Migration und Integration in Basel-Stadt Ein «Pionierkanton» unter ...
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der Beziehung zwischen Bevölkerung <strong>und</strong> Polizei <strong>und</strong> die Sicherung e<strong>in</strong>er<br />
höheren Lebensqualität <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den/Städten (Kantonspolizei <strong>Basel</strong>-<br />
<strong>Stadt</strong> 2004: 4). Die Arbeitsmethode, auf der das Community Polic<strong>in</strong>g beruht,<br />
ist die „Vernetzung“ der verschiedenen Akteure. Die Ansprechpartner im<br />
Community Polic<strong>in</strong>g suchen den Kontakt mit der Bevölkerung sowie mit<br />
diversen staatlichen Stellen <strong>und</strong> nicht-staatlichen Akteuren. Je nach<br />
Arbeitsgebiet (Prostitution, Drogenhandel etc.) verändert sich die Zusammensetzung<br />
des Netzwerks.<br />
Beim Community Polic<strong>in</strong>g wird der Schwerpunkt der Polizeiarbeit von der<br />
Verfolgung von Straftaten auf die Verbrechensprävention verlagert. Mit<br />
dieser Verlagerung des Aufgabengebiets verändern sich die polizeilichen<br />
Aufgaben, denn die Polizei wird vermehrt zu e<strong>in</strong>em Dienstleistungserbr<strong>in</strong>ger<br />
<strong>und</strong> agiert nicht mehr länger ausschliesslich als Organisation zur<br />
Verbrechensbekämpfung. Parallel zu dieser neuen Funktion erfüllt die Polizei<br />
aber weiterh<strong>in</strong> die speziellen Kompetenzen <strong>und</strong> Aufgaben, die ihr von Gesetz<br />
wegen zugeschrieben s<strong>in</strong>d. Somit hat das Community Polic<strong>in</strong>g ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />
repressive Dimension. Tatsächlich beruht das Community Polic<strong>in</strong>g auf der<br />
Annahme, dass das Sicherheitsempf<strong>in</strong>den der Bevölkerung durch die<br />
Korrektur negativer Faktoren (Abfall <strong>in</strong> den Strassen etc.) gestärkt werden<br />
kann. E<strong>in</strong>e besondere Stellung nimmt dabei die Broken W<strong>in</strong>dows Theorie e<strong>in</strong>,<br />
die besagt, dass e<strong>in</strong>e zerbrochene Fensterscheibe möglichst schnell repariert<br />
werden muss, damit nicht alle Scheiben zerschlagen werden (Kantonspolizei<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> 2004: 9). Durch die Verb<strong>in</strong>dung präventiver <strong>und</strong> repressiver<br />
Polizeiaufgaben arbeitet das Community Polic<strong>in</strong>g darauf h<strong>in</strong>, die Sicherheit<br />
zu verbessern.<br />
Im Rahmen der Vernetzungsaktivitäten nehmen die Verantwortlichen im<br />
Community Polic<strong>in</strong>g Kontakte mit der Migrantenbevölkerung auf. Sie<br />
<strong>unter</strong>halten regelmässige Kontakte zu Migrantenvere<strong>in</strong>en, Kulturvere<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften (Moscheen, Kirchen etc.). Daneben versuchen<br />
sie, die Schwellenangst bei den „schwer Erreichbaren“ abzubauen. Bei der<br />
Arbeit mit dieser Personengruppe setzt das Community Polic<strong>in</strong>g bei Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen andere Methoden e<strong>in</strong>. Die Frauen, die bei der ECAP <strong>und</strong> K5<br />
Deutschkurse belegen, besuchen im Rahmen e<strong>in</strong>er Kurse<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>e Basler<br />
Polizeiwache. Der Kontakt zu den jungen Männern wird beispielsweise beim<br />
Fussballspielen <strong>in</strong> der Dreirosenhalle gesucht. Das Gespräch mit den<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertretern der Migrantengeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
führte dazu, dass e<strong>in</strong>igen Anzeigen vorgebeugt werden konnte. In e<strong>in</strong>em<br />
konkreten Fall konnte beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em<br />
Imam das Problem falsch geparkter Autos im Umkreis e<strong>in</strong>es Glaubenszentrums<br />
gelöst werden (Interview 9).<br />
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8.2.2 Mobile Jugendarbeit<br />
Beim Community Polic<strong>in</strong>g steht die Intensivierung der Kontakte mit der<br />
Gesamtbevölkerung im Vordergr<strong>und</strong>. Da die Krim<strong>in</strong>alitätsstatistiken darauf<br />
verweisen, dass junge Männer aus Risikogruppen eher zu del<strong>in</strong>quentem<br />
Verhalten neigen als andere Bevölkerungsgruppen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />
verschiedene Präventionsmassnahmen für diese Gruppe entwickelt worden.<br />
Hierbei spielt besonders die mobile Jugendarbeit e<strong>in</strong>e grosse Rolle, die im<br />
engen Kontakt zu den potenziellen „Risikogruppen“ steht. Die Zielgruppe der<br />
mobilen Jugendarbeit s<strong>in</strong>d junge Männer, die durch alle Maschen der<br />
Gesellschaft fallen, da sie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er staatlichen Statistik erfasst s<strong>in</strong>d.<br />
Die mobilen Jugendarbeiter arbeiten „aufsuchend“: Sie suchen zu e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Tageszeit e<strong>in</strong>en bestimmten Ort auf, weil sie wissen, dass sich<br />
die Jugendlichen dort aufhalten. Sie suchen die Jugendlichen täglich auf,<br />
damit e<strong>in</strong>e gewisse Regelmässigkeit <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeit im Kontakt<br />
hergestellt werden kann. Durch diese Regelmässigkeit kann e<strong>in</strong><br />
Vertrauensverhältnis entstehen. Treffen sich die Jugendlichen an e<strong>in</strong>em Ort,<br />
um Sport zu treiben (z.B. um Fussball zu spielen), so nehmen die<br />
Jugendarbeiter am Spiel teil. In e<strong>in</strong>em daran anschliessenden „gemütlichen<br />
Teil“ <strong>unter</strong>halten sie sich mit den Jugendlichen über ihre Probleme, ihr<br />
soziales Umfeld etc. Die mobilen Jugendarbeiter suchen den Dialog mit<br />
E<strong>in</strong>zelpersonen, aber auch mit Cliquen <strong>und</strong> Gruppen. Durch die Arbeit „auf<br />
der Gasse“ erreichen sie e<strong>in</strong> Publikum, das wenig Interesse an „stationären“<br />
Jugendtreffs <strong>und</strong> an den klassischen Angeboten der Jugendarbeit zeigt.<br />
Die mobile Jugendarbeit hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren auch gegen die<br />
Verdrängung der Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum gewehrt. In ihrer<br />
Funktion als Lobbyisten der Jugendlichen setzen sich die Jugendarbeiter<br />
dafür e<strong>in</strong>, dass sich die jungen Menschen an den Orten aufhalten dürfen, an<br />
denen sie gerne s<strong>in</strong>d. Kommt es dabei zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen (z.B. wegen<br />
Lärmbelastung) mit den Erwachsenen, suchen sie den Dialog mit den<br />
Betroffenen. Die mobile Jugendarbeit hat sich des Weiteren dafür e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
dass die Jugendlichen auch ausserhalb des Unterrichts auf den Schulhausplätzen<br />
Fussball spielen können, ohne dass sie von Hauswarten vertrieben<br />
werden. In e<strong>in</strong>igen Projekten werden die Jugendlichen auch als Botschafter<br />
oder Mediatoren herbeigezogen. Im Rahmen des Projektes Trash Talks<br />
wurden z.B. <strong>in</strong>teressierte Jugendlichen als Anti-„Litter<strong>in</strong>g“ Botschafter<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt der mobilen Jugendarbeit besteht dar<strong>in</strong>, den<br />
Jugendlichen Hilfestellungen bei der Planung ihrer Freizeitaktivitäten<br />
anzubieten. Erwähnenswert <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist das Projekt<br />
Midnight Sports, bei dem die Turnhallen des Pestalozzi-Schulhauses (St.<br />
Johann), des Dreirosenschulhauses (Kle<strong>in</strong>basel) <strong>und</strong> der OS Brunnmatt<br />
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