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Coromandel Peninsula - bei 360° Neuseeland

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360° Neuseeland

01

2009

360° Neuseeland

Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals

Christchurch

Die englischste Stadt

Neuseelands S. 24

Auszeit nehmen

Vom Büro ins

Backpacker S. 36

Interview

Weltreise mit Stopp

in Neuseeland S. 58

www.360Grad-Neuseeland.de

D, A, Europa: 4,90 €

Schweiz: 9,80 CHF

Coromandel

Peninsula S. 12

Heiße Quellen und Höhlen am Strand


360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland

Christine Walter, Chefredakteurin 360° Neuseeland

auch dieses Mal wollen wir Sie wieder mit unseren Beiträgen aus dem Alltag reißen und Sie mitnehmen auf die

schönsten Inseln der Welt.

Zuerst erkunden wir die Coromandel-Halbinsel, die nicht nur Touristen anzieht, sondern Feriengebiet für viele

Kiwis ist. Weiter geht es nach Christchurch, die wohl englischste Stadt Neuseelands. Wir spazieren am Avon entlang

und besichtigen die schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein Bericht über die Erlebnisse einer Backpackerin,

die sich eine siebenwöchige Auszeit nahm, sowie ein Interview mit einer Weltreisenden, die in Neuseeland

einen etwas größeren Abstecher gemacht hat, folgen. Per Fahrrad geht es auch über die Südinsel weiter – Teil II

des Berichts Neuseeland per Drahtesel.

In der Rubrik Business beginnt dieses Mal eine lose Reihe mit Beiträgen rund um die Wirtschaft Neuseelands. Auf

S. 84 wird zuerst allgemein über die Schwierigkeiten und Voraussetzungen, ein Unternehmen zu gründen, eingegangen.

Weitere Immigration-Categories werden im zweiten Teil der Emigration-Reihe erläutert, die mögliche Auswanderer

besonders interessieren werden.

Auf unseren Wine & Gourmet-Seiten wollen wir Ihnen zunächst den Award Gewinner Oliver Jackson vom Pegasus Bay

Winery Restaurant mit einem Rezept vorstellen, die Winery Mission Estate besuchen, aber auch auf den Umgang der

jungen Neuseeländer mit Alkohol eingehen.

Weiterhin haben wir wieder für unseren Fotowettbewerb die besten Bilder aus Ihren zahlreichen Zusendungen, für

die wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten, ausgesucht. Thema war der Milford Sound. Ganz besonders

schön ist, dass wir sehr unterschiedliche Bilder dazubekommen haben.

In der nächsten Ausgabe werden wir den Hauptgewinner aus den Fotowettbewerben Auckland, Abel Tasman sowie

Milford Sound prämieren – Sie können dabei mit abstimmen! Teilen Sie uns einfach per Mail Ihren Favoriten mit

(redaktion@360grad-medien.de) und gewinnen Sie einen attraktiven Buchpreis.

Und nun viel Spaß beim Lesen!

Ihre

Liebe Neuseeland-Freunde,

Editorial

© 360° Neuseeland 01 | 2009 3


Contents

Coromandel Peninsula

Cathedral Cove 12 City Trip: Christchurch 24

Weiter geht’s per Drahtesel 47

Station auf der Rundreise:

Schafschur

58

Wine & Gourmet 76

3 Editorial

6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt

106 Preview Themen der nächsten Ausgabe

Travel & Backpacking

Travelogues

12 Coromandel Peninsula: Hot Water Beach

und Kathedralen-Höhle

Das ganzjährig milde Klima, die vielen schönen Strände, die

vielseitigen Trampingtracks und natürlich die Cathedral Cove,

sind nicht nur für Julia Schoon Gründe genug, ihre Freizeit auf

der Halbinsel zu genießen, sondern auch für viele Kiwis.

City Trip

24 Christchurch: Die englischste Stadt Neuseelands

Sabine Braunegger führt uns durch ihr Christchurch, die

Stadt, die oft als englischste Stadt Neuseelands beschrieben

wird: Stocherkähne auf dem Avon, die imposante Cathedral

sowie Straßenbahnen lassen an England erinnern.

Travelogues

36 Vom Büro ins Backpackers: Auszeit nehmen

Sieben Wochen Urlaub? Nur wohin? Spontan entscheidet sich

Ivonne Kuhlmann für Neuseeland. Sie reist von Backpacker zu

Backpacker und lernt so ganz intensiv die Menschen und die

Landschaft kennen.

47 Pedalpower: Neuseeland per Fahrrad (Teil II)

Reinhard Pantke radelt weiter: Von der Südspitze der Südinsel

Richtung Norden erlebt er wieder die Schönheiten der

Natur vom Sattel seines Fahrrades aus und erzählt wiederum

kuriose Geschichten über Land und Leute.

Interview

58 Ich geh mal schnell auf Weltreise

Auf ihrem Weg rund um die Welt bleibt Claudia Wagner auch

in Neuseeland hängen. 360° hat mit ihr ein Interview über

ihre Reisevorbereitung, ihre Erwartungen, ihre Erfahrungen

als Busreisende und ihre Erlebnisse in Aotearoa gemacht.

Emigration & Working Holidays

Helpdesk

70 Voraussetzungen für die Permanent Residence (Teil II)

Peter Beiner erläutert im zweiten Teil seines Beitrages die Family

Category, die Business Categories sowie die Residence

from Work Categories.

4 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Auszeit Dunedin nehmen – ein schottisches Erlebnis 26 36

Wine & Gourmet

Contents

76 Gourmet Die Cuisine in Aotearoa: eine Einführung

78 Recipe Oliver Jackson: Rote Bete-Salat mit Ziegenkäse

79 Regions Auckland Teil I: Matakana

80 Wineries & Characters Mission Estate

82 Report Kiwis und Alkohol

Business & Lifestyle

Business

84 Eine perspektivische Betrachtung der

neuseeländischen Wirtschaft

Peter Hahn referiert über die Wirtschaft Neuseelands, zeigt mögliche

Schwierigkeiten auf, die bei der Verwirklichung einer Geschäftsidee entstehen

können und stellt uns Jungunternehmer vor, die es „geschafft“ haben.

Lifestyle

88 Where to sleep: Moana Lodge, Plimmerton

Economy & Finance

89 Business News

Pinboard

91 History James Cook: Kartograf und Entdecker

94 Maori Der Haka: Vom Kriegstanz zur Rugby-Show

96 Books, Calendars & DVDs Das Neuseeland-Lesebuch

Rother Wanderführer Neuseeland

APA Guide Neuseeland

Taschenkalender Neuseeland 2009

Kalender: Naturparadies Neuseeland 2009

comfilm.de: Neuseeland – Die Nordinsel

Magic Blue Planet: Auckland und Stewart Island

101 Website NZvillage: Neuseelands Reiseratgeber

und Community

102 Events & Public Holidays

Picture Gallery

104 Milford Sound

© 360° Neuseeland 01 | 2009 5

IMPRESSuM

Verlag: 360° Neuseeland erscheint zwei-

monatlich in der 360° medien GbR, Bilker Allee 216,

40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:

0211 / 86 28 991, E-Mail: info@360grad-medien.de

www.360grad-medien.de

Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,

Christine Walter

Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,

E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de

Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,

40822 Mettmann, E-Mail: redaktion@

360grad-medien.de, Tel.: 0172 / 5 11 96 43

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Peter Beiner, Sabine

Braunegger, Florian Berger, Peter Hahn, Ivonne

Kuhlmann, Reinhard Pantke, Julia Schoon,

Claudia Wagner, Andreas Walter

Design und Layout: S3 ADVERTISING KG

Anzeigen:

Europa: Jaster – Agentur für Medien, Gabriele

Jaster, Lakronstraße 95, 40625 Düsseldorf,

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Neuseeland: ECCE TERRAM Ltd, Frank Simon /

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Marketing und Vertrieb, Leserservice:

Christine Walter, Tel.: 0172 / 5 11 96 43,

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ISSN: 1866-797X

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sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf

fotomechanischen und anderen Wegen sowie Nutzung

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Zustimmung des Verlages.

Bildnachweise: Axel Bauer S. 106 oben rechts;

Peter Beiner S. 71; Florian Berger S. 4 seitl. unten,

76 – 81, 106 unten; Katharina Borszik S. 7, 72,

73, 75; Sabine Braunegger S. 25; Gareth Eyres

S. 18/19; fotolia S. 82, 96; Peter Greitzke S. 62/63,

88; Peter Hahn S. 84; Icebreaker S. 85; Ivonne

Kuhlmann S. 5, 36 – 45; Holger Leue S. 1, 11, 17, 23;

Bob McCree S. 13; Hiroshi Nameda S. 24, 26/27,

29 oben, 33 oben, 35; Reinhard Pantke S. 4 seitl.

oben, 47 – 55, S. 57 unten; Hartmut Reichert S. 87

rechts, unten; Ingo Schleuss S. 86; Julia Schoon

S. 13; Kieran Scott S. 31; scoopNZ S. 6; Magdalena

Specht S. 106 oben links; trademe S. 85; Scott

Venning S. 29 unten; Tourism New Zealand S. 30

oben; Claudia Wagner S. 4 seitl. Mitte, 58, 60, 61,

64, 65, 68, 69; David Wall S. 21; Andreas Walter

S. 4 oben, 12, 14/15, 16, 19, 28, 30 unten, 32, 33

unten, 56, 57 oben, 66/67, 70, 94, 95, 102, 103;

wikipedia S. 10, 91 – 93.


News

Super-Jumbo wird Realität

Die Airline Qantas stellte in Auckland gerade ihren

neuen A380 Super Jumbo zur Schau. 450 ausgewählte

Gäste durften auf einem Sonderflug alle

Extras und Raffinessen des gigantischen Doppeldeckers

testen und waren begeistert. Größere Sitze

mit mehr Komfort, eine Snackbar für Economy Passagiere,

Duschen und Massagesessel in der Business

Class – so lässt es sich angenehm reisen. Nur

schade, dass der A380 Neuseeland vorerst nicht

anfliegen wird. Bislang sind nur Routen von Australien

nach London und in die USA geplant. Aber ab

Februar 2009 wird Emirates nachrüsten und ebenfalls

mit einem A380 fliegen und zwar täglich – auch

nach Auckland. Hunderte von Schaulustigen waren

angereist, um den Super-Jumbo beim ersten Abflug

zu bestaunen, und legten für das Flieger-Spektakel

kurzzeitig den Verkehr um den Flughafen in Auckland

lahm. °

Maori König weiht

Flughafen-Portal ein

Der Präsident der Flughafen-Gesellschaft Tony

Frankham und der Maori-König Te Arikinui Kiingi

Tuheitia weihten ein handgeschnitztes Tor aus

Kauri und Totara-Holz im neu gebauten Terminal

des Auckland Airport ein. Das fast drei Meter hohe

und sechs Meter breite Portal soll die Reise aus dem

Jenseits in unsere Welt des Lichts symbolisieren

und allen internationalen Besuchern einen echten

Kiwi-Empfang bescheren. Fünf

Schnitzer und ein Weber arbeiteten

viereinhalb Monate, um

das Kunstwerk herzustellen:

„Unsere Inspiration kam aus

dem Themenbereich Reise und

Wanderung und ist somit eng

verknüpft mit dem Kommen und

Gehen auf einem Flughafen.“

Bei der Eröffnung im 50 Millionen

NZ$ teuren Terminal waren

neben Premierministerin Helen

Clark auch 80 weitere Gäste

geladen. Der weitsichtige Ausbau

des Flughafens in Auckland

soll in Zukunft auch die Landung

des neuen Airbus A 380

möglich machen. °

Einweihung des neuen Portals

im Flughafen Auckland

6 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Travel Regions

Beliebteste Städte

Neuseelands

Das Magazin „North and South“ hat nach einer

neuesten Umfrage New Plymouth zur Stadt mit

der höchsten Lebensqualität Neuseelands gekürt.

Nicht nur der Mount Taranaki und die einzigartige

Küstenregion machen New Plymouth so außergewöhnlich,

vor allem die Wirtschaft boomt hier

wie fast nirgendwo sonst in Neuseeland. Gas- und

Ölproduktion, starke Farmwirtschaft, vernünftige

Hauspreise und ein fantastisches Natur- und Freizeitangebot

machen den Ort interessant für Arbei-

ter und junge Familien. Auf Platz zwei befindet sich

Christchurch, dicht gefolgt von den ewigen Riva-

len Auckland und Wellington. Den besten Platz der

Stadt mit weniger als 40.000 Einwohnern erhielt

Waikanae an der Kapiti Coast und verdrängte somit

das als so beliebt geltende Taupo auf Platz zwei. °

Neuer Strom für

Stewart Island

Stewart Island zahlt einen hohen Preis für seine

Abgeschiedenheit: Der Strom kostet dort im

Schnitt 53 Cent pro Kilowatt – etwa doppelt so viel

wie im restlichen Neuseeland. Seit den 1980er-

Jahren werden sämtliche Haushalte auf der

Insel per Dieselgeneratoren mit Strom versorgt,

viele Familien erhitzen ihre Wasser sogar noch

mit Kohlen. Doch das soll sich nun ändern: Am

17. Oktober wurde die erste Windturbine ange-

schaltet, gleichzeitig gingen die ersten Solaran-

lagen in Betrieb.

Stewart Island hat die Fläche von Singapur, behei-

matet aber lediglich 400 Menschen. Deshalb wird

der meiste Strom in den Ferienzeiten benötigt,

denn 50.000 Touristen bereisen jährlich dieses

kleine Island südlich der Südinsel. °

Das Te Papa Museum in Wellington

Letzter Delfin in

Gefangenschaft gestorben

„Hier im Marineland in Napier geht eine Ära zu Ende.

Kelly ist der letzte Delfin Neuseelands, der 34 Jahre wie

zur Familie gehörte und lange im Rampenlicht unsere

Zuschauer begeisterte“, kommentierte Barbara Arnott,

Napiers Bürgermeisterin traurig. Kelly war außergewöhnliche

38 Jahre alt, etwa doppelt so alt wie die normale

Lebenserwartung der Meeressäuger. Das Tier war

bereits seit einer Woche erkrankt. Bereits vor zwei Jahren

hätte das Marineland beinahe seine Pforten für Besucher

geschlossen, nachdem die 36 Jahre alte Delfin-

Dame Shorna gestorben war. „Wir dachten, Kelly sei zu

einsam ohne Shorna, wolle nicht weitermachen, aber sie

war glücklich - wie ein Fels in der Brandung.“ Während

Napier um den berühmten Delfin trauert, atmen die Tierschützer

in Neuseeland erleichtert auf: „Die Delfine gehören

nicht in ein Aquarium zur Belustigung der Zuschauer.

Wir können sie hier in Neuseeland nur wenige hundert

Meter vom Strand entfernt in unseren Buchten auch in

der freien Natur beobachten, da, wo sie hingehören.“ °

Zehn Jahre Te Papa

Nationalmuseum

Eine neue interaktive Multimedia-Ausstellung hat im

Te Papa Nationalmuseum in Wellington seine Pforten

geöffnet. Das sechs Millionen NZ$ teure Weltraum Abenteuer

„Our Space“ beherbergt neueste Technologie und ist

das Sahnehäubchen auf dem Te Papa Geburtstagskuchen.

Bereits 7.500 Videos, Fotos und Kunstwerke wurden an der

18 Meter breiten und zwei Meter hohen „The Wall“, einer

gigantischen medialen Leinwand, von Besuchern per Computer

hochgeladen. „Our Space“ ersetzt die bereits erfolgreiche

„Timewarp“-Ausstellung, die schon vor Jahren eine

völlig neue Ära für Museen einläutete. Sie begeisterte bislang

4,5 Millionen Besucher und für „Our Space“ werden

ähnliche Besucherzahlen prognostiziert. °

Mehr Infos unter: www.ourspace.tepapa.com

Design-Awards:

Wellingtons Bars an der Spitze

In Auckland ist der architektonische „New Zealand Best

Design Award“ vom „Designer Institute of New Zealand“

vergeben worden. In der Kategorie „Bewirtung“ räumten

News

© 360° Neuseeland 01 | 2009 7


News

Wellingtons Bars gleich drei der begehrten Preise ab. Gold

erhielt die beliebte „Good Luck Bar“, Silber das renommierte

„Matterhorn“ und Bronze ging an „Mighty Mighty“.

Alle drei Lokalitäten wurden von dem neuseeländischen

Designer Alastair Cox entworfen. Tim Ward, der Besitzer

der Good Luck Bar in der Cuba Street: „Alastair Cox

ist einer der wenigen Architekten, der all das, von dem er

träumt, auch erleben und planen darf.“ Bewertet wurde die

grafische Gestaltung, das eigentliche Endprodukt und das

räumliche Design. Der Geschäftsführer der Tourismusbehörde

in Wellington ist hochzufrieden: „Dieses Ergebnis

bestätigt eigentlich nur, was wir schon lange verbreiten –

Wellingtons Nachtleben bietet eine Qualität und Erfahrung

der Extraklasse!“ °

Leichteres Tauchen mit

neuem Computer

Des Tauchers bester Freund könnte bald ein kleiner Computer

werden, der sogenannte „Electronic Dive Buddy“.

Er wurde von zwei Studenten der Auckland University

entwickelt und soll automatisch den Auf- und Abtrieb

von Tauchern steuern, um so das Platzen der Lungen zu

verhindern. Ferner kann das Gerät auch die Tauchtiefe

regulieren und macht somit den Tauchgang noch komfortabler.

Nach ersten Tests im Schwimmbecken wurde

das Gerät nun auch im offenen Meer bis zu 30 Meter

Tiefe für funktionsfähig erklärt. Der weltweit einzigartige

Tauchcomputer soll schon bald in Produktion gehen. °

Verrückter Kiwi bricht Weltrekord

Sports

Rob Thompson aus Christchurch ist die längste Strecke

der Welt auf einem Skateboard gereist. Der 28-Jährige

war 462 Tage auf einem sogenannten Longboard in

Europa, Nord Amerika und China unterwegs, legte insgesamt

12.000 Kilometer zurück. Warum er sich das antue,

wollte NZ National Radio wissen: „Nun, ich wollte einige

Zeit aus meinem Alltag ausbrechen, mich selbst an meine

Grenzen bringen.“ Der gefährlichste Moment auf seiner

Expedition sei ein Fast-Zusammenstoß mit einem Truck

in Texas gewesen, der ein Haus transportierte. „Nur

zehn Zentimeter trennten mich vom Tod! Das war wirklich

knapp“, so der abenteuerlustige Kiwi. Zum „Abwärmen“

radelte Rob Thompson noch von Auckland in seine

Heimatstadt Christchurch. °

8 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Regions Society

People

Der neue Star an

Neuseelands Musikhimmel

Seine Akustikgitarre und unverkennbare Stimme

erobern Neuseelands Radios. Der Maori-Sänger

Tiki Taane ist mit seinem Song „Always on my

mind“ in aller Munde und in „aller Ohren“. Die

Radiostationen spielen seinen Song rauf und runter.

Er ist das dritte von vier Kindern einer Maori-

schottischen Mischehe, wuchs in Christchurch

auf. Schnell jedoch verlor er das Interesse an der

Schule, geriet als Jugendlicher auf die schiefe

Bahn. Der Musiker lebte auf der Straße in den

Gangs von Christchurch, Drogensumpf und regel-

mäßige Konflikte mit dem Gesetz gehörten zu seinem

Alltag. Als Tiki Taane 15 Jahre alt war, wagte

sein Vater einen letzten Rettungsversuch, schenkte

dem Jungen eine Akustikgitarre. Von diesem

Moment an änderte sich Tikis Leben komplett. Er

brachte sich selbst das Spielen bei, coverte ver-

schiedene Metallbands, bevor er selbst kompo-

nierte und Texte schrieb. Nach seiner Weiterbil-

dung als Sound-Engineer und seinem Erfolg in

verschiedenen neuseeländischen Bands brachte

er jetzt sein Solo-Album auf den Markt und lan-

dete sofort einen Nummer-Eins-Hit. „Die Musik

hat nicht nur mein Leben verändert, sondern mich

wirklich gerettet!“, erinnert sich der heute 32-jäh-

rige dankbar. °

Landkauf für Nachwelt:

Regierung schafft neues

Freizeitgebiet

Die neuseeländische Regierung hat ein 80 Hektar

großes Stück Land auf der Südinsel gekauft, um es

für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Die

riesige St. James Station wäre sonst vermutlich auf

dem internationalen Markt angeboten worden, was

eine Kommerzialisierung zur Folge gehabt hätte.

40 Millionen NZ$ hat die Regierung unter Helen

Clark hingelegt, um Wanderwege, Naturreservate,

Mountainbike-Tracks, Kajak-Möglichkeiten

und den Ausbau eines bereits existierenden Ski-

gebietes zu schaffen. Auch das DOC ist von dem

Kauf begeistert, denn die St. James Station beheimatet

viele seltene Tiere und Vogelarten. °

Isolieren im Trend

Was in Deutschland ganz normal ist, findet allmählich auch

bei den Kiwis Anklang – sie erkennen die Vorteile umwelteffizienter

Bauweise beim Errichten neuer Gebäude. Nach

jahrzehntelangem Frieren im Winter geht nun der Trend hin

zum ökologischen Energiesparhaus. In der Hauptstadt Wel-

lington wird gerade ein 15-stöckiges Appartement-Gebäude

errichtet, das neue Maßstäbe in ganz Neuseeland setzen

soll: Vollisolierung, doppelt verglaste Fenster, Solaranlagen,

regenerative Fahrstühle, die Strom ans Haus zurückführen,

eine Windturbine und ein Garten auf dem Dach. Auch die

Regierung setzt sich nun vermehrt für umweltfreundliche

Baumaßnahmen ein. Die Vorteile liegen klar auf der Hand:

eine bis zu 1.000 NZ$ geringere Stromrechnung pro Jahr

und weniger Arztkosten. Eine Studie von 2005 hat gezeigt,

dass Familien aus warmen, isolierten Häusern 19 Prozent

weniger häufig zum Arzt und sogar 43 Prozent seltener ins

Krankenhaus gehen als andere. °

Neuseeländisches

Erfindertum verspricht

internationalen Erfolg

Hobby-Forensiker und Spielwütige werden bei diesen

Neuigkeiten von ihrem Sofa aufspringen. Im kleinen

beschaulichen Ort Dunedin auf der Südinsel wurde

ein Computerspiel geboren, das es bislang noch nie

gegeben hat und den internationalen „gaming“-Markt

komplett verändern wird. Als Detektiv muss der Spieler

Kriminalfälle in detailgetreuen und fotorealistischen

Welten untersuchen. Der Clou: auf Genauigkeit

und Spürsinn kommt es an. Das Spiel „CaseBook” soll

gestandene Gamer und zugleich auch Neulinge ansprechen.

„Wir versprechen ein CSI- oder Akte X-Erlebnis

zum Mitmachen, interaktives Fernsehen sozusagen“,

so die Macher. Weitestgehend wurde auf Computeranimationen

verzichtet. Das Spiel besteht vorwiegend aus

Filmsequenzen, die Produktion glich eher einem Filmdreh.

Es wurden echte Kulissen gebaut und Schauspieler

gecastet. Etwa zwei Millionen Dollar mussten die

Erfinder dieses Krimi-Spieles mithilfe von Sponsoren

finanzieren. Aber die Mühe scheint es Wert gewesen

zu sein: Ein großer US-Spiele-Konzern hat bereits sein

Interesse bekundet. °

Duschgesetz für die Kiwis?

Wasser kostet in vielen neuseeländischen Städten

keinen Cent und Wasser sparen ist deshalb für

die meisten Neuseeländer auch ein Fremdwort.

Jetzt ist jedoch eine heftige politische Debatte

um den Wasserverbrauch in Neuseelands Badezimmern

entbrannt. Ab Februar 2009 soll in neu

gebauten Häusern ein druckregulierender Duschkopf

Vorschrift werden. Dieser wird den Wasserverbrauch

von bislang durchschnittlich 13 Litern

pro Minute auf sechs Liter verringern und so bis

zu 20 Prozent Energie einsparen. Ein weiterer

Schritt Neuseelands in eine umweltbewusstere

Zukunft. Was in Deutschland eher für Kopfschütteln

sorgt, empört die meisten Kiwis jedoch sehr.

In Umfragen und Internetforen wettern sie gegen

den Einschnitt in ihre Privatsphäre: „Die Banken

der Welt gehen pleite und unsere Regierung hat

nichts Besseres zu tun, als uns das Wasser abzudrehen!”

Es kam stellenweise sogar zu langem

Protest-Duschen, um dem Frust freien Lauf zu lassen.

Eine endgültige Entscheidung der Regierung

wird Ende Oktober erwartet. °

News

© 360° Neuseeland 01 | 2009 9


News

Musiktherapie auch

in Auckland

Was bislang in Neuseeland völliges Neuland war, ist eine

weitere Errungenschaft im neuseeländischen Gesundheits-Sektor:

2004 eröffnete die Sängerin und Komponistin

Hinewehi Mohi zusammen mit ihrem Mann

George das Raukatauri Music Therapy Centre (RMTC)

in Auckland. Ihre eigene Tochter Hineraukatauri leidet

an Kinderlähmung. Die hoffnungsvollen Eltern reisten

1999 mit ihr nach London, um eine Musiktherapie zu

machen. Mit großem Erfolg wurde das Leiden des eigenen

Kindes gelindert. Da beschlossen die Eltern, diese

weltweit neue Form der Therapie von verhaltensgestörten

oder behinderten Kindern auch in ihre Heimat nach

Neuseeland zu bringen. In dem 2004 errichteten Zentrum

konnte seither unzähligen Kindern geholfen werden.

Mittlerweile kümmern sich sogar vier Musiktherapeuten

um über 100 Kinder pro Woche. „Der Erfolg gibt

uns recht und wir sind stolz, nun auch anderen Kranken

helfen zu können!“ °

Neuseelands bestes

Winery-Restaurant

2008

Zum besten Restaurant einer Weinkellerei

2008 ist das Pegasus Bay Winery Restaurant

in Waipara gewählt worden. Die Juroren

betonten, dass das Restaurant sich

gegenüber harten Konkurrenten durchgesetzt

hätte. Nicht nur die fantastische

Küche des Chefkochs Oliver Jackson, die

sich durch die Frische und die Saisonbedingtheit

der Zutaten sowie die Abstimmung

der Gerichte auf die exzellenten

Weine der Kellerei auszeichne, sondern

auch das Interieur des Weingutes und das

geschulte, freundliche Personal würde

Gästen bei ihrem Aufenthalt einen wunderbaren,

nicht nur lukullischen Genuss

verschaffen. °

www.cuisine.co.nz

Ein Rezept sowie ein Portrait von Oliver Jackson

finden Sie auf Seite 78 in diesem Heft.

10 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Society Nature

Cuisine

Neuseeland mit Auckland Islands

Yams – die Neuseeländische

Frühjahrsfrucht

Sie leuchten wieder in den Supermärkten – die Yams. Was

aussieht wie eine Art gerade Ingwerwurzel in einem satten

Rot-, Orangegelb- oder Pink-Ton und eine glänzende Schale

hat, kommt eigentlich aus Südamerika, wo sie unter dem

Namen „Oca“ bekannt ist. Die Mischung aus Apfel und Kartoffel

hat einen leicht süßlichen Geschmack und findet des-

halb besonders bei Kindern großen Anklang. Die Wurzeln

können nicht roh gegessen werden. Ohne sie zu schälen,

werden die Yams gekocht wie Möhren oder Kartoffeln und

die weiche Schale kann dann mit dem zarten gold-gelben

Fruchtfleisch mitgegessen werden. Als Beilagengemüse

oder im Auflauf liefern die Yams besonders viel Vitamin A,

B6, Ballaststoffe und Kalium und sind nicht nur gesund, sondern

auch ein Hingucker auf jeder Gemüseplatte. °

Schutz für „Whitebait“ gefordert

Whitebait gehört zu den begehrtesten Fischen in Neusee-

land, sowohl bei Gourmets als auch bei Fischern. Die gerade

geschlüpften Jungfische fängt man bei einer Größe von

drei bis fünf Zentimetern auf ihrem Weg zurück ins Meer

aus den Flüssen. In der Küche werden sie dann vorrangig

zum Anrichten von Spezialitäten wie beispielsweise den

bekannten „Whitebait Fritters“ verwendet. Viel Geld wird

für diesen kleinen Fisch bezahlt, bis zu 150 NZ$ pro Kilo.

Doch die Massey University hat nun nach einer Langzeitstu-

die erschreckende Zahlen veröffentlicht: Durch Wasserver-

schmutzung, Trockenlegung von Sumpfgebieten und ille-

galem Großnetzfischen ist die Population des Whitebaits um

fast 75 Prozent geschrumpft. Auf lokaler Ebene sollen nun

Schulen und Gemeinden angehalten werden, Sümpfe und

Flüsse neu zu bepflanzen und Schutzzonen zu errichten. °

Medizinischer Durchbruch?

Sensationeller Fund auf den

Auckland Islands

1999 machten Forscher auf den Auckland Islands, einer

Inselgruppe südlich von Stewart Island, einen für die

Medizinwelt sensationellen Fund: Mehrere hundert

Schweine lebten und vermehrten sich seit fast 200 Jahren

auf den entfernt liegenden Inseln im Süden Neuseelands

völlig isoliert von der Außenwelt. 17 Exemplare wurden

nach Dunedin gebracht und in strenger Quarantäne gehal-

ten. Den Großteil der Tiere ließ das DOC weiter Keulen.

Nach langem Streit bewiesen Forscher nun, was bereits

vermutet wurde: Die Schweine tragen reines, unversehrtes

und virenfreies Insu-

lin in sich. Sie sind somit weltweit

die einzigen ihrer Art und

könnten der Schlüssel zur Heilung

von Diabetes Typ 1 sein.

Die Tiere haben sich bereits

vielfach vermehrt, eine Auf-

zuchtstation soll in der Nähe

von Invercargill gebaut wer-

den. Die Schweine wer-

den nun auf einen Wert von

über 350.000 NZ$ pro Tier

geschätzt. °

Gelbaugenpinguin

Wallaby-Plage in Neuseeland

Eigentlich gibt es ja keine Kängurus in Neuseeland, oder

doch? Mini-Kängurus, genannt Wallabies, haben sich in

das kleine Örtchen Waimate, im schönen Otago auf die

Südinsel, verirrt. 1870 von Siedlern eingeschleppt, vermehrten

sich die Tiere ohne natürliche Feinde rasant. Mittlerweile

leben hier so viele, dass sie zu einer regelrechten

Plage geworden sind und in die gleiche Kategorie wie

Hasen und Opossums eingeordnet werden. Die Bewohner

von Waimate drehen jetzt kurzerhand den Spieß um und

machen sich ihre Plage zunutze. Jedes Jahr im März zieht

das „Waimate Wallaby Hunt”-Fest Hunderte von Jägern

und Touristen an. Die possierlichen Tiere sind dann zum

Abschuss freigegeben und der größte Fang wird sogar

noch prämiert. Dieses Jahr erlegten 220 Jäger etwa 2.000

Tiere. Der Ort hat sich zudem ganzjährig auf die Mini-

Kängurus eingestimmt: In den Restaurants werden alle

möglichen und unmöglichen Wallaby-Gerichte angeboten.

Ganz oben auf der Speisekarte steht in guter Neuseeland-Tradition

der berüchtigte Wallaby-Pie. °

Naturschutz international

ausgezeichnet

Seit 1987 kämpft der Yellow-eyed Penguin Trust in Neuseeland

um das Überleben dieser vom Aussterben bedrohten

seltenen Tierart. Der Gelbaugenpinguin, in Maori auch

„Hoiho“ genannt, wird etwa fünf bis acht Kilogramm schwer

und bis zu 68 Zentimeter groß. Diese Spezies ist mit etwa

650 Exemplaren auf Neuseelands Festland und Stewart

Island noch lange nicht stabil genug, sich selbst erhalten

zu können. Deshalb kämpft der „Trust“ bereits seit 21 Jahren

um den Erhalt der Lebensräume und den Schutz des

seltenen Pinguins – mit beachtlichem Erfolg: Im letzten Jahr

starb kein einziges Küken der geschützten Tiere, eine

absolute Sensation. Deshalb wurde dem Verein

nun der weltweit begehrte „BirdLife International

Conservation Achievement Award“

in Buenos Aires überreicht. Euan Kennedy,

Gründer des Vereins, sagte bei der Preisverleihung:

„Dieser Award bestätigt, dass Neuseeland

zu Recht an der Weltspitze des Arten- und

Vogelschutzes steht. Zusammen mit Kommunen,

Mitgliedern, Schulen und Regierung haben wir

Unglaubliches geleistet“. Auch Tausende Neuseeländer

sind dem Aufruf gefolgt und haben verstärkt

Milchprodukte des Hauptsponsors Mainland

gekauft. Somit konnte das Unternehmen dem

Trust eine Million Dollar überweisen und so mit

zum beachtlichen Erfolg beitragen. °

News

© 360° Neuseeland 01 | 2009 11


Travel & Backpacking Travelogues

Coromandel-Halbinsel:

Heiße Quellen im Sand und

Kathedralen-Höhlen am Strand

An der Westküste der Halbinsel

Neulich fand ich mich ganz unverhofft in Neuseeland

wieder. Leider blieb mein Körper zurück,

nur mein Geist wurde in Sekundenbruchteilen

ans andere Ende der Welt katapultiert. Aber für

einen Moment war ich tatsächlich wieder an der Cathedral

Cove, einem Strand von fast unwirklicher Schönheit

auf der Halbinsel Coromandel. Eben noch saß ich

im Kino, auf der Leinwand lief die Vorschau für „Narnia

– Prinz Caspian“. Computeranimierte Fantasiegestalten,

Spezialeffekte, viel zu schnelle Schnitte, und

plötzlich, in der Totalen, Cathedral Cove. Der Strand

leuchtet in der Sonne, im türkisfarbenen Meer liegt

ein riesiger Kalkfelsen wie dahingemalt und die vier

Hauptdarsteller laufen glücklich lachend aus einem

mächtigen Felstorbogen heraus am Wasser entlang.

Eine Szene aus einem Fantasy-Film und doch ist die

Stimmung, ist der Ort perfekt eingefangen. Keine Computereffekte,

keine digitale Bildbearbeitung. Genau

so ist es dort. Und auch ich bin für einen Moment

wieder da.

12 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Als ich die Nord- und Südinsel bereiste, hatte sich Neuseeland

bereits in die internationale Liga der schönsten

Filmlocations gespielt. „Der Herr der Ringe“-Fans aus

aller Welt bestaunen seitdem Lothlorien, Hobbiton oder

Mount Doom, doch glücklicherweise ist aus keinem der

Drehorte ein peinliches Disneyworld gemacht worden.

Für solchen Kitsch sind die Kiwis auch viel zu naturverbunden.

Hoffe ich. Denn jetzt hat Disney Cathedral Cove

entdeckt und ich bete, dass diesem Traum von einem

Strand nicht das gleiche Schicksal widerfährt wie jener

weltberühmten Bucht samt malerischem Felsen aus dem

Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Dort, in Thailand,

flitzen im Minutentakt mit Reisegruppen beladene

Speedboote am „James Bond-Felsen“ vorbei. Der Zauber

des Ortes ist verloren.

Was Coromandel angeht, bin ich jedoch optimistisch,

denn die Halbinsel ist fest in Kiwi-Hand. Es sind weit

mehr Einheimische als internationale Touristen, die hier

ihren (Kurz-)Urlaub verbringen, was sicherlich damit

zusammenhängt, dass sie von Auckland, der einzigen

Millionenmetropole des Landes, sehr gut zu erreichen

ist. Rund 26.000 Menschen leben dauerhaft auf „The

Coro“, doch fast jedes zweite Haus hier ist ein Ferienhaus.

Weitere Gründe für die Beliebtheit: das ganzjährig

milde Klima, die vielen schönen Strände vor allem an der

dem offenen Meer zugewandten Ostküste und vielseitige

Trampingtracks entlang der Küste wie auch über den

Inselrücken, der sich üppig bewaldet bis zu 819 Meter

hoch wölbt. Charmante Städtchen, eine aktive Künstler-

Community, einige der besten Restaurants des Landes

und eine äußerst lebendige Geschichte – im 19. Jahrhundert

boomte Coromandel im Goldrausch und als Lieferant

des begehrten Kauri-Holzes – lassen nachvollziehen,

warum die Halbinsel so beliebt ist. Nicht zu vergessen:

hunderte Pohutukawa-Trees, die in der Vorweihnachtszeit

flammend rot blühen. Und natürlich viele weitere

Outdoor-Aktivitäten wie Segeln, Schwimmen, Tauchen,

Fischen, Mountainbiking, … Trotzdem ist Coromandel

mit seinen rund 2.300 Quadratkilometern Fläche alles

andere als überlaufen, denn auch nach Waiheke Island,

in die Bay of Plenty und selbst zum Ninety-Mile-Beach,

alles ebenfalls sehr lohnenswerte Ziele, ist es von Auckland

aus nicht wirklich weit.

Auf dem einzigen mehrspurigen Highway Neuseelands

braust man aus Auckland raus, doch bald schon wird die

Straße einspurig und spätestens, wenn man nach etwa

eineinhalb Stunden Thames, das „Tor“ nach Coromandel,

erreicht hat, schaltet man automatisch in den Ferienmodus

herunter. Kaum zu glauben, dass dieser beschauliche

Ort während des Gold- und Kauri-Booms Anfang

bis Mitte des 19. Jahrhunderts die drittgrößte Stadt des

Landes war! Damals hämmerten Hunderte Goldschürfmaschinen

rund um die Uhr, gefällte Kauribäume wurden

verarbeitet und abtransportiert, Männer in den Kneipen

lärmten und es gab mehr Bordelle als in Auckland.

Eine Ahnung davon, wie das Leben hier vor 150 Jah-

360° Autorin: Julia Schoon

Travelogues Travel & Backpacking

Julia Schoon bereiste 2006 für

fünf Monate die Nord- und Südinsel.

Auf Coromandel buddelte

sie am Hot Water Beach nach

heißen Quellen, trainierte das

Autofahren auf kurvigen Schotterpisten

und besuchte die wohl

schönste Bucht der Halbinsel,

wenn nicht gar Neuseelands:

Cathedral Cove.

ren war, bekommt man heute im DoC Kauaeranga Visitor

Centre oder auf einer Tour durch das Coromandel

Goldfield Centre and Stamper Battery, wo die letzte historische

Goldschürfmaschine Neuseelands noch immer

in Betrieb ist.

Entlang der Westküste

„Relax, take your time“ geben die Einwohner von „The

Coro“ ihren Gästen heute mit auf den Weg, denn auf

der Insel sind die Straßen schmal, kurvig und teilweise

unbefestigt. Doch das langsame Fahren lohnt sich, kann

man doch so viel besser die landschaftliche Schönheit

Coromandels bewundern. An der Westküste schlängelt

sich der Pacific Coast Highway fast die ganze Zeit dicht

am Wasser entlang: links der Firth of Thames, rechts

die Berge der Coromandel und Moehau Range und entlang

der Straße riesige, uralte Pohutukawa-Bäume. Auf

halber Strecke, hinter der Wilsons Bay, führt die Straße

über den Kereta Hill, wo man einen Panoramablick übers

Meer und bei gutem Wetter bis hinüber nach Auckland

genießen kann. Am schönsten ist die Strecke übrigens

im Dezember, wenn die feuerrot blühenden „neuseelän-

An der Spitze der Halbinsel

© 360° Neuseeland 01 | 2009 13


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking

Gravel Road mit Ausblick

Auf dem Weg von Coromandel Town bis zur Spitze der Halbinsel.

14 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 15


Travel & Backpacking Travelogues

Auckland

Hamilton

Palmerston North

Whangarei

Halbinsel Coromandel

Rotorua

Taupo

Napier

360° Info

Castelpoint

Masterton

LAGE: Wie ein dicker Finger ragt die Halbinsel Coromandel öst-

Wellington

lich von Auckland in den Südpazifik. 85 Kilometer ist sie lang, im

Osten vom Hauraki Golf und vom Firth of Thames begrenzt (auf

dessen anderer Seite Auckland liegt), im Westen vom Pazifik. In

etwa eineinhalb Autostunden ist sie von Auckland zu erreichen.

Auf Coromandel selbst schlängeln sich jedoch nur schmale Straßen

an den Küsten entlang bzw. über die bis zu 819 Meter hohe,

dicht bewaldete Coromandel Range im Landesinneren. Deshalb

braucht man von Thames, dem Ort am „Eingang“ der Halbinsel,

gut und gerne weitere ein bis zwei Stunden, um beispielsweise

Coromandel Town oder Whitianga zu erreichen.

GESCHICHTE: In der Mercury Bay, die vor Whitianga gelegene

Bucht, hisste James Cook 1769 erstmals die britische Flagge

und nahm das Land somit für König George III in Besitz. Ab

Ende des 18. Jahrhunderts florierte der Handel mit Holz und

Gummi der Kauribäume; Coromandel ist sogar nach einem

Schiff benannt, das am 13. Juni 1820 vor Colville vor Anker ging

und ein Jahr später voll beladen mit Kauriholz zurück nach England

segelte. Um 1830 kamen die ersten europäischen Siedler

in die Region. Als um 1852 Gold gefunden wurde, boomte Coromandel.

Doch nur so lange, bis diese Ressourcen ausgebeutet

waren. Der darauf folgende wirtschaftliche Abstieg wurde erst

gestoppt, als sich Landwirtschaft und Fischerei entwickelt hatten.

Auch die kahl geschlagenen Wälder wurden aufgeforstet;

einige übrig gebliebene Kauribäume gelten heute als Touristenattraktion.

Heute floriert die Halbinsel erneut: Als Naherholungsziel

für Auckland, Neuseelands einzige Millionenmetropole,

sowie als beliebtes Ferienziel – nicht nur für Kiwis.

Coromandel besitzt heute außerdem eine sehr aktive Künstlercommunity

mit zahlreichen Ateliers und Galerien.

KLIMA: Da Coromandel recht weit im Norden der Nordinsel gelegen

ist, ist das Klima das ganze Jahr über mild. Im Sommer liegen

die Temperaturen bei durchschnittlich 24 bis 31 Grad Celsius, im

Winter immerhin bei 12 bis 14 Grad.

dischen Weihnachtsbäume“ sie in ein rot-grünes Farbenmeer

tauchen. Kaum zu glauben, dass einige Interessengruppen

die Bäume fällen wollen, um die Küstenstraße

verbreitern und zur Rennstrecke ausbauen zu können.

Rund 50 Kilometer Küstenstraße sind es von Thames bis

Coromandel Town, weitere 18 bis Colville, das in den

1970er-Jahren ein Hippie-Ort war, der heute immer noch

alternatives Flair hat. Dort geht die Straße in eine Schotterpiste

über und führt auf 22 holprigen, aber malerischen

Kilometern weiter bis an die Spitze Coromandels. Mit jeder

zurückgelegten Etappe nimmt die Touristendichte ab und

so findet man selbst in der Hochsaison auf der kleinen Halbinsel

noch nahezu menschenleere Stellen. Für Weihnachten

und Silvester allerdings sollte man selbst die DoC-Campingplätze

ganz oben an der abgelegenen Spitze Coromandels

(Fahrtzeit von Thames: drei bis vier Stunden), wo es nur

winzige Ortschaften, dafür aber reichlich Wanderwege,

Badebuchten und perfekte Angelstellen gibt, lange im Voraus

buchen. Der gut ausgebaute State Highway biegt schon

in Coromandel Town ab gen Osten, führt über den Rücken

der Insel an die Ostküste und in einem großen Bogen, teilweise

an der Küste entlang, zurück nach Thames.

An der Ostküste bei Tairau

Kauaeranga-Tal:

Kauri-Bäume und Goldminen

Eine Attraktion Coromandels ist das Kauaeranga-Tal, in

dem einst das Herz der Gold- und Kauri-Industrie schlug.

Sobald man die Halbinsel erreicht hat, zweigt eine kleine

Straße ab und führt in die Coromandel Range hinein, weshalb

sich das Tal auch für einen Kurzbesuch eignet. Das

Visitor Centre am Eingang des National Park beschwört

in einer gut gemachten audiovisuellen Show die alten

Zeiten herauf – ein guter Einstieg für eine Entdeckungstour.

Die wohl spektakulärste Route führt auf historischen

16 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Gold- und Kauritrails hinauf bis zu den Pinnacles, einer

Felsformation auf 759 Metern Höhe. Der vor einigen Jahren

aufwendig restaurierte Track hat es in sich: Die Stufen

wurden einst für Packpferde angelegt, die Proviant zu

den Arbeitern brachten, und der steile Aufstieg geht gut

in die Beine. Doch entlang des Weges gibt es alte Goldminen

zu bestaunen und Überreste der Staudämme, mit

deren Hilfe die gefällten Bäume ins Tal gespült wurden;

Hängebrücken über den Fluss und die alles überragenden

Vulkane sind weitere Highlights und schließlich wird man

– zumindest bei gutem Wetter – auf den Pinnacles mit

einem fantastischen Ausblick belohnt. Auch eine Nacht in

der Pinnacles Hut, einer sehr gut ausgestatteten 80-Betten-Hütte

des DoC, lohnt sich, denn mit etwas Glück hört

(oder sieht man sogar) einen Kiwi! Wer das Tal und seine

Geschichte entspannter erkunden möchte, kann dies auch

auf einigen Short Walks tun, am Fluss gibt es zudem zahlreiche

Badestellen und einige schöne Campingplätze.

Coromandel Town

Der berühmteste Vogel der Insel: der Kiwi

Die Fahrt nach Coromandel Town, immer an der Küste

entlang, ist wunderschön, dauert von Auckland jedoch gut

drei Stunden. Schneller geht’s mit der Fähre – zwei Stunden,

mit Stopp auf Waiheke Island, dauert die Überfahrt,

die ebenfalls schöne Ausblicke bietet. Um die Weihnachtszeit

scheint halb Auckland in Coromandel Town Ferien zu

machen, dann ist es hier vermutlich so quirlig wie zu ihren

Anfangszeiten: 1861 gegründet, wurde die Stadt bereits im

Jahr darauf offiziell zum „Gold Field“ erklärt und erlebte

einen Boom. Zahlreiche der damals errichteten Gebäude,

darunter einige elegante Villen, sind heute noch entlang

des „Heritage Trail“ (vor allem an der Kapanga und der

Rings Road) zu besichtigen. Heute liegt das „Gold“ der

Stadt im Meer: Coromandel Town ist international bekannt

für seine Muschel- und Austernfarmen. Fast das ganze

Jahr über hat das charmante Städtchen eine wunderbar

entspannte Atmosphäre und besitzt zudem nicht nur historisches,

sondern auch sehr viel kreatives Flair. Einige der

besten Künstler Neuseelands leben und arbeiten auf der

Halbinsel – viele direkt in Coromandel Town – und während

einer Woche im Mai, zur „Coromandel Arts Tour“,

öffnen sie ihre Ateliers für die Öffentlichkeit.

360° Web Info

www.thecoromandel.com

www.coromandelfun.co.nz

www.coromandeltown.co.nz

www.whitianga.co.nz

www.hahei.co.nz

Travelogues Travel & Backpacking

Die Driving Creek Potteries, am Stadtrand gelegen,

sind das ganze Jahr über geöffnet und lohnen nicht nur

wegen der getöpferten Skulpturen einen Besuch: Mehrmals

täglich fährt von hier eine Schmalspurbahn in den

Kauri-Wald hinein und schlängelt sich, über Brücken

und durch Tunnels, den Berg hinauf bis zur Aussichtsplattform

„Eyeful Tower“. Als Barry Brickell, Besitzer

der Töpferei und Eisenbahn-Fan, 1975 mit dem Bau der

Bahn begann, hatte er eigentlich nur ein wetterunabhängiges

Transportmittel im Sinn, um Ton und Holz, die er

für seine Arbeit brauchte, aus den Bergen in seine Töpferei

zu bringen. 15 Jahre tüftelte er, baute und perfektionierte

die Strecke und erhielt schließlich 1990 eine offizielle

Beförderungsgenehmigung.

Seitdem ist die Driving Creek Railway eine echte Touristenattraktion

– und ein gutes Beispiel für den Einfallsreichtum

der Kiwis. Nach dem Ausflug ist ein Besuch im

nebenan liegenden Driving Creek Café dringend zu empfehlen:

Das quietschbunte Café ist äußerst gemütlich und

die hausgemachten Kuchen, der Kaffee und die kleinen

Snacks schmecken ausgezeichnet. Und noch einen kulinarischen

Geheimtipp gibt es für Coromandel Town: Bei

Tere’s bekommt man neben jeder Menge feiner Leckereien

echtes Vollkornbrot aus frisch gemahlenem Biogetreide.

Wer länger in Neuseeland unterwegs ist, sollte

darüber nachdenken, sich hier einen Vorrat zuzulegen –

das Brotsortiment neuseeländischer Supermärkte zwingt

Weißbrothasser nämlich zum kalten Entzug …

Driving Creek Railway

© 360° Neuseeland 01 | 2009 17


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking

Bei Whangapoura, New Chums Bay

Alle Straßen von einer an die andere Küste müssen

die Coromandel Range überqueren, die sich bis

zu 819 Meter hoch über den kompletten Inselrücken

erstreckt. Zwei Straßen führen von Coromandel Town

aus hinüber: der gut ausgebaute State Highway und

der sogenannte „309 Highway“, der jedoch nur eine

breite Schotterpiste ist, die sich in Serpentinen durch

360° Info

DIE SCHöNSTEN STRäNDE

New Chums: Goldener, meist einsamer Strand, gesäumt von

Wald und Pohutukawa Bäumen. 30 Minuten Fußweg vom

nördlichen Ende des Whangapoa Beach.

Cathedral Cove: Der Strand ist (nur bei Niedrigwasser!) durch

einen großen Tunnel im Fels erreichbar. Umrahmt von Klippen,

im türkisblauen Wasser liegen Felsen wie dahingemalt.

Ca. 1 Stunde Fußmarsch von Hahei.

Hot Water Beach: Unter dem Sand verstecken sich heiße Quellen,

mit einem Spaten kann man sich einen natürlichen Spa

Pool anlegen. Geht nur ca. zwei Stunden vor und nach Ebbe.

Der Strand liegt nahe Hahei.

den Regenwald und über die Hügel schlängelt. Trotzdem

ist letztere Route die spannendere – und damit

sind nicht unbedingt die Begegnungen mit Einheimischen

gemeint, die in dicken Geländewagen über die

Piste heizen, dass der Schotter spritzt. Entlang des

309 lohnen die Waiau Waterworks (ein fantasievoller

Wasserspielplatz), mehrere Wanderwege (empfehlenswert:

der Aufstieg zum 521 Meter hohen Castle Rock)

und insbesondere der Kauri Grove einen Stopp. Nur

wenige der majestätischen Baumgiganten haben das

Sägenmassaker des vergangenen Jahrhunderts überlebt

(der älteste Kauri auf Coromandel ist schätzungsweise

1.200 Jahre alt!), einen kurzen Spaziergang

von der Straße entfernt stehen hier sogar 13 Bäume

beieinander.

Die Osküste

An der Ostküste Coromandels angekommen, dreht

sich dann alles nur noch um Strände: New Chums, Hot

Water Beach, Cathedral Cove, um nur die Top 3 zu nennen.

Hier brandet der pazifische Ozean, teilweise recht

ungestüm, an die Küste, schließlich liegen nur ein paar

Inselchen zwischen Neuseeland und Amerika. Mit Whitianga

hat aber auch diese Seite der Halbinsel einen

hübschen Ferienort mit Yachthafen, Hotels, teilweise

hervorragenden Restaurants und Geschäften zu bieten

und auch Hahei, obwohl viel kleiner,

hat sich wegen der unmittelbaren

Nähe zum Hot Water

Beach und zu der Cathedral Cove

zu einem wichtigen Anlaufpunkt

entwickelt.

New Chums punktet als der einsamste

unter den schönen Stränden

Coromandels. Abseits des

State Highway gelegen, der die

Insel umrundet, fährt man zunächst

vier Kilometer auf einer unbefestigten

Straße nach Whangapoua

und läuft dann noch einmal eine

gute halbe Stunde bis in die Wainuiototo-Bucht,

wobei man durch

eine Lagune am nördlichen Ende

des Whangapoua Strandes waten

und auf einem Trampelpfad über

einen Hügel kraxeln muss. Von

dort oben erhascht man bereits

den ersten Blick auf den Strand und die Vorfreude steigt

ins Unermessliche, bis man schließlich den breiten, von

Pohutukawa-Bäumen und dicht bewaldeten Hügeln

umrahmten Strand erreicht. Die Chancen stehen gut,

dass man der erste Mensch an diesem Tag ist, der Fußspuren

im goldenen Sand hinterlässt.

Sehr viel turbulenter geht es am Hot Water Beach zu, vor

allem zwei Stunden vor und nach der Ebbe. Unter dem

Sand verborgen liegen nämlich heiße Quellen und so sieht

man überall Menschen mit Spaten große Löcher schaufeln,

in denen sie dann genüsslich ein Wannenbad nehmen.

Ein Riesenspaß, es selbst zu probieren, aber auch ein lus-

18 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 19

Hot Water Beach


Travel & Backpacking Travelogues

SEHENSWERTES / AuSFLüGE:

Coromandel Discovery bietet Fährverbindungen zwischen

Auckland und Coromandel Town sowie Wochenend-Packages,

z. B. inkl. Wanderung oder Heritage-Tour

in Coromandel Town, www.coromandeldiscovery.co.nz

Rapaura Watergardens: Wunderschöne Gartenlandschaft

mit Skulpturen und Teichen mit Seerosen, geöffnet

tägl. 9 bis 17 Uhr (im Winter kürzer); 6 Kilometer von

Tapu entlang der (unbefestigten) Tapu-Coroglen Rd, Tel.

07 / 86 84 82 1, www.rapaurawatergardens.co.nz

DoC Kauaeranga Visitor Centre: Interessante Einblicke in

das Leben der Holzfäller (Ende des 19. Jh). Am Ende des

Kauaeranga Tals, ca. 13 Kilometer von Thames.

Coromandel Goldfield Centre and Stamper Battery:

Die letzte historische, Wasser betriebene Goldschürfmaschine

Neuseelands ist immer noch in Betrieb, täglich

geführte Touren; 410 Buffalo Rd, Coromandel Town,

Tel. 07 / 86 67 93 3.

Driving Creek Railway: Einstündige Tour im Mini-Zug

durch Kauri-Wald bis zum Eyefull Tower mit Ausblick

über den Hauraki Golf und die Insel. Reservierung empfohlen!

380 Driving Creek Rd, Coromandel Town, Tel.

07 / 86 68 70 3, www.drivingcreekrailway.co.nz

Waihi Goldfields Railway: Die 1905 eingeweihte, nostalgische

Bahn fährt in die Karangahake Schlucht zu den alten

Goldminen (ca. 30 Minuten). Dort kann man aussteigen

und sich umschauen oder wandern, bevor man den Zug

zurück nimmt; Tel. 07 / 86 38 25 1, www.waihirail.co.nz

Glas Bottom Boat Seafari: Zweistündige Tour im

Whanganui-A-Hei Marine Reservat und zur Cathedral

Cove, Schnorchelpause inklusive. Täglich 10.30, 13 Uhr,

im Sommer auch 8 und 15.30 Uhr ab Whitianga Hafen;

Tel. 07 / 86 63 91 0, www.glassbottomboatwhitianga.co.nz

Sea Kayaking: Die spektakuläre Küstenlinie an der Ostseite

Coromandels lässt sich vom Wasser aus am besten

bewundern. Außer Cathedral Cove können auch abgelegene

Buchten angesteuert werden; 88 Hahei Beach Rd,

Hahei, Tel. 07 / 86 63 87 7, www.seakayaktours.co.nz

The Lost Spring: Open Air Spa umgeben von Wald. Heiße

Quellen wärmen kristallklares Wasser aus 600 Metern

Tiefe. Erst im Herbst 2008 eröffnet! Whitianga, Cook

Drive. www.thelostspring.co.nz

Pohutukawa Festival: Wenn die Pohutukawa-Bäume blühen,

ist Coromandel am schönsten. Die Blüte und den

360° Info

Sommeranfang feiert die Halbinsel zwei Wochen lang

(Ende November / Anfang Dezember) mit Livemusik,

gutem Essen, Ausstellungen und jeder Menge (Outdoor-)

Aktivitäten, www.pohutukawafestival.co.nz

Coromandel Arts Tour: Die besten Künstler der

Insel öffnen für eine Woche im Mai ihre Ateliers,

www.coromandelartstour.org.nz

WANDERuNGEN

Square Kauri Track (20 Minuten, return): Einer der größten

Kauris auf Coromandel ist über einen kurzen, aber

steilen Weg zu erreichen. Der Baum ist ca. 1.200 Jahre

alt. Der gut ausgebaute Weg startet am Gipfel der

Tapu-Coroglen-Straße.

Cathedral Cove Walk (1,5 bis 2 Stunden, return): Ausgedehnter

Spaziergang von Hahei oder vom Parkplatz am

Aussichtspunkt durch Farmland, am Ende führen steile

Stufen hinunter zum Strand. Zugang zu verschiedenen

Buchten, Cathedral Cove ist die spektakulärste.

Fantail Bay (3 Stunden, return): Am Nordzipfel Coromandels,

bei Port Jackson, startet dieser Track, der durch

einen Pohutukawa-Wald führt. Oberhalb der Baumgrenze

toller Ausblick.

Wharekirauponga Track (3 Stunden, return): Entlang

alter Pferde-Transportwege führt der Weg zu Wasserfällen,

natürlichen Pools und historischen Minen. Start ist

am Ende der Parakaway Quarry Rd, zwei Kilometer südlich

des Wentworth Valley.

Karangahake Gorge (4 Stunden, return): Der Weg

durch die Schlucht folgt der historischen Zugstrecke

zwischen Paeroa und Waihi, vorbei an alten Goldgräberhütten

und -maschinen. Manche Minen können

betreten werden.

Coromandel Coastal Walkway (3 bis 4 Stunden, oneway):

An der Nordspitze Coromandels schlängelt sich dieser

Tramping Track durch Farmland und Busch an der malerischen

Küste entlang. Start- und Endpunkt (Fletcher

Bay, Stony Bay) sind über Schotterpisten zu erreichen.

Kauaeranga Tal: Östlich von Thames erstreckt sich

dieses Tal, in dem es Wandermöglichkeiten zwischen

einer Stunde und mehreren Tagen gibt, z. B. auf historischen

Packpferde-Routen zum Gipfel der „Pinnacles“

(759 Meter). Lohnenswert auch eine Mountainbike-Tour

entlang dem Kauaeranga Fluss (mit Bademöglichkeiten

unterwegs). Es gibt zahlreiche Campingplätze.

20 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Travelogues Travel & Backpacking

Kajaks an der Cathedral Cove

© 360° Neuseeland 01 | 2009 21


Travel & Backpacking Travelogues

uNTERKüNFTE

€ € € Grafton Cottage & Chalets: Elegante Chalets

mit Veranden und Meerblick in ruhiger Lage

am Fuß der Coromandel Range, teilw. inkl. Frühstück.

304 Grafton Rd, Thames, Tel. 07 / 86 89 97 1,

www.graftoncottage.co.nz

€ € € Hahei Oceanfront: Luxusappartements

mit Panoramablick über Meer und Küste, modernes

stylisches Design. Eine Suite, zwei Doppelzimmer.

23 Wigmore Cres, Hahei, Tel. 07 / 86 63 19 9,

www.haheioceanfront.co.nz

€ € Rapaura Watergardens: The Lodge (4 Pers.) und

The Garden Cottage (2 Pers.), beide inkl. Küche / Wohnzimmer

und Terrasse, liegen inmitten des idyllischen

Gartens, den die Gäste außerhalb der Öffnungszeiten

für sich haben. Sechs Kilometer von Tapu entlang der

(unbefestigten) Tapu-Coroglen Rd, Tel. 07 / 86 84 82 1,

www.rapaurawatergardens.co.nz

€ € Anchor Lodge: Motel und Backpacker, schön

angelegt, umgeben von Busch, mit Pool. Studios (1 bis

6 Pers.) inkl. Küche und Balkon oder Bett im Dorm.

448 Wharf Rd, Coromandel Town, Tel. 07 / 86 67 99 2,

www.anchorlodgecoromandel.co.nz

€ € Mercury Bay Beachfront Resort: Der große Garten

hinterm Haus reicht bis direkt an den Strand. Acht Ferienwohnungen

(bis zu 5 Pers.). 113 Buffalo Beach Rd, Whitianga,

Tel. 07 / 86 65 63 7, www.beachfrontresort.co.nz

€ Tatahi Lodge: Backpacker und sechs Ferienwohnungen

(2 bis 6 Pers.), hübscher Garten. Grange Road, Hahei,

Tel. 07 / 86 63 99 2, www.dreamland.co.nz/tatahilodge

KuLINARISCHES

Coromandel rühmt sich seiner guten Köche und frischen

Zutaten (aus dem Meer oder lokal angebaut, oft in Bioqualität).

Spezialitäten sind Krebse und Muscheln allerlei

Arten wie zum Beispiel Jakobsmuscheln, Austern und

sogar Paua, aber auch asiatische und polynesische Einflüsse

sind typisch.

The Fire Place: Gehobene Küche, imposantes, altmodisches

Haus direkt am Meer mit einem Hauch von Kolonialstil.

Unbedingt reservieren. The Esplanade Whitianga 9,

Tel. 07 / 86 64 82 8, www.thefireplace-restaurant.com

360° Info

Omara’s Restaurant & Bar: Kreative, neuseeländische

Küche aus frischen, saisonalen Zutaten der Region,

dazu eine exzellente Weinkarte (überwiegend

neuseeländische Weine). Idyllische Terrasse, drinnen

ein großer Kamin. Im Sommer täglich geöffnet, im

Winter (Mi bis So) 11 bis 16 Uhr sowie ab 18 Uhr (Do

bis Sa). Matarangi Dr, Matarangi, Tel. 07 / 86 65 39 7,

www.matarangi.co.nz/omaras.html

Ohinemuri Estate: Zum Weingut gehört ein Restaurant

(im ehem. Stall des Gutes) mit idyllischem

Außenbereich. Mediterrane Menüs, dazu

exzellente Weine des Hauses. Geöffnet täglich

10 bis 17 Uhr (im Winter andere Öffnungszeiten).

Moresby St, Karangahake, Tel. 07 / 86 28 87 4,

www.ohinemuri.co.nz

The Pepper Tree Restaurant & Bar: Ausgezeichnete

Küche zu fairen Preisen. Im Sommer sitzt man schön im

Hof, im Winter am Kaminfeuer. 31 Kapanga Rd, Coromandel

Town, Tel. 07 / 86 68 21 1.

Driving Creek Café: Gemütliches, buntes Künstlercafé.

Warme Snacks, guter Kaffee, frische Säfte, hausgebackene

Kuchen, oft in Bioqualität. Schöner Garten,

drinnen Kamin. 180 Driving Creek Rd, Coromandel

Town, Tel. 07 / 86 67 06 6, www.drivingcreekcafe.com

KORU at Rapaura: Das Café gehört zu den Watergardens.

Köstliche Suppen, Snacks, Kuchen, Kaffee

und Tee. Täglich ab 9 Uhr. Tel. 07 / 86 84 82 1,

www.rapaura.com/koru.html

Tere’s: Hier bekommt man echtes Vollkornbrot! Außerdem

frisches Bio-Obst und Gemüse, feine Käse, Gourmet-Schokoladen,

aromatisierten Kaffee, frisch zubereitetes

Frucht-Eis und -Joghurts und viele feine

Leckereien mehr. 225 Kapanga Rd, Coromandel Town,

Tel. 07 / 86 68 63 9.

Cathedral Cove Macadamias: Direkt vom Baum werden

hier die feinen Nüsse verarbeitet und im Shop verkauft,

z. B. als Öl oder mit Schokoüberzug. Picknicks

auf der idyllischen Plantage möglich. Geöffnet täglich

10 bis 16 Uhr. 335 Lees Rd, Hahei, Tel. 07 / 86 71 22 1,

www.cathedralcovemacadamias.co.nz

Coromandel Oyster Company: Frischer geht’s nicht:

Austern direkt von der Farm, auch anderer Fisch

und Meeresfrüchte. Tiki Rd, Coromandel Town,

Tel. 07 / 86 68 02 8.

22 01 | 2009 © 360° Neuseeland

tiger Anblick, wenn man einfach nur zuschaut! Die beste

Methode, um eine der heißen Quellen zu finden: Immer

wieder die Fußspitze in den Sand stecken und schauen, ob

es warm wird. Das sollte man nur nicht zu schwungvoll tun,

der Sand ist an manchen Stellen, vor allem tiefer im Boden,

verdammt heiß. Spaten kann man in einem kleinen Laden

gleich am Strand leihen und wenn das Wasser niedrig

genug steht (Gezeiteninfos haben die i-Sites und meist auch

die Gastgeber), kann man sich tatsächlich einen kleinen

Spa-Pool am Strand ausheben und das Wechselspiel zwischen

heiß (Thermalquelle) und kalt (in den Pool schwappende

Wellen) genießen. In der Hauptsaison drängeln sich

allerdings manchmal ganze Reisebusladungen Touristen

auf dem kleinen Stück Strand, unter dem die Quellen liegen

– wer Platz und Ruhe haben will, sollte kommen, wenn

Ebbe auf frühmorgens oder mitten in der Nacht fällt. Oder

wenn das Wetter schlecht ist – bei Regen hat das Wannenbad

am Strand sogar seinen ganz besonderen Reiz.

Das Juwel unter den Stränden und Buchten Coromandels,

vielleicht sogar ganz Neuseelands, ist aber die Cathedral

Cove, benannt nach dem mächtigen, mit etwas Phantasie

kathedralenartig gen Himmel gewölbten, Torbogen im Felsen,

durch den man auf den Strand gelangt. Von der Aus-

Travelogues Travel & Backpacking

sichtsplattform kurz außerhalb von Hahei erhascht man

bereits einen Blick auf türkisblaues Wasser und in Ufernähe

aus dem Meer ragende Felsformationen. Von dort

aus läuft man jedoch noch eine halbe Stunde durch Farmland,

das Meer ist nicht zu sehen, man kann die kleinen,

hübschen Buchten weit unterhalb der Steilküste nur erahnen.

Endlich erreicht der ungeduldige Spaziergänger die

Treppe, die in vielen, vielen Stufen hinab führt ans Wasser.

Steht endlich am Strand, der in einer geschützten Bucht

liegt, doch das ist sie ja noch gar nicht, die berühmte

Cathedral Cove. Zur Linken ist ein Durchbruch im Felsen

zu erkennen. Zehn, fünfzehn Meter hoch wölbt er sich,

doch noch beeindruckender ist das Wechselspiel aus Licht

und Dunkel, an das sich die Augen beim Durchgehen erst

gewöhnen müssen, und das den Strand auf der anderen

Seite des Tunnels geradezu leuchten lässt.

Für neuseeländische Verhältnisse ist der Strand voll: 20,

vielleicht 30 Menschen sonnen sich oder schwimmen in

den Wellen und etwas weiter draußen paddeln ein paar

Kajaks vorbei, ihr Gelb und Rot knallige Farbtupfer auf

dem türkisblauen Wasser. Doch es scheint eine stille

Übereinkunft zu geben, die beinahe magische Atmosphäre

des Strandes nicht zu stören. °

Cathedral Cove

© 360° Neuseeland 01 | 2009 23


Travel & Backpacking City Trip

Der Avon River schlängelt sich quer durch Christchurch

Christchurch hat viele Namen ...

Christchurch empfängt mich morgens um acht Uhr

mit Wolken, Wolken und noch einmal Wolken

am Himmel. Auch über den Tag verziehen sie

sich leider nicht und es ist empfindlich kalt. Es ist der

9. September 2006 und der Anfang einer ganz besonderen

Zeit für mich.

Bevor ich mir eine Wohnung suche, komme ich doch in

einem der vielen Backpacker unter. Er liegt direkt am

Avon River, der sich durch die gesamte Stadt schlängelt.

Ideal für ein morgendliches Joggingpensum, um am

Sonntagmorgen dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen.

Die Sonne geht gerade auf, langsam verflüchtigt

sich der leichte Nebel über dem Fluss und die in Blüten

stehenden Bäume verheißen den kommenden Frühling.

Es scheint ein besonders schöner Tag zu werden und ich

weiß wieder, dass die Strapazen, die der lange Flug mit

sich brachte, es Wert waren.

Ursprünglich wollte ich in Christchurch nur eine „Zwischenstation“

einlegen, bis ich Arbeit und Logis woanders

gefunden hatte. Doch es sollte anders kommen. Wie

viele Touristen kannte ich Christchurch aus meiner letzten

Begegnung nur von einem kurzen Besuch. Nämlich

dann, wenn sich die Reise durch Neuseeland zu Ende

neigt. Typische Routen beginnen meist in Auckland und

führen über Nord- und Südinsel in einem mehr oder

weniger vorgegebenen Rundkurs nach Christchurch,

bevor es dann vom Internationalen Terminal wieder in

Richtung Heimat geht. Schnell werden noch ein paar

Souvenirs im Art-Centre gekauft, in letzter Minute noch

das International Antarctic Centre (praktischerweise

direkt neben dem Flughafen) besucht und schon ist man

wieder weg. Inzwischen muss ich sagen: Leider.

Oder andersherum: Für die, die in Christchurch landen,

beginnt hier die Reise und auch in diesem Fall ist der Aufenthalt

meist kurz bemessen. Schließlich will man ja all die

Attraktionen Neuseelands noch sehen – und so sieht man

meist nur das Touristenbüro von innen, schaut sich am

Ankunftstag ein wenig die Innenstadt an oder schläft seinen

Jetlag aus. Schade, denn eigentlich ist Christchurch viel

mehr als der „Internationale Gateway zur Südinsel“ und ist

durchaus einen längeren Aufenthalt wert. Versprochen!

Christchurch hat viele Namen: Es ist die älteste und

zugleich englischste Stadt Neuseelands. Der englische

Konservative J. R. Godley wollte hier in der Regierung

Staat und Kirche vereinen, was zwar missglückte, aber

der Stadt den Namen und das Wahrzeichen, die neugotische

Kathedrale, gab. Auch viele andere Gebäude sind

in diesem neugotischen Stil erbaut und erinnern sehr an

England. Doch Christchurch ist nicht nur das, sondern

auch das Tor zur Antarktis und die „Garden City of the

World“ und natürlich die Stadt der Sportler, allen voran

der Rugby Nationalmannschaft „All Blacks“. Doch dazu

später mehr. Zunächst einmal lade ich Sie durch einen

kurzen Spaziergang durch die Stadtteile ein.

… und Stadtteile

City Trip Travel & Backpacking

360° Autorin: Sabine Braunegger

Sabine Braunegger lebte von

September 2006 bis September

2007 in Christchurch, wo

sie am „New Zealand College

of Fitness“ studiert und im „A

Womanz Place“, einem Personal

Training Studio für Frauen, mitgearbeitet

hatte. Gewohnt hatte

sie in mehreren Teilen der Stadt,

in St. Albans, Cashmere und Brighton. Sabine Braunegger zieht

es seit 1995 immer wieder nach Neuseeland, schon insgesamt

über zwei Jahre hat sie dort verbracht.

An der Ostküste auf Neuseelands Südinsel gelegen,

ist Christchurch durch die Port Hills im Süden von der

Banks Peninsula getrennt, im Westen von den Canterbury

Plains umgeben und im Norden und an der Küste

von Marschland umrundet.

Das Leben spielt sich immer weniger in der touristischen

Innenstadt ab, sondern verlagert sich mehr und mehr auf

die Stadtviertel: Man lebt in den „angesagten“ Vierteln

Riccarton und Merivale, wohnt edel und komfortabel in

Fendalton – hier gibt es zum Beispiel alte Herrschaftshäuser

wie das Mona Vale zu betrachten – oder teuer

auf den Hügeln Cashmere und Huntsbury, von wo man

einen unbezahlbaren Ausblick über die gesamte Stadt

samt Southern Alps hat.

New Brighton sowie seine Nachbarn Brighton und South

Brighton dagegen beherbergen die ärmere Bevölkerung,

obwohl es, direkt am Meer gelegen und mit der einzigen

Pier ausgestattet, früher ein besseres Image hatte.

Eigentlich ein idealer Platz für Strandliebhaber, wären da

nicht Klärwerk und Müllhalde der Stadt in der Nähe.

Ganz anders dagegen Sumner, das zurzeit den größten

Boom erlebt. In vielerlei Hinsicht ist dieser Vorort eine

eigene Stadt in der Stadt. Direkt am Meer gelegen, spiegeln

die dortigen Bars, Cafés und Restaurants den Lifestyle

und das Savoir-vivre einer neuen Generation wider.

Dort tummeln sich Surfer-Boys zusammen mit schicken

Ladies, dort trifft man sich in Coffee-Bars oder liegt am

Strand. Es gibt neumodische Apartments anstatt althergebrachter

Bungalows und man erkennt die Beliebtheit

an den Immobilienpreisen ... Wer in Sumner wohnt,

braucht sich um sein Ansehen kaum Sorgen zu machen.

Alle anderen pilgern Wochenende um Wochenende dorthin

und scheuen dafür weder Kosten – hier ist beispielsweise

der Durchschnittspreis für einen Kaffee erheblich

höher – und Mühen, bedingt durch die langen Wartezeiten

in den Autoschlangen …

24 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 25


Travel & Backpacking City Trip City Trip Travel & Backpacking

Cathedral Square

Der 18 Meter hohe „Metal Chalice“ wurde zur Begrüßung des neuen

Jahrtausends auf dem wohl berühmtesten und belebtesten Platz in

Christchurch errichtet.

26 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 27


Travel & Backpacking City Trip

Te Anau

Wanaka

Invercargill

LAGE: Christchurch, die größte Stadt der Südinsel, liegt in

der Region Canterbury an der Ostküste. Im Süden wird die

Stadt durch die Port Hills von der Banks Peninsula getrennt,

im Westen ist sie von den Canterbury Plains umgeben und

wird im Norden und an der Küste von Marschland umrundet.

FLäCHE: Christchurch Stadt: 45.240 Hektar

EINWOHNER: Knapp 350.000 Einwohner

Der momentan berühmteste Einwohner ist wohl Jo Bennett: ein

Comedian, dessen Bücher wie „Mustn’t Crumble“ überall beliebt

sind. Ein „Must Buy“ vor allem für englische Touristen.

KLIMA: Durchschnittliche Höchsttemperaturen:

Januar 22,5 ° und Juli 11,3 ° Celsius.

Durchschnittliche Niedrigsttemperaturen:

Januar 12,2 ° und Juli 1,9 ° Celsius.

Jahresdurchschnitt an ungetrübtem Sonnenschein:

2.100 Stunden.

Jahresdurchschnitt an Regen:

648 mm.

www.christchurch.org.nz

www.christchurchnz.com

Westport Nelson Picton

Queenstown

Dunedin

Punakaiki

Timaru

Christchurch

360° Info

360° Web Info

Auf den Hügeln um Sumner (Scarborough, St. Andrews

und Mount Pleasant) werden momentan neue Grundstücke

erschlossen – wer hier leben möchte, kann dort

neue Fertigbauten auf teure Grundstücke setzen lassen.

Modernes „Housing“ vom Feinsten.

Für alle die, die gerne in einer etwas „künstlich“ anmutenden

Umgebung leben, wird gerade ein weiteres High-

Die Tramway führt die Touristen zu den schönsten Plätzen der Stadt

light in Neuseeland gebaut: 25 Kilometer nördlich von

Christchurch entsteht eine 5.000 Einwohner umfassende

Kleinstadt aus der Retorte – komplett durchgeplant wird

sie in einem Zeitraum von sechs Jahren gebaut: Pegasus

Town. In Christchurch selbst kann man sich ein Modell

dieser Stadt im Pegasus Display Centre anschauen sowie

sich sein zukünftiges Zuhause schon mal vorab sichern.

Sightseeing in …

Nicht verpassen sollten Sie neben der Kathedrale das

Arts Centre, den Botanischen Garten und das Canterbury

Museum (Eintritt frei, Spenden erwünscht), das einen

tollen Einblick in die Geschichte Canterburys, das frühe

Leben in Christchurch sowie in die umliegende Flora und

Fauna gewährt.

Reizvoll ist auch die kurze Fahrt mitsamt Kommentaren

in der Christchurch Tramway. Die New Regent Street mit

ihren farbenfrohen und irgendwie nicht ins Stadtbild passen

wollenden Häuschen sollten Sie, auch wenn Sie nicht

New Regent Street

28 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Cup Day in Riccarton

City Trip Travel & Backpacking

mit der Tram hindurch fahren, auf jeden Fall besuchen.

Hier finden Sie jede Menge Cafés und Bars und einen

ganz eigenen Flair auf knappen 200 Metern. Schräg

gegenüber befindet sich das Depot der Tram und auch

dort kann man hineingehen. In dem relativ neugebauten

Komplex befinden sich nicht nur Apartments, sondern

wieder Cafés und Bars. Für eine Stärkung zwischendurch

ist also ausreichend gesorgt.

Wenn Sie sich etwas außerhalb der Stadtmitte bewegen

wollen, verpassen Sie nicht das Riccarton House &

Bush (ebenfalls mit Restaurant) und den Racecourse, auf

dem jedes Jahr im November die „Cup Week” stattfindet.

Das ist die größte Rennwoche in Neuseeland überhaupt

– zumindest wenn man die Menschen aus Christchurch

befragt. Ein lokaler Feiertag, die schicksten Hüte und

Kleider sowie ein nationales Besäufnis inklusive.

Auch ein Ausflug in die Port Hills lohnt sich vor allem für

die Sportler unter Ihnen, doch hier befinden sich auch die

Christchurch Gondola, die Maori Cultural Experiences

Sumner Beach

© 360° Neuseeland 01 | 2009 29


Travel & Backpacking City Trip

und der Ferrymead Heritage Park.

Auf der anderen Seite der Bergkette

liegt der Hafen von Lyttelton

– das meist im Schatten gelegene

„Arbeiterviertel“ und immer

noch Umschlagplatz Nummer 1 auf

der Südinsel Neuseelands. Jährlich

kommen und gehen hier mehr

als 1.300 Schiffe. Im Vergleich zum

Hamburger Hafen sicherlich lächerlich,

für die Neuseeländer allerdings

ein Grund mehr, stolz zu sein.

… und um Christchurch

Im Süden: Auf keinen Fall sollte man

die Banks Peninsula auslassen. Die

größte Stadt ist Akaroa. Eine französische

Siedlung, was man an den

Straßennamen, Restaurants und

den Menschen erkennen kann sowie eine früher führende

Walfangstation. Wer nicht so weit fahren möchte, dem sei

Diamond Harbour empfohlen: ein tolles Ausflugsziel für

alle, die trotzdem die zerklüfteten Buchten des ehemaligen

Vulkans erkunden wollen. Vor allem ist die Strecke unter

Motorradfahrern beliebt – in den sonst flachen Canterbury

Plains eine der wenigen Strecken, die sich „lohnt“.

Im Norden: Das eingangs erwähnte International Antarctic

Centre ist ein Spaß für die ganze Familie. Der Orana Wild-

Lyttelton – charmanter Hafenort

Der TranzAlpine fährt von Christchurch über den Arthur’s Pass nach Greymouth

life Park als weitläufiges Naturgehege für viele Arten von

Tieren ebenso. Außerdem gibt es das Willowbank Wildlife

Reserve als eine weitere Möglichkeit, den Kiwi live

zu erleben und für alle Golfer sei noch das Clearwater

Resort genannt – ein PGA Golf-Kurs vom Feinsten und für

europäische Verhältnisse erschwinglich.

Im Westen: Wenn Sie etwas mehr Zeit mitbringen oder

sowieso an die Westküste wollen, sollten Sie sich eine

TranzAlpine Train Journey gönnen: eine Zugfahrt über

30 01 | 2009 © 360° Neuseeland

den Arthur’s Pass an die Westküste … wenn es nicht

gerade regnet oder schneit (ja, schneit), dann ist die

Aussicht ein Erlebnis, das Sie nie vergessen werden.

Auch mit heißer Luft lassen sich die Canterbury Plains

genießen – im Heißluftballon, zum Beispiel von Up, up

and Away.

Im Osten: Argentinien, aber das ist nichts fürs Nichtschwimmer,

kleiner Scherz, sehen Sie es mir bitte nach.

Shopping ...

Eine Lieblingsbeschäftigung der Neuseeländer. Vor

allem an den verkaufsoffenen Sonntagen – und das ist mit

wenigen Ausnahmen jeder. Auf der High Street, der Fußgängerzone

gleich südlich des Cathedral Square, kann

man coole In-Läden, schicke Designer- und unglaubliche

Second-Hand-Shops mit einer Riesenauswahl finden.

Natürlich können Sie hier nicht nur gut shoppen,

sondern sich auch in einem der vielen beliebten Coffee-Shops

stärken. Ganz egal ob zum Frühstück, Lunch

oder zur Kaffee-Zeit. Hier ist immer etwas los. Ein Blick

lohnt sich auch in die vielen versteckten Passagen – überdachtes

Einkaufen zwischen den Straßen. Da verbirgt

sich oft mehr, als es auf den ersten Blick erscheint.

Wer in der Innenstadt nicht fündig wird oder wenn es

einmal regnen sollte, bieten sich in vielen Stadtteilen

die Shopping-Malls an. Große Einkaufszentren, die nach

amerikanischem Vorbild meist mit einem Supermarkt,

vielen Imbiss-Buden und Take-Aways und jeder Menge

Geschäften ausgestattet sind. Allen voran ist die Riccarton

Shopping Mall besonders erwähnenswert. Beliebt

bei Jung und Alt findet man hier an den Wochenenden

kaum einen Parkplatz.

Doch nicht nur Kleidung, sondern auch und vor allem

Kunst kann man in Christchurch erwerben. Besonders

beliebt ist dafür das Arts Centre zwischen Cathedral

Square und Botanischem Garten. Das Gebäude wurde

wie viele andere auch von dem neuseeländischen Architekten

B. W. Mountfort erbaut und zeigt eindrucksvoll

den Versuch der Neugotik, an die Architektur des Mittelalters

anzuknüpfen. Früher gehörte das Gebäude zur

University of Canterbury, doch als diese sich zwangsläufig

vergrößerte und umzog, wurde das Gebäude unter

Denkmalschutz gestellt. Hier kann man in vielen Boutiquen

besondere Souvenirs aus Holz, Wolle, Keramik,

Glas, Wachs, Leder und anderen Materialien finden. Wer

Honig, Seife oder Schokolade mit nach Hause nehmen

möchte, wird hier ebenso fündig. Besonders schön ist

das Ambiente im Sommer, wenn jedes Wochenende auf

dem Gelände ein Markt mit Livemusik und Showeinlagen

stattfindet. Denn auch diese Art der Kunst findet im

Arts Centre Platz, wie die vielen Theatervorführungen,

Tanzkurse und Musikangebote zeigen. Es ist für jeden

Geschmack etwas dabei.

360° Info

City Trip Travel & Backpacking

GESCHICHTLICHES: Die mündliche Überlieferung der Maori

besagt, dass sich vor ca. 1.000 Jahren die ersten Stämme in

der Region in und um Christchurch niedergelassen haben. Die

Stämme Waitaha folgten im 16. Jahrhundert von der Ostküste

der Nordinsel, gefolgt von den Stämmen Ngati Mamoe und

Ngai Tahu bis ca. 1830.

1815: 45 Jahre, nachdem Cook zum ersten Mal die „Banks

Island“ gesichtet hatte, landen die ersten Europäer in Canterbury

und entdecken, dass die gesichtete Insel mit dem Festland

verbunden ist und nennen sie deshalb Banks Peninsula.

1840 siedeln sich die ersten Europäer an und bis 1850 startet

von Lyttelton aus der Walfang.

1850 bis 1851: Die ersten „organisierten” Siedlergruppen”

kommen in vier Schiffen in Lyttelton Harbour an und gründen

auf der anderen Seite der Port Hills die Stadt Christchurch.

31. Juli 1856: Christchurch wird die offiziell erste und damit

heute älteste Stadt Neuseelands durch die Royal Charter.

uNIS / SCHuLEN: University of Canterbury, Lincoln University,

Christchurch Polytechnic

Das Arts Centre

© 360° Neuseeland 01 | 2009 31


Travel & Backpacking City Trip

… und Vergnügen

Ein besonders schönes Festival dabei ist das alljährlich

im Januar stattfindende Buskerfestival, bei dem

sich Straßenkünstler aus aller Welt präsentieren. Eintritt

gezahlt wird nicht, Spenden für die Künstler sind

jedoch erwünscht. Zu den weiteren Festival-Höhepunkten

gehören noch das Body Festival – ein Tanz- und körperliches

Theater-Festival oder das Kids Festival, Neuseelands

größtes Vergnügen für Kinder.

Vor Ort am besten in der „I-Site”, dem Informations-

Centre am Cathedral Square, nach geplanten Festivals

fragen – es lohnt sich. Wer längerfristig planen möchte:

Im Internet (www.bethere.co.nz) ist jeder Event in Christchurch

und Canterbury gelistet.

Am Abend fällt die Entscheidung nicht leicht. Viele Bars,

Pubs und Restaurants bieten genau das Richtige für viele

verschiedene Geschmacksrichtungen an. Darf es ein Pub

oder ein Nightclub sein? Pizza oder Indisch? Eher ruhig

und romantisch oder laut und wild? Was das Herz begehrt

– Sie werden es auf kleinstem Raum in der Innenstadt

finden. Besonders die Lichfield Lanes, die Manchester

Street, Gloucester und Worcester Street rund um den

Cathedral Square bieten eine Vielfalt an Möglichkeiten.

Doch auch die Hafenstadt Lyttelton hat als „Arbeiter- und

Hafenviertel“ seine Perlen. Eine laue Sommernacht bei

Live-Musik genießt sich am besten in einem der Restaurants

auf der London Street.

Sport …

In Christchurch, oder auch der „City of Fitness“, leben

viele Berufsathleten und Hobbysportler. Vermutlich aufgrund

des ausgeglichenen Klimas während des ganzen

Jahres und der idealen Lage – zwischen den Port Hills

und dem Wasser findet jeder sein optimales Trainingsgebiet.

Besonders dann, wenn hier für die Coast-to-Coast

trainiert wird – ein Triathlon ganz besonderer Art. Morgens

geht es an der Westküste los: Insgesamt werden

140 Kilometer auf dem Fahrrad gefahren (55, 15 und

70 Kilometer), 36 Kilometer Cross Country gelaufen und

67 Kilometer Kajak gefahren. Endspurt erfolgt natürlich

in Sumner, wo dann die große Beachparty steigt. Als ob

Sumner für eine solche Party einen Grund bräuchte ...

Steve Guerney, ein Sohn der Stadt Christchurch, der mit

seinen vielen Adventure Races berühmt wurde, gewann

diesen Triathlon insgesamt schon neun Mal.

Doch auch kleinere, wenn auch nicht weniger spektakulärere

Ereignisse finden zu Lande und zu Wasser statt.

Ein Beispiel: Der Ocean Swim. Neuseelandweit gibt

es fünf Schwimm-Wettkämpfe dieser Art, davon nur

einer auf der Südinsel: 2,8 Kilometer durch die Bucht

„Corsair Bay“.

Surfing spielt wie in jeder anderen Küstenstadt in Neuseeland

eine ebenso große Rolle – besonders natürlich

in Sumner oder New Brighton kann man abends oder

am Wochenende den Profis zuschauen. Oder sich ein-

fach selbst einmal auf das Brett stellen. Fachmännische

Anleitung bekommt man in einer der vielen Surfschulen.

Auch das ein oder andere Segelboot oder eine Windsurf-

und Kite-Schule dürfen nicht fehlen.

Im Winter trifft man sich gerne zu einer Tagestour ins

Inland Richtung Southern Alps. Genau genommen

Richtung Mount Hutt, dem „Hausberg“ von Christchurch,

wenn es um das Thema Skifahren geht. Ebenfalls eine

beliebte Beschäftigung an kälteren Tagen: „The Roxx” –

ein tolles Indoor Climbing Centre mit einer „normalen”

Halle und einer speziell für Kinder jeden Alters eingerichteten,

spielerischen Halle. Ein toller Platz, um sich einmal

auszuprobieren. Sich ausprobieren, aber noch etwas

ungewöhnlicher, ist bei „einem Tag im Zirkus“ möglich:

Die Polytech in Christchurch beherbergt unter anderem

eine der wenigen Zirkusschulen Australasiens. Ich hatte

das Vergnügen mit den Studenten einen Nachmittag lang

zu trainieren. Doch auch ohne Beziehungen

kann man günstig Wochenend-Workshops

buchen oder Kinder an einem verregneten Tag

beschäftigen.

Das wirkliche (Sportler-)Leben wird jedoch

– wie könnte es anders sein – von Rugby

beherrscht. Aktiv oder passiv: 99 Prozent aller

Neuseeländer interessieren sich dafür. Und

das trifft besonders für Christchurch zu. Die

lokale Mannschaft „Crusaders“, traditionell in

schwarz-roten Rugbyshirts, haben seit jeher die

erfolgreichsten Rugbyspieler und Trainer hervorgebracht.

Manch übereifriger Crusader-Fan

behauptet, die All Blacks, die Nationalmannschaft

und erfolgreichstes internationales Team

im Rugby, bestünde nur aus Crusadern, womit

er in der Tendenz nicht ganz unrecht hat.

City Trip Travel & Backpacking

… und andere Aktivitäten

Hagley Park bedeckt 165 Hektar

direkt neben dem Arts Centre und

ist auf jeden Fall einen Abstecher

wert. Aufgeteilt in eine Nord- und

eine Südhälfte ist er ein beliebter

Treffpunkt für die gelegentliche

Joggingrunde, ein Picknick inmitten

der Stadt, Outdoor-Konzerte

und Feste und Sportarten jeder

Art. Einen Teil des Parks bildet

der im Jahr 1863 eröffnete

und über 30 Hektar große Botanische

Garten – ein Muss nicht

nur für Pflanzenliebhaber. Inmitten

der Stadt ein kleines Paradies.

Nicht nur wenn im September

die Osterglocken – oder vom

Namen für die Jahreszeit besser

passenden Daffodils – blühen.

Durch den Botanischen Garten schlängelt sich idyllisch

der Avon River, der in vielen Windungen durch

die ganze Stadt fließt – wem das Joggen, wie eingangs

geschildert, oder eine nachmittägliche Kajak-Tour zu

anstrengend ist, entscheidet sich am besten für „Punting

on the Avon“: Wie in alten Zeiten wird man von

einem Gondoliere in gemütlich-romantischer Fahrt

durch die bezaubernde Natur geführt. In einem Wort:

traumhaft.

Der im Süden gelegene Victoria Park ist ein guter Ausgangspunkt,

um in die Port Hills zu gehen. Sie sind das

beliebteste Ausflugsziel für Aktive. Hier kann man zu

Fuß den 22 Kilomater langen „walking track“ erkunden

und dabei die herrliche Aussicht auf die Stadt und das

Meer genießen. Wem das zu lang ist, der kann mit dem

Mountainbike steile Pisten und technisch herausfordernde

Wege bewältigen – und für die ganz Abenteuer-

32 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 33

„Punting“…

Hagley Park


Travel & Backpacking City Trip

lustigen sogar in geführten Touren inmitten der Nacht.

Außerdem kann man im Castle Rock Reserve klettern.

Wem das alles zu viel „action“ ist, der kann im Stillen

die vielfältige Natur im Park bewundern. Picknickdecke

nicht vergessen! Gerne werden auch Ausflüge mit

dem Motorrad oder dem Auto gemacht. Mein Tipp: die

Summit Road bis nach Godley Head (nach dem Grün-

… auf dem Avon River

der der Stadt benannt) entlang fahren und die Aussicht

genießen. Abends ist es besonders schön, die gemütliche

Christchurch Gondola auf die Port Hills zu nehmen

und die untergehende Sonne sowie die glitzernden

Abendlichter zu betrachten. Ein Dinner ist oben an der

Station ebenfalls möglich. Oder man betrachtet auf

einem der Wassertürme sitzend den Sonnenuntergang.

Ein wild-romantisches Erlebnis, das man so schnell

nicht vergisst.

Es gibt viele weitere Naturschutzgebiete, die Parks

enthalten. Vor allem, da die Christchurch umgebenden

Feuchtgebiete immer weiter verschwinden und

damit der Lebensraum von vielen Vogel- und Tierarten

geschützt werden soll. Erwähnenswert ist jedoch

noch der sogenannte Bottle Lake Forest. Ursprünglich

angelegt um einen Papier-Hersteller mit Rohstoff zu

versorgen, ist er inzwischen öffentlich zugänglich und

mit Spazier-, Reit- und Mountainbikewegen ausgestattet

worden.

Das sollten Sie außerdem nicht verpassen

Wer gerne ein ganz persönliches Souvenir mit nimmt,

kann beim „einarmigen John“ in der Fitzgerald Avenue

34 01 | 2009 © 360° Neuseeland

seine eigene maorische Schnitzerei aus echtem (Rinder-)

Knochen anfertigen.

Wer es etwas außergewöhnlicher liebt, kann beim

„whip man” Peter Jack (etwa eine Stunde südlich von

Christchurch) seine eigene Peitsche herstellen lassen –

inklusive einer zweistündigen Einführung, wie man das

uNTERKüNFTE

€ € € The Worcester of Christchurch: Fünf-Sterne

Bed & Breakfast, 1893 für den Polizeipräsidenten von

Lyttelton im viktorianischen Stil gebaut; 15 Worcester

Blvd, Tel.: 03 / 36 46 29 9, www.worcester.co.nz

€ € € Crowne Plaza: Fünf-Sterne Hotel am Kongresszentrum;

Crn Kilmore St & Durham St, Tel.: 03 / 36 57 79 9,

www.crowneplaza.co.nz

€ € Heritage Christchurch: Vier plus-Sterne Hotel; 28-

30 Cathedral Sq, Tel.: 03 / 37 79 72 2, www.heritagehotels.

co.nz

€ € The Old Countryhouse: hübscher Backpacker,

15 Minuten bis zur Innenstadt; 437 Gloucester St,

Tel.: 03 / 38 15 50 4, www.oldcountryhousenz.com

€ Base Backpackers: 56 Cathedral Sq, Tel.: 03 / 98 22 22 5,

www.stayatbase.com

KuLINARISCHES

360° Info

Vic’s Café: Organische Lebensmittel vom Feinsten. Wer

auf der Suche nach „deutschem Vollkornbrot und Brötchen,

so wie wir sie kennen“ ist, bekommt hier die beste

Alternative. Außerdem gibt es Gemüse-Pies, Salate und

gesunde Vollkornmuffins, alles „very cosmopolitan“.

Mein Favorit: Der beste Chai Latte, den ich finden konnte;

132 Victoria St, Tel: 03 / 38 41 75 2, www.vics.co.nz

gute Stück benutzt. Ein echter Geheimtipp. Ein Schelm,

wer dabei nicht an Kunst denkt.

Jeder sollte einen EM’s Power Cookie probieren (in vielen

Cafés und Supermärkten erhältlich) produziert von einer

kanadischen Ernährungsberaterin, die mit ihrem Mann

nun in Christchurch lebt und die Coast-to-Coast schon

zweimal gewonnen hat. Ihnen ist nicht nach Essen, sondern

nach einem besonderen Drink? Dann empfehle ich

City Trip Travel & Backpacking

Ihnen einen selbst gemachten Holunderdrink aus handgelesenen

Holunderblüten von der Westküste. Noch nichts

Außergewöhnliches? Nur ein einziger (!) Mann pflückt

und bereitet diesen Drink. Wo Sie ihn bekommen? Im

Lotus Heart (geführt von einer Sri Chinmoy Gruppe) am

Cathedral Square. Organisches Essen mit Liebe zubereitet

– wie es im Buche steht.

DUX de LUX: Das Restaurant liegt inmitten der City,

braut sein eigenes Bier (auch Ingwer-Bier, die bei Neuseeländern

so beliebte alkoholfreie Variante) und das

Essen schmeckt lecker. Auf der Terrasse kann man herrlich

die letzten Sonnenstunden des Tages genießen und

momentan ist es einfach „the place to be“; 41 Hereford St,

Tel.: 03 /36 66 919, www.thedux.co.nz

Indochine: Für diejenigen, die es außergewöhnlich

und exotisch lieben, Asiatisch nicht nur als Take-Away

toll finden und gute Cocktails schätzen, „Best Christchurch

Restaurant Winner 2006“, Definitiv ein Muss

für Genießer; 209 Cambridge Tce, Tel.: 03 / 36 57 32 3,

www.indochine.co.nz

Strawberry Fare: Das beste Restaurants für Desserts –

auch wenn die Karte mehr hergibt, hier geht man hin,

um ein Dessert zu genießen. Wirklich himmlisch teuflisch

oder teuflisch himmlisch? The Ultimate Chocolate Dessert:

chocolate fudge brownie, chocolate mousse, chocolate

ice cream, dark chocolate pate; 114 Peterborough St,

Tel.: 03 / 36 54 66 5, www.strawberryfare.com

Twisted Hop: Der wohl beliebteste unter den After-Work-

Pubs, idyllisch gelegen in den kleinen, aber feinen Lychfield

Lanes, umgeben von immer neuen Galerien, Designer

Shops, Antiquitäten und Bars; 6 Poplar St, Lichfield

Lanes, Tel.: 03 / 96 23 68 8, www.thetwistedhop.co.nz

Sign of the Takahe: Der beste Sonnenuntergang bei

gutem Essen; 200 Hackthorne Rd, Cashmere Hills,

Tel.: 03 / 33 24 05 2, www.singofthetakahe.co.nz

Noch mehr Geheimtipps zum Thema Essen gefällig? Im

Infokasten unter dem Punkt Kulinarisches finden Sie,

was Sie suchen – garantiert!

Ich hoffe, der ein oder andere hat nun Lust bekommen,

seinen Aufenthalt in Christchurch zu verlängern. Es

muss ja nicht gleich ein Jahr wie bei mir sein. Auf jeden

Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß in Neuseelands unterschätzter

„Metropole“. °

© 360° Neuseeland 01 | 2009 35


Travel & Backpacking Travelogues

Vom Büro ins Backpackers

360° Autorin: Ivonne Kuhlmann

Ivonne Kuhlmann ist 40 Jahre alt und

lebt in Bonn. Neuseeland hat sie durch

Freunde kennen gelernt, deren Dias

und begeisterte Erzählungen sie gefangen

genommen haben. Im Jahr 2003,

zwischen zwei Jobs, ergab sich dann

die Gelegenheit, für sieben Wochen

auf die Reise zu gehen. Mittlerweile

war sie dreimal in Neuseeland, hat

dort Freunde gewonnen, die sie immer

wieder gerne besucht. Für 2009 plant sie die nächste Reise.

Dann möchte sie etwas nachholen, was bis heute aufgrund von

ungünstigen Wetterbedingungen für sie nicht realisierbar war:

den Milford Track erwandern.

Ende Juli 2003. Ich habe soeben meinen Job als

PR-Frau in einer Agentur gekündigt und sitze nun

etwas benommen bei meiner Kollegin und Freundin

Martina im Büro. Jahrelang habe ich beruflich Vollgas

gegeben und langsam wird mir klar: Mitte September

beginnen für mich volle sieben Wochen Urlaub. Wann

hat man das in seinem Berufsleben am Stück? Martinas

Gedanken scheinen in die gleich Richtung zu gehen und

sie überfällt mich mit der Frage: „Wohin wolltest du

schon immer mal reisen?“ Ohne nachzudenken und ohne

zu wissen warum sage ich „Neuseeland“.

Damit fängt mein Abenteuer an: Vom Büro ins Backpackers

am anderen Ende der Welt.

Mit der Planung fängt alles an …

Eigentlich habe ich gar nicht geplant in den sieben

Wochen eine lange Reise zu machen, aber nach dem

nervenzehrenden Joballtag und vor Beginn der nächsten

beruflichen Herausforderung brauche ich mehr als

nur 14 Tage Abhängen am Strand. Auch wenn ich für

die Vorbereitungen nur acht Wochen Zeit habe. Angesichts

einer solch weiten Reise ist das nicht viel. Schon

gar nicht, wenn man sich mit dem Land vorher nur wenig

beschäftigt hat und etwas blauäugig an das Abenteuer

herangeht. So beschleicht mich während der Planungen

bei aller Vorfreude öfter mal der Gedanke: Schnapsidee …

Hätte ich nicht bequem etwas in Europa buchen können?

Nein, es muss das andere Ende der Welt sein. Also los:

Zunächst müssen Freunde von mir, erfahrene Neuseeland-Reisende,

ihre Dias rauskramen und mit mir anse-

hen, damit ich ein paar Eckpunkte für die Reiseroute festlegen

kann. Dann diskutieren wir hin und her über die

Möglichkeiten der Fortbewegung im Land, Übernachtung

und Verpflegung. Was dabei herausgekommen ist: Flug

gebucht, Auto gemietet, Reiseliteratur verschlungen, auf

den Seiten des größten Backpacker-Netzwerks in Neuseeland

BBH Budget Backpacker Hostels Unterkünfte

für die ersten Nächte gesucht und gebucht und großen

Rucksack gepackt. Am 23. September 2003 sitze ich zum

ersten Mal im Flieger auf dem Weg ins Land der langen

weißen Wolke: alleinreisende Frau, 35 Jahre, mit einem

aktiven englischen Wortschatz von etwa 100 Wörtern und

ohne richtigen Plan, dafür aber in gespannter Vorfreude.

Fragen über die Art und Weise durch das Land zu

reisen, haben mich dabei vor meinem Abflug am meisten

beschäftigt. Welche Möglichkeiten habe ich, wenn

ich möglichst flexibel von Ort zu Ort reisen möchte?

Was kostet mich eine Übernachtung? Wo muss ich als

Alleinreisende nicht ständig draufzahlen, Einzelzimmerzuschläge

mal 40 Nächte sind viel verschenktes Geld?

Backpacker – was soll denn dass sein? Low-Budget-

Unterkünfte für Rucksackreisende?! Bin ich dafür nicht

schon zu alt mit meinen 35 Jahren? Und als Frau? Will

ich nicht auch ein bisschen mehr Komfort auf meiner

Reise? Ich muss gestehen, zu Beginn gefällt mir die Idee

nicht hundertprozentig, all mein Hab und Gut für die

Reise in einen Rucksack zu packen, diesen von Unterkunft

zu Unterkunft zu schleppen, und ihn dort meist

offen in Mehrbettzimmern herumliegen zu lassen. Und

wer passt überhaupt nachts auf meine Wertsachen auf,

während ich schlafe? Probieren geht bekanntlich über

studieren und so breche ich nach Ankunft in Auckland

mit meinem Mietwagen in eine neue Welt auf.

Drei Mal Neuseeland in vier Jahren

Ich habe festgestellt, dass Backpacking viele Vorteile

bietet und reise noch heute von Hostel zu Hostel, wenn

ich in Neuseeland bin. Ja, ich bin eine Wiederholungstäterin.

Im Dezember 2007 war ich zum dritten Mal in

vier Jahren am anderen Ende der Welt unterwegs. Leider

nach der ersten langen Tour jeweils nur für knapp vier

Wochen. Ich liebe die Südinsel, dieses fast menschenleere

Eiland – immerhin so groß wie England aber nur

von knapp einer Millionen Menschen bevölkert, den Himmel

mit seinem Wolkenspiel, die Sonnenuntergänge in

den Bergen, den fast schwarzen, ungemein klaren Sternenhimmel

bei Nacht, der durch kein Lichtermeer von

der Erde getrübt wird. Aber es gibt noch einiges mehr:

Ich liebe das Fahren auf der linken Straßenseite, bei

36 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Whitcoulls stundenlang in englischen Büchern zu stöbern,

aus dem Haus zu gehen und die Avocados und

Zitronen für den Lunch einfach aus dem Garten zu holen,

mittlerweile auch Englisch zu reden und allem voran die

überaus freundlichen, offenen Menschen mit ihrer gelassenen,

fröhlichen Mentalität. Um das festzustellen, habe

ich nicht lange gebraucht, um es immer wieder genießen

zu können, ist das Reisen als Backpacker ideal. Es ist

überaus günstig für europäische Verhältnisse, eine Übernachtung

kostet zwischen neun und 13 €, bringt viele

Reisende und auch Einheimische zusammen und passt

so gänzlich zu Land und Leuten.

Die Südinsel – Ein Muss für Reisende

Ich finde, dass jeder Neuseeland-Reisende auf der Südinsel

gewesen sein sollte. Eine Neuseelandreise ohne Südinsel

ist einfach keine richtige Neuseelandreise. Grüne,

bewaldete Fjorde und goldene Strände im Norden, die

Fjordlands mit ihren unzähligen Wasserfällen und die

wilde, windzerzauste Küste der Catlins im Süden. Inmitten

der Insel die atemberaubenden, schneebedeckten

Travelogues Travel & Backpacking

über die Cook Strait nach Picton

Bergketten der Southern Alps, karge Höhenregionen,

türkisfarbene Seen und weite Hochplateaus voller Tussockgras.

Im Westen subtropischer Wald der bis an den

Rand der Gletscher reicht, überall interessante kleine

Städte, alle mit einem ganz eigenen Gesicht und eine

einmalige Tierwelt mit seltenen Pinguinarten, Delfinen

und Albatrossen. Nicht zu vergessen die Regionen Nelson

und Marlborough, die, wie ich finde, den größten

Schatz der Insel beherbergen, einige der besten Sauvignon

Blancs der Welt. Und überall Backpacker Hostels,

die Reisende aus aller Welt gerne willkommen heißen

und ihnen für kurze Zeit ein zweckmäßiges bis absolut

gemütliches Zuhause geben.

Ich beginne meine Reise über die Südinsel mit einem

Blick auf die steilen, grünen Riesen, die nach einer stürmischen

Überfahrt über die Cook Strait, bei der Einfahrt

in den Tory Channel rechts und links von der Fähre

auftauchen – die Marlborough Sounds. Nicht ganz einfach

für einen Kapitän, seine Fähre durch diese Enge zu

manövrieren. Bis nach Picton dauert die Fahrt von hier

noch etwa eine Stunde. Wir durchqueren einen der vielen

tief eingeschnittenen Fjorde – typisch für die Sounds.

© 360° Neuseeland 01 | 2009 37


Travel & Backpacking Travelogues

Le Bons Bay

An der Kenepuru Road

Eines der besten Hostels der Insel

Noch in Wellington telefoniere ich mit Lynley und Mike,

den Hosts des Backpackers Hopewell im Kenepuru Sound,

um mir ein Zimmer zu reservieren. Hopewell liegt „off the

beaten track“, also fernab der Touristenströme und ist nur

über eine längere Anfahrt zu erreichen. Keine Tankstelle,

kein Supermarkt und keine öffentliche Toilette auf den

nächsten 100 Kilometern. Ich will nach acht völlig verregneten

Tagen auf der Nordinsel unbedingt ein paar Tage

in der Abgeschiedenheit verbringen und einen der besten

Backpacker Neuseelands kennen lernen. Die BBH-

Gruppe zählt mittlerweile über 370 private Hostels in

Neuseeland. Für die Vorplanung der Reise ist das kleine

blau-grüne Büchlein hilfreich, das es in allen Unterkünften

und vielen Touristenbüros gibt und in dem alle Hos-

38 01 | 2009 © 360° Neuseeland

tels mit Angebot, Anreise und Adresse kurz vorgestellt

werden. Dazu gibt es noch das jährliche Rating, beruhend

auf zahlreichen Gästebewertungen. Ein Backpacker mit

98 Prozent ist absolute Spitze, Hopewell gehört dazu.

Über den Nordzipfel der Südinsel war ein Sturm mit viel

Regen gefegt und Lynley rät mir, über Nacht in Picton

zu bleiben und auf besseres Wetter und bessere Fahrbedingungen

zu warten. Ich fahre trotzdem los. Es geht

zunächst etwa 20 Kilometer über den Queen Charlotte

Scenic Drive, eine relativ kurze Strecke, aber kurvig bis

zum Schwindeligwerden. Mit weniger als 40 Stundenkilometern

bewege ich mich vorwärts. Dann biege ich rechts

ab auf die Kenepuru Road. Bis nach Hopewell sind es

von hier noch 75 Kilometer, etwa drei Stunden anstrengende,

kurvenreiche Fahrt, doch schon nach drei Kilometern

ist die Reise zu Ende. Vor mir hat der Regen ein

Stück Straße weg- und dafür einige Bäume hingespült.

Da hilft nur umkehren. Am nächsten Tag habe ich mehr

Glück, die Bäume sind beseitigt, die Fahrbahn repariert.

Ich beschließe dennoch, nur bis Te Mahia zu fahren und

von dort ein Wassertaxi zu nehmen. Das kostet mich pro

Richtung zehn NZ$, spart dafür aber vier Stunden Fahrzeit.

Hopewell selbst entschädigt für alle Unannehmlichkeiten

der vorangegangenen Tage.

Der Backpacker ist das letzte Haus an der Kenepuru Road,

danach nur noch Wald und ein paar Viehweiden. Das

Haupthaus und die Cottages liegen etwas erhöht mit Blick

aufs Wasser. Es gibt einen kleinen Strand, einen Außen-

Jacuzzi für ein heißes, entspannendes Bad zwischendurch,

für eine Paddeltour liegen vier Kajaks am Ufer bereit. Die

Begrüßung durch die ganze Familie inklusive King, dem

Backpacker mit Charme …

… Hopewell

Travelogues Travel & Backpacking

Haushund, ist so herzlich, dass

ich spontan verlängern möchte,

obwohl ich noch gar nicht richtig

angekommen bin. Bei Lynley

gibt es eine Tasse Kaffee

zur Begrüßung. Dazu auch

noch eine kleine Sünde in Form

eines Schokomuffins. Yummy!

Ich bekomme ein Doppelzimmer

ganz für mich alleine und

verbringe drei unvergessliche

Tage. Zwei Japanerinnen, ein

englisches und zwei australische

Pärchen sind mit mir

Gäste in Hopewell. Meine

Scheu, Englisch zu sprechen,

schrumpft mit jedem Tag, insbesondere

wenn ich mit so netten

Menschen zusammen bin

wie hier.

Am ersten Tag erkunde ich den Sound bei einem Spaziergang

entlang der Kenepuru Road, genieße die Stille

und trudele pünktlich zum geselligen Beisammensein

am Abend wieder ein. Nach Einbruch der Dunkelheit

gönne ich mir ein Wellness-Bad im Jacuzzi, den Blick in

die Sterne gerichtet. Am nächsten Tag möchte ich den

Hausberg besteigen, das Wetter ist ideal mit blauem

© 360° Neuseeland 01 | 2009 39


Travel & Backpacking Travelogues

Auf dem Weg zu Pete’s Peak

Himmel und angenehmen Temperaturen. Wieder ist die

Familie sehr hilfsbereit „Warte, ich gebe dir eine Karte

mit der Wegbeschreibung mit“, sagt Lynley. Was sie mir

aushändigt, hat allerdings wenig mit einer Umgebungs-

oder Wanderkarte zu tun: ein Stück Faxpapier mit einigen

Linien und Symbolen darauf, markante Punkte auf

der dreistündigen Strecke. Ein Fluss, ein Gatter, eine

Weggabelung und ein Zaun. „Ob ich jemals hin und

wieder zurück finde?“ ist mein erster erschreckender

Gedanke, aber Lynley schüttelt noch einen Joker aus

dem Ärmel: „King wird dich begleiten, wenn du möchtest.

Er liebt Wanderungen und kennt den Weg. Sobald

du los gehst, wird er dir folgen.“ Und so erwandere ich

nur mit einem quadratischen Zettel in der Jackenta-

Marlborough Wine Country

Fish & Chips

sche ausgestattet und dem besten Führer, den man in

den Marlborough Sounds bekommen kann, Pete’s Peak.

Dass ich meine Gipfeljause mit King teile, versteht sich

von selbst. An dem Ausblick über die Fjorde zeigt er

allerdings wenig Interesse, ich umso mehr. Bergrücken

und Wasserwege so weit das Auge reicht, wunderbar.

Gen Süden ins Marlborough Wine Country

Nach drei Tagen im Paradies nehme ich Abschied und

bin mir sicher, dass ich dieses Fleckchen Erde wieder

besuchen werde. Mein Weg führt mich nach Süden ins

Marlborough Wine Country, ein langgezogenes, fruchtbares

Tal, durch das der Wairau River fließt und in dem

über 50 Weinkellereien köstliche Tropfen keltern. Backpacker

finden in Renwick und Blenheim Unterkunft. Ich

wähle das Watsons Way Backpackers in Renwick aus.

Einige der bekanntesten Weinkeller liegen ganz in der

Nähe und Pat und Paul vermieten Mountain Bikes, das

ideale Gefährt für eine Wine Tasting Tour. Beim Abendessen

lerne ich Markus und Judith aus Deutschland

kennen, deren vierwöchige Flitterwochen sich dem

Ende entgegen neigen und die überwältigt von ihren

vielen schönen Reiseerlebnissen gar nicht aufhören

können, zu erzählen. Ich habe natürlich auf dem Weg

hierher schon eine gute Flasche Wein gekauft, die leeren

wir zusammen, während wir mit den Fingern über

die Landkarte vor uns auf dem Tisch reisen. Mit vielen

neuen Tipps ausgestattet, mache ich mich am kommenden

Morgen auf ins nächste Abenteuer, während Judith

und Markus Richtung Christchurch weiterfahren.

Beladen mit genug Flaschen bestem Sauvignon Blanc für

zwei genussvolle Reisewochen lenke ich mein Auto auf

den Motorway 6 Richtung Nelson und Motueka. Wenn

es nicht viele gute Gründe für das Reisen als Backpacker

gäbe, der gute aber leider teuer produzierte neuseeländische

Wein wäre für mich Grund genug, bei den Übernachtungskosten

zu sparen.

über Nelson …

Travelogues Travel & Backpacking

Nelson ist eine charmante kleine Hafenstadt mit vielen

Geschäften und Cafés. Sie liegt auf halber Strecke

zum Abel Tasman National Park in einer ausgedehnten

Bucht und bleibt mir allein schon wegen des „best

in town“ Fish & Chips-Shops in Erinnerung. In Neuseeland,

mit über 15.000 Kilometern Küste, kann man

vielerorts tagesfrischen Fisch, Muscheln und andere

Meeresfrüchte genießen, aber nichts geht über ein

Stück Blue Cod in Bierteig ausgebacken und dazu frittierte

Kartoffelecken. Natürlich mit Essig und Salz,

very british, ein Genuss! Tomato Sauce gibt es natürlich

auch. Die Kartoffeln schmecken hier auch noch

nach Kartoffeln, da sie nicht – wie in einigen weltumspannenden

Fast Food-Ketten üblich – zu stricknadeldünnen,

trocken frittierten Stäbchen verarbeitet werden,

sondern zu daumendicken Stücken – außen kross,

innen saftig.

… zum Abel Tasman National Park …

Motueka, das Tor zum Abel Tasman National Park, hat

den Charme eines Basislagers. Hier ist richtig viel los.

In den Backpackern der kleinen Stadt bereiten sich zahlreiche

Reisende auf ihren Trip in den National Park vor.

Ich bekomme ein Bett im „The Laughing Kiwi“, zentral

gelegen und auf den ersten Blick ganz nett. Ich teile mir

ein Zimmer mit drei anderen Frauen und freue mich auf

eine entspannte Nacht. Am nächsten Morgen brauche

Die längste Swingbridge Neuseelands

40 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 41

Idylle in Nelson


Travel & Backpacking Travelogues

ich allerdings keinen Wecker, um pünktlich aus dem

Haus zu kommen. Ich habe die ganze Nacht kein Auge

zu getan. Eine der Damen hat hektarweise Urwald zersägt.

Bin ich müde.

… und zur Westküste

Nach einer Tagestour auf dem Abel Tasman Coastal

Track, einer erholsamen zweiten Nacht in Motueka

und besten Wetteraussichten, starte ich Richtung Westküste.

Die Highlights des Tages entlang des Motorways

6 sind die längste Swingbridge Neuseelands über

die Buller Gorge und die Pancake Rocks. Swingbridges

find ich klasse. Einmal wie Indiana Jones und Marion

todesmutig auf einer wackeligen Brücke über eine

gewaltige, tiefe Schlucht laufen: ja, das will ich auch!

Auf dem Weg durch die Täler halte ich Ausschau nach

der Brücke und bin etwas entsetzt, als ich in einem weiten,

offenen Tal, umrundet von unspektakulären Bergen,

dem Hinweisschild auf einen Parkplatz folge. Ich

suche die umliegenden Höhen nach Anzeichen für die

Brücke ab, aber ich kann nichts entdecken. Das ist

so gar nicht die Kulisse, die ich mir für dieses Abenteuer

vorgestellt habe. Das Rauschen des Flusses Buller

ist zu hören. Nach etwa 100 Metern Fußweg lüftet

das Tal dann endlich sein Geheimnis: Die Brücke liegt

hier unten auf der Höhe der Straße und spannt sich von

Ufer zu Ufer über den reißenden Strom. Der Strom liegt

etwa 50 Meter unter mir und flößt Respekt ein, dennoch

macht sich ein bisschen Enttäuschung breit. Also kein

großes Abenteuer in einmaliger Szenerie, aber immerhin

ein kleines, ein Mini-Indie. Es kostet schon Überwindung

auf die schwingende Brücke hinaus zu gehen,

unter mir der breite Strom mit seinen gewaltigen Wassermassen.

110 Meter Spaß pur.

Im nächsten Backpacker, dem

Beaconstone an der Westküste

südlich von Westport, erlebe ich

meinen Single-Frau-Backpackerinnen-Supergau.

Nicht, weil ich

bei der Auswahl des Backpackers

völlig daneben gegriffen habe und

weit und breit keine Alternative zu

finden ist. Ganz im Gegenteil, Beaconstone

ist ein öko-freundliches,

auf Nachhaltigkeit gebautes und

ausgestattetes Hostel, das von

einem sehr sympathischen Paar

geführt wird, Grae und Nancy, das

sich gerne mit seinen Gästen im

Kaminraum zusammen setzt und

über Gott und die Welt diskutiert.

Nein, Grund dafür ist ein bisschen

die Tatsache, dass ich nachts nur

die Außentoilette, etwa 50 Meter

vom Haus entfernt, benutzen darf.

Ich muss nachts immer auf Toilette,

hasse es aber, wenn ich dafür richtig wach werden

muss. Aber der eigentliche Grund ist der muffelige,

irische Veterinär, mit dem ich das Stockbett in dem etwa

zwölf Quadratmeter großen Zimmer teilen muss. Mir

bleibt nur eins: Augen zu und durch und am nächsten

Tag weiterziehen.

Traumhafter Strand – Ship Creek

über den Haast Pass

nach Wanaka

Die Westküste entlang führt mich meine Reise nach

einem Stopp am Fox Gletscher, über den Haast Pass in

das Herz der Insel nach Wanaka. Diese Autostrecke und

die folgende, von Wanaka vorbei an den großen Seen

an die Ostküste, sind meine persönlichen visuellen Highlights.

Ich muss ständig an den Straßenrand fahren und

Purple Cow Backpacker

42 01 | 2009 © 360° Neuseeland

mir die eindrucksvollen Southern Alps und Panoramen

rund um die Seen anschauen. Hunderte Fotos entstehen

an diesen Tagen. Ausgenommen davon ist der kurze

Stopp am Ship Creek, einem traumhaften Sandstrand mit

tosenden Wellen an der Westküste kurz vor Haast. Das

überall herumliegende Treibholz, große, silbrig glänzende

Stämme, erinnern an eine surreale Landschaft

wie auf einem Gemälde von Dalí. Kaum setze ich mich

auf einen Baumstamm und halte in meinen Bewegungen

inne, schlagen die Sandflies erbarmungslos zu. Diese

kleinen unfreundlichen und gierigen Insekten, die sich

überall auf der Südinsel herumtreiben, lassen sich nicht

einmal durch reichlich Insekten-Abwehrmittel abschrecken.

Ich gebe auf und flüchte.

Das Örtchen Wanaka hatten

mir viele entgegenkommende

Reisende als lohnenswertes

Ziel empfohlen. Und alle haben

Recht. Hier inmitten der Berge,

am Lake Wanaka, über dem

gerade die Sonne untergeht und

alle Nuancen von Purpur auf die

Bergrücken wirft, fühle ich mich

sofort wohl. Das Purple Cow

Backpackers, direkt am See, ist

mit über 100 Betten größer als die

bisherigen Hostels. Ich bekomme

mal wieder ein Bett in einem Share

nur für Frauen. Hier wird platzsparend

auf zwei Etagen geschlafen

und wieder fleißig geschnarcht.

Mittlerweile zähle ich ein Paar Ohrstöpsel

zu meiner Basisausrüstung

und kann mich schützen.

Le Bons Bay Backpacker

Travelogues Travel & Backpacking

Ich bin in einem Skiort und

es laufen tatsächlich einige

Gäste in Skihosen und

-schuhen herum. Was mich

doch sehr wundert, denn

draußen vor der Tür ist

es sonnig und warm und

nirgendwo eine Schneeflocke

zu sehen. Ein lustiger

Anblick. Der Schnee

muss hier irgendwo sein,

aber ich begebe mich nicht

auf die Suche. Ich sitze lieber

morgens auf der Terrasse

vor dem Haus in der

Sonne, gehe am See spazieren

und sehe mir abends in

der TV-Lounge mit der riesigen

Leinwand den Film

des Tages an. So lässt es

sich aushalten. Aber nicht

nur das Hostel hat einiges

zu bieten. Wanaka ist ein

gemütlicher Ort in den Bergen

mit kleinen Restaurants, netten Kneipen und exquisiten

Geschäften mit Sportbekleidung, Wein und hochwertigen

Souvenirs. Und nirgendwo habe ich bisher

ein Kino gesehen wie das Cinema Paradiso, ein Programmkino

mit ganz besonderer Innenausstattung. Nur

alte, ausrangierte Sessel und Sofas stehen zur Auswahl.

Lustig bunt zusammengewürfelt und in der ersten Reihe

sogar mit ausklappbarer Fußablage ausgestattet. Der Hingucker

schlechthin ist ein kanariengelber Morris Minor

mit lilafarbenen Sitzen.

Das Cinema Paradiso in Wanaka

© 360° Neuseeland 01 | 2009 43


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking

Te Mahia

Der bezaubernde Ort liegt

direkt am Kenepuru Sound.

44 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 45


°


Travel & Backpacking Travelogues

Nachdem ich in den ersten fünf Wochen meines

drei Monate langen Rad-Tripps fast die ganze

Westküste der Südinsel südwärts abgefahren

bin, will ich an der Ostküste der Südinsel nordwärts ziehen,

um langsam mit dem Herbst wieder in die wärmeren

Gefilde der Nordinsel zu gelangen. Jetzt – Anfang

April – sind die Temperaturen schon ziemlich herbstlich

geworden und das Thermometer nagt tagsüber nur noch

selten an der 20 Grad Marke. Fast zwei Monate bleiben

mir jedoch noch Zeit, um den restlichen Teil der Südinsel

und die Nordinsel zu erkunden. Ausnahmsweise erst mal

ohne Fahrrad, soll es nur mit dem Rucksack von Bluff aus

per Fähre hinüber nach Stewart Island gehen.

Das Inselparadies

Stewart Island ist eine fast vollkommene Idylle. Die Insel

ist gut halb so groß wie das Saarland und wird von gerade

mal knapp 450 Menschen bewohnt, die sich allesamt auf

den einzigen Ort, die kleine Siedlung Halfmoon Bay, konzentrieren.

Da das Straßennetz nicht mehr als zwölf Kilometer

umfasst, habe ich meinen „fahrbaren Untersatz“

lieber auf einem Campingplatz in Bluff zurückgelassen.

Wer die Insel erforschen will, braucht viel Zeit, einen

Rucksack, strapazierfähige Füße und eine gewisse Widerstandfähigkeit

und Ignoranz gegen die allgegenwärtigen

Sandflies und den Matsch des weitverzweigten Wanderwegenetzes.

Das Eiland ist bis heute eine der ursprünglichsten

Inseln Neuseelands geblieben: Ein großer Teil

der Wälder sind von Menschen nie berührt und verändert

worden.

Nachdem man im 19. Jahrhundert die ersten Sägemühlen

eröffnet hatte, stellte sich schnell heraus, dass die Schifffahrts-Wege

zur Südinsel zu weit waren und man nicht

konkurrenzfähig war und so fiel die Insel schnell wieder

in einen wirtschaftlichen Dornröschenschlaf. Weite

Teile der Insel sind daher noch immer überzogen von

uralten Wäldern mit unberührten Moos- und Orchideen-

Arten, die von seltenen Brown Kiwis, Papageien, Yellow

Eyed Pinguins oder fantastischen Fantils und schweren

Wood-Pigeons bewohnt werden. Wenn die Zuwanderer

keine Ratten, Katzen und die allgegenwärtigen Opossums

eingeschleppt hätten, wäre das kleine Eiland noch

immer ein vollständiges Paradies. Aber so kämpft man

gegen die Eindringlinge und versucht, wenigstens einige

der kleineren umliegenden Inseln schädlingsfrei zu halten

und das Überleben der seltenen, oft flugunfähigen

und wehrlosen Vögel so zu sichern. Mit viel Glück kann

man auf Stewart Island auch tagsüber Kiwis beobachten.

Zwei Tage lang lege ich mich allabendlich auf die Lauer

und bekomme nur ein paar verwilderte Katzen vor die

Kamera. Erst als ich am letzten Abend mitten in der Nacht

zum abseits gelegenen Freiluft-Klo muss, stolpere ich fast

über einen Kiwi, der mich überhaupt nicht zu bemerken

scheint und mich vollständig ignoriert. Die Kamera ist

natürlich gut verpackt im Zelt – bad luck …!

360° Autor: Reinhard Pantke

Der 41-jährige Globetrotter erlebt

seine Reiseziele nur mit Fahrrad und

Rucksack. Neben mehreren Fahrradtouren

durch zahlreiche europäische

Länder (allein 14-mal in Norwegen),

durch einige Südseeinseln,

Kanada und Alaska, war er schon

zweimal in Neuseeland unterwegs.

Im Verlauf dieser Touren legte er

insgesamt 120.000 Kilometer (!) per

Fahrrad zurück.

Neben vielen Veröffentlichungen verfasste er im Reise Know-How

Verlag den Fahrradreiseführer „BikeBuch Neuseeland“ (ISBN

3-89662-303-6) und ist Co-Autor bei weiteren Reiseführern.

360° Info

Greymouth

Invercargill

Motueka

Westport Nelson

Middlemarch

Dunedin

Punakaiki

Timaru

Christchurch

48 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Route

Queenstown

I am walking …

Turizel

Bluff

Lake

Tekapo

Picton

Ein kleiner Teil der Insel wurde als „Rakiura National

Park“ unter Schutz gestellt. Eine der am besten ausgebauten

Wanderwege (Tracks) führt in ungefähr drei

Tagen als „Great Walk“ durch diesen Park. Wer will,

kann natürlich auch länger unterwegs sein und die Insel

einmal in fast zwei Wochen mit dem Rucksack umrunden.

Vor etlichen Jahren bin ich auf diese Wanderung

gegangen, anfangs wog der Rucksack – mit der Verpflegung

für zwei Wochen und Zelt – fast 32 Kilogramm:

Es gibt auf der gesamten Strecke keine Möglichkeit,

Verpflegung nachzukaufen. Alles, inklusive Kocher und

Zelt, muss im Rucksack mitgeschleppt werden. Je wei-

Die kleine Ortschaft Halfmoon Bay

ter man sich vom Ort Halfmoon Bay entfernt, desto

schlammiger werden die Wege, in der Regel auch in

normalen Sommern. „Freunde gepflegter Schlammpackungen“

werden auf ihre Kosten kommen, da nur ein

kleiner Teil der Wege mit „Boardwalks“,

mit Holzstegen, unterlegt worden sind.

Während der ersten Tage versuche ich

noch den tiefen Schlammlöchern auszuweichen,

später gehe ich geradewegs

durch tiefe Matschlöcher und das moorige

Wasser. Aber die Szenerie mit ihrer

spektakulären Mischung aus undurchdringlichen

Wäldern und herrlichen

Sandstränden, die man fast vollkommen

für sich allein hat, entschädigten mich

für die Strapazen des Weges. Wo kann

xxxxxx

Die überfahrt nach Stewart Island ist nicht für schwache Mägen

Travelogues Travel & Backpacking

man heute zudem noch zwei Wochen verbringen, ohne

dass man Autos hört, Straßen zu Gesicht bekommt

und ständig Mobiltelefone piepen? Die Wanderungen

sollte man jedoch auf keinen Fall allein unternehmen,

da man weitestgehend auf sich allein gestellt ist und

die oben genannten Handys in der Wildnis meist nicht

funktionieren. Ein Mitwanderer wäre fast im Treibsand

versunken und ist nur zufällig von vorbeikommenden

Leuten herausgezogen worden. Ein anderer

Wanderer schnitt sich bei dem Versuch, eine Muschel

zu öffnen, so tief in den Finger, dass er keine Chance

hatte, die Blutung allein zu stillen. Ihm konnte nur eine

Krankenschwester helfen, die zufälligerweise auf dem

Track unterwegs gewesen ist. Zwei Wochen ernähre ich

mich von Nudeln, Reis und Müsli in wechselnder Reihenfolge.

Am Ende der Wanderung, als fast alle Vorräte

aufgebraucht sind, träume ich von einem opulentem

Bäckereibesuch, meine Mitwanderer wundern sich des

Nachts über mein lautes Schmatzen und lachen sich

halb tot, als sie die Erklärung hören. Nach der zweiwöchigen

Wanderung zeigt die Waage acht Kilogramm

weniger an.

Aber auch wer weniger abenteuerliche Pläne hat, kann

auf der Insel in der näheren Umgebung von Halfmoon

Die Insel ist von Wald überzogen

Bay viele kurze Spaziergänge und einige lohnenswerte

Bootausflüge unternehmen. Wer die „Locals“ sehen

und einen Einblick in die fest zusammengeschweißte

Inselgemeinschaft haben will, sollte dem einzigen Pub

am Hafen mal einen abendlichen Besuch abstatten. Die

Insulaner leben noch immer überwiegend vom Fischfang

und teilweise vom Tourismus. Die Uhren scheinen

hier noch ein wenig langsamer zu ticken, man hat

immer Zeit für einen ausgiebigen Plausch. Für viele

der Insulaner ist ihre kleine Insel das „Mainland“.

Nach drei Tagen auf der Insel setze ich per Fähre hin-

© 360° Neuseeland 01 | 2009 49


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking

Strände, Wald und Einsamkeit:

Stewart Island.

50 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 51


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Dramatische Felsküste am Nugget Point

über nach Bluff und freue mich, dass ich nicht wie

zwei Drittel der Mitfahrer seekrank werde. Die Gewässer

rund um Stewart Island gehören zu den rauesten

Neuseeland, wer leicht seekrank wird, sollte besser

für ein paar Dollar mehr Geld direkt nach Invercargill

fliegen.

Die Catlins sind mein nächstes Ziel. Auf der sogenannten

„Southern Scenic Route“ radele ich ostwärts. Die

ersten Kilometer führen mich von Invercargill aus durch

eine brettflache, landwirtschaftlich genutzte Ebene. Ich

habe Glück, es ist einer der Tage, an dem die berüchtigten

Westerflies mal wieder kräftig blasen und mich

nur so über die Ebene schieben. Ich fliege fast über

die Ebene, lege 60 Kilometer in knapp 90 Minuten

zurück. Ein Geschwindigkeitsrekord, der mit vollgepacktem

Fahrrad kaum zu überbieten ist. Die Catlins

sind ein von vielen Reisenden eher vergessener Landstrich,

der aber meiner Meinung nach auf jeden Fall

einen Abstecher und längeren Aufenthalt Wert ist. Es

gibt auch dort kilometerlange Sandstrände, dichte Wälder

und reichlich Wildlife zu bestaunen. Nur die touristischen

Massenströme und das allgegenwärtige Unterhaltungsprogramm

à la Queenstown oder Wanaka wird

man hier vergeblich suchen, alles ist ländlich, einsam

und ruhig geblieben. Die Gegend ist zudem sehr dünn

besiedelt, als Radfahrer sollte man sich erkundigen,

wie weit es bis zum nächsten Laden oder der nächsten

festen Unterkunft sein kann. Das Radfahren kann

wegen der vielen Steigungen auch ziemlich anstrengend

werden.

Begegnung der unheimlichen Art

und die Catlins

Bei einem Abstecher zu einem der Leuchttürme an der

wilden Küste habe ich direkt neben dem Weg plötzlich

riesige Seeelefanten vor mir, die Kolosse sind allerdings

ziemlich träge und regen sich kaum. Ein verzweifelter

„Berufskollege“ steht dort schwitzend schon seit einigen

Stunden mit der Kamera im Anschlag und hat es sich

zur Tagesaufgabe gemacht, die schweren Tiere einmal

in Aktion zu fotografieren. Doch die räkeln sich nur in

der angenehm warmen Herbstsonne und zeigen außer

gelegentlichem Drehen in der Sonne keinerlei Regung.

Etwas übermütig gehe ich noch ein paar Meter näher

heran und merke schnell, dass dies seitens der Seeelefanten

als eklatanter Hausfriedensbruch angesehen wird

und die mehrere Hundert Kilo schweren Ungetüme (allerdings

sehr zur Freude des fotografierenden Kollegen) mit

einer erstaunlichen Geschwindigkeit hinter mir her flitzen.

Ein Ranger, dem ich diese Geschichte ein paar Tage

später erzähle, sagt nur leicht augenzwinkernd: „Wenn

er gewollt hätte, wärst Du dran gewesen, die sind auf

kurzen Strecken bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell,

da ziehst Du immer den Kürzeren“.

Auch die „Curio Bay“ lohnt einen Abstecher: Vor über

150 Millionen Jahren stand dort ein Regenwald, der

durch einen Vulkanausbruch versteinert wurde. Durch

eine tektonische Hebung wurden die versteinerten

Baumstämme wieder über Meereshöhe angehoben und

werden seitdem durch das Spiel von Wind und Wellen

Aussicht am Nugget Point

immer weiter zerkleinert. Die freigelegten Reste des fossilen

Waldes kann man jedoch nur bei Ebbe bewundern.

Unweit davon liegt auf einer Klippe ein schöner Campingplatz,

dessen Bewuchs guten Schutz gegen die oft

heftig wehenden Winde bietet. In der nahegelegenen

Porpoise Bay tummeln sich immer wieder Hector-Delfine.

Auch Schwimmgänge zu den Meeressäugern wer-

Travelogues Travel & Backpacking

den angeboten. Ob dies die Delfine in ihrer Kinderstube

nicht stört, wird die Zukunft zeigen. Zwei lange und

anstrengende Radeltage später erreiche ich Dunedin,

eine Stadt, die mit ungefähr 120.000 Einwohnern die

zweitgrößte Stadt der Südinsel ist.

Dunedin: Wind, Whisky und Wildlife

Die Universitätsstadt (einen ausführlichen Bericht über

Dunedin finden Sie in unserer Ausgabe 5/2008 auf

Seite 46) ist einst von schottischen Einwanderern gegründet

worden. Davon kündet noch im 21. Jahrhundert viel

mehr als nur der Name: In der altkeltischen Sprache

bedeutet Edinburgh nichts anderes als „Dunedin“. Die

Stadt war im 19. Jahrhundert die größte Neuseelands und

wurde durch den Goldrausch im Inneren von Otago und

später durch den Handel mit Gefrierfleisch wohlhabend.

Auch das Wetter ist ein bisschen schottisch angehaucht:

In Dunedin ist es oft recht windig und regnerisch. Man ist

stolz auf die historischen Gebäude wie den alten Hauptbahnhof

oder Larnach Castle, das das einzige Schloss

Neuseelands ist. Viele dieser Gebäude sind kaum älter

als 150 Jahre, doch man muss die neuseeländische

Geschichte immer aus einem anderen Blickwinkel sehen,

als das „gute, alte Europa“: Neuseeland ist ein junges

Der viktorianische Bahnhof von Dunedin

52 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 53


Travel & Backpacking Travelogues

Land, die ältesten steinernen Häuser sind gerade mal gut

200 Jahre alt und in architektonischer Hinsicht haben die

Maori, die natürlich viel früher auf Neuseeland siedelten,

kaum Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar sind.

Die bergige, vor den Toren der Stadt gelegene Otago Peninsula

lockt mit einer Kolonie der seltenen Royal Albatrosse,

mit Pinguinen und Robben zu einem Abstecher.

Und wenn man wirklich einen der absolut verregneten

und windigen Tage erwischt haben sollte, kann man in

Dunedin auch eine der ältesten Bierbrauereien Neuseelands,

eine Whisky-Destillerie oder eine Schokoladenfabrik

besichtigen. Wer seine Kondition auf die ultimative

Kraftprobe stellen will, sollte die Baldwin Street unter

die Räder nehmen, die mit 38 Prozent die steilste Straße

Neuseelands ist. Vor der Abfahrt sollte man aber noch

einen ausgiebigen Bremsencheck machen …

Ins Innere von Otago

Eine der besten Möglichkeiten Dunedin entspannt

und stilvoll zu verlassen, ist eine Fahrt mit einem der

wenigen noch operierenden Passagierzüge. Die privat

betriebene „Taieri Gorge Railway“ bringt mich

über schwindelerregende Viadukte und durch enge

Schluchten 40 Kilometer weiter bis in das winzige

Dorf Middlemarch. Dort in „the middle of nowhere“

ist Endstation und ich kann mich glücklich schätzen,

dass ich ein Fahrrad als fahrbaren Untersatz dabei

habe, da in dem Weiler der „Otago Central Rail Trail“

beginnt, der auf mehr als 150 Kilometer immer weiter

ins Innere von Otago führt. Auf der stillgelegten

Eisenbahntrasse radele ich fast ohne Steigungen und

ohne jeden Verkehr immer weiter landeinwärts. Ein

Rad mit breiter Bereifung ist hier von Vorteil, da der

Schotterbelag oft sehr grob ist. Immer wieder taste

ich mich durch dunkle Tunnel und

über schwindelerregende Brücken,

die wohl ihre besten Zeiten zur Zeit

des Goldrausches gehabt haben:

Die Szenerie könnte kaum abwechslungsreicher

sein. Übernachten kann

man entweder in kleinen Dörfern in

urigen Pubs entlang der Strecke, die

noch viel erzählen von der Zeit des

Goldrausches, oder im Zelt auf einem

der angelegten Lagerplätze. Doch

irgendwann endet der Radweg und

es geht für mich wieder zurück auf

die normale Straße, die sich manchmal

kilometerlang ohne jede Kurve

immer weiter nordwärts zieht. Die

Landschaft ändert sich kaum, es

geht durch karge, wellige Graslandschaften,

die von unzähligen Schafen

bevölkert werden. Für Abwechslung

sorgen einzig und allein die seenartig

Einschlafprobleme hat hier bestimmt niemand. Noch heute gibt es

ca. 44 Mio. Schafe in Neuseeland

breiten Flüsse, die man zur Energiegewinnung aufgestaut

hat. Die türkisen und blauen Farbtöne der Flüsse

und das herbstlich intensive Licht verbreiten eine

magische und friedliche Stimmung. Manchmal fühle

ich mich trotzdem wie eine Schnecke, die durch die

karge Landschaft kriecht. Obwohl ich 80 bis 100 Kilometer

pro Tag radele, zeigt nur der Kilometerzähler an,

dass ich voran komme, da sich der Charakter der Landschaft

kaum zu ändern scheint.

Abstecher zum Mount Cook Nationalpark

Von Twizel aus mache ich einen Abstecher in den Mount

Cook Nationalpark. Von der Abzweigung am Lake Pukaki

sind es fast 60 Kilometer bis zur kleinen Ortschaft und

dem gleichnamigen Nationalpark Mount Cook. Jetzt,

Das Hooker Valley wird von den höchsten Bergen Neuseelands überragt

54 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Panoramaf ug über die Berge …

Mitte April, haben die kalten, klaren Nächte auch die

erste dünne Schneeschicht auf die Berggipfel gezaubert.

Je tiefer man in die Sackgasse hinein fährt, desto enger

rahmen die Berge das Tal ein.

In der kleinen Siedlung Mount Cook gibt es für jeden

Geldbeutel eine Unterkunft: vom einfachen Campingplatz

bis zum luxuriösen Hotel. Ich entscheide mich für

die günstigste Variante und schlage mein Zelt im „Hooker

Valley“ auf und bin froh darüber, dass mein Schlafsack

wintertauglich ist: Am nächsten Morgen wird meine

Wasserflasche durch eine dicke Eisschicht verziert und

der Blick fällt direkt aus dem Zelt auf die atemberaubende

Kulisse aus Eis und Schnee. Fast 3.000 Meter

Höhendifferenz liegen zwischen dem Hooker Valley und

den höchsten Bergen Neuseelands und Australiens. Im

Mount Cook Nationalpark kann man nicht nur viele einfache

Tageswanderungen beispielsweise zu den Gletscherzungen

machen, sondern auch – sofern man alpine

Erfahrung hat – über den nicht langen, aber schwierigen

Copland Track an die Westküste hinüber wandern. Das

Highlight meines Abstechers ist jedoch ein einstündiger

Panoramaflug über die Berge und Gletscher des Nationalparks.

Über zwei Dutzend 2.000 und 3.000 Meter

hohe Berge und riesige Gletscher breiten sich unter mir

aus. In der Ferne schweift der Blick über das üppige Grün

der Westküste. Mitten auf dem Gletscher landet der Flieger

und lässt die Passagiere für ein paar Minuten die

atemberaubende Landschaft und Stille genießen.

Entlang der endlos erscheinenden Kanäle geht es für

gut 100 Kilometer direkt weiter nach Norden. Ich habe

Pech, der Wind hat auf Nord gedreht und bläst so kräftig,

dass ich einige Male fast in den Kanal gepustet werde.

Trotz vollem Krafteinsatz schleiche ich mit kaum mehr

als acht bis zehn Kilometern pro Stunde über die Ebene,

… des Mount Cook Nationalparks

Travelogues Travel & Backpacking

erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreiche ich mein

Etappenziel. Irgendwann taucht er auf, der eigenartig

gefärbte Lake Tekapo, dessen Wassertemperatur zwischen

Sommer und Winter durch die in ihn hinein

fließenden Gletscherflüsse nur um wenige Grade variiert.

An seinen Ufern erstrecken sich zahlreiche Schotterwege,

die sich bestens für ambitionierte Mountainbiketouren

anbieten. An seinen Ufern steht auch eine

der wohl meist fotografierten Kirchen: Die 1933 erbaute

„Church of the Good Shepherd“ist tagtäglicher Anlaufpunkt

für Dutzende von Bussen voller knipswütiger Touristen.

Wer das Kirchlein einmal ohne Menschen aufnehmen

will, muss schon ganz früh morgens aufstehen.

Über den Burkes Pass radele ich weiter nach Norden,

um am nächsten Tag auf den Highway zu treffen, der

mich wieder an die Westküste bringen wird.

Wasser, Wind und Weite

Noch einmal bike ich über den Arthur’s Pass zur Westküste.

Diesmal jedoch, um die Attraktionen der Westküste

zu sehen, die ich beim ersten Mal ausgelassen

hatte. Von der einsamen, wilden Westküste soll es dann

zur sonnigen und warmen Nordwestspitze der Südinsel

weitergehen, die geprägt wird durch Weinanbaugebiete

und Obstplantagen. Nach dem Überqueren des Arthur’s

Pass wartet eine der schönsten Küstenabschnitte Neuseelands:

An endlosen, treibholzübersäten Stränden

liegen kleine Dörfer aus der Goldgräberzeit. Der

wohl spektakulärste und vielleicht gleichzeitig anstrengendste

Part ist die Strecke zwischen Greymouth und

© 360° Neuseeland 01 | 2009 55


Travel & Backpacking Travelogues

Im Paparoa Nationalpark sieht man Wasser

durch Hohlräume nach oben zischen

Westport. Zahlreiche Anstiege bringen mich arg ins

Schwitzen, belohnen mich mit weiten Aussichten über

die wilde Küstenlinie und führen mich schließlich zu

den fantastischen Gesteinsformationen des „Paparoa

National Parks“.

Die „Pancake Rocks“ bestehen aus vor vielen Millionen

Jahren zusammengepressten Kalksandsteinen, die durch

Wind und die anrollenden Wellen immer weiter zerkleinert

werden. Besonders spektakulär ist der Anblick

der natürlichen Felsen und der „Blowholes“, wenn die

Flut heran braust und der Wind kräftig aus Südwesten

bläst. Ein unbedingtes Muss ist der kurze Spaziergang

durch die Felslandlandschaft. Auch wer länger bleiben

will, findet im Hinterland zahlreiche Wanderwege, auf

denen man tiefe Höhlen und Canyons erkunden kann.

Auch der nächste Tag bringt auf dem Weg viele Steigungen.

Ein guter Standort dafür ist der nahegelegene

DOC Campingplatz.

Stetig bergauf radelnd verlasse ich die Westküste durch

das Buller Gorge, um über den Hope Saddle – einen nicht

allzu hohen Pass – in den milden Norden der Insel zu

gelangen. Die Landschaft hat sich wieder binnen weniger

Kilometer geändert: Vom feuchten, rauen Westküstenklima

zum sonnigen und warmen Klima im Norden

der Südinsel.

Abel Tasman Nationalpark

Vor den Toren der Kleinstadt Motueka liegt der kleinste

und vielleicht auch beliebteste Nationalpark Neuseelands:

Der „Abel Tasman Nationalpark“. Da der Park

leicht erreichbar ist und man sowohl per Ausflugsboot

oder Kajak als auch zu Fuß in den Park hineinkommt,

kann es hier insbesondere in der Zeit von Mitte Dezember

bis Mitte März schon mal etwas voller werden. In

jedem Fall muss man über acht Monate des Jahres die

Übernachtungsplätze in den Wanderhütten vorab reservieren.

Während des circa 45 Kilometer langen Küstenwanderweges

hat man in einer der sonnenreichsten

Regionen Neuseelands die Möglichkeit, dichte Urwälder

mit vielen endemischen Pflanzen und wunderschöne

Strände zu erkunden. Wem das relative Gedränge auf

dem Land zu viel wird, der kann an vielen Stellen auch

aufs Wasser ausweichen und die fantastische Küste von

einem Kajak aus erkunden, man kann Kajaks sowohl

mieten und individuell durchstarten als sich auch einer

geführten Paddeltour anschließen. In der Nachsaison

(ab Anfang April) hat man viele der Strände und Wälder

aber fast für sich allein.

Wer genug Puste, Zeit und Klettervermögen hat, kann

vom Abel Tasman National Park über den 700 Meter

hohen Takaka Hill zur Golden Bay und zur Pupu Springs

radeln, die die größte Süßwasserquelle Neuseelands ist.

Wer den Weg andersherum als hier beschrieben zurück-

56 01 | 2009 © 360° Neuseeland

legt, könnte auch über den abwechslungsreichen und

nicht sonderlich überlaufenen Heaphy Track in drei bis

vier Tagen hinüber an die Westküste wandern und sich

sein Fahrrad und das Restgepäck als Fracht bis fast an

den Endpunkt des Wanderweges schicken lassen und

von dort einfach wieder radeln.

Von Nelson aus geht es auf die letzte längere Etappe auf

der Südinsel: Auf ungefähr hundert sehr bergigen Kilometern

radele ich nach Picton – oft durch karge Waldplantagen

oder durch das, was die Kettensägen übrig

gelassen haben. Eine der schönsten Teilstrecken ist dabei

der Queen Charlotte Drive, der sich kurvenreich vorbei

an zahlreichen Buchten von Havelock nach Picton windet.

Wer noch ein bisschen Zeit hat, kann auch in eine

der zahlreichen Sackgassen biken, um dann mit einem

der Ausflugsboote zurück zu fahren.

Der kleine Fährort Picton ist nicht nur Sprungbrett zur

Nordinsel, von hier aus kann man auch auf zahlreichen

Ausflugsbooten tiefer in die weitverzweigte Welt der

Marlborough Sounds vordringen.

Auf zur Nordinsel

Ich höre im Radio zufällig, dass im Süden der Südinsel

einige Gebirgsstraßen das erste Mal geschlossen worden

sind, weil der erste Wintereinbruch des Jahres da ist.

Zeit, sich auf der Nordinsel in wärmere Gefilde zu bewegen.

Auch hier im Norden hat es zwei Tage fast ununter-

Die überfahrt von der Süd- zur Nordinsel

Travelogues Travel & Backpacking

Die Pancake Rocks – geformt von Wind und Wellen

brochen nur geregnet und der Campingplatz, auf dem

ich nächtige, wird vorsichtshalber evakuiert. Glücklicherweise

an dem Tag, an dem ich sowieso weiterfahre. Die

Fähre zur Nordinsel wartet, zwei Stunden lang durchzieht

sie die auch bei wolkenverhangenem Wetter bezaubernde

Fjord-Kulisse der Marlborough Sounds. Doch

dann verschwinden die Konturen der Südinsel langsam

in der Wolkensuppe und Wellington, die windige Hauptstadt

Neuseelands, taucht auf. °

Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.

© 360° Neuseeland 01 | 2009 57


Travel & Backpacking Interview

Ich geh mal schnell

auf Weltreise

Claudia Wagner machte auf ihrer Reise um die Welt

auch Station in Neuseeland. 360° Neuseeland befragte

die Weltenbummlerin zu ihren Eindrücken von dem

„Land der langen weißen Wolke“.

0° Autor: 360° Interview: Reinhard Claudia Pantke Wagner

Claudia Wagner, 25 Jahre jung,

hatte ihren Job gekündigt und eine

Auszeit genommen, um rund um

die Welt zu reisen. Geplant waren

sechs Monate, es sind dann doch

acht geworden, alles auf eigene

Faust und vor allem ganz alleine!

Am 14. Oktober 2007 begann das

Abenteuer Weltreise. Von Österreich

ging es über London nach

Asien, anschließend nach Australien,

es folgte Neuseeland, zu

guter Letzt Afrika.

360°: Claudia, wie kam es zu der Idee, das geregelte

Leben für eine längere Zeit aufzugeben und eine Weltreise

zu machen?

Claudia Wagner: Den Gedanken, eine längere Reise zu

machen, hatte ich schon seit Jahren, doch erst jetzt hatte

ich mich dazu durchringen können. Immer wieder mal

erwischte mich ein Anflug von Fernweh, doch immer wieder

kam etwas dazwischen. Mal die neue Wohnung, mal

die Arbeit oder eine neue Liebe. Doch dieses Mal hatte

ich alles aus dem Bauch heraus entschieden,

hatte meinen tollen Job, den ich über alles

liebe, gekündigt, und ließ meine Freunde

und Familie einfach zurück. Warum? Weil ich

sonst mein Leben lang unglücklich gewesen

wäre, wenn ich es nicht gewagt hätte. Raus

aus dem organisierten, vorgeplanten Leben

und rein ins Abenteuer. Mal ehrlich, so eine

Reise macht man nur einmal.

360°: Wie sahen Deine Reisevorbereitungen

aus?

Claudia Wagner: Nach schlaflosen Nächten,

in denen ich einen Reiseführer nach

dem anderen gewälzt hatte, wusste ich,

welche schönen Fleckchen dieser Erde ich

sehen wollte. Ich hatte mich für ein Round

the world-Ticket entschieden. Dabei konnte ich zwischen

verschiedenen Reiserouten wählen und mir meine Reise

so individuell zusammen stellen.

Ansonsten waren die üblichen Vorbereitungen angesagt:

Ausrüstung besorgen, internationaler Führerschein, Impfungen,

Bankangelegenheiten regeln, eine ordentliche

Auslandsreiseversicherung finden, die günstigsten Flüge

ausfindig machen, ...

360°: War es schwer, die Sachen auszuwählen, die Du auf

die Reise mitgenommen hast?

Claudia Wagner: Jeder der mich kennt weiß, wie viele

Klamotten ich besitze! Kein Wunder, ich habe ja auch

jahrelang für ein Modeunternehmen gearbeitet. Kurz vor

der Abreise stand ich vor meinem Schrank und war total

überfordert.

Ich wusste, dass ich nur bequeme und funktionelle Kleidung

einpacken sollte. Ich wusste auch, dass ich nicht

viel brauchen würde. Ich war mir auch bewusst, dass ich

all’ das, was ich einpacken wollte, auch mit mir herumschleppen

musste. Aber da ein Lieblingsteil, und dort

noch was! Meine Packliste war wirklich die größte Herausforderung

für mich.

Und für Klamotten blieb eigentlich nicht viel Platz im

Rucksack. Außerdem bin ich eine ganz miese Kofferpackerin.

Ich habe es noch nie geschafft, wirklich nur

das mitzunehmen was ich auch wirklich brauche. Doch

dieses Mal musste ich mir große Mühe geben. Wenn

ich einen Fehler gemacht hätte, hätte ich mich meine

gesamte Reise darüber ärgern müssen.

Mein Reisepartner! Noch ist er mein Feind –

hoffentlich bald mein Freund!

Chaos!! So sieht es aus, wenn ich versuche,

meine sieben Sachen zu packen.

58 01 | 2009 © 360° Neuseeland

360°: Und wie lange hat die Packprozedur gedauert?

Claudia Wagner: Wenn ich mich recht erinnere, war ich

nach acht Stunden aussortieren und packen, wieder auspacken,

wieder einpacken, nochmals alles raus, wieder ein

paar Teile zuhause lassen, wieder versuchen alles rein zu

quetschen, ziemlich fertig mit den Nerven. Der Rucksack

hatte 15,4 Kilogramm und ich hatte wirklich nur noch das

Nötigste drin. Es war die Hölle!! Zwischenzeitlich habe

ich entschieden an meiner Entscheidung gezweifelt, dass

dieses Abenteuer das Richtige für mich sei.

The world is a book and those

who do not travel read only one

page!

St. Augustine of Hippo

360°: Wie sah Deine Reiseroute aus?

Claudia Wagner: Von Wien bin ich über London nach

Bangkok geflogen. Von Thailand ging es über Laos, Vietnam

und Kambodscha zurück nach Thailand. Von dort

aus weiter nach Malaysia, Singapur und Bali. Weiter

ging’s nach Australien und von dort bin ich nach Neuseeland

geflogen. Von Neuseeland ging es wieder über Australien

nach Südafrika, Swaziland und Mosambik, zurück

nach Südafrika, um dann schließlich meine letzten Tage

in Kapstadt zu verbringen und mich seelisch auf meine

Heimreise vorzubereiten.

360°: Kommen wir zu Deinem Neuseeland-Aufenthalt.

Mit welchen Erwartungen bist Du nach Neuseeland

gegangen?

Claudia Wagner: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei meiner

Ankunft in Neuseeland nicht wirklich viel über das Land

wusste. Was fällt einem spontan ein, wenn man an Neuseeland

denkt? Die meisten Menschen würden „Der Herr der

Ringe” antworten, oder? Diese Trilogie hat Neuseeland auf

der ganzen Welt berühmt gemacht. Zu Recht, wie ich bei

meinem fünfwöchigen Aufenthalt feststellen durfte.

360°: Wie hast Du Deine Reiseroute in Neuseeland

vorbereitet?

Claudia Wagner: Über fast alle Länder, die ich auf meiner

Liste hatte, habe ich viele Bücher gelesen und Informationen

gesammelt. Was wird mich dort erwarten, welche Plätze

sollte ich besuchen, welche Sehenswürdigkeiten durfte ich

mir auf keinen Fall entgehen lassen. Neuseeland war bei

meinen Recherchen immer ein wenig das „schwarze Schaf“.

Ist ja nicht so groß und es wird sich schon alles er geben,

wenn ich einmal angekommen bin, dachte ich mir.

360°: Und wie hattest Du Deinen Aufenthalt in Neuseeland

geplant?

Claudia Wagner: Mein Plan war es, einen Reisepartner

vor Ort zu finden, um mit der Person dann einen Cam-

360° Info

Interview Travel & Backpacking

KOSTENüBERBLICK:

Round the world-Ticket von STA Travel 1.499 €

Inkl. Flughafentaxen 706,50 €

AuSLANDSREISEVERSICHERuNG

für acht Monate 309 € + Bearbeitungsgebühren 16 €

REISEFüHRER

Südostasien: Die Mekong Region (Stefan Loose) 25,70 €

Malaysia, Brunei u. Singapore (Stefan Loose) 24,70 €

Bali (Marco Polo) 9,20 €

Australia (Lonely Planet, engl. Ausführung) 27,90 €

New Zealand (Lonely Planet, engl.) 25,50 €

Südafrika (Stefan Loose) 25,70 €

IMPFuNGEN

Diphterie-Tetanus-Polio u. Pertussis 21,50 €

Typhus Stichimpfung 30 €

Hepatitis A u. B (3 x je 77 €) 231 €

Tollwut (3 x je 65 €) 195 €

Cholera Schluckimpfung (Rezept) 70,40 €

Malariavorsorge (Malarone Notfall Medikament) 63,30 €

AuSRüSTuNG

Rucksack (Deuter 70 + 10 inkl. Daypack) 194,99 €

Schlafsack (Mc Kinley xtreme light) 49,99 €

Stirnlampe (Petzl) 39,90 €

Messer 27,49 €

Digital Camera 299,90 €

Extra Speicherkarten, Ersatzakku 43,97 €

Schutzbrief für Camera 29 €

DIVERSES

Internationaler Führerschein 13,90 €

Passbilder (für Visa, etc.) 9,99 €

REISEAPOTHEKE

Quer durch die Bank alles was man so braucht 110 €

Im Gesamten hatte ich ca. 4.100 € ausgegeben.

Und ich war noch nicht mal weg!!!

pervan zu mieten oder zu kaufen und die zwei Inseln auf

eigene Faust zu erkunden. Leider habe ich keine passende

Person auf die Schnelle gefunden. Und da ich im neuseeländischen

Sommer dort ankam, waren die Mietpreise

für Vans dreimal so hoch wie im Winter. Alleine konnte

ich mir das einfach nicht leisten. So musste ich mich wohl

oder übel für eine der Bus routen entscheiden.

360°: Für welchen Anbieter hast Du Dich entschieden?

Claudia Wagner: Kiwi Experience, Magic Bus, Stray –

Auswahl gibt es genug und so habe ich mich schließlich

© 360° Neuseeland 01 | 2009 59


Travel & Backpacking Interview

eher aus dem Bauch heraus für den Stray Bus entschieden.

Das ist ein Hop on-/Hop off-System. Ich nenne es

Reisen für faule Leute.

Der Busfahrer holt dich direkt vom Eingang deiner Unterkunft

ab, bietet dir für die nächste Nacht eine Unterkunft

an, informiert dich über die Aktivitäten im nächsten Ort

und bucht das Ganze gleich für dich, wenn du willst. Also

easy going. Der Bus stoppt bei Sehenswürdigkeiten und

Supermärkten. Wenn du länger an einem Ort bleiben

willst, nimmst du einfach den nächsten Bus. Das Ticket

ist ein Jahr lang gültig.

360°: Was hat Dich an der Busreise am meisten genervt?

Claudia Wagner: Ich finde der größte Nachteil solcher

Busreisen ist, dass man einfach nicht die Möglichkeit

hat, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Man ist

ständig unter seinesgleichen, anderen Backpackern, weil

ein „Local“ ja niemals mit solchen Bussen fährt.

Das habe ich den ganzen Tag im Bus

gemacht: Schlafen, Musik hören, ...

Der Stray Bus

Auf der anderen Seite ist es gut, um sich mit anderen

Reisenden auszutauschen. Nicht selten trifft man immer

wieder auf dieselben Leute an anderen Orten. Ich habe

es eher als Nachteil empfunden, da ich unter Reisen verstehe,

sich mit dem Land und (seinen) Leuten auseinander

zu setzen. Und nicht mit anderen Backpackern. Es

hat alles seine Vor- und Nachteile. Im Nachhinein hätte

ich ein eigenes Gefährt vorgezogen.

360°: Wie waren Deine ersten Eindrücke von Neuseeland?

Claudia Wagner: Kurz nach meiner Ankunft auf

der Südinsel hat mich das Land in seinen Bahn

gezogen. Es dauerte keine vier Tage und ich war

Neuseeland-süchtig.

Mein Weg führte mich von Christchurch zuerst Richtung

Norden, weil der Bus nur in diese Richtung verkehrte.

Am ersten Bustag bin ich doch glatt vom Fahrer

vergessen worden. Soviel zur Organisation der Busgesellschaft!

Am zweiten Tag hat’s dann doch geklappt

mit meinem Pickup und wir sind nach Kaikoura. Danach

nach Nelson, um von dort aus in den Abel Tasman Nationalpark

zu kommen. Dort verbrachte ich dann ein paar

wundervolle Tage, bevor ich zum Franz Josef Glacier

aufbrach. Es folgte Queenstown, Milford Sound, Dunedin,

Invercargill, zurück nach Queenstown, um schließlich

wieder nach Christchurch zu kommen.

360°: Der Abel Tasman National Park hat auch uns während

unseres ersten Neuseelandaufenthalts begeistert.

Wie ist es Dir ergangen?

Claudia Wagner: Nach einer ewig langen Busfahrt

hatte ich das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein!

Wir verbrachten die Nächte auf der Old McDonalds Farm,

die direkt am Eingang zum Nationalpark gelegen ist.

... und ab und an natürlich einen Happen gegessen!

60 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Fotoshooting im Botanical Garden of Christchurch

Interview Travel & Backpacking

Das Wetter war traumhaft schön und so beschloss ich,

gemeinsam mit Michael aus Hamburg und Woulter aus

den Niederlanden, direkt am ersten Tag dem müden Körper

ein bisschen Bewegung zu gönnen. Wir verzichteten

auf den Sailtrip – denn da liegt man ja wieder nur faul

am Boot herum – und entschieden uns, mit dem Wassertaxi

zur Bark Bay zu fahren, um von dort aus bis Anchorage

zurück zu wandern. Das dauerte ca. 3 1/2 Stunden.

Während der Wanderung hatte man immer wieder wundervolle

Ausblicke auf die einsamen Buchten.

Da es so schön war, haben wir beschlossen, noch einen

Tag länger zu bleiben. Am nächsten Tag haben wir dann

ein Kajak gemietet und sind ein bisschen gepaddelt.

Immer wieder haben wir an einsamen Sandstränden Halt

gemacht, um ein bisschen zu pausieren und die Sonne

zu genießen und natürlich um unsere Arme vom Paddeln

zu entlasten.

Im Nationalpark hätte ich ohne Probleme zwei Wochen

verbringen können, ohne dass Langeweile aufgekommen

wäre. Doch da die Zeit begrenzt war und ich möglichst

Ausblick von der Old McDonald Farm

© 360° Neuseeland 01 | 2009 61


Travel & Backpacking Interview Interview Travel & Backpacking

Goldener Sand

Onetahuti Beach am Abel Tasman Track.

62 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 63


Travel & Backpacking Interview

Ausblicke während der Wanderung durch den Abel Tasman National Park

viel sehen wollte, bin ich nach zwei Tagen dann wieder

weiter gezogen.

360°: Wie war Deine Begegnung mit dem Gletschereis?

Claudia Wagner: Am Franz Josef Glacier musste ich

natürlich einen Gletscher Walk machen. Ich buchte die

Fullday-Tour, die ich wirklich weiter empfehlen kann.

Anstrengend, kalt, aber echt eine tolle Sache. Es war

gut organisiert, man konnte sich alles leihen, was man

so braucht (Mütze, Handschuhe, Regenjacke, Schuhe,

Spikes, etc.) und der Guide war super nett. Er hat uns

immer wieder einen Weg durch das ewige Eis gehackt!!

Es war schon komisch, am Tag zuvor bin ich noch bei

30 Grad am Strand spaziert und am nächsten Tag fand

ich mich wieder zwischen dicken Eiswänden. Nach der

Wanderung wollten wir alle noch einen Skydive machen,

aber da ein paar Wolken auf kamen, wurde der leider

abgesagt. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Meinen ersten Skydive habe ich dann auf der Nordinsel

in Taupo nachgeholt.

360°: ... und auf der Nordinsel?

Claudia Wagner: Nach dem langen Aufenthalt auf der

Südinsel wurde es höchste Zeit, um auf die Nord insel

zu kommen. Schnell nach Picton, um die Fähre zu erwischen.

Ein paar Tage im windigen Wellington, eine ganze

Woche in Taupo und zu guter Letzt in der am dichtesten

bevölkerte Stadt in Neuseeland – Auckland. Leider hatte

ich für die Nordinsel nicht mehr genügend Zeit. So klein

ist Neuseeland nämlich gar nicht, wie ich anfangs dachte.

Und das Land ist einfach so vielfältig!

360°: Was hat Dich an Neuseeland am meisten

beeindruckt?

Claudia Wagner: Alle hundert Kilometer wechselt die

Landschaft drastisch. Von Küstenabschnitten mit ein-

64 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Claudia und Woulter …

samen Sandstränden über grüne hügelige Graslandschaften

mit Tausenden von Schafen, vorbei an kristallklaren,

manchmal türkis-blauen Seen, über mächtige

Bergmassive mit atemberaubenden Wasserfällen, brodelnde

Vulkanlandschaften, heiße Quellen, reißende

Flüsse und dichte Wälder.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Ausblicke, die

sich mir boten, zu schön seien, um wahr zu sein. Es

wirkte fast so, als würde die Landschaft aus der Fantasie

eines genialen Künstlers entstammen, der das Ganze auf

eine lebensgroße Leinwand gemalt hat. Der liebe Gott

muss einen verdammt guten Tag gehabt haben, als er

dieses kleine Fleckchen Erde erschuf.

360°: Für viele bedeutet Neuseeland vor allem Natur pur.

Wie war das bei Dir?

Claudia Wagner: Um in dieses atemberaubende Paradies

noch tiefer einzudringen, gibt es ein schier uner-

Claudia in einer Gletscherspalte im Franz-Josef Glacier

… im Kajak

Interview Travel & Backpacking

Es wirkte fast so, als würde die Landschaft aus der Fantasie eines

genialen Künstlers entstammen, der das Ganze auf eine lebensgroße

Leinwand gemalt hat.

schöpfliches Angebot an Freizeitaktivitäten: River- und

Seakayaking, Gletscherwalks und -climbs, Bungeejumping,

Skydiving, Whitewater-Rafting, Helicopterflights,

Quadbiking, Jetboating, Surfing, Horsetrekking, Mountainbiking,

Whalewatching, Dolphin- und Sealswimming,

bis hin zum Sheep shearing.

Neuseeland ist ein Abenteuerspielplatz für Naturliebhaber

und Adrenalinjunkies, da ist wirklich für jeden etwas

dabei. Und wer nach diesem ganzen Freizeitstress noch

immer nicht müde ist, kann mit den „Locals“ in einem

Pub noch ein paar Bier heben und dabei sein Wissen

bei den Quizrunden auf die Probe stellen. In fast jeden

Pub gibt es zur Unterhaltung ein Quiz. Jeder bekommt

einen Zettel und einen Stift und dann werden die verschiedenen

Fragen gestellt. Die Antworten sollen dann

auf das Papier gebracht werden. Wenn die Fragerei zu

Ende ist, werden die Zettel untereinander getauscht und

von einer anderen Person kontrolliert. Wer die meisten

richtig beantworteten Fragen hat, kann etwas gewinnen.

Ein Pub-Besuch mal ganz anders.

360°: Wie haben Natur und nicht zuletzt auch das Wetter

sich auf Deine Stimmung in Neuseeland ausgewirkt?

Claudia Wagner: Die Kiwis betrachten die Natur nicht

als selbstverständlich und sie legen viel Wert darauf, alles

möglichst ursprünglich zu belassen. Wenn ich mich recht

erinnere, habe ich nirgends Müll herum liegen sehen

oder irgendwelche monströsen Bauten, die mitten in die

Landschaft gepflastert werden, nur um noch mehr Touristen

unterzubringen. Dieses leidige Phänomen kann

man ja inzwischen überall auf der Welt beobachten. Doch

nicht so in Neuseeland. Back to Basics, ein Paradies für

Naturliebhaber.

Was das Wetter angeht: „Ein bisschen“ Regen muss

man schon in Kauf nehmen bei einem Aufenthalt.

© 360° Neuseeland 01 | 2009 65


Travel & Backpacking Interview Interview Travel & Backpacking

Marlborough Sounds

Die nach der Eiszeit vom Meer überfluteten Täler bieten heute

viele schöne Buchten, Inseln und Wasserstraßen.

66 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 67


Travel & Backpacking Interview

Nicht umsonst ist die Insel so grün. Doch nicht mal

tagelanger Regen konnte meine Stimmung trüben. Einfach

in einer Hängematte im Inneren eines Hauses die

Seele baumeln lassen und hin und wieder den himmlischen

Panoramablick genießen, was will man mehr

im Leben?

Ich habe mich nur einmal über das Wetter geärgert.

Ich wollte unbedingt zum Schiffswrack Mikhail Lermontov

tauchen. Das mächtige russische 155 Meter

lange Kreuzfahrtschiff sank unter mysteriösen Umständen

vor der Nordspitze der Südinsel. Heute zählt es

zu den außergewöhnlichsten Taucherlebnissen in den

Gewässern der Marlborough Sounds. Es ist möglich, in

das Wrack hineinzutauchen. Im Inneren kann man noch

immer verschiedene Räume erkennen wie zum Beispiel

den Ballsaal. Doch leider war das Wetter zu schlecht

und so wurde der Tauchgang abgesagt.

360°: Was war das Highlight Deines Neuseeland-

aufenthaltes?

Claudia Wagner: Mein Highlight der Reise? Schwer

zu beantworten, dafür ist Neuseeland zu vielfältig.

Aber der Gletscherwalk am Franz Josef Glacier, Seakayaking

im Abel Tasman Nationalpark oder der Skydive

über Lake Taupo werden sicherlich ein Leben lang

ein Lächeln auf meine Lippen zaubern. Und das arme

Schaf, das seine Wolle für mich nicht ganz freiwillig

geopfert hat, wird mir auf jeden Fall auch in Erinnerung

bleiben.

Nach dem Skydive in Taupo: I’m so happy!

360°: An den Schafen bist Du also auch nicht vorbei

gekommen? Aber das ist ja in Neuseeland zugegebenermaßen

auch nur sehr schwer möglich.

Claudia Wagner: Ja das war in Tuatapere! Wir haben

dort eine Schaffarm besucht. Dort wurden wir erst mal

bekocht und dann durften wir die kleinen Schäfchen mit

der Flasche füttern. Es war einfach so süß!

Ein paar Tage zuvor hatte einer der Hunde des Farmbesitzers

vier kleine Welpen bekommen. Die habe ich natürlich

gleich alle „knutschen“ müssen. Die Hunde sind auf

der Schaffarm unglaublich wichtig. Ein Hund kann bis zu

1.000 Schafe an den gewünschten Zielort bringen. Der

Farmbesitzer hat uns dies auch demonstriert. Mit nur ein

Wann sieht man schon einmal einen Hund auf einem Schaf reiten?

Ha, und da schaut das Schaf gleich viel dünner aus!

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paar Kommandos hat

der Hund alles getan

was nötig war, um die

Schafe von der anderen

Weide zu uns zu führen.

Einfach toll.

Doch zu guter Letzt kam

das Highlight des Farmbesuchs.

Wir durften

ein Schaf scheren!! Das

war wirklich eine tolle

Erfahrung. Ich hatte

zwar die ganze Zeit eine

ziemliche Angst, das

Schaf zu verletzen, aber

es war einfach toll.

Interview Travel & Backpacking

360°: Wirst Du eines Tages nach Neuseeland zu -

rück kehren?

Claudia Wagner: Eines ist sicher: Neuseeland sieht mich

wieder. Ich kann es kaum erwarten, zurückzukehren, das

nächste Mal vielleicht im Winter, um mit meinen Skiern

meine Spuren im Schnee zu ziehen? Wer weiß?

360°: Claudia, danke für das Gespräch!

(Das Interview führte Andreas Walter)

Keine Sorge, das Schaf hat es überlebt!

68 01 | 2009 © 360° Neuseeland Internet: © 360° Neuseeland www.wine-in-motion.com

01 | 2009 69

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Emigration & Working Holidays Helpdesk

Dunedin

Auswandern, aber richtig: (Teil II)

Die Permanent Residence

Auch im zweiten Teil des Beitrages geht es wieder

um die Permanent Residence, die ständige Aufenthaltsgenehmigung,

das Ziel der Mehrzahl der

Auswanderer. Auswanderer haben die unterschiedlichsten

Motive, Voraussetzungen, Erwartungen und nicht

zuletzt eine unterschiedliche Risikobereitschaft. Jedoch

haben sie das gleiche Ziel, die Permanent Residence in

ihrem Traumland.

Es ist äußerst ratsam, sich direkt zu Beginn der Auswanderungspläne

umfassend über die Grundvoraussetzungen

einer Visaerteilung zu informieren. Leider stellen

wir in der Praxis häufig fest, dass sich viele Auswanderer

erst viel zu spät mit den grundlegenden, komplizierten

und somit unangenehmen Themen auseinandersetzen

und ihre Energie vorrangig in Hausverkauf, Containerabwicklung

und Reisevorbereitung investieren. Zugegeben,

alles wichtige Dinge, aber mitunter vollzieht sich der

zweite Schritt vor dem ersten und diese Vorgehensweise

führt nicht selten zu großer Frustration einhergehend mit

Kosten und einem „schlechten“ Start im neuen Wunschland.

Euphorie macht manchmal blind.

Daher sollten, bevor man beginnt Luftschlösser zu bauen,

die Grundvoraussetzungen geprüft werden. Leider bietet

der Immigration Service weiterhin bis auf einige Publikationen

und einer Website keinen wirklich aktiven

Beratungsdienst an und überlässt potenzielle Interessenten

entweder allein dem Selbststudium der Internetseite

www.immigration.govt.nz oder der Beratung durch

Immigration Consultants, die sich neuerdings Immigration

Adviser nennen müssen.

Manchen geht es bei einer Beratung nur um eine Bestätigung

der eigenen Erkenntnisse, andere erhoffen sich

durch ein gezieltes Gespräch bzw. der schriftlichen Auswertung

der persönlichen Daten Optionen und Alternativen,

die dem Laien nicht bekannt sind. Der Überblick

über die verschiedenen Formen der Aufenthaltsgenehmigung

geht leicht verloren, das Punktesystem ist verwirrend

und dann ist da noch die Sache mit der Sprache …

Diese Artikelreihe gibt Hilfestellung in allen Bereichen.

In Teil I (abgedruckt in Ausgabe 05 / 2008) wurde ein Überblick

über die Visa-Kategorien zur direkten Erlangung

70 01 | 2009 © 360° Neuseeland

der Permanent Residence bzw. Details zur Beantragung

in der Skilled Migrant Category gegeben.

In Teil II beschränken wir uns auf die weiteren Optionen,

die Permanent Residence direkt zu erhalten, d. h.

der „Family Sponsored Stream“, „Business and Active

Investor Categories“, d. h. Visa für Investoren und Unternehmensgründer,

sowie die „Residence from Work Categories“,

d. h. Visa für diejenigen, die bereits mindestens

24 Monate mittels einer speziellen temporären Arbeitsgenehmigung

in Neuseeland gearbeitet haben.

Aus Sicht der Immigrationsbehörde ist man seit Jahren

in der glücklichen Lage, weit mehr Bewerber und Interessenten

als Visa zu haben. Dieser Wettbewerb um die

zu vergebenden Visa hat in den vergangenen Jahren zu

einer schrittweisen Verschärfung der Kriterien geführt,

auf die nun näher eingegangen wird.

I. Family Category

Neben der im letzten Teil diskutierten Skilled Migrant

Category fallen ungefähr 30 Prozent der jährlich vergebenen

45.000 bis 50.000 Visa auf den sogenannten

Family Sponsored Stream. Wir sprechen also von der

recht stattlichen Summe von 15.000 Visa, was immer

wieder zu kontroversen Diskussionen führt.

Sicherlich, man will und muss Familien die Möglichkeit

bieten, sich in Neuseeland wieder zu vereinigen. Aber

insbesondere der fehlende Nachweis ausreichender

Sprachkenntnisse bringt viele Neuseeländer auf die Barrikaden.

Jeder trifft hier regelmäßig auf Immigranten, die

die Sprache nicht beherrschen, und fragt sich, wie unter

diesen Bedingungen eine sinnvolle Integration vollzogen

werden kann und wo der Nutzen für Neuseeland liegt.

Andere argumentierten über Jahre, dass man in Zeiten

von Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung die Visa

besser für die Skilled Migrant Category nutzen sollte.

Wie auch immer, Ende 2007 hat die Regierung reagiert:

Ein Englischtest ist weiterhin nicht erforderlich, aber es

wurde eine Besuchervisa-Regelung eingeführt, die die

einmalige Beantragung eines Visums mit drei Jahre Laufzeit

vorsieht. Pro Jahr darf man dann ohne weitere Formalitäten

bis zu sechs Monate als Besucher bei der Familie

in Neuseeland verbringen. Des Weiteren wurde die

Anzahl der jährlich verfügbaren Visa für Anträge von

Eltern (3.400), Geschwistern (1.250) und erwachsenen

Kindern (350) eingeschränkt, ein Mindesteinkommen

beschlossen und das Maximalalter für Geschwister auf 55

Jahre reduziert. Gleichzeitig wurde eine unbeschränkte

Anzahl von Partneranträgen beschlossen, was zu einer

spürbaren Reduzierung der Bearbeitungszeiten führte.

Diese Kategorie dient, wie der Name sagt, der Familienzusammenführung

und bietet direkten Familienangehörigen

(sogenannten next-of-kin) bei Erfüllung diverser Auflagen

Helpdesk Emigration & Working Holidays

360° Autor: Peter Beiner

Peter Beiner bietet deutschsprachigen

Auswanderern seit

1998 eine umfassende Einwanderungs-

und Niederlassungsberatung.

Sein Unternehmen,

Instant Immigration Services

(NZ) Ltd. mit Sitz in Auckland

hat mithilfe seiner Mitarbeiterinnen

bereits Hunderte

deutschsprachiger Klienten erfolgreich bei der Jobsuche, Visabeantragung

und nachfolgenden Übersiedlung nach Neuseeland

unterstützen dürfen. Die übersichtliche Internetseite www.

immigration.de wird im Zwei-Wochenabstand aktualisiert

und gibt einen Überblick über aktuelle Gesetzesänderungen,

Visaarten, Qualifikationsanerkennung sowie Infomationen zur

erfolgreichen Jobsuche. Seit 2007 ist Peter Beiner Mitglied der

Industry Reference Group der Immigration Advisers Authority.

die Möglichkeit, ihren Partnern / Geschwistern / Eltern/

Kindern zu folgen und sich ebenfalls in Neuseeland als

Permanent Residents niederlassen zu können.

Wie immer hat der Immigration Service auch hier mitunter

sehr fragwürdige Hürden und Schikanen eingebaut,

die einer langfristigen Familienplanung einen großen

Strich durch die Rechnung machen können. Es ist sinnvoll,

sich im Vorfeld schlau zu machen, um alle Alternativen

zu kennen, denn ein Nachzug der Eltern ist nicht

immer automatisch möglich.

Wer kann also überhaupt in den Genuss dieser Regelungen

kommen? Grundsätzlich geht es nur um direkte

Verwandte, d. h. Partner, Eltern, Geschwister oder Kinder

bis zum maximalen Alter von 24 Jahren. Im Gegensatz

zu Australien berücksichtigt die hiesige Rechtsprechung

somit keine Onkel, Tanten oder Cousinen.

360° Web Info

EINWANDERuNG

www.immigration.govt.nz

www.nzqa.govt.nz

GESuNDHEIT

www.moh.govt.nz

STEuERN

www.ird.govt.nz

BILDuNG

www.minedu.govt.nz

DuRCHSCHNITTS-

EINKOMMEN

www.stats.govt.nz

uMZuG

www.bobe.de

ZOLL

www.customs.govt.nz

AuSTAuSCHFORuM

www.nzvillage.com

www.neuseelandforum.net

© 360° Neuseeland 01 | 2009 71


Emigration & Working Holidays Helpdesk

Skytower Auckland

360° Info

Neben der angesprochenen Flexibilität der jährlich zu vergebenden

Anzahl von Visa hat der Immigration Service

zudem jederzeit die Möglichkeit, Gesetze anzupassen. Im

Gegensatz zu vielen europäischen Ländern vollziehen sich

Gesetzesänderungen in Neuseeland in den meisten Fällen

ohne lange Vorwarnung; sie treten innerhalb kürzester Zeit

(oft über Nacht) und für den Laien meist ohne nachvollziehbare

Gründe in Kraft. Von diesem Mittel macht der Immigration

Service oft und gerne Gebrauch, was häufig dazu führt,

dass insbesondere Printmedien, die sich mit der Thematik

befassen, Informationen veröffentlichen, die nicht mehr der

aktuellen Gesetzgebung entsprechen.

Daher unser Rat an alle, die Foren, Auswanderungsratgeber,

Internet-Blogs, Bücher und auch Artikel wie diesen lesen: Bitte

immer den Inhalt anhand einschlägiger Internetseiten des

Immigration Service bzw. namhafter Immigration Adviser auf

evtl. Änderungen überprüfen.

• Partner:

Residents oder Citizens (Staatsbürger) können dem

jeweiligen Partner bei richtiger Vorbereitung relativ

problemlos zur Permanent Residence verhelfen.

Grundvoraussetzung für die Erteilung ist der zweifelsfreie

Nachweis, dass beide Partner seit mindestens

zwölf Monaten in einer „stable and genuine relationship“

leben. Dieses erfordert einen gemeinsamen

Hausstand unter gleicher Adresse sowie schriftliche

Nachweise in Form von Meldebescheinigungen,

gemeinsamen Kontoauszügen, Mietvertrag etc., um

nur einige zu nennen, die Liste ist endlos. Die vorgelegten

Dokumente werden einer intensiven Prüfung

unterzogen, um Scheinehen und -partnerschaften zu

verhindern.

Leider zeigt die Praxis, dass oftmals zu wenige stichhaltige

Nachweise vorgelegt werden, was zu langen

Bearbeitungszeiten, Interviews beider Partner und

der Beantragung von Zwischen-Work Permits / Visa

führt. Auch wenn diese Gerüchte weiterhin kursieren

und einfach nicht totzukriegen sind: Eine Heiratsurkunde

allein ist kein ausreichender Beweis, denn verheiratete

Paare müssen exakt die gleichen Dokumente

vorlegen wie unverheiratete bzw. gleichgeschlechtliche

Paare. Der NZ-Partner / Sponsor verpflichtet

sich mittels einer Sponsorship Form, in den ersten

24 Monaten nach Ankunft des Partners für ihn finanziell

aufzukommen.

Oftmals ist der Nachweis der obligatorischen zwölf

Monate des Zusammenlebens (noch) nicht gegeben.

Man beantragt dann zunächst ein sogenanntes „Open

Work Permit / Visa“ auf Grundlage der Partnerschaft

und geht dann nach Erfüllung der Auflagen die Beantragung

der Permanent Residence an.

• Kinder:

„Dependent children“ sind biologische oder adoptierte

Kinder im Alter von 17 bis 24 Jahren, die jederzeit einen

Antrag stellen können, sofern gegeben ist, dass sich die

Eltern oder ein Elternteil permanent in Neuseeland aufhalten

und das Kind nachweislich finanziell (vom Sponsor)

abhängig ist.

Besonders problematisch kann sich bei Kindern bis zu

16 Jahren eine eindeutige Klärung der Sorgerechtsfrage

gestalten, sofern die Eltern getrennt leben bzw. geschieden

sind. In diesen Fällen muss entweder eine schriftliche

Einverständniserklärung des anderen Partners

vorliegen oder per Gerichtsbeschluss das alleinige Sorgerecht

mit Aufenthaltsbestimmungsrecht erwirkt werden.

Mitunter verlangt der NZIS sogar, dass der zurückbleibende

Partner ein Besuchsrecht aufgibt. Hier ist

schon mache Träne geflossen und man sollte diese Problematik

nicht unterschätzen. Aufgrund internationaler

Abkommen und versuchter Kindesentführungen kennt

Neuseeland hier kein Pardon.

72 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Bei Kindern zwischen 17 und maximal 24 Jahren muss

neben der nachweislichen finanziellen Abhängigkeit, die

sehr genau geprüft wird, zudem nachgewiesen werden,

dass das Kind keine eigenen Kinder hat und Single ist.

• Geschwister und erwachsene Kinder (adult children):

Geschwister oder Kinder, die älter als 24 Jahre sind, können

nur dann einen Antrag unter der Family Category

stellen, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:





Sponsorship: Dieses kann nur durch Eltern oder

andere mindestens 17 Jahre alte Geschwister erfolgen,

die selbst seit mindestens drei Jahren in Neuseeland

als Permanent Residents leben und in allen drei

Jahren pro Jahr mindestens 184 Tage in Neuseeland

verbracht haben

Es dürfen sich im Heimatland des Antragstellers keine

weiteren Elternteile oder Geschwister aufhalten

Der Antragsteller muss ein akzeptables Jobangebot

eines neuseeländischen Arbeitgebers vorweisen

Je nach Anzahl der eingeschlossen Familienmitglieder

muss ein Mindestjahreseinkommen von 30.946 NZ$

bis maximal 47.586 NZ$ nachgewiesen werden

• Eltern:

Auch diese Regelungen verursachen bei viele Stirnrunzeln,

man kann es kaum noch komplizierter machen. Die

Bedingungen für eine erfolgreiche Antragstellung sind

wie folgt:



Sponsorship: Dieses kann nur durch ein Kind erfolgen,

welches selbst seit mindestens drei Jahren in Neuseeland

als Permanent Resident lebt und in allen drei Jahren

pro Jahr mindestens 184 Tage in Neuseeland verbracht

hat

Das sogenannte „Centre of Gravity“ (COG) der Familie

befindet sich in Neuseeland. Diese Definition bedarf

insbesondere dann der genauen Überprüfung wenn

der / die Antragsteller mehrere Kinder hat / haben.

ô

ô

Sofern der Antragsteller keine „dependent

children“ hat, ist das COG erfüllt, wenn entweder

keines seiner „adult children“ mehr im Heimatland

lebt oder eine gleich große oder höhere

Zahl von „adult children“ in Neuseeland lebt als

in irgendeinem anderen Land der Welt.

Sofern der Antragsteller „dependent children“

hat, ist das COG nur dann erfüllt, wenn eine

gleich große oder höhere Zahl von „adult

children“ in Neuseeland lebt als in irgendeinem

anderen Land der Welt. Zudem muss die Anzahl

der „dependent children“ gleich oder geringer

als die Anzahl von „adult children“ sein.

Fallbeispiele:


Der Antragsteller hat drei Kinder, 25, 17 und 15 Jahre

alt. Ein Kind lebt in Neuseeland, zwei Kinder im Hei-

Helpdesk Emigration & Working Holidays

matland. Es leben zwei „dependent children“ im Heimatland

und nur ein „adult child“ in Neuseeland.

Antragstellung ausgeschlossen, da der COG nicht in

Neuseeland liegt.

Der Antragsteller hat ein Kind im Alter von 33 Jahren,

das seit mehr als drei Jahren als Permanent Resident

in Neuseeland lebt. Antragstellung problemlos, da der

COG in Neuseeland liegt.

Der Antragsteller hat vier Kinder. Zwei Kinder (33

und 29 Jahre alt) leben seit drei Jahren als Permanent

Residents in Neuseeland. Ein Kind, 26, lebt in

Australien, ein Kind, 22, lebt im Heimatland. Antragstellung

problemlos möglich, da der COG in Neuseeland

liegt.

Oftmals ist die Wartezeit von drei Jahren, bis der Sponsor

endlich die Bedingungen für eine Antragstellung

erfüllt, für die auswanderungswilligen Eltern unerträglich

lange. Es gibt legale Mittel, diesen Zeitraum mittels

geschickter Beantragung von Visitor-Visa oder Einschreibung

als Student zu überbrücken, um schon vor

Ablauf der Mindestaufenthaltsdauer des Sponsors nach

Neuseeland übersiedeln zu können. In speziellen Fällen

kann auch ein Härtefallantrag direkt an den Minister zum

Erfolg führen.

II. Business Categories

1. Active Investor Category

Diese Kategorie war bis 2005 eine relativ simple Angelegenheit.

Ein Punktesystem, das aus Alter, Berufserfahrung

und transferierbaren Investitionsmitteln bestand,

erlaubte Investoren auf recht einfache und schnelle Art

und Weise PR-Status zu erlangen. Alles was man tun

musste, war sein Geld für zwei Jahre (meist 1 Millionen

NZ$ als hochverzinstes Festgeld oder in Immobilien)

anzulegen.

© 360° Neuseeland 01 | 2009 73



Waterfront Wellington


Emigration & Working Holidays Helpdesk

Auch wenn diese Kategorie zu hohen Geldtransfers und

hin und wieder auch zu Firmenkäufen / -beteiligungen

führte, die absolute Mehrzahl der Investitionen war passiv

und fügte dem Land letztendlich mehr Schaden als Nutzen

zu und wird heute von vielen als Auslöser des Immobilienbooms

beschuldigt. Im Juli 2005 zog der NZIS dann

über Nacht den Stecker und dachte sich kurzerhand etwas

Neues aus. Nun waren mindestens 2,5 Millionen NZ$ für

fünf Jahre zu investieren, wobei nur Zinsen auf Inflationsratenniveau

gezahlt wurden. Diese unattraktiven Investitionsbedingungen

führen dazu, dass das Antragsvolumen

von ursprünglich knapp über 4.300 Anträgen im Jahr

2004 auf nur 250 im Jahr 2007 zurückging.

Am 26. November 2007 trat erneut eine überarbeite Version

in Kraft, die aber bei durchschnittlich zwei Anträgen

pro Monat noch geringere Beachtung findet. Untenstehend

die Grundbedingungen. Wir ersparen uns Details,

da mit Einzug einer neuen Regierungskoalition nach den

Parlamentswahlen im November 2008 mit drastischen

Änderungen (und hoffentlich Verbesserungen) dieser

Kategorie zu rechnen ist.

Bedingungen der verschiedenen Kategorien

Global Investor Category – Mindestinvestition 20 Millionen

NZ$ für vier Jahre, davon mindestens 5 Millionen

NZ$ in ein sogenanntes „active investment“. Mindestaufenthalt

von 73 Tagen in Neuseeland pro Jahr, keine

Englischkenntnisse erforderlich, kein Maximalalter.

Professional Investor Category – Mindestinvestition

10 Millionen NZ$ für vier Jahre, davon mindestens

2 Millionen NZ$ in ein sogenanntes „active investment“.

Mindestaufenthalt von 109 Tagen in Neuseeland

pro Jahr, Englischkenntnisse erforderlich, Maximalalter

64 Jahre.

General (Active) Investor Category – Mindestinvestition

2,5 Millionen NZ$ für vier Jahre und weitere

1 Million NZ$ für die Niederlassung. Mindestaufenthalt

von 146 Tagen in Neuseeland pro Jahr, Englischkenntnisse

erforderlich, Maximalalter 54 Jahre.

D. h. konkret, unter 3.5 Millionen NZ$ geht derzeit nichts.

2. Long Term Business Visa / Entrepreneur Category

Neben der Skilled Migrant Category besteht weiterhin

die Alternative Long-Term Business Visa (LTBV). Das

LTBV ist eine Stufenlösung, wobei der Antragsteller

zunächst ein Gewerbe in Neuseeland gründen oder kaufen

bzw. sich mit mindestens 25 Prozent beteiligen muss,

dieses dann mindestens zwei (maximal drei Jahre) erfolgreich

betreibt, um sich dann eventuell für einen separaten

Antrag auf Permanent Residence in der Entrepreneur

Category zu qualifizieren.

Zu beachten ist, dass ein LTBV zunächst nur ein Work

Permit für einen Zeitraum von drei Jahren darstellt. Nur

bei erfolgreicher Umwandlung der Geschäftsidee kann

dann im Rahmen eines nachfolgenden Entrepreneurantrags

frühestens nach zwei bis drei Jahren Permanent

Residence-Status erzielt werden. Vielen wird nach den

Vordiskussionen schnell klar, wie übertrieben die Forderungen

für eine erfolgreiche Antragstellung in dieser

Kategorie mittlerweile sind. Der NZIS erwartet zunächst

fundierte Berufserfahrungen als Betreiber bzw. in leitender

Führungsposition sowie Qualifikationen in dem

Geschäftsbereich, in dem man beabsichtigt, ein Business

zu eröffnen. Zudem muss ein detaillierter Businessplan

vorgelegt werden, der neben der Geschäftsidee, den

financial forcasts, der zu erwartende Anzahl der Beschäftigten,

der Marketing Strategy und der SWOT-Analyse vor

allem den „Benefit to New Zealand“ herausstellen muss.

Ein „Benefit to NZ“ kann durch die Einführung oder die

Entwicklung neuer Produkte oder Technologien, durch

die Erweiterung oder Erschließung neuer Exportmärkte

bzw. definitiver Schaffung von Arbeitsplätzen (zusätzlich

zur eigenen Person) erzielt werden.

Businesspläne haben einen Umfang von bis zu 100 Seiten.

Die ausgearbeiteten Informationen müssen einerseits

optimistisch genug sein, um den NZIS von der Geschäftsidee

zu überzeugen, andererseits aber, insbesondere was

die Prognosen bezüglich der Entwicklung des Unternehmens

betrifft, realistisch sein. Oftmals empfiehlt es sich,

ein bereits bestehendes Unternehmen zu kaufen bzw.

sich an diesem zu beteiligen und dann im Businessplan

zu erläutern, in welcher Form man Umsatz und Gewinn

zu erhöhen bzw. Arbeitsplätze zu schaffen gedenkt. Das

Problem dabei ist oft den NZIS davon zu überzeugen,

dass bereits bestehende Unternehmen nicht unter der

zusätzlichen Konkurrenz leiden. Die Bedingungen für den

nachfolgenden Entrepreneurantrag sind im Prinzip identisch

wie die oben genannten für den LTBV-Antrag, hinzu

kommt der Nachweis eines „substancial investment“, das

der NZIS nicht genau definiert. Erfahrungsgemäß handelt

es sich dabei um eine für den Geschäftsbetrieb notwendige

Investition von mindestens 200.000 NZ$.

Dem NZIS ist im Prinzip freigestellt, ob man den Anträgen

stattgibt oder nicht (das gilt für LTBV und Entrepreneurantrag),

es ist reine Auslegungssache, ob das Business

„erfolgreich“ war bzw. „of benefit to New Zealand“

ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Consultingunternehmen

warnen wir ausdrücklich davor, LTBVs bzw. die nachfolgenden

Entrepreneuranträge zu unterschätzen. Es sieht

vermeintlich einfach aus, die Ablehnungsquote liegt bei

über 60 Prozent, die meisten LTBV-Anträge kommen nicht

über die erste (grobe) Prüfung durch die Business Migration

Unit hinaus. Bedingt durch die Ablehnungsquote, den

verhältnismäßig hohen Aufwand und die hohen Kosten für

Vorbereitungen bzw. Antragsgebühr, sollte eine Einreichung

nur bei absolut eindeutigen Fällen riskiert werden.

Die Antragszahlen sprechen auch hier eine eindeutige

74 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Sprache und spiegeln sich in der zeitgleichen Verschärfung

der Mindestanforderungen wider: Seit dem Höchststand

im Jahr 2001 (2.650 Anträge) fiel die Anzahl bewilligter

Visa kontinuierlich auf lächerliche 44 im Jahr 2007.

Alles wartet auf eine Reform dieser Politik bzw. der Category,

möglicherweise schon kurz nach den Wahlen im

November 2008. Man kann es sich nur wünschen, denn

Neuseeland gehen durch diese äußerst restriktive Politik

neben Unternehmertalent vor allem Investitionsmittel

durch die Lappen.

III. Residence from Work Categories

Grundlage dieser Visakategorien ist die vorherige Bewilligung

eines speziellen Work to Residence Work Permits

(auf die Beantragung von Work Permits und Visa aller Art

gehen wir in Teil III dieser Serie näher ein).

Man unterscheidet hier zwischen drei Unterkategorien

mit folgenden Bedingungen:

1. Talent (Accredited Employer) Residence Policy

Prinzipiell erlaubt diese Visaart akkreditierten Arbeitgebern

ohne großen formalen Aufwand Bewerber zu

rekrutieren. Die Visabeantragung ist bei richtiger Vorbereitung

eine Formalität. Die Liste der akkreditierten

Arbeitgeber ist auf der Website des NZIS zu finden und

umfasst derzeit 425 meist größere in Neuseeland ansässige

Unternehmen.

Bedigungen:




Civic Square Wellington

Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem

Work Permit, das unter Talent (Accredited Employer)

Policy bewilligt wurde

Beschäftigung über 24 Monate bei einem sogenannten

„Accredited Employer“

Mindesteinkommen 50.000 NZ$ pro Jahr.

Helpdesk Emigration & Working Holidays

2. Talent (Arts, Culture and Sports) Residence Policy

Diese Kategorie erlaubt Sportlern und Künstlern mit internationaler

Reputation eine relativ schnelle und unkomplizierte

Beantragung der Permanent Residence.

Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem

Work Permit, das unter Talent (Arts, Culture and

Sports) Policy bewilligt wurde

Beschäftigung über 24 Monate als Sportler bzw.

Künstler

internationale Bekanntheit des Sportlers / Künstlers

aktive Unterstützung durch eines neuseeländische

Organisation im sportlichen bzw. künstlerischen

Bereich

3. Long Term Skill Shortages List Residence Policy

Bedigungen:

Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem

Work Permit, das unter Long Term Skill Shortages List

Policy bewilligt wurde

Beschäftigung über 24 Monate in einem Berufsfeld

der Long Term Skill Shortages List

Mindesteinkommen 50.000 NZ$ pro Jahr

Maximalalter 55 Jahre

Allen gemeinsam ist, dass Permanent Residence erst

dann beantragt und bewillig werden kann, wenn der

Bewerber seit mindestens 24 Monaten auf dem jeweils

oben genannten Work Permit in Neuseeland tätig war.

Wichtig ist dabei vor allem, dass schon das Work Permit

in der korrekten Kategorie beantragt wird, damit es bei

der späteren Beantragung der Permant Residence nicht

zu Problemen kommt.

Die Fallgruben und das Kleingedruckte

Die obige Aufstellung gibt einen groben Überblick über

die jeweiligen Kategorien. Leider folgt der Immigration

Service trotz langjähriger Kritik weiterhin dem Prinzip

der simplen Darstellung, ohne auf das Kleingedruckte

und die darin verborgenen Fallgruben zu verweisen.

Die oftmals entscheidenden Informationen und Bedingungen

erschließen sich dem Laien erst nach intensivem

Studium der Immigrationsgesetze bzw. (wenn es zu spät

ist) durch Auseinandersetzungen mit den zuständigen

Officern. Es ist immer wieder frustrierend zu sehen,

dass einerseits Fälle, die bei richtiger Vorbereitung das

Potenzial gehabt hätten, nur aufgrund kleinster Fehler

abgelehnt wurden bzw. dass andererseits Anträge, die

nicht die geringste Chance haben, eingereicht werden.

Das muss alles nicht sein und sinnvollerweise sollte man

sich vor Tätigung einer solch einschneidenden Investition

zumindest die neutrale Meinung von ein oder zwei

Experten einholen. °

© 360° Neuseeland 01 | 2009 75









Wine & Gourmet Gourmet

Die „Cuisine“

in Aotearoa:

Eine Einführung

International hat die neuseeländische Küche bisher

noch wenig Furore gemacht. Das liegt aber mitnichten

daran, dass sie nicht schmackhaft wäre oder mit

der Küche anderer Länder nicht mithalten könnte. Dieses

Schicksal teilt die Küche Neuseelands mit vielem anderen

Guten, das aus diesem Land kommt, zum Beispiel

zahlreiche bei uns unbekannte neuseeländische Filme

oder Musiker.

Der Grund liegt darin, das Aotearoa zu weit weg von den

wirtschaftlichen Zentren Europas und den USA liegt.

Mit nur vier Millionen Einwohnern verfügt Neuseeland

zudem über zu wenig ökonomische Kraft, um seine

wahren Qualitäten weithin bekannt zu machen.

Die Besucher Neuseelands jedoch erkennen schnell,

dass die gehobene Küche in diesem Land erschwinglich

ist und vielerlei angenehme Überraschungen bietet.

Allerdings hat die Kiwi-Cuisine mehrere Gesichter, die

man kennen sollte, um die Qualitäten der modernen neuseeländischen

Küche richtig einschätzen zu können bzw.

als Besucher des Landes auch die richtige Auswahl beim

Restaurantbesuch zu treffen. Denn die Unterschiede können

gewaltig sein, anders als die vorzufindenden Preisunterschiede

vermuten lassen würden.

„Big Bang“: America’s Cup verändert

die Küche des Landes

Historisch gesehen gab es einen „Big Bang“ für die Küche

des Landes. Dieser große Knall fand im Jahre 1999 statt,

als zum ersten Mal der America’s Cup – seines Zeichens

das populärste und teuerste Yachtrennen der Welt – in

Neuseeland ausgetragen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt

war die vorherrschende Küche das, was die früheren Einwanderer,

die vorwiegend aus England kamen, kulturell

mit sich gebracht hatten. Weitere kleinere Einwanderergruppen

kamen aus Holland, Schottland oder Dänemark,

keines dieser Länder bekannt für seine Haute Cuisine.

Einen Zuzug aus Italien oder Frankreich, Spanien oder

dem mittleren Osten gab es nahezu nicht.

Auf der anderen Seite hatten die neo-sozialistischen

Experimente der lange Jahre herrschenden Labour Partei

in den 1960er-Jahren ihre negativen Auswirkungen auf

das Lebensmittelangebot. Neuseeland als eines der weltweit

reichsten Länder nach dem 2. Weltkrieg war weit

zurückgeworfen worden, was zu einer erschreckenden

Einfallslosigkeit in der Küche geführt hatte. Wer einmal

typisch neuseeländische Würstchen gegessen hat, weiß,

wovon die Rede ist. Bis in die späten 1990er-Jahre gab

es in den Supermarktregalen keine oder kaum Gourmetprodukte.

Die Käseauswahl beschränkte sich auf Block-

und Gratinkäse, die sich zwar Gouda, Emmentalcheese,

Cheddar oder Mozzarella nannten, alle aber gleich aussahen

und auch gleich schmeckten; drei Sorten Toastbrot,

im Wesentlichen unterscheidbar durch die unterschiedliche

Dicke, bildeten ein rundes Sortiment. In einer

mit Traumwetter und langen Küstenlinien gesegneten

Millionenstadt wie Auckland gab es gerade einmal zwei

Straßencafés, in denen allerdings wie landesweit üblich

nur Instantcoffee serviert wurde.

76 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Neue Einfüsse bestimmen die Cuisine

Ein Fundament der neuen Cuisine war also das hereinströmende

Know-how international ausgebildeter Köche.

Es bildete sich aber keine neo-koloniale Küche als Fremdkörper.

Es waren ja schließlich viele Kiwis darunter,

die zwischenzeitlich in anderen Ländern Erfahrungen

gesammelt hatten. Diese griffen auf der einen Seite auf

die Zutaten zurück, die sie im Land kannten und bereits

gewohnt waren. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss

hatte hier auch die Küche der eingeborenen Maori.

Zutaten wie der einzigartige Manuka Honig oder Hapuka,

die Wasserkresse der Maori, finden sich in jedem Designer-Salat

oder auf „Paninis“.

Verwendung finden auch viele asiatische Elemente der

Küche. Hintergrund ist die starke Zuwanderung von „Lifestyle-Asiaten“

aus Korea, Taiwan, Hongkong oder Japan

seit den 1990er-Jahren, die mittlerweile bereits acht Prozent

der Bevölkerung ausmachen. Dadurch stehen nicht

nur das Know-how oder die Gewürze der asiatischen

Küche zur Verfügung, sondern auch die asiatischen Gemüsesorten,

die mittlerweile überall angebaut werden und in

jedem Supermarkt erhältlich sind – und auch fleißig von

den Kiwis in der Heimküche verwendet werden.

Schließlich findet man natürlich die importierten französischen

oder italienischen Zubereitungs- und Präsentationsmethoden,

die dann an die Gegebenheiten angepasst

werden. Und so klingt ein typisches Gericht, das man

schnell mal mittags in einem Café zu sich nimmt, etwa

„Manuka seared Cajun Chicken with fresh Hapuka and

hot Kiwi Salsa on crispy Bruschetta“ oder so ähnlich.

Inzwischen sind in den Supermärkten die Regale gefüllt

mit dutzenden unterschiedlichen Käsesorten, die übrigens

auf höchstem Niveau sind, mit raffinierten Saucen

und Zutaten, Gewürzen aus allen Ländern, Joghurts,

Broten, und so weiter. Wer zuletzt vor zehn Jahren in

Neuseeland war, würde seinen Augen nicht trauen.

Die moderne neuseeländische Küche

Und dies änderte sich fast über Nacht, als der America’s

Da die Importkosten für Gemüse und andere Lebensmittel

sehr hoch sind, ist die neuseeländische Küche wie

Cup in Auckland abgehalten wurde. Schlagartig kamen

kaum eine andere saisonal schwankend. Die verwende-

zahlreiche, internationale „Chefs“ aus Australien oder

ten Zutaten sind von höchster Qualität und Frische, das

Europa nach Auckland oder junge neuseeländische Köche

gilt für Fleisch ebenso wie für Fisch und Meeresfrüchte,

mit internationaler Erfahrung kehrten zurück in das Land,

um einem verwöhnten, aber zahlungswilligen internatio-

Gemüse oder Obst.

nalen Publikum eine völlig neue Küchenerfahrung zu ser-

Gerne verwendet werden die beliebten „green lipped musvieren.

Erst anlässlich des Segelevents wurde das Hafensel“,

riesengroße Pfahlmuscheln, bei deren Züchtung Neubecken

umgebaut für Gourmetpublikum; in kürzester Zeit

seeland weltweit führend ist, aber auch Jakobsmuscheln,

eröffneten dutzende, schicke Lukullus-Tempel verschiedenster

Couleur im Viadukt Basin, Aucklands völlig neu

Langusten, Flundern und anderes aus dem Meer.

gestaltetem Yachthafen, in dem es vorher gerade mal eine

Neuseeländisches Lamm ist weltweit berühmt, aber dass

Microbrewery und ein mittleres Restaurant gab.Moderne

das Land auch der weltweit führende Züchter von Rotwild

Kiwi-Küche

Gourmet Wine & Gourmet

ist, merkt man anhand der angeboten Wildfleischqualität.

Auch Rindfleisch ist erstklassig, die Rinder grasen auf

grünen Weiden. Nur die Geflügel- und Schweinefleischproduktion

ist eher in den Kinderschuhen.

Es wird gerne gut gewürzt, eben auch mit gutem Grundmaterial,

sodass das Essen meist rund und ausgewogen,

aber durchaus würzig ist.

Da alle möglichen Stilrichtungen aus Europa, Asien und

eben auch traditionellen Maorieinflüssen nebeneinander

Verwendung finden, würden wir von einer Kiwi-Fusion-

Cuisine sprechen. Gesund, ausgewogen, frisch und lebendig,

dabei selten langweilig oder sich wiederholend.

Unser Tipp: Überraschend gut essen kann man in der Regel

in den schöneren, jungen Designercafés, auch in den kleinen

Städten, vor allem aber immer in den Weingutrestaurants.

In den großen Städten wie Auckland, Wellington und

Christchurch ist die Küche generell auf hohem Niveau, in

den Weinregionen Hawke’s Bay, Marlborough und Central

Otago auf jeden Fall auch. In den traditionellen Pubs fernab

der Touristenrouten dagegen werden Sie nach wie vor eher

die traditionelle Zubereitung von Gerichten finden, und

die ist auf demselben Preisniveau, allerdings geschmacklich

gewöhnungsbedürftig oder nur für Liebhaber wirklich

schmackhaft. Hier finden Sie ihn übrigens auch wieder, den

Instantcoffee – Vorsicht, meistens brühend heiß. ° (FB)

© 360° Neuseeland 01 | 2009 77


°








































































°


Wine & Gourmet Wineries & Characters

La Grande Maison

Mission Estate

Gegründet im Jahre 1851 durch den französischen

Maristen Orden, ist Mission Estate Neuseelands

ältestes Weingut. Die Gesellschaft Mariens

stammt ursprünglich aus der Gegend von Lyon in

Frankreich. Mission hat nie sein französisches Erbe aus

den Augen verloren. Über die Jahre reisten die Brüder

immer wieder nach Frankreich, um dort Weinbau und

Kellertechniken zu studieren. Mission ist von der Art

seiner Weine vielleicht das französischste aller Weingüter

Neuseelands. Und nach wie vor ist das „Hauptquartier“

der Maristen in Frankreich angesiedelt.

Die Geschichte von Mission Estate

Im Jahr 1838 erreichte eine Gruppe französischer Missionare,

mit dem Segen des Papstes, den Norden Neuseelands,

wo sie eine Maristen-Mission gründeten. 1851

wurde die „Gesellschaft Mariens”, eine Dependance in

der Nähe des Ngaruroro Flusses zwischen Napier und

Hastings bei Pakowhai, errichtet.

Natürlich widmeten sich die Brüder einem ganz wichtigen

Aspekt der Landwirtschaft: dem Anbau von Weintrauben.

Ursprünglich bauten die Mönche die Trauben auf dem missionseigenen

Land in Gisborne am East Cape an und verarbeiteten

diese dort auch gleich zu Wein. Es wird erzählt,

dass die erste Lieferung von Gisborne in Weinfässern per

Schiff hätte erfolgen sollen. In der Hawke’s Bay kamen

allerdings nur Fässer voller Meerwasser an. Die Matrosen

wussten natürlich von nichts. Dies war wohl auch

der Grund, warum man sich entschied, den Wein doch in

Zukunft lieber in der Nähe der Mission anzubauen.

1858 zogen die Missionare auf das neu erworbene Land bei

Meeanee, auf dem eine große Kommune aufgebaut wurde.

Eine Hütte für die Wohnquartiere wurde aus Pakowhai herantransportiert

und später wurden auch eine Kirche, eine

Schule und Studienhallen dazugebaut. Man pflanzte erste

Reben, um neben Mess- auch Tafelwein zu produzieren.

Die erste Aufzeichnung über kommerziellen Weinverkauf

findet sich für das Jahr 1870, als man eine Charge haupt-

80 01 | 2009 © 360° Neuseeland

sächlich trockener Rotweine verkaufte.

Anscheinend übte die umliegende Bevölkerung

mehr oder weniger „sanften“

Druck aus, um an den begehrten Traubensaft

zu kommen. Scheinbar hatte man mit

dem Boykott der heiligen Messe gedroht,

weswegen die Mönche keine andere Wahl

hatten, als den Wein der Allgemeinheit

zum Kauf anzubieten.

1880 wurde ein zweistöckiges Haus für

die Gesamtkosten von 2.020 Pfund und

10 Schillinge gebaut, bekannt als „la

Grande Maison” oder einfach „das große

Haus“. Es wurde zum Zuhause für die

frühen französischen Maristen für über

drei Jahrzehnte. Erst 1897, nach einer

fürchterlichen Flut, stellte man fest,

dass das Grundstück wohl regelmäßig

von Fluten heimgesucht wurde. Ein höher

gelegenes Stück Land wurde gesucht.

Mission Estate

In diesem Jahr wurde für ganze zehn Pfund das 325 Hektar

große Mission Estate-Grundstück erworben. Die Maristen

Brüder marschierten jeden Tag von Meeanee zum neuen

Grund, um dort zu arbeiten, wo man nun eine kleine Plantage

und etliche Weinreben angepflanzt hatte. Die ersten

Trauben wurden auf dem sanft abfallenden Land und den

terrassenförmigen Hängen gehegt, die heutzutage das

berühmte alljährliche Mission-Konzert beherbergen.

1909 entschied Pater Smyth, die Missionsgemeinde und

das Große Haus auf seinen jetzigen Standort zu verlegen.

1910 wurde das Missionsgebäude in elf Einheiten

zerschnitten und auf Baumstämmen herübergerollt,

gezogen von Zugmaschinen auf einer wenige Kilometer

langen Reise, die ganze zwei Tage in Anspruch nahm.

Die Maristen

Wineries & Characters Wine & Gourmet

1930 wurde ein Vertrag zur Errichtung eines dreistöckigen

Wohnquartierblocks unterzeichnet. Am 2. Februar

1931 bezogen die Studenten dieses neue Gebäude. Und

dann, am nächsten Morgen, dem 3. Februar 1931 um

10 Uhr 47, traf ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 7,9

auf der Richterskala – das berühmte Hawke’s Bay Erdbeben

– die Ostküste. Die Städte der Bucht wurden fast

völlig zerstört, es entstanden auch starke Schäden an

der Mission. Zwei Priester und sieben Studenten, die

in der zusammenfallenden Kapelle meditierten, wurden

ein Opfer des Bebens. Das neue Wohnquartier zerbrach

und stürzte zum großen Teil in sich zusammen. Die Studenten

mussten umziehen, aber im Februar 1932 kehrten

sie zurück und stellten das Grundstück wieder her.

Man baute eine hölzerne Kapelle, die noch heute genutzt

wird. 1991 erst siedelten dann alle Seminarstudenten

über nach Auckland.

Heute hat Mission mit seiner neuen 2.000 Tonnen-Winery

den energieeffizientesten Weinkeller in Neuseeland überhaupt.

Das will etwas heißen, nachdem in diesem Land

bereits 80 Prozent der Weingüter als nachhaltige Betriebe

zertifiziert sind. Die Weine von Mission sind ganz klar

nach französischer Machart und stehen ihren Vorbildern

aus der alten Welt in nichts nach. Der Schwerpunkt liegt

auf unfiltrierten Rotweinen, aber auch die Weißweine,

vor allem die aus dem Barrique, sind wahrhaft Weltklasse.

Nicht nur, dass die Weine auch in Deutschland

bereits hohe Auszeichnungen erhalten haben, sie gelten

als Schnäppchen im Preis-Leistungsverhältnis.

Mit seinem grandiosen Gourmetrestaurant und dem

traumhaften Blick vom Restaurant Garten aus ist Mission

Estate sicher das besuchenswerteste Weingut der Hawke’s

Bay. Das sollte man auf keinen Fall verpassen. ° (FB)

© 360° Neuseeland 01 | 2009 81


Wine & Gourmet Report

Kiwis und

Alkohol

Erst vor wenigen Tagen in Neuseeland angekommen,

wollte Guillaume, der französische Austauschstudent,

natürlich unbedingt das Nachtleben in Auckland

erkunden. Wie kaum in einem anderen Land schließt

man hier in Neuseeland schnell Freundschaften. Und so

tat er sich mit jungen Leuten zusammen, die er erst vormittags

beim Shoppen kennen gelernt hatte, und ging in

eine belebte Ponsonby Bar am frühen Abend.

Aucklands Bars sind gemütlich, trendy und abends voll

gestopft mit fröhlichen, lauten und lachenden jungen

Leuten. Die Stimmung erinnerte Guillaume ein wenig

an Irland, wo er ein Jahr zuvor ein Auslandssemester

verbracht hatte. Und so freute es ihn, dass er anscheinend

hier so ähnliche Trinkgewohnheiten vorfand wie

auf der grünen Insel der nördlichen Hemisphäre. Dort

läuft immer einer der am Tisch befindlichen zur Bar und

bringt eine Runde Guinness für alle zurück an den Tisch.

Da jeder ein- oder mehrmals geht, gleicht sich das über

den Abend auch immer wieder aus.

Auch hier nun lief Brian, der Medizinstudent aus Hamilton,

zur Bar und kam mit acht Pint (1 Pint = 0,473 Liter)

zurück, die er vor sich auf den Tisch stellte. Guillaume

war durstig und griff nach einem Glas, wobei Brian ihn

etwas pikiert angiftete: „Hey, what’s up, Buddy? Get your

own beer“. Guillaume blickte wohl etwas hilflos drein,

sodass die neben ihm sitzende Neuseeländerin Betty ihm

erklärte: „Das sieht für Dich wohl ein wenig komisch aus.

Aber so ist das hier bei uns. Happy hour. Zwei Bier zum

Preis von einem, da muss man doch zuschlagen.“ Und

innerhalb kürzester Zeit stand der Tisch tatsächlich voll

mit Pints von Lion Red oder Heineken. Innerhalb der

nächsten Stunde wurden diese allerdings nahezu vollständig

geleert, man will das Bier ja schließlich nicht

warm werden lassen. Die Unterhaltung danach fand auch

entsprechend auf verändertem Niveau statt. Einer schlief

ein, andere gingen nach Hause oder einfach nur raus, um

sich dort konzentrierter unwohl fühlen zu können.

Diese kleine Geschichte ist keine ungewöhnliche Anekdote.

Die Jugend in Neuseeland hat ein Alkoholproblem.

In seiner Art ist es nur noch mit Australien oder Großbritannien

vergleichbar. Junge Kiwis neigen zu „Binge

Drinking“ wie man das hier bezeichnet. Innerhalb kurzer

Zeit werden große Mengen Alkohol konsumiert. Die

jungen Neuseeländer schaffen es damit sogar, auf dem

Münchner Oktoberfest unangenehm aufzufallen, wo sie

in kürzerer Zeit mehr Bier zu sich nehmen als selbst die

gestandenen Trinker aus anderen Ländern.

Die Regierung in Neuseeland versucht schon seit Jahren

mit verschiedenen Methoden, diesem Problem

beizukommen.

Erst im Jahr 1999 wurde das Alter für erlaubten Alkoholkonsum

von 21 Jahre auf 18 Jahre herabgesetzt. Die Idee

war, die Jungendlichen früher an den Alkohol zu gewöhnen,

obwohl natürlich auch die Interessen der Brauereilobby

mit eine Rolle spielten. Bis zu diesem Zeitpunkt

war Alkohol neben „On-Premise“, also in Restaurants, nur

in sogenannten „Liquorstores“ erhältlich, ab Weihnachten

1999 konnte man nun auch Wein, zwei Jahre später

auch Bier im Supermarkt kaufen. Aber natürlich änderte

das nichts an der Einstellung junger Trinker zum Alkohol

und die weitergehende Verfügbarkeit hatte keinerlei Auswirkungen,

weder in der einen noch in der anderen Richtung.

Erst im Jahre 2006 scheiterte ein Versuch, das „Legal

Drinking Age“ wieder auf 20 Jahre heraufzusetzen.

Das Aufkommen der sogenannten Alkopops – mit Alkohol

versetzte Limonaden in Designerflaschen – Ende der

1990er-Jahre haben das Problem in Neuseeland noch

verschärft. Jetzt war der bittere, durchaus gewöhnungsbedürftige

Geschmack des Bieres kein Hindernisgrund

mehr beim Betrinken. Mittlerweile sieht man in allen

Bars die jungen Leute mit leuchtend-bunten Tattoo-Flaschen,

La Vie oder Vodka Cruisern herumstehen und permanent

daran nippen. Diese Getränke schmecken an sich

nur süß und nach irgendeinem künstlichen Aroma. Der

Alkoholanteil geht dabei vollkommen im Aromamix unter

und spielt dabei nur in seiner Wirkung eine Rolle.

Um diesen unmäßigen Umgang der Kiwis mit Alkohol zu

verstehen, muss man ein wenig in die neuseeländische

Geschichte zurückblicken. In den ersten Jahrzehnten der

Kolonisierung der beiden Hauptinseln kamen zuerst Seeleute

und vor allem Walfänger hierher. Diese waren ein

hartes Leben auf See gewöhnt und hatten deshalb einen

rauen Umgang untereinander sowie einen schlechten

Einfluss auf die ansässige Bevölkerung. Es war üblich,

82 01 | 2009 © 360° Neuseeland

sich bei Landgang volllaufen zulassen, vor allem mit billigem

Gin. Alkoholbasierte Gewalt und Exzesse waren an

der Regel, was zu entsprechenden Gegenreaktionen bei

der Bevölkerung führte.

Bereits in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts gründeten

sich die ersten Gesellschaften gegen Alkoholkonsum,

die im Laufe der Zeit immer mehr an politischem Einfluss

gewannen. Da sich die Hauptgruppe an Zuwanderern aus

England, einem Land, in dem auch eher eine unterentwickelte

Trinkkultur vorherrschte, rekrutierte, konnte sich

diese Bewegung mit der Zeit stark durchsetzen, sodass

zunehmend prohibitive Gesetze erlassen wurden. So

durfte Wein in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts

beispielsweise nur noch in Hotels verkauft werden,

nicht jedoch von den Weingütern, die diese herstellten.

Hierunter litten in erster Linie die Winzer, zu dieser

Zeit überwiegend dalmatinische Kroaten, die als jüngste

Einwanderergruppe auch ihre Weinkultur mitbrachten.

Lange Zeit war der Alkoholkonsum in Restaurants verboten,

weswegen findige Gastronomen meistens Wein in

Softdrinkflaschen anboten, damit eine eventuelle polizeiliche

Kontrolle keinen Verdacht schöpfen konnte. Mit der

Stationierung amerikanischer Soldaten während und nach

dem Zweiten Weltkrieg wurde das aus ökonomischen

Gründen etwas gelockert, wollte man der Bevölkerung

doch dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Aus jener Zeit

stammt auch die immer noch existente, beliebte Möglichkeit

des „BYO“, des „Bring Your Own“, die Erlaubnis, seinen

eigenen Wein in einem Restaurant mitzubringen, das

eventuell ansonsten über keine Alkohollizenz verfügte.

Das einschneidendste Gesetz, das wohl letztendlich zur

Eigenart der Kiwis als Schnelltrinker geführt hatte, war

jedoch die äußerst frühe Sperrzeit der neuseeländischen

Pubs. 1917 verlegte die Regierung „vorübergehend“ die

gültige Sperrstunde auf 18 Uhr, um damit – wie sie verlautbaren

ließ – die Effizienz der Kriegsproduktion zu

erhöhen. Wie so oft haben vorübergehende Gesetze eine

lange Lebensdauer. Dieses beispielsweise galt tatsächlich

bis 1967, als sich die Neuseeländer endlich mit Erfolg

dagegen zur Wehr setzen konnten und die Regierung

die Sperrzeiten wieder aufhob. Dazwischen erlebte Neuseeland

das, was als „six o’clock swill“ bekannt wurde.

Fast zwei ganze Generationen an Neuseeländern waren

gezwungen, in der Zeit zwischen Arbeitsende, in der

Regel 17 Uhr, und dem Schließen der Pubs um 18 Uhr,

sich möglichst viel Bier zu genehmigen. Um hierbei die

Konsumgeschwindigkeit zu erhöhen, wurden die Gläser

gar nicht mehr erst zurückgegeben, sondern nur noch mithilfe

eines weit reichenden Bierschlauches nachgefüllt.

Aber auch in den Jahren nach der Liberalisierung konnten

die Neuseeländer nicht wirklich eine Trinkkultur aufbauen.

Wenn Erwachsene Neuseeländer Essen gehen,

dann wird in der Regel ein Babysitter organisiert. In den

Restaurants Neuseelands sieht man so gut wie keine Kin-

360° Autor: Florian Berger

Report Wine & Gourmet

Der gebürtige Münchner Florian

Berger, Jahrgang 1969, kehrte seiner

früheren Karriere als Unternehmensberater

den Rücken und

entschied sich Ende der 1990er-

Jahre dafür, ein paar Jahre in Neuseeland

zu leben. Er verliebte sich

in das Land und seine Menschen

und so war es nur natürlich, dass

er sich mit neuseeländischem

Wein eines der schönsten Produkte

auswählte, um es als Importeur in Europa populär zu

machen. Er ist mittlerweile einer der namhaftesten Experten

auf diesem Gebiet und betätigt sich nebenbei als Journalist und

Promoter der neuseeländischen Cuisine und Lebensart.

wine@360grad-medien.de

der; diese haben am (gemäßigten) Alkoholkonsum der

Eltern kaum teil. Es ist unüblich, wie beispielsweise in

den meisten Ländern Europas, dass Kinder öfter mal vom

Wein der Eltern nippen oder vielleicht einmal ein eigenes

kleines Glas mit verdünntem Bier bekommen.

Und so bleibt für den jungen Kiwi der Genuss von Alkohol

eines der wichtigsten Ziele in seinem frühen Leben, das

wahre Zeichen der Volljährigkeit, da man ja bereits mit 16

seinen Führerschein bekommt (bzw. mit 15 unter Aufsicht

Auto fahren darf). So lernen die jungen Neuseeländer nie

wirklich den Umgang mit Alkohol in kultiviertem Umfeld,

sondern eher bei Trinkpartys nach dem 18. Geburtstag.

Die mittlerweile Einzug haltende Weinkultur in Neuseeland,

die fast schon boomartig in den letzten zehn Jahren

aufgetaucht ist, hat sich bisher noch nicht nachhaltig auf

die Erziehung im Umgang mit Alkohol ausgewirkt. Nach

wie vor sieht man die jungen Leute in Bars beim zügigen

Genuss von Bier und Alkopops, während die Generation

ab 40 in den guten Restaurants der Weinregionen oder

den größeren Städten unter sich bleiben.

Weder eine Änderung der Altersgrenzen oder eine Einschränkung

der Erhältlichkeit von Alkohol werden eine

Auswirkung haben, um den Umgang mit Alkohol zu verbessern.

Neuseeland bräuchte dringend einen edukativen

Ansatz, der auch und vor allem die Eltern mit einbezieht, die

selbst ja nie gelernt haben, mit Alkohol richtig umzugehen.

Und das fängt tatsächlich damit an, dass man seine Kinder

ruhig mitnehmen sollte, wenn man am Abend ausgeht. Das

ist dann vielleicht ein wenig unbequemer, aber auf lange

Frist wesentlich familiärer. Und das zeigt den Kindern, dass

der Konsum von Alkohol nichts Besonderes ist, auf das man

hinfiebern müsste, sondern Teil des täglichen Lebens: In

Maßen ein Genuss und nicht in Massen ein Muss. ° (FB)

© 360° Neuseeland 01 | 2009 83


Business & Lifestyle Report

Eine perspektivische

Betrachtung der

neuseeländischen Wirtschaft

Die neuseeländische Regierung hat ein komplexes

Einwanderungssystem geschaffen, um für die neuseeländische

Wirtschaft möglichst gut zu integrierende

Einwanderer zu gewinnen. Immigration New Zealand

(INZ), die neuseeländische Einwanderungsbehörde,

differenziert anhand eines Punktesystems, wer reinpasst

und wer nicht. Man geht dabei davon aus, dass die, die

in die vorgefertigte Schablone des Punktsystems passen,

auch gut in die neuseeländische Wirtschaft zu integrieren

sind. Aber ist das auch wirklich der Fall?

Aus meiner Erfahrung sowohl mit Kunden als auch mit

hiesigen Behörden ist das eine sehr einseitige Betrachtung.

Nicht berücksichtigt wird die Perspektive der Einwanderer,

also die Sicht des Kunden. Werden seine Erwartungen

erfüllt? Kann er sich mit seiner Arbeitsleistung

oder seinen geschäftlichen Aktivitäten so einbringen, wie

er sich das vorstellt?

Schwierige Fragen für Neu-Neuseeländer, die sich auf die

offiziellen Informationen der Behörden und die weniger offizielle

Gerüchteküche der Foren verlassen. Die Neuseeländische

Wirtschaft ist für die meisten Deutschen ein unbeschriebenes

Blatt, woher soll man also wissen, ob man sich

da integrieren kann? Was ist das, die neuseeländische Wirtschaft?

Landwirtschaft und Tourismus – das wird wohl jedem

auf Anhieb einfallen, aber das kann doch nicht alles sein!

360° Autor: Peter Hahn

Peter Hahn ist ein ehemaliger Rechtsanwalt

aus Berlin, der seit 1992 mit

seiner Familie in Wellington lebt. Er

ist Autor des Neuseeland-Bestsellers

„Für immer Neuseeland“ und

Geschäftsführer zweier Beraterfirmen,

Hahn & Associates Ltd und

New Zealand Companies and Trust

Services Ltd. Peter Hahn ist ein

gefragter Neuseeland-Spezialist für

alle, die mit dem Gedanken spielen,

nach Neuseeland auszuwandern, dort Geschäfte zu machen

oder zu investieren. Direkt am Strand in Eastbourne, Wellington,

lebt er mit seiner neuseeländischen Frau und zwei Kindern

den Kiwi-Lifestyle, von dem viele seiner Kunden träumen.

Stuktur der Wirtschaft Neuseelands

Bis Mitte der 1970er-Jahre bestand Neuseelands Wirtschaft

in der Tat fast ausschließlich aus Landwirtschaft.

Neuseeland war ein Agrarland mit im Wesentlichen einem

Handelspartner, England. Der Spitzname, „Vorgarten Englands“,

war also durchaus zutreffend – und als Vorgarten

ließ es sich sehr gut leben. Der Export von Wolle, Fleisch

und Milchprodukten war so lukrativ, dass der Lebensstandard

in Neuseeland in den 1960ern und 1970ern zu

den besten der Welt gehörte und höher eingestuft wurde

als der Lebensstandard Australiens oder Westeuropas.

Zwei Ereignisse im Jahr 1973 führten jedoch zum Zusammenbruch

der Wirtschaft in den 1980er-Jahren: Der Beitritt

Großbritanniens in die EU (damals noch EWG) und

die Ölkrise. Insbesondere die EWG wurde zum Todesstoß

für das neuseeländische Wirtschaftsmodell. Neuseeland

unterlag jetzt den EWG Zollbestimmungen wie

jeder andere Nichtmitgliedsstaat auch. Der Export nach

Großbritannien sank von 65 Prozent im Jahr 1955 auf

sechs Prozent im Jahr 2000!

Der wirtschaftliche Bankrott Neuseelands führte in den

1980er-Jahren zu einer der drastischsten Wirtschaftsreformen

der westlichen Welt. Von einer hochregulierten,

staatlich kontrollierten Wirtschaft, die vom Verkauf landwirtschaftlicher

Produkte an im Wesentlichen einen

Abnehmer abhing, zu einer der freiesten und dereguliertesten

Volkswirtschaften der Welt mit einer Vielzahl

von Exportprodukten an eine Vielzahl von Abnehmern

in aller Welt. Im Doing Business 2009 Report der International

Finance Corporation (IFC) und der Weltbank

rangiert Neuseeland an zweiter Stelle hinter Singapore

auf der Skala der Länder, in denen man am einfachsten

Geschäfte machen kann. Deutschland ist auf Platz 20 von

181 Ländern der Welt (vgl. www.doingbusiness.org).

Reformen führen zur Verbreitung

der wirtschaftlichen Aktivitäten

Tourismus hat sich seit Einführung der Wirtschaftsreformen

zum zweit wichtigsten wirtschaftlichen Standbein

entwickelt. Der Erfolg Neuseelands als Urlaubsdestination

liegt nicht nur an der schönen Landschaft und den

offenen Menschen hier, sondern auch an der geschickten

Vermarktung Neuseelands als Abenteuerspielplatz und

84 01 | 2009 © 360° Neuseeland

in letzter Zeit zunehmend auch als Destination für wohlhabende

Luxusurlauber.

Die Konzentration auf geschäftliche Nischen hat sich

auch in anderen Bereichen als Erfolgsrezept entpuppt.

Neuseeland ist zu klein und zu weit von anderen Märkten

entfernt, um in prestigekräftigen Industrien, wie Auto-

und Flugzeugindustrie, mithalten zu können. Neuseeland

hat daher keine Autoindustrie. Trotzdem werden gewisse

Nischen von neuseeländischen Firmen bedient. Ein Beispiel

ist die Firma Ion Ltd, die Ford in den USA mit in

Neuseeland hergestellten Alufelgen beliefert. Was für

die neuseeländische Firma ein Großauftrag ist, lohnt für

den Riesenkonzern Ford nicht das Fließband anzustellen!

Oder die kleine Firma Racetech (www.racetech.co.nz) in

Wellington, die sich auf Autositze spezialisiert hat und

weltweit exportiert. Neuseeland hat auch keine Flugzeugindustrie,

trotzdem nutzen Airbus, Bell Helicopter und

Pratt & Whitney die Dienste und 3D-Softwareprodukte der

Firma Right Hemisphere (www.righthemisphere.com).

Icebreaker – Hersteller von Sport- und Freizeitkleidung

Erfolgsgeschichten: Selfmade-Men

Unternehmerische Erfolgsgeschichten sind in Neuseeland,

einem Land das sich gerne als Underdog sieht, der

erfolgreich und pfiffig in höheren Gewichtsklassen boxt,

sehr beliebt. Die Medien berichten gerne und häufig über

den „Selfmade Man“, den „Entrepreneur“, der aus dem

Nichts ein erfolgreiches Unternehmen aufbaut. Zwei der

erfolgreichsten Selfmade-Men Neuseelands sind Jeremy

Moon und Sam Morgan.

Jeremy war 24, als er zufällig über das Produkt eines neuseeländischen

Merino-Schaf-Farmers stolperte. Seine

Firma Icebreaker (www.icebreaker.com) ist ein Hersteller

von Sport-Freizeitkleidung aus neuseeländischer Merino

Wolle. Merino Wolle ist eine weiche und strapazierfähige

Wolle, die sich besonders für Outdoors eignet und direkt

Report Business & Lifestyle

Screenshot: www.trademe.co.nz

Werbekampagne der Firma Icebreaker

auf der Haut getragen werden kann. Die Entstehungsgeschichte

erzählt Jeremy Moon, der Firmengründer ausführlich

auf der Webseite.

Sam war 23, als er auf der Suche nach einer Heizung für

seine Wohnung auf die Idee kam, das Produkt via Internet-Auktion

zu handeln. Er kannte die Erfolgsgeschichte

von Ebay und fing an, im Jahre 1999 eine ähnliche Auktionsseite

für Neuseeland aufzubauen, Trademe (www.

trademe.co.nz). Ebay hat in Neuseeland nie Fuß fassen

können und Sam verkaufte „Trademe“ im Jahr 2006

für 700 Millionen NZ$ (ca. 350 Millionen €) an Fairfax,

einen australischen Medienkonzern.

Geschäftlicher Erfolg hängt in Neuseeland stark von der

Innovationskraft ab und wie man sich geschickt von internationalen

und größeren Konkurrenten abgrenzen kann.

Manche nutzen sogar Situationen zu ihrem Vorteil aus,

die auf den ersten Blick nachteilig erscheinen. Wenn Europa

und andere Märkte schlafen, ist es Tag in Neuseeland.

Dienstleister wie das Übersetzungsbüro, NZTC International

(www.nztranslation.co.nz), oder sogar ein Schreibbüro

(www.typingnz.com) nutzen den Zeitunterschied zu ihrem

Vorteil. Jobs, die kurz vor Büroschluss in Europa in Auftrag

gegeben werden, sind am folgenden Morgen erledigt!

© 360° Neuseeland 01 | 2009 85


Business & Lifestyle Report

Small Business is Big Business

Auch wenn nicht jeder neuseeländische Unternehmer

so erfolgreich und innovativ sein kann wie Jeremy Moon

oder Sam Morgan, ist Neuseeland trotzdem ein Land der

Kleinunternehmer. Small Business is Big Business! Der

typische Kiwi träumt davon, sein eigener Boss zu sein

und viele verwirklichen ihren Traum auch irgendwann

im Leben. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider:

86 Prozent aller Firmen haben weniger als fünf Angestellte,

96 Prozent haben weniger als 20 Angestellte und

weniger als ein Prozent neuseeländischer Unternehmen

stellen 100 oder mehr Leute an!

Ingo Schleuss mit dem Electra Business of the Year Award

Die Größe einer Firma wirkt sich natürlich direkt auf das

Arbeitsumfeld der Arbeitnehmer aus. Wer in Deutschland

bei VW oder BMW als Mechaniker schraubt, wird sich hier

in Neuseeland mächtig umstellen müssen. Andere Autos,

ältere Autos und andere Verantwortungsbereiche!

Aber auch in Bereichen wie IT, wo man meinen sollte,

es handele sich um eine globale Industrie, wo Länderunterschiede

nicht so groß sein sollten, kann es zu Überraschungen

kommen. Zwar haben hier die Banken,

Telekoms, Verwaltungsbehörden und andere große Konzerne,

wie Fonterra (www.fonterra.com), selbstverständlich

die gleichen Bedürfnisse wie Mercedes, Siemens,

Allianz oder AEG. Das Problem ist nur, solche Unternehmen

gibt es hier nicht viele, und die unzähligen Firmen,

die bis zu 20 Angestellte haben, stellen nur selten einen

IT-Spezialisten in Vollzeit an! Das hat zur Folge, dass die

Computerleute, die nicht bei den wenigen großen Firmen

unterkommen, echte Schwierigkeiten haben können,

eine feste Anstellung zu finden – und das, obwohl

doch jeder von den diversen offiziellen Listen weiß, dass

Neuseeland dringend IT-Fachkräfte sucht!

Die Tatsache, dass es nur wenige große Arbeitgeber in

Neuseeland gibt, hat sicher dazu beigetragen, dass es in

Neuseeland einfach ist, sich selbstständig zu machen –

aus bürokratischer Sicht jedenfalls. Eine mit einer GmbH

vergleichbare Firma (limited liability company) ist schnell

und unkompliziert gegründet und Stammkapital in Höhe

von einem Dollar ist ausreichend. Selbst als nicht ansässiger

Ausländer kann man hier eine Firma unkompliziert

gründen. Die bürokratische Unkompliziertheit bedeutet

natürlich nicht, dass unternehmerische Ambitionen

auch zum Erfolg führen. Aus Deutschland eingewanderte

Unternehmer stehen in Neuseeland zunächst vor

dem buchstäblichen Nichts. Alles ist neu! Neuer Markt,

neue Gepflogenheiten, neues Rechts- und Steuersystem

und, nicht zu vergessen, keine Beziehungen!

Viele schaffen den Sprung

in die Selbstständigkeit

Trotzdem schaffen es immer wieder welche und zwar in

den verschiedensten Branchen. Besonders beliebt ist das

Gastgewerbe, also jede Art von Gastronomie und Beherbergung.

Cafés, Restaurants, Backpacker, Lodges, Hotels

und Motels – gibt es alles in deutscher Hand. Jeder Neuseeland-Tourist

wird sein eigenes „hier wird Deutsch

gesprochen“ Erlebnis gehabt haben. Deutsche Unternehmer

in anderen Branchen sind für den Touristen weniger

auffällig, aber deswegen nicht minder erfolgreich, wie

die folgenden exemplarischen Fälle aus meinem Kundenkreis

zeigen.

Ingo Schleuss hat mit seiner Firma CBS, Company Branding

Shop Ltd (www.shirt.co.nz) dieses Jahr gleich zwei

herausragende Erfolge erzielt, und zwar mit dem „Electra

Business of the Year Award“ für die Region Kapiti

Horowhenua (www.electra.co.nz/promotions/index.htm)

und mit einem Sonderauftrag für das neuseeländische

Olympiateam. CBS ist ein Textilveredlungsunternehmen in

Levin, einem kleinen Ballungszentrum („cluster“) für Textilunternehmen,

ungefähr eine Stunde nördlich von Wellington.

Das Unternehmen besteht seit 1999 und beschäftigt

sechs Angestellte. Ingo und seine Familie waren bei

den ersten Einwanderern, die anhand der damals noch

neuen Entrepreneur Category eingewandert sind. Heute

ist die Firma CBS fest in der lokalen Textilindustrie verankert

und hat unter anderem das neuseeländische Olympiateam

beliefert. Trotz der (aus deutscher Sicht) kleinen

Größe von nur sechs Angestellten hat CBS beim Electra

Business of the Year Award insbesondere durch hohe

Wachstumsraten bestechen können. Das Unternehmen ist

typisch für Neuseeland: klein aber fein und auf lukrative

Nischen fokussiert.

Harmut Reichert möchte noch mehr wachsen, größer

werden und mehr Mitarbeiter beschäftigen, denn er kann

mit seinen momentan zehn Beschäftigten die Nachfrage

nicht ausreichend bedienen. Seine Firma arfi (Architectu-

86 01 | 2009 © 360° Neuseeland

ral Roof & Facade Innovations Ltd) ist ein Handwerksunternehmen,

das innerhalb von zwei Jahren von zwei Mitarbeitern

(Hartmut und seinem Geschäftspartner, Albert

Sturzenegger) auf zehn Beschäftige gewachsen ist.

„Schnelleres und weiteres Wachstum ist momentan aufgrund

des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften nicht

möglich“ sagt Hartmut Reichert. arfi ist eine hoch spezialisierte

Dachdeckerfirma, die in ganz Neuseeland Aufträge

an Land zieht. Dachdecken in Neuseeland ist Metallverarbeitung,

denn Ziegeldächer sind hier die Ausnahme.

arfi verwendet Zink, Kupfer und Aluminium für die Dach-

und Fassadensysteme, die in der eigenen Werkstatt hergestellt

werden. Das Material importiert Hartmut selbst

aus Deutschland. Auch die Spengler (auch bekannt als

Dachklempner oder Flaschner), die er beschäftigt, sind,

aufgrund des Arbeitskräftemangels in Neuseeland, meist

aus Deutschland oder der Schweiz.

Noch ganz neu in Neuseeland ist die Firma ECCE Terram

Ltd (www.ecce-terram.co.nz), die in der Region Wellington

seit Anfang 2008 ein kleines Rechenzentrum betreibt.

ECCE Terram ist noch mit einem Fuß in Deutschland, wo

neun Mitarbeiter Rechenzentren in Köln und Oldenburg

betreiben. Während in Deutschland im etablierten Markt

noch gesicherte Einkünfte generiert werden, wird der

neue und noch unbekannte Markt in Neuseeland aufgebaut.

Auf dem neuseeländischen Markt greift ECCE Terram

auf in Deutschland bewährte Produkte, wie Rechenzentrumsdienstleistungen,

Content Management und

digitale Fotosoftware zurück, musste jedoch feststellen,

dass der Markt sich in Neuseeland anders verhält.

Frank Simon, der Geschäftsführer, hat aber inzwischen

ganz andere Lücken und Nischen entdeckt: „Inzwischen

haben wir gemerkt, dass es im Bereich der Suchmaschinen-Optimierung

in Neuseeland ein hohes Potenzial

gibt“. Ganz besonders stolz ist er darauf, dass sein neuseeländisches

Rechenzentrum sogar von einem deutschen

Finanzdienstunternehmen genutzt wird, das aus

den verschiedensten Gründen Wert darauf legt, dass ihr

Server in Neuseeland stationiert und gehostet wird.

Gibt es ein Rezept für eine

erfolgreiche Auswanderung?

Gibt es ein bewährtes Rezept für die erfolgreiche Integration

als Arbeitnehmer oder Unternehmer? Die Frage

ist, wie so oft, nicht einfach zu beantworten. Das Konzept,

mit einem Fuß noch in der Heimat zu bleiben,

während in Neuseeland das Geschäft nach und nach

aufgebaut wird, ist einleuchtend, allerdings nur in den

wenigsten Branchen umsetzbar. Die IT-Branche ist da

sicher eine Ausnahme. In den meisten anderen Fällen

gilt, lieber die Zelte in Deutschland komplett abzubrechen,

damit man den Fokus für den Neuaufbau in Neuseeland

nicht verliert. Altlasten in Deutschland lenken

von den Herausforderungen, die in Neuseeland zu meistern

sind, nur ab!

Report Business & Lifestyle

Hartmut Reichert, der Spengler, ist da schon eher ein

Musterfall zum Nachahmen – aber nichts für ungeduldige

Unternehmer! Hartmut ist schon vor über zehn Jahren

ausgewandert, hat sich in den verschiedensten Dingen

versucht, war zwischenzeitlich auch in Australien bei

einer Dachdeckerfirma tätig, wo er seine Geschäftsidee

verfeinerte. Er hat also jahrelang Erfahrungen gesammelt,

bevor er sich aufs Abenteuer Selbstständigkeit in

Neuseeland eingelassen hat.

Neue Kopfbedachung für Neuseelands ältesten

Leuchtturm – Pencarrow Lighthouse

Verkleidung eines Supemarktes in Hastings

Ob als Arbeitnehmer oder Unternehmer, in beiden Fällen

wird der (subjektive) Erfolg davon abhängen, mit welchen

Erwartungen man nach Neuseeland kommt. Wer

gut über die Wirtschaft und das, was einen hier erwartet,

informiert ist, wird selten enttäuscht. Das ist natürlich

leicht daher gesagt, denn hinterher ist man immer

schlauer! Das allgemeingültige Rezept gilt wohl überall

auf der Welt: Harte Arbeit, Ausdauer und Beharrlichkeit

führt auch in Neuseeland irgendwann zum Erfolg – also

doch alles genau wie in Deutschland?! °

© 360° Neuseeland 01 | 2009 87


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Neuseeland

auf eigene Faust!

Der außergewöhnliche

Reiseführer auf DVD

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Mehr als sechs Monate segelte die „Endeavour“ durch

die Südsee, bis die Erkenntnis festzustehen schien, dass

es den sagenhaften „Südkontinent“ nicht gab.

Cook kartografierte stattdessen ausführlich Neuseeland,

das er zusammen mit dem heutigen Australien

als eine Doppelinsel auswies. Nachdem die Besatzung

der „Endeavour“ am 28. April 1770 als erste Europäer

die Ostküste Australiens betreten hatte, segelte Cook

nordwärts, fand die Cook-Passage, landete in von ihm

benannten New South Wales und segelte dann durch

die Endeavour-Straße, den südlichsten Teil der Torres-

Straße, westwärts.

Am 13. Juli 1771 war er wieder in England und wurde am

14. August König Georg III. vorgestellt, der ihn persönlich

zum Commander ernannte.

Zweite Südseereise (1772 – 1775)

Am 13. Juli 1772 starteten zwei Schiffe, die „Resolution“

unter Cook und die „Adventure“, zu einer weiteren Forschungsreise.

Am 17. Januar 1773 überquerte die Expedition

als erste den südlichen Polarkreis. Ein paar Wochen

später ging in dickem Nebel der Kontakt zur „Adventure“

verloren.

Da für einen solchen Fall ein Treffpunkt in Neuseeland

vereinbart war, setzte Cook seine Fahrt fort und steuerte

sogar noch weiter südwärts. Er traf Ende März nach

117 Tagen auf See auf die Südspitze Neuseelands, wo er

im Dusky Sound seinen Leuten zwei Wochen Aufenthalt

gönnte und die „Resolution“ überholen ließ. Er hatte im

Zickzack den Bereich um den 60. Breitengrad abgesegelt,

ohne auf einen Kontinent zu stoßen. Als Cook am 18. Mai

den Treffpunkt im Queen Charlotte Sound aufsuchte, wartete

die „Adventure“ schon seit sechs Wochen.

Cook nahm danach Kurs auf Tahiti und die Tongainseln,

wandte sich dann wieder Richtung Neuseeland, das er

am 21. September sichtete. Tage später verlor er wiederum

in schwerem Wetter den Kontakt zur „Adventure“.

Cook hinterließ ihrem Kapitän eine Nachricht, in

der er seine beabsichtigte Route angab. Am 30. Januar

erreichte er den südlichsten Punkt der Reise und beendete

den Vorstoß im Wissen, dass auch dort kein größeres

Land sein könne.

Nachdem er zur Osterinsel, nochmals nach Tahiti, zu

den Neuen Hebriden und wieder zurück nach Neuseeland

gesegelt war, vermisste er die „Adventure“, die dort

auf ihn warten sollte. Nach dem Schiff befragt, wichen

92 01 | 2009 © 360° Neuseeland

History History

die neuseeländischen Maori aus. Später stellte sich heraus,

dass ein Landungsboot mit elf Männern angegriffen,

die Männer getötet und möglicherweise verzehrt worden

waren.

Die „Adventure“ hatte Ende 1773 Neuseeland verlassen

und war im Juli 1774 um Kap Hoorn segelnd in England

angelangt. Sie hatte damit als erste die Erde auf östlichem

Kurs umsegelt. Die „Resolution“ stach im November 1774

in See und kehrte am 30. Juli 1775 nach England zurück.

Dritte Südseereise (1776 – 1779/1780)

Cooks Entdeckungsreisen hatten mittlerweile auch internationale

Beachtung gefunden. Die Regierungen Frankreichs,

Spaniens und der Vereinigten Staaten wiesen

ihre Marineoffiziere an, Cooks Schiffe auch im Kriegsfall

nicht anzugreifen, da alle Länder von den Entdeckungen

Cooks in Form von Seekarten profitierten.

Ende 1776 trafen Cook mit der „Resolution“ und das

zweite Schiff der Expedition, die „Discovery“ unter

Charles Clerke, in der Adventure Bay in Tasmanien

ein. Nach Entdeckung einiger der südlichen Cookinseln

waren die Schiffe im Februar im Queen Charlotte

Sound, Neuseeland. Ende April segelte Cook gen Osten

zu den Tongainseln, weiter zu den Gesellschaftsinseln,

entdeckte Kiritimati. Mitte Januar 1778 erfolgte

Cooks Ende

die Landung auf Kauai. Mit Erstaunen stellten die Seefahrer

die Kultur- und Sprachverwandtschaft zum weit

entfernten Tahiti fest. Cook benannte die Inselgruppe

nach dem Ersten Lord der Admiralität Sandwich-Inseln

(heute Hawaii-Inseln). Es sollte Cooks letzte große Entdeckung

gewesen sein.

Er segelte gen Westen, um das von Francis Drake gefundene

Nova Albion (Kalifornien) zu erforschen, von dort

aus nach Norden über Oregon, die Aleuten, stieß in die

Beringstraße vor. Als ihn der Winter aus den hohen Breiten

vertrieb, nahm Cook wieder Kurs auf die Sandwichinseln

(Hawaii), wo er Ende Dezember in der Kelakekua-

Bucht anlangte, zum Zeitpunkt eines Festes zu Ehren des

Gottes Lono. Das Verhalten seiner Mannschaft brachte

die Hawaiianer dazu, sich gegen ihre Gäste zu wenden:

Ein verstorbener Matrose wurde an einem Platz beerdigt,

der nur Häuptlingen zustand. Die Gäste hatten die

Ehre der Bewohner verletzt. Da Cook zwei Tage später

aufbrach, kam es nicht mehr zu Tätlichkeiten. Als er

jedoch am noch einmal wieder zurückkehrte, um einen

im Sturm beschädigten Mast der „Resolution“ zu ersetzen,

eskalierten die Spannungen: Es kam zu mehreren

Diebstählen und den Versuch, den König dafür als Geisel

zu nehmen, bezahlte Cook am 14. Februar mit seinem

Leben. °

360° Info

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27.10.1728 geboren in Marton bei Middlesbrough

1755 Eintritt in die Royal Navy

1763 Vermessung der Ostküste Kanadas

1768 – 1771 1. Reise zum Pazifik, Kartographierung Neuseelands

1772 – 1775 2. Reise, Übertretung des südlichen Polarkreises

1776 – 1779/80 3. Reise zur Westküste Nordamerikas

14.02.1779 Tod auf Hawaii durch Eingeborene

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© 360° Neuseeland 01 | 2009 93


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Der Haka: Vom Kriegstanz

zur Rugby-Show

Haka-Show in Whakarewarena

Haka bedeutet in der Sprache der Maori

eigentlich „Tanz“ oder „Lied mit Tanz“,

jedoch ist er auch „Kriegstanz“: Traditionell

wurde er bei Konflikten mit anderen

Stämmen „getanzt“; er sollte den eigenen

Kriegern Mut machen, die Gegner einschüchtern

und wurde von dramatisch vorgebrachtem

Sprechgesang der Krieger

begleitet. Bedrohliche Gesten, laute Rufe,

das Stampfen mit den Füßen, das Augenrollen

und das Herausstrecken der Zunge sollten

den Gegnern das Selbstvertrauen nehmen

und ihnen Angst vor der Macht der

Krieger vermitteln.

Mehr als nur ein Tanz …

Die drei wichtigsten Kriegstänze sind „Whakatu Waewae“,

„Tutu Ngarahu“ und „Peruperu“. Sie sind alle

Furcht erregende Schauspiele, um die physische Überlegenheit

und Verfassung der Krieger zu zeigen, sowie

dem Gegner Angst einzujagen. Bei diesen Kriegs-

Hakas werden Waffen getragen. Jeder dieser Hakas hat

besondere Eigenschaften, die ihn typisch machen. Der

„Peruperu“ zeichnet sich durch die hohen Sprünge, bei

Maori

denen die Beine unter den Körper gedrückt werden,

aus. Beim „Tutu Ngarahu“ wird zwar auch gesprungen,

aber eher von Seite zu Seite, während beim „Whakatu

Waewae“ überhaupt nicht gesprungen wird.

Bedrohliche Gesten gehören zum Haka

Aber der Haka ist nicht nur Kriegstanz. Er ist Teil

der traditionellen Willkommens- und Unterhaltungszeremonie

für Gäste. Auch heute noch wird

er bei rituellen oder offiziellen Anlässen durchgeführt,

wie bei politischen Empfängen, Schulfesten

oder Abschlussfeiern. Am meisten aufgeführt wird

der „Haka Taparahi“.

Weitere Arten des Haka sind beispielsweise der

„Negri“, der „Manawa Wera“ oder der „Kaioraora“.

Der „Ngeri“ ist ein Motivationstanz. Die Choreographie

ist sehr frei, sodass ihm jeder Tänzer

selbst Ausdruck verleihen kann. Der „Manawa

Wera“-Haka wird normalerweise bei Beerdigungen

oder bei anderen Gelegenheiten, die um

den Tod kreisen, getanzt. Ähnlich wie der „Ngeri“ hat

er keine Choreographie und wird ohne Waffen aufgeführt.

Um Hass über einen anderen Maori-Stamm auszudrücken,

gibt es den „Kaioraora“. Jeder Stamm hat

über einen anderen Stamm solch einen Haka entworfen,

wobei dieser auch der Grund dafür war. Im Prinzip

ist es fast eine Ehre, der Grund für einen „Kaioraora“

zu sein.

94 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Maori

Text der Ka Mate:

Ka mate! Ka mate!

Ka ora! Ka ora!

Tenei te tangata puhuruhuru

Nana nei te tiki mai

I whakawhiti te ra!

Upane! Upane!

Upane! Ka Upane!

Whiti te ra!

übersetzung aus dem

Englischen:

Ich sterbe, ich sterbe!

Ich lebe, ich lebe!

Siehe da, der haarige Mann,

der die Sonne brachte

und sie scheinen ließ!

Ein Schritt nach oben!

Noch ein Schritt nach oben!

Ein letzter Schritt nach oben!

Dann trete hinaus!

In die Sonne, die Sonne scheint!

Alan Armstrong liefert eine Definition in seinem Buch:

„Maori Games and Haka“: Der Haka ist eine Komposition,

die mit vielen Instrumenten gespielt wird: Hände, Arme,

Beine, Füße, Stimme, Augen, Zunge und der Körper als

Ganzes drücken durch ihre betonten Bewegungen die

verschiedenen Emotionen wie Mut, Ärger oder Freude

aus. Der Haka ist diszipliniert und läuft nach einem

bestimmten Schema, ist aber sehr emotional.

Mehr als alle anderen Aspekte der Maori-Kultur

ist dieser Tanz Ausdruck von Leidenschaft, Vitalität

und Identität des Volkes. Der Haka ist eine Botschaft

der Seele, ausgedrückt durch Worte und

Körperhaltung.

Henera Teowai, ein anerkannter Meister des Haka, wurde

auf dem Sterbebett gefragt, worin die Kunst bestehe, den

Haka zu tanzen. Er antwortete: „Kia korero te katoa o te

tinana – Der ganze Körper soll sprechen!“

Die Rolle der Frauen

Traditionell spielen Frauen bei der Darbietung der Hakas

eine wichtige Rolle. Sie treten sowohl im Haka als auch

solo auf. Einige Hakas werden nur von Frauen aufgeführt.

Sie spielen eine große Rolle in den Zeremonien

und in der Unterhaltung im traditionellen Stammesalltag.

Die Reputation eines Stammes basiert auf der

Aufführung eines Hakas. Die Frauen sind ein integraler

Bestandteil und daher auch fähige Darsteller.

In der modernen Maori-Kultur besteht die weibliche

Rolle bei einem Haka hauptsächlich aus dem unterstützenden

Gesang im Hintergrund. Die Männer

stehen meist im Vordergrund, während die Frauen

im Hintergrund mehrstimmig singen. Dennoch ist

es nicht ungewöhnlich, auch Frauen in vorderster

Reihe zu sehen.

Rugby und der Haka

Die neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft,

die All Blacks, führt vor jedem Länderspiel einen Haka

auf. Erstmals geschah dies 1884, als eine neuseeländische

Auswahl nach New South Wales reiste. Benutzt

werden zwei verschiedene Versionen. Bis 2005 wurde

ausschließlich der Haka mit dem Titel „Ka Mate“ benutzt,

seitdem existiert eine alternative Version in dem neugeschriebenen

„Kapa o Pango“.

Der „Ka Mate“-Haka wurde 1810 durch Te Rauparaha

komponiert, dem Häuptling des Stammes Ngati Toa.

Der Legende nach wurde Te Rauparaha von Feinden

verfolgt. Er versteckte sich in einer Grube, in der Nahrung

gelagert wurde, unter dem Rock einer Frau. Da

ein solches Verhalten bei einem Häuptling undenkbar

war, fühlte er sich sicher. Als er wieder aus der Grube

stieg, wurde er schließlich nicht von seinen Verfolgern

entdeckt, sondern von einem anderen Häuptling,

der ihm freundlich gesinnt war. Aus Erleichterung

führte Te Rauparaha den Ka Mate-Haka auf, der

heute mit den gleichen Worten von den All Blacks

getanzt wird.

Der Haka beginnt mit fünf vorbereitenden Anweisungen

eines einzelnen Anführers, gewöhnlich ein

Maori aus dem Team, danach stimmt die ganze Mannschaft

ein. °

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© 360° Neuseeland 01 | 2009 95


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Das Neuseeland – Lesebuch:

Alles was Sie über Neuseeland

wissen müssen.

Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, ein Buch

zu lesen, das eigentlich am Markt noch nicht erhältlich

ist. So ging es mir Anfang Oktober, als ich das Neuseeland-Lesebuch

als elektronisches Dokument auf dem

Bildschirm hatte. 300 Seiten ausdrucken? Nein, der

Umwelt zuliebe lieber nicht und daher musste – auch

wenn es sich innerlich in mir gesträubt hat – der Bildschirm

herhalten.

Der Anspruch des Untertitels ist eigentlich kaum erfüllbar:

Alles, was Sie über Neuseeland wissen müssen! Es

sei aber bereits vorweggenommen: Wenn ein Buch diesem

Anspruch nahe kommt, dann ist es das Lesebuch der

Autoren Dörthe und Volker Heyse.

Schon die Einleitung bietet schlagwortartig Informationen,

die auch unter Neuseeland-Fans nicht allseits

bekannt sind. Nun wissen zwar unsere Leser der ersten

Stunde, dass der Erfinder der Einwegspritze, Collin

Murdoch, aus Neuseeland kommt (360° Neuseeland,

Ausgabe 5/2008, S. 69). Aber viele Dinge, die die Autoren

während mehrerer Neuseelandaufenthalte oft in

mühsamer Kleinarbeit zusammen getragen haben,

sind für die meisten, die sich mit Neuseeland beschäftigen,

neu und interessant. Das Neuseeland-Lesebuch

ist damit beste Unterhaltung über die Geschichte,

Gegenwart und Zukunft, über das Leben der Menschen,

über den Naturreichtum und die Bemühungen

um seine Erhaltung, über Kreativität und Humor in

Neuseeland.

Das Buch ist insbesondere denjenigen wärmstens zu

empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, nach

Neuseeland auszuwandern. Ausführliche Informationen

über Wirtschaft und Bildungswesen sind hier sorgfältig

zusammengetragen worden. Hierbei wird nicht die

rosarote Brille aufgesetzt, sondern möglichst neutral

berichtet.

Nebenbei erfährt man auch, wie das Land auf den Hund

gekommen ist und dass das Rauchverbot in öffentlichen

Gebäuden und Restaurants ohne nennenswerte Gegenwehr

eingeführt werden konnte.

Books, Calendars & DVDs

Wissenswert ist auch das Kapitel über die Persönlichkeiten,

auf die die Kiwis besonders Stolz sind. Sehr

ausführlich wird insbesondere auf Friedensreich Hundertwasser

eingegangen, der das letzte Drittel seines

71 Jahre währenden Lebens in Neuseeland verbrachte.

Natürlich darf auch ein Abschnitt über den neuseeländischen

Nationalsport Rugby nicht fehlen. Wohl jeder

Neuseeland-Fan hat schon einmal von den All Blacks und

ihrem Haka vor Spielbeginn gehört. Aber reicht das für

ein Gespräch mit einem Neuseeländer über seinen Nationalsport?

Daher ist die kurze Einführung in die Geschichte

(inklusive der Erklärung wie es zu dem Namen der Truppe

kam) mehr als hilfreich für den Smalltalk in Neuseeland.

Soziale Studien, insbesondere über Teenager und Senioren,

nehmen ebenfalls einen breiten Raum ein. Hier

werden auch die für deutsche Verhältnisse eher untypischen

Seniorendörfer, die in Neuseeland weit verbreitet

sind, beschrieben.

Ein weiteres Highlight des Werkes von Dörthe und Volker

Heyse ist die Vorstellung der Kleinstadt Marton im Südwesten

der Nordinsel als typische neuseeländische Kleinstadt.

Hierbei beschränken sich die Autoren nicht auf

eine Beschreibung der Stadt, sondern sprechen sowohl

mit dem Bürgermeister als auch mit eher zufällig ausgewählten

Einwohnern über die Stadt und entwickeln

damit eine interessante Momentaufnahme des typisch

neuseeländischen Kleinstadtlebens.

Spannend ist auch das Kapitel über die Geschichte und

die wirtschaftliche Bedeutung des Kauri-Baumes in der

Vergangenheit. In der Zeit zwischen 1800 und 1900

wurden in einer Art Raubbau drei Viertel des gesamten

Kauribestandes abgeholzt. Zwar verringerte sich das

Abholzvolumen, aber erst 1986 wurde der Kauri unter

Naturschutz gestellt. Auch erfährt man mehr über den

Gumdigger, der das wertvolle Kauriharz sammelte, das

die Europäer zur Herstellung von hochwertigen Lacken,

Farben, Linoleumfußböden, Siegelwachs, Kerzen, Klebern

für den Schiffbau, Formen für Zahnprothesen und

für vieles andere mehr nutzten.

Sehr viel Wert legen die Autoren auch auf die Klärung

des Verhältnisses zwischen Maori und den Pakehas,

den weißen Einwanderern, sowie eine Beschreibung

96 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Books, Calendars & DVDs

des Lebens und der Traditionen der Maori, der Tätowierungskunst

und natürlich der Sprache der Maori.

Wichtig für jeden (potenziellen) Urlauber ist auch das

Kapitel „Der Apfel des Anstoßes“, dessen Lektüre davor

bewahrt, 200 NZ$ Strafe zu zahlen. Allein dieser Tipp ist

schon ein Mehrfaches des Kaufpreises wert.

Nähert man sich dem Ende des Buches, wird auch noch der

Frage nachgegangen, wie deutsch Neuseeland ist. Dabei

wird zum einen der deutsche Einfluss auf die Geschichte

Neuseelands untersucht. Aber auch die Motive der Auswanderung

Deutscher nach Neuseeland nehmen einen

breiten Raum ein (unterschieden nach verschiedenen

Zeiträumen). Beispielhaft wird auch die Geschichte von

Puhoi erzählt, einem Dorf , das noch heute durch Egerländer

Auswanderer in den 1860er-Jahren geprägt ist.

Abschließend sei gesagt, dass Dörthe und Volker Heyse

ein Werk gelungen ist, das seinesgleichen sucht. Man

spürt förmlich in jedem Satz, mit wie viel Begeisterung

das Buch geschrieben worden ist. Und wie intensiv sich

beide mit Neuseeland beschäftigt haben, zeigt nicht

zuletzt die umfangreiche Literaturliste, die bei der Erstellung

des Buches zugrunde gelegt worden ist.

In einem Satz zusammengefasst: Wer mit Neuseeland

mehr verbindet als einen einmaligen Urlaub, der wird an

diesem Buch nicht vorbeikommen. ° Andreas Walter

Rother Wanderführer Neuseeland

Dörthe Heyse/

Volker Heyse

Das Neuseeland

Lesebuch: Alles, was

Sie über Neuseeland

wissen müssen.

MANA-Verlag, Berlin,

1. Aufl. Dez. 2008

300 Seiten, zahlr. z. T.

farbige Abbildungen,

19,80 € (D), 20,40 € (A).

ISBN

13 978-3-934031-64-7

In Neuseeland ergeben sich aufgrund der Größe des

Landes und einem kaum enden wollenden Netz von

gut präparierten und markierten Wanderwegen unzählige

Möglichkeiten, die ursprünglichen Schönheiten des

Landes zu entdecken. Mit einer Auswahl von 65 Tou-

renvorschlägen bietet dieser Führer einen umfassenden

Überblick über die zahlreichen Wandermöglichkeiten

auf den drei größten Inseln Neuseelands. Dabei werden

ebenso kleine Ausflüge entlang zerklüfteter Küstenabschnitte

beschrieben wie auch Tagestouren.

Jede Tourenbeschreibung in diesem Wanderführer wird

durch ein farbiges Wanderkärtchen mit eingetragenem

Routenverlauf, ein Höhenprofil und einen übersichtlichen

Steckbrief, der alle wichtigen Angaben enthält, ergänzt,

sodass einer optimalen Planung und Organisation des

Wanderurlaubs nichts mehr im Weg steht. In dem Steckbrief

wird neben dem Ausgangspunkt der Wanderung und

dem Höhenprofil auch auf die Anforderungen der Wanderung

sowie auf mögliche Varianten eingegangen. Aufgrund

einer farbigen Kennzeichnung ist auch der Schwierigkeitsgrad

der Wanderung sofort erkennbar. Auch eine Top Ten

der schönsten Wanderungen Neuseelands (die natürlich

immer subjektiv ist und bleibt) darf nicht fehlen.

Alles in allem ist der Rother Wanderführer ein Muss für

jeden Neuseeland-Urlauber, der sich die ein oder andere

Wanderung vorgenommen hat. °

APA Guide Neuseeland

Sylvia Seligmann/

Matthias Dollmann

Rother Wanderführer

Neuseeland

Bergverlag Rother, München,

1. Aufl. 2006

216 Seiten mit 143 Farbabbildungen,

65 Höhenprofile, 65

Wanderkärtchen im Maßstab

1:50.000/1:75.000/1:100.000,

drei Übersichtskarten, Format

11,5 x 16,5 cm, kartoniert mit

Polytex-Laminierung; 18,90 €

(D), 19,50 € (A), 33,90 SFr

ISBN 978-3-7633-4338-6

Bereits nach kurzem Blättern erkennt man die Stärken

des APA Guide Neuseeland. Er überzeugt vor allem

durch traumhafte Fotos und eine nahezu perfekte Bild-

und Textkomposition. Auch die ausführlichen Hintergrundinformationen

zu Land und Leuten (über 120 der

insgesamt 368 Seiten) über Geschichte, Natur, Menschen,

Kunst und Kultur sind insbesondere für denjenigen,

der bereits vor der Reise mehr über das Land

erfahren möchte, eine ausführliche Informationsquelle.

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© 360° Neuseeland 01 | 2009 97


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Wer allerdings seine Reise detailliert planen möchte, der

wird einen ausführlichen Serviceteil mit Unterkunfts-

und Restauranttipps vermissen, sieht man einmal von

den Top50-Tipps ab. Aber hier täuscht auch ein bisschen

der Titel, denn es sind jeweils die Top Ten der nach Meinung

der Autoren besten Hotels, Restaurants, Shoppingadressen,

Aktivitäten und Feste.

Sicherlich ein Pluspunkt ist auch die in der Premiumedition

inkludierte DVD – auch wenn diese bei weitem

nicht mit anderen Filmen (z. B. den in dieser Ausgabe

besprochenen Werken von comfilm und Magic Blue

Planet) mithalten kann.

Insgesamt ist der APA-Guide für das Schmökern und Blättern

zuhause hervorragend geeignet. Als Reisebegleiter

sollte jedoch ein anderer Reiseführer gewählt werden –

vor allem aus zwei Gründen: Zum einen aufgrund des

eher zurückhaltenden Serviceteils, zum anderen ist es

viel zu schade, den ästhetischen Band mit dem traumhaften

Bildmaterial geknickt und mit Eselsohren nach der

Reise zurück ins Regal zu stellen. °

Thomas Sebastian Frank /

Dr. Jörg Prinz / Klaus-Peter Hütt

APA Guide Neuseeland

Apa Publications c / o

Langenscheidt Verlag,

München, Februar 2008

Taschenkalender Neuseeland 2009

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365 Seiten, zahlreiche, meist

farbige Abbildungen, kartoniert

24,95 € inkl. DVD (D)

ISBN 3-8268-2059-2

Klein und handlich, aber dennoch ein ideales Geschenk

für jeden Neuseeland-Fan: Der erste und einzige Neuseeland-Taschenkalender

aus dem MANA-Verlag. Nach

einem kurzen allgemeinen Teil folgt der eigentliche

Wochenkalender, der pro Woche entweder eine interessante

Information zum Land oder ein schönes kleines

Foto bereithält. Abgerundet wird der Kalender durch

einen kleinen Infoteil mit Reisecheckliste, Geschichte,

Maori-Kultur, NZ-Englisch, medizinische Versorgung,

Autofahren in NZ, Freizeit- und Veranstaltungstipps.

Ein weiterer Tipp: Der MANA-Verlag hat für die Freunde

der Südsee und Australiens jeweils einen weiteren

Kalender im Angebot! °

Jack Harte (Hrsg.)

Taschenkalender Neuseeland

2009 (Gültig bis März 2010)

MANA-Verlag, Berlin

192 Seiten, durchgehend vierfarbig

mit ca. 40 z. T. ganzseitigen

Farbfotos, Format:

10 x 15 cm, Broschur

11,00 € (D)

ISBN 978-3-934031-94-4

Kalender: Naturparadies Neuseeland 2009

Traumhafte Bilder bietet der großformatige Kalender

mit dem Titel Naturparadies Neuseeland von Tobias

Hauser. Die Bilder überzeugen durch perfekte Bildkomposition,

außergewöhnliche Motivwahl und brillante

Farben.

Tobias Hauser, Jahrgang 1969, entdeckte schon während

der Schulzeit seine Leidenschaft für die Fotografie.

Nach einer Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker

machte er das Abitur und studierte in Freiburg.

Über die Jahre hat er einen ganz eigenen fotografischen

Stil entwickelt, geprägt durch die Berührung

mit verschiedenen Kulturen auf seinen zahlreichen

Reisen. Er überzeugt nicht nur mit technischer und

konzeptioneller Perfektion, seine Bilder vermitteln

vor allem eine besondere Intimität, eine unmittelbare

Nähe zu den Ländern, die er porträtiert. Tobias Hauser

ist Mitglied der renommierten „laif“ Fotoagentur

in Köln und berufenes Mitglied der GBV (Gesellschaft

für Bild und Vortrag). Seine Bilder wurden bisher in

Büchern, Magazinen, Zeitschriften, Kalender und als

Postkarten veröffentlicht. Bei seinen Diavorträgen gibt

er Einblicke in seine Arbeit und die Welt, in der seine

Fotos entstehen. °

Tobias Hauser

Naturparadies

Neuseeland 2009

Bruckmann Verlag,

München

Kalender mit je einem

Blatt pro Monat

Format 60 x 48 cm,

29,95 €;

ISBN 3-7654-4657-2

98 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Neuseeland auf eigene Faust – Die Nordinsel

Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf Neuseeland einzustimmen,

Informationen und Anregungen für die eigene

Reise zu sammeln und mehr über das schönste Ende

der Welt zu erfahren. Neben der Lektüre von Reiseführern,

dem Blättern in Bildbänden oder dem Scrollen

durch Online-Plattformen bieten Filme über das Land

der Träume zusätzliche lebendige Eindrücke.

Auch Silke Schranz und Christian Wüstenberg haben vor

ihrer Reise nach Neuseeland einige Filme gesehen und

dabei festgestellt, dass sie kein Film so richtig überzeugen

konnte. Was lag also näher für die beiden Filmprofis

als die Kamera einzupacken und einen eigenen Film zu

drehen? Zurück kommen sie mit 26 Kassetten Filmmaterial

mit dem sie in liebevoller Kleinarbeit zwei DVDs produzieren,

jeweils eine über die Nord- und eine über die

Südinsel. Ein Jahr lang sichten sie das Material, schneiden

und unterlegen die Filme mit eigener Musik. Herausgekommen

ist ein einzigartiger Backpacker-Film, der Lust

macht, einfach nur den Flieger zu besteigen und (wieder)

nach Neuseeland zu reisen.

Die Reise beginnt in Auckland und damit auf der Nordinsel.

Mit einem 21 Jahre alten Toyota Corona, den sie auf

einem Backpacker-Carmarket erstehen, begeben sich die

Filmprofis auf eigene Faust in das Abenteuer Neuseeland.

Dabei werden nicht nur die bekannten Plätze abgeklappert,

sie lassen sich treiben, genießen die Freiheit und

bleiben einfach dort, wo es am schönsten ist. Traumhafte

Bilder, individuelle Filmsequenzen und Kommentare, die

einen mehr als einmal schmunzeln lassen. Von Auckland

geht es über Waikato nach Raglan, in das Surferparadies

Neuseelands. Anschließend erfährt der Zuschauer, dass

man am Mount Taranaki, wenn man nicht aufpasst, auch

als schockgefrosteter Touri-Ötzi enden kann. Weiter geht

die Reise über Wellington, Akitio an der Ostküste und

Napier hin zu den Kreidefelsen der Mahia-Halbinsel.

Genießen die beiden Filmemacher dort noch die einsame

Wildnis des East Cape, so klären sie bereits wenige

Szenen später auf, dass das Zorbing bei Rotorua eine

kugelrunde Sache ist, die einem Intensivwaschgang bei

20 Grad nahe kommt. Herzklopfen erzeugende Bilder

vom Fallschirmspringen am Lake Taupo, es folgt eine

eher nüchterne Betrachtung des Tongariro Crossing,

der angeblich schönsten Tageswanderung der Welt und

dann wieder traumhafte Bilder von der Coromandel-Halbinsel.

Die weiteren Highlights sind ein Segeltörn mit der

R. Tucker Thompson durch die Bay of Islands sowie

das Sandboarding am Cape Reinga. Zum Abschluss auf

der Nordinsel wird noch einmal Natur pur in Omapere

geboten, einem Ort, der nichts zu bieten hat als schöne

Landschaft. Und genau deswegen sind Silke Schranz

und Christian Wüstenberg dort. Über den Kauri Park

geht es zurück nach Auckland und hier findet der absolut

empfehlenswerte Film nach 57 Minuten sein Ende.

Und er macht Lust auf mehr, Lust auf den zweiten Film

aus dem Hause comfilm.de, über den wir in der nächsten

Ausgabe berichten werden. °

Silke Schranz /

Christian Wüstenberg

Neuseeland – Die Nordinsel

comfilm.de

57 Min., 12,95 €

Magic Blue Planet: Die wohl umfangreichste

deutschsprachige Neuseelanddokumentation

Von Northland auf der Nordinsel bis Stewart Island: Mit 28

Filmen auf 36 DVDs wurde von Frank Bender, dem Gründer

und Inhaber von Magic Blue Planet, eine nahezu einzigartige

und lückenlose Dokumentationsreihe über das Land

der langen weißen Wolke geschaffen. Teilweise befinden

sich die Filme noch in der Produktion, aber bereits jetzt

wird deutlich, dass es umfassender kaum geht.

Zum Start haben wir uns zwei Filme ausgesucht, die

unterschiedlicher kaum sein können: Stewart Island und

Auckland. Der Film über Stewart Island, die letzte Station

vor der Antarktis und der jüngste Nationalpark Neuseelands,

ist insbesondere für die Liebhaber der Vogelwelt

Neuseelands ein Muss. Ausführliche Beobachtungen

und detaillierte Informationen über die neuseeländische

Vogelwelt bilden den Schwerpunkt des Filmes. Neben

dem Robin, dem Kaka, dem Tui, der Maori-Fruchttaube

und dem Weka spielt während der insgesamt 71 Minuten

natürlich und vor allem der Kiwi eine entscheidende

Rolle. Empfohlen wird auch das Glendaruel Bed & Breakfast,

nicht zuletzt auch durch das Interview mit den Besitzern

Ronnie und Raylene Waddell.

Frank Bender zeigt beginnend mit der Fahrt über die

Foveaux Street über Sequenzen vom Observation Rock,

den Paterson Inlet, Oban, Ulva Island, das Rakiura

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© 360° Neuseeland 01 | 2009 99


Pinboard

– ANZEIGE –

Museum bis hin zu einer Dreitages-Wanderung durch

das Inselinnere alle Highlights von Stewart Island.

Mit dem Film über Auckland wechseln wir anschließend

in eine völlig andere Welt. Vom dünn besiedelten Naturparadies

Stewart Island in die Millionenmetropole zwischen

Pazifik und Tasmanischer See. Von Downtown

über den Hafen von Auckland geht es natürlich auch auf

den Skytower, das Wahrzeichen von Auckland. Viel Zeit

nimmt sich Frank Bender, um Museen und Ausstellungen

in der City of Sails vorzustellen. Neben der Ausstel-

Frank Bender

Auckland

magic blue planet

73 Min., 13,49 €

Books, Calendars & DVDs

lung über den America’s Cup finden sich ausführliche

Berichte über das Maritime Museum, das War Museum,

Kelly Tarlton’s Unterwasserwelt und das Howick Colonial

Village. Einen schönen Abschluss findet der 73minütige

Film mit einem Ausflug nach Devonport.

Frank Bender versteht es, nicht nur Bilder zu zeigen, sondern

auch Wissen zu vermitteln. Die Filme sind für alle, die

Neuseeland besuchen und sich auf den Besuch intensiv

vorbereiten wollen, die detaillierteste audiovisuelle Quelle,

die es derzeit auf dem deutschsprachigen Markt gibt. °

Frank Bender

Stewart Island

magic blue planet

71 Min., 12,49 €

100 01 | 2009 © 360° Neuseeland

Website

Neuseelands Experten-Portal

für Reisen, Sprachschulen und

Auswanderungen:

www.nzvillage.com

www.nzvillage.com

NZvillage, das ist die Website mit tief gehenden Informationen,

die Reisende, Schüler oder Auswanderungswillige

brauchen.

Die Website besticht durch ihre Übersichtlichkeit – die

einzelnen Hauptrubriken wie zum Beispiel Community,

Reise buchen, Neuseeland, Wetter sind an der Seite aufgelistet

und lassen sich mit einem Klick in verschiedene

Untergruppen öffnen.

In der Rubrik „Community“ gibt es beispielsweise ein

Experten-Forum, einen Newsletter, das Airline Ranking.

Bei „Reise buchen“ kann man für jede gewünschte Reiseart

Buchungen vornehmen, schnell sind freie Quartiere

aufgelistet, Flüge gebucht, Mietwagenanbieter ausgesucht.

Besonders schön: Die „NZvillage Reisespecials“,

wo diverse Angebote mit Partnern von NZvillage zusammengestellt

wurden.

In der Rubrik „Neuseeland“ finden Auswanderwillige und

Urlauber Wissenswertes rund um die Inseln, die den Einstieg

in das Leben in Neuseeland erleichtern (Essen &

Trinken – wo kauft man ein?; Feiertage, TV etc), abgerundete

Infos rund ums Auswandern werden gegeben

wie zum Beispiel Informationen über die Immigration,

das Gesundheitswesen, Immobilienkauf sowie Tipps für

die Jobsuche. Potenzielle Schüler oder Studenten können

sich über das Bildungswesen in Neuseeland genau informieren,

die Voraussetzungen werden dargelegt, Erfahrungsberichte

veröffentlicht und viele Verweise auf Beratungsstellen,

Austauschagenturen sowie Universitäten

werden aufgelistet.

Ein Shop, Infos über das Wetter und eine Foto-Galerie

runden die Seiten ab.

Witzig: Die Englisch-Lektion, bei der man jeden Tag seine

Sprachkenntnisse prüfen kann. °

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© 360° Neuseeland 01 | 2009 101


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Toast Martinborough

16. November

Gute Weine, gutes Essen und Musik sind die Grundlage für ein

gelungenes Fest. Weingüter stellen ihre Weine vor, Toprestaurants

sorgen für die kulinarischen Genüsse.

www.toastmartinborough.co.nz

21. November bis 7. Dezember

Pohutukawa Festival

Auf der Coromandel-Halbinsel wird der Sommer mit seinen

blühenden Pohutukawa-Bäumen willkommen geheißen mit

mehr als 20 Veranstaltungen.

www.pohutukawafestival.co.nz

Coromandel

27. bis 30. November

Timaru Festival of Roses, Canterbury Region

Über 10.000 Besucher aus der ganzen Südinsel werden zur

Caroline Bay kommen, um die Ankunft des Sommers zu feiern

und den berühmten Markt zu sehen.

www.festivalofroses.co.nz

29. November

The Goat Alpine Adventure Run

Am Fuße des Mount Ruapehu werden 21 Kilometer auf dem

„Round the Mountain-Track” zurückgelegt.

www.thegoat.co.nz

1. bis 31. Dezember

White Water Rafting Festival, Greymouth

Während des Festivals gibt’s Helirafting für den halben Preis!

www.fun-nz.com

Events & Public Holidays

14. Dezember bis 8. Februar 2009

TSB Bank Festival of Lights

Der Pukekura Park in New Plymouth wird zum magischen

und mystischen Wunderland durch Tausende von Lichtern.

www.festivaloflights.co.nz

21. Dezember

Santa in the Cellar, Kaikoura Winery,

Canterbury Region

Der Weihnachtsmann kommt in die Weinkeller der Kaikoura

Winery – weihnachtliches Ambiente durch Kerzen und Weihnachtsschmuck

inklusive.

www.kaikourawinery.co.nz

27. Dezember bis 6. Januar

Black Barn Open Air Cinema,

Hawke’s Bay Region

Zum fünften Mal findet das Freiluftkino im Black Barn Amphitheater

statt: „Stars beneath the Stars“.

www.blackbarn.com

29. Dezember bis 1. Januar

Rhythm and Vines, Waiohika Estate

Neujahrsfeier auf neuseeländisch – mit viel Musik und Wein.

www.rhythmandvines.co.nz

31. Dezember bis 1. Januar

Highlife New Years Eve Experience

2008 / 2009, Auckland Region

Riesensilvesterparty in Matakana. Musik, Tanz und alles,

was zum „New Years Eve“ dazugehört…

www.highlifeentertainment.co.nz

8. Januar

Blues, Brews and BBQs, Blake Park,

Bay of Plenty Region

Hunderte von Menschen genießen den Sommer mit Musik,

Bier und „Barbies“

www.bluesbrews.co.nz

17. bis 25. Oktober

2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

Christchurch Heritage Week 2008

NOV SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO

DEZ MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO

Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche

DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI

wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge

JAN DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR und SAder SOArchitektur MO DI MI werden DO FR gefeiert. SA SO MO

www.heritageweek.co.nz

DI MI DO FR SA

102 01 | 2009 © 360° Neuseeland

9. bis 11. Januar

Parihaka International Peace Festival,

Taranaki Region

Events & Public Holidays

Das Festival feiert die Visionen von den Maoriführern Te Whiti

und Tohu, die einen unblutigen Widerstand gegen die Briten

leisteten, bringt ihre Bedeutung als Vorbilder näher und feiert

die Offenheit der Menschen Parihakas.

www.parihaka.com

10. Januar

Tall Ship’s Race, Russell

Das Rennen der großen Segler in der Bay of Islands ist ein wahrer

Augenschmaus – weiße Segel vor blauem Sommerhimmel.

16. bis 18. Januar

Nelson Summer Kite Festival

Zum 18. Mal findet das gemeinsame Drachen-steigen-lassen

im Neale Park statt.

16. bis 19. Januar

Catlins Woodstock Music Festival

Country Music am Samstag, Musik aller Richtungen am Sonntag

– wie im legendären Woodstock am besten im Zelt erleben!

www.woodstocklodge.co.nz

Katrin und Henno Drecoll präsentieren

ihre Panorama Show Neuseeland

„Abenteuer bei Kiwis & Co.“

Hannover, 19. Jan., 20.00 uhr, Theater am Aegi

Infos unter www.drecolls.de

22. Januar bis 1. Februar

World Buskers Festival, Christchurch

Das größte Straßenkünstlerfestival in ganz Australasien findet an

den markantesten Plätzen Christchurchs statt: Cathedral Square,

Victoria Square, The Arts Centre, Botanical Gardens, The Civic.

www.worldbuskersfestival.com

24. bis 26. Januar

Auckland Seafood Festival

In der Jellicoe Street wird ein Riesenaufgebot an frischen

Meeresfrüchten präsentiert und feilgeboten.

www.aucklandseafoodfestival.co.nz

Botanical Gardens Christchurch

25. Januar

Gentle Annie Mountain Bike Trail Ride,

Hawke’s Bay Region

Rad fahren auf dem malerischen Inland Patea Heritage Trail

von Taihape zur Hawke’s Bay.

Neuseelandfilm auf Deutschland Tournee

Die Filmemacher Silke Schranz und Christian

Wüstenberg zeigen ihren 2008 entstandenen Film.

Kiel, 23. Nov., 19.30 uhr, Die Pumpe

Berlin, 24. Nov., 19.00 uhr, Acud Kino

Magdeburg, 25. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum

Moritzhof

Weimar, 26. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum Mon ami

Würzburg / Dettelbach, 30. Nov., 11.00 uhr,

Cineworld Dettelbach

Nürnberg, 1. Dez., 19.30 uhr, K4 Kulturzentrum

Augsburg, 2. Dez., 19.30 uhr, Zeughaus

Landshut, 3. Dez., 20.00 uhr, Alte Kaserne

Konstanz, 4. Dez., 19.30 uhr, Kulturladen

Weitere Infos unter www.comfilm.de

© 360° Neuseeland 01 | 2009 103


Picture Gallery Abel Tasman National Park

Daniel Wrede, Hannover

Leser Fotowettbewerb

Milford Sound

In jeder Ausgabe von 360° Neuseeland gibt es unseren Fotowettbewerb,

bei dem Sie Fotos aus einer ausgewählten Region oder Stadt

einsenden können. Die schönsten Bilder werden veröffentlicht und

nehmen an einem Wettbewerb teil, aus dem heraus in der nächsten

Ausgabe die zehn schönsten Neuseeland-Bilder gewählt werden.

Neben der Fachjury (Redaktion, professionelle Fotografen) haben

auch Sie als LeserInnen die Möglichkeit, uns Ihren Favoriten per Mail

(redaktion@360grad-medien.de) zu nennen. Einsendeschluss ist der

15. Dezember. Aus allen Mails ziehen wir einen Gewinner, der einen

attraktiven Buchpreis erhält.

Auch zum Milford Sound haben wir wieder viele Einsendungen bekommen!

Vielen Dank! Wir können leider nicht alle Fotos veröffentlichen, wir

hoffen, dass Sie trotzdem weiterhin so wundervolle Fotos einsenden.

In der nächsten Ausgabe werden Fotos von Christchurch veröffentlicht.

Die Themen der nächsten Ausgaben sind: die Otago Peninsula sowie

Cape Reinga / Ninety Mile Beach. Wir freuen uns über die Zusendung

Ihrer Lieblingsfotos an redaktion@360grad-medien.de.

Cornelia Graf, Oberwil (BL), Schweiz

Uwe Penack, Berlin

Andreas Kastner, Kraftisried

Milford Sound

Der Fjord entstand durch die Gletscherbewegungen

der Eiszeiten und erstreckt

sich 15 Kilometer von der Tasmanischen

See ins Landesinnere. Unzählige Wasserfälle

stürzen die bis zu 1.200 Meter

hohen Felswände herunter, die den

Fjord umgeben. Die höchste Erhebung

ist der Mitre Peak mit 1.692 Metern.

Der Milford Sound gehört zum Weltnaturerbe

der UNESCO. Er wurde nach

dem walisischen Ort Milford Haven

benannt und heißt in der Sprache der

Maori Piopiotahi.

Beliebtes Touristenziel

Der Sound gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen

des „Fiordland-National Park“ im

Südwesten der Insel. Es werden Bootstouren zum

Sound angeboten, sie starten am Milford Sound

Visitor’s Centre. Auch Kanu-Fahrten sowie Wanderungen

werden von vielen Touristen unternommen.

Die bekannteste Wanderung ist die auf

dem Milford Track, die rund vier Tage dauert und

zwischen Oktober und April auf eine Anzahl von

Wanderern beschränkt wird. °

Abel Tasman National Park Picture Gallery

Michael Willenberg, Recklinghausen Christiane Lorenz, Hamburg

104 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 105

Claas Jähne, Wüsting

Helmar Gebert, Berlin


Preview

Preview 02/2009 *

Business &

Lifestyle

Report

Trust als Finanzierungsinstrument

Lifestyle

Hochzeit in Neuseeland

Weinfelder in Neuseeland

Wine & Gourmet

History & Tales

Was ist nur so besonders

am Neuseelandwein?

Ein Rotweinspecial

Regions

Auckland – Teil II:

West Auckland

Wineries & Characters

Highfield Estate,

Marlborough

Cuisine

Avocado-Öl, eine neuseeländische

Spezialität

Recipe

Chris Pullin, Chefkoch Mills

Reef Winery

Die Ausgabe 02/2009 erscheint am 15.01. 2009

Travel &

Backpacking

Travelogues

Mount Luxmore Track

Wie Kerstin Lötzerich-Bernhard ihren

inneren Schweinehund besiegt

und zehn Stunden lang zu Beginn

widerwillig, dann mit wachsender

Begeisterung vom Lake Te Anau aus

über die Luxmore Hut bis zum Gipfel

des Mount Luxmore marschiert,

erzählt sie in ihrem Bericht über einen

der bekanntesten Tracks auf der

Südinsel.

Neuseeland – die Welt

von der anderen Seite:

Eine Radreise mit Babyanhänger

Familie Bauer-Rasbach, das sind

Wibke und Axel und die fünf Monate

alte Smilla, durchreisen Neuseeland

in mehreren Monaten – ihr

mehrteiliger Bericht startet in dieser

Ausgabe.

MS Bremen –

ein Passagierschiff in Neuseeland

Christine Reinke-Kunze beschreibt

die Route des Schiffes entlang der

Küste Neuseelands und berichtet

über die Ausflüge der Passagiere.

City Trip

Napier

Nora Tenbrock stellt ihre Heimatstadt

Napier vor: 1931 wurde das

alte Napier durch ein Erdbeben

total zerstört und im Art-Deco-Stil

neu aufgebaut.

Emigration &

Working Holidays

Report

Auswandern vor 50 Jahren

1959 hat Magdalena Specht ihre

Koffer gepackt und ist nach Neuseeland

ausgewandert. Nach fünfwöchiger

Reise mit dem Schiff in Neuseeland

angekommen, arbeitete sie

zunächst in einem Kinderheim. Von

dem Leben in den 1950er-Jahren und

dem Neuseeland dieser Zeit erzählt

sie in ihrem spannenden Bericht.

Auszeit in Neuseeland

Stefanie Dehler kündigt ihren Job,

löst ihre Wohnung auf und nimmt

sich eine zwölfmonatige Auszeit in

Neuseeland. Im Rahmen eines Work

and Travel-Visums lernt sie Land,

Leute und vielerlei Jobs kennen: Sie

verkauft Wanderrucksäcke und hilft

bei der Weinlese, verpackt Äpfel und

renoviert einen Backpacker…

Weitere Themen

Picture Gallery

Christchurch

Maori

Die Tuhoe

History

Der Vertrag von Waitangi

Website

Tourismusführer Christchurch

* Änderungen vorbehalten

106 01 | 2009 © 360° Neuseeland

19 Tage Mietwagenreise B&B Neuseeland ab € 1.127

inkl. 18 Tage Mietwagen von Nationwide Kategorie SCAR, Fährüberfahrt

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ab Auckland bis Christchurch inkl. Stadtrundfahrten, Aktivitäten, Fährüberfahrt

nach Picton & Übernachtungen mit englischsprechender Reiseleitung

2009

24 Tage Neuseeland im Wohnmobil ab € 1.643

inkl. Flug mit Qantas Airways ab/bis Frankfurt & 21 Tage Apollo Camper

Preis gültig pro Person bei zwei gemeinsam reisenden Erwachsenen im Zeitraum 18.04.09-18.06.09. Preise für weitere Termine auf Anfrage.

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TAHITI · COOK · FIJI · TONGA · SAMOA

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