Blickpunkt 45 - Deutscher Alpenverein Sektion Hanau
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lick. bericht<br />
Neuseeland<br />
von Vera Bodenburg<br />
Ende Februar 2011: Die Stimme des Nachrichtensprechers<br />
aus dem Radiowecker ließ mich morgens kurz vor 05.00 h mit<br />
einem Schlag hellwach werden:<br />
„Eine Spur der Verwüstung durchzieht Christchurch nach dem<br />
Erdbeben der Stärke 6,3. Mindestens 75 Menschen starben<br />
bei der Katastrophe, Hunderte werden noch unter den Trümmern<br />
vermutet. Premierminister John Key erklärte den Ausnahmezustand.“<br />
Zwei Wochen vor meinem geplanten Abflug bedeutete das,<br />
erstmal abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickelte. Das<br />
fiel nicht ganz leicht, angesichts der vielen Opfer und der Ungewissheit,<br />
ob Christchurch auf der Südinsel Neuseelands<br />
überhaupt angeflogen werden konnte. Meine Freunde Vera<br />
und Klaus, die vor sieben Jahren nach Neuseeland ausgewandert<br />
waren, unterstützten mich tatkräftig bei Änderung<br />
von Reiseroute und Reservierungen der ersten Urlaubstage,<br />
für die ich an und für sich einen Aufenthalt in der nun vom<br />
Erdbeben zerstörten Stadt geplant hatte. Im Außenbezirk von<br />
Christchurch war von Erdbebenschäden dann jedoch kaum etwas<br />
zu sehen, lediglich die Wasserversorgung war stellenweise<br />
noch gestört.<br />
Mit einem kleinen Mietwagen machte ich mich nach einer ersten<br />
Hotelübernachtung in Nähe des Flughafens auf den Weg<br />
ins südliche Fjordland. Die Landschaft war absolut beeindruckend.<br />
Zunächst das grüne Weide- und Hügelland der Canterbury<br />
Plains. Nach der Überquerung einiger Pässe änderte sich<br />
die Natur drastisch, wurde karger, schroffer und steiler. In<br />
den Ortschaften, die ich unterwegs besuchte, waren die Einwohner<br />
unglaublich freundlich und zuvorkommend. Als ich eine<br />
Telefonkarte im Supermarkt kaufte, bildete sich prompt<br />
eine lange Schlange hinter mir, während die Kassiererin mir<br />
die Vorgehensweise mit dem Telefonguthaben erklärte. In<br />
Deutschland hätte man sofort den wütenden Mob im Nacken<br />
gehabt, weil es nicht so zügig vorwärts ging. Hier nahmen<br />
es alle völlig gelassen und gaben sogar hilfreiche Infos weiter.<br />
Beim Geldwechsel in einer Bank bekam ich außer meinen<br />
Neuseeland-Dollars als Zugabe Reisetipps, und man wünschte<br />
mir freudestrahlend einen wundervollen Aufenthalt im „Kiwiland“.<br />
Die Neuseeländer bezeichnen sich ja selbst als Kiwis,<br />
die grünen Früchte die wir auch in Deutschland kennen, werden<br />
dort „kiwi fruit“ genannt. Dann gibt als noch das Nationaltier<br />
„Kiwi“, einen flugunfähigen und nachtaktiven Vogel,<br />
der leider vom Aussterben bedroht ist und den man in bestimmten<br />
Schutzstationen sehen kann.<br />
Am Lake Tekapo traf ich auf zwei Reisebusse, was nach mehrstündiger<br />
Fahrt durch fast menschenleere Regionen schon<br />
recht merkwürdig anmutete. Völlig motiviert unternahm ich<br />
eine herrliche Wanderung zum Observatorium auf dem Mount<br />
John mit toller Aussicht auf den Lake Tekapo. Dieser riesige<br />
eisblaue Gletschersee bezieht sein Wasser aus der Region des<br />
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