleitet uns alle – in vielerlei Hinsicht. Doch für Menschen mit einer Prostatakrebs-Diagnose und ihre Angehörigen nimmt Zeit eine ganz besondere Rolle ein. Zeit wird zu einem wertvollen Gut, das es zu nutzen, zu schützen und bewusst zu gestalten gilt. In dieser Ausgabe unseres Magazins widmen wir uns der Zeit aus verschiedenen Perspektiven. Wir möchten Sie auf Ihrem Weg begleiten, Ihnen Mut machen und wertvolle Anregungen geben, wie Sie diese Reise für sich gestalten können.
Das Thema „Zeit“ begleitet uns alle – in vielerlei Hinsicht. Doch für Menschen mit einer Prostatakrebs-Diagnose und ihre Angehörigen nimmt Zeit eine ganz besondere Rolle ein. Zeit wird zu einem wertvollen Gut, das es zu nutzen, zu schützen und bewusst zu gestalten gilt.
In dieser Ausgabe unseres Magazins widmen wir uns der Zeit aus verschiedenen Perspektiven. Wir möchten Sie auf Ihrem Weg begleiten, Ihnen Mut machen und wertvolle Anregungen geben, wie Sie diese Reise für sich gestalten können.
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Ein Magazin für Männer mit Prostatakrebs
Nr.
04
Winter
2024/2025
Gut leben trotz
fortschreitendem
Prostatakrebs.
Eine Initiative
von Bayer.
wissens:wert
Zeit gewinnen – Ab in die Reha!
Ein Fahrplan zurück in den Alltag
lebens:wert
Stressbewältigung im Alltag
wissens:wert
Lieber drei Stunden
zu früh, als eine
Stunde zu spät
Editorial
Inhalt
Felix Wagner
wissens:wert
Dr. Dr. Jana Burkhardt
16
Ab in die Reha!
wertvollER Magazin
Ein Magazin für Männer mit
fortschreitendem Prostatakrebs
und deren Angehörige
Ausgabe 4
2024
Artikel-Nr.: 91347452
Herausgeber und
Redaktionsanschrift:
Bayer Vital GmbH
Onkologie
Gebäude K56
51366 Leverkusen
www.wertvoll-er.de
E-Mail: onkologie-deutschland@bayer.com
Chefredaktion:
Felix Wagner
Dr. Dr. Jana Burkhardt
Redaktion und Umsetzung:
MAKE IT REAL communications GmbH
Luxemburger Straße 171
50939 Köln
www.mir-communications.de
Druck:
HH Print Management
Deutschland GmbH
hhglobal.com
Eine Initiative von Bayer und
Besuchen Sie
gern auch unsere
Internetseite:
wertvoll-er.de
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
das Thema „Zeit“ begleitet uns alle – in vielerlei Hinsicht. Doch für
Menschen mit einer Prostatakrebsdiagnose und ihre Angehörigen
nimmt Zeit eine ganz besondere Rolle ein. Zeit wird zu einem wertvollen
Gut, das es zu nutzen, zu schützen und bewusst zu gestalten gilt.
In dieser Ausgabe unseres Magazins widmen wir uns der Zeit aus verschiedenen
Perspektiven. Wir möchten Sie auf Ihrem Weg begleiten,
Ihnen Mut machen und wertvolle Anregungen geben, wie Sie diese
Reise für sich gestalten können.
Früherkennung ist oft der erste Schritt, Zeit zu gewinnen, und es wird
klar, wie wichtig es ist, den richtigen Moment nicht zu verpassen. Doch
auch nach der Diagnose ist der Umgang mit der Zeit entscheidend: In
welchem Stadium der Erkrankung befinden Sie sich? Wie können Sie
mit simplen Methoden Überforderung bewältigen? Und wie können
Sie Zeit in der Reha zurückgewinnen, um den Alltag Schritt für Schritt
wiederzuerobern?
Wir geben außerdem Tipps, wie Sie Ihre Freizeit mit neuen Impulsen
gestalten können, schaffen Klarheit über den Wandel der Therapiemöglichkeiten
bei Prostatakrebs und erleichtern Ihnen spielerisch die
Zeit im Wartezimmer.
Mit dieser Ausgabe möchten wir Sie ermutigen, Ihre Zeit bewusst und
nach Ihren Bedürfnissen zu gestalten. Ob Sie neue Informationen entdecken
oder einfach für ein paar Augenblicke abschalten – unser Ziel
ist es, dass Sie sich verstanden und unterstützt fühlen.
Viel Freude beim Lesen!
04
06
08
10
12
13
wissens:wert
Prostatakrebs –
ein Spiel mit der Zeit?
Wege durch die
Diagnose Prostatakrebs
Lieber drei Stunden zu früh,
als eine Stunde zu spät
Prostatakrebstherapien
im Wandel der Zeit
lebens:wert
Nach vorne schauen
Wenn die Gesundheit
zum Chef wird
14 Strategien zum Umgang
mit Fatigue
17
19
20
22
Leben mit
Prostatakrebs
Stressbewältigung
im Alltag
lebens:wert
Hallo, Leben!
mehr:wert
Gesunde
Hausmannskost
Felix Wagner
Onkologie Bayer Vital
Dr. med. Dr. rer. nat. Jana Burkhardt
Medizin Onkologie Bayer Vital
23
Rätselablenkung
für die Wartezeit
2
Das Magazin Winter 2024/2025
3
wissens:wert
Prostatakrebs –
ein Spiel mit der Zeit?
Die Diagnose Prostatakrebs ist oft der Beginn einer langen Reise,
bei der sich viele Fragen stellen: Wie lange dauert eigentlich eine
Prostatakrebstherapie? Muss ich jetzt für immer Medikamente
nehmen? Steht mir ein langer Krankenhausaufenthalt bevor?
So pauschal lassen sich diese Fragen nicht beantworten,
da Dauer und Ausgestaltung der Therapie von
zahlreichen individuellen Faktoren abhängen. Einen ersten
Überblick über das, was bei den gängigen Therapieformen
und Krebsstadien auf Sie zukommen könnte, gibt es hier:
AKTIVE ÜBERWACHUNG (ACTIVE SURVEILLANCE):
Der Tumor wird in regelmäßigen Abständen mittels PSA-
Tests, Bildgebungen, Biopsien und Tastuntersuchungen
überwacht. Das Vorgehen kann jederzeit abgebrochen werden,
wenn der Tumor Fortschritte macht, sodass alternative
Behandlungsmöglichkeiten (z. B. Prostatektomie, Bestrahlung)
ergriffen werden können. Dieser Ansatz kann Monate
bis Jahre beibehalten werden.
Chronifizierung der Erkrankung –
Krebs beherrschbar machen
Auch wenn eine Therapie endet, ist damit längst nicht das gesamte „Pulver
verschossen“. Auf die sogenannte Erstlinientherapie – die erste Behandlung
nach der Diagnose – folgen oft Zweit- und Drittlinientherapien. Die Erstlinientherapie
spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie den Grundstein für die
Kontrollierbarkeit der Krankheit legt. Ein frühzeitiges und intensives Vorgehen
– „hit hard and early“ genannt – erhöht die Chance, die Ausbreitung
einzelner Tumorzellen zu unterbinden. Die damit einhergehende Kombination
verschiedener Wirkmechanismen ermöglicht, den Prostatakrebs zunehmend
in einen chronischen Zustand zu überführen. Das bedeutet: Moderne
Therapien eröffnen die Perspektive, die Krankheit langfristig beherrschbar
zu machen und ein Fortschreiten weit hinauszuzögern.
NEUE HORMONTHERAPIEN
(ANDROGENREZEPTOR-INHIBITOREN, ARI):
Diese weiterentwickelten Hormontherapien blockieren die Wirkung
von Testosteron direkt in den Krebszellen und verhindern somit deren
Wachstum. Sie werden in Tablettenform eingenommen und in der Regel
in Kombination mit ADT verabreicht. Solange der Krebs auf diese Therapie
anspricht, kann die Behandlung über mehrere Monate oder sogar Jahre
hinweg fortgeführt werden. Zu den neuen Hormontherapien zählen auch
Inhibitoren der Androgen-Hormonsynthese.
PROSTATEKTOMIE:
Die operative Entfernung der Prostata ist ein häufig gewähltes
Verfahren im lokal begrenzten Stadium. Der Eingriff
dauert in der Regel drei bis vier Stunden und kann
auch roboterassistiert minimalinvasiv erfolgen. Auch wenn
die OP schnell durchgeführt wird, kann die anschließende
Nachsorge, um sich von den Folgen des Eingriffs zu erholen,
langwieriger sein.
LOKAL BEGRENZTES
PROSTATAKARZINOM (PCA) –
KURATIVE THERAPIEANSÄTZE
Geeignet für das Frühstadium,
in dem vollständige Heilung möglich ist.
FORTGESCHRITTENES PROSTATA-
KARZINOM – THERAPIEN ZUR LEBENS-
VERLÄNGERUNG UND LINDERUNG
Auch wenn eine vollständige Heilung
nicht mehr möglich ist – Sie können
in vielen Fällen noch sehr gut und
lange mit Prostatakrebs leben.
CHEMOTHERAPIE:
Erfolgt meist über sechs Zyklen im Abstand von etwa drei Wochen,
was bedeutet, dass die Therapie etwa vier bis sechs Monate dauert.
Eine Chemo wird meist mit ADT und teilweise auch mit neuen
Hormontherapien kombiniert. Ihr schlechter Ruf, die „letzte Option“
zu sein, trifft bei Prostatakrebs und da vor allem im hormonsensitiven,
metastasierten Stadium nicht zu. Neuesten Studien zufolge
erzielt die Therapie gerade dann sehr gute Erfolge.
PERKUTANE BESTRAHLUNG:
Die Bestrahlung der Prostata von außen wird im Zeitraum
von sieben bis neun Wochen ambulant durchgeführt und
dauert nur wenige Minuten pro Sitzung.
BRACHYTHERAPIE:
Kleine radioaktive „Seeds“ werden direkt in die Prostata
eingesetzt, wo sie über etwa zwölf Monate hinweg kontinuierlich
Strahlung abgeben. Diese Methode kann allein oder
in Kombination mit der perkutanen Bestrahlung und/oder
einer Hormontherapie (ADT) angewendet werden, insbesondere
bei einem erhöhten Rückfallrisiko.
PSMA-LIGANDEN-THERAPIE:
Wird vor allem in der finalen Erkrankungsphase des Prostatakrebses eingesetzt.
Sie kombiniert einen radioaktiven Strahler (Lutetium-177) mit einem
PSMA-Liganden, der gezielt die Krebszellen angreift. Die Behandlung erfolgt
häufig in zwei bis sechs Zyklen mit einem Abstand von sechs bis acht Wochen
und erfordert in der Regel einen stationären Aufenthalt von etwa 48 Stunden
nach jeder Verabreichung. Daneben gibt es noch weitere Verfahren aus dem
Bereich nuklear-medizinische Strahlentherapien.
ANDROGEN-DEPRIVATIONSTHERAPIE (ADT):
Kommt sowohl vor einem Eingriff als auch danach zum Einsatz. Ziel ist der Entzug der männlichen Geschlechtshormone,
insbesondere von Testosteron, da sie das Tumorwachstum fördern. Das Medikament kann durch die tägliche
Einnahme von Tabletten verabreicht oder mittels Spritze injiziert werden – je nach Präparat hält die Wirkung der
Spritze zwischen einem und sechs Monaten an. Die Dauer der Therapie hängt im fortgeschrittenen Stadium vom
Ansprechen des Tumors ab; bei lokal begrenztem Prostatakrebs wird die ADT meist nur vorübergehend eingesetzt.
4 Das Magazin Winter 2024/2025
5
wissens:wert
Wege durch die
Diagnose Prostatakrebs
Feststellung
der Diagnose
„Als mein Mann den Anruf vom
Arzt bekam, hat er sich sofort mit
dem Handy ins Badezimmer verzogen
und das Gespräch ganz allein
geführt. Nach zehn Minuten
ist er wieder rausgekommen. Da
war er erst einmal gar nicht ansprechbar.
Dann kam es langsam
aus ihm heraus.“
Renate G., Ehefrau eines Prostatakrebspatienten
Erfahrungen von Patienten und Angehörigen
Unsere Erlebnisse im Leben sind so unterschiedlich wie wir
Menschen selbst. Das gilt auch für Betroffene, die mit einer
Prostatakrebserkrankung konfrontiert sind. Jeder Einzelne
geht seinen eigenen Weg durch Diagnose und Behandlung,
doch die Geschichten, Situationen oder Emotionen,
die diesen Weg begleiten, können sich ähneln. Schöpfen Sie
Mut und Kraft aus den Erfahrungen anderer, Sie sind nicht
allein damit!
„Ich hatte erst Schmerzen im Rücken und
dachte, ich habe einen Hexenschuss. Als es
nach der dritten Spritze nicht besser wurde,
hat mein Arzt gesagt: ‚So geht es nicht
weiter. Ich schicke Sie mal in die Röhre.‘ Im
Arztgespräch sagte er mir dann, dass ich
metastasierten Prostatakrebs habe. Ich war
erstmal total fertig, regelrecht am Boden
zerstört und habe kein Wort mehr rausbekommen.“
Joachim P., Prostatakrebspatient
Die Betroffenen
standen uns in wertvollER TV
Rede und Antwort.
Zu den Videointerviews
hier entlang:
Therapieentscheidung
„Ich stand vor der Entscheidung, was zu tun ist. Zu dem Urologen habe ich
anschließend noch einen Onkologen und auch noch weitere Ärzte mit einbezogen.
Ich bin mittlerweile jemand, der gerne mehrere Meinungen einholt.
Auf diese Weise kann ich Schritt für Schritt mit der Erkrankung umgehen.“
Wolfgang S., Prostatakrebspatient
Behandlungsbeginn
„Eine Zweitmeinung brauchte ich
nicht. Meine Untersuchungsergebnisse
waren eindeutig. Deshalb hat
mir die Meinung meines Arztes gereicht.
Anschließend habe ich mir
eine Klinik gesucht und mich dort
ausgiebig beraten lassen. Vor der
Operation habe ich mir dann überlegt,
wie ich meinen Körper unterstützen
könnte, damit ich die OP
gut verkrafte. Ich habe eine Kur zur
Stärkung meines Immunsystems
gemacht und mit Physiotherapiestunden
für das Beckenbodentraining
begonnen.“
Klaus-Dieter Petersen,
Ex-Handball-Profi, Prostatakrebspatient
„Zum Ende der ersten Chemo fühlte ich mich wie auf Wolke 7. Ich
habe nichts gehabt, gar nichts. Mir wurde nicht schlecht, ich war
auch nicht launisch. Im Gegenteil, ich war sogar happy, ich war
fröhlich. Ich hatte immer im Kopf: Mir wird geholfen, mir wird
geholfen. Motivation ist für mich auch ein Art Glücksgefühl.“
Joachim P.
Hier entlang für das ganze
Interview mit Klaus-Dieter
Petersen
„Ich hatte drei Ärzte, drei Meinungen
und drei Therapievorschläge.
Da war keine Überschneidung.“
Rüdiger A., Prostatakrebspatient
Während
der Therapie
„Nach der Operation hatte ich neun Monate Ruhe, bis der PSA-Wert
wieder anstieg. Dann wurde ich bestrahlt, es folgte eine erneute
Operation und schließlich die medikamentöse Therapie, die ich
bis heute auch weiterverfolge. Ich habe immer wieder gemeinsam
mit meinem Arzt überlegt, was ich tun kann, welche Behandlung
notwendig ist und wie ich meine Lebensqualität dabei bewahre.“
Wolfgang S.
Nach
der Therapie
„Es ist zu befürchten, dass bei meinem
nächsten Kontrolltermin etwas gesehen wird,
was ich nicht sehen möchte. Davor habe ich einen
Heidenrespekt. Aber es gibt keinen Plan B, da muss
man durch. Ich gehe damit offen um, wenngleich das
natürlich immer leichter gesagt als getan ist.“
Rüdiger A.
„Ich habe mir für die Rehabilitation vorgenommen, nur kurz nach dem Eingriff
zu Hause zu sein und dann für drei Wochen in eine Rehaklinik zu fahren. Nach
der Operation habe ich mir außerdem einen Zeitraum gesetzt, um mich um mich
selbst zu kümmern. Das hat auch ganz gut funktioniert, da ich die Erkrankung
gut ausblenden kann. Ich versuche heute, meinen Alltag und jeden Moment mit
meiner Familie zu genießen und mein Leben bewusster zu leben und nicht dran zu
denken: ‚Was wäre, wenn?‘, sondern positiv zu bleiben.“
Klaus-Dieter Petersen, Prostatakrebspatient
6
Das Magazin Winter 2024/2025
7
Datum
wissens:wert
Lieber drei Stunden
zu früh, als
eine Stunde zu spät
Prostatakrebs wird in der Regel bei der
jährlichen Früherkennung entdeckt,
bei der neben der digital-rektalen Untersuchung
auch die Bestimmung des
PSA-Werts empfohlen wird. Vorsorge
ist aber auch im fortgeschrittenen
Stadium von Bedeutung: Regelmäßige
Kontrollen des PSA-Werts helfen dabei,
ein Wiederauftreten (Rezidiv) oder
das Fortschreiten des Prostatakrebses
genau zu überwachen. Zudem sind
körperliche Symptome wichtige Anhaltspunkte.
!
WAS JEDER MANN
ZUM PSA-WERT WISSEN SOLLTE
„PSA“ steht für „Prostata-spezifisches Antigen“, ein in der
Prostata produziertes Eiweiß, das für die Beweglichkeit der
Spermien verantwortlich ist. Ein erhöhter PSA-Wert kann
auf Veränderungen in der Prostata hinweisen, das muss
jedoch nicht zwangsläufig eine Prostatakrebserkrankung
sein. Der PSA-Wert kann aus verschiedenen Gründen kurzfristig
steigen, beispielsweise durch Druck auf die
Prostata beim Radfahren oder auch durch Geschlechtsverkehr.
Zudem variieren die als normal geltenden PSA-Werte
je nach Alter.
Knochenschmerzen,
insbesondere Rückenschmerzen,
sind ein typisches
Symptom. Die Schmerzen treten
auf, wenn der Krebs bereits gestreut
ist. Prostatakarzinome streuen
am häufigsten in die Knochen.
Die Absiedlungen verursachen
wiederum häufig orthopädische
Schmerzen im Bewegungsapparat.
Erektionsprobleme und Blut in der
Samenflüssigkeit deuten ebenfalls auf
fortgeschrittenen Prostatakrebs hin und
sollten ohne Vorliegen anderer Erklärungen
urologisch abgeklärt werden..
Diese Symptome deuten
auf fortschreitenden Prostatakrebs hin:
Probleme beim Wasserlassen
durch einen schwachen Harnstrahl
und verstärkten Harndrang,
da der Tumor die Harnröhre
einengt. Ebenso Schmerzen beim
Wasserlassen und Blut im Urin.
Hinweis:
Probleme beim Wasserlassen,
Erektionsschwierigkeiten oder
Schmerzen beim Sex bedeuten
nicht in jedem Fall, dass eine Krebserkrankung
vorliegt. Sie können
auch Symptome einer gutartigen
Prostatavergrößerung sein oder
durch die altersbedingte Vergrößerung
der Prostata entstehen.
PROSTATAKREBS
IM FRÜHSTADIUM:
Wird Prostatakrebs im Frühstadium entdeckt, ist meist eine
vollständige Heilung möglich. In diesem Stadium hat der
Patient Zeit, gemeinsam mit dem Arzt die verschiedenen
Behandlungsmöglichkeiten gegeneinander abzuwägen.
Nach einer umfassenden Beratung durch den Arzt kann
er sich für eine bestimmte Therapiemethode entscheiden,
beispielsweise eine Operation oder Bestrahlung. Ebenso
besteht die Möglichkeit der Aktiven Überwachung (Active
Surveillance). Dabei handelt es sich um die engmaschige
Beobachtung des Patienten mithilfe von PSA-Tests, Tastuntersuchungen
und bildgebenden Verfahren. Bei dieser
Methode kann jederzeit mit einer kurativen Behandlung
begonnen werden. Eine kurative Behandlung hat die vollständige
Heilung des Patienten durch Zerstörung des Tumors
zum Ziel.
Wichtig zu wissen: Prostatakrebs wird häufig nur dann
im Frühstadium entdeckt, wenn Patienten die Möglichkeit
der jährlichen Früherkennung nutzen. Denn wie
der Bonner Urologe Dr. Philipp Lossin erklärt: „Prostatakrebs
im Frühstadium macht einfach keine Symptome.“
PROSTATAKREBS
IM FORTGESCHRITTENEN STADIUM:
Meist treten erst Beschwerden auf, wenn der Krebs weit
fortgeschritten (metastasiert) ist. Betroffene bringen diese
jedoch häufig nicht mit der Prostata in Verbindung.
VERTRAUEN IST GUT,
KONTROLLE IST BESSER!
Selbst wenn der Tumor größtenteils zerstört wurde, besteht
das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt. Darum sind bei fortgeschrittenem
Prostatakrebs regelmäßige Kontrolluntersuchungen
wichtig, um die Therapie gegebenenfalls an den
Krankheitsverlauf anzupassen. Dabei spielt auch die regelmäßige
Messung des PSA-Werts eine wichtige Rolle.
Durch die regelmäßige Messung wird festgestellt, wie lange
es dauert, bis sich der PSA-Wert im Blut verdoppelt. Man
spricht deshalb von PSA-Verdopplungszeit. Eine kurze Verdopplungszeit
weist auf ein schnelles und aggressives Tumorwachstum
hin. Entsprechend weist eine längere Verdopplungszeit
auch auf ein langsameres Tumorwachstum
hin. Die PSA-Verdopplungszeit ist daher ein wichtiges Messinstrument,
um die optimale Behandlungsstrategie für den
Patienten zu finden und gleichzeitig dessen Lebensqualität
so gut wie möglich zu erhalten.
ABHILFE FÜR SCHMERZEN
UND KÖRPERLICHE BESCHWERDEN
Schmerzen und körperliche Dysfunktionen müssen Patienten
auch bei fortgeschrittenem Prostatakrebs nicht hinnehmen.
Wenn eine vollständige Heilung nicht mehr möglich ist,
kommt eine palliative Behandlung zum Tragen. Diese zielt
darauf ab, die Symptome der Erkrankung bestmöglich zu lindern,
und dabei die Lebensqualität der Patienten aufrechtzuerhalten.
Wie gut das funktioniert, erklärt der Urologe
Dr. Lossin so:
„Wenn ausgeprägte Symptome vorliegen
und wir dann eine Therapie starten, ist
das wirklich erfreulich, wie schnell die
Patienten darauf ansprechen. Die Dosis
der Schmerzmedikation kann reduziert
werden, die Beschwerden der Patienten
gehen zurück, die Beweglichkeit kommt
wieder und die Lebensqualität steigt.“
VORSICHT IST DIE MUTTER
DER PORZELLANKISTE
Regelmäßige Kontrolltermine sind also in jedem Stadium
entscheidend, um die Erkrankung bestmöglich zu managen.
Nur so können Veränderungen rechtzeitig erkannt und die
Therapie kann schnellstmöglich angepasst werden. Ihre
aktive Beteiligung als Patient ist dabei unerlässlich. Wenn
Sie selbst die Symptome Ihrer Erkrankung kennen, sind Sie
ihnen nicht hilflos ausgeliefert und können sofort darauf
reagieren. Nur dann kann die Therapie optimal angepasst
werden. Eines ist sicher: Je früher therapiert wird, desto
größer ist die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung und
ein gutes Leben mit Prostatakrebs.
DOKUMENTIEREN
SIE IHRE SYMPTOME
IM SCHMERZ-
TAGEBUCH
Appetit:
Übelkeit:
Müdigkeit:
Das Schmerztagebuch –
Ein Begleiter für Prostatakrebs-Patienten
Markieren Sie, wo Sie Schmerzen haben.
Körperliches Befinden
Stuhlgang / Wasserlassen:
Auftretende Schmerzen immer im Blick.
Einfach für jeden Tag neu ausfü len und regelmäßig im Arztgespräch ansprechen.
Wie stark sind Ihre Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
Bi te ankreuzen. 0 = keine Schmerzen, 10 = der schlimmste Schmerz, den Sie sich vorste len kö nen
Morgens
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 0
Mi tags
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 0
Abends
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 0
Nachts
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 0
Weiteres:
Die Dokumentation aller Einzelheiten hilft, Ihre Beschwerden zu identifizieren. Außerdem kann ihr behandelnder
Arzt anhand Ihres körperlichen Zustands passende Medikamente zur Schmerzbewältigung auswählen
und analysieren, wie gut die Medikamente anschlagen.
8 Das Magazin Winter 2024/2025
9
wissens:wert
Prostatakrebstherapien
Im Wandel
der Zeit
DARAN WIRD DERZEIT GEFORSCHT:
• PSA-Speicheltest, der die Früherkennung von Prostatakrebs verbessern soll. Studien laufen derzeit.
• Weitere Kombinationstherapien, z. B. Radioligand in Kombination mit ADT und Neue Hormontherapien
(NHT) und/oder Chemotherapie.
• Bipolare Androgentherapie (BAT): Kastrationsresistente Krebszellen werden mit einer speziellen
Verabreichung von Testosteron so sensibilisiert, dass sie wieder für eine Hormontherapie mit
Neuen Hormontherapien (NHT) infrage kommen.
• Gentherapie: Ein personalisierter Ansatz in der Krebstherapie nutzt genetisch veränderte
menschliche T-Zellen, um Krebszellen zu erkennen.
Von den ersten Erkenntnissen zu den neuesten Durchbrüchen
1941
1983
1536
Erste anatomische
Beschreibung der Prostata
durch den italienischen
Anatom Niccolò Massa.
1867
Erste partielle
Entfernung der Prostata
(Prostatektomie) durch
Theodor Billroth in Wien.
Veröffentlichung der
Studienergebnisse von
Charles Brenton Huggins
zur Beeinflussung von
Prostatakrebs durch
Hormone. Diese legten den
Grundstein für die heutige
Androgen-Deprivationstherapie
(ADT). Die Zulassung
erster Medikamente
erfolgte Ende des 20. Jahrhunderts.
1975
Fortschritte beim Einsatz
von Chemotherapie bei
Prostatakrebs.
Erste Studien wurden in
den 1950er- und 1960er-
Jahren durchgeführt.
Einführung der
Brachytherapie, bei der
die Prostata von innen
durch das Einsetzen von
radioaktiven Stiften
bestrahlt wird.
Allgemeine, von außen
kommende (perkutane)
Bestrahlung wurde bereits
in den vorherigen Jahren
durchgeführt.
1991
Erstmalige Durchführung
einer laparoskopischen
Prostatektomie
(Da-Vinci-Methode).
Diese ermöglicht einen
minimalinvasiven Eingriff.
2022
EU-Zulassung der
Radioligandentherapie
für Patienten mit PSMApositivem
metastasiertem
kastrationsresistentem
Prostatakrebs.
Erste Erwähnung eines
Falls von Prostatakrebs
in einer Abhandlung des
Londoner Chirurgen
John Adams.
Durchführung der ersten
radikalen (vollständigen)
Prostatektomie
durch Hugh Young am
Johns Hopkins Hospital
in Baltimore.
Entwicklung des
Gleason-Score zur
Beurteilung eines
Prostatakarzinoms durch
den US-amerikanischen
Arzt und Pathologen
Donald F. Gleason.
1853 1980
1904
1966
Charles Huggins erhält
den Nobelpreis für seine
Therapie der chemischen
Kastration mittels
Östrogenen.
Einführung des
PSA-Tests als
wichtiges Instrument
zur Früherkennung
von Prostatakrebs.
1990er
Beginn der Forschung
zur Gentherapie bei
Prostatakrebs.
Dabei wird versucht,
Gene in die Krebszellen
einzuführen, die unter
Gabe eines bestimmten
Medikaments die
Krebszellen zerstören.
2019
Neue Hormontherapien (NHT) –
Die Wirkstoffklasse der Androgenrezeptor-Signalweg-Inhibitoren
(ARPI)
kommt sukzessive auf den Markt, um
die Therapie des fortgeschrittenen PCa
zu verbessern. Darüber hinaus werden
NHT mittlerweile erfolgreich in Wirkstoffkombinationen
eingesetzt, die verschiedene
Wirkmechanismen miteinander
vereinen. Ein Beispiel dafür ist die
Kombination mit einer Taxan-Chemotherapie
im hormonsensitiven metastasierten
Stadium (mHSPC) sowie im
späteren metastasierten kastrationsresistenten
Stadium (mCRPC), in dem die
NHT mit Hemmstoffen (PARP-Inhibitoren)
kombiniert werden, die verhindern,
dass Krebszellen einen DNA-Schaden
reparieren können.
10
Das Magazin Winter 2024/2025
11
lebens:wert
Nach vorne
schauen
Weitere Informationen
und Techniken rund um
Meditation finden Sie auf
unserem Blog: Die Kraft von
Meditation bei Prostatakrebs
Wenn die Gesundheit
zum Chef wird
Sie haben noch Fragen
zum Thema?
Die Deutsche Krebsstiftung
bietet regelmäßig Onlinekurse
zu Krebs und beruflichem
Wiedereinstieg, Existenzsicherung
oder Schulden an.
Der Weg ins Hier und Jetzt
Berufliche und finanzielle Fragen bei Prostatakrebs
Vielen Patienten fällt es schwer, die Diagnose Prostatakrebs zu akzeptieren. Der
Alltag scheint plötzlich auf den Kopf gestellt, und die Gedanken drehen sich um
Ängste und Sorgen. Einen Ausweg suchen Betroffene oft in der Beschäftigung
mit der Vergangenheit, als „alles noch in Ordnung war“. Andere wiederrum treiben
die Schuldgefühle um: „Was hätte ich anders machen können? Hätte ich früher
handeln müssen?“ Das Festhalten an der Vergangenheit hindert Patienten
häufig daran, ihr Leben mit der Erkrankung aktiv zu gestalten und die schönen
Momente im Alltag wahrzunehmen. Doch wie gelingt das Loslassen?
DER BLICK ZURÜCK
Im ersten Schritt kann es hilfreich sein, sich bewusst
mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und zu
erkunden, welche Gefühle damit verbunden sind. Der
Blick zurück kann schmerzhaft und von Wut, Angst
und Traurigkeit begleitet sein. Es ist in Ordnung, diese
Gefühle anzuerkennen und auch um die Vergangenheit
zu trauern. Um sich davon zu lösen, kann es helfen,
die Gedanken aufzuschreiben oder sogar einen
Brief an das frühere Ich zu verfassen. So gelingt es
Schritt für Schritt, die alten Zeiten hinter sich zu lassen
und das Hier und Jetzt anzugehen.
Gestern,
heute,
morgen
OMMM — ACHTSAMKEIT
DURCH MEDITATION
Die Vergangenheit loszulassen und sich
mit der Gegenwart auseinanderzusetzen
erfordert Mut. Zum Glück gibt es Meditationstechniken,
die helfen, wieder im
„Heute“ anzukommen. Mithilfe von Meditation
können Patienten lernen, unangenehme
Gefühle in Bezug auf die Erkrankung
wahrzunehmen und loszulassen. Stress
und Ängste werden dadurch nachweislich
reduziert, und das Immunsystem wird gestärkt.
Ob im Sitzen, Gehen oder Liegen –
eine Meditation ist immer und überall möglich.
Auch geführte Meditationen per App
werden angeboten, die Patienten beispielsweise
durch einen Body-Scan oder eine
Atemübung führen. Ein achtsamer Spaziergang
in der Natur kann ebenfalls einen meditativen
Effekt haben und das Gedankenkarussell
stoppen.
Zeit ist Geld, heißt es immer so schön. Eigentlich
ist damit gemeint, wie kostbar unser Leben
ist und dass wir jeden Augenblick wertschätzen
sollten – bei Krebserkrankungen mehr denn je.
Aber auch das liebe Geld sollten wir nicht unter
den Teppich kehren.
Was kostet uns eigentlich so eine Prostatakrebserkrankung?
Was mache ich, wenn ich noch mitten
im Beruf stehe? Kann ich mir einen monatelangen
Ausfall leisten? Und bin ich überhaupt
noch arbeitsfähig?
Antworten auf diese Fragen liefert Hanna Müller.
Sie ist Sozialarbeiterin in einer onkologischen
Ambulanz und berät tagtäglich Krebspatienten.
FOKUS AUF DAS WESENTLICHE
Aber klar ist auch: Eine Diagnose wie Prostatakrebs verdeutlicht,
worauf es im Leben ankommt.
Die Erfahrung hat auch Rüdiger A. gemacht. Er erhielt die
Diagnose Prostatakrebs 2018 im Alter von 57 Jahren. Damals
stand der Vertriebsmitarbeiter mit beiden Beinen im
Job. Mittlerweile befindet er sich in der passiven Altersteilzeit;
der Prostatakrebs begleitet ihn weiter.
Angenommen, ich befinde mich in der Prostatakrebsbehandlung
und lasse mich deswegen krankschreiben – was bedeutet das
finanziell für mich?
Hanna Müller: Sie haben bei einer Krankmeldung zunächst sechs Wochen
Anspruch auf die Lohnfortzahlung. Fallen Sie länger aus, wird
die Krankenkasse zuständig, und Sie bekommen Krankengeld. Das ist
eine finanzielle Einbuße, weil das Krankengeld nur 70 Prozent vom
Bruttogehalt beträgt. Dazu kommen hohe Rezeptgebühren, Medikamente,
Verbandsmaterial, Gebühren für Taxifahrten usw.
Gibt es Möglichkeiten der finanziellen Entlastung?
Hanna Müller: Es gibt eine spezifische Belastungsgrenze, bis zu der
Sie Zuzahlungen leisten müssen. Darüber hinaus kann die gesetzliche
Krankenkasse Sie davon befreien. Während einer Chemotherapie oder
Bestrahlung haben Sie Anspruch auf die Übernahme der Fahrtkosten.
In Extremfällen und bei sehr niedrigem Einkommen können
Sie auch finanzielle Unterstützung aus Härtefonds beantragen.
Vieles ist jedoch von den persönlichen Umständen der
Betroffenen abhängig und gilt nicht universell für jeden Krebspatienten.
Es gibt aber definitiv Mittel und Wege zur finanziellen Entlastung,
die jedoch teilweise Ihre Eigeninitiative erfordern.
Wie steht es um das Thema Frührente bei Prostatakrebs, wenn ich
z. B. nicht mehr genug Energie habe, um weiterhin im Berufsleben
tätig zu sein?
Hanna Müller: Bei einer Krebserkrankung kann man den Verlauf nicht
vorhersagen. Sie wissen nicht, ob Sie nach der Therapie wieder arbeitsfähig
sind oder nicht. Wenn sich herausstellt, dass Ihre Erwerbsfähigkeit
nicht mehr gegeben oder vermindert ist, können Sie sich an den
Rentenversicherungsträger wenden und eine Erwerbsunfähigkeitsoder
Erwerbsminderungsrente beantragen. Die medizinischen Befunde
und Prognosen von Ärzten spielen dabei eine große Rolle.
„Vor meiner Diagnose habe ich gewissen
Momenten nicht ausreichend Wertschätzung
entgegengebracht. Das ist jetzt anders, wo ich
nicht mehr arbeite. Ich schaue nach vorne und
schätze die kleinsten Dinge, Situationen und
Ereignisse. An einem Dienstagmorgen auf
meiner Terrasse zu frühstücken und mein
Leben zu genießen - das hat was.“
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Das Magazin Winter 2024/2025
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lebens:wert
Die unsichtbare Erschöpfung:
Fatigue
Strategien zum Umgang mit Fatigue bei Prostatakrebs
WAS IST FATIGUE?
Fatigue ist eine anhaltende Erschöpfung, die
nicht einfach durch Schlaf oder Ruhe behoben
werden kann. Medikamente können eine Ursache
von Fatigue sein, insbesondere Krebsmedikamente.
Viele Menschen, die an Prostatakrebs
leiden, berichten von einem ständigen Gefühl der
Erschöpfung, das ihren Alltag stark beeinflusst.
Dann können selbst kleine, alltägliche Aufgaben
wie Zähneputzen oder Anziehen bereits zur Herausforderung
werden. Im Gegensatz zur normalen
Müdigkeit, die nach einer erholsamen Nacht
oft verschwindet, bleibt Fatigue hartnäckig und
kann das Energieniveau beeinträchtigen.
In den letzten Jahren wurden bedeutende
Fortschritte in der Behandlung
von Prostatakrebs gemacht. Neue
Therapieansätze bieten Hoffnung und
Verbesserung, aber es gibt eine Begleiterscheinung,
die oft unsichtbar bleibt
und dennoch viele Patienten betrifft:
Fatigue.
WIE SICH DIE UNSICHTBARE LAST
LEICHTER ANFÜHLEN KANN
Es ist entscheidend zu wissen: Auch wenn die
chronische Erschöpfung oft unsichtbar und
schwer greifbar erscheint, sind Sie als Betroffener
keineswegs allein. Viele Menschen kämpfen
mit ähnlichen Symptomen und teilen ihre Erfahrungen.
Diese gemeinsame Erkenntnis kann
ein wertvoller Schritt auf dem Weg zu Verständnis
und Unterstützung sein. Die Tatsache, dass
Sie nicht allein sind, kann Hoffnung schenken
und Mut verleihen. Der Austausch mit anderen,
die dieselben Herausforderungen erleben, sowie
das Verständnis von Familie und Freunden können
eine bedeutende Quelle der Erleichterung
sein. Es ist wichtig, dass Sie wissen, dass Ihre Erfahrungen
ernst genommen werden und dass es
Wege gibt, wie sich diese unsichtbare Last für Sie
auch leichter anfühlen kann.
Strategien
zum Umgang mit Fatigue
1
DOKUMENTIEREN UND VERSTEHEN
Wann fühlen Sie sich kraftlos? Welche Aktivitäten rauben
Ihnen die meiste Energie? Es ist wichtig, dass Sie herausfinden,
wann die Erschöpfung sich bei Ihnen bemerkbar
macht. Das ist nicht nur für Ihren Alltag, sondern auch für
die Behandlung hilfreich.
2
MEDIZINISCHE UNTERSTÜTZUNG
Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über Ihre Symptome.
Es gibt gezielte Therapien und Medikamente, die helfen
können, Fatigue zu lindern. In manchen Fällen ist
es auch möglich, auf ein verträglicheres Krebsmedikament
zu wechseln, wenn die Nebenwirkungen nicht
kontrollierbar sind. Ihr medizinisches Team kann Ihnen
helfen, eine individuelle Behandlungsstrategie zu
finden, die zu Ihrer Situation passt.
3
MIT PLANUNG DEN ALLTAG MEISTERN
Planen Sie Ihren Tag so, dass Sie Ihre Energie bestmöglich
nutzen können. Kleine, regelmäßige Bewegungseinheiten
wie Spaziergänge können helfen, das Energieniveau zu
stabilisieren. Priorisieren Sie wichtige Aufgaben und gönnen
Sie sich regelmäßig Pausen.
4
EMOTIONALE UND/ODER
PROFESSIONELLE UNTERSTÜTZUNG
Die emotionale Belastung durch Fatigue sollte nicht unterschätzt
werden. Gespräche mit einem Psychologen oder in
Selbsthilfegruppen können helfen, die emotionale Last zu
bewältigen und positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
5
GEMEINSCHAFT UND AUSTAUSCH
Nutzen Sie die Möglichkeiten, sich mit anderen Betroffenen
auszutauschen. Onlineforen und lokale Selbsthilfegruppen
bieten eine wertvolle Unterstützung und helfen,
sich nicht isoliert zu fühlen. Der Austausch mit anderen
Prostatakrebspatienten kann neue Perspektiven eröffnen
und ermutigen.
Führen Sie
ein Energietagebuch?
Dokumentieren Sie
Ihren Energieaufwand,
damit Sie Ihre inneren Kräfte
besser einschätzen können.
Einfach QR-Code scannen und
Energietagebuch herunterladen!
Versuchen Sie nach vorn
zu schauen!
Denken Sie nicht ständig daran zurück,
was Sie früher alles geschafft haben.
Vergleichen Sie sich auch nicht mit
Familienangehörigen oder Freunden,
die leistungsfähiger sind als Sie, sondern
schenken Sie sich selbst lieber
Verständnis und Anerkennung. Nehmen
Sie sich kleine Schritte vor und
freuen Sie sich über jeden kleinen
Erfolg! Diese positive Haltung wird
Ihnen helfen, sich motiviert und gestärkt
zu fühlen, während Sie Ihren
Weg Schritt für Schritt weitergehen.
14 Das Magazin Winter 2024/2025
15
wissens:wert
Ist die Prostatakrebsbehandlung überstanden, wünschen
sich viele Patienten, möglichst schnell in den normalen Alltag
zurückzukehren und die Erkrankung hinter sich zu lassen.
Das fällt aber nicht immer leicht. Häufig bleiben nach
der Behandlung Funktionsstörungen wie Inkontinenz oder
erektile Dysfunktion zurück. Und auch die Psyche leidet unter
dem Einschnitt der Erkrankung. Eine Reha kann helfen,
Ab in die Reha!
Ein Fahrplan zurück in den Alltag
körperliche Beschwerden in den Griff zu bekommen und
das Erlebte zu verarbeiten. Auch beim Wiedereinstieg in
das gesellschaftliche und berufliche Leben bietet sie Unterstützung.
Tatsächlich nimmt aber nur etwa die Hälfte aller
Betroffenen das Angebot in Anspruch, obwohl die bürokratischen
Hürden niedrig sind. Die Kosten und Beantragung
werden in den meisten Fällen fast vollständig übernommen.
PROSTATAKREBS BEDEUTET NICHT
DAS ENDE ALLER ZUKUNFTSPLÄNE
Die Behandlungsphase ist kräftezehrend. Doch diese Zeit
ist auch der erste Schritt in ein neues Leben. Ist der Krebs
noch heilbar, kann der Tumor vollständig entfernt werden.
Ist eine Heilung nicht mehr möglich, wird die Behandlung
darauf ausgerichtet, das Fortschreiten zu verlangsamen
und die Symptome wie z. B. Schmerzen zu lindern und Lebensqualität
langfristig bestmöglich zu erhalten. Das heißt
aber nicht, dass das Leben bald vorbei ist. Das beste Beispiel
dafür ist der Prostatakrebspatient Wolfgang S.
1
JEDER HAT EIN RECHT AUF REHA
In Deutschland hat fast jeder Patient nach einer
Prostatakrebsbehandlung Anspruch auf eine
Reha. Ihr behandelnder Arzt ist dazu verpflichtet,
Ihnen diese „Anschlussheilbehandlung“ zu
empfehlen. Sie können dann zustimmen oder
ablehnen. Sollte Ihr Behandler Sie nicht auf eine
Reha ansprechen, fragen Sie aktiv nach!
Die Reha muss innerhalb von zwei Wochen
nach Therapieende begonnen werden.
Sie sollte daher rechtzeitig beantragt werden.
DER REHAAUFENTHALT
Ein Rehaaufenthalt dauert in der Regel drei bis
vier Wochen. Vor Ort besprechen Sie zunächst
Ihre Ziele und individuellen Beschwerden. Die
Angebote einer Reha variieren je nach Einrichtung.
Dazu zählen: Ergo- und Physiotherapie,
Ernährungsberatung sowie Sport- und Bewegungstherapie,
Yoga oder Entspannungskurse.
Die medizinische und psychologische Betreuung
unterstützt Sie in dem Prozess, Stück für
Stück wieder in das gesellschaftliche Leben einzutauchen
und im Berufsleben Fuß zu fassen.
Wichtig: Eine Reha ist immer nur der Beginn
der Genesungsreise. Nicht für jeden ist danach
direkt wieder alles beim Alten – geben Sie sich
also Zeit und machen Sie sich keinen Druck.
Jeder Weg ist unterschiedlich.
16
3
Wir zeigen Ihnen, welche Stationen der Fahrplan zur Reha umfasst!
vor der Reha
2
RAHMENBEDINGUNGEN KLÄREN
Haben Sie der Empfehlung zugestimmt, sollten Sie zunächst
mit Ihrem Arzt über die Rahmenbedingungen sprechen.
Wünschen Sie sich eine stationäre oder ambulante
Reha? Sie können grundsätzlich frei wählen, welche Einrichtung
Sie besuchen möchten. Damit der Bewilligung
nichts im Wege steht, sollte diese aber ein paar formelle
Voraussetzungen erfüllen. Nutzen Sie unsere Checkliste!
Hinweis: Ob die Einrichtung noch freie Plätze hat und ob sie
für Ihre Bedürfnisse geeignet ist, muss im individuellen Fall
gemeinsam mit dem behandelnden Arzt geklärt werden.
Welche Voraussetzungen muss eine Rehaeinrichtung erfüllen?
Meine Wunschklinik ...
✔ bietet die Rehabilitation nach Prostatakrebs an.
✔ hat einen Vertrag mit dem Kostenträger (z. B. Krankenkasse).
✔ besitzt eine Zertifizierung über ihre Qualitätsstandards.
ANTRAGSTELLUNG
Die Antragstellung übernimmt in der Regel Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Klinik. Aber
auch Ihr Hausarzt oder kostenlose Krebsberatungsstellen können Sie dabei unterstützen.
4 während der Reha H 5
!
Onkologische Rehabilitation
Eine Reha kann einmal nach der
Erstbehandlung in Anspruch
genommen werden. Danach ist
es möglich, eigenständig eine
onkologische Rehabilitation zu
beantragen. Da wird ein ärztlicher
Befund über die Notwendigkeit
einer weiteren Reha
benötigt. Informationen dazu
erhalten Sie von Ihrem behandelnden
Arzt. Um den Prozess
zu vereinfachen, können Sie sich
auch schon vorab über die
Beantragung informieren oder
sich bei Krebsberatungsstellen
kostenlos beraten lassen.
nach der Reha
ZURÜCK IM ALLTAG
Während der Reha erlernen Sie wichtige
Werkzeuge, die Ihnen auch im Alltag
zu Hause helfen sollen. Knüpfen Sie an
das Gelernte an oder beginnen Sie ein
Hobby, das Sie neu kennengelernt haben.
Selbsthilfegruppen sind auch eine
gute Möglichkeit, um die Verarbeitung
der Krebserkrankung auf mentaler
Ebene weiter anzugehen. Einige Rehaeinrichtungen
bieten auch nach einem
Aufenthalt weitere Begleitung an. Am
wichtigsten ist: Lassen Sie sich Zeit und
setzen Sie sich nicht unter Druck. Auch
kleine Schritte und Veränderungen
sind ein Erfolg auf Ihrem Weg zurück
ins Leben.
Nicht das Ende,
sondern neue
Perspektiven
Leben mit Prostatakrebs:
Wie Zuversicht und Therapie
neue Sichtweisen schaffen
„Es tut mir leid,
der Tumor ist bösartig“.
Plötzlich ist nichts mehr, wie es vorher war. Die
Diagnose Krebs ist immer ein Schock, auf den
jeder Mensch anders reagiert. Manche mit Wut:
„Warum trifft es ausgerechnet mich?“, manche
mit Ungläubigkeit: „Die Diagnose muss einfach
ein Irrtum sein. Mir geht es doch gut.“ Und es gibt
Betroffene, die die Diagnose mit Fassung aufnehmen
und positiv nach vorne schauen nach dem
Motto: „Es wird schon gut ausgehen“.
Fakt ist:
Es braucht Zeit, die Diagnose zu verarbeiten.
WOLFGANG S.
HAT SEIN LEBEN NEU GESTARTET
Wenn man Wolfgang S. sieht, glaubt man nicht, dass
dieser zufrieden und gesund wirkende Mann seit mehr
als 13 Jahren mit fortschreitendem Prostatakrebs lebt.
Wolfgang S. hat sich seine Lebensfreude bewahrt und seinen
Weg gefunden, mit der Erkrankung zu leben. Er ist
der festen Überzeugung, dass eine lebensbejahende Einstellung
den Therapieverlauf positiv beeinflusst. Wolfgang
S. hat für sich beschlossen, nur noch das zu tun, was ihm
und seiner Gesundheit guttut. So entschied er sich einige
Jahre nach der Diagnose gegen seinen Beruf. Stattdessen
widmet er sich seither einer Leidenschaft, für die er vor der
Erkrankung nie genug Zeit fand. Wolfgang S. ist seitdem begeisterter
Musiker, tritt sogar öffentlich auf oder musiziert
gemeinsam mit seinen Enkelkindern. Fragt man ihn, welchen
Rat er anderen Betroffenen geben kann, lautet seine
Antwort:
„Achte auf dich selbst; was dir guttut,
tut auch anderen gut und tut auch deiner
Gesundheit gut.“
Schauen Sie das ganze Interview
mit Wolfgang S. auf:
Das Magazin Winter 2024/2025 17
Monat / Jahr
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Datum der Woche
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Datum der Woche
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Datum der Woche
–
Datum der Woche
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Datum der Woche
1.
2.
3.
wissens:wert
DIE
Stressbewältigung
im Alltag
PHASEN
DER KRANKHEITSBEWÄLTIGUNG*
In wenigen Minuten zur inneren Ruhe finden
1
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4
5
Eine Krebsdiagnose muss nicht nur körperlich,
sondern vor allem psychisch verarbeitet werden.
Diesen Verarbeitungsprozess hat die Psychiaterin
Elisabeth Kübler-Ross in einem Fünf-Phasen-Modell
beschrieben, das oft verwendet wird, um das
emotionale Erleben eines Verlusts oder einer bedeutenden
Lebensveränderung zu beschreiben.
LEUGNEN:
Betroffene weigern sich, die Diagnose zu
akzeptieren. Sie muss einfach falsch sein.
Das ist eine Art Schutzmechanismus, der
der Psyche Zeit verschafft, die Diagnose ins
Bewusstsein vordringen zu lassen.
ZORN UND WUT:
„Warum ausgerechnet ich?“ Das Gefühl, vom
Schicksal ungerecht behandelt worden zu
sein, kann dazu führen, dass Betroffene ihre
Wut an Freunden und Familie auslassen.
VERHANDELN:
Die Realität der Krankheit wird akzeptiert,
doch vielleicht kann man etwas tun, damit
schnelle Heilung eintritt. Betroffene versuchen
in dieser Phase manchmal mit dem
Schicksal, höheren Mächten oder sich selbst
zu verhandeln. Nach dem Motto: „Wenn ich
ab jetzt gesund lebe, wird alles wieder gut.“
TRAUER:
Die Betroffenen begreifen, dass das Leben
möglicherweise anders verlaufen wird, und
betrauern den Verlust ihres unbeschwerten
Lebens davor.
AKZEPTANZ:
Sie akzeptieren die Krankheit und beginnen
sich mit der Situation zu arrangieren.
*in Anlehnung an das Fünf-Phasen-Modell der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross
4 Tipps
für mehr Zufriedenheit
trotz Prostatakrebs
1
Muten Sie sich selbst nicht zu viel zu.
Setzen Sie sich selbst nicht unter Druck.
Stellen Sie beispielsweise fest, dass sich Ihr
Beruf und die Erkrankung nicht mehr
miteinander vereinbaren lassen, überdenken
Sie Ihre derzeitige Lebenssituation.
2
Suchen Sie den Austausch mit anderen.
Eine Krebserkrankung belastet auch die Psyche.
Reden Sie mit Ihrer Familie und Ihren Freunden
über Ihre Erkrankung. Reden ist Balsam für
die Seele. Auch eine Selbsthilfegruppe hilft
vielen Betroffenen, mit der Erkrankung
besser umzugehen.
3
Achten Sie auf Ihren Lebensstil.
Eine ausgewogene Ernährung und ein
gesundes Körpergewicht spielen eine
entscheidende Rolle. Eine gute allgemeine
Konstitution und ein starkes Immunsystem
sind für Krebspatienten wichtig. Zudem tragen
Sport und Bewegung dazu bei, die Lebensqualität
und das Wohlbefinden zu verbessern.
4
Entscheiden Sie aktiv mit.
Ihre Ärzte sollten ihre wichtigsten Berater sein,
aber nicht die alleinigen Entscheider über Ihre
Therapie. Bereiten Sie Ihre Arztbesuche gut vor.
Bringen Sie die wichtigsten Werte und
Befunde mit. Machen Sie eine Liste der Fragen,
die Sie Ihrem Arzt stellen wollen.
Mehr als ein Viertel der Deutschen kämpft häufig mit Stress
im Alltag, und jeder fünfte Mann ist davon betroffen. Die
häufigsten Ursachen für Stress sind die Arbeit, ein hoher
Anspruch an sich selbst, seit der Coronapandemie die Sorge
vor Erkrankungen nahestehender Personen sowie ständige
Erreichbarkeit und zu viele Termine und Verpflichtungen
in der Freizeit. Für Männer mit Prostatakrebs kommt noch
eine weitere Ebene hinzu: die Sorge um die eigene Erkrankung,
unvorhersehbare Schwankungen des körperlichen
und mentalen Befindens sowie die Herausforderung, aus
der Flut an Informationen die Richtigen herauszufiltern.
Dieses ständige Auf und Ab macht es Betroffenen schwer,
innere Ruhe im Alltag zu finden.
ENTSPANNUNG MEISTERN:
STÄRKE DURCH ACHTSAMKEIT
Doch es gibt Möglichkeiten, diesem Stress entgegenzuwirken.
Manchmal helfen schon Priorisierung und Verbildlichung
von Aufgaben, um nicht überwältigt zu werden.
Wenn Sie sich selbst mal nicht in der Lage fühlen, die anvisierten
Aufgaben zu erledigen, können Sie diese auch an
Ihr Umfeld weitergeben und um Unterstützung bitten. Sie
merken: Verschiedenste Techniken können Patienten dabei
helfen, sich für kurze Zeit im anstrengenden Alltag zu
entspannen und ihre Lebensqualität zu steigern. Für viele
Männer stellt Entspannung jedoch eine Herausforderung
dar. Achtsamkeit und das Wahrnehmen des eigenen Körpers
werden oft als unangenehm empfunden oder schnell
als Zeitverschwendung abgetan. Doch gerade in herausfordernden
Zeiten zeugt es von Stärke, innere Ruhe bewusst
herbeirufen zu können.
Es gibt viele unterschiedliche Entspannungsübungen –
nicht alle funktionieren für jeden gleich gut.
Probieren Sie
sie einfach aus!
4-7-8-METHODE: ENTSPANNUNG
DURCH BEWUSSTES ATMEN
Atemübungen sind eine besonders einfache Methode, um
schnell und ohne großen Aufwand Entspannung zu erlangen.
Durch das Atmen mit dem Zwerchfell oder der Magenregion
wird die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems,
auch bekannt als das „Ruhesystem“, gefördert.
Bewusstes und langsames Ein- und Ausatmen hat dann
eine beruhigende und entspannende Wirkung.
Und so geht die 4-7-8-Methode:
Tief einatmen: Zählen Sie dabei langsam bis 4.
Atem anhalten: Zählen Sie weiter bis 7.
Ausatmen: Lassen Sie bei 8 die Luft entweichen.
Wiederholen Sie diese Sequenz mehrmals.
Tipp: Konzentrieren Sie sich auf tiefes Einatmen und
langsames Ausatmen in den Bauch für maximale Entspannung.
BEWUSSTSEIN DURCH SCHREIBEN
Um positive Dinge im Alltag wahrzunehmen, kann es
hilfreich sein, sich täglich bewusst auch auf die kleinen
Glücksmomente zu fokussieren. Um mehr Bewusstsein in
Ihren Alltag zu integrieren, können Sie Ihre Gedanken und
Glücksmomente in diesem Achtsamkeitsbogen festhalten.
Der Achtsamkeitsbogen –
Dankbarkeit und Glücksmomente im Alltag
mit Prostatakrebs erkennen
Woche 1
Woche 2
Woche 3
Woche 4
Woche 5
Dafür bin ich diese Woche dankbar:
Das habe ich mir Gutes getan:
Dieser Person möchte ich DANKE sagen:
Über diesen Ratschlag
habe ich mich besonders gefreut:
Drei kleine oder große Dinge,
für die ich dankbar bin:
Tipp: Achtsame Momente sammeln.
Einfach für jeden Monat neu ausdrucken, ausfü len und reflektieren
Darüber konnte ich besonders lachen:
Das hat mir diese Woche Kraft gegeben:
Das mache ich morgen mal anders:
Dafür bin ich diese Woche dankbar:
Mein Glücksmoment:
DAS 6-MINUTEN-TAGEBUCH
Dieses Tagebuch hilft Ihnen, den Fokus
auf positive Aspekte zu lenken und mehr
Achtsamkeit sowie Gelassenheit zu entwickeln.
Mit nur sechs Minuten pro Tag –
aufgeteilt in drei Minuten am Morgen
und drei Minuten am Abend – unterstützt
es Ihre tägliche Routine.
QR-Code scannen
und Glücksmomente
sammeln.
18
Jeder Mensch durchlebt diese Phasen anders. Es gibt keinen „richtigen“
oder „falschen“ Weg, diesen Prozess zu durchlaufen und nicht
jede Phase tritt zum Vorschein. Genauso kann es auch zu „Rückschritten“
kommen, denn Bewältigung ist nicht immer geradlinig.
Das Magazin Winter 2024/2025
19
lebens:wert
Hallo, Leben!
Arzttermine, Untersuchungen, Sorgen – nach der Diagnose Prostatakrebs dreht
sich oft der ganze Alltag um die Erkrankung. Umso wichtiger ist es, sich bewusst
Zeit für schöne Erlebnisse zu nehmen. Auch mit Prostatakrebs gibt es eine Vielzahl
an Aktivitäten, die Sie gemeinsam oder für sich allein unternehmen können.
Sport, Geselligkeit oder Entspannung helfen dabei, den Kopf freizubekommen,
Stress abzubauen und Ihre Lebensqualität zu steigern.
1
INS SCHWITZEN KOMMEN
Sport sollte – solange er gut tut und sich gut anfühlt – betrieben werden. Dabei
lautet das Credo: Die Gesundheit fördern, aber sich nicht verausgaben, damit der Körper
sich auch auf die Heilung und Therapie konzentrieren kann. Schwimmen ist eine besonders
sanfte Sportart, die sich auch bei Prostatakrebs hervorragend eignet. Die Schwerelosigkeit im
Wasser fühlt sich nicht nur angenehm an, sondern schont auch Blutdruck und Gelenke. Wenn
Ihre Therapie es zulässt, schwingen Sie sich in den Sattel – eine Tour mit dem Fahrrad oder
E-Bike ist ideal, um die Ausdauer zu trainieren und den Kreislauf in Schwung zu bringen.
Fahrradhelm nicht vergessen! Und keine Sorge: Fahrradfahren verursacht kein
Tumorwachstum, sondern tut gut und macht fit.
Einfach mal
der Natur lauschen
Fit bleiben,
so lange es geht!
2
Tipps für die Freizeit
NATUR PUR –
DEN WALD MIT ALLEN SINNEN SPÜREN
Ein Waldspaziergang reduziert nachweislich das Stresshormon
Cortisol, sodass wir uns ruhiger und ausgeglichener fühlen. Ihre Gedanken
driften ganz automatisch ab, Sie lauschen den Geräuschen des
Waldes und genießen die Ruhe der Natur. Vielleicht haben Sie auch schon
einmal von Waldbaden gehört. Bei der aus Japan stammenden Naturheilkunde
erleben Sie die Natur mit allen Sinnen. Das geht allein,
aber auch in der Gruppe bei geführten Kursen zum Thema
Waldbaden.
mit Prostatakrebs
Knobeln, Würfeln
oder Rätseln?
AUF DIE WÜRFEL,
FERTIG, LOS!
Für viele Krebserkrankte ist es nicht nur hilfreich, sich
mit anderen auszutauschen, sondern auch, soziale Kontakte
zu pflegen und sich Ablenkung zu verschaffen. Ein geselliger
Spieleabend im Kreis der Familie oder mit Freunden tut sowohl
Körper als auch Geist gut. Egal ob beim Knobeln, Würfeln
oder Rätseln – die Synapsen werden aktiviert, und
das Nervensystem kann sich entspannen.
EXTRA-TIPP:
AUF DEN SPUREN VON
HAMLET, DA VINCI & CO.
Für Kulturliebhaber bietet sich
auch ein Besuch im Theater oder
Museum an. Viele Werke und
Stücke setzen sich mit philosophischen
Themen auseinander
und können Inspiration oder
Trost spenden. Zudem kann die
bedächtige Atmosphäre dort
einen beruhigenden Effekt haben.
Das Schöne: Museen und Theater
finden sich in fast jeder Stadt
und sind für jedermann
zugänglich.
PODCASTS:
ABSCHALTEN IM ALLTAG
Gönnen Sie sich ab und zu eine Pause vom Alltag und beschäftigen
Sie sich auch mal mit Dingen, die nichts mit Krebs zu tun haben.
Machen Sie es sich zum Beispiel bei einer Tasse Tee gemütlich und
lauschen Sie einem unterhaltsamen Podcast. Verschiedene Plattformen
bieten mittlerweile eine Vielzahl an Podcasts zu Themen aus Politik, Kunst,
Musik, Geschichte und Co. an. Bei „Und was machst du am Wochenende?“ von
Zeit Online sprechen jede Woche prominente Interviewpartnerinnen und
-partner darüber, was ein gelungenes Wochenende für sie ausmacht –
jede Menge Empfehlungen und Inspirationen natürlich inklusive!
Tipp: Ein Podcast lässt sich überall hören. Verbinden Sie das doch
einfach mit einem Waldspaziergang, dem nächsten
Einkauf oder einer Bahnfahrt.
Kopfhörer auf und los!
5
3
KOPF AUS, ENTSPANNUNG AN
Wellness ist eine beliebte Aktivität, um zu entspannen und
den Alltag für einen Moment hinter sich zu lassen. Dafür muss es
nicht immer der Besuch im Thermalbad oder Spa sein. Die hohen Temperaturen
in der Sauna können sich während oder unmittelbar nach einer
Prostatakrebsbehandlung negativ auf den Kreislauf auswirken. Daher empfiehlt
es sich, auf sanftere Methoden zurückzugreifen. Probieren Sie doch
mal eine entspannende Massage, Duftkerzen oder ein warmes Bad.
Diese Aktivitäten lassen sich auch wunderbar zu Hause
umsetzen und können ebenfalls einen wohltuenden
Effekt haben.
Wie wäre es mit
einer sanften Massage?!
4
20
Das Magazin Winter 2024/2025
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mehr:wert
Ablenkung gefällig?
22
Quick & Healthy
Deftige Hausmannskost –
Geht das auch gesund?
Vor allem im Herbst und Winter sind deftige
Gerichte besonders beliebt: Eintöpfe, Rouladen
und Gulasch gehören einfach dazu und sind
meist mit traditionellen Familienrezepten verbunden.
Leider geht die eher reichhaltige Hausmannskost
nicht immer mit einer gesunden,
ausgewogenen Ernährung einher: Viele dieser
Gerichte stammen aus einer Zeit, in der schnelle
Energie für körperlich anstrengende Arbeit benötigt
wurde. Meist wird das Essen daher sehr
fettig zubereitet, und Gemüse & Co. verlieren
durch langes Kochen wichtige Nährstoffe.
Sie müssen aber nicht auf Ihre Lieblingsgerichte
verzichten! Verbote sind sowieso kontraproduktiv
– setzen Sie auf Genuss in Maßen. Mit
einigen gesunden Alternativen können Sie die
Nährwerte der traditionellen Küche ganz leicht
aufwerten. Wählen Sie zum Beispiel fettarmes
Geflügelfleisch anstelle von Schweinefleisch,
nutzen Sie zum Braten pflanzliches Öl mit ungesättigten
Fettsäuren (z. B. Rapsöl) statt Butter
und verfeinern Sie fetthaltige Soßen mit Joghurt
oder fettreduzierten Alternativen.
Einen Klassiker der deutschen Küche – aber gesünder
und nährstoffreich – können Sie direkt
nachkochen. Guten Appetit!
Putenschnitzel
IN VOLLKORNHAFERFLOCKEN-PANADE
MIT KARTOFFELSALAT
(Zutaten für 4 Portionen)
Für die Schnitzel
4 Putenschnitzel | 1 Ei, verquirlt | 50 g Vollkornhaferflocken
Rapsöl | Salz, Pfeffer, Paprika rosenscharf
Zubereitung
1 Die Putenschnitzel mit einem Küchentuch trocken tupfen und
mit einem Fleischhammer vorsichtig flachklopfen. Von beiden
Seiten mit etwas Salz, Pfeffer und Paprika rosenscharf würzen.
2 Die Schnitzel nacheinander durch das verquirlte Ei ziehen und in
den Haferflocken wenden. Diese leicht festdrücken.
3 In einer Pfanne Rapsöl heiß werden lassen und die Schnitzel bei
mittlerer Hitze von beiden Seiten goldgelb braten.
Für den Kartoffelsalat
1,2 kg mittelgroße Kartoffeln festkochend | 1 Bund Schnittlauch
1 Bund Radieschen | 200 g Gewürzgurken | 4 EL Sud der Gewürzgurken
| 400 g Joghurt 1,5 % Fett | 1 EL mittelscharfer Senf
Salz und Pfeffer
Zubereitung
1 Die Kartoffeln waschen, ungeschält in einen Topf geben, mit Wasser
bedecken und aufkochen lassen. Hitze reduzieren und 20 Minuten
köchelnd garen.
2 Schnittlauch waschen, trockenschütteln und in feine Ringe schneiden.
Radieschen putzen und in dünne Scheiben schneiden oder hobeln.
Gewürzgurken fein würfeln. Joghurt mit Gurkensud, Senf, Salz sowie
Pfeffer kräftig würzen.
3 Sobald die Kartoffeln gar sind, abgießen und ein wenig auskühlen lassen.
Noch heiße Kartoffeln pellen und in feine Scheiben schneiden.
4 Heiße Kartoffeln mit Gewürzgurken, Radieschen sowie vorbereitetem
Dressing vermischen und 15 Minuten ziehen lassen. Schnittlauch
untermengen und Salat mit Salz und Pfeffer abschmecken.
20 Min.
40 Min.
Ran an den Stift
und viel Erfolg!
In unserem Prostata-
Glossar finden Sie die
wichtigsten Begriffe
noch einmal erklärt!
Wann wird mein Name wohl genannt? Die Zeit im Wartezimmer kann sich für
Betroffene oft sehr zäh anfühlen – insbesondere, wenn man neu diagnostiziert
wurde oder nervös auf wichtige Testergebnisse wartet. Nutzen Sie diese Zeit
für eine spielerische Ablenkung und nehmen Sie Ihr Wissen über Prostatakrebs
einmal genauer unter die Lupe. Gesucht werden 15 Begriffe. Ein schöner Nebeneffekt:
Rätseln kann den Kopf freimachen.
Richtungen: links nach rechts, oben nach unten, diagonal von links nach rechts
(z. B. von unten links nach oben rechts)
FKDJYÜZTLEBENSZEITAFNYRAAH
QANGJSAPVNRHCJMESGBIOPSIEO
BRAHEILUNGHUFBSHVSNDKPSBVR
GZMEMRNDACJMOOGWOAVNWHGJSM
FIDJMÜZTBALVNADANGWFNYRNAO
BNFHENLOIVPGDEHRBKOLKGFZEN
GOMETREREHABILITATIONWNHGS
VMWLAROSTITPKREEESESGEHCME
GLEASONWDCAMOSGZOWVNIHGJSN
BÜFHTNLNIRPSGCHENQKLLOGIES
CBÜFACUBEFHCNLAIPJISPUFDAI
GADESFNHACJMOSGTOSVNWHGJST
FBDJEÜTTBAPFPRÄVENTIONRNAI
BÜFBNNLAIVPGYBHROLPAZOKSEV
Das Magazin Winter 2024/2025
Lösung Waagerecht: Heilung, Rehabilitation, Gleason, Biopsie, Lebenszeit, Prävention • Senkrecht: Hormonsensitiv,
Metastasen, Wartezeit, Karzinom • Diagonal: PSA, Resilienz, Therapie, Befund, Diagnose
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Sie möchten auf dem Laufenden sein, was
neue Erkenntnisse zur Erkrankung und
Alltagstipps bei Prostatakrebs angeht?
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Die neue Ausgabe des wertvollER Magazins liegt
schon bald im Wartezimmer und online unter
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51368 Leverkusen