meinpferd_2_20250107
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Mein
2 • Februar 2025 • www.mein-pferd.de
Thema
des Monats
Auf den
Magen geschlagen
- Magenprobleme verhindern
- Im Krankheitsfall richtig
behandeln
Pferde
leiden stumm
Schmerzen erkennen
lernen
Was Oma und
Opa noch wussten
Die besten Hausmittelchen
für die Stallapotheke
Aktive
Hinterhand
Deutschland 7,00 €
Österreich 7,90 €
Schweiz 11,50 sfr
Belgien 8,30 €
Luxemburg 8,30 €
Tuning für den Motor: Mehr Power, weniger
Verschleiß, bessere Performance
IN SZENE GESETZT: So gelingt das perfekte Pferdefoto
ECHTE WERTE
GEMEINSAM AB FRÜHJAHR 2025
SEI DABEI
EDITORIAL
Pferdefütterung. Individualisiert.
Auch die kalte
Jahreszeit hat ihre
schönen Seiten
Plantagines+C ®
Cover: Claudia Rahlmeier, Fotos: slawik.com (1), Privat (1)
Völlige Ruhe
Winter ist für viele Pferde besitzer die Zeit, zu
der man das Reiten gerne aufgeben möchte.
Es ist oft kalt und stürmisch und die zwanghafte
tägliche Stallarbeit wird oft zum Graus.
Gut ausgestattet mit Winterhose, dicken Stiefeln
und Mantel machen wir uns dann täglich
auf zu unserem Pferd und versorgen es,
bevor es wieder ins war me Auto geht und
die Heizung voll aufgedreht wird und das
Gebläse einem wohltuend ins Gesicht pustet.
Im Gegensatz zum Sommer bringt diese
Zeit jedoch auch etwas mit sich, was in der
heutigen stressigen Zeit zu einem wertvollen
Gut geworden ist: Ruhe. Fontane beschrieb
die absolute Ruhe des Winters einst: „Alles
still! Es tanzt den Reigen, Mondenstrahl
in Wald und Flur, Und darüber thront das
Schweigen, Und der Winterhimmel nur: Alles
still! Vergeblich lauschet, Man der Krähe
heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.“
Die Ruhe, die man in der Natur wahrnimmt,
kann auch etwas Befreiendes mit
sich bringen. Man findet mehr zu sich und
kann dem Stress besser entfliehen. Das Gefühl
des ersten Schnees im Jahr löst in mir
beispielsweise immer noch eine kindliche
Freude aus; Waldspaziergänge, bei denen
man einzig das knirschende Geräusch unter
den Schuhsohlen vernimmt, während der
Rest um einen herum völlig still ist, wird
wohl für mich immer wunderschön bleiben.
Auch meine Pferde lieben den Schnee –
dann leben sie richtig auf, spielen mit ihrer
Herde und verhalten sich ebenfalls so, als
seien sie wieder „Kinder“. Ich wünsche Ihnen,
dass auch Sie den Winter von seiner
schönen Seite sehen und etwas runterfahren
können.
Und falls nicht, dann bleiben Sie optimistisch,
denn alles hat ein Ende – auch die kalte
Jahreszeit!
Viel Spaß beim Lesen!
Lara Wassermann
CHEFREDAKTEURIN MEIN PFERD
Entwickelt für die
Atemwege
Plantagines+C
• Zur nutritiven Unterstützung der
Atemwege, der Selbstreinigungsfunktion
der Pferdelunge und
des Immunsystems
• Bei Reizungen der Atemwege,
z. B. durch Stäube, Schimmelpilze
oder Schadgase
• Zur Heuaufwertung bei Raufutter
von einseitigen oder
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Dr. Meyer GmbH & Co. KG
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82383 Hohenpeißenberg
Bild: Christiane Slawik
Inhalt
FEBRUAR
2025
▷ kennzeichnet die Coverthemen
TITELTHEMA
▷ Aktive Hinterhand............................. 12
Mehr Power, weniger Verschleiß,
bessere Performance: So aktivieren
Sie die Hinterhand
HALTUNG &
GESUNDHEIT
Böden ....................................................... 24
Wir erklären, welcher Bodenbelag welche
Besonderheiten hat
▷ Pferde leiden stumm ..................... 30
So erkennen Sie Schmerzen
beim Pferd
54
Quark, Sauerkraut
und Honig: Wie helfen
diese Hausmittel?
12
Schluss mit Schlurfen!
So aktivieren
Sie die Hinterhand
Tief in die Seele eingebrannt .... 36
Traumata erkennen, Psyche verstehen
und traumatisierten Pferden richtig
helfen - So geht's!
▷ Was Oma und Opa
noch wussten ..................................... 54
Die besten Hausmittel
für die Stallapotheke
20 Fakten ... über psychische
Störungen ................................................ 58
EQUIPMENT
Weich gebettet .................................. 60
Optik, Form und Beschaffenheit:
Welche Rolle diese Eigenschaften bei
Sattelunterlagen wirklich spielen
ABENTEUER &
REPORTAGE
▷ In Szene gesetzt ................................ 76
So gelingt das perfekte Pferdefoto
76
Ohren gespitzt, ein wacher
Blick und zack, das gelungene
Foto ist im Kasten
4 www.mein-pferd.de 2/2025
RUBRIKEN
Editorial ................................ 3
Galerie .................................. 6
News ......................................... 8
Sportnews ........................... 10
Was wurde aus.................... 11
Impressum .......................... 21
Frage des Monats .............. 22
Recht .................................... 68
Leserfoto-Voting ................ 72
Marktplatz ........................... 74
Vorschau März .................... 82
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THEMA DES MONATS
Magen
42 Verborgene Vorgänge
Im Magen finden Verdauungsvorgänge statt,
die ganz genau einem bestimmten Schema
folgen sollten.
44 Magengeschwüre
Neben Fütterungsfehlern gibt es viele Faktoren, die
zu Magengeschwüren führen – vor allem ein
Auslöser wird häufig nicht ernst genug genommen.
48 Wichtige Rohfaser
Heu ist das A und O in der Pferdefütterung.
Unter anderem, weil es viel Rohfaser enthält und
im Magen für eine gute Balance der Verdauungssäfte
sorgt. Aber gibt es noch Alternativen, die das
Gleiche können?
Fotos: Getty Images (1), slawik.com (3)
50 Obst-Salat
Ein paar Tipps, welche Obst- und Gemüsesorten
Pferde fressen dürfen und eine Antwort auf die
Frage: Sollte altes Brot eher im Mülleimer statt im
Futtertrog landen?
52 Wenn es drückt
Magengeschwüre und Gurtzwang gehen oft miteinander
einher. Aber was von beidem war der
Auslöser und was die Folge?
2/2025
www.mein-pferd.de
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6 www.mein-pferd.de 2/2025
FOTO DES MONATS
Spritziger Wirbelwind
Sobald es draußen kälter wird, werden die Pferde spritziger. Die einen
Reiter freut es, die anderen seufzen beim dritten Buckler innerhalb
eines Trainings genervt auf. Aber woran liegt es, dass Pferde im Winter
manchmal zum Heißsporn unterm Sattel mutieren? Das liegt mitunter
an den kalten Temperaturen – aber nicht etwa, weil Pferde dadurch
mehr Energie bekommen, sondern weil sie einfach weniger rauskommen
und sich dadurch weniger bewegen. Natürlich spielt auch die
Fütterung eine wichtige Rolle. Werden Pferde weniger bewegt – egal
ob es am reduzierten Weidegang oder am mangelnden Training liegt –,
benötigen sie einfach weniger Kraftfutter.
Foto: slawik.com
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www.mein-pferd.de
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SZENE NEWS
Soenke Lauterbach hat vorzeitig die FN auf
eigenen Wunsch hin verlassen
Um den Schutz von Weidetieren gewährleisten zu können, muss die Wolfsregulierung angepasst
Umweltminister: Blockaden beenden
WOLFSREGULIERUNG Anlässlich
der Herbst-Umweltministerkonferenz im
rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler
fordern die Deutsche Reiterliche
Vereinigung (FN), Bauernverbände, Landnutzer-
und Weidetierhalterverbände die
Politik in einer gemeinsamen Erklärung auf,
die Blockade gegen eine Regulierung des
Wolfsbestandes in Deutschland endlich
aufzugeben. Aus Sicht der Verbände in
Deutschland und Europa sei der Wolfsbestand
nicht mehr gefährdet. Dies bestätigte
auch die EU-Kommission. Bernhard Feßler,
Leiter des FN-Hauptstadtbüros , erklärt:
„Es muss jetzt endlich was passieren, wir
streiten seit Jahren um das Thema Wolf für
unsere Pferdehalter und fordern mit konkreten
Vorschlägen ein regional differenziertes
Bestandsmanagement, das die Regulierung
von Wölfen rechtsicher macht. Auch die EU
hat kürzlich für das Absenken des Schutzstatus
des Wolfes gestimmt.“ Nur durch
Herdenschutzmaßnahmen seien Weidetiere
nicht mehr ausreichend geschützt, und auch
schnelles Reaktionsmanagment reiche für
einen umfassenden Schutz nicht aus. Es
bedarf daher einen vorbeugenden Herdenschutz,
welcher eine deutliche Reduzierung
des Wolfsbestandes in Deutschland
beinhalten soll. Die Verbände fordern unter
anderem die Herabstufung des Schutzstatus
des Wolfes in der Berner-Konvention und
der FFH-Richtlinie, die Verankerung eines
einfachen, praxistauglichen und rechtssicheren
Verfahrens zum Abschuss von übergriffigen
Wölfen, die vollständige Umsetzung
des europäischen Naturschutzrechts in
Deutschland hinsichtlich der Ausnahmen
vom strengen Artenschutz zur Regulierung
des Wolfsbestandes und die unverzügliche
Meldung des günstigen Erhaltungszustandes
des Wolfes in Deutschland an die
Europäische Kommission.
▶ www.pferd-aktuell.de
Posten bei FN
neu besetzt
DEUTSCHE REITERLICHE VER-
EINIGUNG (FN) Soenke Lauterbach
war lange des Geschäftsführenden Vorstandes
und Generalsekretär der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung (FN). Nun verließ er
zum Ende des Jahres 2024 die FN auf eigenen
Wunsch, obwohl sein Vertrag noch bis
September 2025 laufen sollte. Diesen hatte
Soenke Lauterbach im Sommer 2024 bereits
fristgerecht gekündigt. Das Präsidium kam
in einer Sitzung am 11. Dezember seinem
Wunsch nach einer vorzeitigen Beendigung
der Tätigkeit nach. Der neu gewählte FN-
Präsident Martin Richenhagen sagte dazu:
„Wir danken Soenke Lauterbach für seine
langjährige Tätigkeit für die Deutsche Reiterliche
Vereinigung und wünschen ihm für
seine berufliche Zukunft alles Gute.“ Auch
wenn er nun vorzeitig das Amt verlassen hat,
wird Soenke Lauterbach seine Wahlämter in
den Vorständen des Weltverbandes FEI und
des Europaverbandes EEF bis zum Ende
der Wahlperiode weiter ausfüllen. Nun soll
zügig das Verfahren zur Nachbesetzung des
Postens aufgenommen werden. Prof. Martin
Richenhagen, ehemaliger CEO des US-amerikanischen
Agrarunternehmens AGCO,
wurde im Rahmen einer außerordentlichen
Mitgliederversammlung an die Spitze des
Verbandes gewählt. Bei der Wahl erreichte er
96 Prozent. „Mein Job ist nicht die Vergangenheit
aufzuarbeiten, sondern die Zukunft
zu gestalten und das mit einer engagierten
Truppe,“ sagte Prof. Martin Richenhagen
nach der Wahl. Außerdem bedankte er sich
für das Vertrauen der Delegierten. Mit einem
solch deutlichen Ergebnis hat der 72-Jährige
nicht gerechnet. Neuer FN-Finanzkurator ist
der Berliner Rechtsanwalt und Steuerberater
Peter J.P. Krause. Dieser wurde bereits 2006
zum Schatzmeister des Pferdesportverbandes
Berlin Brandenburg gewählt.
▶ www.pferd-aktuell.de
HOCH HINAUS...
Peter Thomson bleibt Bundestrainer
Neben Otto Becker (Springen) und Monica
Theodorescu (Dressur) wird auch Peter
Thomson im Amt, und damit Bundestrainer
Vielseitigkeit, bleiben. Damit führen drei
Olympiasieger als Trainer ihre Disziplinen
8 www.mein-pferd.de 2/2025
weiter an. Im Trainerteam gab es aber
weitere Veränderungen: Ab 2025 sind nun
auch Mannschaftsolympiasieger Andreas
Dibowski, Jérôme Robiné und Lara Weber.
▶ www.pferd-aktuell.de
...TIEFER FALL
Für Kurzpferde & Ponys
EL PRIMERO
Ein krankes Pferd war am Abend des
20. Dezember 2023 auf einer Wiese in einer
Gemeinde am Kamp zusammengebrochen
und konnte nicht mehr aus eigener Kraft
aufstehen. Die Besitzer ließen es dort und-
Auch im nächsten Jahr kooperieren die FN, ARD,
ZDF und die Dritten Programme
Eine Stute wurde von ihren Besitzern hilflos auf
der Weide zurückgelassen
behandelt liegen. Am nächsten Tag musste
das Tier eingeschläfert werden. Nun wurde
das Ehepaar wegen Tierquälerei schuldig gesprochen:
Der Mann muss für zehn Monate
ins Gefängnis, die Ehefrau erhielt acht
Monate auf Bewährung.
▶ www.propferd.at
kenntnis zum Pferdesport in Deutschland.
Wir sind sehr froh, dass unsere erfolgreichen
Spitzensportler damit auch im eigenen Land
die Bühne bekommen, die sie verdienen“,
ergänzt Soenke Lauterbach, ehemaliger
Generalsekretär der FN. Auch ARD-Sportkoordinator
Axel Balkausky und ZDF-Sportchef
Yorck Polus freuen sich über die Verlängerung
des Vertrags und der damit verbundenen
Sportberichterstattung. " Unsere
Zuschauerinnen und Zuschauer schätzen
die Vielfalt unseres Sportangebots. Zu dieser
trägt auch unsere Berichterstattung von
den Highlights im Reitsport kontinuierlich
bei. Und das setzen wir sehr gerne fort und
werden so den Fans des Pferdesports auch
künftig ein Programmangebot machen
können", so Yorck Polus.
▶ www.pferd-aktuell.de
Der ideale
Begleiter für
Gelände, Wandern
und Dressur
Fotos: IMAGO/ imagebroker (1), /Jacques Toffi (1), /Rau (1) / slawik.com (2)
ARD und ZDF verlängern
Vereinbarung
mit FN
REITSPORTVERANSTALTUNGEN
werden auch weiterhin in ARD, ZDF und
den Dritten Programmen zu sehen sein.
Hierzu dient eine Verständigung zwischen
SportA – der Sportrechteagentur von ARD
und ZDF – und der Deutschen Reiterlichen
Vereinigung (FN) als Grundlage, den auslaufenden
Vertrag über audiovisuelle Verwertungsrechte
um einen weiteren Vertragszyklus
zu verlängern. „Wir freuen uns, die
erfolgreiche Zusammenarbeit mit ARD, ZDF
und den Dritten Programmen fortzusetzen.
Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, den
Pferdesport einem breiten Publikum näherzubringen
und herausragende Turniere ins
Rampenlicht zu stellen“, sagt Georg Ettwig,
Leiter Marketing und Kommunikation der
FN. „Diese Verlängerung ist ein klares Be-
KALENDER
▷ PM-Webinar: Der Rücken – die
Brücke
Kosten: 10 Euro (PM), 20 Euro (Nicht-PM)
Datum: 14. Januar 2025
Ort: online/virtueller Seminarraum
▷ PM-Seminar: Bodenarbeit mit
dem Pferd – pferdegerecht kommunizieren
Kosten: 20 Euro (PM), 30 Euro (Nicht-PM)
Datum: 28. Januar 2025
Ort: 14624 Dallgow-Döberitz
▷ PM-Webinar: Schreckgespenst
Hufrehe – was steckt dahinter?
Kosten: 10 Euro (PM), 20 Euro (Nicht-PM)
Datum: 11. Februar 2025
Ort: online/virtueller Seminarraum
▶ www.pferd-aktuell.de
2/2025
www.mein-pferd.de
9
www.iberosattel.de
Tel: 09179 964 117
SPORT NEWS
vor dem Weltcupspringen über zwei Siege
freuen: Er gewann mit Vestmalle de Cotis
das Hauptspringen am Freitag und den
Großen Preis am Samstag.
▶ www.st-georg.de
Werth und
Wendy gewinnen
STUTTGART Olympiasiegerin Isabell
Werth ist hervorragend mit Wendy zusammengewachsen:
Das Paar gewann den
Grand Prix in der Stuttgarter Hanns-Martin
Cathrine Laudrup-Dufour gelang eine persönliche Bestleistung in Stockholm
Persönliche
Bestleistung
der in Erinnerung rufen, dass sie erst zehn
Jahre alt ist. Es ist großartig und es ist ein
Vergnügen sie zu reiten.“
▶ www.st-georg.de
Fotos: IMAGO/ Stefan Lafrentz
CATHRINE LAUDRUP-DUFOUR
gewann bei der "Sweden International Horse
Show" in Stockholm. Sie erritt mit auf der
Stute Mount St John Freestyle ihre neue
persönlichen Bestleistung: 90,715 Prozent.
Mit dem Sieg in der Grand Prix Kür sicherte
sie sich damit auch 71.000 Euro Preisgeld.
Nach der Prüfung schwärmte die Reiterin
von ihrem Pferd: „Sie ist einfach wunderbar
und ich habe heute gespürt, dass sie
heute im positiven Sinne ein kleines bisschen
griffiger war. Ich fühle, dass ich jetzt
beginnen kann, mit ihr zur Musik zu tanzen.
Sie erlaubt mir, sehr weich und mit feinen
Hilfen zu reiten, sodass alles noch einfacher
war. Die anspruchsvollen Linien waren heute
sehr gelungen und ich habe es geschafft die
komplexen Lektionsfolgen weich und fein zu
reiten. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn
du aus der Arena kommst und es geschafft
hast mit der Musik zu reiten und alles so
funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast.
Aber natürlich hat es mich besonders stolz
gemacht, über 90 Prozent zu reiten und meine
persönliche Bestleistung zu erreichen.“
Zweite wurde Isabell Werth mit Wendy mit
89,065 Prozent vor Dinja van Liere (NED)
und Hermes, deren Kür mit 84,805 Prozent
bewertet wurde. Isabell Werth war ebenfalls
zufrieden mit ihrem Ritt auf Wendy: „Sie
war wirklich gut heute, konzentrierter und
nochmal deutlich besser, obwohl sie gestern
schon gut war. Wir müssen uns immer wie-
Weishaupt siegt
in A Coruña
Drei Sekunden schneller als die Konkurrenz:
Philipp Weishaupt auf Coby
SPRINGREITER PHILIPP WEIS-
HAUPT beweist im spanischen A Coruña,
dass er und Coby ein tolles Team sind: Sie sicherten
sich den Sieg im Weltcup-Springen.
Mit 36,11 Sekunden sicherte sich Philipp
Weishaupt mit seinem 14-jährigen Coby den
Sieg vor Robert Whitaker auf Vermento v.
Argento (36,56 Sekunden) und dem Spanier
Jesus Garmendia Echevarria auf Callas v.
Companiero (37,19 Sekunden). Die zwei weiteren
deutschen Springreiter, Hans-Dieter
Dreher und Marco Kutscher, erreichten Platz
vier und Platz acht. Hans-Dieter Dreher, der
in der Gesamtwertung des Weltcups aktuell
auf dem siebten Platz rangiert, konnte sich
Isabell Werth und Wendy waren
nicht zu schlagen im Grand Prix
Schleyer- Halle. In der Wertung fanden sich
16 mal 9,0 und eine 10,0 für die letzte Piaffe.
„Es war eine sehr fließende, schöne Runde“,
erzählt Isabell Werth nach ihrem Sieg im
Grand Prix in Stuttgart. „Wendy war noch ein
bisschen aufgeregt und hat beim Rückwärtsrichten
leider etwas Angst bekommen.
Aber sonst war ich super zufrieden mit ihr!“
▶ www.st-georg.de
Quick Decision
in Aubenhausen
BENJAMIN WERNDL und Schwester
Jessica von Bredow-Werndl begrüßten Anfang
Dezember ihren Neuzugang: Uta Gräfs
Quick Decision fand ein neues Zuhause
bei den Geschwistern. „Wir heißen Quick
Decision, 8jährig von Quaterhall, bisher vorgestellt
von Uta Graef herzlich willkommen
in Aubenhausen. Wir freuen uns sehr auf
die gemeinsame Zukunft und sind unseren
Partnern sehr dankbar, dieses tolle Pferd
für uns gesichert zu haben.“, so Benjamin
Werndl auf seinem Instagram-Kanal.
▶ www.st-georg.de
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WAS WURDE AUS dem Springpferd
Hello Max?
Das ehemalige Schulpferd Hello Max wurde 2013 Derby-Sieger in Hamburg
und sprang sich damit in die Herzen der ganzen Nation. Als ältestes Pferd
überhaupt siegte er dort.
Fotos: imago images/ Jacques Toffi (2)/ Michael Wigglesworth (1)
Zu Tränen gerührt: Gilbert Tillmann
verabschiedete sein Sieger-Pferd nach
dem Hamburger Spring-Derby
Das ehemalige
Schulpferd Hello
Max überwindet den
schwersten Parcours
Seine Geschichte klingt beinahe wie ein
Märchen: vom unrittigen Schulpferd
zum Derby-Sieger. Als Schulpferd kam
der zottelige Wallach mit dem großen
Kopf auf das Gestüt Gut Neuhaus in Grevenbroich.
Doch er war nicht das, was erwartet
wurde. Er war nervös, unrittig und damit absolut
nicht geeignet für den Schulbetrieb. Geschätzt
wurde er damals auf 14 bis 16 Jahre.
Erst viel später kamen die echten Papiere bei
der Familie an und klärten auf: Hello Max war
erst sechs Jahre alt.
Aber was mit dem unrittigen Pferd anfangen?
Für den Schulbetrieb schied er aufgrund
seines nervösen Charakters aus. Kurzzeitig
war er Karnevalspferd und bewies sich hier als
treuer Partner. Als sich Gilbert Tillmann des
Braunen annahm, begann das Märchen: Der
Sohn des Gestütinhabers merkte sofort, dass
in dem Iren ein Kämpferherz steckte, und bildete
ihn weiter aus. Kleine Turniere und die
Zeit an der Sporthochschule in Waren dorf,
während Tillmann bei der Bundeswehr war,
taten dem Wallach gut. Der dortige Trainer,
Manfred Kötter, erkannte das Sprungtalent
und schickte das Paar nach Hamburg zum
Derby. 2007 gelang ihnen Platz elf, 2009 bereits
Rang fünf. 2010 riss der Zügel im Wettkampf,
ein Jahr später wurden sie disqualifiziert,
da sie eine Wendemarke ausließen.
Doch dann kam 2013: Ein Abwurf im Normalparcours
bedeutete für das Paar das Stechen,
denn es blieb niemand fehlerfrei. Im Stechen
trafen der Hufschmied und Hello Max
auf Carsten-Otto Nagel und Lex Lugar, die bis
dahin bereits zweifache Derby-Sieger waren.
Der 19-jährige Max war der schnellste im Parcours
und holte damit den Sieg im „schwersten
Springen der Welt“. Damit gewinnt das
ehemalige Schulpferd als ältestes Pferd überhaupt
das blaue Sieger-Band und springt sich
in die Herzen der Zuschauer. Und natürlich
in das von Gilbert Tillmann! Vom Underdog
zum Derby-Sieger, das schaffen nicht viele!
Nach dem Sieg wurde Hello Max aus dem
großen Sport unter vielen Tränen verabschiedet.
Tillmann beschloss, die Karriere seines
Pferdes auf dem Höhepunkt zu beenden und
den Iren in Rente zu schicken. Diese verbrachte
er auf den Wiesen der Ostseeinsel Usedom,
Sie sprangen
sich in die
Herzen der Nation
Name: Hello Max
Geburtsjahr: *1994 Todesjahr: † 2020
Geschlecht: Wallach
Farbe: Braun Rasse: Hannoveraner
Abstammung: Animo’s Hallo x I’m A Star xx
wo Familie Tillmann eine Pferdezucht betreibt,
gemeinsam mit seinen vierbeinigen
Freunden. Als es dem Derby-Sieger schlechter
ging, holten sie ihn wieder nach Hause,
um in seiner Nähe sein zu können. So wurde
der dunkelbraune Wallach im Juli 2020
mit 26 Jahren eingeschläfert. Nach dem Tod
seines „Once-in-a-lifetime-horse“ Hello Max
schrieb Gilbert Tillmann ein Buch über die
außergewöhnliche Geschichte des ehemaligen
Schulpferdes. Hello Max blieb auch nach
seinem Austritt aus dem großen Sport Gilbert
Tillmanns Highlight des Tages. So entstand
die Idee, das Buch zu schreiben. Mit
diesem Zitat aus seinem Buch verabschiedete
sich Gilbert Tillmann von seinem Sportpartner
und Freund Hello Max: „Danke für
deinen Kampfgeist. Danke für deinen Mut.
Danke für deinen Ehrgeiz. Danke für deine
Leistungsbereitschaft. Danke für deinen Willen,
nie aufzugeben. Danke, dass es dich gab.“
Text: Nora Dickmann
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TITELSTORY
Aktive
Hinterhand
TUNING FÜR DEN MOTOR
Mehr Power, weniger Verschleiß,
bessere Performance: Nur wenn
die Hinterhand ihre volle Kraft
entfaltet, kann das Pferd die
vom Reiter erwünschte Leistung
erbringen. Was aber tun, wenn sie
inaktiv ist und es an Schub- und
Tragkraft mangelt? Antworten gibt
Pferdewirtschaftsmeisterin Gesa
von Hatten
Text: Inga Dora Schwarzer
Eben noch waren Sie mit Ihrem Pferd
in einem schönen Vorwärts unterwegs
– und dann ist zu Beginn der
Volte der Schwung dahin. Ihr Pferd
wird triebig. Die Hinterhufe pflügen
jetzt den Boden, anstatt aktiv abzufußen. Die
„Motorleuchte“ blinkt. Der Antriebsmotor,
der in der Hinterhand sitzt, bringt nur noch
eine eingeschränkte Leistung. Nur mit Mühe
schaffen Sie es aus der Volte wieder heraus.
Kennen Sie das? Dann ist es an der Zeit,
Ausbildung, Haltung, Fütterung und Gesundheit
auf den Prüfstand zu stellen. Denn
einen schlurfenden Gang hat ein Pferd nicht
TIPPS TO GO
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12 www.mein-pferd.de 2/2025
Große, kräftige Muskeln sitzen
in der Hinterhand und schieben
das gesamte Pferd vorwärts
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TITELSTORY
Die Kraft aus dem
Impuls der Hinterhand
geht in den Rücken über
von Natur aus. Aber beginnen wir von vorn.
Hinterbeine als Sprungfeder
„Als Hinterhand bezeichnet man zunächst allgemein
das hintere Drittel des Pferdes: das Becken
mit Kreuzdarmbein, den Schweif und die
Hinterbeine. Der Beckenring dient als Halterung
für die Hinterbeine und deren Knochen,
Muskulatur und Gelenke und ermöglicht
eine dreidimensionale Bewegung“, erklärt
Gesa von Hatten, Pferdewirtschaftsmeisterin,
OsteoConcept Coach und Huforthopädin
aus dem nordrhein-westfälischen Mechernich.
Die Hinterbeine wiederum sind in Aufbau
und Funktionalität mit einer Sprungfeder
vergleichbar. „Sie können sich in den Gelenken
sowohl beugen als auch vorgreifen.“ Dank
ihnen kann eine aufgebaute Spannung nach
oben oder vorne herausgefedert werden.
Wichtig für eine aktive Hinterhand ist v.a.
der lumbosacrale Übergang. Das ist der Bereich
zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein,
in dem die Kraftübertragung des Impulses
aus der Hinterhand in den Rücken
übergeht, erklärt die Expertin.
Angetrieben wird die Hinterhand von gro-
14 www.mein-pferd.de 2/2025
Wissen
Übungen für mehr Kraft
Zahlreiche Lektionen und Übungen stärken die Hinterhand. Das Training sollte
der Reiter so gestalten, dass er zwischen Lektionen mit Schub- und Tragkraft
abwechselt. Eine zu einseitige Beanspruchung ist zu vermeiden, um Schäden
im Bewegungsapparat vorzubeugen.
• Ganze Parade: Eine korrekt gerittene
ganze Parade, die immer zum Halten
führt, erhöht die Lastaufnahme mit den
Hinterbeinen.
• Rückwärtsrichten: Im Rückwärts senkt
sich das Becken des Pferdes stark ab.
Es wölbt den Rücken auf und muss vermehrt
die Hanken beugen.
• Tempiwechsel: Bei Tempiwechseln innerhalb
der Gangarten wechselt das
Pferd ständig zwischen Schub- und Tragkraft
ab.
• Bergauf- und Bergabreiten: Nutzen Sie
Hügel im Gelände zum Klettern und trainieren
Sie damit die Hinterhandmuskeln.
• Gymnastiksprünge und Stangen:
Stangenarbeit, kleine Hindernisse und
In-Outs erhöhen die Beweglichkeit der
Gliedmaßen, stärken die Muskulatur und
fördern ein kräftiges Abfußen der Hinterhand.
• Übergänge: Häufige Übergänge zwischen
Trab und Galopp entwickeln verstärkt
die Schubkraft. Häufige Schritt-
Trab-Schritt-Übergänge und einfache
Galoppwechsel führen zu einer vermehrten
Tragkraft.
• Schulterherein: Im Schulterherein und
beim Gangartenwechsel im Schulterherein
wird die Hinterhand aktiviert und
v.a. die Tragkraft trainiert. Hierbei wird
das Pferd zum Schmalerfußen unter die
Körpermitte animiert.
• Gebogene Linien: Das Reiten von
gebogenen Linien mit einem geradegerichteten
Pferd (Vorhand auf die Hinterhand
eingestellt) kräftigt besonders
das jeweils innere Hinterbein.
Stangen und Gymnastiksprünge
fördern ein
kräftiges Abfußen
ßen, kräftigen Muskeln. Die inneren Lendenmuskeln,
die äußeren Hüft- und Kruppenmuskeln,
die langen Sitzbeinmuskeln und die
Kniegelenkstrecker agieren zusammen, um
die Gelenke des hinteren Drittels zu bewegen.
Im Vergleich zur Vorhand des Pferdes hat
die Hinterhand übrigens sehr viel mehr Kraft,
da ihre Gliedmaßen fest mit dem Skelett verbunden
sind. Die Vorhand besteht hin-
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www.mein-pferd.de
15
TITELSTORY
gegen nur aus Weichteilen, die zwischen den
Vorderbeinen und den Schulterblättern baumeln.
Es sind lediglich Verbindungen aus
Muskeln und Bändern vorhanden. Daher hat
sie im Gegensatz zur Hinterhand, die aktiv
agiert, eher eine passive Funktion.
„Betrachtet man das Exterieur, steht das
Pferd in einer Art Brückenkonstruktion, wobei
Vorhand und Hinterhand als Stützen dienen,
an denen Hals, Kopf, Rücken und Rumpf
hängen. In der Vorwärts bewegung schiebt
die aktive Hinterhand den Körper nach vorne,
die Vorhand stützt die Bewegung ab und
„rollt“ vorwärts. Dies geschieht mit Hilfe des
Halspendels (Nickbewegung)“, erläutert die
Ausbilderin.
Schub für mehr Vorwärts
Diese schiebende Kraft diente dem Fluchttier
Pferd dazu, in der Steppe blitzschnell vor
einem Feind davonlaufen zu können. Daher
gilt: Je schneller die Gangart, desto mehr
Schub kommt von hinten. „Die Hinterhand
greift weit nach vorne durch und winkelt dann
wieder weit nach hinten heraus. So entstehen
große Schritte, Tritte und Sprünge. Der gesamte
Körper wird nach vorne geschoben. Die
großen Tritte und Sprünge vergrößern wiederum
die Schwebephase und bringen den Rücken
zum Schwingen“, so von Hatten. Das ist
unter dem Sattel besonders gut in den Trabund
Galopp-Verstärkungen zu sehen.
Neben der Schubkraft waltet die Tragkraft
in der Hinterhand, die ebenfalls aus einer natürlichen
Veranlagung resultiert. Wenn ein
Hengst beispielsweise beim Kampf um die
Rangordnung steigt, einen Stopp auf der Hinterhand
hinlegt oder Imponiergehabe zeigt,
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Das Bergaufreiten ist eine
tolle Übung, um mehr
Kraft aufzubauen
lastet für kurze Zeit sein gesamtes Gewicht
auf den Hinterbeinen.
„Dabei komprimiert sich die Hinterhand,
die Winkelung der großen Gelenke verkleinert
sich (Hankenbeugung), das Becken wird abgesenkt
und der Rücken wölbt sich mehr auf.
Dadurch fußen die Hintergliedmaßen stärker
unter den Körperschwerpunkt. Jetzt trägt
die Hinterhand vermehrt Last und „hebt“ zusammen
mit den Rumpfhebern die Vorhand
und den Rumpf an. Durch das Absenken der
Hinterhand und das Anheben des Rückens
wird der Körper nun mehr angehoben als angeschoben.
Die Schritte, Tritte und Sprünge
werden kleiner und dynamischer. Es kommt
zu einer Bergauf-Tendenz“, erklärt die Ausbilderin.
Tragkraft entsteht v.a. in der Versammlung
der Gangarten, in den Seitengängen,
beim Absprung und Rückwärtsrichten.
Aktivierung der Hinterhand
Obwohl das Pferd von Natur aus eine starke
Hinterhand mitbringt, müssen Schub- und
Tragkraft für die Anforderungen des Reitens
erhöht werden. Unter dem Sattel ist nämlich
deutlich mehr Muskelkondition erforderlich,
die durch das Tragen des Reitergewicht noch
verschärft wird. Spricht man von einer Aktivierung
der Hinterhand bedeutet dies also,
die Schub- und Tragkraft des vierbeinigen
Sportpartners weiter zu entwickeln. Und das
gelingt mithilfe von bestimmten Übungen
(siehe Kasten oben).
Wichtig zu wissen: An allen Lektionen
sind immer beide Kräfte beteiligt, jedoch
kann der Reiter ihr Verhältnis zueinander
beeinflussen. Im Mitteltrab wird z.B. mehr
Schub- als Tragkraft verlangt, in der Ga-
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TITELSTORY
loppvolte mehr Trag- als Schubkraft. Im Training
gibt es zwei Grundsätze für die Schulung
der Hinterhand zu beachten: Die Schubkraft
sollte vor der Tragkraft erhöht und versammelnde
Elemente sollten mit schwungvollen
im Wechsel geritten werden.
Die Gründe dafür erklärt die Expertin wie
folgt: „In der natürlichen Vorwärtsbewegung
schiebt das Pferd mehr, als dass es trägt. Dieser
Bewegungsablauf ist grundsätzlich und
ohne Reiter ökonomischer und wenig verschleißend.
Ein Reitpferd sollte aber den Rücken
aufwölben, um das zusätzliche Gewicht
des Reiters in der Bewegung tragen zu können.
Dazu benötigt es einen kräftigen Bewegungsimpuls
aus der Hinterhand, der über
den möglichst schwingenden Rücken und
der Anlehnung in Selbsthaltung erhalten
werden muss. Dieser Bewegungsimpuls ist
zu Beginn der Ausbildung mehr ein Schubals
ein Tragimpuls.“ Um dem Pferd die Ausbildung
zu erleichtern, wird daher zunächst
der Schwerpunkt auf die Erhöhung der
Schubkraft gelegt.
Der reine Schubimpuls würde jedoch auf
Dauer zu Lasten der Vorhand gehen, die diese
Kräfte (ab)stützen muss. Deswegen müsse
durch die Entwicklung der Tragkraft die Vorhand
entlastet werden. Eine biodynamisch
korrekte Tragkraft könne aber nicht losgelöst
von der Schubkraft entstehen. Der Grund?
„Der Schub vergrößert die Schwebephase,
wodurch ein größerer Bewegungsablauf
entsteht. Diesen benötigt der Rücken zum
Schwingen. Werden die Tritte und Sprünge
durch die Erhöhung der Tragkraft in der Versammlung
kürzer und dynamischer, wird der
Rücken noch mehr aufgedehnt und bewegt
sich in kürzeren Schwingungsweiten. Das erfordert
viel Kraftaufwand und muss langsam
antrainiert werden. Sinnvoll ist es daher, im
Training zwischen Schub- und Tragkraft abzuwechseln“,
sagt von Hatten.
Fehlerhafte Ausbildung
Problematisch wird es, wenn aus falschem
Ehrgeiz oder einer falsch verstanden Art der
Ausbildung die Entwicklung von Schub- und
Tragkraft missverstanden wird. „Grundsätzlich
stimme ich dem Grundsatz Schwung vor
Versammlung zu. Leider sehe ich aber häufig
eine für das (junge Dressur-)Pferd fatale Entwicklung.
Je schneller ein bewegungsstarkes
Pferd läuft, desto spektakulärer sieht es aus.
Gesund ist das nicht. Die für die Schubkraft
benötigte Muskulatur entwickelt sich schnell.
Die Sehnen und Bänder aber, die diesen Schub
aushalten müssen, brauchen länger in ihrer
Entwicklung“, kritisiert die Pferdewirtschaftsmeisterin.
Deswegen plädiert sie für ein moderates
Vorwärtsreiten v. a. bei jungen und Reha-Pferden.
Hier bietet sich zur Aktivierung der Hinterhand
ein längeres, moderates Ausdauer-
Trabtraining auf großen gebogenen Linien an,
sodass sich Muskeln, Sehnen und Bänder an
die Belastung anpassen können und es nicht zu
Überlastung und frühem Verschleiß kommt.
Eine zu hohe Geschwindigkeit führt
außer dem dazu, dass der Rücken nicht mehr
schwingt. Dafür braucht er Zeit. „Bei eiligen
Tritten jedoch wird er festgehalten. Ohne
schwingenden Rücken kann das Pferd sich
aber nicht selbst tragen, nicht ausbalancieren
und fällt auf die Vorhand. Das hohe Tempo
verursacht zudem ein weites Herauswinkeln
der Hinterbeine, so dass das Becken vermehrt
nach vorne gekippt wird. Ein Hohlkreuz entsteht.
Der Rücken wird eher weggedrückt
statt aufgewölbt“, warnt die Ausbilderin.
Genauso fatal wirkt sich ein zu starker Fokus
auf die Tragkraft aus. „Wird das Pferd zu
langsam, mit wenig aktiver Hinterhand, geritten,
kann sich kein Schwung entwickeln,
der den Rücken aufwölbt. Häufig fehlt hier
dem Reiter das Gefühl für die richtige Geschwindigkeit
bzw. Aktivität“, merkt von Hatten
an. Das Pferd wird „rückwärts“ geritten,
sodass keine reelle Versammlung stattfinden
kann. Das Bild einer inaktiven Hinterhand
zeigt sich dann oft wie folgt: gestörte Fußfolge,
hohe Kruppe, kurz und eng im Hals, vorne
strampeln die Vorderbeine, und hinten
ziehen die Hinterbeine nicht nach.
Falscher Bewegungsablauf
„Ist die Hinterhand inaktiv, zieht das Pferd
seinen Körper mit der Vorhand nach vorne.
Dieser biodynamisch nicht korrekte Bewegungsablauf
kann zu einer Überlastung
der vorderen Gliedmaßen führen“, gibt die
Ausbilderin zu bedenken. Mehr noch: Es
kann zu unnötigen, körperlichen Belastungen
mit vielschichtigen Folgen kommen:
beispielsweise Taktstörungen, Triebigkeit,
Anlehnungs probleme, Verspannungen, Blockaden,
Verschleiß des Bewegungsapparates
(u. a. Sehnenschäden, Überbeine) und
Kompensationsmuskulatur (Muskeln an den
falschen Körperstellen).
Nicht selten treten aufgrund des hohen
Verspannungsgrads auch Stoffwechselstörungen
auf. Verspannte Muskeln sind immer
auch verkürzte Muskeln, in denen die Durchblutung
und der Nährstofftransport verringert
sind. So kann der Stoffwechsel nicht mehr
seine volle Leistung erbringen, um das Tier gesund
zu erhalten. Eine inaktive Hinterhand
hat also immer Auswirkungen auf das Gesamtsystem
Pferd. „Sie kann deshalb niemals
isoliert gesehen werden“, sagt die Expertin.
Die Ursachen für den falschen Bewegungsablauf
sind vielfältig und äußerst individuell.
„Hat das Pferd Probleme mit der
Hinterhand, sollte immer genauestens nach
den Gründen geforscht und das Pferd entsprechend
betreut werden. Oft sind Gründe
nicht nur beim Reiten zu suchen, sondern in
der Haltung, Fütterung, Gesundheit und im
Management des Tieres“, so die Pferdewirtschaftsmeisterin.
Steht der Vierbeiner in einer für ihn unpassenden
Haltungsform? Hat er, bedingt
durch eine falsche Fütterung, Magenprobleme?
Sind die Hufe schlecht bearbeitet? Liegt
vielleicht eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung
der Muskulatur (z. B. PSSM)
zugrunde? All das beeinträchtigt die muskuläre
Leistung der Hinterhand, sagt sie.
Pferd als Ganzes betrachten
Wie schwierig es sein kann, die Ursache für
eine mangelnde Hinterhandaktivität zu finden,
veranschaulicht von Hatten an einem
Beispiel: „Wenn das Pferd Schmerzen in der
Vorhand hat, wird es seine Hinterhand nicht
so benutzen, wie es dies eigentlich könnte. Da
ihm der Schub aus der Hinterhand vorne wehtut,
wird es die Kraft von sich aus reduzieren.
Bewegungsabläufe beim Pferd müssen daher
immer als Ganzes betrachtet werden.“
Die Expertin rät daher, mit Fachleuten
aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten.
Das würde vor Betriebsblindheit
schützen. Darin lag auch ihre Motivation,
zusätzliche Ausbildungen in Huforthopädie
und Pferdefütterung zu absolvieren. „Letztlich
ist jedes Pferd ein Individuum und sollte
auch so behandelt werden. Dafür braucht
es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl“,
sagt sie abschließend.
UNSERE EXPERTIN
Gesa von Hatten
ist Pferdewirtschaftsmeisterin,
OsteoConcept
Coach und Huforthopädin
aus Mechernich
(Nordrhein-Westfalen).
Sie bietet Dressurunterricht
auf ihrer eigenen
Reitanlage, mobil und
online sowie Lehrgänge für engagierte
Freizeit- und Turnierreiter an. Hinzu
kommen Hufbearbeitungen für Barhufer
und eine Beratertätigkeit zu verschiedensten
Pferdethemen.
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Wissen
Aktive oder inaktive Hinterhand?
Bewegt sich mein Pferd mit aktiver oder inaktiver Hinterhand? Diese Frage lässt sich leicht beantworten,
wenn Sie auf folgende Anzeichen bei Ihrem Pferd bzw. beim Reiten achten:
Ist die Hinterhand
aktiv, wird der Reiter
in der Bewegung des
Pferdes mitgenommen
Ist die Hinterhand wenig
aktiv, ist das Pferd oft
faul und wirkt triebig
Fotos: Diane Bliessen (1), slawik.com (5), Sportfotografie Lafrentz (1)
Aktive Hinterhand
• Die Hinterhandmuskeln sind rund
und gut ausgeprägt.
• Das Pferd hebt seine Hinterhufe aktiv vom Boden und tritt mit
beiden Beinen gleichmäßig unter
den Schwerpunkt.
• Es bewegt sich fleißig, aber nicht eilig und v.a. taktmäßig. Vorwärts
treibende Hilfen nimmt es gut an.
• Bei Verstärkungen werden die Tritte und Sprünge des Pferdes
länger.
• Es zeigt raumgreifende und schwungvolle Bewegungen.
• Der Rücken des Pferdes fängt an zu schwingen. Dadurch wird der
Reiter in der Bewegung des Pferdes mitgenommen und kann
weich sitzen.
• Das Pferd trägt sich selbst und geht in einer leichten Anlehnung.
Inaktive Hinterhand
• Die Muskeln an der Hinterhand wirken flach und kantig.
• Das Pferd hebt seine Hinterhufe nicht aktiv vom Boden, sondern
schlurft mit den Hufen im Sand und tritt eher nach hinten
heraus.
• Es bewegt sich in einem zu niedrigen Grundtempo, wirkt faul
und ist triebig. Vorwärts-treibende Hilfen nimmt es nicht gut
an.
• Bei Verstärkungen werden die Tritte und Sprünge des Pferdes
eiliger, aber nicht länger.
• Es zeigt eher kurze, stockende Bewegungen.
• Der Rücken des Pferdes bewegt sich kaum. Der Reiter wird in
der Bewegung des Pferdes nicht mitgenommen und kommt
nicht zum Sitzen.
• Das Pferd legt sich auf die Hand und trägt sich nicht selbst.
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IMPRESSUM
Geschäftsführung
Alexandra Jahr
Chefredakteurin
Lara Wassermann
Redaktion
Nora Dickmann, Aline Müller, Inga
Dora Schwarzer, Anna Castronovo,
Alexandra Koch
Autoren und Mitarbeiter
dieser Ausgabe
Andreas Ackenheil
Bildredaktion
Daniel Elke
Director Content
Michael Werner
Art-Director
Dirk Bartos
Grafik
Keith Campbell, Selin Demir-
Reichelt, Matthew Lee Wolter,
Manfred Leithäuser, Sandra
Sodemann
Lithographie
Katja Mucke-Koopmann
Produktionsmanagement:
Ilja Badekow, Sybille Hagen,
Andreas Meyer
Vertrieb
Einzelverkauf
DMV Der Medienvertrieb GmbH &
Co. KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg,
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Abonnement
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FRAGE DES MONATS
Otitis
Pferde haben empfindliche Ohren, die allerlei aushalten müssen. Ist das Pferdeohr – oder
Teilbereiche davon – entzündet, spricht man von einer Otitis. Diese tritt meist einseitig auf
Text: Nora Dickmann
22 www.mein-pferd.de 2/2025
4/24
Schlaf
TIPPS TO GO
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Wie definiert man Otitis?
Otitis beim Pferd bezeichnet eine Entzündung des äußeren Gehörgangs
(Otitis externa), des Mittelohrs (Otitis media) oder
des Innenohrs (Otitis interna). Sie kann akut oder chronisch
verlaufen und tritt bei Pferden seltener auf als bei anderen Tierarten,
ist aber dennoch eine ernstzunehmende Erkrankung.
Die Symptome reichen von Ohrenschmerzen und Kopfschütteln
bis hin zu neurologischen Ausfällen bei fortgeschrittener
Innenohrentzündung.
tiösen Ursachen zählt man Bakterien wie Staphylococcus oder
Streptococcus-Arten, die häufige Erreger einer Otitis externa
und media sind; Pilzinfektionen oder Parasiten. Nicht-infektiöse
Ursachen sind Fremdkörper, wie Grannen oder kleine Holzsplitter,
die den Gehörgang reizen und eine sekundäre Infektion
auslösen können, Traumata wie Stöße am Ohr, oder allergische
Reaktionen, beispielsweise auf Medikamente, Umweltallergene
oder Futter. Feuchtigkeit im Gehörgang, beispielsweise durch
Regen oder intensives Schwitzen oder unzureichende Belüftung
des Ohrs bei Pferden mit hängenden Ohren oder langen
Schopfharen können ebenfalls eine Otitis begünstigen.
Welche Symptome zeigt das Pferd
bei einer Ohrenentzündung?
Kopfschütteln, starker Juckreiz, eine Schiefhaltung des Kopfes
oder Empfindlichkeit der Berührung der Ohren können Anzeichen
für eine Otitis bei Pferden sein. Durch den Juckreiz kann
es zu sekundären Haar- und Hautschäden am Ohr kommen.
Das Fell am vorderen Rand der Ohrmuschel oder unter dem
Ohr kann verkleben. Es kann zu Rittigkeitsproblemen kommen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Wird eine Otitis nicht behandelt, kann es zu Entzündungen des
äußeren Gehörgangs kommen, Abszesse können sich bilden
und über das Nervengewebe eitrige Hirnhautentzündungen
bei Pferden auslösen. Auch sind Lähmungen des Gesichtsnervs
möglich, daher gilt es, Ohrenentzündungen schnellstmöglich
zu behandeln. Die Therapie hängt von der Ursache und dem
Schweregrad der Otitis ab. Eine gründliche Diagnostik ist essenziell,
um die passende Behandlung einzuleiten. Antibiotika bei
bakteriellen Infektionen, oft lokal in Form von Ohrentropfen,
Antimykotika bei Pilzinfektionen, Antiparasitika bei Ohrmilbenbefall
und Entzündungshemmer werden für die Behandlung
der Otitis verwendet. Befindet sich ein Fremdkörper oder
Abszess im Ohr, kann ein chirurgischer Eingriff vonnöten sein.
Haben auch Sie eine Frage, die Ihnen unter den Nägeln brennt?
Dann schicken Sie uns einen Brief oder eine E-Mail mit
Ihrer Frage an: Redaktion Mein Pferd, Jürgen-Töpfer-Straße 48,
22763 Hamburg, E-Mail: redaktion@mein-pferd.de.
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Alle bisherigen und künftigen Fragen finden Sie in der
Leiste auf der rechten Seite.
Außerdem können Sie die bisherigen Artikel auf unserer
Homepage (www.mein-pferd.de) nachlesen.
5/24
Gewichtsträger
6/24
Ödeme
7/24
Flehmen
8/24
Warzen
9/24
Magengeschwüre
10/24
Narkolepsie
11/24
Amyloidose
12/24
Equine Influenza
1/25
Darmentzündung
2/25
Otitis
Foto: slawik.com
Welche Ursachen haben Ohrenentzündungen
beim Pferd?
Die Ursachen für eine Otitis beim Pferd sind vielfältig und können
infektiöser oder nicht-infektiöser Natur sein. Unter infek-
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23
3/25
Mundgeruch
HALTUNG & GESUNDHEIT
Lauf Pferdchen,
lauf
REITBODENWir reiten jeden Tag auf ihm, und trotzdem wissen
die meisten Reiter so wenig darüber: Der Reitboden in der Halle
und auf dem Platz ist von großer Bedeutung für die Gesundheit
des Pferdes und sollte mehr Beachtung finden. Wir erklären,
welcher Bodenbelag welche Besonderheiten hat
Text: Lara Wassermann
24 www.mein-pferd.de 2/2025
Neben Sandboden
ist vor allem der
synthetische
Reitboden sehr
beliebt
UNSERE EXPERTEN
Manfred Stremmer
ist einer der Geschäftsführer der
Stremmer Sand + Kies GmbH.
Vor über 30 Jahren
hat sich das Unternehmen –
initiiert durch die Pferde- und
Reitleidenschaft seiner Töchter – auf die
Herstellung von Reitsand spezialisiert. Der
im eigenen Abbau gewonnene stresan-
Kirchhellener Sand ist europaweit in der
Reitsportbranche bekannt und kommt
nicht nur auf vielen privaten Reitanlagen,
sondern auch auf namhaften Turnieren und
Messen zum Einsatz.
▶ www.stresan.de
Dipl.-Ing. Bodo Klopsch
ist Pferden seit seiner Jugend
verbunden. Jahrzehntelang
betrieb er eine erfolgreiche Trakehner-Zucht.
Schwerpunkt war
die Dressur mit besonderem
Augenmerk auf optimale Schwungentfaltung.
Selbst ritt Bodo Klopsch Military. Seine
Tochter hat er bis in die schweren Klassen
ausgebildet. Das war einst der Startschuss,
einen Reitboden zur entwickeln, der auch
im Winter bereitbar ist – so entstand
ASground.
▶ www.asground.de
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www.mein-pferd.de
25
HALTUNG & GESUNDHEIT
Nur gut für die
Knochen? Nein,
auch gut für die
Pferdeseele!
Mit einem Reitboden ist es wie
mit vielen anderen Dingen,
die einem alltäglich begegnen,
und worüber man sich keine
großen Gedanken macht. Er ist
täglich in Benutzung, und solange er nicht
sonderlich staubt oder nass ist, fällt keinem
etwas Besonderes auf. Doch wie ist es für das
Pferd? Schließlich läuft es tagtäglich auf ihm,
und das nicht nur im Schritt, sondern auch
im Trab oder Galopp, bei Seitengängen und
beim Springen. Wir haben mit zwei Reitboden-Experten
gesprochen, die darüber aufklären,
wie wichtig der richtige Boden ist.
Manfred Stremmer ist einer der Geschäftsführer
der Stremmer Sand + Kies GmbH. Seit
über 30 Jahren beschäftigt er sich mit dem
Thema Reitsand. Der Kirchhellener Sand ist
in der Reitsportbranche europaweit beliebt.
Diplom-Ingenieur Bodo Klopsch ist seit seiner
Jugend den Pferden verbunden. Schwerpunktmäßig
beschäftigte er sich mit der
Dressur und der optimalen Schwungentfaltung
des Pferdes. Das brachte ihn auf die
Idee, einen optimalen Boden zu entwickeln
und ein Augenmerk auf die Bereitbarkeit in
den Wintermonaten zu setzen.
Unterschiede der Reitböden
Es gibt Unterschiede in der Bauweise der
verschiedenen Böden, Unterschiede in der
Tretschicht, wasserdurchlässige Böden oder
Reitböden mit einer Oberflächen-Entwässerung.
Grundsätzlich kann man für jede
Disziplin einen passenden Boden bekommen.
„Westernreiter, die Sliding Stops und Spins
trainieren wollen, benötigen einen festen
Untergrund mit nachgiebiger Slidingschicht,
Springreiter dagegen einen Boden, der
Stabilität bietet, aber gleichzeitig elastisch
ist. Und Dressurreiter freuen sich über einen
Boden mit federnden Eigenschaften“, so
Manfred Stremmer. Die Tretschicht kann daher
individuell an die eigenen Anforderungen
angepasst werden. Bodo Klopsch schwört
auf eine andere Art des Bodens. Er entwickelte
einen sortenreinen und synthetischen
Reitboden: „Ein synthetischer Reitboden
wird durch starkes Bereiten nicht schlechter,
sondern sogar besser. Das Material setzt sich,
die einzelnen Fasern greifen immer mehr
ineinander und bilden eine feste, aber federnde
Matte. Die Pferde entwickeln mehr
Schwung, egal für welche Disziplin er genutzt
wird. Der Boden ist auch schonend für
Sehnen und Gelenke.“
Gesundheitliche Schäden
Dass ein schlechter Boden mit minderwertigem
Sand, der nicht zum Reiten geeignet ist,
sogar zu gesundheitlichen Problemen des
Pferdes führen kann, scheint vielen Reitern
nicht klar zu sein. „Sand wird auf Dauer durch
die Reibung des Hufes zu Staub. Der wiederum
setzt sich nicht nur in die empfindlichen
Lungen von Reiter und Pferd, sondern
wird in Verbindung mit Wasser zu Schlamm.
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Dieser verstopft die freien Poren in Sand
und Unterbau, und es bilden sich die ungeliebten
Pfützen“, erklärt Bodo Klopsch. „Zudem
legen sich unter dem Einfluss von Regen
die einzelnen Sandkörnchen in eine
raumsparende Struktur“, ergänzt der Experte.
Die Folge daraus sei, dass sich die Sandkörnchen
nicht mehr bewegen können
und der Boden bretthart würde. Das Reiten
auf solch einem Boden gefährdet Sehnen
und Gelenke des Pferdes. Als ebenfalls sehr
schädlich für das Pferd sieht der Diplom-Ingenieur
die Verwendung von nicht zertifizierten
Zusatzstoffen im Sand. Diese werden
über kurz oder lang zerrieben, sodass
die Vliesfasern zu mikros kopisch kleinem
Staub zerfallen, der durchaus lungengängig
ist. Auf diese Weise können Kunststoffe eingeatmet
werden. Bei einem speziellen Reitsand,
(wie dem der Firma Stremmer), der
aus widerstandsfähigen, kornabgerundeten
Quarzkörnen besteht ist dies nicht der
Fall. Stremmer weist zusätzlich auf die Problematik
bei zu tiefen Böden hin. Diese
belasten extrem den Sehnen- und Muskelapparat
des Pferdes. Der feine Quarzsand
hingegen verdichtet sich in Kombination mit
Wasser nur so stark, dass eine optimale Eindringtiefe
für den Huf gewährleistet wird.
Trotzdem ist der Boden rutsch- und trittfest
und bietet eine gute Scherfestigkeit ohne an
Elastizität zu verlieren.
Dieser Boden ist
auch bei Schnee
und Eis bereitbar
Der synthetische Boden
von ASground eignet sich
für jede Disziplin
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HALTUNG & GESUNDHEIT
Manfred Stremmer:
„Eine Ursache von staubigem
Boden kann die Verwendung
eines ungeeigneten Sandes mit
kantiger Kornform oder zu viel
Organik im Boden sein.“
sehr niedrig sind und das Pferd keiner Staubbelastung
ausgesetzt ist. Eine Wässerung ist
bei dieser Art des Bodenbelags nicht nötig.
Erneuerung des Bodens
Grundsätzlich gilt, dass die Haltbarkeit eines
Reitbodens von der Pflege abhängt. Stremmer
gibt den Tipp, dass ein Sandboden regelmäßig
abgeäppelt, bewässert und auch abgezogenwerden
sollte um dauerhaft gute Bodenverhältnisse
zu haben. Alle paar Jahre sollte
Boden aufgefüllt werden: „Es ist hin und wieder
eine Lkw-Ladung Sand nötig, um die Tretschicht
aufzufüllen, da mit der Zeit durch Pferdehufe
oder Witterungsbedingungen etwas
Sand abgetragen wird, aber wir haben Plätze,
die bereits seit über 30 Jahren bestehen, top bereitbar
sind und noch nie die Tretschicht ausgetauscht
werden musste. Soll der Platz aber
aus irgendeinem Grund zurückgebaut werden,
ist dies bei einem Boden mit reinem stresan
kein Problem: Der Sand ist ein Naturprodukt
und kann einfach untergepflügt oder auf einen
Acker ausgebracht werden.“ Ein Teppichschnitzelboden
kann gut 20 Jahre und länger genutzt
werden, wenn nach circa sechs bis acht Jahren
25 Prozent des Basismaterials nachgeschüttet
werden: „Es wird auf den vorhandenen Belag
aufgebracht, verteilt und schon ist es fertig“, erklärt
Bodo Klopsch.
Was tun bei Pfützen?
Ein häufiges Problem scheint ein sehr
staubiger Boden zu sein. Vor allem im Sommer
braucht der Boden entsprechende Pflege.
Manfred Stremmer weist darauf hin, dass ein
Reitboden generell immer feucht gehalten
werden sollte, nicht um den Staub zu binden,
sondern vor allem, um eine gute Stabilität
und Eindringtiefe der Hufe zu gewährleisten.
„Generell ist der richtige Reitsand nicht
staubig. Was Staub verursacht, ist Organik im
Boden – also Verunreinigung wie zum Beispiel
verrottete Pferdeäpfel oder Laub.“ Eine
weitere Ursache von staubigem Boden kann
die Verwendung eines Sandes mit kantiger
Kornform sein. Dieser Sand bricht unter den
Hufen schneller, dadurch entstehen Feinstanteile,
und der Boden kann stauben. „Darüber
hinaus sind scharfkantige Kornformen
auch nicht zu empfehlen, da sie einen erhöhten
Hufabrieb verursachen“, erklärt Manfred
Stremmer weiter. Die Problematik der Staubentwicklung
ist bei dem richtigen Reitsand
mit guter Pflege kein Thema und auch bei
einem synthetischen Boden nicht vorhanden.
Staubmessungen zeigen, dass die Werte
bei Teppichschnitzelboden von ASground
Pfützen deuten darauf hin, dass das Wasser
nicht richtig ablaufen kann. Stremmer:
„Handelt es sich um einen Außenplatz
mit Oberflächen-Entwässerung, haben sich
im Boden vermutlich Unebenheiten gebildet,
sodass das Wasser nicht ablaufen kann.“
Ein Reitboden mit Oberflächen-Entwässerung
muss mit einem Gefälle von circa ein
bis zwei Prozent angelegt und regelmäßig
mit einem Bahnplaner glatt gezogen werden.
Falls sich der Boden einseitig verzogen hat
(zum Beispiel durch häufiges Longieren),
sollte man die Tretschicht mit einem Laser-
Grader neu ausrichten lassen. Auch ein nicht
intakter Unterbau kann Grund für Pfützen
sein: „Wenn der Reitboden aus einer wasserdurchlässigen
Tretschicht mit einem Drainage-Unterbau
besteht und das Wasser in
Pfützen steht, liegt es häufig am Unterbau“,
so Stremmer. Gründe dafür können sein,
dass sich die verschiedenen Schichten vermischt
haben, sodass das Wasser nicht mehr
richtig ablaufen kann oder aber die Drainage-
Rohre sind verstopft. Bei synthetischen Reitböden
liegt es daran, dass die Tragschicht das
Wasser nicht oder nicht schnell genug aufnimmt.
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Wissen
Wissen
Aufbau eines Reitbodens
Manfred Stremmer: „Am häufigsten ist ein 3-Schicht-Aufbau, bestehend aus einer
Trag-, Trenn- und Tretschicht. Welches Material genutzt werden kann, wie dick die
einzelnen Schichten sein müssen oder ob der Sand direkt auf eine vorhandene
Wiese aufgebracht werden kann, hängt ganz von den individuellen Gegebenheiten
ab. Außerdem kommt es auch darauf an, ob ein Reitboden für die Halle oder
den Außen reitplatz angelegt wird und welche Tretschicht verwendet wird. Zur Veranschaulichung
sieht man auf der Grafik die direkte Gegenüberstellung von zwei
möglichen Aufbau varianten für den Außenreitplatz. Links für einen reinen stresan-
Sandboden mit Oberflächenentwässerung und rechts für eine wasserdurchlässige
Reitsandmischung mit Vlies.“
Wissen
Fotos: Friederike Scheytt (1), slawik.com (3), Stefan Lafrentz (1), Christian Beeck (1), Stremmer Sand + Kies GmbH (2), AS Ground (2)
Überall der gleiche Boden?
Den glei chen Boden in Halle und Platz zu
legen gestaltet sich häufig schwierig, da die
Anforderungen an den Boden andere sind:
Der Hallenboden soll das Wasser gut speichern.
Der Platzboden soll ebenfalls Feuchtigkeit
speichern, aber überschüssiges Wasser
schnell ableiten, damit keine zu feuchten
Stellen entstehen. Die beiden Experten sind
der Meinung, dass es trotzdem geht. Bodo
Klopsch: „Ein synthetischer Reitboden ist für
außen und innen geschaffen. Bei einer geschlossenen
Halle ist unsere Empfehlung, ab
und zu kräftig durchzuwässern. Im Außenbereich
ist das nicht nötig. Außerdem ist
unser synthetischer Boden sogar bei Schnee
und Eis bereitbar, da er nicht einfriert.“ Aber
auch Stremmer ist sich sicher, dass ein Reitsand
den Ansprüchen in der Halle und auf
dem Platz gerecht werden kann: „Es kann
durchaus die gleiche Tretschicht für die Reithalle
und den Reitplatz verwendet werden,
allerdings muss der Unterbau, also die
Trag- und Trennschicht, entsprechend
Ein Reitboden
sollte besonders
gut federn
angelegt werden. Bei einem Hallenboden
muss der Untergrund genau wie auf
dem Außenplatz fest und ausreichend
tragfähig sein. Allerdings ist beispielsweise
auch für wasserdurchlässige Reitsandmischungen
kein Drainage-Unterbau nötig,
da die Wasserzufuhr in der Halle natürlich
gesteuert werden kann.“ Für welchen Boden
man sich nun entscheiden sollte, kommt immer
auch auf die Gegebenheiten vor Ort und
die Anforderungen an den eigenen Reitboden
an. Die Kosten sind ohne konkretes Beispiel
schwer zu bestimmen, da der Transport
des ausgewählten Bodens einen Großteil davon
ausmacht. Auch wenn es möglich ist,
einen Reit boden in Eigenregie zu bauen, so
empfiehlt es sich immer, einen professionellen
Rat beim Experten einzuholen. Dieser
verfügt über Fachwissen, die entsprechenden
Geräte und verschiedene benötigte Materialien.
Bedenken Sie, dass ein gekaufter
Boden, der auf den falschen Untergrund gelegt
wird, verschenktes Geld ist, weil er sich
nach kurzer Zeit nicht mehr so verhält, wie
Sie ihn gerne hätten.
Aufbau eines
synthetischen
Reitbodens
Dipl.-Ing. Bodo Klopsch: „Unser synthetischer
Reitboden benötigt lediglich
einen sehr einfachen Unterbau mit vier
wesent-lichen Eigenschaften: Er muss
tragfähig sein, also dem Gewicht des
Pferdes standhalten, Wasser aufnehmen
und es an den Untergrund oder zur Seite
ableiten, also die ,Drainage‘ des Platzes
gewährleisten, rau sein, damit sich die
ASground-Matte daran festhalten kann,
und eine geschlossene Oberfläche aufweisen,
damit sich auch nach Jahren kein
Stein löst und in die Matte hineinvagabundiert.
Alle genannten Anforderungen
erfüllt in idealerweise ein Mineralgemisch/Schotter
ohne Lehmanteile mit
einer Körnung 0 bis 45 Millimeter bei einer
Schichthöhe von 15 Zentimetern. Auf
die Tragschicht kommen dann 10 Zentimeter
Teppichflocken.“
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30 www.mein-pferd.de 2/2025Pferde
Pferde äußern Schmerzen –
im Gegensatz zu vielen anderen
Tieren – nicht durch einen
Schmerzenslaut
lei
HALTUNG & GESUNDHEIT
SCHMERZEN ERKENNEN
Pferde sind nicht besonders
gesprächig, wenn es darum geht,
mitzuteilen, ob und wo ihnen etwas
wehtut. Aus diesem Grund liegt
es in der Verantwortung des
Menschen, seinen Vierbeiner genau
zu beobachten, um herauszufinden,
ob er Schmerzen hat
den Stumm
Text: Nicole buchholz
31
2/2025
www.mein-pferd.de
HALTUNG & GESUNDHEIT
Bei einer Kolik leidet das Pferd
unter akuten Schmerzen und
zeigt diese in den meisten
Fällen durch bestimmte
Verhaltensweisen wie Wälzen
und in Richtung des Bauches
treten
Schmerzen sind sowohl beim Menschen
als auch beim Tier eine sehr
individuell zu betrachtende Sache,
für die zahlreiche Definitionen auftauchen.
Eine weit verbreitete und
anerkannte Definition ist die der „Internationalen
Gesellschaft zum Studium des Schmerzes“
(International Association for the Study
of Pain, IASP): „Schmerz ist ein unangenehmes
Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit
einer aktuellen oder potenziellen Gewebeschädigung
einhergeht oder mit Begriffen
einer solchen Schädigung beschrieben wird.“
Durch diese Definition wird deutlich, dass
akuter Schmerz ein Warnmechanismus des
Körpers ist – sozusagen die Alarmanlage für
den Organismus, um gravierendere Störungen
zu vermeiden.
Schmerz kann beim Pferd viele verschiedene
Ursachen haben, von einer Verletzung
oder Erkrankung über unpassendes Equipment
bis zu altersbedingten Verschleißerscheinungen.
Bei der Nutzung als Reitpferd
spielen das passende Equipment und
pferdegerechtes Training eine große Rolle
in der Gesunderhaltung des Pferdes. Ein unpassender
Sattel verursacht zunächst Druckschmerz
im Bereich des Rückens, der mit der
Zeit schmerzhafte Fehlhaltung bedingt. Generell
muss zunächst zwischen akutem und
chronischem Schmerz unterschieden werden.
„Akute Schmerzen entstehen beispielsweise
bei einer Kolik und werden vom Pferd
meist deutlich geäußert – beispielsweise
durch Unruhe, Schwitzen und Treten in Richtung
des Bauchs“, erklärt Pferdeverhaltenstherapeutin
Alexandra Edinge. „Im Gegensatz
dazu kommen chronische Schmerzen
schleichend und entwickeln sich über einen
längeren Zeitraum. Die Anzeichen sind weniger
offensichtlich und werden daher oft erst
spät – oder gar nicht – erkannt.“ Chronische
Schmerzen entstehen unter anderem bei
Magengeschwüren, Arthrosen oder anderen
lang anhaltenden Schmerzzuständen.
Generell ist Schmerz sowohl bei Menschen
als auch bei Tieren eine sehr subjektive,
individuelle Empfindung: Manche Pferde
lahmen bereits bei einer kleinen Abschürfung
am Bein, während andere Pferde auch
mit einem Hufgeschwür noch klar laufen.
Instinktiv den Schmerz vertuschen
Wenn ein Kind sich den Kopf stößt, äußert
es in den meisten Fällen Sekunden später
seinen Schmerz durch Schreien und Weinen.
Verletzt ein Hund sich an der Pfote, so
quittiert er jede Berührung der schmerzhaften
Stelle durch Jaulen. Verbal ausgedrückter
Schmerz lässt sich nicht überhören und
wird daher schnell wahrgenommen. Allerdings
haben Pferde keinen Laut, mit dem sie
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1
3
2
1 & 2 | Verhaltensweisen wie Flehmen und Gähnen können
viele Ursachen haben, erklärt Alexandra Edinge: „Pferde
flehmen beispielsweise zur Geruchsaufnahme. Gleichzeitig
kann sehr häufiges Flehmen aber auch ein Zeichen für
Schmerzen sein – beispielsweise im Bereich des Magen-
Darm-Trakts. Gähnt ein Pferd, so kann dies aus Langeweile,
Überforderung oder Müdigkeit sein – oder wegen Schmerzen.
Insbesondere wenn ein Pferd immer beim Satteln
gähnt, sollte untersucht werden, ob es weitere Anzeichen
für Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt gibt.“
3 | Verhaltensauffälligkeiten wie Steigen, Bocken oder
Durchgehen im Training werden häufig als Unart abgetan
– zu Unrecht. „Insbesondere wenn solche Verhaltensweise
plötzlich oder regelmäßig auftauchen, sollte geschaut werden,
ob das Pferd Schmerzen hat. Ein erster Schritt kann
eine Kontrolle des Equipments und eine Untersuchung
durch den Tierarzt sein“, empfiehlt Alexandra Edinge.
Schmerzen ausdrücken, weshalb die Gefahr
besonders groß ist, dass Schmerzen nicht
ausreichend wahrgenommen oder falsch
eingeschätzt werden. Dies ist unter anderem
in ihrer Charakteristik als Flucht- und Beutetier
verankert: „In freier Wildbahn würde
ein Schmerzlaut des Pferdes einem potenziellen
Fressfeind Schwäche signalisieren
und das Pferd somit in Gefahr bringen. Der
Überlebensinstinkt der Pferde ist daher darauf
ausgelegt, Schmerzen bis zu einem gewissen
Grad zu verbergen und Schmerzensäußerungen
zu unterdrücken“, erläutert
die Pferdeverhaltenstherapeutin Alexandra
Edinge. Zudem können Schmerzen auch
durch verschiedene Einflussfaktoren – beispielsweise
Stress – unterdrückt werden. Daher
zeigen Pferde häufig in Stress situationen
oder ungewohnter Umgebung weniger
Schmerzen – beispielsweise verschwindet
die Lahmheit beim Vortraben in der Klinik
plötzlich.
Aus diesem Grund liegt es in der Verantwortung
des Menschen, sein Tier genau zu
beobachten, um Schmerzen möglichst frühzeitig
zu erkennen. Für die Beobachtung
spielen unter anderem die Mimik und die
Körperhaltung sowie das Verhalten des Pferdes
eine wichtige Rolle. Generell sollten Änderungen
in allen Bereichen genau beobachtet
werden: Schon feine Nuancen in der
Ausdrucksweise – insbesondere im Bereich
des Kopfes – oder dem Verhalten des Pferdes
können auf Schmerzen hindeuten.
Genau beobachten,
richtig interpretieren
Häufig wird das Verhalten von Pferden vom
Menschen missverstanden. So werden Verhaltensauffälligkeiten
wie Steigen, Buckeln,
Durchgehen oder Stehenbleiben beim Reiten
häufig als Unart abgetan und das Pferd gestraft.
Alexandra Edinge erklärt, warum solche
Verhaltensweisen auch ein Anzeichen
für Schmerzen sein können: „Ein Pferd zeigt
die genannten Verhaltens auffälligkeiten in
Situationen, in denen der Schmerz das auszuhaltende
Maß überschreitet und das Pferd
diesem entkommen möchte. Solche Reaktionen
werden häufig missinterpretiert und bestraft,
dabei sollte man die Reaktion des Pferdes
hinterfragen und nicht als Ungehorsam
verurteilen. Insbesondere das Durchgehen
ist häufig ein Anzeichen für Schmerzen, da
die Flucht die stärkste Waffe des Pferdes ist.“
Generell sind Abweichungen vom normalen
Verhalten des Pferdes – sowohl innerhalb
der Herde, bei der Futteraufnahme als auch
im Training – Anzeichen dafür, dass etwas
nicht stimmt. Hält sich Ihr Pferd beispielsweise
eigentlich immer inmitten der Herde
auf und interagiert mit seinen Artgenos-
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AUGEN
Ist die Muskulatur oberhalb der Augen deutlich
angespannt, so kann dies ein Zeichen für
Schmerzen sein. Durch die aus geprägte Anspannung
treten die darunter liegenden Knochenstrukturen
deutlicher hervor.
OHREN
Ein gesundes Pferd zeigt ein
aktives Ohrenspiel. Bei Schmerzen
sind die Ohren hingegen
steif nach hinten gerichtet, und
das Pferd reagiert mit deutlich
weniger Ohrenspiel auf Außenreize.
LIDSPALT
Ein verengter Lidspalt –
und somit ein teilweise
geschlossenes Auge –
kann auf Schmerzen hindeuten.
Dies darf allerdings
nicht mit entspannt
fallengelassenen Augenlidern
beim Dösen verwechselt
werden.
Kaumuskulatur
In unangenhmen Situationen
soll man die „Zähne zusammenbeißen“.
Bei Pferden kann
eine angespannte, deutlich
hervortretende Kaumuskulatur
schmerzhafte Empfindungen
signalisieren.
Nüstern
Angespannte Nüstern können
ein Zeichen für Schmerzen
oder Unwohlsein sein.
MAUL
Menschen mit negativen Emotionen – von Wut bis
Schmerzen – kneifen häufig die Lippen zusammen.
Beim Pferd ist eine zusammen gepresste Maulspalte
mit zurückgezogener Unterlippe und dadurch hervortretendem
„Kinn“ ein Alarmzeichen.
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HALTUNG & GESUNDHEIT
Fotos: slawik.com (12), Privat (1)
sen, so sollten Sie hellhörig werden, wenn
Ihr Pferd sich plötzlich abschottet und teilnahmslos
abseits steht. Ebenso sollte man es
hinterfragen, wenn ein Pferd mit einem ehemals
ruhigen Gemüt, das eher triebig war,
plötzlich im Training – ob an der Longe oder
unterm Reiter – häufiger durchgeht. Solche
und ähnliche Verhaltensänderungen sollten
keinesfalls als Temperamentsausbruch oder
Ungehorsam abgetan werden – allzu häufig
können sie ein Zeichen für Schmerzen sein.
Dabei müssen sich Verhaltensänderungen
nicht zwangsläufig negativ – beispielsweise
in Form von Bocken, Steigen oder Treten
– äußern, sondern können sich auch in vermeintlich
positiven Eigenschaften – wie größerem
Fleiß unter dem Reiter – äußern.
Arttypische Verhaltensweisen wie Gähnen
und Flehmen werden ebenso häufig
falsch interpretiert (siehe unten). Auch
Scharren wird oft als Unart abgetan: „Ein
scharrendes Pferd muss immer im Kontext
betrachtet werden. Steht man mit einem
Futtereimer vor dem Pferd, und dieses beginnt
zu scharren, so drückt dies Ungeduld
aus, das Futter zu bekommen“, so Alexandra
Edinge. „Scharrt ein Pferd allerdings häufig
unabhängig von der Fütterungssituation,
so könnte dies auch ein Zeichen für Schmerzen
sein. Insbesondere wenn das Pferd beim
Scharren zudem noch die Ohren angelegt
hat und gegebenenfalls muskuläre Anspannungen
im Bereich des Unterkiefers und
oberhalb der Augen offensichtlich werden.“
Schlägt ein Pferd beim Training oft mit
dem Schweif, so kann dies unterschiedliche
Ursachen haben: Zum einen kann es ein
weiteres Anzeichen für Schmerz sein, und
zum anderen kann es auch Unwohlsein ausdrücken.
„Pferde drücken auch Unlust, Unverständnis
oder Unwohlsein im Training
durch Schweifschlagen aus, beispielsweise
wenn sie eine Lektion nicht ausführen
möchten oder diese nicht verstehen“, erklärt
die Expertin. „In solchen Zusammenhängen
muss das gesamte Pferd betrachtet werden
– insbesondere die Mimik und die generelle
Körperanspannung –, um zwischen Unwohlsein
und Schmerzen zu unterscheiden.“
Insgesamt müssen alle Verhaltensweisen
immer im Gesamtzusammenhang unter Berücksichtigung
der Gegebenheiten und auf
das individuelle Pferd bezogen betrachtet
werden. Reißt man eine Verhaltensweise aus
dem Zusammenhang, so ist diese noch kein
Anzeichen für Schmerzen – beispielsweise
das Scharren kurz vor der Fütterung. Viele
der genannten Verhaltensweisen sind relativ
unspezifisch, dies bedeutet, dass sie auf
Schmerzen hindeuten können, aber nicht
unbedingt müssen.
Ein Blick ins Gesicht lohnt sich
Insbesondere für den Laien – also den Pferdebesitzer
ohne wissenschaftlichen Hintergrund
im Bereich Veterinärmedizin oder
Pferdeverhalten – ist es oftmals gar nicht so
einfach zu erkennen, ob das Pferd Schmerzen
hat. Neben Änderungen im Verhalten kann
auch die Mimik des Pferdes Aufschluss über
den Zustand des Tieres geben.
Zu diesem Zweck entwickelte ein internationales
Forscherteam im Jahr 2014 die
„Horse Grimace Scale“ (HGS). Diese Skala ermöglicht
die Schmerzbeurteilung – inklusive
des Schweregrads – bei Pferden anhand des
Gesichtsausdrucks. Dabei werden die Ohren,
die Augen- und Maulpartie, die Nüs tern sowie
die Kaumuskulatur betrachtet (siehe Grafik
auf der Seite 26). Jeder dieser Bereiche wird
entsprechend der Ausprägung der Merkmale
auf einer Drei-Punkte-Skala bewertet: null
Punkte für keinen Schmerzausdruck, ein
Punkt für moderaten Schmerzausdruck und
zwei Punkte für starken Schmerzausdruck.
Die Einzelbewertungen ergeben ein Gesamtergebnis
zwischen null und zwölf Punkten:
Null Punkte bedeuten keine Schmerzen, und
zwölf Punkte bedeuten starke Schmerzen.
Die „Horse Grimace Scale“ richtet sich sowohl
an Fachleute zur Therapiekontrolle als
auch an geschulte Laien. Allerdings birgt sie
auch ein Potenzial für Fehlinterpretationen,
so Alexandra Edinge: „Die Horse Grimace
Scale ist sicherlich ein gutes Instrument zur
Schmerzerkennung. Allerdings ist die Umsetzung
durch den Pferdebesitzer nicht immer
akkurat. Daher sollte beim Verdacht auf
Schmerzen meiner Meinung nach unbedingt
eine Fachperson hinzugezogen werden.“ Generell
muss immer der Kontext der Beobachtung
beachtet werden: So werden beispielsweise
viele Pferde am Tag nach Silvester noch
angespannt sein. Beobachtet man an einem
solchen Tag sein Pferd, so kann es sein, dass
das Ergebnis Schmerzen vermuten lässt.
Aufgrund der Gegebenheiten ist dies allerdings
vermutlich ein Fall von Angst und sollte
nicht mit Schmerzen verwechselt werden.
Angst und Schmerzen haben teilweise ähnliche
Ausprägungen in der Mimik des Pferdes.
Für eine genaue Analyse sollte das Pferd in
seiner gewohnten und ruhigen Umgebung
beobachtet werden, damit die Beurteilung
nicht verfälscht wird.
Empfehlung: Zeit nehmen
Wie bereits festgestellt, fehlt Pferden die
Möglichkeit zur verbalen Schmerzäußerung.
Daher ist genaue Beobachtung seitens des
Besitzers gefragt, um anhand der Mimik, der
Körpersprache und des Verhaltens Schmerzen
erkennen und bewerten zu können. Pferdeverhaltenstherapeutin
Alexandra Edinge
empfiehlt jedem Pferdebesitzer, sich einmal
die Woche etwa 15 Minuten Zeit zu nehmen,
um sein Pferd zu beobachten – im Offenstall,
auf der Koppel oder auch im Training:
„Schreiben Sie auf, was Ihnen an Ihrem Pferd
auffällt. Zu Beginn wird den meisten nicht
allzu viel auffallen. Aber je mehr man sich
für die Körpersprache seines Pferdes interessiert,
desto mehr Details im Verhalten werden
offensichtlich. Nehmen Sie sich einfach
die Zeit und beobachten Sie Ihr Pferd – ohne
dabei etwas von ihm zu verlangen. Beobachten
Sie, wie sich Ihr Pferd in der Interaktion
mit Artgenossen, beim Fressen und vielen
anderen Situationen verhält. Durch diese Beobachtung
schulen Sie Ihren Blick und bekommen
genaue Kenntnisse über die Verhaltensweisen
des eigenen Pferdes.“
Und nur durch genaue und regelmäßige
Beobachtung kann der Mensch feine Nuancen
in der Ausdrucksweise und dem Verhalten
sowie Änderungen ebendieser erkennen
und einschätzen – und frühzeitig Schmerzen
zu bemerken. Pferde sind auch in der
Schmerzäußerung sehr individuell: Bei manchen
Pferden lassen sich Schmerzen eher im
Bereich der Augen erkennen, während bei
anderen Pferden die Maul- und Nüsternpartie
ein stärkerer Indikator ist. Nur wer sein
Pferd und dessen individuellen Verhaltensweisen
genau kennt, ist in der Lage, Schmerzen
früh zeitig zu erkennen.
UNSERE EXPERTIN
Alexandra Edinge
ist seit 2016 studierte Pferdeverhaltenstherapeutin.
Seitdem gibt sie ihr Wissen und
ihre Erfahrungen – sowohl in der Theorie
als auch der Praxis – an Pferdehalter und
Reiter weiter. Zu diesem Zweck hält sie Vorträge
auf Messen und gibt deutschlandweit
Seminare – u. a. zu den Themen Schmerzen
und Angst beim Pferd.
▶ www.edinge-pvt.de
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www.mein-pferd.de
35
HALTUNG & GESUNDHEIT
Tief in die Seele
eingebrannt
TRAUMATA BEI PFERDEN Unfälle, Misshandlungen oder schlechte Haltungsbedingungen
können bei Pferden schwere Traumata hinterlassen. Wie sie
diese erkennen, was in der Psyche passiert und wie traumatisierten Pferden geholfen
werden kann, erklärt unsere Expertin, Traumatherapeutin Irina Eisenhardt-Junges
Schlechte Haltungsbedingungen
können ein
Pferd trauma tisieren
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Was löst bei einem Pferd ein Trauma
oder eine PTBS aus?
Auslöser eines Traumas oder einer PTBS sind
meist emotional eingefärbte Erlebnisse. Es
können ganz unterschiedliche Vorfälle sein,
die nicht immer einer Katastrophe ähneln
müssen. Fehler in der Ausbildung, Schmerzen,
Unfälle, schlechte Haltungsbedingungen,
ein Transport, ein unglücklicher Zufall.
Eigentlich immer da, wo in einer bedrohlichen
Situation Kampf oder Flucht nicht möglich
sind.
Welche Rolle spielt der Charakter
des Pferdes?
Nicht jedes Pferd erlebt nach einem schlimmen
Erlebnis direkt ein Trauma oder entwickelt
eine PTBS. Ein sensibles, vorsichtiges
oder vorbelastetes Pferd neigt aber vielleicht
eher dazu als ein solches Pferd, das
gefes tigter ist. Es ist tatsächlich sehr oft eine
Typfrage.
Der Hänger wirkt schnell be drohlich, besonders mit Druck von hinten
Mein Pferd: Was ist ein Trauma?
Irina Eisenhardt-Junges: Ein Trauma wird
durch ein Ereignis ausgelöst, welches als
lebens bedrohlich empfunden wird. Etwas
wirkt auf den Betroffenen zu schnell, zu
heftig und zu plötzlich ein. Instinktive Reaktionen
wie Kampf oder Flucht sind nicht
möglich. Das Pferd, oder auch jedes andere
Lebewesen, verfällt in eine Art Schockstarre.
Äußerlich wirkt ein Tier wie eingefroren oder
tot, innerlich aber wird es von einer gewaltigen
Überlebensenergie überflutet, die das
Tier ursprünglich bei drohendem Tod vor
Schmerzen schützen oder aber bei einer
späteren möglichen Flucht wieder voll mobilisieren
soll. Man unterscheidet zwischen
einer Mono- und einer komplexen Traumatisierung.
Ein Trauma selber kann gut überwunden
werden, schwierig wird es erst, wenn
das Pferd eine Posttraumatische Belastungsstörung
entwickelt, die sogenannte PTBS.
Wie äußert sich eine PTBS?
Die Symptome einer posttraumatischen
Belastungsstörung (PTBS) sind absolut vielfältig.
Zum Beispiel kann das Pferd sehr
lethargisch wirken, oder es ist extrem aufgedreht.
Die Reaktionen, die durch Trigger
ausgelöst werden, sind der jeweiligen Situation
nicht entsprechend und völlig übertrieben.
Recht verlässlich kann man sagen,
„Das Pferd wirkt
wie tot. Innerlich
wird es aber von
einer gewal tigen
Überlebens energie
über flutet.“
Pferde leiden still. Doch in ihren Augen
spiegelt sich ihr Seelenleben wider
kommuniziert das Pferd vorab recht wenig,
bis es dann von 0 auf 100 loslegt. Halter sind
über die heftige Reaktion dann oft sehr überrascht.
Auch Süchte, Ticks, Zwänge, generalisierte
Ängste und anderes können eine Folge sein.
Tiere in freier Wildbahn leiden selten unter
einer PTBS, da diese die nötige Zeit und Ruhe
haben, die enorme Überlebensenergie abzubauen.
Sie stehen auf, schütteln sich und machen
weiter. Tiere, die eng mit uns Menschen
zusammen leben, entwickeln dagegen leider
sehr schnell eine solche, bedingt durch die
Lebensumstände.
Warum ist Desensibilisierung der
falsche Weg, ein Trauma zu heilen?
Bei einer Desensibilisierung ist die Wahrscheinlichkeit
sehr hoch, dass eine Retraumatisierung
stattfindet, da die frühere
Information der „Lebensbedrohung“ bei
einer stetigen Konfrontation nicht aufgelöst,
sondern nur wiederholt werden.
Wie behandelt man ein Trauma
stattdessen?
Es gibt viele verschiedene Therapieansätze.
In meiner Arbeit orientiere ich mich an einer
von Francine Shapiro entwickelten Therapieform
und an der Arbeit des berühmten Traumatherapeuten
Peter Levine.
Bei EMDR nach Francine Shapiro handelt
es sich um eine bilaterale Stimulation, die die
Emotion von der Erinnerung entkoppelt.
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www.mein-pferd.de
37
HALTUNG & GESUNDHEIT
EInfach rennen –
dadurch bauen Pferde
negative Energie ab
Die alte Informa tion wird im Prinzip
verarbeitet, so dass die Erinnerung
nicht mehr die emotionale Belastung
hervorruft.
Die Körpertherapie orientiert sich an der
Arbeit von Peter Levine. Hier wird dem Pferd
geholfen, den alten zuvor verhinderten Bewegungsablauf
kontrolliert auszuführen.
Zum Beispiel die Flucht nach vorne. Beide
Vorgehensweisen sind entsprechend abgewandelt
und für Tiere konzipiert.
Wichtig ist ein behutsames Vorgehen,
das Pferd darf nicht überflutet werden. Die
Grundvoraussetzung für das Gelingen der
Therapie ist eine vertrauensvolle und gefestigte
Beziehung zwischen Pferd und Halter.
Wussten
Sie schon?
Ein Trauma wird bei
Pferden dann ausgelöst,
wenn sie sich in einer
lebensbedrohlichen
Situation
befanden
Wie reagieren Pferde
auf eine solche Behandlung?
Da gibt es ganz viele unterschiedliche Reaktionen.
Beobachten kann man aber immer,
wie sich das Verhalten löst. Es kommen alte
Reaktionen durch, die in der Situation nicht
ausgeführt werden konnten.
Zum Beispiel kann ein Pferd, dass stetig
gebuckelt hat, weil die Flucht nach vorne
nicht möglich war, auf einmal einen Satz
nach vorne machen oder aber auch nach vorne
weglaufen.
Da das Nervensystem ganz unterschiedlich
auf Traumata und PTBS reagiert, kann
es sein, dass ein Pferd sehr lethargisch ist,
depressiv wirkt, langsam in allem ist, oder
aber genau das Gegenteil: Es ist extrem aufgedreht,
nervös und zappelig. Das Nervensystem
normalisiert sich. Da ich versuche, in
dem Rahmen zu arbeiten, den das Pferd tragen
kann, nehmen sie es allgemein sehr gut
an und arbeiten bereitwillig mit. Ich denke
sie spüren, dass sich in ihnen etwas verändert.
Auch Pferde können
sich bei einem Reitunfall
verletzen –
meist seelisch
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Fotos: slawik.com (2), Imago/Frank Sorge (2), Imago Images (2), Privat (1)
„Beziehungs arbeit ist wichtig, denn
eine belastbare Beziehung, auch
in Konflikten, ist das A und O, um
eventuelle zukünftige Traumata
abzuwenden oder zu mildern, und
ist die Basis für den Erfolg einer
Trauma therapie.“
Was zeichnet einen besonders
komplizierten Fall aus?
Kompliziert ist es grundsätzlich, wenn eine
komplexe Traumatisierung vorliegt, da es
unterschiedliche Auslöser gibt und viel belastendes
Material vorhanden ist.
Robin zum Beispiel, ein Schulpferd in Rente,
koppte, sobald ein Fünkchen Stress aufkam.
Trigger waren Berührungen oder Stimmen,
Kinderstimmen insbesondere. Der
Sattel sowieso und generell alles, was bei ihm
Stress auslöste. Zudem kam noch eine unschöne
Begegnung mit dem Stromzaun hinzu.
Robin hat das nicht so gut weggesteckt
wie ein Pferd, welches im Ganzen etwas gefestigter
ist.
Aber heute koppt Robin kaum mehr, er
sucht den Kontakt, und es geht ihm gut.
Kompliziert war es hier, da Robin sehr leise
kommuniziert hat. Bevor er anfing zu koppen,
kam ein Ansatz einer Fluchtreaktion, es
war nur ein kleines Wippen nach vorne, danach
setzte regelmäßig das Koppen ein. Das
war Robins Strategie, mit der belastenden Situation
fertig zu werden. Ein Anzeichen einer
alten unterbrochenen Fluchtreaktion.
Wie lange dauert eine Behandlung?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch
stark von der Art des Traumas ab. Manche
Behandlungen dauern nur ein bis anderthalb
Stunden. Manche brauchen länger. Ich lasse
zwischen den Terminen auch entsprechend
Abstand, damit sich alles beruhigen und festigen
kann.
Ist ein Pferd danach
wieder normal reitbar?
Wenn eine PTBS vollständig aufgelöst wurde,
ist ein Pferd auch wieder reitbar.
Beziehungsarbeit ist das A und O ,
damit Traumata abgewendet werden
können
Was muss der Trainer/
der Pferde besitzer beachten?
Man sollte anfangs etwas behutsamer mit
dem Pferd umgehen, es nicht überfordern.
Hier ist erst einmal ganz klar: Weniger ist
mehr. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem
sich alle in der neuen Situation zurecht gefunden
haben und sicher fühlen. Oft hat der
Reiter auch Angst entwickelt und braucht
ebenfalls seine Zeit. Wichtig ist, nach wie vor
entsprechende Beziehungsarbeit, denn eine
belastbare Beziehung, auch in Konflikten, ist
das A und O, um eventuelle zukünftige Traumata
abzuwenden oder zu mildern, und die
Basis für den Erfolg einer Traumatherapie.
UNSERE EXPERTEN
Irina Eisenhardt-Junges
kam ursprünglich vom Mensch
aufs Tier. Sie hat Psychologie
studiert und erkannte schnell,
dass es in puncto Traumatherapie
bei Hunden und
Pferden auch großen Bedarf gibt. Sie
bildete sich bei verschiedenen Traumatherapeuten
weiter, die ihre Arbeit aus dem
Instinktverhalten der Tiere ableiteten. Heute
betreibt sie eine Hundeschule mit
Schwerpunkt verhaltensauffälliger Hunde
und behandelt traumatisierte Pferde in
ihrer mobilen Therapie.
▶ www.traumazentrum-huf-und-pfote.de
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THEMA DES MONATS MAGEN
Magenfre
Weide mit ausreichend
Gras ist die natürlichste
Ernährung für Pferde
und magenfreundlich
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undlich?
MAGENPROBLEME Der Magen ist ein sensibles
Organ, in dem eingespielte Abläufe schnell
ins Wanken geraten. Warum selbst Kraftfutter
negativ auf die Verdauungsvorgänge im Magen
wirkt, weshalb Rohfaser so wichtig ist und was
man gegen Magengeschwüre tun kann, lesen
Sie im folgenden Special. Außerdem: Melone,
Salat oder Brot – was darf aus der heimischen
Küche auch im Futtertrog landen?
TIPPS TO GO
Unsere Tipps können
Sie gratis auf Ihr Handy
laden: Einfach diesen
QR-Code scannen und
Datei speichern!
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THEMA DES MONATS MAGEN
Kraftfutter ist in
geringen Mengen
in Ordnung, zu viel
davon bringt die
Verdauung durcheinander
Verborgene Vorgänge
Im Magen finden
Verdauungsvorgänge
statt, die ganz genau
einem bestimmten
Schema folgen sollten.
Wird Heu gefüttert,
läuft alles nach Plan.
Bei Kraftfutter hingegen
gibt es schon die ersten
kleineren Abweichungen
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Säure – das klingt erstmal aggressiv.
Und auch wenn Magensäure unabdingbar
für eine gute Verdauung ist,
verbindet man mit ihr doch eher
negative Auswirkungen wie etwa
Magengeschwüre. Wie bei so vielem kommt
es auf die richtige Balance an. Und darauf, dass
die Säure dort bleibt, wo sie hingehört.
Erst keine, dann viel Magensäure
Mit 15 bis 20 Litern Fassungsvermö gen ist
der Magen eines Pferdes relativ klein und darauf
ausgelegt, Futter in kleinen Portionen
aufzunehmen. Dieses gelangt – durch Zähne
zerkleinert – zunächst in den vorderen Teil
des Magens. In diesem vorderen, dem sogenannten
drüsenlosen Teil, gibt es noch keinen
sauren Magensaft. Leicht verdauliche
Kohlenhydrate wie Stärke oder Zucker werden
hier durch Mikroorganismen abgebaut.
Da das Milieu in diesem Teil des Magens
sehr basisch ist, finden die Mikroorganismen
hier gute Bedingungen vor. Wird zu viel Zucker
gefüttert, kommt es zu einer sprunghaf-
UNSER EXPERTE
Otfried Lengwenat
Der Fütterungsfachmann
hält Vorträge zu Fütterung
und Haltung, bildet aus
und weiß bis ins Detail,
welche Folgen bestimmte
Futtermittel in den einzelnen Abschnitten
der Verdauung haben.
Optimale pH-Werte
nach Heugabe
pH-Werte
nach Kraftfuttergabe
Heu und Kraftfutter wirken sich unterschiedlich auf
den pH-Wert im Magen aus. Bei Kraftfutter bleibt
der pH-Wert im hinteren, drüsenhaltigen Magenabschnitt
zu hoch, was sich nachteilig auf die weitere
Verdauung im Darm auswirkt
Übergangszone
Magenausgang
Wissen
ten Fermentation. Die Folge: Es wird sauer
im ersten Teil des Magens, dies ist nicht erwünscht.
Über Transportbewegungen gelangt
der Futterbrei als Nächstes in den drüsenhaltigen
Teil des Magens. „Hier werden
Salzsäure und Pepsinogen, die Vorstufe von
Pepsin gebildet. Die Salzsäure senkt den pH-
Wert, dies ist wichtig um den Nahrungsbrei
zu „desinfizieren“ und mit Hilfe des Pepsins
beginnt die Eiweißverdauung. Dies erfolgt
nur bei einem niedrigen pH-Wert. Die Enzyme
arbeiten immer nur bei einem bestimmten
pH-Wert richtig“, erklärt Fütterungsexperte
Otfried Lengwenat.
Da Raufutter etwas lockerer ist und nicht so
eng zusammenklebt, kann es im hinteren
Teil des Magens von der Magensäure sehr
gut durchtränkt werden. Der pH-Wert sinkt
ab (siehe oben rechts).
Kraftfutterbrei wird
schlechter verarbeitet
Kraftfutter hingegen klebt meistens als
Brei dicht zusammen und kann nicht so
gut durchtränkt werden. Bei diesem Futter
sinkt der pH-Wert nicht so weit ab. Das hat
zur Folge, dass die Mikroorganismen nicht
so zahlreich abgetötet werden und das Futter
keimhaltiger ist, wenn es im Dünndarm
ankommt. Dort steigt das Risiko für Fehlgärungen
mit Aufgasungen, die sich als Kolik
äußern. Ein weiteres Problem: Da die Magensäure
nicht ausreichend gebunden werden
kann, kann sie in den vorderen, drüsenlosen
Teil des Magens laufen. Es kann zu
Veränderungen sogar zu Magengeschwüren
kommen.
Müde, schlapp, antriebslos? Einige
von uns nehmen bei solchen Anzeichen
gerne die eigene Ernährung
unter die Lupe. Gerade das Thema
Übersäuerung ist in den letzten Jahren
in den Fokus gerückt. Gemeint ist damit,
dass der pH-Wert des Blutes nicht mehr
im optimalen Bereich liegt, sondern eben
zu sauer ist. Gibt es eine solche Übersäuerung
auch bei Pferden? In der neuesten
Auflage seines Standardwerks „Pferdehaltung
und Fütterung“ hat Ingolf Bender
extra ein Kapitel zur Übersäuerung aufgenommen.
Darin schreibt er, dass es beim
Pferd im Wesentlichen drei Disbalancen
hinsichtlich des pH-Werts gibt – die zum
Teil ineinander übergehen:
▷ Übersäuerung des Magens
Magensäure ist wichtig, aber in zu großen
Mengen bzw. wenn sie unzureichend
vom Futter aufgesaugt wird oder das Futter
viel Stärke enthält (übermäßig starke
Milchsäurebildung) kann der Magen übersäuern.
Auch Medikamente können eine
Ursache sein. Magen geschwüre und Koliken
drohen.
Zu sauer?
▷ Übersäuerung im Blut
Durch Krankheiten, veränderten Stoffwechsel,
Fehlernährung oder Haltungsstress
sinkt der pH-Wert des Blutes.
Die Pferde wirken müde, manche haben
vermehrt Angst, stolpern häufiger
oder haben auch Hautveränderungen. In
schweren Fällen steigen Herz- und Atemfrequenz.
Der Tierarzt kann die Übersäuerung
durch eine Blutgasanalyse diagnostizieren.
Haltung und Fütterung müssen
meist verändert werden, das Pferd benötigt
zudem eine Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr.
▷ Übersäuerung der Muskulatur
Bei starker Anstrengung fällt in den MuskelnMilchsäure
an: Die Zellen übersäuern.
Bis zu einem gewissen Grad ist das nicht
weiter schlimm, der Organismus kann es
kompensieren. Aber wenn die Leistung abfällt
und sich das Pferd widersetzlich sowie
kurzatmig zeigt, kann das ein Hinweis
darauf sein, dass das Pferd überfordert
wurde und die Muskulatur übersäuert ist.
▷ Buchtipp
Pferdehaltung und Fütterung
von Ingolf Bender
(Kosmos Verlag,
ISBN 978-3-440-17322-0,
54 Euro) das Standardwerk
über die optimale
Haltung und Fütterung
jetzt ganz neu mit Säure-
Check-Up zur Vorbeugung
von Übersäuerung des
Pferdestoffwechsels.
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43
THEMA DES MONATS MAGEN
Wenn der Magen
schmerzt, zeigen
manche Pferde
Koliksymptome
Magengeschwüre –
ein großes Problem
Neben Fütterungsfehlern gibt es viele Faktoren, die zu
Magengeschwüren führen – vor allem ein Auslöser wird
häufig nicht ernst genug genommen
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Studien zufolge leiden 80 Prozent
der Rennpferde im Training
an einem Magengeschwür.
Von den Turnierpferden sollen
es bis zu 70 Prozent sein, bei Absetzern
60 und bei Freizeitpferden immer
noch 30 Prozent. Erschreckende Zahlen, die
deutlich machen, wie groß das Pro blem
ist. Kein Wunder, schließlich schlagen
dem Pferd verschiedenste Faktoren im
wahrsten Sinne auf den Magen. Fütterungsfehler
fallen den meisten Pferdebesitzern
sicherlich als erstes als Ursache ein. Gefolgt
von Stress – Stress beim Absetzen, auf Turnieren,
Transport oder etwa einem Umzug.
Was vielen vielleicht nicht so bewusst ist:
Auch Stress im Training oder im Umgang
mit dem Pferd, den wir als Reiter oder Pferdebesitzer
nicht so wahrnehmen, kann eine
Ursache sein. „Pferde sind uns zugewandte
Tiere, und wie wir sie arbeiten, beeinflusst ihr
Wohlbefinden und ihre Gesundheit“, erklärt
Fachtierarzt Dr. Michael Paar aus der Pferdeklinik
Sottrum West in Niedersachsen. „Man
sollte sich immer wieder fragen, ob man es
dem Pferd leicht macht.“ Seiner Erfahrung
nach zeigen Patienten mit Magengeschwüren
oftmals ein sehr gestresstes Verhalten.
Sie laufen in der Box umher oder koppen
zum Beispiel.
Therapie durch die Hintertür
Bevor man an die Therapie denkt, ist es wichtig
zu wissen, wo das Geschwür sitzt – dafür
ist eine Magenspiegelung nötig. Liegt das Geschwür
im vorderen, nicht drüsenhaltigen
Teil des Magens, spricht man von einer ESGD
(Equine Squamous Gastric Disease). Gibt es
Veränderungen im hinteren, drüsenhaltigen
teil, nennen Mediziner es EGGD (Equine
Glandular Gastric Disease). „Bei einer ESGD
sind Omeprazol-Präparate das Mittel der
Wahl“, so Dr. Michael Paar. Therapie durch
die Hintertür, nennt der Tierarzt die Wirkung
von Omeprazol. Dieser Protonensäurehemmer
muss zunächst den Magen unbeschadet
passieren, bevor er im Dünndarm
ins Blut aufgenommen wird. Übers Blut gelangt
er in die Schleimhäute des Magens und
bewirkt dann dort, dass weniger Magensäure
produziert wird.
Neben der Lage des Geschwürs ist für eine
gezielte Therapie sehr wichtig, in welcher
Formulierung das Medikament vorliegt und
wie es laut Beipackzettel verabreicht werden
muss. „Entscheidend ist, welche Formulierung
man verwendet, also ob Paste oder
Granulat, und da raus resultiert, wann das
Medikament bei welcher Magenfüllung verabreicht
wird. Daraus ergibt sich die Bioverfügbarkeit
des Medikaments, also wie gut der
„Man sollte sich
immer wieder
fragen, ob man
es dem Pferd
leicht macht.“
Körper den Wirkstoff aufnimmt.“ Die Fütterung
kann in einem solchen Fall zur Herausforderung
werden, wenn all die Ruhe- und
Fresspausen eingehalten werden sollen: Medikament
auf möglichst nüchternem Magen
geben, danach wegen des Medikaments
Fresspause einhalten, dann Fütterung, dann
wieder Ruhepause bevor das Pferd geritten
wird – das ist manchmal gar nicht so einfach
in die Praxis umzusetzen. „Aktuell wird noch
daran geforscht, Omeprazol direkt in Muskeln
zu injizieren“, weiß Dr. Paar. Damit wäre
das Fütterungsmanagement wesentlich einfacher.
„Noch ist es aber nicht soweit, das Medikament
wird wohl erst in einigen Jahren
auf den Markt kommen.“ Liegt das Geschwür
Wissen
im hinteren Teil des Magens (EGGD), kommt
zusätzlich der Wirkstoff Sucralfat zum Einsatz.
„Er stammt aus der Humanmedizin
und muss umgewidmet werden, damit er
bei Pferden zur Verfügung steht“, erklärt Dr.
Paar. Der Wirkstoff funktioniert als Schleimhautschutz
und fördert durch die Verstärkung
eines bestimmten körpereigenen Hormons
(Prostaglandin E) die Durchblutung
der Schleimhaut.
Therapie-Dilemma
„Lange Zeit hat man eine Dual-Therapie durchgeführt,
also sowohl Omeprazol als auch Sucralfat
verabreicht, und das über eine längere
Zeit, also zwei bis drei Monate“, erklärt Dr.
Paar. „Das ist aber teuer und nicht immer erfolgreich.
Das Dilemma aktuell ist, dass es
einen Wirkstoff gibt, der ähnlich wie Prostaglandin
E wirkt und gut hilft, der aber sehr
problematisch ist, da er bei unsachgemäßer
Anwendung dem Menschen schaden kann.
Es handelt sich um den Wirkstoff Misoprostol.
Entsprechend dem Arzneimittelgesetz
darf dieser Wirkstoff, der für die Humanmedizin
zugelassen ist, zum aktuellen Zeitpunkt
nur im Rahmen der Umwidmungskaskade
Anwendung finden und muss mit einem hohen
administrativen Aufwand aus dem Ausland
importiert werden. Er hat mehr Neben-
Symptome bei einem Magen geschwür
Bei Magengeschwüren gibt es keine spezifischen Symptome, die ganz eindeutig auf diese
Erkrankung hinweisen. Betroffene Pferde zeigen eine Fülle von Symptomen, die auch
eine ganz andere Ursache haben können. Nur mithilfe einer Magenspiegelung lässt sich
ein Magengeschwür ein deutig diagnostizieren.
▷ Mögliche Symptome Fohlen/Absetzer
● Appetitlosigkeit/schlechtes Saugen
● stumpfes Fell
● Liegen in Rückenlage (um Magensäure in andere Magenteile zu spülen und geschädigte
Magenschleimhaut zu beruhigen)
● ausgeprägtes Zähneknirschen und Speicheln
▷ Mögliche Symptome erwachsenes Pferd
● wiederkehrende Koliken (oft Verstopfungen oder Aufgasungen)
● häufig Bauchschmerzen nach
dem Fressen
● reduzierter Appetit
● sehr unspezifisch: Abmagerung, schlechtes Allgemeinbefinden, Abgeschlagenheit,
chronischer Durchfall, verminderte Leistungsbereitschaft, Verhaltensstörungen wie
Gurtzwang, Aggressivität, Flanken beißen
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45
THEMA DES MONATS MAGEN
24/7 auf die Weide, mit ausreichend
Gras und in einem stabilen
Herdenverband – das ist optimal
für Pferde mit Magengeschwüren.
Beim Verabreichen der Medikamente
sollte man so gut wie
möglich beachten, wann diese
gefüttert werden sollten
wirkungen fürs Pferd und eignet sich nicht
für tragende Stuten. Das Gefahrenpotenzial
für den Menschen ist hoch, da er bei Schwangeren
zu Wehen führt.“
Der Tierarzt aus Sottrum setzt den Wirkstoff
bisher nicht ein, stellt aber die Frage in
den Raum, ob Misoprostol eine Chance für
Therapieversager sein kann – also für Pferde
bei denen die üblichen, zugelassenen Medikamente
nicht angeschlagen haben.
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Ab auf die Weide!
Die Fütterung eines Pferdes mit Magengeschwür
muss möglichst an die Vorgaben der
Medikamenten- Verabreichung angepasst
werden. 100-prozentig ist dies aus Sicht des
Tierarztes nicht immer möglich. Er spricht
mit seinen Kunden genau durch, wie sie Medikamente
und Fütterung am besten unter
einen Hut bekommen und auf was sie achten
sollen. „Die Hausaufgabe bei Magengeschwüren
ist für meine Kunden, dass sie ihren Pferden
möglichst viel Weidegang bieten.“ Wenn
die Weiden sehr trocken oder stark abgeweidet
sind, sollte man Heu zufüttern. „Wichtig
auf der Weide ist, dass das Pferd dort keinen
Stress hat! Es also mit einem Kumpel in
einem gefestigten Sozialverband steht, wo es
UNSER EXPERTE
Dr. Michael Paar
Fachtierarzt für Pferde,
Inhaber der Pferdeklinik
Sottrum West, stellv.
Vorsitzender des Prüfungsausschusses
für
die Zuerkennung der
Bezeichnung „Fachtierarzt für Pferde“
(Niedersachsen).
kein Mobbing gibt, kaum Wechsel in der Herdenstruktur
stattfindet und das Pferd keine
Angst haben muss. Individuelle Fressplätze,
die ausreichend Abstand zueinander haben,
tragen dazu bei, Stress zu reduzieren“,
rät Dr. Paar. Natürlich müssen auf der Weide
auch saubere Wassertränken vorhanden sein,
ebenfalls so angebracht, dass jedes Pferd in
Ruhe saufen kann.
Fütterung im Stall
Ist das Pferd in der Box untergebracht, rät Dr.
Paar dazu, täglich etwa 1,7 Kilogramm Heu
pro 100 Kilogramm Lebendmasse zu füttern,
aufgeteilt auf drei Mahlzeiten. „Das Heu sollte
qualitativ gut und vom ersten Schnitt sein“,
so der Tierarzt. Alternativ ist aus seiner Sicht
auch Silage möglich. Diese sollte selbstverständlich
hygienisch einwandfrei sein wie
auch die Einstreu in der Box. Die Kraftfutter-
Ration hängt vom Aussehen des Pferdes ab:
Ist es gut genährt, kann man zunächst Kraftfutter
zurückfahren oder auf stärke- und zuckerreduziertes
Futter zurückgreifen. Fehlt in
der Ration dann Energie, werden Pflanzenöle
eingesetzt.„Magere Pferde darf man energetisch
nicht zu weit herunterfahren. Hier
sollte man eine exakte Fütterungsberatung
durchführen. Ein guter Zusatz ist Luzerne in
Cob- oder Pellet-Form. Nicht als Häcksel, diese
können die Magenschleimhaut mechanisch
reizen.“
Von heu ad libitum hält der Tierarzt
nichts, da Pferde teilweise mehr aufnehmen,
als sie benötigen und es die Verabreichung
der Medikamente erschwert – die Bioverfügbarkeit
der Magenmittel ist bei recht leerem
Magen am besten. Um den Heilungsverlauf
zu überprüfen, führt Dr. Paar bei all seinen
Magengeschwür-Patienten Kontroll-Gastroskopien
durch.
Wer Magengeschwüren vorbeugen möchte,
kann überschaubare Kraftfutterrationen
geben, ausreichend Heu füttern und auf Ruhephasen
nach dem Füttern achten. Vorbeugend
das Pferd mit Omeprazol oder Sucralfat
schützen, funktioniert nicht: Bei dauerhafter
Nutzung haben sie zu viele Nebenwirkungen.
Futter mit Lecithin oder Pektinen soll Studien
zufolge unterstützend gegen Magengeschwüre
helfen.
Wissen
Ursachen für
Magengeschwüre
Der Magen ist hochsensibel und lässt
sich durch viele Faktoren durcheinanderbringen,
wie zum Beispiel:
● Stress: Die Magenschleimhaut wird
schlechter durchblutet, ihre schützende
Schleimschicht nimmt ab. Zudem
wird bei Stress mehr Magensäure gebildet.
● Hohe Trainingsintensität: Strengt
sich das Pferd im Trab und Galopp lange
stark an, entsteht Druck auf den
Bauch. Die Magensäure kann dadurch
in den vorderen Magenteil gedrückt
werden, wo die Magenwand nicht gegen
die Säure geschützt ist. Das ist vor
allem ungünstig, wenn die Pause zwischen
Fütterung von Kraftfutter und
Training zu kurz war. Eine leichte Füllung
des Magens mit Raufutter bei der
Arbeit schützt die Magenschleimhaut.
Nur mit einer Gastroskopie lässt sich die genaue Lage des Geschwürs diagnostizieren
– das ist wichtig für die Medikamentenwahl. Nicht immer nehmen Reiter
den Stress wahr, den ihre Pferde erleben und der ihnen manchmal ganz schön
auf den Magen schlagen kann.
● Medikamente: Bestimmte Medikamente
wie die Entzündungshemmer
und Schmerzmittel NSAID („nonsteroidal
anti-inflammatory drug“) stehen
als Ursache im Verdacht.
● Falsche Fütterung: zu lange Fresspausen
von mehr als sechs Stunden
(die Magensäure kann vom Futter nicht
aufgesaugt werden, es fehlt zudem
Speichel, der die Magensäure neutralisiert),
zu viel Kraftfutter (dabei wird
weniger neutralisierender Speichel
gebildet und es kann Milchsäure entstehen,
die die Magenwand angreift),
falsche Fütterungsreihen folge (zuerst
Kraft- dann Raufutter), verunreinigtes
Futter.
Fotos: xxx
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47
THEMA DES MONATS MAGEN
Wichtige Rohfaser
Heu ist das A und O in der Pferdefütterung. Unter anderem, weil es viel
Rohfaser enthält und im Magen für eine gute Balance der Verdauungssäfte
sorgt. Aber gibt es noch Alternativen, die das Gleiche können?
FAUSTREGEL
Pro Tag mindestens
1,5 bis 2 Kilogramm
Heu pro 100 Kilogramm
Körpergewicht
des Pferdes
Um die Verdauung in
Schwung zu halten, ist Heu
enorm wichtig. Zusätzlich
steigert es die Zufriedenheit
des Pferdes, da es
lange etwas zu kauen hat
Heu macht glücklich und hält gesund
Wenn Pferde auf den trockenen, grünen
Heustängeln herumkauen, sind sie glücklich
und tun gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit.
Denn: „Heu hat einen sehr positiven
Effekt auf das Wohlbefinden des Pferdes. Es
befriedigt das Kaubedürfnis, da bei der Futteraufnahme
viel mehr Zeit benötigt wird als
beim Kraftfutter“, erklärt Fütterungsexperte
Otfried Lengwenat. „Mit der langen Kautätigkeit
wird auch viel Speichel gebildet. Der
Speichel ist alkalisch und puffert somit im
Verdauungskanal gut ab.“ Ein weiterer Vorteil
des langen Kauens: Das Pferd fühlt sich
durch müde Kaumuskeln allmählich satt. Es
hat nämlich kein Sättigungsgefühl im Sinne
eines Völlegefühls wie wir Menschen, weil
es keinerlei Dehnungsrezeptoren im Magen
hat, die signalisieren: Stopp, ich kann nichts
mehr aufnehmen. Aus diesem Grund kann
es bei Kraftfutter auch zu einer Magenüberladung
kommen.
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Rohfaser- und Energiegehalt
Links : früh geschnittenes
Heu, rechts: spät
geschnittenes Heu
Der Schnittzeitpunkt des Grases
bestimmt, wie hoch der
Anteil der Rohfaser im Heu
ist. Früh geschnittenes Heu
enthält wenig Rohfaser, dafür
viel Eiweiß, Aminosäuren und
Energie. Spät geschnittenes
Heu ist reicher an Rohfaser,
hat dafür weniger Energie,
weniger Eiweiß und weniger
Nährstoffe. Für die Fütterung
bedeutet das: Je weniger
Leistung ein Pferd erbringen
muss, desto rohfaserreicher
sollte es gefüttert werden.
Da ältere Pferde mehr
Energie benötigen und
manchmal schlechter kauen
können, eignet sich für sie
eher früher geschnittenes
Heu. Auch dünne Pferde sowie
Zuchtstuten profitieren von
dem hohen Energie- wie auch
Eiweißgehalt in früh geschnittenem
Gras. Dickere Pferde
hingegen sollten eher energieärmeres,
also später geschnittenes
Heu erhalten.
Was ist Rohfaser?
Als Rohfaser bezeichnet man die unlöslichen Zellwandbestandteile von Heu, Stroh oder
Gras. Diese pflanzlichen „Gerüstkohlenhydrate“ setzen sich zusammen aus Zellulose, Hemizellulose
und unverdaulichem Lignin. Pro Tag sollte ein Pferd etwa zwei bis drei Kilogramm
Rohfaser aufnehmen. In einem Kilogramm Heu stecken je nach Schnittzeitpunkt etwa 200
Gramm (z. B. junges Heu vom zweiten Schnitt) bis 300 Gramm (erster Schnitt nach Blüte
gemäht) Rohfaser. Ein 600 kg schweres Pferd müsste 12 kg Heu fressen, um seinen Rohfaserbedarf
zu decken.
Luzerne statt viel Kraftfutter
Kraftfutter ist nur in gewissen Mengen gut
verdaulich, wird aber gerne als Energielieferant
für Sportpferde genutzt. Französische
Wissen schaftler aus Dijon haben herausgefunden,
dass mit Luzerne der Kraftfutteranteil
gesenkt werden kann, ohne dass die
Pferde weniger Energie erhalten. Sie hatten
Gut für den Darm
fünf Pferden Hafer und Heu gefüttert, den
fünf anderen Tieren gaben sie weniger
Hafer, dafür Luzerne und die gleiche Menge
Heu. Beide Rationen deckten den Energiebedarf
zu 100 Prozent ab, die „Luzerne-
Gruppe“ erhielt mit ihrer Ration aber sogar
noch 30 Prozent mehr Proteine.
Nicht nur das lange Kauen und intensive Einspeicheln machen Heu so wichtig für die
Verdauung. Die im Heu enthaltenen Ballaststoffe, die Rohfaser, unterstützen die Darmmotorik
und sorgen dafür, dass wichtige Mikroorganismen gut arbeiten können. Die
Zellwandbestandteile des Heus können nämlich von den körpereigenen Verdauungssäften
nicht aufgespalten werden. Zellulose wird aber von den Mikroorganismen im
Darm verarbeitet. Dabei entstehen flüchtige Fettsäuren, die über die Darmschleimhaut
ins Blut gelangen und das Pferd mit Energie versorgen. Die Mikroorganismenim Darm,
umgangssprachlich auch Darmflora genannt, sind auf diese Rohfaser angewiesen und
darauf eingestellt. Gelangen etwa zu viele leicht vergär bare Kohlenhydrate aus Kraftfutter
in den Darm, ändert sich der pH-Wert. Die Mikro organismen können sich nicht
mehr so gut vermehren und arbeiten schlechter. Aus diesem Grund sind Heu und Co. so
wichtig für eine gut funktionierende Darmflora.
Alternativen zu Heu
Die Vorteile von Heu liegen auf der
Hand. Doch nicht immer steht hygienisch
einwandfreies Heu zur Verfügung
(Heu-Qualität siehe St.GEORG 1/2022,
Seite 66-67). „Alternativen zu Heu wären
Gras und seine Konservierungs-Produkte
wie z. B. hygienisch einwandfreie
Heulage oder Grassilage“, empfiehlt
Lengwenat. Durch Stroh lässt sich Heu
nur zu einem gewissen Teil ersetzen.
Zwar deckt es das Kaubedürfnis ab,
allerdings wird weniger Speichel produziert.
Es kann zu Anschoppungs koliken
kommen. Daher gilt: Maximal ein Drittel
Heu durch Stroh ersetzen. Gras- oder
Heucobs haben ebenfalls einen hohen
Rohfasergehalt, sind aber kein hundertprozentiger
Heuersatz, da das Pferd
dabei weniger Speichel bildet. Die puffernde
Eigenschaft des Speichels fehlen,
das Risiko für Magengeschwüre und
Koliken ist höher als bei Heufütterung.
Gleiche Inhaltsstoffe wie Heu,
aber weniger zu kauen: Heucobs.
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Äpfel, Birnen und Co.
Obst-Salat
Ein Stall, in dem keine Möhren und Äpfel gefüttert werden?
Unvorstellbar. Und wie sieht es mit Melonen, Bananen oder
gar Salat aus? Ein paar Tipps, welche Obst- und Gemüsesorten
Pferde fressen dürfen und eine Antwort auf die Frage: Sollte
altes Brot eher im Mülleimer statt im Futtertrog landen?
„Generell kann Obst an Pferde verfüttert
werden, der Nährstoffgehalt von Obst ist aber
relativ gering. So enthalten z. B. Äpfel 85 %
Wasser, der Rest sind Zucker und Pektine, der
Mineralstoffanteil ist nur gering. Der Gehalt
an wasserlöslichen Vitaminen ist ähnlich
wie bei Wurzeln und Knollen. Da Obst sehr
zuckerhaltig ist, sollte man es bei Pferden mit
Stoffwechselstörungen nur als Leckerli einsetzen“,
rät Futterexperte Otfried Lengwenat
und weiß auch, warum Äpfel am häufigsten
im Pferdetrog landen. „Äpfel machen die
geringsten Probleme, bei Birnen kommt es
häufiger zu Blähungen, Bananen sind OK.“
Ein bis zwei Kilogramm Äpfel dürften keine
Probleme machen, bei größeren Mengen
sollte man langsam anfüttern und das Pferd
beobachten, empfiehlt Lengwenat. In kleinen
Mengen und eher selten verfüttert sind auch
Mandarinen und Orangen erlaubt, auch ein
paar Stücke Wassermelone (ohne Schale)
dürfen als Leckerli gegeben werden. Ganz
wichtig: Nur reifes, nicht fauliges oder von
Würmern oder anderen Insekten befallenes
Obst verfüttern! Und im Hochsommer auf
Wespen achten!
Nicht füttern sollte man Steinobst wie
Pflaumen, Pfirsichen oder Kirschen. Nicht
nur der Kern ist gefährlich, da er zu einer
Schlundverstopfung führen kann, diese Obstsorten
gären stark und können Verdauungsprobleme
bis hin zu einer Kolik verursachen.
Ebenfalls sollte man auf das Füttern von
süßen Weintrauben, Beeren und Ananas verzichten,
da sie einen so hohen Zuckergehalt
haben, das sich dies negativ auf die Verdauung
auswirken kann (Bildung von Hefepilzen
im Darm).
Kartoffeln für Pferde?
Früher war es durchaus üblich, Arbeitspferde auch mit stärkereichen
Kartoffeln zu füttern. Bis zu 20 Kilogramm am Tag landeten damals
im Trog. Rohe Kartoffeln enthalten viel Stärke – zu viel Stärke kann zu
Verdauungsproblemen führen – und sollten nicht verfüttert werden.
Gekochte Kartoffeln hingegen sind besser verdaulich und eiweißarm.
Dennoch haben sie sehr viel Energie und eignen sich eher nicht für
Pferde, außer man hat beispielsweise ein altes Pferd, das einen Energieschub
dringend nötig hat. Dann aber bitte vorher mit dem Tierarzt
sprechen, welche Futtermittel erlaubt und hilfreich sind!
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THEMA DES MONATS MAGEN
Gemüseplatte
Möhren haben einen hohen Zuckergehalt,
wirken appetit anregend und
sind reich an ß-Carotin – gut für
Pferde mit wenig Weidegang! Als
Wunder knolle wird die Rote Beete
gerne bezeichnet – und das zu Recht.
Sie hat einen hohen Eisen gehalt
(blutbildend), enthält Kalzium (gut
für Knochen und Zähne), Magnesium
und Kalium (Nerven und Muskeln),
Kupfer (Knochenentwicklung,
Immunabwehr), Mangan (Knochen,
Knorpel, Bindegewebe, Fettstoffwechsel),
Selen und Zink (Muskeln,
Haut, Fell, Immunsystem). Zudem
enthalten sie Vitamine, die das
Immunsystem unterstützen und
die Verdauung fördern. Darf auch
normaler Salat in den Trog? Ja, diesen
vertragen Pferde recht gut und viele
fressen ihn auch gerne. Auf Kohl (blähende
Wirkung), Zwiebeln, Tomaten,
Gurken etc. sollte man besser verzichten,
sie können zu Verdauungsstörungen
führen.
Brot
„Frisches Brot sollte nicht verfüttert werden, da es zu Blähungen kommen kann. Aber getrocknetes,
schimmelfreies Brot ist als Leckerli besser als zuckerhaltige Produkte“, weiß Otfried
Lengwenat. 100 Gramm pro 100 Kilogramm Lebendmasse des Pferdes können an einem Tag
problemlos gefüttert werden – vorausgesetzt, dass Pferd kann das Brot gut kauen und hat
keine Zahnprobleme bzw. frisst so hastig, dass es ganze Brocken hinterschlingt. Wer größere
Mengen verfüttert, sollte dann allerdings die Ration anpassen. „Bei über einem Kilogramm
sollte man es in die Berechnung der Ration mit aufnehmen: Es kann energetisch ca. ein Kilogramm
Hafer ersetzen“, erklärt der Fütterungsexperte.
Mundgerecht geschnitten?
„Sehr klein geschnittene Möhren oder ganze Möhren
machen am wenigsten Probleme. Anders sieht
es aus, wenn man Möhren in mittelgroße Stückchen
(ca. 5 Zentimeter lang) schneidet. Dies kann
zu Schlundverstopfungen führen“, warnt Otfried
Lengwenat. Dasselbe Problem kann auch bei
grünen, kleinen Äpfeln auftreten, die von Pferden
oft nicht gekaut und im Ganzen heruntergeschluckt
werden. Entweder sehr klein schneiden oder besser
die Früchte ganz lassen. Besteht bei Pferden auf
dem Paddock die Gefahr, dass sie zum Beispiel den
ganzen Apfel aus der Krippe holen und auf dem Boden
klein beißen, könnten sie Sand und Erde beim
Fressen aufnehmen – das sollte man beim Füttern
bedenken.
Bei Fohlen und Pferden im Zahnwechsel sollte
man Obst bzw. Gemüse niemals zusammen mit
Kraftfutter füttern. Die sperrigeren Obst- und Gemüsestücke
könnten mit dem leichter zu schluckenden
Kraftfutter einfach he run ter -
geschluckt werden – Schlundverstopfungen können
auch hier die Folge sein.
Brottrunk – was
ist das eigentlich?
Steckt im Brottrunk, der so gesund
sein soll, tatsächlich Brot? Ja, und
zwar ein Vollkornbrot. Zusammen
mit Quellwasser kommt das Brot für
einige Monate in große Gärtanks.
Dabei entsteht Vitamin B12, welches
u.a. das Immunsystem unterstützt,
und „Brotsäurebakterien“, die sich
aus verschiedenen Milchsäurebakterienstämmen
zusammensetzen.
Diese können im Körper zum Beispiel
Gewebemilchsäure abbauen,
unerwünschte Hefepilze im Darm
normalisieren oder Krankheitskeime
abtöten. Der Darm kann Nährstoffe
besser aufnehmen.
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THEMA DES MONATS MAGEN
Wenn es
drückt
Magengeschwüre und Gurtzwang gehen oft miteinander einher.
Aber was von beidem war der Aus löser und was die Folge?
Eine spannende, viel diskutierte Frage über das Thema, wie
Gurte, Sättel oder Training den Magen beeinflussen
Pferde mit Magenproblemen zeigen
oft auch Gurtzwang. Kann es
sein, dass Sattelgurte so stark drücken,
dass Magenprobleme die
Folge sind? „Der Sattelgurt drückt
auf den Magen-Meridian“, erklärt Physiotherapeutin
Helle Kleven. „Ich glaube alles, was
das Pferd stresst – auch Druckpunkte – löst
irgendwann ein Magenproblem aus. Wenn
man ein Pferd hat, das bisher keine Probleme
beim Gurten gezeigt hat, und auf einmal
tritt Gurtzwang auf, dann sollte man den
Magen im Hinterkopf haben – und zusätzlich
auch den Sattelgurt checken. Ich glaube
nicht, dass der Sattelgurt direkt ein Magengeschwür
auslöst.“ Dennoch ist sie der Meinung,
dass durch den Stress, den eine unpassende
Ausrüstung auslöst, durchaus auch
Magengeschwüre entstehen können.
Auch Tierarzt Dr. Michael Paar glaubt, dass
man den Stress, den Pferde mit der Ausrüstung
oder beim Reiten erleben, bezüglich
der Entstehung von Magengeschwüren nicht
Pferde mit Magenproblemen haben
auffallend oft auch Gurtzwang
52 www.mein-pferd.de 2/2025
unterschätzen darf. „Es gibt verschiedene
Theorien darüber, warum Verhaltensstörungen
wie Gurtzwang, Aggressivität oder Flanken
beißen mit Magenproblemen in einem
Zusammenhang stehen können.“ Eine Theorie
beschäftigt sich mit Reflexketten und Segmentzonen,
eine andere geht davon aus, dass
Nervenbahnen im Körper von verschiedenen
Organen und Körperregionen geteilt werden.
Kommt es an der einen Stelle zu Problemen,
werden entsprechend dieser Theorien auch
andere Körperregionen in Mitleidenschaft gezogen.
„Und dann sollten wir auch darüber
nachdenken, wann Pferde in der Regel einen
Gurtzwang entwickeln“, rät der Tierarzt. „Oft
geschieht das während der Ausbildung, wenn
die Pferde von der ganzen Situation her sowieso
schon überfordert sind. Der Gurtzwang
zeigt den Stress nur an, wir müssen die Ursache
finden und lösen. Wir sollten uns immer
hinterfragen, warum Pferde gestresst sind!“
Sattel und Gurt vom
Fachmann prüfen lassen
Stress lindern und es dem Pferd so angenehm
wie möglich machen, ist nun das oberste Ziel.
Natürlich muss nicht nur der Gurt, sondern
auch der Sattel passen. Drückt dieser, kommt
es zu Verspannungen, die schmerzhaft sein
können. Schmerz wirkt sich negativ auf
den Magen und die Verdauung aus. „Wenn
das Pferd ein Magengeschwür hat, muss
man auf jeden Fall die Sattel-Gurt-Kombination
anschauen. Es braucht einen Sattelgurt,
der den Druck auf den Magen vermindert.“
Besonders magenfreundlich sind dann
Gurte, die bei dem jeweiligen Pferd die wenigsten
Druckspitzen erzeugen (siehe auch
St.GEORG 3/21 Ratgeber Sattelgurte: „Mach
mir keinen Druck“). Wichtig beim Gurten:
Den Gurt langsam und nicht zu fest schließen
und darauf Acht geben, dass sich keine
Hautfalten unter dem Gurt bilden.
Intensives Training
Manchmal ist es gar nicht der Sattel oder der
Gurt, der dem Pferd beim Reiten auf den Magen
drückt. Denn auch intensive Trainingseinheiten
oder zu kurze Verdauungspausen
vor dem Training können problematisch
sein. Bei großer Anstrengung im Trab oder
Galopp kann Magensäure vom hinteren Magenteil
in den vorderen, säureempfindlichen
Abschnitt gedrückt werden und dort die Magenschleimhaut
reizen. Unangenehm werden
kann es fürs Pferd auch, wenn es nicht
genügend Zeit zum Verdauen hatte. „Es sollten
die Hauptmahlzeiten auf keinen Fall direkt
vor dem Reiten gefüttert werden, eine
Wartezeit von mindestens 1,5 Std. ist immer
anzuraten. Durch das Reiten mit vollem Ma-
Immer ganz wichtig: Das Pferd nicht
mit vollem Magen trainieren! Sonst
könnten sich „saure“ Magen inhalte in
den ungeschützten Magenteil drücken –
was allerdings auch bei großer Anstrengung
im Galopp passieren kann
Fotos: slawik.com (11), Kosmos (1), Lengwenat (3), Privat (2), St. Georg (3),
Lafrentz (1), Adobe Stock (2)
gen und drückenden Gurten wird der Nahrungsbrei
nach vorne geschoben, was zu Irritationen
führen kann und das Wohlbefinden
des Pferdes stark negativ beeinflusst, was
dann ,auf den Magen schlägt‘“, erklärt Fütterungsexperte
Otfried Lengwenat.
Hat das Pferd viel Krippenfutter bekommen,
kann das bei zu kurzer Verdauungspause
nicht nur zu Unwohlsein, sondern sogar
zu Magengeschwüren führen. „Das ist so,
als ob wir Menschen mit einem hohen Magensäurespiegel
Sport treiben würden“, erklärt
Dr. Michael Paar. „Das Hauptproblem
ist aber, dass sich die Ruhezeiten nach dem
Fressen nicht immer so in die Praxis umsetzen
lassen. Geht man davon aus, dass morgens,
mittags und abends gefüttert wird und
ein Bereiter zehn Pferde am Tag trainieren
soll, wird es schwierig, nach dem Füttern
mehrere Stunden Ruhe einzuhalten, wie die
Fütterungsexperten es empfehlen.“
Schlund
Speiseröhre
Der Magen liegt
auf Höhe des Sattels
und Gurtes.
Leber Magen Dünndarm
Kolon/Dickdarm
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53
HALTUNG & GESUNDHEIT
Was Oma und Opa
noch wussten…
HAUSMITTELCHEN Bei einer Erkältung ist die gute alte Hühnersuppe von Mama die
beste Medizin. Diese ist fürs Pferd zwar nicht geeignet, jedoch gibt es auch für den
Vierbeiner altbewährte Hausmittel, die häufig im Winter Anwendung finden. Der ein
oder andere hat eventuell schon mal etwas von Sauerkrautumschlägen bei Hufgeschwüren
oder Zahnpasta bei Strahlfäule gehört. Wir klären, was sich fürs Pferd eignet
Text: Nicole Buchholz
Manche Hausmittelchen
können dem Pferd bei einer
Krankheit gut helfen
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Was haben Quark, Apfelessig
und Sauerkraut im
Stall zu suchen? Eigentlich
gehören diese Dinge
eher in die Küche, können
jedoch richtig eingesetzt einen gesundheitlichen
Nutzen fürs Pferd haben. Die Rezepte
der altbewährten Hausmittel wurden
größtenteils über Generationen von Reitern,
Stallbesitzern, Tierärzten und Hufschmieden
weitergegeben. Durch den medizinischen
Fortschritt wird ihnen immer weniger
Beachtung geschenkt – zu Unrecht. Hausmittel
haben einige Vorteile: Einfach in der
Anwendung, nahezu keine Nebenwirkungen
und eine hohe Effektivität. Zudem kosten sie
nur einen Bruchteil dessen, was teure Medikamente
kosten. Teilweise gibt es für die Wirkung
der nützlichen Hausmittelchen keine
wissenschaftliche Erklärung, jedoch haben
sich Sauerkrautumschläge bei Hufgeschwüren
oder Honig zur Wundversorgung in der
Vergangenheit häufig bewährt.
Kürzlich diagnostizierte mein Tierarzt
ein Hufgeschwür bei meinem Pferd, und ein
älterer Herr an meinem Reitstall riet mir zu
einem Sauerkrautumschlag: „Ich persönlich
gebe auf diesen neumodischen Kram nicht
viel. Schon mein früherer Reitlehrer empfahl
mir einen Sauerkrautwickel bei einem
Hufgeschwür, das noch nicht reif ist. Nach
einigen Tagen kann das Hufgeschwür geöffnet
werden, und die Kosten für diese Behandlung
liegen gerade einmal bei einem
Topf Sauerkraut, auf den ich beim Abendessen
verzichten muss. Die Medikamente vom
Tierarzt wären um ein Vielfaches teurer gewesen.“
Grundsätzlich gilt, dass zunächst ein
Fachmann – Tierarzt und/oder Hufschmied –
zur Diagnostik hinzugezogen werden muss.
Stellt dieser beispielsweise ein Hufgeschwür
fest, kann nach Absprache ein Hufverband
mit Sauerkraut anstelle eines Medikaments
angewendet werden. Allerdings können und
sollen Hausmittel keinen Tierarzt ersetzen,
sie können lediglich teilweise statt einer Chemiekeule
ausprobiert werden. Das Verschleppen
einer Krankheit durch eigenständige Behandlungsversuche
kann schnell auf Kosten
der Gesundheit des Pferdes gehen. Alle in
diesem Artikel angeführten Methoden sind
daher nicht als ärztliche Handlungsempfehlung
zu deuten und entbinden den Pferdehalter
nicht von der Eigenverantwortung für
sein Tier.
„Für medizinische Zwecke sollte
auf jeden Fall spezieller Honig aus
der Apotheke verwendet werden.“
Das süße Wundermittel – Honig
Auf dem Frühstücksbrot oder in einer heißen Milch vor dem
Schlafengehen schmeckt Honig sehr gut. Seine heilende Wirkung
wurde bereits im Jahr 1882 entdeckt, da der klebrige Sirup
neben seiner süßenden noch viele weitere positive Eigenschaften
besitzt. Honig wirkt antibakteriell, entzündungshemmend
und durchblutungsfördernd und wird daher gerne in der Wundheilung
eingesetzt.
Anwendung: Honig kann sowohl innerlich als auch äußerlich
angewendet werden. Äußerlich kann er als Wundheilmittel auf
kleine, große oder schlecht heilende Wunden gestrichen werden.
Für diesen Zweck sollte unbedingt medizinischer Honig
verwendet werden, dieser ist in Apotheken erhältlich. Bei der
Herstellung dieses speziellen Honigs werden die enthaltenen
Bakterien abgetötet, die „heilenden“ Stoffe wie Kohlenhydrate
und Enzyme bleiben jedoch erhalten. Die Kohlenhydrate entziehen
den Wunden Wasser und hemmen somit die Vermehrung
der Bakterien – dies erklärt seine antibakterielle Wirkung.
Selbst gegen antibiotikaresistente Keime ist medizinischer Honig
wirksam und fördert somit auch bei hartnäckigen Verletzungen
eine schnelle Heilung. Honig auf einer Wunde sorgt für
ein ideales, feuchtes Wundmilieu und verhindert das Eindringen
neuer Keime. Ein praktischer Vorteil: Die Wunde trocknet
nicht aus, wodurch Verklebungen mit dem Verbandsmaterial
vermieden und ein schmerzfreier Verbandswechsel ermöglicht
wird. Vorsicht ist jedoch in der Fliegen- und Wespenzeit
geboten, da ansonsten Stechtiere durch
den Honig angelockt werden und dem Pferd schaden
könnten. Aus diesem Grund sollte Honig in den
Sommermonaten immer mit einem Verband abgedeckt
werden, oder es sollte auf die Verwendung verzichtet
werden. Zudem kann Fenchel- oder Wildblütenhonig
– möglichst unpasteurisierter Honig vom Imker aus der
Region – einfach übers Futter gegeben werden. Diese innerliche
Anwendung kann positiv aufs Immunsystem und beruhigend
bei Husten wirken. Neben seiner eigenen Wirkung
kann Honig auch genutzt werden, um dem Pferd bittere
Kräuter schmackhafter zu machen.
Top-Tipp
Zur Steigerung der Gesund heit für Mensch und Pferd empfiehlt
sich die mehrwöchige tägliche Einnahme einer Honig-
Apfelessig-Mischung – je zwei Esslöffel Honig und Apfelessig
in ca. 200 Milli liter Wasser auflösen.
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HALTUNG & GESUNDHEIT
Das süße Wundermittel – Honig
Die günstigste Flasche Apfelessig kostet im Supermarkt etwa einen Euro, ihr Inhalt kann dem Pferdebesitzer teure
Tierarztrechnungen ersparen. Dieses uralte Hausmittel soll sich positiv auf das Immunsystem und den Stoffwechsel
des Pferdes auswirken und das Tier generell widerstandsfähiger gegen Infekte machen. Eine Kur während des Fellwechsels
ist somit empfehlenswert. Die über 30 im Apfelessig enthaltenen Nährstoffe – unter anderem Mineralien,
Spurenelemente und Vitamine – können sich bei einer innerlichen Anwendung positiv auf den gesamten Organismus
des Pferdes auswirken. Apfelessig überzeugt durch seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten, und ein
Fläschchen im Reitstall zu haben schadet sicherlich nicht.
Anwendung: Äußerlich angewendet, entpuppt sich Apfelessig als wahrer Bakterien- und Pilzsporenkiller,
dafür sollte er immer mit Wasser verdünnt werden. Durch das Abwaschen der betroffenen Stellen wird ein
Milieu geschaffen, in dem sich weder Bakterien noch Pilzsporen oder Milben wohl fühlen. Bei einer Pilzinfektion
werden so die Sporen abgetötet und die Verbreitung gestoppt. Gerade im Winter ist ein Pilz sehr lästig,
da sich die Sporen unter der Decke schnell vermehren. Aber auch im Kampf gegen die stechenden Plagegeister
zeigt sich der Apfelessig als Alleskönner: Sowohl zur Abwehr als auch zum Lindern des Juckreizes
bei einem Stich zeigt er seine Wirkung. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da Apfelessig
Wespen anlockt und in Gebieten mit hohem Aufkommen nicht verwendet werden sollte.
Eine innerliche Anwendung über die Fütterung unterstützt besonders das Immunsystem
– ein Schnapsglas täglich reicht völlig aus. Zudem kann Apfelessig verwendet werden, um
Pferden unliebsame Medizin unterzuschieben, da dieser in der Regel problemlos gefressen
wird.
Entzündungshemmende
Kühlpackung – Quark
Im Falle eines Sonnenbrands beim Menschen wirkt eine
Schicht Quark angenehm kühlend auf der Haut. Beim Pferd
kann eine Quarkpackung als kostengünstige Kühlbandage
verwendet werden. Dieses Hausmittel eignet sich besonders
gut für angelaufene Beine, verursacht durch größere
Anstrengungen oder längere Stehzeit. Ein Quarkumschlag
wirkt abschwellend, entzündungshemmend, schmerzlindernd
und angenehm kühlend. Generell kann dieses Hausmittel
immer dann eingesetzt werden, wenn deutliche Wärme ertastbar
ist – ausgenommen sind dabei offene Wunden. Seine
entzündungshemmende Wirkung entsteht durch die enthaltenen
Milchsäurebakterien und phosphorhaltiges Kasein, die
ähnlich wie eine Zugsalbe anziehend auf die Entzündungsstoffe
wirken. Ein Nachteil ist, dass die kühlende Wirkung des
Quarks nicht von allzu langer Dauer ist.
Anwendung: Gekühlter Quark wird etwa fingerdick auf die
betroffene Stelle aufgetragen. Am besten verwendet man
dafür puren Quark, den man aber gegebenenfalls mit etwas
Milch oder Wasser vermischen kann, um eine bessere Streichfähigkeit
zu erhalten. Sobald der Quark anfängt zu trocken
und hart zu werden, wird er wieder abgewaschen, da die kühlende
Wirkung dann vorbei ist.
Fotos: Getty Images (6), slawik.com (1)
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Vielschichtige Knolle – Zwiebel
Der eine liebt sie, dem anderen vergeht bei ihrem Geruch der
Appetit – die Rede ist von der Zwiebel. Seit mehreren Jahrtausenden
wird sie nicht nur als Nahrungs-, sondern auch als Heilmittel
verwendet. Zur Verfütterung gibt es jedoch zweigeteilte
Meinungen, da die Zwiebel für viele Tiere – auch Pferde – in
größeren Mengen giftig ist. Die gefährliche Dosis bei Pferden ist
unbekannt, wird jedoch auf etwa fünf Gramm pro Kilo Lebendgewicht
geschätzt. Dies würde bedeuten, dass ein Pferd mit 500
Kilo über 2,5 Kilo Zwiebeln fressen müsste.
Anwendung: Der Geruch einer aufgeschnittenen Zwiebel
kann die Stechmücken im Stall vertreiben – eventuell jedoch
auch den ein oder anderen Mitmenschen. Zur Linderung des
Juckreizes im Fall eines Stiches kann Zwiebelsaft auf die Stelle
geträufelt werden, dies gilt sowohl für Mensch als auch Pferd.
Aber auch im Beautybereich hat die Zwiebel einiges auf Lager:
Wenn man die gesäuberten Hufe mit der frischen Schnittfläche
einreibt, erstrahlen die Hufe nach kurzer Trocknungszeit
in schönstem Glanz, ohne eine klebrige Haftfläche für Sand zu
bieten. Bei Bronchialerkrankungen, beispielsweise Husten, kann
die Zwiebel aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung einiges bewirken.
Vorweg: Husten ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung,
die verschiedenste Ursachen und Schweregrade haben
kann und somit immer in die Hände eines Tierarztes gehört.
Zur Herstellung eines Zwiebelsirups wird eine halbe Zwiebel in
Scheiben geschnitten und für etwa 24 Stunden in einem halben
Glas Honig eingelegt. Von diesem Sirup sollte das Pferd zwei
Mal täglich drei Esslöffel übers Futter bekommen, für den Menschen
reicht jeweils ein Esslöffel. Beim Pferd sollte auf die Verfütterung
der Zwiebelscheiben verzichtet werden.
Adé Huf geschwür – Sauerkraut
Eine starke, plötzlich auftretende Lahmheit deutet häufig auf ein Hufgeschwür hin. Dieses sollte auf jeden Fall von einem Veterinärmediziner
in Augenschein genommen und diagnostiziert werden. Sitzt die Entzündung sehr tief im Huf oder sehr weit in Richtung des Kronrands,
kann es häufig noch nicht geöffnet werden. Das Hufgeschwür ist sozusagen noch nicht „reif“. Zur Abszessreifung empfiehlt sich ein
Sauerkraut-Verband.
Anwendung:Möglichst frisches Sauerkraut wird in einen Windel-Panzertape-Verband am Huf befestigt. Damit das Sauerkraut schön
feucht bleibt, kann zwischen die Windel und das Sauerkraut noch ein Gefrierbeutel gezogen werden. Der Verband sollte täglich gewechselt
werden. Das Sauerkraut verschlimmert dabei die Entzündung und zieht sie nach unten raus, sodass das Hufgeschwür nach wenigen
Tagen geöffnet und der Druckschmerz vom Huf genommen werden kann. Alternativ kann auch einen Verband mit warmen, gekochten
und zerstampften Kartoffeln oder gekochten Leinsamen verwendet werden. Beide Anwendungen sollten so warm wie möglich um den
Huf befestigt werden: Dabei unbedingt die Temperatur am Handrücken testen, um Verbrennungen des empfindlichen Kronrands zu vermeiden.
Die feuchte Wärme sorgt ebenfalls für eine schnellere Abszessreifung.
Top-Tipp
Für einen schnellen Hufverband wird
eine Windel über den Huf gestülpt und
das Ganze mit Panzertape fixiert. Aufgrund
der stark absorbierenden Wirkung
der Windel ist dieser Verband
jedoch nicht für Aufguss verbände geeignet.
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Pferden sieht man psychisches Leid
lange nicht an. Nur gute Beobachter
können dies feststellen
20 Fakten über
Psychische Störungen
Nicht nur Menschen
können unter Burnout
oder Depressionen leiden,
auch Pferde können davon
betroffen sein. Werden
diese zu spät oder gar
nicht diagnostiziert, kann
dies fatale Folgen haben
Text: Nora Dickmann
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1. Je weiter die Verhaltensforschung voranschreitet
und je enger sie mit anderen
Disziplinen wie der Humanpsychologie
zusammenarbeitet, desto mehr
reifen auch die Erkenntnisse rund um
das Gefühlsleben und die seelische Gesundheit
der Pferde heran.
2. Bei der Depression handelt es sich um
eine psychische Störung. Der betroffene
Organismus wird immer mehr in einen
Zustand der Hilflosigkeit versetzt.
3. Ursache der Depression sind vor allem
die Neurotransmitter Serotonin und
Noradrenalin beteiligt. So konnte bei
betroffenen Pferden festgestellt werden,
dass der Spiegel dieser Neurotransmitter
stark von dem Normalwert
abweicht.
4. Die Symptome einer Depression beim
Pferd ähneln denen der Menschen: Sie
bauen sich über einen längeren Zeitraum
auf und können sogar bis zum
Tod des Pferdes führen.
5. Studien zeigen, dass Stuten häufiger zu
Depressionen neigen.
6. Gründe sind vor allem anhaltender
Stress, hohe Trainingsanforderungen,
Zwangsmethoden beim Training oder
zu kurze Regenerationsphasen.
7. Die Haltungsform spielt ebenfalls eine
Rolle. Manche Pferde fühlen sich in der
Offenstallhaltung wohl, andere bevorzugen
ihre nächtliche Ruhe in der Box.
Dies sollte individuell entschieden werden
HALTUNG & GESUNDHEIT
der Weide mit Artgenossen zu bieten.
Trotzdem sollte dem Tier zusätzliche
Aufmerksamkeit, beispielsweise in
Form von Putzen, geschenkt werden.
16. Genau wie bei Menschen braucht es
auch bei Pferden je nach Schwere der
Erkrankung einige Zeit, um sie aus der
Depression zu holen.
Fotos: imago images/ Frank Sorge (1), slawik.com (3)
Eine artgerechte, altersentsprechende
Ausbildung ist wichtig für die seelische Gesundheit
Manche Pferde brauchen ihre Box als
Rückzugsort, um sich entspannen zu können
8. Die körperlichen und psychischen
Anzeichen sind vielfältig:
Von Durchfall und Kotwasser
bis hin zu Immunschwäche,
Stoffwechselstörungen, Nervosität,
Apathie oder Magengeschwüren.
9. Wenn das Pferd immer abgewendet
von Artgenossen steht, auf einmal aggressiver
wird oder aber unterwürfiger,
kaum auf noch auf den Menschen oder
Außenreize reagiert und es Kraulen
oder Putzen nicht mehr wie früher genießt,
sollte schnell gehandelt werden.
Dies ist ein typisches Anzeichen für
eine psychische Störung.
10. Gerade die als charakteristisch dargestellte
Kopfhaltung der betroffenen
Pferde unterscheidet sich deutlich von
der der gesunden Tiere.
11. Ein eintöniges oder ein überforderndes
Training, häufige Schmerzen durch
einen falschen Sattel oder ein schlechter
Reitersitz gehören ebenfalls zu den
Auslösern.
12. Pferde haben ein starkes Bedürfnis,
Freundschaften einzugehen. Werden
diese auseinandergerissen, leiden sie
sehr darunter. Auch dies kann zu psychischen
Störungen führen.
13. Hat der Mensch Stress, überträgt sich
das auch auf das Pferd. Daher ist es
wichtig, dass Reiter sich immer wieder
in Achtsamkeit und Selbstreflexion
üben.
14. Trainer, Verhaltenstherapeuten oder
der Tierarzt sind Ansprechpartner,
wenn eine Depression beim Pferd vermutet
wird.
15. Bei schwer erkrankten Pferden kann
es sinnvoll sein, ihnen eine Auszeit auf
17. Das Pferd hat – ebenso wie der Mensch
auch – seine eigenen Grenzen. Diese
sollten genaustens beobachtet und anschließend
respektiert werden.
18. Burnout wird in verschiedenen Phasen
diagnostiziert. Hier unterscheidet
man folgende Phasen: In der Alarmphase
ist die Kommunikation zwischen
Mensch und Pferd meist schon gestört.
In der Alarmphase ist ein erhöhter Cortisolwert
im Blut feststellbar. Nicht
selten zeigt das Pferd zur Kompensation
Verhaltensauffälligkeiten wie
starke Unruhe, Koppen, Weben oder
auch Aggressionen. Kaum ein Pferd
kann diese Phase auf Dauer durchhalten.
Irgendwann ist es erschöpft.
Daher wird die dritte Phase auch als
Erschöpfungsphase bezeichnet. Eine
kurze Auszeit reicht hier schon nicht
mehr als Therapie aus.
19. Pferde können an Depressionen leiden,
sie können Menschen aber auch
daraus hinaus helfen. Eine kanadische
Studie bestätigt, dass Ersthelfer
mit einer posttraumatischen
Belastungsstörung (PTBS) mehrfach
von einer pferdegestützten Therapie
profitieren.
20. Das Ergebnis der kanadischen Studie:
Die Angst der Probanden nahm
durch die pferdegestützte Therapie ab.
Gleichzeitig wuchs ihr Vertrauen in sich
selbst und in andere Menschen.
Passt das Equipment nicht, kann sich
das auf das Gemüt des Tieres auswirken
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59
EQUIPMENT
Mit wenig Druck im Rücken kann
das Pferd deutlich freier laufen
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13
SCHABRACKEN
& PADS IM
Weich
gebettet
THEMA HIER VORN Rot, blau oder schwarz – welche Schabracke
nehme ich denn heute? Diese Frage stellt man sich häufig vor dem
Reiten und macht sich oft von der Laune oder dem neuesten Trend
abhängig. Doch achten Sie auch auf die Eigenschaften der jeweiligen
Sattelunterlage? Wie wichtig sind diese? Und welche Modelle sind
besonders überzeugend? Wir haben für Sie getestet
Text: Lara Wassermann
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61
Nichts kleidet ein Pferd so gut wie
eine schöne Schabracke mit passenden
Fliegenohren bei den
Westernreitern: das passende
Pad, welches perfekt zum Sattel
passt. In der Englisch-Szene ist ein wahrer
Hype um einige Schabracken-Modelle ausgebrochen,
und was für Mädchen früher das
Sammeln von Pferde-Stickern war, ist heute
der unend lichen Gier nach neuen Kollektionen
gewichen. Doch dieses Mal schauen wir
nicht nur auf das Äußere, denn die inneren
Werte sind auch von großer Bedeutung. 28
Schabracken und Pads wurden auf ihre Funktionalität
hin getestet.
Schabracke und
Sattel werden
auf dem Messpad
platziert
EQUIPMENT
13
SCHABRACKEN
& PADS IM
Anforderungen an
Schabracken und Pads
An Schabracken werden im Allgemeinen
nicht so hohe Ansprüche gestellt, was die
Funktionalität und den Druckausgleich angeht,
wie an Westernpads. Der Grund dafür
ist, dass Englisch-Sättel schon durch ihre spezielle
Polsterung den Druck verteilen und minimieren.
Die Schabracke soll normalerweise
nur den Schweiß vom Sattel abhalten und
zusätzlich eine leichte Pols terung verschaffen.
Manche Pferde sind trotz passenden
Sattels sehr empfindlich im Rücken, sodass
ihnen eine spezielle Schabracke/Sattelunterlage
guttut. Westernpads müssen wegen der
fehlenden Polsterung des Westernsattels alle
Erschütterungen und den Druck ausgleichen
und müssen daher besonders gut polstern.
Hartmut Schenck, Osteopath für Pferde und
Betreiber von „Way Out West“ (www.wayoutwest.info)
bietet bundesweit Sattelanproben
an und fährt dafür tagtäglich raus zu Kunden.
Er hat eine Satteldruck-Messanlage (die
regelmäßig kalibriert wird), die über ein spezielles
Sattelpad die genaue Druckverteilung
auf dem Pferderücken misst. Das Pad wird
unter die Schabracke/das Westernpad gelegt
und überträgt in Echtzeit genaue Druckwerte
an den Computer. „Diese Satteldruck-
Messanlage gibt als einzige eine verlässliche
Auskunft darüber, wie gut die Satteldecke
den Druck verteilt“, so Hartmut Schenck. Wir
stellten verschiedene Schabracken und Westernpads
zur Verfügung, um der Sache auf
den Grund zu gehen.
Wie läuft der Test ab?
Hartmut Schenck schaut sich beide Pferde,
die für die Tests bereitstehen, genau an und
kann dadurch sagen, wo Schiefstände oder
eventuelle Probleme in der Anatomie des
Pferdes liegen. Diese werden dann auch bei
jeder Messung ersichtlich und können dann
hinsichtlich der Funktion der Decken nicht
gewertet werden. Bei dem Englisch-Sattel
wurde so festgestellt, dass im vorderen
Bereich der Polsterung ein kleiner Knoten
Wissen
Das sagt die Grafik
Nachdem sechs Minuten lang der gleiche Parcours in Schritt und Trab mit dem Sensorenpad
geritten wurde, zieht der Computer einen Mittelwert aus den erhaltenen Druckwerten,
sodass man nun die komplette Druckverteilung auf dem Pferderücken in einer
Grafik sehen kann.
Rote Bereiche sind die sogenannten Druckspitzen. In diesem Bereich spürt das Pferd
also die höchste Druckansammlung, die auf längere Strecken sehr unangenehm oder
sogar schmerzhaft werden und gesundheitliche Schäden hervorrufen kann. An diesen
Druckspitzen ist der Wert am höchsten; je niedriger der Wert, desto weniger Druck spürt
das Pferd. Auf der Grafik kann man gut die Umrisse des Sattels erkennen. Die blauen Bereiche
haben gar keinen Kontakt, die grünen Bereiche einen leichten. Die Skala unter dem
Messfenster zeigt die Farbverläufe von niedrigem Druck zu hohem Druck (0–4).
Hartmut Schenck erklärt: „Bei jeder Gruppe – Schabracken auf der einen, Westernpads
auf der anderen Seite – wurden die Farben der Sensoren deutlich im Kontrast
hervorgehoben, um den Unterschied sichtbar zu machen. Man kann beide Gruppen
unter einander nicht direkt miteinander vergleichen, da es zwei unterschiedliche Pferde,
unterschiedliche Sättel und jeweils ein anderer Reiter waren. Anhand des Durchschnittswertes
kann die druckabsorbierende Qualität der einzelnen Sattelunterlagen jeweils
verglichen werden.“
62 www.mein-pferd.de 2/2025
aus Füllwatte vorhanden ist. Welche Auswirkungen
dies auf den Druck auf den Rücken
hat, sieht man auf den nachfolgenden Messungen.
Nachdem das Pferd auf beiden Händen
gelockert wurde, wird ihm eine spezielle
Matte auf den Rücken gelegt. Diese misst mit
Hilfe von 500 Sensoren den Druck, der durch
den Reiter auf den Rücken einwirkt. Nachdem
die Matte perfekt posi tio niert worden ist,
werden die Schabracke (beim Wes ternpferd
das Pad) und der Sattel aufgelegt. Die Gurtung
ist bei jeder Test phase gleich. Das Pferd
läuft jetzt in Schritt und Trab jeweils sechs
Minuten die gleichen Runden in der Halle
(ganze Bahn, Zirkel, Volte, Handwechsel). Auf
dem Computerbildschirm kann währenddessen
in Echtzeit verfolgt werden, wie sich der
Druck verteilt und wie stark er ist. Auf diese
Weise werden alle Schabracken unter gleichen
Bedin gungen an einem Pferd und alle
Wes ternpads an einem anderen Pferd gemessen,
sodass keine Messunterschiede entstehen
können. Nach den einzelnen Messungen
können die verschiedenen Ergeb nisse dann
verglichen und ausgewertet werden.
In Echtzeit kann man auf dem
Bildschirm die Druckverteilung sehen
Das Pad muss optimal
liegen, damit
die Messung nicht
verfälscht ist
Schabracken und Pads: das Fazit
Bei der Auswertung ist zu beachten, dass eine
Schabracke normalerweise andere Zwecke erfüllt
als ein Westernpad. Sie ist dünner, mit
weniger Füllung, aus einem anderen Material,
dient vorerst der ausreichenden Belüftung
des Rückens und nimmt den Schweiß
auf. Die Ergebnisse der Schabracken ohne
eine bestimmte Extra-Füllung sind deshalb
druckwerttechnisch fast identisch. Einen
deutlichen Unterschied zu den „normalen“
Schabracken erhält man mit Lammfell-Schabracken
der verschiedenen Firmen. Der Druck
auf den Pferderücken ist damit deutlich geringer.
Pads mit Gel einlage oder Schaumstoff
brachten dagegen keine beson dere Druckentlastung.
Neben jeder Betrachtung des Druckausgleichs
sollte jedoch immer beachtet werden,
dass kein Pad einen unpassenden Sattel
korrigiert. Die Schlussfolgerung, dass durch
das Pad der Sattel passender gemacht wird,
darf nicht gezo gen werden. Teilweise kann
ein dickes Pad einen zu engen Sattel noch enger
machen, und damit wird dann genau das
Gegenteil von dem erzielt, was eigentlich beabsichtigt
war. Ein passender Sattel und eine
gute Schabracke sind aber bei einem rückenempfindlichen
Pferd eine gute Kombination.
Ob ein Lammfell-Pad für den eige nen Sattel
geeignet ist, sollte immer noch einmal mit
dem Sattler besprochen werden.
Bei Westernsätteln sind die Pads von besonderer
Bedeutung. Aufgrund des Aufbaus
des Westernsattels, der keine Polsterung bietet,
ist das Westernpad das einzige stoßabsorbierende
Element in der Konstruktion.
Ein dickes Pad bietet dem Pferd einen geringeren
punktuellen Druck auf den Rücken,
jedoch ist bei zunehmender Dicke die Verbindung
zum Pferd gering. Die Test reiterin
merkte bei jedem getesteten Pad einen deutlichen
Unterschied. So fühlte sie sich oft
„zu weit weg vom Pferd“, obwohl die Druck-
Ergebnisse gut waren. Hartmut Schenck:
„Auch hier gilt, dass kein Pad einen unpassenden
Sattel korrigiert, jedoch können spezielle
Pads kleine Passformkorrekturen bei
Sätteln als Übergangslösung korrigieren, indem
man die Einlagen par tiell dicker oder
dünner macht.“
Einen guten Mittelweg zwischen zu dick
und dadurch zu weit weg vom Pferd und zu
dünn, um eine gute Polsterung zu gewährleisten,
stellen die Lammfell-Pads dar, die sowohl
Nähe und Kontakt zum Pferderücken bieten
als auch sehr gute Ergeb nisse in der Druckmessung
erzielten. Lammfell hat besondere
Eigenschaften, wodurch es als Sattelunterlagen
gut geeignet ist: Die natürliche Standfestigkeit
des Lammfells sorgt für eine optimale
Druckverteilung und Stoßabsorption, sodass
punktuelle Druck- und Scheuerstellen vermieden
werden. Außerdem begünstigt die
Beschaffenheit der Schafwolle die Luftzirkulation
und sorgt so auf natürliche Weise für
einen hervorragenden Temperaturausgleich.
Aufgrund der guten Saugfähigkeit wird der
Pferdeschweiß sofort aufgenommen. Nutzt
man die Lammfellschabracken und -pads regelmäßig,
so wird sich das Fell mit der Zeit etwas
verändern und eventuell nicht mehr so
viel Druck ausgleichen. Eine gute Pflege (regelmäßig
mit spezieller Bürste auskämmen
und gelegentlich mit Lammfell-Waschmittel
waschen) ist daher unerlässlich.
Wichtig ist, dass das Lammfell direkten
Kontakt zum Pferderücken hat und nicht etwa
auf der Sattelunterlage liegt: „Die Schabracke
und das Lammfellpad reiben aneinander,
und es entsteht dauerhaft Bewe gung. Das ist
nicht Sinn der Sache.“ Eine weitere Erkenntnis
war, dass die anatomische Form der Sattelunterlage
sehr wichtig ist. „Auf lange Sicht
kommt es bei einer nicht anatomisch geformten
Schabracke oder Westernpad zu Druckstellen
und Fell abrieb, vor allem, wenn das Pferd
einen ungeraden Rücken hat“, so Schenck.
„Bei anatomisch geformten Schabracken
und Pads sind die Herstellungskosten höher,
da man mehr Schnitt hat. Die Preise dieser
Sattelunter lagen sind deshalb höher, aber es
lohnt sich“, erklärt der Sattelexperte.
UNSERE EXPERTE
Hartmut Schenck,
Eigen tümer der Firma Way Out
West, ist zertifizierter Osteopath
für Pferde und Sattelexperte.
Seit über 20 Jahren verkauft er
Sättel. Seine Firma ist mit drei
sehr umfangreich bestückten Trucks in
Deutschland unterwegs. Alle geschulten
Sattelanpasser und Osteopathen sind mit
den Computer messgeräten ausgestattet.
▶ www.wayoutwest.info
2/2025
www.mein-pferd.de
63
EQUIPMENT
13
SCHABRACKEN
& PADS IM
Die Holuhorse-Schabracke glich den Druck leider nicht so stark
aus wie die anderen Lammfell-Schabracken und hat eine deutlich
größere Auflagefläche.
Holuhorse Schabracke Vollfell
Händlerbeschreibung: Alle Sattelkissen, Satteldecken und Schabracken mit
Lammfell haben im Wirbelbereich ein auf 10 mm Wollhöhe geschorenes Fell.
Dadurch ist die therapeutische Wirkung des Fells auch in dieser sensiblen
Zone voll vorhanden. Das Einkammern ist dadurch auch wesentlich erleichtert
und verbessert. Die langjährige Erfahrung in der Fellverarbeitung garantiert
beste Passform und Qualität der Satteldecken.
Preis: 315,00 Euro
Website: www.holuhorse.com
Druckspitze: 4,4 N/cm 2 Druckspitze: 4,0 N/cm 2
Mattes Eurofit
Händlerbeschreibung: Stilvolle,
hochwertige Lammfellschabracke
im modernen Eurofit-Design. Mit
attraktivem Fellrand vorne und
hinten sowie zwei edlen Zierkordeln,
farblich perfekt abgestimmt. In
bewährter Qualität. Alle Sattelunterlagen
haben eine Fellaussparung im
Wirbelsäulenbereich.
Preis: 184,00 Euro
Website: www.kraemer.de
TIPP DER
REDAKTION
PREIS-
LEISTUNG
Christ
Scha bracke champ
Händlerbeschreibung: Die Unter seite
besteht aus echtem Lammfell mit ca.
30 mm Wollhöhe. Der Blattbereich
bleibt frei. Die Satteldecken werden
mit einem Spezial-Steppstoff hergestellt.
Die Befestigung erfolgt mit
Klettstrupfen an den Gurtriemen des
Sattels und durch eine Gurtführung
am Blatt ende. Der eingearbeitete Nylonschutz
verhindert das Aufscheuern
im Bereich der Sattelgurtung.
Preis: 149,00 Euro
Website: www.lammfelle.de
Die Lammfell-Schabracken von Christ und Mattes
gleichen den Druck sehr gut aus, und das Pferd lief
merklich z ufrieden mit ihnen.
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Busse Supreme-Fell
Händlerbeschreibung: Rückenformgerechte
Schabracke mit medizinisch
gegerbtem Lammfell-Besatz
in der gesamten Sattelauflage. Große
Rautensteppung eingefasst mit farblich
abgestimmter Zierkordel. Obermaterial
aus hochwertiger Baumwolle
mit einer Einlage aus dickem Polyfill.
Gurtstrupfen- und Sattelgurtbefestigung
mit Klettverschluss. Waschmaschinengeeignet
bis 30 °C (Schonwaschgang mit
Lammfellwaschmittel).
Preis: 99,00 Euro
Website: www.reitsportbedarf-shop.de
Busse und Waldhausen schlossen gleich ab. Sie haben
beide eine sehr druckausgleichende Wirkung auf den
Pferderücken und sind mit sehr gut zu bewerten.
Waldhausen
Mailand
Händlerbeschreibung: Anatomisch geformte
Schabracke mit Lammfellpolster
in der Sattellage und am Widerrist.
Ausgesparte Wirbelsäulenpartie. Das
Lammfell sorgt für eine optimale Druckverteilung,
schnelle Schweiß aufnahme
und einen guten Temperaturausgleich
am Pferderücken. Alle Lammfellprodukte
bestehen aus hochwertiger Merinoschafwolle
und zeichnen sich durch eine
sorgfäl tige Verarbeitung aus.
Preis: 109,95 Euro
Website: www.waldhausen.com
Druckspitze: 3,8 N/cm 2 Druckspitze: 3,8 N/cm 2
Equi Pad mit
Memory-Schaum
Händlerbeschreibung: Oberseite aus hochwertig
gewebtem Blanket 100 % New Zealand Wool von
Mayatex, Unterseite flauschiges Synthetic Fleece.
Innenmaterial aus schlagabsorbierendem Memory-Foam
zur Optimierung der Gewichtsverteilung.
Das Innenmaterial hat eine „verminderte Rückstellfähigkeit“.
Unebenheiten zwischen Sattellage
und Sattel werden dadurch besser ausgeglichen.
Der Beinkanal im unteren Bereich des Pads
ermöglicht einen besseren Kontakt zum Pferd.
Preis: 205,00 Euro
Website: shop.berndhackl.de
Das „Equi Pad“ verteilt den Druck gut auf dem Pferde rücken
und sieht sehr ansprechend aus. Trotzdem ist es im Bereich des
Widerrists etwas weniger polsternd als an anderen Stellen und
ist nicht konturiert.
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65
EQUIPMENT
TIPP DER
REDAKTION
STYLISH
Alle Standard-Schabracken waren von den Druckwerten
her extrem ähnlich, weshalb wir hier nur
eine Grafik abbilden. Auffällig war, dass die Druckergebnisse
trotz fehlender besonderer Füllung
nicht schlechter waren als Modelle mit diversen
Füllungen. Bei den Eskadron- und Felix-Bühler-
Schabracken waren die Werte 0,1 bis 0,2 niedriger
als bei den anderen Modellen, was auf die dickere
Qualität zurückzuführen ist.
Druckspitze: 3,7 N/cm 2
Ikonic Strass
Händlerbeschreibung: Dressurschabracke
„Ikonic“, großzügig
geschnitten, um auch Dressursättel
mit langem Sattelblatt gut
abzudecken. Die Schabracke ist
anato misch geformt und hat eine
Polsterung am Widerrist. Der Rand
der Schabracke ist mit Strasssteinen
besetzt und verleiht ihr ein
extravagantes Aussehen.
Preis: 34,95 Euro
Website: www.ikonicsaddlery.com
Eskadron
Bicross Mattgloss
Händlerbeschreibung: Das elegante
Mattgloss-Obermaterial verleiht der
Schabracke einen luxuriösen Look,
während die Cool-Dry-Unterseite für eine
schnelle Feuchtigkeitsregulierung sorgt.
Die schlichte Steppung mit mitteldicker
Füllung bietet deinem Pferd optimalen
Komfort.
Preis: 84,95 Euro
Website: www.pikeur.de
Equestrian
Stockholm
Dressur-Schabracke
Händlerbeschreibung: Hergestellt
aus einem glänzenden, schmutzabweisenden
Material, das gut atmet und
dein Pferd während einer schweißtreibenden
Sitzung trocken hält. Mit dem
Equestrian Stockholm-Logo gesteppt,
wird das Design der Schabracke abgerundet.
Preis: 69,95 Euro
Website: www.equestrianstockholm.com
Equiline Outline
Händlerbeschreibung: Sie ist aus
einem antiallergischen Baumwollmischgewebe
gefertigt und verfügt
über das ACS2 System. Das ACS2
System gewährleistet ein Maximum an
Atmungsaktivität und eine gute stoßdämpfende
Wirkung. Die Schabracke
hat eine Füllung mit 900 g Watte und
verfügt über eine ergonomische Form,
welche eine maximale Schulterfreiheit
gewährleistet.
Preis: 114,00 Euro
Website: www.equiline.it
Back on Track
Schabracke
Händlerbeschreibung: Die Schabracke eignet
sich ideal, um den optimalen Back-on-Track-
Effekt während des Reitens auszunutzen. Das
atmungsaktive Material mit einer Innenseite
aus Welltex-Material und einer Außenseite aus
feuchtigkeitsabsorbierender Baumwolle kann
auch während eines intensiven Trainings einem
eventuellen Hitzestau unter der Schabracke
vorbeugen.
Preis: 79,00 Euro
Website: www.backontrack.com
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SCHABRACKEN
& PADS IM
TIPP DER
REDAKTION
ALL-
ROUNDER
Geringe Werte für die Druckspitze und eine
gute Druckvertei lung auf dem Pferderücken
zeichnen die Grandeur „Airco“ aus.
Grandeur Airco
Händlerbeschreibung: Die wichtigsten Eigenschaften der Grandeur
„Airco“ sind eine gute Wirbelsäulenfreiheit, angemessene
Polsterung und absolute Rutschfestigkeit. Die Grandeur-Unterlage
bleibt auch beim aktivem Reiten sicher positioniert liegen.
Sie kann sich nicht über der Wirbelsäule „festspannen“, wie es bei
herkömm lichen Sattelunterlagen häufig vorkommt oder sogar,
wie z. B. beim Gelkissen, zwangsläufig der Fall ist. Bei richtiger Anwendung
werden mit der Grandeur-Unterlage die empfindlichen
Dornfortsätze der Wirbelsäule des Pferdes komplett freigehalten.
Preis: 101,00 Euro
Website: www.wayoutwest.info
Druckspitze: 3,6 N/cm 2
Fotos: slawik.com (1), Daniel Elke (4), Hersteller (13)
Auch das einfachere Filzpad kann
durch seine Eigenschaften überzeugen.
Druckspitze: 3,5 N/cm 2
Reinsman Felt Pad
Händlerbeschreibung: Das „Reinsman Felt Pad“ besteht aus
bestem Wollfilz, deutlich konturiert mit Lederbesatz. Die Wolle
des Filzpads passt sich sehr gut dem Körper des Pferdes an,
was in einem deutlich reduziertem Rutschen resultiert. Die
deutliche Konturiertheit, hier betont durch den dünneren
hochwertigen Ledereinsatz im Rücken, lässt diesen noch
besser frei, ist für Pferde mit weit in den Rücken reichenden
Widerrist gut und verbessert ebenfalls die Passform. Das Leder
ist bestes geöltes schweres Leder, welches so vor Bruch und
Austrocknung möglichst lange auch bei viel Gebrauch bewahrt
bleibt.
Preis: 179,90 Euro
Website: www.wayoutwest.info
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67
Was ist, wenn ...
…das Pferd kurz nach der
tierärztlichen Behandlung
verstirbt - muss der
Pferdehalter dennoch die
Tierarztrechnung zahlen?
Eine Kolik-Operation kann um die
10.000 Euro kosten. Die Zahlung muss
im Normalfall auch erfolgen, wenn
das Pferd verstirbt
DER SPEZIALIST FÜR
PFERDERECHT,
Rechtsanwalt Andreas Ackenheil,
gibt auch in dieser Ausgabe
die besten recht lichen Tipps rund
ums Thema Pferd
Wenn ein Pferd kurz nach
einer tierärztlichen Behandlung
verstirbt, stellt sich für
den Pferdehalter die Frage,
ob die Rechnung des Tierarztes
dennoch bezahlt werden muss. Verläuft
die Operation gut, so ist der Tierhalter
natürlich bereit, die Kosten hierfür zu tragen.
Bei einem Behandlungsfehler ergeben
sich oft Streitigkeiten, ob die Tierarztkosten
beglichen werden müssen. Es gilt jedoch der
Grundsatz: Die Erbringung einer tierärztlichen
Leistung ist eine Dienstleistung, die
unabhängig vom Behandlungserfolg vergütet
werden muss. Ein Behandlungserfolg ist
dabei nicht garantiert, da die Therapie von
vielen Faktoren abhängt, die außerhalb der
Kontrolle des Tierarztes liegt, wie etwa dem
68 www.mein-pferd.de 2/2025
RECHT
allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes
oder dessen Reaktion auf die Behandlung.
Dies bedeutet, dass der Pferdehalter
in erster Linie Kosten der Behandlung tragen
muss, selbst wenn das gewünschte Ziel,
wie etwa die Heilung oder Besserung des
Zustands, nicht erreicht wird und das Pferd
kurz darauf verstirbt. Eine Ausnahme könnte
bestehen, wenn dem Tierarzt nachweislich
ein Behandlungsfehler unterläuft, der
zum Tod des Tieres führt, was im Einzelfall
geprüft werden muss. Ebenso ist streitig, wie
es aussieht, wenn das Tier kurze Zeit nach
der Operation verstirbt. Umfasst der letztere
Fall die Tierarzthaftung, oder ist sein Verantwortungsbereich
nach der Operation ausgeschlossen?
Um diese Fragen beantworten zu können,
muss zunächst ein Blick auf die tierärztlichen
Gebühren und die Tierarzthaftung im Allgemeinen
geworfen werden, um zu verstehen,
wie weit der Haftungsumfang und die Kausalität
reichen.
Die Tierarztrechnung
Tierärzte legen ihre Behandlungskosten anhand
der GOT (Gebührenordnung für Tierärzte)
fest. Hierbei müssen sie mindestens
nach dem einfachen GOT-Satz abrechnen
und dürfen in Ausnahmefällen, wie etwa medizinischen
Notfällen nach dem vierfachen
Satz abrechnen.
Die Gebührensätze für Tierarztbehandlungen
richten sich nach Art und Umfang
der erbrachten Leistung und Intensität. So
werden Allgemeinuntersuchungen und Impfungen
regelmäßig nach einfacher Gebühr
abgerechnet, wohingegen eine aufwendige
Operation in einer Klinik den dreifachen Gebührensatz
kostet. Bei Notfällen, beispielsweise
bei einer Kolik-Notoperation in einer
Klinik darf nach dem vierfachen Satz abgerechnet
werden.
Zusätzliche Kosten resultieren außerdem
aus den Material- und Medikamentenkosten,
der Unterbringung auf Station, der Anfahrt
oder aus Zuschlägen für Nacht- und Notdienste
an Wochenenden und Feiertagen.
Die Tierarztkosten können schnell in die
Höhe schießen, besonders bei unerwarteten
Krankheiten oder Notfällen. Viele Tierhalter
stehen vor der Herausforderung, diese
Kosten zu bewältigen, da nicht jeder über
eine Kranken- oder OP-Versicherung für sein
Haustier verfügt. Ohne eine solche Versicherung
kann selbst eine einfache Behandlung
oder ein Routineeingriff zu einer erheblichen
finanziellen Belastung werden. Die Sorge
um das Wohl des geliebten Pferdes wird
oft von der Frage überschattet, wie die anfallenden
Kosten gedeckt werden können. Eine
Kolikoperation bei einem Pferd ist ein gutes
Beispiel dafür, wie schnell Tierarztkosten in
die Höhe schnellen können. Abhängig von
der Schwere des Falles, der Dauer des Krankenhausaufenthaltes
und den notwendigen
Nachbehandlungen können die Kosten
für eine Kolikoperation zwischen 3.000 und
10.000 Euro liegen.
Eine Arthroskopie, die bei Gelenkproblemen
durchgeführt wird, liegt in der Regel
zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Der Eingriff
zur Entfernung einer Kieferzyste kann etwa
1.500 bis 3.000 Euro kosten. Eine Kastration,
die ein routinemäßiger Eingriff ist, kostet
in der Regel zwischen 300 und 800 Euro,
abhängig davon, ob sie stehend oder unter
Vollnarkose durchgeführt wird. Bei schweren
Verletzungen oder Sehnenrissen kann
eine Sehnenoperation anfallen, die zwischen
2.000 und 5.000 Euro liegt. Auch die Entfernung
von Tumoren, wie Sarkoiden, kann je
nach Lage und Größe des Tumors zwischen
500 und 3.000 Euro kosten. Diese Beispiele
verdeutlichen, wie wichtig eine finanzielle
Absicherung für den Ernstfall ist, da die
Kosten für notwendige Operationen schnell
hohe Summen erreichen können.
In welchen Fällen muss
der Pferdebesitzer die Behandlungskosten
nicht bezahlen?
In bestimmten Fällen kann es sein, dass der
Pferdebesitzer die Behandlungskosten nicht
tragen muss. In Fällen, wenn der Tierarzt seine
Pflichten zur Aufklärung verletzt hat –
etwa indem er den Pferdebesitzer nicht ausreichend
über die Risiken und Kosten einer
Behandlung informiert hat – könnte dies
dazu führen, dass der Pferdehalter die Rechnung
nicht begleichen muss. Zudem können
Verträge oder Vereinbarungen zwischen Tierarzt
und Pferdehalter eine Rolle spielen; etwa
Der Behandlungserfolg
ist von vielen Faktoren
abhängig
wenn explizit vereinbart wurde, dass nur bei
einem Behandlungserfolg Kosten entstehen.
Vor allem in Fällen, wenn dem Tierarzt
ein nachweisbarer Behandlungsfehler unterläuft,
der zum Tod oder zur Verschlechterung
des Gesundheitszustandes des Pferdes führt,
kann der Pferdebesitzer die Bezahlung verweigern.
Ein solcher Fehler könnte beispielsweise
eine fehlerhafte Diagnose, eine falsche
Dosierung von Medikamenten oder eine unsachgemäße
Durchführung einer Operation,
ein sogenannter Behandlungsfehler, sein.
Wann liegt ein
Behandlungsfehler vor?
Ein Behandlungsfehler liegt grundsätzlich
dann vor, wenn sich der Tierarzt nicht an
die allgemein geltenden medizinischen Regeln
und Standards gehalten hat. Der Tierarzt
muss eine korrekte Befunderhebung
durchführen und eine korrekte Behandlung
des Tieres. Genannt wird dieser Grundsatz
„lege artis“ d.h. nach den Regeln der Kunst. Es
kann immer wieder vorkommen, dass dem
Tierarzt während seiner Behandlung Fehler
unterlaufen, wie beispielsweise das Verschreiben
von falschen Medikamenten, das
Verletzen von Organen bei einer Operation,
das Übersehen von Befunden oder eine falsche
Interpretation eines Röntgenbildes.
Das Spektrum denkbarer Behandlungsfehler
und Fallkonstellationen ist breit und
sorgt dennoch in der Praxis für so manchen
großen und kostspieligen Rechtsstreit. Zunächst
muss nämlich geklärt werden, ob der
Fehler tatsächlich auf der Leistung des Tierarztes
beruht. Hierbei ist wichtig zu wissen,
dass Behandlungsfehler nicht nur während
der Behandlung entstehen können, sondern
auch während der Aufklärung medizinischer
Risiken. Daher unterscheidet man zwischen
der falschen Behandlung oder Versorgung
2/2025
www.mein-pferd.de
69
RECHT
und den Aufklärungs-, Diagnose-, und Dokumentationsfehlern.
Aufklärungs-, Diagnose-,
und Dokumentationsfehler
Die tierärztliche Behandlung beginnt mit der
Befunderhebung (Diagnostik), an die sich
eine Bewertung der erhobenen Informationen
(Diagnose) anschließt.
Bei der Diagnose müssen die erhobenen
Befunde sorgfältig gesichert werden, denn
sie bieten die Grundlage für den späteren Behandlungsverlauf
(Dokumentationspflicht).
Wird ein Befund falsch erhoben, kann dies
bereits zu Beweiserleichterungen führen, sofern
die Befunderhebung mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit ein positives
Ergebnis ergeben hätte und das pflichtwidrige
Unterbleiben der entsprechenden
Behandlung aufgrund des Befundes einen
groben Behandlungsfehler darstellen würde.
Der Tierarzt darf daher keine Verdachtsdiagnosen
stellen, ohne alle denkbaren Krankheitsursachen
zu berücksichtigen.
Beim Diagnosefehler wurde ein Befund
zwar erhoben, allerdings falsch interpretiert.
Die Abgrenzung von Behandlungs- und Diagnosefehlern
kann mitunter schwierig sein.
Eine nicht erkannte Zwillingsträchtigkeit
bei einer Stute kann zum einen auf eine Fehlinterpretation
des Ultraschalls zurückzuführen
sein, andererseits kann sie auch auf eine
unzureichende sonographische Untersuchung
zurückzuführen sein, was einem Befunderhebungsfehler
entsprechen würde.
Der Bundesgerichtshof erkennt in diesen Fällen
immer einen Diagnosefehler an, weshalb
es nur darauf ankommt, ob der erhobene Befund
fehlerfrei und ausreichend war, jedoch
bei richtiger Bewertung eine andere Diagnose
hätte ergeben müssen. Andernfalls geht
man von einem Befunderhebungsfehler aus,
wenn die erhobenen Befunde für eine Diagnosestellung
noch nicht ausreichten.
Ein weiteres Problem vor dem Sachverständige
stehen ist, dass aufgrund der Komplexität
von Krankheitsvorgängen eine eindeutige
Diagnose mitunter schwierig ist und nicht
sofort zu einer Pflichtverletzung des Tierarztes
führen muss. Dennoch muss jeder Tierarzt
eine gründliche Befunderhebung durchführen
und diese kritisch überprüfen, sodass anfängliche
Verdachtsdiagnosen sichergestellt
werden. Eine Behandlung, die nicht zum gewünschten
Erfolg des Pferdehalters führt, wird
hingegen nicht als Behandlungsfehler angesehen.
Auch das Narkoserisiko und gewöhnliche
Komplikationen fallen nicht unter den
Behandlungsfehler. Andernfalls würde das
Haftungsrisiko des Tierarztes derart ausufern.
Der Tierarzt setzt sich mit jeder Behandlung
70 www.mein-pferd.de 2/2025
bzw. tierärztlichen Leistung einem Haftungsrisiko
durch seine Tätigkeit aus. Sobald der
Tierarzt das Pferd begutachtet und behandelt
kommt zwischen ihm und dem Tierhalter ein
Behandlungsvertrag zustande. Dieser Vertrag
verpflichtet den Tierarzt dazu, mit all seinem
Wissen und Können das Pferd bestmöglich zu
behandeln, um seinen Gesundheitszustand
zu verbessern und Beschwerden zu mindern.
Da auch der Tierarzt keine Wunder vollbringen
kann, kann er sich nicht zu einer vollständigen
Genesung verpflichten, sondern muss
nur das ihm Mögliche tun, um den Gesundheitszustand
des Pferdes zu verbessern oder
zu stabilisieren.
Im Gegenzug muss der Pferdehalter, als
andere Vertragspartei, die Behandlungskosten
bezahlen. Ist dem Tierarzt hingegen ein
Fehler unterlaufen, sodass das Pferd falsche
Medikamente erhalten hat, ein offensichtlicher
bzw. leicht erkennbarer Befund unterblieben
ist, wodurch nun das Pferd verstirbt
oder Behandlungsunterlagen unterschlagen
wurden, muss der Tierarzt Schadensersatz
leisten. Der Tierarzt muss dem Pferdehalter
dann die Kosten für die Behandlung oder den
Wertverlust des Tieres erstatten. In der Praxis
ist allerdings nicht immer ganz einfach nachzuweisen,
dass tatsächlich ein Behandlungsfehler
vorliegt.
Zum einen muss feststehen, dass der Tod
des Pferdes oder die unerwünschten Nebenwirkungen
und Komplikationen tatsächlich
auf dem Handeln des Veterinärs beruhen.
Hierbei spricht man von der sogenannten
Kausalität.
Hier muss grundsätzlich der Tierhalter
beweisen, dass der Tierarzt einen Fehler begangen
hat. In Fällen aus der Humanmedizin
führt ein grober Behandlungsfehler gemäß
§ 630 h V BGB zur Umkehr der Beweislast,
dann muss der Arzt beweisen, dass der grobe
Behandlungsfehler nicht zum eingetretenen
Schaden geführt hat. Dieser Grundsatz
wurde auch von anderen Gerichten auf veterinärrechtliche
Fälle angewendet, jedoch
immer nur nach Einzelfallabwägungen. Der
Bundesgerichtshof hat hier jedoch entschieden,
dass den Gerichten kein Ermessen mehr
zusteht, sodass wenn ein grober Behandlungsfehler
vorliegt, die Regel der Beweislastumkehr
greift. Der Tierarzt muss nun beweisen,
dass sein schwerer Behandlungsfehler
nicht ursächlich für den Schaden war.
Muss ich die Tierarztkosten
bezahlen, wenn die Operation
gut geht, mein Tier kurze Zeit
später aber doch stirbt?
Tragisch sind Fallkonstellationen, in denen
Häufig sind die Fälle sehr
komplex, sodass es ratsam
ist, einen Anwalt als Unterstützung
einzuschalten
das Pferd eine Operation vermeintlich gut
übersteht, jedoch trotzdem kurze Zeit später
verstirbt. Hierbei könnte bereits ein Fehler
bei der Indikationsstellung angenommen
werden.
Nach der Diagnose ist der Tierarzt zur Indikationsstellung
verpflichtet. Hierbei muss
die Erforderlichkeit einer Behandlung der
diagnostizierten Krankheit kritisch überprüft
werden, unter Abwägung der Risiken
und Heilungschancen unter Berücksichtigung
der wirtschaftlichen Interessen des
Auftraggebers, sowie des Tierschutzrechts.
Demnach kann bspw. eine operative Entfernung
eines eitrigen Zahnes beim Pferd erforderlich
sein, da die Entzündung sonst fortschreiten
kann und sich auf den gesamten
Zahnbestand des Pferdes und des Knochens
auswirken könnte. Dabei handelt es sich um
eine Operation mit geringen Eingriffsrisiken
und guten Behandlungserfolgen. Die Notwendigkeit
der Operation ist gegeben. Eine
Behandlung hat jedoch aus tierschutzrechtlicher
Sicht zu unterbleiben, wenn die Weiterbehandlung
keinen Erfolg verspricht oder
nur aus rein ästhetischen Gründen vorgenommen
werden soll. Leidet das Pferd zum
Beispiel schon unter anderen schweren Erkrankungen
und ist äußerst geschwächt, ist
eine Operation wenig erfolgversprechend
und würde das Pferd nur zusätzlich leiden
lassen.
Fehlt es einem tiermedizinischen Eingriff
an der Indikation, so entspricht er nicht dem
tiermedizinischen Standard und ist fehler-
das Pferd nunmehr nicht lebt. Beruht die Boxenruhe
auf der Operation, so haftet der Tierarzt
dennoch nicht für sämtliche todesverursachenden
Unfälle.
Fotos: Imago Images (1), Imago Images/Frank Sorge (1), Adobe Stock (1), Privat (1)
haft. Bei daraus resultieren Schäden macht
sich der Tierarzt schadensersatzpflichtig.
Eine denkbare Situation bei Pferden wäre
der Fall eines sehr alten und gesundheitlich
geschwächten Pferdes, bei dem eine Zahnbehandlung
unter Vollnarkose geplant ist,
um beispielsweise scharfkantige Zähne abzuschleifen
oder Zahnhaken zu entfernen.
In diesem Fall überwiegt das Narkoserisiko
deutlich den Nutzen der Behandlung, da
die Gefahr eines Herzstillstands oder anderer
schwerwiegender Komplikationen durch
die Narkose sehr hoch ist. Hier fehlt es an
der Notwendigkeit des Eingriffs, da das Risiko
für das Pferd unverhältnismäßig groß ist
im Vergleich zu den Vorteilen, die durch die
Zahnbehandlung erzielt werden könnten.
In solchen Fällen sollte sorgfältig abgewogen
werden, ob der Eingriff tatsächlich erforderlich
ist, insbesondere wenn das Wohl des
Pferdes und seine verbleibende Lebensqualität
im Vordergrund stehen.
In Fällen von fehlerhafter Indikation, sind
die Tierarztkosten nicht erstattungsfähig
und der Tierarzt macht sich zusätzlich schadensersatzpflichtig.
Lässt nun beispielsweise ein Pferdehalter
bei seinem Pferd einen Tumor operativ entfernen
und nur kurze Zeit nach der Operation
verschlechtert sich der Gesundheitszustand
des Pferdes jedoch erheblich, und es
muss aufgrund schwerer Koliken oder anderer
unerwarteter Komplikationen eingeschläfert
werden und infolge dessen weigert
sich der Pferdehalter, die Kosten zu zahlen
und stellt sogar infrage, ob der Eingriff überhaupt
notwendig war. In solchen Fällen steht
oft Aussage gegen Aussage. Einige Tierhalter
bestehen auf Operationen, obwohl diese für
das Pferd zu gefährlich sind. Das ist der Fall,
wenn das Pferd schon sehr alt ist und ein erhöhtes
Risiko besteht, dass das Pferd nicht
überleben wird.
In solchen Fällen muss regelmäßig der
Tierhalter beweisen, dass er nicht ausreichend
aufgeklärt wurde und sich deshalb auf die
Operation eingelassen hat und mit den späteren
Folgen nicht rechnen musste.
Gelingt der Bewies nicht, so muss der Tierhalter
auch die Kosten hierfür tragen. Auch
der Tierarzt muss sich an das Tierschutzgesetz
halten. Grundsätzlich kann er auf die Anliegen
eines Tierhalters eingehen. Sieht er allerdings
die absolute Erfolgslosigkeit der Operation,
sowie ein unzumutbares Risiko für das
Tier, so darf er die Behandlung ablehnen. Jedoch
der Verantwortungsbereich des Tierarztes
reicht nicht uneingeschränkt bis nach der
Operation. Für Nebenwirkungen und Nachwirkungen
wie etwa eine eitrige Operationsnaht
und der Tod des Pferdes durch eine Sepsis,
die im Zusammenhang mit der Operation
und fallen somit auch in den Verantwortungsbereich
des Tierarztes. Anders kann es jedoch
bewertet werden, wenn das Pferd nach einer
erfolgten Kolikoperation Boxenruhe hat, sich
beim Füttern aufregt und gegen die Wände
tritt und sich ein Bein bricht. Muss das Pferd
nun erlöst werden, so muss der Tierhalter dennoch
die Kolikoperation bezahlen, auch wenn
Pferderecht Experte
Anwalt Ackenheil:
Grundsätzlich gilt, dass die tierärztliche Leistung
auch dann bezahlt werden muss, wenn
das Pferd kurz nach dem Eingriff verstirbt,
es sei denn, es liegt ein nachweislicher Behandlungsfehler
vor. Auch wenn der Tierarzt
seine Pflichten zur Aufklärung verletzt hat –
etwa indem er den Pferdebesitzer nicht ausreichend
über die Risiken und Kosten einer
Behandlung informiert hat – könnte dies
dazu führen, dass der Pferdehalter die Rechnung
nicht begleichen muss. Zudem können
Verträge oder Vereinbarungen zwischen
Tierarzt und Pferdehalter eine Rolle spielen;
etwa wenn explizit vereinbart wurde, dass
nur bei einem Behandlungserfolg Kosten
entstehen. Es wird deutlich, dass die Fragen,
wann ein Tierarzt haftet und wann Tierarztrechnungen
nicht bezahlt werden müssen,
stark von den konkreten Umständen des
jeweiligen Einzelfalls abhängen und daher
nicht immer einfach zu bewerten sind. Um
sicherzustellen, dass Ihre Rechte nicht an
„Formalitäten“ scheitern, ist es ratsam, frühzeitig
einen erfahrenen Rechtsanwalt zu
konsultieren, der auf Pferderecht und Tierarzthaftung
spezialisiert ist.
UNSER EXPERTE
Andreas Ackenheil
verö fentlicht als Spezialist
für Pferderecht regelmäßig
in zahlreichen Fachzeitschriften
und Online-Portalen
juristische Fachbeiträge
sowie Kommentare zu
neuen Rechtsentscheidungen
und hält Vorträge und Seminare. Zudem
veröfentlichte der Rechtsanwalt einen
großen Ratgeber für Tierrecht mit einem
umfangreichen Kapitel über Pferderecht.
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Rechtsanwalt Ackenheil hilft Ihnen weiter:
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Deutschland sieht man ihn schon ganz deutlich, in anderen eher
weniger. Dank der tollen Fotos unserer Leser können wir alle daran
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LESERFOTO
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Bianca Wittmanns
Sterni hat sichtlich Spaß
im Schneegestöber
Herzlichen Glückwunsch an unsere Siegerin
Sonja Jorzig mit dem Bild: „Trio phänomenale“
4
Jacqueline Arzten: „Die
süße Maus genießt im
gehobenen Alter die
Herbstwiese mit schönem
Sonnenaufgang.“
3
Sibylle Reiß-Schneiders Monti und Tambour
spielen auf dem Reitplatz miteinander
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6
5
Franziska Müllers Isländer genießen die Herbstsonne auf der Koppel
7
8
Sebastian Hoffmann: „Kleiner Zazu
und große Whizky – ein herbstliches
Duo, das sich in den letzten Sonnenstrahlen
des Herbstes wärmt.“
Margit Günsters frecher Charly sliebt die
eisigen Temperaturen
10
9
Laura Berini stimmt sich mit
einem weihnachtlichen Foto auf
die Festtage ein
Fotos: privat
Elina Ratzinger fängt mit
diesem Foto ihren Loki beim
Grasen ein
Katrin Sulzer teilt mit uns den schönen
Moment mit ihrem Herzenspferd
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EQUIPMENT
Marktplatz
Die Festtage sind überstanden, nun heißt es: Mit voller Kraft voraus! Mit diesen neuen
Produkten starten Sie und Ihr Pferd gesund und gut ausgestattet in das Jahr 2025.
Text: Nora Dickmann
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die Oberfläche schonend geschliffen
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Öl behandelt. Gebrauchsspuren auf der
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Lieblingsteile
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Unikate von Violas Wollwerk aus dem
Ruhrgebiet gibt es in vielen verschiedenen
Farben und Materialien. „Das Material muss
mit dem Design eine gute Einheit bilden,
dann stimmt auch das Ergebnis“, so die
Gründerin Viola Kucklinski Hagewiesche.
Die verwendete Wolle bezieht sie meistens
aus Ab- und Lagerverkäufen oder aus zweiter
Hand, sodass sich daraus ein gewisser
Materialmangel ergibt, der viel Kreativität
zu neuen und außergewöhnlichen Teilen
mit sich bringt. Diese Art der Materialverwertung
macht die Teile neben der ganz
besonderen Optik sehr nachhaltig und zum
Lieblingsteil für viele Jahre.
Instagram: Violaswollwerk,
Etsy: ViolasWollWerk
Neues,
frisches Design
Der „Equinatura Hufbalsam“
schützt und pflegt die Hufe mit
natürlichem Lorbeeröl und Eukalyptusöl.
Loorbeeröl und Eukalyptusöl
stärken nachhaltig die Widerstandsfähigkeit
des Hufhorns. Die
Rezeptur wird durch die Eigenwärme
des Hufes flüssiger, sodass die
Wirkstoffe tief in die Kapillaren des
Hufes einziehen. Regeneriert sprödes
und brüchiges Horn und stärkt
die Widerstandskraft des Hufes.
Der Huf erhält einen langanhaltenden
Glanz. „Equinatura Hufbalsam“
pflegt, nährt und stärkt den Huf.
Darüber hinaus ist das Equinatura
Hufbalsam mineralölfrei, mikroplastikfrei,
silikonfrei und vegan
und somit ein nachhaltiges und
umweltfreundliches Produkt aus
natürlichen Inhaltsstoffen.
UVP: 8,35 Euro
www.equinatura-online.de
74 www.mein-pferd.de 2/2025
Kuschelig warm in
der kalten Jahreszeit
Wer auch erst richtig aufblüht, wenn draußen die Blätter
von den Bäumen fallen, wird diesen schicken Rollkragen
Pullover „Heritage“ von Eskadron garantiert lieben.
Die feine Strickoptik mit Allover-Motiv machen den Pullover
zum perfekten Begleiter für Stall
und Alltag. Der Schnitt ist modern
„oversized“ gehalten und nur
an Kragen, Ärmel und Saum
schmiegt sich die hochwertige
Woll-Ware mit gerippten
Abschlüssen weich an den
Körper an. Der Knit Jumper
„Heritage“ ist in der Farbe
black-almond in den Größen
XS-XXL erhältlich.
UVP: 99,95 Euro
www.eskadron.de
Kräuterküche fürs Pferd
Das „Bronchial-Elixier“ von leovet ist eine sinnvolle
Futterergänzung mit Kräutern, die früher Nahrungsbestandteil
auf guten Kräuterwiesen waren.
Es enthält die ganze Kraft natürlicher Kräuterextrakte.
Das Beste in der kalten Jahreszeit, um Atemwegserkrankungen
vorzubeugen. Echinacea, Anis,
Fenchel, Spitzwegerich, Kastanie, Primel und Thymian
werden schonend als Fluid-Extrakte aufbereitet.
Diese konzentriert gelöste Form wird vom
Organismus schneller aufgenommen. Dadurch
gleicht „Bronchial-Elixier“ von leovet Ernährungsmängel
oder Umweltbelastungen, die zu einer
Störung der Atemwege und zusätzlich zu einer
Schwächung des Immunsystems führen, wirkungsvoll
aus. Das Produkt hilft Ihnen dabei, Ihr Pferd
gesund über den Winter zu bringen. Jetzt in der
neuen weißen Flasche. Die weiße Flasche lässt kein
Sonnenlicht durch und schützt so die Wirkstoffe im
Bronchial-Elixier und hält sie länger wirksam.
UVP: 30,85 Euro, www.leovet.de
Fotos: Hersteller (6), Anja Dunker (2)
Neuer Reitsportpodcast
„Von Kraftpaketen und Gipfelstürmern: Der
Reitsport Podcast“ - So lautet der Titel des
neuen Podcasts von AGROBS®, der ab dem
16.12.2024 auf allen gängigen Plattformen
anzuhören ist. Es geht um ein ganzheitliches
Management von Sportpferden, deren
Gesunderhaltung und Wohlbefinden,
sowie Leistungsfähigkeit. Dazu unterhält
sich Harriet Charlotte Jensen, Online-Marketingexpertin
und Content Creator in der
Pferdeszene, mit namhaften Experten aus Sport, Tiermedizin und Fütterungsberatung.
Die Gespräche erscheinen im Zwei-Wochen-Takt.
www.agrobs.de/podcast/
Echte Strickkunst
Paschwork ist eine Kollektion handbestickter
Unikate, bestehend aus
Pullovern, Cardigans und Mützen
aus Babyalpacagarn. Jeder Style ist
einzigartig, da die Motive aus dem
Herzen direkt auf die Styles gestickt
werden. Wertschätzung an Materialien
und Leidenschaft zum Handwerk
in der Modebranche sind das Credo.
Stich für Stich wird jeder Artikel
bewusst und mit Hingabe
entworfen. Die handbestickten
Strick-Unikate haben eine lange
Lebensdauer und erfreuen den
Käufer über Jahre hinweg.
www.paschwork.com
Kompetenzzentrum für Alle
Die Landeslehrstätte Weser-Ems ist mehr als nur eine Reitschule.
Sie ist ein Kompetenzzentrum für den Pferdesport,
das ein breites Spektrum an Leistungen anbietet. Als FN anerkannte
Fachschule Reiten (Trainerausbildung) bietet die
Landeslehrstätte eine umfassende Ausbildung für Amateurund
Berufsreiter (Trainer A/B/C oder Pferdewirt- und Pferdewirtschaftsmeister)
können hier ihr Wissen vertiefen und
sich weiterqualifizieren. Darüber hinaus werden regelmäßig
Lehrgänge für Turnierfachleute wie Richter, Parcourschefs
und Prüfer Breitensport angeboten.
Neben der Ausbildung ist die Landeslehrstätte auch ein
beliebter Standort für Reiter jeden Niveaus. Reitstunden,
Kurse und Boxen für Pensionspferde stehen zur Verfügung,
um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Nicole Grimm und Ina Tapken, die beiden Pferdewirtschaftsmeisterinnen
und Lehrgangsbeauftragten des PSVWE, legen
großen Wert auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung der
Aus- und Fortbildung der Trainer, die als Multiplikatoren das
in Vechta erlernte Wissen in den Reit- und Fahrvereinen im
Verbandsgebiet verbreiten sollen.
www.psvwe.de
2/2025
www.mein-pferd.de
75
ABENTEUER & REPORTAGE
In Szene
gesetzt
PFERDEFOTOGRAFIE Sie möchten wunderschöne
Fotos von Ihrem Pferd machen, doch
irgendwie gelingt es nicht so richtig? Mit den Tipps
von Christiane Slawik, eine der weltweit besten
Pferdefotografinnen, sehen Ihre Bilder direkt viel
harmonischer aus
Text: Nicole Buchholz
Fotos: slawik.com
Pferde sind von Natur aus
neugierig. Lassen Sie es
ruhig mal vorsichtig an
der Kamera schnuppern
Besondere Momente behält man
ein Leben lang im Herzen. Mit
etwas Können gelingt es Ihnen
diese wundervollen Augenblicke
auch in Form eines Bildes auf
ewig festzuhalten. Bei der Fotografie kommt
es unabhängig vom Motiv – seien es Landschaften,
Menschen oder Tiere – auf viele
unterschiedliche Dinge an: die richtige Loca-
tion, das ideale Licht und natürlich die Fertigkeiten
des Fotografen.
Anders als bei der Fotografie von Menschen
kann man Pferde allerdings nur begrenzt
in eine bestimmte Pose bringen.
Erfahrene Pferdekenner können in einem gewissen
Rahmen anhand der Körpersprache
des Pferdes das Verhalten voraussagen, beispielsweise
in welche Richtung das Pferd im
Freilauf über die Koppel galoppieren wird.
Da Pferde bewegungsfreudige Tiere sind, ist
es allerdings gar nicht so einfach, das perfekte
Bild hinzubekommen – mit etwas Übung
aber absolut im Bereich der Möglichkeit.
Christiane Slawik ist eine der weltweit erfolgreichsten
Pferdefotografinnen. Ihre Bilder
zieren viele Wandkalender, sowie Titelseiten
von Magazinen und Büchern. Ihr erster Tipp:
76 www.mein-pferd.de 2/2025
„Hören Sie auf zu knipsen und fangen Sie an
zu fotografieren.“
Ähnlich wie ein Pferd auf vier Beinen
steht, gibt es vier Säulen bei der Pferdefotografie,
erklärt Christiane Slawik: „Die erste
Säule ist die Technik: Es ist wichtig, sich mit
der eigenen Ausrüstung auszukennen und
die verschiedenen Einstellungen und Funktionen
bedienen zu können.“ Zusätzlich werden
Kenntnisse im Umgang mit Pferden benötigt,
um die Sicherheit aller beteiligter
Personen und Tiere während eines Shootings
zu gewährleisten. „Kein Bild der Welt ist
es Wert, dass dafür Verletzungen von Mensch
oder Tier in Kauf genommen werden“, mahnt
Christiane Slawik.
Als dritten Punkt wird ein gutes Auge
benötigt: Das bedeutet, für ein gutes Foto
braucht man ein gewisses Gefühl für die richtige
Perspektive, das richtige Licht und das
Gesamtkonzept des Bildes. Als letztes gehört
zum perfekten Foto natürlich auch noch ein
Quäntchen Glück. Für ein tieferes Verständnis
der Technik empfiehlt sich ein Blick in die
Gebrauchsanweisung der Kamera, für bessere
Pferdekenntnisse ist sowohl praktischer
Umgang als auch die Lektüre von Fachliteratur
empfehlenswert und um den fotografischen
Blick zu schulen, eignen sich Bildbände
von professionellen Fotografen.
Viele werden sich fragen: Braucht man
überhaupt noch eine richtige Kamera oder
reicht nicht auch die Kamera des Smartphones?
Viele moderne Handykameras machen
zwar tolle, hochauflösende Fotos, trotzdem
sind ihnen die Kameras überlegen.
Schon allein durch die Variationsmöglichkeiten
des Objektivs lässt sich eine deutlich
größere Bandbreite an Motiven abdecken.
Außerdem kann es aufgrund der geringen
Brennweite einer Handykamera schnell zu
Verzerrungen kommen, sodass das Pferd unproportional
aussieht.
Technische Raffinessen
Ist man auf der Suche nach einer Kamera, sollte
man viel Wert auf einen schnellen Autofokus
legen. Für den Anfang ist ein Zoom-Obkjektiv
zwischen 80-200 mm Brennweite
ideal. Die modernen Kameras haben einen
sehr guten Automatikmodus, daher kann
dieser zu Beginn auf jeden Fall genutzt werden.
Nach und nach sollte man jedoch dazu
übergehen, eine der Halbautomatiken oder
den manuellen Modus zu wählen. Für diese
ist ein Grundverständnis der drei wichtigsten,
technischen Faktoren der Kamera unumgänglich:
dem ISO-Wert, der Blende und
der Verschlusszeit.
Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit:
Je höher dieser Wert, desto hel-
ler ist das Bild. Allerdings sinkt mit steigendem
ISO-Wert die Qualität des Bildes: Bei
einem hohen ISO-Wert lässt das sogenannte
Bildrauschen ein Foto verpixelt aussehen.
Aus diesem Grund gilt bei dem ISO-
Wert die Grundregel: So niedrig wie möglich,
so hoch wie nötig. Bei schönem Wetter und
Sonnenschein reicht meist ein ISO-Wert zwischen
100-400; bei Dämmerung und in einer
schwach beleuchteten Reithalle ist ein deutlich
höherer ISO-Wert nötig und die Gefahr
von grobkörnigen Bildern besteht.
Die Blende ist für die Menge des einfallenden
Lichtes auf den Sensor verantwortlich.
Zusätzlich spielt sie eine wichtige Rolle
für die Schärfentiefe: Darunter versteht
man den Unterschied der Schärfe zwischen
dem Hauptmotiv und dem Hintergrund, beispielsweise
in Form eines unscharfen Hintergrunds
und eines scharfen Pferdekopfes. Eine
hohe Blendenzahl von 16 verursacht eine geringe
Linsenöffnung und somit wenig Lichteinfall.
Gleichzeitig ist bei einer solchen Blendengröße
ein sehr großer Bereich scharf, und
es bestehen nur wenige Unschärfen – dies ist
beispielsweise bei der Aufnahme einer Herde
praktisch. Eine kleine Blendenzahl und somit
eine große Linsenöffnung, beispielsweise bei
2,8, bedeutet, dass nur noch ein kleiner Bereich
des Bildes scharf ist. Dies eignet sich besonders
für Portraits, da durch den geringen
Schärfebereich automatisch der Blick auf das
Pferd gerichtet wird.
Der letzte Faktor ist die Verschlusszeit,
die eng mit der Blende zusammenhängt.
Durch sie wird geregelt, wie lange die Blende
geöffnet ist, und wie viel Licht auf den Sensor
fällt. Je mehr Bewegung im Spiel ist, desto
niedriger sollte die Verschlusszeit sein – ansonsten
entsteht eine Bewegungsunschärfe.
Wird diese gezielt eingesetzt, kann dadurch
viel Dynamik im Bild entstehen. Bei diesem
Stilmittel ist jedoch Vorsicht geboten, da die
Bilder schnell einfach nur unscharf aussehen
können. Bei einem galoppierende Pferd sollte
die Verschlusszeit 1/1.000 Sekunden oder
kürzer sein. Grundsätzlich gilt: Je schneller
UNSERE EXPERTIN
Christiane Slawik
gehört zu den besten Pferdefotografen
der Welt. Viel Freude
am Fotografieren und Liebe
zum Pferd in Kombination mit
langjähriger Erfahrungen
machen die Motive der Würzburgerin zu
etwas ganz Besonderem.
▶ www.slawik.com
Checkliste
● Ist mein Kamera-Akku geladen
und eine leere Speicherkarte
vorhanden?
● Habe ich mindestens einen
Helfer organisiert?
● Sind das Pferd und die Ausrüstung
auf Hochglanz poliert?
die Bewegung, desto kürzer die Verschlusszeit.
Der ISO-Wert, die Blende und Verschlusszeit
sind in Kombination dafür verantwortlich,
wie hell oder dunkel ein Bild ist.
Ohne Planung geht es nicht
Jedes Bild hat eine individuelle Bildsprache:
Diese setzt sich sowohl aus dem Motiv
selbst, dem Hintergrund, der Farbgestaltung
sowie der Perspektive zusammen. Daher ist
für ein besonderes Foto auch ein gewisses
Maß an Planung vonnöten. Zuallererst sollte
man sich darüber Gedanken machen, was
für ein Bild man sich eigentlich von seinem
Pferd wünscht: Ein dynamisches Galoppbild
im Freilauf, ein träumerisches Bild inmitten
einer Frühlingswiese oder ein klassisches,
ausdrucksstarkes Portrait? Hat man
sich für ein Konzept entschieden, geht es an
die Vorbereitung: An welchem Tag möchte
man die Fotos machen? Ist gutes Wetter
vorhergesagt? Außerdem ist es empfehlenswert,
sich mindestens einen Helfer zu organisieren
– gleichzeitig die Kamera zu bedienen,
das Pferd in Position zu stellen und die
Aufmerksamkeit des Pferdes zu erhalten ist
nicht möglich.
Die Bildbearbeitung mit verschiedenen
Programmen wie beispielsweise Photoshop
oder Lightroom gehört mittlerweile für viele
untrennbar zum Fotografieren dazu. Christiane
Slawik versucht jedoch, bereits ein
perfektes Bild in der Kamera und nicht erst
später am Computer entstehen zu lassen:
„Umso besser das Bild technisch und planerisch
gemacht wird, umso mehr Zeit spare
ich mir bei der anschließenden Bearbeitung.
Habe ich beispielsweise einen unschönen
Zaun im Hintergrund, macht es meiner Meinung
nach wenig Sinn diesen anschließend
zu retuschieren. Sinnvoller ist es, aus einer
anderen Perspektive zu fotografieren, sodass
der Zaun verdeckt ist.“
Lassen Sie sich von folgenden Vorschlägen
inspirieren und schießen Sie tolle Fotos
von Ihrem geliebten Vierbeiner.
2/2025
www.mein-pferd.de
77
ABENTEUER & REPORTAGE
Das Portrait
Der Klassiker in der Fotografie! Ob vom
Menschen, Hund oder Pferd, bei der Portraitfotografie
gibt es einige grundlegende
Regeln zu beachten: Da das Hauptmotiv
– in diesem Fall das Pferd – auch den
Blick des Betrachters direkt auf sich ziehen
soll, ist häufig ein schönes Bokeh, also ein
verschwommener, unscharfer Hintergrund
gewünscht. Durch ein Bokeh lässt sich
praktischerweise auch ein weniger schöner
Hintergrund, beispielsweise ein Scheunentor,
gut kaschieren. Für ein Bokeh wird eine
sehr offene Blende gewählt. Außerdem ist
es wichtig, dass sich das Tier in einem gewissen
Abstand zum Hintergrund befindet:
Wenn es direkt vor dem eben erwähnten
Scheunentor steht, lässt sich kein gleichmäßiges
Bokeh erzeugen und die Strukturen
des Tores sind unschön erkennbar. Je
größer der Abstand vom Pferd zum Hintergrund,
desto gleichmäßiger wird das Bokeh
– und wird so zum idealen Hintergrund
für ein ausdrucksstarkes Portrait.
„Für ein gelungenes Portraitfoto
sollte der Fotograf leicht diagonal zum
Pferd stehen, und dieses nicht frontal von
vorne fotografieren. Außerdem sollte man
darauf achten, dass ein Teil der Brust
und viel Hals zu sehen ist“, erklärt
Christiane Slawik. Eine sichtbare Brustpartie
lasse das Pferd imposanter
wirken, während eine höhere Kopfund
Halshaltung Energie vermittle.
Selbstverständlich sollte auch der gesamte
Kopf auf dem Bild zu sehen sein – abgeschnittene
Ohren wirken einfach nicht
gut. Wählen Sie daher zunächst lieber
einen etwas größeren Bildausschnitt. Verkleinern
können Sie diesen anschließend
immer noch.
Gewünscht sind bei einem Portrait gespitzte,
nach vorne gerichtete Ohren. Um
die Aufmerksamkeit des Pferdes auf die
Kamera zu richten, gibt es verschiedene
Tricks: Unter anderem Folienknistern und
Pferdegeräusche. Probieren Sie aus, worauf
Ihr Pferd reagiert. Dann heißt es, schnell
sein, da die meisten Dinge nur kurzzeitig
das Interesse des Pferdes auf sich ziehen.
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Die Gestaltung
Je besser Sie das Bild bereits vor dem
Fotografieren planen, desto weniger
Arbeit haben Sie später mit der Bildbearbeitung
und desto bessere Ergebnisse
erzielen Sie. Aus diesem Grund ist es
wichtig, sich bereits vor dem Fotografieren
mit der Suche nach der richtigen
Location zu beschäftigen. Manchmal verstecken
sich die schönsten Ecken genau
da, wo man sie am wenigsten erwartet.
„Manchmal versteckt sich ein wunderschöner
Hintergrund direkt neben einem
Misthaufen. Dann ist es die Aufgabe des
Fotografen, sich und das Pferd in die
richtige Position zu bringen, um lediglich
den schönen Hintergrund auf dem Foto
zu haben“, so Christiane Slawik. Laufen
Sie aufmerksam am Stall und in der
Umgebung umher, dann finden Sie garantiert
passende Hintergründe für die
nächsten Bilder: Blumenfelder, saftige
Wiesen oder ein Waldrand sind tolle Hintergründe
– sowohl für Freilaufbilder als
auch tolle Portraitaufnahmen.
Die Tageszeit und somit das Licht
haben einen großen Anteil an der Stimmung
des Bildes: Ein Sonnenuntergang
erzeugt ein warmes, sanftes Licht, wohingegen
ein dämmriger Wintermorgen
mit Nebel eine mystische Atmosphäre
schafft. Generell kann mit dem Licht viel
gespielt und ausprobiert werden: Standardmäßig
möchte der Fotograf immer
die Sonne hinter sich haben, aber auch
mit Gegenlicht lassen sich tolle Bilder
kreieren. Wolken wirken wie ein natürlicher
Lichtdiffusor, der das Licht weicher
erscheinen lässt. Vermeiden sollte man
generell das Licht um die Mittagszeit –
insbesondere an Sommertagen. Durch
die direkte Sonneneinstrahlung entstehen
harte Schatten und die Konturen
verschwinden.
Für das gewisse Extra eines Bildes
eignet sich neben dem Hintergrund und
dem Hauptmotiv eine dritte Ebene: der
Vordergrund. Für diesen setzt man einen
Ast, einen Grashalm oder einen Stein unscharf
in den Vordergrund. Dadurch wird
Tiefe und eine besondere Dreidimensionalität
erreicht. „Indem man beispielsweise
eine Farbe des Hintergrunds durch
eine Blume im Vordergrund nochmal
aufgreift, wirkt das Bild insgesamt harmonischer
und interessanter“, so Christiane
Slawik.
Die Farben
Ein gutes Bild hat viel mit der Farbgestaltung
zu tun: Aufeinander abgestimmte
Farben erzeugen Harmonie.
Aus diesem Grund sollten sich nicht
nur Maler, sondern auch Künstler hinter
der Kamera – also Fotografen – mit
der Farbenlehre und der unterschiedlichen
Wirkung von Farben auskennen.
Christiane Slawik erklärt, worauf
es ankommt: „Durch ihre Fellfarbe
bringen Pferde bereits die wichtigste
Farbe mit. Auf diese sollte der Hintergrund
und die Ausrüstung abgestimmt
werden. Komplementärfarben steigern
beispielsweise den Kontrast – Komplementärfarben
sind Lila und Gelb, Rot
und Grün, Blau und Orange. Relativ
ähnliche Farben, wie beispielsweise Rot
und Orange, haben einen geringeren
Kontrast und wirken daher harmonisch
nebeneinander. Ebenso kann man sich
an der Farbtemperatur orientieren:
Farben wirken am besten, wenn man
sie mit Farben derselben Temperatur
kombiniert. Also kalte Farben wie Blau,
Grün und Cyan oder warme Farbe wie
Rot, Gelb und Orange miteinander. Außerdem
haben Farben eine bestimmte
Wirkung und vermitteln bestimmte
Emotionen, so Christiane Slawik: „Rot
und Orange vermitteln beispielsweise
Dynamik, während Gelb sehr frisch
wirkt, und Blau mit Leistung oder Vertrauen
in Verbindung gebracht wird.“
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ABENTEUER & REPORTAGE
Die Ideale Phase
In der Bewegung erreichen Pferde oft hohe Geschwindigkeiten.
Das bedeutet für den Fotografen: Schnell sein. Allerdings
ist das längst nicht alles, da der perfekte Moment
ausschlaggebend ist. Dieser beträgt nur wenige Millisekunden,
daher empfiehlt sich die Serienaufnahme bei Bildern
in Bewegung: Dabei werden viele Bilder schnell hintereinander
gemacht, sodass Sie garantiert die richtige
Phase erwischen.
Beim Springen sieht der Moment über dem Sprung,
also wenn das Pferd in perfekter Bascule über das Hindernis
schwebt, am besten aus. „Beim Springen sehen generell
die Bilder gut aus, bei denen es nach oben geht: Vom
kraftvollen Absprung bis zu dem perfekten Moment über
dem Sprung. Wohingegen die Landung auf nahezu keinem
Foto wirklich gut aussieht“, erklärt Christiane Slawik. Das
klassische Sprungbild wird von vorne, schräg von der Seite
aufgenommen. Ein Tipp aus Christiane Slawiks Trickkiste:
„Damit ein Sprung höher aussieht, wählt man eine möglichst
tiefe Perspektive. Dafür legt man sich außerhalb der
Linienführung des Reiters auf den Boden und wählt einen
Ausschnitt, bei dem die Sprungständer weggelassen werden.
Dann sieht ein Sprung viel höher und imposanter aus,
als er eigentlich war.“
Auch bei der Dressurarbeit ist die richtige Phase entscheidend,
da das Pferd ansonsten schnell vorhandlastig
aussieht. Im Schritt eignet sich am besten der Moment, in
dem lediglich ein Vorderbein – möglichst gestreckt – nach
vorne geht und die anderen Hufe am Boden sind. Im Trab
ist der perfekte Moment entweder die Schwebephase oder
die Phase in der zwei Beine am Boden und zwei in der Luft
sind –wobei das Vorderbein möglichst gestreckt sein sollte.
Im Galopp sieht beispielsweise die Schwebephase sehr
dynamisch und kraftvoll aus. Ärgern Sie sich nicht, wenn
Sie einige Versuche brauchen, um die richtige Phase zu erwischen
– Übung macht den Meister.
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Die Perspektive
Grundsätzlich sollte man Pferde etwa auf Brusthöhe fotografieren:
Dadurch wirken die Proportionen stimmig und das Bild
sieht harmonisch aus. Wählt man dagegen eine tiefere Perspektive,
wirkt das Pferd erhaben und kraftvoll. Von oben fotografiert,
wirkt das Pferd hingegen gestaucht und unproportioniert.
Eine Ausnahme sind dabei Fotos aus der Vogelperspektive etwa
mit einer Drohne.
Für ein außergewöhnliches Bild sollten Sie sich auch nicht davor
scheuen, sich mal etwas dreckig zu machen und beispielsweise
auf den Boden zu legen. Für das unten stehende Bild wurde die
Perspektive grundlegend verändert: Die Fotografin Christiane
Slawik fotografierte von schräg unten, aus der Froschperspektive.
Kreative Blickwinkel können zu herausragenden Bildern führen.
Probieren Sie es einfach mal aus: Begeben Sie sich an einem
Sonntagnachmittag auf die Wiese zu den Pferden und testen
Sie unterschiedliche Blickwinkel aus. Dafür brauchen Sie lediglich
ein paar glücklich grasende Pferd.
Illustrationen: Designed by Freepik (1)/ vectorpocket (1)/ Kstudio (1)
Wissen
Learning by Doing
Zum Thema Fotografie gibt eine Vielzahl toller Fachbücher und Tutorials im Internet. Am besten lernt
man Fotografieren jedoch durch die Praxis: Christiane Slawik bietet verschiedene Fotokurse und
-reisen an. Dabei zeichnet sich jede Veranstaltung durch besondere Motive und Pferde aus und vermittelt
außergewöhnliche Lerninhalte. Die aktuellen Termine finden Sie immer auf der Homepage:
www.slawik.com
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VORSCHAU MÄRZ 2025
THEMA DES
MONATS
Die Angst
besiegen
Angst kann einem das
Leben schwermachen – im
Sattel, im Umgang mit
dem Pferd oder in der Prüfung.
Die gute Nachricht:
Hypnose kann helfen.
TITELSTORY
Burn-out beim Pferd
Die nächste
Ausgabe erscheint am
11.02.2025
Die Krankheit wird als Mode- und Managerkrankheit oft auf die
leichte Schulter genommen. Doch was ist, wenn sie nicht mehr nur
uns Reiter, sondern auch unsere Pferde betrifft? Wie erkennt man,
ob das Pferd außer Balance gerät?
HALTUNG & GESUNDHEIT
Tief durchatmen
Inhalation hat sich als effektive Therapie
bei chronischen Atemwegserkrankungen
bewährt. Wann ist sie sinnvoll? Wie funktioniert
sie? Und worauf muss man achten?
Wir sprechen mit Experten über neueste
Erkenntnisse.
Aus aktuellem Anlass können angekündigte Themen verschoben werden.
Ausserdem…
▷ Rawdogging
Was verbirgt sich hinter diesem
Trendbegriff, und wieso hat er positive
Effekte auf die Psyche?
▷ Hautscreening
So geht man quälenden Hautproblemen
auf den Grund
▷ Anleitung für
ein unglückliches Pferd
Sie möchten lieber ein glückliches
Pferd? Dann sollten Sie diese Dinge
unbedingt vermeiden
Fotos: slawik.com (3)
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