Coromandel Peninsula - bei 360° Neuseeland
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360° Neuseeland
01
2009
360° Neuseeland
Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals
Christchurch
Die englischste Stadt
Neuseelands S. 24
Auszeit nehmen
Vom Büro ins
Backpacker S. 36
Interview
Weltreise mit Stopp
in Neuseeland S. 58
www.360Grad-Neuseeland.de
D, A, Europa: 4,90 €
Schweiz: 9,80 CHF
Coromandel
Peninsula S. 12
Heiße Quellen und Höhlen am Strand
360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland
Christine Walter, Chefredakteurin 360° Neuseeland
auch dieses Mal wollen wir Sie wieder mit unseren Beiträgen aus dem Alltag reißen und Sie mitnehmen auf die
schönsten Inseln der Welt.
Zuerst erkunden wir die Coromandel-Halbinsel, die nicht nur Touristen anzieht, sondern Feriengebiet für viele
Kiwis ist. Weiter geht es nach Christchurch, die wohl englischste Stadt Neuseelands. Wir spazieren am Avon entlang
und besichtigen die schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein Bericht über die Erlebnisse einer Backpackerin,
die sich eine siebenwöchige Auszeit nahm, sowie ein Interview mit einer Weltreisenden, die in Neuseeland
einen etwas größeren Abstecher gemacht hat, folgen. Per Fahrrad geht es auch über die Südinsel weiter – Teil II
des Berichts Neuseeland per Drahtesel.
In der Rubrik Business beginnt dieses Mal eine lose Reihe mit Beiträgen rund um die Wirtschaft Neuseelands. Auf
S. 84 wird zuerst allgemein über die Schwierigkeiten und Voraussetzungen, ein Unternehmen zu gründen, eingegangen.
Weitere Immigration-Categories werden im zweiten Teil der Emigration-Reihe erläutert, die mögliche Auswanderer
besonders interessieren werden.
Auf unseren Wine & Gourmet-Seiten wollen wir Ihnen zunächst den Award Gewinner Oliver Jackson vom Pegasus Bay
Winery Restaurant mit einem Rezept vorstellen, die Winery Mission Estate besuchen, aber auch auf den Umgang der
jungen Neuseeländer mit Alkohol eingehen.
Weiterhin haben wir wieder für unseren Fotowettbewerb die besten Bilder aus Ihren zahlreichen Zusendungen, für
die wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten, ausgesucht. Thema war der Milford Sound. Ganz besonders
schön ist, dass wir sehr unterschiedliche Bilder dazubekommen haben.
In der nächsten Ausgabe werden wir den Hauptgewinner aus den Fotowettbewerben Auckland, Abel Tasman sowie
Milford Sound prämieren – Sie können dabei mit abstimmen! Teilen Sie uns einfach per Mail Ihren Favoriten mit
(redaktion@360grad-medien.de) und gewinnen Sie einen attraktiven Buchpreis.
Und nun viel Spaß beim Lesen!
Ihre
Liebe Neuseeland-Freunde,
Editorial
© 360° Neuseeland 01 | 2009 3
Contents
Coromandel Peninsula –
Cathedral Cove 12 City Trip: Christchurch 24
Weiter geht’s per Drahtesel 47
Station auf der Rundreise:
Schafschur
58
Wine & Gourmet 76
3 Editorial
6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt
106 Preview Themen der nächsten Ausgabe
Travel & Backpacking
Travelogues
12 Coromandel Peninsula: Hot Water Beach
und Kathedralen-Höhle
Das ganzjährig milde Klima, die vielen schönen Strände, die
vielseitigen Trampingtracks und natürlich die Cathedral Cove,
sind nicht nur für Julia Schoon Gründe genug, ihre Freizeit auf
der Halbinsel zu genießen, sondern auch für viele Kiwis.
City Trip
24 Christchurch: Die englischste Stadt Neuseelands
Sabine Braunegger führt uns durch ihr Christchurch, die
Stadt, die oft als englischste Stadt Neuseelands beschrieben
wird: Stocherkähne auf dem Avon, die imposante Cathedral
sowie Straßenbahnen lassen an England erinnern.
Travelogues
36 Vom Büro ins Backpackers: Auszeit nehmen
Sieben Wochen Urlaub? Nur wohin? Spontan entscheidet sich
Ivonne Kuhlmann für Neuseeland. Sie reist von Backpacker zu
Backpacker und lernt so ganz intensiv die Menschen und die
Landschaft kennen.
47 Pedalpower: Neuseeland per Fahrrad (Teil II)
Reinhard Pantke radelt weiter: Von der Südspitze der Südinsel
Richtung Norden erlebt er wieder die Schönheiten der
Natur vom Sattel seines Fahrrades aus und erzählt wiederum
kuriose Geschichten über Land und Leute.
Interview
58 Ich geh mal schnell auf Weltreise
Auf ihrem Weg rund um die Welt bleibt Claudia Wagner auch
in Neuseeland hängen. 360° hat mit ihr ein Interview über
ihre Reisevorbereitung, ihre Erwartungen, ihre Erfahrungen
als Busreisende und ihre Erlebnisse in Aotearoa gemacht.
Emigration & Working Holidays
Helpdesk
70 Voraussetzungen für die Permanent Residence (Teil II)
Peter Beiner erläutert im zweiten Teil seines Beitrages die Family
Category, die Business Categories sowie die Residence
from Work Categories.
4 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Auszeit Dunedin nehmen – ein schottisches Erlebnis 26 36
Wine & Gourmet
Contents
76 Gourmet Die Cuisine in Aotearoa: eine Einführung
78 Recipe Oliver Jackson: Rote Bete-Salat mit Ziegenkäse
79 Regions Auckland Teil I: Matakana
80 Wineries & Characters Mission Estate
82 Report Kiwis und Alkohol
Business & Lifestyle
Business
84 Eine perspektivische Betrachtung der
neuseeländischen Wirtschaft
Peter Hahn referiert über die Wirtschaft Neuseelands, zeigt mögliche
Schwierigkeiten auf, die bei der Verwirklichung einer Geschäftsidee entstehen
können und stellt uns Jungunternehmer vor, die es „geschafft“ haben.
Lifestyle
88 Where to sleep: Moana Lodge, Plimmerton
Economy & Finance
89 Business News
Pinboard
91 History James Cook: Kartograf und Entdecker
94 Maori Der Haka: Vom Kriegstanz zur Rugby-Show
96 Books, Calendars & DVDs Das Neuseeland-Lesebuch
Rother Wanderführer Neuseeland
APA Guide Neuseeland
Taschenkalender Neuseeland 2009
Kalender: Naturparadies Neuseeland 2009
comfilm.de: Neuseeland – Die Nordinsel
Magic Blue Planet: Auckland und Stewart Island
101 Website NZvillage: Neuseelands Reiseratgeber
und Community
102 Events & Public Holidays
Picture Gallery
104 Milford Sound
© 360° Neuseeland 01 | 2009 5
IMPRESSuM
Verlag: 360° Neuseeland erscheint zwei-
monatlich in der 360° medien GbR, Bilker Allee 216,
40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:
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Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,
Christine Walter
Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,
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Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,
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Mitarbeiter dieser Ausgabe: Peter Beiner, Sabine
Braunegger, Florian Berger, Peter Hahn, Ivonne
Kuhlmann, Reinhard Pantke, Julia Schoon,
Claudia Wagner, Andreas Walter
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Bildnachweise: Axel Bauer S. 106 oben rechts;
Peter Beiner S. 71; Florian Berger S. 4 seitl. unten,
76 – 81, 106 unten; Katharina Borszik S. 7, 72,
73, 75; Sabine Braunegger S. 25; Gareth Eyres
S. 18/19; fotolia S. 82, 96; Peter Greitzke S. 62/63,
88; Peter Hahn S. 84; Icebreaker S. 85; Ivonne
Kuhlmann S. 5, 36 – 45; Holger Leue S. 1, 11, 17, 23;
Bob McCree S. 13; Hiroshi Nameda S. 24, 26/27,
29 oben, 33 oben, 35; Reinhard Pantke S. 4 seitl.
oben, 47 – 55, S. 57 unten; Hartmut Reichert S. 87
rechts, unten; Ingo Schleuss S. 86; Julia Schoon
S. 13; Kieran Scott S. 31; scoopNZ S. 6; Magdalena
Specht S. 106 oben links; trademe S. 85; Scott
Venning S. 29 unten; Tourism New Zealand S. 30
oben; Claudia Wagner S. 4 seitl. Mitte, 58, 60, 61,
64, 65, 68, 69; David Wall S. 21; Andreas Walter
S. 4 oben, 12, 14/15, 16, 19, 28, 30 unten, 32, 33
unten, 56, 57 oben, 66/67, 70, 94, 95, 102, 103;
wikipedia S. 10, 91 – 93.
News
Super-Jumbo wird Realität
Die Airline Qantas stellte in Auckland gerade ihren
neuen A380 Super Jumbo zur Schau. 450 ausgewählte
Gäste durften auf einem Sonderflug alle
Extras und Raffinessen des gigantischen Doppeldeckers
testen und waren begeistert. Größere Sitze
mit mehr Komfort, eine Snackbar für Economy Passagiere,
Duschen und Massagesessel in der Business
Class – so lässt es sich angenehm reisen. Nur
schade, dass der A380 Neuseeland vorerst nicht
anfliegen wird. Bislang sind nur Routen von Australien
nach London und in die USA geplant. Aber ab
Februar 2009 wird Emirates nachrüsten und ebenfalls
mit einem A380 fliegen und zwar täglich – auch
nach Auckland. Hunderte von Schaulustigen waren
angereist, um den Super-Jumbo beim ersten Abflug
zu bestaunen, und legten für das Flieger-Spektakel
kurzzeitig den Verkehr um den Flughafen in Auckland
lahm. °
Maori König weiht
Flughafen-Portal ein
Der Präsident der Flughafen-Gesellschaft Tony
Frankham und der Maori-König Te Arikinui Kiingi
Tuheitia weihten ein handgeschnitztes Tor aus
Kauri und Totara-Holz im neu gebauten Terminal
des Auckland Airport ein. Das fast drei Meter hohe
und sechs Meter breite Portal soll die Reise aus dem
Jenseits in unsere Welt des Lichts symbolisieren
und allen internationalen Besuchern einen echten
Kiwi-Empfang bescheren. Fünf
Schnitzer und ein Weber arbeiteten
viereinhalb Monate, um
das Kunstwerk herzustellen:
„Unsere Inspiration kam aus
dem Themenbereich Reise und
Wanderung und ist somit eng
verknüpft mit dem Kommen und
Gehen auf einem Flughafen.“
Bei der Eröffnung im 50 Millionen
NZ$ teuren Terminal waren
neben Premierministerin Helen
Clark auch 80 weitere Gäste
geladen. Der weitsichtige Ausbau
des Flughafens in Auckland
soll in Zukunft auch die Landung
des neuen Airbus A 380
möglich machen. °
Einweihung des neuen Portals
im Flughafen Auckland
6 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Travel Regions
Beliebteste Städte
Neuseelands
Das Magazin „North and South“ hat nach einer
neuesten Umfrage New Plymouth zur Stadt mit
der höchsten Lebensqualität Neuseelands gekürt.
Nicht nur der Mount Taranaki und die einzigartige
Küstenregion machen New Plymouth so außergewöhnlich,
vor allem die Wirtschaft boomt hier
wie fast nirgendwo sonst in Neuseeland. Gas- und
Ölproduktion, starke Farmwirtschaft, vernünftige
Hauspreise und ein fantastisches Natur- und Freizeitangebot
machen den Ort interessant für Arbei-
ter und junge Familien. Auf Platz zwei befindet sich
Christchurch, dicht gefolgt von den ewigen Riva-
len Auckland und Wellington. Den besten Platz der
Stadt mit weniger als 40.000 Einwohnern erhielt
Waikanae an der Kapiti Coast und verdrängte somit
das als so beliebt geltende Taupo auf Platz zwei. °
Neuer Strom für
Stewart Island
Stewart Island zahlt einen hohen Preis für seine
Abgeschiedenheit: Der Strom kostet dort im
Schnitt 53 Cent pro Kilowatt – etwa doppelt so viel
wie im restlichen Neuseeland. Seit den 1980er-
Jahren werden sämtliche Haushalte auf der
Insel per Dieselgeneratoren mit Strom versorgt,
viele Familien erhitzen ihre Wasser sogar noch
mit Kohlen. Doch das soll sich nun ändern: Am
17. Oktober wurde die erste Windturbine ange-
schaltet, gleichzeitig gingen die ersten Solaran-
lagen in Betrieb.
Stewart Island hat die Fläche von Singapur, behei-
matet aber lediglich 400 Menschen. Deshalb wird
der meiste Strom in den Ferienzeiten benötigt,
denn 50.000 Touristen bereisen jährlich dieses
kleine Island südlich der Südinsel. °
Das Te Papa Museum in Wellington
Letzter Delfin in
Gefangenschaft gestorben
„Hier im Marineland in Napier geht eine Ära zu Ende.
Kelly ist der letzte Delfin Neuseelands, der 34 Jahre wie
zur Familie gehörte und lange im Rampenlicht unsere
Zuschauer begeisterte“, kommentierte Barbara Arnott,
Napiers Bürgermeisterin traurig. Kelly war außergewöhnliche
38 Jahre alt, etwa doppelt so alt wie die normale
Lebenserwartung der Meeressäuger. Das Tier war
bereits seit einer Woche erkrankt. Bereits vor zwei Jahren
hätte das Marineland beinahe seine Pforten für Besucher
geschlossen, nachdem die 36 Jahre alte Delfin-
Dame Shorna gestorben war. „Wir dachten, Kelly sei zu
einsam ohne Shorna, wolle nicht weitermachen, aber sie
war glücklich - wie ein Fels in der Brandung.“ Während
Napier um den berühmten Delfin trauert, atmen die Tierschützer
in Neuseeland erleichtert auf: „Die Delfine gehören
nicht in ein Aquarium zur Belustigung der Zuschauer.
Wir können sie hier in Neuseeland nur wenige hundert
Meter vom Strand entfernt in unseren Buchten auch in
der freien Natur beobachten, da, wo sie hingehören.“ °
Zehn Jahre Te Papa
Nationalmuseum
Eine neue interaktive Multimedia-Ausstellung hat im
Te Papa Nationalmuseum in Wellington seine Pforten
geöffnet. Das sechs Millionen NZ$ teure Weltraum Abenteuer
„Our Space“ beherbergt neueste Technologie und ist
das Sahnehäubchen auf dem Te Papa Geburtstagskuchen.
Bereits 7.500 Videos, Fotos und Kunstwerke wurden an der
18 Meter breiten und zwei Meter hohen „The Wall“, einer
gigantischen medialen Leinwand, von Besuchern per Computer
hochgeladen. „Our Space“ ersetzt die bereits erfolgreiche
„Timewarp“-Ausstellung, die schon vor Jahren eine
völlig neue Ära für Museen einläutete. Sie begeisterte bislang
4,5 Millionen Besucher und für „Our Space“ werden
ähnliche Besucherzahlen prognostiziert. °
Mehr Infos unter: www.ourspace.tepapa.com
Design-Awards:
Wellingtons Bars an der Spitze
In Auckland ist der architektonische „New Zealand Best
Design Award“ vom „Designer Institute of New Zealand“
vergeben worden. In der Kategorie „Bewirtung“ räumten
News
© 360° Neuseeland 01 | 2009 7
News
Wellingtons Bars gleich drei der begehrten Preise ab. Gold
erhielt die beliebte „Good Luck Bar“, Silber das renommierte
„Matterhorn“ und Bronze ging an „Mighty Mighty“.
Alle drei Lokalitäten wurden von dem neuseeländischen
Designer Alastair Cox entworfen. Tim Ward, der Besitzer
der Good Luck Bar in der Cuba Street: „Alastair Cox
ist einer der wenigen Architekten, der all das, von dem er
träumt, auch erleben und planen darf.“ Bewertet wurde die
grafische Gestaltung, das eigentliche Endprodukt und das
räumliche Design. Der Geschäftsführer der Tourismusbehörde
in Wellington ist hochzufrieden: „Dieses Ergebnis
bestätigt eigentlich nur, was wir schon lange verbreiten –
Wellingtons Nachtleben bietet eine Qualität und Erfahrung
der Extraklasse!“ °
Leichteres Tauchen mit
neuem Computer
Des Tauchers bester Freund könnte bald ein kleiner Computer
werden, der sogenannte „Electronic Dive Buddy“.
Er wurde von zwei Studenten der Auckland University
entwickelt und soll automatisch den Auf- und Abtrieb
von Tauchern steuern, um so das Platzen der Lungen zu
verhindern. Ferner kann das Gerät auch die Tauchtiefe
regulieren und macht somit den Tauchgang noch komfortabler.
Nach ersten Tests im Schwimmbecken wurde
das Gerät nun auch im offenen Meer bis zu 30 Meter
Tiefe für funktionsfähig erklärt. Der weltweit einzigartige
Tauchcomputer soll schon bald in Produktion gehen. °
Verrückter Kiwi bricht Weltrekord
Sports
Rob Thompson aus Christchurch ist die längste Strecke
der Welt auf einem Skateboard gereist. Der 28-Jährige
war 462 Tage auf einem sogenannten Longboard in
Europa, Nord Amerika und China unterwegs, legte insgesamt
12.000 Kilometer zurück. Warum er sich das antue,
wollte NZ National Radio wissen: „Nun, ich wollte einige
Zeit aus meinem Alltag ausbrechen, mich selbst an meine
Grenzen bringen.“ Der gefährlichste Moment auf seiner
Expedition sei ein Fast-Zusammenstoß mit einem Truck
in Texas gewesen, der ein Haus transportierte. „Nur
zehn Zentimeter trennten mich vom Tod! Das war wirklich
knapp“, so der abenteuerlustige Kiwi. Zum „Abwärmen“
radelte Rob Thompson noch von Auckland in seine
Heimatstadt Christchurch. °
8 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Regions Society
People
Der neue Star an
Neuseelands Musikhimmel
Seine Akustikgitarre und unverkennbare Stimme
erobern Neuseelands Radios. Der Maori-Sänger
Tiki Taane ist mit seinem Song „Always on my
mind“ in aller Munde und in „aller Ohren“. Die
Radiostationen spielen seinen Song rauf und runter.
Er ist das dritte von vier Kindern einer Maori-
schottischen Mischehe, wuchs in Christchurch
auf. Schnell jedoch verlor er das Interesse an der
Schule, geriet als Jugendlicher auf die schiefe
Bahn. Der Musiker lebte auf der Straße in den
Gangs von Christchurch, Drogensumpf und regel-
mäßige Konflikte mit dem Gesetz gehörten zu seinem
Alltag. Als Tiki Taane 15 Jahre alt war, wagte
sein Vater einen letzten Rettungsversuch, schenkte
dem Jungen eine Akustikgitarre. Von diesem
Moment an änderte sich Tikis Leben komplett. Er
brachte sich selbst das Spielen bei, coverte ver-
schiedene Metallbands, bevor er selbst kompo-
nierte und Texte schrieb. Nach seiner Weiterbil-
dung als Sound-Engineer und seinem Erfolg in
verschiedenen neuseeländischen Bands brachte
er jetzt sein Solo-Album auf den Markt und lan-
dete sofort einen Nummer-Eins-Hit. „Die Musik
hat nicht nur mein Leben verändert, sondern mich
wirklich gerettet!“, erinnert sich der heute 32-jäh-
rige dankbar. °
Landkauf für Nachwelt:
Regierung schafft neues
Freizeitgebiet
Die neuseeländische Regierung hat ein 80 Hektar
großes Stück Land auf der Südinsel gekauft, um es
für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Die
riesige St. James Station wäre sonst vermutlich auf
dem internationalen Markt angeboten worden, was
eine Kommerzialisierung zur Folge gehabt hätte.
40 Millionen NZ$ hat die Regierung unter Helen
Clark hingelegt, um Wanderwege, Naturreservate,
Mountainbike-Tracks, Kajak-Möglichkeiten
und den Ausbau eines bereits existierenden Ski-
gebietes zu schaffen. Auch das DOC ist von dem
Kauf begeistert, denn die St. James Station beheimatet
viele seltene Tiere und Vogelarten. °
Isolieren im Trend
Was in Deutschland ganz normal ist, findet allmählich auch
bei den Kiwis Anklang – sie erkennen die Vorteile umwelteffizienter
Bauweise beim Errichten neuer Gebäude. Nach
jahrzehntelangem Frieren im Winter geht nun der Trend hin
zum ökologischen Energiesparhaus. In der Hauptstadt Wel-
lington wird gerade ein 15-stöckiges Appartement-Gebäude
errichtet, das neue Maßstäbe in ganz Neuseeland setzen
soll: Vollisolierung, doppelt verglaste Fenster, Solaranlagen,
regenerative Fahrstühle, die Strom ans Haus zurückführen,
eine Windturbine und ein Garten auf dem Dach. Auch die
Regierung setzt sich nun vermehrt für umweltfreundliche
Baumaßnahmen ein. Die Vorteile liegen klar auf der Hand:
eine bis zu 1.000 NZ$ geringere Stromrechnung pro Jahr
und weniger Arztkosten. Eine Studie von 2005 hat gezeigt,
dass Familien aus warmen, isolierten Häusern 19 Prozent
weniger häufig zum Arzt und sogar 43 Prozent seltener ins
Krankenhaus gehen als andere. °
Neuseeländisches
Erfindertum verspricht
internationalen Erfolg
Hobby-Forensiker und Spielwütige werden bei diesen
Neuigkeiten von ihrem Sofa aufspringen. Im kleinen
beschaulichen Ort Dunedin auf der Südinsel wurde
ein Computerspiel geboren, das es bislang noch nie
gegeben hat und den internationalen „gaming“-Markt
komplett verändern wird. Als Detektiv muss der Spieler
Kriminalfälle in detailgetreuen und fotorealistischen
Welten untersuchen. Der Clou: auf Genauigkeit
und Spürsinn kommt es an. Das Spiel „CaseBook” soll
gestandene Gamer und zugleich auch Neulinge ansprechen.
„Wir versprechen ein CSI- oder Akte X-Erlebnis
zum Mitmachen, interaktives Fernsehen sozusagen“,
so die Macher. Weitestgehend wurde auf Computeranimationen
verzichtet. Das Spiel besteht vorwiegend aus
Filmsequenzen, die Produktion glich eher einem Filmdreh.
Es wurden echte Kulissen gebaut und Schauspieler
gecastet. Etwa zwei Millionen Dollar mussten die
Erfinder dieses Krimi-Spieles mithilfe von Sponsoren
finanzieren. Aber die Mühe scheint es Wert gewesen
zu sein: Ein großer US-Spiele-Konzern hat bereits sein
Interesse bekundet. °
Duschgesetz für die Kiwis?
Wasser kostet in vielen neuseeländischen Städten
keinen Cent und Wasser sparen ist deshalb für
die meisten Neuseeländer auch ein Fremdwort.
Jetzt ist jedoch eine heftige politische Debatte
um den Wasserverbrauch in Neuseelands Badezimmern
entbrannt. Ab Februar 2009 soll in neu
gebauten Häusern ein druckregulierender Duschkopf
Vorschrift werden. Dieser wird den Wasserverbrauch
von bislang durchschnittlich 13 Litern
pro Minute auf sechs Liter verringern und so bis
zu 20 Prozent Energie einsparen. Ein weiterer
Schritt Neuseelands in eine umweltbewusstere
Zukunft. Was in Deutschland eher für Kopfschütteln
sorgt, empört die meisten Kiwis jedoch sehr.
In Umfragen und Internetforen wettern sie gegen
den Einschnitt in ihre Privatsphäre: „Die Banken
der Welt gehen pleite und unsere Regierung hat
nichts Besseres zu tun, als uns das Wasser abzudrehen!”
Es kam stellenweise sogar zu langem
Protest-Duschen, um dem Frust freien Lauf zu lassen.
Eine endgültige Entscheidung der Regierung
wird Ende Oktober erwartet. °
News
© 360° Neuseeland 01 | 2009 9
News
Musiktherapie auch
in Auckland
Was bislang in Neuseeland völliges Neuland war, ist eine
weitere Errungenschaft im neuseeländischen Gesundheits-Sektor:
2004 eröffnete die Sängerin und Komponistin
Hinewehi Mohi zusammen mit ihrem Mann
George das Raukatauri Music Therapy Centre (RMTC)
in Auckland. Ihre eigene Tochter Hineraukatauri leidet
an Kinderlähmung. Die hoffnungsvollen Eltern reisten
1999 mit ihr nach London, um eine Musiktherapie zu
machen. Mit großem Erfolg wurde das Leiden des eigenen
Kindes gelindert. Da beschlossen die Eltern, diese
weltweit neue Form der Therapie von verhaltensgestörten
oder behinderten Kindern auch in ihre Heimat nach
Neuseeland zu bringen. In dem 2004 errichteten Zentrum
konnte seither unzähligen Kindern geholfen werden.
Mittlerweile kümmern sich sogar vier Musiktherapeuten
um über 100 Kinder pro Woche. „Der Erfolg gibt
uns recht und wir sind stolz, nun auch anderen Kranken
helfen zu können!“ °
Neuseelands bestes
Winery-Restaurant
2008
Zum besten Restaurant einer Weinkellerei
2008 ist das Pegasus Bay Winery Restaurant
in Waipara gewählt worden. Die Juroren
betonten, dass das Restaurant sich
gegenüber harten Konkurrenten durchgesetzt
hätte. Nicht nur die fantastische
Küche des Chefkochs Oliver Jackson, die
sich durch die Frische und die Saisonbedingtheit
der Zutaten sowie die Abstimmung
der Gerichte auf die exzellenten
Weine der Kellerei auszeichne, sondern
auch das Interieur des Weingutes und das
geschulte, freundliche Personal würde
Gästen bei ihrem Aufenthalt einen wunderbaren,
nicht nur lukullischen Genuss
verschaffen. °
www.cuisine.co.nz
Ein Rezept sowie ein Portrait von Oliver Jackson
finden Sie auf Seite 78 in diesem Heft.
10 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Society Nature
Cuisine
Neuseeland mit Auckland Islands
Yams – die Neuseeländische
Frühjahrsfrucht
Sie leuchten wieder in den Supermärkten – die Yams. Was
aussieht wie eine Art gerade Ingwerwurzel in einem satten
Rot-, Orangegelb- oder Pink-Ton und eine glänzende Schale
hat, kommt eigentlich aus Südamerika, wo sie unter dem
Namen „Oca“ bekannt ist. Die Mischung aus Apfel und Kartoffel
hat einen leicht süßlichen Geschmack und findet des-
halb besonders bei Kindern großen Anklang. Die Wurzeln
können nicht roh gegessen werden. Ohne sie zu schälen,
werden die Yams gekocht wie Möhren oder Kartoffeln und
die weiche Schale kann dann mit dem zarten gold-gelben
Fruchtfleisch mitgegessen werden. Als Beilagengemüse
oder im Auflauf liefern die Yams besonders viel Vitamin A,
B6, Ballaststoffe und Kalium und sind nicht nur gesund, sondern
auch ein Hingucker auf jeder Gemüseplatte. °
Schutz für „Whitebait“ gefordert
Whitebait gehört zu den begehrtesten Fischen in Neusee-
land, sowohl bei Gourmets als auch bei Fischern. Die gerade
geschlüpften Jungfische fängt man bei einer Größe von
drei bis fünf Zentimetern auf ihrem Weg zurück ins Meer
aus den Flüssen. In der Küche werden sie dann vorrangig
zum Anrichten von Spezialitäten wie beispielsweise den
bekannten „Whitebait Fritters“ verwendet. Viel Geld wird
für diesen kleinen Fisch bezahlt, bis zu 150 NZ$ pro Kilo.
Doch die Massey University hat nun nach einer Langzeitstu-
die erschreckende Zahlen veröffentlicht: Durch Wasserver-
schmutzung, Trockenlegung von Sumpfgebieten und ille-
galem Großnetzfischen ist die Population des Whitebaits um
fast 75 Prozent geschrumpft. Auf lokaler Ebene sollen nun
Schulen und Gemeinden angehalten werden, Sümpfe und
Flüsse neu zu bepflanzen und Schutzzonen zu errichten. °
Medizinischer Durchbruch?
Sensationeller Fund auf den
Auckland Islands
1999 machten Forscher auf den Auckland Islands, einer
Inselgruppe südlich von Stewart Island, einen für die
Medizinwelt sensationellen Fund: Mehrere hundert
Schweine lebten und vermehrten sich seit fast 200 Jahren
auf den entfernt liegenden Inseln im Süden Neuseelands
völlig isoliert von der Außenwelt. 17 Exemplare wurden
nach Dunedin gebracht und in strenger Quarantäne gehal-
ten. Den Großteil der Tiere ließ das DOC weiter Keulen.
Nach langem Streit bewiesen Forscher nun, was bereits
vermutet wurde: Die Schweine tragen reines, unversehrtes
und virenfreies Insu-
lin in sich. Sie sind somit weltweit
die einzigen ihrer Art und
könnten der Schlüssel zur Heilung
von Diabetes Typ 1 sein.
Die Tiere haben sich bereits
vielfach vermehrt, eine Auf-
zuchtstation soll in der Nähe
von Invercargill gebaut wer-
den. Die Schweine wer-
den nun auf einen Wert von
über 350.000 NZ$ pro Tier
geschätzt. °
Gelbaugenpinguin
Wallaby-Plage in Neuseeland
Eigentlich gibt es ja keine Kängurus in Neuseeland, oder
doch? Mini-Kängurus, genannt Wallabies, haben sich in
das kleine Örtchen Waimate, im schönen Otago auf die
Südinsel, verirrt. 1870 von Siedlern eingeschleppt, vermehrten
sich die Tiere ohne natürliche Feinde rasant. Mittlerweile
leben hier so viele, dass sie zu einer regelrechten
Plage geworden sind und in die gleiche Kategorie wie
Hasen und Opossums eingeordnet werden. Die Bewohner
von Waimate drehen jetzt kurzerhand den Spieß um und
machen sich ihre Plage zunutze. Jedes Jahr im März zieht
das „Waimate Wallaby Hunt”-Fest Hunderte von Jägern
und Touristen an. Die possierlichen Tiere sind dann zum
Abschuss freigegeben und der größte Fang wird sogar
noch prämiert. Dieses Jahr erlegten 220 Jäger etwa 2.000
Tiere. Der Ort hat sich zudem ganzjährig auf die Mini-
Kängurus eingestimmt: In den Restaurants werden alle
möglichen und unmöglichen Wallaby-Gerichte angeboten.
Ganz oben auf der Speisekarte steht in guter Neuseeland-Tradition
der berüchtigte Wallaby-Pie. °
Naturschutz international
ausgezeichnet
Seit 1987 kämpft der Yellow-eyed Penguin Trust in Neuseeland
um das Überleben dieser vom Aussterben bedrohten
seltenen Tierart. Der Gelbaugenpinguin, in Maori auch
„Hoiho“ genannt, wird etwa fünf bis acht Kilogramm schwer
und bis zu 68 Zentimeter groß. Diese Spezies ist mit etwa
650 Exemplaren auf Neuseelands Festland und Stewart
Island noch lange nicht stabil genug, sich selbst erhalten
zu können. Deshalb kämpft der „Trust“ bereits seit 21 Jahren
um den Erhalt der Lebensräume und den Schutz des
seltenen Pinguins – mit beachtlichem Erfolg: Im letzten Jahr
starb kein einziges Küken der geschützten Tiere, eine
absolute Sensation. Deshalb wurde dem Verein
nun der weltweit begehrte „BirdLife International
Conservation Achievement Award“
in Buenos Aires überreicht. Euan Kennedy,
Gründer des Vereins, sagte bei der Preisverleihung:
„Dieser Award bestätigt, dass Neuseeland
zu Recht an der Weltspitze des Arten- und
Vogelschutzes steht. Zusammen mit Kommunen,
Mitgliedern, Schulen und Regierung haben wir
Unglaubliches geleistet“. Auch Tausende Neuseeländer
sind dem Aufruf gefolgt und haben verstärkt
Milchprodukte des Hauptsponsors Mainland
gekauft. Somit konnte das Unternehmen dem
Trust eine Million Dollar überweisen und so mit
zum beachtlichen Erfolg beitragen. °
News
© 360° Neuseeland 01 | 2009 11
Travel & Backpacking Travelogues
Coromandel-Halbinsel:
Heiße Quellen im Sand und
Kathedralen-Höhlen am Strand
An der Westküste der Halbinsel
Neulich fand ich mich ganz unverhofft in Neuseeland
wieder. Leider blieb mein Körper zurück,
nur mein Geist wurde in Sekundenbruchteilen
ans andere Ende der Welt katapultiert. Aber für
einen Moment war ich tatsächlich wieder an der Cathedral
Cove, einem Strand von fast unwirklicher Schönheit
auf der Halbinsel Coromandel. Eben noch saß ich
im Kino, auf der Leinwand lief die Vorschau für „Narnia
– Prinz Caspian“. Computeranimierte Fantasiegestalten,
Spezialeffekte, viel zu schnelle Schnitte, und
plötzlich, in der Totalen, Cathedral Cove. Der Strand
leuchtet in der Sonne, im türkisfarbenen Meer liegt
ein riesiger Kalkfelsen wie dahingemalt und die vier
Hauptdarsteller laufen glücklich lachend aus einem
mächtigen Felstorbogen heraus am Wasser entlang.
Eine Szene aus einem Fantasy-Film und doch ist die
Stimmung, ist der Ort perfekt eingefangen. Keine Computereffekte,
keine digitale Bildbearbeitung. Genau
so ist es dort. Und auch ich bin für einen Moment
wieder da.
12 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Als ich die Nord- und Südinsel bereiste, hatte sich Neuseeland
bereits in die internationale Liga der schönsten
Filmlocations gespielt. „Der Herr der Ringe“-Fans aus
aller Welt bestaunen seitdem Lothlorien, Hobbiton oder
Mount Doom, doch glücklicherweise ist aus keinem der
Drehorte ein peinliches Disneyworld gemacht worden.
Für solchen Kitsch sind die Kiwis auch viel zu naturverbunden.
Hoffe ich. Denn jetzt hat Disney Cathedral Cove
entdeckt und ich bete, dass diesem Traum von einem
Strand nicht das gleiche Schicksal widerfährt wie jener
weltberühmten Bucht samt malerischem Felsen aus dem
Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Dort, in Thailand,
flitzen im Minutentakt mit Reisegruppen beladene
Speedboote am „James Bond-Felsen“ vorbei. Der Zauber
des Ortes ist verloren.
Was Coromandel angeht, bin ich jedoch optimistisch,
denn die Halbinsel ist fest in Kiwi-Hand. Es sind weit
mehr Einheimische als internationale Touristen, die hier
ihren (Kurz-)Urlaub verbringen, was sicherlich damit
zusammenhängt, dass sie von Auckland, der einzigen
Millionenmetropole des Landes, sehr gut zu erreichen
ist. Rund 26.000 Menschen leben dauerhaft auf „The
Coro“, doch fast jedes zweite Haus hier ist ein Ferienhaus.
Weitere Gründe für die Beliebtheit: das ganzjährig
milde Klima, die vielen schönen Strände vor allem an der
dem offenen Meer zugewandten Ostküste und vielseitige
Trampingtracks entlang der Küste wie auch über den
Inselrücken, der sich üppig bewaldet bis zu 819 Meter
hoch wölbt. Charmante Städtchen, eine aktive Künstler-
Community, einige der besten Restaurants des Landes
und eine äußerst lebendige Geschichte – im 19. Jahrhundert
boomte Coromandel im Goldrausch und als Lieferant
des begehrten Kauri-Holzes – lassen nachvollziehen,
warum die Halbinsel so beliebt ist. Nicht zu vergessen:
hunderte Pohutukawa-Trees, die in der Vorweihnachtszeit
flammend rot blühen. Und natürlich viele weitere
Outdoor-Aktivitäten wie Segeln, Schwimmen, Tauchen,
Fischen, Mountainbiking, … Trotzdem ist Coromandel
mit seinen rund 2.300 Quadratkilometern Fläche alles
andere als überlaufen, denn auch nach Waiheke Island,
in die Bay of Plenty und selbst zum Ninety-Mile-Beach,
alles ebenfalls sehr lohnenswerte Ziele, ist es von Auckland
aus nicht wirklich weit.
Auf dem einzigen mehrspurigen Highway Neuseelands
braust man aus Auckland raus, doch bald schon wird die
Straße einspurig und spätestens, wenn man nach etwa
eineinhalb Stunden Thames, das „Tor“ nach Coromandel,
erreicht hat, schaltet man automatisch in den Ferienmodus
herunter. Kaum zu glauben, dass dieser beschauliche
Ort während des Gold- und Kauri-Booms Anfang
bis Mitte des 19. Jahrhunderts die drittgrößte Stadt des
Landes war! Damals hämmerten Hunderte Goldschürfmaschinen
rund um die Uhr, gefällte Kauribäume wurden
verarbeitet und abtransportiert, Männer in den Kneipen
lärmten und es gab mehr Bordelle als in Auckland.
Eine Ahnung davon, wie das Leben hier vor 150 Jah-
360° Autorin: Julia Schoon
Travelogues Travel & Backpacking
Julia Schoon bereiste 2006 für
fünf Monate die Nord- und Südinsel.
Auf Coromandel buddelte
sie am Hot Water Beach nach
heißen Quellen, trainierte das
Autofahren auf kurvigen Schotterpisten
und besuchte die wohl
schönste Bucht der Halbinsel,
wenn nicht gar Neuseelands:
Cathedral Cove.
ren war, bekommt man heute im DoC Kauaeranga Visitor
Centre oder auf einer Tour durch das Coromandel
Goldfield Centre and Stamper Battery, wo die letzte historische
Goldschürfmaschine Neuseelands noch immer
in Betrieb ist.
Entlang der Westküste
„Relax, take your time“ geben die Einwohner von „The
Coro“ ihren Gästen heute mit auf den Weg, denn auf
der Insel sind die Straßen schmal, kurvig und teilweise
unbefestigt. Doch das langsame Fahren lohnt sich, kann
man doch so viel besser die landschaftliche Schönheit
Coromandels bewundern. An der Westküste schlängelt
sich der Pacific Coast Highway fast die ganze Zeit dicht
am Wasser entlang: links der Firth of Thames, rechts
die Berge der Coromandel und Moehau Range und entlang
der Straße riesige, uralte Pohutukawa-Bäume. Auf
halber Strecke, hinter der Wilsons Bay, führt die Straße
über den Kereta Hill, wo man einen Panoramablick übers
Meer und bei gutem Wetter bis hinüber nach Auckland
genießen kann. Am schönsten ist die Strecke übrigens
im Dezember, wenn die feuerrot blühenden „neuseelän-
An der Spitze der Halbinsel
© 360° Neuseeland 01 | 2009 13
Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking
Gravel Road mit Ausblick
Auf dem Weg von Coromandel Town bis zur Spitze der Halbinsel.
14 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 15
Travel & Backpacking Travelogues
Auckland
Hamilton
Palmerston North
Whangarei
Halbinsel Coromandel
Rotorua
Taupo
Napier
360° Info
Castelpoint
Masterton
LAGE: Wie ein dicker Finger ragt die Halbinsel Coromandel öst-
Wellington
lich von Auckland in den Südpazifik. 85 Kilometer ist sie lang, im
Osten vom Hauraki Golf und vom Firth of Thames begrenzt (auf
dessen anderer Seite Auckland liegt), im Westen vom Pazifik. In
etwa eineinhalb Autostunden ist sie von Auckland zu erreichen.
Auf Coromandel selbst schlängeln sich jedoch nur schmale Straßen
an den Küsten entlang bzw. über die bis zu 819 Meter hohe,
dicht bewaldete Coromandel Range im Landesinneren. Deshalb
braucht man von Thames, dem Ort am „Eingang“ der Halbinsel,
gut und gerne weitere ein bis zwei Stunden, um beispielsweise
Coromandel Town oder Whitianga zu erreichen.
GESCHICHTE: In der Mercury Bay, die vor Whitianga gelegene
Bucht, hisste James Cook 1769 erstmals die britische Flagge
und nahm das Land somit für König George III in Besitz. Ab
Ende des 18. Jahrhunderts florierte der Handel mit Holz und
Gummi der Kauribäume; Coromandel ist sogar nach einem
Schiff benannt, das am 13. Juni 1820 vor Colville vor Anker ging
und ein Jahr später voll beladen mit Kauriholz zurück nach England
segelte. Um 1830 kamen die ersten europäischen Siedler
in die Region. Als um 1852 Gold gefunden wurde, boomte Coromandel.
Doch nur so lange, bis diese Ressourcen ausgebeutet
waren. Der darauf folgende wirtschaftliche Abstieg wurde erst
gestoppt, als sich Landwirtschaft und Fischerei entwickelt hatten.
Auch die kahl geschlagenen Wälder wurden aufgeforstet;
einige übrig gebliebene Kauribäume gelten heute als Touristenattraktion.
Heute floriert die Halbinsel erneut: Als Naherholungsziel
für Auckland, Neuseelands einzige Millionenmetropole,
sowie als beliebtes Ferienziel – nicht nur für Kiwis.
Coromandel besitzt heute außerdem eine sehr aktive Künstlercommunity
mit zahlreichen Ateliers und Galerien.
KLIMA: Da Coromandel recht weit im Norden der Nordinsel gelegen
ist, ist das Klima das ganze Jahr über mild. Im Sommer liegen
die Temperaturen bei durchschnittlich 24 bis 31 Grad Celsius, im
Winter immerhin bei 12 bis 14 Grad.
dischen Weihnachtsbäume“ sie in ein rot-grünes Farbenmeer
tauchen. Kaum zu glauben, dass einige Interessengruppen
die Bäume fällen wollen, um die Küstenstraße
verbreitern und zur Rennstrecke ausbauen zu können.
Rund 50 Kilometer Küstenstraße sind es von Thames bis
Coromandel Town, weitere 18 bis Colville, das in den
1970er-Jahren ein Hippie-Ort war, der heute immer noch
alternatives Flair hat. Dort geht die Straße in eine Schotterpiste
über und führt auf 22 holprigen, aber malerischen
Kilometern weiter bis an die Spitze Coromandels. Mit jeder
zurückgelegten Etappe nimmt die Touristendichte ab und
so findet man selbst in der Hochsaison auf der kleinen Halbinsel
noch nahezu menschenleere Stellen. Für Weihnachten
und Silvester allerdings sollte man selbst die DoC-Campingplätze
ganz oben an der abgelegenen Spitze Coromandels
(Fahrtzeit von Thames: drei bis vier Stunden), wo es nur
winzige Ortschaften, dafür aber reichlich Wanderwege,
Badebuchten und perfekte Angelstellen gibt, lange im Voraus
buchen. Der gut ausgebaute State Highway biegt schon
in Coromandel Town ab gen Osten, führt über den Rücken
der Insel an die Ostküste und in einem großen Bogen, teilweise
an der Küste entlang, zurück nach Thames.
An der Ostküste bei Tairau
Kauaeranga-Tal:
Kauri-Bäume und Goldminen
Eine Attraktion Coromandels ist das Kauaeranga-Tal, in
dem einst das Herz der Gold- und Kauri-Industrie schlug.
Sobald man die Halbinsel erreicht hat, zweigt eine kleine
Straße ab und führt in die Coromandel Range hinein, weshalb
sich das Tal auch für einen Kurzbesuch eignet. Das
Visitor Centre am Eingang des National Park beschwört
in einer gut gemachten audiovisuellen Show die alten
Zeiten herauf – ein guter Einstieg für eine Entdeckungstour.
Die wohl spektakulärste Route führt auf historischen
16 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Gold- und Kauritrails hinauf bis zu den Pinnacles, einer
Felsformation auf 759 Metern Höhe. Der vor einigen Jahren
aufwendig restaurierte Track hat es in sich: Die Stufen
wurden einst für Packpferde angelegt, die Proviant zu
den Arbeitern brachten, und der steile Aufstieg geht gut
in die Beine. Doch entlang des Weges gibt es alte Goldminen
zu bestaunen und Überreste der Staudämme, mit
deren Hilfe die gefällten Bäume ins Tal gespült wurden;
Hängebrücken über den Fluss und die alles überragenden
Vulkane sind weitere Highlights und schließlich wird man
– zumindest bei gutem Wetter – auf den Pinnacles mit
einem fantastischen Ausblick belohnt. Auch eine Nacht in
der Pinnacles Hut, einer sehr gut ausgestatteten 80-Betten-Hütte
des DoC, lohnt sich, denn mit etwas Glück hört
(oder sieht man sogar) einen Kiwi! Wer das Tal und seine
Geschichte entspannter erkunden möchte, kann dies auch
auf einigen Short Walks tun, am Fluss gibt es zudem zahlreiche
Badestellen und einige schöne Campingplätze.
Coromandel Town
Der berühmteste Vogel der Insel: der Kiwi
Die Fahrt nach Coromandel Town, immer an der Küste
entlang, ist wunderschön, dauert von Auckland jedoch gut
drei Stunden. Schneller geht’s mit der Fähre – zwei Stunden,
mit Stopp auf Waiheke Island, dauert die Überfahrt,
die ebenfalls schöne Ausblicke bietet. Um die Weihnachtszeit
scheint halb Auckland in Coromandel Town Ferien zu
machen, dann ist es hier vermutlich so quirlig wie zu ihren
Anfangszeiten: 1861 gegründet, wurde die Stadt bereits im
Jahr darauf offiziell zum „Gold Field“ erklärt und erlebte
einen Boom. Zahlreiche der damals errichteten Gebäude,
darunter einige elegante Villen, sind heute noch entlang
des „Heritage Trail“ (vor allem an der Kapanga und der
Rings Road) zu besichtigen. Heute liegt das „Gold“ der
Stadt im Meer: Coromandel Town ist international bekannt
für seine Muschel- und Austernfarmen. Fast das ganze
Jahr über hat das charmante Städtchen eine wunderbar
entspannte Atmosphäre und besitzt zudem nicht nur historisches,
sondern auch sehr viel kreatives Flair. Einige der
besten Künstler Neuseelands leben und arbeiten auf der
Halbinsel – viele direkt in Coromandel Town – und während
einer Woche im Mai, zur „Coromandel Arts Tour“,
öffnen sie ihre Ateliers für die Öffentlichkeit.
360° Web Info
www.thecoromandel.com
www.coromandelfun.co.nz
www.coromandeltown.co.nz
www.whitianga.co.nz
www.hahei.co.nz
Travelogues Travel & Backpacking
Die Driving Creek Potteries, am Stadtrand gelegen,
sind das ganze Jahr über geöffnet und lohnen nicht nur
wegen der getöpferten Skulpturen einen Besuch: Mehrmals
täglich fährt von hier eine Schmalspurbahn in den
Kauri-Wald hinein und schlängelt sich, über Brücken
und durch Tunnels, den Berg hinauf bis zur Aussichtsplattform
„Eyeful Tower“. Als Barry Brickell, Besitzer
der Töpferei und Eisenbahn-Fan, 1975 mit dem Bau der
Bahn begann, hatte er eigentlich nur ein wetterunabhängiges
Transportmittel im Sinn, um Ton und Holz, die er
für seine Arbeit brauchte, aus den Bergen in seine Töpferei
zu bringen. 15 Jahre tüftelte er, baute und perfektionierte
die Strecke und erhielt schließlich 1990 eine offizielle
Beförderungsgenehmigung.
Seitdem ist die Driving Creek Railway eine echte Touristenattraktion
– und ein gutes Beispiel für den Einfallsreichtum
der Kiwis. Nach dem Ausflug ist ein Besuch im
nebenan liegenden Driving Creek Café dringend zu empfehlen:
Das quietschbunte Café ist äußerst gemütlich und
die hausgemachten Kuchen, der Kaffee und die kleinen
Snacks schmecken ausgezeichnet. Und noch einen kulinarischen
Geheimtipp gibt es für Coromandel Town: Bei
Tere’s bekommt man neben jeder Menge feiner Leckereien
echtes Vollkornbrot aus frisch gemahlenem Biogetreide.
Wer länger in Neuseeland unterwegs ist, sollte
darüber nachdenken, sich hier einen Vorrat zuzulegen –
das Brotsortiment neuseeländischer Supermärkte zwingt
Weißbrothasser nämlich zum kalten Entzug …
Driving Creek Railway
© 360° Neuseeland 01 | 2009 17
Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking
Bei Whangapoura, New Chums Bay
Alle Straßen von einer an die andere Küste müssen
die Coromandel Range überqueren, die sich bis
zu 819 Meter hoch über den kompletten Inselrücken
erstreckt. Zwei Straßen führen von Coromandel Town
aus hinüber: der gut ausgebaute State Highway und
der sogenannte „309 Highway“, der jedoch nur eine
breite Schotterpiste ist, die sich in Serpentinen durch
360° Info
DIE SCHöNSTEN STRäNDE
New Chums: Goldener, meist einsamer Strand, gesäumt von
Wald und Pohutukawa Bäumen. 30 Minuten Fußweg vom
nördlichen Ende des Whangapoa Beach.
Cathedral Cove: Der Strand ist (nur bei Niedrigwasser!) durch
einen großen Tunnel im Fels erreichbar. Umrahmt von Klippen,
im türkisblauen Wasser liegen Felsen wie dahingemalt.
Ca. 1 Stunde Fußmarsch von Hahei.
Hot Water Beach: Unter dem Sand verstecken sich heiße Quellen,
mit einem Spaten kann man sich einen natürlichen Spa
Pool anlegen. Geht nur ca. zwei Stunden vor und nach Ebbe.
Der Strand liegt nahe Hahei.
den Regenwald und über die Hügel schlängelt. Trotzdem
ist letztere Route die spannendere – und damit
sind nicht unbedingt die Begegnungen mit Einheimischen
gemeint, die in dicken Geländewagen über die
Piste heizen, dass der Schotter spritzt. Entlang des
309 lohnen die Waiau Waterworks (ein fantasievoller
Wasserspielplatz), mehrere Wanderwege (empfehlenswert:
der Aufstieg zum 521 Meter hohen Castle Rock)
und insbesondere der Kauri Grove einen Stopp. Nur
wenige der majestätischen Baumgiganten haben das
Sägenmassaker des vergangenen Jahrhunderts überlebt
(der älteste Kauri auf Coromandel ist schätzungsweise
1.200 Jahre alt!), einen kurzen Spaziergang
von der Straße entfernt stehen hier sogar 13 Bäume
beieinander.
Die Osküste
An der Ostküste Coromandels angekommen, dreht
sich dann alles nur noch um Strände: New Chums, Hot
Water Beach, Cathedral Cove, um nur die Top 3 zu nennen.
Hier brandet der pazifische Ozean, teilweise recht
ungestüm, an die Küste, schließlich liegen nur ein paar
Inselchen zwischen Neuseeland und Amerika. Mit Whitianga
hat aber auch diese Seite der Halbinsel einen
hübschen Ferienort mit Yachthafen, Hotels, teilweise
hervorragenden Restaurants und Geschäften zu bieten
und auch Hahei, obwohl viel kleiner,
hat sich wegen der unmittelbaren
Nähe zum Hot Water
Beach und zu der Cathedral Cove
zu einem wichtigen Anlaufpunkt
entwickelt.
New Chums punktet als der einsamste
unter den schönen Stränden
Coromandels. Abseits des
State Highway gelegen, der die
Insel umrundet, fährt man zunächst
vier Kilometer auf einer unbefestigten
Straße nach Whangapoua
und läuft dann noch einmal eine
gute halbe Stunde bis in die Wainuiototo-Bucht,
wobei man durch
eine Lagune am nördlichen Ende
des Whangapoua Strandes waten
und auf einem Trampelpfad über
einen Hügel kraxeln muss. Von
dort oben erhascht man bereits
den ersten Blick auf den Strand und die Vorfreude steigt
ins Unermessliche, bis man schließlich den breiten, von
Pohutukawa-Bäumen und dicht bewaldeten Hügeln
umrahmten Strand erreicht. Die Chancen stehen gut,
dass man der erste Mensch an diesem Tag ist, der Fußspuren
im goldenen Sand hinterlässt.
Sehr viel turbulenter geht es am Hot Water Beach zu, vor
allem zwei Stunden vor und nach der Ebbe. Unter dem
Sand verborgen liegen nämlich heiße Quellen und so sieht
man überall Menschen mit Spaten große Löcher schaufeln,
in denen sie dann genüsslich ein Wannenbad nehmen.
Ein Riesenspaß, es selbst zu probieren, aber auch ein lus-
18 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 19
Hot Water Beach
Travel & Backpacking Travelogues
SEHENSWERTES / AuSFLüGE:
Coromandel Discovery bietet Fährverbindungen zwischen
Auckland und Coromandel Town sowie Wochenend-Packages,
z. B. inkl. Wanderung oder Heritage-Tour
in Coromandel Town, www.coromandeldiscovery.co.nz
Rapaura Watergardens: Wunderschöne Gartenlandschaft
mit Skulpturen und Teichen mit Seerosen, geöffnet
tägl. 9 bis 17 Uhr (im Winter kürzer); 6 Kilometer von
Tapu entlang der (unbefestigten) Tapu-Coroglen Rd, Tel.
07 / 86 84 82 1, www.rapaurawatergardens.co.nz
DoC Kauaeranga Visitor Centre: Interessante Einblicke in
das Leben der Holzfäller (Ende des 19. Jh). Am Ende des
Kauaeranga Tals, ca. 13 Kilometer von Thames.
Coromandel Goldfield Centre and Stamper Battery:
Die letzte historische, Wasser betriebene Goldschürfmaschine
Neuseelands ist immer noch in Betrieb, täglich
geführte Touren; 410 Buffalo Rd, Coromandel Town,
Tel. 07 / 86 67 93 3.
Driving Creek Railway: Einstündige Tour im Mini-Zug
durch Kauri-Wald bis zum Eyefull Tower mit Ausblick
über den Hauraki Golf und die Insel. Reservierung empfohlen!
380 Driving Creek Rd, Coromandel Town, Tel.
07 / 86 68 70 3, www.drivingcreekrailway.co.nz
Waihi Goldfields Railway: Die 1905 eingeweihte, nostalgische
Bahn fährt in die Karangahake Schlucht zu den alten
Goldminen (ca. 30 Minuten). Dort kann man aussteigen
und sich umschauen oder wandern, bevor man den Zug
zurück nimmt; Tel. 07 / 86 38 25 1, www.waihirail.co.nz
Glas Bottom Boat Seafari: Zweistündige Tour im
Whanganui-A-Hei Marine Reservat und zur Cathedral
Cove, Schnorchelpause inklusive. Täglich 10.30, 13 Uhr,
im Sommer auch 8 und 15.30 Uhr ab Whitianga Hafen;
Tel. 07 / 86 63 91 0, www.glassbottomboatwhitianga.co.nz
Sea Kayaking: Die spektakuläre Küstenlinie an der Ostseite
Coromandels lässt sich vom Wasser aus am besten
bewundern. Außer Cathedral Cove können auch abgelegene
Buchten angesteuert werden; 88 Hahei Beach Rd,
Hahei, Tel. 07 / 86 63 87 7, www.seakayaktours.co.nz
The Lost Spring: Open Air Spa umgeben von Wald. Heiße
Quellen wärmen kristallklares Wasser aus 600 Metern
Tiefe. Erst im Herbst 2008 eröffnet! Whitianga, Cook
Drive. www.thelostspring.co.nz
Pohutukawa Festival: Wenn die Pohutukawa-Bäume blühen,
ist Coromandel am schönsten. Die Blüte und den
360° Info
Sommeranfang feiert die Halbinsel zwei Wochen lang
(Ende November / Anfang Dezember) mit Livemusik,
gutem Essen, Ausstellungen und jeder Menge (Outdoor-)
Aktivitäten, www.pohutukawafestival.co.nz
Coromandel Arts Tour: Die besten Künstler der
Insel öffnen für eine Woche im Mai ihre Ateliers,
www.coromandelartstour.org.nz
WANDERuNGEN
Square Kauri Track (20 Minuten, return): Einer der größten
Kauris auf Coromandel ist über einen kurzen, aber
steilen Weg zu erreichen. Der Baum ist ca. 1.200 Jahre
alt. Der gut ausgebaute Weg startet am Gipfel der
Tapu-Coroglen-Straße.
Cathedral Cove Walk (1,5 bis 2 Stunden, return): Ausgedehnter
Spaziergang von Hahei oder vom Parkplatz am
Aussichtspunkt durch Farmland, am Ende führen steile
Stufen hinunter zum Strand. Zugang zu verschiedenen
Buchten, Cathedral Cove ist die spektakulärste.
Fantail Bay (3 Stunden, return): Am Nordzipfel Coromandels,
bei Port Jackson, startet dieser Track, der durch
einen Pohutukawa-Wald führt. Oberhalb der Baumgrenze
toller Ausblick.
Wharekirauponga Track (3 Stunden, return): Entlang
alter Pferde-Transportwege führt der Weg zu Wasserfällen,
natürlichen Pools und historischen Minen. Start ist
am Ende der Parakaway Quarry Rd, zwei Kilometer südlich
des Wentworth Valley.
Karangahake Gorge (4 Stunden, return): Der Weg
durch die Schlucht folgt der historischen Zugstrecke
zwischen Paeroa und Waihi, vorbei an alten Goldgräberhütten
und -maschinen. Manche Minen können
betreten werden.
Coromandel Coastal Walkway (3 bis 4 Stunden, oneway):
An der Nordspitze Coromandels schlängelt sich dieser
Tramping Track durch Farmland und Busch an der malerischen
Küste entlang. Start- und Endpunkt (Fletcher
Bay, Stony Bay) sind über Schotterpisten zu erreichen.
Kauaeranga Tal: Östlich von Thames erstreckt sich
dieses Tal, in dem es Wandermöglichkeiten zwischen
einer Stunde und mehreren Tagen gibt, z. B. auf historischen
Packpferde-Routen zum Gipfel der „Pinnacles“
(759 Meter). Lohnenswert auch eine Mountainbike-Tour
entlang dem Kauaeranga Fluss (mit Bademöglichkeiten
unterwegs). Es gibt zahlreiche Campingplätze.
20 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Travelogues Travel & Backpacking
Kajaks an der Cathedral Cove
© 360° Neuseeland 01 | 2009 21
Travel & Backpacking Travelogues
uNTERKüNFTE
€ € € Grafton Cottage & Chalets: Elegante Chalets
mit Veranden und Meerblick in ruhiger Lage
am Fuß der Coromandel Range, teilw. inkl. Frühstück.
304 Grafton Rd, Thames, Tel. 07 / 86 89 97 1,
www.graftoncottage.co.nz
€ € € Hahei Oceanfront: Luxusappartements
mit Panoramablick über Meer und Küste, modernes
stylisches Design. Eine Suite, zwei Doppelzimmer.
23 Wigmore Cres, Hahei, Tel. 07 / 86 63 19 9,
www.haheioceanfront.co.nz
€ € Rapaura Watergardens: The Lodge (4 Pers.) und
The Garden Cottage (2 Pers.), beide inkl. Küche / Wohnzimmer
und Terrasse, liegen inmitten des idyllischen
Gartens, den die Gäste außerhalb der Öffnungszeiten
für sich haben. Sechs Kilometer von Tapu entlang der
(unbefestigten) Tapu-Coroglen Rd, Tel. 07 / 86 84 82 1,
www.rapaurawatergardens.co.nz
€ € Anchor Lodge: Motel und Backpacker, schön
angelegt, umgeben von Busch, mit Pool. Studios (1 bis
6 Pers.) inkl. Küche und Balkon oder Bett im Dorm.
448 Wharf Rd, Coromandel Town, Tel. 07 / 86 67 99 2,
www.anchorlodgecoromandel.co.nz
€ € Mercury Bay Beachfront Resort: Der große Garten
hinterm Haus reicht bis direkt an den Strand. Acht Ferienwohnungen
(bis zu 5 Pers.). 113 Buffalo Beach Rd, Whitianga,
Tel. 07 / 86 65 63 7, www.beachfrontresort.co.nz
€ Tatahi Lodge: Backpacker und sechs Ferienwohnungen
(2 bis 6 Pers.), hübscher Garten. Grange Road, Hahei,
Tel. 07 / 86 63 99 2, www.dreamland.co.nz/tatahilodge
KuLINARISCHES
Coromandel rühmt sich seiner guten Köche und frischen
Zutaten (aus dem Meer oder lokal angebaut, oft in Bioqualität).
Spezialitäten sind Krebse und Muscheln allerlei
Arten wie zum Beispiel Jakobsmuscheln, Austern und
sogar Paua, aber auch asiatische und polynesische Einflüsse
sind typisch.
The Fire Place: Gehobene Küche, imposantes, altmodisches
Haus direkt am Meer mit einem Hauch von Kolonialstil.
Unbedingt reservieren. The Esplanade Whitianga 9,
Tel. 07 / 86 64 82 8, www.thefireplace-restaurant.com
360° Info
Omara’s Restaurant & Bar: Kreative, neuseeländische
Küche aus frischen, saisonalen Zutaten der Region,
dazu eine exzellente Weinkarte (überwiegend
neuseeländische Weine). Idyllische Terrasse, drinnen
ein großer Kamin. Im Sommer täglich geöffnet, im
Winter (Mi bis So) 11 bis 16 Uhr sowie ab 18 Uhr (Do
bis Sa). Matarangi Dr, Matarangi, Tel. 07 / 86 65 39 7,
www.matarangi.co.nz/omaras.html
Ohinemuri Estate: Zum Weingut gehört ein Restaurant
(im ehem. Stall des Gutes) mit idyllischem
Außenbereich. Mediterrane Menüs, dazu
exzellente Weine des Hauses. Geöffnet täglich
10 bis 17 Uhr (im Winter andere Öffnungszeiten).
Moresby St, Karangahake, Tel. 07 / 86 28 87 4,
www.ohinemuri.co.nz
The Pepper Tree Restaurant & Bar: Ausgezeichnete
Küche zu fairen Preisen. Im Sommer sitzt man schön im
Hof, im Winter am Kaminfeuer. 31 Kapanga Rd, Coromandel
Town, Tel. 07 / 86 68 21 1.
Driving Creek Café: Gemütliches, buntes Künstlercafé.
Warme Snacks, guter Kaffee, frische Säfte, hausgebackene
Kuchen, oft in Bioqualität. Schöner Garten,
drinnen Kamin. 180 Driving Creek Rd, Coromandel
Town, Tel. 07 / 86 67 06 6, www.drivingcreekcafe.com
KORU at Rapaura: Das Café gehört zu den Watergardens.
Köstliche Suppen, Snacks, Kuchen, Kaffee
und Tee. Täglich ab 9 Uhr. Tel. 07 / 86 84 82 1,
www.rapaura.com/koru.html
Tere’s: Hier bekommt man echtes Vollkornbrot! Außerdem
frisches Bio-Obst und Gemüse, feine Käse, Gourmet-Schokoladen,
aromatisierten Kaffee, frisch zubereitetes
Frucht-Eis und -Joghurts und viele feine
Leckereien mehr. 225 Kapanga Rd, Coromandel Town,
Tel. 07 / 86 68 63 9.
Cathedral Cove Macadamias: Direkt vom Baum werden
hier die feinen Nüsse verarbeitet und im Shop verkauft,
z. B. als Öl oder mit Schokoüberzug. Picknicks
auf der idyllischen Plantage möglich. Geöffnet täglich
10 bis 16 Uhr. 335 Lees Rd, Hahei, Tel. 07 / 86 71 22 1,
www.cathedralcovemacadamias.co.nz
Coromandel Oyster Company: Frischer geht’s nicht:
Austern direkt von der Farm, auch anderer Fisch
und Meeresfrüchte. Tiki Rd, Coromandel Town,
Tel. 07 / 86 68 02 8.
22 01 | 2009 © 360° Neuseeland
tiger Anblick, wenn man einfach nur zuschaut! Die beste
Methode, um eine der heißen Quellen zu finden: Immer
wieder die Fußspitze in den Sand stecken und schauen, ob
es warm wird. Das sollte man nur nicht zu schwungvoll tun,
der Sand ist an manchen Stellen, vor allem tiefer im Boden,
verdammt heiß. Spaten kann man in einem kleinen Laden
gleich am Strand leihen und wenn das Wasser niedrig
genug steht (Gezeiteninfos haben die i-Sites und meist auch
die Gastgeber), kann man sich tatsächlich einen kleinen
Spa-Pool am Strand ausheben und das Wechselspiel zwischen
heiß (Thermalquelle) und kalt (in den Pool schwappende
Wellen) genießen. In der Hauptsaison drängeln sich
allerdings manchmal ganze Reisebusladungen Touristen
auf dem kleinen Stück Strand, unter dem die Quellen liegen
– wer Platz und Ruhe haben will, sollte kommen, wenn
Ebbe auf frühmorgens oder mitten in der Nacht fällt. Oder
wenn das Wetter schlecht ist – bei Regen hat das Wannenbad
am Strand sogar seinen ganz besonderen Reiz.
Das Juwel unter den Stränden und Buchten Coromandels,
vielleicht sogar ganz Neuseelands, ist aber die Cathedral
Cove, benannt nach dem mächtigen, mit etwas Phantasie
kathedralenartig gen Himmel gewölbten, Torbogen im Felsen,
durch den man auf den Strand gelangt. Von der Aus-
Travelogues Travel & Backpacking
sichtsplattform kurz außerhalb von Hahei erhascht man
bereits einen Blick auf türkisblaues Wasser und in Ufernähe
aus dem Meer ragende Felsformationen. Von dort
aus läuft man jedoch noch eine halbe Stunde durch Farmland,
das Meer ist nicht zu sehen, man kann die kleinen,
hübschen Buchten weit unterhalb der Steilküste nur erahnen.
Endlich erreicht der ungeduldige Spaziergänger die
Treppe, die in vielen, vielen Stufen hinab führt ans Wasser.
Steht endlich am Strand, der in einer geschützten Bucht
liegt, doch das ist sie ja noch gar nicht, die berühmte
Cathedral Cove. Zur Linken ist ein Durchbruch im Felsen
zu erkennen. Zehn, fünfzehn Meter hoch wölbt er sich,
doch noch beeindruckender ist das Wechselspiel aus Licht
und Dunkel, an das sich die Augen beim Durchgehen erst
gewöhnen müssen, und das den Strand auf der anderen
Seite des Tunnels geradezu leuchten lässt.
Für neuseeländische Verhältnisse ist der Strand voll: 20,
vielleicht 30 Menschen sonnen sich oder schwimmen in
den Wellen und etwas weiter draußen paddeln ein paar
Kajaks vorbei, ihr Gelb und Rot knallige Farbtupfer auf
dem türkisblauen Wasser. Doch es scheint eine stille
Übereinkunft zu geben, die beinahe magische Atmosphäre
des Strandes nicht zu stören. °
Cathedral Cove
© 360° Neuseeland 01 | 2009 23
Travel & Backpacking City Trip
Der Avon River schlängelt sich quer durch Christchurch
Christchurch hat viele Namen ...
Christchurch empfängt mich morgens um acht Uhr
mit Wolken, Wolken und noch einmal Wolken
am Himmel. Auch über den Tag verziehen sie
sich leider nicht und es ist empfindlich kalt. Es ist der
9. September 2006 und der Anfang einer ganz besonderen
Zeit für mich.
Bevor ich mir eine Wohnung suche, komme ich doch in
einem der vielen Backpacker unter. Er liegt direkt am
Avon River, der sich durch die gesamte Stadt schlängelt.
Ideal für ein morgendliches Joggingpensum, um am
Sonntagmorgen dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen.
Die Sonne geht gerade auf, langsam verflüchtigt
sich der leichte Nebel über dem Fluss und die in Blüten
stehenden Bäume verheißen den kommenden Frühling.
Es scheint ein besonders schöner Tag zu werden und ich
weiß wieder, dass die Strapazen, die der lange Flug mit
sich brachte, es Wert waren.
Ursprünglich wollte ich in Christchurch nur eine „Zwischenstation“
einlegen, bis ich Arbeit und Logis woanders
gefunden hatte. Doch es sollte anders kommen. Wie
viele Touristen kannte ich Christchurch aus meiner letzten
Begegnung nur von einem kurzen Besuch. Nämlich
dann, wenn sich die Reise durch Neuseeland zu Ende
neigt. Typische Routen beginnen meist in Auckland und
führen über Nord- und Südinsel in einem mehr oder
weniger vorgegebenen Rundkurs nach Christchurch,
bevor es dann vom Internationalen Terminal wieder in
Richtung Heimat geht. Schnell werden noch ein paar
Souvenirs im Art-Centre gekauft, in letzter Minute noch
das International Antarctic Centre (praktischerweise
direkt neben dem Flughafen) besucht und schon ist man
wieder weg. Inzwischen muss ich sagen: Leider.
Oder andersherum: Für die, die in Christchurch landen,
beginnt hier die Reise und auch in diesem Fall ist der Aufenthalt
meist kurz bemessen. Schließlich will man ja all die
Attraktionen Neuseelands noch sehen – und so sieht man
meist nur das Touristenbüro von innen, schaut sich am
Ankunftstag ein wenig die Innenstadt an oder schläft seinen
Jetlag aus. Schade, denn eigentlich ist Christchurch viel
mehr als der „Internationale Gateway zur Südinsel“ und ist
durchaus einen längeren Aufenthalt wert. Versprochen!
Christchurch hat viele Namen: Es ist die älteste und
zugleich englischste Stadt Neuseelands. Der englische
Konservative J. R. Godley wollte hier in der Regierung
Staat und Kirche vereinen, was zwar missglückte, aber
der Stadt den Namen und das Wahrzeichen, die neugotische
Kathedrale, gab. Auch viele andere Gebäude sind
in diesem neugotischen Stil erbaut und erinnern sehr an
England. Doch Christchurch ist nicht nur das, sondern
auch das Tor zur Antarktis und die „Garden City of the
World“ und natürlich die Stadt der Sportler, allen voran
der Rugby Nationalmannschaft „All Blacks“. Doch dazu
später mehr. Zunächst einmal lade ich Sie durch einen
kurzen Spaziergang durch die Stadtteile ein.
… und Stadtteile
City Trip Travel & Backpacking
360° Autorin: Sabine Braunegger
Sabine Braunegger lebte von
September 2006 bis September
2007 in Christchurch, wo
sie am „New Zealand College
of Fitness“ studiert und im „A
Womanz Place“, einem Personal
Training Studio für Frauen, mitgearbeitet
hatte. Gewohnt hatte
sie in mehreren Teilen der Stadt,
in St. Albans, Cashmere und Brighton. Sabine Braunegger zieht
es seit 1995 immer wieder nach Neuseeland, schon insgesamt
über zwei Jahre hat sie dort verbracht.
An der Ostküste auf Neuseelands Südinsel gelegen,
ist Christchurch durch die Port Hills im Süden von der
Banks Peninsula getrennt, im Westen von den Canterbury
Plains umgeben und im Norden und an der Küste
von Marschland umrundet.
Das Leben spielt sich immer weniger in der touristischen
Innenstadt ab, sondern verlagert sich mehr und mehr auf
die Stadtviertel: Man lebt in den „angesagten“ Vierteln
Riccarton und Merivale, wohnt edel und komfortabel in
Fendalton – hier gibt es zum Beispiel alte Herrschaftshäuser
wie das Mona Vale zu betrachten – oder teuer
auf den Hügeln Cashmere und Huntsbury, von wo man
einen unbezahlbaren Ausblick über die gesamte Stadt
samt Southern Alps hat.
New Brighton sowie seine Nachbarn Brighton und South
Brighton dagegen beherbergen die ärmere Bevölkerung,
obwohl es, direkt am Meer gelegen und mit der einzigen
Pier ausgestattet, früher ein besseres Image hatte.
Eigentlich ein idealer Platz für Strandliebhaber, wären da
nicht Klärwerk und Müllhalde der Stadt in der Nähe.
Ganz anders dagegen Sumner, das zurzeit den größten
Boom erlebt. In vielerlei Hinsicht ist dieser Vorort eine
eigene Stadt in der Stadt. Direkt am Meer gelegen, spiegeln
die dortigen Bars, Cafés und Restaurants den Lifestyle
und das Savoir-vivre einer neuen Generation wider.
Dort tummeln sich Surfer-Boys zusammen mit schicken
Ladies, dort trifft man sich in Coffee-Bars oder liegt am
Strand. Es gibt neumodische Apartments anstatt althergebrachter
Bungalows und man erkennt die Beliebtheit
an den Immobilienpreisen ... Wer in Sumner wohnt,
braucht sich um sein Ansehen kaum Sorgen zu machen.
Alle anderen pilgern Wochenende um Wochenende dorthin
und scheuen dafür weder Kosten – hier ist beispielsweise
der Durchschnittspreis für einen Kaffee erheblich
höher – und Mühen, bedingt durch die langen Wartezeiten
in den Autoschlangen …
24 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 25
Travel & Backpacking City Trip City Trip Travel & Backpacking
Cathedral Square
Der 18 Meter hohe „Metal Chalice“ wurde zur Begrüßung des neuen
Jahrtausends auf dem wohl berühmtesten und belebtesten Platz in
Christchurch errichtet.
26 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 27
Travel & Backpacking City Trip
Te Anau
Wanaka
Invercargill
LAGE: Christchurch, die größte Stadt der Südinsel, liegt in
der Region Canterbury an der Ostküste. Im Süden wird die
Stadt durch die Port Hills von der Banks Peninsula getrennt,
im Westen ist sie von den Canterbury Plains umgeben und
wird im Norden und an der Küste von Marschland umrundet.
FLäCHE: Christchurch Stadt: 45.240 Hektar
EINWOHNER: Knapp 350.000 Einwohner
Der momentan berühmteste Einwohner ist wohl Jo Bennett: ein
Comedian, dessen Bücher wie „Mustn’t Crumble“ überall beliebt
sind. Ein „Must Buy“ vor allem für englische Touristen.
KLIMA: Durchschnittliche Höchsttemperaturen:
Januar 22,5 ° und Juli 11,3 ° Celsius.
Durchschnittliche Niedrigsttemperaturen:
Januar 12,2 ° und Juli 1,9 ° Celsius.
Jahresdurchschnitt an ungetrübtem Sonnenschein:
2.100 Stunden.
Jahresdurchschnitt an Regen:
648 mm.
www.christchurch.org.nz
www.christchurchnz.com
Westport Nelson Picton
Queenstown
Dunedin
Punakaiki
Timaru
Christchurch
360° Info
360° Web Info
Auf den Hügeln um Sumner (Scarborough, St. Andrews
und Mount Pleasant) werden momentan neue Grundstücke
erschlossen – wer hier leben möchte, kann dort
neue Fertigbauten auf teure Grundstücke setzen lassen.
Modernes „Housing“ vom Feinsten.
Für alle die, die gerne in einer etwas „künstlich“ anmutenden
Umgebung leben, wird gerade ein weiteres High-
Die Tramway führt die Touristen zu den schönsten Plätzen der Stadt
light in Neuseeland gebaut: 25 Kilometer nördlich von
Christchurch entsteht eine 5.000 Einwohner umfassende
Kleinstadt aus der Retorte – komplett durchgeplant wird
sie in einem Zeitraum von sechs Jahren gebaut: Pegasus
Town. In Christchurch selbst kann man sich ein Modell
dieser Stadt im Pegasus Display Centre anschauen sowie
sich sein zukünftiges Zuhause schon mal vorab sichern.
Sightseeing in …
Nicht verpassen sollten Sie neben der Kathedrale das
Arts Centre, den Botanischen Garten und das Canterbury
Museum (Eintritt frei, Spenden erwünscht), das einen
tollen Einblick in die Geschichte Canterburys, das frühe
Leben in Christchurch sowie in die umliegende Flora und
Fauna gewährt.
Reizvoll ist auch die kurze Fahrt mitsamt Kommentaren
in der Christchurch Tramway. Die New Regent Street mit
ihren farbenfrohen und irgendwie nicht ins Stadtbild passen
wollenden Häuschen sollten Sie, auch wenn Sie nicht
New Regent Street
28 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Cup Day in Riccarton
City Trip Travel & Backpacking
mit der Tram hindurch fahren, auf jeden Fall besuchen.
Hier finden Sie jede Menge Cafés und Bars und einen
ganz eigenen Flair auf knappen 200 Metern. Schräg
gegenüber befindet sich das Depot der Tram und auch
dort kann man hineingehen. In dem relativ neugebauten
Komplex befinden sich nicht nur Apartments, sondern
wieder Cafés und Bars. Für eine Stärkung zwischendurch
ist also ausreichend gesorgt.
Wenn Sie sich etwas außerhalb der Stadtmitte bewegen
wollen, verpassen Sie nicht das Riccarton House &
Bush (ebenfalls mit Restaurant) und den Racecourse, auf
dem jedes Jahr im November die „Cup Week” stattfindet.
Das ist die größte Rennwoche in Neuseeland überhaupt
– zumindest wenn man die Menschen aus Christchurch
befragt. Ein lokaler Feiertag, die schicksten Hüte und
Kleider sowie ein nationales Besäufnis inklusive.
Auch ein Ausflug in die Port Hills lohnt sich vor allem für
die Sportler unter Ihnen, doch hier befinden sich auch die
Christchurch Gondola, die Maori Cultural Experiences
Sumner Beach
© 360° Neuseeland 01 | 2009 29
Travel & Backpacking City Trip
und der Ferrymead Heritage Park.
Auf der anderen Seite der Bergkette
liegt der Hafen von Lyttelton
– das meist im Schatten gelegene
„Arbeiterviertel“ und immer
noch Umschlagplatz Nummer 1 auf
der Südinsel Neuseelands. Jährlich
kommen und gehen hier mehr
als 1.300 Schiffe. Im Vergleich zum
Hamburger Hafen sicherlich lächerlich,
für die Neuseeländer allerdings
ein Grund mehr, stolz zu sein.
… und um Christchurch
Im Süden: Auf keinen Fall sollte man
die Banks Peninsula auslassen. Die
größte Stadt ist Akaroa. Eine französische
Siedlung, was man an den
Straßennamen, Restaurants und
den Menschen erkennen kann sowie eine früher führende
Walfangstation. Wer nicht so weit fahren möchte, dem sei
Diamond Harbour empfohlen: ein tolles Ausflugsziel für
alle, die trotzdem die zerklüfteten Buchten des ehemaligen
Vulkans erkunden wollen. Vor allem ist die Strecke unter
Motorradfahrern beliebt – in den sonst flachen Canterbury
Plains eine der wenigen Strecken, die sich „lohnt“.
Im Norden: Das eingangs erwähnte International Antarctic
Centre ist ein Spaß für die ganze Familie. Der Orana Wild-
Lyttelton – charmanter Hafenort
Der TranzAlpine fährt von Christchurch über den Arthur’s Pass nach Greymouth
life Park als weitläufiges Naturgehege für viele Arten von
Tieren ebenso. Außerdem gibt es das Willowbank Wildlife
Reserve als eine weitere Möglichkeit, den Kiwi live
zu erleben und für alle Golfer sei noch das Clearwater
Resort genannt – ein PGA Golf-Kurs vom Feinsten und für
europäische Verhältnisse erschwinglich.
Im Westen: Wenn Sie etwas mehr Zeit mitbringen oder
sowieso an die Westküste wollen, sollten Sie sich eine
TranzAlpine Train Journey gönnen: eine Zugfahrt über
30 01 | 2009 © 360° Neuseeland
den Arthur’s Pass an die Westküste … wenn es nicht
gerade regnet oder schneit (ja, schneit), dann ist die
Aussicht ein Erlebnis, das Sie nie vergessen werden.
Auch mit heißer Luft lassen sich die Canterbury Plains
genießen – im Heißluftballon, zum Beispiel von Up, up
and Away.
Im Osten: Argentinien, aber das ist nichts fürs Nichtschwimmer,
kleiner Scherz, sehen Sie es mir bitte nach.
Shopping ...
Eine Lieblingsbeschäftigung der Neuseeländer. Vor
allem an den verkaufsoffenen Sonntagen – und das ist mit
wenigen Ausnahmen jeder. Auf der High Street, der Fußgängerzone
gleich südlich des Cathedral Square, kann
man coole In-Läden, schicke Designer- und unglaubliche
Second-Hand-Shops mit einer Riesenauswahl finden.
Natürlich können Sie hier nicht nur gut shoppen,
sondern sich auch in einem der vielen beliebten Coffee-Shops
stärken. Ganz egal ob zum Frühstück, Lunch
oder zur Kaffee-Zeit. Hier ist immer etwas los. Ein Blick
lohnt sich auch in die vielen versteckten Passagen – überdachtes
Einkaufen zwischen den Straßen. Da verbirgt
sich oft mehr, als es auf den ersten Blick erscheint.
Wer in der Innenstadt nicht fündig wird oder wenn es
einmal regnen sollte, bieten sich in vielen Stadtteilen
die Shopping-Malls an. Große Einkaufszentren, die nach
amerikanischem Vorbild meist mit einem Supermarkt,
vielen Imbiss-Buden und Take-Aways und jeder Menge
Geschäften ausgestattet sind. Allen voran ist die Riccarton
Shopping Mall besonders erwähnenswert. Beliebt
bei Jung und Alt findet man hier an den Wochenenden
kaum einen Parkplatz.
Doch nicht nur Kleidung, sondern auch und vor allem
Kunst kann man in Christchurch erwerben. Besonders
beliebt ist dafür das Arts Centre zwischen Cathedral
Square und Botanischem Garten. Das Gebäude wurde
wie viele andere auch von dem neuseeländischen Architekten
B. W. Mountfort erbaut und zeigt eindrucksvoll
den Versuch der Neugotik, an die Architektur des Mittelalters
anzuknüpfen. Früher gehörte das Gebäude zur
University of Canterbury, doch als diese sich zwangsläufig
vergrößerte und umzog, wurde das Gebäude unter
Denkmalschutz gestellt. Hier kann man in vielen Boutiquen
besondere Souvenirs aus Holz, Wolle, Keramik,
Glas, Wachs, Leder und anderen Materialien finden. Wer
Honig, Seife oder Schokolade mit nach Hause nehmen
möchte, wird hier ebenso fündig. Besonders schön ist
das Ambiente im Sommer, wenn jedes Wochenende auf
dem Gelände ein Markt mit Livemusik und Showeinlagen
stattfindet. Denn auch diese Art der Kunst findet im
Arts Centre Platz, wie die vielen Theatervorführungen,
Tanzkurse und Musikangebote zeigen. Es ist für jeden
Geschmack etwas dabei.
360° Info
City Trip Travel & Backpacking
GESCHICHTLICHES: Die mündliche Überlieferung der Maori
besagt, dass sich vor ca. 1.000 Jahren die ersten Stämme in
der Region in und um Christchurch niedergelassen haben. Die
Stämme Waitaha folgten im 16. Jahrhundert von der Ostküste
der Nordinsel, gefolgt von den Stämmen Ngati Mamoe und
Ngai Tahu bis ca. 1830.
1815: 45 Jahre, nachdem Cook zum ersten Mal die „Banks
Island“ gesichtet hatte, landen die ersten Europäer in Canterbury
und entdecken, dass die gesichtete Insel mit dem Festland
verbunden ist und nennen sie deshalb Banks Peninsula.
1840 siedeln sich die ersten Europäer an und bis 1850 startet
von Lyttelton aus der Walfang.
1850 bis 1851: Die ersten „organisierten” Siedlergruppen”
kommen in vier Schiffen in Lyttelton Harbour an und gründen
auf der anderen Seite der Port Hills die Stadt Christchurch.
31. Juli 1856: Christchurch wird die offiziell erste und damit
heute älteste Stadt Neuseelands durch die Royal Charter.
uNIS / SCHuLEN: University of Canterbury, Lincoln University,
Christchurch Polytechnic
Das Arts Centre
© 360° Neuseeland 01 | 2009 31
Travel & Backpacking City Trip
… und Vergnügen
Ein besonders schönes Festival dabei ist das alljährlich
im Januar stattfindende Buskerfestival, bei dem
sich Straßenkünstler aus aller Welt präsentieren. Eintritt
gezahlt wird nicht, Spenden für die Künstler sind
jedoch erwünscht. Zu den weiteren Festival-Höhepunkten
gehören noch das Body Festival – ein Tanz- und körperliches
Theater-Festival oder das Kids Festival, Neuseelands
größtes Vergnügen für Kinder.
Vor Ort am besten in der „I-Site”, dem Informations-
Centre am Cathedral Square, nach geplanten Festivals
fragen – es lohnt sich. Wer längerfristig planen möchte:
Im Internet (www.bethere.co.nz) ist jeder Event in Christchurch
und Canterbury gelistet.
Am Abend fällt die Entscheidung nicht leicht. Viele Bars,
Pubs und Restaurants bieten genau das Richtige für viele
verschiedene Geschmacksrichtungen an. Darf es ein Pub
oder ein Nightclub sein? Pizza oder Indisch? Eher ruhig
und romantisch oder laut und wild? Was das Herz begehrt
– Sie werden es auf kleinstem Raum in der Innenstadt
finden. Besonders die Lichfield Lanes, die Manchester
Street, Gloucester und Worcester Street rund um den
Cathedral Square bieten eine Vielfalt an Möglichkeiten.
Doch auch die Hafenstadt Lyttelton hat als „Arbeiter- und
Hafenviertel“ seine Perlen. Eine laue Sommernacht bei
Live-Musik genießt sich am besten in einem der Restaurants
auf der London Street.
Sport …
In Christchurch, oder auch der „City of Fitness“, leben
viele Berufsathleten und Hobbysportler. Vermutlich aufgrund
des ausgeglichenen Klimas während des ganzen
Jahres und der idealen Lage – zwischen den Port Hills
und dem Wasser findet jeder sein optimales Trainingsgebiet.
Besonders dann, wenn hier für die Coast-to-Coast
trainiert wird – ein Triathlon ganz besonderer Art. Morgens
geht es an der Westküste los: Insgesamt werden
140 Kilometer auf dem Fahrrad gefahren (55, 15 und
70 Kilometer), 36 Kilometer Cross Country gelaufen und
67 Kilometer Kajak gefahren. Endspurt erfolgt natürlich
in Sumner, wo dann die große Beachparty steigt. Als ob
Sumner für eine solche Party einen Grund bräuchte ...
Steve Guerney, ein Sohn der Stadt Christchurch, der mit
seinen vielen Adventure Races berühmt wurde, gewann
diesen Triathlon insgesamt schon neun Mal.
Doch auch kleinere, wenn auch nicht weniger spektakulärere
Ereignisse finden zu Lande und zu Wasser statt.
Ein Beispiel: Der Ocean Swim. Neuseelandweit gibt
es fünf Schwimm-Wettkämpfe dieser Art, davon nur
einer auf der Südinsel: 2,8 Kilometer durch die Bucht
„Corsair Bay“.
Surfing spielt wie in jeder anderen Küstenstadt in Neuseeland
eine ebenso große Rolle – besonders natürlich
in Sumner oder New Brighton kann man abends oder
am Wochenende den Profis zuschauen. Oder sich ein-
fach selbst einmal auf das Brett stellen. Fachmännische
Anleitung bekommt man in einer der vielen Surfschulen.
Auch das ein oder andere Segelboot oder eine Windsurf-
und Kite-Schule dürfen nicht fehlen.
Im Winter trifft man sich gerne zu einer Tagestour ins
Inland Richtung Southern Alps. Genau genommen
Richtung Mount Hutt, dem „Hausberg“ von Christchurch,
wenn es um das Thema Skifahren geht. Ebenfalls eine
beliebte Beschäftigung an kälteren Tagen: „The Roxx” –
ein tolles Indoor Climbing Centre mit einer „normalen”
Halle und einer speziell für Kinder jeden Alters eingerichteten,
spielerischen Halle. Ein toller Platz, um sich einmal
auszuprobieren. Sich ausprobieren, aber noch etwas
ungewöhnlicher, ist bei „einem Tag im Zirkus“ möglich:
Die Polytech in Christchurch beherbergt unter anderem
eine der wenigen Zirkusschulen Australasiens. Ich hatte
das Vergnügen mit den Studenten einen Nachmittag lang
zu trainieren. Doch auch ohne Beziehungen
kann man günstig Wochenend-Workshops
buchen oder Kinder an einem verregneten Tag
beschäftigen.
Das wirkliche (Sportler-)Leben wird jedoch
– wie könnte es anders sein – von Rugby
beherrscht. Aktiv oder passiv: 99 Prozent aller
Neuseeländer interessieren sich dafür. Und
das trifft besonders für Christchurch zu. Die
lokale Mannschaft „Crusaders“, traditionell in
schwarz-roten Rugbyshirts, haben seit jeher die
erfolgreichsten Rugbyspieler und Trainer hervorgebracht.
Manch übereifriger Crusader-Fan
behauptet, die All Blacks, die Nationalmannschaft
und erfolgreichstes internationales Team
im Rugby, bestünde nur aus Crusadern, womit
er in der Tendenz nicht ganz unrecht hat.
City Trip Travel & Backpacking
… und andere Aktivitäten
Hagley Park bedeckt 165 Hektar
direkt neben dem Arts Centre und
ist auf jeden Fall einen Abstecher
wert. Aufgeteilt in eine Nord- und
eine Südhälfte ist er ein beliebter
Treffpunkt für die gelegentliche
Joggingrunde, ein Picknick inmitten
der Stadt, Outdoor-Konzerte
und Feste und Sportarten jeder
Art. Einen Teil des Parks bildet
der im Jahr 1863 eröffnete
und über 30 Hektar große Botanische
Garten – ein Muss nicht
nur für Pflanzenliebhaber. Inmitten
der Stadt ein kleines Paradies.
Nicht nur wenn im September
die Osterglocken – oder vom
Namen für die Jahreszeit besser
passenden Daffodils – blühen.
Durch den Botanischen Garten schlängelt sich idyllisch
der Avon River, der in vielen Windungen durch
die ganze Stadt fließt – wem das Joggen, wie eingangs
geschildert, oder eine nachmittägliche Kajak-Tour zu
anstrengend ist, entscheidet sich am besten für „Punting
on the Avon“: Wie in alten Zeiten wird man von
einem Gondoliere in gemütlich-romantischer Fahrt
durch die bezaubernde Natur geführt. In einem Wort:
traumhaft.
Der im Süden gelegene Victoria Park ist ein guter Ausgangspunkt,
um in die Port Hills zu gehen. Sie sind das
beliebteste Ausflugsziel für Aktive. Hier kann man zu
Fuß den 22 Kilomater langen „walking track“ erkunden
und dabei die herrliche Aussicht auf die Stadt und das
Meer genießen. Wem das zu lang ist, der kann mit dem
Mountainbike steile Pisten und technisch herausfordernde
Wege bewältigen – und für die ganz Abenteuer-
32 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 33
„Punting“…
Hagley Park
Travel & Backpacking City Trip
lustigen sogar in geführten Touren inmitten der Nacht.
Außerdem kann man im Castle Rock Reserve klettern.
Wem das alles zu viel „action“ ist, der kann im Stillen
die vielfältige Natur im Park bewundern. Picknickdecke
nicht vergessen! Gerne werden auch Ausflüge mit
dem Motorrad oder dem Auto gemacht. Mein Tipp: die
Summit Road bis nach Godley Head (nach dem Grün-
… auf dem Avon River
der der Stadt benannt) entlang fahren und die Aussicht
genießen. Abends ist es besonders schön, die gemütliche
Christchurch Gondola auf die Port Hills zu nehmen
und die untergehende Sonne sowie die glitzernden
Abendlichter zu betrachten. Ein Dinner ist oben an der
Station ebenfalls möglich. Oder man betrachtet auf
einem der Wassertürme sitzend den Sonnenuntergang.
Ein wild-romantisches Erlebnis, das man so schnell
nicht vergisst.
Es gibt viele weitere Naturschutzgebiete, die Parks
enthalten. Vor allem, da die Christchurch umgebenden
Feuchtgebiete immer weiter verschwinden und
damit der Lebensraum von vielen Vogel- und Tierarten
geschützt werden soll. Erwähnenswert ist jedoch
noch der sogenannte Bottle Lake Forest. Ursprünglich
angelegt um einen Papier-Hersteller mit Rohstoff zu
versorgen, ist er inzwischen öffentlich zugänglich und
mit Spazier-, Reit- und Mountainbikewegen ausgestattet
worden.
Das sollten Sie außerdem nicht verpassen
Wer gerne ein ganz persönliches Souvenir mit nimmt,
kann beim „einarmigen John“ in der Fitzgerald Avenue
34 01 | 2009 © 360° Neuseeland
seine eigene maorische Schnitzerei aus echtem (Rinder-)
Knochen anfertigen.
Wer es etwas außergewöhnlicher liebt, kann beim
„whip man” Peter Jack (etwa eine Stunde südlich von
Christchurch) seine eigene Peitsche herstellen lassen –
inklusive einer zweistündigen Einführung, wie man das
uNTERKüNFTE
€ € € The Worcester of Christchurch: Fünf-Sterne
Bed & Breakfast, 1893 für den Polizeipräsidenten von
Lyttelton im viktorianischen Stil gebaut; 15 Worcester
Blvd, Tel.: 03 / 36 46 29 9, www.worcester.co.nz
€ € € Crowne Plaza: Fünf-Sterne Hotel am Kongresszentrum;
Crn Kilmore St & Durham St, Tel.: 03 / 36 57 79 9,
www.crowneplaza.co.nz
€ € Heritage Christchurch: Vier plus-Sterne Hotel; 28-
30 Cathedral Sq, Tel.: 03 / 37 79 72 2, www.heritagehotels.
co.nz
€ € The Old Countryhouse: hübscher Backpacker,
15 Minuten bis zur Innenstadt; 437 Gloucester St,
Tel.: 03 / 38 15 50 4, www.oldcountryhousenz.com
€ Base Backpackers: 56 Cathedral Sq, Tel.: 03 / 98 22 22 5,
www.stayatbase.com
KuLINARISCHES
360° Info
Vic’s Café: Organische Lebensmittel vom Feinsten. Wer
auf der Suche nach „deutschem Vollkornbrot und Brötchen,
so wie wir sie kennen“ ist, bekommt hier die beste
Alternative. Außerdem gibt es Gemüse-Pies, Salate und
gesunde Vollkornmuffins, alles „very cosmopolitan“.
Mein Favorit: Der beste Chai Latte, den ich finden konnte;
132 Victoria St, Tel: 03 / 38 41 75 2, www.vics.co.nz
gute Stück benutzt. Ein echter Geheimtipp. Ein Schelm,
wer dabei nicht an Kunst denkt.
Jeder sollte einen EM’s Power Cookie probieren (in vielen
Cafés und Supermärkten erhältlich) produziert von einer
kanadischen Ernährungsberaterin, die mit ihrem Mann
nun in Christchurch lebt und die Coast-to-Coast schon
zweimal gewonnen hat. Ihnen ist nicht nach Essen, sondern
nach einem besonderen Drink? Dann empfehle ich
City Trip Travel & Backpacking
Ihnen einen selbst gemachten Holunderdrink aus handgelesenen
Holunderblüten von der Westküste. Noch nichts
Außergewöhnliches? Nur ein einziger (!) Mann pflückt
und bereitet diesen Drink. Wo Sie ihn bekommen? Im
Lotus Heart (geführt von einer Sri Chinmoy Gruppe) am
Cathedral Square. Organisches Essen mit Liebe zubereitet
– wie es im Buche steht.
DUX de LUX: Das Restaurant liegt inmitten der City,
braut sein eigenes Bier (auch Ingwer-Bier, die bei Neuseeländern
so beliebte alkoholfreie Variante) und das
Essen schmeckt lecker. Auf der Terrasse kann man herrlich
die letzten Sonnenstunden des Tages genießen und
momentan ist es einfach „the place to be“; 41 Hereford St,
Tel.: 03 /36 66 919, www.thedux.co.nz
Indochine: Für diejenigen, die es außergewöhnlich
und exotisch lieben, Asiatisch nicht nur als Take-Away
toll finden und gute Cocktails schätzen, „Best Christchurch
Restaurant Winner 2006“, Definitiv ein Muss
für Genießer; 209 Cambridge Tce, Tel.: 03 / 36 57 32 3,
www.indochine.co.nz
Strawberry Fare: Das beste Restaurants für Desserts –
auch wenn die Karte mehr hergibt, hier geht man hin,
um ein Dessert zu genießen. Wirklich himmlisch teuflisch
oder teuflisch himmlisch? The Ultimate Chocolate Dessert:
chocolate fudge brownie, chocolate mousse, chocolate
ice cream, dark chocolate pate; 114 Peterborough St,
Tel.: 03 / 36 54 66 5, www.strawberryfare.com
Twisted Hop: Der wohl beliebteste unter den After-Work-
Pubs, idyllisch gelegen in den kleinen, aber feinen Lychfield
Lanes, umgeben von immer neuen Galerien, Designer
Shops, Antiquitäten und Bars; 6 Poplar St, Lichfield
Lanes, Tel.: 03 / 96 23 68 8, www.thetwistedhop.co.nz
Sign of the Takahe: Der beste Sonnenuntergang bei
gutem Essen; 200 Hackthorne Rd, Cashmere Hills,
Tel.: 03 / 33 24 05 2, www.singofthetakahe.co.nz
Noch mehr Geheimtipps zum Thema Essen gefällig? Im
Infokasten unter dem Punkt Kulinarisches finden Sie,
was Sie suchen – garantiert!
Ich hoffe, der ein oder andere hat nun Lust bekommen,
seinen Aufenthalt in Christchurch zu verlängern. Es
muss ja nicht gleich ein Jahr wie bei mir sein. Auf jeden
Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß in Neuseelands unterschätzter
„Metropole“. °
© 360° Neuseeland 01 | 2009 35
Travel & Backpacking Travelogues
Vom Büro ins Backpackers
360° Autorin: Ivonne Kuhlmann
Ivonne Kuhlmann ist 40 Jahre alt und
lebt in Bonn. Neuseeland hat sie durch
Freunde kennen gelernt, deren Dias
und begeisterte Erzählungen sie gefangen
genommen haben. Im Jahr 2003,
zwischen zwei Jobs, ergab sich dann
die Gelegenheit, für sieben Wochen
auf die Reise zu gehen. Mittlerweile
war sie dreimal in Neuseeland, hat
dort Freunde gewonnen, die sie immer
wieder gerne besucht. Für 2009 plant sie die nächste Reise.
Dann möchte sie etwas nachholen, was bis heute aufgrund von
ungünstigen Wetterbedingungen für sie nicht realisierbar war:
den Milford Track erwandern.
Ende Juli 2003. Ich habe soeben meinen Job als
PR-Frau in einer Agentur gekündigt und sitze nun
etwas benommen bei meiner Kollegin und Freundin
Martina im Büro. Jahrelang habe ich beruflich Vollgas
gegeben und langsam wird mir klar: Mitte September
beginnen für mich volle sieben Wochen Urlaub. Wann
hat man das in seinem Berufsleben am Stück? Martinas
Gedanken scheinen in die gleich Richtung zu gehen und
sie überfällt mich mit der Frage: „Wohin wolltest du
schon immer mal reisen?“ Ohne nachzudenken und ohne
zu wissen warum sage ich „Neuseeland“.
Damit fängt mein Abenteuer an: Vom Büro ins Backpackers
am anderen Ende der Welt.
Mit der Planung fängt alles an …
Eigentlich habe ich gar nicht geplant in den sieben
Wochen eine lange Reise zu machen, aber nach dem
nervenzehrenden Joballtag und vor Beginn der nächsten
beruflichen Herausforderung brauche ich mehr als
nur 14 Tage Abhängen am Strand. Auch wenn ich für
die Vorbereitungen nur acht Wochen Zeit habe. Angesichts
einer solch weiten Reise ist das nicht viel. Schon
gar nicht, wenn man sich mit dem Land vorher nur wenig
beschäftigt hat und etwas blauäugig an das Abenteuer
herangeht. So beschleicht mich während der Planungen
bei aller Vorfreude öfter mal der Gedanke: Schnapsidee …
Hätte ich nicht bequem etwas in Europa buchen können?
Nein, es muss das andere Ende der Welt sein. Also los:
Zunächst müssen Freunde von mir, erfahrene Neuseeland-Reisende,
ihre Dias rauskramen und mit mir anse-
hen, damit ich ein paar Eckpunkte für die Reiseroute festlegen
kann. Dann diskutieren wir hin und her über die
Möglichkeiten der Fortbewegung im Land, Übernachtung
und Verpflegung. Was dabei herausgekommen ist: Flug
gebucht, Auto gemietet, Reiseliteratur verschlungen, auf
den Seiten des größten Backpacker-Netzwerks in Neuseeland
BBH Budget Backpacker Hostels Unterkünfte
für die ersten Nächte gesucht und gebucht und großen
Rucksack gepackt. Am 23. September 2003 sitze ich zum
ersten Mal im Flieger auf dem Weg ins Land der langen
weißen Wolke: alleinreisende Frau, 35 Jahre, mit einem
aktiven englischen Wortschatz von etwa 100 Wörtern und
ohne richtigen Plan, dafür aber in gespannter Vorfreude.
Fragen über die Art und Weise durch das Land zu
reisen, haben mich dabei vor meinem Abflug am meisten
beschäftigt. Welche Möglichkeiten habe ich, wenn
ich möglichst flexibel von Ort zu Ort reisen möchte?
Was kostet mich eine Übernachtung? Wo muss ich als
Alleinreisende nicht ständig draufzahlen, Einzelzimmerzuschläge
mal 40 Nächte sind viel verschenktes Geld?
Backpacker – was soll denn dass sein? Low-Budget-
Unterkünfte für Rucksackreisende?! Bin ich dafür nicht
schon zu alt mit meinen 35 Jahren? Und als Frau? Will
ich nicht auch ein bisschen mehr Komfort auf meiner
Reise? Ich muss gestehen, zu Beginn gefällt mir die Idee
nicht hundertprozentig, all mein Hab und Gut für die
Reise in einen Rucksack zu packen, diesen von Unterkunft
zu Unterkunft zu schleppen, und ihn dort meist
offen in Mehrbettzimmern herumliegen zu lassen. Und
wer passt überhaupt nachts auf meine Wertsachen auf,
während ich schlafe? Probieren geht bekanntlich über
studieren und so breche ich nach Ankunft in Auckland
mit meinem Mietwagen in eine neue Welt auf.
Drei Mal Neuseeland in vier Jahren
Ich habe festgestellt, dass Backpacking viele Vorteile
bietet und reise noch heute von Hostel zu Hostel, wenn
ich in Neuseeland bin. Ja, ich bin eine Wiederholungstäterin.
Im Dezember 2007 war ich zum dritten Mal in
vier Jahren am anderen Ende der Welt unterwegs. Leider
nach der ersten langen Tour jeweils nur für knapp vier
Wochen. Ich liebe die Südinsel, dieses fast menschenleere
Eiland – immerhin so groß wie England aber nur
von knapp einer Millionen Menschen bevölkert, den Himmel
mit seinem Wolkenspiel, die Sonnenuntergänge in
den Bergen, den fast schwarzen, ungemein klaren Sternenhimmel
bei Nacht, der durch kein Lichtermeer von
der Erde getrübt wird. Aber es gibt noch einiges mehr:
Ich liebe das Fahren auf der linken Straßenseite, bei
36 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Whitcoulls stundenlang in englischen Büchern zu stöbern,
aus dem Haus zu gehen und die Avocados und
Zitronen für den Lunch einfach aus dem Garten zu holen,
mittlerweile auch Englisch zu reden und allem voran die
überaus freundlichen, offenen Menschen mit ihrer gelassenen,
fröhlichen Mentalität. Um das festzustellen, habe
ich nicht lange gebraucht, um es immer wieder genießen
zu können, ist das Reisen als Backpacker ideal. Es ist
überaus günstig für europäische Verhältnisse, eine Übernachtung
kostet zwischen neun und 13 €, bringt viele
Reisende und auch Einheimische zusammen und passt
so gänzlich zu Land und Leuten.
Die Südinsel – Ein Muss für Reisende
Ich finde, dass jeder Neuseeland-Reisende auf der Südinsel
gewesen sein sollte. Eine Neuseelandreise ohne Südinsel
ist einfach keine richtige Neuseelandreise. Grüne,
bewaldete Fjorde und goldene Strände im Norden, die
Fjordlands mit ihren unzähligen Wasserfällen und die
wilde, windzerzauste Küste der Catlins im Süden. Inmitten
der Insel die atemberaubenden, schneebedeckten
Travelogues Travel & Backpacking
über die Cook Strait nach Picton
Bergketten der Southern Alps, karge Höhenregionen,
türkisfarbene Seen und weite Hochplateaus voller Tussockgras.
Im Westen subtropischer Wald der bis an den
Rand der Gletscher reicht, überall interessante kleine
Städte, alle mit einem ganz eigenen Gesicht und eine
einmalige Tierwelt mit seltenen Pinguinarten, Delfinen
und Albatrossen. Nicht zu vergessen die Regionen Nelson
und Marlborough, die, wie ich finde, den größten
Schatz der Insel beherbergen, einige der besten Sauvignon
Blancs der Welt. Und überall Backpacker Hostels,
die Reisende aus aller Welt gerne willkommen heißen
und ihnen für kurze Zeit ein zweckmäßiges bis absolut
gemütliches Zuhause geben.
Ich beginne meine Reise über die Südinsel mit einem
Blick auf die steilen, grünen Riesen, die nach einer stürmischen
Überfahrt über die Cook Strait, bei der Einfahrt
in den Tory Channel rechts und links von der Fähre
auftauchen – die Marlborough Sounds. Nicht ganz einfach
für einen Kapitän, seine Fähre durch diese Enge zu
manövrieren. Bis nach Picton dauert die Fahrt von hier
noch etwa eine Stunde. Wir durchqueren einen der vielen
tief eingeschnittenen Fjorde – typisch für die Sounds.
© 360° Neuseeland 01 | 2009 37
Travel & Backpacking Travelogues
Le Bons Bay
An der Kenepuru Road
Eines der besten Hostels der Insel
Noch in Wellington telefoniere ich mit Lynley und Mike,
den Hosts des Backpackers Hopewell im Kenepuru Sound,
um mir ein Zimmer zu reservieren. Hopewell liegt „off the
beaten track“, also fernab der Touristenströme und ist nur
über eine längere Anfahrt zu erreichen. Keine Tankstelle,
kein Supermarkt und keine öffentliche Toilette auf den
nächsten 100 Kilometern. Ich will nach acht völlig verregneten
Tagen auf der Nordinsel unbedingt ein paar Tage
in der Abgeschiedenheit verbringen und einen der besten
Backpacker Neuseelands kennen lernen. Die BBH-
Gruppe zählt mittlerweile über 370 private Hostels in
Neuseeland. Für die Vorplanung der Reise ist das kleine
blau-grüne Büchlein hilfreich, das es in allen Unterkünften
und vielen Touristenbüros gibt und in dem alle Hos-
38 01 | 2009 © 360° Neuseeland
tels mit Angebot, Anreise und Adresse kurz vorgestellt
werden. Dazu gibt es noch das jährliche Rating, beruhend
auf zahlreichen Gästebewertungen. Ein Backpacker mit
98 Prozent ist absolute Spitze, Hopewell gehört dazu.
Über den Nordzipfel der Südinsel war ein Sturm mit viel
Regen gefegt und Lynley rät mir, über Nacht in Picton
zu bleiben und auf besseres Wetter und bessere Fahrbedingungen
zu warten. Ich fahre trotzdem los. Es geht
zunächst etwa 20 Kilometer über den Queen Charlotte
Scenic Drive, eine relativ kurze Strecke, aber kurvig bis
zum Schwindeligwerden. Mit weniger als 40 Stundenkilometern
bewege ich mich vorwärts. Dann biege ich rechts
ab auf die Kenepuru Road. Bis nach Hopewell sind es
von hier noch 75 Kilometer, etwa drei Stunden anstrengende,
kurvenreiche Fahrt, doch schon nach drei Kilometern
ist die Reise zu Ende. Vor mir hat der Regen ein
Stück Straße weg- und dafür einige Bäume hingespült.
Da hilft nur umkehren. Am nächsten Tag habe ich mehr
Glück, die Bäume sind beseitigt, die Fahrbahn repariert.
Ich beschließe dennoch, nur bis Te Mahia zu fahren und
von dort ein Wassertaxi zu nehmen. Das kostet mich pro
Richtung zehn NZ$, spart dafür aber vier Stunden Fahrzeit.
Hopewell selbst entschädigt für alle Unannehmlichkeiten
der vorangegangenen Tage.
Der Backpacker ist das letzte Haus an der Kenepuru Road,
danach nur noch Wald und ein paar Viehweiden. Das
Haupthaus und die Cottages liegen etwas erhöht mit Blick
aufs Wasser. Es gibt einen kleinen Strand, einen Außen-
Jacuzzi für ein heißes, entspannendes Bad zwischendurch,
für eine Paddeltour liegen vier Kajaks am Ufer bereit. Die
Begrüßung durch die ganze Familie inklusive King, dem
Backpacker mit Charme …
… Hopewell
Travelogues Travel & Backpacking
Haushund, ist so herzlich, dass
ich spontan verlängern möchte,
obwohl ich noch gar nicht richtig
angekommen bin. Bei Lynley
gibt es eine Tasse Kaffee
zur Begrüßung. Dazu auch
noch eine kleine Sünde in Form
eines Schokomuffins. Yummy!
Ich bekomme ein Doppelzimmer
ganz für mich alleine und
verbringe drei unvergessliche
Tage. Zwei Japanerinnen, ein
englisches und zwei australische
Pärchen sind mit mir
Gäste in Hopewell. Meine
Scheu, Englisch zu sprechen,
schrumpft mit jedem Tag, insbesondere
wenn ich mit so netten
Menschen zusammen bin
wie hier.
Am ersten Tag erkunde ich den Sound bei einem Spaziergang
entlang der Kenepuru Road, genieße die Stille
und trudele pünktlich zum geselligen Beisammensein
am Abend wieder ein. Nach Einbruch der Dunkelheit
gönne ich mir ein Wellness-Bad im Jacuzzi, den Blick in
die Sterne gerichtet. Am nächsten Tag möchte ich den
Hausberg besteigen, das Wetter ist ideal mit blauem
© 360° Neuseeland 01 | 2009 39
Travel & Backpacking Travelogues
Auf dem Weg zu Pete’s Peak
Himmel und angenehmen Temperaturen. Wieder ist die
Familie sehr hilfsbereit „Warte, ich gebe dir eine Karte
mit der Wegbeschreibung mit“, sagt Lynley. Was sie mir
aushändigt, hat allerdings wenig mit einer Umgebungs-
oder Wanderkarte zu tun: ein Stück Faxpapier mit einigen
Linien und Symbolen darauf, markante Punkte auf
der dreistündigen Strecke. Ein Fluss, ein Gatter, eine
Weggabelung und ein Zaun. „Ob ich jemals hin und
wieder zurück finde?“ ist mein erster erschreckender
Gedanke, aber Lynley schüttelt noch einen Joker aus
dem Ärmel: „King wird dich begleiten, wenn du möchtest.
Er liebt Wanderungen und kennt den Weg. Sobald
du los gehst, wird er dir folgen.“ Und so erwandere ich
nur mit einem quadratischen Zettel in der Jackenta-
Marlborough Wine Country
Fish & Chips
sche ausgestattet und dem besten Führer, den man in
den Marlborough Sounds bekommen kann, Pete’s Peak.
Dass ich meine Gipfeljause mit King teile, versteht sich
von selbst. An dem Ausblick über die Fjorde zeigt er
allerdings wenig Interesse, ich umso mehr. Bergrücken
und Wasserwege so weit das Auge reicht, wunderbar.
Gen Süden ins Marlborough Wine Country
Nach drei Tagen im Paradies nehme ich Abschied und
bin mir sicher, dass ich dieses Fleckchen Erde wieder
besuchen werde. Mein Weg führt mich nach Süden ins
Marlborough Wine Country, ein langgezogenes, fruchtbares
Tal, durch das der Wairau River fließt und in dem
über 50 Weinkellereien köstliche Tropfen keltern. Backpacker
finden in Renwick und Blenheim Unterkunft. Ich
wähle das Watsons Way Backpackers in Renwick aus.
Einige der bekanntesten Weinkeller liegen ganz in der
Nähe und Pat und Paul vermieten Mountain Bikes, das
ideale Gefährt für eine Wine Tasting Tour. Beim Abendessen
lerne ich Markus und Judith aus Deutschland
kennen, deren vierwöchige Flitterwochen sich dem
Ende entgegen neigen und die überwältigt von ihren
vielen schönen Reiseerlebnissen gar nicht aufhören
können, zu erzählen. Ich habe natürlich auf dem Weg
hierher schon eine gute Flasche Wein gekauft, die leeren
wir zusammen, während wir mit den Fingern über
die Landkarte vor uns auf dem Tisch reisen. Mit vielen
neuen Tipps ausgestattet, mache ich mich am kommenden
Morgen auf ins nächste Abenteuer, während Judith
und Markus Richtung Christchurch weiterfahren.
Beladen mit genug Flaschen bestem Sauvignon Blanc für
zwei genussvolle Reisewochen lenke ich mein Auto auf
den Motorway 6 Richtung Nelson und Motueka. Wenn
es nicht viele gute Gründe für das Reisen als Backpacker
gäbe, der gute aber leider teuer produzierte neuseeländische
Wein wäre für mich Grund genug, bei den Übernachtungskosten
zu sparen.
über Nelson …
Travelogues Travel & Backpacking
Nelson ist eine charmante kleine Hafenstadt mit vielen
Geschäften und Cafés. Sie liegt auf halber Strecke
zum Abel Tasman National Park in einer ausgedehnten
Bucht und bleibt mir allein schon wegen des „best
in town“ Fish & Chips-Shops in Erinnerung. In Neuseeland,
mit über 15.000 Kilometern Küste, kann man
vielerorts tagesfrischen Fisch, Muscheln und andere
Meeresfrüchte genießen, aber nichts geht über ein
Stück Blue Cod in Bierteig ausgebacken und dazu frittierte
Kartoffelecken. Natürlich mit Essig und Salz,
very british, ein Genuss! Tomato Sauce gibt es natürlich
auch. Die Kartoffeln schmecken hier auch noch
nach Kartoffeln, da sie nicht – wie in einigen weltumspannenden
Fast Food-Ketten üblich – zu stricknadeldünnen,
trocken frittierten Stäbchen verarbeitet werden,
sondern zu daumendicken Stücken – außen kross,
innen saftig.
… zum Abel Tasman National Park …
Motueka, das Tor zum Abel Tasman National Park, hat
den Charme eines Basislagers. Hier ist richtig viel los.
In den Backpackern der kleinen Stadt bereiten sich zahlreiche
Reisende auf ihren Trip in den National Park vor.
Ich bekomme ein Bett im „The Laughing Kiwi“, zentral
gelegen und auf den ersten Blick ganz nett. Ich teile mir
ein Zimmer mit drei anderen Frauen und freue mich auf
eine entspannte Nacht. Am nächsten Morgen brauche
Die längste Swingbridge Neuseelands
40 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 41
Idylle in Nelson
Travel & Backpacking Travelogues
ich allerdings keinen Wecker, um pünktlich aus dem
Haus zu kommen. Ich habe die ganze Nacht kein Auge
zu getan. Eine der Damen hat hektarweise Urwald zersägt.
Bin ich müde.
… und zur Westküste
Nach einer Tagestour auf dem Abel Tasman Coastal
Track, einer erholsamen zweiten Nacht in Motueka
und besten Wetteraussichten, starte ich Richtung Westküste.
Die Highlights des Tages entlang des Motorways
6 sind die längste Swingbridge Neuseelands über
die Buller Gorge und die Pancake Rocks. Swingbridges
find ich klasse. Einmal wie Indiana Jones und Marion
todesmutig auf einer wackeligen Brücke über eine
gewaltige, tiefe Schlucht laufen: ja, das will ich auch!
Auf dem Weg durch die Täler halte ich Ausschau nach
der Brücke und bin etwas entsetzt, als ich in einem weiten,
offenen Tal, umrundet von unspektakulären Bergen,
dem Hinweisschild auf einen Parkplatz folge. Ich
suche die umliegenden Höhen nach Anzeichen für die
Brücke ab, aber ich kann nichts entdecken. Das ist
so gar nicht die Kulisse, die ich mir für dieses Abenteuer
vorgestellt habe. Das Rauschen des Flusses Buller
ist zu hören. Nach etwa 100 Metern Fußweg lüftet
das Tal dann endlich sein Geheimnis: Die Brücke liegt
hier unten auf der Höhe der Straße und spannt sich von
Ufer zu Ufer über den reißenden Strom. Der Strom liegt
etwa 50 Meter unter mir und flößt Respekt ein, dennoch
macht sich ein bisschen Enttäuschung breit. Also kein
großes Abenteuer in einmaliger Szenerie, aber immerhin
ein kleines, ein Mini-Indie. Es kostet schon Überwindung
auf die schwingende Brücke hinaus zu gehen,
unter mir der breite Strom mit seinen gewaltigen Wassermassen.
110 Meter Spaß pur.
Im nächsten Backpacker, dem
Beaconstone an der Westküste
südlich von Westport, erlebe ich
meinen Single-Frau-Backpackerinnen-Supergau.
Nicht, weil ich
bei der Auswahl des Backpackers
völlig daneben gegriffen habe und
weit und breit keine Alternative zu
finden ist. Ganz im Gegenteil, Beaconstone
ist ein öko-freundliches,
auf Nachhaltigkeit gebautes und
ausgestattetes Hostel, das von
einem sehr sympathischen Paar
geführt wird, Grae und Nancy, das
sich gerne mit seinen Gästen im
Kaminraum zusammen setzt und
über Gott und die Welt diskutiert.
Nein, Grund dafür ist ein bisschen
die Tatsache, dass ich nachts nur
die Außentoilette, etwa 50 Meter
vom Haus entfernt, benutzen darf.
Ich muss nachts immer auf Toilette,
hasse es aber, wenn ich dafür richtig wach werden
muss. Aber der eigentliche Grund ist der muffelige,
irische Veterinär, mit dem ich das Stockbett in dem etwa
zwölf Quadratmeter großen Zimmer teilen muss. Mir
bleibt nur eins: Augen zu und durch und am nächsten
Tag weiterziehen.
Traumhafter Strand – Ship Creek
über den Haast Pass
nach Wanaka
Die Westküste entlang führt mich meine Reise nach
einem Stopp am Fox Gletscher, über den Haast Pass in
das Herz der Insel nach Wanaka. Diese Autostrecke und
die folgende, von Wanaka vorbei an den großen Seen
an die Ostküste, sind meine persönlichen visuellen Highlights.
Ich muss ständig an den Straßenrand fahren und
Purple Cow Backpacker
42 01 | 2009 © 360° Neuseeland
mir die eindrucksvollen Southern Alps und Panoramen
rund um die Seen anschauen. Hunderte Fotos entstehen
an diesen Tagen. Ausgenommen davon ist der kurze
Stopp am Ship Creek, einem traumhaften Sandstrand mit
tosenden Wellen an der Westküste kurz vor Haast. Das
überall herumliegende Treibholz, große, silbrig glänzende
Stämme, erinnern an eine surreale Landschaft
wie auf einem Gemälde von Dalí. Kaum setze ich mich
auf einen Baumstamm und halte in meinen Bewegungen
inne, schlagen die Sandflies erbarmungslos zu. Diese
kleinen unfreundlichen und gierigen Insekten, die sich
überall auf der Südinsel herumtreiben, lassen sich nicht
einmal durch reichlich Insekten-Abwehrmittel abschrecken.
Ich gebe auf und flüchte.
Das Örtchen Wanaka hatten
mir viele entgegenkommende
Reisende als lohnenswertes
Ziel empfohlen. Und alle haben
Recht. Hier inmitten der Berge,
am Lake Wanaka, über dem
gerade die Sonne untergeht und
alle Nuancen von Purpur auf die
Bergrücken wirft, fühle ich mich
sofort wohl. Das Purple Cow
Backpackers, direkt am See, ist
mit über 100 Betten größer als die
bisherigen Hostels. Ich bekomme
mal wieder ein Bett in einem Share
nur für Frauen. Hier wird platzsparend
auf zwei Etagen geschlafen
und wieder fleißig geschnarcht.
Mittlerweile zähle ich ein Paar Ohrstöpsel
zu meiner Basisausrüstung
und kann mich schützen.
Le Bons Bay Backpacker
Travelogues Travel & Backpacking
Ich bin in einem Skiort und
es laufen tatsächlich einige
Gäste in Skihosen und
-schuhen herum. Was mich
doch sehr wundert, denn
draußen vor der Tür ist
es sonnig und warm und
nirgendwo eine Schneeflocke
zu sehen. Ein lustiger
Anblick. Der Schnee
muss hier irgendwo sein,
aber ich begebe mich nicht
auf die Suche. Ich sitze lieber
morgens auf der Terrasse
vor dem Haus in der
Sonne, gehe am See spazieren
und sehe mir abends in
der TV-Lounge mit der riesigen
Leinwand den Film
des Tages an. So lässt es
sich aushalten. Aber nicht
nur das Hostel hat einiges
zu bieten. Wanaka ist ein
gemütlicher Ort in den Bergen
mit kleinen Restaurants, netten Kneipen und exquisiten
Geschäften mit Sportbekleidung, Wein und hochwertigen
Souvenirs. Und nirgendwo habe ich bisher
ein Kino gesehen wie das Cinema Paradiso, ein Programmkino
mit ganz besonderer Innenausstattung. Nur
alte, ausrangierte Sessel und Sofas stehen zur Auswahl.
Lustig bunt zusammengewürfelt und in der ersten Reihe
sogar mit ausklappbarer Fußablage ausgestattet. Der Hingucker
schlechthin ist ein kanariengelber Morris Minor
mit lilafarbenen Sitzen.
Das Cinema Paradiso in Wanaka
© 360° Neuseeland 01 | 2009 43
Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking
Te Mahia
Der bezaubernde Ort liegt
direkt am Kenepuru Sound.
44 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 45
°
Travel & Backpacking Travelogues
Nachdem ich in den ersten fünf Wochen meines
drei Monate langen Rad-Tripps fast die ganze
Westküste der Südinsel südwärts abgefahren
bin, will ich an der Ostküste der Südinsel nordwärts ziehen,
um langsam mit dem Herbst wieder in die wärmeren
Gefilde der Nordinsel zu gelangen. Jetzt – Anfang
April – sind die Temperaturen schon ziemlich herbstlich
geworden und das Thermometer nagt tagsüber nur noch
selten an der 20 Grad Marke. Fast zwei Monate bleiben
mir jedoch noch Zeit, um den restlichen Teil der Südinsel
und die Nordinsel zu erkunden. Ausnahmsweise erst mal
ohne Fahrrad, soll es nur mit dem Rucksack von Bluff aus
per Fähre hinüber nach Stewart Island gehen.
Das Inselparadies
Stewart Island ist eine fast vollkommene Idylle. Die Insel
ist gut halb so groß wie das Saarland und wird von gerade
mal knapp 450 Menschen bewohnt, die sich allesamt auf
den einzigen Ort, die kleine Siedlung Halfmoon Bay, konzentrieren.
Da das Straßennetz nicht mehr als zwölf Kilometer
umfasst, habe ich meinen „fahrbaren Untersatz“
lieber auf einem Campingplatz in Bluff zurückgelassen.
Wer die Insel erforschen will, braucht viel Zeit, einen
Rucksack, strapazierfähige Füße und eine gewisse Widerstandfähigkeit
und Ignoranz gegen die allgegenwärtigen
Sandflies und den Matsch des weitverzweigten Wanderwegenetzes.
Das Eiland ist bis heute eine der ursprünglichsten
Inseln Neuseelands geblieben: Ein großer Teil
der Wälder sind von Menschen nie berührt und verändert
worden.
Nachdem man im 19. Jahrhundert die ersten Sägemühlen
eröffnet hatte, stellte sich schnell heraus, dass die Schifffahrts-Wege
zur Südinsel zu weit waren und man nicht
konkurrenzfähig war und so fiel die Insel schnell wieder
in einen wirtschaftlichen Dornröschenschlaf. Weite
Teile der Insel sind daher noch immer überzogen von
uralten Wäldern mit unberührten Moos- und Orchideen-
Arten, die von seltenen Brown Kiwis, Papageien, Yellow
Eyed Pinguins oder fantastischen Fantils und schweren
Wood-Pigeons bewohnt werden. Wenn die Zuwanderer
keine Ratten, Katzen und die allgegenwärtigen Opossums
eingeschleppt hätten, wäre das kleine Eiland noch
immer ein vollständiges Paradies. Aber so kämpft man
gegen die Eindringlinge und versucht, wenigstens einige
der kleineren umliegenden Inseln schädlingsfrei zu halten
und das Überleben der seltenen, oft flugunfähigen
und wehrlosen Vögel so zu sichern. Mit viel Glück kann
man auf Stewart Island auch tagsüber Kiwis beobachten.
Zwei Tage lang lege ich mich allabendlich auf die Lauer
und bekomme nur ein paar verwilderte Katzen vor die
Kamera. Erst als ich am letzten Abend mitten in der Nacht
zum abseits gelegenen Freiluft-Klo muss, stolpere ich fast
über einen Kiwi, der mich überhaupt nicht zu bemerken
scheint und mich vollständig ignoriert. Die Kamera ist
natürlich gut verpackt im Zelt – bad luck …!
360° Autor: Reinhard Pantke
Der 41-jährige Globetrotter erlebt
seine Reiseziele nur mit Fahrrad und
Rucksack. Neben mehreren Fahrradtouren
durch zahlreiche europäische
Länder (allein 14-mal in Norwegen),
durch einige Südseeinseln,
Kanada und Alaska, war er schon
zweimal in Neuseeland unterwegs.
Im Verlauf dieser Touren legte er
insgesamt 120.000 Kilometer (!) per
Fahrrad zurück.
Neben vielen Veröffentlichungen verfasste er im Reise Know-How
Verlag den Fahrradreiseführer „BikeBuch Neuseeland“ (ISBN
3-89662-303-6) und ist Co-Autor bei weiteren Reiseführern.
360° Info
Greymouth
Invercargill
Motueka
Westport Nelson
Middlemarch
Dunedin
Punakaiki
Timaru
Christchurch
48 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Route
Queenstown
I am walking …
Turizel
Bluff
Lake
Tekapo
Picton
Ein kleiner Teil der Insel wurde als „Rakiura National
Park“ unter Schutz gestellt. Eine der am besten ausgebauten
Wanderwege (Tracks) führt in ungefähr drei
Tagen als „Great Walk“ durch diesen Park. Wer will,
kann natürlich auch länger unterwegs sein und die Insel
einmal in fast zwei Wochen mit dem Rucksack umrunden.
Vor etlichen Jahren bin ich auf diese Wanderung
gegangen, anfangs wog der Rucksack – mit der Verpflegung
für zwei Wochen und Zelt – fast 32 Kilogramm:
Es gibt auf der gesamten Strecke keine Möglichkeit,
Verpflegung nachzukaufen. Alles, inklusive Kocher und
Zelt, muss im Rucksack mitgeschleppt werden. Je wei-
Die kleine Ortschaft Halfmoon Bay
ter man sich vom Ort Halfmoon Bay entfernt, desto
schlammiger werden die Wege, in der Regel auch in
normalen Sommern. „Freunde gepflegter Schlammpackungen“
werden auf ihre Kosten kommen, da nur ein
kleiner Teil der Wege mit „Boardwalks“,
mit Holzstegen, unterlegt worden sind.
Während der ersten Tage versuche ich
noch den tiefen Schlammlöchern auszuweichen,
später gehe ich geradewegs
durch tiefe Matschlöcher und das moorige
Wasser. Aber die Szenerie mit ihrer
spektakulären Mischung aus undurchdringlichen
Wäldern und herrlichen
Sandstränden, die man fast vollkommen
für sich allein hat, entschädigten mich
für die Strapazen des Weges. Wo kann
xxxxxx
Die überfahrt nach Stewart Island ist nicht für schwache Mägen
Travelogues Travel & Backpacking
man heute zudem noch zwei Wochen verbringen, ohne
dass man Autos hört, Straßen zu Gesicht bekommt
und ständig Mobiltelefone piepen? Die Wanderungen
sollte man jedoch auf keinen Fall allein unternehmen,
da man weitestgehend auf sich allein gestellt ist und
die oben genannten Handys in der Wildnis meist nicht
funktionieren. Ein Mitwanderer wäre fast im Treibsand
versunken und ist nur zufällig von vorbeikommenden
Leuten herausgezogen worden. Ein anderer
Wanderer schnitt sich bei dem Versuch, eine Muschel
zu öffnen, so tief in den Finger, dass er keine Chance
hatte, die Blutung allein zu stillen. Ihm konnte nur eine
Krankenschwester helfen, die zufälligerweise auf dem
Track unterwegs gewesen ist. Zwei Wochen ernähre ich
mich von Nudeln, Reis und Müsli in wechselnder Reihenfolge.
Am Ende der Wanderung, als fast alle Vorräte
aufgebraucht sind, träume ich von einem opulentem
Bäckereibesuch, meine Mitwanderer wundern sich des
Nachts über mein lautes Schmatzen und lachen sich
halb tot, als sie die Erklärung hören. Nach der zweiwöchigen
Wanderung zeigt die Waage acht Kilogramm
weniger an.
Aber auch wer weniger abenteuerliche Pläne hat, kann
auf der Insel in der näheren Umgebung von Halfmoon
Die Insel ist von Wald überzogen
Bay viele kurze Spaziergänge und einige lohnenswerte
Bootausflüge unternehmen. Wer die „Locals“ sehen
und einen Einblick in die fest zusammengeschweißte
Inselgemeinschaft haben will, sollte dem einzigen Pub
am Hafen mal einen abendlichen Besuch abstatten. Die
Insulaner leben noch immer überwiegend vom Fischfang
und teilweise vom Tourismus. Die Uhren scheinen
hier noch ein wenig langsamer zu ticken, man hat
immer Zeit für einen ausgiebigen Plausch. Für viele
der Insulaner ist ihre kleine Insel das „Mainland“.
Nach drei Tagen auf der Insel setze ich per Fähre hin-
© 360° Neuseeland 01 | 2009 49
Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking
Strände, Wald und Einsamkeit:
Stewart Island.
50 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 51
Travel & Backpacking Travelogues
Dramatische Felsküste am Nugget Point
über nach Bluff und freue mich, dass ich nicht wie
zwei Drittel der Mitfahrer seekrank werde. Die Gewässer
rund um Stewart Island gehören zu den rauesten
Neuseeland, wer leicht seekrank wird, sollte besser
für ein paar Dollar mehr Geld direkt nach Invercargill
fliegen.
Die Catlins sind mein nächstes Ziel. Auf der sogenannten
„Southern Scenic Route“ radele ich ostwärts. Die
ersten Kilometer führen mich von Invercargill aus durch
eine brettflache, landwirtschaftlich genutzte Ebene. Ich
habe Glück, es ist einer der Tage, an dem die berüchtigten
Westerflies mal wieder kräftig blasen und mich
nur so über die Ebene schieben. Ich fliege fast über
die Ebene, lege 60 Kilometer in knapp 90 Minuten
zurück. Ein Geschwindigkeitsrekord, der mit vollgepacktem
Fahrrad kaum zu überbieten ist. Die Catlins
sind ein von vielen Reisenden eher vergessener Landstrich,
der aber meiner Meinung nach auf jeden Fall
einen Abstecher und längeren Aufenthalt Wert ist. Es
gibt auch dort kilometerlange Sandstrände, dichte Wälder
und reichlich Wildlife zu bestaunen. Nur die touristischen
Massenströme und das allgegenwärtige Unterhaltungsprogramm
à la Queenstown oder Wanaka wird
man hier vergeblich suchen, alles ist ländlich, einsam
und ruhig geblieben. Die Gegend ist zudem sehr dünn
besiedelt, als Radfahrer sollte man sich erkundigen,
wie weit es bis zum nächsten Laden oder der nächsten
festen Unterkunft sein kann. Das Radfahren kann
wegen der vielen Steigungen auch ziemlich anstrengend
werden.
Begegnung der unheimlichen Art
und die Catlins
Bei einem Abstecher zu einem der Leuchttürme an der
wilden Küste habe ich direkt neben dem Weg plötzlich
riesige Seeelefanten vor mir, die Kolosse sind allerdings
ziemlich träge und regen sich kaum. Ein verzweifelter
„Berufskollege“ steht dort schwitzend schon seit einigen
Stunden mit der Kamera im Anschlag und hat es sich
zur Tagesaufgabe gemacht, die schweren Tiere einmal
in Aktion zu fotografieren. Doch die räkeln sich nur in
der angenehm warmen Herbstsonne und zeigen außer
gelegentlichem Drehen in der Sonne keinerlei Regung.
Etwas übermütig gehe ich noch ein paar Meter näher
heran und merke schnell, dass dies seitens der Seeelefanten
als eklatanter Hausfriedensbruch angesehen wird
und die mehrere Hundert Kilo schweren Ungetüme (allerdings
sehr zur Freude des fotografierenden Kollegen) mit
einer erstaunlichen Geschwindigkeit hinter mir her flitzen.
Ein Ranger, dem ich diese Geschichte ein paar Tage
später erzähle, sagt nur leicht augenzwinkernd: „Wenn
er gewollt hätte, wärst Du dran gewesen, die sind auf
kurzen Strecken bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell,
da ziehst Du immer den Kürzeren“.
Auch die „Curio Bay“ lohnt einen Abstecher: Vor über
150 Millionen Jahren stand dort ein Regenwald, der
durch einen Vulkanausbruch versteinert wurde. Durch
eine tektonische Hebung wurden die versteinerten
Baumstämme wieder über Meereshöhe angehoben und
werden seitdem durch das Spiel von Wind und Wellen
Aussicht am Nugget Point
immer weiter zerkleinert. Die freigelegten Reste des fossilen
Waldes kann man jedoch nur bei Ebbe bewundern.
Unweit davon liegt auf einer Klippe ein schöner Campingplatz,
dessen Bewuchs guten Schutz gegen die oft
heftig wehenden Winde bietet. In der nahegelegenen
Porpoise Bay tummeln sich immer wieder Hector-Delfine.
Auch Schwimmgänge zu den Meeressäugern wer-
Travelogues Travel & Backpacking
den angeboten. Ob dies die Delfine in ihrer Kinderstube
nicht stört, wird die Zukunft zeigen. Zwei lange und
anstrengende Radeltage später erreiche ich Dunedin,
eine Stadt, die mit ungefähr 120.000 Einwohnern die
zweitgrößte Stadt der Südinsel ist.
Dunedin: Wind, Whisky und Wildlife
Die Universitätsstadt (einen ausführlichen Bericht über
Dunedin finden Sie in unserer Ausgabe 5/2008 auf
Seite 46) ist einst von schottischen Einwanderern gegründet
worden. Davon kündet noch im 21. Jahrhundert viel
mehr als nur der Name: In der altkeltischen Sprache
bedeutet Edinburgh nichts anderes als „Dunedin“. Die
Stadt war im 19. Jahrhundert die größte Neuseelands und
wurde durch den Goldrausch im Inneren von Otago und
später durch den Handel mit Gefrierfleisch wohlhabend.
Auch das Wetter ist ein bisschen schottisch angehaucht:
In Dunedin ist es oft recht windig und regnerisch. Man ist
stolz auf die historischen Gebäude wie den alten Hauptbahnhof
oder Larnach Castle, das das einzige Schloss
Neuseelands ist. Viele dieser Gebäude sind kaum älter
als 150 Jahre, doch man muss die neuseeländische
Geschichte immer aus einem anderen Blickwinkel sehen,
als das „gute, alte Europa“: Neuseeland ist ein junges
Der viktorianische Bahnhof von Dunedin
52 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 53
Travel & Backpacking Travelogues
Land, die ältesten steinernen Häuser sind gerade mal gut
200 Jahre alt und in architektonischer Hinsicht haben die
Maori, die natürlich viel früher auf Neuseeland siedelten,
kaum Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar sind.
Die bergige, vor den Toren der Stadt gelegene Otago Peninsula
lockt mit einer Kolonie der seltenen Royal Albatrosse,
mit Pinguinen und Robben zu einem Abstecher.
Und wenn man wirklich einen der absolut verregneten
und windigen Tage erwischt haben sollte, kann man in
Dunedin auch eine der ältesten Bierbrauereien Neuseelands,
eine Whisky-Destillerie oder eine Schokoladenfabrik
besichtigen. Wer seine Kondition auf die ultimative
Kraftprobe stellen will, sollte die Baldwin Street unter
die Räder nehmen, die mit 38 Prozent die steilste Straße
Neuseelands ist. Vor der Abfahrt sollte man aber noch
einen ausgiebigen Bremsencheck machen …
Ins Innere von Otago
Eine der besten Möglichkeiten Dunedin entspannt
und stilvoll zu verlassen, ist eine Fahrt mit einem der
wenigen noch operierenden Passagierzüge. Die privat
betriebene „Taieri Gorge Railway“ bringt mich
über schwindelerregende Viadukte und durch enge
Schluchten 40 Kilometer weiter bis in das winzige
Dorf Middlemarch. Dort in „the middle of nowhere“
ist Endstation und ich kann mich glücklich schätzen,
dass ich ein Fahrrad als fahrbaren Untersatz dabei
habe, da in dem Weiler der „Otago Central Rail Trail“
beginnt, der auf mehr als 150 Kilometer immer weiter
ins Innere von Otago führt. Auf der stillgelegten
Eisenbahntrasse radele ich fast ohne Steigungen und
ohne jeden Verkehr immer weiter landeinwärts. Ein
Rad mit breiter Bereifung ist hier von Vorteil, da der
Schotterbelag oft sehr grob ist. Immer wieder taste
ich mich durch dunkle Tunnel und
über schwindelerregende Brücken,
die wohl ihre besten Zeiten zur Zeit
des Goldrausches gehabt haben:
Die Szenerie könnte kaum abwechslungsreicher
sein. Übernachten kann
man entweder in kleinen Dörfern in
urigen Pubs entlang der Strecke, die
noch viel erzählen von der Zeit des
Goldrausches, oder im Zelt auf einem
der angelegten Lagerplätze. Doch
irgendwann endet der Radweg und
es geht für mich wieder zurück auf
die normale Straße, die sich manchmal
kilometerlang ohne jede Kurve
immer weiter nordwärts zieht. Die
Landschaft ändert sich kaum, es
geht durch karge, wellige Graslandschaften,
die von unzähligen Schafen
bevölkert werden. Für Abwechslung
sorgen einzig und allein die seenartig
Einschlafprobleme hat hier bestimmt niemand. Noch heute gibt es
ca. 44 Mio. Schafe in Neuseeland
breiten Flüsse, die man zur Energiegewinnung aufgestaut
hat. Die türkisen und blauen Farbtöne der Flüsse
und das herbstlich intensive Licht verbreiten eine
magische und friedliche Stimmung. Manchmal fühle
ich mich trotzdem wie eine Schnecke, die durch die
karge Landschaft kriecht. Obwohl ich 80 bis 100 Kilometer
pro Tag radele, zeigt nur der Kilometerzähler an,
dass ich voran komme, da sich der Charakter der Landschaft
kaum zu ändern scheint.
Abstecher zum Mount Cook Nationalpark
Von Twizel aus mache ich einen Abstecher in den Mount
Cook Nationalpark. Von der Abzweigung am Lake Pukaki
sind es fast 60 Kilometer bis zur kleinen Ortschaft und
dem gleichnamigen Nationalpark Mount Cook. Jetzt,
Das Hooker Valley wird von den höchsten Bergen Neuseelands überragt
54 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Panoramaf ug über die Berge …
Mitte April, haben die kalten, klaren Nächte auch die
erste dünne Schneeschicht auf die Berggipfel gezaubert.
Je tiefer man in die Sackgasse hinein fährt, desto enger
rahmen die Berge das Tal ein.
In der kleinen Siedlung Mount Cook gibt es für jeden
Geldbeutel eine Unterkunft: vom einfachen Campingplatz
bis zum luxuriösen Hotel. Ich entscheide mich für
die günstigste Variante und schlage mein Zelt im „Hooker
Valley“ auf und bin froh darüber, dass mein Schlafsack
wintertauglich ist: Am nächsten Morgen wird meine
Wasserflasche durch eine dicke Eisschicht verziert und
der Blick fällt direkt aus dem Zelt auf die atemberaubende
Kulisse aus Eis und Schnee. Fast 3.000 Meter
Höhendifferenz liegen zwischen dem Hooker Valley und
den höchsten Bergen Neuseelands und Australiens. Im
Mount Cook Nationalpark kann man nicht nur viele einfache
Tageswanderungen beispielsweise zu den Gletscherzungen
machen, sondern auch – sofern man alpine
Erfahrung hat – über den nicht langen, aber schwierigen
Copland Track an die Westküste hinüber wandern. Das
Highlight meines Abstechers ist jedoch ein einstündiger
Panoramaflug über die Berge und Gletscher des Nationalparks.
Über zwei Dutzend 2.000 und 3.000 Meter
hohe Berge und riesige Gletscher breiten sich unter mir
aus. In der Ferne schweift der Blick über das üppige Grün
der Westküste. Mitten auf dem Gletscher landet der Flieger
und lässt die Passagiere für ein paar Minuten die
atemberaubende Landschaft und Stille genießen.
Entlang der endlos erscheinenden Kanäle geht es für
gut 100 Kilometer direkt weiter nach Norden. Ich habe
Pech, der Wind hat auf Nord gedreht und bläst so kräftig,
dass ich einige Male fast in den Kanal gepustet werde.
Trotz vollem Krafteinsatz schleiche ich mit kaum mehr
als acht bis zehn Kilometern pro Stunde über die Ebene,
… des Mount Cook Nationalparks
Travelogues Travel & Backpacking
erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreiche ich mein
Etappenziel. Irgendwann taucht er auf, der eigenartig
gefärbte Lake Tekapo, dessen Wassertemperatur zwischen
Sommer und Winter durch die in ihn hinein
fließenden Gletscherflüsse nur um wenige Grade variiert.
An seinen Ufern erstrecken sich zahlreiche Schotterwege,
die sich bestens für ambitionierte Mountainbiketouren
anbieten. An seinen Ufern steht auch eine
der wohl meist fotografierten Kirchen: Die 1933 erbaute
„Church of the Good Shepherd“ist tagtäglicher Anlaufpunkt
für Dutzende von Bussen voller knipswütiger Touristen.
Wer das Kirchlein einmal ohne Menschen aufnehmen
will, muss schon ganz früh morgens aufstehen.
Über den Burkes Pass radele ich weiter nach Norden,
um am nächsten Tag auf den Highway zu treffen, der
mich wieder an die Westküste bringen wird.
Wasser, Wind und Weite
Noch einmal bike ich über den Arthur’s Pass zur Westküste.
Diesmal jedoch, um die Attraktionen der Westküste
zu sehen, die ich beim ersten Mal ausgelassen
hatte. Von der einsamen, wilden Westküste soll es dann
zur sonnigen und warmen Nordwestspitze der Südinsel
weitergehen, die geprägt wird durch Weinanbaugebiete
und Obstplantagen. Nach dem Überqueren des Arthur’s
Pass wartet eine der schönsten Küstenabschnitte Neuseelands:
An endlosen, treibholzübersäten Stränden
liegen kleine Dörfer aus der Goldgräberzeit. Der
wohl spektakulärste und vielleicht gleichzeitig anstrengendste
Part ist die Strecke zwischen Greymouth und
© 360° Neuseeland 01 | 2009 55
Travel & Backpacking Travelogues
Im Paparoa Nationalpark sieht man Wasser
durch Hohlräume nach oben zischen
Westport. Zahlreiche Anstiege bringen mich arg ins
Schwitzen, belohnen mich mit weiten Aussichten über
die wilde Küstenlinie und führen mich schließlich zu
den fantastischen Gesteinsformationen des „Paparoa
National Parks“.
Die „Pancake Rocks“ bestehen aus vor vielen Millionen
Jahren zusammengepressten Kalksandsteinen, die durch
Wind und die anrollenden Wellen immer weiter zerkleinert
werden. Besonders spektakulär ist der Anblick
der natürlichen Felsen und der „Blowholes“, wenn die
Flut heran braust und der Wind kräftig aus Südwesten
bläst. Ein unbedingtes Muss ist der kurze Spaziergang
durch die Felslandlandschaft. Auch wer länger bleiben
will, findet im Hinterland zahlreiche Wanderwege, auf
denen man tiefe Höhlen und Canyons erkunden kann.
Auch der nächste Tag bringt auf dem Weg viele Steigungen.
Ein guter Standort dafür ist der nahegelegene
DOC Campingplatz.
Stetig bergauf radelnd verlasse ich die Westküste durch
das Buller Gorge, um über den Hope Saddle – einen nicht
allzu hohen Pass – in den milden Norden der Insel zu
gelangen. Die Landschaft hat sich wieder binnen weniger
Kilometer geändert: Vom feuchten, rauen Westküstenklima
zum sonnigen und warmen Klima im Norden
der Südinsel.
Abel Tasman Nationalpark
Vor den Toren der Kleinstadt Motueka liegt der kleinste
und vielleicht auch beliebteste Nationalpark Neuseelands:
Der „Abel Tasman Nationalpark“. Da der Park
leicht erreichbar ist und man sowohl per Ausflugsboot
oder Kajak als auch zu Fuß in den Park hineinkommt,
kann es hier insbesondere in der Zeit von Mitte Dezember
bis Mitte März schon mal etwas voller werden. In
jedem Fall muss man über acht Monate des Jahres die
Übernachtungsplätze in den Wanderhütten vorab reservieren.
Während des circa 45 Kilometer langen Küstenwanderweges
hat man in einer der sonnenreichsten
Regionen Neuseelands die Möglichkeit, dichte Urwälder
mit vielen endemischen Pflanzen und wunderschöne
Strände zu erkunden. Wem das relative Gedränge auf
dem Land zu viel wird, der kann an vielen Stellen auch
aufs Wasser ausweichen und die fantastische Küste von
einem Kajak aus erkunden, man kann Kajaks sowohl
mieten und individuell durchstarten als sich auch einer
geführten Paddeltour anschließen. In der Nachsaison
(ab Anfang April) hat man viele der Strände und Wälder
aber fast für sich allein.
Wer genug Puste, Zeit und Klettervermögen hat, kann
vom Abel Tasman National Park über den 700 Meter
hohen Takaka Hill zur Golden Bay und zur Pupu Springs
radeln, die die größte Süßwasserquelle Neuseelands ist.
Wer den Weg andersherum als hier beschrieben zurück-
56 01 | 2009 © 360° Neuseeland
legt, könnte auch über den abwechslungsreichen und
nicht sonderlich überlaufenen Heaphy Track in drei bis
vier Tagen hinüber an die Westküste wandern und sich
sein Fahrrad und das Restgepäck als Fracht bis fast an
den Endpunkt des Wanderweges schicken lassen und
von dort einfach wieder radeln.
Von Nelson aus geht es auf die letzte längere Etappe auf
der Südinsel: Auf ungefähr hundert sehr bergigen Kilometern
radele ich nach Picton – oft durch karge Waldplantagen
oder durch das, was die Kettensägen übrig
gelassen haben. Eine der schönsten Teilstrecken ist dabei
der Queen Charlotte Drive, der sich kurvenreich vorbei
an zahlreichen Buchten von Havelock nach Picton windet.
Wer noch ein bisschen Zeit hat, kann auch in eine
der zahlreichen Sackgassen biken, um dann mit einem
der Ausflugsboote zurück zu fahren.
Der kleine Fährort Picton ist nicht nur Sprungbrett zur
Nordinsel, von hier aus kann man auch auf zahlreichen
Ausflugsbooten tiefer in die weitverzweigte Welt der
Marlborough Sounds vordringen.
Auf zur Nordinsel
Ich höre im Radio zufällig, dass im Süden der Südinsel
einige Gebirgsstraßen das erste Mal geschlossen worden
sind, weil der erste Wintereinbruch des Jahres da ist.
Zeit, sich auf der Nordinsel in wärmere Gefilde zu bewegen.
Auch hier im Norden hat es zwei Tage fast ununter-
Die überfahrt von der Süd- zur Nordinsel
Travelogues Travel & Backpacking
Die Pancake Rocks – geformt von Wind und Wellen
brochen nur geregnet und der Campingplatz, auf dem
ich nächtige, wird vorsichtshalber evakuiert. Glücklicherweise
an dem Tag, an dem ich sowieso weiterfahre. Die
Fähre zur Nordinsel wartet, zwei Stunden lang durchzieht
sie die auch bei wolkenverhangenem Wetter bezaubernde
Fjord-Kulisse der Marlborough Sounds. Doch
dann verschwinden die Konturen der Südinsel langsam
in der Wolkensuppe und Wellington, die windige Hauptstadt
Neuseelands, taucht auf. °
Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.
© 360° Neuseeland 01 | 2009 57
Travel & Backpacking Interview
Ich geh mal schnell
auf Weltreise
Claudia Wagner machte auf ihrer Reise um die Welt
auch Station in Neuseeland. 360° Neuseeland befragte
die Weltenbummlerin zu ihren Eindrücken von dem
„Land der langen weißen Wolke“.
0° Autor: 360° Interview: Reinhard Claudia Pantke Wagner
Claudia Wagner, 25 Jahre jung,
hatte ihren Job gekündigt und eine
Auszeit genommen, um rund um
die Welt zu reisen. Geplant waren
sechs Monate, es sind dann doch
acht geworden, alles auf eigene
Faust und vor allem ganz alleine!
Am 14. Oktober 2007 begann das
Abenteuer Weltreise. Von Österreich
ging es über London nach
Asien, anschließend nach Australien,
es folgte Neuseeland, zu
guter Letzt Afrika.
360°: Claudia, wie kam es zu der Idee, das geregelte
Leben für eine längere Zeit aufzugeben und eine Weltreise
zu machen?
Claudia Wagner: Den Gedanken, eine längere Reise zu
machen, hatte ich schon seit Jahren, doch erst jetzt hatte
ich mich dazu durchringen können. Immer wieder mal
erwischte mich ein Anflug von Fernweh, doch immer wieder
kam etwas dazwischen. Mal die neue Wohnung, mal
die Arbeit oder eine neue Liebe. Doch dieses Mal hatte
ich alles aus dem Bauch heraus entschieden,
hatte meinen tollen Job, den ich über alles
liebe, gekündigt, und ließ meine Freunde
und Familie einfach zurück. Warum? Weil ich
sonst mein Leben lang unglücklich gewesen
wäre, wenn ich es nicht gewagt hätte. Raus
aus dem organisierten, vorgeplanten Leben
und rein ins Abenteuer. Mal ehrlich, so eine
Reise macht man nur einmal.
360°: Wie sahen Deine Reisevorbereitungen
aus?
Claudia Wagner: Nach schlaflosen Nächten,
in denen ich einen Reiseführer nach
dem anderen gewälzt hatte, wusste ich,
welche schönen Fleckchen dieser Erde ich
sehen wollte. Ich hatte mich für ein Round
the world-Ticket entschieden. Dabei konnte ich zwischen
verschiedenen Reiserouten wählen und mir meine Reise
so individuell zusammen stellen.
Ansonsten waren die üblichen Vorbereitungen angesagt:
Ausrüstung besorgen, internationaler Führerschein, Impfungen,
Bankangelegenheiten regeln, eine ordentliche
Auslandsreiseversicherung finden, die günstigsten Flüge
ausfindig machen, ...
360°: War es schwer, die Sachen auszuwählen, die Du auf
die Reise mitgenommen hast?
Claudia Wagner: Jeder der mich kennt weiß, wie viele
Klamotten ich besitze! Kein Wunder, ich habe ja auch
jahrelang für ein Modeunternehmen gearbeitet. Kurz vor
der Abreise stand ich vor meinem Schrank und war total
überfordert.
Ich wusste, dass ich nur bequeme und funktionelle Kleidung
einpacken sollte. Ich wusste auch, dass ich nicht
viel brauchen würde. Ich war mir auch bewusst, dass ich
all’ das, was ich einpacken wollte, auch mit mir herumschleppen
musste. Aber da ein Lieblingsteil, und dort
noch was! Meine Packliste war wirklich die größte Herausforderung
für mich.
Und für Klamotten blieb eigentlich nicht viel Platz im
Rucksack. Außerdem bin ich eine ganz miese Kofferpackerin.
Ich habe es noch nie geschafft, wirklich nur
das mitzunehmen was ich auch wirklich brauche. Doch
dieses Mal musste ich mir große Mühe geben. Wenn
ich einen Fehler gemacht hätte, hätte ich mich meine
gesamte Reise darüber ärgern müssen.
Mein Reisepartner! Noch ist er mein Feind –
hoffentlich bald mein Freund!
Chaos!! So sieht es aus, wenn ich versuche,
meine sieben Sachen zu packen.
58 01 | 2009 © 360° Neuseeland
360°: Und wie lange hat die Packprozedur gedauert?
Claudia Wagner: Wenn ich mich recht erinnere, war ich
nach acht Stunden aussortieren und packen, wieder auspacken,
wieder einpacken, nochmals alles raus, wieder ein
paar Teile zuhause lassen, wieder versuchen alles rein zu
quetschen, ziemlich fertig mit den Nerven. Der Rucksack
hatte 15,4 Kilogramm und ich hatte wirklich nur noch das
Nötigste drin. Es war die Hölle!! Zwischenzeitlich habe
ich entschieden an meiner Entscheidung gezweifelt, dass
dieses Abenteuer das Richtige für mich sei.
The world is a book and those
who do not travel read only one
page!
St. Augustine of Hippo
360°: Wie sah Deine Reiseroute aus?
Claudia Wagner: Von Wien bin ich über London nach
Bangkok geflogen. Von Thailand ging es über Laos, Vietnam
und Kambodscha zurück nach Thailand. Von dort
aus weiter nach Malaysia, Singapur und Bali. Weiter
ging’s nach Australien und von dort bin ich nach Neuseeland
geflogen. Von Neuseeland ging es wieder über Australien
nach Südafrika, Swaziland und Mosambik, zurück
nach Südafrika, um dann schließlich meine letzten Tage
in Kapstadt zu verbringen und mich seelisch auf meine
Heimreise vorzubereiten.
360°: Kommen wir zu Deinem Neuseeland-Aufenthalt.
Mit welchen Erwartungen bist Du nach Neuseeland
gegangen?
Claudia Wagner: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei meiner
Ankunft in Neuseeland nicht wirklich viel über das Land
wusste. Was fällt einem spontan ein, wenn man an Neuseeland
denkt? Die meisten Menschen würden „Der Herr der
Ringe” antworten, oder? Diese Trilogie hat Neuseeland auf
der ganzen Welt berühmt gemacht. Zu Recht, wie ich bei
meinem fünfwöchigen Aufenthalt feststellen durfte.
360°: Wie hast Du Deine Reiseroute in Neuseeland
vorbereitet?
Claudia Wagner: Über fast alle Länder, die ich auf meiner
Liste hatte, habe ich viele Bücher gelesen und Informationen
gesammelt. Was wird mich dort erwarten, welche Plätze
sollte ich besuchen, welche Sehenswürdigkeiten durfte ich
mir auf keinen Fall entgehen lassen. Neuseeland war bei
meinen Recherchen immer ein wenig das „schwarze Schaf“.
Ist ja nicht so groß und es wird sich schon alles er geben,
wenn ich einmal angekommen bin, dachte ich mir.
360°: Und wie hattest Du Deinen Aufenthalt in Neuseeland
geplant?
Claudia Wagner: Mein Plan war es, einen Reisepartner
vor Ort zu finden, um mit der Person dann einen Cam-
360° Info
Interview Travel & Backpacking
KOSTENüBERBLICK:
Round the world-Ticket von STA Travel 1.499 €
Inkl. Flughafentaxen 706,50 €
AuSLANDSREISEVERSICHERuNG
für acht Monate 309 € + Bearbeitungsgebühren 16 €
REISEFüHRER
Südostasien: Die Mekong Region (Stefan Loose) 25,70 €
Malaysia, Brunei u. Singapore (Stefan Loose) 24,70 €
Bali (Marco Polo) 9,20 €
Australia (Lonely Planet, engl. Ausführung) 27,90 €
New Zealand (Lonely Planet, engl.) 25,50 €
Südafrika (Stefan Loose) 25,70 €
IMPFuNGEN
Diphterie-Tetanus-Polio u. Pertussis 21,50 €
Typhus Stichimpfung 30 €
Hepatitis A u. B (3 x je 77 €) 231 €
Tollwut (3 x je 65 €) 195 €
Cholera Schluckimpfung (Rezept) 70,40 €
Malariavorsorge (Malarone Notfall Medikament) 63,30 €
AuSRüSTuNG
Rucksack (Deuter 70 + 10 inkl. Daypack) 194,99 €
Schlafsack (Mc Kinley xtreme light) 49,99 €
Stirnlampe (Petzl) 39,90 €
Messer 27,49 €
Digital Camera 299,90 €
Extra Speicherkarten, Ersatzakku 43,97 €
Schutzbrief für Camera 29 €
DIVERSES
Internationaler Führerschein 13,90 €
Passbilder (für Visa, etc.) 9,99 €
REISEAPOTHEKE
Quer durch die Bank alles was man so braucht 110 €
Im Gesamten hatte ich ca. 4.100 € ausgegeben.
Und ich war noch nicht mal weg!!!
pervan zu mieten oder zu kaufen und die zwei Inseln auf
eigene Faust zu erkunden. Leider habe ich keine passende
Person auf die Schnelle gefunden. Und da ich im neuseeländischen
Sommer dort ankam, waren die Mietpreise
für Vans dreimal so hoch wie im Winter. Alleine konnte
ich mir das einfach nicht leisten. So musste ich mich wohl
oder übel für eine der Bus routen entscheiden.
360°: Für welchen Anbieter hast Du Dich entschieden?
Claudia Wagner: Kiwi Experience, Magic Bus, Stray –
Auswahl gibt es genug und so habe ich mich schließlich
© 360° Neuseeland 01 | 2009 59
Travel & Backpacking Interview
eher aus dem Bauch heraus für den Stray Bus entschieden.
Das ist ein Hop on-/Hop off-System. Ich nenne es
Reisen für faule Leute.
Der Busfahrer holt dich direkt vom Eingang deiner Unterkunft
ab, bietet dir für die nächste Nacht eine Unterkunft
an, informiert dich über die Aktivitäten im nächsten Ort
und bucht das Ganze gleich für dich, wenn du willst. Also
easy going. Der Bus stoppt bei Sehenswürdigkeiten und
Supermärkten. Wenn du länger an einem Ort bleiben
willst, nimmst du einfach den nächsten Bus. Das Ticket
ist ein Jahr lang gültig.
360°: Was hat Dich an der Busreise am meisten genervt?
Claudia Wagner: Ich finde der größte Nachteil solcher
Busreisen ist, dass man einfach nicht die Möglichkeit
hat, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Man ist
ständig unter seinesgleichen, anderen Backpackern, weil
ein „Local“ ja niemals mit solchen Bussen fährt.
Das habe ich den ganzen Tag im Bus
gemacht: Schlafen, Musik hören, ...
Der Stray Bus
Auf der anderen Seite ist es gut, um sich mit anderen
Reisenden auszutauschen. Nicht selten trifft man immer
wieder auf dieselben Leute an anderen Orten. Ich habe
es eher als Nachteil empfunden, da ich unter Reisen verstehe,
sich mit dem Land und (seinen) Leuten auseinander
zu setzen. Und nicht mit anderen Backpackern. Es
hat alles seine Vor- und Nachteile. Im Nachhinein hätte
ich ein eigenes Gefährt vorgezogen.
360°: Wie waren Deine ersten Eindrücke von Neuseeland?
Claudia Wagner: Kurz nach meiner Ankunft auf
der Südinsel hat mich das Land in seinen Bahn
gezogen. Es dauerte keine vier Tage und ich war
Neuseeland-süchtig.
Mein Weg führte mich von Christchurch zuerst Richtung
Norden, weil der Bus nur in diese Richtung verkehrte.
Am ersten Bustag bin ich doch glatt vom Fahrer
vergessen worden. Soviel zur Organisation der Busgesellschaft!
Am zweiten Tag hat’s dann doch geklappt
mit meinem Pickup und wir sind nach Kaikoura. Danach
nach Nelson, um von dort aus in den Abel Tasman Nationalpark
zu kommen. Dort verbrachte ich dann ein paar
wundervolle Tage, bevor ich zum Franz Josef Glacier
aufbrach. Es folgte Queenstown, Milford Sound, Dunedin,
Invercargill, zurück nach Queenstown, um schließlich
wieder nach Christchurch zu kommen.
360°: Der Abel Tasman National Park hat auch uns während
unseres ersten Neuseelandaufenthalts begeistert.
Wie ist es Dir ergangen?
Claudia Wagner: Nach einer ewig langen Busfahrt
hatte ich das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein!
Wir verbrachten die Nächte auf der Old McDonalds Farm,
die direkt am Eingang zum Nationalpark gelegen ist.
... und ab und an natürlich einen Happen gegessen!
60 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Fotoshooting im Botanical Garden of Christchurch
Interview Travel & Backpacking
Das Wetter war traumhaft schön und so beschloss ich,
gemeinsam mit Michael aus Hamburg und Woulter aus
den Niederlanden, direkt am ersten Tag dem müden Körper
ein bisschen Bewegung zu gönnen. Wir verzichteten
auf den Sailtrip – denn da liegt man ja wieder nur faul
am Boot herum – und entschieden uns, mit dem Wassertaxi
zur Bark Bay zu fahren, um von dort aus bis Anchorage
zurück zu wandern. Das dauerte ca. 3 1/2 Stunden.
Während der Wanderung hatte man immer wieder wundervolle
Ausblicke auf die einsamen Buchten.
Da es so schön war, haben wir beschlossen, noch einen
Tag länger zu bleiben. Am nächsten Tag haben wir dann
ein Kajak gemietet und sind ein bisschen gepaddelt.
Immer wieder haben wir an einsamen Sandstränden Halt
gemacht, um ein bisschen zu pausieren und die Sonne
zu genießen und natürlich um unsere Arme vom Paddeln
zu entlasten.
Im Nationalpark hätte ich ohne Probleme zwei Wochen
verbringen können, ohne dass Langeweile aufgekommen
wäre. Doch da die Zeit begrenzt war und ich möglichst
Ausblick von der Old McDonald Farm
© 360° Neuseeland 01 | 2009 61
Travel & Backpacking Interview Interview Travel & Backpacking
Goldener Sand
Onetahuti Beach am Abel Tasman Track.
62 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 63
Travel & Backpacking Interview
Ausblicke während der Wanderung durch den Abel Tasman National Park
viel sehen wollte, bin ich nach zwei Tagen dann wieder
weiter gezogen.
360°: Wie war Deine Begegnung mit dem Gletschereis?
Claudia Wagner: Am Franz Josef Glacier musste ich
natürlich einen Gletscher Walk machen. Ich buchte die
Fullday-Tour, die ich wirklich weiter empfehlen kann.
Anstrengend, kalt, aber echt eine tolle Sache. Es war
gut organisiert, man konnte sich alles leihen, was man
so braucht (Mütze, Handschuhe, Regenjacke, Schuhe,
Spikes, etc.) und der Guide war super nett. Er hat uns
immer wieder einen Weg durch das ewige Eis gehackt!!
Es war schon komisch, am Tag zuvor bin ich noch bei
30 Grad am Strand spaziert und am nächsten Tag fand
ich mich wieder zwischen dicken Eiswänden. Nach der
Wanderung wollten wir alle noch einen Skydive machen,
aber da ein paar Wolken auf kamen, wurde der leider
abgesagt. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Meinen ersten Skydive habe ich dann auf der Nordinsel
in Taupo nachgeholt.
360°: ... und auf der Nordinsel?
Claudia Wagner: Nach dem langen Aufenthalt auf der
Südinsel wurde es höchste Zeit, um auf die Nord insel
zu kommen. Schnell nach Picton, um die Fähre zu erwischen.
Ein paar Tage im windigen Wellington, eine ganze
Woche in Taupo und zu guter Letzt in der am dichtesten
bevölkerte Stadt in Neuseeland – Auckland. Leider hatte
ich für die Nordinsel nicht mehr genügend Zeit. So klein
ist Neuseeland nämlich gar nicht, wie ich anfangs dachte.
Und das Land ist einfach so vielfältig!
360°: Was hat Dich an Neuseeland am meisten
beeindruckt?
Claudia Wagner: Alle hundert Kilometer wechselt die
Landschaft drastisch. Von Küstenabschnitten mit ein-
64 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Claudia und Woulter …
samen Sandstränden über grüne hügelige Graslandschaften
mit Tausenden von Schafen, vorbei an kristallklaren,
manchmal türkis-blauen Seen, über mächtige
Bergmassive mit atemberaubenden Wasserfällen, brodelnde
Vulkanlandschaften, heiße Quellen, reißende
Flüsse und dichte Wälder.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Ausblicke, die
sich mir boten, zu schön seien, um wahr zu sein. Es
wirkte fast so, als würde die Landschaft aus der Fantasie
eines genialen Künstlers entstammen, der das Ganze auf
eine lebensgroße Leinwand gemalt hat. Der liebe Gott
muss einen verdammt guten Tag gehabt haben, als er
dieses kleine Fleckchen Erde erschuf.
360°: Für viele bedeutet Neuseeland vor allem Natur pur.
Wie war das bei Dir?
Claudia Wagner: Um in dieses atemberaubende Paradies
noch tiefer einzudringen, gibt es ein schier uner-
Claudia in einer Gletscherspalte im Franz-Josef Glacier
… im Kajak
Interview Travel & Backpacking
Es wirkte fast so, als würde die Landschaft aus der Fantasie eines
genialen Künstlers entstammen, der das Ganze auf eine lebensgroße
Leinwand gemalt hat.
schöpfliches Angebot an Freizeitaktivitäten: River- und
Seakayaking, Gletscherwalks und -climbs, Bungeejumping,
Skydiving, Whitewater-Rafting, Helicopterflights,
Quadbiking, Jetboating, Surfing, Horsetrekking, Mountainbiking,
Whalewatching, Dolphin- und Sealswimming,
bis hin zum Sheep shearing.
Neuseeland ist ein Abenteuerspielplatz für Naturliebhaber
und Adrenalinjunkies, da ist wirklich für jeden etwas
dabei. Und wer nach diesem ganzen Freizeitstress noch
immer nicht müde ist, kann mit den „Locals“ in einem
Pub noch ein paar Bier heben und dabei sein Wissen
bei den Quizrunden auf die Probe stellen. In fast jeden
Pub gibt es zur Unterhaltung ein Quiz. Jeder bekommt
einen Zettel und einen Stift und dann werden die verschiedenen
Fragen gestellt. Die Antworten sollen dann
auf das Papier gebracht werden. Wenn die Fragerei zu
Ende ist, werden die Zettel untereinander getauscht und
von einer anderen Person kontrolliert. Wer die meisten
richtig beantworteten Fragen hat, kann etwas gewinnen.
Ein Pub-Besuch mal ganz anders.
360°: Wie haben Natur und nicht zuletzt auch das Wetter
sich auf Deine Stimmung in Neuseeland ausgewirkt?
Claudia Wagner: Die Kiwis betrachten die Natur nicht
als selbstverständlich und sie legen viel Wert darauf, alles
möglichst ursprünglich zu belassen. Wenn ich mich recht
erinnere, habe ich nirgends Müll herum liegen sehen
oder irgendwelche monströsen Bauten, die mitten in die
Landschaft gepflastert werden, nur um noch mehr Touristen
unterzubringen. Dieses leidige Phänomen kann
man ja inzwischen überall auf der Welt beobachten. Doch
nicht so in Neuseeland. Back to Basics, ein Paradies für
Naturliebhaber.
Was das Wetter angeht: „Ein bisschen“ Regen muss
man schon in Kauf nehmen bei einem Aufenthalt.
© 360° Neuseeland 01 | 2009 65
Travel & Backpacking Interview Interview Travel & Backpacking
Marlborough Sounds
Die nach der Eiszeit vom Meer überfluteten Täler bieten heute
viele schöne Buchten, Inseln und Wasserstraßen.
66 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 67
Travel & Backpacking Interview
Nicht umsonst ist die Insel so grün. Doch nicht mal
tagelanger Regen konnte meine Stimmung trüben. Einfach
in einer Hängematte im Inneren eines Hauses die
Seele baumeln lassen und hin und wieder den himmlischen
Panoramablick genießen, was will man mehr
im Leben?
Ich habe mich nur einmal über das Wetter geärgert.
Ich wollte unbedingt zum Schiffswrack Mikhail Lermontov
tauchen. Das mächtige russische 155 Meter
lange Kreuzfahrtschiff sank unter mysteriösen Umständen
vor der Nordspitze der Südinsel. Heute zählt es
zu den außergewöhnlichsten Taucherlebnissen in den
Gewässern der Marlborough Sounds. Es ist möglich, in
das Wrack hineinzutauchen. Im Inneren kann man noch
immer verschiedene Räume erkennen wie zum Beispiel
den Ballsaal. Doch leider war das Wetter zu schlecht
und so wurde der Tauchgang abgesagt.
360°: Was war das Highlight Deines Neuseeland-
aufenthaltes?
Claudia Wagner: Mein Highlight der Reise? Schwer
zu beantworten, dafür ist Neuseeland zu vielfältig.
Aber der Gletscherwalk am Franz Josef Glacier, Seakayaking
im Abel Tasman Nationalpark oder der Skydive
über Lake Taupo werden sicherlich ein Leben lang
ein Lächeln auf meine Lippen zaubern. Und das arme
Schaf, das seine Wolle für mich nicht ganz freiwillig
geopfert hat, wird mir auf jeden Fall auch in Erinnerung
bleiben.
Nach dem Skydive in Taupo: I’m so happy!
360°: An den Schafen bist Du also auch nicht vorbei
gekommen? Aber das ist ja in Neuseeland zugegebenermaßen
auch nur sehr schwer möglich.
Claudia Wagner: Ja das war in Tuatapere! Wir haben
dort eine Schaffarm besucht. Dort wurden wir erst mal
bekocht und dann durften wir die kleinen Schäfchen mit
der Flasche füttern. Es war einfach so süß!
Ein paar Tage zuvor hatte einer der Hunde des Farmbesitzers
vier kleine Welpen bekommen. Die habe ich natürlich
gleich alle „knutschen“ müssen. Die Hunde sind auf
der Schaffarm unglaublich wichtig. Ein Hund kann bis zu
1.000 Schafe an den gewünschten Zielort bringen. Der
Farmbesitzer hat uns dies auch demonstriert. Mit nur ein
Wann sieht man schon einmal einen Hund auf einem Schaf reiten?
Ha, und da schaut das Schaf gleich viel dünner aus!
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paar Kommandos hat
der Hund alles getan
was nötig war, um die
Schafe von der anderen
Weide zu uns zu führen.
Einfach toll.
Doch zu guter Letzt kam
das Highlight des Farmbesuchs.
Wir durften
ein Schaf scheren!! Das
war wirklich eine tolle
Erfahrung. Ich hatte
zwar die ganze Zeit eine
ziemliche Angst, das
Schaf zu verletzen, aber
es war einfach toll.
Interview Travel & Backpacking
360°: Wirst Du eines Tages nach Neuseeland zu -
rück kehren?
Claudia Wagner: Eines ist sicher: Neuseeland sieht mich
wieder. Ich kann es kaum erwarten, zurückzukehren, das
nächste Mal vielleicht im Winter, um mit meinen Skiern
meine Spuren im Schnee zu ziehen? Wer weiß?
360°: Claudia, danke für das Gespräch!
(Das Interview führte Andreas Walter)
Keine Sorge, das Schaf hat es überlebt!
68 01 | 2009 © 360° Neuseeland Internet: © 360° Neuseeland www.wine-in-motion.com
01 | 2009 69
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Auswandern, aber richtig: (Teil II)
Die Permanent Residence
Auch im zweiten Teil des Beitrages geht es wieder
um die Permanent Residence, die ständige Aufenthaltsgenehmigung,
das Ziel der Mehrzahl der
Auswanderer. Auswanderer haben die unterschiedlichsten
Motive, Voraussetzungen, Erwartungen und nicht
zuletzt eine unterschiedliche Risikobereitschaft. Jedoch
haben sie das gleiche Ziel, die Permanent Residence in
ihrem Traumland.
Es ist äußerst ratsam, sich direkt zu Beginn der Auswanderungspläne
umfassend über die Grundvoraussetzungen
einer Visaerteilung zu informieren. Leider stellen
wir in der Praxis häufig fest, dass sich viele Auswanderer
erst viel zu spät mit den grundlegenden, komplizierten
und somit unangenehmen Themen auseinandersetzen
und ihre Energie vorrangig in Hausverkauf, Containerabwicklung
und Reisevorbereitung investieren. Zugegeben,
alles wichtige Dinge, aber mitunter vollzieht sich der
zweite Schritt vor dem ersten und diese Vorgehensweise
führt nicht selten zu großer Frustration einhergehend mit
Kosten und einem „schlechten“ Start im neuen Wunschland.
Euphorie macht manchmal blind.
Daher sollten, bevor man beginnt Luftschlösser zu bauen,
die Grundvoraussetzungen geprüft werden. Leider bietet
der Immigration Service weiterhin bis auf einige Publikationen
und einer Website keinen wirklich aktiven
Beratungsdienst an und überlässt potenzielle Interessenten
entweder allein dem Selbststudium der Internetseite
www.immigration.govt.nz oder der Beratung durch
Immigration Consultants, die sich neuerdings Immigration
Adviser nennen müssen.
Manchen geht es bei einer Beratung nur um eine Bestätigung
der eigenen Erkenntnisse, andere erhoffen sich
durch ein gezieltes Gespräch bzw. der schriftlichen Auswertung
der persönlichen Daten Optionen und Alternativen,
die dem Laien nicht bekannt sind. Der Überblick
über die verschiedenen Formen der Aufenthaltsgenehmigung
geht leicht verloren, das Punktesystem ist verwirrend
und dann ist da noch die Sache mit der Sprache …
Diese Artikelreihe gibt Hilfestellung in allen Bereichen.
In Teil I (abgedruckt in Ausgabe 05 / 2008) wurde ein Überblick
über die Visa-Kategorien zur direkten Erlangung
70 01 | 2009 © 360° Neuseeland
der Permanent Residence bzw. Details zur Beantragung
in der Skilled Migrant Category gegeben.
In Teil II beschränken wir uns auf die weiteren Optionen,
die Permanent Residence direkt zu erhalten, d. h.
der „Family Sponsored Stream“, „Business and Active
Investor Categories“, d. h. Visa für Investoren und Unternehmensgründer,
sowie die „Residence from Work Categories“,
d. h. Visa für diejenigen, die bereits mindestens
24 Monate mittels einer speziellen temporären Arbeitsgenehmigung
in Neuseeland gearbeitet haben.
Aus Sicht der Immigrationsbehörde ist man seit Jahren
in der glücklichen Lage, weit mehr Bewerber und Interessenten
als Visa zu haben. Dieser Wettbewerb um die
zu vergebenden Visa hat in den vergangenen Jahren zu
einer schrittweisen Verschärfung der Kriterien geführt,
auf die nun näher eingegangen wird.
I. Family Category
Neben der im letzten Teil diskutierten Skilled Migrant
Category fallen ungefähr 30 Prozent der jährlich vergebenen
45.000 bis 50.000 Visa auf den sogenannten
Family Sponsored Stream. Wir sprechen also von der
recht stattlichen Summe von 15.000 Visa, was immer
wieder zu kontroversen Diskussionen führt.
Sicherlich, man will und muss Familien die Möglichkeit
bieten, sich in Neuseeland wieder zu vereinigen. Aber
insbesondere der fehlende Nachweis ausreichender
Sprachkenntnisse bringt viele Neuseeländer auf die Barrikaden.
Jeder trifft hier regelmäßig auf Immigranten, die
die Sprache nicht beherrschen, und fragt sich, wie unter
diesen Bedingungen eine sinnvolle Integration vollzogen
werden kann und wo der Nutzen für Neuseeland liegt.
Andere argumentierten über Jahre, dass man in Zeiten
von Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung die Visa
besser für die Skilled Migrant Category nutzen sollte.
Wie auch immer, Ende 2007 hat die Regierung reagiert:
Ein Englischtest ist weiterhin nicht erforderlich, aber es
wurde eine Besuchervisa-Regelung eingeführt, die die
einmalige Beantragung eines Visums mit drei Jahre Laufzeit
vorsieht. Pro Jahr darf man dann ohne weitere Formalitäten
bis zu sechs Monate als Besucher bei der Familie
in Neuseeland verbringen. Des Weiteren wurde die
Anzahl der jährlich verfügbaren Visa für Anträge von
Eltern (3.400), Geschwistern (1.250) und erwachsenen
Kindern (350) eingeschränkt, ein Mindesteinkommen
beschlossen und das Maximalalter für Geschwister auf 55
Jahre reduziert. Gleichzeitig wurde eine unbeschränkte
Anzahl von Partneranträgen beschlossen, was zu einer
spürbaren Reduzierung der Bearbeitungszeiten führte.
Diese Kategorie dient, wie der Name sagt, der Familienzusammenführung
und bietet direkten Familienangehörigen
(sogenannten next-of-kin) bei Erfüllung diverser Auflagen
Helpdesk Emigration & Working Holidays
360° Autor: Peter Beiner
Peter Beiner bietet deutschsprachigen
Auswanderern seit
1998 eine umfassende Einwanderungs-
und Niederlassungsberatung.
Sein Unternehmen,
Instant Immigration Services
(NZ) Ltd. mit Sitz in Auckland
hat mithilfe seiner Mitarbeiterinnen
bereits Hunderte
deutschsprachiger Klienten erfolgreich bei der Jobsuche, Visabeantragung
und nachfolgenden Übersiedlung nach Neuseeland
unterstützen dürfen. Die übersichtliche Internetseite www.
immigration.de wird im Zwei-Wochenabstand aktualisiert
und gibt einen Überblick über aktuelle Gesetzesänderungen,
Visaarten, Qualifikationsanerkennung sowie Infomationen zur
erfolgreichen Jobsuche. Seit 2007 ist Peter Beiner Mitglied der
Industry Reference Group der Immigration Advisers Authority.
die Möglichkeit, ihren Partnern / Geschwistern / Eltern/
Kindern zu folgen und sich ebenfalls in Neuseeland als
Permanent Residents niederlassen zu können.
Wie immer hat der Immigration Service auch hier mitunter
sehr fragwürdige Hürden und Schikanen eingebaut,
die einer langfristigen Familienplanung einen großen
Strich durch die Rechnung machen können. Es ist sinnvoll,
sich im Vorfeld schlau zu machen, um alle Alternativen
zu kennen, denn ein Nachzug der Eltern ist nicht
immer automatisch möglich.
Wer kann also überhaupt in den Genuss dieser Regelungen
kommen? Grundsätzlich geht es nur um direkte
Verwandte, d. h. Partner, Eltern, Geschwister oder Kinder
bis zum maximalen Alter von 24 Jahren. Im Gegensatz
zu Australien berücksichtigt die hiesige Rechtsprechung
somit keine Onkel, Tanten oder Cousinen.
360° Web Info
EINWANDERuNG
www.immigration.govt.nz
www.nzqa.govt.nz
GESuNDHEIT
www.moh.govt.nz
STEuERN
www.ird.govt.nz
BILDuNG
www.minedu.govt.nz
DuRCHSCHNITTS-
EINKOMMEN
www.stats.govt.nz
uMZuG
www.bobe.de
ZOLL
www.customs.govt.nz
AuSTAuSCHFORuM
www.nzvillage.com
www.neuseelandforum.net
© 360° Neuseeland 01 | 2009 71
Emigration & Working Holidays Helpdesk
Skytower Auckland
360° Info
Neben der angesprochenen Flexibilität der jährlich zu vergebenden
Anzahl von Visa hat der Immigration Service
zudem jederzeit die Möglichkeit, Gesetze anzupassen. Im
Gegensatz zu vielen europäischen Ländern vollziehen sich
Gesetzesänderungen in Neuseeland in den meisten Fällen
ohne lange Vorwarnung; sie treten innerhalb kürzester Zeit
(oft über Nacht) und für den Laien meist ohne nachvollziehbare
Gründe in Kraft. Von diesem Mittel macht der Immigration
Service oft und gerne Gebrauch, was häufig dazu führt,
dass insbesondere Printmedien, die sich mit der Thematik
befassen, Informationen veröffentlichen, die nicht mehr der
aktuellen Gesetzgebung entsprechen.
Daher unser Rat an alle, die Foren, Auswanderungsratgeber,
Internet-Blogs, Bücher und auch Artikel wie diesen lesen: Bitte
immer den Inhalt anhand einschlägiger Internetseiten des
Immigration Service bzw. namhafter Immigration Adviser auf
evtl. Änderungen überprüfen.
• Partner:
Residents oder Citizens (Staatsbürger) können dem
jeweiligen Partner bei richtiger Vorbereitung relativ
problemlos zur Permanent Residence verhelfen.
Grundvoraussetzung für die Erteilung ist der zweifelsfreie
Nachweis, dass beide Partner seit mindestens
zwölf Monaten in einer „stable and genuine relationship“
leben. Dieses erfordert einen gemeinsamen
Hausstand unter gleicher Adresse sowie schriftliche
Nachweise in Form von Meldebescheinigungen,
gemeinsamen Kontoauszügen, Mietvertrag etc., um
nur einige zu nennen, die Liste ist endlos. Die vorgelegten
Dokumente werden einer intensiven Prüfung
unterzogen, um Scheinehen und -partnerschaften zu
verhindern.
Leider zeigt die Praxis, dass oftmals zu wenige stichhaltige
Nachweise vorgelegt werden, was zu langen
Bearbeitungszeiten, Interviews beider Partner und
der Beantragung von Zwischen-Work Permits / Visa
führt. Auch wenn diese Gerüchte weiterhin kursieren
und einfach nicht totzukriegen sind: Eine Heiratsurkunde
allein ist kein ausreichender Beweis, denn verheiratete
Paare müssen exakt die gleichen Dokumente
vorlegen wie unverheiratete bzw. gleichgeschlechtliche
Paare. Der NZ-Partner / Sponsor verpflichtet
sich mittels einer Sponsorship Form, in den ersten
24 Monaten nach Ankunft des Partners für ihn finanziell
aufzukommen.
Oftmals ist der Nachweis der obligatorischen zwölf
Monate des Zusammenlebens (noch) nicht gegeben.
Man beantragt dann zunächst ein sogenanntes „Open
Work Permit / Visa“ auf Grundlage der Partnerschaft
und geht dann nach Erfüllung der Auflagen die Beantragung
der Permanent Residence an.
• Kinder:
„Dependent children“ sind biologische oder adoptierte
Kinder im Alter von 17 bis 24 Jahren, die jederzeit einen
Antrag stellen können, sofern gegeben ist, dass sich die
Eltern oder ein Elternteil permanent in Neuseeland aufhalten
und das Kind nachweislich finanziell (vom Sponsor)
abhängig ist.
Besonders problematisch kann sich bei Kindern bis zu
16 Jahren eine eindeutige Klärung der Sorgerechtsfrage
gestalten, sofern die Eltern getrennt leben bzw. geschieden
sind. In diesen Fällen muss entweder eine schriftliche
Einverständniserklärung des anderen Partners
vorliegen oder per Gerichtsbeschluss das alleinige Sorgerecht
mit Aufenthaltsbestimmungsrecht erwirkt werden.
Mitunter verlangt der NZIS sogar, dass der zurückbleibende
Partner ein Besuchsrecht aufgibt. Hier ist
schon mache Träne geflossen und man sollte diese Problematik
nicht unterschätzen. Aufgrund internationaler
Abkommen und versuchter Kindesentführungen kennt
Neuseeland hier kein Pardon.
72 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Bei Kindern zwischen 17 und maximal 24 Jahren muss
neben der nachweislichen finanziellen Abhängigkeit, die
sehr genau geprüft wird, zudem nachgewiesen werden,
dass das Kind keine eigenen Kinder hat und Single ist.
• Geschwister und erwachsene Kinder (adult children):
Geschwister oder Kinder, die älter als 24 Jahre sind, können
nur dann einen Antrag unter der Family Category
stellen, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:
•
•
•
•
Sponsorship: Dieses kann nur durch Eltern oder
andere mindestens 17 Jahre alte Geschwister erfolgen,
die selbst seit mindestens drei Jahren in Neuseeland
als Permanent Residents leben und in allen drei
Jahren pro Jahr mindestens 184 Tage in Neuseeland
verbracht haben
Es dürfen sich im Heimatland des Antragstellers keine
weiteren Elternteile oder Geschwister aufhalten
Der Antragsteller muss ein akzeptables Jobangebot
eines neuseeländischen Arbeitgebers vorweisen
Je nach Anzahl der eingeschlossen Familienmitglieder
muss ein Mindestjahreseinkommen von 30.946 NZ$
bis maximal 47.586 NZ$ nachgewiesen werden
• Eltern:
Auch diese Regelungen verursachen bei viele Stirnrunzeln,
man kann es kaum noch komplizierter machen. Die
Bedingungen für eine erfolgreiche Antragstellung sind
wie folgt:
•
•
Sponsorship: Dieses kann nur durch ein Kind erfolgen,
welches selbst seit mindestens drei Jahren in Neuseeland
als Permanent Resident lebt und in allen drei Jahren
pro Jahr mindestens 184 Tage in Neuseeland verbracht
hat
Das sogenannte „Centre of Gravity“ (COG) der Familie
befindet sich in Neuseeland. Diese Definition bedarf
insbesondere dann der genauen Überprüfung wenn
der / die Antragsteller mehrere Kinder hat / haben.
ô
ô
Sofern der Antragsteller keine „dependent
children“ hat, ist das COG erfüllt, wenn entweder
keines seiner „adult children“ mehr im Heimatland
lebt oder eine gleich große oder höhere
Zahl von „adult children“ in Neuseeland lebt als
in irgendeinem anderen Land der Welt.
Sofern der Antragsteller „dependent children“
hat, ist das COG nur dann erfüllt, wenn eine
gleich große oder höhere Zahl von „adult
children“ in Neuseeland lebt als in irgendeinem
anderen Land der Welt. Zudem muss die Anzahl
der „dependent children“ gleich oder geringer
als die Anzahl von „adult children“ sein.
Fallbeispiele:
•
Der Antragsteller hat drei Kinder, 25, 17 und 15 Jahre
alt. Ein Kind lebt in Neuseeland, zwei Kinder im Hei-
Helpdesk Emigration & Working Holidays
matland. Es leben zwei „dependent children“ im Heimatland
und nur ein „adult child“ in Neuseeland.
Antragstellung ausgeschlossen, da der COG nicht in
Neuseeland liegt.
Der Antragsteller hat ein Kind im Alter von 33 Jahren,
das seit mehr als drei Jahren als Permanent Resident
in Neuseeland lebt. Antragstellung problemlos, da der
COG in Neuseeland liegt.
Der Antragsteller hat vier Kinder. Zwei Kinder (33
und 29 Jahre alt) leben seit drei Jahren als Permanent
Residents in Neuseeland. Ein Kind, 26, lebt in
Australien, ein Kind, 22, lebt im Heimatland. Antragstellung
problemlos möglich, da der COG in Neuseeland
liegt.
Oftmals ist die Wartezeit von drei Jahren, bis der Sponsor
endlich die Bedingungen für eine Antragstellung
erfüllt, für die auswanderungswilligen Eltern unerträglich
lange. Es gibt legale Mittel, diesen Zeitraum mittels
geschickter Beantragung von Visitor-Visa oder Einschreibung
als Student zu überbrücken, um schon vor
Ablauf der Mindestaufenthaltsdauer des Sponsors nach
Neuseeland übersiedeln zu können. In speziellen Fällen
kann auch ein Härtefallantrag direkt an den Minister zum
Erfolg führen.
II. Business Categories
1. Active Investor Category
Diese Kategorie war bis 2005 eine relativ simple Angelegenheit.
Ein Punktesystem, das aus Alter, Berufserfahrung
und transferierbaren Investitionsmitteln bestand,
erlaubte Investoren auf recht einfache und schnelle Art
und Weise PR-Status zu erlangen. Alles was man tun
musste, war sein Geld für zwei Jahre (meist 1 Millionen
NZ$ als hochverzinstes Festgeld oder in Immobilien)
anzulegen.
© 360° Neuseeland 01 | 2009 73
•
•
Waterfront Wellington
Emigration & Working Holidays Helpdesk
Auch wenn diese Kategorie zu hohen Geldtransfers und
hin und wieder auch zu Firmenkäufen / -beteiligungen
führte, die absolute Mehrzahl der Investitionen war passiv
und fügte dem Land letztendlich mehr Schaden als Nutzen
zu und wird heute von vielen als Auslöser des Immobilienbooms
beschuldigt. Im Juli 2005 zog der NZIS dann
über Nacht den Stecker und dachte sich kurzerhand etwas
Neues aus. Nun waren mindestens 2,5 Millionen NZ$ für
fünf Jahre zu investieren, wobei nur Zinsen auf Inflationsratenniveau
gezahlt wurden. Diese unattraktiven Investitionsbedingungen
führen dazu, dass das Antragsvolumen
von ursprünglich knapp über 4.300 Anträgen im Jahr
2004 auf nur 250 im Jahr 2007 zurückging.
Am 26. November 2007 trat erneut eine überarbeite Version
in Kraft, die aber bei durchschnittlich zwei Anträgen
pro Monat noch geringere Beachtung findet. Untenstehend
die Grundbedingungen. Wir ersparen uns Details,
da mit Einzug einer neuen Regierungskoalition nach den
Parlamentswahlen im November 2008 mit drastischen
Änderungen (und hoffentlich Verbesserungen) dieser
Kategorie zu rechnen ist.
Bedingungen der verschiedenen Kategorien
Global Investor Category – Mindestinvestition 20 Millionen
NZ$ für vier Jahre, davon mindestens 5 Millionen
NZ$ in ein sogenanntes „active investment“. Mindestaufenthalt
von 73 Tagen in Neuseeland pro Jahr, keine
Englischkenntnisse erforderlich, kein Maximalalter.
Professional Investor Category – Mindestinvestition
10 Millionen NZ$ für vier Jahre, davon mindestens
2 Millionen NZ$ in ein sogenanntes „active investment“.
Mindestaufenthalt von 109 Tagen in Neuseeland
pro Jahr, Englischkenntnisse erforderlich, Maximalalter
64 Jahre.
General (Active) Investor Category – Mindestinvestition
2,5 Millionen NZ$ für vier Jahre und weitere
1 Million NZ$ für die Niederlassung. Mindestaufenthalt
von 146 Tagen in Neuseeland pro Jahr, Englischkenntnisse
erforderlich, Maximalalter 54 Jahre.
D. h. konkret, unter 3.5 Millionen NZ$ geht derzeit nichts.
2. Long Term Business Visa / Entrepreneur Category
Neben der Skilled Migrant Category besteht weiterhin
die Alternative Long-Term Business Visa (LTBV). Das
LTBV ist eine Stufenlösung, wobei der Antragsteller
zunächst ein Gewerbe in Neuseeland gründen oder kaufen
bzw. sich mit mindestens 25 Prozent beteiligen muss,
dieses dann mindestens zwei (maximal drei Jahre) erfolgreich
betreibt, um sich dann eventuell für einen separaten
Antrag auf Permanent Residence in der Entrepreneur
Category zu qualifizieren.
Zu beachten ist, dass ein LTBV zunächst nur ein Work
Permit für einen Zeitraum von drei Jahren darstellt. Nur
bei erfolgreicher Umwandlung der Geschäftsidee kann
dann im Rahmen eines nachfolgenden Entrepreneurantrags
frühestens nach zwei bis drei Jahren Permanent
Residence-Status erzielt werden. Vielen wird nach den
Vordiskussionen schnell klar, wie übertrieben die Forderungen
für eine erfolgreiche Antragstellung in dieser
Kategorie mittlerweile sind. Der NZIS erwartet zunächst
fundierte Berufserfahrungen als Betreiber bzw. in leitender
Führungsposition sowie Qualifikationen in dem
Geschäftsbereich, in dem man beabsichtigt, ein Business
zu eröffnen. Zudem muss ein detaillierter Businessplan
vorgelegt werden, der neben der Geschäftsidee, den
financial forcasts, der zu erwartende Anzahl der Beschäftigten,
der Marketing Strategy und der SWOT-Analyse vor
allem den „Benefit to New Zealand“ herausstellen muss.
Ein „Benefit to NZ“ kann durch die Einführung oder die
Entwicklung neuer Produkte oder Technologien, durch
die Erweiterung oder Erschließung neuer Exportmärkte
bzw. definitiver Schaffung von Arbeitsplätzen (zusätzlich
zur eigenen Person) erzielt werden.
Businesspläne haben einen Umfang von bis zu 100 Seiten.
Die ausgearbeiteten Informationen müssen einerseits
optimistisch genug sein, um den NZIS von der Geschäftsidee
zu überzeugen, andererseits aber, insbesondere was
die Prognosen bezüglich der Entwicklung des Unternehmens
betrifft, realistisch sein. Oftmals empfiehlt es sich,
ein bereits bestehendes Unternehmen zu kaufen bzw.
sich an diesem zu beteiligen und dann im Businessplan
zu erläutern, in welcher Form man Umsatz und Gewinn
zu erhöhen bzw. Arbeitsplätze zu schaffen gedenkt. Das
Problem dabei ist oft den NZIS davon zu überzeugen,
dass bereits bestehende Unternehmen nicht unter der
zusätzlichen Konkurrenz leiden. Die Bedingungen für den
nachfolgenden Entrepreneurantrag sind im Prinzip identisch
wie die oben genannten für den LTBV-Antrag, hinzu
kommt der Nachweis eines „substancial investment“, das
der NZIS nicht genau definiert. Erfahrungsgemäß handelt
es sich dabei um eine für den Geschäftsbetrieb notwendige
Investition von mindestens 200.000 NZ$.
Dem NZIS ist im Prinzip freigestellt, ob man den Anträgen
stattgibt oder nicht (das gilt für LTBV und Entrepreneurantrag),
es ist reine Auslegungssache, ob das Business
„erfolgreich“ war bzw. „of benefit to New Zealand“
ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Consultingunternehmen
warnen wir ausdrücklich davor, LTBVs bzw. die nachfolgenden
Entrepreneuranträge zu unterschätzen. Es sieht
vermeintlich einfach aus, die Ablehnungsquote liegt bei
über 60 Prozent, die meisten LTBV-Anträge kommen nicht
über die erste (grobe) Prüfung durch die Business Migration
Unit hinaus. Bedingt durch die Ablehnungsquote, den
verhältnismäßig hohen Aufwand und die hohen Kosten für
Vorbereitungen bzw. Antragsgebühr, sollte eine Einreichung
nur bei absolut eindeutigen Fällen riskiert werden.
Die Antragszahlen sprechen auch hier eine eindeutige
74 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Sprache und spiegeln sich in der zeitgleichen Verschärfung
der Mindestanforderungen wider: Seit dem Höchststand
im Jahr 2001 (2.650 Anträge) fiel die Anzahl bewilligter
Visa kontinuierlich auf lächerliche 44 im Jahr 2007.
Alles wartet auf eine Reform dieser Politik bzw. der Category,
möglicherweise schon kurz nach den Wahlen im
November 2008. Man kann es sich nur wünschen, denn
Neuseeland gehen durch diese äußerst restriktive Politik
neben Unternehmertalent vor allem Investitionsmittel
durch die Lappen.
III. Residence from Work Categories
Grundlage dieser Visakategorien ist die vorherige Bewilligung
eines speziellen Work to Residence Work Permits
(auf die Beantragung von Work Permits und Visa aller Art
gehen wir in Teil III dieser Serie näher ein).
Man unterscheidet hier zwischen drei Unterkategorien
mit folgenden Bedingungen:
1. Talent (Accredited Employer) Residence Policy
Prinzipiell erlaubt diese Visaart akkreditierten Arbeitgebern
ohne großen formalen Aufwand Bewerber zu
rekrutieren. Die Visabeantragung ist bei richtiger Vorbereitung
eine Formalität. Die Liste der akkreditierten
Arbeitgeber ist auf der Website des NZIS zu finden und
umfasst derzeit 425 meist größere in Neuseeland ansässige
Unternehmen.
Bedigungen:
•
•
•
Civic Square Wellington
Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem
Work Permit, das unter Talent (Accredited Employer)
Policy bewilligt wurde
Beschäftigung über 24 Monate bei einem sogenannten
„Accredited Employer“
Mindesteinkommen 50.000 NZ$ pro Jahr.
Helpdesk Emigration & Working Holidays
2. Talent (Arts, Culture and Sports) Residence Policy
Diese Kategorie erlaubt Sportlern und Künstlern mit internationaler
Reputation eine relativ schnelle und unkomplizierte
Beantragung der Permanent Residence.
Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem
Work Permit, das unter Talent (Arts, Culture and
Sports) Policy bewilligt wurde
Beschäftigung über 24 Monate als Sportler bzw.
Künstler
internationale Bekanntheit des Sportlers / Künstlers
aktive Unterstützung durch eines neuseeländische
Organisation im sportlichen bzw. künstlerischen
Bereich
3. Long Term Skill Shortages List Residence Policy
Bedigungen:
Mindestbeschäftigungszeit von 24 Monaten auf einem
Work Permit, das unter Long Term Skill Shortages List
Policy bewilligt wurde
Beschäftigung über 24 Monate in einem Berufsfeld
der Long Term Skill Shortages List
Mindesteinkommen 50.000 NZ$ pro Jahr
Maximalalter 55 Jahre
Allen gemeinsam ist, dass Permanent Residence erst
dann beantragt und bewillig werden kann, wenn der
Bewerber seit mindestens 24 Monaten auf dem jeweils
oben genannten Work Permit in Neuseeland tätig war.
Wichtig ist dabei vor allem, dass schon das Work Permit
in der korrekten Kategorie beantragt wird, damit es bei
der späteren Beantragung der Permant Residence nicht
zu Problemen kommt.
Die Fallgruben und das Kleingedruckte
Die obige Aufstellung gibt einen groben Überblick über
die jeweiligen Kategorien. Leider folgt der Immigration
Service trotz langjähriger Kritik weiterhin dem Prinzip
der simplen Darstellung, ohne auf das Kleingedruckte
und die darin verborgenen Fallgruben zu verweisen.
Die oftmals entscheidenden Informationen und Bedingungen
erschließen sich dem Laien erst nach intensivem
Studium der Immigrationsgesetze bzw. (wenn es zu spät
ist) durch Auseinandersetzungen mit den zuständigen
Officern. Es ist immer wieder frustrierend zu sehen,
dass einerseits Fälle, die bei richtiger Vorbereitung das
Potenzial gehabt hätten, nur aufgrund kleinster Fehler
abgelehnt wurden bzw. dass andererseits Anträge, die
nicht die geringste Chance haben, eingereicht werden.
Das muss alles nicht sein und sinnvollerweise sollte man
sich vor Tätigung einer solch einschneidenden Investition
zumindest die neutrale Meinung von ein oder zwei
Experten einholen. °
© 360° Neuseeland 01 | 2009 75
•
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Wine & Gourmet Gourmet
Die „Cuisine“
in Aotearoa:
Eine Einführung
International hat die neuseeländische Küche bisher
noch wenig Furore gemacht. Das liegt aber mitnichten
daran, dass sie nicht schmackhaft wäre oder mit
der Küche anderer Länder nicht mithalten könnte. Dieses
Schicksal teilt die Küche Neuseelands mit vielem anderen
Guten, das aus diesem Land kommt, zum Beispiel
zahlreiche bei uns unbekannte neuseeländische Filme
oder Musiker.
Der Grund liegt darin, das Aotearoa zu weit weg von den
wirtschaftlichen Zentren Europas und den USA liegt.
Mit nur vier Millionen Einwohnern verfügt Neuseeland
zudem über zu wenig ökonomische Kraft, um seine
wahren Qualitäten weithin bekannt zu machen.
Die Besucher Neuseelands jedoch erkennen schnell,
dass die gehobene Küche in diesem Land erschwinglich
ist und vielerlei angenehme Überraschungen bietet.
Allerdings hat die Kiwi-Cuisine mehrere Gesichter, die
man kennen sollte, um die Qualitäten der modernen neuseeländischen
Küche richtig einschätzen zu können bzw.
als Besucher des Landes auch die richtige Auswahl beim
Restaurantbesuch zu treffen. Denn die Unterschiede können
gewaltig sein, anders als die vorzufindenden Preisunterschiede
vermuten lassen würden.
„Big Bang“: America’s Cup verändert
die Küche des Landes
Historisch gesehen gab es einen „Big Bang“ für die Küche
des Landes. Dieser große Knall fand im Jahre 1999 statt,
als zum ersten Mal der America’s Cup – seines Zeichens
das populärste und teuerste Yachtrennen der Welt – in
Neuseeland ausgetragen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt
war die vorherrschende Küche das, was die früheren Einwanderer,
die vorwiegend aus England kamen, kulturell
mit sich gebracht hatten. Weitere kleinere Einwanderergruppen
kamen aus Holland, Schottland oder Dänemark,
keines dieser Länder bekannt für seine Haute Cuisine.
Einen Zuzug aus Italien oder Frankreich, Spanien oder
dem mittleren Osten gab es nahezu nicht.
Auf der anderen Seite hatten die neo-sozialistischen
Experimente der lange Jahre herrschenden Labour Partei
in den 1960er-Jahren ihre negativen Auswirkungen auf
das Lebensmittelangebot. Neuseeland als eines der weltweit
reichsten Länder nach dem 2. Weltkrieg war weit
zurückgeworfen worden, was zu einer erschreckenden
Einfallslosigkeit in der Küche geführt hatte. Wer einmal
typisch neuseeländische Würstchen gegessen hat, weiß,
wovon die Rede ist. Bis in die späten 1990er-Jahre gab
es in den Supermarktregalen keine oder kaum Gourmetprodukte.
Die Käseauswahl beschränkte sich auf Block-
und Gratinkäse, die sich zwar Gouda, Emmentalcheese,
Cheddar oder Mozzarella nannten, alle aber gleich aussahen
und auch gleich schmeckten; drei Sorten Toastbrot,
im Wesentlichen unterscheidbar durch die unterschiedliche
Dicke, bildeten ein rundes Sortiment. In einer
mit Traumwetter und langen Küstenlinien gesegneten
Millionenstadt wie Auckland gab es gerade einmal zwei
Straßencafés, in denen allerdings wie landesweit üblich
nur Instantcoffee serviert wurde.
76 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Neue Einfüsse bestimmen die Cuisine
Ein Fundament der neuen Cuisine war also das hereinströmende
Know-how international ausgebildeter Köche.
Es bildete sich aber keine neo-koloniale Küche als Fremdkörper.
Es waren ja schließlich viele Kiwis darunter,
die zwischenzeitlich in anderen Ländern Erfahrungen
gesammelt hatten. Diese griffen auf der einen Seite auf
die Zutaten zurück, die sie im Land kannten und bereits
gewohnt waren. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss
hatte hier auch die Küche der eingeborenen Maori.
Zutaten wie der einzigartige Manuka Honig oder Hapuka,
die Wasserkresse der Maori, finden sich in jedem Designer-Salat
oder auf „Paninis“.
Verwendung finden auch viele asiatische Elemente der
Küche. Hintergrund ist die starke Zuwanderung von „Lifestyle-Asiaten“
aus Korea, Taiwan, Hongkong oder Japan
seit den 1990er-Jahren, die mittlerweile bereits acht Prozent
der Bevölkerung ausmachen. Dadurch stehen nicht
nur das Know-how oder die Gewürze der asiatischen
Küche zur Verfügung, sondern auch die asiatischen Gemüsesorten,
die mittlerweile überall angebaut werden und in
jedem Supermarkt erhältlich sind – und auch fleißig von
den Kiwis in der Heimküche verwendet werden.
Schließlich findet man natürlich die importierten französischen
oder italienischen Zubereitungs- und Präsentationsmethoden,
die dann an die Gegebenheiten angepasst
werden. Und so klingt ein typisches Gericht, das man
schnell mal mittags in einem Café zu sich nimmt, etwa
„Manuka seared Cajun Chicken with fresh Hapuka and
hot Kiwi Salsa on crispy Bruschetta“ oder so ähnlich.
Inzwischen sind in den Supermärkten die Regale gefüllt
mit dutzenden unterschiedlichen Käsesorten, die übrigens
auf höchstem Niveau sind, mit raffinierten Saucen
und Zutaten, Gewürzen aus allen Ländern, Joghurts,
Broten, und so weiter. Wer zuletzt vor zehn Jahren in
Neuseeland war, würde seinen Augen nicht trauen.
Die moderne neuseeländische Küche
Und dies änderte sich fast über Nacht, als der America’s
Da die Importkosten für Gemüse und andere Lebensmittel
sehr hoch sind, ist die neuseeländische Küche wie
Cup in Auckland abgehalten wurde. Schlagartig kamen
kaum eine andere saisonal schwankend. Die verwende-
zahlreiche, internationale „Chefs“ aus Australien oder
ten Zutaten sind von höchster Qualität und Frische, das
Europa nach Auckland oder junge neuseeländische Köche
gilt für Fleisch ebenso wie für Fisch und Meeresfrüchte,
mit internationaler Erfahrung kehrten zurück in das Land,
um einem verwöhnten, aber zahlungswilligen internatio-
Gemüse oder Obst.
nalen Publikum eine völlig neue Küchenerfahrung zu ser-
Gerne verwendet werden die beliebten „green lipped musvieren.
Erst anlässlich des Segelevents wurde das Hafensel“,
riesengroße Pfahlmuscheln, bei deren Züchtung Neubecken
umgebaut für Gourmetpublikum; in kürzester Zeit
seeland weltweit führend ist, aber auch Jakobsmuscheln,
eröffneten dutzende, schicke Lukullus-Tempel verschiedenster
Couleur im Viadukt Basin, Aucklands völlig neu
Langusten, Flundern und anderes aus dem Meer.
gestaltetem Yachthafen, in dem es vorher gerade mal eine
Neuseeländisches Lamm ist weltweit berühmt, aber dass
Microbrewery und ein mittleres Restaurant gab.Moderne
das Land auch der weltweit führende Züchter von Rotwild
Kiwi-Küche
Gourmet Wine & Gourmet
ist, merkt man anhand der angeboten Wildfleischqualität.
Auch Rindfleisch ist erstklassig, die Rinder grasen auf
grünen Weiden. Nur die Geflügel- und Schweinefleischproduktion
ist eher in den Kinderschuhen.
Es wird gerne gut gewürzt, eben auch mit gutem Grundmaterial,
sodass das Essen meist rund und ausgewogen,
aber durchaus würzig ist.
Da alle möglichen Stilrichtungen aus Europa, Asien und
eben auch traditionellen Maorieinflüssen nebeneinander
Verwendung finden, würden wir von einer Kiwi-Fusion-
Cuisine sprechen. Gesund, ausgewogen, frisch und lebendig,
dabei selten langweilig oder sich wiederholend.
Unser Tipp: Überraschend gut essen kann man in der Regel
in den schöneren, jungen Designercafés, auch in den kleinen
Städten, vor allem aber immer in den Weingutrestaurants.
In den großen Städten wie Auckland, Wellington und
Christchurch ist die Küche generell auf hohem Niveau, in
den Weinregionen Hawke’s Bay, Marlborough und Central
Otago auf jeden Fall auch. In den traditionellen Pubs fernab
der Touristenrouten dagegen werden Sie nach wie vor eher
die traditionelle Zubereitung von Gerichten finden, und
die ist auf demselben Preisniveau, allerdings geschmacklich
gewöhnungsbedürftig oder nur für Liebhaber wirklich
schmackhaft. Hier finden Sie ihn übrigens auch wieder, den
Instantcoffee – Vorsicht, meistens brühend heiß. ° (FB)
© 360° Neuseeland 01 | 2009 77
°
°
Wine & Gourmet Wineries & Characters
La Grande Maison
Mission Estate
Gegründet im Jahre 1851 durch den französischen
Maristen Orden, ist Mission Estate Neuseelands
ältestes Weingut. Die Gesellschaft Mariens
stammt ursprünglich aus der Gegend von Lyon in
Frankreich. Mission hat nie sein französisches Erbe aus
den Augen verloren. Über die Jahre reisten die Brüder
immer wieder nach Frankreich, um dort Weinbau und
Kellertechniken zu studieren. Mission ist von der Art
seiner Weine vielleicht das französischste aller Weingüter
Neuseelands. Und nach wie vor ist das „Hauptquartier“
der Maristen in Frankreich angesiedelt.
Die Geschichte von Mission Estate
Im Jahr 1838 erreichte eine Gruppe französischer Missionare,
mit dem Segen des Papstes, den Norden Neuseelands,
wo sie eine Maristen-Mission gründeten. 1851
wurde die „Gesellschaft Mariens”, eine Dependance in
der Nähe des Ngaruroro Flusses zwischen Napier und
Hastings bei Pakowhai, errichtet.
Natürlich widmeten sich die Brüder einem ganz wichtigen
Aspekt der Landwirtschaft: dem Anbau von Weintrauben.
Ursprünglich bauten die Mönche die Trauben auf dem missionseigenen
Land in Gisborne am East Cape an und verarbeiteten
diese dort auch gleich zu Wein. Es wird erzählt,
dass die erste Lieferung von Gisborne in Weinfässern per
Schiff hätte erfolgen sollen. In der Hawke’s Bay kamen
allerdings nur Fässer voller Meerwasser an. Die Matrosen
wussten natürlich von nichts. Dies war wohl auch
der Grund, warum man sich entschied, den Wein doch in
Zukunft lieber in der Nähe der Mission anzubauen.
1858 zogen die Missionare auf das neu erworbene Land bei
Meeanee, auf dem eine große Kommune aufgebaut wurde.
Eine Hütte für die Wohnquartiere wurde aus Pakowhai herantransportiert
und später wurden auch eine Kirche, eine
Schule und Studienhallen dazugebaut. Man pflanzte erste
Reben, um neben Mess- auch Tafelwein zu produzieren.
Die erste Aufzeichnung über kommerziellen Weinverkauf
findet sich für das Jahr 1870, als man eine Charge haupt-
80 01 | 2009 © 360° Neuseeland
sächlich trockener Rotweine verkaufte.
Anscheinend übte die umliegende Bevölkerung
mehr oder weniger „sanften“
Druck aus, um an den begehrten Traubensaft
zu kommen. Scheinbar hatte man mit
dem Boykott der heiligen Messe gedroht,
weswegen die Mönche keine andere Wahl
hatten, als den Wein der Allgemeinheit
zum Kauf anzubieten.
1880 wurde ein zweistöckiges Haus für
die Gesamtkosten von 2.020 Pfund und
10 Schillinge gebaut, bekannt als „la
Grande Maison” oder einfach „das große
Haus“. Es wurde zum Zuhause für die
frühen französischen Maristen für über
drei Jahrzehnte. Erst 1897, nach einer
fürchterlichen Flut, stellte man fest,
dass das Grundstück wohl regelmäßig
von Fluten heimgesucht wurde. Ein höher
gelegenes Stück Land wurde gesucht.
Mission Estate
In diesem Jahr wurde für ganze zehn Pfund das 325 Hektar
große Mission Estate-Grundstück erworben. Die Maristen
Brüder marschierten jeden Tag von Meeanee zum neuen
Grund, um dort zu arbeiten, wo man nun eine kleine Plantage
und etliche Weinreben angepflanzt hatte. Die ersten
Trauben wurden auf dem sanft abfallenden Land und den
terrassenförmigen Hängen gehegt, die heutzutage das
berühmte alljährliche Mission-Konzert beherbergen.
1909 entschied Pater Smyth, die Missionsgemeinde und
das Große Haus auf seinen jetzigen Standort zu verlegen.
1910 wurde das Missionsgebäude in elf Einheiten
zerschnitten und auf Baumstämmen herübergerollt,
gezogen von Zugmaschinen auf einer wenige Kilometer
langen Reise, die ganze zwei Tage in Anspruch nahm.
Die Maristen
Wineries & Characters Wine & Gourmet
1930 wurde ein Vertrag zur Errichtung eines dreistöckigen
Wohnquartierblocks unterzeichnet. Am 2. Februar
1931 bezogen die Studenten dieses neue Gebäude. Und
dann, am nächsten Morgen, dem 3. Februar 1931 um
10 Uhr 47, traf ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 7,9
auf der Richterskala – das berühmte Hawke’s Bay Erdbeben
– die Ostküste. Die Städte der Bucht wurden fast
völlig zerstört, es entstanden auch starke Schäden an
der Mission. Zwei Priester und sieben Studenten, die
in der zusammenfallenden Kapelle meditierten, wurden
ein Opfer des Bebens. Das neue Wohnquartier zerbrach
und stürzte zum großen Teil in sich zusammen. Die Studenten
mussten umziehen, aber im Februar 1932 kehrten
sie zurück und stellten das Grundstück wieder her.
Man baute eine hölzerne Kapelle, die noch heute genutzt
wird. 1991 erst siedelten dann alle Seminarstudenten
über nach Auckland.
Heute hat Mission mit seiner neuen 2.000 Tonnen-Winery
den energieeffizientesten Weinkeller in Neuseeland überhaupt.
Das will etwas heißen, nachdem in diesem Land
bereits 80 Prozent der Weingüter als nachhaltige Betriebe
zertifiziert sind. Die Weine von Mission sind ganz klar
nach französischer Machart und stehen ihren Vorbildern
aus der alten Welt in nichts nach. Der Schwerpunkt liegt
auf unfiltrierten Rotweinen, aber auch die Weißweine,
vor allem die aus dem Barrique, sind wahrhaft Weltklasse.
Nicht nur, dass die Weine auch in Deutschland
bereits hohe Auszeichnungen erhalten haben, sie gelten
als Schnäppchen im Preis-Leistungsverhältnis.
Mit seinem grandiosen Gourmetrestaurant und dem
traumhaften Blick vom Restaurant Garten aus ist Mission
Estate sicher das besuchenswerteste Weingut der Hawke’s
Bay. Das sollte man auf keinen Fall verpassen. ° (FB)
© 360° Neuseeland 01 | 2009 81
Wine & Gourmet Report
Kiwis und
Alkohol
Erst vor wenigen Tagen in Neuseeland angekommen,
wollte Guillaume, der französische Austauschstudent,
natürlich unbedingt das Nachtleben in Auckland
erkunden. Wie kaum in einem anderen Land schließt
man hier in Neuseeland schnell Freundschaften. Und so
tat er sich mit jungen Leuten zusammen, die er erst vormittags
beim Shoppen kennen gelernt hatte, und ging in
eine belebte Ponsonby Bar am frühen Abend.
Aucklands Bars sind gemütlich, trendy und abends voll
gestopft mit fröhlichen, lauten und lachenden jungen
Leuten. Die Stimmung erinnerte Guillaume ein wenig
an Irland, wo er ein Jahr zuvor ein Auslandssemester
verbracht hatte. Und so freute es ihn, dass er anscheinend
hier so ähnliche Trinkgewohnheiten vorfand wie
auf der grünen Insel der nördlichen Hemisphäre. Dort
läuft immer einer der am Tisch befindlichen zur Bar und
bringt eine Runde Guinness für alle zurück an den Tisch.
Da jeder ein- oder mehrmals geht, gleicht sich das über
den Abend auch immer wieder aus.
Auch hier nun lief Brian, der Medizinstudent aus Hamilton,
zur Bar und kam mit acht Pint (1 Pint = 0,473 Liter)
zurück, die er vor sich auf den Tisch stellte. Guillaume
war durstig und griff nach einem Glas, wobei Brian ihn
etwas pikiert angiftete: „Hey, what’s up, Buddy? Get your
own beer“. Guillaume blickte wohl etwas hilflos drein,
sodass die neben ihm sitzende Neuseeländerin Betty ihm
erklärte: „Das sieht für Dich wohl ein wenig komisch aus.
Aber so ist das hier bei uns. Happy hour. Zwei Bier zum
Preis von einem, da muss man doch zuschlagen.“ Und
innerhalb kürzester Zeit stand der Tisch tatsächlich voll
mit Pints von Lion Red oder Heineken. Innerhalb der
nächsten Stunde wurden diese allerdings nahezu vollständig
geleert, man will das Bier ja schließlich nicht
warm werden lassen. Die Unterhaltung danach fand auch
entsprechend auf verändertem Niveau statt. Einer schlief
ein, andere gingen nach Hause oder einfach nur raus, um
sich dort konzentrierter unwohl fühlen zu können.
Diese kleine Geschichte ist keine ungewöhnliche Anekdote.
Die Jugend in Neuseeland hat ein Alkoholproblem.
In seiner Art ist es nur noch mit Australien oder Großbritannien
vergleichbar. Junge Kiwis neigen zu „Binge
Drinking“ wie man das hier bezeichnet. Innerhalb kurzer
Zeit werden große Mengen Alkohol konsumiert. Die
jungen Neuseeländer schaffen es damit sogar, auf dem
Münchner Oktoberfest unangenehm aufzufallen, wo sie
in kürzerer Zeit mehr Bier zu sich nehmen als selbst die
gestandenen Trinker aus anderen Ländern.
Die Regierung in Neuseeland versucht schon seit Jahren
mit verschiedenen Methoden, diesem Problem
beizukommen.
Erst im Jahr 1999 wurde das Alter für erlaubten Alkoholkonsum
von 21 Jahre auf 18 Jahre herabgesetzt. Die Idee
war, die Jungendlichen früher an den Alkohol zu gewöhnen,
obwohl natürlich auch die Interessen der Brauereilobby
mit eine Rolle spielten. Bis zu diesem Zeitpunkt
war Alkohol neben „On-Premise“, also in Restaurants, nur
in sogenannten „Liquorstores“ erhältlich, ab Weihnachten
1999 konnte man nun auch Wein, zwei Jahre später
auch Bier im Supermarkt kaufen. Aber natürlich änderte
das nichts an der Einstellung junger Trinker zum Alkohol
und die weitergehende Verfügbarkeit hatte keinerlei Auswirkungen,
weder in der einen noch in der anderen Richtung.
Erst im Jahre 2006 scheiterte ein Versuch, das „Legal
Drinking Age“ wieder auf 20 Jahre heraufzusetzen.
Das Aufkommen der sogenannten Alkopops – mit Alkohol
versetzte Limonaden in Designerflaschen – Ende der
1990er-Jahre haben das Problem in Neuseeland noch
verschärft. Jetzt war der bittere, durchaus gewöhnungsbedürftige
Geschmack des Bieres kein Hindernisgrund
mehr beim Betrinken. Mittlerweile sieht man in allen
Bars die jungen Leute mit leuchtend-bunten Tattoo-Flaschen,
La Vie oder Vodka Cruisern herumstehen und permanent
daran nippen. Diese Getränke schmecken an sich
nur süß und nach irgendeinem künstlichen Aroma. Der
Alkoholanteil geht dabei vollkommen im Aromamix unter
und spielt dabei nur in seiner Wirkung eine Rolle.
Um diesen unmäßigen Umgang der Kiwis mit Alkohol zu
verstehen, muss man ein wenig in die neuseeländische
Geschichte zurückblicken. In den ersten Jahrzehnten der
Kolonisierung der beiden Hauptinseln kamen zuerst Seeleute
und vor allem Walfänger hierher. Diese waren ein
hartes Leben auf See gewöhnt und hatten deshalb einen
rauen Umgang untereinander sowie einen schlechten
Einfluss auf die ansässige Bevölkerung. Es war üblich,
82 01 | 2009 © 360° Neuseeland
sich bei Landgang volllaufen zulassen, vor allem mit billigem
Gin. Alkoholbasierte Gewalt und Exzesse waren an
der Regel, was zu entsprechenden Gegenreaktionen bei
der Bevölkerung führte.
Bereits in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts gründeten
sich die ersten Gesellschaften gegen Alkoholkonsum,
die im Laufe der Zeit immer mehr an politischem Einfluss
gewannen. Da sich die Hauptgruppe an Zuwanderern aus
England, einem Land, in dem auch eher eine unterentwickelte
Trinkkultur vorherrschte, rekrutierte, konnte sich
diese Bewegung mit der Zeit stark durchsetzen, sodass
zunehmend prohibitive Gesetze erlassen wurden. So
durfte Wein in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts
beispielsweise nur noch in Hotels verkauft werden,
nicht jedoch von den Weingütern, die diese herstellten.
Hierunter litten in erster Linie die Winzer, zu dieser
Zeit überwiegend dalmatinische Kroaten, die als jüngste
Einwanderergruppe auch ihre Weinkultur mitbrachten.
Lange Zeit war der Alkoholkonsum in Restaurants verboten,
weswegen findige Gastronomen meistens Wein in
Softdrinkflaschen anboten, damit eine eventuelle polizeiliche
Kontrolle keinen Verdacht schöpfen konnte. Mit der
Stationierung amerikanischer Soldaten während und nach
dem Zweiten Weltkrieg wurde das aus ökonomischen
Gründen etwas gelockert, wollte man der Bevölkerung
doch dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Aus jener Zeit
stammt auch die immer noch existente, beliebte Möglichkeit
des „BYO“, des „Bring Your Own“, die Erlaubnis, seinen
eigenen Wein in einem Restaurant mitzubringen, das
eventuell ansonsten über keine Alkohollizenz verfügte.
Das einschneidendste Gesetz, das wohl letztendlich zur
Eigenart der Kiwis als Schnelltrinker geführt hatte, war
jedoch die äußerst frühe Sperrzeit der neuseeländischen
Pubs. 1917 verlegte die Regierung „vorübergehend“ die
gültige Sperrstunde auf 18 Uhr, um damit – wie sie verlautbaren
ließ – die Effizienz der Kriegsproduktion zu
erhöhen. Wie so oft haben vorübergehende Gesetze eine
lange Lebensdauer. Dieses beispielsweise galt tatsächlich
bis 1967, als sich die Neuseeländer endlich mit Erfolg
dagegen zur Wehr setzen konnten und die Regierung
die Sperrzeiten wieder aufhob. Dazwischen erlebte Neuseeland
das, was als „six o’clock swill“ bekannt wurde.
Fast zwei ganze Generationen an Neuseeländern waren
gezwungen, in der Zeit zwischen Arbeitsende, in der
Regel 17 Uhr, und dem Schließen der Pubs um 18 Uhr,
sich möglichst viel Bier zu genehmigen. Um hierbei die
Konsumgeschwindigkeit zu erhöhen, wurden die Gläser
gar nicht mehr erst zurückgegeben, sondern nur noch mithilfe
eines weit reichenden Bierschlauches nachgefüllt.
Aber auch in den Jahren nach der Liberalisierung konnten
die Neuseeländer nicht wirklich eine Trinkkultur aufbauen.
Wenn Erwachsene Neuseeländer Essen gehen,
dann wird in der Regel ein Babysitter organisiert. In den
Restaurants Neuseelands sieht man so gut wie keine Kin-
360° Autor: Florian Berger
Report Wine & Gourmet
Der gebürtige Münchner Florian
Berger, Jahrgang 1969, kehrte seiner
früheren Karriere als Unternehmensberater
den Rücken und
entschied sich Ende der 1990er-
Jahre dafür, ein paar Jahre in Neuseeland
zu leben. Er verliebte sich
in das Land und seine Menschen
und so war es nur natürlich, dass
er sich mit neuseeländischem
Wein eines der schönsten Produkte
auswählte, um es als Importeur in Europa populär zu
machen. Er ist mittlerweile einer der namhaftesten Experten
auf diesem Gebiet und betätigt sich nebenbei als Journalist und
Promoter der neuseeländischen Cuisine und Lebensart.
wine@360grad-medien.de
der; diese haben am (gemäßigten) Alkoholkonsum der
Eltern kaum teil. Es ist unüblich, wie beispielsweise in
den meisten Ländern Europas, dass Kinder öfter mal vom
Wein der Eltern nippen oder vielleicht einmal ein eigenes
kleines Glas mit verdünntem Bier bekommen.
Und so bleibt für den jungen Kiwi der Genuss von Alkohol
eines der wichtigsten Ziele in seinem frühen Leben, das
wahre Zeichen der Volljährigkeit, da man ja bereits mit 16
seinen Führerschein bekommt (bzw. mit 15 unter Aufsicht
Auto fahren darf). So lernen die jungen Neuseeländer nie
wirklich den Umgang mit Alkohol in kultiviertem Umfeld,
sondern eher bei Trinkpartys nach dem 18. Geburtstag.
Die mittlerweile Einzug haltende Weinkultur in Neuseeland,
die fast schon boomartig in den letzten zehn Jahren
aufgetaucht ist, hat sich bisher noch nicht nachhaltig auf
die Erziehung im Umgang mit Alkohol ausgewirkt. Nach
wie vor sieht man die jungen Leute in Bars beim zügigen
Genuss von Bier und Alkopops, während die Generation
ab 40 in den guten Restaurants der Weinregionen oder
den größeren Städten unter sich bleiben.
Weder eine Änderung der Altersgrenzen oder eine Einschränkung
der Erhältlichkeit von Alkohol werden eine
Auswirkung haben, um den Umgang mit Alkohol zu verbessern.
Neuseeland bräuchte dringend einen edukativen
Ansatz, der auch und vor allem die Eltern mit einbezieht, die
selbst ja nie gelernt haben, mit Alkohol richtig umzugehen.
Und das fängt tatsächlich damit an, dass man seine Kinder
ruhig mitnehmen sollte, wenn man am Abend ausgeht. Das
ist dann vielleicht ein wenig unbequemer, aber auf lange
Frist wesentlich familiärer. Und das zeigt den Kindern, dass
der Konsum von Alkohol nichts Besonderes ist, auf das man
hinfiebern müsste, sondern Teil des täglichen Lebens: In
Maßen ein Genuss und nicht in Massen ein Muss. ° (FB)
© 360° Neuseeland 01 | 2009 83
Business & Lifestyle Report
Eine perspektivische
Betrachtung der
neuseeländischen Wirtschaft
Die neuseeländische Regierung hat ein komplexes
Einwanderungssystem geschaffen, um für die neuseeländische
Wirtschaft möglichst gut zu integrierende
Einwanderer zu gewinnen. Immigration New Zealand
(INZ), die neuseeländische Einwanderungsbehörde,
differenziert anhand eines Punktesystems, wer reinpasst
und wer nicht. Man geht dabei davon aus, dass die, die
in die vorgefertigte Schablone des Punktsystems passen,
auch gut in die neuseeländische Wirtschaft zu integrieren
sind. Aber ist das auch wirklich der Fall?
Aus meiner Erfahrung sowohl mit Kunden als auch mit
hiesigen Behörden ist das eine sehr einseitige Betrachtung.
Nicht berücksichtigt wird die Perspektive der Einwanderer,
also die Sicht des Kunden. Werden seine Erwartungen
erfüllt? Kann er sich mit seiner Arbeitsleistung
oder seinen geschäftlichen Aktivitäten so einbringen, wie
er sich das vorstellt?
Schwierige Fragen für Neu-Neuseeländer, die sich auf die
offiziellen Informationen der Behörden und die weniger offizielle
Gerüchteküche der Foren verlassen. Die Neuseeländische
Wirtschaft ist für die meisten Deutschen ein unbeschriebenes
Blatt, woher soll man also wissen, ob man sich
da integrieren kann? Was ist das, die neuseeländische Wirtschaft?
Landwirtschaft und Tourismus – das wird wohl jedem
auf Anhieb einfallen, aber das kann doch nicht alles sein!
360° Autor: Peter Hahn
Peter Hahn ist ein ehemaliger Rechtsanwalt
aus Berlin, der seit 1992 mit
seiner Familie in Wellington lebt. Er
ist Autor des Neuseeland-Bestsellers
„Für immer Neuseeland“ und
Geschäftsführer zweier Beraterfirmen,
Hahn & Associates Ltd und
New Zealand Companies and Trust
Services Ltd. Peter Hahn ist ein
gefragter Neuseeland-Spezialist für
alle, die mit dem Gedanken spielen,
nach Neuseeland auszuwandern, dort Geschäfte zu machen
oder zu investieren. Direkt am Strand in Eastbourne, Wellington,
lebt er mit seiner neuseeländischen Frau und zwei Kindern
den Kiwi-Lifestyle, von dem viele seiner Kunden träumen.
Stuktur der Wirtschaft Neuseelands
Bis Mitte der 1970er-Jahre bestand Neuseelands Wirtschaft
in der Tat fast ausschließlich aus Landwirtschaft.
Neuseeland war ein Agrarland mit im Wesentlichen einem
Handelspartner, England. Der Spitzname, „Vorgarten Englands“,
war also durchaus zutreffend – und als Vorgarten
ließ es sich sehr gut leben. Der Export von Wolle, Fleisch
und Milchprodukten war so lukrativ, dass der Lebensstandard
in Neuseeland in den 1960ern und 1970ern zu
den besten der Welt gehörte und höher eingestuft wurde
als der Lebensstandard Australiens oder Westeuropas.
Zwei Ereignisse im Jahr 1973 führten jedoch zum Zusammenbruch
der Wirtschaft in den 1980er-Jahren: Der Beitritt
Großbritanniens in die EU (damals noch EWG) und
die Ölkrise. Insbesondere die EWG wurde zum Todesstoß
für das neuseeländische Wirtschaftsmodell. Neuseeland
unterlag jetzt den EWG Zollbestimmungen wie
jeder andere Nichtmitgliedsstaat auch. Der Export nach
Großbritannien sank von 65 Prozent im Jahr 1955 auf
sechs Prozent im Jahr 2000!
Der wirtschaftliche Bankrott Neuseelands führte in den
1980er-Jahren zu einer der drastischsten Wirtschaftsreformen
der westlichen Welt. Von einer hochregulierten,
staatlich kontrollierten Wirtschaft, die vom Verkauf landwirtschaftlicher
Produkte an im Wesentlichen einen
Abnehmer abhing, zu einer der freiesten und dereguliertesten
Volkswirtschaften der Welt mit einer Vielzahl
von Exportprodukten an eine Vielzahl von Abnehmern
in aller Welt. Im Doing Business 2009 Report der International
Finance Corporation (IFC) und der Weltbank
rangiert Neuseeland an zweiter Stelle hinter Singapore
auf der Skala der Länder, in denen man am einfachsten
Geschäfte machen kann. Deutschland ist auf Platz 20 von
181 Ländern der Welt (vgl. www.doingbusiness.org).
Reformen führen zur Verbreitung
der wirtschaftlichen Aktivitäten
Tourismus hat sich seit Einführung der Wirtschaftsreformen
zum zweit wichtigsten wirtschaftlichen Standbein
entwickelt. Der Erfolg Neuseelands als Urlaubsdestination
liegt nicht nur an der schönen Landschaft und den
offenen Menschen hier, sondern auch an der geschickten
Vermarktung Neuseelands als Abenteuerspielplatz und
84 01 | 2009 © 360° Neuseeland
in letzter Zeit zunehmend auch als Destination für wohlhabende
Luxusurlauber.
Die Konzentration auf geschäftliche Nischen hat sich
auch in anderen Bereichen als Erfolgsrezept entpuppt.
Neuseeland ist zu klein und zu weit von anderen Märkten
entfernt, um in prestigekräftigen Industrien, wie Auto-
und Flugzeugindustrie, mithalten zu können. Neuseeland
hat daher keine Autoindustrie. Trotzdem werden gewisse
Nischen von neuseeländischen Firmen bedient. Ein Beispiel
ist die Firma Ion Ltd, die Ford in den USA mit in
Neuseeland hergestellten Alufelgen beliefert. Was für
die neuseeländische Firma ein Großauftrag ist, lohnt für
den Riesenkonzern Ford nicht das Fließband anzustellen!
Oder die kleine Firma Racetech (www.racetech.co.nz) in
Wellington, die sich auf Autositze spezialisiert hat und
weltweit exportiert. Neuseeland hat auch keine Flugzeugindustrie,
trotzdem nutzen Airbus, Bell Helicopter und
Pratt & Whitney die Dienste und 3D-Softwareprodukte der
Firma Right Hemisphere (www.righthemisphere.com).
Icebreaker – Hersteller von Sport- und Freizeitkleidung
Erfolgsgeschichten: Selfmade-Men
Unternehmerische Erfolgsgeschichten sind in Neuseeland,
einem Land das sich gerne als Underdog sieht, der
erfolgreich und pfiffig in höheren Gewichtsklassen boxt,
sehr beliebt. Die Medien berichten gerne und häufig über
den „Selfmade Man“, den „Entrepreneur“, der aus dem
Nichts ein erfolgreiches Unternehmen aufbaut. Zwei der
erfolgreichsten Selfmade-Men Neuseelands sind Jeremy
Moon und Sam Morgan.
Jeremy war 24, als er zufällig über das Produkt eines neuseeländischen
Merino-Schaf-Farmers stolperte. Seine
Firma Icebreaker (www.icebreaker.com) ist ein Hersteller
von Sport-Freizeitkleidung aus neuseeländischer Merino
Wolle. Merino Wolle ist eine weiche und strapazierfähige
Wolle, die sich besonders für Outdoors eignet und direkt
Report Business & Lifestyle
Screenshot: www.trademe.co.nz
Werbekampagne der Firma Icebreaker
auf der Haut getragen werden kann. Die Entstehungsgeschichte
erzählt Jeremy Moon, der Firmengründer ausführlich
auf der Webseite.
Sam war 23, als er auf der Suche nach einer Heizung für
seine Wohnung auf die Idee kam, das Produkt via Internet-Auktion
zu handeln. Er kannte die Erfolgsgeschichte
von Ebay und fing an, im Jahre 1999 eine ähnliche Auktionsseite
für Neuseeland aufzubauen, Trademe (www.
trademe.co.nz). Ebay hat in Neuseeland nie Fuß fassen
können und Sam verkaufte „Trademe“ im Jahr 2006
für 700 Millionen NZ$ (ca. 350 Millionen €) an Fairfax,
einen australischen Medienkonzern.
Geschäftlicher Erfolg hängt in Neuseeland stark von der
Innovationskraft ab und wie man sich geschickt von internationalen
und größeren Konkurrenten abgrenzen kann.
Manche nutzen sogar Situationen zu ihrem Vorteil aus,
die auf den ersten Blick nachteilig erscheinen. Wenn Europa
und andere Märkte schlafen, ist es Tag in Neuseeland.
Dienstleister wie das Übersetzungsbüro, NZTC International
(www.nztranslation.co.nz), oder sogar ein Schreibbüro
(www.typingnz.com) nutzen den Zeitunterschied zu ihrem
Vorteil. Jobs, die kurz vor Büroschluss in Europa in Auftrag
gegeben werden, sind am folgenden Morgen erledigt!
© 360° Neuseeland 01 | 2009 85
Business & Lifestyle Report
Small Business is Big Business
Auch wenn nicht jeder neuseeländische Unternehmer
so erfolgreich und innovativ sein kann wie Jeremy Moon
oder Sam Morgan, ist Neuseeland trotzdem ein Land der
Kleinunternehmer. Small Business is Big Business! Der
typische Kiwi träumt davon, sein eigener Boss zu sein
und viele verwirklichen ihren Traum auch irgendwann
im Leben. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider:
86 Prozent aller Firmen haben weniger als fünf Angestellte,
96 Prozent haben weniger als 20 Angestellte und
weniger als ein Prozent neuseeländischer Unternehmen
stellen 100 oder mehr Leute an!
Ingo Schleuss mit dem Electra Business of the Year Award
Die Größe einer Firma wirkt sich natürlich direkt auf das
Arbeitsumfeld der Arbeitnehmer aus. Wer in Deutschland
bei VW oder BMW als Mechaniker schraubt, wird sich hier
in Neuseeland mächtig umstellen müssen. Andere Autos,
ältere Autos und andere Verantwortungsbereiche!
Aber auch in Bereichen wie IT, wo man meinen sollte,
es handele sich um eine globale Industrie, wo Länderunterschiede
nicht so groß sein sollten, kann es zu Überraschungen
kommen. Zwar haben hier die Banken,
Telekoms, Verwaltungsbehörden und andere große Konzerne,
wie Fonterra (www.fonterra.com), selbstverständlich
die gleichen Bedürfnisse wie Mercedes, Siemens,
Allianz oder AEG. Das Problem ist nur, solche Unternehmen
gibt es hier nicht viele, und die unzähligen Firmen,
die bis zu 20 Angestellte haben, stellen nur selten einen
IT-Spezialisten in Vollzeit an! Das hat zur Folge, dass die
Computerleute, die nicht bei den wenigen großen Firmen
unterkommen, echte Schwierigkeiten haben können,
eine feste Anstellung zu finden – und das, obwohl
doch jeder von den diversen offiziellen Listen weiß, dass
Neuseeland dringend IT-Fachkräfte sucht!
Die Tatsache, dass es nur wenige große Arbeitgeber in
Neuseeland gibt, hat sicher dazu beigetragen, dass es in
Neuseeland einfach ist, sich selbstständig zu machen –
aus bürokratischer Sicht jedenfalls. Eine mit einer GmbH
vergleichbare Firma (limited liability company) ist schnell
und unkompliziert gegründet und Stammkapital in Höhe
von einem Dollar ist ausreichend. Selbst als nicht ansässiger
Ausländer kann man hier eine Firma unkompliziert
gründen. Die bürokratische Unkompliziertheit bedeutet
natürlich nicht, dass unternehmerische Ambitionen
auch zum Erfolg führen. Aus Deutschland eingewanderte
Unternehmer stehen in Neuseeland zunächst vor
dem buchstäblichen Nichts. Alles ist neu! Neuer Markt,
neue Gepflogenheiten, neues Rechts- und Steuersystem
und, nicht zu vergessen, keine Beziehungen!
Viele schaffen den Sprung
in die Selbstständigkeit
Trotzdem schaffen es immer wieder welche und zwar in
den verschiedensten Branchen. Besonders beliebt ist das
Gastgewerbe, also jede Art von Gastronomie und Beherbergung.
Cafés, Restaurants, Backpacker, Lodges, Hotels
und Motels – gibt es alles in deutscher Hand. Jeder Neuseeland-Tourist
wird sein eigenes „hier wird Deutsch
gesprochen“ Erlebnis gehabt haben. Deutsche Unternehmer
in anderen Branchen sind für den Touristen weniger
auffällig, aber deswegen nicht minder erfolgreich, wie
die folgenden exemplarischen Fälle aus meinem Kundenkreis
zeigen.
Ingo Schleuss hat mit seiner Firma CBS, Company Branding
Shop Ltd (www.shirt.co.nz) dieses Jahr gleich zwei
herausragende Erfolge erzielt, und zwar mit dem „Electra
Business of the Year Award“ für die Region Kapiti
Horowhenua (www.electra.co.nz/promotions/index.htm)
und mit einem Sonderauftrag für das neuseeländische
Olympiateam. CBS ist ein Textilveredlungsunternehmen in
Levin, einem kleinen Ballungszentrum („cluster“) für Textilunternehmen,
ungefähr eine Stunde nördlich von Wellington.
Das Unternehmen besteht seit 1999 und beschäftigt
sechs Angestellte. Ingo und seine Familie waren bei
den ersten Einwanderern, die anhand der damals noch
neuen Entrepreneur Category eingewandert sind. Heute
ist die Firma CBS fest in der lokalen Textilindustrie verankert
und hat unter anderem das neuseeländische Olympiateam
beliefert. Trotz der (aus deutscher Sicht) kleinen
Größe von nur sechs Angestellten hat CBS beim Electra
Business of the Year Award insbesondere durch hohe
Wachstumsraten bestechen können. Das Unternehmen ist
typisch für Neuseeland: klein aber fein und auf lukrative
Nischen fokussiert.
Harmut Reichert möchte noch mehr wachsen, größer
werden und mehr Mitarbeiter beschäftigen, denn er kann
mit seinen momentan zehn Beschäftigten die Nachfrage
nicht ausreichend bedienen. Seine Firma arfi (Architectu-
86 01 | 2009 © 360° Neuseeland
ral Roof & Facade Innovations Ltd) ist ein Handwerksunternehmen,
das innerhalb von zwei Jahren von zwei Mitarbeitern
(Hartmut und seinem Geschäftspartner, Albert
Sturzenegger) auf zehn Beschäftige gewachsen ist.
„Schnelleres und weiteres Wachstum ist momentan aufgrund
des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften nicht
möglich“ sagt Hartmut Reichert. arfi ist eine hoch spezialisierte
Dachdeckerfirma, die in ganz Neuseeland Aufträge
an Land zieht. Dachdecken in Neuseeland ist Metallverarbeitung,
denn Ziegeldächer sind hier die Ausnahme.
arfi verwendet Zink, Kupfer und Aluminium für die Dach-
und Fassadensysteme, die in der eigenen Werkstatt hergestellt
werden. Das Material importiert Hartmut selbst
aus Deutschland. Auch die Spengler (auch bekannt als
Dachklempner oder Flaschner), die er beschäftigt, sind,
aufgrund des Arbeitskräftemangels in Neuseeland, meist
aus Deutschland oder der Schweiz.
Noch ganz neu in Neuseeland ist die Firma ECCE Terram
Ltd (www.ecce-terram.co.nz), die in der Region Wellington
seit Anfang 2008 ein kleines Rechenzentrum betreibt.
ECCE Terram ist noch mit einem Fuß in Deutschland, wo
neun Mitarbeiter Rechenzentren in Köln und Oldenburg
betreiben. Während in Deutschland im etablierten Markt
noch gesicherte Einkünfte generiert werden, wird der
neue und noch unbekannte Markt in Neuseeland aufgebaut.
Auf dem neuseeländischen Markt greift ECCE Terram
auf in Deutschland bewährte Produkte, wie Rechenzentrumsdienstleistungen,
Content Management und
digitale Fotosoftware zurück, musste jedoch feststellen,
dass der Markt sich in Neuseeland anders verhält.
Frank Simon, der Geschäftsführer, hat aber inzwischen
ganz andere Lücken und Nischen entdeckt: „Inzwischen
haben wir gemerkt, dass es im Bereich der Suchmaschinen-Optimierung
in Neuseeland ein hohes Potenzial
gibt“. Ganz besonders stolz ist er darauf, dass sein neuseeländisches
Rechenzentrum sogar von einem deutschen
Finanzdienstunternehmen genutzt wird, das aus
den verschiedensten Gründen Wert darauf legt, dass ihr
Server in Neuseeland stationiert und gehostet wird.
Gibt es ein Rezept für eine
erfolgreiche Auswanderung?
Gibt es ein bewährtes Rezept für die erfolgreiche Integration
als Arbeitnehmer oder Unternehmer? Die Frage
ist, wie so oft, nicht einfach zu beantworten. Das Konzept,
mit einem Fuß noch in der Heimat zu bleiben,
während in Neuseeland das Geschäft nach und nach
aufgebaut wird, ist einleuchtend, allerdings nur in den
wenigsten Branchen umsetzbar. Die IT-Branche ist da
sicher eine Ausnahme. In den meisten anderen Fällen
gilt, lieber die Zelte in Deutschland komplett abzubrechen,
damit man den Fokus für den Neuaufbau in Neuseeland
nicht verliert. Altlasten in Deutschland lenken
von den Herausforderungen, die in Neuseeland zu meistern
sind, nur ab!
Report Business & Lifestyle
Hartmut Reichert, der Spengler, ist da schon eher ein
Musterfall zum Nachahmen – aber nichts für ungeduldige
Unternehmer! Hartmut ist schon vor über zehn Jahren
ausgewandert, hat sich in den verschiedensten Dingen
versucht, war zwischenzeitlich auch in Australien bei
einer Dachdeckerfirma tätig, wo er seine Geschäftsidee
verfeinerte. Er hat also jahrelang Erfahrungen gesammelt,
bevor er sich aufs Abenteuer Selbstständigkeit in
Neuseeland eingelassen hat.
Neue Kopfbedachung für Neuseelands ältesten
Leuchtturm – Pencarrow Lighthouse
Verkleidung eines Supemarktes in Hastings
Ob als Arbeitnehmer oder Unternehmer, in beiden Fällen
wird der (subjektive) Erfolg davon abhängen, mit welchen
Erwartungen man nach Neuseeland kommt. Wer
gut über die Wirtschaft und das, was einen hier erwartet,
informiert ist, wird selten enttäuscht. Das ist natürlich
leicht daher gesagt, denn hinterher ist man immer
schlauer! Das allgemeingültige Rezept gilt wohl überall
auf der Welt: Harte Arbeit, Ausdauer und Beharrlichkeit
führt auch in Neuseeland irgendwann zum Erfolg – also
doch alles genau wie in Deutschland?! °
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Neuseeland –
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Mehr als sechs Monate segelte die „Endeavour“ durch
die Südsee, bis die Erkenntnis festzustehen schien, dass
es den sagenhaften „Südkontinent“ nicht gab.
Cook kartografierte stattdessen ausführlich Neuseeland,
das er zusammen mit dem heutigen Australien
als eine Doppelinsel auswies. Nachdem die Besatzung
der „Endeavour“ am 28. April 1770 als erste Europäer
die Ostküste Australiens betreten hatte, segelte Cook
nordwärts, fand die Cook-Passage, landete in von ihm
benannten New South Wales und segelte dann durch
die Endeavour-Straße, den südlichsten Teil der Torres-
Straße, westwärts.
Am 13. Juli 1771 war er wieder in England und wurde am
14. August König Georg III. vorgestellt, der ihn persönlich
zum Commander ernannte.
Zweite Südseereise (1772 – 1775)
Am 13. Juli 1772 starteten zwei Schiffe, die „Resolution“
unter Cook und die „Adventure“, zu einer weiteren Forschungsreise.
Am 17. Januar 1773 überquerte die Expedition
als erste den südlichen Polarkreis. Ein paar Wochen
später ging in dickem Nebel der Kontakt zur „Adventure“
verloren.
Da für einen solchen Fall ein Treffpunkt in Neuseeland
vereinbart war, setzte Cook seine Fahrt fort und steuerte
sogar noch weiter südwärts. Er traf Ende März nach
117 Tagen auf See auf die Südspitze Neuseelands, wo er
im Dusky Sound seinen Leuten zwei Wochen Aufenthalt
gönnte und die „Resolution“ überholen ließ. Er hatte im
Zickzack den Bereich um den 60. Breitengrad abgesegelt,
ohne auf einen Kontinent zu stoßen. Als Cook am 18. Mai
den Treffpunkt im Queen Charlotte Sound aufsuchte, wartete
die „Adventure“ schon seit sechs Wochen.
Cook nahm danach Kurs auf Tahiti und die Tongainseln,
wandte sich dann wieder Richtung Neuseeland, das er
am 21. September sichtete. Tage später verlor er wiederum
in schwerem Wetter den Kontakt zur „Adventure“.
Cook hinterließ ihrem Kapitän eine Nachricht, in
der er seine beabsichtigte Route angab. Am 30. Januar
erreichte er den südlichsten Punkt der Reise und beendete
den Vorstoß im Wissen, dass auch dort kein größeres
Land sein könne.
Nachdem er zur Osterinsel, nochmals nach Tahiti, zu
den Neuen Hebriden und wieder zurück nach Neuseeland
gesegelt war, vermisste er die „Adventure“, die dort
auf ihn warten sollte. Nach dem Schiff befragt, wichen
92 01 | 2009 © 360° Neuseeland
History History
die neuseeländischen Maori aus. Später stellte sich heraus,
dass ein Landungsboot mit elf Männern angegriffen,
die Männer getötet und möglicherweise verzehrt worden
waren.
Die „Adventure“ hatte Ende 1773 Neuseeland verlassen
und war im Juli 1774 um Kap Hoorn segelnd in England
angelangt. Sie hatte damit als erste die Erde auf östlichem
Kurs umsegelt. Die „Resolution“ stach im November 1774
in See und kehrte am 30. Juli 1775 nach England zurück.
Dritte Südseereise (1776 – 1779/1780)
Cooks Entdeckungsreisen hatten mittlerweile auch internationale
Beachtung gefunden. Die Regierungen Frankreichs,
Spaniens und der Vereinigten Staaten wiesen
ihre Marineoffiziere an, Cooks Schiffe auch im Kriegsfall
nicht anzugreifen, da alle Länder von den Entdeckungen
Cooks in Form von Seekarten profitierten.
Ende 1776 trafen Cook mit der „Resolution“ und das
zweite Schiff der Expedition, die „Discovery“ unter
Charles Clerke, in der Adventure Bay in Tasmanien
ein. Nach Entdeckung einiger der südlichen Cookinseln
waren die Schiffe im Februar im Queen Charlotte
Sound, Neuseeland. Ende April segelte Cook gen Osten
zu den Tongainseln, weiter zu den Gesellschaftsinseln,
entdeckte Kiritimati. Mitte Januar 1778 erfolgte
Cooks Ende
die Landung auf Kauai. Mit Erstaunen stellten die Seefahrer
die Kultur- und Sprachverwandtschaft zum weit
entfernten Tahiti fest. Cook benannte die Inselgruppe
nach dem Ersten Lord der Admiralität Sandwich-Inseln
(heute Hawaii-Inseln). Es sollte Cooks letzte große Entdeckung
gewesen sein.
Er segelte gen Westen, um das von Francis Drake gefundene
Nova Albion (Kalifornien) zu erforschen, von dort
aus nach Norden über Oregon, die Aleuten, stieß in die
Beringstraße vor. Als ihn der Winter aus den hohen Breiten
vertrieb, nahm Cook wieder Kurs auf die Sandwichinseln
(Hawaii), wo er Ende Dezember in der Kelakekua-
Bucht anlangte, zum Zeitpunkt eines Festes zu Ehren des
Gottes Lono. Das Verhalten seiner Mannschaft brachte
die Hawaiianer dazu, sich gegen ihre Gäste zu wenden:
Ein verstorbener Matrose wurde an einem Platz beerdigt,
der nur Häuptlingen zustand. Die Gäste hatten die
Ehre der Bewohner verletzt. Da Cook zwei Tage später
aufbrach, kam es nicht mehr zu Tätlichkeiten. Als er
jedoch am noch einmal wieder zurückkehrte, um einen
im Sturm beschädigten Mast der „Resolution“ zu ersetzen,
eskalierten die Spannungen: Es kam zu mehreren
Diebstählen und den Versuch, den König dafür als Geisel
zu nehmen, bezahlte Cook am 14. Februar mit seinem
Leben. °
360° Info
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27.10.1728 geboren in Marton bei Middlesbrough
1755 Eintritt in die Royal Navy
1763 Vermessung der Ostküste Kanadas
1768 – 1771 1. Reise zum Pazifik, Kartographierung Neuseelands
1772 – 1775 2. Reise, Übertretung des südlichen Polarkreises
1776 – 1779/80 3. Reise zur Westküste Nordamerikas
14.02.1779 Tod auf Hawaii durch Eingeborene
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© 360° Neuseeland 01 | 2009 93
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Der Haka: Vom Kriegstanz
zur Rugby-Show
Haka-Show in Whakarewarena
Haka bedeutet in der Sprache der Maori
eigentlich „Tanz“ oder „Lied mit Tanz“,
jedoch ist er auch „Kriegstanz“: Traditionell
wurde er bei Konflikten mit anderen
Stämmen „getanzt“; er sollte den eigenen
Kriegern Mut machen, die Gegner einschüchtern
und wurde von dramatisch vorgebrachtem
Sprechgesang der Krieger
begleitet. Bedrohliche Gesten, laute Rufe,
das Stampfen mit den Füßen, das Augenrollen
und das Herausstrecken der Zunge sollten
den Gegnern das Selbstvertrauen nehmen
und ihnen Angst vor der Macht der
Krieger vermitteln.
Mehr als nur ein Tanz …
Die drei wichtigsten Kriegstänze sind „Whakatu Waewae“,
„Tutu Ngarahu“ und „Peruperu“. Sie sind alle
Furcht erregende Schauspiele, um die physische Überlegenheit
und Verfassung der Krieger zu zeigen, sowie
dem Gegner Angst einzujagen. Bei diesen Kriegs-
Hakas werden Waffen getragen. Jeder dieser Hakas hat
besondere Eigenschaften, die ihn typisch machen. Der
„Peruperu“ zeichnet sich durch die hohen Sprünge, bei
Maori
denen die Beine unter den Körper gedrückt werden,
aus. Beim „Tutu Ngarahu“ wird zwar auch gesprungen,
aber eher von Seite zu Seite, während beim „Whakatu
Waewae“ überhaupt nicht gesprungen wird.
Bedrohliche Gesten gehören zum Haka
Aber der Haka ist nicht nur Kriegstanz. Er ist Teil
der traditionellen Willkommens- und Unterhaltungszeremonie
für Gäste. Auch heute noch wird
er bei rituellen oder offiziellen Anlässen durchgeführt,
wie bei politischen Empfängen, Schulfesten
oder Abschlussfeiern. Am meisten aufgeführt wird
der „Haka Taparahi“.
Weitere Arten des Haka sind beispielsweise der
„Negri“, der „Manawa Wera“ oder der „Kaioraora“.
Der „Ngeri“ ist ein Motivationstanz. Die Choreographie
ist sehr frei, sodass ihm jeder Tänzer
selbst Ausdruck verleihen kann. Der „Manawa
Wera“-Haka wird normalerweise bei Beerdigungen
oder bei anderen Gelegenheiten, die um
den Tod kreisen, getanzt. Ähnlich wie der „Ngeri“ hat
er keine Choreographie und wird ohne Waffen aufgeführt.
Um Hass über einen anderen Maori-Stamm auszudrücken,
gibt es den „Kaioraora“. Jeder Stamm hat
über einen anderen Stamm solch einen Haka entworfen,
wobei dieser auch der Grund dafür war. Im Prinzip
ist es fast eine Ehre, der Grund für einen „Kaioraora“
zu sein.
94 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Maori
Text der Ka Mate:
Ka mate! Ka mate!
Ka ora! Ka ora!
Tenei te tangata puhuruhuru
Nana nei te tiki mai
I whakawhiti te ra!
Upane! Upane!
Upane! Ka Upane!
Whiti te ra!
übersetzung aus dem
Englischen:
Ich sterbe, ich sterbe!
Ich lebe, ich lebe!
Siehe da, der haarige Mann,
der die Sonne brachte
und sie scheinen ließ!
Ein Schritt nach oben!
Noch ein Schritt nach oben!
Ein letzter Schritt nach oben!
Dann trete hinaus!
In die Sonne, die Sonne scheint!
Alan Armstrong liefert eine Definition in seinem Buch:
„Maori Games and Haka“: Der Haka ist eine Komposition,
die mit vielen Instrumenten gespielt wird: Hände, Arme,
Beine, Füße, Stimme, Augen, Zunge und der Körper als
Ganzes drücken durch ihre betonten Bewegungen die
verschiedenen Emotionen wie Mut, Ärger oder Freude
aus. Der Haka ist diszipliniert und läuft nach einem
bestimmten Schema, ist aber sehr emotional.
Mehr als alle anderen Aspekte der Maori-Kultur
ist dieser Tanz Ausdruck von Leidenschaft, Vitalität
und Identität des Volkes. Der Haka ist eine Botschaft
der Seele, ausgedrückt durch Worte und
Körperhaltung.
Henera Teowai, ein anerkannter Meister des Haka, wurde
auf dem Sterbebett gefragt, worin die Kunst bestehe, den
Haka zu tanzen. Er antwortete: „Kia korero te katoa o te
tinana – Der ganze Körper soll sprechen!“
Die Rolle der Frauen
Traditionell spielen Frauen bei der Darbietung der Hakas
eine wichtige Rolle. Sie treten sowohl im Haka als auch
solo auf. Einige Hakas werden nur von Frauen aufgeführt.
Sie spielen eine große Rolle in den Zeremonien
und in der Unterhaltung im traditionellen Stammesalltag.
Die Reputation eines Stammes basiert auf der
Aufführung eines Hakas. Die Frauen sind ein integraler
Bestandteil und daher auch fähige Darsteller.
In der modernen Maori-Kultur besteht die weibliche
Rolle bei einem Haka hauptsächlich aus dem unterstützenden
Gesang im Hintergrund. Die Männer
stehen meist im Vordergrund, während die Frauen
im Hintergrund mehrstimmig singen. Dennoch ist
es nicht ungewöhnlich, auch Frauen in vorderster
Reihe zu sehen.
Rugby und der Haka
Die neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft,
die All Blacks, führt vor jedem Länderspiel einen Haka
auf. Erstmals geschah dies 1884, als eine neuseeländische
Auswahl nach New South Wales reiste. Benutzt
werden zwei verschiedene Versionen. Bis 2005 wurde
ausschließlich der Haka mit dem Titel „Ka Mate“ benutzt,
seitdem existiert eine alternative Version in dem neugeschriebenen
„Kapa o Pango“.
Der „Ka Mate“-Haka wurde 1810 durch Te Rauparaha
komponiert, dem Häuptling des Stammes Ngati Toa.
Der Legende nach wurde Te Rauparaha von Feinden
verfolgt. Er versteckte sich in einer Grube, in der Nahrung
gelagert wurde, unter dem Rock einer Frau. Da
ein solches Verhalten bei einem Häuptling undenkbar
war, fühlte er sich sicher. Als er wieder aus der Grube
stieg, wurde er schließlich nicht von seinen Verfolgern
entdeckt, sondern von einem anderen Häuptling,
der ihm freundlich gesinnt war. Aus Erleichterung
führte Te Rauparaha den Ka Mate-Haka auf, der
heute mit den gleichen Worten von den All Blacks
getanzt wird.
Der Haka beginnt mit fünf vorbereitenden Anweisungen
eines einzelnen Anführers, gewöhnlich ein
Maori aus dem Team, danach stimmt die ganze Mannschaft
ein. °
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© 360° Neuseeland 01 | 2009 95
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Das Neuseeland – Lesebuch:
Alles was Sie über Neuseeland
wissen müssen.
Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, ein Buch
zu lesen, das eigentlich am Markt noch nicht erhältlich
ist. So ging es mir Anfang Oktober, als ich das Neuseeland-Lesebuch
als elektronisches Dokument auf dem
Bildschirm hatte. 300 Seiten ausdrucken? Nein, der
Umwelt zuliebe lieber nicht und daher musste – auch
wenn es sich innerlich in mir gesträubt hat – der Bildschirm
herhalten.
Der Anspruch des Untertitels ist eigentlich kaum erfüllbar:
Alles, was Sie über Neuseeland wissen müssen! Es
sei aber bereits vorweggenommen: Wenn ein Buch diesem
Anspruch nahe kommt, dann ist es das Lesebuch der
Autoren Dörthe und Volker Heyse.
Schon die Einleitung bietet schlagwortartig Informationen,
die auch unter Neuseeland-Fans nicht allseits
bekannt sind. Nun wissen zwar unsere Leser der ersten
Stunde, dass der Erfinder der Einwegspritze, Collin
Murdoch, aus Neuseeland kommt (360° Neuseeland,
Ausgabe 5/2008, S. 69). Aber viele Dinge, die die Autoren
während mehrerer Neuseelandaufenthalte oft in
mühsamer Kleinarbeit zusammen getragen haben,
sind für die meisten, die sich mit Neuseeland beschäftigen,
neu und interessant. Das Neuseeland-Lesebuch
ist damit beste Unterhaltung über die Geschichte,
Gegenwart und Zukunft, über das Leben der Menschen,
über den Naturreichtum und die Bemühungen
um seine Erhaltung, über Kreativität und Humor in
Neuseeland.
Das Buch ist insbesondere denjenigen wärmstens zu
empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, nach
Neuseeland auszuwandern. Ausführliche Informationen
über Wirtschaft und Bildungswesen sind hier sorgfältig
zusammengetragen worden. Hierbei wird nicht die
rosarote Brille aufgesetzt, sondern möglichst neutral
berichtet.
Nebenbei erfährt man auch, wie das Land auf den Hund
gekommen ist und dass das Rauchverbot in öffentlichen
Gebäuden und Restaurants ohne nennenswerte Gegenwehr
eingeführt werden konnte.
Books, Calendars & DVDs
Wissenswert ist auch das Kapitel über die Persönlichkeiten,
auf die die Kiwis besonders Stolz sind. Sehr
ausführlich wird insbesondere auf Friedensreich Hundertwasser
eingegangen, der das letzte Drittel seines
71 Jahre währenden Lebens in Neuseeland verbrachte.
Natürlich darf auch ein Abschnitt über den neuseeländischen
Nationalsport Rugby nicht fehlen. Wohl jeder
Neuseeland-Fan hat schon einmal von den All Blacks und
ihrem Haka vor Spielbeginn gehört. Aber reicht das für
ein Gespräch mit einem Neuseeländer über seinen Nationalsport?
Daher ist die kurze Einführung in die Geschichte
(inklusive der Erklärung wie es zu dem Namen der Truppe
kam) mehr als hilfreich für den Smalltalk in Neuseeland.
Soziale Studien, insbesondere über Teenager und Senioren,
nehmen ebenfalls einen breiten Raum ein. Hier
werden auch die für deutsche Verhältnisse eher untypischen
Seniorendörfer, die in Neuseeland weit verbreitet
sind, beschrieben.
Ein weiteres Highlight des Werkes von Dörthe und Volker
Heyse ist die Vorstellung der Kleinstadt Marton im Südwesten
der Nordinsel als typische neuseeländische Kleinstadt.
Hierbei beschränken sich die Autoren nicht auf
eine Beschreibung der Stadt, sondern sprechen sowohl
mit dem Bürgermeister als auch mit eher zufällig ausgewählten
Einwohnern über die Stadt und entwickeln
damit eine interessante Momentaufnahme des typisch
neuseeländischen Kleinstadtlebens.
Spannend ist auch das Kapitel über die Geschichte und
die wirtschaftliche Bedeutung des Kauri-Baumes in der
Vergangenheit. In der Zeit zwischen 1800 und 1900
wurden in einer Art Raubbau drei Viertel des gesamten
Kauribestandes abgeholzt. Zwar verringerte sich das
Abholzvolumen, aber erst 1986 wurde der Kauri unter
Naturschutz gestellt. Auch erfährt man mehr über den
Gumdigger, der das wertvolle Kauriharz sammelte, das
die Europäer zur Herstellung von hochwertigen Lacken,
Farben, Linoleumfußböden, Siegelwachs, Kerzen, Klebern
für den Schiffbau, Formen für Zahnprothesen und
für vieles andere mehr nutzten.
Sehr viel Wert legen die Autoren auch auf die Klärung
des Verhältnisses zwischen Maori und den Pakehas,
den weißen Einwanderern, sowie eine Beschreibung
96 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Books, Calendars & DVDs
des Lebens und der Traditionen der Maori, der Tätowierungskunst
und natürlich der Sprache der Maori.
Wichtig für jeden (potenziellen) Urlauber ist auch das
Kapitel „Der Apfel des Anstoßes“, dessen Lektüre davor
bewahrt, 200 NZ$ Strafe zu zahlen. Allein dieser Tipp ist
schon ein Mehrfaches des Kaufpreises wert.
Nähert man sich dem Ende des Buches, wird auch noch der
Frage nachgegangen, wie deutsch Neuseeland ist. Dabei
wird zum einen der deutsche Einfluss auf die Geschichte
Neuseelands untersucht. Aber auch die Motive der Auswanderung
Deutscher nach Neuseeland nehmen einen
breiten Raum ein (unterschieden nach verschiedenen
Zeiträumen). Beispielhaft wird auch die Geschichte von
Puhoi erzählt, einem Dorf , das noch heute durch Egerländer
Auswanderer in den 1860er-Jahren geprägt ist.
Abschließend sei gesagt, dass Dörthe und Volker Heyse
ein Werk gelungen ist, das seinesgleichen sucht. Man
spürt förmlich in jedem Satz, mit wie viel Begeisterung
das Buch geschrieben worden ist. Und wie intensiv sich
beide mit Neuseeland beschäftigt haben, zeigt nicht
zuletzt die umfangreiche Literaturliste, die bei der Erstellung
des Buches zugrunde gelegt worden ist.
In einem Satz zusammengefasst: Wer mit Neuseeland
mehr verbindet als einen einmaligen Urlaub, der wird an
diesem Buch nicht vorbeikommen. ° Andreas Walter
Rother Wanderführer Neuseeland
Dörthe Heyse/
Volker Heyse
Das Neuseeland –
Lesebuch: Alles, was
Sie über Neuseeland
wissen müssen.
MANA-Verlag, Berlin,
1. Aufl. Dez. 2008
300 Seiten, zahlr. z. T.
farbige Abbildungen,
19,80 € (D), 20,40 € (A).
ISBN
13 978-3-934031-64-7
In Neuseeland ergeben sich aufgrund der Größe des
Landes und einem kaum enden wollenden Netz von
gut präparierten und markierten Wanderwegen unzählige
Möglichkeiten, die ursprünglichen Schönheiten des
Landes zu entdecken. Mit einer Auswahl von 65 Tou-
renvorschlägen bietet dieser Führer einen umfassenden
Überblick über die zahlreichen Wandermöglichkeiten
auf den drei größten Inseln Neuseelands. Dabei werden
ebenso kleine Ausflüge entlang zerklüfteter Küstenabschnitte
beschrieben wie auch Tagestouren.
Jede Tourenbeschreibung in diesem Wanderführer wird
durch ein farbiges Wanderkärtchen mit eingetragenem
Routenverlauf, ein Höhenprofil und einen übersichtlichen
Steckbrief, der alle wichtigen Angaben enthält, ergänzt,
sodass einer optimalen Planung und Organisation des
Wanderurlaubs nichts mehr im Weg steht. In dem Steckbrief
wird neben dem Ausgangspunkt der Wanderung und
dem Höhenprofil auch auf die Anforderungen der Wanderung
sowie auf mögliche Varianten eingegangen. Aufgrund
einer farbigen Kennzeichnung ist auch der Schwierigkeitsgrad
der Wanderung sofort erkennbar. Auch eine Top Ten
der schönsten Wanderungen Neuseelands (die natürlich
immer subjektiv ist und bleibt) darf nicht fehlen.
Alles in allem ist der Rother Wanderführer ein Muss für
jeden Neuseeland-Urlauber, der sich die ein oder andere
Wanderung vorgenommen hat. °
APA Guide Neuseeland
Sylvia Seligmann/
Matthias Dollmann
Rother Wanderführer
Neuseeland
Bergverlag Rother, München,
1. Aufl. 2006
216 Seiten mit 143 Farbabbildungen,
65 Höhenprofile, 65
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Bereits nach kurzem Blättern erkennt man die Stärken
des APA Guide Neuseeland. Er überzeugt vor allem
durch traumhafte Fotos und eine nahezu perfekte Bild-
und Textkomposition. Auch die ausführlichen Hintergrundinformationen
zu Land und Leuten (über 120 der
insgesamt 368 Seiten) über Geschichte, Natur, Menschen,
Kunst und Kultur sind insbesondere für denjenigen,
der bereits vor der Reise mehr über das Land
erfahren möchte, eine ausführliche Informationsquelle.
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© 360° Neuseeland 01 | 2009 97
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Wer allerdings seine Reise detailliert planen möchte, der
wird einen ausführlichen Serviceteil mit Unterkunfts-
und Restauranttipps vermissen, sieht man einmal von
den Top50-Tipps ab. Aber hier täuscht auch ein bisschen
der Titel, denn es sind jeweils die Top Ten der nach Meinung
der Autoren besten Hotels, Restaurants, Shoppingadressen,
Aktivitäten und Feste.
Sicherlich ein Pluspunkt ist auch die in der Premiumedition
inkludierte DVD – auch wenn diese bei weitem
nicht mit anderen Filmen (z. B. den in dieser Ausgabe
besprochenen Werken von comfilm und Magic Blue
Planet) mithalten kann.
Insgesamt ist der APA-Guide für das Schmökern und Blättern
zuhause hervorragend geeignet. Als Reisebegleiter
sollte jedoch ein anderer Reiseführer gewählt werden –
vor allem aus zwei Gründen: Zum einen aufgrund des
eher zurückhaltenden Serviceteils, zum anderen ist es
viel zu schade, den ästhetischen Band mit dem traumhaften
Bildmaterial geknickt und mit Eselsohren nach der
Reise zurück ins Regal zu stellen. °
Thomas Sebastian Frank /
Dr. Jörg Prinz / Klaus-Peter Hütt
APA Guide Neuseeland
Apa Publications c / o
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München, Februar 2008
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farbige Abbildungen, kartoniert
24,95 € inkl. DVD (D)
ISBN 3-8268-2059-2
Klein und handlich, aber dennoch ein ideales Geschenk
für jeden Neuseeland-Fan: Der erste und einzige Neuseeland-Taschenkalender
aus dem MANA-Verlag. Nach
einem kurzen allgemeinen Teil folgt der eigentliche
Wochenkalender, der pro Woche entweder eine interessante
Information zum Land oder ein schönes kleines
Foto bereithält. Abgerundet wird der Kalender durch
einen kleinen Infoteil mit Reisecheckliste, Geschichte,
Maori-Kultur, NZ-Englisch, medizinische Versorgung,
Autofahren in NZ, Freizeit- und Veranstaltungstipps.
Ein weiterer Tipp: Der MANA-Verlag hat für die Freunde
der Südsee und Australiens jeweils einen weiteren
Kalender im Angebot! °
Jack Harte (Hrsg.)
Taschenkalender Neuseeland
2009 (Gültig bis März 2010)
MANA-Verlag, Berlin
192 Seiten, durchgehend vierfarbig
mit ca. 40 z. T. ganzseitigen
Farbfotos, Format:
10 x 15 cm, Broschur
11,00 € (D)
ISBN 978-3-934031-94-4
Kalender: Naturparadies Neuseeland 2009
Traumhafte Bilder bietet der großformatige Kalender
mit dem Titel Naturparadies Neuseeland von Tobias
Hauser. Die Bilder überzeugen durch perfekte Bildkomposition,
außergewöhnliche Motivwahl und brillante
Farben.
Tobias Hauser, Jahrgang 1969, entdeckte schon während
der Schulzeit seine Leidenschaft für die Fotografie.
Nach einer Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker
machte er das Abitur und studierte in Freiburg.
Über die Jahre hat er einen ganz eigenen fotografischen
Stil entwickelt, geprägt durch die Berührung
mit verschiedenen Kulturen auf seinen zahlreichen
Reisen. Er überzeugt nicht nur mit technischer und
konzeptioneller Perfektion, seine Bilder vermitteln
vor allem eine besondere Intimität, eine unmittelbare
Nähe zu den Ländern, die er porträtiert. Tobias Hauser
ist Mitglied der renommierten „laif“ Fotoagentur
in Köln und berufenes Mitglied der GBV (Gesellschaft
für Bild und Vortrag). Seine Bilder wurden bisher in
Büchern, Magazinen, Zeitschriften, Kalender und als
Postkarten veröffentlicht. Bei seinen Diavorträgen gibt
er Einblicke in seine Arbeit und die Welt, in der seine
Fotos entstehen. °
Tobias Hauser
Naturparadies
Neuseeland 2009
Bruckmann Verlag,
München
Kalender mit je einem
Blatt pro Monat
Format 60 x 48 cm,
29,95 €;
ISBN 3-7654-4657-2
98 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Neuseeland auf eigene Faust – Die Nordinsel
Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf Neuseeland einzustimmen,
Informationen und Anregungen für die eigene
Reise zu sammeln und mehr über das schönste Ende
der Welt zu erfahren. Neben der Lektüre von Reiseführern,
dem Blättern in Bildbänden oder dem Scrollen
durch Online-Plattformen bieten Filme über das Land
der Träume zusätzliche lebendige Eindrücke.
Auch Silke Schranz und Christian Wüstenberg haben vor
ihrer Reise nach Neuseeland einige Filme gesehen und
dabei festgestellt, dass sie kein Film so richtig überzeugen
konnte. Was lag also näher für die beiden Filmprofis
als die Kamera einzupacken und einen eigenen Film zu
drehen? Zurück kommen sie mit 26 Kassetten Filmmaterial
mit dem sie in liebevoller Kleinarbeit zwei DVDs produzieren,
jeweils eine über die Nord- und eine über die
Südinsel. Ein Jahr lang sichten sie das Material, schneiden
und unterlegen die Filme mit eigener Musik. Herausgekommen
ist ein einzigartiger Backpacker-Film, der Lust
macht, einfach nur den Flieger zu besteigen und (wieder)
nach Neuseeland zu reisen.
Die Reise beginnt in Auckland und damit auf der Nordinsel.
Mit einem 21 Jahre alten Toyota Corona, den sie auf
einem Backpacker-Carmarket erstehen, begeben sich die
Filmprofis auf eigene Faust in das Abenteuer Neuseeland.
Dabei werden nicht nur die bekannten Plätze abgeklappert,
sie lassen sich treiben, genießen die Freiheit und
bleiben einfach dort, wo es am schönsten ist. Traumhafte
Bilder, individuelle Filmsequenzen und Kommentare, die
einen mehr als einmal schmunzeln lassen. Von Auckland
geht es über Waikato nach Raglan, in das Surferparadies
Neuseelands. Anschließend erfährt der Zuschauer, dass
man am Mount Taranaki, wenn man nicht aufpasst, auch
als schockgefrosteter Touri-Ötzi enden kann. Weiter geht
die Reise über Wellington, Akitio an der Ostküste und
Napier hin zu den Kreidefelsen der Mahia-Halbinsel.
Genießen die beiden Filmemacher dort noch die einsame
Wildnis des East Cape, so klären sie bereits wenige
Szenen später auf, dass das Zorbing bei Rotorua eine
kugelrunde Sache ist, die einem Intensivwaschgang bei
20 Grad nahe kommt. Herzklopfen erzeugende Bilder
vom Fallschirmspringen am Lake Taupo, es folgt eine
eher nüchterne Betrachtung des Tongariro Crossing,
der angeblich schönsten Tageswanderung der Welt und
dann wieder traumhafte Bilder von der Coromandel-Halbinsel.
Die weiteren Highlights sind ein Segeltörn mit der
R. Tucker Thompson durch die Bay of Islands sowie
das Sandboarding am Cape Reinga. Zum Abschluss auf
der Nordinsel wird noch einmal Natur pur in Omapere
geboten, einem Ort, der nichts zu bieten hat als schöne
Landschaft. Und genau deswegen sind Silke Schranz
und Christian Wüstenberg dort. Über den Kauri Park
geht es zurück nach Auckland und hier findet der absolut
empfehlenswerte Film nach 57 Minuten sein Ende.
Und er macht Lust auf mehr, Lust auf den zweiten Film
aus dem Hause comfilm.de, über den wir in der nächsten
Ausgabe berichten werden. °
Silke Schranz /
Christian Wüstenberg
Neuseeland – Die Nordinsel
comfilm.de
57 Min., 12,95 €
Magic Blue Planet: Die wohl umfangreichste
deutschsprachige Neuseelanddokumentation
Von Northland auf der Nordinsel bis Stewart Island: Mit 28
Filmen auf 36 DVDs wurde von Frank Bender, dem Gründer
und Inhaber von Magic Blue Planet, eine nahezu einzigartige
und lückenlose Dokumentationsreihe über das Land
der langen weißen Wolke geschaffen. Teilweise befinden
sich die Filme noch in der Produktion, aber bereits jetzt
wird deutlich, dass es umfassender kaum geht.
Zum Start haben wir uns zwei Filme ausgesucht, die
unterschiedlicher kaum sein können: Stewart Island und
Auckland. Der Film über Stewart Island, die letzte Station
vor der Antarktis und der jüngste Nationalpark Neuseelands,
ist insbesondere für die Liebhaber der Vogelwelt
Neuseelands ein Muss. Ausführliche Beobachtungen
und detaillierte Informationen über die neuseeländische
Vogelwelt bilden den Schwerpunkt des Filmes. Neben
dem Robin, dem Kaka, dem Tui, der Maori-Fruchttaube
und dem Weka spielt während der insgesamt 71 Minuten
natürlich und vor allem der Kiwi eine entscheidende
Rolle. Empfohlen wird auch das Glendaruel Bed & Breakfast,
nicht zuletzt auch durch das Interview mit den Besitzern
Ronnie und Raylene Waddell.
Frank Bender zeigt beginnend mit der Fahrt über die
Foveaux Street über Sequenzen vom Observation Rock,
den Paterson Inlet, Oban, Ulva Island, das Rakiura
Pinboard
© 360° Neuseeland 01 | 2009 99
Pinboard
– ANZEIGE –
Museum bis hin zu einer Dreitages-Wanderung durch
das Inselinnere alle Highlights von Stewart Island.
Mit dem Film über Auckland wechseln wir anschließend
in eine völlig andere Welt. Vom dünn besiedelten Naturparadies
Stewart Island in die Millionenmetropole zwischen
Pazifik und Tasmanischer See. Von Downtown
über den Hafen von Auckland geht es natürlich auch auf
den Skytower, das Wahrzeichen von Auckland. Viel Zeit
nimmt sich Frank Bender, um Museen und Ausstellungen
in der City of Sails vorzustellen. Neben der Ausstel-
Frank Bender
Auckland
magic blue planet
73 Min., 13,49 €
Books, Calendars & DVDs
lung über den America’s Cup finden sich ausführliche
Berichte über das Maritime Museum, das War Museum,
Kelly Tarlton’s Unterwasserwelt und das Howick Colonial
Village. Einen schönen Abschluss findet der 73minütige
Film mit einem Ausflug nach Devonport.
Frank Bender versteht es, nicht nur Bilder zu zeigen, sondern
auch Wissen zu vermitteln. Die Filme sind für alle, die
Neuseeland besuchen und sich auf den Besuch intensiv
vorbereiten wollen, die detaillierteste audiovisuelle Quelle,
die es derzeit auf dem deutschsprachigen Markt gibt. °
Frank Bender
Stewart Island
magic blue planet
71 Min., 12,49 €
100 01 | 2009 © 360° Neuseeland
Website
Neuseelands Experten-Portal
für Reisen, Sprachschulen und
Auswanderungen:
www.nzvillage.com
www.nzvillage.com
NZvillage, das ist die Website mit tief gehenden Informationen,
die Reisende, Schüler oder Auswanderungswillige
brauchen.
Die Website besticht durch ihre Übersichtlichkeit – die
einzelnen Hauptrubriken wie zum Beispiel Community,
Reise buchen, Neuseeland, Wetter sind an der Seite aufgelistet
und lassen sich mit einem Klick in verschiedene
Untergruppen öffnen.
In der Rubrik „Community“ gibt es beispielsweise ein
Experten-Forum, einen Newsletter, das Airline Ranking.
Bei „Reise buchen“ kann man für jede gewünschte Reiseart
Buchungen vornehmen, schnell sind freie Quartiere
aufgelistet, Flüge gebucht, Mietwagenanbieter ausgesucht.
Besonders schön: Die „NZvillage Reisespecials“,
wo diverse Angebote mit Partnern von NZvillage zusammengestellt
wurden.
In der Rubrik „Neuseeland“ finden Auswanderwillige und
Urlauber Wissenswertes rund um die Inseln, die den Einstieg
in das Leben in Neuseeland erleichtern (Essen &
Trinken – wo kauft man ein?; Feiertage, TV etc), abgerundete
Infos rund ums Auswandern werden gegeben
wie zum Beispiel Informationen über die Immigration,
das Gesundheitswesen, Immobilienkauf sowie Tipps für
die Jobsuche. Potenzielle Schüler oder Studenten können
sich über das Bildungswesen in Neuseeland genau informieren,
die Voraussetzungen werden dargelegt, Erfahrungsberichte
veröffentlicht und viele Verweise auf Beratungsstellen,
Austauschagenturen sowie Universitäten
werden aufgelistet.
Ein Shop, Infos über das Wetter und eine Foto-Galerie
runden die Seiten ab.
Witzig: Die Englisch-Lektion, bei der man jeden Tag seine
Sprachkenntnisse prüfen kann. °
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© 360° Neuseeland 01 | 2009 101
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Toast Martinborough
16. November
Gute Weine, gutes Essen und Musik sind die Grundlage für ein
gelungenes Fest. Weingüter stellen ihre Weine vor, Toprestaurants
sorgen für die kulinarischen Genüsse.
www.toastmartinborough.co.nz
21. November bis 7. Dezember
Pohutukawa Festival
Auf der Coromandel-Halbinsel wird der Sommer mit seinen
blühenden Pohutukawa-Bäumen willkommen geheißen mit
mehr als 20 Veranstaltungen.
www.pohutukawafestival.co.nz
Coromandel
27. bis 30. November
Timaru Festival of Roses, Canterbury Region
Über 10.000 Besucher aus der ganzen Südinsel werden zur
Caroline Bay kommen, um die Ankunft des Sommers zu feiern
und den berühmten Markt zu sehen.
www.festivalofroses.co.nz
29. November
The Goat Alpine Adventure Run
Am Fuße des Mount Ruapehu werden 21 Kilometer auf dem
„Round the Mountain-Track” zurückgelegt.
www.thegoat.co.nz
1. bis 31. Dezember
White Water Rafting Festival, Greymouth
Während des Festivals gibt’s Helirafting für den halben Preis!
www.fun-nz.com
Events & Public Holidays
14. Dezember bis 8. Februar 2009
TSB Bank Festival of Lights
Der Pukekura Park in New Plymouth wird zum magischen
und mystischen Wunderland durch Tausende von Lichtern.
www.festivaloflights.co.nz
21. Dezember
Santa in the Cellar, Kaikoura Winery,
Canterbury Region
Der Weihnachtsmann kommt in die Weinkeller der Kaikoura
Winery – weihnachtliches Ambiente durch Kerzen und Weihnachtsschmuck
inklusive.
www.kaikourawinery.co.nz
27. Dezember bis 6. Januar
Black Barn Open Air Cinema,
Hawke’s Bay Region
Zum fünften Mal findet das Freiluftkino im Black Barn Amphitheater
statt: „Stars beneath the Stars“.
www.blackbarn.com
29. Dezember bis 1. Januar
Rhythm and Vines, Waiohika Estate
Neujahrsfeier auf neuseeländisch – mit viel Musik und Wein.
www.rhythmandvines.co.nz
31. Dezember bis 1. Januar
Highlife New Years Eve Experience
2008 / 2009, Auckland Region
Riesensilvesterparty in Matakana. Musik, Tanz und alles,
was zum „New Years Eve“ dazugehört…
www.highlifeentertainment.co.nz
8. Januar
Blues, Brews and BBQs, Blake Park,
Bay of Plenty Region
Hunderte von Menschen genießen den Sommer mit Musik,
Bier und „Barbies“
www.bluesbrews.co.nz
17. bis 25. Oktober
2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Christchurch Heritage Week 2008
NOV SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO
DEZ MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO
Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche
DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI
wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge
JAN DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR und SAder SOArchitektur MO DI MI werden DO FR gefeiert. SA SO MO
www.heritageweek.co.nz
DI MI DO FR SA
102 01 | 2009 © 360° Neuseeland
9. bis 11. Januar
Parihaka International Peace Festival,
Taranaki Region
Events & Public Holidays
Das Festival feiert die Visionen von den Maoriführern Te Whiti
und Tohu, die einen unblutigen Widerstand gegen die Briten
leisteten, bringt ihre Bedeutung als Vorbilder näher und feiert
die Offenheit der Menschen Parihakas.
www.parihaka.com
10. Januar
Tall Ship’s Race, Russell
Das Rennen der großen Segler in der Bay of Islands ist ein wahrer
Augenschmaus – weiße Segel vor blauem Sommerhimmel.
16. bis 18. Januar
Nelson Summer Kite Festival
Zum 18. Mal findet das gemeinsame Drachen-steigen-lassen
im Neale Park statt.
16. bis 19. Januar
Catlins Woodstock Music Festival
Country Music am Samstag, Musik aller Richtungen am Sonntag
– wie im legendären Woodstock am besten im Zelt erleben!
www.woodstocklodge.co.nz
Katrin und Henno Drecoll präsentieren
ihre Panorama Show Neuseeland
„Abenteuer bei Kiwis & Co.“
Hannover, 19. Jan., 20.00 uhr, Theater am Aegi
Infos unter www.drecolls.de
22. Januar bis 1. Februar
World Buskers Festival, Christchurch
Das größte Straßenkünstlerfestival in ganz Australasien findet an
den markantesten Plätzen Christchurchs statt: Cathedral Square,
Victoria Square, The Arts Centre, Botanical Gardens, The Civic.
www.worldbuskersfestival.com
24. bis 26. Januar
Auckland Seafood Festival
In der Jellicoe Street wird ein Riesenaufgebot an frischen
Meeresfrüchten präsentiert und feilgeboten.
www.aucklandseafoodfestival.co.nz
Botanical Gardens Christchurch
25. Januar
Gentle Annie Mountain Bike Trail Ride,
Hawke’s Bay Region
Rad fahren auf dem malerischen Inland Patea Heritage Trail
von Taihape zur Hawke’s Bay.
Neuseelandfilm auf Deutschland Tournee
Die Filmemacher Silke Schranz und Christian
Wüstenberg zeigen ihren 2008 entstandenen Film.
Kiel, 23. Nov., 19.30 uhr, Die Pumpe
Berlin, 24. Nov., 19.00 uhr, Acud Kino
Magdeburg, 25. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum
Moritzhof
Weimar, 26. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum Mon ami
Würzburg / Dettelbach, 30. Nov., 11.00 uhr,
Cineworld Dettelbach
Nürnberg, 1. Dez., 19.30 uhr, K4 Kulturzentrum
Augsburg, 2. Dez., 19.30 uhr, Zeughaus
Landshut, 3. Dez., 20.00 uhr, Alte Kaserne
Konstanz, 4. Dez., 19.30 uhr, Kulturladen
Weitere Infos unter www.comfilm.de
© 360° Neuseeland 01 | 2009 103
Picture Gallery Abel Tasman National Park
Daniel Wrede, Hannover
Leser Fotowettbewerb
Milford Sound
In jeder Ausgabe von 360° Neuseeland gibt es unseren Fotowettbewerb,
bei dem Sie Fotos aus einer ausgewählten Region oder Stadt
einsenden können. Die schönsten Bilder werden veröffentlicht und
nehmen an einem Wettbewerb teil, aus dem heraus in der nächsten
Ausgabe die zehn schönsten Neuseeland-Bilder gewählt werden.
Neben der Fachjury (Redaktion, professionelle Fotografen) haben
auch Sie als LeserInnen die Möglichkeit, uns Ihren Favoriten per Mail
(redaktion@360grad-medien.de) zu nennen. Einsendeschluss ist der
15. Dezember. Aus allen Mails ziehen wir einen Gewinner, der einen
attraktiven Buchpreis erhält.
Auch zum Milford Sound haben wir wieder viele Einsendungen bekommen!
Vielen Dank! Wir können leider nicht alle Fotos veröffentlichen, wir
hoffen, dass Sie trotzdem weiterhin so wundervolle Fotos einsenden.
In der nächsten Ausgabe werden Fotos von Christchurch veröffentlicht.
Die Themen der nächsten Ausgaben sind: die Otago Peninsula sowie
Cape Reinga / Ninety Mile Beach. Wir freuen uns über die Zusendung
Ihrer Lieblingsfotos an redaktion@360grad-medien.de.
Cornelia Graf, Oberwil (BL), Schweiz
Uwe Penack, Berlin
Andreas Kastner, Kraftisried
Milford Sound
Der Fjord entstand durch die Gletscherbewegungen
der Eiszeiten und erstreckt
sich 15 Kilometer von der Tasmanischen
See ins Landesinnere. Unzählige Wasserfälle
stürzen die bis zu 1.200 Meter
hohen Felswände herunter, die den
Fjord umgeben. Die höchste Erhebung
ist der Mitre Peak mit 1.692 Metern.
Der Milford Sound gehört zum Weltnaturerbe
der UNESCO. Er wurde nach
dem walisischen Ort Milford Haven
benannt und heißt in der Sprache der
Maori Piopiotahi.
Beliebtes Touristenziel
Der Sound gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen
des „Fiordland-National Park“ im
Südwesten der Insel. Es werden Bootstouren zum
Sound angeboten, sie starten am Milford Sound
Visitor’s Centre. Auch Kanu-Fahrten sowie Wanderungen
werden von vielen Touristen unternommen.
Die bekannteste Wanderung ist die auf
dem Milford Track, die rund vier Tage dauert und
zwischen Oktober und April auf eine Anzahl von
Wanderern beschränkt wird. °
Abel Tasman National Park Picture Gallery
Michael Willenberg, Recklinghausen Christiane Lorenz, Hamburg
104 01 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 01 | 2009 105
Claas Jähne, Wüsting
Helmar Gebert, Berlin
Preview
Preview 02/2009 *
Business &
Lifestyle
Report
Trust als Finanzierungsinstrument
Lifestyle
Hochzeit in Neuseeland
Weinfelder in Neuseeland
Wine & Gourmet
History & Tales
Was ist nur so besonders
am Neuseelandwein?
Ein Rotweinspecial
Regions
Auckland – Teil II:
West Auckland
Wineries & Characters
Highfield Estate,
Marlborough
Cuisine
Avocado-Öl, eine neuseeländische
Spezialität
Recipe
Chris Pullin, Chefkoch Mills
Reef Winery
Die Ausgabe 02/2009 erscheint am 15.01. 2009
Travel &
Backpacking
Travelogues
Mount Luxmore Track
Wie Kerstin Lötzerich-Bernhard ihren
inneren Schweinehund besiegt
und zehn Stunden lang zu Beginn
widerwillig, dann mit wachsender
Begeisterung vom Lake Te Anau aus
über die Luxmore Hut bis zum Gipfel
des Mount Luxmore marschiert,
erzählt sie in ihrem Bericht über einen
der bekanntesten Tracks auf der
Südinsel.
Neuseeland – die Welt
von der anderen Seite:
Eine Radreise mit Babyanhänger
Familie Bauer-Rasbach, das sind
Wibke und Axel und die fünf Monate
alte Smilla, durchreisen Neuseeland
in mehreren Monaten – ihr
mehrteiliger Bericht startet in dieser
Ausgabe.
MS Bremen –
ein Passagierschiff in Neuseeland
Christine Reinke-Kunze beschreibt
die Route des Schiffes entlang der
Küste Neuseelands und berichtet
über die Ausflüge der Passagiere.
City Trip
Napier
Nora Tenbrock stellt ihre Heimatstadt
Napier vor: 1931 wurde das
alte Napier durch ein Erdbeben
total zerstört und im Art-Deco-Stil
neu aufgebaut.
Emigration &
Working Holidays
Report
Auswandern vor 50 Jahren
1959 hat Magdalena Specht ihre
Koffer gepackt und ist nach Neuseeland
ausgewandert. Nach fünfwöchiger
Reise mit dem Schiff in Neuseeland
angekommen, arbeitete sie
zunächst in einem Kinderheim. Von
dem Leben in den 1950er-Jahren und
dem Neuseeland dieser Zeit erzählt
sie in ihrem spannenden Bericht.
Auszeit in Neuseeland
Stefanie Dehler kündigt ihren Job,
löst ihre Wohnung auf und nimmt
sich eine zwölfmonatige Auszeit in
Neuseeland. Im Rahmen eines Work
and Travel-Visums lernt sie Land,
Leute und vielerlei Jobs kennen: Sie
verkauft Wanderrucksäcke und hilft
bei der Weinlese, verpackt Äpfel und
renoviert einen Backpacker…
Weitere Themen
Picture Gallery
Christchurch
Maori
Die Tuhoe
History
Der Vertrag von Waitangi
Website
Tourismusführer Christchurch
* Änderungen vorbehalten
106 01 | 2009 © 360° Neuseeland
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