BOLD CAR No.13
ALPINE DAS ART CAR 2024 | SPECIAL TOPIC CAR | DER NEUE OPEL GRANDLAND | STOFFE VON WILLIAM MORRIS | ICONIC PRESENCE: VERSACE | HISTORISCHE RENNWAGEN UND VIEL LEIDENSCHAFT
ALPINE DAS ART CAR 2024 | SPECIAL TOPIC CAR | DER NEUE OPEL GRANDLAND | STOFFE VON WILLIAM MORRIS | ICONIC PRESENCE: VERSACE | HISTORISCHE RENNWAGEN UND VIEL LEIDENSCHAFT
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CAR SPECIAL
BOLD-MAGAZINE.EU
D 12.00 EUR // AT 14.00 EUR // CH 18.00 CHF No. 13
BOLD THE MAGAZINE // SPECIAL EDITION
SPECIAL
NEW CARS
ALPINE ART CAR
A110 MONOCHROMATIC
SPECIAL TOPIC CAR // DER NEUE OPEL GRANDLAND
STOFFE VON WILLIAM MORRIS // ICONIC PRESENCE: VERSACE
HISTORISCHE RENNWAGEN UND VIEL LEIDENSCHAFT
INHALT
BOLD CAR // 3
CONTENTS
INHALTSVERZEICHNIS
UND THEMEN
Schwarz und Weiß:
In Zusammenarbeit mit Fotograf Mathieu Cesarh
präsentiert Alpine das Art Car 2024 ..................................................................................... 6
Iconic presence:
Versace .............................................................................................................................................. 14
Weißes Gold:
Mit dem neuen PEUGEOT 5008 fahren wir nach Selb
zum Porzellanhersteller Rosenthal ....................................................................................... 22
Capsule Collection:
H&M Contemporary update .................................................................................................... 30
Historische Rennwagen und viel Leidenschaft:
20 Jahre Arosa Classic Car ......................................................................................................... 36
Nicht einfach nur gut sondern Grand:
Der neue Opel Grandland ......................................................................................................... 44
Cool Stuff:
Luxuriöse Stoffe inspiriert von William Morris ................................................................. 50
Klein aber groß im kommen:
Der neue Kia Picanto ................................................................................................................... 56
Extraweit fahren und effizient laden:
Der neue Kia EV3 ........................................................................................................................... 60
Die letzte Seite:
Impressum ........................................................................................................................................ 66
Kombinierter Verbrauch (WLTP): 4,8l/100km | CO 2
-Emissionen kombiniert: 108g/km | Gewichtete kombinierte CO₂-Klasse: E
P E R F O R M A N C E A M P L I F I E D .
Ein Fahrerlebnis ohne Kompromisse. Definiert durch eine Ultraleichtbauweise, rennerprobte Agilität und
Elektrifizierung ist der Artura Spider ganz auf den Fahrer ausgerichtet. Vom EV-Modus für lautloses Fahren
in der Stadt bis hin zu atemberaubenden Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h.
Artura Spider ist der Supersportwagen der nächsten Generation.
NÄCHSTE GENERATION
H Y B R I D - S U P E R C A R
DESIGN / ART
BOLD CAR // 7
SCHWARZ
UND WEISS
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
FOTOGRAF MATHIEU CESARH
PRÄSENTIERT ALPINE
DAS ART CAR 2024
AUTOR: M. MAI
8 // BOLD CAR DESIGN / ART
In Zusammenarbeit mit Fotograf Mathieu Cesarh präsentiert Alpine das Art Car
2024. Die französische Sportwagenmarke geht damit im vierten Jahr in Folge
eine künstlerische Kooperation ein, um Kreativität zu fördern und neue Wege im
Bereich Design zu beschreiten.
Das Projekt Monochromatic wurde als
Co-Kreation konzipiert, in der sich die
Absichten des Künstlers mit dem Savoirfaire
der Marke verbinden. Gemeinsames
Ziel war es, eine automobile Vision zu
entwickeln, in der Schlichtheit gleichbedeutend
ist mit Raffinesse.
Cesar ist tief in das Alpine Universum
eingetaucht, um ein völlig monochromes
Auto zu entwerfen: Von all
seinen Farben befreit, wird das Fahrzeug
so zu einem echten Kunstwerk.
Die Reinheit von Schwarz und Weiß
sowie die Palette von Grau- und Chromtönen
legen jede Linie und jedes Detail
auf besondere Art und Weise frei. Das
monochromatische Design betont die
Zeitlosigkeit und die schlanken Kurven
der A110 S; auch die kraftvolle Motorleistung
des Sportwagens (300 PS, 0-100
km/h in 4,2 Sekunden, Leistungsgewicht
von 3,7 kg/PS) wird damit zum Ausdruck
gebracht. Das von der ikonischen Berli-
nette inspirierte Design der A110 S ist
eine Synthese von Sportlichkeit und
verleiht dem Fahrzeug einen selbstbewussten
Charakter auf Straße und Rennstrecke.
Der Schwarz-Weiß-Verlauf auf der Karosserie
des Art Car 2024 ist ein typisches
Merkmal des Künstlers und wurde
bereits beim ersten Treffen zwischen
dem Alpine Designteam und Mathieu
Cesar im Frühjahr 2024 vereinbart.
Während Front- und Heckpartie in glänzendem
Schwarz gehalten sind, wurden
die Übergangsbereiche in weißer Schattierung
ausgeführt.
Im Inneren kontrastiert der weiße obere
Teil mit dem schwarzen unteren Bereich.
Rückenlehnen und Türverkleidungen
vermitteln Leichtigkeit und Transparenz.
Die weiß-schwarze Polsterung nimmt
Bezug auf den Farbverlauf des Exterieurs.
Aluminiumelemente wie das Dekor
DESIGN / ART
BOLD CAR // 13
auf der Konsole, eine Namensplakette
und spezielle Türschweller vervollständigen
das Innenraumdesign.
Nach der Alpine A110 S von Felipe
Pantone im Jahr 2021, der A110 Sastruga
von The Obvious Collective im Jahr
2022 und der A110 Metamorphosis von
Arne Quinze im Jahr 2023 ist die A110
Monochromatic von Mathieu Cesar das
jüngste Ergebnis einer kreativen Partnerschaft,
die Alpine mit zeitgenössischen
Künstlern eingeht.
Mathieu Cesar bringt mit seinen
Schwarz-Weiß-Porträts durch die Kombination
von Schatten, Licht und Kontrast
Emotionen und Charakter in die Fotografie.
Mit seinem retro-futuristischen
Stil, der das Wesen eines jeden Motivs
einfängt, gilt er als einer der führenden
modernen Lichtexperten – und ist sein
ganzes Leben schon Autofan.
„Meine Welt ist größtenteils eine Welt der
Leidenschaft und der Einflüsse aus der
Kindheit, die ich durch meist schwarzweiße
Fotografien zum Leben erwecken
möchte. Fahrzeuge sind das Ergebnis
menschlichen Erfindungsreichtums. Ein
Auto bringt Menschen zusammen und
bleibt dabei universell. Das ist es, was
wir mit unserem Monochromatic-Projekt
mit den Alpine-Designern zu erreichen
versuchen“, erklärt Mathieu Cesar.
„Die Zusammenarbeit war ein Dialog
zwischen zwei Künsten: Mathieus Welt
der Fotografie und unsere automobile
Kompetenz. Die A110 Monochromatic
stellt eine perfekte Verschmelzung
unserer gemeinsamen Vision von
Leistung und Eleganz dar. Es geht dabei
nicht nur um Materialien und Oberflächen,
sondern auch um Leidenschaft
und Emotionen“, erklärt Antony Villain,
Alpine Design Director.
Cesar hat das Wesen der Alpine in zeitlosen
Fotografien und einem Film eingefangen.
Das Auto scheint darin in einem
Paralleluniversum eingefroren zu sein, in
dem Licht und Schatten auf der Karosserie
tanzen.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.alpinecars.de
14 // BOLD CAR
ICONIC
PRESENCE
ZEITLOS
UND KRAFTVOLL
VERSACE
AUTORIN: Z. KHAWARY
Kleidungsstücke mit ikonischer Präsenz, die andere inspirieren
und motivieren können. Diese Kraft ist sowohl in den Designs der Kollektion
als auch bei den Kampagnenstars Anne Hathaway und Cillian Murphy spürbar,
die Exzellenz in ihrem Handwerk und eine starke Persönlichkeit teilen.
Das ist es, was wahre Ikonen auszeichnet.
www.versace.com
22 // BOLD CAR DESIGN / REPORTAGE
WEISSES
GOLD
VOM VISIONÄR UND PIONIER
ZUM INTERNATIONAL RENOMMIERTEN
DESIGNUNTERNEHMEN
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
DESIGN / REPORTAGE
BOLD CAR // 25
Porzellan war nie nur Gebrauchsmaterial. Von Anfang an interessierten sich auch
Künstler für das weiße Gold. Die Liaison von Kunst und Porzellan firmiert vor allem
unter einem Namen: Rosenthal. Wir reisen nach Selb, einer kleinen Stadt im bayerischen
Fichtelgebirge, um mehr über die Leidenschaft für den edlen Werkstoff und
die Porzellanfabrik am Rothbühl zu erfahren.
Gegründet 1879, blickt das Unternehmen
Rosenthal auf eine 145-jährige
Firmengeschichte zurück. Aber auch auf
eine Geschichte von Vater und Sohn –
des Gründers Philipp Rosenthal Senior
und des Visionärs und umtriebigen
Geists Philip Rosenthal Junior. Der eine
legte die Basis für eine bereits damals
moderne Porzellanproduktion, und der
andere baute das kleine Imperium zu
einer großen Marke mit internationaler
Bekanntheit auf.
Der einzige Sohn des Porzellanfabrikanten
Philipp Rosenthal besuchte das
Gymnasium in München und promovierte
später in Oxford zum Master of Arts
in Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften.
Mit dem Kriegsausbruch
meldete er sich 1939 in Marseille als Freiwilliger
zur französischen Fremdenlegion
und diente in Algier. Seine Erlebnisse
in der Legion schrieb er in seinem
Buch „Einmal Legionär“ nieder. Zurück in
England arbeitete er als Bäckerlehrling,
Bergmann, Sprachlehrer und Journalist.
1947 ging er auf Wunsch der Familie
und zur Wahrnehmung der Wiedergutmachungsansprüche
(nach Nazi-
Enteignung) nach Selb und trat 1950
in die väterliche Porzellanfirma, die
Rosenthal AG, ein. Bald ist er Chef und
macht Rosenthal zum Marktführer. Er
kümmert sich und ist verantwortlich
bis ins kleinste Detail. Design und Kunst
interessieren ihn persönlich. Und so
holt er die großen Künstler seiner Zeit:
Andy Warhol kommt nach Selb und
entwirft seine typischen Kunstobjekte in
Porzellan und porträtiert zudem gleich
einmal den Hausherrn. Die Malerin der
Neuen Wilden, Elvira Bach, verewigt ihre
archetypischen Frauenbilder auf Vasen
und Kannen. Der wohl größte Name,
der auftaucht ist Salvador Dalí. Rosenthal
sollte für ein erstes Gespräch mit
dem Künstler 100.000 Dollar in die Hand
nehmen und ihm überbringen, traf ihn
in Barcelona, und der Rest ist Geschichte.
Zu den wichtigsten Rosenthal-Künstlern
gehört der Maler Ottmar Alt; seine
farbenfrohe Kunst prägte Rosenthal.
Ungeheuer fantasievoll, kreativ verspielt,
changiert er zwischen naiver Kunst und
Popart. Für Philipp Rosenthal war Alt der
Künstlertyp schlechthin.
Die Kunstbegeisterung macht bei
Rosenthal auch vor der Firmenarchitektur
nicht halt. Morandini entwirft
ein Spiegelhaus. Otto Piene malt einen
gigantischen Regenbogen. Hundertwasser
begrünt die Fassade. Und als
Für unseren Fahrt nach Selb nutzen wir den neuen PEUGEOT 5008.
Er ist der einzige vollelektrische SUV, der ein außergewöhnliches
Interieur für sieben Passagiere sowie eine elektrische Reichweite
von bis zu 660 km (laut WLTP2, in der Long Range Version) bietet.
Neben der vollelektrischen Version ist auch
eine Hybridversion erhältlich.
28 // BOLD CAR DESIGN / REPORTAGE
1967 eine neue Fabrik gebaut werden
soll, beauftragt Philipp Rosenthal Walter
Gropius. Sogar die Tagesschau berichtete
damals darüber: „Eine neue Fabrik
von Walter Gropius, dem großen alten
Mann der deutschen und amerikanischen
Architektur. Aber nicht nur eine
Fabrik im landläufigen Sinn. Vielmehr
ein lebendiges, reich gegliedertes Haus
für über 600 Menschen.“ Monumental ist
der Eindruck aus der Ferne und beherrschend
der Blick auf das freischwebende
Schwingenportal. So kommt das
Bauhaus nach Selb, mit moderner Nachkriegsarchitektur,
mit klaren Formen,
lichten und hohen Hallen. Auch heute
noch erscheint das Werk am Rotbühl
wie eine Musterfabrik. Mit viel Tageslicht
stand für Gropius hier der Mensch im
Mittelpunkt.
Philipp Rosenthal ist auf jedem Parkett
zu Hause: Er ist ein Macher und macht
Selb und Schloss Erkersreuth zur ersten
Adresse. Der Ursprungsort von Rosenthal
und Familiensitz ist der Mittelpunkt
– ein Ort für Begegnungen, ausschweifende
Partys und ein Denklabor für
gesellschaftliche Utopien. Als einer der
ersten deutschen Unternehmer führte
Philipp Rosenthal beispielsweise ein
Beteiligungssystem für Arbeitnehmer
ein: „Sagen und Haben“ durch Mitbestimmung
und Vermögensbildung am
Produktivkapital – und machte Schlagzeilen,
als er seinen Privatanteil am
Firmeneigentum testamentarisch einer
Stiftung zur Fortbildung von Arbeitern
zu Führungskräften vermachte. Heute
fragt man sich, wie er neben seinen
unternehmerischen Tätigkeiten noch
Zeit für seine Funktionen als Präsident
des Rates für Formgebung, Vorsitzender
des Bauhaus-Archivs in Berlin sowie als
Vorsitzender des Verbandes der Keramischen
Industrie hatte. Das Unternehmen
Rosenthal ist allerdings weit mehr als
Philipp Rosenthal (der am 27. September
2001 in Selb verstarb), es ist vielmehr
die Summe aller Einzelteile, denn auch
heute spürt man bei jedem Mitarbeiter
einen gewissen Stolz für die Sache und
die hingebungsvolle Leidenschaft fürs
Produkt.
Seit weit mehr als 100 Jahren entwerfen
etablierte Designer, Künstler sowie angesagte
Newcomer elegante Kollektionen
von höchster Qualität für den gedeckten
Tisch, ebenso wie exklusive Objekte,
die den Lebensraum verschönern. Zu
den Kunden zählen nicht nur Haushalte
weltweit, sondern mittlerweile auch 800
internationale Restaurants und Hotels.
Zum Rosenthal-Portfolio gehören die
Marken Rosenthal, Hutschenreuther und
Thomas sowie die Brandkooperationen
Rosenthal meets Versace und Swarovski x
Rosenthal. Seit Juli 2009 ist der Porzellanhersteller
Teil der italienischen Arcturus
Group.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.rosenthal.de
www.schloss-erkersreuth.org
BOLD CAR // 31
CAPSULE
COLLECTION
CONTEMPORARY
UPDATE
AUTORIN: Z. KHAWARY
Es geht nichts über maßgeschneiderte Kleidung,
um eine selbstbewusste Note zu setzen.
H&M hat scharfe Silhouetten und kantige Details
auf eine Weise kombiniert, die die kommende
Partysaison mühelos und extravagant erscheinen lässt.
www.hm.com
HISTORISCHE
RENNWAGEN UND
VIEL LEIDENSCHAFT
20 JAHRE
AROSA CLASSIC CAR
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: K. ZACHE
MOTION / REPORTAGE
BOLD CAR // 39
Die Freude am Auto scheint ungebrochen – besonders Klassiker stehen hoch im
Kurs. Nicht alle werden geschont: BOLD hat während der Arosa Classic Car im Kanton
Graubünden (Schweiz) vier Amateurrennfahrer nach ihren Motiven gefragt.
Seit genau 20 Jahren donnert eine
große Schar Klassiker eine 7,3 Kilometer
lange Strecke herauf, absolviert dabei
76 Kurven und lässt 422 Höhenmeter
hinter sich. Die Besonderheit des Bergrennens
„Arosa Classic Car“ für alte Autos:
Es müssen entgegen allen Bergrennengepflogenheiten
auch 1,2 Kilometer
bergab geschafft werden, was Mensch
und Bremsen zusätzlich belastet.
Waren es anfangs ein paar Enthusiasten,
starten heute mehr als 180 Klassiker aller
Baujahre bei diesem Schweizer Top-Event,
das bei Lengwies an der Kantonstraße
in knapp 1.400 Metern Höhe beginnt
und in Arosa endet. Jeder Teilnehmer
kann sich je nach Auto und Ehrgeiz
einer von fünf Klassen anschließen:
Bei der „Alpine Performance“ hat der
Spaß Vorrang – hier startet jeder ohne
Wertung und fährt sein eigenes Tempo.
Bei der „Arosa Classic Trophy“ kommt es
darauf an, von vier Fahrten zwei zeitlich
so identisch wie möglich zu absolvieren.
Das maximal erlaubte Durchschnittstempo
beträgt dabei 80 km/h.
Wer die kleinste Abweichung vorweisen
kann, gewinnt. Die „Arosa Sport Trophy“
ist genauso ausgerichtet, nur gibt es
kein Tempolimit. Die Königsklassen sind
die „Competition“ und die „Competition
Formula“. Bei der Competition fährt
jeder Eingeschriebene viermal gegen die
Zeit, die drei schnellsten Fahrten
werden zusammengerechnet. Wer dabei
die besten Zeiten fährt, gewinnt die
Arosa Classic Car. Bei der „Competition
Formula“ sind die Formel-Fahrzeuge
unter sich. Den Zeitrekord hält übrigens
Profi Thomas Amweg, mehrfacher
Tagessieger bei dieser Veranstaltung, der
im Jahr 2019 mit einem Formel-Auto,
dem BMW Martini MK50 03 von 1988,
die Strecke in vier Minuten und sechs
Sekunden absolvierte. Aber: Wer sind
die Amateure, die sich und ihren Fahrzeugen
das antun?
Als Britta Bächli Stiche in den Händen
spürt, kann sie sich die Ursache zunächst
nicht erklären. Erst eine genaue Untersuchung
bringt es zutage: Der Porsche
war’s. Oder genauer: das Nardi-Holzlenkrad.
Einst eine Aufwertung des 356
Pre-A aus dem Zubehörangebot, hat es
nun aber sein Zerfallsdatum erreicht und
splittert. „Der Porsche an sich hat mich
aber noch nie im Stich gelassen,“ verteidigt
die Lenzburgerin ihren Schatz.
Was erstaunlich ist, gehört ihr 356 doch
zu den allerersten Serien-Porsche, die
überhaupt die Straßen bevölkerten. Pre-A
wurden von 1948 bis 1955 gebaut, Erkennungszeichen
unter anderem: die Knickfrontscheibe
und Pickelrücklichter. Bächlis
Schatz röhrt zügig mit 55 PS durch
40 // BOLD CAR MOTION / REPORTAGE
die Berge – passend in der Gleichmäßigkeitsklasse
mit Tempobegrenzung.
„Ich fahre trotzdem nicht wie eine lahme
Gurke,“ wirft sie schnell ein – „der Wagen
wird gefordert – ich bin ständig im
roten Drehzahlbereich. Ich möchte aus
dem Auto immer rausholen, was rauszuholen
ist.“ Sie weiß, dass der Klassiker
Baujahr 1954 das verträgt – es ist
nämlich ihr Alltagswagen. Und der ist
noch so ziemlich original: Die Auspuffendrohre
hat sie ein bisschen schöner ins
Heck einfügen lassen, die Frontscheinwerfer
stammen von einem späteren
356 („sonst sieht man im Dunkeln
einfach nichts“), und das Gestühl bilden
Recaro-Sportsitze – aber das ist auch
schon alles.
„Das Auto haben mein Mann und ich vor
25 Jahren gekauft, und seit 15 Jahren
fahre ich dieses Bergrennen,“ sagt sie
stolz. Natürlich fährt Gatte Hansueli auch
– der hat sich für einen 140 PS starken
Alvis Grenfell von 1932 entschieden. Und
knallt mit dem 140 PS starken Klassiker
ohne Tempolimit durch die 76 Kurven.
Wenn’s donnert, ist Walter Lais nicht
weit. So ein Ferrari-Zwölfzylinder macht
eben Krach – soll er ja auch. Wie, bitteschön,
kommt man an ein solches Auto?
Ein 512 M (wobei das „M“ für „modifiziert“
stand) war der direkte Nachfahre des 512
S. Nachdem das Modell im Jahr 1970
auf der Rennstrecke von Zeltweg debütiert
hatte, nahm es an den Automobilbauer-Weltmeisterschaften
des Jahres
1971 teil. Die Eckdaten: Fünfliter-V12 mit
610 PS, Fünfgang-Handschalter, 815 Kilo
Gewicht, absolute Höchstgeschwindigkeit
310 km/h. Ein rarer Racer.
Lais war 31 Jahre Ferrari-Händler in Stuttgart
– das erklärt schon mal Einiges. Als
er einst Gast war an der Rennstrecke in
Spa-Francorchamps, sah er einen 512 M
live – und war fasziniert. Nachteil: So
ein Auto war auch damals schon selbst
für einen Ferrari-Händler unbezahlbar.
„Der Gastgeber, der Rennfahrer Jacques
Swaters, erzählte mir beim Dinner, er
hätte noch eine ganze Menge Teile von
so einem Auto, ich könnte mir daraus
einen 512 M bauen. Am nächsten Tag
habe ich ihn in Brüssel besucht, und
tatsächlich: Hinter seiner Firma gab es
eine Doppelgarage voller Teile. 1985
hat sich kein Mensch dafür interessiert,“
sagt Lais. Für 10.000 Mark konnte er alles
einpacken, was er auch tat: Fronthaube,
zwei Türen, Scheiben, Tank, Achsen und
viel mehr. „Es war leider weder Motor
noch Getriebe und auch kein Rahmen
dabei. Aber ich bekam detaillierte Zeichnungen
und Unterlagen. In 20 Jahren,
immer über den Winter, haben wir
den Rahmen dann selbst gebaut.“ Der
Motor stammt jetzt aus einem Ferrari
Daytona – von 4,4 Liter auf etwa 4,9 Liter
vergrößert, höher verdichtet, mit anderer
Nockenwelle.
Tatsächlich nutzt Lais das Auto nur bei
Events wie diesem. „Mein Auto ist immer
gerne gesehen. Die Strecke ist abwechslungsreich,
und mir gefällt besonders,
dass ich alleine auf der Piste bin. Da
MOTION / REPORTAGE
BOLD CAR // 43
muss ich keine Rücksicht nehmen – und
mir fährt niemand in die Karre.“
Andre Frank aus dem Züricher Oberland
hat ein ganz besonderes Vorhaben
bei diesem Bergrennen: „Disqualifiziert
zu werden.“ Das passiert, wenn er in
der „Classic Trophy“ das Durchschnittstempo
von 80 km/h knackt – womit er
schneller unterwegs wäre als im Vorjahr.
Sein Arbeitsgerät: ein VW Käfer aus dem
Jahr 1960. Den fand er vor 15 Jahren in
einer Scheune, erneuerte den Unterboden,
sicherte sichtbaren Rost und
Patina mit einer Mattlackschicht, baute
vorne eine Porsche-Achse vom Typ 993
ein samt Porsche-Bremse. Hinten zügeln
Trommelbremsen aus einem VW Bus
T4 den Vortrieb, falls nötig. Der Motor
stammt ebenfalls aus dem Bus, wurde
aber auf 2,6 Liter aufgebohrt und sorgt
für 140 PS – offiziell. Inoffiziell dürften
es eher 200 PS sein. Kein Wunder, dass
man innen auf einen Tacho schaut, der
bis 210 km/h reicht. „190 km/h bin ich
schon gefahren,“ sagt Frank. Er dürfte
damit wohl einen der flottesten Käfer in
der Schweiz pilotieren.
Lena Endress aus Zürich hat eine ganz
persönliche Beziehung zum Bergrennen
in Arosa: Hier hat sie ihren heutigen
Ehemann Serge kennengelernt – jetzt
sind sie auch noch Eltern eines kleinen
Jungen. Was liegt da näher, als in jedem
Jahr wieder genau hier diesen Tag zu
feiern, indem man mit ganz besonderen
Autos die Strecke unter die Reifen
nimmt? Lena hat dafür ihren Renn-MGB
von 1973. So ein offener MGB ist an sich
nichts Besonderes – er ist der meistgebaute
englische Roadster und kommt
mit 96 PS daher. Davon unterscheidet
sich Lenas Exemplar allerdings sehr: Der
Roadster trägt ein Hardtop, ist innen
völlig auf Race getrimmt, unter anderem
mit stehenden Pedalen und einem Tacho
bis 210 km/h, den das Auto auch braucht.
Denn unter der Haube steckt ein Renn-V8
mit 360 PS.
Auch Ehemann Serge besitzt mit dem
420 PS starken Aston Martin DB4 Competition
einen seltenen Hingucker in knallgelb.
Es handelt sich um einen von nur
29 gebauten Competition-Modellen,
jetzt mit Gewindefahrwerk und aufgebohrtem
Motor ausgerüstet. „Damals
haben die Briten originale DB4 bei
Rennen eingesetzt, aber bald gemerkt,
dass sie zu schwer waren. So haben sie
eine neue Karosserie aus sehr dünnem
Aluminium gedengelt, und schon lag
das Gewicht des Wagens unter einer
Tonne,“ weiß Serge. Im Gegensatz zu
früher allerdings holt er nicht mehr alles
aus dem Wagen heraus. „Früher habe ich
gedacht, Unfälle passieren nur anderen.
Seitdem ich Vater bin, sehe ich das
nicht mehr so. Nicht umsonst sagt man:
‚Jedes Kind macht einen eine Sekunde
langsamer‘ ...“
WEITERE INFORMATIONEN:
www.arosaclassiccar.ch
NICHT EINFACH NUR GUT
SONDERN GRAND
ELEKTRISIERT UND
NEUE STANDARDS SETZEND:
DER NEUE OPEL GRANDLAND
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
MOTION / CAR
BOLD CAR // 47
Für diese Ausgabe haben wir uns den neuen Opel Grandland in der Nähe von
Frankfurt am Main bei regnerisch-durchwachsenen Wetter etwas genauer angeschaut.
Sportlich-elegant, intuitiv bedienbar und
mit innovativen Technologien ausgestattet:
Das ist der neue Opel Grandland.
Der Newcomer bietet dem Fahrer mit
dem volldigitalen Pure Panel ab sofort
ein völlig neuartiges Cockpit-Erlebnis.
Dazu fährt das in Deutschland produzierte
Opel-SUV jetzt mit weiteren Top-
Technologien und Assistenzsystemen
vor, die Kunden bislang nur aus höheren
Fahrzeugklassen kennen. Allen voran das
adaptive IntelliLux LED Pixel Licht mit
insgesamt 168 LED-Elementen. Die aus
dem Opel-Flaggschiff Insignia bekannte
Technologie kommt zum ersten Mal
im Top-SUV der Marke zum Einsatz.
Genauso wie Night Vision: Das System,
das Fußgänger und Tiere bei Dunkelheit
schon in bis zu 100 Meter Entfernung
erkennt und aktiv den Fahrer warnt,
feiert Opel-Premiere. Ebenfalls neu: Die
Kombination aus Frontkollisionswarner
und automatischem Geschwindigkeits-
Assistenten hält den Grandland jederzeit
sicher in der Spur und auf Abstand zum
Vordermann.
Den starken Auftritt des neuen Grandland
unterstreichen die elegant-designte
Außenansicht sowie die Wohlfühlatmosphäre
im Innenraum. Klare
Kante in der Frontansicht vermitteln der
gestreckte Opel Vizor sowie die charakteristische
Bügelfalte auf der Motorhaube.
Am Heck spiegelt sich ebenfalls
die Kompass-Designphilosophie der
Rüsselsheimer wider. Der Namenszug
des Grandland erscheint künftig horizontal
fließend zentral auf der Heckklappe
– mit dem geschärften Opel-Blitz
im Zentrum.
Die Benzin-Variante wurde mit einem
96 kW (130 PS) starken 1,2-Liter-Turbobenzin-Direkteinspritzer
motorisiert. Wer
mit viel Power rein elektrisch und damit
emissionsfrei unterwegs sein will, greift
zu einer der beiden Plug-in-Hybrid-
Varianten. Die speziell auf batterieelektrische
Fahrzeuge ausgelegte Stellantis-
Plattform wurde von den Opel-Ingenieuren
mit einem neuen, flachen Batteriepaket
mit einer Kapazität von bis zu
98 kWh ausgestattet. Ein neuer Elektromotor
und energiesparende Komponenten
tragen laut Opel dazu bei, dass
der neue Grandland Electric bis zu 700
Kilometer weit mit einer Akkuladung
kommen soll. An einer geeigneten
Schnellladesäule kann der Grandland in
rund 26 Minuten auf 80 Prozent seiner
Batteriekapazität laden.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.opel.de
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT
BOLD CAR // 51
EIN SINN
FÜR LUXUS
CAPSULE COLLECTION
INSPIRIERT VON
WILLIAM MORRIS
AUTOR: K. SPECHT
Die neue Capsule Collection von Clarke
& Clarke unterstreicht die Liebe zum
eklektischen britischen Stil mit Neuinterpretationen
einiger der beliebtesten
Drucke des britischen Malers, Architekten,
Dichters, Kunstgewerblers, Ingenieurs
und Druckers: William Morris.
Gewebe und Stickereien vermitteln
mit frischen Farbgeschichten und neu
skalierten ikonischen Designs Luxus
und Raffinesse.
Jessica Ellis, Senior Textile Designer bei
Clarke & Clarke, führt aus: „Jedes dieser
Designs, ob als Jacquard, Stickerei oder
einfaches, aber wirkungsvolles Gewebe,
hat einen zeitgenössischen Sinn für
Luxus. Die Entwürfe von William
Morris werden von vielen geliebt, und
es war eine Ehre, mit diesen Designs zu
arbeiten und Klassiker wie Strawberry
Thief, Acanthus und Willow Boughs
neu zu skalieren und zu färben.“
54 // BOLD CAR COOL STUFF / BEGEHRENSWERT
Und wer jetzt neugierig geworden ist
und mehr wissen möchte: Hier sind die
neuen Kreationen der Capsule Collection
von Clarke & Clarke.
Das berühmte Akanthusblatt ziert
sowohl den Acanthus Jacquard als auch
den Acanthus Weave. Der Jacquard ist
ein vielseitig einsetzbarer dual-purpose
Stoff mit einer schönen Silhouette und
einem satinartigen bis seidigen Look.
Acanthus Weave ist ein Chenille-Stoff
und eignet sich ideal für Polsterungen.
Die matte Optik trägt zum luxuriösen
Charakter dieses Stoffes bei. Die tonalen
Farbgebungen wirken durch die Schattierungen
im Grund noch eindrucksvoller.
Der cremefarbene Untergrund
des Golden Lily Embroidery Stoffes hebt
die filigrane Stickerei der Lilie besonders
hervor. Vier verschiedene Farbgebungen
verleihen Golden Lily Embroidery einen
Vintage-Hauch. Für noch mehr Textur
wurden außerdem Blatt-Stickereien in
der Farbe des Hintergrunds hinzugefügt.
Auch den Stoff Mallow gibt es einmal
als leicht glänzenden Jacquard, der die
Farbe wunderbar zur Geltung bringt
und eine seidenähnliche Qualität hat,
und einmal als texturierten Webstoff
mit einem herrlich matten Look und
weichem Griff. Der Strawberry Thief
kann als eines der bekanntesten Motive
von William Morris gewertet werden.
In vier farbenfrohen und sechs monochromen
Designs wird dem frechen
Erdbeerdieb in diesem Jacquard neuer
Glanz verliehen. Das Motiv wurde
noch einmal vergrößert und dank der
gekonnten Koloration mehr optische
Tiefe erreicht. Nicht zuletzt ist auch
der Willow Boughs ein echter Klassiker
unter den Morris-Motiven. Für den
Clarke & Clarke Jacquard wurden die
Weidenzweige größer und akzentuierter
gestaltet. Mit einem leicht gekräuselten
Untergrund heben sich die Blätter noch
deutlicher vom Hintergrund ab. Erhältlich
in fünf modernen Farbgebungen.
Die Sanderson Design Group PLC ist
ein Unternehmen für luxuriöse Innenausstattung,
welches Tapeten, Stoffe und
Farben entwirft, herstellt und vertreibt.
Darüber hinaus erzielt das Unternehmen
Lizenzeinnahmen aus der Verwendung
seiner Designs für eine breite Palette
von Produkten wie Bett- und Badkollektionen,
Teppiche, Jalousien und Tafelgeschirr.
Zu den Marken der Sanderson
Design Group gehören Zoffany, Sanderson,
Morris & Co., Harlequin, Clarke
& Clarke und Scion.
KLEIN ABER
GROSS IM KOMMEN
DER NEUE
KIA PICANTO
AUTOR:R. LÖWISCH
58 // BOLD CAR MOTION / CAR
Klein aber groß im kommen: Normalerweise testet unser Autor Luxus- und Sportwagen.
Jetzt wollten wir von ihm wissen, ob er auch kleine Autos kann – und
steckten ihn in den neuen Kia Picanto.
Ich gebe zu: Ich bin ein Freund von Kraft.
Und von fließenden Formen, von sportlichen
Sitzpositionen, kurzen Schaltwegen
und direkten Lenkübersetzungen.
Und als ich gewahr wurde, mir
für BOLD den neuen Kia Picanto unter
den Hintern schnallen zu sollen, habe ich
kurz geschluckt. Aber, als Profi sage ich
natürlich nicht nein und nehme mir vor,
mich dadurch mal wieder ein bisschen zu
erden. Kann auch nicht schaden.
Das beginnt damit, sich mit der Entstehung
des Winzlings zu beschäftigen:
Bereits 2004 kam die erste Generation in
Europa auf den Markt. Sechs Jahre später
folgte die zweite Ausgabe, 2017 die dritte.
Letztere erhielt 2020 ein erstes Facelift,
und die jetzt vorgestellte Version gilt als
zweites Facelift. Im Gegensatz zu einigen
ehemaligen Konkurrenten scheint sich
das Kleinwagengeschäft für Kia zu lohnen:
2023 haben die Koreaner fast 9200
Picanto in Deutschland verkauft, bis Mitte
des Jahres 2024 waren es bereits 4.658
Stück. Ob das neue Design die Zahlen
weiter nach oben treiben kann? Die
Stylisten scheinen versucht zu haben, aus
dem 3,6 Meter kurzen Knirps zumindest
optisch ganz großen zu machen. Für mich
wirkt das Gesicht ein bisschen überladen
– Geschmackssache. Aber es ist schon
erstaunlich, wieviel Platz so eine Kleinwagenfront
für Sicken und Kanten bietet.
Hinten dominieren strenge Linien, auch
die sollen den Player aus dem A-Segment
größer erscheinen lassen als er ist. Dabei
hat der Fünftürer das gar nicht nötig: Offiziell
bietet der Koreaner fünf Sitzplätze
plus dann immer noch 255 Liter Kofferraum,
auch wenn ich aus orthopädischen
Gründen hinten nicht sitzen möchte. Der
Laderaum ist allerdings so variabel, dass
ich maximal 1.010 Liter unterbringen
kann – das ist ganz groß und laut Kia
mehr, als die schwindende Konkurrenz
bietet. Denn in diesem Segment spielen
nur noch Fiat 500 und Panda, Toyota
Aygo X und der i10 von Konzernmutter
Hyundai – abgesehen von VW Up und
Renault Twingo, deren Reste zurzeit noch
abverkauft werden.
Jetzt aber hinters Steuer. Da ich nicht
aus meiner Haut kann, wähle ich die
stärkste Variante, die aus einem 1.2-Liter-
Vierzylinder mit 79 PS besteht (eine 100
PS-Version hat Kia schon vor einiger Zeit
Kia gestrichen, weil sie zu wenig geordert
wurde; die neue Sparversion mit
einem 63 PS schwachen Einliter-Dreizylinder
läuft ziemlich rau und gibt sich
uninspiriert, auch wenn das Gewicht von
minimal 981 Kilo bei der Einstiegs-Sparversion
in unseren modernen Zeiten
genial ist). Ich sitze vor einem wunderbaren
Cockpit, wie ich es mag: große
digitale Anzeigen für Tempo und Dreh-
MOTION / CAR
BOLD CAR // 59
zahl in einem 4.2-Zoll-Kombiinstrument,
viele logisch angeordnete Dreh- und
Drückschalter und trotzdem noch ein
mittiger 8-Zoll-Touchscreen, hauptsächlich
für Navigation und Entertainment.
Der Wagen besitzt eine Fünfgang-Handschaltung
– rund 70 Prozent der Kunden
greifen zu dieser Kraftübertragung, nur
30 Prozent präferieren die automatisierte
Variante.
Schnell ist eine angenehme Sitzposition
gefunden, weil sich der Fahrersitz recht
weit verschieben lässt – so kann selbst
ein wirklich großer Fahrer gut sitzen.
Das Lenkrad ist allerdings nur in Höhe
und nicht in der Länge verstellbar. Mein
Testwagen in der Ausstattungsvariante
„Spirit“ wiegt mit seinen 15-Zoll-Rädern
irgendetwas zwischen 990 und 1.101 Kilo,
was in Zeiten von 2,5-Tonnen-Hybridmonstern,
die auch nicht mehr können
als maximal fünf Passagiere zu transportieren,
ein erfrischend luftiger Wert ist.
Klar, dass die fetten SUVs auch mehr Kraft
haben. Dennoch lässt sich der Picanto
mit dem Vierzylinder flott bewegen, allerdings
gerät die Tempozunahme ab 120
km/h recht zäh. Auf der Autobahn quäle
ich das Motörchen auf bis zu 6600 Umdrehungen,
die knallrot im Display angezeigt
werden. Der Antrieb erkämpft laut Tacho
mühsam 165 km/h, offiziell verkündet Kia
159 km/h und den Sprint von 0 auf 100
km/h in möglichen 13,1 Sekunden. Das
Fahrwerk zeigt erfreulicherweise nicht
die Spur von Schwäche – der Geradeauslauf
ist ausgezeichnet, die Federung straff
und trotzdem komfortabel. Der gute
Eindruck setzt sich auf der Landstraße
fort: In schnell gefahrenen engen Kurven
schreien nur die Reifen, das Auto folgt
stoisch dem eingeschlagenen Lenkwinkel
und denk gar nicht daran, auszubrechen.
Positiv auch die Sitze: Obwohl die
wenigsten Eigner ihren Picanto in ähnlicher
Art in Kreisverkehre dreschen, hat
Kia nicht an Seitenhalt gespart, so dass
man selbst dann gut und fest sitzt, wenn
man dem Zwerg so etwas wie sportliche
Leistungen abverlangt – auch wenn die
Sitzauflage für die Oberschenkel etwas
länger sein könnte. Ebenso positiv fällt
der Vollbremstest aus – der Bremsweg
scheint erfreulich kurz, das Auto bleibt
beim Einnicken stabil in seiner Spur.
Und so wandele ich testend übers Land
und vermisse außer einem V8-Biturbo
oder einem Zwölfzylinder-Sauger unter
der Haube nicht wirklich viel, muss aber
konstatieren, dass inzwischen auch in
diesem Segment eine Menge beliebter
und unbeliebter Helfer und Spielereien
wie Spurhalteassistent, elektrisch
einklappbare Seitenspiegel, Rückfahrkamera
und „Privcy-Glas“ eingezogen
ist, was natürlich den Preis in die Höhe
treibt. Denn schon der Basis-Zwerg mit
niedlichen 63 PS, 14-Zoll-Rädern, manueller
Klimaanlage und diversen Assistenzsystemen
kostet 16.690 Euro. Die
nächste Stufe nennt sich „Vision“ mit
unter anderem 15-Zöllern, mehr Assistenten,
Klimaautomatik, LED-Lichtern
außen und Solarglas. Sie ist in Sachen
Motor und Getriebe in allen Varianten zu
haben, der Startpreis beträgt 17.190 Euro.
Die von den Kunden beliebteste Version
„Spirit“ in der von mir gefahrenen Version
mit Handschalter und 1.2-Liter-Motor
liegt schon bei 20.190 Euro. Für die Top-
Variante „GT-Line“ mit 79 PS, 16-Zöllern,
LED-Lichtsignatur vorne, Pseudo-Leder
innen, unten abgeflachtem Sportlenkrad
und automatisiertem Handschaltgetriebe
müssen bereits 22.190 Euro hingeblättert
werden.
Das sind natürlich alles Peanuts im
Vergleich zu den Preisen für vollmotorisierte
Sportwagen, aber für die von
Kia angepeilte Kundschaft wie Fahranfänger
immer noch ein Haufen Geld.
Klienten sollen aber auch downsizewillige
Frischrenter sein – ob die sich
dann aber nicht doch eher für einen
guten Gebrauchtwagen der Golf-Klasse
entscheiden, wird sich zeigen. Ich zumindest
habe keinen Schaden genommen
durch den Ausflug ins automobile Liliput.
Im Gegenteil – ich habe viel gelernt: Gut
zu wissen, dass in Sachen Fahrwerk auch
bei den Kleinsten nicht gespart wird.
Auch den Durchschnittsverbrauch, von
Kia angegeben mit 5,6 Litern, habe ich
trotz langen Versuchen scharfer Fahrweise
auf nur 6,3 Liter treiben können.
Dagegen sehen Sport- und Luxuswagen
dann doch ganz schön alt aus.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.kia.com
MOTION / CAR
BOLD CAR // 61
SPANNUNG IN
PORTUGAL
EXTRAWEIT FAHREN UND
EFFIZIENT LADEN:
DER NEUE KIA EV3
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: D. SCHAPER
62 // BOLD CAR MOTION / CAR
Was kann der neue kleine SUV von Kia namens EV3? Wir haben den Vollelektrischen
an der Atlantikküste ins passende Licht gerückt ...
Es hätte so schön werden können. Laue
Luft, Sonne und 22 Grad in Portugal. Dazu
die wunderschöne Atlantikküste an der
N247 und hohe Wellen, die beim Leuchtturm
und der Wehranlage Farol do Cabo
Raso an die Felsen klatschen. Aber es ist
Wochenende, und das heißt: Menschenmassen
an den Stränden – Wellensurfer,
Kitesurfer, Badende. Im November.
Das hatten wir uns anders vorgestellt, als wir
den neuen Kia in dieser herrlichen Gegend
ausführen dürfen – den EV3, den ersten
rein elektrischen Kompakt-SUV der Koreaner.
Der tummelt sich nach Prognosen
in einem bis 2028 stetig wachsenden
Segment. Klar, dass sich Kia ein gutes Stück
von diesem Kuchen abschneiden will. Um
weiter erfolgreich zu sein: Die Chinesen
feiern aktuell zum 30. Firmenjubiläum das
zehnmillionste gebaute E-Fahrzeug.
Möglich, dass der EV3 dazu weiter betragen
wird. Den nur die Deutschen „Iehwiehdrei“
nennen, obwohl er eigentlich „Iehwiehthrieh“
heißt – aber hierzulande haben
bekanntermaßen ja viele Probleme mit der
korrekten Aussprache des englischen „th“.
Was am Fahren allerdings nichts ändert:
Wenig überraschend benimmt sich der
EV3 wie alle Elektroautos – unaufgeregt,
leise, digital.
Also machen die Details den Unterschied.
Dazu muss man aber erst die Eckdaten
kennen: Den EV3 gibt es in den drei
Ausstattungsvarianten „Air“, „Earth“ und
„GT-Line“, ausschließlich mit 204 PS, 283
Nm maximalem Drehmoment und Vorderradantrieb
sowie mit zwei verschiedenen
Batterien. Der „kleine“ 58,3-kWh-Akku soll
414 bis 436 Kilometer Reichweite je nach
gewählter Radgröße ermöglichen, bei der
„großen“ 81,4 kWh-Batterie sind es 563 bis
605 Kilometer. Somit soll der EV3 schonmal
mehr Reichweite bieten als seine Konkurrenten
wie Volvo EX30 oder Smart #1. Auch
beim Energietanken will der EV3 führen mit
13,6 Kilometer je Minute Ladezeit. Hauptziel
des Neuen laut Kia: „Ein vollelektrischer
Kompakt-SUV, der noch zögernden E-Interessenten
den Wechsel zum Stromer erleichtern
soll.“
In Sachen Design geht es, wie immer und
überall, nur um Geschmack. Optisch ist der
EV3 eine eckige Angelegenheit – Kubismus
ist dagegen eine runde Sache. Kanten
dominieren den ersten Blick, Kia nennt
das „robustes Hightech-Design“. Es wurde
gestaltet nach der Kia-Philosophie „Opposites
United“, also „vereinte Gegensätze“. Die
breite Front ziert das „Tigergesicht“ und die
„Star Map“-Beleuchtung. Aktive Air Flaps
vorne sorgen für eine exakte Kühlung und
die Verbesserung des Luftwiderstandes je
nach Fahrsituation. Das Profil mit der abfallenden
Dachlinie vermittelt den Eindruck
von Dynamik. Ein bootsähnliches Heck und
ein zu 80 Prozent ebener Unterboden
MOTION / CAR
BOLD CAR // 65
sorgen zusammen für gute Aerodynamik
mit dem ausgezeichneten cW-Wert von
0,263. Ganz nebenbei: Ein EV3 sprintet ab
7,5 Sekunden auf Tempo 100 (Grundmodell
mit 17-Zoll-Rädern) und erreicht in allen
Ausführungen eine Höchstgeschwindigkeit
von 170 Stundenkilometern.
Also hinein in den Kompakt-SUV, in
unserem Fall ein grünes Exemplar als
GT-Line. Der wirkt innen größer, als er mit
seinem Radstand von 2,68 Metern ist –
dank aufgeräumtem Cockpit und einer
nach vorne ausfahrbaren Armlehnenverlängerung
(„sliding trail“), an deren Spitze
sich vier Schalter für weniger wichtige
Funktionen befindet. Man kann sie laut Kia
zum Beispiel zum Abstellen eines Laptops
nutzen. Vor dem Fahrer erstreckt sich ein
breiter Bildschirm, der tatsächlich aus drei
Screens besteht: Vor dem Lenkrad ein 12,3
Zoll-Screen für alle Fahrerinfos, dann ein
5,3-Zoll-Touchscreen für die Klimaanlage
und diverse heizbare Scheiben (es gibt aber
wahlweise auch noch haptisch angenehme
Tasten dafür), und rechts davon wieder ein
12,3 Zoll-Touchscreen unter anderem für
die Navigation, das Infotainment und Fahrzeugeinstellungen.
Der Starterknopf und der Fahrwähler
stecken rechts hinterm dreispeichigen
Lenkrad, das unter anderem einen Schalter
beherbergt, mit dem man den Lane Assist
ausschalten kann – den Rest der vielen
Assistenten wie zum Beispiel Fahrspurwechselhelfer,
Frontkollisionswarner, Autobahn-,
Totwinkel-, Auspark-Kollisionsvermeidungs-
und Parkassistent muss man im
Menü einzeln abstellen, will man sich wie
früher auf sich selbst verlassen. Auch die
Kamera, die einen ständig von der Lenksäule
aus beobachtet, ist deaktivierbar – die
schöne neue Überwachungswelt ist nicht
für jeden ein Segen.
Eine KI, mit der man kommunizieren kann,
ohne sich an vorgegebene Befehle halten
zu müssen, ist bald fertig und soll später
in den EV3 einziehen. Für Entertainment
sorgen unter anderem streambare Dienste
wie Netflix, Disney+, YouTube und mehr,
was das Warten beim Laden verkürzen kann
und je nach Menge und Möglichkeiten
sowie ohne und mit WiFi Hotspot zwischen
7,99 Euro pro Monat bis zu 199 Euro pro
Jahr kostet. Das Smartphone kann als
Autoschlüssel benutzt werden. Auch nicht
unwichtig: Wie bei Kia üblich kommen im
EV3 zahlreiche ressourcenschonende Materialien
zum Einsatz, darunter Polyethylenterephthalat
(PET), das zu den am leichtesten
recycelbaren Kunststoffen gehört und in
vielen Bereichen des Interieurs verwendet
wird. Trotzdem (oder deswegen?) wirkt alles
sauber verarbeitet und hinterlässt einen
angenehmen Eindruck.
Fahren wir endlich los – den Kofferraum
von 460 bis 1.251 Liter und den Frunk
vorne mit nochmal 25 Liter Platz glauben
wir einfach mal. Kaum kommen wir auf die
Küstenstraße, befinden wir uns zwischen
den vielen einheimischen Wochenendurlaubern.
Da können wir gemütlich im
Eco- oder Normalmodus mitschwimmen
und nutzen die 204 PS höchstens mal zum
Überholen – die nicht gerade üppig sind
im Elektroautobereich, aber für den rund
zwei Tonnen schweren Kompakt-SUV völlig
ausreichen. Damit man den sportivsten
Vorteil eines E-Autos – das volle Drehmoment
ab Gaspedaltritt – auch tatsächlich
fühlt, muss man schon in den Sport-Modus
wechseln. Regeneratives Bremsen ist von
Level 0 bis 3 mit den ehemaligen Schaltwippen
am Lenkrad möglich – das gehört
heute aber zu den normalen Features eines
modernen EVs.
Das Gewicht fühlt man trotzdem ständig –
sei es beim Bremsen oder einfach nur, wie
die Masse auf dem Fahrwerk (MacPherson-
Federbeine vorn, Vierlenker-Multilinkachse
hinten) liegt. Nach den Bilderbuchlocations
Praia Grande und Praia das Macas fahren in
den Parque Natural de Sintra-Cascais hinein,
es wird leerer, herrlich. Laden müssen wir
allerdings nicht – unsere Zeit reicht nicht für
eine wirklich lange Ausfahrt. So begnügen
wir uns mit der Info, dass das von zehn auf
80 Prozent in rund einer halben Stunde
funktioniert, wobei der EV 3 technisch aber
nur auf ein 400-V- statt auf das besonders
schnell ladende 800-V-Netz setzt. Die Preise
des von uns gefahrenen GT-Line beginnen
bei 48.690 Euro. Vielleicht kommen wir
einfach nochmal wieder hierher, um die
Vor– und Nachteile des EV3 bei einer
längeren Tour kennenzulernen. Dann aber
im Februar. Oder ist hier immer Saison?
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66 // BOLD CAR IMPRINT
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