Festschrift - Mittelbach-Hengstbach
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1 Inhaltsverzeichnis<br />
1.1 Vorwort der Redaktion<br />
2 Grußworte<br />
2.1 Grußwort des Ortsvorstehers<br />
2.2 Grußwort des Schirmherrn,<br />
Oberbürgermeister Prof. Dr. Helmut Reichling<br />
3 Totengedenken<br />
4 Die Geschichte von <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
4.1 Die Lage der Orte<br />
4.2 Landschaft und Erdgeschichtliches<br />
4.3 Das Wappen von <strong>Mittelbach</strong><br />
4.4 Das Wappen von <strong>Hengstbach</strong><br />
4.5 Die Kelten- und Römerzeit<br />
4.6 Chronologie weiterer belegter Geschichtsdaten<br />
5 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Spiegel der Zeitzeugen<br />
5.1 Christian Dettweiler<br />
– ein <strong>Mittelbach</strong>er Bürger als Soldat in französischen Diensten<br />
5.2 Paul Dettweiler – ein <strong>Mittelbach</strong>er Bürger in der Zeit der<br />
Freiheitsbewegung 1848/49<br />
5.3 Helmut Ruf - Lehrer, Ortsvorsteher und Pferdezüchter<br />
5.4 Anneliese und Helmut Werner<br />
- wie sich eine Evakuierungsliebe in <strong>Mittelbach</strong> ausgewirkt hat.<br />
5.5 Karl-Heinz Regier - Heimatvertriebener und Landwirt<br />
5.6 Edgar Kühn - Metallarbeiter und Kegler<br />
5.7 Iwan Kluczinski - von der Landwirtschaft in die Fabrik,<br />
ein deutsch-polnisches Schicksal<br />
5.8 Willi Gahwens und Werner Kahlmeyer<br />
- ostpreußische Familienbanden in der <strong>Mittelbach</strong>er Wahlheimat<br />
5.9 Rosemarie und Hans Röller sowie Norbert Leiner<br />
- von Schule, Brauchtum und Vereinen<br />
5.10 Heinz Fuhrmann und Klaus Niedermeier<br />
- dem Ort und der TSG verbunden<br />
5.11 Werner Klein, Jakob Knecht und Artur Wolf<br />
- neuere Geschichten und Anekdoten aus <strong>Hengstbach</strong><br />
5.12 Remy Stalter jun. – Landwirt auf dem Wahlerhof und<br />
passionierter Jäger<br />
3
5.13 Kurt Dettweiler<br />
- Maschinenbauingenieur, Ortsvorsteher und Tischtennisspieler<br />
6 Die evangelische Kirchengemeinde<br />
7 Die Grundschule <strong>Mittelbach</strong> stellt sich vor<br />
8 Der Kindergarten stellt sich vor<br />
9 Die Vereine<br />
9.1 Die TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> e.V.<br />
9.2 Der TTC <strong>Mittelbach</strong><br />
9.3 Der MGV <strong>Mittelbach</strong><br />
9.4 Der Ev. Kirchenchor <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
9.5 Gemischter Chor <strong>Hengstbach</strong> e.V. 1925<br />
9.6 Portrait des Angelsportvereins<br />
9.7 Die <strong>Mittelbach</strong>er Landfrauen e.V. stellen sich vor<br />
9.8 Der LandFrauenverein <strong>Hengstbach</strong><br />
9.9 Kaninchenzuchtverein P117 <strong>Mittelbach</strong><br />
9.10 Die Seniorenstube <strong>Mittelbach</strong> stellt sich vor<br />
9.11 Der Ev. Krankenpflegeverein <strong>Mittelbach</strong> e. V.<br />
9.12 Der VdK Ortsverband <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
Quellenangabe und Impressum<br />
4
1.1 Vorwort der Redaktion<br />
Liebe Leser,<br />
wir freuen uns, dass Sie sich für unsere Dorfgeschichte - eigentlich sind es<br />
ja zwei - interessieren.<br />
Die Orte <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> sind schon lange sehr eng miteinander<br />
verbunden und leben in vielen Gemeinschaften (Kirchengemeinde,<br />
Sportverein etc.) auch vereint zusammen, so wie es sich für „Schwestern“<br />
ja grundsätzlich auch gehört.<br />
Trotzdem gibt es Bereiche, in denen man getrennt tätig ist. Das ist ebenfalls<br />
normal und zeigt nur, dass auch „Schwestern“ eigene Wege gehen.<br />
Dennoch bleibt der „Familienzusammenhalt“ bestehen.<br />
Dies ist auch bei der vorliegenden <strong>Festschrift</strong> so. Im Vordergrund steht die<br />
Dorfgeschichte <strong>Mittelbach</strong>s, und da kann es bei der Schilderung von Ereignissen<br />
vorkommen, dass die „<strong>Hengstbach</strong>er“ sich nicht genug erwähnt<br />
fühlen. Dies bitten wir zu entschuldigen, obwohl wir schon darauf geachtet<br />
haben, dass jeweils auch die Entwicklungen in und um <strong>Hengstbach</strong> mit<br />
einbezogen wurden.<br />
In unsere Dorfchronik haben wir – vor allem in den Zeiten, die der heutigen<br />
Bevölkerung nicht oder nur bruchstückhaft bekannt sind – wegen des besseren<br />
Verständnisses auch einige Lebensumstände in den Gemeinden mit<br />
eingebaut und beispielhaft darüber berichtet, wie es den Menschen in diesen<br />
Zeiten ergangen ist.<br />
Zuletzt möchten wir darauf hinweisen, dass wir nicht den Anspruch haben,<br />
unfehlbar zu sein. Für Fehler möchten wir uns deshalb schon jetzt entschuldigen<br />
und bitten Sie, uns darauf aufmerksam zu machen. Gleichfalls<br />
sind Ergänzungen höchst willkommen, denn unsere Dorfgeschichte soll ja<br />
fortgeschrieben und für die Nachwelt so korrekt wie möglich wiedergegeben<br />
werden.<br />
Allen Mitbürgern, Gesprächspartnern und Augenzeugen, die uns bei unserer<br />
Arbeit mit ihren Bildern, Erinnerungen und ihrem fundierten Wissen<br />
unterstützt haben, danken wir an dieser Stelle ganz herzlich. Ohne sie wäre<br />
unsere Arbeit in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen.<br />
Ganz besonders möchten wir uns bei unserem leider im April verstorbenen<br />
Chronist Werner Weber und dem Autor des Basiswerkes für seine Chronik,<br />
5
dem ehemaligen <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er Volksschullehrer, Herrn<br />
Albert Weis, bedanken, die uns die grundlegenden Daten für unsere Arbeit<br />
zur Verfügung gestellt haben. Ohne ihre in mühevoller Kleinarbeit, mit großem<br />
Fleiß sowie mit einem hohen Maß an Genauigkeit und der in allen<br />
Darstellungen spürbaren Liebe zu ihrer Heimat zusammengetragenen Informationen<br />
hätte diese <strong>Festschrift</strong> nicht geschrieben werden können.<br />
Alexander Bayer, Hans Schmidt, Karl Strauß<br />
Ein herzliches<br />
D a n k e s c h ö n<br />
geht aber auch an alle unsere Inserenten,<br />
die mit ihren Anzeigen unsere Arbeit unterstützt<br />
und damit einen entscheidenden Beitrag zum<br />
Gelingen dieser <strong>Festschrift</strong> geleistet haben.<br />
Unsere Leserinnen und Leser bitten wir,<br />
ihnen im Falle einer Entscheidung<br />
das geschenkte Vertrauen<br />
zurück zu geben.<br />
6
2 Grußworte<br />
2.1 Grußwort des Ortsvorstehers<br />
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
das Jahr 2011 ist für uns <strong>Mittelbach</strong>er kein Jahr wie jedes<br />
andere. Denn uns steht ein freudiges Ereignis bevor: Wir<br />
feiern einen runden Geburtstag!<br />
Nun ist es soweit – gemeinsam können wir mit allen Gästen<br />
700 Jahre <strong>Mittelbach</strong> feiern.<br />
Ein solches Jubiläum lädt dazu ein, sowohl einen Blick zurück als auch<br />
nach vorne zu werfen. Zurück in die Vergangenheit, die <strong>Mittelbach</strong> zu dem<br />
gemacht hat, was es heute ist und nach vorne in die Zukunft, in der wir den<br />
hier lebenden Menschen einen lebens- und liebenswerten Ort bieten wollen.<br />
Das 700jährige Jubiläum soll uns allen die Gelegenheit geben, sich mit der<br />
Geschichte unseres Heimatortes intensiv zu befassen, Freunde und ehemalige<br />
Nachbarn zu treffen und sich hierbei über Erlebtes in und um <strong>Mittelbach</strong><br />
auszutauschen.<br />
So wollen wir alle miteinander ein fröhliches Fest feiern.<br />
An dieser Stelle möchte ich allen Bürgerinnen und Bürgern, den Vereinen<br />
und dem Festkomitee meinen herzlichsten Dank dafür aussprechen, dass<br />
sie zum Gelingen der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr beigetragen haben<br />
bzw. beitragen werden.<br />
Kurt Dettweiler<br />
9
2.2 Grußwort des Schirmherrn<br />
Oberbürgermeister Prof. Dr. Helmut Reichling<br />
700 Jahre alt ist <strong>Mittelbach</strong>. Mit Sicherheit ist<br />
der Ort älter, doch vor 700 Jahren lässt sich<br />
die Existenz bisher zum ersten Mal belegen.<br />
Damit ist <strong>Mittelbach</strong> nachgewiesener Maßen<br />
um ein paar Jährchen älter als Zweibrücken,<br />
zu dem der Stadtteil seit der Gebietsreform im<br />
Jahr 1972 gehört.<br />
Für die Stadt war die Eingemeindung ein Gewinn.<br />
Für <strong>Mittelbach</strong> selbst aber auch.<br />
Schließlich wurden unter dem Dach der Stadt einige Großprojekte<br />
angegangen und vollendet, die den Stadtteil aufwerten und lebenswerter<br />
machen. Ich erinnere dabei an die Schulturnhalle an dem<br />
erneuerten Schulgebäude, an den Ausbau der Kindertagesstätte<br />
und die Schaffung und Erneuerung des Sportplatzes und der Freizeitsportanlage.<br />
Die Infrastruktur im Straßennetz, bei Kanal, Wasser,<br />
Gas und Strom wurde verbessert. Und selbst über eine schnelle<br />
Internetverbindung verfügt der Stadtteil seit jüngerer Zeit.<br />
<strong>Mittelbach</strong> präsentiert sich nach 700 Jahren immer noch jugendlich.<br />
Jung bleiben dürfte der Stadtteil auch durch das kommende Neubaugebiet,<br />
das <strong>Mittelbach</strong> und der weitere Ortsteil <strong>Hengstbach</strong> noch<br />
weiter zusammenwachsen lassen.<br />
Dass die <strong>Mittelbach</strong>er – egal ob Jung oder Älter – zu feiern wissen,<br />
belegen sie jedes Jahr beim Dorffest. Das wird auch bei der 700-<br />
Jahr-Feier nicht anders sein. Sie wird zum Jungbrunnen für die<br />
nächsten 700 Jahre.<br />
11
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12
3 Totengedenken<br />
13<br />
Wir gedenken<br />
unserer gefallenen,<br />
vermissten sowie<br />
allen verstorbenen<br />
Mitbürgern.
4 Die Dorfgeschichte von <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
4.1 Die Lage der Orte<br />
17
Zweibrückens Stadtteil <strong>Mittelbach</strong> (im weiteren Verlauf <strong>Mittelbach</strong>-<br />
<strong>Hengstbach</strong> genannt) liegt an der äußersten Südwestgrenze der Pfalz<br />
inmitten des Bickenalbtales, umgeben von den flachen Hängen des Zweibrücker<br />
Hügellandes. Er entstand 1969 im Zuge der Verwaltungsreform<br />
durch den Zusammenschluss der beiden Orte <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Nach der Verwaltungs- und Gebietsreform 1972 wurde <strong>Mittelbach</strong>-<br />
<strong>Hengstbach</strong> in die Stadt Zweibrücken eingemeindet.<br />
18
4.2 Landschaft und Erdgeschichtliches<br />
Das Landschaftsbild entspricht dem Aufbau der Erdschichten unserer Region.<br />
Wenn die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er Bauern von den Böden<br />
ihrer Äcker sprechen, so hören wir von Sandboden und von Weißboden.<br />
Ersterer bedeckt alle unteren Hänge und fällt dann um <strong>Mittelbach</strong> in einer<br />
felsigen, mit Wald bewachsenen Steilstufe ca. 10-20 m zu den Tälern ab;<br />
aus Weißboden bestehen die Bergrücken und die oberen Hänge.<br />
Während sich <strong>Hengstbach</strong>, 266 m hoch gelegen, ganz in der Zone des<br />
Weißbodens befindet, liegt <strong>Mittelbach</strong> auf einer Meereshöhe von rund 230<br />
m noch im Bereich des Sandsteins. Geologisch gesprochen befinden wir<br />
uns hier im oberen Buntsandstein und im unteren Muschelkalk. Beide Formationen<br />
sind vor rund 200 Millionen Jahren entstanden.<br />
Je weiter wir das Bickenalbtal aufwärts wandern, umso niedriger werden<br />
die Hänge, die ganz verschwunden sind, wenn wir beim Bickenaschbacher<br />
Torhaus die Gemarkungsgrenze von <strong>Hengstbach</strong> überschreiten. Schuld<br />
daran sind die ansteigende Talsohle und die sich von Osten nach Westen<br />
hin absenkenden Buntsandsteinschichten.<br />
Beim Torhaus liegen rechts und links vom Tal die letzten Buntsandsteinbrüche,<br />
die in einigen Schichten reich an tierischen und pflanzlichen Einschlüssen<br />
sind. Der Sandstein hat eine hellrote Färbung, ist beinah immer<br />
von Glimmer durchsetzt und enthält nur wenige gelbliche Flecken. Wenn<br />
Buntsandsteinlager mächtig genug sind, bildet der Sandstein wegen seiner<br />
Feinkörnigkeit auch einen guten Baustein.<br />
Über den Sandsteinschichten beginnen die Schichten des unteren Muschelkalks.<br />
Zunächst ist es der Muschelsandstein. Er ist im Meer entstanden.<br />
Darum finden wir auf den Äckern der Höhenzüge auch heute noch die<br />
verschiedenartigsten Muscheln. Eingelagert sind dünne Bänke von Letten<br />
und Mergelschiefer, die leicht verwittern und den Boden für unsere Landwirtschaft<br />
und den Obstbau so wertvoll machen.<br />
19
4.3 Das Wappen von <strong>Mittelbach</strong><br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> gehörten einst zum „Gericht und Hof“ Ixheim,<br />
dessen Siegel einen Adler mit der entsprechenden Umschrift zeigte. Da der<br />
Adler aber als Wappentier sehr häufig vorkam und die Verwendung des<br />
ebenfalls möglichen Hornbacher Klostersiegels bzw. die Herleitung des<br />
Wappenbildes aus den Wappen der früheren Lehensträger gegenwartsfremd<br />
und gekünstelt wirkten, entschloss sich die Gemeinde auf Anraten<br />
des Staatsarchivs für ein sogenanntes redendes Wappen.<br />
Nah beieinander münden von Westen her drei Täler bzw. Bäche in die<br />
Bickenalb, die keine offiziellen Bezeichnungen führten. Einer kommt von<br />
<strong>Hengstbach</strong> her, der zweite aus dem heutigen Kirchen- oder Rechental und<br />
der dritte aus dem Langental. Am mittleren davon, also in der – mittelhochdeutsch<br />
ausgedrückt – „mittleren Bache", entstand unser Dorf.<br />
Eine zweite Namensdeutung erfahren wir von Remy Stalter. Er erklärt den<br />
Namen aus der Mittelpunktslage des Ortes im Mittelalter (siehe Karte<br />
Tileman Stella).<br />
20
4.4 Das Wappen von <strong>Hengstbach</strong><br />
Die ersten Namensdeutungen stammen aus den Jahren 1274 und 1307.<br />
Damals hieß es „Hingespach“ und es ist anzunehmen, dass Ort und Namen<br />
bedeutend älter sind. Der Name stammt wohl von einem hier ansässigen<br />
Bauern namens Heingis ab, der seinen Hof am Bach hatte.<br />
Im Laufe der Zeit wurde dann sehr wahrscheinlich aus „Hingespach“<br />
„Heingisbach“ aus dem sich der heutige Ortsname entwickelt hat.<br />
Sicher ist jedoch, dass der Name nichts mit einem Hengst im Bach zu tun<br />
hat, so wie es das heutige Wappen zeigt.<br />
21
4.5 Die Kelten- und die Römerzeit<br />
<strong>Hengstbach</strong>, das ältere der Schwesterdörfer, ist in eine Mulde seitlich des<br />
Bickenalbtales gebettet und verdankt seine erste Besiedelung den Kelten.<br />
Auf seiner Gemarkung wurden Gegenstände aus der Zeit der Mediomatriker<br />
(Bandkeramiker) gefunden, die um 700 v. Chr. auf den Höhen um<br />
Zweibrücken den Ton für ihre kunstvollen Gefäße fanden. Ein Menhir, wie<br />
er in Blieskastel noch heute zu sehen ist (Gollenstein), war von den Kelten<br />
auch in <strong>Hengstbach</strong> aufgerichtet worden, wo er in geschichtlicher Zeit als<br />
Breitenstein vorkam. An ihn erinnert heute die Breitensteinstraße. An die<br />
Kelten erinnert auch die Sage vom Heidenhübel, die einen Bestattungshügel<br />
der damaligen Zeit thematisiert.<br />
Nach Meinungen vieler Forscher hatten später die Züge der Hunnen, die<br />
Kämpfe gegen die Römer und der Streit zwischen Alemannen und Franken<br />
unsere Landschaft wahrscheinlich ganz entvölkert. Erst nach dem Jahr<br />
500 erfolgte eine neue Besiedlung, und zwar durch die Franken, die von<br />
Westen, also von der Saar und Blies her, das fruchtbare Land bebauten<br />
und sich dauerhaft niederließen.<br />
Bedeutsam für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurde dann im Jahr 740 die<br />
Gründung des Klosters Hornbach durch Pirminius. Über den Ursprung der<br />
beiden Orte liegen allerdings aus dieser Zeit keinerlei schriftliche Aufzeichnungen<br />
vor.<br />
Von <strong>Mittelbach</strong> ist als ältestes Überbleibsel der Vergangenheit eine Straße<br />
zu betrachten, die bei der jetzigen Wirtschaft „Saarpfalz" ca. 100 m nordöstlich<br />
vom Pfarrhaus von der Hauptstraße nach Nordwesten abzweigte<br />
und nicht nur den Namen „Römerstraße" trug. Auf sie treffen nämlich auch<br />
die sonst bekannt gewordenen Merkmale aller Römerstraßen, wie z. B,<br />
eine typische Flachpflasterung und der Verlauf über die höchsten Erhebungen.<br />
Zu welchem Zeitpunkt aber die ersten Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s ansiedelten,<br />
ist nicht zu beweisen. Die Gründung fand aber wohl noch in dem ersten<br />
Jahrtausend unserer Zeitrechnung statt. Dafür spricht, dass eine Durchgangsstraße<br />
auch die beiden so früh und so sehr belebten Täler der Blies<br />
und des Hornbachs miteinander verband.<br />
22
4.6 Chronologie weiterer belegter Geschichtsdaten:<br />
(erste Erwähnungen von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>)<br />
1274 am 9. April wird <strong>Hengstbach</strong> zum ersten Mal erwähnt.<br />
Graf Heinrich von Zweibrücken und seine Hausfrau Agnes schlichten<br />
einen Streit zwischen dem Kloster Hornbach und Hewela von Zweibrücken<br />
sowie deren Tochter Sophie.<br />
Die beiden Frauen hatten die Zahlung von 30 Pfund Zinsen verweigert,<br />
die für das Lehen zu Hingespach zu zahlen waren.<br />
Ritter zu Marschalk Johannes hatte zuvor Hingespach dem Kloster<br />
vermacht und dieses gab das Lehen noch zu Lebzeiten an Egenolf,<br />
Sohn des Johannes und Gemahl der Hewela, weiter. Die Auszahlung<br />
der erwähnten Pachtzinsen wurden jedoch von Hewela seit dem Tode<br />
ihres Gemahls verweigert. Graf Heinrich schlichtete den ausgebrochenen<br />
Streit dahingehend, „.dass Hewela die Auszahlung nicht<br />
mehr wehrt in Zukunft und das Kloster für den Eingang der Zinsen<br />
während des Streites keine Buße fordert.“<br />
1307 In Hingesbach, das zum Kloster Hornbach gehört, werden<br />
Güter verkauft.<br />
<strong>Mittelbach</strong> gehörte in dieser Zeit zum Ixheimer Hubhof und teilt<br />
darum dessen Geschicke. Grund- und Gerichtsherr war das<br />
Kloster Hornbach.<br />
1311 Das Kloster besaß reichen Besitz von Gütern, dem es dem Edelknecht<br />
Kunzo von Buttenbach (Bottenbach) zu Lehen gab, in diesem<br />
Jahr aber zurückkaufte.<br />
Aus dieser Urkunde, die als Dokument des Klosters Hornbach im<br />
Staatsarchiv in München aufbewahrt wird, haben wir die Ersterwähnung<br />
<strong>Mittelbach</strong>s als Kopie entnommen:<br />
23
Der Text lautet:<br />
„L e i c h e l b i n g e n<br />
I.<br />
Anno Domini 1311 verkaufft Cuntzo ein Edel-<br />
knecht von Buttenbach, Ritter Sybelius Sohn von<br />
Lemberg und Ennela sein Haußfrawe dem Abt zu<br />
Hornbach ettliche Rente und Zinß in Gulden ? zu“<br />
(und jetzt nur was <strong>Mittelbach</strong> betrifft):<br />
„4. <strong>Mittelbach</strong> 9 Batzen und 3 Pfennig Sand dreyen<br />
vierezen Habern 9 junge Hanen und 27 Ayer<br />
welcher Zinß um ? zu Lehen gangen.“<br />
24
1384/1385 Verkauf der Grafschaft Zweibrücken, die bisher zu<br />
der Grafschaft Saarbrücken gehörte, an die Kurpfalz.<br />
1400 In <strong>Mittelbach</strong> gibt es eine Mahlmühle. In <strong>Hengstbach</strong> besitzen<br />
zwei Ritterfamilien Klosterlehen, die Mauchenheimer und die<br />
Blick von Lichtenberg(bei Kusel).<br />
1410 (3.10.) Gründung des Herzogtums Zweibrücken<br />
<strong>Mittelbach</strong> ist nunmehr eng mit dem Schicksal der Stadt<br />
Zweibrücken verbunden.<br />
1457 (24.6.): Abt Blicker von Hornbach, verleiht an Heinrich Kremer,<br />
Pfarrer zu Zweibrücken, zwei Teile des großen und kleinen<br />
Zehnten zu Zweibrücken, Uckesheim und Mittelenbach und<br />
die Malerei zu Uckesheim (Ixheim).<br />
1363 Verschreibung des Wittums auf das Hornbacher Lehen zu<br />
Hengesbach.<br />
1460 Abt Blicker belohnt Heinrich Mauchenheimer mit <strong>Hengstbach</strong>.<br />
1485 Hans Bonne v. Wachenheim erhält von Abt Ulrich von Hornbach<br />
den Zehnten sowie Güter zu <strong>Hengstbach</strong> und den anderen Orten<br />
verliehen.<br />
1489 gibt der Abt von Hornbach Lehen zu <strong>Mittelbach</strong> dem „Blicken<br />
von Lichtenberg" und dann an Hans Blick, dessen Vorfahren<br />
es bereits innehatten als Lehensgut.<br />
1503 Heinrich Blick und<br />
1508 Jörg Blick werden Nachfolger und verkaufen die Lehen<br />
später an die Familie Baldewein und Keßler.<br />
1507 Die Mahlmühle in <strong>Mittelbach</strong> wird wieder aufgebaut.<br />
1515 Der Abt von Hornbach vergibt Lehen zu <strong>Hengstbach</strong>.<br />
25
1533 Einführung der lutherischen Lehre.<br />
1588 Wechsel zum reformierten Katechismus.<br />
1570 belehnt Pfalzgraf Johann als Schirmherr und Erbkatastenvogt das<br />
Kloster Hornbach. Später gehen sie zu gleichen Teilen an<br />
Hans Phillip Mauchenheimer zu Zweibrücken und dessen Bruder,<br />
nachdem deren Vater Mathis sie vom Kloster zu Lehen empfangen<br />
hatte.<br />
1618-1648 Der 30jährige Krieg<br />
1618 Kriegsausbruch in Böhmen.<br />
1622 treten kaiserliche Truppen in der heutigen Pfalz auf. Einöd, Niederauerbach<br />
und Ernstweiler werden von den Bayern, Böckweiler von<br />
den gefürchtetsten des kaiserlichen Heeres, den Kroaten, geplündert.<br />
1628 Im November wütet die Pest in <strong>Mittelbach</strong>. Der Pfarrer scheint<br />
nachträglich nach Angaben und aus dem Gedächtnis die Toten verzeichnet<br />
zu haben. Er setzte keine Todestage bei.<br />
1634 Das kaiserliche Heer unter General Graf Gallas zieht nach der<br />
Schlacht bei Nördlingen über den Rhein und dringt mordend, raubend<br />
und plündernd in die Pfalz vor.<br />
1635 (23.6.) Herzog Johann II. von Zweibrücken flieht nach Metz. Bald<br />
danach schließt Gallas Zweibrücken ein, das sich unter seinem<br />
Kommandanten, dem schwedischen Obersten Reinhold von Rosen,<br />
weigert, die Tore zu öffnen. Das kaiserliche Heer belagert Zweibrücken.<br />
Trotz mehrerer Angriffe gelingt es ihm nicht, die Stadt zu nehmen.<br />
1635 (25.7.) Von Westen her naht Hilfe. Gallas muss die Belagerung aufgeben<br />
und nach Osten abziehen.<br />
26
1635 (Oktober): Erneut dringen „die Kaiserlichen“ nach Westen vor. Der<br />
Kommandant, jetzt ein Franzose, öffnete kampflos die Tore. Der kaiserliche<br />
Oberst Moriam besetzt Zweibrücken und nimmt Rache.<br />
Nach einer Besatzungszeit von 3 Jahren ist die Stadt beinahe ein<br />
einziger Trümmerhaufen, und die wenigen überlebenden Bürger sind<br />
bettelarm.<br />
Die Auswirkungen in <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
Schon ab Anfang 1635 finden sich keine Spuren mehr von menschlichem<br />
Leben in unseren Dörfern, keine Eintragungen im Pfarrbuch<br />
und keine in anderen Akten. Die Bewohner sind geflohen, kommen<br />
durchs Schwert, durch Quälereien oder durch die Seuchen des Krieges<br />
um.<br />
Erst 1648, nach 30 langen Kriegsjahren, kommt der Frieden wieder<br />
ins Land. In <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> jedoch findet sich niemand,<br />
der ihn hätte begrüßen können.<br />
Die Wiederbesiedlung<br />
1696 Christoff Moschel von <strong>Hengstbach</strong> berichtet nach einem Streit um<br />
verschiedene Besitzungen, dass sein Vater, Matteiß Moschel, vor 45<br />
Jahren, also um<br />
1651 aus dem deutschen Krieg „wieder allhier“ in sein Vaterland<br />
gekommen sei. Das Dorf sei damals ganz öde und unbewohnt<br />
gewesen. Schon in seiner Jugend sei sein Vater in den Krieg<br />
gezogen. Als er nun seine von seinen Voreltern und nahen<br />
Verwandten ererbten Güter aufsuchen wollte, konnte er sie<br />
nicht finden. Alle Verzeichnisse waren verloren und er konnte<br />
sich in dem zur Unkenntlichkeit verwilderten Land nicht mehr<br />
auf die Lage der einzelnen Felder entsinnen.<br />
Wegen seiner Verdienste im Krieg habe ihm dann der damalige<br />
Pfalzgraf Herzog Friedrich durch den Landschreiber Hermann von<br />
Völkling die “gemeldeten öd gelegenen Güter zu <strong>Hengstbach</strong>“ als<br />
Besitz gegeben. Er sollte dieselben säubern und bis zur künftigen<br />
Renovation genießen.<br />
27
Matteiß Moschel hatte 9 Kinder. Er und seine Familie ließen sich<br />
auch durch die nachfolgenden Unruhen um die pfälzische Erbfolge<br />
(Reunionskriege) nicht mehr vertreiben, obwohl sie oft schwer leiden<br />
mussten. Da das Mimbacher Kirchenbuch als einzig möglicher Zeitzeuge<br />
erst 1696 beginnt, ist leider nicht festzustellen, wann genau<br />
sich weitere Einwohner ansiedelten. Es scheint aber so, dass die<br />
Familie Moschel eine ganze Reihe von Jahren den Ort allein bewohnte.<br />
1685 (24.3.) Der Kirchschaffner von <strong>Mittelbach</strong> berichtet:<br />
„Vor dem jetzigen Krieg war das Dorf von einem einzigen, fremden<br />
Mann bewohnt. Sonst wäre das ganze Dorf ausgestorben und gänzlich<br />
ruiniert gewesen. Nun aber haben sich wieder einige Hausgesäße<br />
niedergelassen.“ Wahrscheinlich waren es Nachfahren der Menschen,<br />
die schon vor dem „großen Kriege“ in <strong>Mittelbach</strong> gewohnt<br />
hatten. Bestimmt können wir es von den beiden Brüdern Grimm und<br />
ihrer Schwester annehmen.<br />
Der Schaffner berichtet dann weiter, dass die Bewohner von <strong>Mittelbach</strong><br />
schon mehrmals angetragen hätten, die Güter des Klosters in<br />
<strong>Mittelbach</strong> zu verteilen, keiner aber sei „im Geringsten in der Lage,<br />
einen Zins zu zahlen. Das meiste Land werde nicht von den wenigen<br />
Untertanen zu <strong>Mittelbach</strong> genossen, sondern von Bürgern von<br />
Zweibrücken und anderen.<br />
Schon 1684 hat der Schaffner vor der Feldernte eine Versteigerung<br />
der Güter vorgenommen „und dabei 1 fl. (Gulden) 8 bz. (Batzen) erlöst.“<br />
Heu steigerten Leonhart Grimm, Christian Grimm, Görg Klein und<br />
Jost Sager von <strong>Mittelbach</strong>. Als aber der Wiesenzins eingetrieben<br />
werden sollte, verklagten die Einwohner (es werden 4 Familien in<br />
<strong>Mittelbach</strong> genannt) den Schaffner bei dem Intendanten de la Goupilliere<br />
zu Homburg. Frankreich hatte in den Reunionskriegen das<br />
Herzogtum besetzt und verwaltete es auch. Der Herzog war nach<br />
Meisenheim geflohen. Die Kläger gaben an, „sie hätten die Wiesen<br />
geputzt und hergerichtet“ und nun sollten sie ihnen entzogen werden.<br />
Daraufhin wurde der Schaffner von den Franzosen mit 15 fl.<br />
bestraft.<br />
28
1692 Bei der Errichtung der Dorfordnung (Gemeindeordnung) für<br />
<strong>Mittelbach</strong> sind es schon 11 Familien. Dann aber setzt die Ein<br />
wanderung der Schweizer ein und der Ort wächst im Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts verhältnismäßig schnell.<br />
Da alle Ortschaften des Westrichs gleichermaßen dünn besiedelt<br />
waren, ließ der Gouverneur des schwedisch-zwei brückerischen Königs<br />
Karl XII., Gabriel Oxenstierna, an weniger heimgesuchte Länder<br />
die Aufforderung zur Ansiedlung im Herzogtum Zweibrücken ergehen.<br />
Oxenstierna erwarb sich in dieser Zeit auch deshalb höchste Verdienste,<br />
weil er den einwandernden „Schweizern und Tirolern“ auf<br />
15 Jahre hinaus die Steuern erließ.<br />
Bis 1700 wanderten aus der Schweiz ca. 20-25 Familien<br />
aus und ließen sich in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> nieder. Namen<br />
wie Baumann, Bischof, Eichacker, Enkler, Flickinger, Klein, Hertel,<br />
Mauß, Schmid / Schmidt, Suther / Sutter, Vollenweider, Weiß und<br />
Weber sind aus den ersten amtlichen Eintragungen ersichtlich und<br />
geben auch heute noch das Namensgepräge an.<br />
1700 Johannes LindFolterknechter, ein Schweizer Einwanderer, wird als<br />
Schuldiener in <strong>Mittelbach</strong> genannt<br />
1705 wird die <strong>Mittelbach</strong>er Mahlmühle von dem Hornbacher Müller Jakob<br />
Weber oberhalb <strong>Mittelbach</strong>s mit 2 Gängen aufgebaut.<br />
1714 Die Renovationsprotokolle (Protokolle über die Neueinteilung der<br />
Besitztümer) des in Zweibrücken tätigen schwedischen Baumeisters<br />
Jonas Erikson Sundahl enthalten für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>:<br />
Aufnahme des Besitzstandes und die dazu gehörenden Lagepläne.<br />
29
1700 - 1744 <strong>Mittelbach</strong>er Bannstreitigkeiten<br />
1725 Für <strong>Hengstbach</strong> entsteht ein Verzeichnis der Besitzer mit der Größe<br />
ihres Besitzes.<br />
1744 Beilegung der entstandenen umfangreichen Bannstreitigkeiten, Festlegung<br />
der Gemarkungsgrenzen und gerechte Aufteilung unter den<br />
Beteiligten durch Renovator Sundahl.<br />
1735-1775 Regierungszeit Christian IV.<br />
Das 18. Jahrhundert, vor allem die Regierungszeit des Herzogs<br />
Christian IV. von Zweibrücken, bringt einen erneuten, regen Aufschwung,<br />
Mennonitenfamilien, überall ihres Glaubens wegen verfolgt,<br />
aber von Herzog Christian wegen ihrer großen landwirtschaftlichen<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten geschätzt und in ihrem Glauben<br />
unangetastet, besiedeln die Höfe um Zweibrücken, auch den<br />
Bickenaschbacher- und Wahlerhof.<br />
1738 Die <strong>Mittelbach</strong>er Kirche wird von dem Hornbacher Baumeister Portscheller<br />
an dem Platz, der in den Reunionskriegen zerstörten mittelalterlichen<br />
Kirche, wieder aufgebaut.<br />
Die alte Kirche<br />
31
1738 Die <strong>Hengstbach</strong>er Schüler besuchen ihre neu errichtete Schule. Allerdings<br />
wird sie kurze Zeit später wieder geschlossen. Es gibt danach<br />
immer wieder Versuche eine eigene Schule in <strong>Hengstbach</strong> zu<br />
führen.<br />
1745 erbaute Jakob Leuthauser die heute noch erhaltene „<strong>Hengstbach</strong>er<br />
Mühle“.<br />
Der Zweibrücker Herzog, ein großer Freund der Jagd, ließ auch sein<br />
Zweibrücker Gebiet mit einem großen, dichten und zum Teil natürlichen<br />
Zaun umgeben, um das Wild am Wechseln der Reviere zu hindern.<br />
An den Durchlässen der Wildzäune wurden Tore und Wachthäuser<br />
gebaut. An der Landstraße nach Altheim, wo die sogenannte „Poste<br />
Royale de Deux-Ponts" in Richtung Nancy-Paris verkehrte, kreuzte<br />
der Wildzaun die Straße und hier entstand<br />
1762 das „Bickenaschbacher Torhaus", später schlicht nur noch<br />
die „Keez" genannt.<br />
In diesem häufig auch mit Folter- oder Jägerhaus bezeichne<br />
ten Haus, (wer die Zäune beschädigte wurde von dem Tor<br />
wächter, der meist nur „Falltorknecht“ genannt wurde, entsprechend<br />
bestraft), hatte jeweils auch der amtlich berufene Förster seinen Sitz.<br />
Die unter Herzog Christian IV gegründeten Höfe und die damit verbundenen<br />
landwirtschaftlichen aber auch die wirksam werdenden<br />
32
wirtschaftlichen und sozialen Reformen in der Umgebung von Zweibrücken<br />
wurden willkommenes Vorbild für die Bauern der Dörfer.<br />
Durch Importe besserer Zuchttiere hob der Herzog die Pferde-, Rindvieh-<br />
und Schafzucht. Unter ihm wurde versucht, den Seidenbau einzuführen.<br />
Schuldiener, die auf diesem Gebiet etwas leisteten, wurden<br />
bevorzugt. Krapp, eine Färberpflanze, wurde besonders in Webenheim<br />
und <strong>Mittelbach</strong> angepflanzt.<br />
Auch der durch Verbesserungen in der Dreifelderwirtschaft gestärkte<br />
Getreideanbau und der Obstbau wurden planmäßig in<br />
die Agrarreform aufgenommen. Jedem Erwachsenen wurde die<br />
Pflanzung von sechs Obstbäumen zur Auflage gemacht. Trotz<br />
aller Lasten durch Abgaben an das herzogliche Regiment, erlebten<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> einen Aufschwung, der<br />
bis zur französischen Revolution anhielt.<br />
1776/77 wird unterhalb von <strong>Mittelbach</strong>, wo heute das Altenheim steht (im<br />
Volksmund: „der Hammer“ genannt), eine Schleuse errichtet, die im<br />
Bickenalb- und im Hornbachtal bis hin nach Bubenhausen die Bewässerung<br />
der Wiesen und Felder optimiert. Die sesshaft gewordenen<br />
Schweizer haben aus ihrer Heimat den Kleeanbau mitgebracht.<br />
1786 findet eine Visitation des <strong>Mittelbach</strong>er Bannes mit umfangreichen<br />
Bestandsaufnahmen statt. Im Visitationsbericht heißt es<br />
hierzu: „Die Untertanen zu <strong>Mittelbach</strong> bauen ihr Land so gut als möglich<br />
an, so dass man daran nichts auszusetzen hat.“<br />
1793/94 Französische Truppen revolutionieren auch die Pfalz.<br />
Mit dem Wohlstand der Bauern aus dem Herzogtum war es<br />
bald vorbei. Am 6. Dezember 1793 wurde der Ort vollständig ausgeraubt<br />
und viele <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er flohen nach Zweibrücken.<br />
Den Gemeinden wurde eine so hohe Abgabepflicht auferlegt, dass<br />
sie dieselbe nur durch entsprechende Anleihen in Zweibrücken aufbringen<br />
konnten.<br />
Mit den Revolutionsheeren erhielten die Bewohner unserer Orte<br />
zwar die „Freiheit", aber sie lernten auch die Arbeit der so genannten<br />
„Ausleerungskommissionen" kennen, die vielfältige „Schatzungen“<br />
33
und „Kontributionen“ zur Versorgung der Republik und ihrer Truppen<br />
mit Geld, Nahrung und Bekleidung erhoben. Damals entstand z. B.<br />
der Begriff vom „Lothringer Kuhdieb"; denn die Mitglieder dieser<br />
Kommissionen, die unter anderem auch das Vieh wegtrieben, waren<br />
zumeist Lothringer, die der deutschen Sprache mächtig waren.<br />
Die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben. Aus den ehemaligen<br />
Untertanen und Gemeinsleuten wurden jetzt „citoyen“ (Bürger).<br />
Der Adel und die Geistlichkeit verloren alle Vorrechte und Titel. Bauern,<br />
die Lehensland besaßen, wurden jetzt Eigentümer und brauchten<br />
keine Zehnten oder sonstigen Abgaben mehr zu leisten. Ebenso<br />
fiel die Fron. Besitztümer des Adels, der Geistlichkeit und der Kirche<br />
wurden Nationalgüter und als solche zuerst verpachtet und später in<br />
Mainz versteigert.<br />
Die Kirchenschaffnei Zweibrücken verstand damals ihre Güter zu retten<br />
und den Bestand bis auf den heutigen Tag zu erhalten.<br />
Den Pfarrern wurde jedoch verboten, Kirchenbücher zu führen. Die<br />
bestehenden Bücher mussten bei der „Mairie“ (Bürgermeisteramt)<br />
abgeliefert werden.<br />
So lag das alte <strong>Mittelbach</strong>er Kirchenbuch bis zum Ende des ersten<br />
Weltkriegs auf dem Bürgermeisteramt und kam dann über das<br />
Pfarramt an das Kirchenarchiv in Speyer.<br />
Bei jeder Mairie wurde damals ein Standesamt errichtet, wo alle Geburten,<br />
Trauungen und Sterbefälle eingetragen werden mussten. Bis<br />
zum Jahre 1816 wurden auch die Standesamtsfälle von Böckweiler<br />
in <strong>Mittelbach</strong> verzeichnet.<br />
Anstelle der vertrauten Münzen Taler, Gulden, Batzen, Kreutzer und<br />
Albus traten jetzt Franken und Centimes.<br />
Der republikanische Kalender wurde eingeführt; er zählte die Jahre<br />
vom 22. September 1792 an. Das Jahr hatte 12 Monate, die ihre<br />
Namen von den Erscheinungen in der Natur ableiteten. Beispiele:<br />
Vendémiaire (vindemia = Weinlese) für Sept./Okt., Floréal (flos, floris<br />
= Blume) für April/Mai oder Fructidor (fructus = Frucht) für Aug./Sept.<br />
Jeder Monat hatte 30 Tage, dazu kamen 5, in Schaltjahren 6 Ergänzungstage.<br />
1797 (17.10.) Durch den Frieden von Campo Formio wird die Pfalz<br />
Französisch. <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> sind nunmehr eine<br />
34
„Comune" im „Arrondissement de Deux-Ponts, Departement<br />
Mont Tonnerre“ (Departement Donnersberg).<br />
Das Zeitalter Napoleons I. brachte wieder Recht und Ordnung<br />
und wieder einen bescheidenen Wohlstand.<br />
Es darf aber auch nicht übersehen werden, dass die Söhne unserer<br />
Gemeinden und unseres Landes ihren Dienst unter den Fahnen der<br />
„Großen Armee" leisteten und viele in Russland ihr Leben dafür lassen<br />
mussten. ( siehe Bericht über Christian Dettweiler)<br />
1804 wurden alle alten Rechte und Gesetze in den neuen Departements<br />
aufgehoben und dafür wurde das französische Recht eingeführt.<br />
Auch unsere Dörfer nehmen nach Rückkehr der Ordnung unter der<br />
neuen Verwaltung einen gewissen Aufschwung.<br />
1806 wird der christliche Kalender wieder eingeführt.<br />
1815 Nach den Befreiungskriegen und dem Wiener Kongress kommt die<br />
Pfalz zum Königreich Bayern. Der erste bayrische König, Maximilian<br />
II. Joseph, war zugleich der letzte Herzog von Zweibrücken.<br />
Die Bauern unserer Dörfer betreiben mit Fleiß Ackerbau und Viehzucht<br />
und bringen es abermals zu bescheidenem Wohlstand.<br />
1830 Der Friedhof an der Kirche wird in das Rechental verlegt.<br />
Um 1830 beginnt auch in Zweibrücken die Industrialisierung.<br />
1843 Gemeinsam mit dem Mechaniker Johann Carl Roth aus Frankfurt am<br />
Main und dem Kaufmann Georg Adolf Schwinn aus St. Johann errichtet<br />
der in Zweibrücken ansässige Georg Heck auf dem Gelände<br />
der Ixheimer Mühle, ungefähr 2 km von <strong>Mittelbach</strong> entfernt, eine<br />
Draht-, Ketten- und Stiftenfabrik, um den steigenden Bedarf der<br />
35
Industrie und Landwirtschaft an Drähten, Ketten und Nägeln zu decken.<br />
Georg Heck hatte bereits 1830 einen Drahtzug in der Tschifflicker<br />
Mühle errichtet und wieder aufgegeben. Den Werbungen der<br />
Fabrikanten stehen die Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s zunächst abweisend<br />
gegenüber. Die Firma holt deshalb die ersten Fachkräfte aus Westfalen,<br />
Württemberg, Lothringen und dem Saarland nach Ixheim, um<br />
den Mangel an Arbeitskräften zu beseitigen.<br />
Nachdem das Werk, das zunächst auf die Stromerzeugung aus<br />
eigener Wasserkraft angewiesen war, 1857 seine erste von der<br />
Dinglerischen Maschinenfabrik erbaute Dampfmaschine (Antriebskraft<br />
40 PS) in Betrieb nimmt, kann es seine Kapazität erweitern und<br />
innerhalb eines Jahrzehntes seine Jahresproduktion, die bis dahin<br />
bei rund 90 Beschäftigten etwa 1200 t erreicht hatte, um mehr als<br />
50 % erhöhen. Die Fabrik verfügt 1865 über Dampfmaschinen mit<br />
einer Leistung von 70 PS und Wasserturbinen mit 40 PS, womit 35<br />
Stiftenmaschinen, 8 Drahtzüge mit 74 Drahtziehtrommeln und 2<br />
Drahtspitzwalzen angetrieben wurden. Es sind wieder Arbeitskräfte<br />
notwendig. Drahtzieher und Stiftenmacher verdienen 3 - 6 Mark am<br />
Tag. Die normale Arbeitszeit verläuft von morgens 6 Uhr bis abends<br />
18.00 Uhr. Da die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er Kleinbauern zur<br />
gleichen Zeit landwirtschaftlich immer mehr in Schwierigkeiten geraten,<br />
nehmen vor allem die Jüngeren die Arbeit in der Drahtfabrik<br />
gerne auf. Zu ihren bereits in der Landwirtschaft erworbenen Kenntnissen<br />
kommen nun die technischen Fertigkeiten hinzu.<br />
Um 1870 sind es zwar nur 5, 1890 jedoch schon 40 und 1910 zählt<br />
man bereits 100 Arbeitnehmer, mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer<br />
der beiden Dörfer. Die Mehrzahl der Arbeiterschaft stammt aus<br />
<strong>Mittelbach</strong>, in <strong>Hengstbach</strong> behauptet die Bauernschaft die führende<br />
Rolle.<br />
1840 Das neue <strong>Hengstbach</strong>er Schulhaus wird gebaut. Es erhält 1860 einen<br />
Glockenturm.<br />
36
1849 Im Mai und Juni beteiligen sich auch Bürger unserer Region<br />
am „Pfälzischen Aufstand“, welcher Teil der Reichsverfassungskampagne<br />
ist, die sowohl die Verteidigung der Reichsverfassung<br />
als auch die Loslösung vom Königreich Bayern zum Ziel hat.<br />
Die anschließende strafrechtliche Verfolgung der „Revoluzzer" sowie<br />
anhaltende wirtschaftliche Not veranlassen 30 Personen auszuwandern.<br />
Nach 1848/49 fallen Steuer- und Zehntelabgaben sowie die Frondienste<br />
weg. Missernten verschlechtern jedoch die Lage der Bauern. Die<br />
Ärmsten der Dörfer mussten froh sein, wenn sie sich manchmal ein<br />
Brot leisten konnten.<br />
Die Bewohner führten wirklich ein erbärmliches Dasein, und so ist es<br />
nicht verwunderlich, dass in dieser Zeit weitere <strong>Mittelbach</strong>er und<br />
<strong>Hengstbach</strong>er auswandern, um in Amerika ihr Glück zu suchen.<br />
1850-1890 betrifft die Auswanderungswelle vornehmlich ländliche Gebiete<br />
und hängt eng mit den wirtschaftlichen, sozialen und industriellen Reformkrisen<br />
und Revolutionswirren zusammen; außerdem wird sie ausgelöst<br />
durch die schon erwähnten Missernten, den Wucher und die<br />
daraus entstehende Not für die anwachsende und dadurch beengt lebende<br />
ländliche Bevölkerung.<br />
In dieser Zeit sind ungefähr 80 Personen aus <strong>Mittelbach</strong> und 30<br />
Personen aus <strong>Hengstbach</strong> ausgewandert, die meisten nach<br />
Nordamerika. Genauere Angaben über die Ansiedlungsorte können<br />
nicht gemacht werden.<br />
1870/71 Der Krieg gegen Frankreich beginnt mit dem Aufmarsch<br />
der Armeen an der Grenze im Juli 1870. Teile der 2. deutschen<br />
Armee kommen durch <strong>Mittelbach</strong> und besetzen am 6./7. August<br />
die Höhe zwischen der Bickenalb und Hornbach.<br />
Die Bewohner unserer Orte eilen an die Straße, um den Vorbeiziehenden<br />
Speise und Trank anzubieten.<br />
Nach den Schlachten bei Weißenburg und Spichern verschwinden<br />
die deutschen Truppen aus unserer Gegend und marschieren<br />
nach Frankreich hinein. Wie viele <strong>Mittelbach</strong>er oder<br />
<strong>Hengstbach</strong>er an dem Krieg teilnehmen, wissen wir nicht. Doch<br />
37
scheinen alle Kämpfer wieder gesund in die Heimat zurückgekehrt<br />
zu sein.<br />
Am Samstag, dem 11. und Sonntag, dem 12. März 1871 feiern <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> nach Beendigung des Krieges das Friedensfest.<br />
Ein Reich, das alle Deutschen ersehnt haben, war erstanden.<br />
1897 <strong>Mittelbach</strong> erhält eine Wasserleitung. Der Bau des Hochbehälters<br />
am „Mertelwald“ wird eingeweiht und jedes Haus erhält einen Wasserhahn.<br />
1914 Jetzt ist auch elektrisches Licht verfügbar. Alle Häuser sind erst nach<br />
dem 1. Weltkrieg an das Stromnetz angeschlossen.<br />
1914 -1918 Nach dem 1. Weltkrieg beklagt <strong>Mittelbach</strong> 29 und<br />
<strong>Hengstbach</strong> 10 Gefallene.<br />
1918/19 – 1933 Die Weimarer Republik und die Auswirkungen des<br />
Versailler Vertrags bringen für die Bevölkerung erneut einschneidende<br />
Veränderungen. Die ökonomischen Folgen der durch den<br />
Versailler Vertrag im deutschen Südwesten geschaffenen neuen politischen<br />
Situation treffen u. a. die Wirtschaft Zweibrückens, die<br />
schon nach der Besetzung der Stadt kurz nach dem Waffenstillstand<br />
ins Wanken gekommen war. Die für die Wirtschaftsstruktur Zweibrückens<br />
und Umgebung vor dem ersten Weltkrieg charakteristischen<br />
Austauschbeziehungen mit Elsaß-Lothringen erfahren durch den bereits<br />
bei Kriegsende vollzogenen und durch den Friedensvertrag bestätigten<br />
Anschluss des ehemaligen Reichslandes an Frankreich eine<br />
dauerhafte Einschränkung.<br />
Wenn auch mit dem Inkrafttreten des Saarstatutes die bis dahin sehr<br />
intensiven wirtschaftlichen Beziehungen Zweibrückens mit dem<br />
Saarland nicht ganz aufhören, so gestalten sie sich doch während<br />
der fünfjährigen Übergangszeit (1920 - 1925) infolge umständlicher<br />
und hemmender Kontroll- und Verfahrensvorschriften und wegen der<br />
Einführung der französischen Währung im Saarland am 1.6.1923<br />
immer schwieriger.<br />
38
1923 Die Inflation wütet:<br />
Während des Krieges<br />
waren alle Gold- und Silbermünzen<br />
eingezogen<br />
worden. Dafür gelangten<br />
Papiergeldscheine in<br />
Umlauf, die nach dem<br />
Krieg mangels Deckung<br />
schnell an Wert verlieren.<br />
Im Sommer 1923 rechnet<br />
man bereits mit „Millionen“<br />
und schon kurze<br />
Zeit später mit „Milliarden“.<br />
Das Geld, das ein<br />
Arbeiter oder Tagelöhner<br />
samstags ausbezahlt be-<br />
Briefmarkenporto von 5 Pf - 500 Millionen<br />
Reichsmark<br />
kam, war schon montags nur noch einen Bruchteil davon wert. Nur<br />
wer Tauschgüter besaß durfte damit rechnen, den Lebensunterhalt<br />
für die Familie mehr schlecht als recht bestreiten zu können.<br />
Erst nach Einführung der Festmark (Rentenmark) am 1.12.1923 werden<br />
die Zeiten wieder besser. Aber die Bestimmungen des Versailler<br />
Vertrages drücken noch immer sehr stark auf das ganze Volk, so<br />
dass an eine wirkliche Aufwärtsentwicklung noch nicht zu denken ist.<br />
1925 Die in <strong>Mittelbach</strong> und Einöd errichtete Zollgrenze behindert Zweibrücken<br />
auf die Dauer von 10 Jahren in seinen natürlichen und herkömmlichen<br />
Handelsbeziehungen und trennt es auch von seinem<br />
bedeutendsten Absatzmarkt ab. Die hohen Zölle bewirken, dass jeder<br />
Warenaustausch mit dem neuen Zollausland ausscheidet.<br />
Der Absatz der Zweibrücker Industrie in das Saargebiet beschränkt<br />
sich daher in der Hauptsache auf die notwendigen Ergänzungen und<br />
Ersatzteile für Anlagen und Betriebsausrüstungen sowie auf jene Erzeugnisse,<br />
deren anderweitige Beschaffung der Saarindustrie nicht<br />
möglich ist.<br />
Die Betriebe verbrauchen in dieser Zeit der schwersten Bedrückung<br />
ihre ohnehin geringen Rohstoffvorräte auf und gehen daran, die<br />
technischen Anlagen und Einrichtungen auf Friedensproduktion um-<br />
39
zustellen. Unrentable Abteilungen und verbrauchte Maschinen werden<br />
stillgelegt. So kommt es, dass als Folge der veränderten Standortbedingungen<br />
und durch die erforderlichen Rationalisierungsmaßnahmen<br />
ein großer Personalabbau zu verzeichnen ist.<br />
Viele Fabriken verlieren über die Hälfte ihrer Arbeitskräfte. Die Arbeitslosigkeit<br />
steigt rapide und die betroffenen Arbeiter verdingen<br />
sich wieder als Tagelöhner auf den Höfen, bei den Bauern, oder sie<br />
„gehen stempeln“. Sie sind durch die Kriegseinwirkungen und deren<br />
Folgen weit stärker betroffen als die Bauern. Obwohl diese zur<br />
Überbrückung der Notzeiten viele Abgaben leisten, können sie ihre<br />
gute soziale und wirtschaftliche Position aufrecht erhalten. Das<br />
macht deutlich, dass die wirtschaftliche Lage der Menschen in den<br />
Städten nach dem Kriege noch viel schlechter war als die der Arbeiter<br />
auf den Dörfern, denn diese hatten zumindest eine Kuh oder eine<br />
Ziege im Stall stehen und ein Stück Land, aus dem sie die für sie<br />
notwendigsten Grundnahrungsmittel gewinnen konnten.<br />
1929 rücken die letzten Besatzungstruppen aus Zweibrücken aus.<br />
1929 – 1930/32 bricht die große Weltwirtschaftskrise herein, die zusätzlich<br />
viele Betriebe zum Aufhören zwingt und das Heer der Arbeitslosen<br />
weiter stark vergrößert. Auch das Ende der Krise bringt keine fühlbare<br />
Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse.<br />
Ab 1933 naht neues Unheil: Die Zeit des Nationalsozialismus<br />
beginnt. Was zunächst als Hoffnung erscheint, endet in einer noch<br />
größeren Katastrophe.<br />
1935 kehrt das Saargebiet in den deutschen Staatsverband zurück.<br />
1936 Der Friedhof wird an die „Hohl“ verlegt, wo das Ehrenmal aus dem<br />
1. Weltkrieg steht.<br />
1936 Der Westwallbau zur Errichtung eines Verteidigungssystems<br />
entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches führt zu einer kurzen<br />
wirtschaftlichen Blüte, während der die Arbeitslosigkeit beseitigt<br />
werden konnte. Zehntausende auswärtige Arbeiter beziehen auch in<br />
40
der Umgebung Zweibrückens ihre Quartiere. Diese reichen jedoch<br />
bald nicht mehr aus, so dass man die Tanzsäle der Wirtschaften und<br />
sogar die Schulsäle mit Arbeitern belegt. Die Bauern müssen viele<br />
gute Äcker opfern, bis die zahlreichen Bunker und die Höckerlinie<br />
des Westwalls fertiggestellt sind.<br />
So entsteht in der Zeit bis 1939 jener Teil der westpfälzischen Befestigungslinie,<br />
der am großen Zweibrücker Exerzierplatz beginnt. Weitere<br />
Verlaufsstationen sind: Hungerberg nördlich von Rimschweiler,<br />
Hornbachtal an der Einmündung des Mühltales, Höhe über der Birkhausen,<br />
Ixheimer Hammer, Bickenalbtal, Westhang des Ixheimer<br />
Berges, <strong>Mittelbach</strong>er Langental, Waldrand am Kugelfang, Hochwald,<br />
Wald auf dem Mittelbühl bis hin zur Höhe in Richtung Webenheim.<br />
Die ganze Befestigung besteht aus Bunkern, die je nach ihrer Bestimmung<br />
tief in die Erde eingelassen oder mehr auf der Oberfläche<br />
stehen und mit Schießscharten und drehbaren Stahltürmen versehen<br />
sind. Je nach Gelände sind die Bunker mehr oder weniger tief<br />
gestaffelt.<br />
Vor der Bunkerlinie wird eine durchgehende Höckerlinie aus fest<br />
fundamentierten Betonklötzen von verschiedener Höhe in einer Breite<br />
von 6 - 8 Metern gegen angreifende Panzer und ein breites Stacheldrahthindernis<br />
errichtet.<br />
Im Bickenalbtal, gleich neben dem Ixheimer Hammer wird von Strafgefangenen<br />
ein tiefer, breiter Panzergraben ausgehoben und mit<br />
Wasser gefüllt. Bei dieser Maßnahme verschwindet das neue<br />
Schwimmbad am Hammer. Am Nordostabhang des Mertels zum<br />
Rechental hin sollte eine Steilwand geschaffen werden. Der Ausbruch<br />
des zweiten Weltkriegs beendet diese Arbeit.<br />
Für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> ist es eine teils gute aber auch<br />
schwierige Zeit. Die Bauern verlieren wertvolles Ackerland und durch<br />
die vielen Einquartierungen der hier beschäftigten Arbeiter in Wirtschaften,<br />
Sälen und Privathäusern und die damit verbundenen Probleme<br />
kommt es oft zu Unstimmigkeiten und Streitereien untereinander<br />
sowie zwischen ihnen und der Bevölkerung.<br />
Andererseits verdienen die Bauern, die mit ihren Fuhrwerken in dem<br />
unwegsamen Gelände Baumaterial für den Bunkerbau transportier-<br />
41
ten, aber auch viele andere Helfer aus den Dörfern zusätzlich gutes<br />
Geld.<br />
1939 – 1945 Der 2. Weltkrieg<br />
Das nationalsozialistische Regime, das Deutschland in eine verheißungsvolle<br />
Zukunft führen sollte und der Bevölkerung hiervon ein<br />
trügerisches Bild fertigte, führte Deutschland in seine größte Katastrophe,<br />
die mit dem Ruin alles Bestehenden endete:<br />
1939 Die erste Evakuierung<br />
Am Morgen des 30.8.1939, also am Vortag des Kriegsbeginns, befiehlt<br />
die Gauleitung die Räumung der so genannten Roten Zone. Alle<br />
sich auf dem Weg zur Arbeit befindenden Personen werden von<br />
Wehrmachts- und NS-Angehörigen angehalten und unter folgender<br />
Vorgabe wieder nach Hause beordert:<br />
„Alle Frauen und Kinder müssen sich, der Anweisung des Räumungsbefehles<br />
folgend, mit dem vorgeschriebenen Gepäck versehen,<br />
um 11:00 Uhr zwecks Abtransport in den Bereich der Sicherheitszone<br />
am Schulhaus einfinden.“<br />
Anschließend werden sie von den Männern und Soldaten auf die<br />
LKWs verladen und fahren in Richtung Kaiserslautern weg. Zur<br />
Übernachtung werden alle in Schulräumen, Hallen, oder bei Privatpersonen<br />
untergebracht. Am nächsten Morgen werden ca. 1200<br />
Personen vom Personal des Roten Kreuzes, von Wehrmachtssoldaten<br />
und von vielen freiwilligen Helfern zum Hauptbahnhof transportiert<br />
und in den bereitstehenden Sonderzug der deutschen Reichsbahn<br />
verladen. Gegen 12:00 Uhr verlässt der Sonderzug den Kaiserslauterer<br />
Bahnhof mit einem für alle unbekanntem Ziel.<br />
Dieses erreichen sie am folgenden Morgen gegen 7 Uhr. Es ist die<br />
Blumenstadt Erfurt in Thüringen. Viele der Evakuierten sind mit ihrer<br />
Unterbringung, die über ein Jahr dauern wird, zufrieden. Andere Familien<br />
treffen es nicht so gut, denn Unterkunft, Hunger und Krankheit<br />
lassen manche Familie noch heute mit Grauen an diese Zeit zurückdenken.<br />
Die in der Heimat zurückgebliebenen Männer und Bauernfamilien<br />
erhalten den Befehl, sämtliches Vieh in das Wiesental zu treiben.<br />
Kühe werden noch einmal gemolken und dann aus dem Stall ins Tal<br />
geführt. Soldaten übernehmen dann den weiteren Abtrieb. Dann be-<br />
42
ginnt ihre Evakuierung: Kastenwagen werden mit Sitzen versehen,<br />
der Boden mit Stroh ausgelegt und mit Planen gegen die Witterung<br />
bespannt. So verlässt – wenige Tage später als die Frauen – eine<br />
mit den wenigen Habseligkeiten, die man mitnehmen darf, beladene<br />
Fuhrwerkskolonne aus Rimschweiler, <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
die Heimat in Richtung Bergungsgebiet.<br />
Nach einer Fahrzeit von fast einem Monat erreichen sie ihr Ziel: den<br />
Landkreis und die Stadt Bayreuth.<br />
Ca. 200 Personen mit ca. 60 Fuhrwerken und 125 Pferden werden in<br />
und um Bayreuth untergebracht und müssen gleichfalls über ein Jahr<br />
auf die Rückkehr in die Heimat warten.<br />
1940 (29.9.) Die Bevölkerung feiert auf Veranlassung der<br />
Gauleitung das „Fest der Rückkehr“.<br />
Unsere Dörfer bleiben in den ersten Kriegsjahren<br />
von direkter Kriegseinwirkung verschont,<br />
allerdings werden die Männer und später auch<br />
die männlichen Jugendlichen zum Militärdienst<br />
eingezogen. Zumeist bewirtschaften deshalb<br />
die Frauen und auf den größeren Höfen<br />
Zwangsdeportierte und Kriegsgefangene das<br />
Land.<br />
In den Folgejahren sind immer mehr Kriegstote<br />
zu beklagen. Ab 1944 rückt die Front immer<br />
näher. Die Bevölkerung leidet zunehmend unter<br />
den Angriffen der Jagdbomber.<br />
Fest der Rückkehr 1940 - Ortsmitte<br />
43<br />
Ankunft der Evakuierten<br />
in Bayreuth
1945 (14.3.) Zweibrücken wird durch die Bombardierung zu 85% zerstört.<br />
1945 Am 18.3. beginnt der Angriff der 7. und 30. IR-Div. auf den Westwall<br />
und die Stadt Zweibrücken.<br />
1200 m nordwestlich von <strong>Mittelbach</strong> werden schwere Kämpfe gemeldet.<br />
Mit Unterstützung von Panzern werden Altheim und das<br />
verminte <strong>Mittelbach</strong> eingenommen. In zwei Keilen, von <strong>Mittelbach</strong><br />
her und über die „Rote Hecke“ sprengen sich das 1. und 2. Btl. einen<br />
Weg durch die Höckerlinie und besetzen in den frühen Morgenstunden<br />
die zu 85% zerstörte Stadt Zweibrücken.<br />
Noch am selben Tag erfolgte ein Angriff von 4 Jagdbombern auf <strong>Mittelbach</strong>.<br />
Sie fliegen von Osten kommend über die „Weißersbach"<br />
unser Dorf an, jeder wirft 2 Bomben und belegt das Dorf außerdem<br />
mit Maschinengewehrfeuer. Zerstört werden das Wohnhaus mit Stall<br />
und Scheune von August Feß, der Pferdestall von Ernst Decker und<br />
die Kirche. Weiter die Wohnhäuser von Paul Schlimmer, Fritz Nehlig<br />
und Michel Niedermeier. Stark beschädigt werden die Wohnhäuser<br />
des Herrmann Brünisholz und der Familie Leiner. Eine Bombe fällt in<br />
die Flurgärten, ein Blindgänger wird in den Breitwiesen gefunden<br />
und im Keller des Hauses Schlimmer kommen 4 Soldaten ums Leben.<br />
Beim Rückzug aus dem Ort sprengen deutsche Truppen die<br />
Wirtschaft von Otto Schneider und die Brücke in der Mitte des Dorfes.<br />
Die Bevölkerung ist in dieser Zeit zum zweiten Mal evakuiert.<br />
1945 (8.5.) Ende des 2. Weltkriegs und Zeit der Besetzung:<br />
<strong>Mittelbach</strong> beklagt 53,<br />
<strong>Hengstbach</strong> 45 Gefallene,<br />
Vermisste oder<br />
durch Kriegseinwirkung<br />
verstorbene Bürger.<br />
Ehrenmal am Friedhof in <strong>Mittelbach</strong><br />
44
Im Hause des Hugo Mauß errichten die Amerikaner eine Meldestelle<br />
und die Bewohner werden angewiesen, sich dort zu melden. So ist<br />
es den Heimkehrern möglich, mit militärischer Genehmigung in ihre<br />
Heimatdörfer und Häuser zurückzukehren.<br />
Es beginnt ein neues Leben, allerdings unter den aufgebürdeten alliierten<br />
Bedingungen.<br />
1946 (30.8) Gründung des Landes Rheinland-Pfalz durch die französischen<br />
Besatzer. Wir verlieren die Zugehörigkeit zu Bayern.<br />
Von der Besatzungsmacht werden kommissarische Stadt- und Dorfverwaltungen<br />
eingesetzt. Männer, die zum größten Teil nicht dem<br />
Naziregime angehörten, werden als Bürgermeister angewiesen, die<br />
von den Besatzungsmächten vorgelegten Anordnungen den Bevölkerungen<br />
bekannt zu machen und für die Durchführung zu sorgen.<br />
Erste eingesetzte Bürgermeister nach dem 2. Weltkrieg sind in <strong>Mittelbach</strong><br />
Daniel Groß und in <strong>Hengstbach</strong> August Brünisholz.<br />
Folgende Bestimmungen werden zu Anfang auferlegt:<br />
1. Anweisungen der Militärbehörde<br />
2. Meldebescheinigungen der Behörde<br />
3. Anmeldung zur Erstellung eines Personalausweises<br />
4. Erstellung einer Wohnbescheinigung für den Erhalt der Lebensmittelkarten<br />
5. Mitteilungen über die Sperrzeit (20.00 - 6.00 Uhr) in der sich niemand<br />
auf der Straße bewegen durfte<br />
6. Abgabebestimmungen<br />
Das Saarland wird unter französische Verwaltung gestellt und als<br />
Zahlungseinheit der "Franc" eingeführt.<br />
Auf der Straße nach Altheim, kurz nach<br />
der Abzweigung nach <strong>Hengstbach</strong> wird<br />
eine Zollschranke erstellt und die alten<br />
Zollhäuser in <strong>Mittelbach</strong> werden mit Zöllnern<br />
besetzt. So werden <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> wieder Grenzdörfer und das<br />
Niemandsland wieder „Schmuggelland".<br />
Große Schwierigkeiten bereitet die Lebensmittelversorgung.<br />
Viele Kolonialwaren<br />
können nicht ausgegeben werden,<br />
Zollschranke im Oberdorf mit Zöllner Oberhauser<br />
45
weil sie nicht vorhanden sind. Wasser wird noch aus den vorhandenen<br />
Brunnen geholt, denn das Strom- und Wassernetz ist zerstört.<br />
Erst durch den Notdienst der Pfalz- und Stadtwerke Zweibrücken<br />
wird es in den beiden Orten wieder instand gesetzt. Bauern, die noch<br />
Schweine zum Schlachten haben, müssen dies auf dem Gemeindeamt<br />
melden, um eine Schlachtgenehmigung zu erhalten. Außerdem<br />
wird Ihnen für eine bestimmte Zeit die Fleischlebensmittelkarte entzogen.<br />
Am härtesten trifft es die Einwohner beider Orte, wenn durch die Militärbehörde<br />
Entzugsmaßnahmen getroffen werden. Es gab Bestimmungen,<br />
die vorschrieben, weicher Anteil der Eigenerzeugnisse abzuliefern<br />
sei und welcher zum Eigenbedarf bleiben darf. Selbst den<br />
frei wirtschaftenden Bauern werden Kontrollen über den Viehbestand<br />
auferlegt.<br />
In der Bevölkerung gibt es zudem Unruhe, weil man unter ihnen nach<br />
Anhängern des Hitlerregimes sucht. Es kommt zu Verhaftungen und<br />
die betroffenen Personen werden von Fall zu Fall zu Arbeits- und Minensuchdiensten<br />
verurteilt. Viele Ämter wie z. B. Vereinskassierer<br />
dürfen nur nach Vorlage des Entnazifizierungsantrags angenommen<br />
werden.<br />
Weitere Schwierigkeiten ergeben sich durch die erneut „aufflammende“<br />
Inflation. Eine weitere schlimme Zeit des Schwarz- und Tauschhandels<br />
beginnt. Sie entwickelt sich nicht nur zu einer entbehrungsreichen,<br />
ja manchmal sogar lebensbedrohlichen, Leidenszeit für die<br />
Bevölkerung sondern stellt auch eine schwere Belastung in der Beziehung<br />
zwischen Bevölkerung und Aufsichtsorganen dar.<br />
Besserung erfolgt, als die drei westlichen Besatzungsmächte es zulassen,<br />
dass ein neues Parlament gewählt werden kann und dieses<br />
eine Regierung einsetzte. Ihre erste Aufgabe ist, dem Zerfall des<br />
Preis-Waren-Verhältnisses entgegen zu arbeiten.<br />
1948 (20.6.) wird mit alliierter Genehmigung die „Deutsche<br />
Mark" eingeführt. Jeder Bürger erhält 40 DM als Erstkapital ausgezahlt.<br />
Sparkassenbücher werden eingezogen und wie alle anderen<br />
Forderungen auf den neuen Geldwert (Verhältnis 1/10) umgeschrieben.<br />
46
Die brach liegenden Felder werden wieder bewirtschaftet und bepflanzt.<br />
Der Verkauf der Ernte ermöglicht den Einkauf neuer Waren.<br />
Handarbeit ist gefragt, denn die landwirtschaftlichen Maschinen und<br />
Geräte sind nicht mehr vorhanden. Dreschmaschinen ziehen von<br />
Bauernhaus zu Bauernhaus. Die Frucht wird verkauft oder zum Teil<br />
selbst verbraucht.<br />
1949 (23.5.) Gründung der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Rheinland- Pfalz wird Bundesland.<br />
Entwicklungen bis 1972<br />
1954 (14.9.) Einweihung des Neubaus der Kirche<br />
1966 (11. 6.) Einweihungsfeier der neuen Schule im Mertel<br />
47
1969 (10.1.) Zusammenschluss der Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> zur Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
1969 Wahl des neuen Gemeinderates; in beiden Gemeinden werden bis<br />
zur Eingliederung folgende Neuplanungen beschlossen und durchgeführt:<br />
Wegen Verschmutzung des Trinkwassers aus der öffentlichen Wasserversorgung<br />
(Quelle „Hentscheklamm") muss diese außer Betrieb<br />
genommen werden.<br />
In den „Langwiesen" wird ein neuer Tiefbrunnen gebohrt. Das Wasser<br />
wird über eine neue Hauptleitung in den neu erbauten Hochbehälter<br />
an der Römerstraße (350m 3 Fassungsvermögen) gepumpt.<br />
Im Zuge dieser Maßnahme werden die Hauptleitungen und die<br />
Hausanschlüsse erneuert.<br />
Die Haupt- und Nebenstraßen erhalten eine neue Straßenbeleuchtung.<br />
Es erfolgt ein planmäßiger Ausbau der Feldwege. Zur Wege-<br />
erhaltung wird ein Frondienst eingerichtet.<br />
Die Müllabfuhr wird gemeinsam mit der Stadt Zweibrücken<br />
durchgeführt.<br />
In beiden Orten werden der Bevölkerung neue Baugebiete angeboten.<br />
Für Wege- und Kanalisierungsarbeiten sowie zur Vergabe der erforderlichen<br />
Baumaßnahmen zur Nutzung des Baugebietes werden die<br />
hierfür notwendigen Angebote eingeholt, wobei die Gesamtkanalisierung<br />
der beiden Orte mit Anschluss an die Stadt Zweibrücken erfolgt.<br />
Die beiden Friedhöfe werden erweitert.<br />
1970 (7.3.) Eine Bürgerversammlung stimmt mit großer Mehrheit für den<br />
Zusammenschluss der neuen Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> mit der Stadt<br />
Zweibrücken.<br />
1970 (13. u. 31.3.) Der Gemeinderat <strong>Mittelbach</strong> beantragt mit 10 Ja- und 5<br />
Gegenstimmen die Eingemeindung in die Stadt Zweibrücken und die<br />
Auflösung der Gemeinde.<br />
1970 (7.4.) Bürgermeister Ferdinand Emrich unterzeichnet<br />
den Auseinandersetzungsvertrag mit der Stadt Zweibrücken.<br />
48
Fast alle darin vorgesehenen Baumaßnahmen werden verwirklicht,<br />
wobei jedoch der Zeitrahmen zum Teil weit überschritten wird.<br />
Der letzte Gemeinderat der eigenständigen Gemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
Vorne von links: Jakob Röller, Ferdinand Emrich, Jakob Knecht<br />
mittlere Reihe: Adolf Decker, Walter Heidgen, Ludwig Flickinger,<br />
Werner Weber, Kurt Blessing, Wilhelm Buck<br />
hintere Reihe: Heinz Lauer, Helmut Werner, Klaus Knecht,<br />
Klaus Stalter (Stadtverwaltung), August Hertel,<br />
Rudi Klein<br />
Die Entwicklung des Ortes von 1972 - 2011<br />
Einzelheiten über Ereignisse, Maßnahmen und weitere interessante Begebenheiten<br />
im Dorfgeschehen während ihrer Amtszeiten können Sie den<br />
Beiträgen der Ortsvorsteher in dieser <strong>Festschrift</strong> entnehmen.<br />
Außerdem finden Sie wertvolle Ergänzungen in den Darstellungen der Vereine,<br />
der Schule, des Kindergartens und in den Gesprächsnotizen aus<br />
Berichten von Mitbürgern, die uns sehr lebhaft und anschaulich aus ihrem<br />
reichen Erfahrungsschatz informiert haben.<br />
49
Zum Schluss noch eine Bevölkerungsstatistik, ein guter Gradmesser für die<br />
Entwicklung beider Orte:<br />
Jahr <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong> Gesamt<br />
1802 349 197 546<br />
1834 448 252 700<br />
1852 516 283 799<br />
1855 453 253 706<br />
1885 630 286 916<br />
1910 742 345 1087<br />
1925 801 372 1173<br />
1939 793 336 1129<br />
1950VZ 862 390 1252<br />
1961 VZ 870 457 1327<br />
1970 VZ 1313<br />
1985 1343<br />
2005 1710<br />
*21.04.2011 1029 530 1559<br />
VZ= Volkszählung<br />
<strong>Mittelbach</strong> hatte fast immer doppelt so viele Einwohner wie <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Leider wird die Einwohnerzahl seit 2005 deutlich geringer!<br />
* Quelle: Hauptamt der Stadtverwaltung Zweibrücken.<br />
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5 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Spiegel der Zeitzeugen<br />
52
5.1 Christian Dettweiler - Ein <strong>Mittelbach</strong>er Bürger als<br />
Soldat in französischen Diensten<br />
(Auszug aus der Chronik nach Albert Weis)<br />
Es ist heute nicht mehr festzustellen, welche Männer unserer beiden<br />
Orte unter Napoleon dienen mussten und welche nicht mehr in die<br />
Heimat zurückkehrten. Auf dem Zweibrücker Friedhof steht der sogenannte<br />
Napoleonstein mit der Widmung: „Die unter Napoleons<br />
Fahnen gedienten und wieder in die<br />
Heimat zurückgekehrten Krieger der<br />
Stadt und Umgebung Zweibrückens“<br />
Es sind darauf 60 Namen verzeichnet.<br />
Unter anderen der <strong>Mittelbach</strong>er Christian<br />
Dettweiler, dessen Militärpapiere uns zum<br />
großen Teil erhalten sind. Er trat am 11.<br />
Germinal des Jahres 12 der franz. Republik<br />
(1. April 1804) als gemeiner Soldat ins<br />
16. franz. Infanterieregiment in Toulon ein.<br />
1807, 1808 und 1809 steht er bei der großen<br />
Armee, von 1810 bis 1814 bei der<br />
Armee Lyon. Viermal wurde er verwundet.<br />
Am 20.5.1809 in der Schlacht bei Essling (Aspern) durch einen<br />
Schuss an der linken Augenbraue; am 6. Juli 1809 in der Schlacht<br />
bei Wagram Quetschung der linken Schulter durch eine Kanonenkugel;<br />
am 05. Mai 1811 beim Sturm auf Fort Olivo (Spanien) Verwundung<br />
durch Granatsplitter an beiden Knien und am 14. März<br />
1814 im Treffen bei Poligny (Frankreich) durch einen Gewehrschuss,<br />
der den Rücken durchbohrte.<br />
Am 6. Juni 1807 wurde er zum Korporal und am 19.9.1811 zum<br />
Sergeanten befördert. Am 29. Juni 1813 wurde er Unterleutnant und<br />
schon nach 5 Monaten am 2. Dezember 1813 Leutnant, was nach<br />
der bei uns üblichen Benennung Oberleutnant heißt. Am 27. Juli<br />
1814 wird er wegen seiner Verwundungen in den Ruhestand ver-<br />
53
setzt und erhält eine Pension zugesprochen. Dettweiler kehrt nun in<br />
seine Heimat nach <strong>Mittelbach</strong> zurück.<br />
Durch seine Rückkehr ins Heimatdorf hatte er Schwierigkeiten mit<br />
dem Bezug seines Ruhegehaltes, weil er nicht mehr in Frankreich<br />
wohnhaft war. Darum richtete er ein Gesuch an den franz. König<br />
Ludwig XVIII und bat um Verleihung des franz. Heimatrechts. In einer<br />
schönen Pergamenturkunde mit der eigenhändigen Unterschrift<br />
des Königs nebst dem königlichen Insiegel mit dem Bourbonischen<br />
Lilienwappen wurde dem Oberleutnant das erbetene Heimatrecht<br />
erteilt. Vor allem blieb Dettweiler aber bayerischer Staatsangehöriger,<br />
denn er nahm bis zu seinem Tode an allen politischen und gemeindlichen<br />
Wahlen teil. Er war auch nicht gewillt, nach Frankreich<br />
zu übersiedeln. Er blieb in <strong>Mittelbach</strong>, verheiratete sich hier und betrieb<br />
seine Landwirtschaft.<br />
Sein Ruhegehalt betreffend aber blieb Ormesweiler, nahe der Grenze<br />
bei Brenschelbach, seinen Wohnsitz. In dem Dorf mietete er sich<br />
ein Zimmer, wo er seine Uniform aufbewahrte. Wahrscheinlich alle<br />
Vierteljahr begab sich Dettweiler nach Ormesweiler, legte seine Uniform<br />
an und ging mit einer Bescheinigung des Maire von Ormesweiler<br />
versehen zum Notar nach Volmunster oder Bitsch und ließ sich<br />
seine Pension in Höhe von 500 Franken ausbezahlen. Nach<br />
Ormesweiler zurückgekehrt, legte er die Uniform wieder ab und<br />
wandte sich wieder heimwärts. Da Dettweiler während der letzten 10<br />
Jahre seines Lebens erblindet war, holte in dieser Zeit einer seiner<br />
Angehörigen aufgrund einer Bescheinigung des Bürgermeisters von<br />
Ormesweiler die Pension ab.<br />
An Auszeichnungen besaß Dettweiler die „Lilie Sr. Hoheit des Herzogs<br />
von Orleans", welche gleich nach Wiedererlangung des Königsthrones<br />
durch Ludwig XVIII gestiftet worden war, und die „Sankt<br />
Helena Medaille" welche von dem franz. König Napoleon III an alle<br />
lebende Veteranen seines Oheims verliehen wurde.<br />
54
5.2 Paul Dettweiler- ein <strong>Mittelbach</strong>er Bürger in der Zeit der<br />
Freiheitsbewegung 1848/49<br />
(Auszug aus der Chronik nach Albert Weis)<br />
Mit großen Hoffnungen war der größte Teil des deutschen Volkes in<br />
die Befreiungskriege gezogen. Umso schmerzlicher war dann die<br />
Enttäuschung, als nach Beendigung des Kampfes die Fürsten mit<br />
ihren Ratgebern dort anzuknüpfen versuchten, wo sie in den 1790er<br />
Jahren gestanden hatten. Daraus und aus der persönlichen Not der<br />
Untertanen, bedingt durch das Anwachsen der Bevölkerung, infolge<br />
Hungerjahre und Missernte entstand dann die Unzufriedenheit, welche<br />
den Nährboden für die Unruhen und Aufstände bis 1849 abgab.<br />
Die Heckerjahre, welche ihren Namen nach dem badischen Anführer<br />
der aufständischen Bauern 1848/49 erhalten haben, schlugen<br />
ihre Wellen bis in unsere stillen Dörfchen. Das nahe Zweibrücken<br />
war eine Hochburg dieser Bestrebungen. In Homburg und zeitweise<br />
in Zweibrücken erschien dazu die Zeitung „Tribüne". Herausgeber<br />
war Dr. Wirth, der beim Hambacher Fest 1832 als Redner aufgetreten<br />
war und unentwegt Freiheit für sein Volk und ein freies deutsches<br />
Vaterland verlangte.<br />
Im Frühjahr 1848 fand die Wahl zum Frankfurter Parlament statt,<br />
aber diese mit so hohen Zielen zusammengetretene Volksversammlung<br />
ging ohne Erfolg auseinander. Daraufhin wurden in Kaiserslautern<br />
die provisorische Regierung für die Pfalz und der Landesverteidigungsausschuss<br />
gebildet. Beiden gehörten die Zweibrücker Bürger<br />
Schüler und Cullmann an.<br />
Jetzt bildete sich in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> auch eine Volkswehr.<br />
Ein <strong>Mittelbach</strong>er, wahrscheinlich mit dem Namen Schneider, diente<br />
bei den Bayern in Landau. Er war entflohen und hatte sich der<br />
Volkswehr angeschlossen. Unter seinem Kommando exerzierten die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Bauern, welche mit Dreschflegeln, Sensen und Mistgabeln<br />
bewaffnet waren, auf dem alten Friedhof vor der Kirche. Der<br />
Schmied hatte alle Hände voll zu tun, „stracke Sensen" zu schmieden.<br />
57
In der Gemeindeordnung von <strong>Hengstbach</strong> finden wir eine alte<br />
Rechnung, die Auskunft über die Kleidung der Hecker gibt. Die Gemeinde<br />
<strong>Hengstbach</strong> ließ „Stiefel, Kittel, Hosen, und Gürtel" anfertigen.<br />
Sie gab dafür dem Schuster Bastian für 48 Kreuzer Leder und<br />
an Geld 5 fl 36 Kreuzer. Conrath Schneider zu <strong>Mittelbach</strong> erhielt 5 fl<br />
36 Kreuzer und der Gürtelmacher zu Zweibrücken 4 fl 40 Kreuzer.<br />
Diese Ausrüstungsstücke wurden dann versteigert und 12 fl 48<br />
Kreuzer erlöst, sodass die Gestehungskosten gedeckt waren. Nur<br />
Jacob Baumann konnte seine Stiefel und seinen Hut nicht bezahlen.<br />
Als dann preußische Truppen über Homburg in die Pfalz einrückten,<br />
standen bei dieser Stadt 1000 Freischärler des Zweibrücker<br />
Gebiets mit 5 Kanonen. Sie ließen es aber nicht zum Kampf kommen,<br />
sondern verschwanden ohne einen Schuss abgefeuert zu haben.<br />
Bei Rinnthal treffen wir dann unsere <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er<br />
wieder, wo ein Volkshaufen von 1500 Mann das enge Tal<br />
sperrte. Als aber die Preußen über Landstuhl, Queidersbach, Waldfischbach<br />
und Rodalben heranrückten, fanden sie nur wenig Widerstand.<br />
Die Aufständischen flohen und suchten sich so gut es ging in<br />
Sicherheit zu bringen. Einer soll, um Gefangenschaft und Strafe zu<br />
entgehen, kurzer Hand Hut und Rock beiseite geworfen haben. In<br />
einem Hof stellte er sich an einen Hackklotz und begann den Einheimischen<br />
mimend, Holz zu zerkleinern.<br />
Dabei war auch Paul Dettweiler aus <strong>Mittelbach</strong>. Auf der Flucht lief er<br />
bei Rinntal mit den anderen <strong>Mittelbach</strong>ern über ein Wiesental. Plötzlich<br />
stürzte er wie vom Blitz getroffen zu Boden. Seine Kameraden<br />
liefen weiter und meinten er wäre tödlich getroffen. Er aber war nur<br />
in einen Graben getreten und nach seinem Sturz überrascht und<br />
aufgeregt liegen geblieben. Als er sich endlich aufraffte, waren seine<br />
Kameraden schon weit, und er konnte sie nicht mehr einholen. Nach<br />
langem, anstrengendem Marsch hatten die <strong>Mittelbach</strong>er endlich ihren<br />
Heimatort erreicht und erzählten nun, Paul sei bei Rinnthal gefallen.<br />
58
Diese Nachricht löste im ganzen Ort besonders aber unter den Angehörigen,<br />
große Bestürzung und Trauer aus. Wie erstaunt war aber<br />
die Mutter, als sie am nächsten Morgen in Pauls Schlafstube trat<br />
und ihn friedlich in seinem Bette schlafend vorfand. Er war in der<br />
Nacht erst heimgekommen und um kein Aufsehen zu erregen, an<br />
der Hinterseite seines Elternhauses in der „Gass" durch ein Fenster<br />
in seine Schlafstube eingestiegen. Müde und abgehetzt wie er war,<br />
sank er auf sein Bett und erwachte nicht früher, bis die Mutter erstaunt<br />
und verwundert vor ihm stand.<br />
Der Lehrer Peter Decker von <strong>Mittelbach</strong> war während des Aufstands<br />
Bürgermeister (Heckerbürgermeister) geworden und fertigte als solcher<br />
einen Geburtsakt aus. Derselbe wurde später auf Anordnung<br />
der Regierung gestrichen und neu aufgenommen. Nach dem Aufstand<br />
wurde Decker vors Gericht gestellt und zur Strafe nach Webenheim<br />
versetzt.<br />
Sein Kollege Martin Orschied, Lehrer in <strong>Hengstbach</strong>, wurde wegen<br />
Teilnahme an dem Aufstand nach Contwig versetzt! Vielleicht ist<br />
auch Paul Schreiner von <strong>Hengstbach</strong> ein Opfer dieser Zeit. Anfang<br />
1849 wird er als Bürgermeister von <strong>Hengstbach</strong> genannt. Später<br />
aber wird er bei standesamtlichen Eintragungen als heimlich nach<br />
Amerika ausgewandert bezeichnet.<br />
59
5.3 Vor und hinter dem Pult: Helmut Ruf<br />
- Lehrer, Ortsvorsteher und Pferdezüchter<br />
Ich bin am 30.3.1928 in Hornbach geboren. Im gleichen<br />
Jahr sind meine Eltern schon nach <strong>Mittelbach</strong> gezogen<br />
und von da an wurde ich ein <strong>Mittelbach</strong>er. Mein Großvater<br />
hat mein Elternhaus, heute Altheimerstraße 12, gebaut.<br />
Meine Eltern haben dann das Haus übernommen.<br />
Es waren damals drei Zimmer und Küche. Ein Bad gab<br />
es erst später. Aber es war ein relativ neues Haus und da haben wir uns<br />
richtig wohl gefühlt. Ich bin 1934 in die Schule gekommen. In der ersten<br />
Klasse war mein Lehrer Theo Schmidt, der bei Deubers in der Alten Friedhofstraße<br />
wohnte. Es war ein junger Lehrer, der leider im Krieg gefallen ist.<br />
Von den Jungen in meiner Klasse leben heute nur noch der Emmerich<br />
Ernst, der Sohn des Gemeindeinspektors, und ich.<br />
1 - 3. Klasse vor dem Eingang der alten Kirche in <strong>Mittelbach</strong><br />
Helmut Ruf ist in der letzten Reihe der 3. von rechts;<br />
Ernst Emmerich ist der 1. vorne links und Edgar Kühn<br />
der 6. von links; Lehrer: Theo Schmidt<br />
61
In <strong>Mittelbach</strong> im Schulhaus waren zwei Säle im oberen Stockwerk. Der<br />
Saal, in dem heute die Altenstube ist, war kurzzeitig nach dem Krieg als<br />
Kirche eingerichtet, weil die Kirche ausgebombt war. 1939 wechselte ich<br />
nach der fünften Klasse nach Zweibrücken in die Oberschule für Jungen.<br />
Ich habe den Einstieg dort gut geschafft, aber es war das Jahr 1939! Nach<br />
den großen Ferien hat der Zweite Weltkrieg begonnen und dann wurden<br />
wir evakuiert. Wir kamen damals bei der 1. Evakuierung in die Nähe von<br />
Bayreuth. Ich war dort allein mit meiner Mutter, mein Vater war in Zweibrücken.<br />
1940 kamen wir zurück, es dauerte eine Weile bis alles wieder einigermaßen<br />
geregelt war. Ich ging dann wieder in Zweibrücken in die Schule.<br />
In der neunten Klasse wurden die Jahrgänge 1927/28 beim Amtsarzt untersucht.<br />
Danach wurden fast alle als Flakhelfer eingezogen. Morgens am<br />
15. Januar 1944 mussten wir am Zweibrücker Bahnhof sein. Nicht mal die<br />
Eltern haben gewusst wo wir hinkommen. Unser Ziel war Rombach in der<br />
Nähe von Metz, damals nahe der französischen Grenze. Dort wurden wir<br />
an der 3,7 Flak ausgebildet. In der Sommernacht am 1. September 1944<br />
begann vor den heranrückenden Amerikanern der Rückzug. In „Metzerwiese“,<br />
so heißt der Ort, den ich inzwischen schon einige Male besucht habe,<br />
wurden wir von 16 Jagdbombern angegriffen. Als der Angriff vorbei war,<br />
haben wir das Elend gesehen, wie viele liegen geblieben sind, die nicht<br />
mehr weiterkonnten. Ich wurde beurlaubt nach Zweibrücken ins Lazarett in<br />
die heutige Niederauerbach Kaserne. Da war ich noch einige Tage, bis mir<br />
ein wohlwollender Arzt 14 Tage Genesungsurlaub gegönnt hat. Ich musste<br />
aber wieder fort zu meiner Einheit auf den Flugplatz nach Nidda in Oberhessen.<br />
Es war die abenteuerlichste Anreise meines Lebens. Im März<br />
1945 habe ich dann die Erlaubnis bekommen Zivilkleider zu holen und<br />
heimzufahren. Ich war, als die Amerikaner hierher zu uns kamen, in Battweiler<br />
bei meiner Mutter. Mein Vater war verwundet und hatte Genesungsurlaub.<br />
Er war einen Tag vor mir heimgekommen. Es war ein seltenes<br />
Glück, nach so langer Zeit, innerhalb weniger Stunden wieder heimzukommen.<br />
Und dann wieder in die Schule! Wir machten ein vorgezogenes Abitur und<br />
wurden im September 1947 zum Lehrerstudium in Kusel zugelassen. Das<br />
Studium war damals verkürzt und ich bin dann schon am 16. Juli 1949 in<br />
den Dienst gekommen. Meine erste Stelle war in Rhodt unter der Rietburg.<br />
Ich war damals jung und hatte schon eine Freundin, wollte also nicht in der<br />
Vorderpfalz bleiben, sondern wollte ihn Heimatnähe. Meinem Versetzungs-<br />
62
antrag wurde irgendwann im Oktober statt gegeben Am 16. Oktober 49 war<br />
ich schließlich in Walshausen. Ich hab mit den Walshauser damals wirklich<br />
einen guten Fang gemacht. Es war eine einklassige Schule, 48 Kinder von<br />
Klasse 1 bis 8. Sie war zu Beginn schlecht ausgestattet. Im Saal gab es<br />
einen riesengroßen, aber leider leeren Schrank. Ich weiß heute nicht mehr,<br />
wo ich die Kreide hergeholt habe. Trotzdem hab ich gute Zeiten dort erlebt.<br />
Dann kam noch Oberauerbach dazu und als nächste Station <strong>Mittelbach</strong>.<br />
Eigentlich sollte mein Kollege Erwin Ruf nach <strong>Mittelbach</strong> versetzt werden,<br />
weil in dieser Zeit der Lehrer nicht am Heimatort unterrichten sollte. Aber<br />
irgendjemand in der Schulverwaltung hatte zu meinem Glück die Namen<br />
verwechselt. Es hat alles soweit geklappt und ich unterrichtete dann fast<br />
zwölf Jahre in meinem Heimatort. Als ich hierherkam gab es drei Lehrer.<br />
Ich habe sogar erlebt, dass wir eine Klasse aufteilen mussten, weil die<br />
Schülerzahl so groß war. Ich hatte einmal 56 Schüler, eine halbe fünfte,<br />
eine 6. eine 7. und eine 8. Klasse. Es war diesbezüglich nicht einfach zu<br />
unterrichten. Der Schulleiter war der Lehrer Ernst Schmidt in <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Er war Jahrgang 1900 und ist 1972 gestorben, als ich gerade Ortsvorsteher<br />
geworden war. Ich habe als ehemaliger Kollege und als Ortsvorsteher bei<br />
ihm die Grabrede gehalten. Außerdem war ich bei ihm ja auch zwei Jahre<br />
in die Schule gegangen. In <strong>Mittelbach</strong> waren zwei Lehrer. Der spätere<br />
Schulleiter Hans Schwarz, der die Lehrerwohnung am Ortsende Richtung<br />
<strong>Hengstbach</strong> bewohnte und das Fräulein Freihof. Wir waren damals noch in<br />
<strong>Mittelbach</strong> im alten Gebäude. Und später waren wir mit drei Klassen in<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> stand leer. Die ältesten, die ich in <strong>Mittelbach</strong><br />
übernommen habe, waren die starken Jahrgänge 1941/42. Ich möchte<br />
sagen, das war so eine gute Klasse, dass nach späteren Verhältnissen ein<br />
hoher Prozentsatz die höhere Schule besucht hätte. Sie sind nicht in die<br />
höhere Schule gegangen, sondern wie das in <strong>Mittelbach</strong> üblich war, in das<br />
Berufsleben. <strong>Mittelbach</strong> war halt ein Arbeiterdorf. Nur wenige <strong>Mittelbach</strong>er<br />
sind damals Lehrer geworden oder haben studiert. Sie ergriffen einen Beruf,<br />
sind zum Lanz oder zum Dingler gegangen. Dort haben sie ihren Meister<br />
gemacht oder waren Kalkulatoren und haben durchweg gute Stellungen<br />
erreicht. Ich kann mich noch gut an den Jahrgang 1949 entsinnen, das<br />
waren 29 Schüler, die eingeschult wurden.<br />
63
Schüler der Jahrgänge 48/49 in <strong>Mittelbach</strong> 1955 von links<br />
1. Reihe: Walter Schmidt †, Harald Meyer†, Manfred Röller, Ilona Emrich,<br />
Wachter, Klaus Steindlmüller †, Wilfried Schwarz, Ewald Guthmann,<br />
2. Reihe: ?; Christa Kunert, Marlene Ostertal, Harry Gaub,<br />
Wolfgang Weber †, Manfred Holaus, Ilse Imhof, Hubert Becker,<br />
3. Reihe: Ingrid Schröder, Ursula Noe, Brigitte Leiner, Gerhard Ziegler,<br />
Dieter Flickinger †,<br />
4. Reihe: Helmut Brugger, Ingrid Lampersberger, Hilde Decker,<br />
Horst Sutter;<br />
5. Reihe: Kurt Hertel, Klaus Werner, Ludwig Sandhöfer †,<br />
Lehrer: Helmut Ruf<br />
1965 musste ich aus <strong>Mittelbach</strong> mit meiner Klasse in die Schillerschule<br />
nach Bubenhausen wechseln, wo ich sieben Jahre war. In <strong>Mittelbach</strong> ist<br />
damals nur noch die Grundschule verblieben. Dann bewarb ich mich auf<br />
die Konrektorstelle in Sechsmorgen. Der Schritt von der Hauptschule zur<br />
Grundschule ist mir nicht leicht gefallen, weil ich immer die Oberstufe unterrichtet<br />
hatte. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtung habe ich das<br />
auch gerne gemacht. Nach drei Jahren bin ich an die Pestalozzischule<br />
versetzt worden und nach einem weiteren Jahr wurde ich 1977 Nachfolger<br />
des dortigen Rektors Karl Neuberger. 1989, im Herbst bin ich dann aus<br />
dem Dienst ausgeschieden.<br />
64
Meine Freundin und spätere Frau war die Hannelore Reif aus der Mühle.<br />
Ich war oft dort, um in dem landwirtschaftlichen Betrieb zu helfen. Besonders<br />
gern fuhr ich den 12 PS starken Deutz Traktor. 1959 übernahmen wir<br />
den elterlichen Betrieb in der Mühle. Der gemischt-wirtschaftliche Betrieb<br />
war damals ca. 50-60 Morgen groß. Ich hatte ihn bald erfolgreich auf Pferdezucht<br />
umgestellt. Ein Abkömmling meiner Zucht ist sogar am englischen<br />
Hof gelandet. Das war damals nicht einfach für mich, neben meiner Tätigkeit<br />
als Lehrer, auch noch die Landwirtschaft zu betreiben. Den Betrieb<br />
habe ich dann 1987 meinem Sohn Rainer übergeben, der ihn nicht weitergeführt<br />
hat. Das Land ist heute verpachtet.<br />
Mein Sohn hat im gleichen Jahr die alte Mühle abgerissen und ein schönes<br />
neues Haus dort gebaut.<br />
Am 26.5.1950 sind wir in der <strong>Mittelbach</strong>er Schule von dem Ortspfarrer Dr.<br />
Dr. Fremgen getraut worden. Damals ist man von zuhause mit der Hochzeitsgesellschaft<br />
zur Kirche gegangen und wieder zurück. Es waren kaum<br />
Autos auf der Straße. Es gab noch den Brauch, für das Brautpaar ein<br />
Sträußchen in den Kasten zu stecken und wer halt viele dieser Sträußchen<br />
bekam, war im Dorf bekannt oder auch beliebt. Es hieß dann, die hängen<br />
im Kasten. Wir hatten genug Sträußchen. Heute braucht man nicht einmal<br />
mehr Trauzeugen. Es gibt ja auch keine standesamtlichen Trauungen mehr<br />
in <strong>Mittelbach</strong>. Später habe ich das Haus am Fichtenhain 12 gekauft, in dem<br />
65<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle<br />
wurde 1705 gegründet und,<br />
wie einige andere Mühlen<br />
im Herzogtum auch, unter<br />
Herzog Christian IV. in eine<br />
Achatschleife umgewandelt,<br />
wo die im Hunsrück gefundenen<br />
Halbedelsteindrusen<br />
und -mandeln geschliffen<br />
wurden. Auch Gips wurde<br />
hier damals gemahlen. Unser<br />
Bild zeigt die Bachseite<br />
mit dem Wehr.
ich heute noch wohne. Meine Frau Hannelore ist vor 20 Jahren verstorben.<br />
Das war ein schlimmer Einbruch in die Familie. Die Wunden sind dadurch,<br />
dass ich das Glück hatte, wieder eine Frau zu finden, mit der ich mich<br />
wunderbar verstehe, verheilt. Wir haben zusammen sechs Kinder und<br />
zwölf Enkelkinder, außerdem zwei Häuser und die wollen wir auch beide<br />
nicht aufgeben. Höchstens wenn wir mal ins Altenheim müssen, dann sind<br />
wir eben dazu gezwungen.<br />
Meine kommunalpolitische Tätigkeit<br />
Wie schon erwähnt, bin ich 1954 nach <strong>Mittelbach</strong> versetzt worden. Bei der<br />
nächsten Wahl 1956 war ich dann schon im Gemeinderat. Damals gab es<br />
nur eine Listenwahl. Seit 1952 war der Wilhelm Seegmüller Bürgermeister.<br />
Sein Vorgänger, Karl Ambos, kam aus <strong>Hengstbach</strong>. Er war 1950 unser<br />
Standesbeamter. Davor war der Fritz Knerr Bürgermeister, der von den<br />
Franzosen eingesetzt war. <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> waren verwaltungsmäßig<br />
damals schon zusammen. Gemeindeinspektor war der Karl<br />
Emmerich. Der Seegmüller wurde 1964 von Ferdinand Emrich abgelöst,<br />
der bis 1972 im Amt war. Dann war der Schnitt da mit dem Eingemeindungskampf,<br />
wo man sich überlegt hat, in welche Richtung man sich entscheiden<br />
soll. <strong>Mittelbach</strong> hat gleich nach Zweibrücken tendiert. Es gibt den<br />
Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Zweibrücken (siehe Chronik), der<br />
dann schlussendlich alles regelte. In einer Sitzung des Ortsbeirates am<br />
Freitag, den 10. Juni 1972, wurde ich zum Ortvorsteher gewählt. Dieses<br />
Amt habe ich bis zum Juli 1997 ausgeübt.<br />
Weil für das Neubaugebiet „Im Flur“ der Wasserdruck nicht ausreichte,<br />
wurden, noch als die Gemeinde selbstständig war, hinter der heutigen Maschinenbaufabrik<br />
Lehner am Streitbannweg zwei Brunnen gebohrt. Von<br />
dort aus ist das Wasser in den Hochbehälter an der Straße nach Wattweiler<br />
gepumpt worden (siehe <strong>Hengstbach</strong>er Bürger: Jakob Knecht). Zuvor<br />
war das Wasser aus der Quelle im Rechental im Behälter am alten Turnplatz<br />
eingespeist worden. Als wir dann bei der Stadt waren, wurden alle<br />
Versorgungsleitungen, die Wasserleitung und die neue Kanalisation an die<br />
Stadt angeschlossen. Das Stromnetz gehörte den Pfalzwerken.<br />
Damals waren schon der Rad- und Fußweg zwischen <strong>Mittelbach</strong> und<br />
Zweibrücken im Spiel. Ich habe das in der Stadt mit dem Leiter des Tiefbauamts,<br />
Herrn Carbon, geklärt und der Ortsbeirat war dann geschlossen<br />
dafür. Wir konnten den Aushub des Kanals an der Straße nach Ixheim<br />
rechts anfüllen und den Radweg darauf bauen. Die Straße wurde verbrei-<br />
66
tert und die Linden, die an der Straße standen, gefällt. In dieser Zeit ist der<br />
Ausbau der Hauptstraße noch dazugekommen. Früher hatte man ja die<br />
Pflastersteinrinnen, jetzt sind zum ersten Mal Randsteine gesetzt worden.<br />
In den siebziger Jahren wurde auch die Verbindungsstraße nach Wattweiler<br />
gebaut. Die Zufahrt zur Breitensteinstraße hat sich dadurch gründlich<br />
verändert. Die Scheune, die zur Gastwirtschaft Saarpfalz gehörte, wurde<br />
beseitigt und die Straßenführung verändert. Die Breitensteinstraße beginnt<br />
jetzt an der Straße nach Wattweiler. Vorher führte sie in die Hauptstraße.<br />
Die Gastwirtschaft war beim Rückzug gesprengt worden, weil man an dieser<br />
Stelle eine Straßensperre errichtete und war im vorderen Teil zerstört.<br />
Sie wurde dann nach dem Krieg wieder aufgebaut. Im unteren Teil war die<br />
Straße damals etwa 10 m asphaltiert. An der Einfahrt in den Turnplatz weiter<br />
oben an der Römerstraße stand die „Dickbuch“, der dickste Baum, den<br />
es im Ortsbereich gab. Der alte Turnplatz der Schule dort oben hat ja auch<br />
seine eigene Geschichte. Der damalige Lehrer Rings hat diesen Platz hergerichtet.<br />
Er war einer der Gründer der TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>. Der<br />
Lehrer Weis hat das dann weitergeführt. Der Platz ist auf der einen Seite<br />
abgetragen und auf der anderen Seite aufgeschüttet worden. Auf dem<br />
Platz wurden auch die Turn- und Sängerfeste abgehalten. In der Zeit vor<br />
1972, als die Gemeinde noch eigenständig war, ist das untere Baugebiet<br />
"Im Flur", die Tulpen- und Rosenstraße, erschlossen und bebaut worden.<br />
Der obere Teil „Am Klingelsberg“ ist dann in meiner Zeit 1985/86 entstanden.<br />
In dieser Zeit ist auch die <strong>Hengstbach</strong>erstraße ausgebaut worden.<br />
Zuerst der untere Bauabschnitt bis zum Buswendeplatz und zwei Jahre<br />
später war der hintere Teil bis zur Rebgartenstraße fertig. Der hintere Teil<br />
des Langentals, heute „Am Fichtenhain“, wurde damals auch ausgebaut.<br />
Die Leichenhalle in <strong>Mittelbach</strong> wurde schon 1956 und die <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Einsegnungshalle am 21.5.1967 eingeweiht. Die Erweiterung der Leichenhalle<br />
durch eine Unterstellhalle wurde am Sonntag, 24.11.1985 in Dienst<br />
gestellt. Sie wurde mit dem Erlös aus den <strong>Mittelbach</strong>er Dorffesten finanziert.<br />
Die Schwierigkeiten beim Transport der Kinder in den Kindergarten<br />
nach Rimschweiler führten immer wieder zu der Forderung, einen eigenen<br />
Kindergarten einzurichten. Auf Druck eines Landesgesetzes in Rheinland-<br />
Pfalz beschloss der Stadtrat am Freitag, dem 28.2.1992, den Bau der Kindergärten<br />
in Mörsbach und in <strong>Mittelbach</strong>. Er beauftragte die Gewobau mit<br />
der Durchführung. Baubeginn war der 24. August 1992 und die Einweihungsfeier<br />
war ein Jahr später am Sonntag, dem 22.8.1993. Die Baukosten<br />
67
eliefen sich auf 2,2 Millionen DM. Zur Auslastung der Gruppen war es<br />
notwendig die Kinder aus Wattweiler mit einzubeziehen.<br />
Der Kindergarten am Tag der Einweihung<br />
Die Wattweiler Kinder waren schon seit 1972 in der Grundschule <strong>Mittelbach</strong><br />
beheimatet. Die neue Schule war schon 1966 eingeweiht worden.<br />
Das Gebiet im Mertelwald musste gerodet werden. Später wurde dann der<br />
Sportplatz, der 1967 eingeweiht wurde, oberhalb der Schule gebaut. Der<br />
Komplex wurde 1986 durch die Tennisanlage erweitert. 1995 musste sogar<br />
eine Schulklasse ausgelagert werden, weil die Schülerzahl stark zugenommen<br />
hatte. Wir mussten damals auch den Gymnastikraum in zwei<br />
Klassensäle umbauen. Der Bau der Schulturnhalle war ein immer wiederkehrendes<br />
Thema bei den Ortsbeiratssitzungen. Es war einer der wenigen<br />
Punkte, die im Eingemeindungsvertrag standen und nicht bei meiner Verabschiedung<br />
ausgeführt waren.<br />
Als der Kindergarten dann fertig war, haben wir 1991 einen Verein gegründet,<br />
den Förderverein Kindergarten <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> e.V. Dieses<br />
Prinzip, einen zweckgebundenen Verein für ein bestimmtes Projekt zu<br />
gründen, haben wir auch an anderer Stelle eingehalten. Zur Durchführung<br />
der Dorffeste und zur Verwaltung der Einnahmen haben wir in <strong>Mittelbach</strong><br />
eine Gemeinschaft der <strong>Mittelbach</strong>er Vereine gegründet, den Verein der<br />
Vereine.<br />
Die Dorffeste habe ich sozusagen als Kerwe-Ersatz ins Leben gerufen.<br />
Dieser Brauch lag in dieser Zeit schon am Sterben. Wir haben sogar einmal<br />
den Schaustellern Geld gegeben, damit sie überhaupt nach <strong>Mittelbach</strong><br />
kamen. 1982 war das erste Dorffest, das voll eingeschlagen hat. Der Karl<br />
68
Körner hat bei den ersten Dorffesten als Kassierer fungiert, ab dem 5. Dorffest<br />
übernahm der Hans Röller diese Aufgabe. Zuerst hatten die Vereine<br />
noch selbst den Ausschank übernommen, aber dann bin ich schnell darauf<br />
gekommen, gemeinsam die Kosten für den Ausschank zu tragen und den<br />
verbleibenden Gewinn gerecht zu verteilen. Wenn wir bei den vorbereitenden<br />
Sitzungen beisammen waren, sind wir immer einig auseinander gegangen.<br />
Mit den <strong>Hengstbach</strong>er Ratsmitgliedern hatte ich ein gutes Verhältnis.<br />
Ich habe den Eindruck, dass sie der Meinung waren, der kümmert sich<br />
auch um <strong>Hengstbach</strong>. Die Art und Weise wie das Gemeinschaftshaus in<br />
<strong>Hengstbach</strong> zu Stande gekommen ist, hatte ich mir ausgedacht. Wir haben<br />
dort einen Tausch vorgenommen. Der Flickinger Klaus kam zu mir und<br />
fragte mich, ob er eventuell das alte Schulhaus haben könne. Die alte<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Schule wurde damals nur von der Altenstube in <strong>Hengstbach</strong><br />
genutzt. In <strong>Hengstbach</strong> gab es die Gastwirtschaft Pirmann, die von der<br />
Familie Klein bewohnt wurde. Und in <strong>Mittelbach</strong> stand die alte Lehrerwohnung<br />
am Ende des Ortes leer. Sie gehörte der Gemeinde. Die Familie Klein<br />
ist auf meinen Vorschlag dann in diese Lehrerwohnung gezogen, wo sie<br />
heute noch wohnt. Und der Flickinger Klaus hat die alte Schule in <strong>Hengstbach</strong><br />
gekauft und umgebaut. Er war sogar die Bedingung eingegangen,<br />
dass die Dorfglocke auf dem Dach bleibt. Die Gastwirtschaft wurde von der<br />
Stadt übernommen und konnte jetzt zum Dorfgemeinschaftshaus <strong>Hengstbach</strong><br />
umgebaut werden. Über die finanziellen Auseinandersetzungen habe<br />
ich mir keine Gedanken gemacht, das war Sache der Stadt. Am 18.9.1983<br />
wurde dann das neue Dorfgemeinschaftshaus <strong>Hengstbach</strong> durch den<br />
Oberbürgermeister der Stadt Zweibrücken, Werner von Blon, eröffnet. Die<br />
freiwilligen Helfer hatten rund 1600 Stunden an Eigenleistungen erbracht.<br />
Nach der Schlüsselübergabe durch mich wurde der Gemischte Chor<br />
<strong>Hengstbach</strong> unter seinem 1. Vorsitzenden Jakob Knecht neuer Hausherr.<br />
Eine besonders aufwändige Aktion war die Versetzung des Glockenturms<br />
vom Dach der alten Schule in <strong>Hengstbach</strong> auf den Friedhof neben die Leichenhalle.<br />
Das Fundament musste auf dem Friedhof vorbereitet und die<br />
Halteschienen dort eingesetzt werden. Es war nicht ganz so einfach, weil<br />
die Pfosten des Glockenstuhls roh mit der Axt zugehauen waren. Ich kannte<br />
den Direktor der DEMAG Werke und bat ihn um Hilfe. Er verwies mich<br />
zur Firma Mayer. Außerdem habe ich mir dann für die Maßnahme einen<br />
Auftrag von der Stadt besorgt. Ich bin dann zum THW und die haben das<br />
69
dann mit einigen Leuten gemacht. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung<br />
und der Presse wurden die Arbeiten durchgeführt. Als der Glockenstuhl<br />
auf dem Friedhof aufgesetzt wurde, passte er genau auf die von uns<br />
vorbereitete Platte.<br />
Dorfplatz mit alter Schule und Glockenturm im Hintergrund<br />
Das Gestell ist dann in Eigenleistung außen verkleidet worden. Am Sonntag,<br />
dem 7.10.1984 bei der Einweihung, läuteten zum ersten Mal die<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Glocken auf dem Friedhof. An diesem Tag waren alle zufrieden.<br />
Der Flickinger Klaus war dankbar, dass er die Glocke von seinem<br />
Dach runter hatte und die <strong>Hengstbach</strong>er freuten sich, dass die Glocke nach<br />
6 Wochen wieder wie gewohnt täglich um 11:00 Uhr läutet. Das ist bis zum<br />
heutigen Tag beibehalten. Nach 25 Jahren habe ich dann 1997 mitten in<br />
der Legislaturperiode als Ortsvorsteher aufgehört. Im Stadtrat war ich<br />
schon 1994 ausgeschieden. Ich denke, dass ich im Stadtrat vieles für unseren<br />
Ort mit persönlichen Gesprächen erreicht habe. Ich war immer im<br />
Personal- und im Hauptausschuss. Das ist der kleine Stadtrat, ein wichtiges<br />
Vorschlagsgremium. Im Laufe der Zeit habe ich dann auch mehrere<br />
Auszeichnungen erhalten: Am 30.03.1972 die Stadtplakette in Bronze und<br />
am 18.12.1980 in Silber, die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz und<br />
worauf ich besonders stolz bin, am 28. Oktober 1988 die Freiherr vom<br />
Stein Plakette, 1997 kam das Zweibrücker Wappenschild dazu.<br />
70
Überreichung der Freiherr vom Stein Plakette durch den<br />
Regierungspräsidenten Dr. Paul Schädler.<br />
Außerdem bin ich Ehrenmitglied des Sportvereins und Ehrenvorsitzender<br />
des MGV, dessen Vorsitzender ich von 1973 -1997 war.<br />
Ich denke, dass ich einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Fortschritt des<br />
Ortes nach dem Krieg beitragen habe. Ich möchte sagen, von allen Vororten<br />
waren wir immer bei den ersten, wenn es um etwas Neues ging.<br />
Mein Nachfolger Kurt hat jetzt 14 Jahre, er muss noch elf machen. Meiner<br />
Meinung nach macht er seine Sache gut. Ich schätze ihn. Ich habe den<br />
Eindruck, dass er manches in meinem Sinne weiterführt.<br />
71
5.4 Anneliese und Helmut Werner<br />
- wie sich eine Evakuierungsliebe in <strong>Mittelbach</strong> ausgewirkt hat<br />
Anneliese Werner: Ich bin am 21.05.1926 in<br />
der <strong>Mittelbach</strong>er Mühle geboren. Mein Vater<br />
war Georg Reif von Bubenhausen, meine Mutter<br />
Maria Reif, geb. Weber aus der Mühle.<br />
Mein Großvater Friedrich Weber hatte 1923<br />
die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle erworben, damals ist in der Mühle noch gemahlen<br />
und auch Brot gebacken worden. Das Brot hat meine Mutter mit dem Pferdefuhrwerk<br />
nach <strong>Hengstbach</strong> und nach Wattweiler gefahren und dort verkauft.<br />
Wir hatten auch einen landwirtschaftlichen Betrieb, bei dem zuerst auch<br />
der Bruder meiner Mutter mithalf. Der ist aber 1924 verstorben. Dann gaben<br />
sie den Mühlbetrieb auf und als mein Vater einheiratete, er war<br />
Schreiner von Beruf, sattelte er um und wurde Landwirt. Der Betrieb hat in<br />
dieser Zeit die Familie gut ernährt. Wir hatten damals acht Milchkühe,<br />
Kleinvieh dabei, ein paar Schweine und drei Pferde, mit denen auch gezüchtet<br />
worden ist. Es war ein rein landwirtschaftlicher Betrieb. Mit meiner<br />
Schwester Hannelore bin ich in diesem Betrieb groß geworden. Ich bin<br />
1932 in die Schule gekommen. Ich war dann auch in <strong>Hengstbach</strong> bei dem<br />
Lehrer Schmidt in der Schule und bei Lehrer Weis. Unsere Klasse bestand<br />
damals aus drei Klassenstufen, die vierte Klasse war in <strong>Hengstbach</strong> und<br />
dann sind wir wieder zurückgekommen nach <strong>Mittelbach</strong>. Der Unterricht<br />
begann damals jeden Morgen mit einem Gebet. Daran erinnere ich mich<br />
noch.<br />
75<br />
Die alte <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Mühle
Schüler und Schülerinnen der Jahrgänge 1924-1926 der Volksschule<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
1. Reihe von links: Friedel Klein; Ferdinand Emrich; Elsbeth Isemann;<br />
Erika Hoffmann; Liesel Weber; Anneliese Reif; Irma Flickinger; ? ;<br />
Dorothea Weber; Hildegard Seegmüller<br />
2. Reihe: Trude Heller; ? Dröscher; Herbert Vollenweider; Lydia Klensch;<br />
Erika Leiner; Frieda Becker; ? ; Werner Hussong; Wilhelmine Weber;<br />
Frieda Brand;<br />
3. Reihe: Kurt Hertel; Gerhard Weber; Berthold Dettweiler ; Walter Kühn;<br />
4. Reihe: Erna Hermann; Theo Wannenmacher; Helmut Bolies; ? , ?; ? ;<br />
Carius Erich; Weber Werner Lehrer: Theo Schmidt<br />
Wir waren, glaube ich, nur acht oder neun Schüler im Jahrgang. Es waren<br />
sieben Mädchen und drei Jungen. Die „Dorle“ aus der „Hütte“, die Erika,<br />
die Irma Flickinger, von <strong>Hengstbach</strong> Kerns Margarete, die Noe Thekla, die<br />
Landau Else, die Isemann Elsbeth, und ich. Die Jungen waren der Ferdinand<br />
Emrich, der Ludwig Noe von <strong>Hengstbach</strong> und der Bastian Edmund.<br />
Die Mädchen waren damals in der Vorstufe des BDM dabei, diese Gruppe<br />
wurde von Noes Liene, der späteren “Umbse Liene“ geleitet. Es wurde<br />
gesungen und gespielt, aber das Ganze war nicht politisch aufgezogen,<br />
mehr eine Gelegenheit sich zu treffen. Meine Schwester und ich waren voll<br />
76
in den Arbeitsablauf des Betriebs eingebunden, während der Schulzeit und<br />
auch nach der Schule. Später besuchte ich die Landwirtschaftsschule in<br />
Zweibrücken in der Jacobystraße. Im Betrieb wurden wir überall eingesetzt:<br />
beim Füttern, Melken, ob wir säen oder ernten waren, oder mit dem Binder<br />
arbeiteten. Die Alten sind morgens zuerst aufgestanden aber eine halbe<br />
Stunde später waren wir auch schon im Stall. Es wurden auch Fohlen gezüchtet.<br />
Wenn ein Fohlen geboren worden ist, waren wir Kinder natürlich<br />
ganz begeistert und sind sofort herbei geeilt. Im Sommer gab es viel Arbeit,<br />
dafür war es im Winter ruhiger. Wir hatten eine der ersten Melkmaschinen<br />
im Ort. Damals gab es noch kein Fernsehen, aber meine Oma die hat<br />
schon regelmäßig Nachrichten im Radio gehört, dem Volksempfänger, und<br />
sich dort bestens informiert über das was in der Welt geschah. Sie ist mit<br />
81 Jahren nach einer schweren Krankheit gestorben. Meine Großeltern<br />
sind hier in <strong>Mittelbach</strong> auf dem Friedhof beerdigt. In diesem Grab liegt jetzt<br />
meine Schwester Hannelore. Außerdem hatten wir als eine der ersten Familien<br />
in <strong>Mittelbach</strong> ein Telefon. Ich hab als Kind auf einem Stühlchen stehend<br />
schon telefoniert. Das Telefon hing an der Wand, man nahm den<br />
Hörer ab und dann meldete sich eine Frauenstimme, die dann die Verbindung<br />
herstellte. Ich konnte dann schon mit sechs Jahren mit meinen Großeltern<br />
in Bubenhausen telefonieren. Wir waren Selbstversorger. Lediglich<br />
Salz, Zucker und die Gewürze, die wir nicht im Garten hatten, sind dazu<br />
gekauft worden. Das Bargeld war damals meistens bei den Leuten im<br />
Haus. Die Oma und der Opa hatten die Kasse, da ist dann alles reingekommen.<br />
Alle Einnahmen, zum Beispiel das Milchgeld oder aus dem Verkauf<br />
von Brot, ist dann in dieser Kasse gesammelt worden. Davon sind<br />
dann die täglichen Ausgaben bestritten worden und mal eine Kuh oder<br />
auch ein Ferkel gekauft worden. Wir haben damals keinen Lohn bekommen<br />
wie wir es heute kennen, aber wenn wir dann irgendwo hingegangen<br />
sind und was benötigten, haben wir das Geld dann auch aus dieser Kasse<br />
bekommen. Damals gab es keine Bankgeschäfte so wie heute. Meine Mutter<br />
hatte vor dem Krieg schon eine Waschmaschine, das war ein Holzbottich,<br />
da war innen ein Einsatz drin wie ein Kamm, der hat sich gedreht. Da<br />
ist die Wäsche, die schon gekocht war, reingekommen und die Maschine<br />
hat sie dann sauber gemacht. Und außerdem war an der Seite noch so<br />
eine Art Mangel in der die Wäsche dann noch ausgedreht worden ist. Die<br />
wurde dann noch einmal im Wasser geschwenkt und kam dann nochmal<br />
77
zurück zum Ausdrehen. Das war dann schon eine Erleichterung, denn man<br />
ersparte sich das schwere Schrubben und Ausdrehen der Wäsche.<br />
Ich habe meinen Mann Helmut im Laufe der ersten Evakuierung kennen<br />
gelernt. Wir waren in Langenhain in Hessen gewesen, weil dort meine Oma<br />
bei Verwandten war. Mein Opa war mit zwei Pferden bis nach Hohlfeld bei<br />
Bayreuth gefahren. Er hatte den großen Treck begleitet. Danach kam er<br />
mit dem Zug und den Pferden zu uns nach Langenhain. Wir hatten einen<br />
Stall gebraucht für unsere Pferde, konnten aber keinen finden und sind<br />
deshalb in den nächsten Ort gegangen. Dort im Heimatort meines Mannes,<br />
Fauerbach vor der Höhe, fanden wir einen geeigneten Stall. Zuerst sahen<br />
wir uns in Fauerbach bei einer Gesellschaft, aber da war eigentlich noch<br />
nichts weiter geschehen außer einem Blickkontakt. Mit dem Pferdegespann<br />
sind wir dann von Fauerbach vor der Höhe 1940 in vier Tagen die 240 km<br />
bis nach Bubenhausen zurückgefahren. Zuerst stellten wir die Pferde in<br />
Bubenhausen unter, weil wir nicht wussten ob wir nach <strong>Mittelbach</strong> hinein<br />
können. Am nächsten Tag waren wir dann wieder zuhause. In dieser Zeit<br />
waren in <strong>Mittelbach</strong> ja nur Truppen gewesen und entsprechend sah dann<br />
auch unser Anwesen aus. Es war alles ausgeräumt. Mein Vater war ja<br />
Soldat in Zweibrücken. Er ist einmal heimgekommen und hat einen Soldaten<br />
hier im Haus gesehen und dann ist er auf die Kommandantur und hat<br />
sich beschwert. Es wurde dann nur gefragt, ob er wolle, dass dieser Mann<br />
bestraft wird. Geschehen ist nichts.<br />
Helmut Werner: Wir haben uns in Fauerbach kennen gelernt und ich habe<br />
damals schon gedacht, das Mädchen könntest du doch heiraten. Ich war<br />
noch kein Soldat im Jahre 1942. Damals besuchte ich mit meinem Cousin<br />
in Friedberg die Landwirtschaftsschule. Unter einem Vorwand hatten wir<br />
uns zuhause abgemeldet und ohne dass die Eltern das wussten auf den<br />
Weg nach Zweibrücken gemacht. Wir waren neugierig und wollten mal<br />
sehen wie es hier aussieht. Am Bahnhof im Deutschen Haus haben wir uns<br />
einquartiert und sind dann nach <strong>Mittelbach</strong> gelaufen. Und als wir hierherkamen<br />
war es inzwischen schon dunkel, die Straßenbeleuchtung war ausgeschaltet,<br />
es war ja Krieg. Ich wusste nicht wo sie wohnte, weder Adresse<br />
noch sonstige Angaben. Auf einmal sahen wir ein Mädchen mit einem<br />
Handkarren, auf dem Milchkannen standen. Und als ich näher hinging, sah<br />
ich, dass sie es war. Dann nahmen wir uns zum ersten Mal in die Arme und<br />
dann forderte sie uns auf mitzukommen in die Mühle. Wir sind dann mit<br />
nachhause. Ihre Mutter und ihre Großeltern kannten mich ja schon. Aber<br />
78
ihr Vater war mir unbekannt, er war ja als Soldat in Zweibrücken geblieben.<br />
Wir sind dann drei Tage hiergeblieben und der Opa, der hat uns die Gegend<br />
gezeigt. Er hat uns später an die Bahn gebracht und dann sind wir<br />
wieder nachhause gefahren.<br />
Ich bin im Krieg 1942 mit meinem Cousin nach Kassel eingezogen worden<br />
zur Infanterie-Geschützausbildung. Später war ich an der Ostfront in einer<br />
Sturmkompanie. Nach einem Lazarettaufenthalt in Metz hatte ich acht Tage<br />
Urlaub in <strong>Mittelbach</strong> und anschließend acht Tage in Fauerbach. Auf<br />
dem Weg zu meiner zuständigen Ersatzkompanie wurde ich während der<br />
Bombardierung in einem Keller verschüttet. Danach erreichte ich nach<br />
einem weiteren Lazarettaufenthalt mein Ziel erst verspätet. Von da aus bin<br />
ich wieder an die Ostfront zurück, wurde dann aber nach kurzer Zeit in die<br />
Heimat zurückbeordert um an verschiedenen Lehrgängen teilzunehmen.<br />
Wir waren gerade auf dem Unteroffizierslehrgang als die Amerikaner von<br />
Westen heranrückten. Ich bin von unserer Unterkunft zwei Dörfer nach<br />
Westen beim Amerikaner in Gefangenschaft gekommen. Nach einem Aufenthalt<br />
in einem amerikanischen Gefangenenlager bin ich unter glücklichen<br />
Umständen, unter anderem weil ich als Beruf Bauer angegeben hatte, Anfang<br />
Mai 1945 entlassen worden. Mein Schwager hatte das Glück, mir<br />
noch in dem Lager kurz nach meiner Entlassung über den Weg zu laufen.<br />
Ich erklärte ihm, wie er sich verhalten musste, um entlassen zu werden.<br />
Zusammen konnten wir deshalb das Lager als freie Menschen verlassen.<br />
Damals war ich 22 Jahre alt.<br />
Ich bin heim zu meinen Eltern gegangen. Nach ein paar Wochen sagte<br />
mein Vater zu mir: "Helmut, komm mal runter, du hast Besuch“. Da stand<br />
sie vor der Tür. Anfang 1946 war Anneliese in Langenhain, weil sie mit<br />
ihrer Freundin bei Verwandten Kleider abholen wollte. Sie war dann an<br />
meinem Haus vorbeigekommen. Zwei Tage später fuhr sie dann mit dem<br />
offenen Güterzug auf einer abenteuerlichen Fahrt wieder nachhause. Damals<br />
hat man eigentlich über die Gefährlichkeit einer solchen Reise nicht<br />
näher nachgedacht. Jedenfalls hatten wir uns bei dieser Gelegenheit wieder<br />
getroffen und als die Post wieder eingerichtet war auch regelmäßig<br />
geschrieben. Damit fing unser Verhältnis wieder an. 1947 bin ich dann<br />
endgültig nach <strong>Mittelbach</strong> gekommen. Am 14.4.1946 hatten wir uns schon<br />
verlobt, weil damals meine Schwester Konfirmation hatte und wir einfach<br />
die beiden Feste zusammengelegt haben. Man konnte ja damals nicht<br />
großartig backen, es gab ja nichts. Wir waren, wie man sieht, jahrelang<br />
79
efreundet, aber nie länger zusammen gewesen. Geheiratet haben wir<br />
dann 1947.<br />
Ich bin als gelernter Bauer mit einem Kopf voller Allüren und Ideen hier<br />
runter gekommen. Klaus ist 1948 als wir noch in der Mühle waren, im katholischen<br />
Krankenhaus geboren. Der Gerald ist 1951 im Evangelischen<br />
Krankenhaus und unsere Tochter Ulrike 1954 hier im Haus geboren. Der<br />
Klaus ist noch in der Mühle groß geworden, die Oma hatte ihn noch am<br />
Rockzipfel. Wir haben dann hier das Haus, das wir von Bernds Emil gekauft<br />
hatten, ausgebaut. Die hießen Brünesholz, die Leute sagten aber<br />
Bernd zu ihnen. Das Wohnhaus, das damals ganz nahe zu der heutigen<br />
Straße stand, war ausgebombt.<br />
Mein Schwiegervater hatte eine kleine Dreschmaschine, mit der war ich<br />
unterwegs. Ich machte den Vorschlag, noch eine neue Dreschmaschine zu<br />
kaufen, weil ich überzeugt war, dass wir damit gut ins Geschäft kommen<br />
konnten. Aber er war der Ansicht, dass eine Dreschmaschine für ihn genügt.<br />
Ich fragte ihn dann, ob ich eine für mich kaufen darf. „Wenn du eine<br />
kriegst, ja“. Mit dem Fahrrad bin ich in die Stadt zum Sebald gefahren, dem<br />
Landmaschinenhändler. Der Bruder vom Sebald war Stadtsparkassendirektor.<br />
Über den sind die Finanzierungen gelaufen. „Ich brauche die modernste<br />
Dreschmaschine, die es auf dem Markt gibt", sagte ich zu ihm,<br />
aber ich kann sie nicht bezahlen, ich habe kein Geld“. Da hat er gelacht:<br />
„Herr Werner, wie wollen Sie denn eine Dreschmaschine kaufen, wenn sie<br />
kein Geld haben?" Ich machte ihm einen Vorschlag. „Sie liefern mir im Juni<br />
die Dreschmaschine, damit ich die Kleinbauern, die ja in unserer Gegend<br />
ziemlich zahlreich sind, abfertigen kann“. Er wollte von vorneherein 1/4<br />
Anzahlung haben. Ich habe dann im Juni angefangen zu dreschen und<br />
habe dann durch Werbung so viel Arbeit gehabt, dass ich den ganzen Winter<br />
durchgedroschen habe, bis an die Fasenacht beim Deuer Karl in Bubenhausen.<br />
Ich habe dann meine 1/4 Anzahlung im November dem Sebald<br />
gebracht. Den Rest habe ich dann über die Stadtsparkasse mit dem Bruder<br />
finanziert. Das Geld stammte aus dem Marshallplan. Das hatte den Vorteil,<br />
dass man Geld bekam ohne Sicherheiten. Auf der Stadtsparkasse hätte ich<br />
ohne Sicherheiten keinen Kredit bekommen. Im nächsten Jahr habe ich, da<br />
ich erkannt hatte, dass ich vielen absagen musste, noch eine Dreschmaschine<br />
bestellt, und wenn man sich jetzt umsieht, was dazu gehört: Deckers<br />
Haus, das Haus der Frau Wannenmacher und Vollenweiders Haus.<br />
Die Häuser standen unten auf dem heutigen Parkplatz gegen Regiers zu.<br />
80
Das waren keine großen Häuser. In diesem Zusammenhang kann ich noch<br />
einen schönen Witz erzählen. Die alte Wagners konnte keine Kinder leiden.<br />
Die hatten vor ihrem Haus Stämme liegen. Rittlings saßen eines Tages auf<br />
den Stämmen mein Sohn Gerald und davor meine Tochter Ulrike. Die Ulrike<br />
hatte geschrien und da machte die Wagners das Fenster auf: „Wenn du<br />
nicht gleich ruhig bist, komme ich runter und fresse dich auf!" Gleich darauf<br />
kam von Gerald: „Die frisst du nicht auf, die hat die Hosen voll!"<br />
Angefangen habe ich mit einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen,<br />
das heißt: Lohneinsatz von Maschinen. Ich habe drei Dreschmaschinen<br />
gekauft und bin auf Lohndrusch gegangen; in alle Ortschaften und auf alle<br />
Höfe der Umgebung und habe Winterdrusch gemacht bis in den April hinein.<br />
Und dann kam die Umstellung und ich habe während dieser Zeit den<br />
Landes-Produkthandel angefangen, Düngemittel, Kali, Phosphate, alles.<br />
Während dieser Zeit kam dann der Mähdrescher auf. Ich war dann gezwungen<br />
zu modernisieren. Ich hatte zwei Mähdrescher und das hatte sich<br />
so ausgeartet, dass meine Frau gesagt hatte: „Wenn die Mähdrescher<br />
nicht sofort vom Hof kommen, lasse ich mich scheiden“. Das hatte folgenden<br />
Grund: Die Bauern hatten versucht uns zu erpressen. „Wenn du morgen<br />
früh nicht bei uns auf dem Acker stehst, dann kaufe ich meine Düngemittel<br />
bei der Raiffeisen, oder bringe meine Frucht zu der Raiffeisen". Da<br />
ich meistens auswärts bei den Maschinen war, musste das meine Frau<br />
aushalten. Sie hatte zuhause die Bestellungen und damit auch die Beschwerden<br />
der Bauern entgegengenommen. Wir hatten damals drei Beschäftigte,<br />
den Görgen Bernhard, den Nonnweiler Leo und den alten Mehl.<br />
Die zwei funkelnagelneuen Claas-Mähdrescher habe ich in die Zeitung<br />
gesetzt und am nächsten Tag schon verkauft. Meine Frau war froh, dass<br />
wir sie los waren. Später habe ich noch den Garten- und Landschaftsbau<br />
dazu genommen. Ich hatte gute Beziehungen zu den Straßenbauämtern<br />
und habe an den Ausschreibungen teilgenommen. So was hatte ich vorher<br />
noch nie gemacht. Ich hatte nur Grundkenntnisse von der Landwirtschaftsschule.<br />
Wir waren dann an den Autobahnen tätig bis Frankfurt, Wiesbaden,<br />
vorwiegend im süddeutschen Raum. Es war viel Arbeit, hat uns manche<br />
schlaflose Nacht gekostet, hat uns aber auch hoch gebracht. Das Arbeitsgebiet<br />
hat sich dann ausgeweitet, im Osten bis an die Zonengrenze. Wir<br />
hatten damals auch noch ein Gras-Wachstumshemmer gespritzt, ein Mittel<br />
das von mir ein bisschen verbessert worden ist. Die BASF hat uns das<br />
Mittel zur Verfügung gestellt, auch zu Versuchszwecken. Es war alles ganz<br />
81
gut, nur was schlecht war, die Gräser sind gehemmt worden und die breitblättrigen<br />
Pflanzen sind weiter gewachsen. Im Getreidebau gab es Spritzmittel,<br />
die nur die breitblättrigen Pflanzen vernichtet haben. Ich kam dann<br />
auf die Idee, beide Mittel zu mischen. Ich führte die Sache vor und hatte<br />
nach einem Jahr Probelauf gute Erfolge vorzuweisen. Dann besuchte ich<br />
die Autobahnämter Frankfurt, Kassel und Karlsruhe. Dabei war die Gewinnspanne<br />
so gut, dass ich mir Gedanken machte, dass ein gutes Jahr<br />
genügt, um von diesen Aufträgen zu leben. Dann kann man alles andere<br />
im Betrieb abstoßen. Im nächsten Jahr hatte ich einen großen Auftrag beim<br />
Straßenbauamt in Weilburg. Spritzen! Aber dann kam plötzlich mitten in der<br />
Spritzzeit das Verbot, chemische Mittel weiterhin anzuwenden. Damals<br />
hatten die Grünen schon Einfluss, obwohl die Mittel nicht giftig waren. Man<br />
verwendet ein Teil des Mittels heute noch im Getreideanbau. Ich hatte aber<br />
die Verträge in Weilburg, konnte sie aber nicht ausführen. Ich bot daraufhin<br />
dem Straßenbauamt an, für das gleiche in den Verträgen festgelegte Geld<br />
die Flächen zu mähen. So bin ich dann zum Mähen gekommen. Dann hatte<br />
ich drei Mähzüge und vier oder fünf Unimogs. Der Betrieb hatte zur besten<br />
Zeit um die 60 Leute beschäftigt. Ich habe dann den Betrieb 87 übergeben.<br />
Es existiert ein Übergabevertrag, in dem alles genau geregelt ist.<br />
Da war der Gerald schon dabei. Der Klaus und ich konnten die Führung-<br />
und Überwachungsaufgaben nicht mehr bewältigen, wir benötigten Ingenieure.<br />
Anfänglich hatten wir dann auch zwei Ingenieure aber das war nichts,<br />
nicht weil sie nichts konnten, sondern weil sie mit ihren Vorstellungen nicht<br />
zu unserem Betrieb passten. Sie wollten vom Schreibtisch aus die Arbeit<br />
verrichten und das lief bei uns nicht so. Man musste zwangsläufig draußen<br />
82<br />
Betriebsgelände<br />
um 1980
auf der Baustelle dabei sein. Klaus hatte den Vorschlag gemacht, den Gerald,<br />
der gerade mit dem Studium fertig geworden war, dazu zu nehmen<br />
und dieser hat dann auch eingewilligt. Irgendwann in den Weihnachtsferien<br />
kam der Gerald dann zu uns, die beiden besprachen das Vorhaben und<br />
teilten mir ihren Entschluss mit: „Wenn der Gerald einen Maschinenbau<br />
aufbauen darf, macht er mit". Die beiden beteuerten, dass es geht und so<br />
stimmte ich dann auch zu. Wir brauchten dann noch einen Ingenieur und<br />
das war der Herr Klug, der bis zu seinem Tod im vorigen Jahr 26 Jahre<br />
lang bei uns blieb. Ich bin geehrt worden für 51-jährige Mitarbeit im Verband<br />
der landwirtschaftlichen und kommunalen Dienstleistungsunternehmen.<br />
Ich war mit Verbandsgründer. 13 Jahre lang war ich Präsident des<br />
Rheinland-Pfälzischen Landesverbandes in Koblenz. Im Bundesverband in<br />
Bonn war ich 7 Jahre lang als Vizepräsident tätig. Ich bin freiwillig zurückgetreten,<br />
um dem Max, meinem Nachfolger, die Möglichkeit zu geben, die<br />
Nachfolge zu übernehmen. In Brüssel, wohin ich vom Verband delegiert<br />
worden bin, wurde mir dann das Bundesverdienstkreuz angetragen. Die<br />
Urkunde, von Bundespräsident Weizsäcker unterzeichnet, und das<br />
Bundesverdienstkreuz bekam ich am 18.05.1993 in Neustadt.<br />
Im Ort war ich auch eingebunden in die Kommunalpolitik. Darüber habe ich<br />
noch eine Urkunde, die aussagt, dass ich ununterbrochen ab 1952 im Gemeinderat<br />
unseres Ortes bis zur Eingemeindung 1970 nach Zweibrücken<br />
tätig war. Ich war nach der zweiten freien Gemeinderatswahl in den Gemeinderat<br />
gewählt worden. Vorher waren die Bürgermeister durch die Militärregierung<br />
eingesetzt worden. Ab der nächsten Wahl war ich dann jedes<br />
Jahr Mitglied des Gemeinderates bis zur Eingemeindung. Wir mussten vor<br />
allen Dingen Sorge tragen, dass die Feldwege wieder in Ordnung kommen.<br />
Unser Gemeindearbeiter, der Hussong, konnte ja alleine nicht alle Gräben<br />
ausheben und alle Wege in Ordnung halten. Es wurde dann ein Frondienst<br />
eingerichtet. Jeder Landeigentümer musste eine bestimmte Anzahl Stunden,<br />
abhängig von der Anzahl seiner Äcker, ableisten. Das war eine ganzjährige<br />
Arbeit, die neben der regulären Arbeit auf dem Felde anfiel. In <strong>Mittelbach</strong><br />
ist nie eine Flurbereinigung durchgeführt worden. Ich hätte das<br />
gerne durchgeführt, aber ich konnte damit nicht durchkommen. Es war<br />
einfach zu viel Kleinbesitz da. Die waren gegen die Flurbereinigung, weil<br />
der Haupterwerb nicht die Landwirtschaft war, sondern die Fabrik. Die kamen<br />
nachmittags heim, da hatte die Frau schon die Kühe angespannt und<br />
dann ging es hinaus auf die Felder. Die Leute hatten kein Interesse an<br />
83
größeren Flächen, als sie nachmittags bewirtschaften konnten. In dieser<br />
Zeit haben auch einige Bauern ausgesiedelt. In <strong>Mittelbach</strong> waren das der<br />
Lauer Heinz mit dem Lindenhof, und der Röller Alfred mit dem Rechentalhof,<br />
der damit aber kein Glück hatte. Kurz nach seinem Unfalltod folgten<br />
ihm seine beiden Söhne. Die Witwe musste daraufhin den Hof aufgeben.<br />
Heute ist er im Besitz der Familie Oberle, die ein Reitsportzentrum betreibt.<br />
Der Lindenhof ist jetzt im Besitz der Familie Spinner, die ihn als Bio-Hof<br />
betreibt und die Biomilch und Biokäseprodukte in einer eigenen Molkerei im<br />
Saarland vermarktet und vertreibt.<br />
In <strong>Hengstbach</strong> ist die Familie Denger auf den Glockenhof ausgesiedelt.<br />
Dieser Hof wird jetzt betrieben vom Heiko Denger. Daneben gibt es im Ort<br />
nur noch einen Vollerwerbsbetrieb, der von Karl-Heinz Regier jun. Der junge<br />
Köhler wird wohl den Betrieb seines Vaters nicht weiterführen. Ein<br />
enormer Rückgang an Bauern, wenn man bedenkt, dass wir früher mal<br />
über 50 Betriebsstätten gezählt haben. Das war der Beginn des Strukturwandels.<br />
Nach dem Krieg habe ich geholfen, die <strong>Mittelbach</strong>er Feuerwehr aufzubauen.<br />
Als ich hier her kam, war von der Feuerwehr gar nichts mehr da. Ich<br />
bekam eines Tages den Bescheid vom Bürgermeisteramt, dass ich Feuerwehrdienst<br />
zu machen hätte. Es gab aber keine Feuerwehr, keinen Kommandanten.<br />
Die Motorspritze hat noch in dem Gebäude neben der Schule<br />
gestanden, wie sie vor dem Krieg abgestellt wurde. Auf einmal wurden<br />
dann die Feuerwehren wieder aufgebaut. Dann hat es aber an dem Feuerwehrkommandanten<br />
gefehlt. Die sind dann auf mich gekommen, weil sie<br />
gehört hatten, dass ich zuhause in meiner Heimatgemeinde als Feuerwehrkommandant<br />
von den Amerikanern eingesetzt worden war. Bevor ich<br />
Soldat wurde, hatte ich schon bei der Jugendfeuerwehr die Grundkenntnisse<br />
erworben. Ich habe dann ein Jahr lang in Fauerbach die Feuerwehr<br />
geleitet. Damit bekam ich auch die Informationen wie ein Feuerwehrwettkampf<br />
gemacht wird. In <strong>Mittelbach</strong> waren alle benachrichtigt worden, die zu<br />
der Feuerwehr gehörten. Ich habe dann die Grundausbildung der Feuerwehr<br />
in <strong>Mittelbach</strong> durchgeführt. Die Mannschaft wurde von mir auf den<br />
Feuerwehrwettkampf gedrillt. Die Contwiger hatten damals schon eine sehr<br />
aktive Feuerwehr mit einem guten Wehrführer. Wir sind zum 1. Wettkampf<br />
dorthin gekommen und haben auf Anhieb gewonnen.<br />
84
Abfahrt der Feuerwehr vor dem 1. Wettkampf in Contwig<br />
Feuerwehrleute vor dem „Löschen“ an der Saarpfalz<br />
Vorne von rechts: Horst Klensch; Edgar Kühn (knieend); Magda, Frau<br />
von Flickinger Kurt; dahinter Alfred Röller; Rita Schlimmer; Bodmer<br />
Alois; Kurt Holaus; Jakob Röller; Ludwig Flickinger;<br />
hinten: Günter Träutner; Fritz Fuhrmann; Werner Weber;<br />
Helmut Werner; Bolies Erich ; ?<br />
Den Unimog samt Fahrer habe ich damals zur Verfügung gestellt. Mein<br />
Stellvertreter war der Weber Werner und der Ferdinand Emrich, der späte-<br />
85
e Bürgermeister. Feuerwehrübungen habe ich sonntags morgens angesetzt.<br />
Danach ging es dann zum Löschen in die Saarpfalz. Das war auch<br />
ein wichtiger Bestandteil der Übung. Ich habe jedenfalls die Feuerwehr auf<br />
Schwung gebracht und sie später dem Weber Werner übergeben, der dann<br />
Kommandant wurde. Ich konnte aus zeitlichen Gründen das Amt nicht<br />
mehr ausüben. Das war noch in den fünfziger Jahren.<br />
Was hat sich im Verlauf dieser Zeit am meisten in unseren Dörfern verändert?<br />
Aus meiner Sicht war es die Strukturveränderung in der Landwirtschaft,<br />
die das Ortsgesicht stark verändert hat. Wenn man früher nach<br />
<strong>Mittelbach</strong> hineinfuhr, sah man vor den Häusern Pferdefuhrwerke, auch<br />
Kuhgespanne und Mistkauten.<br />
Das Dorfbild war durch die Bauern bestimmt. Heute stehen vor jedem Haus<br />
Autos. Die Mistkauten sind vollständig verschwunden. Im Ort haben wir<br />
lediglich noch zwei Bauernbetriebe. Geändert hat sich auch das Zusammenleben<br />
der Dorfgemeinschaft. Nach dem Kirchgang, damals war die<br />
Kirche noch voll besetzt, traf man sich anschließend in einer Gastwirtschaft<br />
um sich auszutauschen. Diese Gewohnheit ist vollständig verschwunden.<br />
Damit einhergehend auch eine gewisse „Gastwirtschaftskultur". Dazu hat<br />
auch mit Sicherheit die Verbreitung des Fernsehens beigetragen. Die Leute<br />
blieben zunehmend zuhause in ihrer Wohnung oder sie machten Urlaub<br />
außerhalb des Ortes.<br />
Diese Entwicklung mag man bedauern oder auch nicht, in jedem Fall ist<br />
festzustellen, dass wir heute doch über eine Menge Annehmlichkeiten verfügen,<br />
die wir früher nicht hatten.<br />
86
5.4.1 Die Geschichte vom <strong>Mittelbach</strong>er Farren<br />
erzählt von Helmut Werner.<br />
In den 50er Jahren besaßen die <strong>Mittelbach</strong>er Bauern noch einen gemeinschaftlich<br />
gehaltenen Zuchtbullen – den sogenannten Farren. Heute werden<br />
die Kühe ja leider künstlich besamt.<br />
Die Haltung des Farren oblag dem Farrenhalter, damals war das der<br />
Landwirt Jakob Röller. Das Anwesen Röller, heute das Anwesen Morgenthaler<br />
(Anmerkung: die „Hütt“, weil dort früher einen Ziegelhütte war), findet<br />
sich in der Dorfmitte hinter der ehemaligen Dorfschmiede, die von der Familie<br />
Daniele gekauft und bewohnt wird.<br />
In einer Bauernversammlung in der unteren Wirtschaft Back, ging es damals<br />
um die Vergütung des Farrenhalters. Jakob Röller schilderte die gefährliche<br />
Arbeit mit dem großen schweren Tier und beantragte eine Erhöhung<br />
des Farrengeldes. Gleichzeitig behauptete er aber, dass er sehr gut<br />
mit dem Farren arbeiten und ihn überall problemlos hinführen kann.<br />
Daraufhin kam aus der Versammlung ein Einwurf: „Wenn du den Bullen<br />
hierher bringst, spendiere ich einen Kasten Bier.“<br />
Nachdem Jakob Röller nicht reagierte schlossen sich andere der Wette an<br />
und so standen plötzlich sieben Kasten Bier als Wettangebot im Raum.<br />
Plötzlich stand Jakob Röller auf und fragte: „Wer geht mit mir? Ich hole den<br />
Bullen!“<br />
Zwei Männer machten sich mit dem Farrenhalter auf den Weg zum Bullenstall.<br />
87
Einige Zeit später führte Jakob Röller den Farren über den Hintereingang in<br />
die Wirtschaft. Die Anwesenden zogen sich zuerst erschrocken zurück.<br />
Willi Schaumburger zeigte sich mutig und reichte dem Tier einen gefüllten<br />
Maßkrug Bier hin. Der Bulle leckte genüsslich den Schaum ab, drehte dann<br />
aber enttäuscht den Kopf weg. Das war offensichtlich nicht sein Lieblingsgetränk.<br />
Bauernversammlung in der unteren Wirtschaft<br />
Vorne von links: Schaumburger Willi, Carius Arnulf, Back Emma, Röller<br />
Otto, Lauer Heinz, dahinter etwas verdeckt, Helmut Werner und Helmut<br />
Hüther.<br />
Hinten von links: Vollenweider Erwin, Weinland Edgar, Dettweiler Kurt,<br />
Wolf Ewald und Vollenweider Otto.<br />
Außer Helmut Hüther, der bei der JVA beschäftigt war, der Wirtin, Frau<br />
Back, zeigt das Bild auch wie viele Personen damals in <strong>Mittelbach</strong> noch<br />
Landwirtschaft betrieben. Es sind nicht alle Landwirte abgebildet, u. a. war<br />
auch der Imhof Peter dabei.<br />
Nach kurzem Aufenthalt wurde der Bulle wieder in seinen Stall zurückgeführt.<br />
Damit hatte Jakob Röller die Wette gewonnen und bewiesen, dass er<br />
durchaus in der Lage war, mit dem Tier zurecht zu kommen..<br />
Sieben Kasten Bier waren an diesem Abend von der Versammlung nicht<br />
mehr zu schaffen. Die Wettprämie wurde später umgewandelt in ein Gemeinschaftsessen<br />
mit den Frauen der anwesenden Bauern.<br />
88
5.5 Karl-Heinz Regier<br />
- Heimatvertriebener und Landwirt<br />
Geboren bin ich am 19.11.1932 in Petershagen im Freistaat<br />
Danzig in Westpreußen. Wir wohnten auf einem ca. 30 ha großen<br />
Einzelhof, etwa 100 m von einem Fluss entfernt. Die Betriebe in der flachen<br />
Landschaft nahe der Ostsee lagen ein Stück weit auseinander. Die Großeltern<br />
haben 8 km weg gewohnt und da haben wir schon eine Tagesreise mit<br />
dem Pferd gemacht. Meine Schwester ging noch in die 100 m entfernte<br />
Landschule, aber ich musste in die Stadt Tiegenhof zweieinhalb Kilometer<br />
zu Fuß laufen. Im März 1939 ist meine Mutter gestorben und am 1. April<br />
bin ich in die Schule gekommen. Wir waren vier kleine Kinder, meine<br />
Schwester ist ein Jahr älter. 1939 fing der Krieg an, nur 30 km von uns<br />
entfernt. Bis 1944 hatten wir Ruhe und Ende Januar 1945 sind wir dann bei<br />
20° Frost und 40 cm Schnee auf die Flucht gegangen. Bis April irrten wir<br />
noch in diesem Raum umher, weil alles schon dicht war mit dem Militär. Es<br />
gab nur den Ausweg über die Ostsee. Am 12. April 1945 wurden wir mit<br />
kleinen Booten von der Weichselmündung aus eingeschifft und auf hoher<br />
See umgeladen auf einen Kohlenfrachter, auf dem 5000 Menschen waren.<br />
In drei Tagen waren wir dann in Kopenhagen. Dort kamen wir direkt in eine<br />
große zweistöckige Halle, und darin waren dann 5000 Menschen untergebracht.<br />
Alle lagen auf Stroh in Reihen, 2500 Menschen in einem Raum.<br />
Unsere Familie bestand aus 15 Personen. Mein Großvater ist schon im<br />
ersten Lager Ende Mai gestorben. Wir hatten dort in der ersten Zeit eine<br />
sehr schlechte Verpflegung und haben sehr gehungert, bis das mal besser<br />
wurde. Dazwischen sind auch viele Kinder an Typhus oder anderen Krankheiten<br />
gestorben. Weil alle Flüchtlinge zusammengelegt wurden, kamen<br />
wir nach Ochsböhl, das Hauptlager in Dänemark. Da waren dann 35.000<br />
Heimatvertriebene in dem Lager. Und dort sind wir dann geblieben bis<br />
1948 im Herbst. Im Lager gab es eine deutsche Verwaltung. Es war mit<br />
Stacheldraht umzäunt und keiner durfte raus Es gab überwiegend Eintopf.<br />
Selbst kochen war nicht möglich. Ein Jahr hatte ich keinen Unterricht und<br />
dann hatten wir ja auch ein bisschen Schule in dem großen Lager. 1948,<br />
da war ich ja schon 16 Jahre alt, bin ich dort in die Berufsschule gegangen.<br />
Im Sommer 1948 wurden die Lager geöffnet. Meine große Schwester und<br />
ich wollten unbedingt in Deutschland bleiben. Und dann haben die evangelische<br />
Kirche und die mennonitische Kirche, der ich damals angehörte,<br />
91
gesagt, sie nehmen die Leute auf. Wohnung und Arbeit mussten nachgewiesen<br />
werden, sonst konnte man nicht hinaus. So kamen wir dann in die<br />
Nähe von Neuhemsbach bei Kaiserslautern auf den Randeckerhof. In diesen<br />
Raum sind einige von meinen Verwandten gekommen, weil es dort<br />
viele Mennoniten gab. Die haben uns dann aufgenommen und dann ging<br />
es los. Die ganze Familie musste hart arbeiten: die Mutter melkte die Kühe<br />
und der Vater musste auf den Feldern arbeiten. Es war Herbst und uns fiel<br />
diese Knochenarbeit besonders schwer, weil wir das nicht mehr gewohnt<br />
waren. Mit 16 Jahren Rüben und Kartoffel ausmachen und alles im November,<br />
eiskalt! Kurz darauf habe ich dann eine landwirtschaftliche Lehre<br />
angefangen, in einem anderen Betrieb. Nach neun Monaten wurde ich<br />
krank. Und dann war ich wieder bei meinen Eltern auf dem Randeckerhof.<br />
Meine Mutter wollte dann nicht mehr länger dort bleiben und mein Vater<br />
wollte sich auch mit 50 Jahren selbstständig machen. In der Nähe war eine<br />
Auktion und da haben die <strong>Mittelbach</strong>er einen Bullen gekauft. Die sind dann<br />
hinterher zusammengekommen und da hat einer gesagt, er suche einen<br />
Pächter. Daraufhin haben sich meine Eltern beworben. Im Herbst 1950 ist<br />
dann mein Vater schon allein hierher, weil die Wohnung noch besetzt war.<br />
Da hat der Erwin Becker mit seiner Frau drin gewohnt, das war der Besitzer<br />
und die Pächter, die vor uns da waren, eine Familie Seibert. Die hatten<br />
schon früh das Handtuch geworfen und sind dann von hier weg. Es hat<br />
dann aber noch eine Zeit gedauert bis die rausgingen. Im Februar 1951<br />
sind wir hierhergekommen. Dann sind wir in die alten Gebäuden eingezogen.<br />
Und seitlich daneben war das Haus gestanden vom Vollenweider, das<br />
war nur 1 m von unserem weg. Das hat später in den achtziger Jahren die<br />
Firma Werner für den Parkplatzbau zuerst abgerissen. Dort hat der Engel<br />
Philipp drin gewohnt. Wir sind nur deshalb hergekommen, weil der Becker<br />
Erwin kriegsverletzt war und das Bein verloren hatte. Er konnte deshalb<br />
nach dem Krieg die Landwirtschaft nicht mehr machen. Er war der Sohn<br />
des Altbürgermeisters Becker, der in <strong>Mittelbach</strong> vor dem Krieg Bürgermeister<br />
war. Sein Vater war schon im April 51 gestorben. Seine Mutter hatte<br />
noch länger gelebt und uns auch noch immer fleißig geholfen. Die Beckers<br />
waren patente Leute. In dem Haus war dann noch zwei Jahre lang im zweiten<br />
Stock die Raiffeisenbank von <strong>Mittelbach</strong> bis sie in das Gebäude vor der<br />
Brücke umgezogen ist. Der Erwin Becker hat dann als Rechner die Raiffeisenkasse<br />
geführt. Bei uns war immer Tag der offenen Tür, denn die hatten<br />
oben ihr Büro. In zwei Zimmern hat oben die Familie Becker gewohnt. Da-<br />
92
neben war noch ein kleiner Raum, in dem ich mit meinem Bruder geschlafen<br />
habe. Wir wohnten unten. Das Gebäude war durch die Sprengung der<br />
Brücke vom Krieg schwer beschädigt und zum Teil baufällig. 1957 ist dann<br />
die alte Frau Becker gestorben und der Erwin hat uns den Besitz verkauft.<br />
Es war in dieser Zeit ziemlich eng, wir hatten zwei Zimmer, eine Küche und<br />
eine Schlafstube und das Klo war weit entfernt im Stall. Das erste was wir<br />
gemacht haben, war, die Toiletten näher an die Wohnung heranzuholen.<br />
Dann haben wir langsam damit begonnen, etwas in den Betrieb rein zu<br />
stecken. Mein Vater war ja dort schon bald 60. Zuerst wurde der Queranbau<br />
hochgezogen. Damals musste unter anderem noch die Frucht eingefahren<br />
werden. Bei der Betriebsweise heute wäre er so nicht mehr erforderlich.<br />
Wir haben dann noch vom Flickinger Willi hinter dem Haus einen Garten<br />
kaufen können, sonst hätten wir ja gar keinen Platz gehabt. Der hat uns<br />
wirklich gut gewollt. Ich kann nicht behaupten, dass wir schlecht aufgenommen<br />
worden sind. Es gab aber auch welche, die uns wegen der Konkurrenz<br />
nicht so gut gesonnen waren. Mit unseren Nachbarn, den Borns<br />
und den anderen sind wir gut ausgekommen. Sicher war es von Anfang<br />
schwer, erstens kamen wir aus dem flachen Gelände und dann hier die<br />
steilen Berge. Hier gab es viele Steine, bei uns nur ab und zu mal ein großer<br />
Findling.<br />
Es gab ja fast in jedem Haus Vieh und jeder hat sich noch durch die Landwirtschaft<br />
ernährt. Unser Betrieb war schon einer der größeren. 11 ha Land<br />
und 3 ha Wald haben wir damals übernommen von den Beckers. Und als<br />
Pächter mussten wir ja die ganzen Maschinen, die wir übernommen haben,<br />
kaufen. Die Wagen und die Pferde, das gesamte Inventar. Bis 1955 hatten<br />
wir drei Pferde. Einige Betriebe im Ort hatten Pferde. Wenn man das Dorf<br />
rein kam, ist es links losgegangen mit dem Edgar Weinland, dann kam<br />
rechts der Decker Paul, der Erwin Vollenweider gegenüber der Gastwirtschaft,<br />
dann der Georg Reif in der Mühle, dann der Peter Imhof und der<br />
Lothar Dettweiler gegenüber der mittleren Gastwirtschaft. Dazwischen war<br />
noch der Betrieb vom Schilb Heinrich, heute Bastian. Zur Ortsmitte hin<br />
dann rechts der August Fess (später Kunerth) und der Otto Weber, wo jetzt<br />
der Schülmann wohnt. Der Decker Walter hatte neben seinem Kolonialwarengeschäft<br />
auch noch Landwirtschaft mit Pferden. In der Gasse waren der<br />
Ludwig Mauß und der Ewald Wolf, vormals Brünesholz und Dettweiler. Das<br />
Bauernhaus vom Ludwig Mauß hat jetzt der Spanier. Daneben hat die Familie<br />
Klensch gewohnt. An der Kirche war noch der Betrieb von der Olga<br />
93
Decker. Dort war später die Metzgerei vom Decker Willi und heute ist das<br />
Computergeschäft vom Marc Sand in diesem Gebäude. Im Eck war der<br />
Kurt Dettweiler senior, der Gölzer (später Heinz Lauer) und der Röller Alfred.<br />
Und in der Hütte hatte der Karl Weber (später Jakob Röller) noch<br />
Pferde gehabt. Im Kirchental war noch der Ludwig Knecht, wo der Peter<br />
Kraus wohnt. Das Haus ist jetzt geteilt. Der Felix Schanz hat sein Haus dort<br />
auf die Grundmauern gebaut, wo früher die Feldscheune war. Ganz hinten<br />
links war mein Schwager Arnulf Carius mit seinem Betrieb und schräg gegenüber<br />
der Willi Schaumburger. Im Oberdorf gab es weniger Betriebe mit<br />
Pferden. Der Alfred Schneider von der Wirtschaft hat eins gehabt, links ist<br />
der Edmund Mauß gekommen, der Degen (heute Georg Köhler) und auch<br />
der Georg Hertel, wo der Lehmann Erich jetzt drin wohnt, hat noch welche<br />
gehabt. Und vor dem Schreiner Walter Ebersold am Ortsausgang links war<br />
noch der Rudi Klein. Der hat noch lange die Milch mit den Pferden in die<br />
Stadt gefahren. Er war auch einer der ersten, der einen Traktor hatte, mit<br />
dem er die Milch gefahren hat (siehe Gespräch mit der Familie Werner).<br />
Als ich hier her kam, gab es drei Betriebe mit Traktoren. Das war der<br />
Georg Reif, der Erwin Weinland an der Kirche und der Erwin Becker. Der<br />
Otto Vollenweider ist zuerst mit Kühen gefahren und hatte später auch<br />
Pferde. Außerdem gab es drei Dreschmaschinen. Die Bauern im Ort waren<br />
nach dem Krieg über die Pfälzer Bauern- und Winzerschaft organisiert. Es<br />
waren in <strong>Mittelbach</strong> an die 30 Mitglieder. Einige haben dann einen kleinen<br />
Schlepper gekauft, das ist so um 1954/55 losgegangen. Da haben alle<br />
noch Pferde dabei gehabt. Die Schlepper waren eigentlich nur dazu da,<br />
schwere Lasten zu bewegen, um zum Beispiel Zuckerrüben nach Ixheim<br />
an die Bahn zu fahren. In <strong>Mittelbach</strong> sind 21 ha Zuckerrüben gepflanzt<br />
wurden. Der Wahlerhof hat in dieser Zeit auch Zuckerrüben abgeliefert.<br />
Daneben hatten wir zehn Ferkel, Heu und Getreide und einige Hühner. Von<br />
Anfang an hatten wir vom Müller Reidinger in Hornbach unser Getreide<br />
mahlen lassen. Er hat unser Mehl zum Bäcker Werle geliefert, der hatte<br />
sein Geschäft dort, wo jetzt der Herr Panzer drin ist. Wir mussten nur den<br />
Backlohn bezahlen. Und der Ambos hat auch noch von uns Mehl gekriegt<br />
fürs Brot backen. Die Isemanns in der <strong>Hengstbach</strong>er Mühle haben damals<br />
nur noch aus Getreide Schrot gemahlen.<br />
94
Hof um 1955<br />
Die ersten zwei Jahre ist hier nicht viel gewachsen, weil das Land zum Teil<br />
verwahrlost war. Wir waren schon der dritte Pächter. Vor allen Dingen haben<br />
wir viel Land auf der ungünstigen Seite zur Roth-Heck hin. Auf der<br />
anderen Seite des Ortes wo der Spinner wohnt, ist das Land besser. Wir<br />
haben dort oben an der Roth-Heck mindestens 4000 m Waldrand. Und<br />
damit einen ebenso langen 10 m breiten Schattenbereich, in dem wenig<br />
wächst. Dort liegen jetzt schon einige Felder, die gar nicht mehr bepflanzt<br />
werden. Von Anfang hat man jeden Quadratmeter gepflegt, das ist ja nicht<br />
wie heute.<br />
Bis 1955 war überhaupt nichts dazu zu pachten, weil jeder sein Land<br />
brauchte. Der Kurt Dettweiler hat damals als erster aufgehört und an uns<br />
ziemlich Land verpachtet. So nach und nach ist dann einiges dazugekommen.<br />
Wir haben nur gepachtet was auf unserer Seite liegt, damit man möglichst<br />
schnell mal ein größeres Stück zusammenkriegt. Das ist aber jetzt<br />
doch für uns zum Nachteil ausgeartet. Wir hatten ja zum Teil auch Felder<br />
auf der guten Seite, die haben wir dann leider getauscht. Wir hatten ja damit<br />
gerechnet, dass die Flurbereinigung einmal kommt und es zu einem<br />
gerechten Ausgleich kommt. Auf der Dorfseite bepflanzen wir nur 1,3 ha.<br />
1 ha haben wir an den Spinner verpachtet, also umgetauscht. Dann haben<br />
wir im Kirchental noch fast 1 ha, der auch getauscht ist. Jetzt haben wir so<br />
an die 33 ha mit dem Wald.<br />
Zuerst hatten wir noch Schweine und meine Mutter hat ungefähr 30 Hühner<br />
gehalten. Die Eier wurden in die Stadt verkauft. Und dann hatten wir auch<br />
Schweine und Rindvieh. Dann, als die Pferde weg waren, kam eben der<br />
Rindviehbestand. Wir konnten die Ackerflächen nicht vergrößern sondern<br />
nur das Grünland. Deshalb habe ich dann mehr auf die Milchwirtschaft<br />
95
gesetzt. Man hatte uns zuerst empfohlen, das Rindvieh abzuschaffen und<br />
mit Schweinen anzufangen. Es war die Zeit, als die Großställe aufkamen.<br />
Das konnten wir im Dorf aber schon wegen der Geruchsbelästigung nicht<br />
machen. Im Nachhinein war das ganz gut so. Heute kostet ein Schwein<br />
100 € und davon allein könnten wir nicht leben.<br />
Als ich 1965 den Betrieb übernommen habe, mein Vater war damals 65<br />
Jahre alt, war dieser Wandel beendet.<br />
Wir waren schon fünf Jahre verheiratet. Meine Frau stammte aus Oberfranken,<br />
ich habe sie kennen gelernt als sie Haushaltshilfe bei dem Pfarrer<br />
Dr. Dr. Fremgen war. Die <strong>Mittelbach</strong>er Mädchen wollten alle keine Bauern<br />
mehr.<br />
Die Familien haben, als sie hierhergekommen sind, zuerst Soforthilfe bekommen.<br />
Wir hatten nichts gehabt als das, was wir am Leib trugen. Dann<br />
erhielten wir auch Möbel vom Landratsamt. Ich habe drei Jahre lang in<br />
einem Eisenbett geschlafen, das wir mitgebracht hatten. Als wir 1957 den<br />
Betrieb gekauft haben, lief die Abwicklung über die Landsiedlung, da waren<br />
ja viele Behörden beteiligt. Wir haben ja nicht für uns kaufen können, sondern<br />
das hat diese Stelle gemacht. Die Gelder, die wir zum Kauf gekriegt<br />
hatten, waren zinslose Darlehen. 1965 als ich den Betrieb übernommen<br />
habe von meinem Vater, bekamen wir einen Lastenausgleich, aber da ist<br />
noch die Rente meines Vaters mit eingerechnet worden. Das ist ja alles<br />
über den Staat gelaufen. Das Landsiedlungsprojekt hat 1950 angefangen.<br />
Es gab zwei Gesellschaften, das war die Landsiedlung und die GfK. Wir<br />
waren bei der GfK. Die haben das geregelt und haben dafür 10% bekom-<br />
96<br />
Hochwasser 1981
men. Sie sind zweimal im Jahr gekommen und haben alles durchleuchtet<br />
und kontrolliert. Das ist noch gegangen bis in die achtziger Jahre. Und<br />
dann wurde nach und nach mal etwas angeschafft. Um 1966/67 hatten wir<br />
nur noch den Schlepper. Damals wurde schon einmal ein größerer gekauft.<br />
Das war immer schwierig, weil man nach dem Kauf auch immer das Geld<br />
verdienen musste. Dann haben wir noch einmal ein Darlehen gekriegt zum<br />
Umbau und zur Stallerweiterung, um Land zu kaufen, auch für die Fläche<br />
hinter dem Betrieb. Wir hatten dann unten mehr Platz, aber je näher wir der<br />
Bickenalb gekommen sind, umso größer war das Hochwasserproblem. Das<br />
Wasser ist uns sogar in den Stall gelaufen. Seitdem unten am Altersheim<br />
die Umleitung gebaut wurde, haben wir mit dem Hochwasser weniger<br />
Schwierigkeiten.<br />
Ich habe um 1956 eine Viehzählung gemacht in <strong>Mittelbach</strong>, da waren in<br />
jedem Haus Hühner und fast in jedem zweiten Haus noch ein Schwein. Da<br />
haben die Kinder auch das Fleisch noch gegessen. Heute kannst du kein<br />
Kind mehr überzeugen, dass es etwas vom Schwein oder Huhn essen soll,<br />
das rum läuft und geschlachtet wird. Wir haben jetzt nur noch Kartoffeln<br />
und Milch. Sonst sind wir keine Selbstversorger mehr. Ich habe voriges<br />
Jahr noch einmal 13 Zentner Kartoffeln mit der Hand ausgemacht auf einem<br />
Äckerchen, das wir auf der anderen Seite dort beim Lehner hinten<br />
raus haben. Dann habe ich noch fünf Hühner und einen Hahn, die laufen<br />
auf dem Bauernhof herum.<br />
Hof Regier mit altem Milchhäuschen im Hintergrund<br />
97
Die Milch-Kontingentierung hat uns finanziell geschadet. Bis in die achtziger<br />
Jahre haben wir eigentlich ganz gut Geld verdient. 1983 war ein sehr<br />
trockenes Jahr und deshalb war die Milchleistung weniger. Wer unter<br />
100.000 l Milch erzeugt hatte, ist anders eingestuft worden, als die die darüber<br />
lagen. Die haben einen Schnitt von drei Jahren genommen und unser<br />
Durchschnitt war wegen des schlechten Jahres 1983 weit unter 100.000.<br />
1982 hatten wir 99.000 l Milch erzeugt. Dann ist die Menge gekürzt worden.<br />
Dagegen hätten wir klagen sollen, das haben wir aber nicht getan.<br />
Seitdem haben wir nur noch 83.000 l gehabt. Dadurch sind uns 20.000 l<br />
Milch jährlich verloren gegangen. Das wäre unser Gewinn gewesen. Die<br />
Einrichtung hätte auch für diese Menge gereicht, wir hätten unseren Stall<br />
nicht umbauen müssen. Wir sind dann aber nicht mehr dran gekommen<br />
und das Geld hat uns immer gefehlt. Die Maschinen wurden immer teurer<br />
und man brauchte schon viel Geld zur Finanzierung.<br />
Mein Sohn Karlheinz ist jetzt 42 Jahre alt. Er hat den Betrieb sehr jung von<br />
uns übernommen, weil ich mit 60 Jahren sehr krank war und dann nicht<br />
mehr weitermachen konnte. Ich bin dann vorzeitig in Rente gegangen. Die<br />
drei Schwestern haben ihre Ausbildung bekommen. Wir haben die aber<br />
auch oft unterstützt mit ihren Familien, so gut es eben ging.<br />
1976 war ich auch für die CDU im Ortsbeirat zusammen mit dem Helmut<br />
Werner, dem Wilhelm Buck, dem Gerd Wicklein und dem Jakob Röller.<br />
1983 bin ich dann freiwillig ausgeschieden. Ich bin auch ungefähr 25 Jahre<br />
Presbyter gewesen. Das hat begonnen als der Kim da war. Den hatten die<br />
meisten nicht so gern gehabt. Wir sind so viel in der Welt herum gekommen,<br />
so dass ich ein bisschen mehr Verständnis für ihn gehabt habe. Er ist<br />
dann einmal abends in den Stall gekommen und hat gesagt, da wäre einer<br />
ausgestiegen und ich wäre vorgeschlagen. Am Sonntag soll ich in die Kirche<br />
kommen und da wird es dann gemacht. Ich bin ja mal von der mennonitischen<br />
Kirche in die evangelische Kirche übergetreten. Irgendjemand ist<br />
es mal eingefallen zu fragen, wie ich in das Presbyterium kommen könne,<br />
ich sei kein Evangelischer sondern Mennonit. Ich bin aber evangelisch, das<br />
kann ich nachweisen. Den Schritt habe ich allein schon wegen der Kinder<br />
gemacht. Ich habe es auch bis heute noch nicht bereut. Ich gehe aber auch<br />
noch mal nach Ixheim in die mennonitische Kirche. Erst zwei Jahre später<br />
bin ich dann bei uns in das Presbyterium hinein gewählt worden. Einmal<br />
bin ich auch als Nachrücker hineingekommen. Das war schon bei der Frau<br />
98
Winkelmann. Bei ihr war ich dann lange dabei. Ich hab dem Pfarrer Kafitz<br />
noch geholfen, hier den Einstieg zu finden.<br />
Seit wir unser Altengeld (landwirtschaftliche Rente) beziehen, haben wir<br />
vier Reisen unternommen in die alte Heimat. Außerdem waren wir mit den<br />
Landsenioren und der LAB <strong>Hengstbach</strong> mehrmals unterwegs.<br />
Ich kann zurückblickend sagen, dass ich zwar meine alte Heimat verloren<br />
habe, aber dafür ein neues Zuhause mit vielen Freunden in <strong>Mittelbach</strong><br />
gefunden habe.<br />
99
100
5.6 Edgar Kühn, Metallarbeiter und Kegler<br />
Ich bin am 16. März 1929 geboren, in der Zeit der ersten großen Weltwirtschaftskrise.<br />
Mein Elternhaus stand dort, wo heute die Erika<br />
Hoffmann wohnt, neben Jessbergers. Wir waren nur Buben in<br />
der Familie. Ich war der jüngste. Ich habe in meinem Elternhaus<br />
gewohnt so lange es ging. Als der Krieg begann, sind<br />
meine Brüder eingezogen worden und dann war vorher noch<br />
der Westwallbau. Damals hatten wir zwei Arbeiter in Logis,<br />
daneben in der Scheune. Die gehörte zur Hälfte uns und zur<br />
Hälfte Hellers. Meine Mutter war damals beim Mauße Luis unten in der<br />
Gasse im Tagelohn, den halben Tag für eine Mark: Distelstechen, Kartoffel<br />
auslesen, Frucht abmachen, alles was dazu gehörte. Und dann ist die<br />
Frucht bei uns in der Scheune gelagert worden, weil der Platz dort unten<br />
nicht ausgereicht hat. Hier am Haus ist auch gedroschen worden. Die eine<br />
Hälfte meines Elternhauses gehörte der Familie Heller, die andere uns. Der<br />
Heller hat noch einen Metzgerladen angebaut und unseres war ein Wohnhaus.<br />
Unser Eingang war auf der Seite, gegen Hellers Stall und unseren<br />
Stall konnte man von hinten betreten. Die Scheune bei unserem Haus war<br />
Elternhaus 1940 beim Fest der Rückkehr und heute<br />
gemeinschaftlich genutzt. Sie stammte aus dem Jahre 1736 und hatte diese<br />
holländische Eindeckung, das Dach war seitlich noch einmal unterbrochen<br />
und heruntergezogen, so dass sich eine große Speicherfläche ergab.<br />
Sie war früher die Zehntscheune des Dorfes.<br />
Ein ähnliches Dach kann man heute noch am Haus der Familie Sperber<br />
gut erkennen. Strom gab es bei uns im Stall keinen. Mein Vater lief, wenn<br />
es im Winter dunkel war, immer mit der Laterne zum Stall und fütterte das<br />
Vieh. Wir hatten 2 Geißen, 1 Schwein und Hühner. Und ich musste als<br />
101
kleiner Junge unten in der Wiese immer die Geißen hüten. Dort standen<br />
drei große Weiden, die waren innen hohl. Mein Vater hat dort immer die<br />
Zweige abgeschnitten, sie geordnet und sie zum Trocknen in die Küche<br />
gebracht. Daraus wurden dann Körbe hergestellt. Die Küche war ja nicht<br />
groß. Wenn man die Küchentür herein kam, war links die Treppe hoch<br />
gegangen. Sie war verschalt. In der Ecke stand ein Ofen mit einem Handtuchhalter<br />
und mein Vater hat dort immer gesessen und hat die Weiden<br />
gemacht, die haben gereicht bis auf die andere Seite an den Küchenschrank.<br />
Daneben war eine Wohnung, die war gleichzeitig Schlafstube und<br />
Wohnzimmer. Man kam zur Haustüre rein, da war so ein kleiner Gang und<br />
da stand das Ehebett, die hatten nur ein Ehebett damals, und da war die<br />
Wohnstube und Schlafstube. An Ostern und Weihnachten war es eine<br />
Wohnstube, darin ist auch beschert worden.<br />
Unten hatten wir einen kleinen Hof und einen Garten. Dort wurde alles drin<br />
gepflanzt und es war eine Wiese dabei, die gemäht wurde. Und dann hatten<br />
wir noch fünf Äcker. Mein Bruder Kurt, er ist hier mit 37 Jahren gestorben,<br />
und ich haben das Haus geerbt.<br />
Mein Vater war Scherenmeister von Beruf, der war dort in der Kaiserstraße,<br />
bei Zorns Textilfabrik beschäftigt, wo jetzt der große Parkplatz ist. Ich<br />
nehme an, dass sie damals drei DM am Tag bekamen.<br />
102
Ich bin 1936 in <strong>Mittelbach</strong> eingeschult worden, das war damals noch an<br />
Ostern. Ich bin im März geboren (siehe Bild bei Helmut Ruf). Ich war der<br />
kleinste von 16 Schülern in der ersten Klasse. Mein erster Lehrer war der<br />
Lehrer Theo Schmidt, der hat beim Deuber gewohnt. Die erste, zweite und<br />
dritte Klasse war in <strong>Mittelbach</strong> im Saal gegen die Kirche, die vierte und<br />
fünfte Klasse in <strong>Hengstbach</strong> und die sechste, siebte und achte Klasse war<br />
wieder in <strong>Mittelbach</strong> beim Lehrer Weis im Saal gegen die Straße zu. Wir<br />
mussten nach <strong>Hengstbach</strong> in die Schule laufen und die <strong>Hengstbach</strong>er um-<br />
Edgars Klasse an der Brücke vor dem Milchhäuschen 1939<br />
gekehrt, wenn sie in der entsprechenden Klassenstufe waren, nach <strong>Mittelbach</strong>.<br />
Und in <strong>Hengstbach</strong> haben wir manchmal bis 9:00 Uhr morgens Fußball<br />
gespielt, da der Lehrer ja ein guter Fußballer war. Wenn wir eine<br />
Scheibe eingeschossen hatten, dann sind der Weber Arnulf und der Kleine<br />
Hugo runtergeschickt worden zum Ebersoldt Walter, der musste dann die<br />
Scheibe wieder einsetzen. Die Lehrer hatten auch ein Stöckchen und haben<br />
damit auch geschlagen. Und manchmal haben sie auch mit der Kreide<br />
geworfen, wie das halt früher in der Schule war. Ich habe noch ein Bild aus<br />
der Schulzeit, dass vor 1939 an der Brücke aufgenommen worden ist. Damals<br />
sind in der Schule Gasmasken ausgeteilt worden, das war schon vor<br />
Kriegsbeginn. Wir haben uns dort vor der Brücke aufgestellt, wo früher das<br />
Milchhäuschen war, und haben uns fotografieren lassen. Der größte Junge<br />
auf dem Bild ist der Hertel Erwin und der kleinste, der bin ich. Im Hintergrund<br />
sieht man ja auch noch das Milchhäuschen mit dem Wagen davor.<br />
103
1943 war ich fertig mit der Schule. Mit dem Militär hatte ich nichts mehr zu<br />
tun. Ich bin während der ersten Evakuierung in Bayreuth gemustert aber<br />
zurückgestellt worden, weil ich so klein war. Ich war ja auch erst 14 Jahre<br />
alt, als ich aus der Schule kam. Wir sind damals vom Stolle Karl, der keinen<br />
Führerschein hatte, aber kurzfristig einen erhalten hatte, mit dem<br />
Lastwagen nach Kaiserslautern in eine Schule gefahren worden. Dort<br />
übernachteten wir und von dort sind wir wieder weitergefahren bis nach<br />
Rotenburg im Spessart. Wir blieben dort acht Tage und mein Vater half<br />
damals noch in der Landwirtschaft. Dort gab es noch einen Sauhirt und<br />
einen Gänsehirt. Von dort aus sind wir rübergefahren worden nach Neustadt<br />
an der Waldnaab. Wir sind mitten in der Nacht so gegen 2:00 - 3:00<br />
Uhr angekommen, es wurde geklopft. Die Leute öffneten uns im<br />
Nachthemd. Wir haben dort geschlafen, sind aber nicht geblieben. Wir sind<br />
dann auf die Heidmühle. Dort war alles katholisch und wenn ich mich noch<br />
richtig entsinnen kann, waren dort im Tisch Löcher drin für die Teller, und<br />
auf dem Boden waren Sandplatten, die waren etwa 50 × 50 cm, und im Eck<br />
war eine Vertiefung, da haben die das Wasser geholt. Ich vermute das<br />
Wasser kam von den Fischweihern her. Und die Leute, die sind barfuß<br />
gelaufen. Das war eine Mühle und die Betten hatten noch einen Aufsatz mit<br />
Stempeln, wie ein Himmelbett. Auf einmal kam mein Bruder Walter im Konfirmandenanzug<br />
mit dem Fahrrad gefahren. Er war ja mit dem Bauerntreck<br />
14 Tage oder drei Wochen gefahren. Wir waren dann bald ein Jahr in Bayreuth.<br />
Dort sind wir in die Strasserschule gegangen. Wir wohnten in der<br />
Karl Schiller Straße und aßen dort in einem großen Speisesaal, der lag in<br />
der Nähe des weißen Mains. In dem Haus, in dem meine Mutter und ich<br />
wohnten, war eine Obsthandlung. Und der Walter, der damals auch noch<br />
nicht bei den Soldaten war, wohnte beim Vater, die waren in einer Weinhandlung.<br />
Die Wohnungen lagen nebeneinander. In der Obsthandlung<br />
haben wir ein bisschen gearbeitet. Als wir 1940 wieder nach <strong>Mittelbach</strong><br />
zurückkamen, feierten wir beim Dettweiler Lothar die Heimkehr. Ein Fest,<br />
das durch die Gauleitung organisiert worden war.<br />
1943 habe ich angefangen zu arbeiten, bei der Firma Eisel an der Ecke<br />
22-er Straße - Oselbachstraße, Es war nur eine kleine Werkstatt. Ich war<br />
gerade 14 Jahre alt. Ich habe eigentlich Elektroinstallateur gelernt aber wir<br />
haben fast nur Blechschmiedearbeiten gemacht. Außerdem musste ich<br />
viele andere Dinge reparieren, die eigentlich mit meinem Ausbildungsberuf<br />
nichts zu tun hatten. Das war damals so üblich. Zur Arbeit bin ich mit dem<br />
104
Fahrrad gefahren. Zuerst bin ich nach Ixheim gelaufen am Arbeitslager<br />
vorbei, dort ist heute die Thomas Mann Schule und weiter zur Werkstatt in<br />
der Oselbachstraße. 1948 habe ich, bevor ich entlassen worden bin, noch<br />
meine Gesellenprüfung gemacht. Ich musste viel dafür lernen, wir waren<br />
billige Lehrbuben. Damals bekam man sieben Mark in der Woche und im<br />
dritten Jahr habe ich, glaube ich, 20 DM erhalten. Mein Lehrherr wohnte<br />
auf dem Wacken in der Gastwirtschaft zu roten Laterne. Dort ist er auch<br />
öfter eingekehrt. 1948 ist dann die Geldentwertung gekommen, dann hat<br />
jeder 40 DM gehabt, die Leute hatten aber sonst kein Geld mehr, und dann<br />
konnten wir nicht mehr arbeiten. Ich bin also arbeitslos geworden. Gottseidank<br />
kam Burckhardts Fritz vom Wahlerhof und bat uns, bei ihm zu arbeiten.<br />
Die bauten dort ein neues Haus. Ich bin dann dorthin und bin dann mit<br />
Bastian Luise in einen Rübenacker, der hatte kein Ende, "Rummelcher<br />
verziehe“. Dann habe ich dort gearbeitet bis September oder Oktober. Eines<br />
Tages hat der Decker Otto gesagt: "Ich frage mal beim Lanz!" Einige<br />
Zeit später sagte er mir, dass ich mal vorbei kommen soll. Und als der Frübis,<br />
der dortige Meister, mich gesehen hat, meinte er: „Morgen kannst du<br />
anfangen." Beim Lanz habe ich dann bis 1963 gearbeitet, bis mein Vater<br />
und meine Mutter alt und pflegebedürftig waren. Weil ich sie versorgen<br />
musste, bin ich dann zu der Firma Wicklein gewechselt, die näher zum<br />
Arbeitsplatz war. Ich hatte mein Elternhaus schon lange verkauft und 1962<br />
im Kirchental gebaut. Als dann der Zustand meiner Eltern sich verschlechtert<br />
hatte, musste ich manchmal mittags schon um 11:00 Uhr aufhören und<br />
nachhause gehen. In dieser Zeit wurde der große Garten natürlich noch<br />
gepflanzt. Mit 38 Jahren bin ich heiraten gegangen. Meine Frau kannte ich<br />
schon als sie 18 Jahre alt war. Ich lernte sie in <strong>Mittelbach</strong> auf der Tanzmusik<br />
kennen. Meine Tochter Bärbel ist 1968 im Juli auf die Welt gekommen.<br />
Als ich zum Wicklein gekommen bin, hat der Heidgen Walter zuerst dort<br />
gearbeitet. Hier im Dorf haben die in der Garage des Wohnhauses angefangen.<br />
Mit einem einfachen Schraubstock haben sie Winkel gebogen und<br />
Bleche bearbeitet. Später hat er dann dort drüben gebaut, wo heute die<br />
Metallbaubaufirma Lehner ist. Das hat damals der Willi Seegmüller gebaut.<br />
Und so bin ich dort rüber gekommen. Ich hatte ja beim Lanz gearbeitet, war<br />
dort gut angesehen und habe immer ordentlich gearbeitet. Zuerst haben<br />
wir Elektroverteilungen gemacht, die haben wir im Schraubstock gekantet.<br />
Wir hatten, als ich hingekommen bin, schon eine Kantmaschine, zweieinhalb<br />
Meter lang, und eine Blechschere mit 2 m Länge. Und damit haben wir<br />
105
dann Bleche bearbeitet und wir bekamen damals Aufträge von der Firma<br />
Lanz, die diese auswärts in kleinere Betriebe vergab. Damit hatten wir genug<br />
zu tun. Später zogen wir dann um nach Zweibrücken und übernahmen<br />
die Gebäude der Schreinerei Hoffmann. Wir arbeiteten dort mit mehr Leuten<br />
und wenn es irgendwo nicht gepasst hatte, die Arbeiten mussten ja<br />
sehr genau gemacht werden, wurde ich gerufen. Der Wicklein. hat dann die<br />
Werkstatt vergrößert und daneben das andere Haus gebaut, in dem er<br />
später sein Elektrogeschäft hatte. Ich erinnere mich noch, dass wir eines<br />
Tages fast die Werkstatt angezündet hätten, als wir bei Schleifarbeiten<br />
unvorsichtig waren und sich Holzspäne, die noch von der Schreinerei herumlagen,<br />
entzündeten. Ich bin der Gesundheit halber mit 60 Jahren früher<br />
ausgeschieden. Zwei Jahre später ist die Firma Wicklein in Konkurs gegangen.<br />
Wir hatten in <strong>Mittelbach</strong> wenige Handwerker, es gab zwei Schmieden, einen<br />
Wagner, zwei Schreinereien, einen Schuhmacher und einen Friseur.<br />
Eine Schmiede gehörte Borns Wilhelm und die andere dem Klein Georg<br />
aus <strong>Hengstbach</strong>, die hat dann der Manze Fritz übernommen. Der arbeitete<br />
vorher auf dem Bickenaschbacherhof. Er hat die Tochter vom Georg Klein,<br />
die Erika geheiratet. Sie ist leider schon früh verstorben. In dieser Schmiede<br />
wurden die Wahler Pferde von Stalters und die Aschbacher Pferde beschlagen.<br />
Der Wagner war dort, wo damals der Quien Bernhard mit dem Bus auf das<br />
Gespann gefahren ist. Der Quien Bernhard hat Kaffeefahrten gemacht. Er<br />
wohnte oben in der Altheimer Straße, da wo jetzt Frau Mehlhase wohnt.<br />
Der Decker Walter hatte, nachdem er aus dem Krieg heimgekehrt war, eine<br />
Frau aus Althornbach geheiratet. Sie hatten vier Kinder. Er hatte sich damals<br />
an diesem Tag ein Pferd ausgeliehen, damit er zwei hatte.<br />
Damals ist die Straße renoviert worden. Dort wo der Klensch Herbert<br />
wohnte, war die Straße noch so wie sie früher war, aber in der Mitte war sie<br />
schon erhöht. Dann ist der mit Karacho in die Kurve hineingefahren, ist<br />
gegen das Haus gedrückt worden, und da am Milchhäuschen die Straße<br />
schon erhöht war, ist der Bus hängen geblieben und quer über die Straße<br />
geschossen. Auf der anderen Seite hat er den Walter mit seinem Pferdegespann<br />
erfasst. Deckers hatten ein Kolonialwarengeschäft neben dem<br />
Noe Hans. „Steh mal schnell auf", sagte meine Mutter, „Dort vorne ist ein<br />
schweres Unglück passiert." Da lag er schon in der Scheune schwer ver-<br />
106
letzt, es war ein schlimmes Bild. Ich glaube, das war 1956 an Fronleichnam.<br />
Zum Wagner muss ich noch was sagen. Das waren ja die Paula und der<br />
Erwin. Sie waren Geschwister und ein bisschen eigenartig. Dem Erwin<br />
hatte jemand irgendwann einmal eine Getränkehandlung angedreht. Aber<br />
das konnte ja nicht gut gehen. Erwin war mit seinem Kühlschrank nicht<br />
zufrieden. Er sagte eines Tages zu mir: „Jedes Mal wenn ich die Tür aufmache,<br />
brennt das Licht! Und da habe ich den Stecker rausgezogen"<br />
Ich war in dieser Zeit Vereinsdiener im Sportverein und musste regelmäßig<br />
Sägemehl für die Platzzeichnung beim Wagner holen. Er hatte eine große<br />
Bandsäge und deshalb immer genug Sägemehl. Wir mussten damals den<br />
Sportplatz mit der Hand zeichnen. Er war noch unten im Wiesental über<br />
der Bickenalb.<br />
Im Unterdorf gab es noch Hertels Eisenwarengeschäft mit dem Fahrradhandel.<br />
Dort ist heute der Abschleppdienst Kaufmann. Der Schuhmacher<br />
war der Flickinger Daniel. Dort hat der Franz Heyer eingeheiratet und später<br />
eine Schreinerei eingerichtet. Das Haus steht jetzt zum Verkauf. Der<br />
Ebersoldt Walter hatte seine Schreinerei auf der linken Seite am Ortsende<br />
Richtung <strong>Hengstbach</strong>, kurz vor der Zollschranke. Außerdem hatten wir<br />
zwei Bäckereien im Ort: die Bäckerei Werle, wo jetzt der Herr Panzer drin<br />
107
wohnt und die Bäckerei Ambos, die der Helmut Mittrach gekauft hat. Der<br />
Paul Werle hatte sogar ein Patent auf seine Brezelherstellung. Pauls Brezeln<br />
waren sein Markenzeichen. Der Ambos hatte zuerst im Unterdorf angefangen.<br />
Die Häuserzeile gegenüber der alten Schule wurde im Krieg<br />
während des Rückzugs zerstört. Im mittleren Gebäude war nach dem Krieg<br />
das Elektrogeschäft vom Wicklein. Danach hat die Sparkasse eine Filiale<br />
dort gehabt. Leider ist sie nun auch schon ein paar Jahre geschlossen.<br />
Das Konsum, ein typischer „Tante Emma“<br />
Laden, stand fast in der Straße.<br />
Der letzte Besitzer, Walter Noe, ist nachdem<br />
das Gebäude abgerissen wurde, auf<br />
die andere Straßenseite gewechselt. Sein<br />
Sohn Hans hat den Laden als Drogerie<br />
weitergeführt. Daneben war das Kolonialwarengeschäft<br />
Decker. Dann gab es noch<br />
die Metzgerei Heller neben meinem Elternhaus<br />
und den Willy Decker hinter der Kirche.<br />
Dann war da noch die Post mit dem<br />
Kolonialwarenladen vom Schaumburger,<br />
wo jetzt der Gahwens Herbert wohnt, gegenüber<br />
der Gastwirtschaft Schneider. Die Buben waren große Turner<br />
gewesen. Sie sind beide im Krieg gefallen.<br />
Das Schuhgeschäft vom Löffler war zuerst in der Altheimerstraße, dort wo<br />
die Familie Flickinger wohnt. Später ist er dann in die Ortsmitte gezogen,<br />
wo heute das Friseurgeschäft Kattler ist. Das war Marschalls Haus und<br />
daneben war früher die Raiffeisenkasse. Das ist heute alles umgebaut und<br />
renoviert.<br />
Und gegenüber, neben der Schule in „Klensche Haus“, gab es einen Friseursalon.<br />
Der Molter hat ihn nach dem Krieg in das Haus verlegt, wo heute<br />
der Flickinger Willy drin wohnt. Später ist er dann in die Stadt umgezogen.<br />
In der Hauptstraße neben der Schule war das Feuerwehrspritzenhaus.<br />
Dort ist heute die Werkstatt der Dorfarbeiter drin. Eine Feuerwehr<br />
haben wir schon seit Jahren nicht mehr. Ich war auch bei der Feuerwehr.<br />
Wir haben damals jeden Sonntag eifrig trainiert und haben irgendwann<br />
einmal sogar den ersten Preis gemacht, das ist dann angefochten worden.<br />
Unser Maschinist, der Röller Alfred, hatte die Saugleitungen angebunden<br />
108
und als er sie in der Fasanerie in den Weiher werfen wollte, war die Leitung<br />
zu kurz. Und dann haben wir halt nicht gewonnen.<br />
Kerweumzug in der Dorfmitte<br />
Wir haben in <strong>Mittelbach</strong> in diesen Jahren immer die Kerwe gefeiert. 1948<br />
hat der Lehrer Schmidt die erste "Kerweredd" nach dem Krieg gemacht.<br />
Die musste noch genehmigt werden, sie wurde überprüft und zensiert.<br />
1949 haben die Straußbuben in der oberen Wirtschaft im Saal eine Geburt<br />
vorgeführt. Dabei war die Klensche Helga, die hat da vorne drin gewohnt,<br />
wo jetzt der Friseur noch ist. Die hatte Friseuse gelernt und hatte<br />
eine weiße Kutte angehabt, und das "Messer" (Hans Noe) war der Doktor.<br />
Da ist ein Hammel geschlachtet worden und dann ist so ein dicker Darm<br />
darunter geschafft worden, da war Rotwein, Glühwein und Schnaps drin.<br />
Dann ist jemand im Saal rum gelaufen und hat gesagt: „Die Frau bekommt<br />
ein Kind“. Ein Tisch wurde aufgestellt und die Frau draufgelegt. Die Geburt<br />
wurde dann mit einer Puppe nachgespielt. Es hat dann einen Prozess gegeben<br />
und jeder der Beteiligten musste 60 DM bezahlen<br />
Samstags gab es einen Fackelzug, da haben die Straußbuben im Dorf sich<br />
immer mit den Kerwesträußen bekämpft. Damals hatte jede Gastwirtschaft<br />
ihre Straußbuben. Aber das war mehr ein Spiel. Es gab dann auch zwei<br />
Kerwereden. In der Ortsmitte waren viele Stände, die gingen bis hin zum<br />
Wagner. Da hat eine Reitschule gestanden, Schießbuden, da war alles da.<br />
Wir hatten sogar mal eine Boxbahn. Und heute ist nichts mehr da.<br />
109<br />
Kerwerede an der Gastwirtschaft<br />
Schneider
1963 hat der „Schlimmer Lui“, der ein eifriger Kegler war, eine Kegelbahn<br />
gebaut.<br />
Zuerst hatte ich Fußball gespielt. Dann habe ich angefangen zu kegeln und<br />
dem Sport bin ich treu geblieben bis heute. Wir sind sogar mit unserer<br />
Mannschaft aufgestiegen in die Zweite Bundesliga.<br />
Später haben die Besitzer in der Saarpfalz gewechselt. Die Tochter Heidi<br />
hat das Lokal<br />
übernommen<br />
und dann war<br />
das mit der<br />
Kegelbahn für<br />
uns Sportkegler<br />
nicht mehr<br />
so günstig. Wir<br />
sind dann in<br />
die Stadt Zweibrückengewechselt<br />
und<br />
haben dort an<br />
verschiedenen<br />
Orten gekegelt,<br />
beim Roten<br />
Ochsen, im<br />
Erfolgreiche <strong>Mittelbach</strong>er Kegler, von links:<br />
vorne: Klaus Sommerhalter; Edgar Kühn; Harry Klein; dahinter:<br />
Horst Köckritz; Karlheinz Kopp; Hans-Günther Kopp; Martin Dettweiler<br />
Jacobykeller, beim Schuck, später beim Wolfe Luis in der Kaiserstraße und<br />
dann bei ihm im Kegelzentrum am Etzelweg.<br />
Es hat damals wahrscheinlich mehr <strong>Mittelbach</strong>er Kegler gegeben als Fußballer.<br />
Vor fünf Jahren habe ich aufgehört aktiv zu kegeln.<br />
Vor ein paar Jahren habe ich auch noch bei den Dorffesten beim Auf- und<br />
Abbau geholfen. Heute genieße ich den Ruhestand, gehe spazieren,<br />
schwimmen oder arbeite im Garten.<br />
110
5.7 Iwan Kluczynski - von der Landwirtschaft in die Fabrik,<br />
ein deutsch-polnisches Schicksal<br />
Geboren bin ich 1922 im damals ostpolnischen Gebiet an<br />
der Grenze zur Ukraine. Mein Heimatort liegt in der Nähe<br />
der Stadt Lemberg, heute Ukraine. Das Gebiet, aus dem<br />
ich stamme, gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich,<br />
mein Vater war österreichischer Soldat. Dann sind<br />
die Russen gekommen. Ab 1918 waren wir polnisch bis<br />
hinter Tannenpolje, dahinter war dann die Ukraine. Bei uns<br />
im Dorf gab es vier Schulklassen und wenn man weiter zur Schule gehen<br />
wollte, musste man in die Stadt fahren. Am Anfang des Zweiten Weltkrieges<br />
1940/41 wichen die Russen vor dem Angriff der Deutschen zurück.<br />
Jetzt brauchten die Deutschen Leute zum Arbeiten. Und wir hatten zuhause<br />
Landwirtschaft und ein Lebensmittelgeschäft. Aber 1939 mussten wir<br />
das Lebensmittelgeschäft abgeben, mein Vater hatte im Krieg die Finger<br />
verloren und hatte eine Rente. Der Gemeinderat hat mir dann geschrieben,<br />
ich solle mich melden als Arbeitskraft. Mein Vater konnte Deutsch sprechen,<br />
weil er im Ersten Weltkrieg österreichischer Soldat war. Er sagte<br />
dann, dass er fahren will und ich soll zuhause bleiben. Ich hatte mich wie<br />
viele andere versteckt. Am 13. Mai 1942, sonntags morgens, bin ich hereingekommen,<br />
wollte frische Wäsche holen und was zu essen und dann<br />
war die Gestapo da. Sie haben mich geschnappt und ab in den Zug. Ich<br />
wurde in der Stadt mit vielen anderen im Gefängnis eingesperrt. Und am<br />
nächsten Tag fuhren wir mit dem Zug bis Shemishil, das war an der Grenze.<br />
Dann sind wir dort in das Lager gekommen, es wurden Bilder gemacht<br />
und Ausweise ausgestellt. Es gab ein Stück Brot, ab in den Zug und weiter<br />
bis nach Leipzig gefahren. Um 1:00 Uhr nachts waren wir in Leipzig auf<br />
dem Bahnhof, dann ist das Rote Kreuz gekommen und hat uns Brötchen<br />
mit Leberwurst und schwarzen Kaffee gegeben. Danach sind wir die lange<br />
Strecke bis nach Rodalben bei Pirmasens gefahren. Dort war ein Lager,<br />
das Gebäude steht heute noch. Am Pfingstsonntag 1942 sind wir nach<br />
Zweibrücken auf das Arbeitsamt und von dort ist der Ohlenmacher Herrmann<br />
gekommen, mein Chef, und hat uns drei mitgenommen. Einer ist<br />
inzwischen gestorben. Dann sind wir auf den Bickenaschbacher Hof gekommen,<br />
das war am Pfingstsonntag. Am 26. Mai habe ich den ersten<br />
Brief nachhause geschrieben, damit meine Eltern wussten, wo ich bin.<br />
111
Beim Hermann, meinem jungen Chef, brauchte ich ein ganzes Jahr lang<br />
nicht zu arbeiten. Wenn ich den Auktionsbullen mit Stroh eingestreut hatte,<br />
habe ich 20 Salem Zigaretten bekommen. In dem Jahr hatte ich es wirklich<br />
schön.<br />
Der Bickenaschbacherhof 1901<br />
Als der alte Ohlenmacher zurückgekommen war, mussten wir alle unten<br />
auf dem Hof antreten, da waren auch noch Russen dabei, Franzosen, wir<br />
drei und eine polnische Familie. Der Junge hat uns dann dem Vater vorgestellt<br />
und gesagt, welche Aufgaben wir auf dem Hof haben. Von da an habe<br />
ich mit den Pferden gefahren. Ohlenmachers drei Buben waren bei der<br />
SS. Der zweitjüngste, der Otto, hatte Hitlers Sekretärin geheiratet. Er hatte<br />
zwei kleine Kinder. 1944 kam er hierher mit seinem Motorrad und sagte zu<br />
seinem Vater: „Papa, wir müssen hier fort. Die Amerikaner kommen!". Die<br />
Russen und die Franzosen mussten zurück ins Lager. Am 13. Dezember<br />
1944 haben wir dann bei Schnee und Regen die Wagen beladen und sind<br />
dann nachmittags abgezogen. Wir sind dann weiter gefahren bis Rodalben<br />
und haben dort übernachtet. Am nächsten Tag sind wir bis Heilbronn gekommen.<br />
Wir sind jeden Tag 48-50 km gefahren. Wir waren damals sechs<br />
Tage ohne Essen. In Wassertrittingen, einem kleinen Städtchen von etwa<br />
23.000 Einwohnern, konnten wir unsere Pferde in vorbereiteten Ställen<br />
unterbringen. Der Willi hatte in diesem Ort eine Freundin, deren Vater im<br />
Ort eine Ziegelfabrik hatte. Die Ohlenmachers wohnten bei dieser Familie<br />
112
und wir gegenüber in der Gastwirtschaft Zick. Wir sind dann runter zum<br />
Zick und der Wirt hat uns dann Essen gemacht. Da habe ich zum ersten<br />
Mal nach sechs Tagen etwas Warmes zu essen bekommen. Wir blieben<br />
dort drei Monate lang. In der Gastwirtschaft waren drei Mädchen und die<br />
Mutter. Ich habe dort die Pferde und die Kühe geputzt und gemistet. Dann<br />
hat der Ohlenmacher 60 km von Wassertrittingen entfernt, einen Hof übernommen.<br />
Wir sind nachts dorthin gefahren, es war so stark gefroren, dass<br />
wir unter die Eisenreifen der Traktoren Säcke legen mussten, um den Hang<br />
hoch zukommen. Wir blieben dort bis September 1945. Da war der Krieg<br />
schon vorbei. Als wir wieder auf den Bickenaschbacherhof zurückkamen,<br />
war nichts da. 14 Tage später hat der Ohlenmacher irgendwo eine Kuh<br />
gekauft. Dann ist die Fritsche überallhin gefahren, und hat Kartoffeln gesucht<br />
und dann hatten wir jeden Tag Kartoffeln und Mehlpampe. Sonst hat<br />
es nichts gegeben. Brot hat man in <strong>Mittelbach</strong> beim Werle Paul bekommen.<br />
1946 hat der Ohlenmacher den Hof verpachtet an eine Brauerei. Ich wollte<br />
nicht dortbleiben, der Wahlerhof wollte mich schon im Krieg haben und<br />
dann bin ich auf den Wahlerhof und die sagten, sie würden mich sofort<br />
nehmen. Dann hat Remys Vater den Traktor genommen und hat mich abgeholt.<br />
Damals sind die Mädchen aus <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> zum<br />
Tagelohn auf den Hof gekommen, die Hoffmann Erika und andere. So habe<br />
ich meine Frau kennen gelernt. Sie bekamen damals 1,50 Mark am Tag<br />
und Kaffee. Meine Frau hatte zuhause kein schlechtes Leben. Ihr Onkel<br />
war Maurer und weil bei den Bauern im Krieg viel kaputt war, hatte er genug<br />
zu tun und konnte sich so ganz gut über Wasser halten. Meine Frau<br />
war eine geborene Müller. Ihre Mutter stammt von Wattweiler. Im Alter von<br />
eineinhalb Jahren starb die Mutter meiner Frau, sie kam zu der Tante und<br />
ihre Schwester wurde von der Oma großgezogen. Deshalb war meine Frau<br />
in <strong>Mittelbach</strong> großgeworden. Ich war vier Jahre lang auf dem Wahlerhof bis<br />
1950. 1948 haben wir geheiratet. Damals verdiente ich 30 DM im Monat.<br />
Ich wohnte dann in <strong>Mittelbach</strong> bei meiner Frau in der Alten Friedhofstraße,<br />
allerdings dort wo der Hertel Willi gewohnt hat. Das Haus daneben, das<br />
jetzt leer steht, sollte eigentlich meine Frau bekommen. Die Tante hatte<br />
das Haus geerbt. Das Haus, in dem wir wohnten, mussten wir zwangsläufig<br />
verlassen, weil der Sohn der Hausbesitzerin, der Hermann, in Bubenhausen<br />
in einer Kellerwohnung wohnte und die, weil sie Nachwuchs erwarteten,<br />
zu klein geworden war. Es hat so ausgesehen, als ob wir die Leute<br />
hier rausgeworfen hätten, das war aber nicht so. Der Brand Robert musste<br />
113
ausziehen, weil der Hermann das andere Haus brauchte für seine Familie<br />
und wir deshalb dort ausziehen mussten. Die Sache wurde schließlich mithilfe<br />
der Kommandantur in Zweibrücken entschieden. Da war ein Pole, den<br />
habe ich zufällig einmal in Zweibrücken getroffen und er versprach mir zu<br />
helfen. Dann kam er eines Tages sonntags morgens, und hat mit dem<br />
Brand Robert gesprochen. Daraufhin ist der Brand Robert ausgezogen und<br />
wir eingezogen.<br />
Wir haben 13 Jahre lang bei Marschalls gewohnt. Neben dem Haus, wo<br />
der Dettweiler Martin gewohnt hat. Marianne ist dort auf die Welt gekommen.<br />
Dieses Haus hier haben wir gekauft. Es war eineinhalbstöckig. Meine<br />
Frau hatte bei der Wüstenrot einen Bausparvertrag abgeschlossen. Eines<br />
Tages kam der Ippig, der Wüstenrotberater, gefahren und sagte: „Ihr habt<br />
jetzt schon so viel im Vertrag drin, ich habe ein Haus für euch in Bruchhof<br />
bei Homburg." Wenn ich gewusst hätte, dass dort Bosch hinkommt, wäre<br />
vielleicht was zu machen gewesen. Das Haus dort konnten die Leute, die<br />
es gekauft und eingerichtet hatten, nicht mehr weiter bezahlen. Es hat nur<br />
14.000 DM gekostet. Aber meine Frau sagte: “Ich bin hier geboren und wir<br />
haben hier unsere Arbeit vor der Haustüre. Wie kommst du dorthin? Wenn<br />
wir dort hinziehen, hast du keine Arbeit und von dort kannst du schlecht<br />
hierher fahren." Dann sind wir hier geblieben. Dann ist der Schneider gekommen,<br />
das war der Schwiegersohn vom Uhland. Seine Frau hatte dieses<br />
Haus geerbt. Er hat dann dieses Haus 1965 an uns verkauft. Zuerst<br />
wollte er 25.000 dafür haben. Von außen hat das Haus gut ausgesehen,<br />
die Häuser waren ganz eng zusammengebaut. Als wir dann auf den Speicher<br />
gekommen sind, mussten wir feststellen, dass die Sparren nicht mehr<br />
richtig auflagen, weil sie schon kaputt waren und die Dachlatten hielten das<br />
Gebälk noch zusammen. Der Schornstein war abgebrochen und wurde nur<br />
noch von einem Lattenstück gestützt. Ich habe dann gesagt: „25.000, das<br />
ist zu viel, da kann man nichts machen." Dann ist er runter gegangen auf<br />
23.000. Jetzt haben uns 4000 DM gefehlt. Wir mussten uns aber gleich<br />
entscheiden. Ich bin dann auf den Wahler gefahren, die Männer waren<br />
aber auf dem Kreuzberg schießen. Den Wicklein habe ich auch gefragt, der<br />
hatte aber damals auch kein Geld zur Verfügung, weil er selbst Geld aufgenommen<br />
hatte, um in seinem Betrieb zu investieren. Der Zinssatz lag<br />
damals bei zwölf ein halb Prozent. Er hat mir dann geraten zum Schaumburger<br />
zu gehen, der ein Kolonialwarengeschäft und die Post hatte. Meine<br />
Frau war dann beim Noe Hans einkaufen. Die hatten dann die Rede davon,<br />
114
dass wir ein Haus kaufen könnten, uns aber noch 4000 DM fehlten. Meine<br />
Frau fragte dann den Hans, ob er ihr das Geld geben könne, aber der Hans<br />
sagte: „So viel Geld habe ich nicht, aber ich frage meine Mutter." Wir bekamen<br />
dann das Geld und konnten so das Haus kaufen. Ich konnte das<br />
Geld so zurück bezahlen, wie ich konnte. 1977 haben wir dann aufgestockt,<br />
ein neues Dach kam drauf und der Anbau im Eingangsbereich ist<br />
auch dazugekommen. Wir haben von Schnöders die Fläche dazu gekauft.<br />
Vorher war der Gang nur 75 cm breit. Der Schneider Werner, der Zimmermann,<br />
hat dann das Gebälk aufgestellt. Ich habe aber gesagt, dass ich erst<br />
anfange, das Dach runter zu nehmen, wenn das Holz vor der Tür liegt. Das<br />
war damals schon im September. Innerhalb von vier Tagen war die Aktion<br />
beendet. Der Hunsicker ist am Montag gekommen und hat den ganzen<br />
Dachstuhl mit dem Kranen hochgezogen und hinter das Haus gestellt.<br />
Samstags hatten wir mit zwei Leuten das Dach schon runtergeworfen. Das<br />
Gebälk haben wir dann hinten rausgeworfen, damit die Platz zum Arbeiten<br />
hatten. Am Mittwochmorgen ist dann der Werner gekommen und abends<br />
war das Gebälk fertig aufgestellt. Der Didie, der mir ein sehr gutes Angebot<br />
gemacht hatte, hat dann das Dach eingedeckt. Die Leute haben immer<br />
gesagt, der Didie sei zu teuer. Das stimmt überhaupt nicht. Der Kannelmacher<br />
sollte von Käshofen kommen, den hatte der Architekt ausgesucht.<br />
1500 DM für den Kannel. Meine Frau hat den Didie gefragt, ob er auch den<br />
Kannel machen könne. Er hat es dann für 400 gemacht. Daran haben wir<br />
schon 1100 DM gespart. Der Didie hat dann Folie darunter gemacht, das<br />
war am Kerwesamstag der <strong>Hengstbach</strong>er Kerwe, er hat dann zu meiner<br />
Frau gesagt: „So, jetzt könnt ihr auf die Kerwe gehen." Das haben wir<br />
dann auch gemacht, das Dach war ja zu. Montags hat er dann das Dach<br />
fertig eingedeckt.<br />
Meine Frau hat mich 1949 unten auf dem Nagelwerk vormerken lassen.<br />
Mein Stundenlohn auf dem Wahlerhof war in dieser Zeit etwa 0,33 DM. Es<br />
dauerte fast ein ganzes Jahr. Auf einmal kam der Schnöder Rudolf, er lebt<br />
inzwischen nicht mehr, und sagte: "Du sollst morgen runterkommen und<br />
dich vorstellen". Er hatte das gehört. „Um 09:00 Uhr kommt der Direktor<br />
und du sollst runterkommen.“ Abends ging ich noch runter zum Fritz der<br />
auch dort im Nagelwerk auf dem Lager arbeitete. Er teilte mir mit, dass ich<br />
morgens um 09:00 Uhr runter zum Direktor kommen sollte. Ich bin dann<br />
morgens auf den Hof gefahren und habe die Pferde fertig gemacht. Dann<br />
habe ich Kaffee getrunken und habe zum Chef gesagt: „Chef, ich will mal 3<br />
115
Stunden frei haben." Dann bin ich runter mit dem Fahrrad ins Nagelwerk<br />
gefahren, habe das Fahrrad abgestellt, bin zum Portier und habe nach dem<br />
Herr Knerr gefragt. Der Portier hat mir dann den Weg gezeigt und dann<br />
habe ich den Fritz gefunden. Ich habe kaum bei ihm gestanden, da ist der<br />
Direktor gekommen. Der Fritz hat dann dem Direktor gesagt: „Das ist der<br />
Mann, den sie bestellt haben". Er hat mich angeguckt und gefragt, wann<br />
ich anfangen könne. Ich habe ihm gesagt, dass ich erst kündigen müsse.<br />
„Sie können sich 14 Tage oder auch vier Wochen Zeit lassen, auf ihren<br />
Platz kommt keiner. Am 17. April können Sie anfangen." Das war ein Montag.<br />
Ich bin dann auf den Wahlerhof gefahren und habe gekündigt. „Ach du<br />
allmächtiger Gott! Nein das geht nicht. Du musst noch so lange da bleiben<br />
bis die Rüben gesät sind, damit sie gerade Reihen haben“. Auf dem Wahler<br />
hatte ich noch zwei Wagen voll Holz und zwei Paar Schuhe stehen. Bei<br />
der Abrechnung sagte man mir: „Das Holz ist bezahlt und die Schuhe sind<br />
bezahlt. Und wenn es dir dort unten nicht passt, kannst du jederzeit bei uns<br />
anklopfen und die Türen gehen für dich auf.“ Dann bin ich weg.<br />
Draht- Drahtstift- und Sprungfederwerk Roth, Heck & Schwinn<br />
Auf dem Nagelwerk war ich zuerst 5 Monate in der Abwaage. Der Draht<br />
wurde zuerst gezogen und dann gewogen. Jeder Drahtzieher ist nach den<br />
geleisteten Kilogramm bezahlt worden. Die arbeiteten im Akkord. Der Ambos<br />
Alfons, der Engel Wilhelm und ich waren die Abwieger. Der Hermann,<br />
er stammt von <strong>Mittelbach</strong>, lebt aber auch nicht mehr, war damals Meister.<br />
Er sagte zu mir: „Hör mal, du willst doch Geld verdienen". „Natürlich", antwortete<br />
ich. „Dann gehst du zum Gebhard Wilhelm“. Der hat alleine an<br />
einer Bank gearbeitet und einen ganz dicken Draht gezogen. Ich bin dann<br />
in jeder freien Minute zu ihm gegangen und er hat mich dann angelernt. Im<br />
September bin ich dann hin zu ihm gekommen und hatte einen neuen Arbeitsplatz.<br />
Anfang Oktober ist eine Lohnerhöhung gekommen. Ich hatte<br />
116
0,96 DM Stundenlohn und bekam dann fünf Pfennig mehr. Ich hatte schon<br />
mehr Kilogramm gemacht als der Wilhelm, obwohl der schon einige Jahre<br />
dort war. Dann hat der Wilhelm gesagt: „Mach langsam!" Ohne mir was zu<br />
sagen, ging er zum Direktor und sagte zu ihm: „Der Mann, den sie eingestellt<br />
haben am Drahtzug, stellt sich gut an. Geben Sie ihm mehr Geld".<br />
„Na ja, zehn Pfennig!" Dann hatte ich eine Mark und elf Pfennige und der<br />
Wilhelm hatte 1,20 DM. Das war ja richtig so, der war ja auch schon viel<br />
länger dort. Der Meister ist fast alle Monate zum Direktor gekommen und<br />
hat für mich mehr Geld verlangt. Schließlich habe ich genauso viel verdient<br />
wie der Gebhard. Was ich auf dem Wahlerhof in vier Wochen verdient habe,<br />
habe ich im Nagelwerk in zwei Tagen verdient. Damals haben wir 12<br />
bis 16 Stunden gearbeitet. Zwischen Weihnachten und Neujahr war der<br />
Betrieb zu. 1957 hat der Bötticher das Werk übernommen und da ist dann<br />
der Weber Werner Obermeister geworden. 1952 ist der Gebhard gestorben<br />
und dann war ich alleine dort an der Drahtziehbank. Dann wurde das Werk<br />
umgestellt auf Baustahlmatten und die Stiftenmacher wurden entlassen.<br />
Dann arbeiteten nur noch ca. 100 Mann im Werk. Der Kaufmann, der<br />
kaufmännische Betriebsleiter, ist überall rum gefahren und hat Aufträge<br />
gesucht. Wir haben aber im Jahr nur etwa 100.000 DM gut gemacht. Und<br />
weil dieses Ergebnis nicht gesteigert werden konnte, hat der Konzern die<br />
“Quetsch“ hergegeben.<br />
Ich habe 32 1/2 Jahre auf dem Nagelwerk gearbeitet, von 1950-1982. Die<br />
haben mich damals rausgeschmissen. Es war die Zeit, in der das Werk<br />
schlecht lief. Sie hatten einen Sozialplan erstellt. Der Weber Werner und<br />
der Flickinger Ludwig waren nach Homburg gegangen und wollten mich<br />
eigentlich mitnehmen, aber ich hatte große Bedenken, weil ich kein Fahrzeug<br />
hatte und ich mit dem Fahrrad schlecht nach Homburg fahren konnte.<br />
Meine Heiratspapiere 1948 hatte ich von der französischen Kommandantur<br />
bekommen, weil mir ein Pole dort gut gewollt hatte. Die Heiratspapiere<br />
waren in Französisch ausgestellt und der Hermann Stalter, der Vater vom<br />
Remy, hat sie mir übersetzt. Wir sind drei Tage, meine Frau und ich, von<br />
Dr. May untersucht worden. Der hat bestätigt, dass wir gesund sind. Das<br />
Schreiben ist nach Neustadt geschickt worden.<br />
1957 bin ich dann deutscher Staatsbürger geworden.<br />
Ich kann mich über keinen beschweren, mit dem ich hier zu tun hatte. Als<br />
ich hierherkam, sprach ich nur Polnisch. Deutsch habe ich erst nach dem<br />
Krieg gelernt. Wir haben damals auf dem Hof alles angebaut und bewirt-<br />
117
schaftet. Wir hatten 35 Milchkühe, viele Schweine, die später dann von den<br />
Berliner SS-Soldaten abgeschlachtet wurden. Das Fleisch wurde nach<br />
Berlin gebracht. Da war der Ohlenmacher noch dabei. Der Wahler hatte<br />
damals auch etwa 600 Schafe. Ab September, nachdem das Grummet<br />
abgemäht war, sind die Schafherden gekommen, von hier nach Altheim<br />
und wieder zurück. Es hat sich vieles geändert. Früher hat es ja auch in<br />
<strong>Mittelbach</strong> in jedem Haus einen Kuh oder Pferdebauer gegeben. Da haben<br />
nicht so viele Wagen vor dem Haus gestanden wie heute Autos.<br />
Ich bin Ehrenmitglied im Sportverein und im Gesangverein. In den Gesangverein<br />
ist meine Frau hineingegangen, weil der immer am 30. April<br />
Musik hatte und das war eine geschlossene Veranstaltung. Es durften nur<br />
Mitglieder in den Tanzsaal. Meine Frau war 17 Jahre alt und hat gerne<br />
getanzt. Sie durfte dann einen mitbringen zum Maitanz. Das war unten in<br />
der Wirtschaft. Der Noe Gerhard war Soldat und ist vom Urlaub gekommen.<br />
Er wollte tanzen gehen. Der Flickinger Hugo, der damals Vorstand<br />
war und an der Kasse saß, hat ihn nicht rein gelassen. Das war der<br />
Schwiegervater vom „Schneckenfranz“. Dann sind sein Vater und alle<br />
rausgegangen aus dem Verein. Früher hat es nur am ersten Mai und an<br />
der Kerwe Musik gegeben. Oben in der Wirtschaft hat meistens die Kapelle<br />
Seegmüller gespielt. Und wir hatten unten die Kapelle Schatz. Der hat mit<br />
acht Mann nach dem Krieg auch eine schöne Musik gemacht. Wir waren<br />
auch an der Faschingsmusik in <strong>Hengstbach</strong>. Dann sind die Mädchen<br />
nachhause gegangen, haben Eier geholt und haben Eier gebacken für die<br />
Musiker. Von den Wirtsleuten haben die nichts bekommen. Wir haben<br />
ihnen immer etwas mitgebracht. Und wenn sie gegessen und getrunken<br />
hatten, hat der Schatz sich hingestellt und gesagt: „Extra Tanz für die Eiermädchen!"<br />
Der hat immer schöne Stimmung gemacht.<br />
1994 war ich noch einmal in meiner Heimat. Aber es war nur noch meine<br />
Cousine dort. Mein Vater war 1943 gestorben, da war ich schon neun Monate<br />
hier. Den habe ich nicht mehr gesehen. Meine Mutter ist dann bei den<br />
Kindern geblieben, drei Brüdern und zwei Schwestern, wir waren zu<br />
sechst. Mein Vater hatte eine Witwe geheiratet, die zwei Kinder hatte. Mein<br />
Bruder ist 1953 gestorben, der zweitjüngste Bruder ist ja schon lange tot,<br />
die Schwester ist vor zwei Jahren gestorben und der jüngste Bruder vor<br />
drei Jahren. Die jüngste Schwester und ich leben noch. Und die sind dort in<br />
der Ukraine. Mein Bruder Walter lebte in England, der ist schon elf Jahre<br />
tot. Seine Frau ist im vorigen Jahr gestorben.<br />
118
119
120
5.8 Willy Gawehns und Werner Kahlmeyer - ostpreußische<br />
Familienbanden in der <strong>Mittelbach</strong>er Wahlheimat<br />
Willy: Wir kommen aus Ostpreußen aus dem Ort<br />
Reisterbruch, Kreis Tilsit/Ragnit. Das ist in der<br />
Nähe der Memel an der litauischen Grenze. Wir<br />
hatten Landwirtschaft zuhause. Unser Betrieb<br />
war ca. 15 ha groß. Ende Oktober 1944 mussten<br />
wir dann zwangsweise weg. Ich war damals fast<br />
15 Jahre alt. Wir sind ganz alleine mit einem Fuhrwerk gefahren. Wir haben<br />
gesagt, wir fahren Tag und Nacht, solange die Pferde aushalten. Wir hatten<br />
noch ein Verdeck drauf gemacht wegen der Kälte und dem Regen und sind<br />
dann auf Schleichwegen, die Hauptstraße hatte ja das Militär, bis nach<br />
Braunsberg am Frischen Haff gefahren. Dort hatte uns der Russe schon<br />
eingekesselt. Uns blieb nur der Fluchtweg über das Eis, das aber schon<br />
teilweise mit Bomben und Artillerie kaputt geschossen war. Von Frauenburg<br />
aus sind wir dann mit den Pferden und Wagen über das Eis Richtung<br />
Nehrung. Wir sind dann unterhalb von Danzig vorbei, Richtung Studthof<br />
und immer an der Ostseeküste entlang nach Westen gefahren über Stargard,<br />
Stolp, Neubrandenburg, Wismar nach Lübow. Wir waren Lutheraner<br />
und in Lübow wurde ich konfirmiert. Ich war der einzige Konfirmand und<br />
musste den ganzen Katechismus auswendig lernen. Wir sind Tag und<br />
Nacht gefahren, es wurde dann etwas ruhiger und wir wendeten uns in<br />
Richtung Lübeck. Später konnten die Vertriebenen nicht mehr weiter, weil<br />
der Russe das Gebiet schon abgeriegelt hatte. Aber dann sind wir noch<br />
einmal frei geschlagen worden. Dort sollte ich noch zum Volkssturm. Aber<br />
meine Mutter hat sich erfolgreich gewehrt. Die Wagen wurden dann auch<br />
mehrmals kontrolliert. Unterwegs waren die Pferde auch krank geworden,<br />
man hat uns andere Pferde angeboten, aber die waren noch kränker als<br />
unsere. Wir sind dann auch in Lübeck durch das Holsten-Tor gefahren und<br />
weiter nach Bad Schwartau, an der Marinekaserne vorbei, Richtung Plön.<br />
In Negenharrie im Kreis Plön waren wir dann nachher einquartiert. Dort<br />
lebten wir ungefähr zehn Jahre.<br />
Werner: Am 1.6.1955 sind wir nach <strong>Mittelbach</strong> gekommen.<br />
Willy: Vor dem Kriegsende, im März 1945, waren wir schon dort. Ich war in<br />
der Landwirtschaft beschäftigt und habe die Pferde gepflegt. Mein Bruder<br />
Walter, der später hier den Hof übernommen hat, hatte Kriegerrente, der<br />
121
konnte gar nichts machen mit seiner kriegsverletzten Hand. Unsere Familie<br />
bestand aus meiner Mutter Frieda Gawehns, Jahrgang 1891, meinem Bruder<br />
Walter (Jhrg. 1923) und Gerhard (Jahrg. 1925).<br />
Werner: Wir hatten uns unterwegs getrennt. Meine Mutter Lydia, die<br />
Schwester vom Willy, hatte schon in Ostpreußen geheiratet. Meine Mutter<br />
war die älteste der Gawehns Kinder. Sie war 1920 geboren.<br />
Willy: Mein Vater war schon früh beim Holzeinschlag im Wald tödlich verunglückt.<br />
Da war ich vier Jahre alt.<br />
Mein Bruder Walter hätte auch auf dem Finanzamt anfangen können. Und<br />
der Gerhard, der auch verwundet war, auf der Post. Aber sie wollten unbedingt<br />
Landwirtschaft betreiben. Wir waren mütterlicher- und väterlicherseits<br />
alle Landwirte. Hierher kamen wir durch Vermittlung der Landesregierungen<br />
von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Wir waren als Hofsuchende<br />
gemeldet und in der Pfalz gab es einen Bedarf an Landwirten. Und<br />
die Bauern in Holstein haben nichts her gegeben.<br />
Wir sind zuerst auf der Keez gelandet. Die Disteln und die Brennnesseln<br />
standen etwa 3 m hoch. Damals gab es auf der Keez keinen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mehr. Im Krieg war die Mühle des Ludwig Leiner erneut<br />
zerstört worden. Mein Bruder Walter kaufte von den beiden Töchtern,<br />
die dort wohnten, die Ruine und 12 ha verwildertes Land. Auf der Keez war<br />
noch der Schölch, der bei der JVA arbeitete.<br />
Willy am Brunnen der Bickenaschbachermühle<br />
122
Die Bickenaschbachermühle auf der linken Seite der Straße nach Altheim<br />
war für sich und auf der rechten Seite ist das Bickenaschbacher Torhaus.<br />
Das Torhaus war früher so etwas wie eine Zollstation. Die haben nichts<br />
miteinander zu tun.<br />
Anfänglich gab es keinen elektrischen Strom, wir hatten Propangas. Zusammen<br />
mit dem Bickenaschbacherhof wurden wir um 1957/58 an das<br />
Stromnetz angeschlossen.<br />
Werner: Es gab auch keine Wasserleitung, mitten im Hof war ein Brunnen.<br />
Das war meiner Oma schon ein Dorn im Auge. 1957 wurde dann auch eine<br />
Wasserleitung gelegt, die heute noch existiert. Die Leitung lag fast 2 m tief<br />
unter dem Boden.<br />
Willy: Das neue Haus steht dort wo früher der Brunnen war. Der Walter hat<br />
den Betrieb übernommen und sein Sohn Walter führt ihn mittlerweile sehr<br />
erfolgreich weiter. Er besitzt heute 60 ha eigenes und 30 ha gepachtetes<br />
Land und melkt täglich um die 90 Kühe in seinem neuen Stall. Probleme<br />
bereitet ihm aber die Lage des Betriebs. Die Betriebsfläche erstreckt sich<br />
über die Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz und Saarland, was die finanzielle<br />
Abwicklung erheblich erschwert.<br />
Der neue Stall liegt übrigens auf der Hornbacher Gemarkung.<br />
Er hat es dann nicht nur mit der Stadtverwaltung sondern auch mit der<br />
Verbandsgemeinde bzw. dem Landkreis zu tun.<br />
Werner: Meine Mutter hat oben im Betrieb beim Opa und beim Onkel bis<br />
1.8.1960 gewohnt. Dann hat sie unterhalb der <strong>Hengstbach</strong>ermühle gebaut.<br />
Mein Vater stammt auch aus Ostpreußen, aus Lobellen, wo er einen Erbhof<br />
hatte. Wir hatten bei der Vertreibung nicht die Tour vom Willy genommen<br />
sondern sind in die Nähe von Göttingen gefahren. Dabei waren meine<br />
Mutter mein Opa und meine Oma, weil dort Verwandtschaft war. Die Frieda<br />
war nicht dabei, aber die Emilie und der Karl Kahlmeyer und die Alice, meine<br />
Tante. Sie war die Schwägerin meiner Mutter Lydia. Meine ältesten<br />
Schwestern, Renate, Erika und Monika sind in Ostpreußen geboren. Renate<br />
war schon in Ostpreußen verstorben. Ich bin in Göttingen in der Frauenklinik<br />
geboren, die Gisela ist in Herberhausen bei Göttingen geboren, wo<br />
wir wohnten.<br />
Willy: Es gab dann eine Umsiedlung. Da waren Schlesier in Negenharrie,<br />
die wollten in die Berge rein und Göttingen ist ja bergig. Und die Kahlmeyers<br />
wollten in das Flachland.<br />
123
Werner: Es gab dann in Negenharrie eine Familienzusammenführung. Wir<br />
sind dann gemeinsam von dort aus hierher nach <strong>Mittelbach</strong>. Der Walter hat<br />
dann hier den Betrieb übernommen, der Gerhard, der inzwischen gestorben<br />
ist, wurde Schweißer von Beruf.<br />
Willy: Ich war zusammen mit meinem Bruder Gerhard in Kaiserslautern in<br />
der Berufsschule. Er hat auch mit mir im Nagelwerk gearbeitet. Ich bin<br />
dann zu anderen Firmen gewechselt, unter anderem zu Peschke und zu<br />
Lanz, immer als Schweißer. Beim Lanz hatten wir damals besonders<br />
schlechte Arbeitsbedingungen. Es war Akkordarbeit. Später war ich noch<br />
einmal kurz in Homburg/Beeden bei den Pfalzwerken beschäftigt. Dann<br />
habe ich mich bei der Standortverwaltung in Zweibrücken beworben. Dort<br />
war ich dann ungefähr 20 Jahre bis ich mit 60 in Rente gegangen bin. Mein<br />
Bruder Walter ist mit der Gertrud Müller verheiratet, sie stammt auch aus<br />
Ostpreußen, aus dem Kreis Schlossberg. Der Walter hat seine Frau zufällig<br />
auf der Hofsuche in Langwieden getroffen. Sie hatte zuvor in Hamburg in<br />
einer Küche gearbeitet. Sie haben vier Kinder. Mein Bruder Gerhard hat<br />
geheiratet und ist nach Althornbach gezogen<br />
Ich hab dann jemand gefunden aus der Landwirtschaft, hier im Haus die<br />
Winna Weinland geb. Weber. Sie war geschieden und hatte aus erster Ehe<br />
eine Tochter, Luise, die jetzt noch im Haus wohnt. Ich habe aus dieser Ehe<br />
einen Sohn, den Herbert. Das hier war das Haus der Schwiegereltern. Wir<br />
haben dann in den sechziger Jahren aufgestockt und gründlich renoviert.<br />
Ganz früher war es, glaube ich, einmal eine Metzgerei gewesen und dann<br />
hat man ja auch ein bisschen gebauert. Die Schwiegermutter war eine<br />
geborene Flickinger und mein Schwiegervater Hermann Weber hatte hier<br />
124<br />
Altes Anwesen Weber/Gawehns<br />
in der<br />
Hauptstraße, heute<br />
Altheimer Straße 38
eingeheiratet. Und der ist noch mit den Schaumburgers verwandt. Die<br />
Emma Schaumburger war eine Schwester von ihm. Deshalb hat der Herbert<br />
dieses Haus von meiner Frau Winna geerbt. Er sollte ja zuerst hier im<br />
Haus bleiben, aber das wollte seine Frau nicht. Und dann ist er in das Haus<br />
vom Schaumburger gegenüber der Saarpfalz eingezogen. Der Herbert ist<br />
mittlerweile auch schon 50 Jahre alt. Er ist 1960 am 20. Dezember geboren.<br />
Wir waren immer eine große Familie. Meine Frau Winna ist leider 1997<br />
verstorben und ich habe Gott sei Dank wieder eine neue Lebensgefährtin<br />
gefunden, mit der ich jetzt zusammenlebe. Außerdem lebte noch lange in<br />
unserem Haus die Schwester meiner Frau, die Liesel. Sie ist jetzt 85 und<br />
lebt im Altenheim.<br />
Wir waren als Heimatvertriebene hier in die Pfalz gekommen und ein ganz<br />
anderer Menschenschlag mit einer anderen Mentalität. Im Großen und<br />
Ganzen kann ich sagen, dass wir recht gut aufgenommen worden sind, es<br />
hat sicherlich aber auch einige Bedenken gegeben. Ich bin schon früh in<br />
den Kirchenchor gegangen und war auch mal kurz im Gesangverein. Aber<br />
das ist mir dann zu viel geworden und das habe ich dann aufgegeben.<br />
Mein Bruder Gerhard war lange im Gesangverein. Er war auch eine kurze<br />
Zeit im Kirchenchor. Wir kannten zuhause keinen Fasching und keine Kerwe.<br />
Wenn Feiertage waren wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, haben<br />
wir nicht zwei Tage gefeiert, sondern drei Tage. Es war ja alles Agrarland<br />
gewesen und die Bauern haben das unter sich festgelegt.<br />
Werner: Ich war sieben Jahre als ich hierherkam. In Norddeutschland waren<br />
ja schon neun Klassen. Meine Schwestern sind noch ein paar Monate<br />
in die Schule gegangen, dann sind sie entlassen worden. Ich war Jahrgang<br />
125<br />
Post und Kolonialwarenhandel<br />
Schaumburger vor<br />
dem Krieg
48 und bin im Sommer 55 in die Schule gekommen. Damals waren die<br />
Klassen auf die beiden Schulen in <strong>Hengstbach</strong> und <strong>Mittelbach</strong> verteilt. Ich<br />
hatte den Lehrer Hammel, der später in Ernstweiler war und in den letzten<br />
Klassen den Helmut Ruf. Wir sind beide fast immer zusammen im Klassenzimmer<br />
angekommen. Von meiner Klasse in <strong>Mittelbach</strong> leben nur noch<br />
wenige. Auf dem Bild der Klasse (siehe Klassenfoto 48/49 bei Helmut Ruf)<br />
bin ich nicht drauf, weil ich erst später angekommen bin. Wer noch lebt ist<br />
der Manfred Holaus, der Winfried Schwarz, die Ursula Noe, jetzt Fischer,<br />
die Imhof Ilse und die Christa Kunert. Wir waren 13 Schüler und die anderen<br />
sind alle verstorben. Nach der achten Klasse habe ich dann Autoschlosser<br />
gelernt bei der Firma Kinzinger in Zweibrücken. Ich war von 1963<br />
bis 1969 dort. Danach war ich acht Jahre bei der Luftwaffe. Abgegangen<br />
bin ich als Oberfeldwebel.<br />
1969 habe ich meine Frau Gisela, geb. Ebersoldt, geheiratet, die aus Bubenhausen<br />
stammt. Die Ebersolds mit „d“ waren beim Zoll. Die stammen<br />
aus Ixheim und haben mit den Ebersoldts aus Bubenhausen nichts zu tun.<br />
Durch diesen Namen haben wir aber beim Zoll nie Schwierigkeiten gehabt.<br />
Sie hat ihren Ausweis vorgezeigt und schon durften wir durch. Die Keez lag<br />
ja auch wie der Wahlerhof im Niemandsland und damit im Schmuggelgebiet.<br />
Die Böckweiler hatten Wiesen oberhalb der Keez. Sie haben dort immer<br />
Heu gemacht. Ein paar Tage vorher waren sie über Einöd in die Stadt<br />
gefahren und hatten dort eingekauft. Und über <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> sind<br />
sie wieder rausgefahren. Dann haben sie das ganze Zeug unter dem Heu<br />
versteckt und konnten so der Kontrolle des französischen Zolls auf der<br />
anderen Seite entgehen. Mit dem Heu haben Sie dann das Schmuggelgut<br />
nachhause gebracht. Ich weiß noch gut, dass sie einmal ein altes Auto, voll<br />
mit Fernsehgeräten, geschnappt hatten. Unten in der Senke zwischen Altheim<br />
und Böckweiler hatten die Zöllner eine Falle aufgebaut, so ein<br />
Klappmesser, da sind die hineingefahren. Das Auto mit den Fernsehgeräten<br />
hat ewig am Zoll in Altheim gestanden. In der Zeit konntest du als Kind<br />
oder Frau in dieser Gegend herumlaufen, da ist dir nichts passiert. Es wurde<br />
ja alles ständig von den Zöllnern überwacht. Meine Schwester Erika und<br />
ich wurden mehrmals unten an den Kastanienbäumen, dort wo es zu dem<br />
Bickenaschbacherhof geht, kontrolliert. Ich bin ja früher öfter als Kind von<br />
der Oma nach Altheim zum Rotweinkaufen geschickt worden. Der Zoll hat<br />
mich nie kontrolliert, dann habe ich Neskaffee mitgebracht und auch der<br />
126
Rotwein war dort spottbillig. Meine Oma hat immer Rotwein mit gekleppertem<br />
Ei getrunken.<br />
Willi: Wenn wir nach Altheim oder Böckweiler zum Tanzen gegangen sind,<br />
hat uns der Zoll schon gekannt. Da waren ja auch viele <strong>Mittelbach</strong>er und<br />
<strong>Hengstbach</strong>er dabei, z. B. die vielen jungen Frauen, die unverheiratet waren.<br />
Wir haben dann auch allerhand Schabernack mit ihnen getrieben. Wer<br />
läuft denn heute noch von <strong>Mittelbach</strong> nach Altheim?<br />
Werner: Ich bin dann am 7.04.1977 vom Bund abgegangen, am gleichen<br />
Tag als der Bundesstaatsanwalt Buback in Karlsruhe ermordet worden ist.<br />
Ich war auch am 7. April in die Bundeswehr eingetreten und hatte immer in<br />
meinem Berufsfeld gearbeitet. Nach meiner Bundeswehrzeit war ich noch<br />
für ein gutes Jahr, von 1977 bis 1978, bei meiner alten Firma. Dann habe<br />
ich mich bei den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke beworben und das<br />
Glück gehabt, genommen zu werden. Ich habe dann dort 29 Jahre in der<br />
Werkstatt gearbeitet, bis ich mit 60 in Rente gegangen bin. Zwischendurch<br />
habe ich auch mal Bus gefahren, wenn Not am Mann war. Wir haben eine<br />
Tochter und einen Sohn.<br />
Der Willi hat bei uns am Bau des Hauses auch kräftig mitgeholfen. Die<br />
ganze Familie hat sich beteiligt. Er hat das Fundament von Hand ausgehoben.<br />
Die Rauchkammer, die der Willi gebaut hat, existiert noch. Wir haben<br />
darin noch lange Schinken oder Gänsekeulen geräuchert. Damals hatten<br />
wir ja noch Hausschlachtungen.<br />
Am 1. August 1960 sind wir eingezogen. Wir haben ja außerhalb des Ortsbereichs<br />
gebaut und mit der Baugenehmigung war das dann ein bisschen<br />
schwierig. Die Gemeinde war damals noch selbstständig. Als wir dann<br />
gebaut hatten, haben viele Zweibrücker meiner Mutter die Tür eingerannt<br />
und nach Bauplätzen gefragt. Aber von Neustadt hieß es dann, dass nichts<br />
mehr geht, das Tal müsse so erhalten bleiben wie es ist.<br />
1995 waren wir dann noch einmal in der alten Heimat in Ostpreußen. Mein<br />
Elternhaus steht noch. Der Stall war aus Granitsteinen, etwa 1 m hoch.<br />
Das andere war alles abgerissen. Von der Scheune sah man nur noch die<br />
Tenne. Die Erdkeller waren noch da. Das war alles verfallen. Meine älteste<br />
Schwester Erika war schon ein paar Mal oben. Sie war auch schon einige<br />
Male in unserem Elternhaus. Sie wird dann auch eingeladen.<br />
Willi: Aber unsere Ortschaft ist platt. Da ist nichts mehr zu erkennen. Sogar<br />
der Bachlauf ist zugeschoben. Das ist Sumpfgebiet.<br />
127
Werner: Da hat keiner was gemacht. Die haben alles planiert und das Gebiet<br />
ist wieder versumpft.<br />
Werner: Eines Tages werde ich mit meiner Familie noch einmal hinfahren.<br />
128
5.9 Rosemarie und Hans Röller sowie Norbert Leiner<br />
- von Schule, Brauchtum und Vereinen<br />
Norbert: Ich bin 1940 während der 1. Evakuierung<br />
in Schwarzenbach am Wald geboren. Vom<br />
Krieg weiß ich nur noch, dass ich zusammen mit<br />
meiner Schwester 1944 bei der zweiten Evakuierung<br />
bei meinem Vater in der Oberlausitz war. Im<br />
November 1945 sind wir erst heimgekommen.<br />
Rosemarie: Ich bin 1941 geboren. Nach dem Krieg wohnten wir zuerst in<br />
<strong>Hengstbach</strong> bei der Oma, wo jetzt der Ludwig Noe wohnt. Wir lebten mit<br />
zehn Personen in diesem Haus, bis wir im Frühjahr 1952 unten im <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Tälchen gebaut haben.<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Tälchen um 1960. Im Vordergrund<br />
der Garten der Familie Leiner<br />
Im Oktober sind wir eingezogen und an Weihnachten haben wir erst Strom<br />
bekommen. Unser Wasser haben wir jahrelang am Zollhaus am Brunnen<br />
geholt. Der Brunnen war zwischen den Zollhäusern am Ende des Dorfes.<br />
Später haben wir im Hof einen Brunnen gebohrt.<br />
Norbert: Erst 1965 wurden wir bei der Zusammenführung der Wasserleitungsnetze<br />
von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> angeschlossen.<br />
Rosemarie: Bis an das Zollhaus unterhalb vom Appel war Wasser. Wir<br />
sollten den Stromanschluss selbst bezahlen, das haben wir dann nicht<br />
gemacht, weil es zu teuer war.<br />
129
Norbert: Ich bin 1946 in <strong>Mittelbach</strong> in die Schule gekommen. Wir waren in<br />
dem Raum, in dem heute das Rote Kreuz drin ist. In der dritten Klasse sind<br />
wir einmal geteilt worden, alle <strong>Hengstbach</strong>er Kinder mussten nach <strong>Hengstbach</strong><br />
in die Schule. Zu <strong>Hengstbach</strong> gehörten noch die Zollhäuser am Ortsausgang<br />
von <strong>Mittelbach</strong>. Außerdem hatten wir vom Bickenaschbacherhof<br />
noch die Tochter des Besitzers Ohlenmacher in der Klasse.<br />
Rosemarie: Ich bin 1947 in <strong>Mittelbach</strong> in die Schule gegangen, war aber<br />
auch ein Jahr in <strong>Hengstbach</strong> in der Schule und anschließend wieder in<br />
<strong>Mittelbach</strong>. Auch die Kinder vom Wahlerhof mussten nach <strong>Hengstbach</strong>. Die<br />
Hilde und der Kurt Müller waren auch bei uns.<br />
Hans: Wir sind zusammen eingeschult worden und waren auch in dem<br />
Saal wo jetzt die DRK ist, beim Herrn Leidinger und beim Fräulein Grohe.<br />
Schulsaal rechte Seite von links:<br />
1. Reihe: Klensch Willi; Müller Kurt;<br />
2. Reihe: Geith Hans; Bellaire Phillip; Decker Karl†;<br />
3. Reihe: Wenz Hans; Decker Paul;<br />
4. Reihe: Noe Wolfgang; Baumann Günther;<br />
Finger Wolfgang;<br />
5. Reihe: Röller Hans; Stoll Peter; Pier Lothar;<br />
6. Reihe: Rehländer Werner; Baier Willi; Born Helmut;<br />
Flickinger Ludwig;<br />
7. Reihe: Uhl Hannelore; Brill Irmgard, geb. Hertel;<br />
8. Reihe: Ingrid, geb. Steindlmüller; Anni Appel, geb Klein<br />
Lehrer: Herr Domes<br />
130
Schulsaal in <strong>Mittelbach</strong> linke Seite von links:<br />
1. Reihe Bolies Günter †; Decker Theo †; Decker Alfred<br />
2. Reihe: Holzschuh, Ilse; Maurer Erika, geb. Bastian;<br />
3. Reihe: Pistor, Christa, geb. Rhein; Schütze Marliese,<br />
geb. Schaub; Hunsicker Marliese, geb. Fromm<br />
4. Reihe: Noe Inge, geb. Born; Mayer Anneliese, geb. Hertel<br />
5. Reihe: Piloti Marliese, geb. Wanka; Eudenbach Karla,<br />
geb. Meyer; Röller Rosemarie, geb. Leiner<br />
Lehrer: Domes<br />
Rosemarie: Die Bilder sind in <strong>Mittelbach</strong> aufgenommen, dort wo heute der<br />
Sängersaal ist. Wir waren damals in der 8. Klasse.<br />
Im Saal stand ein großer Ofen, der im Winter von uns befeuert wurde. Leider<br />
gibt es kein Bild mehr von dem Schulhof und dem Pissoir, einem Anbau,<br />
der hinter dem Schulhof zwischen Schule und der Kirchenruine stand.<br />
Das war alles ziemlich primitiv. Die Wand und die Rinne mit dem Ablauf<br />
waren mit einem Teeranstrich versehen. Es gab keinen Wasseranschluss.<br />
Bei den Mädchen gab es drei Türen und dahinter die Plumpsklos.<br />
Im Erdgeschoss waren noch die Wohnung der Familie Klöckner, wo heute<br />
die Amtsstube des Ortsvorstehers ist, und daneben das Amtszimmer des<br />
Gemeindesekretärs. Die heutige Altenstube wurde auch als Kirche genutzt.<br />
131
Die Schüler in<br />
Die Klassen 1-3 waren aufgeteilt. Die 4. Klasse war komplett in <strong>Hengstbach</strong><br />
1. Reihe, 2. von links: Norbert Leiner; 3. von rechts: Remy Stalter<br />
2. Reihe, 6. von links: Rosemarie Leiner; 4. von rechts: Kurt Müller<br />
3. Reihe, 5. von rechts: Hilde Stalter (geb. Müller)<br />
Lehrerin: Fräulein Grohe<br />
Norbert: Das Bild ist im Hof der Schule in <strong>Hengstbach</strong> aufgenommen. Auf<br />
dem Bild sind viele Kinder. Es haben sich aber auch einige dazu gestellt,<br />
die gar nicht in <strong>Hengstbach</strong> in der Schule waren. Wir haben damals die<br />
Schule mit der achten Klasse abgeschlossen. Ich habe dann nach der<br />
Schule 1954 eine Lehre beim Dingler angefangen, als Stahlbauschlosser<br />
und bis 1997 dort gearbeitet.<br />
Rosemarie: Und ich bin nach der halbjährigen privaten Handelsschule<br />
1956 als kaufmännische Angestellte zu der Firma Häfner, oben am Himmelsberg,<br />
arbeiten gegangen. Zehn Jahre war ich dort, bis meine Tochter<br />
Martina auf die Welt gekommen ist.<br />
Wir haben 1964 geheiratet. Ich kenne ja meinen Mann Hans schon seit der<br />
Volksschule. Wir sind auch miteinander konfirmiert worden.<br />
132
Hans: Auf dem Bild ist links mein Elternhaus zu sehen. Wir sind nach der<br />
Hochzeit hier eingezogen. Wir wohnten damals im ersten Stock, zusammen<br />
mit den Eltern. Meine Oma hatte oben zwei Zimmer. Da wohnten drei<br />
Generationen in dem relativ kleinen Haus. Später haben wir es aufgestockt.<br />
Leider haben wir keine Kerwe mehr. Mit 18 Jahren sind wir zum ersten Mal<br />
auf die Tanzmusik gegangen. Weil es geschlossene Bälle waren, musste<br />
man Mitglied sein, um in den Tanzsaal zu kommen. Das konnten die Ver-<br />
eine sich erlauben, weil der Andrang so groß war. Deshalb bin ich mit 18<br />
in den Gesangverein gegangen.<br />
Norbert: Ich war Straußbube in <strong>Mittelbach</strong>, unten bei der Tante Emma<br />
Back in der Wirtschaft. Die Fußballer waren damals auch dort.<br />
133<br />
Wohnhaus der Familie<br />
Röller um 1965<br />
Der Kerwestrauß wird<br />
aufgehängt
Rosemarie: Früher war das die Arbeiterwirtschaft, das hat mein Vater mir<br />
immer erzählt. Und oben war die Bauernwirtschaft. Die Bauern waren damals<br />
im Ort was Besseres. Später, als die Arbeiter Geld verdienten, ging<br />
es bei den Bauernbuben immer mehr rückwärts. Diese Entwicklung hat<br />
schon vor meinem Vater begonnen.<br />
Im Ballkleid vor der oberen Kerwetanz im unteren Saal<br />
Gastwirtschaft an der Kerwe1957<br />
Von links: Ingrid Steindlmüller;<br />
Inge Born; Rosemarie Leiner<br />
und Irmgard Hertel<br />
Hans: Samstagsabends war Fackelzug, am Sonntagnachmittag ist man<br />
mit dem Strauß und der Musik durchs Dorf, montags ist geständelt worden<br />
und dienstags ist der Hammel ausgetanzt worden. Da ist der Hammel von<br />
dem Hammelführer, der einen schwarzen Anzug an hatte, durch das Dorf<br />
geführt worden. Es war der feierlichste Tag im ganzen Jahr. Er ist an der<br />
Spitze gelaufen, dann kam die alte Schlimmer, Emmas Mutter, in einer<br />
Kutsche mit einem Vierspänner gefahren und dahinter liefen dann die fein<br />
gekleideten Paare. Jede Wirtschaft hatte ihre eigenen Straußbuben. Wir<br />
waren ja alle Schulfreunde, aber wenn es um die Kerwe ging, waren wir<br />
spinnefeind. Jeder verteidigte seinen Strauß. In der oberen Wirtschaft war<br />
normalerweise mehr los als bei uns. Deshalb entschlossen wir uns, die<br />
Tanzkapelle Blau-Weiß zu holen.<br />
Wir sind beim Zug durchs Dorf von unten gekommen und die anderen von<br />
oben, meistens haben wir uns dann irgendwo in der Dorfmitte getroffen.<br />
Dann hat jeder versucht, den anderen musikalisch zu übertrumpfen.<br />
134
Sonntags, als dann die „Drei Ersten“ getanzt wurden, sind wir als Straußbuben<br />
nach oben in die andere Wirtschaft gegangen. Wir haben dann dort<br />
einen extra Ehrentanz bekommen und genauso war es bei uns unten. Unter<br />
uns gab es meistens ein bisschen „Kloppes“. Mittwochs war dann die<br />
Kerb vorbei und wir saßen wieder friedlich zusammen.<br />
Es war das größte gesellschaftliche Ereignis im Jahresverlauf. Ansonsten<br />
hatte jeder Verein einen Ball. Der Sportverein hatte noch sein Sportfest und<br />
der Gesangverein sein Sängerfest. Das war auf dem alten Turnplatz an der<br />
Breitensteinstraße, oberhalb vom Philipp. Im Hintergrund hatte man ein<br />
Holzgestell aufgebaut, über das Planen gelegt werden konnten, sodass<br />
man schnell einen Verkaufsstand hatte. Nach und nach wurde das immer<br />
weniger mit den Tanzbällen.<br />
1982 wurden dann die Dorffeste aus der Taufe gehoben. Zuerst hat der<br />
Körner Karl als Kassierer fungiert. Ich habe dann 1986 beim 5. Dorffest<br />
seine Aufgabe übernommen. Die Gesamtleitung der Dorffestes hat immer<br />
der Ortsvorsteher. Heute ist der gesamte Ablauf eigentlich noch genauso<br />
wie damals. Die Getränke wurden jetzt gemeinschaftlich abgerechnet. Zuvor<br />
war das etwas anders gelaufen.<br />
Rosemarie: In den ersten Jahren hatten wir beim Gesangverein noch keine<br />
festen Buden. Angefangen haben wir in der Garage vom Noe Hans.<br />
Draußen hatten wir einen Tisch stehen, und das Essen wurde aus der alten<br />
Küche vom „Messer“ (Noe Hans) herausgegeben. Da hat der schon in<br />
seinem neuen Haus gewohnt.<br />
Hans: Der Kirchenchor hatte zuerst eine große Verkaufsbude gezimmert.<br />
Wir haben dann mit Hilfe vom Franz Heyer ein Jahr später beim Erich<br />
Lehmann im Hof unsere Bude gebaut.<br />
Als der Helmut Ruf aufhörte, hat sein Nachfolger, der Dettweiler Kurt, die<br />
Dorffeste genauso durchgeführt. Im Laufe der Jahre hat sich der Gewinn<br />
aus dem Dorffest für die Gemeinschaft halbiert. Schon lange vor dem Dorffest,<br />
bevor irgendetwas verdient worden ist, muss man heute viel Geld auf<br />
den Tisch legen. Wir hatten zu Beginn mehr als 50% Gewinn. Heute hat<br />
man vielleicht noch höchstens 30%. Man muss ein sehr gutes Angebot an<br />
Speisen haben und die Preise müssen auch dementsprechend stimmen.<br />
Die Leute kommen nach <strong>Mittelbach</strong>, weil wir ein vielfältiges Angebot haben<br />
und günstig sind. Ohne fremde Besucher könnten wir nicht leben.<br />
135
136<br />
Von dem Gewinn<br />
wurden im Dorf<br />
viele gemeinnützige<br />
Vorhaben<br />
bezuschusst,<br />
z. B. der Ausbau<br />
der Leichenhallen,<br />
eine Sitzbank<br />
für den Kindergarten,<br />
5 moderne<br />
Krankenbetten für<br />
den Krankenpflegeverein<br />
und<br />
einiges mehr.<br />
Montags nach dem Dorffest<br />
Für die Gemeinschaft blieb in den letzten Jahren immer weniger Geld übrig.<br />
Ohne die freiwilligen Helfer ist ein Dorffest nicht durchzuführen. Die<br />
Vereine bauen ihre Buden auf und sorgen für den Verkauf ihrer Speisen.<br />
Ich muss die Getränke beischaffen und die Kassenführung vorbereiten,<br />
damit die Abwicklung auch ordnungsgemäß läuft. Die Anteile aus dem<br />
Gewinn werden nach einem von dem Ortskartell bestimmten Schlüssel an<br />
die 6 Vereine ausgezahlt.<br />
Für mich selbst ist der Adventsmarkt viel aufwändiger in der Organisation,<br />
weil dort die Vereine nicht beteiligt sind. Es ist ein Fest, das die Gemeinde<br />
allein ausrichtet. Der Kurt und ich, wir kümmern uns um den gesamten<br />
Einkauf. Die freiwilligen Helfer müssen an diesen Tagen alle Buden und<br />
alle Einrichtungen aufbauen und auch wieder abbauen. Leider haben wir in<br />
den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten, Helfer zu finden.<br />
Die Gewinne des Adventsmarkts gehen komplett auf ein Konto und davon<br />
werden gemeinschaftliche Vorhaben im Ort bezahlt. Der gesamte Blumenschmuck<br />
im Ort wird gekauft: die Blumenampeln in der Hauptstraße, die<br />
herrlichen Geranien am Dorfgemeinschaftshaus und an der Brücke und der<br />
Blumenschmuck für den Dorfplatz in <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Beide Feste sind eine gute Sache. Man pflegt damit die Zusammenarbeit<br />
der Vereine im Ort und präsentiert die <strong>Mittelbach</strong>er Vereine nach außen.
Im Ortsbeirat bin ich in der 3. Periode. 2003 habe ich als Kassierer des<br />
Fördervereins Schulturnhalle eine gewaltige Aufgabe dazu bekommen, die<br />
nachdem der Zweck erfüllt war, mit der Auflösung des Vereins endete.<br />
Als aktiver Sänger bin ich seit 1980 im Gesangverein. Ich war dann auch<br />
gleich in der Vorstandschaft als Kassierer dabei.<br />
Erster Vorstand war damals der Helmut Ruf und 2. war der Erich Lehmann.<br />
Für meine Verdienste um die Dorfgemeinschaft wurde mir am 12.01.2011<br />
die Stadtehrennadel überreicht.<br />
137
138
5.10 Heinz Fuhrmann und Klaus Niedermeier<br />
- in Freundschaft verbunden mit dem Ort und der TSG<br />
Klaus: Die TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatte 1950<br />
die erste Jugend gegründet. In dieser B-Jugend<br />
haben wir beide gespielt mit dem Karl Stoll als<br />
Spielleiter. Danach kam die Jugend mit dem Fritz<br />
Bolies, dem Norbert Leiner, dem Hartmut Finger<br />
und anderen. Das war der nächste Jahrgang und der Jugendleiter war der<br />
Alois Hertel. Der Jahrgang 50/51 mit dem Udo Stoll, dem Martin Dettweiler<br />
und dem Oswald wurde später vom Heinz Fuhrmann trainiert. Die erste<br />
Meisterschaft nach dem Krieg in der C Klasse West wurde 1960 errungen.<br />
Heinz: Auf einem Bild, das uns erst kürzlich zugegangen ist, sind die Urväter<br />
des Vereins 1931 abgebildet, die in der ersten Mannschaft gespielt haben.<br />
Ein Herr Staudt hatte sich gemeldet und dieses Bild zugeschickt.<br />
1. Mannschaft der TSG 1931<br />
Stehend von links: Schick; Koch; Staudt; Ludwig Ebersold;<br />
Ludwig Schlimmer; Bolies oder Bickel?;<br />
Alfred Schneider; Noe Karl; Hettrich Karl<br />
Knieend: Lambert; Motsch; Walter Ebersold<br />
Heinz: Unsere Generation hat, als sie angefangen hat Fußball zu spielen,<br />
sich eigentlich selbst organisiert. Beim ersten Mal sind wir mit den hohen<br />
139
Schuhen nach Rimschweiler gelaufen in der Absicht, dort Fußball zu spielen.<br />
Als ich im Sportverein tätig war, war das Vereinslokal unten in der<br />
Wirtschaft.<br />
Klaus: Davor war es in der Gastwirtschaft in der Mitte, vor dem Krieg Heller.<br />
Der Sohn der Hellers hatte ja später eine Metzgerei neben dem Elternhaus<br />
vom Edgar Kühn (siehe Gespräch Edgar Kühn). Der Bruder vom<br />
Ebersold Walter, der Ludwig, hatte diese Gastwirtschaft gehabt. Die Ebersolds<br />
waren von Ixheim und begeisterte Fußballer. Der Ludwig Ebersold ist<br />
dann ausgezogen und dann sind verschiedene andere Wirte hinein gekommen.<br />
1954 war die Familie Desch in der Mitte, sie hatten das erste<br />
Fernsehgerät im Ort und wir haben dort das Endspiel der Weltmeisterschaft<br />
gesehen. Ich weiß noch gut, dass sie damals abends noch das<br />
Deutschlandlied gesungen haben. 1952 wurde der Verein von SV <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
umbenannt in TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>.<br />
Damit wollte man wieder alte Turner in den Verein bekommen und wieder<br />
eine Turnerzeitung machen. Die Generalversammlung, bei dem die so<br />
Umbenennung beschlossen wurde, war im Saal der unteren Wirtschaft bei<br />
Schlimmers.<br />
Heinz: Es ist darum gegangen, den Verein zu vergrößern. Den Turnverein<br />
<strong>Mittelbach</strong> hat es ja nicht mehr gegeben. Es waren aber noch alte Turner<br />
da, wie der Ludwig Schlimmer, der Bellaire, der Vater vom Philipp und der<br />
Albert Körner. Die hatten haben oben in Schlimmers Wirtschaft eine Jugendturnstunde<br />
gemacht.<br />
In der unteren Wirtschaft haben wir uns im hinteren Saal umgezogen, gewaschen<br />
haben wir uns in der Waschküche. Da hat die Emma eine „Bütt“<br />
hingestellt und hat über das Abwasserrohr von dem Spülbecken das warme<br />
Wasser hinein geleitet. Und wenn du nicht schnell genug warst, hatten<br />
die anderen schon die Füße drin stehen. Dann waren wir mal kurz in der<br />
mittleren Wirtschaft und später hieß es, der „Schlimmer Lui“ würde oben<br />
umbauen. Aber die Leute hatten ja damals kein Geld. Und so sind wir dann<br />
wieder in die untere Wirtschaft zurück.<br />
Klaus: Vor dem Krieg war hinter der unteren Wirtschaft ein Turnplatz eingeebnet<br />
worden.<br />
140
Heinz: Der alte Turnplatz an der Breitensteinstraße ist in der Arbeitslosenzeit<br />
vor dem Krieg in einer so genannten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme,<br />
wie man heute sagt, gebaut worden.<br />
Bau des Turnplatzes 1931 durch Schüler, Lehrer und Helfer aus dem Ort<br />
Klaus: Der Sportplatz an der Bickenalb ist 1946 entstanden. Da ist nicht<br />
viel gemacht worden. Das war eine Wiese und da sind zwei Tore zusammengenagelt<br />
und hingestellt worden. Und ein Geländer wurde drum herum<br />
aufgestellt. Es gab jede Menge Maulwurfshügel.<br />
Heinz: Der erste Übergang zum Sportplatz war gegenüber der unteren<br />
Wirtschaft beim Vollenweider Erwin durch den Hof und den Garten.<br />
Klaus: Dann brauchte der Vollenweider Erwin den Platz. Die zweite Brücke<br />
haben wir zwischen den Anwesen Krönig und Knecht gebaut. Dort waren<br />
damals keine Häuser.<br />
Heinz: Dann hat es irgendwann die Brücke bei einem Hochwasser weggespült.<br />
Wir hatten ja fast jedes Jahr Hochwasser, das uns auch regelmäßig<br />
Teile vom Platz weggespült hat. Dann ist einer auf die glorreiche Idee gekommen<br />
die Brücke noch weiter hoch zusetzen. Dort standen große Pappeln,<br />
in die man die dicken Telefonposten vom Fuhrmann Hermann teilweise<br />
hineingelegt hat.<br />
Klaus: Die hatte er uns überlassen, aber dafür mussten wir für ihn zwei<br />
Ster Holz schlagen. Wir haben sie dann in die „Bellen“ hineingelegt und die<br />
141
Brücke war so stabil, dass sie nie mehr vom Hochwasser weggespült wurde.<br />
Für die <strong>Mittelbach</strong>er Leute war diese Brücke Gold wert. Die Bauern, die<br />
auf die andere Seite wollten, haben auch diese Brücke benutzt.<br />
Heinz: Auf die Brücke führte eine 2 m breite Rampe und auf der anderen<br />
Seite ging es auch so wieder runter. Damit war die Brücke bei Hochwasser<br />
gesichert.<br />
Klaus: Sie hat noch gestanden, als der Sportplatz schon längst aufgegeben<br />
war. Der neue Sportplatz ist 1967 eingeweiht worden. Die Bauzeit<br />
hatte sich verzögert. Wir hatten die Raupe vom südwestdeutschen Fußballverband<br />
gekriegt und die war zwei Jahre lang dort oben im Wald gestanden,<br />
weil sie ständig kaputt war. Ein Mann ist jeden Morgen von Kaiserslautern<br />
hierhergekommen, hat sich oben in den Wald gelegt und ist<br />
abends wieder nachhause gefahren, weil kein Mechaniker gekommen ist<br />
und die Raupe repariert hat. Zwei Jahre lang hat er gearbeitet und den<br />
Sportplatz nicht eben hingekriegt. Den Rest hat dann der Sofsky gemacht.<br />
Der ist mit zwei Maschinen gekommen und im Nu war die Sache erledigt.<br />
Der südwestdeutsche Fußballverband wollte uns mit seiner Raupe was<br />
Gutes tun. Wir hatten sie noch selbst in Lambsborn abholen müssen.<br />
Sportplatzbau im Mertel Einweihungsfeier 1967<br />
Heinz: Der Wald wurde von uns abgeholzt. Da hat es einige schöne Geschichtchen<br />
gegeben, zum Beispiel die mit dem Marschall seinem Beilchen.<br />
Klaus: Der Ludwig Weber hat immer gesagt: “Dein Beilchen schneidet so<br />
gut wie ein neuer Hammer!“<br />
Heinz: Der Wald wird schätzungsweise zehn Jahre alt gewesen sein, lauter<br />
Knüppelholz. Die hohen Buchen waren vorher vom Wind gefallen.<br />
Klaus: Eine Episode noch, dafür würde man wahrscheinlich heute im Knast<br />
sitzen. Wir hatten alle Bäume abgeholzt und auf dem Boden liegen lassen.<br />
142
Sie sind wunderbar ausgetrocknet. Der Hertel Alois und ich kamen dann<br />
auf den Gedanken, das Ganze anzuzünden. Mein lieber Mann! Flammen<br />
so hoch, wie wir schauen konnten!<br />
Heinz: Der Alois hat Panik bekommen. Hinter dem Sportheim, dort wo jetzt<br />
das Clubheim ist, haben hohe Fichten gestanden. Dort lag überall dürres<br />
Laub. Da war kein Feuer mehr, da gab es nur noch braune und schwarze<br />
Erde. Und das Feuer ist immer auf die Fichten zugelaufen. Und dann sind<br />
wir mit Hecken hin und haben versucht das Feuer auszuschlagen. Wir waren<br />
nicht weit davon, alles hinzuwerfen und fortzulaufen. Das Stockholz<br />
von den dicken Bäumen hat noch tagelang gebrannt und wir mussten immer<br />
wieder rauf, um es zu löschen.<br />
Klaus: Wir hatten dann 1967 mit der AH das letzte Spiel auf dem alten<br />
Sportplatz gegen Nanzdietschweiler und das erste Spiel auf dem neuen<br />
gegen Nünschweiler. Da hatten wir noch keine Umkleidegelegenheit. Dann<br />
kamen die Bretterbuden. Dort hat dann der Norbert Leiner viel Geld gemacht<br />
fürs Sportheim.<br />
Heinz und Klaus auf dem alten Sportplatz<br />
Heinz: Ich habe noch ein Bild vom alten Sportplatz. Auf dem sind aber nur<br />
wir beide drauf. Interessant war dann noch auf dem alten Sportplatz, wenn<br />
da ein Sportfest war, die Sache mit den Metzgern, wie viel und ob sie<br />
überhaupt Wurst machen. Die haben immer gejammert, wenn Sie die<br />
Wurst nicht fortbekommen hatten.<br />
143
Klaus: Mit dem Mähen des Platzes gab es immer Probleme. Der „Schamass“,<br />
der Decker Adolf, hat beim Lanz geschafft und hat ein Messer mitgebracht<br />
für den „Bulldog“. Der Sportverein hat dieses Messer gekauft.<br />
Dann sollte der Decker Adolf mähen, aber der „Bulldog“ lief nicht. Daraufhin<br />
hat der Dettweiler Lothar, der gegenüber der mittleren Wirtschaft wohnt,<br />
gemäht. Der hat sich dann beklagt: „Der hat das Messer und ich muss<br />
meins nehmen um zu mähen“. Es war jedenfalls immer wieder Theater.<br />
Heinz: Ich glaube, der wäre gar nicht gemäht worden, wenn nicht das<br />
Sportfest gewesen wäre. Aber irgendwann musste man mal mähen, weil<br />
man nicht mehr darauf spielen konnte. Den Platz haben wir beide Jahre<br />
lang von Hand gezeichnet, entweder mit Sägemehl oder mit Kalk, zuerst<br />
um Gotteslohn. Dann haben wir dafür zehn DM im Jahr erhalten.<br />
Klaus: Der Edgar Kühn war der erste Platzzeichner, der hatte einen Vorteil,<br />
er brauchte sich nicht so tief zu bücken wie wir.<br />
Mein Elternhaus stand<br />
dort, wo heute<br />
meine Schwester<br />
wohnt, anfangs der<br />
Kirchentalstraße. Es<br />
war ein riesig großes,<br />
28 m langes Bauernhaus,<br />
das am Ende<br />
des Krieges ausgebombt<br />
war. Es ist sehr<br />
weit gegangen, bis<br />
unten an Wolfe Garten.<br />
Leider gibt es<br />
davon kein Bild. Heute<br />
ist durch die Straße<br />
nach Wattweiler dieses<br />
Eck total verändert.<br />
Heinz: Ich habe an<br />
Ecke Breitensteinstraße - Hauptstraße mit Elternhaus<br />
von Heinz Fuhrmann<br />
144<br />
der Hauptstraße gewohnt<br />
gegenüber<br />
dem Haus der Familie<br />
Schmidt, das jetzt
verkauft worden ist. Mein Elternhaus wurde von der Firma Werner angekauft<br />
und abgerissen, um eine Zufahrt in den Betrieb zu erhalten. Daneben<br />
war das Haus von Bolies und dann kam Gebhards Haus, das quer dazu<br />
gestanden hat. Dann kam die Post mit dem Kolonialwarenladen von<br />
Schaumburger. Hinter unserem Haus sieht man den Giebel des Hauses<br />
der Familie Brünesholz. Der vordere Teil wurde im Krieg zerstört und die<br />
Scheune dahinter hat dann der Helmut Werner gekauft und zu seinem<br />
Wohnhaus umgebaut. Das Bild muss vor 1945 gemacht worden sein.<br />
Nachdem ich mit 24 Jahren 1959 geheiratet hatte, bin ich zuhause ausgezogen<br />
in die Stadt. 1972 habe ich den Bauplatz am Bornrech gekauft und<br />
1975 bin ich eingezogen. Wir waren das zweite Haus dort oben. Im ersten<br />
Bauabschnitt wurden 13 Häuser gebaut und dann ist in den neunziger Jahren<br />
der hintere Teil der Straße dazugekommen. So bin ich durch Zufall von<br />
<strong>Mittelbach</strong> nach <strong>Hengstbach</strong> gekommen. Unser Wunsch, im Ort bleiben zu<br />
dürfen, war schneller als gedacht in Erfüllung gegangen.<br />
Klaus: Bei mir war der Verlauf ähnlich. Ich habe 1963 hier geheiratet.<br />
Dann sind wir nach Zweibrücken in die Sauerbruchstraße gezogen. Dort<br />
haben wir bis 1969 gewohnt. Wegen der 2 Kinder, wir hatten nur zwei<br />
Zimmer, Küche und Bad, musste etwas passieren. Entweder eine andere<br />
Wohnung oder bauen. Und dann habe ich mir Prospekte kommen lassen<br />
von Fertighäusern. Im April 1969 habe ich angefangen und im August sind<br />
wir eingezogen. Den Bauplatz hier in der Rosenstraße hatte ich schon gehabt,<br />
den hatte ich zuvor vom „Pännche“ (Helmut Baumann) seiner Mutter<br />
abgekauft. Wir hatten also auch vorher schon daran gedacht, wieder nach<br />
<strong>Mittelbach</strong> zu ziehen. Damals war der Kroll hinten der letzte in der Straße.<br />
Unsere Nachbarin, Frau Knecht und die Bohrers gegenüber, haben zur<br />
gleichen Zeit gebaut. Dann ist die Straße nach vorne aufgefüllt worden. Mit<br />
der Finanzierung hatten wir ähnliche Probleme. Ich hatte damals Geld beantragt<br />
auf dem Landratsamt, wir gehörten ja noch zum Landkreis. Der<br />
zuständige Beamte, ein Herr Lang, erklärte mir, dass ich kein Geld bekommen<br />
könne, weil ich zu viel verdiene. Daraufhin ging ich zu dem Ferdinand<br />
Emrich und der fand tatsächlich eine Lösung. Demnach konnte man<br />
unter bestimmten Umständen den Verdienst auf drei Jahre abrechnen.<br />
Dadurch kam ich tatsächlich in den Genuss des Landesdarlehens. Ein<br />
nicht unerheblicher Betrag damals.<br />
Meiner Meinung nach fehlen uns heute in den Vereinen die Leute zwischen<br />
30 und 50. Es sind ohnehin schwache Jahrgänge und viele sind auch weg-<br />
145
gezogen. Im Sportheim sieht man eigentlich nur noch ganz junge oder uns<br />
alte.<br />
Heinz: Es ist halt nicht mehr so wie früher in <strong>Hengstbach</strong>, dass der Jakob<br />
Knecht jeden Neubürger persönlich begrüßt und ihn eingeladen hat, am<br />
Blütenfest zu helfen. Die Leute, die am Bornrech wohnen, sind fast alle in<br />
irgend einem Verein tätig. Die Jungen gehen oft nicht mehr in die Vereine<br />
und das ist schlecht für die Dorfgemeinschaft. Immer weniger Personen<br />
sind bereit, in den Vereinen Verantwortung zu übernehmen. Viele wohnen<br />
hier, weil sie günstig bauen konnten oder eine erschwingliche Wohnung<br />
angemietet haben. Sie beteiligen sich aber kaum am Dorfleben. Die meisten<br />
bleiben unter sich oder sie bevorzugen es, ihre Freizeit außerhalb des<br />
Dorfes verbringen. Dazu hat auch beigetragen, dass jeder heute schon mit<br />
18 Jahren ein Auto besitzt und dadurch sehr viel mobiler ist als früher. Der<br />
ursprüngliche Gedanke zur Auflegung von Neubaugebieten war, dass das<br />
Dorf dadurch größer und verjüngt wird. Man muss jetzt feststellen, dass<br />
damit auch eine gewisse Entfremdung in dem Ort stattgefunden hat. Der<br />
Tag, an dem bei uns die Bäckerei geschlossen wird, ist vielleicht gar nicht<br />
so weit entfernt. Die alten Treffpunkte, die Geschäfte, die Gastwirtschaften<br />
oder das Milchhäuschen, wo immer Gelegenheit zum Plauschen war, werden<br />
immer weniger.<br />
Es ist ganz selten, dass alte Häuser im Ortskern instandgesetzt werden wie<br />
zum Beispiel in <strong>Hengstbach</strong> der Markus Reiser das gemacht hat, der das<br />
Häuschen sehr schön hergerichtet hat. Es haben aber nicht alle Leute so<br />
viel Geld um das zu machen. Es ist aus meiner Sicht dringend notwendig<br />
ein Programm aufzulegen, um diese alten Ortskerne zu erhalten. Man<br />
muss den Leuten dann auch finanziell kräftig unter die Arme greifen.<br />
Klaus: Es ist immer ein Problem, ein altes Haus zu halten, wenn man vor<br />
der Frage steht, ein Erbe anzutreten. Man muss die anderen ausbezahlen<br />
und dann auch noch das Haus sanieren. Das überfordert viele. Außerdem<br />
bekommt man für ein altes Haus auch nicht mehr viel Geld, wenn man es<br />
verkauft. Da ist nicht so viel zu verteilen.<br />
Heinz: Als die Gemeinden selbstständig waren, hatte man noch eher Geld,<br />
um ein historisches Gebäude zu erhalten. Bei uns wären zum Beispiel die<br />
alten Schmieden dafür infrage gekommen. Die Stadt hat für so was kein<br />
Geld. Das würden auch viele Bürger nicht einsehen, dass die Steuergelder<br />
für einen solchen Zweck verwendet werden. Der Wunsch im Grünen zu<br />
wohnen, einen Garten drum herum zu haben, verwünscht man immer<br />
146
mehr, je älter man wird. Man kommt dann mit der Pflege nicht mehr nach.<br />
Deshalb wäre es eigentlich wichtiger für uns, die Dorfkerne zu erhalten,<br />
anstatt Neubaugebiete zu erschließen. Weil wir keine Kinder mehr bekommen<br />
und immer mehr alte Menschen im Ort wohnen, bekommen wir noch<br />
ein anderes Problem. Viele Häuser werden leer stehen.<br />
Klaus: Es kommt immer darauf an, um welches Dorf es sich handelt.<br />
Wenn man in <strong>Hengstbach</strong> wohnt, kann man sich an der Hauptstraße ein<br />
Häuschen kaufen. In <strong>Mittelbach</strong> ist das durch den Verkehrslärm in der Altheimerstraße<br />
unerträglich.<br />
Heinz: Wir wollen doch, dass da unten viel Verkehr ist. Sonst hätten wir ja<br />
die Neubaugebiete nicht ausgewiesen. Wir wollen ja mehr Leute bei uns<br />
wohnen haben.<br />
Klaus: Man bekommt die Häuser auch nicht los, weil die Grundstücke zu<br />
groß sind. Es ist kein Vorteil wenn der Garten des Hauses bis zur Bickenalb<br />
reicht. Das Gegenteil ist der Fall.<br />
147
148
5.11 Werner Klein, Jakob Knecht und Artur Wolf<br />
- neuere Geschichten und Anekdoten aus <strong>Hengstbach</strong><br />
Zusammenfassung eines Gesprächs mit den Zeitzeugen Werner Klein,<br />
Jakob Knecht und Artur Wolf<br />
Kommentar (kursiv) von Helmut<br />
Wolf, der das Gespräch begleitet<br />
hat.<br />
„Schön in einer Mulde gebettet, liegt das schmucke Dörfchen<br />
<strong>Hengstbach</strong>.“<br />
Jakob Knecht im Gespräch mit seinen Freunden.<br />
Aus dem Arbeitsleben<br />
Die Landwirtschaft<br />
Neben gemischtwirtschaftlichen Klein- und Mittelbetrieben mit Milchwirtschaft<br />
und Ackerbau war es vor Allem der Obstbau, der die <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Bauern ernährte.<br />
Jakob Knecht: Ich war Landwirt von Beruf. Wir hatten einen gemischtwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Kühen, Schweinen und Hühnern, wie das damals<br />
üblich war. Später hatten wir dann auch Pferde. Wir sind auch mit den Kühen<br />
im Feld gefahren. Vor dem Krieg waren die Betriebe ziemlich klein. Ich<br />
hatte so um die 8 ha Land. Aber die <strong>Hengstbach</strong>er Landwirte haben sich<br />
meistens sehr gut ernährt von den Kirschen. Die Obsternte war hier federführend.<br />
Sie hat das Einkommen erheblich aufgebessert.<br />
Erst sind wir mit den Kühen gefahren, dann mit dem Pferd und 1957 kam<br />
die Motorisierung der Landwirtschaft. Das Pferd wurde von der Straße verdrängt<br />
und die Obstbäume mussten auch aus den Feldern heraus, weil sie<br />
den Maschinen im Weg waren. Damals gab es 20 PS-Traktoren, heute<br />
sind es 100 PS und mehr.<br />
Hauptamtliche landwirtschaftliche Betriebe hat es bei uns sieben gegeben.<br />
Nebenerwerbsbetriebe waren zahlreich, fast in jedem Haus. Die Leute<br />
hatten etwa 3-4 ha Land.<br />
149
Das Berufsleben<br />
Artur Wolf: Es gab viele Nebenerwerbsbetriebe, wie man heute sagt, wo<br />
die Leute z. B. unten im Nagelwerk oder in anderen Zweibrücker Fabriken<br />
gearbeitet haben. Mein Großvater war im Sommer Maurer, im Winter hat er<br />
Holz gemacht und wenn noch Zeit war, hat er im eigenen Steinbruch Steine<br />
gebrochen. Als unten ausgangs <strong>Mittelbach</strong> die Zollhäuser gebaut worden<br />
sind, hat mein Großvater die Steine dort im eigenen Steinbruch am<br />
Bremmenkopf gebrochen. Der Staat war damals mit dem Bezahlen immer<br />
rückständig. Er hat zu mir einmal gesagt: „Ich musste mich beeilen, damit<br />
ich für die ganze Arbeit, die wir gemacht haben, noch das Geld für zwei<br />
Ferkel bekommen habe." Das war 1923 in der Inflationszeit. Ein Sack voll<br />
Geld und nichts wert.<br />
Der Obstbau<br />
Artur Wolf: Es heißt nicht umsonst das Kirschenland <strong>Hengstbach</strong>. Die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er hatten nur ein Drittel unserer Bäume. Wir hatten einen Acker,<br />
da haben 17 Bäume drin gestanden. Die haben früher die Bäume versetzt<br />
gepflanzt, damit möglichst viele in das Feld hinein passten.<br />
Jakob Knecht: Wir haben einen guten Boden, der genau auf dem Gebiet<br />
zwischen dem Muschelkalk und dem Sandstein liegt. Außerdem liegt<br />
<strong>Hengstbach</strong> durch den flachen Kessel in einer geschützte Lage. Unsere<br />
Kirschen haben dadurch ein besonders gutes Aroma. Da kann die Vorderpfalz<br />
nicht mithalten. Es gab bei uns keinen Acker auf dem kein Baum<br />
drauf war. Es waren Tausende, Zwetschgen-, Äpfel-, Kirschenbäume.<br />
150<br />
Kirschenernte
Artur Wolf: In der Kirschenzeit kamen viele Händler zu uns in den Ort. Die<br />
sind jeden Abend gekommen und durch das Dorf gefahren. Was sie an<br />
Obst gebraucht haben, haben sie mitgenommen. Wenn du halt Pech gehabt<br />
hast, und bist nicht dran gekommen, sind die Kirschen halt stehen<br />
geblieben. Die Kirschenernte dauerte normalerweise von Mitte Juni bis in<br />
den halben Juli hinein. Früher hatten wir vier bis sechs Wochen Erntezeit,<br />
manchmal auch sieben Wochen, weil ja verschiedene Kirschensorten da<br />
waren. Später hatten wir weniger Sorten und da war die Kirschenernte in<br />
drei Wochen rum. Heute dauert sie nur noch acht Tage, dann sind die Kirschen<br />
kaputt.<br />
Vorm Krieg sind die Frauen mit der „Schees“ auf den Markt in die Stadt<br />
gefahren. Meine Mutter ist manchmal zweimal am Tag gefahren. Die<br />
„Scheese“ waren geflochtene Körbe auf Rädern, in denen die Kirschen<br />
transportiert wurden. Mittags, wenn die Mutter nach Hause kam, hat es<br />
dann meistens Lyoner gegeben, den sie vom frischverdienten Kirschengeld<br />
gekauft hatte, weil keine Zeit zum Kochen war und man sich das dann<br />
auch leisten konnte.<br />
Werner Klein: In der Stadt war dienstags, donnerstags und samstags<br />
Markt auf dem Alexanderplatz. Wer ein Fuhrwerk hatte, ist damit auf den<br />
Markt gefahren und beim Hitschler wurde ausgespannt. Die Pferde oder<br />
die Kühe wurden dann dort angebunden.<br />
Jakob Knecht: Von dem Ertrag der Kirschenernte haben unsere Frauen<br />
immer ein neues Kleid bekommen.<br />
Artur Wolf: Ich habe damals meinen gesamten Jahresurlaub von 2 Wochen<br />
auf dem Kirschbaum verbracht. Die Kirschenernte war viel Arbeit,<br />
aber es war doch ein wichtiger Nebenverdienst. Der Aufwand hat sich gelohnt.<br />
Ich will dazu ein Beispiel erzählen: Im Jahre 1948, als es nach der Währungsreform<br />
das neue Geld gegeben hatte, standen wir besonders gut da.<br />
Da hat ein Pfund Kirschen 30 Pfennig gekostet. Und die Leute hatten 40<br />
DM als Startkapital in die Hand bekommen. Da waren Leute dabei, die<br />
haben das ganze Geld für Kirschen ausgegeben. Meine Mutter hat mir das<br />
immer erzählt. Es gab Pirmasenser, als die fertig waren mit dem Bezahlen,<br />
hatten sie kein Geld mehr für die Heimfahrt.<br />
Werner Klein: Die Leute, die das Obst abgeliefert haben, haben nicht direkt<br />
das Geld bekommen. Es ist gesammelt worden und nach der Saison<br />
hat es immer geheißen: „Heute Abend gibt es Kirschengeld!“ Dann sind<br />
151
alle rüber in die Wirtschaft zur Versammlung vom Obst- und Gartenbauverein.<br />
Dann hat jeder sein Kirschengeld ausgezahlt bekommen. Das war<br />
ein wichtiges Ereignis im Jahresverlauf. Das hat meistens der Röller Jakob<br />
gemacht und die Frau Buck hat geholfen zu sammeln und er hat es ausgerechnet.<br />
Dann ist vorher der Ausschuss zusammengekommen und der hat<br />
dann festgelegt, was jeder kriegt.<br />
Artur Wolf: Das war ein schönes Nebeneinkommen, zumindest war es<br />
damals eine Überbrückung.<br />
Jakob Knecht: In <strong>Mittelbach</strong> war auch ein Obstbauverein, der konnte sich<br />
aber nicht halten. Wir haben unseren erhalten. Wir haben zur Zeit immer<br />
noch ca. 100 Mitglieder.<br />
Aus dem Vereinsleben<br />
Das gesellschaftliche Leben wurde in <strong>Hengstbach</strong> besonders durch die<br />
ortsansässigen Vereine geprägt. Im Männergesangverein trafen sich die<br />
Männer einmal in der Woche zur Singstunde. Die anschließende Schafkopfrunde<br />
war zusätzliche Motivation, keinen Termin zu verpassen.<br />
Der Obst- und Gartenbauverein organisierte zeitweise die Vermarktung des<br />
erzeugten Obstes und sorgte durch Vortragsabende und Kurse für die Weiterbildung<br />
der Mitglieder.<br />
Der Landfrauenverein war beliebter Treffpunkt für die Frauen im Dorf. Regelmäßig<br />
durchgeführte Kochkurse brachten neue Gerichte und Spezialitäten<br />
auf die Speisepläne der <strong>Hengstbach</strong>er Familien. Jährlich durchgeführte<br />
Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und Firmenbesuche waren willkommene<br />
Gelegenheiten, dem Alltagstrott zu Hause für ein paar Tage zu entgehen.<br />
Die sportlichen jungen Männer des Dorfes schlossen sich der Fußballmannschaft<br />
der TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> an.<br />
In den 70er Jahren kam die Lebensabendbewegung hinzu. Sie trifft sich<br />
einmal pro Woche in der Altenstube zum geselligen Beisammensein. Auch<br />
einige auswärtige Mitbürger finden regelmäßig den Weg hierher.<br />
Das Blütenfest<br />
Für viele Mitbürger aus der näheren und weiteren Umgebung wäre<br />
<strong>Hengstbach</strong> gänzlich unbekannt, gäbe es das <strong>Hengstbach</strong>er Blütenfest<br />
nicht. Alljährlich am Wochenende um den 1. Mai herum ausgerichtet, lockt<br />
es viele junge Leute zu den Tanzveranstaltungen und ist bei vielen Wanderern<br />
seit Jahren fester Anlaufpunkt bei der Maiwanderung. Der Erlös des<br />
152
Blütenfests dient zum größten Teil der Erhaltung des Dorfgemeinschaftshauses,<br />
ohne das kein gesellschaftliches Leben in <strong>Hengstbach</strong> möglich<br />
wäre.<br />
Jakob Knecht: Zuerst hat der Obst–und Gartenbauverein das Blütenfest<br />
gemacht. 1950 ist der Verein wieder gegründet worden und 1951 hat das<br />
erste Blütenfest nach dem Krieg der Männergesangverein <strong>Hengstbach</strong><br />
ausgerichtet. Es hat vor dem Krieg auch schon Blütenfeste gegeben. 1927<br />
war durch den im gleichen Jahr gegründeten Obst-und Gartenbauverein<br />
das erste Blütenfest gefeiert worden. Das kam so zu Stande: der Obst- und<br />
Gartenbauverein <strong>Hengstbach</strong> hatte einen Ausflug nach Freinsheim gemacht<br />
und das dortige Blütenfest hat den Mitgliedern so gut gefallen, dass<br />
sie sich entschlossen, auch ein Blütenfest zu machen. Das war damals ein<br />
Eintagesfest und zwar auf der Südseite unseres Ortes. In der Nazizeit waren<br />
das dann immer große Feste. Da war sogar der Gauleiter da. Das Fest<br />
wurde uns aber aus der Hand genommen und es ist durch die Nazis politisch<br />
geworden.<br />
Werner Klein: 1951 hatten wir dann das erste Blütenfest im Freien in einer<br />
Wiese rechts oberhalb von der Wacholderstraße. Wir haben immer das<br />
Blütenfest gemacht, wenn die Kirschen geblüht haben. Jetzt ist es ja traditionell<br />
am 1. Mai.<br />
Artur Wolf: Da hat man ja auch nicht so lange Vorbereitung gebraucht wie<br />
heute. Wir sind am Festtag morgens noch hinter den Hochwald an das<br />
Webenheimer Feld gefahren und haben nach Westen geschaut wie das<br />
Wetter wird. Dann wurde der Metzger Decker und der Bäcker Ambos in-<br />
153
formiert und die haben dann kurzfristig Weck gebacken und Wurst gemacht.<br />
1975 sind wir dann auf den heutigen Standort gewechselt. Wir hatten dann<br />
noch zweimal ein Blütenfest ohne Zelt, 1976 und 1977, dort wo es jetzt ist<br />
und 1978 haben wir das Zelt gebaut.<br />
Politik und Verwaltung<br />
Jakob Knecht: Wir waren bis 1969 eine selbstständige Gemeinde. Wir<br />
hatten einen Gemeinderat mit sieben Gemeinderäten und einen eigenen<br />
Etat. Es gab lediglich eine gemeinsame Verwaltung mit <strong>Mittelbach</strong>. Der<br />
Bürgermeister war von dem gemeinsamen Gemeinderat in <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> gewählt worden. 1948 war die erste freie Wahl, da war der<br />
Ambos Karl Bürgermeister. Damals dauerte die Amtsperiode immer vier<br />
Jahre.<br />
Artur Wolf: Seine Wahl war eine Überraschung, über die die <strong>Mittelbach</strong>er<br />
sich sehr geärgert hatten. Die <strong>Hengstbach</strong>er waren sich einig gewesen und<br />
die <strong>Mittelbach</strong>er nicht. Der Ambos Karl hatte noch eine Stimme von seinem<br />
Bruder Otto aus <strong>Mittelbach</strong> bekommen und so ist er dann Bürgermeister<br />
geworden.<br />
Jakob Knecht: 1952 waren dann wieder Wahlen. Damals ist der Wilhelm<br />
Seegmüller aus <strong>Mittelbach</strong> gekommen. Er war bis 1964 Bürgermeister.<br />
Wir haben 1929 die Wasserleitung in <strong>Hengstbach</strong> gebaut und in dem Pumpenhäuschen<br />
gab es einen Sitzungssaal für den Gemeinderat.<br />
Werner Klein: Wo jetzt der Dorfbrunnen ist, war die Pumpstation.<br />
Jakob Knecht: „Wir haben zwei Wasseradern. Früher ist dort aus fünf<br />
Trögen das Wasser gelaufen. Jetzt ist nur noch einer da. Die Leute sind<br />
dort hingegangen zum Waschen und das Vieh wurde dort getränkt. Eine<br />
Wasserader kommt von <strong>Mittelbach</strong>. Wenn man am Sportplatz links vorbei<br />
geht in den Mertelwald, sieht man dort einen Weiher. Die andere Wasserader<br />
kommt vom Schachen. Wenn hinten im Weiher Wasser ist, läuft es<br />
bei uns am Brunnen stark. Und wenn er leer ist, läuft es ganz schwach. Mit<br />
der Zeit wurde das Wasser immer weniger und dann haben wir eine Wasserleitung<br />
gebaut. Aber die ist in dieser Zeit immer noch von diesem Brunnen<br />
versorgt worden. Später hat das auch nicht mehr gereicht, dann hat<br />
man mit <strong>Mittelbach</strong> einen Wasserverband gemacht. Und 1964 hat die Firma<br />
Betz auf der Höhe 311 den Hochbehälter mit einem Fassungsvermö-<br />
154
gen von 350 m³ Wasser gebaut. Wir haben in <strong>Hengstbach</strong> hinten im Dellgarten,<br />
dort wo jetzt der Bolzplatz ist, einen neuen Brunnen gebohrt mit<br />
einer achtziger Bohrung. Die <strong>Mittelbach</strong>er haben drüben an der Langwiese<br />
einen gebohrt mit einer hunderter Bohrung. 1972 kamen wir zur Stadt und<br />
da haben die Stadtwerke die Brunnen geschlossen und neue Brunnen<br />
gebohrt! Die Wasserversorgung wurde dann an die Stadt angeschlossen<br />
aber der Hochbehälter wird noch genutzt. Das Wasser aus den städtischen<br />
Brunnen an der Birkhausen wird noch täglich hochgepumpt.<br />
1965 ist auch das Ehrenmal gebaut worden. Im gleichen Jahr wurde der<br />
Friedhof am Bornrech in Betrieb genommen. Auch die Aussegnungshalle,<br />
die 1967 im Mai eingeweiht worden ist, hatten wir gebaut .<br />
Am meisten hat sich in <strong>Hengstbach</strong> nach dem Krieg das Ortsbild verändert.<br />
Aus dem kleinen Dörfchen ist ein schmuckes Dörfchen geworden. Der<br />
Fortschritt ist an <strong>Hengstbach</strong> nicht vorbeigegangen. Durch das Baugelände<br />
sind wir groß geworden, wir haben 490 Einwohner. Wir waren früher ein<br />
Drittel von <strong>Mittelbach</strong> und heute sind wir die Hälfte. Und wenn wir noch<br />
selbstständige Gemeinde geblieben wären, hätten wir noch mehr Baugelände<br />
ausgewiesen. Dann wären wir noch größer. Es gibt hier jetzt noch<br />
ein neues Baugebiet auf dem Äckerchen.“<br />
Einweihung des Ehrenmals 1965<br />
155
Die Dorfgemeinschaft<br />
Das Gemeinschaftsgefühl wurde in <strong>Hengstbach</strong> immer groß geschrieben.<br />
In einem kleinen Dorf musste man zusammenarbeiten, wenn man etwas<br />
bewegen wollte.<br />
Werner Klein: Es gab in <strong>Hengstbach</strong> zwei Gastwirtschaften: Wolf und<br />
Pirmann. Zuletzt gab es nur noch Pirmann. Die Gastwirtschaft war übrigens<br />
mehrmals verpachtet.<br />
Jakob Knecht: 1980 hat die Stadt im Tausch gegen die ehemalige<br />
Lehrerwohnung in den Zollhäusern das Gasthaus erworben. 1982 hat der<br />
Gemischte Chor das Gemeinschaftshaus übernommen und bewirtschaftet<br />
und unterhält es seit damals.<br />
Ein echtes Gemeinschaftswerk war auch der Bau des <strong>Hengstbach</strong>er Festzeltes.<br />
Zunächst ging es darum das tragende Holzgerüst des Zeltes herzustellen:<br />
Artur Wolf: Im Februar haben wir damit begonnen, geeignete Bäume in<br />
den <strong>Hengstbach</strong>er Wäldern zu fällen, selbstverständlich mit der Genehmigung<br />
vom Förster. Die Bäume wurden dann auf die richtige Länge zurechtgeschnitten<br />
und zu mir in den Hof transportiert. Da sah es teilweise aus wie<br />
im Sägewerk.<br />
Werner Klein: Wir hatten Schreiner, Metallbearbeiter, Lackierer, Schweißer,<br />
für jeden Arbeitsablauf war ein Fachmann da. Alles zusammen zeitweise<br />
bis zu 25 Leute aus dem Dorf. Es war eine echte Gemeinschaftsleistung.<br />
Da haben die <strong>Hengstbach</strong>er zusammen gegriffen.<br />
Jakob Knecht: Im Februar haben wir mit den Teilen angefangen, der Aufbau<br />
des Zeltes dauerte ca. 14 Tage und am 1. Mai hat es gestanden. Das<br />
war eine stramme Leistung.<br />
156
5.11.1 Anekdoten der damaligen Dorfjugend<br />
Im Rückblick spielen bei der Dorfjugend jeder Generation die Streiche in<br />
der Hexennacht immer eine große Rolle. Auch unsere Zeitzeugen erinnern<br />
sich gern daran.<br />
5.11.2 Als bei Wolfe der Nussbaum geschmückt wurde<br />
Artur Wolf: Einmal kam einer auf die Idee, im Dorf alles zu sammeln was<br />
nicht niet- und nagelfest war und im Hof der Gastwirtschaft Wolf auf den<br />
großen Nussbaum zu hängen. Wir schleppten Gartentüren, Fensterläden,<br />
Eimer und was sonst noch zu finden war, herbei und der Karl Ambos hat<br />
alles hoch auf dem Baum angebunden. Am nächsten Morgen als der Karl<br />
seinen Stall ausmisten wollte, hat er seinen Schubkarren gesucht. Im Eifer<br />
des Gefechts hatte er seinen eigenen Schubkarren im Nussbaum verhext<br />
und hat es nicht gemerkt.<br />
5.11.3 Als dem Hofe-Schorch sein Klohäuschen durchs Dorf fuhr<br />
Werner Klein: Ein andermal war das Klohäuschen vom Hofe-Schorsch<br />
unser Ziel in der Hexennacht. Während ich den großen Schäferhund ablenkte,<br />
haben die Kameraden das Klohäuschen von seinem Platz weg,<br />
durch das ganze Dorf zum Ortseingang getragen und dort abgestellt.<br />
Dummerweise hat uns einer gesehen und am nächsten Tag musste die<br />
ganze Mannschaft in der Stadt bei der Gendarmerie antreten. Acht Mark<br />
musste jeder bezahlen wegen groben Unfugs und Erregung öffentlichen<br />
Ärgernisses, mit der Auflage, das Häuschen wieder zurückzubringen.<br />
Artur Wolf: Dann hat der Ambos Karl die Kühe angespannt und den Pritschenwagen<br />
genommen. Wir haben dann das Häuschen auf den Wagen<br />
gestellt und sind im Triumphzug durchs Dorf gezogen. Beim Klohäuschen<br />
haben wir vorne die Türe aufgestellt, und der Wannenmacher Werner hat<br />
drin gesessen und Schifferklavier gespielt. Als wir dann den Berg hochgekommen<br />
sind, hat der Carius Paul die Dorfglocke geläutet. So wurde das<br />
Häuschen feierlich an seinen Platz zurückgebracht.<br />
157
5.11.4 Als der Caruso und seine Paula von Gespenstern überfallen<br />
wurden<br />
Artur Wolf: Der Caruso mit seiner Geige und die Paula (Zweibrücker Originale)<br />
kamen oft nach <strong>Hengstbach</strong>, meistens in der Kirschenzeit oder an<br />
der Kerwe. Das war so um 1948. Die sind immer im Dorf herumgezogen<br />
und haben sich Geld oder Kirschen erbettelt und der Caruso hat seine Geige<br />
gequält. Irgendwann abends, als sie wieder durchs Dorf zogen, kam<br />
einer auf die Idee: Denen werden wir heute mal einen Schreck einjagen.<br />
Gaubs Liesel ist heim und hat vier Leintücher geholt...<br />
Als der Caruso und es Paula dann später, es war schon dunkel, ganz vergnügt<br />
heimgezogen sind, kamen plötzlich vier Gespenster aus dem Gebüsch.<br />
Die beiden sind gerannt als wenn der Leibhaftige hinter ihnen her<br />
wäre und sie wurden seither in <strong>Hengstbach</strong> nicht mehr gesehen.<br />
158
5.12 Remy Stalter jun. - Landwirt auf dem Wahlerhof<br />
und passionierter Jäger<br />
(Anm.: Die Geschichte des Wahlerhofes ist ausführlich in der Chronik<br />
beschrieben.)<br />
Ich bin 1939 in Kaiserslautern geboren, als unser<br />
Gebiet evakuiert war. Wir saßen in der roten Zone<br />
und die Bevölkerung aus dieser Zone wurde weit in<br />
das Reich nach Thüringen, in den bayerischen<br />
Wald oder in das Fichtelgebirge hineingesetzt. Bei<br />
der 1. Evakuierung musste meine Mutter Rosa,<br />
geb. Hauter, lediglich mit 20 Pfund Wäsche, vier Kindern und hochschwanger<br />
mit mir Hals über Kopf den Hof verlassen. Sie stand unten am <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Tal, als Otto Klein aus <strong>Hengstbach</strong> vorbei kam. Er bot ihr Kaffee<br />
und was zu essen an. Das hat meine Mutter nie vergessen. Nach dem<br />
Krieg fand er hier auf dem Hof Arbeit. Meine Mutter hatte sich zunächst<br />
geweigert, nach der Aufhebung der Evakuierung 1940 auf den Hof zu<br />
kommen, weil die deutschen Soldaten, die hier stationiert waren, aktive<br />
Truppen aus Brandenburg und Berlin, furchtbar gehaust hatten. Die haben<br />
alles mitgenommen was nicht niet- und nagelfest war und in den Wohnungen<br />
sah es wie nach einer Plünderung aus.<br />
Die Renovierungsmaßnahmen nahmen<br />
danach einige Zeit in Anspruch. Wir sind<br />
deshalb erst 1941 mit der Mutter wieder<br />
auf den Hof, vorher wohnten wir in Zweibrücken<br />
in der Kaiserstraße. Mein Onkel<br />
Benno Stalter, der nach dem Krieg lange<br />
im <strong>Hengstbach</strong>er Gemeinderat war, meldete<br />
sich freiwillig zur Wehrmacht, obwohl er<br />
als Erbhofbauer vom Wehrdienst befreit<br />
war, damit sein Bruder Remy, Vater von<br />
fünf Kindern, nicht hatte einrücken müssen.<br />
Im Krieg lebten hier auf dem Hof der Bruder<br />
meines Großvaters, Hermann Stalter,<br />
mein Vater Remy und die Familie Burkhart.<br />
Dann bekamen wir eine sechsköpfige Polenfamilie mit drei Mädchen, zwei<br />
159
haben bei uns im Haushalt gearbeitet und eine ging in <strong>Mittelbach</strong> in die<br />
Schule. Sie wohnten in einem Nebengebäude auf dem Hof. Ein Sohn der<br />
Familie war etwa 21 Jahre alt und Verwalter bei uns. Dann hatten wir acht<br />
kriegsgefangene Franzosen, das waren fleißige brave Leute, kein Vergleich<br />
zu den Besatzungsfranzosen, die später zu uns kamen und die Leute<br />
denunziert und schikaniert haben. Einer der gefangenen Franzosen war<br />
Schäfer, der war den ganzen Tag mit den Schafen unterwegs. Ein anderer<br />
fuhr den Hanomag und ein weiterer war Schreiner. Für ihn wurde eine<br />
Schreinerei eingerichtet. Er hat alle Fenster repariert und der August, mein<br />
persönlicher Freund, war Schweinemeister und hatte die Pumpe unter sich.<br />
Es ist allen gut gegangen, meine Mutter hat für alle gleich gekocht und<br />
auch für die 8 bis 12 Russen, die aus dem Lager in Böckweiler kamen und<br />
täglich mit einem Karren abgeholt wurden. Man behandelte sie so schlecht,<br />
dass mein Vater das nicht länger mitmachen wollte. Er bat den Lagerkommandanten<br />
ihm die Kriegsgefangenen auf Dauer zu überlassen, was dann<br />
auch geschah. Sie bekamen alle das gleiche Essen wie wir. Die Polenfamilie<br />
ist später zurückgegangen. Dann war noch eine Schweizer Familie auf<br />
dem Hof, wir hatten früher immer Schweizer (Anm.: Melker) und drei Zivilpolen.<br />
Alle Polen waren zwangsdeportiert (siehe Gespräch mit Iwan<br />
Kluczinski).<br />
Die 2. Evakuierung hatte am 7. Dezember 1944 begonnen und wir konnten<br />
damals mehr mitnehmen, weil wir bei Verwandten in Rockenhausen untergekommen<br />
waren. Von dort sind wir mit einem Hanomag aufgebrochen<br />
und über Kaiserslautern Richtung Landstuhl heim gefahren. Es war uns<br />
bekannt, dass die Kaiserstraße durch den Vormarsch der Amerikaner gesperrt<br />
war. Wir fuhren trotzdem unter den Augen der Amerikaner die Kaiserstraße<br />
entlang und erreichten mit viel Glück am 6. April abends den Hof.<br />
Unser Wohnhaus war total zerstört. Sehr wahrscheinlich hatten die deutschen<br />
Truppen beim Rückzug eine Sprengbombe gelegt. Als der Stab der<br />
Amerikaner das Wohnhaus besetzte, ging die Bombe wahrscheinlich hoch.<br />
Das einzige was heil blieb, war eine große Porzellanfischpfanne. Meine<br />
Mutter kletterte über die Trümmer und sah auf einem Schrank einen Kasten.<br />
Als sie ihn herunterholte, war er voll Bohnenkaffee. An vielen Stellen<br />
auf dem Hof fanden wir Lebensmittel von den Amerikanern, mit denen wir<br />
die ersten Tage überbrücken konnten. Ein wenig Freude bei all der Trauer.<br />
In einem Wohnzimmer haben wir geschlafen, damals waren alle Fenster<br />
draußen. Der Lehrer Ernst Schmidt von <strong>Hengstbach</strong>, ein Schulfreund mei-<br />
160
nes Vaters aus der Oberrealschule, hat sie wieder eingesetzt. Die umherziehenden<br />
Zivilpolen plünderten fast überall auf den Höfen aber uns ließen<br />
sie in Ruhe, wahrscheinlich, weil wir unsere Polen gut behandelt hatten.<br />
Dann war noch der Iwan Kluczinski da, und ein weiterer Pole, der Lattek,<br />
der war vom Bickenaschbacherhof sowie der alte Johann. Der hatte furchtbar<br />
Angst vor den Russen und entzog sich der Verhaftung. Er ist dann<br />
nach England gegangen. Er sagte damals: „Über das Meer kommen die<br />
Russen nicht". Dann bekamen wir noch den Schweizer vom Aschbacher<br />
Hof und der war dann bis 1962 da.<br />
Nach dem Krieg war in diesem Haus, in dem ich jetzt wohne, Hermann<br />
Stalter, der Bruder meines Großvaters, und Dr. Karl Stalter, im Volksmund<br />
der Hauptmann genannt, weil er im ersten Weltkrieg Hauptmann in der<br />
bayerischen Luftwaffe war. Sein Vater hatte in Diedenhofen in Lothringen<br />
einen Hof gepachtet, bevor er dann wieder hierherkam auf den Wahlerhof.<br />
Er sprach fast besser Französisch als Deutsch.<br />
Den Hofanteil der Familie Burkhart haben Kurt Müller und seine Schwester<br />
Hilde geerbt. Kurt bewirtschaftet den Hof, Hilde ist Miteigentümerin. Ihre<br />
Mutter, Agnes Müller, führte den Haushalt der Familie Burkhart nach dem<br />
Krieg und half in der Landwirtschaft. Schon 1935 mit 18 Jahren, damals<br />
eine absolute Ausnahme, machte sie den LKW-Führerschein und konnte<br />
so ihrer Mutter, Frau Lehner, beim Milchtransport helfen.<br />
Die Milch wurde bei den Bauern aus dem Bickenalbtal und den Stadtbauern<br />
abgeholt und in die Molkerei in der Schillerstraße gebracht. Ab 11 Uhr<br />
161
wurden die Essenskännchen gefahren. Diese enthielten das von den Frauen<br />
bereitete Mittagessen für ihre Männer in den Zweibrücker Betrieben. Die<br />
im Dezember 2010 mit 93 Jahren Verstorbene war 1958 Gründungsmitglied<br />
der Zweibrücker Landfrauen, ab 1960 zweite und ab 1967 erste<br />
Kreisvorsitzende des Zweibrücker Verbands. Nach dem Zusammenschluss<br />
mit dem Kreisverband Pirmasens 1977 stand sie bis 1987 an der Spitze<br />
des gemeinsamen Verbands Pirmasens-Zweibrücken. Sie hat sich große<br />
Verdienste um den ländlichen Raum erworben.<br />
Auch der Fahrlehrer Seintsch lebte nach dem Krieg sieben Jahre auf dem<br />
Hof. Er konnte als Königsberger nicht in seine Heimat zurück und war mit<br />
meinem Onkel Willi Hauter unter abenteuerlichen Umständen von Lübeck<br />
aus mit einem deutschen Sanka in 14 Tagen auf den Hof gefahren. Sie<br />
versteckten dann das Auto hier in der Scheune. Es war zugesetzt mit<br />
Stroh, so dass die Franzosen, die später kamen, es nicht entdeckten. Später<br />
baute er den Sanka um, der hintere Teil wurde zu einem Hühnerstall<br />
und der vordere zu einem kleinen LKW. Mit dem hat der Adolf Hertel aus<br />
<strong>Mittelbach</strong> jahrelang die Milch ausgefahren und für den Seintsch Hamsterfahrten<br />
gemacht in die Vorderpfalz. Nicht vergessen darf man, dass in dieser<br />
Zeit der Hof im Niemandsland lag und wir damit auch in das Schmuggelgeschäft<br />
einbezogen waren.<br />
Die Landfläche des Hofes ist geblieben wie sie 1841 nach der Versteigerung<br />
in <strong>Hengstbach</strong> und der anschließenden Aufteilung war. Die Keez und<br />
das Bickenaschbacher Torhaus gehören zur Fläche des Wahlerhofes. Der<br />
Name „Keez“ kommt meiner Meinung daher, dass ab 1780 herum dort ein<br />
Förster, namens Kötz gesessen hat. Er ist 1835 gestorben und weil er so<br />
lange dort lebte, wurde daraus die „Keez“.<br />
Nach dem Krieg war die Landwirtschaft noch einträglich gewesen. Es wurde<br />
noch im alten Stil gewirtschaftet, gemischte Betriebsweise. Wir hatten<br />
damals noch Pferde, Kühe und Fohlen, ein paar Lose, ein paar Mastschweine<br />
und Ferkel.<br />
Dann kam die Spezialisierung auf Schweine. Wir haben zuerst auf Mastschweine<br />
gesetzt und waren am „Uni-Stall“ beteiligt, eine Kooperation mehrerer<br />
Landwirte in den siebziger Jahren. Leider ist das in die Hosen gegangen.<br />
Wir sind noch rechtzeitig herausgekommen. Heute hält mein Sohn<br />
Hubert Hühner und noch ein paar Schweine.<br />
Wir hatten hier auf dem Hof immer eine gute Verbindung zu den Nachbardörfern.<br />
Viele Böckweiler, <strong>Hengstbach</strong>er und <strong>Mittelbach</strong>er haben bei uns<br />
162
als Taglöhner gearbeitet und sich so in den schlechten Zeiten über Wasser<br />
gehalten.<br />
Ich bin in <strong>Mittelbach</strong> in die Schule gegangen und bin auch deshalb in den<br />
Orten sehr gut bekannt.<br />
Interessant dürfte auch sein, dass wir früher auf dem Hof Schafe hielten.<br />
Der <strong>Mittelbach</strong>er Schäfer Ostertag, der wie fast alle Schäfer schwäbischer<br />
Herkunft war, hatte hier bei uns die Weide gepachtet. Seine Schäfer hüteten<br />
unser Schafe mit. Seine Frau war eine Tochter des Altbürgermeisters<br />
Becker. Die Schäferei hatte in unserer Gegend im 19. Jahrhundert bis zum<br />
1. Weltkrieg, als man die Baumwolle ernten konnte, eine große Bedeutung.<br />
Wir haben noch einen schriftlichen Nachweis, dass man Hammelherden<br />
vom Wahlerhof nach Paris getrieben und dort verkauft hat. Es gab auf dem<br />
Hof ein Schäferhaus, Salztröge und eine Schafstumpe an der Bickenalb,<br />
wo man die Schafe vor der Schur gewaschen hat. Bezeichnungen wie<br />
Viehtrift, Schäfergarten, Nachtweide, Hirtenstück und Schäferwieschen<br />
zeugen von der Bedeutung der Schäferei.<br />
Wir haben auch die <strong>Hengstbach</strong>er Jagd seit 1850 fast ununterbrochen in<br />
der Familie. Unser Jagdgebiet geht die Römerstraße hoch, dann ist der<br />
ganze Schachen dabei und der <strong>Hengstbach</strong>er Wald. Das Gebiet geht eigentlich<br />
noch über die Römerstraße hinaus. Unten verläuft es rüber bis zur<br />
Keez. Das Gebiet ist geteilt, der Willi hat den unteren Teil. Den Staatswald<br />
habe ich mit dem Helmut zusammen.<br />
Wenn man die Karte von Tielemann Stella genauer betrachtet, erkennt<br />
man, dass sich in <strong>Mittelbach</strong> viele Wege treffen. <strong>Mittelbach</strong> war in dieser<br />
Zeit ein Mittelpunkt, deshalb schließe ich daraus, dass der Name <strong>Mittelbach</strong><br />
von der Lage her rührt und nicht von den drei Bächen, wie man gemeinhin<br />
annimmt. Eines der ältesten Häuser in <strong>Mittelbach</strong> ist das Haus der<br />
Familie Sperber. Die alte Zehntscheune hat man ja leider abgerissen. Sie<br />
stand neben dem Wohnhaus vom Bolies Fritz. Ich erinnere mich auch noch<br />
an das Haus des Wagners, das in den achtziger Jahren abgerissen worden<br />
ist. Dort ist jetzt der Parkplatz der Firma Werner. Erwin Wagner und seine<br />
Schwester wohnten in diesem Haus. Erwin machte in dieser Zeit noch für<br />
die Leute Leitern. Er hatte eine vollständige Wagnerwerkstatt in seinem<br />
Haus. Mein Sohn Hubert hat die alten Geräte bekommen und hält sie in<br />
Ehren. Leider wurde die alte Dorfschmiede Born nicht erhalten. Ich habe<br />
noch Rechnungen des alten Born von 1811. Sieben Generationen Schmiede<br />
im Ort! Damals wurde nur einmal im Jahr eine Rechnung gestellt. Auf<br />
163
dieser Rechnung stand nicht der Rechnungsbetrag, z. B. so viel Hufeisen,<br />
sondern er hat die Hufeisen gemalt. Es ist auch interessant wie das Dorf<br />
<strong>Mittelbach</strong> damals ausgesehen hat. Da gab es in der Dorfmitte den Krämerladen<br />
von Noe Hans bzw. seiner Mutter. Der Noe Hans war lange in<br />
Gefangenschaft und als er heim kam, hat er das Geschäft in eine Drogerie<br />
umgewandelt. Der Decker hatte ein kleines Lädchen, das war in der<br />
Hauptstraße direkt daneben. Es gab damals in <strong>Mittelbach</strong> zwei Metzgereien,<br />
der Schneider Alfred und der Decker Willi. Der Schneider war Metzger,<br />
Landwirt und Gastwirt. Er hatte das Haus gehabt, wo heute der Karl Stoll<br />
wohnt und gegenüber am Hang wohnte seit Vater. 1952 ging er dann nach<br />
Thaleischweiler, wo er erfolgreich eine Metzgerei betrieb. Der Günter<br />
Schneider war so alt wie ich. Er ist früh gestorben und seine Frau hat die<br />
Gastwirtschaft weitergeführt. Ihr zweiter Mann, der Schlimmer Ludwig, ist<br />
auch recht früh gestorben. Die Tochter hat die Gastwirtschaft dann bis<br />
nach dem frühen Tode ihres Mannes geführt. Die Familie Ebersold, die die<br />
Gastwirtschaft dann übernahm, musste nach wenigen Jahren die Saarpfalz<br />
schließen. In der Zwischenzeit sind neue Geschäfte dazu gekommen, andere<br />
sind verschwunden.<br />
Gesamtansicht des Wahlerhofes 1998<br />
164
5.13 Kurt Dettweiler - Ingenieur, Ortsvorsteher,<br />
Stadtrat und Tischtennisspieler<br />
Ich bin am 16.01.1955, als zweiter Sohn von Kurt und Anneliese<br />
Dettweiler (geb. Weber aus Gersbach), in Zweibrücken<br />
geboren. Mein Bruder Martin ist 4 Jahre älter als ich.<br />
Am 1. April 1961 wurde ich in der Grundschule in <strong>Mittelbach</strong><br />
im alten Schulhaus (dem heutigen DGH) eingeschult.<br />
In der ersten Klasse war mein Lehrer Schulleiter Hans<br />
Schwarz. Es folgte in Klasse zwei, drei und vier Brigitte<br />
Freyhof. Die dritte und vierte Klasse war bis zur Einweihung<br />
der neuen Schule 1966 in <strong>Hengstbach</strong> angesiedelt. Jeden Morgen<br />
musste ich mit dem Fahrrad nach <strong>Hengstbach</strong> fahren und mittags zurück.<br />
Die Alternative war laufen, kein Kind wurde von den Eltern gefahren.<br />
Bei der Einweihung der neuen Grundschule von <strong>Mittelbach</strong> 1966 durfte ich<br />
ein Gedicht vortragen. Noch heute erinnere ich mich an folgenden Satz:<br />
„So enge war es in den Räumen, die uns bislang die Heimstadt waren“<br />
Das war durchaus bezeichnend für die damalige Situation.<br />
An einen Kindergarten war noch gar nicht zu denken.<br />
Meine Lehrerin ab der fünften Klasse war Inga Seintsch, verheiratete Körner,<br />
die später die Albert-Schweitzer Schule leitete. Zu dieser Zeit wurden<br />
auch die Kurzschuljahre eingeführt. Sie dienten dazu, die Schulzeit von<br />
acht auf neun Klassen aufzustocken.<br />
Das erste Kurzschuljahr verbrachte ich noch in der 6. Klasse in <strong>Mittelbach</strong>,<br />
das zweite 1967 in Bubenhausen in der Schillerschule. Zu der Zeit ging der<br />
Trend dahin, in die sogenannte „Stadtschule“ (Gymnasium bzw. Realschule)<br />
zu wechseln und nur wenige „<strong>Mittelbach</strong>er“ gingen in die Schillerschule.<br />
Allerdings kamen auch einige wieder zurück. Ab der siebten Klasse wurde<br />
erstmals Englisch unterrichtet. Mein erster Englischlehrer war Helmut Ruf<br />
(mein Vorgänger als Ortsvorsteher), der mir die ersten Worte beibrachte.<br />
Im Juli 1969 verließ ich die Schule und wurde zusammen mit Ernst Brugger,<br />
ebenfalls aus <strong>Mittelbach</strong>, als Klassenbester geehrt und verabschiedet.<br />
Konfirmiert wurde ich am 30. März 1969 von Pfarrer Dr. Dr. Leo Fremgen<br />
in der <strong>Mittelbach</strong>er Kirche.<br />
165
Bereits am 1. August 1969 begann ich als 14jähriger eine Lehre als Technischer<br />
Zeichner, Maschinenbau, in einem Ing. Büro, die ich im Juli 1972<br />
nach drei Jahren und damit um ein halbes Jahr verkürzt, beendete.<br />
Parallel zur Ausbildung besuchte ich im Rahmen des zweiten Bildungsweges<br />
die Berufsaufbauschule in Zweibrücken: sechs Semester, montags,<br />
mittwochs und freitags abends, eine brutale Energieleistung, bis zum Abschluss<br />
mit der Fachschulreife im Januar 1974.<br />
Um neben dem Lernen einen Ausgleich zu haben, gründete ich zusammen<br />
mit Walter Morgenthaler am 26. Dezember 1970, als noch 15jähriger, den<br />
Tischtennisclub 1970 <strong>Mittelbach</strong>, dem ich auch heute noch als 1. Vorsitzender<br />
vorstehe. Regelmäßig greife ich noch zum Schläger und spiele in<br />
der zweiten Mannschaft des TTC in der Bezirksklasse West.<br />
Ab dem 1. August 1974 besuchte ich die Fachoberschule (FOS 12) in<br />
Zweibrücken, Fachbereich Ingenieurwesen (in Vollzeitform) und beendete<br />
im Juni 1975 die Schule mit der Fachhochschulreife.<br />
Ab dem 1. Oktober 1975 studierte ich an der Fachhochschule in Kaiserlautern<br />
Maschinenbau und schloss nach sieben Semestern im Januar 1979<br />
als Dipl. Ing. FH Maschinenbau, Produktionstechnik ab.<br />
Ohne Pause begann ich sofort wieder als junger Ingenieur in meinem Ausbildungsbetrieb<br />
in der Konstruktion zu arbeiten.<br />
1982 heiratete ich meine Frau Margarita und 1983 kam unsere Tochter<br />
Katharina zur Welt.<br />
Am 01. Januar 1990 wagte ich zusammen mit meiner Frau, einer Architektin,<br />
mit einem Ing.- und Architekturbüro den Schritt in die Selbständigkeit.<br />
Bis heute haben wir unser Büro in unserem Wohnhaus in der Alten Friedhofstrasse.<br />
Aber auch beim Feiern wollte ich nicht hinten anstehen und führte die „<strong>Mittelbach</strong>er<br />
Straußbuwe“ noch einmal im Gasthaus „Zum Fichtenhain“ als<br />
„Straußbuwevadder“ an.<br />
Die Kerwe war an dem legendären Wochenende am dritten Sonntag im<br />
Oktober, als Bayern München nach hoher Führung in Kaiserslautern noch<br />
7:3 verloren hat. Unsere Wirtin war Waltraud Burguiere (jetzt Decker).<br />
166
Durch den Tischtennisclub automatisch auch im Vereinsleben des Dorfes<br />
beheimatet, bin ich seit der ersten Stunde des Dorffestes in der Organisation<br />
mit dabei. Am 2. und 3. Juli 2011 feiern wir unser Dorffest bereits zum<br />
29. Mal!<br />
Fassanstich beim Dorffest<br />
Der Einstieg in die Kommunalpolitik<br />
Ein recht bewegtes Leben, dem dann die Krönung mit dem Einstieg in die<br />
Politik folgte. Artur Bißbort sensibilisierte mich für die FWG.<br />
Freie Wähler dürfen frei entscheiden, das war der Gedanke, welcher mich<br />
einsteigen ließ und bis heute leitet.<br />
Den Rest erledigten die Wähler.<br />
Bei der Kommunalwahl 1989 wurde ich mit 34 Jahren in den Ortsbeirat<br />
gewählt.<br />
Bereits bei der ersten Aufstellung auf der Stadtratsliste der FWG, 1994,<br />
bekam ich großen Zuspruch. So zog ich im Januar 1995, 40jährig, als<br />
„Nachrücker“ für Günter Christmann, welcher altersbedingt zurücktrat, für<br />
die Freien Wähler (FWG) in den Stadtrat ein.<br />
167
Das Jahr 1997<br />
Der Pfälzer Merkur berichtete am 23. Juni 1997:<br />
Helmut Ruf legt Amt nieder. Ortsvorsteher hört nach 25 Jahren auf.<br />
Nach 25 Jahren nimmt der Ortsvorsteher von <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> Abschied<br />
von der „vordersten Front in der Kommunalpolitik“ und tritt in den<br />
Ruhestand.<br />
Mit der Einladung zur Ortsbeiratssitzung am16. Juli 1997 erklärte Herr Ruf<br />
nach 25 Jahren seinen Rücktritt.<br />
Tagesordnungspunkt 1 im öffentlichen Teil war die Wahl des Ortsvorstehers.<br />
Man muss wissen, dass damals der Ortsvorsteher noch vom Ortsbeirat<br />
gewählt wurde. Bereits 1994 habe ich gegen Helmut Ruf kandidiert und<br />
verlor mit 8:7 gegen die Stimmen der SPD.<br />
Jetzt entschied nach zwei geheimen Wahlgängen mit Stimmengleichheit,<br />
(7:7 bei einer Enthaltung), das Los und ich wurde der zweite Ortsvorsteher<br />
von <strong>Mittelbach</strong>–<strong>Hengstbach</strong> und das als Freier Wähler!<br />
Die Sitzung wurde von Oberbürgermeister Hans Otto Streuber geleitet.<br />
Danach wurde das Verfahren der Bewerberaufstellung geändert und die<br />
Direktwahl der Ortsbeiräte und Ortsvorsteher eingeführt.<br />
Kommunalwahl 1999<br />
Bei der ersten Urwahl 1999 wurde ich von den Bürgerinnen und Bürgern<br />
von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> als einziger Bewerber mit 81,2% gewählt.<br />
Die FWG wurde mit 44,53 % (7 von 15 Sitzen; 6 SPD, 2 CDU) erstmals<br />
stärkste Fraktion im Ortsbeirat.<br />
Ebenso wurde ich direkt in den Stadtrat gewählt.<br />
Was wurde ab 1997 in <strong>Mittelbach</strong>- <strong>Hengstbach</strong> auf den Weg gebracht und<br />
verwirklicht?<br />
Die Versorgung unserer Gemeinde mit Erdgas durch die Pfalzwerke.<br />
Der erste Schritt war eine Bürgerversammlung am 07. Mai 1998 im<br />
Gasthaus May mit dem Thema „Gasversorgung in <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong>“ mit Informationen durch Vertreter der Pfalzwerke.<br />
88 Haushalte in <strong>Mittelbach</strong> haben sofort angeschlossen, so konnten wir<br />
bereits am 07.Dez 1999 in <strong>Mittelbach</strong> im „Schulhof“ das Flammenfest<br />
feiern.<br />
168
Quelle: Die Rheinpfalz vom 9.12.2009<br />
Bereits 1997, kurz nach meiner ersten Wahl, wurde in Albersweiler im<br />
Weingut Schneider bei einem Familienausflug der Familien Imhof, Mauß<br />
und Dettweiler der „Adventsmarkt“ geboren.<br />
Euphorisch gingen wir das Projekt an.<br />
Da die Zeit drängte, wurde alles schnell umgesetzt und am 2. Advent<br />
1997 war es soweit. Der erste <strong>Mittelbach</strong>er Adventsmarkt war ein voller<br />
Erfolg. Mittlerweile gehört er zum jährlichen Pflichtprogramm.<br />
Er ist nicht mehr wegzudenken. Legendär der Auftritt der Rosenkinder<br />
unter Rudi Diehl, die Schwedenfeuer, die Auftritte der einheimischen<br />
Chöre, die Alphornbläser usw. Jedes Jahr wird der Adventsmarkt von<br />
den Kindern des Kindergartens und der Grundschule eröffnet, welche<br />
sich dadurch immer wieder bedanken können, dass sie eine so herrliche<br />
Turnhalle bekommen haben. Heute finanzieren wir alljährlich mit dem<br />
Erlös des Adventsmarktes das Bepflanzen der 80 Blumenampeln in <strong>Mittelbach</strong><br />
<strong>Hengstbach</strong>, gepflegt von den Gemeindearbeitern und vielen<br />
Bürgerinnen und Bürgern, welche eine Patenschaft übernommen haben.<br />
169
Basar der jungen <strong>Mittelbach</strong>er Landfrauen beim Adventsmarkt<br />
Das herausragende Ereignis meiner bisherigen Amtszeit war sicherlich der<br />
Bau der Schulturnhalle.<br />
Im Auseinandersetzungsvertrag, in dem der Gemeinderat von <strong>Mittelbach</strong><br />
am 13. März 1970 die Eingemeindung in die Stadt Zweibrücken beschlossen<br />
hatte, steht unter anderem im § 21, Punkt 2: Folgende Maßnahmen<br />
sollen bis zum 31. Dezember 1979 abgeschlossen sein:<br />
a) Bau der geplanten Schulturnhalle<br />
Dieser Vertrag trat am 28. Juli 1970 in Kraft.<br />
Um dem Wunsch, dem Bau der Schulturnhalle, endlich ein Stück näher zu<br />
kommen, habe ich am 04. März 1998 den Förderverein Schulturnhalle gegründet.<br />
In der Gründungsversammlung waren 40 Bürgerinnen und Bürger anwesend.<br />
Das zeigte das starke Interesse, endlich mit dem Projekt voran zu<br />
kommen.<br />
Bereits am 08. April 1998 wurde die Satzung verabschiedet und die Eintragung<br />
ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Zweibrücken beantragt.<br />
Die Mitgliederzahl stieg auf 500, alle wollten dabei sein.<br />
170
Der Förderverein Schulturnhalle <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatte nur ein Ziel:<br />
Die Unterstützung des Baus der Schulturnhalle.<br />
Die Erfüllung des Vereinszwecks geschah ohne Bevorzugung einer<br />
politischen Richtung!<br />
Ein langer Weg war aber noch zu gehen, bis endlich am 15. August 2003<br />
Richtfest gefeiert werden konnte.<br />
Helfer beim Roden<br />
Richtfest am 15.08.2003<br />
Von links: Kurt Dettweiler, Hans Röller, Helmut Wolf, Heinz Schülmann,<br />
Ernst Maurer, Günther Conrad, Hans-Georg Born, Dieter Lehmann,<br />
Michael Molter, Bernd Wolf<br />
Aber was nützt der Gemeinde eine Halle ohne Möbilierung?<br />
Kurzerhand wurde eine Spendenaktion ähnlich einer Bausteinaktion ins<br />
Leben gerufen. Ein Stuhl kostete 40 €, ein Tisch 185 €. Oma, Opa, Arme,<br />
Reiche, Firmen und Vereine, alle spendeten.<br />
Insgesamt kamen 14.740 € zusammen.<br />
Somit konnten wir am Samstag, den 7. Februar 2004 die Turnhalle mit<br />
einem würdigen, vom Förderverein ausgerichteten, Festakt einweihen.<br />
Mein besonderer Dank gilt dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Jürgen<br />
Lambert. Ohne ihn wäre das Projekt sicherlich nicht zustande gekommen.<br />
Auch möchte ich die beiden „Kämpferinnen“ Ursula Kuntz und Marita Wolf<br />
nicht unerwähnt lassen, welche im Stadtrat bei einer Einwohnerfragestunde<br />
kräftig „auf den Putz“ geklopft haben.<br />
171
Am selben Tag wurde der von unserem leider viel zu früh verstorbenen<br />
Künstler Werner Hunsicker geschaffene Wappenstein enthüllt.<br />
Mit der Auflösung des Fördervereins am 31.12.2004 gingen folgende Gegenstände<br />
als Schenkung an die Stadt Zweibrücken über:<br />
36 Tische, 216 Stühle, 5 Stehtische, 1 Rednerpult,<br />
1 höhenverstellbare Bühne 8 x 4 m mit Treppe und Geländer,<br />
diverse Transportwagen für Tische und Stühle.<br />
Die Gegenstände werden ausschließlich in der Schulturnhalle der Grundschule<br />
<strong>Mittelbach</strong> eingesetzt und dürfen nicht weiter verliehen werden. So<br />
vereinbart zwischen der Stadt und dem Ortsvorsteher.<br />
172
Kommunalwahl 2004<br />
Wiederum als einziger Kandidat für den Posten des Ortsvorstehers angetreten,<br />
gaben mir die Bürgerinnen und Bürger von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
mit 87,6 % ihr Vertrauen, was mich mit Stolz erfüllte.<br />
Meine Fraktion, die FWG, erreichte mit 57,8% die absolute Mehrheit mit 9<br />
von 15 Sitzen im Ortsbeirat (SPD 28% - 4 Sitze, CDU 14,1% - 2 Sitze).<br />
Helmut Wolf aus <strong>Hengstbach</strong> wurde im Ortsbeirat zum stellvertretenden<br />
Ortsvorsteher gewählt und löste den langjährigen Vize Hans Baumann ab.<br />
Dem nicht genug, erreichte die Freie Wählergruppe, welcher ich als Fraktionsvorsitzender<br />
anführte, bei der Stadtratswahl 2004 grandiose18.3 % der<br />
Stimmen und 7 Sitze (von 40) im Stadtrat.<br />
Baudezernent von 2004 - 2009<br />
Um meine Wähler nicht zu enttäuschen, ließ ich mich im Stadtrat zum ehrenamtlichen<br />
Beigeordneten wählen und übernahm 5 Jahre von 2004 bis<br />
2009 das Bauamt als Dezernent.<br />
Meine Bedingung war, dass ich auch weiterhin mein Amt als Ortsvorsteher<br />
von <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> ausüben kann, um meinen Wählern nahe bleiben<br />
zu können.<br />
Kommunalwahl 2009<br />
Erneut ohne Gegenkandidat als Ortsvorsteher angetreten, erhielt ich mit<br />
81,4 % der Stimmen wieder ein sehr gutes Ergebnis.<br />
Meine Fraktion, die FWG, erreichte abermals knapp mit 50,7 % die absolute<br />
Mehrheit und 8 Sitze im Ortsbeirat (SPD 26,6% - 4 Sitze, CDU 15,9 % -<br />
2 Sitze und erstmals die Grüne Liste 6,8 % - 1 Sitz).<br />
Helmut Wolf blieb weiterhin mein Stellvertreter.<br />
Mir bedeutet es sehr viel, dass ich mein Amt immer zum Wohle der Bürgerinnen<br />
und Bürgern von <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong> überparteilich ausüben<br />
darf. Mein besonderes Anliegen ist, immer ein Ohr für die Sorgen und<br />
Ängste der Vorortbewohner zu haben.<br />
173
Abschließend einige Punkte, die in meiner 14jährigen Amtszeit erledigt<br />
wurden:<br />
� Die komplette Erdgasversorgung von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>.<br />
� Einführung des <strong>Mittelbach</strong>er Adventsmarktes.<br />
� Erschließung eines Rundwanderweges um <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>.<br />
� Den Bau der Schulturnhalle.<br />
� Die komplette Renovierung des Dorfgemeinschaftshauses von<br />
<strong>Mittelbach</strong>.<br />
� Erneuerung der Straßenbeleuchtung in der Altheimer Strasse.<br />
� Ausbau der Lindenhofstraße.<br />
� Präsentation unsere Gemeinde im Internet unter<br />
www.mittelbach-hengstbach.de.<br />
� Schaffung von 2 Bolzplätzen in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit der SPD.<br />
� Erneuerung des Eingangsbereichs am <strong>Hengstbach</strong>er Friedhof.<br />
� Ausbau der Altheimer Straße mit Beseitigung des Nadelöhrs beim<br />
Gasthaus Saarpfalz durch Bau eines Bürgersteigs.<br />
� Aufstellung der Geschwindigkeitsmesstafeln in der Altheimer<br />
Straße.<br />
� Verschönerungsmaßnahmen am Ortseingang.<br />
� Asphaltbelag für die Parkplätze an der Grundschule.<br />
� Beleuchtung des Parkplatzes an der Grundschule und des Weges<br />
zum Sportheim.<br />
� Renovierung des Dorfgemeinschaftshauses von <strong>Hengstbach</strong> und<br />
Sanierung des Saales mit Unterstützung der Vereine.<br />
� Flächendeckendes DSL für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> durch die<br />
Deutsche Telekom.<br />
� Neue Küche für das DGH in <strong>Mittelbach</strong>.<br />
� Planung der 700 Jahrfeier 2011 mit Umwelttag, großer Festveranstaltung<br />
und Wandertag rund um <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>.<br />
Leider müssen wir uns ausgerechnet im Jubiläumsjahr mit dem Problemfall<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Blütenfest beschäftigen.<br />
Nach einem Einspruch eines Anwohners wurde es dieses Jahr nahezu in<br />
seiner ursprünglichen Form, allerdings verkürzt, durchgeführt.<br />
174
Dennoch stehen viele Projekte in <strong>Mittelbach</strong>–<strong>Hengstbach</strong> zur Verwirklichung<br />
an:<br />
� Das Neubaugebiet „Auf Äckerchen“ mit 50 Bauplätzen kommt in<br />
die heiße Phase. Hier wird <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im oberen<br />
Bereich zusammenwachsen. Dieses Neubaugebiet ist für uns besonders<br />
wichtig, weil junge Familien mit Kindern hier ihre neue<br />
Heimat finden und wir so der demografischen Entwicklung etwas<br />
Paroli bieten können.<br />
� 2011 wird endlich die neue Brücke am Stuppacher Weg über die<br />
Bickenalb gebaut.<br />
� Die aktuelle Situation mit dem Lückenschluss des Mühlenradweges<br />
macht Hoffnung, dass hier zumindest vom Saarland kommend,<br />
bis Ende des Jubiläumsjahres auch die Lücke bis zur <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Mühle geschlossen wird, damit das gefährliche Nadelöhr zwischen<br />
der <strong>Hengstbach</strong>er Mühle und Altheim der Vergangenheit<br />
angehört. Die Zeichen stehen gut, es liegt aber nicht in unserer<br />
Hand, sondern ist eine Maßnahme des LBM (Landesbetrieb für<br />
Mobilität). Der Abschnitt ab Ortseingang <strong>Mittelbach</strong> mit Querung<br />
der Talaue auf die rechte Bickenalbseite und Verlauf durch die<br />
Birkhausen liegt in städtischer Hand. Die Planung ist vergeben.<br />
� Steigerung der Übertragungsleistung des DSL, vor allem für<br />
<strong>Hengstbach</strong> und das neue Baugebiet „ Auf Äckerchen“.<br />
� Neugestaltung des Dorfkerns um den Brunnen in <strong>Hengstbach</strong>.<br />
� Weitere Sanierungsmaßnahmen am <strong>Hengstbach</strong>er Dorfgemeinschaftshaus:<br />
Dach, Toiletten und Außenputz sind noch auszuführen.<br />
� Erneuerung des Spielplatzes in <strong>Mittelbach</strong>.<br />
Reizvolle Aufgaben auf die ich mich freue.<br />
Sollte ich gesund bleiben, möchte ich das Amt des Ortsvorstehers auch<br />
gerne noch über 2014 hinaus ausüben.<br />
Mir geht’s um <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>.<br />
Es gibt noch viel zu tun.<br />
Ihr<br />
Kurt Dettweiler<br />
175
5.13.1 Der Ortsbeirat im Jubiläumsjahr<br />
Von links: Daniel Spinner; Hans Röller; Gerald Werner; Anne Bauer;<br />
Markus Wolf; Karl Sperber; Helmut Wolf; Gaby Beckmann;<br />
Ortsvorsteher Kurt Dettweiler; Walter Krönig; Dirk Sefrin;<br />
Bernd Heßler; Michael Molter; Elisabeth Schmidt; Gerhard Freimann;<br />
es fehlt Mathias Conrad.<br />
176
177
178
6 Die Evangelische Kirchengemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
Liebe Gemeindeglieder und Freunde der<br />
Bürgergemeinde <strong>Mittelbach</strong>!<br />
Bei einem Besuch in einer anderen Stadt sehe ich diese<br />
Boutique, die zu einem besonderen Jubiläumsverkauf<br />
einlädt.<br />
Denn es ist - so lese ich mit Staunen - ein Jahr seit der<br />
Geschäftsgründung vergangen.<br />
Für mich ist dies ein weiteres Symptom für unsere schnelllebige Zeit, in der<br />
nichts so alt scheint wie die Nachrichten von gestern – geschweige denn<br />
Ereignisse aus dem Vorjahr.<br />
Da bin ich dankbar für diese ganz besonderen Momente des Lebens in<br />
denen sich andere Perspektiven auftun. Womit wir bei dem wichtigen Thema<br />
dieser Tage wären: Diesem Jubiläum, in dem wir auf 700 Jahre <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Dorfgeschichte zurückblicken.<br />
Eine imponierende Zahl. Eine bemerkenswerte Zeitspanne, die zu einer<br />
kleinen Zeitreise durch die Jahrhunderte einlädt. Also bedenken wir doch<br />
einmal gemeinsam, was sich in diesen Jahren getan hat – und wie unsere<br />
Welt in früheren Jahren ausgesehen hat.<br />
1911. Das war die große Zeit der gekrönten Häupter. Auf das Deutsche<br />
Reich bezogen: Die Ära des „Reisekaisers“ Wilhelms II., der unserem Volk<br />
„goldene Zeiten“ versprochen hatte. Und der mit seinem selbstherrlichen,<br />
erratischen Führungsstil viel zu den Erschütterungen der Folgejahre beigetragen<br />
hat. Sie sind nun Gott sei Dank Geschichte, da die Völker Europas<br />
doch viel in Sachen demokratischen Miteinanders gelernt haben.<br />
1811. Das war die „Franzosenzeit“. Die Ära Napoleons, der auch in der<br />
Pfalz Truppen für seine europaweiten Kampagnen rekrutierte. Es war aber<br />
auch die Zeit, in der die Pfälzer in den Genuss vieler Freiheiten kamen, die<br />
das Nachbarvolk in der Revolution erkämpft hatte. Eine Saat, die kein<br />
Herrscher der Folgezeit ersticken konnte (denken wir nur an das Hambacher<br />
Fest von 1832).<br />
179
1711. Das war die Zeit, als das Herzogtum Zweibrücken unter schwedischer<br />
Verwaltung stand. Und Karl XII. seinem polnischen Schützling Stanislaus<br />
hier Zuflucht bot.<br />
Für die „kleinen Leute“ bedeutete diese Epoche einen Aufschwung nach<br />
langen Kriegs- und Krisenzeiten – auch und gerade dank beträchtlicher<br />
Entwicklungshilfe der Schweden. Die auch mit der Kartographierung des<br />
Herzogtums einen wichtigen Schritt in Richtung Moderne taten.<br />
1611. Schon damals hatten Waren aus Deutschland Weltruf. Zahlreiche<br />
Bürgerhäuser kündeten von Wohlstand und Sicherheit. Doch dieses reiche<br />
Land ist tief gespalten. Der konfessionelle Gegensatz - hier Evangelische<br />
Union, dort Katholische Liga – lässt manchen sorgenvoll in die Zukunft<br />
blicken.<br />
Erst nach einem langen, 30jährigen Krieg schweigen die Waffen.<br />
Und die Saat der religiösen Toleranz und der Glaubensfreiheit kann endlich<br />
aufgehen.<br />
1511. Der Augustinermönch Martin Luther reist nach Rom. Der Geschäftstüchtigkeit<br />
der dortigen Brüder verdankt er erste wichtige Impulse zur Reformation.<br />
Und am Ende derselben, da steht nicht nur eine neue Konfession, sondern<br />
auch eine umfassende Reform der katholischen Kirche. Und darin besteht<br />
doch mittlerweile Einigkeit:<br />
Kirche muss – wie jedes Gemeinwesen - immer wieder reformiert werden.<br />
1411. Das Reich regiert mit wechselndem Erfolg König Sigismund aus der<br />
Dynastie der Luxemburger. Ab 1433 war er deutscher Kaiser. Er trägt auch<br />
die Königskrone von Ungarn und Kroatien, herrscht als Kurfürst über Brandenburg<br />
und (ab 1419) über das Königreich Böhmen, was Vergleiche mit<br />
Chefs heutiger Konzerne nahelegt.<br />
Dies ist auch die Zeit von Herzog Stefan von Pfalz-Simmern-Zweibrücken.<br />
Er ist ein großer Bauherr, der Zweibrücken zu seiner Residenzstadt macht.<br />
Und sich auch sehr um die Stärkung des Kirchenwesens bemüht.<br />
Wie viele Gläubige ist er besorgt: Denn gleich drei Päpste streiten mit allen<br />
Mitteln um die Macht. Aber im Konzil von Konstanz (1415) wird dieser unhaltbare<br />
Zustand beendet. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Geschichte<br />
nicht nur von der „Hand voll Herren da oben“ geschrieben werden muss.<br />
180
Es kommt entscheidend auf Menschen mit Problembewusstsein, Reformwillen<br />
und Gemeinsinn an, die die Dinge zum Besseren wenden können.<br />
1311. Die Zeit der einst so mächtigen Zweibrücker Grafen neigt sich ihrem<br />
Ende entgegen. Schließlich wird der letzte - Eberhardt II. - hochverschuldet<br />
seinen Besitz verkaufen, womit den Wittelsbachern der Weg bereitet<br />
ist.<br />
Im Kloster Hornbach leisten derweil die Mönche in aller Stille unverzichtbare<br />
Arbeit im Bereich der Bildung, der ländlichen Entwicklungshilfe und der<br />
tätigen Nächstenliebe. Und beweisen täglich aufs Neue: Selbst vermeintlich<br />
finstere Zeiten sind nicht finster, wenn Menschen bereit sind, ihr Licht<br />
leuchten zu lassen und gemeinsam Zukunft zu gestalten.<br />
Und mit diesen Gedanken wollen wir in die Gegenwart zurückkehren. Meine<br />
besten Wünsche und mein Respekt gelten all den engagierten Bewohnern<br />
unseres Ortes, die nicht nur zu feiern verstehen, sondern sich mit<br />
langem Atem für den Mitmenschen und das Gemeinwesen stark machen.<br />
Und damit auch diese besondere Geschichte unserer Gemeinde immer<br />
wieder um interessante Kapitel bereichern!<br />
Damit grüßt Sie alle und wünscht Ihnen eine gute Zeit:<br />
Ihr Pfarrer Wolfgang Kafitz!<br />
181
182
7 Die Grundschule <strong>Mittelbach</strong> stellt sich vor<br />
Verfasst von der Schulleiterin Karoline Engel<br />
Gruß aller Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zur 700-Jahr Feier<br />
Man soll „die Kirche im Dorf lassen“! – Diese sprichwörtliche Redensart gilt<br />
sicherlich in entsprechend abgewandelter Form auch für die Schule: So<br />
dürfen wir stolz sein, dass wir seit 1966 unsere Grundschule in <strong>Mittelbach</strong><br />
haben, die rechtzeitig zum Dorfjubiläum eine „Rundumerneuerung“ erhielt.<br />
Nachdem wir vor nunmehr sieben Jahren unsere tolle Turnhalle einweihen<br />
durften, wurden nun 340000 Euro aus dem Konjunkturpaket II in die Sanierung<br />
der Gebäudehülle gesteckt. Dick isolierte Außenwände, neue Fenster<br />
und die langersehnten Jalousien sorgen dafür, dass wir uns sowohl bei<br />
strengem Frost als auch bei hochsommerlichen Temperaturen noch wohler<br />
fühlen in „unserer“ Schule mitten im Grünen.<br />
Wir sind unserem Schulstandort eng verbunden und bereichern gerne das<br />
Dorfleben. In jedem Jahr organisieren wir den Martinsumzug, der mit einem<br />
gemütlichen Beisammensein auf dem Schulhof endet. Auch bei der Gestaltung<br />
des Adventsmarktes am 2. Adventswochenende sind wir immer mit<br />
der ganzen Schule vertreten, war doch der Adventsmarkt in seinen Anfangsjahren<br />
die „Keimzelle“ für unsere Schulturnhalle! Als wir zum 60. Geburtstag<br />
des VdK-Ortsverbands um einen Beitrag gebeten wurden, zögerten<br />
wir nicht lange und begeisterten mit unserer Revue sogar den Landesvorsitzenden<br />
des VdK! Dies beschert uns übrigens Ende Mai einen Auftritt<br />
der ganzen Schule bei der Bundesgartenschau in Koblenz. Auch sonst sind<br />
wir oft und gerne unterwegs und vertauschen den Klassen- mit dem Kon-<br />
183
zertsaal, mit Museum, Theater, Wald und vielen anderen interessanten<br />
Orten.<br />
Alle zwei Jahre laden wir Groß und Klein zum Schulfest ein, das in diesem<br />
Jahr unter dem Motto: „Kunst? – Kunst!“ steht.<br />
Doch wer bevölkert aktuell unsere Schule?<br />
Genau 74 Jungen und Mädchen - darunter über 20 Wattweiler Kinder -<br />
werden in der Grundschule <strong>Mittelbach</strong> in vier Klassen von fünf Lehrerinnen,<br />
einer Lehramtsanwärterin und dem Pfarrer unterrichtet. Unterstützt werden<br />
wir von unserem Hausmeister, einmal wöchentlich von unserer Sekretärin<br />
und von unserer Reinigungskraft. Nach Unterrichtsschluss können die Kinder<br />
den angeschlossenen Hort der Kindertagesstätte „Regenbogen“ in den<br />
Räumlichkeiten der Schule besuchen. Ein großer Vorteil der Hortbetreuung<br />
besteht darin, dass sie auch in den Ferien stattfindet. Dieses neue Angebot<br />
wird von über 20 Kindern unserer Schule genutzt.<br />
Im Folgenden möchten wir die besondere Schwerpunkte unserer Arbeit<br />
vorstellen:<br />
1. Leseförderung<br />
Nachdem wir vor zwölf Jahren die Bestände der früheren Stadtteilbücherei<br />
übernehmen durften, gründete der damalige Schulelternsprecher<br />
die Schulbücherei, die seitdem von Eltern unserer Schule betreut<br />
wird. Alle drei Wochen können die Kinder während des Unterrichts<br />
Bücher ausleihen. Die Bestände werden regelmäßig ergänzt, sodass<br />
wir stets auch aktuelle Literatur anbieten können.<br />
Leseworkshop mit Stefan Gemmel<br />
184<br />
Mindestens einmal im<br />
Jahr laden wir namhafte<br />
Autoren in unsere Schule<br />
ein. So waren in den<br />
vergangenen Jahren<br />
Angela Sommer-<br />
Bodenburg, Willi Fährmann,<br />
Dagmar Chidolue,<br />
Achim Bröger, Ulli Schubert,<br />
Stefan Gemmel,<br />
Lydia Hauenschild, Gi-
sela Kalow und Oliver Steller bei uns zu Gast. Wir sorgen dafür, dass<br />
die Kinder in der Folge auch Bücher dieser Autoren in der Schulbücherei<br />
ausleihen können.<br />
Besondere Anerkennung verdienen unsere Schülerinnen und Schüler<br />
(und ihre Fahrer!) für ihre rege Teilnahme beim rheinland-pfälzischen<br />
Lesesommer in der Jugendbücherei. 30 Prozent der <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Schulkinder nahmen 2010 teil und lasen in den Sommerferien insgesamt<br />
201 Bücher mit 18239 Seiten! Vier unserer Kinder wurden sogar<br />
auf Stadtebene ausgezeichnet.<br />
2. Naturwissenschaftlicher Lernbereich<br />
In den vergangenen Jahren hat sich an unserer Schule ein Schwerpunkt<br />
im naturwissenschaftlichen Lernbereich etabliert. Daher erhielten<br />
wir u. a. vom Verband der Chemischen Industrie erhebliche Fördermittel,<br />
die es uns ermöglichen, unseren Schülerinnen und Schülern<br />
eine umfangreiche Ausstattung zu bieten. So beginnen wir bereits vor<br />
der Einschulung in einem Kooperationsprojekt mit der benachbarten<br />
Kindertagesstätte „Regenbogen“ einmal wöchentlich damit, unsere<br />
zukünftigen Schulkinder an das Experimentieren heranzuführen. Hier<br />
arbeiten Kindergartenkinder und Erstklässer gemeinsam – seit diesem<br />
Jahr in unserer neuen Experimentierküche, die als vorgezogenes<br />
Weihnachtsgeschenk installiert wurde. Hierfür ein herzliches „Dankeschön“<br />
an unseren Schulträger! Schwerpunkte in den verschiedenen<br />
Schuljahren bilden Experimente zu den Bereichen Luft, Wasser, Elektrizität,<br />
Feuer und Magnetismus sowie chemische Experimente.<br />
Um die Ausstattung im technischen Lernbereich an allen Zweibrücker<br />
Grundschulen zu verbessern, nahm die Grundschule <strong>Mittelbach</strong> vor<br />
drei Jahren an einem Wettbewerb von Thyssen-Krupp teil. Mit dem<br />
Gewinn von 5000 Euro konnten von unseren Partnern JVA und IB<br />
Zweibrücken über 50 Experimentierstationen gebaut werden, die nun<br />
einmal jährlich an alle Grundschulen verliehen werden und die Kinder<br />
zum Nachdenken über naturwissenschaftlich-technische Themen herausfordern.<br />
3. Wettbewerbsteilnahmen<br />
Seit einigen Jahren werden immer häufiger Wettbewerbe ausgeschrieben,<br />
die auch Grundschülern offen stehen. Wir nutzen diese<br />
185
Wettbewerbe gerne, um die unterschiedlichen Begabungen unserer<br />
Schülerinnen und Schüler zu fördern, aber auch um Begabungen zu<br />
„entdecken“.<br />
Hier eine Übersicht über Wettbewerbserfolge unserer Schülerinnen<br />
und Schüler, aber auch unserer Schule in den vergangenen Jahren:<br />
2011:<br />
Schulförderpreis der Sparkasse Südwestpfalz - Die Grundschule <strong>Mittelbach</strong><br />
wird für ihre vielfältigen Projekte mit dem Sonderpreis der<br />
Grundschulen ausgezeichnet – mit 2500 € wird unser Kunstprojekt unterstützt.<br />
HEUREKA-Wettbewerb „Mensch und Natur“ - 2. Preis auf Bundesebene<br />
für einen Viertklässer der GS <strong>Mittelbach</strong>.<br />
Arbeitsgemeinschaft „Jugendzahnpflege“ - 70% unserer Schülerinnen<br />
und Schüler lassen ihre Zähne untersuchen, damit haben wir die<br />
höchste Quote der Zweibrücker Grundschulen und werden mit einem<br />
großen „Max Schrubbel“ und einem Preisgeld von 150 € ausgezeichnet.<br />
2010:<br />
Mini-WM der Grundschulen aus Zweibrücken und Homburg - Unsere<br />
Mannschaft wird „Vizeweltmeister“!<br />
Känguru der Mathematik - Zwei Schüler unserer Schule erreichen dritte<br />
Preise auf Bundesebene.<br />
2009:<br />
Europäischer Wettbewerb - 1. Landespreis für eine unserer Drittklässerinnen.<br />
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten - Förderpreis auf Landesebene<br />
für die 3. Klasse.<br />
Schreibwettbewerb von Hochwald - Gewinn eines Schreibworkshops<br />
für die 4. Klasse.<br />
4. Soziales Engagement<br />
Bereits seit zwölf Jahren veranstalten wir den <strong>Mittelbach</strong>er Martinsumzug.<br />
Von Anfang an stand an diesem Tag das Teilen im Mittelpunkt.<br />
186
Nachdem wir in den ersten Jahren den Erlös unterschiedlichen Institutionen<br />
zukommen ließen, unterstützen wir seit vier Jahren die Arbeit<br />
des Kinderschutzbundes; denn es ist uns wichtig, dass das Geld<br />
Zweibrücker Kindern zu Gute kommt. Gleichzeitig sammeln wir während<br />
des Martinsfestes in der Kirche Lebensmittelspenden, die wir der<br />
Zweibrücker Tafel zukommen lassen. Diese Spendenaktionen werden<br />
jeweils vorher im Unterricht der Klassen vorbereitet.<br />
Beim Schulanfangsgottesdienst und beim Martinsfest unterstützen<br />
wir mit der Kollekte die Aktion der evangelischen Kirchengemeinde<br />
für behinderte Kinder in Afrika.<br />
Im vergangenen Jahr haben sich die Viertklässer mit einem Musical<br />
zum Thema Kinderrechte von „ihrer“ Grundschule verabschiedet.<br />
Die eingenommenen Spenden – über 500 Euro – kamen einem<br />
Hilfsprojekt für Waisenkinder im Erdbebengebiet von Haiti zugute.<br />
Kinderrechtemusical<br />
187
188
8 Der Kindergarten stellt sich vor<br />
Träger: Stadtverwaltung<br />
Jugendamt Zweibrücken<br />
Ansprechpartnerin: Iris Thiery<br />
Tel. 06332/73047<br />
Gruppen: 2 geöffnete Gruppen 2 - 4 Jahre<br />
1 Regelgruppe 5 - 6 Jahre<br />
2 Hortgruppen 6 - 14 Jahre<br />
(Betreuung in der Schule: Hausaufgabenhilfe,<br />
Mittagessen und Freizeitbeschäftigung auch<br />
während der Schulferien)<br />
Leistungsfähigkeit Wir haben Platz für 75 Kindergartenkinder und<br />
für 40 Hortkinder!<br />
Öffnungszeiten: 7.00 -14.00 Uhr Teilzeit<br />
7.00 -14.00 Uhr mit oder ohne Mittagessen<br />
11.00 -17.00 Uhr Hort<br />
189
Pädagogische Konzeption:<br />
� Förderung der Gesamtpersönlichkeit mit Erreichen der Selbständigkeit<br />
über die Ich-Kompetenz - Sozialkompetenz und<br />
Sachkompetenz<br />
� Förderung verschiedenster Bereiche über Sinneswahrnehmung<br />
� Sprachförderungstage<br />
� Musikalische Früherziehung<br />
� Sport in der Turnhalle der Grundschule<br />
� Exkursionen, Waldtage<br />
� Mini-Coolness/Antigewalttraining<br />
� Verkehrserziehung<br />
� Brandschutzerziehung mit der Feuerwehr<br />
� Zusammenarbeit mit der Grundschule und den Vorschulkindern<br />
/ Projekttage „Forschen und Experimentieren mit Fred,<br />
der Ameise“<br />
� Hauseigener “Spatzenchor“, Singen und Musizieren<br />
� Qualifizierung für das Gütesiegel „Felix“ am 28.3.09 durch den<br />
deutschen Chorverband (Auszeichnung für Kindertagesstätten,<br />
die täglich singen oder musizieren)<br />
� Qualifizierung für vorschulisches Lernen am Computer<br />
„Schlaumäuseprogramm“ von Microsoft Office speziell<br />
entwickelt, ab 2011<br />
� Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen<br />
� Zusammenarbeit mit der AG Jugendzahnpflege (tägliche<br />
Zahnreinigung und Zahnpflegeinfos) durch den Paten-<br />
Zahnarzt Dr. Schüler in Verbindung mit der AOK Westpfalz<br />
� Pädagogisches Arbeiten an Rahmenplänen<br />
� situative Angebote in den Stammgruppen<br />
� Elterncafe zum besseren Kennen lernen der Eltern und neuen<br />
Kinder untereinander und zum Austausch<br />
� intensive Förderung mit Schulvorbereitung in der Vorschulgruppe<br />
„Tabaluga“<br />
� Medienpädagogische Erziehung<br />
� „Portfolio“ / Dokumentation der Bildungsbereiche jedes Kindes<br />
190
� Elternsprechstunden nach Vereinbarung: Führen von „Entwicklungsgesprächen“<br />
� Tage der „offenen Tür“ nach vorheriger Anmeldung mit der<br />
Gruppenleiterin<br />
191
192
9 Die Vereine<br />
9.1 Die TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> e.V.<br />
Der Verein wurde 1931 als SV <strong>Mittelbach</strong> gegründet.<br />
Der erste Sportplatz lag am heutigen Fischweiher.<br />
Später verlegte man ihn über die Bickenalb an<br />
die Pulverwiesen. 1953 wurde der Verein zur TSG<br />
<strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> umbenannt. 1967 wurde<br />
der neue Sportplatz im Mertel eingeweiht. Der Fußballverein<br />
mit seinen Jugendmannschaften, seinen aktiven Mannschaften<br />
und der AH wurde im Laufe der Zeit durch andere Sportarten erweitert. Seit<br />
1974 haben wir eine Damengymnastikabteilung. 1986 konnte die Tennisabteilung<br />
den Tennisplatz unterhalb des Sportplatzes einweihen. Die Herrengymnastikgruppe<br />
existiert seit 1990. 2005 wurde die Boule-Abteilung ins<br />
Leben gerufen und auch wieder der Jugendfußball intensiviert. Unsere<br />
jüngste Abteilung ist seit 2009 die Yoga-Gruppe der Mädchen.<br />
Neben den sportlichen Aktivitäten gibt es zahlreiche gesellschaftliche Angebote<br />
im und um unser Sportheim. Daneben beteiligen wir uns auch am<br />
Dorffest mit einem Stand.<br />
Wir gratulieren zum 700jährigen, wünschen den Veranstaltungen im Jubiläumsjahr<br />
einen guten Verlauf und freuen uns auf eine gedeihliche Zusammenarbeit<br />
auf der Ortsebene.<br />
Weitere Infos unter www.tsg.mittelbach-hengstbach.de<br />
Abteilungsübersicht<br />
Leistungsfußball ab 18 Jahren<br />
Die TSG nimmt momentan mit einer ersten Mannschaft in der Kreisliga<br />
West und einer Reservemannschaft in der zweiten Kreisklasse am Rundenspielbetrieb<br />
teil.<br />
Im zurückliegenden Jahrzehnt gab es in schöner Regelmäßigkeit Auf- und<br />
Abstiege. Mit der Meisterschaft 2004 und dem damit verbundenen Aufstieg<br />
in die Bezirksklasse wurde die bis dato höchste Spielklasse in der Vereinsgeschichte<br />
erreicht.<br />
Trainingszeiten unserer aktiven Mannschaften sind dienstags und donnerstags<br />
jeweils um 19:00 Uhr auf unserem vereinseigenen Rasenplatz im Mertel.<br />
Neuzugänge, auch zum Schnuppertraining, sind jederzeit willkommen.<br />
193
Trainer und Ansprechpartner: Sanel, Nuhic, Tel. 06332/48 57 79<br />
Ab Saison 2011/2012: Sascha Geisler, Tel. 0151-21208514<br />
Abteilungsleiter: Stefan Nutz<br />
AH Fußball<br />
Die Fußballabteilung `“Alte Herren“ der TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> wurde<br />
im Jahr 1965 gegründet, wobei einige Gründungsmitglieder heute noch im<br />
Verein aktiv sind. Nach wechselvoller Geschichte musste die AH 2007 dem<br />
Wandel Rechnung tragen und gründete zusammen mit dem TSC Zweibrücken<br />
und der TuS Wattweiler die AH Spielgemeinschaft Zweibrücken. In<br />
der Freiluftsaison von März bis Oktober werden im Schnitt 18- 23 Freundschaftsspiele<br />
ausgetragen. Bei allem sportlichen Ehrgeiz steht bei den<br />
Kickern der AH der Spaß am Fußball im Vordergrund, die Geselligkeit<br />
kommt nicht zu kurz.<br />
Trainiert wird jeden Mittwoch ab 19.00 Uhr nach Ansage, abwechselnd in<br />
<strong>Mittelbach</strong> und beim TSC Zweibrücken. Willkommen ist wirklich jeder ab<br />
32, egal ob nur zum Training oder zum aktiven Fithalten!<br />
Kontaktperson: Frank Krebs, Tel.: 06332/72058<br />
Jugendfußball<br />
Unsere Abteilung bietet Kindern ab 4 Jahren die Gelegenheit, die ersten<br />
sportlichen und sozialen Erfahrungen in einem Verein zu sammeln. Die<br />
Kinder bereiten wir in der Abteilung Bambinifußball (G-Junioren) sehr behutsam,<br />
zielgerichtet und mit viel Spaß auf das große Spiel Fußball vor.<br />
Im Jugendfußball haben wir bei den G-‚ F-, E-, D- und B-Junioren eigene<br />
Mannschaften, zum Teil als Spielgemeinschaft.<br />
Mannschaft (Trainer, Co-Trainer, Betreuer/in)<br />
B-Jun. U17 – U16 (Thomas Trier, Thomas Bauer und Birgit Kuperian)<br />
D-Jun. U13 – U12 (Lothar Radtke, Bernd Lambert und Michael Julier)<br />
E-Jun. U11 (Andreas Eudenbach, Udo Feß und Stephan Nutz)<br />
E-Jun. U10 (Christian Arnold und Heiko Herrmann)<br />
F-Jun. U9 – U8 (Karsten Lippick und Michael Krieger)<br />
G-Jun. U7 (Sascha Schunck)<br />
Torwarttrainer: Jesus Sanchez, Udo Feß und Carlo Ringle<br />
Koordination: Thomas Bauer, Tel. 0173/3123234<br />
194
Die Tennisabteilung<br />
Am 27.05.1986 wurde unsere Tennisanlage von dem damaligen Ortsvorsteher<br />
Helmut Ruf und dem 1. Vorsitzenden der TSG, Werner Weber, in<br />
einer Feierstunde feierlich freigegeben.<br />
Die neue Abteilung führte zu einem deutlichen Mitgliederzuwachs bei der<br />
TSG. Nach 2 Jahren meldete man schon eine Herren- und eine Damenmannschaft<br />
zu den Medenspielen an. Hinzu kamen in den folgenden Jahren<br />
einige Jugendmannschaften, sowie eine Jungseniorenmannschaft. Das<br />
sportliche Aushängeschild des Vereins ist unumstritten unsere Damen 40 -<br />
Mannschaft, welche in den Jahren 2003 und 2008 den Aufstieg in die<br />
Pfalzliga schaffte.<br />
Nach 25 Jahren Tennis bei der TSG darf man feststellen, dass die Abteilung<br />
für den Gesamtverein ein Gewinn war und ist.<br />
Die Boomzeiten des Tennissports sind allerdings vorbei und die Mitgliederzahl<br />
hat sich leider auch bei uns verringert. Gerade deshalb müssen wir<br />
bestrebt sein, weiterhin aktiven Sport anzubieten und auch wieder die<br />
Nachwuchsarbeit voranzutreiben.<br />
Mit einem Dreier-Gremium in der Abteilungsleitung wollen wir dem erwähnten<br />
Trend trotzen. Die Basis für eine positive Vereinsentwicklung, sowohl in<br />
sportlicher als auch in geselliger Hinsicht, ist die Aufrechterhaltung des<br />
Vereinslebens und genau dies hat sich unsere neue Abteilungsleitung für<br />
Ihre bevorstehende Amtszeit vorgenommen. Feste Veranstaltungen wie<br />
z. B. die Clubmeisterschaft und das Schleifchenturnier bilden den verlässlichen<br />
Rahmen im Ablauf des Tennisjahres. Daneben finden immer wieder<br />
gesellige Zusammentreffen, wie spontane Grillfeste und der berühmte Paella-Abend,<br />
auf unserer ruhigen und idyllisch gelegenen Tennisanlage statt.<br />
Gäste sind jederzeit willkommen.<br />
Leider konnten wir heuer nur noch eine Mannschaft bei den Herren melden.<br />
Gerne würden wir diesen Zustand wieder ändern und in den nächsten<br />
Jahren weitere Mannschaften melden.<br />
Hierzu brauchen wir aber Ihre Unterstützung!<br />
Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, egal ob am Wettkampfsport oder<br />
einfach nur am geselligen Vereinsleben, können Sie gerne jederzeit auf<br />
uns zukommen.<br />
195
Die Heimspiele unser aktiven Herren-Mannschaft finden in dieser Saison<br />
am 15.05.2011 (So.) und 22.05.2011 (So.) statt. Gerne können Sie auch<br />
einfach mal vorbeischauen.<br />
Wir würden uns sehr freuen!<br />
Zudem würden wir diesen Anlass gerne nutzen, um uns bei allen vorherigen<br />
Abteilungsleitern und Helfern für Ihr Engagement und Ihren Einsatz<br />
über viele Jahre herzlich zu bedanken.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Die Abteilungsleitung<br />
Hans Gerhold, Tel.: 06332/73175<br />
Heinz Peifer<br />
Gerhard Wolf<br />
Damengymnastik<br />
Unsere Damengymnastikabteilung, die seit 1974 von Elisabeth Schmidt<br />
geführt wird, trifft sich dienstags in der Sporthalle <strong>Mittelbach</strong> ab 20:00 Uhr.<br />
Sieben Mitglieder der Gründungsgruppe besuchen auch heute noch die<br />
Dienstagübungsstunde. Es ist gerade dieser Kern, das Herz der Truppe,<br />
der nach wie vor mit Freude dieses Angebot wahrnimmt und diese Freude<br />
auch weiterträgt. Wer dienstags nach der Übungsstunde im Sportheim<br />
sitzt, weiß, wie sehr wir uns freuen können und wie herzlich unser Zusammenhalt<br />
ist. Schon legendär sind unsere Beiträge bei vielen Veranstaltungen<br />
und unsere traditionelle Jahresfahrt nach St Martin!<br />
Überwinde Deine Schwellenangst und schau einfach zu einer Schnupperstunde<br />
vorbei!<br />
Elisabeth Schmidt, Tel. 06332/15483<br />
Herrengymnastik<br />
Unsere Gruppe trifft sich jeden Donnerstag ab 20.00 Uhr in unserer Turnhalle<br />
zur Übungsstunde.<br />
Nach einer Aufwärmungsphase wird eine auf Kräftigung und Dehnung der<br />
Bauch- und Rückenmuskulatur angelegte Gymnastik angeboten. Anschließend<br />
spielt die Gruppe mit viel Spaß und Freude Volleyball in einer dem<br />
Alter und dem technischen Können angepassten Form.<br />
196
Selbstverständlich gibt es auch bei uns eine dritte Halbzeit. Besonders<br />
beliebt ist unsere Jahresabschlussfeier!<br />
Verlass die Couch und schau vorbei!<br />
Übungsleiter: Rudolf Rothenbusch, Tel.: 06372/1284<br />
Abteilungsleiter: Hans Schmidt, Tel.: 06332/15483<br />
Die Boule-Abteilung<br />
Die Ligaspieler der Boule-Abteilung<br />
Schießen oder Legen - das ist die spielentscheidende Frage.<br />
Boule ist ein Generationen übergreifendes Spiel. Es spielen Alt und Jung,<br />
Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche miteinander und gegeneinander.<br />
Beim Spiel geht es darum, dass zwei Mannschaften (jeweils maximal 3<br />
Personen) mit schweren „Eisen"-Kugeln darum kämpfen, mit möglichst<br />
vielen Kugeln näher als die nächste Kugel des Gegners an die „Wutz"<br />
(auch „Schweinchen" genannt) zu kommen.<br />
Die Mannschaft, welche zuerst 13 Punkte erreicht hat, ist der Gewinner.<br />
Die Boule-Abteilung des TSG <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong> gibt es seit 2005.<br />
Und seit Bestehen nimmt ein Großteil der ständig wachsenden Mitgliederzahl<br />
regelmäßig an Boule-Turnieren im Saarpfalzkreis teil.<br />
197
Seit 2005 richten wir auch jährlich die „offenen Zweibrücker Stadtmeisterschaften"<br />
aus. Eine Veranstaltung, die sich seit damals in Boulekreisen im<br />
Saarpfalzkreis stetig wachsender Beliebtheit erfreut.<br />
Ab April 2011 wird sogar ein Teil unserer Boule-Abteilung als Liga-<br />
Mannschaft bei Turnieren der Rheinlandpfalz-Bezirksliga-Mitte antreten.<br />
Wer jetzt neugierig geworden ist und das Spiel mit den Eisenkugeln mal<br />
selber ausprobieren möchte, kann gerne bei uns vorbeikommen. Wer keine<br />
Kugeln hat, kann sich welche ausleihen.<br />
Wir trainieren jeden Dienstag auf unseren 4 Boule-Plätzen am Sportplatz<br />
der TSG <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong>, die Jugendlichen ab 18:00 Uhr und die<br />
Erwachsenen ab 19:00 Uhr.<br />
Jeder Boule-Interessierte ist herzlich willkommen.<br />
Wir haben Flutlicht und Winterbetrieb.<br />
Abteilungsleiter Boule: Walter Müller, Tel.: 06332/73436 oder<br />
0151/18023639<br />
Yoga und Entspannung für Kinder<br />
Wir treffen uns immer dienstags zwischen 16 und 17 Uhr in der Schulturnhalle<br />
<strong>Mittelbach</strong>.<br />
Inzwischen sind wir 13 Mädchen zwischen 5 und 12 Jahren. Neben Yoga-<br />
und Entspannungsübungen kommen auch Spaß und Spiel nicht zu kurz.<br />
Wenn ihr Lust habt, kommt doch einfach mal vorbei.<br />
Übungsleiterin: Daniela Sand, Tel.: 06332-8001699<br />
198
9.2 Der Tischtennisclub <strong>Mittelbach</strong><br />
Tischtennisclub1970<br />
<strong>Mittelbach</strong> e.V.<br />
Unser Verein wurde am 25. Dezember 1970 im Gasthaus „Zur<br />
Saarpfalz“ in <strong>Mittelbach</strong> von Walter Morgenthaler und Kurt Dettweiler<br />
gegründet. Seither sind wir Mitglied im Sportbund Pfalz, im<br />
Landessportbund Rheinland Pfalz und dem zuständigen Fachverband<br />
Pfälzischer Tischtennis Verband. Der Verein hat heute ca.<br />
150 Mitglieder.<br />
Begonnen hat alles an zwei Tischtennistischen im Saal des Gasthauses<br />
„Zum Fichtenhain“, - später im Mehrzweckraum der<br />
Grundschule und viele Jahre in der Breitwiesenschule Ixheim bzw.<br />
nach dem Jahrhunderthochwasser, als die Tische 50 cm unter<br />
Wasser standen, in der Friedrich von Schillerschule. Seit 2004<br />
fühlen wir uns in der Schulturnhalle <strong>Mittelbach</strong> zu Hause, denn<br />
ein <strong>Mittelbach</strong>er Verein sollte auch im eigenen Dorf Tischtennis<br />
spielen.<br />
Vor mehr als 5 Jahren wurde eine Aerobic- und eine Bauch-<br />
Beine-Po-Gruppe von Jasmina Bartelmann ins Leben gerufen.<br />
Mit großer Begeisterung wurde an zwei Tagen pro Woche das<br />
Training von bewegungsfreudigen Frauen wahrgenommen. Scho-<br />
199
ckiert waren alle Mitglieder über den viel zu frühen Tod von Jasmina<br />
Bartelmann. Wir sind froh, dass Silvia Dörner, Sportlehrerin<br />
am Hofenfels-Gymnasium, die Gruppe übernommen hat und sehr<br />
erfolgreich leitet.<br />
Der Tischtennisclub <strong>Mittelbach</strong> hat für den Tischtennissport im<br />
Südwesten der Pfalz wahre Pionierdienste geleistet, so die Presse<br />
zur 25-Jahrfeier 1995.<br />
Einige Erfolge der letzten Jahre durch den TTC sollen<br />
hier erwähnt sein:<br />
2009<br />
Bezirksmannschaftsmeister der Senioren<br />
Dadurch qualifiziert für die Mannschafts–Pfalzmeisterschaft, die<br />
leider krankheitsbedingt abgesagt werden musste. (Henry Bärmann,<br />
Alfred Schumann und Artur Bißbort)<br />
Der wohl größte Erfolg der Vereinsgeschichte war die Bronzemedaille<br />
beim Deutschlandpokal in Berlin durch Karin Bißbort,<br />
Denise und Stella Hussong.<br />
v.l.n.r. Karin Bißbort, Denise und Stella Hussong<br />
200
2010<br />
Vizemeister im Bundesentscheid Jugend trainiert für<br />
Olympia: Fünf Schülerinnen der 7köpfigen Mannschaft aus <strong>Mittelbach</strong>:<br />
Denise Hussong, Louisa Witzgall, Vanessa Colling, Kerstin<br />
Wrobel und Natascha Drackert.<br />
Durch den Kooperationsvertrag mit dem Hofenfels-Gymnasium<br />
konnte der TTC <strong>Mittelbach</strong> zu diesem Erfolg beitragen<br />
2011<br />
Denise Hussong wird mit 13 Jahren 3. Pfalzmeisterin der Damen,<br />
Nina Klug wird Vize-Regionalmeisterin der Schülerinnen<br />
und nimmt an der Deutschen Meisterschaft teil.<br />
201<br />
Die Mädchenmannschaft<br />
wird Bezirkmannschaftsmeister,Bezirkspokalmeister,Vizepfalzmannschaftsmeister<br />
und nimmt<br />
im Mai bei der Pfalzpokalmeisterschaft<br />
teil.<br />
v. o. n. u.: Sophie Semmet,<br />
Kerstin Wrobel, Nina Klug<br />
Sabrina Steil, Louisa Witzgall<br />
und Vanessa Colling.
Im Mai 2011 nimmt die Schülerinnenmannschaft des Hofenfels-<br />
Gymnasiums erneut am Bundesentscheid Jugend trainiert für<br />
Olympia in Berlin teil.<br />
Mitglieder: Kerstin Wrobel, Louisa Witzgall, Denise Hussong, Natascha<br />
Drackert (alle TTC) und Tasha Arnold, Laura Molter, Lena<br />
Quach<br />
In der aktuellen Saison nahmen wir mit folgenden Mannschaften<br />
am Spielbetrieb teil:<br />
1. Damen – 1. Pfalzliga<br />
2. Damen – Bezirksklasse<br />
1. Herren – Bezirksliga<br />
2. Herren – Bezirksklasse<br />
3. Herren – Kreisklasse A<br />
Mädchen – Bezirksliga<br />
Jungen – Kreisliga<br />
3. Pfalzmannschaftsmeister der Senioren<br />
Diesen Titel holte sich unsere Seniorenmannschaft Ü60, Rudolf<br />
Scharfenberger, Henry Bärmann, Alfred Schumann und Artur Bißbort.<br />
Unsere Trainingszeiten:<br />
Montag<br />
16:30 - 18:00 Tischtennis – Jugendtraining Christine Colling<br />
19:00 - 20:00 Aerobic – Silvia Dörner<br />
20:00 - 22:00 Tischtennis – Erwachsene<br />
Mittwoch<br />
17:00 - 19:00 Tischtennis – Jugend Sabine Eßer<br />
19:00 - 22:00 Tischtennis – Erwachsene<br />
Donnerstag<br />
19:00 - 20:00 Step – Aerobic Sivia Dörner<br />
Freitag<br />
17:00 - 19:00 Tischtennis – Jugend Leistungstraining Bernd Nickolay<br />
19:00 - Ende Tischtennis - Erwachsene<br />
202
9.2.1 Artur Bißbort - Der Senior des TTC <strong>Mittelbach</strong> 1938 geboren,<br />
ist er das älteste aktive Mitglied des Vereins. Er ist zwar<br />
kein Gründungsmitglied des 1970 gegründeten TTC <strong>Mittelbach</strong>,<br />
dennoch ist Artur Bißbort fast von Anfang an<br />
dabei.<br />
1971 kam er über den Vater des heutigen ersten Vorsitzenden,<br />
Kurt Dettweiler, zum TTC, spielt nun schon in<br />
seiner 38. Saison Tischtennis und hat über die Jahrzehnte<br />
hinweg kaum ein Spiel versäumt. Außer in der ersten Mannschaft hat er in<br />
allen Mannschaften gespielt. Dabei war die Bezirksklasse die höchste, in<br />
der er vertreten war. Er hatte sich von 1976 bis 1987 als 2. Vorsitzender in<br />
der Vorstandschaft eingebracht, um die Geschicke des Vereins mit zu lenken.<br />
Im Vordergrund aber stand und steht für Artur Bißbort noch immer die<br />
Jugend des Vereins.<br />
Durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Jugendlichen im Training, für<br />
die er jahrelang seine Zeit zur Verfügung stellte, brachte er so manches<br />
Talent hervor. Die Betreuung der jungen Spielerinnen und Spieler sowie<br />
die Planungen diverser Events für die Jugendlichen war sein Metier. Vorzugsweise<br />
spielte er früher wie heute gerne mit den Jugendlichen in einem<br />
Team, um sie beim Übergang zu den Aktiven zu betreuen. Es war und ist<br />
ihm ein wichtiges Anliegen, den Nachwuchs gesellschaftlich in den Verein<br />
zu integrieren. Seinen sportlichsten Erfolg feierte Artur 2007. Bei den Senioren<br />
in der Alterklasse 70+ erreichte er bei den Pfalzmeisterschaften den<br />
dritten Platz. Somit qualifizierte er sich für die Südwestmeisterschaften.<br />
Dort konnte er im Doppel mit seinem Partner Oskar Metz ebenfalls den<br />
dritten Platz erreichen. Für die Zukunft möchte er sich weiterhin bei den<br />
Pfalzmeisterschaften mit anderen Aktiven seiner Altersklasse messen. Eine<br />
sehr intensive Zeit im TT-Sport erlebte er als Betreuer und Begleiter seiner<br />
Tochter. Schon früh erkannte er das Talent von Karin an der „grünen Platte“<br />
und hat sie in der Folgezeit gezielt gefördert. Dabei war ihm kein Weg<br />
zu weit. Unermüdlich begleitete er sie von Turnier zu Turnier, brachte sie<br />
zum Verbandstraining, zum Stützpunkttraining und schaute sich dabei auch<br />
noch ein paar Kniffe für sein eigenes Spiel und Training ab. Der Lohn für<br />
seine Mühen: Karin schaffte es bis in die 2. Bundesliga. Darauf ist er zu<br />
Recht noch heute stolz. Trotz der Einblicke in den leistungsorientierten TT-<br />
Bereich stehen für ihn vor allen Erfolgen der Spaß an seinem Tischtennissport<br />
und der Spaß im Verein. Davon ließ er sich auch durch ein paar<br />
203
gesundheitliche Rückschläge im letzten Jahr nicht abbringen. Sein ruhiges<br />
Wesen und seine väterliche Art machen ihn nicht nur bei den Mitgliedern<br />
des TTC überaus beliebt sondern verbreitet seine Beliebtheit weit über die<br />
Verbandsgrenzen hinaus.<br />
Am 13. Oktober 2010 feierte Artur Bißbort seinen 72. Geburtstag. Und daran,<br />
den Schläger an den Nagel zu hängen, denkt er noch lange nicht. Bis<br />
zu seinem 75. Geburtstag möchte er in jedem Fall noch seinen Sport betreiben<br />
und lässt keinen Zweifel daran, dass er dies nur als Minimalziel<br />
ausgibt. Von Seiten des Vereins wünschen wir ihn uns noch lange über<br />
seinen 75. Geburtstag hinaus in unseren Reihen. Auch wünschen wir ihm<br />
die Kraft, Gesundheit und Robustheit, seine selbstgesteckten Ziele, wie in<br />
der Vergangenheit auch, zu erreichen.<br />
Ralf Brix<br />
Schriftführer TTC <strong>Mittelbach</strong><br />
204
9.3 Der MGV <strong>Mittelbach</strong><br />
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!<br />
Der Männergesangverein 1877 <strong>Mittelbach</strong>, ältester Verein im Ort, war in<br />
seiner über 130jährigen Vereinsgeschichte stets bemüht, das Gemeinschaftswohl<br />
und v. a. bei festlichen Anlässen die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Vereinen zu pflegen. Im Vordergrund des MGVs steht das kulturelle<br />
Leben im Ort mit entsprechenden Beiträgen.<br />
Im Wandel der Zeit ist auch der MGV an einem Punkt angelangt, wo eventuell<br />
tiefgreifende und schmerzliche Einschnitte, was die Aufrechterhaltung<br />
des Vereins betrifft, in Kauf genommen werden müssen.<br />
Wenn der MGV über die 700-Jahrfeier hinaus ein fester Bestandteil des<br />
kulturellen Lebens im Ort bleiben soll, bedarf es der Bereitschaft sangesfreudiger<br />
Mitbürger, den Verein aktiv und passiv zu unterstützen.<br />
Die Chorproben unter Dirigent Jürgen Leineweber finden jeweils montags,<br />
20:00 Uhr, im Sängerheim des Dorfgemeinschaftshauses statt.<br />
Auf ein Reinschauen freuen sich Sänger und Vorstandschaft.<br />
Der MGV wünscht den Feierlichkeiten zur 700-Jahrfeier einen harmonischen<br />
Verlauf.<br />
205
206
9.4 Evangelischer Kirchenchor <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er Dir<br />
Gutes getan hat.“(Psalm 103, Vers 2)<br />
Zum Lobe Gottes und zur Erbauung der Menschen hatte Pfarrer Scholl aus<br />
<strong>Mittelbach</strong> 1929 den Evangelischen Kirchenchor Ernstweiler dazu gewinnen<br />
können, mit seinem festlichen Gesang den Gottesdienst zum 2. Advent<br />
zu bereichern. Dass sich der beabsichtigte Erfolg so schnell einstellen würde,<br />
war nicht abzusehen: Spontan fanden sich Menschen, die Gleiches<br />
beabsichtigten, und ab sofort hatte unter dem Gründer und ersten Dirigenten,<br />
Wilhelm Seegmüller, auch <strong>Mittelbach</strong> einen Kirchenchor. Schon an<br />
Weihnachten erfreute er die Festgemeinde mit seinen Beiträgen zur Geburt<br />
des Herrn.<br />
Auch heute noch sind die Mitwirkungen an den Festgottesdiensten und zu<br />
Ehren seiner Mitglieder bei besonderen Ereignissen wie Jubiläen, Geburtstagen<br />
und ähnlichen Freudenfesten, aber auch zur Erinnerung nach Todesfällen<br />
die Hauptaufgaben, die sich der Chor gestellt hat.<br />
Auch die Pflege der Chorgemeinschaft bei gemeinsamen Zusammenkünften<br />
- insbesondere während des traditionellen Jahresausfluges, an dem<br />
auch die passiven Mitglieder und Freunde des Chores immer wieder gerne<br />
teilnehmen - sind wesentlicher Bestandteil der Chorarbeit und des Zusammenhaltes<br />
innerhalb des Chores geworden.<br />
Der Evangelische Kirchenchor bereichert während<br />
seines Jahresausfluges 1989 den Gottesdienst<br />
207
Sie sehen: Wie viele Chöre teilt auch der Evangelische Kirchenchor <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
das Schicksal, dass kaum mehr junge Sängerinnen und<br />
Sänger bereit sind, sich aktiv zu beteiligen. Obwohl jährlich mit den Einladungen<br />
zur Mitgliederversammlung auch die Bitte zum aktiven Mitsingen<br />
ausgesprochen wird, sind nur ganz wenige Neuzugänge, aus Altersgründen<br />
aber zahlreiche Abgänge zu verzeichnen.<br />
Dass die gestellten Aufgaben auch redlich und mit viel Freude erfüllt werden<br />
können, ist Walter Schneider zu verdanken. Er leitet seit 1971 mit Einfühlungsvermögen<br />
und großem Engagement den Chor und sorgt dafür,<br />
dass auch heute noch kräftiges Lob und kräftigende Erbauung möglich<br />
sind. Zum Beispiel auch dadurch, dass sich die noch aktiven Chöre der<br />
Gemeinden <strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong> und Wattweiler zusammenfinden, um<br />
gemeinsam ihre Anliegen zu verkünden.<br />
Der Evangelische Kirchenchor wirkt wie die Wattweiler<br />
Stubenmusik beim Adventskonzert des MGV mit<br />
Deshalb auch an dieser Stelle noch einmal unsere dem Psalm 96 nachempfundene<br />
Bitte:<br />
„Singet dem Herrn ein neues Lied... Singet dem Herrn und lobet seinen<br />
Namen.“<br />
Auch die Menschen wird es erfreuen!<br />
Ansprechpartner:<br />
Karl Strauß, 1. Vors., Kirchentalstr. 25 – Tel.: 7 21 11<br />
Karla Eudenbach, 2. Vors., Am Klingelsberg 16 – Tel: 1 68 12<br />
208
9.5 Gemischter Chor <strong>Hengstbach</strong> e.V. 1925<br />
Der heutige Gemischte Chor <strong>Hengstbach</strong> wurde im Jahre 1925 als reiner<br />
Männerchor gegründet. Ein gutes Dutzend sangesfreudiger Männer gehörte<br />
zu dem Kreis, der den Verein damals ins Leben rief und der dem „Arbeiter-Sängerbund“<br />
angeschlossen war. 1934 wurde der „Arbeiter-<br />
Sängerbund“ zwangsaufgelöst und der Verein dem „Bürgerlichen Sängerbund“<br />
angeschlossen.<br />
Mit dem Kriegsausbruch 1939 kam dann die Vereinstätigkeit zum Erliegen<br />
und die Bevölkerung wurde in den Raum Bayreuth evakuiert.<br />
Im September 1950 fanden sich nach langen Kriegsjahren und einem katastrophalen<br />
Zusammenbruch wieder einige <strong>Hengstbach</strong>er Männer zusammen,<br />
um den Verein neu zu beleben.<br />
Nachdem die Zahl der Sänger im Laufe der Jahre aus den verschiedensten<br />
Gründen immer weiter rückläufig war, wurde im Jahre 1968 der Männerchor<br />
in einen Gemischten Chor umgewandelt der bis zum heutigen Tag<br />
Bestand hat.<br />
Im vergangenen Jahr konnte unser Verein sein 85. Bestehen feiern.<br />
85 Jahre, in denen viele schöne Erfolge aber auch Rückschläge zu verzeichnen<br />
waren. Der Gemischte Chor <strong>Hengstbach</strong> hat in der Vergangenheit<br />
allen Stürmen der Zeit standgehalten und sich nicht nur der Pflege des<br />
Deutschen Liedes gewidmet, sondern sich darüber hinaus stets für das<br />
kulturelle Leben in der Gemeinde verantwortlich gefühlt.<br />
Der Gemischte Chor pflegt das überlieferte Liedgut des Deutschen Chorgesanges,<br />
steht aber auch moderner Literatur aufgeschlossen gegenüber.<br />
Angefangen vom Volkslied über Musical, Oper bzw. Operette bis hin zur<br />
Klassik und zu modernen Schlagern, deckt unser Chor eine breite Palette<br />
der Chormusik ab, die er bei eigenen Konzerten, bei Sängerfesten oder bei<br />
gemeinsamen Veranstaltungen des Sängerkreises Zweibrücken in der<br />
Festhalle oder im Rosengarten seinem Publikum vorstellt.<br />
Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht in jedem Jahr aber auch das über die<br />
Stadtgrenze hinaus bekannte <strong>Hengstbach</strong>er Blütenfest, das in diesem Jahr<br />
auf Grund einer Klage eines Dorfbewohners vor dem Verwaltungsgericht<br />
Neustadt nur noch in „abgespeckter“ Form durchgeführt werden konnte.<br />
209
Um einen angemessenen Beitrag zu den Jubiläumsfeierlichkeiten leisten<br />
zu können, wird unser Chor im Oktober im Gemeinschaftshaus in <strong>Hengstbach</strong><br />
ein Konzert unter dem Motto „Ohrwürmer“ mit bekannten Titeln von<br />
Udo Jürgens, Peter Maffay, ABBA, Elton John und vielen anderen durchführen,<br />
zu dem wir Sie schon heute recht herzlich einladen.<br />
Ansprechpartner: Winfried Schwarz 1. Vorsitzender<br />
Tel.: 0171-7720119<br />
210
9.6 Portrait des Angelsportvereins <strong>Mittelbach</strong> e.V.<br />
anlässlich der 700Jahr Feier <strong>Mittelbach</strong>s<br />
Der Angelsportverein <strong>Mittelbach</strong> wurde am 15.Februar 1971 in <strong>Mittelbach</strong><br />
gegründet. Gründungsmitglieder waren damals Otto Ambos, Willi Brill,<br />
Erich Carius, Heinz Henigin, Franz Heyer, Adolf Spielvogel und Dieter Stoll.<br />
„Der Angelsportverein <strong>Mittelbach</strong> ist eine Vereinigung von Sportfischern.<br />
Der Verein ist eine auf innere Verbundenheit und Liebe zur<br />
Natur aufgebaute Gemeinschaft.“<br />
Dieses Zitat aus der Satzung charakterisiert sehr zutreffend unseren Verein.<br />
Wir fühlen uns der uns umgebenden Natur und speziell den Gewässern<br />
verantwortlich.<br />
Als offiziell ernannter Bachpate für die Bickenalb im Bereich der Stadt<br />
Zweibrücken überwachen wir den Zustand des Gewässers, führen jährlich<br />
Säuberungs- und Pflegemaßnahmen durch und fördern einen vielfältigen,<br />
naturnahen Fischbestand.<br />
Wir geben interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, die Fischerei auszuüben<br />
und als Jungfischer dem Verein beizutreten. Ziel ist es, bei den<br />
Jugendlichen die Liebe zur Natur zu wecken und das Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber unserer Umwelt zu fördern.<br />
Verschiedene vereinsinterne Veranstaltungen, z. B. gemeinsames Anfischen,<br />
Grillfeste mit Vereinsfischen, Wandertage und Jahresabschlussfeste<br />
fördern die Kameradschaft.<br />
Als Mitglied der Gemeinschaft der <strong>Mittelbach</strong>er Vereine bringt sich der Angelsportverein<br />
aktiv in die Dorfgemeinschaft ein. Wir sind von Anfang an<br />
am Dorffest beteiligt und bieten mit unseren Fischspezialitäten eine kulinarische<br />
Bereicherung der Speisekarte.<br />
Der Angelsportverein <strong>Mittelbach</strong> gratuliert zum 700-jährigen Bestehen <strong>Mittelbach</strong>s<br />
und freut sich auf weiterhin gute Zusammenarbeit.<br />
211
212
9.7 Die <strong>Mittelbach</strong>er Landfrauen e. V. stellen sich vor<br />
Liebe Leserinnen und Leser der <strong>Mittelbach</strong>er <strong>Festschrift</strong>,<br />
wir freuen uns, Ihnen hier unseren Verein näher vorstellen und Sie mit unserer<br />
Arbeit und unseren Zielen vertraut machen zu dürfen.<br />
Im Jahr 1973 wurde der Landfrauenverein <strong>Mittelbach</strong> von Agnes Müller<br />
zusammen mit 26 weiteren Frauen gegründet. Nach Agnes Müller folgten<br />
als Vorsitzende Gerlinde Kinzer und jetzt Christel Kern.<br />
2007 trat der Verein aus dem LandFrauenverband Pfalz e. V. aus und<br />
machte sich selbstständig. Als neues Logo wurde – wie Sie oben erkennen<br />
können – der Schmetterling ausgewählt.<br />
Er zeigt die breite Farbpalette und die Vielseitigkeit unseres Vereins:<br />
� Wir bieten Vorträge und Kurse der verschiedensten Kategorien für<br />
Frauen, Männer und Kinder an.<br />
� Der Meinungsaustausch bei Veranstaltungen, soziale Kontakte, die<br />
Geselligkeit und das Reisen gehören ebenfalls zu unserem Verein.<br />
� In einer Gymnastikgruppe und einer Nordic-Walking-Gruppe können<br />
Sie etwas für Ihre Gesundheit tun.<br />
� Alljährlich spenden wir von dem Gewinn unseres Adventsbasares<br />
an die Dorfgemeinschaft <strong>Mittelbach</strong> oder an soziale Einrichtungen.<br />
Wir sind eine starke Gemeinschaft aller Generationen; ein Verein geführt<br />
von ehrenamtlichen Mitgliedern, aktiv, kompetent, motiviert und engagiert.<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er Landfrauen e. V. zählen zur Zeit 116 Mitglieder, davon<br />
23 männliche.<br />
Willkommen in unserem Verein sind Frauen, Männer und fördernde Mitglieder,<br />
soweit sie die Ziele und Interessen der <strong>Mittelbach</strong>er Landfrauen<br />
unterstützen.<br />
Informieren Sie sich auch auf unserer sehr interessanten Internetseite<br />
www.mittelbach-hengstbach.de, wo Sie jeweils auch unsere aktuellen<br />
Angebote finden.<br />
213
214
9.8 Der LandFrauenverein <strong>Hengstbach</strong><br />
Auf die Frage „Wie ist eigentlich eine typische Land-<br />
Frau zu beschreiben“, gibt es keine einfache Antwort.<br />
Die heutige Landfrau kann sowohl eine erfahrene<br />
Bäuerin, eine moderne berufstätige Frau, eine junge<br />
Mutter oder auch eine Rentnerin sein, die auf mehr als<br />
50 Jahre Mitarbeit im LandFrauenverein zurückblicken<br />
kann.<br />
Sich gemeinsam weiterbilden, kreatives Gestalten,<br />
bewusstes Genießen und nicht zuletzt zünftiges Feiern,<br />
das sind die Kernpunkte der LandFrauenarbeit.<br />
Der LandFrauenverein <strong>Hengstbach</strong> wurde im Jahr 1954 von 16 Mitgliedern<br />
gegründet. Erste Vorsitzende war damals Frau Elsa Buchmann.<br />
Heute zählt der Verein rund 60 Mitglieder. Bei den vielfältigen Aktivitäten<br />
können wir stets mit 20 - 25 Teilnehmerinnen rechnen. Auch Gäste sind<br />
uns immer willkommen.<br />
Der LandFrauenverein vermittelt Wissen über gesunde Ernährung, bietet<br />
Seminare, Kochkurse - auch für Kinder und Männer -‚ Bastelkurse und<br />
gesundheitliche Vorträge an. Computerkurse machen uns fit für die Zukunft.<br />
Darüber hinaus gibt es Ausflüge mit interessanten Führungen (z.B. Ölmühle,<br />
Käserei, Kräutergarten etc.).<br />
Wir feiern Fasching und im letzten Jahr haben wir am Umzug zur 600-Jahr-<br />
Feier der Stadt Zweibrücken teilgenommen.<br />
Beim Blütenfest des Gemischten Chores <strong>Hengstbach</strong> sind wir gerne dabei<br />
mit unseren leckeren selbstgebackenen Kuchen.<br />
Das Erntedankfest gestalten wir mit dem Obst- und Gartenbauverein jedes<br />
Jahr gemeinsam.<br />
Kurz und gut - die LandFrauen sind aus dem Ortsgeschehen in <strong>Hengstbach</strong><br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, dann besuchen Sie uns bei den<br />
Zusammenkünften im <strong>Hengstbach</strong>er Dorfgemeinschaftshaus. Unser Veranstaltungsprogramm<br />
stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.<br />
Herzlichst<br />
Ihre Gisela Kraus, 1. Vorsitzende<br />
Tel. 06332-14356<br />
215
216
9.9 Kaninchenzuchtverein P117 <strong>Mittelbach</strong><br />
Im Nov. 1972 wurde der Kaninchenzuchtverein P117 <strong>Mittelbach</strong> im Gasthaus<br />
Zum Fichtenhain gegründet. Gründer und 1. Vorsitzender war Eduard<br />
Freiler, der zuvor auch den P103 in Rimschweiler gründete. Seit 1973 bis<br />
zum heutigen Tag ist das Vereinsheim das Gasthaus May in <strong>Mittelbach</strong>,<br />
dessen Wirtsleute Mitglieder und auch Kaninchenzüchter sind .<br />
Auf ein harmonisches Vereinsleben wird großen Wert gelegt, dies ist erkennbar<br />
an dem guten Besuch der monatlich durchgeführten Versammlungen.<br />
Des Weiteren führt der Verein eine Jung- und eine Alttierschau durch,<br />
wo wir unsere Kaninchen der Öffentlichkeit präsentieren.<br />
Im Kaninchenzuchtverein wird ein altes Kulturgut erhalten, das im Zeitalter<br />
von Computer und virtueller Welt keine Selbstverständlichkeit ist .<br />
Der Zuchtstand unserer Kaninchen steht auf einem sehr hohen Niveau,<br />
denn auf Kreis-, Landes- und auf Bundesschauen waren und sind unsere<br />
Kaninchen aus dem <strong>Mittelbach</strong>er Verein konkurrenzfähig.<br />
Aktivitäten in der Dorfgemeinschaft, wie z. B. das Dorffest, sind für unseren<br />
Verein ein fester Bestandteil.<br />
Zum heutigen Zeitpunkt zählt der P117 32 Erwachsene und 4 Jugendliche,<br />
davon 8 aktive Altzüchter und 4 Jungzüchter. Bei Interesse können Informationen<br />
gerne beim 1. Vorsitzenden, Andreas Sonntag, eingeholt werden.<br />
217
218
9.10 Die Seniorenstube <strong>Mittelbach</strong> stellt sich vor<br />
Die Seniorenstube der LAB (Lebensabend-Bewegung) besteht seit dem<br />
1. August 1973, ist aber seit einiger Zeit dem Deutschen Roten Kreuz angeschlossen.<br />
Sie hat zur Zeit 16 Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 22,80 € pro Mitglied,<br />
der für Miete, Heizung und Versicherung an das DRK abgeführt wird.<br />
Also müssen wir uns mit unseren Veranstaltungen und Maßnahmen selbst<br />
finanzieren, was nicht immer einfach ist.<br />
Der Treffpunkt ist jeden Dienstag von 14°°-17°° Uhr im Dorfgemeinschaftshaus<br />
bei Kaffee, Kuchen, Gesang und vielen guten Gesprächen. Keiner<br />
fühlt sich einsam und so manche Probleme, mit denen viele, vor allem alleinstehende<br />
ältere Menschen zu kämpfen haben, entstehen erst gar nicht.<br />
Auch für ältere Paare ist die Zusammenkunft sehr abwechslungsreich und<br />
stellen eine anregende Abwechslung ihres Alltages dar.<br />
Unsere Gäste werden zur Zeit von vier Frauen (Inge Bolies, Christel Bohrer,<br />
Helga Kraus und Inge Noé) ehrenamtlich bewirtet und betreut. Außerdem<br />
kümmern sie sich um die Gestaltung der Rahmenprogramme und<br />
Veranstaltungen, die von den Vorschlägen des Besucherkreises und den<br />
dazu gewonnenen Helfern "leben".<br />
219
Damit solche Veranstaltungen noch besser organisiert werden können,<br />
würde sich das gut eingespielte und engagierte Team sehr freuen, wenn<br />
künftig mehr Besucher und Helfer an den Seniorentreffen teilnehmen würden.<br />
Auch Jungseniorinnen und -senioren sind herzlich willkommen.<br />
Ansprechpartner:<br />
Inge und Wolfgang Noé<br />
Kirchentalstraße 13 66482 Zweibrücken<br />
Tel.: 06332-72113 Mobil: 0162-86645527 wolfgang@n-o-e.com<br />
220
9.11 Der Ev. Krankenpflegeverein <strong>Mittelbach</strong> e. V.<br />
Ansprechpartner: Frau Dagmar Born<br />
Tulpenstraße 5<br />
Tel.: 0 63 32 – 1 71 71<br />
Liebe Leserinnen und Leser der <strong>Mittelbach</strong>er <strong>Festschrift</strong>!<br />
Sie möchten gelassen und frohen Mutes in die Zukunft schauen?<br />
Werden Sie Mitglied bei unserem Krankenpflegeverein!<br />
Sie hören bei uns Vorträge – oft mit praktischen Übungen – wie z. B.:<br />
„Wie halte ich mich körperlich und geistig fit im Alter?“ oder „Die richtige<br />
Anwendung des Defibrillators.“<br />
Unsere Hauptaufgabe ist es, Sie an die Ökumenische Sozialstation Zweibrücken<br />
e. V. zu vermitteln, wenn Sie oder Ihre Angehörigen längere Zeit<br />
krank sind. Sie erhalten dann von dort qualifizierte Pflege. Die Ökumenische<br />
Sozialstation kümmert sich im Notfall sogar um Ihren Haushalt und<br />
um vieles mehr.<br />
Nach vier Jahren Mitgliedschaft bekommen Sie im Fall eines Pflegeeinsatzes<br />
einen Bonus.<br />
Noch besser ist es jedoch, und das wünschen wir Ihnen von Herzen, Sie<br />
bleiben gesund und Ihr Beitrag kommt denen zugute, die es zur Zeit nötiger<br />
haben.<br />
Helfen ist leicht, wenn viele mitmachen!<br />
221
222
9.12 Der VdK-Ortsverband <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
Der VdK-Ortsverband <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
hat einen neuen Vorstand.<br />
Nachdem der gesamte Vorstand zum Jahresende 2010 zurückgetreten<br />
war, wurde jetzt in einer Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt.<br />
Vorsitzender: Herr Wilhelm Fänger,<br />
Stellvertretende Vorsitzende: Frau Karla Eudenbach,<br />
Schriftführer: Herr Wilhelm Fänger,<br />
Kassenverwalterin: Frau Anja Fänger,<br />
Frauenbetreuerin: Frau Heide-Marie Kaub,<br />
Beisitzer: Herr Heinz Fuhrmann, Herr Heinz Kehl,<br />
Revisoren: Frau Adelgunde Schmitz,<br />
Herr Hans-Jürgen Weber.<br />
Getreu dem Motto des Sozialverbandes VdK Rheinland – Pfalz „Wir sind<br />
an Ihrer Seite“ helfen wir nicht nur in allen sozialrechtlichen Fragen, sondern<br />
sind Ansprechpartner in (fast) allen Lebenslagen.<br />
Besonders herausfordernd ist diese Aufgabe, wenn es darum geht, die<br />
Interessen derer zu vertreten, die vielfach nicht auf der „Sonnenseite des<br />
Lebens“ stehen: Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten,<br />
Rentner, Hinterbliebene, Kriegs-, Wehr- und Zivildienstopfer, Opfer von<br />
Gewalt und andere Versorgungsberechtigte sowie Sozialhilfeempfänger<br />
und Patienten.<br />
Als Ansprechpartner steht der gesamte Vorstand jederzeit zur Verfügung.<br />
223
Ihr Partner für professionelle Einrichtungen in Zweibrücken<br />
� Büromöbel und homeoffice<br />
� individuell gestaltbare Möbel (Schränke, Theken…)<br />
� alle Arten von Stühlen und Tischen<br />
� professionelle Pflegemöbel (Pflegebetten, Pflegesessel…)<br />
� Praxiseinrichtungen<br />
� Großraumbestuhlungen<br />
Unser Extra-Service für Sie:<br />
Frachtfreie Anlieferung in Zweibrücken und Umgebung!<br />
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Quellenangabe: Wenn im Text nicht besonders vermerkt, bezieht<br />
sich der geschichtliche Teil auf zwei Quellen:<br />
1. Band 28 Ortssippenbuch von <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
von Albert Weis<br />
Herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft genealogischer<br />
Verbände von Dr Heinz F. Friederichs Frankfurt 1962<br />
2. Die Geschichte der Dörfer <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
von Werner Weber, erschienen im Eigenverlag<br />
Die Bilder wurden uns, wenn nicht gesondert vermerkt, von der Bevölkerung<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Herausgeber: Festkomitee der 700 Jahr Feier<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
Redaktion: Alexander Bayer<br />
Hans Schmidt<br />
Karl Strauß<br />
Druck: Conrad & Bothner<br />
Saarpfalzstr<br />
66482 Zweibrücken<br />
Auflage: 1000 Exemplare<br />
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