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Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...

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pfung der Ausländerkrim<strong>in</strong>alität vorgestellt. Abschliessend werden die Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen der Politik <strong>in</strong> diesem Bereich gegenübergestellt.<br />

8.1 Statistiken<br />

In der Schweiz fehlt e<strong>in</strong>e umfassende Statistik über behördlich registrierte<br />

Straftaten, die e<strong>in</strong>en aussagekräftigen Vergleich zwischen Gruppen der<br />

ausländischen <strong>und</strong> der schweizerischen Bevölkerung zulassen würde.<br />

Dennoch werden anhand der bestehenden Statistiken immer wieder<br />

Auswertungen durchgeführt. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse<br />

der Polizeilichen Krim<strong>in</strong>alitätsstatistik, der Strafurteilsstatistik <strong>und</strong> der<br />

Vollzugsstatistik vorgestellt.<br />

Experten weisen immer wieder darauf h<strong>in</strong>, dass bei der Interpretation der<br />

Krim<strong>in</strong>alstatistiken Vorsicht geboten ist. Generell werden die Krim<strong>in</strong>alstatistiken<br />

nämlich zu Ungunsten der Migrantenbevölkerung <strong>in</strong>terpretiert,<br />

weil diese sich vorwiegend aus jungen Männern aus der sozialen<br />

Unterschicht mit e<strong>in</strong>em niedrigen sozialen Status zusammensetzt, die <strong>in</strong><br />

städtischen Ballungszentren wohnen (Haenni Hoti 2005: 26). Kontrolliert<br />

man h<strong>in</strong>gegen die Krim<strong>in</strong>alitätsraten <strong>in</strong> Bezug auf die Bevölkerungsstruktur<br />

<strong>und</strong> die soziale Schicht, nimmt die Übervertretung der Migrantenbevölkerung<br />

stark ab. Dennoch verschw<strong>in</strong>den selbst bei e<strong>in</strong>er kontrollierten Datenanalyse<br />

die Unterschiede zwischen den Referenzbevölkerungen nicht gänzlich<br />

(B<strong>und</strong>esamt für <strong>Migration</strong> 2006: 90).<br />

Die polizeiliche Krim<strong>in</strong>alitätsstatistik bietet e<strong>in</strong>e erste Übersicht über die<br />

Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> der Schweiz. Sie erweist sich aber <strong>in</strong>sofern als problematisch,<br />

als dass sie alle Anzeigen <strong>und</strong> nicht nur die Anzahl der Verurteilungen<br />

registriert. Sie zählt also auch diejenigen Tatverdächtigen, die niemals e<strong>in</strong>e<br />

Straftat verübt haben (Achermann <strong>und</strong> Schönenberger 2009: 33). Im Verlauf<br />

der Zeit hat die Anzahl der tatverdächtigten Personen <strong>in</strong> der Schweiz stark<br />

zugenommen, wobei die Zunahme <strong>in</strong>sbesondere auf die steigende Anzahl<br />

von Tatverdächtigen mit ausländischem Pass zurückzuführen ist: Waren im<br />

Jahre 1984 noch 30.1% der Tatverdächtigen Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer,<br />

so waren es im Jahre 2004 bereits 47% (Gabi Maurer 2006: 14). Die<br />

Zunahme der Anzeigen kann e<strong>in</strong>erseits auf e<strong>in</strong>e tatsächliche Zunahme der<br />

krim<strong>in</strong>ellen Taten zurückgeführt werden, andererseits weist sie aber auch auf<br />

die erhöhte Anzeigebereitschaft <strong>in</strong> der Bevölkerung h<strong>in</strong> (Achermann <strong>und</strong><br />

Schönenberger 2009 :34). E<strong>in</strong>e Analyse der <strong>in</strong> der Polizeilichen Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />

erfassten Strafverdächtigen im Jahre 2008 ergibt e<strong>in</strong>en Ausländeranteil<br />

152<br />

von 51%, wovon e<strong>in</strong> Drittel se<strong>in</strong>en Wohnsitz ausserhalb der Schweiz hatte. 75<br />

Da aber die Erhebung der polizeilichen Krim<strong>in</strong>alstatistik <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

nicht mit den Kantonen harmonisiert wurde, wurde im Jahre 2010 der<br />

Öffentlichkeit e<strong>in</strong>e neue Polizeistatistik vorgestellt.<br />

Die aktualisierte Polizeikrim<strong>in</strong>alstatistik für das Jahr 2009 ergibt, dass der<br />

Ausländeranteil bei den Beschuldigten im Bereich des Strafgesetzes bei<br />

47.8% liegt (B<strong>und</strong>esamt für Statistik 2010a: 8). 36% der Beschuldigten<br />

verfügten über e<strong>in</strong>e Aufenthalts- oder e<strong>in</strong>e Niederlassungsbewilligung <strong>in</strong> der<br />

Schweiz. Die Wohnbevölkerung mit ausländischem Pass ist gemessen an<br />

ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung bei den Beschuldigten übervertreten.<br />

Diese Feststellung trifft vor allem für die Asylant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Asylanten zu.<br />

Der hohe Ausländeranteil ist bei den Gewaltstraftaten <strong>und</strong> den Vergehen<br />

gegen das Betäubungsmittelgesetz besonders ausgeprägt (B<strong>und</strong>esamt für<br />

Statistik 2010a: 35,53). Die Verteilung der Beschuldigten nach Nationalitäten<br />

entspricht dagegen weit gehend den jeweiligen Bevölkerungsanteilen an der<br />

ständigen Wohnbevölkerung (B<strong>und</strong>esamt für Statistik 2010a: 24-28).<br />

Doch auch die Strafurteilsstatistik, die bei den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten als<br />

aussagekräftigste Statistik im Bereich der Krim<strong>in</strong>alität gilt, gibt ke<strong>in</strong><br />

korrektes Bild der Situation wieder. Problematisch an der Strafurteilsstatistik<br />

ist nämlich die Tatsache, dass sie ke<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen <strong>in</strong> der<br />

Schweiz wohnhaften Ausländern <strong>und</strong> Ausländern auf der Durchreise macht.<br />

Somit kann nicht präzisiert werden, welche Straftaten von Personen aus der<br />

ständigen Wohnbevölkerung verübt wurden. Die Tatsache, dass bestimmte<br />

Straftaten nur von Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländern verübt werden können, so<br />

z.B. Verstösse gegen das Asyl- <strong>und</strong> Ausländergesetz, führt ebenfalls zu e<strong>in</strong>er<br />

Übervertretung <strong>in</strong> den Urteilsstatistiken (Gabi Maurer 2006: 9).<br />

Der basel-städtische Kennzahlenbericht <strong>Integration</strong> weist auf e<strong>in</strong> Ungleichgewicht<br />

zu Ungunsten der Migrantenbevölkerung bei den Verurteilungsquoten<br />

h<strong>in</strong>. Es werden fast dreimal mehr Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer für<br />

e<strong>in</strong> Vergehen oder e<strong>in</strong>e Straftat verurteilt als Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizer<br />

(Grillon <strong>und</strong> Thommen 2008: 42). Dieses Ungleichgewicht zu Ungunsten der<br />

Ausländer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ausländer spiegelt sich ebenfalls <strong>in</strong> der nationalen<br />

Strafurteilsstatistik wider (Gabi Maurer 2006: 16). Allerd<strong>in</strong>gs weist der baselstädtische<br />

Kennzahlenbericht gleichzeitig darauf h<strong>in</strong>, dass das Alter <strong>und</strong> das<br />

Geschlecht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Verurteilungsquote ausüben: Frauen <strong>und</strong><br />

ältere Menschen verüben weniger Straftaten als Jugendliche <strong>und</strong> Männer.<br />

75 http://www.bfs.adm<strong>in</strong>.ch/bfs/portal/de/<strong>in</strong>dex/themen/19/03/02/key/02/straf-<br />

taten_im_e<strong>in</strong>zelnen.html.<br />

153

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