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2023

DVS-BERICHTE

11. – 13.

Doktorandenseminar

Klebtechnik


11. – 13. Doktorandenseminar

Klebtechnik

Vorträge 2020, 2021 und 2022

Institut für Schweiß- und Fügetechnik,

Abteilung Klebtechnik, RWTH Aachen

Institut für Füge- und Schweißtechnik,

Technische Universität Braunschweig

Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in

der Produktionstechnik

Fachgebiet Trennende und Fügende

Fertigungsverfahren, Universität Kassel

Laboratorium für Werkstoff- und

Fügetechnik, Universität Paderborn

Institut für Mechanik, Fachgebiet

Numerische Mechanik, Universität Kassel


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de

abrufbar.

Das Doktorandenseminar Klebtechnik findet mit wechselndem Veranstalter statt.

DVS-Berichte Band 369

ISBN 978-3-96144-139-6 (Print)

ISBN 978-3-96144-140-2 (E-Book)

Alle Rechte, einschließlich Übersetzungsrecht, vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung dieses Bandes

oder von Teilen desselben nur mit Genehmigung der DVS Media GmbH, Düsseldorf.

© DVS Media GmbH, Düsseldorf 2023

Herstellung: WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang


Vorwort

Das Doktorandenseminar Klebtechnik stellt ein jährlich wiederkehrendes Seminar mit wechselndem

Veranstalter dar. Bei der Veranstaltung treffen sich wissenschaftliche Mitarbeiter, Gruppenleiter

sowie Professoren aus dem Fachgebiet Klebtechnik von verschiedenen Forschungsinstituten. Im

Rahmen des Seminars wird Promovierenden die Möglichkeit gegeben, ihre Forschungsarbeit vor

dem anwesenden Fachgremium zu präsentieren und so neue Impulse für die Dissertation zu

erhalten. Neben dem inhaltlichen Austausch stellen das Networking und Knüpfen von neuen

Beziehungen einen weiteren wesentlichen Aspekt des Seminars dar.

Die Beiträge der Seminare aus den Jahren 2020, 2021 und 2022 werden in einem gemeinsamen

Sammelband in Form eines eBooks veröffentlicht. Das 11. Doktorandenseminar (2020) wurde vom

Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF) der RWTH Aachen veranstaltet. Der Veranstalter

des 12. Doktorandenseminars (2021) ist das Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) in

Paderborn gewesen. Das 13. Doktorandenseminar (2022) wurde vom Institut für Füge- und

Schweißtechnik (ifs) der TU Braunschweig veranstaltet.



Doktorandenseminare Klebtechnik

ORT SEMINAR SEITE

Aachen 11. Doktorandenseminar (2020) 1

Paderborn 12. Doktorandenseminar (2021) 89

Braunschweig 13. Doktorandenseminar (2022) 191



11. Doktorandenseminar

Klebtechnik

Vorträge der gleichnamigen Veranstaltung

in Aachen

am 09. und 10. September 2020

Institut für Schweiß- und

Fügetechnik,

Abteilung Klebtechnik, RWTH

Aachen

Institut für Füge- und

Schweißtechnik,

Technische Universität

Braunschweig

Fraunhofer-Institut für

Großstrukturen in der

Produktionstechnik

Fachgebiet Trennende und Fügende

Fertigungsverfahren, Universität

Kassel

Laboratorium für Werkstoff- und

Fügetechnik, Universität Paderborn

Institut für Mechanik, Fachgebiet

Numerische Mechanik, Universität

Kassel



Vorwort

Das 11. Doktorandenseminar Klebtechnik stand im Jahr 2020 im Zeichen der Corona-Pandemie.

Lange Zeit war es fraglich, ob eine Durchführung in Präsenz überhaupt möglich sein wird, schließlich

sind doch das Knüpfen von Beziehungen zwischen den Wissenschaftlern der verschiedenen

Forschungsinstitute und der inhaltliche Austausch untereinander zwei wesentliche Ziele dieses

Seminares. Und erfahrungsgemäß funktioniert dies am besten im persönlichen Kontakt und

angenehmer Atmosphäre. Glücklicherweise war es aufgrund der zu diesem Zeitpunkt niedrigen Zahl

an Neuinfektionen und wenigen Maßnahmen der Einschränkung möglich, das Doktorandenseminar

am 09. und 10. September 2020 stattfinden zu lassen. Der Einladung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uwe

Reisgen, dem Leiter des Instituts für Schweißtechnik und Fügetechnik der RWTH Aachen, folgten

insgesamt 17 Vertreter von 4 Universitäten sowie einem Fraunhofer-Institut, darunter

wissenschaftlicher Mitarbeiter, Gruppenleiter sowie Professoren.

In insgesamt interessanten 8 Beiträgen präsentierten die teilnehmenden Doktoranden abermals,

wie vielfältig das Thema Kleben und die Anwendung des Klebens ist. So wurden Arbeiten zur

Zustandsüberwachung geklebter Verbindungen, Beständigkeit sowie Dichtheit von Klebungen, der

Simulation und zum Kleben im Holzbau oder unter Wasser vorgestellt.

Eine der guten Traditionen des Doktorandenseminares Klebtechnik ist die Möglichkeit zum

persönlichen Kennenlernen während des gemeinsamen Abend am ersten Tag der Veranstaltung. In

diesem Jahr, abermals ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Gemeinschaftsausschuss

Klebtechnik (GAK), bekamen die Teilnehmer im Zuge einer Führung durch die Aachener Innenstadt

einen Einblick in einige der „Morde und Missetaten“ in der langen Geschichte der Stadt. Ausklingen

ließ man den Abend bei einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Magellan“.

Ein herzlicher Dank gilt dem GAK für die finanzielle Unterstützung und dem Gastgeber Professor

Reisgen. Diese Veranstaltung trägt seit vielen Jahren zur Vernetzung und Weiterbildung junger

Forscher aus dem Bereich der Klebtechnik und deren Institute bei. Umso mehr ist zu hoffen, dass

auch im Jahr 2021 das Doktorandenseminar Klebtechnik stattfinden wird, wozu Prof. Gerson

Meschut, Leiter des Laboratoriums für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) nach Paderborn einlädt.

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Vortragsabfolge

AUTOR TITEL SEITE

T. Schmolke Untersuchung der Dichtheitseigenschaften hybridgefügter

Mischbauverbindungen für den Einsatz in Batteriegehäusen

für Elektrofahrzeuge

N. Ratsch Schnellausgehärtete, außentemperaturunabhängige Klebungen

von Gewindestangen im konstruktiven Holzbau

T. Hagen Entwicklung einer verbesserten Bewertungsmethode zur Bestimmung

der umgebungsbedingten Spannungsrissbeständigkeit von

thermoplastischen Polymerwerkstoffen gegenüber Klebstoffkomponenten

J. Weiland Zustandsüberwachung von Klebungen: Einblicke in die industrielle

Umsetzung, Chancen und Herausforderungen einer neuen Methode

basierend auf dem Einsatz optischer Polymerfasern

C. Köster Modellbasierte Lebensdauersimulation geklebter Stahlverbindungen

unter Betriebsbelastung

J. Gatzke Beitrag zu Untersuchungen von mehrstufigen Injektionsprozessen

zur Herstellung von Klebverbindungen unter Wasser

J. Göddecke Experimentelle Untersuchung der Dämpfungseigenschaften geklebter

Strukturen unter dynamischer Beanspruchung

F. Kötz Modellierung und Simulation des Dämpfungsverhaltens von

schwingenden Stahlklebverbindungen

Autorenverzeichnis

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27

39

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56

66

77

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Untersuchung der Dichtheitseigenschaften hybridgefügter

Mischbauverbindungen für den Einsatz in Batteriegehäusen

für Elektrofahrzeuge

T. Schmolke, G. Meschut, Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik, Universität Paderborn

Die Elektromobilität gilt als integraler Bestandteil der Energiewende im Verkehr, da Elektrofahrzeuge in

Verbindung mit regenerativ erzeugter elektrischer Energie das Potential zur Reduzierung der CO2-Emissionen

haben. Herzstück der Elektrofahrzeuge sind die im Unterbodenbereich angeordneten Traktionsbatterien. An

die bevorzugt in Rahmen-Mischbauweise aus Aluminium-Strangpressprofilen und Stahlfeinblechen

gefertigten Batteriegehäuse werden vielfältige Anforderungen gestellt. Vor allem für die Fügetechnik gilt es,

die Dampfdichtheit über die gesamte Fahrzeuglebensdauer zu gewährleisten. Verlässliche Prüf- und

Bewertungsmethoden, um die Dichtheit und Langzeitbeständigkeit der Klebverbindung unter medialer- und

mechanischer Belastung abzuschätzen, fehlen derzeit und werden grundlegend erarbeitet.

1 Einleitung

Eine bezahlbare, nachhaltige und klimafreundliche Mobilität rückt gemäß den Experten der Nationalen

Plattform „Zukunft der Mobilität“ in den Vordergrund, so dass mit einem signifikanten Durchbruch der

Elektromobilität zwischen 2020 und 2030 zu rechnen ist. Die Elektrifizierung des Antriebsstranges gilt daher

als Innovationsträger der sich global vollziehenden Mobilitätswende. [1, 2]

Es existieren vielfältige Anforderungen an Antriebsbatterien von vollelektrischen Fahrzeugen, welche mit

Zielkonflikten hinsichtlich Crashsicherheit, Package, Kühlung, Dichtigkeit, Korrosionsschutz und

elektromagnetischer Abschirmung einhergehen. Zur Herstellung des eigentlichen Batteriegehäuses aus

verschiedenen Halbzeugen inklusive des Gehäusedeckels, der Anbindung des Gehäuses an den Schweller

sowie an crashrelevante Strukturen, zur Anbindung des Gehäuses an die Sitze und zur Zellanbindung im

Inneren des Gehäuses ist die Fügetechnik ein entscheidender Faktor. Dabei müssen die Fügestellen neben

der eigentlichen Gewährleistung der sicheren Kraftübertragung zwischen den verbundenen Bauteilen unter

Erfüllung der geforderten mechanischen Eigenschaften in Bezug auf Steifigkeit und Festigkeit zusätzliche

Anforderungen erfüllen. Durch die Unterbringung des Batteriegehäuses im Nassbereich des Fahrzeugs

müssen die Fügestellen eine Dichtheit gegenüber eindringender Feuchtigkeit aufweisen. [3, 4] Der Eintritt

schon kleiner Mengen von Wasser oder Wasserdampf kann zu Kurzschlüssen der Batterie führen und ist

daher unbedingt zu vermeiden. [5] Die Dichtheit muss in dem erwarteten Einsatztemperaturbereich sowie über

der Lebensdauer des Fahrzeuges gewährleistet sein. Weiter unterliegen die Fügestellen aufgrund ihrer Nähe

zu Straße einer höheren Korrosionsbelastung, welche bei der Auslegung mitberücksichtigt werden muss.

Zur Veranschaulichung ist in Bild 1 ein exemplarisches Batteriegehäuse in Mischbauweise samt den

Anforderungen an die eingesetzte Fügetechnik dargestellt. So muss der Batteriegehäusedeckel nach dem

Einsetzen der Zellen prozesssicher schließbar und für das Austauschen von Batteriemodulen über die

Lebensdauer des Fahrzeuges wieder lösbar sein. Das Bodenblech schützt die Batteriemodule gegen

mechanische Belastungen von unten, so dass die Fügetechnik neben der Dichtheit die Übertragung hoher

mechanischer Belastung gewährleisten muss.

Die Anforderungen an die Fügetechnik werden von mechanischen Fügeelementen in Kombination mit

verschiedenen Klebstoffen in hohem Maße erfüllt. Die Entwicklung eines Dichtheitsprüfkörpers im

Labormaßstab ist dabei notwendig, um die Eignung der Fügeverfahren für die Anwendung im

Batteriegehäusen zu überprüfen.

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Bild 1. Exemplarischer Aufbau eines Batteriegehäuses in Mischbauweise

2 Versuchswerkstoffe und Prüfaufbau

2.1 Verwendete Werkstoffe, Klebstoffe und mechanische Fügeelemente

Die Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen werden an hybrid gefügten Proben mit kaltaushärtenden,

zweikomponentigen Klebstoffen in Kombination mit fließlochformenden Schrauben durchgeführt. Als Substrat

werden neben einem stranggepressten Aluminiumwerkstoff zwei Stahlgüten untersucht.

Tabelle 1. Verwendete Versuchsmaterialien

Metallische Werkstoffe

Werkstoff Zugfestigkeit Bruchdehnung Streckgrenze Blechdicke

Deckblech 1: DP-K330Y590T-DP-GI 590 MPa 20% 330-430 MPa 1,5 mm

Deckblech 2: DP-900Y1180T-DP-GI 1180 MPa 8% 900-1070 MPa 1,5 mm

Grundblech: EN AW 6106 T6 250 MPa 8% 200 MPa 2,0 mm

Klebstoffe

Chemische Basis Zugfestigkeit Bruchdehnung

2K Epoxidharz (2K-EP) 30 MPa 4%

2K silanterminiertes Polymer (2K-STP) 2 MPa 500%

Mechanisches Fügeelemente

Fließlochschraube M4x20

Metrische Schraube M4x20

Für die Klebung des Bodenbleches wird ein 2K-EP ausgewählt. Dieser hat das Potential den hohen

mechanischen Anforderungen gerecht zu werden und härtet bei Raumtemperatur innerhalb von 7 Tagen aus.

Zum Fügen des Deckels auf dem Rahmen des Batteriegehäuses wird ein 2K-STP verwendet. Dieser zeichnet

sich durch eine sehr hohe Bruchdehnung bei vergleichbar geringer Festigkeit aus. Dies ermöglicht ein Trennen

der Klebverbindung ohne die Fügeteile zu beschädigen. Hierzu kann, wie bei der Glasverklebung bewährt,

einen Draht oder ein vibrierendes Messer zum Entfügen genutzt werden. Nach der Wartung der

Batteriemodule ist das erneute Fügen mit dem kalthärtenden Klebstoff auf der durchtrennten Klebfläche

möglich.

2.2 Grundlegende Informationen zur Dichtheitsprüfung

Den Fokus der experimentellen Untersuchungen bildet die Dichtheitsprüfung an hybridgefügten Prüfkörpern

in Mischbauweise. Dichtheit wird im Allgemeinen als die Strömungsrate eines Fluids in ein oder aus einem

Prüfobjekt beschrieben. Da jedes technische Objekt Defekte oder Schwachpunkte in der Wand aufweist, gibt

es kein vollkommen dichtes Objekt. Dichtheitsprüfungen dienen daher zum Testen, ob das Prüfobjekt eine

definierte Grenzleckagerate nicht überschreitet. [3, 4] Generell kann dabei zwischen integraler und lokaler

Dichtheitsprüfung unterschieden werden. Bei der integralen Dichtheitsprüfung wird die Gesamtdichtheit des

Bauteils untersucht, wohingegen die lokale Prüfung zum Auffinden der Leckstelle dient. Für die

experimentellen Untersuchungen der Dichtheitseigenschaften ist die Druckdifferenzmethode als integrales

Prüfverfahren und die Schaumprüfung zur Lecklokalisierung ausgewählt worden. Diese Verfahren zeichnen

sich durch eine vergleichbar einfache Handhabung und hohe Prozesssicherheit aus. Es können ohne großen

experimentellen Aufwand eine Vielzahl an Einflussfaktoren des Fügeprozesses auf die

Dichtheitseigenschaften des Verbundes untersucht werden.

Bei der Druckdifferenzprüfung wird die Druckveränderung in einem bestimmten Zeitintervall gemessen. Zur

Berechnung der Leckagerate wird anschließend das Innenvolumen des Prüfobjektes mit der

Druckveränderung multipliziert und durch die Messdauer dividiert. Die Leckagerate besitzt die Einheit mmmmmmmmmmmmmmmm∗llll

.

ssss

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Bei konstant bleibenden Normbedingungen mit konstantem Umgebungsdruck während der Messdauer kann

dies vereinfacht in die in der Praxis häufig verwendete Einheit mmmmllll

umgerechnet werden. (s. Formel 1). [6]

Formel 1: Berechnung der Leckagerate [6]

mmmmmmmmmmmm

Q = ΔΔΔΔΔΔΔΔ∗VVVVmmmm

ΔΔΔΔΔΔΔΔ

mit

1 mmmmmmmmmmmmmmmm∗llll

≈ 60 mmmmllll

ssss

mmmmmmmmmmmm

VVVVVVVV: PPPPPPPPüffffffffffffffffffffffffffffffff ddddffffdddd PPPPPPPPüffffffffffffffffffffffffffffffffdddd

ΔΔΔΔΔΔΔΔ: DDDDPPPPPPPPDDDDffffffffffffffffäffffffffffffffffffffffffnnnn wwwwähPPPPPPPPPPPPPPPPPPPP ddddffffffff PPPPPPPPüffffddddffffffffffffPPPP

ΔΔΔΔffff: PPPPPPPPüffffddddffffffffffffPPPP

In Bild 2 ist der Ablauf der in vier Phasen unterteilbaren Prüfung schematisch abgebildet. Dabei wird das

Prüfobjekt zunächst mit einem definierten Überdruck von 100 mbar beaufschlagt, bevor das Ventil des

Dichtheitsprüfgerätes verschlossen wird [Bild 2, 1]. In der zweiten Phase erfolgt die Stabilisierung des

Systems, um Messschwankungen zu vermeiden [Bild 2, 2] Die Dichtheitsprüfung bildet die dritte Phase des

Messablaufs. Hierbei wird die Druckveränderung über der Prüfzeit aufgezeichnet [Bild 2, 3]. Aus diesen

Werten kann die Leckagerate ermittelt werden. Abschließend erfolgt die Entlüftung des Prüfobjektes in der

vierten und letzten Phase [Bild 2, 4] [3]

Bild 2. Dichtheitsprüfung gemäß der Differenzdruckmethode

2.3 Fertigung der Prüfkörper

Die Bewertung der Dichtheitseigenschaften der hybriden Fügetechnik erfolgt an speziell entwickelten

Prüfkörpern. Dabei wird zunächst ein quadratisches Grundblech zugeschnitten und anschließend in der Mitte

mit einer Öffnung versehen. Auf diese Öffnung wird ein Deckblech mit variablen äußeren Abmessungen

gefügt, um verschiedene Überlappungslängen einstellen zu können. In Bild 3 ist die Fertigung der Prüfkörper

exemplarisch dargestellt. Dabei erfolgt nach dem Klebstoffauftrag und dem Zusammenbringen der

Fügepartner das mechanische Fügen mittels Fließlochformschrauben, bevor der zweikomponentige

kaltvernetzende Klebstoff (rot in Bild 3) gemäß Herstellervorgaben aushärtet.

Diese Prüfkörper können anschließend in eine Vorrichtung eingespannt werden, bei der ein definiertes

Prüfvolumen auf das Grundblech gepresst wird. Es können somit zum einen Leckagen in der Fügeebene

zwischen beiden Fügeteilen detektiert werden. Darüber hinaus werden Leckagen senkrecht zur Fügeebene,

wie z.B. entlang des Gewindes der Fließformschraube, gemessen.

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Bild 3. Fertigung der Prüfkörper

3 Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen

3.1 Bewertung der Fügeverbindung anhand von Schliffbildern

Vor Beginn der Fertigung der Prüfkörper für die Dichtheitsprüfung wird die Qualität der Fügeverbindung

anhand von Schliffbildern bewertet (s. Bild 4). Hierbei werden die mechanischen Fügeparameter zunächst

ohne den Einsatz von Klebstoff optimiert, bevor an hybrid gefügten Verbindungen der Einfluss des Klebstoffes

auf das Fügeergebnis bewertet wird. Darüber hinaus wird zwischen nicht vorgelochtem und vorgelochtem

Deckblech unterschieden.

Es wird deutlich, dass der zusätzliche Klebstoffauftrag keinen negativen Einfluss auf den mechanischen

Fügeprozess hat. Auffällig ist allerdings, dass es beim Fügen ohne Vorloch im Deckblech zu einer Spaltbildung

zwischen den Fügepartnern kommt. Dies führt zu Defekten in der Klebschicht. Diese Spaltbildung tritt bei

vorgelochtem Deckblech nicht auf, so dass eine sehr homogene Klebschicht entsteht und hier weniger

Leckagen zu erwarten sind. In der Abbildung sind verschiedene Überlappungslängen von 12 mm bis 20 mm

in Form drei verschiedener Kästen markiert. Dabei fällt auf, dass die Defekte vor allem bei geringen

Überlappungslängen das Potential auftretender Leckagen bieten.

Bild 4. Schliffbilder der hybridgefügten Prüfkörper

3.2 Dichtheit hybrid gefügter Verbindungen mit strukturellem Klebstoff

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Dichtheitsprüfung ohne vorgelochtes Deckblech mit strukturellem

Klebstoff analysiert. Dieser Anwendungsfall eignet sich für die Verbindung des Bodenbleches mit dem

Crashframe, da hohe mechanische Kräfte übertragen werden können und ein Entfügen während der

Lebensdauer nicht erforderlich ist.

Da die Schliffbilder bei den Prüfkörpern ohne vorgelochtem Deckblech Fehlstellen der Klebschicht im Bereich

der Schraube zeigen, wird der Einfluss der Überlappungslänge auf die Dichtheitseigenschaften untersucht.

Die Grenzleckagerate wird dabei für den entwickelten Prüfkörper auf 1 ml/min festgelegt. Die Festlegung

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erfolgt in Zusammenarbeit mit Industriepartnern auf Basis interner Informationen zu Batteriegehäusen von

Serienfahrzeugen mit bekannter Fügenahtlänge und Grenzleckagerate.

Bild 5. Leckagerate hybrid gefügter Verbindungen ohne Vorloch und mit strukturellem Klebstoff für unterschiedliche

Überlappungslängen

In Bild 5 sind die Ergebnisse der Dichtheitsprüfungen hybrid gefügter Verbindungen ohne Vorloch mit

strukturellem Klebstoff für Überlappungslängen von 12 mm bis 20 mm dargestellt. Die Zahlen 1-10

entsprechen dabei den verschiedenen Prüfkörpern im Prüflos mit gleichen Randbedingungen. Bei der Analyse

dieser Ergebnisse fällt auf, dass bei einer Überlappungslänge von 20 mm die Leckagerate bis auf eine

Ausnahme bei nahezu 0 ml/min liegt. Dabei sind ebenfalls minimal negative Leckageraten erkennbar. Diese

können aufgrund von Setzprozessen in der Vorrichtung, Schwingung des Prüflings und insbesondere durch

minimalen Wärmeeinflüsse entstehen. Der entsprechende Druckanstieg wird durch den

Differenzdruckaufnehmer (Aufllösung 0,01 Pa) dabei erfasst und ausgewertet. Bei einem Prüfkörper ist ein

Grobleck aufgetreten. Grobleck bedeutet dabei, dass der aufgebrachte Überdruck bereits in der

Stabilisationsphase des Messablaufs auf 0 mbar sinkt. Mittels Lecksuchspray kann das Grobleck im

Eckbereich lokalisiert werden, so dass das Aufbiegen des Deckbleches vermutlich zu einer Fehlstelle in der

Klebschicht geführt hat. Da dies versuchsübergreifend lediglich einmal aufgetreten ist, kann von einem

Ausreißer ausgegangen werden.

Eine Reduzierung der Überlappungslänge auf 16 mm führt zu keiner Erhöhung der Leckageraten. Auch hier

sind die Werte sehr nah an 0 ml/min. Lediglich ein Prüfkörper weist eine Leckagerate von 0,5 ml/min auf. Dies

liegt deutlich unter der festgelegten Grenze.

Bei 12 mm Überlappungslänge ist die Wahrscheinlichkeit, dass Leckagen detektiert werden, größer. Auffällig

ist hierbei die Verlagerung der Leckage vom Eckbereich hin zur Schraube. Da es versuchsübergreifend nur

stichpunktartig zu Leckagen kommt, kann die Verlagerung der Leckagestelle nicht statistisch abgesichert

nachgewiesen werden. Wie die Schliffbilder vermuten lassen, führen die Defekte in der Klebschicht, die durch

die Spaltbildung zwischen den Fügepartnern entstehen, zu Leckagen. Zu beachten ist allerdings, dass auch

hier Prüfkörper gefertigt werden konnten, die eine Leckagerate von nahezu 0 ml/min aufweisen.

Die Fehlstellen der Klebschicht werden von der Spaltbildung, die durch den mechanischen Fügeprozess

entsteht, hervorgerufen. Eine Variation des mechanischen Fügeelementes sowie der Werkstoffkombination

kann hier zu einer Verkleinerung es Spaltes führen. Ziel muss es dabei sein die Materialanhäufung zwischen

den Fügeteilen zu minimieren. Ein weiterer Optimierungsansatz ist ebenfalls die Verwendung struktureller

Klebstoffe mit unterschiedlicher Viskosität um den Einfluss des Fließverhaltens auf die auftretenden

Fehlstellen in der Klebschicht zu minimieren. Wichtig ist bei der Klebstoffauswahl vor allem das Sicherstellen

der Übertragbarkeit hoher mechanischer Lasten bei guter abdichtender Funktion. [7, 8]

Abschließend lässt sich festhalten, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer auftretenden Leckage bei

Verringerung der Überlappungslänge tendenziell erhöht, aber auch bei dieser geringeren Überlappungslänge

Prüfkörper Leckageraten unterhalb der definierten Grenzen gefertigt werden können.

3.3 Dichtheit hybrid gefügter Verbindungen mit elastischem Klebstoff

Die Anforderungen für die Verbindung des Batteriegehäusedeckels mit dem Crashframe unterscheiden sich

deutlich von der Bodenblechverbindung. Da defekte Batteriemodule im Reparaturfall ersetzt werden müssen,

ist die Lösbarkeit und erneute Fügbarkeit ohne Zerstörung oder Deformation der Fügepartner essentiell. Das

Übertragen großer mechanische Kräfte ist hingegen nicht gefordert. Ein elastischer Klebstoff in Verbindung

mit Fließformschrauben mit vorgelochtem Deckblech erfüllt diese Anforderungen.

Hierzu werden zunächst Prüfkörper nach erfolgtem Klebstoffauftrag mit Fließformschrauben verschraubt.

Dabei wird eine Klebschichtdicke von 3 mm eingestellt. Nach erfolgter Vernetzung des Klebstoffes erfolgt die

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Dichtheitsprüfung gemäß des in Kapitel 2.2 vorgestellten Verfahrens. Anschließend werden die Schrauben

entfernt und der Klebstoff mit Hilfe einer vibrierenden Klinge durchtrennt. Anschließend erfolgt ein erneuter

Klebstoffauftrag, bevor handelsübliche metrische Schrauben in das fließformgeformte Gewinde gefügt

werden. Danach wird die Dichtheitsprüfung wiederholt.

Bild 6. Leckagerate hybrid gefügter Verbindungen mit Vorloch und mit elastischem Klebstoff vor und nach der Reparatur

Wie in Bild 6 zu sehen ist, liegen die Leckageraten bei den Prüfkörpern vor der Reparatur bei ca. 0 ml/min.

Nach der Reparatur steigt die Leckagerate geringfügig auf maximal 0,01 ml/min und liegt damit um Faktor 100

unterhalb der Grenzleckagerate. Dies ist zum einen auf die sehr homogene Klebschicht ohne Fehlstellen

zurückzuführen, die in den Schliffbildern in Bild 4 zu sehen ist. Zum anderen ist der verwendete Klebstoff

speziell zum Abdichten gegenüber etwaig eintretender Feuchtigkeit entwickelt worden. Die Übertragung

mechanischer Lasten stehen bei der Verwendung dieser Materialien nicht im Vordergrund. Des Weiteren wird

deutlich, dass auch die von der Fließlochformschraube geformten Gewinde mit einer metrischen Schraube zu

keiner Leckage führt.

Die Leckageraten von 0,01 ml/min entsprechen einer Druckveränderung von 1-2 Pa während der Messzeit.

Diese minimalen Veränderungen können aufgrund von Setzprozessen in der Vorrichtung, Schwingung des

Prüflings und insbesondere durch Wärmeeinflüsse entstehen, so dass auch negative Leckageraten sehr nah

um 0 ml/min gemessen werden können. Der entsprechende Druckanstieg wird durch den

Differenzdruckaufnehmer (Auflösung 0,01 Pa) erfasst und ausgewertet. Dieses Phänomen tritt bei sehr

dichten Prüflingen auf, die Leckageraten im Bereich der Nachweisgrenze des Messverfahrens aufweisen.

3.4 Dichtheit hybrid gefügter Verbindungen nach korrosivem Einfluss

Die Ergebnisse der Dichtheitsprüfung bei unbelasteten Prüflingen weisen bis auf wenige Ausreißer

Leckageraten von nahezu 0 ml/min auf. Da Batteriegehäuse im exponierten Unterbodenbereich der

Fahrzeuge angeordnet werden, ist die Langzeitbeständigkeit der Dichtheit unbedingt sicherzustellen. Aus

diesem Grund erfolgen im nächsten Schritt Dichtheitsprüfungen nach überlagerter korrosiver und thermischer

Belastung gemäß des VDA 233-102 Tests. Dieser Test ist Standard in der Automobilindustrie und

gewährleistet eine praxisnahe Schädigung bei verzinktem Stahl und Aluminium. [9] Die Prüfung durchläuft den

in Bild 7 dargestellten Prüfzyklus sechs Mal und umfasst damit eine Prüfdauer von sechs Wochen.

Untersuchungen zum Einfluss dieses Tests auf die mechanischen Eigenschaften hybridgefügter

Verbindungen zeigen, dass das Eindringen von Feuchtigkeit in die Grenzfläche zwischen Substrat und

Klebstoff zu einem Abfall der Übertragbaren Belastung führt. [10] Inwiefern dies einen Einfluss auf die Dichtheit

des Verbundes hat, ist deshalb zu untersuchen.

12

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Bild 7. Korrosionswechseltest VDA 233-102 [11]

Die Dichtheitsprüfung erfolgt dabei zunächst vor der korrosiven Belastung. Anschließend werden die Proben

nach jeder Woche im Beobachtungszeitraum entnommen und erneut auf Dichtheit geprüft. Wie in Bild 8 zu

sehen, überschreitet eine Probe nach zwei Wochen korrosiver Belastung die Grenzleckagerate. Die

Leckagerate steigt mit der Anzahl der durchlaufenen Prüfzyklen weiter bis auf etwa 14 ml/min an. Die übrigen

Prüflinge weisen nach sechs durchlaufenen Prüfzyklen weiterhin eine Leckagerate von nahezu 0 ml/min auf.

Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigt, dass weiterführende Untersuchungen zur Langzeitbeständigkeit der

hybridgefügten Verbunde notwendig sind, um die Dichtheit über die gesamte Fahrzeuglebensdauer bewerten

zu können, da nicht alle getesteten Prüfkörper nach der vorgeschriebenen Anzahl sechs durchlaufener

Prüfzyklen Leckagen unterhalb der definierten Grenze aufweisen.

Bild 8. Dichtheitsprüfung korrosiv belasteter Prüfkörper

4 Zusammenfassung und Ausblick

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es bei optimaler Prozessausführung möglich ist, eine

anforderungsgemäße dichte Verbindung herzustellen. Da es bei Prüfkörpern ohne vorgelochtes Deckblech

aufgrund von Fehlstellen in der Klebschicht stichpunktartig zu Grobleckagen kommt, sind weiterführende

Untersuchungen zur Bewertung der auftretenden Prozessfehler notwendig. Bei vorgelochtem Deckblech

werden reproduzierbar Leckageraten, die an der Nachweisgrenze des Druckdifferenzprüfverfahrens liegen,

erzielt. Um dennoch eine Differenzierung der Prüflinge mit geringen Leckageraten durchführen zu können,

werden weitere Untersuchungen mit einem Dichtheitsprüfverfahren mit einer feineren Nachweisgrenze

DVS 369 13


durchgeführt. Darüber hinaus ist die Langzeitbeständigkeit der Verbindungen weit zu untersuchen, um den

Einfluss hygro-thermo-mechanischer Belastungen auf die Dichtheitseigenschaften bewerten zu können.

5 Danksagung

Die dargestellten Forschungsergebnisse stammen teilweise aus dem IGF-Forschungsprojekt

20081 N „Entwicklung einer gewichtsoptimierten Batteriegehäusestruktur für Volumenfahrzeuge

(Leichtbaubatteriegehäuse)“ der Forschungsvereinigung Automobiltechnik (FAT), das von der AiF im Rahmen

des Programms zur Förderung der industriellen Forschung (IGF) durch das Bundesministerium für Wirtschaft

und Energie auf Beschluss des Deutschen Bundestages gefördert wurde. An dem Forschungsprojekt ist

außerdem das Institut für Kraftfahrzeuge der RWTH Aachen University beteiligt.

Für die finanzielle Förderung und die organisatorische Betreuung der Forschungsvereinigung sei an dieser

Stelle gedankt. Weiterer Dank gilt den zahlreichen kooperierenden Industriepartnern für die gute

Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes.

6 Literatur

[1] https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/

abgerufen am 07.10.2020

[2] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/elektromobilitaet.html

abgerufen am 07.10.2020

[3] INFICON GmbH, WHITEPAPER: E-Mobilität: Die Bedeutung der Dichtheitsprüfung, 2018

[4] INFICON GmbH, Dichtheitsprüfung in der Automobilindustrie, Ein Leitfaden, 2016

[5] Pressure control of a leakage testing device used for traction batteries, Robert Tafner , Johannes

Schweigler, Markus Reichhartinger, Published as Short Paper at the: 11th IFAC Symposium on

Nonlinear Control Systems NOLCOS 2019, Vienna, Austria, 2019

[6] https://www.drwiesner.de/fileadmin/filestore-wiesner/doks/LeckUmr.pdf

abgerufen am 07.11.2020

[7] Leichtbau in der Fahrzeugtechnik, Horst E. Friedrich, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017

[8] Leitfaden für erfolgreiche Verbindungen (Teil 6), Springer Fachmedien Wiesbaden, in adhäsion

KLEBEN & DICHTEN, Ausgabe 6/2013

[9] Korrosion im Griff!, Trends und Entwicklungen in der Korrosionsprüfung, voestalpine Stahl GmbH

https://www.voestalpine.com/ultralights/Newsletter/Alle-Automotive-Notes-Beitraege/Korrosion-im-

Griff

abgerufen am 18.03.2021

[10] Influence of test parameters in an automotive cyclic test on the corrosion and mechanical performance

of joined materials, N. LeBozec, D. Thierry, published in Materials and Corrosion 2015, 66, No. 10

[11] VDA 233-102 Zyklische Korrosionsprüfung von Werkstoffen und Bauteilen im Automobilbau,

VERBAND DER AUTOMIBILINDUSTRIE E. V., Juni 2013

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Schnellausgehärtete, außentemperaturunabhängige Klebungen von

Gewindestangen im konstruktiven Holzbau

Nils Ratsch, Prof. Dr.-Ing. S. Böhm, Institut für Trennende und Fügende Fertigungsverfahren, Universität

Kassel

In diesem Beitrag werden Untersuchungen zur Bewertung der Schnellhärtbarkeit von 2K Epoxidharzen und

2K Polyurethanen im Holzbau vorgestellt. Dabei wird in erster Linie der Einfluss von künstlich generierten

baustellentypischen Fehlern untersucht. Im weiteren Verlauf werden die Ergebnisse einer Sonderform der

induktiven Schnellhärtung, der transienten induktiven Aushärtung, dargestellt. In den bisherigen Untersuchungen

konnte eine generelle Machbarkeit der Schnellhärtung mittels Induktion und Widerstandserwärmung im

Bereich eingeklebte Gewindestangen im Holzbau festgestellt werden. Allerdings zeigte sich auch, dass die

Schnellhärtung einen Einfluss auf die Festigkeit des Verbundes hat.

1 Einleitung / Stand der Technik

Eingeklebte Stäbe im konstruktiven Holzbau stellen ein erfolgreiches Beispiel tragender geklebter Verbindungen

dar. Sie werden seit einigen Jahrzehnten erforscht [1]. Als Stäbe kommen im Wesentlichen metallische

Stäbe zum Einsatz, entweder in Form von Gewindestangen [2] oder Bewehrungsstäben [3], seltener faserverstärkte

Verbundwerkstoffe, wie zum Beispiel GFK [4 bis 6] oder CFK [7, 8], als Sonderfall kann der Einsatz

von Laubholzstäben in Nadelholz betrachtet werden [9]. Neben den zuvor genannten Beispielen mit Einzelstab,

ist zur Steigerung der Tragfähigkeit der Einsatz von Stabgruppen untersucht worden [10]. Eingeklebt

werden die zuvor genannten Stabtypen in Nadelhölzern (typischerweise Fichte oder Douglasie) [11]. Erst in

den letzten Jahren ist deren Einsatz mit Laubhölzern (Buche oder Eiche) [12], vereinzelt auch mit exotischen

Hölzern [13, 14], bzw. in laubholzbasierten Holzwerkstoffen (wie Buchenfurnierschichtholz) [15, 16], untersucht

worden. Gefügt werden die Stäbe und das Holz mit 2-Komponenten Epoxidharzen oder Polyurethanklebstoffen

[12, 17 bis 19], weil diese unter herkömmlichen Temperaturen (18-23 °C), wenngleich auch relativ

langsam (bis hin zu 10 Tagen), aushärten.

Um strukturelle 1-Komponenten Klebstoffe auszuhärten, bedarf es üblicherweise einer externen Zufuhr von

Wärme, wozu Untersuchungen bis dato nur im kleinen Maßstab veröffentlicht wurden [20, 21]. Im Fokus der

Forschung von eingeklebten Stäben steht vor allem die Frage des Zusammenhangs zwischen geometrischen

Parametern des Anschlusses (insbesondere Einbindetiefe und Stabdurchmesser), der Klebstofffuge und der

Festigkeit des Holzes [22]. Neben rein empirischen Ansätzen, wie sie zum Teil schon in Normen beschrieben

sind [23], bestehen Ansätze im Bereich der Bruchmechanik [24, 25], bzw. auf Grundlage von probabilistischen

Methoden [26]. Neben mechanischen Belastungen (Zugbelastung des Stabes), aber auch von Biegemomente

[27, 28], wurde in den letzten Jahren der Einfluss von medialen Belastungen, insbesondere der Temperatur

[29 bis 31] und der Einfluss von Imperfektionen und Fehlstellen [34] auf die Tragfähigkeit eingeklebter Stäbe

untersucht [35, 36].

(a)

Bild 1. Anwendungsbeispiele eingeklebter Gewindestangen (a) Brücke bei Sneek (Niederlande) (Quelle: Fa. Schaffitzel); (b)

Parasol in Sevilla (Spanien) (Quelle: Fa. Grossmann)

Die Aushärtung von Klebstoffen kann durch eine Reihe von Methoden beschleunigt werden, darunter UV-

Strahlung [32, 33], Gamma- und Elektronenstrahlbehandlung [37] sowie Mikrowellenstrahlung [38]. Die am

weitesten verbreitete Methode bleibt jedoch die Erhöhung der Temperatur. Die Temperaturerhöhung wirkt sich

direkt auf die Härtungskinetik aus, und ihre Wirkung wird am häufigsten mit dem Arrhenius-Gesetz beschrieben

[39]; Praktiker wenden oft die Faustregel an, dass eine Temperaturerhöhung um 10 °C die Reaktionszeit

(b)

DVS 369 15

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