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vom Diener zum Gestalter - congena GmbH

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<strong>congena</strong>Texte 2007<br />

Spaß beiseite –<br />

Arbeit macht Spaß!<br />

Maren Puffert 3<br />

Dienst leisten –<strong>vom</strong> <strong>Diener</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gestalter</strong><br />

Jan Teunen 7<br />

Oikologische Unternehmenskultur –<br />

Nothing comes from nothing<br />

Susanne Köster-Liebrich 11<br />

Herzlich Willkommen im Instant Office –<br />

Professionell, flexibel und schnell<br />

Dr. Martin Kleibrink 15<br />

Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz –<br />

Müssen wir uns im Büro wohler fühlen als daheim?<br />

Stephan Schmidpeter 19<br />

Status –Marke oder Makel<br />

Mirjana Loitzl 21<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes –<br />

Individualität muss sein<br />

Herbert von Brandenstein 23<br />

Ergonomie –artgerechte Haltung?<br />

Conny Lang 25<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

…oder vielleicht doch?!<br />

Dagmar Schreiber 29<br />

Feedback online –kein Scherz!


Mirjana Loitzl 1<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Spaß beiseite –Arbeit macht Spaß!<br />

Vorwort<br />

Vielleicht fragen Sie sich gerade, ob das<br />

ein schlechter Scherz sein soll. Wassoll<br />

denn an der Arbeit noch Spaß machen<br />

bei dem permanent wachsenden Kosten-<br />

und Leistungsdruck? Zu allem<br />

Überfluss wirddann auch noch das repräsentative<br />

Einzelbüroauf die Größe<br />

einer Klosterzelle reduziert oder mit<br />

etwas Pech sogar ganz gestrichen. Der<br />

Schreibtisch gleicht einem Katzentisch<br />

und steht vielleicht auch noch in einem<br />

lärmigen Großraumbüro. Und unter<br />

diesen Umständen soll man immer mehr<br />

Leistung bringen –und womöglich<br />

auch noch Spaß dabei haben?! Aber<br />

man muss ja froh sein, überhaupt noch<br />

Arbeit zu haben und hofft dann eben,<br />

dass es mit 65 –pardon 67 –doch noch<br />

für die lang ersehnte Weltreise, das<br />

Segelboot oder das kleine Wochenendhaus<br />

im Grünen reicht.<br />

Diejenigen, die stolze Besitzer eines<br />

schnittigen Firmenwagens sind, freuen<br />

sich über die spritzige Fahrt <strong>zum</strong> Arbeitsplatz,<br />

beim Betreten des Büros<br />

hört der Spaß aber auf. Schließlich ist<br />

man ja <strong>zum</strong> Arbeiten da und das ist<br />

wirklich kein Grund <strong>zum</strong> Lachen!<br />

Ist das wirklich so? Muss das so sein?<br />

Sind wir wirklich alle Knechte profitgieriger<br />

Arbeitgeber?<br />

In dem Buch »Fish!« [1] kann man nachlesen,<br />

dass es auch anders geht. Es erzählt<br />

von der Motivation der Fischverkäufer<br />

am Pike Place Fischmarkt in<br />

Seattle –einem realen Ort –und dem<br />

Spaß, den sich die Fischverkäufer und<br />

ihren Kunden bei der Arbeit bereiten.<br />

Dabei handelt es sich wirklich nicht um<br />

einen sonderlich angesehenen Beruf.<br />

Und ein Einzelbürooder ein Firmenwagen<br />

stehen schon gar nicht in Aussicht.<br />

Mal ehrlich, wollen wir uns wirklich<br />

hauptsächlich über die Fläche des eigenen<br />

Arbeitsbereichs definieren und im<br />

Unternehmen bemerkbar machen? Ist<br />

denn wirklich die Größe des Schreibtisches<br />

von so weltbewegender Bedeutung,<br />

dass wir wochenlangen Widerstand<br />

auf uns nehmen, um diese zu<br />

verteidigen?<br />

Arbeitsplätze müssen in erster Linie<br />

den Anforderungen einer Aufgabe<br />

entsprechen und ein produktives Arbeiten<br />

gewährleisten. Aber eben der<br />

Aufgabe angemessen und nicht einer<br />

Hierarchiestufe angepasst. In modernen<br />

Bürokonzepten geht es nicht um die<br />

Flächenwirtschaftlichkeit allein. Eine<br />

breite Vielfalt an Gemeinschaftsflächen<br />

fördert den Austausch von Informationen<br />

auf kurzen Wegen, schafft Begegnungsqualität<br />

und bildet den Rahmen<br />

für ein Wir-Gefühl über Bereichsgrenzen<br />

hinaus, das die Grundlage für<br />

gemeinsamen Erfolg –und Spaß –bei<br />

der Arbeit bildet.<br />

»Bei uns gibt es kein Wir-Gefühl. Wir<br />

sind Einzelkämpfer und Gemeinschaftsflächen<br />

sind deshalb für uns nutzlos.«<br />

Auch solche Reaktionen hören wirzuweilen<br />

in unserer täglichen Arbeit. Hier<br />

können Teamspielregeln und Feedback<br />

Prozesse weiterhelfen. Diese tragen dazu<br />

bei, ein zwischenmenschliches Umfeld<br />

zu schaffen, in dem es nicht primär<br />

darum geht, die vermeintliche Konkurrenz<br />

auszuschalten, sonderndem Wissenspool<br />

einen Raum zu geben und –<br />

was noch viel wichtiger ist –indem die<br />

Freude an der gemeinsamen Arbeit<br />

und über die gemeinsamen Erfolge erlebbar<br />

wird. Arbeit kann Spaß machen.<br />

Die Hauptverantwortung dafür trägt<br />

aber jeder selbst!<br />

Mit den folgenden Beiträgen wollen<br />

wir <strong>zum</strong> Denken anregen und zu etwas<br />

mehr »Spaß an der Arbeit« beitragen.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

Literatur<br />

[1] Stephen C. Lundin, Harry Paul, John<br />

Christensen: Fish! Ein ungewöhnliches<br />

Motivationsbuch, Wien/Frankfurt:<br />

Wirtschaftsverlag Ueberreuter,2001


Maren Puffert 3<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Dienst leisten –<strong>vom</strong> <strong>Diener</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gestalter</strong><br />

Jeder kann seinen<br />

kleinen Teil beitragen,<br />

um Veränderungsprozesse<br />

gemeinsam<br />

zu meistern.<br />

Kleine Schritte, die meine Welt<br />

verändern<br />

Worauf bin ich in meinem Berufsleben<br />

besonders stolz? Wasdavon macht die<br />

Welt ein Stückchen besser? Ich stelle<br />

mir diese Frage immer wieder.Die<br />

langjährige Tätigkeit als Unternehmensberaterin,<br />

mit Schwerpunkt auf<br />

Organisationsberatung im Planungsvorfeld<br />

und bei der Realisierung und<br />

Betreuung von Bauvorhaben, führt zu<br />

einem selbstverständlichen Umgang<br />

mit Veränderungsprozessen, von denen<br />

immer sehr viele Menschen betroffen<br />

sind, meist Hunderte, manchmal<br />

Tausende. Veränderungsprozesse zu<br />

initiieren, zu steuernund zu einem Ergebnis<br />

zu führen, mit dem die deutliche<br />

Mehrheit der Betroffenen besser<br />

leben kann als vorher,das ist unser Beruf,<br />

das ist unser Ziel, das ist unsere<br />

Herausforderung. Wann haben wir<br />

Erfolg, wann versagen wir? Werentscheidet<br />

darüber?<br />

Werweiß, was besser ist?<br />

Natürlich gibt es keine absoluten Wahrheiten.<br />

Wirkönnen nur alles, was uns<br />

an Erkenntnissen zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt zur Verfügung steht, so aufbereiten<br />

und in Beziehung zueinander<br />

setzen, dass die Konsequenzen auf der<br />

Plus- und Minusseite deutlich werden<br />

und unter Abwägung aller Gesichtspunkte<br />

eine verantwortungsvolle Entscheidung<br />

getroffen werden kann.<br />

Rein objektiv könnte damit der Entscheidungsprozess<br />

guten Gewissens<br />

abgeschlossen werden. Das wäreaber<br />

zu wenig.<br />

Entscheiden können in diesem Prozess<br />

immer nur wenige, betroffen sind immer<br />

viele. UnsereAufgabe ist es, die<br />

Vorteile für das jeweilige Unternehmen<br />

herauszuarbeiten –ökonomische<br />

ebenso wie Status- und Imagevorteile.<br />

Dass ein Unternehmen nur dann im<br />

Wettbewerb erfolgreich sein kann,<br />

wenn seine wichtigste Ressource, die<br />

Mitarbeiter,mit der Unternehmensführung<br />

an einem Strang ziehen, ist<br />

nicht neu, verliert im Zuge der Globalisierung<br />

allerdings erschreckend an Bedeutung.<br />

Wirals <strong>congena</strong> sind heute<br />

mehr denn je der Meinung, dass Mitarbeiter<br />

in Veränderungsprozesse von<br />

Unternehmen aktiv eingeschaltet werden<br />

müssen. Die damit zwangsläufig<br />

verbundenen Konflikte verlangen Arbeit,<br />

Energie, Ausdauer und Mut. Die<br />

erzielbaren Veränderungen schaffen<br />

Aufbruch, Gemeinschaft, Identifikation,<br />

Selbstbewusstsein und neue Energie.<br />

Dieses Potenzial sollte sich kein Unternehmen<br />

entgehen lassen.<br />

Konflikt ist Freiheit<br />

Konflikt ist Freiheit! Freiheit, sich auseinanderzusetzen,<br />

Freiheit, etwas<br />

Neues zu gestalten, Freiheit, über sich<br />

selbst zu bestimmen.<br />

Ein Gegenüber,mit dem sich ein Konflikt<br />

austragen lässt, bis zu einem Ergebnis,<br />

einer neuen Realität, ist nicht leicht<br />

zu finden. Wirwollen mit unserer Arbeit<br />

und Arbeitsweise dazu beitragen. Beitragen<br />

zu einer Kultur,inder sich jeder<br />

Mitarbeiter jeden Tagumeine winzige<br />

Kleinigkeit kümmert, die am Abend<br />

nicht mehr so ist, wie sie es noch am<br />

Morgen war.Natürlich nur dann, wenn<br />

wir sie morgens für verbesserungswürdig<br />

und -fähig gehalten haben.<br />

Maren Puffert<br />

Beraterin<br />

<strong>congena</strong>, München


Maren Puffert<br />

Dienst leisten –<strong>vom</strong> <strong>Diener</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gestalter</strong><br />

4<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Auch kleine Gesten<br />

fördern das Wohlbefinden<br />

am Arbeitsplatz.<br />

Welcher Vorgesetzte hat <strong>zum</strong> Beispiel<br />

das Recht, über meine Lebensqualität<br />

zu bestimmen? Die Frage anders gestellt:<br />

welchem Vorgesetzten, welchem<br />

Menschen überhaupt, räume ich das<br />

Recht ein, über meine Lebensqualität<br />

zu bestimmen? Warum lasse ich das<br />

zu? Wessen Angelegenheit ist es?<br />

Natürlich ist niemand auf der Welt frei<br />

von Zwängen und Abhängigkeiten.<br />

Freiheit heißt nicht, alles tun zu können,<br />

was man möchte, sonderndas<br />

tun zu dürfen, was einem selber und<br />

der Gemeinschaft nützt.<br />

Dienstleister als aktiver <strong>Gestalter</strong><br />

Nehmen wir die nicht sehr angesehene<br />

Dienstleistungsqualität in Deutschland.<br />

Jeder freut sich über die freundliche<br />

Verkäuferin, den Busfahrer,der an der<br />

Haltestelle auf einen wartet, den Ober,<br />

der einen korkigen Wein anstandslos<br />

zurück nimmt. Alle drei Dienstleister<br />

gehören in Deutschland nicht gerade<br />

zu den angesehensten Berufsgruppen.<br />

Die Freundlichkeit, oder in der Sprache<br />

des Marketings ausgedrückt, das kun-<br />

denorientierte Verhalten der Angestellten,<br />

lässt sich also sicherlich nicht aus<br />

dem Stolz erklären, gerade zu dieser<br />

Berufsgruppe zu gehören. Alle drei<br />

schaffen sich im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches<br />

ihreindividuellen<br />

Entscheidungs- und Handlungsspielräume.<br />

Sie sind im Einzelfall nicht groß,<br />

können aber in jedem Einzelfall eine<br />

große Wirkung haben –und zwar für<br />

den Gebenden ebenso wie für den<br />

Empfangenden.<br />

Welche Möglichkeiten hat jeder von<br />

uns jeden Tag, sich gegen oder für eine<br />

ausgesprochene oder auch unausgesprochene<br />

Regel zu entscheiden, sie<br />

individuell zu interpretieren, sie menschlich<br />

zu gestalten, ihr ein persönliches<br />

Gesicht zu geben?<br />

Zeugt es nicht von hoher Lebensqualität,<br />

wenn ich mir meine kleinen Erfolgserlebnisse<br />

jeden Tagaufs Neue schaffen<br />

kann? Ich unterstütze einen Kollegen<br />

bei einer Arbeit, das ist ein einfacher<br />

Weg<strong>zum</strong> persönlichen Wohlfühlen.<br />

Ich gebe etwas und erhalte ein direktes<br />

Feedback. Ich setze mich mit meinem<br />

Vorgesetzten über die Zielsetzung und<br />

die Zielerreichung bei einer Aufgabenstellung<br />

auseinander.Das kann schon<br />

schwieriger sein. Unterschiedliche Vorstellungen<br />

prallen aufeinander.Mir<br />

macht die Arbeit nur Spaß, wenn ich<br />

den Sinn dessen, was ich tun soll, akzeptieren<br />

kann –dann ist meine Arbeit<br />

auch gut, sehr gut sogar.Also muss ich<br />

dafür kämpfen, diesen Punkt zu erreichen.<br />

In der Regel hat der Vorgesetzte –


Maren Puffert<br />

Dienst leisten –<strong>vom</strong> <strong>Diener</strong> <strong>zum</strong> <strong>Gestalter</strong><br />

5<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

nach anfänglichem Unmut über die Störung<br />

–Respekt und Anerkennung für das<br />

Engagement und das bessereErgebnis. Mir<br />

selbst hat dieser kleine Erfolg Energie gegeben.<br />

Energie, die mich wach macht für die<br />

nächste Herausforderung.<br />

Love it, change it, leave it!<br />

Es sind nicht die großen Dinge, die die Welt<br />

bewegen. Es sind die vielen kleinen Erlebnisse,<br />

Erfolge, Dispute, die einen Tagzueinem<br />

unverwechselbaren Erlebnis machen.<br />

Das Jammernüber die Unfähigkeit der Anderen<br />

schützt nur davor,die eigenen Potenziale<br />

kritisch zu betrachten. Die Energie,<br />

über die ein Mensch verfügt, ist nicht beliebig<br />

vermehrbar.Der Einsatz der Energie ist<br />

aber steuerbar.Ich setze die Prioritäten, ich<br />

entscheide mich aktiv für oder gegen eine<br />

Handlungsweise, ich bestimme meine Lebensqualität<br />

–kein anderer!<br />

Diese Haltung in meiner täglichen Beratertätigkeit<br />

auszustrahlen, sie aktiv<br />

zu leben, verbunden mit der unerschütterlichen<br />

Überzeugung, dass sie<br />

zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität<br />

beiträgt, darauf bin ich<br />

stolz. Und dies geht weit über ein an<br />

sich uninteressantes persönliches Bekenntnis<br />

hinaus. Mit diesem Bekenntnis<br />

zur Veränderung unserer Welt in<br />

kleinen Schritten, durch jeden Einzelnen<br />

von uns, egal an welcher Stelle er<br />

seine Aufgaben erfüllt, wirdaus meiner<br />

Sicht die einzige Grundlage zur lebensund<br />

liebenswerten Veränderung unsererWelt<br />

geschaffen.<br />

Werandere unterstützt,<br />

gestaltet das<br />

Arbeitsklima aktiv<br />

mit.


Anzeige 6<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

<strong>congena</strong>Zwischenraum<br />

Veranstaltungsreihe der <strong>congena</strong><br />

Anlässlich des 35-jährigen<br />

Firmenjubiläums<br />

haben wir die Veranstaltungsreihe<br />

<strong>congena</strong>Zwischenraum<br />

ins Leben gerufen.<br />

Dieses Forum bietet die<br />

Möglichkeit abseits des<br />

Alltagsgeschehens<br />

Exkurse zu den Themen<br />

»Qualität, Zukunft und<br />

Leidenschaft« zu unternehmen.<br />

»Führen mit Leidenschaft«<br />

Im März 2006 referierte Professor Dr.<br />

Peter Nieschmidt im <strong>congena</strong>Zwischenraum<br />

über Tradition und Zukunft von<br />

Arbeit und Führung. Er zeigte in seinem<br />

spannenden und unterhaltsamen<br />

Vortrag auf, dass in den Köpfen vieler<br />

Mitarbeiter noch viel ungenutztes Potenzial<br />

steckt, das auf seine Entdeckung<br />

und Entwicklung wartet. Gute Mitarbeiterführung<br />

ist immer auch mit der<br />

Schaffung von Freiräumen für die Mitarbeiter<br />

verbunden. Nach seiner Meinung<br />

ist eine zentrale Aufgabe künftiger<br />

Führungskräfte, die soziale Integration<br />

der Mitarbeiter zu fördernund eine<br />

Verbindung zu schaffen zwischen dem<br />

Leben, dem Erlebten und der Arbeitswelt.<br />

Unter Führungshandeln sollte<br />

man eine sehr persönliche Handlungskompetenz<br />

verstehen und nicht eine<br />

mechanisch angewendete Methode,<br />

denn die Adressaten des Führungshandeln<br />

sind nicht bloß komplizierte Gegenstände<br />

oder eigenwillige Materialien,<br />

auf die man technisch optimal<br />

reagieren kann, sondernindividuelle<br />

Menschen. Das Fazit von Professor Dr.<br />

Nieschmidt: Bietet die berufliche Arbeitswelt<br />

keinen Raum und keine Möglichkeit<br />

zur Selbstentfaltung des Mitarbeiters,<br />

wirdersich diese Möglichkeit<br />

woanders suchen und damit seine besten<br />

Potenziale außerhalb des Betriebes<br />

realisieren. Hat ein Unternehmen nicht<br />

die dafür geeigneten Führungskräfte<br />

ausgebildet und angeleitet, hört es<br />

bald auf, ein Unternehmen zu sein.<br />

»Die Vermessung der<br />

unternehmerischen Welt«<br />

Prof. Dr.Stephan A. Jansen, Gründungspräsident<br />

der Zeppelin University,<br />

Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur<br />

und Politik in Friedrichshafen, stellte<br />

im Juli 2006 den 30 geladenen Gästen<br />

interessante Fragen, u.a.: In welcher<br />

Welt leben wir eigentlich? Die Antwort:<br />

In einer Welt von Paradoxien.<br />

Laut Charles Handy,dem irischen Ma-<br />

nagementphilosophen agieren die Unternehmen<br />

in einem »age of paradox«<br />

(1994). Jansen beleuchtet ausgewählte<br />

Paradoxien und kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass gute Manager Paradoxiekünstler<br />

sein müssen –imGemengelage<br />

des »Sowohl-als-Auch«. Als Fazit gewinnt<br />

Prof. Jansen die Erkenntnis, dass<br />

in dieser paradoxen unternehmerischen<br />

Welt aus strikt ökonomischen Gründen<br />

alle Kapitalien eines Unternehmens<br />

gleichzeitig ins Kalkül gezogen werden<br />

müssen.<br />

»Viele Stimmen –ein Ziel:<br />

Das orchestrale Wechselspiel der<br />

Kräfte«<br />

Christian Gansch war schon immer über<br />

den rein künstlerischen Blickwinkel hinaus<br />

am Musikbetrieb interessiert. Daher<br />

wechselte er nach seiner Tätigkeit<br />

bei den Münchner Philharmonikerndie<br />

Perspektive und ging in die Musikindustrie,<br />

als Produzent für die Deutsche<br />

Grammophon <strong>GmbH</strong>. Seit einigen Jahrenist<br />

er als Dirigent international erfolgreich.<br />

Im November 2006 illustrierte er<br />

beim <strong>congena</strong>Zwischenraum in Wort,<br />

Bild und akustischem Erlebnis, was Unternehmen<br />

von Orchesternlernen können,<br />

um den besonderen Charakter<br />

eines Klangkörpers zu entwickeln. In<br />

einem Symphonieorchester arbeiten<br />

bis zu hundert individuell ausgebildete<br />

Spitzenkräfte auf engstem Raum zusammen,<br />

ohne während der Arbeit je<br />

die Chance <strong>zum</strong> Rückzug in einen eigenen<br />

Raum zu erhalten. Ein Orchester<br />

stellt ein Paradebeispiel für ein ausbalanciertes,<br />

kreatives und reaktionsfähiges<br />

Ensemble dar.Aufgrund seiner Erfahrungen<br />

im Spannungsfeld von Kunst<br />

und Wirtschaft analysierte Christian<br />

Gansch die Analogien der Kommunikations-<br />

und Führungsstrukturen von Unternehmen<br />

und Symphonieorchester<br />

und zeigte einen konstruktiven Transfer<br />

von Lösungsstrategien für Unternehmen<br />

auf.<br />

Uns und unseren Gästen<br />

hat die Auseinandersetzung<br />

mit den<br />

vielseitigen Themen<br />

und Referenten viel<br />

Spaß gemacht.<br />

Wirfreuen uns auf die<br />

Fortsetzung unserer<br />

Veranstaltungsreihe<br />

in 2007.


Jan Teunen 7<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Oikologische Unternehmenskultur<br />

Nothing comes from nothing<br />

» Achte auf deine Worte, denn sie werden<br />

deine Handlungen. Achte auf<br />

deine Handlungen, denn sie werden<br />

deine Gewohnheiten. Achte auf deine<br />

Gewohnheiten, denn sie werden dein<br />

Charakter.Achte auf deinen Charakter,<br />

denn er wird dein Schicksal.«<br />

Talmud<br />

Die Geschäftsführer eines Traditionsunternehmens,<br />

die einander nicht grün<br />

sind, zerstören die Tradition des Unternehmens.<br />

Dennoch hat dieses Unternehmen<br />

eine Unternehmenskultur.<br />

Ebenso hat ein ehemaliges Familienunternehmen<br />

Unternehmenskultur,das<br />

von Private Equity Gesellschaften übernommen<br />

wurde und deren neue Vorstände<br />

sich in Folge der Übernahmeturbulenzen<br />

in einem Sicherheitstrakt<br />

verschanzen müssen, um sich vor<br />

Übergriffen seitens der Belegschaft zu<br />

schützen.<br />

Auch das bekannte Unternehmen, das<br />

damit wirbt, dass eine einstige Todsünde<br />

geil sei und die Konkurrenz mit<br />

Abmahnungen und Klagen überzieht,<br />

verfügt über eine Unternehmenskultur.<br />

Wirsehen daraus, dass der Begriffder<br />

Unternehmenskultur für sich betrachtet<br />

bedeutungslos ist, denn jedes Unternehmen<br />

hat Unternehmenskultur.<br />

Der BegriffUnternehmenskultur ist<br />

dehnbar wie ein Gummiband.<br />

Deshalb lassen sich Unternehmen nur<br />

nach Art und Maß ihrer Kultur unterscheiden.<br />

Eine Unternehmenskultur<br />

setzt sich aus Werten, Ansichten, Zielsetzungen<br />

und Gewohnheiten zusammen.<br />

Aber welche sind das?<br />

Eine Vielzahl von Unternehmen lähmt<br />

durch ihreUnternehmenskultur das<br />

Engagement der Mitarbeiter und verbreitet<br />

Angst. Laut »brand eins« engagieren<br />

sich in Deutschland nur 14%<br />

der Beschäftigten für ihr Unternehmen<br />

und ein renommiertes Institut ermittelte,<br />

dass 60% aller Beschäftigten mit<br />

berufsbezogenen Ängsten am Arbeitsplatz<br />

sind. Angst ist unproduktiv,zerstört<br />

sie doch Geistesgegenwart, lässt<br />

die Inspiration versiegen und trocknet<br />

das kritische Bewusstsein aus. Angst ist<br />

ein Verlustproduzent auf ganzer Linie.<br />

Unternehmenskulturen, die Angst produzieren,<br />

sind destruktiv und belastend.<br />

Das Resultat destruktiver Unternehmenskulturen<br />

ist ein Verlust der<br />

Ausgewogen- und Angemessenheit.<br />

Die Alternative sind oikologische Unternehmenskulturen.<br />

Sie entstehen bei<br />

Unternehmen, die versuchen, alles in<br />

ihrem unternehmerischen Handeln zu<br />

berücksichtigen –eben das Ganze, den<br />

Oikos. In ihren Bilanzen sind ausdrücklich<br />

die Einheit der Dinge, des Menschen,<br />

der Gesellschaft und der Natur<br />

ausgewiesen. Oikologische Unternehmenskulturen<br />

tragen <strong>zum</strong> Erreichen einer<br />

natürlichen, gesellschaftlichen und<br />

individuellen Angemessenheit bei. Sie<br />

beschützen und motivieren ihreMitarbeiter<br />

und produzieren Glück statt<br />

Angst. Unternehmen, die sich eine solche<br />

Kultur erarbeiten, gehen konform<br />

mit dem Artikel 1der Allgemeinen Erklärung<br />

der Menschenrechte: »Alle<br />

Menschen sind frei und gleich an Würde<br />

und Rechten geboren. Sie sind mit<br />

Vernunft und Gewissen begabt und<br />

Jan Teunen<br />

Cultural Capital<br />

Producer<br />

Teunen Konzepte<br />

<strong>GmbH</strong>, Geisenheim


Jan Teunen<br />

Oikologische Unternehmenskultur<br />

8<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Im Zuge der Globalisierung<br />

muss eine<br />

»Weltethik« für Unternehmengeschaffen<br />

werden, die alle<br />

Kulturen umfasst und<br />

gleichzeitig jeder einzelnen<br />

Kultur ihren<br />

eigenen Raum lässt.<br />

sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit<br />

begegnen.«<br />

Die Realität sieht anders aus. Im Durchschnitt<br />

geht ein Drittel aller Investitionen<br />

verloren durch innere–das heißt<br />

personalbedingte –Reibereien. Informationen<br />

werden blockiert, Mitarbeiter<br />

harmonieren nicht oder missverstehen<br />

sich, werden krank durch das Gefühl,<br />

in dem Unternehmen nicht weiter zu<br />

kommen oder unterdrückt zu sein. All<br />

das nimmt die Motivation bei der Arbeit<br />

und schwächt die Wirtschaftskraft<br />

eines Unternehmens. Der Tatbestand<br />

wirdimmer häufiger Gegenstand von<br />

Untersuchungen, denn die Menschen<br />

verstehen, dass Wirtschaftskraft nicht<br />

nur Geldflüsse in Bewegung bringt,<br />

sondernvor allem Motor von Gesellschaft<br />

und Moral, von Kultur und<br />

Ästhetik ist bzw.sein soll.<br />

Um diese umfassende Kraft auszubilden,<br />

müssen sich Unternehmen um die<br />

Ausgewogenheit von wirtschaftlicher<br />

und ethischer Verantwortung kümmern.<br />

Diese Ausgewogenheit ist die<br />

Voraussetzung für das Entstehen einer<br />

oikologischen Unternehmenskultur,<br />

aus der sich die Werte Dialogbereitschaft<br />

und Solidarität, Achtsamkeit<br />

und Verantwortung entwickeln lassen.<br />

Sitte, Moral und Ethik versammeln die<br />

Werte einer Gemeinschaft. Sie verbinden<br />

zuerst die Menschen miteinander,<br />

sollten aber auch die Gemeinschaft mit<br />

der Natur und dem Naturstoffverbinden.<br />

Unter den Bedingungen der Globalisierung,<br />

in der die Menschheit zu einer<br />

Weltgemeinschaft zusammenwächst,<br />

muss auch die Ethik zusammenwachsen.<br />

Sie muss zu einer Weltethik werden.<br />

Eine Weltethik fasst alle Kulturen<br />

zusammen, lässt ihnen aber die Eigenständigkeit.<br />

In einem solchen Modell<br />

findet ein ideeller demokratischer Diskurs<br />

zwischen den Kulturen statt. Unternehmen<br />

mit einer so weit gefassten<br />

Ethik entwickeln eine oikologische, das<br />

heißt positive Unternehmenskultur.<br />

Das unternehmerische Handeln einer<br />

oikologischen Unternehmenskultur besteht<br />

im Erarbeiten von Strukturen, die<br />

es ermöglichen, die Mitarbeiter für die<br />

Arbeit, für das Miteinander und das Engagement<br />

für Natur und Gesellschaft<br />

zu motivieren. Eine solche Unternehmenskultur<br />

produziert in allen Bereichen<br />

Qualität –imgegenseitigen Handeln,<br />

in der Arbeit und in der Art, die<br />

Dinge zu produzieren und zu konsumieren.<br />

Darin steckt der Gedanke, dass der<br />

Mensch nicht nur sich und dem Unternehmen,<br />

sondernauch einem allgemeinen<br />

Zweck zu dienen bereit ist.<br />

Geld ist nicht die Mitte des Lebens. Der<br />

Mensch muss das ganze Haus besorgen,<br />

das heißt für die Ordnung des<br />

Hauses Sorge tragen. Das Unternehmen,<br />

das ein gut besorgtes Haus ist,<br />

bedeutet Schutz und Wirtschaftlichkeit<br />

(das ist die Ökonomie), Zusammengehörigkeit<br />

und Naturpflege (das ist<br />

die Ökologie). Nur wer sein Haus gut<br />

besorgt, bringt es in eine angemessene<br />

Relation zu dem großen Haus, dem<br />

Kosmos. Das ist der Beginn der Nachhaltigkeit.


Jan Teunen<br />

Oikologische Unternehmenskultur<br />

9<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Ethik, diese auf das Handeln ausgerichtete<br />

philosophische Disziplin, wirdin<br />

der krisengeschüttelten Gegenwart<br />

wieder beachtet, weil ethische Fragen<br />

in Zeiten erörtert werden, in denen unsereWertvorstellungen<br />

nicht mehr mit<br />

der gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />

übereinstimmen. Wasbedeutet dies<br />

für Unternehmen, die anderen Unternehmen<br />

dabei helfen, sich in der Welt<br />

einzurichten, also für Unternehmensberater,Planer<br />

und Projekteinrichter?<br />

Eine Hauptaufgabe von Unternehmen,<br />

die andereUnternehmen einrichten, ist<br />

es, Poesie zu schaffen. Und somit Fragen<br />

nach der Herkunft von Produkten<br />

zu stellen, nach Herstellungsverfahren,<br />

nach Zukunft und Nachhaltigkeit. Fragen<br />

nach den Verfahrensweisen und<br />

danach, wie viel Energie für ein Produkt<br />

aufgewendet und wie viel Naturstoff<br />

bewegt werden muss.<br />

Einrichtungsgegenstände sind Produkte.<br />

Der Stoffwirdmit der Hand aus der<br />

Erde hervorgeführt. Das Resultat ist das<br />

Producere–das Herausgeführte. Mit<br />

der Verwandlung der Natur durch die<br />

menschliche Hand begann die Evolution<br />

der Gegenstände und mit ihr die Geschichte<br />

der Gestaltung im engeren<br />

Sinne. Da das der Natur Entnommene<br />

dem Bereich der Götter angehörte,<br />

musste es sorgsam behandelt werden.<br />

Es war die Sorgfalt im Produzieren,<br />

Herstellen und Gestalten, welches das<br />

der Natur Entnommene in den Rang<br />

des Kostbaren erhob. Hierin liegt ein<br />

Ursprung aller Gestaltungsethik, da<br />

das Schonen des Gegenstandes –das<br />

ist seine Schönheit –als Ausgleich für<br />

die Verletzung des Naturstoffes durch<br />

seine Gestaltung aufgefasst wurde.<br />

Gute Einrichter sehen das auch heute<br />

so, und das Ergebnis ihrer Arbeit sind<br />

deswegen Einrichtungen von hoher<br />

Qualität. Eine Qualität, die dazu beiträgt,<br />

dass dem Unternehmen als Haus die<br />

Verbindung mit dem Haus des Kosmos<br />

gelingt.<br />

Wenn Unternehmen nachhaltig tätig<br />

sind, erweiternsie die Produkt- und<br />

Marktorientierung ausdrücklich um die<br />

Gesellschaftsorientierung. Das wirdjedoch<br />

nur dann gelingen, wenn sich die<br />

Stakeholder des Unternehmens engagieren.<br />

Dazu müssen sie motiviert, also<br />

von innen her bewegt werden. In dem<br />

Zusammenhang spielt die Qualität der<br />

Einrichtung eine wesentliche Rolle.<br />

Qualität und gute Form sollten eine<br />

große Verpflichtung für jeden sein, denn<br />

sie haben einen starken Einfluss auf die<br />

Entwicklung und auf das Wohlbefinden<br />

des Menschen. Die gute Qualität<br />

wirkt über die Sinnesorgane positiv auf<br />

das Gemüt der Menschen und ist verantwortlich<br />

für das, was wir Lebenssinn<br />

nennen. Das macht deutlich, dass eine<br />

schöne und den Aufgaben angemessene,<br />

eine sachliche und anregende Einrichtung<br />

Bestandteil einer oikologischen<br />

Der Wegzur oikologischenUnternehmenskultur<br />

ist lang<br />

und bisweilen steinig;<br />

da alle Bestandteile<br />

des Unternehmens<br />

ihre Berücksichtigung<br />

finden, ist er jedoch<br />

mehr erfolgversprechend<br />

als ein lediglich<br />

auf Wirtschaftlichkeit<br />

ausgerichteter Ansatz.


Jan Teunen<br />

Oikologische Unternehmenskultur<br />

10<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Unternehmenskultur ist. Schönheit<br />

stützt den guten Geschmack; Angemessenheit<br />

macht die Arbeit effizient;<br />

Sachlichkeit beruhigt bei der Arbeit;<br />

Anregung belebt die Kreativität. Schönheit,<br />

Angemessenheit, Sachlichkeit<br />

und Anregung erzeugen ein positives<br />

Selbstbild und geben den Menschen<br />

einen Ruhepunkt. Ruhe ist wichtig,<br />

damit der Mensch mit Freude, Gelassenheit<br />

und Kreativität seine Arbeit<br />

verrichten kann.<br />

Meinen kleinen Exkurs <strong>zum</strong> Thema Unternehmenskultur<br />

runde ich mit einer<br />

Ermutigung für die Leser ab: Jeder kann<br />

an seinem Ort dazu beitragen, das<br />

Unternehmen zu oikologisieren. Wer<br />

z.B. andereUnternehmen einrichtet,<br />

kann <strong>zum</strong> Botschafter des Schönen<br />

und der Nachhaltigkeit (Schonen) werden,<br />

er kann guten Geschmack verbreiten,<br />

Wissen weitergeben und Motivation<br />

fördern. Ich schließe mit der einfachen<br />

und optimistischen Weisheit des<br />

chinesischen Lehrmeisters Me˜ngTzũ:<br />

»Es ist möglich als großer Mensch zu<br />

handeln.« Möge er ein Motiv werden<br />

für unser aller berufliches und kulturelles<br />

sowie privates und gesellschaftliches<br />

Engagement.<br />

˘


Susanne Köster-Liebrich 11<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Herzlich WillkommenimInstant Office<br />

Professionell, flexibel und schnell<br />

Instant Offices sind<br />

Qualität, Flexibilität<br />

und Zeitersparnis auf<br />

Abruf.<br />

Viele Schlagworte preisen die Geschäftsidee<br />

»Büroals Dienstleistung« an, die<br />

eine wahreMarktlücke zu schließen<br />

scheint: Instant Office, Plug and Work,<br />

Exclusive Office Spaces, Business Center,Office<br />

Center,Flexible Office …Der<br />

Begriff»Instant Office« beschreibt die<br />

Eigenschaften dieser Büros aber am<br />

treffendsten.<br />

Verbindliche Brachenkennzahlen über<br />

diese Bürodienstleistung gibt es nicht.<br />

Business Center bieten ihreDienste in<br />

Deutschland inzwischen an mehr als<br />

110 Standorten an. Einer der führenden<br />

Anbieter alleine betreibt weltweit<br />

ca. 114.000 Büroarbeitsplätze mit einheitlich<br />

hohem Qualitätsstandardan<br />

750 Standorten in 60 Ländernund 350<br />

Städten –davon 25 Center in zwölf<br />

deutschen Städten.<br />

Alle Business Center haben eine gute<br />

bis sehr gute Adresse, Verkehrsanbindung<br />

und Infrastruktur –die wesentlichen<br />

Aspekte für deren Akzeptanz und<br />

Attraktivität<br />

Auf den Punkt gebracht!<br />

Das Bestechende an der Idee –neben<br />

der attraktiven Lage –sind die unschlagbareServicequalität<br />

und die Flexibilität:<br />

angefangen <strong>vom</strong> Mailbox Service bis<br />

zur professionellen Bürolösung wird<br />

das gesamte Spektrum geboten. Ziel ist<br />

es, die vielfältigen Kundenwünsche<br />

uneingeschränkt umzusetzen und zu<br />

erfüllen. Nichts ist unmöglich!<br />

Das Konzept des »Instant Office« entstand<br />

Ende der 80er Jahre, damit Geschäfte<br />

außerhalb des Firmenstandorts<br />

auch woanders als in Hotels abgewickelt<br />

werden konnten. »Your office is where<br />

you are.« Internet und neue Potenziale<br />

der IT machten damals das Arbeiten<br />

außerhalb des eigenen Bürohauses<br />

möglich.<br />

Nutzer dieses Büroangebots berichten,<br />

dass es in vielen Situationen wirtschaftlicher<br />

ist, das Angebot von Business<br />

Centernzunutzen, anstatt viel Zeit und<br />

Energie in das Aufspüren von Restflächen<br />

im eigenen Bestand mit Umbau-,<br />

Umzugs- und Infrastrukturaufwand<br />

zu investieren.<br />

Business Center sind schnell und flexibel<br />

und es gibt keine langfristigen Verbindlichkeiten<br />

–jede Nutzungsdauer<br />

ist möglich! Die Kunden haben Zugang<br />

zu einem Center Netzwerk und können<br />

weltweit buchen. Innerhalb von 24<br />

Stunden werden Arbeitsplätze bereitgestellt.<br />

Eine permanente Verfügbarkeit<br />

von perfekter technischer Infrastruktur<br />

und Dienstleistungen ist gewährleistet.<br />

Einzug und Auszug sind absolut unkompliziert.<br />

Die Mitarbeiter müssen nur<br />

ihr persönliches Hab und Gut packen<br />

und sitzen bereits am nächsten Tagan<br />

ihrem neuen, funktionstüchtigen Arbeitsplatz.<br />

Susanne<br />

Köster-Liebrich<br />

Beraterin<br />

<strong>congena</strong>, München


Susanne Köster-Liebrich<br />

Herzlich Willkommen im Instant Office<br />

12<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Das Instant Office<br />

funktioniert nach dem<br />

Baukastenprinzip:<br />

Das Angebot ist modular<br />

kombinierbar.<br />

Ein interessantes Angebot<br />

Start-Up-Unternehmen und Firmengründungen,<br />

die noch nicht wissen,<br />

wohin der Weggeht, nutzen das Angebot,<br />

um sich nicht mit dem Risiko eigener<br />

Flächen zu belasten. Etablierte<br />

Unternehmen bringen externe Mitarbeiter<br />

oder reisende Geschäftsleute<br />

unter,die nur kurz in einer Stadt sind<br />

oder nicht in den eigenen Büroräumen<br />

arbeiten sollen. Darüber hinaus können<br />

Flächenengpässe kompensiert<br />

werden –bei temporären Projekten<br />

oder bis unternehmenseigene Flächen<br />

geschaffen sind.<br />

Verschiedenste Nutzungsarten sind<br />

denkbar: Vollzeitbüro, Zweigniederlassungen<br />

in lokalen Märkten, Projektbüro,<br />

Start Up Büro, Teamraum, Hot<br />

Desking, Shared Offices, Büros für eine<br />

monatlich vereinbarte Nutzungsdauer<br />

auf Stundenbasis, Network Access …<br />

Ein breites Spektrum an Kommunikationseinrichtungen<br />

steht zur Verfügung:<br />

Konferenz- und Besprechungsräume,<br />

Audio-, Video-, Webkonferenz. Darüber<br />

hinaus können Kunden das breite<br />

Angebot an Bürodienstleistungen in<br />

Anspruch nehmen: Virtual Office, Mailbox<br />

Service, mehrsprachiger Sekretariats-,<br />

Übersetzungs- und Telefonservice,<br />

Call Center,Desktop-Publishing und<br />

Catering.<br />

Wo bleibt die Identifikation mit<br />

dem eigenen Unternehmen?<br />

Wird man im »Instant Office« Teil der<br />

Unternehmenskultur des jeweiligen<br />

Anbieters? Arbeitsplätze in verlässlichem<br />

Standard–wie in einer Hotelkette.<br />

Man kennt sich schnell aus, aber<br />

fühlt man sich auch »zu Hause«?<br />

Opfert man die eigene Unternehmensidentität<br />

den Vorgaben des jeweiligen<br />

Anbieters?<br />

Die Antwort auf diese Fragen ist situationsabhängig.<br />

Ein Reisender ist froh von Vancouver bis<br />

Abu Dhabi vergleichbareStandards<br />

vorzufinden, wenn er für wenige Tage<br />

einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz<br />

benötigt –die »Instant Atmosphäre«<br />

eben.<br />

Wenn ein Unternehmen in der eigenen<br />

Stadt zusätzliche Flächen in einem »Instant<br />

Büro« anmietet, ist es eine Frage<br />

der Mietdauer.Bei einer kurzfristigen<br />

Nutzung kann die Überwindung der<br />

räumlichen Distanz in der täglichen Arbeit<br />

Schnittstellenprobleme verursachen,<br />

wirdaber nicht zu einer »Entwurzelung«<br />

der Mitarbeiter führen. Hier<br />

sind Spielregeln gefragt, die den Umgang<br />

mit Satelliten steuern. Bei längerenMietverhältnissen<br />

unterscheidet<br />

sich ein Business Center kaum von<br />

anderen Mietflächen: Firmenlogo,<br />

Hinweisschilder,eigene Telefonanlage,<br />

eigene Zutrittskontrolle. Auch eingeschränkter<br />

Gestaltungsspielraum<br />

bezüglich Pflanzen, Dekoration und<br />

Möblierungsveränderungen ist möglich.<br />

Einbauten müssen bei Auszug<br />

zurückgebaut werden –wie bei gängigen<br />

Mietverhältnissen auch.


Susanne Köster-Liebrich<br />

Herzlich Willkommen im Instant Office<br />

13<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Organisationen im<br />

Wandel<br />

Eine Alternative?<br />

Der Kunde ist König –das hat allerdings<br />

seinen Preis! Die Kalkulation der Business<br />

Center beruht auf dem permanent<br />

hohen Servicegrad, der neben den Bürodienstleistungen<br />

auch Wohlfühlaspekte<br />

wie die attraktive Ausstattung der Espressobars<br />

einschließt. Eine Anmietung<br />

über ein halbes Jahr hinaus ist deshalb<br />

für Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich.<br />

Also (temporäre) Alternative<br />

ja, aber kein Ersatz für einen individuellen<br />

Firmenstandort!<br />

Waskönnen Unternehmen <strong>vom</strong><br />

Instant Office lernen?<br />

Die Anbieter von Business Centernhaben<br />

in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

IAFOB deutsche Branchenstandards<br />

entwickelt. Diese sind von internationalen<br />

Verbänden der Business Center<br />

Branche als Standardübernommen<br />

worden und haben somit weltweit zu<br />

einer klaren Definition des Produktes<br />

geführt.<br />

Die eine oder andereEigenschaft eines<br />

Instant Office würde man sich auch im<br />

eigenen Unternehmen wünschen: perfekte<br />

technische Infrastruktur,ein<br />

freundlicher,pünktlicher und zuverlässiger<br />

Hausmeisterservice, zuvorkommende<br />

Mitarbeiter am Empfang ...<br />

Auffällig ist außerdem die Wertschätzung,<br />

die einem als Nutzer im Instant<br />

Office entgegengebracht wird. Man<br />

fühlt sich nicht als (Inventar)nummer,<br />

sondernimmer als Kunde und Multiplikator<br />

für positive Erfahrungen.<br />

Einige dieser Aspekte lassen sich auch<br />

ohne übermäßigen finanziellen Aufwand<br />

in zukunftsorientierten Unternehmen<br />

integrieren –wenn wir lernen<br />

jedes Gegenüber als »Kunden« zu verstehen.<br />

Die Arbeitsumwelt ist sichtbarerTeil<br />

einer Unternehmenskultur.Die<br />

»stille Botschaft« der Räume und Menschen,<br />

die darin arbeiten, nach innen<br />

und außen.


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<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Besuchen Sie uns im Internet:<br />

www.<strong>congena</strong>.de<br />

Wie finden Firmen und Menschen zusammen?<br />

Zukunftsorientierte Unternehmen haben klareZiele und setzen sie durch planvolle Gestaltung<br />

der Organisation Schritt für Schritt um. <strong>congena</strong> unterstützt Sie durch maßgeschneiderte Beratung:<br />

mit branchenspezifischem Fachwissen sowie Unterstützung bei der Realisierung und<br />

Akzeptanzsicherung.<br />

<strong>congena</strong> unterstützt Sie von der Standortkonzeption bis zur Inbetriebnahme<br />

Die Anforderungen an Bürogebäude ändernsich rasant –vor allem durch die Fortschritte der<br />

Informationstechnik und die Globalisierung. Künftig sind Flächenkonzepte gefragt, die die<br />

Büroarbeit räumlich, organisatorisch und zeitlich flexibilisieren. Eine zukunftssichereBüroimmobilie<br />

muss der Produktivität dienen, indem sie Identifikation und Motivation fördert –<br />

funktional, ergonomisch und hochgradig flexibel ist.<br />

Gestaltung der Organisation<br />

• Strategie<br />

• Organisation<br />

• Projektmanagement<br />

• Personalentwicklung<br />

• Training<br />

Gestaltung der Arbeitswelt<br />

• Organisatorische Bauplanung<br />

• Nutzer-Projektmanagement<br />

• Büroimmobilienberatung<br />

Menschen und Räume sind unsereLeidenschaft.


Dr.Martin Kleibrink 15<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz<br />

Müssen wir uns im Bürowohler fühlen als daheim?<br />

Der Begriffdes Wohlfühlbüros unterliegt<br />

in der Branche einem ebenso<br />

lockeren wie verbreiteten Gebrauch. Er<br />

geistert durch zahlreiche Publikationen<br />

und garniert Messestände ebenso wie<br />

Möbelprospekte. Immer öfter muss<br />

dieses Attribut auch herhalten, um leer<br />

stehende Immobilien an den Mann zu<br />

bringen. Nicht selten steht es für das<br />

fragwürdige Beratungsergebnis fadenscheiniger<br />

»Esoterikgurus«, die »Fernöstliches«<br />

und so vermeintliches Wohlbefinden<br />

durch abgerundete Ecken, in<br />

die Fundamente eingelassene Kristalle<br />

oder Beschwörungsformeln in den<br />

tristen westlichen Büroalltag bringen<br />

wollen.<br />

Doch was ist dran an diesem »Wohlfühlen<br />

im Büro« –jenem Ort, der Richtlinien,<br />

funktionalen und organisatorischen<br />

Anforderungen und so oft auch<br />

dem individuellen Gestaltungswillen<br />

von Architekten oder Innenarchitekten<br />

unterworfen ist? Und wollen wir sie<br />

eigentlich, diese Wohlfühlatmosphäre<br />

oder Wohnlichkeit –aneinem Ort, der<br />

doch in seiner Rangfolge, in seiner<br />

Wichtigkeit für uns meist deutlich hinter<br />

dem von der Sozialwissenschaft als<br />

»Ersten Ort« definierten eigenen Zu-<br />

hause rangiert? In diesem Kontext zieht<br />

RichardBachinger von der Sedus Stoll AG<br />

–wohl aus der aktuellen familienpolitischen<br />

Verarmung unserer Gesellschaft –<br />

den traurigen Schluss, das Zuhause trete<br />

»als Ort der emotionalen Sicherheit,<br />

wo die Menschen Ruhe, Wärme und<br />

Entspannung finden, …zunehmend in<br />

den Hintergrund«. Muss das Bürodieses<br />

Vakuum der Singlegesellschaft auffüllen?<br />

Anders gefragt: Lässt sich durch Layout<br />

und Nutzungsstrategie, Einrichtung,<br />

Farben und die vielleicht richtigen Begegnungsorte<br />

bzw.-qualitäten alles<br />

richten? Hängt nicht das »Sich Wohlfühlen«<br />

in besonderem Maße zunächst<br />

einmal von ganz anderen Faktoren ab:<br />

der Kultur des Unternehmens, einem<br />

guten Führungsstil, Kollegialität, dem<br />

Teamgeist aber auch der persönlichen<br />

Perspektive im Unternehmen? Ich<br />

wage zu behaupten: Wenn dies nicht<br />

stimmt, dann wird's das Bürokonzept<br />

kaum richten.<br />

Auf der anderen Seite ist es hochinteressant<br />

zu sehen, wie wohl sich Menschen<br />

fühlen können, die an Arbeitsplätzen<br />

sitzen, an denen eigentlich<br />

wenig bis gar nichts stimmt, z.B. der<br />

Arbeitsplatz des Händlers. Hoch verdichtetes<br />

Sitzen, sich übereinander<br />

türmende Bildschirmfronten, keine<br />

Rückzugsmöglichkeiten, kein Bezug<br />

<strong>zum</strong> Außenraum, Durchgang hinter<br />

dem Rücken, eine Irrsinnsgeräuschkulisse<br />

…Doch selten sieht man so motivierte<br />

Mitarbeiter wie in den Händlerräumen<br />

von Großbanken. Liegt es an<br />

der Identifikation mit der Arbeit, dem<br />

befriedigenden Jahressalär,dem reservierten<br />

Stellplatz für den, vorsichtig<br />

ausgedrückt, nicht untermotorisierten<br />

Dienstwagen? Das Büroals Wohlfühlfaktor<br />

dürfte dann auch hier eine bestenfalls<br />

untergeordnete Rolle spielen!<br />

Diesen kritischen Betrachtungen <strong>zum</strong><br />

Trotz: Warum spielen Themen wie<br />

Wohnlichkeit, Wohlfühlfaktoren eine<br />

immer stärkereRolle und tun sie dies<br />

zu Recht? Ohne die bekannten Allgemeinplätze<br />

hier erneut strapazieren zu<br />

wollen: Die Arbeitsabläufe waren in<br />

den letzten Jahren und sind noch heute<br />

einem gewaltigen Wandel unterworfen.<br />

Sachbearbeitung im klassischen Sinne<br />

als Abarbeiten von Aufgaben verliert<br />

in den meisten Unternehmen immer<br />

mehr an Bedeutung –doch auch nicht<br />

gänzlich. So, wie ebenso bekanntermaßen<br />

Kommunikation, Team- und<br />

Projektarbeit immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Dr.Martin Kleibrink<br />

Berater<br />

<strong>congena</strong>, München


Dr.Martin Kleibrink<br />

Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz<br />

16<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Wiralle haben mittlerweile verstanden,<br />

dass nicht die Einführung des Computers<br />

oder PCs die eigentliche Revolution<br />

war,sondernzunächst einmal nichts<br />

anderes als der Austausch einer mechanischen<br />

Schreibmaschine gegen<br />

eine andereSchreibmaschine, die den<br />

Komfort der leichteren Korrektur,des<br />

Speicherns etc. bedeutete. Erst die<br />

flächendeckende Einführung der mobilen<br />

Kommunikation und des Internets<br />

haben die Arbeit und unser Leben in<br />

einem unfassbaren Ausmaß verändert.<br />

Die aberwitzige Mobilität hat unter anderem<br />

zu immer loser werdenden Bindungen<br />

der Mitarbeiter an die Firmen<br />

geführt. Das Arbeiten an verschiedenen,<br />

hunderte von Kilometernentfernten<br />

Standorten, im Homeoffice oder in Netzwerken<br />

verstärkt für Unternehmen die<br />

Notwendigkeit, die Mitarbeiter durch<br />

identitätsstiftende Maßnahmen dauerhaft<br />

ans Unternehmen zu binden.<br />

Und was haben die meisten Unternehmen<br />

in den letzten Jahren getan? Unter<br />

ständigem Kostendruck stehend –nicht<br />

nur im globalisierten Wettbewerb –haben<br />

sie sich nach den ersten großen<br />

Entlassungswellen verständlicherweise<br />

bemüht, ihreFlächenkosten als zweitgrößten<br />

Kostenfaktor zu reduzieren.<br />

Dies vor allem durch die Reduzierung<br />

des Flächenverbrauchs proMitarbeiter<br />

bzw.Arbeitsplatz. Flächenintensivere<br />

Bürokonzepte wie das gerade mal etablierte<br />

und in allen Punkten überzeugende<br />

Kombibüro, von Zellenbüros<br />

nicht zu reden, werden wieder aufgegeben.<br />

Der nicht ohne Grund verpönte<br />

Gruppenraum der 70er Jahreerlebt<br />

heute eine erstaunliche Renaissance,<br />

aus Hierarchieansprüchen abgeleitete<br />

Einzelräume reduzieren sich auf ein<br />

Minimum. Dank der Entwicklung des<br />

IT-Marktes, die die flächendeckende<br />

Ausstattung der Arbeitsplätze mit<br />

Flachbildschirmen zulässt, kann sogar<br />

nochmals an der direkten Arbeitsplatzfläche<br />

gespart werden. Nach Jahren<br />

der Entwicklung mit Hilfe von Ergonomen<br />

und internationalen Komitees war<br />

endlich auch der letzte Möbelproduzent<br />

so weit –<strong>zum</strong>indest was die Ergo-<br />

nomie betraf –optimale, auf die individuellen<br />

Bedürfnisse der Mitarbeiter<br />

einstellbareTische anbieten zu können.<br />

Nun werden auf den Messen sogenannte<br />

Benches angeboten die vor<br />

allem eines können: Fläche sparen!!<br />

Ergonomie?<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass viele<br />

Mitarbeiter mittlerweile unter dem<br />

»Attention Deficit Trait«, kurz ADT,in<br />

hohem Ausmaß leiden: Störungen<br />

durch aufgeschnappte Gesprächsfetzen<br />

in offenen, zu dicht belegten Büroflächen,<br />

Multitasking, gleichzeitige,<br />

ständig neue Anforderungen und Informationsüberlastung,<br />

die ständige<br />

Erreichbarkeit, die durch die Erfindung<br />

des Blueberry auf die Spitze getrieben<br />

wurde. Die damit verbundenen ständigen<br />

Unterbrechungen führen zu Stress,<br />

Konzentrationsdefiziten und hohen<br />

Fehlerquoten. Der jährliche Schaden<br />

wirdinden USA auf 588 Milliarden<br />

Dollar geschätzt! Während sich in den<br />

Staaten bereits sog. Unterbrechungswissenschaftler<br />

etabliert haben, ist<br />

dieses Problem beim deutschen Büroarbeiter<br />

noch nicht in diesem Ausmaß<br />

angekommen, dürfte aber bald ähnliche<br />

Dimensionen erlangt haben.<br />

Und der Beitrag der planenden Seite?<br />

Nach wie vor folgen Architekten und<br />

Innenraumgestalter bei ihrer Arbeit<br />

allzu oft allgemeinen Trends. Im selteneren<br />

–jedoch besseren –Fall werden<br />

eigene, in der Regel aber »ehrliche«,<br />

also klareGestaltungsvorstellungen<br />

umgesetzt. Diese zeichnen sich durch<br />

eine reduzierte Materialwahl aus, selten<br />

durch Farbe oder wohnliche Aspekte.<br />

Das aus Sicht des <strong>Gestalter</strong>s i.d.R.


Dr.Martin Kleibrink<br />

Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz<br />

17<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

als geschmacklos empfundene Formund<br />

Farbempfinden der Menschen,<br />

welche die Gebäude dann später nutzen<br />

und mit Leben füllen dürfen, spielt<br />

auch heute, trotz umfassender Change<br />

Management Prozesse und Mitarbeiterbeteiligung<br />

in Deutschland keine,<br />

vielmehr eine bewusst unterdrückte<br />

Rolle. Wieanders dies funktionieren<br />

kann, zeigen vor allem skandinavische<br />

Projekte. Hier gelingt die Einbindung<br />

der Mitarbeiter auch in die Gestaltung<br />

des Innenausbaus und es kommen dabei<br />

uns puristisch geschulten Planern<br />

verblüffend bis befremdend erscheinende<br />

Material- und Farbkonzepte<br />

heraus. Doch die Identifikation mit den<br />

ihnen vertrauten Gestaltungswerten ist<br />

bei den Mitar-beiternimmens hoch<br />

und damit auch mit dem Unternehmen<br />

und den Inhalten der Arbeit.<br />

Doch gibt es Grund zur Hoffnung, dass<br />

es doch auch im deutschsprachigen<br />

Raum einmal anders werden könnte.<br />

Wieoben einführend erläutert, hat die<br />

Möbelbranche den Trend ja längst erkannt.<br />

Schon heute verlagert sich einfache<br />

Routinearbeit dank des Fortschritts<br />

der Telekommunikation immer<br />

mehr in den asiatischen Raum. So dürften<br />

in absehbarer Zeit in Europa nur<br />

noch hoch qualifizierte Menschen arbeiten<br />

–doch wirdsich in Anbetracht<br />

der demographischen Entwicklung die<br />

Frage stellen, wo die talentierten Mitarbeiter<br />

herkommen sollen. Für die<br />

Rekrutierung der knapper werdenden<br />

Arbeitskräfte wirddie Qualität des Arbeitsumfeldes<br />

eine heute noch ungeahnte<br />

Rolle spielen. Noch stärker als<br />

heute werden Kommunikation und<br />

Teamarbeit die zentrale Rolle in der<br />

Wertschöpfungskette aller Branchen<br />

spielen.<br />

Wohlfühlfaktoren werden die Motivation,<br />

den Teamgeist, die Produktivität<br />

der Mitarbeiter und damit der Unternehmen<br />

massiv unterstützen. Unterschiedliche,<br />

wechselnde Bedürfnisse<br />

und Arbeitsabläufe fordernAngebote,<br />

die neben standardisierten Arbeitsplätzen<br />

individualisierbareSzenarien vor-<br />

halten, vor allem aber auch die Wahlfreiheit<br />

für die Mitarbeiter.Wahlfreiheit,<br />

die nicht bei dem geeigneten Arbeitsumfeld<br />

Halt macht, sondernauch<br />

die Freiheit beinhaltet, vermeintlich<br />

»nichts« zu tun, zu lesen, ein Schwätzchen<br />

mit Kollegen zu halten, sich zu<br />

entspannen und so Energie für den<br />

nächsten Kreativprozess zu tanken.<br />

Den wesentlichen Veränderungsprozess<br />

haben dabei die Unternehmen<br />

selbst und ihreFührungskräfte zu leisten.<br />

Denn es ist noch nicht so lange her,<br />

dass das Bürovor allem als Arbeitsstätte<br />

diente. Die Arbeit wurde als Pflicht<br />

und nicht als ein Beitrag <strong>zum</strong> Wohlbefinden<br />

empfunden. Unterhaltungen<br />

waren verboten und die meisten Arbeitnehmer<br />

zählten die Stunden, bis sie<br />

die meist ungastlichen Orte verlassen<br />

konnten. Und nach wie vor gibt es<br />

zahlreiche Unternehmen, die es noch<br />

nicht gelernt haben, Arbeitsleistung<br />

anders als mit der Stechuhr zu messen.<br />

Individuelle Arbeitsstile, eigenverantwortliches<br />

Arbeiten und die entsprechenden<br />

Arbeitsumfelder werden sich<br />

in diesem Kontext kaum entwickeln.<br />

Doch auch wenn gesteigertes Wohlbefinden<br />

ohne Frage durch ein ausgewogenes<br />

Raumangebot, durch eine<br />

menschliche Gestaltung und die entsprechenden<br />

Freiheiten unterstützt<br />

werden kann –Vertrauen und Kooperation,<br />

Wertschätzung und Perspektiven<br />

der persönlichen Entwicklung werden<br />

die eigentlichen Wohlfühlfaktoren<br />

auch zukünftiger Arbeitslandschaften<br />

sein.<br />

Während der Arbeit<br />

mehrmals am Tagdie<br />

Seele baumeln zu lassen,<br />

wirkt sich auf die<br />

Motivation und auf<br />

das Arbeitsklima unmittelbar<br />

positiv aus.


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<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Johann Eisele /Bettina Staniek (Hrsg.)<br />

BürobauAtlas<br />

Grundlagen, Planung, Technologie,<br />

Arbeitsplatzqualitäten<br />

304 Seiten, 300 Abbildungen sowie<br />

500 Zeichnungen<br />

23 x29,7 cm –Gebunden<br />

€120,– /CHF 190,–<br />

ISBN 3-7667-1649-2<br />

Callwey Verlag, 2005<br />

deutsch<br />

Der BürobauAtlas gibt einen systematischen und fundamentalen Überblick<br />

über die Entwurfspraxis im aktuellen und zukünftigen Bürobau.<br />

Ein modernes Bürogebäude ist die<br />

wohl komplexeste Bauaufgabe, der<br />

sich Architekten und Fachplaner heutzutage<br />

stellen können. Der Bürobau<br />

Atlas bietet die notwendigen Grundlagen<br />

und Hilfestellung in der Entwurfspraxis.<br />

Auf 300 Seiten in 23 Fachbeiträgen<br />

renommierter Autoren, darunter<br />

auch die <strong>congena</strong>-Berater Dr.Martin<br />

Kleibrink und Wolfram Fuchs, sowie<br />

Roman Muschiol, liefert er Informationen<br />

zu vielfältigen Aspekten:<br />

Standortwahl, Büroorganisationsformen,<br />

Grundriss- und Fassadenplanung,<br />

Klimatechnik und Brandschutz bis hin<br />

zu ergonomischen Überlegungen für<br />

den einzelnen Arbeitsplatz. Eine für<br />

moderne Arbeitswelten zentrale Rolle<br />

spielen die »weichen« Faktoren: Raumwirkung,<br />

Begegnungsqualität, Psychologie<br />

der Farben, Feng Shui.<br />

Mehr als 500 CAD-Zeichnungen und<br />

Gebäudesteckbriefe machen den<br />

BürobauAtlas zu einer Art »Neufert für<br />

Bürobauten« und zu einem konkurrenzlosen<br />

Grundlagenwerk für Architekten,<br />

Innenarchitekten, Bauingenieure,<br />

Objektausstatter und Investoren.<br />

Herausgeber<br />

Prof. Johann Eisele und Bettina Staniek<br />

arbeiten im Fachgebiet Entwerfen und<br />

Baugestaltung der TU Darmstadt und<br />

leiten dort eine interdisziplinäreArbeitsgruppe<br />

<strong>zum</strong> Thema Arbeitswelten.<br />

Pressestimmen<br />

»Der BürobauAtlas entwirft zahlreiche<br />

Möglichkeiten, wie die schöne neue<br />

Bürowelt in Zukunft aussehen könnte.<br />

Das Handbuch <strong>zum</strong> Thema.«<br />

FAZ06.11.2005


Stephan Schmidpeter 19<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Status –Marke oder Makel<br />

»Mein Haus, mein Auto, mein Boot …«<br />

mit solchen Statussymbolen assoziiert<br />

die Werbung Erfolg. Die Demonstration<br />

von Sachwerten hat in unserem gesellschaftlichen<br />

Wertesystem eine zentrale<br />

Bedeutung, um einen gesellschaftlichen<br />

Rang deutlich zu machen. Viele<br />

von uns lassen sich dadurch beeindrucken.<br />

Mein Arbeitsplatz!<br />

Wasimprivaten Bereich funktioniert,<br />

gilt auch –und manchmal erst recht –<br />

für das Arbeitsleben: »mein Bereich,<br />

mein Raum, mein Arbeitsplatz«. Gerade<br />

in einer Gemeinschaft, die fremd<br />

gesteuert zusammengestellt ist, hierarchischen<br />

Prinzipien folgt und in<br />

Prozessen eng verknüpft ist, erhalten<br />

sichtbareund erlebbareUnterschiede<br />

ihrebesondereBedeutung. Individualität<br />

wirddurch Besitzstände demonstriert,<br />

die deshalb erstrebenswert<br />

scheinen.<br />

Die Maslowsche Bedürfnispyramide<br />

beschreibt als fünfstufiges Modell die<br />

Hierarchie menschlicher Bedürfnisse.<br />

Demnach versucht der Mensch auf den<br />

ersten drei Stufen seine elementaren<br />

Bedürfnisse zu befriedigen. Maslow<br />

nennt sie bezeichnenderweise Defizitbedürfnisse:<br />

ohne eine hinreichende<br />

Erfüllung dieser Grundanforderungen<br />

sind keine Entwicklung und kein Wachstum<br />

möglich.<br />

Sind die Defizitbedürfnisse befriedigt,<br />

erwachen beim Menschen Wachstumsbedürfnisse.<br />

Diese sind nach Maslows<br />

Meinung solche, die auf die Suche<br />

nach Perspektive und Selbstverwirklichung<br />

abzielen. Unter anderem kann<br />

das Erreichen eines Status oder entsprechender<br />

Statussymbole dazu beitragen.<br />

Keine Motivation ohne Status?<br />

In sozialistischen Gesellschaftsstrukturen,<br />

in denen Statusdenken und Statussymbole,<br />

<strong>zum</strong>indest für die breite<br />

Masse, ausgeschlossen werden, existiert<br />

eine vermeintliche Grundzufriedenheit<br />

durch Sicherstellung der Defizitbedürfnisse.<br />

Es fehlt jedoch an gesellschaftlicher<br />

Dynamik. Da die<br />

Identifikation mit einem Status nicht<br />

zugelassen wird, fehlt auch die Motivation,<br />

einen neuen Status zu erobern.<br />

Diese Betrachtung legt den Schluss<br />

nahe, dass Statusdenken möglicherweise<br />

gefördert werden sollte, um<br />

Kreativität und Motivation der Mitarbeiter<br />

zu steigern.<br />

Bei der Entwicklung zukunftsorientierter<br />

Bürokonzepte geht es aufgrund<br />

ökonomischer Zwänge vermehrt um<br />

den optimierten Ressourceneinsatz,<br />

vor allem von Zeit und Fläche. Die<br />

notwendige Flexibilisierung von Organisationen<br />

und die Minimierung von<br />

Stephan Schmidpeter<br />

Berater<br />

<strong>congena</strong>, München


Stephan Schmidpeter<br />

Status –Marke oder Makel<br />

20<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

teuren Büroflächen machen eine weitgehende<br />

Standardisierung von Büroflächen<br />

und Arbeitsprozessen erforderlich.<br />

Statusdenken und der Wunsch<br />

nach Individualität sind in diesem Zusammenhang<br />

hinderlich. Wo aber<br />

bleibt dann der Stolz auf: »mein Job,<br />

mein Arbeitsplatz, mein Schreibtisch«?<br />

Statusdenken erschwert also unter<br />

Umständen die optimierte Nutzung<br />

von Büroflächen. Fehlt es andererseits<br />

ganz und gar,entsteht offensichtlich<br />

kein ausreichender Wettbewerb.<br />

Wastun?<br />

Ein häufig beschrittener Wegist die<br />

Befriedigung materieller Bedürfnisse<br />

durch ein ausgeklügeltes Belohnungssystem,<br />

z.B. eine Geschäftswagenhierarchie<br />

mit garantiertem Tiefgaragenstellplatz<br />

und Putz- und Tankservice.<br />

Die materielle Bedürfnisseite wirddadurch<br />

zweifelsfrei befriedigt. Eine nachhaltigereLösung<br />

besteht allerdings<br />

darin, den Mitarbeiternsehr individuelle<br />

Anerkennung und Wertschätzung<br />

entgegen zu bringen –natürlich bei<br />

leistungsgerechter Entlohnung: den<br />

MitarbeiternwirdVerantwortung<br />

übertragen und Weiterentwicklungspotenziale<br />

werden gefördert. Ist nicht<br />

beides weit befriedigender für eine<br />

Lebens- und Berufsperspektive, als ein<br />

Auto oder eine Incentive Tour?<br />

Die Einführung neuer Bürokonzepte<br />

erfordert einen sensiblen Umgang mit<br />

dem Bedürfnis nach Status einerseits<br />

und Flächenwirtschaftlichkeit sowie<br />

Nutzungsflexibilität andererseits. Das<br />

ist aber nur die eine Seite, die eher<br />

pragmatische. Die Motivation, Zufriedenheit<br />

und Produktivität der Mitarbeiter<br />

mit neuer Energie und Perspektive<br />

zu versehen –das ist die echte<br />

Herausforderung –die Kür! Nicht<br />

Kompensation von Defiziten ist das<br />

Thema, sondernInvestition in die Zukunft<br />

–von Menschen und Räumen.


Mirjana Loitzl 21<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Gestaltungdes Arbeitsplatzes<br />

Individualität muss sein<br />

Individualität kann<br />

sich auch im Austausch<br />

mit Kollegen<br />

entfalten.<br />

Individualität –ein Megatrend?<br />

Zukunftsforscher wie Mathias Horx<br />

meinen, die Individualisierung als einen<br />

der Megatrends unserer Zeit identifiziert<br />

zu haben (vgl. <strong>congena</strong> Texte<br />

2006). Gemeint ist damit die Wahlfreiheit<br />

vielfältiger Lebenswelten, Rollenmuster,Biographien<br />

und die Möglichkeit<br />

<strong>zum</strong> Wechsel. Die Individualisierung<br />

birgt aber auch Schattenseiten:<br />

die Gefahr von Egozentrik und damit<br />

einhergehender Vereinsamung, weil<br />

Bindungen erschwert werden. Der<br />

Trend zur Individualisierung steht damit<br />

den Anforderungen einer veränderten<br />

Arbeitswelt entgegen, die vermehrt<br />

auch soziale und emotionale Fähigkeiten<br />

fordert.<br />

Beobachtet man die Trends in der Modewelt,<br />

mag man an eine Individualisierung<br />

als Megatrend kaum glauben. Die<br />

Diktate der Mode führen immer mehr<br />

zu einer Uniformierung –oder tragen<br />

Sie keine Jeans?<br />

Wo bleibt die Individualität im Büro?<br />

Bei der Einführung von offenen und<br />

flexiblen Arbeitswelten begegnen wir<br />

in unserer täglichen Arbeit immer wieder<br />

dem Vorwurf von Gleichmacherei.<br />

Flexible und standardisierte Arbeitsplatzkonfigurationen<br />

mit aufgabenspezifischen<br />

Gestaltungsspielräumen<br />

werden von den Mitarbeiternimmer<br />

wieder gerne liebevoll als Legebatterien<br />

bezeichnet. Wasaber meinen die<br />

Mitarbeiter,wenn sie vermehrt mangelnde<br />

Individualität im Bürobeklagen?<br />

Individualität im Zellenbüro<br />

Das in Deutschland nach wie vor am<br />

weitesten verbreitete Bürokonzept ist<br />

das Zellenbüro. Typisch für diese Büroform<br />

sind lange Mittelflure, an die sich<br />

geschlossene Büroräume mit einem<br />

oder mehreren Arbeitsplätzen reihen.<br />

Hier beklagt sich niemand über mangelnde<br />

Individualität, auch wenn die<br />

tristen Flureinder Regel nicht von Gestaltungswillen<br />

zeugen und die Büros<br />

der Struktur von Legebatterien folgend<br />

angeordnet sind. Dafür bieten sie Rückzugsmöglichkeiten<br />

und Privatsphäre.<br />

Der freien Entfaltung der eigenen Individualität<br />

in den Büros steht nichts im<br />

Wege. Die Räume sind zwar auch mit<br />

standardisierten Arbeitsplätzen ausgestattet,<br />

werden aber als Ausgleich<br />

mit Unmengen von Urlaubsbildern,<br />

Fotos der Lieben und Daheimgebliebenen,<br />

fragwürdigen Karikaturen aus<br />

dem Büroalltag und dahinsiechenden<br />

Topfpflanzen dekoriert. Da nehmen es<br />

die Mitarbeiter auch gerne in Kauf,<br />

dass sie in der Regel nicht die Ergüsse<br />

des eigenen Gestaltungswillens den<br />

ganzen TagimBlick haben, sonderndie<br />

Fotos <strong>vom</strong> zerknitterten Welpen des<br />

Gegenübers.<br />

In Zellenbüros sind Doppelzimmer am<br />

häufigsten anzutreffen. Die Raumform<br />

dient der Flächenwirtschaftlichkeit von<br />

Zellenbüros –einerseits. Andererseits<br />

gelten Doppelzimmer als die Büroform<br />

mit der geringsten Produktivität –unter<br />

anderem wegen der andauernden<br />

gegenseitigen Störungen der Zimmergenossen.<br />

Verlust von Individualität?<br />

In den meisten Industrienationen gelten<br />

Zellenbüros seit langem als überholt,<br />

weil sie Burgdenken und Bürokratie fördern,<br />

lange Wege haben, die Kommunikation<br />

und Zusammenarbeit behindern,<br />

und weil sie wenig flexibel und<br />

nur bedingt flächenwirtschaftlich sind.<br />

Büroarbeit hat sich durch Computer,<br />

Internet, eMail und Handy verändert.<br />

Mirjana Loitzl<br />

Beraterin<br />

<strong>congena</strong>, München


Mirjana Loitzl<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

22<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Modularität bildet<br />

den Rahmen für<br />

individuelle Gestaltungsspielräume.<br />

Anstelle vorwiegend individueller Routinesachbearbeitung<br />

wirdfür immer<br />

mehr Aufgaben Gruppen-, Team- und<br />

Projektarbeit erforderlich. Die Zeitanteile<br />

für Kommunikation nehmen zu,<br />

während es an Flächen und Räumen<br />

für Begegnung, Zusammenarbeit und<br />

Projekte mangelt. Immer mehr Unternehmen<br />

tragen diesen Anforderungen<br />

durch die Einführung offener und flexibler<br />

Arbeitswelten Rechnung.<br />

Dabei verfolgen sie mehrereZiele:<br />

• Förderung von Teamarbeit und<br />

Kommunikation<br />

• Transparenz: »sehen und gesehen<br />

werden«<br />

• kurze Wege zwischen Problem,<br />

Lösung und Entscheidung<br />

• Flexibilität durch Standardisierung<br />

• Flächenwirtschaftlichkeit<br />

• räumliche Darstellung der Unternehmenskultur<br />

nach innen und<br />

außen<br />

Offenheit, Transparenz und die Aktivierung<br />

von Zwischenräumen sind die<br />

zielorientierten Gestaltungsmittel der<br />

Innenarchitektur.Nachbarschaft, informelle<br />

Begegnungs- und Besprechungs-<br />

möglichkeiten dienen dem Wir-Gefühl,<br />

einem Teamgeist, der sich nicht auf Bereiche<br />

beschränkt und dem persönlichen,<br />

auch zufälligen Austausch von<br />

Wissen. Begegnungsqualität und kurze<br />

Wege fördernTeam- und Projektarbeit.<br />

Im Interesse der Flexibilität ist der Innenausbau<br />

in der Regel weitgehend standardisiert.<br />

Für alle typischen Tätigkeiten<br />

gibt es anpassungsfähige modulareLösungen:<br />

Arbeitsplätze, Gemeinschaftseinrichtungen,<br />

Infrastruktur.Der modulareAufbau<br />

ist Voraussetzung für die<br />

Flexibilität –einerseits. Andererseits<br />

bildet er den Rahmen für aufgabenspezifische<br />

und individuelle Gestaltungsspielräume.<br />

Die Gestaltung der einzelnen Ebenen<br />

richtet sich –imRahmen der Möglichkeiten<br />

–nach den Erfordernissen der<br />

Nutzer.Gestaltungsspielräume sind die<br />

Auswahl und Anordnung der Module,<br />

die individuelle Anpassung und Wahlfreiheit<br />

bei der Nutzung, je nach Tätigkeit<br />

und Auslastung der Aufgabenszenarien.<br />

Arbeitstische mögen zwar<br />

einheitlich sein, zeitgemäße Arbeitsplätze<br />

bieten indes viele Gestaltungsspielräume<br />

durch die Ausstattung mit<br />

aufgabenspezifischen Hilfsmitteln.<br />

Individualität muss sein!<br />

Auch in modernen Arbeitswelten sollen<br />

Mitarbeiter ihreIndividualität entfalten<br />

können –sogar mehr denn je!<br />

Aufgabenspezifische Gestaltungsspielräume<br />

sind zwingend erforderlich, um<br />

den Mitarbeiterneinen optimierten<br />

Rahmen für ihreArbeit zu bieten. Noch<br />

viel wichtiger scheint uns aber die individuelle<br />

Entfaltung der Persönlichkeit<br />

mit ihren sozialen und emotionalen<br />

Fähigkeiten und der Beitrag, den sie<br />

damit zu Unternehmenskultur und Unternehmenserfolg<br />

leistet. Wirglauben<br />

jedenfalls fest daran, dass die Individualität<br />

der Mitarbeiter mehr ausmacht,<br />

als unterschiedliche Reiseziele.<br />

Übrigens: Blue Jeans gelten nicht als Hindernis<br />

für Individualität. Es kommt eben<br />

darauf an, wer sie trägt –und wie.


Herbert von Brandenstein 23<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Ergonomie –artgerechte Haltung?<br />

10 Jahre90/270/EWG –ein kritischer Blick<br />

Die EU-Richtlinie 90/270/EWG von<br />

1996, in Deutschland als »Bildschirmarbeitsverordnung«<br />

(BAV) eingeführt,<br />

beschreibt die derzeit verbindlich vorgeschriebene<br />

Ergonomie am Arbeitsplatz.<br />

[1]<br />

Die IHK Würzburg-Schweinfurt schreibt<br />

dazu, »die Richtlinie ... wirdvon vielen<br />

Unternehmen als Spaß im immer dichter<br />

werdenden Regulierungsdschungel<br />

der Europäischen Union gesehen. Dabei<br />

müssten die Unternehmer eigentlich<br />

als erste daran interessiert sein, die<br />

Arbeitsleistung hoch und die Krankheitsquote<br />

niedrig zu halten und bei<br />

beidem kann eine ergonomisch korrekte<br />

Büroeinrichtung entscheidend helfen<br />

... Die Gewerbeaufsichtsämter<br />

können ... die Unternehmen zu hohen<br />

Bußgeldernverdonnern. Wersich<br />

künftig nicht an die Spielregeln hält,<br />

zahlt ein Bußgeld von bis zu 50.000,–<br />

DM.« [2]<br />

Wiesieht denn ein gesetzeskonformer,<br />

ergonomischer,flexibler und pragmatischer<br />

Büroarbeitsplatz aus? Wirverzichten<br />

an dieser Stelle darauf, die einschlägigen<br />

Verordnungen, Richtlinien<br />

und Normen aufzulisten. Entsprechende<br />

Regelwerke und pragmatische Tipps<br />

findet der Interessierte auf den <strong>congena</strong><br />

Webseiten.[3] Wirmöchten hier nur<br />

einige beispielhafte Aspekte nennen,<br />

die ein ergonomisches Arbeiten gewährleisten:<br />

Monitoremüssen prinzipiell senkrecht<br />

zur Fassade bzw.<strong>zum</strong> Tageslicht aufgestellt<br />

werden, um Blendungen und hohe<br />

Kontraste zu vermeiden. Das<br />

menschliche Auge reagiert auf verschiedene<br />

Helligkeiten mit laufenden<br />

Größenanpassungen der Pupillen, was<br />

schnell zu Ermüdungserscheinungen<br />

führt. In der Höhe sollten Monitoreso<br />

eingestellt werden, dass der Blick bei<br />

der Arbeit leicht nach unten gerichtet ist.<br />

Für die Beleuchtung am Arbeitsplatz<br />

wirdeine Beleuchtungsstärke von 500<br />

Lux empfohlen. Bei reiner Bildschirmarbeit<br />

genügt bereits ein Wert von<br />

300 Lux. Häufig wirdheutzutage ein<br />

Zwei-Komponenten-System eingesetzt:<br />

indirektes Licht sorgt für eine gleichmäßige<br />

Grundbeleuchtung im Raum,<br />

Arbeitsplatzleuchten am Schreibtisch<br />

erlauben es, den Lichtbedarf individuell<br />

zu regeln.<br />

Um ein ergonomisch korrektes Sitzen<br />

zu gewährleisten, sollten Oberschenkel<br />

und Unterschenkel, Oberarm und Unterarm<br />

etwa einen rechten Winkel bilden,<br />

die Füße mit der ganzen Sohle<br />

entspannt auf dem Boden stehen und<br />

die Unterarme bequem auf dem Tisch<br />

liegen, ohne dass dafür die Schultern<br />

angehoben werden müssen. Um die<br />

beschriebene Haltung zu ermöglichen,<br />

bieten moderne Schreibtische und<br />

Bürodrehstühle umfangreiche Einstellmöglichkeiten.<br />

Ärgonomie ... oder jedem sein<br />

Himmelreich?<br />

Viele Unternehmen haben inzwischen<br />

erkannt, dass die EU-Richtlinie keine<br />

Schikane ist, sonderndie Arbeitsleistung<br />

ihrer Mitarbeiter unterstützt und<br />

zur Senkung des Krankenstandes beiträgt.<br />

Sie investieren viel Geld –Berater<br />

und Planer viel Zeit –indie Gestaltung<br />

ergonomischer Arbeitsplätze. Mitarbeiter<br />

aktivieren Betriebsräte, um ihr Recht<br />

auf einen regelkonformen Arbeitsplatz<br />

durchzusetzen.<br />

Wiewir alle wissen, ist der Mensch<br />

aber kein normierbares Wesen und hat<br />

–unter anderem bei seiner Arbeit –<br />

sehr individuelle Anforderungen an<br />

sein Umfeld. So scheinen Mitarbeiter<br />

von einem ausgeprägten Wunsch beseelt,<br />

ihren Arbeitstisch <strong>zum</strong> Fenster<br />

oder zur Bürotür zu drehen. Der eine<br />

liebt die schöne Aussicht, der andere<br />

folgt einem Schutzinstinkt und möchte<br />

sofort erkennen, wer auf ihn zukommt.<br />

Beides führt jedoch zur denkbar schlechtesten<br />

Aufstellung des Monitors –aber<br />

der Mitarbeiter ist glücklich dabei.<br />

Werkennt nicht das Telefonbuch oder<br />

–jenach Bedarf –das Lexikon unter<br />

Herbert<br />

von Brandenstein<br />

EDV Support<br />

<strong>congena</strong>, München


Herbert von Brandenstein<br />

Ergonomie –artgerechte Haltung?<br />

24<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Ergonomie?<br />

einem nagelneuen Flachbildschirm?<br />

Die Blickrichtung geht dann zwar nicht<br />

mehr ergonomisch korrekt leicht nach<br />

unten –aber der Mitarbeiter ist glücklich<br />

dabei.<br />

Mitarbeiter in IT Abteilungen fühlen<br />

sich in der Regel im Dunkeln am wohlsten.<br />

Da spielt es keine Rolle mehr,wel-<br />

che Nennbeleuchtungsstärke installiert<br />

ist. Und die Investition in die individuell<br />

regelbareZwei-Komponenten-Beleuchtung<br />

lohnt sich auch nicht wirklich<br />

–aber der Mitarbeiter ist glücklich<br />

dabei.<br />

AndereMitarbeiter wiederum stellen<br />

ihren normgerecht höheneinstellbaren<br />

Schreibtisch so hoch ein, dass sie mit<br />

dem Kinn fast die Tischplatte berühren.<br />

Da wir unbelehrbar sind, versuchen wir<br />

unserevermeintliche Pflicht zu erfüllen<br />

und weisen die Mitarbeiter darauf hin,<br />

welches für ihreKörpergröße die richtige<br />

Höheneinstellung von Tisch und<br />

Bürodrehstuhl wäre. »Wollen Sie mir<br />

etwa sagen, wie ich bequem sitze?« –<br />

wollen wir natürlich nicht.<br />

Ein »artgerechter« Büroarbeitsplatz<br />

muss im Interesse von Mitarbeiternund<br />

Unternehmen also einerseits Mindestanforderungen<br />

genügen –genau diese<br />

beschreibt die BAV. Unabhängig von<br />

diesen quantifizierbaren Anforderungen,<br />

die durch die genannten Regelwerke<br />

definiert werden, haben Mitarbeiter<br />

aber sehr individuelle Bedürfnisse,<br />

denen die vorgegebenen Standards<br />

manchmal eher im Wegstehen. Die<br />

generelle Zielsetzung ist richtig und<br />

förderungswürdig. Die Regeln müssen<br />

aber vernünftig und sinnvoll angewendet<br />

werden. Die Verantwortung für<br />

glückliche Mitarbeiter im Unternehmen<br />

hat nicht der Unternehmer –erkann<br />

nur die ergonomischen Rahmenbedingungen<br />

schaffen.<br />

Anmerkungen<br />

[1] Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

bei der Arbeit an Bildschirmgeräten<br />

www.gesetze-im-internet.de/<br />

bildscharbv/index.html<br />

[2] IHK Würzburg-Schweinfurt,<br />

www.wuerzburg.ihk.de/<br />

index.php?id=567<br />

[3] www.<strong>congena</strong>.de/Service/<br />

Ergonomie.htm


Conny Lang 25<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

... oder vielleicht doch?!<br />

Wiebeim Fußball<br />

sorgen auch bei der<br />

Arbeit Spielregeln für<br />

den richtigen Teamgeist.<br />

Man begrüßt morgens alle ... nur ein<br />

Kollege denkt, dass dies um 10.30 Uhr<br />

nicht mehr notwendig ist –Höflichkeit?!<br />

Einer stellt dem Team alle Informationen<br />

zur Verfügung, um die er gebeten<br />

wird... alle anderen spielen sich die<br />

Infos eigeninitiativ und präventiv zu –<br />

Informationsfluss?!<br />

Die »Neue« hält sich im Meeting bescheiden<br />

zurück, weshalb man ihr<br />

mangelndes Engagement und Interesse<br />

unterstellt ... die »Alten« wissen,<br />

dass im Meeting Show angesagt ist –<br />

Meetingverhalten?!<br />

Wenn Spielregeln nicht bekannt sind,<br />

ist es schwierig, sich »richtig« zu verhalten.<br />

Der Prozess von »Versuch und<br />

Irrtum« kann lange dauernund oft ist<br />

das persönliche Image schon längst im<br />

Keller,bis man endlich verstanden hat,<br />

wie der Hase läuft.<br />

Beim Sport und in Vereinen ist dies<br />

längst bekannt und meist alles Relevante<br />

geregelt. Im elitären Golfsport gibt<br />

es neben den Spielregeln noch einen<br />

ganzen Schwung von Vorschriften zur<br />

»Etikette«. Anfänger würden ansonsten<br />

schneller wieder aus dem Golfclub<br />

verbannt, als sie beitreten konnten.<br />

Auch in der Politik sind die »Protokolle«<br />

genauestens definiert.<br />

Die Mitglieder jedes neuen Teams sollten<br />

klären, wie genau sie zusammenspielen<br />

wollen und was genau ihnen im<br />

Umgang miteinander wichtig ist. Selbst<br />

wenn Gruppen schon länger bestehen,<br />

ist es eine gute Idee über Spielregeln zu<br />

sprechen, falls noch keine vereinbart<br />

wurden.<br />

Wozu Spielregeln?<br />

Teamspielregeln geben Orientierung,<br />

Klarheit und Sicherheit. Jeder kennt<br />

sich aus! Man muss nicht dauernd darüber<br />

nachdenken, was o.k. ist und<br />

was nicht. Man braucht nicht ständig<br />

Angst zu haben, ins Fettnäpfchen zu<br />

Nutzen von Spielregeln<br />

• Orientierung<br />

• Sicherheit<br />

• Schutz<br />

• Stabilität<br />

• Konfliktvermeidung<br />

• Teambildung<br />

treten. Besonders in der Startphase von<br />

Teams (forming) liefernklareVereinbarungen<br />

eine gemeinsame Basis, welche<br />

Conny Lang<br />

Beraterin<br />

<strong>congena</strong>, München


Conny Lang<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

26<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

die Arbeitsfähigkeit neuer Gruppen beschleunigt<br />

und fördert.<br />

Des Weiteren schützen Spielregeln auch<br />

vor Abwertungen, Respektlosigkeit,<br />

Geringschätzung oder sogar Mobbing.<br />

Potenzielle Konflikte können damit verhindert<br />

werden. Vieles ist bereits<br />

geklärt, wodurch meist weniger Missverständnisse<br />

auftreten und weniger<br />

»gezündelt« wird.<br />

Insgesamt schaffen Teamspielregeln einen<br />

geschmeidigeren Umgang miteinander<br />

sowie eine Verhaltenssicherheit,<br />

die es ermöglicht, sich voll und ganz<br />

der eigentlichen Aufgabe zu widmen.<br />

Sie unterscheiden somit erfolgreiche<br />

Teams von anderen.<br />

Anforderungen an Spielregeln<br />

• Gemeinsam erarbeitet<br />

• Realistisch und erreichbar<br />

• Positiv formuliert<br />

• Klar,verständlich und eindeutig formuliert<br />

• Einklagbar<br />

• Allen bekannt und kommuniziert<br />

• Als richtig und gültig akzeptiert<br />

• Von allen unterschrieben<br />

Spielregeln wirken Team bildend, vorausgesetzt<br />

sie werden gemeinsam erarbeitet.<br />

Im Rahmen dessen können<br />

Erfahrungen, individuelle Wertvorstellungen<br />

sowie gegenseitige Erwartungen<br />

thematisiert und geklärt werden.<br />

Dieser Prozess des Austauschs und der<br />

Vereinbarung ist mindestens genauso<br />

wichtig wie die konkreten Spielregeln<br />

selbst. Findet dieser oder ein ähnlicher<br />

Prozess nicht statt, sind innereHaltungen<br />

und Erwartungen oft auch Jahre<br />

später noch nie an- oder ausgesprochen<br />

worden. Das führt klassisch zu Unzufriedenheit,<br />

Fehlverhalten, Demotivation<br />

oder auch <strong>zum</strong> Rückzug Einzelner.<br />

Auch in Zeiten der Veränderung geben<br />

(neu) definierte Spielregeln wieder einen<br />

Rahmen, in dem man gemeinsam<br />

erfolgreich sein kann und mag. So<br />

ergeben sich im Zusammenhang mit<br />

Fusionen, Übernahmen sowie der Internationalisierung<br />

oft plötzlich neue<br />

Aufgaben, veränderte Rahmenbedin-<br />

gungen, eine andereTeamgröße, eine<br />

neue Führungskraft oder auch neue<br />

Kollegen –vielleicht sogar aus anderen<br />

Ländernbzw.Kulturen. Hier gilt es, sich<br />

abzustimmen und aufeinander einzuschwingen.<br />

Ziel sollte es sein, Regeln zu finden, die<br />

alle als passend und sinnvoll erleben.<br />

Dazu braucht es Zeit und sicherlich<br />

auch Kreativität. Hat man einmal passende<br />

und verbindliche Vereinbarungen<br />

getroffen, sind diese auch Teil des<br />

Teamverständnisses, das die Gruppe<br />

definiert, stärkt und stabilisiert.<br />

Unerlässlich sind solche Spielregeln vor<br />

allem für Projektteams. In Projekten<br />

herrscht meist ein starker Druck –<br />

wenig Zeit, hohe Erwartungen an die<br />

Qualität, Überlastung Einzelner,hohe<br />

Komplexität, Prioritätsprobleme usw.<br />

Gerade unter derart schwierigen Bedingungen<br />

muss das anspruchsvolle<br />

Zusammenspiel perfekt geregelt sein.<br />

Erstaunlicherweise wirdausgerechnet<br />

in der Projektarbeit oft auf das Aufstellen<br />

solcher Regeln verzichtet. Teilweise<br />

weil man glaubt, dafür keine Zeit zu<br />

haben (eindeutig der schlechteste<br />

Grund!), es als seltsam empfindet, über<br />

Einzelgänger Fehlanzeige<br />

–nur im Zusammenspiel<br />

schafft man<br />

es gemeinsam an die<br />

Spitze.


Conny Lang<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

27<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Themen und Bereiche, für die Spielregeln sinnvoll sein können:<br />

• Kommunikationsverhalten<br />

• Informationsweitergabe<br />

• Anerkennung<br />

• Offenheit<br />

• Fairness im Umgang<br />

miteinander<br />

• Auftreten /Kleidung<br />

• Leistungsorientierung<br />

In welchen Fällen Regeln Sinn machen, erkennt man auch an auftretenden Konflikten, da diese oft aufgrund<br />

von Missverständnissen, Unklarheiten oder auch Machtgerangel entstehen.<br />

so etwas zu sprechen oder sie gar als<br />

unnötig betrachtet. Inhaltliche Themen<br />

sind eben (scheinbar) wichtiger.<br />

Bis dass der Toduns scheidet?<br />

Manche haben Angst, dass Spielregeln<br />

in Beton gegossen und damit gängelnd<br />

sein könnten, was umso schlimmer wäre,wenn<br />

man auch noch die falschen<br />

Spielregeln formuliert hätte. So soll es<br />

natürlich nicht sein! Teamspielregeln<br />

müssen flexibel und lebendig sein. Man<br />

probiert aus, wie sie im Alltag funktionieren<br />

und passt sie dort an, wo sie<br />

nicht ideal sind. Ein Team rauft sich zusammen,<br />

man spielt sich ein, lernt mitund<br />

voneinander –und die Spielregeln<br />

gehen den Wegmit! Generell sollten<br />

Teams ihreRegeln immer wieder prüfen,<br />

anpassen und ergänzen oder streichen.<br />

Die Spielregeln sind für die Menschen<br />

da und nicht die Menschen für<br />

die Spielregeln!<br />

Geheime Spielregeln<br />

Insider kennen sie, Profis beherrschen<br />

sie. Aber sie werden nicht explizit formuliert<br />

und dokumentiert. Wo offizielle<br />

Spielregeln fehlen, entstehen automatisch<br />

geheime Spielregeln bzw.<br />

»ungeschriebene Gesetze«. In Ermangelung<br />

von klar vereinbarten Regeln<br />

gewährleisten sie Reibungslosigkeit<br />

und Konfliktarmut. Gleichzeitig erzeugen<br />

sie aber auch Starreund Blockaden,<br />

weil sie beharrlich im Hintergrund<br />

überleben, ohne je hinterfragt<br />

oder angepasst zu werden.<br />

• Qualitätssicherung<br />

• Konfliktbewältigung<br />

• Aufgabenverteilung<br />

• Delegation<br />

• Entscheidungsfindung<br />

• Umgang mit Kunden<br />

• Qualitäts- oder Servicestandards<br />

• Veränderungsbereitschaft<br />

• Kreativität<br />

• Feedback<br />

• Fehlerkultur<br />

• Risikobereitschaft<br />

• Verbesserungsvorschläge<br />

• Zusammenhalt<br />

• Sprachregelungen<br />

Es ist sinnvoll, die geheimen Spielregeln<br />

in Teams aufzuspüren und in Frage zu<br />

stellen, um ihnen einen offiziellen Status<br />

zu geben:<br />

»Welche 10 Regeln würden Sie einem<br />

Neuen als bester Freund zur unbedingten<br />

Beachtung empfehlen?«<br />

»Welche Verhaltensweisen klingen<br />

vernünftig, wären aber sehr Karriere<br />

gefährdend?«<br />

»Was wirdbelohnt? Waswirdbestraft?«<br />

»Wer wirdbefördert? Werwirdentlassen?«<br />

Beispiele:<br />

• Schwimme nicht gegen den Strom!<br />

• Gib deine Meinung zu jedem Meetingthema<br />

ab!<br />

• Der Vorstand hat immer Recht!<br />

• Gehe immer nach deinem Chef<br />

nach Hause!<br />

• Chaotischer Schreibtisch und gehetzter<br />

Gang verleihen Bedeutung!<br />

Die Bereitschaft zu<br />

Offenheit, Risiko und<br />

Leistung setzt ein<br />

funktionierendes Regelwerk<br />

an Kommunikationsmechanismen<br />

voraus.


Conny Lang<br />

Spielregeln haben wir nicht nötig<br />

28<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Die Kultur in einem Team ist umso besser,jeweniger<br />

geheime und je mehr offizielle<br />

Spielregeln es gibt. Besonders<br />

für neue Mitarbeiter wirdder Einstieg<br />

so erheblich erleichtert!<br />

Spielregeln <strong>zum</strong> Leben erwecken<br />

Ob Spielregeln Gültigkeit haben, zeigt<br />

sich erst, wenn sie das erste Mal gebrochen<br />

werden. Wird die Regel in diesem<br />

Moment nicht eingeklagt bzw.der Regelbruch<br />

sanktioniert, lernen der Betreffende<br />

und das Umfeld sofort, dass<br />

diese Spielregel nicht ernst genommen<br />

werden muss –und damit ist sie gestorben.<br />

Beispiele für Spielregeln<br />

• Schnelles Feedback anstatt Rabattmarken kleben.<br />

• Meinungen dürfen immer und von allen geäußert werden.<br />

• Alle Äußerungen dürfen in Frage gestellt werden.<br />

• Meinungsverschiedenheiten sehen wir als positive Herausforderung an.<br />

• Spontaneität und Offenheit vor Höflichkeit und Taktik.<br />

• Entscheidungen werden nach außen von allen einheitlich vertreten.<br />

• Wir halten uns an Vereinbarungen.<br />

• Wir behandeln andereso, wie wir selbst behandelt werden möchten.<br />

• Schweigen bedeutet nicht Zustimmung!<br />

Alle Teammitglieder –nicht nur die<br />

Führungskraft –müssen die Spielregeln<br />

einfordernbzw.daran erinnern, damit<br />

deutlich wird, dass die Regeln ernst gemeint<br />

sind und gelebt werden sollen.<br />

Sind die Teamspielregeln erst einmal<br />

vereinbart und institutionalisiert, erleichternsie<br />

das Leben aller im Team.<br />

Sie sind das Öl im Getriebe und damit<br />

ein relevanter und unverzichtbarer Erfolgsfaktor<br />

für einen zuverlässig und<br />

rund laufenden (Team-)Motor!<br />

Selbst wenn Spielregeln im Alltag nur teilweise im Bewusstsein der Einzelnen präsent bleiben, ist es<br />

erstaunlich, welche Zugkraft und Wirksamkeit sie auch unbewusst haben, wenn sie einmal gemeinsam<br />

und partnerschaftlich entwickelt wurden.


Dagmar Schreiber 29<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Feedback online –kein Scherz!<br />

Über Feedback-Prozesse für Vorgesetzte<br />

in den Unternehmen gibt es mittlerweile<br />

viele Abhandlungen, Artikel und<br />

Bücher von namhaften Beratern, Führungsgurus<br />

und Universitätsprofessoren.<br />

Nutzen von Feedback<br />

Unumstritten ist die positive Wirkung<br />

von gut organisierten Feedbacks als<br />

Grundlage von Veränderungsprozessen.<br />

Eine Selbstbild-/Fremdbild-Einschätzung<br />

macht Stärken und Schwächen des individuellen<br />

Führungsverhaltens deutlich<br />

und führt zu einer differenzierten<br />

Auseinandersetzung mit dem eigenen<br />

Führungsverhalten.<br />

Die Ziele und Funktionen einer Vorgesetztenbeurteilung<br />

sind auch bei einem<br />

Online-Verfahren klar zu benennen:<br />

Diagnosefunktion<br />

Wieempfinden die Mitarbeiter das Führungsverhalten<br />

und an welchen Stellen<br />

wünschen sie sich Veränderungen?<br />

Kontrollfunktion<br />

Welche Veränderungen werden spürbar<br />

und wie können diese gemessen<br />

werden?<br />

Partizipationsfunktion<br />

Die Verankerung des partizipativen<br />

Führungsstils durch die Auseinandersetzung<br />

mit dem Instrument selbst.<br />

Teamentwicklungsfunktion<br />

Entwicklung zwischen Selbst- und<br />

Fremdbild und Vereinbarung konkreter<br />

Veränderungsmaßnahmen.<br />

Personalentwicklungsfunktion<br />

Sensibilisierung gegenüber der<br />

Führungsaufgabe.<br />

Steigerung der Selbstverantwortung<br />

über eine Leistungssteigerung im<br />

eigenen Führungsverhalten.<br />

Klärung und Professionalisierung<br />

der Führungs- und Arbeitsbeziehungen<br />

im Unternehmen.<br />

Motivation<br />

Verbesserung der allgemeinen<br />

Arbeitszufriedenheit.<br />

Transparenzfunktion<br />

Aufzeigen verschiedener Wirklichkeiten<br />

und gegenseitiger Erwartungen<br />

sowie deutlichereEinschätzung des<br />

Machbaren.<br />

Feedback-Prozesse nur in Großunternehmen?<br />

Große Unternehmen wie VW,Aral,<br />

Bayer oder große Sparkassen und Banken<br />

haben im Normalfall eine gut funktionierende<br />

Personalabteilung, in der<br />

solche systematischen Führungskräftebeurteilungen<br />

konzeptionell vorbereitet<br />

und mit Begleitung externer Spezialisten<br />

regelmäßig durchgeführt werden.<br />

Kleinereund mittlereUnternehmen<br />

tun sich im allgemeinen schwer,mit<br />

den vorhandenen Ressourcen eine<br />

Feedback-Kultur zu etablieren.<br />

Hier stellt sich die Frage, ob nicht »fertige<br />

Feedback-Module«, die online abgerufen<br />

und bearbeitet werden, Abhilfe<br />

schaffen können. Sie sind für das Unternehmen<br />

mit wenig organisatorischem<br />

und überschaubarem finanziellen Aufwand<br />

verbunden. Natürlich sind auch<br />

hier die Rahmenbedingungen zu beachten,<br />

die für das Gelingen solcher<br />

Prozesse unabdingbar sind.<br />

Dagmar Schreiber<br />

Beraterin<br />

<strong>congena</strong>, München


Dagmar Schreiber<br />

Feedback online –kein Scherz!<br />

30<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Das Unterfangen darf keine Alibifunktion<br />

im Unternehmen erfüllen. Wenn<br />

es beispielsweise von Unternehmensseite<br />

nur um die Erhebung von Kennzahlen<br />

geht, die für Vergütungs- oder<br />

Karriereentscheidungen gebraucht<br />

werden und nicht wirklich daran gedacht<br />

wird, aus den Rückmeldungen<br />

auch Veränderungsprozesse abzuleiten,<br />

wirkt eine solche Befragung häufig<br />

kontraproduktiv.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

•Die Transparenz des gesamten Prozesses<br />

ist das Aund Ofür seine Erfolgsaussichten.<br />

Alle Beteiligten sollten<br />

detailliert über Ziele, Verfahren,<br />

Datenschutz- und Anonymitätsgarantie,<br />

die geplanten Auswertungen<br />

und die ihn oder sie betreffenden Ergebnisse<br />

informiert werden.<br />

•Respekt vor der Maßnahme ist eine<br />

Grundvoraussetzung für die spätere<br />

Umsetzbarkeit von Veränderungsmaßnahmen.<br />

Deshalb steht am Anfang<br />

eine Selbstverpflichtung aller<br />

Betroffenen zu Fairness, Ernsthaftigkeit<br />

und gegenseitiger Achtung.<br />

•Vorgesetzte, die ihren Mitarbeitern<br />

die Befähigung zu einem objektiven<br />

Urteil absprechen, verhinderndamit<br />

jede Chance auf eine konstruktive<br />

Auseinandersetzung. Die Führungskraft<br />

muss überzeugt sein, dass die<br />

Rückmeldungen ihrer Mitarbeiter<br />

wertvolle Anregungen geben können.<br />

•Information der Mitarbeiter über die<br />

Ergebnisse und die daraus abzuleitenden<br />

Konsequenzen und Maßnahmen<br />

(z.B. im Rahmen eines Workshops<br />

o.ä.).<br />

•Die Gewährleistung eines streng<br />

anonymisierten Ablaufs der Befragung<br />

stellt eine Grundvoraussetzung<br />

für das Gelingen eines Feedback-<br />

Prozesses dar.Die Ergebnisse bleiben<br />

beim Feedback-Nehmer und sind tabu<br />

für die Personalakte.<br />

Eine Kombination der beiden Zielsetzungen,<br />

das Feedback sowohl für<br />

personalpolitische Zwecke wie Vergütungs-<br />

und Karriereentscheidungen<br />

als auch für führungsrelevante<br />

Ziele zu nutzen, ist zwar oft erwünscht,<br />

jedoch widersprechen sich die jeweils<br />

notwendigen Rahmenbedingungen<br />

so stark, dass beide Ziele kaum in Einklang<br />

zu bringen sind.<br />

Hier sollte sich das Unternehmen<br />

schon bei der Planung entscheiden,<br />

welche konkreten Zielsetzungen mit<br />

der Befragung erreicht werden sollen.<br />

Richtig organisiert,<br />

erlaubt Online-Feedback<br />

die schnelle Erfassung<br />

von Daten.<br />

Kommentar eines Abteilungsleiters nach einem Online-Feedback<br />

(Bewertung durch 21 Mitarbeiter):<br />

»Das Online-Feedback ist bei mir sehr positiv angekommen.<br />

Die Rückmeldeergebnisse sind recht durchmischt,<br />

aber aussagekräftig. Auch die ersten Konsequenzen sind<br />

bereits umgesetzt, z.B. hängt jetzt ein Organisationsplan<br />

offen aus, auf dem alle aktuellen Aufgaben der Mitarbeiter<br />

vermerkt sind. Damit versuche ich dem Wunsch der<br />

Kollegen nach einer strafferen Organisation und einer gerechteren,<br />

transparenten Aufteilung der anfallenden Arbeiten<br />

nachzukommen.<br />

Ich habe als Abteilungsleiter durch dieses Feedback Hinweise<br />

bekommen, die ich so bisher nicht registriert habe.<br />

Auch wenn ich manches nicht als gerechtfertigt empfinde,<br />

sind es Signale...«


Dagmar Schreiber<br />

Feedback online –kein Scherz!<br />

31<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Vorteile einer externen<br />

Online-Befragung<br />

Gerade für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen ist die Möglichkeit eines<br />

Vorgesetzten-Feedbacks über das Internet<br />

eine organisatorisch machbare<br />

und bezahlbareVariante.<br />

Gute Internetangebote enthalten in<br />

der Regel Fragenkataloge, die bereits<br />

vielfach erprobt und wissenschaftlich<br />

wasserdicht sind, zu den verschiedensten<br />

führungsrelevanten Themen.<br />

Hier muss darauf geachtet werden,<br />

dass die für das Unternehmen wichtigen<br />

Themenfelder beinhaltet sind.<br />

Beispiel für Themenfelder:<br />

•Ziele<br />

•Arbeitsklima /Motivation<br />

•Information<br />

•Konflikte /Kritik<br />

•Kontrolle<br />

•Handlungs- und Entscheidungsspielraum.<br />

Es ist zweckmäßig, den Fragenkatalog<br />

auf die spezifischen Bedürfnisse des<br />

Unternehmens anzupassen.<br />

Kommentar eines Mitarbeiters nach einem Online-<br />

Feedback<br />

»Nach anfänglicher Skepsis kann ich diesen Prozess nur als<br />

gelungen bezeichnen. Wirals Mitarbeiter hatten die Möglichkeit,<br />

anonym Dinge an<strong>zum</strong>erken, die wir in der Gruppe<br />

niemals offen angesprochen hätten. Schon im Laufe der<br />

Abfrage hat unser Vorgesetzter sein Auftreten verändert<br />

und man merkt ihm an, dass er jetzt sehr viel bewusster<br />

über bestimmte Aspekte im Umgang mit uns nachdenkt.<br />

Dieses Feedback hat auf jeden Fall ein Stück mehr Offenheit<br />

in unser Team gebracht, deshalb würde ich es als<br />

einen Erfolg bezeichnen. Wichtig wäreallerdings eine<br />

kontinuierliche Fortsetzung des Prozesses und eine Kontrolle<br />

der vereinbarten Maßnahmen.«<br />

In sechs Schritten zur Einschätzung<br />

Ihrer Führungsleistung<br />

1. Grundsätzliche Entscheidung darüber,welche<br />

Führungskraft von welchen<br />

MitarbeiternFeedback erhalten<br />

soll (auch hier ist eine Einbeziehung<br />

Einzelner schon möglich und sinnvoll).<br />

2. Ausführliche Information aller<br />

Beteiligten über das Vorhaben, die<br />

damit verbundenen Ziele und die<br />

Rahmenbedingungen.<br />

3. Diskussion, Abstimmung und Entscheidung<br />

über Fragenkatalog und<br />

eventuelle Veränderungswünsche.<br />

4. Organisatorische Durchführung<br />

Vomexternen Anbieter werden<br />

praktikable »Kurzeinweisungen« für<br />

jeden Mitarbeiter mit allen Zugangsdaten<br />

zur Verfügung gestellt (inkl.<br />

1Zugangscode proKurzeinweisung<br />

zur einmaligen Nutzung, wie eine<br />

TANbeim Online-Banking). Diese<br />

Kurzeinweisungen werden in geschlossenen<br />

Umschlägen an die Mitarbeiter<br />

verteilt (z.B. durch Betriebsrat<br />

oder sonstige Vertrauenspersonen).<br />

Durch das TAN-Verfahren ist die<br />

Anonymität der Bewertenden gesichert.<br />

Der Vorgesetzte erhält eine eigene,<br />

personifizierte TAN, mit der er<br />

seine Selbsteinschätzung abgibt.<br />

5. Auswertung und Übermittlung<br />

der Ergebnisse<br />

Die Auswertung erfolgt externund<br />

kann unmittelbar nach der Eingabe<br />

der letzten Bewertung durchgeführt<br />

werden.<br />

Die Übermittlung der Ergebnisse an<br />

den Feedback-Nehmer erfolgt nach<br />

Absprache per Mail, per Post oder<br />

über Bereitstellung einer Auswertungs-TAN.<br />

Wenn die Ergebnisse dem Feedback-<br />

Nehmer vorliegen, sollte zeitnah ein<br />

Ergebnis-Workshop mit dem Team<br />

folgen.


Dagmar Schreiber<br />

Feedback online –kein Scherz!<br />

32<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Online durchgeführte<br />

Feedback-Prozesse<br />

sind schnell, kostengünstig<br />

und effizient.<br />

6. Auswertungsunterstützung<br />

nach Bedarf<br />

Meist ist ein telefonisches Beratungsgespräch<br />

zu den Ergebnissen<br />

mit einer entsprechenden Expertin<br />

oder einem Experten (ca. 45 Minuten)<br />

im Paketpreis eines Online-<br />

Feedbacks bereits enthalten.<br />

Sollte sich herausstellen, dass eine<br />

weitergehende Unterstützung notwendig<br />

ist, kann das Unternehmen<br />

bzw.die Führungskraft frei entscheiden,<br />

welche Feedback-Berater,<br />

externe Spezialisten oder auch ein<br />

persönlicher Coach Hilfestellung<br />

leisten könnten.<br />

Wichtig ist, dass auch bei einer Online-<br />

Variante des Vorgesetzten-Feedbacks<br />

die folgenden Fragen untersucht werden:<br />

• Wo bestehen wesentliche Unterschiede<br />

zwischen den Einschätzungen<br />

der Mitarbeiter und der<br />

Selbsteinschätzung der/des Vorgesetzten?<br />

• Wo existiert den Ergebnissen zufolge<br />

ein klarer Handlungsbedarf?<br />

• Wo liegen die auf das Problemfeld<br />

bezogenen Ursachen und Hintergründe?<br />

• Für welche Themen und Fragestellungen<br />

benötige ich Unterstützung<br />

(z.B. <strong>vom</strong> Management, der PE-Abteilung,<br />

von externer Seite)?<br />

• Wieund in welcher Form informiere<br />

ich meine Mitarbeiter?<br />

• Welche Lösungsansätze gibt es und<br />

welche (kleinen überschaubaren)<br />

Veränderungsschritte nehme ich mir<br />

vor?<br />

Online-Feedback ist gerade für Führungskräfte<br />

in kleinen und mittleren<br />

Unternehmen eine gute Möglichkeit,<br />

die unumstrittenen Vorteile eines Feedback-Prozesses<br />

wahrzunehmen und<br />

den Aufwand, sowohl organisatorisch<br />

als auch finanziell, möglichst gering zu<br />

halten.<br />

Entscheidend für die Akzeptanz und<br />

den Erfolg sowohl für Feedback-Nehmer<br />

als auch Feedback-Geber ist die ernsthafte<br />

Bearbeitung der sich daraus ergebenden<br />

notwendigen Weiterentwicklungen<br />

und Veränderungen im<br />

Unternehmen.<br />

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dreißig Jahrenach Genius II<br />

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neuen KPMG-Haus


<strong>congena</strong> aktuell 34 <strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Projektbeispiele 2006<br />

KPMG Berlin,Köbis-Dreieck<br />

Architekten: Nicholas Grimshaw &Partners,<br />

London; Claus Neumann Architekten, Berlin<br />

Flächenoptimierung<br />

Organisatorische Planung<br />

Change Management<br />

Belegungsplanung<br />

Inbetriebnahmekoordination<br />

Fotos: Stefan Müller<br />

Credit Suisse Zürich<br />

Pilotprojekt »Arbeitsplatz der Zukunft«<br />

Bürokonzeption<br />

Möblierungsplanung<br />

Change Management<br />

Planungsanalysen<br />

Nutzwert-Ranking<br />

Nutzungs- und Belegungskonzepte<br />

Fotos: <strong>congena</strong><br />

NetCologne Köln,Neubau der Hauptverwaltung<br />

Bolwin Wulf Architekten Partnerschaft<br />

Auslobung des Architektenwettbewerbs<br />

Flächenoptimierung<br />

Organisatorische Planung<br />

Belegungsplanung<br />

Umzugsplanung<br />

Inbetriebnahmekoordination<br />

Fotos: Palladium


Autoren 35<br />

<strong>congena</strong> Texte 2007<br />

Die Autoren in diesem Heft<br />

Maren Puffert<br />

Beraterin der <strong>congena</strong><br />

maren.puffert@<strong>congena</strong>.de<br />

Jan Teunen<br />

Cultural Capital Producer<br />

info@teunen-konzepte.de<br />

Teunen Konzept <strong>GmbH</strong><br />

Schloss Johanneskirchen<br />

D-65366 Geisenheim<br />

Susanne Köster-Liebrich<br />

Beraterin der <strong>congena</strong><br />

susanne.koester@<strong>congena</strong>.de<br />

Dr.Martin Kleibrink<br />

Berater der <strong>congena</strong><br />

martin.kleibrink@<strong>congena</strong>.de<br />

Stephan Schmidpeter<br />

Berater der <strong>congena</strong><br />

stephan.schmidpeter@<strong>congena</strong>.de<br />

Mirjana Loitzl<br />

Beraterin der <strong>congena</strong><br />

mirjana.loitzl@<strong>congena</strong>.de<br />

Herbert von Brandenstein<br />

EDV Support<br />

vb@<strong>congena</strong>.de<br />

Conny Lang<br />

Beraterin der <strong>congena</strong><br />

conny.lang@<strong>congena</strong>.de<br />

Dagmar Schreiber<br />

Beraterin der <strong>congena</strong><br />

dagmar.schreiber@<strong>congena</strong>.de


Impressum<br />

Herausgeber <strong>congena</strong>Texte 2007 38. Jahrgang<br />

Redaktion Mirjana Loitzl<br />

<strong>congena</strong><br />

Gesellschaft für Planung,<br />

Training und Organisation mbH<br />

Baumkirchner Straße 53<br />

D-81673 München<br />

Telefon 089/45 49 28-0<br />

Telefax 089/45 49 28-99<br />

Internet: www.<strong>congena</strong>.de<br />

E-mail: info@<strong>congena</strong>.de<br />

Graphische Gestaltung Oliver Weiss Design<br />

Internet: www.oweiss.com<br />

E-mail: info@oweiss.com<br />

electronic publishing Druckerei Joh. Walch<br />

Im Gries 6<br />

D-86179 Augsburg<br />

Telefon 08 21/8 08 58-0<br />

Telefax 08 21/8 08 58-39<br />

Internet: www.walchdruck.de<br />

E-mail: info@walchdruck.de<br />

Bezugspreis €15jeHeft<br />

jeweils zuzüglich Versandkosten<br />

Im Abonnement:<br />

€12,50 je Heft<br />

Anzeigen Die veröffentlichten Beiträge stellen<br />

die Meinung der Autoren dar.<br />

Der auszugsweise Nachdruck ist<br />

mit Angabe der Quelle und gegen<br />

Belegexemplar gerne gestattet.

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