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EIN SYMMETRIERKOMPENSATOR FÜR ... - EEH - ETH Zürich

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Diss. <strong>ETH</strong> Nr. 14537<br />

-1-<br />

<strong>EIN</strong> <strong>SYMMETRIERKOMPENSATOR</strong><br />

<strong>FÜR</strong> HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN<br />

ABHANDLUNG<br />

zur Erlangung des Titels<br />

DOKTOR DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN<br />

der<br />

EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE<br />

ZÜRICH<br />

vorgelegt von<br />

GUNTHARD ORGLMEISTER<br />

Dipl.-Ing. TU Wien, DESSI Universität Genf<br />

geboren am 10. April 1968<br />

von Österreich<br />

Angenommen auf Antrag von<br />

Prof. Dr. G. Andersson, Referent<br />

Prof. Dr. H. Stemmler, Korreferent (Leiter der Dissertation)<br />

Prof. Dr. H. Glavitsch, Korreferent<br />

2002


-2-


-3-<br />

Für Elisabeth


-4-


Vorwort<br />

-5-<br />

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Assistent an<br />

der Professur für Leistungselektronik und Messtechnik der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule in <strong>Zürich</strong>.<br />

Herrn Professor Stemmler, der mir die Durchführung dieser Arbeit ermöglichte,<br />

möchte ich an dieser Stelle für seine über seine Pensionierung hinausreichende<br />

engagierte Unterstützung und die Übernahme des Korreferats<br />

sehr herzlich danken.<br />

Ich danke Herrn Professor Andersson für die freundliche Übernahme des<br />

Referats und Herrn Professor Glavitsch für die Übernahme eines Korreferats.<br />

Von beiden bekam ich sehr wertvolle Unterstützung insbesondere in<br />

Fragen der elektrischen Energieübertragung.<br />

Herrn Professor Kolar danke ich dafür, dass er mich während der letzten<br />

Monate meiner Arbeit von den üblichen Aufgaben eines Assistenten weitgehend<br />

frei gehalten hat, um mich auf das Schreiben der Arbeit konzentrieren<br />

zu können.<br />

Meinen Kollegen an der Professur für Leistungselektronik möchte ich für<br />

viele interessante Diskussionen und Anregungen danken. Ein grosser Dank<br />

gilt dabei meinen ehemaligen Kollegen Dr. Jost Allmeling und Dr. Andreas<br />

Beer für die grosse Unterstützung beim Bau der Laboranlage und für die<br />

Motivation zum Durchhalten auf Durststrecken. Ein besonderer Dank gilt<br />

auch den Mitarbeitern der institutseigenen Werkstätte für ihre Unterstützung<br />

beim Aufbau und bei der Inbetriebnahme der Laboranlage sowie Herrn<br />

Markus Berger für tatkräftige Hilfe bei allen Computerproblemen.<br />

Der grösste Dank gebührt aber meinen Eltern Dr. Gunthilde und Dr. Hanns<br />

Orglmeister, die durch ihre Erziehung in mir den Grundstein für das Interesse<br />

an Technik und Wissenschaft gelegt haben und mir auf meinem Weg<br />

jede erdenkliche Unterstützung zuteil werden liessen.<br />

Besonders danken möchte ich auch meiner Frau Elisabeth, die mir während<br />

der letzten beiden Jahre meiner Doktorarbeit als liebevolle Partnerin zur<br />

Seite stand, für ihre Geduld und ihr grosses Vertrauen. Ihr sei diese Arbeit<br />

gewidmet.


-6-


Inhaltsverzeichnis<br />

-7-<br />

Kurzfassung 11<br />

Abstract 13<br />

Symbolverzeichnis 15<br />

1 Einleitung 21<br />

2 Hochspannungsnetze und Leistungselektronik 25<br />

2.1 Elektrische Netze 25<br />

2.1.1 Spannungsebenen 25<br />

2.1.2 Netzformen 26<br />

2.1.3 Das Verbundnetz 28<br />

2.1.4 Energiefluss 28<br />

2.1.5 Starke und schwache Netze 30<br />

2.2 Transformatoren 31<br />

2.2.1 Wicklungskonfiguration 31<br />

2.2.2 Kernkonfiguration 33<br />

2.2.3 Der Nullstromtransformator 34<br />

2.3 Störungen in Hochspannungsleitungen 34<br />

2.4 FACTS-Geräte 36<br />

2.4.1 Seriell angeordnete Geräte 36<br />

2.4.2 Parallel angeordnete Geräte 37<br />

2.4.3 Der Unified Power Flow Controller (UPFC) 38<br />

2.4.4 Symmetrierung 39<br />

2.5 Möglichkeiten zur Kompensation von Unsymmetrien 39<br />

2.5.1 Zwei FACTS-Shuntelemente 39<br />

2.5.2 Symmetrierung mit Nullstromtransformator 40<br />

2.5.3 Nullstromtransformatoren und FACTS-Elemente in Serie 41<br />

2.5.4 Seriekompensation 41<br />

2.5.5 Seriekondensatoren 43<br />

2.5.6 Abgrenzung der Arbeit 43<br />

2.6 Der Einsatz des Symmetrierkompensators 45<br />

2.6.1 Schaltungskonzept 45<br />

2.6.2 Erdung 46<br />

2.6.3 Typische Netzkonfigurationen 48<br />

2.7 Zusammenfassung 52


-8-<br />

3 Mathematische Analyse 53<br />

3.1 Die Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen 53<br />

3.1.1 Phasengrössen 53<br />

3.1.2 Drehzeiger 53<br />

3.1.3 Zeiger 54<br />

3.2 Das System 54<br />

3.2.1 Phasengrössen 55<br />

3.2.2 Nullkomponenten 56<br />

3.2.3 Drehzeigerdarstellung 59<br />

3.2.4 Zeigerdarstellung 60<br />

3.3 Leistungsfluss 65<br />

3.3.1 Leistungsfluss über eine dreiphasige Leitung 65<br />

3.3.2 Leistungsfluss über eine unterbrochene Leitung 69<br />

3.3.3 Leistungsfluss bei Einsatz des Symmetrierkompensators 70<br />

3.4 Symmetrische Komponenten 72<br />

3.5 Zusammenfassung 75<br />

4 Regelung 77<br />

4.1 Regelziele 77<br />

4.1.1 Koppelung zweier Netze 77<br />

4.1.2 Versorgung eines einzelnen fernen Verbrauchers 78<br />

4.1.3 Blindstromkompensation 79<br />

4.1.4 Nullkomponente 79<br />

4.2 Regelstruktur 80<br />

4.3 Innere Stromregelung 81<br />

4.3.1 Dead-Beat-Regler 82<br />

4.3.2 Zeitkontinuierliches Streckenmodell 83<br />

4.3.3 Modulation 84<br />

4.3.4 Strommessung 87<br />

4.3.5 Zeitdiskretes Streckenmodell 89<br />

4.4 Symmetrierung des Netzstroms 91<br />

4.4.1 Gegensystemkompensation auf der Zeigerebene 91<br />

4.4.2 Aufbau eines PLL 93<br />

4.4.3 Moving Average Filter 95<br />

4.4.4 Schnelle Vorsteuerung 97<br />

4.4.5 Integrierende Oszillatoren 99<br />

4.4.6 Realisation als digitale Regelung 101<br />

4.5 Äussere Regelkreise auf der Zeigerebene 102<br />

4.5.1 Blindleistungskompensation 102<br />

4.5.2 Regelung der Zwischenkreisspannung 102<br />

4.6 Zusammenfassung 104


-9-<br />

5 Computersimulationen 105<br />

5.1 Die Kopplung zweier elektrischer Netze 105<br />

5.1.1 Einstufige Regelung 107<br />

5.1.2 Mehrstufige Regelung ohne Blindleistungskompensation108<br />

5.1.3 Mehrstufige Regelung mit Blindleistungkompensation 109<br />

5.1.4 Schnelle Vorsteuerung 119<br />

5.2 Versorgung eines fernen Netzes 129<br />

5.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers 135<br />

5.4 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes 145<br />

5.4.1 Bahnnetzversorgung ohne Blindleistungsregelung 146<br />

5.4.2 Bahnnetzversorgung mit Blindleistungsregelung 147<br />

5.5 Zusammenfassung 152<br />

6 Realisation einer Laboranlage 153<br />

6.1 Beschreibung der Anlage 154<br />

6.1.1 Die verschiedenen Einheiten des Systems 154<br />

6.1.2 Die Leistungsteile 156<br />

6.1.3 Regel- und Steuereinheiten 158<br />

6.1.4 Das Leitungsmodell 160<br />

6.1.5 Die Synchronmaschine 163<br />

6.1.6 IGBT-Schalter 165<br />

6.2 Messungen an der Laboranlage 165<br />

6.2.1 Die Koppelung zweier Netze über eine Leitung 165<br />

6.2.2 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes 172<br />

6.2.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers 175<br />

6.3 Zusammenfassung 179<br />

7 Ausblick 181<br />

Literaturverzeichnis 183<br />

Anhang A 187<br />

A.1 Transformatoren bei den NOK 187<br />

A.2 Erdung bei den NOK 187<br />

Anhang B 189<br />

B.1 Normierte Darstellung elektrischer Grössen 189<br />

Lebenslauf 191


-10-


Kurzfassung<br />

-11-<br />

In der heutigen Betriebspraxis der Betreiber elektrischer Energieübertragungsnetze<br />

wird nach einem Fehler einer Übertragungsleitung und ein bis<br />

zwei erfolglosen Wiedereinschaltversuchen die Leitung in allen drei Phasen<br />

vom Netz getrennt. Dies geschieht unabhängig von der Anzahl der betroffenen<br />

Phasen. Unter dem Gesichtspunkt, dass mehr als 85% dieser Fehler nur<br />

eine einzige Phase betreffen, scheint es interessant, im Fehlerfall die nicht<br />

betroffenen Phasenleiter weiter zu verwenden und so Verfügbarkeit und<br />

Übertragungssicherheit des Netzes zu erhöhen.<br />

Da die unsymmetrische Übertragung über eine in einer Phase unterbrochene<br />

Leitung zu unerwünschten Gegen- und Nullsystemströmen bei Erzeugern<br />

und Verbrauchern führen würde, ist eine geeignete Einrichtung vorgesehen,<br />

die die Ströme und Spannungen am Anschlusspunkt einer Leitung so symmetriert,<br />

dass das Netz von negativen Folgen des unsymmetrischen Unterbruchs<br />

bewahrt bleibt.<br />

Da schon seit einigen Jahren leistungselektronische Systeme zur Leistungsfluss-,<br />

Blindleistungs- und Spannungsregelung als FACTS-Geräte in Energieübertragungsnetzen<br />

in Einsatz stehen, liegt es nahe, diese um die Funktionalität<br />

der Symmetrierung zu erweitern.<br />

In dieser Arbeit wurde ausgehend von der Struktur bekannter Blindleistungskompensatoren<br />

ein Symmetrierkompensator für Hochspannungsleitungen<br />

entwickelt. Dieser besteht aus einem über einen Kopplungstransformator<br />

shuntmässig an die Leitung angeschlossenen dreiphasigen Gleichspannungswechselrichter.<br />

Dieser saugt am Anschlusspunkt unsymmetrische<br />

Ströme ab und speist dreiphasig symmetrische ein - und umgekehrt. Die<br />

hierbei mit doppelter Netzfrequenz auftretenden Leistungspulsationen werden<br />

durch den Gleichspannungszwischenkreis ausgeglichen.<br />

Für die verwendete Schaltung wurde eine mehrstufige digitale Regelung basierend<br />

auf einem Dead-Beat-Regler und integrierenden Oszillatoren entwickelt<br />

und mit anderen Regelverfahren verglichen. Anhand ausführlicher<br />

Computersimulationen und eines für diese Zwecke aufgebauten Labormodells<br />

konnte die Funktionalität von Regelung und Schaltung bewiesen werden.


-12-<br />

Die Regelung kann in jedem Fall binnen einer Netzperiode nach dem Unterbruch<br />

symmetrische Verhältnisse am Anschlusspunkt wieder herstellen.<br />

Ausser zur Symmetrierung kann das entwickelte FACTS-Gerät auch zur<br />

Blindleistungskompensation eingesetzt werden. Damit kann die Spannung<br />

am Anschlusspunkt stabilisiert und eine empfindliche Last mit gleicher<br />

Leistung weiter versorgt werden, solange die thermische Leistungsgrenze<br />

der Phasenleiter nicht überschritten wird. Es stellt damit ein nützliches<br />

Hilfsmittel zur Verbesserung der Versorgungsqualität und -stabilität bestehender<br />

Netze dar.


Abstract<br />

-13-<br />

According to today’s common practice at power grid utility companies any<br />

persistent fault - even a single phase one - in an electric power transmission<br />

line leads to complete three phase interruption of the line. The fact that more<br />

than 85 % of the faults in power transmission lines are single phase faults<br />

gave rise to the idea to continue the use of the two not affected sound conductors<br />

for the transport of electric energy and to thereby increase the reliability<br />

and the average transmission capacity of the power grid.<br />

However, the asymmetrical transmission over a three phase transmission<br />

line with one unconnected conductor would lead to undesired zero and negative<br />

sequence currents at generators and loads. Therefore, special equipment<br />

is necessary to symmetrise the currents and voltages at the terminals of<br />

the transmission line. The asymmetrical currents have to be limited to the<br />

transmission line itself.<br />

FACTS devices based on power electronics are now in use for several years<br />

in power lines to control the power flow, the reactive power and the terminal<br />

voltages. Why they should not be used for the symmetrisation of currents as<br />

well?<br />

In this thesis a new FACTS device based on the structure of existing reactive<br />

power compensators has been developed and tested for the forced symmetrisation<br />

of the currents and voltages at the terminals of high voltage transmission<br />

lines. The device consists of a three phase three pulse voltage source inverter<br />

connected via a transformer in parallel to the terminal of the transmission<br />

line. At the connection point it draws all asymmetric current components<br />

out of the line and it injects symmetrical ones. For this compensation<br />

it has to store the transmitted energy for half a period of fundamental frequency<br />

in the dc link capacitors.<br />

For the used device a multi level digital control algorithm based on a Dead<br />

Beat controller and integrating oscillators had been developed and compared<br />

with other control algorithms. By the means of extensive computer<br />

simulation and measurements in a laboratory model constructed especially<br />

for this purpose, the functionality of the new device and its control has been<br />

proved.


-14-<br />

The device is able to restore symmetrical currents and voltages at the connection<br />

point within one period of fundamental frequency. Besides, for the<br />

symmetrisation the new developed FACTS device can be used for reactive<br />

power compensation: The amplitude of the voltage at the connection point<br />

can also be stabilised as long as no over currents in the conductors occur.<br />

Therefore the new device can be considered as a useful means to increase<br />

the supply capacity, quality and reliability of existing power grids.


Symbolverzeichnis<br />

Allgemeine Nomenklatur<br />

-15-<br />

x ist ein Platzhalter für eine be liebige Grösse (Spannung, Strom,<br />

Leistung). Im Index steht ein x für eine beliebige nähere Bezeichnung<br />

einer Grösse. Beispiel: XWR steht für irgendeine Gleichgrösse eines<br />

Wechselrichters, Ux für irgendeine Spannungsamplitude x, UWRx für die<br />

Amplitude der Wechselrichterausgangsspannung irgendeines Wechselrichters<br />

x .<br />

αist<br />

ein Platzhalter für ein e beliebige Zahlengrösse.<br />

n ist Platzhalter für eine natürliche Zahl<br />

Der Ort einer Grösse im vollständigen Aufbau mit zwei Symmetrierkompensatoren<br />

wird mit den Zahlen 1 (für Grössen am linken Leitungsende)<br />

und 2 (für Grössen am rechten Leitungsende) im Index angegeben ( X1x ,<br />

X2x ).<br />

Die drei Phasen werden durch die kleinen lateinischen Buchstaben a, b<br />

und c im Index unterschieden ( Xxa1 , Xxb1 usw.). Bei einphasigen Modellen<br />

und Simulationen entfällt die Phasenbezeichnung.<br />

Momentanwerte werden mit Kleinbuchstaben angegeben ( xt () ). Amplitudenwerte<br />

und Konstanten werden mit Grossbuchstaben angegeben ( X )<br />

Beispiel<br />

U WR1a<br />

Amplitude der Wechselrichterausgangsspannung uWR1a() t des<br />

linken Wechselrichters der Phase a .<br />

Falls an den entsprechenden Orten nicht eine spezielle Bedeutung der Symbole<br />

angegeben ist, gelten die folgenden Bedeutungen für die in dieser Dissertation<br />

auftretenden Symbole:<br />

Einphasige Wechselgrösse, Drehzeiger und Zeiger<br />

x x<br />

= xx() t , einphasige Wechselgrösse der Phase x . Immer abhängig<br />

von der Zeit t, auch ohne () t .<br />

x Drehzeiger einer dreiphasigen Grösse xa, b, c.<br />

( n)<br />

x Drehzeiger der n-ten Harmonischen der Drehzeigergrösse x


-16-<br />

Zeiger einer dreiphasigen Grösse in einem mit der<br />

Grundharmonischen des Netzes mitrotierenden Koordinatensystem<br />

Zeiger einer dreiphasigen Grösse in einem mit der<br />

Grundharmonischen des Netzes x mitrotierenden Koordinatensystem1)<br />

X xa, b, c<br />

X x ( )<br />

xa, b, c<br />

X n ( )<br />

( n)<br />

X<br />

Spannungen<br />

u1x u2x uSx uTLx u20 u WRαx<br />

uL1x uL2x uDCα u st<br />

Ströme<br />

i1x i2x iLx Zeiger einer dreiphasigen Grösse xa, b, cin<br />

einem mit der negativen<br />

Grundharmonischen (also dem Gegensystem) des Netzes<br />

mitrotierenden Koordinatensystem<br />

Zeiger der n-ten Harmonischen der Grösse X<br />

Spannung des Wechselspannungsnetzes 1 in der Phase x<br />

Spannung des Wechselspannungsnetzes 2 in der Phase x .<br />

Spannung über den Leitungsunterbruch in der Phase x .<br />

Spannungsabfall entlang der Leitung in Phase x .<br />

Spannung zwischen dem nicht geerdeten Sternpunkt des Netzanschlusstransformators<br />

und dem Erdpotential<br />

Wechselrichter-Ausgangsspannung des Wechselrichters α in<br />

der Phase x .<br />

Spannung am linken Leitungsende in der Phase x .<br />

Spannung am rechten Leitungsende in der Phase x .<br />

Gleichspannung über der DC-Kapazität CDC des Wechselrichters<br />

α .<br />

Steuerspannung / Steuersignal für das Unterschwingungsverfahren.<br />

Strom am Netzanschlusspunkt 1 in der Phase x .<br />

Strom am Netzanschlusspunkt 2 in der Phase x .<br />

Strom über die Leitung in der Phase x<br />

.<br />

1) Das bezogene Netz wird nur angegeben, wenn die Zuordnung aufgrund des Zusammenhangs<br />

nicht eindeutig ist.


i WRαx<br />

∆I<br />

Passive Elemente<br />

-17-<br />

Strom am Wechselrichtereingang des WR-Moduls α in der<br />

Phase x .<br />

Variabler Anteil des Stromes I<br />

LL , LL' Leitungsinduktivität, Leitungsinduktivitäts-Belag [H/km].<br />

CL , CL' Leitungskapazität, Leitungskapazitäts-Belag [F/km].<br />

RL , RL' Leitungswiderstand, Leitungswiderstands-Belag [Ω/km].<br />

Z0 Wellenwiderstand der Leitung [Ω].<br />

ZX Impedanzwert einer passiven Grösse X [Ω].<br />

Lσ Streuinduktivität eines Anschlusstransformators [H].<br />

LK Entkopplungs-Induktivität eines Wechselrichters [H].<br />

LT Induktivität eines Netzanschlusstransformators, schliesst meist<br />

die Inneninduktivität des angeschlossenen Netzes mit ein [H].<br />

Zwischenkreiskapazität eines Wechselrichters [F].<br />

C DC<br />

Andere Grössen<br />

t Zeit [s].<br />

f Frequenz [Hz].<br />

f0 Grundfrequenz ( 50Hz).<br />

ω Kreisfrequenz [rad/s].<br />

ω0 Kreis-Grundfrequenz ( 2 ⋅ π ⋅ 50 rad/s).<br />

l Länge der Leitung [km].<br />

β Winkelbelag der Leitung [°/km].<br />

PX Wirkleistung einer Komponente X [W].<br />

QX Blindleistung einer Komponente X [Var].<br />

SX Scheinleistung einer Komponente X [VA].<br />

n Ordnungszahl.<br />

∆u Differenzspannung<br />

∆ϕ<br />

Phasenverschiebung


ϕ<br />

Indices<br />

Phasenlage<br />

-18-<br />

abc , , Phasenbezeichnung der dreiphasigen Grösse.<br />

α, β Real- und Imaginärteile eines Drehzeigers.<br />

dq , Real- und Imaginärteile eines Zeigers.<br />

DC Gleichspannungs- (DC-) seitige Grösse.<br />

N Nenngrösse.<br />

f Filtergrösse.<br />

st Steuergrösse.<br />

12…n , Numerierung.<br />

L und TL Leitungsgrösse.<br />

K Entkopplungsgrösse.<br />

σ<br />

Streuinduktivität.<br />

min Minimalwert einer Grösse.<br />

max Maximalwert einer Grösse.<br />

Abkürzungen<br />

AC Wechselstrom, Alternating Current<br />

DC Gleichstrom, Direct Current<br />

FACTS Flexible AC Transmission System<br />

GTO Gate Turn Off Thyristor<br />

IGBT Insulated Gate Bipolar Transistor<br />

IGCT Integrated Gate Commutated Thyristor<br />

Im Imaginäre Achse<br />

MAV Moving Average Value<br />

pu Auf die Nenngrösse bezogene Grösse (Per Unit)<br />

PLL Phase Locked Loop


-19-<br />

PWM Pulsbreitenmodulation (Pulse Width Modulation)<br />

Re Reelle Achse<br />

UPFC Unified Power Flow Controller<br />

USV Unterschwingungsverfahren<br />

WR Gleichspannungs-Wechselrichter


-20-


1 Einleitung<br />

-21-<br />

Die zunehmende Deregulierung der Strommärkte und der steigende Bedarf<br />

nach elektrischer Energie in den Ballungszentren fern der Kraftwerke führt<br />

zu einem Energietransport über immer weitere Distanzen. Bereits heute haben<br />

daher gewisse Leitungen ihre Belastungsgrenze erreicht, und eine Erweiterung<br />

der Übertragungskapazitäten wäre vielerorts erforderlich. In der<br />

Öffentlichkeit stösst jedoch der Freileitungsbau aus ästhetischen und ökologischen<br />

Gründen (im besonderen durch die Befürchtungen von Auswirkungen<br />

der elektromagnetischen Felder und der Verbauung unberührter Berggegenden)<br />

auf grossen Widerstand. Da zudem in den dicht besiedelten Gebieten<br />

Mitteleuropas ein Mangel an noch freien Trassen für Hochspannungsleitungen<br />

besteht, ist die Erhöhung der Übertragungskapazität der bestehenden<br />

Netze ohne den Bau neuer Leitungen ein wichtiges Anliegen der Elektrizitätswirtschaft.<br />

In der gegenwärtigen Praxis der Netzplanung ist es so, dass auf der Ebene<br />

der Hochspannungsnetze stets so viele Leitungen vorhanden sein müssen,<br />

dass auch beim Ausfall einer davon keine der verbleibenden Leitungen<br />

überlastet wird, es zu keinen Spannungsabsenkungen kommt und in Summe<br />

die Nennleistung weiterhin übertragen werden kann. Diese Auslegungungsregel<br />

wird als (n-1)-Kriterium bezeichnet. Bei besonders kritischen Übertragungen<br />

(z.B. Verbindung Schweiz - Italien und Versorgung der Stadt New<br />

York) muss der einwandfreie Betrieb auch beim gleichzeitigen Ausfall von<br />

zwei Leitungen sicher gestellt bleiben. Hier spricht man vom (n-2)-Kriterium.<br />

Es liegt also der Schluss nahe, dass ein Verzicht auf die strikte Einhaltung<br />

des (n-1) oder (n-2)-Kriteriums - also eine Verringerung der Redundanz -<br />

die übertragbare Leistung bestehender Systeme erhöhen würde. Die Versorgungssicherheit<br />

muss dann allerdings auf andere Art sichergestellt werden.<br />

Statistische Untersuchungen bei Netzbetreibern [11] haben gezeigt, dass es<br />

sich bei mindestens 85 % aller Fehler in Hochspannungsleitungen um einpolige<br />

Erdkurzschlüsse handelt. In der bisherigen Praxis werden beim Auftreten<br />

eines solchen Fehlers nach etwa 400 und 800 Millisekunden zwei<br />

Wiedereinschaltungen versucht. Bleiben diese erfolglos, wird die ganze Leitung<br />

in allen drei Phasen vom Netz getrennt. Das permanente einpolige Unterbrechen<br />

von Stromkreisen ist grundsätzlich nicht zulässig, da sich die


-22-<br />

Unsymmetrien in der Spannung und im Strom auf die angeschlossenen<br />

Transformatoren, Generatoren und Motoren mit schwerwiegenden Schäden<br />

auswirken würden. Es würden im gesamten System Null- und Gegensystemkomponenten<br />

auftreten. Der Nullstrom würde durch den verursachten<br />

Erdstrom zu Spannungsanhebungen in den Stationen führen, während<br />

die durch das Gegensystem verursachten Drehfelder in Maschinen zu einer<br />

unzulässigen Erwärmung von Ständern und Rotoren führten.<br />

In dieser Arbeit soll nun eine leistungselektronische Schaltung vorgestellt<br />

werden, mit deren Hilfe es möglich ist, im Falle eines einpoligen Fehlers<br />

nur den betroffenen Phasenleiter vom Netz zu nehmen, während über die<br />

verbleibenden Phasenleiter weiterhin ein grosser Teil der Nennleistung<br />

übertragen werden kann. Die vorgeschlagene Schaltung - der Symmetrierkompensator<br />

- symmetriert die Ströme und Spannungen an den Anschlusspunkten,<br />

sodass es zu keinen Schäden in den angeschlossenen Netzen<br />

kommt.<br />

Da durch den Einbau des Symmetrierkompensators die Wahrscheinlichkeit<br />

einer dreiphasigen Abschaltung der Leitung auf weniger als 15 % aller Fehler<br />

beschränkt bleibt, kann auf die strikte Anwendung des (n-1) oder (n-2)-<br />

Kriteriums zu Gunsten einer geringeren Redundanz verzichtet werden. Statt<br />

dessen wäre ein stochastisches Kriterium für die minimale Versorgungssicherheit<br />

zu definieren. Durch die erhöhte Übertragungssicherheit der einzelnen<br />

Leitung kann daher die Nennübertragungsleistung des aus mehreren<br />

Leitungen bestehenden Übertragungsnetzes erhöht werden. Der Symmetrierkompensator<br />

bietet sich damit als kostengünstige Alternative zum Netzausbau<br />

an.<br />

Netz 1<br />

Unterbruch<br />

optionaler “High Ground”-Leiter<br />

Netz 2<br />

(Symmetrische Ströme<br />

und Spannungen) Übertragungsleitung<br />

(Symmetrische Ströme<br />

und Spannungen)<br />

SymmetrierSymmetrierkompensatorkompensator<br />

Figur 1.1: Der Einsatz der Symmetrierkompensatoren an einer dreiphasigen<br />

Übertragungsleitung


-23-<br />

In Figur 1.1 ist das Grundprinzip der vorgestellten Schaltung dargestellt: An<br />

jedem Ende der zu schützenden Leitung wird ein Symmetrierkompensator<br />

angebracht, der für symmetrische Ströme- und Spannungen in den angeschlossenen<br />

Netzen sorgt. Der Anschluss erfolgt üblicherweise über Transformatoren.<br />

Je nach Schaltungskonzept ist zur Aufnahme der allenfalls entstehenden<br />

hohen Erdströme ein High-Ground-Leiter erforderlich, der mit<br />

geringem Isolationsbedarf in bestehende Hochspannungsleitungen integriert<br />

werden kann [11].<br />

Von Seite der Energieübertragung wurden Konzepte zur Symmetrierkompensation<br />

bereits in [11] vorgestellt. Die Auswirkungen solcher Systeme auf<br />

Energieübertragungssysteme werden in einer laufenden Arbeit am Power<br />

Systems Laboratory der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong> untersucht. Dort wird der Symmetrierkompensator<br />

als “Black Box” betrachtet, die die zur Symmetrierung erforderlichen<br />

Ströme und Spannungen im Anschlusspunkt sicherstellt. In der<br />

hier vorgestellten Arbeit liegt jedoch das Augenmerk auf der konkreten<br />

Realisation und Regelung der leistungselektronischen Komponenten.<br />

Die der Arbeit zugrunde liegenden Überlegungen, die Ausführungen, die Illustrationen<br />

und Erklärungen sind in den nachstehenden Kapiteln wie folgt<br />

unterteilt:<br />

Zunächst wird im Kapitel 2 “Hochspannungsnetze und Leistungselektronik”<br />

das Umfeld der elektrischen Energieübertragung auf Hochspannungsebene<br />

vorgestellt, in dem der Symmetrierkompensator eingesetzt werden<br />

soll. Es werden die wichtigsten bisher in der Energieübertragung eingesetzten<br />

leistungselektronischen Systeme genannt. Dazu werden mögliche Schaltungsvarianten<br />

für die Strom- und Spannungssymmetrierung diskutiert.<br />

Im Kapitel 3 “Mathematische Analyse” werden für die gewählte Schaltungsvariante<br />

des Symmetrierkompensators die stationären Strom- und<br />

Spannungsverhältnisse in mehreren für die Leistungselektronik und Regelungstechnik<br />

gebräuchlichen Darstellungsformen hergeleitet sowie der Energiefluss<br />

im Falle eines Unterbruchs mit und ohne Kompensation analysiert.<br />

Das Kapitel 4 “Regelung” dient der Darstellung der für diese Anwendung<br />

entwickelten mehrstufigen digitalen Regelstruktur, wobei mehrere untersuchte<br />

Varianten mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt werden. Die<br />

Schaltungstopologie wird an dieser Stelle auch erläutert.


-24-<br />

Im Kapitel 5 “Simulationsergebnisse” werden die transienten Vorgänge<br />

beim Eintritt des einphasigen Unterbruchs anhand von Computersimulation<br />

für mehrere typische Betriebsfälle und verschiedene Varianten der Regelung<br />

vorgestellt.<br />

Zur Verifikation der theoretischen Überlegungen und Computersimulationen<br />

wurde eine umfangreiche Laboranlage bestehend aus zwei Symmetrierkompensatoren,<br />

einem unabhängigen zweiten Netz und dem Modell einer<br />

500 km langen Leitung aufgebaut. Dieses wird im Kapitel 6 “Realisation<br />

einer Laboranlage” vorgestellt. Dazu werden anhand der Strom- und Spannungsverläufe<br />

beim Eintritt des einphasigen Unterbruchs die Funktionsfähigkeit<br />

des Symmetrierkompensators und die Vergleichbarkeit mit dem Simulationsergebnissen<br />

für einige ausgewählte Betriebsfälle gezeigt.<br />

Die wesentlichen Beiträge dieser Arbeit für die Forschung im Bereich des<br />

Einsatzes von Leistungselektronik in der Energieübertragung sind:<br />

Die Entwicklung einer optimal auf die Bedürfnisse der leistungselektronischen<br />

Symmetrierkompensation abgestimmten Regelung, die im Falle<br />

eines Unterbruchs ein sehr schnelles Eingreifen des Kompensators ermöglicht<br />

und dauerhaft symmetrische Ströme und Spannungen an den<br />

Anschlusspunkten sicherstellt.<br />

Die realisierte Kombination von Blindleistungsregelung und Symmetrierkompensation<br />

in einem einzigen Gerät.<br />

Die ausführliche Analyse des Betriebsverhaltens sowohl im transienten<br />

als auch im eingeschwungenen Zustand durch theoretische Berechnung,<br />

Computersimulation und Laborversuche.<br />

Die Entwicklung und der Aufbau eines umfangreichen Labormodells,<br />

das für vielfälltige Versuche im Grenzbereich von Leistungselektronik<br />

und Energieübertragung eingesetzt werden kann.


-25-<br />

2 Hochspannungsnetze und Leistungselektronik<br />

Dieses Kapitel gibt eine allgemeine Einführung in die Probleme der elektrischen<br />

Energieübertragung und die Einsatzmöglichkeit von Leistungselektronik<br />

in diesem Bereich und zeigt schliesslich im Konkreten, in welches<br />

Umfeld der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator eingebettet<br />

werden soll.<br />

2.1 Elektrische Netze<br />

2.1.1 Spannungsebenen<br />

Elektrische Netze dienen der Übertragung von elektrischer Energie vom Erzeuger<br />

zum Verbraucher. Je nach Art der Anwendung erfolgt diese Übertragung<br />

auf unterschiedlichen Spannungsniveaus.<br />

a) Niederspannungsnetz oder lokales Verteilnetz<br />

Von Niederspannung spricht man bei einer Übertragungsspannung von bis<br />

zu 1 kV. Niederspannungsnetze dienen der Feinverteilung von elektrischer<br />

Energie an Endverbraucher mit geringem Leistungsbedarf wie zum Beispiel<br />

Haushalte. Ihr Vorteil liegt im vergleichsweise geringen Isolationsbedarf<br />

und ihr Nachteil in hohen Leitungsverlusten. Eine Übertragung über weitere<br />

Strecken ist daher auf diesem Spannungsniveau nicht sinnvoll.<br />

b) Mittelspannungsnetz oder Regionales Verteilnetz<br />

Von Mittelspannung spricht man bei einer Übertragungsspannung zwischen<br />

1 und 45 kV. Mittelspannungsnetze dienen der Versorgung von grösseren<br />

Verbrauchern sowie der Einspeisepunkte von Niederspannungsnetzen innerhalb<br />

eines kleinen geographischen Gebietes.<br />

c) Hochspannungsnetz oder ‹ berlandnetz<br />

Spannungen über 45 kV werden als Hochspannung bezeichnet, wobei für<br />

Spannungen ab 220 kV auch die Bezeichnung “Höchstspannung” gebräuchlich<br />

ist. In der Schweiz bestehen Leitungen bis zu einem Spannungsniveau<br />

der verketteten Spannungen von 380 kVeff. Hochspannungsnetze dienen der<br />

Übertragung elektrischer Energie über grosse Distanzen. Ihr Vorteil besteht


-26-<br />

in den geringen elektrischen Verlusten, denen als Nachteil der hohe Aufwand<br />

für die Isolation gegenübersteht.<br />

2.1.2 Netzformen<br />

Ausser nach dem Spannungsniveau lassen sich Netze auch nach ihrer Struktur<br />

unterscheiden. In der elektrischen Energieübertragung sind vier Formen<br />

gebräuchlich:[7]<br />

a) Radialnetz<br />

Generator oder<br />

Einspeisung<br />

Verbraucher<br />

Figur 2.1: Radialnetz: Jeder Verbraucher wird nur über einen einzigen<br />

Pfad gespeist.<br />

Das Radialnetz stellt die einfachste Form eines elektrischen Netzes dar.<br />

Vom Generator oder Einspeisepunkt gehen Stichleitungen aus, an denen die<br />

Verbraucher angeschlossen sind. Es werden somit auch alle Verteilstationen<br />

nur von einer Seite aus gespiesen. Beim Ausfall einer Versorgungsleitung<br />

bleiben auch alle nachgeschalteten Verbraucher unversorgt. Diese Netze<br />

sind typisch für lokale Verteilnetze. Im Hochspannungsbereich kommt diese<br />

Struktur vereinzelt vor bei der Versorgung eines abgelegenen Grossverbrauchers<br />

oder einer entlegenen Talschaft.<br />

In der Praxis sind reine Radialnetze selten. Häufig bestehen im normalen<br />

Betriebsfall nicht eingeschaltete alternative Versorgungswege, die beim<br />

Ausfall eines Versorgungsweges eingeschaltet werden können.<br />

b) Ringnetz<br />

Beim Ringnetz wird gegenüber dem Radialnetz die Versorgungssicherheit<br />

erhöht, indem zu den meisten Verteilstationen mehrere Zuleitungen bestehen.<br />

Durch diese teilweise Vermaschung kann der Ausfall einer Übertragungsleitung<br />

meistens ausgeglichen werden.


Generator oder<br />

Einspeisung<br />

Figur 2.2: Ringnetz<br />

c) Strangnetz<br />

Generatoren oder<br />

Einspeisungen<br />

-27-<br />

Verbraucher<br />

Verbraucher<br />

Generator oder<br />

Einspeisung<br />

Figur 2.3: Strangnetz: Versorgungsleitungen verbinden jeweils zwei Einspeisestationen<br />

Strangnetze zeichnen sich dadurch aus, dass die Versorgunsleitungen jeweils<br />

zwei Einspeisestellen verbinden. Jeder Verbraucher kann daher von<br />

zwei Seiten versorgt werden.<br />

Sowohl beim Strangnetz als auch beim Ringnetz sind im normalen Betriebsfall<br />

die Zuleitungen nur über einen Weg eingeschaltet. So erfolgt der Energietransport<br />

immer in einer definierten Richtung. Der alternative Pfad wird<br />

nur bei einem Ausfall des ersten Pfades eingeschaltet. Strang- und Ringnetze<br />

werden im Mittelspannungsbereich verwendet.<br />

d) Maschennetz<br />

In einem Maschennetz werden alle Stationen von mindestens zwei Seiten<br />

aus gespiesen. Von den Einspeisepunkten zu den Lastpunkten sind ständig<br />

mindestens zwei Übertragungswege eingeschaltet. Hochspannungsnetze<br />

werden aus Gründen der Versorgungssicherheit - vom Sonderfall der Versorgung<br />

einer fernen Talschaft oder eines abgelegenen Grossverbrauchers<br />

abgesehen - immer als Maschennetz ausgeführt.


Generatoren oder<br />

Einspeisungen<br />

-28-<br />

Generator oder<br />

Einspeisung<br />

Figur 2.4: Maschennetz: Alle Stationen werden von mindestens zwei Seiten<br />

gespeist.<br />

2.1.3 Das Verbundnetz<br />

Ein elektrisches Netz besteht aus Erzeugern (Generatoren in Kraftwerken)<br />

und Verbrauchern. In einem Verbundnetz, wie es in Westeuropa üblich ist,<br />

sind mehrere benachbarte Netze - jedes bestehend aus Erzeugern und Verbrauchern<br />

- über Leitungen miteinander verbunden. Diese Leitungen erlauben<br />

einen Energieaustausch zwischen den Netzen. Ein Netz mit Energiemangel<br />

kann mit der überschüssigen Energie eines anderen Netzes beliefert<br />

werden. Figur 2.5 zeigt ein Beispiel für ein solches Verbundnetz. Der Ausfall<br />

einer der Verbindungsleitungen kann diesen Energieaustausch gefährden,<br />

da dann der Austausch unter Umständen nur mehr über ein drittes Netz<br />

möglich ist und es dadurch leicht zu einer Überlastung der entsprechenden<br />

Leitungen kommen kann.<br />

Im Fall eines engmaschigen Verbundnetzes, wie er in Figur 2.6 dargestellt<br />

ist, sind die beiden benachbarten Netze durch mehrere Leitungen miteinander<br />

verbunden. Um eine hohe Effizienz der Übertragung sicherzustellen,<br />

werden die Leitungen mit Höchstpannung betrieben (in der Schweiz bis 380<br />

kV). Da diese Spannung oft höher liegt als die lokalen Netzspannungen,<br />

sind in diesen Fällen die Leitungen durch Tranformatoren an die Netze angeschlossen.<br />

2.1.4 Energiefluss<br />

Wird in einem der beteiligten Netze mehr Energie verbraucht, als durch die<br />

Erzeuger zur Verfügung gestellt werden kann, sinkt die Netzfrequenz geringfügig<br />

ab und es kommt zu einer Phasenverschiebung zwischen den bei-


G 1<br />

V 1<br />

Netz 1<br />

Netz 2<br />

G 5 V5<br />

Netz 5<br />

V 2<br />

-29-<br />

G 2<br />

Netz 4<br />

Figur 2.5: Beispiel eines vermaschten Verbundnetzes. Fünf lokale Netze<br />

sind über Hochspannungsleitungen miteinander verbunden. Die<br />

Verbraucher und Generatoren jedes einzelnen Netzes sind in der<br />

Darstellung zusammengefasst in V x und G x .<br />

Figur 2.6: Zwei durch mehrere Leitungen miteinander verbundene Netze.<br />

Jedes Netz besteht aus Generatoren (G) und Verbrauchern (V).<br />

Um eine hohe Übertragungsspannung zu gewährleisten, sind<br />

die Leitungen durch Transformatoren (mit Streuinduktivitäten)<br />

an die Netze angeschlossen.<br />

den Netzen und damit zu einer Spannung über die die Netze verbindende<br />

Leitung. Der Energie- und Leistungsfluss über diese Leitung ist proportio-<br />

G 3<br />

V 3<br />

V 4<br />

G 4<br />

Netz 3<br />

Netz 1 Netz 2<br />

Lσ1A Leitung A<br />

Lσ2A G 1<br />

V 1<br />

L σ1B<br />

L σ1C<br />

L σ1D<br />

Leitung B<br />

Leitung C<br />

Leitung D<br />

L σ2B<br />

L σ2C<br />

L σ2D<br />

G 2<br />

V 2


-30-<br />

nal zum Sinus der Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzspannungen<br />

und folgt Gleichung (2.1), wobei U1 und U2 die Amplituden der<br />

Anschlussspannungen darstellen.<br />

P12 ,<br />

=<br />

3<br />

--<br />

2<br />

U1 U ⋅ 2<br />

⋅ ---------------------- ⋅ sin(<br />

∆ϕ)<br />

⋅ sinβl<br />

Z 0<br />

(2.1)<br />

In der Energietechnik wird meistens an Stelle der Amplituden mit Effektivwerten<br />

der verketteten Spannung gearbeitet. Gleichung (2.1) verändert sich<br />

damit zu:<br />

P12 ,<br />

=<br />

U1eff ⋅ U2eff --------------------------- ⋅ sin(<br />

∆ϕ)<br />

⋅ sinβl<br />

Z 0<br />

(2.2)<br />

sind konstante Leitungsparameter: ist der Wellenwiderstand<br />

und der Winkelbelag. Mehrere parallele Leitungen entsprechen elektrisch<br />

einer Parallelschaltung. Der Ausfall einer der parallelen Leitungen führt daher<br />

zu einer entsprechend geringeren Übertragungsleistung bei gleicher<br />

Phasenverschiebung. Da einerseits die maximalen Ströme über eine Leitung<br />

begrenzt sind, andererseits aber auch eine durch Überlastung bedingte zu<br />

hohe Phasenverschiebung eines Netzes gegenüber anderen Netzen zu Abschaltungen<br />

führt, kann der Ausfall einer Leitung zur Instabilität der Netze<br />

führen. 1)<br />

Z0 ⋅ sin βl<br />

Z0 β<br />

2.1.5 Starke und schwache Netze<br />

a) Starkes Netz<br />

Unter einem starken oder starren Netz versteht man ein Netz mit kleiner<br />

Netzimpedanz. Diese weist typischer Weise Werte von weniger als 3 % des<br />

Verhältnisses von Nennspannung zu Nennstrom ( Un ⁄ In ) auf. Die Spannung<br />

am Anschlusspunkt eines starken Netzes verändert sich nur geringfügig bei<br />

Änderung des Stromes über den Anschlusspunkt. In der Simulation kann ein<br />

solches Netz als Spannungsquelle mit sehr kleinem Innenwiderstand angenähert<br />

werden.<br />

b) Schwaches Netz<br />

Unter einem schwachen oder empfindlichen Netz versteht man ein Netz mit<br />

grosser Netzimpedanz. Diese weist typischer Weise Werte von mehr als 10<br />

% des Verhältnisses von Nennspannung zu Nennstrom ( Un ⁄<br />

In ) auf. Bei Änderung<br />

des Stromes über den Anschlusspunkt ändert sich auch die Span-<br />

1) In Kapitel 3.3 auf Seite 65 wird auf die Berechnung des Leistungsfluss ausführlicher<br />

eingegangen.


-31-<br />

nung am Anschlusspunkt. Unsymmetrien im Strom führen daher unweigerlich<br />

zu Unsymmetrien in der Spannung.<br />

Bei Anschluss eines Netzes über einen Transformator muss dessen Impedanz<br />

zur Netzimpedanz addiert werden. Aus dem Blickwinkel der angeschlossenen<br />

Leitung kann daher ein sonst als stark eingestuftes Netz durchaus<br />

zu einem schwachen werden (siehe [14])<br />

2.2 Transformatoren<br />

Transformatoren sind die am meisten verbreiteten elektrischen “Maschinen”.<br />

Auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher wird elektrische Energie<br />

mehrmals umgespannt: von der im Mittelspannungsbereich liegenden<br />

Generatorspannung auf die für die Übertragung wirtschaftlichere Hochspannung,<br />

dann zur Feinverteilung wieder herunter auf Mittelspannung und<br />

Niederspannung. Da die Fernübertragung elektrischer Energie vielfach auf<br />

einem höheren Spannungsniveau erfolgt als in den Netzen, die durch die<br />

Hochspannungsleitung verbunden werden, finden sich oft Transformatoren<br />

an jedem Knoten einer solchen Höchstspannungsleitung. Im folgenden Abschnitt<br />

werden die in der Energieübertragung verwendeten Wicklungs- und<br />

Kernkonfigurationen von Drehstromtransformatoren diskutiert.<br />

2.2.1 Wicklungskonfiguration<br />

In der Energierübertragung sind Transformatoren in Sternschaltung, Dreieckschaltung<br />

und Zickzackschaltung gebräuchlich (siehe Figur 2.7). Für<br />

Transformatoren, die Netze von über 30 kV umspannen, wird aber wegen<br />

des in der Sternschaltung günstigeren Isolationsbedarfs nur die Stern-/Sternschaltung<br />

eingesetzt(Siehe [5] S 100). Da sich die hier durchgeführte Arbeit<br />

auf diesen Spannungsbereich bezieht, wird in der weiteren Arbeit nur diese<br />

Schaltung behandelt.<br />

Ausgleichswicklung<br />

Zusätzlich zu den beiden in Stern geschalteten Hauptwicklungen wird meistens<br />

eine auf 1/3 der Transformatorleistung ausgelegte Ausgleichswicklung<br />

in Dreieckschaltung (eine so genannte Tertiärwicklung) angebracht, deren<br />

Anschlüsse entweder gar nicht herausgeführt sind oder allenfalls der Versorgung<br />

des Eigenbedarfs der Anlage dienen (siehe Figur 2.7 e). Durch die<br />

Ausgleichswicklung kann eine geringe Nullreaktanz des Transformators erreicht<br />

werden. Sie war bis vor kurzem in praktisch allen Hochspannungs-


-32-<br />

a) b)<br />

c)<br />

d) e)<br />

Figur 2.7: Übliche Wicklungskonfigurationen:<br />

a) Sternschaltung auf beiden Seiten. Schaltsymbol Yy0<br />

b) Dreieckschaltung auf beiden Seiten, Schaltsymbol: Dd0<br />

c) Stern-Dreieckschaltung, Schaltsymbol: Yd5, ∆ϕ = 150°<br />

d) Zickzackschaltung, Schaltsymbol: Yz5, ∆ϕ =<br />

150°<br />

e) Transformator in Yy0-Schaltung mit Ausgleichswicklung<br />

transformatoren vorhanden, wird aber heute in Einzelfällen aus Kostengründen<br />

weggelassen. Häufig wird die Ausgleichswicklung auch herausgeführt<br />

und dient damit gleichzeitig der Versorgung des Eigenbedarfs der Anlage. 1)<br />

Die Sternpunkte der in Stern geschalteten Wicklungen sind insbesondere in<br />

Hochspannungsnetzen praktisch immer fest mit Erde verbunden, um im<br />

Falle eines Erdschlusses Überspannungen der anderen Phasen zu verhindern.<br />

1) Bei den Nordostschweizer Kraftwerken (NOK) verfügen alle Transformatoren für<br />

das 110 kV-Netz über solche Tertiärwicklungen mit Anschlüssen zur Eigenversorgung<br />

der Anlage mit einer Ausgangsspannung von 16 kV (siehe Anhang A.1 auf<br />

Seite 187)


2.2.2 Kernkonfiguration<br />

-33-<br />

Figur 2.8: Dreischenkel- und Fünfschenkel-Transformator<br />

Für Transformatoren auf der Hochspannungsebene wird im allgemeinen<br />

eine niedrige Nullreaktanz angestrebt. Diese hängt auch von der Kernkonfiguration<br />

ab ([5]S 98ff):<br />

Dreischenkel-Transformator: Niedrige Nullreaktanz bei Sternpunkterdung<br />

(in der Grössenordnung der Streuimpedanz). Der Nullfluss kann<br />

aber von der tertiären Dreieckswicklung kompensiert werden.<br />

Fünfschenkel-Transformator: Dieser Transformatortyp hat eine hohe<br />

Nullreaktanz, da sich der Nullfluss über das Joch und die äusseren<br />

Schenkel - also über Eisen - schliessen kann. Er ist für die Hochspannungsebene<br />

eher ungeeignet.<br />

Drei Einphasen-Transformatoren: Bei Spannungen über 380 kV werden<br />

häufig drei Einphasen-Transformatoren elektrisch zu einer Drehstrombank<br />

zusammengeschaltet. Diese hat Vorteile beim Transport und der Ersatzteilhaltung,<br />

da im Schadensfall nur kleinere Einheiten ausgetauscht<br />

werden müssen (siehe [5] S 98 Mitte und [13]):<br />

Figur 2.9: Drei Einschenkel-Transformatoren<br />

Ergebnis<br />

Der hier untersuchte Symmetrierkompensator soll in erster Linie für<br />

Höchstspannungsnetze konzipiert werden. Daher kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Transformatoren, über die die Leitung angeschlossen ist,<br />

über eine Tertiärwicklung in Dreieckschaltung verfügen und damit eine ge-


-34-<br />

ringe Nullreaktanz aufweisen. Die Kernkonfiguration hat dann für das Verhalten<br />

des Symmetrierkompensators keine weitere Bedeutung.<br />

2.2.3 Der Nullstromtransformator<br />

Figur 2.10: Nullstromtransformator: links in üblicher Stern- Dreieckdarstellung,<br />

rechts in einer vereinfachten symbolischen Darstellung,<br />

wie sie in den folgenden Schaltungsbildern verwendet wird.<br />

Eine Sonderform von Transformatoren stellt der ausschliesslich der Ableitung<br />

von Nullströmen dienende Nullstromtransformator dar. Nullströme erzeugen<br />

Spannungen in der Sekundärwicklung, die sich durch die Dreieckschaltung<br />

addieren und nur über die Innenimpedanz des Transformators abfallen.<br />

2.3 Störungen in Hochspannungsleitungen<br />

Ziel des in dieser Arbeit entwickelten Kompensators ist es in erster Linie,<br />

beim Auftreten von Störungen in Hochspannungsnetzen deren Folgen so<br />

weit als möglich zu kompensieren und damit weiterreichendere Schäden zu<br />

verhindern. Deshalb sollen hier kurz die am häufigsten auftretenden Fehler<br />

aufgezeigt werden, ohne eine detaillierte Abhandlung über deren Auswirkungen<br />

zu geben. Fehler an Freileitungen sind meistens durch äussere Einflüsse<br />

wie Blitzschlag, Sturm, Lawinen oder stürzende Bäume bedingt.<br />

In Figur 2.11 sind einige unsymmetrische Fehler skizziert.<br />

a) Einpoliger Erdschluss<br />

Es handelt sich um einen einpoligen Kurzschluss, der dann vorliegt, wenn<br />

ein Phasenleiter niederohmig mit Erde verbunden ist. Bei Netzen mit niederohmig<br />

geerdeten Transformatorsternpunkten wird diese Kurzschlussart<br />

auch als Erdkurzschluss bezeichnet und führt zu hohen Erdströmen. Etwa<br />

80 % aller Fehler in Freileitungsnetzen treten in Form von Erdschlüssen auf.


c<br />

-35-<br />

Figur 2.11: Unsymmetrische Fehler in Hochspannungsleitungen<br />

a) Einpoliger Erdschluss<br />

b) Zweipoliger Kurzschluss ohne Erdberührung<br />

c) Zweipoliger Kurzschluss mit Erdberührung<br />

In der heutigen Praxis der Netzbetreiber wird beim Auftreten eines solchen<br />

Fehlers die Leitung kurz vom Netz getrennt und nach maximal einer Sekunde<br />

die Wiedereinschaltung versucht. Oft hat sich der Fehler dann schon<br />

von selbt behoben (z.B. Lichtbogenkurzschluss) und der normale Betrieb<br />

kann wieder aufgenommen werden. Bleibt der Fehler bestehen, wird die<br />

ganze Leitung vom Netz genommen.<br />

Ist ein Symmetrierkompensator vorhanden, braucht nur die schadhafte<br />

Phase längerfristig vom Netz getrennt werden. Zudem kann er je nach gewählter<br />

Auslegung auch in der Zeit bis zum Wiedereinschaltversuch die<br />

Weiterversorgung sicher stellen.<br />

b) Einpolige Leiterunterbrechung<br />

Einpolige Unterbrechungen treten insbesondere durch schadhafte Netzelemente<br />

wie Schalter auf, die in einer Phase nicht schliessen. Der einphasige<br />

Erdschluss kann durch Trennung des schadhaften Leiters leicht in den Zustand<br />

der einpoligen Unterbrechung übergeführt werden. Auch die Folgen<br />

dieses Fehlers können durch einen Symmetrierkompensator, wie er in dieser<br />

Arbeit vorgestellt wird, ausgeglichen werden.<br />

c) Zweipoliger Kurzschluss<br />

Ein zweipoliger Kurzschluss ist ein Kurzschluss - meist durch einen Lichtbogen<br />

- zwischen zwei Phasenleitern mit oder ohne Erdberührung.<br />

a<br />

b


-36-<br />

d) Dreipoliger Kurzschluss<br />

Tritt ein Kurzschluss zwischen allen Phasen auf, spricht man von einem<br />

dreipoligen Kurzschluss. Dieser symmetrische Störfall ist vergleichsweise<br />

selten - nur etwa 3 % der Fehler in Hochspannungsnetzen betreffen alle drei<br />

Phasen. Da in diesem Fall kein Leiter mehr zur Energieübertragung zur Verfügung<br />

steht, kann auch eine Symmetrierkompensation nichts bewirken. Die<br />

negativen Folgen für angeschlossene kritische Verbraucher könnten jedoch<br />

durch Anlagen der unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) verhindert<br />

oder zumindest begrenzt werden.<br />

2.4 FACTS-Geräte<br />

Zur Verbesserung der Versorgungs- und Übertragungsqualität von elektrischen<br />

Wechselstrom-Übertragungssystemen wurden verschiedene<br />

leistungselektronische Systeme entwickelt. Diese werden unter dem Begriff<br />

FACTS-Geräte zusammengefasst. “FACTS” steht dabei für “Flexible AC<br />

Transmission Systems”.<br />

Die erste Generation leistungselektronischer Geräte in der Energieübertragung<br />

(SVCs) bestand aus gesteuerten Induktivitäten und geschalteten Kapazitäten,<br />

während die moderneren FACTS-Geräte aus Gleichspannungswechselrichtern<br />

bestehen.<br />

Da der Symmetrierkompensator auf der Technik der FACTS-Geräte aufbaut<br />

und selbst ein solches darstellt, soll hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten<br />

Arten solcher Geräte gegeben werden.<br />

2.4.1 Seriell angeordnete Geräte<br />

Seriell in der Leitung angeordnete Geräte können die von aussen messbare<br />

Leitungsimpedanz verändern und damit die durch die Leitung fliessende<br />

Wirkleistung beeinflussen.<br />

a) Static Synchronous Series Compensator (SSSC)<br />

Der SSSC [23] koppelt über einen in Reihe mit der Leitung geschalteten<br />

Transformator Spannung in die Leitung ein. Mit der Amplitude der eingekoppelten<br />

Spannung wird der Leistungsfluss über die Leitung beeinflusst.<br />

Eine Regelung sorgt dafür, dass ausschliesslich Blindleistungsaustausch mit<br />

dem Netz stattfindet. Sein prinzipieller Aufbau ist in Figur 2.12 skizziert.


Leitung<br />

-37-<br />

Figur 2.12: Static Synchronous Series Compensator<br />

b) Transformerless Reactive Series Compensator (TL-RSC)<br />

WR<br />

U SSSC<br />

WR<br />

Figur 2.13: Transformerless Reactive Series Compensator<br />

Im TL-RSC [15] wird auf die teuren Kopplungstransformatoren verzichtet.<br />

Durch die Reihenschaltung mehrerer Wechselrichter kann die Kompensationsspannung<br />

auf ein ausreichend hohes Niveau gebracht und damit der<br />

Leistungsfluss über die Leitung geregelt werden.<br />

2.4.2 Parallel angeordnete Geräte<br />

Parallel angeordnete Geräte dienen primär der Spannungsregelung. Mit<br />

ihnen lässt sich am Anschlusspunkt ein induktiver oder kapazitiver Kompensationsstrom<br />

einspeisen.<br />

Statcom<br />

Der Statcom [23] erzeugt am Ausgang des Wechselrichters eine Spannung<br />

in Phase zur Netzsanschlussspannung U Statcom . Die Amplitudendifferenz<br />

zwischen diesen beiden Spannungen zwingt dann einen Kompensationsblindstrom<br />

I Statcom vom Netz in den Wechselrichter. Mit der Regelung wird<br />

I L<br />

U Komp<br />

WR WR<br />

I L


Figur 2.14: Der Statcom<br />

-38-<br />

darauf geachtet, dass reiner Blindstrom bezogen wird, damit die Zwischenkreisspannung<br />

konstant bleibt.<br />

2.4.3 Der Unified Power Flow Controller (UPFC)<br />

Leitung<br />

U Sh<br />

Leitung<br />

I Sh<br />

U Statcom<br />

WR 1<br />

I Statcom<br />

WR 2<br />

Figur 2.15: Der Unified Power Flow Controller<br />

WR<br />

U Se<br />

Der UPFC [13] weist sowohl einen parallelen als auch einen seriellen Ast<br />

auf. Es werden dabei ein Statcom und ein SSSC so miteinander gekoppelt,<br />

dass sie einen gemeinsamen Zwischenkreis aufweisen. Dadurch kann nun<br />

der Serieteil auch Wirkleistung einspeisen oder aufnehmen, da die Änderungen<br />

der Zwischenkreisspannung durch den Shuntteil ausgeglichen werden<br />

können. Damit besteht die Möglichkeit, unabhängig von der Wirkleistung<br />

auch die Blindleistung am Ende der Leitung zu regeln. Diesen flexiblen Einsatzmöglichkeiten<br />

steht als Nachteil der grosse Hardwareaufwand gegenüber.


-39-<br />

2.4.4 Symmetrierung<br />

Alle bisher vorgestellten FACTS-Geräte dienen primär der Leistungsflussund<br />

Spannungsregelung. Dabei wird im allgemeinen davon ausgegangen,<br />

dass dreiphasig symmetrische Ströme und Spannungen vorliegen und auch<br />

solche eingespeist werden.<br />

Mit den gezeigten Schaltungen ist es jedoch bei entsprechender Regelung<br />

auch möglich, unsymmetrische Ströme und Spannungen einzuprägen und<br />

damit Unsymmetrien im Netz auszugleichen. Dies soll im Rahmen dieser<br />

Arbeit gezeigt werden.<br />

2.5 Möglichkeiten zur Kompensation von Unsymmetrien<br />

Im täglichen Betrieb einer Hochspannungsleitung können aus verschiedenen<br />

Gründen Unsymmetrien - also eine Abweichung von dreiphasig symmetrischen<br />

Strömen - auftreten. Häufig werden die Unsymmetrien durch<br />

unsymmetrische Verbraucher bedingt. Sie sind zum Teil auch durch unsymmetrische<br />

Komponenten des Übertragungssystems bedingt. Auch Leitungen<br />

sind trotz Verdrillung nicht 100 % symmetrisch. Die stärkste Unsymmetrie<br />

stellen jedoch der Erdkurzschluss und der vollständige Unterbruch einer<br />

Phasenleitung dar (wobei der Erdschluss in einen Unterbruch übergeführt<br />

werden kann). Wenn es möglich ist, den vollständigen Unterbruch einer<br />

Phasenleitung zu kompensieren, dann ist die Kompensation auch hinreichend<br />

für kleinere Unsymmetrien.<br />

2.5.1 Zwei FACTS-Shuntelemente<br />

Bei der in Figur 2.16 dargestellten Konfiguration erzeugen die beiden<br />

FACTS-Elemente das an jeder Seite zur Kompensation erforderliche<br />

Gegen- und Nullsystem. Die Kompensation für das Gegensystem erfolgt<br />

zum Beispiel durch einen dreiphasigen Wechselrichter. Mit Hilfe eines<br />

vierten - an Erde angeschlossenen - Zweiges lässt sich auch das Nullsystem<br />

von den durch die Leitung verbundenen Netzen fernhalten. 1) Da die durch<br />

die Leitung übertragenen Nullsystemströme nicht über die angeschlossenen<br />

Netze abfliessen können, ergibt sich ein erhöhter Stromfluss über Erde.<br />

Dieser muss wegen der sonst in der Nähe der Erdungspunkte entstehenden<br />

gefährlichen Schrittspannungen unbedingt verhindert werden. Daher ist in<br />

1) Aufbau und Funktionsweise eines Wechselrichters mit vierter Phase wurde im Detail<br />

beschrieben in [10].


-40-<br />

Netzanschluss Netzanschluss<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Leitung<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

High Ground Leiter<br />

Figur 2.16: Zwei FACTS-Elemente in Shunt-Schaltung mit High-Ground-<br />

Leiter<br />

diesem Fall ein High-Ground-Leiter in die Übertragungsleitung einzubauen,<br />

der den sonst über Erde fliessenden Strom aufnehmen kann (siehe [11]).<br />

2.5.2 Symmetrierung mit Nullstromtransformator<br />

Netzanschluss Netzanschluss<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Leitung<br />

High Ground Leiter<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Figur 2.17: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Sekundärseite von Nulstromtransformatoren<br />

Die in Figur 2.17 dargestellte Schaltung ermöglicht die Kompensation des<br />

in der einphasig unterbrochenen Leitung auftretenden Nullsystems: Das<br />

Nullsystem erzeugt an der Sekundärseite des Nullstromtransformators eine<br />

Spannung, die durch das FACTS-Element - in diesem Fall eine einphasige<br />

Spannungsquelle - kompensiert wird. Die Nullsystemströme können damit<br />

in Richtung Erde abgeleitet werden. Das heisst, die angeschlossenen Netze<br />

sind frei von Nullsystemströmen. Es fliesst aber ein erhöhter Erdstrom


-41-<br />

parallel zur Leitung. Deshalb ist auch hier ein High-Ground-Leiter erforderlich.<br />

Die komplexen Effektivwerte der in diesem System auftretenden<br />

Ströme sind in Figur 2.18 dargestellt.<br />

symmetrische Netzströme durch Nulltransformator<br />

addierte Ströme<br />

Ströme über die einphasig<br />

unterbrochene Leitung<br />

{<br />

Strom im<br />

High-Ground-Leiter<br />

Figur 2.18: Komplexe Amplituden der Ströme im Netz, der Leitung und<br />

dem High-Ground-Leiter bei Symmetrierkompensation durch<br />

ein FACTS-Gerät an der Sekundärseite eines Nulltransformators.<br />

2.5.3 Nullstromtransformatoren und FACTS-Elemente in Serie<br />

Die in Figur 2.19 dargestellte Schaltung entspricht von ihrem äusseren Verhalten<br />

her dem Verhalten der Schaltung gemäss Figur 2.17, da es gleichwertig<br />

ist, ob die Gegenspannung über die Sekundärseite des Nullstromtransformators<br />

eingeprägt wird oder über die Groundverbindung. Es gelten daher<br />

auch die in Figur 2.18 dargestellten Stromverhältnisse.<br />

2.5.4 Seriekompensation<br />

Die in Figur 2.17 und Figur 2.19 dargestellten Schaltungen können zwar<br />

symmetrische Ströme in den angeschlossenen Netzen sicherstellen. Sie führen<br />

aber zu einem hohen Strom über Erde beziehungsweise den High-<br />

Ground-Leiter. Wird durch die in Figur 2.20 dargestellte Seriekompensation<br />

gleichzeitig die Längsspannung der Leitung verändert, kann der Stromfluss<br />

über Erde reduziert werden. Dazu wird in jedem Phasenleiter mittels eines<br />

FACTS-Elements eine Längsspannung eingeprägt, die das Auftreten von<br />

Gegensystemströmen kompensiert. In diesem Fall erfolgt der Energiefluss


-42-<br />

Netzanschluss Netzanschluss<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Leitung<br />

High Ground Leiter<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Figur 2.19: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Groundverbindung von<br />

Nullstromtransformatoren<br />

Netzanschluss Leitung<br />

Netzanschluss<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Figur 2.20: Zwei einphasige FACTS-Elemente an Groundverbindung von<br />

Nullstromtransformatoren zur Kompensation des Nullsystems.<br />

Zusätzliches FACTS-Element in der Leitung zur Kompensation<br />

des Gegensystems.<br />

pulsierend. Dies muss durch die Zwischenkreisspeicher der beteiligten<br />

FACTS-Geräte ausgeglichen werden können. 1) Die Kombination von Serie-<br />

1) Eine ausführliche Abhandlung über die Seriekompensation stellt [15] dar.<br />

Ground


-43-<br />

kompensation und Parallelkompensation stellt eine von der Installation her<br />

besonders aufwendige Variante dar.<br />

2.5.5 Seriekondensatoren<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

Figur 2.21: Seriekondensatoren in der Leitung kompensieren die Leitungsinduktivität<br />

und verhindern das Auftreten von Gleichströmen in<br />

der Leitung<br />

Durch das Einfügen von Seriekondensatoren in jeden Phasenleiter der Übertragungsleitung<br />

kann das Auftreten von Gleichströmen in der Leitung verhindert<br />

werden. Diese Kondensatoren können so dimensioniert werden, dass<br />

durch sie die Längsinduktivität der Leitung reduziert wird. Bei einem vermaschten<br />

Netz ist hier aber Vorsicht geboten, da damit auch die elektrische<br />

Länge der Leitung verkürzt wird. Der Strom würde dann in verstärktem<br />

Masse über diese Leitung fliessen.<br />

2.5.6 Abgrenzung der Arbeit<br />

Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Symmetrierkompensators, wobei<br />

das Hauptgewicht auf die eingesetzte Leistungselektronik und deren Regelung<br />

zu legen ist. Die bei den in Kapitel 2.5.1 bis Kapitel 2.5.5 dargestellten<br />

Schaltungen eingesetzten FACTS-Elemente sind sehr ähnlich aufgebaut<br />

oder wie im Falle der Seriekompensation schon anderwärtig ausführlichst<br />

behandelt [15]. Wir behandeln daher im Weiteren nur eine typische Schaltung<br />

im Detail. Wir entschieden uns für die in Figur 2.22 dargestellte Konfiguration<br />

mit zwei Shunt-Elementen ohne High-Ground-Verbindung:<br />

Diese Schaltung hat zwar den Nachteil, dass sie kein Nullsystem kompensieren<br />

kann, dafür kann auf die verhältnismässig teure Installation eines


Ydy-Trafo<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

-44-<br />

Figur 2.22: Zwei FACTS-Elemente in Shunt-Schaltung ohne High-Ground-<br />

Leiter<br />

High-Ground-Leiters verzichtet werden. Da es möglich ist, das Nullsystem<br />

durch das Nicht-Erden der Transformatorsternpunkte an einem Ende der<br />

Leitung zu unterbinden 1) , stellt sie eine kostengünstige Variante der Symmetrierkompensation<br />

dar. Für diese Schaltung konnte auch ein Labormodell<br />

aufgebaut werden.<br />

Ströme über die einphasig<br />

unterbrochene Leitung<br />

durch Wechselrichter<br />

addierte Blindströme<br />

Figur 2.23: Illustration zur Funktionsweise des Symmetrierkompensators<br />

anhand der komplexen Amplituden der Ströme im Netz, der<br />

Leitung und des Wechselrichters.<br />

1) Siehe “Erdung” auf Seite 46<br />

Leitung<br />

FACTS<br />

Symmetrier-<br />

Element<br />

{+<br />

Überspannungsschutz<br />

Ydy-Trafo<br />

Ground<br />

symmetrische Netzströme


-45-<br />

Das Nicht-Erden der Transformatorsternpunkte an einem Leitungsende ist<br />

zwar aufgrund der aktuellen Gegebenheiten in einem vermaschten Netzwerk<br />

nur schwierig zu erreichen - es wären Änderungen an sehr vielen<br />

Transformatoren nötig -, was gewisse Einschränkungen für die Einsetzbarkeit<br />

dieses Konzeptes mit sich bringt. Hingegen kann bei der Versorgung<br />

eines einzelnen fernen Verbrauchers oder einer Talschaft auf die Transformatorerdung<br />

an einem Leitungsende verzichtet werden. Ebenfalls<br />

anwendbar ist dieses Konzept für Leitungen, die an beiden Enden über<br />

Transformatoren mit den Netzen verbunden sind, sowie bei der Versorgung<br />

einphasiger Bahnnetze. In jedem Fall sind die erforderlichen Schutzmassnahmen<br />

zu untersuchen und die dadurch entstehenden Kosten gegen die<br />

Vorteile der Symmetrierkompensation abzuwägen.<br />

2.6 Der Einsatz des Symmetrierkompensators<br />

Wie in den vorangehenden Abschnitten gezeigt, kann der Ausfall einer<br />

Übertragungsleitung zur Instabilitäten im Netz führen. Es wird daher angestrebt,<br />

die Ausfallswahrscheinlichkeit niedrig zu halten und auf ein ökonomisches<br />

Optimum zu bringen. Dafür kann zum Beispiel die Anzahl der<br />

Übertragungsleitungen so hoch gewählt werden, dass der Ausfall einer Leitung<br />

durch die übrigen Leitungen kompensiert werden kann. Dazu wurde<br />

von den Netzbetreibern das so genannte n-1-Kriterium definiert, das verlangt,<br />

dass jeweils eine Leitung mehr, als für den Betrieb erfordlich wäre,<br />

vorhanden sein muss. Bei besonders kritischen Übertragungen wird auch<br />

das n-2-Kriterium angewendet, bei dem dann mindestens zwei Leitungen<br />

mehr vorhanden sind, als bei Nennbetrieb erforderlich wäre.<br />

DerindieserArbeitentworfeneSymmetrierkompensator soll jedoch die<br />

Übertragungssicherheit einer einzelnen Leitung soweit erhöhen, dass der<br />

Aufbau von Überkapazität nicht mehr erforderlich ist. Tatsächlich haben<br />

Studien belegt, dass über 85 % aller Abstellungen von Hochspannungsleitungen<br />

auf einphasige Unterbrüche zurückzuführen sind [11]. Durch den<br />

Einsatz eines Symmetrierkompensators können einphasige Unterbrüche<br />

kompensiert werden, ohne die Leitung vom Netz zu nehmen.<br />

2.6.1 Schaltungskonzept<br />

Das Konzept des Symmetrierkompensators besteht darin, dass an jedem<br />

Ende der zu schützenden Leitung ein dreiphasiger Wechselrichter mit<br />

Gleichspannungszwischenkreis installiert wird (gemäss Figur 1.1 und


-46-<br />

Figur 2.22). Dieser kann Unsymmetrien an seinem Anschlusspunkt ausgleichen.<br />

Es sind dabei jedoch folgende Einschränkungen zu machen:<br />

Im Falle des Unterbruchs einer Pha senleitung kommt es über der Leitung<br />

zu einer pulsierenden Energieübertragung im Gegensatz zur kontinuierlichen<br />

Energieübertragung in einem symmetrischen Drehstromsystem,<br />

wie sie ausserhalb der Leitung herschen soll. Die Zwischenkreiskapazitäten<br />

müssen daher so gross ausgelegt werden, dass sie die übertragene Energie<br />

während mindestens einer halben Netzperiode zwischenspeichern<br />

können.<br />

Ein nach diesem Konzept installierter Wechselrichter kann keine Nullsystemströme<br />

ausgleichen. Solche Nullsystemströme müssen daher durch<br />

die Netzkonfiguration verhindert werden. Dies ist nur dadurch möglich,<br />

dass die der Leitung zugewandte Seite der Transformatoren, mit denen<br />

die Leitung ans Netz angeschlossen ist, nur an einem Ende der Leitung<br />

geerdet sind. 1)<br />

2.6.2 Erdung<br />

Figur 2.24: Beispiel für Beschaltung des Sternpunktes: Ein überspannungsschutz<br />

verhindert untolerierbare Überspannungen der Phasenleiter<br />

gegenüber Erde<br />

Einen wesentlichen Teil des Konzepts stellt die Erdung dar. Mit der vorgeschlagenen<br />

Topologie eines Symmetrierkompensators (Shuntausführung<br />

ohne High-Ground-Leiter) kann ein auftretender Erdstrom nicht kompensiert<br />

werden. Daher darf der leitungsseitige Transformator-Sternpunkt nur<br />

an einem Ende der Übertragungsleitung geerdet sein. Bei bestehenden<br />

1) Ist dies nicht möglich, ist ein High-Ground-Leiter zur Aufnahme der Erdströme zu<br />

installieren (Siehe [11]). Zur Kompensation ist der Wechselrichter mit einem vierten<br />

- an den High-Ground-Leiter angeschlossen - Zweig zu versehen (siehe [10]).


-47-<br />

Hochspannngsnetzen dient aber die Erdung dazu, dass bei einem Erdschluss<br />

die Phasenspannungen gegenüber Erde nicht wesentlich angehoben werden<br />

1) (Siehe auch [5], Seite 481f). Beim Weglassen einer Erdung ist daher<br />

ein anderer Überspannungsschutz zu installieren, der Überspannungen von<br />

mehr als 20 % wirksam verhindern kann. Der Überspannungsableiter kann<br />

jedoch nur während eines transienten Einschwingvorgangs während einiger<br />

Netzperioden Strom führen. Er darf keinesfalls zur Abführung von Strom<br />

über längere Zeit benutzt werden.<br />

In Abbildung Figur 2.24 ist eine mögliche Beschaltung des Sternpunktes<br />

dargestellt. Solange keine kritische Überspannung erreicht ist, verhält sich<br />

der Überspannungsschutz wie ein grosser Widerstand. Für die Regelung des<br />

Symmetrierkompensators kann daher von einer Trennung von der Erde ausgegangen<br />

werden. Die Regelung muss aber sicherstellen, dass die Spannung<br />

des Sternpunkts gegenüber Erde nie 20 % der Nennspannung übersteigt. Zur<br />

Realisierung des Überspannungsschutzes können zum Beispiel Metalloxidableiter<br />

eingesetzt werden. Metalloxidableiter bestehen aus einem nichtlinearen<br />

Widerstand mit einer nahezu idealen rechteckigen Kennlinie. Bei<br />

Betriebsspannung ist der Strom sehr klein (im mA-Bereich), während bei<br />

Überschreiten der Ansprechspannung der Widerstand so klein wird, dass ein<br />

weiteres Ansteigen der Spannung verhindert wird (siehe [5] S 261ff und [7]<br />

S 625f). 2)<br />

Aufgrund der Überlegung, dass ein Auftrennen der Erdverbindung theoretisch<br />

möglich erscheint, wurde in den - in Kapitel 2.6.3 dargestellten -<br />

Benchmarksystemen jeweils der leitungsseitige Sternpunkt an nur einem<br />

Ende der zu schützenden Übertragungsleitung geerdet. Bei Konfigurationen<br />

mit nur einem Symmetrierkompenstor wurde dabei immer das Ende der<br />

Leitung gewählt, an dessen Ende sich der Kompensator befindet. Dies geschah<br />

aus der Überlegung heraus, dass so nur an einem Ende der Leitung<br />

Veränderungen erforderlich sind, während das andere Ende durch das alte<br />

Schutzkonzept hinreichend geschützt bleibt.<br />

1) Im Netz der NOK sind 220 kV und 380 kV-Netze fest geerdet, während 50 - 110<br />

kV-Netze über eine Drossel geerdet sind, die allfällige Erdströme auf maximal 4<br />

kA begrenzt. Siehe auch Anhang A.2 auf Seite 187<br />

2) Die früher für den Überspannungsschutz weit verbreiteten Ventilableiter eignen<br />

sich wegen ihrer unpräzisen Kennlinie und des zu löschenden Lichtbogens für<br />

diese Anwendung nicht.


-48-<br />

2.6.3 Typische Netzkonfigurationen<br />

In diesem Abschnitt werden Netzkonfigurationen vorgestellt, für die der<br />

Einsatz eines Symmetrierkompensators sinnvoll erscheint, und für die er daher<br />

ausgelegt werden soll.<br />

a) Starres Netz mit einem empfindlichen Verbraucher 1)<br />

Starres Netz<br />

starres Netz<br />

einphasiger Unterbruch<br />

empfindlicher oder<br />

abgelegener<br />

Verbraucher<br />

3ph<br />

3P-WR<br />

sensibler Verbraucher<br />

oder abgelegener Verbraucher<br />

Figur 2.25: Starres Netz mit einem empfindlichen oder abgelegenen Verbraucher<br />

Das linke Netz (Figur 2.25) ist ein grosses starres Netz mit niedriger Innenimpedanz,<br />

das eine unverzerrte dreiphasig-symmetrische Spannung liefert,<br />

auch wenn die Auskopplung nur zweiphasig erfolgt. Der Verbraucher hingegen<br />

benötigt eine dreiphasig symmetrische Versorgung. Der Einsatz eines<br />

Symmetrierkompensators ist daher nur auf der dem schwachen Netz zugewandten<br />

Seite der Leitung erforderlich. An den Anschlusspunkten der Netze<br />

und des Symmetrierkompensatores sind Drei-Schenkel-Transformatoren<br />

mit Tertiärwicklungen dargestellt, wie sie bei vielen Hochleistungsnetzen<br />

üblich sind. (siehe [6] S 182). Zur Erdung und Auswahl der Transformator-<br />

Topologie siehe Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />

b) Starres Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />

Anstelle von einem empfindlichen Verbraucher (wie in Figur 2.25 dargestellt)<br />

können auch mehrere treten (Figur 2.26). Die Aufgabe des Kompen-<br />

1) Ein empfindlicher Verbraucher ist ein Verbraucher, der nur bei Versorgung mit<br />

dreiphasig symmetrischen Strömen und Spannungen einwandfrei funktioniert.<br />

Ein starkes oder starres Netz hat auch auch bei unsymmetrischer Belastung symmetrische<br />

Spannungsverhältnisse am Anschlusspunkt.


Starres Netz<br />

Starres Netz<br />

3ph<br />

-49-<br />

einphasiger Unterbruch<br />

einphasiger Unterbruch<br />

3P-WR<br />

Figur 2.26: Starres Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />

empfindliche<br />

Verbraucher<br />

sensible Verbraucher<br />

sators bleibt dabei gleich. Zur Erdung und Auswahl der Transformator-Topologie<br />

siehe Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />

c) empfindliches Netz mit einem empfindlichen Verbraucher1) Das linke Netz (Figur 2.27) hat eine hohe Innenimpedanz. Eine unsymmetrische<br />

Belastung hätte daher auch unsymmetrische Spannungen am Anschlusspunkt<br />

zur Folge. Der Verbraucher benötigt für einwandfreien Betrieb<br />

ebenfalls eine dreiphasig-symmetrische Versorgung. Es ist daher der Einsatz<br />

von je einem Symmetrierkompensator an jedem Ende der Leitung angezeigt.<br />

Zur Erdung und Auswahl der Transformator-Topologie siehe<br />

Kapitel 2.6.2 und Kapitel 2.2.<br />

d) empfindliches Netz mit einphasigem Bahnnetz2) In Ländern, in denen die Bahnstromnetze die gleiche Frequenz wie die Landesnetze<br />

aufweisen (wie zum Beispiel in Frankreich 50 Hz), wird die für die<br />

Traktion erforderliche Energie häufig durch einphasige Transformatoren<br />

zwischen zwei Phasenleitern des dreiphasigen Hochspannungsnetzes ausge-<br />

1) Ein empfindliches Netz ist ein Netz, das aufgrund seiner Konfiguration nicht unsymmetrisch<br />

belastet werden darf.<br />

2) Die Schaltung in Figur 2.27 entspricht einer Ausschreibung der SNCF vom November<br />

1999 für einen Symmetrierkompensator in Evron/Laval.


Sensibles Netz<br />

empfindliches Netz<br />

3ph<br />

3P-WR<br />

-50-<br />

einphasiger Unterbruch<br />

lange Leitung<br />

3P-WR<br />

Figur 2.27: empfindliches Netz mit einem empfindlichen Verbraucher<br />

empfindliches Netz<br />

3ph<br />

3P-WR<br />

empfindlicher<br />

sensibler<br />

Verbraucher<br />

Bahnnetz<br />

Figur 2.28: Der Symmetrierkompensator bei der Versorgung eines einphasigen<br />

Bahnnetzes als Alternative zu einem statischen Kompensator<br />

koppelt. Dies stellt eine häufig auftretende unsymetrische Belastung dar, die<br />

im Falle eines schwachen Netzes zu Problemen führen könnte. An der Stelle<br />

der Ankopplung des Bahnnetzes stehen häufig statische Kompensatoren im<br />

Einsatz. Eine vollständige Kompensation und eine sofortige Reaktion auf<br />

jeglich Laständerungen wie sie gerade im Bahnbetrieb durch anfahrende<br />

Züge häufig sind, ist jedoch nur durch den Einsatz des Symmetrierkompensators<br />

möglich.


e) Vermaschtes empfindliches Netz<br />

empfindliche Erzeuger<br />

Sensible Netze<br />

3ph<br />

3ph<br />

3ph<br />

3P-WR<br />

-51-<br />

einphasiger Unterbruch<br />

3P-WR<br />

empfindliche<br />

Verbraucher<br />

sensible Verbraucher<br />

Figur 2.29: empfindliches vermaschtes Netz mit mehreren empfindlichen<br />

Verbrauchern<br />

In einem vermaschten Netz bestehen zusätzlich zur fehlerhaften Leitung<br />

noch andere Strompfade vom Netz zum Verbraucher. Da aber beim einphasigen<br />

Unterbruch einer Leitung nicht mehr für alle Phasen gleiche Widerstandsverhältnisse<br />

gelten, ergibt sich eine unsymmetrische Belastung des<br />

Netzes, die ohne Kompensation zu unsymmetrischen Verhältnissen beim<br />

Verbraucher führt. Ohne Kompensator müsste die Leitung daher vollständig<br />

vom Netz genommen werden. Wird die Leitung jedoch beidseitig mit einem<br />

Symmetrierkompensator bestückt, kann auch über sie weiterhin ein Teil der<br />

benötigten Energie übertragen werden. Die Höhe der über die Leitung fliessenden<br />

Energie lässt sich durch Blindstromkompensation beeinflussen. Die<br />

Einschränkung, dass die leitungsseitigen Sternpunkte nur an einem Ende der<br />

Leitung geerdet sein dürfen, stellt allerdings im vermaschten Netz eine grössere<br />

Schwierigkeit dar. Entweder müssen auf einer Seite alle Transformatoren<br />

im vermaschten Netz über einen Überspannungsschutz geerdet werden<br />

(siehe Kapitel 2.6.2), oder die Leitung ist über einen Kopplungstransformator<br />

an das Netz zu schliessen.<br />

f) Vermaschtes starres Netz<br />

Das vermaschte starre Netz (Figur 2.30) führt auch ohne Kompensator zu<br />

dreiphasig symmetrischen Verhältnissen an den Verbrauchern, da der alter-


Starre Netze Erzeuger<br />

3ph<br />

3ph<br />

3ph<br />

-52-<br />

Figur 2.30: Starres vermaschtes Netz mit mehreren empfindlichen Verbrauchern<br />

native Pfad soviel Übertragungskapazität aufweist, dass der Teilausfall einer<br />

Leitung nicht wesentlich stört. Mit Hilfe des Symmetrierkompensators ist es<br />

jedoch möglich, weiterhin Energie über die fehlerhafte Leitung zu leiten<br />

und damit das restliche Netz zu entlasten.<br />

2.7 Zusammenfassung<br />

einphasiger<br />

einphasiger Unterbruch<br />

Unterbruch<br />

3P-WR<br />

empfindliche<br />

sensible Verbraucher<br />

In diesem Kapitel wurde ein kurzer Überblick über die Einbettung des Symmetrierkompensators<br />

in elektrische Energieübertragungssysteme gegeben.<br />

Dazu wurde gezeigt, dass sehr unterschiedliche Möglichkeiten zur Kompensation<br />

von Unsymmetrien in Hochspannungsleitungen bestehen. Eine mögliche<br />

Topologie - der ungeerdete Symmetrierkompensator in Shunt-Schaltung<br />

- wurde ausgewählt. Er wird in einem elektrischen Energieübertragungssystem<br />

mit ungeerdeten Sternpunkten und ohne High-Ground-Verbindung<br />

untersucht.


-53-<br />

3 Mathematische Analyse<br />

In diesem Kapitel werden die Gleichungen der Ströme und Spannungen im<br />

System aufgestellt und analysiert. Wir konzentrieren uns dabei auf den<br />

stationären Fall nach einem einphasigen Unterbruch. Die Dynamik beim<br />

Übergang vom ungestörten in den gestörten Zustand wird später in der<br />

Simulation behandelt, da sie sich dort anschaulicher zeigen lässt.<br />

3.1 Die Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen<br />

Bei der Darstellung dreiphasiger elektrischer Grössen in der Elektrotechnik<br />

sind drei Darstellungsformen üblich: Phasengrössen, Drehzeiger und Zeiger<br />

(Siehe auch [1]: Tafel I).<br />

3.1.1 Phasengrössen<br />

Bei der Darstellung der Phasengrössen wird jede Phase für sich betrachtet.<br />

Es werden die Maschen- und Knotengleichungen für jede einzelne Phase<br />

aufgestellt. Zusammen mit den Gleichungen der anderen Phasen bilden sie<br />

ein Gleichungssystem, das das System beschreibt. Die Phasengrössen sind<br />

die Grössen, die man bei einer Messung ohne weitere Umformung unmittelbar<br />

erhält.<br />

3.1.2 Drehzeiger<br />

Durch geometrische Addition der Phasengrössen gemäss (3.1) erhält<br />

man die Darstellung in Drehzeigern . 1)<br />

xa, b, c<br />

x<br />

xt ()<br />

2<br />

-- xa() t e<br />

3<br />

Für die Rücktransformation von Drehzeigern in Phasengrössen gilt:<br />

j0°<br />

⋅ xb() t e j120°<br />

xc() t e j<br />

=<br />

– 120°<br />

( + ⋅ + ⋅ )<br />

xa() t = Rext ( () )<br />

xb() t Rext () e j –120°<br />

= ( ⋅ )<br />

xc() t Re x() t e j120°<br />

=<br />

( ⋅ )<br />

1) Wir rechnen mit Amplituden und nicht mit Effektivwerten.<br />

(3.1)<br />

(3.2)<br />

(3.3)<br />

(3.4)


-54-<br />

3.1.3 Zeiger<br />

Zum Übergang auf die Zeigerdarstellung X werden die Drehzeiger x durch<br />

den Einheits-Drehzeiger 1 e dividiert. Man erhält dadurch eine Darstellung<br />

in Koordinaten eines synchron mit der Frequenz der Grundschwingungsgrössen<br />

rotierenden Koordinatensystems. Die Wechselgrössen der<br />

Grundschwingung werden dadurch auf Gleichgrössen abgebildet. Im Falle<br />

dreiphasig symmetrischer drei-Phasen-Grössen erhält man somit stationäre<br />

(sinusfreie) Werte. Der Einheits-Drehzeiger soll in unserem Fall mit<br />

der bezogenen Spannung mitrotieren. Er wird durch einen sogenannten PLL<br />

(phase locked loop) gebildet.<br />

jωt<br />

⋅<br />

1 e jωt<br />

⋅<br />

Xt ()<br />

X<br />

xt ()<br />

= --------------------- = xt () ⋅ e<br />

e<br />

�<br />

j ω() t ⋅ dt<br />

(im allgemeinen Fall) (3.5)<br />

x<br />

--------- x e (im stationären Fall: ) (3.6)<br />

j – ω0t = = ⋅<br />

ω() t = ω0 e jω 0 t<br />

Die PLLs werden so eingestellt, dass die Einheits-Drehzeiger 1 e - die<br />

reelle Achse also - auf den Zeiger der bezogenen Spannung zu liegen kommen.<br />

Dies hat den Vorteil, dass in der weiteren Rechnung die Realteile d des<br />

Zeigers dem Wirkanteil und die Imaginärteile q dem Blindanteil entsprechen.<br />

jωt<br />

⋅<br />

3.2 Das System<br />

�<br />

– j ω() t ⋅ dt<br />

In Figur 3.1 ist das durch die nachfolgenden Gleichungen beschriebene<br />

System skizziert. Es besteht aus zwei über eine in einer Phase unterbrochene<br />

Leitung verbundenen Netzen. Die Netze sind über Anschlusstransformatoren<br />

mit den Ersatzinduktivitäten L T1,2 an die Leitung angeschlossen. Das<br />

Netz 1 wird dabei als starr angenommen. Das heisst seine Inneninduktivität<br />

L 1 ist klein gegenüber L T1 und wird daher vernachlässigt. Da aufgrund der<br />

Topologie kein Nullsystem betrachtet werden muss, können die magnetischen<br />

Kopplungen M ab,ac,bc zwischen den Leitern als Teile der Ersatzinduktivitäten<br />

LT 1,2 a,b,c betrachtet werden.<br />

Die dreiphasigen Leitungsströme i La,b,c des Netzes 1 und i La,b,c des Netzes<br />

2 sind identisch. In der Zeigerdarstellung unterscheiden sie sich jedoch<br />

darin, dass unterschiedliche PLLs zur Anwendung kommen. Da dieser


u 1a,b,c<br />

i 0<br />

L T1<br />

i 1a,b,c<br />

-55-<br />

Figur 3.1: Schematische Darstellung von zwei über eine schadhafte Leitung<br />

verbundenen Netzen. An beiden Enden der Leitung ist ein<br />

Symmetrierkompensator angebracht. Die Kapazitäten werden<br />

erst bei der Simulation der transienten Vorgänge berücksichtigt.<br />

Unterschied keine Bedeutung für Phasengrössen und Drehzeiger hat, wird<br />

erst im Kapitel 3.2.4 “Zeigerdarstellung” darauf eingegangen.<br />

3.2.1 Phasengrössen<br />

a) Maschengleichungen<br />

iLa,b,cLeitunguTLabc iLa,b,c i2a,b,c L2 u sa,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

LL iWR2c,b,a Netz 1 u Netz 2<br />

L2a,b,c<br />

PLL1 PLL2<br />

i · di<br />

( = ---- )<br />

dt<br />

u L1a,b,c<br />

LW1a,b,c LW2c,b,a uWR2c,b,a uWR1a,b,c Wechselrichter 1 Wechselrichter 2<br />

u1a i · 1a LT1 usa i · + La LL i · 2a ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2a ⋅ L2 + u2a + u20 u1b i · 1b LT1 usb i · + Lb LL i · 2b ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2b ⋅ L2 + u2b + u20 (3.7)<br />

(3.8)<br />

u1c i (3.9)<br />

Da die inneren Spannungen und der Netze 1 und 2 nicht<br />

direkt gemessen werden können, kann statt dessen auch mit den messbaren<br />

Netzanschlussspannungen uL1a,b,c und uL2a,b,c gerechnet werden. Die Gleichungen<br />

(3.7) bis (3.9) erhalten dann folgende Form:<br />

· 1c LT1 usc i · + Lc LL i2c ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2c ⋅ L2 + u2c + u20 u1abc , , u2abc , ,<br />

uL1a usa i · = + L2a ⋅ LL + uL2a + u20 uL1b usb i · = + L2b ⋅ LL + uL2b + u20 uL1c usc i · =<br />

+ L2c ⋅ LL + uL2c + u20 L T2<br />

u 2a,b,c<br />

u 20<br />

(3.10)<br />

(3.11)<br />

(3.12)


) Knotengleichungen<br />

i1a + iWR1a = iLa i1b + iWR1b = iLb i 1c<br />

+ iWR1c = iLc i2a – iWR2a = iLa i2b – iWR2b = iLb i2c – iWR2c = iLc -56-<br />

(3.13)<br />

(3.14)<br />

(3.15)<br />

(3.16)<br />

(3.17)<br />

(3.18)<br />

3.2.2 Nullkomponenten<br />

Durch algebraische Addition der Gleichungen der Phasengrössen a, b, c<br />

(Gleichung (3.7) bis (3.9) für die Spannungen und Gleichung (3.13) bis<br />

(3.18) für die Ströme) lassen sich Nullkomponenten - und damit Asymmetrien<br />

- erkennen.<br />

Es sei angenommen, dass die Netzspannungen nullkomponentenfrei sind:<br />

u1a + u1b + u1c = 0<br />

(3.19)<br />

u2a + u2b + u2c = 0<br />

(3.20)<br />

Die Netzströme sind ebenfalls nullkomponentenfrei, da die Summe der<br />

Netzströme i1abc , , und i2abc , , in beiden Sternpunkten durch Schaltungszwang<br />

Null sein müssen. Es gilt also:<br />

i1a + i1b + i1c = 0<br />

(3.21)<br />

i2a + i2b + i2c = 0<br />

(3.22)<br />

Da die Wechselrichter keinen Sternpunktleiter haben, müssen auch die<br />

Wechselrichterströme iWR1a,b,c und iWR2a,b,c nullkomponentenfrei sein:<br />

iWR1a + iWR1b + iWR1c = 0<br />

(3.23)<br />

iWR2a + iWR2b + iWR2c = 0<br />

(3.24)<br />

Die Summen der Gleichungen (3.13) bis (3.15) und (3.16) bis (3.18) liefern<br />

unter Berücksichtigung von (3.21) bis (3.24)<br />

iLa + iLb + iLc =<br />

0<br />

(3.25)


-57-<br />

Das heisst, dass auch der Leitungsstrom i La,b,c nullkomponentenfrei ist. 1)<br />

Die Spannungen sind hingegen nicht alle nullkomponentenfrei. Zwar gilt<br />

wegen (3.25):<br />

i<br />

Wegen des Unterbruchs in der Phase a ist jedoch<br />

· La LL i · Lb LL i · ⋅ + ⋅ + Lc ⋅ LL = 0<br />

i<br />

und wegen (3.26) und (3.27) gilt:<br />

· La ⋅ LL = 0<br />

i · Lb ⋅ L i · = – Lc ⋅ L<br />

Für die dreiphasige Spannung über die Unterbrechungsstelle gilt:<br />

uSa + uSb + uSc ≠ 0<br />

usb = usc = 0<br />

uSa, b, c<br />

(3.26)<br />

(3.27)<br />

(3.28)<br />

(3.29)<br />

(3.30)<br />

Die algebraische Addition der Gleichungen (3.7) bis (3.9) unter Berücksichtigung<br />

der Gleichungen (3.19) bis (3.30) liefert folgendes Ergebnis:<br />

0 = usa + usb + usc + 3 ⋅ u20 u Sa<br />

(3.31)<br />

Mit (3.30) folgt daraus u20 = – ------<br />

(3.32)<br />

3<br />

2)<br />

Daher wird der Sternpunkt der Netzspannung u2a,b,c mit einer Sinusspannung<br />

gegenüber Erde u20 in Netzfrequenz beaufschlagt. Die Amplituden der<br />

Spannung über den Unterbruch uSa und der Erdspannug u20 hängen von der<br />

Phasenverschiebung der beiden Netze zueinander ab. Es gilt:<br />

3<br />

uSa =<br />

--( uL1a – uL2a )<br />

(3.33)<br />

2<br />

Zur Herleitung dieses Zusammenhangs greifen wir zurück auf die Maschengleichungen<br />

(3.10) bis (3.12) und formen sie so um, dass wir usa isolieren<br />

können. Der Einfachheit halber bezeichnen wir die über die Leitung abfallenden<br />

Spannungen mit uTLa,b,c :<br />

1) Nullkomponentenfrei ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für<br />

Symmetrie.<br />

2) Mit “Sternpunkt der Netzspannung” ist der leitunsseitige Sternpunkt des Netztransformators<br />

gemeint. Ist kein Transformator vorhanden, ist der Generatorsternpunkt<br />

gemeint.


i · L2a ⋅ LL = uTLa i · L2b ⋅ LL = uTLb -58-<br />

(3.34)<br />

(3.35)<br />

i (3.36)<br />

Die in der weiteren Rechnung verwendeten Spannungen sind in Figur 3.2<br />

dargestellt.<br />

· L2c ⋅ LL = uTLc u L1a,b,c<br />

uSa,b,c<br />

Figur 3.2: Das vereinfachte Schaltbild zur Berechnung von u Sa<br />

(3.37)<br />

– uL1a + uSa + uTLa + uL2a – uL2c – uTLc – uSc + uL1c = 0 (3.38)<br />

Aus der Schaltungstopologie und den vorangegangenen Überlegungen ist<br />

bekannt, dass gilt:<br />

uTLb + uTLc = 0<br />

Die Gleichungen lassen sich nun vereinfachen zu:<br />

uSa = uL1a – uL2a – uTlb – ( uL1c – uL2c )<br />

Aus (3.41) und (3.42) ergibt sich:<br />

u TLa,b,c<br />

(3.37)<br />

(3.38)<br />

– uL1a uSa uTLa uL2a – uL2b – uTLb – uSb + uL1b u L2a,b,c<br />

+ + + = 0<br />

uSb = uSc = uTLa = 0<br />

uSa = uL1a – uL2a + uTlb – ( uL1b – uL2b )<br />

( uL1b – uL2b ) + ( uL1c – uL2c )<br />

uSa =<br />

uL1a – uL2a – --------------------------------------------------------------------<br />

2<br />

u 20<br />

(3.39)<br />

(3.40)<br />

(3.41)<br />

(3.42)<br />

(3.43)


-59-<br />

Da beide Netzspannungen u L1 und u L2 dreiphasig symmetrisch sind, ist<br />

auch deren Differenz eine dreiphasig symmetrische Spannung:<br />

( uL1a – uL2a ) + ( uL1b – uL2b ) + ( uL1c – uL2c ) = 0<br />

Die Gleichung (3.43) vereinfacht sich damit zu<br />

– ( uL1a – uL2a )<br />

uSa = uL1a – uL2a – ----------------------------------<br />

2<br />

(3.44)<br />

(3.45)<br />

(3.46)<br />

Bei dieser Herleitung wurde der Symmetrierkompensator unberücksichtigt<br />

gelassen. Natürlich gelten diese Zusammenhänge auch nach Eingreifen des<br />

Symmetrierkompensators. Durch das Aufprägen eines Gegensystems und<br />

das fakutlative Einprägen eines Blindstromes beeinflusst er jedoch die Netzanschlussspannungen<br />

uL1a,b,c und ul2a,b,c, sodass sich auch die Spannung<br />

über dem Unterbruch uSa gegenüber dem ungeregelten Fall ändern kann. 1)<br />

3<br />

uSa = --( uL1a – uL2a )<br />

2<br />

Unter der Annahme, dass uL1a,b,c und uL2a,b,c die gleichen Amplituden aufweisen<br />

und sich nur in der Phasenlage unterscheiden, lässt sich die Amplitude<br />

der Differenzspannung auch als Funktion der<br />

Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen darstellen. 2)<br />

∆uLa = ( uL1a – uL2a )<br />

∆ϕ<br />

ˆ = 2û sin La<br />

∆u La<br />

∆ϕ<br />

------<br />

2<br />

� �<br />

� �<br />

ϕ ∆uLa<br />

(3.47)<br />

Die Phasenlage der Differenzspannung gegenüber u L1a beträgt:<br />

ϕ ∆uLa<br />

=<br />

π – ∆ϕ<br />

– ----------------<br />

2<br />

∆u La<br />

(3.48)<br />

3.2.3 Drehzeigerdarstellung<br />

Durch geometrische Addition der Maschengleichungen (3.7) bis (3.9) erhält<br />

man gemäss (3.1) die Darstellung in Drehzeigern. Zu diesem Zweck werden<br />

die Gleichung (3.7) mit e , (3.8) mit und (3.9) mit multipliziert,<br />

dann addiert und die Summe mit 2/3 multipliziert:<br />

j0<br />

e j120°<br />

e j –120°<br />

1) Wie stark der Einfluss des Kompensators auf die Netzanschlussspannungen ist,<br />

hängt von der Inneninduktivität der Netze ab. Im Idealfall eines ideal starren Netzes<br />

mit Inneninduktivität Null ändert sich nichts.<br />

2) Die Gleichungen (3.47) und (3.48) gelten unter der Annahme, dass die Phasenverschiebung<br />

∆ϕ zwischen den beiden Netzen zwischen – π ⁄ 2 und π ⁄ 2 liegt.


i · di<br />

� � 1<br />

1 = --------<br />

� � dt<br />

-60-<br />

(3.49)<br />

u1 i (3.50)<br />

u20 ist eine reine Nullkomponente. Ihr Drehzeiger ist 0 und sie schlägt sich<br />

daher nicht in der Drehzeigerdarstellung nieder.<br />

Durch geometrische Addition der Knotengleichungen (3.13) bis (3.15) beziehungsweise<br />

(3.16) bis (3.18) erhält man in analoger Weise die Drehzeigerdarstellung<br />

der Ströme.<br />

·<br />

1 LT1 us i · + L2 LL i · 2 ⋅ LT2 i · = ⋅ + ⋅ + + 2 ⋅ L2 + u2 iL = i1 + iWR1 (3.51)<br />

iL = i2 – iWR2 (3.52)<br />

Möchte man nun von Drehzeigern auf Zeiger übergehen, müssen die unterschiedlichen<br />

PLLs berücksichtigt werden:<br />

3.2.4 Zeigerdarstellung<br />

Die Zeigerdarstellung erhält man gemäss Kapitel 3.1.3, Gleichung (3.6), in<br />

dem die Drehzeigerdarstellung durch Einheits-Drehzeiger 1 e dividiert<br />

wird.<br />

jωt<br />

⋅<br />

Einheits-Drehzeiger werden durch die PLLs (phase locked loop) gebildet.<br />

Im untersuchten System sind zwei PLLs im Einsatz: Die PLL 1 bezieht sich<br />

auf die Netzanschlussspannung uL1a,b,c des 1. Netzes und liefert den Einheits-Drehzeiger<br />

.<br />

e1 1 e jωt<br />

= ⋅<br />

e 1<br />

(3.53)<br />

Die PLL 2 bezieht sich auf die Netzanschlussspannung uL2a,b,c des 2. Netzes<br />

und liefert den Einheits-Drehzeiger .<br />

e2 = 1 ⋅ e<br />

j ωt ∆ϕ + ( )<br />

(3.54)<br />

Es wird angenommen, dass beide Netze die gleiche Netzfrequenz aufweisen,<br />

so dass sich die beiden Einheits-Drehzeiger e1 und e2 nur durch die<br />

Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen unterscheiden.<br />

Die PLLs werden so eingestellt, dass die Einheits-Drehzeiger 1 e - die<br />

reelle Achse also - auf den Zeiger der bezogenen Spannung zu liegen kommen.<br />

Dies hat den Vorteil, dass in der weiteren Rechnung die Realteile d des<br />

jωt<br />

⋅<br />

e 2


-61-<br />

Zeigers dem Wirkanteil und die Imaginärteile q dem Blindanteil entsprechen.<br />

Energie wird über eine Leitung nur transportiert, wenn zwischen den Leitungsenden<br />

eine Spannungsdifferenz besteht. Bei der angenommenen gleichen<br />

Amplitude beider Netzspannungen ergibt sich diese Differenzspannung<br />

aus der unterschiedlichen Phasenlage der Netzspannungen. 1)<br />

Die Spannungen von Netz 1 und Netz 2 haben im allgemeinen Fall eine unterschiedliche<br />

Phasenlage. Daher liefern die beiden PLLs unterschiedliche<br />

Einheits-Drehzeiger.<br />

Die linke und rechte Seite von Figur 3.1 müssen daher in der Berechnung<br />

getrennt behandelt werden. Die hochgestellten Indizes (1) und (2) geben an,<br />

ob die Grössen auf die PLL1 oder PLL2 bezogen sind.<br />

( 1)<br />

IL ≠<br />

( 2)<br />

IL (3.55)<br />

Wenn man von der Gleichung (3.50) ausgeht, erhält man bei Bezug auf den<br />

Einheits-Drehzeiger des PLL1:<br />

( 1)<br />

U1 =<br />

I · ( 1)<br />

1<br />

⋅<br />

L 1<br />

+<br />

e 1<br />

( 1)<br />

Us I · ( 1)<br />

+ LL I ·<br />

⋅ +<br />

(3.56)<br />

Die auf den Einheits-Drehzeiger e1 bezogenen Ströme erhält man aus den<br />

Gleichungen (3.51) und (3.52):<br />

( 1)<br />

IL ( 1)<br />

IL =<br />

=<br />

( 1)<br />

I1 ( 1)<br />

I2 +<br />

–<br />

( 1)<br />

IWR1 ( 1)<br />

IWR2 (3.57)<br />

(3.58)<br />

und bei Bezug auf den Einheits-Drehzeiger e2 des PLL2 ergibt sich aus der<br />

Gleichung (3.50):<br />

( 2)<br />

U1 I · ( 2)<br />

1<br />

L 1<br />

( 2)<br />

Us und aus den Gleichungen (3.51) und (3.52):<br />

( 2)<br />

IL ( 2)<br />

IL =<br />

=<br />

=<br />

( 2)<br />

I1 ( 2)<br />

I2 ⋅<br />

+<br />

–<br />

+<br />

( 2)<br />

IWR1 ( 2)<br />

IWR2 L2<br />

I · ( 2)<br />

+ LL I ·<br />

⋅ +<br />

L2<br />

1) Die übertragene Leistung ist proportional zum Sinus der Phasenverschiebung<br />

(siehe Kapitel 3.3.1)<br />

( 1)<br />

2<br />

( 2)<br />

2<br />

⋅ LT2 I · ( 1)<br />

+ ⋅ L2 + U2 2<br />

( 1)<br />

⋅ LT2 I · ( 2)<br />

+ ⋅ L2 + U2 2<br />

( 2)<br />

(3.59)<br />

(3.60)<br />

(3.61)<br />

∆ϕ


-62-<br />

Die Umrechnung von auf den Einheits-Drehzeiger des PLL1 bezogenen<br />

Zeigern X auf Zeiger , die auf auf den Einheits-Drehzeiger des<br />

PLL2 bezogen sind, ist möglich unter Berücksichtigung der Phasenverschiebung<br />

zwischen den beiden Einheits-Drehzeigern und .<br />

1 ( )<br />

X 2 ( )<br />

e2 X 2 ( )<br />

X 1 ( )<br />

∆ϕ e 1 e 2<br />

=<br />

=<br />

X 1 ( ) e j∆ϕ<br />

⋅<br />

X 2 ( ) e j – ∆ϕ<br />

⋅<br />

(3.62)<br />

(3.63)<br />

Im Weiteren wird nur mit den Strömen weiter gerechnet, da das Regelkonzept<br />

auf einer Symmetrierung der Ströme beruht.<br />

Zunächst erfolgt eine Aufteilung in Real- und Imaginärteil:<br />

( 1)<br />

IL ( 2)<br />

IL =<br />

=<br />

( 1)<br />

ILd ( 2)<br />

ILd +<br />

+<br />

( 1)<br />

jILq ( 2)<br />

jILq (3.64)<br />

(3.65)<br />

Die beiden Netze 1 und 2 werden nun getrennt betrachtet. Dies ist auch im<br />

Hinblick auf den Einsatz des entwickelten FACTS-Gerätes sinnvoll: Das<br />

Gerät auf jeder Seite der Uebertragunsleitung soll aufgrund der am jeweiligen<br />

Anschlusspunkt gemessenen Verhältnisse und ohne Kommunikation<br />

mit dem FACTS-Gerät am anderen Ende der Leitung arbeiten.<br />

a) Netz 1<br />

Die folgenden Gleichungen (3.66) bis (3.75) stellen Zeiger dar, die sich alle<br />

auf den Einheits-Drehzeiger des PLL1 des Netzes 1 beziehen. Der Blindund<br />

Wirkteil des Leitungsstromes werden aufgeteilt in einen konstanten<br />

Teil und Teile mit sinusförmigem Verlauf. Diese entsprechen<br />

dem Gegensystem, während die konstanten Anteile von dem Mitsystem<br />

entsprechen 1) e1 ( 1)<br />

I<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

L<br />

ILd, qkonst ∆ILd, q<br />

( 1)<br />

IL .<br />

( 1)<br />

IL =<br />

( 1)<br />

ILd ( 1)<br />

ILd =<br />

+<br />

( 1)<br />

ILdkonst +<br />

( 1)<br />

∆ILd ( 1)<br />

jILq ( 1)<br />

ILq (3.66)<br />

(3.67)<br />

(3.68)<br />

1) Das Gegensystem rotiert mit gleicher Frequenz wie das Mitsystem, aber mit umgekehrter<br />

Drehrichtung. Da im weiteren Verlauf das Gegensystem auf Null geregelt<br />

werden soll, kann es durchaus sinnvoll sein, eine auf das Gegensystem bezogene<br />

PLL einzusetzen, mit deren Hilfe man das Gegensystem als stationären Zeiger darstellen<br />

kann.<br />

=<br />

( 1)<br />

ILqkonst +<br />

e 1<br />

( 1)<br />

∆ILq


-63-<br />

Wenn man die Wechselrichter-Stromquellen die sinusförmigen Anteile<br />

( 1)<br />

und<br />

( 1)<br />

von<br />

( 1)<br />

und<br />

( 1)<br />

liefern lässt,<br />

∆I Ld<br />

( 1)<br />

IWR1 =<br />

( 1)<br />

∆ILd ∆I Lq<br />

+<br />

( 1)<br />

j∆I Lq<br />

I Ld<br />

( 1)<br />

I1 I Lq<br />

so bleiben für den Netzstrom nur noch die konstanten Anteile übrig:<br />

( 1)<br />

I1 ( 1)<br />

I1 ( 1)<br />

I1 =<br />

=<br />

=<br />

( 1)<br />

IWR1 ( 1)<br />

– + IL –<br />

( 1)<br />

∆ILd ( 1)<br />

ILdkonst ( 1)<br />

j∆I Lq<br />

( 1)<br />

– + ∆ILd + j∆I Lq + ILdkonst +<br />

+<br />

( 1)<br />

jILqkonst (3.69)<br />

(3.70)<br />

(3.71)<br />

(3.72)<br />

Das Netz1 wird so also nur mit Strömen im Mitsystem beaufschlagt, also<br />

rein symmetrisch belastet.<br />

Blindstromkompensation<br />

Zusätzlich zur Symmetrieraufgabe - also der Kompensation des Gegensystems<br />

- können die Wechselrichter auch zur Blindstromkompensation und<br />

damit zur Stabilisierung eines schwachen Netzes benutzt werden. Optimaler<br />

Weise wird der Netzblindstrom damit so eingestellt, dass die Spannung am<br />

Anschlusspunkt dem Wert der Nennspannung des Netzes entspricht. In diesem<br />

Fall muss der Wechselrichterstrom noch durch einen Konstant-Blind-<br />

( 1)<br />

strom Iq1komp erweitert werden. Die Gleichungen (3.69), (3.71) und (3.72)<br />

ändern sich für diesen Fall zu:<br />

( 1)<br />

IWR1 ( 1)<br />

I1 ( 1)<br />

I1 =<br />

( 1)<br />

∆ILd ( 1)<br />

∆ILd ( 1)<br />

( 1)<br />

+ j( ∆ILq + Iq1komp) ( 1)<br />

j∆I Lq<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

Die obigen Gleichungen werden durch die Figur 3.3 veranschaulicht.<br />

( 1)<br />

(3.73)<br />

(3.74)<br />

(3.75)<br />

b) Netz 2<br />

Unter Beachtung der unterschiedlichen Richtung der Zählpfeile sind die<br />

gleichen Beziehungen wie bei Netz 1 auch für die Grössen anwendbar, die<br />

auf den Einheits-Drehzeiger des PLL 2 des Netzes 2 bezogen sind:<br />

( 2)<br />

IL =<br />

=<br />

=<br />

–<br />

( 1)<br />

ILdkonst ( 2)<br />

ILd ( 1)<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

jILqkonst ( 1)<br />

– + ∆ILd + j∆I Lq + ILdkonst + jILqkonst +<br />

+<br />

( 1)<br />

jILqkonst ( 1)<br />

Iq1komp ( + )<br />

+<br />

e 2<br />

( 2)<br />

jILq ( 1)<br />

jIq1komp (3.76)


( 1)<br />

∆I<br />

WR1<br />

( 1)<br />

I L, konst<br />

( 1)<br />

∆I<br />

L<br />

( 1)<br />

I L<br />

( 1)<br />

IWR1 -64-<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

u = u 1 1d<br />

Figur 3.3: Zeigerdarstellung der auf den Einheits-Drehzeiger des Netzes<br />

1 bezogenen Ströme im Netz 1, der Leitung und dem Wechselrichter<br />

1. Der Zeiger des Stromes I1 steht still. Der<br />

Leitungsstrom IL besteht aus einem konstanten Anteil IL,konst ( 1)<br />

und einem sinusförmigen Anteil ∆I , der dem Gegensystem<br />

L<br />

entspricht. Er rotiert in der Zeigerdarstellung um die Spitze von<br />

IL,konst . Der Strom aus dem Wechselrichter IWR1 besteht aus der<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

Summe des ∆I kompensierenden Anteils ∆I und dem<br />

( 1)<br />

L<br />

WR1<br />

Anteil IWR1, komp zur Kompensation von Blindströmen. In der<br />

obigen Darstellung sind rotierende Zeiger punktiert eingezeichnet,<br />

während konstante Zeiger mit vollen Linien dargestellt<br />

sind. Hilfsgrössen sind dünner dargestellt als tatsächlich<br />

messbare Signale.<br />

( 2)<br />

ILd =<br />

( 2)<br />

ILdkonst ( 2)<br />

IWR2 +<br />

( 2)<br />

∆ILd ( 2)<br />

( 2)<br />

ILq (3.77)<br />

(3.78)<br />

variable Anteile: = – ∆ILd<br />

– j∆I Lq<br />

(3.79)<br />

( 2)<br />

I2 ( 2)<br />

I2 =<br />

=<br />

( 2)<br />

IWR2 –<br />

+<br />

( 2)<br />

∆ILd ( 2)<br />

IL ( 2)<br />

j∆I Lq<br />

( 2)<br />

( 2)<br />

j∆I Lq<br />

(3.80)<br />

(3.81)<br />

nur stationäre Anteile bleiben: = +<br />

(3.82)<br />

( 1)<br />

I 1<br />

Re<br />

( 1)<br />

IWR1, komp<br />

( 2)<br />

ILqkonst Beziehungsweise mit Blindstromkompensation:<br />

( 2)<br />

IWR2 ( 2)<br />

I2 =<br />

( 2)<br />

= – ∆ILd<br />

–<br />

( 2)<br />

IWR2 +<br />

=<br />

( 2)<br />

( 2)<br />

ILdkonst – + ∆ILd + + +<br />

( 2)<br />

IL ( 2)<br />

j∆I Lq<br />

+<br />

( 2)<br />

I2 ( 2)<br />

jIq2komp ( 2)<br />

ILdkonst +<br />

( 2)<br />

∆ILq ( 2)<br />

jILqkonst ( 2)<br />

jILqkonst e 1<br />

(3.83)<br />

(3.84)


( 2)<br />

I2 ( 2)<br />

I2 =<br />

=<br />

–<br />

( 2)<br />

∆ILd ( 2)<br />

ILdkonst ( 2)<br />

j∆I Lq<br />

3.3 Leistungsfluss<br />

( 2)<br />

-65-<br />

( 2)<br />

j∆I Lq<br />

( 2)<br />

ILdkonst ( 2)<br />

jILqkonst – + ∆ILd + + + +<br />

+<br />

( 2)<br />

jILqkonst ( 2)<br />

Iq2komp ( + )<br />

( 2)<br />

jIq2komp (3.85)<br />

(3.86)<br />

Eine wesentliche Anwendung für leistungselektronische Geräte in der Energieübertragung<br />

stellen Einrichtungen zur Leistungs- oder Energieflussregelung<br />

dar. In diesem Abschnitt soll nun aufgezeigt werden, welchen Einfluss<br />

der einphasige Unterbruch und seine Kompensation durch einen Symmetrierkompensator<br />

auf den Leistungsfluss zwischen zwei Netzen haben.<br />

3.3.1 Leistungsfluss über eine dreiphasige Leitung<br />

Ein elektrisches Netz besteht aus Erzeugern (Generatoren), Übertragungseinrichtungen<br />

(Leitungen, Transformatoren) und Verbrauchern (Lasten). In<br />

einem Verbundnetz sind mehrere benachbarte Netze, jedes bestehend aus<br />

mehreren Erzeugern und Verbrauchern, über elektrische Leitungen miteinander<br />

verbunden. Diese Leitungen erlauben einen Energieaustausch zwischen<br />

den einzelnen Netzen. Ein Netz mit Energiemangel kann über eine<br />

Leitung mit überschüssiger Energie eines anderen Netzes beliefert werden.<br />

In unserem Beispiel gehen wir von zwei Netzen aus, die über eine dreiphasige<br />

Leitung miteinander verbunden sind. Jedes dieser Netze besteht aus<br />

verteilten Generatoren (G) und Lasten (L). Die Konfiguration erlaubt bidirektionalen<br />

Energietransfer. Das Netz 2 wird hier jedoch als das Netz betrachtet,<br />

welches die Energie normaler Weise empfängt. Es wird darüber<br />

hinaus angenommen, dass beide Leitungen über Transformatoren an die<br />

Wechselspannungsnetze angeschlossen sind, um die hohe Übertragungsspannung<br />

auf ein angemessenes Niveau herunterzutransformieren. Die<br />

Streuinduktivität der Transformatoren sind in Figur 3.4 in die Leitungsinduktivität<br />

L integriert.<br />

Der angenommene Energiemangel im Netz 2 muss durch einen entsprechenden<br />

Energieüberschuss im Netz 1 gedeckt werden. Die Leistung P,<br />

welche durch die dreiphasige Leitung fliesst, deckt gerade die Differenz<br />

zwischen verbrauchter und erzeugter Leistung PL2 – PG2 im Netz 2 bzw. die<br />

negative Differenz zwischen verbrauchter und erzeugter Leistung<br />

–<br />

( PL1 – PG1) im Netz 1.


-66-<br />

Die betrachtete Leitung besteht aus drei gleichen Phasenleitern mit der Induktivität<br />

L. Der Einfachheit halber betrachten wir die Leitung als verlustlos.<br />

Sie ist in Figur 3.4 eingebettet in die beiden Netze dargestellt. In Phase<br />

A ist ein Schalter eingezeichnet, der einen möglichen Unterbruch darstellt.<br />

Für die ersten Überlegungen bleibt er geschlossen.<br />

Netz 1 Netz 2<br />

Phasenleiter A<br />

G 1<br />

L 1<br />

u 1a<br />

u 1b<br />

u 1c<br />

L<br />

Phasenleiter B<br />

L<br />

Phasenleiter C<br />

L<br />

i a<br />

i b<br />

i c<br />

Figur 3.4: Modell der dreiphasigen Übertragungsleitung.<br />

Die Induktivitäten L stellen die Ersatzinduktivitäten für jeweils<br />

einen einzelnen Leiter dar.<br />

Der Leistungsfluss über eine Leitung wird bestimmt durch die über die Leitung<br />

abfallende Spannung und die Leitungsparameter (Induktivitätsbelag,<br />

Kapazitätsbelag, Widerstandsbelag). Hier gehen wir davon aus, dass die beiden<br />

Netzspannungen die gleiche Amplitude aufweisen. Dann bestimmt sich<br />

die über die Leitung abfallende Spannung durch die Phasenverschiebung<br />

zwischen den Netzen. Diese Phasenverschiebung entsteht dadurch, dass ein<br />

Netz, dessen Leistungsbedarf ansteigt, in der Phase leicht zurückfällt, während<br />

ein Netz mit Leistungsüberschuss mit seiner Phasenlage vorauseilt.<br />

Durch diese Phasendifferenz kommt es zum Leistungsausgleich. Die übertragene<br />

Leistung berechnet sich nach folgender Formel:<br />

P 12<br />

,<br />

=<br />

3<br />

--<br />

2<br />

U1 U ⋅ 2<br />

⋅ ---------------------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

⋅ sinβl<br />

Z 0<br />

u 2a<br />

u 2b<br />

u 2c<br />

G 2<br />

L 2<br />

(3.87)


-67-<br />

U1 und U2 sind die Amplituden der Netzspannungen u1a,b,c und u2a,b,c .<br />

ist die Phasenverschiebung zwischen den Zeigern der beiden Netzspannungen.<br />

1)<br />

ϕ<br />

Es gilt:<br />

u1a = U1 ⋅ sin(<br />

ωt)<br />

u2a = U2 ⋅ sin(<br />

ωt + ϕ)<br />

u1b = U1 ⋅ sin(<br />

ωt – 120°<br />

) u2b = U2 ⋅ sin(<br />

ωt – 120°<br />

+ ϕ)<br />

u1c = U1 ⋅ sin ( ωt + 120° ) u2c = U2 ⋅ sin ( ωt + 120° + ϕ)<br />

(3.88)<br />

(3.89)<br />

(3.90)<br />

Z0 und sind die Leitungsparameter. Im Falle der verlustlosen Leitung<br />

vereinfacht sich zu , wobei die Kreisfrequenz der beiden<br />

Netze darstellt. 2) sinβl<br />

Z0⋅sinβl ωLω Gleichung (3.87) wird in diesem Fall zu:<br />

P12 ,<br />

=<br />

3<br />

--<br />

2<br />

U1 U ⋅ 2<br />

⋅ ----------------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

ωL<br />

(3.91)<br />

Es handelt sich hierbei um einen konstanten Leistungsfluss, der sich nur<br />

durch Änderung der Phasenverschiebung ändert, da die Summe der<br />

Leistungsflüsse durch die drei Phasenleiter konstant bleibt.<br />

Für die spätere Betrachtung der unterbrochenen Leitung interessiert uns<br />

aber auch der Leistungs- und Energiefluss durch jeden einzelnen Leiter.<br />

Die über einen Leiter übertragene Leistung ist das Produkt aus der Anschlussspannung<br />

und dem Strom, von dem der Leiter durchflossen wird.<br />

Betrachten wir den Fall für die Phase a in Figur 3.4:<br />

pa = u1a ⋅ iLa (3.92)<br />

iLa =<br />

1<br />

--<br />

L�<br />

uLadt =<br />

1<br />

--<br />

L�<br />

ULasinωt dt<br />

(3.93)<br />

Für stationäre Verhältnisse ( ω<br />

sind abgeschlossen) gilt:<br />

ist konstant und die Einschwingvorgänge<br />

ULa -------- sinωt dt<br />

L �<br />

U La<br />

= – -------- ⋅ cosωt<br />

=<br />

ωL<br />

Spannung über die Leitung:<br />

U La<br />

ωL<br />

uLa =<br />

U1 ⋅ sin( ωt)<br />

– U1 ⋅ sin(<br />

ωt – ϕ)<br />

-------- ωt π<br />

⋅ sin – --<br />

2<br />

� �<br />

� �<br />

1) In den vorangehenden Abschnitten wurde statt ϕ auch ∆ϕ verwendet.<br />

2) Siehe [15] S.34<br />

(3.94)<br />

(3.95)


u La<br />

=<br />

2U 1<br />

damit wird zu<br />

i La<br />

=<br />

2U1 --------ωL<br />

Für die Leistung gilt:<br />

-68-<br />

ϕ � � π– ϕ<br />

⋅ sin -- ⋅ sin ωt + ------------<br />

2�<br />

� 2<br />

i La<br />

Die Lösung des Integrals ergibt zunächst:<br />

und lässt sich vereinfachen zu:<br />

� �<br />

� �<br />

ϕ � � sin -- ωt<br />

� � 2<br />

ϕ<br />

⋅ ⋅ sin – --<br />

2<br />

� �<br />

� �<br />

(3.96)<br />

(3.97)<br />

ϕ<br />

U1 sin( ωt)<br />

2U1 -- � � sin ωt<br />

2 � �<br />

pa (3.98)<br />

Es handelt sich hierbei um eine Momentanleistung. Uns interessiert aber vor<br />

allem die mittlere Leistung, beziehungsweise die während einer Netzperiode<br />

übertragene Energie.<br />

ϕ�<br />

⋅ � ⋅ ⋅ ⋅ sin – --<br />

� � 2<br />

= --------------------------------------------------------------------------------------------------ωL<br />

P a<br />

P a<br />

P a<br />

P a<br />

=<br />

=<br />

T<br />

1<br />

-- ⋅ padt T �<br />

1<br />

--<br />

T<br />

0<br />

2 ϕ � �<br />

2U1 ⋅ sin --<br />

� �<br />

2<br />

------------------------------- sinωt ωt<br />

ωL<br />

ϕ<br />

T<br />

⋅ ⋅�⋅sin<br />

– --<br />

2<br />

2 ϕ � � 2U1⋅ sin --<br />

� �<br />

2<br />

---------------------------ωL<br />

1<br />

-- ωt ωt<br />

2<br />

ϕ<br />

=<br />

⋅ sin cos – --<br />

2<br />

=<br />

2<br />

U1 ------ωL<br />

⋅ sin<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

� ��d<br />

� t<br />

� �<br />

� �<br />

0<br />

� � ωt ωt<br />

� � ϕ<br />

� ��<br />

�<br />

� ��<br />

�<br />

– cos sin – --<br />

� � � �<br />

� � �<br />

�<br />

⋅ cos<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

(3.99)<br />

(3.100)<br />

(3.101)<br />

(3.102)<br />

Pa =<br />

2<br />

U1 ---------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

2ωL<br />

(3.103)<br />

Wie erwartet gilt Pa =<br />

gleiche Leistung.<br />

P ⁄ 3 . Es fliesst also durch jeden Leiter im Mittel die<br />

2


-69-<br />

3.3.2 Leistungsfluss über eine unterbrochene Leitung<br />

In dieser Abhandlung interessieren uns vor allem die Verhältnisse beim Unterbruch<br />

eines der drei Phasenleiter. Wir berechnen daher den Leistungsfluss<br />

durch einen Phasenleiter , wenn einer der beiden anderen Phasenleiter<br />

unterbrochen ist (das entspricht der Öffnung des Schalters der Phase A in<br />

Figur 3.4). Da sich, wie in Kapitel 3.2.2 gezeigt eine Spannung u20 zwischen<br />

dem nicht geerdeten Transformatorsternpunkt und Erde einstellt, ändert<br />

sich auch die über der Leitung abfallende Spannung gegenüber den<br />

Verhältnissen in Kapitel 3.3.1. Für die Spannung uLb über den Phasenleiter<br />

B gilt (u1b und u2b sind die Phasenspannungen der angeschlossenen Netze):<br />

uLb = u1b – u2b + u20 u20 beträgt gemäss (3.32) und (3.33):<br />

u 20<br />

=<br />

=<br />

1<br />

– --(<br />

u1a – u2a) 2<br />

1<br />

ϕ � – � -- 2U<br />

2 1 -- ωt<br />

� 2 � ϕ<br />

⋅ ⋅ sin ⋅ cos – --<br />

2<br />

�ϕ� π ϕ<br />

– U1<br />

-- ωt<br />

2<br />

–<br />

=<br />

+ �<br />

⋅ sin ⋅ sin�<br />

------------<br />

�<br />

� 2<br />

� �<br />

� �<br />

(3.104)<br />

(3.105)<br />

Unter der Annahme, dass u 1b zu u 1a um 120° phasenverschoben ist, gilt:<br />

� �<br />

u2b – u1b = 2U1⋅sin =<br />

u Lb<br />

=<br />

=<br />

2U 1<br />

U 1<br />

2U 1<br />

⋅ sin<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

⋅ sin<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

⋅ sin<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

2π ϕ<br />

3<br />

ϕ<br />

– -- – --<br />

6 2<br />

2<br />

� � �ωt� � � �<br />

�<br />

⋅ cos – ----- – --<br />

� � ωt<br />

� �<br />

π � �<br />

⋅ sin<br />

�<br />

�<br />

� � ωt<br />

� �<br />

π<br />

U1<br />

� �<br />

� �<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

– -- – -- –<br />

6 2<br />

ϕ<br />

– -- – --<br />

6 2<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

-- ⋅ sin<br />

2<br />

π ϕ –<br />

+ -----------<br />

2<br />

π ϕ –<br />

2<br />

� � ωt + � � -----------<br />

�<br />

� � �<br />

� � π � 2 ωt ωt � �<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

� � � � �<br />

� �<br />

sin<br />

– sin<br />

(3.106)<br />

(3.107)<br />

Gleichung (3.107) lässt sich mit Hilfe der Additionstheoreme der trigonometrischen<br />

Funktionen umformen zu:<br />

u Lb<br />

=<br />

U 1<br />

⋅ sin<br />

ϕ<br />

--<br />

2<br />

2π<br />

-----<br />

3<br />

ϕ<br />

– – --<br />

2<br />

2π<br />

-----<br />

3<br />

ϕ<br />

– – --<br />

2<br />

� � �ωt� 3 � �<br />

� �<br />

ωt<br />

�<br />

� � � � �<br />

� �<br />

cos<br />

– sin<br />

Für die Momentanwirkleistung im Phasenleiter B ergibt sich damit:<br />

(3.108)


-70-<br />

2 2π<br />

U1 ωt – ----- � � ϕ<br />

sin<br />

-- � � 2π<br />

ωt -----<br />

3 � � 2 � � 3<br />

pb (3.109)<br />

Uns interessiert aber - wie beim nicht unterbrochenen Fall - die mittlere<br />

übertragene Leistung. Diese mittlere Leistung erhält man durch Integration<br />

von Gleichung (3.109) :<br />

ϕ<br />

– � – -- 3 ωt �<br />

� 2<br />

� 2π<br />

-----<br />

3<br />

ϕ<br />

⋅ �<br />

⋅sin<br />

� cos<br />

– sin<br />

�<br />

� – – --<br />

�<br />

� 2 �<br />

�<br />

= ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ωL<br />

P b<br />

T<br />

1<br />

= -- ⋅ pbdt T � =<br />

0<br />

2<br />

3<br />

--<br />

8<br />

U1 ⋅ ------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

ωL<br />

(3.110)<br />

Da Phase A unterbrochen ist, wird nur über Phase B und C Energie übertragen.<br />

Die über die gesamte Leitung übertragene Leistung wird damit zu<br />

P12 ,<br />

=<br />

2<br />

3<br />

--<br />

4<br />

U1 ⋅ ------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

ωL<br />

(3.111)<br />

Es wird also nur 50 % der Leistung übertragen, die ohne Unterbruch übertragen<br />

würde:<br />

1<br />

P12Unterbruch , = -- ⋅ P1, 2normal<br />

(3.112)<br />

2<br />

Dieser Zusammenhang gilt unter der Voraussetzung, dass die Phasenverschiebung<br />

ϕ<br />

zwischen den beiden Netzen konstant bleibt. In einem realen<br />

Netzgefüge, würde sich bei entsprechendem Leistungsbedarf eine grössere<br />

Phasenverschiebung einstellen, damit die erforderliche Leistung geliefert<br />

werden kann.<br />

3.3.3 Leistungsfluss bei Einsatz des Symmetrierkompensators<br />

Bei Aktivierung des Symmetrierkompensators verändern sich die jeweiligen<br />

Netzanschlussspannungen da ihnen eine Spannung zur Kompensation des<br />

Gegensystems überlagert wird. Gleichung (3.111) gilt weiterhin allerdings<br />

nur für die Leitung selbst, nicht für die Induktivitäten in den angeschlossenen<br />

Netzen. Da die angeschlossenen Netze durch den Eingriff des Symmetrierkompensators<br />

mit dreiphasig symmetrischen Strömen belastet werden,<br />

entspricht der Leistungsfluss über deren Inneninduktivität den Verhältnissen<br />

in Gleichung (3.91). Es sind nun zwei Vorgehensweisen möglich:<br />

Man berechnet die Anschlussspannun gen mit den überlagerten Spannungen<br />

der Wechselrichter und berechnet daraus in Analogie zum Vorgehen<br />

in Kapitel 3.3.2 die übertragene Leistung.


-71-<br />

Man betrachtet die Leitung mit einphasigem Unterbruch als “Black box”,<br />

für die die Gleichung (3.112) gilt, durch die also bei gleichen Parametern<br />

nur 50 % der Leistung fliesst, die sich aus der Gleichung (3.91) ergeben<br />

würde. Dies entspricht der Annahme, dass die Leitungsinduktivität für<br />

den Fall des Unterbruchs das doppelte vom Normalfall beträgt:<br />

Es gilt also:<br />

Lgesamt = LNetz1 + 2 ⋅ LLeitung + LNetz2 Für die übertragene Leistung gilt dann:<br />

P12 ,<br />

=<br />

3<br />

--<br />

2<br />

U1 ⋅ U2 ⋅ --------------------------------------------------------------------------- ⋅ sin(<br />

ϕ)<br />

ω( LNetz1 + 2 ⋅ LLeitung + LNetz2) (3.113)<br />

(3.114)<br />

Das Verhältnis von im Normalfall übertragener Leistung zur im Störungsfall<br />

übertragenen Leistung hängt also vom Verhältnis der Leitungsinduktivität<br />

zur Netzinduktivität ab. Ausser im theoretischen Grenzfall zweier völlig<br />

starrer Netze ohne Inneninduktivität wird immer mehr Leistung übertragen<br />

als bei einem Unterbruch ohne Kompensation.<br />

LLeit + LNetz1 + LNetz2 P12Unterbruch , , komp = P12normal , ⋅ ---------------------------------------------------------------- (3.115)<br />

( 2 ⋅ LLeit) + LNetz1 + LNetz2 Auch dieser Zusammenhang gilt natürlich nur, solange sich die Phasenverschiebung<br />

ϕ zwischen den beiden gekoppelten Netzen nicht ändert. In einem<br />

realen Netz wird sich eine dem Leistungsbedarf entsprechende Phasenverschiebung<br />

einstellen.<br />

Blindstromkompensation:<br />

Wie in Kapitel 3.2.4 beschrieben, können die Kompensatoren auch zur<br />

Blindstromkompensation eingesetzt werden. Durch Einspeisung oder Aufnahme<br />

von Blindströmen kann über den Einfluss auf die Netzanschlussspannungen<br />

der Leistungsfluss beliebig gesteigert oder gesenkt werden. Es<br />

ist dabei allerdings darauf zu achten, dass der aufgrund der thermischen Belastungsgrenzen<br />

maximal zulässige Strom in den Phasenleitern nicht überschritten<br />

wird.<br />

Regelung<br />

Aufgabe der Regelung ist es nun, einen Unterbruch zu erkennen und durch<br />

den Wechselrichter die gemäss Kapitel 3.2.4 erforderlichen variablen<br />

Ströme ∆ILd, q sowie gegebenenfalls die zur Blindstromkompensation<br />

erforderlichen Ströme herzustellen.<br />

Iq1komp, q2komp


-72-<br />

3.4 Symmetrische Komponenten<br />

In der elektrischen Energietechnik (wo sehr rasche Regelungen mit Ausregelzeiten<br />

von Bruchteilen einer Netzperiode selten notwendig sind) wird<br />

üblicherweise an Stelle der Darstellung in Phasengrössen, Drehzeigern und<br />

Zeigern zur Beschreibung dreiphasiger elektrischer Systeme die Darstellung<br />

in symmetrischen Komponenten verwendet. Dabei wird jedes Betriebsmittel<br />

des Systems in die drei Komponenten Mitsystem, Gegensystem und Nullsystem<br />

zerlegt dargestellt. 1)<br />

Diese in der Leistungelektronik nicht gebräuchliche Darstellungsweise<br />

wurde für die Regelung dieser Arbeit nicht herangezogen. Der Vollständigkeit<br />

halber soll die Funktionsweise des Symmetrierkompensators dennoch<br />

hier auch in dieser Darstellungsweise kurz illustriert werden. Im Unterschied<br />

zu den dynamischen Grössen der Leistungselektronik wird hier ausschliesslich<br />

mit Effektivwerten gearbeitet. 2)<br />

Netz 1 Leitung Netz 2<br />

einphasiger<br />

Unterbruch<br />

Mitsystem<br />

Gegensystem<br />

Nullsystem<br />

Figur 3.5: Ersatzschaltbild für eine zwei Netze verbindende Leitung mit<br />

einem einphasigen Unterbruch an einem Ende. Die grauen Quader<br />

repräsentieren die für das Mit-, Gegen- oder Nullsystem<br />

wirksamen Längs- und Querimpedanzen von Netzen und Leitung.<br />

In Figur 3.5 wird das schon in den vorangehenden Abschnitten dieses Kapitels<br />

betrachtete Übertragunssystem mit einem einphasigen Unterbruch skizziert.<br />

Ohne Gegenmassnahmen führt ein solcher Unterbruch zwangsläufig<br />

zu Gegen- und Nullsystemströmen sowohl in der Leitung als auch in den angeschlossenen<br />

Netzen.<br />

1) Zur Erklärung der symmetrischen Komponenten siehe [5] S 418ff und [21]<br />

2) Die Darstellung in Effektivwerten ist hier sinnvoll, da dynamische Momentanwerte<br />

nicht in Mit- und Gegensystem zerlegt werden können.


Netz 1<br />

-73-<br />

U 1 U 2<br />

Z1mit Igegen Z 1gegen<br />

Z 10<br />

Leitung<br />

Z Lmit<br />

Z Lgegen<br />

Z L0<br />

Z 2mit<br />

Z 2gegen<br />

Z20 = ∞<br />

Netz 2<br />

Figur 3.6: Ersatzschaltbild des aus Längsimpedanzen aufgebauten vereinfachten<br />

Netzwerks. Z xmit,gegen,0 stellen die Längsimpedanzen in<br />

Mit-, Gegen- und Nullsystem dar. U 1 und U 2 sind die inneren<br />

Spannungsquellen der Netze. Sie weisen ausschliesslich Mitsystemanteile<br />

auf. Ströme und Spannungen sind Effektivwerte.<br />

Die Funktion des Symmetrierkompensators soll anhand eines vereinfachten<br />

nur aus Längsimpedanzen aufgebauten Netzwerkes, wie es auch in den vorangegangenen<br />

Abschnitten verwendet wurde, gezeigt werden (Figur 3.6).<br />

Da der Transformatorsternpunkt an einem Ende nicht geerdet ist, weist das<br />

Nullsystem eine unendlich hohe Impedanz auf. Es kann daher in der weiteren<br />

Betrachtung weggelassen werden.<br />

Netz 1<br />

I mit<br />

I 0<br />

I gegen<br />

Figur 3.7: Vereinfachtes Ersatzschaltbild ohne Nullsystem<br />

Mitsystem<br />

Gegensystem<br />

Nullsystem<br />

Eine der Regeln zur Darstellung dreiphasiger Systeme durch symmetrische<br />

Komponenten besagt, dass die Ströme auf beiden Seiten eines Unterbruchs<br />

im jeweiligen Teilsystem (Mit, Gegen oder Null) gleich sind. I mit ist daher<br />

im Netz 1, in der Leitung und im Netz 2 gleich.<br />

I mit<br />

U 1 U 2<br />

Z 1mit<br />

I mit<br />

Igegen Z1gegen Leitung<br />

Z Lmit<br />

Z Lgegen<br />

I mit<br />

I 0<br />

I gegen<br />

Z 2mit<br />

Z 2gegen<br />

Netz 2<br />

Mitsystem<br />

Gegensystem


-74-<br />

Zur besseren Veranschaulichung lässt sich die Figur 3.7 zur Darstellung in<br />

Figur 3.8. umformen. Dort wurde nun der Symmetrierkompensator als<br />

Stromquelle hinzugefügt, die den Gegensystemstrom I gegen im Netz 1 und 2<br />

kompensiert.<br />

Leitung<br />

Z Lmit<br />

Z Lgegen<br />

Figur 3.8: Ersatzschaltbild mit Symmetrierkompensator als Stromquelle<br />

zur Kompensation des Gegensystems<br />

Aus dem Ersatzschaltbild in Figur 3.8 lässt sich der zur Kompensation<br />

erforderliche Strom aus den Mit- und Gegensystemimpedanzen sowie den<br />

Netzspannungen leicht berechnen. Es soll gelten:<br />

I gegen<br />

=<br />

0<br />

(3.116)<br />

Zudem muss die Spannungsdifferenz zwischen den Punkten A und B null<br />

sein.<br />

U1 – U2 Ohne Kompensation: Igegen, unkomp = ------------------<br />

(3.117)<br />

Z<br />

Stromanteil aus Kompensation:<br />

Igegen, komp<br />

=<br />

Mit (3.116) gilt:<br />

I mit<br />

A<br />

Z 1gegen<br />

Ikomp =<br />

U1 – U2 -----------------------------------------------------------------------<br />

Z1mit + Z2mit + ZLmit + ZLgegen Dies ist der vom Symmetrierkompensator zu liefernde Strom.<br />

U 1<br />

U 2<br />

Netz 1 Netz 2<br />

Z 1mit<br />

�<br />

I gegen<br />

�<br />

I komp<br />

Z<br />

----------------------------------------------------------------------- ⋅ Ikomp Z1mit + Z2mit + ZLmit + ZLgegen Z 2mit<br />

Z 2gegen<br />

Mitsystem<br />

B<br />

Gegensystem<br />

(3.118)<br />

(3.119)


3.5 Zusammenfassung<br />

-75-<br />

In diesem Kapitel wurde die Funktionsweise des Symmetrierkompensators<br />

anhand eines vereinfachten Übertragungssystems für den stationären Fall<br />

eines permanenten einphasigen Unterbruchs mathematisch analysiert,<br />

wobei auch auf zusätzliche Funktionen wie die Blindstromkompensation<br />

eingegangen wurde. Damit liegt die theoretische Grundlage für die im nächsten<br />

Kapitel beschriebenen Regelungsverfahren vor.


-76-


4 Regelung<br />

-77-<br />

In diesem Kapitel wird zunächst gezeigt, für welche Anforderungen die<br />

Regelung auszulegen ist. Es wird sodann die eingesetzte Struktur vorgestellt,<br />

wobei auch von der aktuellen Realisation abweichende Varianten mit<br />

ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden.<br />

4.1 Regelziele<br />

Aufgabe der Regelung ist es, einen Unterbruch zu erkennen und durch den<br />

Wechselrichter sofort die erforderlichen Ströme zur Kompensation des<br />

Gegensystems und anderer kurzfristiger Unsymmetrien - sowie gegebenenfalls<br />

zur Blindstromkompensation - zu liefern. In den folgenden Abschnitten<br />

soll aber inbesondere auch auf die speziellen Anforderungen bei verschiedenen<br />

typischen Anwendungen des Symmetrierkompensators eingegangen<br />

werden.<br />

4.1.1 Koppelung zweier Netze<br />

Der wichtigste Anwendungsfall ist die Koppelung zweier Netze. Er liegt<br />

auch der ausführlichen mathematischen Analyse im Kapitel 3 zugrunde. Betrachtet<br />

werden jeweils die zu erreichenden Verhältnisse von Strom und<br />

Spannung am Anschlusspunkt des Netzes. Als Anschlusspunkt wird die<br />

dem Symmetrierkompensator und der Störung zugewandte Seite des Netztransformators<br />

betrachtet (Siehe Figur 4.1). In Figur 4.1 ist nur die Installation<br />

an einem Ende der Leitung dargestellt, während die Installation am anderen<br />

Ende nur angedeutet wurde. Diese Art der Darstellung wurde gewählt,<br />

da die Kompensatoren an beiden Enden der Leitung unabhängig von einander<br />

arbeiten. Welcher Art das Netz und der allfällige Kompensator am anderen<br />

Ende sind, hat für die Regelung keine Bedeutung. Die Kompensation ist<br />

unabhängig von der Richtung des Energieflusses.Dasheisst,dasseshier<br />

keine Bedeutung hat, ob das beim Anschlusspunkt des Kompensators angeschlossene<br />

Netz Energie aufnimmt oder abgibt. In Abhängigkeit von der Innenimpedanz<br />

der beteiligten Netze variieren die Regelziele geringfügig:<br />

a) Starkes Netz1) Es wird eine optimale Ausnützung der verbliebenen Leitung angestrebt.<br />

Dazu werden dreiphasig-symmetrische Ströme (Drehzeigerströme) im


eliebiges Netz<br />

(Lieferant oder<br />

Verbraucher)<br />

3P-WR<br />

Leitung<br />

3P-WR<br />

-78-<br />

einphasiger Unterbruch<br />

Ausgleichswicklung<br />

schwaches Netz<br />

(Verbraucher oder<br />

Lieferant)<br />

Symmetrische<br />

Verhältnisse<br />

Anschlusspunkt<br />

(Netz oder Verbraucher)<br />

Figur 4.1: Der Anschluss des Symmetrierkompensators an das schwache<br />

Netz oder den empfindlichen Verbraucher. Es wird angenommen,<br />

dass nach dem Unterbruch über die Leitung eine nullsystemfreie<br />

einphasige Übertragung stattfindet. Die<br />

Beschaffenheit des grau gezeichneten linken Netzes oder Verbrauchers<br />

ist für den rechten, dunkel gezeichneten Kompensator<br />

unbedeutend. Der Energiefluss ist in beiden Richtungen möglich.<br />

Anschlusspunkt hergestellt. Die Anschlussspannung wäre auch ohne Symmetrierung<br />

symmetrisch.<br />

b) Schwaches Netz1) Es wird eine symmetrische Belastung oder Speisung des schwachen Netzes<br />

angestrebt. Dazu werden dreiphasig-symmetrische Ströme (Drehzeigerströme)<br />

im Anschlusspunkt hergestellt. Unsymmetrische Ströme hätten<br />

auch unsymmetrische Spannungen am Anschlusspunkt zur Folge.<br />

4.1.2 Versorgung eines einzelnen fernen Verbrauchers<br />

Die Versorgung eines einzelnen Verbrauchers ist sichergestellt, wenn an<br />

dem ihm zugewandten Anschlusspunkt des Netztransformators die von ihm<br />

geforderte symmetrische Nennspannung anliegt:<br />

1) Zur Definition von starken und schwachen Netzen siehe Kapitel 2.1.5 auf Seite 30.


-79-<br />

a) Dreiphasig symmetrischer Verbraucher<br />

Eine dreiphasig-symmetrische Spannung für einen dreiphasig symmetrischen<br />

Verbraucher kann sichergestellt werden, wenn der Anschlusspunkt<br />

mit dreiphasig-symmetrischen Strömen beaufschlagt wird. Die Amplitude<br />

der Spannungen kann über die Amplitude der Ströme geregelt werden.<br />

b) Unsymmetrischer Verbraucher<br />

Der unsymmetrische Verbraucher arbeitet nur einwandfrei, wenn eine symmetrische<br />

Nennspannung am Anschlusspunkt sichergestellt wird. In diesem<br />

Fall müsste der Stromregelung eine Spannungsregelung überlagert werden,<br />

da symmetrische Ströme dann nicht mehr zu symmetrischen Spannungen<br />

führen und symmetrische Spannungen nicht mehr zu symmetrischen Strömen.<br />

Ein unsymmetrischer Verbraucher stellt jedoch keine typische Anwendung<br />

für Hochspannungsnetze dar und wird daher - vom nachfolgend<br />

erwähnten Sonderfall abgesehen - in dieser Arbeit nicht näher behandelt.<br />

c) 50 Hz Bahnnetz<br />

Einen Sonderfall eines unsymmetrischen Verbrauchers stellt die einphasige<br />

Versorgung eines 50 Hz Bahnnetzes dar. Sie wirkt auf das Hochspannungsnetz<br />

in gleicher Weise, wie ein Unterbruch einer Phasenleitung und wird daher<br />

vom Symmetrierkompensator ohne weitere Anpassungen kompensiert.<br />

4.1.3 Blindstromkompensation<br />

Zusätzlich zur Wiederherstellung symmetrischer Verhältnisse beim einphasigen<br />

Unterbruch einer Leitung kann der Symmetrierkompensator auch zur<br />

Blindstromkompensation herangezogen werden. Damit lässt sich trotz geänderter<br />

Impedanzverhältnisse die Spannung am Anschlusspunkt stabilisieren.<br />

Eine entsprechende Regelung kann der Regelung zur Stromsymmetrierung<br />

überlagert werden.<br />

4.1.4 Nullkomponente<br />

Die vorgesehene Topologie des Symmetrierkompensators ist nicht geeignet,<br />

Nullkomponenten auszuregeln. Um diese zu verhindern, darf die Übertragungsleitung<br />

nur an einem Ende geerdet sein (Siehe “Erdung” auf Seite 46<br />

(Kapitel 2.6.2).


4.2 Regelstruktur<br />

-80-<br />

Zur Erfüllung der im vorangehenden Abschnitt aufgezeigten Regelziele<br />

wurde eine dreistufige Regelstruktur gewählt, wie sie in Figur 4.2 dargestellt<br />

ist. Da die Symmetrierkompensatoren an den beiden Leitungsenden<br />

völlig unabhängig von einander funktionieren und bei gewissen Anwendungen<br />

auch nur ein einzelner Kompensator installiert werden kann, wird in<br />

diesem Kapitel jeweils nur eine Seite der Leitung betrachtet.<br />

i Netz<br />

U Nsoll<br />

U DC_soll<br />

Blindleistungs-<br />

Kompensation<br />

+<br />

- Σ<br />

iWR,soll iNetz_soll,q innere u i<br />

St<br />

WR UDC<br />

Zwischenkreis-<br />

Regelung<br />

Kompensation<br />

Gegensystem<br />

i Netz_soll,d<br />

+<br />

- Σ<br />

Stromregelung<br />

Wechselrichter<br />

Figur 4.2: Übersicht über die mehrstufige Regelstruktur<br />

Zwischenkreis<br />

a) Innere Stromregelung<br />

Ein schneller innerer Regelkreis stellt sicher, dass der Wechselrichter innert<br />

kürzester Zeit den Strom liefert oder aufnimmt, der durch die übergeordnete<br />

Regelung verlangt wird.<br />

b) Kompensation von Unsymmetrien<br />

Die zentrale Aufgabe des Symmetrierkompensators ist die Kompensation<br />

von Unsymmetrien. Diese Regelstufe ermittelt den Wechselrichterstrom,<br />

der nötig ist, um alle störenden Anteile des Netzstroms zu kompensieren.<br />

Den wichtigsten Teil dieser störenden Anteile stellt das Gegensystem dar.<br />

Es soll aber auch möglich sein, kurzfristige Ausreisser anderer Art zu kompensieren.<br />

c) ƒ usserer Regelkreis zur Blindleistungskompensation<br />

Es kann ein Sollwert UNsoll für die Amplitude der Anschlussspannung vorgegeben<br />

werden. Die Blinstromkompensation regelt den Blindanteil des<br />

Wechselrichterstroms derart, dass die gewünschte Anschlussspannungsam-


-81-<br />

plitude erreicht wird. Durch die Anschlussspannung kann auch der Energiefluss<br />

über die Leitung konntrolliert werden.<br />

d) ƒ usserer Regelkreis zur Gleichspannungsregelung<br />

Dieser äussere Regelkreis dient der Ladekontrolle des Zwischenkreises, indem<br />

bei länger als eine halbe Periode dauernden Abweichungen vom Sollwert<br />

ein zusätzlicher Wirkstrom zum Laden oder Entladen des Zwischenkreises<br />

eingestellt wird.<br />

4.3 Innere Stromregelung<br />

In diesem Kapitel wird das Konzept der inneren Stromregelung vorgestellt,<br />

die sicherstellt, dass der Wechselrichterstrom dem durch die überlagerte Regelung<br />

ermittelten Wechselrichtersollstrom möglichst präzise folgt. Eine<br />

Ausregelung sollte in etwa 1 bis 2msmöglich sein. Zum Unterschied von<br />

der später vorgestellten äusseren Regelung zur Blindleistungskompensation<br />

wird nicht auf der Zeigerebene mit ihren stationären Grössen gearbeitet,<br />

sondern auf der Drehzeigerebene, auf der alle Wechselgrössen als Sinussignale<br />

mit Netzfrequenz auftreten. Im Falle eines Unterbruchs einer Phasenleitung<br />

- also einer unsymmetrischen Übertragung - treten unsymmetrische<br />

Stromteile in der gleichen Grössenordnung auf wie symmetrische. In der<br />

Zeigerdarstellung eines mit der Grundschwingungsfrequenz rotierenden<br />

Koordinatensystems treten diese unsymmetrischen Stromteile als 100 Hz<br />

Oszillation in Erscheinung. Für den inneren Stromregler, der sowohl unsymmetrische<br />

Ströme zur Kompensation als auch symmetrische Ströme zur<br />

Blindleistungskompensation liefern muss, scheint der Wechsel auf die<br />

Drehzeigerebene sinnvoll, um nur mit Signalen einer Frequenz arbeiten zu<br />

müssen.<br />

Zur Regelung auf der Drehzeigerebene werden die gemessenen dreiphasigen<br />

Spannungen und Ströme, wie in Kapitel 3.1.2 gezeigt, in Drehzeiger<br />

eines stationären orthogonalen Koordinatensystems transformiert:<br />

x<br />

2<br />

-- xa e<br />

3<br />

j0°<br />

⋅ xb e j120°<br />

xc e j –120°<br />

=<br />

( + ⋅ + ⋅ )<br />

(4.1)<br />

Durch diese lineare Transformation werden die von einander abhängigen<br />

Phasengrössen x a , x b , x c in die zwei unabhängigen Zeigerkomponenten x α<br />

und x β umgeformt. Da keine Kreuzkopplungen wie bei rotierenden Koordi


-82-<br />

natensystemen auftreten, kann der Regler für ein einphasiges System ausgelegt<br />

und für beide Phasen realisiert werden.<br />

Die Regelung auf der Drehzeigerebene bedeutet aber, dass auch der Sollwert<br />

des Wechselrichterstromes als Sinusgrösse auftritt. Ein klassischer PI-<br />

Regler kann aber einer Änderung des Sollwertes nur nachfahren und ist daher<br />

nur für Regelgrössen mit einem stationären Endwert geeignet, wie sie<br />

auf der Zeigerebene auftreten. Es war daher ein Regler ohne Integralanteil<br />

zu finden, der einer Änderung des Sollwertes direkt folgen kann.<br />

Die am System gemessenen Ströme und Spannungen werden nur zu gewissen<br />

Zeitpunkten eingelesen. Durch diese Abtastung wird die zeitkontinuierliche<br />

Regelstrecke zu einer zeitdiskreten. Im Allgemeinen ist die Abtastzeit<br />

so klein gegenüber der massgeblichen Zeitkonstanten des Systems, dass<br />

auch eine quasikontinuierliche Betrachtungsweise zulässig wäre. Da in unserem<br />

Fall aber eine sehr schnelle Ausregelung - in ein bis zwei Abtastschritten<br />

- angestrebt wird, bewegen sich Abtastzeit und Zeitkonstante des<br />

geschlossenen Regelkreises in der selben Grössenordnung. Es ist daher eine<br />

zeitdiskrete Regelung erforderlich.<br />

4.3.1 Dead-Beat-Regler<br />

Die Regelstrecke kann durch ein zeitdiskretes Modell genau approximiert<br />

werden, da die Zeitkonstante der Strecke ( L ) wesentlich grösser ist als die<br />

R<br />

--<br />

Abtastzeit. Die Totzeit des Modulators und die Rechenzeit, die sich bei zeitkontinuierlicher<br />

Betrachtung nur ungenau modellieren lassen, verursachen<br />

bei zeitdiskreter Betrachtung keine Schwierigkeiten.<br />

Der Regler wurde daher als Kompensationsalgorithmus entworfen. Wird die<br />

Übertragungsfunktion des digitalen Regelkreises so gewählt, dass er eine<br />

minimale endliche Einstellzeit hat, spricht man von einem Dead-Beat-Regler.<br />

Seine Genauigkeit und Stabilität hängt sehr stark von der Genauigkeit<br />

des Streckenmodels ab. In der vorliegenden Anordnung besteht die Regelstrecke<br />

im Wesentlichen aus der Entkopplungsinduktivität beziehungsweise<br />

der Induktivität des Kopplungstransformators. Beide Werte sind sehr genau<br />

bekannt. So kann auf einfache Weise ein schneller und stabiler Regler entworfen<br />

werden. Sein Funktionsprinzip ist in Figur 4.3 dargestellt.


Sollwert<br />

Stellgrösse<br />

-83-<br />

Figur 4.3: Das Funktionsprinzip eines Dead-Beat-Reglers: Bei einer Änderung<br />

des Sollwerts wird im Falle eines Systems 1. Ordnung<br />

bis zum nächsten Abtastschritt eine Stellgrösse berechnet, die<br />

genau so gross ist, dass innerhalb einer endlichen Anzahl von<br />

Abtastschritten (hier beim übernächsten Abtastschritt) der Istwert<br />

den Sollwert erreicht. Ein Dead-Beat-Regler ist nur realisierbar,<br />

wenn die Streckenübertragungsfunktion genau bekannt<br />

ist.<br />

4.3.2 Zeitkontinuierliches Streckenmodell<br />

Figur 4.4: Modell der Regelstrecke<br />

Istwert diskrete Zeitschritte (T)<br />

u N<br />

upcc<br />

R N<br />

L N<br />

iWR RK u WR<br />

Grundlage der Reglerauslegung ist ein hinreichend genaues Modell der Regelstrecke.<br />

Es soll den Zusammenhang zwischen Wechselrichterausgangsspannung<br />

und Wechselrichterstrom beschreiben.<br />

Aus regelungstechnischer Sicht stellen der Leitungsstrom iL und die Spannung<br />

am Anschlusspunkt upcc Störgrössen dar. Für die innere Stromregelung<br />

hat der Leitungsstrom jedoch keine Bedeutung und kann weggelassen<br />

werden. Die leicht messbare Spannung am Anschlusspunkt upcc kann mit<br />

der Wechselrichterausgangsspannung u zur Reglerausgangsspannung u WR<br />

R<br />

zusammengefasst werden.<br />

uR =<br />

u – u WR pcc<br />

L K<br />

i L<br />

(4.2)


-84-<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass für die Kopplungsinduktivität<br />

und den Kopplungswiderstand gilt:<br />

R K<br />

jωL K » RK (4.3)<br />

Der Widerstand der Einkopplung RK kann daher für die Reglerauslegung<br />

unberücksichtigt bleiben. Das Modell der Regelstrecke vereinfacht sich damit<br />

zur in Figur 4.5 dargestellten Form.<br />

u R<br />

Figur 4.5: Vereinfachtes Modell der Regelstrecke<br />

Die Übertragungsfunktion der Strecke ergibt sich damit zu (4.4), wobei<br />

I ( s)<br />

WR dabei die Laplacetransformierte des Wechselrichterstromes iWR() t<br />

ist und UR( s)<br />

die Laplacetransformierte der Reglerausgangsspannung<br />

u () t .<br />

R<br />

Gs ( )<br />

I ( s)<br />

WR 1<br />

= --------------- =<br />

--------<br />

UR( s)<br />

sLK (4.4)<br />

Da die Art der Messwerterfassung Einfluss auf das Streckenmodell im zeitdiskreten<br />

Bereich und damit auf Auslegung der Regelung hat, wird diese im<br />

folgenden Abschnitt beschrieben, bevor zur eigentlichen digitalen Reglerauslegung<br />

übergeleitet wird.<br />

4.3.3 Modulation<br />

Die Funktion eines Wechselrichters beruht darauf, dass in einer vorzugebenden<br />

zeitlichen Abfolge jeder Ausgang an die positive Seite, die negative<br />

Seite oder das Nullpotential des Gleichspannungszwischenkreises gelegt<br />

wird. Der Modulator steuert nun diese zeitliche Abfolge der Schaltzustände<br />

derart, dass der Kurzzeitmittelwert der Wechselrichterausgangsspannung einer<br />

Steuerspannung entspricht, oder dass der Wechselrichterstrom direkt<br />

dem vorgegebenen Sollwert folgt. Die verschiedenen Modulationsverfahren<br />

sind in der Literatur ausführlich behandelt. Eine umfassende Zusammenstellung<br />

der bekanntesten Verfahren findet sich in [3] und [12]. An dieser Stelle<br />

sollen nur zwei besonders typische Modulationsverfahren vorgestellt und<br />

die Wahl des hier eingesetzten Modulationsverfahrens begründet werden.<br />

i WR<br />

L K<br />

L K


-85-<br />

Die Wahl des Modulationsverfahrens richtete sich nach folgenden Kriterien:<br />

Um die Schaltverluste zu begrenzen und damit die thermische Belastbarkeitsgrenze<br />

der Halbleiter nicht zu überschreiten, ist bei heutigen Halbleitern<br />

eine maximale Schaltfrequenz von etwa 1 kHz einzuhalten.<br />

Es wird ein Modulationsverfahren bevorzugt, das ein definiertes Spektrum<br />

erzeugt, um die Harmonischen und Subharmonischen durch den<br />

Einsatz geeigneter selektiver Filter kompensieren zu können.<br />

Die Belastung aller Halbleiter sollte im Mittel gleich sein. Anderenfalls<br />

müssten einzelne stärker belastete Halbleiter überdimensioniert werden.<br />

Der Modulator muss niederfreque nte Änderungen der Anschlussspannung<br />

sowohl in Amplitude wie in Phase nachbilden können.<br />

Der Modulator muss zusammen mit einem Stromregler oder alleine eine<br />

sehr rasche Stromregelung ermöglichen.<br />

a) Toleranzbandregelung<br />

Bei Modulatoren nach dem Toleranzbandverfahren ist die Erzeugung der<br />

Schaltsignale mit der Stromregelung untrennbar verbunden. Die Umschalter<br />

werden so angesteuert, dass sich die Phasenströme in einem vorgegebenen<br />

Band um den Stromsollwert bewegen. Erreicht ein Strom die Bandgrenze,<br />

wird die entsprechende Phase umgeschaltet.<br />

Da sich bei einem dreiphasigen System mit offenem Sternpunkt das Umschalten<br />

eines Schalters auf alle drei Ströme auswirkt, kann, um diese Beeinflussung<br />

zu berücksichtigen, auf die Zeigerdarstellung gewechselt werden.<br />

Dort wird der Wechselrichter so angesteuert, dass sich die Spitze des<br />

I WR<br />

Wechselrichterstromzeigers immer innerhalb einer bestimmten Tole-<br />

ranzfläche befindet. Berührt die Zeigerspitze den Rand der Toleranzfläche,<br />

wird der Schaltzustand so geändert, dass die Zeigerspitze wieder ins Innere<br />

der Toleranzfläche gedrückt wird. Für die Auswahl des neuen Schaltzustandes<br />

wird eine Schalttabelle benötigt, in die auch der Zeiger der Anschlussspannung<br />

eingeht.<br />

Die Überwachung der Toleranzfläche erfolgt in der Regel durch Komperatoren<br />

in analoger Schaltungstechnik. Dies erlaubt das unmittelbare Reagieren<br />

auf dynamische Änderungen von Soll- und Iststrom, ohne dass durch Abtastung<br />

und digitale Berechnung entstehende Totzeiten zu berücksichtigen


-86-<br />

wären. Das Toleranzbandverfahren stellt daher im Vergleich zu anderen<br />

Modulationsverfahren die schnellstmögliche Stromregelung dar.<br />

Die weiter oben angeführten Anforderungen an das für die Anwendung im<br />

Symmetrierkompensator einzusetzende Modulationsverfahren erfüllt die<br />

Toleranzbandregelung jedoch nicht vollständig:<br />

Die Frequenz der Schalthandlungen i st nicht konstant und kann beliebig<br />

ansteigen. Damit kann die verlangte Begrenzung der Schaltfrequenz<br />

nicht erreicht werden.<br />

Wegen der nicht konstanten Schaltfr equenzen sind die Stromoberschwingungen<br />

auf den ganzen Frequenzbereich verteilt und können daher nur<br />

schwer ausgeregelt werden.<br />

Es kann keine gleichmässige Belastung der Halbleiter sichergestellt werden.<br />

Das Toleranzbandverfahren wird daher für die hier vorgestellte Hochleistungsanwendung<br />

nicht eingesetzt. Für Systeme kleinerer Leistung ist es<br />

jedoch durchaus geeignet (siehe zum Beispiel [14]).<br />

b) Tr‰gerverfahren<br />

Trägerverfahren werden alle jene Modulationsarten genannt, welche für die<br />

Generierung der Schaltsignale ein hochfrequentes Hilfssignal, ein sogenanntes<br />

Trägersignal, benötigen. Die Steuersignale (oder Steuerspannungen)<br />

werden dabei mit dem Trägersignal verglichen. Überschreitet eine<br />

Steuerspannung das Trägersignal, kommt es in der entsprechenden Phase zu<br />

einer Schalthandlung. Bei Zweipunktwechselrichtern, bei denen nur zwischen<br />

positiver und negativer Seite des Zwischenkreises umgeschaltet werden<br />

kann, genügt ein Trägersignal. Bei Dreipunktwechselrichtern, bei denen<br />

der Ausgang jeder Phase zusätzlich auch an das Mittel- oder Nullpotential<br />

der Zwischenkreisspannung geschaltet werden kann, werden zwei Trägersignale<br />

verwendet. In den Schnittpunkten von Trägersignalen und Steuerspannung<br />

ändert sich die Schaltspannung des Wechselrichters nach folgendem<br />

Schema: Liegt der Wert der Steuerspannung tiefer als beide Trägersignale,<br />

uDC wird die negative Zwischenkreisspannung ( – -------- ) an den Ausgang des<br />

2<br />

Wechselrichters geschaltet. Liegt der Wert der Steuerspannung zwischen<br />

den beiden Trägersignalen, wird das Null- oder Mittelpotential des Zwischenkreises<br />

an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet. Liegt der Wert<br />

der Steuerspannung über den beiden Trägersignalen, wird die positive Zwi-<br />

uDC schenkreisspannung ( --------<br />

)an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet.<br />

2


-87-<br />

Als Kurvenform für die Trägersignale sind sowohl Sägezahnkurven als auch<br />

Dreiecksignale gebräuchlich. Die geringsten Strom- und Spannungsverzerrungen<br />

werden erreicht, wenn in allen Phasen das selbe dreieckförmige Trägersignal<br />

verwendet wird (siehe [1] und [3]). Dieser Fall wird als Unterschwingungsverfahren<br />

oder Pulsbreitenmodulation (PWM) bezeichnet.<br />

Das zweite Trägersignal (für die Modulation eines Dreipunktwechselrichters)<br />

wird optimalerweise zum ersten Trägersignal um 180° versetzt. Bei<br />

versetzter Taktung kann bei gleichbleibender mittlerer Schaltfrequenz der<br />

Halbleiter eine Verdopplung der resultierenden Pulsfrequenz erreicht werden.<br />

Da die auf Seite 85 angeführten Kriterien für die Wahl eines Modulationsverfahrens<br />

am besten vom Unterschwingungsverfahren zusammen mit einem<br />

schnellen Stromregler erfüllt werden, wird dieses für die Realisierung<br />

des Symmetrierkompensators eingesetzt.<br />

4.3.4 Strommessung<br />

Leistungshalbleiter können nicht beliebig schnell getaktet werden, da die<br />

proportional mit der Taktfrequenz ansteigenden Schaltverluste leicht zu<br />

einer Überschreitung der zulässigen Betriebstemperaturen führen können.<br />

Bei GTOs sind Schaltfrequenzen von einigen hundert Hertz möglich, während<br />

mit IGBTs im Kilohertz-Bereich getaktet werden kann.<br />

Aufgrund dieser relativ niedrigen Schaltfrequenzen bleiben die Wechselrichterströme<br />

mit einem mehr oder weniger starken Rippel beaufschlagt.<br />

Würde der Wechselrichterstrom ungefiltert an den Reglereingang zurückgeliefert<br />

werden, könnte dieser Rippel zur Instabilität des Reglers führen.<br />

Anstatt den gemessenen Strom durch einen Tiefpassfilter zu filtern, was die<br />

Phasenreserve des Regelkreises verringert und damit dessen Stabilität verschlechtert,<br />

gibt es eine Methode, die es erlaubt, den Strom ohne seine<br />

Oberschwingungen zu messen: Das anschliessend beschriebene oberschwingungsbefreite<br />

Abtasten.<br />

In Figur 4.6 ist die Funktionsweise des Modulators für einen 3-Punkt-Wechselrichter<br />

illustriert. Es wurde dort zur Veranschaulichung eine einphasige<br />

Darstellung gewählt, an der sich das auch im dreiphasigen Fall gültige Prinzip<br />

zeigen lässt (siehe auch [16]). Eine durch die Regelung vorgegebene<br />

Steuerspannung u ST wird über die beiden Trägersignale gelegt. In den<br />

Schnittpunkten von Trägersignalen und Steuerspannung ändert sich die


a)<br />

b)<br />

Trägersignale<br />

uDC --------<br />

2<br />

0<br />

-88-<br />

Steuerspannung u ST<br />

uDC – --------<br />

2<br />

Wechselrichterausgangsspannung uWR Gegenspannung upcc Wechselrichterstrom iWR Grundschwingungsstrom<br />

uDC --------<br />

2<br />

0<br />

uDC – --------<br />

2<br />

c) Oberschwingungsstrom<br />

Grundschwingungsstrom<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0 T 2T 3T 4T 5T 6T 7T 8T 9T 10T<br />

Figur 4.6: Illustration zum oberschwingungsfreien synchronen Abtasten<br />

anhand einer einphasigen Darstellung: Aufgrund der Steuerspannung<br />

und der Trägersignale erzeugt der Wechselrichter eine<br />

Ausgangsspannung gemäss b), die bei induktiver Beschaltung<br />

und der ebenfalls in b) dargestellten Gegenspannung den skizzierten<br />

Stromverlauf bewirkt. Eine Aufteilung des Stromes in<br />

Grund- und Oberschwingung gemäss c) lässt erkennen, dass der<br />

Oberschwingungsstrom in den Eckpunkten und Schnittpunkten<br />

der Trägersignale Nulldurchgänge hat. Beim Abtasten zu diesen<br />

Zeitpunkten wird daher nur der Grundschwingungsstrom erfasst.<br />

Schaltspannung des Wechselrichters nach folgendem Schema: Liegt der<br />

Wert der Steuerspannung tiefer als beide Trägersignale, wird die negative<br />

uDC Zwischenkreisspannung ( –<br />

-------- ) an den Ausgang des Wechselrichters ge-<br />

2<br />

schaltet. Liegt der Wert der Steuerspannung zwischen den beiden Trägersignalen,<br />

wird 0 an den Ausgang des Wechselrichters geschaltet. Liegt der<br />

1<br />

0<br />

-1


-89-<br />

Wert der Steuerspannung über den beiden Trägersignalen, wird die positive<br />

uDC Zwischenkreisspannung ( -------- )an den Ausgang des Wechselrichters geschal-<br />

2<br />

tet. Die digitale Regelung wird so eingestellt, dass die Steuerspannung nur<br />

zu den Zeitpunkten der Spitzen und Nulldurchgänge der Trägersignale aktualisiert<br />

wird. So wird sichergestellt, dass die Steuerspannung während eines<br />

Intervalls nur ein Steuersignal schneidet und es daher zu genau einem<br />

Schaltvorgang je Intervall kommt. Die Wechselrichterausgangsspannung<br />

gemäss Teilfigur b) ergibt gemittelt über ein Intervall genau die Steuerspannung.<br />

Der sich einstellende Wechselrichterstrom i WR ergibt sich aus dem Integral<br />

des Spannungsabfalls über der Kopplungsinduktivität L K (der sehr kleine<br />

Kopplungswiderstand wird hier vernachlässigt). Dieser Spannungsabfall ist<br />

die Differenz zwischen Spannung im Anschlusspunkt (Gegenspannung oder<br />

u pcc) und der Wechselrichterausgangsspannung u WR.<br />

iWR() t<br />

1<br />

=<br />

----- ( uWR() t – upcc() t ) dt<br />

L K<br />

�<br />

(4.5)<br />

In Figur 4.6c wird der Wechselrichterstrom i WR aufgeteilt in den Grundschwingungs-<br />

und den Oberschwingungsstrom. Wie sich leicht erkennen<br />

lässt, hat der Oberschwingungsstrom zu den Zeitpunkten der Spitzen und<br />

Nulldurchgänge der Trägersignale ebenfalls Nulldurchgänge. Bei einer Abtastung<br />

zu diesen Zeitpunkten wird also nur der Grundschwingungsstrom<br />

erfasst.<br />

Ein gewisser Nachteil dieser Methode besteht darin, dass die Aktualisierung<br />

der Steuerspannung und das Abtasten des Stromes gleichzeitig erfolgen<br />

müssen. Da die Steuerspannung aus dem abgetasteten Strom berechnet werden<br />

muss, führt dies zu einer zusätzlichen Totzeit im System. Der Signalprozessor<br />

braucht in dieser Anwendung nicht besonders schnell zu sein, da<br />

die ganze Abtastperiode für das Auswerten der Messergebnisse und die<br />

Berechnung der neuen Steuerspannung zur Verfügung steht. 1)<br />

4.3.5 Zeitdiskretes Streckenmodell<br />

Wie im vorangehenden Abschnitt gezeigt, wird der Strom oberschwingungsfrei<br />

gleichzeitig mit der Aktualisierung der Steuerspannung abgetastet.<br />

Das in Kapitel 4.3.2 vorgestellte zeitkontinuierliche Streckenmodell<br />

muss, um das gesamte Systemverhalten zwischen Reglerein- und Regler-<br />

1) Weitere Methoden zur oberschwingungsfreien Stromerfassung sind ausführlich<br />

vorgestellt in [16] Kapitel 6.3.


-90-<br />

ausgang beschreiben zu können, um Abtaster, Modulator und Rechenzeit erweitert<br />

werden. Die durch die Rechenzeit verursachte Totzeit TR kann nur<br />

ein ganzzahliges Vielfaches der Abtastzeit T betragen. Hier wird sie als einfaches<br />

Totzeitglied dargestellt. Der Modulator kann durch ein Halte-<br />

–<br />

z 1<br />

glied nullter Ordnung H0( s)<br />

näherungsweise dargestellt werden. Der ge-<br />

samte Regelkreis zusammen mit dem dafür entworfenen Dead-Beat-Regler<br />

ist in Figur 4.7 dargestellt.<br />

iWR, soll<br />

kT<br />

Abtaster<br />

+<br />

- Σ<br />

Dead-Beat-Regler<br />

z 1<br />

Rz () –<br />

------z<br />

LK = ⋅-----<br />

T<br />

Rechenzeit<br />

Figur 4.7: Der Regelkreis der inneren Stromregelung. Der punktiert unterlegte<br />

Bereich entspricht dem Modell der zeitdiskreten Regelstrecke.<br />

Die Streckenübertragungsfunktion in diskreter Darstellung lautet: 1)<br />

Durch Einsetzen in Korrespondenztafeln erhält man<br />

H0( s)<br />

(4.6)<br />

(4.7)<br />

Der Entwurf des Reglers selbst erfolgt, wie in der Literatur dargestellt (insbesondere<br />

[2] Band 2 Seite 153 und [16] Seite 87), indem als Übertragungsfunktion<br />

für den ganzen, geschlossenen Regelkreis eine endliche<br />

1) Z{ x}<br />

steht für die z-Transformierte von x, L für die inverse Laplace-Transformierte<br />

von x.<br />

1 –<br />

KG( z)<br />

{ x}<br />

z 1 –<br />

kT<br />

Abtaster<br />

Gz ( ) z 1 –<br />

Z L 1 – = ⋅ { { H0( s)<br />

⋅ GS( s)<br />

} }<br />

t = nT<br />

=<br />

Gz ( )<br />

=<br />

z 1 –<br />

–<br />

sT<br />

1 e –<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

– 1<br />

----------------- ⋅ -------s<br />

sLK t = nT<br />

Z L 1<br />

⋅<br />

T<br />

LK z 2<br />

– z – 1 z 1 –<br />

---------------------------------------------<br />

( – )<br />

kT<br />

Modulator<br />

sT<br />

1 e –<br />

–<br />

H0s () = -----------s<br />

kontinuierliche uDC Regelstrecke<br />

1<br />

Gs ( ) = --------<br />

sL K<br />

diskrete Regelstrecke G(z)<br />

i WR


-91-<br />

Verzögerung vorgegeben wird, also zum Beispiel für eine Einstellzeit<br />

von zwei Abtastzeiten.<br />

KG( z)<br />

Rz ( ) ⋅ Gz ( )<br />

------------------------------------ z<br />

1 + Rz ( ) ⋅ Gz ( )<br />

2 –<br />

= =<br />

(4.8)<br />

Für unsere sehr einfache, nur aus Integrator (Induktivität) und Halteglied bestehende<br />

Strecke ergibt sich damit ein Regler mit der Übertragungsfunktion<br />

Rz ( )<br />

=<br />

z – 1<br />

---------z<br />

LK ⋅ -----<br />

T<br />

(4.9)<br />

Dieser Regler lässt sich in einer digitalen Regelung sehr leicht realisieren<br />

durch eine einfache Rückkopplung mit Verzögerung um einen Tastschritt.<br />

+<br />

- Σ<br />

Figur 4.8: Die Realisation des Dead-Beat-Reglers Rz ( )<br />

gemäss (4.9)<br />

Mit ihm wird jede Änderung des Sollwertes binnen zwei Tastschritten, also<br />

der halben Periodendauer eines Trägersignals, ausgeregelt. Da für die geplante<br />

Hochleistungsanwendung eine Taktfrequenz von 900 Hz geplant ist,<br />

ergibt sich eine Ausregelzeit von etwas über 1 ms. Die beim Nachfahren eines<br />

periodischen Signals durch diese Totzeit entstehende Phasenverschiebung<br />

kann durch die im nächsten Kapitel beschriebene übergeordnete Regelung<br />

zur Kompensation des Gegensystems ebenfalls kompensiert werden.<br />

4.4 Symmetrierung des Netzstroms<br />

In diesem Kapitel wird die Regelung vorgestellt, mit deren Hilfe der Wechselrichtersollstrom<br />

ermittelt wird, der nötig ist, um die Unsymmetrien der<br />

Netzströme zu kompensieren. Es werden dabei zwei mögliche Ansätze diskutiert,<br />

die beide im Rahmen dieser Arbeit untersucht wurden.<br />

4.4.1 Gegensystemkompensation auf der Zeigerebene 1)<br />

1<br />

--<br />

z<br />

In Figur 4.9 ist das Schema einer konventionellen Struktur für die äussere<br />

Stromregelung zur Gegensystemkompensation dargestellt. Der dreiphasige<br />

Netzstrom i Na,b,c wird gemessen und auf die Zeigerebene 2) des Gegen-<br />

LK -----<br />

T<br />

z 2 –


( n)<br />

I Nnegsoll , ,<br />

= 0<br />

+<br />

-<br />

Σ<br />

PI<br />

( n)<br />

I WR, soll<br />

( n)<br />

I Nneg<br />

dq<br />

αβ<br />

-92-<br />

PLL<br />

Gegensystem<br />

f = f<br />

– 0<br />

– ωt<br />

1 e j<br />

⋅<br />

innere<br />

Stromregelung<br />

Trennung<br />

Mitsystem /<br />

Gegensystem<br />

(Moving Average)<br />

System<br />

i Na,b,c<br />

abc<br />

dq<br />

Figur 4.9: Das Schema der Regelung auf der Zeigerebene des Gegensystems:<br />

Der Netzstrom iNa,b,c wird gemessen, auf die Zeigere-<br />

( n)<br />

bene des Gegensystems transferiert (zu I N )und durch einen<br />

Moving-Average-Filter aufgeteilt in einen Mit- und Gegensy-<br />

( n)<br />

stemanteil. Der Gegensystemanteil I Nneg - in dieser Darstellung<br />

eine Gleichgrösse - wird durch einen PI-Regler zu Null<br />

geregelt.<br />

Der Block dq/αβ stellt eine Tranformation von einem mit dem<br />

bezogenen System (hier das Gegensystem) mitrotierenden Koordinatensystem<br />

in ein ortsfestes Koordinatensystem dar und<br />

αβ/dq die entsprechende Rücktransformation.<br />

( n)<br />

systems transformiert - zu I N . Auf der Zeigerebene des Mitsystems stellt<br />

das Gegensystem eine Schwingung mit doppelter Netzfrequenz dar. Auf der<br />

Zeigerebene des Gegensystems stellt das Mitsystem eine Schwingung mit<br />

doppelter Netzfrequenz dar. Dies erlaubt den Einsatz eines Moving-Average-Filters,<br />

um jeweils den nicht stationären Teil der Zeigergrössen herauszufiltern<br />

und damit das Mit- und Gegensystem zu trennen. Der Gegensystemanteil<br />

kann nun durch einen Integralregler mit Proportionalanteil - ei-<br />

( n)<br />

I N<br />

1) Zeigergrössen in einem mit der positiven Grundschwingung mitrotierenden Koordinatensystem<br />

werden durch unterstrichene Grossbuchstaben gekennzeichnet (z.B.<br />

Xy ), während Zeiger in einem mit negativer Grundschwingungsfrequenz rotierenden<br />

Koordinatensystem - also dem Gegensystem - mit einem hochgestellten (n) ge-<br />

( n)<br />

kennzeichnet sind (z.B Xy ). Der tiefgestellte Zusatz “neg” bezeichnet den<br />

Gegensystemanteil der entsprechenden Grösse. Der tiefgestellte Zusatz “pos” bezeichnet<br />

den Mitsystemanteil der entsprechenden Grösse.<br />

2) Zur Zeigerdarstellung siehe Kapitel “Zeiger” auf Seite 54


-93-<br />

nen PI-Regler - zu Null geregelt werden. Der Ausgang des Reglers ist hierbei<br />

für die innere Stromregelung der Sollwert des Stroms, der vom<br />

Wechselrichter geliefert werden muss. Das ist nach Rücktransformation auf<br />

die Drehzeigerebene - also auf ein ortsfestes Koordinatensystem - der Eingangswert<br />

für die innere Stromregelung.<br />

Das in Figur 4.9 gezeigte Schema setzt voraus, dass die gemessenen Ströme<br />

in der Zeigerdarstellung vorliegen. Da die Messgeräte nur Phasengrössen<br />

erfassen können, ist eine Umrechnung in Zeigergrössen erforderlich. Zunächst<br />

erfolgt eine Umwandlung in Drehzeigergrössen - also in Koordinaten<br />

eines ortsfesten Koordinatensystems gemäss Gleichung (4.10). Das ist eine<br />

reine Umformung mit geringem Rechenzeitaufwand.<br />

x<br />

2<br />

-- xa e<br />

3<br />

(4.10)<br />

Für die weitere Umwandlung in Zeigergrössen eines mit den Grundschwingungsgrössen<br />

synchron rotierenden Koordinatensystems gemäss Gleichung<br />

(4.11) ist jedoch der Einheitsdrehzeiger<br />

derlich.<br />

der bezogenen Spannung erfor-<br />

j0°<br />

⋅ xb e j120°<br />

xb e j –120°<br />

= ( + ⋅ + ⋅ )<br />

e jωt<br />

– ωt<br />

X x e j<br />

= ⋅<br />

(4.11)<br />

Dieser wird mit Hilfe des in Kapitel 4.4.2 beschriebenen Phase-Locked-<br />

Loop (PLL) gebildet.<br />

Um die Regelung des Netzstromes möglichst frei von Störungen zu halten,<br />

wird als bezogene Spannung die Netzanschlussspannung gewählt. Im Falle<br />

eines starren Netzes behält sie auch im Unterbruch ihre dreiphasig symmetrische<br />

Form bei. Im Falle eines schwachen Netzes bleibt die dreiphasig<br />

symmetrische Form zwar nicht vollständig erhalten. Der PLL kann jedoch<br />

so ausgelegt werden, dass dennoch ein Einheitsdrehzeiger mit konstanter<br />

Frequenz gebildet werden kann. Der PLL verhält sich dabei ähnlich wie<br />

eine grosse rotierende Masse, deren Drehung durch kleine kurzfristige<br />

Spannungsänderungen nicht beeinflusst wird. Den Einheitsdrehzeiger kann<br />

man sich als einen mit dem Rotor einer solchen Masse mitrotierenden Zeiger<br />

vorstellen.<br />

4.4.2 Aufbau eines PLL<br />

Das Grundprinzip des eingesetzten PLL (gemäss Figur 4.10) ist folgendes:<br />

Der Drehzeiger der bezogenen Spannung wird mit einem beliebigen<br />

uNαβ ,


uNαβ ,<br />

ϕ<br />

αβ<br />

dq<br />

u Nq<br />

u Nd<br />

Figur 4.10: Der Aufbau des PLL<br />

-94-<br />

PI<br />

mit ARW<br />

Einheitsdrehzeiger (in der numerischen Implementation: ω0π ) verglichen.<br />

Die Phasenlage dieses Einheitsdrehzeigers wird nun durch einen PI-<br />

Regler mit Anti-Reset-Windup so geregelt, dass die Phasenverschiebung<br />

zwischen den beiden Phasen zu Null wird. Der Ausgang des Reglers entspricht<br />

dabei einer Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen einem beliebig angenommen<br />

Referenzsystem ( ω0π) und der Netzspannung. Der PI-Regler wird<br />

so langsam eingestellt, dass kleinere Schwankungen der Phasenlage des<br />

Drehzeigers der bezogenen Spannung keine wesentlichen Auswirkungen<br />

auf den Ausgangswinkel des PLL haben. Ausserdem wird die maximale<br />

Phasenverschiebung ∆ϕ - und damit eine zu rasche Änderung der Phasenlage<br />

- limitiert.<br />

e jω 0 t<br />

PI-Regler mit Anti-Reset-Windup (ARW)<br />

kf<br />

Figur 4.11: PI-Regler mit Anti-Reset-Windup: “Sat.” ist ein Begrenzer. Die<br />

Faktoren ki und kp sind die Regelparameter. kf wird auf einen<br />

Wert gesetzt, der kleiner als ki ist.<br />

Wird ein Intergraregler über ein Begrenzungsglied an die Regelstrecke angeschlossen,<br />

integriert der Integrator bei Erreichen der Begrenzung weiter.<br />

Selbst wenn das Eingangssignal wieder abfällt, ändert sich der Ausgang<br />

ω 0π<br />

in Σ ki �x<br />

kp<br />

∆ϕ<br />

Σ<br />

Σ<br />

Σ<br />

�x<br />

Sat.<br />

ϕ<br />

out


-95-<br />

erst, wenn der Integrator wieder bis an den Wert der Ausgangsbegrenzung<br />

hinunter integriert hat. Möchte man ein solches Hysterese-Verhalten des<br />

Reglers vermeiden, muss die Differenz zwischen dem Eingang und dem<br />

Ausgang des Begrenzungsgliedes an den Eingang des Integrators rückgekoppelt<br />

werden. Auf diese Weise kann ein weiteres Aufintegrieren des Integrators<br />

verhindert werden, da ein höherer Ausgangswert des Integrators sofort<br />

durch eine tieferen Eingangswert kompensiert wird.<br />

4.4.3 Moving Average Filter<br />

I dq , I pos, dq ,<br />

Zeitverzögerung<br />

T/4<br />

Figur 4.12: Der Aufbau eines Moving Average Filters<br />

Ein Moving Average Filter erlaubt das vollständige Ausfiltern einer vorgegebenen<br />

Frequenz und aller ganzzahligen Vielfachen dieser Frequenz. Das<br />

Eingangssignal wird um die halbe Periodendauer der zu filternden Frequenz<br />

verzögert und zum unverzögerten Eingangssignal addiert. Bei stationären<br />

Schwingungen funktioniert dieses Filter einwandfrei. Eine Änderung der<br />

Amplitude wird jedoch wegen der Zeitverzögerung erst nach einer halben<br />

Netzperiode vollständig ausgeglichen. Bei einer Regelung auf der Zeigerebene<br />

eines rotierenden Koordinatensystems ist im Allgemeinen eine Entkopplung<br />

der Ausgangssignale erforderlich (siehe [12] S77). In unserem<br />

Fall ist jedoch die Totzeit der Regelstrecke deutlich kleiner als die Periodendauer<br />

der Netzfrequenz, und es kann daher auf eine Entkopplung verzichtet<br />

werden.<br />

Ausser der Kompensation für das Gegensystem müssen, wie in Figur 4.2<br />

dargestellt, auch Sollwerte des Mitsystems für die Blindstromkompensation<br />

und die Spannungsregelung des Zwischenkreises erreicht werden. Für diese<br />

ist ein eigener Regler auf Basis des Mitsystems erforderlich. Die Struktur<br />

für diese aus parallelen Reglern aufgebaute Regelung ist in Figur 4.13 dargestellt.<br />

Σ<br />

0.5


I = 0<br />

N, pos, soll<br />

( n)<br />

I Nnegsoll , ,<br />

= 0<br />

PLL<br />

Mitsystem<br />

f = f0 -<br />

+<br />

+<br />

-<br />

Σ<br />

Σ<br />

k P<br />

k P<br />

1 e jωt<br />

⋅<br />

PI<br />

kI + --s<br />

PI<br />

kI + --s<br />

( n)<br />

I N, neg<br />

dq<br />

αβ<br />

dq<br />

αβ<br />

-96-<br />

+<br />

Moving<br />

Average<br />

iWR, soll<br />

innere<br />

Strom-<br />

+ regelung<br />

Moving<br />

Average<br />

System<br />

αβ<br />

dq<br />

αβ<br />

dq<br />

Figur 4.13: Das Schema der Regelung auf der Zeigerebene mit getrennten<br />

Reglern für Mit- und Gegensystem. Der Sollwert des Netzstromes<br />

wird als Gleichgrösse durch die übergeordnete Regelung<br />

geliefert. Der Sollwert des Netzstroms im Gegensystem ist in<br />

jedem Fall Null.<br />

Bei Leistungselektronikanwendungen ist stets auch eine Ausregelung von<br />

Harmonischen gewünscht. Diese kann erreicht werden, in dem zu den oben<br />

beschriebenen Regelungen noch weitere Regelungen auf der Zeigerebene<br />

des synchron mit der jeweiligen Harmonischen mitrotierenden Koordinatensystems<br />

parallel geschaltet werden. Um ein mit einer Harmonischen mitrotierendes<br />

Koordinatensystem zu erhalten, ist der von der PLL gelieferte Einheitsdrehzeiger<br />

1 e mit der Zahl der jeweiligen Harmonischen zu multiplizieren,<br />

bevor er zur Berechnung der Zeiger des rotierenden Koordinatensystems<br />

verwendet wird. Für die Darstellung der Drehzeigergrösse auf<br />

der Zeigerebene der n-ten Harmonischen gilt:<br />

jωt<br />

⋅<br />

x<br />

( n)<br />

X<br />

=<br />

x e jnωt<br />

⋅<br />

(4.12)<br />

Mit der gezeigten Regelung lässt sich ein funktionierender Symmetrierkompensator<br />

aufbauen, der symmetrische dreiphasige Ströme im angeschlossenen<br />

Netz herstellt. Ein gewisser Nachteil besteht jedoch darin, dass insbesondere<br />

im Fall einer gewünschten Ausregelung der Harmonischen ein rela-<br />

I N<br />

( n)<br />

I N<br />

-1<br />

i N, αβ ,


-97-<br />

tiv hoher Rechenaufwand besteht, da für jede Harmonische zwei Transformationen<br />

(von der Drehzeiger- in die Zeigerebene und zurück) erforderlich<br />

sind. Ein anderer Nachteil besteht darin, dass die Trennung von Mit- und<br />

Gegensystem eine Zeitverzögerung von mindestens einer halben Netzperiode<br />

bewirkt.<br />

4.4.4 Schnelle Vorsteuerung<br />

PLL<br />

Mitsystem<br />

f = f0 Moving<br />

Average<br />

-<br />

1 e jωt<br />

⋅<br />

+<br />

Σ dq<br />

αβ<br />

iWR, soll<br />

schnelle<br />

innere<br />

Stromregelung<br />

αβ<br />

dq<br />

System<br />

i N, αβ ,<br />

Figur 4.14: Vorsteuerung für kontinuierliche Ströme bei kurzfristigen Unterbrüchen.<br />

Der Moving Average Filter muss über eine längere<br />

Zeit (z.B. meherere Perioden der Grundschwingungsfrequenz)<br />

mitteln, um kurzzeitige Störungen perfekt zu kompensieren.<br />

Damit können ohne jeden Verzug die zur Kompensation erforderlichen<br />

Ströme bereitgestellt werden.<br />

Ein anderer Ansatz zur Stromregelung auf der Zeigerebene wurde in [20]<br />

und [14] vorgestellt. Er beruht im Wesentlichen auf folgendem Konzept:<br />

Der Wirkanteil des Leitungsstroms wird über eine längere Zeit gemittelt.<br />

Tritt aufgrund eines einphasigen Unterbruchs der Leitung eine Unsymmetrie<br />

auf, soll dieser Wirkanteil weiterhin vom Netz geliefert beziehungsweise<br />

aufgenommen werden.<br />

Um all die anderen unerwünschten Stromkomponenten zu eliminieren,<br />

muss man einfach:<br />

die aktuellen Werte des Wirkstromes IL_d () t und des Blindstromes<br />

IL_q () t in der Leitung messen,<br />

einen gleitenden Mittelwert IL_d ( tT , ) der Wirkstromkomponente<br />

IL_d () t über ein fixes, aber gleitendes Zeitfenster T<br />

berechnen:


I L_d tT ,<br />

�<br />

( t + T)<br />

( ) = IL_d() t dt<br />

t<br />

-98-<br />

(4.13)<br />

Die Differenz beider Komponenten ist der vom Wechselrichter zu liefernde<br />

Strom:<br />

IWR, soll<br />

=<br />

IL_d() t – I L_d( tT , ) + jIL_q() t<br />

(4.14)<br />

Dies führt ohne jeden Verzug zu symmetrischen, sinusförmigen, dreiphasigen<br />

Strömen. Das bedeutet: Der Wechselrichter speist alle im angeschlossenen<br />

Netz nicht erwünschten Stromkomponenten am Netzanschlusspunkt ein<br />

und überlässt nur den gefilterten Wirkanteil des Mitsystems dem angeschlossenen<br />

Netz.<br />

I N() t =<br />

I L_d( tT , ) + j ⋅ 0<br />

(4.15)<br />

Dieses Vorsteuerverfahren, das auch in Figur 4.14 skizziert ist, liefert sehr<br />

gute Ergebnisse besonders beim Ausfiltern kurzfristiger Störungen der<br />

Netzströme, wie sie zum Beispiel durch schmutzige Lasten hervorgerufen<br />

werden (Siehe [14]). Es muss natürlich mit einer geeigneten Regelung kombiniert<br />

werden, die eine längere Wirkleistungsentnahme aus dem Zwischenkreis<br />

verhindert und den Strom geänderten Leistungsbedürfnissen nachführt.<br />

Für einen effizienten Einsatz ist aber eine phasenfehlerfreie innere Stromregelung<br />

erforderlich. Eine Realisation wäre zum Beispiel mit Hilfe eines Toleranzbandreglers<br />

möglich. Da sich dieser aber für Hochleistungsanwendungen<br />

wegen der variablen Schaltfrequenzen nicht eignet (siehe “Toleranzbandregelung”<br />

auf Seite 85), wurde dieses Verfahren hier nicht weiter verfolgt.<br />

Es werden jedoch in Kapitel 5.1.4 Simulationsresultate mit einer<br />

derartigen Vorsteuerung (allerdings noch ohne überlagerte Regelung) präsentiert.<br />

Ein anderer Nachteil besteht darin, dass während einer gewissen Zeit 1) nach<br />

dem Unterbruch der Phasenleitung der Wirkleistungsfluss konstant gehalten<br />

wird. Dies stellt hohe Ansprüche an die Energiespeicher im Zwischenkreis<br />

und ist nicht in allen Fällen angezeigt: Wie in Kapitel 3.3.2 gezeigt wurde,<br />

ändert sich bei der Kopplung zweier Netze der Leistungsfluss durch einen<br />

Unterbruch, solange sich die Phasenverschiebung zwischen diesen Netzen<br />

nicht ändert.<br />

1) Die Zeit hängt von der Einstellung des Moving Avarage-Filters ab.


-99-<br />

4.4.5 Integrierende Oszillatoren<br />

Da bereits die innere Stromregelung auf der Drehzeigerebene (also im ortsfesten<br />

Koordinatensytem) realisiert wurde, scheint es naheliegend, auch die<br />

überlagerte Regelung auf die Drehzeigerebene zu übertragen.<br />

Die bisherige Regelung beruhte darauf, dass die Eingangsgrössen in ein rotierendes<br />

Koordinatensystem übertragen, dort als Gleichgrössen geregelt<br />

und schliessendlich wieder auf ein ortsfestes Koordinatensystem rücktransformiert<br />

wurden. Im neuen Ansatz soll nun der Drehzeiger direkt geregelt<br />

werden, ohne dass eine Transformation auf die Zeigerebene erforderlich ist.<br />

Dafür ist ein Regler zu finden, der als Integrator die Länge des Drehzeigers<br />

regelt, ohne dessen Phasenlage zu beeinflussen.<br />

Wir gehen von einem Eingangssignal<br />

xt () e jωt<br />

=<br />

(4.16)<br />

aus, auf dessen Amplitude der Integralregler wirken soll. Wir erhalten damit<br />

als Ausgangssignal:<br />

yt () = kI ⋅ t ⋅ e<br />

jωt<br />

(4.17)<br />

Die Berechnung der Übertragungsfunktion wird erleichtert durch die Darstellung<br />

der Signale als Laplace-Transformierte:<br />

Xs ( )<br />

Ys ( )<br />

=<br />

=<br />

1<br />

------------s–<br />

jω<br />

k I<br />

( s – jω)<br />

2<br />

--------------------<br />

(4.18)<br />

(4.19)<br />

Die Übertragungsfunktion des Integrators - oder auch integrierenden Oszillators<br />

- ergibt sich damit zu<br />

RI( s)<br />

k I<br />

Ys ( )<br />

= ---------- =<br />

------------s<br />

– jω<br />

Xs ( )<br />

(4.20)<br />

Dies ist ein von der Zeiger- auf die Drehzeigerebene transformierter Integrator.<br />

Zu diesem kann für eine schnellere Ausregelung noch ein Proportionalanteil<br />

hinzuaddiert werden. Durch diesen ist eine unmittelbare Reaktion auf<br />

kurzfristige Änderungen des Netzstromes oder Sollwertes möglich. Mit dem<br />

Proportionalanteil ergibt sich die Reglerübertragungsfunktion zu:


k I<br />

-100-<br />

Rs ( ) = kP + -------------<br />

(4.21)<br />

s– jω<br />

In der in dieser Arbeit untersuchten Anwendung ist eine Regelung sowohl<br />

im Mitsystem als auch im Gegensystem erforderlich. Um eine Struktur zu<br />

erhalten, wie sie in Figur 4.13 dargestellt ist, ist für das Mitsystem ein in positiver<br />

Richtung rotierender Integrator erforderlich und für das Gegensystem<br />

ein in negativer Richtung rotierender. Die Proportionalanteile der beiden<br />

Teile können zusammengefasst werden. Damit erhalten wir als Reglerübertragungsfunktion<br />

k Ip<br />

k In<br />

Rs ( ) = kP + ------------- + --------------<br />

(4.22)<br />

s– jω s+ jω<br />

Die in Figur 4.13 gezeigte Regelstruktur für die Zeigerebene vereinfacht<br />

sich dadurch zu der in Figur 4.15 dargestellten Struktur mit integrierenden<br />

Oszillatoren. Für eine zusätzliche Ausregelung der Harmonischen können<br />

weitere Oszillatoren mit den Frequenzen der entsprechenden Harmonischen<br />

zu den eingezeichneten Oszillatoren für die Grundschwingung parallel geschaltet<br />

werden.<br />

i N, pos, soll<br />

i Nnegsoll , ,<br />

= 0<br />

-<br />

+<br />

+<br />

Σ<br />

k P<br />

k I<br />

-----------s<br />

– jω<br />

k I<br />

------------s<br />

+ jω<br />

i WR, soll<br />

+<br />

+<br />

+<br />

innere<br />

Stromregelung<br />

System<br />

Figur 4.15: Das Schema der Regelung auf der Drehzeigerebene.<br />

i N, αβ ,<br />

Während sich die Integratoren erst während einer Netzperiode auf den veränderten<br />

Netzstrom einstellen, kann über den Proportionalteil - also den direkten<br />

Pfad - unmittelbar auf eine Änderung reagiert werden. Zusammen<br />

mit der raschen inneren Stromregelung wird damit - wie durch die Simulationen<br />

in Kapitel 5.3 gezeigt werden wird - eine Ausregelung von Unsymmetrien<br />

des Netzstroms innerhalb einer Netzperiode erreicht.


-101-<br />

4.4.6 Realisation als digitale Regelung<br />

Da, wie im Kapitel 4.3 erklärt, in Anbetracht der im Vergleich zur Ausregelzeit<br />

langen Abtastzeit eine zeitdiskrete Realisation der inneren Stromregelung<br />

erforderlich war, wurde im Hinblick auf die Konsistenz der gesamten<br />

Regelung auch die in diesem Abschnitt beschriebene übergeordnete Regelung<br />

zeitdiskret implementiert. Aufgrund der bereits durch die Integratoren<br />

längeren Ausregelzeit in der Grössenordnung der Periodendauer der Grundschwingung<br />

wäre das nicht zwingend nötig, und auch eine quasikontinuierliche<br />

Regelung liefert gute Ergebnisse.<br />

Die Approximation der Übertragungsfunktion eines integrierenden Oszillators<br />

k I<br />

RI( s)<br />

= ------------s–<br />

jω<br />

mit Hilfe der Methode der Vorwärts-Differenzenquotienten<br />

df<br />

--dt<br />

t = kT<br />

f( ( k + 1)T)<br />

– fkT ( )<br />

≈ ---------------------------------------------<br />

T<br />

liefert als diskrete Übertragungsfunktion:<br />

RI( z)<br />

=<br />

kIT e jωT<br />

⋅<br />

z e jωT<br />

---------------------<br />

–<br />

(4.23)<br />

(4.24)<br />

(4.25)<br />

Eine praktische Realisation von Gleichung (4.25) am Digitalrechner mit<br />

Hilfe eines Glieds zur Verzögerung um einen Zeitschritt (1/z) ist in<br />

Figur 4.16 dargestellt.<br />

k I T<br />

- Σ<br />

+<br />

e jωT<br />

z 1 –<br />

Figur 4.16: Zeitdiskrete Realistation eines integrierenden Oszillators


-102-<br />

4.5 Äussere Regelkreise auf der Zeigerebene<br />

Die Regelkreise zur Blindleistungskompensation und zur Regelung der<br />

Zwischenkreisspannung werden günstigerweise auf der Zeigerebene eines<br />

mit der Grundschwingung von Strom und Spannung synchron mitrotierenden<br />

Koordinatensystems realisiert, da dort ein direkter und getrennter Zugriff<br />

auf die Wirk- und Blindgrössen möglich ist.<br />

4.5.1 Blindleistungskompensation<br />

Der Symmetrierkompensator soll zusätzlich zur Kompensation von Unsymmetrien<br />

auch in der Lage sein, Blindströme aus dem Netz aufzunehmen oder<br />

an das Netz abzugeben. Damit kann einerseits die Belastung der Leitungen<br />

durch unnötige Blindströme reduziert werden. Andererseits kann damit die<br />

Spannung am Anschlusspunkt stabilisiert werden. Insbesondere für die Versorgung<br />

eines empfindlichen Verbrauchers reicht die Symmetrierung der<br />

Ströme nicht aus. Für ihn muss auch das Niveau der Anschlussspannung<br />

konstant gehalten werden.<br />

Für die Blindleistungskompensation wurde folgendes Konzept verfolgt: Die<br />

dreiphasige Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt wird gemessen und deren<br />

Amplitude ermittelt. Aus der Differenz von Spannungsamplitude und Sollwert<br />

der Spannungsamplitude wird durch einen PI-Regler der Sollwert des<br />

Wechselrichterblindstromes geregelt und dem Wechselrichtersollstrom der<br />

Symmetrierkompensation überlagert.<br />

4.5.2 Regelung der Zwischenkreisspannung<br />

Der Energiegehalt der Zwischenkreiskondensatoren ist durch ihre Auslegung<br />

limitiert. Für die grossen über Hochspannungsleitungen zu übertragenden<br />

Leistungen scheint eine wirtschaftliche Auslegung nur möglich, wenn<br />

der Kompensator so eingestellt wird, dass der Wechselrichter nie länger als<br />

während der Dauer von wenigen Perioden der Netzfrequenz Energie an das<br />

Netz liefern oder aus ihm aufnehmen muss. 1) Es ist daher eine Regelung<br />

einzubauen, die das Spannungsniveau im Zwischenkreis und damit dessen<br />

Energiegehalt im Mittel konstant hält.<br />

Während eines einphasigen Unterbruchs und der daraus resultierenden einphasigen<br />

Übertragung über die Leitung erfolgt eine pulsierende Energieübertragung<br />

mit doppelter Netzfrequenz. Diese Pulsation muss für einen<br />

1) Im günstigsten Fall ist die Energiespeicherung nur während einer halben Netzperiode<br />

erforderlich.


U L1_soll<br />

U ZK_soll<br />

PLL<br />

Mitsystem<br />

f = f0 U L1<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

Σ<br />

Σ<br />

UZK<br />

k PB<br />

k PD<br />

PI<br />

PI<br />

1 e jωt<br />

⋅<br />

k IB<br />

+ ----s<br />

k ID<br />

IWRq, soll<br />

+ ----s<br />

IWRd, soll<br />

-103-<br />

dq<br />

αβ<br />

Amplitude<br />

Moving<br />

Average<br />

System<br />

mit inneren<br />

Regelungen<br />

u L1a,b,c<br />

Figur 4.17: Die Regelungen auf der Zeigerebene für die Blindleistungskompensation<br />

und die Zwischenkreisspannung. Die Sollwerte<br />

für Wirk- und Blindanteil (I WRd,soll und I WRq,soll ) des Wechselrichterstromzeigers<br />

I WR werden von den Sollwerten aus der unterlagerten<br />

Symmetrierkompensationsregelung überlagert.<br />

kontinuierlichen Energiefluss im angeschlossenen Netz vom Symmetrierkompensator<br />

ausgeglichen werden und führt daher zu einer pulsierenden<br />

Zwischenkreisspannung. Diese Pulsation der Zwischenkreisspannung darf<br />

durch die Zwischenkreisregelung nicht zu kompensieren versucht werden,<br />

da die Regelung sonst der eigentlichen Funktion des Symmetrierkompensators<br />

zuwiderlaufen würde. Die gemessene Zwischenkreisspannung wird daher<br />

durch ein Filter geglättet, das den 100 Hz Anteil unterdrückt. Das geglättete<br />

Signal regelt über einen PI-Regler den Sollwert des Wirkanteils des<br />

Wechselrichterstroms.<br />

Die Sollwerte aus Blindleistungs- und Zwischenkreisregelung werden zusammen<br />

auf die Drehzeigerebene transformiert und dem Sollwert für den<br />

Wechselrichterstrom, der sich aus der Symmetrierkompensation ergibt,<br />

überlagert.<br />

U ZK


4.6 Zusammenfassung<br />

-104-<br />

In diesem Kapitel wurde eine Regelstruktur vorgestellt, die eine rasche<br />

Kompensation von durch einphasige Leitungsunterbrüche entstehenden<br />

Unsymmetrien erlaubt. Sie besteht aus einer auf einem Dead-Beat-Regler<br />

basierenden inneren Stromregelung, integrierenden Oszillatoren zur Kompensation<br />

des Gegensystems und allfälliger Harmonischer sowie äusseren<br />

Regelkreisen zur Gleichspannungsregelung und der Blindstromkompensation.<br />

Wie die in den anschliessenden Kapiteln gezeigten Simulationen und Messungen<br />

an der Laboranlage zeigen werden, erlaubt die gewählte Regelstruktur<br />

eine fast vollständige Elimination der Unsymmetrien innerhalb von ein<br />

bis zwei Netzperioden. Ein direkter Pfad parallel zu den integrierenden<br />

Oszillatoren erlaubt zudem eine rasche Reaktion auf kleinere Störungen im<br />

Netzstrom.


-105-<br />

5 Computersimulationen<br />

In diesem Kapitel sollen die bisher vorgestellten theoretischen Überlegungen<br />

anhand einiger Computersimulationen für vier typische Anwendungsfälle<br />

illustriert und verifiziert werden. Die Simulationen wurden in Matlab/<br />

Simulink durchgeführt, wobei der elektrische Teil mit Hilfe der Toolbox<br />

PLECS [24] integriert wurde.<br />

In den ersten beiden Abschnitten wird die wichtigste Anwendung des Symmetrierkompensators,<br />

nämlich sein Einsatz an Hochspannungsleitungen, die<br />

zwei elektrische Netze miteinander verbinden, vorgestellt. Diese Anwendung<br />

wird auch dazu herangezogen, die Funktion der verschiedenen Teile<br />

der mehrstufigen Regelstruktur zu zeigen. In den weiteren Abschnitten werden<br />

andere wichtige Anwendungsmöglichkeiten wie die Versorgung eines<br />

einzelnen grossen Verbrauchers sowie die Versorgung eines einphasigen<br />

Bahnnetzes aus einem empfindlichen dreiphasigen Netz gezeigt. Dort werden<br />

dann jeweils nur Simulationen mit der vollständigen Regelstruktur vorgestellt.<br />

Der in realen Netzen vergleichsweise häufig auftretende Erdschluss mit<br />

nachfolgender Abschaltung wird hier nicht simuliert, sondern nur die bei<br />

Einsatz eines Symmetrierkompensators zulässige nachfolgende einphasige<br />

Abschaltung des schadhaften Leiters.<br />

5.1 Die Kopplung zweier elektrischer Netze<br />

In Figur 5.1 ist das Grundkonzept der Anwendung des Symmetrierkompensators,<br />

wie es in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt wurde, skizziert.<br />

In den Inneninduktivitäten L N1 und L N2 sind jeweils die Ersatzinduktivitäten<br />

der Anschlusstransformatoren mitberücksichtigt. Die Leitungsinduktivität<br />

L TL stellt die Ersatzinduktivität der Leitung dar. L W1 und L W2 sind die Ersatzinduktivitäten<br />

der Kopplungstransformatoren.<br />

Da der Symmetrierkompensator jedoch unabhängig von den Verhältnissen<br />

am anderen Ende der Leitung arbeitet, bleibt auch in den hier vorgestellten<br />

Simulationen der zweite Kompensator unberücksichtigt. Das zweite Netz<br />

wird durch seine innere Spannung u 2a,b,c repräsentiert. Die Inneninduktivität<br />

L N2 und der Innenwiderstand R N2 werden zu Widerstand und Ersatzindukti-


L W1<br />

-106-<br />

u1a,b,c u2a,b,c<br />

LN1R i1a,b,c i LTL /2 L<br />

N1 La,b,c<br />

TL /2 RTL LN2 RN2 Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

C TL<br />

Figur 5.1: Schematische Darstellung zweier über eine Leitung verbundener<br />

Netze. Die Leitung ist an beiden Enden mit einem Symmetrierkompensator<br />

ausgestattet.<br />

vität der Leitung addiert. Da die Innenspannungen der Netze in einem realen<br />

System nicht direkt zugänglich sind, werden diese auch in den Simulationsresultaten<br />

im Allgemeinen nicht dargestellt.<br />

Da der Kapazitätsbelag C TL der Leitung in der mathematischen Analyse im<br />

Kapitel 3 nicht berücksichtigt wurde, werden an dieser Stelle Simulationen<br />

sowohl mit als auch ohne Kapazitätsbelag vorgestellt, um die Auswirkungen<br />

der Kapazität beurteilen zu könne.<br />

Sofern bei den einzelnen Simulationen nichts anderes angegeben ist, wurde<br />

im Weiteren mit den in Tabelle 5.1 aufgelisteten elektrischen Grössen gerechnet.<br />

Wie in der Energietechnik üblich werden die Ströme und Spannungen<br />

nicht absolut sondern relativ zu ihrer Bezugsgrösse - also normiert - angegeben.<br />

1)<br />

Die Induktivitäten und Widerstände wurden grösser gewählt, als dies einem<br />

realen Hochspannungsnetz entspricht, um ein extrem schwaches Netz darzustellen,<br />

an desssen Anschlusspunkt die Auswirkungen von Unsymmetrien<br />

und Belastungsschwankungen deutlicher als bei einem realen Netz zu erkennen<br />

sind. Die Simulationsergebnisse werden auf diese Art anschaulicher<br />

und lassen die Funktionalität des Symmetrierkompensators besser erkennen.<br />

In den meisten gezeigten Simulationen wird der Wechselrichter mit Zwischenkreis<br />

idealisiert als Spannungsquelle angenähert. Dies ist sinnvoll, um<br />

geringe Rechenzeiten und anschaulichere (rippelfreie) Resultate zu erreichen.<br />

Die bei einer üblichen Leistungselektronikanwendung typischen<br />

Stromrippel treten nicht in Erscheinung, da die gewählte Vereinfachung ei-<br />

1) Zur Normierung von Modellgrössen siehe Anhang B.<br />

L W2<br />

i WR2a,b,c<br />

Kompensator 1 Kompensator 2<br />

u 20


-107-<br />

Tabelle 5.1 : Die elektrischen Grössen<br />

Netzspannungsamplitude<br />

am Anschlusspunkt<br />

UL1 = 1 p.u.<br />

Amplitude der inneren Spannung<br />

Amplitude der inneren Spannung<br />

Amplitude des Nennstroms<br />

Netzfrequenz<br />

U1 = 1.15 p.u.<br />

U2 = 1.15 p.u.<br />

I1 = 1 p.u.<br />

f = 50 Hz<br />

Phasenverschiebung zwischen<br />

den inneren Netzspannungen<br />

∆ϕ1, 2 = 30° ( π ⁄ 6)<br />

Inneninduktivität Netz 1<br />

Inneninduktivität Netz 2<br />

Leitungsinduktivität<br />

Leitungskapazität<br />

Entkopplungsinduktivität<br />

Innenwiderstand Netz 1<br />

Widerstand Leitung und Netz 2<br />

LN1 0.636 10 p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

(20 %)<br />

(20 %)<br />

(20 %)<br />

(0-10 %)<br />

(20 %)<br />

(10 %)<br />

(0 -2 %)<br />

3 –<br />

= ⋅<br />

LN2 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

LTL 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

CTL = 0…31.4<br />

LW1 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

RN1 = 0.1<br />

RTL = 0…0.02<br />

nem Wechselrichter mit unendlich hoher Taktfrequenz entspricht. Da die<br />

Untersuchung von Modulationsverfahren und die Ausregelung von Harmonischen<br />

nicht im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, ist diese Vereinfachung<br />

zulässig. Die zu regelnde Zwischenkreisspannung wird in diesem Fall aus<br />

dem Integral der Wechselrichterleistung ermittelt. Eine Übersteuerung des<br />

Wechselrichters wird in jedem Fall durch die Begrenzung der Steuerspannung<br />

verhindert.<br />

5.1.1 Einstufige Regelung<br />

(Anordnung gemäss Figur 5.4 - Resultate in Figur 5.2 und 5.3)<br />

In einer ersten Simulation soll nur die Ausregelung von Unsymmetrien im<br />

Netzstrom i1a,b,c gezeigt werden. Es wird dazu die in Kapitel 4.4.1 und<br />

Figur 4.9 dargestellte und später nicht mehr eingesetzte Regelung auf der<br />

Zeigerebene verwendet. Es wurde hier allerdings auf eine schnelle innere<br />

Stromregelung verzichtet. Dies ist möglich, da der Wechselrichterstrom eine<br />

direkte Funktion der angelegten Steuerspannung und der Gegenspannung<br />

im Anschlusspunkt darstellt. Wird der Kopplungswiderstand vernachlässigt,<br />

gilt:<br />

IWR() t<br />

L W<br />

t<br />

1<br />

=<br />

------ ( Upcc – UWR) dt<br />

�<br />

0<br />

(5.1)


-108-<br />

Es hat sich jedoch gezeigt, dass ein mehrstufiges Konzept mit einer schnellen<br />

inneren Regelung, die von einer etwas langsameren überlagert wird, die<br />

besseren Resultate bringen kann.<br />

Die kürzesten Ausregelzeiten wurden mit den folgenden Regelparametern<br />

erreicht:<br />

k p<br />

k i<br />

=<br />

=<br />

0.2<br />

1.25<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

(5.2)<br />

(5.3)<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Es finden keine Blindleistungsregelung und keine Zwischenkreisregelung<br />

statt.<br />

Resultate:<br />

Wie aus den Verläufen in Figur 5.2 und 5.3 zu ersehen ist, gelingt es durch<br />

diese Regelung, innert zwei bis drei Netzperioden symmetrische dreiphasige<br />

Ströme am Anschlusspunkt des Netzes herzustellen. In der Zeigerdarstellung<br />

ist dies besonders deutlich zu sehen, da dort Unsymmetrien (bzw.<br />

Gegensystemströme) als Wechselgrösse in Erscheinung treten, während<br />

symmetrische Ströme (das Mitsystem) als Gleichgrösse dargestellt werden.<br />

Ein Nachteil dieser Regelung ist die durch die Trennung von Mit- und Gegensystem<br />

entstehende Verzögerung von einer halben bis ganzen Netzperiode.<br />

Die Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt des nichtgeerdeten Anschlusstransformators<br />

und Erde bleibt wie gewünscht im Bereich von 20 % der<br />

Netzsspannung.<br />

5.1.2 Mehrstufige Regelung ohne Blindleistungskompensation<br />

(Anordnung gemäss Figur 5.7 - Resultate in Figur 5.6 und 5.5)<br />

Von der Regelung mit integrierenden Oszillatoren gemäss Figur 4.15<br />

(Seite 100) erwarten wir bessere Resultate, da sie durch den eingebauten direkten<br />

Pfad unmittelbar auf Änderungen des Stromsollwerts reagieren kann.


-109-<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine Regelung auf<br />

dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Es findet keine Blindleistungsregelung statt.<br />

Resultate:<br />

Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />

Anschlusspunkt wieder hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung<br />

kann im Mittel konstant gehalten werden. (Die Pulsation mit 100 Hz ist systembedingt<br />

und entsteht durch die einphasige Übertragung über die unterbrochene<br />

Leitung.)<br />

Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />

den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />

Strom als vor dem Unterbruch.<br />

Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c sinkt geringfügig ab. (Dies<br />

ist aus den Simulationsbildern allerdings schlecht zu erkennen.)<br />

Die Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt des nichtgeerdeten Anschlusstransformators<br />

und Erde bleibt wie gewünscht im Bereich von 20 % der<br />

Netzsspannung.<br />

5.1.3 Mehrstufige Regelung mit Blindleistungkompensation<br />

Zusätzlich zur Symmetrierung der Ströme und Spannungen kann es je nach<br />

Anwendung sinnvoll sein, die Amplitude der Netzanschlussspannung<br />

uL1a,b,c auf einem konstanten Wert zu halten. Dies ist möglich, wenn der<br />

Wechselrichter dazu gebracht wird, einen entsprechenden dreiphasig symmetrischen<br />

Blindstrom einzuspeisen. Es wurde daher eine Blindleistungsregelung<br />

der bisherigen Regelstruktur überlagert. Sie ermittelt aus einem Sollwert-Istwert-Vergleich<br />

der Netzanschlussspannungsamplitude den Sollwert<br />

für den einzuspeisenden Blindstrom und überlagert diesen den sich aus der<br />

Stromsymmetrierung und der Zwischenkreisregelung ergebenden Sollwerten<br />

des Wechselrichterstroms.


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-110-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.2: Koppelung zweier Netze: Einstufige Regelung zur Symmetrierkompensation.<br />

Ohne Zwischenkreisregelung und Blindleistungskompensation<br />

a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c c)<br />

Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-Erde-Spannung<br />

u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WR1d,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-111-<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.3: Koppelung zweier Netze: Einstufige Regelung zur Symmetrierkompensation.<br />

Ohne Zwischenkreisregelung und Blindleistungskompensation<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

geregelt auf Symmetrie<br />

RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />

La,b,c<br />

LTL<br />

t=30ms<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.4: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.2 und 5.3<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-112-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.5: Koppelung zweier Netze: Nur Symmetrierung und Zwischenkreis-Regelung<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-113-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.6: Koppelung zweier Netze: Nur Symmetrierung und Zwischenkreis-Regelung<br />

(Fortsetzung zu Figur 5.5)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

geregelt auf Symmetrie<br />

RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />

La,b,c<br />

LTL<br />

t=25 ms<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.7: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.5 und 5.6<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

geregelt auf P =<br />

0<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-114-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.8: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />

der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-115-<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.9: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />

der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu Figur 5.8)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

geregelt auf Symmetrie<br />

RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />

La,b,c<br />

LTL<br />

t=25 ms<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.10: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.8 und 5.9<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

Wechselrichter 1<br />

geregelt auf P = 0<br />

u 20


-116-<br />

a) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag mit idealisiertem Wechselrichter<br />

(Anordnung gemäss Figur 5.10 - Resultate in Figur 5.8 und 5.9)<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine Regelung auf<br />

dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf einen konstanten<br />

Wert geregelt.<br />

Resultate:<br />

Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />

Anschlusspunkt hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung kann im<br />

Mittel konstant gehalten werden. (Die Pulsation mit 100 Hz ist systembedingt<br />

und entsteht durch die einphasige Übertragung über die unterbrochene<br />

Leitung.)<br />

Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />

uL1a,b,c und der inneren Netzspannung u1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />

den Unterbruch ergebenden höheren Leitungsimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />

Strom als vor dem Unterbruch.<br />

Die Amplitude der Anschlussspannung uL1a,b,c kann konstant gehalten werden.<br />

Wegen der geringen Absenkung der Anschlussspannung ohne Blindleistungsregelung<br />

lässt sich die Effizienz dieser Regelung hier schlecht zeigen.<br />

Dies wird jedoch in späteren Simulationen (z.B. Versorgung einer Last)<br />

nachgeholt werden.<br />

Die Sternpunkt-Erde-Spannung u20 bleibt wie gewünscht im Bereich von<br />

20 % der Netzsspannung. Sie hängt primär von der Phasenverschiebung ∆ϕ<br />

zwischen den Netzen und nicht von der Regelung ab.<br />

b) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag mit geschaltetem Wechselrichter<br />

(Anordnung gemäss Figur 5.13- Resultate in Figur 5.11 und 5.12)<br />

In den bisher gezeigten Simulationen wurde der Wechselrichter durch eine<br />

Spannungsquelle angenähert. Für eine realitätsnähere Abbildung des Wechselrichters<br />

kann jeder Zweig des Wechselrichters durch einen Dreipunkt-


-117-<br />

schalter dargestellt werden, der die drei Phasen entsprechend den Modulatorsignalen<br />

mit dem positiven Potential, dem Nullpotential oder dem negativen<br />

Potential des Zwischenkreises verbindet.<br />

Es wird hier die vorangegange Simulation mit dem geschalteten Wechselrichter<br />

wiederholt, um zu zeigen, dass, von den entstehenden Harmonischen<br />

abgesehen, die qualititativ gleichen Resultate erzielt werden.<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird durch über einen Modulator gesteuerte Schalter angenähert.<br />

Die Schaltfrequenz beträgt 2 kHz. Die Zwischenkreiskapazität<br />

wird analog zu den Verhältnissen in der Laboranlage auf 1000 % der Nennleistung<br />

ausgelegt.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Zwischenkreisspannung wird durch eine Regelung auf dem Mittelwert<br />

1 gehalten.<br />

Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf einen konstanten<br />

Wert geregelt.<br />

Resultate:<br />

Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />

Anschlusspunkt hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung kann im<br />

Mittel konstant gehalten werden. Wegen der hohen Zwischenkreiskapazität<br />

führt die Leistungspulsation nur zu geringen Schwankungen der Zwischenkreisspannung.<br />

Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />

den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />

Strom als vor dem Unterbruch.<br />

Wie zu erwarten war, treten grosse Strom- und Spannungsrippel auf, da eine<br />

Filterung oder Kompensation der Harmonischen im bestehenden System<br />

nicht implementiert ist. Die Rippel treffen auch die Sternpunkt-Erde-Spannung<br />

u 20, deren Amplitude aber dennoch im Bereich von 20 % der Nennspannungsamplitude<br />

bleibt.


-118-<br />

c) Leitung mit Kapazit‰tsbelag und idealisiertem Wechselrichter<br />

(Anordnung gemäss Figur 5.16 - Resultate in Figur 5.14 und 5.15)<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie wird durch eine übergeordnete<br />

Regelung auf dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird auf den konstanten<br />

Wert 1 geregelt.<br />

Resultate:<br />

Innert einer Netzperiode können symmetrische Spannungen und Ströme am<br />

Anschlusspunkt wieder hergestellt werden. Die Zwischenkreisspannung<br />

kann im Mittel konstant gehalten werden. Wegen des Kapazitätsbelags der<br />

Leitung verschwindet der Strom in der unterbrochenen Phase nicht gänzlich.<br />

Der Kapazitätsbelag führt auch zu einer kurzzeitigen Überhöhung der<br />

Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten Transformators.<br />

Es findet eine leichte Phasendrehung zwischen der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c und der inneren Netzspannung u 1a,b,c statt. Wegen der sich durch<br />

den Unterbruch ergebenden höheren Netzimpedanz fliesst nur mehr weniger<br />

Strom als vor dem Unterbruch.<br />

Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c kann konstant gehalten werden.<br />

In Figur 5.15b ist der zur Spannungsstabilisierung erforderliche Blindstrom<br />

deutlich als nicht oszillierender Blindanteil des Wechselrichterstroms<br />

zu erkennen.<br />

Die Energie im Zwischenkreis sinkt leicht ab, kann aber nach einigen Perioden<br />

wieder ausgeregelt werden. Die Zwischenkreisregelung kann nicht<br />

sehr rasch eingestellt werden, da die Ausfilterung der von der Regelung<br />

nicht zu berücksichtigenden 100 Hz Pulsation die Stabilität beeinträchtigt.<br />

d) Leitung mit Kapazit‰tsbelag und geschaltetem Wechselrichter<br />

Anordnung gemäss Figur 5.19 - Resultate in Figur 5.17 und 5.18


-119-<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird durch über einen Modulator gesteuerte Schalter angenähert.<br />

Die Zwischenkreiskapazität wird analog zu den Verhältnissen in<br />

der Laboranlage auf 1000 % ausgelegt.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Zwischenkreisspannung wird durch eine übergeordnete Regelung auf<br />

dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Die Amplitude der Netzanschlussspannung u L1a,b,c wird durch Blindleistungskompensation<br />

auf den konstanten Wert 1 geregelt.<br />

Resultate:<br />

Innert einer Netzperiode können - von den Strom- und Spannungsrippeln<br />

abgesehen - symmetrische Spannungen und Ströme am Anschlusspunkt<br />

hergestellt werden. Die Energie E DC im Zwischenkreis kann im Mittel konstant<br />

gehalten werden. Wegen des Kapazitätsbelags der Leitung verschwindet<br />

der Strom i La im unterbrochenen Phasenleiter nicht gänzlich. Der Kapazitätsbelag<br />

führt auch zu einer kurzzeitigen Überhöhung der Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten Transformators beim Einsetzen des<br />

Unterbruchs.<br />

5.1.4 Schnelle Vorsteuerung<br />

In Kapitel 4.4.4 (Seite 97) wurde eine schnelle Vorsteuerung vorgestellt, die<br />

es erlaubt, im Falle eines Unterbruchs einer Phasenleitung ohne jeden Verzug<br />

die neuen Sollwerte für den Wechselrichterstrom vorzugeben.<br />

Da diese Vorsteuerung - insbesondere was die innere Stromregelung betrifft<br />

- mit der gewählten Regelstruktur nicht kompatibel ist, konnte sie in das bestehende<br />

System nicht integriert werden. Es soll jedoch in zwei Simulationen<br />

zumindest die Funktionsweise dieser Vorsteuerung ohne übergeordnete<br />

Regelstrukturen illustriert werden.<br />

a) Steuerung auf konstanten Wirkstrom<br />

Anordnung gemäss Figur 5.22 - Resultate in Figur 5.20 und 5.20<br />

In gewissen Anwendungen kann es sinnvoll sein, den in das Netz fliessenden<br />

Wirkstrom konstant zu halten. Zu diesem Zwecke wird der Wirkanteil<br />

i1d des Netzstroms i1a,b,c über eine längere Zeit gemittelt und die Differenz


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

U DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.05<br />

1<br />

-120-<br />

0.95<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.11: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />

der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Zwischenkreisspannung U DC


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WR1d,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-121-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.12: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />

der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu 5.11)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

geregeltaufSymmetrie<br />

RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c i geöffnet bei<br />

La,b,c<br />

LTL<br />

t=25 ms<br />

L W1<br />

Figur 5.13: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.11 und 5.12<br />

Der Wechselrichter wird durch ideale Schalter simuliert.<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

U DC<br />

geregelt auf konstanten Mittelwert<br />

P = 0<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-122-<br />

Figur 5.14: Koppelung zweier Netze über kapazitätsbehaftete Leitung:<br />

Kompensator mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung der<br />

Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-123-<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.15: Koppelung zweier Netze: Mit Blindleistungregelung zur Stabilisierung<br />

der Netzanschlussspannung (Fortsetzung zu 5.14)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

u 1a,b,c<br />

geregeltaufSymmetrie<br />

LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c LTL /2 LTL /2<br />

geöffnet bei<br />

RTL t=25 ms LN2 L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.16: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.14 und 5.15<br />

Leitung mit Kapazitätsbelag C TL<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

Wechselrichter 1<br />

geregelt auf P = 0<br />

C TL<br />

u 20


a)<br />

U [p.u.]<br />

DC u [p.u.]<br />

20 i [p.u.] i [p.u.] i [p.u.] u [p.u.]<br />

La,b,c WR1a,b,c 1a,b,c L1a,b,c<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

e)<br />

f)<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.05<br />

1<br />

0.95<br />

-124-<br />

Figur 5.17: Koppelung zweier Netze über kapazitätsbehaftete Leitung:<br />

Mit geschaltetem Wechselrichter und Blindleistungregelung zur<br />

Stabilisierung der Netzanschlussspannung u L1a,b,c<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Zwischenkreisspannung U DC


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WR1d,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-125-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.18: Koppelung zweier Netze: Mit geschaltetem Wechselrichter und<br />

Blindleistungregelung (Fortsetzung zu 5.17)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

u 1a,b,c<br />

geregeltaufSymmetrie<br />

LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c LTL /2 LTL /2<br />

geöffnet bei<br />

RTL t=25 ms LN2 L W1<br />

Figur 5.19: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.17 und 5.18<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

C TL<br />

UDCgeregelt auf konstanten Mittelwert<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

-126-<br />

Figur 5.20: Vorsteuerung (ohne Regelung) auf konstanten Wirkstrom i 1d am<br />

Anschlusspunkt<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis (Da keine<br />

Regelung implementiert ist, sinkt diese unkontrolliert ab.)


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WR1d,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-127-<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.21: Vorsteuerung auf konstanten Wirkstrom i 1d am Anschlusspunkt<br />

(Fortsetzung zu Figur 5.20)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c (Da die innere<br />

Stromregelung ohne übergeordnete Regelung einen Phasenfehler<br />

erzeugt, bleibt eine Restunsymmetrie erhalten, die sich in<br />

der 100 Hz Oszillation auf i 1d,q zeigt.)<br />

gesteuert auf Symmetrie<br />

und konstanten Wirkanteil<br />

RN1 RTL LN2 u1a,b,c LN1 i1a,b,c iLa,b,c geöffnet bei LTL<br />

t=30 ms<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.22: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.20 und 5.21<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

u 20


-128-<br />

zwischen Mittelwert und Istwert gebildet. Diese Differenz stellt den Sollwert<br />

für den Wirkanteil des Wechselrichterwirkstroms i WRa,b,c dar und steht<br />

im Falle eines Unterbruchs unmittelbar zur Verfügung.<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Hier wird nur die Funktion der Vorsteuerung illustriert. Eine übergeordnete<br />

Regelung ist nicht implementiert.<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert und<br />

auf konstantem Niveau gehalten.<br />

Resultate:<br />

Wie zu erwarten kann der fehlende Wirkstrom i 1d unmittelbar nach dem Unterbruch<br />

vom Wechselrichter geliefert werden. In Ermangelung einer Zwischenkreis-<br />

und Blindleistungsregelung kommt es jedoch zu einer Wirkleistungslieferung<br />

aus dem Wechselrichter. Für eine reale Anwendung müssten<br />

entsprechende Regelungen überlagert werden. Der durch die Steuerung<br />

nicht kompensierbare Phasenfehler der inneren Stromregelung führt zu einer<br />

bleibenden Restunsymmetrie des Netzstromes, die besonders in der dq-<br />

Darstellung (Figur 5.21c) deutlich zu erkennen ist.<br />

b) Steuerung auf symmetrischen Strom<br />

Anordnung gemäss Figur 5.25 - Resultate in Figur 5.23 und 5.24<br />

In anderen Anwendungen möchte man nur den in das Netz fliessenden<br />

Strom i1a,b,c symmetrisch halten, wobei eine Änderung der Amplitude tolerierbar<br />

ist. Zu diesem Zwecke wird der Strom i1a,b,c über eine längere Zeit<br />

gemittelt und laufend der - den im Falle eines einphasigen Unterbruchs auftretenden<br />

neuen Impedanzverhältnissen entsprechende - Netzstrom berechnet.<br />

Wird wegen eines Fehlers ein Phasenleiter vom Netz genommen, steht<br />

der den neuen Impedanzverhätlnissen entsprechende Netzstrom unmittelbar<br />

als Sollwert zur Verfügung.<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />

zwischen den beiden Netzen bleibt konstant.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.


-129-<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Die Impedanzverhältnisse von Netz und Leitung sind bekannt. Die Information<br />

über die Trennung eines Leiters vom Netz wird der Steuerung extern<br />

zugeführt.<br />

Regelziele:<br />

Hier wird nur die Funktion der Vorsteuerung illustriert. Eine übergeordnete<br />

Regelung ist nicht implementiert.<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Resultate:<br />

Der Netzstrom i 1a,b,c kann unmittelbar nach dem Unterbruch symmetriert<br />

werden. In Ermangelung einer Regelung bleibt das Niveau der Energie E DC<br />

im Zwischenkreis nicht ganz stabil. Für eine reale Anwendung müssten entsprechende<br />

Regelungen überlagert werden. Der durch die Steuerung nicht<br />

kompensierbare Phasenfehler der inneren Stromregelung führt zu einer bleibenden<br />

Restunsymmetrie des Netzstromes i 1a,b,c, die besonders in der dq-<br />

Darstellung (Figur 5.24c) deutlich zu erkennen ist. Beim Einsatz der Symmetrierung<br />

kommt es zu einer kurzzeitigen Überhöhung der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c und der Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 des nicht geerdeten<br />

Anschlusstransformators.<br />

5.2 Versorgung eines fernen Netzes<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurde angenommen, dass sich die Phasenlage<br />

zwischen den beiden Netzen nicht ändert, und dass der im Falle eines<br />

Leitungsunterbruchs reduzierte Wirkleistungsfluss über andere parallel verlaufende<br />

Leitungen oder durch Lieferungen aus anderen Netzen kompensiert<br />

wird.<br />

Wird das Netz jedoch nur über eine einzige Leitung versorgt, dann würde<br />

der nicht gedeckte Leistungsbedarf im zu versorgenden Netz zu einer Vergrösserung<br />

der Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen führen.<br />

Dadurch wird über die beiden nicht beschädigten Leiter ein grösserer<br />

Strom als im Normalfall fliessen. Die Erhöhung der Phasenverschiebung<br />

∆ϕ<br />

muss daher (z.B. durch Lastabwurf) begrenzt werden, wenn die thermische<br />

Belastungsgrenze der Leiter erreicht ist.<br />

In den hier gezeigten Simulationen wird zur Darstellung realitätsnaher Netz-


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.5<br />

1<br />

-130-<br />

0.5<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.23: Vorsteuerung auf symmetrischen Strom i 1a,b,c am Anschlusspunkt<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis (Da keine<br />

Regelung implementiert ist, sinkt diese leicht ab.)


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WR1d,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-131-<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.24: Vorsteuerung auf symmetrischen Strom i 1a,b,c am Anschlusspunkt<br />

(Fortsetzung zu Figur 5.23)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c (Da die innere<br />

Stromregelung ohne übergeordnete Regelung einen Phasenfehler<br />

erzeugt, bleibt eine Restunsymmetrie erhalten, die sich in<br />

der 100 Hz Oszillation auf i 1d,q zeigt.)<br />

gesteuert auf Symmetrie<br />

u1a,b,c LN1 i1a,b,c iLa,b,c geöffnet bei LTL<br />

t=30 ms<br />

R N1 RTL L N2<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Figur 5.25: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.23 und 5.24<br />

u 2a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

Netz 1 Netz 2<br />

u L1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

-0.4<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-132-<br />

Figur 5.26: Versorgung eines fernen Netzes<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />

Die Schaltung entspricht dem in Figur 5.7 gezeigten Schema.


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

u 2dq [p.u.]<br />

P 1 ,P 2 [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-133-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.27: Versorgung eines fernen Netzes (Fortsetzung zu Figur 5.26)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c d) Innenspannung<br />

u 2d,q des fernen Netzes 2 in dq-Darstellung, bezogen auf<br />

die Phasenlage der Innenspannung des u 1a,b,c des Netzes 1.<br />

Diese Darstellung illustriert die sich ändernde Phasenverschiebung<br />

e) Vom Netz 1 aufgenommene Momentanwirkleistung P 1<br />

und über die Leitung transportierte Momentanwirkleistung P 2


-134-<br />

verhältnisse die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den Innenspannungen<br />

der beiden Netze mit einem Integralregler so lange erhöht, bis der vor dem<br />

Unterbruch vorhandene Wirkleistungsfluss wieder hergestellt ist.<br />

a) Leitung ohne Kapazit‰tsbelag<br />

Anordnung gemäss Figur 5.7- Resultate in Figur 5.26 und 5.27<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung ∆ϕ zwischen den beiden Netzen ändert sich entsprechend<br />

dem konstanten Leistungsbedarf.<br />

Vor Einsetzen des Unterbruchs beträgt die Phasenverschiebung ∆ϕ 30°.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Es gelten weiterhin die Netzparameter aus Tabelle 5.1.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Zwischenkreisspannung wird durch eine übergeordnete Regelung auf<br />

dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Die übertragene Wirkleistung wird durch eine vom Symmetrierkompensator<br />

unabhängige Regelung über die Phasenverschiebung zwischen den Netzen<br />

konstant gehalten.<br />

Resultate:<br />

Der Netzstrom i1a,b,c kann innerhalb einer Netzperiode nach dem Unterbruch<br />

symmetriert werden. Da die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />

über die ursprünglichen<br />

30° ansteigt, erhöht sich auch die Sternpunkt-Erde-Spannung<br />

u20 auf über 20 % der Anschlussspannung.<br />

In wie weit der erhöhte Leitungsstrom in einer realen Leitung zulässig ist,<br />

muss im jeweiligen Fall anhand der entsprechenden Grenzwerte beurteilt<br />

werden.<br />

In Figur 5.27d wird die übertragene momentane Wirkleistung P1 im Netz<br />

und P2 in der Leitung dargestellt. Aus dieser Darstellung ist auch der für<br />

sämtliche anderen Simulationen gültige Sachverhalt zu erkennen, dass über<br />

die einphasig unterbrochene Leitung nur eine einphasige Übertragung und<br />

damit ein pulsierender Leistungsfluss möglich ist.<br />

b) Leitung mit Kapazit‰tsbelag<br />

Anordnung gemäss Figur 5.16 (allerdings ohne Regelung der An-


-135-<br />

schlussspannung) - Resultate in Figur 5.28 und 5.29<br />

Randbedingungen:<br />

Die Phasenverschiebung zwischen den beiden Netzen ändert sich entsprechend<br />

dem konstanten Leistungsbedarf. Vor Einsetzen des Unterbruchs beträgt<br />

sie 30°.<br />

Die Innenspannungen der beiden Netze ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c und die Spannungen u L1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Energie E DC im Zwischenkreis wird durch eine übergeordnete Regelung<br />

auf dem Mittelwert 1 gehalten.<br />

Die übertragene Wirkleistung wird durch eine vom Symmetrierkompensator<br />

unabhängige Regelung über die Phasenverschiebung zwischen den beiden<br />

Netzen konstant gehalten.<br />

Resultate:<br />

Es können die qualitativ gleichen Resultate wie ohne Kapazitätsbelag erreicht<br />

werden. Nur die Ausregelung der Zwischenkreisspannung U DC dauert<br />

geringfügig länger als ohne Kapazitätsbelag. Zudem bewirkt die Kapazität<br />

eine etwas höhere Spannung u 20 beim Einsetzen des Unterbruchs.<br />

5.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers<br />

Grosse Verbraucher elektrischer Energie werden häufig über eigene Hochspannungsleitungen<br />

versorgt. Der Netzbetreiber garantiert dem Verbraucher<br />

eine Mindestspannung am Anschlusspunkt bei Nennstrom. Liegt der Verbraucher<br />

sehr abgelegen, zum Beispiel in einer fernen Talschaft, kann im<br />

Fehlerfall im allgemeinen nicht auf eine andere Zuleitung umgeschaltet<br />

werden. Der Symmetrierkompensator kann mit Hilfe der überlagerten<br />

Blindleistungskompensation die garantierte Netzanschlussspannung auch<br />

bei einem einphasigen Unterbruch gewährleisten, sofern durch die erhöhten<br />

Leitungsströme die thermische Belastungsgrenze der Phasenleiter nicht<br />

überschritten wird.<br />

Für die hier gezeigten Simulationen wurden die in Tabelle 5.2 dargestellten<br />

elektrischen Grössen herangezogen. Lastwiderstand und Induktivität


-136-<br />

Tabelle 5.2 : Die elektrischen Grössen bei der Versorgung einer Last<br />

Spannungsamplitude am<br />

Anschlusspunkt<br />

UL1 = 1 p.u.<br />

Amplitude der inneren Spannung<br />

Amplitude des Laststroms<br />

U2 = 1.3 p.u.<br />

I1 = 1 p.u.<br />

Netzfrequenz f = 50 Hz<br />

Lastwiderstand RLast = 0.71 p.u. (71 %)<br />

Lastinduktivität<br />

Inneninduktivität Netz 2<br />

Leitungsinduktivität<br />

LLast 2.26 10 p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

(71 %)<br />

(20 %)<br />

(20 %)<br />

Leitungskapazität p.u. (0-10 %)<br />

Entkopplungsinduktivität<br />

Widerstand Leitung und Netz 2<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

(20 %)<br />

(0 -2 %)<br />

3 –<br />

= ⋅<br />

LN2 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

LTL 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

CTL = 0…31.4<br />

LW1 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

RTL =<br />

0…0.02<br />

wurden derart gewählt, dass bei der Spannungsamplitude von 1 p.u. am<br />

Anschlusspunkt der Strom über die Last die Amplitude 1 p.u. erreicht.<br />

a) Simulation ohne Kapazit‰tsbelag<br />

Anordnung gemäss Figur 5.32 - Resultate in Figur 5.30 und 5.31<br />

Randbedingungen:<br />

Die Innenspannungen des versorgenden Netzes ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Spannungen u L1a,b,c werden durch Blindleistungskompensation auf die<br />

konstante Amplitude 1 geregelt.<br />

Die Energie E DC im Zwischenkreis wird auf den Mittelwert 1 geregelt.<br />

Resultate:<br />

Die Lastströme i 1a,b,c können binnen einer Netzperiode symmetriert werden.<br />

Die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c kann ebenfalls binnen<br />

einer Netzperiode wieder hergestellt werden. Durch die eingespeiste Blindleistung<br />

kommt es zu einer Phasendrehung gegenüber dem versorgenden<br />

Netz.


-137-<br />

b) Leitung mit Kapazit‰tsbelag<br />

Anordnung gemäss Figur 5.35 - Resultate in Figur 5.33 und 5.32<br />

Randbedingungen:<br />

Die Innenspannungen des versorgenden Netzes ändern sich nicht.<br />

Es wird eine Leitung mit Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Spannungen u L1a,b,c werden durch Blindleistungskompensation auf die<br />

konstante Amplitude 1 geregelt.<br />

Die Zwischenkreisspannung wird auf den Mittelwert 1 geregelt.<br />

Resultate:<br />

Die Qualität und Geschwindigkeit der Regelung wird durch den Kapazitätsbelag<br />

nicht beeinträchtigt. Einzig die Sternpunkt-Erde-Spannung u 20 erreicht<br />

während des Einschwingvorganges nach dem Unterbruch einen erhöhten<br />

Wert.<br />

c) Dreiphasiger Unterbruch<br />

Anordnung gemäss Figur 5.37, Resultate in Figur 5.36<br />

Wie in den Eingangskapiteln dargelegt, tritt in einer Hochspannungsleitung<br />

ein einphasiger Unterbruch relativ selten von selbst auf. Häufiger kommt es<br />

zu einphasigen Erdschlüssen, in deren Folge der entsprechende Phasenleiter<br />

vom Netz genommen wird. In der heutigen Praxis der Netzbetreiber erfolgt<br />

nach der Detektion eines einphasigen Erdschlusses zunächst meist eine dreiphasige<br />

Kurzabschaltung mit anschliessenden ein bis zwei Wiedereinschaltversuchen<br />

innerhalb von 500 bis 800 ms. 1) Während dieser Zeit der dreiphasigen<br />

Unterbrechung könnte eine empfindliche Last Schaden nehmen.<br />

Sofern der hier vorgestellte Symmetrierkompensator um einem entsprechenden<br />

Energiespeicher im Zwischenkreis erweitert würde, könnte er den<br />

wenige Sekunden dauernden Totalausfall der Versorgung kompensieren.<br />

Randbedingungen:<br />

Das versorgende Netz wird vollständig von der Leitung getrennt.<br />

1) Durch den Einsatz des Symmetrierkompensators soll es allerdings möglich werden,<br />

sofort nach der Detektion des Fehlers nur noch einphasig abzuschalten.


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

-0.4<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-138-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.28: Speisung eines fernen Netzes über kapazitäsbehaftete Leitung<br />

a) Netzanschlussspannung u L1a,b,c b) Netzstrom i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom<br />

i WR1a,b,c d) Leitungsstrom i La,b,c e) Sternpunkt-<br />

Erde-Spannung u 20 f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />

Die Schaltung entspricht dem in Figur 5.16 gezeigtem Schema,<br />

jedoch ohne Regelung der Netzanschlussspnnung u L1a,b,c .


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

u 2dq [p.u.]<br />

P 1 ,P 2 [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-139-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.29: Speisung eines fernen Netzes (Fortsetzung zu Figur 5.28)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Netzspannung u 1a,b,c b) Wechselrichterstrom i WR1d,q<br />

und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, jeweils bezogen auf<br />

die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c d) Innenspannung<br />

u 2d,q des fernen Netzes 2 in dq-Darstellung, bezogen auf<br />

die Phasenlage der Innenspannung des u 1a,b,c des Netzes 1.<br />

Diese Darstellung illustriert die sich ändernde Phasenverschiebung<br />

e) Vom Netz 1 aufgenommene Momentanwirkleistung P 1<br />

und über die Leitung transportierte Momentanwirkleistung P 2


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

u 20 [p.u.]<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-140-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.30: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last.<br />

a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt der Last b) Laststrom<br />

i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i TLa,b,c in der<br />

Leitung e) Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt eines Anschlusstransformators<br />

und Erde f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-141-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.31: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last (Fortsetzung zu<br />

Figur 5.30)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Spannung u 2a,b,c des versorgenden Netzes (zur Illustration<br />

der sich einstellenden Phasenverschiebung) b) Wechselrichterstrom<br />

i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />

bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

L Last<br />

Last<br />

R Last<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

geregelt auf Symmetrie<br />

i 1a,b,c<br />

iLa,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

geregelt auf P = 0<br />

geöffnet bei<br />

t=20 ms<br />

Figur 5.32: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.30 und 5.31<br />

L TL<br />

R TL<br />

L N2<br />

u 2a,b,c<br />

Netz 2<br />

u 20


a)<br />

u 20 [p.u.]<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i La,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

f)<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-142-<br />

Figur 5.33: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last über eine kapazitätsbehaftete<br />

Leitung.<br />

a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt der Last b) Laststrom<br />

i 1a,b,c c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i TLa,b,c in der<br />

Leitung e) Spannung u 20 zwischen dem Sternpunkt eines Anschlusstransformators<br />

und Erde f) Energie E DC im Zwischenkreis


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-143-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.34: Versorgung einer ohmsch-induktiven Last über eine kapazitätsbehaftete<br />

Leitung (Fortsetzung zu Figur 5.33)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Spannung u 2a,b,c des versorgenden Netzes (zur Illustration<br />

der sich einstellenden Phasenverschiebung) b) Wechselrichterstrom<br />

i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />

bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

L N1<br />

Last<br />

i 1a,b,c<br />

i La,b,c<br />

RN1 LTL /2 LTL /2 RTL t=20 ms LN2 u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

geregeltaufSymmetrie<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

Wechselrichter 1<br />

geregelt auf P = 0<br />

C TL<br />

geöffnet bei<br />

Figur 5.35: Schaltungsschema zu den Simulationsbildern 5.33 und 5.34<br />

u 2a,b,c<br />

Netz 2<br />

u 20


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i TLa,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i Last a,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

i Last d,q [A]<br />

f)<br />

u 20 [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0.2<br />

0<br />

-0.2<br />

-144-<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 5.36: Kurzfristige Versorgung einer empfindlichen Last beim 3phasigen<br />

Leitungsunterbruch bis zum Wiedereinschaltversuch<br />

a) Spannung u L1a,b,c an Last b) Strom i TLa,b,c in Leitung<br />

c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Laststrom i 1a,b,c e)<br />

Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung, bezogen auf die Phasenlage<br />

von u L1a,b,c f) Sternpunkt-Erde-Spannung u 20


-145-<br />

Es wird eine Leitung ohne Kapazitätsbelag betrachtet.<br />

Der Wechselrichter wird als Spannungsquelle betrachtet.<br />

Regelziele:<br />

Die Lastströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die Spannungen u L1a,b,c werden auf die konstante Amplitude 1 geregelt.<br />

Da eine Wirkleistungsversorgung aus dem Zwischenkreis stattfindet, kann<br />

die Zwischenkreisregelung während dieser Zeit nicht eingreifen.<br />

Resultate:<br />

Die Lastströme i1a,b,c können binnen einer Netzperiode symmetriert werden.<br />

Die Amplitude der Anschlussspannung uL1a,b,c kann ebenfalls binnen<br />

einer Netzperiode wieder hergestellt werden. Sie kann aber nur gehalten<br />

werden, solange genügend Energie im Zwischenkreisspeicher vorhanden<br />

ist. Die Sternpunkt-Erde-Spannung u20 bleibt, von einem transienten Vorgang<br />

beim Einsetzen des symmetrischen dreiphasigen Unterbruchs abgesehen,<br />

Null.<br />

geregelt auf Symmetrie geöffnet nach<br />

L Last<br />

Last<br />

R Last<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

i 1a,b,c<br />

iTLa,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1<br />

u WR1a,b,c<br />

t=45 ms<br />

Wechselrichter 1<br />

grosser Energiespeicher<br />

Figur 5.37: Dreiphasiger Unterbruch (zu Simulationsbild 5.36)<br />

5.4 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes<br />

Der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator kann auch verwendet<br />

werden, um die durch massive unsymmetrische Lasten entstehenden<br />

Unsymmetrien im Netzstrom auszugleichen. Einen typischen Fall stellt zum<br />

Beispiel die Versorgung eines einphasigen 50 Hz Bahnnetzes aus dem Landesnetz<br />

dar. Diese Anwendung hat zwar keine Bedeutung in der Schweiz,<br />

Österreich und Deutschland bei der dort üblichen Bahnnetzfrequenz von<br />

16.7 Hz, wohl aber in Frankreich und anderen europäischen Ländern. 1)<br />

L TL<br />

R TL<br />

L N2<br />

u 2a,b,c<br />

Netz 2<br />

u 20


-146-<br />

In Figur 5.41 ist die für die Simulationen verwendete Schaltung skizziert.<br />

Der Strom für das Bahnnetz wird zwischen zwei Phasen ausgekoppelt. Wie<br />

es in der Realität häufig vorkommt, wird dabei das Netz nicht nur vom<br />

Bahnnetz, sondern parallel dazu auch durch eine dreiphasige Last belastet.<br />

Die für die Simulation verwendeten elektrischen Grössen sind in Tabelle 5.3<br />

aufgelistet. Die Werte wurden derart gewählt, dass bei Nennspannung am<br />

Anschlusspunkt die Amplitude des Bahnstroms den Wert 1 hat. Für das<br />

Netz wurden überhöhte Innenwiderstände und Inneninduktivitäten angenommen,<br />

um ein besonders schwaches Netz zu erhalten, an dem sich inbesondere<br />

die Blindleistungskompensation anschaulich darstellen lässt.<br />

Tabelle 5.3 : Die elektrischen Grössen bei der<br />

Versorgung eines Bahnnetzes<br />

Spannungsamplitude am<br />

Anschlusspunkt<br />

UL1 = 1 p.u.<br />

Amplitude der Innenspannung U1 = 1.1 p.u.<br />

Amplitude des Bahnstroms IBahn = 1 p.u.<br />

Netzfrequenz f = 50 Hz<br />

Lastwiderstand (Bahn) RBahn = 1.5 p.u. (150 %)<br />

Lastinduktivität (Bahn)<br />

LBahn 0.159 10 p.u.<br />

(5 %)<br />

Lastwiderstand (dreiphasig) p.u. (190 %)<br />

Lastinduktivität (dreiphasig)<br />

Inneninduktivität Netz<br />

Innenwiderstand Netz<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

p.u.<br />

(10 %)<br />

(20 %)<br />

(10 %)<br />

Entkopplungsinduktivität<br />

p.u.<br />

(20 %)<br />

3 –<br />

= ⋅<br />

RL = 1.9<br />

LL 0.318 10 3 –<br />

= ⋅<br />

LN1 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

RN1 = 0.1<br />

LW1 0.636 10 3 –<br />

= ⋅<br />

5.4.1 Bahnnetzversorgung ohne Blindleistungsregelung<br />

Anordnung gemäss Figur 5.40, Resultate in Figur 5.38 und 5.39<br />

Randbedingungen:<br />

Zum Zeitpunkt t =<br />

20ms wird das Netz mit einphasigem Nennstrom belastet.<br />

(In der Realität steigt der Strom bei Bahnanwendungen nur langsam an.<br />

Hier soll aber gezeigt werden, dass die Regelung auch dem schlechtest möglichen<br />

Fall gewachsen ist.)<br />

1) Alle TGV-Neubaustrecken verfügen über eine einphasige 50 Hz, 25 kV Versorgung.


-147-<br />

Die innere Spannung des Netzes bleibt konstant.<br />

Der Wechselrichter und sein Zwischenkreis werden durch eine Spannungsquelle<br />

simuliert.<br />

Regelziele:<br />

Die Netzströme i 1a,b,c werden symmetriert.<br />

Die im Zwischenkreis gespeicherte Energie E DC wird im Mittel auf dem<br />

Wert 1 gehalten.<br />

Resultate:<br />

Der aus dem Netz aufgenommene Strom i 1a,b,c bleibt trotz der Zuschaltung<br />

des einphasigen Bahnstroms weiterhin symmetrisch. Er steigt natürlich entsprechend<br />

der gestiegenen Belastung an. Da hier die Blindleistungskompensation<br />

fehlt, sinkt die Spannung u L1a,b,c im Anschlusspunkt ab und führt damit<br />

zu einem reduzierten Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen Last.<br />

5.4.2 Bahnnetzversorgung mit Blindleistungsregelung<br />

Anordnung gemäss Figur 5.43, Resultate in Figur 5.41 und 5.42<br />

Möchte man verhindern, dass durch die Zuschaltung des Bahnstromes die<br />

Spannung uL1a,b,c am Netzanschlusspunkt absinkt und damit allfälligen weiteren<br />

vom Netz zu versorgenden Lasten nicht mehr die volle Leistung zur<br />

Verfügung steht, muss der Regelung zur Stromsymmetrierung eine Blindleistungsregelung<br />

überlagert werden, mit deren Hilfe die Anschlussspannung<br />

uL1a,b,c stabilisiert werden kann.<br />

Randbedingungen:<br />

Es gelten die gleichen Bedingungen wie in der Simulation ohne Blindleistungsregelung.<br />

Regelziele<br />

Zusätzlich zur Symmetrierung der Netzströme i 1a,b,c wird auch die Amplitude<br />

der Netzsanschlussspannung u L1a,b,c auf den Sollwert 1 geregelt.<br />

Resultate:<br />

Der aus dem Netz aufgenommene Strom i 1a,b,c bleibt trotz der Zuschaltung<br />

des einphasigen Bahnstroms weiterhin symmetrisch. Durch die Blindleistungskompensation<br />

kann die Amplitude der Anschlussspannung u L1a,b,c<br />

innerhalb von drei bis vier Netzperioden auf den Sollwert 1 zurückgeführt<br />

werden. Der Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen Last sinkt daher - vom kurzen<br />

transienten Vorgang abgesehen - nicht mehr ab.


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

e)<br />

f)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

i Last a,b,c [p.u.]<br />

i Bahn [p.u.]<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1.1<br />

1<br />

0.9<br />

-148-<br />

Figur 5.38: Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes ohne Blindleistungsregelung<br />

a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c<br />

c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen<br />

Last e) einphasiger Strom i Bahn zur Versorgung des<br />

Bahnnetzes f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />

160<br />

140 160<br />

140 160<br />

140 160<br />

140 160<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-149-<br />

Figur 5.39: Bahnnetz ohne Blindleistungsregelung (Fortsetzung zu 5.38)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q , bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Spannung u 1a,b,c des versorgenden Netzes<br />

b) Wechselrichterstrom i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />

bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c<br />

Figur 5.40: Versorgung eines einphasigen 50Hz-Bahnnetzes. Schema der in<br />

Figur 5.38 und 5.39 simulierten Schaltung<br />

160<br />

140 160<br />

-1<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]<br />

u1a,b,c geregelt auf Symmetrie<br />

L i<br />

iLast a,b,c<br />

N1 RN1 1a,b,c<br />

Netz<br />

u L1a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1a,b,c<br />

u WR1a,b,c<br />

Wechselrichter<br />

geregelt auf P = 0<br />

Bahnnetz<br />

i Bahn<br />

R L<br />

L L<br />

3-phasige<br />

Last


a)<br />

u L1a,b,c [p.u.]<br />

b)<br />

i 1a,b,c [p.u.]<br />

c)<br />

i WR1a,b,c [p.u.]<br />

d)<br />

i Last a,b,c [p.u.]<br />

e)<br />

f)<br />

i Bahn [p.u.]<br />

E DC [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

-150-<br />

Figur 5.41: Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes mit Blindleistungsregelung<br />

a) Spannung u L1a,b,c am Anschlusspunkt b) Netzstrom i 1a,b,c<br />

c) Wechselrichterstrom i WR1a,b,c d) Strom i Lasta,b,c in der dreiphasigen<br />

Last e) einphasiger Strom i Bahn zur Versorgung des<br />

Bahnnetzes f) Energie E DC im Zwischenkreis<br />

160<br />

140 160<br />

140 160<br />

140 160<br />

140 160


a)<br />

b)<br />

c)<br />

u L1dq [p.u.]<br />

i WRd,q [p.u.]<br />

i 1d,q [p.u.]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-151-<br />

Figur 5.42: Bahnnetz mit Blindleistungsregelung (Fortsetzung zu 5.41)<br />

a) Anschlussspannung u L1d,q, bezogen auf die Phasenlage der<br />

inneren Spannung u 1a,b,c des versorgenden Netzes<br />

b) Wechselrichterstrom i WR1d,q und c) Laststrom i 1d,q in dq-Darstellung,<br />

bezogen auf die Phasenlage der Anschlussspannung<br />

u L1a,b,c<br />

Figur 5.43: Versorgung eines einphasigen 50Hz-Bahnnetzes. Schema der in<br />

Figur 5.41 und 5.42 simulierten Schaltung<br />

160<br />

140 160<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 t[ms]<br />

u1a,b,c geregelt auf Symmetrie<br />

L i<br />

N1 RN1 Last a,b,c<br />

Netz<br />

u L1a,b,c<br />

geregelt auf<br />

konstante<br />

Amplitude<br />

i 1a,b,c<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1a,b,c<br />

u WR1a,b,c<br />

Wechselrichter<br />

geregelt auf P = 0<br />

Bahnnetz<br />

i Bahn<br />

R L<br />

L L<br />

3-phasige<br />

Last


-152-<br />

Die Energie E DC im Zwischenkreis sinkt zunächst kurz ab, kann aber ebenfalls<br />

während einiger Netzperioden ausgeregelt werden.<br />

Die Ausregelzeit für die Blindleistungskompensation wirkt unter Umständen<br />

lange. Es muss aber bedacht werden, dass in einer realen Anwendung<br />

der Laststrom nicht innerhalb einer Netzperiode von 0 auf 100 % ansteigt<br />

und dort auch die Inneninduktivitäten und Innenwiderstände kleiner sind.<br />

Kleinere Abweichungen lassen sich auch entsprechend rascher ausregeln.<br />

5.5 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurden zu den im Kapitel 4 entwickelten Regelungsverfahren<br />

Simulationen für typische Netzkonfigurationen und Anwendungsfälle<br />

vorgestellt.<br />

Es konnte anhand ausgewählter Beispiele gezeigt werden, dass die entwikkelte<br />

mehrstufige Regelung im Falle eines einphasigen Unterbruchs in der<br />

Lage ist, binnen einer Netzperiode wieder symmetrische Stromverhältnisse<br />

für Netz oder Verbraucher herzustellen und dank der überlagerten Blindleistungsregelung<br />

auch die Anschlussspanung zu stabilisieren. Da auch die<br />

Spannung zwischen der Erde und dem Sternpunkt des ungeerdeten Anschlusstranformators<br />

- abgesehen von transienten Vorgängen - im Bereich<br />

von 20 % der Netzspannung bleibt, erscheint die gewählte Topologie eines<br />

Symmetrierkompensators ohne Erdverbindung technisch realisierbar.<br />

Die im Falle eines Erdschlusses praktizierte dreiphasige Aus- und Wiedereinschaltung<br />

mit Trennung einer Phase im Fehlerfall wurde hier nicht im<br />

Detail simuliert. Es konnte aber gezeigt werden, dass, sofern ein Energiespeicher<br />

angeschlossen ist, auch der Unterbruch während des Aus- und<br />

Wiedereinschaltens kompensiert werden könnte.


-153-<br />

6 Realisation einer Laboranlage<br />

Hausnetz Einschubschrank<br />

Leitungsmodell<br />

Synchrongenerator<br />

Symmetrierkompensator<br />

1<br />

Symmetrierkompensator<br />

2<br />

Steuereinheit<br />

Messwerterfassung<br />

dSpace<br />

Schalter<br />

Figur 6.1: Zusammenstellung der wesentlichsten Komponenten des Laboraufbaus<br />

Zur Verifikation der in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellten theoretischen<br />

Überlegungen und Computersimulationen wurde ein vereinfachtes<br />

und im Leistungsniveau reduziertes Modell eines Übertragungssystems aufgebaut.<br />

Das System besteht aus zwei unabhängigen dreiphasigen Netzen<br />

(dem Hausnetz und einem für diesen Zweck in Betrieb genommenen Synchrongenerator),<br />

zwei Symmetrierkompensatoren und einer dreiphasigen<br />

Übertragungsleitung mit einschaltbarem Unterbruch in einer Phase. Die Zusammenschaltung<br />

ist in Figur 6.1 als Übersicht dargestellt.<br />

In diesem Kapitel werden der Aufbau und die Funktionsweise der Laboranlage<br />

beschrieben. Die wichtigsten Messresultate werden dargestellt und mit<br />

der Simulation verglichen.


-154-<br />

6.1 Beschreibung der Anlage<br />

6.1.1 Die verschiedenen Einheiten des Systems<br />

Anhand des Übersichtsbildes (Figur 6.2) und der photographischen Darstellungen<br />

des Prototyps (Figur 6.3 bis 6.10) wird die Anlage veranschaulicht.<br />

DieAnlagebestehtaus:<br />

- zwei Wechselrichtereinheiten, bestehend jeweils aus:<br />

einem dreiphasigen Dreipunktwechselrichter (Figur 6.5)<br />

drei Entkopplungsinduktivitäten: L= 15 mH je Phase<br />

zwei Kondensatorbatterien als Energiespeicher C Sum =2.04mF<br />

einem DC-Chopper als Überspannungsschutz für die Gleichspannungsseite<br />

- dem Modell einer 500 km langen dreiphasigen 400 kV Übertragungsleitung<br />

(Figur 6.7), bestehend aus:<br />

fünf RLC-Gliedern je Phase (Figur 6.9)<br />

IGBT-Schaltern zur Simulation von Unterbrüchen einzelner Phasen<br />

- einem Synchrongenerator (Figur 6.10) zur Herstellung eines vom Hausnetz<br />

unabhängigen zweiten Netzes<br />

- einer Regel- und Steuereinrichtung, bestehend aus:<br />

einer zentralen Speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) zur Ablaufsteuerung<br />

der verschiedenen Prozesse,<br />

einem Bedienfeld mit Tastern zum Ein- und Ausschalten der Anlage,<br />

zum einzelnen Laden der Zwischenkreise sowie zum Zu- und Wegschalten<br />

des zweiten Netzes,<br />

einer über dSpace programmierbaren Digital-Signal-Prozessor-Karte<br />

(DSP) in einem separaten PC zur Regelung des Symmetrierkompensators<br />

mit den dazugehörigen Schnittstellenkarten zur Ein- und Ausgabe<br />

der Mess- und Regelsignale zwischen PC und Anlage,<br />

Strom- und Spannungswandlern zur Erfassung der Signale für die Regel-<br />

und Steuereinrichtung,<br />

neun Messkarten zur Filterung und Verstärkung der Messsignale sowie<br />

zur Überwachung von Überspannungen und Überströmen (Figur 6.6)<br />

zwei Verriegelungskarten zur Übertragung und Kontrolle der Regelund<br />

Steuersignale und deren Umsetzung in Schaltsignale für die IGBTs<br />

- Speisegeräten für die elektronischen Komponenten der Anlage


A = Strommessung<br />

v = Spannung gegenüber Erde<br />

von Messwandlern<br />

Messwerterfassung<br />

PWM-<br />

Logik<br />

von Messwandlern<br />

Messwerterfassung<br />

PWM-<br />

Logik<br />

-155-<br />

Leistungsteil 1<br />

Bremschopper<br />

(von SPS)<br />

Leistungsteil 2<br />

Bremschopper<br />

Fehlermeldungenzu<br />

SPS<br />

SPS<br />

Fehler- Steuermeldungen<br />

befehle<br />

dSpace<br />

(Regler)<br />

Direktanzeige<br />

Visualisierung<br />

Fehler-<br />

meldungen<br />

Figur 6.2: Schaltplanübersicht der Laboranlage<br />

von SPS<br />

A<br />

A<br />

A<br />

AC-Schalter<br />

von SPS<br />

A<br />

A<br />

A<br />

Hausnetz<br />

v v v<br />

A A A<br />

Leitungsmodell<br />

v v v<br />

A A A<br />

v v v<br />

2. Netz (Generator)


9<br />

7<br />

-156-<br />

Figur 6.3: Die Frontseite des Schaltschranks<br />

8<br />

2<br />

3<br />

1<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1) Effektivwertanzeige der<br />

wichtigsten Wechselströme<br />

und Wechselspannungen.<br />

Umkonfigurierbar nach Bedarf<br />

2) und 3) Abdeckung vor<br />

Wechselrichtermodul 1 und<br />

2, Direktanzeige der Zwischenkreisspannung<br />

4) Bedienungsfeld<br />

5) Ablaufsteuereinheit (SPS)<br />

6) Verriegelungskarten und Interface<br />

zu Prozessrechensystem.<br />

7) Karten zur Messwerterfassung<br />

8) Entkopplungsinduktivitäten<br />

9) PC mit Prozessrechensystem<br />

dSpace<br />

6.1.2 Die Leistungsteile<br />

Die beiden Gleichspannungswechselrichter stellen das Kernstück der beiden<br />

Leistungsteile dar, deren Aufbau in Figur 6.4 dargestellt ist. Als Wechselrichter<br />

wurden entsprechend den theoretischen Überlegungen der vorangegangenen<br />

Kapitel dreiphasige Dreipunktwechselrichter mit IGBTs als<br />

Schaltelementen gewählt. Da Gleichspannungswechselrichter in Dreipunkttopologie<br />

in dieser Grössenordnung nicht kommerziell erhältlich sind, wurden<br />

die entsprechenden Module an der Professur selbst entwickelt und in einer<br />

speziellen Sandwich-Bauweise in der institutseigenen Werkstätte niederinduktiv<br />

aufgebaut. Die dafür eingesetzten 1200 V/25 A IGBT Module<br />

und 500 V Zwischenkreiskondensatoren erlauben eine maximale Zwischenkreisspannung<br />

von 900 V bei einer maximalen Nennleistung von 15 kVA.<br />

Zur Ansteuerung der IGBT wurden Module der Firma Concept eingesetzt.<br />

Um eine sichere galvanische Trennung zu erreichen, erfolgt die Übertragung<br />

der Signale von der PWM-Logik und der SPS zum Leistungsteil durch<br />

Lichtwellenleiter.<br />

Die drei Ladewiderstände RAa,b,c begrenzen beim Aufstarten des Symmetrierkompensators<br />

den Aufladestrom der Zwischenkreiskapazitäten Cpm ,da


v<br />

v<br />

Bremschopper<br />

Fehler<br />

(zu SPS)<br />

-157-<br />

Zwischen- 3-Punkt-Wechselrichter<br />

kreis<br />

von SPS<br />

Licht -> elektrisch<br />

von PWM Logik<br />

Figur 6.4: Aufbau des Leistungsteils<br />

1<br />

C p<br />

C m<br />

Figur 6.5: Die Ansteuermodule der IGBTs.<br />

2<br />

EntkopplungLadewiderstand<br />

LKa.b.c<br />

R Aa,b,c<br />

von SPS<br />

zu Messwerterfassung<br />

die antiparallelen Dioden der IGBT-Module in den Wechselrichtern auch<br />

ohne Ansteuerung einen Sechspuls-Gleichrichter bilden. Sobald der Ladevorgang<br />

abgeschlossen ist, werden diese Widerstände durch den eingezeichneten<br />

Schütz überbrückt.<br />

Die drei Entkopplungsinduktivitäten L Kabc dienen der phasenweisen Entkopplung<br />

der geschalteten Ausgangsspannungen des Wechselrichters ge-<br />

3<br />

1) Ansteuermodule:<br />

Zwei je<br />

WR-Zweig.<br />

2) Empfänger und<br />

Sender für optische<br />

Signale<br />

3) Lichtwellenleiter<br />

für Kommunikation<br />

mit Verriegelungskarte<br />

Leitung


-158-<br />

genüber den sinusförmigen Netzsspannungen und reduzieren so die<br />

Netzoberschwingungen. Sie stellen die Regelstrecke für die innere Stromregelung<br />

dar (siehe Kapitel 4.3 auf Seite 81). Bei Einsatz der entwickelten<br />

Schaltungsstruktur an Hochspannungsleitungen wären sie durch Kopplungstransformatoren<br />

zu ersetzen.<br />

Im Gleichsspannungszwischenkreis mit den drei Spannungspotentialen befinden<br />

sich die beiden Zwischenkreiskapazitäten C p,m , die beide durch jeweils<br />

drei paralelle Elektrolytkondensatoren realisiert wurden. Die beiden<br />

Brems-Chopper (je einer pro Zwischenkreishälfte) bestehen aus IGBT-Modulen<br />

und können kurzzeitige Spannungsüberhöhungen über die entsprechend<br />

dimensionierten Widerstände abbauen. Diese Brems-Chopper dienen<br />

ausschliesslich dem Schutz des Labormodells im Fehlerfall. Im ordnungsmässigen<br />

Betrieb kommen sie nicht zum Einsatz.<br />

6.1.3 Regel- und Steuereinheiten<br />

Figur 6.6: Einschubkarte zur Messwerterfassung: Die Spannungen und<br />

Ströme werden durch Messwandler erfasst und auf der Messkarte<br />

durch Filterung und Verstärkung zur Weiterverarbeitung<br />

im Prozessrechensystem aufbereitet. Jede Karte verfügt über<br />

drei parallele Kanäle.<br />

Die für die Regelung und den Schutz der Anlage erforderlichen elektrischen<br />

Grössen: Gleichspannungen, Wechselspannungen und Wechselströme, werden<br />

mittels geeigneter Strom- und Spannungswandler der Firma LEM aufgenommen<br />

und auf Messwerterfassungskarten verarbeitet. Die aufgenommenen<br />

Grössen werden dort gefiltert und verstärkt und stehen dann für die<br />

übergeordnete digitale Regelung (dSpace) sowie zur Anzeige am Oszilloskop<br />

oder Zeigerinstrument bereit. Die Messkarte detektiert ausserdem


-159-<br />

Grenzwertüberschreitungen der gemessenen Ströme und Spannungen und<br />

signalisiert diese unmittelbar an die Steuereinheit SPS, um eine Schnellabschaltung<br />

einzuleiten.<br />

Eine Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ermöglicht ein kontrolliertes<br />

Ein- und Ausschalten der Anlage sowohl im Normalbetrieb wie im<br />

Fehlerfall. Nach dem Start wird nach einer vorgegebenen Routine durch sequentielles<br />

Einschalten der Schütze die Anlage mit Spannung versorgt und<br />

ein Zwischenkreis nach dem anderen geladen. Erst nach Erreichen einer minimalen<br />

Zwischenkreisspannung und Ausschalten der Ladewiderstände<br />

wird eine “Ready”-Signal an das Prozessrechensystem dSpace gesendet und<br />

der normale Betrieb kann aufgenommen werden.<br />

Während des Betriebes werden die Steuersignale der Messkarten und der<br />

IGBT-Module überwacht und im Falle eines Fehlers durch rasches Auftrennen<br />

von Zuleitungen und das Auslösen des Brems-Choppers die Anlage in<br />

einen sicheren Zustand gebracht.<br />

Als übergeordnete Steuer- und Regeleinheit wurde ein mit dem Prozessrechensystem<br />

dSpace ausgestatteter Personal Computer eingesetzt. dSpace ist<br />

ein in sich abgeschlossenes System, welches neben der mit einem TMSC40-<br />

“Floating Point” Prozessor bestückten Prozessorkarte auch über digitale und<br />

analoge Ein- und Ausgabekarten sowie Modulatoren verfügt. Der grösste<br />

Vorteil des Systems ist durch die einfache und zeitsparende Programmiermöglichkeit<br />

des Prozessors und seiner Umgebung gegeben. Es können die<br />

für Matlab-Simulink-Simulationen verwendeten Regelalgorithmen nach geringer<br />

Modifikation von der Simulink-Umgebung aus kompiliert und auf<br />

den Prozessor geladen werden.<br />

Da dSpace jedoch keinen Modulator für Dreipunkt-Wechselrichter anbietet,<br />

musste der entsprechende Algorithmus selbst entwickelt und in einer maschinennahen<br />

Sprache programmiert werden.<br />

Ein gewisser Nachteil besteht darin, dass der von Simulink aus kreierte<br />

Code nicht optimiert wird und den Prozessor dadurch mit zusätzlichen (unnötigen)<br />

Operationen belastet, die die Rechengeschwindigkeit negativ beeinflussen.<br />

Beim hier eingesetzten Programm beträgt die Rechenzeit etwa<br />

140 µs. Bei einer Abtastfrequenz von 3600 Hz entspricht dies etwa einer<br />

halben Abtastperiode.<br />

Ebenfalls neu entwickelt wurden die Verriegelungskarten als Schnittstelle<br />

zwischen dem Prozessrechensystem und der Ansteuerlogik der IGBTs. Sie<br />

stellen durch ihre innere Logik sicher, dass auch bei Fehlern in der überge-


-160-<br />

ordneten Regelung in den Wechselrichtern nie ein Kurzschluss auftreten<br />

kann.<br />

6.1.4 Das Leitungsmodell<br />

Figur 6.7: Das Leitungsmodell<br />

Um den Symmetrierkompensator an einem realitätsnahen System testen zu<br />

können, wurde das Modell eines Übertragungssystems aufgebaut. Es besteht<br />

aus:<br />

einem Leitungsmodell<br />

einem IGBT-Schalter zur Erzeugung eines einphasigen Unterbruchs<br />

einer geregelten Synchronmasch ine als unabhängigem zweiten Netz<br />

Das aufgebaute Leitungsmodell besteht aus drei parallelen, durch jeweils<br />

fünf RLC-Glieder modellierten Phasenleitern. Da im Labor nicht mit Hochspannung<br />

und auch nicht mit Leitungen von 500 km Länge, sondern nur mit<br />

herunterskalierten Spannungen, Strömen und Abmessungen gearbeitet werden<br />

kann, mussten der Synchrongenerator und die Leitung auf einem tieferen<br />

Leistungsniveau modelliert werden, als es der späteren realen Anwendung<br />

entsprechen würde. Die Werte für den Längswiderstand R, dieLängsinduktivität<br />

L und die Kapazität C wurden so gewählt, dass ein Glied den<br />

herunterskalierten Werten einer 100 km langen 400 kV Leitung entspricht.<br />

Um auf die numerischen Werte des RLC-Glieds im Modell zu kommen,<br />

müssen die Belege der realen Leitung herangezogen werden. Aus diesen<br />

können dann die bezogenen Werte (in p.u. Darstellung) berechnet werden.


-161-<br />

Diese müssen im Verhältniss 1:1 ins Modell übertragen werden, um das<br />

gleiche elektrische Verhalten zu erreichen. Die nachfolgende Entnormierung<br />

im Modellsystem führt dann schliesslich auf die gesuchten Werte für<br />

R, L und C der Elemente. Die Daten der Referenzleitung sind in Tabelle 6.1<br />

und die des Leitungsmodells in Tabelle 6.2 dargestellt.<br />

400 kV Leitung Grösse Wert p.u.<br />

nom. Phasenspannung 230 kV 1 p.u.<br />

U Neff<br />

nom. Phasenstrom (1 Phase) 940 A 1 p.u.<br />

I Neff<br />

nom. Frequenz 50 Hz 1 p.u.<br />

nom. Leitungsimpedanz 245 Ω 1p.u.<br />

nom. Induktivität 780 mH 1 p.u.<br />

nom. Kapazität 13 µF 1 p.u.<br />

Widerstandsbelag R’ 30 mΩ/km<br />

Induktivitätsbelag L’ 827.6 µH/km<br />

Kapazitätsbelag C’ 13.8 nF/km<br />

Wellenimpedanz (l=500 km) 245 Ω


-162-<br />

400 V Leitung Grösse Wert p.u.<br />

nom. Phasenspannung 230 V 1 p.u.<br />

U Neff<br />

nom. Phasenstrom (1 Phase) 5 A 1 p.u.<br />

I Neff<br />

nom. Frequenz 50 Hz 1 p.u.<br />

nom. Leitungsimpedanz 46 Ω 1p.u.<br />

nom. Induktivität 147 mH 1 p.u.<br />

nom. Kapazität 69 µF 1 p.u.<br />

Widerstandsbelag R’ 5.6 mΩ/km<br />

Induktivitätsbelag L’ 155 µH/km<br />

Kapazitätsbelag C’ 73 nF/km<br />

Wellenimpedanz (l=500 km) 46.1 Ω < - 3.3<br />

Winkelbelag (l=500 km) β ⋅ l 30.4 °<br />

Tabelle 6.2: Daten der Modell-Leitung<br />

f N<br />

Z N<br />

L N<br />

C N<br />

Z 0<br />

122e 6 –<br />

1.06e 3 –<br />

1.06e 3 –<br />

330mΩ 330mΩ 330mΩ 330mΩ<br />

115mΩ<br />

7.5mH 7.5mH<br />

4µF 3.3µF<br />

115mΩ<br />

p.u./km<br />

p.u./km<br />

p.u./km<br />

Figur 6.8: Der Schaltplan eines Leitungselement. Die beiden Hälften können<br />

beliebig zusammengeschaltet werden, um die Realisation<br />

von Pi-, T-, und Gammagliedern zu ermöglichen.<br />

3.3 µF erreicht. Die errechneten 560 mΩ wurden ebenfalls auf zwei Hälften<br />

aufgeteilt, um die flexible Konfiguration zu gewährleisten. Da die Induktivitäten<br />

bereits einen Innenwiderstand von je etwa 115 mΩ aufweisen, wurden


-163-<br />

nur 2 ⋅ 165 mΩ zusätzlich eingebaut. Diese wurden durch die Parallelschaltung<br />

zweier 330 mΩ Widerstände erreicht.<br />

1) Parallelkapazität zur Modellierung<br />

des Kapazitäts-<br />

1<br />

belags einer Leitung<br />

2) Serieinduktivität<br />

3 3) Frontplatte mit Möglichkeit<br />

2<br />

zur flexiblen Konfiguration:<br />

Pi-Glied, T-Glied, 2<br />

Gamma-Glieder, sowie<br />

Modellierung ohne Kapazität<br />

Figur 6.9: Ein Element des Leitungsmodells. Das dargestellte Element<br />

modelliert das Verhalten eines einzelnen 100 km langen Leiters.<br />

6.1.5 Die Synchronmaschine<br />

Der verwendete Synchrongenerator war speziell zur Modellierung eines<br />

Netzes mit viel Kupfer und grosser Masse gebaut worden. Durch diesen<br />

speziellen, über einen Gleichstrommotor - anstelle einer Turbine - angetriebenen<br />

Synchrongenerator konnte das Verhalten des realen Hochspannungs-<br />

Übertragungssystems bezüglich Güte und Zeitkonstanten sehr gut auf das<br />

kleinere Leistungsniveau abgebildet werden. Für den Betrieb des Generators<br />

wurde eine Ansteuerung und Regelung implementiert, welche folgende<br />

Anforderungen erfüllt:<br />

Erzeugen einer in der Frequenz mi t der Netzspannungsfrequenz synchronen,<br />

in der Phasenlage zur Netzspannung einstellbaren Ausgangsspannung,<br />

wobei der Phasenfehler kleiner als 1° sein soll.<br />

Erzeugen einer in der Amplitude mit der Netzspannung übereinstimmenden<br />

oder einer frei einstellbaren Ausgangsspannung.<br />

Die implementierte Ansteuerung und Regelung des Synchrongenerators ist<br />

in zwei Semesterarbeiten [17] und [18] ausführlich beschrieben. Ein Bild<br />

des Generators (1) mit Gleichstrommaschine (2) und Ansteuerungen (3-5)<br />

ist in Figur 6.10, der schematische Aufbau in Figur 6.11 dargestellt.


Netz<br />

-164-<br />

1) Synchrongenerator<br />

2) Gleichstrommaschine<br />

(GM)<br />

3) B6-Thyristorbrücke<br />

zur Ansteuerung<br />

der GM-<br />

Maschine<br />

4) Speisung der GM-<br />

Erregung<br />

5) DC-Speisung, DC-<br />

Steller und Toleranzbandkarte<br />

zur<br />

Erregung des Generators<br />

6) Dreiphasiger Ausgang<br />

u 2a,b,c<br />

Figur 6.10: Bild des Synchrongenerators mit Gleichstrommaschine und Ansteuerung<br />

zur Regelung der Frequenz, Phasenlage und Amplitude<br />

der erzeugten Ausgangsspannungen.<br />

V<br />

u 1a<br />

V<br />

4<br />

u 1b<br />

V<br />

dSpace<br />

3<br />

u 1c<br />

Schalter<br />

2<br />

Leitung<br />

5<br />

Komp Komp<br />

Amplitudenregelung<br />

Frequenzregelung<br />

V<br />

V<br />

DC-<br />

Speisung<br />

u 2a<br />

V<br />

Figur 6.11: Schematischer Aufbau der Ansteuerung und Regelung des Synchrongenerators,<br />

aufgeteilt in die Frequenzregelung durch die<br />

Gleichstrommaschine (GM) und die Amplitudenregelung durch<br />

die Erregung des Generators.<br />

u 2b<br />

1<br />

6<br />

Synchrongenerator<br />

u 2c<br />

DC-Steller<br />

Toleranzband-<br />

Regelung<br />

GM<br />

B6-Thyristor-<br />

Brücke


-165-<br />

6.1.6 IGBT-Schalter<br />

Zum Testen des dynamischen Verhaltens der Symmetrierkompensatoren<br />

wurde das Leitungsmodell durch elektronische Schalter ergänzt, die Leitungsströme<br />

zu beliebigen Zeitpunkten unterbrechen können.<br />

Diese bestehen aus zwei antiparallelen IGBTs. Zu jedem IGBT ist je ein Varistor<br />

parallel geschaltet, um die beim Abschalten induktiver Ströme entstehenden<br />

Überspannungen aufzunehmen. Die Ansteuerung der IGBTs erfolgt<br />

über Optokoppler. Das Schaltelement kann je nach Einsatz über einen mechanischen<br />

Drehschalter, einen Taster, ein TTL-Signal oder ein Lichtsignal<br />

betätigt werden. Der Aufbau und die Funktionsweise der IGBT-Schalter<br />

sind in [19] detailliert beschrieben.<br />

6.2 Messungen an der Laboranlage<br />

An der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Laboranlage konnten<br />

verschiedene Messungen durchgeführt werden, um zu zeigen, dass die<br />

durch Simulationen erzielten Ergebnisse der physikalischen Realität entsprechen.<br />

6.2.1 Die Koppelung zweier Netze über eine Leitung<br />

R N1<br />

L N1 i 1a,b,c i La,b,c<br />

Hausnetz<br />

u 1a,b,c<br />

3-Punkt<br />

WR<br />

U ZK1p,m<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1a,b,c<br />

Leitung<br />

i WR2a,b,c<br />

L W2a,b,c<br />

i 2a,b,c<br />

3-Punkt<br />

WR<br />

U ZK2p,m<br />

L N1 R N1<br />

Generator<br />

u 2a,b,c<br />

Figur 6.12: Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus für die Messungen<br />

des Verhaltens des Symmetrierkompensators bei der Koppelung<br />

zweier Netze<br />

Randbedingungen:<br />

In Figur 6.12 ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt, wobei alle für<br />

die Darstellung der Messergebnisse benutzten Signale eingetragen sind. Das


u 1a,b,c [V]<br />

U ZK1p,m [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR1a,b,c [A]<br />

i 1a,b,c [A]<br />

i 1d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-166-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.13: Verlauf der Netzspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem starren Netz 1 und<br />

dem Wechselrichter 1 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />

Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=45 ms statt. Die<br />

Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 30 Grad.<br />

Anordnung gemäss Figur 6.12.<br />

Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.11 und 5.12


u 2a,b,c [V]<br />

U ZK2m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR2a,b,c [A]<br />

i 2a,b,c [A]<br />

i 2d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-167-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.14: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem schwächeren Netz<br />

2 und dem Wechselrichter 2 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />

Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=45 ms statt.<br />

Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 30<br />

Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12<br />

Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.11 und 5.12


-168-<br />

Hausnetz kann als starres Netz mit minimaler Inneninduktivität und minimalem<br />

Innenwiderstand angesehen werden, während der Generator ein eher<br />

schwaches Netz mit hoher Inneninduktivität darstellt. Der Generator und die<br />

ihn antreibende Gleichstrommaschine sind jedoch derart geregelt, dass die<br />

Amplitude seiner Anschlussspannung und die Phasenlage zum Hausnetz zu<br />

jedem Zeitpunkt auf dem voreingestellten Wert bleiben. Die Phasenver-<br />

schiebung ∆ϕ<br />

zwischen den beiden Netzen wird im ersten Versuch auf 30°<br />

gesetzt. Damit fliessen die höchsten von der Auslegung der Anlage und des<br />

Leitungsmodells zulässigen Ströme. Die Amplitude der Generatorspannung<br />

wird bei allen Versuchen auf die Amplitude der Hausnetzspannung eingestellt,<br />

sodass der Energiefluss über die Leitung nur von der eingestellten<br />

Phasenverschiebung und den Leitungsimpedanzen abhängt.<br />

Regelziele<br />

An der Regelung für die Laboranlage wurden nicht alle in der Theorie und<br />

Computersimulation behandelten Regelungen untersucht. Insbesondere<br />

wurde keine Blindleistungsregelung implementiert.<br />

Hier soll die wichtigste Funktionalität des Symmetrierkompensators - die<br />

Symmetrierung von Strömen und Spannungen - demonstriert werden.<br />

Regelziel für diesen Versuch ist es, dreiphasig symmetrische Netzströme<br />

i 1a,b,c und i 2a,b,c sicherzustellen. Weiters ist die Zwischenkreisspannung auf<br />

ihrem Sollwert von 2* 350 V zu halten.<br />

Resultate<br />

Die Figur 6.13 zeigt den Verlauf der Phasenströme bei Verwendung des<br />

Symmetrierkompensators an der dem Hausnetz zugewandten Seite. Die Leitung<br />

wird zu einem beliebigen Zeitpunkt in einer Phase unterbrochen.<br />

Bis zum Augenblick des Unterbruchs fliesst ein dreiphasig-symmetrischer<br />

Strom i 1a,b,c aus dem Netz und durch die Leitung. Die Ströme i WR1a,b,c im<br />

Wechselrichter sind vernachlässigbar klein (Sie dienen nur der Nachladung<br />

der Zwischenkreiskondensatoren). Der Unterbruch wird von der Regelung<br />

unmittelbar erkannt und bewirkt eine Kompensation der auftretenden Unsymmetrien<br />

(Gegensystemströme) durch den Wechselrichter. Bereits nach<br />

einer Netzperiode fliessen wieder dreiphasig symmetrische Ströme i 1a,b,c<br />

am Anschlusspunkt des Netzes.<br />

Wie in den theoretischen Überlegungen gezeigt, erhöht sich die Leitungsimpedanz,<br />

da nur mehr zwei Leiter zur Verfügung stehen. Daher sinken die<br />

übertragene Leistung und der übertragene Strom gegenüber dem ungestörten<br />

Fall ab (Siehe dazu Kapitel 3.3.2). In einem realen System würde diese


-169-<br />

Leistungreduktion durch eine Änderung der Phasenverschiebung ∆ϕüber<br />

der Leitung ausgeglichen werden, solange die thermische Belastungsgrenze<br />

der Leitung noch nicht erreicht ist. Eine solche unmittelbare Phasenverschiebung<br />

konnte mit der bestehenden Laboranlage jedoch (wegen der starren<br />

Regelung der antreibenden Gleichstrommaschine) auf konstante Phasenlage<br />

nicht simuliert werden. Sie ist aber als Computersimulation im<br />

Kapitel 5.2 vorgestellt.<br />

Die hier gezeigten Messergebnisse entsprechen im Wesentlichen den im<br />

Kapitel 5.1.2 sowie in den Figuren 5.11 und 5.12 vorgestellten Simulationsresultaten.<br />

In Figur 6.14 sind für den gleichen Versuch die Verhältnisse am Anschlusspunkt<br />

des zweiten Netzes dargestellt. Dieses Netz wird im Versuchsaufbau<br />

durch den Synchrongenerator erzeugt. Es hat eine wesentlich höhere Inneninduktivität<br />

und höhere Innenwiderstände als das als erstes Netz verwendete<br />

Hausnetz. Der durch den Wechselrichter bedingte Stromrippel tritt daher<br />

stärker in Erscheinung und führt auch zu Oberschwingungen in der gemessenen<br />

Netzanschlussspannung u 2a,b,c . Diese Rippel könnten durch ein passives<br />

Filter reduziert werden. Ein solches Filter wäre parallel zum Netz zu<br />

schalten und ist so auszulegen, dass es die taktfrequenten Oberschwingungen<br />

des Wechselrichterstromes aufnehmen kann, damit diese nicht im Netzstrom<br />

erscheinen. Figur 6.15 zeigt einen möglichen Aufbau eines solchen<br />

Filters als RLC-Filter. 1) Es wurde hier nicht implementiert.<br />

Figur 6.15: Beispiel für ein passives Filter zur Kompensation der taktfrequenten<br />

Oberschwingungen<br />

In Figur 6.16 und Figur 6.17 sind nochmals die gleichen Stromverläufe dargestellt,<br />

wobei die Phasenverschiebung ∆ϕ<br />

zwischen den inneren Spannungen<br />

von Netz 1 und Netz 2 von 30° auf 20° gesenkt wurde. Die Leitungsströme<br />

iLa,b,c und und mit ihnen die übertragene Leistung reduzieren sich<br />

entsprechend. Für die über die Leitung übertragene Leistung gilt (wie in<br />

Kapitel 3.3 gezeigt):<br />

1) Siehe auch [16] Kapitel 4.3<br />

R<br />

L<br />

C


u 1a,b,c [V]<br />

U ZK2m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR1a,b,c [A]<br />

i 1a,b,c [A]<br />

i 1d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-170-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.16: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem starren Netz 1 und<br />

dem Wechselrichter 1 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />

Der Unterbruch findet kurz vor dem Zeitpunkt t=50 ms statt.<br />

Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 20<br />

Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12


u 2a,b,c [V]<br />

U ZK2m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR2a,b,c [A]<br />

i 2a,b,c [A]<br />

i 2d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-171-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.17: Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem schwächeren Netz<br />

2 und dem Wechselrichter2 beim Unterbruch einer Phasenleitung.<br />

Der Unterbruch findet etwa zum Zeitpunkt t=50 ms statt.<br />

Die Phasenverschiebung zwischen beiden Netzen beträgt 20<br />

Grad. Anordnung gemäss Figur 6.12


-172-<br />

P12 ,<br />

3<br />

--<br />

2<br />

(6.1)<br />

während der Zeit der dreiphasigen Übertragung. In unserem Fall sinkt daher<br />

die übertragene Leistung bei auf 68 % des Falls von<br />

ab. Ansonsten zeigen die Signalverläufe die qualitativ gleichen<br />

Verläufe wie in der vorangegangenen Messung.<br />

U1 U =<br />

⋅ 2<br />

⋅ ----------------- ⋅ sin(<br />

∆ϕ)<br />

ωL<br />

sin( 20° ) = 0.342<br />

sin( 30° ) = 0.5<br />

6.2.2 Versorgung eines einphasigen Bahnnetzes<br />

Einphasige 50-Hz-Bahnnetze können direkt aus dem Landesnetz gespiesen<br />

werden, indem die Energie zwischen zwei Phasen des dreiphasigen Hochspannungsnetzes<br />

ausgekoppelt wird. Dies stellt eine starke unsymmetrische<br />

Belastung des betroffenen Netzes dar.<br />

Der in dieser Arbeit entwickelte Symmetrierkompensator kann auch eingesetzt<br />

werden, um auf diese Art entstehende Unsymmetrien auszugleichen.<br />

Für einen der Bahnnetzankupplung entsprechenden Versuch an der Laboranlage<br />

wird zu einem beliebigen Zeitpunkt eine einphasige Last zwischen<br />

zwei Phasen der Übertragungsleitung geschaltet.<br />

LN1 RN1 i1a,b,c iLa,b,c Hausnetz<br />

u 1a,b,c<br />

3-Punkt<br />

WR<br />

U ZK1p,m<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1a,b,c<br />

Leitung<br />

Z Bahn<br />

ZBahn= RBahn+ jωL Bahn<br />

Figur 6.18: Der Versuchsaufbau für die Versorgung eines Bahnnetzes.<br />

Randbedingungen:<br />

In Figur 6.18 ist der für die anschliessenden Messungen verwendete Versuchsaufbau<br />

skizziert. Im Unterschied zu den in Kapitel 5.4 vorgestellten<br />

Simulationen wird hier nur das Bahnnetz versorgt und nicht gleichzeitig<br />

noch eine weitere dreiphasige Last. Diese Vorgehensweise wurde gewählt,<br />

um grössere Ströme aus dem Bahnnetz zuzulassen und damit die Ausregelung<br />

grösserer Unsymmetrien zeigen zu können.


u 1a,b,c [V]<br />

U ZK1m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR1a,b,c [A]<br />

i 1a,b,c [A]<br />

i 1d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-173-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.19: Zuschaltung eines einphasigen ohmsch-induktiven Verbrauchers<br />

(z.B. Bahnetz) zwischen zwei Phasenleitern bei t=30ms<br />

Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem Netz und dem<br />

Wechselrichter 1. Anordnung gemäss Figur 6.18<br />

Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.38 und 5.39


u 1a,b,c [V]<br />

U ZK1m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR1a,b,c [A]<br />

i 1a,b,c [A]<br />

i 1d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-174-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.20: Zuschaltung eines einphasigen ohmschen Verbrauchers (z.B.<br />

Bahnnetz) zwischen zwei Phasenleitern zum Zeitpunkt t=25<br />

ms. Verlauf der Netzsspannung, der Zwischenkreisspannung sowie<br />

der Ströme in der Übertragungsleitung, dem Netz und dem<br />

Wechselrichter 1. Anordnung gemäss Figur 6.18


-175-<br />

Es werden zwei Versuche durchgeführt.<br />

Im ersten Versuch (Figur 6.19) wird das Bahnnetz als ohmsch-induktive<br />

Last mit RBahn = 60Ω und LBahn = 200mH betrachtet.<br />

Im zweiten Versuch (Figur 6.20) wird das Bahnnetz als reine ohmsche Last<br />

mit RBahn = 60Ω betrachtet. In jedem Fall treten zusätzlich noch die Induktivitäts-,<br />

Widerstands- und Kapazitätsbeläge der Leitung in Erscheinung.<br />

Regelziele:<br />

Ziel der Regelung ist es wiederum, symmetrische Netzströme i 1a,b,c zu garantieren.<br />

Die Zwischenkreisspannung wird auf den Sollwert von 2*350 V<br />

geregelt.<br />

Resultate:<br />

Die Unsymmetrien in den Netzströmen i 1a,b,c können binnen einer Netzperiode<br />

weitgehend ausgeregelt werden.<br />

Wie zu erwarten war, werden durch die ohmsche Last die Stromoberschwingungen<br />

nicht gedämpft, und die gezeigten Kurvenverläufe sind von einem<br />

starken Rippel behaftet. Auch hier wäre der Einsatz eines passiven Filters<br />

angebracht.<br />

Abgesehen vom Stromrippel und der nicht vorhandenen zusätzlichen dreiphasigen<br />

Last liefern die Messungen vergleichbare Resultate zu den Simulationen<br />

in den Figuren 5.38 und 5.39.<br />

6.2.3 Versorgung eines abgelegenen Verbrauchers<br />

Eine weitere typische Anwendung des Symmetrierkompensators stellt die<br />

Versorgung eines einzelnen grossen Verbrauchers oder einer abgelegenen<br />

Talschaft über eine einzelne dreiphasige Leitung dar. Im Falle eines Unterbruchs<br />

einer Phasenleitung kann mit Hilfe des Symmetrierkompensators<br />

weiterhin eine dreiphasige Versorgung sicher gestellt werden.<br />

Randbedingungen:<br />

In Figur 6.23 ist der für die anschliessenden Messungen verwendete Versuchsaufbau<br />

skizziert. Anstelle eines zweiten Netzes wird an das rechte<br />

Ende der Übertragungsleitung eine dreiphasige ohmsche Last mit dem Wert<br />

RLast =<br />

3 × 60Ωangeschlossen.<br />

Zu einem beliebigen Zeitpunkt wird der<br />

Schalter in Phase A geöffnet.<br />

Regelziele<br />

Die beiden Symmetrierkompensatoren müssen sicher stellen, dass sowohl<br />

die Netzströme i 1a,b,c als auch die Lastströme i 2a,b,c dreiphasig symmetrisch


u 1a,b,c [V]<br />

U ZK1m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR1a,b,c [A]<br />

i 1a,b,c [A]<br />

i 1d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-176-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.21: Versorgung eines ohmschen Verbrauchers über eine lange Leitung.<br />

Zum Zeitpunkt t=30mswird eine Phasenleitung unterbrochen.<br />

Darstellung der Verhältnisse am dem versorgenden Netz zugewandten<br />

Leitungsende. Anordnung gemäss Figur 6.23


u 2a,b,c [V]<br />

U ZK2m,p [V]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

i La,b,c [A]<br />

i WR2a,b,c [A]<br />

i 2a,b,c [A]<br />

i 2d,q [A]<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

400<br />

350<br />

-177-<br />

300<br />

0 20 40 60 80 100 t[ms]<br />

Figur 6.22: Versorgung eines ohmschen Verbrauchers über eine lange Leitung.<br />

Zum Zeitpunkt t=30mswird eine Phasenleitung unterbrochen.<br />

Darstellung der Verhältnisse am der Last zugewandten Leitungsende.<br />

Anordnung gemäss Figur 6.23<br />

Vergleichbar mit Simulationsresultaten in Figur 5.30 und 5.31


R N1<br />

L N1 i 1a,b,c i La,b,c<br />

Hausnetz<br />

u 1a,b,c<br />

3-Punkt<br />

WR<br />

U ZK1p,m<br />

i WR1a,b,c<br />

L W1a,b,c<br />

-178-<br />

Leitung<br />

i WR2a,b,c<br />

L W2a,b,c<br />

i 2a,b,c<br />

3-Punkt<br />

WR<br />

U ZK2p,m<br />

R Last<br />

Verbraucher<br />

u 2a,b,c<br />

Figur 6.23: Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus für die Messungen<br />

des Verhaltens des Symmetrierkompensators bei der Versorgung<br />

einer ohmschen Last<br />

sind. Die beiden Zwischenkreisspannungen U ZK2p,m und U ZK2p,m sind auf einem<br />

konstanten Spannungsniveau von 2*350 V zu halten.<br />

Eine Blindleistungsregelung zur Spannungsstabilisierung ist nicht implementiert.<br />

Resultate<br />

In Figur 6.21 und 6.22 sind die Strom- und Spannungsverläufe an beiden<br />

Enden der Leitung bei der Belastung durch den dreiphasig symmetrischen<br />

ohmschen Verbraucher dargestellt. Aufgrund der durch den einphasigen Unterbruch<br />

erhöhten Leitungsimpedanz kommt es zu einem Absinken der<br />

übertragenen Energie. In den Simulationen in Kapitel 5.3 wird diese durch<br />

die dort ebenfalls implementierte Blindleistungsregelung ausgegelichen.<br />

Da die ohmsche Last auf den Stromrippel nicht dämpfend einwirkt, erscheinen<br />

auch die Stromverläufe - insbesondere auf der der Last zugewandten<br />

Seite - sehr verrauscht. Die prinzipielle Funktionalität der Stromsymmetrierung<br />

kann dennoch gezeigt werden.


6.3 Zusammenfassung<br />

-179-<br />

In diesem Kapitel wurden die im Rahmen dieser Arbeit entworfene und aufgebaute<br />

Laboranlage sowie einige an ihr aufgenommene typische Messergebnisse<br />

dargestellt. Ein Vergleich mit den in Kapitel 5 vorgestellten Simulationsergebnissen<br />

zeigt, dass diese im wesentlichen der physikalischen<br />

Realität entsprechen. In den Simulationen wurden jedoch insbesondere das<br />

Oberschwingungsverhalten der Wechselrichter idealisiert angenommen, so<br />

dass - wie zu erwarten war - die Messergebnisse nur qualitativ und nicht in<br />

ihrem exakten Verlauf den Simulationen entsprechen.<br />

Insbesondere konnten durch den Aufbau der Laboranlage und durch die an<br />

ihr durchgeführten Versuche die technische Realisierbarkeit und die<br />

Funktionstüchtigkeit des entwickelten Symmetrierkompensators bewiesen<br />

werden.


-180-


7 Ausblick<br />

-181-<br />

In dieser Arbeit wurde ein Symmetrierkompensator entwickelt und seine<br />

Einsatzmöglichkeit in Hochspannungsnetzen untersucht. Es wurde eine geeignete<br />

rasche Regelung entworfen und durch Computersimulationen und<br />

Labormessungen getestet.<br />

Dem Konzept liegen IGBTs und IGCTs heutiger Technik als Halbleiterschaltelemente<br />

zu Grunde. Der Symmetrierkompensator ist daher über<br />

Transformatoren an das Hochspannungsnetz anzuschliessen. Die Halbleiterindustrie<br />

arbeitet jedoch intensiv an der Entwicklung von Bauelementen mit<br />

deutlich höherer Spannungsfestigkeit. Sobald entsprechende Elemente kostengünstig<br />

verfügbar sind, könnte auf die teuren Tranformatoren für den<br />

Anschluss des Kompensators verzichtet werden. Dies würde die Herstellung<br />

eines Symmetrierkompensators wirtschaftlich interessanter erscheinen lassen.<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde die prinzipielle Machbarkeit der Symmetrierkompensation<br />

anhand eines Labormodells bewiesen. Eine reale Realisierung<br />

steht vorläufig noch aus.<br />

In weiterführenden Arbeiten wäre insbesondere die Integration der Nullsystemkompensation<br />

in das Konzept interessant. Dazu ist der dreiphasige<br />

Wechselrichter um einen vierten Zweig zu erweitern, der mit Erde oder einem<br />

High-Ground-Leiter verbunden wird (Siehe auch [10]). Es könnte auch<br />

noch eine weitere Optimierung der Regelung untersucht werden, insbesondere<br />

in Hinblick auf schnelle Vorsteuermöglichkeiten, wie eine zum BeispielinKapitel4.4.4erwähntwurde.<br />

Hier wurde das Verhalten anhand einer einzelnen Leitung ausführlich untersucht.<br />

Zur effizienten Verbesserung der Netzstabilität ist der Kompensator<br />

jedoch nicht nur punktuell einzusetzen, sondern an möglichst vielen Knotenpunkten<br />

von Übertragungsnetzen. Eine Untersuchung des Einsatzes von<br />

Symmetrierkompensatoren an mehreren Knoten vermaschter Netze sollte<br />

daher in der Zukunft auch angestrebt werden.<br />

Der hier entwickelte Kompensator und seine Regelung erlauben nicht nur<br />

die Kompensation von Unsymmetrien in Leitungen, sondern durch die<br />

Blindleistungskompensation auch die Stabilisierung der Netzanschlussspan-


-182-<br />

nungen selbst während eines einphasigen Unterbruchs. Sofern ein ausreichend<br />

dimensionierter Energiespeicher angeschlossen wird, kann auch die<br />

Überbrückung kurzfristiger dreiphasiger Spannungseinbrüche durch ein und<br />

dassellbe Gerät sicher gestellt werden. Es stellt damit ein effizientes Hilfsmittel<br />

zur Erhöhung der Übertragungssicherheit in elektrischen Energieübertragungsnetzen<br />

dar.


Literaturverzeichnis<br />

Allgemeines<br />

-183-<br />

[1] H. Stemmler,<br />

“Leistungselektronische Systeme I und II”,<br />

Vorlesungsskript, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1995<br />

[2] H. Unbehauen,<br />

“Regelungstechnik I und II”,<br />

Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1992<br />

[3] F. Jenni, D. Wüest<br />

“Steuerungsverfahren für selbstgeführte Stromrichter”,<br />

vdf Hochschulverlag AG, <strong>Zürich</strong>, 1995<br />

Energieübertragung<br />

[4] Hans-Jürgen Haubrich<br />

“Elektrische Energieversorgungssysteme”,<br />

Verlag der Augustinus Buchhandlung, Aachen,1993<br />

[5] Hans Heuck, Klaus Dettmann,<br />

“Elektrische Energieversorgung”,<br />

Vieweg und Sohn, Braunschweig,1999<br />

[6] Hans Happoldt, Dietrich Oeding,<br />

Elektrische Kraftwerke und Netze,<br />

Springer Verlag, Berlin,1978<br />

[7] Valentin Crastan,<br />

Elektrische Energieversorung 1,<br />

Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 2000<br />

[8] Rolf Fischer<br />

“Elektrische Maschinen”<br />

Vieweg, Braunschweig, 8. Auflgage, 1994<br />

[9] Michel Aguet, Jean-Jaques Morf<br />

“Énergie Électrique”<br />

Traité d’Électricité, Edition Georgi, Lausanne, 1981


-184-<br />

[10]X.Yuan,G.Orglmeister,W.Merk,<br />

“Managing the DC Link Neutral Potential of the Three-Phase-Four-<br />

Wire Neutral-Point-Clamped (NPC) Inverter in a FACTS Application”<br />

IECON 1999, pages 571-576, vol. 2, San José, CA, USA.<br />

[11] H. Glavitsch, M. Rahmani,<br />

“Increased transmission capacity by forced symmetrization”,<br />

IEEE Transactions on Power Systems, volume 13, issue 1, Feb. 1998,<br />

pages 79 -85.<br />

[12] Astrid Sonnenmoser,<br />

“Netzfreundliche Drehstromwechselrichter zur Speisung von unterbrechungsfreien<br />

Stromversorgungsanlagen (USV)”<br />

Diss <strong>ETH</strong> Nr. 12067, 1997<br />

[13] Thomas Erb,<br />

“Untersuchung des Verhaltens des Unified Power Flow Controllers im<br />

Normalbetrieb und bei Netzstörungen”,<br />

Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13141, 1999<br />

[14] Fabio Carocci,<br />

“Die Multifunktionelle Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)”<br />

Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13927, 2000<br />

[15] Andreas Beer,<br />

“Transformatorloser reaktiver Seriekompensator mit Gleichspannungswechselrichtern<br />

zur Leistungsflussregelung”<br />

Diss <strong>ETH</strong> Nr. 13926, 2000<br />

[16] Jost Allmeling,<br />

“Schnelle Regelung eines Aktivfilters mit niedriger Taktfrequenz für<br />

das Mittelspannungsnetz”<br />

Diss <strong>ETH</strong> Nr. 14428, 2001<br />

[17] Stefano Ritter, Samuele Sartori,<br />

“Inbetriebnahme eines Synchrongenerators”,<br />

Semesterarbeit LEM 9812, Professur für Leistungselektronik und<br />

Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1999<br />

[18] Sacha Baud,<br />

“Ansteuerung und Regelung der Erregung eines Synchrongenerators”,<br />

Semesterarbeit LEM 9914, Professur für Leistungselektronik und<br />

Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 2000<br />

[19] Thomas Ingold, Christian Spagno<br />

“Programmierbarer IGBT-Schalter für Kurzschluss- und Leerlaufversuche<br />

mit FACTS-Geräten an einem Leitungsmodell”,<br />

Semesterarbeit LEM 9711, Professur für Leistungselektronik und<br />

Messtechnik, <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 1998


-185-<br />

[20] F. Carocci, H. Stemmler<br />

“Multi Active UPS: A Modern Transformerless Topology With<br />

Increased Performance”,<br />

IPEC-Tokyo 2000, pp. 1056 - 1061, Tokyo, April 2000<br />

[21] G. Funk<br />

“Symmetrische Komponenten”<br />

Elitera-Verlag, Berlin 1976<br />

[22] L.Gyugyi, C.D. Schauder, K.K. Sen,<br />

“Static Synchronous Series Compensator: A Solid State Approach to<br />

the Compensation of Transmission Lines”<br />

IEEE Winter Power Meeting, 1996<br />

[23] L.Gyugyi et al.<br />

“Advanced Stativ Var Compensator Using Gate Turn-Off Thyristors<br />

For Utility Applications”<br />

Cigré Paper Nr 23-203<br />

Manuals:<br />

[24] J. Allmeling, W. Hammer,<br />

“Piece-wise Linear Electric Circuit Simulation for SIMULINK ® ”,<br />

Manual to Version 0.6, Professur für Leistungselektronik und Messtechnik,<br />

<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, 2001, http://www.plecs.com/<br />

[25] SIMULINK ® ,<br />

“Using SIMULINK”,<br />

The MathWorks Inc., Version 2, 1997


-186-


Anhang A<br />

-187-<br />

A.1 Transformatoren bei den NOK 1)<br />

Die Nordostschweizer Kraftwerke benutzten bisher im 50 kV-Netz nur Einphasentransformatoren.<br />

Die meisten weisen eine Ausgleichswicklung auf. In<br />

den späten 1990er Jahren setzte ein Übergang ein zu Dreiphasentransformatoren<br />

- meistens 2-Wickler (ohne Ausgleichswicklung).<br />

Im 110 kV-Netz verfügen alle Transformatoren über eine dritte Wicklung.<br />

Dabei handelt es sich aber nicht um reine Ausgleichswicklungen, sondern<br />

um sogenannte Tertiärwicklungen, die hinausgeführt sind und bei einem<br />

Spannungsniveau von 16 kV zugleich den Eigenbedarf der Anlage decken.<br />

Auf allen Spannungsniveaus von 50 bis 380 kV stehen ausschliesslich<br />

Transformatoren in Yy0-Schaltung im Einsatz.<br />

Wenn 3-Phasentransformatoren zum Einsatz kommen, dann nur Dreischenkel<br />

- und keine Fünfschenkeltraformatoren.<br />

Als Netzkuppler im Bereich 220-380 kV sind nur Einphasentransformatoren<br />

im Einsatz, häufig in Form von Spartransformatoren (Autoschaltung).<br />

A.2 Erdung bei den NOK<br />

Transformatoren weisen auf der 220 und 380 kV Seite eine feste Erdung am<br />

Erdungssystem der Anlage auf. Das Erdungssystem ist meist eine Art leitender<br />

Teppich, der sich bis zum Zaun um die Anlage erstreckt. Auf die Verbindung<br />

vom Sternpunkt zur Erdungsanlage der Anlage kann jedoch zugegriffen<br />

werden. Es handelt sich nicht um eine untrennbare Verbindung mit dem<br />

Gehäuse.<br />

Bei Spannungen im Berich 50 bis 110 kV sind die Sternpunkte über Drosselspulen,<br />

die Erdstrom auf 4 kA begrenzen, mit der Erde verbunden. Diese ist<br />

wegen der engeren Vermaschung der Netze nötig.<br />

1) Gespräch mit Herrn Gysi, NOK


-188-


Anhang B<br />

-189-<br />

B.1 Normierte Darstellung elektrischer Grössen<br />

In der elektrischen Energietechnik ist es üblich, elektrische Grössen nicht<br />

absolut, sondern relativ zu einer Norm- oder Bezugsgrösse anzugeben. Die<br />

Bezugsgrösse hat einen Nominalwert, der aus dem absoluten Zahlenwert<br />

und der SI-Einheit besteht. Die normierte oder bezogene Grösse verliert die<br />

ursprüngliche Einheit und wird demzufolge nur noch als Zahlenwert in “per<br />

unit” (p.u.) bzw. Prozent des Nominalwerts angegeben. Die bezogene<br />

Grösse X’ lässt sich ausdrücken als Quotient der absoluten Grösse X und der<br />

Bezugsgrösse Xnom :<br />

X<br />

X′ = -----------<br />

(B.1)<br />

X nom<br />

Soll aus der bezogenen die absolute Grösse berechnet werden, geschieht das<br />

durch Multiplikation mit der Bezugsgrösse:<br />

X =<br />

X′ ⋅ Xnom (B.2)<br />

Das Rechnen mit bezogenen Grössen bietet gegenüber absoluten Werten<br />

folgende Vorteile:<br />

In Hochspannungssystemen treten mitunter sehr grosse und sehr kleine<br />

absolute Zahlenwerte auf (z.B. Netzspannung und Leistungskapazitäten).<br />

Für die numerische Stabilität bei Simulationen ist es dagegen vorteilhaft,<br />

wenn alle Zahlenwerte in der selben Grössenordnung liegen. Dies kann<br />

mit bezogenen Grössen erreicht werden<br />

Elektrische Anlagen müssen n icht für bestimmte Nennspannung oder<br />

Nennleistung entworfen werden. Die Nominalwerte, die zur Berechnung<br />

der absoluten Werte erforderlich sind, können erst bei der endgültigen<br />

Dimensionierung der Anlage festgelegt werden. So erreicht man eine<br />

einfache Skalierbarkeit.<br />

Die Anschaulichkeit wird erhöht, wenn z.B. in einem System mit verschiedenen<br />

Spannungsebenen die Nennspannung überall den Wert 1 p.u.<br />

hat.


-190-


Lebenslauf<br />

-191-<br />

10. 04. 1968 Geboren in Wien (Österreich)<br />

1974 - 1978 Volksschule in Wien<br />

1978 - 1986 Bundesgymnasium in Wien-Mariahilf<br />

Abschluss mit Matura (Typ: Humanistisches Gymnasium)<br />

1986 - 1994 Studium an der Fakultät für Elektrotechnik der<br />

Technischen Universität Wien<br />

Studienzweig: Industrielle Elektronik und Regelungstechnik<br />

Abschluss als Diplom-Ingenieur<br />

1994 - 1995 Nachdiplomstudium an der Universität Genf<br />

“Management und Technologie von Informationssystemen”<br />

Abschluss mit “Diplôme d’études superieures en systèmes<br />

d’information” (DESSI)<br />

1995 - 1996 Assistent für Unterricht und Forschung am<br />

Institut für Integrierte Systeme<br />

der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong><br />

bei Prof. Dr. Wolfgang Fichtner<br />

1996 - 2002 Assistent für Unterricht und Forschung an der<br />

Professur für Leistungselektronik und Messtechnik<br />

der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong><br />

zuerst bei Prof. Dr. Herbert Stemmler und<br />

ab 02/2001 bei Prof. Dr. Johann Walter Kolar

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