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Das Magazin für Bauen, Wohnen und Energie
der KLiBA Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis
SOMMER 2024
DAS MACHBARE GEMACHT –
EINE SANIERUNGSGESCHICHTE
ZUKUNFTSWEISENDES
FEUERWEHRHAUS ALS ORT
DER BEGEGNUNG
KLIMASCHUTZ UND SOZIALES
GEHEN HAND IN HAND
EIN KLIMAKLEBER?
MEIN FREIWILLIGES
ÖKOLOGISCHES JAHR
SCHWERPUNKT:
WIND UND SONNE
IN DER REGION
STÄRKER NUTZEN
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
es geht voran – 2023 wurden in Deutschland
erstmals mehr als 50 Prozent Strom
aus erneuerbaren Energien erzeugt.
Den größten Beitrag zur Stromerzeugung
leisteten Windkraftanlagen (31 Prozent)
und erzeugen damit mehr Strom als
Braun- und Steinkohlekraftwerke zusammen.
Der Rekordausbau von über eine
Million Photovoltaik-Anlagen im Jahr 2023
zeigt, dass auch die Nutzung von Solarenergie
weiter voranschreitet. Die Gesamtleistung
aller Solaranlagen betrug bis
Ende 2023 82,2 GW. Und der Zubau beschleunigt
sich weiter.
Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent
des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren
Energien gedeckt werden. Die Windkraft
spielt dabei eine wichtige Rolle. Neue
Windkraft-Anlagen werden nun etwas
schneller genehmigt, der Zubau nimmt hier
wieder an Fahrt auf: 2023 wurden rund
1.500 Anlagen genehmigt mit einer Leistung
von 8 GW – beinahe doppelt so viele
Genehmigungen wie 2022 oder 2021.
Für Klimaneutralität bis 2045 ist ein weiterer
schneller und umfassender Ausbau
der erneuerbaren Energien unabdingbar.
Auch in der Rhein-Neckar-Region wird der
Ausbau der erneuerbaren Energien mittlerweile
konkreter. Wir berichten darüber,
um welche Projekte und Diskussionen es
dabei geht und worauf es bei der lokalen
Akzeptanz von Windenergie- und Solaranlagen
ankommt.
Dass die Wärme – also das klimafreundliche
Heizen – für die Energiewende eine
gleichermaßen entscheidende Rolle
wie der Strom spielt, wissen wir als Energieberater
besonders gut. In der aktuellen
Ausgabe widmen wir uns spannenden
Sanierungsgeschichten von Bürgerinnen
und Bürgern, die Ihre Wohnhäuser mit
viel Engagement und Eigenleistung, aber
auch mit Hilfe von Fördermitteln nicht nur
energetisch fit für die Zukunft gemacht
haben.
Überdies erfahren Sie etwas über den Bau
eines neuen Kindergartens der Stadt
Schriesheim, der auf eine innovative Heizund
Kühltechnik setzt, und wie ein gemeinnütziger
Verein einen Teil seines Fuhrparks
auf E-Antrieb mit Hilfe von Photovoltaik
umgestellt hat. Einen interessanten Einblick
in die Tätigkeit unserer Agentur gewährt
Ihnen unser FÖJ-ler. Und Sie lernen Azubis
kennen, die für sich beim Thema „Energiesparen“
alltagstaugliche Tipps und praxisnahe
Anregungen für ihren Alltag entdeckt
haben.
Auf Ihre Anregungen oder auch Kritik
freuen wir uns. Einen tatenvollen und klimafreundlichen
Sommer wünscht Ihnen
Ihr Dr. Klaus Keßler
Geschäftsführer der KLiBA
ökologisch
gedruckt
mit BIO-Farben
IMPRESSUM
Herausgeber
KLiBA gGmbH | Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur
Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis gGmbH
Wieblinger Weg 21 | 69123 Heidelberg
Fon 06221 99875-0 | info@kliba-heidelberg.de
Geschäftsführer: Dr. Klaus Keßler
www.kliba-heidelberg.de
Chefredaktion Dr. Klaus Keßler
Redaktion Sibylle Heusel | Benjamin Jungbluth |
Olga Marksteder
Redaktionelle Betreuung Benjamin Jungbluth
Projektorganisation Olga Marksteder
Gestaltung Semdesign | Ebersbach/Fils | www.semdesign.de
Satz und Layout Andrea Reuter | Annweiler
Anzeigen und Realisation Wolf Verlag GmbH
Hostackerweg 21 | 69198 Schriesheim
Fon 0171 6878130 | info@wolf-verlag.com
Druck Druckpress GmbH | Leimen
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Bildnachweis
3P Energie Plan GmbH: Titel, 6; AVR UmweltService GmbH &
Co. KG, Sinsheim: S. 4; Gülay Keskin: 8–14, 16–20, 23–24, 43
oben, 47; KLiBA: 7, 42; Benjamin Jungbluth: 25, 27–32, 37–39,
44–46; Stadt Sinsheim: 26; Lebenshilfe Weinheim: 33–34;
Beckenbach GmbH & Co. KG: 35–36; KLIMA ARENA: 40–41;
Gemeinde Laudenbach: 43 unten.
ökologisch gedruckt mit BIO-Farben
www.druckpress.de
2 EvO SOMMER 2024
ogisch gedruckt
it BIO-Farben
INHALT
4
SCHWERUNKT:
WIND UND
SONNE IN DER
REGION STÄRKER
NUTZEN
7
KLIMA-NACHRICHTEN
AUS DER REGION
9
BÜRGERINNEN
UND BÜRGER
9 Ein langlebiges ökologisches
Heim für die Familie
12 Das Machbare gemacht – eine
kleine Sanierungsgeschichte
16 Nicht abwarten, sondern loslegen
18 Ursprünglichen Charme erhalten –
über 100 Jahre altes „Reihenhaus“
top modernisiert
23
KLIBA INFORMIERT
23 Neue Regeln für den
Heizungstausch
32
UNTERNEHMEN
UND INSTITUTIONEN
32 Klimaschutz und Soziales
gehen Hand in Hand
35 Vorreiter des Wandels
37
BILDUNG UND
SCHULEN
25
KOMMUNEN
7 Ladesäulen-Spaziergänge –
Schritt für Schritt Ladeinfrastruktur
in der Nachbarschaft entdecken
8 „GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ –
Vorreiter gesucht
25 Wir managen den Klimaschutz
in der Region
27 Besondere Betonplatte optimiert
nachhaltiges Heizen
30 Zukunftsweisendes Feuerwehrhaus
als Ort der Begegnung
37 Gebäude optimieren,
Mitarbeitende motivieren
40 Jubiläumsjahr in der
KLIMA ARENA
42 Ein Klimakleber? Mein
freiwilliges ökologisches Jahr
44 Im Azubi-Alltag Energie
und Geld sparen
EvO SOMMER 2024
3
Solarpark Sinsheim: Die neue Photovoltaik-Freiflächenanlage der AVR Energie GmbH
ist bereits seit März 2023 in Betrieb. Mit einer installierten Leistung von rund 2.398 kWp
erreicht sie auf der endabgedichteten Hausmülldeponie der AVR Kommunal AöR einen
jährlichen Stromertrag von ca. 2,5 Millionen Kilowattstunden. Mehr darüber berichten wir
in der Winterausgabe der EvO 2024.
SCHWERPUNKT:
WIND UND SONNE
IN DER REGION
STÄRKER NUTZEN
4 EvO SOMMER 2024
SCHWERPUNKT: WIND UND SONNE NUTZEN
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, brauchen
wir deutlich mehr Strom aus nachhaltigen Quellen.
In der Rhein-Neckar-Region sind deshalb Windkraft-
und Photovoltaik-Anlagen auch in der Fläche
notwendig, erläutert KLiBA-Geschäftsführer
Dr. Klaus Keßler. Von Benjamin Jungbluth
Es tut sich was bei der Energiewende in Deutschland:
2023 wurde mit 56 Prozent erstmals deutlich
mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren
Energien erzeugt, wie die Daten des Statistischen
Bundesamtes belegen. 2022 hatte der Anteil
noch 46 Prozent betragen. Den größten Beitrag
zur Stromerzeugung leisteten mit 31 Prozent –
und damit erstmals mehr als Kohlekraftwerke –
die deutschen Windkraftanlagen. Dabei kam der
größte Beitrag von Anlagen an Land. Und auch die
Photovoltaik erreichte mit knapp zwölf Prozent
ein gutes Ergebnis.
In der Rhein-Neckar-Region ist dieser Ausbau der
erneuerbaren Energien ebenfalls zu erkennen.
Neben zahlreichen kleineren Projekten bis hin zu
den immer beliebteren Balkonkraftwerken gibt
es viele Planungen und Diskussionen um Großprojekte.
In Eberbach läuft aktuell das Genehmigungsverfahren
für acht Windräder im Bereich
„Hebert“, von denen ein Teil auf städtischem
Grund extra durch die Mehrheit der Einwohnerinnen
und Einwohner bei einem Bürgerentscheid
bewilligt wurde. Aufgrund dieses Erfolgs gibt es im
Rathaus bereits Planungen für einen weiteren
Standort im östlichen Rhein-Neckar-Kreis.
Sonnenstrom und Schafhaltung
entlang der Bahnlinie
In Ladenburg hat der Gemeinderat jüngst dem
Bau einer rund vier Hektar großen Photovoltaik-
Freiflächenanlage entlang der Bahnlinie nach
Weinheim zugestimmt. Ein privater Investor wird
hier Module mit einer Gesamtleistung von etwa
6.800 kWp errichten. Größere Erdaushübe oder
gar Rodungen sind für die Anlage nicht notwendig:
Bislang wurde das Gebiet rein landwirtschaftlich
genutzt. Auf dem Gelände des Solarparks
sollen künftig Schafe gehalten und nach Ende der
angepeilten Nutzungszeit von 30 Jahren wieder
komplett auf Landwirtschaft umgestellt werden.
Die Stadt Ladenburg wird außerdem an den Erlösen
des eingespeisten Sonnenstroms beteiligt
und profitiert zudem von den zu erwartenden
Gewerbesteuereinnahmen.
Etwas weiter südöstlich in Meckesheim haben jahrelange
Diskussionen hingegen zur Ablehnung
von Windkraftanlagen geführt. Dort erhielt das Projekt
im vergangenen Jahr bei einem Bürgerentscheid
nicht die erforderliche Mehrheit. Aus Sicht
der Gemeindeverwaltung eine zweischneidige
Sache: Die fünf Anlagen auf kommunalen Grundstücken
hätten rund 1,5 Millionen Euro Pacht im
Jahr erwirtschaftet – und nun könnten die Windräder
nur ein kleines Stück weiter nördlich auf
landeseigenem Grund errichtet werden, wodurch
die Einnahmen für die Kommune entfallen würden.
„Dieses Beispiel ist schade, denn es besteht kein
Zweifel daran, dass wir in Deutschland und damit
auch in der Region die erneuerbaren Energien
noch weitaus stärker ausbauen müssen. Deshalb
macht es Sinn, wenn Kommunen zusätzlich
zum Gewinn für den Klimaschutz auch die finanziellen
Vorteile der Energiewende für sich nutzen,
bevor diese an ihnen vorbeiziehen“, argumentiert
Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer der KLiBA.
„Unsere deutschen Klimaschutzziele sind klar:
Bis 2030 mindestens 80 Prozent des gesamten
Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien
erzeugen, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad begrenzen
und die Abhängigkeit von fossilen
Energieträgern – auch aus geopolitischen Gründen
– deutlich verringern. Um das zu erreichen,
brauchen wir einen schnellen Ausbau aller erneuerbaren
Energien: Windkraft auf See und in der
Fläche, aber eben auch im Wald. Und Photovoltaik
auf möglichst vielen Dächern, aber auch in der
Freifläche. Wir müssen alle unsere Chancen und
Möglichkeiten nutzen.“
→
EvO SOMMER 2024
5
SCHWERPUNKT: WIND UND SONNE
Wasserstoff kein Energielieferant
für Wohnhäuser
Biomasse, Geothermie, Solarthermie und Wasserkraft
sind weitere Ergänzungen des nachhaltigen
Energiemixes, doch ihre Kapazitäten sind
in Deutschland recht begrenzt. Das gilt ebenso
für grünen Wasserstoff, der zwar eine wichtige
Schlüsseltechnologie für die Energiewende ist,
aber in öffentlichen Diskussionen oft missinterpretiert
wird. „Wasserstoff, der mit Strom aus
erneuerbaren Energien gewonnen wird, hat
für eine klimaneutrale Industrie eine wichtige
Bedeutung. Dort werden große Mengen an Energie
benötigt, gleichzeitig müssen diese Prozesse
besonders stabil laufen. Und durch Kraft-
Wärme-Kopplung kann Wasserstoff künftig auch
für sogenannte Dunkelflauten als Pufferspeicher
dienen, wenn bei außergewöhnlichen Wetterlagen
im Winter vorübergehend zu wenig Wind
wehen und Sonne scheinen sollte. Aber als Energielieferant
für Privathäuser – also quasi als
einfacher Ersatz in den heutigen Gasnetzen –
wird Wasserstoff nicht in ausreichender Menge
vorhanden sein. Deshalb macht es keinen Sinn,
ihn als Alternative für eine zukünftige dezentrale
Wärmeversorgung bei Wohngebäuden
ins Spiel zu bringen“, erklärt Dr. Keßler.
Für die Herstellung von grünem Wasserstoff in
ausreichender Menge ist Deutschland auf die
Zusammenarbeit mit anderen Regionen angewiesen:
In einem ersten Schritt verfolgt die Bundesregierung
mit ihren EU-Partnern einen verstärkten
Ausbau der Elektrolyseure auf europäischer
Ebene, aber auch andere Staaten in Afrika, dem
Nahen Osten und Australien können hier eine
Rolle spielen. Gleichzeitig wird auf EU-Ebene das
Einsparen von Energie als wichtiger Bestandteil
einer nachhaltigen Versorgung vorangetrieben.
Wärmepumpen und Altbausanierungen
als Lösung
Für die Wärmewende – also das klimafreundliche
Heizen – muss der Ausbau der erneuerbaren
Energien deutlich erhöht und der Verbrauch deutlich
gesenkt werden. „Die Dekarbonisierung des
Wärmesektors kann nur durch einen hohen Anteil
von Strom aus regenerativen Kraftwerken gelingen“,
betonte bereits 2017 Prof. Dr.-Ing. Volker
Quaschning von der Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW Berlin in seiner Studie zu den „Anforderungen
an den Ausbau erneuerbarer Energien
zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele
unter Berücksichtigung der Sektorkopplung“.
Wind als erneuerbare
Energiequelle im Greiner Eck,
Hirschhorn/Neckarsteinach
Das Thema der einzelnen Sektoren ist durch die –
durchaus umstrittene – Neuregelung des deutschen
Klimaschutzgesetzes jüngst wieder in die
öffentliche Wahrnehmung gerückt. Dabei handelt
es sich um eine strukturelle Unterscheidung der
einzelnen Bereiche, die für die energiebedingten
Treibhausgasemissionen von Relevanz sind.
Neben der Stromerzeugung gibt es die Sektoren
Verkehr und Wärme. Letzterer ist wiederum absteigend
nach Größe in die Bereiche Industrie,
Haushalte sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen
aufgegliedert. „Um sämtliche Treibhausgase
in allen Sektoren einsparen zu können, muss
letztendlich der Energieverbrauch in allen Sektoren
klimaneutral durch erneuerbare Energien
gedeckt werden“, so Prof. Dr.-Ing. Quaschning.
Aufgrund der begrenzten Kapazitäten bei anderen
Energieträgern bleibt für die deutsche
Energiewende nur nachhaltig erzeugter Strom aus
Windkraft und Photovoltaik als entscheidende
Säule übrig – und zwar auch im Wärmebereich bei
Wohnhäusern. „Die Versorgung der Raumwärme
und des Warmwassers muss künftig weitgehend
durch Wärmepumpen übernommen werden. Bei
der Umsetzung insbesondere des Altbestands sind
dabei energetische Sanierungen von entscheidender
Bedeutung, damit zum einen grundsätzlich
weniger Energie benötigt wird, zum anderen aber
auch die moderne Technik in einem optimalen
Bereich effizient arbeiten kann“, erläutert KLiBA-
Geschäftsführer Dr. Klaus Keßler.
Um die in Zukunft benötigten großen Mengen an
klimafreundlichem Strom zu erzeugen, müssten
deshalb auch in der Rhein-Neckar-Region deutlich
mehr Windkraft- und Photovoltaikanlagen errichtet
werden. „Als KLiBA unterstützen und begleiten
wir sowohl die Kommunen als auch die
Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg. Denn nur
wenn alle mitmachen, kann die Energiewende
gelingen“, betont Dr. Klaus Keßler.
6 EvO SOMMER 2024
KLIMA-NACHRICHTEN
KLIMA-NACHRICHTEN
AUS DER REGION
Ladesäulen-Spaziergänge –
Schritt für Schritt Ladeinfrastruktur
in der Nachbarschaft entdecken
Ladesäulen-Spaziergänge, ein neues Veranstaltungsformat
der KLiBA, führen durch unterschiedliche
Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises. Sie
bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit,
Elektromobilität praxisnah in der direkten Nachbarschaft
zu erleben und Wissenswertes über
Lademöglichkeiten der Mobilität der Zukunft zu
erfahren.
Während der drei bis vier Kilometer langen, etwa
eineinhalb Stunden dauernden Spaziergänge
erkunden wir gemeinsam Standorte von Lademöglichkeiten.
Neben öffentlichen Ladesäulen
besichtigen wir auch Wallboxen von Privathaushalten,
um einen umfassenden Überblick über
Ladelösungen im öffentlichen und im privaten
Raum zu gewähren.
Während der Spaziergänge zeigt das Team
Elektromobilität, wie die Ladevorgänge an den
verschiedenen Stationen funktionieren. Selbstverständlich
besteht unterwegs die Möglichkeit,
allgemeine Fragen zur Elektromobilität zu
stellen.
Ein Ladesäulen-Spaziergang fand bislang in
Weinheim (3. März), Hockenheim (7. April), Ladenburg
(7. Mai), Sinsheim (26. Mai) und Wiesloch
(16. Juni) statt.
Die nächsten Ladesäulen-Spaziergänge
sind in Eberbach (7. Juli) und in Schwetzingen
(11. August) geplant.
Eine der öffentlichen Ladestationen in Sinsheim
der Energie Baden-Württemberg AG
Aktuelle Termine finden Sie regelmäßig unter
→ kliba-heidelberg.de/termine.
Informationen zum Beratungsangebot der KLiBA
rund um das Thema Elektromobilität erwartet Sie unter
→ kliba-heidelberg.de/elektromobilitaet.
KLiBA-KONTAKT
Jessica Skowron und Bernhard Bruch
Fon 06221 99875-32 /33
elektromobilitaet@kliba-heidelberg.de
EvO SOMMER 2024
7
KLIMA-NACHRICHTEN
Niels Weniger, einer der Teilnehmer an der
letztjährigen Aktion „Wegen Sanierung
geöffnet“, hat mit seiner Familie ihr Haus in
Hirschberg aus der schlechtesten Effiziensklasse
H zur höchsten Stufe A+ saniert.
„GUT SANIERT?! ANSEHEN!“ –
Vorreiter gesucht
Die KLiBA in enger Zusammenarbeit
mit den teilnehmenden Kommunen im
Rhein-Neckar-Kreis ruft private Hauseigentümerinnen
und Hauseigentümer,
Architekten, Planer, Energieberater und
Handwerker in Heddesbach, Heiligkreuzsteinach,
Hemsbach, Laudenbach,
Leimen, Nußloch, Sandhausen, Schönau,
Sinsheim und Wilhelmsfeld auf, sich
am Aktionstag GUT SANIERT?! ANSEHEN!
am 21. und 22. September 2024 zu
beteiligen.
Anmelden und mitmachen
Teilnehmen können Hauseigentümerinnen
und Hauseigentümer, die ihr Haus
energieeffizient saniert haben oder
noch dabei sind, und jetzt in einem
Effizienzhaus wohnen oder mehrere
energiesparende Einzelmaßnahmen
durchgeführt haben. Dazu zählen der
Einbau einer effizienten Heizung, die
Nutzung von erneuerbaren Energien,
neue Wärmeschutzfenster oder eine
verbesserte Dämmung des Daches,
Fußbodens, Kellers oder der Außenwände.
Die Gebäude können bereits
fertig gestellt oder noch mitten in
der Sanierung sein.
Bei kurzen Führungen mit den beteiligten
Fachleuten haben Interessierte die
Gelegenheit, mehr über energetische
Sanierungsmaßnahmen zu lernen, aus
erster Hand Erfahrungen zu sammeln,
den verbesserten Wohnkomfort selbst
zu erleben und wertvolle Praxistipps für
eigene Vorhaben mitzunehmen.
Aktuelle Information finden Sie unter
kliba-heidelberg.de/effizient-saniert.
Die KLiBA und die beteiligten Kommunen
unterstützen alle Teilnehmenden
bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit und
präsentieren die Häuser unter anderem
als gute Beispiele im Internet.
Über die Aktionsreihe GUT SANIERT?!
ANHÖREN! ANSEHEN! ANFANGEN!
Die neue, langfristige und kostenfreie
Aktionsreihe GUT SANIERT?! ANHÖREN!
ANSEHEN! ANFANGEN! greift verschiedene
Facetten des Themas energetische
Sanierung von Wohngebäuden
auf. Die KLiBA präsentiert in enger Zusammenarbeit
mit den beteiligten
Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis ein
dreiteiliges Programm, das sich über
das gesamte Jahr 2024 erstreckt.
Im April und Mai 2024 starteten die
Auftaktveranstaltungen in Leimen,
Laudenbach, Sinsheim und Heiligkreuzsteinach
unter dem Titel GUT
SANIERT?! ANHÖREN!, in deren Fokus
Themenabende zur Altbausanierung,
zum Heizungstausch und zur
Umstellung auf erneuerbare Energien
sowie zu den Bereichen Photovoltaik
und Elektromobilität standen.
Im Spätsommer heißt es dann bei zwei
Tagen der offenen Tür: GUT SANIERT?!
ANSEHEN! Am 21. und 22. September
werden energetisch sanierte Wohngebäude
vor Ort erlebbar.
Im November geht es bei GUT SANIERT?!
ANFANGEN! schließlich um das eigene
Gebäude. Hier sollen konkrete Fragen
beantwortet und individuelle Lösungen
gefunden werden, wie das persönliche
Eigenheim energetisch saniert
werden kann. Die teilnehmenden Kommunen
bieten hierzu verschiedene
Formate an.
KLiBA-KONTAKT
Kerstin Stolz
Fon 06221 99875-0
effizientsaniert@kliba-heidelberg.de
8 EvO SOMMER 2024
Anita und Michael Hammling mit ihrem
Energieberater Frank-Carsten Koch während
der letztjährigen Aktion „Wegen Sanierung
geöffnet“.
EIN LANGLEBIGES
ÖKOLOGISCHES HEIM
FÜR DIE FAMILIE
EvO SOMMER 2024
9
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Neuer, größer und nachhaltiger:
Anita und Michael Hammling haben
ein in die Jahre gekommenes Wohnhaus
in Heddesheim zukunftsfähig
gemacht. Ausgewählte Materialien
und gewachsene Strukturen ergeben
jetzt einen ganz besonderen
Charme. Von Benjamin Jungbluth
„Wir sind bei unserer Sanierung mitten
in die Baukrise gekommen und
haben die Lieferschwierigkeiten zu
spüren bekommen – deshalb hatten
wir im vergangenen Winter wochenlang
keine Fenster im Wohnzimmer.
Das war schon eine spannende Erfahrung“,
erzählen Anita und Michael
Hammling lachend. Jetzt, einige
Monate später und bei wärmeren Temperaturen,
können die Eigenheimbesitzer
aus Heddesheim ihre Erlebnisse
etwas entspannter sehen. Ihr Einfamilienhaus
Baujahr 1961 ist inzwischen
in weiten Teilen umgestaltet. Deshalb
zeigten sie es während der letztjährigen
KLiBA-Aktion „Wegen Sanierung
geöffnet“ gerne anderen Hauseigentümern
und Interessierten.
„Wir haben das Haus 2018 erworben
und damals erst einmal die allernötigsten
Sanierungen vorgenommen, um
überhaupt einziehen zu können. Die
Strom- und Wasserleitungen wurden
komplett erneuert und an vielen Stellen
haben wir kleinere Arbeiten durchgeführt.
Die energetische Sanierung sind
wir dann in den letzten Jahren nach
und nach angegangen, während wir
bereits darin gewohnt haben“, erklärt
Anita Hammling.
Einiges an Eigenleistung reingesteckt
Da sie die Fassade dringend erneuern
mussten, ließen sie direkt eine Dämmung
aus Steinwolle sowie Holzweichfaserplatten
und Zellulose anbringen.
„Uns war es sehr wichtig, dass wir
möglichst ökologische Materialien
verwenden, auch wenn das natürlich
teurer ist. Aber so erhalten wir nicht
nur optimale energetische Werte,
sondern handeln wirklich nachhaltig
und schaffen langlebige Lösungen:
Später soll unsere Tochter das Haus
guten Gewissens übernehmen können“,
sagt Anita Hammling.
Die neuen Fenster erhielten eine dreifache
Wärmeschutzverglasung in Holzrahmen
mit Alu-Deckschale, das Dach
eine Aufsparrendämmung mit Holzweichfaserplatten
sowie eine Zwischensparrendämmung
mit Zellulose. Im
Keller wurden die Wände sowie die
Decke entsprechend gegen Wärmeverluste
optimiert. „Gerade bei der
Dämmung haben wir einiges an Eigenleistung
reingesteckt. Das war spannend,
aber auch herausfordernd. In
jedem Fall sollte man sich da etwas
auskennen und fachlichen Rat bei
einem Architekten sowie einem Energieberater
einholen“, betont Michael
Hammling.
Der Strombedarf für Heizung
und Elektromobilität wird durch
den Stromspeicher (14 kWh)
und eine PV-Anlage (Ost-West-
Ausrichtung) unterstützt.
10 EvO SOMMER 2024
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
®
Eigentum. Schutz. Gemeinschaft.
Heidelberg
Hammling. Inzwischen ist der Mehraufwand
fast vergessen: Heute versorgt
ein 14-kW-Batteriespeicher unter
anderem das E-Auto der Familie mit
selbsterzeugtem Sonnenstrom.
Erdwärmepumpe arbeitet
sehr effizient und leise
Dachgeschoss aufgestockt
und Eingang erweitert
Ein Bauleiter für die Koordinierung der
einzelnen Handwerker sei ebenfalls eine
Überlegung wert, betont er. Sonst bleibe
am Ende mitunter sehr viel Arbeit an
einem selbst hängen. „Unser Haus
kennen wir jetzt aber auf eine ganz andere,
intensive Weise. Und wir konnten
quasi nebenbei weitere Bereiche optimieren,
beispielsweise die Abwasserrohre
erneuern, da wir ja eh schon am
Baggern waren“, so Michael Hammling.
Auch die Wohnfläche konnte während
der Generalsanierung vergrößert werden.
Ein Anbau macht den Eingangsbereich
jetzt besser nutzbar, und das
Dachgeschoss hat von einer Aufstockung
merklich profitiert. „So eine energetische
Sanierung bietet immer
Möglichkeiten, auch in den Wohnkomfort
zu investieren. Diese Gelegenheit
sollte man nutzen“, sagt Michael
Hammling. Dabei ist aber eine gute
Planung der einzelnen Schritte wichtig,
wie die Familie selbst erfahren musste.
„Unsere Photovoltaik-Anlage war
bereits 2019 auf dem Dach montiert
worden. Also mussten wir sie erst wieder
abmontieren, bevor sie am Ende wieder
daraufgesetzt und mit Leistungsoptimierern
erweitert wurde. Manchmal
ergeben sich diese Abläufe eben
erst im laufenden Projekt, aber ärgerlich
ist das trotzdem“, sagt Michael
Bei der restlichen Haustechnik war die
Neuausrichtung etwas einfacher. Eine
dezentrale Zu- und Abluftanlage mit
Wärmerückgewinnung in den Bädern
sorgt jetzt für ein optimales Raumklima
bei geringem Wärmeverlust. Die alte
Ölheizung wurde durch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe
mit vier Erdsonden
ersetzt, die unauffällig in der Einfahrt
und im Vorgarten vergraben werden
konnten. Die Erdwärmepumpe liefert
besonders effizient Wärme, hat niedrige
Betriebskosten und ist sehr leise im
Betrieb. „Meine Eltern haben ein solches
System bereits vor über 20 Jahren
in ihrem Haus einbauen lassen und sind
bis heute begeistert. Da war mir klar,
dass sich diese Investition auch für uns
lohnt“, erklärt Anita Hammling.
Bei den vielen unterschiedlichen
Arbeiten setzte die Familie durchweg
auf regionale Firmen. „Wir haben bei
der Bohrung der Wärmesonden gute Erfahrungen
mit der Krämer Erdwärme
GmbH aus Philippsburg gemacht,
während unsere Heizungsanlage von
der Heddesheimer Firma Frank Heizung
und Sanitär eingebaut wurde“, sagt
Anita Hammling. „Die Außendämmung
sowie die Aufstockung unseres Dachgeschosses
hat Holzbau Otto aus
Gorxheimertal toll umgesetzt, woraufhin
dann die Pfalzsolar GmbH aus
Ludwigshafen unsere PV-Anlage neu
montieren und den Batteriespeicher
installieren konnte.“
Mit ihren vielen Verbesserungen konnte
die Familie den ursprünglich angepeilten
Effizienzhaus-Standard 85+ sogar
deutlich übertreffen. Doch ging es
Anita und Michael Hammling bei ihrer
Sanierung nicht nur um die reinen
Zahlen. Es war der Charme des gewachsenen
Wohngebiets im Süden von
Heddesheim, der sie zu ihrer Investition
in dieses Bestandsgebäude ermutigte.
„Die älteren Grundstücke hier sind
größer als in den meisten Neubaugebieten.
Außenherum gibt es gewachsene
Gärten mit hohen Bäumen, innen
im Altbau ein schönes Ambiente, das wir
mit modernen Annehmlichkeiten ergänzen
konnten. Das ist für uns die optimale
Mischung“, sagt Anita Hammling
freudestrahlend.
EvO SOMMER 2024
11
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
DAS MACHBARE
GEMACHT –
EINE KLEINE
SANIERUNGS-
GESCHICHTE
Mit der energetischen Sanierung ihres kleinen Anwesens
aus dem Jahr 1900 und einem modernen Anbau haben
Rita und Paul Szász im Sanierungsgebiet in Plankstadt
eine individuelle Wohnlandschaft geschaffen, die in zwei
eigenständige Einheiten getrennt werden kann. Der Energiebedarf
des Gebäude-Ensembles hat sich dadurch um
70 Prozent verringert. Von Sibylle Heusel
Als Rita und Paul Szász 1995 das spitzgiebelige
Bauernhaus im Herzen von
Plankstadt erwarben, das mit dem Hof,
der alten Scheune und rückwärtigem
Garten den Charme seines Baujahrs
1900 ausstrahlte, war dem Ingenieur-
Ehepaar von Anfang an klar: Hier würde
viel zu tun sein. Es begann eine Sanierungsgeschichte,
die sich in drei Etappen
über rund 20 Jahre erstreckte. „Vor
dem Einzug 1995 hatten wir renoviert,
aber nur teilweise Innendämmungen im
Vorderhaus vorgenommen. Den überdimensionierten
Gaskessel aus 1977 im
Gewölbekeller haben wir damals durch
eine sparsamere Nieder-temperatur-
Gasheizung ausgetauscht.“
Richtig los ging es mit der grundlegenden
Sanierung des Anwesens dann im
Jahr 2014. Die Idee war, die Scheune zu
einer Werkstatt und Wohnraum auszubauen
sowie durch einen Zwischenbau
eine Verbindung zum Vorderhaus
herzustellen. So sollten – dem wachsenden
Platzbedarf der dreiköpfigen
Familie entsprechend – zwei voneinander
unabhängige Wohneinheiten entstehen,
die sowohl zusammen als auch
getrennt nutzbar sind. Das Erscheinungsbild
des bäuerlichen Ensembles
wollte die Familie gern erhalten.
12 EvO SOMMER 2024
Schließlich fanden sie einen Architekten,
dessen Pläne mit ihren Vorstellungen
zusammenpassten. Durch den berufsbedingten
Sachverstand trauten sich
die beiden Entwicklungsingenieure zu,
bis auf die statischen Berechnungen
die Planungen und die Bauleitung selbst
zu übernehmen. Für so manchen Handwerker,
schmunzelt Rita Szász, sei es
hin und wieder schwierig gewesen, den
Sachverstand einer Ingenieurin zu
verdauen …
Holz und Poroton:
Alte Scheune neu aufgebaut
Das betagte Scheunengebäude wurde
abgerissen und mit etwas kleinerem
Grundriss wiederaufgebaut. Für das
Erdgeschoss verwendete das Ehepaar
Szász jetzt Ziegelsteine, die innen mit
Mineralwolle gefüllt sind. Mit einer
Dicke von 30 cm gewährleistet die
Mauer eine gute Dämmung (U-Wert
0,25 W/m 2 K), erläutert Paul Szász. Die
alten Backsteine der Scheune verwendete
er übrigens beim Pflastern der
Durchfahrt zum Garten und für Gartenwege.
Im Erdgeschoss, dem ehemaligen
Stall, war nun Platz für eine große
Werkstatt mit separater Toilette. Von
dort führen Wasseranschlüsse für ein
optionales Duschbad in das neue Dachgeschoss
der Scheune, das in Holzständerbauweise
konstruiert und mit
Holzfasermatten sowie -platten gedämmt
ist. Zwei helle Wohnräume mit
dreifachverglasten Fenstern mit Blick in
den südwärts gelegenen Garten sind
entstanden.
Verbindungsbau komplett in Holz
„Weil wir Wohnfläche und wärmegedämmte
Nutzfläche dazugewinnen
wollten, haben wir uns für einen Verbindungsbau
zwischen Altbau und
Scheune entschieden“, erklärt Paul
Szász. Wie das Scheunendachgeschoss
wurde der Verbindungsbau in Holzträgerbauweise
erstellt und ebenfalls
mit dreifach verglasten Fenstern
und Außentüren ausgestattet. „Die
Holzwände haben einen U-Wert von
0,20 W/m 2 K und die Fenster mit einem
U-Wert von 1,00 W/m 2 K “, stellt das
Ehepaar zufrieden fest. Der neue,
ebenfalls zweigeschossige Holzbau
schließt nur im Erdgeschoss direkt an
den Altbau an: Hier war in früherer
Zeit ein Badezimmer angebaut worden,
das mit Flachdach und drei
dünnen Außenwänden immer kalt
und ungemütlich war. Nun wurde es
modernisiert, in den neuen Anbau
integriert und mit einem Dachflächenfenster
versehen. Dabei konnte auch
die Küche im Altbau um ein Drittel
ihrer Fläche vergrößert werden. Über
die kleine Dachterrasse auf dem Bad
gelangt man im Obergeschoß vom
Holzständerbau ins Vorderhaus.
Altbau „auf Vordermann gebracht“
Kaum waren die Scheune und der
Verbindungsbau fertig, rüstete das
Ehepaar auch im Vorderhaus kräftig
nach: 2016 wurde das spitzgiebelige
Dach des 120 Jahre alten Wohnhauses
gedämmt und neu gedeckt. Zusätzlich
zu der Zwischensparrendämmung
aus 10 cm Polyurethan-Schaum, die
2007 eingebracht worden war, erhielt
es nun auf den Sparren 10 cm dicke
Holzfaserplatten. Um das Haus rundum
thermisch auf einen modernen Stand
zu bringen, wurden die Außenwände
mit Mineralwolle gedämmt. Sowohl
die Außenwände als auch das Dach
weisen jetzt einen U-Wert von 0,24
W/m 2 K auf. Auch im Altbau ließ die
Familie dreifach verglaste Fenster
einbauen.
→
EvO SOMMER 2024
13
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Dreifachverglasung
in Kunststoffrahmen
Nur 10 Prozent der erzeugten Strommenge der insgesamt 9,9 kWp
leistungsstarken PV-Anlage – zweimal nach Süd, einmal nach Ost –
verbraucht die Familie selbst. Der Rest fließt gegen eine Einspeisevergütung
ins öffentliche Stromnetz.
Energiemix aus
Gas und Solarstrom
Das Ehepaar Szász entschied sich 2016,
beim Gas zu bleiben. Anstelle der Niedertemperaturheizung
schafften sie
jetzt einen Gasbrennwertkessel mit
14 Kilowatt Leistung an. Der Kamin im
Haus wies einen Versatz zum Obergeschoss
hin auf und konnte deshalb nicht
für die Brennwertheizung genutzt
werden. Ein Außenkamin aus Edelstahl
ziert seither den renovierten Altbau.
Die Gasbrennwertheizung versorgt jetzt
den gesamten Gebäudekomplex. Die
1995 montierten Röhrenheizkörper im
Altbau wollten sie beibehalten. Weil die
Größe der Heizkörper auf ein ungedämmtes
Haus ausgelegt war, wählte
die Familie nun eine niedrige Vorlauftemperatur
von maximal 55 Grad.
„Fußbodenheizung ist uns zu träge.
Wir haben uns für größere Heizkörper
und eine niedrige Temperatur entschieden,
das spart Gas!“ Auch in den
neuen Anbauten sind Röhrenheizkörper
installiert.
Photovoltaik:
Dünnschichtmodule für eine
hohe Lichtausbeute
Auf dem Scheunendach nach Süden
bot sich die Installation einer Photovoltaik-Anlage
ebenso an wie auf dem
nach Osten ausgerichteten Dach des
Verbindungsbaus: Auf drei Dachteilen
nutzt die Familie nun den mit insgesamt
9,9 KWp Leistung erzeugten
Sonnenstrom. „Wir haben CIGS-Dünnschichtmodule
mit amorphen Zellen
gewählt, weil diese bei schwacher
Lichteinstrahlung eine höhere Ausbeute
bringen als kristalline Module“, erklärt
das Ingenieurs-Ehepaar (CIGS ist ein
Werkstoff aus Kupfer, Indium, Gallium
und Selen; die Module sind dünn und
leicht, benötigen aber mehr Fläche pro
KWh erzeugter Energie). Nur 10 Prozent
der erzeugten Strommenge verbraucht
die Familie selbst – dies sind allerdings
rund 40 Prozent ihres Bedarfs. Der
Rest fließt gegen eine Einspeisevergütung
ins öffentliche Stromnetz. „Stromtechnisch“
erwirtschaften sie seither
plus-minus 800 Euro Gewinn pro Jahr.
Förderungen und Eigenleistung
Die Familie konnte den Energiebedarf
mit den Sanierungsmaßnahmen seit
1995 um 70 Prozent senken. Förderungen
haben die Szászs in Form einer
10-jährigen Steuervergünstigung auf
die Baukosten erhalten, weil das
Anwesen in einem Sanierungsgebiet
der Gemeinde liegt. Über diesen Weg
wird sich das Ehepaar rund 30 Prozent
der Sanierungskosten zurückholen
können. Sie hatten vor Baubeginn das
Know-how eines Energieberaters in
Anspruch genommen, um die Chancen
auszuloten, einen KfW-Standard zu
erreichen. Obwohl die geplanten
Dämmwerte es hergegeben hätten,
stand die Gasheizung einem KfW-Standard
jedoch entgegen. Auch durch
Eigenleistungen ließen sich jede Menge
Kosten sparen: Neben der Bauleitung
konnte das Ehepaar auch im Innenausbau
zahlreiche Arbeiten selbst erledigen
wie Maler- und Tapezierarbeiten,
Fußböden verlegen, Treppen, Geländer
und Möbel bauen, Türen einbauen –
und das sogar mit Spaß.
14 EvO SOMMER 2024
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EvO SOMMER 2024
15
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Das Flachdach und Außenwände gedämmt,
eine PV-Anlage installiert und eine Wärmepumpe
eingebaut – das Ehepaar Frohburg-Appel
hat seinen Bungalow auf einen modernen
energetischen Stand gebracht.
NICHT ABWARTEN,
SONDERN LOSLEGEN
Gertrud Frohburg und Heinrich-Georg
Appel haben ihren Bungalow in Heddesheim
über die Jahre auf einen modernen
energetischen Stand gebracht, um
im Alter weiter gut in ihrer gewohnten
Umgebung leben zu können. Für neue
Themen sind sie dabei stets offen.
Von Benjamin Jungbluth
„Jetzt mit Mitte 70 sind wir noch fit genug, unser
Haus fürs Alter auf den neuesten Stand zu
bringen. Wenn wir erst mal Mitte 80 sind, wollen
wir uns nicht mehr mit einer neuen Heizungstechnik
beschäftigen müssen – also sind wir das
Thema ganz bewusst jetzt angegangen“, sagt
Gertrud Frohburg. Zusammen mit ihrem Mann
Heinrich-Georg Appel wohnt sie in Heddesheim in
einem gepflegten Bungalow aus dem Jahr 1984,
den sie seit ihrem Kauf immer wieder auf den
jeweiligen Stand der Technik gebracht haben. Bei
der KLiBA-Aktion „Wegen Sanierung geöffnet“
zeigten sie anderen Eigentümern und Interessierten,
wie sich ein solches schrittweises Vorgehen
über die Jahre gut umsetzen lässt.
„2011 wollten wir eigentlich nur den Putz der
Außenwände erneuern, weil er nicht mehr in Ordnung
war. Dabei haben wir dann aber direkt ein
Wärmedämmverbundsystem anbringen lassen.
Danach folgte die Dämmung unseres nach Süden
ausgerichteten Flachdachs, das wir im Nachgang
natürlich optimal für eine Photovoltaik-Anlage
nutzen konnten“, erzählt Gertrud Frohburg.
Auch ohne Fußbodenheizung eine gute Lösung
2023 war dann schließlich die Heizung an der
Reihe, um für die Zukunft rundum abgesichert zu
sein. Die bisherige Ölheizung wurde durch eine
Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 11 kW Leistung
ersetzt, die auch das Warmwasser erzeugt. Doch
weil das Haus über keine Fußbodenheizung
verfügt, kam es zur klassischen Frage: Reicht das
bestehende Heizkörpersystem aus? „Wir sind
auf Nummer sicher gegangen und haben die
meisten Heizkörper gegen optimierte Geräte
16 EvO SOMMER 2024
PV-Anlage kann künftig erweitert werden
Energiebewusst zu wohnen, ist Gertrud Frohburg
und Heinrich-Georg Appel wichtig. Deshalb haben
sie weiterhin Pläne für ihr Eigenheim: Vor kurzem
haben sie einen Speicher für ihren selbsterzeugten
Sonnenstrom bestellt. Die PV-Anlage auf dem
Dach könnte außerdem noch vergrößert werden.
„Ein E-Auto haben wir auch schon mal ausprobiert,
aber da war mir die Reichweite bisher nicht groß
genug. Ich bin zwar schon im Ruhestand, aber
habe dank mehrerer Ehrenämter einfach sehr viel
zu tun und fahre dabei oft längere Strecken“,
erklärt Gertrud Frohburg, die unter anderem während
der Mannheimer Bundesgartenschau Besucherführungen
übernahm und beim Förderverein
der Mannheimer St. Vincent-Hospize aktiv ist.
„In einigen Jahren kann das mit dem E-Auto also
durchaus für uns passen, wenn wir doch etwas
kürzertreten. Bis dahin genießen wir unser energetisch
optimiertes und modernisiertes Haus, das
wir auch zukünftig Schritt für Schritt auf einem
zeitgemäßen Stand halten wollen“, sagt Gertrud
Frohburg.
austauschen lassen. Nach einem hydraulischen
Abgleich des gesamten Systems war das Problem
damit gelöst“, erklärt Gertrud Frohburg.
Dass Gertrud Frohburg zu all diesen technischen
Details einen Bezug hat, ist kein Zufall. „Ich war
quasi eine der ersten Energieberaterinnen in
der Region“, erzählt sie schmunzelnd. „Ich habe
früher für die Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft
gearbeitet und die Umstellung
auf die Erdgasanschlüsse in den Mannheimer
Haushalten begleitet. Damals ging es noch darum,
die vorherigen Gasherde aus Sicherheitsgründen
anzupassen oder auszutauschen, weniger
um das Energiesparen. Aber technisch war auch
das eine spannende Sache – und bis heute habe
ich dadurch einen engen Bezug zur Energiewirtschaft
und zur MVV“, sagt Gertrud Frohburg.
Keine Frage also, dass sie ihrem alten Arbeitgeber
treu blieb. „Unsere Wärmepumpe haben wir über
die Mannheimer beegy GmbH einbauen lassen,
ein spezialisiertes Tochterunternehmen der MVV.
Und auch bei unseren Handwerksfirmen haben wir
auf Kompetenz aus der Region gesetzt: Für das
Dach war die Mannheimer Firma Matyschok
verantwortlich, für die Fassade der Malerbetrieb
Jörder aus Heddesheim. Mit diesen lokalen Firmen
haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt
Gertrud Frohburg.
EvO SOMMER 2024
17
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
URSPRÜNGLICHEN
CHARME ERHALTEN –
ÜBER 100 JAHRE
ALTES „REIHENHAUS“
TOP MODERNISIERT
Die Bausubstanz von 1912 gab es her:
Durch eine Kernsanierung konnte Familie Bier
2022 ihr Haus im historischen Zentrum
von Plankstadt in ein modernes Gebäude
verwandeln, das den Standard eines
KfW-Effizienzhauses 70 erfüllt. Mit von innen
gedämmter Front und Deckenheizung
zeigt diese Sanierung nicht ganz alltägliche
Elemente. Von Sibylle Heusel
Inmitten von Plankstadt, unweit des
schönen alten Wasserturms von 1907,
erstrecken sich einige Straßenzüge
vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts.
In Blockbebauung wurden hier
zweigeschossige Häuser mit überbauten
Hofeinfahrten und rückwärtigem
Grundstück errichtet. Eines dieser
Häuser erwarben Julia und Christoph
Bier mit ihren drei Töchtern Mara, Thea
und Pauline im Jahr 2021. Nach über
100 Jahren war jetzt eine Kernsanierung
fällig, um einen modernen Wohnkomfort
zu erzielen. Obwohl Julia Bier,
selbst Stadtplanerin, zuvor keine Altbausanierung
gemacht hatte, übernahm
sie die Bauleitung.
Konzept mit Energieberater besprochen:
Effizienzhaus wider Erwarten
Dabei war es nicht von vornherein klar,
dass ein KfW-Standard erreicht werden
könnte, berichten die Biers. „Wir hatten
ursprünglich mit Einzelmaßnahmen
geplant. Erst durch intensive Gespräche
mit unserem Energieberater zu Techniken
und Materialien hat sich gezeigt,
dass ein KfW-Standard zu erreichen ist,
was uns sehr gefreut hat.“ Das Haus
18 EvO SOMMER 2024
Die Wärme für Heizung und
Brauchwasser wird mithilfe einer
Luft-Wasser-Wärmepumpe
erzeugt, die im Garten steht.
wurde ursprünglich mit zwei Öl-Einzelöfen
beheizt, und es war klar, dass das
komplette Heizsystem erneuert werden
musste. Mögliche Optionen waren
eine Gas-Brennwert-Heizung oder
der Umstieg auf erneuerbare Energien.
Da die Beheizung des alten Gebäudes
mit einer Niedertemperaturheizung
ohne Dämmmaßnahmen nicht möglich
gewesen wäre, waren umfangreiche
Investitionen notwendig. „Ohne die KfW-
Förderung hätten wir das finanziell
nicht stemmen können.“
Als das Konzept aus Dämmung und
Wärmepumpe „stand“, berechnete der
Energieberater der Familie, Christoph
Ritzkowski aus Mannheim, alle Werte
und die Auslegung der Heizung. Er
beantragte die Förderung für den KfW
70-Standard, begleitete den Verlauf
der Sanierungsarbeiten bis hin zur Bestätigung
nach Abschluss der Arbeiten.
„Durch eine frühzeitige Beschaffung
konnten wir Materialengpässe zum
Glück weitestgehend vermeiden“, sind
die Biers froh. „Nur bei den Fenstern
und Türen mussten wir Verzögerungen
planerisch berücksichtigen.“
Gewusst wie, ist Innendämmung
kein Problem
Von Oktober 2021 bis August 2022 wurde
die Elektro-, Heiz- und Wassertechnik
vollständig erneuert und die Wärmedämmung
durchgeführt. Das Gebäude
ist zwar nicht denkmalgeschützt, aber
um den ortsbildprägenden Charakter
EvO SOMMER 2024
der Fassade mit ihren Sandsteinelementen
zur Straße hin zu erhalten,
entschieden sich die Biers hier für
eine Innendämmung. „Zuerst hatten
wir Holzfaserplatten in Erwägung gezogen“,
erzählt Julia Bier. Die Taupunktberechnung
des Energieberaters
habe für diese Art der Dämmung jedoch
eine Schimmelgefahr prognostiziert
– zumal hier die Küche liegt. Um
etwaigen Problemen mit Feuchtigkeit
die Grundlage zu entziehen, wurden
Verbundplatten verwendet, die sich
aus 6 cm Polyurethanschaum (PU) mit
Dampfbremse und 9 mm Silikatbeschichtung
zusammensetzt. Zusätzlich
erhielten die Innenwände im gesamten
Haus einen Kalkputz: Auch dieses
Material bietet Schimmel aufgrund
der chemischen Beschaffenheit keinen
Nährboden. „Wir kochen leidenschaftlich
gerne. Im Anschluss wird immer
gelüftet, daher war Feuchtigkeit bisher
kein Problem“, berichtet die Bauherrin.
Dämmung: Für jedes Bauteil das
passende Material
Im Dach wurden zwischen den Sparren
12 cm Mineralwollmatten eingebracht,
die Untersparrendämmung wurde
mit 10 cm starken Verbundplatten aus
Polyurethan und Gipskarton ausgeführt.
Durch den vergleichsweise höheren
Wärmeschutz (und deshalb geringere
Dicke) nehmen sie weniger Raumhöhe
weg. Die Verbundplatten wurden auch
an den leichten Schrägen im Obergeschoss
verwendet. Auch bei der Kellerdecke
nutzte man diesen Vorteil, sie
wurde mit 10 cm starken alukaschierten
Polyurethanplatten versehen.
Luft-Wasser-Wärmepumpe
mit Decken- und Wandheizung
Um im Erdgeschoss einen großzügigen
Wohn-Essraum mit offener Küche zu
erzeugen, ließ Familie Bier eine tragende
Wand herausnehmen, und es wurde
ein Stahlträger eingezogen. Das Haus
war ursprünglich mit zwei Kaminen ausgestattet,
die man beide nicht mehr
benötigt. Einer wurde erhalten, vom Umfang
her halbiert und dient jetzt als
Versorgungsschacht für Kabelführungen.
Das junge Ehepaar hat in jedem
Raum die einzelnen Sanierungsschritte
dokumentiert. Hier der Einbauverlauf
der Decken- und Wandheizung.
→
19
BÜRGERINNEN UND BÜRGER
Das neue Heiz- und Wärmekonzept ist
interessant und ungewohnt. Die Wärme
für Heizung und Brauchwasser wird mithilfe
einer Luft-Wasser-Wärmepumpe
erzeugt, die im hinteren Teil des Gartens
steht. Sie entzieht der Außenluft die
Wärme, überträgt sie in eine unterirdisch
verlegte Wasserleitung ins Haus. Während
manche Modelle zum Wärmetransfer
einen Wärmetauscher mit
„Kühlmittel“ nutzen, haben die Biers
eine Monoblock-Wärmepumpe: Hier
ist der Wärmetauscher integriert und
überträgt die Wärme direkt auf das
Heizwasser. Aus 1 Kwh Strom erzeugt
die Wärmepumpe 3,5 bis 4,2 Kwh
Wärme (sogenannte Jahresarbeitszahl).
Für genügend warmes Brauchwasser
sorgen ein 200 Liter fassender
Pufferspeicher und ein 300 Liter
fassender Warmwasserspeicher im
Keller. Hier liegt auch schon ein Leerrohr
für eine Gleichstromleitung, denn
eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher
und eine Wallbox sind bereits
in Planung.
Decken- und Wandheizung erzeugt
Strahlungswärme
Das Heizsystem im Haus wurde – außer
in den Bädern – nicht im Fußboden,
sondern in der Decke verlegt. Das System
an sich funktioniert aber wie eine
Fußbodenheizung. Mit Streckmetall
wurden die Lehmdecken stabilisiert und
die Heizschleifen in Klemmschienen
verlegt. Das Einputzen der Heizschleifen
in Lehm erlaubt eine gleichmäßige
Wärmeabgabe und -pufferung sowie
Feuchtigkeitsregulierung. Im Sommer
eignet sich das System ideal zur Kühlung.
„Es handelt sich bei der Deckenheizung
um eine Strahlungswärme wie
bei der Fußbodenheizung“, erklärt
Christoph Ritzkowski. Zirkulationswärme
spielt bei diesem Heizsystem eine
untergeordnete Rolle. Die Strahlungswärme
dagegen breitet sich wie Licht
gradlinig aus und erwärmt alle Objekte
im Raum gleichmäßig. Die Biers wollten
diese Vorteile genießen und neben den
hochwertigen Holzböden die Innentüren
und weitere alte Substanz erhalten.
In den Dachräumen ebenso wie im
Treppenhaus wurden die Heizschleifen
in der Wand verlegt und mit Kalk
verputzt. Nur in den Dachräumen sind
sie in Außenwänden verbaut. Damit die
Wärme nicht zu den Nachbarn, sondern
ausschließlich ins eigene Haus gelenkt
wird, haben die Biers nach außen 6 cm
starke Holzfaserplatten angebracht.
Mit Fotos hat das Ehepaar die einzelnen
Sanierungsschritte in jedem Raum
dokumentiert. Sie zeigen auch den
Verlauf der Heizschleifen vor dem Verputzen.
Falls im Treppenhaus einmal
Dekoration angebracht werden soll,
kann man hier genau sehen, wo der Nagel
besser nicht eingeschlagen wird,
witzelt Christoph Bier.
Mit den Gegebenheiten arbeiten
Über die Jahrzehnte war im Haus zuvor
schon umgebaut worden: Ein Anbau
zur Gartenseite beherbergt in beiden
Stockwerken ein Badezimmer. Durch
die drei Außenwände bleiben die Bäder
trotz Dämmung und Fußbodenheizung
kühler als der Rest des Hauses – vor
allem in der Übergangszeit, wenn man
im Haus eigentlich noch keine Heizwärme
braucht. „Wir überlegen jetzt, für
die Zeit bis zur vollen Heizperiode Infrarotstrahler
anzubringen“, erklärt
Christoph Bier. Manchmal braucht es
eben maßgeschneiderte Lösungen.
Fenster und Türen zur Gartenseite sind
in Holz und dreifachverglast ausgeführt.
Die zweifachverglasten Fenster in
der straßenseitigen Fassade wurden
dagegen belassen. Ein kleines Schmuckstück
im Obergeschoss, ein farbiges
Buntglasfenster, fanden die Biers charmant
– um den Dämmwert zu verbessern,
schließt jetzt von außen ein
zweites dreifachverglastes Fenster
mit Klarglas an die Außendämmung an.
Entstanden ist ein Doppelfenster, fast
wie in alten Zeiten! Die neue Eingangstür
aus Holz besitzt einen Dämmkern
und passt als wahres Schwergewicht zu
dem soliden Charakter des Hauses.
20 EvO SOMMER 2024
DUIS AUTEM VEL EUM IRIURE DOLOR
Fernwärme:
neue Heizungsvorschriften einfach erfüllt
In den In den ebenen Bereichen der der Stadt Stadt Heidelberg wird wird die die Fernwärme forciert ausgebaut. Grundlage ist ist der der kommunale
Wärmeplan der der Stadt. Stadt. Denn Denn die die Fernwärme ist ist eine eine optimale Lösung, um um die die Vorgaben des des neuen neuen Heizungsenergiegesetzes
zu zu erfüllen.
Bestandsnetz
Ausbau Ausbau ab 2024 ab 2024
Ausbau Ausbau ab 2025 ab 2025
Ausbau Ausbau ab 2026 ab 2026
Ausbau Ausbau bis bis 2028 2028
Ausbau Ausbau bis bis 2030 2030
• potenzieller • Ausbau Ausbau 2030–2040
Auf Auf ihrer ihrer Homepage stellen stellen die die Stadtwerke Heidelberg die die Ausbaugebiete und und -etappen für für die die Fernwärme auf auf einer einer interaktiven Karte Karte vor. vor.
Fernwärme ist ist ein ein zentraler Baustein, damimit
da-
bei bei 26,1 26,1 Prozent. Dazu Dazu haben haben die die Stadtwerkwerke
Stadt-
somit somit ist es ist auch es auch ihre ihre Aufgabe, die die Klima-
Klima-
die die Wärmewende in Heidelberg in und und
Eppelheim gelingt. gelingt. Dabei Dabei ist ist die die Wärme Wärme
Heidelberg ein ein Holz-Heizkraftwerk,
schutz-Vorgaben aus aus dem dem novellierten
mehrere Biomethan-Blockheizkraftwerke,
Gebäudeenergiegesetz 2023, 2023, kurz kurz GEG GEG
aus aus der der Leitung Leitung keine keine neue neue Lösung: Die Die eine eine innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage
oder oder auch auch Heizungsgesetz, umzusetzen.
Stadtwerke Heidelberg feierten jüngst jüngst (iKWK) (iKWK) im im Verbund mit mit drei drei großen großen So So werden werden die die Besitzer der der angeschlosse-
anlage
das das 90-jährige Fernwärme-Jubiläum.
Luft-Wasser-Wärmepumpen und und einer einer nen nen Immobilien entlastet.
Power-to-Heat-Anlage sowie sowie den den Energie-
Zu Zu 50 50 Prozent CO CO 2 -frei 2 -frei
Seither Seither ist viel ist viel passiert: Das Das Netz Netz wurdde
kontinuierlich ausgebaut, inzwischen
wurwärmenetz
und und Zukunftsspeicher als als Puffer Puffer im im Fern-
Fern-
gebaut. gebaut.
Und Und es geht es geht weiter: weiter: Im Im November 2023 2023
Klimaneutral bis bis 2035 2035
Bis Bis zum zum Jahr Jahr 2040 2040 soll soll die die Fernwärme
laut laut kommunalem Wärmeplan klimaneutral
werden werden über über 50 50 Prozent Prozent der der Haushalte in in hat hat der der Heidelberger Gemeinderat den den werden. Die Die Stadtwerke Heidelberg
tral
Heidelberg mit mit Fernwärme versorgt. Das Das kommunalen Wärmeplan verabschiedet,
sind sind noch noch ehrgeiziger und und möchten die-
die-
hat hat große große Vorteile Vorteile für für den den Klimaschutz:
in dem in dem die die Fernwärme eine eine entscheidende
ses ses Ziel Ziel schon schon fünf fünf Jahre Jahre früher früher errei-
errei-
Rolle Rolle auf auf dem dem Weg Weg zu einer zu einer klimaneuchenchen.
Denn Denn die die Stadtwerke Heidelberg arbeiten
de
Im Im nächsten Schritt Schritt wird wird dazu dazu eine eine
schon schon seit seit 14 Jahren 14 Jahren an an der der sogenannten
Dekarbonisierung: Inzwischen ist heidelberberg
ist heideltraletralen
Kommune spielt. spielt. Die Die Fernwärme
kann kann man man sich sich vorstellen wie wie ein ein großes großes
Flusswärmepumpe am am Neckar Neckar in Heidelberg-Bergheim
entstehen, weitere weitere An-
An-
in Heidel-
WÄRME WÄRME zu über zu über 50 50 Prozent Prozent CO 2 CO -frei; 2 -frei; Heizsystem für für die die gesamte Stadt: Stadt: Betrei-
Betreilagen-Optionen
sind sind Prüfung. in In den In den
der der Anteil Anteil an an erneuerbaren Energien liegt liegt ber ber sind sind die die Stadtwerke Heidelberg, und und nächsten Jahren Jahren soll soll außerdem der der Anteil Anteil
EvO SOMMER 2024
Stadtwerke Heidelberg | Fernwärme: | neue neue Heizungsvorschriften einfach einfach erfüllt erfüllt 01.2024 01.2024
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25 25
DUIS AUTEM VEL EUM IRIURE DOLOR
Aktuell Aktuell bauen bauen die die Stadtwerke Heidelberg Netze Netze die die Fernwärme jährlich jährlich um um rund rund vier vier
Kilometer aus. aus. Künftig Künftig werden werden sie diese sie diese Leistung Leistung verdreifachen.
aller aller Haushalte am am Fernwärmenetz auf auf sagt sagt dazu dazu Michael Michael Teigeler, Teigeler, führer führer der der Stadtwerke Heidelberg
Stadtwerke den den jährlichen Netzausbau Energie. Energie.
Geschäfts-
70 Prozent 70 Prozent steigen. steigen. Dazu Dazu werden werden die die
von von rund rund vier vier auf auf künftig künftig zwölf zwölf Kilometer
erhöhen. In den In den nächsten Jahrzehnten
Ausbau vor vor allem allem in der in der Ebene Ebene
wird wird der der Energieversorger 825 825 Millionen
Euro Euro in den in den Netzaus- und und -umbau -umbau sowie sowie Gemäß Gemäß des des kommunalen Wärmeplans
in den in den Bau Bau neuer neuer Erzeugungsanlagen in-
in-werdevestieren. „Eine „Eine Generationenaufgabe“
Fernwärme vor vor allem allem in den in den ebenen werden die die Stadtwerke Heidelberg die die
ebenen
Bereichen der der Stadt Stadt ausbauen. In den In den
Hanglagen, zum zum Beispiel Beispiel in Hand-
in Handschuhsheim
und und Neuenheim oder oder in in
Ziegelhausen und und Schlierbach sind sind zur zur
Wärmeerzeugung dezentrale Lösungen,
vor vor allem allem Wärmepumpen, vorgesehen.
Beim Beim Ausbau Ausbau der der Fernwärme gehen gehen die die
Stadtwerke Heidelberg in in Etappen vor. vor.
Der Der forcierte Fernwärmeausbau beginnt beginnt
2024 2024 mit mit Heidelberg-Neuenheim. Auf Auf einener
interaktiven Karte Karte stellen stellen die die Stadt-
Stadt-
eiwerkwerke
Heidelberg die die Ausbaugebiete
und und -etappen dar. dar. So geben So geben sie sie Immo-
Immobilienbesitzern
Orientierung, bis bis wann wann
sie sie mit mit einem einem Anschluss an die an die me me rechnen rechnen können. können. Wenn Wenn Immobilien
Fernwär-
in in Gebieten mit mit einem einem später später geplanten
Ausbau Ausbau liegen, liegen, können können gen gen zum zum Einsatz Einsatz kommen. Die Die Stadtwer-
Zwischenlösunkke
Heidelberg arbeiten daran, daran, solche solche
Lösungen zu zu entwickeln.
Wessen Wessen Haus Haus schon schon heute heute nah nah an einer an einer
Fernwärmeleitung liegt, liegt, kann kann schon schon
jetzt jetzt gerne gerne einen einen Antrag Antrag für für einen einen Anschlusschluss
stellen. stellen. Erweisen sich sich die die Gege-
Gegebenheiten
vor vor Ort Ort als als passend, senden senden
An-
die die Stadtwerke Heidelberg gerne gerne ein ein
Angebot zu. zu.
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E-Mail: E-Mail: info@swhd.de
Redaktion: Ellen Ellen Frings Frings
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Stadtwerke Heidelberg | | Fernwärme: neue neue Heizungsvorschriften einfach einfach erfüllt erfüllt 01.2024 01.2024
EvO SOMMER 2024
KLiBA INFORMIERT
NEUE REGELN
FÜR DEN
HEIZUNGSTAUSCH
KLIBA INFORMIERT
ÜBER DIE ÄNDERUNGEN
IM GEBÄUDEENERGIE-
GESETZ
Die Erneuerbare-Energie-Quote erfüllen
Wärmepumpen, der Anschluss
an ein Wärmenetz, Holzheizungen,
Hybridheizungen, Biomasseheizungen
und mit Einschränkungen Stromdirektheizungen
und Wasserstoffheizungen.
Das novellierte Gebäudeenergiegesetz
(GEG), das am 1. Januar 2024
in Kraft getreten ist, sieht neue
Regeln beim Heizungstausch vor.
In Neubaugebieten sind nun nur
noch Heizungen erlaubt, die zu mindestens
65 Prozent mit erneuerbaren
Energien betrieben werden. Wer in
einem bestehenden Wohngebiet
wohnt und die Heizung tauscht, für
den gilt die 65-Prozent-Regel erst,
wenn die Kommune eine kommunale
Wärmeplanung vorlegt und ergänzend
den Neu- oder Ausbau von
Wärmenetzen oder ein Gebiet für
die Wasserstoffnutzung ausweist.
Spätestens Mitte 2028 ist die grundsätzliche
Nutzung von 65 Prozent
erneuerbaren Energien bei einem
Heizungstausch jedoch für alle verpflichtend.
Übergangsregelungen
federn die Umstellung ab.
→ Vorgaben für Bestandsgebiete
an die kommunale
Wärmeplanung gekoppelt
Für bestehende Gebäude sowie
Neubauten außerhalb von Neubaugebieten
werden die Vorgaben an die
kommunale Wärmeplanung gekoppelt.
In Großstädten mit mehr als 100.000
Einwohner wird der Einbau von Heizungen
mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer
Energie nach dem 30. Juni
2026 verpflichtend, in Städten und
Gemeinden bis 100.000 Einwohner gilt
das nach dem 30. Juni 2028. Wird in
einer Kommune eine Entscheidung über
die Ausweisung als Gebiet zum Neuoder
Ausbau eines Wärmenetzes oder
als Wasserstoffnetz-Ausbaugebiet auf
der Grundlage eines Wärmeplans schon
vor Mitte 2026 bzw. Mitte 2028 getroffen,
wird der Einbau von Heizungen
mit 65 Prozent erneuerbaren Energien
schon dann verbindlich.
Wärmepumpen sind eine Möglichkeit,
die neuen Heizungsregeln zu erfüllen –
aber nicht die einzige.
→
EvO SOMMER 2024
23
KLIBA INFORMIERT
→ Übergangsfristen beim
Umstieg auf erneuerbare
Heizungen
Gibt es beim Heizungstausch noch
keine Pflicht zur Nutzung erneuerbarer
Energien, kann vorübergehend noch
eine konventionelle Gasheizung eingebaut
werden. Eine neue Ölheizung ist
ebenfalls zulässig. In diesen Fällen ist
dann jedoch eine Beratung obligatorisch,
da Eigentümerinnen und Eigentümer
bei diesen Beheizungsarten
absehbare wirtschaftliche Risiken eingehen.
Wer sich nach diesem Gespräch
für eine Gas- oder Ölheizung entscheidet,
muss außerdem sicherstellen,
dass das dort verbrannte Gas oder Öl
ab 2029 zum Teil aus Biomasse oder
Wasserstoff erzeugt wird.
Dabei gilt die folgende Stufenregelung:
Ab dem 1. Januar 2029 müssen
mindestens 15 Prozent, ab dem 1.
Januar 2035 mindestens 30 Prozent
und ab dem 1. Januar 2040 mindestens
60 Prozent der bereitgestellten
Wärme aus Biomasse oder grünem
oder blauem Wasserstoff einschließlich
daraus hergestellter Produkte
erzeugt werden. Ob diese Brennstoffe
im benötigten Umfang zur Verfügung
stehen werden, und zu welchem
Preis dies der Fall sein wird, ist jedoch
nicht klar.
→ Bestandsschutz für
bestehende Heizungen
Für bestehende Heizungen existiert ein
langjähriger Bestandsschutz, auch
eine Reparatur der alten Heizung ist
weiterhin für fast alle Typen zulässig.
Lediglich völlig veraltete Konstant-Temperaturkessel
müssen 30 Jahre nach
ihrem Einbau ausgetauscht werden.
Nicht betroffen sind Niedertemperatur-
Heizkessel und Brennwertkessel. Auch
für kleinere, selbstbewohnte Gebäude
gibt es weitere Ausnahmen.
Wer beim Heizungstausch die 65-Prozent-Regel
erfüllen muss, bekommt bei
einer Heizungshavarie eine Übergangsfrist
gewährt: Ist die Heizung kaputt
und kann nicht mehr repariert werden,
ist zuerst auch die übergangsweise
Installation einer fossil betriebenen Heizung
zulässig, etwa eines gebrauchten
oder gemieteten Gerätes. Fünf Jahre
nach dem Ausfall der alten Heizung
muss jedoch eine Heizungstechnologie
zum Einsatz kommen, die die Erneuerbaren-Vorgabe
erfüllt. Die Übergangsfrist
ist insbesondere für nicht hinreichend
sanierte Häuser mit einem hohen
Wärmeverlust sinnvoll. In dieser Zeitspanne
können die Eigentümerinnen
und Eigentümer Teile der Gebäudehülle
dämmen lassen, so dass danach beispielweise
die Nutzung einer Wärmepumpe
effizient möglich ist.
→ Sonderfall
Gas-Etagenheizungen
Hier sieht die Regelung so aus: Die
Eigentümerinnen und Eigentümer müssen
innerhalb von fünf Jahren nach
dem Ausfall der ersten Gas-Etagenheizung
entscheiden, ob die Wärmeversorgung
im Haus auf eine zentrale
Heizungsanlage umgestellt werden soll
oder ob dezentral auf Einzelheizungen
mit 65 Prozent erneuerbaren Energien
gesetzt wird. Wenn eine zentrale
Heizung mit erneuerbaren Energien
eingebaut werden soll, haben die Gebäudeeigentümer
dafür weitere
acht Jahre Zeit.
→ Den Heizungstausch
frühzeitig vorbereiten
Wichtig ist, sich frühzeitig auf den
Heizungsaustausch vorzubereiten
und auch schon vor der gesetzlichen
Verpflichtung auf klimafreundliche
Heizungen zu setzen. Ein Umstieg auf
die Erneuerbaren-Heizungen gelingt
am besten, wenn Hauseigentümerinnen
und Hauseigentümer ihre Immobilie
so rasch wie möglich dafür fit machen,
etwa durch eine Dämmung oder den
Austausch von Heizkörpern. Darüber
hinaus gilt: Je weniger Energie verbraucht
wird, desto günstiger ist die
Wärmeversorgung im Haus – unabhängig
vom Energieträger. Effizienzmaßnahmen
lohnen sich also auch
dann schon, wenn noch die alte Öloder
Gasheizung läuft.
Welche Heizung die richtige ist, hängt
von vielen Entscheidungskriterien ab:
Lage des Grundstücks, Zustand des
Gebäudes, vorhandene Anschlussmöglichkeiten,
Investitions- und Betriebskosten
und persönliche Präferenzen.
Fragen rund um den Heizungstausch
und die energetische Sanierung beantwortet
das KLiBA-Team kostenfrei
regelmäßig in den Rathäusern der
Kommunen, der Geschäftsstelle der
KLiBA in Heidelberg oder telefonisch
unter 06221 99875-0.
24 EvO SOMMER 2024
KOMMUNEN
WIR
MANAGEN
DEN
KLIMA-
SCHUTZ
IN DER
REGION
Sie sind Ansprechpartneirinnen
für Bürger und Verwaltungen,
haben zahlreiche Aufgaben und
sind mit vollem Einsatz dabei:
Zwei Klimaschutzmanagerinnen
aus Kommunen des Rhein-
Neckar-Kreises stellen ihren
vielfältigen Beruf vor.
Von Benjamin Jungbluth
„WIR SETZEN AUF
EINE OFFENE
KOMMUNIKATION“
Julia Berberig, Ketsch
Die Menschen beim wichtigen Thema
Klimaschutz mitnehmen und viel kommunizieren:
Das ist das Ziel von Julia
Berberig, die seit Jahresbeginn als
Klimaschutzmanagerin in Ketsch tätig
ist. „Ich habe einen eher ungewöhnlichen
Hintergrund für diese Stelle: Als
Wirtschaftsingenieurin war ich die
letzten Jahre bei einem großen Unternehmen
im Marketing tätig. Aber wir
wollen in Ketsch neuen Wind in das
Thema bringen und vor allem die Kommunikation
mit den Bürgern ausbauen
– da schließt sich also wieder der
Kreis zu meiner bisherigen Tätigkeit“,
erzählt Julia Berberig. Mit der Rhein-
Neckar-Region ist sie dabei eng verbunden:
In Sinsheim wuchs sie auf, in
Mannheim studierte sie und in Ketsch
leben ihre Großeltern, so dass sie schon
als Kind einen Bezug zu der Gemeinde
am Altrhein hatte. Vor zehn Jahren
kaufte sie dann mit ihrem Mann ein
Haus in Ketsch. „Durch unsere beiden
Kinder, die inzwischen im Ort in die
Kita gehen, wollte ich eine berufliche
Veränderung und näher an meinem
Wohnort sein. Die Neuausschreibung
→
EvO SOMMER 2024
25
KOMMUNEN
der Stelle als Klimaschutzmanagerin
hat dann einfach perfekt gepasst“,
freut sich Julia Berberig.
In ihrer neuen Position in der Ketscher
Gemeindeverwaltung ist sie nicht nur
die zentrale Ansprechpartnerin für
Kollegen und Bürger, sondern will den
Klimaschutz auch aktiv vermitteln.
„Wir wollen auf die Bürger zugehen
und sie miteinbeziehen, um konkrete
Veränderungen umzusetzen. Das
reicht von Projekten in den Schulen
bis zu Medienarbeit. Dabei sehe ich
meine Rolle als eine Art Übersetzerin,
um die vielen Informationen verständlich
und alltagstauglich zu vermitteln“,
sagt Julia Berberig. Bei der Umsetzung
fachlicher Themen – wie der
auch in Ketsch anstehenden Wärmeplanung
– nutzt die Gemeinde zusätzlich
externe Experten. Denn natürlich
kann und soll eine kommunale
Verwaltung nicht sämtliche Einzelschritte
selbst stemmen. Alle Bereiche
laufen aber bei Julia Berberig zusammen,
die für die Koordination im Ort
zuständig ist. Dabei will die Kommune
künftig mit einzelnen Projekten eine
Vorbildrolle einnehmen. So soll die
Umstellung auf energiesparende LED-
Beleuchtung in den kommunalen
Liegenschaften und bei der Straßenbeleuchtung
nicht nur Kosten reduzieren,
sondern den Bürgern auch zeigen,
was heute technisch möglich ist.
„Wir richten uns dabei außerdem an
Unternehmen und das Gewerbe, denn
zusammen mit den Privathaushalten
liegen hier die größten Potenziale.
Unsere eigenen Liegenschaften sind
nur für rund zwei Prozent der CO 2 -
Emmissionen verantwortlich, wir sind
also auf das Miteinander aller Ketscher
angewiesen“, sagt Julia Berberig.
„Um das zu erreichen, setzen wir auf
eine offene Kommunikation.“
→ Kontakt
Gemeinde Ketsch
Julia Berberig
julia.berberig@ketsch.de
www.ketsch.de
„DIE KOMMUNE
MUSS VORBILD SEIN
UND MOTIVIEREN“
Stefanie Kalla, Sinsheim
Die Stadt Sinsheim bei der Senkung
ihres CO 2 -Ausstoßes und somit der
Erfüllung der Klimaziele zu unterstützen
– das ist eine der wichtigsten
Aufgaben für Klimaschutzmanagerin
Stefanie Kalla. Seit Ende 2021 ist sie
in der Großen Kreisstadt die zentrale
Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und
Bürger sowie die Verwaltung. „Zuvor
war das Thema Klimaschutz über
mehrere Fachbereiche verteilt. Durch
die neu geschaffene Stelle können wir
den Fokus genauer setzen und mehr
Präsenz zeigen“, erklärt Stefanie
Kalla. Nach ihrem Start erarbeitete
sie zunächst das Klimaschutzkonzept
der Stadt, das nun Schritt für Schritt
umgesetzt wird. „Wir haben die Maßnahmen
aus dem Konzept priorisiert
und gehen als erstes den Gebäudesektor
an. Dabei legen wir große Bemühungen
in die Erweiterung des
vorhandenen Energiemanagementsystems
und arbeiten parallel daran,
Gebäudestandards für die kommunalen
Liegenschaften zu definieren“,
so Kalla. Die gewonnenen Erkenntnisse
sollen in einer Sanierungsstrategie
gebündelt und in den nächsten
Jahren umgesetzt werden. Auch
Bürgerinnen und Bürger sollen vom
Klimaschutzmanagement der Stadt
profitieren. Um für Klimaschutz im
Gebäudesektor zu sensibilisieren, hat
Stefanie Kalla entsprechende Informationsangebote
entwickelt. „Dieses
Jahr haben wir dafür Fachvorträge
und eine Themenwoche vorgesehen.
Und mit der KLiBA bieten wir neben
der persönlichen Beratung im Rathaus
auch erstmals die Sanierungskampagne
„Gut saniert?!“ an“, erklärt die
Klimaschutzmanagerin.
Stefanie Kalla kommt aus der Region,
ging dann für ihr Bachelor-Studium an
den Umwelt-Campus der Hochschule
Trier. „Weil mich die konkrete Anwendung
besonders gereizt hat, bin ich
nach meinem Studium beruflich in die
Industriebranche eingestiegen“, erzählt
sie. Zunächst arbeitete sie im Umwelt-
und Qualitätsmanagement.
Berufsbegleitend absolvierte Stefanie
Kalla dann ihren Master als Wirtschaftsingenieurin
an der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg. „Die
Schwerpunkte im Masterstudiengang
habe ich auf das Produktionsumfeld
ausgerichtet“, so Kalla. Zuletzt war sie
in einem Hamburger Unternehmen
aus der Getränkeindustrie für „schlanke
Prozesse“ und die Einsparung von
Ressourcen und Energien zuständig.
„Der Schutz der Umwelt zahlt sich
eben auch für Unternehmen aus“,
betont Stefanie Kalla. Als die Stelle der
Klimaschutzmanagerin der Stadt
Sinsheim zu besetzen war, zögerte sie
dennoch nicht lange. „Wenn man
einen Beitrag zum Klimaschutz leisten
möchte, hat man hier durch die
direkten Einflussbereiche der Verwaltung
vielfältige Ansatzpunkte. Die
Kommune muss schließlich Vorbild sein
und motivieren. Das macht den besonderen
Reiz dieser Stelle aus.“
→ Kontakt
Stadt Sinsheim
Stefanie Kalla
klimaschutz@sinsheim.de
www.sinsheim.de
26 EvO SOMMER 2024
KOMMUNEN
BESONDERE
BETONPLATTE
OPTIMIERT
NACHHALTIGES
HEIZEN
Karina Mayer vom Bauamt und Manuel Defièbre
vom Ingenieur-Büro IBV Defièbre – Stefan vor den
Anschlüssen des Erdsolespeichers.
EvO SOMMER 2024
Die Stadt Schriesheim baut einen neuen
Kindergarten, der auf eine innovative Heizund
Kühltechnik setzt, möglichst unabhängig
von Fremdenergie ist und das Klima
schont. Dank Holzbauweise und viel
Grün wird außerdem die Natur erfahrbar.
Von Benjamin Jungbluth
27
KOMMUNEN
Harmonische Ergänzung
der Umgebung
„Der Gebäudekubus wird später eine möglichst
harmonische Ergänzung seiner Umgebung
darstellen. Deshalb haben wir eine Holzlamellenfassade
eingeplant, die das Gebäude homogen
umschließt. Außerdem entsteht dadurch im
Obergeschoss ein überdachter Gang an der
Außenseite, der gleichzeitig als Fluchtweg dient“,
erklärt Architekt Mirko Früh vom verantwortlichen
Büro Krummlauf Teske Happold Architekten
BDA aus Heilbronn.
Das große Flachdach wird nicht nur dick gedämmt,
sondern erhält auch eine PV-Anlage, wird begrünt und
dient als Rückhaltebereich bei Starkregen.
Im Winter warm, im Sommer kühl – und das alles
energiesparend und klimaschonend: Der Schriesheimer
Kindergarten „Kunterbunt“ direkt neben
dem großen Schulzentrum wird seinen kleinen wie
großen künftigen Nutzern einige innovative Annehmlichkeiten
bieten. Die Stadt an der badischen
Bergstraße baut derzeit ihre neue Betreuungseinrichtung
und setzt dabei auf Nachhaltigkeit.
Komplett in Holzbauweise gefertigt, wird der
zweigeschossige Bau zum einen nach hohem
Standard gedämmt. Hinzu kommt eine Photovoltaik-Anlage
auf dem Flachdach, das zusätzlich
begrünt und als Rückhaltebereich für Starkregenereignisse
ausgelegt ist.
„Wir haben außerdem auf die großen, schattenspendenden
Bäume im Außenbereich geachtet,
die größtenteils stehenbleiben konnten. Dadurch
leisten wir sowohl einen Beitrag zum Naturschutz
als auch zur hohen Aufenthaltsqualität“,
betont Bauamtsleiter Markus Dorn. Eine entsprechend
hochwertige Gestaltung der Grünflächen
und Spielbereiche ist da fast schon folgelogisch
und soll den Funktionsbau möglichst unaufdringlich
in das bestehende Wohngebiet einfügen.
Natürliches Holz und natürliches Grün, sowohl
innen als auch außen – damit möchten die Planer
eine möglichst angenehme Atmosphäre für den
Kindergartenalltag schaffen. Doch das Highlight
aus technisch-energetischer Sicht befindet sich
unterhalb des Neubaus: Ein Erdsolespeicher unter
der Bodenplatte, der im Zusammenspiel mit
einer umschaltbaren Sole-Wasser-Wärmepumpe
das Gebäude im Winter energieeffizient beheizt
und im Sommer kühlt. Der Solespeicher dient
dabei der Wärmepumpe als Quellmedium und
lagert die im Kreisprozess entstehende Abwärme
beziehungsweise „Abkälte“ saisonal zwischen.
Dadurch kann die Wärmepumpe unter besonders
guten Betriebsbedingungen mit hohen Arbeitszahlen
arbeiten.
Großflächiges Leitungsnetz
unter der Bodenplatte
Verantwortlich für die Planung und Ausführung
ist dabei das Heidelberger Ingenieurbüro IBV
Defièbre – Stefan. „Diese Art der Wärmeversorgung
ist eine Spezialität unseres Büros, die wir
zum Beispiel auch schon in unserem eigenen
Firmensitz in Heidelberg und im Profi-Camp der
Eintracht Frankfurt erfolgreich umgesetzt haben.
Der unterhalb der Bodenplatte befindliche
Solespeicher besteht aus einem großflächigen Leitungsnetz,
dass in zwei Ebenen auf jeweils rund
630 Quadratmetern verlegt wird und in eine etwa
60 Zentimeter dicke Magerbetonplatte eingebunden
ist. Innerhalb der Leitungen zirkuliert ein
Wasser-Glykol-Gemisch“, erklärt TGA-Projektingenieur
Manuel Defièbre das komplexe System.
Beim Schriesheimer Kindergarten kam für die
Planer noch eine Besonderheit hinzu: Das Grundstück
liegt in der Zone eines Wasserschutzgebietes,
entsprechend streng sind die Vorgaben.
28 EvO SOMMER 2024
KOMMUNEN
„Wir verwenden deshalb in enger Abstimmung
mit dem Wasserrechtsamt als Sole-Flüssigkeit ein
Wasser-Glykol-Gemisch mit nur 25 Prozent
Glykol-Anteil, verlegen Einzelkreise von unter 15
Quadratmetern und überwachen deren Druck.
Wichtig war dabei die Funktion des Solespeichers
als Energiespeicher, dessen Ziel es nicht ist, dem
Erdreich dauerhaft Energie zu entziehen oder
zuzuführen, sondern den Erdsolespeicher eigenständig
durch die umschaltbare Wärmepumpe
zu regenerieren“, erläutert Defièbre.
Der energetisch hochwertig errichtete Holzbau
benötigt dadurch lediglich eine Normheizlast von
36 Kilowatt, was einer spezifischen Heizlast von
etwa 29 Watt pro Quadratmeter entspricht. Das
passt wiederum ideal zur installierten Fußbodenheizung,
sodass die Wärmepumpe mit niedrigen
Vorlauftemperaturen betrieben werden kann.
Auch ein vermeintlicher Schwachpunkt des Holzbaus
– die geringe Wärmespeicherfähigkeit
von Holz gegenüber Beton – lässt sich durch die
Fußbodenheizung lösen, indem diese im Sommer
durch die umschaltbare Wärmepumpe zum
Kühlen des Gebäudes genutzt wird.
Viel Holz und Licht: Der Kindergarten soll bewusst
nachhaltig und freundlich gestaltet sein.
Der Bau des Erdsolespeichers: Das großflächige
Leitungsnetz wird in zwei Ebenen auf jeweils
rund 630 Quadratmetern verlegt und in eine
etwa 60 Zentimeter dicke Magerbetonplatte
eingebunden.
Auch für die Lüftungsanlage ist das Ingenieurbüro
verantwortlich. „Das Gebäude verfügt über eine
energetisch hochwertige Anlage mit einer Luftleistung
von fast 9.500 Kubikmetern in der Stunde
und einem rekuperativen Wärmerückgewinnungssystem
mit einem Wirkungsgrad von 76 Prozent.
Auch das trägt maßgeblich zur hohen Energieeffizienz
dieses Gebäudes bei“, erklärt Manuel
Defièbre.
Langfristige Investition für Kommune
Dass dieses innovative Konzept am Ende den
Gemeinderat überzeugte, liegt an den Vorteilen
des Systems. Im Gegensatz zur ebenfalls möglichen
und zunächst günstigeren Pelletheizung
erzeugt es nämlich keine Abgase und Feinstaubemissionen.
Außerdem benötigt es für den Betrieb
deutlich weniger Fremdenergie und ist dadurch
weniger abhängig von Preissteigerungen der
Energieträger. „Deshalb haben wir dem Gemeinderat
diese Variante vorgeschlagen, was das
Gremium überzeugt hat. Denn so ein Neubau ist
ja immer eine sehr langfristige Investition, wodurch
die Folgekosten besonders wichtig sind“,
erläutert Karina Mayer, die das Kindergarten-
Projekt bei der Stadtverwaltung koordiniert.
Noch bis zum Frühjahr 2025 dauern die Arbeiten
an dem Neubau an, dessen Kosten sich auf rund
7,5 Millionen Euro belaufen. Dann können hier aber
die jüngsten Schriesheimer in fünf Gruppen und
in einem hochmodernen Gebäude betreut werden,
das fit für die Zukunft ist sowie Natur und Technik
auf innovative Weise verbindet.
EvO SOMMER 2024
29
KOMMUNEN
Abteilungskommandant Eric Rohr (l.) und
Mathieu Fuchs vom städtischen Amt für
Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie
vor dem neuen Feuerwehrhaus.
ZUKUNFTSWEISENDES
FEUERWEHRHAUS
ALS ORT DER BEGEGNUNG
Mit einem modernen Passivhaus samt
Photovoltaik und Wärmepumpe hat
die Stadt Heidelberg ihrer Freiwilligen
Feuerwehr Ziegelhausen einen ganz
besonderen Standort errichtet, der nicht
nur energetisch heraussticht.
Von Benjamin Jungbluth
Architektonisch und energetisch anspruchsvoll:
Das neue Feuerwehrhaus im Heidelberger Stadtteil
Ziegelhausen im Passivhaus-Standard.
Zum Fototermin im neuen Feuerwehrhaus des
Heidelberger Stadtteils Ziegelhausen kommt Abteilungskommandant
Eric Rohr standesgemäß
zu spät: Die Wehrleute mussten kurzfristig ausrücken
und im bergigen Gelände des Neckartals den
Rettungsdienst unterstützen. „Wir haben rund
100 Einsätze im Jahr, das ist ein Spitzenwert der
Freiwilligen Feuerwehren in Heidelberg. Gleichzeitig
war unser altes Gerätehaus ziemlich in die
Jahre gekommen: Es gab keine Duschmöglichkeiten,
es war sehr eng und energetisch war es
völlig aus der Zeit gefallen. Wir sind deshalb sehr
froh, dass die Stadt uns einen hochmodernen
Neubau ermöglicht hat, der unsere ehrenamtliche
Arbeit unterstützt und gleichzeitig der Umwelt
und dem Klima hilft“, sagt Rohr, während
seine Kollegen die Einsatzfahrzeuge wieder für
den nächsten Alarm vorbereiten.
Das architektonisch spannende Gebäude wurde
hinter dem örtlichen Bürgeramt auf einem
schmalen Grundstück am Neckar errichtet, wo
bereits der deutlich kleinere Vorgängerbau
gestanden hatte. Auch wenn der rund 3,7 Millionen
Euro teure Neubau etwas verdeckt liegt,
fällt er auf: Über der Fahrzeughalle, die Platz für
drei große Einsatzwagen und ein Rettungsboot
bietet, ragt das Obergeschoss in markantem
Rot wie ein langgezogener Riegel über die Ausfahrt
hinaus. „Das mit dem Rot war meine Idee,
von der ich den Architekten zum Glück überzeugen
konnte. Wir sind schließlich die Feuerwehr, das
muss man doch sofort sehen“, erzählt Kommandant
Eric Rohr augenzwinkernd.
30 EvO SOMMER 2024
KOMMUNEN
Stadtwerke betreiben
die technischen Anlagen
Doch nicht nur die äußere Gestalt des Gebäudes
ist etwas Besonderes. Auch die inneren Werte
des im Spätsommer 2022 offiziell eingeweihten
Funktionsbaus haben einiges zu bieten. Komplett
im Passivhausstandard errichtet, benötigt
er nur sehr wenig Energie. Das wird unter anderem
durch eine dicke Mineralwolle-Dämmung
an den Wänden und auf dem Flachdach erreicht.
Außerdem versorgt eine Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung alle Räume energiesparend
mit frischer Luft.
Eine Wärmepumpe übernimmt an kalten Tagen
das klimafreundliche Heizen, während auf dem
Dach eine aus 25 Modulen bestehende Photovoltaik-Anlage
mit 8,5 kWp Spitzenleistung eigenen
Sonnenstrom erzeugt. Die haustechnischen
Anlagen werden dabei im Auftrag der Stadt von
den Heidelberger Stadtwerken betrieben. Ein
Architekturbüro mit langjähriger Erfahrung im
energieeffizienten Bauen hat den Neubau geplant
und das städtische Umweltamt den Bau
begleitet.
Zusätzlich zur PV-Anlage wurden Teile des
Dachs begrünt. Das dient dem Artenschutz und
sorgt im Sommer für eine gewisse Abkühlung.
Ein Stockwerk tiefer gibt es eine kleine Dachterrasse,
die die Wehrleute zum Grillen oder
Ausruhen nutzen können. 35 Aktive, die in ihrer
Freizeit für die Sicherheit ihrer Mitbürger im
Einsatz sind, zählt die Freiwillige Feuerwehr Ziegelhausen
derzeit. „Die Gemeinschaft zu pflegen,
ist in unserem außergewöhnlichen Ehrenamt
enorm wichtig. Mit dem Neubau haben wir
jetzt die Möglichkeit, nach den Einsätzen noch
etwas zusammenzusitzen und über das Erlebte
zu sprechen. So ein attraktives Umfeld hilft uns
nicht zuletzt bei der Nachwuchsgewinnung“,
sagt Abteilungskommandant Eric Rohr.
Um neue Mitglieder geht es auch beim ersten
Tag der offenen Tür im neuen Gebäude, den die
Wehrleute im Sommer veranstalten. Dann kann
die Bevölkerung sich selbst ein Bild von diesem
außergewöhnlichen Bau machen und hinter die
Kulissen der Ehrenamtlichen blicken. „Unser
Haus ist ein richtiger Ort der Begegnung für die
Feuerwehr geworden und gleichzeitig ein weiterer
Beweis, dass Funktionsgebäude klimaschonend
konstruiert werden können“, freut sich
Rohr. „Da haben am Ende alle etwas davon.“
„Wir wollten aber nicht nur beim Betrieb, sondern
auch schon beim Bau auf Nachhaltigkeit achten.
Deswegen ist das Obergeschoss als Holzbauständerkonstruktion
errichtet worden“, erklärt
Harald Heußer, Leiter des städtischen Hochbauamts.
Dort befinden sich geräumige Umkleiden
und Duschen, aber auch große Gruppenräume
und die Einsatzleitung.
Auf Hochwasser gut vorbereitet
Bei der Fahrzeughalle war die Holzbauweise
bautechnisch nicht möglich, weshalb sie klassisch
aus Beton errichtet wurde. In einem Zwischengeschoss
ist hier außerdem ein großer Teil der
Haustechnik untergebracht – aus Schutzgründen,
denn die Feuerwehrhalle steht, wie weite Teile
des historischen Ortskerns, in einem potenziellen
Hochwassergebiet. „Kleinere Überschwemmungen
gehören in Ziegelhausen dazu, das bereitet
uns keine Probleme. Aber bei einem Jahrhunderthochwasser
müsste sich die Wehr im Zweifelsfall
verlegen. Bei der Planung ist extra darauf
geachtet worden, dass das gut möglich ist“,
betont Harald Heußer.
Blick vom Gruppenraum ins Neckartal.
EvO SOMMER 2024
31
Sechs E-Autos ergänzen den Fuhrpark der
Lebenshilfe Weinheim und sorgen für Freude bei den
Verantwortlichen (v. l.): Walter Metz (Vorstand),
Stephan Schirmer (Leitung Fahrdienst & Haustechnik)
und Mareike Merseburger (Vorstand).
KLIMASCHUTZ
UND SOZIALES
GEHEN HAND
IN HAND
Die Lebenshilfe Weinheim setzt auf Photovoltaik, um einen Teil ihres
Fuhrparks auf E-Antrieb umzustellen. Mit vielen kleinen Schritten
und der Unterstützung der KLiBA leistet die gemeinnützige Einrichtung
so ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Von Benjamin Jungbluth
32 EvO SOMMER 2024
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
Reha-Sport und Mittagsbetreuung, Minigolf-
Ausflüge und Urlaubsreisen, Schulbegleitung und
gemeinsame Besuche von Freizeitparks: Die
Weinheimer Lebenshilfe bietet ein breites Angebot
für körperlich und geistig behinderte Menschen
jeden Alters. Der gemeinnützige Verein feierte
2023 sein 60-jähriges Bestehen und blickt gleichzeitig
voller Tatendrang in die Zukunft. „Dabei
spielen auch die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz
eine große Rolle für uns. Denn als
soziale Einrichtung sind wir in besonderem Maße
den Menschen und somit der Umwelt verpflichtet“,
sagt Geschäftsführer Oliver Andres.
Dabei hat die gemeinnützige Lebenshilfe in den
letzten Jahren einiges in ihre Geschäftsstelle
investiert. Der Standort direkt neben dem alten
OEG-Bahnhof in Weinheim ist nicht nur Sitz der
Verwaltung, sondern auch eine Veranstaltungsund
Betreuungseinrichtung sowie zumindest
zeitweiser Parkplatz für den hauseigenen großen
Fuhrpark. 50 Fahrzeuge hat die Lebenshilfe
im Einsatz, je etwa zur Hälfte Kleinbusse sowie
möglichst geräumige Pkw. Sie alle dienen dem
spezialisierten Fahrdienst, der Menschen mit
Behinderung eine weitreichende Mobilität ermöglichen
soll.
Eine Million Kilometer pro Jahr
„In unserer „weißen Flotte“ sind täglich mehr als
80 Fahrer und Begleitpersonen auf rund 100
Fahrlinien in der Region im Einsatz, beispielsweise
zwischen den Wohnorten unserer Betreuten und
deren Kindergärten, Schulen oder Arbeitsstätten“,
erklärt Vorständin Mareike Merseburger. „Weil
die Zahl der Behinderteneinrichtungen deutlich
geringer ist als die der regulären Einrichtungen,
haben wir ein sehr großes Streckennetz: Wir
fahren bis nach Wiesloch und Mutterstadt, aber
auch in den Odenwald, wo viele unserer Betreuten
leben. So kommen bei uns im Jahr rund eine
Million Kilometer an Fahrleistung zusammen.“
Die große „weiße Flotte“ der Weinheimer
Lebenshilfe: Ein Teil der insgesamt 50 Fahrzeuge
für den spezialisierten Fahrdienst.
Um dabei CO 2 und auch Geld zu sparen, hat die
Weinheimer Lebenshilfe sechs ihrer Autos auf
elektrischen Antrieb umgestellt. Diese können
direkt vor Ort mit dem eigenen Sonnenstrom
betankt werden: Seit 2022 ist auf weiten Teilen
der Geschäftsstelle und des angrenzenden
Anbaus eine Photovoltaik-Anlage installiert, die
mit ihren 30 kWp die Gebäude sowie sechs
Ladesäulen für die E-Fahrzeuge versorgt. „Seit
vergangenem Sommer haben wir außerdem
einen Speicher mit 19,5 kWh Leistung, so dass wir
die Sonnenenergie optimal nutzen können“,
erläutert der technische Leiter Stephan Schirmer.
„Denn unsere Fahrzeuge sind im Fahrdienst so
viel unterwegs, so dass sie nicht immer tagsüber
bei Sonnenschein laden können. Dank des Speichers
ist das aber jetzt auch nachts möglich.“
Lade- und Energiemanagement berechnet
Die Konzeption der Ladinfrastruktur sowie der
PV-Anlage übernahm das Team Elektromobilität
der KLiBA. In einer Potenzialanalyse ermittelten
die Experten die genaue Situation vor Ort, um
verschiedene Möglichkeiten der klimafreundlichen
Umsetzung aufzuzeigen. „Ausgehend vom individuellen
Zustand berechnen wir zunächst die
mögliche durchschnittliche Stromerzeugung, die
eine PV-Anlage liefern könnte. Außerdem analysieren
wir, wie die genauen Abläufe in der Einrichtung
sind und wann die E-Autos geladen werden
können, wie das Lade- und Energiemanagement
aussehen sollte und welche Fördermöglichkeiten
es gibt. Aus all diesen Faktoren ergeben sich
dann konkrete Szenarien, um einen optimalen
und kostengünstigen Betrieb zu ermöglichen.
Und natürlich stehen wir als Ansprechpartner für
alle Fragen zum Thema zur Verfügung“, erklärt
Bernhard Bruch vom Team Elektromobilität der
KLiBA.
→
EvO SOMMER 2024
33
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
Der eigene Sonnenstrom vom Dach:
Die PV-Anlage mit einer Leistung von 30 kWp
lädt die E-Autos und versorgt die Geschäftsstelle
der Lebenshilfe Weinheim.
Für die Weinheimer Lebenshilfe sind die sechs
klimafreundlichen Fahrzeuge ein erster Test, wie
sich das neue Mobilitätskonzept im komplexen
Einsatzalltag bewährt. Für die rund 25 Kleinbusse
ist der E-Antrieb bis auf weiteres ohnehin keine
Alternative, da für derart große Fahrzeuge bisher
kaum praktikable Technik existiert. Und auch auf
eine weitere Einschränkung weist Vorstand Walter
Metz hin. „Wir können bei Ausflugs- oder gar
Urlaubsfahrten leider keine langen Ladepausen
einlegen. Denn insbesondere für unsere geistig
behinderten Menschen wäre das Warten schwierig,
ebenso für unsere Betreuer, die ja mit ihren
Schützlingen nicht einfach mal einen Kaffee an
der Autobahnraststätte trinken gehen können.
Wir müssen also Stück für Stück schauen, wie wir
die E-Mobilität mit unseren speziellen Ansprüchen
verbinden können. Aber wir gehen diesen Weg
und sind offen für Neues“, sagt Walter Metz.
Hilfe durch Stadtwerke und örtlichen Elektriker
Dabei setzt die Weinheimer Lebenshilfe auf lokale
Unterstützung. Für die Planung der PV-
Anlage, des Speichers und der Anschlüsse holten
sich die Verantwortlichen Hilfe bei den Weinheimer
Stadtwerken. „Die gelungene technische
Umsetzung lag dann in den Händen der Weinheimer
Firma Elektro Steidl – nicht umsonst ist das
auch der örtliche Elektriker, mit dem wir bereits
seit Jahrzehnten zusammenarbeiten“, lobt
Vorstand Metz.
Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz
endet bei der Lebenshilfe aber nicht beim
Thema Mobilität: Auch die Gebäudeenergie
nehmen die Weinheimer in den Blick. Zusammen
mit der Energieberatung der KLiBA wurde die
Geschäftsstelle genau analysiert. In dem historischen
ehemaligen Zollamt waren es vor allem
die Dämmung der Kellerdecke sowie die Beleuchtung,
bei denen KLiBA-Energieberater Walter
Orlik Optimierungspotenzial erkennen konnte.
„Durch kleinere Maßnahmen und den Umstieg auf
LED kann hier schon viel erreicht werden. Auch
bei der Gas-Heizung konnten wir durch verbesserte
Einstellungen ganz unmittelbar eine bessere
Energiebilanz erreichen“, erklärt Orlik.
Energieverbrauch
des Gebäudes reduziert
„Unser Haus wurde erst 2006 saniert und um
einen Neubau erweitert, aber trotzdem konnten
wir dank der Unterstützung der KLiBA an vielen
Stellschrauben drehen und unseren Energieverbrauch
reduzieren. Als nächstes planen wir
den Austausch unserer Heizungsanlage, weshalb
wir bereits Vorbereitungen für eine Wärmepumpe
getroffen haben“, sagt Geschäftsführer
Oliver Andres.
So setzt die Weinheimer Lebenshilfe auf viele
Einzelprojekte, um etwas fürs Klima und die
Umwelt zu tun. „Da muss man manchmal einfach
nur etwas umdenken. So haben wir im letzten
Jahr zum Beispiel auch unseren kleinen Garten
an den OEG-Gleisen neugestaltet: Jetzt ist
er naturbelassen und hat weniger versiegelte
Flächen, damit das Regenwasser besser ablaufen
kann. Die Niederschläge vom Dach leiten wir
außerdem in eine Zisterne, die wir dann im Haus
und Garten nutzen können“, sagt Geschäftsführer
Andres. „Jeder kleine Schritt hilft eben.“
34 EvO WINTER 2023/2024
UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN
VORREITER DES WANDELS
Beckenbach GmbH & Co. KG, ein Familienbetrieb im
Heizungs- und Sanitärbereich in dritter Generation,
geht nach Generationswechsel neue Wege.
Die Pelletanlage und die Brauchwasserwärmepumpe
versorgen neben vier
Wohnparteien auch die Werkstatt und
Aufenthaltsräume der Mitarbeiter.
Die Beckenbach GmbH & Co. KG, ist
ein im Steinachtal bekannter, traditionsreicher
Familienbetrieb im Heizungsund
Sanitärbereich seit 1956. Seit dem
Generationswechsel im Jahre 2020
wird gezielt Wert auf Nachhaltigkeit im
Betrieb und bei Kundenprojekten
gelegt. Unter der Leitung von Stefan
Beckenbach, Ingenieur für Gebäudeund
Versorgungstechnik, hat das
Unternehmen seine Verantwortung
für die Umwelt verstärkt und verfolgt
konsequent einen nachhaltigen Kurs.
Mit derzeit neun engagierten Mitarbeitern,
darunter fünf spezialisierte
Monteure, ist Beckenbach nicht nur ein
zuverlässiger Partner für Heizungsund
Sanitärlösungen, sondern auch ein
Vorreiter in der Implementierung nachhaltiger
Technologien. Durch den Einsatz
von zwei Elektrofirmenfahrzeugen,
→
GUTSCHEIN
Energie- und Materialcheck im Betrieb (KEFF+Check)
Individuelle Erstanalyse Ihres Unternehmens in Baden-Württemberg –
Wunschthemen für Ihren Ressourceneffizienzcheck:
Stromeinsparung Heizungsanlage CO 2
-Einsparung Materialeinsparung
Seit Januar 2024 befindet sich das zweite Elektroauto in
der Fahrzeugflotte der Beckenbach GmbH & Co. KG
Kälte/Klima/Lüftung Fördermittelinfos Abfälle/Recycling Digitalisierung/Prozesse
Beleuchtungsanlage Dämmung/Fenster Sanierung/Neubau Förderung von Maschinen
Erneuerbare Energien Wärmebildanalyse Verpackung/Lagerung Individuelles Wunschthema
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Bernhard Röhberg
IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg
T 06221 9017-611 // bernhard.roehberg@keffplus-bw.de
Klaus Peter Engel
IHK Rhein-Neckar // Hans-Böckler-Straße 4 // 69115 Heidelberg
T 06221 9017-693 // klaus.engel@keffpluss-bw.de
Träger der Kompetenzstelle Ressourceneffizienz Rhein-Neckar
Gefördert durch
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag
Baden-Württemberg beschlossen hat.
keffplus-rn.de
EvO WINTER 2023/2024
35
Heizungsunternehmen eine wichtige
Rolle beim Schutz unserer Umwelt
spielen und hier mit gutem Beispiel
vorangehen müssen.“
Stefan Beckenbach, Geschäftsführender
Gesellschafter der Beckenbach GmbH & Co. KG
in Heiligkreuzsteinach.
die mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage
geladen werden, setzt
das Unternehmen ein starkes Zeichen
für den ökologischen Wandel. Die
mittelfristige Vision des Unternehmens
ist eine sukzessive Umstellung des
Fuhrparks auf Elektromobilität.
Die Energieversorgung der Werkstatt
und der Aufenthaltsräume erfolgt
nachhaltig durch eine Kombination aus
einer Pelletanlage und einer Brauchwasserwärmepumpe.
Etwa 55 Prozent
des Strombedarfs deckt Beckenbach
durch die eigene Photovoltaikanlage,
während der Rest über einen Ökostromtarif
bezogen wird. Diese Maßnahmen
unterstreichen das Bestreben,
den Betrieb so umweltfreundlich wie
möglich zu gestalten.
Besonders hervorzuheben ist das
Engagement des Unternehmens im Bereich
des Waldschutzes. Durch die
Kooperation mit planted.green trägt
Beckenbach zur Aufforstung heimischer
Wälder bei. Jeden Monat pflanzt das
Team spendenbasiert klimastabile
Baumarten in Deutschland, um die Wälder
als lebenswichtige Ressource für
zukünftige Generationen zu erhalten
und gleichzeitig den eigenen CO 2 -Fußabdruck
zu kompensieren.
Im Zuge der Digitalisierung optimiert
Beckenbach auch die internen Geschäftsabläufe.
Wo Papier unverzichtbar
ist, wird ausschließlich Recyclingpapier
verwendet, Abläufe wurden
weitestgehend digitalisiert. Die Umstellung
auf eine digitale Zeiterfassung
und somit den Verzicht auf Arbeitszettel
unterstreicht das umweltbewusste
Handeln im Büroalltag.
Stefan Beckenbach betont: „Noch
vor zwei Jahren haben wir zahlreiche
Ölheizungen installiert, doch 2023
konnten wir eine signifikante Anzahl an
Wärmepumpen verbauen, auch 2024
sieht es mit dem Verbau von nachhaltigen
Heizanlagen in unserem Auftragsbuch
sehr gut aus. Unsere Mitarbeiter
werden kontinuierlich geschult, um
den hohen Anforderungen an nachhaltige
Heizsysteme gerecht zu werden.
Wir sind überzeugt, dass wir als
Die Beckenbach GmbH & Co. KG ist
stolz darauf, ihren Beitrag zur Verbesserung
der Umwelt zu leisten und
gleichzeitig hochwertige Dienstleistungen
für das Steinachtal und die umliegenden
Gebiete wie Heidelberg,
Schriesheim, Weinheim, Hirschhorn und
Neckargemünd anzubieten und übernimmt
auch die Förderungsberatung
und Abwicklung für ihre Kunden.
Für weitere Informationen
besuchen Sie deren Website
www.beckenbach-heizung.de
oder folgen Beckenbach
auf Instagram unter
@beckenbach_heizung.
→ Kontakt
NECKAR-ANKER GRÜNDERmarketing
und BRANDsupport
Christian Beckenbach-Sülzle
office@neckar-anker.de
Mobil 0176 56046906
Im Auftrag der:
Beckenbach GmbH & Co. KG
Weinheimer Straße 19
69253 Heiligkreuzsteinach
Seit Januar 2024 befindet sich das
zweite Elektroauto in der Fahrzeugflotte
der Beckenbach GmbH & Co. KG.
36 EvO SOMMER 2024
KLiBA-Mitarbeiterin Anita Köhler gibt
den Beschäftigten von Anpfiff ins Leben einen
Überblick zu wichtigen Energiesparthemen.
GEBÄUDE
OPTIMIEREN,
MITARBEITENDE
MOTIVIEREN
Mit einer Energieberatung und Workshops vor Ort unterstützt
die KLiBA den Verein Anpfiff ins Leben in Walldorf dabei, noch mehr
für den Klimaschutz und das Energiesparen zu tun. Die mehr als
60 Beschäftigten lernen dabei viel für ihren Alltag.
Von Benjamin Jungbluth
EvO SOMMER 2024
37
BILDUNG UND SCHULEN
Uwe Jung blickt in erstaunte Gesichter,
während er in der Mitarbeiterküche
des Walldorfer Vereins Anpfiff ins Leben
steht und den hohen Stromverbrauch
des handelsüblichen Wasserkochers mit
einem Messgerät sichtbar macht. Rund
60 hauptberufliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zählt die in der Region
bekannte Institution, die sich der Förderung
von Jugendlichen im Sport sowie
in den Bereichen Schule, Beruf
und Soziales verschrieben hat. Hinzu
kommen zahlreiche Trainerinnen und
Trainer sowie Lernbegleiterinnen und
Lernbegleiter, die wiederum alle mit
einer Vielzahl an jungen Menschen zu
tun haben. Viel Potenzial also, um
Wissen weiterzugeben und als Multiplikatoren
zu dienen. Aus diesem Grund
steht KLiBA-Mitarbeiter Uwe Jung an
diesem Vormittag in der Walldorfer
Mitarbeiterküche und spricht über den
Energieverbrauch von Wasserkochern.
„Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass
Sie eigentlich nur eine Tasse Tee machen
wollen, aber aus Gewohnheit einfach
mal einen ganzen Liter Wasser aufkochen
– dann vervielfachen Sie den
Energiebedarf auf einen Schlag. Und
das geht dann auf Kosten des Klimas
und der Umwelt, aber auch auf die
Stromkosten Ihres Arbeitgebers“, gibt
Jung zu bedenken. Auch Markus Gaber
ist über diese eigentlich banale Tatsache
erstaunt. „Da kommt tatsächlich
einiges zusammen, wenn man das
auf uns alle und das Jahr hochrechnet.
Und für den Einzelnen ist es ja nur
eine Kleinigkeit, in Zukunft etwas besser
darauf zu achten“, sagt Gaber. Er ist
bei Anpfiff ins Leben der Gesamtkoordinator
für die Bereiche Sport und Kooperationspartner
sowie Teil der Nachhaltigkeitsgruppe,
die sich im Verein
gebildet hat.
Optimierungspotenzial des
Gebäudes ermittelt
Zusammen mit KLiBA-Energieberater
Uwe Jung und dem Hausmeister
hat er bereits Wochen zuvor einen
Rundgang durch die weitläufige
Hauptgeschäftsstelle des Vereins am
nördlichen Stadtrand von Walldorf
absolviert. „Dabei haben wir nach baulichen
Schwachpunkten bei uns vor
Ort gesucht und gleichzeitig überlegt,
welche konkreten Themen unsere
Kolleginnen und Kollegen besonders
betreffen“, erklärt Markus Gaber. Denn
besser als allgemeine Energiespartipps
seien natürlich spezifische Handlungsempfehlungen,
die sich auf
den tatsächlichen Alltag auswirken.
Das betont auch Uwe Jung: „Jedes
Gebäude muss für sich betrachtet
werden, denn jedes hat unterschiedliche
Stärken und Schwächen – das
gilt sowohl bei einer geplanten Sanierung
als auch beim Thema Nutzerverhalten,
das immer mehr Aufmerksamkeit
erhält. Schließlich entscheiden
die Menschen vor Ort in großem Maße
mit, wie Energiesparmaßnahmen am
Ende tatsächlich wirken“, sagt Jung.
KLiBA-Energieberater Uwe Jung erklärt in
der Mitarbeiterküche, wie in der Mittagspause
Energie gespart werden kann.
Bei der Hauptgeschäftsstelle von
Anpfiff ins Leben konnte der KLiBA-
Energieberater allerdings nur wenig
Optimierungspotenzial ermitteln – in
dem in weiten Teilen neugebauten
Komplex wurde und wird nämlich schon
viel getan in Sachen Energieeinsparung.
„Trotzdem gibt es auch hier noch
Dinge, die schnell mal übersehen werden:
Die Einstellung der Klimaanlagen
in den einzelnen Abteilungen wird bislang
nicht zentral geregelt und außer
dem Hausmeister wusste niemand
so genau, wie die Handhabung ist. Aber
gerade bei der Wärmetechnik ist eine
durchdachte Planung wichtig, weil
durch gleichzeitiges Lüften sowie Heizen
oder Kühlen viel Energie verloren geht.
Oder die vielen Drucker und Beamer,
die auch im Standby noch Strom verbrauchen:
Hier könnte sich das Team
eine zentrale Handlungsempfehlung
überlegen, um unnötigen Betrieb
zu vermeiden“, zählt Uwe Jung auf.
Mit praktischen Übungen und kurzen Vorträgen
geht es ans Thema Energiesparen.
38 EvO WINTER 2023/2024
BILDUNG UND SCHULEN
Der Verein tut schon viel für den Klimaschutz und nutzt unter
anderem zehn E-Autos samt Ladevorrichtungen: Markus Gaber (v. l.)
mit den KLiBA-Mitarbeitern Anita Köhler und Uwe Jung.
In kleinen Teams konkrete Punkte
umsetzen
Beim zweiten Termin vor Ort geht es an
diesem Vormittag um genau solche
konkreten Punkte und die Einflussmöglichkeiten
der vielen Beschäftigten.
Aus allen zwölf Standorten, die über die
ganze Rhein-Neckar-Region verteilt
sind, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
gekommen, um gemeinsam
mit Uwe Jung und seiner Kollegin Anita
Köhler in zwei Gruppen mit dem Thema
Energiesparen auseinanderzusetzen.
Nach kurzen Vorträgen zu wichtigen
Hintergründen geht es dabei „direkt zur
Sache“: In kleinen Teams absolvieren
die Mitarbeiter einzelne Stationen, um
etwas für ihren Büro-, aber auch ihren
privaten Alltag zu lernen.
„Das öffnet einem tatsächlich etwas
die Augen, auch wenn wir alle eigentlich
schon auf den Klimaschutz achten“,
sagt Philipp Schmidt vom Jugendförderzentrum
Walldorf. „Es gibt eben doch
viele Kleinigkeiten, die man gar nicht so
wahrnimmt. Außerdem ist jeder Kollege
natürlich auf einem anderen Wissensstand,
weshalb es sinnvoll ist, dass wir
heute durch die KLiBA gemeinsam auf
ein Level gebracht werden.“
Viele Ideen der Mitarbeitenden
gesammelt
Die Grundtemperatur in den einzelnen
Standorten ermitteln und anpassen,
die Treffen sämtlicher Abteilungen zum
Thema Klimaschutz zu einer festen
und regelmäßigen Institution ausbauen
oder auch die vielen Kinder und Jugendlichen,
die mit der 360°-Förderung
von Anpfiff ins Leben auf ihren Alltag
vorbereitet werden, mit einbinden und
ihnen ähnliche Schulungen anbieten –
die am Ende gesammelten Vorschläge
der Mitarbeiterteams sind vielfältig
und zielen auf tatsächlich umsetzbare
Aktionen ab. „Genau das wollen wir
mit unserem Workshop vermitteln: Alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können
gemeinsam aktiv werden, um noch
mehr für den Klimaschutz zu tun.
Wenn dann gleichzeitig noch die
strukturellen Bereiche des Gebäudes
mitgedacht und optimiert werden,
entsteht in Institutionen und Unternehmen
eine sehr tragfähige Lösung,
die Energie und Kosten einspart“, erklärt
KLiBA-Mitarbeiterin Anita Köhler.
Bei Anpfiff ins Leben fällt dieser Ansatz
auf fruchtbaren Boden: Moderne und
effiziente Gebäude, zehn E-Autos samt
Ladesäulen und eine Solarthermieanlage
auf den Gebäudedächern zeugen
von einem gelebten Bewusstsein für
das wichtige Thema Klimaschutz. „Wir
wollen diesen Weg aber noch weiter
gehen und uns auch in Zukunft immer
weiter verbessern – das geben wir
unseren Kindern und Jugendlichen mit
und das möchten wir ihnen auch vorleben“,
sagt Markus Gaber.
EvO SOMMER 2024
39
BILDUNG UND SCHULEN
JUBILÄUMSJAHR
IN DER KLIMA ARENA
Das Jahr 2024 steht bei der KLIMA ARENA ganz im Zeichen des
fünfjährigen Jubiläums. Seit Oktober 2019 lockt sie mit ihrem breiten
Bildungs- und Freizeitangebot als Erlebnis- und außerschulischer
Lernort sowie Weiterbildungs- und Veranstaltungsort Familien, Schulklassen,
Unternehmen, Kommunen und Vereine in den Kraichgau.
Dort können alle Interessierten auf spielerische Art und Weise Neues
über den Klimawandel und seine Folgen, über Nachhaltigkeit und
Umweltschutz im täglichen Leben lernen. Die KLIMA ARENA möchte
die Menschen dabei mit konkreten Tipps und Anregungen zum
eigenen Handeln inspirieren. Von Katja Funke
40 EvO SOMMER 2024
BILDUNG UND SCHULEN
Großes Highlight des Jahres ist, neben
vielen Veranstaltungen und Aktionstagen,
die Erweiterung und Umgestaltung
der Dauerausstellung. Seit April
sind bereits erste Veränderungen
sichtbar.
„Wie geht es unserem Planeten?“ Diese
Frage steht im Mittelpunkt der neuen
Station zum Thema „Planetare Grenzen
und Kipppunkte“. Dort wird in Filmclips
° Infobox
Die KLIMA ARENA liegt direkt an
der Ausfahrt 33b (Sinsheim-Süd)
der Bundesautobahn A6. Parkmöglichkeiten
sowie Lademöglichkeiten
für E-Autos und
E-Fahrräder sind vorhanden. Mit
dem öffentlichen Personennahverkehr
ist die KLIMA ARENA über
den Bahnhof Sinsheim (Elsenz)
mit der Buslinie 771, Bushaltestelle
Klima Arena erreichbar. Zu Fuß
benötigt man vom Bahnhof ca.
25 Minuten.
Die KLIMA ARENA ist täglich
geöffnet. An Wochentagen von 9
bis 18 Uhr, an den Wochenenden
jeweils ab 10 Uhr. In den Sommerferien
ist an Donnerstagen und
Freitagen bis 20 Uhr geöffnet.
Wer mit Bus oder Bahn anreist,
bekommt 20 Prozent Nachlass
auf den Eintritt.
Kontakt
Katja Franke
Referentin Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Fon +49 (0) 173 60 78 550
k.franke@klima-arena.de
→ www.klima-arena.de
EvO SOMMER 2024
gezeigt, was passiert, wenn verschiedene
ökologische Belastungsgrenzen
überschritten werden. Auch die Klimakipppunkte
und welche Auswirkungen
ihr Kippen auf das Leben auf der
Erde haben könnten, werden interaktiv
in kurzen Videos veranschaulicht.
Ein echter Blickfang ist die neue begehbare
Mitmachstation zu den verschiedenen
Facetten der Nachhaltigkeit.
Denn nur durch ein nachhaltiges
Leben und Wirtschaften kann unsere
Welt wieder in ein Gleichgewicht gebracht
werden. Und so wird gezeigt, was
Nachhaltigkeit in der Wirtschaft bedeutet,
welche Aspekte für eine nachhaltige
Gesellschaft wichtig sind und
was Nachhaltigkeit mit der Umwelt
zu tun hat.
An der Station können sich kleine und
große Besucherinnen und Besucher aus
verschiedenen Blickwinkeln und mit
viel Interaktion dem Begriff Nachhaltigkeit
annähern. Spielerische Elemente
zum Hören, Sehen und Mitmachen
sowie spannende Klappfenster zeigen
auch schon den Jüngsten, was soziale
Gerechtigkeit mit Nachhaltigkeit zu
tun hat und warum es für uns Menschen
lebenswichtig ist, unsere Natur
und Umwelt zu schützen und zu
bewahren.
Wer dann eine Erholungspause oder
Bewegung auf einem der Spielplätze
braucht, kann sich im Themenpark
draußen austoben oder entspannen
oder im hauseigenen Restaurant
„Haucks11“ stärken. In den Sommerferien
haben KLIMA ARENA mit
Themenpark und Restaurant daher
auch an Donnerstagen und Freitagen
bis 20 Uhr geöffnet. So ist ausreichend
Zeit, alles zu erkunden.
Kinder mit Forscherdrang können an
der frischen Luft erkunden, welche Tiere
und Pflanzen im Moor, auf der Heide,
im Wald oder der Magerwiese heimisch
sind. Und zum Abschluss darf ein Besuch
der E-Kartbahn natürlich nicht
fehlen: Hier geht es in Elektrofahrzeugen
um die Kurven – aber selbstverständlich
nur für diejenigen, die sich vorher
sportlich die entsprechende Energie
erlaufen haben.
Bis Anfang September 2024 ist noch
die neue Sonderausstellung „Tropic
Ice_Dialog between Places Affected
by Climate Change“ der Künstlerin
Barbara Dombrowski zu sehen. Die
Fotokunstausstellung visualisiert mit
großformatigen Bildern auf neue,
eindringliche Weise den menschengemachten
Klimawandel. Dieser betrifft
nicht nur massiv die Natur, Ökosysteme
und Artenvielfalt, sondern vor allem
auch die Menschen selbst.
Um dem Klimawandel ein Gesicht zu
geben und um aufzuzeigen, dass
alles mit allem verbunden ist, hat sich
Barbara Dombrowski auf den fünf
bewohnten Kontinenten an klimarelevante
Orte begeben und indigene
Völker besucht. Sie fungieren nicht nur
als Botschafter ihrer jeweiligen Kontinente,
sondern stehen auch mit ihren
Regionen für Kipppunkte im Klimasystem
und für unterschiedliche
Klimazonen.
In den baden-württembergischen Sommerferien
sowie an Wochenenden
und Feiertagen bietet die KLIMA ARENA
für Kinder ab fünf Jahren tolle Mitmach-
und Bastelprogramme an. Und
für Erwachsene stehen besondere
Angebote wie Führungen zum neuen
Nachhaltigkeits-Exponat oder in die
Ökosysteme des Themenparks bereit.
Und da die KLIMA ARENA eine Anreise
mit dem öffentlichen Nahverkehr
oder dem Fahrrad besonders fördern
möchte, gibt es für alle, die mit diesen
Verkehrsmitteln zur KLIMA ARENA
kommen, einen Rabatt von 20 Prozent
auf den Eintrittspreis.
41
BILDUNG UND SCHULEN
EIN KLIMAKLEBER?
MEIN FREIWILLIGES
ÖKOLOGISCHES JAHR
Von Claudio Denzer
„Sind Sie ein Klimakleber?“ Das ist eine
Frage, die mir schon einige Male an
einer Schule gestellt wurde. Warum?
Nun, seit September 2023 mache ich
ein Freiwilliges Ökologisches Jahr
(FÖJ) bei der KLiBA, Klimaschutz- und
Energie-Beratungsagentur in Heidelberg
und engagiere mich zu einem
großen Teil im vielfältigen Projekt
„Energie und Klimaschutz an Schulen“.
Für viele Menschen sind anscheinend
alle, die etwas gegen den Klimawandel
unternehmen möchten, sogenannte
„Klimakleber“ – Aktivistinnen und Aktivisten
der „Letzten Generation“, die
mit Festkleben am Asphalt als eine der
Protestformen für mehr Klimaschutz
bekannt geworden sind. Das hat den
Vorteil, dass gleich ein Thema in den
Raum geworfen wird, welches offenbar
breites Interesse hervorruft, jedoch
den Nachteil, dass direkt ein starkes
(Vor-)Urteil zum vermeintlichen Thema
besteht.
Der schieren Themenvielfalt des Projekts
entspricht die Vielfalt meiner
Aufgaben: Ich wirke bei der Konzeption
von Materialien mit, führe gemeinsam
mit den Referentinnen und Referenten
der KLiBA spannende und lehrreiche
Unterrichtseinheiten durch und unterstütze
die Kinder und Jugendlichen bei
den Aufgaben. Dies alles umso spannender,
als Experimente bei Kindern
und Jugendlichen Forschergeist wecken
und in jeder Klasse aufs Neue erfrischend,
motivierend und bereichernd
sind. Denn auch ich erwerbe dabei diverse
wichtige methodische, fachliche
und soziale Kompetenzen.
Klimaschutzkommunikation ist heutzutage
ohne Social Media insbesondere
für meine Generation undenkbar.
Daher freue ich mich, bei der Arbeit auf
Instagram und Facebook mitzuwirken,
wo wir verschiedene Formate, wie „KLiBA
Informiert“ oder „KLiBA Veranstaltungstipps“
veröffentlichen. Diese Beiträge
müssen recherchiert, erstellt und schließlich
veröffentlicht werden. Darüber
hinaus bearbeite und veröffentliche ich
die wöchentlichen Energiespartipps
für die kommunalen Nachrichtenblätter.
In kompakten Beiträgen werden Themen
wie Gebäudedämmung, Heizkesselmodernisierung,
energieeffiziente Wärmeerzeugung
aus erneuerbaren
Energien oder auch Elektromobilität
verständlich aufbereitet.
Zu einem FÖJ gehört aber auch ein
eigenes ökologisches Projekt. In
meinem Fall war das eine Schulung der
Beschäftigten einer Gemeinde im
Rhein-Neckar-Kreis, um dem Ziel der
klimaneutralen Kommunalverwaltung
näher zu kommen. Insgesamt war
das Projekt ein zweistündiger Workshop
im Rathaus, bestehend aus einem
Vortrag zu den politischen Rahmenbedingungen,
den Klimafolgen und vor
allem den Zielen der Kommune für
eine klimaneutrale Kommunalverwaltung.
Dann gab es verschiedene
Stationen zu einzelnen Handlungsfeldern,
wie Mobilität, Ernährung oder
Energie geben. Am Ende wurden viele
Ideen gesammelt, wie sich Klimaschutzmaßnahmen
in den Arbeitsalltag
integrieren lassen.
42 EvO SOMMER 2024
BILDUNG UND SCHULEN
Wer jetzt denkt, als FÖJler bei der
KLiBA säße ich nur im Büro und wäre ab
und zu an einer Schule, der liegt falsch.
In meinem Jahr bei der KLiBA, war ich
nicht nur an verschiedensten Schulen,
sondern auch auf einer Baustelle eines
Passivhauses in der Bahnstadt Heidelberg,
im Energiepark Pfaffengrund, bei
verschiedenen Wohngebäuden für das
Datensammeln für Energieausweise,
im Rathaus Weinheim bei einer Hausmeisterschulung
und bei vielem mehr.
Direkt am Anfang meines FÖJs ergab
sich eine spannende Möglichkeit,
denn es fand erneut die Aktion „Wegen
Sanierung geöffnet statt“. Unter dem
Motto „Energetische Sanierung zum
Anfassen“ öffneten an einem Wochenende
im September 2023 in der ganzen
Region Hauseigentümerinnen und
Hauseigentümer, die ihr Wohngebäude
ganz oder teilweise energetisch saniert
haben, ihre Türen der Öffentlichkeit.
Für die hauseigene Zeitschrift der KLiBA
„Energie vor Ort“ begleitete ich die
Fotografin Gülay Keskin, die die Wohngebäude
und Familien fotografieren
sollte, durch den Rhein-Neckar-Kreis.
Dabei konnte ich natürlich die Gebäude
samt durchgeführten energetische
Modernisierungen selbst besichtigen,
später dann die abgebildeten Sanierungen
für die Zeitschrift kommentieren
und bei der redaktionellen Arbeit der
Zeitschrift mitwirken.
Warum aber überhaupt ein FÖJ
machen, wenn man gleich ein Studium
oder eine Ausbildung machen kann?
Bei mir war es so, dass ich nach dem
Abitur noch keinen konkreten Plan
hatte, was ich studieren möchte. Ein
Jahr mal etwas Anderes zu machen,
bringt die Möglichkeit, sich genauer mit
verschiedenen Studiengängen oder
Ausbildungen zu beschäftigen und in
Ruhe eine Wahl zu treffen, die zu einem
passt.
Durch ein Freiwilliges Jahr kann ich
auch Arbeitserfahrung sammeln. 40
Stunden die Woche regelmäßig zu
arbeiten, war erstmal ungewohnt, da
die Arbeitsstunden anders verteilt sind
als in der Schule, wo ich immer am
Abend oder Wochenende noch lernen
musste. „Mal was Anderes machen“ ist
ein weiterer Grund für ein FÖJ. Man
ist ein komplettes Jahr weg von Klausuren
und Unterricht bzw. Vorlesungen,
Während der Aktion „Wegen Sanierung
geöffnet“ ergab sich ein spannendes Gespräch
mit Niels Weniger aus Hirschberg, der sich
für die Sanierung seines Familienhauses zum
Energieberater ausbilden ließ.
was für viele Freiwillige ein wichtiger
Beweggrund ist, wie ich auf unseren
Seminaren gelernt habe. Das gehört
nämlich auch dazu. Mehrmals im Jahr
kommen alle Freiwilligen aus einem
Gebiet zusammen, um in Seminarhäusern
eine Woche zu leben und zu
lernen. Natürlich gibt es auf solchen
Fahrten viele Seminare und Workshops
zu verschiedenen Themen, die wir
auch selbst bestimmen können, jedoch
hat man etwas viel Wertvolleres:
Durch das Zusammenleben entsteht
ein bereichernder Austausch mit anderen
über ihre Einsatzstellen, neue
Freundschaften und Fähigkeiten entstehen
dabei ganz nebenbei.
Wie Sie sehen, hat ein FÖJ bei der
KLiBA wenig mit „klimakleben“ zu tun,
sondern ist sehr informativ, spannend
und bietet viele Möglichkeiten, persönlich
zu wachsen.
Wie sieht unser ökologischer Rucksack aus? Wie kommen
wir zu einer klimaneutralen Kommune? Welche Handlungsbereiche
haben wir? Was ist eine nachhaltige Materialbeschaffung?
22 Beschäftigte der Gemeinde Laudenbach
entwickelten im Workshop Ende April zahlreiche Ideen
für den Klimaschutz im Büro und diskutierten deren Umsetzung.
EvO SOMMER 2024
43
BILDUNG UND SCHULEN
Beim persönlichen Fußabdruck können
die Azubis ihren individuellen CO2-Verbrauch
spielerisch ermitteln.
IM AZUBI-ALLTAG
ENERGIE UND
GELD SPAREN
Bei einem KLiBA-Workshop im Ausbildungshaus
der Heidelberger Dienste lernen junge
Erwachsene wichtige Hintergründe zum
Klimaschutz und bekommen lebenspraktische
Tipps für ihren Alltag, die sich gleich doppelt
auszahlen. Von Benjamin Jungbluth
Klima- und Umweltschutz sind für Lina wichtige
Themen. Sie ist im zweiten Lehrjahr zur Schuhverkäuferin
und pendelt dabei regelmäßig zwischen
ihrer Schule in Eberbach und ihrem Ausbildungsbetrieb
in Heidelberg-Wieblingen. „Da nehme
ich natürlich die S-Bahn, auch wenn die öfter mal
Verspätung hat. Aber das ist in jedem Fall nachhaltiger
als das Auto“, sagt Lina. Auch die Sinsheimer
Klima-Arena hat sie auf diese Weise schon
besucht, um sich noch mehr über den Klimawandel
zu informieren. „Aber dass wir heute im
Ausbildungshaus der Heidelberger Dienste einen
speziellen Vortrag bekommen, in dem es auch um
Spartipps für uns Azubis geht, das finde ich noch
besser“, freut sich Lina.
Angehende Handwerker und Beschäftigte aus
den unterschiedlichsten Berufen treffen sich an
diesem sonnigen Frühlingsabend in der Heidelberger
Südstadt, um ein paar entspannte Stunden
beim gemeinsamen Grillen zu verbringen und
zuvor etwas über Klimaschutz und Energiesparen
zu lernen. „Wir gehen das bewusst locker
an, denn die Azubis kommen direkt aus ihren
Lehrveranstaltungen oder Ausbildungsstellen
und haben schon einen langen Arbeitstag hinter
sich. Durch den gemütlichen Rahmen schaffen
wir eine Gemeinschaft und erhöhen gleichzeitig
die Aufnahmefähigkeit der jungen Leute“, sagt
Michael Boeke, der den Abend für die KLiBA
organisiert und leitet.
Keine dogmatischen Vorgaben
Und Boeke gewinnt tatsächlich von Beginn an die
Aufmerksamkeit der Azubis: Mit seinem lockeren
Stil und seiner persönlichen Ansprache bindet er
sein junges Publikum direkt mit ein. „Wir wollen
euch heute ein paar Hintergründe zum Klimschutz
mitgeben, die ihr für euch privat, aber auch in
euren Berufen nutzen könnt. Dabei geht es nicht
um dogmatische Vorgaben oder Verzicht, sondern
um eure eigene Fähigkeit, sich eine Meinung
zum Thema bilden zu können. Und am Ende könnt
ihr dann in eurem Azubi-Alltag auch noch richtig
Geld sparen, wenn ihr an kleinen Stellen etwas
ändert und so in der Summe richtig viel Energie
reduziert“, wirbt Boeke für sein Thema.
44 EvO SOMMER 2024
BILDUNG UND SCHULEN
Dann geht es auch schon in die Praxis: An zahlreichen
Stationen können die Azubis „etwas in die
Hand nehmen und dadurch ganz unvermittelt
lernen“, wie Boeke sagt. An einem speziellen
Koffer, der mit unterschiedlichen Leuchtmitteln
und einem Stromzähler ausgestattet ist, können
sie zum Beispiel den direkten Vergleich machen:
Was verbraucht eine moderne LED, was hingegen
eine Energiesparlampe oder eine alte Halogenlampe?
„Das kann man direkt in die persönlichen
Stromkosten umrechnen – und dann achtet man
in Zukunft wohl ganz automatisch darauf, welche
Leuchten zu Hause in den Lampen stecken“,
sagt Michael Boeke.
„Energiesparen macht richtig Spaß“
Auch der individuelle CO 2 -Fußabdruck ist für die
Azubis eine lehrreiche Erfahrung. Große Schilder
in Fußform führen vom Seminarraum durch den
langen Flur im Ausbildungshaus, jedes mit einer
konkreten Frage aus dem Alltag: Wie oft isst Du
Fleisch und Wurst? Mit welcher Temperatur
wäschst Du meist Deine Wäsche? Vermeidest Du
Produkte und Verpackungen aus Plastik? Jeder
der jeweils vier Antworten ist eine Zahl zugeordnet,
die anschließend zusammengezählt werden.
Der dadurch erreichte Punktestand kann dann
in einer Tabelle einem persönlichen Wert zugeordnet
werden: Wie viele Erden bräuchten es rechnerisch,
wenn alle Menschen auf der Welt diesen
Lebensstil hätten? „Das Ergebnis lautet bei euch
genauso wie bei allen anderen Veranstaltungen
mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,
bei denen wir diesen Test machen: Die allermeisten
von uns leben so, dass wir mehr als nur eine
Erde bräuchten. Wir haben aber nur unsere zur
Verfügung – und die wollen wir eigentlich an unsere
Kinder weitergeben“, ordnet Michael Boeke
den Versuch ein.
→
KLiBA-Mitarbeiter Michael Boeke gibt den Azubis viel Hintergrundwissen und
zahlreiche praktische Tipps rund ums Energiesparen und den Klimaschutz mit.
EvO SOMMER 2024
45
BILDUNG UND SCHULEN
An einem speziellen Koffer, der mit unterschiedlichen
Leuchtmitteln und einem Stromzähler ausgestattet ist,
können die Azubis den direkten Vergleich von LEDs
und anderen Leuchten sehen.
Wohnheimzimmer und
umfassendes Begleitprogramm
Diese lebensnahe Verbindung von Energie- und
Geldsparen ist für Franziska Keller vom Ausbildungshaus
der Heidelberger Dienste eine wichtige
Funktion des Abends. „Für viele unserer Azubis
beginnt mit ihrer Ausbildung ein ganz neuer
Lebensabschnitt samt erster eigener Wohnung und
selbstgestaltetem Alltag. Da sind konkrete Hilfestellungen
sehr willkommen“, erklärt Keller. Der
KLiBA-Workshop fügt sich damit gut in das ganzheitliche
Konzept der besonderen Einrichtung ein.
Erst Energiespar-Workshop, dann gemeinsames Grillen:
Für die Azubis im Ausbildungshaus der Heidelberger Dienste
gibt es ein ganz entspanntes Bildungsangebot.
Um weitere alltagstaugliche Tipps zu geben,
hat der KLiBA-Mitarbeiter viele praxisnahe Anregungen
für sein junges Publikum dabei: Stoßlüften,
statt die Fenster den ganzen Tag auf Kipp
zu stellen. Beim Nudelkochen das Wasser mit
einem Deckel auf dem Topf erwärmen. Zuhause
mit jedem Grad weniger stolze sechs Prozent
der Heizkosten sparen. Bei Ahmad kommt dieser
praktische Ansatz gut an. Der Heidelberger
Azubi freut sich über das etwas andere Bildungsangebot:
„Wenn man überall schauen kann, wo
man noch etwas verbessern kann, macht Energiesparen
richtig Spaß. In der Ausbildung hat man
ja noch nicht so viel Geld, da lohnt sich das für
uns gleich doppelt.“
Seit 2016 bietet das Ausbildungshaus auf den
ehemals von der US-Army genutzten Konversionsflächen
im Heidelberger Süden nicht nur 66
Wohnheimzimmer für lokale Azubis, sondern auch
ein umfassendes Begleitprogramm an. „In Kooperation
mit unserem Beirat, bestehend aus
Vertretern von ortsansässigen Unternehmen,
Arbeitgeberverbänden, Kammern, Gewerkschaften
und der Stadt Heidelberg, betreiben wir
das Ausbildungshaus und schaffen günstigen
Wohnraum für junge Menschen während ihrer Ausbildung
in Heidelberg. Als Teil der gemeinnützigen
Heidelberger Dienste betreuen wir außerdem
im Azubi-Fonds Jugendliche in einer geförderten
Ausbildung, um junge Erwachsene auf ihrem
Weg in den Beruf umfassend zu begleiten. Dazu
gehört auch ein breites Rahmenprogramm –
und da passt der KLIBA-Workshop optimal rein“,
freut sich Franziska Keller. „Mit vielen kleinen
Schritten können unsere Azubis hier viel für sich
und den Klimaschutz bewegen. Und am Ende
kommt das natürlich auch den Ausbildungsbetrieben
zugute.“
46 EvO SOMMER 2024
KLiBA – IHRE KLIMASCHUTZ-
UND ENERGIE-BERATUNGSAGENTUR
Als unabhängige Energieagentur unterstützt und berät die KLiBA seit 1997
Bürger, Kommunen und Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar zu
allen Fragen rund um den effizienten und umweltschonenden Energieeinsatz.
Gesellschafter der Agentur sind die Stadt Heidelberg, der Rhein-Neckar-Kreis
und weitere 26 Kommunen sowie die Sparkasse Heidelberg.
Unser Service für Bürgerinnen
und Bürger
In einem kostenfreien Beratungsgespräch
erhalten Bürger alle Informationen,
die für eine energetische Modernisierung
oder einen energieeffizienten
Neubau notwendig sind. Interessierte
Bürger informieren wir über erneuerbare
Energien und zeigen ihnen Möglichkeiten,
diese sinnvoll in Form von Solarenergie
oder Biomasse zu nutzen. Über
den neuesten Stand diverser Förderprogramme
informieren wir ebenso wie
über Energiesparen im Alltag.
Unser Service für Kommunen
im Rhein-Neckar-Kreis
• Kommunales Energiemanagement,
z. B. beim Aufbau eines
Energieberichtswesens, eines Energie-controllings
oder bei der Erstellung
von Jahresenergieberichten.
• Klimaschutzkonzepte: Erstellung
der Antragsunterlagen für das
Klimaschutzkonzept, Erarbeitung
von integrierten und Teil-Klimaschutzkonzepten.
Der Service
für das Gewerbe
Mit einer Initialberatung für kleine und
mittlere Unternehmen legen wir den
Grundstein dafür, wie sie ihre laufenden
Kosten durch Energieeinsparmaßnahmen
senken. Wir prüfen das Einsparpotential
vorhandener Querschnitttechnologien
wie Heizung, Klimatisierung,
Druckluft, Beleuchtung, Antriebe etc.
Mit Hilfe dieser Bestandsaufnahme
zeigen wir den Unternehmen, wo sie
bereits heute die Energie optimal
nutzen und wo sie zu viel verbrauchen.
EvO SOMMER 2024
47
Klima
schützen
zum Abenteuer machen
Tägliches
Mitmachprogramm
in den Sommerferien
25.07. – 08.09.
Do. & Fr. geöffnet bis 20 Uhr