LE-5-2024-Handel-Distanzhandel
LOGISTIK express Journal Handel & Distanzhandel LE-5/2024 Inhaltsverzeichnis: Bilanz österreichischer Einzelhandel // Deutschland fällt zurück // Handelsverband bekräftigt Warnung der AGES vor Fernost-Plattformen // Shopper recherchieren vor dem Kauf // Die Zukunft des Handels // Austrian Retail Innovation Awards // Handel leidet unter Zollvorschriften // Recommerce-Markt gewinnt an Bedeutung // Klimaschutz durch Retourenmanagement // GXO veröffentlicht Global Beauty Report // Retourenbetrug - Maßnahmen zur Bekämpfung falscher Reklamationen // Komplexität im E-Commerce Fulfillment // Wohin steuert die Lebensmittellogistik? // Lebensmittel-Kennzeichnung irreführend // Sofort-Lieferungen im Einzelhandel // Online-Supermarkt feiert Geburtstag 50 Verlust statt Gewinn am Black Friday? // Internet-Betrug im Einzelhandel // Branchenprimus Amazon ärgern // Einzelhandels- & Logistikbranche Umbruch // Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien // Netto eröffnet im Loop5 // dm freut sich über Kundenzuspruch // IKEA Österreich legt zu // KI-Projekte beginnen mit Readiness-Check // Arbeitsmarkt-Kompass
LOGISTIK express Journal Handel & Distanzhandel LE-5/2024
Inhaltsverzeichnis: Bilanz österreichischer Einzelhandel // Deutschland fällt zurück // Handelsverband bekräftigt Warnung der AGES vor Fernost-Plattformen // Shopper recherchieren vor dem Kauf // Die Zukunft des Handels // Austrian Retail Innovation Awards // Handel leidet unter Zollvorschriften // Recommerce-Markt gewinnt an Bedeutung // Klimaschutz durch Retourenmanagement // GXO veröffentlicht Global Beauty Report // Retourenbetrug - Maßnahmen zur Bekämpfung falscher Reklamationen // Komplexität im E-Commerce Fulfillment // Wohin steuert die Lebensmittellogistik? // Lebensmittel-Kennzeichnung irreführend // Sofort-Lieferungen im Einzelhandel // Online-Supermarkt feiert Geburtstag
50 Verlust statt Gewinn am Black Friday? // Internet-Betrug im Einzelhandel // Branchenprimus Amazon ärgern // Einzelhandels- & Logistikbranche Umbruch // Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien // Netto eröffnet im Loop5 // dm freut sich über Kundenzuspruch // IKEA Österreich legt zu
// KI-Projekte beginnen mit Readiness-Check // Arbeitsmarkt-Kompass
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HANDEL & DISTANZHANDEL LE 5/2024
EINE SCHÖNE BESCHERUNG
Das Weihnachtsgeschäft läuft besser als
befürchtet, aber Schließungen trüben die
Stimmung. Was erwartet uns 2025?
LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S2
LOGISTIK express
HANDEL &
DISTANZHANDEL
Auf einen Blick:
04 Bilanz österreichischer Einzelhandel
10 Deutschland fällt zurück
14 Handelsverband bekräftigt Warnung der
AGES vor Fernost-Plattformen
16 Shopper recherchieren vor dem Kauf
20 Die Zukunft des Handels
22 Austrian Retail Innovation Awards
24 Handel leidet unter Zollvorschriften
26 Recommerce-Markt gewinnt an Bedeutung
30 Klimaschutz durch Retourenmanagement
34 GXO veröffentlicht Global Beauty Report
36 Retourenbetrug - Maßnahmen zur
Bekämpfung falscher Reklamationen
38 Komplexität im E-Commerce Fulfillment
40 Wohin steuert die Lebensmittellogistik?
42 Lebensmittel-Kennzeichnung irreführend
44 Sofort-Lieferungen im Einzelhandel
46 Online-Supermarkt feiert Geburtstag
50 Verlust statt Gewinn am Black Friday?
52 Internet-Betrug im Einzelhandel
54 Branchenprimus Amazon ärgern
56 Einzelhandels- & Logistikbranche Umbruch
58 Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien
60 Netto eröffnet im Loop5
62 dm freut sich über Kundenzuspruch
68 IKEA Österreich legt zu
72 KI-Projekte beginnen mit Readiness-Check
74 Arbeitsmarkt-Kompass
LE 5/2024
IMPRESSUM
LOGISTIK express | MJR MEDIA
Markus Jaklitsch
Donauwörther Straße 27a/7/4
A-2380 Perchtoldsdorf
Tel.: +43 676 7035206
E-Mail: info@logistik-express.at
www.logistik-express.com
Fotos: istockphoto.com
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S4
Handel & Distanzhandel
Bilanz österreichischer
Einzelhandel 2024
HV und WIFO präsentierten Prognose für
Gesamtjahr und Weihnachtsgeschäft. Österreicher
geben heuer im Schnitt 386 Euro für
Geschenke aus. Handel warnt vor staatlich
induzierter Preisspirale durch massiv steigende
Energiekosten.
GERALD KÜHBERGER
Der Dezember ist für den Großteil der
österreichischen Einzelhändler der
wichtigste Monat im Geschäftsjahr,
er gilt branchenintern als "5. Quartal".
Das Weihnachtsgeschäft entscheidet darüber,
ob das Geschäftsjahr erfolgreich endet oder
nicht. Im Krisenjahr 2024 gilt dies mehr denn je,
wenngleich die Ausgangslage heuer aufgrund
der wirtschaftlichen Rezession, unzähliger Insolvenzen
und einer unterdurchschnittlichen Konsumstimmung
lange Zeit vor allem unter dem
Motto der Verlustbegrenzung stand.
Weihnachtsgeschäft 2024 bringt
Dezember-Mehrumsatz von 1,15 Mrd. Euro
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Das aktuelle
Weihnachtsgeschäft ist weit besser als erwartet
angelaufen. Das kalte Wetter dürfte seinen Teil
dazu beigetragen haben, die heimischen Shoppingcenter
verzeichneten hohe Kundenfrequenzen,
auch in den Einkaufsstraßen war der Andrang
an den beiden Adventsamstagen groß. Laut
Standort + Markt war die zweite Adventwoche
sogar die bisher frequenzstärkste Woche des
ganzen Jahres.
"Die Umsatzprognose von Handelsverband und
WIFO für den österreichischen Einzelhandel geht
heuer von einem Dezember-Umsatz von insgesamt
7,5 Milliarden Euro aus, der weihnachtsbedingte
Mehrumsatz liegt bei 1,15 Mrd. Euro netto.
Im Vergleich zum Vorjahr (7,34 Mrd.) freuen wir uns
über eine moderate Steigerung von 2 Prozent",
so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Inflationsbereinigt entspricht das einem
Plus von 0,6.
Dezember-Mehrumsatz im Non-Food-Handel
mit minus 26 Mio. Euro deutlich hinter Vorjahr
"Wir sehen auch heuer deutliche Unterschiede
zwischen den einzelnen Branchen. Betrachtet
man lediglich den Nichtlebensmittelbereich,
liegen die Mehrumsätze im Dezember um 26
Millionen Euro hinter dem Vorjahresniveau, und
um rund 84 Millionen Euro hinter 2019 zurück",
sagt Dr. Jürgen Bierbaumer, Senior Economist am
Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung
(WIFO).
GERALD KÜHBERGER
Das klassische Weihnachtsgeschäft wird definiert
als Mehrumsatz im Dezember, der über den
durchschnittlichen Umsätzen der Monate Jänner
bis November liegt. Pandemiebedingt gab es
hier jedoch seit 2020 zusätzliche Faktoren (z.B.
unterjährige starke Umsatzschwankungen aufgrund
von Schließungen im Handel), die eine
exakte Abgrenzung dieser Mehrumsätze erschwert
haben.
Kommende Woche treten im heimischen Handel
bereits die Last-Minute Shopper auf den Plan.
Immerhin 6% der Konsument:innen sichern sich
erst in den letzten Tagen vor Heiligabend die
Geschenke für die Lieben. Nach dem 24. Dezember
werden dann Geldgeschenke eingelöst und das
Gutscheingeschäft hat Hochkonjunktur bis weit
in den Jänner 2025 hinein.
Top-Seller zu Weihnachten:
Gutscheine, Spielzeug, Bargeld und Süßes
"Im Schnitt werden die Österreicherinnen und
Österreicher heuer 386 Euro für Geschenke
ausgeben, um 26 Euro mehr als im Vorjahr.
Im Bundesländerranking greifen dieses Jahr die
Niederösterreicher und Burgenländer mit 423
Euro am tiefsten in die Taschen, gefolgt von
Oberösterreich und Salzburg mit 407 Euro. Leicht
unterdurchschnittlich liegen die Tiroler und Vorarlberger
mit 373 Euro sowie die Wiener mit
364 Euro. Das Schlusslicht bilden die südlichen
Bundesländer Steiermark und Kärnten mit 355
Euro", erklärt Rainer Will.
"Gutscheine boomen so stark wie noch nie (42%),
auch der Trend zu Geldgeschenken hält an (28%).
Die Menschen schenken somit Wahlfreiheit.
Vielfach werden damit allerdings auch einfach
Rechnungen bezahlt und keine Wareneinkäufe
getätigt. Die Hochsaison des Handels hält durch
das Einlösen von Gutscheinen, Geld und auch
durch Umtausch bis in den Jänner an, ein natürliches
Kundengewinnungsprogramm", so Will.
Bei den bevorzugten Waren greifen heuer 29%
der österreichischen Christkinder im Einzelhandel
zu Spielzeug und 24% zu Süßigkeiten.
Immerhin je 23% setzen auf Bekleidung, Kosmetik
und Bücher, um die Vorlieben der Liebsten
zu treffen. Spannend ist auch der Blick auf die Ausgabenverteilung:
Heuer wollen 23% der Österreicher
ihre Geschenke ausschließlich im stationären
Handel einkaufen und nur 6% ausschließlich
Online (Vorjahr: 9%).
Weitere 15% haben geplant, zumindest drei
Viertel ihrer Geschenke im eCommerce zu shoppen
(Vorjahr: 19%). Die Bedeutung des Onlinehandels
für das Weihnachtsgeschäft nimmt also
tendenziell eher ab statt zu! Fernost-Plattformen
wie Temu oder Shein spielen im Weihnachtsgeschäft
keine große Rolle (6%). Heimische Qualität
zählt – kaum jemand möchte seinen Liebsten
ein Schrottprodukt von dubiosen Fernost-Plattformen
unter den Christbaum legen.
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S6
JÜRGEN BIERBAUMER
AKV: Keine Branche stärker von Insolvenzen
betroffen als der Handel
Laut den aktuellen AKV-Zahlen verzeichnet der
Handel im Branchenvergleich mit Abstand die
meisten Insolvenzen. Wie die jüngste Statistik
für Jänner bis November belegt, wurde im Handel
heuer mit exakt 941 insolventen Unternehmen
ein neuer Höchstwert erreicht.
Vor diesem Hintergrund haben die österreichischen
Händler für 2025 folgende Strategien und
Maßnahmen geplant, um ihre wirtschaftliche
Existenz nach dem Weihnachtsgeschäft abzusichern:
• Investitionsstopp: 49% (Vorjahr: 43%)
• Reduktion von Werbespendings: 33%
(Vorjahr: 41%)
• Personalabbau: 31% (Vorjahr: 32%)
• Verkürzte Öffnungszeiten: 24% (Vorjahr: 27%)
• Expansionsstopp: 15% (Vorjahr: 24%)
• Filialschließungen: 17% (Vorjahr: 19%)
X
Einzelhandel 2024: Umsatz klettert auf
77,2 Mrd. Euro (nominell +2,7%; real +0,7%)
"Aus all diesen Faktoren leitet sich unsere
Gesamtjahresprognose 2024 für den österreichischen
Einzelhandel von 77,2 Milliarden
Euro netto ab. Eine nominelle Steigerung von
2,7% gegenüber 2023", sagt Handelssprecher
Rainer Will.
"Für 2025 erwarten wir, dass die Effekte des
heurigen Weihnachtsgeschäfts noch stärker in
den Jänner einwirken, insbesondere durch das
Gutscheingeschäft sowie die Umtauschphase
im stationären Handel nach Silvester. Spätestens
im zweiten Quartal 2025 hoffen wir auf eine
signifikante Aufhellung der Konsumlaune."
"Die Grunddynamik in der Umsatzentwicklung
verlief aufgrund der schwachen allgemeinen
Wirtschaftsentwicklung durchwachsen. Das rezessive
Konjunkturumfeld hat die Konsumlaune
belastet, gleichzeitig ist die Sparquote stark gestiegen.
Real liegen die Umsätze aber minimal
über dem Vorjahr. Positiv ist auch, dass sich die
Inflation in den letzten Monaten normalisiert
hat", ergänzt WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer.
HV-Händlerbefragung: 2/3 setzen auf gezielte
Investitionen, um Wachstumschancen
abzusichern
Laut der jüngsten Blitzumfrage des Handelsverbandes
– teilgenommen haben 164 Mitglieder
des Handelsverbands aus allen Branchen und
Größenklassen – werden 41% der Betriebe im
Gesamtjahr 2024 einen Verlust erwirtschaften,
21% maximal ein ausgeglichenes Ergebnis und
38% einen Gewinn.
Immerhin 61% der Händler sehen sich in
der Lage, 2025 verstärkt zu investieren, um
Wachstumschancen abzusichern:
• Interne Prozessoptimierung: 35%
• Webshop Auf-/Ausbau: 26%
• Digitale Prozessoptimierung: 25%
• Fokus auf Werbung/Marketing: 23%
• Ladenbau & Geschäftsausstattung: 19%
• Mitarbeiter-Schulungen: 19%
3-Wünsche ans Christkind: Bürokratieabbau,
Fair Play, Maßnahmen gegen Energiekosten
Damit uns 2025 das wirtschaftliche Comeback
gelingen kann, sind wir auch auf Unterstützung
von politischer Seite angewiesen. Seit vielen
Jahren existieren im Handel zwei Geschwindigkeiten.
Die österreichischen Handelsbetriebe
müssen mit einer Ritterrüstung, mit starren Zuschlägen
und hohen Lohnnebenkosten einen
wahren Hürdenlauf absolvieren. Die globalen
RAINER WILL
Internet-Giganten ohne Betriebsstätte in Österreich
können hingegen frei wie Vögel agieren
und einen eleganten Sprint hin zu den Konsumenten
absolvieren. Daher sind jetzt staatliche,
lenkungspolitische Schritte erforderlich.
1. Entbürokratisierung
Am allerwichtigsten ist ein radikaler Bürokratieabbau!
Jahr für Jahr kostet uns der österreichische
Bürokratiedschungel bis zu 15 Milliarden
Euro. Allein der EU Green Deal füllt im Amtsblatt
der EU rund 36.000 Seiten. Gold Plating, also
die Übererfüllung von EU-Vorgaben, kostet uns
jährlich rund 500 Millionen Euro. Hier gibt es ein
massives Einsparpotenzial.
Der Einzelhandel zählt laut Retail Restrictiveness
Indicator der EU-Kommission zu den am
stärksten regulierten Branchen in Europa und
Österreich belegt im EU-Vergleich den vorletzten
Platz. Der Reformstau und die überbordende
Bürokratie behindern die Wettbewerbsfähigkeit
und belasten die Unternehmen. Besonders betroffen
sind kleine und mittlere Betriebe, die sich
in einem Dschungel von Meldepflichten und
Formalvorschriften verlieren. Ein echter Gamechanger
wäre die Einführung der "one-in-twoout-Regel"
auf allen Regulierungsebenen (d.h.
für jedes neue Gesetz müssen zwei bestehende
abgeschafft werden).
2. Level Playing Field im digitalen Handel
Auch im Onlinehandel entgehen dem österreichischen
Staat jährlich hunderte Millionen
Euro an Steuereinnahmen, weil sich dubiose
Fernostplattformen wie Temu oder Shein nicht
an die europäischen Vorgaben halten. Von den
mind. 2,5 Milliarden Paketen, die pro Jahr aus
Fernost nach Europa geliefert werden, sind laut
EU-Kommission zwei Drittel falsch deklariert, um
Zollgebühren bei der Einfuhr zu umgehen. Der
derzeitige 150-Euro-Schwellenwert für die Zollbefreiung
von Waren wird von Betrügern stark
ausgenutzt, u.a. auch durch die Stückelung der
Sendungen in Teillieferungen, so dass kein Zoll
und zu wenig Einfuhrumsatzsteuer anfällt.
Bei Gesamtausgaben der Österreicher im Internet-Einzelhandel
von ca. 10,6 Mrd. Euro beträgt
der Kaufkraftabfluss ins Ausland je nach Studie
bereits 5 bis zu 8 Mrd. Euro. Der Marktanteil der
Anbieter aus Fernost daran dürfte bereits in
Richtung 20% tendieren, womit wir bei mittlerweile
1,5 Mrd. Euro Abfluss nach Fernost wären.
Der Schaden für den heimischen Handel liegt
bei rund 4,5 Mrd. Euro. Wird beispielsweise bei
Temu ein Paar Schuhe um 20 Euro gekauft,
entgeht dem heimischen Handel dadurch nicht
bloß ein Umsatz von 20 Euro, sondern einer von
ca. 100 Euro – denn so viel hätte ein durchschnittliches
Paar Schuhe hierzulande gekostet.
Wir sprechen also im Schnitt von einem Faktor
5, der dem heimischen Handel durch Fernost-
Käufe entgeht. Wenn wir also von 1,5 Mrd.
Euro Kaufkraftabfluss nach Fernost ausgehen,
liegt der Umsatzentgang im Inland (auf Basis
eines konservativen Faktors 3) bereits bei
4,5 Mrd. Euro – und der daraus resultierende
Steuerentgang im Finanzministerium bei 900
Mio. Euro.
3. Bremse für Energiekostensteigerungen
Aus heutiger Sicht fallen mit Ende 2024 wichtige
Entlastungen und Zuschüsse im Energiesektor
weg. So ist ab Jänner eine Erneuerbaren-Förderpauschale
pro Zählpunkt zu leisten,
welche in den vergangenen Jahren ausgesetzt
bzw. aus dem Bundesbudget finanziert wurde.
Auch der Erneuerbaren-Förderbeitrag, welcher
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S8
ebenfalls ausgesetzt wurde, ist ab dem Jahr
2025 zu entrichten. Hinzu kommt, dass die derzeit
reduzierte Elektrizitätsabgabe von 0,001
Euro/kWh ab dem kommenden Jahr wieder in
voller Höhe von 0,015 Euro/kWh schlagend
wird – ein Zuwachs um den Faktor 15. Selbiges
gilt für die Erdgasabgabe, statt bislang 0,01196
Euro/m3 werden in Zukunft 0,066 Euro/m3 anfallen.
Schließlich werden auch die Netzkosten
im kommenden Jahr sowohl für Strom als auch
für Gas signifikant angehoben werden.
Eine derart drastische Erhöhung der Energiepreise
müsste aufgrund der ohnehin schon geringen
Margen im Lebensmittelhandel an die Kunden
weitergegeben werden. Da sich steigende
Lebensmittelpreise auch auf die Gesamtinflation
auswirken, warnen wir eindringlich
vor einer erneuten staatlich induzierten Preisspirale
nach oben. Wir fordern daher dringend die
Verlängerung der Nichteinhebung der Erneuerbaren
Förderpauschale und des Erneuerbaren
Förderbeitrags sowie die Einhebung der Elektrizitäts-
und Erdgasabgabe weiterhin in lediglich
reduzierter Höhe.
Mach’s wie das Christkind: Kauf’s regional!
Der Weihnachtswunsch des Handelsverbandes
richtet sich heuer an die Konsumenten: Das
größte Geschenk, das wir dieses Weihnachten
jemandem schenken können, ist ein sicherer
Arbeitsplatz.
Wie das geht? Indem wir unsere Geschenke im
heimischen Handel kaufen – egal ob in einem
der österreichischen Onlineshops oder vor Ort in
den Geschäften. Alle Österreicher können einen
Beitrag leisten und zeigen, dass ihr Herz für die
eigene Region und für den Erhalt der Arbeitsplätze
im Land schlägt. (RED)
#connectingthedots
Der Kongress
für den
österreichischen
Handel
handelskolloquium.at
HANDELS
KOLLOQUIUM
025
10. APRIL
APOTHEKERTRAKT
SCHLOSS
SCHÖNBRUNN
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S10
Handel & Distanzhandel
Deutschland fällt
in der Gestaltung
des modernen
Handels zurück
Handlungsempfehlungen für die neue 21. Legislaturperiode
(Neuwahlen 23. Februar 2025) in
Deutschland- eine Bestandsaufnahme zum
Thema Digitalisierung der Infrastruktur des
modernen Handels in Deutschland & Europa.
REDAKTION
Deutschland und Europa müssen ihre
Anstrengungen grundlegend darauf
konzentrieren, die Innovationslücken
zu den USA und zu China zu schließen,
insbesondere bei Spitzentechnologien und
Grundlagen der Digitalisierung. Die Schwächen
zeigen sich in unserer Gestaltung der neuen
Geschäftsmodelle. In der grenzüberschreitenden
Zustellung, vor allem dem Import von Warensendungen
nach Deutschland & in die EU, zeigt
sich ein ähnliches Bild.
Unsere Schwächen zeigen sich in der
Gestaltung der neuen Geschäftsmodelle:
a) Die, der Wertschöpfung vorgelagerten Produktionsketten
sind nicht volldigital darstellbar.
b) Die Warenwirtschaftskette ist nicht nach den
offenen Normen digital harmonisiert. Sowohl
vorgelagerte, als auch nachgelagerte Prozesse
werden meist nicht digital miteinander vernetzt.
Proprietäre Datensysteme werden aus dem
Markt gedrängt. Die Hardware folgt den offenen
digitalen Vorsystemen, die Prozesse optimieren
und steuern.
c) Der Zugang zu digitalen Datensystemen (Cloud,
etc.) ist nicht nach offen Normen standardisiert.
S/O Asien drängt zunehmend in eine führende
Rolle in der Gestaltung der innovativen datengestützten
Logistik (Post & KEP verbunden mit
Fracht und Transport) und einer Neugestaltung
des digital gestützten, intelligent Einzelhandels.
Hier hinken Deutschland & Europa hinterher.
d) Notwendige Hardware folgt den harmonisierten
Datensystemen, und sollte auch für
einen weltweiten Einsatz zertifizierbar sein.
e) Die Einbindung der Systeme der staatlichen
Aufsichtsbehörden, wie die Fiskalverwaltung
(inkl. Risikomanagement, Markenschutz, IPR-
Überwachung), die Transportsicherung, die
Produktsicherung und zunehmend auch jene
Behörden die Nachhaltigkeit zu gewährleisten
haben ist in Europe nicht zentralisiert.
Das Resultat dieser Schwächen haben Deutschland
& die EU in den letzten Monaten an neuen
E-Commerce Geschäftsmodellen gesehen. Dabei
wurden europäische Endkonsumenten über
digitale Kommunikationsapplikationen (APPs auf
mobilen Endgeräten wie Smartphones) direkt (in
allen Sprachen der Union – China ist auch bei
ChatGPT / AI den USA zumindest gleichrangig)
mit den Herstellern und der digitalen Warenwirtschaft
in S/O-Asien verbunden. Diese neuen
Geschäftsmodelle sind für das anhaltenden
Wachstum in der Union im E-Commerce verantwortlich,
die älteren E-Commerce Geschäftsmodelle
(zumeist jene aus N-Amerika und deren
Kopien in Europa) haben 2023 und 2024 deutlich
an Marktanteilen verloren. Das geht so weit, dass
manche der bestehenden Plattformen Refinanzierungsherausforderungen
befürchten müssen,
sollte der Anpassungsdruck weiter steigen. In
der grenzüberschreitenden Zustellung, vor allem
dem Import von Warensendungen nach Deutschland
& in die EU, zeigt sich ein ähnliches Bild:
Die Evolution der Zustellung auf der letzten
Meile wird von S/O Asien bestimmt
In den letzten, mehr als 20 Jahren (seit dem
Grünbuch der EU zur Öffnung und Liberalisierung
der Postmarkte 1992) führte die EU die
technische und datentechnische Normung
der Post- und Kurier- Express- und Paketzustelldienste
weltweit an. Mit der zunehmenden
daten-optimierten Warenzustellung,
deren Gestaltung aus S/O Asien ändert sich auch
in diesem Bereich die Marktgestaltung. Heute
noch führende europäische Post- & Paketzustelldienste
beginnen, die sich ändernde
Marktmacht zu spüren.
a) Zunehmend kommt es zu einer Konzentrierung
in der Präsentation der verpflichtenden
Vorabdaten bei der Zollstellung und dem Import
nach Deutschland & in die EU.
b) Das Import-One-Stop-Shop System, eingeführt
durch das EU MwSt. E-Commerce Paket,
ist die Grundlage des neuen S/O asiatischen
E-Commerce Geschäftsmodells.
c) Die führenden Dienstleister (zumeist chinesische
Unternehmen) bauen Systeme aus, die
digitale Zoll- oder Einfuhrumsatzsteuer- Dokumente
zum Abgleich mit den Zollbehörden im
Zugangsland in die EU vorhalten, gleichzeitig
aber auch die Daten mit der automatisierten
Präsentation der physischen Sendungen verbinden
können.
d) Transportsicherheitsdaten und Produktsicherheitsdaten
sind, als Subdatensysteme aus dem
vereinfachten Datenelementen, bei Waren mit
geringem Wert ableitbar.
Der Mangel an zentralisierten Systemen der
europäischen Zollbehörden erhöht die Abhängigkeit
der Deutschen & der Europäer von den
Vorabdaten. Das führt dazu, das amerikanische
E-Commerce Wettbewerber mutmaßen, dass
die S/O asiatischen zentralisierten Datensysteme
in der Lage sein könnten Einfuhrumsatzerklärungen
„dynamisch zu optimieren“ um Gebühren
und Abgaben zu optimieren. Ob dies
auch nur ansatzweise stimmen könnte, lässt
sich auf Grund der fehlenden zentralisierten
Systeme in Deutschland und in der EU (noch)
nicht evaluieren.
WALTER TREZEK
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S12
Zudem kommt die zunehmende Menge
an Sendungen die in der Marktdisposition
der S/O asiatischen Versender liegt. Bereits
heute kommen die weltweit führenden Anbieter
von unbeaufsichtigten Abgabesystemen (Paketboxen,
Paketstationen), neuer logistischer
Lösungen bei elektrischen Zustellfahrzeugen
(inkl. der Optimierung im Flottenmnagement,
der digital gestützten Routenplanung, und dem
Management in der Befüllung der Fahrzeuge)
aus S/O Asien.
Was ist zu tun?
Der aktuelle „Draghi-Bericht" bringt es auf den
Punkt: „Das Problem ist nicht, dass es Europa an
Ideen oder Ambitionen mangelt. Innovationen
werden auf der nächsten Stufe blockiert: Wir
schaffen es nicht, Innovationen in die Kommerzialisierung
umzusetzen, und innovative Unternehmen,
die in Europa expandieren wollen,
werden auf jeder Stufe durch inkonsistente
und restriktive Vorschriften behindert.“ Im
Klartext: Deutschland & Europa müssen die
Grundlagen schaffen, um auf gleicher Augenhöhe
mit unseren Handelspartnern zu interagieren.
Dazu gehören insbesondere die notwendigen
zentralisierten Systeme. Wir sollten künftig
nicht alles glauben müssen, was zu uns gesandt
wird.
Marktmacht braucht Kontrolle
Die grundlegend unterschiedlichen Datensphären
und der Sicherung bieten genügend
Ansatzfläche. Zentralle System bei der Einfuhr
von Warensendungen in die EU, müssen so rasch
wie möglich aufgebaut werden, um den zentralisierten
Systemen aus S/O Asien und N-Amerika
die notwendigen Schnittstellen zu bieten. Nur
dann wäre auch die gesetzliche und regulatorische
vorgesehene Kontrolle möglich. Ähnlich
wie unsere Handelspartner aus S/O Asien und
N-Amerika in den vergangen 20 Jahren von uns
gelernt haben – wir hatten ja die Fertigung und
zunehmend auch Teile der Entwicklung in diese
Regionen ausgelagert – müssen wir nun versuchen
den entstandenen Abstand wieder aufzuholen,
indem wir unsere eigene Entwicklung
und Fertigung wieder stärken, zurückholen und
wettbewerbsfähig machen. Die dazu notwendigen
Strukturen, um den Anschluss wieder zu
finden sind (noch) vorhanden. Das dazu bedeutende
Anstrengungen notwendig sein werden
lässt sich auch im „Dragi-Bericht“ nachlesen.
Nichts zu tun, führt zu Abhängigkeit, sinkendem
Wachstum und schlussendlich schwindendem
Wohlstand. (RED)
Der logistic-natives e.V. steht für diese
aktive Gestaltung des Marktes und lädt alle
Interessenten herzlich ein, sich zu beteiligen
und Teil des internationalen Netzwerkes zu
werden. Der Verband ist daher ein vertrauensvoller
Ansprechpartner, der zahlreiche Experten
und eine tiefe, praktischen Expertise
besitzt.
FLORIAN SEIKEL
Wer weitere Informationen erhalten möchte,
wendet sich bitte an den Managing Director
Florian Seikel.
E-Mail: florian.seikel@logistic-natives.com
WIEN | 2025-09-29
#ECOM-
LOG25
X ECOMMERCE
LOGISTIK-DAY
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S14
Handel & Distanzhandel
Handelsverband
bekräftigt Warnung
der AGES vor
Fernost-Plattformen
Alarmierende Ergebnisse bei Produkttests
importierter Billigprodukte. Hauptgefahrenquellen:
Kinderspielzeug sowie Nahrungsergänzungsmittel.
REDAKTION
RAINER WILL
Lichterketten, die bei Inbetriebnahme
nicht nur leuchten, sondern zu brennen
beginnen. Nahrungsergänzungsmittel,
die Quecksilber enthalten. Babyspielzeug,
das beim Verschlucken von Einzelteilen
zu Darmperforationen führen kann: Im Rahmen
einer Diskussionsveranstaltung des Ökosozialen
Forums wurden in Wien alarmierende Beispiele
dafür präsentiert, welches Gefahrenpotenzial
in Produkten von Billig-Onlineplattformen lauert.
Das Bundesamt für Verbrauchergesundheit
(BAVG) ist in Zusammenarbeit mit der Agentur
für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)
auch für die Kontrolle der Online-Angebote in
den Bereichen Spielzeug, Kosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln
zuständig. Beängstigendes
Ergebnis: Die Beanstandungsquote
wegen Sicherheits- bzw. Kennzeichnungsmängeln
lag bei den heuer bei Billig-Onlineplattformen
gekaufen Spielwaren bei über 80 %. Und bei
Nahrungsergänzungsmitteln wurden teilweise
verbotene bzw. nicht zugelassene Inhaltsstoffe
wie Quecksilber oder Lithium gefunden.
100 % Beanstandungsquote bei
Schaukeln, Rutschen & Co.
Untersucht werden in der AGES jährlich ca. 500
Spielzeugproben, üblicherweise liegt die Beanstandungsquote
bei ca. 4 %. Bei der aktuellen
Schwerpunktaktion zu Aktivitätsspielzeug wie
Schaukeln, Rutschen oder Klettertürmen aus
dem Internet mussten jedoch sogar 100 % der
Produkte wegen Verstößen gegen die Sicherheitsanforderungen
der EU-Spielzeugverordnung
aus dem Verkehr gezogen werden. „Die
Sicherheit unserer Kinder hat oberste Priorität.
Achten Sie beim Kauf von Spielzeug auf Qualität.
Vorsicht bei Billig- und Billigst-Angeboten“,
betont Daniela Schachner, Spielzeug-Expertin
der AGES. Ähnliche Beispiele brachte sie für
Baby-Spielzeug, das verschluckbare Kleinteile
enthält oder für gefährliche Geschossspielzeuge.
„Wer billig bei Fernost-Plattformen kauft, riskiert
seine Gesundheit. Uns sind unzählige Fälle
von Produkten bekannt, die außereuropäische
Online-Plattformen nach Österreich versenden,
die hierzulande aber aus gutem Grund nie in Verkehr
gebracht werden dürften“, ergänzt Rainer
Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen
Handelsverbandes, und stellt klar: „Ohne
CE-Kennzeichnung dürfen Spielwaren oder
Elektrogeräte nicht in der EU verkauft werden.
Fehlt diese, sollten die Alarmglocken läuten.
Leider sind aber auch gefälschte CE-Kennzeichnungen
nicht unüblich.“
Lange Liste an Problemen
„Billig-Plattformen verschaffen sich einen unfairen
Wettbewerbsvorteil, indem sie sich nicht an
unsere Gesetze halten“, kritisiert Handelssprecher
Rainer Will. „Nicht nur werden unsere strengen
Sicherheitsnormen viel zu oft ignoriert, die Plattformen
verstoßen gegen viele andere Regeln,
die für unsere in Österreich ansässigen Händler
aus guten Gründen gelten.“
So hat der Handelsverband im September eine
Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde
wegen wahrgenommener Verstöße gegen
das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb gegen
Temu eingebracht. Sonderverkäufe, die nie ablaufen,
Preisreduktionen, die keine sind, limitierte
Angebote, die in unbegrenzter Stückzahl verkauft
werden – zahlreiche Beispiele für derartige
Praktiken wurden in der Beschwerde glasklar
dokumentiert. Damit ist die Liste an problematischen
Praktiken längst nicht zu Ende: Durch gezielte
Falschdeklarierung der Pakete entgehen
dem österreichischen Staat dringend benötigte
Zoll- und Steuereinnahmen in Millionenhöhe.
Auch die Nicht-Einhaltung der Verpackungsentpflichtung
(also der vorgeschriebenen Kostenbeteiligung
an der Entsorgung der Kartonagen)
ist zu kritisieren, ebenso die Missachtung zahlreicher
weiterer Umweltgesetze.
Milliarden-Verlust für heimische Wirtschaft
Trotz all dieser unfairen Praktiken lässt sich der
Kaufkraftabfluss aus Österreich in Richtung
Fernost-Plattformen bereits mit weit mehr als
1 Mrd. Euro beziffern. Laut dem ersten, in dieser
Woche veröffentlichten Transparenzbericht
von Temu, der aufgrund der Einstufung als
VLOP gemäß Digital Service Act ab sofort erforderlich
ist, hat alleine dieser Fernost-Anbieter
in Österreich bereits 1,7 Mio. monatliche Nutzer.
Die Folge ist der Verlust tausender Arbeitsplätze
in Österreich. „Diese dramatischen Zahlen
zeigen, wie wichtig es ist, dass die Politik auf
europäischer und nationalstaatlicher Ebene
raschestmöglich dafür sorgt, wieder einen
fairen Wettbewerb herzustellen“, bekräftigt
Handelsverband-Chef Rainer Will.
Immerhin ist laut dem Consumer Check des
Handelsverbands zumindest unterm Christbaum
nicht mit allzu vielen gesundheitsgefährdenden
Produkten zu rechnen: Nur für 6 %
der heimischen Konsument:innen kommt es
in Frage, Weihnachtsgeschenke bei Fernost-
Plattformen wie Temu, Shein, Alibaba & Co. zu
kaufen. „Heimische Qualität zählt, zumindest
im Weihnachtsgeschäft. Kaum jemand möchte
seinen Liebsten ein gesundheitsgefährdendes
Schrottprodukt von dubiosen Fernost-Plattformen
unter den Christbaum legen“, schließt
Will. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S16
Handel & Distanzhandel
80% der Shopper
recherchieren im
Internet vor dem Kauf
im Geschäft
Der Handelsverband Shopping Index beleuchtet
zum 7. Mal in Folge alle Facetten des modernen
Konsumenten in seinem Omnichannel-Kaufverhalten.
Im Zeitraum August bis September
wurden 1.010 Kunden sowie 111 österreichische
Händler befragt. REDAKTION
Der Trend geht steil: Waren es 2023
noch 38%, die Online-Shopping mit
Spaß, Entspannung und Freizeitgestaltung
assoziierten, so ist es in diesem
Jahr glatt die Hälfte der Bevölkerung, und
drei Viertel der Gen Z, die sich beim Shopping
im Internet wahrlich vergnügen. Aber nicht nur
dort, auch das Shopping im stationären Handel
ist für die meisten ein Spaßfaktor (55%). Das
Konsumverhaltung hat sich in den letzten Jahren
massiv verändert: Ob der Vielfalt an Produkten
und Shopping Places - von Einkaufszentrum bis
Tik Tok Shopping - ist die reine Bedarfsdeckung
längst nicht mehr die primäre Anforderung der
Konsumenten an den Handel. Ob on- oder offline,
Handel soll verlocken und inspirieren, Emotionen
wecken und Sehnsüchte stillen. Es soll
einfach sein, schnell und preisgünstig.
No-Go beim Online-Shopping: Schlechte
Produktqualität und Zoll-Scherereien
Für die allermeisten Österreicher sind die große
Auswahl (91%), Bequemlichkeit (88%) und der
wahrgenommen attraktive Preis (85%) die Hauptgründe
für den Online-Kauf. Es gibt aber auch
Ärgernisse, und was Herr und Frau Österreicher
am wenigsten verzeihen, sind schlechte Produktqualität
(51%) oder ein falsches Produkt, oder
gar Komplikationen im Bestell- oder Retouren-
Prozess, etwa wegen Zollfragen (40%). Wenig
übel genommen wird hingegen die Nicht-Einhaltung
eines angekündigten Lieferzeitfensters
(12%).
"Wenn es wichtig ist und schnell gehen muss,
geht man eben doch lokal ins Geschäft, um die
Ware sicher in Händen zu haben", kommentiert
Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will.
"Dieses Hier und Jetzt ist der große Vorteil des
stationären Handels, den er weiter ausspielen
muss. 80% der Shopper recherchieren vor einem
Kauf im Netz. Der Händler, der in genau diesem
Moment online zeigen kann, dass er die gesuchte
Ware lagernd hat, macht den Abschluss."
RAINER WILL
Kein Pardon beim Personal
im stationären Einkauf
Im stationären Handel punktet man mit Top-
Personal. Nicht nur, dass die erste Assoziation der
Konsumenten für Einkäufe im Geschäft die Beratung
ist (76%), auch wird das Nichtvorhandensein
derselben abgestraft: Top-Ärgernisse sind
unfreundliche Verkäufer (54%) und schlechte
bzw. gar keine Beratung (35%). Langes Anstehen
an der Umkleidekabine hingegen stört nur etwa
jeden achten sehr (16%).
Online und offline:
Eine Hand wäscht die andere
Lange fürchtete man sich vor dem Showrooming,
also dass Kunden im Geschäft ausprobieren,
dann aber im Internet günstiger kaufen.
Das kommt durchaus vor - bei drei Viertel der
Konsumenten (72%) manchmal bis häufig. Der
umgekehrte Effekt ist jedoch etwas stärker ausgeprägt.
80% geben an, dass sie manchmal bis
häufig Waren online entdecken, diese dann aber
im Geschäft erwerben. Beide Kanäle, off- wie
online, profitieren also von gegenseitiger Inspiration,
halten sich nahezu die Waage. Dies bestätigt
den Halo-Effekt, der besagt, dass Händler
Kunden verlieren, wenn sie Filialen schließen
und nur noch auf eCommerce setzen. Nur im
perfekten Zusammenspiel von Online- und
Standort-Strategie kann der neue Kunde perfekt
serviciert und gebunden werden.
Amazon und willhaben gleichauf
Ob Facebook-, Instagram-, Tik Tok oder gar
Whatsapp oder Snapchat Shopping? Rund die
Hälfte der Bevölkerung weiß gar nicht um diese
Möglichkeiten. Weniger als jeder zehnte hat
dieser Kanäle bereits zum Einkaufen genutzt.
Auf Marktplätzen hingegen kaufen Herr und
Frau Österreicher gerne ein. Neben den Platzhirschen
Amazon reiht sich willhaben - auf
beiden Marktplätzen haben drei Viertel der
Bevölkerung schon eingekauft (je 69%). Es folgen
Zalando (48%), ebay (37%), Otto (37%) und
Temu (36%). Etwas abgeschlagen ist Shein mit
21%, dafür aber bei Gen Z überdurchschnittlich
beliebt (40%).
Mobile Payment auf dem Vormarsch und
new kid in town: Optisches Zahlverfahren
Das Lieblingszahlungsmittel der Österreicher
im Online-Shop ist die Kreditkarte (70%), gefolgt
vom Kauf auf Rechnung (68%). Im stationären
Handel ist mit 54% die Kartenzahlung am
beliebtesten (physisch oder zunehmend digital
via Smartphone), dann das Bargeld (46%).
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S18
nahe, den Loyalty- und Zahlungsprozesses zu
digitalisieren und vereinheitlichen durch Integration
optischer Zahlverfahren in das händlereigene
Kundenbindungsangebot. Kassenzettel
können vom Händler elektronisch in die App
übertragen werden, womit der Konsument alle
Belege digital an einem Ort speichern kann - ein
Service, das bereits zwei Drittel der Befragten
genutzt haben.
"Mobiles Bezahlen verknüpft digitale und stationäre
Welten immer enger. Ob im klassischen
Handel oder speziell beim Online-Shopping -
mobile Bezahlsysteme verbessern das Einkaufserlebnis,
stärken die Kundentreue und bieten
Händlern wie Banken die Chance, näher am
Kunden zu sein. Jede Transaktion wird dabei zu
einer weiteren Interaktion mit der eigenen Marke
- ein Vorteil, der sich nachhaltig positiv auf
Image und Umsatz auswirkt", sagt Christian
Pirkner, CEO von Bluecode.
An Bedeutung gewinnt aber auch das optische,
QR-Code basierte Bezahlen im Geschäft, wie es
bereits in China beispielsweise via AliPay oder
WechatPay massiv genutzt wird. Jeder fünfte
Österreicher (22%) - und mehr als ein Drittel der
Gen Z - haben bereits mittels QR-Code bezahlt,
weitere 14% finden die Möglichkeit attraktiv.
Für die optische Zahlung öffnet der Konsument
die entsprechende App, welche einen QR-Code
generiert, der an der Kassa gescannt wird, um
die Bezahlung abzuschließen. Dass der Scanvorgang
schon vor dem Kassieren erfolgen kann,
verkürzt außerdem den Kassaprozess. Dies
geht in Österreich mit der Bluecode App, aber
auch aus der jö App mit Jö&Go oder der Müller
Drogerie Loyalty App mit Müller Pay, in die Bluecode
nahtlos integriert ist.
Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung
bezahlt bereits mit dem Handy, in Gen Z
sind es sogar 82%. 8 von 10 haben außerdem
mindestens eine Händler App installiert, 9 von
10 haben mindestens ein Kundenbindungsprogramm
(89%). Vor diesem Hintergrund liegt es
Innovationsfeuerwerk und
Retail Media ante portas
Neue Zahlverfahren, Digitalisierung auf allen
Ebenen, neue Absatzmärkte und Werbekanäle -
der Handel ist eine der innovativsten Branchen
und auf allen Kanälen gefordert. In Sachen Instore
Innovation setzen sich Self-Scanning-Kassen
durch. Der Lebensmitteleinzelhandel hatte vorgelegt,
Sport- und Textil-Händler wie Decathlon
oder Zara ziehen mit, die Konsumenten sind bereit:
79% haben diese bereits genutzt, weitere
10% können es sich vorstellen.
Das nächste große Ding steht auch schon vor
der Tür: Mit Retail Media eröffnet sich Händlern
eine zusätzliche Erlösquelle: Werbeflächen
- vom Banner im Webshop bis hin zum Bildschirm
im Geschäftslokal - werden systematisch
und datenbasiert Werbetreibenden angeboten.
Der Traum jedes Markenartiklers: Dem Konsumenten
eine passende Werbung auszuspielen
genau dann, wenn er eine konkrete Kaufabsicht
hat, nämlich am Point of Sale. Retail Media
steckt noch in den Kinderschuhen: Erst 12% der
Händler bieten im Online-Shop Werbeflächen
zur Buchung an, in den Filialen ist dies bei 13%
der Händler der Fall. Noch - denn laut Prognosen
werden die Werbeausgaben in diesem Bereich
bis 2027 auf 25 Milliarden Euro steigen.
(RED)
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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S20
Handel & Distanzhandel
Die Zukunft des Handels
Anlässlich der Generalversammlung der
Deutschen Handelskammer in Österreich
sprach Handelsexpertin Theresa Schleicher
über neue Kundenanforderungen: Zwischen
„Billig-Popkultur“ und nachhaltigem Konsum.
REDAKTION
Eindringliche Worte zur aktuellen Wirtschaftslage
fand der Präsident der
Deutschen Handelskammer in Österreich
(DHK) und Aufsichtsratsvorsitzende
der Volkswagen AG, Hans Dieter Pötsch,
bei der Generalversammlung der DHK am 23.
Oktober 2024: „Es gibt nichts zu beschönigen.
Deutschland und Österreich schwanken gleichermaßen
zwischen einer wirtschaftlichen
Stagnation und Rezession. Dabei spielt es keine
Rolle, ob es dem einen oder dem anderen um
einen Viertelprozentpunkt besser oder schlechter
geht - wir bilden gemeinsam die Wachstumsschlusslichter
in der Europäischen Union.“
Beim Netzwerkabend unter dem Motto „Die
Zukunft des Handels“ nannte er vier zentrale
Maßnahmen, um das Wachstum wieder anzukurbeln:
Lohnzurückhaltung und Senkung
der Lohnnebenkosten, Bürokratieabbau und
Senkung der Strompreise „Die Strompreise für
Unternehmen in Deutschland und Österreich
sind teilweise viermal so hoch wie in anderen
Ländern, mit denen unsere Wirtschaft im Wettbewerb
steht“, sagte Pötsch. Auch der wachsende
Protektionismus weltweit sei ein ernstes Problem,
die Angebote für Freihandelsabkommen
müsse man daher „endlich beim Schopf packen.“
Vito Cecere, Botschafter der Bundesrepublik
Deutschland in Österreich, sagte in seiner Begrüßung,
der permanente Stresstest der letzten
Jahre, geprägt von Pandemie, Krieg und einem
drohenden Flächenbrand im Nahen Osten, habe
zu einer „Veränderungserschöpfung“ geführt.
Umso wichtiger sei es, Freunde und Partner zu
haben, auf die man sich verlassen könne. Strategische
Kooperationen, etwa im Energiebereich,
könnten dabei helfen. Das Gebot der Stunde
sei, Europa zu stärken und nicht zu schwächen,
betonte Cecere.
HANS DIETER PÖTSCH
Keynote: Next Growth - Die kommenden Kundenanforderungen
an den Handel
Die deutsche Handelsexpertin und Zukunftsforscherin
Theresa Schleicher vom Zukunftsinstitut
Frankfurt am Main beleuchtete in ihrer Keynote
„Next Growth - Die kommenden Kundenanforderungen
an den Handel“, dass sich der Handel
auf die stark veränderten Konsumgewohnheiten
der letzten Jahre einstellen müsse.
Die „Re-Generation“ - die neue Konsumentengeneration
- wisse, dass Schäden in der Landwirtschaft
durch Wetterextreme die Produkte
verteuern. In der „reifen Ökonomie“ suchten die
Menschen nach Orientierung und Sinn, es gebe
eine Sehnsucht nach einer „neuen Leichtigkeit“,
zu der auch Vertrauen, Sicherheit und Wertschätzung
und ein erweitertes Verständnis von
Nachhaltigkeit gehören. „Klimaschutz bedeutet
Wohlstand und gute Preise“.
Schleicher hob auch Trends wie die qualitative
Aufwertung von Marken und die Bedeutung
lokaler Erlebnisse hervor. Zudem warnte sie vor
einer übertriebenen „Billig-Popkultur“, die den
Konsum dominiere: Mehr als 22 Prozent aller
Güter des täglichen Bedarfs werden derzeit zu
reduzierten Preisen angeboten. "Die wichtigste
Frage ist aber: Was ist der Preis unserer Zukunft?"
Neue Trends wie spielerische Einkaufserlebnisse
(„Playful Stores“) und gemeinschaftliches Entdecken
(„Community“) prägen unseren Handel.
Chinesische Plattformen wie Temu würden diesen
Aspekt stark aufgreifen.
KI, Konkurrenz aus China und verändertes
Konsumverhalten stellen die Handelsbranche
auf den Kopf
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter
der Moderation von Kathrin Gulnerits kritisierte
Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen
Handelsverbandes, den unfairen Wettbewerb
durch chinesische Anbieter, die „de
facto eine von der EU subventionierte Müllspur
durch die Welt“ zögen, um die breite Masse der
Konsumenten mit Scheinangeboten zu ködern.
Markus Kuntke, Trend- und Innovationsmanager
der REWE International AG, wies darauf hin, dass
das Thema Vertrauen in den Händler vor allem für
die jüngere Generation immer wichtiger werde.
Im Rahmen der strengen EU-Regulierungen
können Daten aber auch genutzt werden, um
den Kundenbedürfnissen nach Individualisierung
und Personalisierung gerecht zu werden.
Werner M. Bahlsen, Executive Chairman, Bahlsen
Group/Bahlsen GmbH & Co KG, betonte in der
Diskussion, dass Tradition die Basis für Innovation
sei. "Es ist wichtig, neugierig zu bleiben“,
so Bahlsen, der an diesem Abend für seine 60-
jährige Mitgliedschaft in der DHK geehrt wurde.
Bei der Generalversammlung im Hotel Imperial
Riding School wurde über die Veränderung in
der DHK Landesdelegation Salzburg informiert.
Heinz Konrad, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes
Salzburg eGen, übernimmt den Vorsitz
der Landesdelegation Salzburg. Unternehmensberater
Ernst Wunderbaldinger erhielt für
seine Verdienste und sein langjähriges Engagement
im Vorstand der DHK die Ehrenmitgliedschaft
verliehen. Zudem wurde Kador & Partner,
vertreten durch Utz Kador, für 50 Jahre Mitgliedschaft
gewürdigt, während der Bahlsen GmbH &
Co. KG sowie der Compass-Verlag GmbH zum
60-jährigen Jubiläum ihrer Mitgliedschaft in der
DHK gratuliert wurde.
(RED)
v.l.r.n.: Markus Kuntke (Rewe
International AG), Kathrin
Gulnerits (News), Theresa
Schleicher (Zukunftsinstitut),
Werner M. Bahlsen (Bahlsen
Group), Rainer Will (Handelsverband)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S22
Handel & Distanzhandel
Austrian Retail
Innovation Awards:
HERVIS, KASTNER,
UNIMARKT und
VOM FASS prämiert
Höchste Auszeichnung der heimischen Retail-
Tech-Szene wurde am 21. November im Rahmen
des TECH DAY 2024 vom Handelsverband und
Kooperationspartner EY vergeben.
MANUEL FRIEDL
MANUEL FRIEDL
UNIMARKT, KASTNER, HERVIS sowie
VOM FASS – das sind die Sieger der
diesjährigen "Austrian Retail Innovation
Awards". Mit diesem Preis werden
in Österreich tätige Handelsunternehmen für
den Einsatz herausragender und innovativer
Technologie-Lösungen ausgezeichnet. Die begehrten
Trophäen wurden heuer zum bereits
neunten Mal vergeben – erneut in Zusammenarbeit
mit EY als Schirmherr.
Florian Haas von der Unternehmensberatung EY
übergab die Auszeichnungen gemeinsam mit
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will
im Rahmen des RETAIL TECH DAY 2024 am 21.
November in Wien.
Rund 50 Einreichungen, 10 Nominierte,
4 Sieger
Aus rund 50 Einreichungen war im Vorfeld eine
Shortlist der herausragendsten Projekte erstellt
worden, 10 Unternehmen wurden schließlich
für die Retail Innovation Awards nominiert. Eine
hochkarätige Jury unter dem Vorsitz von Florian
Haas (EY) hat schließlich die Sieger ermittelt.
Kategorie "Best Instore Innovation"
Gewinner: Die UNIMARKT Gruppe mit ihrem
Trockennebel-Projekt für frische Lebensmittel
in Kooperation mit Partner Chromulus. Trockennebel
basiert auf dem Prinzip der Ultraschall-
Vernebelung aus Wasser und Luft. Der Nebel
strömt aus feinen Düsen oberhalb der Frischwaren
und sorgt so für eine deutlich längere
Haltbarkeit. Das sieht nicht nur schön aus, es
vermeidet auch Plastikverpackungen und reduziert
die Lebensmittelverschwendung.
Weitere innovative Nominierungen:
• MediaMarkt für das innovative Store Design
im Tech Village Graz Seiersberg
• Bäckerei Der Mann für die Payment-Innovation
„Tap on Mobile“ von Payone (Smartphones als
Bezahlterminals)
Kategorie "Best Online/Mobile Innovation"
Gewinner: Die KASTNER Gruppe in Kooperation
mit FactFinder mit ihrem Predictive Basket, bei
dem Machine Learning eingesetzt wird, um tagesaktuelle,
hochrelevante Produktvorschläge
zu generieren. Die KI analysiert Bestellmuster,
das allgemeine Einkaufsverhalten und saisonale
Zyklen, sodass Einkäufer:innen eine automatisierte
Vorschlagsliste vorfinden, die mit nur einem
Klick dem Warenkorb hinzugefügt werden
können, ohne zu suchen und ohne etwas zu vergessen.
Weitere innovative Nominierungen:
• Österreichische Post und Shöpping mit der
Payment-Innovation PostPay, die einen Bestellvorgang
ohne sofortige Zahlung ermöglicht
• DOUGLAS für seine digitale Sampling-Lösung
in Kooperation mit Partner Sopost
Kategorie "Best Omnichannel Solution"
Gewinner: HERVIS für seine beiden Innovationen
Fußscan und Skilivery. Mit dem Fußscan ist das
Scannen des eigenen Fußes bequem von zuhause
aus via Smartphone möglich. Auf Basis
des Fußscans wird den Kund:innen die ideale
Schuhgröße vom jeweiligen Hersteller vorgeschlagen.
Skilivery wiederum ist eine Weiterentwicklung
des klassischen Skiverleihs: Man bestellt
bequem online und bekommt das gesamte
Material direkt in die Unterkunft geliefert und
wieder abgeholt.
Weitere innovative Nominierungen:
• -LIDL für das neue Bezahlsystem Lidl Pay,
mit dem Einkäufe direkt über die Lidl Plus-
App bezahlt werden können
•-HORNBACH für seine drei Omnichannel
Innovationen Multi-Merkliste, ICR-fähige
Gutscheine über alle Kanäle sowie die
telefonische Bestellung von Maßwaren per
Online-Angebotsannahme
Sonderpreis "Green Innovation"
Der Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen
unserer Zeit, daher hat das Präsidium
des Handelsverbandes entschieden, beim
Retail Innovation Award einen Sondernpreis für
„Green Innovation“ einzuführen. Damit sollen innovative
Retail-Lösungen mit besonderem Impact
ausgezeichnet werden.
Gewinner: VOM FASS – ein Händler, der Weine,
Spirituosen und Öle lose anbietet, um sie vor
Ort für die Kund:innen in Flaschen abzufüllen –
hat eine Vorreiterrolle in Sachen Transparenz
in der Lieferkette eingenommen. Auf der Plattform
Seedtrace wird die gesamte Lieferkette
der Produkte abgebildet, woher sie stammen,
welchen Weg sie genommen haben und wieviel
Geld die Landwirte und ggf. Kooperativen dafür
bekommen haben.
Österreichischer Handel zählt zu den
innovativsten Branchen des Landes
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes:
"Österreich zählt laut einer aktuellen Studie
zu den zehn innovationsfähigsten Volkswirtschaften
der Welt. Der heimische Handel setzt
vieles bereits in der Praxis um und zählt damit zu
den innovativsten Branchen des Landes. Preisträger
Unimarkt zeigt, wie man Lebensmittelverschwendung
effektiv reduzieren kann, Kastner
bringt die KI in den Großhandel, bei Hervis wird
Convenience Groß geschrieben und Vom Fass
setzt neue Maßstäbe in der Nachhaltigkeit. So
schaut gelebte Innovation in Österreich durch
den Handel aus."
Florian Haas, Leiter Startup Ökosystem und Head
of Brand & Growth bei EY Österreich: "Gerade in
wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist das
konsequente Weiterentwickeln des eigenen
Geschäftsmodells erfolgskritisch für jeden
Händler. Innovationen im Handel sollen uns
einerseits das Einkaufen erleichtern und damit
Frequenz und Kundenloyalität erhöhen.
Andererseits sollen sie Prozesse vereinfachen
und somit effektiver und kostengünstiger gestalten.
Das unterstützen wir bei EY aus voller
Überzeugung." (RED)
https://youtu.be/H-M8ynBDiKs
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S24
Handel & Distanzhandel
Handel leidet unter
immer komplexeren
Zollvorschriften
Geopolitische Störungen, neue sowie immer
komplexere Zollvorschriften stellen die Wirtschaft
vor erhebliche Herausforderungen.
Die Customs Support Group, die Zollabfertigungsdienste
für rund 50.000 Unternehmen
in Europa durchführt, zeigt in einer aktuellen
Umfrage, wie Unternehmen sich angesichts
von Personalmangel und fehlendem zollspezifischen
Fachwissen auf das Jahr 2025 einstellen.
REDAKTION
Internationale Konflikte und gestörte Handelswege
halten die Unternehmen dauerhaft
in Atem: Ob die Blockade im Suezkanal
oder der Krieg in der Ukraine - mehr als die
Hälfte der befragten Unternehmen (51 Prozent)
sagen, dass sie bereits von globalen Schocks
betroffen waren. Und insgesamt 45 Prozent
der Befragten sind auf externes spezialisiertes
Fachwissen angewiesen, um lokale und internationale
Zollvorschriften sowie strengere Umweltvorschriften
einhalten und schnell auf neue
Zollvorschriften reagieren zu können.
„Die Komplexität der Vorschriften und die damit
verbundenen Risiken bringen Unternehmen
zunehmend an ihre Grenzen“, sagt John Wegman,
CEO der Customs Support Group. „Das wird
durch die zunehmenden geo- und wirtschaftspolitischen
Spannungen noch verstärkt, sodass
sich viele Unternehmen externe Unterstützung
suchen. Es ist ihre Antwort darauf, sich in der
komplexen und schnell verändernden regulatorischen
Landschaft zurechtzufinden.“
Wie die Wirtschaft auf neue Zölle reagiert
Mit dem zunehmenden Protektionismus im
Welthandel nimmt auch die Kurzfristigkeit von
Zollerhebungen zu. „Die EU-Kommission hat
2024 beispielsweise recht schnell Strafzölle auf
E-Autos aus China verhängt“, sagt John Wegman.
„Die Regelung trat am 5. Juli in Kraft und galt zunächst
bis November. Eine typische Reaktion der
Wirtschaft: Kurz vorher wurden noch massenhaft
chinesische E-Autos nach Deutschland und
Europa importiert, um die Läger zu füllen.“
Diese Strategie funktioniere aber nur vorübergehend.
„Zölle entscheiden am Ende auch immer
darüber, wie teuer ein Produkt ist - dabei werden
höhere Preise in der Regel an die Verbraucher
weitergeben“, erklärt John Wegman weiter.
Das erklärt auch die Sorge der deutschen Wirtschaft
vor Zoll-Ankündigungen aus den USA. Ob
Unternehmen angesichts höherer Zölle ihre Lieferketten
tatsächlich umgestalten, entscheide
sich in der Regel erst sehr viel später.
In Zeiten des zunehmenden Protektionismus
werden sich Unternehmen voraussichtlich aber
auch im Jahr 2025 auf neue und komplexe Zölle
einstellen müssen. „Angesichts von Personalnot
und mangelnden Kapazitäten gehen wir davon
aus, dass der Trend zum Outsourcing im Bereich
der Zollberatung und Zollanmeldungen weiter
zunehmen wird“, sagt John Wegman.
Komplexe Zollthemen meistern -
Risiken mindern
Die Umfrage zeigt, dass große internationale
Unternehmen zwar auf interne Kapazitäten setzen,
um sich ihre Eigenständigkeit zu bewahren,
sich aber zunehmend an externe Zollexperten
wenden, weil ihnen das nötige Fachwissen fehlt,
um komplexe Zollthemen zu bewältigen und
finanzielle sowie operative Risiken zu mindern.
Fast 60 Prozent der Befragten entscheiden sich
für die Auslagerung von Zollaufgaben, um einen
Kapazitätsmangel zu beheben. Insgesamt 45
Prozent wollen Zugang zu zollspezifischem
Fachwissen erhalten. Branchenspezifisches
Wissen war für 48 Prozent der Befragten wichtig.
Expertenwissen war auch bei der Dual-Use-Verordnung
gefragt: Im Jahr 2021 hatte die EU gemeinsame
Genehmigungspflichten und -verfahren
für die Ausfuhr von Dual-Use-Goods
festgelegt. Dabei handelt es sich um Güter, die
sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke
verwendet werden können. „Bei einem unserer
Kunden, der weltweit Nutzfahrzeuge exportiert,
müssen 300.000 Artikel neu klassifiziert werden,
um Compliance-Risiken zu minimieren“, erläutert
John Wegman. „Das ist ein Unterfangen, das
viele Monate dauert und Kosten in Millionenhöhe
verursacht.“
Was können Technologie und KI
im Zolldschungel leisten?
Weitere Gründe für die Auslagerung der Zollaufgaben
sind der Zugang zu fortschrittlicheren
digitalen Lösungen, die die Effizienz und die
Datengenauigkeit verbessern, sowie die begrenzten
internen Möglichkeiten, große Mengen
an Dokumenten zu verwalten und Routineaufgaben
auszuführen. Denn die Zollabwicklung ist
immer noch papierintensiv, manuell und fehleranfällig.
Daher hoben 42 Prozent der Befragten
die Bedeutung neuer technologischer Lösungen
hervor; viele sehen Künstliche Intelligenz (KI)
als wichtige Möglichkeit zur Verbesserung der
Automatisierung und der Effizienz an.
Die Komplexität der Vorschriften und der Dokumentation
hat jedoch zu Unsicherheiten bei der
effektiven Umsetzung dieser Technologien geführt,
da Bedenken hinsichtlich möglicher Compliance-Verstöße
durch automatisierte maschinelle
Eingriffe bestehen.
„KI wird künftig bei der Zollabwicklung eine
wichtige Rolle spielen“, sagt John Wegman. „Die
Angst vor dem Risiko der Nichteinhaltung von
Vorschriften unterstreicht jedoch die entscheidende
Rolle von Zollwissen und Fachkenntnissen
- was wir als echte Intelligenz bezeichnen.
Diese menschliche Expertise ist der Schlüssel
zur Verbesserung der KI sowie zur Bewältigung
der komplexen und sich verändernden regulatorischen
Landschaft angesichts geopolitischer
Störungen.“ (RED)
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Handel & Distanzhandel
Der Recommerce-Markt
Gewinnt an Bedeutung
Cross-Border Commerce Europe, die maßgebliche
Plattform zur Förderung des E-Commerce
in Europa, hat die mit Spannung erwartete
vierte Ausgabe ihres "TOP 100 Cross-Border
Nachhaltige Marktplätze Europa" Reports veröffentlicht.
REDAKTION
Die Studie zeigt eine boomende
Recommerce-Landschaft, wobei
Marktplätze eine zentrale Rolle
bei diesem Wachstum spielen.
Dieser Aufschwung spiegelt ein wachsendes
Engagement für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaftsmodelle
wider. Eine Studie durchgeführt
von CBCommerce mit Unterstützung
von FedEx Express und Poste Italiane.
CARINE MOLTIER
Der Recommerce-Markt in Europa floriert mit
einem Wachstum des Bruttowarenvolumens
(GMV) von 20,8% zwischen 2023 und 2024 und
erreicht 102,6 Milliarden Euro. Dies folgt auf eine
durchschnittliche Wachstumsrate von 24,6%
zwischen 2020 und 2024. Marktplätze, die 72,3%
dieses GMV ausmachen, treiben dieses Wachstum
voran. Für den Sektor wird ein Wachstum
von 15,2% im Jahr 2025 prognostiziert, was ein
zunehmendes Engagement für Nachhaltigkeit
und Kreislaufwirtschaftsmodelle widerspiegelt.
Die vierte Ausgabe des "TOP 100 Cross-Border
Nachhaltige Marktplätze Europa" Reports unterstreicht
diesen transformativen Trend und
markiert die Zukunft des umweltbewussten
Handels.
Viele dieser Marktplätze integrieren Nachhaltigkeit
in ihre Kerngeschäfte, übernehmen Kreislaufwirtschaftsmodelle,
minimieren Abfälle und
richten sich am EU Green Deal und dem Aktionsplan
für die Kreislaufwirtschaft aus. Führende
Akteure wie Vinted, TheRealReal, MPB und Back
Market gewinnen jährlich an Stärke. Die Top
100 Cross-Border Recommerce-Marktplätze
stechen mit einem bemerkenswerten Umsatz
von 63 Milliarden Euro hervor, was ein Wachstum
von 19,1% widerspiegelt. Dieses Wachstum
wird sich voraussichtlich fortsetzen, wobei
Recommerce bis 2025 voraussichtlich 12,6% des
gesamten europäischen Online-GMV ausmachen
wird, mehr als das Doppelte der Marktgröße
im Jahr 2020 (5,7%).
Die TOP 10 Marktplätze in diesem Report sind:
1. Vinted
2. OLX
3. LiveAuctioneers
4. MPB
5. AutoScout24
6. eBay
7. Fashionphile
8. Back Market
9. BrickLink
10. TheRealReal
Mit Fokus auf C2C- und B2C-Geschäftsmodelle
schließt dieser Report sorgfältig die Bereiche
Reisen, Dienstleistungen, Erwachsenenunterhaltung
und Wetten aus. Der Rankingprozess
unterscheidet zwischen reinen Marktplätzen und
hybriden Plattformen und bewertet diejenigen,
die in mindestens zwei europäischen Ländern
tätig sind. Ein umfassender eRank-Score wurde
aus Faktoren wie grenzüberschreitenden
Verkäufen, SEO-Performance, geografischer
Reichweite und Website-Traffic abgeleitet.
Nachhaltigkeit erwies sich als kritischer Faktor
bei der Verfeinerung dieser Rankings, bewertet
durch 12 Schlüsselleistungsindikatoren, die
Zertifizierungen, Kreislaufwirtschaftspraktiken
und Umweltauswirkungen bewerten.
Bedeutend ist, dass das Bruttowarenvolumen
(GMV) entsprechend der Nachhaltigkeitsbemühungen
jedes Marktplatzes angepasst wurde,
wobei Vinted für seine 100% nachhaltigen
Praktiken volles GMV erhielt, während Amazons
Score proportional reduziert wurde. Der Report
bietet auch tiefgehende Wettbewerbsanalysen
und mehrjährige Trends, die den Fokus jedes
Unternehmens auf grenzüberschreitendes
Wachstum und Nachhaltigkeitsinitiativen
beleuchten. Zusätzlich zu den Gesamtrankings
erstellt der Report Top-Listen für Branchen wie
Mode & Beauty, Unterhaltungselektronik und
mehrere Kategorien. Er kategorisiert Marktplätze
weiter nach verschiedenen Geschäftsmodellen,
einschließlich Kleinanzeigen, Auktion, Personalisierung
sowie Vermietung.
Carine Moitier, Gründerin von CBCommerce.eu,
bemerkte: „Dieser Bericht zeigt, dass Recommerce-Marktplätze
nicht nur auf die Verbrauchernachfrage
nach Bequemlichkeit reagieren;
sie führen den Weg in eine nachhaltige
Zukunft an. Durch die Integration von Kreislaufwirtschaftsmodellen
und die Ausrichtung
auf Initiativen wie den EU-Green Deal verändern
diese Marktplätze den E-Commerce in Europa.
Wenn der Markt reift, werden nachhaltige Praktiken
ein integraler Bestandteil der zukünftigen
Landschaft sein und innovative Lösungen
bieten, die sowohl Verkäufern als auch umweltbewussten
Verbrauchern zugutekommen.“
Cross-Border Commerce
Europe, CBCommerce.eu
ist die Netzwerk- und
Wissensplattform für
E-Commerce- und
Omnichannel-Akteure,
die in mindestens drei
Ländern in Europa tätig
sind. Sie verbindet
Akteure, um Sichtbarkeit
zu erhöhen und zu helfen,
Einblicke in die Zahlen,
Trends und Besonderheiten
europäischer
Länder zu gewinnen. Zu
den Mitgliedern gehören
Marken und Einzelhändler
aller Größen und zu den
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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S28
Die Zukunft Navigieren: Schlüsseltrends und
Zahlen im Recommerce-Markt
Mit Blick auf 2025 entwickelt sich der Recommerce-Markt
zu einem zunehmend dynamischen
Sektor innerhalb des E-Commerce,
getrieben durch sich verändernde Verbraucherverhaltensweisen
und einen verstärkten Fokus
auf Nachhaltigkeit. Aktuelle Daten zeigen, dass
85% der Verbraucher regelmäßig gebrauchte
Artikel kaufen und verkaufen, was einen Wandel
signalisiert, der Recommerce fest im Mainstream
positioniert.
Recommerce-Revolution: Wie Digitale Pässe
die Zukunft von Mode und Beauty Gestalten
Die Mode- und Beauty-Sektoren erleben einen
tektonischen Wandel, wobei der Recommerce-
Markt bis 2025 voraussichtlich einen substanziellen
Anteil von 6,9% der Branche ausmachen
wird, eine signifikante Steigerung von nur 4,29%
im Jahr 2020. Dieses transformative Wachstum
spiegelt eine sich entwickelnde Verbrauchermentalität
wider, die Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaftsprinzipien
priorisiert. Da umweltbewusstes
Einkaufen zur Priorität wird, sind
Marken gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu
innovieren, um sich an diese Werte anzupassen.
An der Spitze dieser Evolution steht die Einführung
digitaler Pässe—einzigartige Identifikatoren,
die die Produkttransparenz verbessern
und das Verbrauchervertrauen
fördern. Unter Verwendung von Technologien
wie QR-Codes und NFC-Tags liefern diese digitalen
Pässe wichtige Informationen über Materialien,
Herstellungsprozesse und Nachhaltigkeitsnachweise.
Diese Innovation bekämpft
nicht nur Fälschungen, sondern ermöglicht es
Verbrauchern auch, informierte Kaufentscheidungen
zu treffen und ebnet den Weg für ein
nachhaltigeres Mode-Ökosystem.
Führende digitale Marktplätze wie eBay und
Vinted führen diese Bewegung an und nutzen
innovative Technologien wie KI und Augmented
Reality, um Nutzererlebnisse zu verbessern und
Einkaufsreisen zu personalisieren. Nachhaltigkeit
bleibt im Vordergrund der Verbraucherpräferenzen,
da viele Marken priorisieren, die
Kreislaufwirtschaftspraktiken und Transparenz
verkörpern. Darüber hinaus ermöglicht der
Aufstieg von Abonnementmodellen den Verbrauchern,
kuratierte Auswahlen hochwertiger
gebrauchter Waren zu erhalten, was einen
Wandel hin zu bedeutungsvollen, langlebigen
Käufen verstärkt.
In dieser hart umkämpften Landschaft werden
Unternehmen, die sich an diese Trends anpassen
und Nachhaltigkeit priorisieren, am besten positioniert
sein, um zu gedeihen. Für ein tieferes
Verständnis der transformativen Trends, die
den Recommerce-Markt prägen, bietet unser
umfassender Report wertvolle Einblicke und
strategische Anleitung für die Navigation durch
diese sich entwickelnde Landschaft.
"Ich möchte unserem Marktforschungsteam
und unseren Partnern, FedEx Express und Poste
Italiane, für diese vierte Ausgabe des 'Top 100
Online-Marktplätze in Europa' Reports danken.
Diese Initiative verbessert die Transparenz im
europäischen Online-Marktplatzsektor und
treibt das grenzüberschreitende Wachstum in
der gesamten Branche voran," schließt Carine
Moitier, Gründerin von CBCommerce.EU. (RED)
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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S30
Handel & Distanzhandel
Klimaschutz durch
digitales Retourenmanagement
Digitale Retourenportale erlauben individuelle
Rückgabemöglichkeiten, mit denen Online-
Händler Rücksendungen nicht nur nachhaltiger,
sondern auch kosteneffizienter gestalten können.
REDAKTION
Beinahe jedes vierte Paket im Online-
Handel wird in Deutschland zurückgeschickt.
Etwa 530 Millionen Retouren-
Pakete mit rund 1,3 Millionen
retournierten Artikeln gehen jährlich an die
Händler zurück. Das jedenfalls besagt der European
Return-o-Meter (EUROM)1, eine Erhebung
der Forschungsgruppe Retourenmanagement
der Universität Bamberg. Damit sind deutsche
Kunden den Wissenschaftlern zufolge Retouren-
Europameister. Zwar können über 93 Prozent der
retournierten Artikel wieder als qualitativ neuwertig
verkauft werden, und der Anteil der Artikel,
die komplett entsorgt werden, liegt nur bei etwas
mehr als einem Prozent. Doch auch dieser kleine
Prozentsatz ist nicht zu unterschätzen. In absoluten
Zahlen handelt es sich nämlich laut der
Forschungsgruppe Retourenmanagement um 17
Millionen zurückgeschickter Artikel, die entsorgt
wurden.
Damit stellen Retouren in zweierlei Hinsicht ein
großes Problem dar. Zum einen schmälern sie
den Gewinn der Unternehmen und verursachen
weitere Kosten, zum anderen haben sie nicht zu
unterschätzende Auswirkungen auf die Umwelt.
Sie führen zu mehr Verpackungsmüll und teilweise
zur Deponierung beziehungsweise Verbrennung
der Artikel und natürlich verursachen
sie unter anderem durch zusätzliche Transporte
einen immensen Kohlenstoffdioxidausstoß. In
einem einzigen Jahr gehen schätzungsweise
rund 795.000 Tonnen CO2 auf Retouren zurück
– allein in Deutschland. Das, so die Forschungsgruppe
Retourenmanagement, entspricht über
fünf Milliarden Kilometern, die mit einem PKW
zurückgelegt werden.
GABRIEL WERNER
Obwohl Retouren eine Herausforderung darstellen,
dürfen E-Commerce-Händler sich nicht
einfach weigern, die Ware zurückzunehmen.
Denn wird ein Artikel online bestellt, greift das
gesetzlich geregelte Widerrufsrecht. Demnach
können Kunden 14 Tage lang einen Vertrag
widerrufen, wenn dieser ausschließlich über
Fernkommunikationsmittel zustande kam. Das
heißt, sie können innerhalb dieses Zeitraums
Waren bei Nichtgefallen zurückschicken, auch
wenn der Artikel einwandfrei ist. Bei vielen
Waren bieten Online-Händler sogar einen längeren
Rückgabezeitraum an, um wettbewerbsfähig
zu bleiben.
Mithilfe digitalen Portals Retouren
in den Griff kriegen
Online-Händler müssen also einen Weg finden,
um mit Retouren möglichst effizient umzugehen.
Unterstützung kann hier ein digitales Rückgabeportal
bieten. Dieses erlaubt es, Prozesse zu digitalisieren
und zu automatisieren, indem Händler
individuelle Regeln definieren. Dabei können sie
den Rückgabeprozess Schritt für Schritt anhand
der eigenen Interessen und Ziele des Unternehmens
festlegen. Die Bedingungen für eine Rückgabe
lassen sich beispielsweise an Produktkategorien,
den Gesamtbetrag des Einkaufs oder
regionale Voraussetzungen knüpfen. Auch den
Zeitrahmen, in dem der Kunde Artikel zurückgeben
kann und die Kosten für die Rücksendung,
können in einem digitalen Rückgabeportal
konfiguriert werden. Darüber hinaus bieten
digitale Portale Händlern eine bessere Kontrolle
darüber, welche Retouren zurückkommen. Wenn
ein Kunde beispielsweise versucht, einen Artikel
zurückzusenden, der nicht den Richtlinien entspricht,
können Einzelhändler die Rückgabe
automatisch ablehnen.
Digitale Retourenportale helfen Online-Händlern
zudem, mit Maßnahmen Rücksendungen kosteneffizienter
und nachhaltiger durchzuführen:
• Retourenetiketten vermeiden: Viele Händler
legen dem Paket noch immer vorgedruckte
Versandetiketten bei. Für jeden Kunden, der
einen Artikel nicht zurückschickt, wandern
diese Etiketten direkt in den Müll, so dass mit
jedem Paket mehr letztendlich tonnenweise
Papierabfall entsteht. Bieten Online-Händler
jedoch ein digitales Retourenportal an, können
Kunden Rücksendungen online buchen, so dass
die Einzelhändler nicht für jedes einzelne Paket
Etiketten drucken müssen. Somit verringert sich
der Papierverbrauch für Einzelhändler wie ASOS
erheblich. Durch die Einführung eines digitalen
Rücksendeportals spart der britische Einzelhändler
pro Jahr 64 Millionen Rücksendebeilagen
aus Papier ein. Dadurch bleiben rund 8.450
Bäume erhalten beziehungsweise werden etwa
320.000 Kilogramm Papier eingespart und 312
Tonnen CO2-Emissionen vermieden.
• Gefahrene Kilometer reduzieren: Je mehr Kilometer
die Rücksendungen transportiert werden
müssen, desto mehr Emissionen verursachen
sie. Eine Verringerung der gefahrenen Kilometer
hilft nicht nur, Emissionen zu reduzieren,
sondern auch den Einzelhändlern, Transportkosten
zu sparen. Gefahrene Kilometer lassen
sich vor allem dadurch einsparen, dass die Daten
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S32
der Rücksendung erfasst werden. Diese können
dann verwendet werden, um Artikel auf der
Grundlage von Bestellinformationen, Artikeltyp,
Standort und Rückgabegrund intelligent
zuzuordnen. Mit der richtigen Lösung für das
Retourenmanagement können Einzelhändler
Regeln festlegen und verwalten, um die Bearbeitung
von Retouren einfach zu definieren. So
können sie beispielsweise. defekte Artikel direkt
zur Reparatur oder zum Recycling schicken,
während hochwertige Artikel direkt zum Wiederverkauf
gebracht werden. Auf diese Weise lässt
sich ein ganzer Transportabschnitt einsparen:
Rücksendungen müssen nicht mehr zum Sortieren
in ein Lager gebracht werden, bevor sie
auf einer weiteren Fahrt die richtige Einrichtung
erreicht.
• Wiederverkaufsrate durch Geschwindigkeit
erhöhen: Je mehr Artikel wiederverkauft werden
können, desto mehr Umsatz macht der Einzelhändler
und desto weniger Abfall wird entsorgt.
Der Schlüssel zur Steigerung der Wiederverkaufsrate
ist Schnelligkeit. Je schneller die
Einzelhändler die zurückgegebenen Artikel
zurückerhalten und gegebenenfalls reparieren
können, desto größer ist die Chance, dass sie
die Artikel wieder verkaufen können. Jegliche
Verzögerung beim Versand, bei der Bearbeitung
oder bei der Wiederauffüllung der Lagerbestände
wirkt sich direkt auf die Wahrscheinlichkeit
aus, dass ein Artikel weiterverkauft wird.
Wenn Online-Händler wissen, welche Waren
zurückgeschickt werden und warum, noch bevor
sie im Lager ankommen, erhalten Händler frühzeitig
wertvolle Einblicke in den Zustand und die
Art der zurückgesandten Artikel. Dies hilft den
Lagerhaltungsteams, die einzelnen Artikel schnell
zu bewerten und richtige Entscheidungen zu
treffen: Artikel, die in gutem Zustand zurückgeschickt
wurden, weil sie nicht passen oder
ein Kunde seine Meinung geändert hat, können
für die Neuverpackung und den Wiederverkauf
priorisiert werden. Ist ein Artikel als beschädigt
gekennzeichnet, kann er direkt zur Reparatur
geschickt werden, oder er wird als B-Ware
gekennzeichnet und zu einem reduzierten Preis
angeboten. Artikel, die nicht mehr repariert oder
weiterverkauft werden, können je nach Art und
Material für das richtige Recyclingverfahren kategorisiert
werden. Durch die Zusammenarbeit
mit verantwortungsbewussten Recycling-
Anlagen wird sichergestellt, dass diese Materialien
nicht auf Mülldeponien landen und möglicherweise
zur Herstellung neuer Produkte verwendet
werden.
• Selbstbedienungsabgabestellen an günstigen
Standorten einrichten: Um Kunden die Rückgabe
nicht benötigter Ware zu erleichtern, könnten
Online-Händler Netzwerke von Abgabestellen
aufbauen und automatisierte Lösungen wie
Selbstbedienungs-Paketautomaten einsetzen.
Dadurch wäre es möglich, mehrere Retourenpakete
auf einmal zu sammeln und effizientere
Versandwege zu schaffen. In den USA und Großbritannien
gibt es beispielsweise bereits solche
Selbstbedienungsabgabestellen. Diese bieten
den Kunden ein komfortableres Rückgabeerlebnis
und tragen dazu bei, die Markentreue
zu erhöhen. Je bequemer Kunden den Standort
erreichen können, desto wahrscheinlicher ist es,
dass sie die Artikel frühzeitig zurückgeben, was
wiederum die Chance auf einen Wiederverkauf
erhöht. Ein automatisiertes Abgabesystem
macht es zudem möglich, Platz auf bestehenden
Logistikrouten mit Retouren zu füllen, anstatt
neue Routen zu erstellen – und so Emissionen
zu minimieren.
Digitales Retourenmanagement macht Rücksendungen
nachhaltiger und kosteneffizienter
Ein digitales Retourenportal bietet Online-
Händlern eine effiziente und gleichzeitig
kundenfreundliche Möglichkeit, Warenrücksendungen
zu managen. So entfällt das
Retourenetikett, was allein schon eine Unmenge
an Papiermüll, CO2 und Kosten einspart. In dem
Portal müssen Kunden lediglich ihre Bestellnummer,
die dann automatisch mit der Retoure
und dem Kaufbeleg verknüpft wird, und den
Grund der Rückgabe angeben. Händler können
die Rückgabedaten für eine effizientere Bearbeitung
und Verwaltung nutzen. Auf diese Weise
könnten Routen effektiver geplant und unnötige
Fahrten vermieden werden. Außerdem lässt sich
der Zustand der zurückgesandten Artikel besser
einschätzen, um sie zum Beispiel schneller für
den Wiederverkauf freizugeben und so den
Umsatz zu steigern. Durch das Reduzieren von
Emissionen und Kosten entsteht eine Win-Win-
Situation gleichermaßen für Online-Händler und
das Klima. (RED)
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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S34
Handel & Distanzhandel
GXO veröffentlicht
Global Beauty Report
2024
Descartes Systems veröffentlicht Studie zur
Verbraucherstimmung bei der Zustellung im
E-Commerce: Unzufriedenheit ist weiterhin
hoch. REDAKTION
„Natürlich müssen Einzelhändler das richtige
Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort anbieten.
Um das Markenerlebnis zu festigen,
müssen sie aber auch ein nahtloses Kauferlebnis
von Anfang bis Ende gewährleisten, einschließlich
einer effektiveren Nutzung von Online-
Kanälen und einer verbesserten Produktpersonalisierung.“
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie im
Überblick:
• Schönheitsprodukte spielen für die Verbraucher
eine immer wichtigere Rolle. 66 % der
Befragten gaben an, dass Schönheitsprodukte
und verwandte Produkte für sie wesentlich oder
sehr wichtig seien.
GXO Logistics, Inc. der weltweit größte
reine Kontraktlogistikanbieter, hat
die Ergebnisse einer länderübergreifenden
Verbraucher-Umfrage zu den
wichtigsten Trends in der global schnell wachsende
Schönheitsindustrie veröffentlicht. Es wird
erwartet, dass sich der Umsatz in den nächsten
zehn Jahren auf 758 Milliarden US-Dollar verdoppelt.
Um Entwicklungen im Verbraucherverhalten in
diesem sich schnell verändernden Markt besser
vorhersehen zu können, wurde analysiert, wie
sich die Präferenzen der Konsumenten seit 2019
verändert haben. Die Studie „Beauty Industry Insights
2024: A Consumer Spending Pulse Check“
zeigt hier eine deutliche Verschiebung: Die Verbraucher
treffen ihre Entscheidungen heute
deutlich bewusster. Fast die Hälfte nutzt den
Online-Einkauf. Die Folge ist: Die Gewährleistung
eines nahtlosen Kundenerlebnisses sowohl
online als auch offline ist von größter Bedeutung
für den Aufbau und die Aufrechterhaltung der
Markentreue sowie für die Begegnung mit sich
schnell verändernden Kundenanforderungen.
• Die Bedeutung von Loyalität und Vertrauen
nimmt zu, ist aber noch weitgehend ungenutzt.
Die Markentreue liegt derzeit bei 38 %, doch die
Mehrheit der Verbraucher betrachtet den Ruf
der Marke und frühere Erfahrungen als wichtige
Faktoren bei ihren Kaufentscheidungen.
• Die „Weniger ist mehr“-, #nomakeup- und
Clean-Beauty-Trends bieten die Möglichkeit,
die Produkttreue zu vertiefen, da sich Kunden
minimalistischen und Clean-Beauty-Artikeln
zuwenden. 41 % der Beauty-Konsumenten
sind bestimmten Produkten bereits treu und
die meisten entscheiden sich für minimales
Make-up, das zum „No-Make-up“-Look und
den Trends zur schlanken Hautpflege passt –
und festigen so bestimmte Produkte als unverzichtbare
Bestandteile ihrer Schönheitsroutine.
• Es gibt noch viel Raum für Wachstum im Online-Kanal.
Fast die Hälfte der Verbraucher bevorzugt
den Online-Kauf von Schönheitsprodukten.
Darüber hinaus nutzen über sieben von
zehn Verbrauchern einen oder mehrere digitale
Kanäle als Quelle für die neuesten Beauty-
Trends und -Produkte. Das bietet die Chance,
das Online-Shopping über digitale Plattformen
wie YouTube, TikTok und Instagram auszubauen.
„Um in diesem dynamischen Einzelhandelsumfeld
erfolgreich zu sein, müssen Kosmetikmarken
zunehmend auf ein Kundenerlebnis fokussieren,
das die Marken- und Produkttreue stärkt,
sagt Kamran Iqbal, Handelsstratege bei GXO.
• Die Personalisierung von Schönheitsprodukten
nimmt zu. 58 % der Befragten erwarten beim Kauf
von Schönheitsprodukten personalisierte Hautpflegeempfehlungen/-kuren
und/oder die Personalisierung
von Produkten oder Abo-Boxen.
• Das Online-Einkaufs- und Liefererlebnis kann
verbessert werden. 64 % der Befragten würden
lieber warten, bis alle Artikel in einem Paket statt
einzeln geliefert werden, und 55 % würden länger
auf eine umweltfreundliche Lieferoption warten.
„Unabhängig vom aktuellen oder nächsten
großen Trend im Einzelhandel wird es immer
von entscheidender Bedeutung sein, Produkte
pünktlich und zum besten Preis zum Verbraucher
zu bringen“, fasst Kamran Iqbal zusammen.
„Diese Zuverlässigkeit fördert Vertrauen und
Loyalität. Eine gut optimierte Lieferkette ermöglicht
es Marken, schnell auf die sich ständig
ändernden Geschmäcker und Anforderungen der
Verbraucher zu reagieren und so sicherzustellen,
dass sie relevant und wettbewerbsfähig bleiben.“
Die hochentwickelten Logistiklösungen von GXO
für die Schönheitsindustrie kombinieren globale
Lager- und Vertriebskapazität, branchenführende
Technologie und spezialisierte Fähigkeiten,
um ein erstklassiges Kundenerlebnis zu
gewährleisten. Dazu gehören Rücksendungen,
Konfektionierung, Gravur, Geschenkverpackung
mit Logo und hochwertige Verpackung, vom
ersten Kontakt bis hin zur Personalisierung, Abwicklung,
Lieferung und Nachkaufphase.
(RED)
KAMRAN IQBAL
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S36
Handel & Distanzhandel
Retourenbetrug -
Fünf Maßnahmen zur
Bekämpfung falscher
Reklamationen
Retourenbetrug stellt eine Bedrohung für den
Einzelhandel, besonders im E-Commerce, dar.
Mit zunehmender Beliebtheit des Online-
Shoppings nimmt auch der Rückgabebetrug zu
und verursacht beim Einzelhandel erhebliche
finanzielle Schäden.
REDAKTION
Laut dem European Return-o-Meter (EU-
ROM)1, eine Erhebung der Forschungsgruppe
Retourenmanagement der
Universität Bamberg, liegt die durchschnittliche
Rücksendungsquote im E-Commerce
bei etwa 24,2 Prozent. Im Jahr 2021 beliefen
sich die Gesamtkosten für Retouren im deutschen
E-Commerce auf rund 530 Millionen Euro,
Tendenz steigend. Geht man in einem Zahlenspiel
davon aus, dass es sich bei ca. 5 Prozent
aller Rücksendungen um betrügerische Retouren
handelt, würde ein Schaden von ca. 26,5 Millionen
Euro pro Jahr entstehen. Retourenbetrug
ist also nicht nur ein Randproblem, sondern eine
ernsthafte Bedrohung für die wirtschaftliche
Stabilität von Online-Händlern.
Eine gängige Form des Retourenbetrugs ist die
„Artikel nicht erhalten“-Methode. Dabei behaupten
Kunden, dass ihre Bestellung nicht angekommen
ist, obwohl sie tatsächlich zugestellt
wurde. Infolgedessen fordern sie eine Rückerstattung
oder einen Ersatz. Gerne genommen
ist auch das sogenannte Tauschspiel, bei dem
Käufer den Artikel austauschen und eine minderwertigere
Rücksendung als Original deklarieren.
Des Weiteren gibt es Fälle, in denen Kunden
absichtlich Produkte beschädigen und sie dann
zurücksenden, während sie behaupten, der
Schaden sei bereits bei der Lieferung entstanden.
Eine weitere betrügerische Praxis ist die Mehrfachrückerstattung,
bei der Kunden, nachdem
sie eine Rückerstattung für einen angeblich
nicht erhaltenen Artikel erhalten haben, ihre
Kreditkartenunternehmen kontaktieren, um eine
zweite Erstattung zu erlangen. Da die Zahl der
Online-Verkäufe weltweit steigt und mit Aktionstagen
wie dem Black Friday und der Weihnachtszeit
die Hauptsaison für den Handel vor der
Tür steht, ist zu erwarten, dass die Rücksendewelle
noch an Intensität zunehmen wird. Die
folgenden fünf Strategien können wirkungsvoll
dazu beitragen, Retourenbetrug im Einzelhandel
erfolgreich zu reduzieren:
ROB SHAW
1. In Echtzeit-Bestandsmanagement investieren
Betrügerische Rücksendungen wirken sich auch
negativ auf die Genauigkeit von Bestandsdaten
aus. Oft werden Artikel in einem schlechten Zustand
oder überhaupt nicht zurückgegeben, was
zu Ungenauigkeiten im Lagerbestand führt und
die Fähigkeit der Einzelhändler beeinträchtigt,
ihre Kunden zu bedienen. Denn Bestandsabweichungen
können sowohl zu Fehlbeständen
als auch zu überhöhten Beständen führen, was in
beiden Fällen mit erheblichen Kosten verbunden
ist. Eine Echtzeit-Bestandsverwaltung zeichnet
sich unter anderem durch die kontinuierliche
Bereitstellung aktueller Daten zu Rücksendungen
aus. Durch die umfassende Überwachung sämtlicher
Retouren in jeder Phase des Rücklogistikprozesses
können Einzelhändler gewährleisten,
dass nur verkaufsfähige Artikel wieder in den
Bestand aufgenommen werden. So kann ein
effizientes Bestandsmanagement helfen, die
finanziellen Verluste durch betrügerische Rücksendungen
zu verringern.
2. Rückgabegebühren einführen
Immer mehr Online-Händler – insbesondere
im Fashion-Bereich - haben damit begonnen,
Rückgabegebühren zu erheben. Aktuelle Daten
von Shippit2 und Fluent Commerce zeigen, dass
dabei die Marke keine Rolle spielt. Boten noch vor
sechs Jahren fast die Hälfte aller Einzelhändler
kostenlose Rücksendungen an, sind es mittlerweile
weniger als 20 Prozent. Es ist anzunehmen,
dass diese Zahl weiter sinkt.
Rückgabegebühren bieten Einzelhändlern die
Möglichkeit, sowohl gelegentliche als auch betrügerische
Rücksendungen effektiv zu minimieren.
Es ist jedoch ratsam, diese Maßnahme
mit Sorgfalt zu behandeln, um die Zufriedenheit
von Premiumkunden nicht zu gefährden. Durch
ein gezieltes Retouren-Konzept lässt sich die
Rücksendungsquote signifikant senken und
gleichzeitig die Belastung der Rückwärtslogistik
sowie der gesamten Lieferkette reduzieren. Eine
andere Möglichkeit ist, Kunden in zwei Kategorien
einzuteilen: Verifizierte Kunden mit niedriger
Rückgabequote, die weiterhin kostenlose
Rücksendungen erhalten, und Neukunden oder
Kunden mit höherer Rücksendequote und eingeschränkten
Rechten. In diesem Fall haben
Kunden die Option, Artikel gegen eine Gebühr
zurückzugeben. So schützen Einzelhändler ihre
loyalen Kunden und schrecken gleichzeitig diejenigen
ab, die Rücksendungen missbrauchen.
3. Rücknahmelogistik stärken
Eine einfachere Rückgabe von Artikeln kann
Einzelhändlern helfen, die Unzufriedenheit ihrer
Kunden mit Rücksendekosten zu reduzieren.
Durch die Rückgabemöglichkeit im Geschäft
beispielsweise, kann das Verkaufspersonal die
Artikel sofort prüfen und wieder dem Bestand
zuführen, anstatt sie ins Lager zurückzuschicken.
Viele Kunden, die gekaufte Ware im Laden zurückgeben,
tauschen um und kaufen etwas anderes,
anstatt nur zurückzugeben. Außerdem
ist es viel schwieriger und die Hürde größer, einen
„betrügerischen“ Artikel im Laden zurückzu
geben als ihn einfach per Post zu schicken.
4. Strengere Kontrollverfahren einführen
Strengere Kontrollverfahren am Rückgabeort
tragen ebenfalls dazu bei, betrügerische Retouren
zu verringern. Einzelhändler haben die Möglichkeit,
den Lebenszyklus ihrer Produkte durch
den Einsatz modernster Technologien wie KI-gestützter
Analysen und Blockchain-Technologie
präzise zu verfolgen. Diese innovativen Ansätze
ermöglichen es, sicherzustellen, dass zurückgegebene
Artikel tatsächlich dem ursprünglichen
Kauf entsprechen. Indem sie Unregelmäßigkeiten
in den Rückgabemustern identifizieren, sind
diese Systeme in der Lage, potenzielle Betrugsversuche
frühzeitig zu erkennen. Das reduziert
die Anzahl der betrügerischen Rücksendungen
im Rückgabeprozess erheblich.
5. Spezialisierte Logistikpartner wählen
Um den Retourenbetrug einzudämmen, nutzen
viele Einzelhändler die Möglichkeit der Zusammenarbeit
mit externen Logistikanbietern. Anbieter,
die auf Rücknahmelogistik spezialisiert
sind, sollten über die Infrastruktur verfügen, um
Rücksendungen effizient zu bearbeiten und betriebliche
Störungen durch Betrug zu minimieren.
Zudem bieten sie Einblicke in Retourentrends.
Durch ihre strategische Beratung können Einzelhändler
Prozesse verfeinern und die Auswirkungen
auf die Lieferkette nachhaltig minimieren.
Die Folgen von Retourenbetrug wirken sich nicht
nur negativ auf die finanziellen Ressourcen der
Unternehmen aus, sondern tragen auch häufig
zur Erhöhung der Warenpreise bei. Während
Unternehmen bestrebt sind, ihren Kunden hervorragenden
Service zu bieten, ergeben sich aus
dieser kundenorientierten Strategie manchmal
unerwünschte Schlupflöcher, die Betrügern zugutekommen.
Die Herausforderung besteht also
darin, wirkungsvolle Strategien zur Erkennung
und Verhinderung von Retourenbetrug zu entwickeln,
ohne dabei die Zufriedenheit der ehrlichen
Kunden zu beeinträchtigen. Leider gibt
es kein einfaches Rezept, um Rückgabebetrug
zu verhindern. Einzelhändler können jedoch
die Wahrscheinlichkeit von Missbrauch verringern,
indem sie eine Kombination der genannten
Maßnahmen anwenden und ihren Kunden klar
erklären, welche Rückgaberichtlinien gelten und
welche Kosten damit verbunden sind. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S38
Handel & Distanzhandel
Komplexität im
E-Commerce Fulfillment
Onlineshops, die ihre Verkaufskanäle auf neue
Plattformen und Regionen ausdehnen, kommen
früher oder später an den Punkt, an dem
das gewachsene tägliche Bestellaufkommen
einen spürbaren Rückstau im Bearbeitungsablauf
verursacht.
REDAKTION
Probleme mit Bestellungen häufen sich
im Kundensupport, während die zuständigen
Mitarbeitenden Schwierigkeiten
haben, in Einzelfällen manuell
Ausnahmen im System vorzunehmen, um aufgetretene
Probleme zu lösen. Die Verwaltung
von Online-Bestellungen wird zunehmend
kompliziert. Ein Teil des Bestands scheint zudem
ein Schattendasein zu führen, da er sich
schlichtweg nicht dort befindet, wo er laut System
sein sollte, was sich in Überverkäufen und
stornierten Bestellungen äußert. Die Ursachen
dafür werden durch ein inadäquates Management
von Bestandsdaten begründet.
Leistungsgrenzen von ERP-Systemen
im E-Commerce
Meist nutzen Onlineshops eine Shop-Plattform
in Kombination mit ihrem Enterprise Resource
Planning (ERP) System, in dem alle Bestell- und
Warenverkehrsprozesse zusammenlaufen. Und
dort liegen in der Regel die Ursachen für derartige
Probleme. ERP-Systeme sind darauf ausgelegt,
sämtliche Kernprozesse im Unternehmen zu
steuern, Einblick in das gesamte Unternehmen
zu geben sowie finanzrechtliche Dokumentations-
und Auskunftsfähigkeit zu unterstützen.
Auditierbarkeit und Rückverfolgbarkeit, langfristige
Speicherung und die analytische Vorbereitung
strategischer Geschäftsentscheidungen
sind die Bereiche, für die ERP-Systeme
nach wie vor unabdingbar sind. Ihre Aufgabe
besteht darin, der Geschäftsführung eine
Bestandsaufnahme zu liefern, unter anderem
über die erfolgten Verkäufe, den tagesaktuellen
Umsatz und den derzeitigen Warenbestand.
Sie sind nicht dafür entwickelt, die Prozesse,
die diesen Daten zu Grunde liegen, zu verfeinern
oder zu beschleunigen, denn ihr Fokus
liegt auf der buchhalterischen Unterstützung.
ERP-Systeme nutzen Batchverarbeitung, um
ihre Daten zu aktualisieren, was in manchen
Fällen nur einmal pro Tag geschieht. Da Onlinehandel
jedoch rund um die Uhr stattfindet, können
zwischen den Aktualisierungszeitpunkten
zahlreiche neue, noch nicht abgeschlossene
Anfragen an das Shopsystem eingegangen sein.
Beispielsweise kann es passieren, dass ein Kunde
eine Bestellung platziert und das Shopsystem ihm
dafür eine Auftragsbestätigung mit angekündigtem
Lieferzeitfenster zugeschickt hat. Doch einen
Tag später, nach Aktualisierung der Warenbestandsdaten
durch das ERP-System, stellt
sich heraus, dass zum Zeitpunkt seiner Bestellung
einer oder mehrere Artikel seines Warenkorbs
schon gar nicht mehr vorrätig waren.
Derartige Vorkommnisse sorgen nicht nur für
Frust beim Kunden, sie beschädigen vor allem
das Vertrauen in den Shop und senken die
Chancen auf weitere Einkäufe in der Zukunft.
Ab einem gewissen Anfrageaufkommen sind
ERP-Systeme als alleinige Informationsquelle
für Warenbestandsdaten zu schwerfällig. Sie
sind dafür da, Betriebsabläufe für die Geschäftsführung
umfassend zu dokumentieren, nicht
um die Warenverfügbarkeit für die Kunden, die
momentan auf den Shop zugreifen, zu optimieren.
Verbesserungspotenziale in Waren- und Lieferverkehr
sowie in der Bestellabwicklung bleiben
damit ungenutzt.
Erhöhte Fulfillment-Anforderungen
Der Erfolg von Onlineshops hängt maßgeblich
davon ab, ob es gelingt, Kundenvertrauen herstellen
zu können. Eine individualisierte, an den
Kundenbedürfnissen orientierte Einkaufserfahrung
mit zuverlässigem Fulfillment ist dafür eine
wesentliche Voraussetzung. Im stationären Handel
könnte man sich dieses Ideal anhand eines
engagierten Verkaufsmitarbeiters vorstellen, der
die Wünsche seiner Kunden versteht und keine
Mühen scheut, diesen zu entsprechen. Er kennt
nicht nur die Waren auf der Verkaufsfläche, sondern
auch den Bestand des Warenlagers, inklusive
retournierter Artikel und neu eingetroffener
Lieferungen, auf die er bei Bedarf zurückgreift,
um seine Kunden zufrieden zu stellen.
Überträgt man dieses Beispiel zurück auf den
Onlinehandel, auf Shops mit mehreren tausend
Besuchern gleichzeitig und komplexen Fulfillment-Strukturen
aus mehreren Versandstandorten
in unterschiedlichen Regionen und verschiedenen
Versanddienstleistern wird deutlich:
Es geht um Sekundenbruchteile, in denen zuverlässige
Warenverfügbarkeitsinformationen bereitstehen
müssen, um einerseits allen Kunden
ein erfüllendes Einkaufserlebnis zu bieten und
andererseits möglichst effizient zu verkaufen.
ROB SHAW
Shopbetreiber sehen sich einer komplizierten
Fulfillment-Logik gegenüber, für das sie spezifischere
Anpassungsmöglichkeiten benötigen.
Grundregeln, wie beispielsweise die Aufteilung
einer Lieferung nach Kundennähe genügt womöglich
nicht mehr, um die gewünschte Lieferzeit
einzuhalten. Stattdessen kann es nun erforderlich
sein, festzulegen, wann die Lieferung
geteilt und wie sie weitergeleitet wird. Oder sie
muss gegen eingehenden Bestand verrechnet
werden, damit die Bestellung erfüllt werden
kann. Angesichts eines hohen Anfrageaufkommens
im Onlineshop sollten derartige Logiken
automatisiert erfolgen. Erhöhte Fulfillment-
Anforderungen wie diese können in ERP-Systemen
jedoch nicht abgebildet werden, ohne die
Komplexität in der Bedienung stark zu erhöhen.
Fulfillment-Steuerung durch Distributed Order
Management Systeme
Stattdessen kann es für Shopbetreiber sinnvoll
sein, die Nutzung ihres ERP-Systems auf seine
Kernfunktionen – Dokumentation und Datenanalyse
– zu beschränken und für die Steuerung
von Fulfillment-Prozessen sowie die automatisierte
Umsetzung von Entscheidungslogiken ein
Distributed Order Management System (DOM)
einzusetzen. Ein DOM integriert sich nahtlos in
verschiedene Systeme und Plattformen, nutzt
APIs an allen Stationen des Fulfillment-Prozesses,
aktualisiert Bestandsdaten in Echtzeit
und orchestriert alle Abläufe zwischen Shop-
Backend und Beschaffung. Es erlaubt eine
individuelle, granulare Erstellung und Anpassung
von Erfüllungslogiken, darunter unter anderem:
• Kategorisierung von Artikeln mit Produktattributen,
wie zum Beispiel sperrig oder zerbrechlich,
Kosten der Bestellung, Kategorisierung nach
Gefahrgutstufe, um die am besten passende
Versandoption zu wählen.
• Regelungen nach Standortattributen, wie
beispielsweise Kapazität der Filiale, letztmögliche
Abholzeit des Transportdienstleisters,
Filiale mit dem größten oder ältesten Bestand,
Fähigkeit, sperrige oder zerbrechliche Artikel zu
versenden oder nach Niederlassungen mit den
höchsten Abschlägen oder größten oder ältesten
Beständen.
• Zuweisung von Verteilzentren für bestimmte
Vertriebskanäle.
• Begrenzung der Zahl an Teillieferungen pro
Bestellung.
• Unterschiedliche Fulfillment-Optionen je nach
Kunden-Treuestatus.
• Liefer- und Abholoptionen für einzelne Artikel
einer Bestellung.
• Alternative Fulfillment-Regelungen, wenn die
bevorzugte Variante nicht umsetzbar ist.
Für Shopbetreiber entstehen dadurch neue
Gestaltungsmöglichkeiten, die Effizienz entlang
des gewünschten Kundenerlebnisses zu
verbessern. Onlineshop-Besucher wiederum
erleben eine erfüllende Einkaufserfahrung, da
sie stets Optionen angeboten bekommen, die
auf den tatsächlichen, momentanen Warenbestandsinformationen
beruhen.
Synergien zwischen ERP und DOM
Durch die Ergänzung eines DOM lassen sich
Fulfillment-Aufgaben vom ERP trennen und
granular steuern. Ohne die Abhängigkeitvom
ERP-System werden Shop-relevante Prozesse
agiler, wodurch die Leistungsfähigkeit während
Spitzenzeiten sichergestellt ist. Andererseits liefert
das DOM jederzeit präzise Daten, die das ERP
im gesamen Unternehmenskontext analysieren
kann. Diese Ergebnisse können genutzt werden,
um über das DOM Fulfillment-Logiken nachzujustieren.
Durch dieses Zusammenwirken können
Online-Shops bislang ungenutzte Verbesserungspotentiale
freisetzen. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S40
Handel & Distanzhandel
Wohin steuert die
Lebensmittellogistik
im Jahr 2025?
Manche Trends in der Lebensmittellogistik sind
wie Avocados: Plötzlich wollen sie alle haben,
kaum reif - und schon wieder weg. Die Branchengrößen
Getir und Gorillas schienen mit
ihren Belieferungskonzepten eine Branche auf
den Kopf zu stellen. Doch wie so viele große
Namen mussten auch sie sich vom deutschen
und europäischen Markt zurückziehen.
REDAKTION
Fest steht, dass die letzte Meile einer
der größten Kostentreiber im Online-
Lebensmittelhandel ist. Aber eben auch
der vielleicht wichtigste Begegnungspunkt
mit den Verbraucher*innen. Von noch
schnelleren Lieferungen bis hin zu exklusiven
Angeboten - die Erwartungshaltung der Verbraucher
wird immer höher. Was ist das nächste große
Ding in der Lebensmittellogistik, wer gewinnt
das Rennen um das beste Lieferangebot? Und
wie schaffen es die Lebensmittellogistiker, dies
wirtschaftlich zu betreiben? Sicher ist: Die Lebensmittellogistik
muss sich neu aufstellen und
aus dem Scheitern der großen Akteure die richtigen
Schlüsse ziehen. Wohin sich die Branche
im Jahr 2025 entwickeln könnte, zeigt ein Blick
auf die wichtigsten Trends.
Die letzte Meile mit Künstlicher
Intelligenz meistern
Oft geht es bei der Optimierung der letzten Meile
nur um Sekunden und Cents pro Paket. Bei immer
größeren Paketmengen summieren sich diese
Beträge jedoch schnell zu großen Summen, die
viele Unternehmen unterschätzen. Künstliche
Intelligenz verändert hier zunehmend die Spielregeln
und ermöglicht es Logistikunternehmen,
effizienter denn je zu liefern - und das ist erst der
Anfang. Mit prädiktiven Analysen kann künstliche
Intelligenz bereits Wochen im Voraus vorhersagen,
welche und wie viele Pakete in einem bestimmten
Gebiet zugestellt werden. So können
Logistikdienstleister ihre Ressourcen wie Fahrzeuge
und Fahrpersonal optimal planen und die
beste Lieferroute erstellen. Dies trägt nicht nur
zu einer effizienteren und kostengünstigeren
Zustellung bei, sondern verbessert auch unmittelbar
das Kundenerlebnis durch zuverlässige
und planbare Lieferungen.
BAHADIR BIRKAN
Lebensmittel grün geliefert
Nachhaltige Lieferungen liegen auch im kommenden
Jahr im Trend. Für Verbraucher werden
nachhaltige Lieferoptionen nämlich zu einem immer
stärkeren Kaufkriterium bei der Bestellung.
Dennoch haben einige Logistiker ihre Flotten nur
langsam umgestellt. Politische Regulierungen
wie die Einführung emissionsfreier Zonen oder
die Förderung der Elektromobilität oder die Erwartungen
der Verbraucher beschleunigen
diesen Trend weiter. Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen
erstrecken sich zudem über die Fahrzeugflotten
hinaus:Inzwischen bieten Logistikdienstleister
auch Optionen wie die verzögerte
Lieferung an, bei der gewartet wird, bis genügend
Bestellungen in einem Gebiet eingegangen sind,
um sie in einer einzigen Tour auszuliefern und so
Emissionen zu sparen.
Die Rolle der Logistik für Kommunen
Die Zahl der Pakete steigt jährlich, Lieferfahrzeuge
gehören mittlerweile zum Stadtbild. Dabei
versuchen Kommunen bereits mit der Einführung
von Umweltzonen und Fördertöpfen für
Elektromobilität, umweltschädliche Fahrzeuge
aus dem Betrieb zu nehmen. Damit die Logistik
umweltverträglich und im Einklang mit den Anwohner
in den Städten existieren kann, braucht
es eine enge Zusammenarbeit der Logistikunternehmen
mit den Kommunen.
Die letzte Meile ist ein öffentliches Interesse. So
können Kommunen und Logistiker gemeinsam
Ideen entwickeln, wie sie zusammenarbeiten
und die Menschen versorgen können. Beispielsweise
könnten gemeinsam sinnvolle Lieferflächen
für Logistiker an Schnittstellen definiert
werden, um das Parken in zweiter Reihe zu vermeiden.
Schon im Besitz eines Abonnements
für Lebensmittellieferungen?
Dieses Prinzip ist von allen großen Streaming-Plattformen
bekannt. Die Kunden schließen
ein monatliches oder jährliches Abonnement ab
und profitieren von zusätzlichen Services wie
unbegrenzter kostenloser Lieferung, schnellerer
Lieferung und weiteren exklusiven Features.
Immer mehr Unternehmen (wie z.B. Allegro
Smart!, Alza+, Wolt, Foodora oder Bolt und viele
mehr) bieten ihrer Kundschaft genau das an und
wollen damit die Markenbindung stärken, um sich
so konstante Einnahmen zu sichern, während
die Verbraucher ein immer besseres Liefererlebnis
erhalten. Es scheint, dass die Anbieter
einen höheren Fokus auf langfristige Kundenbindung
legen wollen und maßgeschneiderte
Angebote für die eigenen Zielgruppen entwickelt
werden, die das sicherstellen sollen.
Das Marktplatz Phänomen
Die wachsende Beliebtheit von Online-Marktplätzen
im Lebensmittelbereich ist bemerkenswert.
Klar, denn die Händler erhalten schnell
Zugang zu einem großen Kundenkreis und die
Kunden haben Zugriff auf eine große Produktpalette.
Aber Vorsicht: Händler laufen Gefahr,
den direkten Kundenkontakt zu verlieren und als
Marke nicht mehr wahrgenommen zu werden.
Für ein langfristiges und gesundes Wachstum
bleibt ein eigenes, auf die Bedürfnisse der eigenen
Kunden zugeschnittenes Logistikangebot
die erfolgversprechendere Option.
Schneller, weiter und mehr!
Vor allem aber zeichnet sich der Trend ab, dass
der gesamte Lieferprozess immer schneller wird.
Die Logistikdienstleister wollen darauf reagieren
und werden Zeitfensterlieferungen weiter ausbauen,
um kurze Lieferzeiten verlässlich zusagen
zu können. Ebenso denken die Unternehmen
über eine Verschiebung der Cut-Off-Zeiten
nach, um auch für Lieferungen, die erst am
Abend erfolgen, eine Next-Day-Lieferung anbieten
zu können. Es gibt Zeiten, bis zu denen
der Onlineshop diese Möglichkeit bietet. Diese
zu verändern kann den Kund*innen mehr Flexibilität
geben und ihren steigenden Anforderungen
an die Lieferung gerecht werden.
Wie schaut die letzte Meile 2025 wirklich aus?
Die Trends zeigen, dass sich die letzte Meile im
Jahr 2025 weiterentwickeln und wachsen wird.
Herausforderungen wie Effizienz, Nachhaltigkeit,
steigende Kundenerwartungen und neue
Geschäftsmodelle prägen die letzte Meile im Jahr
2025. Umso wichtiger ist es, dass diese Herausforderungen
verstärkt gemeinsam mit der Politik
gelöst werden und durch Technologie nicht
nur Geld, sondern auch Emissionen eingespart
werden können. Die Anbieter stehen vor der
großen Aufgabe, den Spagat zwischen Kostendruck
und höheren Kundenerwartungen zu
meistern. Inwieweit schneller, weiter und mehr
langfristig tragfähig ist, wird sich zeigen. Wichtiger
erscheint den Unternehmen aber der direkte
Kontakt zwischen Händlern und Kunden, um
langfristig erfolgreich zu sein. Gerade nach den
großen Umbrüchen 2024 bei den Big Playern der
Lebensmittellieferbranche wird es umso spannender,
wer 2025 die Nase vorn hat. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S42
Handel & Distanzhandel
Lebensmittel-
Kennzeichnung in der EU
oft irreführend
Die Verbraucher können bei den vielen Angaben
auf Lebensmitteln leicht den Überblick verlieren,
kritisieren EU-Prüfer. Die Lebensmittelkennzeichnung
soll helfen, beim Einkaufen fundierte
Entscheidungen zu treffen. REDAKTION
Die europäischen Verbraucher würden
jedoch mit immer mehr Versprechen,
Logos, Slogans, Gütesiegeln und Bewertungen
bombardiert, die nicht
nur verwirrend, sondern geradezu irreführend
sein können.
Etiketten enthalten Informationen über Inhalt
und die Eigenschaften von Lebensmitteln. Oft
sollen sie auch durch die Betonung angeblicher
Vorteile wie "gesund", "Bio" oder "glutenfrei" Produkte
attraktiver machen. Die EU-Vorschriften
stellten nach Einschätzung der Prüfer zwar sicher,
dass die Etiketten grundlegende Informationen
für die Verbraucher enthielten, was ein guter
Ausgangspunkt sei. Sie stießen jedoch auch auf
eine Reihe besorgniserregender Lücken in den
Rechtsvorschriften sowie Probleme bei Kontrollen
und Sanktionen.
"Anstatt Klarheit zu schaffen, führen Lebensmitteletiketten
oft zu Verwirrung; es gibt hunderte
verschiedene Kennzeichnungssysteme, Logos
und Werbeversprechen, die die Käufer entschlüsseln
müssen", so Keit Pentus-Rosimannus,
das für die Prüfung zuständige Mitglied des Europäischen
Rechnungshofs. "Die Unternehmen
legen bei den Angaben auf den Verpackungen
große Kreativität an den Tag. Die EU-Vorschriften
halten mit dem sich ständig entwickelnden
Markt jedoch nicht Schritt, sodass rund 450
Millionen Europäische Verbraucher vorsätzlich
oder unbeabsichtigt irreführenden Botschaften
ausgesetzt sind."
Tatsächlich, so die Prüfer, könnten die lückenhaften
EU-Rechtsvorschriften der Täuschung
der Verbraucher Vorschub leisten. So ermöglichten
es die EU-Vorschriften, selbst auf Produkten
mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt
nährwert- und gesundheitsbezogene Vorteile
hervorzuheben. Beispielsweise könnten zuckerhaltige
Produkte wie Energieriegel als High-
Protein-Produkte beworben werden. Auch würden
Verbraucher zunehmend mit von keinerlei
Vorschriften regulierten Angaben zu angeblich
gesundheitsfördernden Eigenschaften pflanzlicher
Stoffe konfrontiert. Dazu gehörten Aussagen
der Art "setzt neue Energien frei" oder
"verbessert die körperliche Leistung", auch wenn
diese wissenschaftlich nicht belegt seien.
Einige Verbraucher könnten sich durch die
Kennzeichnung sogar benachteiligt fühlen. So
müssten sich Lebensmittelallergiker mitunter
mit übervorsichtigen Allergenwarnungen und
vagen Aussagen wie "kann … enthalten" auseinandersetzen.
In der Praxis schränke dies
ihre Auswahlmöglichkeiten ein. Vegetarier und
Veganer seien besonders betroffen: Die Nutzung
der Aufschrift "vegan" oder "vegetarisch" sei
nicht reglementiert, da es keine EU-weite Definition
für solche Erzeugnisse gebe.
Angaben zum Nährwert auf der Vorderseite von
Verpackungen wie Nutri-Score, NutrInform und
Keyhole würden nicht in allen EU-Ländern genutzt,
da sich keins der Systeme durchgesetzt
habe. Standardisierte Vorschriften könnten den
Verbrauchern jedoch dabei helfen, gesündere
Lebensmittel zu erkennen, und möglicherweise
ernährungsbedingten Krankheiten vorbeugen.
Stattdessen habe in den EU-Ländern das Nebeneinander
verschiedener Systeme mit jeweils
unterschiedlicher Aussage und Zielsetzung genau
den gegenteiligen Effekt: die Verbraucher
zu verwirren, anstatt ihnen als Orientierung zu
dienen.
Diese Tendenz werde durch die Flut freiwilliger
Labels, Logos und Angaben, die die Verbraucher
zum Kauf verleiten sollen, noch verstärkt.
Dazu gehörten sogenannte "Clean Labels" über
das Fehlen bestimmter Inhaltsstoffe (z. B. "anti-
biotikafrei") und nicht zertifizierte Eigenschaften
wie "frisch" oder "natürlich", aber auch eine breite
Palette umweltbezogener Aussagen, die Greenwashing
gleichkämen. Mit den aktuellen Vorschriften
könnten solche Praktiken nicht unterbunden
werden, bedauern die Prüfer.
Die Aufklärung der Verbraucher scheine, wie die
Prüfer feststellten, trotz dieser Kritik keine hohe
Dringlichkeit zu besitzen. Die EU habe zwischen
2021 und 2025 nur rund 5,5 Millionen Euro für
Sensibilisierungskampagnen zur Lebensmittelkennzeichnung
zur Verfügung gestellt, und die
EU-Länder hätten solche Kampagnen nur sporadisch
durchgeführt. Zum Beispiel werde die auf
Produkten vorgeschriebene Datumsangabe von
den Verbrauchern oft nicht richtig verstanden,
da der Unterschied zwischen dem Verfalls- und
dem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht klar sei.
Lebensmittelunternehmen könnten außerdem
schwache Kontrollen und Sanktionen ausnutzen.
Bei vorgeschriebenen Angaben funktionierten
die Kontrollen in der Regel zwar gut. Freiwillige
Angaben wie nährwert- und gesundheitsbezogene
Angaben oder der Online-Verkauf von
Lebensmitteln (der seit der Pandemie erheblich
zugelegt hat) würden jedoch – wenn überhaupt
– nur selten überprüft, und Websites außerhalb
der EU entzögen sich fast jeglicher Kontrolle.
Zudem seien die bei Verstößen verhängten
Bußgelder nach Ansicht der Prüfer häufig
nicht abschreckend, wirksam oder verhältnismäßig.
In der EU werden die Verbrauchern
zur Verfügung gestellten Informationen
über Lebensmittel durch eine Reihe allgemeiner
Vorschriften geregelt. Dazu gehören
die Verordnung über das allgemeine Lebensmittelrecht
von 2002, die Verordnung über
nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben
von 2006 und die Verordnung betreffend die
Information der Verbraucher über Lebensmittel
von 2011 (Lebensmittel-Informationsverordnung).
Außerdem gibt es eine Reihe spezifischer
Vorschriften, in denen Anforderungen
für bestimmte Lebensmittel (Wein, Eier, Honig,
Olivenöl, Lebensmittel für Kleinkinder usw.) festgelegt
sind.
Die EU definiert "Etiketten" als "alle Aufschriften,
Marken- oder Kennzeichen, bildlichen oder
anderen Beschreibungen, die auf die Verpackung
oder das Behältnis des Lebensmittels geschrieben,
gedruckt, geprägt, markiert, graviert
oder gestempelt werden bzw. daran angebracht
sind". Der Sonderbericht 23/2024 "Lebensmittelkennzeichnung
in der EU: Verbraucher können
vor lauter Informationen den Überblick verlieren"
ist auf der Website des Europäischen Rechnungshof
abrufbar. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S44
Handel & Distanzhandel
Wie Sofort-Lieferungen
im Einzelhandel den
Erfolg beschleunigen
Wer Kunden langfristig binden möchte, muss
gerade an Aktionstagen wie dem Black Friday
eine herausragende Customer Experience
bieten. Dabei spielen schnelle und zuverlässige
Lieferungen eine zentrale Rolle. REDAKTION
Moritz Bernhard, Head of Uber Direct
in Deutschland, erklärt, warum
Online-Händler auf Sofort-Lieferungen
setzen müssen, um sich
und ihr Liefersystem zukunftssicher aufzustellen.
Fast jeder kennt das Gefühl der Enttäuschung,
wenn statt der lang ersehnten Bestellung nur
eine Benachrichtigung im Briefkasten liegt, dass
das Paket nicht zugestellt werden konnte – insbesondere
dann, wenn man den Inhalt dringend
benötigt. Solche Situationen zeigen, wie wichtig
reibungslose Lieferprozesse für Konsumenten
sind. Besonders an Aktionstagen wie dem Black
Friday erwarten Kunden, dass ihre Bestellungen
schnell, unkompliziert und zuverlässig direkt an
ihre Haustür geliefert werden.
Online-Shop-Giganten wie Amazon setzen hier
Maßstäbe. Sie haben die Kunst der blitzschnellen
und zuverlässigen Warenzustellung perfektioniert
und ihre logistischen Systeme so optimiert,
dass ultraschnelle Lieferzeiten und Last
Mile Deliveries zur Norm geworden sind. Verbraucher
haben sich an diesen Komfort gewöhnt
und übertragen ihre Erwartungen zunehmend
auch auf kleinere, lokale Händler. Diese sind nun
gefordert, ihre Lieferprozesse zu modernisieren,
um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schnelle und
bequeme Lieferservices sind kein optionales
Extra mehr, sondern ein entscheidender Wettbewerbsvorteil
im Kampf um die Aufmerksamkeit
und Loyalität der Kunden.
Lieferungen in 90 Minuten oder
nach Wunsch des Kunden
Viele Einkäufer legen beim Online-Shopping
besonderen Wert auf zuverlässige, schnelle und
vor allem flexible Lieferung. Laut einer aktuellen
Umfrage erwarten fast drei Viertel (72 Prozent)
der Verbraucher sogar, dass Online-Händler eine
Funktion für Sofortlieferungen anbieten. Über
ein Drittel (35 Prozent) gibt sogar an, den Einkauf
abzubrechen, wenn diese Option nicht zur Verfügung
steht. Für 55 Prozent der Konsumenten
vermittelt On-Demand-Delivery das Gefühl von
Kontrolle über das eigene Leben, da sie zum Beispiel
das Lieferzeitfenster frei wählen und so an
ihren Alltag anpassen können – ein deutliches
Signal dafür, wie ernst Kunden schnellen Lieferungen
nehmen. Schnelle Lieferzeiten tragen erheblich
zu einer positiven Customer Experience
bei. Sie schaffen das Gefühl, als Kunde wertgeschätzt
zu werden (84 Prozent), und fördern
Loyalität sowie Weiterempfehlungen (92 Prozent).
Die Botschaft ist klar: Sofort-Lieferungen
sind nicht mehr nur ein Bonus, sondern werden
zum neuen Standard im deutschen Einzelhandel.
Partnerschaften für den Erfolg
Um die Herausforderungen, die mit On-Demand-
Deliveries einhergehen, erfolgreich zu adressieren,
empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit
einem spezialisierten Anbieter. Dieser übernimmt
die komplette technische und logistische
Umsetzung – von der Bestellabwicklung über
das Kuriersystem bis hin zur Übergabe an der
Haustür. Solche Services lassen sich individuell
an die Bedürfnisse der Händler anpassen, was
den Einstieg erleichtert und die Effizienz steigert.
Von Nice-to-have zu Must-have
Einzelhändler punkten vor allem dann bei
Konsumenten, wenn sie eine Schnell-Liefer-
Option anbieten, bei der die Ware innerhalb von
nur zwei Stunden beim Kunden ist. Für die Verbraucherseite
ist das nicht nur praktisch, sondern
bietet auch eine zuverlässige und sichere
Möglichkeit, Produkte schnell zu erhalten. Zwei
Sicherheitsmechanismen tragen dazu bei: Zum
einen müssen sowohl Kunde als auch Kurier
die Lieferung mittels eines geheimen PIN-
Codes bestätigen. Zum anderen ermöglicht
die Live-Tracking-Funktion den Käufern, ihre
Bestellung in Echtzeit zu verfolgen.
Ein Beispiel für die Sicherheit und Effizienz
solcher Systeme ist die Erfolgsquote bei Zustellungen
von über 99 Prozent, die Uber Direct in
der Zusammenarbeit mit MediaMarktSaturn erreicht.
Kein Wunder also, dass Sofort-Lieferungen
immer beliebter werden. Händler, die auf schnelle
Auslieferung setzen, handeln kundenorientiert
und schaffen ideale Voraussetzungen für eine
herausragende Customer Experience. Dies stärkt
nicht nur die Kundenbindung, sondern erhöht
auch die Wettbewerbsfähigkeit und unterstützt
nachhaltiges Wachstum.
On-Demand-Delivery als Schlüssel zum Erfolg
Auf lange Sicht gesehen sind Sofort-Lieferungen
kein optionaler Service mehr, sondern eine
Grundvoraussetzung für Erfolg im Einzelhandel.
Händler, die diesen Trend ignorieren, riskieren
den Anschluss zu verlieren. Wer hingegen auf
schnelle und zuverlässige Lieferprozesse setzt,
wird mit loyalen Kunden, gesteigertem Umsatz
und einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil
belohnt. On-Demand-Delivery ist nicht nur ein
Pluspunkt, sondern der Schlüssel zu einer zukunftssicheren
Handelsstrategie.
(RED)
MORITZ BERNHARD
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S46
Handel & Distanzhandel
Online-Supermarkt
feiert Geburtstag und
weiht automatisiertes
Logistikzentrum ein
Der Online-Supermarkt Gurkerl feiert diesen
Monat sein vierjähriges Bestehen. Im Rahmen
einer Jubiläumsveranstaltung am 26. November
wurden Geschäfts- und Medienpartner sowie
Kunden am Logistikstandort in Liesing begrüßt,
um auf bisherige Meilensteine zurückzublicken
und das modernisierte Logistikzentrum einzuweihen.
REDAKTION
Seit seinem Neustart im Oktober liefert
Gurkerl täglich bis zu 3.000 Bestellungen
aus. Im Jahr 2025 plant der
Online-Supermarkt sein Geschäft zu
verdoppeln.
Vorreiter im Online-Lebensmittelhandel
Seit dem Start Ende 2020 hat Gurkerl den
Lebensmitteleinkauf in Wien und Umgebung
maßgeblich verändert. Mit schnellen Lieferzeiten
und einem einzigartigen Sortiment, das die Auswahl
eines Supermarkts mit der Frische eines
Bauernmarkts verbindet, etablierte sich der
Online-Supermarkt schnell als Alternative zum
stationären Handel und setzte neue Maßstäbe
für den hochwertigen, stressfreien Wocheneinkauf.
Bereits im März 2021 überschritt Gurkerl
die Marke von 1.000 Bestellungen pro Tag.
Oktober 2022 folgte die millionste Auslieferung
Dabei legte Gurkerl von Anfang an besonderen
Wert auf Regionalität. Durch eine innovative
Logistik und den Verzicht auf Zwischen- und
Großhändler:innen konnte das Unternehmen
ein Qualitätsversprechen bieten, das in Wien
schnell an Beliebtheit gewann: feldfrisches, saisonales
Obst und Gemüse nur sieben Stunden
nach der Ernte – oder frische Backwaren aus
der eigenen Bäckerei. Zudem startete Gurkerl
bereits 2020 ein Förderprogramm zur Unterstützung
regionaler Partnerbetriebe, das über
die Jahre kontinuierlich ausgebaut wurde. Heute
arbeitet Gurkerl mit über 180 Partner aus der
Region zusammen, die u.a. von unbürokratischen
Verträgen, verkürzten Zahlungszielen, gezielter
Marketingunterstützung und nachhaltigen Verpackungslösungen
profitieren.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist Gurkerl Vorreiter:
2021 begann der Aufbau einer E-Flotte,
zunächst mit 10 Fahrzeugen. Heute besteht die
Gurkerl-Flotte aus rund 100 Fahrzeugen, davon
mehr als die Hälfte elektrisch betrieben. Die
restlichen Fahrzeuge fahren mit umweltfreundlichem
CNG (Compressed Natural Gas).
MARK HÜBNER
Neuerungsphase Um langfristig effizienter zu
arbeiten und die Profitabilität zu beschleunigen,
startete Gurkerl im Februar 2023 die Erweiterung
und Modernisierung seines Logistikzentrums
im 23. Bezirk. Seit Mitte Oktober 2024 ist der
Standort vollständig modernisiert und verfügt
über hochautomatisierte Lager- und Kommissioniertechnik.
Im Rahmen der Jubiläumsfeier
wurde das neue Logistikzentrum von Gurkerl-
Geschäftsführer Mark Hübner offiziell eingeweiht.
„Mit dem umgebauten Logistikzentrum in Liesing
verfügen wir nun über den modernsten Standort
innerhalb der gesamten Rohlik-Gruppe, zu
der Gurkerl gehört. Dank neuer Technik für die
Lagerung, Kommissionierung und Sortierung sowie
eines noch effizienteren Layouts können wir
am Standort bis zu 8.000 Bestellungen pro Tag
bearbeiten. Seit unserem Neustart letzten Monat
profitieren unsere Kund:innen von einem deutlich
erweiterten Sortiment, praktischen neuen
Services sowie einer noch höheren Produktverfügbarkeit
und schnelleren Lieferungen”, so
Mark Hübner.
Zu den Neuerungen seit dem Gurkerl-Neustart
Mitte Oktober gehört die Erweiterung des Sortiments
von 8.000 auf 15.500 Produkte, darunter
3.500 Apothekenartikel. Auch die beliebten
3-Stunden-Lieferungen wurden wieder eingeführt
– ergänzt durch präzise 15-Minuten-Lieferzeitfenster
und günstigere Preise. Neu hinzugekommen
sind die „Gurkerl Chef“ Rezeptfunktion
sowie ein Premium-Vorteilsprogramm mit gratis
Lieferungen und attraktiven Rabatten für Kunden.
Apotheken Premiere
Im Rahmen der Jubiläumsfeier stellten Mag. Ernst
Baurek, Apotheker aus Wien, und seine Tochter
Mag. Pia Baurek-Karlic, Geschäftsführerin der
Beavit Online Apotheke, die neue Beavit Apotheke
im Gurkerl-Logistikzentrum vor. Als ordentlicher
öffentlicher Apothekenstandort versorgt diese
nicht nur Kunden im Bezirk, sondern stellt auch
alle Apothekenprodukte bereit, die über Gurkerl
angeboten werden. Dank modernster Kommissioniertechnik
werden Bestellungen direkt
in der Apotheke schnell und effizient abgewickelt.
Ein Team aus Pharmazeuten ergänzt
jede Bestellung mit individuellen Tipps und steht
für persönliche Beratung zur Verfügung – ganz
wie in einer klassischen Apotheke.
Vor Ort können unsere Kunden sich persönlich
beraten, professionelle Hautanalysen machen
lassen und direkt vor der Tür parken. Wir freuen
uns, unsere Zusammenarbeit mit Gurkerl weiter
zu vertiefen und gemeinsam zu wachsen“, so
Mag. Ernst Baurek.
Kundenehrung & Kochduell für guten Zweck
Gurkerl ehrte im Rahmen der Jubiläumsfeier
zudem drei langjährige Kunden – Clemens,
Anja und Suzi – die seit 2020 regelmäßig bei
Gurkerl bestellen und zusammen bereits rund
1.200 Bestellungen aufgegeben haben. Darüber
hinaus traten Peter Zinter, Küchenchef im Gasthaus
Stern, und Robert Letz, ORF-Fernsehkoch,
in einem Charity-Kochduell gegeneinander an.
Unterstützung erhielten sie von Schauspielerin
Lilian Klebow und der ehemaligen Profi-Ski-
Rennläuferin Michaela Kirchgasser, als Sous
Chefinnen. Alle Teilnehmer des Duells erhielten
eine Spende von je 500 Euro, die sie an die
wohltätigen Organisationen Make a Wish Foundation
und Lichtblickhof weitergaben.
vlnr Ernst Baurek (Beavit)
Pia Baurek-Karlic (Beavit)
Mark Hübner (Gurkerl)
Wolfgang Ermischer
(Bezirksrat Liesing)
(c)David Alscher
„Die Beavit Apotheke am Gurkerl-Logistikstandort
ist nicht nur eine der modernsten Apotheken
Wiens, sondern bietet auch einen echten Mehrwert
für Einwohner und Berufstätige im Bezirk.
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S48
Übergabe Spendenschecks
Robert Letz & Lilian Klebow
ichaela Kirchgasser & Peter
Zinter
(c)David Alscher
Zukunftsperspektiven
Abschließend gab Mark Hübner einen Ausblick
auf das kommende Jahr: Gurkerl plant, sein Sortiment
weiter auszubauen, mit einem klaren
Fokus auf den Convenience-Bereich. Hierbei
wird das Angebot durch frische Fertiggerichte
von renommierten Wiener Restaurants erweitert.
Auch das Eigenmarkensortiment soll deutlich
wachsen: Derzeit umfasst es rund 300 Produkte
von zehn Eigenmarken, die nahezu alle Kategorien
abdecken – von Molkereiprodukten (Eigenmarke
„Miil”) über Vorratsartikel („Kitchin”) bis
hin zu Babynahrung („Lamibini”). Bis Ende 2025
ist eine Erweiterung auf 500 Produkte geplant.
Parallel dazu arbeitet Gurkerl daran, die Lieferzeiten
weiter zu optimieren. Ziel ist es, Bestellungen
bis 2025 innerhalb von zwei Stunden
nach Aufgabe zu liefern. Zudem strebt der
Online-Supermarkt an, bis Ende 2025 profitabel
zu wirtschaften. „Unser Ziel bleibt es, der beste
und kundenfreundlichste Online-Supermarkt
Österreichs zu sein. Eine kontinuierliche Sortimentserweiterung
und stetige Verbesserungen
unserer Services sind dabei entscheidend“, so
Hübner. (RED)
Die Rohlik Group ist einer der führenden
Unternehmen für Online-Lebensmittel-Lieferdienste
in Europa und wurde 2014 von Tomáš
Čupr in der Tschechischen Republik gegründet.
Das Unternehmen ist in der Tschechischen
Republik (Rohlik.cz), Ungarn (Kifli.hu), Rumänien
(Sezamo.ro), Deutschland (Knuspr.de) und in
Österreich (Gurkerl.at) aktiv.
Rohlik besitzt eine eigene End-to-End IT-
Infrastruktur, bietet ein hervorragendes Kundenerlebnis
sowie die frischesten Lebensmittel
von lokalen Landwirten und Erzeugern.
Um die große Auswahl an Qualitätsprodukten
(mehr als 17.000 Artikel) zu liefern, setzt das
Unternehmen weltweit führende Technologien
und Logistiklösungen ein und kann in einigen
Ländern ein Lieferfenster von 15 Minuten und
eine Lieferung innerhalb von 90 Minuten nach
der Bestellung anbieten. Das Unternehmen
wächst schnell und erreichte 2021 den Status
eines Einhorns. Der Umsatz der Rohlik Group
stieg in 2023 um 25% auf 700 Mio. Euro.
www.rohlik.group
WIEN | 2025-09-29
#ECOM-
LOG25
X ECOMMERCE
LOGISTIK-DAY
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S50
Handel & Distanzhandel
Verlust statt Gewinn am
Black Friday?
Neue Kearney-Studie: Die Schnäppchenjagd
kostet dem Handel Millionen, bringt aber wenig.
KI kann helfen. REDAKTION
Der Österreichische Handelsverband
rechnet, inklusive Cyber Monday
und Black Week, mit Gesamtausgaben
in der Höhe von 400 Millionen
Euro. Doch die große Jagd auf die kleinen Preise
hat einen Haken: Trotz teils massiver Umsatzspitzen
bleibt durch die geringere Nachfrage
vor und nach den Aktionstagen nur ein
kleines Plus. Eine neue Studie von Kearney und
dem AI-Pricing-Anbieter 7Learnings zeigt, wie
Händler durch falsche Preisstrategien
Millionen verlieren. Künstliche
Intelligenz könnte den
oft margenschwachen Einzelhandel
wieder auf Kurs
bringen
400 Millionen planen die
Österreicher und Österreicherinnen
in den Tagen
vor dem oder am Black
Friday am 29. November
auszugeben. Die Konsumenten
haben gelernt mit dem Schnäppchentagen
umzugehen. Einkäufe werden verschoben
und für diesen Tag geplant. Das aber
stellt den Einzelhandel vor eine Herausforderung,
denn laut einer neuen Studie der Unternehmensberatung
Kearney und dem AI-Pricing-
Anbieter 7Learnings sinkt die Nachfrage drei
Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach dem
Einkaufstag signifikant. „Von den massiven
positiven Ausschlägen um teilweise 150 bis
200 Prozent an Nachfrage und Umsatz bleiben
in Wahrheit nur rund sieben Prozent Mehr-
Umsatz", erklärt Moritz Tybus, Partner der Unternehmensberatung
Kearney.
Mit einem laut Handelsverband prognostizierten
Gesamtumsatz von 400 Millionen Euro für 2024
bleibt der Black Friday auf einem ähnlichen
Niveau wie im Vorjahr (420 Millionen Euro).
Allerdings „verliere“ der Einzelhandel dabei laut
der Studie rund 20 Millionen Euro Profit durch
ungeschickte und veraltete Preissetzung. Dabei
seien margenschwache Einzelhändler auf
die Umsätze an diesem Tag angewiesen, sagt
Tybus: „Ein vorhersagebasiertes und KI-gestütztes
Preismodell, das gezielt auf Kundenbedürfnisse
reagiert, wird immer wichtiger. Gerade
weil die Konsumenten mittlerweile sehr gezielt
kaufen, kommen Händler nicht umhin, den
Black Friday optimal für sich zu nutzen." Bisher
sei dies aber für den Großteil des Marktes noch
Zukunftsmusik und Preise richten sich in erster
Linie nach dem Wettbewerb. Im Schnitt wurden
mit dieser vorherrschenden Strategie im
Vorjahr 43 Millionen Euro Profit erwirtschaftet.
Durch bessere Discountsetzung und Nutzung
der Marketingausgaben hätten es laut der Studie
63 Millionen Euro sein können. Dass zukünftige
Preisgestaltung mittels Einbeziehung von
digitalen Daten und künstlicher Intelligenz noch
mehr leisten könne, zeigt auch die exklusive
Konsumentenstudie aus dem letzten Monat.
Rabatte bleiben meist unter 10 %,
Kunden trotzdem zufrieden
In einer kürzlich in Deutschland
durchgeführten Umfrage gaben
85 Prozent der befragten Konsumenten
dabei an, am Black
Friday teilzunehmen, wobei ein
Drittel Produkte kaufen möchte,
die es sonst nicht erwerben würde.
„Die Mehrheit erwartet Rabatte von
mindestens 30 bis 50 Prozent gegenüber
dem UVP. Für viele Händler ist der Black
Friday daher eine Gratwanderung zwischen
Profit und Kundenerwartung" erklärt Tybus.
Obwohl die effektiven Rabatte in den Geschäften
und im Onlinehandel in Wahrheit im Schnitt
unter zehn Prozent liegen, wird der Einkaufstag
äußerst gerne genutzt. 85 Prozent der Befragten
stehen diesem positiv gegenüber, wobei Elektronik,
Technik und Mode die beliebtesten Kategorien
sind. Nachhaltigkeit spielt für 75 Prozent
der Konsumenten in diesem Zusammenhang
allerdings kaum eine Rolle. Etwa zwei Drittel der
Käufe werden in dieser Zeit online getätigt, was
die zunehmende Bedeutung des E-Commerce
unterstreicht. Paradox ist: Auch wenn etwa 35
Prozent der Befragten die angebotenen Rabatte
als niedriger empfanden als beworben, zeigt die
hohe Zufriedenheitsrate von 90 Prozent, dass die
Erwartungen der Konsumenten dennoch größtenteils
erfüllt werden. „Die gelernte Erkenntnis,
dass sich Black Friday lohnt, ob es nun stimmt
oder nicht, könnten Einzelhändler für sich zukünftig
wesentlich besser nutzen", meint Tybus.
Hohe Auswirkungen bei Kosmetik
und Sportartikel
Heute setzen 95 Prozent der Händler online wie
offline auf bisher bekannte Strategien, also einen
Mix aus Gutscheinen, Rabatten und entsprechendem
Marketing. „Oft richten sich die Preise
und Rabatte weniger nach den tatsächlichen
Bedürfnissen und Wünschen der Kunden, sondern
werden vor allem auf Basis der Konkurrenz
festgelegt. Das führt dazu, dass Händler den
Druck verspüren, in einen Preiswettkampf zu geraten,
um wettbewerbsfähig zu bleiben", so Tybus.
Im Vergleich hätte ein innovativ KI basiertes
Preismodell am letzten Black Friday zusätzlich
bis zu 51 Millionen Euro Umsatz erzielen können.
Diese Lücke entsteht beispielsweise in
Produktkategorien wie Kosmetik oder Sportartikel,
bei denen kleinste Preisänderungen bereits
große Auswirkungen auf die Nachfrage haben.
„Dass sich der Einzelhandel durch schlechte
Preisentscheidungen bisher oft geschadet
hat, zeigt auch die Tatsache, dass selbst Nichtstun
am Black Friday besser wäre als eine falsche
Strategie", erklärt der Kearney Experte. Im
Schnitt seien laut seinen Berechnungen so bereits
rund 9 Millionen Euro Profit mehr möglich.
Die Studie zeigt, dass ein einzelner Einzelhändler
auch ohne Marketingstrategie oder Rabattaktionen
seinen Profit verdoppeln könnte. Das geht
allerdings nur, solange alle anderen weiterhin
mit Rabattschlachten die Nachfrage ankurbeln -
ein zukunftssicheres Vorgehen wäre dies nicht.
Firmen, die auf künstliche Intelligenz bei der
Preisstrategie setzen, können laut der Studie
allerdings am meisten herausholen. Im Durchschnitt
nochmal 11 Millionen Profit mehr.
Zufriedene Kunden trotz höherer Preise?
Bisher verwenden nur etwa fünf Prozent der
Einzelhändler eine Preisstrategie, die auf künstlicher
Intelligenz beruht. „Dabei birgt ein vorhersagebasiertes
Preismodell das Potenzial, Nachfrage
und Zahlungsbereitschaft der Kunden viel
besser zu nützen, was zu höheren Profiten und
häufig zu höheren Preisen führen kann",
erklärt Felix Hoffmann, Co-Founder
und CEO von 7Learnings.
Auch die Konsumentenbefragung
untermauere dieses
Potenzial: Verbraucher erwarten
zwar hohe Rabatte, erhalten
de facto aber oft geringere
Nachlässe. Trotzdem sind sie
zufrieden und verlagern den
Großteil ihrer Einkäufe auf diesen
Tag. „Händler könnten dieses Verhalten
nützen, indem sie durch AIoptimiertes
Pricing die richtige Balance
zwischen attraktiven und gleichzeitig
profitablen Preisen schaffen", so Hoffmann
abschließend.
(RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S52
Handel & Distanzhandel
Internet-Betrug im
Einzelhandel zum Black
Friday um fast 700
Prozent gestiegen
Darktrace hat eine Analyse zum weltweiten
Anstieg von Cyberangriffen veröffentlicht. Im
gemessenen Zeitraum wurde eine Steigerung
von 692 % bei Phishing-Angriffen zum Thema
Black Friday und Cyber Monday sowie 327 %
zum Thema Weihnachten im Vergleich festgestellt.
REDAKTION
Mit Hilfe von geeigneter Methoden
können die Einzelhändler Online-
Angebote und Kunden vor der
Angriffswelle in der Weihnachtssaison
schützen. Dies ist insbesondere angesichts
der Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher
vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts wichtig.
So sank der Umsatz von September auf Oktober
2024 sowohl nominal (-1,1 %) als auch preisbereinigt
(-1,5 %).
Vor allem große Einzelhändler investieren bereits
erheblich in den Schutz ihrer Marken und
Kunden vor Betrug und Cyberangriffen. Sie
verstärken diese Maßnahmen oft in der Weihnachtszeit.
Phishing und Markenimitationen finden
jedoch außerhalb der legitimen Infrastruktur
und der Sicherheitskontrollen der Einzelhändler
statt. Zudem werden sie in so großem Umfang
durchgeführt, dass die Marken nicht mehr jeden
Fall entdecken und stoppen können. Während
neue Technologien wie KI die Sicherheitsteams
unterstützen, bleibt die Markenimitation eine
große Herausforderung.
Häufige Angriffsmethoden
Die Analyse von Darktrace zeigt einige der gängigsten
Betrugsstrategien von Angreifern während
der Weihnachtszeit. Bei der Markenimitation
versenden sie eine Phishing-E-Mail, die
einen beliebten Einzelhändler nachahmt. Diese
soll das Opfer zum Klick auf einen Link verleiten,
um einen Rabatt zu erhalten. In Wirklichkeit erfolgt
ein Malware-Download auf das Gerät. Die
effektivsten Methoden sind mehrstufig: Marken
imitierende Mails führen ahnungslose Kunden
direkt auf Websites, die aussehen wie diejenigen
eines Einzelhändlers. Dort werden persönliche
Anmelde- oder Zahlungsdaten abgefragt, welche
direkt bei den Angreifern landen. Dieser koordinierte
Ansatz nutzt das Weihnachtsgeschäft
aus, in dem Kunden viele Werbe-Mails erhalten.
Fünf wichtige Sicherheitsmaßnahmen
für Einzelhändler
Einzelhändler müssen daher wachsam gegenüber
den zunehmenden Cyber-Bedrohungen in
der Weihnachtszeit sein. Hier sind fünf Tipps, wie
Unternehmen sich und ihre Kunden schützen
können.
1. Logins absichern: Stellen Sie zunächst sicher,
dass alle Mitarbeiter sichere Passwörter haben
(12-16 Zeichen). Richten Sie eine Multi-Faktor-
Verifizierung für alle Unternehmenssysteme
ein. Mit dieser zusätzlichen Sicherheitsebene
können selbst bei einer Kompromittierung von
Passwörtern Unbefugte nicht auf die entsprechenden
Konten zugreifen und diese nutzen, um
Kunden zu betrügen.
2. E-Mails sperren: Unternehmen sollten DMARC
aktivieren. Dies hindert Betrüger am Versand
von E-Mails, die aussehen, als kämen sie vom
Unternehmen. So sind Kunden vor raffinierten
Phishing-Versuchen geschützt.
3. Mitarbeiter vorbereiten: Regelmäßige Sicherheitsschulungen
und unternehmensweite Mitteilungen
helfen Mitarbeitern, aktuelle Betrugsversuche
zu erkennen und zu melden. Wenn das
Team weiß, worauf es achten muss, wird es zur
stärksten Abwehrmaßnahme für Cyberangriffe.
4. Markenimitationen überwachen:
Richten Sie Google Alerts ein,
um Erwähnungen Ihrer Marke
zu verfolgen und Sie vor gefälschten
Websites und betrügerischen
Domains zu
warnen. Sichern Sie auch
Ihren Markennamen mit
offiziellen Registrierungen. So
lassen sich gefälschte Konten
und Nachahmer-Websites leichter
aufspüren und stilllegen. Verschiedene
Markenschutz-Tools helfen
auch dabei, Betrüger zu erwischen. Eine schnelle
Erkennung unterstützt die sofortige Reaktion auf
das Ausnutzen Ihrer Marke und den Schutz der
Kunden vor raffinierten Betrugsversuchen.
5. Zahlungsprozesse verstärken: Implementieren
Sie abgestufte Zugangsrichtlinien mit strengeren
Kontrollen für Mitglieder des Finanzteams,
die Transaktionen abwickeln. Wenden Sie hier
striktere Anforderungen zur Authentifizierung
und Überwachung an. Stellen Sie sicher, dass
sensible Zahlungsvorgänge auf autorisiertes
Personal beschränkt sind.
„Die Einkaufssaison ist perfekt für
Cyberkriminelle“, erklärt der Spezialist
Nathaniel Jones, VP of
Threat Research bei Darktrace.
„Die Verbraucher erwarten
eine Flut von Angeboten,
während die Einzelhändler
ein hohes Transaktions-
Volumen schnell verarbeiten.
Diese Kombination erschwert
das Erkennen verdächtiger Muster.
Dass böswillige Akteure dies mit Markenimitationen
ausnutzen, ist nicht neu. Aber das
steigende Volumen dieser Angriffe wird zu
einem echten Problem. Sowohl Verbraucher als
auch Marken müssen immer aufmerksamer gegenüber
möglichen Betrügereien sein. Zumindest
verfügen große Einzelhändler über ausgefeilte
Schutzmaßnahmen für ihre Kunden und
Technologien wie KI-Cybersecurity. Diese entdecken
Spoofs und Angriffe, die Menschen nicht
erkennen würden.“
(RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S54
Handel & Distanzhandel
Wie ein deutsches
Unternehmen den
Branchenprimus
Amazon ärgern will
Zenfulfillment, einer der umsatzstärksten
technologiegestützten E-Commerce Fulfillment-Anbieter
für Online-Händler und Alaiko,
einer der führenden Softwareanbieter im Bereich
E-Commerce-Operations, geben ihren Zusammenschluss
bekannt. Dabei entsteht einer der
größten E-Commerce-Fulfillment-Anbieter in
Europa. REDAKTION
Durch den Zusammenschluss vergrößert
sich der gemeinsame Jahresdurchsatz
auf über 10 Millionen Pakete
von über 300 Onlinehändlern
mit einem E-Commerce Verkaufsvolumen von
mehr als einer halben Milliarde Euro. Das zusammengeschlossene
Unternehmen, das künftig
unter dem Namen „Zenfulfillment“ firmieren
wird, verspricht, durch die Kombination von
Zenfulfillments Logistikexpertise und Alaikos
Operating System (Software zur Prozessautomatisierung
von E-Commerce Operations)
neue Maßstäbe in Sachen Geschwindigkeit,
Zuverlässigkeit und Effizienz im Onlinehandel zu
setzen.
Zenfulfillment setzt sich mit 500k gegen mehr
als 200 Mio. Euro Wachstumskapital durch
„Von Anfang an war es unsere Vision, eine echte
Alternative zu Anbietern wie Amazon zu schaffen,
indem wir unabhängige Shops stärken und ihnen
einen Versand- und Retourenservice ermöglichen,
der sich in Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit
und Preis mit Prime messen kann oder
das Angebot dort sogar noch übertrifft“, erklärt
Daniel Werner, Managing Director von Zenfulfillment,
der das Unternehmen im Alter von 21 Jahren
mit einem ehemaligen Arbeitskollegen 2016
gegründet hatte. Ein Jahr nach der Gründung erhielt
Zenfulfillment die erste und bisher einzige
Finanzierung in Höhe von 500.000 Euro, gemanagt
durch XPRESS Ventures, dem Company
Builder des Logistikdienstleisters FIEGE.
Angetrieben durch den E-Commerce-Boom
während der Corona-Pandemie und trotz rund
200 Millionen Euro Wachstumskapital für
Wettbewerber allein in Deutschland, hat sich
Zenfulfillment als marktführender Fulfillment-
Anbieter durchgesetzt. In den letzten 18 Monaten
verzeichnete Zenfulfillment dabei ein Wachstum
seines Paketvolumens von über 90 Prozent.
Mit einer konsequenten Ausrichtung auf die
Bedürfnisse der Onlinehändler und Endkunden,
hat das Unternehmen den Markt maßgeblich
beeinflusst. Hauptgrund dafür ist der 1-Tages-
Lieferservice “Zenrush”, der 2023 eingeführt
wurde und Amazon Prime-ähnliche Liefergeschwindigkeiten
für Einkäufe bei unabhängigen
Onlineshops ermöglicht. Johannes Humpert,
Managing Director von Zenfulfillment, erklärt:
„Zenrush revolutioniert den Online-Versand
ähnlich wie PayPal einst die Online-Zahlungen.
Als verlässlicher, plattformübergreifender
Zenfulfillment wurde 2016 von Daniel Werner
und Denis Ciccale gegründet und verfolgt das
Ziel, weltweit einen schnellen und zuverlässigen
Zugang zu online gekauften Produkten
zu bieten. Mit Zenrush®, dem 1-Tages-Lieferdienst,
hat sich das Unternehmen als führender
Anbieter etabliert. Zenfulfillment nutzt
moderne Software und robotergestützte Automatisierungstechniken
und hat sich nahezu
ohne Wachstumskapital profitabel entwickelt.
Kunden wie Les Lunes, JP Performance und
Bears with Benefits profitieren von den Fulfillment-Lösungen
und der Logistikkompetenz
Standard lässt sich Zenrush nahtlos in gängige
E-Commerce-Systeme wie Shopify integrieren.
Der Zusammenschluss mit Alaiko beschleunigt
unsere Entwicklung enorm, Zenrush als branchenprägenden
Service weiter zu etablieren,
und neue Benchmarks für Versand- und Retourenerlebnisse
zu setzen."
Geschäftsführung wird erweitert
„Der strategische Zusammenschluss stärkt den
Wettbewerbsvorteil, schafft immense Synergien
und beschleunigt somit unser gemeinsames
Wachstum um ein Vielfaches”, sagt
Moritz Weisbrodt, Managing Director von Alaiko,
der zusammen mit seinem Alaiko-Mitgründer
Gabriel Thomalla zukünftig die Geschäftsführung
von Zenfulfillment ergänzen wird. „Die
Integration des Alaiko-Managements in die
neue Geschäftsführung ist ein entscheidender
Schritt, um die Expertise beider Unternehmen zu
vereinen und unsere gemeinsame Vision voranzutreiben",
ergänzt Johannes Humpert.
vereinen. Gemeinsam setzen wir neue Maßstäbe
im E-Commerce-Fulfillment für Online-Händler“,
erläutert Malte Janzarik, Managing Partner von
Moguntia Capital. Zenfulfillment verfolgt eine
ehrgeizige Wachstumsstrategie: Durch die Etablierung
von Zenrush als führende Marke für
1-Tages-Lieferungen soll bis 2030 ein bedeutender
Marktanteil in Europa erreicht werden.
„Unser Ziel ist es, jedem Händler, unabhängig
von seiner Größe, zu ermöglichen, den Versand
in einen Wettbewerbsvorteil zu verwandeln. Das
erreichen wir durch schnellen, kostenlosen Premiumversand,
eine unkomplizierte Retourenabwicklung
und erstklassigen Kundenservice”,
erklärt Daniel Werner. „Unser Team erzielt kontinuierlich
Durchbrüche beim Aufbau einer technologiegetriebenen
Logistik-Infrastruktur für
den modernen Onlinehandel, welche jede Lieferung
zu einer planbaren, transparenten und vor
allem reibungslosen Erfahrung macht.”
(RED)
Millionen-Finanzierung von Lead-Investor
Moguntia Capital auf Wachstumskurs
Die Transaktion wird von einer Finanzierungsrunde
in Millionenhöhe durch bestehende und
neue Investoren begleitet, angeführt vom renommierten
Supply Chain Investor Moguntia Capital.
„Mit diesem Zusammenschluss bringen wir zwei
sehr komplementäre, technologiegestützte
E-Commerce Fulfillment-Anbieter zusammen,
die ihre operative Exzellenz und Plattformstärke
Alaiko ist Europas innovativster Anbieter
für Softwarelösungen im Bereich E-Commerce-Operations
für führende D2C-
Brands. Das Alaiko Operating System ermöglicht
Onlineshops transparente und
automatisierte Prozesse in Lagerung und
Logistik. Alaiko wurde 2020 in München von
Moritz Weisbrodt und Gabriel Thomalla sowie
den Investoren NFQ und Harald Braunstein
gegründet. Über 150 erfolgreiche
E-Commerce-Brands, darunter Hey Marly,
The Female Company und Gitti, wachsen mit
Alaiko’s Fulfillment-Lösung.
Die neue Zenfulfillment-Geschäftsführung (v.l.n.r.):
Johannes Humpert, Gabriel Thomalla, Moritz Philipp
Weisbrodt und Daniel Werner. Alaiko, Zenfulfillment,
Collage: Gründerszene
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S56
Handel & Distanzhandel
Einzelhandels- und
Logistikbranche im
Umbruch
Aktuelle SOTI-Studien zeigen: Zwischen Nachhaltigkeitsdruck
und Digitalisierungslücken -
Technologie wird zum entscheidenden Faktor.
REDAKTION
Die digitale Transformation im Handel
und in der Logistik erreicht 2025
eine neue Dimension. Aktuelle SOTI-
Studien zeigen die fünf wichtigsten
Trends, die über den Erfolg deutscher Unternehmen
in diesen Branchen entscheiden werden.
Dabei wird deutlich: Die Integration neuer Technologien
bei gleichzeitiger Gewährleistung von
Datensicherheit und Nachhaltigkeit wird zur
Kernherausforderung.
KI und Automatisierung revolutionieren
das Einkaufserlebnis
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter
Systeme wird für deutsche Handelsunternehmen
zum Pflichtprogramm. 35 Prozent
der Verbraucher in Deutschland erwarten
künftig, mit KI-gestützten Einkaufsassistenten
kommunizieren zu können. Weitere 31 Prozent
wünschen sich KI-basierte Prognosen für den
optimalen Kaufzeitpunkt. Auch im Bereich der
physischen Automation zeigt sich eine wachsende
Akzeptanz: 26 Prozent der deutschen
Konsumenten interessieren sich für den Einsatz
von Drohnen und Robotern zur Warenbereitstellung
und zum Auffüllen von Regalen. Diese
Entwicklung erfordert von Unternehmen nicht
nur technische Investitionen, sondern auch eine
grundlegende Neuausrichtung ihrer Serviceprozesse
und Mitarbeiterschulungen.
Nahtloses Omnichannel-Erlebnis
wird zum Standard
Die strikte Trennung zwischen Online- und Offline-Handel
verschwindet zunehmend. Jeder
dritte deutsche Verbraucher (33 Prozent) erwartet
inzwischen Same-Day-Pickup für online
bestellte Waren. Gleichzeitig zeigt sich im stationären
Handel noch deutlicher Nachholbedarf
bei der digitalen Integration: Die Anfang
2024 durchgeführte Studie zeigt, dass nur 28
Prozent der Konsumenten Tablets oder Touchscreen-Stationen
in Geschäften nutzen. Die
Implementierung eines echten Omnichannel-
Erlebnisses erfordert dabei mehr als nur Technologie:
36 Prozent der Kunden empfinden das
aktuelle digitale Shopping-Erlebnis im stationären
Handel als verwirrend. Hier sind intuitive
Benutzeroberflächen und nahtlos integrierte
Systeme gefragt, die den Einkauf tatsächlich
vereinfachen statt verkomplizieren.
Datensicherheit und digitales Vertrauen
werden erfolgsentscheidend
Das Vertrauen der Verbraucher in digitale Systeme
entwickelt sich zur Gretchenfrage. Fast
drei Viertel (73 Prozent) der deutschen Konsumenten
äußern Sicherheitsbedenken bei der
Eingabe persönlicher Daten – online wie offline.
Die Sorgen sind konkret: 23 Prozent fürchten
Finanzbetrug, 26 Prozent Identitätsdiebstahl. Besonders
kritisch: 37 Prozent der Kunden haben Sicherheitsbedenken
bei der Nutzung von Instore-
Geräten. Für Unternehmen bedeutet dies einen
Balanceakt zwischen Digitalisierung und Datenschutz,
bei dem modernste Sicherheitstechnologien
mit transparenter Kommunikation einhergehen
müssen.
Technische Ausfallsicherheit wird zum
Business-kritischen Faktor
Technische Störungen entwickeln sich zunehmend
zum Kostentreiber. In der deutschen Transport-
und Logistikbranche (T&L) gehen pro Mitarbeiter
durchschnittlich drei Stunden pro Woche
durch technische Probleme verloren. Die Folgen
sind weitreichend: 39 Prozent der T&L-Mitarbeiter
müssen regelmäßig Überstunden
machen, um Verzögerungen aufzuholen. Fast
die Hälfte (49 Prozent) berichtet von erhöhtem
Stress durch technische Störungen.
Für Unternehmen wird die proaktive Überwachung
und Wartung ihrer technischen Infrastruktur
damit zur Pflichtaufgabe, um Ausfallzeiten
zu minimieren und Mitarbeiterzufriedenheit
zu gewährleisten.
„Die Komplexität der technischen Herausforderungen
erfordert einen ganzheitlichen Ansatz“,
erklärt Stefan Mennecke, VP of Sales, Middle East,
Africa & Central, Southern and Eastern Europe
bei SOTI. „Unternehmen müssen ihre digitale
Infrastruktur so gestalten, dass sie gleichzeitig
robust, sicher und benutzerfreundlich ist. Nur
wer diese drei Aspekte vereint, kann im kommenden
Jahr wettbewerbsfähig bleiben.“
Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor
Der Druck zu nachhaltigerem Wirtschaften
wächst von allen Seiten. Während 97 Prozent
der T&L-Mitarbeiter in Deutschland Nachhaltigkeitsmaßnahmen
in ihren Unternehmen wahrnehmen,
halten 74 Prozent diese für noch nicht
ausreichend. Die Bedeutung des Themas wird
durch eine bemerkenswerte Zahl unterstrichen:
69 Prozent der Beschäftigten würden einen Jobwechsel
in Erwägung ziehen, falls ihr Arbeitgeber
Nachhaltigkeitsbemühungen vernachlässigt.
Technologie spielt dabei eine Schlüsselrolle: 81
Prozent [ML16] der deutschen T&L-Mitarbeiter
sehen in Tracking-Technologie einen wichtigen
Hebel zur Verbesserung der Umweltbilanz. Unternehmen
müssen Nachhaltigkeit daher nicht
nur als Umweltthema, sondern als strategischen
Erfolgsfaktor begreifen.
„2025 wird zum Schlüsseljahr für die digitale
Transformation in Einzelhandel und Logistik“, resümiert
Mennecke. "Erfolgreiche Unternehmen
werden sich dadurch auszeichnen, dass sie
Technologie nicht als Selbstzweck einsetzen,
sondern als strategisches Werkzeug zur gleichzeitigen
Verbesserung von Kundenservice, Mitarbeiterzufriedenheit
und Nachhaltigkeitsbilanz.“
Die SOTI ONE Plattform unterstützt Unternehmen
bei diesen Herausforderungen. Durch die Integration
von Geräteverwaltung (SOTI MobiControl),
Echtzeitanalysen (SOTI XSight) und KI-gestützter
Problemerkennung können Unternehmen ihre
digitale Infrastruktur proaktiv überwachen und
optimieren. Robuste Sicherheitsfunktionen gewährleisten
dabei den Schutz sensibler Daten,
während intelligente Tracking-Technologien die
Basis für nachhaltigere Prozesse schaffen. (RED)
LOGISTIK express –
Ihr Partner für crossmediale
Kommunikation
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S58
Handel & Distanzhandel
Aufholbedarf bei
Schlüsseltechnologien
Österreich hat bei Schlüsseltechnologien wie
IoT, KI oder Cloud Services noch viel Raum
nach oben, nach wie vor herrscht sogar bei
IT-Entscheider viel Unwissen und Unsicherheit.
Das zeigt der veröffentlichte Digitalisierungsindex
für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter
Drei bei Arthur D. Little
und marketmind in Auftrag gegeben wurde.
REDAKTION
Für den Digitalisierungsindex wurden
nunmehr schon zum siebenten Mal
Mitte des Jahres rund 800 Unternehmen
aller Branchen und Größen in
ganz Österreich befragt. Nach einem deutlichen
Anstieg zu Beginn der Pandemie stagniert der
Digitalisierungsindex mit einem Wert von 34,3
von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier
Jahren. Während sich größere und mittlere
Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine
Betriebe mit unter 20 Mitarbeiter:innen immer
weiter zurück.
Rudolf Schrefl, CEO von Drei: „Die Digitalisierung
österreichischer Betriebe stagniert - und das
wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend
zum Wettbewerbsnachteil. Was unsere
Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die
Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind
das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine
der wichtigsten Technologien hat das Potenzial,
als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich
nicht weiter zurückfällt. Unser Appell an die
zukünftige Regierung ist der Aufbau von Akzeptanz
durch Beratung, der Abbau von überbordender
Bürokratie und Strafen und das Setzen
finanzieller Anreize.“
KI-Use Cases werden konkreter
Mehr als jedes zehnte österreichische Unternehmen
(11 Prozent) setzt laut Digital Economy
and Society Index Künstliche Intelligenz ein.
Österreich liegt hier auf Platz 10 im europäischen
Mittelfeld. Laut Digitalisierungsindex wird
die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation
genutzt - 8 Prozent tun dies bereits.
Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten
sind es 20 Prozent. Und die Anwendungsfälle
werden zunehmend konkreter - von Texterstellung
bis hin zu Chatbots sowie Bildbearbeitung.
Derzeit überwiegt noch Zurückhaltung, wenn es
um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen
geht: In 7 von 10 Betrieben herrscht die
Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen
wird, fehlendes Personal auszugleichen. Drei
Viertel der Betriebe (74 Prozent) glauben nicht,
dass durch den Einsatz von KI Personalkosten
eingespart werden können.
KARIM TAGA
„Die KI ist ein Gamechanger für eine erfolgreiche
Umsetzung der digitalen und grünen Transformation.
Während die USA die Rangliste der
KI-Nationen anführt, ist der Einsatz von KI auch
in Österreich vermehrt auf dem Vormarsch.
Rund 11 % der Unternehmen nutzen KI aktiv, am
häufigsten ist die Nutzung im IKT-Sektor, wobei
Österreich mit einer Rate von rund 37 % sogar Platz
3 innerhalb des Sektors im EU weiten Vergleich
einnimmt. Wir sehen ein hohes Wachstumspotenzial
des österreichischen KI-Marktes, vor
allem im Bereich des maschinellen Lernens. Die
heimische KI-Landschaft existiert bereits und ist
breit aufgestellt, muss allerdings viel intensiver
genutzt werden. Für die KI-Transformation bedarf
es unserer Ansicht nach eines Zusammenspiels
der Kernstakeholder Öffentliche Hand, privater
Sektor sowie Universitäten und Forschungsinstitute“,
so Dr. Karim Taga, Managing Partner
Arthur D. Little Österreich.
IoT spielt wichtige Rolle in größeren Unternehmen,
Cloud Services gewinnen Relevanz
Über alle Unternehmensgrößen hinweg nutzt
erst ungefähr jeder zehnte heimische Betrieb
das Internet der Dinge, um Unternehmensprozesse
zu digitalisieren, zur systematischen Erhebung
von Sensoren- oder Gerätedaten oder
zur Vernetzung des Standortes. Bei größeren
Unternehmen zeigt sich ein anderes Bild: 28 Prozent
nutzen IoT, um Prozesse zu digitalisieren
und jedes zweite Unternehmen erhebt Sensorund
Gerätedaten mittels IoT.
Cloud Services nehmen an Fahrt auf. Die Zahl
jener, die Cloud Services als nicht oder überhaupt
nicht relevant erachten, ist mit 50 Prozent
zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch -
2023 waren es noch 60 Prozent.
Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten
schreibt nur mehr ein Viertel Cloud-Services
keine Bedeutung zu.
Wenig High-Speed, viel Unwissen
Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung
österreichischer
Betriebe. Fast jedes 7. Unternehmen hat heute
kein Festnetz-Internet mehr, sondern nur mehr
mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen
(10-50 Mitarbeiter:innen) verzichtet fast jedes
Fünfte auf Festnetz-Internet. Die Unwissenheit
über die Internet-Geschwindigkeit ist hoch. 4
von 10 Telko-Entscheider:innen in österreichischen
Unternehmen wissen nicht, wie schnell
ihre Internetverbindung ist - unabhängig von
der Unternehmensgröße. High-Speed-Internet
ist noch nicht in Österreichs Betrieben angekommen:
Nur 7 Prozent haben Internet mit einer
Geschwindigkeit von über 500 Mbit.
Generell ist das Digitalisierungsklima positiv. 85 %
der Unternehmen sehen durchaus Chancen
durch Digitalisierung, vor allem bei der Gewinnung
von neuen Kunden, Kostenersparnis und
Erhöhung der Agilität und Flexibilität. Demgegenüber
sehen 76 % Herausforderungen, am
häufigsten betrifft dies Know-How, gesetzliche
Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur.
Der Digitalisierungsindex errechnet sich
aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung
und -Vernetzung über Online-Präsenz und -Vertrieb
bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1
bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad
eines Unternehmens an. (RED)
vl.r. Dr. Karim Taga, Managing
Partner Arthur D. Little (ADL)
Rudolf Schrefl, CEO Drei
Österreich (APA-Fotoservice/
Rudolph)
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S60
Handel & Distanzhandel
Netto eröffnet im Loop5
Ein weiterer Meilenstein für das Loop5: Netto
Marken-Discount eröffnet Ende Oktober eine
über 1.000m2 große Fläche im Weiterstädter
Shopping- & Erlebniscenter..
REDAKTION
Das Loop5 in Weiterstadt setzt seinen
Erfolgskurs fort: Mit der Eröffnung der
neuen Netto-Filiale wird das vielfältige
Angebot des Centers weiter
gestärkt. Auf mehr als 700m2 Verkaufsfläche
bietet der beliebte Lebensmittelhändler seinen
Kundinnen und Kunden unabhängig vom Haushaltsbudget
eine attraktive Nahversorgung. Das
Sortiment umfasst über 5.000 Artikeln und legt
dabei den Fokus auf Frische, Qualität und Regionalität.
Darüber hinaus umfasst die Produktauswahl
dauerhaft bis zu 500 ökologisch zertifizierte
Bioprodukte, darunter Obst, Käse und Wurst.
Auch das Bake-Off-Regal bietet eine große
Palette an täglich frisch gebackenen Backwaren.
Diese Neueröffnung ist nicht nur ein bedeutender
Schritt für die Besucher des Loop5, sondern
auch ein deutliches Zeichen für die positive Entwicklung
des Centers und der Akzeptanz des
neuen Retailtainment-Angebotes.
Netto Marken-Discount ermöglicht mit den
wöchentlich wechselnden Aktionsartikeln in den
Handzetteln sowie in der Netto-App Preisvorteile
für einen günstigen Wocheneinkauf. Auch das
monatliche Netto-Kundenmagazin „Gold“ bietet
seinen Leserinnen und Lesern exklusive Netto
Spar-Coupons.
„Netto Marken-Discount ist ein wichtiger Neuzugang
für uns. Diese Partnerschaft unterstreicht
die wachsende Attraktivität des Loop5
als zentralen Handelsstandort in der Region. Wir
freuen uns, dass unser innovatives Konzept so
positiv ankommt.“, erklärt Nicole Kurtovic, Center
Managerin des Loop5.
NICOLE KURTOVIC
Die Eröffnung der Netto-Filiale wird nicht nur
das Einkaufsangebot für die Besucherinnen und
Besucher des Loop5 erweitern, sondern auch zur
weiteren Steigerung der Besucherfrequenz beitragen.
Ein gut frequentierter Discounter zieht
regelmäßig Kundschaft an, die von der attraktiven
Lage und dem umfassenden Angebot im
Loop5 profitieren kann. „Mit Netto schaffen wir
einen zusätzlichen Anreiz für unsere Kunden,
noch regelmäßiger in das Center zu kommen,
was den gesamten Mietermix belebt.“, erläutert
Nicole Kurtovic. (RED)
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Handel & Distanzhandel
dm freut sich über
steigenden
Kundenzuspruch
Im abgelaufenen Geschäftsjahr investierte
dm wieder kräftig in seine Preispositionierung
am Markt. REDAKTION
„Konkret bedeutet das, die günstigsten Preise
zu bieten und trotzdem die ästhetischsten Filialen
zu gestalten. Es bedeutet, nicht zwingend
das größte, sondern das bestkuratierte und für
die Kunden relevanteste Sortiment zu führen.
Und nicht zuletzt wollen wir in unseren Läden
die ganz besondere dm Atmosphäre durch die
freundlichsten und kompetentesten Mitarbeiter
schaffen und gleichzeitig Innovationstreiber im
Bereich digitaler Services sein“, verweist Martin
Engelmann auf laufende Schwerpunkte in
der Sortimentsgestaltung, im Ladenbau, in der
technologischen Weiterentwicklung und in der
Arbeit mit den Mitarbeitern.
Die Preisentwicklung im dm Warenkorb
lag in den letzten zwölf Monaten
einmal mehr deutlich unter der
allgemeinen Inflation und unter den
Entwicklungen im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel.
Gleichzeitig wurden Investitionen in
digitale Plattformen und Services, ins Ladenbild,
in nachhaltige Konzepte und in die Mitarbeiter
forciert. Die Kundinnen und Kunden applaudierten
diesen Initiativen mit einem Umsatzplus von
16,5% in der dm Gruppe Österreich und Verbundene
Länder. Erstmals sprang damit der Umsatz in
der Ländergruppe über die 5-Milliarden-Marke
(5,248 Mrd. Euro).
Die große Verbundenheit der Kunden führt Martin
Engelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung
der dm Gruppe Österreich und Verbundene
Länder, auf die ausbalancierte Gesamtleistung
zurück, mit der es bei dm gelingt, vermeintlich
Gegensätzliches miteinander in Einklang zu
bringen: „Unsere Zeit ist dominiert von Schwarz-
Weiß-Denken, von Dafür und Dagegen, vom
Entweder-oder, von billig versus qualitativ und
nachhaltig. Bei dm justieren wir unsere Positionierung
im Spannungsfeld zwischen Diskont
und Fachmarkt immer wieder nach. Wir streben
nach der Verbindung von scheinbaren Widersprüchen:
nämlich das diskontierende Prinzip
und die Qualitäten des Fachmarkts in einzigartiger
Weise miteinander in Einklang zu bringen“,
benennt Engelmann das Anliegen bei dm, sowohl
auf der rationalen als auch auf der emotionalen
Ebene eine enge Verbindung mit den Kundinnen
und Kunden zu schaffen.
Preisbremse: dm halbiert allgemeine Teuerung
Angesichts der im Verlauf der letzten 12 Monate
weiterhin hohen Inflation setzte dm weitere
kräftige Maßnahmen, um seine Preiswürdigkeit
unter Beweis zu stellen. Die Teuerung im Warenkorb
der dm Kunden lag von Oktober 2023 bis
September 2024 bei lediglich 1,8%, während die
allgemeine Teuerung laut WIFO im selben Zeitraum
mit 3,8% mehr als doppelt so hoch ausfiel.
In drei Preissenkungswellen gab dm Beschaffungsvorteile
bei den Herstellern sowie Effizienzsteigerungen
an seine Kunden weiter: Von
Babywindeln bis Naturkosmetik und von Reinigern
bis Körperpflege wurden die Regalpreise
von rund 1.500 Produkten im Rahmen des Dauerpreisversprechens
- also für mindestens vier
Monate - preisgesenkt. Die stark steigende
Nachfrage nach den dm Marken - von Balea bis
dmBio und von Alverde bis babylove - brachte
zusätzlichen Spielraum für attraktive Preise im
Eigenmarken-Sortiment.
15.000 Einkäufe mehr pro Tag
Pro Tag wurde in den letzten 12 Monaten durchschnittlich
222.000-mal bei dm eingekauft. Das
sind um über 15.000 Einkäufe täglich mehr als
im Vorjahr (+6,8%). Jede dm Filiale wird somit im
Durchschnitt Tag für Tag von 581 Menschen besucht.
Die Anzahl der bei dm gekauften Artikel
stieg um 6,5% - was umso bemerkenswerter ist,
als der Gesamtmarkt bei einem Absatzplus von
0,3% stagnierte. Dementsprechend konnte dm
seine Marktanteile im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel
in der Mengenbetrachtung um
einen ganzen Prozentpunkt steigern.
Investitionen in digitale Plattformen
Mit einem Investitionsbudget von 54,4 Millionen
Euro für Ladennetz, Logistik, IT-Systeme und das
dm dialogicum in Salzburg setzte dm Österreich
einmal mehr alle Hebel in Bewegung, um seine
Position als Innovationstreiber im Drogeriefachhandel
unter Beweis zu stellen.
Ein echter Meilenstein für künftige digitale
Möglichkeiten bei dm ist die im heurigen Jahr
umgesetzte Zusammenführung der länderindividuellen
IT-Systeme in ein gemeinsames
Ein-Mandanten-System: Prozesse wurden
über alle 14 dm Länder hinweg vereinheitlicht,
Daten müssen nur mehr an einem Punkt für alle
betroffenen Länder erfasst werden, Auswertungen
stehen auf Knopfdruck für die gesamte
dm Gruppe zur Verfügung. Als Folge können
Anwendungen zur Verbesserung von Arbeitsabläufen
sowie digitale Services für Kunden ab
sofort deutlich effizienter und damit wirtschaftlicher
implementiert werden.
Auch die Kundinnen und Kunden kommen unmittelbar
in den Genuss erweiterter digitaler
Serviceleistungen, mit denen dm seine Vorreiterrolle
als Omni-Channel-Retailer ausbauen
will. Zum zentralen Dreh- und Angelpunkt
zwischen stationärem und digitalem Shoppen
hat sich die „Mein dm-App“ entwickelt: Allein
in Österreich nutzen monatlich 274.000
Menschen zumindest einmal pro Monat die
App (plus 121% zum Vorjahr). Fast jeder zweite
Online-Einkauf findet bereits über diese innovative
Plattform statt. Insgesamt konnte dm im
letzten Jahr 333.000 registrierte Neukunden
hinzugewinnen. Dies schlug sich in einem Wachstum
der Onlineumsätze von fast 30% nieder.
Großer Beliebtheit in der digitalen dm Welt erfreuen
sich auch die dmLIVE Shows mit jeweils
bis zu 12.000 Zuschauern: Hier werden Produktund
Anwendungsinformationen vermittelt,
attraktive PAYBACK-Coupons angeboten und es
wird zu Gewinnspielen eingeladen.
Investitionen in die Verzahnung
zwischen Digital und Stationär
Weiterhin großes Augenmerk wird bei dm auf
die enge Verzahnung zwischen digitalen Services
und dem stationären Einkauf gelegt: So ist
die Mein dm-App nicht nur eine Einkaufsplattform,
sondern bietet auch vielfältige Produktinformationen
beim Einkauf am Regal. Jeder fünfte
Online-Kunde lässt sich die Bestellung nicht
nach Hause schicken, sondern nutzt die Möglichkeit
der Express-Abholung im Laden. Um
diesen Prozess künftig noch bequemer zu gestalten,
werden gerade erste Läden mit Abholstationen
ausgestattet. In Wien und Salzburg
kann zusätzlich weiterhin die Möglichkeit der
Express-Lieferung durch Lastenrad bzw. E-Mobil
genutzt werden. Diese innovative Serviceleistung
können dm Kunden nun auch in Bratislava
und Budapest nutzen.
Mag. Martin Engelmann
(Geschäftsführung) - rechts
- und Andreas Haidinger
(Geschäftsführung) Foto:
dm drogerie markt GmbH/
APA-Fotoservice/Franz
Neumayr
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S64
Neue digitale Services finden sich auch im
Sortiment: So hat dm gemeinsam mit Partner
CEWE als erster Anbieter in Österreich die Möglichkeit
geschaffen, mit der Passfoto-App am
Handy ein biometrisches Bild zu erstellen und
anschließend bei dm an der CEWE Fotostation
auszudrucken. Die Bilder sind für alle amtlichen
Dokumente wie Reisepass, Personalausweis
oder Führerschein geeignet.
Investitionen in Ladenbild und
Einkaufsatmosphäre
Parallel zum Ausbau digitaler Serviceleistungen
investiert dm unvermindert in die Attraktivität
und Atmosphäre seiner Filialen. In den jüngeren
Märkten der dm Gruppe Österreich und Verbundene
Länder stehen die Zeichen noch auf
Expansion: Im letzten Geschäftsjahr wurden in
den 12 Ländern 37 zusätzliche Standorte ans
Netz genommen. In Österreich hält dm seine
Filialanzahl seit über zehn Jahren konstant bei
rund 380 Läden (aktuell 382) und kann sein gesamtes
Wachstum (plus 9,4% auf einen Umsatz
von 1,30 Milliarden Euro) somit ohne Filialexpansion
generieren.
Im Fokus der dm Expansion steht somit insgesamt
die laufende Weiterentwicklung des bestehenden
Filialnetzes: In der Teilgruppe waren es 150
Filialen, die modernisiert, vergrößert und teilweise
auch in bessere Lagen übersiedelt wurden. Am
österreichischen Markt wurden in 36 Filialen in
Summe über 30 Millionen Euro investiert. Für die
Kunden wird diese kontinuierliche Weiterentwicklung
durch innovative Akzente im Ladenbild
sichtbar. Die Gestaltung unterstützt das Ziel,
dm als Einkaufsstätte emotional und einzigartig
zu erleben. Bis Ende September waren in der
dm Gruppe Österreich und Verbundene Länder
bereits 480 Filialen mit neuen Gestaltungselementen
ausgestattet. Bis Ende des laufenden
Geschäftsjahres sollen rund 740 der insgesamt
1.947 Filialen in Österreich und den Verbundenen
Ländern im neuen Ladenbild erstrahlen.
Investitionen in nachhaltige Konzepte
Bei Innovationen im Ladenbau und bei Umbauten
von Filialen liegt ein starker Fokus auf der
Verkleinerung des ökologischen Fußabdruckes.
„Gebraucht vor neu“ heißt der Grundsatz. Regale
und Möbel aus geschlossenen Filialen werden
zwischengelagert, instandgesetzt und bei Gelegenheit
wiederverwendet.
Die neuen Materialien für Sortimentsheader und
Warenbereichstrenner bestehen zu ca. 70% aus
Recyclingmaterial und können später auch wieder
dem Recyclingprozess zugeführt werden. Eine
flexible Bauweise macht es möglich, dass Elemente
bei Umbauten erweitert oder gekürzt
werden können und daher nicht mehr komplett
ersetzt werden müssen. Geprüft und weiterentwickelt
werden auch die Beleuchtungskonzepte:
So wurde beispielsweise die Beleuchtung über
den Kosmetiktheken redimensioniert, was jährlich
pro Filiale mehr als 1.500 Kilowattstunden
Strom spart. In ganz Österreich sind das 570.000
Kilowattstunden, was dem Stromverbrauch von
rund 230 Haushalten entspricht.
Bereits 2008 wurde in Österreich der gesamte
Bezug von elektrischer Energie für nahezu alle
Filialen (nur fünf Ausnahmen, wo der Strombezug
durch den Vermieter erfolgen muss), das
Verteilzentrum Enns und das dialogicum in Salzburg
auf zertifizierten Ökostrom umgestellt. Darüber
hinaus steigt der Anteil an erneuerbaren
Quellen durch Solaranlagen, Geothermie und
Wärmepumpen an großen dm-eigenen Standorten.
Zusätzlich setzt das Unternehmen nun auf
zertifizierten Ökostrom, der extra für dm produziert
und nicht aus dem Strommix entnommen
wird: Gemeinsam mit dem Wind- und Photovoltaik-Pionier
„ImWind“ wurde in der niederösterreichischen
Gemeinde Gaweinstal auf einer
Fläche von circa 7 Hektar eine Agri-PV-Anlage
errichtet. Die PV-Module folgen dem Verlauf
der Sonne und können somit noch effizienter
Sonnenstrom ernten. Die Flächen werden nicht
versiegelt, sondern bleiben für die landwirtschaftliche
Produktion erhalten. Pro Jahr werden
6 Gigawattstunden Strom geliefert. Das sind
16,5% des derzeitigen Strombedarfs bei dm in
Österreich.
Auf dem Weg zur emissionsfreien Logistik
Die richtige Wahl der Energiequelle ist auch
der dm Logistik ein wichtiges Anliegen: „Lange
Distanzen auf die Schiene, mittlere Distanzen
mit alternativen Treibstoffen und Last-Mile-
Zustellung mit E-Lkw“, lautet die mittelfristige
Zielsetzung. Ein erster Schwerpunkt der Aktivitäten
liegt auf der Belieferung der rund 100 dm
Läden in Wien: Mit Juli wurden drei erste Elektro-
Lkw in Betrieb genommen, die Waren emissionsfrei
in die Wiener dm Filialen bringen. Bis Herbst
2025 soll der Großteil der dm Standorte in der
Bundeshauptstadt elektrisch beliefert werden,
lediglich einzelne Direktfahrten ab Enns bleiben
auf Diesel bzw. HVO („Hydrotreated Vegetable
Oil“, zu Deutsch „hydriertes Pflanzenöl“).
Während E-Lkw auf innerstädtischen Kurzdistanzen
das Mittel der Wahl sind, ersetzt dm fossile
Treibstoffe auf mittleren Distanzen durch sogenannte
HVO-Kraftstoffe: Neben Pflanzenölen
werden für die Produktion dieser Art von
Diesel Abfälle sowie Öle und Fette aus Reststoffen,
wie beispielsweise gebrauchtes Speiseöl,
eingesetzt. Im ersten Schritt wird der Hauptlauf
zu vier regionalen Umschlagspunkten mittels
HVO-Kraftstoffe bedient: Neben der Strecke
Enns-Wien werden auch die Routen Enns-Salzburg,
Enns-Fürnitz und Enns-Graz umgestellt
und so in Summe rund 600 Tonnen CO2 jährlich
eingespart.
Auf der Langstrecke forciert dm seit diesem Jahr
den kombinierten Verkehr (Intermodalverkehr):
Der Großteil der Strecke wird dabei via Schiene
zurückgelegt, lediglich der Vor- und Nachlauf
von der Produktionsstätte zum Terminal und vom
Terminal zum Verteilzentrum erfolgen mittels
Lkw auf der Straße. Abhängig von Distanz und
Beladung werden beim kombinierten Verkehr
Einsparungen von 60 bis 80% der CO2-Emissionen
gegenüber dem Transport auf der Straße
möglich. Insgesamt hat dm bereits 14 Lieferanten
für das Verteilzentrum in Enns (Österreich) und
13 Lieferanten für das dm Marken-Verteilzentrum
in Páty (Ungarn) auf den Intermodalverkehr
umgestellt. Dabei handelt es sich vor allem um
die Überbrückung langer Distanzen von Herstellern
in Belgien, Deutschland, Frankreich und
Schweden. Bei Umstellung aller potenziell möglichen
Lieferanten würde zukünftig eine jährliche
CO2-Einsparung von bis zu 700 Tonnen pro Jahr
möglich. Die massiven Hochwasserschäden belasten
aktuell allerdings die Bahninfrastruktur
und verzögern die Verlagerung von Gütertransporten
auf die Schiene. Nach der Behebung der
Schäden wird das Projekt verstärkt fortgesetzt.
Auch der Kassazettel hat einen Fußabdruck
Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen: Um die Verringerung
des CO2-Fußabdrucks weiter voranzutreiben,
stieg dm in Österreich auf umweltfreundlicheres
Papier für die gedruckten Kassazettel
um. Die bisher genutzten weißen
Papierrollen wurden durch blaue ersetzt.
Dieses Papier muss im Vergleich zum weißen
Papier nicht im Restmüll entsorgt werden, sondern
darf in das Altpapier. Die neuen Kassazettel
sind somit recycelbar und weisen einen 30%
geringeren CO2-Fußabdruck auf. Wer ganz auf
Papier verzichten kann, der steigt auf den eBon,
den digitalen Kassazettel um: Die Aktivierung erfolgt
direkt in der Mein dm-App, pro Jahr können
so bis zu 444 Kilometer Papier eingespart werden.
Neben der Einsparung von Papier ermöglicht die
eBon-Nutzung die einfache und schnelle Archivierung
aller Rechnungen - so sind die Filialeinkäufe
jederzeit in der Mein dm-App ersichtlich.
Auszeichnungen für Nachhaltigkeit,
Kundenzufriedenheit und Preis-Leistung
Für sein ökologisches Engagement darf sich dm
immer wieder über Auszeichnungen durch unabhängige
Prüfinstanzen und NGOs freuen - so
beispielsweise im Rahmen von Greenpeace-
Marktchecks über erste Plätze für das Reinigersortiment
und bei Bio-Produkten.
Bestnoten erhielt dm auch im Zuge des „Branchenmonitor“,
das ist das größte österreichische
Ranking in Bezug auf Kundenzufriedenheit,
Service und Preis-Leistungs-Verhältnis
(durchgeführt von der Gesellschaft für Verbraucherstudien
ÖGVS). In der Auswertung aus
450.000 Kundenmeinungen konnte sich dm
im Bereich Drogerien sowohl mit seinen Filialen
als auch mit dem Online-Shop klar als Branchen-
Champion behaupten. Herausragende Bewertungen
gaben die Verbraucher dm des Weiteren
im Zuge der „BRAND.Diamonds“:
MARTIN ENGELMANN
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S66
Via Smartphone App schickt Marktforscher
Marketagent Tag für Tag über 1.200 Marken
aus den unterschiedlichsten Branchen ins Rennen
und konnte im Jahr 2023 mehr als 380.000
Markenbewertungen generieren. In der Kategorie
„Verbundenheit“ belegt dm Platz 4 unter
allen Marken, in der Kategorie „Weiterempfehlung“
Platz 9. In der Kategorie „Glaubwürdigkeit“
werden Balea (Platz 6) und Alverde (Platz 7)
unter den Top 10 der Körperpflege- und Hygienemarken
gerankt. Balea (Platz 2) und dmBio (Platz
8) werden zudem den „aufsteigenden Marken“
zugerechnet.
Nachhaltige Beziehungen in der
Wirtschaftsgemeinschaft
Mehrfach ausgezeichnet wurde dm als vorbildlicher
Arbeitgeber. Im November 2023 erhielt
die Wirtschaftsgemeinschaft das Goldene
BEST-RECRUITERS-Siegel des career Institut,
und im jährlichen Arbeitgeberranking der Zeitschrift
„trend“ erreichte das Unternehmen Platz 1
in der Kategorie Einzelhandel.
Im Februar wurde dm für die Langfristigkeit und
Zukunftsorientierung in Sachen Wohlbefinden
ausgezeichnet und durfte erneut das Siegel für
Betriebliche Gesundheitsförderung entgegennehmen.
In Österreich arbeiten aktuell 6.955
Menschen in der Wirtschaftsgemeinschaft dm,
in der dm Gruppe Österreich und Verbundene
Länder sind es 28.353 Mitarbeiter.
Getreu dem Motto „Arbeit anders leben“ wurden
Rahmenbedingungen und Angebote für die
bei dm arbeitenden Menschen auch im letzten
Jahr wieder an vielen Stellen weiterentwickelt.
So wurde ein neuer, praxisorientierter Lehrgang
für angehende Filialleiter geschaffen und das
Modell „Job-Tandem“ auf Führungskräfte
im Vertrieb erweitert, um auch hier Führung
in Teilzeit zu ermöglichen. Der neue Service
„because-we.care“ bietet professionelle
Begleitung und Beratung für Mitarbeiter,
die Angehörige pflegen und betreuen.
Menschen mit Beeinträchtigungen werden
unter anderem durch einen zusätzlichen
Urlaubstag unterstützt und die internen dm
Gesundheitswochen liefern den Mitarbeitern
Impulse zum Erhalt der körperlichen und
psychischen Gesundheit.
Der Mehr-vom-Leben-Tag - ein bezahlter
Arbeitstag, den Mitarbeiter für einen guten
Zweck nutzen können - wurde im heurigen
Jahr insofern erweitert, dass er auch für Nachbarschaftshilfe
bei Aufräumarbeiten nach den
schweren Hochwassern im Sommer genutzt
werden konnte.
Ein guter Start in die Arbeitswelt: Lehre bei dm
Weiterhin besonders im Mittelpunkt stehen bei
dm die Lehrlinge: Die neue Kampagne unter dem
Motto „Was, wenn’s gut wird?“ begegnet den vielfältigen
Zukunftssorgen der jungen Zielgruppe
mit einem positiven Mindset. Dabei soll ihnen
aufgezeigt werden, wie ein guter Start in die
Arbeitswelt gelingen kann. Neben einer fachlichen
Ausbildung mit individueller Begleitung
bietet dm mit dem Lehrlingsprogramm
„future.zone“ eine Vielfalt an Workshops, bei
denen die Teilnehmer ihre Komfortzone verlassen
und Neues kennenlernen. Das Angebot
reicht dabei von Bildhauerei, Fotografie, Tanz
und Theater bis zu Nachhaltigkeitsaspekten.
Auch das Thema soziales Engagement nimmt
einen wesentlichen Stellenwert ein. So nähten
dm Lehrlinge heuer bereits zum wiederholten
Male Herzkissen zur Schmerzlinderung von
Brustkrebspatientinnen und unterstützten im
Rahmen weiterer karitativer Zwecke. Insgesamt
nahmen im vergangenen Lehrjahr 570 Lehrlinge
an den Angeboten der „future.zone“ teil.
Ein positiver Beitrag in der Gesellschaft
Um einen positiven Beitrag in der Gesellschaft
zu leisten, setzt dm sein Programm im Bereich
Corporate Social Responsibility fort: Bereits
zum fünften Mal engagierte sich dm drogerie
markt für Menschen in Not und veranstaltete
gemeinsam mit BIO AUSTRIA vor Weihnachten
Bio-Festessen für wohnungs- und obdachlose
Menschen. In 38 sozialen Einrichtungen in ganz
Österreich nahmen rund 2.000 Personen an
festlich gedeckten Tischen Platz - vielfach unter
Beteiligung von dm Mitarbeitern im Rahmen
des Mehr-vom-Leben-Tages. Darüber hinaus
wurden die Einrichtungen während des Jahres
unterstützt, um beispielsweise Veranstaltungen
ausrichten oder Investitionen tätigen zu können.
Fortgeführt wird außerdem die dm Babybeihilfe,
im Zuge derer eine Million Babywindeln über die
Kooperationspartner Caritas und Aktion Leben
an Familien in Not verteilt werden. (RED)
#gamechanger
Der Kongress
für den
Onlinehandel
ecommerce-day.at
12. JUNI
eCOMMERCE
DAY2025
ARIANA SEESTADT, WIEN
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S68
Handel & Distanzhandel
IKEA Österreich legt
bei Marktanteil und
Frequenz zu
Im abgelaufenen Geschäftsjahr setzte IKEA
Österreich strategisch auf umfangreiche
Preissenkungen zugunsten seiner Kunden.
So investierte das Unternehmen in den letzten
zwölf Monaten einen mittleren zweistelligen
Millionenbetrag in die Preise von über
5.300 Produkten (etwa 45 Prozent des gesamten
Produktportfolios) und verzichtete damit
ganz bewusst auf Umsatz, Marge und Gewinn.
REDAKTION
IKEA Österreich konnte seinen Marktanteil
trotz eines schrumpfenden Gesamtmarktes
auf 14,6 Prozent weiter ausbauen, was einem
Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr
entspricht. Das Unternehmen schließt das
Geschäftsjahr 2023/24 (08/2023 bis 08/2024)
planmäßig mit rund 964 Millionen Euro Bruttoumsatz
in Österreich ab, was einem Rückgang
von knapp 5 Prozent im Vergleich zum
Rekord-Vorjahr entspricht. Mit über 13 Millionen
Besucher:innen konnte IKEA Österreich die Frequenz
im stationären Handel um über 2 Prozent
erhöhen, der Online-Anteil am Gesamtergebnis
stieg auf 27,4 Prozent.
In einem Jahr, das von Inflation, einem bis zuletzt
um rund 6,2 Prozent geschrumpften Gesamtmarkt
für Wohn- und Einrichtungsprodukte
(Quelle: Euromonitor) sowie der höchsten Kaufzurückhaltung
in ganz Europa geprägt war, hat
sich IKEA Österreich strategisch darauf konzentriert,
die Preise für seine Kund:innen zu senken
und dauerhaft niedrig zu halten - gleichzeitig
aber keine Kompromisse bei der Qualität, Form,
Funktion und der Nachhaltigkeit seiner Produkte
einzugehen. So kündigte das Unternehmen
bereits im September 2023 an, die eigenen
Verkaufspreise intensiv zu stützen und ganz
bewusst mit geringeren Gewinnmargen zu
wirtschaften, um seine Kunden in finanziell angespannten
Zeiten zu unterstützen. Im Rahmen
der langfristigen Änderungen der eigenen Preispolitik
wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr
die Preise von über 5.300 Produkten gesenkt,
was etwa 45 Prozent der gesamten Produktpalette
entspricht. Die durchschnittliche Preissenkung
aller Produkte betrug rund 15 Prozent.
ALPASLAN DELILOGLU
„Die letzten zwölf Monate waren gesamtwirtschaftlich
gesehen von einer Vielzahl an Herausforderungen
geprägt. Unser strategischer Ansatz
bei IKEA Österreich lautete deshalb - und das gilt
entsprechend unserer IKEA Vision auch weiterhin
- die Menschen in Österreich in finanziell
schwierigen und turbulenten Zeiten bestmöglich
mit leistbaren Produkten zu unterstützen.
Deshalb haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr
unsere Preispolitik langfristig verändert,
auf die eigene Gewinnoptimierung verzichtet
und die Preise von einem Großteil unseres
Sortiments dauerhaft gesenkt“, kommentiert
Alpaslan Deliloglu, CEO und Chief Sustainability
Officer bei IKEA Österreich das Jahresergebnis
beim schwedischen Möbelunternehmen.
Steigende Besucher:innenzahlen online
und im stationären Handel
Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 gibt
IKEA Österreich einen Bruttoumsatz von 964,3
Millionen Euro bekannt - knapp 5 Prozent weniger
als im Rekordjahr davor (1,016 Milliarden Euro
Bruttoumsatz im Geschäftsjahr 2022/23). Eine
planmäßige Entwicklung, die neben einem bis
zuletzt um rund 6,2 Prozent geschrumpften
Gesamtmarkt für Wohn- und Einrichtungsprodukte
(Quelle: Euromonitor) auf die gestützten
Preise und den bewussten Verzicht auf Gewinnmargen
zurückführen ist. Gleichzeitig konnte
IKEA Österreich seinen Marktanteil auf 14,6
Prozent weiter ausbauen, was einem Plus von
1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Darüber hinaus verzeichnete das Unternehmen
einen klaren Aufwärtstrend bei den Besuchen
im stationären Bereich und online. 27,4 Prozent
des Geschäfts fanden online oder durch den
hybriden Service Click & Collect statt (25,7 Prozent
im Vorjahr). Etwas mehr als 13 Millionen
Kunden, das sind rund 2 Prozent mehr als im
Jahr davor, besuchten im Geschäftsjahr 2023/24
eines der acht österreichischen Möbelhäuser
oder eines der sieben Planungsstudios. „In den
letzten zwei Jahren hat IKEA Österreich stark
in sein Omnichannel-Angebot investiert, um
das Einkaufen für die Kund:innen einfacher und
bequemer zu machen. Anhand der Besucher-
Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres und
des trotz eines schrumpfenden Gesamtmarktes
höheren Marktanteils sehen wir nun die positiven
Ergebnisse dieser strategischen Investitionen“,
so Alpaslan Deliloglu.
Investitionen von über 37 Millionen Euro
in Standorte und Services
Während die Steuerleistung von IKEA in Österreich
2023/24 etwas mehr als 45 Millionen Euro
betragen hat (KöSt, Tourismusabgabe, Sozialabgaben,
Grundsteuer), zeigte das Möbelunternehmen
im abgelaufenen Geschäftsjahr auch
erneut hohes soziales Engagement - vor allem
dort, wo Know-how und Produkte gefragt waren:
Insgesamt wurden Spenden im Wert von rund
84.000 Euro für karitative Zwecke bereitgestellt
- der Großteil davon in Form von Sachspenden.
Investitionsseitig gingen über 37 Millionen Euro
in die Aufwertung von bestehenden Standorten
und Services zurück ins Unternehmen oder
wurden in den Geschäftsausbau investiert. Davon
wurden 19 Millionen Euro in Nachhaltigkeitsprojekte
und -maßnahmen investiert. IKEA
beschäftigt in Österreich zum Bilanzstichtag
Ende August 2024 rund 3.600 Mitarbeiter:innen
und ist damit einer der größten Arbeitgeber im
heimischen Möbelhandel.
Erschwingliche Preise haben weiterhin
Top-Priorität
Trotz des Stützens der eigenen Preise, spiegelt
sich auch die in Österreich sehr zurückhaltende
Kaufbereitschaft im Ergebnis wider - diese ist
die höchste in ganz Europa: „Wir nehmen nach
wie vor eine hohe Kaufzurückhaltung wahr, die
unsere gesamte Branche und den gesamten
Handel betrifft. Gleichzeitig stellen wir fest,
dass die Anzahl der verkauften Einheiten vieler
Artikel seit der Umsetzung unserer dauerhaften
Preissenkungen wieder gestiegen ist“, so Chief
Financial Officer Nicole Reitinger.
NICOLE REITINGER
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S70
Auf dem Weg zur emissionsfreien
Zustellung in ganz Österreich
Bis zum Jahr 2030 will IKEA auf globaler Ebene
die absoluten Treibhausgasemissionen um 50
Prozent reduzieren und bis 2050 das Netto-Null-
Ziel erreichen (im Vergleich zum Geschäftsjahr
2016). Das Unternehmen hat in Österreich bereits
wichtige Meilensteine auf diesem Weg erreicht.
Seit mittlerweile drei Jahren beliefert das
Unternehmen hierzulande einen Großteil seiner
Kunden im städtischen Bereich elektrisch
und damit emissionsfrei - in der Bundeshauptstadt
Wien bereits zu 100 Prozent. Zu Beginn
des abgelaufenen Geschäftsjahres, im Oktober
2023, erweiterte IKEA Österreich zudem seine
emissionsfreie Lieferung als weltweit erstes
Land mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen.
Österreichweit liegt der Anteil der emissionsfreien
Lieferungen aktuell bei etwa 60 Prozent.
Durch den Einsatz seiner Elektro-Truck-Flotte
sparte IKEA im abgelaufenen Geschäftsjahr in
diesem Bereich rund 800 Tonnen CO2e ein. Mit
dem flächendeckenden Einsatz von emissionsfreien
Transporttechnologien wie der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie
sollen jährlich
weitere 1.500 Tonnen an CO2e eingespart
werden.
„Nach einem intensiven Jahr, in dem wir mit gezielten
Preissenkungen den inflationsbedingten
Herausforderungen in Österreich begegnet sind,
bauen wir nun darauf auf und planen, unsere digitalen
Lösungen und Dienstleistungen weiter
zu optimieren.“
Darüber hinaus sollen künftig die Produktneuheiten
des schwedischen Möbelunternehmens
- das sind knapp 4.000 Artikel pro Kalenderjahr
- sofort bei der Aufnahme ins Portfolio mit
einem möglichst niedrigen Preisniveau überzeugen.
Langfristig erwartet sich das Unternehmen
durch die veränderte Preisstrategie stabiles
Wachstum und das Gewinnen von Marktanteilen
in Österreich: „Wir sind davon überzeugt, dass
wir unsere Marktposition langfristig festigen
und ausbauen können, wenn wir in wirtschaftlich
herausfordernden Zeiten unsere Produkte
für unsere Kund:innen noch erschwinglicher
machen“, erklärt Nicole Reitinger.
Expansionspläne und Nachhaltigkeit im Fokus
Für das aktuelle Geschäftsjahr 2024/25 hat sich
IKEA in Österreich erneut ambitionierte Ziele
gesetzt. Den Fokus möchte das Unternehmen
dabei auf seine Expansionspläne und die weitere
Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie
legen. Der Expansionskurs der letzten Jahre hat
die Zahl der IKEA Kontaktpunkte in Österreich
von acht Einrichtungshäusern auf mittlerweile
53 stationäre Kontaktpunkte unterschiedlicher
Größen und mit unterschiedlichen Funktionen
anwachsen lassen (acht Einrichtungshäuser,
sieben Planungsstudios, zwei Logistikzentren, elf
Abholstationen und flächendeckende Services
wie zum Beispiel Click & Collect oder die IKEA
App). Erst im abgelaufenen Geschäftsjahr eröffnete
das schwedische Möbelunternehmen die
Planungsstudios im Wiener Auhof Center und
im Wiener Donauzentrum. Darüber hinaus will
IKEA auch weiterhin erschwingliche Preise bei
höchster Qualität bieten und seinen Anspruch
an hochwertiges Design für alle weiter festigen.
Dazu kommen ein erstklassiges Omnichannel-Einkaufsangebot
und das klare Bekenntnis
dazu, einen positiven Einfluss auf die Menschen,
die Umwelt und unseren Planeten zu haben.
(RED)
#storeoftomorrow
Shaping Tomorrow’s
Shopping
Environment
handelsflächenforum.at
HANDELS
FLÄCHEN
FORUM
2025
18. SEPTEMBER
DER REAKTOR, WIEN
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S72
Handel & Distanzhandel
Erfolgreiche KI-Projekte
beginnen mit dem
Readiness-Check
Das KI-Potenzial ist praktisch unerschöpflich.
Doch um es richtig zu nutzen und daraus echte
Wettbewerbsvorteile zu generieren, muss vorab
die Bereitschaft des Unternehmens dafür
geklärt werden.
REDAKTION
EVRIM BAKIR
Der IT-Dienstleister CGI erklärt, warum
der Readiness-Check so wichtig ist,
was er genau analysiert und was mit
den daraus gewonnenen Erkenntnissen
passiert - Künstliche Intelligenz ist für
Unternehmen in kürzester Zeit zum unverzichtbaren
Innovationsmotor geworden. Doch
manche euphorisch gestarteten, aber letztlich
gescheiterten Projekte zeigen, dass ihr erfolgreicher
Einsatz ein systematisches Vorgehen erfordert.
Der erste logische Schritt dabei ist eine umfassende
Bestandsaufnahme der KI-Readiness
eines Unternehmens. Der Readiness-Check liefert
ein detailliertes Bild des Status Quo und damit
die Voraussetzungen für eine realistische, an
den tatsächlichen Fähigkeiten und Potenzialen
eines Unternehmens orientierte KI-Strategie:
1. Die Analyse des KI-Reifegrads: Um KI gewinnbringend
einsetzen zu können, ist es essenziell
vorab den aktuellen Stand der Fähigkeiten und
Schwachstellen innerhalb der Organisation zu
erfassen, um daraus eine Roadmap für zukünftige
Erfolge zu entwickeln. Die Analyse prüft
die vorhandenen – und vor allem die nicht vorhandenen
– Grundlagen dafür. Auf Basis dieser
Transparenz kann dann eine übergeordnete
KI-Strategie formuliert werden, die klare Ziele
setzt und den gewünschten Nutzen definiert.
So werden teure Fehlinvestitionen und -entwicklungen,
falsche Erwartungen und die damit
zwangsläufig verbundenen Enttäuschungen
vermieden.
2. Die Prüfung der KI-Readiness: Basis der Analyse
ist ein Framework, mit dem die operativen
Kernbereiche eines Unternehmens abgefragt
und analysiert werden. Dazu gehören in erster
Linie die Daten, die Algorithmen, die Infrastruktur,
die Organisation und die Governance. Für jeden
dieser Bereiche werden die jeweiligen Stärken
und Schwächen sowie die Chancen und Risiken
identifiziert. Entscheidend sind dabei die vorhandenen
Ressourcen wie strategische Skills,
valide Use Cases, die Budget- und Personalsituation
und der Stand der IT.
3. Die anschließende Analyse: Die Analyse deckt
potenzielle Schwachstellen, Ressourcen-Engpässe
oder Risiken bei der KI-Integration auf,
seien sie nun technischer, rechtlicher, organisatorischer
oder ethischer Natur. Dieses klare Bild
des Status quo ist die Voraussetzung für eine
realistische KI-Strategie und liefert gleichzeitig
die Informationen, welche konkreten Schritte
sich ableiten lassen. Daraus resultieren Empfehlungen,
etwa für die Ressourcen-Optimierung
oder den Aufbau noch nicht ausreichend vorhandener
Fähigkeiten, aber auch für die Konzentration
der Kräfte auf die vielversprechendsten
KI-Aktivitäten. So werden in der KI-Reifegradanalyse
auch genau die Geschäftsbereiche und
-prozesse identifiziert, in denen KI den größten
Beitrag leisten kann.
4. Regelmäßige Aktualisierung der Analyse:
Angesichts der immensen Innovationsgeschwindigkeit
im KI-Sektor ist eine wiederholte
Analyse im Jahresrhythmus empfehlenswert. Sie
ist einerseits wichtig, um den Stand der Fort-
schritte nachzuverfolgen, die Einhaltung der
KI-Strategie oder die Investitionssicherheit der
KI-Initiativen zu prüfen. Andererseits bekommen
Unternehmen zusätzliche Impulse, etwa
zum Finetuning durch die Einarbeitung aktueller
Erfahrungen oder die Adaption zwischenzeitlich
entwickelter KI-Innovationen.
wenig, wenn sie nicht auf die Straße gebracht
wird“, erklärt Thomas Sengotta, Director Consulting
bei CGI. „Die entscheidenden Erfolgsfaktoren
für KI-Projekte sind daher eine enge Abstimmung
zwischen Geschäfts- und IT-Prozessen,
eine tiefgreifende Datenstrategie und eine hohe
Geschäftsagilität.“ (RED)
5. Typische Erkenntnisse: Häufig wird die Einführung
von KI zu technologisch und einzelfallorientiert
angegangen. Anstatt die Vision und
die übergeordneten Ziele in den Vordergrund
zu stellen, liegt der Fokus oft zu sehr auf einzelnen
Use Cases. Aktuell werden viele KI-Projekte
entwickelt, ohne dass ihr tatsächlicher Wert für
die jeweilige Abteilung oder das gesamte Unternehmen
geklärt ist. Die KI-Lösungen sind daher
zwar für eine spezifische Aufgabe nutzbar, aber
häufig nicht auf andere Einsatzbereiche skalierbar,
was sie ineffizient macht.
6. Konkrete Handlungsempfehlungen: Um tatsächlich
nachhaltige Innovationen im Unternehmen
zu schaffen, müssen die Projekte in
eine umfassende KI-Strategie eingebettet werden.
Häufig fehlt es an einer effektiven Koordination
aller KI-Aktivitäten und der Fokus liegt
zu sehr auf technologischen Themen. Wichtiger
ist jedoch vielmehr die Entwicklung sinnvoller
KI-Use-Cases. Ein zentrales Problem dabei ist
die oft mangelhafte Datenqualität. Ab einem
bestimmten Zeitpunkt ist es daher ratsam, über
den Aufbau eines internen Center of Excellence
nachzudenken, in dem das KI-Wissen gebündelt,
Daten aufbereitet, KPIs formuliert und Projekte
ROI-zentriert in einen sinnvollen Zusammenhang
gebracht werden.
„Für die sinnvolle operative Nutzung Künstlicher
Intelligenz trifft das zu, was für digitale Strategien
im Allgemeinen gilt: Noch so viel Power nützt
THOMAS SENGOTTA
LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S74
Handel & Distanzhandel
Arbeitsmarkt-Kompass
Der Arbeitsmarkt-Kompass fürs dritte Quartal
von Marketagent & Leitbetriebe Austria liefert
wieder einen Deep-Dive in die Stimmung am
heimischen Jobmarkt.
REDAKTION
jeder Zweite bereit für etwas Neues (45%). „Es ist
bemerkenswert, dass trotz der Zuspitzung der
Lage am Arbeitsmarkt und der weiterhin hohen
Jobzufriedenheit die Wechselbereitschaft der
Arbeitnehmer in Österreich unverändert stark
bleibt. Dies zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt in
einem dynamischen Wandel befindet und viele
Menschen offen für neue berufliche Chancen
und Herausforderungen sind“, so Thomas
Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
MONICA RINTERSBACHER
In der neuesten Auflage zeigen die Marktforscher
aus Baden und die Exzellenzplattform,
was die heimischen Erwerbstätigen bewegt
und worauf sie im Berufsleben Wert legen.
Das Fazit: Die Zufriedenheit der heimischen
Beschäftigten ist stabil hoch. Darauf sollte sich
die Arbeitgeberseite aber nicht ausruhen, denn
die Arbeitnehmer*innen fühlen sich weiterhin in
einer guten Ausgangsposition am Jobmarkt.
Mit der aktuellen Ausgabe geht der Arbeitsmarkt-Kompass
von Marketagent und Leitbetriebe
Austria bereits in die vierte Auflage. Die
Ergebnisse für das dritten Quartal 2024 basieren
auf einer repräsentativen Stichprobe von 941
unselbständig Erwerbstätigen im Alter von 18 bis
69 Jahren und zeigen ein stabiles Stimmungsbild,
das im Detail aber spannende Unterschiede
offenbart.
Arbeitszufriedenheit hoch, wahrgenommene
Aussichten am Jobmarkt ebenso
Laut Arbeitsmarkt-Kompass sind 84% der heimischen
Erwerbstätigen mit ihrem aktuellen Job
eher bis sehr zufrieden. Darauf sollte sich die Arbeitgeberseite
aber nicht ausruhen, denn die Arbeitnehmer
fühlen sich weiterhin in einer guten
Ausgangsposition am Jobmarkt. Fast zwei Drittel
denken, dass es für sie sehr oder eher leicht
wäre, eine neue Stelle zu bekommen (65%). 33%
berichten auch einen konkreten Wunsch für
eine Job-Veränderung. Besonders hoch ist die
Wechselbereitschaft bei den jüngsten Arbeinehmer
ausgeprägt: In der Generation Z ist fast
Die Erwartungen an eine Gehaltserhöhung bei einem
Jobwechsel sind weiterhin hoch, im Wellenvergleich
wird jedoch ein leichter Rückgang erkennbar.
Im Schnitt würden sich die heimischen
Beschäftigten durch einen Arbeitgeberwechsel
26,7% mehr Lohn erhoffen. Zum Vergleich: vor
einem Jahr lag dieser Wert noch bei rund 29%.
Bei den Gehaltserwartungen zeigt sich ebenfalls
ein deutlicher Generationenunterschied. Je
jünger die Befragten, umso höher das von ihnen
gewünschte Plus bei einem Wechsel (Generation
Z: 33%; Babyboomer: 22%).
Gutes Gehalt ein Muss, flexible
Arbeitsmodelle gefragt
Wenig überraschend, dass das Top-Kriterium
bei der Jobsuche das gute Gehalt ist (62%).
Die faire Bezahlung führt seit Erhebungsbegin
das Ranking als Nummer 1 an. Ebenso stabil
folgt auf Platz 2 das Arbeitsklima. Spannend:
Dieser zwischenmenschliche Faktor ist der
Generation Z (47%) deutlich weniger wichtig als
den älteren Beschäftigten (Generation X: 60%).
Ein wichtiges Schlagwort der Stunde am
Arbeitsmarkt lautet Flexibilität. Diese wünscht
sich die heimische Workforce sowohl bei der
Arbeitszeit als auch beim -ort. Das optimale
Wochenpensum wird seit Erhebungsbeginn der
Langzeitstudie stabil bei durchschnittlich 33
Stunden festgemacht. Der bevorzugte Home-
Office-Anteil jener, die theoretisch die Möglichkeit
dazu haben, liegt im Schnitt bei 38%. Auch
dieser Wert weist eine hohe Stabilität über die
letzten Erhebungsmonate auf, was darauf hin-
deutet, dass es sich hier um keinen kurzfristen
Trend, sondern um eine nachhaltige
Entwicklung handelt. Die immer
wieder heiß diskutierte 4-Tage-Woche
hat für die heimischen Befragten bei der
Jobsuche keine Top-Priorität. Die vorliegende
Umfrage lässt aber erkennen, dass
das komprimierte Arbeitszeitmodell bei
den Millennials und der Generation X im
Vergleich deutlich stärker gefragt wäre.
Ein spannendes Spezifikum der beiden
Generationen, die ein wichtiges Rückgrat
des Arbeitsmarktes bilden.
„Ein attraktives Gehalt bleibt das entscheidende
Kriterium bei der Jobsuche,
während ein gutes Arbeitsklima und
flexible Arbeitsmodelle wie Home-Office
weiterhin stark gefragt sind. Durch ganzheitliches
Leadership können Unternehmen
diese Trends aktiv mitgestalten und
die besten Talente langfristig für sich gewinnen.
Der Arbeitsmarkt-Kompass hilft
Leitbetrieben, Veränderungen frühzeitig
zu erkennen und gezielt darauf zu reagieren“,
so Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin
der Leitbetriebe Austria.
„Work hard, play hard“
„Hart arbeiten, gut leben“ – mit dieser
Philosophie können sich 60% der erwerbstätigen
Bevölkerung identifizieren.
Besonders stark ist dieser Gedanke in
den durch körperliche Arbeit geprägten
Branchen Bau (74%) und Industrie (68%)
ausgeprägt. Überstunden sind für viele
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
ein zweischneidiges Schwert. Fast 9 von
10 sind bereit, Mehrarbeit zu leisten, wenn
diese fair vergütet wird (86%). Dennoch
gibt es eine klare Mehrheit, die fordert,
dass Überstunden nicht an der Tagesordnung
stehen sollten (84%) bzw. besser
reguliert und kontrolliert werden sollten
(68%).
(RED)
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