EIN SYMMETRIERKOMPENSATOR FÜR ... - EEH - ETH Zürich
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Diss. <strong>ETH</strong> Nr. 14537<br />
-1-<br />
<strong>EIN</strong> <strong>SYMMETRIERKOMPENSATOR</strong><br />
<strong>FÜR</strong> HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN<br />
ABHANDLUNG<br />
zur Erlangung des Titels<br />
DOKTOR DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN<br />
der<br />
EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE<br />
ZÜRICH<br />
vorgelegt von<br />
GUNTHARD ORGLMEISTER<br />
Dipl.-Ing. TU Wien, DESSI Universität Genf<br />
geboren am 10. April 1968<br />
von Österreich<br />
Angenommen auf Antrag von<br />
Prof. Dr. G. Andersson, Referent<br />
Prof. Dr. H. Stemmler, Korreferent (Leiter der Dissertation)<br />
Prof. Dr. H. Glavitsch, Korreferent<br />
2002
-2-
-3-<br />
Für Elisabeth
-4-
Vorwort<br />
-5-<br />
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Assistent an<br />
der Professur für Leistungselektronik und Messtechnik der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule in <strong>Zürich</strong>.<br />
Herrn Professor Stemmler, der mir die Durchführung dieser Arbeit ermöglichte,<br />
möchte ich an dieser Stelle für seine über seine Pensionierung hinausreichende<br />
engagierte Unterstützung und die Übernahme des Korreferats<br />
sehr herzlich danken.<br />
Ich danke Herrn Professor Andersson für die freundliche Übernahme des<br />
Referats und Herrn Professor Glavitsch für die Übernahme eines Korreferats.<br />
Von beiden bekam ich sehr wertvolle Unterstützung insbesondere in<br />
Fragen der elektrischen Energieübertragung.<br />
Herrn Professor Kolar danke ich dafür, dass er mich während der letzten<br />
Monate meiner Arbeit von den üblichen Aufgaben eines Assistenten weitgehend<br />
frei gehalten hat, um mich auf das Schreiben der Arbeit konzentrieren<br />
zu können.<br />
Meinen Kollegen an der Professur für Leistungselektronik möchte ich für<br />
viele interessante Diskussionen und Anregungen danken. Ein grosser Dank<br />
gilt dabei meinen ehemaligen Kollegen Dr. Jost Allmeling und Dr. Andreas<br />
Beer für die grosse Unterstützung beim Bau der Laboranlage und für die<br />
Motivation zum Durchhalten auf Durststrecken. Ein besonderer Dank gilt<br />
auch den Mitarbeitern der institutseigenen Werkstätte für ihre Unterstützung<br />
beim Aufbau und bei der Inbetriebnahme der Laboranlage sowie Herrn<br />
Markus Berger für tatkräftige Hilfe bei allen Computerproblemen.<br />
Der grösste Dank gebührt aber meinen Eltern Dr. Gunthilde und Dr. Hanns<br />
Orglmeister, die durch ihre Erziehung in mir den Grundstein für das Interesse<br />
an Technik und Wissenschaft gelegt haben und mir auf meinem Weg<br />
jede erdenkliche Unterstützung zuteil werden liessen.<br />
Besonders danken möchte ich auch meiner Frau Elisabeth, die mir während<br />
der letzten beiden Jahre meiner Doktorarbeit als liebevolle Partnerin zur<br />
Seite stand, für ihre Geduld und ihr grosses Vertrauen. Ihr sei diese Arbeit<br />
gewidmet.
-6-
Inhaltsverzeichnis<br />
-7-<br />
Kurzfassung 11<br />
Abstract 13<br />
Symbolverzeichnis 15<br />
1 Einleitung 21<br />
2 Hochspannungsnetze und Leistungselektronik 25<br />
2.1 Elektrische Netze 25<br />
2.1.1 Spannungsebenen 25<br />
2.1.2 Netzformen 26<br />
2.1.3 Das Verbundnetz 28<br />
2.1.4 Energiefluss 28<br />
2.1.5 Starke und schwache Netze 30<br />
2.2 Transformatoren 31<br />
2.2.1 Wicklungskonfiguration 31<br />
2.2.2 Kernkonfiguration 33<br />
2.2.3 Der Nullstromtransformator 34<br />
2.3 Störungen in Hochspannungsleitungen 34<br />
2.4 FACTS-Geräte 36<br />
2.4.1 Seriell angeordnete Geräte 36<br />
2.4.2 Parallel angeordnete Geräte 37<br />
2.4.3 Der Unified Power Flow Controller (UPFC) 38<br />
2.4.4 Symmetrierung 39<br />
2.5 Möglichkeiten zur Kompensation von Unsymmetrien 39<br />
2.5.1 Zwei FACTS-Shuntelemente 39<br />
2.5.2 Symmetrierung mit Nullstromtransformator 40<br />
2.5.3 Nullstromtransformatoren und FACTS-Elemente in Serie 41<br />
2.5.4 Seriekompensation 41<br />
2.5.5 Seriekondensatoren 43<br />
2.5.6 Abgrenzung der Arbeit 43<br />
2.6 Der Einsatz des Symmetrierkompensators 45<br />
2.6.1 Schaltungskonzept 45<br />
2.6.2 Erdung 46<br />
2.6.3 Typische Netzkonfigurationen 48<br />
2.7 Zusammenfassung 52
-8-<br />
3 Mathematische Analyse 53<br />
3.1 Die Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen 53<br />
3.1.1 Phasengrössen 53<br />
3.1.2 Drehzeiger 53<br />
3.1.3 Zeiger 54<br />
3.2 Das System 54<br />
3.2.1 Phasengrössen 55<br />
3.2.2 Nullkomponenten 56<br />
3.2.3 Drehzeigerdarstellung 59<br />
3.2.4 Zeigerdarstellung 60<br />
3.3 Leistungsfluss 65<br />
3.3.1 Leistungsfluss über eine dreiphasige Leitung 65<br />
3.3.2 Leistungsfluss über eine unterbrochene Leitung 69<br />
3.3.3 Leistungsfluss bei Einsatz des Symmetrierkompensators 70<br />
3.4 Symmetrische Komponenten 72<br />
3.5 Zusammenfassung 75<br />
4 Regelung 77<br />
4.1 Regelziele 77<br />
4.1.1 Koppelung zweier Netze 77<br />
4.1.2 Versorgung eines einzelnen fernen Verbrauchers 78<br />
4.1.3 Blindstromkompensation 79<br />
4.1.4 Nullkomponente 79<br />
4.2 Regelstruktur 80<br />
4.3 Innere Stromregelung 81<br />
4.3.1 Dead-Beat-Regler 82<br />
4.3.2 Zeitkontinuierliches Streckenmodell 83<br />
4.3.3 Modulation 84<br />
4.3.4 Strommessung 87<br />
4.3.5 Zeitdiskretes Streckenmodell 89<br />
4.4 Symmetrierung des Netzstroms 91<br />
4.4.1 Gegensystemkompensation auf der Zeigerebene 91<br />
4.4.2 Aufbau eines PLL 93<br />
4.4.3 Moving Average Filter 95<br />
4.4.4 Schnelle Vorsteuerung 97<br />
4.4.5 Integrierende Oszillatoren 99<br />
4.4.6 Realisation als digitale Regelung 101<br />
4.5 Äussere Regelkreise auf der Zeigerebene 102<br />
4.5.1 Blindleistungskompensation 102<br />
4.5.2 Regelung der Zwischenkreisspannung 102<br />
4.6 Zusammenfassung 104
-9-<br />
5 Computersimulationen 105<br />
5.1 Die Kopplung zweier elektrischer Netze 105<br />
5.1.1 Einstufige Regelung 107<br />
5.1.2 Mehrstufige Regelung ohne Blindleistungskompensation108<br />
5.1.3 Mehrstufige Regelung mit Blindleistungkompensation 109<br />
5.1.4 Schnelle Vorsteuerung 119<br />
5.2 Versorgung eines fernen Netzes 129<br />
5.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers 135<br />
5.4 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes 145<br />
5.4.1 Bahnnetzversorgung ohne Blindleistungsregelung 146<br />
5.4.2 Bahnnetzversorgung mit Blindleistungsregelung 147<br />
5.5 Zusammenfassung 152<br />
6 Realisation einer Laboranlage 153<br />
6.1 Beschreibung der Anlage 154<br />
6.1.1 Die verschiedenen Einheiten des Systems 154<br />
6.1.2 Die Leistungsteile 156<br />
6.1.3 Regel- und Steuereinheiten 158<br />
6.1.4 Das Leitungsmodell 160<br />
6.1.5 Die Synchronmaschine 163<br />
6.1.6 IGBT-Schalter 165<br />
6.2 Messungen an der Laboranlage 165<br />
6.2.1 Die Koppelung zweier Netze über eine Leitung 165<br />
6.2.2 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes 172<br />
6.2.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers 175<br />
6.3 Zusammenfassung 179<br />
7 Ausblick 181<br />
Literaturverzeichnis 183<br />
Anhang A 187<br />
A.1 Transformatoren bei den NOK 187<br />
A.2 Erdung bei den NOK 187<br />
Anhang B 189<br />
B.1 Normierte Darstellung elektrischer Grössen 189<br />
Lebenslauf 191
-10-
Kurzfassung<br />
-11-<br />
In der heutigen Betriebspraxis der Betreiber elektrischer Energieübertragungsnetze<br />
wird nach einem Fehler einer Übertragungsleitung und ein bis<br />
zwei erfolglosen Wiedereinschaltversuchen die Leitung in allen drei Phasen<br />
vom Netz getrennt. Dies geschieht unabhängig von der Anzahl der betroffenen<br />
Phasen. Unter dem Gesichtspunkt, dass mehr als 85% dieser Fehler nur<br />
eine einzige Phase betreffen, scheint es interessant, im Fehlerfall die nicht<br />
betroffenen Phasenleiter weiter zu verwenden und so Verfügbarkeit und<br />
Übertragungssicherheit des Netzes zu erhöhen.<br />
Da die unsymmetrische Übertragung über eine in einer Phase unterbrochene<br />
Leitung zu unerwünschten Gegen- und Nullsystemströmen bei Erzeugern<br />
und Verbrauchern führen würde, ist eine geeignete Einrichtung vorgesehen,<br />
die die Ströme und Spannungen am Anschlusspunkt einer Leitung so symmetriert,<br />
dass das Netz von negativen Folgen des unsymmetrischen Unterbruchs<br />
bewahrt bleibt.<br />
Da schon seit einigen Jahren leistungselektronische Systeme zur Leistungsfluss-,<br />
Blindleistungs- und Spannungsregelung als FACTS-Geräte in Energieübertragungsnetzen<br />
in Einsatz stehen, liegt es nahe, diese um die Funktionalität<br />
der Symmetrierung zu erweitern.<br />
In dieser Arbeit wurde ausgehend von der Struktur bekannter Blindleistungskompensatoren<br />
ein Symmetrierkompensator für Hochspannungsleitungen<br />
entwickelt. Dieser besteht aus einem über einen Kopplungstransformator<br />
shuntmässig an die Leitung angeschlossenen dreiphasigen Gleichspannungswechselrichter.<br />
Dieser saugt am Anschlusspunkt unsymmetrische<br />
Ströme ab und speist dreiphasig symmetrische ein - und umgekehrt. Die<br />
hierbei mit doppelter Netzfrequenz auftretenden Leistungspulsationen werden<br />
durch den Gleichspannungszwischenkreis ausgeglichen.<br />
Für die verwendete Schaltung wurde eine mehrstufige digitale Regelung basierend<br />
auf einem Dead-Beat-Regler und integrierenden Oszillatoren entwickelt<br />
und mit anderen Regelverfahren verglichen. Anhand ausführlicher<br />
Computersimulationen und eines für diese Zwecke aufgebauten Labormodells<br />
konnte die Funktionalität von Regelung und Schaltung bewiesen werden.
-12-<br />
Die Regelung kann in jedem Fall binnen einer Netzperiode nach dem Unterbruch<br />
symmetrische Verhältnisse am Anschlusspunkt wieder herstellen.<br />
Ausser zur Symmetrierung kann das entwickelte FACTS-Gerät auch zur<br />
Blindleistungskompensation eingesetzt werden. Damit kann die Spannung<br />
am Anschlusspunkt stabilisiert und eine empfindliche Last mit gleicher<br />
Leistung weiter versorgt werden, solange die thermische Leistungsgrenze<br />
der Phasenleiter nicht überschritten wird. Es stellt damit ein nützliches<br />
Hilfsmittel zur Verbesserung der Versorgungsqualität und -stabilität bestehender<br />
Netze dar.
Abstract<br />
-13-<br />
According to today’s common practice at power grid utility companies any<br />
persistent fault - even a single phase one - in an electric power transmission<br />
line leads to complete three phase interruption of the line. The fact that more<br />
than 85 % of the faults in power transmission lines are single phase faults<br />
gave rise to the idea to continue the use of the two not affected sound conductors<br />
for the transport of electric energy and to thereby increase the reliability<br />
and the average transmission capacity of the power grid.<br />
However, the asymmetrical transmission over a three phase transmission<br />
line with one unconnected conductor would lead to undesired zero and negative<br />
sequence currents at generators and loads. Therefore, special equipment<br />
is necessary to symmetrise the currents and voltages at the terminals of<br />
the transmission line. The asymmetrical currents have to be limited to the<br />
transmission line itself.<br />
FACTS devices based on power electronics are now in use for several years<br />
in power lines to control the power flow, the reactive power and the terminal<br />
voltages. Why they should not be used for the symmetrisation of currents as<br />
well?<br />
In this thesis a new FACTS device based on the structure of existing reactive<br />
power compensators has been developed and tested for the forced symmetrisation<br />
of the currents and voltages at the terminals of high voltage transmission<br />
lines. The device consists of a three phase three pulse voltage source inverter<br />
connected via a transformer in parallel to the terminal of the transmission<br />
line. At the connection point it draws all asymmetric current components<br />
out of the line and it injects symmetrical ones. For this compensation<br />
it has to store the transmitted energy for half a period of fundamental frequency<br />
in the dc link capacitors.<br />
For the used device a multi level digital control algorithm based on a Dead<br />
Beat controller and integrating oscillators had been developed and compared<br />
with other control algorithms. By the means of extensive computer<br />
simulation and measurements in a laboratory model constructed especially<br />
for this purpose, the functionality of the new device and its control has been<br />
proved.
-14-<br />
The device is able to restore symmetrical currents and voltages at the connection<br />
point within one period of fundamental frequency. Besides, for the<br />
symmetrisation the new developed FACTS device can be used for reactive<br />
power compensation: The amplitude of the voltage at the connection point<br />
can also be stabilised as long as no over currents in the conductors occur.<br />
Therefore the new device can be considered as a useful means to increase<br />
the supply capacity, quality and reliability of existing power grids.
Symbolverzeichnis<br />
Allgemeine Nomenklatur<br />
-15-<br />
x ist ein Platzhalter für eine be liebige Grösse (Spannung, Strom,<br />
Leistung). Im Index steht ein x für eine beliebige nähere Bezeichnung<br />
einer Grösse. Beispiel: XWR steht für irgendeine Gleichgrösse eines<br />
Wechselrichters, Ux für irgendeine Spannungsamplitude x, UWRx für die<br />
Amplitude der Wechselrichterausgangsspannung irgendeines Wechselrichters<br />
x .<br />
αist<br />
ein Platzhalter für ein e beliebige Zahlengrösse.<br />
n ist Platzhalter für eine natürliche Zahl<br />
Der Ort einer Grösse im vollständigen Aufbau mit zwei Symmetrierkompensatoren<br />
wird mit den Zahlen 1 (für Grössen am linken Leitungsende)<br />
und 2 (für Grössen am rechten Leitungsende) im Index angegeben ( X1x ,<br />
X2x ).<br />
Die drei Phasen werden durch die kleinen lateinischen Buchstaben a, b<br />
und c im Index unterschieden ( Xxa1 , Xxb1 usw.). Bei einphasigen Modellen<br />
und Simulationen entfällt die Phasenbezeichnung.<br />
Momentanwerte werden mit Kleinbuchstaben angegeben ( xt () ). Amplitudenwerte<br />
und Konstanten werden mit Grossbuchstaben angegeben ( X )<br />
Beispiel<br />
U WR1a<br />
Amplitude der Wechselrichterausgangsspannung uWR1a() t des<br />
linken Wechselrichters der Phase a .<br />
Falls an den entsprechenden Orten nicht eine spezielle Bedeutung der Symbole<br />
angegeben ist, gelten die folgenden Bedeutungen für die in dieser Dissertation<br />
auftretenden Symbole:<br />
Einphasige Wechselgrösse, Drehzeiger und Zeiger<br />
x x<br />
= xx() t , einphasige Wechselgrösse der Phase x . Immer abhängig<br />
von der Zeit t, auch ohne () t .<br />
x Drehzeiger einer dreiphasigen Grösse xa, b, c.<br />
( n)<br />
x Drehzeiger der n-ten Harmonischen der Drehzeigergrösse x
-16-<br />
Zeiger einer dreiphasigen Grösse in einem mit der<br />
Grundharmonischen des Netzes mitrotierenden Koordinatensystem<br />
Zeiger einer dreiphasigen Grösse in einem mit der<br />
Grundharmonischen des Netzes x mitrotierenden Koordinatensystem1)<br />
X xa, b, c<br />
X x ( )<br />
xa, b, c<br />
X n ( )<br />
( n)<br />
X<br />
Spannungen<br />
u1x u2x uSx uTLx u20 u WRαx<br />
uL1x uL2x uDCα u st<br />
Ströme<br />
i1x i2x iLx Zeiger einer dreiphasigen Grösse xa, b, cin<br />
einem mit der negativen<br />
Grundharmonischen (also dem Gegensystem) des Netzes<br />
mitrotierenden Koordinatensystem<br />
Zeiger der n-ten Harmonischen der Grösse X<br />
Spannung des Wechselspannungsnetzes 1 in der Phase x<br />
Spannung des Wechselspannungsnetzes 2 in der Phase x .<br />
Spannung über den Leitungsunterbruch in der Phase x .<br />
Spannungsabfall entlang der Leitung in Phase x .<br />
Spannung zwischen dem nicht geerdeten Sternpunkt des Netzanschlusstransformators<br />
und dem Erdpotential<br />
Wechselrichter-Ausgangsspannung des Wechselrichters α in<br />
der Phase x .<br />
Spannung am linken Leitungsende in der Phase x .<br />
Spannung am rechten Leitungsende in der Phase x .<br />
Gleichspannung über der DC-Kapazität CDC des Wechselrichters<br />
α .<br />
Steuerspannung / Steuersignal für das Unterschwingungsverfahren.<br />
Strom am Netzanschlusspunkt 1 in der Phase x .<br />
Strom am Netzanschlusspunkt 2 in der Phase x .<br />
Strom über die Leitung in der Phase x<br />
.<br />
1) Das bezogene Netz wird nur angegeben, wenn die Zuordnung aufgrund des Zusammenhangs<br />
nicht eindeutig ist.
i WRαx<br />
∆I<br />
Passive Elemente<br />
-17-<br />
Strom am Wechselrichtereingang des WR-Moduls α in der<br />
Phase x .<br />
Variabler Anteil des Stromes I<br />
LL , LL' Leitungsinduktivität, Leitungsinduktivitäts-Belag [H/km].<br />
CL , CL' Leitungskapazität, Leitungskapazitäts-Belag [F/km].<br />
RL , RL' Leitungswiderstand, Leitungswiderstands-Belag [Ω/km].<br />
Z0 Wellenwiderstand der Leitung [Ω].<br />
ZX Impedanzwert einer passiven Grösse X [Ω].<br />
Lσ Streuinduktivität eines Anschlusstransformators [H].<br />
LK Entkopplungs-Induktivität eines Wechselrichters [H].<br />
LT Induktivität eines Netzanschlusstransformators, schliesst meist<br />
die Inneninduktivität des angeschlossenen Netzes mit ein [H].<br />
Zwischenkreiskapazität eines Wechselrichters [F].<br />
C DC<br />
Andere Grössen<br />
t Zeit [s].<br />
f Frequenz [Hz].<br />
f0 Grundfrequenz ( 50Hz).<br />
ω Kreisfrequenz [rad/s].<br />
ω0 Kreis-Grundfrequenz ( 2 ⋅ π ⋅ 50 rad/s).<br />
l Länge der Leitung [km].<br />
β Winkelbelag der Leitung [°/km].<br />
PX Wirkleistung einer Komponente X [W].<br />
QX Blindleistung einer Komponente X [Var].<br />
SX Scheinleistung einer Komponente X [VA].<br />
n Ordnungszahl.<br />
∆u Differenzspannung<br />
∆ϕ<br />
Phasenverschiebung
ϕ<br />
Indices<br />
Phasenlage<br />
-18-<br />
abc , , Phasenbezeichnung der dreiphasigen Grösse.<br />
α, β Real- und Imaginärteile eines Drehzeigers.<br />
dq , Real- und Imaginärteile eines Zeigers.<br />
DC Gleichspannungs- (DC-) seitige Grösse.<br />
N Nenngrösse.<br />
f Filtergrösse.<br />
st Steuergrösse.<br />
12…n , Numerierung.<br />
L und TL Leitungsgrösse.<br />
K Entkopplungsgrösse.<br />
σ<br />
Streuinduktivität.<br />
min Minimalwert einer Grösse.<br />
max Maximalwert einer Grösse.<br />
Abkürzungen<br />
AC Wechselstrom, Alternating Current<br />
DC Gleichstrom, Direct Current<br />
FACTS Flexible AC Transmission System<br />
GTO Gate Turn Off Thyristor<br />
IGBT Insulated Gate Bipolar Transistor<br />
IGCT Integrated Gate Commutated Thyristor<br />
Im Imaginäre Achse<br />
MAV Moving Average Value<br />
pu Auf die Nenngrösse bezogene Grösse (Per Unit)<br />
PLL Phase Locked Loop
-19-<br />
PWM Pulsbreitenmodulation (Pulse Width Modulation)<br />
Re Reelle Achse<br />
UPFC Unified Power Flow Controller<br />
USV Unterschwingungsverfahren<br />
WR Gleichspannungs-Wechselrichter
-20-
1 Einleitung<br />
-21-<br />
Die zunehmende Deregulierung der Strommärkte und der steigende Bedarf<br />
nach elektrischer Energie in den Ballungszentren fern der Kraftwerke führt<br />
zu einem Energietransport über immer weitere Distanzen. Bereits heute haben<br />
daher gewisse Leitungen ihre Belastungsgrenze erreicht, und eine Erweiterung<br />
der Übertragungskapazitäten wäre vielerorts erforderlich. In der<br />
Öffentlichkeit stösst jedoch der Freileitungsbau aus ästhetischen und ökologischen<br />
Gründen (im besonderen durch die Befürchtungen von Auswirkungen<br />
der elektromagnetischen Felder und der Verbauung unberührter Berggegenden)<br />
auf grossen Widerstand. Da zudem in den dicht besiedelten Gebieten<br />
Mitteleuropas ein Mangel an noch freien Trassen für Hochspannungsleitungen<br />
besteht, ist die Erhöhung der Übertragungskapazität der bestehenden<br />
Netze ohne den Bau neuer Leitungen ein wichtiges Anliegen der Elektrizitätswirtschaft.<br />
In der gegenwärtigen Praxis der Netzplanung ist es so, dass auf der Ebene<br />
der Hochspannungsnetze stets so viele Leitungen vorhanden sein müssen,<br />
dass auch beim Ausfall einer davon keine der verbleibenden Leitungen<br />
überlastet wird, es zu keinen Spannungsabsenkungen kommt und in Summe<br />
die Nennleistung weiterhin übertragen werden kann. Diese Auslegungungsregel<br />
wird als (n-1)-Kriterium bezeichnet. Bei besonders kritischen Übertragungen<br />
(z.B. Verbindung Schweiz - Italien und Versorgung der Stadt New<br />
York) muss der einwandfreie Betrieb auch beim gleichzeitigen Ausfall von<br />
zwei Leitungen sicher gestellt bleiben. Hier spricht man vom (n-2)-Kriterium.<br />
Es liegt also der Schluss nahe, dass ein Verzicht auf die strikte Einhaltung<br />
des (n-1) oder (n-2)-Kriteriums - also eine Verringerung der Redundanz -<br />
die übertragbare Leistung bestehender Systeme erhöhen würde. Die Versorgungssicherheit<br />
muss dann allerdings auf andere Art sichergestellt werden.<br />
Statistische Untersuchungen bei Netzbetreibern [11] haben gezeigt, dass es<br />
sich bei mindestens 85 % aller Fehler in Hochspannungsleitungen um einpolige<br />
Erdkurzschlüsse handelt. In der bisherigen Praxis werden beim Auftreten<br />
eines solchen Fehlers nach etwa 400 und 800 Millisekunden zwei<br />
Wiedereinschaltungen versucht. Bleiben diese erfolglos, wird die ganze Leitung<br />
in allen drei Phasen vom Netz getrennt. Das permanente einpolige Unterbrechen<br />
von Stromkreisen ist grundsätzlich nicht zulässig, da sich die
-22-<br />
Unsymmetrien in der Spannung und im Strom auf die angeschlossenen<br />
Transformatoren, Generatoren und Motoren mit schwerwiegenden Schäden<br />
auswirken würden. Es würden im gesamten System Null- und Gegensystemkomponenten<br />
auftreten. Der Nullstrom würde durch den verursachten<br />
Erdstrom zu Spannungsanhebungen in den Stationen führen, während<br />
die durch das Gegensystem verursachten Drehfelder in Maschinen zu einer<br />
unzulässigen Erwärmung von Ständern und Rotoren führten.<br />
In dieser Arbeit soll nun eine leistungselektronische Schaltung vorgestellt<br />
werden, mit deren Hilfe es möglich ist, im Falle eines einpoligen Fehlers<br />
nur den betroffenen Phasenleiter vom Netz zu nehmen, während über die<br />
verbleibenden Phasenleiter weiterhin ein grosser Teil der Nennleistung<br />
übertragen werden kann. Die vorgeschlagene Schaltung - der Symmetrierkompensator<br />
- symmetriert die Ströme und Spannungen an den Anschlusspunkten,<br />
sodass es zu keinen Schäden in den angeschlossenen Netzen<br />
kommt.<br />
Da durch den Einbau des Symmetrierkompensators die Wahrscheinlichkeit<br />
einer dreiphasigen Abschaltung der Leitung auf weniger als 15 % aller Fehler<br />
beschränkt bleibt, kann auf die strikte Anwendung des (n-1) oder (n-2)-<br />
Kriteriums zu Gunsten einer geringeren Redundanz verzichtet werden. Statt<br />
dessen wäre ein stochastisches Kriterium für die minimale Versorgungssicherheit<br />
zu definieren. Durch die erhöhte Übertragungssicherheit der einzelnen<br />
Leitung kann daher die Nennübertragungsleistung des aus mehreren<br />
Leitungen bestehenden Übertragungsnetzes erhöht werden. Der Symmetrierkompensator<br />
bietet sich damit als kostengünstige Alternative zum Netzausbau<br />
an.<br />
Netz 1<br />
Unterbruch<br />
optionaler “High Ground”-Leiter<br />
Netz 2<br />
(Symmetrische Ströme<br />
und Spannungen) Übertragungsleitung<br />
(Symmetrische Ströme<br />
und Spannungen)<br />
SymmetrierSymmetrierkompensatorkompensator<br />
Figur 1.1: Der Einsatz der Symmetrierkompensatoren an einer dreiphasigen<br />
Übertragungsleitung
-23-<br />
In Figur 1.1 ist das Grundprinzip der vorgestellten Schaltung dargestellt: An<br />
jedem Ende der zu schützenden Leitung wird ein Symmetrierkompensator<br />
angebracht, der für symmetrische Ströme- und Spannungen in den angeschlossenen<br />
Netzen sorgt. Der Anschluss erfolgt üblicherweise über Transformatoren.<br />
Je nach Schaltungskonzept ist zur Aufnahme der allenfalls entstehenden<br />
hohen Erdströme ein High-Ground-Leiter erforderlich, der mit<br />
geringem Isolationsbedarf in bestehende Hochspannungsleitungen integriert<br />
werden kann [11].<br />
Von Seite der Energieübertragung wurden Konzepte zur Symmetrierkompensation<br />
bereits in [11] vorgestellt. Die Auswirkungen solcher Systeme auf<br />
Energieübertragungssysteme werden in einer laufenden Arbeit am Power<br />
Systems Laboratory der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong> untersucht. Dort wird der Symmetrierkompensator<br />
als “Black Box” betrachtet, die die zur Symmetrierung erforderlichen<br />
Ströme und Spannungen im Anschlusspunkt sicherstellt. In der<br />
hier vorgestellten Arbeit liegt jedoch das Augenmerk auf der konkreten<br />
Realisation und Regelung der leistungselektronischen Komponenten.<br />
Die der Arbeit zugrunde liegenden Überlegungen, die Ausführungen, die Illustrationen<br />
und Erklärungen sind in den nachstehenden Kapiteln wie folgt<br />
unterteilt:<br />
Zunächst wird im Kapitel 2 “Hochspannungsnetze und Leistungselektronik”<br />
das Umfeld der elektrischen Energieübertragung auf Hochspannungsebene<br />
vorgestellt, in dem der Symmetrierkompensator eingesetzt werden<br />
soll. Es werden die wichtigsten bisher in der Energieübertragung eingesetzten<br />
leistungselektronischen Systeme genannt. Dazu werden mögliche Schaltungsvarianten<br />
für die Strom- und Spannungssymmetrierung diskutiert.<br />
Im Kapitel 3 “Mathematische Analyse” werden für die gewählte Schaltungsvariante<br />
des Symmetrierkompensators die stationären Strom- und<br />
Spannungsverhältnisse in mehreren für die Leistungselektronik und Regelungstechnik<br />
gebräuchlichen Darstellungsformen hergeleitet sowie der Energiefluss<br />
im Falle eines Unterbruchs mit und ohne Kompensation analysiert.<br />
Das Kapitel 4 “Regelung” dient der Darstellung der für diese Anwendung<br />
entwickelten mehrstufigen digitalen Regelstruktur, wobei mehrere untersuchte<br />
Varianten mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt werden. Die<br />
Schaltungstopologie wird an dieser Stelle auch erläutert.
-24-<br />
Im Kapitel 5 “Simulationsergebnisse” werden die transienten Vorgänge<br />
beim Eintritt des einphasigen Unterbruchs anhand von Computersimulation<br />
für mehrere typische Betriebsfälle und verschiedene Varianten der Regelung<br />
vorgestellt.<br />
Zur Verifikation der theoretischen Überlegungen und Computersimulationen<br />
wurde eine umfangreiche Laboranlage bestehend aus zwei Symmetrierkompensatoren,<br />
einem unabhängigen zweiten Netz und dem Modell einer<br />
500 km langen Leitung aufgebaut. Dieses wird im Kapitel 6 “Realisation<br />
einer Laboranlage” vorgestellt. Dazu werden anhand der Strom- und Spannungsverläufe<br />
beim Eintritt des einphasigen Unterbruchs die Funktionsfähigkeit<br />
des Symmetrierkompensators und die Vergleichbarkeit mit dem Simulationsergebnissen<br />
für einige ausgewählte Betriebsfälle gezeigt.<br />
Die wesentlichen Beiträge dieser Arbeit für die Forschung im Bereich des<br />
Einsatzes von Leistungselektronik in der Energieübertragung sind:<br />
Die Entwicklung einer optimal auf die Bedürfnisse der leistungselektronischen<br />
Symmetrierkompensation abgestimmten Regelung, die im Falle<br />
eines Unterbruchs ein sehr schnelles Eingreifen des Kompensators ermöglicht<br />
und dauerhaft symmetrische Ströme und Spannungen an den<br />
Anschlusspunkten sicherstellt.<br />
Die realisierte Kombination von Blindleistungsregelung und Symmetrierkompensation<br />
in einem einzigen Gerät.<br />
Die ausführliche Analyse des Betriebsverhaltens sowohl im transienten<br />
als auch im eingeschwungenen Zustand durch theoretische Berechnung,<br />
Computersimulation und Laborversuche.<br />
Die Entwicklung und der Aufbau eines umfangreichen Labormodells,<br />
das für vielfälltige Versuche im Grenzbereich von Leistungselektronik<br />
und Energieübertragung eingesetzt werden kann.
-25-<br />
2 Hochspannungsnetze und Leistungselektronik<br />
Dieses Kapitel gibt eine allgemeine Einführung in die Probleme der elektrischen<br />
Energieübertragung und die Einsatzmöglichkeit von Leistungselektronik<br />
in diesem Bereich und zeigt schliesslich im Konkreten, in welches<br />
Umfeld der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator eingebettet<br />
werden soll.<br />
2.1 Elektrische Netze<br />
2.1.1 Spannungsebenen<br />
Elektrische Netze dienen der Übertragung von elektrischer Energie vom Erzeuger<br />
zum Verbraucher. Je nach Art der Anwendung erfolgt diese Übertragung<br />
auf unterschiedlichen Spannungsniveaus.<br />
a) Niederspannungsnetz oder lokales Verteilnetz<br />
Von Niederspannung spricht man bei einer Übertragungsspannung von bis<br />
zu 1 kV. Niederspannungsnetze dienen der Feinverteilung von elektrischer<br />
Energie an Endverbraucher mit geringem Leistungsbedarf wie zum Beispiel<br />
Haushalte. Ihr Vorteil liegt im vergleichsweise geringen Isolationsbedarf<br />
und ihr Nachteil in hohen Leitungsverlusten. Eine Übertragung über weitere<br />
Strecken ist daher auf diesem Spannungsniveau nicht sinnvoll.<br />
b) Mittelspannungsnetz oder Regionales Verteilnetz<br />
Von Mittelspannung spricht man bei einer Übertragungsspannung zwischen<br />
1 und 45 kV. Mittelspannungsnetze dienen der Versorgung von grösseren<br />
Verbrauchern sowie der Einspeisepunkte von Niederspannungsnetzen innerhalb<br />
eines kleinen geographischen Gebietes.<br />
c) Hochspannungsnetz oder ‹ berlandnetz<br />
Spannungen über 45 kV werden als Hochspannung bezeichnet, wobei für<br />
Spannungen ab 220 kV auch die Bezeichnung “Höchstspannung” gebräuchlich<br />
ist. In der Schweiz bestehen Leitungen bis zu einem Spannungsniveau<br />
der verketteten Spannungen von 380 kVeff. Hochspannungsnetze dienen der<br />
Übertragung elektrischer Energie über grosse Distanzen. Ihr Vorteil besteht
-26-<br />
in den geringen elektrischen Verlusten, denen als Nachteil der hohe Aufwand<br />
für die Isolation gegenübersteht.<br />
2.1.2 Netzformen<br />
Ausser nach dem Spannungsniveau lassen sich Netze auch nach ihrer Struktur<br />
unterscheiden. In der elektrischen Energieübertragung sind vier Formen<br />
gebräuchlich:[7]<br />
a) Radialnetz<br />
Generator oder<br />
Einspeisung<br />
Verbraucher<br />
Figur 2.1: Radialnetz: Jeder Verbraucher wird nur über einen einzigen<br />
Pfad gespeist.<br />
Das Radialnetz stellt die einfachste Form eines elektrischen Netzes dar.<br />
Vom Generator oder Einspeisepunkt gehen Stichleitungen aus, an denen die<br />
Verbraucher angeschlossen sind. Es werden somit auch alle Verteilstationen<br />
nur von einer Seite aus gespiesen. Beim Ausfall einer Versorgungsleitung<br />
bleiben auch alle nachgeschalteten Verbraucher unversorgt. Diese Netze<br />
sind typisch für lokale Verteilnetze. Im Hochspannungsbereich kommt diese<br />
Struktur vereinzelt vor bei der Versorgung eines abgelegenen Grossverbrauchers<br />
oder einer entlegenen Talschaft.<br />
In der Praxis sind reine Radialnetze selten. Häufig bestehen im normalen<br />
Betriebsfall nicht eingeschaltete alternative Versorgungswege, die beim<br />
Ausfall eines Versorgungsweges eingeschaltet werden können.<br />
b) Ringnetz<br />
Beim Ringnetz wird gegenüber dem Radialnetz die Versorgungssicherheit<br />
erhöht, indem zu den meisten Verteilstationen mehrere Zuleitungen bestehen.<br />
Durch diese teilweise Vermaschung kann der Ausfall einer Übertragungsleitung<br />
meistens ausgeglichen werden.
Generator oder<br />
Einspeisung<br />
Figur 2.2: Ringnetz<br />
c) Strangnetz<br />
Generatoren oder<br />
Einspeisungen<br />
-27-<br />
Verbraucher<br />
Verbraucher<br />
Generator oder<br />
Einspeisung<br />
Figur 2.3: Strangnetz: Versorgungsleitungen verbinden jeweils zwei Einspeisestationen<br />
Strangnetze zeichnen sich dadurch aus, dass die Versorgunsleitungen jeweils<br />
zwei Einspeisestellen verbinden. Jeder Verbraucher kann daher von<br />
zwei Seiten versorgt werden.<br />
Sowohl beim Strangnetz als auch beim Ringnetz sind im normalen Betriebsfall<br />
die Zuleitungen nur über einen Weg eingeschaltet. So erfolgt der Energietransport<br />
immer in einer definierten Richtung. Der alternative Pfad wird<br />
nur bei einem Ausfall des ersten Pfades eingeschaltet. Strang- und Ringnetze<br />
werden im Mittelspannungsbereich verwendet.<br />
d) Maschennetz<br />
In einem Maschennetz werden alle Stationen von mindestens zwei Seiten<br />
aus gespiesen. Von den Einspeisepunkten zu den Lastpunkten sind ständig<br />
mindestens zwei Übertragungswege eingeschaltet. Hochspannungsnetze<br />
werden aus Gründen der Versorgungssicherheit - vom Sonderfall der Versorgung<br />
einer fernen Talschaft oder eines abgelegenen Grossverbrauchers<br />
abgesehen - immer als Maschennetz ausgeführt.
Generatoren oder<br />
Einspeisungen<br />
-28-<br />
Generator oder<br />
Einspeisung<br />
Figur 2.4: Maschennetz: Alle Stationen werden von mindestens zwei Seiten<br />
gespeist.<br />
2.1.3 Das Verbundnetz<br />
Ein elektrisches Netz besteht aus Erzeugern (Generatoren in Kraftwerken)<br />
und Verbrauchern. In einem Verbundnetz, wie es in Westeuropa üblich ist,<br />
sind mehrere benachbarte Netze - jedes bestehend aus Erzeugern und Verbrauchern<br />
- über Leitungen miteinander verbunden. Diese Leitungen erlauben<br />
einen Energieaustausch zwischen den Netzen. Ein Netz mit Energiemangel<br />
kann mit der überschüssigen Energie eines anderen Netzes beliefert<br />
werden. Figur 2.5 zeigt ein Beispiel für ein solches Verbundnetz. Der Ausfall<br />
einer der Verbindungsleitungen kann diesen Energieaustausch gefährden,<br />
da dann der Austausch unter Umständen nur mehr über ein drittes Netz<br />
möglich ist und es dadurch leicht zu einer Überlastung der entsprechenden<br />
Leitungen kommen kann.<br />
Im Fall eines engmaschigen Verbundnetzes, wie er in Figur 2.6 dargestellt<br />
ist, sind die beiden benachbarten Netze durch mehrere Leitungen miteinander<br />
verbunden. Um eine hohe Effizienz der Übertragung sicherzustellen,<br />
werden die Leitungen mit Höchstpannung betrieben (in der Schweiz bis 380<br />
kV). Da diese Spannung oft höher liegt als die lokalen Netzspannungen,<br />
sind in diesen Fällen die Leitungen durch Tranformatoren an die Netze angeschlossen.<br />
2.1.4 Energiefluss<br />
Wird in einem der beteiligten Netze mehr Energie verbraucht, als durch die<br />
Erzeuger zur Verfügung gestellt werden kann, sinkt die Netzfrequenz geringfügig<br />
ab und es kommt zu einer Phasenverschiebung zwischen den bei-
G 1<br />
V 1<br />
Netz 1<br />
Netz 2<br />
G 5 V5<br />
Netz 5<br />
V 2<br />
-29-<br />
G 2<br />
Netz 4<br />
Figur 2.5: Beispiel eines vermaschten Verbundnetzes. Fünf lokale Netze<br />
sind über Hochspannungsleitungen miteinander verbunden. Die<br />
Verbraucher und Generatoren jedes einzelnen Netzes sind in der<br />
Darstellung zusammengefasst in V x und G x .<br />
Figur 2.6: Zwei durch mehrere Leitungen miteinander verbundene Netze.<br />
Jedes Netz besteht aus Generatoren (G) und Verbrauchern (V).<br />
Um eine hohe Übertragungsspannung zu gewährleisten, sind<br />
die Leitungen durch Transformatoren (mit Streuinduktivitäten)<br />
an die Netze angeschlossen.<br />
den Netzen und damit zu einer Spannung über die die Netze verbindende<br />
Leitung. Der Energie- und Leistungsfluss über diese Leitung ist proportio-<br />
G 3<br />
V 3<br />
V 4<br />
G 4<br />
Netz 3<br />
Netz 1 Netz 2<br />
Lσ1A Leitung A<br />
Lσ2A G 1<br />
V 1<br />
L σ1B<br />
L σ1C<br />
L σ1D<br />
Leitung B<br />
Leitung C<br />
Leitung D<br />
L σ2B<br />
L σ2C<br />
L σ2D<br />
G 2<br />
V 2
-30-<br />
nal zum Sinus der Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzspannungen<br />
und folgt Gleichung (2.1), wobei U1 und U2 die Amplituden der<br />
Anschlussspannungen darstellen.<br />
P12 ,<br />
=<br />
3<br />
--<br />
2<br />
U1 U ⋅ 2<br />
⋅ ---------------------- ⋅ sin(<br />
∆ϕ)<br />
⋅ sinβl<br />
Z 0<br />
(2.1)<br />
In der Energietechnik wird meistens an Stelle der Amplituden mit Effektivwerten<br />
der verketteten Spannung gearbeitet. Gleichung (2.1) verändert sich<br />
damit zu:<br />
P12 ,<br />
=<br />
U1eff ⋅ U2eff --------------------------- ⋅ sin(<br />
∆ϕ)<br />
⋅ sinβl<br />
Z 0<br />
(2.2)<br />
sind konstante Leitungsparameter: ist der Wellenwiderstand<br />
und der Winkelbelag. Mehrere parallele Leitungen entsprechen elektrisch<br />
einer Parallelschaltung. Der Ausfall einer der parallelen Leitungen führt daher<br />
zu einer entsprechend geringeren Übertragungsleistung bei gleicher<br />
Phasenverschiebung. Da einerseits die maximalen Ströme über eine Leitung<br />
begrenzt sind, andererseits aber auch eine durch Überlastung bedingte zu<br />
hohe Phasenverschiebung eines Netzes gegenüber anderen Netzen zu Abschaltungen<br />
führt, kann der Ausfall einer Leitung zur Instabilität der Netze<br />
führen. 1)<br />
Z0 ⋅ sin βl<br />
Z0 β<br />
2.1.5 Starke und schwache Netze<br />
a) Starkes Netz<br />
Unter einem starken oder starren Netz versteht man ein Netz mit kleiner<br />
Netzimpedanz. Diese weist typischer Weise Werte von weniger als 3 % des<br />
Verhältnisses von Nennspannung zu Nennstrom ( Un ⁄ In ) auf. Die Spannung<br />
am Anschlusspunkt eines starken Netzes verändert sich nur geringfügig bei<br />
Änderung des Stromes über den Anschlusspunkt. In der Simulation kann ein<br />
solches Netz als Spannungsquelle mit sehr kleinem Innenwiderstand angenähert<br />
werden.<br />
b) Schwaches Netz<br />
Unter einem schwachen oder empfindlichen Netz versteht man ein Netz mit<br />
grosser Netzimpedanz. Diese weist typischer Weise Werte von mehr als 10<br />
% des Verhältnisses von Nennspannung zu Nennstrom ( Un ⁄<br />
In ) auf. Bei Änderung<br />
des Stromes über den Anschlusspunkt ändert sich auch die Span-<br />
1) In Kapitel 3.3 auf Seite 65 wird auf die Berechnung des Leistungsfluss ausführlicher<br />
eingegangen.
-31-<br />
nung am Anschlusspunkt. Unsymmetrien im Strom führen daher unweigerlich<br />
zu Unsymmetrien in der Spannung.<br />
Bei Anschluss eines Netzes über einen Transformator muss dessen Impedanz<br />
zur Netzimpedanz addiert werden. Aus dem Blickwinkel der angeschlossenen<br />
Leitung kann daher ein sonst als stark eingestuftes Netz durchaus<br />
zu einem schwachen werden (siehe [14])<br />
2.2 Transformatoren<br />
Transformatoren sind die am meisten verbreiteten elektrischen “Maschinen”.<br />
Auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher wird elektrische Energie<br />
mehrmals umgespannt: von der im Mittelspannungsbereich liegenden<br />
Generatorspannung auf die für die Übertragung wirtschaftlichere Hochspannung,<br />
dann zur Feinverteilung wieder herunter auf Mittelspannung und<br />
Niederspannung. Da die Fernübertragung elektrischer Energie vielfach auf<br />
einem höheren Spannungsniveau erfolgt als in den Netzen, die durch die<br />
Hochspannungsleitung verbunden werden, finden sich oft Transformatoren<br />
an jedem Knoten einer solchen Höchstspannungsleitung. Im folgenden Abschnitt<br />
werden die in der Energieübertragung verwendeten Wicklungs- und<br />
Kernkonfigurationen von Drehstromtransformatoren diskutiert.<br />
2.2.1 Wicklungskonfiguration<br />
In der Energierübertragung sind Transformatoren in Sternschaltung, Dreieckschaltung<br />
und Zickzackschaltung gebräuchlich (siehe Figur 2.7). Für<br />
Transformatoren, die Netze von über 30 kV umspannen, wird aber wegen<br />
des in der Sternschaltung günstigeren Isolationsbedarfs nur die Stern-/Sternschaltung<br />
eingesetzt(Siehe [5] S 100). Da sich die hier durchgeführte Arbeit<br />
auf diesen Spannungsbereich bezieht, wird in der weiteren Arbeit nur diese<br />
Schaltung behandelt.<br />
Ausgleichswicklung<br />
Zusätzlich zu den beiden in Stern geschalteten Hauptwicklungen wird meistens<br />
eine auf 1/3 der Transformatorleistung ausgelegte Ausgleichswicklung<br />
in Dreieckschaltung (eine so genannte Tertiärwicklung) angebracht, deren<br />
Anschlüsse entweder gar nicht herausgeführt sind oder allenfalls der Versorgung<br />
des Eigenbedarfs der Anlage dienen (siehe Figur 2.7 e). Durch die<br />
Ausgleichswicklung kann eine geringe Nullreaktanz des Transformators erreicht<br />
werden. Sie war bis vor kurzem in praktisch allen Hochspannungs-
-32-<br />
a) b)<br />
c)<br />
d) e)<br />
Figur 2.7: Übliche Wicklungskonfigurationen:<br />
a) Sternschaltung auf beiden Seiten. Schaltsymbol Yy0<br />
b) Dreieckschaltung auf beiden Seiten, Schaltsymbol: Dd0<br />
c) Stern-Dreieckschaltung, Schaltsymbol: Yd5, ∆ϕ = 150°<br />
d) Zickzackschaltung, Schaltsymbol: Yz5, ∆ϕ =<br />
150°<br />
e) Transformator in Yy0-Schaltung mit Ausgleichswicklung<br />
transformatoren vorhanden, wird aber heute in Einzelfällen aus Kostengründen<br />
weggelassen. Häufig wird die Ausgleichswicklung auch herausgeführt<br />
und dient damit gleichzeitig der Versorgung des Eigenbedarfs der Anlage. 1)<br />
Die Sternpunkte der in Stern geschalteten Wicklungen sind insbesondere in<br />
Hochspannungsnetzen praktisch immer fest mit Erde verbunden, um im<br />
Falle eines Erdschlusses Überspannungen der anderen Phasen zu verhindern.<br />
1) Bei den Nordostschweizer Kraftwerken (NOK) verfügen alle Transformatoren für<br />
das 110 kV-Netz über solche Tertiärwicklungen mit Anschlüssen zur Eigenversorgung<br />
der Anlage mit einer Ausgangsspannung von 16 kV (siehe Anhang A.1 auf<br />
Seite 187)
2.2.2 Kernkonfiguration<br />
-33-<br />
Figur 2.8: Dreischenkel- und Fünfschenkel-Transformator<br />
Für Transformatoren auf der Hochspannungsebene wird im allgemeinen<br />
eine niedrige Nullreaktanz angestrebt. Diese hängt auch von der Kernkonfiguration<br />
ab ([5]S 98ff):<br />
Dreischenkel-Transformator: Niedrige Nullreaktanz bei Sternpunkterdung<br />
(in der Grössenordnung der Streuimpedanz). Der Nullfluss kann<br />
aber von der tertiären Dreieckswicklung kompensiert werden.<br />
Fünfschenkel-Transformator: Dieser Transformatortyp hat eine hohe<br />
Nullreaktanz, da sich der Nullfluss über das Joch und die äusseren<br />
Schenkel - also über Eisen - schliessen kann. Er ist für die Hochspannungsebene<br />
eher ungeeignet.<br />
Drei Einphasen-Transformatoren: Bei Spannungen über 380 kV werden<br />
häufig drei Einphasen-Transformatoren elektrisch zu einer Drehstrombank<br />
zusammengeschaltet. Diese hat Vorteile beim Transport und der Ersatzteilhaltung,<br />
da im Schadensfall nur kleinere Einheiten ausgetauscht<br />
werden müssen (siehe [5] S 98 Mitte und [13]):<br />
Figur 2.9: Drei Einschenkel-Transformatoren<br />
Ergebnis<br />
Der hier untersuchte Symmetrierkompensator soll in erster Linie für<br />
Höchstspannungsnetze konzipiert werden. Daher kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Transformatoren, über die die Leitung angeschlossen ist,<br />
über eine Tertiärwicklung in Dreieckschaltung verfügen und damit eine ge-
-34-<br />
ringe Nullreaktanz aufweisen. Die Kernkonfiguration hat dann für das Verhalten<br />
des Symmetrierkompensators keine weitere Bedeutung.<br />
2.2.3 Der Nullstromtransformator<br />
Figur 2.10: Nullstromtransformator: links in üblicher Stern- Dreieckdarstellung,<br />
rechts in einer vereinfachten symbolischen Darstellung,<br />
wie sie in den folgenden Schaltungsbildern verwendet wird.<br />
Eine Sonderform von Transformatoren stellt der ausschliesslich der Ableitung<br />
von Nullströmen dienende Nullstromtransformator dar. Nullströme erzeugen<br />
Spannungen in der Sekundärwicklung, die sich durch die Dreieckschaltung<br />
addieren und nur über die Innenimpedanz des Transformators abfallen.<br />
2.3 Störungen in Hochspannungsleitungen<br />
Ziel des in dieser Arbeit entwickelten Kompensators ist es in erster Linie,<br />
beim Auftreten von Störungen in Hochspannungsnetzen deren Folgen so<br />
weit als möglich zu kompensieren und damit weiterreichendere Schäden zu<br />
verhindern. Deshalb sollen hier kurz die am häufigsten auftretenden Fehler<br />
aufgezeigt werden, ohne eine detaillierte Abhandlung über deren Auswirkungen<br />
zu geben. Fehler an Freileitungen sind meistens durch äussere Einflüsse<br />
wie Blitzschlag, Sturm, Lawinen oder stürzende Bäume bedingt.<br />
In Figur 2.11 sind einige unsymmetrische Fehler skizziert.<br />
a) Einpoliger Erdschluss<br />
Es handelt sich um einen einpoligen Kurzschluss, der dann vorliegt, wenn<br />
ein Phasenleiter niederohmig mit Erde verbunden ist. Bei Netzen mit niederohmig<br />
geerdeten Transformatorsternpunkten wird diese Kurzschlussart<br />
auch als Erdkurzschluss bezeichnet und führt zu hohen Erdströmen. Etwa<br />
80 % aller Fehler in Freileitungsnetzen treten in Form von Erdschlüssen auf.
c<br />
-35-<br />
Figur 2.11: Unsymmetrische Fehler in Hochspannungsleitungen<br />
a) Einpoliger Erdschluss<br />
b) Zweipoliger Kurzschluss ohne Erdberührung<br />
c) Zweipoliger Kurzschluss mit Erdberührung<br />
In der heutigen Praxis der Netzbetreiber wird beim Auftreten eines solchen<br />
Fehlers die Leitung kurz vom Netz getrennt und nach maximal einer Sekunde<br />
die Wiedereinschaltung versucht. Oft hat sich der Fehler dann schon<br />
von selbt behoben (z.B. Lichtbogenkurzschluss) und der normale Betrieb<br />
kann wieder aufgenommen werden. Bleibt der Fehler bestehen, wird die<br />
ganze Leitung vom Netz genommen.<br />
Ist ein Symmetrierkompensator vorhanden, braucht nur die schadhafte<br />
Phase längerfristig vom Netz getrennt werden. Zudem kann er je nach gewählter<br />
Auslegung auch in der Zeit bis zum Wiedereinschaltversuch die<br />
Weiterversorgung sicher stellen.<br />
b) Einpolige Leiterunterbrechung<br />
Einpolige Unterbrechungen treten insbesondere durch schadhafte Netzelemente<br />
wie Schalter auf, die in einer Phase nicht schliessen. Der einphasige<br />
Erdschluss kann durch Trennung des schadhaften Leiters leicht in den Zustand<br />
der einpoligen Unterbrechung übergeführt werden. Auch die Folgen<br />
dieses Fehlers können durch einen Symmetrierkompensator, wie er in dieser<br />
Arbeit vorgestellt wird, ausgeglichen werden.<br />
c) Zweipoliger Kurzschluss<br />
Ein zweipoliger Kurzschluss ist ein Kurzschluss - meist durch einen Lichtbogen<br />
- zwischen zwei Phasenleitern mit oder ohne Erdberührung.<br />
a<br />
b
-36-<br />
d) Dreipoliger Kurzschluss<br />
Tritt ein Kurzschluss zwischen allen Phasen auf, spricht man von einem<br />
dreipoligen Kurzschluss. Dieser symmetrische Störfall ist vergleichsweise<br />
selten - nur etwa 3 % der Fehler in Hochspannungsnetzen betreffen alle drei<br />
Phasen. Da in diesem Fall kein Leiter mehr zur Energieübertragung zur Verfügung<br />
steht, kann auch eine Symmetrierkompensation nichts bewirken. Die<br />
negativen Folgen für angeschlossene kritische Verbraucher könnten jedoch<br />
durch Anlagen der unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) verhindert<br />
oder zumindest begrenzt werden.<br />
2.4 FACTS-Geräte<br />
Zur Verbesserung der Versorgungs- und Übertragungsqualität von elektrischen<br />
Wechselstrom-Übertragungssystemen wurden verschiedene<br />
leistungselektronische Systeme entwickelt. Diese werden unter dem Begriff<br />
FACTS-Geräte zusammengefasst. “FACTS” steht dabei für “Flexible AC<br />
Transmission Systems”.<br />
Die erste Generation leistungselektronischer Geräte in der Energieübertragung<br />
(SVCs) bestand aus gesteuerten Induktivitäten und geschalteten Kapazitäten,<br />
während die moderneren FACTS-Geräte aus Gleichspannungswechselrichtern<br />
bestehen.<br />
Da der Symmetrierkompensator auf der Technik der FACTS-Geräte aufbaut<br />
und selbst ein solches darstellt, soll hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten<br />
Arten solcher Geräte gegeben werden.<br />
2.4.1 Seriell angeordnete Geräte<br />
Seriell in der Leitung angeordnete Geräte können die von aussen messbare<br />
Leitungsimpedanz verändern und damit die durch die Leitung fliessende<br />
Wirkleistung beeinflussen.<br />
a) Static Synchronous Series Compensator (SSSC)<br />
Der SSSC [23] koppelt über einen in Reihe mit der Leitung geschalteten<br />
Transformator Spannung in die Leitung ein. Mit der Amplitude der eingekoppelten<br />
Spannung wird der Leistungsfluss über die Leitung beeinflusst.<br />
Eine Regelung sorgt dafür, dass ausschliesslich Blindleistungsaustausch mit<br />
dem Netz stattfindet. Sein prinzipieller Aufbau ist in Figur 2.12 skizziert.
Leitung<br />
-37-<br />
Figur 2.12: Static Synchronous Series Compensator<br />
b) Transformerless Reactive Series Compensator (TL-RSC)<br />
WR<br />
U SSSC<br />
WR<br />
Figur 2.13: Transformerless Reactive Series Compensator<br />
Im TL-RSC [15] wird auf die teuren Kopplungstransformatoren verzichtet.<br />
Durch die Reihenschaltung mehrerer Wechselrichter kann die Kompensationsspannung<br />
auf ein ausreichend hohes Niveau gebracht und damit der<br />
Leistungsfluss über die Leitung geregelt werden.<br />
2.4.2 Parallel angeordnete Geräte<br />
Parallel angeordnete Geräte dienen primär der Spannungsregelung. Mit<br />
ihnen lässt sich am Anschlusspunkt ein induktiver oder kapazitiver Kompensationsstrom<br />
einspeisen.<br />
Statcom<br />
Der Statcom [23] erzeugt am Ausgang des Wechselrichters eine Spannung<br />
in Phase zur Netzsanschlussspannung U Statcom . Die Amplitudendifferenz<br />
zwischen diesen beiden Spannungen zwingt dann einen Kompensationsblindstrom<br />
I Statcom vom Netz in den Wechselrichter. Mit der Regelung wird<br />
I L<br />
U Komp<br />
WR WR<br />
I L
Figur 2.14: Der Statcom<br />
-38-<br />
darauf geachtet, dass reiner Blindstrom bezogen wird, damit die Zwischenkreisspannung<br />
konstant bleibt.<br />
2.4.3 Der Unified Power Flow Controller (UPFC)<br />
Leitung<br />
U Sh<br />
Leitung<br />
I Sh<br />
U Statcom<br />
WR 1<br />
I Statcom<br />
WR 2<br />
Figur 2.15: Der Unified Power Flow Controller<br />
WR<br />
U Se<br />
Der UPFC [13] weist sowohl einen parallelen als auch einen seriellen Ast<br />
auf. Es werden dabei ein Statcom und ein SSSC so miteinander gekoppelt,<br />
dass sie einen gemeinsamen Zwischenkreis aufweisen. Dadurch kann nun<br />
der Serieteil auch Wirkleistung einspeisen oder aufnehmen, da die Änderungen<br />
der Zwischenkreisspannung durch den Shuntteil ausgeglichen werden<br />
können. Damit besteht die Möglichkeit, unabhängig von der Wirkleistung<br />
auch die Blindleistung am Ende der Leitung zu regeln. Diesen flexiblen Einsatzmöglichkeiten<br />
steht als Nachteil der grosse Hardwareaufwand gegenüber.
-39-<br />
2.4.4 Symmetrierung<br />
Alle bisher vorgestellten FACTS-Geräte dienen primär der Leistungsflussund<br />
Spannungsregelung. Dabei wird im allgemeinen davon ausgegangen,<br />
dass dreiphasig symmetrische Ströme und Spannungen vorliegen und auch<br />
solche eingespeist werden.<br />
Mit den gezeigten Schaltungen ist es jedoch bei entsprechender Regelung<br />
auch möglich, unsymmetrische Ströme und Spannungen einzuprägen und<br />
damit Unsymmetrien im Netz auszugleichen. Dies soll im Rahmen dieser<br />
Arbeit gezeigt werden.<br />
2.5 Möglichkeiten zur Kompensation von Unsymmetrien<br />
Im täglichen Betrieb einer Hochspannungsleitung können aus verschiedenen<br />
Gründen Unsymmetrien - also eine Abweichung von dreiphasig symmetrischen<br />
Strömen - auftreten. Häufig werden die Unsymmetrien durch<br />
unsymmetrische Verbraucher bedingt. Sie sind zum Teil auch durch unsymmetrische<br />
Komponenten des Übertragungssystems bedingt. Auch Leitungen<br />
sind trotz Verdrillung nicht 100 % symmetrisch. Die stärkste Unsymmetrie<br />
stellen jedoch der Erdkurzschluss und der vollständige Unterbruch einer<br />
Phasenleitung dar (wobei der Erdschluss in einen Unterbruch übergeführt<br />
werden kann). Wenn es möglich ist, den vollständigen Unterbruch einer<br />
Phasenleitung zu kompensieren, dann ist die Kompensation auch hinreichend<br />
für kleinere Unsymmetrien.<br />
2.5.1 Zwei FACTS-Shuntelemente<br />
Bei der in Figur 2.16 dargestellten Konfiguration erzeugen die beiden<br />
FACTS-Elemente das an jeder Seite zur Kompensation erforderliche<br />
Gegen- und Nullsystem. Die Kompensation für das Gegensystem erfolgt<br />
zum Beispiel durch einen dreiphasigen Wechselrichter. Mit Hilfe eines<br />
vierten - an Erde angeschlossenen - Zweiges lässt sich auch das Nullsystem<br />
von den durch die Leitung verbundenen Netzen fernhalten. 1) Da die durch<br />
die Leitung übertragenen Nullsystemströme nicht über die angeschlossenen<br />
Netze abfliessen können, ergibt sich ein erhöhter Stromfluss über Erde.<br />
Dieser muss wegen der sonst in der Nähe der Erdungspunkte entstehenden<br />
gefährlichen Schrittspannungen unbedingt verhindert werden. Daher ist in<br />
1) Aufbau und Funktionsweise eines Wechselrichters mit vierter Phase wurde im Detail<br />
beschrieben in [10].
-40-<br />
Netzanschluss Netzanschluss<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Leitung<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
High Ground Leiter<br />
Figur 2.16: Zwei FACTS-Elemente in Shunt-Schaltung mit High-Ground-<br />
Leiter<br />
diesem Fall ein High-Ground-Leiter in die Übertragungsleitung einzubauen,<br />
der den sonst über Erde fliessenden Strom aufnehmen kann (siehe [11]).<br />
2.5.2 Symmetrierung mit Nullstromtransformator<br />
Netzanschluss Netzanschluss<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Leitung<br />
High Ground Leiter<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Figur 2.17: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Sekundärseite von Nulstromtransformatoren<br />
Die in Figur 2.17 dargestellte Schaltung ermöglicht die Kompensation des<br />
in der einphasig unterbrochenen Leitung auftretenden Nullsystems: Das<br />
Nullsystem erzeugt an der Sekundärseite des Nullstromtransformators eine<br />
Spannung, die durch das FACTS-Element - in diesem Fall eine einphasige<br />
Spannungsquelle - kompensiert wird. Die Nullsystemströme können damit<br />
in Richtung Erde abgeleitet werden. Das heisst, die angeschlossenen Netze<br />
sind frei von Nullsystemströmen. Es fliesst aber ein erhöhter Erdstrom
-41-<br />
parallel zur Leitung. Deshalb ist auch hier ein High-Ground-Leiter erforderlich.<br />
Die komplexen Effektivwerte der in diesem System auftretenden<br />
Ströme sind in Figur 2.18 dargestellt.<br />
symmetrische Netzströme durch Nulltransformator<br />
addierte Ströme<br />
Ströme über die einphasig<br />
unterbrochene Leitung<br />
{<br />
Strom im<br />
High-Ground-Leiter<br />
Figur 2.18: Komplexe Amplituden der Ströme im Netz, der Leitung und<br />
dem High-Ground-Leiter bei Symmetrierkompensation durch<br />
ein FACTS-Gerät an der Sekundärseite eines Nulltransformators.<br />
2.5.3 Nullstromtransformatoren und FACTS-Elemente in Serie<br />
Die in Figur 2.19 dargestellte Schaltung entspricht von ihrem äusseren Verhalten<br />
her dem Verhalten der Schaltung gemäss Figur 2.17, da es gleichwertig<br />
ist, ob die Gegenspannung über die Sekundärseite des Nullstromtransformators<br />
eingeprägt wird oder über die Groundverbindung. Es gelten daher<br />
auch die in Figur 2.18 dargestellten Stromverhältnisse.<br />
2.5.4 Seriekompensation<br />
Die in Figur 2.17 und Figur 2.19 dargestellten Schaltungen können zwar<br />
symmetrische Ströme in den angeschlossenen Netzen sicherstellen. Sie führen<br />
aber zu einem hohen Strom über Erde beziehungsweise den High-<br />
Ground-Leiter. Wird durch die in Figur 2.20 dargestellte Seriekompensation<br />
gleichzeitig die Längsspannung der Leitung verändert, kann der Stromfluss<br />
über Erde reduziert werden. Dazu wird in jedem Phasenleiter mittels eines<br />
FACTS-Elements eine Längsspannung eingeprägt, die das Auftreten von<br />
Gegensystemströmen kompensiert. In diesem Fall erfolgt der Energiefluss
-42-<br />
Netzanschluss Netzanschluss<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Leitung<br />
High Ground Leiter<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Figur 2.19: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Groundverbindung von<br />
Nullstromtransformatoren<br />
Netzanschluss Leitung<br />
Netzanschluss<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Figur 2.20: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Groundverbindung von<br />
Nullstromtransformatoren zur Kompensation des Nullsystems.<br />
Zusätzliches FACTS-Element in der Leitung zur Kompensation<br />
des Gegensystems.<br />
pulsierend. Dies muss durch die Zwischenkreisspeicher der beteiligten<br />
FACTS-Geräte ausgeglichen werden können. 1) Die Kombination von Serie-<br />
1) Eine ausführliche Abhandlung über die Seriekompensation stellt [15] dar.<br />
Ground
-43-<br />
kompensation und Parallelkompensation stellt eine von der Installation her<br />
besonders aufwendige Variante dar.<br />
2.5.5 Seriekondensatoren<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
Figur 2.21: Seriekondensatoren in der Leitung kompensieren die Leitungsinduktivität<br />
und verhindern das Auftreten von Gleichströmen in<br />
der Leitung<br />
Durch das Einfügen von Seriekondensatoren in jeden Phasenleiter der Übertragungsleitung<br />
kann das Auftreten von Gleichströmen in der Leitung verhindert<br />
werden. Diese Kondensatoren können so dimensioniert werden, dass<br />
durch sie die Längsinduktivität der Leitung reduziert wird. Bei einem vermaschten<br />
Netz ist hier aber Vorsicht geboten, da damit auch die elektrische<br />
Länge der Leitung verkürzt wird. Der Strom würde dann in verstärktem<br />
Masse über diese Leitung fliessen.<br />
2.5.6 Abgrenzung der Arbeit<br />
Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Symmetrierkompensators, wobei<br />
das Hauptgewicht auf die eingesetzte Leistungselektronik und deren Regelung<br />
zu legen ist. Die bei den in Kapitel 2.5.1 bis Kapitel 2.5.5 dargestellten<br />
Schaltungen eingesetzten FACTS-Elemente sind sehr ähnlich aufgebaut<br />
oder wie im Falle der Seriekompensation schon anderwärtig ausführlichst<br />
behandelt [15]. Wir behandeln daher im Weiteren nur eine typische Schaltung<br />
im Detail. Wir entschieden uns für die in Figur 2.22 dargestellte Konfiguration<br />
mit zwei Shunt-Elementen ohne High-Ground-Verbindung:<br />
Diese Schaltung hat zwar den Nachteil, dass sie kein Nullsystem kompensieren<br />
kann, dafür kann auf die verhältnismässig teure Installation eines
Ydy-Trafo<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
-44-<br />
Figur 2.22: Zwei FACTS-Elemente in Shunt-Schaltung ohne High-Ground-<br />
Leiter<br />
High-Ground-Leiters verzichtet werden. Da es möglich ist, das Nullsystem<br />
durch das Nicht-Erden der Transformatorsternpunkte an einem Ende der<br />
Leitung zu unterbinden 1) , stellt sie eine kostengünstige Variante der Symmetrierkompensation<br />
dar. Für diese Schaltung konnte auch ein Labormodell<br />
aufgebaut werden.<br />
Ströme über die einphasig<br />
unterbrochene Leitung<br />
durch Wechselrichter<br />
addierte Blindströme<br />
Figur 2.23: Illustration zur Funktionsweise des Symmetrierkompensators<br />
anhand der komplexen Amplituden der Ströme im Netz, der<br />
Leitung und des Wechselrichters.<br />
1) Siehe “Erdung” auf Seite 46<br />
Leitung<br />
FACTS<br />
Symmetrier-<br />
Element<br />
{+<br />
Überspannungsschutz<br />
Ydy-Trafo<br />
Ground<br />
symmetrische Netzströme
-45-<br />
Das Nicht-Erden der Transformatorsternpunkte an einem Leitungsende ist<br />
zwar aufgrund der aktuellen Gegebenheiten in einem vermaschten Netzwerk<br />
nur schwierig zu erreichen - es wären Änderungen an sehr vielen<br />
Transformatoren nötig -, was gewisse Einschränkungen für die Einsetzbarkeit<br />
dieses Konzeptes mit sich bringt. Hingegen kann bei der Versorgung<br />
eines einzelnen fernen Verbrauchers oder einer Talschaft auf die Transformatorerdung<br />
an einem Leitungsende verzichtet werden. Ebenfalls<br />
anwendbar ist dieses Konzept für Leitungen, die an beiden Enden über<br />
Transformatoren mit den Netzen verbunden sind, sowie bei der Versorgung<br />
einphasiger Bahnnetze. In jedem Fall sind die erforderlichen Schutzmassnahmen<br />
zu untersuchen und die dadurch entstehenden Kosten gegen die<br />
Vorteile der Symmetrierkompensation abzuwägen.<br />
2.6 Der Einsatz des Symmetrierkompensators<br />
Wie in den vorangehenden Abschnitten gezeigt, kann der Ausfall einer<br />
Übertragungsleitung zur Instabilitäten im Netz führen. Es wird daher angestrebt,<br />
die Ausfallswahrscheinlichkeit niedrig zu halten und auf ein ökonomisches<br />
Optimum zu bringen. Dafür kann zum Beispiel die Anzahl der<br />
Übertragungsleitungen so hoch gewählt werden, dass der Ausfall einer Leitung<br />
durch die übrigen Leitungen kompensiert werden kann. Dazu wurde<br />
von den Netzbetreibern das so genannte n-1-Kriterium definiert, das verlangt,<br />
dass jeweils eine Leitung mehr, als für den Betrieb erfordlich wäre,<br />
vorhanden sein muss. Bei besonders kritischen Übertragungen wird auch<br />
das n-2-Kriterium angewendet, bei dem dann mindestens zwei Leitungen<br />
mehr vorhanden sind, als bei Nennbetrieb erforderlich wäre.<br />
DerindieserArbeitentworfeneSymmetrierkompensator soll jedoch die<br />
Übertragungssicherheit einer einzelnen Leitung soweit erhöhen, dass der<br />
Aufbau von Überkapazität nicht mehr erforderlich ist. Tatsächlich haben<br />
Studien belegt, dass über 85 % aller Abstellungen von Hochspannungsleitungen<br />
auf einphasige Unterbrüche zurückzuführen sind [11]. Durch den<br />
Einsatz eines Symmetrierkompensators können einphasige Unterbrüche<br />
kompensiert werden, ohne die Leitung vom Netz zu nehmen.<br />
2.6.1 Schaltungskonzept<br />
Das Konzept des Symmetrierkompensators besteht darin, dass an jedem<br />
Ende der zu schützenden Leitung ein dreiphasiger Wechselrichter mit<br />
Gleichspannungszwischenkreis installiert wird (gemäss Figur 1.1 und
-46-<br />
Figur 2.22). Dieser kann Unsymmetrien an seinem Anschlusspunkt ausgleichen.<br />
Es sind dabei jedoch folgende Einschränkungen zu machen:<br />
Im Falle des Unterbruchs einer Pha senleitung kommt es über der Leitung<br />
zu einer pulsierenden Energieübertragung im Gegensatz zur kontinuierlichen<br />
Energieübertragung in einem symmetrischen Drehstromsystem,<br />
wie sie ausserhalb der Leitung herschen soll. Die Zwischenkreiskapazitäten<br />
müssen daher so gross ausgelegt werden, dass sie die übertragene Energie<br />
während mindestens einer halben Netzperiode zwischenspeichern<br />
können.<br />
Ein nach diesem Konzept installierter Wechselrichter kann keine Nullsystemströme<br />
ausgleichen. Solche Nullsystemströme müssen daher durch<br />
die Netzkonfiguration verhindert werden. Dies ist nur dadurch möglich,<br />
dass die der Leitung zugewandte Seite der Transformatoren, mit denen<br />
die Leitung ans Netz angeschlossen ist, nur an einem Ende der Leitung<br />
geerdet sind. 1)<br />
2.6.2 Erdung<br />
Figur 2.24: Beispiel für Beschaltung des Sternpunktes: Ein überspannungsschutz<br />
verhindert untolerierbare Überspannungen der Phasenleiter<br />
gegenüber Erde<br />
Einen wesentlichen Teil des Konzepts stellt die Erdung dar. Mit der vorgeschlagenen<br />
Topologie eines Symmetrierkompensators (Shuntausführung<br />
ohne High-Ground-Leiter) kann ein auftretender Erdstrom nicht kompensiert<br />
werden. Daher darf der leitungsseitige Transformator-Sternpunkt nur<br />
an einem Ende der Übertragungsleitung geerdet sein. Bei bestehenden<br />
1) Ist dies nicht möglich, ist ein High-Ground-Leiter zur Aufnahme der Erdströme zu<br />
installieren (Siehe [11]). Zur Kompensation ist der Wechselrichter mit einem vierten<br />
- an den High-Ground-Leiter angeschlossen - Zweig zu versehen (siehe [10]).
-47-<br />
Hochspannngsnetzen dient aber die Erdung dazu, dass bei einem Erdschluss<br />
die Phasenspannungen gegenüber Erde nicht wesentlich angehoben werden<br />
1) (Siehe auch [5], Seite 481f). Beim Weglassen einer Erdung ist daher<br />
ein anderer Überspannungsschutz zu installieren, der Überspannungen von<br />
mehr als 20 % wirksam verhindern kann. Der Überspannungsableiter kann<br />
jedoch nur während eines transienten Einschwingvorgangs während einiger<br />
Netzperioden Strom führen. Er darf keinesfalls zur Abführung von Strom<br />
über längere Zeit benutzt werden.<br />
In Abbildung Figur 2.24 ist eine mögliche Beschaltung des Sternpunktes<br />
dargestellt. Solange keine kritische Überspannung erreicht ist, verhält sich<br />
der Überspannungsschutz wie ein grosser Widerstand. Für die Regelung des<br />
Symmetrierkompensators kann daher von einer Trennung von der Erde ausgegangen<br />
werden. Die Regelung muss aber sicherstellen, dass die Spannung<br />
des Sternpunkts gegenüber Erde nie 20 % der Nennspannung übersteigt. Zur<br />
Realisierung des Überspannungsschutzes können zum Beispiel Metalloxidableiter<br />
eingesetzt werden. Metalloxidableiter bestehen aus einem nichtlinearen<br />
Widerstand mit einer nahezu idealen rechteckigen Kennlinie. Bei<br />
Betriebsspannung ist der Strom sehr klein (im mA-Bereich), während bei<br />
Überschreiten der Ansprechspannung der Widerstand so klein wird, dass ein<br />
weiteres Ansteigen der Spannung verhindert wird (siehe [5] S 261ff und [7]<br />
S 625f). 2)<br />
Aufgrund der Überlegung, dass ein Auftrennen der Erdverbindung theoretisch<br />
möglich erscheint, wurde in den - in Kapitel 2.6.3 dargestellten -<br />
Benchmarksystemen jeweils der leitungsseitige Sternpunkt an nur einem<br />
Ende der zu schützenden Übertragungsleitung geerdet. Bei Konfigurationen<br />
mit nur einem Symmetrierkompenstor wurde dabei immer das Ende der<br />
Leitung gewählt, an dessen Ende sich der Kompensator befindet. Dies geschah<br />
aus der Überlegung heraus, dass so nur an einem Ende der Leitung<br />
Veränderungen erforderlich sind, während das andere Ende durch das alte<br />
Schutzkonzept hinreichend geschützt bleibt.<br />
1) Im Netz der NOK sind 220 kV und 380 kV-Netze fest geerdet, während 50 - 110<br />
kV-Netze über eine Drossel geerdet sind, die allfällige Erdströme auf maximal 4<br />
kA begrenzt. Siehe auch Anhang A.2 auf Seite 187<br />
2) Die früher für den Überspannungsschutz weit verbreiteten Ventilableiter eignen<br />
sich wegen ihrer unpräzisen Kennlinie und des zu löschenden Lichtbogens für<br />
diese Anwendung nicht.
-48-<br />
2.6.3 Typische Netzkonfigurationen<br />
In diesem Abschnitt werden Netzkonfigurationen vorgestellt, für die der<br />
Einsatz eines Symmetrierkompensators sinnvoll erscheint, und für die er daher<br />
ausgelegt werden soll.<br />
a) Starres Netz mit einem empfindlichen Verbraucher 1)<br />
Starres Netz<br />
starres Netz<br />
einphasiger Unterbruch<br />
empfindlicher oder<br />
abgelegener<br />
Verbraucher<br />
3ph<br />
3P-WR<br />
sensibler Verbraucher<br />
oder abgelegener Verbraucher<br />
Figur 2.25: Starres Netz mit einem empfindlichen oder abgelegenen Verbraucher<br />
Das linke Netz (Figur 2.25) ist ein grosses starres Netz mit niedriger Innenimpedanz,<br />
das eine unverzerrte dreiphasig-symmetrische Spannung liefert,<br />
auch wenn die Auskopplung nur zweiphasig erfolgt. Der Verbraucher hingegen<br />
benötigt eine dreiphasig symmetrische Versorgung. Der Einsatz eines<br />
Symmetrierkompensators ist daher nur auf der dem schwachen Netz zugewandten<br />
Seite der Leitung erforderlich. An den Anschlusspunkten der Netze<br />
und des Symmetrierkompensatores sind Drei-Schenkel-Transformatoren<br />
mit Tertiärwicklungen dargestellt, wie sie bei vielen Hochleistungsnetzen<br />
üblich sind. (siehe [6] S 182). Zur Erdung und Auswahl der Transformator-<br />
Topologie siehe Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />
b) Starres Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />
Anstelle von einem empfindlichen Verbraucher (wie in Figur 2.25 dargestellt)<br />
können auch mehrere treten (Figur 2.26). Die Aufgabe des Kompen-<br />
1) Ein empfindlicher Verbraucher ist ein Verbraucher, der nur bei Versorgung mit<br />
dreiphasig symmetrischen Strömen und Spannungen einwandfrei funktioniert.<br />
Ein starkes oder starres Netz hat auch auch bei unsymmetrischer Belastung symmetrische<br />
Spannungsverhältnisse am Anschlusspunkt.
Starres Netz<br />
Starres Netz<br />
3ph<br />
-49-<br />
einphasiger Unterbruch<br />
einphasiger Unterbruch<br />
3P-WR<br />
Figur 2.26: Starres Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />
empfindliche<br />
Verbraucher<br />
sensible Verbraucher<br />
sators bleibt dabei gleich. Zur Erdung und Auswahl der Transformator-Topologie<br />
siehe Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />
c) empfindliches Netz mit einem empfindlichen Verbraucher1) Das linke Netz (Figur 2.27) hat eine hohe Innenimpedanz. Eine unsymmetrische<br />
Belastung hätte daher auch unsymmetrische Spannungen am Anschlusspunkt<br />
zur Folge. Der Verbraucher benötigt für einwandfreien Betrieb<br />
ebenfalls eine dreiphasig-symmetrische Versorgung. Es ist daher der Einsatz<br />
von je einem Symmetrierkompensator an jedem Ende der Leitung angezeigt.<br />
Zur Erdung und Auswahl der Transformator-Topologie siehe<br />
Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />
d) empfindliches Netz mit einphasigem Bahnnetz2) In Ländern, in denen die Bahnstromnetze die gleiche Frequenz wie die Landesnetze<br />
aufweisen (wie zum Beispiel in Frankreich 50 Hz), wird die für die<br />
Traktion erforderliche Energie häufig durch einphasige Transformatoren<br />
zwischen zwei Phasenleitern des dreiphasigen Hochspannungsnetzes ausge-<br />
1) Ein empfindliches Netz ist ein Netz, das aufgrund seiner Konfiguration nicht unsymmetrisch<br />
belastet werden darf.<br />
2) Die Schaltung in Figur 2.27 entspricht einer Ausschreibung der SNCF vom November<br />
1999 für einen Symmetrierkompensator in Evron/Laval.
Sensibles Netz<br />
empfindliches Netz<br />
3ph<br />
3P-WR<br />
-50-<br />
einphasiger Unterbruch<br />
lange Leitung<br />
3P-WR<br />
Figur 2.27: empfindliches Netz mit einem empfindlichen Verbraucher<br />
empfindliches Netz<br />
3ph<br />
3P-WR<br />
empfindlicher<br />
sensibler<br />
Verbraucher<br />
Bahnnetz<br />
Figur 2.28: Der Symmetrierkompensator bei der Versorgung eines einphasigen<br />
Bahnnetzes als Alternative zu einem statischen Kompensator<br />
koppelt. Dies stellt eine häufig auftretende unsymetrische Belastung dar, die<br />
im Falle eines schwachen Netzes zu Problemen führen könnte. An der Stelle<br />
der Ankopplung des Bahnnetzes stehen häufig statische Kompensatoren im<br />
Einsatz. Eine vollständige Kompensation und eine sofortige Reaktion auf<br />
jeglich Laständerungen wie sie gerade im Bahnbetrieb durch anfahrende<br />
Züge häufig sind, ist jedoch nur durch den Einsatz des Symmetrierkompensators<br />
möglich.
e) Vermaschtes empfindliches Netz<br />
empfindliche Erzeuger<br />
Sensible Netze<br />
3ph<br />
3ph<br />
3ph<br />
3P-WR<br />
-51-<br />
einphasiger Unterbruch<br />
3P-WR<br />
empfindliche<br />
Verbraucher<br />
sensible Verbraucher<br />
Figur 2.29: empfindliches vermaschtes Netz mit mehreren empfindlichen<br />
Verbrauchern<br />
In einem vermaschten Netz bestehen zusätzlich zur fehlerhaften Leitung<br />
noch andere Strompfade vom Netz zum Verbraucher. Da aber beim einphasigen<br />
Unterbruch einer Leitung nicht mehr für alle Phasen gleiche Widerstandsverhältnisse<br />
gelten, ergibt sich eine unsymmetrische Belastung des<br />
Netzes, die ohne Kompensation zu unsymmetrischen Verhältnissen beim<br />
Verbraucher führt. Ohne Kompensator müsste die Leitung daher vollständig<br />
vom Netz genommen werden. Wird die Leitung jedoch beidseitig mit einem<br />
Symmetrierkompensator bestückt, kann auch über sie weiterhin ein Teil der<br />
benötigten Energie übertragen werden. Die Höhe der über die Leitung fliessenden<br />
Energie lässt sich durch Blindstromkompensation beeinflussen. Die<br />
Einschränkung, dass die leitungsseitigen Sternpunkte nur an einem Ende der<br />
Leitung geerdet sein dürfen, stellt allerdings im vermaschten Netz eine grössere<br />
Schwierigkeit dar. Entweder müssen auf einer Seite alle Transformatoren<br />
im vermaschten Netz über einen Überspannungsschutz geerdet werden<br />
(siehe Kapitel 2.6.2), oder die Leitung ist über einen Kopplungstransformator<br />
an das Netz zu schliessen.<br />
f) Vermaschtes starres Netz<br />
Das vermaschte starre Netz (Figur 2.30) führt auch ohne Kompensator zu<br />
dreiphasig symmetrischen Verhältnissen an den Verbrauchern, da der alter-
Starre Netze Erzeuger<br />
3ph<br />
3ph<br />
3ph<br />
-52-<br />
Figur 2.30: Starres vermaschtes Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />
native Pfad soviel Übertragungskapazität aufweist, dass der Teilausfall einer<br />
Leitung nicht wesentlich stört. Mit Hilfe des Symmetrierkompensators ist es<br />
jedoch möglich, weiterhin Energie über die fehlerhafte Leitung zu leiten<br />
und damit das restliche Netz zu entlasten.<br />
2.7 Zusammenfassung<br />
einphasiger<br />
einphasiger Unterbruch<br />
Unterbruch<br />
3P-WR<br />
empfindliche<br />
sensible Verbraucher<br />
In diesem Kapitel wurde ein kurzer Überblick über die Einbettung des Symmetrierkompensators<br />
in elektrische Energieübertragungssysteme gegeben.<br />
Dazu wurde gezeigt, dass sehr unterschiedliche Möglichkeiten zur Kompensation<br />
von Unsymmetrien in Hochspannungsleitungen bestehen. Eine mögliche<br />
Topologie - der ungeerdete Symmetrierkompensator in Shunt-Schaltung<br />
- wurde ausgewählt. Er wird in einem elektrischen Energieübertragungssystem<br />
mit ungeerdeten Sternpunkten und ohne High-Ground-Verbindung<br />
untersucht.
-53-<br />
3 Mathematische Analyse<br />
In diesem Kapitel werden die Gleichungen der Ströme und Spannungen im<br />
System aufgestellt und analysiert. Wir konzentrieren uns dabei auf den<br />
stationären Fall nach einem einphasigen Unterbruch. Die Dynamik beim<br />
Übergang vom ungestörten in den gestörten Zustand wird später in der<br />
Simulation behandelt, da sie sich dort anschaulicher zeigen lässt.<br />
3.1 Die Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen<br />
Bei der Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen in der Elektrotechnik<br />
sind drei Darstellungsformen üblich: Phasengrössen, Drehzeiger und Zeiger<br />
(Siehe auch [1]: Tafel I).<br />
3.1.1 Phasengrössen<br />
Bei der Darstellung der Phasengrössen wird jede Phase für sich betrachtet.<br />
Es werden die Maschen- und Knotengleichungen für jede einzelne Phase<br />
aufgestellt. Zusammen mit den Gleichungen der anderen Phasen bilden sie<br />
ein Gleichungssystem, das das System beschreibt. Die Phasengrössen sind<br />
die Grössen, die man bei einer Messung ohne weitere Umformung unmittelbar<br />
erhält.<br />
3.1.2 Drehzeiger<br />
Durch geometrische Addition der Phasengrössen gemäss (3.1) erhält<br />
man die Darstellung in Drehzeigern . 1)<br />
xa, b, c<br />
x<br />
xt ()<br />
2<br />
-- xa() t e<br />
3<br />
Für die Rücktransformation von Drehzeigern in Phasengrössen gilt:<br />
j0°<br />
⋅ xb() t e j120°<br />
xc() t e j<br />
=<br />
– 120°<br />
( + ⋅ + ⋅ )<br />
xa() t = Rext ( () )<br />
xb() t Rext () e j –120°<br />
= ( ⋅ )<br />
xc() t Re x() t e j120°<br />
=<br />
( ⋅ )<br />
1) Wir rechnen mit Amplituden und nicht mit Effektivwerten.<br />
(3.1)<br />
(3.2)<br />
(3.3)<br />
(3.4)
-54-<br />
3.1.3 Zeiger<br />
Zum Übergang auf die Zeigerdarstellung X werden die Drehzeiger x durch<br />
den Einheits-Drehzeiger 1 e dividiert. Man erhält dadurch eine Darstellung<br />
in Koordinaten eines synchron mit der Frequenz der Grundschwingungsgrössen<br />
rotierenden Koordinatensystems. Die Wechselgrössen der<br />
Grundschwingung werden dadurch auf Gleichgrössen abgebildet. Im Falle<br />
dreiphasig symmetrischer drei-Phasen-Grössen erhält man somit stationäre<br />
(sinusfreie) Werte. Der Einheits-Drehzeiger soll in unserem Fall mit<br />
der bezogenen Spannung mitrotieren. Er wird durch einen sogenannten PLL<br />
(phase locked loop) gebildet.<br />
jωt<br />
⋅<br />
1 e jωt<br />
⋅<br />
Xt ()<br />
X<br />
xt ()<br />
= --------------------- = xt () ⋅ e<br />
e<br />
�<br />
j ω() t ⋅ dt<br />
(im allgemeinen Fall) (3.5)<br />
x<br />
--------- x e (im stationären Fall: ) (3.6)<br />
j – ω0t = = ⋅<br />
ω() t = ω0 e jω 0 t<br />
Die PLLs werden so eingestellt, dass die Einheits-Drehzeiger 1 e - die<br />
reelle Achse also - auf den Zeiger der bezogenen Spannung zu liegen kommen.<br />
Dies hat den Vorteil, dass in der weiteren Rechnung die Realteile d des<br />
Zeigers dem Wirkanteil und die Imaginärteile q dem Blindanteil entsprechen.<br />
jωt<br />
⋅<br />
3.2 Das System<br />
�<br />
– j ω() t ⋅ dt<br />
In Figur 3.1 ist das durch die nachfolgenden Gleichungen beschriebene<br />
System skizziert. Es besteht aus zwei über eine in einer Phase unterbrochene<br />
Leitung verbundenen Netzen. Die Netze sind über Anschlusstransformatoren<br />
mit den Ersatzinduktivitäten L T1,2 an die Leitung angeschlossen. Das<br />
Netz 1 wird dabei als starr angenommen. Das heisst seine Inneninduktivität<br />
L 1 ist klein gegenüber L T1 und wird daher vernachlässigt. Da aufgrund der<br />
Topologie kein Nullsystem betrachtet werden muss, können die magnetischen<br />
Kopplungen M ab,ac,bc zwischen den Leitern als Teile der Ersatzinduktivitäten<br />
LT 1,2 a,b,c betrachtet werden.<br />
Die dreiphasigen Leitungsströme i La,b,c des Netzes 1 und i La,b,c des Netzes<br />
2 sind identisch. In der Zeigerdarstellung unterscheiden sie sich jedoch<br />
darin, dass unterschiedliche PLLs zur Anwendung kommen. Da dieser
u 1a,b,c<br />
i 0<br />
L T1<br />
i 1a,b,c<br />
-55-<br />
Figur 3.1: Schematische Darstellung von zwei über eine schadhafte Leitung<br />
verbundenen Netzen. An beiden Enden der Leitung ist ein<br />
Symmetrierkompensator angebracht. Die Kapazitäten werden<br />
erst bei der Simulation der transienten Vorgänge berücksichtigt.<br />
Unterschied keine Bedeutung für Phasengrössen und Drehzeiger hat, wird<br />
erst im Kapitel 3.2.4 “Zeigerdarstellung” darauf eingegangen.<br />
3.2.1 Phasengrössen<br />
a) Maschengleichungen<br />
iLa,b,cLeitunguTLabc iLa,b,c i2a,b,c L2 u sa,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
LL iWR2c,b,a Netz 1 u Netz 2<br />
L2a,b,c<br />
PLL1 PLL2<br />
i · di<br />
( = ---- )<br />
dt<br />
u L1a,b,c<br />
LW1a,b,c LW2c,b,a uWR2c,b,a uWR1a,b,c Wechselrichter 1 Wechselrichter 2<br />
u1a i · 1a LT1 usa i · + La LL i · 2a ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2a ⋅ L2 + u2a + u20 u1b i · 1b LT1 usb i · + Lb LL i · 2b ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2b ⋅ L2 + u2b + u20 (3.7)<br />
(3.8)<br />
u1c i (3.9)<br />
Da die inneren Spannungen und der Netze 1 und 2 nicht<br />
direkt gemessen werden können, kann statt dessen auch mit den messbaren<br />
Netzanschlussspannungen uL1a,b,c und uL2a,b,c gerechnet werden. Die Gleichungen<br />
(3.7) bis (3.9) erhalten dann folgende Form:<br />
· 1c LT1 usc i · + Lc LL i2c ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2c ⋅ L2 + u2c + u20 u1abc , , u2abc , ,<br />
uL1a usa i · = + L2a ⋅ LL + uL2a + u20 uL1b usb i · = + L2b ⋅ LL + uL2b + u20 uL1c usc i · =<br />
+ L2c ⋅ LL + uL2c + u20 L T2<br />
u 2a,b,c<br />
u 20<br />
(3.10)<br />
(3.11)<br />
(3.12)
) Knotengleichungen<br />
i1a + iWR1a = iLa i1b + iWR1b = iLb i 1c<br />
+ iWR1c = iLc i2a – iWR2a = iLa i2b – iWR2b = iLb i2c – iWR2c = iLc -56-<br />
(3.13)<br />
(3.14)<br />
(3.15)<br />
(3.16)<br />
(3.17)<br />
(3.18)<br />
3.2.2 Nullkomponenten<br />
Durch algebraische Addition der Gleichungen der Phasengrössen a, b, c<br />
(Gleichung (3.7) bis (3.9) für die Spannungen und Gleichung (3.13) bis<br />
(3.18) für die Ströme) lassen sich Nullkomponenten - und damit Asymmetrien<br />
- erkennen.<br />
Es sei angenommen, dass die Netzspannungen nullkomponentenfrei sind:<br />
u1a + u1b + u1c = 0<br />
(3.19)<br />
u2a + u2b + u2c = 0<br />
(3.20)<br />
Die Netzströme sind ebenfalls nullkomponentenfrei, da die Summe der<br />
Netzströme i1abc , , und i2abc , , in beiden Sternpunkten durch Schaltungszwang<br />
Null sein müssen. Es gilt also:<br />
i1a + i1b + i1c = 0<br />
(3.21)<br />
i2a + i2b + i2c = 0<br />
(3.22)<br />
Da die Wechselrichter keinen Sternpunktleiter haben, müssen auch die<br />
Wechselrichterströme iWR1a,b,c und iWR2a,b,c nullkomponentenfrei sein:<br />
iWR1a + iWR1b + iWR1c = 0<br />
(3.23)<br />
iWR2a + iWR2b + iWR2c = 0<br />
(3.24)<br />
Die Summen der Gleichungen (3.13) bis (3.15) und (3.16) bis (3.18) liefern<br />
unter Berücksichtigung von (3.21) bis (3.24)<br />
iLa + iLb + iLc =<br />
0<br />
(3.25)
-57-<br />
Das heisst, dass auch der Leitungsstrom i La,b,c nullkomponentenfrei ist. 1)<br />
Die Spannungen sind hingegen nicht alle nullkomponentenfrei. Zwar gilt<br />
wegen (3.25):<br />
i<br />
Wegen des Unterbruchs in der Phase a ist jedoch<br />
· La LL i · Lb LL i · ⋅ + ⋅ + Lc ⋅ LL = 0<br />
i<br />
und wegen (3.26) und (3.27) gilt:<br />
· La ⋅ LL = 0<br />
i · Lb ⋅ L i · = – Lc ⋅ L<br />
Für die dreiphasige Spannung über die Unterbrechungsstelle gilt:<br />
uSa + uSb + uSc ≠ 0<br />
usb = usc = 0<br />
uSa, b, c<br />
(3.26)<br />
(3.27)<br />
(3.28)<br />
(3.29)<br />
(3.30)<br />
Die algebraische Addition der Gleichungen (3.7) bis (3.9) unter Berücksichtigung<br />
der Gleichungen (3.19) bis (3.30) liefert folgendes Ergebnis:<br />
0 = usa + usb + usc + 3 ⋅ u20 u Sa<br />
(3.31)<br />
Mit (3.30) folgt daraus u20 = – ------<br />
(3.32)<br />
3<br />
2)<br />
Daher wird der Sternpunkt der Netzspannung u2a,b,c mit einer Sinusspannung<br />
gegenüber Erde u20 in Netzfrequenz beaufschlagt. Die Amplituden der<br />
Spannung über den Unterbruch uSa und der Erdspannug u20 hängen von der<br />
Phasenverschiebung der beiden Netze zueinander ab. Es gilt:<br />
3<br />
uSa =<br />
--( uL1a – uL2a )<br />
(3.33)<br />
2<br />
Zur Herleitung dieses Zusammenhangs greifen wir zurück auf die Maschengleichungen<br />
(3.10) bis (3.12) und formen sie so um, dass wir usa isolieren<br />
können. Der Einfachheit halber bezeichnen wir die über die Leitung abfallenden<br />
Spannungen mit uTLa,b,c :<br />
1) Nullkomponentenfrei ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für<br />
Symmetrie.<br />
2) Mit “Sternpunkt der Netzspannung” ist der leitunsseitige Sternpunkt des Netztransformators<br />
gemeint. Ist kein Transformator vorhanden, ist der Generatorsternpunkt<br />
gemeint.
i · L2a ⋅ LL = uTLa i · L2b ⋅ LL = uTLb -58-<br />
(3.34)<br />
(3.35)<br />
i (3.36)<br />
Die in der weiteren Rechnung verwendeten Spannungen sind in Figur 3.2<br />
dargestellt.<br />
· L2c ⋅ LL = uTLc u L1a,b,c<br />
uSa,b,c<br />
Figur 3.2: Das vereinfachte Schaltbild zur Berechnung von u Sa<br />
(3.37)<br />
– uL1a + uSa + uTLa + uL2a – uL2c – uTLc – uSc + uL1c = 0 (3.38)<br />
Aus der Schaltungstopologie und den vorangegangenen Überlegungen ist<br />
bekannt, dass gilt:<br />
uTLb + uTLc = 0<br />
Die Gleichungen lassen sich nun vereinfachen zu:<br />
uSa = uL1a – uL2a – uTlb – ( uL1c – uL2c )<br />
Aus (3.41) und (3.42) ergibt sich:<br />
u TLa,b,c<br />
(3.37)<br />
(3.38)<br />
– uL1a uSa uTLa uL2a – uL2b – uTLb – uSb + uL1b u L2a,b,c<br />
+ + + = 0<br />
uSb = uSc = uTLa = 0<br />
uSa = uL1a – uL2a + uTlb – ( uL1b – uL2b )<br />
( uL1b – uL2b ) + ( uL1c – uL2c )<br />
uSa =<br />
uL1a – uL2a – --------------------------------------------------------------------<br />
2<br />
u 20<br />
(3.39)<br />
(3.40)<br />
(3.41)<br />
(3.42)<br />
(3.43)
-59-<br />
Da beide Netzspannungen u L1 und u L2 dreiphasig symmetrisch sind, ist<br />
auch deren Differenz eine dreiphasig symmetrische Spannung:<br />
( uL1a – uL2a ) + ( uL1b – uL2b ) + ( uL1c – uL2c ) = 0<br />
Die Gleichung (3.43) vereinfacht sich damit zu<br />
– ( uL1a – uL2a )<br />
uSa = uL1a – uL2a – ----------------------------------<br />
2<br />
(3.44)<br />
(3.45)<br />
(3.46)<br />
Bei dieser Herleitung wurde der Symmetrierkompensator unberücksichtigt<br />
gelassen. Natürlich gelten diese Zusammenhänge auch nach Eingreifen des<br />
Symmetrierkompensators. Durch das Aufprägen eines Gegensystems und<br />
das fakutlative Einprägen eines Blindstromes beeinflusst er jedoch die Netzanschlussspannungen<br />
uL1a,b,c und ul2a,b,c, sodass sich auch die Spannung<br />
über dem Unterbruch uSa gegenüber dem ungeregelten Fall ändern kann. 1)<br />
3<br />
uSa = --( uL1a – uL2a )<br />
2<br />
Unter der Annahme, dass uL1a,b,c und uL2a,b,c die gleichen Amplituden aufweisen<br />
und sich nur in der Phasenlage unterscheiden, lässt sich die Amplitude<br />
der Differenzspannung auch als Funktion der<br />
Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen darstellen. 2)<br />
∆uLa = ( uL1a – uL2a )<br />
∆ϕ<br />
ˆ = 2û sin La<br />
∆u La<br />
∆ϕ<br />
------<br />
2<br />
� �<br />
� �<br />
ϕ ∆uLa<br />
(3.47)<br />
Die Phasenlage der Differenzspannung gegenüber u L1a beträgt:<br />
ϕ ∆uLa<br />
=<br />
π – ∆ϕ<br />
– ----------------<br />
2<br />
∆u La<br />
(3.48)<br />
3.2.3 Drehzeigerdarstellung<br />
Durch geometrische Addition der Maschengleichungen (3.7) bis (3.9) erhält<br />
man gemäss (3.1) die Darstellung in Drehzeigern. Zu diesem Zweck werden<br />
die Gleichung (3.7) mit e , (3.8) mit und (3.9) mit multipliziert,<br />
dann addiert und die Summe mit 2/3 multipliziert:<br />
j0<br />
e j120°<br />
e j –120°<br />
1) Wie stark der Einfluss des Kompensators auf die Netzanschlussspannungen ist,<br />
hängt von der Inneninduktivität der Netze ab. Im Idealfall eines ideal starren Netzes<br />
mit Inneninduktivität Null ändert sich nichts.<br />
2) Die Gleichungen (3.47) und (3.48) gelten unter der Annahme, dass die Phasenverschiebung<br />
∆ϕ zwischen den beiden Netzen zwischen – π ⁄ 2 und π ⁄ 2 liegt.
i · di<br />
� � 1<br />
1 = --------<br />
� � dt<br />
-60-<br />
(3.49)<br />
u1 i (3.50)<br />
u20 ist eine reine Nullkomponente. Ihr Drehzeiger ist 0 und sie schlägt sich<br />
daher nicht in der Drehzeigerdarstellung nieder.<br />
Durch geometrische Addition der Knotengleichungen (3.13) bis (3.15) beziehungsweise<br />
(3.16) bis (3.18) erhält man in analoger Weise die Drehzeigerdarstellung<br />
der Ströme.<br />
·<br />
1 LT1 us i · + L2 LL i · 2 ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2 ⋅ L2 + u2 iL = i1 + iWR1 (3.51)<br />
iL = i2 – iWR2 (3.52)<br />
Möchte man nun von Drehzeigern auf Zeiger übergehen, müssen die unterschiedlichen<br />
PLLs berücksichtigt werden:<br />
3.2.4 Zeigerdarstellung<br />
Die Zeigerdarstellung erhält man gemäss Kapitel 3.1.3, Gleichung (3.6), in<br />
dem die Drehzeigerdarstellung durch Einheits-Drehzeiger 1 e dividiert<br />
wird.<br />
jωt<br />
⋅<br />
Einheits-Drehzeiger werden durch die PLLs (phase locked loop) gebildet.<br />
Im untersuchten System sind zwei PLLs im Einsatz: Die PLL 1 bezieht sich<br />
auf die Netzanschlussspannung uL1a,b,c des 1. Netzes und liefert den Einheits-Drehzeiger<br />
.<br />
e1 1 e jωt<br />
= ⋅<br />
e 1<br />
(3.53)<br />
Die PLL 2 bezieht sich auf die Netzanschlussspannung uL2a,b,c des 2. Netzes<br />
und liefert den Einheits-Drehzeiger .<br />
e2 = 1 ⋅ e<br />
j ωt ∆ϕ + ( )<br />
(3.54)<br />
Es wird angenommen, dass beide Netze die gleiche Netzfrequenz aufweisen,<br />
so dass sich die beiden Einheits-Drehzeiger e1 und e2 nur durch die<br />
Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen unterscheiden.<br />
Die PLLs werden so eingestellt, dass die Einheits-Drehzeiger 1 e - die<br />
reelle Achse also - auf den Zeiger der bezogenen Spannung zu liegen kommen.<br />
Dies hat den Vorteil, dass in der weiteren Rechnung die Realteile d des<br />
jωt<br />
⋅<br />
e 2
-61-<br />
Zeigers dem Wirkanteil und die Imaginärteile q dem Blindanteil entsprechen.<br />
Energie wird über eine Leitung nur transportiert, wenn zwischen den Leitungsenden<br />
eine Spannungsdifferenz besteht. Bei der angenommenen gleichen<br />
Amplitude beider Netzspannungen ergibt sich diese Differenzspannung<br />
aus der unterschiedlichen Phasenlage der Netzspannungen. 1)<br />
Die Spannungen von Netz 1 und Netz 2 haben im allgemeinen Fall eine unterschiedliche<br />
Phasenlage. Daher liefern die beiden PLLs unterschiedliche<br />
Einheits-Drehzeiger.<br />
Die linke und rechte Seite von Figur 3.1 müssen daher in der Berechnung<br />
getrennt behandelt werden. Die hochgestellten Indizes (1) und (2) geben an,<br />
ob die Grössen auf die PLL1 oder PLL2 bezogen sind.<br />
( 1)<br />
IL ≠<br />
( 2)<br />
IL (3.55)<br />
Wenn man von der Gleichung (3.50) ausgeht, erhält man bei Bezug auf den<br />
Einheits-Drehzeiger des PLL1:<br />
( 1)<br />
U1 =<br />
I · ( 1)<br />
1<br />
⋅<br />
L 1<br />
+<br />
e 1<br />
( 1)<br />
Us I · ( 1)<br />
+ LL I ·<br />
⋅ +<br />
(3.56)<br />
Die auf den Einheits-Drehzeiger e1 bezogenen Ströme erhält man aus den<br />
Gleichungen (3.51) und (3.52):<br />
( 1)<br />
IL ( 1)<br />
IL =<br />
=<br />
( 1)<br />
I1 ( 1)<br />
I2 +<br />
–<br />
( 1)<br />
IWR1 ( 1)<br />
IWR2 (3.57)<br />
(3.58)<br />
und bei Bezug auf den Einheits-Drehzeiger e2 des PLL2 ergibt sich aus der<br />
Gleichung (3.50):<br />
( 2)<br />
U1 I · ( 2)<br />
1<br />
L 1<br />
( 2)<br />
Us und aus den Gleichungen (3.51) und (3.52):<br />
( 2)<br />
IL ( 2)<br />
IL =<br />
=<br />
=<br />
( 2)<br />
I1 ( 2)<br />
I2 ⋅<br />
+<br />
–<br />
+<br />
( 2)<br />
IWR1 ( 2)<br />
IWR2 L2<br />
I · ( 2)<br />
+ LL I ·<br />
⋅ +<br />
L2<br />
1) Die übertragene Leistung ist proportional zum Sinus der Phasenverschiebung<br />
(siehe Kapitel 3.3.1)<br />
( 1)<br />
2<br />
( 2)<br />
2<br />
⋅ LT2 I · ( 1)<br />
+ ⋅ L2 + U2 2<br />
( 1)<br />
⋅ LT2 I · ( 2)<br />
+ ⋅ L2 + U2 2<br />
( 2)<br />
(3.59)<br />
(3.60)<br />
(3.61)<br />
∆ϕ
-62-<br />
Die Umrechnung von auf den Einheits-Drehzeiger des PLL1 bezogenen<br />
Zeigern X auf Zeiger , die auf auf den Einheits-Drehzeiger des<br />
PLL2 bezogen sind, ist möglich unter Berücksichtigung der Phasenverschiebung<br />
zwischen den beiden Einheits-Drehzeigern und .<br />
1 ( )<br />
X 2 ( )<br />
e2 X 2 ( )<br />
X 1 ( )<br />
∆ϕ e 1 e 2<br />
=<br />
=<br />
X 1 ( ) e j∆ϕ<br />
⋅<br />
X 2 ( ) e j – ∆ϕ<br />
⋅<br />
(3.62)<br />
(3.63)<br />
Im Weiteren wird nur mit den Strömen weiter gerechnet, da das Regelkonzept<br />
auf einer Symmetrierung der Ströme beruht.<br />
Zunächst erfolgt eine Aufteilung in Real- und Imaginärteil:<br />
( 1)<br />
IL ( 2)<br />
IL =<br />
=<br />
( 1)<br />
ILd ( 2)<br />
ILd +<br />
+<br />
( 1)<br />
jILq ( 2)<br />
jILq (3.64)<br />
(3.65)<br />
Die beiden Netze 1 und 2 werden nun getrennt betrachtet. Dies ist auch im<br />
Hinblick auf den Einsatz des entwickelten FACTS-Gerätes sinnvoll: Das<br />
Gerät auf jeder Seite der Uebertragunsleitung soll aufgrund der am jeweiligen<br />
Anschlusspunkt gemessenen Verhältnisse und ohne Kommunikation<br />
mit dem FACTS-Gerät am anderen Ende der Leitung arbeiten.<br />
a) Netz 1<br />
Die folgenden Gleichungen (3.66) bis (3.75) stellen Zeiger dar, die sich alle<br />
auf den Einheits-Drehzeiger des PLL1 des Netzes 1 beziehen. Der Blindund<br />
Wirkteil des Leitungsstromes werden aufgeteilt in einen konstanten<br />
Teil und Teile mit sinusförmigem Verlauf. Diese entsprechen<br />
dem Gegensystem, während die konstanten Anteile von dem Mitsystem<br />
entsprechen 1) e1 ( 1)<br />
I<br />
( 1)<br />
( 1)<br />
L<br />
ILd, qkonst ∆ILd, q<br />
( 1)<br />
IL .<br />
( 1)<br />
IL =<br />
( 1)<br />
ILd ( 1)<br />
ILd =<br />
+<br />
( 1)<br />
ILdkonst +<br />
( 1)<br />
∆ILd ( 1)<br />
jILq ( 1)<br />
ILq (3.66)<br />
(3.67)<br />
(3.68)<br />
1) Das Gegensystem rotiert mit gleicher Frequenz wie das Mitsystem, aber mit umgekehrter<br />
Drehrichtung. Da im weiteren Verlauf das Gegensystem auf Null geregelt<br />
werden soll, kann es durchaus sinnvoll sein, eine auf das Gegensystem bezogene<br />
PLL einzusetzen, mit deren Hilfe man das Gegensystem als stationären Zeiger darstellen<br />
kann.<br />
=<br />
( 1)<br />
ILqkonst +<br />
e 1<br />
( 1)<br />
∆ILq
-63-<br />
Wenn man die Wechselrichter-Stromquellen die sinusförmigen Anteile<br />
( 1)<br />
und<br />
( 1)<br />
von<br />
( 1)<br />
und<br />
( 1)<br />
liefern lässt,<br />
∆I Ld<br />
( 1)<br />
IWR1 =<br />
( 1)<br />
∆ILd ∆I Lq<br />
+<br />
( 1)<br />
j∆I Lq<br />
I Ld<br />
( 1)<br />
I1 I Lq<br />
so bleiben für den Netzstrom nur noch die konstanten Anteile übrig:<br />
( 1)<br />
I1 ( 1)<br />
I1 ( 1)<br />
I1 =<br />
=<br />
=<br />
( 1)<br />
IWR1 ( 1)<br />
– + IL –<br />
( 1)<br />
∆ILd ( 1)<br />
ILdkonst ( 1)<br />
j∆I Lq<br />
( 1)<br />
– + ∆ILd + j∆I Lq + ILdkonst +<br />
+<br />
( 1)<br />
jILqkonst (3.69)<br />
(3.70)<br />
(3.71)<br />
(3.72)<br />
Das Netz1 wird so also nur mit Strömen im Mitsystem beaufschlagt, also<br />
rein symmetrisch belastet.<br />
Blindstromkompensation<br />
Zusätzlich zur Symmetrieraufgabe - also der Kompensation des Gegensystems<br />
- können die Wechselrichter auch zur Blindstromkompensation und<br />
damit zur Stabilisierung eines schwachen Netzes benutzt werden. Optimaler<br />
Weise wird der Netzblindstrom damit so eingestellt, dass die Spannung am<br />
Anschlusspunkt dem Wert der Nennspannung des Netzes entspricht. In diesem<br />
Fall muss der Wechselrichterstrom noch durch einen Konstant-Blind-<br />
( 1)<br />
strom Iq1komp erweitert werden. Die Gleichungen (3.69), (3.71) und (3.72)<br />
ändern sich für diesen Fall zu:<br />
( 1)<br />
IWR1 ( 1)<br />
I1 ( 1)<br />
I1 =<br />
( 1)<br />
∆ILd ( 1)<br />
∆ILd ( 1)<br />
( 1)<br />
+ j( ∆ILq + Iq1komp) ( 1)<br />
j∆I Lq<br />
( 1)<br />
( 1)<br />
Die obigen Gleichungen werden durch die Figur 3.3 veranschaulicht.<br />
( 1)<br />
(3.73)<br />
(3.74)<br />
(3.75)<br />
b) Netz 2<br />
Unter Beachtung der unterschiedlichen Richtung der Zählpfeile sind die<br />
gleichen Beziehungen wie bei Netz 1 auch für die Grössen anwendbar, die<br />
auf den Einheits-Drehzeiger des PLL 2 des Netzes 2 bezogen sind:<br />
( 2)<br />
IL =<br />
=<br />
=<br />
–<br />
( 1)<br />
ILdkonst ( 2)<br />
ILd ( 1)<br />
( 1)<br />
( 1)<br />
jILqkonst ( 1)<br />
– + ∆ILd + j∆I Lq + ILdkonst + jILqkonst +<br />
+<br />
( 1)<br />
jILqkonst ( 1)<br />
Iq1komp ( + )<br />
+<br />
e 2<br />
( 2)<br />
jILq ( 1)<br />
jIq1komp (3.76)
( 1)<br />
∆I<br />
WR1<br />
( 1)<br />
I L, konst<br />
( 1)<br />
∆I<br />
L<br />
( 1)<br />
I L<br />
( 1)<br />
IWR1 -64-<br />
( 1)<br />
( 1)<br />
u = u 1 1d<br />
Figur 3.3: Zeigerdarstellung der auf den Einheits-Drehzeiger des Netzes<br />
1 bezogenen Ströme im Netz 1, der Leitung und dem Wechselrichter<br />
1. Der Zeiger des Stromes I1 steht still. Der<br />
Leitungsstrom IL besteht aus einem konstanten Anteil IL,konst ( 1)<br />
und einem sinusförmigen Anteil ∆I , der dem Gegensystem<br />
L<br />
entspricht. Er rotiert in der Zeigerdarstellung um die Spitze von<br />
IL,konst . Der Strom aus dem Wechselrichter IWR1 besteht aus der<br />
( 1)<br />
( 1)<br />
Summe des ∆I kompensierenden Anteils ∆I und dem<br />
( 1)<br />
L<br />
WR1<br />
Anteil IWR1, komp zur Kompensation von Blindströmen. In der<br />
obigen Darstellung sind rotierende Zeiger punktiert eingezeichnet,<br />
während konstante Zeiger mit vollen Linien dargestellt<br />
sind. Hilfsgrössen sind dünner dargestellt als tatsächlich<br />
messbare Signale.<br />
( 2)<br />
ILd =<br />
( 2)<br />
ILdkonst ( 2)<br />
IWR2 +<br />
( 2)<br />
∆ILd ( 2)<br />
( 2)<br />
ILq (3.77)<br />
(3.78)<br />
variable Anteile: = – ∆ILd<br />
– j∆I Lq<br />
(3.79)<br />
( 2)<br />
I2 ( 2)<br />
I2 =<br />
=<br />
( 2)<br />
IWR2 –<br />
+<br />
( 2)<br />
∆ILd ( 2)<br />
IL ( 2)<br />
j∆I Lq<br />
( 2)<br />
( 2)<br />
j∆I Lq<br />
(3.80)<br />
(3.81)<br />
nur stationäre Anteile bleiben: = +<br />
(3.82)<br />
( 1)<br />
I 1<br />
Re<br />
( 1)<br />
IWR1, komp<br />
( 2)<br />
ILqkonst Beziehungsweise mit Blindstromkompensation:<br />
( 2)<br />
IWR2 ( 2)<br />
I2 =<br />
( 2)<br />
= – ∆ILd<br />
–<br />
( 2)<br />
IWR2 +<br />
=<br />
( 2)<br />
( 2)<br />
ILdkonst – + ∆ILd + + +<br />
( 2)<br />
IL ( 2)<br />
j∆I Lq<br />
+<br />
( 2)<br />
I2 ( 2)<br />
jIq2komp ( 2)<br />
ILdkonst +<br />
( 2)<br />
∆ILq ( 2)<br />
jILqkonst ( 2)<br />
jILqkonst e 1<br />
(3.83)<br />
(3.84)
( 2)<br />
I2 ( 2)<br />
I2 =<br />
=<br />
–<br />
( 2)<br />
∆ILd ( 2)<br />
ILdkonst ( 2)<br />
j∆I Lq<br />
3.3 Leistungsfluss<br />
( 2)<br />
-65-<br />
( 2)<br />
j∆I Lq<br />
( 2)<br />
ILdkonst ( 2)<br />
jILqkonst – + ∆ILd + + + +<br />
+<br />
( 2)<br />
jILqkonst ( 2)<br />
Iq2komp ( + )<br />
( 2)<br />
jIq2komp (3.85)<br />
(3.86)<br />
Eine wesentliche Anwendung für leistungselektronische Geräte in der Energieübertragung<br />
stellen Einrichtungen zur Leistungs- oder Energieflussregelung<br />
dar. In diesem Abschnitt soll nun aufgezeigt werden, welchen Einfluss<br />
der einphasige Unterbruch und seine Kompensation durch einen Symmetrierkompensator<br />
auf den Leistungsfluss zwischen zwei Netzen haben.<br />
3.3.1 Leistungsfluss über eine dreiphasige Leitung<br />
Ein elektrisches Netz besteht aus Erzeugern (Generatoren), Übertragungseinrichtungen<br />
(Leitungen, Transformatoren) und Verbrauchern (Lasten). In<br />
einem Verbundnetz sind mehrere benachbarte Netze, jedes bestehend aus<br />
mehreren Erzeugern und Verbrauchern, über elektrische Leitungen miteinander<br />
verbunden. Diese Leitungen erlauben einen Energieaustausch zwischen<br />
den einzelnen Netzen. Ein Netz mit Energiemangel kann über eine<br />
Leitung mit überschüssiger Energie eines anderen Netzes beliefert werden.<br />
In unserem Beispiel gehen wir von zwei Netzen aus, die über eine dreiphasige<br />
Leitung miteinander verbunden sind. Jedes dieser Netze besteht aus<br />
verteilten Generatoren (G) und Lasten (L). Die Konfiguration erlaubt bidirektionalen<br />
Energietransfer. Das Netz 2 wird hier jedoch als das Netz betrachtet,<br />
welches die Energie normaler Weise empfängt. Es wird darüber<br />
hinaus angenommen, dass beide Leitungen über Transformatoren an die<br />
Wechselspannungsnetze angeschlossen sind, um die hohe Übertragungsspannung<br />
auf ein angemessenes Niveau herunterzutransformieren. Die<br />
Streuinduktivität der Transformatoren sind in Figur 3.4 in die Leitungsinduktivität<br />
L integriert.<br />
Der angenommene Energiemangel im Netz 2 muss durch einen entsprechenden<br />
Energieüberschuss im Netz 1 gedeckt werden. Die Leistung P,<br />
welche durch die dreiphasige Leitung fliesst, deckt gerade die Differenz<br />
zwischen verbrauchter und erzeugter Leistung PL2 – PG2 im Netz 2 bzw. die<br />
negative Differenz zwischen verbrauchter und erzeugter Leistung<br />
–<br />
( PL1 – PG1) im Netz 1.
-66-<br />
Die betrachtete Leitung besteht aus drei gleichen Phasenleitern mit der Induktivität<br />
L. Der Einfachheit halber betrachten wir die Leitung als verlustlos.<br />
Sie ist in Figur 3.4 eingebettet in die beiden Netze dargestellt. In Phase<br />
A ist ein Schalter eingezeichnet, der einen möglichen Unterbruch darstellt.<br />
Für die ersten Überlegungen bleibt er geschlossen.<br />
Netz 1 Netz 2<br />
Phasenleiter A<br />
G 1<br />
L 1<br />
u 1a<br />
u 1b<br />
u 1c<br />
L<br />
Phasenleiter B<br />
L<br />
Phasenleiter C<br />
L<br />
i a<br />
i b<br />
i c<br />
Figur 3.4: Modell der dreiphasigen Übertragungsleitung.<br />
Die Induktivitäten L stellen die Ersatzinduktivitäten für jeweils<br />
einen einzelnen Leiter dar.<br />
Der Leistungsfluss über eine Leitung wird bestimmt durch die über die Leitung<br />
abfallende Spannung und die Leitungsparameter (Induktivitätsbelag,<br />
Kapazitätsbelag, Widerstandsbelag). Hier gehen wir davon aus, dass die beiden<br />
Netzspannungen die gleiche Amplitude aufweisen. Dann bestimmt sich<br />
die über die Leitung abfallende Spannung durch die Phasenverschiebung<br />
zwischen den Netzen. Diese Phasenverschiebung entsteht dadurch, dass ein<br />
Netz, dessen Leistungsbedarf ansteigt, in der Phase leicht zurückfällt, während<br />
ein Netz mit Leistungsüberschuss mit seiner Phasenlage vorauseilt.<br />
Durch diese Phasendifferenz kommt es zum Leistungsausgleich. Die übertragene<br />
Leistung berechnet sich nach folgender Formel:<br />
P 12<br />
,<br />
=<br />
3<br />
--<br />
2<br />
U1 U ⋅ 2<br />
⋅ ---------------------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
⋅ sinβl<br />
Z 0<br />
u 2a<br />
u 2b<br />
u 2c<br />
G 2<br />
L 2<br />
(3.87)
-67-<br />
U1 und U2 sind die Amplituden der Netzspannungen u1a,b,c und u2a,b,c .<br />
ist die Phasenverschiebung zwischen den Zeigern der beiden Netzspannungen.<br />
1)<br />
ϕ<br />
Es gilt:<br />
u1a = U1 ⋅ sin(<br />
ωt)<br />
u2a = U2 ⋅ sin(<br />
ωt + ϕ)<br />
u1b = U1 ⋅ sin(<br />
ωt – 120°<br />
) u2b = U2 ⋅ sin(<br />
ωt – 120°<br />
+ ϕ)<br />
u1c = U1 ⋅ sin ( ωt + 120° ) u2c = U2 ⋅ sin ( ωt + 120° + ϕ)<br />
(3.88)<br />
(3.89)<br />
(3.90)<br />
Z0 und sind die Leitungsparameter. Im Falle der verlustlosen Leitung<br />
vereinfacht sich zu , wobei die Kreisfrequenz der beiden<br />
Netze darstellt. 2) sinβl<br />
Z0⋅sinβl ωLω Gleichung (3.87) wird in diesem Fall zu:<br />
P12 ,<br />
=<br />
3<br />
--<br />
2<br />
U1 U ⋅ 2<br />
⋅ ----------------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
ωL<br />
(3.91)<br />
Es handelt sich hierbei um einen konstanten Leistungsfluss, der sich nur<br />
durch Änderung der Phasenverschiebung ändert, da die Summe der<br />
Leistungsflüsse durch die drei Phasenleiter konstant bleibt.<br />
Für die spätere Betrachtung der unterbrochenen Leitung interessiert uns<br />
aber auch der Leistungs- und Energiefluss durch jeden einzelnen Leiter.<br />
Die über einen Leiter übertragene Leistung ist das Produkt aus der Anschlussspannung<br />
und dem Strom, von dem der Leiter durchflossen wird.<br />
Betrachten wir den Fall für die Phase a in Figur 3.4:<br />
pa = u1a ⋅ iLa (3.92)<br />
iLa =<br />
1<br />
--<br />
L�<br />
uLadt =<br />
1<br />
--<br />
L�<br />
ULasinωt dt<br />
(3.93)<br />
Für stationäre Verhältnisse ( ω<br />
sind abgeschlossen) gilt:<br />
ist konstant und die Einschwingvorgänge<br />
ULa -------- sinωt dt<br />
L �<br />
U La<br />
= – -------- ⋅ cosωt<br />
=<br />
ωL<br />
Spannung über die Leitung:<br />
U La<br />
ωL<br />
uLa =<br />
U1 ⋅ sin( ωt)<br />
– U1 ⋅ sin(<br />
ωt – ϕ)<br />
-------- ωt π<br />
⋅ sin – --<br />
2<br />
� �<br />
� �<br />
1) In den vorangehenden Abschnitten wurde statt ϕ auch ∆ϕ verwendet.<br />
2) Siehe [15] S.34<br />
(3.94)<br />
(3.95)
u La<br />
=<br />
2U 1<br />
damit wird zu<br />
i La<br />
=<br />
2U1 --------ωL<br />
Für die Leistung gilt:<br />
-68-<br />
ϕ � � π– ϕ<br />
⋅ sin -- ⋅ sin ωt + ------------<br />
2�<br />
� 2<br />
i La<br />
Die Lösung des Integrals ergibt zunächst:<br />
und lässt sich vereinfachen zu:<br />
� �<br />
� �<br />
ϕ � � sin -- ωt<br />
� � 2<br />
ϕ<br />
⋅ ⋅ sin – --<br />
2<br />
� �<br />
� �<br />
(3.96)<br />
(3.97)<br />
ϕ<br />
U1 sin( ωt)<br />
2U1 -- � � sin ωt<br />
2 � �<br />
pa (3.98)<br />
Es handelt sich hierbei um eine Momentanleistung. Uns interessiert aber vor<br />
allem die mittlere Leistung, beziehungsweise die während einer Netzperiode<br />
übertragene Energie.<br />
ϕ�<br />
⋅ � ⋅ ⋅ ⋅ sin – --<br />
� � 2<br />
= --------------------------------------------------------------------------------------------------ωL<br />
P a<br />
P a<br />
P a<br />
P a<br />
=<br />
=<br />
T<br />
1<br />
-- ⋅ padt T �<br />
1<br />
--<br />
T<br />
0<br />
2 ϕ � �<br />
2U1 ⋅ sin --<br />
� �<br />
2<br />
------------------------------- sinωt ωt<br />
ωL<br />
ϕ<br />
T<br />
⋅ ⋅�⋅sin<br />
– --<br />
2<br />
2 ϕ � � 2U1⋅ sin --<br />
� �<br />
2<br />
---------------------------ωL<br />
1<br />
-- ωt ωt<br />
2<br />
ϕ<br />
=<br />
⋅ sin cos – --<br />
2<br />
=<br />
2<br />
U1 ------ωL<br />
⋅ sin<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
� ��d<br />
� t<br />
� �<br />
� �<br />
0<br />
� � ωt ωt<br />
� � ϕ<br />
� ��<br />
�<br />
� ��<br />
�<br />
– cos sin – --<br />
� � � �<br />
� � �<br />
�<br />
⋅ cos<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
(3.99)<br />
(3.100)<br />
(3.101)<br />
(3.102)<br />
Pa =<br />
2<br />
U1 ---------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
2ωL<br />
(3.103)<br />
Wie erwartet gilt Pa =<br />
gleiche Leistung.<br />
P ⁄ 3 . Es fliesst also durch jeden Leiter im Mittel die<br />
2
-69-<br />
3.3.2 Leistungsfluss über eine unterbrochene Leitung<br />
In dieser Abhandlung interessieren uns vor allem die Verhältnisse beim Unterbruch<br />
eines der drei Phasenleiter. Wir berechnen daher den Leistungsfluss<br />
durch einen Phasenleiter , wenn einer der beiden anderen Phasenleiter<br />
unterbrochen ist (das entspricht der Öffnung des Schalters der Phase A in<br />
Figur 3.4). Da sich, wie in Kapitel 3.2.2 gezeigt eine Spannung u20 zwischen<br />
dem nicht geerdeten Transformatorsternpunkt und Erde einstellt, ändert<br />
sich auch die über der Leitung abfallende Spannung gegenüber den<br />
Verhältnissen in Kapitel 3.3.1. Für die Spannung uLb über den Phasenleiter<br />
B gilt (u1b und u2b sind die Phasenspannungen der angeschlossenen Netze):<br />
uLb = u1b – u2b + u20 u20 beträgt gemäss (3.32) und (3.33):<br />
u 20<br />
=<br />
=<br />
1<br />
– --(<br />
u1a – u2a) 2<br />
1<br />
ϕ � – � -- 2U<br />
2 1 -- ωt<br />
� 2 � ϕ<br />
⋅ ⋅ sin ⋅ cos – --<br />
2<br />
�ϕ� π ϕ<br />
– U1<br />
-- ωt<br />
2<br />
–<br />
=<br />
+ �<br />
⋅ sin ⋅ sin�<br />
------------<br />
�<br />
� 2<br />
� �<br />
� �<br />
(3.104)<br />
(3.105)<br />
Unter der Annahme, dass u 1b zu u 1a um 120° phasenverschoben ist, gilt:<br />
� �<br />
u2b – u1b = 2U1⋅sin =<br />
u Lb<br />
=<br />
=<br />
2U 1<br />
U 1<br />
2U 1<br />
⋅ sin<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
⋅ sin<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
⋅ sin<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
2π ϕ<br />
3<br />
ϕ<br />
– -- – --<br />
6 2<br />
2<br />
� � �ωt� � � �<br />
�<br />
⋅ cos – ----- – --<br />
� � ωt<br />
� �<br />
π � �<br />
⋅ sin<br />
�<br />
�<br />
� � ωt<br />
� �<br />
π<br />
U1<br />
� �<br />
� �<br />
⋅sin<br />
ϕ<br />
– -- – -- –<br />
6 2<br />
ϕ<br />
– -- – --<br />
6 2<br />
⋅sin<br />
ϕ<br />
-- ⋅ sin<br />
2<br />
π ϕ –<br />
+ -----------<br />
2<br />
π ϕ –<br />
2<br />
� � ωt + � � -----------<br />
�<br />
� � �<br />
� � π � 2 ωt ωt � �<br />
� �<br />
�<br />
�<br />
� � � � �<br />
� �<br />
sin<br />
– sin<br />
(3.106)<br />
(3.107)<br />
Gleichung (3.107) lässt sich mit Hilfe der Additionstheoreme der trigonometrischen<br />
Funktionen umformen zu:<br />
u Lb<br />
=<br />
U 1<br />
⋅ sin<br />
ϕ<br />
--<br />
2<br />
2π<br />
-----<br />
3<br />
ϕ<br />
– – --<br />
2<br />
2π<br />
-----<br />
3<br />
ϕ<br />
– – --<br />
2<br />
� � �ωt� 3 � �<br />
� �<br />
ωt<br />
�<br />
� � � � �<br />
� �<br />
cos<br />
– sin<br />
Für die Momentanwirkleistung im Phasenleiter B ergibt sich damit:<br />
(3.108)
-70-<br />
2 2π<br />
U1 ωt – ----- � � ϕ<br />
sin<br />
-- � � 2π<br />
ωt -----<br />
3 � � 2 � � 3<br />
pb (3.109)<br />
Uns interessiert aber - wie beim nicht unterbrochenen Fall - die mittlere<br />
übertragene Leistung. Diese mittlere Leistung erhält man durch Integration<br />
von Gleichung (3.109) :<br />
ϕ<br />
– � – -- 3 ωt �<br />
� 2<br />
� 2π<br />
-----<br />
3<br />
ϕ<br />
⋅ �<br />
⋅sin<br />
� cos<br />
– sin<br />
�<br />
� – – --<br />
�<br />
� 2 �<br />
�<br />
= ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ωL<br />
P b<br />
T<br />
1<br />
= -- ⋅ pbdt T � =<br />
0<br />
2<br />
3<br />
--<br />
8<br />
U1 ⋅ ------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
ωL<br />
(3.110)<br />
Da Phase A unterbrochen ist, wird nur über Phase B und C Energie übertragen.<br />
Die über die gesamte Leitung übertragene Leistung wird damit zu<br />
P12 ,<br />
=<br />
2<br />
3<br />
--<br />
4<br />
U1 ⋅ ------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
ωL<br />
(3.111)<br />
Es wird also nur 50 % der Leistung übertragen, die ohne Unterbruch übertragen<br />
würde:<br />
1<br />
P12Unterbruch , = -- ⋅ P1, 2normal<br />
(3.112)<br />
2<br />
Dieser Zusammenhang gilt unter der Voraussetzung, dass die Phasenverschiebung<br />
ϕ<br />
zwischen den beiden Netzen konstant bleibt. In einem realen<br />
Netzgefüge, würde sich bei entsprechendem Leistungsbedarf eine grössere<br />
Phasenverschiebung einstellen, damit die erforderliche Leistung geliefert<br />
werden kann.<br />
3.3.3 Leistungsfluss bei Einsatz des Symmetrierkompensators<br />
Bei Aktivierung des Symmetrierkompensators verändern sich die jeweiligen<br />
Netzanschlussspannungen da ihnen eine Spannung zur Kompensation des<br />
Gegensystems überlagert wird. Gleichung (3.111) gilt weiterhin allerdings<br />
nur für die Leitung selbst, nicht für die Induktivitäten in den angeschlossenen<br />
Netzen. Da die angeschlossenen Netze durch den Eingriff des Symmetrierkompensators<br />
mit dreiphasig symmetrischen Strömen belastet werden,<br />
entspricht der Leistungsfluss über deren Inneninduktivität den Verhältnissen<br />
in Gleichung (3.91). Es sind nun zwei Vorgehensweisen möglich:<br />
Man berechnet die Anschlussspannun gen mit den überlagerten Spannungen<br />
der Wechselrichter und berechnet daraus in Analogie zum Vorgehen<br />
in Kapitel 3.3.2 die übertragene Leistung.
-71-<br />
Man betrachtet die Leitung mit einphasigem Unterbruch als “Black box”,<br />
für die die Gleichung (3.112) gilt, durch die also bei gleichen Parametern<br />
nur 50 % der Leistung fliesst, die sich aus der Gleichung (3.91) ergeben<br />
würde. Dies entspricht der Annahme, dass die Leitungsinduktivität für<br />
den Fall des Unterbruchs das doppelte vom Normalfall beträgt:<br />
Es gilt also:<br />
Lgesamt = LNetz1 + 2 ⋅ LLeitung + LNetz2 Für die übertragene Leistung gilt dann:<br />
P12 ,<br />
=<br />
3<br />
--<br />
2<br />
U1 ⋅ U2 ⋅ --------------------------------------------------------------------------- ⋅ sin(<br />
ϕ)<br />
ω( LNetz1 + 2 ⋅ LLeitung + LNetz2) (3.113)<br />
(3.114)<br />
Das Verhältnis von im Normalfall übertragener Leistung zur im Störungsfall<br />
übertragenen Leistung hängt also vom Verhältnis der Leitungsinduktivität<br />
zur Netzinduktivität ab. Ausser im theoretischen Grenzfall zweier völlig<br />
starrer Netze ohne Inneninduktivität wird immer mehr Leistung übertragen<br />
als bei einem Unterbruch ohne Kompensation.<br />
LLeit + LNetz1 + LNetz2 P12Unterbruch , , komp = P12normal , ⋅ ---------------------------------------------------------------- (3.115)<br />
( 2 ⋅ LLeit) + LNetz1 + LNetz2 Auch dieser Zusammenhang gilt natürlich nur, solange sich die Phasenverschiebung<br />
ϕ zwischen den beiden gekoppelten Netzen nicht ändert. In einem<br />
realen Netz wird sich eine dem Leistungsbedarf entsprechende Phasenverschiebung<br />
einstellen.<br />
Blindstromkompensation:<br />
Wie in Kapitel 3.2.4 beschrieben, können die Kompensatoren auch zur<br />
Blindstromkompensation eingesetzt werden. Durch Einspeisung oder Aufnahme<br />
von Blindströmen kann über den Einfluss auf die Netzanschlussspannungen<br />
der Leistungsfluss beliebig gesteigert oder gesenkt werden. Es<br />
ist dabei allerdings darauf zu achten, dass der aufgrund der thermischen Belastungsgrenzen<br />
maximal zulässige Strom in den Phasenleitern nicht überschritten<br />
wird.<br />
Regelung<br />
Aufgabe der Regelung ist es nun, einen Unterbruch zu erkennen und durch<br />
den Wechselrichter die gemäss Kapitel 3.2.4 erforderlichen variablen<br />
Ströme ∆ILd, q sowie gegebenenfalls die zur Blindstromkompensation<br />
erforderlichen Ströme herzustellen.<br />
Iq1komp, q2komp
-72-<br />
3.4 Symmetrische Komponenten<br />
In der elektrischen Energietechnik (wo sehr rasche Regelungen mit Ausregelzeiten<br />
von Bruchteilen einer Netzperiode selten notwendig sind) wird<br />
üblicherweise an Stelle der Darstellung in Phasengrössen, Drehzeigern und<br />
Zeigern zur Beschreibung dreiphasiger elektrischer Systeme die Darstellung<br />
in symmetrischen Komponenten verwendet. Dabei wird jedes Betriebsmittel<br />
des Systems in die drei Komponenten Mitsystem, Gegensystem und Nullsystem<br />
zerlegt dargestellt. 1)<br />
Diese in der Leistungelektronik nicht gebräuchliche Darstellungsweise<br />
wurde für die Regelung dieser Arbeit nicht herangezogen. Der Vollständigkeit<br />
halber soll die Funktionsweise des Symmetrierkompensators dennoch<br />
hier auch in dieser Darstellungsweise kurz illustriert werden. Im Unterschied<br />
zu den dynamischen Grössen der Leistungselektronik wird hier ausschliesslich<br />
mit Effektivwerten gearbeitet. 2)<br />
Netz 1 Leitung Netz 2<br />
einphasiger<br />
Unterbruch<br />
Mitsystem<br />
Gegensystem<br />
Nullsystem<br />
Figur 3.5: Ersatzschaltbild für eine zwei Netze verbindende Leitung mit<br />
einem einphasigen Unterbruch an einem Ende. Die grauen Quader<br />
repräsentieren die für das Mit-, Gegen- oder Nullsystem<br />
wirksamen Längs- und Querimpedanzen von Netzen und Leitung.<br />
In Figur 3.5 wird das schon in den vorangehenden Abschnitten dieses Kapitels<br />
betrachtete Übertragunssystem mit einem einphasigen Unterbruch skizziert.<br />
Ohne Gegenmassnahmen führt ein solcher Unterbruch zwangsläufig<br />
zu Gegen- und Nullsystemströmen sowohl in der Leitung als auch in den angeschlossenen<br />
Netzen.<br />
1) Zur Erklärung der symmetrischen Komponenten siehe [5] S 418ff und [21]<br />
2) Die Darstellung in Effektivwerten ist hier sinnvoll, da dynamische Momentanwerte<br />
nicht in Mit- und Gegensystem zerlegt werden können.
Netz 1<br />
-73-<br />
U 1 U 2<br />
Z1mit Igegen Z 1gegen<br />
Z 10<br />
Leitung<br />
Z Lmit<br />
Z Lgegen<br />
Z L0<br />
Z 2mit<br />
Z 2gegen<br />
Z20 = ∞<br />
Netz 2<br />
Figur 3.6: Ersatzschaltbild des aus Längsimpedanzen aufgebauten vereinfachten<br />
Netzwerks. Z xmit,gegen,0 stellen die Längsimpedanzen in<br />
Mit-, Gegen- und Nullsystem dar. U 1 und U 2 sind die inneren<br />
Spannungsquellen der Netze. Sie weisen ausschliesslich Mitsystemanteile<br />
auf. Ströme und Spannungen sind Effektivwerte.<br />
Die Funktion des Symmetrierkompensators soll anhand eines vereinfachten<br />
nur aus Längsimpedanzen aufgebauten Netzwerkes, wie es auch in den vorangegangenen<br />
Abschnitten verwendet wurde, gezeigt werden (Figur 3.6).<br />
Da der Transformatorsternpunkt an einem Ende nicht geerdet ist, weist das<br />
Nullsystem eine unendlich hohe Impedanz auf. Es kann daher in der weiteren<br />
Betrachtung weggelassen werden.<br />
Netz 1<br />
I mit<br />
I 0<br />
I gegen<br />
Figur 3.7: Vereinfachtes Ersatzschaltbild ohne Nullsystem<br />
Mitsystem<br />
Gegensystem<br />
Nullsystem<br />
Eine der Regeln zur Darstellung dreiphasiger Systeme durch symmetrische<br />
Komponenten besagt, dass die Ströme auf beiden Seiten eines Unterbruchs<br />
im jeweiligen Teilsystem (Mit, Gegen oder Null) gleich sind. I mit ist daher<br />
im Netz 1, in der Leitung und im Netz 2 gleich.<br />
I mit<br />
U 1 U 2<br />
Z 1mit<br />
I mit<br />
Igegen Z1gegen Leitung<br />
Z Lmit<br />
Z Lgegen<br />
I mit<br />
I 0<br />
I gegen<br />
Z 2mit<br />
Z 2gegen<br />
Netz 2<br />
Mitsystem<br />
Gegensystem
-74-<br />
Zur besseren Veranschaulichung lässt sich die Figur 3.7 zur Darstellung in<br />
Figur 3.8. umformen. Dort wurde nun der Symmetrierkompensator als<br />
Stromquelle hinzugefügt, die den Gegensystemstrom I gegen im Netz 1 und 2<br />
kompensiert.<br />
Leitung<br />
Z Lmit<br />
Z Lgegen<br />
Figur 3.8: Ersatzschaltbild mit Symmetrierkompensator als Stromquelle<br />
zur Kompensation des Gegensystems<br />
Aus dem Ersatzschaltbild in Figur 3.8 lässt sich der zur Kompensation<br />
erforderliche Strom aus den Mit- und Gegensystemimpedanzen sowie den<br />
Netzspannungen leicht berechnen. Es soll gelten:<br />
I gegen<br />
=<br />
0<br />
(3.116)<br />
Zudem muss die Spannungsdifferenz zwischen den Punkten A und B null<br />
sein.<br />
U1 – U2 Ohne Kompensation: Igegen, unkomp = ------------------<br />
(3.117)<br />
Z<br />
Stromanteil aus Kompensation:<br />
Igegen, komp<br />
=<br />
Mit (3.116) gilt:<br />
I mit<br />
A<br />
Z 1gegen<br />
Ikomp =<br />
U1 – U2 -----------------------------------------------------------------------<br />
Z1mit + Z2mit + ZLmit + ZLgegen Dies ist der vom Symmetrierkompensator zu liefernde Strom.<br />
U 1<br />
U 2<br />
Netz 1 Netz 2<br />
Z 1mit<br />
�<br />
I gegen<br />
�<br />
I komp<br />
Z<br />
----------------------------------------------------------------------- ⋅ Ikomp Z1mit + Z2mit + ZLmit + ZLgegen Z 2mit<br />
Z 2gegen<br />
Mitsystem<br />
B<br />
Gegensystem<br />
(3.118)<br />
(3.119)
3.5 Zusammenfassung<br />
-75-<br />
In diesem Kapitel wurde die Funktionsweise des Symmetrierkompensators<br />
anhand eines vereinfachten Übertragungssystems für den stationären Fall<br />
eines permanenten einphasigen Unterbruchs mathematisch analysiert,<br />
wobei auch auf zusätzliche Funktionen wie die Blindstromkompensation<br />
eingegangen wurde. Damit liegt die theoretische Grundlage für die im nächsten<br />
Kapitel beschriebenen Regelungsverfahren vor.
-76-
4 Regelung<br />
-77-<br />
In diesem Kapitel wird zunächst gezeigt, für welche Anforderungen die<br />
Regelung auszulegen ist. Es wird sodann die eingesetzte Struktur vorgestellt,<br />
wobei auch von der aktuellen Realisation abweichende Varianten mit<br />
ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden.<br />
4.1 Regelziele<br />
Aufgabe der Regelung ist es, einen Unterbruch zu erkennen und durch den<br />
Wechselrichter sofort die erforderlichen Ströme zur Kompensation des<br />
Gegensystems und anderer kurzfristiger Unsymmetrien - sowie gegebenenfalls<br />
zur Blindstromkompensation - zu liefern. In den folgenden Abschnitten<br />
soll aber inbesondere auch auf die speziellen Anforderungen bei verschiedenen<br />
typischen Anwendungen des Symmetrierkompensators eingegangen<br />
werden.<br />
4.1.1 Koppelung zweier Netze<br />
Der wichtigste Anwendungsfall ist die Koppelung zweier Netze. Er liegt<br />
auch der ausführlichen mathematischen Analyse im Kapitel 3 zugrunde. Betrachtet<br />
werden jeweils die zu erreichenden Verhältnisse von Strom und<br />
Spannung am Anschlusspunkt des Netzes. Als Anschlusspunkt wird die<br />
dem Symmetrierkompensator und der Störung zugewandte Seite des Netztransformators<br />
betrachtet (Siehe Figur 4.1). In Figur 4.1 ist nur die Installation<br />
an einem Ende der Leitung dargestellt, während die Installation am anderen<br />
Ende nur angedeutet wurde. Diese Art der Darstellung wurde gewählt,<br />
da die Kompensatoren an beiden Enden der Leitung unabhängig von einander<br />
arbeiten. Welcher Art das Netz und der allfällige Kompensator am anderen<br />
Ende sind, hat für die Regelung keine Bedeutung. Die Kompensation ist<br />
unabhängig von der Richtung des Energieflusses.Dasheisst,dasseshier<br />
keine Bedeutung hat, ob das beim Anschlusspunkt des Kompensators angeschlossene<br />
Netz Energie aufnimmt oder abgibt. In Abhängigkeit von der Innenimpedanz<br />
der beteiligten Netze variieren die Regelziele geringfügig:<br />
a) Starkes Netz1) Es wird eine optimale Ausnützung der verbliebenen Leitung angestrebt.<br />
Dazu werden dreiphasig-symmetrische Ströme (Drehzeigerströme) im
eliebiges Netz<br />
(Lieferant oder<br />
Verbraucher)<br />
3P-WR<br />
Leitung<br />
3P-WR<br />
-78-<br />
einphasiger Unterbruch<br />
Ausgleichswicklung<br />
schwaches Netz<br />
(Verbraucher oder<br />
Lieferant)<br />
Symmetrische<br />
Verhältnisse<br />
Anschlusspunkt<br />
(Netz oder Verbraucher)<br />
Figur 4.1: Der Anschluss des Symmetrierkompensators an das schwache<br />
Netz oder den empfindlichen Verbraucher. Es wird angenommen,<br />
dass nach dem Unterbruch über die Leitung eine nullsystemfreie<br />
einphasige Übertragung stattfindet. Die<br />
Beschaffenheit des grau gezeichneten linken Netzes oder Verbrauchers<br />
ist für den rechten, dunkel gezeichneten Kompensator<br />
unbedeutend. Der Energiefluss ist in beiden Richtungen möglich.<br />
Anschlusspunkt hergestellt. Die Anschlussspannung wäre auch ohne Symmetrierung<br />
symmetrisch.<br />
b) Schwaches Netz1) Es wird eine symmetrische Belastung oder Speisung des schwachen Netzes<br />
angestrebt. Dazu werden dreiphasig-symmetrische Ströme (Drehzeigerströme)<br />
im Anschlusspunkt hergestellt. Unsymmetrische Ströme hätten<br />
auch unsymmetrische Spannungen am Anschlusspunkt zur Folge.<br />
4.1.2 Versorgung eines einzelnen fernen Verbrauchers<br />
Die Versorgung eines einzelnen Verbrauchers ist sichergestellt, wenn an<br />
dem ihm zugewandten Anschlusspunkt des Netztransformators die von ihm<br />
geforderte symmetrische Nennspannung anliegt:<br />
1) Zur Definition von starken und schwachen Netzen siehe Kapitel 2.1.5 auf Seite 30.
-79-<br />
a) Dreiphasig symmetrischer Verbraucher<br />
Eine dreiphasig-symmetrische Spannung für einen dreiphasig symmetrischen<br />
Verbraucher kann sichergestellt werden, wenn der Anschlusspunkt<br />
mit dreiphasig-symmetrischen Strömen beaufschlagt wird. Die Amplitude<br />
der Spannungen kann über die Amplitude der Ströme geregelt werden.<br />
b) Unsymmetrischer Verbraucher<br />
Der unsymmetrische Verbraucher arbeitet nur einwandfrei, wenn eine symmetrische<br />
Nennspannung am Anschlusspunkt sichergestellt wird. In diesem<br />
Fall müsste der Stromregelung eine Spannungsregelung überlagert werden,<br />
da symmetrische Ströme dann nicht mehr zu symmetrischen Spannungen<br />
führen und symmetrische Spannungen nicht mehr zu symmetrischen Strömen.<br />
Ein unsymmetrischer Verbraucher stellt jedoch keine typische Anwendung<br />
für Hochspannungsnetze dar und wird daher - vom nachfolgend<br />
erwähnten Sonderfall abgesehen - in dieser Arbeit nicht näher behandelt.<br />
c) 50 Hz Bahnnetz<br />
Einen Sonderfall eines unsymmetrischen Verbrauchers stellt die einphasige<br />
Versorgung eines 50 Hz Bahnnetzes dar. Sie wirkt auf das Hochspannungsnetz<br />
in gleicher Weise, wie ein Unterbruch einer Phasenleitung und wird daher<br />
vom Symmetrierkompensator ohne weitere Anpassungen kompensiert.<br />
4.1.3 Blindstromkompensation<br />
Zusätzlich zur Wiederherstellung symmetrischer Verhältnisse beim einphasigen<br />
Unterbruch einer Leitung kann der Symmetrierkompensator auch zur<br />
Blindstromkompensation herangezogen werden. Damit lässt sich trotz geänderter<br />
Impedanzverhältnisse die Spannung am Anschlusspunkt stabilisieren.<br />
Eine entsprechende Regelung kann der Regelung zur Stromsymmetrierung<br />
überlagert werden.<br />
4.1.4 Nullkomponente<br />
Die vorgesehene Topologie des Symmetrierkompensators ist nicht geeignet,<br />
Nullkomponenten auszuregeln. Um diese zu verhindern, darf die Übertragungsleitung<br />
nur an einem Ende geerdet sein (Siehe “Erdung” auf Seite 46<br />
(Kapitel 2.6.2).
4.2 Regelstruktur<br />
-80-<br />
Zur Erfüllung der im vorangehenden Abschnitt aufgezeigten Regelziele<br />
wurde eine dreistufige Regelstruktur gewählt, wie sie in Figur 4.2 dargestellt<br />
ist. Da die Symmetrierkompensatoren an den beiden Leitungsenden<br />
völlig unabhängig von einander funktionieren und bei gewissen Anwendungen<br />
auch nur ein einzelner Kompensator installiert werden kann, wird in<br />
diesem Kapitel jeweils nur eine Seite der Leitung betrachtet.<br />
i Netz<br />
U Nsoll<br />
U DC_soll<br />
Blindleistungs-<br />
Kompensation<br />
+<br />
- Σ<br />
iWR,soll iNetz_soll,q innere u i<br />
St<br />
WR UDC<br />
Zwischenkreis-<br />
Regelung<br />
Kompensation<br />
Gegensystem<br />
i Netz_soll,d<br />
+<br />
- Σ<br />
Stromregelung<br />
Wechselrichter<br />
Figur 4.2: Übersicht über die mehrstufige Regelstruktur<br />
Zwischenkreis<br />
a) Innere Stromregelung<br />
Ein schneller innerer Regelkreis stellt sicher, dass der Wechselrichter innert<br />
kürzester Zeit den Strom liefert oder aufnimmt, der durch die übergeordnete<br />
Regelung verlangt wird.<br />
b) Kompensation von Unsymmetrien<br />
Die zentrale Aufgabe des Symmetrierkompensators ist die Kompensation<br />
von Unsymmetrien. Diese Regelstufe ermittelt den Wechselrichterstrom,<br />
der nötig ist, um alle störenden Anteile des Netzstroms zu kompensieren.<br />
Den wichtigsten Teil dieser störenden Anteile stellt das Gegensystem dar.<br />
Es soll aber auch möglich sein, kurzfristige Ausreisser anderer Art zu kompensieren.<br />
c) ƒ usserer Regelkreis zur Blindleistungskompensation<br />
Es kann ein Sollwert UNsoll für die Amplitude der Anschlussspannung vorgegeben<br />
werden. Die Blinstromkompensation regelt den Blindanteil des<br />
Wechselrichterstroms derart, dass die gewünschte Anschlussspannungsam-
-81-<br />
plitude erreicht wird. Durch die Anschlussspannung kann auch der Energiefluss<br />
über die Leitung konntrolliert werden.<br />
d) ƒ usserer Regelkreis zur Gleichspannungsregelung<br />
Dieser äussere Regelkreis dient der Ladekontrolle des Zwischenkreises, indem<br />
bei länger als eine halbe Periode dauernden Abweichungen vom Sollwert<br />
ein zusätzlicher Wirkstrom zum Laden oder Entladen des Zwischenkreises<br />
eingestellt wird.<br />
4.3 Innere Stromregelung<br />
In diesem Kapitel wird das Konzept der inneren Stromregelung vorgestellt,<br />
die sicherstellt, dass der Wechselrichterstrom dem durch die überlagerte Regelung<br />
ermittelten Wechselrichtersollstrom möglichst präzise folgt. Eine<br />
Ausregelung sollte in etwa 1 bis 2msmöglich sein. Zum Unterschied von<br />
der später vorgestellten äusseren Regelung zur Blindleistungskompensation<br />
wird nicht auf der Zeigerebene mit ihren stationären Grössen gearbeitet,<br />
sondern auf der Drehzeigerebene, auf der alle Wechselgrössen als Sinussignale<br />
mit Netzfrequenz auftreten. Im Falle eines Unterbruchs einer Phasenleitung<br />
- also einer unsymmetrischen Übertragung - treten unsymmetrische<br />
Stromteile in der gleichen Grössenordnung auf wie symmetrische. In der<br />
Zeigerdarstellung eines mit der Grundschwingungsfrequenz rotierenden<br />
Koordinatensystems treten diese unsymmetrischen Stromteile als 100 Hz<br />
Oszillation in Erscheinung. Für den inneren Stromregler, der sowohl unsymmetrische<br />
Ströme zur Kompensation als auch symmetrische Ströme zur<br />
Blindleistungskompensation liefern muss, scheint der Wechsel auf die<br />
Drehzeigerebene sinnvoll, um nur mit Signalen einer Frequenz arbeiten zu<br />
müssen.<br />
Zur Regelung auf der Drehzeigerebene werden die gemessenen dreiphasigen<br />
Spannungen und Ströme, wie in Kapitel 3.1.2 gezeigt, in Drehzeiger<br />
eines stationären orthogonalen Koordinatensystems transformiert:<br />
x<br />
2<br />
-- xa e<br />
3<br />
j0°<br />
⋅ xb e j120°<br />
xc e j –120°<br />
=<br />
( + ⋅ + ⋅ )<br />
(4.1)<br />
Durch diese lineare Transformation werden die von einander abhängigen<br />
Phasengrössen x a , x b , x c in die zwei unabhängigen Zeigerkomponenten x α<br />
und x β umgeformt. Da keine Kreuzkopplungen wie bei rotierenden Koordi
-82-<br />
natensystemen auftreten, kann der Regler für ein einphasiges System ausgelegt<br />
und für beide Phasen realisiert werden.<br />
Die Regelung auf der Drehzeigerebene bedeutet aber, dass auch der Sollwert<br />
des Wechselrichterstromes als Sinusgrösse auftritt. Ein klassischer PI-<br />
Regler kann aber einer Änderung des Sollwertes nur nachfahren und ist daher<br />
nur für Regelgrössen mit einem stationären Endwert geeignet, wie sie<br />
auf der Zeigerebene auftreten. Es war daher ein Regler ohne Integralanteil<br />
zu finden, der einer Änderung des Sollwertes direkt folgen kann.<br />
Die am System gemessenen Ströme und Spannungen werden nur zu gewissen<br />
Zeitpunkten eingelesen. Durch diese Abtastung wird die zeitkontinuierliche<br />
Regelstrecke zu einer zeitdiskreten. Im Allgemeinen ist die Abtastzeit<br />
so klein gegenüber der massgeblichen Zeitkonstanten des Systems, dass<br />
auch eine quasikontinuierliche Betrachtungsweise zulässig wäre. Da in unserem<br />
Fall aber eine sehr schnelle Ausregelung - in ein bis zwei Abtastschritten<br />
- angestrebt wird, bewegen sich Abtastzeit und Zeitkonstante des<br />
geschlossenen Regelkreises in der selben Grössenordnung. Es ist daher eine<br />
zeitdiskrete Regelung erforderlich.<br />
4.3.1 Dead-Beat-Regler<br />
Die Regelstrecke kann durch ein zeitdiskretes Modell genau approximiert<br />
werden, da die Zeitkonstante der Strecke ( L ) wesentlich grösser ist als die<br />
R<br />
--<br />
Abtastzeit. Die Totzeit des Modulators und die Rechenzeit, die sich bei zeitkontinuierlicher<br />
Betrachtung nur ungenau modellieren lassen, verursachen<br />
bei zeitdiskreter Betrachtung keine Schwierigkeiten.<br />
Der Regler wurde daher als Kompensationsalgorithmus entworfen. Wird die<br />
Übertragungsfunktion des digitalen Regelkreises so gewählt, dass er eine<br />
minimale endliche Einstellzeit hat, spricht man von einem Dead-Beat-Regler.<br />
Seine Genauigkeit und Stabilität hängt sehr stark von der Genauigkeit<br />
des Streckenmodels ab. In der vorliegenden Anordnung besteht die Regelstrecke<br />
im Wesentlichen aus der Entkopplungsinduktivität beziehungsweise<br />
der Induktivität des Kopplungstransformators. Beide Werte sind sehr genau<br />
bekannt. So kann auf einfache Weise ein schneller und stabiler Regler entworfen<br />
werden. Sein Funktionsprinzip ist in Figur 4.3 dargestellt.
Sollwert<br />
Stellgrösse<br />
-83-<br />
Figur 4.3: Das Funktionsprinzip eines Dead-Beat-Reglers: Bei einer Änderung<br />
des Sollwerts wird im Falle eines Systems 1. Ordnung<br />
bis zum nächsten Abtastschritt eine Stellgrösse berechnet, die<br />
genau so gross ist, dass innerhalb einer endlichen Anzahl von<br />
Abtastschritten (hier beim übernächsten Abtastschritt) der Istwert<br />
den Sollwert erreicht. Ein Dead-Beat-Regler ist nur realisierbar,<br />
wenn die Streckenübertragungsfunktion genau bekannt<br />
ist.<br />
4.3.2 Zeitkontinuierliches Streckenmodell<br />
Figur 4.4: Modell der Regelstrecke<br />
Istwert diskrete Zeitschritte (T)<br />
u N<br />
upcc<br />
R N<br />
L N<br />
iWR RK u WR<br />
Grundlage der Reglerauslegung ist ein hinreichend genaues Modell der Regelstrecke.<br />
Es soll den Zusammenhang zwischen Wechselrichterausgangsspannung<br />
und Wechselrichterstrom beschreiben.<br />
Aus regelungstechnischer Sicht stellen der Leitungsstrom iL und die Spannung<br />
am Anschlusspunkt upcc Störgrössen dar. Für die innere Stromregelung<br />
hat der Leitungsstrom jedoch keine Bedeutung und kann weggelassen<br />
werden. Die leicht messbare Spannung am Anschlusspunkt upcc kann mit<br />
der Wechselrichterausgangsspannung u zur Reglerausgangsspannung u WR<br />
R<br />
zusammengefasst werden.<br />
uR =<br />
u – u WR pcc<br />
L K<br />
i L<br />
(4.2)
-84-<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass für die Kopplungsinduktivität<br />
und den Kopplungswiderstand gilt:<br />
R K<br />
jωL K » RK (4.3)<br />
Der Widerstand der Einkopplung RK kann daher für die Reglerauslegung<br />
unberücksichtigt bleiben. Das Modell der Regelstrecke vereinfacht sich damit<br />
zur in Figur 4.5 dargestellten Form.<br />
u R<br />
Figur 4.5: Vereinfachtes Modell der Regelstrecke<br />
Die Übertragungsfunktion der Strecke ergibt sich damit zu (4.4), wobei<br />
I ( s)<br />
WR dabei die Laplacetransformierte des Wechselrichterstromes iWR() t<br />
ist und UR( s)<br />
die Laplacetransformierte der Reglerausgangsspannung<br />
u () t .<br />
R<br />
Gs ( )<br />
I ( s)<br />
WR 1<br />
= --------------- =<br />
--------<br />
UR( s)<br />
sLK (4.4)<br />
Da die Art der Messwerterfassung Einfluss auf das Streckenmodell im zeitdiskreten<br />
Bereich und damit auf Auslegung der Regelung hat, wird diese im<br />
folgenden Abschnitt beschrieben, bevor zur eigentlichen digitalen Reglerauslegung<br />
übergeleitet wird.<br />
4.3.3 Modulation<br />
Die Funktion eines Wechselrichters beruht darauf, dass in einer vorzugebenden<br />
zeitlichen Abfolge jeder Ausgang an die positive Seite, die negative<br />
Seite oder das Nullpotential des Gleichspannungszwischenkreises gelegt<br />
wird. Der Modulator steuert nun diese zeitliche Abfolge der Schaltzustände<br />
derart, dass der Kurzzeitmittelwert der Wechselrichterausgangsspannung einer<br />
Steuerspannung entspricht, oder dass der Wechselrichterstrom direkt<br />
dem vorgegebenen Sollwert folgt. Die verschiedenen Modulationsverfahren<br />
sind in der Literatur ausführlich behandelt. Eine umfassende Zusammenstellung<br />
der bekanntesten Verfahren findet sich in [3] und [12]. An dieser Stelle<br />
sollen nur zwei besonders typische Modulationsverfahren vorgestellt und<br />
die Wahl des hier eingesetzten Modulationsverfahrens begründet werden.<br />
i WR<br />
L K<br />
L K
-85-<br />
Die Wahl des Modulationsverfahrens richtete sich nach folgenden Kriterien:<br />
Um die Schaltverluste zu begrenzen und damit die thermische Belastbarkeitsgrenze<br />
der Halbleiter nicht zu überschreiten, ist bei heutigen Halbleitern<br />
eine maximale Schaltfrequenz von etwa 1 kHz einzuhalten.<br />
Es wird ein Modulationsverfahren bevorzugt, das ein definiertes Spektrum<br />
erzeugt, um die Harmonischen und Subharmonischen durch den<br />
Einsatz geeigneter selektiver Filter kompensieren zu können.<br />
Die Belastung aller Halbleiter sollte im Mittel gleich sein. Anderenfalls<br />
müssten einzelne stärker belastete Halbleiter überdimensioniert werden.<br />
Der Modulator muss niederfreque nte Änderungen der Anschlussspannung<br />
sowohl in Amplitude wie in Phase nachbilden können.<br />
Der Modulator muss zusammen mit einem Stromregler oder alleine eine<br />
sehr rasche Stromregelung ermöglichen.<br />
a) Toleranzbandregelung<br />
Bei Modulatoren nach dem Toleranzbandverfahren ist die Erzeugung der<br />
Schaltsignale mit der Stromregelung untrennbar verbunden. Die Umschalter<br />
werden so angesteuert, dass sich die Phasenströme in einem vorgegebenen<br />
Band um den Stromsollwert bewegen. Erreicht ein Strom die Bandgrenze,<br />
wird die entsprechende Phase umgeschaltet.<br />
Da sich bei einem dreiphasigen System mit offenem Sternpunkt das Umschalten<br />
eines Schalters auf alle drei Ströme auswirkt, kann, um diese Beeinflussung<br />
zu berücksichtigen, auf die Zeigerdarstellung gewechselt werden.<br />
Dort wird der Wechselrichter so angesteuert, dass sich die Spitze des<br />
I WR<br />
Wechselrichterstromzeigers immer innerhalb einer bestimmten Tole-<br />
ranzfläche befindet. Berührt die Zeigerspitze den Rand der Toleranzfläche,<br />
wird der Schaltzustand so geändert, dass die Zeigerspitze wieder ins Innere<br />
der Toleranzfläche gedrückt wird. Für die Auswahl des neuen Schaltzustandes<br />
wird eine Schalttabelle benötigt, in die auch der Zeiger der Anschlussspannung<br />
eingeht.<br />
Die Überwachung der Toleranzfläche erfolgt in der Regel durch Komperatoren<br />
in analoger Schaltungstechnik. Dies erlaubt das unmittelbare Reagieren<br />
auf dynamische Änderungen von Soll- und Iststrom, ohne dass durch Abtastung<br />
und digitale Berechnung entstehende Totzeiten zu berücksichtigen
-86-<br />
wären. Das Toleranzbandverfahren stellt daher im Vergleich zu anderen<br />
Modulationsverfahren die schnellstmögliche Stromregelung dar.<br />
Die weiter oben angeführten Anforderungen an das für die Anwendung im<br />
Symmetrierkompensator einzusetzende Modulationsverfahren erfüllt die<br />
Toleranzbandregelung jedoch nicht vollständig:<br />
Die Frequenz der Schalthandlungen i st nicht konstant und kann beliebig<br />
ansteigen. Damit kann die verlangte Begrenzung der Schaltfrequenz<br />
nicht erreicht werden.<br />
Wegen der nicht konstanten Schaltfr equenzen sind die Stromoberschwingungen<br />
auf den ganzen Frequenzbereich verteilt und können daher nur<br />
schwer ausgeregelt werden.<br />
Es kann keine gleichmässige Belastung der Halbleiter sichergestellt werden.<br />
Das Toleranzbandverfahren wird daher für die hier vorgestellte Hochleistungsanwendung<br />
nicht eingesetzt. Für Systeme kleinerer Leistung ist es<br />
jedoch durchaus geeignet (siehe zum Beispiel [14]).<br />
b) Tr‰gerverfahren<br />
Trägerverfahren werden alle jene Modulationsarten genannt, welche für die<br />
Generierung der Schaltsignale ein hochfrequentes Hilfssignal, ein sogenanntes<br />
Trägersignal, benötigen. Die Steuersignale (oder Steuerspannungen)<br />
werden dabei mit dem Trägersignal verglichen. Überschreitet eine<br />
Steuerspannung das Trägersignal, kommt es in der entsprechenden Phase zu<br />
einer Schalthandlung. Bei Zweipunktwechselrichtern, bei denen nur zwischen<br />
positiver und negativer Seite des Zwischenkreises umgeschaltet werden<br />
kann, genügt ein Trägersignal. Bei Dreipunktwechselrichtern, bei denen<br />
der Ausgang jeder Phase zusätzlich auch an das Mittel- oder Nullpotential<br />
der Zwischenkreisspannung geschaltet werden kann, werden zwei Trägersignale<br />
verwendet. In den Schnittpunkten von Trägersignalen und Steuerspannung<br />
ändert sich die Schaltspannung des Wechselrichters nach folgendem<br />
Schema: Liegt der Wert der Steuerspannung tiefer als beide Trägersignale,<br />
uDC wird die negative Zwischenkreisspannung ( – -------- ) an den Ausgang des<br />
2<br />
Wechselrichters geschaltet. Liegt der Wert der Steuerspannung zwischen<br />
den beiden Trägersignalen, wird das Null- oder Mittelpotential des Zwischenkreises<br />
an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet. Liegt der Wert<br />
der Steuerspannung über den beiden Trägersignalen, wird die positive Zwi-<br />
uDC schenkreisspannung ( --------<br />
)an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet.<br />
2
-87-<br />
Als Kurvenform für die Trägersignale sind sowohl Sägezahnkurven als auch<br />
Dreiecksignale gebräuchlich. Die geringsten Strom- und Spannungsverzerrungen<br />
werden erreicht, wenn in allen Phasen das selbe dreieckförmige Trägersignal<br />
verwendet wird (siehe [1] und [3]). Dieser Fall wird als Unterschwingungsverfahren<br />
oder Pulsbreitenmodulation (PWM) bezeichnet.<br />
Das zweite Trägersignal (für die Modulation eines Dreipunktwechselrichters)<br />
wird optimalerweise zum ersten Trägersignal um 180° versetzt. Bei<br />
versetzter Taktung kann bei gleichbleibender mittlerer Schaltfrequenz der<br />
Halbleiter eine Verdopplung der resultierenden Pulsfrequenz erreicht werden.<br />
Da die auf Seite 85 angeführten Kriterien für die Wahl eines Modulationsverfahrens<br />
am besten vom Unterschwingungsverfahren zusammen mit einem<br />
schnellen Stromregler erfüllt werden, wird dieses für die Realisierung<br />
des Symmetrierkompensators eingesetzt.<br />
4.3.4 Strommessung<br />
Leistungshalbleiter können nicht beliebig schnell getaktet werden, da die<br />
proportional mit der Taktfrequenz ansteigenden Schaltverluste leicht zu<br />
einer Überschreitung der zulässigen Betriebstemperaturen führen können.<br />
Bei GTOs sind Schaltfrequenzen von einigen hundert Hertz möglich, während<br />
mit IGBTs im Kilohertz-Bereich getaktet werden kann.<br />
Aufgrund dieser relativ niedrigen Schaltfrequenzen bleiben die Wechselrichterströme<br />
mit einem mehr oder weniger starken Rippel beaufschlagt.<br />
Würde der Wechselrichterstrom ungefiltert an den Reglereingang zurückgeliefert<br />
werden, könnte dieser Rippel zur Instabilität des Reglers führen.<br />
Anstatt den gemessenen Strom durch einen Tiefpassfilter zu filtern, was die<br />
Phasenreserve des Regelkreises verringert und damit dessen Stabilität verschlechtert,<br />
gibt es eine Methode, die es erlaubt, den Strom ohne seine<br />
Oberschwingungen zu messen: Das anschliessend beschriebene oberschwingungsbefreite<br />
Abtasten.<br />
In Figur 4.6 ist die Funktionsweise des Modulators für einen 3-Punkt-Wechselrichter<br />
illustriert. Es wurde dort zur Veranschaulichung eine einphasige<br />
Darstellung gewählt, an der sich das auch im dreiphasigen Fall gültige Prinzip<br />
zeigen lässt (siehe auch [16]). Eine durch die Regelung vorgegebene<br />
Steuerspannung u ST wird über die beiden Trägersignale gelegt. In den<br />
Schnittpunkten von Trägersignalen und Steuerspannung ändert sich die
a)<br />
b)<br />
Trägersignale<br />
uDC --------<br />
2<br />
0<br />
-88-<br />
Steuerspannung u ST<br />
uDC – --------<br />
2<br />
Wechselrichterausgangsspannung uWR Gegenspannung upcc Wechselrichterstrom iWR Grundschwingungsstrom<br />
uDC --------<br />
2<br />
0<br />
uDC – --------<br />
2<br />
c) Oberschwingungsstrom<br />
Grundschwingungsstrom<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0 T 2T 3T 4T 5T 6T 7T 8T 9T 10T<br />
Figur 4.6: Illustration zum oberschwingungsfreien synchronen Abtasten<br />
anhand einer einphasigen Darstellung: Aufgrund der Steuerspannung<br />
und der Trägersignale erzeugt der Wechselrichter eine<br />
Ausgangsspannung gemäss b), die bei induktiver Beschaltung<br />
und der ebenfalls in b) dargestellten Gegenspannung den skizzierten<br />
Stromverlauf bewirkt. Eine Aufteilung des Stromes in<br />
Grund- und Oberschwingung gemäss c) lässt erkennen, dass der<br />
Oberschwingungsstrom in den Eckpunkten und Schnittpunkten<br />
der Trägersignale Nulldurchgänge hat. Beim Abtasten zu diesen<br />
Zeitpunkten wird daher nur der Grundschwingungsstrom erfasst.<br />
Schaltspannung des Wechselrichters nach folgendem Schema: Liegt der<br />
Wert der Steuerspannung tiefer als beide Trägersignale, wird die negative<br />
uDC Zwischenkreisspannung ( –<br />
-------- ) an den Ausgang des Wechselrichters ge-<br />
2<br />
schaltet. Liegt der Wert der Steuerspannung zwischen den beiden Trägersignalen,<br />
wird 0 an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet. Liegt der<br />
1<br />
0<br />
-1
-89-<br />
Wert der Steuerspannung über den beiden Trägersignalen, wird die positive<br />
uDC Zwischenkreisspannung ( -------- )an den Ausgang des Wechselrichters geschal-<br />
2<br />
tet. Die digitale Regelung wird so eingestellt, dass die Steuerspannung nur<br />
zu den Zeitpunkten der Spitzen und Nulldurchgänge der Trägersignale aktualisiert<br />
wird. So wird sichergestellt, dass die Steuerspannung während eines<br />
Intervalls nur ein Steuersignal schneidet und es daher zu genau einem<br />
Schaltvorgang je Intervall kommt. Die Wechselrichterausgangsspannung<br />
gemäss Teilfigur b) ergibt gemittelt über ein Intervall genau die Steuerspannung.<br />
Der sich einstellende Wechselrichterstrom i WR ergibt sich aus dem Integral<br />
des Spannungsabfalls über der Kopplungsinduktivität L K (der sehr kleine<br />
Kopplungswiderstand wird hier vernachlässigt). Dieser Spannungsabfall ist<br />
die Differenz zwischen Spannung im Anschlusspunkt (Gegenspannung oder<br />
u pcc) und der Wechselrichterausgangsspannung u WR.<br />
iWR() t<br />
1<br />
=<br />
----- ( uWR() t – upcc() t ) dt<br />
L K<br />
�<br />
(4.5)<br />
In Figur 4.6c wird der Wechselrichterstrom i WR aufgeteilt in den Grundschwingungs-<br />
und den Oberschwingungsstrom. Wie sich leicht erkennen<br />
lässt, hat der Oberschwingungsstrom zu den Zeitpunkten der Spitzen und<br />
Nulldurchgänge der Trägersignale ebenfalls Nulldurchgänge. Bei einer Abtastung<br />
zu diesen Zeitpunkten wird also nur der Grundschwingungsstrom<br />
erfasst.<br />
Ein gewisser Nachteil dieser Methode besteht darin, dass die Aktualisierung<br />
der Steuerspannung und das Abtasten des Stromes gleichzeitig erfolgen<br />
müssen. Da die Steuerspannung aus dem abgetasteten Strom berechnet werden<br />
muss, führt dies zu einer zusätzlichen Totzeit im System. Der Signalprozessor<br />
braucht in dieser Anwendung nicht besonders schnell zu sein, da<br />
die ganze Abtastperiode für das Auswerten der Messergebnisse und die<br />
Berechnung der neuen Steuerspannung zur Verfügung steht. 1)<br />
4.3.5 Zeitdiskretes Streckenmodell<br />
Wie im vorangehenden Abschnitt gezeigt, wird der Strom oberschwingungsfrei<br />
gleichzeitig mit der Aktualisierung der Steuerspannung abgetastet.<br />
Das in Kapitel 4.3.2 vorgestellte zeitkontinuierliche Streckenmodell<br />
muss, um das gesamte Systemverhalten zwischen Reglerein- und Regler-<br />
1) Weitere Methoden zur oberschwingungsfreien Stromerfassung sind ausführlich<br />
vorgestellt in [16] Kapitel 6.3.
-90-<br />
ausgang beschreiben zu können, um Abtaster, Modulator und Rechenzeit erweitert<br />
werden. Die durch die Rechenzeit verursachte Totzeit TR kann nur<br />
ein ganzzahliges Vielfaches der Abtastzeit T betragen. Hier wird sie als einfaches<br />
Totzeitglied dargestellt. Der Modulator kann durch ein Halte-<br />
–<br />
z 1<br />
glied nullter Ordnung H0( s)<br />
näherungsweise dargestellt werden. Der ge-<br />
samte Regelkreis zusammen mit dem dafür entworfenen Dead-Beat-Regler<br />
ist in Figur 4.7 dargestellt.<br />
iWR, soll<br />
kT<br />
Abtaster<br />
+<br />
- Σ<br />
Dead-Beat-Regler<br />
z 1<br />
Rz () –<br />
------z<br />
LK = ⋅-----<br />
T<br />
Rechenzeit<br />
Figur 4.7: Der Regelkreis der inneren Stromregelung. Der punktiert unterlegte<br />
Bereich entspricht dem Modell der zeitdiskreten Regelstrecke.<br />
Die Streckenübertragungsfunktion in diskreter Darstellung lautet: 1)<br />
Durch Einsetzen in Korrespondenztafeln erhält man<br />
H0( s)<br />
(4.6)<br />
(4.7)<br />
Der Entwurf des Reglers selbst erfolgt, wie in der Literatur dargestellt (insbesondere<br />
[2] Band 2 Seite 153 und [16] Seite 87), indem als Übertragungsfunktion<br />
für den ganzen, geschlossenen Regelkreis eine endliche<br />
1) Z{ x}<br />
steht für die z-Transformierte von x, L für die inverse Laplace-Transformierte<br />
von x.<br />
1 –<br />
KG( z)<br />
{ x}<br />
z 1 –<br />
kT<br />
Abtaster<br />
Gz ( ) z 1 –<br />
Z L 1 – = ⋅ { { H0( s)<br />
⋅ GS( s)<br />
} }<br />
t = nT<br />
=<br />
Gz ( )<br />
=<br />
z 1 –<br />
–<br />
sT<br />
1 e –<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
– 1<br />
----------------- ⋅ -------s<br />
sLK t = nT<br />
Z L 1<br />
⋅<br />
T<br />
LK z 2<br />
– z – 1 z 1 –<br />
---------------------------------------------<br />
( – )<br />
kT<br />
Modulator<br />
sT<br />
1 e –<br />
–<br />
H0s () = -----------s<br />
kontinuierliche uDC Regelstrecke<br />
1<br />
Gs ( ) = --------<br />
sL K<br />
diskrete Regelstrecke G(z)<br />
i WR
-91-<br />
Verzögerung vorgegeben wird, also zum Beispiel für eine Einstellzeit<br />
von zwei Abtastzeiten.<br />
KG( z)<br />
Rz ( ) ⋅ Gz ( )<br />
------------------------------------ z<br />
1 + Rz ( ) ⋅ Gz ( )<br />
2 –<br />
= =<br />
(4.8)<br />
Für unsere sehr einfache, nur aus Integrator (Induktivität) und Halteglied bestehende<br />
Strecke ergibt sich damit ein Regler mit der Übertragungsfunktion<br />
Rz ( )<br />
=<br />
z – 1<br />
---------z<br />
LK ⋅ -----<br />
T<br />
(4.9)<br />
Dieser Regler lässt sich in einer digitalen Regelung sehr leicht realisieren<br />
durch eine einfache Rückkopplung mit Verzögerung um einen Tastschritt.<br />
+<br />
- Σ<br />
Figur 4.8: Die Realisation des Dead-Beat-Reglers Rz ( )<br />
gemäss (4.9)<br />
Mit ihm wird jede Änderung des Sollwertes binnen zwei Tastschritten, also<br />
der halben Periodendauer eines Trägersignals, ausgeregelt. Da für die geplante<br />
Hochleistungsanwendung eine Taktfrequenz von 900 Hz geplant ist,<br />
ergibt sich eine Ausregelzeit von etwas über 1 ms. Die beim Nachfahren eines<br />
periodischen Signals durch diese Totzeit entstehende Phasenverschiebung<br />
kann durch die im nächsten Kapitel beschriebene übergeordnete Regelung<br />
zur Kompensation des Gegensystems ebenfalls kompensiert werden.<br />
4.4 Symmetrierung des Netzstroms<br />
In diesem Kapitel wird die Regelung vorgestellt, mit deren Hilfe der Wechselrichtersollstrom<br />
ermittelt wird, der nötig ist, um die Unsymmetrien der<br />
Netzströme zu kompensieren. Es werden dabei zwei mögliche Ansätze diskutiert,<br />
die beide im Rahmen dieser Arbeit untersucht wurden.<br />
4.4.1 Gegensystemkompensation auf der Zeigerebene 1)<br />
1<br />
--<br />
z<br />
In Figur 4.9 ist das Schema einer konventionellen Struktur für die äussere<br />
Stromregelung zur Gegensystemkompensation dargestellt. Der dreiphasige<br />
Netzstrom i Na,b,c wird gemessen und auf die Zeigerebene 2) des Gegen-<br />
LK -----<br />
T<br />
z 2 –
( n)<br />
I Nnegsoll , ,<br />
= 0<br />
+<br />
-<br />
Σ<br />
PI<br />
( n)<br />
I WR, soll<br />
( n)<br />
I Nneg<br />
dq<br />
αβ<br />
-92-<br />
PLL<br />
Gegensystem<br />
f = f<br />
– 0<br />
– ωt<br />
1 e j<br />
⋅<br />
innere<br />
Stromregelung<br />
Trennung<br />
Mitsystem /<br />
Gegensystem<br />
(Moving Average)<br />
System<br />
i Na,b,c<br />
abc<br />
dq<br />
Figur 4.9: Das Schema der Regelung auf der Zeigerebene des Gegensystems:<br />
Der Netzstrom iNa,b,c wird gemessen, auf die Zeigere-<br />
( n)<br />
bene des Gegensystems transferiert (zu I N )und durch einen<br />
Moving-Average-Filter aufgeteilt in einen Mit- und Gegensy-<br />
( n)<br />
stemanteil. Der Gegensystemanteil I Nneg - in dieser Darstellung<br />
eine Gleichgrösse - wird durch einen PI-Regler zu Null<br />
geregelt.<br />
Der Block dq/αβ stellt eine Tranformation von einem mit dem<br />
bezogenen System (hier das Gegensystem) mitrotierenden Koordinatensystem<br />
in ein ortsfestes Koordinatensystem dar und<br />
αβ/dq die entsprechende Rücktransformation.<br />
( n)<br />
systems transformiert - zu I N . Auf der Zeigerebene des Mitsystems stellt<br />
das Gegensystem eine Schwingung mit doppelter Netzfrequenz dar. Auf der<br />
Zeigerebene des Gegensystems stellt das Mitsystem eine Schwingung mit<br />
doppelter Netzfrequenz dar. Dies erlaubt den Einsatz eines Moving-Average-Filters,<br />
um jeweils den nicht stationären Teil der Zeigergrössen herauszufiltern<br />
und damit das Mit- und Gegensystem zu trennen. Der Gegensystemanteil<br />
kann nun durch einen Integralregler mit Proportionalanteil - ei-<br />
( n)<br />
I N<br />
1) Zeigergrössen in einem mit der positiven Grundschwingung mitrotierenden Koordinatensystem<br />
werden durch unterstrichene Grossbuchstaben gekennzeichnet (z.B.<br />
Xy ), während Zeiger in einem mit negativer Grundschwingungsfrequenz rotierenden<br />
Koordinatensystem - also dem Gegensystem - mit einem hochgestellten (n) ge-<br />
( n)<br />
kennzeichnet sind (z.B Xy ). Der tiefgestellte Zusatz “neg” bezeichnet den<br />
Gegensystemanteil der entsprechenden Grösse. Der tiefgestellte Zusatz “pos” bezeichnet<br />
den Mitsystemanteil der entsprechenden Grösse.<br />
2) Zur Zeigerdarstellung siehe Kapitel “Zeiger” auf Seite 54
-93-<br />
nen PI-Regler - zu Null geregelt werden. Der Ausgang des Reglers ist hierbei<br />
für die innere Stromregelung der Sollwert des Stroms, der vom<br />
Wechselrichter geliefert werden muss. Das ist nach Rücktransformation auf<br />
die Drehzeigerebene - also auf ein ortsfestes Koordinatensystem - der Eingangswert<br />
für die innere Stromregelung.<br />
Das in Figur 4.9 gezeigte Schema setzt voraus, dass die gemessenen Ströme<br />
in der Zeigerdarstellung vorliegen. Da die Messgeräte nur Phasengrössen<br />
erfassen können, ist eine Umrechnung in Zeigergrössen erforderlich. Zunächst<br />
erfolgt eine Umwandlung in Drehzeigergrössen - also in Koordinaten<br />
eines ortsfesten Koordinatensystems gemäss Gleichung (4.10). Das ist eine<br />
reine Umformung mit geringem Rechenzeitaufwand.<br />
x<br />
2<br />
-- xa e<br />
3<br />
(4.10)<br />
Für die weitere Umwandlung in Zeigergrössen eines mit den Grundschwingungsgrössen<br />
synchron rotierenden Koordinatensystems gemäss Gleichung<br />
(4.11) ist jedoch der Einheitsdrehzeiger<br />
derlich.<br />
der bezogenen Spannung erfor-<br />
j0°<br />
⋅ xb e j120°<br />
xb e j –120°<br />
= ( + ⋅ + ⋅ )<br />
e jωt<br />
– ωt<br />
X x e j<br />
= ⋅<br />
(4.11)<br />
Dieser wird mit Hilfe des in Kapitel 4.4.2 beschriebenen Phase-Locked-<br />
Loop (PLL) gebildet.<br />
Um die Regelung des Netzstromes möglichst frei von Störungen zu halten,<br />
wird als bezogene Spannung die Netzanschlussspannung gewählt. Im Falle<br />
eines starren Netzes behält sie auch im Unterbruch ihre dreiphasig symmetrische<br />
Form bei. Im Falle eines schwachen Netzes bleibt die dreiphasig<br />
symmetrische Form zwar nicht vollständig erhalten. Der PLL kann jedoch<br />
so ausgelegt werden, dass dennoch ein Einheitsdrehzeiger mit konstanter<br />
Frequenz gebildet werden kann. Der PLL verhält sich dabei ähnlich wie<br />
eine grosse rotierende Masse, deren Drehung durch kleine kurzfristige<br />
Spannungsänderungen nicht beeinflusst wird. Den Einheitsdrehzeiger kann<br />
man sich als einen mit dem Rotor einer solchen Masse mitrotierenden Zeiger<br />
vorstellen.<br />
4.4.2 Aufbau eines PLL<br />
Das Grundprinzip des eingesetzten PLL (gemäss Figur 4.10) ist folgendes:<br />
Der Drehzeiger der bezogenen Spannung wird mit einem beliebigen<br />
uNαβ ,
uNαβ ,<br />
ϕ<br />
αβ<br />
dq<br />
u Nq<br />
u Nd<br />
Figur 4.10: Der Aufbau des PLL<br />
-94-<br />
PI<br />
mit ARW<br />
Einheitsdrehzeiger (in der numerischen Implementation: ω0π ) verglichen.<br />
Die Phasenlage dieses Einheitsdrehzeigers wird nun durch einen PI-<br />
Regler mit Anti-Reset-Windup so geregelt, dass die Phasenverschiebung<br />
zwischen den beiden Phasen zu Null wird. Der Ausgang des Reglers entspricht<br />
dabei einer Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen einem beliebig angenommen<br />
Referenzsystem ( ω0π) und der Netzspannung. Der PI-Regler wird<br />
so langsam eingestellt, dass kleinere Schwankungen der Phasenlage des<br />
Drehzeigers der bezogenen Spannung keine wesentlichen Auswirkungen<br />
auf den Ausgangswinkel des PLL haben. Ausserdem wird die maximale<br />
Phasenverschiebung ∆ϕ - und damit eine zu rasche Änderung der Phasenlage<br />
- limitiert.<br />
e jω 0 t<br />
PI-Regler mit Anti-Reset-Windup (ARW)<br />
kf<br />
Figur 4.11: PI-Regler mit Anti-Reset-Windup: “Sat.” ist ein Begrenzer. Die<br />
Faktoren ki und kp sind die Regelparameter. kf wird auf einen<br />
Wert gesetzt, der kleiner als ki ist.<br />
Wird ein Intergraregler über ein Begrenzungsglied an die Regelstrecke angeschlossen,<br />
integriert der Integrator bei Erreichen der Begrenzung weiter.<br />
Selbst wenn das Eingangssignal wieder abfällt, ändert sich der Ausgang<br />
ω 0π<br />
in Σ ki �x<br />
kp<br />
∆ϕ<br />
Σ<br />
Σ<br />
Σ<br />
�x<br />
Sat.<br />
ϕ<br />
out
-95-<br />
erst, wenn der Integrator wieder bis an den Wert der Ausgangsbegrenzung<br />
hinunter integriert hat. Möchte man ein solches Hysterese-Verhalten des<br />
Reglers vermeiden, muss die Differenz zwischen dem Eingang und dem<br />
Ausgang des Begrenzungsgliedes an den Eingang des Integrators rückgekoppelt<br />
werden. Auf diese Weise kann ein weiteres Aufintegrieren des Integrators<br />
verhindert werden, da ein höherer Ausgangswert des Integrators sofort<br />
durch eine tieferen Eingangswert kompensiert wird.<br />
4.4.3 Moving Average Filter<br />
I dq , I pos, dq ,<br />
Zeitverzögerung<br />
T/4<br />
Figur 4.12: Der Aufbau eines Moving Average Filters<br />
Ein Moving Average Filter erlaubt das vollständige Ausfiltern einer vorgegebenen<br />
Frequenz und aller ganzzahligen Vielfachen dieser Frequenz. Das<br />
Eingangssignal wird um die halbe Periodendauer der zu filternden Frequenz<br />
verzögert und zum unverzögerten Eingangssignal addiert. Bei stationären<br />
Schwingungen funktioniert dieses Filter einwandfrei. Eine Änderung der<br />
Amplitude wird jedoch wegen der Zeitverzögerung erst nach einer halben<br />
Netzperiode vollständig ausgeglichen. Bei einer Regelung auf der Zeigerebene<br />
eines rotierenden Koordinatensystems ist im Allgemeinen eine Entkopplung<br />
der Ausgangssignale erforderlich (siehe [12] S77). In unserem<br />
Fall ist jedoch die Totzeit der Regelstrecke deutlich kleiner als die Periodendauer<br />
der Netzfrequenz, und es kann daher auf eine Entkopplung verzichtet<br />
werden.<br />
Ausser der Kompensation für das Gegensystem müssen, wie in Figur 4.2<br />
dargestellt, auch Sollwerte des Mitsystems für die Blindstromkompensation<br />
und die Spannungsregelung des Zwischenkreises erreicht werden. Für diese<br />
ist ein eigener Regler auf Basis des Mitsystems erforderlich. Die Struktur<br />
für diese aus parallelen Reglern aufgebaute Regelung ist in Figur 4.13 dargestellt.<br />
Σ<br />
0.5
I = 0<br />
N, pos, soll<br />
( n)<br />
I Nnegsoll , ,<br />
= 0<br />
PLL<br />
Mitsystem<br />
f = f0 -<br />
+<br />
+<br />
-<br />
Σ<br />
Σ<br />
k P<br />
k P<br />
1 e jωt<br />
⋅<br />
PI<br />
kI + --s<br />
PI<br />
kI + --s<br />
( n)<br />
I N, neg<br />
dq<br />
αβ<br />
dq<br />
αβ<br />
-96-<br />
+<br />
Moving<br />
Average<br />
iWR, soll<br />
innere<br />
Strom-<br />
+ regelung<br />
Moving<br />
Average<br />
System<br />
αβ<br />
dq<br />
αβ<br />
dq<br />
Figur 4.13: Das Schema der Regelung auf der Zeigerebene mit getrennten<br />
Reglern für Mit- und Gegensystem. Der Sollwert des Netzstromes<br />
wird als Gleichgrösse durch die übergeordnete Regelung<br />
geliefert. Der Sollwert des Netzstroms im Gegensystem ist in<br />
jedem Fall Null.<br />
Bei Leistungselektronikanwendungen ist stets auch eine Ausregelung von<br />
Harmonischen gewünscht. Diese kann erreicht werden, in dem zu den oben<br />
beschriebenen Regelungen noch weitere Regelungen auf der Zeigerebene<br />
des synchron mit der jeweiligen Harmonischen mitrotierenden Koordinatensystems<br />
parallel geschaltet werden. Um ein mit einer Harmonischen mitrotierendes<br />
Koordinatensystem zu erhalten, ist der von der PLL gelieferte Einheitsdrehzeiger<br />
1 e mit der Zahl der jeweiligen Harmonischen zu multiplizieren,<br />
bevor er zur Berechnung der Zeiger des rotierenden Koordinatensystems<br />
verwendet wird. Für die Darstellung der Drehzeigergrösse auf<br />
der Zeigerebene der n-ten Harmonischen gilt:<br />
jωt<br />
⋅<br />
x<br />
( n)<br />
X<br />
=<br />
x e jnωt<br />
⋅<br />
(4.12)<br />
Mit der gezeigten Regelung lässt sich ein funktionierender Symmetrierkompensator<br />
aufbauen, der symmetrische dreiphasige Ströme im angeschlossenen<br />
Netz herstellt. Ein gewisser Nachteil besteht jedoch darin, dass insbesondere<br />
im Fall einer gewünschten Ausregelung der Harmonischen ein rela-<br />
I N<br />
( n)<br />
I N<br />
-1<br />
i N, αβ ,
-97-<br />
tiv hoher Rechenaufwand besteht, da für jede Harmonische zwei Transformationen<br />
(von der Drehzeiger- in die Zeigerebene und zurück) erforderlich<br />
sind. Ein anderer Nachteil besteht darin, dass die Trennung von Mit- und<br />
Gegensystem eine Zeitverzögerung von mindestens einer halben Netzperiode<br />
bewirkt.<br />
4.4.4 Schnelle Vorsteuerung<br />
PLL<br />
Mitsystem<br />
f = f0 Moving<br />
Average<br />
-<br />
1 e jωt<br />
⋅<br />
+<br />
Σ dq<br />
αβ<br />
iWR, soll<br />
schnelle<br />
innere<br />
Stromregelung<br />
αβ<br />
dq<br />
System<br />
i N, αβ ,<br />
Figur 4.14: Vorsteuerung für kontinuierliche Ströme bei kurzfristigen Unterbrüchen.<br />
Der Moving Average Filter muss über eine längere<br />
Zeit (z.B. meherere Perioden der Grundschwingungsfrequenz)<br />
mitteln, um kurzzeitige Störungen perfekt zu kompensieren.<br />
Damit können ohne jeden Verzug die zur Kompensation erforderlichen<br />
Ströme bereitgestellt werden.<br />
Ein anderer Ansatz zur Stromregelung auf der Zeigerebene wurde in [20]<br />
und [14] vorgestellt. Er beruht im Wesentlichen auf folgendem Konzept:<br />
Der Wirkanteil des Leitungsstroms wird über eine längere Zeit gemittelt.<br />
Tritt aufgrund eines einphasigen Unterbruchs der Leitung eine Unsymmetrie<br />
auf, soll dieser Wirkanteil weiterhin vom Netz geliefert beziehungsweise<br />
aufgenommen werden.<br />
Um all die anderen unerwünschten Stromkomponenten zu eliminieren,<br />
muss man einfach:<br />
die aktuellen Werte des Wirkstromes IL_d () t und des Blindstromes<br />
IL_q () t in der Leitung messen,<br />
einen gleitenden Mittelwert IL_d ( tT , ) der Wirkstromkomponente<br />
IL_d () t über ein fixes, aber gleitendes Zeitfenster T<br />
berechnen:
I L_d tT ,<br />
�<br />
( t + T)<br />
( ) = IL_d() t dt<br />
t<br />
-98-<br />
(4.13)<br />
Die Differenz beider Komponenten ist der vom Wechselrichter zu liefernde<br />
Strom:<br />
IWR, soll<br />
=<br />
IL_d() t – I L_d( tT , ) + jIL_q() t<br />
(4.14)<br />
Dies führt ohne jeden Verzug zu symmetrischen, sinusförmigen, dreiphasigen<br />
Strömen. Das bedeutet: Der Wechselrichter speist alle im angeschlossenen<br />
Netz nicht erwünschten Stromkomponenten am Netzanschlusspunkt ein<br />
und überlässt nur den gefilterten Wirkanteil des Mitsystems dem angeschlossenen<br />
Netz.<br />
I N() t =<br />
I L_d( tT , ) + j ⋅ 0<br />
(4.15)<br />
Dieses Vorsteuerverfahren, das auch in Figur 4.14 skizziert ist, liefert sehr<br />
gute Ergebnisse besonders beim Ausfiltern kurzfristiger Störungen der<br />
Netzströme, wie sie zum Beispiel durch schmutzige Lasten hervorgerufen<br />
werden (Siehe [14]). Es muss natürlich mit einer geeigneten Regelung kombiniert<br />
werden, die eine längere Wirkleistungsentnahme aus dem Zwischenkreis<br />
verhindert und den Strom geänderten Leistungsbedürfnissen nachführt.<br />
Für einen effizienten Einsatz ist aber eine phasenfehlerfreie innere Stromregelung<br />
erforderlich. Eine Realisation wäre zum Beispiel mit Hilfe eines Toleranzbandreglers<br />
möglich. Da sich dieser aber für Hochleistungsanwendungen<br />
wegen der variablen Schaltfrequenzen nicht eignet (siehe “Toleranzbandregelung”<br />
auf Seite 85), wurde dieses Verfahren hier nicht weiter verfolgt.<br />
Es werden jedoch in Kapitel 5.1.4 Simulationsresultate mit einer<br />
derartigen Vorsteuerung (allerdings noch ohne überlagerte Regelung) präsentiert.<br />
Ein anderer Nachteil besteht darin, dass während einer gewissen Zeit 1) nach<br />
dem Unterbruch der Phasenleitung der Wirkleistungsfluss konstant gehalten<br />
wird. Dies stellt hohe Ansprüche an die Energiespeicher im Zwischenkreis<br />
und ist nicht in allen Fällen angezeigt: Wie in Kapitel 3.3.2 gezeigt wurde,<br />
ändert sich bei der Kopplung zweier Netze der Leistungsfluss durch einen<br />
Unterbruch, solange sich die Phasenverschiebung zwischen diesen Netzen<br />
nicht ändert.<br />
1) Die Zeit hängt von der Einstellung des Moving Avarage-Filters ab.
-99-<br />
4.4.5 Integrierende Oszillatoren<br />
Da bereits die innere Stromregelung auf der Drehzeigerebene (also im ortsfesten<br />
Koordinatensytem) realisiert wurde, scheint es naheliegend, auch die<br />
überlagerte Regelung auf die Drehzeigerebene zu übertragen.<br />
Die bisherige Regelung beruhte darauf, dass die Eingangsgrössen in ein rotierendes<br />
Koordinatensystem übertragen, dort als Gleichgrössen geregelt<br />
und schliessendlich wieder auf ein ortsfestes Koordinatensystem rücktransformiert<br />
wurden. Im neuen Ansatz soll nun der Drehzeiger direkt geregelt<br />
werden, ohne dass eine Transformation auf die Zeigerebene erforderlich ist.<br />
Dafür ist ein Regler zu finden, der als Integrator die Länge des Drehzeigers<br />
regelt, ohne dessen Phasenlage zu beeinflussen.<br />
Wir gehen von einem Eingangssignal<br />
xt () e jωt<br />
=<br />
(4.16)<br />
aus, auf dessen Amplitude der Integralregler wirken soll. Wir erhalten damit<br />
als Ausgangssignal:<br />
yt () = kI ⋅ t ⋅ e<br />
jωt<br />
(4.17)<br />
Die Berechnung der Übertragungsfunktion wird erleichtert durch die Darstellung<br />
der Signale als Laplace-Transformierte:<br />
Xs ( )<br />
Ys ( )<br />
=<br />
=<br />
1<br />
------------s–<br />
jω<br />
k I<br />
( s – jω)<br />
2<br />
--------------------<br />
(4.18)<br />
(4.19)<br />
Die Übertragungsfunktion des Integrators - oder auch integrierenden Oszillators<br />
- ergibt sich damit zu<br />
RI( s)<br />
k I<br />
Ys ( )<br />
= ---------- =<br />
------------s<br />
– jω<br />
Xs ( )<br />
(4.20)<br />
Dies ist ein von der Zeiger- auf die Drehzeigerebene transformierter Integrator.<br />
Zu diesem kann für eine schnellere Ausregelung noch ein Proportionalanteil<br />
hinzuaddiert werden. Durch diesen ist eine unmittelbare Reaktion auf<br />
kurzfristige Änderungen des Netzstromes oder Sollwertes möglich. Mit dem<br />
Proportionalanteil ergibt sich die Reglerübertragungsfunktion zu:
k I<br />
-100-<br />
Rs ( ) = kP + -------------<br />
(4.21)<br />
s– jω<br />
In der in dieser Arbeit untersuchten Anwendung ist eine Regelung sowohl<br />
im Mitsystem als auch im Gegensystem erforderlich. Um eine Struktur zu<br />
erhalten, wie sie in Figur 4.13 dargestellt ist, ist für das Mitsystem ein in positiver<br />
Richtung rotierender Integrator erforderlich und für das Gegensystem<br />
ein in negativer Richtung rotierender. Die Proportionalanteile der beiden<br />
Teile können zusammengefasst werden. Damit erhalten wir als Reglerübertragungsfunktion<br />
k Ip<br />
k In<br />
Rs ( ) = kP + ------------- + --------------<br />
(4.22)<br />
s– jω s+ jω<br />
Die in Figur 4.13 gezeigte Regelstruktur für die Zeigerebene vereinfacht<br />
sich dadurch zu der in Figur 4.15 dargestellten Struktur mit integrierenden<br />
Oszillatoren. Für eine zusätzliche Ausregelung der Harmonischen können<br />
weitere Oszillatoren mit den Frequenzen der entsprechenden Harmonischen<br />
zu den eingezeichneten Oszillatoren für die Grundschwingung parallel geschaltet<br />
werden.<br />
i N, pos, soll<br />
i Nnegsoll , ,<br />
= 0<br />
-<br />
+<br />
+<br />
Σ<br />
k P<br />
k I<br />
-----------s<br />
– jω<br />
k I<br />
------------s<br />
+ jω<br />
i WR, soll<br />
+<br />
+<br />
+<br />
innere<br />
Stromregelung<br />
System<br />
Figur 4.15: Das Schema der Regelung auf der Drehzeigerebene.<br />
i N, αβ ,<br />
Während sich die Integratoren erst während einer Netzperiode auf den veränderten<br />
Netzstrom einstellen, kann über den Proportionalteil - also den direkten<br />
Pfad - unmittelbar auf eine Änderung reagiert werden. Zusammen<br />
mit der raschen inneren Stromregelung wird damit - wie durch die Simulationen<br />
in Kapitel 5.3 gezeigt werden wird - eine Ausregelung von Unsymmetrien<br />
des Netzstroms innerhalb einer Netzperiode erreicht.
-101-<br />
4.4.6 Realisation als digitale Regelung<br />
Da, wie im Kapitel 4.3 erklärt, in Anbetracht der im Vergleich zur Ausregelzeit<br />
langen Abtastzeit eine zeitdiskrete Realisation der inneren Stromregelung<br />
erforderlich war, wurde im Hinblick auf die Konsistenz der gesamten<br />
Regelung auch die in diesem Abschnitt beschriebene übergeordnete Regelung<br />
zeitdiskret implementiert. Aufgrund der bereits durch die Integratoren<br />
längeren Ausregelzeit in der Grössenordnung der Periodendauer der Grundschwingung<br />
wäre das nicht zwingend nötig, und auch eine quasikontinuierliche<br />
Regelung liefert gute Ergebnisse.<br />
Die Approximation der Übertragungsfunktion eines integrierenden Oszillators<br />
k I<br />
RI( s)<br />
= ------------s–<br />
jω<br />
mit Hilfe der Methode der Vorwärts-Differenzenquotienten<br />
df<br />
--dt<br />
t = kT<br />
f( ( k + 1)T)<br />
– fkT ( )<br />
≈ ---------------------------------------------<br />
T<br />
liefert als diskrete Übertragungsfunktion:<br />
RI( z)<br />
=<br />
kIT e jωT<br />
⋅<br />
z e jωT<br />
---------------------<br />
–<br />
(4.23)<br />
(4.24)<br />
(4.25)<br />
Eine praktische Realisation von Gleichung (4.25) am Digitalrechner mit<br />
Hilfe eines Glieds zur Verzögerung um einen Zeitschritt (1/z) ist in<br />
Figur 4.16 dargestellt.<br />
k I T<br />
- Σ<br />
+<br />
e jωT<br />
z 1 –<br />
Figur 4.16: Zeitdiskrete Realistation eines integrierenden Oszillators
-102-<br />
4.5 Äussere Regelkreise auf der Zeigerebene<br />
Die Regelkreise zur Blindleistungskompensation und zur Regelung der<br />
Zwischenkreisspannung werden günstigerweise auf der Zeigerebene eines<br />
mit der Grundschwingung von Strom und Spannung synchron mitrotierenden<br />
Koordinatensystems realisiert, da dort ein direkter und getrennter Zugriff<br />
auf die Wirk- und Blindgrössen möglich ist.<br />
4.5.1 Blindleistungskompensation<br />
Der Symmetrierkompensator soll zusätzlich zur Kompensation von Unsymmetrien<br />
auch in der Lage sein, Blindströme aus dem Netz aufzunehmen oder<br />
an das Netz abzugeben. Damit kann einerseits die Belastung der Leitungen<br />
durch unnötige Blindströme reduziert werden. Andererseits kann damit die<br />
Spannung am Anschlusspunkt stabilisiert werden. Insbesondere für die Versorgung<br />
eines empfindlichen Verbrauchers reicht die Symmetrierung der<br />
Ströme nicht aus. Für ihn muss auch das Niveau der Anschlussspannung<br />
konstant gehalten werden.<br />
Für die Blindleistungskompensation wurde folgendes Konzept verfolgt: Die<br />
dreiphasige Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt wird gemessen und deren<br />
Amplitude ermittelt. Aus der Differenz von Spannungsamplitude und Sollwert<br />
der Spannungsamplitude wird durch einen PI-Regler der Sollwert des<br />
Wechselrichterblindstromes geregelt und dem Wechselrichtersollstrom der<br />
Symmetrierkompensation überlagert.<br />
4.5.2 Regelung der Zwischenkreisspannung<br />
Der Energiegehalt der Zwischenkreiskondensatoren ist durch ihre Auslegung<br />
limitiert. Für die grossen über Hochspannungsleitungen zu übertragenden<br />
Leistungen scheint eine wirtschaftliche Auslegung nur möglich, wenn<br />
der Kompensator so eingestellt wird, dass der Wechselrichter nie länger als<br />
während der Dauer von wenigen Perioden der Netzfrequenz Energie an das<br />
Netz liefern oder aus ihm aufnehmen muss. 1) Es ist daher eine Regelung<br />
einzubauen, die das Spannungsniveau im Zwischenkreis und damit dessen<br />
Energiegehalt im Mittel konstant hält.<br />
Während eines einphasigen Unterbruchs und der daraus resultierenden einphasigen<br />
Übertragung über die Leitung erfolgt eine pulsierende Energieübertragung<br />
mit doppelter Netzfrequenz. Diese Pulsation muss für einen<br />
1) Im günstigsten Fall ist die Energiespeicherung nur während einer halben Netzperiode<br />
erforderlich.
U L1_soll<br />
U ZK_soll<br />
PLL<br />
Mitsystem<br />
f = f0 U L1<br />
+<br />
-<br />
+<br />
-<br />
Σ<br />
Σ<br />
UZK<br />
k PB<br />
k PD<br />
PI<br />
PI<br />
1 e jωt<br />
⋅<br />
k IB<br />
+ ----s<br />
k ID<br />
IWRq, soll<br />
+ ----s<br />
IWRd, soll<br />
-103-<br />
dq<br />
αβ<br />
Amplitude<br />
Moving<br />
Average<br />
System<br />
mit inneren<br />
Regelungen<br />
u L1a,b,c<br />
Figur 4.17: Die Regelungen auf der Zeigerebene für die Blindleistungskompensation<br />
und die Zwischenkreisspannung. Die Sollwerte<br />
für Wirk- und Blindanteil (I WRd,soll und I WRq,soll ) des Wechselrichterstromzeigers<br />
I WR werden von den Sollwerten aus der unterlagerten<br />
Symmetrierkompensationsregelung überlagert.<br />
kontinuierlichen Energiefluss im angeschlossenen Netz vom Symmetrierkompensator<br />
ausgeglichen werden und führt daher zu einer pulsierenden<br />
Zwischenkreisspannung. Diese Pulsation der Zwischenkreisspannung darf<br />
durch die Zwischenkreisregelung nicht zu kompensieren versucht werden,<br />
da die Regelung sonst der eigentlichen Funktion des Symmetrierkompensators<br />
zuwiderlaufen würde. Die gemessene Zwischenkreisspannung wird daher<br />
durch ein Filter geglättet, das den 100 Hz Anteil unterdrückt. Das geglättete<br />
Signal regelt über einen PI-Regler den Sollwert des Wirkanteils des<br />
Wechselrichterstroms.<br />
Die Sollwerte aus Blindleistungs- und Zwischenkreisregelung werden zusammen<br />
auf die Drehzeigerebene transformiert und dem Sollwert für den<br />
Wechselrichterstrom, der sich aus der Symmetrierkompensation ergibt,<br />
überlagert.<br />
U ZK
4.6 Zusammenfassung<br />
-104-<br />
In diesem Kapitel wurde eine Regelstruktur vorgestellt, die eine rasche<br />
Kompensation von durch einphasige Leitungsunterbrüche entstehenden<br />
Unsymmetrien erlaubt. Sie besteht aus einer auf einem Dead-Beat-Regler<br />
basierenden inneren Stromregelung, integrierenden Oszillatoren zur Kompensation<br />
des Gegensystems und allfälliger Harmonischer sowie äusseren<br />
Regelkreisen zur Gleichspannungsregelung und der Blindstromkompensation.<br />
Wie die in den anschliessenden Kapiteln gezeigten Simulationen und Messungen<br />
an der Laboranlage zeigen werden, erlaubt die gewählte Regelstruktur<br />
eine fast vollständige Elimination der Unsymmetrien innerhalb von ein<br />
bis zwei Netzperioden. Ein direkter Pfad parallel zu den integrierenden<br />
Oszillatoren erlaubt zudem eine rasche Reaktion auf kleinere Störungen im<br />
Netzstrom.
-105-<br />
5 Computersimulationen<br />
In diesem Kapitel sollen die bisher vorgestellten theoretischen Überlegungen<br />
anhand einiger Computersimulationen für vier typische Anwendungsfälle<br />
illustriert und verifiziert werden. Die Simulationen wurden in Matlab/<br />
Simulink durchgeführt, wobei der elektrische Teil mit Hilfe der Toolbox<br />
PLECS [24] integriert wurde.<br />
In den ersten beiden Abschnitten wird die wichtigste Anwendung des Symmetrierkompensators,<br />
nämlich sein Einsatz an Hochspannungsleitungen, die<br />
zwei elektrische Netze miteinander verbinden, vorgestellt. Diese Anwendung<br />
wird auch dazu herangezogen, die Funktion der verschiedenen Teile<br />
der mehrstufigen Regelstruktur zu zeigen. In den weiteren Abschnitten werden<br />
andere wichtige Anwendungsmöglichkeiten wie die Versorgung eines<br />
einzelnen grossen Verbrauchers sowie die Versorgung eines einphasigen<br />
Bahnnetzes aus einem empfindlichen dreiphasigen Netz gezeigt. Dort werden<br />
dann jeweils nur Simulationen mit der vollständigen Regelstruktur vorgestellt.<br />
Der in realen Netzen vergleichsweise häufig auftretende Erdschluss mit<br />
nachfolgender Abschaltung wird hier nicht simuliert, sondern nur die bei<br />
Einsatz eines Symmetrierkompensators zulässige nachfolgende einphasige<br />
Abschaltung des schadhaften Leiters.<br />
5.1 Die Kopplung zweier elektrischer Netze<br />
In Figur 5.1 ist das Grundkonzept der Anwendung des Symmetrierkompensators,<br />
wie es in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt wurde, skizziert.<br />
In den Inneninduktivitäten L N1 und L N2 sind jeweils die Ersatzinduktivitäten<br />
der Anschlusstransformatoren mitberücksichtigt. Die Leitungsinduktivität<br />
L TL stellt die Ersatzinduktivität der Leitung dar. L W1 und L W2 sind die Ersatzinduktivitäten<br />
der Kopplungstransformatoren.<br />
Da der Symmetrierkompensator jedoch unabhängig von den Verhältnissen<br />
am anderen Ende der Leitung arbeitet, bleibt auch in den hier vorgestellten<br />
Simulationen der zweite Kompensator unberücksichtigt. Das zweite Netz<br />
wird durch seine innere Spannung u 2a,b,c repräsentiert. Die Inneninduktivität<br />
L N2 und der Innenwiderstand R N2 werden zu Widerstand und Ersatzindukti-
L W1<br />
-106-<br />
u1a,b,c u2a,b,c<br />
LN1R i1a,b,c i LTL /2 L<br />
N1 La,b,c<br />
TL /2 RTL LN2 RN2 Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
C TL<br />
Figur 5.1: Schematische Darstellung zweier über eine Leitung verbundener<br />
Netze. Die Leitung ist an beiden Enden mit einem Symmetrierkompensator<br />
ausgestattet.<br />
vität der Leitung addiert. Da die Innenspannungen der Netze in einem realen<br />
System nicht direkt zugänglich sind, werden diese auch in den Simulationsresultaten<br />
im Allgemeinen nicht dargestellt.<br />
Da der Kapazitätsbelag C TL der Leitung in der mathematischen Analyse im<br />
Kapitel 3 nicht berücksichtigt wurde, werden an dieser Stelle Simulationen<br />
sowohl mit als auch ohne Kapazitätsbelag vorgestellt, um die Auswirkungen<br />
der Kapazität beurteilen zu könne.<br />
Sofern bei den einzelnen Simulationen nichts anderes angegeben ist, wurde<br />
im Weiteren mit den in Tabelle 5.1 aufgelisteten elektrischen Grössen gerechnet.<br />
Wie in der Energietechnik üblich werden die Ströme und Spannungen<br />
nicht absolut sondern relativ zu ihrer Bezugsgrösse - also normiert - angegeben.<br />
1)<br />
Die Induktivitäten und Widerstände wurden grösser gewählt, als dies einem<br />
realen Hochspannungsnetz entspricht, um ein extrem schwaches Netz darzustellen,<br />
an desssen Anschlusspunkt die Auswirkungen von Unsymmetrien<br />
und Belastungsschwankungen deutlicher als bei einem realen Netz zu erkennen<br />
sind. Die Simulationsergebnisse werden auf diese Art anschaulicher<br />
und lassen die Funktionalität des Symmetrierkompensators besser erkennen.<br />
In den meisten gezeigten Simulationen wird der Wechselrichter mit Zwischenkreis<br />
idealisiert als Spannungsquelle angenähert. Dies ist sinnvoll, um<br />
geringe Rechenzeiten und anschaulichere (rippelfreie) Resultate zu erreichen.<br />
Die bei einer üblichen Leistungselektronikanwendung typischen<br />
Stromrippel treten nicht in Erscheinung, da die gewählte Vereinfachung ei-<br />
1) Zur Normierung von Modellgrössen siehe Anhang B.<br />
L W2<br />
i WR2a,b,c<br />
Kompensator 1 Kompensator 2<br />
u 20
-107-<br />
Tabelle 5.1 : Die elektrischen Grössen<br />
Netzspannungsamplitude<br />
am Anschlusspunkt<br />
UL1 = 1 p.u.<br />
Amplitude der inneren Spannung<br />
Amplitude der inneren Spannung<br />
Amplitude des Nennstroms<br />
Netzfrequenz<br />
U1 = 1.15 p.u.<br />
U2 = 1.15 p.u.<br />
I1 = 1 p.u.<br />
f = 50 Hz<br />
Phasenverschiebung zwischen<br />
den inneren Netzspannungen<br />
∆ϕ1, 2 = 30° ( π ⁄ 6)<br />
Inneninduktivität Netz 1<br />
Inneninduktivität Netz 2<br />
Leitungsinduktivität<br />
Leitungskapazität<br />
Entkopplungsinduktivität<br />
Innenwiderstand Netz 1<br />
Widerstand Leitung und Netz 2<br />
LN1 0.636 10 p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
(20 %)<br />
(20 %)<br />
(20 %)<br />
(0-10 %)<br />
(20 %)<br />
(10 %)<br />
(0 -2 %)<br />
3 –<br />
= ⋅<br />
LN2 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
LTL 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
CTL = 0…31.4<br />
LW1 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
RN1 = 0.1<br />
RTL = 0…0.02<br />
nem Wechselrichter mit unendlich hoher Taktfrequenz entspricht. Da die<br />
Untersuchung von Modulationsverfahren und die Ausregelung von Harmonischen<br />
nicht im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, ist diese Vereinfachung<br />
zulässig. Die zu regelnde Zwischenkreisspannung wird in diesem Fall aus<br />
dem Integral der Wechselrichterleistung ermittelt. Eine Übersteuerung des<br />
Wechselrichters wird in jedem Fall durch die Begrenzung der Steuerspannung<br />
verhindert.<br />
5.1.1 Einstufige Regelung<br />
(Anordnung gemäss Figur 5.4 - Resultate in Figur 5.2 und 5.3)<br />
In einer ersten Simulation soll nur die Ausregelung von Unsymmetrien im<br />
Netzstrom i1a,b,c gezeigt werden. Es wird dazu die in Kapitel 4.4.1 und<br />
Figur 4.9 dargestellte und später nicht mehr eingesetzte Regelung auf der<br />
Zeigerebene verwendet. Es wurde hier allerdings auf eine schnelle innere<br />
Stromregelung verzichtet. Dies ist möglich, da der Wechselrichterstrom eine<br />
direkte Funktion der angelegten Steuerspannung und der Gegenspannung<br />
im Anschlusspunkt darstellt. Wird der Kopplungswiderstand vernachlässigt,<br />
gilt:<br />
IWR() t<br />
L W<br />
t<br />
1<br />
=<br />
------ ( Upcc – UWR) dt<br />
�<br />
0<br />
(5.1)
-108-<br />
Es hat sich jedoch gezeigt, dass ein mehrstufiges Konzept mit einer schnellen<br />
inneren Regelung, die von einer etwas langsameren überlagert wird, die<br />
besseren Resultate bringen kann.<br />
Die kürzesten Ausregelzeiten wurden mit den folgenden Regelparametern<br />
erreicht:<br />
k p<br />
k i<br />
=<br />
=<br />
0.2<br />
1.25<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
(5.2)<br />
(5.3)<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Es finden keine Blindleistungsregelung und keine Zwischenkreisregelung<br />
statt.<br />
Resultate:<br />
Wie aus den Verläufen in Figur 5.2 und 5.3 zu ersehen ist, gelingt es durch<br />
diese Regelung, innert zwei bis drei Netzperioden symmetrische dreiphasige<br />
Ströme am Anschlusspunkt des Netzes herzustellen. In der Zeigerdarstellung<br />
ist dies besonders deutlich zu sehen, da dort Unsymmetrien (bzw.<br />
Gegensystemströme) als Wechselgrösse in Erscheinung treten, während<br />
symmetrische Ströme (das Mitsystem) als Gleichgrösse dargestellt werden.<br />
Ein Nachteil dieser Regelung ist die durch die Trennung von Mit- und Gegensystem<br />
entstehende Verzögerung von einer halben bis ganzen Netzperiode.<br />
Die Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt des nichtgeerdeten Anschlusstransformators<br />
und Erde bleibt wie gewünscht im Bereich von 20 % der<br />
Netzsspannung.<br />
5.1.2 Mehrstufige Regelung ohne Blindleistungskompensation<br />
(Anordnung gemäss Figur 5.7 - Resultate in Figur 5.6 und 5.5)<br />
Von der Regelung mit integrierenden Oszillatoren gemäss Figur 4.15<br />
(Seite 100) erwarten wir bessere Resultate, da sie durch den eingebauten direkten<br />
Pfad unmittelbar auf Änderungen des Stromsollwerts reagieren kann.
-109-<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine Regelung auf<br />
dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Es findet keine Blindleistungsregelung statt.<br />
Resultate:<br />
Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />
Anschlusspunkt wieder hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung<br />
kann im Mittel konstant gehalten werden. (Die Pulsation mit 100 Hz ist systembedingt<br />
und entsteht durch die einphasige Übertragung über die unterbrochene<br />
Leitung.)<br />
Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />
den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />
Strom als vor dem Unterbruch.<br />
Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c sinkt geringfügig ab. (Dies<br />
ist aus den Simulationsbildern allerdings schlecht zu erkennen.)<br />
Die Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt des nichtgeerdeten Anschlusstransformators<br />
und Erde bleibt wie gewünscht im Bereich von 20 % der<br />
Netzsspannung.<br />
5.1.3 Mehrstufige Regelung mit Blindleistungkompensation<br />
Zusätzlich zur Symmetrierung der Ströme und Spannungen kann es je nach<br />
Anwendung sinnvoll sein, die Amplitude der Netzanschlussspannung<br />
uL1a,b,c auf einem konstanten Wert zu halten. Dies ist möglich, wenn der<br />
Wechselrichter dazu gebracht wird, einen entsprechenden dreiphasig symmetrischen<br />
Blindstrom einzuspeisen. Es wurde daher eine Blindleistungsregelung<br />
der bisherigen Regelstruktur überlagert. Sie ermittelt aus einem Sollwert-Istwert-Vergleich<br />
der Netzanschlussspannungsamplitude den Sollwert<br />
für den einzuspeisenden Blindstrom und überlagert diesen den sich aus der<br />
Stromsymmetrierung und der Zwischenkreisregelung ergebenden Sollwerten<br />
des Wechselrichterstroms.
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-110-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.2: Koppelung zweier Netze: Einstufige Regelung zur Symmetrierkompensation.<br />
Ohne Zwischenkreisregelung und Blindleistungskompensation<br />
a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c c)<br />
Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-Erde-Spannung<br />
u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WR1d,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-111-<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.3: Koppelung zweier Netze: Einstufige Regelung zur Symmetrierkompensation.<br />
Ohne Zwischenkreisregelung und Blindleistungskompensation<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
geregelt auf Symmetrie<br />
RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />
La,b,c<br />
LTL<br />
t=30ms<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.4: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.2 und 5.3<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-112-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.5: Koppelung zweier Netze: Nur Symmetrierung und Zwischenkreis-Regelung<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-113-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.6: Koppelung zweier Netze: Nur Symmetrierung und Zwischenkreis-Regelung<br />
(Fortsetzung zu Figur 5.5)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
geregelt auf Symmetrie<br />
RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />
La,b,c<br />
LTL<br />
t=25 ms<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.7: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.5 und 5.6<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
geregelt auf P =<br />
0<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-114-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.8: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />
der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-115-<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.9: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />
der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu Figur 5.8)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
geregelt auf Symmetrie<br />
RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />
La,b,c<br />
LTL<br />
t=25 ms<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.10: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.8 und 5.9<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
Wechselrichter 1<br />
geregelt auf P = 0<br />
u 20
-116-<br />
a) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag mit idealisiertem Wechselrichter<br />
(Anordnung gemäss Figur 5.10 - Resultate in Figur 5.8 und 5.9)<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine Regelung auf<br />
dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf einen konstanten<br />
Wert geregelt.<br />
Resultate:<br />
Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />
Anschlusspunkt hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung kann im<br />
Mittel konstant gehalten werden. (Die Pulsation mit 100 Hz ist systembedingt<br />
und entsteht durch die einphasige Übertragung über die unterbrochene<br />
Leitung.)<br />
Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />
uL1a,b,c und der inneren Netzspannung u1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />
den Unterbruch ergebenden höheren Leitungsimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />
Strom als vor dem Unterbruch.<br />
Die Amplitude der Anschlussspannung uL1a,b,c kann konstant gehalten werden.<br />
Wegen der geringen Absenkung der Anschlussspannung ohne Blindleistungsregelung<br />
lässt sich die Effizienz dieser Regelung hier schlecht zeigen.<br />
Dies wird jedoch in späteren Simulationen (z.B. Versorgung einer Last)<br />
nachgeholt werden.<br />
Die Sternpunkt-Erde-Spannung u20 bleibt wie gewünscht im Bereich von<br />
20 % der Netzsspannung. Sie hängt primär von der Phasenverschiebung ∆ϕ<br />
zwischen den Netzen und nicht von der Regelung ab.<br />
b) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag mit geschaltetem Wechselrichter<br />
(Anordnung gemäss Figur 5.13- Resultate in Figur 5.11 und 5.12)<br />
In den bisher gezeigten Simulationen wurde der Wechselrichter durch eine<br />
Spannungsquelle angenähert. Für eine realitätsnähere Abbildung des Wechselrichters<br />
kann jeder Zweig des Wechselrichters durch einen Dreipunkt-
-117-<br />
schalter dargestellt werden, der die drei Phasen entsprechend den Modulatorsignalen<br />
mit dem positiven Potential, dem Nullpotential oder dem negativen<br />
Potential des Zwischenkreises verbindet.<br />
Es wird hier die vorangegange Simulation mit dem geschalteten Wechselrichter<br />
wiederholt, um zu zeigen, dass, von den entstehenden Harmonischen<br />
abgesehen, die qualititativ gleichen Resultate erzielt werden.<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird durch über einen Modulator gesteuerte Schalter angenähert.<br />
Die Schaltfrequenz beträgt 2 kHz. Die Zwischenkreiskapazität<br />
wird analog zu den Verhältnissen in der Laboranlage auf 1000 % der Nennleistung<br />
ausgelegt.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Zwischenkreisspannung wird durch eine Regelung auf dem Mittelwert<br />
1 gehalten.<br />
Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf einen konstanten<br />
Wert geregelt.<br />
Resultate:<br />
Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />
Anschlusspunkt hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung kann im<br />
Mittel konstant gehalten werden. Wegen der hohen Zwischenkreiskapazität<br />
führt die Leistungspulsation nur zu geringen Schwankungen der Zwischenkreisspannung.<br />
Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />
den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />
Strom als vor dem Unterbruch.<br />
Wie zu erwarten war, treten grosse Strom- und Spannungsrippel auf, da eine<br />
Filterung oder Kompensation der Harmonischen im bestehenden System<br />
nicht implementiert ist. Die Rippel treffen auch die Sternpunkt-Erde-Spannung<br />
u 20, deren Amplitude aber dennoch im Bereich von 20 % der Nennspannungsamplitude<br />
bleibt.
-118-<br />
c) Leitung mit Kapazit‰tsbelag und idealisiertem Wechselrichter<br />
(Anordnung gemäss Figur 5.16 - Resultate in Figur 5.14 und 5.15)<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine übergeordnete<br />
Regelung auf dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf den konstanten<br />
Wert 1 geregelt.<br />
Resultate:<br />
Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />
Anschlusspunkt wieder hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung<br />
kann im Mittel konstant gehalten werden. Wegen des Kapazitätsbelags der<br />
Leitung verschwindet der Strom in der unterbrochenen Phase nicht gänzlich.<br />
Der Kapazitätsbelag führt auch zu einer kurzzeitigen Überhöhung der<br />
Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten Transformators.<br />
Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />
den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />
Strom als vor dem Unterbruch.<br />
Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c kann konstant gehalten werden.<br />
In Figur 5.15b ist der zur Spannungsstabilisierung erforderliche Blindstrom<br />
deutlich als nicht oszillierender Blindanteil des Wechselrichterstroms<br />
zu erkennen.<br />
Die Energie im Zwischenkreis sinkt leicht ab, kann aber nach einigen Perioden<br />
wieder ausgeregelt werden. Die Zwischenkreisregelung kann nicht<br />
sehr rasch eingestellt werden, da die Ausfilterung der von der Regelung<br />
nicht zu berücksichtigenden 100 Hz Pulsation die Stabilität beeinträchtigt.<br />
d) Leitung mit Kapazit‰tsbelag und geschaltetem Wechselrichter<br />
Anordnung gemäss Figur 5.19 - Resultate in Figur 5.17 und 5.18
-119-<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird durch über einen Modulator gesteuerte Schalter angenähert.<br />
Die Zwischenkreiskapazität wird analog zu den Verhältnissen in<br />
der Laboranlage auf 1000 % ausgelegt.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Zwischenkreisspannung wird durch eine übergeordnete Regelung auf<br />
dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird durch Blindleistungskompensation<br />
auf den konstanten Wert 1 geregelt.<br />
Resultate:<br />
Innert einer Netzperiode können - von den Strom- und Spannungsrippeln<br />
abgesehen - symmetrische Spannungen und Ströme am Anschlusspunkt<br />
hergestellt werden. Die Energie E DC im Zwischenkreis kann im Mittel konstant<br />
gehalten werden. Wegen des Kapazitätsbelags der Leitung verschwindet<br />
der Strom i La im unterbrochenen Phasenleiter nicht gänzlich. Der Kapazitätsbelag<br />
führt auch zu einer kurzzeitigen Überhöhung der Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten Transformators beim Einsetzen des<br />
Unterbruchs.<br />
5.1.4 Schnelle Vorsteuerung<br />
In Kapitel 4.4.4 (Seite 97) wurde eine schnelle Vorsteuerung vorgestellt, die<br />
es erlaubt, im Falle eines Unterbruchs einer Phasenleitung ohne jeden Verzug<br />
die neuen Sollwerte für den Wechselrichterstrom vorzugeben.<br />
Da diese Vorsteuerung - insbesondere was die innere Stromregelung betrifft<br />
- mit der gewählten Regelstruktur nicht kompatibel ist, konnte sie in das bestehende<br />
System nicht integriert werden. Es soll jedoch in zwei Simulationen<br />
zumindest die Funktionsweise dieser Vorsteuerung ohne übergeordnete<br />
Regelstrukturen illustriert werden.<br />
a) Steuerung auf konstanten Wirkstrom<br />
Anordnung gemäss Figur 5.22 - Resultate in Figur 5.20 und 5.20<br />
In gewissen Anwendungen kann es sinnvoll sein, den in das Netz fliessenden<br />
Wirkstrom konstant zu halten. Zu diesem Zwecke wird der Wirkanteil<br />
i1d des Netzstroms i1a,b,c über eine längere Zeit gemittelt und die Differenz
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
U DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.05<br />
1<br />
-120-<br />
0.95<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.11: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />
der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Zwischenkreisspannung U DC
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WR1d,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-121-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.12: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />
der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu 5.11)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
geregeltaufSymmetrie<br />
RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />
La,b,c<br />
LTL<br />
t=25 ms<br />
L W1<br />
Figur 5.13: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.11 und 5.12<br />
Der Wechselrichter wird durch ideale Schalter simuliert.<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
U DC<br />
geregelt auf konstanten Mittelwert<br />
P = 0<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-122-<br />
Figur 5.14: Koppelung zweier Netze über kapazitätsbehaftete Leitung:<br />
Kompensator mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung der<br />
Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-123-<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.15: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />
der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu 5.14)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
u 1a,b,c<br />
geregeltaufSymmetrie<br />
LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c LTL /2 LTL /2<br />
geöffnet bei<br />
RTL t=25 ms LN2 L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.16: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.14 und 5.15<br />
Leitung mit Kapazitätsbelag C TL<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
Wechselrichter 1<br />
geregelt auf P = 0<br />
C TL<br />
u 20
a)<br />
U [p.u.]<br />
DC u [p.u.]<br />
20 i [p.u.] i [p.u.] i [p.u.] u [p.u.]<br />
La,b,c WR1a,b,c 1a,b,c L1a,b,c<br />
b)<br />
c)<br />
d)<br />
e)<br />
f)<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.05<br />
1<br />
0.95<br />
-124-<br />
Figur 5.17: Koppelung zweier Netze über kapazitätsbehaftete Leitung:<br />
Mit geschaltetem Wechselrichter und Blindleistungregelung zur<br />
Stabilisierung der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Zwischenkreisspannung U DC
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WR1d,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-125-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.18: Koppelung zweier Netze: Mit geschaltetem Wechselrichter und<br />
Blindleistungregelung (Fortsetzung zu 5.17)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
u 1a,b,c<br />
geregeltaufSymmetrie<br />
LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c LTL /2 LTL /2<br />
geöffnet bei<br />
RTL t=25 ms LN2 L W1<br />
Figur 5.19: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.17 und 5.18<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
C TL<br />
UDCgeregelt auf konstanten Mittelwert<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
-126-<br />
Figur 5.20: Vorsteuerung (ohne Regelung) auf konstanten Wirkstrom i 1d am<br />
Anschlusspunkt<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis (Da keine<br />
Regelung implementiert ist, sinkt diese unkontrolliert ab.)
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WR1d,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-127-<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.21: Vorsteuerung auf konstanten Wirkstrom i 1d am Anschlusspunkt<br />
(Fortsetzung zu Figur 5.20)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c (Da die innere<br />
Stromregelung ohne übergeordnete Regelung einen Phasenfehler<br />
erzeugt, bleibt eine Restunsymmetrie erhalten, die sich in<br />
der 100 Hz Oszillation auf i 1d,q zeigt.)<br />
gesteuert auf Symmetrie<br />
und konstanten Wirkanteil<br />
RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c iLa,b,c geöffnet bei LTL<br />
t=30 ms<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.22: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.20 und 5.21<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
u 20
-128-<br />
zwischen Mittelwert und Istwert gebildet. Diese Differenz stellt den Sollwert<br />
für den Wirkanteil des Wechselrichterwirkstroms i WRa,b,c dar und steht<br />
im Falle eines Unterbruchs unmittelbar zur Verfügung.<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Hier wird nur die Funktion der Vorsteuerung illustriert. Eine übergeordnete<br />
Regelung ist nicht implementiert.<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert und<br />
auf konstantem Niveau gehalten.<br />
Resultate:<br />
Wie zu erwarten kann der fehlende Wirkstrom i 1d unmittelbar nach dem Unterbruch<br />
vom Wechselrichter geliefert werden. In Ermangelung einer Zwischenkreis-<br />
und Blindleistungsregelung kommt es jedoch zu einer Wirkleistungslieferung<br />
aus dem Wechselrichter. Für eine reale Anwendung müssten<br />
entsprechende Regelungen überlagert werden. Der durch die Steuerung<br />
nicht kompensierbare Phasenfehler der inneren Stromregelung führt zu einer<br />
bleibenden Restunsymmetrie des Netzstromes, die besonders in der dq-<br />
Darstellung (Figur 5.21c) deutlich zu erkennen ist.<br />
b) Steuerung auf symmetrischen Strom<br />
Anordnung gemäss Figur 5.25 - Resultate in Figur 5.23 und 5.24<br />
In anderen Anwendungen möchte man nur den in das Netz fliessenden<br />
Strom i1a,b,c symmetrisch halten, wobei eine Änderung der Amplitude tolerierbar<br />
ist. Zu diesem Zwecke wird der Strom i1a,b,c über eine längere Zeit<br />
gemittelt und laufend der - den im Falle eines einphasigen Unterbruchs auftretenden<br />
neuen Impedanzverhältnissen entsprechende - Netzstrom berechnet.<br />
Wird wegen eines Fehlers ein Phasenleiter vom Netz genommen, steht<br />
der den neuen Impedanzverhätlnissen entsprechende Netzstrom unmittelbar<br />
als Sollwert zur Verfügung.<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />
zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.
-129-<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Die Impedanzverhältnisse von Netz und Leitung sind bekannt. Die Information<br />
über die Trennung eines Leiters vom Netz wird der Steuerung extern<br />
zugeführt.<br />
Regelziele:<br />
Hier wird nur die Funktion der Vorsteuerung illustriert. Eine übergeordnete<br />
Regelung ist nicht implementiert.<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Resultate:<br />
Der Netzstrom i 1a,b,c kann unmittelbar nach dem Unterbruch symmetriert<br />
werden. In Ermangelung einer Regelung bleibt das Niveau der Energie E DC<br />
im Zwischenkreis nicht ganz stabil. Für eine reale Anwendung müssten entsprechende<br />
Regelungen überlagert werden. Der durch die Steuerung nicht<br />
kompensierbare Phasenfehler der inneren Stromregelung führt zu einer bleibenden<br />
Restunsymmetrie des Netzstromes i 1a,b,c, die besonders in der dq-<br />
Darstellung (Figur 5.24c) deutlich zu erkennen ist. Beim Einsatz der Symmetrierung<br />
kommt es zu einer kurzzeitigen Überhöhung der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c und der Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten<br />
Anschlusstransformators.<br />
5.2 Versorgung eines fernen Netzes<br />
Im vorangegangenen Abschnitt wurde angenommen, dass sich die Phasenlage<br />
zwischen den beiden Netzen nicht ändert, und dass der im Falle eines<br />
Leitungsunterbruchs reduzierte Wirkleistungsfluss über andere parallel verlaufende<br />
Leitungen oder durch Lieferungen aus anderen Netzen kompensiert<br />
wird.<br />
Wird das Netz jedoch nur über eine einzige Leitung versorgt, dann würde<br />
der nicht gedeckte Leistungsbedarf im zu versorgenden Netz zu einer Vergrösserung<br />
der Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen führen.<br />
Dadurch wird über die beiden nicht beschädigten Leiter ein grösserer<br />
Strom als im Normalfall fliessen. Die Erhöhung der Phasenverschiebung<br />
∆ϕ<br />
muss daher (z.B. durch Lastabwurf) begrenzt werden, wenn die thermische<br />
Belastungsgrenze der Leiter erreicht ist.<br />
In den hier gezeigten Simulationen wird zur Darstellung realitätsnaher Netz-
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.5<br />
1<br />
-130-<br />
0.5<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.23: Vorsteuerung auf symmetrischen Strom i 1a,b,c am Anschlusspunkt<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis (Da keine<br />
Regelung implementiert ist, sinkt diese leicht ab.)
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WR1d,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-131-<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.24: Vorsteuerung auf symmetrischen Strom i 1a,b,c am Anschlusspunkt<br />
(Fortsetzung zu Figur 5.23)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c (Da die innere<br />
Stromregelung ohne übergeordnete Regelung einen Phasenfehler<br />
erzeugt, bleibt eine Restunsymmetrie erhalten, die sich in<br />
der 100 Hz Oszillation auf i 1d,q zeigt.)<br />
gesteuert auf Symmetrie<br />
u1a,b,c LN1 i1a,b,c iLa,b,c geöffnet bei LTL<br />
t=30 ms<br />
R N1 RTL L N2<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Figur 5.25: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.23 und 5.24<br />
u 2a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
Netz 1 Netz 2<br />
u L1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-0.4<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-132-<br />
Figur 5.26: Versorgung eines fernen Netzes<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />
Die Schaltung entspricht dem in Figur 5.7 gezeigten Schema.
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
u 2dq [p.u.]<br />
P 1 ,P 2 [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-133-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.27: Versorgung eines fernen Netzes (Fortsetzung zu Figur 5.26)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c d) Innenspannung<br />
u 2d,q des fernen Netzes 2 in dq-Darstellung, bezogen auf<br />
die Phasenlage der Innenspannung des u 1a,b,c des Netzes 1.<br />
Diese Darstellung illustriert die sich ändernde Phasenverschiebung<br />
e) Vom Netz 1 aufgenommene Momentanwirkleistung P 1<br />
und über die Leitung transportierte Momentanwirkleistung P 2
-134-<br />
verhältnisse die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den Innenspannungen<br />
der beiden Netze mit einem Integralregler so lange erhöht, bis der vor dem<br />
Unterbruch vorhandene Wirkleistungsfluss wieder hergestellt ist.<br />
a) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag<br />
Anordnung gemäss Figur 5.7- Resultate in Figur 5.26 und 5.27<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen ändert sich entsprechend<br />
dem konstanten Leistungsbedarf.<br />
Vor Einsetzen des Unterbruchs beträgt die Phasenverschiebung ∆ϕ 30°.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Es gelten weiterhin die Netzparameter aus Tabelle 5.1.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Zwischenkreisspannung wird durch eine übergeordnete Regelung auf<br />
dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Die übertragene Wirkleistung wird durch eine vom Symmetrierkompensator<br />
unabhängige Regelung über die Phasenverschiebung zwischen den Netzen<br />
konstant gehalten.<br />
Resultate:<br />
Der Netzstrom i1a,b,c kann innerhalb einer Netzperiode nach dem Unterbruch<br />
symmetriert werden. Da die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />
über die ursprünglichen<br />
30° ansteigt, erhöht sich auch die Sternpunkt-Erde-Spannung<br />
u20 auf über 20 % der Anschlussspannung.<br />
In wie weit der erhöhte Leitungsstrom in einer realen Leitung zulässig ist,<br />
muss im jeweiligen Fall anhand der entsprechenden Grenzwerte beurteilt<br />
werden.<br />
In Figur 5.27d wird die übertragene momentane Wirkleistung P1 im Netz<br />
und P2 in der Leitung dargestellt. Aus dieser Darstellung ist auch der für<br />
sämtliche anderen Simulationen gültige Sachverhalt zu erkennen, dass über<br />
die einphasig unterbrochene Leitung nur eine einphasige Übertragung und<br />
damit ein pulsierender Leistungsfluss möglich ist.<br />
b) Leitung mit Kapazit‰tsbelag<br />
Anordnung gemäss Figur 5.16 (allerdings ohne Regelung der An-
-135-<br />
schlussspannung) - Resultate in Figur 5.28 und 5.29<br />
Randbedingungen:<br />
Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen ändert sich entsprechend<br />
dem konstanten Leistungsbedarf. Vor Einsetzen des Unterbruchs beträgt<br />
sie 30°.<br />
Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Energie E DC im Zwischenkreis wird durch eine übergeordnete Regelung<br />
auf dem Mittelwert 1 gehalten.<br />
Die übertragene Wirkleistung wird durch eine vom Symmetrierkompensator<br />
unabhängige Regelung über die Phasenverschiebung zwischen den beiden<br />
Netzen konstant gehalten.<br />
Resultate:<br />
Es können die qualitativ gleichen Resultate wie ohne Kapazitätsbelag erreicht<br />
werden. Nur die Ausregelung der Zwischenkreisspannung U DC dauert<br />
geringfügig länger als ohne Kapazitätsbelag. Zudem bewirkt die Kapazität<br />
eine etwas höhere Spannung u 20 beim Einsetzen des Unterbruchs.<br />
5.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers<br />
Grosse Verbraucher elektrischer Energie werden häufig über eigene Hochspannungsleitungen<br />
versorgt. Der Netzbetreiber garantiert dem Verbraucher<br />
eine Mindestspannung am Anschlusspunkt bei Nennstrom. Liegt der Verbraucher<br />
sehr abgelegen, zum Beispiel in einer fernen Talschaft, kann im<br />
Fehlerfall im allgemeinen nicht auf eine andere Zuleitung umgeschaltet<br />
werden. Der Symmetrierkompensator kann mit Hilfe der überlagerten<br />
Blindleistungskompensation die garantierte Netzanschlussspannung auch<br />
bei einem einphasigen Unterbruch gewährleisten, sofern durch die erhöhten<br />
Leitungsströme die thermische Belastungsgrenze der Phasenleiter nicht<br />
überschritten wird.<br />
Für die hier gezeigten Simulationen wurden die in Tabelle 5.2 dargestellten<br />
elektrischen Grössen herangezogen. Lastwiderstand und Induktivität
-136-<br />
Tabelle 5.2 : Die elektrischen Grössen bei der Versorgung einer Last<br />
Spannungsamplitude am<br />
Anschlusspunkt<br />
UL1 = 1 p.u.<br />
Amplitude der inneren Spannung<br />
Amplitude des Laststroms<br />
U2 = 1.3 p.u.<br />
I1 = 1 p.u.<br />
Netzfrequenz f = 50 Hz<br />
Lastwiderstand RLast = 0.71 p.u. (71 %)<br />
Lastinduktivität<br />
Inneninduktivität Netz 2<br />
Leitungsinduktivität<br />
LLast 2.26 10 p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
(71 %)<br />
(20 %)<br />
(20 %)<br />
Leitungskapazität p.u. (0-10 %)<br />
Entkopplungsinduktivität<br />
Widerstand Leitung und Netz 2<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
(20 %)<br />
(0 -2 %)<br />
3 –<br />
= ⋅<br />
LN2 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
LTL 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
CTL = 0…31.4<br />
LW1 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
RTL =<br />
0…0.02<br />
wurden derart gewählt, dass bei der Spannungsamplitude von 1 p.u. am<br />
Anschlusspunkt der Strom über die Last die Amplitude 1 p.u. erreicht.<br />
a) Simulation ohne Kapazit‰tsbelag<br />
Anordnung gemäss Figur 5.32 - Resultate in Figur 5.30 und 5.31<br />
Randbedingungen:<br />
Die Innenspannungen des versorgenden Netzes ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Spannungen u L1a,b,c werden durch Blindleistungskompensation auf die<br />
konstante Amplitude 1 geregelt.<br />
Die Energie E DC im Zwischenkreis wird auf den Mittelwert 1 geregelt.<br />
Resultate:<br />
Die Lastströme i 1a,b,c können binnen einer Netzperiode symmetriert werden.<br />
Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c kann ebenfalls binnen<br />
einer Netzperiode wieder hergestellt werden. Durch die eingespeiste Blindleistung<br />
kommt es zu einer Phasendrehung gegenüber dem versorgenden<br />
Netz.
-137-<br />
b) Leitung mit Kapazit‰tsbelag<br />
Anordnung gemäss Figur 5.35 - Resultate in Figur 5.33 und 5.32<br />
Randbedingungen:<br />
Die Innenspannungen des versorgenden Netzes ändern sich nicht.<br />
Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Spannungen u L1a,b,c werden durch Blindleistungskompensation auf die<br />
konstante Amplitude 1 geregelt.<br />
Die Zwischenkreisspannung wird auf den Mittelwert 1 geregelt.<br />
Resultate:<br />
Die Qualität und Geschwindigkeit der Regelung wird durch den Kapazitätsbelag<br />
nicht beeinträchtigt. Einzig die Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 erreicht<br />
während des Einschwingvorganges nach dem Unterbruch einen erhöhten<br />
Wert.<br />
c) Dreiphasiger Unterbruch<br />
Anordnung gemäss Figur 5.37, Resultate in Figur 5.36<br />
Wie in den Eingangskapiteln dargelegt, tritt in einer Hochspannungsleitung<br />
ein einphasiger Unterbruch relativ selten von selbst auf. Häufiger kommt es<br />
zu einphasigen Erdschlüssen, in deren Folge der entsprechende Phasenleiter<br />
vom Netz genommen wird. In der heutigen Praxis der Netzbetreiber erfolgt<br />
nach der Detektion eines einphasigen Erdschlusses zunächst meist eine dreiphasige<br />
Kurzabschaltung mit anschliessenden ein bis zwei Wiedereinschaltversuchen<br />
innerhalb von 500 bis 800 ms. 1) Während dieser Zeit der dreiphasigen<br />
Unterbrechung könnte eine empfindliche Last Schaden nehmen.<br />
Sofern der hier vorgestellte Symmetrierkompensator um einem entsprechenden<br />
Energiespeicher im Zwischenkreis erweitert würde, könnte er den<br />
wenige Sekunden dauernden Totalausfall der Versorgung kompensieren.<br />
Randbedingungen:<br />
Das versorgende Netz wird vollständig von der Leitung getrennt.<br />
1) Durch den Einsatz des Symmetrierkompensators soll es allerdings möglich werden,<br />
sofort nach der Detektion des Fehlers nur noch einphasig abzuschalten.
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-0.4<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-138-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.28: Speisung eines fernen Netzes über kapazitäsbehaftete Leitung<br />
a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />
i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />
Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />
Die Schaltung entspricht dem in Figur 5.16 gezeigtem Schema,<br />
jedoch ohne Regelung der Netzanschlussspnnung u L1a,b,c .
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
u 2dq [p.u.]<br />
P 1 ,P 2 [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-139-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.29: Speisung eines fernen Netzes (Fortsetzung zu Figur 5.28)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />
und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />
die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c d) Innenspannung<br />
u 2d,q des fernen Netzes 2 in dq-Darstellung, bezogen auf<br />
die Phasenlage der Innenspannung des u 1a,b,c des Netzes 1.<br />
Diese Darstellung illustriert die sich ändernde Phasenverschiebung<br />
e) Vom Netz 1 aufgenommene Momentanwirkleistung P 1<br />
und über die Leitung transportierte Momentanwirkleistung P 2
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
u 20 [p.u.]<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-140-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.30: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last.<br />
a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt der Last b) Laststrom<br />
i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i TLa,b,c in der<br />
Leitung e) Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt eines Anschlusstransformators<br />
und Erde f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-141-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.31: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last (Fortsetzung zu<br />
Figur 5.30)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Spannung u 2a,b,c des versorgenden Netzes (zur Illustration<br />
der sich einstellenden Phasenverschiebung) b) Wechselrichterstrom<br />
i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />
bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
L Last<br />
Last<br />
R Last<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
geregelt auf Symmetrie<br />
i 1a,b,c<br />
iLa,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
geregelt auf P = 0<br />
geöffnet bei<br />
t=20 ms<br />
Figur 5.32: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.30 und 5.31<br />
L TL<br />
R TL<br />
L N2<br />
u 2a,b,c<br />
Netz 2<br />
u 20
a)<br />
u 20 [p.u.]<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i La,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
f)<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-142-<br />
Figur 5.33: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last über eine kapazitätsbehaftete<br />
Leitung.<br />
a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt der Last b) Laststrom<br />
i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i TLa,b,c in der<br />
Leitung e) Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt eines Anschlusstransformators<br />
und Erde f) Energie E DC im Zwischenkreis
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-143-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.34: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last über eine kapazitätsbehaftete<br />
Leitung (Fortsetzung zu Figur 5.33)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Spannung u 2a,b,c des versorgenden Netzes (zur Illustration<br />
der sich einstellenden Phasenverschiebung) b) Wechselrichterstrom<br />
i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />
bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
L N1<br />
Last<br />
i 1a,b,c<br />
i La,b,c<br />
RN1 LTL /2 LTL /2 RTL t=20 ms LN2 u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
geregeltaufSymmetrie<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
Wechselrichter 1<br />
geregelt auf P = 0<br />
C TL<br />
geöffnet bei<br />
Figur 5.35: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.33 und 5.34<br />
u 2a,b,c<br />
Netz 2<br />
u 20
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i TLa,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i Last a,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
i Last d,q [A]<br />
f)<br />
u 20 [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-144-<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 5.36: Kurzfristige Versorgung einer empfindlichen Last beim 3phasigen<br />
Leitungsunterbruch bis zum Wiedereinschaltversuch<br />
a) Spannung u L1a,b,c an Last b) Strom i TLa,b,c in Leitung<br />
c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Laststrom i 1a,b,c e)<br />
Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, bezogen auf die Phasenlage<br />
von u L1a,b,c f) Sternpunkt-Erde-Spannung u 20
-145-<br />
Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />
Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />
Regelziele:<br />
Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die Spannungen u L1a,b,c werden auf die konstante Amplitude 1 geregelt.<br />
Da eine Wirkleistungsversorgung aus dem Zwischenkreis stattfindet, kann<br />
die Zwischenkreisregelung während dieser Zeit nicht eingreifen.<br />
Resultate:<br />
Die Lastströme i1a,b,c können binnen einer Netzperiode symmetriert werden.<br />
Die Amplitude der Anschlussspannung uL1a,b,c kann ebenfalls binnen<br />
einer Netzperiode wieder hergestellt werden. Sie kann aber nur gehalten<br />
werden, solange genügend Energie im Zwischenkreisspeicher vorhanden<br />
ist. Die Sternpunkt-Erde-Spannung u20 bleibt, von einem transienten Vorgang<br />
beim Einsetzen des symmetrischen dreiphasigen Unterbruchs abgesehen,<br />
Null.<br />
geregelt auf Symmetrie geöffnet nach<br />
L Last<br />
Last<br />
R Last<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
i 1a,b,c<br />
iTLa,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1<br />
u WR1a,b,c<br />
t=45 ms<br />
Wechselrichter 1<br />
grosser Energiespeicher<br />
Figur 5.37: Dreiphasiger Unterbruch (zu Simulationsbild 5.36)<br />
5.4 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes<br />
Der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator kann auch verwendet<br />
werden, um die durch massive unsymmetrische Lasten entstehenden<br />
Unsymmetrien im Netzstrom auszugleichen. Einen typischen Fall stellt zum<br />
Beispiel die Versorgung eines einphasigen 50 Hz Bahnnetzes aus dem Landesnetz<br />
dar. Diese Anwendung hat zwar keine Bedeutung in der Schweiz,<br />
Österreich und Deutschland bei der dort üblichen Bahnnetzfrequenz von<br />
16.7 Hz, wohl aber in Frankreich und anderen europäischen Ländern. 1)<br />
L TL<br />
R TL<br />
L N2<br />
u 2a,b,c<br />
Netz 2<br />
u 20
-146-<br />
In Figur 5.41 ist die für die Simulationen verwendete Schaltung skizziert.<br />
Der Strom für das Bahnnetz wird zwischen zwei Phasen ausgekoppelt. Wie<br />
es in der Realität häufig vorkommt, wird dabei das Netz nicht nur vom<br />
Bahnnetz, sondern parallel dazu auch durch eine dreiphasige Last belastet.<br />
Die für die Simulation verwendeten elektrischen Grössen sind in Tabelle 5.3<br />
aufgelistet. Die Werte wurden derart gewählt, dass bei Nennspannung am<br />
Anschlusspunkt die Amplitude des Bahnstroms den Wert 1 hat. Für das<br />
Netz wurden überhöhte Innenwiderstände und Inneninduktivitäten angenommen,<br />
um ein besonders schwaches Netz zu erhalten, an dem sich inbesondere<br />
die Blindleistungskompensation anschaulich darstellen lässt.<br />
Tabelle 5.3 : Die elektrischen Grössen bei der<br />
Versorgung eines Bahnnetzes<br />
Spannungsamplitude am<br />
Anschlusspunkt<br />
UL1 = 1 p.u.<br />
Amplitude der Innenspannung U1 = 1.1 p.u.<br />
Amplitude des Bahnstroms IBahn = 1 p.u.<br />
Netzfrequenz f = 50 Hz<br />
Lastwiderstand (Bahn) RBahn = 1.5 p.u. (150 %)<br />
Lastinduktivität (Bahn)<br />
LBahn 0.159 10 p.u.<br />
(5 %)<br />
Lastwiderstand (dreiphasig) p.u. (190 %)<br />
Lastinduktivität (dreiphasig)<br />
Inneninduktivität Netz<br />
Innenwiderstand Netz<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
p.u.<br />
(10 %)<br />
(20 %)<br />
(10 %)<br />
Entkopplungsinduktivität<br />
p.u.<br />
(20 %)<br />
3 –<br />
= ⋅<br />
RL = 1.9<br />
LL 0.318 10 3 –<br />
= ⋅<br />
LN1 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
RN1 = 0.1<br />
LW1 0.636 10 3 –<br />
= ⋅<br />
5.4.1 Bahnnetzversorgung ohne Blindleistungsregelung<br />
Anordnung gemäss Figur 5.40, Resultate in Figur 5.38 und 5.39<br />
Randbedingungen:<br />
Zum Zeitpunkt t =<br />
20ms wird das Netz mit einphasigem Nennstrom belastet.<br />
(In der Realität steigt der Strom bei Bahnanwendungen nur langsam an.<br />
Hier soll aber gezeigt werden, dass die Regelung auch dem schlechtest möglichen<br />
Fall gewachsen ist.)<br />
1) Alle TGV-Neubaustrecken verfügen über eine einphasige 50 Hz, 25 kV Versorgung.
-147-<br />
Die innere Spannung des Netzes bleibt konstant.<br />
Der Wechselrichter und sein Zwischenkreis werden durch eine Spannungsquelle<br />
simuliert.<br />
Regelziele:<br />
Die Netzströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />
Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie E DC wird im Mittel auf dem<br />
Wert 1 gehalten.<br />
Resultate:<br />
Der aus dem Netz aufgenommene Strom i 1a,b,c bleibt trotz der Zuschaltung<br />
des einphasigen Bahnstroms weiterhin symmetrisch. Er steigt natürlich entsprechend<br />
der gestiegenen Belastung an. Da hier die Blindleistungskompensation<br />
fehlt, sinkt die Spannung u L1a,b,c im Anschlusspunkt ab und führt damit<br />
zu einem reduzierten Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen Last.<br />
5.4.2 Bahnnetzversorgung mit Blindleistungsregelung<br />
Anordnung gemäss Figur 5.43, Resultate in Figur 5.41 und 5.42<br />
Möchte man verhindern, dass durch die Zuschaltung des Bahnstromes die<br />
Spannung uL1a,b,c am Netzanschlusspunkt absinkt und damit allfälligen weiteren<br />
vom Netz zu versorgenden Lasten nicht mehr die volle Leistung zur<br />
Verfügung steht, muss der Regelung zur Stromsymmetrierung eine Blindleistungsregelung<br />
überlagert werden, mit deren Hilfe die Anschlussspannung<br />
uL1a,b,c stabilisiert werden kann.<br />
Randbedingungen:<br />
Es gelten die gleichen Bedingungen wie in der Simulation ohne Blindleistungsregelung.<br />
Regelziele<br />
Zusätzlich zur Symmetrierung der Netzströme i 1a,b,c wird auch die Amplitude<br />
der Netzsanschlussspannung u L1a,b,c auf den Sollwert 1 geregelt.<br />
Resultate:<br />
Der aus dem Netz aufgenommene Strom i 1a,b,c bleibt trotz der Zuschaltung<br />
des einphasigen Bahnstroms weiterhin symmetrisch. Durch die Blindleistungskompensation<br />
kann die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />
innerhalb von drei bis vier Netzperioden auf den Sollwert 1 zurückgeführt<br />
werden. Der Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen Last sinkt daher - vom kurzen<br />
transienten Vorgang abgesehen - nicht mehr ab.
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
c)<br />
d)<br />
e)<br />
f)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
i Last a,b,c [p.u.]<br />
i Bahn [p.u.]<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1.1<br />
1<br />
0.9<br />
-148-<br />
Figur 5.38: Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes ohne Blindleistungsregelung<br />
a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c<br />
c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen<br />
Last e) einphasiger Strom i Bahn zur Versorgung des<br />
Bahnnetzes f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />
160<br />
140 160<br />
140 160<br />
140 160<br />
140 160<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-149-<br />
Figur 5.39: Bahnnetz ohne Blindleistungsregelung (Fortsetzung zu 5.38)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Spannung u 1a,b,c des versorgenden Netzes<br />
b) Wechselrichterstrom i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />
bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c<br />
Figur 5.40: Versorgung eines einphasigen 50Hz-Bahnnetzes. Schema der in<br />
Figur 5.38 und 5.39 simulierten Schaltung<br />
160<br />
140 160<br />
-1<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]<br />
u1a,b,c geregelt auf Symmetrie<br />
L i<br />
iLast a,b,c<br />
N1 RN1 1a,b,c<br />
Netz<br />
u L1a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1a,b,c<br />
u WR1a,b,c<br />
Wechselrichter<br />
geregelt auf P = 0<br />
Bahnnetz<br />
i Bahn<br />
R L<br />
L L<br />
3-phasige<br />
Last
a)<br />
u L1a,b,c [p.u.]<br />
b)<br />
i 1a,b,c [p.u.]<br />
c)<br />
i WR1a,b,c [p.u.]<br />
d)<br />
i Last a,b,c [p.u.]<br />
e)<br />
f)<br />
i Bahn [p.u.]<br />
E DC [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
-150-<br />
Figur 5.41: Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes mit Blindleistungsregelung<br />
a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c<br />
c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen<br />
Last e) einphasiger Strom i Bahn zur Versorgung des<br />
Bahnnetzes f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />
160<br />
140 160<br />
140 160<br />
140 160<br />
140 160
a)<br />
b)<br />
c)<br />
u L1dq [p.u.]<br />
i WRd,q [p.u.]<br />
i 1d,q [p.u.]<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-151-<br />
Figur 5.42: Bahnnetz mit Blindleistungsregelung (Fortsetzung zu 5.41)<br />
a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />
inneren Spannung u 1a,b,c des versorgenden Netzes<br />
b) Wechselrichterstrom i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />
bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung<br />
u L1a,b,c<br />
Figur 5.43: Versorgung eines einphasigen 50Hz-Bahnnetzes. Schema der in<br />
Figur 5.41 und 5.42 simulierten Schaltung<br />
160<br />
140 160<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]<br />
u1a,b,c geregelt auf Symmetrie<br />
L i<br />
N1 RN1 Last a,b,c<br />
Netz<br />
u L1a,b,c<br />
geregelt auf<br />
konstante<br />
Amplitude<br />
i 1a,b,c<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1a,b,c<br />
u WR1a,b,c<br />
Wechselrichter<br />
geregelt auf P = 0<br />
Bahnnetz<br />
i Bahn<br />
R L<br />
L L<br />
3-phasige<br />
Last
-152-<br />
Die Energie E DC im Zwischenkreis sinkt zunächst kurz ab, kann aber ebenfalls<br />
während einiger Netzperioden ausgeregelt werden.<br />
Die Ausregelzeit für die Blindleistungskompensation wirkt unter Umständen<br />
lange. Es muss aber bedacht werden, dass in einer realen Anwendung<br />
der Laststrom nicht innerhalb einer Netzperiode von 0 auf 100 % ansteigt<br />
und dort auch die Inneninduktivitäten und Innenwiderstände kleiner sind.<br />
Kleinere Abweichungen lassen sich auch entsprechend rascher ausregeln.<br />
5.5 Zusammenfassung<br />
In diesem Kapitel wurden zu den im Kapitel 4 entwickelten Regelungsverfahren<br />
Simulationen für typische Netzkonfigurationen und Anwendungsfälle<br />
vorgestellt.<br />
Es konnte anhand ausgewählter Beispiele gezeigt werden, dass die entwikkelte<br />
mehrstufige Regelung im Falle eines einphasigen Unterbruchs in der<br />
Lage ist, binnen einer Netzperiode wieder symmetrische Stromverhältnisse<br />
für Netz oder Verbraucher herzustellen und dank der überlagerten Blindleistungsregelung<br />
auch die Anschlussspanung zu stabilisieren. Da auch die<br />
Spannung zwischen der Erde und dem Sternpunkt des ungeerdeten Anschlusstranformators<br />
- abgesehen von transienten Vorgängen - im Bereich<br />
von 20 % der Netzspannung bleibt, erscheint die gewählte Topologie eines<br />
Symmetrierkompensators ohne Erdverbindung technisch realisierbar.<br />
Die im Falle eines Erdschlusses praktizierte dreiphasige Aus- und Wiedereinschaltung<br />
mit Trennung einer Phase im Fehlerfall wurde hier nicht im<br />
Detail simuliert. Es konnte aber gezeigt werden, dass, sofern ein Energiespeicher<br />
angeschlossen ist, auch der Unterbruch während des Aus- und<br />
Wiedereinschaltens kompensiert werden könnte.
-153-<br />
6 Realisation einer Laboranlage<br />
Hausnetz Einschubschrank<br />
Leitungsmodell<br />
Synchrongenerator<br />
Symmetrierkompensator<br />
1<br />
Symmetrierkompensator<br />
2<br />
Steuereinheit<br />
Messwerterfassung<br />
dSpace<br />
Schalter<br />
Figur 6.1: Zusammenstellung der wesentlichsten Komponenten des Laboraufbaus<br />
Zur Verifikation der in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellten theoretischen<br />
Überlegungen und Computersimulationen wurde ein vereinfachtes<br />
und im Leistungsniveau reduziertes Modell eines Übertragungssystems aufgebaut.<br />
Das System besteht aus zwei unabhängigen dreiphasigen Netzen<br />
(dem Hausnetz und einem für diesen Zweck in Betrieb genommenen Synchrongenerator),<br />
zwei Symmetrierkompensatoren und einer dreiphasigen<br />
Übertragungsleitung mit einschaltbarem Unterbruch in einer Phase. Die Zusammenschaltung<br />
ist in Figur 6.1 als Übersicht dargestellt.<br />
In diesem Kapitel werden der Aufbau und die Funktionsweise der Laboranlage<br />
beschrieben. Die wichtigsten Messresultate werden dargestellt und mit<br />
der Simulation verglichen.
-154-<br />
6.1 Beschreibung der Anlage<br />
6.1.1 Die verschiedenen Einheiten des Systems<br />
Anhand des Übersichtsbildes (Figur 6.2) und der photographischen Darstellungen<br />
des Prototyps (Figur 6.3 bis 6.10) wird die Anlage veranschaulicht.<br />
DieAnlagebestehtaus:<br />
- zwei Wechselrichtereinheiten, bestehend jeweils aus:<br />
einem dreiphasigen Dreipunktwechselrichter (Figur 6.5)<br />
drei Entkopplungsinduktivitäten: L= 15 mH je Phase<br />
zwei Kondensatorbatterien als Energiespeicher C Sum =2.04mF<br />
einem DC-Chopper als Überspannungsschutz für die Gleichspannungsseite<br />
- dem Modell einer 500 km langen dreiphasigen 400 kV Übertragungsleitung<br />
(Figur 6.7), bestehend aus:<br />
fünf RLC-Gliedern je Phase (Figur 6.9)<br />
IGBT-Schaltern zur Simulation von Unterbrüchen einzelner Phasen<br />
- einem Synchrongenerator (Figur 6.10) zur Herstellung eines vom Hausnetz<br />
unabhängigen zweiten Netzes<br />
- einer Regel- und Steuereinrichtung, bestehend aus:<br />
einer zentralen Speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) zur Ablaufsteuerung<br />
der verschiedenen Prozesse,<br />
einem Bedienfeld mit Tastern zum Ein- und Ausschalten der Anlage,<br />
zum einzelnen Laden der Zwischenkreise sowie zum Zu- und Wegschalten<br />
des zweiten Netzes,<br />
einer über dSpace programmierbaren Digital-Signal-Prozessor-Karte<br />
(DSP) in einem separaten PC zur Regelung des Symmetrierkompensators<br />
mit den dazugehörigen Schnittstellenkarten zur Ein- und Ausgabe<br />
der Mess- und Regelsignale zwischen PC und Anlage,<br />
Strom- und Spannungswandlern zur Erfassung der Signale für die Regel-<br />
und Steuereinrichtung,<br />
neun Messkarten zur Filterung und Verstärkung der Messsignale sowie<br />
zur Überwachung von Überspannungen und Überströmen (Figur 6.6)<br />
zwei Verriegelungskarten zur Übertragung und Kontrolle der Regelund<br />
Steuersignale und deren Umsetzung in Schaltsignale für die IGBTs<br />
- Speisegeräten für die elektronischen Komponenten der Anlage
A = Strommessung<br />
v = Spannung gegenüber Erde<br />
von Messwandlern<br />
Messwerterfassung<br />
PWM-<br />
Logik<br />
von Messwandlern<br />
Messwerterfassung<br />
PWM-<br />
Logik<br />
-155-<br />
Leistungsteil 1<br />
Bremschopper<br />
(von SPS)<br />
Leistungsteil 2<br />
Bremschopper<br />
Fehlermeldungenzu<br />
SPS<br />
SPS<br />
Fehler- Steuermeldungen<br />
befehle<br />
dSpace<br />
(Regler)<br />
Direktanzeige<br />
Visualisierung<br />
Fehler-<br />
meldungen<br />
Figur 6.2: Schaltplanübersicht der Laboranlage<br />
von SPS<br />
A<br />
A<br />
A<br />
AC-Schalter<br />
von SPS<br />
A<br />
A<br />
A<br />
Hausnetz<br />
v v v<br />
A A A<br />
Leitungsmodell<br />
v v v<br />
A A A<br />
v v v<br />
2. Netz (Generator)
9<br />
7<br />
-156-<br />
Figur 6.3: Die Frontseite des Schaltschranks<br />
8<br />
2<br />
3<br />
1<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1) Effektivwertanzeige der<br />
wichtigsten Wechselströme<br />
und Wechselspannungen.<br />
Umkonfigurierbar nach Bedarf<br />
2) und 3) Abdeckung vor<br />
Wechselrichtermodul 1 und<br />
2, Direktanzeige der Zwischenkreisspannung<br />
4) Bedienungsfeld<br />
5) Ablaufsteuereinheit (SPS)<br />
6) Verriegelungskarten und Interface<br />
zu Prozessrechensystem.<br />
7) Karten zur Messwerterfassung<br />
8) Entkopplungsinduktivitäten<br />
9) PC mit Prozessrechensystem<br />
dSpace<br />
6.1.2 Die Leistungsteile<br />
Die beiden Gleichspannungswechselrichter stellen das Kernstück der beiden<br />
Leistungsteile dar, deren Aufbau in Figur 6.4 dargestellt ist. Als Wechselrichter<br />
wurden entsprechend den theoretischen Überlegungen der vorangegangenen<br />
Kapitel dreiphasige Dreipunktwechselrichter mit IGBTs als<br />
Schaltelementen gewählt. Da Gleichspannungswechselrichter in Dreipunkttopologie<br />
in dieser Grössenordnung nicht kommerziell erhältlich sind, wurden<br />
die entsprechenden Module an der Professur selbst entwickelt und in einer<br />
speziellen Sandwich-Bauweise in der institutseigenen Werkstätte niederinduktiv<br />
aufgebaut. Die dafür eingesetzten 1200 V/25 A IGBT Module<br />
und 500 V Zwischenkreiskondensatoren erlauben eine maximale Zwischenkreisspannung<br />
von 900 V bei einer maximalen Nennleistung von 15 kVA.<br />
Zur Ansteuerung der IGBT wurden Module der Firma Concept eingesetzt.<br />
Um eine sichere galvanische Trennung zu erreichen, erfolgt die Übertragung<br />
der Signale von der PWM-Logik und der SPS zum Leistungsteil durch<br />
Lichtwellenleiter.<br />
Die drei Ladewiderstände RAa,b,c begrenzen beim Aufstarten des Symmetrierkompensators<br />
den Aufladestrom der Zwischenkreiskapazitäten Cpm ,da
v<br />
v<br />
Bremschopper<br />
Fehler<br />
(zu SPS)<br />
-157-<br />
Zwischen- 3-Punkt-Wechselrichter<br />
kreis<br />
von SPS<br />
Licht -> elektrisch<br />
von PWM Logik<br />
Figur 6.4: Aufbau des Leistungsteils<br />
1<br />
C p<br />
C m<br />
Figur 6.5: Die Ansteuermodule der IGBTs.<br />
2<br />
EntkopplungLadewiderstand<br />
LKa.b.c<br />
R Aa,b,c<br />
von SPS<br />
zu Messwerterfassung<br />
die antiparallelen Dioden der IGBT-Module in den Wechselrichtern auch<br />
ohne Ansteuerung einen Sechspuls-Gleichrichter bilden. Sobald der Ladevorgang<br />
abgeschlossen ist, werden diese Widerstände durch den eingezeichneten<br />
Schütz überbrückt.<br />
Die drei Entkopplungsinduktivitäten L Kabc dienen der phasenweisen Entkopplung<br />
der geschalteten Ausgangsspannungen des Wechselrichters ge-<br />
3<br />
1) Ansteuermodule:<br />
Zwei je<br />
WR-Zweig.<br />
2) Empfänger und<br />
Sender für optische<br />
Signale<br />
3) Lichtwellenleiter<br />
für Kommunikation<br />
mit Verriegelungskarte<br />
Leitung
-158-<br />
genüber den sinusförmigen Netzsspannungen und reduzieren so die<br />
Netzoberschwingungen. Sie stellen die Regelstrecke für die innere Stromregelung<br />
dar (siehe Kapitel 4.3 auf Seite 81). Bei Einsatz der entwickelten<br />
Schaltungsstruktur an Hochspannungsleitungen wären sie durch Kopplungstransformatoren<br />
zu ersetzen.<br />
Im Gleichsspannungszwischenkreis mit den drei Spannungspotentialen befinden<br />
sich die beiden Zwischenkreiskapazitäten C p,m , die beide durch jeweils<br />
drei paralelle Elektrolytkondensatoren realisiert wurden. Die beiden<br />
Brems-Chopper (je einer pro Zwischenkreishälfte) bestehen aus IGBT-Modulen<br />
und können kurzzeitige Spannungsüberhöhungen über die entsprechend<br />
dimensionierten Widerstände abbauen. Diese Brems-Chopper dienen<br />
ausschliesslich dem Schutz des Labormodells im Fehlerfall. Im ordnungsmässigen<br />
Betrieb kommen sie nicht zum Einsatz.<br />
6.1.3 Regel- und Steuereinheiten<br />
Figur 6.6: Einschubkarte zur Messwerterfassung: Die Spannungen und<br />
Ströme werden durch Messwandler erfasst und auf der Messkarte<br />
durch Filterung und Verstärkung zur Weiterverarbeitung<br />
im Prozessrechensystem aufbereitet. Jede Karte verfügt über<br />
drei parallele Kanäle.<br />
Die für die Regelung und den Schutz der Anlage erforderlichen elektrischen<br />
Grössen: Gleichspannungen, Wechselspannungen und Wechselströme, werden<br />
mittels geeigneter Strom- und Spannungswandler der Firma LEM aufgenommen<br />
und auf Messwerterfassungskarten verarbeitet. Die aufgenommenen<br />
Grössen werden dort gefiltert und verstärkt und stehen dann für die<br />
übergeordnete digitale Regelung (dSpace) sowie zur Anzeige am Oszilloskop<br />
oder Zeigerinstrument bereit. Die Messkarte detektiert ausserdem
-159-<br />
Grenzwertüberschreitungen der gemessenen Ströme und Spannungen und<br />
signalisiert diese unmittelbar an die Steuereinheit SPS, um eine Schnellabschaltung<br />
einzuleiten.<br />
Eine Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ermöglicht ein kontrolliertes<br />
Ein- und Ausschalten der Anlage sowohl im Normalbetrieb wie im<br />
Fehlerfall. Nach dem Start wird nach einer vorgegebenen Routine durch sequentielles<br />
Einschalten der Schütze die Anlage mit Spannung versorgt und<br />
ein Zwischenkreis nach dem anderen geladen. Erst nach Erreichen einer minimalen<br />
Zwischenkreisspannung und Ausschalten der Ladewiderstände<br />
wird eine “Ready”-Signal an das Prozessrechensystem dSpace gesendet und<br />
der normale Betrieb kann aufgenommen werden.<br />
Während des Betriebes werden die Steuersignale der Messkarten und der<br />
IGBT-Module überwacht und im Falle eines Fehlers durch rasches Auftrennen<br />
von Zuleitungen und das Auslösen des Brems-Choppers die Anlage in<br />
einen sicheren Zustand gebracht.<br />
Als übergeordnete Steuer- und Regeleinheit wurde ein mit dem Prozessrechensystem<br />
dSpace ausgestatteter Personal Computer eingesetzt. dSpace ist<br />
ein in sich abgeschlossenes System, welches neben der mit einem TMSC40-<br />
“Floating Point” Prozessor bestückten Prozessorkarte auch über digitale und<br />
analoge Ein- und Ausgabekarten sowie Modulatoren verfügt. Der grösste<br />
Vorteil des Systems ist durch die einfache und zeitsparende Programmiermöglichkeit<br />
des Prozessors und seiner Umgebung gegeben. Es können die<br />
für Matlab-Simulink-Simulationen verwendeten Regelalgorithmen nach geringer<br />
Modifikation von der Simulink-Umgebung aus kompiliert und auf<br />
den Prozessor geladen werden.<br />
Da dSpace jedoch keinen Modulator für Dreipunkt-Wechselrichter anbietet,<br />
musste der entsprechende Algorithmus selbst entwickelt und in einer maschinennahen<br />
Sprache programmiert werden.<br />
Ein gewisser Nachteil besteht darin, dass der von Simulink aus kreierte<br />
Code nicht optimiert wird und den Prozessor dadurch mit zusätzlichen (unnötigen)<br />
Operationen belastet, die die Rechengeschwindigkeit negativ beeinflussen.<br />
Beim hier eingesetzten Programm beträgt die Rechenzeit etwa<br />
140 µs. Bei einer Abtastfrequenz von 3600 Hz entspricht dies etwa einer<br />
halben Abtastperiode.<br />
Ebenfalls neu entwickelt wurden die Verriegelungskarten als Schnittstelle<br />
zwischen dem Prozessrechensystem und der Ansteuerlogik der IGBTs. Sie<br />
stellen durch ihre innere Logik sicher, dass auch bei Fehlern in der überge-
-160-<br />
ordneten Regelung in den Wechselrichtern nie ein Kurzschluss auftreten<br />
kann.<br />
6.1.4 Das Leitungsmodell<br />
Figur 6.7: Das Leitungsmodell<br />
Um den Symmetrierkompensator an einem realitätsnahen System testen zu<br />
können, wurde das Modell eines Übertragungssystems aufgebaut. Es besteht<br />
aus:<br />
einem Leitungsmodell<br />
einem IGBT-Schalter zur Erzeugung eines einphasigen Unterbruchs<br />
einer geregelten Synchronmasch ine als unabhängigem zweiten Netz<br />
Das aufgebaute Leitungsmodell besteht aus drei parallelen, durch jeweils<br />
fünf RLC-Glieder modellierten Phasenleitern. Da im Labor nicht mit Hochspannung<br />
und auch nicht mit Leitungen von 500 km Länge, sondern nur mit<br />
herunterskalierten Spannungen, Strömen und Abmessungen gearbeitet werden<br />
kann, mussten der Synchrongenerator und die Leitung auf einem tieferen<br />
Leistungsniveau modelliert werden, als es der späteren realen Anwendung<br />
entsprechen würde. Die Werte für den Längswiderstand R, dieLängsinduktivität<br />
L und die Kapazität C wurden so gewählt, dass ein Glied den<br />
herunterskalierten Werten einer 100 km langen 400 kV Leitung entspricht.<br />
Um auf die numerischen Werte des RLC-Glieds im Modell zu kommen,<br />
müssen die Belege der realen Leitung herangezogen werden. Aus diesen<br />
können dann die bezogenen Werte (in p.u. Darstellung) berechnet werden.
-161-<br />
Diese müssen im Verhältniss 1:1 ins Modell übertragen werden, um das<br />
gleiche elektrische Verhalten zu erreichen. Die nachfolgende Entnormierung<br />
im Modellsystem führt dann schliesslich auf die gesuchten Werte für<br />
R, L und C der Elemente. Die Daten der Referenzleitung sind in Tabelle 6.1<br />
und die des Leitungsmodells in Tabelle 6.2 dargestellt.<br />
400 kV Leitung Grösse Wert p.u.<br />
nom. Phasenspannung 230 kV 1 p.u.<br />
U Neff<br />
nom. Phasenstrom (1 Phase) 940 A 1 p.u.<br />
I Neff<br />
nom. Frequenz 50 Hz 1 p.u.<br />
nom. Leitungsimpedanz 245 Ω 1p.u.<br />
nom. Induktivität 780 mH 1 p.u.<br />
nom. Kapazität 13 µF 1 p.u.<br />
Widerstandsbelag R’ 30 mΩ/km<br />
Induktivitätsbelag L’ 827.6 µH/km<br />
Kapazitätsbelag C’ 13.8 nF/km<br />
Wellenimpedanz (l=500 km) 245 Ω
-162-<br />
400 V Leitung Grösse Wert p.u.<br />
nom. Phasenspannung 230 V 1 p.u.<br />
U Neff<br />
nom. Phasenstrom (1 Phase) 5 A 1 p.u.<br />
I Neff<br />
nom. Frequenz 50 Hz 1 p.u.<br />
nom. Leitungsimpedanz 46 Ω 1p.u.<br />
nom. Induktivität 147 mH 1 p.u.<br />
nom. Kapazität 69 µF 1 p.u.<br />
Widerstandsbelag R’ 5.6 mΩ/km<br />
Induktivitätsbelag L’ 155 µH/km<br />
Kapazitätsbelag C’ 73 nF/km<br />
Wellenimpedanz (l=500 km) 46.1 Ω < - 3.3<br />
Winkelbelag (l=500 km) β ⋅ l 30.4 °<br />
Tabelle 6.2: Daten der Modell-Leitung<br />
f N<br />
Z N<br />
L N<br />
C N<br />
Z 0<br />
122e 6 –<br />
1.06e 3 –<br />
1.06e 3 –<br />
330mΩ 330mΩ 330mΩ 330mΩ<br />
115mΩ<br />
7.5mH 7.5mH<br />
4µF 3.3µF<br />
115mΩ<br />
p.u./km<br />
p.u./km<br />
p.u./km<br />
Figur 6.8: Der Schaltplan eines Leitungselement. Die beiden Hälften können<br />
beliebig zusammengeschaltet werden, um die Realisation<br />
von Pi-, T-, und Gammagliedern zu ermöglichen.<br />
3.3 µF erreicht. Die errechneten 560 mΩ wurden ebenfalls auf zwei Hälften<br />
aufgeteilt, um die flexible Konfiguration zu gewährleisten. Da die Induktivitäten<br />
bereits einen Innenwiderstand von je etwa 115 mΩ aufweisen, wurden
-163-<br />
nur 2 ⋅ 165 mΩ zusätzlich eingebaut. Diese wurden durch die Parallelschaltung<br />
zweier 330 mΩ Widerstände erreicht.<br />
1) Parallelkapazität zur Modellierung<br />
des Kapazitäts-<br />
1<br />
belags einer Leitung<br />
2) Serieinduktivität<br />
3 3) Frontplatte mit Möglichkeit<br />
2<br />
zur flexiblen Konfiguration:<br />
Pi-Glied, T-Glied, 2<br />
Gamma-Glieder, sowie<br />
Modellierung ohne Kapazität<br />
Figur 6.9: Ein Element des Leitungsmodells. Das dargestellte Element<br />
modelliert das Verhalten eines einzelnen 100 km langen Leiters.<br />
6.1.5 Die Synchronmaschine<br />
Der verwendete Synchrongenerator war speziell zur Modellierung eines<br />
Netzes mit viel Kupfer und grosser Masse gebaut worden. Durch diesen<br />
speziellen, über einen Gleichstrommotor - anstelle einer Turbine - angetriebenen<br />
Synchrongenerator konnte das Verhalten des realen Hochspannungs-<br />
Übertragungssystems bezüglich Güte und Zeitkonstanten sehr gut auf das<br />
kleinere Leistungsniveau abgebildet werden. Für den Betrieb des Generators<br />
wurde eine Ansteuerung und Regelung implementiert, welche folgende<br />
Anforderungen erfüllt:<br />
Erzeugen einer in der Frequenz mi t der Netzspannungsfrequenz synchronen,<br />
in der Phasenlage zur Netzspannung einstellbaren Ausgangsspannung,<br />
wobei der Phasenfehler kleiner als 1° sein soll.<br />
Erzeugen einer in der Amplitude mit der Netzspannung übereinstimmenden<br />
oder einer frei einstellbaren Ausgangsspannung.<br />
Die implementierte Ansteuerung und Regelung des Synchrongenerators ist<br />
in zwei Semesterarbeiten [17] und [18] ausführlich beschrieben. Ein Bild<br />
des Generators (1) mit Gleichstrommaschine (2) und Ansteuerungen (3-5)<br />
ist in Figur 6.10, der schematische Aufbau in Figur 6.11 dargestellt.
Netz<br />
-164-<br />
1) Synchrongenerator<br />
2) Gleichstrommaschine<br />
(GM)<br />
3) B6-Thyristorbrücke<br />
zur Ansteuerung<br />
der GM-<br />
Maschine<br />
4) Speisung der GM-<br />
Erregung<br />
5) DC-Speisung, DC-<br />
Steller und Toleranzbandkarte<br />
zur<br />
Erregung des Generators<br />
6) Dreiphasiger Ausgang<br />
u 2a,b,c<br />
Figur 6.10: Bild des Synchrongenerators mit Gleichstrommaschine und Ansteuerung<br />
zur Regelung der Frequenz, Phasenlage und Amplitude<br />
der erzeugten Ausgangsspannungen.<br />
V<br />
u 1a<br />
V<br />
4<br />
u 1b<br />
V<br />
dSpace<br />
3<br />
u 1c<br />
Schalter<br />
2<br />
Leitung<br />
5<br />
Komp Komp<br />
Amplitudenregelung<br />
Frequenzregelung<br />
V<br />
V<br />
DC-<br />
Speisung<br />
u 2a<br />
V<br />
Figur 6.11: Schematischer Aufbau der Ansteuerung und Regelung des Synchrongenerators,<br />
aufgeteilt in die Frequenzregelung durch die<br />
Gleichstrommaschine (GM) und die Amplitudenregelung durch<br />
die Erregung des Generators.<br />
u 2b<br />
1<br />
6<br />
Synchrongenerator<br />
u 2c<br />
DC-Steller<br />
Toleranzband-<br />
Regelung<br />
GM<br />
B6-Thyristor-<br />
Brücke
-165-<br />
6.1.6 IGBT-Schalter<br />
Zum Testen des dynamischen Verhaltens der Symmetrierkompensatoren<br />
wurde das Leitungsmodell durch elektronische Schalter ergänzt, die Leitungsströme<br />
zu beliebigen Zeitpunkten unterbrechen können.<br />
Diese bestehen aus zwei antiparallelen IGBTs. Zu jedem IGBT ist je ein Varistor<br />
parallel geschaltet, um die beim Abschalten induktiver Ströme entstehenden<br />
Überspannungen aufzunehmen. Die Ansteuerung der IGBTs erfolgt<br />
über Optokoppler. Das Schaltelement kann je nach Einsatz über einen mechanischen<br />
Drehschalter, einen Taster, ein TTL-Signal oder ein Lichtsignal<br />
betätigt werden. Der Aufbau und die Funktionsweise der IGBT-Schalter<br />
sind in [19] detailliert beschrieben.<br />
6.2 Messungen an der Laboranlage<br />
An der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Laboranlage konnten<br />
verschiedene Messungen durchgeführt werden, um zu zeigen, dass die<br />
durch Simulationen erzielten Ergebnisse der physikalischen Realität entsprechen.<br />
6.2.1 Die Koppelung zweier Netze über eine Leitung<br />
R N1<br />
L N1 i 1a,b,c i La,b,c<br />
Hausnetz<br />
u 1a,b,c<br />
3-Punkt<br />
WR<br />
U ZK1p,m<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1a,b,c<br />
Leitung<br />
i WR2a,b,c<br />
L W2a,b,c<br />
i 2a,b,c<br />
3-Punkt<br />
WR<br />
U ZK2p,m<br />
L N1 R N1<br />
Generator<br />
u 2a,b,c<br />
Figur 6.12: Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus für die Messungen<br />
des Verhaltens des Symmetrierkompensators bei der Koppelung<br />
zweier Netze<br />
Randbedingungen:<br />
In Figur 6.12 ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt, wobei alle für<br />
die Darstellung der Messergebnisse benutzten Signale eingetragen sind. Das
u 1a,b,c [V]<br />
U ZK1p,m [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR1a,b,c [A]<br />
i 1a,b,c [A]<br />
i 1d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-166-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.13: Verlauf der Netzspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem starren Netz 1 und<br />
dem Wechselrichter 1 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />
Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=45 ms statt. Die<br />
Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 30 Grad.<br />
Anordnung gemäss Figur 6.12.<br />
Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.11 und 5.12
u 2a,b,c [V]<br />
U ZK2m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR2a,b,c [A]<br />
i 2a,b,c [A]<br />
i 2d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-167-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.14: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem schwächeren Netz<br />
2 und dem Wechselrichter 2 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />
Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=45 ms statt.<br />
Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 30<br />
Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12<br />
Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.11 und 5.12
-168-<br />
Hausnetz kann als starres Netz mit minimaler Inneninduktivität und minimalem<br />
Innenwiderstand angesehen werden, während der Generator ein eher<br />
schwaches Netz mit hoher Inneninduktivität darstellt. Der Generator und die<br />
ihn antreibende Gleichstrommaschine sind jedoch derart geregelt, dass die<br />
Amplitude seiner Anschlussspannung und die Phasenlage zum Hausnetz zu<br />
jedem Zeitpunkt auf dem voreingestellten Wert bleiben. Die Phasenver-<br />
schiebung ∆ϕ<br />
zwischen den beiden Netzen wird im ersten Versuch auf 30°<br />
gesetzt. Damit fliessen die höchsten von der Auslegung der Anlage und des<br />
Leitungsmodells zulässigen Ströme. Die Amplitude der Generatorspannung<br />
wird bei allen Versuchen auf die Amplitude der Hausnetzspannung eingestellt,<br />
sodass der Energiefluss über die Leitung nur von der eingestellten<br />
Phasenverschiebung und den Leitungsimpedanzen abhängt.<br />
Regelziele<br />
An der Regelung für die Laboranlage wurden nicht alle in der Theorie und<br />
Computersimulation behandelten Regelungen untersucht. Insbesondere<br />
wurde keine Blindleistungsregelung implementiert.<br />
Hier soll die wichtigste Funktionalität des Symmetrierkompensators - die<br />
Symmetrierung von Strömen und Spannungen - demonstriert werden.<br />
Regelziel für diesen Versuch ist es, dreiphasig symmetrische Netzströme<br />
i 1a,b,c und i 2a,b,c sicherzustellen. Weiters ist die Zwischenkreisspannung auf<br />
ihrem Sollwert von 2* 350 V zu halten.<br />
Resultate<br />
Die Figur 6.13 zeigt den Verlauf der Phasenströme bei Verwendung des<br />
Symmetrierkompensators an der dem Hausnetz zugewandten Seite. Die Leitung<br />
wird zu einem beliebigen Zeitpunkt in einer Phase unterbrochen.<br />
Bis zum Augenblick des Unterbruchs fliesst ein dreiphasig-symmetrischer<br />
Strom i 1a,b,c aus dem Netz und durch die Leitung. Die Ströme i WR1a,b,c im<br />
Wechselrichter sind vernachlässigbar klein (Sie dienen nur der Nachladung<br />
der Zwischenkreiskondensatoren). Der Unterbruch wird von der Regelung<br />
unmittelbar erkannt und bewirkt eine Kompensation der auftretenden Unsymmetrien<br />
(Gegensystemströme) durch den Wechselrichter. Bereits nach<br />
einer Netzperiode fliessen wieder dreiphasig symmetrische Ströme i 1a,b,c<br />
am Anschlusspunkt des Netzes.<br />
Wie in den theoretischen Überlegungen gezeigt, erhöht sich die Leitungsimpedanz,<br />
da nur mehr zwei Leiter zur Verfügung stehen. Daher sinken die<br />
übertragene Leistung und der übertragene Strom gegenüber dem ungestörten<br />
Fall ab (Siehe dazu Kapitel 3.3.2). In einem realen System würde diese
-169-<br />
Leistungreduktion durch eine Änderung der Phasenverschiebung ∆ϕüber<br />
der Leitung ausgeglichen werden, solange die thermische Belastungsgrenze<br />
der Leitung noch nicht erreicht ist. Eine solche unmittelbare Phasenverschiebung<br />
konnte mit der bestehenden Laboranlage jedoch (wegen der starren<br />
Regelung der antreibenden Gleichstrommaschine) auf konstante Phasenlage<br />
nicht simuliert werden. Sie ist aber als Computersimulation im<br />
Kapitel 5.2 vorgestellt.<br />
Die hier gezeigten Messergebnisse entsprechen im Wesentlichen den im<br />
Kapitel 5.1.2 sowie in den Figuren 5.11 und 5.12 vorgestellten Simulationsresultaten.<br />
In Figur 6.14 sind für den gleichen Versuch die Verhältnisse am Anschlusspunkt<br />
des zweiten Netzes dargestellt. Dieses Netz wird im Versuchsaufbau<br />
durch den Synchrongenerator erzeugt. Es hat eine wesentlich höhere Inneninduktivität<br />
und höhere Innenwiderstände als das als erstes Netz verwendete<br />
Hausnetz. Der durch den Wechselrichter bedingte Stromrippel tritt daher<br />
stärker in Erscheinung und führt auch zu Oberschwingungen in der gemessenen<br />
Netzanschlussspannung u 2a,b,c . Diese Rippel könnten durch ein passives<br />
Filter reduziert werden. Ein solches Filter wäre parallel zum Netz zu<br />
schalten und ist so auszulegen, dass es die taktfrequenten Oberschwingungen<br />
des Wechselrichterstromes aufnehmen kann, damit diese nicht im Netzstrom<br />
erscheinen. Figur 6.15 zeigt einen möglichen Aufbau eines solchen<br />
Filters als RLC-Filter. 1) Es wurde hier nicht implementiert.<br />
Figur 6.15: Beispiel für ein passives Filter zur Kompensation der taktfrequenten<br />
Oberschwingungen<br />
In Figur 6.16 und Figur 6.17 sind nochmals die gleichen Stromverläufe dargestellt,<br />
wobei die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />
zwischen den inneren Spannungen<br />
von Netz 1 und Netz 2 von 30° auf 20° gesenkt wurde. Die Leitungsströme<br />
iLa,b,c und und mit ihnen die übertragene Leistung reduzieren sich<br />
entsprechend. Für die über die Leitung übertragene Leistung gilt (wie in<br />
Kapitel 3.3 gezeigt):<br />
1) Siehe auch [16] Kapitel 4.3<br />
R<br />
L<br />
C
u 1a,b,c [V]<br />
U ZK2m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR1a,b,c [A]<br />
i 1a,b,c [A]<br />
i 1d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-170-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.16: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem starren Netz 1 und<br />
dem Wechselrichter 1 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />
Der Unterbruch findet kurz vor dem Zeitpunkt t=50 ms statt.<br />
Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 20<br />
Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12
u 2a,b,c [V]<br />
U ZK2m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR2a,b,c [A]<br />
i 2a,b,c [A]<br />
i 2d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-171-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.17: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem schwächeren Netz<br />
2 und dem Wechselrichter2 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />
Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=50 ms statt.<br />
Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 20<br />
Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12
-172-<br />
P12 ,<br />
3<br />
--<br />
2<br />
(6.1)<br />
während der Zeit der dreiphasigen Übertragung. In unserem Fall sinkt daher<br />
die übertragene Leistung bei auf 68 % des Falls von<br />
ab. Ansonsten zeigen die Signalverläufe die qualitativ gleichen<br />
Verläufe wie in der vorangegangenen Messung.<br />
U1 U =<br />
⋅ 2<br />
⋅ ----------------- ⋅ sin(<br />
∆ϕ)<br />
ωL<br />
sin( 20° ) = 0.342<br />
sin( 30° ) = 0.5<br />
6.2.2 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes<br />
Einphasige 50-Hz-Bahnnetze können direkt aus dem Landesnetz gespiesen<br />
werden, indem die Energie zwischen zwei Phasen des dreiphasigen Hochspannungsnetzes<br />
ausgekoppelt wird. Dies stellt eine starke unsymmetrische<br />
Belastung des betroffenen Netzes dar.<br />
Der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator kann auch eingesetzt<br />
werden, um auf diese Art entstehende Unsymmetrien auszugleichen.<br />
Für einen der Bahnnetzankupplung entsprechenden Versuch an der Laboranlage<br />
wird zu einem beliebigen Zeitpunkt eine einphasige Last zwischen<br />
zwei Phasen der Übertragungsleitung geschaltet.<br />
LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c Hausnetz<br />
u 1a,b,c<br />
3-Punkt<br />
WR<br />
U ZK1p,m<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1a,b,c<br />
Leitung<br />
Z Bahn<br />
ZBahn= RBahn+ jωL Bahn<br />
Figur 6.18: Der Versuchsaufbau für die Versorgung eines Bahnnetzes.<br />
Randbedingungen:<br />
In Figur 6.18 ist der für die anschliessenden Messungen verwendete Versuchsaufbau<br />
skizziert. Im Unterschied zu den in Kapitel 5.4 vorgestellten<br />
Simulationen wird hier nur das Bahnnetz versorgt und nicht gleichzeitig<br />
noch eine weitere dreiphasige Last. Diese Vorgehensweise wurde gewählt,<br />
um grössere Ströme aus dem Bahnnetz zuzulassen und damit die Ausregelung<br />
grösserer Unsymmetrien zeigen zu können.
u 1a,b,c [V]<br />
U ZK1m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR1a,b,c [A]<br />
i 1a,b,c [A]<br />
i 1d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-173-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.19: Zuschaltung eines einphasigen ohmsch-induktiven Verbrauchers<br />
(z.B. Bahnetz) zwischen zwei Phasenleitern bei t=30ms<br />
Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem Netz und dem<br />
Wechselrichter 1. Anordnung gemäss Figur 6.18<br />
Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.38 und 5.39
u 1a,b,c [V]<br />
U ZK1m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR1a,b,c [A]<br />
i 1a,b,c [A]<br />
i 1d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-174-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.20: Zuschaltung eines einphasigen ohmschen Verbrauchers (z.B.<br />
Bahnnetz) zwischen zwei Phasenleitern zum Zeitpunkt t=25<br />
ms. Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />
der Ströme in der Übertragungsleitung, dem Netz und dem<br />
Wechselrichter 1. Anordnung gemäss Figur 6.18
-175-<br />
Es werden zwei Versuche durchgeführt.<br />
Im ersten Versuch (Figur 6.19) wird das Bahnnetz als ohmsch-induktive<br />
Last mit RBahn = 60Ω und LBahn = 200mH betrachtet.<br />
Im zweiten Versuch (Figur 6.20) wird das Bahnnetz als reine ohmsche Last<br />
mit RBahn = 60Ω betrachtet. In jedem Fall treten zusätzlich noch die Induktivitäts-,<br />
Widerstands- und Kapazitätsbeläge der Leitung in Erscheinung.<br />
Regelziele:<br />
Ziel der Regelung ist es wiederum, symmetrische Netzströme i 1a,b,c zu garantieren.<br />
Die Zwischenkreisspannung wird auf den Sollwert von 2*350 V<br />
geregelt.<br />
Resultate:<br />
Die Unsymmetrien in den Netzströmen i 1a,b,c können binnen einer Netzperiode<br />
weitgehend ausgeregelt werden.<br />
Wie zu erwarten war, werden durch die ohmsche Last die Stromoberschwingungen<br />
nicht gedämpft, und die gezeigten Kurvenverläufe sind von einem<br />
starken Rippel behaftet. Auch hier wäre der Einsatz eines passiven Filters<br />
angebracht.<br />
Abgesehen vom Stromrippel und der nicht vorhandenen zusätzlichen dreiphasigen<br />
Last liefern die Messungen vergleichbare Resultate zu den Simulationen<br />
in den Figuren 5.38 und 5.39.<br />
6.2.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers<br />
Eine weitere typische Anwendung des Symmetrierkompensators stellt die<br />
Versorgung eines einzelnen grossen Verbrauchers oder einer abgelegenen<br />
Talschaft über eine einzelne dreiphasige Leitung dar. Im Falle eines Unterbruchs<br />
einer Phasenleitung kann mit Hilfe des Symmetrierkompensators<br />
weiterhin eine dreiphasige Versorgung sicher gestellt werden.<br />
Randbedingungen:<br />
In Figur 6.23 ist der für die anschliessenden Messungen verwendete Versuchsaufbau<br />
skizziert. Anstelle eines zweiten Netzes wird an das rechte<br />
Ende der Übertragungsleitung eine dreiphasige ohmsche Last mit dem Wert<br />
RLast =<br />
3 × 60Ωangeschlossen.<br />
Zu einem beliebigen Zeitpunkt wird der<br />
Schalter in Phase A geöffnet.<br />
Regelziele<br />
Die beiden Symmetrierkompensatoren müssen sicher stellen, dass sowohl<br />
die Netzströme i 1a,b,c als auch die Lastströme i 2a,b,c dreiphasig symmetrisch
u 1a,b,c [V]<br />
U ZK1m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR1a,b,c [A]<br />
i 1a,b,c [A]<br />
i 1d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-176-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.21: Versorgung eines ohmschen Verbrauchers über eine lange Leitung.<br />
Zum Zeitpunkt t=30mswird eine Phasenleitung unterbrochen.<br />
Darstellung der Verhältnisse am dem versorgenden Netz zugewandten<br />
Leitungsende. Anordnung gemäss Figur 6.23
u 2a,b,c [V]<br />
U ZK2m,p [V]<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
i La,b,c [A]<br />
i WR2a,b,c [A]<br />
i 2a,b,c [A]<br />
i 2d,q [A]<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
400<br />
350<br />
-177-<br />
300<br />
0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />
Figur 6.22: Versorgung eines ohmschen Verbrauchers über eine lange Leitung.<br />
Zum Zeitpunkt t=30mswird eine Phasenleitung unterbrochen.<br />
Darstellung der Verhältnisse am der Last zugewandten Leitungsende.<br />
Anordnung gemäss Figur 6.23<br />
Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.30 und 5.31
R N1<br />
L N1 i 1a,b,c i La,b,c<br />
Hausnetz<br />
u 1a,b,c<br />
3-Punkt<br />
WR<br />
U ZK1p,m<br />
i WR1a,b,c<br />
L W1a,b,c<br />
-178-<br />
Leitung<br />
i WR2a,b,c<br />
L W2a,b,c<br />
i 2a,b,c<br />
3-Punkt<br />
WR<br />
U ZK2p,m<br />
R Last<br />
Verbraucher<br />
u 2a,b,c<br />
Figur 6.23: Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus für die Messungen<br />
des Verhaltens des Symmetrierkompensators bei der Versorgung<br />
einer ohmschen Last<br />
sind. Die beiden Zwischenkreisspannungen U ZK2p,m und U ZK2p,m sind auf einem<br />
konstanten Spannungsniveau von 2*350 V zu halten.<br />
Eine Blindleistungsregelung zur Spannungsstabilisierung ist nicht implementiert.<br />
Resultate<br />
In Figur 6.21 und 6.22 sind die Strom- und Spannungsverläufe an beiden<br />
Enden der Leitung bei der Belastung durch den dreiphasig symmetrischen<br />
ohmschen Verbraucher dargestellt. Aufgrund der durch den einphasigen Unterbruch<br />
erhöhten Leitungsimpedanz kommt es zu einem Absinken der<br />
übertragenen Energie. In den Simulationen in Kapitel 5.3 wird diese durch<br />
die dort ebenfalls implementierte Blindleistungsregelung ausgegelichen.<br />
Da die ohmsche Last auf den Stromrippel nicht dämpfend einwirkt, erscheinen<br />
auch die Stromverläufe - insbesondere auf der der Last zugewandten<br />
Seite - sehr verrauscht. Die prinzipielle Funktionalität der Stromsymmetrierung<br />
kann dennoch gezeigt werden.
6.3 Zusammenfassung<br />
-179-<br />
In diesem Kapitel wurden die im Rahmen dieser Arbeit entworfene und aufgebaute<br />
Laboranlage sowie einige an ihr aufgenommene typische Messergebnisse<br />
dargestellt. Ein Vergleich mit den in Kapitel 5 vorgestellten Simulationsergebnissen<br />
zeigt, dass diese im wesentlichen der physikalischen<br />
Realität entsprechen. In den Simulationen wurden jedoch insbesondere das<br />
Oberschwingungsverhalten der Wechselrichter idealisiert angenommen, so<br />
dass - wie zu erwarten war - die Messergebnisse nur qualitativ und nicht in<br />
ihrem exakten Verlauf den Simulationen entsprechen.<br />
Insbesondere konnten durch den Aufbau der Laboranlage und durch die an<br />
ihr durchgeführten Versuche die technische Realisierbarkeit und die<br />
Funktionstüchtigkeit des entwickelten Symmetrierkompensators bewiesen<br />
werden.
-180-
7 Ausblick<br />
-181-<br />
In dieser Arbeit wurde ein Symmetrierkompensator entwickelt und seine<br />
Einsatzmöglichkeit in Hochspannungsnetzen untersucht. Es wurde eine geeignete<br />
rasche Regelung entworfen und durch Computersimulationen und<br />
Labormessungen getestet.<br />
Dem Konzept liegen IGBTs und IGCTs heutiger Technik als Halbleiterschaltelemente<br />
zu Grunde. Der Symmetrierkompensator ist daher über<br />
Transformatoren an das Hochspannungsnetz anzuschliessen. Die Halbleiterindustrie<br />
arbeitet jedoch intensiv an der Entwicklung von Bauelementen mit<br />
deutlich höherer Spannungsfestigkeit. Sobald entsprechende Elemente kostengünstig<br />
verfügbar sind, könnte auf die teuren Tranformatoren für den<br />
Anschluss des Kompensators verzichtet werden. Dies würde die Herstellung<br />
eines Symmetrierkompensators wirtschaftlich interessanter erscheinen lassen.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde die prinzipielle Machbarkeit der Symmetrierkompensation<br />
anhand eines Labormodells bewiesen. Eine reale Realisierung<br />
steht vorläufig noch aus.<br />
In weiterführenden Arbeiten wäre insbesondere die Integration der Nullsystemkompensation<br />
in das Konzept interessant. Dazu ist der dreiphasige<br />
Wechselrichter um einen vierten Zweig zu erweitern, der mit Erde oder einem<br />
High-Ground-Leiter verbunden wird (Siehe auch [10]). Es könnte auch<br />
noch eine weitere Optimierung der Regelung untersucht werden, insbesondere<br />
in Hinblick auf schnelle Vorsteuermöglichkeiten, wie eine zum BeispielinKapitel4.4.4erwähntwurde.<br />
Hier wurde das Verhalten anhand einer einzelnen Leitung ausführlich untersucht.<br />
Zur effizienten Verbesserung der Netzstabilität ist der Kompensator<br />
jedoch nicht nur punktuell einzusetzen, sondern an möglichst vielen Knotenpunkten<br />
von Übertragungsnetzen. Eine Untersuchung des Einsatzes von<br />
Symmetrierkompensatoren an mehreren Knoten vermaschter Netze sollte<br />
daher in der Zukunft auch angestrebt werden.<br />
Der hier entwickelte Kompensator und seine Regelung erlauben nicht nur<br />
die Kompensation von Unsymmetrien in Leitungen, sondern durch die<br />
Blindleistungskompensation auch die Stabilisierung der Netzanschlussspan-
-182-<br />
nungen selbst während eines einphasigen Unterbruchs. Sofern ein ausreichend<br />
dimensionierter Energiespeicher angeschlossen wird, kann auch die<br />
Überbrückung kurzfristiger dreiphasiger Spannungseinbrüche durch ein und<br />
dassellbe Gerät sicher gestellt werden. Es stellt damit ein effizientes Hilfsmittel<br />
zur Erhöhung der Übertragungssicherheit in elektrischen Energieübertragungsnetzen<br />
dar.
Literaturverzeichnis<br />
Allgemeines<br />
-183-<br />
[1] H. Stemmler,<br />
“Leistungselektronische Systeme I und II”,<br />
Vorlesungsskript, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1995<br />
[2] H. Unbehauen,<br />
“Regelungstechnik I und II”,<br />
Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1992<br />
[3] F. Jenni, D. Wüest<br />
“Steuerungsverfahren für selbstgeführte Stromrichter”,<br />
vdf Hochschulverlag AG, <strong>Zürich</strong>, 1995<br />
Energieübertragung<br />
[4] Hans-Jürgen Haubrich<br />
“Elektrische Energieversorgungssysteme”,<br />
Verlag der Augustinus Buchhandlung, Aachen,1993<br />
[5] Hans Heuck, Klaus Dettmann,<br />
“Elektrische Energieversorgung”,<br />
Vieweg und Sohn, Braunschweig,1999<br />
[6] Hans Happoldt, Dietrich Oeding,<br />
Elektrische Kraftwerke und Netze,<br />
Springer Verlag, Berlin,1978<br />
[7] Valentin Crastan,<br />
Elektrische Energieversorung 1,<br />
Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 2000<br />
[8] Rolf Fischer<br />
“Elektrische Maschinen”<br />
Vieweg, Braunschweig, 8. Auflgage, 1994<br />
[9] Michel Aguet, Jean-Jaques Morf<br />
“Énergie Électrique”<br />
Traité d’Électricité, Edition Georgi, Lausanne, 1981
-184-<br />
[10]X.Yuan,G.Orglmeister,W.Merk,<br />
“Managing the DC Link Neutral Potential of the Three-Phase-Four-<br />
Wire Neutral-Point-Clamped (NPC) Inverter in a FACTS Application”<br />
IECON 1999, pages 571-576, vol. 2, San José, CA, USA.<br />
[11] H. Glavitsch, M. Rahmani,<br />
“Increased transmission capacity by forced symmetrization”,<br />
IEEE Transactions on Power Systems, volume 13, issue 1, Feb. 1998,<br />
pages 79 -85.<br />
[12] Astrid Sonnenmoser,<br />
“Netzfreundliche Drehstromwechselrichter zur Speisung von unterbrechungsfreien<br />
Stromversorgungsanlagen (USV)”<br />
Diss <strong>ETH</strong> Nr. 12067, 1997<br />
[13] Thomas Erb,<br />
“Untersuchung des Verhaltens des Unified Power Flow Controllers im<br />
Normalbetrieb und bei Netzstörungen”,<br />
Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13141, 1999<br />
[14] Fabio Carocci,<br />
“Die Multifunktionelle Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)”<br />
Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13927, 2000<br />
[15] Andreas Beer,<br />
“Transformatorloser reaktiver Seriekompensator mit Gleichspannungswechselrichtern<br />
zur Leistungsflussregelung”<br />
Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13926, 2000<br />
[16] Jost Allmeling,<br />
“Schnelle Regelung eines Aktivfilters mit niedriger Taktfrequenz für<br />
das Mittelspannungsnetz”<br />
Diss <strong>ETH</strong> Nr. 14428, 2001<br />
[17] Stefano Ritter, Samuele Sartori,<br />
“Inbetriebnahme eines Synchrongenerators”,<br />
Semesterarbeit LEM 9812, Professur für Leistungselektronik und<br />
Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1999<br />
[18] Sacha Baud,<br />
“Ansteuerung und Regelung der Erregung eines Synchrongenerators”,<br />
Semesterarbeit LEM 9914, Professur für Leistungselektronik und<br />
Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 2000<br />
[19] Thomas Ingold, Christian Spagno<br />
“Programmierbarer IGBT-Schalter für Kurzschluss- und Leerlaufversuche<br />
mit FACTS-Geräten an einem Leitungsmodell”,<br />
Semesterarbeit LEM 9711, Professur für Leistungselektronik und<br />
Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1998
-185-<br />
[20] F. Carocci, H. Stemmler<br />
“Multi Active UPS: A Modern Transformerless Topology With<br />
Increased Performance”,<br />
IPEC-Tokyo 2000, pp. 1056 - 1061, Tokyo, April 2000<br />
[21] G. Funk<br />
“Symmetrische Komponenten”<br />
Elitera-Verlag, Berlin 1976<br />
[22] L.Gyugyi, C.D. Schauder, K.K. Sen,<br />
“Static Synchronous Series Compensator: A Solid State Approach to<br />
the Compensation of Transmission Lines”<br />
IEEE Winter Power Meeting, 1996<br />
[23] L.Gyugyi et al.<br />
“Advanced Stativ Var Compensator Using Gate Turn-Off Thyristors<br />
For Utility Applications”<br />
Cigré Paper Nr 23-203<br />
Manuals:<br />
[24] J. Allmeling, W. Hammer,<br />
“Piece-wise Linear Electric Circuit Simulation for SIMULINK ® ”,<br />
Manual to Version 0.6, Professur für Leistungselektronik und Messtechnik,<br />
<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 2001, http://www.plecs.com/<br />
[25] SIMULINK ® ,<br />
“Using SIMULINK”,<br />
The MathWorks Inc., Version 2, 1997
-186-
Anhang A<br />
-187-<br />
A.1 Transformatoren bei den NOK 1)<br />
Die Nordostschweizer Kraftwerke benutzten bisher im 50 kV-Netz nur Einphasentransformatoren.<br />
Die meisten weisen eine Ausgleichswicklung auf. In<br />
den späten 1990er Jahren setzte ein Übergang ein zu Dreiphasentransformatoren<br />
- meistens 2-Wickler (ohne Ausgleichswicklung).<br />
Im 110 kV-Netz verfügen alle Transformatoren über eine dritte Wicklung.<br />
Dabei handelt es sich aber nicht um reine Ausgleichswicklungen, sondern<br />
um sogenannte Tertiärwicklungen, die hinausgeführt sind und bei einem<br />
Spannungsniveau von 16 kV zugleich den Eigenbedarf der Anlage decken.<br />
Auf allen Spannungsniveaus von 50 bis 380 kV stehen ausschliesslich<br />
Transformatoren in Yy0-Schaltung im Einsatz.<br />
Wenn 3-Phasentransformatoren zum Einsatz kommen, dann nur Dreischenkel<br />
- und keine Fünfschenkeltraformatoren.<br />
Als Netzkuppler im Bereich 220-380 kV sind nur Einphasentransformatoren<br />
im Einsatz, häufig in Form von Spartransformatoren (Autoschaltung).<br />
A.2 Erdung bei den NOK<br />
Transformatoren weisen auf der 220 und 380 kV Seite eine feste Erdung am<br />
Erdungssystem der Anlage auf. Das Erdungssystem ist meist eine Art leitender<br />
Teppich, der sich bis zum Zaun um die Anlage erstreckt. Auf die Verbindung<br />
vom Sternpunkt zur Erdungsanlage der Anlage kann jedoch zugegriffen<br />
werden. Es handelt sich nicht um eine untrennbare Verbindung mit dem<br />
Gehäuse.<br />
Bei Spannungen im Berich 50 bis 110 kV sind die Sternpunkte über Drosselspulen,<br />
die Erdstrom auf 4 kA begrenzen, mit der Erde verbunden. Diese ist<br />
wegen der engeren Vermaschung der Netze nötig.<br />
1) Gespräch mit Herrn Gysi, NOK
-188-
Anhang B<br />
-189-<br />
B.1 Normierte Darstellung elektrischer Grössen<br />
In der elektrischen Energietechnik ist es üblich, elektrische Grössen nicht<br />
absolut, sondern relativ zu einer Norm- oder Bezugsgrösse anzugeben. Die<br />
Bezugsgrösse hat einen Nominalwert, der aus dem absoluten Zahlenwert<br />
und der SI-Einheit besteht. Die normierte oder bezogene Grösse verliert die<br />
ursprüngliche Einheit und wird demzufolge nur noch als Zahlenwert in “per<br />
unit” (p.u.) bzw. Prozent des Nominalwerts angegeben. Die bezogene<br />
Grösse X’ lässt sich ausdrücken als Quotient der absoluten Grösse X und der<br />
Bezugsgrösse Xnom :<br />
X<br />
X′ = -----------<br />
(B.1)<br />
X nom<br />
Soll aus der bezogenen die absolute Grösse berechnet werden, geschieht das<br />
durch Multiplikation mit der Bezugsgrösse:<br />
X =<br />
X′ ⋅ Xnom (B.2)<br />
Das Rechnen mit bezogenen Grössen bietet gegenüber absoluten Werten<br />
folgende Vorteile:<br />
In Hochspannungssystemen treten mitunter sehr grosse und sehr kleine<br />
absolute Zahlenwerte auf (z.B. Netzspannung und Leistungskapazitäten).<br />
Für die numerische Stabilität bei Simulationen ist es dagegen vorteilhaft,<br />
wenn alle Zahlenwerte in der selben Grössenordnung liegen. Dies kann<br />
mit bezogenen Grössen erreicht werden<br />
Elektrische Anlagen müssen n icht für bestimmte Nennspannung oder<br />
Nennleistung entworfen werden. Die Nominalwerte, die zur Berechnung<br />
der absoluten Werte erforderlich sind, können erst bei der endgültigen<br />
Dimensionierung der Anlage festgelegt werden. So erreicht man eine<br />
einfache Skalierbarkeit.<br />
Die Anschaulichkeit wird erhöht, wenn z.B. in einem System mit verschiedenen<br />
Spannungsebenen die Nennspannung überall den Wert 1 p.u.<br />
hat.
-190-
Lebenslauf<br />
-191-<br />
10. 04. 1968 Geboren in Wien (Österreich)<br />
1974 - 1978 Volksschule in Wien<br />
1978 - 1986 Bundesgymnasium in Wien-Mariahilf<br />
Abschluss mit Matura (Typ: Humanistisches Gymnasium)<br />
1986 - 1994 Studium an der Fakultät für Elektrotechnik der<br />
Technischen Universität Wien<br />
Studienzweig: Industrielle Elektronik und Regelungstechnik<br />
Abschluss als Diplom-Ingenieur<br />
1994 - 1995 Nachdiplomstudium an der Universität Genf<br />
“Management und Technologie von Informationssystemen”<br />
Abschluss mit “Diplôme d’études superieures en systèmes<br />
d’information” (DESSI)<br />
1995 - 1996 Assistent für Unterricht und Forschung am<br />
Institut für Integrierte Systeme<br />
der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong><br />
bei Prof. Dr. Wolfgang Fichtner<br />
1996 - 2002 Assistent für Unterricht und Forschung an der<br />
Professur für Leistungselektronik und Messtechnik<br />
der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong><br />
zuerst bei Prof. Dr. Herbert Stemmler und<br />
ab 02/2001 bei Prof. Dr. Johann Walter Kolar