VPLT Magazin 107
Das VPLT Magazin informiert rund um die Medien- und Veranstaltungsbranche. Fachinformationen spielen bei seinen Lesern eine wichtige Rolle. Die Inhalte entstehen aus der Branche für die Branche - unter der Leitung des VPLT e.V. Jede Ausgabe des VPLT Magazins widmet sich außerdem einem aktuellen Schwerpunktthema. Zielgruppen sind: Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Dienstleister, Hersteller, Händler und Vertriebe der Medien- und Veranstaltungstechnik, Mitglieder des VPLT und weiterer Branchenverbände, Technik-Nachwuchs (Auszubildende & Studenten), Theater-, Kongress- und Veranstaltungszentren, Kammern und Behörden und weitere Multiplikatoren.
Das VPLT Magazin informiert rund um die Medien- und Veranstaltungsbranche. Fachinformationen spielen bei seinen Lesern eine wichtige Rolle. Die Inhalte entstehen aus der Branche für die Branche - unter der Leitung des VPLT e.V. Jede Ausgabe des VPLT Magazins widmet sich außerdem einem aktuellen Schwerpunktthema. Zielgruppen sind: Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Dienstleister, Hersteller, Händler und Vertriebe der Medien- und Veranstaltungstechnik, Mitglieder des VPLT und weiterer Branchenverbände, Technik-Nachwuchs (Auszubildende & Studenten), Theater-, Kongress- und Veranstaltungszentren, Kammern und Behörden und weitere Multiplikatoren.
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MAGAZIN
4|24
107 | Dezember 2024 | online
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VPLT SERVICE- UND VERLAGS GMBH
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Zahlen des Inklusionsbarometers 2024 der Aktion
Mensch sprechen eine deutliche Sprache: Menschen
mit Behinderung haben eine Arbeitslosenquote von
11 Prozent. Sie liegt damit doppelt so hoch wie die
bei Menschen ohne Behinderung. Noch immer kämpfen
sie also mit hohen Hürden bei der Jobsuche.
Wir berichten in dieser Ausgabe über Menschen, die
selbst behindert sind und Events barrierefreier gestalten
wollen, aber auch über Führungskräften in Firmen,
die bei diesem Thema vorangehen.
Herauslesen kann man aus den Gesprächen vor allem
zwei Dinge: Wer sein Unternehmen inklusiver gestalten
möchte, der braucht das Bewusstsein und den
Willen dafür. Es ist eine klare Führungsaufgabe, sich
der Herausforderung zu stellen, Barrieren abzubauen.
Und dieses Bewusstsein wird inhouse erhöht, in dem
Mitarbeiter beschäftigt werden, die behindert sind. Bei
Events lohnt in Sachen Inklusion deshalb nicht nur der
Fokus auf das Publikum, sondern auch auf die Angestellten
hinter und auf der Bühne.
editorial
IMPRESSUM
HERAUSGEBER
VPLT Service- und Verlags GmbH
Wohlenbergstr. 6
30179 Hannover
Chefredaktion
Dominik Maaßen
Art Director
Sonja Luise Kupgisch
Grafik und Layout
Sonja Luise Kupgisch
• Autoren
Helge Leinemann
Linda Residovic
Falco Zanini
Silke Lalvani
• Bilder
Csaba Nagy
Messe Frankfurt
BOE International
Brandi Rechtsanwälte
Käthe de Koe
Initiative Barrierefrei Feiern
pexels.com/shvets production
Aktion Mensch
Friedrichstadt-Palast Berlin
Liederhalle Stuttgart
Florian Selig
Laura Schepers
VBG
pexels.com/tima miroshnichenko
Die gute Nachricht auf diesem noch langen Weg: Das
Bewusstsein ist gewachsen. Gleichzeitig braucht man
manchmal nur ganz kleine Maßnahmen, die jedoch
große Wirkung erzielen. Unternehmen wiederum erklären,
dass mehr Diversität ihren Blick über den Tellerrand
schärft. Die Vielfalt der Perspektiven hilft ihnen,
komplexe Herausforderungen leichter zu lösen und innovativer
zu sein.
Ihr Redaktionsteam
In unseren Texten verwenden wir die männliche Form,
um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, mitgemeint
sind aber immer die weibliche und andere Formen.
notes
Forum Veranstaltungswirtschaft lud zum dritten
Parlamentarischen Abend in Berlin 6
Arbeitsagentur: Neuer Film zur Fachkraft für
Veranstaltungstechnik 9
E-Rechnung: Ab 2025 Pflicht in Deutschland 10
AUMA-Studie:
Ein Messebesuch vermeidet fünf Geschäftsreisen 11
SOCIAL
TITEL
Inklusion: Wie überwinden wir
die Barrieren der Arbeitswelt?
Foto: Csaba Nagy
MAGAZIN
4|24
Kolumne 13
VPLT Ausblick auf 2025
Zwischen Zweifeln und Zuversicht 14
Messewirtschaft
30 Jahre am Puls der Branche: Prolight + Sound 2025
lädt zur großen Jubiläumsshow 16
VPLT im neuen Messebeirat für die Prolight + Sound 22
HAMBURG OPEN 2025: Neues Jahr, neue Impulse
für die Broadcast- und Medientechnik 24
Advertorial
BOE INTERNATIONAL 2025 – Die Leitmesse für Trends,
Technologien und Insights der Eventbranche 28
LEGAL
Nachgefragt bei BRANDI
Arbeitgeberpflichten rund um den Fuhrpark 30
Buchrenzension
„Technik-Verantwortung” 34
Berufszertifizierung
„Wenn Teilnehmer bestanden haben, brechen sie auch
schon mal vor Freude in Tränen aus!“ 36
TITEL
„Unsere Bedürfnisse sind unsere Kompetenz” 42
Vielfalt der Perspektiven für innovative Ideen 45
Mehr Verständnis für internationale Kunden 47
Inklusionsbarometer 2024: Viele Hürden auf dem Arbeitsmarkt
für Menschen mit Behinderung 48
Die Brücken im Garten der Liebe 50
Tastbare Teilhabe 52
ECONOMIC
Cybersicherheit
EU Priorität Cybersicherheit: Neue Regeln für alle vernetzten
Produkte und wichtige Infrastrukturen 58
Arbeitssicherheit
„High five” – der Codex für Rigger 60
Nachhaltigkeit
Wenn der grüne Schein trügt – neue Regeln zu Greenwashing
und Umweltaussagen 64
Lieferkettengesetz
Lieferkettengesetz: Kann das weg? 66
service + partner
Infos & Termine 68
Neue Mitglieder 69
Dritter Parlamentarischer Abend des Forum Veranstaltungswirtschaft in Berlin: v.l. Stephan Lemke, Vizepräsident EVVC e.V., Henning Könicke, geschäftsführender
Vorstandsvorsitzender des FAMA Fachverband Messen und Ausstellungen e.V., Johannes Everke, Geschäftsführer BDKV, Helge Leinemann,
Vorsitzender VPLT Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V., Stefan Zierke, Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD), Marcus Pohl,
1. Vorsitzender ISDV e.V., Björn Sänger, Geschäftsführer Verband der Veranstaltungsorganisatoren e.V., Linda Residovic, Geschäftsführerin VPLT –
Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V., Christian Ordon, Geschäftsführer LiveKomm, und René Tumler, Geschäftsführer EVVC e.V..
Forum Veranstaltungswirtschaft lud zum
dritten Parlamentarischen Abend in Berlin
Beim dritten Mal spricht man schon von Tradition: Erneut hat das Forum Veranstaltungswirtschaft
die Berliner Parlamentarier des Deutschen Bundestags Mitte Oktober 2024
zum intensiven Austausch gebeten – und einen Forderungskatalog übergeben.
Gekommen waren als Gäste rund 20 Politiker von SPD,
Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU/CSU sowie Die Linke,
um über die Herausforderungen der Branche zu
diskutieren. Das Ziel des Abends war auch in diesem
Jahr, sich im persönlichen Gespräch vor Ort umfassend
auszutauschen. Geladen waren dafür in der Hauptstadt
zahlreiche Vertreter der Veranstaltungswirtschaft sowie
Entscheider aus Politik und Verwaltung. Für den Parlamentarischen
Abend trafen sie sich in den Räumen
der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft (DPG).
Grußworte von Stefan Zierke
Zu Beginn begrüßte Stefan Zierke alle Gäste: Er ist tourismuspolitischer
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
Obmann im Tourismusausschuss des Deutschen
Bundestages und Präsident der DPG. Eben in dieser
Funktion als Präsident, der selbst regelmäßig Events
mit all ihren Vorschriften organisieren und verantworten
muss, zollte Zierke der Veranstaltungsbranche seinen
Respekt für ihre Leistungen. Mit 20 Jahren Berufserfahrung
in der Tourismusbranche betonte er außerdem ihre
wirtschaftliche Wechselwirkung mit der Eventbranche.
Als Schirmherr fungierte diesmal Björn Sänger, ehemaliger
FDP-Bundestagsabgeordneter sowie Mitglied der
Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft und vor Ort
gleichzeitig als Geschäftsführer und Verbandsvertreter
des VDVO.
Die Vertreter der unterschiedlichen Verbände diskutierten
und informierten danach in einem Panel über die
aktuelle Lage ihrer Branche. Überdies hatten die Verbände
des Wirtschaftszweigs ihre speziellen und aktuell
dringenden Interessen in einem Forderungskatalog
zusammengefasst und überreicht. Sie weisen darin auf
Probleme der Eventbranche hin und benennen gleichzeitig
mögliche Lösungen.
6 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
notes
Ansprechpartner in der Bundesregierung
Die Veranstaltungswirtschaft benötigt bessere Infrastrukturen
und attraktivere Rahmenbedingungen für
Events sowie Maßnahmen, um Beschäftigte zielführender
zu qualifizieren und weiterzubilden. Sie braucht
einen direkten Ansprechpartner im Bundeswirtschaftsministerium,
der sich regelmäßig um die Belange des
sechstgrößten Wirtschaftszweigs in Deutschland kümmert.
An weiteren Forderungen wurde vorgetragen:
Gleichbleibende
Künstlersozialabgabenhöhe
„Die Künstlersozialkasse sichert Künstlerinnen und
Künstler in den Sozialsystemen ab”, sagt Johannes Everke,
Geschäftsführer des BDKV. „Vergleichsweise viel zahlen
Konzertveranstalter in die KSK ein. Allerdings stehen
sie zurzeit, wie viele andere Beteiligte der Konzertwirtschaft,
unter erheblichem Preisdruck. Wir brauchen eine
Künstlersozialabgabe, die bis 2030 konstant bei fünf
Prozent bleibt. Gerade kleinere Veranstaltungsformate
profitieren davon, wenn diese Kosten nicht steigen.”
Anpassung des Arbeitszeitgesetzes
„Die Veranstaltungswirtschaft gehört zu den Branchen,
in denen unregelmäßige Arbeitszeiten betriebsnotwendig
anfallen”, so René Tumler, Geschäftsführer des
EVVC. „Daher fordern die Verbände des Forum Veranstaltungswirtschaft
ein Arbeitszeitgesetz, das diesen
Bedingungen gerecht wird und empfehlen das europarechtskonforme
Modell aus Österreich: Dort gibt es bei
bis zu 60 Wochenstunden und 12-Stunden-Tagen einen
Zeitausgleich über Arbeitszeitkonten.”
Förderung inländischer
Messeaussteller
„Die ausstellende deutsche Wirtschaft erhält im Inland
keine systematische Messeförderung, wie sie Staaten,
zum Beispiel Türkei, Italien oder China, ihren Unternehmen
gewähren”, sagt Robert Ninnemann, Vorstandsmitglied
im FAMA. „Der Messestandort Deutschland
hat dadurch einen Wettbewerbsnachteil. Wir brauchen
hierzulande eine systematische Förderung von Messeausstellern.”
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Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 7
Richard Burlton
Begrüßten die Gäste des Parlamentarischen Abends: Helge Leinemann, Vorstandsvorsitzender des VPLT (li.), und Stephan Lemke, Vizepräsident EVVC e.V.
Rechtssicherheit bei der Beauftragung
von Selbständigen
„Die aktuelle Statusfeststellung bedeutet für alle Wirtschaftszweige
eine große Rechtsunsicherheit”, so Marcus
Pohl, 1. Vorsitzender isdv. „Gerade in agilen Strukturen,
wie die der Veranstaltungswirtschaft, wirkt sie
sich destruktiv aus. Es muss klare und sichere Regeln
für die Beauftragung von Selbständigen geben, die moderne
Arbeitsmittel und Risiken mit beachten. Wir fordern,
dass das Statusfeststellungsverfahren nach §7a
SGB IV für die Beteiligten praktikabel und rechtssicher
aufgestellt wird. Es braucht im SGB eine genaue Definition
der Selbständigkeit. Und die Altersvorsorgepflicht
für Selbständige muss endlich, gemäß Koalitionsvertrag,
umgesetzt werden.”
Gerechtes Gewerbemietrecht und
Stadtentwicklung
„Viele Akteure der Kultur haben Gewerbemietverträge”,
sagt Christian Ordon, Geschäftsführer Live Musik Kommission.
„Weil diese eher ‚mieterunfreundlich' sind, werden
besonders kleine Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft
aus den Innenstädten verdrängt. Das bislang
ungeregelte Gewerbemietrecht muss angepasst werden,
zum Beispiel in Hinsicht auf Kündigungsschutz oder
Mietobergrenzen. Außerdem brauchen wir eine Ministeriumsübergreifende
Arbeitsgruppe Kulturräume, die
sich der kulturellen Entwicklung von Städten widmet.”
Einheitliche Margenbesteuerung
„Aufgrund eines EuGH-Urteils gilt die Margenbesteuerung
nicht nur beim Pauschaltourismus, sondern auch
im Bereich B2B-MICE”, sagt Björn Sänger, Geschäftsführer
VDVO. „Allerdings sorgen gut gemeinte Ausnahmeregelungen
inzwischen für zu viel Bürokratie und
Rechtsunsicherheit. Wir brauchen klare, praktikable
und pauschale Regelungen. Nur so können Unternehmen
die Margenbesteuerung unbürokratisch und korrekt
umsetzen.”
Anerkennung ausländischer
Berufsabschlüsse
„Es ist in Deutschland zu kompliziert, seinen ausländischen
Berufsabschluss anerkennen zu lassen”, sagt
Linda Residovic, Geschäftsführerin des VPLT. „Gerade
die Veranstaltungswirtschaft kann durch ihre Strukturen
viel zur Integration von Geflüchteten und Migranten
beitragen. Wir brauchen für ausländische Fachkräfte
einen leichteren Zugang und reduzierte bürokratische
Prüfzeiträume. Helfen können digitale Verfahren, weniger
strenge Anforderungen an Ausbildungsbetriebe und
generell niedrigere Hürden.”
Hier geht's zum Forderungskatalog des
Forum Veranstaltungswirtschaft:
8 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Arbeitsagentur: Neuer Film zur
Fachkraft für Veranstaltungstechnik
Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf ihren Websites über unterschiedliche
Berufsbilder, schon seit längerem auch über die Fachkraft für Veranstaltungstechnik.
Jetzt hat sich der VPLT darum bemüht, unter anderem zusammen mit dem Partnerverband
BDKV, dass nun nach den Veranstaltungskaufleuten auch der Erklärfilm der Bundesagentur
für die Fachkraft Veranstaltungstechnik neu verfilmt wird.
Hier gehts zum dreieinhalbminütigen Film auf dem Filmportale Berufe.TV:
RIGGING HIGH FIVE
#2 CHECK
Rettungsplan statt Himmelfahrtskommando:
Im Rigging ist ein Rettungskonzept Pflicht. Denn wer
in luftigen Höhen arbeitet, sollte sich nicht hängen
lassen. Damit der Fall nicht zum Schocker wird. Lock it!
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unfallfreien Arbeitstag am Rigg findest
du hier: www.vbg.de/rigging
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E-Rechnung: Ab 2025 Pflicht in Deutschland
Ab dem 1. Januar 2025 ist bei Umsätzen zwischen inländischen Unternehmern
regelmäßig eine elektronische Rechnung (E-Rechnung) zu verwenden.
Durch die E-Rechnung soll die Digitalisierung der deutschen
Wirtschaft gefördert werden. Insbesondere im
Rechnungswesen können Prozesse vereinfacht werden.
So brauchen zukünftig zum Beispiel die Rechnungsdaten
beim Empfänger nicht nochmals erfasst
zu werden. Dadurch werden doppelte Arbeitsgänge
und hierbei entstehende Fehler vermieden.
Formatbedingungen
Für einen bis zum 31. Dezember 2024 ausgeführten
Umsatz gilt als elektronische Rechnung eine Rechnung,
die in einem elektronischen Format ausgestellt
und empfangen wird. Unter diese Definition fällt zum
Beispiel auch ein per E-Mail versandtes einfaches
PDF-Dokument.
Ab dem 1. Januar 2025 liegt eine E-Rechnung nur
noch dann vor, wenn die Rechnung in einem strukturierten
elektronischen Format ausgestellt, übermittelt
und empfangen wird und eine elektronische Verarbeitung
ermöglicht. Beispielsweise ein einfaches PDF-Dokument
fällt dann nicht mehr unter diese Definition, da
es kein strukturiertes Format hat.
Inländisches Unternehmen
Als Unternehmer gilt, wer eine gewerbliche oder berufliche
Tätigkeit selbständig ausübt (§ 2 UStG). Darunter
fallen zum Beispiel auch Freiberufler oder Personen,
die selbst ausschließlich steuerfreie Umsätze erbringen,
wie etwa Vermieter von Wohnungen, Kleinunternehmer
oder Ärzte.
Als inländisches Unternehmen gilt eines, das seinen
Sitz, seine Geschäftsleitung oder eine am Umsatz
beteiligte Betriebsstätte im Gebiet der Bundesrepublik
Deutschland hat. Besteht kein Sitz, gelten der
Wohnsitz oder gewöhnliche Aufenthaltsort des Unternehmers.
Mehr Informationen
10 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
notes
AUMA-Studie: Ein Messebesuch
vermeidet fünf Geschäftsreisen
Messen leisten einen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit, indem sie
persönliche Kontakte effizient bündeln und dadurch weitere Reisen vermeiden.
Das ist eine zentrale Erkenntnis der Studie „Mehrwert von Messebesuchen:
Wie Einzelreisen vermieden werden“. Durchgeführt wurde die Untersuchung im
ersten Halbjahr 2024 vom Institut für nachhaltigen Tourismus an der Hochschule
Harz im Auftrag des Verbands der deutschen Messewirtschaft AUMA.
Konkret belegt die erste und umfassendste Befragung
dieser Art mit fast 3.000 Teilnehmern die hohe Effizienz
von Messebesuchen. Die Studie zeigt auf, dass
pro Besucher und Tag durchschnittlich mehr als fünf
separate Reisen vermieden werden – die Spannweite
reicht dabei von wenigstens drei bis knapp 14 vermiedenen
Reisen je nach Messe. Durchschnittlich hatten
die Befragten mehr als 13 Geschäftskontakte pro Tag
– wobei über ein Drittel dieser Kontakte ohne den Messebesuch
zu zusätzlichen Reisen geführt hätte.
Mehr Geschäftskontakte
und weniger Reisen
Die Studie zeigt detailliert: Internationale Besucher
auf Messen in Deutschland vermeiden durchschnittlich
acht Extra-Reisen, Gäste aus Deutschland sparen
knapp vier weitere Reisen durch den richtigen
Messebesuch ein. Insbesondere Flugreisende planen
ihre Messebesuche hocheffizient: Sie haben mehr Geschäftskontakte
(knapp 18) und vermeiden mehr Reisen
(knapp acht) als Pkw-Nutzer (über 12 Kontakte,
knapp fünf vermiedene Reisen). Gäste aus Süd- und
Mittelamerika sowie dem Nahen und Mittleren Osten
vermeiden im Durchschnitt die meisten Reisen (fast
12/mehr als elf), was die globale Reichweite und Effizienz
von Messen verdeutlicht.
Geschäftsanbahnung
und Networking
Bei der Art der Gespräche liegen informelle Treffen
zur Geschäftsanbahnung (rund 42 Prozent) und zum
Networking (40 Prozent) auf den ersten Plätzen, gefolgt
von Produktbesprechungen (rund 36 Prozent)
und Vertragsverhandlungen (rund 20 Prozent). Die
Studienergebnisse zeigen bei internationalen Besuchern
eine höhere Anzahl von Einkaufsgesprächen
als bei inländischen Besuchern (knapp 32 Prozent/
über 12 Prozent), was die Wichtigkeit von Messen
für internationale Geschäftsabschlüsse zeigt.
Interessant ist auch: Mehr als 60 Prozent der Geschäftskontakte
hätten digital nicht in der gleichen
Qualität stattfinden können, geben die Befragten
an. Dies unterstreicht den hohen Wert persönlicher
Begegnungen auf Messen und die Wichtigkeit des
direkten Austausches im Wirtschaftsleben.
Hier geht‘s zur Studie
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 11
SOCIAL
In der Rubrik Social widmen wir uns
diesmal den unterschiedlichen Messen
wie Prolight + Sound, Hamburg Open, BOE
und ihren sehr vielfältigen Programmen.
12 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
SOCIAL Kolumne
Liebe Leserinnen und Leser,
ein weiteres, sehr dynamisches Jahr
geht zu Ende. Es reicht ein Blick auf die
monatlichen Zahlen des ifo Instituts,
die wir im Forum Veranstaltungswirtschaft
regelmäßig veröffentlichen: Mit
–16,7 Punkten liegen die Werte beim
„Geschäftsklima Veranstaltungsbranche”
auf dem niedrigsten Wert in den
vergangenen zwölf Monaten. Vor einem
Jahr waren sie im Dezember noch bei
-2,5. Ich bin sicher, dass wir in 2025
die gleiche Dynamik erleben werden.
Indes stellen viele von uns fest, dass
Verbraucherinnen und Verbraucher weniger
Geld zur Verfügung haben. Ohne
Moos nichts los! Hier bei mir vor Ort
in Hannover will die Stadt aktuell viele
wichtige Investitionen im Vereins- und
Kulturbereich streichen, weil sie sparen
muss. Gerade unsere Branche ist
davon abhängig, wie gut es der Volkswirtschaft
in Deutschland geht. Denn
wir machen vorrangig lokales Geschäft.
Die allermeisten unserer Produkte auf
Events werden in Deutschland konsumiert
und die Dienstleistung hierzulande
erbracht. Das internationale Business
ist nur ein kleiner Teil.
Allerdings geben viele Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern inzwischen immer
mehr ihres Lohnes für die Miete aus. In
Deutschland gibt es die Tradition, dass
sehr viele Menschen ihre Wohnungen
oder Häuser mieten und nicht selbst
besitzen. Das ist in vielen anderen Ländern
anders. Rund ein Drittel der Menschen
in Deutschland, also rund 26
Millionen, leben jedoch in Bereichen,
wo die Mietpreisbremse gilt. Bei ihnen
ist die Wohnraumsituation also angespannt.
Gleichzeitig wird mit diesen
Bestandswohnungen unglaublich viel
mehr verdient als zuvor: Internationale
Investoren halten diesen Markt noch
lange nicht für ausgereizt und wollen
noch mehr Geld aus ihm pressen.
Das ist nicht nur ein gesellschaftliches
Problem, sondern für unsere Branche
auch ein wirtschaftliches. Sie lebt von
einem angemessenen Wohlstand, in
dem Millionen von Menschen, die in
eben diesen Mietwohnungen leben,
auch weiter Veranstaltungen besuchen.
Bei diesen Events sitzen dann nicht
zwei Millionäre zusammen, sondern
Massen möchten an einer Veranstaltung
teilhaben, in vielen Fällen auch
barrierefrei und im Sinne der Demokratie.
Ich empfehle, sich mit Blick auf
die kommenden Wahlen die Parteiprogramme
genau anzuschauen. Welche
Parteien sichern den volkswirtschaftlichen
Wohlstand und welche kümmern
sich darum, dass Geld für unsere Branche
zur Verfügung steht? Parteien stellen
dort außerdem Steuersenkungen in
Aussicht. Es fragt sich allerdings, wie
der Politik dann gleichzeitig das Geld
zu Verfügung steht, um in neue Infrastruktur,
Bildung oder Digitalisierung
zu investieren?
Ich freue mich, euch im nächsten Jahr
auf der Prolight + Sound 2025 zu treffen.
Sie feiert dann ihr 30-jähriges Jubiläum
– und wir 35 Jahre VPLT.
Kommt gut ins neue Jahr!
Euer Helge Leinemann
Vorstandsvorsitzender
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 13
Zwischen Zweifeln und Zuversicht
Was sind die Herausforderungen der Veranstaltungswirtschaft?
Und wie reagiert der VPLT darauf? Ein kurzer Ausblick auf 2025.
Die Stimmung der deutschen Wirtschaft ist zum Jahresende
unverändert eingetrübt. Die Krise in dieser
unbeständigen Lage ist auch bei den großen Firmen
angekommen. Sogar Konzerne wie VW und Conti bauen
gerade massiv Arbeitsplätze ab.
Höhere Kosten, niedrigere Budgets
Während einige VPLT Mitglieder zuversichtlich sind,
spiegeln mir andere in Gesprächen diese Probleme der
Krise wieder. Im Bereich Live-Entertainment scheint
sie noch nicht angekommen zu sein. Aber dieser Bereich
agiert mit deutlich längeren Vorlaufzeiten. Hinzu
kommt eine unsichere geopolitische Lage: Es vergeht
kein Tag, in dem man nicht von einer weiteren Bedrohung
in der Welt hört oder liest. Weil die Menschen
nicht wissen, wie sich das Morgen gestaltet, sind auch
die Verbraucherinnen und Verbraucher unsicher, ob sie
Geld lieber ausgeben oder sparen sollen. Die Kaufkraft
lässt nach.
Mitglieder berichten, dass sie den Druck steigender
Kosten spüren. Der Grund sind Inflation, hohe Energiepreise
und Maßnahmen für Nachhaltigkeit, in die sie
investieren müssen. Auf der anderen Seite verfügen
ihre Kunden aber nur noch über begrenzte Budgets.
Die Folge: Beauftragungen sind sehr kurzfristig und
deshalb ist es noch schwieriger, Aufträge ohne prekäre
Arbeitsverhältnisse zu realisieren. Der Fachkräftemangel
erschwert diese Situation. Die Anforderungen an
Arbeits- und Fachkräfte sind bei Veranstaltungen gestiegen.
Allerdings fehlen viele von ihnen gerade im
Bereich Technik.
Nachhaltige Nachwuchsförderung
Unter anderem unterstützen wir deshalb die Nachwuchsförderung:
Ein gutes Beispiel ist das etablierte
Format Future Talents Day (https://forumveranstaltungswirtschaft.org/future-talents-day/),
der jährlich
auf der Prolight + Sound stattfindet und den der VPLT
maßgeblich ins Leben gerufen hat. Unser beliebter Bildungskosmos
(https://www.vplt.org/kosmos/) zeigt die
vielen und attraktiven Einstiegs- und Aufstiegschancen
auf und weckt dank seiner interaktiven Infofelder
mehr Interesse für die Firmen unserer Branche.
Wir arbeiten eng mit Hochschulen und Bildungseinrichtungen
zusammen und positionieren uns politisch
rund um die Arbeitsmarktpolitik. Unser Engagement
umfasst Ausbildungsprogramme oder Kampagnen,
um zu betonen, wie spannend unsere Branche für den
beruflichen Nachwuchs ist. Wir heben dabei nicht
nur die technischen Berufe, sondern die Vielfalt der
kreativen und organisatorischen Rollen innerhalb der
gesamten Eventindustrie hervor. Sie ist bekanntlich
dynamisch und innovativ – und dafür wollen wir junge
Menschen begeistern.
Politische Rahmenbedingungen
Als Verband schauen wir in dieser Krise mit großer
Hoffnung auf die kommende Bundestagswahl. Es ist
ein gutes Zeichen, dass wir nicht, gefühlt, ein weiteres
Jahr warten müssen. Unsere politische Lobbyarbeit
wird gerade durch die unstabile Regierung in Berlin
erschwert. Übrigens: Wir sind im Hauptamt unserer
Geschäftsstelle inzwischen sehr breit aufgestellt.
14 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
SOCIAL VPLT Ausblick auf 2025
Aber auch beim VPLT stehen im kommenden Jahr Vorstandswahlen
an. Bitte denken Sie weiterhin über ein
ehrenamtliches Engagement in Ihrem Verband nach.
Vergünstigungen in neuer VPLT
Beitragsordnung
Reagiert haben wir auf die Probleme von Unternehmen
auch durch eine geänderte Beitragsordnung: Gerade
weil einige unserer Mitglieder Umsatzeinbußen verzeichnen
und an allen Ecken und Enden sparen müssen,
bieten wir mit neuen Statuten Vergünstigungen
an. Sie gelten ab dem nächsten Jahr für verbundene
Mitgliedsunternehmen, für Startups und für Mitglieder
mit unvorhersehbaren und konjunkturbedingten
Umsatzeinbrüchen. Bei einem unvorhersehbaren Umsatzeinbruch
kann der Jahresbeitrag im Rahmen eines
Antrags an die VPLT Geschäftsstelle beispielsweise
einmalig um 50 Prozent reduziert werden.
VPLT Beitragsordnung
Solidarische Gemeinschaft
Die Nöte der Firmen auf diese Weise stärker in den
Fokus zu nehmen, würden wir uns auch von der Bundesregierung
wünschen. Denn eines ist klar: Unser
Verband existiert in erster Linie für die Belange der
Unternehmen. Und in ihrem Sinne müssen wir für unsere
Branche weiter wichtige Themen bearbeiten und
sie für mehr Professionalität gestalten.
Dafür gibt es unter anderem unsere Fachgruppen und
Sitzungen. Sie bieten aber auch den Raum, sich in einem
vertraulichen Rahmen über aktuelle Herausforderungen
auszutauschen. Und sei es nur für die Erkenntnis,
dass man mit den unternehmerischen Nöten nicht
alleine steht. Auch dafür ist Ihr Verband jederzeit da.
Was hat der VPLT unternommen?
Zum wöchentlichen Update zu den Verbandsaktivitäten
Mitglied werden!
Werden Sie Teil einer starken Gemeinschaft und profitieren
Sie als Mitglied von zahlreichen Vorteilen im VPLT!
Sie unterstützen mit Ihrer Mitgliedschaft die Arbeit unseres
Verbandes und profitieren gleichzeitig selbst von
zahlreichen Vorteilen. Möglich sind bei uns: Ordentliche
Mitglieder, Angeschlossene Mitglieder, Fördermitglieder,
Junior Mitglieder sowie Ehrenmitglieder.
Linda Residovic
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 15
30 Jahre am Puls der Branche:
Prolight + Sound 2025 lädt zur
großen Jubiläumsshow
30 Jahre voller Leidenschaft für die Veranstaltungstechnik – das ist ein
Grund zu feiern! Die Prolight + Sound, das internationale Messe-Highlight
rund um Event- und Entertainment Technology im Herzen Europas, richtet zu
ihrem runden Geburtstag den Blick Richtung Zukunft.
Vom 8. bis 11. April 2025 lädt die Fachmesse Hersteller,
Entscheider:innen, Techniker:innen und Kreative aus
allen Bereichen des Sektors zur großen Jubiläumsshow.
Mit top-aktuellen Themen, die die Branche bewegen,
neuen und erweiterten Events sowie einem passgenauen
Bildungsangebot setzt sie den Fokus auf frische Impulse
und Wissenstransfer.
Die langjährige Verbundenheit mit zahlreichen Ausstellern
und die offenen Gespräche im Vorfeld der
kommenden Show spiegeln sich im Engagement der
Firmen wider. Für 2025 hat bereits eine Vielzahl
namhafter Unternehmen ihre Teilnahme erklärt, darunter
Adam Hall, Adamson, ADJ, ALFA-SYSTEM,
Area Four, ARTTHEA, ASM, Astera, Aura Audio, AV
Stumpfl, Ayrton Lighting, BÜTEC, Cast, Chainmaster,
Chauvet, Clay Paky, ComputerWorks, Das Audio,
Elation, Electronic Theatre Controls, Eurotruss, FACE
Bvba, GLP, Harmonic Design, Highlite, Igus, International,
InEar, inoage, JB-Lighting, Kling & Freitag,
KV2, L-Acoustics, Lawo, Lightpower, LMP, MA Lighting,
Major, Milan, Mipro, MOVEKET, Music & Lights,
Music & Sales, Novastar, Pixelhue, Portman, Riedel,
ROBE, Robert Juliat, Roxx, SBS, Serapid, SICA, Sixty82,
SRV, Steinigke, TAIT, TMB, Tronios, VisionTwo,
Waagner-Biro und Zactrack. Eine Reihe bekannter
Marken, darunter ACME, AED Rent, BSL, Chr. Mayr
GmbH & Co. KG, Dataton, Focon, Magic Sky, TW
Audio und Wharfdale Audio, hat zudem bereits ihre
Rückkehr als Aussteller erklärt.
16 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Mira Wölfel, Director Prolight + Sound, betont:
„Der 30. Geburtstag der Prolight + Sound
ist für uns vor allem ein Anlass, voller Motivation
in die Zukunft zu blicken. Mit der Jubiläums-Ausgabe
möchten wir Ausstellern, Besucher:innen und Partnern
ein besonders inspirierendes Umfeld mit einem stärkeren
technischen Fokus und optimierten Networking-
Möglichkeiten bieten. Mein herzlicher Dank gilt hier
unserem neuen Messebeirat, der uns
bei der Weiterentwicklung der Show
maßgeblich unterstützt.”
Top-Themen der Prolight + Sound 2025
Basierend auf zahlreichen Ausstellergesprächen, wird
die kommende Prolight + Sound drei Themenschwerpunkte
bieten, die im Fachprogramm und in Produktlösungen
abgebildet werden. Unter dem Titel „ProGreen:
Impulse für eine nachhaltigere Eventbranche” werden
die neuesten Trends und Entwicklungen beleuchtet,
die die umweltfreundliche Ausrichtung und Gestaltung
der Veranstaltungsindustrie vorantreiben. Der
Schwerpunkt „FutureScapes: Erlebniswelten zwischen
Immersion und KI” widmet sich den faszinierenden
Möglichkeiten, die die Anwendung immersiver Technologien
und Künstlicher Intelligenz für die Kreation
von Entertainment-Erlebnissen bietet. Im Mittelpunkt
des Top-Themas „MultiTech: Flexibel und smart” stehen
innovative, vielseitig einsetzbare Technologien und
Konzepte sowie deren Einfluss auf die Eventbranche.
Theater- und Bühnentechnik
in neuem Licht
Seit vielen Jahren bildet die Theater- und Bühnentechnik
eine der prominentesten und wachstumsstärksten
Säulen der Prolight + Sound. In dem neuen Konzept
werden alle Aspekte rund um das Thema Theater in
einer zentralen Anlaufstelle vereint. Der Theater-Community
sollen so die bestmögliche Sichtbarkeit sowie
wertvolle Synergien geboten werden.
Ergänzend zu dem Ausstellungsbereich in Halle 12.0,
entsteht dort ein eigenes Areal für den Theater-Sektor.
Neben einem Networking-Spot und einem Café mit
täglicher Happy Hour befindet sich dort die neue Theatre
Stage. Auf dieser findet unter anderem an mehreren
Tagen der ebenfalls neue „Theatre Talk” statt.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 17
SOCIAL Messewirtschaft
Das Format bietet Ausstellern aus anderen Themenbereichen
die Möglichkeit, ihr Unternehmen und ihre
Produkte gezielt dem Theater-Fachpublikum zu präsentieren.
Ebenfalls auf dieser Bühne beheimatet ist
das Programm des neu konzipierten „Theatre College”.
Dieses entsteht in Kooperation mit dem Verband für
Medien- und Veranstaltungstechnik e. V. (VPLT). Die
von Expert:innen kuratierte, fachlich moderierte „Guided
Tour Theatre & Light” führt Interessierte an vier
Messetagen kostenfrei zu technisch besonders spannenden
Produktinnovationen und -neuheiten.
Brillanter Sound und frische Formate
Auch das ProAudio-Areal in Halle 11.0 steht 2025 im
Zeichen neuer Formate. Das neue „MixLab” richtet
sich mit seinen zwei Bereichen („Live-Mischpulte &
FOH-Technik” und „Studio-Pulte, Mixing & Mastering”)
sowohl an Live-Technik-Enthusiasten als auch an Studio-Profis.
Neben Workshops und Wissenstransfer steht
hier vor allem das Networking zwischen Herstellern, Ingenieuren
und Fachbesucher:innen im Mittelpunkt.
Das neue Areal „MusicOneX” ist eine Weiterentwicklung
des Performance + Production Hub und entsteht
in Zusammenarbeit mit dem Sample Music Festival
(SMF). Es vereint Musik, Konferenz und Ausstellung in
einer interaktiven, interdisziplinären Special Area mit
praxisorientiertem Open-Innovation-Ansatz. Im Fokus
steht die Verbindung von Kreativität und Technologie
sowie die Vernetzung von Industrie, Communities und
Unternehmen. Auf über 3.000 m² bietet das Format
Hands-on-Technik, Workshops, Live Events, Q&A
Sessions mit Expert:innen, Showcases und Content
Creation. In der Open Air „Live Sound Arena„ können
die Besucher:innen erneut den Klang leistungsstarker
PA-Anlagen unter Realbedingungen erleben.
18 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Auf der „Silent Stage” stellt die Firma „InEar” ihre
innovativen, integrierten Soundtechnologie-Lösungen
vor. Das gemeinsam mit dem Verband Deutscher Tonmeister
e.V. (VDT) umgesetzte „ProAudio College” bietet
hochkarätige internationale Workshops und Seminare
für Audio Professionals sowie den interessierten
Branchennachwuchs im Live- und Studio-Bereich.
Von nachhaltig bis smart:
Innovative Lichttechnik
Auch 2025 erwartet das Fachpublikum auf der Prolight
+ Sound das international größte Beleuchtungsangebot
der Veranstaltungsbranche (Halle 12.1). Eine Vielzahl
namhafter Hersteller – darunter alle Key Player des Bereichs
– wird ihre Produktinnovationen und Neuheiten
in Frankfurt präsentieren. Ein Schwerpunkt wird dabei
auf nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen sowie
der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in
moderne Lichttechnik liegen.
Das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg (HAW) kreierte
„LightLab” geht auf der Jubiläums-Show in die zweite
Runde. Dort bieten Expert:innen Fachwissen und
Demonstrationen zu aktuellen Themen des Sektors.
Die „Women in Lighting Lounge” dient als zentraler
Meeting Spot für weibliche Professionals sowie interessierte
Neueinsteigerinnen, als Schauplatz für Interviews
mit inspirierenden Persönlichkeiten sowie als
Informationsquelle über Karriereszenarien.
Erweitertes Bewegtbild-Angebot
Der Bewegtbild-Bereich, realisiert in Kooperation mit
dem Bundesverband der Fernsehkameraleute e.V.
(BVFK), wird 2025 zum noch attraktiveren Hotspot
für Bild- und Videotechnik. Eine erweiterte Studiofläche,
eine beeindruckende Videowall und fachspezifische
Workshops eröffnen den Teilnehmer:innen neue
Perspektiven.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 19
SOCIAL Messewirtschaft
An drei Messetagen widmen sich Live-Shows mit renommierten
Gästen spannenden Themen rund um
Technik, Sicherheit und die Zukunft des Bewegtbildes.
Mit interaktiven Angeboten wie dem Kamera-Zukunftskongress
und der Besichtigung eines modernen Übertragungswagens
vor Ort wird das Areal zum Zentrum
für praxisorientiertes Lernen und Networking.
Für die Zukunft der Branche: Grüne
Impulse und Nachwuchsförderung
Mit dem Top-Thema „ProGreen” möchte die Prolight
+ Sound 2025 dem wachsenden Bewusstsein der
Branche für ökologische Verantwortung Rechnung tragen.
Die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und
Green Events werden im Jubiläumsjahr noch stärker in
den Mittelpunkt gerückt, unter anderem im einer Reihe
hochkarätiger Keynotes auf der Main Stage (Halle 11.0).
Mit den „Green Sessions2 wird der EVVC (Europäischer
Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.) neue Impulse
für eine grünere Eventindustrie setzen. Die „Guided
Tour Sustainability/Green Events” bieten den Teilnehmer:innen
auf fachlich moderierten, kostenfreien Messerundgängen
einen Überblick über besonders nachhaltige
Produktneuheiten und -innovationen.
Einen Schwerpunkt setzt die Prolight + Sound auch
im Bereich Nachwuchsförderung und Recruiting. Drehund
Angelpunkt ist hier erneut der Future Hub (Halle
11.0). Auf dem Campus des Areals informieren renommierte
Bildungseinrichtungen über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
im Veranstaltungssektor. Im
Career Center können
Besucher:innen direkt vor Ort mit Unternehmen in Kontakt
treten, die offene Stellen zu besetzen haben. In der
Startup-Area präsentieren sich neue Marken während
die Networking Lounge zum Relaxen und Connecten
einlädt. Am Future Talents Day (Freitag, 11. April 2025)
haben junge Nachwuchskräfte die Möglichkeit, sich
über die Karrierevielfalt in der Veranstaltungswirtschaft
zu informieren und zu vernetzen. In enger Kooperation
mit dem VPLT bietet die „Prolight + Sound Conference”
an allen Messetagen geballte Expertise – von der Branche,
für die Branche.
Bildung und Branchenwachstum
im Fokus
Das fachliche Rahmenprogramm wird im Jubiläumsjahr
weiter ausgebaut und spezialisiert. So wird das kuratierte
Vortragsangebot noch stärker auf fachspezifische
Themen mit technischem Fokus ausgerichtet. Im Rahmen
der Prolight + Sound Colleges (ProAudio College,
Camera College, Theatre College) bietet die Veranstaltung
hochkarätige, bilinguale Seminare und Workshops
zu einer Vielzahl aktueller Branchenthemen.
Erstmals werden zudem Profis und Newcomer aus
der Event- und Veranstaltungsbranche Vorträge zu eigenen
Fachthemen halten. Mit dem „Messe Frankfurt
Business Club” sowie dem „Hosted Buyer Programm”
offeriert die Prolight + Sound 2025 zudem attraktive
VIP-Besucherprogramme, die sich an Planer:innen und
Entscheider:innen aus den Sektoren Theater und Bühne,
Freizeitpark sowie Rental Companies richten.
30 Jahre im Zeichen der
Veranstaltungstechnik
Im Rahmen des 30. Geburtstages der Prolight + Sound
erfährt der Opus Award eine Neuausrichtung und wird
künftig als „Opus – International Stage Award” vergeben.
Das Jubiläum steht auch im Zentrum der Community
Nights, drei Networking-Abenden in exklusiven
Frankfurter Locations, zu denen alle Teilnehmer:innen
der Fachmesse herzlich eingeladen sind. Das Highlight
bildet die große „30 Years of PLS”-Geburtstagsfeier
am Messe-Mittwoch (9. April) im Depot 1899.
Weitere Details und Updates zur Prolight + Sound unter www.prolight-sound.com
20 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
30 Years of
Entertainment
Technology
8. – 11. 4. 2025
Frankfurt am Main
Erleben Sie das pulsierende Herz der
Event- und Entertainmentwelt und feiern
Sie mit uns ein einzigartiges Jubiläum!
Lassen Sie uns unvergessliche Erlebnisse
schaffen.
Jetzt kostenfreies Ticket
sichern und mitfeiern!
VPLT im neuen Messebeirat
für die Prolight + Sound
Die Prolight + Sound, das internationale Messe-Highlight rund um Eventund
Entertainment Technology im Herzen Europas, hat die Wiedereinführung
eines Messebeirats bekanntgegeben.
Das Gremium, bestehend aus Vertretern namhafter
Unternehmen, Fachverbänden und Branchen-Experten,
darunter auch der VPLT, wird künftig als wichtiger
Inspirations- und Impulsgeber fungieren und maßgeblich
zur Weiterentwicklung der Veranstaltung beitragen.
In regelmäßigen Sitzungen wird sich der Messebeirat
über aktuelle Branchenthemen austauschen und strategische
Beratung bieten, um zukunftsgerichtete Ziele
für die Prolight + Sound zu definieren und sie noch
stärker auf die Bedürfnisse und Anforderungen der
weltweiten Eventindustrie auszurichten.
Positionierung im Fokus
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der weiteren Internationalisierung
der Prolight + Sound. Auf Basis des
breiten Netzwerks an Kontakten sowie der unterschiedlichen
strategischen Ausrichtungen der Unternehmen,
hat es sich der Beirat gemeinsam mit der Messe Frankfurt
zum Ziel gesetzt, die Reichweite der Fachmesse auf
globaler Ebene nachhaltig auszubauen. Zudem werden
die Mitglieder als Ideen- und Themengeber substanziell
zur Gestaltung des Event-Programms beitragen.
22 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
SOCIAL Messewirtschaft
Inspirierender Austausch – Konstituierende Beiratssitzung am 8. Oktober 2024 (im Bild, v.l. Frank Trautmann (BVFK), Dominique Ewert (Messe Frankfurt),
René Tumler (EVVC), Kerstin Horaczek (Messe Frankfurt), Michael Herweg (ROXX), Helge Leinemann (VPLT), Christian Jordan (HK Audio),
Mira Wölfel (Messe Frankfurt), Tobias Weber (format:c), Iris Jeglitza-Moshage (Messe Frankfurt), Meike Schmitz (RCF),
Niklas Bohr (Area Four Industries), Nico Wiehart (Messe Frankfurt), Tobias Berghaus (L&S).
Erste Sitzung mit positiven Signalen
und konstruktiver Kritik
Die erste Beiratssitzung am 8. Oktober 2024 war geprägt
von positiven Signalen aus der Branche, konstruktiver
Kritik, wertvollen Impulsen und der Vorfreude
auf das 30-jährige Jubiläum der Prolight + Sound.
Als ein zentrales Thema der Veranstaltung wurde von
allen Beteiligten die Förderung des Nachwuchses sowie
die Weiterbildung innerhalb des Sektors identifiziert.
Dem trägt die Fachmesse mit einem umfassenden Bildungsangebot
Rechnung, das für die kommende Show
ausgebaut und spezialisiert wird. Als weitere Ziele
wurden zudem eine intensivere Kommunikation der
Inhalte sowie die Gewinnung weiterer internationaler
Fachbesucher benannt.
Weitere Informationen zum Messebeirat
Hier geht’s zur Anmeldung für die Prolight + Sound
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 23
HAMBURG OPEN 2025:
Neues Jahr, neue Impulse für die
Broadcast- und Medientechnik
Am 15. und 16. Januar startet mit der HAMBURG OPEN 2025 das wichtigste
Networking- und Innovations-Event des Jahres für die deutschsprachige
Broadcast-, Streaming- und Medientechnik-Branche. Der VPLT ist
Medienpartner der Veranstaltung.
Unter dem Motto „Menschen. Medien. Technik.“ bietet
das Event auf dem Campus der Hamburg Messe und
Congress eine zentrale Plattform, um sich über die aktuellen
Entwicklungen und Trends entlang der gesamten
Wertschöpfungskette der Medien-, Konferenz- und
Broadcastproduktion zu informieren.
Rund 200 Ausstellende präsentieren Lösungen von der
Aufnahme über die Postproduktion bis hin zur Speicherung,
Übertragung und Ausspielung von Bild- und
Tonmaterial. Die HAMBURG OPEN 2025 wird von der
Hamburg Messe und Congress in enger Kooperation
mit Studio Hamburg MCI organisiert
24 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
SOCIAL Messewirtschaft
Neue Schwerpunkte für eine vernetzte
Medien- und Konferenztechnik
Die HAMBURG OPEN richtet 2025 einen zusätzlichen
Fokus auf die Bedürfnisse von Anwenderinnen und
Anwendern aus der Medien- und Konferenztechnik.
Neben der traditionellen Broadcast-Technik stehen in
diesem Jahr auch innovative Lösungen für Konferenzund
Kollaborationstechnik sowie Corporate Video im
Mittelpunkt der Expo und der Stages. Dieser Fokus
entspricht dem steigenden Bedarf an flexiblen und
integrierten Lösungen, bedingt durch die zunehmende
Digitalisierung und den wachsenden Einsatz von
AV-Technik.
Media Tec Stage bietet neue Insights
Ein weiteres Highlight der HAMBURG OPEN 2025
ist die neue Media Tec Stage – eine Bühne, auf der
aktuelle Entwicklungen bei Unified Communications
and Collaboration (UCC), Corporate Video, Konferenztechnik
und Education im Vordergrund stehen. Neben
technischem Wissenstransfer bietet sie eine Plattform
für inspirierende Diskussionen und Best Practice Beispiele
für eine zunehmend hybride und vernetzte Medienlandschaft.
Das Programm auf den Stages und auf
dem Forum wird gemeinsam mit führenden Branchenverbänden,
darunter die Fernseh- und Kinotechnische
Gesellschaft (FKTG), der Verband Deutscher Tonmeister
(VDT) und die Audio Engineering Society (AES)
Germany, entwickelt.
Motto der Hamburg Open: Menschen. Medien. Technik.
VPLT MAGAZIN 107 • 25
Treffpunkt für die Technik- und
Kreativschaffenden
Mit einer einzigartigen Kombination aus Expo, Networking,
Masterclasses und inspirierenden Vorträgen ist
die HAMBURG OPEN ein unverzichtbarer Anlaufpunkt
für die deutschsprachige Broadcast- und Medientechnik-Szene.
Zahlreiche Formate fördern den Austausch
und das Lernen in einer Zeit, in der die Branche vor
Herausforderungen wie der Integration neuer Produktionsstandards,
der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen
und den Change Prozess durch Künstliche Intelligenz
steht.
Limitierte Half-Price-Tickets ab sofort
verfügbar
Der Ticketverkauf für die HAMBURG OPEN 2025 ist
gestartet. Mit dem limitierten Promocode OP25PRO-
MO können sich Interessierte jetzt vergünstigte Tickets
sichern für nur 20€ (statt 45€). Das Expo-Ticket beinhaltet
den Zugang zu allen Vorträgen, Catering sowie
das Get-Together am Mittwochabend. Mehr Informationen
unter www.hamburg-open.de und auf LinkedIn.
www.hamburg-open.de
26 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
15. 16. Januar 2025
JETZT
TICKET SICHERN:
vergünstigt mit
Promocode:
VPLT
55%
OFF!
OFFEN FÜR NEUES
INNOVATIONEN AUS MEDIEN-, STREAMING-
UND BROADCASTTECHNIK.
Menschen. Medien. Technik.
Die Veranstaltung für alle aus Bild-, Ton- und
sonstiger Produktionstechnik, ProAV und IT –
und vielen mehr!
15. – 16. Januar 2025
2 Tage, 1 Community – mit Themen von KI in der
Medienproduktion über Remote Production bis
hin zu Corporate Video und Cyber Security.
VERANSTALTER
IN KOOPERATION MIT
Alle Infos unter: www.hamburg-open.de
BOE INTERNATIONAL 2025 –
Die Leitmesse für Trends, Technologien
und Insights der Eventbranche
Erleben, Testen, Netzwerken: Vom 15. bis 16. Januar 2025 startet die BOE
INTERNATIONAL – die internationale Fachmesse für Erlebnismarketing in der Messe
Dortmund – in ein neues Eventjahr. Diese Plattform bietet Entscheidungsträgern und
Kreativen der Veranstaltungswirtschaft die neuesten Entwicklungen rund um Live-
Kommunikation, Event-Technologien und Branchen-Innovationen.
Hautnahe Erlebnisse und wertvolle
Kontakte
Die BOE INTERNATIONAL ist die europäische Leitmesse
für die Event- und Erlebnisbranche und bietet
ein umfassendes Ausstellerportfolio von Marktführern,
innovativen Start-ups und spezialisierten Nischenanbietern.
Die Messe deckt alle Facetten ab: von Eventausstattung,
Technik und Messebau bis hin zu Catering,
Business Travel und MICE-Services. Das umfangreiche
Stage- und Rahmenprogramm und die speziell gestalteten
Themenwelten bieten wertvolle Insights zu aktuellen
und zukünftigen Herausforderungen – darunter Künstliche
Intelligenz, Veranstaltungssicherheit und Catering.
Für Nachwuchstalente bietet die BOE eine besondere
Plattform zur Vernetzung und Weiterbildung.
Treffpunkt für Profis und Newcomer
Hier trifft die Branche aufeinander: Von potenziellen
Kunden und Geschäftspartnern über Freelancer
bis hin zu großen Eventagenturen – die BOE schafft
Raum für Austausch, neue Ideen und erste Verhandlungen
über anstehende Projekte und Budgets. Mit
internationalen Fachbesuchern und Ausstellern ist
die Messe ein zentraler Knotenpunkt für die europäische
Eventszene und eine einmalige Gelegenheit zur
grenzüberschreitenden Vernetzung.
28 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
SOCIAL Advertorial
Programm-Highlights und Bühne für
die Zukunft
Das facettenreiche Bühnenprogramm der BOE 2025
umfasst über 100 Vorträge, Panels und Showacts mit
führenden Branchenexperten. Sie liefern Einblicke und
Visionen zu Themen wie Artificial Intelligence, Veranstaltungssicherheit,
Digital Marketing, aktuellen Catering-Trends,
Diversity, Zukunftsfähigkeit der Eventbranche
sowie inspirierende Performances in Gesang
und Comedy.
Förderung und Entwicklung der
nächsten Generation
Junge Talente haben beim FORUM EVENT am
16. Januar die Chance, sich unter dem Motto „Be Real“
weiterzubilden und zu vernetzen. Die IST-Hochschule
bietet praxisnahe Einblicke in Themen wie nachhaltiges
Eventmanagement sowie Learning- und Event-Trends.
Am Abend des 15. Januar bringt die BOE Night bei
der Verleihung der BrandEx Awards die Kreativszene zu
einem inspirierenden Networking-Event zusammen.
Mehr Informationen im Messeausblick:
Hier gehts zu Videoimpressionen von der letzten Messeausgabe:
Verschiedene Ticketoptionen, inklusive der begehrten BrandEx-Award-Show, sind online verfügbar
JETZT TICKET
SICHERN!
FASCINATION.
POWERED BY BOE
Internationale Fachmesse für Erlebnismarketing
BOE INTERNATIONAL
15. – 16. JAN. 2025
MESSE DORTMUND
boe-international.de
LEGAL
Arbeitgeber, die Dienstwagen anbieten, müssen
auch in Sachen Fuhrpark ihrer Verantwortung
gerecht werden. Darüber sprechen wir in der
Rubrik Legal genauso wie über die Verantwortung
für all diejenigen, die bei der Arbeit auf viel
Technik zurückgreifen.
Arbeitgeberpflichten
rund um den Fuhrpark
Wie und wann muss ein Arbeitgeber Führerscheine seiner Angestellten kontrollieren,
wenn er ihnen Dienstwagen zur Verfügung stellt? Machen Softwareprodukte Sinn,
die diesen Prozess effizienter gestalten? Und wer bekommt das Fahrzeug, wenn
ein Mitarbeiter in Elternzeit geht? Darüber sprechen wir mit Dr. Jan-Peter Möhle,
Rechtsanwalt im Bereich Arbeitsrecht und Datenschutzrecht bei Brandi Rechtsanwälte.
• Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern eigene
Dienstwagen oder Poolfahrzeuge zur Verfügung, auch,
um ihnen die Anreise zu Kunden oder zu sonstigen
dienstlichen und privaten Terminen zu ermöglichen. Inwieweit
ist der Arbeitgeber in diesem Zusammenhang
verpflichtet, Führerscheinkontrollen durchzuführen und
welche Vorgaben hat er zu beachten?
Die klassische Fuhrparkkonstellation ist, dass der Arbeitgeber
der Halter der Dienstfahrzeuge ist und deshalb
Führerscheine kontrollieren sollte. „Sollte“, denn
eine allgemeine gesetzliche Kontrollpflicht gibt es nicht.
Wenn der Arbeitgeber allerdings Halter des Fahrzeugs
ist, so steht er rechtlich dafür ein, dass nur Personen
das Fahrzeug führen, die über die entsprechende Fahrerlaubnis
verfügen. Falls nicht, kann er womöglich sogar
strafrechtlich belangt werden.
Da das Führerschein-Dokument verschiedene personenbezogene
Daten enthält, stellt das Recht an diese
Kontrolle unterschiedliche Anforderungen: Der Arbeitgeber
muss heute die datenschutzrechtlichen Vorgaben
der Datenschutz-Grundverordnung, also DSGVO, und
des Bundesdatenschutzgesetzes, BDSG, einhalten.
30 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
LEGAL Nachgefragt bei BRANDI
Die Vorgaben wirken neu, weil sie mit dem Begriff
„DSGVO“ verbunden sind. Sie sind es aber nicht. Früher
waren datenschutz- und arbeitsrechtliche Fragen
vermutlich schlicht weniger präsent. Der Dienstwagen
ist aber nach wie vor ein Statussymbol und es gibt ihn
heute häufiger als in der Vergangenheit.
• Wann und wie oft muss der Arbeitgeber kontrollieren?
Arbeitgeber überprüfen den Führerschein eines Arbeitnehmers
meistens zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses,
wenn dem Arbeitnehmer ein Dienstwagen zur Verfügung
gestellt wird. Auch später, im laufenden Arbeitsverhältnis,
können aber natürlich nach Verkehrsverstößen behördlich
Fahrverbote verhängt oder die Fahrerlaubnis
kann dem Mitarbeiter entzogen werden. Deshalb genügt
es einerseits den rechtlichen Anforderungen definitiv
nicht, lediglich einmal zu kontrollieren. Andererseits gibt
es keine rechtliche Vorgabe, wie oft Arbeitgeber kontrollieren
müssen. Regelmäßig sind, je nach Einzel- und
gegebenenfalls Verdachtsfall auch häufiger, zumindest
zwei Kontrollen pro Jahr zu empfehlen. Es ist zudem
sinnvoll, im Arbeitsvertrag Regelungen zu treffen, damit
der Arbeitnehmer unaufgefordert den Verlust der
Fahrerlaubnis oder ein Fahrverbot mitteilt.
• Wie dokumentiert der Arbeitgeber die Kontrolle
am besten? Darf er Fotokopien machen?
Der Arbeitgeber sollte fortlaufend dokumentieren,
dass und wann der Mitarbeiter einen gültigen Original-Führerschein
vorgelegt hat. Ob er dies digital oder
analog macht, ist ihm überlassen. Der Arbeitgeber
darf aber nur dann Fotokopien des Führerscheins machen,
wenn der Mitarbeiter seine schriftliche Einwilligung
erteilt hat. Um den straßenverkehrsrechtlichen
Pflichten unter Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen
Anforderungen nachzukommen, genügt es
allerdings, den Namen des Mitarbeiters und den Tag
der Kontrolle festzuhalten und die Daten nach Zweckwegfall
zu löschen. Zugriff auf diese Daten sollte lediglich
der zuständige Fuhrparkmanager haben.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 31
• Für Firmen, insbesondere solche mit vielen Mitarbeitern
und einem großen Fuhrpark, gibt es Softwareprogramme,
die diese komplexen Aufgaben vereinfachen.
Wie beurteilen Sie die?
Es gibt Softwareanbieter, die Software zur Dokumentation
der Kontrolle des Führerscheins anbieten. Unternehmen
nutzen diese Produkte häufig. In der Beratung
höre ich häufig, dass der Grund hierfür ist, dass die
Software die verpflichtenden Prozesse erheblich vereinfacht.
Das stimmt auch. Allerdings ist diese Software
teilweise nicht datenschutzkonform, obwohl die Dienstleister
das natürlich behaupten. Damit werden wir als
Kanzlei häufiger konfrontiert. Ich empfehle, sich diese
Dienstleister genau anzuschauen: Interessant ist zum
Beispiel bereits, ob die Software-Anbieter die an sie
übermittelten Daten in Deutschland, Europa, den USA
oder gar in einem sonstigen Dritt-Staat verarbeiten.
Man sollte nicht vorschnell einen Anbieter wählen und
die Arbeitnehmer auffordern, ihre Daten zu übermitteln
beziehungsweise selbst Daten übermitteln. Ich empfehle
hier, sich bei Zweifeln rechtlich beraten zu lassen
und gegebenenfalls nachzujustieren oder einen anderen
Anbieter zu wählen. Nachjustieren kann auch bedeuten,
dass ein Auftragsverarbeitungsvertrag mit dem
Software-Anbieter abgeschlossen wird.
• Welche Probleme kann ein Arbeitgeber bekommen,
der hier nicht vorsichtig genug agiert?
Führerscheine enthalten teils hochsensible Daten. Aus
ihnen kann man zum Beispiel auch gesundheitliche
Informationen über den Mitarbeiter, zum Beispiel Sehschwäche
oder auch eine Behinderung, entnehmen.
Kommt es hier zu Datenschutzverstößen, so droht
die Einschaltung der Datenschutz-Aufsichtsbehörden.
Dr. Jan-Peter Möhle,
Rechtsanwalt im Bereich
Arbeitsrecht und Datenschutzrecht
32 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
LEGAL Nachgefragt bei BRANDI
Innerbetrieblich sollten die Prozesse bei festgestellten
Datenschutzverstößen so geregelt sein, dass jedenfalls
auch der betriebliche Datenschutzbeauftragte von einem
Datenschutzverstoß erfährt. Denn es gibt dann
Meldepflichten des Arbeitgebers gegenüber der Datenschutzaufsichtsbehörde.
Diese kann ein Verfahren einleiten.
Folgen können eine Verwarnung oder – je nach
Schwere des Verstoßes – sogar Geldbußen sein. Ist ein
Schaden entstanden, so können daneben auch Schadensersatzansprüche
des Geschädigten bestehen.
• Welche rechtlichen Probleme kennen Sie noch in
Bezug auf Dienstwagen?
Neben den genannten datenschutzrechtlichen Fragen
gibt es auch steuerrechtliche Fragestellungen, geldwerter
Vorteil und sogenannte 1%-Versteuerung oder Fahrtenbuch-Methode,
und sozialversicherungsrechtliche
Fragen. In meiner Beratungspraxis dominieren zudem
Fragen, die im weiteren Sinne als arbeitsrechtliche Fragestellungen
eingeordnet werden können.
In vielen Firmen mit großem Fuhrpark gibt es eine Car
Policy, auch Dienstwagenrichtlinie genannt. Oft wird im
Arbeitsvertrag darauf Bezug genommen. Diese sollte
dann auch als Anlage zum Arbeitsvertrag beigefügt werden
und selbst rechtlichen Vorgaben entsprechen.
Praktische Fragen treten nach meiner Erfahrung häufig
dann auf, wenn Mitarbeiter dauerhaft erkranken, in
Mutterschutz beziehungsweise Elternzeit gehen oder
unbezahlt freigestellt werden. Hier ist die Rechtslage
sehr diffizil. Wenn Mitarbeiter zum Beispiel in Elternzeit
gehen, ist beim Thema Dienstwagen die Not plötzlich
groß. Was häufig für beide Seiten überraschend ist. Weil
die Vertretung des Mitarbeiters natürlich auch ein Auto
benötigt, steht der Arbeitgeber vor dem Problem: „Wir
haben ein Fahrzeug zu wenig, was machen wir jetzt?“
Der Arbeitgeber bittet den Arbeitnehmer dann: „Gib
Dein Auto bitte ab, sonst müssen wir für die Vertretung
ein weiteres zur Verfügung stellen.“ Das wäre natürlich
teuer. Und der Arbeitnehmer wiederum hat auf einmal
kein Auto mehr. Dies entspricht dessen Interesse natürlich
ebenfalls nicht.
In Arbeitsverträgen finden sich deshalb häufig etwas
blauäugig Regelungen, die dem Arbeitgeber generell Zugriff
auf den Dienstwagen sichern. Solche „absoluten“
Klausel-Formulierungen, die zum Beispiel Mitarbeiter
in Elternzeit auf jeden Fall verpflichten, das Fahrzeug
herauszugeben, werden der Komplexität der Rechtslage
nicht gerecht. Die Welt ist häufig komplexer, als es ein
allgemein-gehaltener Formularvertrag abbilden kann.
Grundsätzlich gilt: Wenn der Anspruch auf Entgelt entfällt,
entfällt in der Regel auch der Anspruch auf den
Dienstwagen. Wer in die Elternzeit geht, kann das aber
vollumfänglich tun oder auch – während der Elternzeit
– in Teilzeitbeschäftigung tätig bleiben. Bei vollumfänglicher
Elternzeit entfällt der Anspruch auf den Dienstwagen,
bei Teilzeitarbeit in Elternzeit stellt sich die Rechtslage
aber unter Umständen anders dar.
Wir haben viele Mandanten, die sich zu diesem Zeitpunkt
ärgern, im Vorhinein das Geld für eine rechtliche
Beratung gespart zu haben. Die sagen dann: „Hätten wir
uns mal beraten lassen; jetzt fällt uns das auf die Füße.“
Wir empfehlen, diese Konstellationen vorher vertraglich
zu regeln. Alle wissen dann, worauf sie sich einlassen.
Mehr zu aktuellen Themen
– BRANDI bloggt
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 33
Buchrezension:
„Technik-Verantwortung“
„Technik-Verantwortung: Sicherheitspflichten der Ingenieure, Meister und Fachkräfte –
Organisation und Aufsicht durch Management und Führungskräfte“ – so heißt das Buch
von Thomas Wilrich, das im VDE-Verlag erschienen ist. Wir haben es genauer gelesen.
Viel Technik bedeutet oft auch viel Verantwortung
für denjenigen, der sie plant, baut,
bedient oder generell dafür verantwortlich
ist. In Diskussionen rund um Verantwortung
in der Branche werden immer wieder Ereignisse
diskutiert, die gerade nochmal so gut
gegangen sind oder eben dann doch nicht.
Dies besonders nach spektakulären Großschadenereignissen.
Dabei fällt häufig der
Satz „…sonst komm ich in den Knast“ oder
„das ist in Deiner Verantwortung“.
Wer hat die Verantwortung?
Doch ist das wirklich so? Und wenn ja, wieso
und mit welchen Folgen? Wie leitet sich
Verantwortung ab? Ist Verantwortung mit
Haftung gleichzusetzen? Diese Fragen stellen
sich die diskutierenden Kolleginnen und
Kollegen als nächstes im Gespräch. Und
häufig werden sich dann mehr oder weniger
korrekte Rechtsquellen zugerufen und werden
Fotos von fragwürdigen Situationen in
der Runde gezeigt.
An dieser Stelle empfiehlt sich das besprochene
Buch aus der Feder von Thomas Wilrich,
der als Rechtsanwalt zahlreiche Bücher
über die Themen Baurecht, Arbeitsschutz,
Produkthaftung und andere Spezialgebiete
geschrieben hat.
34 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
LEGAL Buchrezension
Sein Markenzeichen ist, anhand von realen Schadensfällen
und Gerichtsurteilen die tatsächliche
Praxis der Rechtsprechung dem juristischen
Laien auf eingängige Weise zu erläutern. Dabei
macht er auch nicht Halt vor offensichtlichen
Fehlurteilen, die er hier ebenso bespricht und in
die Details zerlegt und fachkundig kommentiert.
Pragmatische Welt der
Rechtsprechung
VDE-Schriftenreihe –
Normen verständlich Band 188
ISBN: 978-3-8007-5882-1
Umfang: 2022, 322 Seiten, Din A5
Autor:
Thomas Wilrich
In diesem Werk wird allen, die Verantwortung
auf den verschiedenen Ebenen tragen, also unter
anderem Betreiber, Prüfer, Instandhalter, Arbeitgeber
und Unternehmer, eingängig gezeigt,
woher Verantwortung rührt und welche Fehler
häufig bei ihrer Ausübung und Nicht-Ausübung
gemacht werden. Sei es Fachverantwortung oder
Garantenverantwortung. Die Bereiche Größe und
Grenze persönlicher Verantwortung, Pflichtverletzung/Rechtswidrigkeit,
Kausalität und auch
Schuld in Form von Fahrlässigkeit werden ausführlich
behandelt.
Es finden sich tatsächlich einige Beispiele aus
der Veranstaltungswelt oder ähnlichen Bereichen.
Der Vorteil liegt in diesem Buch jedoch eben genau
darin, die pragmatische Welt der Rechtsprechung
außerhalb unserer Welt zu zeigen.
Mythen der Haftung
Dem Autor gelingt es dabei, wie immer in seinen
Werken, auf den Punkt genau auch Mythen
der Haftung und Rechtsprechung aufzulösen.
Bei der Lektüre wird sehr wahrscheinlich vielen
Lesern klar, dass es in ihrem Umfeld noch
Handlungsbedarf bei Grundlagen, dem Ausüben,
der Delegation von Pflichten und der laufenden
Kontrolle gibt. Der Juristenspruch „Vor Gericht
und auf hoher See sind wir in Gottes Hand“ kann
nach dem Lesen bejaht werden. [Falco Zanini]
Inhalt
VPLT MAGAZIN 106 107 • 35
„Wenn Teilnehmer bestanden
haben, brechen sie auch schon mal
vor Freude in Tränen aus!“
Beim Validierungsverfahren ValiKom Transfer können sich Interessierte ihre
langjährige Berufserfahrung prüfen, zertifizieren und anerkennen lassen. Auch die
„Fachkraft für Veranstaltungstechnik” gehört inzwischen dazu (wir berichteten in
der letzten Ausgabe: VPLT Magazin 106). Nun hat das erfolgreiche Verfahren es
als neues „Berufliches Feststellungsverfahren“ in das Berufsbildungsvalidierungsund
digitalisierungsgesetz (BVaDiG) ab dem 1. Januar 2025 und damit in die
Deutsche Gesetzsprechung geschafft. Wir sprechen mit Dr. Thomas Hesse,
Projektleiter ValiKom Transfer für Sachsen und Nordbayern von der Industrie- und
Handelskammer Dresden, der das neue gesetzliche Verfahren auch weiterhin
betreut, über erfolgreiche Verfahren und die vielen Vorteile für den Arbeitsmarkt.
• Wir haben in der vergangenen Ausgabe des VPLT
Magazins über die erfolgreiche Prüfung von Harald
Büttner berichtet. Seine Prüfer waren Sebastian Beyer
und Martin Liutkus. Wie haben Sie diese Prüfung erlebt
und welche Rolle spielen dabei speziell die Prüfer?
Mit Herrn Beyer und Herrn Liutkus haben wir zwei absolute
Profis bei uns im Bewerterteam für diesen Beruf.
Die Prüfer heißen beim ValiKom Transfer „Bewerter“
und nicht Prüfer. Aber ja, es ist eine Form der Prüfung,
so dass die Begrifflichkeit natürlich immer von Bestand
ist. Die Bewerter beziehungsweise Prüfer prüfen das gesamte
Tätigkeitsprofil des Berufsbildes. Das bedeutet,
der Beruf Fachkraft für Veranstaltungstechnik ist ein
sehr komplexer Beruf und diesen gilt es fachlich detailliert
zu prüfen. Beide Bewerter sind in namhaften Unternehmen
in Sachsen in leitenden Funktionen, auf dem
Fachgebiet Profis und kennen sich vollumfänglich als
Bewerterteam mit dem Beruf in Theorie und Praxis aus.
Die Bewertung beziehungsweise Prüfung erfolgte an
zwei Tagen. Am ersten Tag begleiteten wir Herrn Büttner
bei einer Aufführung. Zuvor erhielt er von uns Aufgabenstellungen.
Verraten möchten wir natürlich an
dieser Stelle nicht viel. Tag Eins war unter anderem mit
Aufgaben vor und nach der Aufführung versehen. Tag
Zwei haben die Bewerter im ersten Schritt vorbereitet
sowie Herrn Büttner übergeben. Das mündete dann im
zweiten Schritt praktisch und theoretisch in einer imaginären
Veranstaltung, die Herr Büttner detailliert vorbereiten,
aufbauen, umsetzen und abbauen musste.
Die Bewerter spielen dabei eine große Rolle, da sie die
Tätigkeitsbereiche des Berufs Punkt für Punkt mit den
Bewertungssituationen abgleichen, quasi damit prüfen.
Sebastian Beyer und Martin Liutkus sind wunderbar
eingespielt, da sie durch ihre langjährige, eigene Berufserfahrung
und ihre Verantwortungsbereiche im Berufsleben
genau wissen, was wie und warum professionell
umgesetzt werden muss. Man kann an dieser Stelle
auch sagen, dass wir am Ende der Validierung absolut
beeindruckt von der Performance von Harald Büttner
waren. Mit anderen Worten, er hat es wirklich drauf!
Es waren intensive Tage der Vorbereitung, Durchführung
sowie Bewertung beziehungsweise Prüfung. Herr Büttner
hat bärenstark geliefert.
36 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
LEGAL Berufszertifzierung
• Der ValiKom Transfer wird ab nächsten Jahr mit
dem neuen „Berufsbildungsvalidierungs- und digitalisierungsgesetz
(BVaDiG)“ gesetzlich verankert. Was bedeutet
das für seinen Erfolg?
Das Verfahren unterliegt dann einer gesetzlichen Hoheit.
Das Gesetz bedeutet natürlich noch mal einen
positiven Schub für die Arbeitgeber, speziell die Personalverantwortlichen
und Arbeitnehmer. Wir haben
außerdem das „erarbeitete Glück“ durch alle ValiKom
Transfer-Mitarbeiter in Deutschland, dass wir ab dem
1. Januar 2025 bei diesem Verfahren nicht mehr ein
so genanntes Zertifikat für die erfolgreiche, absolvierte
Berufszertifizierung ausstellen. Die Absolventen erhalten
am Ende ein offizielles Zeugnis, wenn sie die volle
berufliche Handlungsfähigkeit und damit die volle Anerkennung
des Berufes erzielen. Das neue gesetzliche,
hoheitliche Verfahren lautet dann Berufliches Feststellungsverfahren,
kurz BVaDiG.
• Es gibt Kritik, dass der ValiKom Transfer eine Konkurrenz
für die Duale Ausbildung darstellen könnte. Wie
beurteilen Sie das?
Die Duale Ausbildung bleibt die Königsdisziplin. Der ValiKom
Transfer war und ist gar kein Ersatz. Das wird
an zwei Zahlen deutlich. Der Durchschnittsteilnehmer
beim ValiKom Transfer ist 43,1 Jahre alt. Er steht also in
der Mitte seines Lebens und im Durchschnitt verfügt er
über 12,9 Berufsjahre im zu validierenden Beruf.
Diese Erfahrung können die Berufsanfänger der Dualen
Ausbildung logischerweise nicht vorweisen. Außerdem
sind sie durchschnittlich in der Altersgruppe zwischen
16 und 22 Jahren. Somit sprechen wir von zwei ganz
unterschiedlichen Zielgruppen in Zeitfenstern.
Bisher war der ValiKom Transfer ein Pilotprojekt. Es ist
staatlich gefördert worden, auch mit einem Eigenanteil
von der IHK. Wenn es jetzt der gesetzlichen Hoheit
unterliegt, trägt ein Teilnehmer oder das Unternehmen
des Arbeitnehmers die Kosten künftig selbst. Wie hoch
diese ausfallen, kann ich zurzeit noch nicht sagen. Wir
haben aktuell schon Anfragen und unterzeichnete Kostenübernahmen.
Das ist wunderbar, denn es lohnt sich
immer, ein Leben lang, in die eigene Bildung oder die
des Mitarbeiters zu investieren! Und wenn man am Ende
seine Bildungsabschlüsse schwarz auf weiß auf dem Papier
hat, gehören sie einem, wie der eigene Name, ein
ganzes Leben lang. Das sind in Summe unbezahlbare
Mehrwerte.
Es bleiben des Weiteren entscheidende Vorteile: Wer
seine Validierung beziehungsweise Prüfung besteht, hat
ganz andere Chancen auf mehr Gehalt, höhere Stellen
und Jobangebote. Viele erreichen mitunter nur eine
neue Gehaltsstufe und interne höhere Stellen in Unternehmen,
wenn sie über einen entsprechenden Berufsabschluss
verfügen.
Treffen in Berlin anlässlich der Sitzung im Bundestag zu Valikom Transfer:
Dr. Thomas Hesse, IHK, (li.) und Lars Rohwer, MdB, CDU.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 37
LEGAL Advertorial
• Sie betreuen das Projekt seit der ersten Minute bei
der IHK Dresden für Sachsen und Nordbayern. Wie erleben
Sie die Prüflinge?
Es gibt viele, die in jungen Jahren oft aus privaten oder
gesundheitlichen Gründen keinen Berufsabschluss erreicht
haben. Sie haben sich dann im Laufe der Jahre
in den Beruf hineingearbeitet und machen dort einen
tollen Job. Weil sie den Berufsabschluss nicht haben,
fühlen sie sich beruflich nicht vollkommen.
Ich erlebe Situationen, in denen dann ein Teilnehmer
im Alter von 40 bis 60 Jahren die volle Gleichwertigkeit
des Berufes erzielt. Das sind Erwachsene, die schon die
Höhen und Tiefen des Lebens kennen. Sich noch einmal
einer solchen „Prüfung“ zu stellen, ist eine große
Herausforderung. Wenn sie bestanden haben, brechen
Teilnehmer auch schon mal vor Freude in Tränen aus
und wissen gar nicht, wohin mit ihrem Glück. Sie gehen
fortan mit breiterer Brust durchs Leben und fühlen sich
komplettiert. Das macht psychologisch ganz viel mit dem
Selbstwertgefühl und man macht seinen Job nun noch
lieber. Allein dafür ist der ValiKom Transfer Gold wert.
• Welchen Chancen bietet der ValiKom Transfer beziehungsweise
das neue Gesetz dem Arbeitsmarkt?
Für mich ist es – vielleicht – der Heilige Gral, um den
Fachkräftemangel anders entgegen zu treten, mit anderen
Worten „von innen heraus“! Das bedeutet, wir
haben sehr viele kompetente Mitarbeiter in Unternehmen
in Deutschland, die quasi vor der Haustür sind,
denen aber der Berufsabschluss in ihrer langjährigen
Tätigkeit im Unternehmen fehlt. Es gibt ein riesiges Potential.
Wir können viele Erfolgsgeschichten vorweisen,
bei Firmen wie BMW oder VW, bei Rewe oder Edeka,
bei verschiedenen Stadtverwaltungen, H&M, Zoll oder
Bundeswehr, Universitäten, Deutsches Rotes Kreuz,
ver.di, touristische und kulturelle Einrichtungen und
viele andere mehr. Mit dem ValiKom Transfer leisten
wir ganz viel für die Personalwirtschaft in Deutschland,
weil wir das ganz pragmatisch und ergebnisorientiert
angehen.
Es ist ein Angebot für all die Menschen, die jeden Tag
fleißig zur Arbeit gehen, aber eben den Berufsabschluss
nicht haben. Wir leiten den zu Validierenden an. Durch
die Tür muss er dann selbst gehen. Er muss für die Vorbereitung
und Prüfung nur kurz aus dem Berufsleben
heraus, ein bis maximal sechs Tage, und sich Aufgaben
aus dem gesamten Profil des Berufes stellen. Wir geben
ihm eine intensiv-praktische und kleine, theoretische
Prüfungssituation. Wir schauen, ob er vollumfänglich
diesen Beruf erfüllt. Danach steht er dem Arbeitsmarkt
mit dieser Berufszertifizierung, ab 1. Januar 2025 mit
einem Zeugnis beziehungsweise Berufsanerkennung
vollständiger zur Verfügung. Natürlich sind vorab unter
anderem mit der Antragstellung und -prüfung, verschiedenen
Vorgesprächen und Aufgaben einige Schritte zu
gehen, die die hohe Qualität des Verfahrens sehr gut
dokumentiert.
• Wo kann ich mich für eine Prüfung anmelden und
erhalte mehr Informationen?
Alle aktuellen News zum Verfahren, ab dem 1. Januar
2025, finden Sie bei uns unter:
IHK Dresden
oder deutschlandweit: ValiKom
38 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Junior Mitgliedschaft
für Studierende
und Auszubildende in der
Veranstaltungswirtschaft.
Kostenfrei und endet
automatisch.
junior
Der Verband skizziert darin unterschiedliche Strategien:
Er betont unter anderem den menschlichen
Charakter von Live-Performances und die Förderung
der Nachhaltigkeit. Er unterstreicht, wie wichtig es
ist, den kulturellen Austausch zu unterstützen und
digitale und technologische
DURCHBLICK
Fortschritte zu nutzen.
Entscheidend ist dies auch, damit der Kultursektor
eine wesentliche Kraft im sozialen, wirtschaftlichen
und künstlerischen Gefüge Europas bleibt.
beim Berufsstart
Internationale Plattform für VPLT
Pearle* – Live Performance Europe wurde 1991 gegründet
und ist der europäische Verband der Musik-
und Live-Performance-Organisationen. Er vertritt
über seine Mitgliedsverbände mehr als 13.000
Theater, Konzerthäuser, Theaterproduktionsfirmen,
VPLT MAGAZIN 106 • 39
40 • VPLT MAGAZIN 106 107
Inhalt
Csaba Nagy
Inklusion
Wie überwinden
wir die Barrieren
der Arbeitswelt?
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 41
„Unsere Bedürfnisse
sind unsere Kompetenz”
Die „Initiative Barrierefrei Feiern” berät mit ihrer Agentur seit drei Jahren
Festivals und Veranstaltende, wenn es darum geht, Events inklusiver zu
gestalten. Über bisherige Erfolge und verschiedene Maßnahmen vor Ort sprechen
wir mit Franziska Lammers, Beraterin für barrierefreie Veranstaltungsplanung
und Community-Managerin bei der Beratungsagentur „Wir Kümmern Uns“ und
als kleinwüchsige Rollstuhlfahrerin selbst Expertin in eigener Sache.
Jan Valášek
42 • VPLT MAGAZIN 107
TITEL Inklusion
• Eure Initiative heißt „Initiative Barrierefrei Feiern”,
Eure Beratungsagentur „Wir kümmern uns”. Kannst Du
umreißen, was Eure Ziele sind und was Ihr der Eventbranche
anbietet?
Die Initiative Barrierefrei Feiern setzt sich seit 5 Jahren
für eine barrierefreie Kulturlandschaft ein. Unser Ziel
ist es, dass alle Menschen Zugang zu Kultur haben.
Das Kollektiv besteht inzwischen aus über 50 Menschen
mit Behinderung und ihren Verbündeten ohne
Behinderung. Die Beratungsagentur ist der administrative
Arm, der die operative Arbeit ausführt. Dort beraten
und begleiten wir Veranstaltende in Bezug auf
barrierefreie Veranstaltungsplanung.
Die Arbeit umfasst unterschiedlichste Angebote. Von
Online-Sprechstunden über Team-Workshops bis hin
zu mittel- und langfristigen Prozessbegleitungen, in
denen wir die Veranstaltenden zu Barrierefreiheit ganzheitlich
beraten. Diese Prozessbegleitungen beinhalten
ein breites Repertoire an Angeboten, wie Ortsbegehungen,
Formulierung von FAQs, Crew-Briefings und Entwicklung
von Inklusionsstrategien. Die Königsdisziplin
ist unser Einsatz vor Ort als Service-Team für Gäste
mit Behinderung. Die hohe Nachfrage zeigt, dass unser
Beratungsangebot gut ankommt – wir sind lange im
Voraus ausgebucht und inzwischen konnten wir sogar
einige feste Stellen schaffen.
• Wo gibt es zu diesem Thema noch die größten Missverständnisse
oder Probleme?
Das wohl größte Defizit ist, dass kaum Fachkräfte mit
Behinderung in den Produktionsteams tätig sind. Wenn
schon der Arbeitsplatz barrierefreier wäre, würde sich
vieles selbstverständlich ergeben und Barrierefreiheitsmaßnahmen
würden von Anfang an mitgedacht werden.
Derzeit ist eine Berufstätigkeit mit Behinderung aber
häufig aufgrund fehlender Barrierefreiheit in der Veranstaltungsbranche
gar nicht möglich. Viele Veranstaltungsunternehmen
denken bei Barrierefreiheit vor allem
an den Publikumsbereich. Besser wäre ein allumfassender
Blick vor, auf und hinter die Bühne – also Publikum,
Programm und Personal. Zudem wird häufig nur die
räumliche Barrierefreiheit bedacht, aber eine Rampe ist
noch lange kein Barrierefreiheitskonzept.
Es gilt darüber hinaus zu handeln, um auch Zugänge für
Menschen mit sensorischen und anderen Behinderungen
zu schaffen. So sollten Webseiten heutzutage unbedingt
mit einem Screenreader auslesbar und bedienbar
sein, Informationen in Leichter Sprache zur Verfügung
stehen und bestenfalls vor Ort Dolmetscher*innen für
Deutsche Gebärdensprache eingesetzt werden.
Die Maßnahmen zur Barrierefreiheit sind so vielfältig
wie die Menschen selbst. Dafür zu sensibilisieren, ist
ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Einige Veranstaltende
befürchten erstmal, dass die Umsetzung von Barrierefreiheit
sehr teuer wird und haben daher Bedenken,
über eine Erstberatung hinaus zu planen Aber so ziemlich
jede unserer Sprechstunden führte bisher zu einem
kleinen oder großen Prozess und alle Beteiligten hatten
Erfolgserlebnisse und neue Learnings.
• Was antwortet Ihr Veranstaltern, die erste Bedenken
haben? Welche Möglichkeiten gibt es?
Die Umsetzung von Barrierefreiheit ist ein Prozess und
sollte von Anfang an bei der Planung mitgedacht werden.
Dabei gibt es viele Maßnahmen, die schon mit wenig
Finanzierung umgesetzt werden können, gleichzeitig
sollte über Mindestanforderungen wie barrierefreie Toiletten
nicht verhandelt werden. Veranstaltende haben
natürlich die Möglichkeit, Förderungen für die Umsetzung
von Barrierefreiheit zu beantragen. Wichtig ist, das
Thema mitzudenken und Menschen mit Behinderung
in den Prozess zu involvieren um nach dem ersten Inklusionsgebot
„Nichts über uns ohne uns“ zu arbeiten,
nur so kann sichergestellt werden, dass die Maßnahmen
tatsächlich barrierefrei sind und nicht an der Zielgruppe
vorbei gehen.
VPLT MAGAZIN 107 • 43
TITEL Inklusion
• Auch Ihr wollt Euch mit eurer Beratungsagentur weiter
entwickeln. Was ist künftig geplant?
Ich bin kleinwüchsig und sitze im Rollstuhl. Ich kann
aus diesem Grund zum Beispiel nicht für blinde Menschen
sprechen. Wir sind deshalb dabei, unser Kern-
Team auszubauen. Eine blinde Kollegin bringt zukünftig
neue Expertise ein, wir lernen voneinander. Unsere
Unterschiede empfinden wir als unsere Stärke. Unsere
Bedürfnisse sind gleichzeitig unsere Kompetenz.
Unser Ziel ist es, dass alle Menschen unabhängig von
ihrer Behinderung Kultur gleichwertig erleben können.
An diesem Ziel auf professioneller Ebene arbeiten zu
können und dafür bezahlt zu werden, ist ein unverzichtbarer
Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven Kulturbranche.
Gleichzeitig macht es Spaß zu sehen, wie
Gegebenheiten sich tatsächlich zum Guten verändern
und auch in der Kultur immer mehr Zugänge geschaffen
werden.
• Ihr kümmert Euch um das Thema Inklusion professionell
seit einigen Jahren. Wie nehmt Ihr das Bewusstsein
im Markt dafür wahr?
Die Nachfrage nach unserem Beratungsangebot steigt
vor allem im Bereich der Großveranstaltungen und
mittlerweile sind wir die ganze Sommersaison unterwegs.
Im Sommer 2024 waren wir beispielsweise bei
den Ärzten-Shows auf dem Tempelhof-Gelände, beim
Lollapalooza und beim Puls Open Air im Einsatz.
Es zeigt sich, dass immer mehr Veranstaltende das
Thema auf dem Schirm haben und ihr Angebot optimieren
möchten. Neben ökologischer Nachhaltigkeit
wird die soziale Nachhaltigkeit weiter in den Fokus gerückt.
Denn auch das Publikum trifft die Kaufentscheidung
nicht mehr nur anhand des Line-Ups, sondern es
spielen immer mehr soziale Faktoren eine Rolle. Wer
weiterhin am Markt bestehen bleiben möchte, kann
die Themen Barrierefreiheit und Inklusion nicht mehr
ausklammern. Unserer Meinung nach wird es dafür
höchste Zeit, denn viel zu lange hatten Menschen mit
Behinderung keine Zugänge zu Kultur. Dass sich das
inzwischen ändert und wir als Beratungsagentur daran
mitwirken können, sind die besten Zukunftsaussichten,
die ich mir als selbst leidenschaftliche Festival-Besucherin
wünschen könnte.
Initiative Barrierefrei Feiern
44 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Wie schafft man die
Barrieren aus dem Weg?
Wer in Firmen mehr Diversität leben möchte, kann dabei verschiedene Faktoren
beachten: Alter, körperliche und geistige Fähigkeiten, ethnische Herkunft
und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, Religion und
Weltanschauung oder soziale Herkunft. Gleichzeitig ist Inklusion längst ein
inflationärer Begriff. Wir wollten von VPLT Mitgliedern wissen, wie erfolgreich
sie sie in ihren Unternehmen umsetzen und wie sie davon profitieren.
VBG –
Barrierefreiheit und Inklusion
VBG –
Inklusion im Betrieb
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 45
TITEL Inklusion
Vielfalt der Perspektiven
für innovative Ideen
• Welche Rolle spielt Inklusion und Diversität in
Ihrem Unternehmen?
Inklusion und Vielfalt spielen bei der Adam Hall
Group eine zentrale Rolle. Nicht nur in Bezug auf
sichtbare Merkmale wie Alter oder Geschlecht, sondern
auch in der Art und Weise, wie wir denken und
nach kreativen Lösungen suchen. Die Vielfalt der
Perspektiven hilft uns, komplexe Herausforderungen
zu lösen und innovative Ideen zu entwickeln,
die an die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst
sind. Unser globales Team besteht aus Menschen
mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und
Erfahrungen. Ihre persönliche Motivation trägt maßgeblich
dazu bei, unsere gemeinsamen Unternehmensziele
zu erreichen.
Wir sind uns jedoch bewusst, dass es immer noch
Barrieren gibt, an denen wir aktiv arbeiten müssen
– sei es in Form von unbewussten Vorurteilen, überholten
Denkmustern oder praktischen Herausforderungen
wie fehlenden Ressourcen, unzureichender
Infrastruktur oder rechtlichen Beschränkungen. Wir
arbeiten kontinuierlich daran, diese durch Dialog,
Sensibilisierung und konkrete Maßnahmen zu überwinden,
um ein wirklich inklusives Umfeld zu fördern.
• Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie Sie
Inklusion in Ihrer Firma umsetzen?
Wir setzen Inklusion auf vielfältige Weise um. Das
beginnt bei der Gestaltung unserer Stellenanzeigen
zur Sicherstellung von Chancengleichheit, über flexible
Arbeitsmodelle, welche individuelle Bedürfnisse
berücksichtigen, technische Unterstützung oder barrierefreie
Arbeitsbedingungen bis hin zu konkreten
Projekten. Unser HR-Team ist darauf geschult, unbewusste
Vorurteile zu minimieren und gezielt Talente
mit individuellen Fähigkeiten und Hintergründen
anzusprechen.
Darüber hinaus fördern wir den Austausch auf unterschiedlichsten
Ebenen durch interne Podcasts, regelmäßige
Veranstaltungen und abteilungsübergreifende
Aktionen wie unserem Mitarbeitenden-Kochbuch,
die den Dialog und die Zusammenarbeit
stärken. Diese Initiativen verbessern nicht nur das
Verständnis für Unterschiede, sondern führen auch
zu einem kreativeren Austausch und besseren Ergebnissen.
Wenn nötig, arbeiten wir mit dem Integrationsamt
und den Fachdiensten zusammen und
passen die Arbeitsbedingungen an, um die uneingeschränkte
Teilnahme aller zu gewährleisten.
Anja Ballmann
Head of Human Resources
Adam Hall Group
46 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Mehr Verständnis für internationale Kunden
• Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie Sie
Inklusion in Ihrer Firma umsetzen?
Um ehrlich zu sein: Inklusion ergibt sich, wenn man
mit ein wenig Flexibilität auf die individuellen Anforderungen
der Mitarbeitenden eingeht. Das heißt
nicht, dass man alle Abläufe und Strukturen grundlegend
ändern muss – oft genügen schon kleine Anpassungen,
um das Arbeitsumfeld für den einzelnen
Mitarbeitenden passender zu gestalten. Konkret gibt
es bei uns beispielsweise die Möglichkeit, Arbeitszeiten
anzupassen und mehr Pausen einzurichten, wenn
das zum Beispiel aufgrund einer Behinderung sinnvoll
oder notwendig ist. Rückzugsräume stehen zur
Verfügung. Können einzelne Aufgaben zum Beispiel
aufgrund einer geistigen Behinderung nicht ausgeführt
werden, so passen wir die Anforderungen an.
• Welche Rolle spielt Inklusion und Diversität in Ihrem
Unternehmen?
Ohne jede Floskel: Unser Unternehmen basiert mit
seinen Grundfesten auf dem Gedanken der Vielfalt
und Inklusion. In unserem Team von rund 140 Mitarbeitenden
finden Sie Menschen unterschiedlichster
kultureller, weltanschaulicher und sozialer Herkunft
sowie unterschiedlicher Begabung. Und das ist kein
Zufall: Wir bemühen uns aktiv darum, in unserer Firma
eine bunte Palette an Hintergründen zu integrieren,
denn die Vielfalt der Charaktere und Prägungen
sorgt auch in unserer täglichen Arbeit für unterschiedliche
Herangehensweisen und damit verschiedene Lösungswege
für Aufgaben.
Ohne diese Vielfalt würde uns sicherlich der Blick
über den Tellerrand, gerade bei alltäglichen Fragestellungen,
fehlen. Ganz konkret fördert beispielsweise
die kulturelle Diversität der Belegschaft auch das Verständnis
für unsere internationalen Kunden – und das
nicht nur auf einem sprachlichen Niveau. Sicherlich
ist es manchmal auch herausfordernd, wenn unterschiedliche
Vorstellungen aufeinanderprallen. Dann
ist Kommunikation gefragt. Mit lösungsorientierten
Gesprächen auf Augenhöhe haben wir schon so manchen
Konflikt beseitigen können und letztlich immer
daraus gelernt. Global betrachtet, überwiegen die Vorteile
unserer vielfältigen Belegschaft deutlich.
Bisher haben wir auf diese Art die Erfahrung gemacht,
dass sich Geben und Nehmen ausgleicht. Schließlich
ist es unser Ziel, die individuellen Stärken unserer
Mitarbeitenden bestmöglich zu kombinieren, ohne
andere Kollegen und Kolleginnen zu belasten. Beim
Gedanken der Inklusion geht es nicht darum, jedem
Mitarbeitenden alles angenehm zu machen – es geht
darum, jedem Menschen gerecht zu begegnen und
ihn, seinen Stärken entsprechend, in das Gesamtsystem
Unternehmen einzugliedern. Und das zahlt sich
für uns aus.
Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder
mit Integrations- und Förderstellen zusammengearbeitet,
um junge Menschen, die auf dem sogenannten
ersten Arbeitsmarkt als „nicht vermittelbar“ eingestuft
wurden, bei uns erfolgreich in eine reguläre
Ausbildung einzugliedern. Alle diese jungen Menschen
haben ihre Ausbildung bei uns abgeschlossen
und sind inzwischen in ein reguläres Arbeitsverhältnis
übernommen worden. Wir betrachten das als großen
Erfolg und Bereicherung für unser Unternehmen.
Anja Metz
Head of Corporate Communications
Steinigke Showtechnic GmbH
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 47
Inklusionsbarometer 2024:
Viele Hürden auf dem Arbeitsmarkt
für Menschen mit Behinderung
Das aktuelle Inklusionsbarometer Arbeit 2024 des Handelsblatt Research
Institute und der Aktion Mensch macht deutlich: Menschen mit Behinderung
stehen vor erheblichen Hürden auf dem Arbeitsmarkt. Mit einer Arbeitslosenquote
von 11 Prozent – rund doppelt so hoch wie die von Menschen ohne Behinderung
– sind sie deutlich benachteiligt.
Die Bilanz zur Situation von Menschen mit Behinderung
auf dem ersten Arbeitsmarkt fällt im Vergleich zum Vorjahr
deutlich schlechter aus. Die Zahl der arbeitslosen
Menschen mit Behinderung ist im Schnitt 2023 wieder
angestiegen, bis zum Oktober 2024 haben sich die Arbeitslosenzahlen
nochmals drastisch erhöht. Auch die
Zahl der Kündigungen nimmt stark zu und der Anteil
der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzen,
ist auf den niedrigsten Stand seit Erscheinen des ersten
Inklusionsbarometers im Jahr 2013 gefallen.
Gesetzlich vorgeschriebene
Beschäftigungsquote
Zudem erfüllen viele Unternehmen weiterhin nicht die
gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote. Unternehmen
mit mehr als 20 Mitarbeitern sind verpflichtet,
mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Menschen
mit Behinderung zu besetzen. Dennoch liegt die
Quote in der Privatwirtschaft lediglich bei vier Prozent.
48 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
rbeitsmarkt:
mit Beeinträchtigung
n Herausforderungen
TITEL Inklusion
ionsbarome-
einen Arungen
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Beeinträchhigkeiten.
Die Aktion Mensch hat in diesem Jahr zum ersten
Mal das Inklusionsbarometer Jugend 30 veröffentlicht,
welches verschiedene Teilhabedimensionen von
jungen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung
miteinander vergleicht – unter anderem soziale
Beziehungen, Alltagsleben, Erfahrungen auf dem
Bildungsweg, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung
und Diskriminierung. Datenbasis sind persönliche
Interviews mit 1.442 jungen Menschen im Alter von 14
bis 27 Jahren, davon 724 ohne Beeinträchtigung und
718 mit Beeinträchtigung. Die Befragungsergebnisse
zu den Themenbereichen „Übergang von der Schule
in den Beruf“ und „Erwartungen bezüglich der Zukunft“
dienen als Grundlage für eine weitere Analyse im
Sonderkapitel des diesjährigen Inklusionsbaro meters
Arbeit. Vorab analysiert dieses Kapitel den bis herigen
Forschungsstand zur Thematik. Hierbei fällt auf, dass
es nur wenige statistische Daten zu jungen Menschen
mit Beeinträchtigung gibt. Gleichwohl sind die Schwierigkeiten,
auf die diese Zielgruppe stößt, gut dokumentiert.
Im Anschluss werden die Daten aus dem Inklusionsbarometer
Jugend vorgestellt.
le in den Beruf
idende Phase
blich die
arriereweg
abe im
sichtbarer
klusion
ividuelle
ration von
weren.
30 Aktion Mensch (2024).
Das Inklusionsbarometer Arbeit 2024 finden Sie auf: aktion-mensch.de/inklusionsbarometer
Das Inklusionsbarometer Arbeit 2024 finden Sie auf: aktion-mensch.de
Das Inklusionsbarometer Arbeit 2024 finden Sie auf: aktion-mensch.de/inklusionsbarometer
Vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels
wird deutlich, wie wichtig es ist, das Potenzial von
Menschen mit Behinderung besser zu nutzen – insbesondere
bei Jugendlichen. Dabei bleibt der Übergang
von der Schule in den Beruf für viele Jugendliche mit
Behinderung eine herausfordernde Phase. Nach wie vor
beginnt noch immer eine zu geringe Zahl von ihnen eine
Ausbildung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Stattdessen
landen viele in sogenannten „geschützten Beschäftigungsmodellen“,
wie beispielsweise in Werkstätten für
behinderte Menschen.
Förderprogramm „Budget für Ausbildung”
Auch Förderprogramme wie das „Budget für Ausbildung“,
das jungen Menschen mit Behinderung den Einstieg in
eine reguläre Ausbildung erleichtern soll, werden bislang
kaum in Anspruch genommen. Ursachen sind mangelnde
Bekanntheit und hohe bürokratische Hürden. Um den
Fachkräftemangel langfristig zu entschärfen, braucht es
stärkere Vernetzung und gezielte Förderung.
Inhalt
Das Inklusionsbarometer Arbeit 2024 finden Sie auf: aktion-
VPLT MAGAZIN 107 • 49
Die Brücken im Garten der Liebe
Der Friedrichstadt-Palast inszeniert in der Grand Show „FALLING | IN LOVE“
die Geschichte eines gehörlosen Poeten auf der Suche nach Liebe als
atemberaubendes, innovatives Farbenspiel. Die Show hat in 2024 den „Opus
– Deutscher Bühnenpreis“ gewonnen. Wir sprechen mit Autor und Regisseur
Oliver Hoppmann über seine Idee zum Stück, die besondere Zusammenarbeit mit
gehörlosen Tänzern und neue technische Einbauten wie eine Vibrationsplatte oder
eine Taktlampe für mehr Orientierung auf der Bühne.
• Wie kamen Sie auf die Idee für Ihre Show „FALLING |
IN LOVE”, mit einem gehörlosen Poeten im Mittelpunkt?
Es war in einem im Juni 2021 als unser Intendant
Berndt Schmidt auf mich zu kam. Er hatte ein Gedicht
von William Blake dabei mit dem Titel „Der Garten der
Liebe“, also „The Garden of Love“. Da gab es diese wunderbaren
ersten Zeilen: I went to the Garden of Love,
And saw what I never had seen. Auf Deutsch: Ich ging in
den süßen Garten der Liebe, Und sah, was ich noch nie
gesehen hatte. Für mich war das schon eine große Inspiration.
Ich kann wunderbar einen großen Garten inszenieren,
mit Liebe und Dingen, die man noch nie gesehen
hat. Das war bereits das perfekte Credo für eine Show.
Was uns aber noch mehr angesprochen hat, war, dass
William Blake ausführt, wie die damaligen gesellschaftlichen
Konventionen diesen Garten der Liebe
verschleiert haben, so dass Blake seinen Garten nicht
mehr gesehen hat. Uns hat unglaublich bewegt, dass
dieses alte Gedicht von 1794 auch heute noch eine
große Relevanz hat. Dass wir unseren Garten der Liebe,
die Welt, in der wir leben, vielleicht nicht immer
so blühen sehen, wie wir uns das eigentlich als Menschen
wünschen. Aus dieser Inspiration kam die Idee,
die Gedichtsprache und einen Poeten in die Show
aufzunehmen. Dichterinnen und Dichter sind sehr
nah dran an der Welt und finden diese bezaubernden
schönen Worte.
TITEL Inklusion
• Der Poet ist in Ihrem Stück gehörlos. Wie kam dieser
Aspekt ins Spiel?
Das hat etwas mit meiner eigenen Erfahrung zu tun.
Ich durfte vor zehn Jahren für das Finale des Deaf
Poetry Slams der Aktion Mensch in Hamburg die Ablaufregie
führen. Alle Darstellerinnen und Darsteller auf
der Bühne waren gehörlos und haben ihre Gedichte nur
in Gebärdensprache vorgetragen. Ich musste den Ablauf
koordinieren, habe aber die Darsteller auf der Bühne immer
erst in der Übersetzung verstanden. Ich hatte immer
eine Verzögerung, bis die verbale Übersetzung auf
mein Ohr kam.
Mich hat das tief bewegt, weil ich in einer besonderen
Rolle war. Für mich stand fest: Wir müssen es schaffen,
Menschen so miteinander zu verbinden, dass, egal wie
ihre Sinne oder ihr Körper funktionieren, wir Wege finden,
uns zu verstehen. Dieses Gefühl, dass ich damals
erlebt habe, wollte ich in die Show aufnehmen.
Integrieren wollte ich auch die Gebärdensprache. Es ist
eine wichtige Sprache, die aber viel zu wenig gelehrt
wird und die zu wenig Menschen beherrschen. Dieses
Gefühl, das ich beim Deaf Poetry Slam gespürt hatte,
wollte ich auf das Publikum übertragen. Mein Gefühl,
sich ausgeschlossen zu fühlen, weil ich es nicht verstehe,
weil ich die Sprache selbst nicht gelernt habe, weil
ich bisher ignorant war. Genau darum soll es in unserer
Grand Show gehen. Brücken zu schlagen, die Hand zu
reichen, gemeinsames Verständnis zu erzeugen und so
eine farbenfrohe Welt zu gestalten, die wir als Garten
der Liebe auf der Bühne erschaffen.
Ich arbeite seit 13 Jahren am Palast. Egal, wo die Menschen
herkommen, welche Sprache sie sprechen, wir
finden hier Wege, besondere Shows zu machen. Und
das hat mich inspiriert, das in dieser Show zu verewigen.
Es ist möglich, dass wir gemeinsam etwas Wunderschönes
kreieren, auch wenn wir unterschiedliche
Perspektiven haben.
Oliver Hoppmann
• Sie haben dann (für die erste Spielzeit) mit den gehörlosen
Tänzern Callum Webdale und Hearns Sebuado,
die abwechselnd den Protagonisten You verkörpern,
Hauptdarsteller mit Handicap verpflichtet. Können Sie
genauer schildern, wie Sie an die Herausforderung mit
gehörlosen Tänzern herangegangen sind?
Es war ein sehr langer Prozess, um die Herausforderung
zu verstehen. Wir haben mit unserer Castingleiterin
geschaut, ob es Menschen gibt, die gehörlos sind
und Tanzfähigkeiten haben. Sie müssen sich vorstellen
können, in einer solchen Entertainmentshow unter dieser
Belastung zu arbeiten, und wissen, was es braucht,
damit das möglich ist. Denn in zwei Jahren spielen wir
über 500 Vorstellungen.
Wir haben mit gehörlosen Menschen in Berlin und
ganz Deutschland gesprochen, immer mithilfe von
Gebärdendolmetschern, damit wir ein gemeinsames
Verständnis haben. Daraus haben wir einen Access
Rider entwickelt. Die Frage war: Was braucht es, um
miteinander arbeiten zu können? Natürlich braucht es
Softskills. Wie begegne ich jemanden, der nicht hörend
ist? Wie spreche ich ihn an, wie mache ich auf mich aufmerksam?
Wie müssen die gehörlosen Tänzer ihre wichtigen
Informationen bekommen? Haben wir dafür die
technischen Möglichkeiten? Können wir die Termine der
Probe schriftlich senden? Wir haben im Theater ganz
klassisch die Einrufe, man bekommt ein akustisches
Signal, wenn man auf die Bühne muss. Gerade für die
Solistinnen und Solisten ist das besonders wichtig. Wir
mussten deshalb die akustischen Signale zu Lichtsignalen
umbauen.
• Welche technischen Voraussetzungen brauchte es
auf der Bühne?
In unseren Inszenierungen am Palast geht es immer darum,
die Räumlichkeiten nicht nur bildlich zu nutzen,
sondern sie auch ganz eng zu verzahnen mit der Performance,
mit der Darstellung, mit den Choreografien
aus dem Tanzbereich, der Akrobatik und der besonderen
Besetzung, die wir haben. Auf der Bühne mussten
wir deshalb Orientierung schaffen. Die gehörlosen
Tänzer stehen auf der Bühne mit unserem Ballettensemble
und müssen sich im gleichen Takt bewegen.
52 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
TITEL Inklusion
Das ist uns über einen technischen Einbau gelungen –
mit einer Vibrationsplatte, die den Puls und den Beat der
Musik als Vibration auf die Bühne bringt. Es ist nicht die
gesamte Bühne, sondern ein Bereich, der das kann. Die
beiden Tänzer haben dann natürlich genau an dieser Stelle
gestanden. Sie haben auch immer mindestens einen
Fuß auf dem Boden behalten, um den Beat zu spüren.
Ein System kann natürlich ausfallen. Es gibt eine Szene,
wo sie ein Gedicht in Gebärdensprache vortragen und zusammen
mit unserer Kickline auftreten. Dafür haben wir
einen weiteren Effekt eingebaut, falls diese Platte ausfällt.
Der Effekt ist eine Taktlampe, die sich hinter dem
Publikum befindet und den Tänzern den Beat als visuelles
Signal zeigt. Auch daran können sie sich orientieren.
• Haben sich Proben und Aufführung dadurch erheblich
verändert?
Wir hatten vor Ort Gebärdendolmetscher:innen und beide
Tänzer haben für bestimmte Proben Hörgeräte getragen.
So haben sie uns eine Brücke gebaut. Das ist
essenziell, wenn wir über Inklusion sprechen. Wir, die
alle Sinne haben, müssen uns einlassen. Ich war den
beiden dankbar, dass sie es uns leicht gemacht haben.
Natürlich klappt nicht immer alles. Wir haben aber gelernt,
sich dem Ziel in einem guten Dialog anzunähern.
• Sie leben das Thema Inklusion an Ihrem Theater
vorbildlich. Gab es auch Widerstände?
Nein, ich habe eher gespürt, dass es ein großes Interesse
gab. Wir hatten ganz viele Anfragen von Personen aus
dem Ballettensemble, der Showband oder dem Backstagebereich,
die gerne Gebärdensprache lernen wollten.
Sie wollten ein „Hallo” oder ein „Wie geht’s Dir” sagen
können, wenn sie den Darstellern begegnen. Überdies
habe ich das Gefühl, dass wir eine große Offenheit demgegenüber
haben. Wir zeigen uns als Volkstheater und
meinen ehrlich, die Tür für jeden offen zu haben.
Wir haben Angebote für nicht sehende Menschen. Einmal
im Monat geben wir aktuell Vorstellungen mit Audiodeskription.
Im Saal haben wir eine Induktionsschleife
für Menschen mit Hörgerät. Blindenhunde können mit
ins Theater gebracht werden. Für Personen, die körperlich
Einschränkungen haben, gibt es Rollstuhlplätze
und Zugänge, damit man gut in den Theatersaal hineinkommt
und Teil unserer Produktion werden kann.
• Sind künftig bei anderen Aufführungen auch Darsteller
mit einem anderen Handicap geplant?
Es geht uns um Authentizität, die ganz natürlich entstehen
soll. Ich hatte die Idee für die Show, dass der Poet
gehörlos sein kann. Dann sollte der Tänzer auch jemand
sein, der nicht hörend ist. Gleichzeitig gab es auch in
der Vergangenheit schon Shows, in denen Personen mit
Einschränkungen auf unserer Bühne standen. Das soll
es in Zukunft auch geben, allerdings nicht als Konzept
per se, sondern weil es die Welt, in der wir leben, widerspiegelt.
Wir haben die Verantwortung, als großes Haus mit fast
2000 Sitzplätzen und 500 Vorstellungen jährlich, auch
darzustellen, wie wir die Welt empfinden und wie wir sie
selbst sehen.
Sie haben in 2024 den „Opus – Deutscher Bühnenpreis“
für Ihre Show „FALLING | IN LOVE“ gewonnen.
Was bedeutet Ihnen dieser Preis?
Ich konnte nicht bei der Verleihung dabei sein. Aber es
war ein besonderer Moment, für eine Show, die wir lange
gestaltet und in und an der wunderbare Menschen
mitgewirkt haben. Ich war unheimlich stolz auf das ganze
Team, gerade für den technischen Bereich und die
Bühnenbildumsetzung, dass sie diese Wertschätzung
erhalten haben.
FALLING | IN LOVE
Friedrichstadt-Palast Berlin
In der Ausgabe 103 haben wir auch mit
Stephen Willaredt zum Thema Inklusion
gesprochen. Er arbeitet als Mensch mit
Behinderung in der Veranstaltungstechnik
und ist ebenfalls am Friedrichstadt-Palast
Berlin beschäftigt:
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 53
Xxxx
Klare Markierung: Maßnahmen für mehr Inklusion beim Louis Braille Festival.
Tastbare Teilhabe
Das Kongress- und Kulturzentrum Liederhalle in Stuttgart hatte Anfang Mai
2024 Europas größte Veranstaltung für blinde und sehbehinderte Menschen zu
Gast, das Louis Braille Festival. Die inklusive Veranstaltung zog ein vielfältiges
Publikum an – von betroffenen Menschen über Begleitpersonen bis hin zu
Interessierten und Fachpublikum. Wir sprechen mit Leiterin Meike Poweleit
darüber, welche Maßnahmen sie und ihr Team vorher in der Liederhalle für mehr
Barrierefreiheit und Inklusion umgesetzt haben.
DGUV Information 215-121 – Gestaltung barrierefreier Tagungen, Seminare und sonstiger Veranstaltungen
54 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
TITEL Inklusion
• Während des Louis Braille Festivals waren 5.000
Teilnehmer bei Ihnen vor Ort. Sie erlebten ein abwechslungsreiches
Programm aus künstlerischen Darbietungen,
Fachvorträgen und interaktiven Workshops,
das speziell für blinde und sehbehinderte Menschen
gestaltet wurde. Sie mussten Ihr Haus dafür bezüglich
Barrierefreiheit und Inklusion umrüsten. Woher hatten
Sie das Know-how?
Zuvor haben wir bereits kleinere Messen für die Stuttgarter
Nikolauspflege, eine Stiftung für blinde und
sehbehinderte Menschen, durchgeführt, bei denen wir
wertvolle Erfahrungen sammeln konnten. Der Deutsche
Blinden- und Sehbehindertenverband hat uns ebenfalls
tatkräftig unterstützt, insbesondere bei der Beratung
zu barrierefreien Konzepten. Während des Louis Braille
Festivals haben uns zudem die Veranstalter vor Ort auf
Schwachstellen hingewiesen und gemeinsam mit uns
mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit
entwickelt. Solche Kooperationen und der offene
Austausch sind entscheidend, um eine inklusive
Veranstaltung zu realisieren. Es gibt immer ausreichend
Beratung und Unterstützung, wenn man bereit ist, aktiv
danach zu suchen und mit den passenden Partnern zusammenzuarbeiten.
• In welchen Bereichen haben Sie Maßnahmen für
mehr Barrierefreiheit umgesetzt?
Barrierefreiheit meint viel mehr als nur eine barrierefreie
Toilette, einen Fahrstuhl oder einen größeren
Parkplatz für Rollstuhlfahrende. Wir haben in mehreren
Bereichen Maßnahmen umgesetzt, um eine umfassende
Zugänglichkeit zu gewährleisten. Dazu gehören
unter anderem eine verbesserte Sichtbarkeit,
Hörunterstützung, taktile Elemente für Orientierungszwecke,
eine klare und verständliche Beschilderung
sowie die Verwendung von einfacher Sprache. Darüber
hinaus haben wir unsere Mitarbeiter geschult, damit
sie die Bedürfnisse von Menschen mit verschiedenen
Einschränkungen besser erkennen und unterstützen
können.
Meike Poweleit
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 55
• Können Sie konkrete Beispiele geben, welche Maßnahmen
Sie umgesetzt haben?
Wir haben viele elegante Glastüren, aber für Blinde sind
die nicht immer erkennbar. Um das zu ändern, haben
wir auffällige Aufkleber angebracht, um die Türen visuell
hervorzuheben. Auch hohe Kontraste spielen eine
wichtige Rolle, und wir achten darauf, dass Türen nicht
halboffen stehen, um Stolpergefahren zu vermeiden.
Für eine bessere Orientierung haben wir farbige Markierungen
auf den Treppenstufen angebracht. Das
erleichtert die Orientierung. An Treppen genügen oft
bereits einfache Klebebänder. Langfristig planen wir,
diese mit rutschhemmender Farbe zu ergänzen. Zusätzlich
haben wir an Aufzügen und Treppengeländern
Klebestreifen mit Blindenschrift angebracht, um die
Orientierung weiter zu unterstützen. Demnächst werden
wir an den Handläufen Metallschilder mit Blindenschrift
anbringen. Auf dem Platz vor unserem Eingang
haben wir Laufwege und Stufen markiert, die nun
dauerhaft bleiben. Vor den Eingängen hatten wir ein
Leitsystem mit Farbmarkierungen installiert, das den
Gästen half, sich leichter zurechtzufinden. Für Gebärdendolmetscher
haben wir zudem eine schwarze
Rückwand eingesetzt, um den Kontrast zu maximieren
und die Sichtbarkeit zu verbessern. Die Toilettenbeschilderung
haben wir so gestaltet, dass sie nicht nur
optisch ansprechend, sondern vor allem klar und leicht
verständlich ist. Zusätzlich haben wir auf unserer Internetseite
einen Bereich mit einfacher Sprache für
Besucherinformationen eingerichtet, um die Zugänglichkeit
auch digital zu verbessern.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Akustik: Um die
Raumakustik zu optimieren, haben wir in bestimmten
Bereichen Teppichböden verlegt und die Lautstärke
der Ansagen in den Aufzügen erhöht. Für die Veranstaltungsräume
standen mobile Höranlagen zur Verfügung,
um sicherzustellen, dass alle Besuchende –
unabhängig von ihrem Hörvermögen – die Programme
klar und deutlich verfolgen konnten.
Visuelle Hervorhebung: Aufkleber an Glastüren für mehr Sichtbarkeit für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen.
56 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
Florian Selig
Für leichteres Hören: Akustische Verbesserungen in den Veranstaltungsräumen.
• Sie beschäftigen 30 Mitarbeiter. Wie haben Sie die
geschult?
Bei der Schulung unserer Mitarbeitenden stand vor allem
der respektvolle und hilfsbereite Umgang mit blinden
und sehbehinderten Menschen im Fokus. Wir haben
betont, dass es nicht ausreicht, allgemeine Hinweise wie
„Gehen Sie mal da vorne hin“ zu geben. Stattdessen
haben wir konkrete, klare Anweisungen vermittelt, wie
etwa: „Bitte drehen Sie sich um 90 Grad, in fünf Metern
finden Sie einen Stuhl, auf dem Sie sich setzen können.”
Auch im physischen Kontakt achten wir darauf,
dass man die Personen nicht einfach an den Ellenbogen
fasst, sondern den Arm anbietet, damit sich die Person
sicher und respektiert geführt fühlt. Diese einfachen,
aber wichtigen Prinzipien helfen, den Besuch für alle
zugänglicher und angenehmer zu gestalten.
• Glauben Sie, dass auch andere Veranstaltungshäuser
solche Maßnahmen umsetzen können?
Nachhaltigkeit spielt bei der Veranstaltungsplanung
bereits eine wichtige Rolle, doch Inklusion wird leider
immer noch oft stiefmütterlich behandelt. Es fehlt an
Bewusstsein für die Bedeutung von Barrierefreiheit und
Teilhabe. Ich bin der Meinung, dass es eine Führungsaufgabe
ist, diesen Bereich stärker in den Fokus zu rücken.
Zunächst braucht es den Willen, Inklusion aktiv
zu fördern. Sobald dieser vorhanden ist, kann man mit
offenen Augen durch das Haus gehen und erkennen,
welche einfachen Maßnahmen zur Verbesserung umgesetzt
werden können. Oft sind es kleine Anpassungen,
die schon eine große Wirkung haben und die Zugänglichkeit
für alle deutlich erhöhen.
• Aber die kosten auch Geld.
Es wird künftig immer mehr Besuchende geben, die auf
Inklusion angewiesen sind – sei es aufgrund von Alter,
eingeschränkter Mobilität oder Sehkraft. Daher sehen
wir Investitionen in barrierefreie Maßnahmen nicht als
Kosten, sondern als langfristige Investition in die Zukunft.
Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Zugänglichkeit
bei, sondern sichern auch den Erfolg und die
Attraktivität unseres Veranstaltungshauses für ein breiteres
Publikum.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 57
ECONOMIC
Beim Rigging kommt es immer noch zu Unfällen,
teilweise tödlich. Wir schauen uns an, welche hilfreichen
Tipps die VBG Ihre gesetzliche Unfallversicherung in
ihrer Kampagne betont. Mehr Gefahrenbewusstsein
brauchen Firmen aber auch im Bereich Cyberabwehr,
wo die EU eine neue Strategie plant.
EU Priorität Cybersicherheit:
Neue Regeln für alle vernetzten
Produkte und wichtige Infrastrukturen
Cyberangriffe und Cyberkriminalität nehmen in ganz Europa zu und die
EU-Kommission geht davon aus, dass diese Tendenz mit der wachsenden
Zahl digitaler Geräte in Zukunft noch steigen dürfte. Um die Cybersicherheit
zu erhöhen, arbeitet die EU bereits seit einigen Jahren an einer umfänglichen
Cyberstrategie. Mehrere Gesetzestexte befinden sich derzeit in der
Umsetzungsphase und diesen Monat trat die neue europäische Verordnung
zur Cyberresilienz in Kraft. Was heißt das für unsere Branche?
58 • VPLT MAGAZIN 106
Inhalt
ECONOMIC Cybersicherheit
Das Thema Cybersicherheit und die Auf- bzw. Umrüstung
von mit dem Internet verbundenen Geräten wird
weitreichende Auswirkungen in der gesamten Veranstaltungswirtschaft
haben, von Herstellern und Händlern
über Dienstleister bis hin zu Endnutzern dieser Geräte.
Während Hersteller und aus Drittländern importierende
Händler unmittelbar unter die neuen europäischen
Cybersicherheitsgesetze fallen und ihre Produktreihen
dementsprechend anpassen müssen, werden Dienstleister
indirekt über die technische Ausrichtung eines
Events in die Verantwortung genommen.
Insbesondere bei größeren Veranstaltungen, die unter
den Begriff „kritische und wichtige Infrastruktur“ fallen,
wie der Eurovision Song Contest oder die Olympischen
Spiele, gilt bereits heute die höchste Sicherheitsstufe
für alle verwendeten technischen Geräte. Veranstaltungen
mit Politikern, von Ministerien oder wichtige Unternehmensevents
dürften ebenfalls dazuzählen. Da Hardware-
und Software-Updates für ältere Geräte teilweise
nicht mehr möglich sind, wird die Anschaffung von neuem
Material erforderlich.
Dementsprechend werden sich die europäischen Cybersicherheitsgesetze
auch auf die Nutzerseite, wie Veranstaltungszentren
oder Theater auswirken. Gerade für
kleinere Strukturen könnten hier cybersichere, aber teurere
Neuinvestitionen eine Herausforderung darstellen.
Durch den Dschungel neuer europäischer Gesetze zur
Cybersicherheit, die derzeit in deutsches Recht umgesetzt
werden, führen wir Sie in unserem Wiki-Artikel.
Hier lesen Sie auch, welche Hilfestellungen es bei der
Umsetzung für Unternehmen der Branche, insbesondere
kleine und Kleinstunternehmen gibt. [Silke Lalvani]
TRBS 1115 Teil 1 zu Cybersicherheit
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat die technische Regel für Betriebssicherheit
TRBS 1115 Teil 1 Cybersicherheit für sicherheitsrelevante Mess-, Steuer- und Regeleinrichtungen publiziert:
Danach muss für alle Mess-, Steuer- und Regeleinrichtungen von überwachungsbedürftigen Anlagen
(z.B. Aufzüge, Kompressoren, Brandmelde- und löscheinrichtungen usw.) eine Gefährdungsbeurteilung
der Cybersicherheit durchgeführt werden. Dazu ist Fachkunde erforderlich.
Links:
Cyber Resilience Act (CRA)
Q&A EU Kommission zum CRA
Cyberresilienzgesetz
Gesetzentwurf der Bundesregierung
Durchführungsverordnung (EU) 2024/2690
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
NIS-2
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 59
Laura Schepers
„High five” – der Codex für Rigger
Mit Lock it! hat die gesetzliche Unfallversicherung VBG eine Kampagne speziell
für Rigger ins Leben gerufen, um die Anzahl der schweren und tödlichen Unfälle
erheblich zu senken. Wir sprechen mit Sven Kubin, Referent Präventionsfeld
Bühnen und Studios, über die Gründe, warum es nach wie vor zu Tragödien
kommt, die Verantwortung von Unternehmern und hilfreiche Standards der IGVW.
• Mit Lock it! habt Ihr eine Kampagne speziell für
Rigger gestartet, um die Anzahl der schweren und tödlichen
Unfälle erheblich zu senken. Welche Tragödien
der Vergangenheit kennst Du? Kannst Du ein paar Beispiele
geben?
Während eines Pariser Autosalons gab es mal einen tödlichen
Unfall im Veranstaltungsrigging. Wir haben daraufhin
2011 bereits eine Kampagne ins Leben gerufen. Ihr
Tenor war: Benutze Deine Persönliche Schutzausrüstung
gegen Absturz, die PSAgA. Wenn Du oben in der Luft
Dein Gleichgewicht verlierst und abstürzt, schützt Dich
Dein Gurt wenigstens davor, auf den Boden zu fallen.
Ein tödlicher Unfall 2017 hat die Branche erschüttert.
Er hat viele Schwachstellen bei der Umsetzung von
Arbeitsschutzmaßnahmen aufgezeigt. Wir haben den
Fall zum Anlass genommen, unsere Kampagne wieder
aufleben zu lassen. Früher haben wir die PSA betont,
diesmal haben wir die High Five entwickelt.
60 • VPLT MAGAZIN 107
Inhalt
ECONOMIC Arbeitssicherheit
• Kern Eurer Kampagne bilden diese fünf Regeln,
die eine Art Codex sind: THINK, CHECK, REFLECT,
WATCH und LOCK. Es sind vermeintlich einfache, alltagstaugliche
Regeln, die für Rigger aber lebenswichtig
sein können. Wie habt Ihr sie entwickelt?
Toll finde ich, dass es nicht etwa Regeln sind, die sich
allein die VBG ausgedacht hat. Die Kampagne resultiert
auch aus der Initiative von maßgeblichen Unternehmen,
einige sind Mitglied beim VPLT. Die Firmen
haben selbst gesagt: Wir brauchen mehr Sicherheit.
Mit einigen haben wir Interviews geführt und uns in
mehreren Arbeitsgruppen zusammengesetzt. Daraus
sind die High Five entstanden. Diese fünf Punkte sind
übrigens auch diejenigen, in deren Zusammenhang die
meisten Unfälle passieren.
• Ihr klärt umfangreich auf und empfehlt viele Maßnahmen.
Kannst Du aufzeigen, wo die meisten Fehler
gemacht werden?
Man sollte sich zuerst die Frage stellen, was Rigging
überhaupt bedeutet. Es ist das Anschlagen, Halten
und Bewegen von Lasten. Viele reduzieren es nur auf
Klettern und Arbeiten in der Höhe. Lasten müssen
aber auch am Boden befestigt werden. Es geht außerdem
nicht nur um die Person, die in der Höhe arbeitet,
sondern auch um die Personen, die am Boden tätig
sind und auf die Teile herabfallen können.
Ich kenne Beispiele aus Theatern, wo Verantwortliche
etwas an der Decke befestigten und am nächsten Tag
feststellen, dass Teile auf den Boden gefallen sind. Sie
unternahmen aber nichts. In der folgenden Theaterprobe
ist dann weiteres Material heruntergefallen. Solche
Fehler passieren aus Schludrigkeit, weil etwas schnell
gehen muss oder auch aus Selbstüberschätzung. Viele
behaupten: Wir haben das schon immer so gemacht.
Mir passiert schon nichts, weil mir bisher nichts passiert
ist. Das ist absurd. Nur weil ich 20 Jahre lang keinen
Unfall hatte, muss das nicht für die kommenden
20 Jahren gelten.
Andere Gründe sind fehlendes Wissen oder die falsche
Auswahl von Material. Ketten, Schrauben oder Schellen,
die man im Baumarkt kauft, oder Karabiner aus
dem Sport sind ganz sicher nicht für Rigging geeignet.
Für Scheinwerfer gibt es spezielle Sicherheitsstahlseile
und nicht einfach irgendein Seil. Rein theoretisch
könnten solche Materialien vermutlich die Lasten halten.
Aber das Risiko sollte man nicht eingehen.
Ein anderes Beispiel ist Tourneerigging, das sehr anspruchsvoll
ist. Das Problem: Die Verantwortlichen
sind während der Tour immer mit demselben Material
unterwegs, vor Ort gibt es aber andere Rahmenbedingungen.
Jede Halle und jede Decke ist anders. An der
Decke hängen viele Tonnen an Material, gleichzeitig
muss aber alles ganz schnell gehen. Relevant sind deshalb
genaue Absprachen und Koordination.
Natürlich braucht es die entsprechende Qualifikation.
Die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft
(IGVW) und die VBG haben viele Schriften im Programm.
Die SQO2 – Veranstaltungsrigging Organisation
und Arbeitsverfahren gilt als Qualitätsstandard für
die Aufbau- und Ablauforganisation für das Rigging
und andere Höhenarbeiten in der Veranstaltungstechnik.
Und die SQQ2 – Sachkunde für Veranstaltungsrigging
definiert die notwendigen Kompetenzen für die
Tätigkeit als Rigger und legt den Umfang für diesbezügliche
Qualifizierungsmaßnahmen fest. Private Bildungsträger
bieten dazu Kurse an.
• Aber es gibt keine Verpflichtung dazu?
Es gibt keine Pflicht wie einen Führerschein. Aber es
ist ein etablierter Branchenstandard. Unternehmer tun
gut daran, sich an ihm zu orientieren. Sie haben Pflichten
im Arbeitsschutzgesetz, dass sie zum Beispiel Mitarbeiter
beschäftigen, die über die passende Qualifikation
verfügen. Das ist auch in der DGUV Vorschrift 1
festgelegt. Unternehmer haben eine zentrale Verantwortung,
bei ihnen liegt in erster Linie die Pflicht zur
Kontrolle und im schlimmsten Fall auch die Haftung.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 61
RIGGING
1
2
3
4
HIGH FIVE
• Mit Lock it! habt Ihr eine Kampagne speziell für
Rigger gestartet, um die Anzahl der schweren und tödlichen
Unfälle erheblich zu senken. Welche Tragödien
der Vergangenheit kennst Du? Kannst Du ein paar Beispiele
geben?
Think:
Sorgfältige Vorbereitung statt husch-husch
Check:
Rettung planen statt verdrängen
Reflect:
Wirklich können statt nur wollen
Watch:
Miteinander statt übereinander
Während eines Pariser Autosalons gab es mal einen
tödlichen Unfall im Veranstaltungsrigging. Wir haben
daraufhin 2011 bereits eine Kampagne ins Leben gerufen.
Ihr Tenor war: Benutze Deine Persönliche Schutzausrüstung
gegen Absturz, die PSAgA. Wenn Du oben
in der Luft Dein Gleichgewicht verlierst und abstürzt,
schützt Dich Dein Gurt wenigstens davor, auf den Boden
zu fallen. Im Februar 2017 passierte ein weiterer
tragischer Unfall in der Veranstaltungstechnik. Ein Rigger
hatte sich beim Abbau nicht gesichert. Er stürzte
ab, fiel auf einen anderen Mitarbeiter, der daraufhin
starb. Er selbst erlitt lebensgefährliche Verletzungen
und ein Gericht verurteilte ihn zu einer Strafe wegen
fahrlässiger Tötung. Dieser Fall hat viele Schwachstellen
des Arbeitsschutzes aufgezeigt. Wir haben den
Fall zum Anlass genommen, unsere Kampagne wieder
aufleben zu lassen. Früher haben wir die PSA betont,
diesmal haben wir die High Five entwickelt.
• Kern Eurer Kampagne bilden diese fünf Regeln,
die eine Art Codex sind: THINK, CHECK, REFLECT,
WATCH und LOCK. Es sind vermeintlich einfache, alltagstaugliche
Regeln, die für Rigger aber lebenswichtig
sein können. Wie habt Ihr sie entwickelt?
5
Lock:
PSA statt oben ohne
Toll finde, dass es nicht etwa Regeln sind, die sich
allein die VBG ausgedacht hat. Die Kampagne resultiert
auch aus der Initiative von maßgeblichen Unter-
www.vbg.de/rigging
20-08-6169-1
• Du kümmerst Dich um das Thema seit vielen Jahren.
Hat sich die Einstellung dazu im Markt gewandelt?
Es gibt eindeutig mehr Bewusstsein. Dabei helfen Kampagnen
und Vorträge. Ich merke auch, dass die Berufsschulen
auf die Schriften der IGVW zurückgreifen
und sie einen hohen Stellenwert besitzen. Immer mehr
Azubis sprechen Mängel in ihren Unternehmen an und
fragen: Warum machen wir das eigentlich nicht? Dank
solcher Schriften hat sich das Ausbildungsniveau erhöht.
Vor dreißig Jahren lehrte man etwas vage nach der
Methode „Learning by doing”. Da sind wir heute weiter.
Die Unfallstatistiken belegen aber weiterhin, dass in
Deutschland viele Unfälle passieren. Nimmt man die
Zahlen aus dem Bauwesen aus der Statistik heraus,
passiert, über alle Branchen hinweg, hierzulande ein
tödlicher Absturz-Unfall pro Woche. Dazu kommen
hunderte nicht tödliche Unfälle im Jahr. Tragisch sind
dann die Verletzungen und problematisch die Folgen
wie Frühverrentung und dass ein Drittel im Schnitt 80
Tage oder länger lang krankgeschrieben wird. Nicht
nur der Rigger leidet physisch und psychisch unter
den Folgen seines Unfalls, sondern auch Freunde und
Familie sind betroffen. Auch für dieses Umfeld trägt
man natürlich eine gewisse Verantwortung.
Ich kann nur jedem empfehlen, bei dem Thema nicht
die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Man sollte sich wiederholt
selbst hinterfragen: Würde ich auf diese Veranstaltung
auch meine Kinder und Freunde lassen und habe
ich ein gutes Gefühl, dass alles sicher ist? Mein Appell
– immer unter der Voraussetzung, dass Qualifikation
vorhanden und das Material top ist – lautet trotzdem:
Obacht, Obacht, Obacht.
Lock it! – Die Kampagne für sicheres
Arbeiten am Rigg
LOCK IT! –
Die Kampagne
für sicheres
Arbeiten am Rigg
Mit Lock it! hat die VBG eine Kampagne speziell
für Rigger ins Leben gerufen, um die Anzahl
der schweren und tödlichen Unfälle erheblich zu
senken.
Durch eine große Akzeptanz in der betroffenen
Zielgruppe wurde dieses Kampagnenziel weitgehend
erreicht: Das Benutzen einer Persönlichen
Schutzausrüstung (PSA) beim Rigging ist
heutzutage zur Selbstverständlichkeit geworden.
Lock it! hat sich in der betreffenden Branche
als Marke etabliert und das markante Logo dient
weiterhin der Erinnerung an die Kampagne.
Kern der aktuellen Kampagne bilden 5 Regeln,
die eine Art Codex sind: THINK (Sorgfältige Vorbereitung
statt husch-husch), CHECK (Rettung
planen statt verdrängen), REFLECT (Wirklich
können statt nur wollen), WATCH (Miteinander
statt übereinander) und LOCK (PSA statt
oben ohne). Es sind vermeintlich einfache, alltagstaugliche
Regeln, die für Rigger aber lebenswichtig
sein können. Deswegen legt die
Kampagne einen solchen Fokus darauf – ohne
erhobenen Zeigefinger, sondern auf Augenhöhe.
SQ02 – Veranstaltungsrigging
Organisation und Arbeitsverfahren
SQQ2 – Sachkunde für Veranstaltungsrigging
Inhalt
VPLT MAGAZIN 107 • 63
Wenn der grüne Schein trügt –
neue Regeln zu Greenwashing
und Umweltaussagen
Gleich zwei Gesetze hat die Europäische Union auf den Weg gebracht, um Verbraucher
vor falschen oder irreführenden Umweltaussagen zu schützen und letztere verifizierbar
zu machen. Ein einheitliches EU-Umweltlabel soll hier für mehr Klarheit sorgen.
Mit dem Ziel, die Position des Verbrauchers zu stärken,
sollen nach der EmpCo (Empowering Consumers) Richtlinie
alle Umweltaussagen künftig verboten werden, die
nicht nachgewiesen werden können.
Dazu zählen Bezeichnungen wie klimafreundlich, umweltverträglich,
grün, ökologisch, Co2-freundlich, energieeffizient,
biologisch abbaubar, naturfreundlich, umweltfreundlich,
biobasiert. Auch mit der Kompensation
von Treibhausemissionen darf keine Werbung mehr
gemacht werden. Weiterhin fallen neben bewusst irreführenden
Aussagen das Vorenthalten von wesentlichen
und für eine Kaufentscheidung relevanten Informationen
unter das neue Verbot. So darf eine Firma keine
Details eines Produktes hervorheben, um größere Übel
zu verschleiern, beispielsweise auf die Nutzung von Biobaumwolle
hinweisen, wenn es Lücken und Probleme in
der Lieferkette gibt.
Die Aussagen müssen zudem verifizierbar sein, auch
wenn sie in der Zukunft liegen. Die einfache Erwähnung
„klimaneutral bis 2040“ ist unzureichend, im Falle
einer solchen Produktwerbung muss eine Firma die
Reduktion der Treibhausgase glaubhaft und detailliert
darstellen können. Die Richtlinie sieht auch vor, dass
Verbraucher bessere Informationen zur (Mindest-)haltbarkeit
und Reparierbarkeit eines Produktes erhalten.
Umgesetzt wird die Richtlinie in Deutschland wahrscheinlich
durch die Umgestaltung des bereits bestehenden
Gesetzes gegen unlautere Werbung (UWG). Hier
hat die Bundesregierung noch bis März 2026 Zeit, entsprechende
Änderungen vorzunehmen. Dennoch gelten
bereits heute durch deutsche Rechtsprechung strengere
Maßstäbe bezüglich der Richtigkeit, Eindeutigkeit und
Klarheit in umweltbezogener Werbung (siehe Katjes-Urteil
des BGH vom Juni 2024).
64 • VPLT MAGAZIN 106
Inhalt
ECONOMIC Nachhaltigkeit
Bei Verstoß gegen das UWG drohen bereits jetzt Beseitigungs-
und Unterlassungsansprüche, Schadensersatzansprüche
(auch von Verbrauchern), Gewinnabschöpfung
und Rechtsverfolgungskosten.
Umweltaussagen müssen klar belegbar
werden
Ergänzt werden die Regeln zum „Greenwashing“
durch ein Gesetz zur Verwendung von Umweltaussagen
(Green Claims). Hierzu hat die Europäische Kommission
im März vergangenen Jahres einen Vorschlag
vorgelegt, der Europäischer Rat und das Europäische
Parlament verhandeln derzeit noch. Bei schneller Einigung
könnte der Text Anfang nächsten Jahres verabschiedet
werden, für die Umsetzung in Deutschland
bleiben wiederum zwei Jahre Zeit.
Entwickelt werden sollen klare Standards für die Nutzung
von umweltbezogenen Aussagen – nicht allein
für Produkte, sondern auch für Dienstleistungen. Eine
europäische Studie zeigt diesbezüglich dringenden
Handlungsbedarf. Demnach sind mehr als die Hälfte
aller Umweltaussagen vage, irreführend oder unbegründet.
40 % lassen sich nicht belegen.
Wettbewerbsnachteile für kleinere
Unternehmen?
Das neue Gesetz soll für alle Unternehmen gelten, die
in der EU tätig sind, also auch für solche, die ihren Sitz
außerhalb der EU haben, jedoch an EU-Verbraucher gerichtet
Werbung machen. Kleinstunternehmen (weniger
als zehn Mitarbeiter und max. zwei Mio. Euro Jahresumsatz)
sind von den neuen Regelungen ausgenommen.
KMU (unter 250 Beschäftigte und bis zu 50 Mio. Euro
Jahresumsatz) sollen ein zusätzliches Jahr Zeit erhalten,
um die neuen Vorschriften umzusetzen.
Uneinigkeit herrscht noch bezüglich der Sanktionen, die
der Europäische Rat deutlich abschwächen will. Geplant
ist, die Verhängung von Sanktionen den Mitgliedstaaten
zu überlassen. Dies allerdings, betont die Industrie- und
Handelskammer, birgt die Gefahr der Entwicklung unterschiedlicher
Standards in den Mitgliedsländern. Vermutet
wird auch, dass es insbesondere KMU schwieriger
haben werden, die neuen Regelungen umzusetzen.
Sie könnten deshalb ganz auf Werbeaussagen verzichten.
Dadurch hätten sie es allerdings neben größeren
und vermeintlich „grüneren“ Unternehmen schwerer, zu
bestehen. [Silke Lalvani]
Keine vagen Versprechen mehr
Mit der Green Claims Richtlinie soll sich dies nun ändern:
Alle ausdrücklichen Umweltaussagen müssen
von unabhängiger Seite zertifiziert und wissenschaftlich
belegt werden. Dazu müssen Unternehmen detaillierte
Informationen zu den Umweltauswirkungen und
zur Lebenszyklusanalyse ihrer Produkte oder Dienstleistungen
bereitstellen, die für Verbraucher leicht zugänglich
sind.
Auch die insgesamt 230 Nachhaltigkeitssiegel und
100 Grüne Energie-Labels innerhalb der EU sollen vereinheitlicht
und transparenter gestaltet werden. Unternehmenseigene
Siegel sind dann nicht mehr erlaubt.
Produkte und Dienstleistungen, die bestimmte Umweltkriterien
erfüllen und von der EU verifiziert sind,
erhalten ein standardisiertes EU-Umweltabzeichen,
um Verbraucher über geprüfte Umweltansprüche zu
informieren.
Links:
EmpCo Richtlinie (auch: Greenwashing Richtlinie)
Pressemitteilung des Europäischen Rats
Q & A der Europäischen Kommission
zu Umweltaussagen
Vorschlag für eine Richtlinie über Umweltaussagen
EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft
EU-Ecolabel
EMAS – Umweltmanagement und
Umweltbetriebsprüfungssystem der EU
Inhalt
VPLT MAGAZIN 106 • 65
Tima Miroshnichenko
Lieferkettengesetz: Kann das weg?
Im Oktober war der VPLT in Berlin beim Deutschen Arbeitgebertag vertreten.
Kontrovers diskutiert wurde hier das deutsche Lieferkettengesetz, das von
vielen Unternehmen wegen seines hohen bürokratischen Aufwands kritisiert
wird. Nachdem Wirtschaftsminister Habeck schon im Sommer die Aussetzung
für die nächsten zwei Jahre angeregt hatte, meldete sich Kanzler Scholz zu
Wort und bestätigte: „Das kommt weg“.
In Deutschland verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
(LkSG) große Unternehmen ab Januar
2023, ihre Lieferanten zu kontrollieren. Es galt vorerst
nur für Unternehmen ab 3000 Mitarbeitern. Ab Januar
dieses Jahres wurde es dann auch für Firmen mit
mindestens 1000 Mitarbeitern verbindlich. Das Gesetz
wurde noch von der Großen Koalition eingeführt und soll
für Transparenz, soziale und ökologische Standards entlang
der Lieferkette in Drittstaaten sorgen. Viele Firmen
halten die mit den Berichtspflichten verbundene Bürokratie
für unzumutbar, insbesondere kleinere Firmen.
Sie fallen zwar nicht unter das Gesetz, die Pflichten
werden allerdings oft an sie durchgereicht. Die Deutsche
Industrie- und Handelskammer führte an, dass
das deutsche Gesetz eindeutige Wettbewerbsnachteile
für die deutsche Wirtschaft darstelle, da es in fast allen
anderen EU-Ländern keine vergleichbare nationale
Regelung gebe.
66 • VPLT MAGAZIN 106
Inhalt
ECONOMIC Lieferkettengesetz
Ähnliche Pflichten durch die
europäische Lieferkettenrichtlinie
Auf europäischer Ebene wurde Anfang 2024 ebenfalls
ein Lieferkettengesetz beschlossen – die Corporate
Sustainability Due Diligence Directive, genannt CSDDD
oder auch CS3D. Auch hierbei geht es um die Transparenz
von Zulieferern aus Drittstaaten, die Einhaltung
von Menschenrechten und Bekämpfung von Umweltverschmutzung
entlang der globalen Lieferkette.
Trotz Blockadeversuche seitens der FDP trat die Richtlinie
auf EU-Ebene im Juni 2024 in Kraft und kommt
ab Sommer 2027 zeitlich gestaffelt zur Anwendung. Die
neuen europäischen Regeln werden weniger Unternehmen
treffen. Anders als im deutschen Gesetz sind nicht
allein die Anzahl der Beschäftigten ausschlaggebend,
sondern auch der Umsatz des jeweiligen Unternehmens:
Ab 26. Juli 2027 ist die Richtlinie anzuwenden für
Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten
und 1,5 Milliarden Euro Umsatz.
Ab 26. Juli 2028 verringern sich die Schwellenwerte
auf 3.000 Beschäftigte und 900 Millionen Euro
Umsatz.
Ab 26. Juli 2029 verringern sich die Schwellenwerte
in einem letzten Schritt auf 1.000 Beschäftigte
und 450 Millionen Euro Umsatz.
Das Gesetz ist in allen Sektoren umzusetzen. Die
Europäische Kommission schätzt, dass insgesamt
knapp 6.000 Unternehmen mit Sitz in der EU vom
Gesetz betroffen sind.
Wie in Deutschland geht auch die EU-Kommission davon
aus, dass KMU indirekt vom Lieferkettengesetz betroffen
sein könnten. Für sie gelte zwar nicht die zivilrechtliche
Haftung, sie könnten allerdings ersucht werden, Informationen
über tatsächliche oder potenzielle negative Auswirkungen
zu erheben und weiterzugeben und diese Auswirkungen
wie in der Richtlinie vorgesehen anzugehen.
Neben Bußgeldern auch
Haftungspflichten
Das europäische Lieferkettengesetz verfolgt den gleichen
Regulierungsansatz wie das deutsche LkSG, geht
aber über bestehende nationale Vorgaben hinaus. Während
die deutsche Version mit Berichtspflichten verbunden
ist und bei Verstößen Sanktionen durch das Bundesamt
für Wirtschaft und Außenkontrollen (Bafa) vorgesehen
sind, geht es auf europäischer Ebene darüber
hinaus auch um Haftungspflichten. Betroffene von Menschenrechtsverletzungen
können laut EU-Gesetz Unternehmen
unter bestimmten Voraussetzungen auf Schadensersatz
verklagen. Die Bußgelder nach der CSDDD
sind zudem deutlich höher als jene nach dem LkSG.
Auch müssen Konzerne einen Plan verabschieden, um
sicherzustellen, dass ihr Geschäftsmodell mit dem Pariser
Klimaabkommen vereinbar ist.
Ob mit der Umsetzung der Richtlinie, welche in einigen
Jahren anstelle des LkSG treten wird, wirklich weniger
Bürokratie einhergeht, bleibt abzuwarten. Zumindest
aber scheint es erst einmal eine Verschnaufpause zu geben
– sollte die Aussetzung des deutschen Gesetzes, wie
angekündigt, noch dieses Jahr offiziell bestätigt werden.
[Silke Lalvani]
Links
Das europäisches Lieferkettengesetz: Richtlinie
Weiterführende Informationen zum EU-Lieferkettengesetz
Q & A der Europäischen Kommission
Inhalt
VPLT MAGAZIN 106 • 67
Neue VPLT Sonderkonditionen für Mitglieder
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so von attraktiven
Vergünstigungen! (Login erforderlich)
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Rabatte bei Weiterbildungseinrichtungen
Nutzen Sie auch unsere VPLT Sonderkonditionen rund um Weiterbildung bei
ausgewählten Partnern: Für seine Mitglieder hat der VPLT mit unterschiedlichen
Anbietern spezielle Rabatte ausgehandelt. Angeschlossene Mitglieder haben
nach einer Kursbuchung so zum Beispiel ganz schnell wieder ihren jährlichen
VPLT Mitgliedsbeitrag reingeholt!
68 • VPLT MAGAZIN 106
Inhalt
SERVICE Infos & Termine
VPLT Magazin 2025:
Neues Mediakit und neue Sonderthemen
„Quo vadis Messe: Livekommunikation im Wandel”, „Let's rig: Sicher hoch hinaus”,
„Lebenslanges Lernen: Berufliche Bildung in der Veranstaltungswirtschaft” und
„Moderne Netzwerktechnik: Komplexes Rückgrat für Events“ – so lauten die
neuen Sonderthemen, mit denen das VPLT Magazin ins neue Jahr 2025 startet.
Anzeigen und Advertorials
Die Redaktion freut sich wie immer über Themenvorschläge.
Selbstverständlich können Sie auch in 2025 Anzeigen und
Advertorials buchen. Bei einer Jahresschaltung (4 Ausgaben)
erhalten Sie 20 Prozent Rabatt. Ordentliche Mitglieder des
VPLT bekommen generell 15 Rabatt.
Agenturleistungen
Sie brauchen eine Anzeige, einen Flyer, ein Logo, eine sonstige
grafische oder redaktionelle Leistung, weil Sie nicht über
eine Kommunikationsabteilung oder Agentur verfügen? Unser
Designteam steht auch für Ihr eigenes Business zur Verfügung
– unabhängig vom VPLT Magazin. Nutzen Sie unsere
Expertise und nehmen Sie Kontakt zu uns auf!
Das neue Mediakit können
Sie hier herunterladen:
Kontakt:
Dominik Maaßen
dominik.maassen@vplt.org
T: +49 (0)511 270 74 748
Neue VPLT-Mitglieder seit September 2024
Ordentliche Mitgliedschaft
• Veranstaltungstechnik Potthast
Angeschlossene Mitgliedschaft
• noise toys Veranstaltungstechnik e.K.
Inhalt
VPLT MAGAZIN 106 • 69
Bye Bye Randell
Der VPLT verabschiedet sich herzlich von Randell Greenlee, Referent EU-Politik
und ehemaliger Bereichsleiter Wirtschaft und Internationales beim VPLT.
Er geht nach elf Jahren Tätigkeit im Verband nun in den Ruhestand.
Sternschnuppen verglühen, es sind die
Sterne, die für immer strahlen. Wir vergeben
in der Kategorie „Veranstaltungswirtschaft”
unseren ersten Ehrenstern, ewig
in Stein gemeißelt und Zement gegossen,
im VPLT Walk of Fame, dem illustren
Boulevard der lebenden Legenden.
Haben möchten ihn viele, zur Auswahl
stehen nur wenige, bekommen tut ihn
am Ende einer. Bei uns ist das – Randell
Greenlee!
Welche Starqualitäten zeichnen Dich aus?
Fragt man Deine Kolleginnen und Kollegen,
schwärmen die: Fachkompetenz,
Humor, ausgezeichnete Kontakte, Kampf
gegen Ungerechtigkeit, internationaler
Blick über den Tellerrand, liebenswerter
amerikanischer Akzent, Verlässlichkeit,
Akribie, Wärme und Herzlichkeit und auf
fast alles eine passende Antwort.
Alles Gute für den Abschied
In der Geschäftsstelle haben wir mit Dir
feierlich auf Deinen Abschied angestoßen
– und natürlich auf ein Wiedersehen!
Randell, danke für alles, was Du für den
VPLT und die gesamte Branche in den
vergangenen Jahren geleistet hast. Und
viel Gutes für Deinen weiteren Lebensweg.
70 • VPLT MAGAZIN 106
SERVICE Infos & Termine
Dank für
das Vertrauen
Randell Greenlee:
„Nach 49 Jahren Tätigkeit in
der Veranstaltungswirtschaft
und davon 11 Jahren beim
VPLT verlasse ich den Verband
zum Ende des Jahres 2024.
Ich bedanke mich bei den
Mitgliedern, den Vorständen
und der Geschäftsstelle für die
Unterstützung und das Vertrauen
in dieser spannenden Zeit.
Ich möchte mich außerdem bei
allen bedanken, die mit mir und
dem VPLT im pluralistischen
Wettstreit um die besten
Argumente im politischen Diskurs
gerungen haben. Integration der
Interessen der Menschen und
Unternehmen in unserer Branche
in die politische Willensbildung
war und ist für mich immer die
primäre Aufgabe verbandlichen
Handelns. Es ist ein wesentliches
Merkmal der Demokratie.”
VPLT MAGAZIN 106 • 71
Wir vertreten die
Interessen der Medienund
Veranstaltungstechnik!
MITGLIED WERDEN!
Jeder profitiert von einer Mitgliedschaft: Dienstleister, Vertriebe,
Hersteller,Händler, Systemintegratoren, die Auszubildenden
und Studierenden der Medien- und Veranstaltungstechnik.
Als VPLT stehen wir seit mehr als 35 Jahren an der Seite
der Menschen und Unternehmen, die die Grundlagen
für Unterhaltung und Information schaffen.
Wir vertreten Lobbyinteressen gegenüber der Politik
Wir gestalten Aus- und Fortbildung unseres Wirtschaftszweigs
Wir gestalten branchenrelevante Industriestandards und Normen
Wir vertreten Brancheninteressen gegenüber Medien und Messen
Wir informieren über technische Neuerungen
Wir betreiben Imagepflege durch intensive Öffentlichkeitsarbeit
Wir vermitteln Kontakte und knüpfen Netzwerke
www.vplt.org
Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.
Wohlenbergstraße 6
30179 Hannover
0511 270 747 4
info@vplt.org